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LIBRARY
UHIVERSITY OF CALIFORNIA
DAVIS
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LIBRARY
(flCfVERSITY OF CALIFORNIA
DAVIS
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Googl
2(itfer ?8itn.irßunfl
ber
l)tniorragcnb|!ttt Didjtcr unö Sdiriftflcllcc
Jjevait 3 gegeben
geßttter ^aßrgaug.
Ptesbeti-gtriefeti.
1890.
LIBRARY
«JNIVraSITY OF CALIFORNIA Digitized by
DAVIS
Google
Digitized by
Google
13
(gebiete.
©eite.
Jur, greife,
ßöngone ..97
Mit mir allein.307
£f0ot$, Jo$.,
9lu§ her Sugenbjeit.J 58
Oftem.299
jtförrdM' fngefderf,
Sulfan.193
JUTmrrs, jiertttantt,
(Jntfagung.427
v. Jlmpnfor, $er$arb,
@in ^qmenäuS.150
^njrngruber, ^nbwig,
Sn bie Ungetreue.163
^rff, £fani$fait5,
2iebe8märcfjen.273
3&arhtßap,
Niemals.339
£Sarif<$, JUtnQofb,
$e§ Richters $enfmal.193
v. JSauernfefb, fbuarb,
3a^me Senien.17
* *.258
SSaumann, jhtgnß,
9?ierflee unb ÖHücf.111
SSaper, gotsrab,
SEBanberfd^aft.238
v . 3Semmiti(j, $eorg,
Nächtliche Kämpfe.213
SSrrnftfiit, <{lf0erl t
©tänbdjen.61
Slbenb am ©tranbe.116
Nachtftitte.206
SSfflTfff;
$)er Verbannte. 10
2lm Schein.101
£of>entroiel.147
»ffitygett, pMor,
Sllbumblätter.18
Äu§ trüber >$eit.313
©rite.
3S<Mft, Mrrb,
©päte Nofen ........ 212
v. ^Sobenflebt, 3*rtebri<$ t
21u§ trüben ©tunben.12
330Qm, Marianne,
3m Jperbft T.78
SSreiten^of, #tfo,
$5ie fliege unb bie 93iene .... 32
Da§ ©bafel.62
$>em Stnbenfen einer nerftorbenen
greunbin.237
Draum um Draum.462
SSrteger, £boff,
$)aö 2ieb bei* Serfdjütteten ... 70
gSu^wafbt, ?$offgang,
Monbnacht am ©ee.39
S5»?f, 3friebri<$,
5tn 5lgne§.459
«. SSufrnenncq, ^arle,
£er DaliSman.415
£3uttQ<iupt, 4»eittn<$,
(vin ®lei<hni6.243
33uifgerafb, partes,
Begegnung.60
Farmer, <$ans,
Itlofterruine ^eiiterbad) .... 135
o. goreffis,
MeereSfehnfucht.56
groon-l&aper, fmma,
Um Mitternacht.340
?«0n, 3?efür,
Nom.354
?epe, Wdjarb,
§erbftbeginn.56
91 m ©tranbe ber Norbfce .... 237
3>ie$f,
Mächte am 273
Jienes,
‘Die ©albmüble.272
I
2S
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IV
Seite.
Jiefpter, ^if?efm,
<*roige i?iebe.342
3>rad}t, gremrns,
0 bella Venezia!.452
fders, ^rorg,
2lit bic Butter.43
3u einer 9tof* . ..259
$tit einem golbnctt ftingerbut $um
£ocb$eitötage.435
#$rett0erg,
©eligFeit im 9eib.159
(5ble ©cbönbeit.420
fhMortt, pa($ifbe,
®lauben8beFenntnifj.134
$i<$ro6t, &tubv\4,
3n’S ?anb ber Sropeit.318
$i<$robf, ^ubroig,
borgen unb Slbenb .213
Mud) Giner.260
©cbnttertbal.414
Heiller Vubroig.475
$ittetißff, ^afßmar,
T5ie Taube.76
frbmatttt, #eorg,
Mn bunFter Pforte.459
$rfurt$, Sttdjarb,
Mm (5-lbfaüe im föiefcngebirgc . . 73
Tcja.316
f|ofb, ?aitr,
„‘Treöbner Mber".413
grafße, gtiftav,
3m 9)torgentbaue glänzte bie Seit 37
^angmfier, J.ina,
Tanntjäufer.116
Erlebter, ^tto,
(Hu 9ften(djcuoeradjter.78
3n ^auberbanben.358
giiitßiiig, £arrp t
3n beit Ä'atafomben.358
gtfrflcr, gSerfQoFb $>auf,
Mm Tf)ürpfoften.438
3*ratißr, Tubmig Jlugtiff,
$iefleid)t i|l e£ baö le^te $Ral . . 379
grrttibtntQar, jluguf!,
Benjamin.257
£>ie £aibc bl übt!.297
gtrifbtnatttt, «Äffrrb,
3nt ^oi§ be 33oulogne.75
©anct Oaecilia non .'ttapbael in Bo¬
logna .314
grricbrifß, 3irlfbridj,
T)u baft’8 gerooüt.74
Sofien.298
3*ur<$, p.,
3m ©pätljerbü.118
Seite.
<Jint 0 ,
9Iuf ber Sanberfcbaft.238
5, Strlttbofb,
2eben8ftimmung.19
(HnfamFeit.74
£er s parabie8bügel.153
SolFenbilber.214
ftroftnad)t.234
^eimFebr.355
$«ß, jubaff,
^erfeboflen!.178
2?er$icbt.432
©ommernaebt.460
$d(ff«r, Jiutf,
TaS $lü<f im lobe.278
$«&fer, 38#*,
(9ieb acht!.149
i'icfel, icb weiß es!.238
©ontmerfäben.456
$fttß<$fn, &tto Sfcranj,
$ie 5?oten beö Tobe8.35
($rabge(aug.107
9JFärcben$auber.443
&ernet, #f(e,
$a3 ^öd^ftc ©lücf.277
®ero<fi, <£arf,
Äonrabinö ©übne.16
$i*f>ßre<$t, Sfcranj,
$crFluugite 3 c *t cn .312
$tn$0erg, SSertba,
$er 3^9 be3 TobeS.472
v. $d(Ter*0ad), grntf,
Hinberfpiel.461
t^odfar,
(tyeftnnbniü.39
s IRacbt ber 9iebe.472
o. $ 0 Ü 0 erg, Äbefaibe,
3mei Doofen.460
$0die, 3*uboff,
.£>elge unb ©iegritn.112
0 . i&otWdjaff, gttsborf,
SalbeiujamFeit. 1
I v. i^ramapl,
©onittagömorgcu .341
<£rcif, Parlin,
Mnbadit im Salbe. 8
©eeftille .255
^Heicbbefcbanen.391
$rimtn, <£.,
9Fcid)tlid)e ^abnfaljvt.357
Galanthus nivalis.398
T)ie ©onne janf.455
tfjrütt, grife,
iPergäuglicbFeit.357
$rüningfr, £att$ ?5l.,
T)a8 böje Seib dou .öo^eiiftoffcln . 118
%
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V
IR-
©fite. |
$ttnf$fr, 3tt<$arb,
gritylingS Eiitjug.298
£aaftt, 0.,
As wie mien Leew is.79
£arl}att$, 3ttfitis Jt.,
Sanagra.154
3of>annt3berger!.198
2lUat)’$ üJtaciJt.359
<£<uft*r, (fnifl,
l'iebeSlieb eines jungen 3 n bi anei ’ s • 1*25
Vertraue mir.341
Sltala’ä £lage.437
4*atf, ?ufius,
£ie fiuft mar rotfj.94
Jbeibt, iUrf gffarta,
51m See.55
E5ieb mir bie 9^ofe uid)t .... 102
<Ätiit)t, yasif,
91 nt Hünengrab.195
«ätiTmater, <£ubwig,
E5ram’ bi nur.233
^rrmring, ^fifabefty,
9Fadh bem Kampfe.181
Wad? 3a^ren.233
<6*11)™, gSttyefm,
Liebesbrief.19
£er Wactytroanbler.143
91n bie (Sonne.256
£eil bem Opfer!.283
9luf einer gelfenbriicfe.454
^esbdrflfer, 3&. <*.,
3mei (Sterne.436
£of, 3m,
93efenntnijj.145
Jbrf, Sbityffm,
Vorbei.102
9lbenbftänbd)en.196
gSif^efm,
Wactytgejpinnft. 8
Sifeß, » <*.,
(Mrabfreuj.231
3orbau, jt. 3f. f
Mein.359
fabelt, $bmunb,
grolje EinFeljr.478
/(arbrift, gffai,
Tit Littbc im Sljal.10
9teue lieber ju alten Reifen ... 75
3n ber .194
Ta% 0*eifterrofc.325
SajjerSnotb.395
<£aftropp, gttßap,
E'unljilb. Ein §elbengebid)t. 13, 46, 87,
126, 166, 207, 248, 286, 326, 367
Sarum ?.230
S-
©eite.
itefferbauer, 0tto,
3ünger ber Äunft.38
Seutfcfjer Eeift.180
jHefewetter, ?Kax,
Sßagantenfieb.58
After all.110
^trdjbad), SSoffgang,
3m Sommer.454
<£(eematttt, S^auf,
iftioiera bi Ponente.38
Sdjioermutb.435
3tarr,
Eefang ber 3*i*.37
Solgafaljrt.196
». itnorr, 3o(ep$fue 3?reltu,
£ulbigung.194
£oel}n4, Jth$arb,
SftitorneUe.102
Einiger Sd^meq.115
^agttaröf.475
Jiourab, <£arf,
@e$itfiic$t.275
Vernarb oon 33entabour .... 457
&ofä«U,
£amt Flage!.360
Ermunterung.421
<£oe(ler, £ugo,
^immelroärtö.148
Krüger, Johannes,
£aS Lieb.179
Siuterbilb.233
Sftailicb.356
Jirnfe, ßdurtd),
Tic (Gräber.11
51 n einen jungen dürften .... 259
5)ie Empufe.387
Sanberlieb.196
<£attgtr, Jiurf,
3m §erbfte.70
EHeidjflang.232
<£anßatt, ?&.,
Äirrfje Saug im fttiefengebirge . . 360
§eimn)e§.436
<£auß(<$, £rriba,
£eimatstraum.473
^tebtr, 3,
Ter fafyrenbe Schüler.118
<£egerfo$, $uflav,
Seltfiurm.157
£eutpo rb,
91n Lina. 67, 152
3ugenbgebid>te.... 355, 374, 407
^ttbtyolb, Jltttia,
Erfe^uter griebeit.400
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Google
VI
©eite.
£ltp)otbt, $app$o,
Jyata Worgana.391
(Einer 3°migen.474
t>. ^ifiencroti, prf(et> 3fr$r,
2egenbe.114
33aüabe in G-Moll.323
<£i«ÖÖ, Hermann,
©pructy. 133, 255
Riffen, Julius,
£ic lieber beS WarS.39
/ood, <£.,
SüficmSanberung.392
£oxtni-&etbtow, &tax,
Um Wittemadjt.77
<£0rm, .Äieronpmus,
2angeS 2eben . ..25
©ei|testraum — £er$en§traum . . 187
$)er (E'ang burd&’S Vcben .... 403
Wein i'ieb.59
Sffabfr, £*.,
$er$aubert.271
Stuf ber 2Utane.459
t>. SUajersjßp, <Äbaf6ert,
(Erinnerung an Vouifiana .... 296
3R<>*, ßerc,
Setterfturm.218
SÖabloenoanbtjd^aft.231
SeUenlieb.448
SRewcs, <£.,
grommer Suitfd).400
3&*9tt, SStfflflm,
Leed.32
3&i<fttr(5, gflarlrs,
2lu3 ber 3 eit .33
©urbolb unb Sibufiitb .... 155
SfaruS.451
ggyran, <£.,
Sboileau’S fedjste ©atire . . . . 216
S&ifow, £tepban,
5tn baä ©d)itf[al. 8
S&oefrr, 2U6erf,
$ietrid) oou ^ern.18
S^ion.99
ÖrefteS.214
JBueffenOad), #rn(f,
.§üt* bid), 58au’r, xd) fomm! —. . 453
SRäfftr, #wafb,
2ldj, wie halb!.86
ffiinterfloden.232
©tänbdjen.247
3ur Sanberuug.413
S&äffer, ^aul,
£ier, wo ic§ fie gefügt! . . . . 421
SRüffer, SUdjarb,
$)er Säger.192
2tm Weer.366
Beite.
3&ii(dHft, £mtl,
Äuf bem 9?erge.458
$e<$ 5 f<r, Robert,
$er erfte ©icbler ber ©pielmann§au. 111
#lbrhb, Arfreb,
©onnenfa^rt.297
yafa, &uflav,
^Upznfafyrt.396
ydlenpatif, ß.,
3lm Jpo^enftaufen.310
yfattA, $ruff,
'^eim 9Irbeitslämpc§cn.198
Sinterbilb.277
©ommerfonntagStraum.434
?ra|, 5»..
(Einjdjau.279
3>rtfer, garf,
2luf bem ßönigSfee.96
v. 3?reuf<$ttt, Termine,
(Etolbne 5?rücfe.
(Mift.
I uipengroicbcl.
(üjprcf jeugarten.
yroerg, Johannes,
Notturno.
Jtiefelfteine.
griibling in £ibur.
gUbttft, 23enno,
Salbbeiligttjum.
&*fae1,
3m Sinter.
3*e$beiit, Jtrfbitr,
©onnenuutergana.
Jt'aifer A?eiurid5ö i8rautfd)au im JHo=
fiter 3u Jperforb.
3tehi(<$, Jriebri^ £arl,
Sinter.
Srübliug.
(Mbblonbdjen.
$tenne6erg, fcfleobor,
(gebeugter 53aum.
$8or ber Wacfyt.
97ad)t§.
Vicfjtftrabl.
SUfftl, £$ifl)efra,
3nt ©pätberbft ..
yriwj,
$a3 neue Sort.
100
197
420
456
83
177
274
397
257
62
416
220
343
422
60
158
276
422
78
316
3t0einränbfr, «äugo, I
©iroarb 3 ar *.218 (
St (öfter ^rünt. 395 j
gUdjfer, <$ußat>,
s J?eue3 2eben.232
SWegger,
$eutjd)e (Einheit.10
giüßfamtn, gtofa,
D’ Drosel em Wenter.220
S$
-52
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VH
©eite.
StMner, .Aermaitn,
Gtfocfenflage.421
9 tub 0 ff, <Äbaf0erf,
3n 2luerba$g tfeüer.222
$arf 0 rtu*, yflifipp,
GHeidjniffe beg 2ebeng.57
$4attm0<rg,
9luf bcr 9tafi.146
#uo,
Erinnerung.271
$<$ÜTitt<j, £ermanu,
Erinnerung.473
$dKa«<$, $*org,
Erifa.433
hinein.460
$<$fitr0«<$' 3 &a*t
©efucf>.295
Mtöffer, 3*«uf,
Einem SJicibdjen.317
3n ftiUer Wad)t.439
$<0follße, 0tto,
^einricb ber 2öroe.30
Sannf)äufer.350
$<$mtb, Johanna,
ibenbgebet einer 2iebenben . . . 301
$<$mibt-£a0anis, gt.,
$ln 2ubit>ig &njenaruberg ©a§re . 178
2ln ßaifer griebricpg ©a^re . . . 379
£arf fcitgen,
gebruarsSieb.221
9tod> (Sonnenuntergang .... 279
gßrlftian,
Ermutigung.61
2ie Sellenbraut.115
Unoollfommenljeit.450
§n £<$dttai<$-£ar 0 (aiQ, yrhtj £mir,
Scherben.54
Erfdjeinung.114
9ln 2apl)ne.227
ftlbumblatt.315
p. $<$dn0erg, grnft,
Ein (Stab.192
$<$r 0 btr,
Gott hett min Bäd vernamen . . 40
Slieht is de nich, de levt för sik 117
Lengen.165
$<$u0ert, 0.,
äu greuub unb getnb! .... 300
v. $<$ufpc, &eorg,
2ie Eid)e.301
$<9tt>t(jc(0aiir t $uf!at>,
Sarum ic$ Hage?.317
$e0u5, gart,
2tm 3fteere.59
2)u warft tobt!.149
Seite.
$dbef,
Silbe Doofen.20
2er £ird$of im gelbe.235
$ir0tr0ttts, JUigufl,
©lief in gur föofe.59
£ell unb bunfel.275
$iota, <*.,
3ioei 2iebeglieber.366
^oftotowstip' ssuboff,
(Sdjaum.235
$pangen0trg, ^auTine,
üftorgengang.101
«Apiefßagett, ^riebrie^«
r Ev xui näv .12
$pifger, Stofa,
Sei^nac^tglieb.148
£farmanns, 3-,
Slufforberung.419
£fcge t 28argareft,
©erflungen.60
$tfg(iuauu-$futter,
2ie £eerfaf)rt.57
£teru, ^borf,
lieber.134
3wei E'ebic^te.418
£tler,
©itte.157
Oftern.342
«Sturm, jluguß,
Äünftlerg Sttorgeitlieb.117
Srturm, 3 uHu5,
itleinigfeiten.36
Ein raelfeg ©latt.123
©efftmigmug unb Optimigmug . . 195
3cf) lefe gern.235
gritl)ling 1889 258
lieber ber Cuft unb lieber beg Ceibg 267
©laten.356
Gamoeng.475
fttoaun, jionrab,
3m tiefen Salbe.36
G5leicf)e Sooje.179
3n ber 2icbtentf)aler 5lUce .... 236
Ein 9Mrdjen?.295
2inbeublüt|cn.355
JHofengeit.415
©raue Sage.454
9 ^fttrttßorn, gwafb,
Erinnerunggfc^atten.353
Cfterroaber.449
$0om, Hermann,
Safjerfa^rt.146
füt^en, £.,
2eg ©turmcg Sattjlieb.301
^raubt, y«f.,
geierftunbe.381
Digitized by ^.ooQie
VIII
Seite.
Itojan, ^oßannes,
Die erfte Liebhaberin.394
$fcßanfer, £8argaret0e,
©tummeS ©Reiben.235
^ierorbf, Heinrich,
Die 93äume.34
^ebelS Droft.197
Die tfaijergröber.259
v ßatmo8.435
3m $arf.20
2lm Salbfee.96
borgen am Salbfee.191
Einbruch ber Wacht.247
Seifjt bu noch.397
SPoffQarbf, 3ff. f
Die Liebe.158
3*a<$rer, frtid,
21m Wleer.299
jpagtter,
Da3 ©ebet 2luguftin§.438
SBafbaeffef, #f!o,
&n ba§ Wothfchtoänachen .... 357
J9a(bnttt(Ter-pu0oc, Robert,
©prüche.114
8*e0fr, 3fr.,
griebhofSgebanfen.230
^teobar,
©taub.54
Der Änappe ber Königin .... 203
gBeisßopf, gamUT,
©in heller ©tern.31
Seite.
38enbe(-38arßttrg, <Änna,
3m ©ommer.37
Sbenbglühett.110
Wadjtbilb.341
v. 3&trben0nt<$, frttfl,
WealiSmuS — 3^aIiSmu0 ... 9
SSifhefm, Jlboff,
Dein ©lücf.236
Salbeöjauber.461
3*l$ßi, $mtr,
Dem unbefannten ©'ott .... 99
3*offf, $mif,
2luf ber £aibe.309
SSoertnann, ^arl,
Salbtoeben.54
©rroachen be§ SalbeS.363
3m Salbbom.467
S&orms, ffarf,
Heinrichs I. SBrautfaljrt .... 176
Der grühüng flopft au .... 356
SSufftn, £mma,
Wofenlieber.393
Jeife, Heinrich,
Unfterblichfeit.113
2lbenblieb.280
2ln lieber ©teile.347
£aibeioanberung.474
3eßef, ^rannp,
©ternennacht.221
grontmer (glaube.451
3«tter, «jurf,
©chitlerbauf.315
31 «, $rttd,
Wtorgenlieb.45
15 t?* 51 i?cSFS !
fOifjTenf^aftli^e Tluffäije, Skijjeti, Jtritik, rebartionelle
Jtlittljeilungeit etc.
Seite, j
Jfahn, 3iefli,
Uebcr bas (*efchichtlid)e in ber Dicht:
ung. 2, 44, 84 I
fttflnger, £ntia,
Sie oerhält ftd) bie Sagner’jche Don:
bichtung 31 t beit heutigen O'ejcfceit
ber bramatifcheit .ttun|t? 428, 444, 468
3fifbmat!tt, <jirfreb t
Ueber baö Vergängliche in ben Litte:
raturen ......... 189
©ruft oon ©ternhorft . . . 3l»8, 324 l
Seite.
geroß, jlarf, f.188
£eitt}t, ?auf, mtb gtuboff &oetit,
Sie fcharit ber Zünftler unb roic toirft
jeine ©chöpfung?. 6 , 28
<£o$ut, Jlbofpß,
griebricb ©pielhagen als 2 lutobio=
graph. 204, 228
1 Jffenßes, Hermann,
3 n?ei ©nähler ( s ß. £. Wofeggcr unb
Wid)arb Voll). 68 , 85
grancis Vret £arte.404
*2
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IX
K
Seite.
S&ftfttrfs, gQarfe*,
$er rufftfe^e 'Pamaj? . . . 144, 164
3 Roefer, ordert,
(Sitte £icf)tung be$ (*inl)eit$fampie3 3
Jtfletnfänber, Jäugo,
£ie Unnatur im romanifgen rranta
ber ^^cu^cit.108, 124
pgraiftnfQaf, jiarf,
2Baö un§ bie beutfdjen grauen er-
Säulen (IX.) .... 348, 364, 388
3 *it«,
Au3 £eiitrig SettgolbS ^ugenbjeit
244, j68, 284
gffener ppredjfaaf.
(Sngält Briefe unb Sttitgeilungen uon:
$aul £ein$e ........ 81
3uliu§ (tröffe.81
2Bolfgang tfirdgad) . . 120, 139, 225
Dr. (*. (>f)lermann .... 139, 225
9Jtünd)cner „Allgemeine Rettung" . 305
geliy £af)n.345
©eite.
iüierafur unb Jtmifl
22, 64, 104, 138, 183, 224, 263, 302,
343, 384, 424, 463
33üd)trfgau,
40, 63, 79, 119, 136, 159, 182, 199, 222,
239, 261, 280, 319,360,382, 422, 440, 479
Weue lESüdjer .... 103, 161, 304
gSrieffgafier
23, 42, 65, 81, 104, 121. 140, 162, 185,
201, 225, 241, 263, 3ü6, 321, 345, 362,
385, 401, 426. 441, 464, 480
3?rei$au$fd>rti0fn.21
yinfezt piefe.24
gefT. SSearfjtung empfoßfen! . . 66
ju üßtrfcQeu . 82, 105, 122, 141
£ts unftre gefd)ä|len 28itarßeitcr! 264
?erfauf bts in 3*r. 1 birfes }aßr-
gangs erfaffenrn gJreisausfdjrVi-
öen5 für gebirfife.281
bes ln llr. 1 biefe$ 3aßr-
gangs erfahrnen 3?reisansfdjrfi-
0end für ^euiffetons .... 425
* ^ i
ßelprodienc Bücher.
Seite.
ilfßregf, gngefßert,
©er unb $oroa.281
o. <&mpnlor, gtrQarb,
ßppogonbrifdje ^ßlaubcrein 'Jt. g. . 239
£en$ unb ftauljreif .... I . 320
<&n}tngru6er, ^ubtvig,
$eimg’funben.120
ier glecf auf ber Obr'.262
SSarinßay, Sanbor,
Siebeötraum.423
n. ^Saffbow, ^ans,
©eregte Sftenfgen.361
Jtorg«. yOifipp,
Americana.223
Slwrgrr, gmir,
©rnile 3ola, AlpjEjonfe Raubet unb
anbere ^aturaliften granfreid)§ . 422
^rib r S°9 Äarl§ 2icbe . . .
. . 40
gonrabi, £errmann,
Abant Weitfg.
. . 182
groonjätatxr, £mma,
greija.
. . 119
3>a$n, pfffl*,
gtiaga’S 3a.
SPeltuutergang.
. . 63
. . 137
©eite.
n. pind age, g..
Bur$e ©rjcglungen.280
pilo unb Jbem t
3n ber 3rre.119
gering, &. 3*-,
£ie Babenberger.440
3erftrcute§ uni» Erneutes .... 440
v. Raffte, Jaßoß,
AuS bent weiten Reiche ber Buuü . 440
Offner, g.,
Auä ber 0agem unb OTäre^cuircft
beö £ar$e§.136
pirifbtnaitn, Jlffrcb,
lieber be§ $er$en§.223
piugs, JUinQofb,
Stranbgut.383
^rnfba, JLubtnig,
Sinngebigte . ..136
gotfce, £nna,
Am 2i'albe§ranb.479
greif, SKariin,
Bonrabin ber lebte JjSo^eiiftaiife . . 80
groffe, ?ufiu$,
£a3 ^olframSlieb. 3
&-
Digitized by ^.ooQie
X
©<ite.
£amef, JUfßarb,
£)ie rcactionärc ‘Icnbcns ber roctt=
fpracfjlidjen ©eroeguug .... 182
Jbart, .Äetnrhß, unb Jufiud ^«rl,
ßtitifcßeS Saßrbud).63
£ 0114 , S&ifßefm,
greie ©ebanfen.80
«j&udHngßaus, <#t. <Ä M
©ebicßte.223
Jeufett, 3&ir$e(m,
föunenfieine.160
<*nife, <£eiuri<$,
©eegefcßicßten. 3 roe ^ c ©flnwilung. 223
^egerfoß, $uf lau,
Robert 33urn8 $ebicßle.240
0 . Reimer, ftto,
2 lu§ ber ©ogelfdfjau.360
0 . ^Ifienmm, Jeffe© 3 -reißerr,
©ebießte.41
S&aftfa, Jba,
gelbMumen.383
3 &eßring, $iegmar,
Champagner = 05eift.382
g&ftflruer, £einri<ß,
(^ebießte au 8 bem Ülacblaffe beS greU
ßerrn 3 ofepß oon (Jicßenborft . . 261
38 eper, gerßarb,
*Pprmonter Sage in ©aßrßeit unb
©age.361
piroto, £fepßan,
$>rei gramen. 200
JBtoefer, Üf 6 ed,
(Singen nnb ©agen.136
Kläger, <£eo,
$erb jiblütßen.361
7 a$que t fruff,
"Utarp unb IRarietta.280
yrefer, fatr,
Ulridj non Jütten.136
C^ebicßte.383
^roefft, Joßannes,
$>er ßeilige Slmor.159
0 . yuffßatnmer, £f 6 eria,
^Ifforbe unb (i'efänge.423
$uenjer, yßlflpp,
©ebidjte.240
Stoeber, f ruft,
SRärjueilcßen.199
3*o(egfler, 9n & >
"Dtartin ber *Dtann.160
<$TZ\
@dte.
§<ßan|, Jiriba,
$ebicßte.159
«J&ermaun,
i^rofeffor £ontab 58eper§ 2 cfjre üom
beutjdjen 93er3bau.137
$<ßrattenfßar, <£arf,
Unfere grauen.79
0 . §<ßufpe, feorg,
Jparfe unb £>arnifd).63
SBolfe oon $3arbenfletf).119
$<ßtfinger, Sttdjarb,
33on Xag 311 lag.119
^cofar, götcaer,
( 5 troa§ für bief).41
$tegemann, ^ermann,
SBeißefrüßling. 200
§furm, «Augufl,
l'ieb unb l'ebcit.479
^pfoa, farmen,
$)er SRßapfobe ber $)imboüifoa . . 440
^ermann, jionrab,
£>ijfonan$ett unb 'llccorbe .... 200
ii'eiblicße Mafien.240
2lu3 ber grembe.320
©ijilianijcße $efcßicßten .... 479
^ßom, ^ermann,
Wcaliömus.262
f ürdk, Hermann,
Ta$ p|pd)ologi|'cße Problem in ber
£amtet=iragöbie.423
^ierorbf, «äeturldj,
$ebid)te.382
0 . ^ofßmann-^eanber, $ti<ßarb,
kleine ©ejcßidjten.63
9 Ute unb neue £roubabour= 2 ieber . 261
3 *Uß«rb,
(*rlebte 8 unb ©ejcßaute£ . . . . 120
gSeßf, ^eobor,
Qunfle Blätter aus bei* 0 *cjcßicßte
3 talien 8 .182
S&enbranbt, 3 *r<wj,
?ampra.261
gSerßerr, JUmin,
@ebid)te.80
3 *offf, fugen,
SDte jiingfte beutfeße ßitteratuvftvöm-
ung unb ba§ ^riu$ip ber "Dtoberne 222
Jeife, <J>einri<ß,
2 luS bem 2 ebcn unb ben (£rinner=
lingeu cineö norbbeutjeßen Poeten 319
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Monatlich 2 mal. Preis: 6 „# halbjährl., vorauszalilb. Man abonnirt durch jede Bachhandlang, sowie di¬
rect boi der Expedition des „Däutschfeu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 60 Jf. 5 Stück einer Nummer Jt 1,&0.
eine ein (am fliiTe $e(te
3m 3*a(besbunfteT ungeßdri,
o man bes Gebens wifbe 3&e(te
i&ou fente nur erdraufen fort,
nur bie Sfipfet Celfe fif wanken,
$r)itternb in bes Jtbenbs 2$efn,
3fob ßiCT wie ewige gebanften
Jim <$immef gofbne pterne ftefn.
Pa ruftrt uns uicftt ber feiten <£unbe,
pie Tärmenb burrft bie J,anbe gef t,
peu ptau0 vom weiten grbenrunbe
5um Punßgewöfft §ufainmenweQt;
pa ßört uns uicftt bas 3$affen(ofen,
3n bem ber ^rieben ßcf gefällt,
Per bie jerbrMten weiften Stofen
bereit jur bTnt’gen fanfe ftäTt.
3&o immer feine Rauben ftftweben,
pa Tauern autft bie geier ftfton,
pie tnörberifd) bas grbenTeben
3tnb fein geträumtes gfürft bebroftn.
pas gfenb ringt im guaTm ber ptäbte,
goTb dämpft mit gofb iinb£&a<ftt mit^Ragt:
Jln jebem §fuft bie fernere Jiette,
3m iitftt bes $ ags, im grau’n ber Stagt.
podj ^rieben rauften ftier bie 3$lpfef,
per gRonb ergieftt fein ßUTes ^iiftt,
3?erftfäri ben ptrom, bie SSergesgipfef,
pie SSeft wirb wie ein %taumgeß<ftt.
3<ft werfe in bas $[nermrßne
pes (Keinen Gebens Stotft unb ?ein
3*ub nur bas gfudl, bas unuergeßne,
S^aftr’ tdj in meines <$er§ens ptftreht.
Stuboff non gottfcftaCt.
ÖDrgmi für Sidifßunft und JiritiK. (Der „Seuifdlen Milerfuilfe" 19. JiUiid.)
Herausgeber: S^awf Joein)e.
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%ebet 6as (£>efdjidjtfidje in bei
Pistung.
Bon Jfefi* p a $ n.
ritbcm in ben lebten Jahr*
aehnten bie Behanblung ge:
fd^id^tlid^er ©egenftänbe —
gumal in ber (frgählung —
erhebliche Erfolge gewonnen
hat, finb in ber Beurteilung
ja^lreid^e ©timmeit laut — unb oft oorlaut —
geworben, welche bie Berechtigung ber Be*
hanblung ber Bergaugenheit in ber Dichtung
beftritten.
Die meiften biefer SluSlaffungen oerbienen
nicht Beachtung: fte beruhen auf bem Neib,
auf ber Berbitteruna auS Ntißerfolg, auS bem
©efühl ber Ohnmacht, auch auf „Cliquen" —
unb „(Soterien" (bieje beiben grembroörter
ftnb unentbehrlich, obwohl bie Eilige, welche
fic bezeichnen, Ieiber Iängft auch beutfeh ge*
worben ftnb).
Mein eS giebt aud; einzelne chrcnwerthe
Banner, welche auS ehrlicher Uebcrgeugung
jene Slnfidjt oertreten. ©eben wir auf ihre
©riinbe ein.
©elbftoerftänblich Faun bie wiffenfchaftliche
©ntfeheibung nur abgeleitet werben auS ber
©runbauffatfung oon ©efen unb Aufgabe
ber £unft.
Da fagt benn eine immer wieber auf:
gewärmte unglaublich geiftlofe Äunfüchre,
welche fchon i*cffiug, j?ant, ©chiHer, £egel
unb Bifcher wibcrlegt haben, bie ßunft habe
„bie Statur nachguahmen", fie habe „bie
©aljrheit in Natur unb Ntenfchenleben ab*
gufpieaetn". DaS ijt nun grunbfalfch.
Bielmehr beruht bie itunjt auf einem bem
SNenfchen angeborenen unentbehrlichen jhinft*
trieb, wie er einen gamilientrieb, ©pradjtrieb,
NeligionStrieb, NechtStrieb, ©ittlichFeitStrieb,
©iffenStrieb hat. 3<h »enoetfc auf meine
Sluäführungen in Dem V. Banb meiner
„Baufteine" (philofophifche ©tubieu, Ber*
lin 1885).
Diefe ©rfebeinungen futb gemein meufch*
Hch unb wiffenSnothwenbig, b. h- ber (Eigen¬
art beS SNeufchen uothwenbige Betätigungen
feiner Zulage in ©eift (Bernunft), ©emüth,
©inbilbungSFraft. Äein Bolf entbehrt oöüig
biefer ©eftaltungen, auch auf ben niebrigften
©tufen menfchlicher ©ntwidlung ftuben fich
Slnfäße, Slnfänge berfelben: infofern mag man
fagen, bie Sbeen beS ©chönen, ©uten, ©ob¬
ren ftnb gemein menfchlich; welche ©eftaltung,
welche garbung bie (Erfepeiuung ber Jbee
erhält, baS ift abhängig oon ber angeborenen
Strt beS BolFeS unb — nicht minber — oon
bem Snbegriff ber gerichtlichen ©inflüffe,
welche in 3 eit unb $aum auf bie Eigenart
wirfen.
Der SNenfch befriebigt in ber tfunfl burch
baS ©erfgeug ber ©inbilbungSFraft fein Be*
bürfniß nach bem ©chönen, er oerwirflicht
bie unS treibenbe, begeifternbe 3bce beS
©chönen; auch hier mie in allem Wcnfcfc-
liehen: in Ned)t, ©iffeit, Neligioti, ©iUlich*
Feit bient ber Xrieb ber 3bee. Bon einer
Nachahmung ber Natur ift babei gar nicht
bie Nebe. Die ©efeijöpfe, welche bem Nach*
ahnutngStrieb mit größter BoJIenbung folgen,
nennt man nicht Dieter, fonbern Slffcn.
©inb bie Sljfen bie größten ÄünfHer? Unb
baS ©abre gu erforfhen ober banufteflen ift
nicht Aufgabe ber jhmft, fonbern Der ©ijjcn*
fchaft.
©oüte man aber auch jene grunbfalfchen
©äße oon ber Nachahmung ber Natur unb
ber Darftellung beS ©ahren gugeben, fo
müßte man hoch fragen: warum bloS bie
„©ahrheit* beS XIX. ^ahtunbertS barfteUcn
ober bloS bie „Natur" 311 Berlin?
Sluf biefe grage giebt eS feine Slntwort.
Denn Feine Antwort, fonbern ein ©aß
reiner ©iüFür ift eS, wenn man erwibert —
ijahrjehute lang warb baS bis gu äußerftcr
VangweiFung geprebigt — bie Didjtung hat
bie (Gegenwart bargufteüen, bie Kämpfe ber
Jeßtgeit, fie hat bie „Slufgaben" beS lebenben
©eftlechtS „gu löfen".
Die Äunft hat aber Feine Slufgabe als bie,
baS ©chöne bargufteüeu, unb Dante, ©haFe-
fpeare, ©dritter unb ©oethe gufammen wür*
Den Feine flaatliche, aefellfchaftliche, wirthfdjaft*
liehe Slufgabe ihrer 3 eit ober ber unferen haben
löfeu Fönnen.
Unb befragen wir bie 2itteraturgcfchichte,
bie (5lafftfer aller 3 e iten unb BÖlfer, ob fie
wirflich bie Bergangeuheit auSgefchloffen, ob
fie nur ©egenftättbe ihrer 3 e it behanbelt
haben? DaS iitbif^e, baS perfifche, baS ara=
bifhe, baS germanifche ^elbeugebicht beban*
beit faft auSid)ließenb bie Bergaugenheit.
DaS hotncrifche ^elbengebicht behanbelt bie
oiele Ntenfchcualter rüdwärtS liegenben jagen*
haften Kämpfe oor Droja unb Nüdfaßrten
oon Droja.
Die gange h c ßenifd;e Dragöbie behanbelt
mit einziger SluSnahtne ber s ^erfon beS Sle[cht)=
loS lebiglich bie in ber Bergaugenheit fpie*
leube ^elbenfage.
Bergil behanbelt bie fagenhafte Örünbung
NomS oor 8 Jahrhunberten.
Die germanifdje, bie feltifd;e unb bie ro=
manifche ^elbenbidf)tung beS NtittelalterS be*
haubelt theilS ©age, bie nie unb nirgenb ge=
fd)ah, tlheilS d'efchichte grauer Borgeit.
Die Nhjfterien, b. h- bie geiftlichen Dramen
beS NtittelalterS, behanbeln bie @efd;id;te
Dante fdjließt gwar ©eftalten ber jüngften
Bergaugenheit nid^t aus, allein ber weitaus
größte Dheil feiner ^eiligen, gegefeuer* unb
Jpöäen:£elbeu finb oorgeitli^e.
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3
gr
-s?
^TaS weltliche $)rama beS Mittelalters be*
hanbelt oorgugSweife ©agen unb ©efdjichten
ber Vergangenheit: ©ßarefpeare roä^tt gwar
guweilcn unter beit dtooeUen, bie er oer=
arbeitet, auch foldje, bie im XVI. Jahrhunbert
fpielen, aber riet häufiger antiFc ober früh
mittelalterliche gerichtliche ober fagenhafte
gelben: feine tfönigSbratncn behanbeln nur in
beren leßtem ©tücf bie nächfte Vergangenheit.
$>ic clafflfc^en T'ramatiFer ber grangofen
behanbeln griechifdjc, römifdje, früh mittels
alterliche ©toffe, nicht fold)e beS XVII. Sahn
hunbcrtS.
Seffing, ©d)ider, (Goethe behanbeln riet
häufiger gefchidjtlidje (^egcnftäube als bie
ihrer 3 <it-
Unb wenben mir uns gu berjenigen £>ich ;
tungSart, welcher bie VeFämpfung beö $e=
fd^id^tlid^en eigentlich gilt, mit ber ftärfften
Verbiffenheit, 311 bem Stoman, fo beroeift ber
größte (Ergähler oder Voller unb 3 c *t c u, &e ;
weift ©ir ©alter ©cott, baß auf bem Vobeit
beS gerichtlichen föomanS ber hoffte tfrang
gu gewinnen ift.
3 n ber golge rooden mir untcrfuchen, welche
®riinbe bie gefchidjtlichen unb fagcnhaften
©toffe in ©chaufpiel unb (Ergähluug ernpfch 5
len, mit welchen (Einfchränfungen fogar eine
hatb-cpifche Sprif gefchichtlich fein fann unb
fcßließlich bie Ä'lippcn betrachten, welche bie
gefdjichtlidjeu ©chaufpielc unb (Ergählungeu
gu meibeu h^u. fodeit fte nid^t ein ner-
werflidjeS Mittelbing gwifdjeit Dichtung unb
©iffenfchaft, unwahr unb unfchöit, oor Ment
aber langweilig werben.
(gortjeßung folgt.)
- Jute Pidjtung 6es ^in^eitsfiampfes.
Von £föeri 3&öfer.
/iiter ben gegenwärtig lebenben
5 Vertretern ber beutfepen Voefte
ift Julius tröffe einer ber äU
teften unb witrbigfien unb hat
fid) auf aden (Gebieten ber
Voefie bethätigt, beziehentlich ausgezeichnet,
©ir befi^cn oon ihm eine große 9?eihe
001 t Dramen, er h Q t uns ferner einen
Vanb feinfinniger Sprif befd^cert, unb eS
entftammen feiner gebet* nicht weniger als
fechS Väitbe epifdjer (Erzählungen itt Vers
fen, bie mir bis jeßt immer als baS Vefte
erfd)ienen finb, was ihm auf rein poetifchem
(Gebiete gelungen ift. Seiber ftnb biefelben
nur in einer großen iduftrirteu Ausgabe,
ber Vanb gu 3 Marf, erfchienen. (Erft wenn
ber Verleger ficb entfdjließcn wirb, biefelben
in zwei hanblicßen fchlidjten Väuben gu oer=
einigen unb gu etwa G Marf gu oeröffent=
liehen, ift Hoffnung norhaitben, baß fte in
bie «fpänbe auch bcS größeren ^ublifutnS
gelangen unb fich beffeit Veifad gewinnen,
©roffe hnt ftch aber auch auf bem (Gebiete
ber 'JkofacpiF thätig erwiefen unb — feine
fouftigeit Romane unb 9tooeden übergeijenb
— wtd ich hter nur an ben gweibäitbigen
großen Cornau: „$er getreue (*rfart* er=
mnerit, ber jebenfadS einer ber auSgeieich*
netften Romane ber (Gegenwart ift unb eS
nicht nur an ©pannungSreig unb in ber
jfrinft beS gabulireuS mit ben beften auf=
nehmen Fann, fonbern auch non einer tieferen
humanen 3 & cc getragen wirb, welche ben*
felben über niele anbere Romane erhebt unb
namentlich für litterarifche Greife befonberS
werthnod unb lefenSwerth macht. (ES ift
mir ein Vebürfttiß unb ein Vergnügen, auf
biefen Vornan (wie auch auf bie epifdjien
(Ergählungeu, barunter befonberS „$)aS Mab*
chen non (Eapri" unb „@unbel nom tfönig§=
fee") bie poefiefreunblichen Greife, ehe i<ß gu
@roffe’S neuem ©erfe übergehe, empfehlenb
aufmerFfam gu machen.
tiefes neuefte ©erf 3uliuS ©roffe’S „Das
Volkramalied“ (£reSben = ©triefen, ^ßaul
£einge’S Verlag, 18k)) trägt ben 3 u f a & : «n
,,©ang" attS unfern ‘lagen. $a 8 gefperrt
gebruefte ©ovt ift etwas unbeftimmt, nichts*
beftoweniger Fann eS Feine grage fein, naß
bie Dichtung bem epifdjen ©eoiet angehört,
auf welchem wir Julius (tröffe am Itebjten
begegnen. Vei einer gufammcnhäitgeubeit
epijd)en Dichtung in Verfcit aber erbebt fuß
bcFanntlich ftctS guerft bie böfe grage nach
bem VerSmaß. £enn für epifeße Dichtungen
größeren ©tiieS giebt eS in $)eutf<ßlanb fein
adgemeiit anerfannteS VerSmaß, unb bie
©öhl beffelbeit bilbet für bie Dichter ftetS
eine ber größten Verlegenheiten, unb welches
er auch wählen mag, irgenb ein JtritiFer
wirb hoch immer Slnftoß an bemfclbcn neh s
men unb ein anbereS wünfehen. Hermann
Singg ^at feine großartige „VölFcrwanbcrs
iiug" in Cttaoen gefd)riebcn, welches Metrum
aber für ben wilbgewaltigen ©toff eigentlich
gu gähnt ift, Robert £amerling h<*t für ben
„ s 2lhaSoer in 9tom" ben VlancoerS gewählt,
ber wegen beS oielfach bramatifchen ($haraf=
terS ber Dichtung nicht unpaffcitb war, ift
aber bereits im „Jtönig oon ©ion" gunt
^ejanteter übergegangen. Von §eder hüben
wir eine SlhaSoerbiißtung in Jerginen u. f. w.
©elcheS Metrum fod ber epifeße dichter nun
als baS befte wählen? (ES wtrb baS burch 5
aus nom einzelnen gade unb bem jebcS*
maligen ©toffe ber Achtung abhängen, unb
ber festere wirb auch bariiber gu entfcheibeit
haben, ob eS nicht baS ®eratbenfte ift, auf
ein einheitliches Metrum überhaupt gu uers
gichten unb wechfelnbe Versmaße gu wählen.
8 t-
Digitized by
Google
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&-
2 ft<m roirb Jagen, bafe ^ierburdb bie formelle
©inheit beS tfunProerfS aufgehoben rotrb, unb
baS ip an ft* richtig. 5luf ber anbem
©eite aber mufe eS bebenflid^ er deinen, einen
fe^r mannigfaltigen unb m etnen 4h c ^ cn
bem ©harafter na* gang ©er *iebenen 3 n s
halt in biefelbe VerSform gu preffen. £efc*
tercS roirb namentlich bann als bebenfli*
g elten müffen, roenn eS baraitf anfommt,
untberoegteS moberneS ßeben barguPeflen.
£efctere 8 aber thut ©roffe, unb beShalb h at
ifjn na* meiner 5lnftc^t ein gang richtiger
FunPlerif*er Daft geleitet, roenn er nicht
na* einem einhelligen üftetrum gefu*t,
fonoern abroe*felnbe VerSformen gewählt hat.
3 * roenigftcnS roiifete roirflidh ni*t, roel*e3
emheitli*e üftetrum man ihm hatte empfeh s
len foUen. ©tatt beffen finben roir £erginen
(bie ©roffe bcfonberS meifierhaft baut), 0 t*
tauen, Trimeter, ferbifche $ro*äen unb aüe
möglichen anbern Sfteimoerfe mit unb ohne
befonbem tarnen, unb eS ift guguaePehen,
bafe biefelben bem jebeSmaligen 3nhaft bur*s
auS entfpre*enb angepafet ftnb. 2 lu* finb
biefelben (gang abaefehen oon bcn fchoit ge=
lobten Deqinen) rhgthmif* faft aitSnahm$=
loS bur*au 8 roohlfliitgenb. dagegen ift mir
— um baS formelle ein für alle $Ral hier
abgumadben — in betreff beS fpra*lt*en
HuSbrucrS manches mangelhaft erfchienen,
unb ich habe mir eine weihe oon ©teilen
angeftrichen, bie bur<h Slenberuna im 21 uS*
bruef gewonnen hatten. Do* roiu ich Qlcidh
hingufugen, bafe bie ©triche immer feltener
roerben, je mehr ber dichter in glufe fommt,
alfo nach ber Witte unb bem ©nbe gu, unb
bafe eine fteüenroeife Unbehülfli*feit im 2lu8=
bruef aufeerbem entf*ufbigt roirb burch ben
für bi*terif<he Vehanbhtng theilroeife aufeer=
orbentlt* (proben Schalt beS SerfeS.
Speicher Slrt ift nun biefer 3 ”halt? V?ait
bat ben beutfdhen Dichtern oft ©orgeroorfen,
bafe fte in entlegnen £anbern unb entfernten
Seiten beffer gu £aufe feien als in ihrer
Heimat unb in ber ©egenroart. tiefer Vor*
rourf ift an fid^ nicht berechtigt. Denn ber
dichter fann feinen ©toff nehmen, roo er
ihn finbet; eS fommt alles barauf an, roaS
er aus biefem ©toff, ber für ihn biofeer D'toh'
ftoff ift, ma*t. 2 lber auf ber aubern ©eite
ift mit SKecht gu verlangen, bafe ber Dichter
für bie eigene Heimat unb bie eigene 3 eit
ni*t blinb ift, fidfe nidht oon ihnen abroenbet,
uielmehr auch ber ^oefie, bie biefe in ficf?
enthalten, SluSbrucf gu geben ©erfu*t. Diefe
Aufgabe ift freilich feine leichte. Denn bie bi*=
terifche Darftellung ©erlangt, roenn au* feine
räumliche, fo bo* jebenfauS eine geroiffe geite
ii*e gerne, roel*e bie Dinge in eine oerfiärenbe
©eleu*tung rücft unb bamit bem ‘Dichter bie
Slufgabe beS 3^ ea liftren§ (oon ber freilich
bie heutigen fftaturalipen ni*tS roiffen rool=
len, bie aber benno* in ber ftunp unerläfe=
lieh ift) ni*t unroefentli* erleichtert. 3 a >
eine Darpeflung ber n n m i 11 e l b a r e n ©egem
roart bürfte aus biefem ©runbe — wegen
ber unmittelbaren 3 «tnähe — mit poetif*er
©irfung faum bur*führbar fein, ober h<>* s
ftenS bie ©atire bürfte h«r — roie in #a*
merlingS „£omunculu8* — ein ergiebiges
gelb finben.
3 m ©inne ber unmittelbaren ©egenroart
ift oenn au* ©roffe’S SluSbrudf „©in ©ang
aus unfern iagen* ni*t gemeint. Vielmehr
hanbelt eS ft* roefentli* um bie fyit na*
4848 bis 1870. Dafe ©roffe au* bie ©r=
eigitiffe beS 3<* re§ 1848 noch in feine Di*ts
una hineinragen unb hineinf*einen läfet, ift
reegt unb biuig. Denn bie nad)fotgenben
©reigniffe ftnb ohne jenes %ahv nicht gu ©et>
ftehen, unb ber f*öne 3bealtSmu8 ber Ve*
ftrebungen biefeS 3abre8 giebt ber Dichtung
eine fegr paffenbe bi*terifd^e golie. DiefeS
3 ahr aber mit feinen ©reigniffen, roie bie
no* bebeutfameren ©reignifje ber golgegeit,
befonberB ber 3 a h« 1866 unb 1870, finb für
unS bereits Vergangenheit unb ©cf*i*te ge=
roorben, unb eS ftegt *rer bidbterif*en Ver=
roerthung unb Verarbeitung äfthetif* ni*tS
im ifeege. Ob freili* ni*t oieüei*t no*
3 ahrgehnte, ja 3 ah^hnnberte guoor oergehen
müffen, ehe baS claffif*e ©poS oom Jtaifer
SBilhelm, feinem Rangier unb feinen Vafa=
binen gu ©taube fommt, baS ift eine anbere
grage. Eöir aber Fönnen auf ben Droft
3fraelS ui*t roarten, jebe 3«it nta*t *re
©a*e fo gut fte fann, unb eS ift beShalb
gang re*t, roenn ©roffe mit fühner £anb
bie ©reigniffe jener grofeen 3 e *t gepaeft unb
in einem bi*terif*en ©piegel feftguhalten
oerfu*t hat.
Unb roie fängt er bicS au? Die bunte
Wannigfaltigfeit ber Veftrebnngen unb ©r=
cigniffe jener 3 e i* mufe einen fUtittelpunft
haben, biefen ^Öcittelpunft fann nur ein be*
jtimmter einheitli*er $elb abgeben, unb bie=
fer ^>elb mufe ein frei erfunbener fein, ba
ein htforif* gegebener §elb bei ber grofeen
3eituähe, oermöge bereit roir ben Dichter in
Vetreff ber hiftortf*en Wahrheit gu gut con=
troliren Fönnen, ber bi*terif*en Vehanblung
gu grofee ©*roierigfeiten entgegenfefeen roürbe.
3n biefem ©inne ift ©rrotu Volfram, ein
Vhantafiegef*öpf beS Di*terS, in ben Wittel-
punft ber §anblung geftellt, unb alles, roaS
gef*iefet, gruppirt ft* um *n unb fleht gu
*m in Vegiehung. ©r felbft aber ift na*
beS Oi*terS Darpeilung flticmanb anberS
als ber ©ohn eines alten 3l*tunboiergigcrS,
ber in golge feiner freiheitli*en Veprebungen
na* 5lmerifa hat piehen müffen, bovt ein
feö*p geheimnifeoolleS Seben führt unb erft
fpäter roieber mit feinem ©ohne gufammen=
geführt roirb. Der ©ohn felbft ip bem
geiftigen SBefen na* roie fein Vater geartet
unb ber Vornan feines Gebens ift ber eigcnt=
li*e 3 n halt ber Di*tung. Die gabel beS
PtomanS ift hö*P gef*icft unb fpannenb ge=
f*ürgt, unb bie güfrung ber ^anblung geigt
Fein geroöhnli*eS ©ef*tcf in ber Hunp beS
gabultrenS, eine ^uup, bie ©roffe früher ja
eni’tgenb in Ptomanen unb Ptooellen geübt
at. Den gaben ber ©rgählung im ©injcl*
nen genau gu ©erfolgen, roürbe gu roeit fuh-
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reit unb außerbem oon ber eigentlichen ^oepe
beS ©ucßeS faum eine richtige anfcßauung
geben. (53 genüge anguführen, baß bie Dicß=
tung mit ben 3ünghng§jahren be8 gelben
beginnt unb baß wtr ißn im Anfänge al3
©tubio oorpnben. ©r geht aber 3 ur tfunP
be8 SttalerS über unb begicbt pch at3 fofcßer
nach 3talien. ©on hier ab wirb er gleich 1
fam ein öffentlicher &harafter unb hat 2ln*
theil an ben wefentlicßpen friegerifchen unb
politifcßen Motionen ber 3«t. ©r fampft
mit ©aribalbi bei aspromoitte, geht, als bie
Eroberung föomS nicht gelungen, nach ©a=
ri3, roirb wegen angeblichen Attentats bepor*
tirt, entflicht, ptibet in amerifa unter rätßfel*
haften Umftänben feinen ©ater wieber, be*
giebt fich nach ©nglanb, wirb hi« in focia*
lifHfche ©effrebungen oerwicfelt, fchrt in bie
fieimatß gurüdf, ^eirat^et eine 3 u Ö cn blKbe
(baß bie Siebe auch bei feinen früheren SebeitS*
fcßicffalen eine Hauptrolle jpielt, oerpeßt ftch
oon felbP), nimmt, nachbem er feinen reichen
mütterlichen ©roßoatcr beerbt, fehr wefent*
lieh — aber nicht als Kämpfer — $ßeil an
ben ©reigniffen be3 3 a ^ rcS 1866, gerätß, in*
bem feine fiinpierifcße töatur wieber erwacht,
in ÜRüncßen mitten hinein in ba8 niupfa*
lifcße Treiben ber ©agnergemeinbe, ocrliert
feine grau, macht furchtbare innere Kampfe
Surcß, bie ihn bis mm ©elbßmorboerfiich
führen, bann aber ftdj wieber aufraffeub unb
innerlich gelautert wibmet er piß Ö an 3 bem
allgemeinen, bem ©aterlanbe, nimmt ^h^^
am beutfeß = frangöpfeßen Kriege, roirb im
Kampfe gegen ©aribalbi oenounbet, aber
geheilt unb gebt eine groeite gliicflicße ©pe
ein, roomit er m ben griebenSpafen einfehrt
unb baS ©ange oerföhnlicß abfchliefet. 3cß
roieberhole: eine berartige fahle 3nhalt8angabe
nü&t bem fiefer im allgemeinen wenig, er er*
halt bamit nur ben nahmen beS (Sangen,
nur baS bürre ©erippe ber Dichtung, unb e8
fommt nun weiterhin atleS barauf an, wie
jener Nahmen auSgefüllt, roie jenes ©erippe
mit gleifcß unb ©lut auSaeftattet roirb. Der
dichter aber weiß nun in ber Dpat *> ic
ber aufgegäßlten rein äußerlichen ©reigniffe
mit lebenbigem bießterifeßen fieben gu erfüllen,
inbem er biefelben gu einer ©cßule ber ©r*
giebung unb fiäuterung für ben Helben macht
uno benfelben an ber £anb unS unter *f cm
©inffuß jener ©reigniffe pch gu immer pope*
ren ©tufen ber ©eipeS* unb (Sparafterbilb*
ung emporfchroingen läßt. 2öir hatten fomit
in ber Dichtung gleicßfam einen ©ilbungS*
roman in ©erfett oor unS. aber bamit ip
für ben Siebter ber leßte 3 mt< * f«aer Dicht*
ung noch niept erreicht, ©o bebeutfame Söanb*
lungen er ben $elben äußerlich unb inner*
lieh burchmachen läßt, in leßter fiinie bient
ihm berfelbe hoch nur als ©ebifel, um ein
umfaffenbeS ©emälbe ber gefammten 3eit
gu entwerfen, innerhalb bereu pch bie £anb*
lung abfpielt, unb eS barf nicht begroeifelt
werben, baß bieS ©emälbe bem dichter ge*
lungen ift. ©roffe ip alt genug, um ©ieleS
auS eigner ©rfaßrung berichten gu fönnen,
unb manche ©rfeßeinungen (g. ©. baS ffiaaner*
tbum) oermag er, ber ©erooßner oon üJcün*
epen, nach ihren Hauptgügen als 3euge aus
nächper *ftäße gu fchilbern. Dementfprecßenb
ift baS oorgefußrte ©emälbe in politifcher,
focialer unb fünplerifchcr ©egiehung ein fehr
reiches unb breit auSgeführteS, eS pnbet pch
faum eine bebeutfame ©rfdßeinung feit bem
3ahre 1848, bie nicht berührt, faum ein be*
beutfamer ©ertreter irgenb einer geipigen iefit*
ung, ber ben Sefern nicht oorgefüßrt würbe,
unb eine große güHe ber ©rfeßeinungen unb
©erfönlicßfeiten geht am fiefer oorüber, wobei
aHetbingS nicht behauptet werben fann, baß
äße gu gleicher plapifcßer Deutlicßfeit heraus*
gearbeitet waren, ©ielmeßr erfcheinen manche,
g. ©. bie oerfchiebencn grauengepalten, gu
benen ©olfram in ©egiehung tritt, etwas oer*
fchwommen. Die Dichtung feßt oerßältniß*
mäßig rußig unb gepalten, ja anfangs (g. ©.
in ben ©eenen auf ber Unioerfität) fogar
etwas langweilig ein, feßroingt fidß aber gu
immer größerer fiebenbigfeit, gu immer höbe*
rem ©atpoS auf unb erreicht ißre ßöcßpe Hohe
in ber ©chilberung ber ©reigniffe beS 3aßreS
1870, welche ©cßilberung me in ben bürren
©bronifenpil oerfäflt, oielmeßr petS ßöcßp
lebenbig unb oon eeßter ©egeiperung getragen
ip unb ißre pacfenbpe ©irfung ba erreicht,
wo gürP ©iSmarcf, wenn auch nur als epi*
fobifche gigur, oorübergeßenb mit bebeut*
famen Sßorten rebenb eingeführt roirb. $)ie
echt patriotifeße unb nationale ©epnnung,
bie aus berartigen ©eenen, roie auS ber
gangen $5icßtung ßeroorleucßtet, ip offenbar
Ser eigentliche ßJtutterboben ber ©ießtung unb
baS innerpe ß^otio, auS bem biefelbe ß«^ s
oorgegangen ip, unb gerabe bieS fofl bem
®icßter gu aang befonberem ©erbienPe an*
gerechnet roeroen. ß^aneße werben einroenben,
Saß ber ®icßter pcß ein Problem erroäßlt
habe, welches ber Vornan beffer gu löfen oer*
peße, beffen eigentliche Aufgabe fei, ein großes
3eitbilb gu geben. Dagegen ip gu erroibern,
baß noeß immer ©cßiflerS ©ort gilt, baß
ber ^omanfdbriftpefler nur ber Hd&fruber
beS DicßterS fei, unb baß außerbem ber 9fa>*
man größere ©oncentration oerlangt unb
faum eine fo weite 3*itfpanne wie ©roffe’S
Dichtung umfaffen rann. Hnbere werben
faaen, Saß pe eine rein gefcßicßtliche Dar*
Peilung oorgießen. Das ift ©ef^macfSfacße.
©3er ©inn für s ^oepe ßat, roirb auch eine
poetifeße DarPefluitg einer 3«t roünfcßen,
welche genug ber ^oepe in pdb enthält, ©roffe
hat ben ©erfueß gewagt. 9Kan lefe ißn unb
prüfe ißn, unb wer eS beffer machen gu fönnen
glaubt, ber melbe pcß unb trete auf oen ^ßlan.
Die ©aßn ip für 3^n frei.
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5r
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^ie fdjafft 6er Zünftler unb me roiiftt
feine ^djöpfutig?
3lug bem äftpetifepen X^eile ber „Deutfcpen ^oetif",
bearbeitet dou Stauf ^einje nub gtuboff tyoette.
bidjterifcpen 3lugbrucf biefer Empfinbung be«
fäpigt, roäprenb ein anbauertiber Neigung
unfähiger Dichter fe^r roopl bag E5cfüpl pin«
gebenbjter Irene in glutpootle unb pacfeitbe
Verfe zu Fleiben oermag. Die 2Buncl fünft«
lerifcpcr ^3robuftion liegt alfo nidpt in ber
©tävfe unb Snuerlicpfeit eignen Hebeng; fie
liegt oielmepr in ber 3lrt, roie fiep ber Zünftler
bie Erfcpeinungen ber 3lußenroelt unb bie
Xpatfachen beg 3uueit s Hcbeng anzueignen
unb fiep oon ihnen 3?ed^enfd^aft ;u geben
oerntag. üftan fpriept mit gutem $ecpt oon
einem s 3Jtalerauge, bag fid> in 3lnjcpauung
ber 9?atnr beroäprt. Ein geübter Saibmann
roirb oielleicpt einen am ©aume ber Hicptung
auftauepeubeu gudjg eper erfennen, alg ein
Ipiermaler, er roirb feine Bewegungen fc^ärfer
Zu oerfolgen im ©taube fein; aber oor ber
©eele beg SJtalerg roirb fiep bag Bilb beg
beuteluftigen, fcpleicpeitben iWäubevä in feiner
Fenn$eid)nenben (Eigenart oiel fd^ärfer ab«
heben. Eg ift alfo zunäepft bag Vermögen
beutlidjerer, fepärferer Slufnapme ber burep
bie ©inne oermitteltcn Silber unb VorftcH«
ungen, bag ben tfünftler augzeidpnet. 3 n
gleicher 31 rt fanu man ben treu unb nnoer«
anberlidp liebenben 3iingling bem flotter«
batten Didjter ber Hiebe gegenüberfteüen. Dag
Huftgefüpl beg Verliebtfetng roirb in ber ©eele
beg Erfteren oiel ftärfer unb nachhaltiger oor«
panben fein, eg be^errfd^t fein Denfen unb
tradjten, aber er oermag fiep in ber Vor«
fteUung nicht mit geiftiger Freiheit über bag«
felbe 3U erheben; aug feinen Briefen roirb
bem ©eelenfunbigen oielleicpt bie Diefe feineg
Ergriffenfeing flar oor 2lugen treten, aber
er roirb nicht im ©tanbe fein, bag, roag er
fühlt, allgemein gültig ju geftalten; ber Dicp«
ter hingegen roiro etroa eine alte Erinnerung,
ooriibergepenb aufgetauchte Vorftellungen fiep
mit magnetifd;er Ekifiegfraft oergegenroärti«
gen, bag Bilb, bag er eutroirft, rotrb unter
feiner geftalteuben 'Dhatigfcit immer beut«
iichere Umriffe annehmen, Heben geroinnen
unb beghalb auch Slnberen einen ganz be«
ftimmten Moment innent Hebeng oor 3lugen
führen. tfünfUerifche £raf t ift mithin
biegäpigfeit beg 3nteIleftS, fich mit
befouberer Dcutlicpfeit echenfchaft
oon ben eigenen Vorftellungen ju
geben, biefelben aeroiffermaßen in
üftomentbilbern feflgu^alten. Der
Zünftler giebt alfo in feinem 9Berfe
ein 3lbbilb beg eigenen Sunenlebeng
oermöae eineg Ueberfebuffeg an oor«
ft e 11 e n o e r 8 r a f t. 3 n biefent ©inne ^at
bag Etoetpe’fdpe SBort:
Jnt 3lnfdpluß an uufere Darleg«
ung oom 2öefen ber jtunft ift
^ nunmehr bie 3lrt Füuftlerifdjen
©epaffeng einer näheren Be«
trachtung zu unterziehen. 3ln
biefe Betrachtung fcplieBt fi<h bann eine Unter«
fuepung barüber, roie bag Äunftroerf auf ben
Befcpauer roirft; roir haben ung alfo juerft
biegrage oorsulegen: 3Bie fchafjt ber Äiinft«
lerV uiib bann bieroeitere: 28ie roirft er auf
uitg ein? Die beroegettbe Äraft Fünftlerifdpen
©cpaffeitg ift ung noch in oieler §inficpt
rätselhaft. 2ßir roiffen nicht mit Beftimmt«
heit, ob baffelbe fiep oon ber geiftigen Dpätig«
feit anberer ©terblicber rocfcntlic^ unterjeheibet,
ober ob eg oon berfelbeu in feinen einzelnen
Verrichtungen nur grabmäfng oerfchiebcu ift.
3Wau ^Qt neuerbingg bie s 4 >^ 9 fiologie z ur 2öf«
ung biefeg ^äthfclg h^angezogen; hoch roenti
man audh roeift, bafe ben einzelnen geiftigen
VorfteUungen Veränberuugeu ber EJehirn«
maffe entfpredhen, ba6 bie Dichtung ber
EJeiftcgthätigfeit fi^ im (Gehirn ausprägt unb
baß beftimmte ©ebanfenoerbinbungen be«
ftimmte gurren zk{j cn ' biefe 2Sahr=
nehmunaeit haben für bie Verfchroifterung
Förperlichen unb geiftigen Sebeng fein greif«
bareg Ergebnis geliefert unb fo aud; uid)t
offenbaren föunen, rooriu bie fehöpferifepe
^raft beg ^iinftlerg begrünbet ift. Ein oer«
neineitbeg Ergebniß h Q t M infofern gefunben,
alg man allgemein iu ber Annahme gelangt
ift, baß ein Eentrum für s 43^antafictt)dtigfctt
im ©epirn uidjt oorhauben, unb bann roeiter
gefolgert hat, baß ein Arbeiten berEinbilbungg«
traft, bag freie 3wfammenfügen oon Dar«
Heilungen nach beftimmteu Vorbilbern, oon
bem folgerechten Denfeu, ber gefeßmäßigeu
Vereinigung oon Vorftelluugen, niept im
3Befen oerid^iebeu fein Faun. Vtait barf mit
einigem ^?ed>te anuepmen, baß fiinftlerifcpe
Jperoorbriitgung jebeufaUg niept auf einer
befouberen ©eite beg menfcplicpen Eeifteg«
lebeng beruht, fonbern auf ber SBirffamfeit
oon gaftoren, bie bei jebem gefunben 9Jteu=
fepen oorpauben fmb. 2Senn aber feine be«
fonbere Ekunblage ber fog. fd)öpferifcpen
Ipätigfeit naepgeroiefen roeroen fanu, muß
mau notbroeubigerroeife aunepmen, baß bie«
felbe auf einem befonberg gliidlid^en 3” :
eiiianbergreifen ber geiftigen Verricptungou
berupt. 9?un leprt bie Erfahrung, baß bie
©tärfe ber Empfinbung, bie ©tätigfeit ber
Hilft« unb Unluftgefiihle an fiep feinegroegg
bie Vebinguug zur Erfcpaffung fünftlerifcper
E^ebilbe in fidf) trägt, roie benn bie treuefte
unb glutpooUfle Hiebe in feiner 3lrt zum
B-
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@ebt ipr euch einmal für Poeten,
©o fommanoirt bie ^pocfic!
mit [einer gorberung, auS einer fJüUe non
©orpcflungen perauS ein FiinpierifcpeS Öe*
bitbc mit überlegener ©eroalt gu gepalten,
[eine ooüe ©erecptigung. dtatürlicp fte^t ber
Äünpler roie jeber SInbere unter bem ©aitne
unmittelbar auf ipit eiitftürmenber öinbriitfe,
unb biefe Fönnen unter Umftänben ein FlareS
©icprecpenfcpaftgeben unmöglich machen. £>a
rnup er baS Wittel gebrauten, bap er all*
malig bie oerroirrenbcn Öinbrücfe ni fam*
mein trachtet, unb roie man am bepen non
einer £öpe auS bie entfernte Sanbfcpaft über*
blicft, [o roirb ipnt erp auS geitlicper önt*
fernung eine beroegte golge oon öinbrücfeit
unb ©efcpepniffen tn ben richtigen ©crpält*
niffen als ÖtonjeS erfcpeinen. ©o mupte
©oethe erp beit für ipn tief fcpmerglicpen ©er*
lauf feiner ©eplarer -£>ergen§erlebuiffe in pcp
überrounben paben, beoor er fapig roar, jene
rounberbare ©efcpicpte eines liebefranfen £er*
genS gu fchreiben, bie feine ©rup befreite,
einer ftranrpeit beS 3«talter3 erlöfenbett 2iu8=
brucf gab unb nocp peute gleicpgePimmte @e=
rnütper ergreift. — ©o ip eS aucp nicht mög*
licp, bepimmte Öefcpe für baS Fünfllcrifcpe
©Raffen aufguPellen; [eine innere 2lnfcpau*
unq mup ben ©cpaffenben befangen, baS
©ejentlicpe feiner ©orpellungen gu erFennen
unb leucptenb peroorgupeben. derart reipt
er eine tfette oon öingeloorpeflungen gu einem
53ilbe gufammen, beffett innere öinpeitlicpFeit
in feinem ©eiPe bereits lebenbta geroorben
fein mup, eS gefcpiept bieS nacp ©efepen, für
bie man auf bie Xraumbilbuna als auf einen
oerroanbten ©organg pinroeifen Fann, nur
bap eine planmapige Slnorbnung pinjutritt.
Sie ber etngelnen ömppnbung, oerpalt pcp
ber Äünpier als folcper aucp einer Summe
bePintmter SuP* ober UnluPgefüple gegen*
über anberS als ber Saie. gür i^n barf bie
©timmung nidpt eine oorübergepenbe 2lu8*
eburt feines innertt SebenS fein, Fein ÖtroaB,
aS ipn erfapt unb oerläpt, opne bap er roeip
roie, er pat oielmepr an ber ©timmung,
roeldpe für fein ©Waffen mapgebenb fein fou,
pcp baS roefentlicpe Wittel ber ©cranfcpau*
licpung, bie Fenngeicpnenben ©egleiterfcpein*
ungen gegenwärtig ju palten, fo bap er bie-
felbe in gleicper ©eife mit ootler ©itlFür gu
bannen, als auch oon feuern gu erroecfen
im ©tanbe ip. ©o roirb ein ©ater an ber
Seiche feiner blüheuben Socpter roopl ein @e*
füpl tiefer örfcpiuterung emppnben, aber bie
Äenngeicpen beS ©cpmeneS bringt pcp auS
ber Witemppnbung biefeS ÖefüplS pcrauS
ber Waler gu Flaretn ©erouptfein, ber ben
©chmerg beS WanneS burcp ©iebergabe ber
©eftalt mit ben eigentpitmlicpen galten beS
©rameS im ©epcpt oerpnnlicpt. SluS ber
gäpigFeit, oon feinen eigenen ©orpellungen
enauer föecpenfcpaft geben gu Fönnen, für pe
en bejeicpnenben SluSbrucF gu pnben, eraiebt
a betm fcpaffenben Zünftler aucp baS ©er*
gen, bie feelifcpen Vorgänge im ©emütpS*
leben Zuberer auS pitnlicp roaprnepmbaren
(Sinbriicfen gu erFennen, alfo baS Vermögen,
pcp in bie innere Seit eines Slnbem gu oer*
fepeit. ©o roirb bie ©elbpbeobacptung, bie
3ergliebentng ber eigenen ©orpellungen unb
ömppnbunjgen gum Wittel, aucp bei Slnberen
auS ben aupereit WerFmalen auf bie jgu
Önutbe lieaenbe innere Urfache, auS pnnltcp
Sßaprnepmbarem auf baS Verborgene gu
fcpliepeit. öS roirb alfo oom ÄünPler
auS ber ©elbpbeobacptung perauS
ein oerpänbnipoolleS 33erjenFen in
bie öigenart 3lnberer, b. p. aeipige
ömpfänglicpFeit geforbert. &ie mt
feiner 53eobacptung bepept barin, bap er
ben erfchauten Vorgang oon bem 23eroitpt*
fein biefeS Vorgangs, bie aeroonnene öm*
ppnbung oon oem Verouptfein biefer öm*
ppnbung trennt, bap er alfo, anPatt pcp ben
empfangenen öinbrücfen unbefangen ptnjus
geben, |tcp benfelben mit Fitpler, abroäaenber
Vetracptung geaenüberpetlt. 3” biefem ©inne
roirb ber kunftler, ber ben 3 u ^ an ^
Serrounbeten als ^ünpler beobachtet, um in
einem 33ilbe baS S9emitleiben8roertpe biefer
Sage barguPeüen, felbft nicpt in ber 3lrt Wit*
aefupl emppnben bürfen roie irgenb ein
Derer, ör betracptet prüfeitb bie äupere ör?
fcpeinung beS SeibeS als Urfacpe beS Wit?
aefüplS, um burcp ricptige örfaffung berfelben
feinerfeitS biefelbe SBirFung ergielett gu Fönnen.
ör ip pier, roenn er fo oeobacptet, geroiffer«
mapeit in feinem 53erufe, ttnb peUt pcp ben
örfcpeinuttgen mit ber fRupe beS ^orfcperS
gegenüber, um ben erpen örforberntffen ber
Äitnp, dMturroaprpeit unb $reue, (Genüge
leipen }u Fönnen. ©o läpt pcp oft bei ÄünP*
lern, bte ja gu einem bepänbigen
ipreS 3nnenlebenS gegrouitgen ftnb, beobacpten,
bap ipr ömppnben an elementarer tfraft ein«
büpt, bap bie SlffeFte ber Sup unb Unlup,
oiedeicpt feiner oergroeigt, bei ipnen minber
entfcpieben gu Sage treten, als bei aitberen
SBoflmenfchen; eS erFtärt pcp bieS barauS,
bap pe bie bepe Ölutp ipreS 3nnern fort^
roäprenb in ipren ©cpÖpfungen oerauSgaben.
S)amit mag eS gufammenpangen, bap man=
cper roarmpergige ^3oet feine erroartungSooÜen
SÖefucper burcp allgu Fühle ©elaffenpeit ent*
täufcpt pat. UebrigenS fei nocpmalS peroor*
gepöben, bap bie 2lrt beS ^ünpierS, öinbrücfe
ju oerarbeiten, oon ber eines aitbem Wen*
fcpen nur grabmäpig oerfcpieben ip; gu einem
©icprecpenfcpaftgeben oon bem äuperlicp ober
innerlicp örfcbauten ip jeber Wenfcp fäpig,
unb eS roirb ber Fünpierifcp begabte fcpltep*
licp nur an bem Umftanbe erFannt, bap bei
ipm baS 53erouptfein ber empfangenen öin*
brücfe parF genug gu einer Fenngeicpnenben
©iebergabe berfelben ip. S)ie ©renge ber
fog. fcpopferifcpen SpätigFeit beS ÄünpierS
ept nupt über bie ©eit ber örfcpeinungen
inauS; berfelbe oermag nicptS als pnnltcpe
©apmepmungen unb auS biefen abgeleitete
©orpeflungen gu oerarbeiten unb biefelben in
bem unenblicpen ©ed^fel ber Wöglicpfeiten
gu immer neuen ©ebuben gufammenguglie*
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8
bern; ein fd&öpferifd)eä Vermögen im eigene I fammcr bcr ©cböpfung angemicfcn. ©ein
liefen ©inne, ber ^eugenben Jtraft ber (§ott=
Beit oergleicljbar, bie fidj in ber Dtatur bar*
lebt, befi^t er mithin nid>t; er ift otelmeljr
auf ein fteteä (Sutletjnen aus ber 33orrat^§=
©Raffen bleibt ©türfroerF, ein au§ ©tüden
3ufammengefepte3, roenu e§ aud) geiftig be=
lebt erfdfjeint.
(gortfepung folgt.)
'3Udjtgefpinn|L
©ine £)crbe non poeftgen Jammern
3tefjt frieblid) am ^intrnel bal)iit,
$d) fe^e ben Jag oerbämment
3n langfantem Dtebelgefpinn.
®ie ©pinnerin Fauert im ©dnuabeit
®er roeiplid) braucnbeit Slu,
3uroeilen nept fic beit gaben
9ttit Jröpfd)tn non Blinfenbem Jljau.
®ie eignen grauen Socfen
©pinnt citbloö fie tjeroor,
®ie pattern oont ©c^eitctrocfcn
Site ©dbattengeioirr empor.
®od) manchmal über bie ©pule
©läft näcfifd) if)r ber Söiitb,
3^r greifer ^ligcnbbu^le;
Unb roo fte am gaben fpinnt,
©rid)t bann itod) fyinburd) ein ©efuitFel
©ou rötfpicfyer ffiolFcnpradp;
®aitn Iad)t pe unb |d)cud)t mit ber ÄunFcl
®en alten @d;alF in bie 9?ad)t.
3*if9efttt Jettfen.
3ln6adjt im ^aföe.
£>ört il>r bcr ©ögel ©d)all
®eit ©d^öpfer preifen?
©efyt xi)x bie ©äulen all 1
3wm £)immel roeifen?
3J^erft il>r, roie rings uml)er
®ie ®ämmer piepen
Unb oben mefjr unb nteljr
®ie SSölbuitg fdpiepeit?
3u einem Jentpel ein
©inb mir getreten,
9Fun lapt un$ ftille fein
Unb Finblicb beten!
Marlin «reff.
M bas $<fiicßfaf.
9iod) Feinen ^reiö trop allem Gingen? ©ei’$! Äonnf id) fdjoit am 3M mtc^ mahnen?
©leid) triffft bu mid), @e|d)icf, 9?od) füllt mid) ©djaffenSglutl),
Söie id) nur rege Icte bie ©cproiitgen, 9tod) Fämpf id) rüftig opite Jljräuen
(Sri)ellt ben ©lief. SJlit feftem 9Kut$.
®u beugp, wenn bu mid) nid)t erhoben,
Sttir nimmer bod) beit ©inn;
9ttic§ foO nur jeber Schlag erproben,
Sßie fiarF idf) bin.
^lepfan Jfllforo. I
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9
R-SS
%eat\sum — jjbeaftsmus.
@infl flattb bie Äunft, roeit pdpbar nah unb fern,
£>och über’m §aupt ber 9Wenfchheit, n>ie ein Stern.
Der ©eg roar Peil, bod) ©eniuS 1 §änbe t^ürmten
Die ©tufen, brauf gu iljr bie jünger [türmten.
£eut, gleich Slrachne, bie pd) felbft umfpinnt,
Siegt pe oerftecft im tiefen Sabprinth;
Äein SWeiPer fommt, eS miö fein #clb pch na^n,
Durch baS ©eprüpp gu brechen eine ©alpt,
Unb patt beS Cinen, ben mir 2UT entbehren,
©oll S^eorie unS ©eg’ unb ©tege lehren.
DaS £crg oerPummt, bie Sunge fd)reit unb tobt;
Der ©ine läftert maS ber 2lubre lobt.
Der eine girrt uon Siebe unb oon ©ein
Unb habet pd) in ero'gem ©onnenfehein,
Der 2lnbrc, gleich ber grauen JlebermauS,
Äriec^t nur bei Stacht auS feiner §öfpe auS,
Unb roeil er PetS ber ©onne au$geroi<hcn,
©o wirb au§ feiner ©eit pe auSgeprichen;
Unb Sille fämpfen Pe mit gleichem ©ort
Unb fdjreien „Jöafjrljeit! ©ahrheit!" immerfort.
Da frag 1 id) mich ooll ©taunen unb oott ©chredf:
©pielt ©ahrheit benn mit unfrer 3eit ©erpeef?
3$ bliefe auf — unb leuchtenb, grop unb flar
Siegt ringS Statur, fo roie pe einig roar.
Unb roie mein ©lief baS roeite SW umfängt,
Pblt P<h mein £erg oom SebenSProm getränft,
Seng, Sommer, £erf>P, baS gange grope ©ilb
3n meinem Innern fpiegelnb ioiberquillt,
SltleS, roaS braupen fc^affenb lebt unb webt,
DaS Seben iffS, baS in mir felber lebt,
Durdb meine Seele Prahlt in lichter Älarheit
Die ©eiten s Seele, bie aUmäcbt’ge SBa^r^eit.
©ie fpric^t, unb roie ber Donner tönt ihr ©ort:
©en Drang nicht gu mir trieb, ber weiche fort.
SergebenS, bap 3h r tänbelnb fpielt unb nafdp,
©ergebenS, bap 3hr gierig &errt unb
©er mich nicht fühlt in feines JpergenS gülle,
©er nur bie ©eit abfehreibt in ihrer £üöe,
Der laffe ab, fein ©erf bleibt ohne Sicht,
©r peht oor ©irflichfeit bie ©a^r^cit nicht.
(Sin ih or > mer Hein fleine Sanbforn achtet
Unb ftolg unb blinb in'S Unermeflne trachtet;
©in £lj°r, wer pieren ©licfs am ©anbfont flebt,
Die ©eit nicht ahnenb, bie barinnen lebt.
Die ©eele peht nicht ohne SeibeS klugen,
Slug’ ohne ©eip wirb nie gum Sehen taugen.
DaS Ding erfaffenb, beS ©rfaffenS froh,
©o, Äünftler bilbe, Dieter finge fo.
Doch, foH eS fprechen wie baS Seben fpricht,
©ergip im Ding beS Dinges Seele nicht.
- fruft Pin S*lfbe*6ni<h.
- 8 !
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10
Per ^erßannte.
Die Dämmrung naht auf grauen
Schwingen.
jtomm, Dodjter, fefc 1 bid) ju mtr her!
Safe beine £arfe fanft erftingen!
Denn meine Sorgen laften ferner.
Du aber giebft bem müben ©reife
9tod) einmal, wa§ er längfi oerlor:
2lu§ beinen Saiten rauften letfe
Der ^ugenb Stimmen an mein Cljr. —
2Bie in ber Äinb^eit fronen Dagen
Durdjfhreif id) mieber ffialb unb Schlugt,
2ßo unfrei Schlöffet Dfyürme ragen
gern an ber blauen 9Jteere3budjt,
2Bo Schottfanbs Hippenreiche Äüfte
Die ftolje ©ruft ben SBogen beut. —
9l<h, längft ging unfer Dag jur 9tüfte!
©in grember ^errfd^t im Schlöffe heut.
©r nahm bie hoh c ©urg ber 9l^nen,
Söa§ frug er nad) bem ^eifgen Stecht!
2ötr manbelten be§ ©lettbS ©ahnen,
ÜBeil ich nic^t bienen fonnt 1 als Änecf)t.
$ch jog umfonft in Schlacht unb SBetter
Unb fchmang mein Sd)mert für Stuarts
§eil;
©et ©afebq mar ich einft fein fetter.
Doch herber Sohn roarb mir ju theil.
9lch, Stuart fiel. SDtit feinem Sterne
©rlofch auch meines ©lücfeS Schein.
Unb nun in heimatlofer gerne
©in ich «Hein, mit bir allein. —
O, Dotter, lafe bie §arfe Hingen!
3h r fünfter Saut erquidft mein Oh v -
Unb heimlich auf beS Siebes Schwingen
Äommt mieber, waS ich längft oerlor.
_ JL SSeflTeflt.
Peutfdje Jiinljett.
3u Strafeburg trinft man Schlechteren unb ©eften,
3u Danjig bin ich nüchtern nie geworben.
©etrunfen wirb im Often unb im ffieften,
©efoffen wirb im Süben unb im korben.
Der Deutfche fchwingt ftch nicht mehr in bie Sphäre
Der h^hen ©tufen Dhalia, Urania.
©in gotbner ©cd^cr freift oom gelS jum ©teere,
Unb in bem ©ec^cr habet grau ©ennania.
y. <£. »ofegger.
Pie cSinbe im wf-
(Stach einer
3|m SSßalbthal eine Sinbe ftanb,
SGBarf breiten Statten über baS Sanb.
Serliebt bort fafeen wohl ihrer 3wei,
Die 3eit flog ihnen gar fd;netl oorbei.
„Dreuliebchen, nun mufe ich oon Dir gehn,
günf 3 ö h rc braucht eS $um SBieberfehn."
©olfSmeife.)
„Unb müfeteft Du $manjig wanbern noch,
3$ wartete Deiner in Dreuen bod)!"
@3 blühte bie Sinbe gum fünften ©tal,
Da ritt ein grember herab in’S Dh«l.
„®ott grüfee Dich, fcfjöneS ^ungfräulein,
2BaS machft Du hier im 2Balb allein?"
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11
„3<h warf auf meinen ©djafc addier,
günf %af)xt finb'S, bag er fdjieb oon mir."
„günf 3 a ^re ftnb eine lange 3 e *f
Dein ©chafj ^at eine Anbre gefreit.
©eritten bin id) burd) eine ©tabt,
©o er bie $och$eit gehalten hat."
„DaS trifft fid) gut, benn i<h fam nur her,
3u fagen ihm, bag ich frei nicht wär\
Da§ ©arten fteht feiner ^MQfrau an,
Drum nahm id) mir einen fdjnetlern
Mann.
So fiitb wir ©eibe oerforgt auf’S Stfeu 1
Uitb fingen ein Sieb oon Sieb’ unb DreuV'
Der grembe fchroang fid) ^erab oorn SRog,
§cig in bie ©angen baS ©tut ihm fdjog.
©r ftrid) fich baS $aar aus bem 21ns
gefügt:
„§a, 3alfd)e, unb fennft Du ben SReü
ter nicht?"
Da lachte baS Mäbd)en unb bot ihm
bie §anb:
„Du Dtarr, ich Ijab' Dich \a gleich er*
fannt!"
jUfOedt*
Pie (braßei.
Ach, wo fmb fie geblieben, bie fronen ©enoffen bcr 3 u 9 c nb,
©in id; ber Seifte nicht faft?
3a, unb bcr trübe ©ebanfe, ber einft oorn blinfenben ÄelchglaS
Dief in bie Melancholie
gannifS ©änger gefcheucht, mir ging er bereits in ©rfüllung.
©ie um baS einige D^om
©rab ftd) reihet an ©rab an ber ftaubigen ©trage, bie enbloS
©ich öor bem ©anberer behnt
Unb ein faft fd>on in ©chutt unb Drümmer gefunfeneS Denfnial
9teben bem anbercn ragt,
©o geht auch mc * n ® e 9 an ®räbern entlang, unb auch mir fehlt
Dticht eS an Dh r ^ ncn un ^ ®ram.
Aber ©ppreffen $u pflanjen unb ©räber $u pflegen, baS wäre
Meine ©efchäftigung nicht.
Draurig ijt eS gewig, wirb ein greunb unS entriffen oorn Dobe,
Drauriger bünft eS mich noch,
©enn ein greunb oon uns ftd) oerliert im ©ebränge beS SebenS,
©eit er bie Dreue nicht hält;
Denn mein £>erj ift treu unb fönnt, wie bem Äönig ber Werfer,
©infl mir fchreiben an’S ©rab:
„6r war immer ein greunb für feine greunbe." Doch grämt euch
Um Abtrünnige nicht.
3ch 1)aV immer gefunben, bag, wenn ein greunb oon mir abfällt,
gicl er oorher oon fich felbft,
©on bem ab, was er einft in beffercn 3^ten gewefen,
Darum betrübet ©uch nicht.
Sagt ihn fahren bahin unb fümmert ©uch nicht um bie ©runnen,
©eichen baS ©affer gebrid)t.
©enn fich 3*wanb ©uch nicht in ber ©rüfung beS SebenS bewährt hat,
©ucht einen ©ürbigern auf.
©erben bie AtterSgenoffen ©uch graufam entriffen, fo reichet
3üngeren greunben bie §anb;
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5T
18
Oa3 ijt beffcr aU mürrifdh unb einfam gehn auf bem 9Bege,
3öcl<her $ur ©clbft|ud)t führt
Unb jur fd^nöbcn Verachtung bcr ÜJtenfchen. Stein, lebet unb liebet
SBätyrenb bie Sonne ©uch feheint.
Sebet mit guten ©efetlen oergnügt uitb beufet be3 ©pru^eS:
„©inftmalS maren mir jung.
3ung finb ^eute mir nod), jung bleiben mir, unb mir ermaßen,
©mige 3ugenb, ju bir!"
2Ber bie ©leuftfchen Söei^en empfing, meifj: ©terben ift bunfel,
Slber e3 führet jum Wd)t.
Oarurn mirfet mit freubigem SJtuth unb feib auf ben tob nicht,
©eib auf ba3 Jeben bebaut.
£eittri<$ jintfe.
31us trüßen $funbett.
3<h laut in bie Söelt, ich mufjte nid)!, mie,
9113 ber ©rbenbemohner Vermehrer;
3ch gebrauste bie ©oben, bie ©otl mir oerlich,
Seiest immer nach Sßunfch meiner feerer.
3<h ging burch bie SBelt meinen eigenen ©ang,
3umeift auf hornigen ^fabelt;
9Sol)l oft au(f) ju feligem Ueberfchmang
£>at ba3 ©lücf $u ©aft mich geloben.
/Ooch e§ geigte fid^ nur mie ein traumgefidjt,
©c^iteU mieber ju eutfcfymeben.
2öaö id) OrübeS erlebt, i<h möcht' e3 itid^t
3um jmeitcumal erleben!
$rriebri<$ Jfobcuffebt.
"EN Kä\ IJAN.
f3nv Staturfori'cheroerfammlimg iit Berlin 1866.)
„Statur ^at meber £ern noch Schale" —
©rljabneS tidjterbcnfermort! —
„3ft SWeS ftetS mit einem SJtale" —
OaS mirfet nun fo fort unb fort,
©vfrifchenb maefre gorfchcrgeifter,
©efetlen jung unb alte SJteifter.
Unb mieber: „Nihil est in cute,
9Ba§ nic^t auch * n ben Äitocheit ift." —
OaS ^bt 3br nun in gleifch unb ©tute,
Oran haltet 3h r S u i*b« griff.
Unb immer tönt’3 burch bie ©emeine:
Statur ift ftetS ba§ 91U unb ©ine.
Oer ©chtüffet ijt'3, bcr munberfame,
SJtit bem 3hr in bie tiefe bringt,
2Bo eitel ©d^atl unb Stauch ber Staute,
ffiie ftolj er in bie Ohren Hingt;
Unb in be3 SlbgrunbS finftren Älaufen
Oe3 gauftuS graufe „Sftütter" häufen,
Oie über ben SJtifroben brüten
Unb mit ben ©poren bu unb bu,
Oie th eor i ccu > bie oerfrühten,
©etächetnb in erhabner Stuh’;
Oeit ©tümpern feinb; ooH £immct3fchönc
gür Sud), bcr gorfchung echte ©ohne!
- 3 tri*bri<$ ^pie^agen.
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©unt)Ut».* )
->$> tfi« £efbe*gebi<ht oon gufla» &aßx 099 . <&-
(txftt* $ud).
© r fl c S
©rflingt, ihr ^arfeutöne!
3h r fotlt auS fernen tagen
2luf euern ftlbenten ©dringen
©in Sieb ^Überträgen,
©in Sieb uotl ©eh unb ©onne,
9Son ftarfer gelben ©treiten,
93on Kampf um tob unb Siebe,
©eit öffnet ftch baS thor ber alten 3eiten.
Die längft verfallenen dauern
^Beginnen ftch ju ergeben,
9luS ©c^utt unb trümmern erblüht
©in munberaltcS Seben;
Jperrn 3™*tS KönigSburg,
®on thürmen unb 3wnen umfäumt,
©Wimmert über baS Dfleer,
DaS branbenb an bie Uferfelfen fc^äumt.
Die Stofen Blühten im ©arten,
Die ©älber waren grün,
Da§ KönigSfinb ©unhilbc
©tanb, munberftarf unb fü^n,
Jpodj oben auf bem ©öHer
Unb fd)aute hinab in bie ©ee;
Die ©eilen räufelten unb raunten
93on na^enbem ©lüdf unb broljenbem ©eh-
Unb ju ber üftutter fprach fle:
„DaS ©ine fotlft bu miffen:
3* mag nicht mieber fpinnen,
Der gaben ift jerriffen!
©S lüftet mich, ju fämpfen
2Jtit ©affen unb guter ©ehr!"
Dann fdbleuberte fte ©pinbel
Unb SRocfen tief hinab in’S 2Jteer.
£err ©ate ftanb baneben,
Der lachte in feinen Sart.
„Die ^at nic^t fanfter tauben
©djmachtenb girrenbe Slrt,
2lbenteuer.
©in junger KönigSabler
3ft meines SruberS Kinb,
3h r ging trägt fonnenwärtS
Gntgegen fte bem milben ©inb!"
2Jtit großem gleite begann er
Die ftarfe ÜJtaib $u lehren,
©peer unb ©chmert $u führen,
DeS ©egnerS ©treiben ju mehren,
Unb fliegen fte ju $ferbe,
Dann flogen bie Seibcn fo roilb
©ie mehenber ©irbelfturm
Durch weiter £aibe öbeS ©eftlb.
9llS über'S 3^h r ber ©ommer
3n Slumcttfülle erwachte,
©chmettcrlingc unb fftofen
Unb ©(haaren oon ©chmalben brachte,
9US wonnig bie Sögel fangen,
Da fagte $u ©ate, bem gelben,
Die Königstochter im ©arten:
„Du fotlft mir alte SJtären rnelben!"
Sluf eine fteinerne 93anf
©efcten Seibe ft<h nieber;
©S ftanb ba, mit Slüthen belaben,
©in alter, ^o^er glieber;
Ueber ihnen wölbten
©ich lange 3®eige bicht
Unb gaben weiten ©chatten
Sor bem glühenben ©onnenli^t.
Da fann ber Stecfe nach,
Dann fprach er mit 93ebad)t:
„3ch fönnte wohl erzählen
Sott mancher halten Schlacht
Unb milben ©ifingfahrten,
Doch will ich h* u t c fagen
Son neuer Sftär, bie h<U ftch
Gegeben in ben jüngften tagen:
*) 3nbem toir bierburd) unteren bereisten £efem ben Anfang bon Ouftab Äaftropp’fl neneftem groben
(fpot barbieten, befdjranfen toir un* lur Einführung ber 2i<btung auf SBieoeraabe be« UrtbeilS bon ftarl
Ufoebefe; ber berühmte fiitierarbiftorirer färieb bem ßerfaffer über biefelbe: „&ic Jtraft, 2iefe unb ffriföe
ber Stimmung b^ben mich fteigenb gefeffelt unb mir ftei* neue Rührung abgejtDungnt/' 2>. ft.
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„3u SWatelane ruljte
©er Sönig $etel einmal
2luf golbnem ^errfdjertljrone
3m fyoljen ©äulenfaal.
©iel fjunbert gadeln unb Serben
©ntfanbten pimmentben ©d)ein,
5luS filbenten Sannen fd)enften
©ie gelben flaren Sftetfy jld) ein.
„©a fdjritt burdj ©äfte unb Scannen
©iS ju bem SönigStfyrone
©er alte, blinbe ^arfner,
©eleitet oon feinem ©oljne;
©aS ftolje Slntlife neigenb,
©prad) er $um Sönige bann:
,®eftatte mir, bap id) Ijebe
3u fingen unb ju fagen an!‘
„Unb als iljm §etel gemährte,
©ie 3Käre ju beginnen,
©rfjob er bie bliuben klugen
Wad) oben in tiefem ©innen,
©ann griff er mit 9flad)t in bie ©aiten
Unb lieg fie ^ell erfliitgen;
■ittit wunberParfer ©timme
©egann er bann fein Sieb ju fingen:
„ ,3So§l barf, bu flotter Sönig,
®ir fdjroellcn Ijod) ber Sftutl),
Sßofyl bergen beine ©eroölbe
@efd)meibe unb gropeS ®ut,
SBoljl pngt man beinen Sftufym
3u Jparfen unb $u ©eigen,
Unb bennod) ip nod) immer
®a3 l)öd)Pe Sleinob nid^t bein ©igen.
„ ,®ir fefpt ein treuem Sßefen,
©aö fyolb bir unb ergeben
©er Siebe ©lumen winbet
Sefeligenb in bein Seben,
Sor beren milber 9lnmutl)
©ergeben mup ber Summer
Unb beren Pider ©egen
®ir folgt bi§ in ben tiefPen ©dpummer.
„ ,Unb wie ber üttonb nicfyt SBärme,
Wur ©trauten fann oerbreiten,
Salt leudpet Wuljnt ofjne Siebe! 1
©er ©änger fd^weigt. — ©3 Preitcn
3n $ctel3 #er$eu ©eljnfudp
Unb jorntger ©tolj mitfammen,
®ie Slugen leuchten iljni auf
3n geller ©lutl) wie geuerpammen.
„ ,9Bo§l fenn’ id) Sönig3tö<$ter
2lu$ manchem reichen Sanb,
®od) feiner oon iljnen allen
©ergönn’ id) Srone unb £mnb.
©Seit eljer, als bap id) erwerbe
Unwerte 2ftaib jum SBeibe,
©oll eS gefdjeljen, bap i<$
©infam auf meinem ifyrone bleibe! 1
„Unb wieber fang ber ©arbe:
,2luf’S Wcue will id) beginnen!
3l)r löne follt gewaltig
©eS SönigS §erj gewinnen,
3l)r foöt mit ©ingen unb Slingen
3fym frolje Sotfd)aft fagen
©on 3rlanbS fdjönPer üftaib,
®em löc^terlein beS wilben §agen!
„ ,2Benn i§re klugen bir leuchten,
©ann fcfyminbet alle 3Belt,
©ir ip, al§ blieftep bu felig
3n’S tiefblaue jfnmnielSjclt,
Unb l;örft bu bie fröljlidje Stimme
Unb fiefyP il)r golbencS jpaar,
2ßärep bu @r$ unb ©ifen,
®u liebtep pe auf immerbar!
„ ,Unb wenn id) i^re Slnniutl)
©ir fönnte jeigen,
33?it meinem Siebe wollt’ id)
©ann gern gefdjweigen,
®u fä^ep ben finblid) reinen,
Unfd)ulbSoollen ©inn,
©ie wäre, Söuig §etcl,
gür bic^ bie rechte Sönigin! 1
„,©on fener SJfaib 1 , rief §etel,
,^)ab’ id) eine 3J^är gehört,
5US fei burd) i^re ©djönljeit
©c^on mand)er §elb betört;
^)eS ©SerberS aber warte
Statt Sranj unb ©rautgefc^enfen,
©ap i^n ber wilbe Jpagen
2lm Häuften ©aume laffe ^enfen! 1
„©er ©änger neigte ba
©ein weip umlocfteS £mupt.
,9ful)m bringt eS unb ©efaljren,
SBenn man bie Sinber raubt
©eS grimmen Seu’n! — ©icl leidster,
Unb ob fie beipen unb fragen,
Sa^en bie 3 un 9 en P^ fangen
©er SBölfe unb ber wilben Safeen! 1
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15
„6r fprad) e3 unb ocrneigte
©ich nochmal3 oor bem tfjrone,
Dann f^ritt er au3 ber £ade,
©eleitet von feinem ©ohne.
Setroffen flauten bie Reefen
3h m lange nach unb fehmiegeu,
©ie ließen unberührt
Da3 3Ret^orn auf bem ‘tifdje liegen.
„9ln $etel3 ©eite faß
£>orant, ber füf)ne Degen,
Dem Dänenlanbe bringt ber
9113 Äönig 9luhm unb ©egen;
©o ftarf roie er ift feiner,
SBenn ©chroert unb ©d)i(b erflingen,
©o ^eU tönt fein ©efaitg,
9113 ob bie 9tad)tigatlen fingen.
„Unb al3 nad) tanger ©tiHe
£err Jpetcl nach i§m fd)aut,
Da fpringt er auf. ,3ch ^ole
9lu3 $rlanb bir bie ©raut,
Daß fte bein eigen merbe,
Da3 {jab’ id) mir gefchmoren!
SBenn §agen fte bedielte,
63 gingen oiele gelben nod) oerloren! 4
„Unb al3 ber ©übroinb anbub,
Die bunten ©egel ju fehroeden,
Da roogte Äöitig §orant3
ütteerbrache bureb bie SBetfen,
63 trug ber fühne 9tecfe
6ine3 $aufmann3 ©eroanbe,
Daß man i^ti nid;t erfenne
9luf bem fernen ^nfellanbe.
„Unb al3 junt jmölften 9ttate
Die ©terne erglommen maren,
©inb bie bannen an 3rlanbs
©rüne3 Ufer gefahren.
Die ©urg be3 milben £agen
Sag b^ter 2Bad unb ©raben,
§o<b oben ftanb ber Dhunumart,
63 flatterten um i^n 6ulen unb 9laben.
„,£ei! 4 rief ba Äönig £orant,
.34 ^«ttc nicht gebadet,
Daß ju ©arjant ber Äönig
©ein Äleinob fo ftreng bemacht!
9lun gilt e3, au3jufinnen,
3Bie mir e3 mohl erlangen,
Denn leichter, al3 biefe Jungfrau,
SBottt’ ich 8 roan si8 ®ären fangen! 4
SS-
- ft
„3>ebt rathe, ma3 ber Äönig
©on Dänemarf begann!
9Jtit ©ürteln unb gotbnen SRingen
£ub er §mnbcl an.
9113 faum bie £önig3tochter
©otcbe Äuitbe oernahm,
©efehah e3, baß fte an’3 Ufer
3ttit allen ihren SRaiben fam.
„Unb al3 ihr £orant jeigte
©efchmeibe mit ebten ©teinen,
Da fprach er: ,baß ich Ö^ring fei,
Da3 fodft bu §ohe nicht meinen!
Cb ich a ucf) £>anbel treibe
9Kit ©chmucf unb golbenen Gingen,
£at ©raga mir hoch oerliehen,
3ur §arfe manche3 Sieb $u ftngen!
„ ,Unb roidft bu’3 heimlich hö rcn '
Du brauchft e3 nur ^u fagen,
Dann roid ich oor bem ©djloffe
Die golbtte £)arfe fchlagen.
©enft erfi bie 9tacht hernieber
3h^ bunfelnbe3 ©efieber,
©or beinern genfer fteh 1 ich
Unb ftnge rouitbemeue Sieber. 4
„Die Königstochter fagte:
.Dort mo bie Sinben ftehen,
Siegt meine Kemenate,
Du fannft ba3 Jenfter fehen;
Dort mid id) beiner hfl^en
Unb mid bid) ftngen hfl ren >
Doch barfft bu nicht beit ©chlummer
Der 9ttannen unb be3 Äönig3 flöten! 4
„Der ©ommerabettb fam,
Da hauchten in bie Suft
Die Sinben vox bem ©djloffe
3h«n milben Duft,
63 fangen in ben 3n>eigen
Die ©ögleitt ihre Sieber,
Da fah oom ©ogenfenfter
Da3 Äönig3finb jum Dhal h*™iebcr.
„Unb tiefer fanf bie SRacht
9luf ade3 Sanb h^tn.
Die £itgel glimmten braußen
3n ftlbernem ©odmonbfchein;
Da barg $cxx £>orant ftch
$n ber Sinben ©chatten,
3nbeß nicht meit baoon
Die Scannen ftch flelagert hflttat-
-8
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16
„Unb at§ er bic erflen Döne
2ln$ub ju fingen,
9Bie ©lodfentöne begannen
Sie nad) oben ju bringen.
Die ÄönigStodjter weinte
Sor SBonne unb oor £eibe,
Die Sögel flogen fjerju,
Die §irf<$e Ijordjten auf ber SSeibe.
„ ,grau 3Jiinne fliegt über bie gluren,
Da ftngt bie Stadjtigaß,
Da erblühen auf ifjren ©puren
Die Stofen unb Steifen aß\
Da raunt eS unb raufet in ben Säumen,
©3 flüfiert im 2lbenbwinb:
©rmacfye aus beinen Dräumen,
Du wunberlieblidjeS ÄönigSfinb!
„ ,Die ©egel lieg i<$ fcfymeßen,
glog ofjne Staft unb Stulj 1
Durc^ SBogen unb milbe ffießen
Dem S^tanbe ju.
,3d) miß bir Sotfcfyaft bringen
2lu3 fernem, fernem Sanb,
Der Äönig oon Jpegetingen,
§err ^SeteC roirbt um beine §anb!
„,2BaS er erfe^nt, »erriet^ i$,
Sin Äönig fo wie er,
Dem Dänenoolfe gebiet idj
Unb fjerrfdje über baS 2tteer.
Stun l)ege in beinern Sinne
ffiaS §etel bir entbot:
(Sr miß in treuer SJtinne
Dein eigen fein bis in ben Dob!‘
„Da war'S, bag aßgemaltig
Der fügen Stimme Älang
Der fjolben ßönigStocfyter
Dief in bie Seele brang,
Sie fonnt’ eS nicfyt ermeljren,
@3 mar umfiricft iljr Sinn,
Sie gab ftcfy, felig bebenb,
Der wunberftarfen £ocfung fjin.
(gortfefeung folgt.)
Jtoniabins füllte.
Sommer 1888.
2113 an SteapelS Slütljenftranb
Der lefcte Staufenfprog,
©efäßt oon fcfynöber £enferSfyanb,
©ein junges Slut oergog,
Unb fiumrn in feiner Stitterfdjaar
Si<§ baßte mand)e gauft,
Äam jäfj ein f<§marjbefd)wingter 2lar
2lu3 Süften fjergebrauft,
Der bur<§ be3 Jünglings rauctyenb Slut
Die breite Schwinge jog
Unb triefenb oon ber eblen glutfy
®en Storben langfam flog.
Dort freift 1 er um be3 Staufens £ö^
Dreimal in weitem Siunb
Unb tfjät ba3 ungeheure 3öe§
2113 DobeSbote funb.
Dreimal in bleicher SJtonbennadfyt
©rflang fein l)ofyter Schrei:
„©ebrodjen ift beS SteidjeS üftadfjt,
Der Staufen Stern oorbei!"
Serfauft woljl ftnb fed)3ljunbert ^afyr,
DaS 2£efy ift nie oerfauft,
Da, fielje, fommt ein junger 2tar
Som Storben fyergebrauft,
Der ju beS SübenS ^auberlanb
Die ftoljen glüge leitft
Unb an SteapelS Slüt^enftranb
Die breiten Schwingen fenft.
Dort fte^t ein junges Äaiferblut,
©in blonbet* 3oßernfo§n,
$od) brauft um iljn wie 9KeereSflut^
DeS SolfeS ;3ubelton.
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17
(Sr führte fein gefjarnifdjt §eer
£erab bie Sllpenmanb,
griebefürft nerfnotigt er
Der ©ölfer ©ruberbanb.
Äein finftrer Stnjou brütet Dttorb
Dem Deutfdjen, ben er fyaßt,
97eiu, ©ruberfuß unb greunbeSroort
(Smpfängt beit eblen ©aft —
-
37uit bleicher (Statten ßonrabin,
©teig frieblid) in bie ©ruft,
Du bift gefügt, bie ©(tymadjj ift fjin,
©ereinigt glänzt bie £uft.
©ie, ber bu fdjufft fo bittern ©<$mer$, —
9?un biefen lag fte fal),
©etroftet ift ifjr SRutterfyerj:
©lücfauf, ©ermania!
Du aber fpanit bein glügelpaar
®en Dtorben fveubig aus
Unb bring, o junger Äaiferaar,
Die fro^e ©oft nac§ £>auS!
<£arf Ö»erol.
Genien.
(1789-1889.)
©S Ijat rnid) immer gemunbert:
3(aljrtaufenbe mährte bie ©flaoerei,
Unb erft feit einem 3°^ r ^ uni)crt .
©inb mir beiläufig frei.
3(n SRußlanb aber unb in ber Dürfei
©inb nur ber (Sjar unb ber ©ultan frei,
Unb fef)lt an tyrern ßleib ein Änopf,
Dem ©cfyneiber roacfelt fcfyon ber Äopf.
Die 3[ugenb roiegt fi<$ in ber 3ufunft Dränmen,
Da§ Stlter lebt in ber ©ergangenljeit,
Die ©egenroart ift ba, fte ju üerfaumen,
Unb fo oerge^t bie liebe fcfyöne 3 c ü*
Demofrit, ber tacfyenbe,
©idfy aus 97id)tS roaS macfyenbe,
^eraflit, ber meinenbe,
2lUeS ©ein oerneinenbe —
golg 1 id? jenem Optimiften?
Ober biefem Dti^ilijten?
©eiber Sehren gilt'S nereinen:
Sadijenb meinen,
ffieinenb lachen
3u ber SBclt oerfefyrten ©ad^en!
fbttarb v*u &a*emft(b.
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18
©eitn ein neues Bahr 5 U kben
Sir befdjeert nmrb,
grag nicht, ttmS bir brin gegeben,
©aS oerroehrt nmrb?
2ttan<heS nmrb bir eingegoffen,
©aS erfreulich:
grag nur, ob bu’S recht genoffen
Unb getreulich!
Shoren für ben Surft bebürfen
©anjer SBecher —
SropfenroeiS mit 9lnbacht fchlürfen,
üttacht ben 3 ec hcr!
Kleber Sropf birgt allen ©eines
Suft unb ©üfjen —
©lücf hat, n>er gelernt hat, feinet
3u genießen!
9?ur hoch beit Äopf gefeilt
Unb fühlt begehren!
©aS fi<h nicht felbcr fchäfct,
Äomntt nicht $u @h rcn -
Kenn bu mit ©arten bangft,
Sleibft bu alleine —
©aS bu mit @ntft oerlangft,
3ft ha^ fdhon beiite.
SFtcfor Stfäffgen.
Pietricft pon $ern.
O roeh! nun geht jtt ©nbe
Sie herrliche §clbenjeit,
©ir ftehn an fchlimmer ©enbe,
©erpönt ift Äampf unb Streit,
sticht prallt mehr ©<hilb an ©chilbe
■äftit bröhnenber 9lUgeroatt,
©ie beten junt 5h r if* u 3&ilbe,
Sic ©eit roarb froftig unb falt;
Srunt auf, mein 9fof$, mit ftampfeitbeitt £uif
Älintme hinan ben fteilen ©efuo,
Bn glommen, bie lobernb glühen,
Ser froftigen ©eit ju entfliehen.
Sftich felbft hat Sllter erlauert,
SaS 9ttarf uns raubt unb 9Jhith,
2fteiit $aupt trägt gatten, mich fd^auert,
Unb träger fließt mein ©lut;
B$ aber, ich ntag'S nicht leiben,
Sa§ Ära ft um Äraft mir ftirbt,
2BiÖ brunt oon hinnen feheiben,
@h’ iob mich gaitj oerbirbt;
Srunt fchtteller, mein Stoß, hinan ben $anfy
Äaum tönt noch h c ™uf ber ©eilen ©efang,
5fuS glommen, in bie mir ftnfen,
©oll’n neue§ Seben mir trinfen.
Sie glamme roirb oerjehren,
©aS an unS fterblich mar,
Bn Sletherhöhen fehren
©ir rafch für intmerbar,
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19
i
Ob ©Rotten l)in unb ©rüfte
Unb niebern 3ftenfd)entrofj
®urc§fauf id) im glug bie Süfte
2ftit bir, mein ©eifterrofj;
©d)on ift erreicht be§ &rater§ 9tanb;
Sftun eilig fyinab in ben loljeitbeu Sranb!
9Bic mollig bie glömmen ring§ meben!
s Jhtn bin idj entronnen bem Seben.
_ jlffierf 3Rdfer.
cSeßenöllimmunfl.
Gin leucfytenb ©ternbilb, roanbelloS unb Ijeljr,
Grfd&ien bem ©riedbenoolf be3 9tuljme§ Slinfett; —
$eut loiffeit mir: in eroiger 9tacfyt oerfinfen
Ginft ©{jafefpear felbft, 23eetljouen unb §omer.
3n ber ©ebanfen fturmburcfyroüf)ltem 9tteer
©aljn mir, roie mübe ©djmalben, längft ertrinfen
®ie Änabenträume, bie fo lieblich minfen,
®o(§ bünft unö brum bie 3Belt nid^t freubenleer.
®lei(§ einem Leiter, ber mit milben SRofen
©idfy fcfymücft ba3 jpelmbad) int ®orübertraben,
2Bcnn flü<$tig fetymeigt ber ©c^lad^ten grimmeS iofen:
©o pflüefen lädjelnb mir al3 £)immel3gaben
®er ©djönf)eit ®lütf)en un§, bie bauerlofen,
3m neuem Äampf bie ©eelen un§ ju laben . . .
_ StetnQofb
cäießeoßiief.
3Bel($ böfer 3auberbann ocrfdjlofc,
©eliebteS Äinb, ntn fernen Ort
■äftir beincr Sippen trouten Äeld),
®a{$ ifytn entquillt fein einzig 22ort?
Gntraffte beiner ©eele rooljl
Gin 2llb ber ©pracfye golbiten £ort,
®afj bu bem greuub fein SRinglein tnefjr
3u fd^miebert fyaft, fein eiitjig SBort?
2Bie fic§ uoit 9leol§ljarfen löft
Sßeitfjingetragen ein 9lccorb,
©o mürbe mid) bein lieber ®ru§
Grquicfen, fo ein einzig SBort.
9ttit frifcfyem, füljlem 3BctIciifd^lag
Sefpülte mir'3 ber ©eele ©orb,
Unb tnufenb ®(utnen mürben blüljn
Sen^buftig auf ein einjig fflort.
©leid) einem 3SogIcin miege bidfy
$n fjeüer ©ommerfreube bort;
®odj fdfyming’ bie geber au<§ für mi<$
Unb fdfyreib 1 mir — nur ein einzig SGBort I
- SSityefm i>enjen.
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20
'ptfoe 'gtoleti.
3$ ging im ©alb an frönen S^nitagen,
$)a fa$ id) einen SBirnbaum oor mir ragen
SJtit feinen Steigen ftolj unb bunfelgrün.
®od), meid) 1 ein ©unber! Stafje feinem ©ipfel
Slu3 feinem Saub, bidjt unter feinem ©ipfel,
S)a fal) i<§ ljunbert roilbe Stofen blüfjn.
%d) trat fyinju, ba3 Staffel ju ergrünben,
Unb feltfam ift e3, ma§ id) mufc oerfünben
Unb mae id) bovt nac§ langem Suchen fanb:
Slu§ ®orngeftntpp Farn eine fcfylanfe Stutfje,
®ie f)in unb Ijer mit ungebeugtem SJtutfje
©id) burd) be3 93aume3 Slefte aufwärts roanb.
Unb mar e3 au<§ in ginfternife geboren —
$>a§ fleine 3^ei§ ^at nicfyt ben SJtutlj oerloren,
©3 ftrebet tapfer auf jum golbnen Sid)t,
©3 taftet fid) empor mit grünem ginger
Unb breljt unb menbet fid) in feinem 3 ro mg er
Unb fudjt unb Ijarrt unb fyofft unb jaget nic^t.
O gebe ©ott bod) willen, bie ba ftreben,
©id) auö ber ginfternifj an’3 fiie^t ju lieben,
©in gut ©ebeil)n für reblicfyeS Semüljn,
Unb gRuty unb firaft unb freubigeS Vertrauen,
®amit auefy fte be§ Siegel ©tunbe flauen,
®amit au<§ il)re Stofen enbli<$ blül)n!
<$eiitrt<f $etbef.
8m ?
®urcfy be§ $arf§ oerfdjlungne ©ege
SBanbl’ ity einfam meine ®al>nen,
Scber Strauß miß im ©eljege,
Seber ©tein auf moof’gem ©tege
Siebfter, mic^ an bi<$ gemahnen.
S)urd^ bie fonniggrüne ©eite
©inb mir Seibe oft gekritten,
Siebe ging un$ frol) jur ©eite,
©lüdf mar unfer ©eggeleite,
greube folgte unfern Stritten.
3ebe§ Slütt^en in ben 3 roc ^9 en
Unb ber Sann, ber lic§tburdbglül)te,
Unb ber galter bunter Steigen,
2We3 fetyien nur un§ ju eigen,
Seber £alm unb jebe Slüt^e.
ai i
Unb mir flauten glüdfoerfunfcn
3fn bie ©eit, bie glanjum^üüte,
Unb mir füllten monnetrunfen,
©ie ber Siebe ©otte^funfen
Sille Äreatur erfüllte. —
®urdb be§ $ar!§ oerfd^lungne ©ege
©anbP id) einfam meine ®al)nen,
Seber Strauß miß im ©eljegc,
Kleber ©tein auf moof’gem Stege
Sin entfd)munbne§ ®lü<f mid) mahnen.
£>od) ber Hoffnung golbner Stimmer
Älärt ben Slidf, ben fel)nfud)t3feu($ten,
£>enn bie Siebe fcfyroinbet nimmer
Unb gefegnet bleibt ®er immer,
$)en gemeint i§r #immet&teuc$ten.
_ jtuua SMgt*
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21
^fmsausfdjtetßett.
hiermit fepen wir einen ^ßreiS non
100 ISRarft für eine jgaffabe,
einen $reiS non
100 5®arft für ei« rein f^rif^es $ebi<$t,
unb einen ^ßrciS non
100 ^Rarft ffitf ein ^ttworißif^es gebiet
aus.
DaS ^reiSridjteramt vermalten bie Herren:
<JUrf $erot,
9Tat(iit «reif,
yatif £ettt}f,
^teronpottts £ox w
unb
7riit| $t»if jtt ^^önai^-^arofa^.
ß c b t n 3 u n $ c tt:
1. Jebem Bewerber ift nur eine einmalige ©infenbung geftattet.
2. Keine @iufenbung barf mehr als je ein noch nicht veröffentlichtes @ebid)t ber obigen
brei Dichtungsgattungen enthalten.
3. 3eber ^Beitrag ift auf ein SMatt Rapier befonberS 31t fehreiben.
4. Die (Schichte jeber (Hnfenbung haben ein glcichlautenbeS Wotto ju tragen, meines fich
jtugleich auf ber aufjenfeite eines verfchloffen beiiulegenben (JouvertS befmben mufj, baS
warnen unb genaue Sbreffe beS ÖinfeitberS enthalt.
5. Die ßinfeubungen miiifen fpäteftenS bis JO. December b. 3-tu utiferen £änben fein.
6. fybex ©infenber, melier feine etroa nicht preiSgefrönten, bc^. nicht jum Slbbrucf beftimmten
(Schichte oon unS niriicfjuerhalten miinfeht, hat — in Gxmägung biefer 3JiöglichFeit —
im Voraus einen be3Üghcheu 23ermerF auf ber ftufjenfeite-beS (EouvertS, toelcheS
baS Sttotto trägt, an3ubringen, foroie baS erforberliche SJtücfporto im ($ouoert felbft bei=
gufchliefeen.
Die SRcbaction beS „Dcutfdjen Dichterheim" beabfichtigt, neben ben preisgefrönten
auch bie beften nicht preisgefrönten (Sebichte im „Deutzen Dichterbeim" 311m Slbbrucf 311
bringen, unb behält fleh beShalb baS 9?ecf)t oor, nach SBeFanntgabe beS (£rgebniffeS beS
^reiSauSfchreibeuS bie (SouvertS mit ben tarnen ber Sücroerbcr 311 offnen.
hiermit fefcen mir ferner
für
aus.
jtoei greife, jeben int betragt non 150 ^Sarft,
jwet ^enUTefons
Der Suhalt ber Arbeiten ift auSfchlie&lich auf folgcnbe 0toffgebiete befchränft:
1. Me kann bie Didjtnng bem häuslichen Ceben bes Volkes näher gebracht »erben?
2. Die nene Citteratnrflrömnng nnb ihre ßebentnng.
3. Welche DerpfHdjtnngen hat ber Staat ber fthbnen Ciiteratur gegenüber nnb roie kommt er ben-
felben nadj?
4. Jtoefic nnb btatnrmilfenfdjaft.
5. tDie oerhält (ich bie Ötogner’fchf fconbichiung ju ben hbthflen Äefehen ber bramatifchcn Innß?
DaS ^reiSrichteramt vermalten bie Herren:
Heinrich Stunhcwpf,
Slttboff QottU,
£tittri$ £arf,
3&a* <£ctf0ecft
unb
Jif&erf Motftx.
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22
«“
a
flebingungen:
1. Veioerber ift bie Vetheiligung mit nur einer Einfenbung geftattet.
2. $)er Umfang biefer Arbeit foß ben 9taum non fed&S £rudfjeiten beS „$>eutfd;en $>id)ter=
heim" womöglich nicht iiberfchreiteu.
3. 4)ie Arbeit ^at ein ßttotto 31 t tragen, welches pdf) auch auf ber Aupcnfeite eines oer=
fdjloffen beigidegenbeu EouoertS bepiibcn mu®, baS tarnen unb genaue Abreffe beS Eim
fenberS enthalten mufj.
4. £ie Einfenbungen muffen ipäteftenS bis 5. Januar 1890 in uuferen §änben fein.
5. gfir etwa erroünfehte Jtiidjenbung gelten bie oben unter 5. bei ben Vebiugungen beS
poetifchen JPreiSauSfchreibenS näher be$eid)neten Vorfchviften.
Vc 3 Üglich nicht preisgefrönter, aber jum Abbrucf für baS „'Ceutfdje $)ichterl)eim" ge*
eigneter Arbeiten bcl)ält fid^ bie D^ebaction oor, fidj mit ben Verfaffern gu oerftänbigen.
©oflten bie greife in Ermangelung preiSrourbiger Einjenbuugen nicht ober bod) nur
theilweife jur Verkeilung gelangen, io fließen bie Beträge für ben be^. für bie nicht jur AuS-
ga^lung fommenben greife ber ©chiilerftiftung 311 unb jwar unter Vorbehalt ber auSfchliefc
licken Verroenbung für beutfd^e dichter.
ßttit bem SBunfche, bajj unter ben bieSmal fo roefentüch erleichterten Vebiugungen
baS ^3reiSauSfchreiben 311 einem erfreulichen Ergebnis führen möge, laben mir ^ierburdh 3 U
reger Vetheiligung ergebenft ein.
3>i t ^Uboctiou unb ^erraflsljattbfmtg bcs „Ventfätn J>td[ifrtl}etm“.
£ie bieSjäl)riae £auptoerfammlung beS
Deutschen Schriftsteller-Verbamies wirb am
21., 22 . unb 23. ©eptember in granffurt a. Vt.
abge()altcn.
- *
Fanny Lewald, geb. in Königsberg am
24. ßftära 1811, ift am 4. Auguft in £reSben
geftorben.
- * --
Ernst von Wildenbruch mürbe ooni Kaifer
granj Jofeph burch Verleihung beS OrbcnS
ber Eifernen Krone ausgezeichnet.
*-
Jm Verlag oon ©. ©dfjottlänber in VreS-
lau roerben in ben nädjften Soeben folgenbe
intereffante ffteuigfeiten *ur Veröffentlichung
gelangen: „Tde Xochter JtübemhlS." Girofjer
hiflonfcher Vornan oon Rudolf von Gott¬
schall. — „grühlingSftimmen." Eine 9to?
oeßenfammlung oon Otto Roquette. — „ Jm
gieber," ßtooeße oon Paul Lindau.
P. K. Rosegger läfet bemnächfl eine neue Er=
jählung „ßftartin ber Vtaun" bei 31. £art=
leben in Sien erfcheinen.
Von Heinrich Kruse’s „©eegef deichten"
gelangt foeben bie „Zweite ©ammtung" jur
Ausgabe; glcid; 3 eitig erfcheiitt eine 2 . Auflage
ber Erpen ©ammlung. (J. Eh Eotta, ©tutt=
gart.) - 4 c --
Ernst Eckstein hat einen neuen Montan
„Gamißa" ooßenbet, meld^er Vtitte Octobcr
b. J. bei E. Ütteijmer in Leipzig erfcheinen
wirb.
Von Theodor Fontane’s „Eebidjteu" ers
fd^ciut in Kiirge eine britte, oermehrte Auf*
läge.
- * -
Von Konrad Telmann erfd^eint bemnachft
bei J. E. VrunS in Vtinben i. S. eine gmeD
bänbige ©ammlung ^©izilianifchc EJefchich-
tcn".
Eine „Öfter-, Vfingfh, 2öeihnachtS= unb
ßteujahrSgefchichtc" läpt Wilhelm Raabe
unter bem Sitel „£>er Car" bei Eh Seftcr=
manu in Vraunfchweig erfcheinen.
Ludwig Anzengrubers neues VolfSfcham
fpiel „$er gled auf ber Ehr" erfdjien foeben
im Verlage oon E. ^ierfon in Bresben.
£er Eeneralbirector beS Kgl. £oftheaterS
unb ber Kgl. mufifalifchen Kapeße in 3>re8=
ben, 9?eicf)Sgraf Julius von Platen-Haller-
imind, ift in SDreSbcn plö^lich am ©chlags
ßup oerfchieben. — Ueber bie Sahl feines
Amtsnachfolgers ift noch nicht entfehieben.
ö-
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BMtlmmangen TO« allgemeiner Geltung. Jede Einsendung, Ober deren er. Verwendung Aus¬
kunft gewflnacht wird, muss deutlich und mit nicht zu blasser Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf
enthalten. Briefliche Kritik ertbeilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Autwort-
schreiben und Rücksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. 30 Kr., 60 Cts. etc.)
nebst adressirtem Couvert beisufügen. Bei Einsendungen, welche an dieser Stelle Erledigung finden
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Qedichte überhaupt uioht, grossere
Ai beiten aber nur dann zurücksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Örigi nalbeitr&ge acceptirt.
R. P. in A—n. £übfdj gemacht, aber bie
Verfonification ift 311 fefjr in ’8 (Einzelne auä*
geführt, fo baf? ber Schlufj barocf erfcheint.
ASenben Sie fid) be^ufö Gommifftonöoerlageä
an bie feljr rührige Berlagsbuchhanblung
non (*. Vierion in dre§ben=A.
Dr. L. M. in B—au. 3 hritt fjumoriftijdjem
Sone gemalter Borfdjlag ift fcfjon non einem
AefthettFer ganz im Grnftc norgcbrad^t morbcn.
(^uftao $l)eoboc geeiter mir ft in feiner „Vor*
idjfnle ber AcfthetiF" (Leipzig 1876 , 2 Bbe.)
bie grage auf, ob eS möglich jei, nach Art
bc§ BänFelfangö burdj bie Vcibiubung fünft«
lerijch roerthoofler Malerei mit poetijdj unb
gejanglid) mirFuugSooÜer Begleitung reinen
tfunftgeuuf} zu erzielen. die Sadje mürbe
iubefi bod) immer etroaö (JnroungeneS fyaben,
ba bie Malerei auf bie Voefie unb bie Voefie
auf bie Malerei NiicFficht nehmen müjjtß 1111b
beibe fünfte ftc^ beSfyalb in einem Abhängig:
Feitöoerbältnip bcfiuben mürben. doch Fante
e 8 auf einen Berfuch an.
D. V. in B—11. Sie ftarf unfer Blatt
bei 3 u f ammen f <c ^ lui g neucr Anthologien be;
nufct mirb, baoon Founten mir unö jefct
mieber überzeugen, ilnfcr Herausgeber, ber
mit ber Neubearbeitung einer weit nerbreiteten
Anthologie befchäftigt ift, h Qt in beu ner=
fdjiebenften «Sammlungen persönliche Be=
fannte, bem „deutfehen dichterheint" entlehnte
©ebiehte, oorgefitnben. dergleichen raerben
unfere Beiträge in 3*itungen fehr häuft* mit
CueÜeuangabe nachgebrucft.
R. 8 . in T—n. AüerbingS, beibe Ntit-
glieber ber Nebaction unfereö Blattes gehören
bem „deutfehen Schriftfteüeroerbanbe* an.
der Börfenoerein ber „deutjehen Buchhäitb=
ler", beffcit Üttitglieb unfer Herausgeber gleich'
faür ift, befipt Fein Scf)ieb3gericht.
K. L. in B—au „Jm 0. P. in
W—ch „Auf bem tfönigöfee"; A. B. in P —11
„BierFlee unb ©liitf"; R. D. in M—n
„Herbftbeginn"; H. v. P. in G-d „®olbne
Brücfe"; R. S. in Z—au „Aöeihnachtälieb".
Angenommen!
VV. P. in W—m (nicht ftimmungöoofl ge=
nug); C. v. D. in M—n ttub G. P. in S—n
(inhaltlich 311 roenig eigenartig); G. B. in
D—g; E. G. in I \—0 (nicht bezeid)nenb für
ben Herbft); P. S. in K—g (getnadjt); T.
R. in W—tz (miffen Sie gar Feinen attbern
CMegenftanb air ?iebe?); F. E. in B—n (mir
erroarteu gerne Anbeics); C. M. in II—f
(Sie jchroelgen ja förmlich in Blut unb
trauen); J. B. in B—g (nicht ohne An*
läge, aber nach gorm unb Snbalt noch zu
regellos). Dankend abgelennt!
F. B. in A —n. BJie roofleit Sie 3h«
Schulbeit (Goethe unb H e ^ ne gegenüber ab*
tragen, ba Sie bei biefen fo ftarFe Anleihen
machen? Streben Sie nach felbftftänbigercr
(^eftaltung!
(6d)Iu6 brr Stebaction blcfcr 'Jiummcr: 31. Huguft 1889.)
8n(jaftsoerjeid)m&.
Grbiditr Don Rabolf von 6ottfd)otl. ttHlljrlm 3rnfrn, Ülortin Ärrif, 3trpban JRUom, Grnft von IDUbrn-
brsdi, A. drffrl, J). fl. Rofrocirr, Älnr Salbrtk, tjrinrid) flrnfr, Jrlrbrldj fiobrnftrbt, Jrttbriib dpirlbatirn, fisrl
•rrok, €baarb non fiaarrnfrlb, Rirtor fllBtbgrn, Albrrt ÜlBfrr, Rrinbclb Jndjs, iRiibrim firnen, tjrinridj Sribel
unb Anno Ooigt. — Rrbrr bat 6rU)iAtlfar In brr DiAtnnn. ©on Jrlir Dnbn. — (Sine Didjtnng bn Cinbrits-
kampfrs. ©011 Albrrt Jnnftr. — Wir fdiolft brr fiflnfllrr nno wir toirht feine 3d)Bpfnno? öu« bem äfttgtifeben
2^eiU ber „3)<utf(fien ©oetlt", bearbeitet Don Pnnl flrinjr unb Rabolf «oette. — «nnljilb. (£in ^elbcngebicbt
Don fbnflon ftoflropp. — Prriiansfibrribrn. — t’ittrrotnr nnb Rnnft. — Crieffd^alter. —
MT 3U<$bru<ft nur unter genauer ^ueffenangaöe gebattet.
BefteQungeu fiub gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’e Verlag), ©infenbungeu
an bie Redactlon des „Deutschen Dichterhelm 44 in Dresden-Striesen. 311 (Sommiffioti:
Trub’sche Buchhandlung (A. Schmittner) in Zürich unb L Steiger k Cie. in New-York.
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21
S?- 55
'Qittfexe 'Qiete
Ija&en roir fdjon fo häufig bargelegt, bafj roir jcpt bei ber (Eröffnung be3 geinten 3 a $ r 9 QU 9 ä
un§ Furg faffen Fönnen. 2Bir haben un§ ftetS beftrebt, eine < Ticf)tFunft ju fbrbcrit, roeldje nt
53egiebung ftefyt gu ben triebFräftigen 2ftäd)ten.be3 Gebens, roelc^e bcn Ö^eifl ber 3*it {einem
?7Fecf)te Fotnmen läßt unb bie auf einem gcfunben ^SirFIid^Feitöfiniie beruht. 2öcnn in ber
Pitteratur ber lebten 3 af)« neue Strömungen mib jtunftan{d)amingeu gu Sage getreten finb,
{o fjaben roir benfelbcn FeineSroegS t^eilnagmlod gegenüber aeftanben unb roerbcn aucf) ferner
ba^in ftreben, alle lebenSFräftigen drfd&einungen be§ ©d)rtfttf)um3 in unferm Platte gur
(Geltung Fommen gu laffen.
Sir eröffnen ben 3<*l)rg<nt9 nad) $oHcnbung beS „$olFram8liebe3" mit Jtaftroppä
neuer $)id)tung „@unl)ilb* in ber Hoffnung, baß aud) biefcS (*po3 eine gleid) freunbhd^e
unb aüfeitig anerFennenbe Slufnafyme finbeit möge roie bie ( 9 roffe’fd)e Dichtung. Str er=
roä^nen gerbet, bafj „<$unlpilb" int laufcnbett 3 a *> r 9 ail 9 »nbebingt gutn 5lbfdjluß ge=
langen roirb.
gür biefen 3 «^gang befifcen roir ferner, beg. fxnb un§ bereits gugefagt Beiträge in
^oefte unb s ^ro{a oott: Alerte Aar, ©erwarb von Atmjnlor, ©biiarb mk Bauern feto, Anguß
ßttktij Pieter Blutigen, /riebrid) non ßobcnßebt, fleinrid) ßnlfljanpt, ielir ialjn, ©eorg ©ber*,
/rirbrtd) iriebrid), CD. /. ©enfidjen, Barl ©erok, Hubolf non ©oft all, Ülarttn ©reif, 3nlin*
©reffe, Hane ©rotlj, fleinrid) flnrt, 3nline fjnrt, ttHUjelni IJenjen, iatie fertig, /ran; ijirfdj,
IDUijelm 3enfcn, 4Rar fialbrdi, ijeinrid) firnfr, Dellen ireiljerr non Ciliencron, Hermann Cingg,
Hicrontjmns form, Sfepljai Btilotn, Albert Äoefer, 3oljnnnrs JJrölf ; p. I. Hofegger, prin;
©mil ;n Sdjönaidj-Äarolatlj, ^rinrid) Seibel, Anguß Bilberßein, /riebrtd) Spieltagen, Abolf Stern,
3ttline Storni, lenrab ©clmann, fleinridj Pierorbt, Hebert fltolbntnller-Dubof, €rnß non HJilben*
brudj, Hart tDoermann, ^einridj 3eife unb Hart Jettet.
3ungen Talenten roerben roir nad) roie oor gern entgegenFomnten, iljre Ginfenbungeit
forgfältig unb oorurt^eilSloS prüfen unb alles (^ebiegene unb bidjterifdj Sert^noUe ohne 21m
fe^en ber ^erfon gum 2lbbrucF bringen, diejenigen, benen e§ um einge^enbere 3?eurtljeilung
tfjrer eingelieferten Arbeiten gu tl)un ijt, nerroeijett roir auf unfere „^eftimmungen oon aU*
gemeiner Geltung". Sir geben gum ©djlufe ber Hoffnung 3luSbrudf, bafe gutn frommen
ber ©adje, ber rotr bienen, uitfer $5latt roie bisher aßfeitige Unterftii^nng finben möge. 3 n
biefem (glauben beginnen roir mit frifdjem ßNutfje ben geinten 3 al)rgang, unb entbieten
allen benen, roeldje beut ©djafjen beS bentfe^en dic^terS roarme Sljcünafyme fc^ettFett, unfern
F>erglid^en ©ruft.
Jt t Stebadion«
m-
IO Mark Deutsche Oicliter. ,o iäark.
1000 Gedichte mit über 200 Illustrationen der borühmteston Meister. 32 Bogen Grossquart und
16 Vollbilder blau Stahldruck, berausgegeben von Dr. I'r. Büttner PlUnner ZU Thal.
Im Originalprachtband und Kaiserprachtband auf Atlas in alleu Buchhandlungen voiräthig,
sovrie direct zu beziehen durch den Verlag mm Greifen* Leipzig* Thalstrasse 3.
Für die in Vorbereitung bef. III. Aufl. ersuchen wir hbflichst diejenigen Autoren, die noch
nicht darin vertreten aind, um Ucberlassung von Gedichtsamml. und Gedichten zur Auswahl. D. O.
35
-Sä
1
Verlag der Schulzeachen Hofbuchhand¬
lung (A. Schwartz) in Oldenburg.
Es erschien iu zweiter Auflage:
Liederborn.
6edichte von Emma Croon* Mayer.
Eleg. geb. mit G. 4 Jt brosch. 3 Jt.
Emil Rittersbaus urtheilt Uber die Dich¬
terin der vorliegenden Sammlung, welche
ebenso durch di«! günstigsten Urtheile der
Presse hervorgehoben wurde: „Ich verehre
in EmmaCroon-Mayer eine Tochter Apollos,
die Lieder gedichtet, welche an Innigkeit
und Schönheit dem Besten zur Seite zu
stellen, was überhaupt im Bereiche der
Familicnpocsie geschaffen worden.“
@cbicgette§
3m ©erläge oon 6e0rntrr üaatier in ^ranft-
y fnrt a. |6. tft crfdjtcnen uttb burc^ alle
0 banblunflen ju beiieben:
^fodientöne.
6 e i ft I i d) e b i cb t u n g e n
Don
Julius SDinflcmivtr),
Cberpfarrer in Homburg b. b.
PradiilnniD mit ©o^fdinitt. preis Jt 5.—.
„3>tefe tiefe nt pfuttbenen, form:
. „j djonen, geift lieben Stimmung«:
ii „bilbcr Poll cbler ÖUauben«f reu big:
u „feit“,
a mic ber „©ajar“ obige Dichtungen nennt, mer:
v ben Pott ber gefatnmtcn ©reffe alo uutrbigcs
<f»ef(DenR6ucD empfohlen. j
is.
.38
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f'a’W/rw'
Im Unterzeichneten Verlage erschienen soeben:
Geschichte der deutschen Litteratur
von Goethe’8 Tode bis zur Gegenwart.
(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1888.)
Von Paul Heinze und Rudolf Goette.
Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszagen von H. von Kleist,
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, Th. Storni, R Ha-
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch.
Preis: brosch. 6 Mk. v eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 RAk. 50 Pf.
Das VolkramsliecL
Ein Sang aus unseren Tagen.
Von Julius Grosse.
18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Marie.
Dieses Epos, welches der Verfasser selbst als das Hauptwerk seines Lebens
bezeichnete, entrollt in gewaltigen Zügen die Entwickelung des deutschen Volkes
zu seiner heutigen Macht und Grösse während des letzten Vierteljahrhunderts,
indem es den Helden Erwin Volkram mitten in den Strudel der Zeitbegebnisse
hineinstellt. __
Bereits früher erschienen:
Stimmen aus dem deutschen Dichterwalde.
Ein Musenalmanach für das deutsche Haus.
Herausgegeben von
Alfred Heinze und Paul Heinze.
Originalprachtband mit Goldschnitt und dem Portrait Carmen Sylva’s (Königin
Elisabeth von Rumänien).
18 Bogen, 8°. Preis: eleg. geb. 4 Mark.
Unter zahlreichen glänzenden Besprechungen heben wir hervor diejenige von Klaus Groth
in der Gegenwart: „Die Herausgeber haben mit Kennerblick eine Sammlung ausgewählt, die,
mit einigen Ausnahmen, auch zur Zeit uuserer klassischen Poetic unter Schillers und Goethes
logen Anerkennung wfirde gefunden haben. Es finden sich wahre Melsterstficke formaler
Vollendung in unserem Musenalmanach.“
Gedichte von Reinhold Fuchs.
II Bogen, 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 3 Mark 60 P£
Diese dem Grafen Schack gewidmete Sammlung des bereits mehrfach preis¬
gekrönten Dichters zeichnet sien durch Gedankentiefe und blendende Formen¬
schönheit in gleichem Maasse ans.
Dresden-Striesen, September 1889. Paal Heinzens Verlag.
1
\
J
R
3
1
Hochsommer.
Gedichte von A. Lesohivo. — Eleg. geb. m. Gold 4 50 \
Post: In diesen Gedichten spricht sich neben leidenschaftlicher Gluth eine nicht gewöhnliche
Tiefe der Empfindung aus. Dem Adel der Form und dem hie und da fast berauschenden
Schwung der Sprache entspricht ein seltener Reichthum der Gedanken . . Blätter für
llter. Unterhaltung: Jede Seelcnstimmung, deren ein gesunder, kraftvoller Geist fähig ist, findet
in den formschönen Liedern ein harmonisches Echo.. Alles was die Dichterin sagt, ist von
Begeisterung getragen ftlr das SchOne, Grosse, Gute., nickt gekünstelt, nicht gemacht, und
darum nie matt, halt- oder inhaltlos..
Liebe und Leidenschaft.
Eine phantastische Dichtung von A. Leschlvo. — Ele^. geb. m. Gold 3 M.
Rhein* (tarier: Das Buch ist mit hoher Begeisteruug und poetischem Schwung geschrieben
und giebt zum Denken reichen Anlass. ....... Archiv: Obwohl das Thema hooh lyrisch, hält
sich das Gedicht doch ron allem 8assliehen und Phrasenhaften fern. Neue poetische
Blätter: Der Leser muss sich in die phantastische Welt hinciuleben, um den ganzen Reiz dieser
dichterischen Verkörperung seelischer Vorgänge, die farbenreiche Lebendigkeit und dramatische
Anaokauliehkeit der Darstellung und die Tiefe der psychologischen Auffassung zur Gecttge an-
anerkennen . Hin8torfTsche Hofbuchhandlunfl. Verlagsconto Wismar.
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26
Verlag von M. Heinsins Nach¬
folger in Bremen.
Dr. E. Kleinpauls Poetik.
Die Lehre von den Formen und Gat¬
tungen der deutschen Dichtkunst.
Sli
*cl
ml
lei
Di
r^fafnrwri
Haue. 2. Auf]., nach Kleinpaals drei-
bändiger Poetik neu bearb. von Dr.
K. Leimbach. Gymn.-Direktor. 1886.
Brosch. M 1.20, i. Kaliko geh .M 1.60.
|| \ Id Carl Winter’« Universitätabuchhand- j|T
i lang in Heidelberg ist erschienen: ■ fS
j Heinrich Tierordt: |
| Akanthusblätter. Dichtungen a. Italien C
1 und Griechenland. 12°. brosch. 2M, w
. eleg. in Lwd. geb. m. Goldschn. 3 M. Jg
„Durch diese neue Sammlung von Dicht- |L
ungen hat Vierordt abermals den Beweis er- feg
bracht, dass der Literarhistoriker Ernst Ziel |T
Recht bat, wenn er von unserem badischen .S
Dichter in seinem geistvollen Essai Über den- j|r
aelben sagt: Daa sub *pecie aetemi liegt der -ä
M use Vierordt’s im Blute, seine Dichtungen 'jr
sind von der Sonne der Idee durchleuchtet. ^
I Auch dieses neueste und wohl hervorragendste Ir
« seiner Werke wird den Augenblick weit über- IjD
| dauern, deuu Form uud Inhalt dieser Dicht- Jr
i ungen erhoben sie za deu besten uud edelsten,
die überhaupt in deutscher Sprache gesclirie- jjP
ben sind. Ein grosser Theil der deutschen TO
Presse hat in den letzten Wochen fast ein- jp
stimmig dieses Urtheil gesprochen. Dicht- TO
ungen von Vierordt wie z. B.: „Plastik im *Sp
Leben“, „Götterheimkehr“, „Abschied vou jb
Griechenland“, „Seliuuut“, „Suuion“ etc. sind fj®
in der That nahezu klassisch zu nennen.“ |JL)
(Karlsruher Nachrichten.) r®
Vorher sind erschienen: TO
Gedichte. Zweite Ausg. 8°. brosch. 3>f, J?
eleg. in Lwd. geb. m. Goldschn. 4 M. ®
Lieder und Balladen. Zweite Ausgabe, to
12°. brosch. 4 M, eleg. in Lwd. geb. fjr
m. Goldschn. 5 M. ®
Neue Balladen. 12°. brosch. 2 M, eleg. Jb
in Lwd. geb. m. Goldschn. 3 M. [jp
gggg||ggg|g|gggg^gggj^g|
iTeialgrJceitezi
aus dem Verlage von
E. Pierson in Dresden.
^ Gerhard von Amyntor, Hypochondrische
Plaudereien. Neue Folge. Ul 3.—, geb.
Ul 4.—.
Ludwig Anzengruber, Heimg’funden. Wie¬
ner Weihnächte -Komödie in drei Akten.
.# 1.60.
Wilhelm Arminlas, Das Bild der Wenden¬
göttin. Sagendichtung. Jt 1.50, geb. Ul 2.50.
Eofemla Gräfin Rallestrem, Die blonden
Frauen vou Ulmenried. Ul 3.—, geh. Ul 4.—.
Johanna Feilmann, Sturm und Stille. No¬
vellen. Jt 8.—, geb. Ul 4.—.
Rudolf Heinrich Grelnz, Die tragischen Mo¬
tive in der deutschen Dichtung seit Goethe’»
Tod. Jt 2.80.
Engen Hane, Träumereien im Studierstüb¬
chen. Gedichte. Ul 1.60, geb. Ul 2.60.
Karl August llfickinghaus, Gedichte. Ul 1.—,
geb. Ul 2.-.
Ludwig Jaeobowskl, Aus bewegten Stunden.
Geiichte. Ul 1.50, geb. Ul 2.60.
Hermann Meissner, Der Insulaner. Eine
Bergsee-Novelle. Ul 2. —, geb. Ul 3.—.
Willi. Mfiller-Weflburg, Auf der Wanderung.
Neue Gedichte. Ul 3.—, geb. Ul 4.60.
Angast Niemann, Bei Hofe. Roman. 2 Bde.
8 —, geb. Ul 10.-.
Angnst Niemann, Die Erziehung des Men¬
schengeschlechts. Philosophische Betracht¬
ung. Ul 5.—, geb. Ul 6.—.
B. von Suttner, Schriftsteller-Roman. 2. Aufl.
Ul 3.-, geb. ul 4—.
B* von Suttner, Erzählte Lustspiele. Neues
a. d. High Life. Ul 3.—, geb. Ul 4.—.
Deutsches Dichterheim
Jahrg. I bis IX einzeln brosch. a Jahrg.
M 6.—, fein gebunden a Ji 7.50. Bei
Entnahme aller Jahrgange 10% Er-
mässigung.
Dresden -Striesen.
Paul Helnze’s Verlag.
lm > erläge von Raumert und llonire er¬
schienen :
Das Ruch Kassandra
Ein Souetteukranz von Katl Maria Heidt
Preis 40
und
Zwei Seelen
Gedichte von Karl Maria Heidt.
Geh. 2 Jt. Prachtband 3 . 4 .
In 0. Hendel’s „Bibliothek der Gesammtlitteratur“ (Ralle) erschien in vier¬
ter Auflage das v. d. Augsburger Schillerstiftung preisgekrönte:
Neue Buch der Lieder von Paul Baehr.
Mit dem Porträt des Verfassers und biogr. Einleitung.
Geh. 50 — Geb. 75 — In Prachtband mit Goldschnitt 1 M 30 ^
6$ef«9tebacteur unb (£igent$ümer : yaitf £riit|e, SRebacteur: Jtnboff fyotttt.
SDrutf hon fterblnanb fcbomafe ln StcSbcn. — flöhtet hon 6icler & SSogel in Reisig.
Digitized by
Google
Drgnn für Didilluin!) und üritiK. (Der „Deulfdmi Didilrrfinffr" 19. £niiii.)
#erati8geber: yanf <$ein)e.
Monatlich 3 mal. Preis: 6 Jt halbjährl., vorauszahlb. Man abonnlrt durch Jede Buchhandlang, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-8triesen. Abbestellungen werden nur bis
1. Mftrx beaiehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 50 6 Stack einer Nummer Jf 1,50.
wei||, 6a|| in frng gefegt,
Slnb fnjrs, baß i<$ genug gefegt.
3*nr f änf<$nng war nnb f raum nnb 39a0tt
gtofür mein <£er}ens|ng gefegt.
SSett ^fitter biefer 39eft 0egfn<ftt,
Per mftQnt, er Qäit’ im J$fng gefegt.
g9er $d$ern Riefen, nt<$t ber 39eft,
3U<$t froQ nnb fegenslfng gefegt,
39er für bes $eißes 3beaf,
3tt<$t einzig für ben yffng gefegt,
Per Qat mit $rauer, baß ni<ßt fängt
Pie fe$te ptunbe (djfug, gefegt.
jtteranymns <£arm,
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28
KT
'gflie fcfjafft bei $ütt(tfei unb wie roirftt
feine ^djöpfung?
?fu§ bem äfthetifchen Steile bei „S'eutfdjen ^poetiF",
bearbeitet ron S^auf <äein)f unb Stwboff gotfte.
(gortfetumg unb Sdjlu&.)
eines 3 e ^ cn &croti&te Antriebe nothroenbig
itjver Stiftung nach beftimmt, auch als 3**1
bicfcv Antriebe in Beziehung auf baS (Wan$e
por klugen (teilt, unb bte (£r$ieljitng ber 2 ln=
triebe 2 tIler auf möglic^fte Erfüllung biefeS
3ieleS $u richten gebietet, bieS unter Öeltenb*
madjung ber Soltbaritat, in roeld)er ftch ba§
Wohl beS ßin$eliten mit bem beS $an}en
um fo mehr geigt, je poflftänbiger baS $rtn*
$ip erfüllt, unb je meiter eS in feinen (5onfe*
quenjen perfolgt roirb". (*S läßt fid) gegen
biefc in (ich ge)d)loffene ftuffteflung, bie allen
Shatfachen beS Seins geredet roirb, faum
etroaS einipenben; biefelbe fü^rt fomit $u ber
(ihrFenntnifj, baf ade C^efchmadSempfiubungen,
gleichroie alle fittlichen Regungen unb praf*
tifdjen (Jntjdjlüffe auf berfelben Wurzel be*
rul;en, bem 2uft* unb Unluftgefühle, aus
meinem bie erfteren unmittelbar erroachfen,
roährenb bie ethifchen Regungen unb (*nt*
fd)liiffe fich in einer Verzweigung pon Werth*
urtheilen über bemfelben ergeben. (Hne
ineitere 3 er d^ e ^ crun 9 £uft= unb Unluft*
aefithlS, baS mit ber J^atfac^e inbioibueHen
Gebens unmittelbar jufammen^ängt, ift nicht
möglich, roenngleich bafjclbe phpfiologifch auf
9hroeurei$e juriidgefüfjrt merben mag. gür
bie Kunftlehve ergiebt fid} alfo bie X^atfac^e,
baü baS Fünftfertfche C^efchmadSurtheil mit
jebent anbern 29evtf)urt^cile ben (*rfd)einungen
beS i'ebenS gegenüber im l^runbe roefenS*
gleid) ift. (*S gehört bentnaeb, im (^egeitfafc
:u ben fittlidjen (abgeleiteten) Urteilen, ju
Denjenigen, bte auf unmittelbaren (*inbriicfen
beruhen, unb ber Kunftgeitufj ift in biefer
£infid)t ben rein finnlicjien 2uft* unb Unluft*
reifen an bie Seite $u [teilen. (*S märe alfo,
inie gechner richtig anbeutet, fehr roohl eine
Sleftfyetif möglich, bie fid) mit allen Sinnen*
reigen befd^äftigt, bie alfo neben Fiinftlerifdjen
l^inbrüden auch bte 9iei,jungen beS ^ejd>madS,
beS i^erudjsfiuneS unb bie roheren garben*
unb l'ichtroirfungen, bie nicht in ben Bereich ber
Kunft gehören, ioie geuerroerF, WafferFiinfte,
(#laSmofaiF $u berüdfichtigen ^ättc. So*
roeit fonitten mir ohne BebenFen ber gührung
gechnerS folgen. Cntfprechenb feinem ®ange
pon unten auf ift baS Buch grunblcgenb für
bie Unterfuchung äfthetifcher @inbritde im
meitcren Sinnegemorben. 2lber feine empirifche
9Jtetl)obe läfet ben Berfaffer im Stich, als eS
gilt, einen burchgveifenbcn UnterfcheibungS*
grunb jroifcheu ben gemeinen unb ben Fünftlerifch
mirFfamen SinneSeiubrüden ju fiitben. (Sr
erFeunt hier nur eine grabmäfnge Vertrieben*
heit, bie hoch jur (SrFlarung ber KunftroirFung
nur ungenügeitb fein Fanit. Um h* e ^ Don
chtSbefiomeniger ^iiitci-läftt baS
KunftroerF bei bem Bejdfauer
ben (*inbrud roirFlidjeu 2ebenS,
roeil es, mie erörtert, eine
Oiüchbübuug ber tppifdjen (Sr=
fcheinungen beS SeinS ift; bie Wirfung aller
Kunft beruht fomit im gemiffen Sinne auf
Säufchuitg. SlUcrbiugS ift biefe $äufd)ung eine
fofebe, roelcher fich ber 2lnfchauenbe mit Be=
rouptfein hingiebt, bie ihm eine OiteUe ber 2 uft
ift. Ueber bte fRatttr biefer Suftempftubung
hat (Mttflap ^heobor gechner*) banFenSmerthe
Unterfuchungen angeftellt. (Sr mad;t in feinem
Bud)e, baS er int (*egenfafe ju ben auf philo*
fophifdjer ©ruttblage beruhenbeit ©erFeit eine
Slefthetif pon unten nennt, baS eiacnthüntliche
Wohlgefallen, melcheS ein ÄuttftrocrF erregt,
tum ÜluSgangSputiFt feiner ^arfteHung. ^n
ber anfchlte^ettben Darlegung ftnbet er tn bem
©efühle ber 2uft unb Unluft bie ^rttnblage
jebeS abfd)äfeenben UrtheilS unb unterfcheibet
bann bie äfthettfehen Kategorien mie: angenehm,
anmuthig, reiienb, fchön, im herein mit bem
(J5egentheil biefer begriffe mie: häfdich ic. pon
ben praftifc^en Kategorien: povthcilt?aft, nii^=
lieh, gut, bte roieberum bie Verneinung biefer
Vegriffe mie: unportheilhaft, fehlest mit ein=
fchliefeeit. 3h m finb bie äfthetifchen Kategorien
bie urfprünglicheren, roeil ftch auf benfelbett bie
praFtifcheu aufbauen, infofent bie erfteren eins
fach auf @mpfinbungen beS (^efaUeuS ober
3Ki6fallenS an einem Vorhanbenen beruhen,
bie lebteren aber ftch auf Berechnung oorauS^
jufehenber 2uft ober Unluft grüttben. Mithin
tft, um bie pomehntften Begriffe beiber Kate*
gorien einattber gegenübequftellcn, fchöit baS*
jenige, roaS gefäut ober 2uft erregt, aut aber
baS, roaS in ber golge 2uft hcrporrufeit ober
aber auch Unluft perhinberu Fatttt; ebenfo ift
baulich baSienigc, roaS unmittelbar mißfällt,
fchlecht aber baS, roaS bie Bebinguitgen in ftch
birgt, um $u einer Cttelle ber Unluft 311 roerbeit,
ober Suft gu perhinberu. Ü)er 2luSgaugS*
punft gechnerS ift alfo baS elementare (befühl
beS (Gefallens unb 9Jti&faUenS, baS nach ihm
auch ben ^oc^fteit ftttlichen Strebungen 31 t
©runbe liegt. 3 )oav
eine eubömoniftifche, hoch er haftet nicht an
ber Betrachtung ber rein felbftifchen Antriebe,
fonbem bringt auf eigentümliche BOeife baS
Borhanbenfem felbftifcher WiUenSäufjerungen
mit ber $h at M) c i^emeinfinnS in Ber*
binbung; er fagt nämlich: „9tun ruht baS
hier pertretene eubämoniftifche Bvinjip in
nichts 2lnberem, als bafj eS baffelbe, roaS
•) Borfthule ber «eftbetif. fipjg. 1876, 6. 7 ff.
te-
-8
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29
bei* Stelle gu Fommett, ift eS nur erforberlich,
fich bic ungleiche ©irFung beS rein Sinn*
liefen unb beS Fünftlerifch (Sinnlichen gu oer=
gegenwärtigen. (öftere (£inbrücFe ftnb für
fiep beftehenb, in fleh abgefchlofjcn, leptere
bieten ber ($iubilbungSFraft beS (Seniepenben
weitere Anregung. ©ährettb ich mir bei
einer buntgewürfelten (SlaSntofaiF fdjlechthin
nichts bettfen Fann, erwecFt baS Bilbnijj eines
Raumes in mir bie Borftetlung non ber
lebenbigen JriebFraft ber Watur, meine (*in-
bilbungSfrnft fieht nicht bemalte £eittewanb,
fonbern ein lebenSooüeS Urbilb ber (Gattung;
eine ©rfcheinuttg wirft alfo fünfte
lerifdj, wenn (ich Borftcl luttqen an
biefelbe anFniipfen, bie auf &efefce
beS Gebens ^itifii^rcn. Sir finb h^r
nunmehr bei Betrachtung ber Äunftwirfnng
nt einem gelaugt, baS bem (hgebnife
beS erften SlbfdjnitteS entfpricht; wir haben
gefunben, baf? SinneSeittbrücFe fünftlerifch
wirFett, wenn fte auf (Sefege beS Gebens l)in=
weijen, währenb wir bort in ber R unft
bie urbilbliche S'arftellung non (Se;
(eben beS Gebens erfannten. £ie Be*
rechtigung biefeS StanbpunFteS bewährt lieh bei
ber Betrachtung eines jeben fünftlerifch wirf=
fameit (SegenftanbeS im (^ingelneit. £aS Wto=
ment, baS unS aus einem wohlgetrof jenen ‘X^ier=
bilbe, aus einer Flangooflen ©eife, einer uatnr=
frifchen örgähtung, einem fprechenbeti Stanb^
bilbe entgegentritt, ift ber burchgitternbe Wert)
beS 2ebenS ober beffer beS £ebenben, wir er=
fennen an einer gewiffen inneren Bewegtheit
bie Bejahung beS ^afeinS; biefe ©ahruchm=
ung erweeft ttnfere 3 ,! f t ' mmun 9 unb ruft
bamit baS befonbere Wiftgefiihl wach, melcheS
mau als äfthetifch im engeren Sinne begeich*
neu fann. Wicht umfonft legt man bei Cel;
gemälben einen fo überaus hohen ©erth auf
bie griffe beS RarbettglangeS; gerabe auS
biefetn bricht bie behaglidhe ©arme beS SeinS
heroor, auf ihr beruht bie Bollfommenheit
ber 'läufchung; ein Celbrucf giebt ja bie
Umriffe eines (SemälbeS in ber benfbar grö߬
ten BoUfommenheit wieber, ihm fehlt eben
nur ber eigentümliche (Slang, welker ben
frifchen $au($ innern Gebens wieberftrahlt,
gleidjfam ber feinere SDuft beS Watiivlichen,
unb barum wirb er, auch Fünftlerifch, mit
Wedjt weit minber gefchä^t als ein Cel=
gemälbe.
Bisher würbe ber Fünftlerifch wirfenbe
2uftreig feinem ©efen nach betrachtet. (*S
febt fich aber bie (*inwirFmtg jebeS jtunfts
gebilbeS auS einer Summe non £uft* (ober
ilnluft=) reijen gufantmen, bie eiuanber in
mannigfalngfter ©eife ergänzen unb oer--
ftärFen. Wun hat man auS bem 3ufammen=
wirFen biefer (*imelenipfinbuugen, bie gleich-
fam bie 2ltome oer SlefthetiF finb, gewiffe
(Sejefce abgeleitet, bie über baS 3 u ltanbe=
fommen beS (SefammteinbrucFS Sluffchlup
geben. (Jbenfowettig als ber O^cntifcr ben
Stoff in einzelne 9ltome, bie überhaupt nur
in ber $h*orie vorhanben ftnb, auflöjen
Fann, ebenfowenig Iäpt ftch ber (Scfamtnt*
eiitbrucF eines JlunflmerFeS bis in bie @in$el-
momente feiner ©irFung gergliebern, wohl
aber läpt ftch erFennen, wie ftch verfdhiebene
C^in$elheiten gu einer (SejammtwirFung ver=
einigen, £iejcr 3 u fammenjchlu& ivirb ver=
möge Fünftlerifcher (SeftaltungSFraft bewirft,
unb hierin offenbart ftch vornehmlich bie
SchöpferFiaft beS ©eitiuS. 9Wan hat nun
über biefett Borgang 9Iufjtellungen »erfudjt;
wieberum Rechner*) hat auf (Srttnblage
feiner ^MpchophpfiF, in welcher er bie Stärre
feelijeher (^iubriicFe nach ber 3 f itt>auer mißt,
über bie 9lrt, wie ftch burch baS 3ufammen=
wirfen ocrfdjiebener vuftreige beim jtunftwerF
ber Cfitibrucf beS (Sangen geftaltet, ein (Sefefc
feftgulegctt nerfucht; nach ihm ergiebt £ufts
reig a —j- Vuftreig b mehr als a -f- b, bte Summe
ber beibett; baS 3ufammenwirFen erhöht alfo
bie (Sejammtfumtne ber Weige in ftch fteigerm
bem Bevhältniffe, unb Weige, bie an fich cinseln
31 t fchwach ftnb, um gum Bewu&tfein gu ge*
langen, Fommett in ber Bereinigung mit
einer Wtenge oott CrinbriicFen gur (Seltung.
(*S ift nicht unmöglich, bafi auf bem an=
gebeuteten ©ege bie ©iffenfdjaft eine weitere
3 erglieberung ber jhmftwirfung ermöglicht;
;ur 3 f tt ftttb wir nicht in ber 2 age, bie
WichtigFeit biefer ?lufftellungen für bie 2 lefth* s
tif \u prüfen. £)ie Berftärfung ber (^injel=
wirfungen Fann jebenfaUS nur ftattfinben, uu
bem btefelbett fich 31 t einem einheitlich er=
fchciitettbeu (langen, gu einem lebenSoollen
(^efammtbilbe gufantmenfchlieften. tiefer
tfinbruef beS ©inheitlicbeu ift eine
mefentliche Quelle beS ©ohlgefaHenS am
jhntftmeif unb weift auf bie bereits hervor-
gehobene Beftitnmung ber Äunft h” l f bie
Einheit be§ ©cftallS auf begreng«
tem (Gebiete nachgubilbett. 3 ,,r & Xi
beiführutta einer folgen ©irfuttg bient eS,
wenn oerfchiebene (^ingelerfcheittuttgen auf bie=
felbe Borfteöung, bettfclben gebanFltcheti Sam^
tnelputtFt hiuführett; bieS bewährt fich an bem
berühmten Jtupferftich vott ©oollet w ^)er Xob
beS Generals ©olfe", wo bie (^eftchtSgüge aller
Utnftehenben auf ben gtint Zob oerwunbeten
gelben hinweifen, nach bem Bretinpunfte ber
iheilnahme führen, (gleichfalls ber Einheit
bient bie (Segen faulten feit, bic eine
BorfteHung, welche ber küttfller erwecFen will,
burch Berbinbuug mit bem (Segentheil nur
um fo Flarer unb wirFungSooller heraushebt.
So erfcheittt' ^reichen im „Rauft" neben
Wtarthe bem unbefangenen 3 uf<hauer als eine
wahre C^ngelSgeftalt,' jebenfaUS als eine echt=
ftttliche Rrauennatur, obgleich fte baS in
©ahrbeit nicht ift, benn burch ihre ein*
gefiattbene 9uft am golbettett SchmucF, burch
thre BerbammungSfucht (©ie Fonttf ich fonft
fo tapfer fcbntählen, wenn thät ein armes
Btägblein fehlen) unb ähnliche 3 üge
fie ftch als mit ben gewöhnlichen Schwächen
ihres (SefchledjtS behaftet. 5T)er 5)icpter hat
eS oerftauben, burch ben 3auber, mit bem er
feine (Seftaft umgiebt, unfer ftttlicheS Urtheil
eingufchläfern, unb eins ber vomehmften
*) $tc Elemente ber 2 ©be., Üp}ß. 1860.
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30
TOttel ^iergu ift bic ©egenfäfclichfeit. @ine
nicht unwichtige £anbbabe ber Üintft beruht
in Venufcung oer ©ebanfenoerbiitbung;
b. h- «ine bcftimmtc Vorfteüung wirb an¬
geregt, unb bieS ^at gur golge, baß ber 2lrt=
geregte biefelbc in ber Si<htung, bie fie an¬
beutet, weiter auSfpinnt, ergäbt ttnb auf
biefe 91rt in baS Jtunftwerf ettraS ^inein=
legt, was in bemfelben nicht unmittelbar ents
galten ift. ©o wirb ein mit bem Vteer Ver=
trauter, in 2lufd>auung eines trefflichen ©ee=
jjemälbeS oerfunfen, auf <&runb feiner (*r=
utnerung förmlich ben gerben £uft beS VteereS
m atlmien glauben, fo benfen wir in Jvolge
oer un8 geläufigen VorfteHungen bei „blühen;
ben Zitronen* unb „Golborangen" fogleidj an
ben leiic^teuben £immel unb baS blaue ÜJteer
beS ©übenS, fo wirb bei Nennung ber „blauen
Vlume" eine ©eit non ÜJiärchen in unS wach.
3 m EReidb ber Jidftung ift eä oorne^mlid)
bie romantifd^c ^oefie, bie auf 5lffociation
beruht, inbem fie unfere oielfach traumhaften
Vorftellungen oon ber Vergangenheit anregt
unb ein ©eiterfpinnen berfelben beaünftigt;
namentlich auch bie Vorliebe für Romane,
bie in entlegene 3 e ^ ten unb ferne Räuber
führen, beruht auf bem ©enuft, welchen unS
bie Anregung oon (^ebanfenoerbinbungen ge=
währt, befonberS wo fie ein freies ©galten
unjerer l^iubilbungSfraft geftattet.
Heinrich ber cSöroe.
G3 fdjlüpft unb fcfytacht ber SSonbenfdein
Ueber blifcenbe ^äd)er unb Binnen —
Stuf ©egen unb Stegen, ba liegt cS weif}
©ie blenbenbeS Sobteitliitnen.
©efpenftifeh in bie Sacht hinaus
Sie dauern unb Ih“ nr, e ragen,
©leichwie eine nwnberbare 9Sär
SluS längftoergangeneit Jagen:
3u SanenSburg, in ber ©elfenftabt,
Jönt mitternächtige Stunbe
Unb fenbet mit fchroerem, ehernem
Schlag
Sem 3ahre bie SobeSfunbe.
2luf feinen Sdjwingen entführt ber ©inb
Sur<h alle ©infei bie S länge —
©ie flüchtige ©ehernen unb ©chatten
hufchfS
Surch fülle ©affen unb ©änge.-
Unb ftch, — oon h°*) f r 33urg h cra ^
Sa fcheinfS unb tönt’S wie Gifen,
©ie SoffeStritt unb Schwerterflang
Unb rau^e Äriegerweifen.
®ar eigen flauen bie Setter brein,
$n feltfamer Lüftung unb ©ehre,
Schaurig umgittert ein falbes Üi^t
Sie blifcenben jpelrne unb ©peere.
GS fpringt beS güljrerS hohe ©eftalt
Voran bem reifigen Jroffe,
$n neroiger gauft baS gewaltige Schwert,
Stuf fchwarjem, fdjäutnenbem Söffe.
Gs funfeit feurig baS bunfle Slug’,
i'aitg flattert baS £aar im ©inbe,
Slitfpornenb peitfehet beS ^ferbeS 33ug
Sie golbene Vangerbinbe.
Unb bort, — welch wunberbar ©eftcht, —
golgt ihm ein feltfamer Jpüter,
Umfpringt ihn in mächtigen Sä^en ein
£eu,
Schaut fromm empor gurn ©ebieter.
Unb am alten ©all, am alten Jh or '
Sa fällt er bem Sofe in bie Bügel, —
Unb fchweigenb umftehet bic gange Schaar
Sen gelben auf h°h em £>ügel.
Ser fchauet lange hinein in bic Sacht,
hinein in bie ©chneegefilbe —
Jief unten oont gluffe fteigen herauf
^3f;autaftifd;c Sebelgebilbe.
Unb weiter unb weiter bringt ber Slicf
Von ©djwingen beS ©eifteS getragen:
©o eisbebedt in bie ©olfen empor
Sie VergeSriefen ragen;
©o baS SSeer in wogenbem ^ulSfchlag
ftch fehnt,
Bum £immel, bem ewig blauen, —
©o ber Jiber; Strom feine gelbe glutl)
Sollt bur<h 3>talia’S Slucn. — —
Unb oor bem trofcigeit Jüngling liegt
Bu güfcen fein £err unb jtaifer, —
23ang fleht fein 2J2unb,— fein Slug 1 ift trüb,
Unb feine Stimme Hingt h e 'f ev - —
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31
Der9lnbre fdjweigt — unb fefyrt fid) ab; —
©r fanb baS ©lücf nicht wieber,
Unb ferner fällt eine tf)räne je^t
3hm oon ben ©impern nieber.
Unb traurig fielet So§ unb Stann,
©dfyaut fhimm beS gül)rerS ©cginncn, —
Der wenbet fich langfam im Sattel um
Unb fpricht in träumenbem ©innen:
„Alljährlich treibt’S mich aus fernem ©rab
Stit unbezwingbarem Stahnen,
Dann mu§ ich reiten in reifiger Schaar
AuS ber grauen ©urg meiner Ahnen.
Dann feh ich bie Stauern, bann feh ich
ben ©tein,
3n bie mein @efd)lecfyt gefchrieben
Stit ehernem ©riffel bie wilbe Stär
©on feinem Raffen uub Sieben.
Dann gijijj’ id) wieber bie alte %tit,
Dann grüß' ich bie alten ©ebanfen; —
Dann traur 1 ich um Su^rn unb ©Ijr’
unb ©lücf.
Die längft meinem ©tamm entfanfen.
Dann brennt auch im £er$en bie alte
©djulb.
Die grofje, — unfäglich fernere, —
Unb il)re ©timme tönt mir im Cljr
©ie ©turmeSbranbung am Steere.
Unb ich tyalte bie ©acht in ber ©intern
nacht,
Unb blief in bie beutfcfyen Sanbe,
©om St^eine f)er bis weit hinauf
3um weiten Dünenfanbe.
Unb feh ich nahen. beS geinbeS 3Wad^t
Unb beS Krieges 2o§e lecfen, —
Dann eile idj, mein beutfd^eö ©olf
Stit ÄampfeSruf $u weefen.
Auf weiter ©alfiatt in Reißer @<$la<$t,
Dort treffen mir wieber jufammen, —
Siegreiche ©affen fe^e i<h
Ueber geinbeShäuptern flammen.
Uub wenn fte umfränjen beS ÄriegerS
©tim
Stit bem ©rün ber ©idhenreifer, —
@o h a &’ ich gefü^nt bie alte @<hulb,
Die ©<hu(b an meinem fiaifer.
Unb wortlos fte^et Sofc unb Stann,
Schaut ftumm beS gelben ©eginnen, —
Der fdjrecfet auf in jäher Jpaft
AuS feinem ©rübeln unb ©innen
Unb richtet fich ftolj, unb fdhwinget bie
©ehr:
„9toch hämmert nicht auf jener Storgen,
©iS bahin fei mein treues ©df)n>ert
9toch in ber Scheibe geborgen!"
Stit h°h cm ©prung fdhneHt auf baS
9tog,
©etroffen oom ©porenfterne, —
Uub Leiter uub Stoß unb Seu unb Drofj
Umfängt bie nächtige gerne. — —
§ell liegt ber Dag auf ber ©elfenftabt,
3n leuchtenbem ©onnenfeheine, —
Sur wie ein wirrer Draum fchwebt’S
noch
Dort brunten am alten Steine.
0tto gfCotäe.
Jin beffer
©in heßer ©tern am girmament
©ift bu mir aufgegangen,
Der jtrahioerfenbenb jach entbrennt
3n fehnenbem ©erlangen.
Stern ...
,3h« S^h* ber ® r ^ c Sfüthenflor
AuS hoher jpimmelsfeme.
Doch meine Seele ftrebt empor
3u jenem ©trahlenfterne . . .
$a*Ut SBeltüopf.
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32
Pie pflege unb bie '§Stcnc.
3 »n be§ ^fjitofoptjen 3 * mmer faufie
®urcfy ba§ offne gettfter au3 bem ©arten
©ine mächtig gro§e gtiege, trieb ftd;
5tn ben Sßänben roilb gerinn unb praßte
©alb an tfyiiren an, halb an ben Cfen,
©alb an ^lafdjen unb an genfterfcfyeiben,
3 mmer fummenb unb amnafjtid; bruminenb.
Unb jur ©iene, bie am ©tiitbenftocfe
£ing junäd;ft bem 2trbeit3tifd) bc3 ®octor§
(Sprach bie grofee, ungefcfytacfyte Stiege:
„Zimmer mär 1 id; bod;, gteid) bir, im ©tanbe,
Unbemerft burd; 1 ^ Seben tnicfy ju bvücfen,
2 ln rufymtofe ßftüfyen ftetö gebunben —
©on mir fjören foß bie 38elt unb miffeit,
3>a{$ id; bin unb roo id; bin; oerncfjmen
©oß fte meinen S * u 9 unb auf tf)n achten."
9ttfo fpred;eitb fcbroävmte fie jum ©cfyreibtifcfy,
Um bie Ofyren be£ ©etetjrteu braufenb.
$lber ber 30 g fcfyneß baS lud; unb traf fie
@o gefcbidt mit roof)[ge$ieltem Silage,
2 )af$ fie tamnelnb auf ben leppicb [türmte,
®er ben ©oben farbenreich bcbccftc.
„2Biberlid)e3 Ifyier" — fo rief ber 3>eitfer —
„TOufct bu eben jel^t mein ©innen ftören,
2 Bo mid; biefeS ©ieitd;en3 ftißeS ©Jirfett
3 ur anbäcbtigften ©etracfytung ftimmte?
Äonnt 1 icfy'3 jemals über micfy geroinnen
©in ©efdjöpf ju tobten, roenn bie 9?otf) nicht
UnabroeiSbar mir'S gebeut, fo lägft bu
3 efet jertreten F)ier." — (Ergriff uub raarf fie
®uvcb baS geitfler unb mit ernftem ©tiefe
ffieugt 1 er fid) tjernieber 3 U ben ©tunten.
_ 0t(o Sirtltenfof.
Leed.
(Stader Platt.)
Dar achtern Huus in unsen Garn, De Jalirn vergung'n, nu sünd wi groot,
Dar stabt so hooge Böm; Un (inner jene Böm
Dar ßeet se veel as Kind bi mi, Sitt se, min Brut, mi opp’en Schoot,
To snacken un to dröm. — To snacken un to dröm.
Denn sung woll in de Middagsstiinn Nu singt lütt Naclidigal noch oft
Inn Busch de Nachdigal; De ole Melodie,
Denn sett se nög bi mi sick hin Denn lacht so schelrasch de sööte Deern
Un frög mi raennigmal: Un flüstert lies to mi:
„Watdein’nBuschdarsing'nwollmag? „Wat dar de lüttje Vagei singt
Wie klingt dat fram un sööt: Ick nu van buten weet,
Verstunn ick't, sung ick jeden Dag Un alltieds mi dörn Bossen klingt
Ehr wunderschönes Leed!“ Ehr wunderschönes Leed!“
__ Wilhelm Meyn.
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33
S£-S
Äus 6er feit.
Vorbei, oorbei, burd) Mü^enbe ®eftlbe
£inrottt bcr Slifcjug unter ootlem ®ampf;
®efeben faum, fdjon fcbminben ©erg unb ©älber,
£)en ®rufc oerfd^tingt be3 3 u 9 e * bumpf ©eftampf.
©ie auch ber Strom fid) braufenb roäljt im ®ruttbe,
©ie aud) bcr ©erg ftd) aufrecft binimetmärt§,
grei liegt bie ©ahn: e3 jroingt ben Strom bie Srücfe,
Unb bonnemb roßt ber 3ug burdfS gelfenberj ...
Stacht rings umher, mie IjeU auch braunen lachte
2)ie golbne Sonne über'nt 33erge§^ang;
®urd) Stadst jum Siebt! ^ier rnar'3, roo SJtenfdbenroille,
©o SJtenfcbenfraft bev Urroelt Sftacbt bejmaitg.
Stolj fd^lug mein £erj, unb meine ©liefe eilten
£)em Sic^t entgegen au§ be§ £unnel3 Stacht,
3lm ®eifle Ijört 1 id) fünben nach Leonen
2) er SJtenfd)beit Sieb: „©3 ift oollbracbt, üoßbraebt!"
®od) mie fid) nun bie Serge roieber öffnen,
Unb mie mein ©lief burdj liebte £b^ cr ftwiebt.
Ob aueb bie Stöber raftlo3 roeiter rollten,
Sang ^iclt mein §er$, ma3 ftd) mir bort gezeigt.
9lm gufc be§ SabnbammS @rab an ®rab gerei^ct,
©ie grüßten fte herauf fo ftitl berebt!
$)eS £obe3 ©ngel febroebte ob ben £)ügeln,
©r fpraeb: *3$ mache jebeä Scbieffal roett.
3) ie Sebläfer, bie bort ruben obn’ ©rmacben,
Sie hören ni<bt ber Staber buntpfen Xoit,
Sie hoben auSgefämpft unb auSgerungen,
©iit $lafc bort bntnten mar ihr etnj'ger Sol)n. —
3br, bie oorüber trägt mit gellem pfiffe,
SJtit faltem £obn be3 ®atnpfe3 Sturmgemalt,
©i§t 3b r ' ob morgen ©ueb nod) ftrahlt bie Sonne,
©ie halb auch Such bie ©rbe beeft, mie halb?"
©oht unerbittlich, aber h^r unb heilig
Stenn' ich bicb, ©«bicffal, ba§ fein SJtenfdb erfaßt,
©a3 bir oerfaßen, febmeigenb ftnft'3 ju ®rabe,
So mie bie ©lüthe oor ber gruebt oerblafct.
Stimm 9iüe§ b* n ' bu meifct fürmahr ju richten,
Seg' ju ben lobten auch mein glübettb' §erj,
®odb gleich bem 9lbler laß auf mäcbt'gen glügeln
j£)ie SJtenfcbheit ftegreicb bringen ätberroärts!
9U3 mär’3 ein £raum, fo febmanben fd^nett bie ®räber,
©in einfam' Äreuj noch rainfte f<bmal unb roeifc;
3|m Sonnenglanje mogten reiche gelber,
ÜJtir trat in'3 9lug' bie th r öue febroer unb heife-
_ Charles gRtdUrf*.
. __ 4
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34
P i c $ d u m e.
(1793.)
3öaS fhubclt auS bem üftainjer T§or
SuntfdjecfigeS ©eroüfjl fyeroor,
£)inau3 jum grünen äöiefenmall? —
SWeufränFfdljer Sansculotten Sdjroall.
Son Wappen, geben faum ucr^üttt
Sie ^ügetlofe £orbe brüdt
Unb fdjlcppt an jorn’gen SRfjeiueS Saum
Sen 3Kaienbaum, ben gnifyeitSbaum.
Sag Solf, eS tollt, baS 35olf, eS tan$t,
Ser greibeitSbauin wirb aufgepffan^t;
Sie ©locfc ftürmt, ber 2lufrufyr grollt,
SaS 93olf, eS tanjt baS SolF, eS tollt.
@ef<$rieben fte^t am naeften Schaft:
JBeltbürgertfjum, 9Beltbrüberfd^aft!
Sie 93lüt^en fd)immern täufcfyenb Ijolb,
Sie Slättcr glütyn mie eitel ©olb.
Äofarb 1 unb p^rpg’fcfye 9Rü(je blinft,
Sie Sotfdjaft lodfenb flingt unb minft:
©etljeilt fei 9llle$ auf ber SBclt,
Sie Säelt fei auf ben Äopf gefteHt!
^fyilifter, beutfdjer, fc^üttle bidj!
2lu3 cm’gem Schlafe rüttle btd^I
Äomm l)er, fei banfbar eingebenf:
Son granFreid) marb bir bieS ©ef<$enF! —
O bürrer ÜWaft, o greifjeitSbaum,
Ser SJaljn, ber bräunt ^erflog mieSdfjaum.
3Bie SKancfyer büßte fein ©elüft
3J?it gaUbeilfcfylag unb Slutgerüjt.
Sem (SiSminb marb ber Saum ein 9taub,
Sie Slätter roelF, bie grüßte taub;
Sorbei ber tolle Äarncoal —
Ser Saum liegt unfrud^tbar unb Fal)l.
(1870.)
2£a§ flimmert burd) bie ginfteniig?
Sie Seutfcfyen lagern um ^ari§.
SäaS tönt fo fromm mit einem 9)M?
(Sin SRad^tgebet unb ein ©Ijoral.
2Ba$ bridfyt mit £immetsglan$ herein?
Ser SBeiljnadfytStannen Äerjenfc^ein.
2Bo fc^aavt ft<b ftiH ber Äricger Trog?
Sort im SerfaiHer 3ftarmorfcblog.
3n Dtadjt unb Sdjttee ber fyeiPge
©Ijrift
Surdj geinbeSlanb gefommen ift
Unb jüubet — fdjöiter griebenSmafyn! —
2lm Saum bie fjellen Sichter an.
Serncgt in ftiHer, fjetPger 9?acfyt
Sinb, bie fonft Sömen in ber Sdjlacf)t;
©in ^eimmety namenlos burdjgtüfyt
©efläjjlter Streiter iueid^ ©emütfy.
Unb Thronen riefeln in ben Sart
Ten Scannern, raufy unb ljerb oon 9lrt;
Soll Neugier brängt l)erbei ber geinb,
(Srftaunt, bag ein Sarbar au<$ meint.
r ,2Bie fommfS, bag foMj ein harter SDtann
Ob einer Tanne meinen fann?"
Sann flüjiert’S jufunftSforgenfdjmer:
„3a, ftegen tnug folcfy frommes §eer!" —
O grüner üftaft, o 3Beil)ua<$tSbaum,
Sein golbner Traum fliegt uidjt mie
Schaum,
SeS 3abreS Scheitel bu befrönft,
SeS geinbeS £>er$en bu oerföljnft.
Sein ©lanj burcbfdjimmert milb bie SNac^t,
955ie 9ttonbenfcbein unb Sternenpradjt,
2luSlöfd)cn Fann iljn feine 3dt,
Sen Saum ber Sieb’ unb TOenfcfylidjfeit.
£riitrt<$ yiewbf.
«f-
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35
Pie 'g&otett
(£3 raufet eine finnige Sage
Our<h OeutfdpanbS ttRärchenmalb:
(SinP rief in blühenbem £>age
Oer tob einem liefen fein „£alt"!
Oer ober fpra<h bagegen:
„Ou bürrer ©i<ht, taff' ab!
Jfod) mag id) mein $aupt nicht legen
3n’3 falte, tiefe ©rab."
Oa §ub ein l>ei{;e§ Gingen
Oer beiben ©enmltigen an:
©3 fonnte ber tob nidjt jroingen
Oen übevftorfcn SJlann.
Oer Sftiefe f<hlug ihn nieber
Unb fc^ritt gar eilig fort.
Salb nafjtc pngenb roieber
(5in junger ©anbrer bem Ort.
t)er fah ben ©unben am ©ege,
(Srquicfte ihn mit ©ein,
Unb unter feiner pflege
(Sr^oltc fi<$ halb greunb §ain.
w 9GBei§t bu, men bu gerettet?"
„SRein, grembling, ich fennebidj nicht!"
„Oer Sitte $ur SRu^e bettet,
Oem tob fdjaup bu in’3 ©efi^t.
3$ mit! mit Oanf bir lohnen,
©a3 bu an mir getf)an.
©ohl barf ich auch bein nicht fronen,
Oo<h roiff ich nicht ptttylich bir na^n.
3$ fenbe bir erP meine Soten,
t)ie fotten bich mahnen an mid?,
Seoor junt SReidje ber tobten
3$ einP (jeim^ole auch bich."
bes ^oöes.
,,£ab’ Oanf! $Run bin ich geborgen
Sor beinern Ueberfatt!
$Run feien trübftnn unb Sorgen
gor tan mir leerer Schall!"
So fliehen Seibe. ©3 lebte
Oer Jüngling in Sau3 unb Srau3,
Oo<h Stnnbe um Stunbe entfehmebte, —
^otjrjefynte mürben barau3.
3h™ beugte ba3 Sllter bie ©lieber,
Oie Sinne oerfagten bie $pi<ht,
Oie Äranfljeit Precfte ihn nieber, —
(Sr fpradj: „SRoch Perbe ich nicht!
@rP muj$ er mir Sotphaft geben!"
©enefung Pellte pch ein
Unb mit ifjr ba3 fröhlich* Seben.
Spät nahte ihm enblich greunb £ain.
„9hm folge mir $u ben tobten!"
„©illp bu bein ©ort oerbre^n?
©o blieben beine Soten?
3^ ^abe feinen gefegt!"
„Ou fa^P beine #aare erbleichen,
3ahn(ücfig mürbe bein 9Runb,
Ou fühltep bie Sinne entroeidjen,
Oein SRücfen mölbte flc^ runb;
2Rorf<h mürben beine ©lieber,
Oid) plagte bie quälenbe ©ic^t,
Oie ßranfljeit ftreefte bich nieber, —
Sin Soten gebrach e3 nicht.
Unb über bie3 Sltte3 hat immer
Oer Schlaf bi<h erinnert an mich;
©c3halb gemahrteP bu nimmer,
©ic (ehr mein Sruber mir glich?"
Oa hat ben Sprecher betrachtet
Oer ®rei3, oon Scham burdj)loht,
Unb mie er bie Soten mißachtet,
So folgt’ er gehorfam bem tob.
•tt* Jratsj ^en^eit.
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36
jtfetniflßeiten.
Der ©d^roon.
3m Sterben fingt fein fcfyönfleS Sieb ber
©c^roan,
Um einmal no<$ Slpollo’S Sob ju fingen,
@r roeijj, cS nimmt fein ©ott iljn gnä;
big an,
2Beil er fyat rein gehalten feine ©dringen.
9^ofe unb Hagebutte.
5Benn baS JpaiberöSlein abgeblü^t,
©leibt bie Hagebutte nur,
Doc§ ber ©ame, ben fie in fic§ trägt,
©djmücft mit Siofen neu bie glur.
Den greubeftörern.
2BaS tljat er Sud) ju leibe?
2öaS fcfymälert 3^r fein 9^ed>t?
©önnt il)m bod£> feine greube
2lm neuen ©ticfelfnecfyt.
3meifel an ber Siebe.
3meifcl an ber Siebe fc^roinbe
©Me am ©piegel trüber §au<$,
Unb fo roic id) biefy empfinbe,
©o empfinbe bu miefy audj.
©lücf unb ©erftanb.
DaS ©lücf fyängt nidjt oon Älug^eit ab,
Den Summen roirb'S im ©djlaf ges
geben;
Dod) roem ©erftanb ber £öcfyfte gab,
©cfylägt ofjne ©lücf ficf> burc§ baS Seben.
©rlofd^ne ©terne.
©on erlognen ©ternen fällt ein ©traljl
Sange nod), roie einff, auf ©erg unb
Unb fo leuchten mir noc$ aus ber
gerne
deiner 3 u 8 cn & Wngjl erlöfdfyne ©terne.
_ Sttfitt* gtutm.
§m tiefen
Deren SBipfel SBinbe fämmen,
üJturrenb burd) ben finftren §ag,
Unter mooSumroad)fn cn ©tämmen
SBanbP i$ einfam lag um lag.
9tanfenb roudjert bunflcr @ppid>
Ueber gelfen, railb jerflafft,
SautloS auf bem moopgen leppid)
©tirbt mein ©d^ritt roie geiftertyaft.
Äaum ein ©ogel in ben 3nwgen,
Äaum im gorft ein fdjeueS SBilb, —
©tiUeS §OBeben, büftreS ©c^roeigen,
Da§ fein Saut ber ©klt burc^fc^ritlt.
lief bur<$ bunfle fftabelfronen
©Unft nur ©olbgefpinnff im lann,
2Bie auS fernen 3ttärd)en$onen,
Die fein gufj erreichen fann.
'palbe.
Unb miefy bünft, roie ©Mnbgeflüjfer
Ueber mir ben ÜBalb burc^fc^roirrt:
©o burdj unermeßlich Düfter
©ei ich lebenslang geirrt;
Unb burdpS ©d^roeigen jog 1 ich weiter
Unb ben SluSroeg fänb 1 ich nie,
©d^tnerj mein einiger ©Jegbegleiter,
Den ein neibifefy ©c^icffal lie^.
3roar eS fiel ein ljimmlif<$ ©länjen
2luch in meines SebenS Stacht,
2Bie mit ©torienfdfjein mich fränjen
©ah icb, roaS unS felig macht.
Iraum^aft mir bie ©tim umfponnen
JpafS nur einen grü^lingStag, —
Unb roer fagt mir, ba'S jerronnen,
Ob eS jemals f ehren mag?
<£o«tab fefmantt.
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37
§tn $ommer.
Sic^tbur^tränft unb buftburchjogen
©tnb bie gluren. faftiggrütt;
9lehrenfelber feh ich mögen,
Unb ben 2Woljn bajroifc^en blü^n.
©unberbare garbentöne
Jaulen auf in feltner ©lutl);
©od, in ihrer ganzen Schöne
prangt bie SRofe, rotfj roie ©lut.
Unb ber §immel lacht unb leuchtet,
©djaut oerflärt auf all bie ©racf)t;
Ob ftch auch mein 9luge feuchtet, —
3)teine gan$e Seele lacht!
fiuna Jtenbef-Marburg.
^efattfl ber Seit.
^eige bie 3eit unb ich fchreitc hinweg
3ermalmenb burch ladjenbe gluren,
lief $eid)neu ben einmal burchlaufenen ©eg
®e§ Stabes oernichtenbe ©puren.
3dj fiürje ber SJtenf^en ©efd^ted^ter ^inab
dftit ehernen Firmen in’ö gä^nenbe ©rab.
Jpin ftnfen non leuchtenbem 9£uf)me beglänjt
®ie dürften unb ihre ©afallen,
Jpin ftürjen bie ©ötter unb (Spheu beFränjt
®er Tempel geheiligte fallen.
©cnn brüber ber glug ber ^a^irtaufcnbc $ieljt,
©o bergen bie ©äulen, jerftäubt ber ©ranit. . .
3$ bringe bir greuben, ich bringe bir Seib,
©nteilenb auf fiürmenbetn glügel:
ffiaS geftern bich lebte, entreiß ich bir ^cut
Unb morgen fchon becft bich ber ipügel!
S)ie ^errfcherin bin ich int ©rbenreoier,
OeS 9lugenblicf3 Äürje nur — gönne ich bir!
$*rf <£(tem.
§m ^orgentljaue
3m 2Rorgenthaue glänjte bie ©eit;
®ie £er<heit fliegen $um §immel3$elt,
®em blauen unb roolfenlofen.
§e£l tönte ber ©adjtelfchlag im Äorn,
9lm ©ege blühte ber ©chlehenborn,
Unb blühten bie £>edenrofen.
gfänste bie ^eft.
®a§ jubilierte in ©ief unb #ag;'
©ir manbelten burch ben jungen lag
Unb halten unS fanft umfdhlungen.
T)u fangeft ein Sieb oon ber Siebe ©lücf,
©ie haßte baä frifch oon ben©ergeit $urücf,
©eoor’S in ber gerne oerKungen. —
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38
2tm ©atbranb brübcn ein Äreuj oon ©tein,
©ilbrofen füllen ba3 ©rabmal ein;
©ir fjaben jroei 9tofen gebroden.
®od> mie mir plöfclid) be3 lobten gebadet,
(Singen jur ©eite mir ftumm unb fac$t
Unb fyaben fein ©örtlein gefprodjen.
$uf!ao Raffte.
gütiger bei $uu|i.
©ettn braunen roilb be§ §erbfte§ ©inbe toben,
®ann finbet unfer §er$ im Jteid) ber Xone
Scfriebigung unb ©lücf; ift alles ©cfyöne
®od> mie $ur s Jtacf)t ein lichter ©traf)l oon oben.
®ie Äunft, bie ju bem Urquell un§ erhoben,
©ie bulbet nid;t, ba§ man bem fiebern fröfjne;
3um Sichte fcfyroingen auf fid) i^re ©öljne,
®ie ©ottljeit in gemeintem Sieb $u loben.
So Ijab' id)^ tief im ^erjenSgrunb empfunben,
©o oft ber funftgeübten < 3^ n 9 er Schaar
,3m ®ämmcvlid}t jufammen ftdj gefunben,
©enn ©ang unb Älang ertönte rein unb flar,
Unb mir in monnig felbftoergeffnen ©tunben
3m ©eifte ftanben oor bem £oc$altar.
0tfo jUJTerdatter.
'SUmera 6t Ponente.
©ie träumeft bu fo rufjig fye§r,
®om grüfjrotfy übergoffen,
®on ftarren gelfen, ^eil’geä TOecr,
2Rit ftarfem 2lrm umfdjloffen!
3<$ fe$ ben glühen ©onitenbaU
5luS füllen glutfyen tauben
Unb mie ber ®ünfh ©dtleier all
3^r luft’geS ©ein oerljauc^en.
©o faf) oon ©lutfyen idj belecft
®ie ftarren Wpengletfdjer;
®oc$ tiefre £>er$en§töne meeft
®e§ ÜKeereS fanff ©eplätfcfyer.
£ier laufet id) einfam fhtnbenlaug
®on fc^roffcr gelfentreppe
®em ruljelofen ffiogengang
Unb feiner glutf) unb ©bbe.
®odj> jebe ©eile, fdjaumbeftäubt,
3m fprüfjenbeit 3 e ^ c &en
3n’3 £er$ mir bie ©rinnrung fcfyreibt
2ln mein oerblü^tcS Sieben.
y«uf JlCetmtuu.
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39
'j$on&nadjt am fee.
(Sftad) einer norbifcfyen Sage.)
®er SRonb mit fettem ©ilberlicbt
Siegt auf beit ffiafferliitfen,
©ebeimnißnode ffiovte fpriebt
®ie Söoge $u beit Sinfen.
©S tönt ber UnFe bumpfer ©djrei
herüber auS ber gerne,
3eßt fteiget roo^l bie Söafferfep
(Smpor an’S Siebt ber ©terne.
§
®u javte Taube flattere nicht
©o ängftlicb jageub ^iu unb ^er!
3d) 6in bir gut, nm$ flicljft bu mid>?
©o fotnm, unb fürste bid^ nicht mehr!
3Sir rooden fließen über bie £aib’,
5Seit, weit hinaus, in frembeS Satib;
9luf fdjönrer glur, im ^alnten^ain
Umfang unS ftid ber Siebe 33anb.
©ie fd)roimmt einher in ©dbroangefialt
Unb fingt ein Sieb ftd) leife,
Unb roem eS in bie Cfyreit fd;adt,
Vergißt mo^( nie bie Söeife.
©r nmnbelt traurig Jag unb Sftadjt,
3m 9Iuge Reifte frönen,
£in in ben ©ee jie^t i^n mit dttadjt
3u(e^t ein bunFleS ©ebnen.
3*o ff gang 3*ti<$waft>f.
n 5 n i
Tort roinb' id) bir auS Slumenbuft,
2lu3 ©onncnlicbt ben £) 0 <bjeitSFran$;
®a träumen mir ben fdjönftcn Traum
Ter Siebe, im jitternben 2Ronbenglan$ —
Vergebens, ÜRäbchen, fträubfi bu bid)!
3lcb it>ei§ eS ja, baß bu mich licbft —
O ©eligFeit, o füßeS ©lücf,
SBetin bu ben erfien Äuß mir giebft!
_ $o*f«r.
e M
, 5 ie Riebet
öS mar £err dRarS ein Offizier
5ßon atterältftem 2lbel,
©in gern gefehlter ©aoalier
Unb ohne gurdfjt unb Tabel,
Tod) litt er an oerbaltnem ©roll,
2Beil boebgeidjäßte Tarnen
Tem IieberFunbigen Wpoll
©ntjücft entgegenFamen. —
Trum trieb eS ihn, mit oielem gleiß
Ter '^oefte ju fröhuen,
Unb feinen ©tablßelm mit bem SReiS
Ter gießte ^u mrfcßönen.
3m Äarßall, anf bem SBaffenplaß
55eaanu ber ipelb $u reimen,
Uno 23erS an 93erS unb ©aß an ©aß
3um Sieb 3ured)t 311 leimen. —
©r febrieb bie Sieber auf Rapier,
3n ©olbfdjnitt reidb gebuuben,
Unb auf baS Titelblatt $ur 3* er :
„SluS meibeooHen ©tunben".
©r Fannte SBort für SBort bereits
Unb badjte: Ohne ©leiden!
2Öie roirb Apollo blaffen iReibS
S3or mir bie ©egel ftreicben.
öes SRors.
Unb einftmalS trug er mit ©efiibl
Ten ©öttern oor bie lieber. —
fRiugS im Clgmp mar’S bang unb febmül,
Unb ©ebnere bannt’ bie ©lieber. —
grau 3 nko niefte frampfbaft f(bon,
Tie Zubern gähnten reichlich,
Apollo rief mit ©tentor-Ton:
„gamoS unb unoergleidjlicb."
©S fpracb Neptun: „3ur SReereSburg
£aß, 2llte, jeßt mtS eilen,
UnS geben bie Tritoneu bureb,
Senn mir noch länger weilen." —
©S riß bie 5lugen auf 93ulfan,
Um feinen ©cßlaf $u bannen,
3bn fab grau SBeuuS lacbenb an,
53i3 ibr bte Tb r o* lcn rannen. —
3Rercur begann: w Troß Sieb unb 93erS
TRuß ich ben ©ebritt beflügeln,
TRan ruft mich $ttr 'Varifer 93örf’,
2ßo £auffe unb iöaiffe ft* prügeln/
9lud) 93ac^uS fcblicb ftcb ftid baoon,
©r fdjob in eine ©affe,
£ag lefeub im SluaFreon
33or’m ooHeu Äbcinroeiitfaffe. —
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40
(*3 Ijatte 5Rar9 mit 2eibenfd)aft
Woch manch’ @ebicf)t gefprochen,
Ta rcorb cv burd) gemalt’ge Straft
Te9 ©djnarchenS unterbrochen. —
A19 fid) fein 5Micf gur ©eite ftahl,
Ta roaren AH’ gerftoben,
(*r fah im roeiten 0*ötterfaal
Hhir Jupiter noch oben. —
Hub beffen ©<hnar<hen machte ftarf
Ten (hbenbaü erbittern,
$3om (5aplanb bi3 nach Tänemarf
Vernahm man fein (^eroittern. —
A19 er erroad)te, fprach er: „©ohn,
Ten ©djap mupt Tu beroabreu,
©o hob’ ich ja gefdjlafen fdbon
Wicht mehr feit taufenb fahren!
©o immer beitte 2eier fchaflt,
C^rquicfe fo bie ©eelen,
Tann roerben bidj bie Httenfdjen halb
A13 $ott bc§ ©chlafS empfehlen."
Ta patft ben Ü)?ar9 SHerferferrouth,
Gr bat ba§ &nch gerriffen,
Tn Grbe polier greoelmuth
Jn’S Angeficht gefd^miffen. —
333o^in auch nur ein gefcen traf,
begann ber Wiohn gu fpriepen,
Uno mer nicht ftnbet Wuh’ unb ©chlaf,
Ter rairb bie grucht geuteHen. —
G3 trieb iit’9 iobte Wteer ber Sinb
And) einen biefer Stfche:
©eit jener Ungliicfsftunbe fmb
(^eftorben alle gifche.
3ttfiu$ Ritten.
Gott hett min Bäd vernamen.
Gott hett min Bäd vernamen,
He hett mi doch noch leev; J )
Min Wilhelm de is kamen
As inne Nacht en Deef. ! )
Ik weit nich, wat wi seggt hebbn
Man dat wi Beid’ hebbt weint,
Un, dat wull keiner recht hebbn
Un, dat he’t god hett meint.
i) ee = ei.
Herrgott, di will ik’t danken —
Wat hest du wennt min Nod!
Na Siifzen un na Janken
Is allens, allens god.
H. Schröder.
gür ben hiporifchen Vornan febeint, ait9=
enommen bie 3«it ber SBölfermanberung itnb
ie ber Aegppter, h*ut roenig ©inn gu fein,
unb bie ©djöpfuugen, roelche fich mit einer
anberen ^iftorifchen Gpoche befdbäftigen, pn=
ben faum Beachtung. Unb hoch ift g. 35. baö
Chtbe beö porigen 3at>x^imbertö für ben
Womanfchriftpelier faum erfcjbloffeu, gefchroeige
auSgebeutet; grabe jene s lkriobe beä Serbens
bietet bem TarfteUer beutfeher 3uftäube eineu
ipohlthnenbcn Gontrap gu ben ©türmen in
granfreich, babei einen Weichthum oon be=
beutenben Hftenfchen, fpmpathifchen grauen,
auch oon problematifchen Naturen, ©trebern
unb Abenteurern aller Art. 2kit biejen Gr=
roartungen begrüßte ich ^ en gtoeibänbigen
Woman „Erzherzog Karls Liebe unb
ber Äampf um ben Wiebenpalb" oon C. Byr.
(©tuttgart, ©iibb. 31erlag9=Jnpitut). Senn
amh bie Gkjptäche häufig nur bialogifirte
Seltgefd)id)te finb, gmingt bie folibe Arbeit
hoch gu aropem Wefpect por bem Sollen beö
patriotifch gefinnten fleißigen £iftoriferS, ber
mit iDarmfühleubem bergen bie bisher fo
gut mie uubefannten ©cpicffale ber gtirpin
Glinor, ihre ^egiehungen gu bem ©ieger oon
A9pcrn mie ihren tragifchen Untergang an
ba3 i'icht gepellt. Tie Tec^niF beö Womanä
mie bie Gl)arafteripif ber Jpanptgeftalten bef*
felbeit oevräth aUerbingö eine ältere ©chule,
bie im ©inn ber Womantif bie Tinge unb
^erfonen mit einem geroiffen Tuft unb We*
bei gu umgeben liebte, ber mehr perfchleierte
unb mehr erraten liefe, al§ gur unmittel*
fr
8
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41
'S?
Boren Slnfcbauung braute. — ©cbliefelicb
Bitte idf), beit 9lutor nidf)t mit bem gleich
namigett Stöbert Vpr tn ©regen$ (beibe
beifeen in SirFlidf)Feit Veper unb Vaper) 311
oerwecbfeln. j
Etwas für Dich. debi^te pon Mi-
cael Scolar. ($reSben u. Seidig, d. ^ier=
fonS Verlag, 1889.) $)ie debicbte befielen
3 unt 3:^ei( auS „fdjlicbten Seifen", 3 um $heil
auS gattj unoolfStbümlicber Jhinftpoefie. Qk*
fer (entere Sfyeil mag guerft abgemacht wer;
ben. dr enthält eine 2 lrt non „Üpevoiben" *),
„Sieber aus dginbarb unb dntma", „Soben=
grinS 9lbfcbieb non dlfa", „$ante an Vea*
trice" u. f. w., Dichtungen, meiere, wenn auch
nid^t ohne ©cbönbeit, uns bod) ein bissen
alepanbrinifcb anmutben. 2Iud) bie Oben,
bie 3 bpÖe, bie dlegien unb dpicebien (dpi=
febien — b e iliß er ©prad&uerein!) tnürben mir
o^ne ©ebaben entbehren, dagegen fiitb bie
©tubentenlieber non büBfcbem £umor befeett
unb in ben Sanberliebent atbmet ber echte
£aucb beutfeber 3 ugenblu|t. ©ie nerbienten
cotnpouirt unb babureb oolfStbümlicb 3 U wer^
ben. 3n ben „Vermochten debiebten" fommt
eine gereifte, beruhigte unb geflärte SebenS-
auffafjung jum 9luSbrucFe. ©ie finb meiftenS
00 U milben drnfteS. Den Dob begrüßen fie
als einen nabenbeit greunb, oolI frommen
Vertrauens, unb träumen non ber #errlicb ;
feit beS 3 en feit. Manche biefer debid)te fntb
febön, feinS ift gewöhnlich-
Adolf Brieger.
Gedichte non Detlev Freiherr von
Liliencron. Seip 3 ig? (S. griebricb). Sir
Baben eS hier mit einem echten, mit einem
Fraftooüen ^oeten 3 U thun. dS läfet ficb
nicht leugnen, bafe roie in ber gefammten
neueren Sitteratur auch in ber jüngeren Sps
rif eine Währung betrübt, bafe fidj — oon
fitabenhaftem SamtamgeFlingel natürlich ab=
gefehett — ein berechtigtes Veftreben bemerN
lieb macht, einen ItreiS neuer Vorftellungeu
in bie Voefie ^cveinjiigieben. Unter biejen
Kämpfern, bie ber DicbtFunft neuen Voben
gewinnen wollen, ift Siliencron einer ber be=
rufenften unb rüftigfien. Der ,£onoentionaliS=
muS, b. h- bie fid) in einem engen Greife
überfommener VorfteHungen bewegenbe Jtunft=
riebtung, birgt aüerbingS bie defabr in ftcb,
ba& ftcb bie Voefie, aus Mangel an frifeben
SebenSjäften entartet, in ein FraftlofeS Steim*
geflingel auflöft. deshalb ift baS Veflreben,
neue töne 3 U ftttbett, an ftcb böefeft förbevlid)
für bie dntmicflung ber ^oefie unb führt
biefelbe ihrem Venire, ben fte 11 t Römers
feiten auScjefüüt, nämlich alle drfdheiuungen
beS SebenS nt ftcb 3 U begreifen, roieber näher.
Unb man mufe jagen, bafe SiliencronS 2öne
aus wahrem dtnpftnben, baft (eine deftalten
aus tiefer innerer Slttfcbauung beroorqueUen.
dr Beftfet einen eigenften defang unb ift
*) (Jin ©ebiept „©apppo’8 ßlage* pei&t totrttief) fo.
reich an glüdflidheit Sortbilbungen unb 3 Us
fammenfefeungen, wie „ fcbicffalumlauert",
„fFatleberne DürftigFeit*, „Fronenbreit“, „mich
iibergrauft" u. f. w. ‘Die Seifen ber Siebe
jeugen oon ftarFem VtanneSgefübl unb auch
liber eigenartig ibpllifcbe klänge oerfügt ber
Dichter. Dafür, wie er wahr auS inneren
unb äufeeren dtlebitifjen heraus fdjafft, geugt
eS, bap er gern unb mit dlücF auf feine
mUitärijcbe Vergangenheit guriidfgreift. 9fadhts
feiten beS SebettS, infonberbeit beS Richters
berufeS fpiegelt er mit febarfer Veleucbtung
wieber. Sie er gern Vrooiit 3 ialiSmen, SIuS*
brüefe beS täglicf)cir VerfebrS uttb bergl. oer=
wenbet, ift attbrerfeits ©pracbe unb Fiction
bei ihm, wo er eS anftrebt, oon golbiger
§erie. üllit folbatifcber grifdbe wirft er ferne
Äraft für ben neueren Realismus in’S dSe*
febirr. dinen bebeutenben dinbruef b* nt er=
taffen einige tbeilS in freien föbptbmen, theilS
in Vrofa abgefafte ©fi 33 en, bie oon ftarfer
dinbilbungsfraft eingegeben, auf tiefer Vc^
obaebtung beS SebenS beruhen. 3^ öBer
weit entfernt, ben Siebter 31 t oerbimmeln,
wie eS oott ben Vlättern beS geaiebten SJfealiS*
mu§ gefd)eben ift. Sie attbere Pioniere beS
gortfcprittS, pflegt auch Siliencron Bisweilen
einen ©trieb * n 30 nehmen, ohne bodb
Ö ben dJrunb 311 toben unb ihn ftcb Burdp
u eigen 3 U machen. dS ftört eben man«
cbeS dewaltfame, drFiinftelte in feiner ST>id^t=
ung unb eS mißlingt ihm Öfters, bie©pradhe
bem ©ebanFen bienftbar 3 U machen, man
flögt ftcb an dcfeit unb bauten. Senn auch
FeineSwegS eine gefcbniegelte (Glätte, eine ge^
lecFte 3 * c rlidjfeit beS 2luSbrncfS baS Jpöcbfte
ift, ber deift ber ©pracbe barf nicht oerlefct
werben, unb wenn baS $)eutfcbe feiner diaem
art gemäft begüglicb ber unbetonten ©ilBen
im VerSmap mehr greiheit aeftattet, als bie
meiften heutigen dichter beattfprueben, fo mup
boeb bie 3 al )i Ber .gebungen — wo bie Ver¬
mehrung ober Verminberung Feiner befonberen
biebterifeben ?(bfid)t bient — gewahrt Bleiben
unb ein VerS wie:
„din d 1111 h b e cf e tt ht^Fc ben beifeen ©tranb*
wirb als £ärte empfunbett. ^n ber SirFung
oerfebft ift in „dntiagen" bte erfle ©trophe,
auf weld^e ber dichter fo befonberen Sertp
nt legen febeint. 3^b Fattn mir nicht helfen,
oer dingattg ,,^u graues Unthier mit ben
Fahlen klugen, gloh mich nicht an, trott ab,
glofe mich nicht an" ermecFt in mir immer
wieber bie VorfteHutig eines etttfehlicben £a*
tcvS auS meiner ©tnbentengeit, nid)t aber
citteS wirFlidh grofeett UttgliidS. Unb eS ift
idljabe um baS jottft pacFenbe debid)t. 5)ocB
bie dhrlidhFeit erforbert 31 t BeFentten, bap
folcheMängel, bie hier namentlich im degeit^
fafe;u eineroerhtmntelnben ^artei^
m a cb e heroorgehoben würben, ben defammt=
eittbrucF nicht trüben; eS ift fehr oiel Sa^
reS, £errlidjeS in bem Vucbe enthalten.
Radolf Goette.
85 -
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42
Ch. M. in R —k. J^rcn auffafc roerben
nur gern bringen. Ta$ Ecbid)t jergattert
Ieiber au fehr in abflröftcn ^orftelhingen.
F. K. J. in 0— g. Einige oon 3h r ™
E*ebichten beaeidnieit fchon burch ihre Sitel
„EtolbFäfer uitb SRohn* unb „©afferlilie ltnb
ÜRonb* eine art non ^ßoefte, bie roir nicht
pflegen möchten, ©olche bid^terifd^e Eonbitor*
roaate möchte unfern Jefern auf bie £auer
nicht munben. ©uchen ©ie einen bebenten*
beren %r\hait 311 erfaffen!
N. VV. in H—r. SBir roiffen ein ältliches
E*efd>ithtchcn. £cr berühmte Eeigenfpielcr
Joachim in 6aunoper befam einmal bie ^sbee,
baS ©djlittfcpu^laufen gu lernen. Er begab
fid> nach ber ÜRafch, lieg gd> bie geflügelten
©tahlfdjuhe anfchnaüen, befdjvieb einige
SBogen, um — hüljloS auf bem Eife $u liegen.
$er ÜRantt, ber itjn bebient hotte, ^ob ihn
barmfyerjig auf, permieS ihm aber feinen
©orroip mit ben flaffif^en SBorten: „3a,
bat iS nid) fo licht aS gijielinfpeelen !*
M. v. H. in R—1. 2öir tonnten unS roohl
benfeu, bag 3f>nen eine anbere auffaffung
porfchroebte; unfere tfritif be^og fich aber aut
I^aS, roaS ©ie thatfächlich gejagt batten.
O. K. in B—g. 3f> rc oorige Einfeitbung
mürbe bereits in Wr. 24 erlebigt; falls ©ie
fünftig briefliche Jtritif roünfchen, oenoeifen
roir ©ie auf unfere „93egimmurtgen oon afls
gemeiner Geltung". 3$ ren neuerbingS ges
fanbten ©ebbten fehlt bie redete Klarheit
beS auSbrucfS, biefelben perfatlen pielfach
in’S SBarocfe unb ftnb ba^er nicht perroenbs
bar.
K. L. in G-n i. B. 3btten gilt baS be¬
treffs brieflicher Äritif porftehenb ©efagte;
3hw ©ebichte finb Ieiber 311 unbebeutenb für
unS.
A. D. in W—n. ©ie erbitten nitfer Urs
theil über 3 ^ c gähigfeiten. ©ie bringen
unS bamit einigermaßen in 93erlrgenheit, beim
als Eopift geftatten ©ie fid) i« Piele greis
beiten unb als „©elbftbichter - lehnen ©ie
fleh S u febr on frenibe dufter an.
H. S.-S. in B—r „£ie Heerfahrt"; Dr.
H. H. in B—n gmei ber©prücbe; H. K. in
D—z ^efprechung; 0. S. in S—g i. E. „Sie
Öfellenbraut*; P. S. in M—g „SRorgengang";
L. F. in B—n 5 unter bem Sitel „Samts
bäufer"; K. M. H. in W—n „EHeb mir bie
iRofe nicht*; P. K. in K—f „Ermunterung*
(©ie bebürfen behufs brieflichen 33erfehrS mit
unS feiner befonberen ^efd^einigung); A.
W.-M. in M-g „abenbglühen\
Angenommen!
P. R. in B — n; 0. M. in S— d (3U roettia
pertieft); B. P. F. in D—n (nicht paefenb
genug); L. H. in W—e (ohne ben Item
einer begimmten bidbterifeben $orgeOung);
Dr. A. VV. in N—y; A. 1). in M—m (311
bibaftifch). Dankend abgelehnt.
M. K. in N—r. 3^ r SBunfch, bag roir
3br E5ebid)t „El Eattelo - , «peil gatt „©ilbers
gutb - „©iberguth" gebrueft rourbe, noch eins
mal bringen foflten, fann hoch unmöglich
ernft gemeint fein; auch nachträgliche aenbers
ungen föntien roir nicht roobl berücfftchtigen.
SBanim laffett ©ie 3b re Uebertraaungen nicht
| etroaS länger liegen, ehe ©ie einfenbett. No-
num prematur in annum! — „After all“
haben roir angenommen.
A. R. in R—d. ©oldf)e Erörterungen
paffen für unS Ieiber nicht gang; roenben ©ie
fich an „gür’S £au3" in ®re 8 ben.
Dr. G. L. in S—1. ES ig bei unS getS
©epgoaenbeit geroefen, ©prüdbe nicht eiiueln
im 3 » 9 QltSoer 3 eichnig aitjufübren, ba beffen
Umfang fonft ju febr anfchroeUen roürbe.
(Scplufi ber Rebaction btefer Kummer: 14. September 1889.)
3 n(jaff$peri<i<$ni 6 .
•fbiebte Don fJicroMnns Corot, Otto 3djlotKr, CamiD IPrUhopf, Otto Srritnbof, Wilhelm Ütro*. Cborlrs
JUdcerti, Seiorttb tMrrorbl, Otto irtnt •rofttbro, 3atioi 3tono, Coorob Irlataoo, Aooa Weabet - JRarbarf,
•ofta» Jtlkt, Otto flelerbaorr, Pont Slerotoaii, Wolfqanq fladiaalbt, €. Ootlar, 3uliu* ftttrn unb S. £tfcr5brr.
— ÜMe faaft brr fllnftlrr mb »ir wirkt frloe dABpfttng? KuS bem äftpetif^en Tt>eile ber „Sfcutfdjen ^Joetif 4 ',
bearbeitet Pon Paul Sflttjr unb Knbolf Oorttr. (^ortfebung unb ScptubO — — Srirfftaltrr.
^Rachbruct nur ttnier genauer $ueffeiia«g**e geglättet.
©egeUungen fmb 31 t richten an bie Expedition (Paul Heinze’e Verlag), Einfettungen
au bie Redaotlon des „Deutaohen Dlohterhein u In Dresden -Striesen. 3» Eommiffiott:
Trfib’ecbe Buohhandlnng (a. ©chmittuer) in Zürich unb L Steiger $l Cie. in New-York.
! K- 8
Ehef'lRebacteur unb Eigenthümer: ynttf ^einje, IRebacteur: Jtttboff geeite.
ud bon gerbtttanb in ftrtBbcn. — Rapier bon Sielet <t »ogel in Sripfig.
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Drgnn fiir SidilftunH um! üriliß. (Ser „Seulflcit Milerfinffe" 19 . i^niiil.)
Herausgeber: JPauf <j»ein)e.
Monatlich 2 mal. Preis: 5 M halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 60 6 Stück einer Nummer M 1,50.
Gabuns na4 3»$(«8*
^nb wenn i<ß (irr mit ßeißem panß empfinbe,
pas mir ilatur an jebem Morgen Beut,
benß* i<ß Pein unb weiß, baß mit bem <£inbe
-Pein 58utferßerj ß<ß jugenbwartn erfreut.
5tnb wenn ber £eefe tßore offen fielen
5tnb alTes $(ßdne, eine götterfcßaar,
Mit £*ofen, bie von buft’geu <£o<ßen weßen,
Pen £iu)iig ßäft mit waifenbem $ afar,
pann möfiV cs mir, bem flauBgeBornen ßfeinen,
Pann tndd)t’ es mir, bem armen grbenfoßn,
3n meiner peefe ffiffen Riefen feinen
«Jtfs flunb itß naß Bei Rottes gofbnetn fßron.
5t nb pu alTein ßaft mir bie SBruft erftßfoffen
^ür altes pcßone, bas bie #rbe fleußt,
Pu ßafl bie <£ieBe mir in’s gegoffen,
Pes großen <£eim mir in bie ?3rufi gefenßt;
po faß pir benn bes poßnes Panß gefalTen! —
cfromm Bafb, o ßomrn, Bevor bie Jeit enteift;
3&ein fcßfitßtes £ans wirb ju geweißten Raffen,
55enn unter feinem patß bie 38utter weift.
georg gßers.
-8
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44
KT
-*s
%(kt öas $efdjidjtfidje in ber Pistung.
23on ^efii P«hn.
(gortfefcung.)
ben roir nun su, and welchen
<#vünbeit ge|d)id)tlid)c ober
fagenbafte, bei* Vergangen:
beit augebörige (^egenftänbe
oberSRenjcbeit im Sdjaufpiel
lino in oer th^ablung bie Oicbter t>oit je*
^cr gang befonocrS — piclmcbr als folcbc
t^rer £tit — angegogen hoben, roie roir bicö
pon bei* graueften Borgeit bis auf bie (^egeit-
roart bargeroiefen hoben.
CHne ber Urfacben ift bie perflärenbe $3irf*
ung ber gerne überhaupt, ber gerne in £t\t
roie in Naunt. Oie Nfenfcben ber Vergangen;
beit nnb ihre Kämpfe finb ber leibenjcbaft*
liefert Bartcinabme für nnb roiber mehr
entriidft: fte finb ans bem Staub beS NingenS
unferer läge ^inaufgeboben in eine reinere,
beHere $?uftfcf>idjt. OaS Verlangen ber „neueren
Wichtung", ber Oidfjter fofle bie Aufgaben
feiner 3eit „löjen" ober bodfj bebaubeln, per*
ftöfjt gegen ein bureb Äant unb Stiller ge*
funbeneS (^rnnbgefep aller Äunftfcböpfung:
biefe fofl nid^t „patbologifcb" fein — baS
grembroort ift unerfepbar — b. b- fie fofl
unS baS Schöne barfteflen, nicht „praftifebe*
3roerfe perfolgen, fo roenig roie ben Reiben*
jebaften frö^rien ober s ^arteiabfid)ten bienen,
eine „conferpatipe" Ortung — in biefem
Sinn — ift ebenfo unbiebterifeb roie eine
w fortfdf)rittlicf)e" ober „fogialbemofratifcbe",
ebenfo perroerflicb roie etroa eine liiflerne, int*
feufcfje, lebiglicb ben Sinnenfifcel anftrebeitbe.
OaS fcbliefjt felbftocrftänblicb nicht auS, bafe
ecbteBcaeiftcrung, bie nicht ben äußern
3roecf fuept, fonbern einen politifeben (Ne*
banfen ober eine berartige (Smpftnbung fd)öu
auSfcbmüdt, ein echtes Äunitrocrf fdjafjen
mag: fonft müßten roir ja auch alle Bater*
IanbS*, greibeitS , ft'riegSlieber perroerfeu
(roie auch baS Sinnliche im Berbältnife ber
l#efd)lecl)ter (Megenftanb jd;öner, reiner Oar*
fteUung fein fann: Womeo unb 3 ll ^ c finb
febön unb fittlid^ bei aller @Iutl> ber Reibens
i^aft).
(*in groeiter ®runb, roelcber gcrabe im
XIX. — roie überhaupt in jeber
3eit b°<5 gefteigerter Gilbung — (Regelt*
ftänbe, ÜJicnfd)en, 3»ftonbc ber Vergangen*
beit bem Oid)ter empfiehlt, liegt in ber Un-
febönbeit, Nüchternheit, Unftnnlicbfeit, gorm*
perfünimerung uufereS gefammten Gebens in
allen feinen (*rf<beinungen. C*S ift babei
feineSroegS nur — roie geroöbulicb gejdnebt —
an nnicre ^rac^t gu beufen: ('plinber, grad,
hohe Stiefel, Sadboje unb bie rocdpelnben
Scbeufdicbfeiten ber Iracbt ber '^arijerinnen,
roelcbe unfere grauen nicht baftig genug na<b ;
abmen fönneit — eS gilt bieS oon ber Gr*
febeinungSform unfereS gefammten Gebens:
JpauSbau, £auSeinricbtung, (^erätb, B?erf*
gntge, ©afjen, ÄriegSroejen, Arbeit — bie
Btafcbine ift ja auch fd^ou in ben ebrroiirbigen
tflderbau eingebrungen: fie fact, mäbet, brifebt!
— Weije, Erholung, lang, Riffen unb Orinfen,
gefammteS Wedf)tS* unb BerfebrSleben. 2Wan
pergleicbe an gonnenfeböne unb gönnen*
mannigfaltigfeit eine „^arabe" pon 1889
mit einer £eerfdmu pon 889 ober 1289 ober
1389. £eroorragenbc Nteifter ber ©egenroart
haben s JWafd;inenroerfitätten gemalt: be*
rounberuSroertbe Jtunftftiide, baS ©rablinige
unb Nüchterne erträglich gu geftalten! aber
fdf)ön? — 5^iefe (Jrfcbeinnng ift eine notb ?
roenbige golge ober pielmefjr Begleiterin aller
hoben unb altgeroorbenen Bilbung: baS Sinn<
lid)e, bie gormenfiille ftirbt ab, — jo in ber
Sprache: roie formenarm, roie unfebon mit
ihren gabllofen e-l'auteu ift unfere ueubod)=
bentjd;e Sprad)e oerglicben mit bem Mittel',
gefd;roeige mit bem 2llt §ocbbeutfAen unb
bem l^otbifcben! Ober man pergleicbe bie
(JrfcbeinungSform, baS „Bilb", einer heutigen
Börfe ober (^ericbtSoerbanblung mit einem
mittelalterlichen ÜWarftplap, Stablbof ober
Xing. tDtan mag baS beflageu, man fann
cS nicht änbern: im ?eben niüffen roir
eS benehmen als unoermeiblicbe Schatten*
feiten gar $ablreid)er Vicbtfeiten unferer läge
im Bergleicb mit ben 3 l, ftänben einer mehr
jugenblicbeu föelt unb ber Stufe ber Bor*
bifbung, ber Unmittelbarfeit: ben dichter
aber unb ben ßltaler fofl man nicht fcbelten,
febilbert unb malt er lieber bie Brünne als
ben grad, ben SIblerbelni als bie ftngftröbre.
Cfiue britte Urfad^e ber Beoorjugung älterer
3eiteu roirft inSbefoubere bei bem Iraner*
fpiel unb bei ber (frjäblung (gebunbener
ober ungebunbeuer 9febe) mit iragifdjem
2luSgang*. Jn ber ^eujeit hoben ^efcUfc^aft,
Bilbung, Sänftigung, auch roobl ^rjchlaff*
ung ber Sitten fo piele Mittel auSgebilbet,
B'iberftreite gu perjöbnen ober boeb fonber
Bluloergiefien, Tobtfcblag, Selbftmorb, ©ahn*
ftnn, furg Untergang eines ober aller ©iber*
ftreitenben beigulegen, bafe ber tragifche 2luS*
gang ^öc^ft feiten eintritt: ber dichter, ber
ihn berbeigioingt, roirb febr oft unroabrjehein*
lieb. 2lnberS m früheren 3 f * tcn (°^ cr auc ^
beute noch in Stäuben, in l'ebenSfreifen pon
ininber oerfeinerter Bilbung), in roelcben bie
Seibenfcbaften pon Anfang ^cif^cr, roilber auf*
treten ober roeniger bureb gabireiche ^inriebt*
ungen beS Staates, ber (^efeflfebaft, ber
l'cbenöfitte eingeengt finb. Oie (*ejd)icbte im
Jpaufe beS ^feicbSgrafen pon Btobr roäre
beute fo unmöglich roie bie ber Nibelungen.
(Aerobe an biefe gcroife begrünbete Bemerf*
una fnüpft nun aber ein (^inroanb ber
bo^oerebrbareu sperren Gegner. 3Nan jagt:
eben beSbalb finb bie rocit gurüdliegenbeit
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45
IS
eegenftänbe uub 3 e iten $ u mtibcu: ihre
„Aufgaben" geben unS nichts mehr an —
*roa§ ig un8 ^efuba? - rufen fte unb glauben
©bafcfpeare als eibbelfer beranjieljcn S u
fönnen — unb bie 53emeggrünbe, auS bcuen
fie banbcln, j. $*. Blutrache, Wannentreue,
föitterebre, i^efcf)led^terfe^be, finb unS fremb,
unbegreiflich gemorbett. ©ir pcrftebeit eS
nicht mehr, bag Milbiger feinen b^rggcliebten
(*ibam eiftlber erjcblagen ntuji um ber
Wannentreue, um ber £elbenebre mideit.
*3d) mürbe beit Deibel tbutt!" rief mir
böbuifcb bei biefetu i ; eijpiel ein recht erfolg^
reicher 0cbaufpiclbicbter $it. 9^ubig crmiberte
ich, mich mnubere ber SluSiprucb bei einem
ehemaligen prcugifchcn 0olbaten unb er=
innerte, bag bei £angenjal$a bie Offiziers-
^bre trüber gegen trüber, fetter iniber
©etter itt’S (Gefecht gelungen habe. Hub
©baFefpcare? 3u jenen ©orten Hamlets
liegt gerabe baS Ö'egentbeil ber 9luficbt, welche
fte angeblich fingen joden. Ter 0<hanfpieler,
melier JpeFuba barftedt, roirb pon bem ihm
uödig frentbeit, unnachfüblbareu (^efegief ber
^nmuttcr eines untergebenben ÜtönigSbaufeS
fiinftlerifch fo ergriffen, als mar er
Jpefuba. 0bafefpeare lehrt alfo hier bie pödige
Unabbäugigfeit ber ftunft pon adem ^atbo=
logifdjen: eS fomtnt nicht im Winbeften bar=
auf an, ob mir unS pou bem $efcbicfe beS
tragifdjen gelben ebcnfadS bebrobt fühlen
ober nicht: roer ftdh nicht in bie 0eele eines
gelben, in bie — uttS frembartigen — $3e=
meggrüitbe, bie ihn treiben, perfekten fann, iü
fo roh an ©ilbung unb fo arm an Gin^
bilbungSFraft, bag er bei graaeit ber ftuitfi«
lehre Feine 0timme bat. 3n ben Witnchener
„itroFobilen* roarb oor 30 Sabren ber £ebrfag
perFünbet: „fteitt 0toff alter als bie 9£efor=
ntatiou! ©aS hinter Luther unb feinem ©e=
Fenntitig, hinter bem proteftantifchen ©erougt=
fein liegt, oerfteben mir nicht mehr." ©ie
Fittbifcb! ©ie piele ber dichter beS XVIII.
uub beS XIX. ^al)rbunbertS geben benu auf
bem ©eFenntnig SfutberS? (*tma tfefftng?
ober 0cbifler? ober Goethe? ober ©pron?
ober ^eine? Uufere Dichtung ig Äimftbic^t-
ung: mir febreiben für £eute, meldbe fo oiel
adgemeiite Gilbung haben, bag fte bie ©C*
meggrünbe ber gelben pergattgener 3riten
begreifen, auch bann, menn fte bie unfrigen
nicht mehr finb. Unb roie haben 0bafefpeare,
£effina, 0cF)ider, ©oetbe, ©alter 0cott ge=
banbeit bei ©abl i^rcr 0tofje? ©öden
mir Oafar, Ooriolatt, Wacbetb, gtidjarb III.,
gtotneo unb Julia, Nathan, bie 3ungfrau
poit Orleans, ieü, Jpbigenie, Xaffo, Jpanboe
greifen, roeil fte erheblich oor ben ©itten=
berger Ibtfen fpielett unb oft nach ©emeg=
griinbett banbeln, melche Wartin £utber ober
auch ein heutiger Hofratb nicht feilen mürbe?
§epjeS „SRaub ber 0abincrimten* ftebt b*>b* r
als ade 0tücfe bicfeS ©chriftgederS, melche
nach Luther fpielen.
(©d&lug folgt.)
or genfieb.
flichn bie bunflen Schatten,
Die ©onne bricht fK r &or,
3« Sßälbern unb auf Watten
3aucb$t hell ber ©ögtein C^or;
Dem offnen ©tief enthüllen
©ich SBunber ohne 3 n ¥* —
Jag bich, o H cr Ä> erfüllen
©om Worgenfonnenftrahl!
DeS ©ächleinS ©ilberqucUc
©egrügt bie junge glur
Unb roiberfpiegelt tyttt
Den himmlifchen ^l^ur,
5Bo ftolj auf Flarem ©ruube
DeS DageS ©öttin ruht: —
»uf, freu bich, H cr S' jur ©tunbe
Der litten Worgengtuth!
©S regt fuh neues Jeben!
3m 5Öalb, auf gelb unb »U 1
Die bunten galter fchroeben,
es perlt ber ©turnen £h au '
Jibetlen rings burchfhrifen
ein Wcer oon ©lüthenbuft: —
»uf, H er $' lag bich ergreifen
©om fflehit ber Worgenluft!
Unb immer hö^r fteiget
Die ©otttt' am Himmelszelt,
3hr ftrahlcnb »ntlifc zeiget
Die tichterfüllte ©Jett;
9Bie ettfger Jiebe ©egen
©erFlärt beS Wettfchen ©ein: —
©o juble, Herz, entgegen
Dem Worgenfonnenfchein!
&-
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46
R
® u n 1) i Ui.
-$> $in <$efbengebii$t oon gttffa» <£affro|>|>. &-
(gortfefeung.)
„ ,9ttid} Ijat bein Sieb BejauBert,
§at mir mein £er$ erfyefrt,
®ir folg 1 idj ü6er bie ÜReere
©iS in bie fernflc SBelt!
Unb ging eS in'S ©erberfien
Unb in ben Bittern £ob,
SBoljin bu micf) aucfy leiteft,
3ld) folge roiflig bem ©eBot! 4 —
„®em Äönig £etel träumte
3|n einer fd;mülen SRadjt:
(Sr fi^e auf feinem Streitroß
Unb rette in bie Sdßacfyt;
®er geinb brattg i§m entgegen
9Rit S<f)mertgeflirr unb Schreien,
©r fämpfte mie ein Sörae,
Sein Sanb oom geittbe ju Befreien.
„$<$, ber alte 2Bate,
®urfte baS erleben,
3»d) Ijatte bem ®änenfönig
3ur Steife ©eteit gegeben.
Sefct mürbe £)0<§$eit gefeiert,
®u Ijaft eS ja oernommen,
®reitaufenb ©äfte roarett
®a$u nadfy 9Ratetan gefommen.
„3$ aber faß oont äftorgeu
©iS in ben 5lBenb fpate
3ufammen mit jefyn Königen
,3n einer Äemenate,
Unb roäfyrenb anbre braußen
©eint SReigentanje fangen,
Ärcifte Bei utiS baS 3ttetfyf)orn,
©olbite Samten unb Sed)er flaitgen.
„®od) 9RorgenS, als er erraadjte,
©>areu jerfnüUt unb jerriffen
9luftatt ber fremben geinbe
3»nt Sett Hinter bie Äiffen.
,§ei!‘ rief er, ,baS muß id; mißen,
5öaS biefer Iraunt foll Bebeuten,
9Rein ©ferb tjerBci! id) reite
3unt Uferftranb mit meinen Seuten!‘
„Unb als er auf ben Spiegel
®eS grünen 9RcereS fat),
®a lag im 2Rorgenne6el,
®em Seegeftabe na§,
®eS Äönig £orantS 9Reerf<§iff.
(Entgegen rief if)tn laut
®er ftiljne ®änenfönig:
,©Iü(f auf $u beiner Kolben ©raut! 4
„3$. möchte mir itic^t fetten
Solche ©enoffen ermäßen,
2Bir alle tjatten unS
©ar SRonc^eS ju erjagten;
£err £)orant fang bie ©rautfafyrt
3ur £arfe mit geller Stimme,
3nbeß bie $ren nagten
Schott über'S 9Reer in roilbem ©rimnte.
„2lm Stern beS SdjiffeS ftanb
®)er milbe Äönig §ageit.
,®aS l)ätte man mir follen
3n meiner 3>ugenb fagen:
©3etd)e SRüfje baS madß,
©ne £odßer ju Bemafyren, —
märe unberoeibt
2ftit greuben in bie ©ruBe gefahren! 4
„Unb als er baS gerufen,
©egamten bie 9Ranitcn ad 1
3u jubeln unb ju fdjreien
Sei lautem ^örnerfcBall.
Sie fd)meuften ifyre gähnen,
3nbeß bie SReerenten Bange
5lttl)uBen ju flattern unb fliegen,
©rfdjrecft oom bonnergleidjeit Älaitge.
„®aS mar am ©ülpenfanbe,
®a mogte milb bie Sdjtadß,
®ort §atte Ä'önig §etel
Sein £eer jufammengeBradß.
®ie Schübe mürben jerfcfyroten
©iS in bie 9?adß hinein,
©S fafj auf manchen lobten
^ernieber i)eü ber 9Ronbenfd)ein.
B-
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47
„Die ©ranbung wogte großenb
(Segen ben weiften ©tranb,
Pfeile flogen unb Sanjen
9Bie ©djneeflocfen über ba3 £anb.
,3fleine Softer foßt ifjr
£erau3 mir wieber geben/
©djrie ber loilbe #ageu,
,Ober Slßen foftet e3 ba3 Sieben/
„Da3 war ein ljarte3 Gingen,
©cfyarf fällte ©cfymerterflang,
©c^ilbgeftirr unb Stufen
Da3 weite Selb entlang;
63 trafen fid^ im lofen
De3 Äampfgewüljl3 jur ©tunb'
§orant unb §agen,
Da gitterte ringsum ber ©runb.
„Der wilbe $xt fdjric
SJtit einem garten ©d)lage:
,Du roagteft nidfjt, ju werben
©Bie Slnbre am litten Sage,
Du bift al3 Dieb gefommen,
Da3 fag' idj unoerljolen,
Unb Ijaft mir altem ÜJtanne
ßttein einziges, liebe3 Äinb geflogen!*
„Da fd)lug im 3 0rnc £orant
©o ftarf auf §agen3 ©cfyilb,
Daft ring3 bie ©päljne flogen.
,©Bärft bu gerecht unb milb
Unb liefteft bie nidfyt Renten,
Die §ilbe3 £anb begehren,
gür £etel fjätf i<§ bann
©eworben um bein ßinb in aßen ®fjren!‘
„Da3 bliljte burefy bie Siadjt,
5Ö3 ob fid& ein ©Better entlübe,
Dod) al3 ber ©oßmonb fanf,
Da mürben bie üftannen rnübe,
5lu<fy §orant unb £errn £agen
6ntfcfywanb ber wilbe 3 orn >
5lu3 mancher ©Bunbe quofl
Da3 ©lut, gleidjwie au3 flarern ©orn.
„9luf meinem 3 e ^ ev fptengte
£>errn £agen3 Äinb fjerbei,
Da feilte ftc§ bie SJtenge
Unb gab bie ©afyn iljr frei.
,£alt ein, §alt ein, mein ©ater,
Du foflft jefct grieben geben,
©onft bleibt oon aßen gelben
Si3 morgen feiner rneljr am Sieben/
„Da brummte ber alte Sftecfe:
,©ergangen ift meine ©ßutl);
Um bid), bu böfe3 Äittb,
gloft aßc ba3 oiele ©lut/
3u $etel ritt er bann.
,2ßenn jeher beiiter Scannen
©Me £önig §orant fämpfte,
Slebenbig tarne feiner fyier oon bannen/
„griebe marb gefc^foffen,
5113 e3 begann $u tagen;
Den ftarfen Steifen waren
©iel tiefe ©Bunben gefdjlagen,
§alb großenb jogen fie nun
3ufammcn nad; §>etel3 ©d)loffe,
Die ©Bunben ju oerbinben
Der tapferu Ärieger unb ber D^offe.
„Unb um ben £aber jefct
gür aße 3 e ^ 8 U enben,
©egannen bie werten ©äfte,
©iel flaren SJtctfy ju oerfdjmenben,
Der wilbe £)agen felbft
©Barb frofy beim ©edjerflang
Unb aller ©roß oerftummte,
5113 jporant $u ber §arfe fang."
Unb al3 ber alte ©Bäte
©eenbet feine SJtäre,
Da bat ©un^ilbe ifyn:
„Du lieber Oljm, gewähre
Da3 6ine mir unb lefyre
Die £arfe mid) ju plagen
Unb jcfjön wie $önig £)orant
Da$u $u fingen unb $u fagen!"
Der ftridfy ben weiten fflart.
„Die milben ©ötter ^abeit
Die Stimme mir gefdjaffen
©Bie Db^tn3 fc^warjen 9iaben;
©Benn ic^ burd^ ©ingen woßte
©rmerben mir mein Srob,
ßftan fd^lüg’ am erften Dage
®leic§ einem wilben ©Bolf mic^ tobt!
„3u beiner ßJtutter ge^e,
©ie le^rt e3 bi(^ wo^l gern,
3$ aber mu§ jur ©renje,
Denn getnbe finb nic^t fern;
©alb werben ©djmerter flingen
3u guter ©c^ilbe Älang,
Da3 wirb mir ef)’r gelingen,
5113 §erjen rühren burc^ ©efang!" —
&
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©3 faj$ Ortrun, bic Königin,
Umgeben oon ihren grauen,
^luf hohem genjterfibe,
Um ade $u überfchouen;
©tili regten ftdh bie Stabein
Unb fuhren burdj buntes Sinnen,
Tie §o^e bliefte ^ernieber,
Verloren in heimliches Sorgen unb ©innen.
©unfyilbe trat herein
Unb jögernb blieb fie ftc^n.
©ie jupfte ftch an bem ©ürtel
Unb magte nicht aufjufehn;
Ta bref)te fid^ bie 3Üutter
gorfdhenb nach ihr um.
„2öa3 ift bir miberfa^ren,
Ta§ bu fo ängfttid) bift unb ftumin?"
©un^ilbe fagte leife:
„Tu bift fo lieb unb gut,
Tu roirft e3 mir gemäßen,
To<h h a &’ ich Faum ben SJtuth,
©3 bir ju fageit, miffe:
3$ möchte fo mie bu
Tie £)arfe fdjlagen lernen
Unb fingen manches Sieb bajn!"
Unb als ba3 Ortrun ^örte,
Ta lächelte fie ftill.
„Tu glaubft e3 nicht, mie gern ich
Th ba3 gemäßen miU!
Siel alte Sieber Fenn 1 ich
2luS längft oergangenen lagen,
Tie follcn bid) froher machen,
2113 alles Ääntpfen unb ba3 roilbe^agen!"
©in folcber ©ifer mar
Ter ftoljeit SJtaib ermaßt,
Taf$ ©aug unb Spiel nicht ruhten
Sei Tage, noch bei Stacht. '
3mei lange $ahre lernte
©ie uttoeibroffen fo,
Te§ marb ihr Sater 3rolt
Unb Ortrun, ifjre SDtutter, froh-
3eboch §errn ffiate oon ©türmen
2Barb e3 halb ju oiel;
©o oft er Fant ju §ofe,
©rflang baS ©aitenfpiel.
„Ta3 eroige ©eFlimper,
©3 mac^t mich FranF unb m\),
Ta hör’ ich lieber fingen
2ltn Uferftranb bie milbe ©ee!"
©unhilbe aber fpielte
Unb fang oiel flotter halb,
2113 Ortrun, ihre SJtutter,
Unb folche 2lllgemalt
Sefceite ihre ©timme,
Tafj, menn ihr Sieb erFlattg,
Tie Sögel in ben 3 roc igen
Serftumutten mie bei §orant3 ©efang.
3weite3 Abenteuer.
Stun mar e3, ba§ ju ©ttbe
üöieber ber Sommer ging,
Tafj ber 9Balb ood gelber
Unb rother Slätter himj»
Tag bie weißen gäben
lieber bie gelber flogen
Unb bie Kraniche heimwärts
Dtach bem fernen ©üben jogen.
©ltnhilb unb Ortrun flauten
Som ©öllcr hoch hernieber,
Gin blauer galtet- flatterte
Sor ihnen hin unb mieber.
Ta fprach ©uithilb: „©3 hot mich
3tt oermichncr stacht
©in muubcrernfteS Traumbilb
Um adcit frohen SJtuth gebraut.
„SJtir mar’3, als ob ich ftehe
2luf öbem gelb allein,
©3 hämmerte fchon bunFelnb
Tie ©olFettnadht herein.
Sott banger Stauung mürbe
Ta3 £)erj mir jagenb fchmer,
©3 legte ftd) ber Stebel
©ittfönttig auf ba3 meite ÜJteer.
„3(h &licFte nod ©rroartung
^inattS nach ollen ©eiten,
Ta fal; ich brei SBalFüreit
Ueber bie Tüttett reiten.
Tie evfte hielt eine Silie,
Tie Slätter flatterten ttteber,
©ie rief: ,Tie mujj oerblühett,
Tu fichft bie Steine nimmer wieber!‘
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49
„Die jweite ©djlad&tenjungfrau
§ielt in ber §anb einen ©peer,
Den fdjwang fie fic^ um baS §aupt
Unb fdjleuberte i^ti in baS Stteer,
Unb als iljn bie Söellen oerfcfylangen,
Stief fie mir flagenb ju:
,9tun ift auefy ber oergangen!
3BaS foll eS bebeuten? — rat^e bu !*
„©inen galfen trug bie britte
Stuf ber jartett §anb,
Den warf fie fjod) empor,
@r fiteg unb ftieg unb färnanb.
©ie aber rief: ,©alb wirb er
ÜJtit Äraft ^ernieberfliegen,
Daun waljre biefy, ©un^ilbe,
Der galfe ift gewohnt $u fiegen!‘
„Unb als fie fo gerufen,
Bitten bie brei oorbei.
Die Stoffe fd)uoben geuer.
Die ÜWäfynen flatterten frei,
Der Jungfrauen §aare weiten
äöaHenb burcty ben Söinb,
Stun fage mir, liebe SJtuttcr,
©Me biefe Söorte $u beuten ftnb!"
Da fprad) Ortrun: „DaS will i$
Dir auS^ulegen wagen:
Jd) bin bie bleibe Silie,
©in nalje jenen Dagen,
Die unfre 2Bege trennen;
Der Oer, fo will eS fdjeinen,
©ebeutet beineu ©ater,
Du wirft ben $ofjen halb beroeinen!
„Der galfe ift ein Äönig,
Der na^t, mit bir $u ringen,
Unb ob bu wiberftejjft,
6r wirb bid) bod) bejwingen,
Unb ^at er bidfj im Kampfe
©efiegt unb überwunben,
Dann folge froher griebe
Unb enbloS oiele felige ©tunben!"
©unljilb ergriff ba ängftlicty
Jfyrer üftutter §anb.
„DaS möge nie gefcfyeljen
SDtir unb betitem Sanb!
Dad fodft bu mir nictyt antfjun,
Dag bu midi) allein
Stuf ©rben läffeft mallen,
Jmmer will i($ bei bir fein!
„DaS glaube: frembem SDtanne
golg’ id) nun unb nimmer,
Die greifet foll mir fdjeinen
Jn wolfenlofem ©djimmer,
Unb ruie baS weige SDtonblidfyt
Unb toie ber ©ternenfdjein,
©o foll mein ganzes Seben
©in wunberlitfyteS Seudjten fein!
„Der ©lume gteicfyenb, bie fterbenb
Jin tiefen ©ee oerfinft,
Dem ©pätrotlj, baS oerglüfyenb
lieber ben SSogen blinft,
Dem Söinbe, ber bort fdjwinbenb
Dtod) burdfy bie 3roeige traufd^t,
Unb einem fügen Siebe,
Dem man oor langer j&tit gelaunt.
„©on allem fiebern will id)
deinen ©inn befrein,
Jn CbtyinS ©ßoljnung tref id)
©inft als ©telfüre ein,
Unb waS id) fjiev erlebe,
©oll an bieS 3tel mid) bringen,
Du aber mugt mid) fegnen,
Dag mir alles wirb gelingen!"
Da richtete ooH ©Jürbe
Die Königin jtc§ auf,
©erflärten ©licfeS faf> fie
Jn ben £immel hinauf
Unb rief: „i<$ roill bir funben:
Du foll ft bein 3^ erreichen!
Dein ©Mg fiiljrt Ijocfy hinauf,
9ln Äraft unb ©cfyönljeit foll bir feine
gleichen!
„Dodfy wirb bein Seben bann
Ütidjt linb, ttod) wonnig fein,
©d^arfe ©d)mer$en werben
Jn beine ©eele hinein
Diefe ©Mutben fcfyiteiben! —
28er wadjfen will unb fteigen,
Der barf nidjt gurdjt, nodj 3 ö 9 cn
ffior hartem, ftrengem ©cfyicffal jeigen!
„Unb eins noc§ barfft bu wiffen:
©S foU bir nid>t gefdjeljen,
Dag bu einfam wirft
Durdfy baS Seben ge^en,
Doc^ ob fie bi$ aud^ jwingen,
©inen 3)tann ju wählen,
©o wirft bu feinem Oeringen
9?o$ ©djwadfjen jemals bid^ oermäglen!
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50
„Sotter Äraft unb Roheit
(Sott fidj ber ffönig geigen,
®cm bu bic^ auf emig
©eben wirft $u eigen;
®urdh brei tjarte groben
9Jhtfj er bich erringen,
®em nur fottft bu folgen,
®er im (Streit bi<h fann bezwingen!"
21(3 @unl)ilb ba3 ^örte,
l'aitge ftaub fte unb fann
Unb fanf an’3 treue £er$
®er lieben SDhttter bann,
grcinb mar ihren Gingen,
©as ihr jefct gefdjah,
3u meinen fyub fte an.
3h r mar, al3 fei bie Trennung nah-
Unb al3 bie beiben traten
3u beit Saal hinein,
©artete frfjon 3rolt.
„®ir barf nicht unlieb fein",
0o fprach bie Königin,
„®a{$ mir fpcit erfebienen!"
0ie festen fid> $um Üftafyl,
®ie Äued;te traten ein, fte $u bebieiten.
63 mar eine bange 2lfynung,
®ie über allen fdjrocbte,
®a mar e3, ba§ bie Srücfe
®oitnerub erbebte.
32er fprengt herein junt I^ore,
®afe bnmpf ber Sobeit bvöl;nt,
32er ift’3, beff ©affen flirren
Unb beffen mübe3 9to§ fo ftöfjnt?
Stuf flog bie ®hü r unb
®rat ©ate in'3 ©emad).
„3^ fudje ©ebufc unb Rettung
£ier unter eurem ®a<h’.
6in geinb ift cingebro^en
3u’3 Vaitb ocrberbenfdjmer,
Sor beffen giftigem Cbern
©d;üfct meber ©d;ilb, noch Schwert unb
0peer!
„Unb meil id) möchte fterben
®ereinft in frofjer Schlacht,
0o ich oljne Saunten
Sficb auf ben 32cg gentad)t.
3Jtir fotten ©affen rauben
®ereiuft bc3 Sebenö Sfteft,
Diicfyt gern roitt ich »erenben
21 n biefer gottoerfluc^ten ^eft!"
-SS
®a war’3, al3 ob ftd) grottenb
6in ®ontterfchlag oerloren,
63 mar im ©aale feiner,
®em fchredlich in ben Ohren
®ie Nachricht nid)t erbröljnte,
®ie fuhr burdj 9J?arf unb Sein,
(53 ftanben oor 6ntfefcen %
®ie ftärfften Sftecfen ftarr mie Stein.
„9)üt folgern geinbe bin ich
fämpfen nicht gewohnt",
Diief itönig .grolt, „i<h wollte,
(5r (jätte mein Sanb oerfebont!
3ch Ijätte lieber oernomnteu,
®afj mich atte bie ftarfen
Könige überfielen, j
®ie umringen meinet 9teicfyc3 Warfen!"
Salb roürgtc ring3 ba3 Sterben '
9)tit fürd)terlid)er Straft,
®e3 Vaitbe3 23lüt(;e mürbe
3m Sturm hinweggerafft.
9iic^t 9tang itodf) Dteidhthum maren
©in Sd)ub oor folgern ©aft,
®a fuhr er bleid; unb ^ö^neitb
®urch’3 jtönig3f)au3 in jäher £aft. (
63 ftürmte ju ber Kammer
®ie Schaffnerin herein.
„6rmad)e bu, ©unhilbe, |
63 jog bie ®rauer ein! i
®ie, welche bu auf 6rben !
9lm meiften ^oft geliebt, |
Sie ruhen jefct im ®obe, !
®ein©lücf, bein ©lüd oermeht, jerftiebt!"
®a fc^rie ©un^ilbe auf
So h^burchfehneibenb bang,
®a§ e3 burdj’3 Sogenfcnfter
Si3 in bie gerne brang;
Sont 2ager fprang fie auf,
Umnad)tet mar i^r Sinn,
Sie eilte ju ber Äamnter
®er lieben, tobten 6ltern h*”- j
Son milbent ©c^merj jerriffeit, !
©arf fte ftch jitternb nieber
Ueber ber treuinnig
©eliebteu ftarre ©lieber, |
Sie meinte bie 2lugen munb j
Unb mühlte mit lautem Klagen '
3n ihrem langen §aar,
3h^ f^ieit'ö unmöglich, ^h ren ©dhmerj ju
tragen.
---&
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18
Unb als ftc fo meljflagte,
Drat in bie Äemenate
Der greife Äönig oon ©türmen,
3$r Oljeim, ber alte ©ate.
@8 mar nid)t feine 9lrt,
3u meinen ober ju flogen,
Sang ftanb er unbemeglid),
C^ne ©un^ilb ein ©ort §u fagen.
Do<$ als fie ftd) erfjob
Unb jammernb oor ifjm ftanb,
Da reichte er tief ergriffen
3$r feine ftarfe £anb.
(Sr fpradj: „Sag ab $u meinen,
©ie foßen frieblid) rufjn,
Du ftörft ben ©d)laf ber lobten!
©unjjilb, — icty bin bein ©ater mm!
,,©aS Ijier im alten Jperjen
©on treuer Siebe roeilt,
©S ift fortan bein eigen,
SiSfyer mar'S nur geteilt!
Denn roiffe, bag icfy einft
3u biefer tobten grauen
©erborg'ne Siebe Ijegte,
©ie mar id) fro$, burft 1 \d) i§r 2lntlitj
flauen!
„Stun mar eS, bag ftc^ mein ©ruber
©emarb um il)re £)anb,
©eoor id} für mein ©efyeimnig
Die rechten ©orte fanb, —
Da blieb id) einfam in ©türmen
Unb §abe fein ©eib genommen,
3ebod^ an jenem Jage, —
aflein (Snbe, glaubt 1 icf), fei gefommen!
„3d) trug'S, mein Äinb, id) trug eS,
©S fd)log mein §erj fid) gu
Unb niemanb fyat eS erfahren,
Stiemanb, 9lttoater, als bu!
3efct ift fie Ijcimgegangen,
UnS lägt ftc fyier allein,
©unljilb, bu meigt nun alles,
Dir mitl id) ©djmert unb Seben rnei^n!"
Unb als am oierten Sßorgen
Die ©onne erfd)ienen mar,
3um ÜMeereSftranbe trug man
DaS $of)e ÄönigSpaar,
Unb auf ein meid)eS Säger
Segte man beibe §in,
3um Äönige ©d)ilb unb ©affen,
Die £arfe ju ber Königin.
Dann braute man jroei Sedfjer
Unb einen Ärug mit ©ein
Unb ©rob unb golbneS ©efdjmeibe
3n'S ÄönigSgrab hinein.
Dann marb eS jugemauert
Unb l)od) barüber |er
(Sin £>ügel aufgerid^tet.
Der flaute roeit^in über'S ÜJteer.
©S ragten auS bem §ügel
3mei ©teine I)o<$ Ijeroor,
©in britter lag barüber,
(SS marb ein roeiteS Dfjor
Unb Stunenbänber jog
DeS ©riefterS £anb barauf,
Um fernen 3«*™ J u fünben
DeS ÄönigSpaareS SebenSlauf.
£err ©ate ftanb baneben
Unb meinte in fiefy hinein.
„(SinS fd)merjt mid) tiefer als alles.
Dag eS nidfyt foüte fein,
3rolt, mein greunb unb ©ruber,
Dag bu mit tiefen ©unben
Den fdfjönen Dob ber ©l)re
«uf freiem ©cfylad)tfelb fyaft gefunben!
„Du marft ein tapfrer Ärieger,
©in §elb oon ©tal)l unb ©ifen
Sei aller beiner 3flilbe,
@o mag eS fid^ benn erroeifen,
Dag Cbljin bod) bid) l)olt
3u feinen ^elbenfpaaren, —
Unb nal)t bie ©ötterbämmrung,
©ie motten mir bann auf bie geinbe
fahren!"
Unb el) 1 er ftd) oon bem £ügel
©ieber gum ©dfyloffe begab,
©ine meige Stofe
Segte er itieber aufs ©rab,
Die ftd) oerfpätet l)atte.
©r mottte nichts meiter fagen,
@r fyatte breigig 3al)re
©erborgen feinen ©djrnerj ertragen.
48
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52
R-
®>ritte3 Abenteuer.
®er SBinter mit roeigen gfoefen
§üßte bic ©rbe halb
3it fein fchnceblüthenroeigeS
Jeichentuch. ®er SBalb
£rug ein bleiches ©eroanb
(Statt reifer ©lätterfüße,
®ie £irfche fugten nach SJtooS
Unter ber froftigen, meinen £üße.
©S gingen non ben Däfern
Jan ge 3 a den &on @f*
Xrauernb ^ernieber. ©S meinte
SJtanche SJtutter leifc
Um ifjre tobten Äinber,
®ie tief gebettet tagen
Unter bem ^o^en Schnee,
Äaum fah man noch bie £ügel ragen.
®em alten Äönig SBate
SBarb biefe Stille leib,
©r fanbte feinen Sippen
Unb Slnoerroanbten ©efdjeib,
Sie foßten geh oerfammeln
3u Stürmen in bem Sd)loffe,
®a mateten fonber Säumen
®urch meinen Schnee fünfhunbert Stoffe.
Unb alö fünfhunbert gelben
Sagen im marmen Saale,
2llS froh baS SKet^orn freifte
3nm reifen SBißfommenmahle,
Spra^ plö^lich ber alte Sßate:
„9Bir foßten jefct ber frönen
©un^itb bie ^errfchaft gönnen
Unb fie mit allen @l)ren frönen!"
Stadlern er fo gefprod)en,
©ef<hah eS, bag entganb
©ine lange Stille,
©eoor noch SBorte fanb
®er fü^nen gelben einer.
©iS baS Schroeigen geenbet,
' Äreiften $ofale unb §örner,
©S roarb babei oiel SJteth oerfd)menbet.
®och enblich unterbrach
®er Äönig Störung bie Stille:
„Stur ungern miß ich glauben,
®aS fei bein ernfter SBiße!
SJtan fagt, bie SStaib fönnc „ Tingen
Unb SJtären jur Jparfe c ^hl cn ^
®och foßten mir feine Jungfrau,^
Sonbern einen harten £> c ^ cn zahlen!"
$och 2ßate rief bagegen:
„9ßer barf fleh tyr vergleichen?
Sie lernte roaS ich
Sin Rieben unb ftarfen Streichen!
2Ben fie mit ©rng befämpfte,
®er mürbe ferner gefunben,
Seicht mürbe mancher ^kahler
©on ihr in ßampf unb SJtinne übers
munben."
®a brummte SJtorung oon günen:
„®u roißg'S, — eS mag gefchehn,
®och lieber hält 1 ich
2luf jenem £h rone gefe^n! —
So lag uns morgen reiten,
Cb froftig and) bie Steife,
Sie barf ihr Steich regieren, [meife."
3ft fie &*i fotcher Äraft auch milb unb
Stur menige roaten gefonnen,
SllS ÄrönungSboteit ju bienen,
®ie anbern begehrten heünn)ärtS
3u ihren marmen Äaminett;
. ®ie breigig ©belftcn nur
SBurben auSerforen,
Slnt frühen, falten SJtorgen
Sprengten fie auS ben geöffneten < th oren *
gürbag mugten fie reiten
®urdb ben tiefen Schnee;
®cr Söinb fuhr ihnen entgegen,
®a roarb cS ihnen fo roeh,
SllS fämen fie oom Kampfe,
©ebeeft mit tiefen Sßunben,
Sic fchirmten geh mit ben Selben, —
©in SBunber, bag ge ben SBcg gefunben!
Stachbem ge StacfgS in ©rebgabt
Untergefommen roaren,
Sinb ge frühmorgens roieber
3h^§ SßegcS gefahren.
®a h^b eS an $u fd^ncien,
SBie gebern gog eS h^ntieber,
®a rourben halb bie Stoge
Unb SJtannen roeig mie blühenber glieber.
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53
Der alte ©ate größte:
„3$ miß euefy eines fagen:
grau §ofle fetyenft uns gebern
ßftefjr, als mir mögen tragen!
©ie mirb mofyt fd^toerltd^ reifen,
©enn fie fo oiel oerfdjroenbet
Unb unS mirb fi* begraben,
63 fei benn, baß fie folcfye Sttilbe enbet!"
©unljilb inbeffen meilte
3n ityrern grauengemacb,
9ln’S ©ogenfenfter gelernt,
Unb fjing ben ©ebanfen nad),
Die ftumm oorüberjogeit
©or ifyren innern klugen;
©ie lebte wie im Draume,
Da fonnte fie für feine Arbeit taugen.
Da brö^nte laut nom ©urgfrieb
Das £eerl)orn, um ju melben,
Daß fiefy bem ©dfjloffe nagten
ßrieggemofynte gelben.
Der Dfjürmer rief: „3ld?
Ueber bie Dünen reiten
Den Äönig ©ate oon ©türmen,
Dreißig gelben mögen iljn begleiten."
Da fuljr ©unljilbe fdjnefl
©mpor auS ifyren träumen.
„Sefet gilt es, einen S^biß
3u rieten fonber ©äumen!
Daß uns mein Ofjeim naljt,
3d) fjab’ eS gern oernommen,
Dod) mödß 1 id> eines miffen: [men!"
©ie er burd) ben bitten ©djnee gefonu
©ie eilte nad) ber §afle
Unb grüßte einen {eben,
Dod) erft am roarmen Äamine
©egann #err ©ate $u reben:
„Um guter ©otfdjaft mißen
Bitten mir manche ßfteile!"
©ie fprad): „3$r feib mof>l hungrig,
Die Sßadljrictyt iß oon minber großer ©ile!"
©djnefl mürbe eine Safel
3ugeric§tet im ©aale,
Da festen fid^ bie gelben
3u einem fräftigen 2Kaf)le.
©ie mürben aße frolj,
©S trug ©un^ilbe nur
2luf tyrem bteidjen 2lntlii$
DeS langen SeibenS tiefe ©pur.
- 8
©S mar $errn ©ate unlieb,
©o traurig fte gu feljtt,
Unb ßtfl erljob er ftdj,
Um $u ifyr l)ingugefyn
Unb legte fdnneidjelnb bann
Die fernere, breite £>anb
2luf ifyre meiße Schulter,
©on ber gefenft ß<§ ^atte baS ©emaitb.
©rfcfyrocfen fprang fte auf
Unb trat gefdjminb jurüdf.
„Daß bu, mein Ofym, baS roareß, I
Steine bir gum ©lücf! !
@S foß fein 9ftann berühren
jemals meinen Seib!" ;
Unb forgfam füllte mieber j
Die ©cfjulter ein baS ßolje ©eib.
„Du foflft baS nidjt befcfyroören",
9tief fro^ §err Störung aus,
„3$ fyoffe, baß ein ßönig
Salb einjie^t in bein §auS,
Der bic§ nidfß feiten berührt!"
Da §ielt er ftocfenb ein,
@S ßog itym über bie ©angen
Pöfclidfj mie ein rotier geuerfdjein.
@S fu^r if)tn burd) bie Seele
©leid^ einem Ijeflen Slifee,
Daß er auf feinem Dljrone
3u günen einfant ft fee
Unb baß ©unljilbc Ijeljrer
9llS aße anbern grauen.
©r badjte: „3ft baS Irauern
©orbei, bann miß idjj nadj iljr flauen!"
©ebäd^tig begann gu reben
Der oiel fluge ©ate:
„Du foflft gebulbig fyörcn,
©aS idf> bir jefet ratlje!
Drei Dinge ßnb’S: gum erßen
ßftuß eS unflug fcfyeinen,
©iß fyart bu gegen jene,
Dic'S treu mit beinern ©oljle meinen!
„3um anbern barfft bu nid)t
©o abgefd^ieben leben,
©S gilt, beS 2anbeS 9totlj
SWit meifem ©inn gu Ijeben,
Unb enbtid^, glaube nur:
@S märe feine ©djanbe,
Du mälßteft einen 2Kann
Unb einen Äönig beinern Sanbe!"
&
(gortfepung folgt.)
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'p a f bu) e 6 e n.
®e3 2Balbc3 Sßipfet wallen im SBinb.
3m Saube fäufelt unb raufet e3 linb
3n einigem iafte unb £one.
®ie Säume Ratten non 9Ift ju 9lft,
Son 3 wc i9 b n 3 ! °eig ft<h licbenb unu
faßt,
Unb Ärone fc^miegt fid) an Ärone.
Sie flüftern nom 3ugenb - gjjorgcnrot^
Son ©ommergluthen, non 5Sinter3notfj,
Son lieblichem 2Balbe3roeben,
©ie plaubern non 2ltlem, was 3 a h l * für
3>n S>albe tyr gleichet ©d^icffal mar,
Son gleichem gen §immel Streben.
2Bo SDtenfchen fo nahe beifammen fleh* 1 ,
3)a ift c§ um grieben unb SRuh 1 gefd^e^n^
35a toben läfternbe 3ungen.
35od> 2öatbe§bäume, oiel taufenb an 3ahl
©te^n freunblich beifammen in Serg unb
Zi)a\
Unb galten ftcb innig umfchlungen.
£orcf)! wie ba§ lifpelt unb fäufelt unb
raufcht
Unb füge Söorte ber Ireue taufd)t!
®ajrotfchen bie 3)roffeln fchlagen.
Sftilb fenft ftcb in meine Seele auch
®e3 3Balbe3frteben§ göttlicher §andh:
3<h möchte ber Söelt entfagen.
<£arf SBoermattts.
| t a u 6.
©taub, gefegt uom SBirbetminb,
SRaunt mir in bie Oh vcn:
©ei fo ftol$ bu witlft geftnnt,
©taub bift bu geboren.
Sürger, Ärieger, Äünftlergeift,
Äeufche TOagb unb Sirne,
3Ba3 fich gro§ unb ^otb erweift,
Äahlfopf, locfge ©time;
£ugenb, Safter, Suft unb spracht,
3n)eifelfu<ht unb ©taube,
9ltle§ auf ber ©rbe macht
3ahn ber 3 e *t $u ©taube.
©taub wirb $llle§ in ber 2Belt,
3Bie e3 prunf unb fcheine.
2lucb ju flucht’gem ©taub jerfäHt
gürftticbeS ©ebeine.
Unb fein ©taub fich mifcht melleicht
•äftit bem ©taub ber Änochen,
3)ie ber SRabenftein gebleicht
Siele lange SBochen.
3fteitfch, ber bu bem ©taub entflammt,
Sag ben ©tolj ber ©rben,
2öie betn ©eift jum £immel flammt,
©taub hoch inugt bu werben!
__ g$e$f.
J dj e i ß e tt.
®urch bie ©affen, er eilt nicht fe^r, ©gerben h°t 3 c ^ e ^ fettfl genug.
Stiebt ein Iröbler ben fiarren her, Vogt uns rufen bie ^Solijet,
Siete eilen gefdjäftig herbei, $enn un§ ftört be§ SettlerS ©chrei:
gragen, wa3 ba ju haben fei? ©cherbett.
Scherben —
Unb fie menben fich lachenb bann: $lu3 bem £icficht an bem £h or
3ener feltfame JpanbelSmatin 3* e ^t ber Settier bie fiarre heroor,
3Birb fein ©ut ftch erwerben; Spannt fich e * n oor & en ©cherbenfehurib;
Scherben uertaufen ift Sraudfj nicht, noch treulich folgt ihm nur fein £unb
gug, 3 n §unger§ Serberben.
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55
2ldb, SReidben feib gut barem,
fiauft ©ucty ein neues ^ßorjetlan,
Unb ©uer jpauS bis jum >C^urmeSfnauf
Saut ftd^ auS ©dberben ber 2lrmutb auf;
grembeS ©emüben unb frembe Äraft
§aben ©ueb 9ltteS angefebafft,
2)odb beS ©anjen ift deiner roertb,
$)er nid^t fdbmeigenb bie ©gerben e^rt.
ffiaS an Srümmem baS Seben meift,
$abt 3b r Steifen oerfe^ulbet jumeift.
©Siffet: oerpraßt nic^t ofyne ©ebarn,
©3aS ©udb burd) Arbeit Slnbrer fam,
Sftaubet bem ©olfe $u feiner 3 c ü
©tauben an ero’ge ©ereebtigfeit.
Stemmt 3b r bem ©olfe bieS Ofterei,
§ilft ©ud) leidbtlidb fein ©iapopei,
Unb fein ©locfenläuien nerfö^nt
©inft, menn bie ßarmagnole tönt,
©ure bluttrunfnen ©rben.
3^r bo<b, bie arm unb befümmert feib,
©Biffet: Sfeid^t^um fd)afft ©ünb’ unb
£eib.
©BaS auf prunfenbem ©oefet fte^t,
SWorgen leidbtlidb ^um Äe^ri^t gebt;
$a, ber 2ttenfd$eit ©ntmidftungSgang
(Schiebt burdb ©djutt fld^ unb ©dberbem
Hang.
3>eneS bleibt baS mabrfte ©ebid^t,
®rauS ber ©d^merj um 3 cr W a 9 cneS
bridbt;
©Kenfdbenglücf ift jerbredblidb ®ing,
9lber bu, bem’S ju brechen ging,
©Siüft als ein §efb bu fterben:
Silage bir felbft entjroei bereit
9l(leS, maS unroertb ber ©roigfeit,
3Jtenfc^engunft unb ^arteientljum,
$uib ber ©Raffen unb lauten 9hif)m —
©Benn bu ben Sßlunber ^aft eingefargt,
irag i^n ^inauS auf ben SebenSmarft,
Unb ben Darren beS ©lücfS julieb
3eige, roaS bir im ©aefe blieb,
©lifcenber ©d^utt, ber Seben lügt,
^eilige Irummer, bie ©ott nur fügt,
©cbmerjen,' begraben in tieffter ©ruft,
Kämpfe, baoon nur bu gemußt,
glammenbeS £offen, einfi ftolj gehegt,
SluSfaat, ber ©migfeit gelegt,
©rbenfonnen, oerflogen ju Sftaudb,
®eine, greunb Sefer, unb meine auch —
©djerben.
yrtui $mtf )n $ 40 nat 4 -$ftrofft{('
3 t m J e e.
®enfft bu beS febönen 5lbenbS nodb,
3)a mir am ©ee ba^in gefd^ritten? —
©om tannumfaumten gelfenjodb
Äam nodb ein lefcter ©tra^l geglitten.
®ie ©tim umfing ein fanfteS ©Sebn,
2llS mir uns treu bie £anb gegeben; —
2>a fc^ien eS mir, mir müßten gehn
@0 fürberbin burcb’S ganje £eben. —
9ldb, anberS fam'S, —bie ©Seit fpradb „nein!" —
Unb faum mehr meiß nod) eins ootn anbern; —
®ocb treibt eS mich, lenjauS, len^ein
2ln’S Ufer jenes ©ee’S $u manbem.
Unb fommt bann über ©erg unb §alb'
2>er railbe göbn iu’S £bal 9 c P°9 cn / —
£ör’ idb ein ©töbnen tief im ©Salb,
©in banges ©dblucbjen in ben ©Sogen . . .
_ <£«rf 3ff*rta £*tbi.
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56
& eiß |iß eßitut.
3ur Sftulje ge^t
®er mübe £ag,
Äein Süftcfyen roefjt
3>n jpain unb £ag.
3ur fftulje neigt
©icfj bie Sftatur,
§erbfhtebel fteigt
$u3 ©alb unb gtur.
9luf «Stein unb ÜKoo3,
®e8 SebenS fatt,
3um 2ttutterföoß
©inft ©latt auf ©latt.
©o fd^wanb oorn ©aum
®e3 Seben3 mir
3(m grüljlingStraum
®er ©lütten 3^ cr -
©a8 mir erblüht
3(m Sen$e3ftral)l,
©a3 mic§ burcfyglüljt
3n Suft unb Qual,
@3 fdjroanb bafyin
©ie welfeS Saub,
©3 fanf baf)in
3n ©cfyutt unb ©taub.
Unb burd)’3 ®eäft
®er £erbftnrinb bricht;
9?un, ©aum, fiel) fep
Unb $ittre nid^t!
3tt<$*r6 9*9*.
'gfleeiesfefjnfiufit.
©§ mögt ba§ Sfteer, fo weit bie ©liefe fd^roetfen —,
©ein Sieb erbrauft, fein einiger ©efang —,
®a3 aflenfd)en§er$ will Sefjnfud&tSwelj ergreifen,
SBenn biefe3 Sieb gewaltig ißm erflang.
©in ©allein fließt im fdjatt’gen ©iefentfjale,
®a§ au8 ber ©albnacfyt füttern @runb entfpringt;
£cU wirb’3 beglänjt nom golbnen ©onnenfhra^le,
®er warm $u if>m burdj lidjjteS Saubbadj bringt.
©8 will ber ©trafjl bie muntren ©eilen bannen
3m blüfjnben £ljal in feinem milben Sidjt —,
©ie flie^n baljin, fte fprubetn flinf non bannen
Unb achten feiner leifen äftatynung ni<$t.
®e§ ffiöd^leinä ©eilen einen ftc§ bem ©trome,
®ie giutlj be8 ©trome§ raufet $um Ocean —
fficrbämmert ftnb be8 ©albeS fc^atfge ®ome
3 n flauer gerne wie ein Ijolber ©a$n.
Jpier jwingt ber üftonb mit 3aubermacfyt bie ©ogen,
§ier überPrömt bie ©onne fie mit ®lutlj,
#ier fommt ber Sturm mit ©raufen Ijergeflogen
Unb feine bunUe ©ctywinge peitfetyt bie glutß.
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Da§ SBeltmeer adfytet nicht bcr üttenfcbcmoerfe,
3m ßampfe ringt e§ mit be§ ©turntS ©enmlt,
greut feiner 3ftacfyt ftd) unb ber roilben ©tärfe,
9Jtit ber bie Sranbung toiber getfen prallt.
Unb bo<b —, menn ficb ber ©türm jum grieben roanbte,
(Sntfteigt ber SfteereSrub' ein §aucb non ©djmerj —,
©ebnfuebt befehlest ben Iräumenben am ©tranbe,
§eimn>efj be3 fernen ©c^ifferö ftarfeS $erg.
Dann giebt bureb's 3fteer ein träumerifdb ©ntftnnen
9ln faum erfaßtet, an oerfcbmäbte§ ©lücf —,
De3 ©ädjleinS ©eilen, bie im SBeltmeer rinnen,
9tn’3 fülle 9Balbtl)al benfen fte guruef.
9. gorefftS'
g>feid)nif]e bes ^eßens.
©ar oiel unb oft oerglicben roarb febon ba3 9tteer bem Seben,
Dcfj ftet§ beroegte glühen ft<b fenfen ober ^eben.
Doch manches Seben gleitet nur einem füllen @ee,
3n beffen glutb fi<b fpiegetn Senggrün unb SBinterfcbnee.
Unb fd)auft bu in baS SBaffer, fie^fl bu ben ©runb mit nieten.
Der Fimmel ftra^lt bir toiber mit feinem ©lang, bem litten,
Unb auch bein eigen Slntlifc, oott SeibeS ober ©lücf,
@3 fdjaut auS bunflen iiefen oerflärter bir gurücf.
S^tfipp $adoriu 5 «
| Pie jbeerfaßit.
(©. ÜK. Äaifer Sffiilbelm II. in ©trajjburg.)
3u ©trafjburg fc^aHt oom fünfter ©rgflang ber üftitternaebt,
3bn führt ber ©türm in 1 ^ äöeite mit leicbtbefcbioingter 2flacbt.
Die ©eiftertöne flingen baS Sanb hinauf, hinab,
Unb braufan lebemoecfcnb um manches alte ©rab.
©ei ©Beifcenburg am £üget bie ©rbd thut ficb auf,
@3 fteigen fiablgeioappnet ber ©treiter niel herauf,
©ie tragen rothe ©puren auf ihrem blauen Äleib
Unb treten ftumm in Leihen, n>ie einft gum ©ölferftreit.
©ei SWefc, ber alten ©eftc, birft auf ber SBiefeugrunb,
Unb abertaufenb fteigen b^auf gur ©eifterftunb';
ign’S Seben rief bie Dobten ber Jtlang oon ©rtoinS Dom,
3lun gieben fte gen ©trafjburg, ein uferlofer ©trom.
ISl -ä
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58
Ulan unb Sßanjerreiter, Kläger unb güftlier,
dtadj ©tragburg jief)en ade mit mefyenbem panier.
©ie fyaben lang getafen, fester flnb e3 jroanjig 3a^r\
ffiarum erfte^n bie tobten, ift ®eutfd)lanb in ©efagr? —
3u ©tragburg ^ält am tljore ba§ §eer um 2Jtittcmad)t.
£>ie glügel ftnb geöffnet, fielet Sftietnanb auf ber 2öad)t?
©ie rüdett in bie ©tragen, rings ^at man Saub geftreut,
$)en „britten S)eutfd^en Äaifer" Begrügt bie 5teic§3ftabt ^eut\
Sftun fommen jur Sßarabe bie tobten au3 bem Ärieg,
3n bem bereinft bie Säter erftritten mand) feigen ©ieg,
3ln bem bie alten Sanbe fie abgetrofct bem geinb,
3fn bem bie Äaiferfrone baS Seutfdje dteid) geeint.
©ie Ijulbigten bem 9lljnljerrn, bem Sater folgten fie,
dtun Beugen fte bem ©nfel im tobe nod) ba3 Änie.
©ie ftnb oorbeigejogen — fie roenben ftety jurüd,
2lu§ ifjren Bleichen dienen erflra^lt ein fteggaff ©lüd.
©ie brüefen ftd) bie §änbe unb tauben in ifyr ©rab,
t)er jperbftminb trägt iljr Faunen ba3 Sattb hinauf, §inab:
„Sftun börfen mir ru^ig fd)lafen in ero’ger tobe3na<Bt,
©3 galten SSolf unb Äaifer am 2Ba3gau treue ffiadjt!"
_ £. egettuttts - Rentier.
'fagantenfieb.
©d^on me^t e§ falt # e3 raufet ber 2Balb,
t)rin feinet SogelS 9tuf erfcfyadt,
S)enn ^erbftlic^ Braut baS SBetter;
$ei, mie ber Oft fo grimmig toft,
Unb non ben Säumen fdjier erboft
gegt er bie falben Slätter!
®ie ©djeite glügn, bie gunfen fprü^n,
©ifj 1 nieber l)ier an bem Äamin,
£ier ftnb mir roofjl geborgen;
t)en alten ©roll fo Fumtnerood
2Rein §er$ nunmehr oerbannen foll
SWitfammt ben trüben Sorgen!
©d^enf ein ben 2Bein, golbFlar unb rein,
SBir moden Beute luftig fein,
SBir fhirmgeprüfte Knaben;
Siegt bod) fo meit bie ^ugenb^cit
ÜRit i^rem monnefergen Seib
SerfunFen unb begraben!
®ie fd)öne dftaib, bie un3 entjroeit,
£at einen Slttbern längft gefreit
Unb ift mit i^nt oerf (Boden ...
2Bir ftnb allein ... §ed Blittft ber üöeitt,
9hm lag mt§ mieber greunbe fein,
©ieb auf bein t^oric^t ©df)tnoden!
3Bol;l mar fte fjolb, ba§ £aar mie ©olb
$n meid)ett Soden fid) entrodt,
t)ic Singen järtlicB blauten;
©in juitgeö Slut, fo lieb unb gut,
©o ood oon Suft unb UebermutB,
SBie roir’o nie mieber fdjauten . . .
©o fc^enf 1 benn ein ben golbnen 2Bein,
3Bir moden §eute luftig fein,
Sßir fturmgeprüfte Änaben;
Siegt bod) fo meit bie ^ugenbjeit
dftit i^rent monnefeFgen Seib
SerfunFen unb begraben!
SK«*
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59
gttein cSicb.
DB bunfel auty oerblieb mein Scben,
Ob miefy be3 ®lücfe§ ©trafjl au$ mieb —,
©in ©egen mar mir bodfy gegeben
©on bem ©cfdjicf —, e3 mar ba§ Web.
3Ba3 idj aud) ©c$mere3 mu&te tragen —,
©om £eib, baö nie ein ©3ort »erriet^
©efreite fid), gu ftolg gu flogen,
SKeitt §erg bttrtfy btd© allein, mein Web.
Unb lächelte einmal bie ©onne
9luS SffiofFennadjt, — ma§ mir befcfyieb
£>a§ fiebeit Farg an flüdfyt’ger 2Bonne,
3$ tyielt eö feft in meinem Web.
9?un miß ftd) fd^on ber SBalb entlauben,
®er £>erbftminb raufd&t unb Flogt burtfy’S
Stur ©ine$ molle nicfyt mir rauben, [Stieb,
Stur ©in§ nicfyt, Filter bu, mein Web.
&. 3*. Soft.
sSfitft «in
©lief fyin gur Stofe, bemuitbere fte,
3m ebleit ©arten ba3 Slumengenie!
©ielfältigft in formen unb ©eftalt,
©eränbert fte Föfttid) beö £)ufte§ ©efjalt,
3n aßen garben fcfyön fie erfte^t,
3ungbräutli<fy wie bie Unfcfyulb geljt,
Unb fhraljlenb in ©urpur3 Sttafeftät!
©alb fanft roie ber borgen ermaßt,
©alb feurig in mutfjig loberttber ©rac^t!
3n üppiger ©röge fte erglänzt,
Unb Flein befdfjeiben, gar nieblid) begrenzt,
3lu§ moftgem ©ufdj, im jpeefettgrün,
©rfjebt fid) ifyrer Seud^te ©lüljn,
Unb neigfl bu bid) gutn niebern ©trauefy,
@o lädjelt ifyr ©trafjlenautlii} auc§,
aut 'glole.
Stuf ftolgem ffiautn bie Ärone fte geigt,
Unb rattfenb gunt trauten ^enfter fte fhigt,
©elbft menn ber ©erirrte burdj SDBilbnig
bricht,
©rü&t fte ttod), plöfcfid), Ijotb unb fätidjt!
©o ift bie Stofe ba§ ©lumengenie,
©in unerfcf)öpflic§er ®id)ter ift fte,
©on ©ott begnabet, ber’3 aucty nod) be?
fd^eert,
5>a§ fte, beit geinb oermunbenb, ftdj
roe^rt!
Uttb nur ein DummFopf befagt gu eige
ner ©djmadj:
©ie flrebet im ©ingelnen 2lnbern ttadj! —
jUgitß j>i(6erßeits.
'giCm ^eeie.
3tm ©tranbe mar'3, in buttfler SBetternacfyt,
®a fagteft bu, idj mü§te oon bir laffett,
3<$ fc^rie milb auf, bann §ab* ic§ grell gelacht,
3$ fd^rie milb auf, ic§ Fonnf e3 nimmer faffen.
2)a3 üDteer ftö^nt auf gteidj mie in mirrem träum,
©om Fimmel fprü^t ein bitter, feiner Stegen;
2)ie 3öoge fdbäumt, e§ grittfi auö meinem ©4aum
©in mei^eö Slntlifc §ö^nifc§ mir entgegen.
j»e0u5.
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60
3--S5
§e6eugtet £kum.
®u ragteft $um Rummel, — ein ©turmroinb
£at tief bid) erbroärtS gebeugt;
Baum, bennod) ^afl bu fröhlich
Biet liebliche ©lütten erzeugt.
©c^roer ^at aud) mir bie Seele
®er Sturm be3 SeibS bebrüeft;
Unb bennod) fann fic jubeln,
Bon Stützen ber greube gefcf)mücft!
f(eobor SUttttefterg.
^erftfungen.
®a§ letzte Sieb, ba3 i($ bir einft gefungen,
®a§ bir getönt in jenen frönen Jagen,
©3 fd^merjt mid^ tief, unb boefy! ic$ ntufj e3 fagen,
@3 ift ba^in — oergeffen unb oerflungen!
®en 2ttunb, bem einft bie Sieber frifd^ entfprungen,
Seroegt jefct nur ein l)offnung3lofc§ Etagen;
®ie Äräfte fdfyroanben mir mit bem ©ntfagen,
©eit jener 3eit ift mir fein Sieb gelungen.
fann nur fingen, roenn mein §er$ ftd) reget,
©etragen oon ber Siebe fioljen ©djroingen,
Bon beiner 2lugenflerne ©lanj burcbglütyt;
®er ©d^merj um bid^, ber mein ©emütlj beroeget,
Berftanb ben ©eift in geffetn fo $u jroingen,
®afj roeber gro^finn i^m, nod) Sieb erblüht.
_ Sffargaretc £fegc.
Begegnung.
3$ fd^ritt jum ffialb, ba3 ®orf entlang,
®a3 £aupt gebeugt, ba3 $er$ fo bang;
®a traf ein ©lief mich fytti. unb rein
Soll Äinbeöglücf unb Sonnendem.
©in ©d^auer ging burdfö £er$ mir roeit —
§ilf ©ott! roar*3 ©(tyrner^? roar'3 ©eligfeit?
3ln glammen festen e§ aufjuge^n
Unb baim auf einmal ftifl$uftebn.
gfarfes gJuffgetafb.
SS— -£
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61
$ t a n 5 df e n.
©cblummre fanft, fc^lummrc füg,
Siebfte, ^olb unb traut,
©olbner 3Jtonb burcb'S genflcrlein
©clig auf bicb fdjaut.
Sftidjt ein Süftcben bur<b ben ©traudj
Seife fäufelitb jie^t —
SlUeS ftille, 2lüe3 rubt,
Saufcbenb meinem Sieb.
£er $u beinern Schlöffen trieb
%Rid) ber ©cbnfu<bt ®rang,
Unb au§ meiner §arfe raufdjt
©ü&er 3 au ^ cr ^ an 9-
Staufcbt fo rounberfam $ur §öb\
©d)lummer ^alb bicb fließt,
Unb bu träumeft ftitt non mir,
Saufc^eft meinem Sieb.
©cblummre fanft, fcblummre füfj,
Siebfte, ^olb unb traut,
©olbner 9)tonb burdb'S genfterlein
©elig auf bicb febaut.
jtfftert gSerußeht.
Jrmui^igunfl.
9tun fte^t ber 2Balb in oollem ©lütbenflor,
T)ie ©allein raufeben burdj bic bunten Sluen,
Unb auf jum §immel, ju bem fyerrlicb blauen,
Schwingt ficb ber Serben liebeSfrober ©bor.
Unb bu geljft fcbioeigenb unb oom ©ram gebeugt
$unb’3 Sßeltgeioübl mit fcbmerjenSbüftern ©liefen;
$u fannft bicb nic^t an biefer ©rac^t erquiefen,
®ie oon beS ©d^öpferö £ulb unb Siebe jeugt?
®u fagft, ba§ all bein Streben nichtig fei,
jDa§ bu ju Seib unb ^mmner nur geboren;
®ir febeint ber lefcte §offnungSjh:abl oerloren,
3Jtit 2$rfinen fe^nft bu bir ben Xob ^erbei ? —
©ebenfft bu nicht, roie oft jur 2Binter3$eit
Ser rau^e groft bie fallen ©ipfel fcbüttelt?
Sann ä<b$t ber ©alb, oom ©turmioinb aufgerüttelt,
Oeb liegen ringS bie gluren unb oerfdjneit.
©in SobeSgrauen gebt bureb bie Sftatur,
Serftummt fmb Oueöenraufcben, ©ogelfingen,
Äaum eine Stimme börft bu noch erflingen,
©rftorben fc^eint beS ScbenS lcfcte ©pur.
Unb bennod) bricht ba§ ftarre ©iS entjioei,
©3 fommt ber Senj mit feinen blonben Socfen,
Sie ©rbe lächelt mie oom £raum erfebroefen,
Sie geffeln fallen, unb fte fü^It ficb frei.
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62
füt -SS
Son neuen ©lütcn buftet jeher 9tfl
Unb neue grüßte mu§ ber ©omincr reifen,
Die ©hinein müffen in bie liefen greifen
Unb Seben fc^öpfen ohne Stuh unb Sftaft.
Die $ahre fommen, unb bie ,3ahre geh n:
Die jarten ©turnen n)irb ber §erbft entfärben,
Die Senjpracht muß im SBinterfrofi erfterben.
Dem ©terben folgt ein junges Sluferftehn. —
Unb bu fuchfi beinen grieben nur im lob,
©eil bich umtoft ber erfte ffiinterfdjauer;
Du joiHfi oer^ioeifein bei ber elften Trauer
Unb unterliegen in ber elften Stoth? —
O fei ein üftann, fei ftarf unb toanfe nid)t!
Sluch bu ^aft ©lütten nod^ unb grucht $u tragen.
©aS frommt bir all bein 3ageit unb kein Ätagcn,
©cnn bu bich abfe^rft oon bem ©fab ber ©fließt?
©ad) 1 auf auS beinern tfjöricbt btinben ©af)n
Unb fämpfe neugeftä^lt ben Äampf beS Sehens!
Stoch niemals rang ein ebfeS £er$ oergebenS:
Durd) Dunfel führt jum OuetI beS Sid)tS bie ©ahn!
gQrißiatt
Sonnenuntergang.
©eich ein prächtiges Silb, herrlicher garben 9tei$!
©urpur, geuer unb ©tut, feurig unb fc^ön zugleich*
©cheibcnb jeigt fuh bie ©onne
©inmal noch in ber ganjen ©rächt.
©olbig flimmert ber ©eft, flimmert ber ©offen £eer,
Unb bie ganje Statur ftaunet unb fchrociget rings,
SDtählich finfet bie ©onne
geuriglcuchtenb in’S gluthengrab.
©inmal leuchtet noch auf herrliches geuerroerf,
Dann entfehminbet fie ganj; hoch roie beS ©bien Dh uu
Stach bem Dobe noch fortlcbt,
§errf<ht noch, ba fie oerfanf, ihr Sicht.
jtttfitr SteQfteiu«
Pas $$afef.
„©hafelen bichtenb roiUft bu beine $eit verbringen?"
— Stuft ihr — „@o rege hoch $u hehrem gtug bie ©chmingen!
DcS ÄinbS ©ergnügen bäucht begreiflich unS, tuenn ihm
2luS leichtem ©eifenfehaum bie ©lafen roohl gelingen;
8-8
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®cr SRaucher mag fic^ fveuit, beS JabaföfrauteS ®ampf
3 U flogen au§ bem 3Jtunb in immer gleiten Gingen;
®och melier &mcd liegt roofyl unb melier Sinn barin:
3u fteter ©ieberfe^r benfelben Sfteim $u gioingen?"
,,„9hm gut — gönnt bem ©fyafet ber ©eifenblafe SRec^t!
©ic lebt ein SBeitcfyen nur unb bann muß fte gerfpringen.
3ebodh bis ba^tn fyat gefpiegelt ftch in i^r
®aS Äiitb mit £au3 unb Marft uitb oielen anbern Gingen.""
$tto SSreifen^of.
Kleine Geschichten oon Richard von
Volkmann - Leander. Dteue (MiniaturO
ÄuSgabe. (Seipgig, IFreitfopf unb gärtet.)
Gin poefieooücS, anheimelnbeS unb ItebcnS-
roürbigeS $?uch. Jie brei Grgählungen bef=
felben ftnb gtoar nicht bebeutenb, aber an=
muthig erfuitben unb mit frifc^er Natürlich 1
i feit roiebergegebeti. SMe cvfte „‘Tie beiben
SBcifer" ^ ift nur ein ©tiinmitngsbilb ober
man möchte faft fageit: ein Härchen, aber
alö folcheS ebenfo eigenartig als reigoott; eS
liegt ein wahrhaft ruljrenber 3anber barftber
gebreitet. J)ie gioeite „$)ie Dtitmpelfammer"
ift ^übfdb, aber auch nicht mehr. $)ie britte
„granceSca* ift entfliehen bie Jeroorragcnbfte
oon ben breien; loenn aud) a^nlic^c ©tofje
nicht feiten f<hon nooeüiftifch bebanbelt roor=
ben ftnb, fo ift bie $)arftelluug bodb fraftooll
unb feffelnb genug, um baS Gtange gu einem
originellen, flehten Jtunftroerf gu ftempeln.
Konrad Telmann.
Frigga’s Ja. Grgähltuti
Dahn,
ara's ja. i^nabiung oott Felix
(Seipgig, SBreitfopf unb Partei.) Gin
echter 5)abtt! Gtne ‘Darfteßung oon marfiger
tfürge, ooü oon Äraft unb ©futh, ber 9Iuf=
bau gebrntigen unb fünftlerifch, ber ©til
fnapp unb fchmungooll, baS (#ange oon poe*
tifdbem Seben fchiuerttb unb funrelnb. J)ie
©ejehich^ bebanbelt bie SBerbung ObhtnS um
grtgga. $>ic Göttin, bie ben herrlichen Obbin
liebt, roie er fte, roeigert ftch bennodf), ihm
ihr ^aroort gu geben, toeil ihr bie Dtornen
geroeiffagt, baß eS bann roeber für ihn noch
für fie eine Unflerblidjfeit geben föttne. »ber
uilebt, nachbetn bie fcheinbar uuenoiberte,
ftürmifche Seibenfchaft ObhinS biefen gu freub*
iofer Unraft unb unbefriebigenbem Siebet
aetänbel getrieben, geioinnt bie Mgetoalt ber
riebe bie Oberhanb über bie Reiben unb fte
befd&ließen, lieber untergugebn als ihrem ©lüefe
nt entfagen. Um beS festeren roiflen tooflen
fie felbft 'Job unb Untergang gern erleiben.
— £aS MeS ift mit geuer unb Seibenfd&aft
ergäblt unb reifet unmittelbar b* n - 9ta<h
meinem Gmpfinben tbate Jahn aber noch
beffer, und ähnliche ©ejchichten au§ ber alt=
norbifdjen Gfötterfage, welche bie gebunbene
gorm gerabegu aebieterifch forbern, in ben
oon ihm fo oft meifterlicb gebanbbabten
Dtibelungenftropheit ober fon|t tn einer an«
bent $FerSart gu ergableit.
Konrad Telmann.
Harfe und Harnisch. Gin SRotnangero
auS bem Mittelalter oon Georg von
Schulpe. (JreSben unb Seipgig, G. ^ier»
fonS Verlag, 1888.) JaS Vorwort erflärt
beit Diebentitel. „GS fiitb bieS Sieber unb
SBeifen, toie fte oiedeicht im Mittelalter ber
Minnejänger Mittib oerfünbet hot", gtctdh
baraitf heitft befcheibener: „$ieS Büchlein
ift ein Schwacher 29iberhatl oon bem, was
bereinft bie ritterlichen ©änger fo fchön ge*
fungeit hoben". Dticht einmal baS ift gu=
gugeftebeit. Gä ftnb gang ntobente ©cbidjte
— unb anbere fann uttb foü ein moberner
dichter auch nicht fchreiben — unb baS
Mittelalter liegt nur in tfoftüm unb DfequU
fiten. £er J^id^ter ift recht formgetoanbt unb
manche^ Sieb mag gefallen, wenn man nicht
an Ublanb ober Morife erinnert roirb.
Adolf Brieger.
Kritisches Jahrbuch, ^erauögegeben
oon Heinrich Hart unb Julius Hart.
(Hamburg 1889. $3erlag3aitftalt u. $rucferei,
5lctiengefeUfd)aft.) Jaä oorliegenbe flattliche
Jpeft ift oon oieleit ©eiten auf baö ©ünftigfte
beurtbcilt, al§ eine geiftige Jb a t angefepen
roorbeit, unb mit Dtecht, e§ enthalt tn ber
Jbat fehöpfertfehe Äritif, unb eöiftbringenb
gu toünfcben, baß bie Herausgeber
eS nicht bei bem ^robepfeil beroen^
ben laffeit, fonbern ihr Unternehmen
fortfeben. GS ift nicht ©ache biefer
S$-
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?T
35
fdjrift, auf ben 3u^aft Fritifdjcr 9Ibbanbluugeit
im (fingelnen eingugeben, nur auf einen
Siberfprud) in bem in mancher Jniuftcbt por*
5 Ügltd)fn 9hiffap Heinrich £artS über bie
realiftifebe Vetoegung n>iü ich |iumeifen. Ver*
faffer fagt 0. 45: „Xie gange Seit ift 0tofj
ber '^oefie, nichts Fann non ber Vebanblung
burd) ben dichter auSgefcbloffen toerbeu" unb
fteflt fic^ bamit auf beit 0tanbpunft beS
WaturaltSmuS, welcher ber ftunft — wie ber
Sifjcnfcbaft — ein Vorbringen nad) adelt
0eitcit bin gubilligt; bagegen beifu eS 0. 52:
„$>ie Xicbtung giebt eine 9teufd)öptung beiber
(b. b- oon Watur unb Vtenfcbbeit) in tppifeben
(^baraFtercn* u. f. io. Xie weitere 2 lusfü^r=
ung §artÖ ift nun entfliehen fo 31 t oerfteben,
bajj ber Siebter ba§ Sefentlicbe ber ©rfcbeiit*
ungen, ihre Lebensformen ergreifen foü. Xer
Siberfprud) beiber 0tellen eraiebt fidj, wenn
man als Vrüfjfctn bie Vebanblung beS ©fel=
erregenben, ber 3 e rf*fc u n<^ (im bucbftäblicben
ober geiftigeit 0 itme) in grage bringt. Wad)
bem erfterett 9luSfprud) £art$ ift biefelbe ent*
febiebeu Aufgabe bcSXidjterS; hingegen ttacb
ber 3 weiten nicht, beim 3 er f*lmng beseid^uet
ein WütfroärtSgeben ber 0d)affenSfraft unb
£art roiU boeb bie Voefie mit ber fd^affeu =
ben Watitr geben taffen. UebrigeuS jebeint
auch bie erftere ^luffaffuug mehr eine ge*
legentlicb angeeignete 311 fein.
Rudolf Goette.
Dr. Robert Koenig ift nach 25 jähriger
^T^ätigfeit als Webacteur beS „Xabeitn" oor
Bürgern oon biefem 9lmte ^lirücfgetreten.
9ln bie greuttbe unb Verehrer 0cbeffelS
roenbet ftcb ein Aufruf, gezeichnet 11 . 91. non
£errit ^aitl Veto, Viirgermeifter in 0t. Solf*
gang, gur ©rünbung eines Scheffel-Bundes
in Oesterreich, (fr roifl einen 0cbeffcl=Vto3
für ©poS unb ^iftorifd^en Vornan auSfdjrei*
ben, oerbienftoofle Siebter ebren, 0 d)cffcl*
0 tubienbeiträge für 0 tubenten unb ßiutfiler
gewähren. VeitrittSerflärungen werben an-
genommen oon 91. Vreitner, SRattfee (0alg*
bürg). _
§erau 8 gegebeit oon Feodor Wehl unb
Walter Borniann, tuirb 00 m 1. Wooember
1889 an eine neue „ 3 eitfd)rift gur ftörberung
oolfStbümlicben ©efcbmadeS unb 0iitneS in
Xeutfdjlanb" unter bem ‘Xitel v Deutsche
Kunst und Litteratur“ in gwanglofen §eften
bei 91. Weber in 9lltona erfcbeineit.
„Deutschland. Socbenfd)rift für Äunft,
Litteratur, Siffeitfcbaft unb focialeS Leben"
nennt ftcb eine neue, oon Fritz Mauthner
berauSgegebene 3 c ilf 4 rift, welche oom De*
tober ab bei ©. glemming in ©logau er*
febeint.
- *-
©in Weiterlieb „$)ie Voppcnbeimer" oon
Julius Wolff erfebetnt in tfnrge bei ©. ©rote
in Verlin.
Von Feodor Wehls Sagebud) : 9Iufgeicb*
nungen aus ben 3 abren 1803—1884 „3eit
uub Vteitfcben" gelangt in ben näcbften Soeben
ber 3 ioeite (0cblu6*)Vanb 3 ur 9luSgabe (91.©.
Weber, 9lltona).
Vei 9lbolf £ifce in Leipgig erfcbeiitt bem*
ncidjft eine nicht iüuftrirte 9luSgabe oon
Friedrich Bodenstedt’s „0aFuntafa", Xicb*
tung in fünf ©efängen.
3 nt Verlage oon ©arl Weijjner in Leipgig
lapt Franz Hirsch „Vagantenfang uitb
0d;roerterflattg, Lieber auS beutfeber Vorgeit*
erfebeinen.
-* —
„ VaterlanbSgefänge" betitelt Heinrich
Vierordt eine foeben in ©arl Sinters Uni*
oerfitätsbucbbanblung itt £eibelberg crfdjei*
nenbe neue ©ebicbtfammlung.
Von bemnäcbft neu erfebeinenben Romanen
unb Wooeden feien folgenbe genannt: „Leng
unb Waubreif" oon Gerhard von Amyntor
(©. SReper, Leipgig), „Jtune ©rgäblungen"
oon Eturay von Dincklage (©. dReper, Leip*
3 ig), „Sabrbeit" oon Karl Frenzei (©ebr.
Vaetel, Verlin), „Schulter an 0cbulter" oon
Hermann Heiberg (S. griebriep, Leipgig),
„ 3 toei Vrüber" oon Sophie Junghans (©arl
.^eiüner, Leipgig), „Xie Vergprebigt" oon
Max Kretzer (©. XreSoen), „Lebend*
machte" oon Stephan Milow (9lo. Vong &
(5omp„ 0tuttgart), „9lm Veit" oon Gregor
Samarow (SDeutfc^e Verlags * 9lnftalt, 0tutt*
ß-
-8
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aavt) unb *9luf bcr Sirenen - 3nfel" non
Konrad Telmann (*p. 3 . Songer, Äöln).
- * -
Adolf Friedrich Graf von Schack bringt
einen 23anb oermifdjter Schriften unter bem
£itel „^anbora" auf ben feud^ermarft; non
beit einzelnen Sluffäßcn feien befonberS bie
folaenbcn beroorgehoben: SBeltlitteratur. —
girbnß’S jtönigbuch unb 3 ll ff«f unb SuleiFa.
— Gin 28ort über bie £prif. — (^eutfdje
93erlag§:2lnftalt, Stuttgart.)
- * -
Friedrich Spielhagen’s neues £rama „ 2 lu 3
eiferner ^eit", roelcheS in ben fahren 1812
unb 1813 fpielt, ift bereits in Hamburg 001 t
$)irector $oHtm unb in ÜBieu 00 m neuen
$)eutßhen 93olF3theater gur Aufführung an=
genommen roorben.
Hans Hopfens eiuactigeS gußfpiel „GS
hat nicht foUcn fein" h at bei feiner erften
Aufführung auf bem Stabttheater 31 t grauF=
furt a. guten Erfolg gehabt.
-Ter 33itigerau3fchuß 3 U Sitbecf bewilligte
einftimmig einen Beitrag non 15 000 Warf
:u ben ftoßen ber AufßeÜung beS Geibel-
Denkinals unb einer nriirbigen Gnthüflung3=
feier am 18. October, bem (Geburtstage beS
Richters.
- * -
$)er AuSßhuß für baS Hanierling-Denk-
mal im Waldviertel erläßt folgenben Auf=
ruf: „^eutfehe StammeSgenoffen! Robert
£amerling, ber gottbeguabete beutfehe dichter
ift tobt! £a3 Söalbniertel in ^ieberößerreid),
bie engere £eimat beS SMdfßerS, n>ifl eine
£iebe§pflid)t erfüllen unb feinem größten
Soßne auf bem non ihm fo heißgeliebten
heimatlichen 53oben ein roürbigeS £>enfmal
feßen. 3 U bem 3 roecfe **$*** Sa 8 gefertigte
Oornite an alle ^eimatSaenoffen, alle beut*
fcfjen StammeSbrüber unb Verehrer Römers
lingS unfterblicher Wufe bie herginnige Sßitte,
bieieS ber £eimat§liebe unb bem beutfeheu
©eifte geweihte Unternehmen burdf) (Gelbs
fpenben gu nnterßüßen unb roerfthatia 31 t
förberu! (Gefällige Beiträge werben ui .pan*
ben be§ tfafßrerS Garl gißlthaler in SchremS
in 9?ieberößerreich erbeten."
BMtlmnnigen tob allgemeiner Geltnng. Jede Einsendung, aber deren er. Verwendung Aus¬
kunft gewünscht wird, muss deutlich und mit nicht su blasser Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders sn schreiben und darf eine Einsendung deren hOohstene fünf
enthalten. Briefliche Kritik ertheilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Antwort¬
schreiben und BückBendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. SO Kr., 60 Cta. etc.)
nebst adressirtem Courert beisufügen. Bei Einsendungen, welche an dieser Stelle Erledigung finden
eollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Gedichte überhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der volle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’« bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uds aulangen, werden ausnahmslos surückgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Originalbeiträge acceptirt.
C. S. in W—n. 3fy* Witt^eiluitgen fmb
3 ur ©eurtheilung beS qu. iftomanS ooit 311
geringer 93 ebeutung.
W. E. in H— g. S£ie Stangen 3hr*8 ©e=
bichtS fmb ja gum großen lh c il recht lesbar,
jeboch ber 3nhalt Ser leßten Strophen er=
regt uns SBeoenfen, ba Sie ftdh als ootl
auSgereiften SDicfjter gu erfennen geben. $)och
ift auch abgelegen baoou bie £)arßeflung
nicht charafterifttfch genug. 28a3 übrigens
anbere über 3 h re ©eoichte urteilen, ift unS
DÖflig gleichgültig, unb mir begreifen nicht,
wie fich lemanb AnbercS um unfere föebaftionS*
angelegenheiten befümmem fann.
C. 8 . in S—g i. E. 5Da mir 001 t 3§ rer
lebten Senbuitgeiit ©ebichtalS „ angenommen"
begegneten, ift bamit felbftoerftänblich baS
Uebrige abgelehnt. 3 h* gefanbteS ©es
bidEjt iß auch unoerroenbbar. GS märe fehr
wünßhenSwerth, wenn unfere gefaßten Gin*
fenbec baS auf Seite 21 ber erften Kummer
biefeS 3 ahrgang 8 (Gefagte beobachten möchten,
brachten Sie mehr banadj, roirflidhed ?eben
51 t geftalten, als Wieberfdfjläge ber Sfteßepion
tn bidt)terifche gorm gu bringen! 9Bo bleibt
©oetheS 2öort: „Gereift nur hinein in ’8 oolle
Wenfd;fnleben!" ?
J. S. in D—x. ©emiß ßeljt 3^ nc n
theiligung an unferm ^reiSauSfchreiben frei.
R. K. in B—au. $>er „träumenbe ©ichter*
munb" iß nicht gu fnhn, roohl aber als 2 (n=
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ft----
Hong an (Deibel gu beanftanben, oergl. „3$ N. S. in T—n (ohne planmäßige £urch=
rociß einen gelben non felteuer Art". „Sftitor* fü&rung); C. W* in P— g ((Bit fommen 311
neUe* ^aben roir angenommen. oft); F. VV. B. in D—n (roaS unter ben '< 8 c=
B. S. in S—n. SaS roir non Heinrich griff ber ?prif fällt, ift gulöffig). bankend
Jturg’ oierbäubiger 2 itteraturgefdfjichte galten? abgelehnt!
£aä SerF gengt groar oon großem gleiß A. K. in W—r. S)ie erfie (tl)eilroei(e) neu*
unb großer iöefcfenheit, ift aber FeineSroegS beutfe^e Uebertragnitg beS WibelungenliebcS
unbebingt juoerläffig. ©0 roieS fchon j?om erfchien uiifereS SiffenS im 3 a ^ l 'flöng 1807
rab 93eper in feiner „^oetif" barauf hin, baß oon SielanbS „Teutjchem MerFur". GS
ßurg bie ferbifdjen Trochäen oon WntenS „21 b= roevbeit hier oon einem Ungenannten $3ruch=
bafftben" irrig als fünffüßige Jamben begeich'- ftücfc einer Uebertragung geboten, bie ber
net hat; beSgleichett fanben roir, baß ihm ber Herausgeber feinen 2e|ern als „Föftlid;e
23au ber 6 penferftange unbefannt ift; benn Ueberbleibfel unferer uralten oaterlänbifd^en
er erfennt biefelbe in 2)oben|lebtS GpoS Tidfjterei" empfiehlt. Merfroürbigerroeife hatte
„AnbreaS unb Marfa" nicht. lieber ben ber Uebcrfefcer eine achtteilige oftaoeuäfynlidje
G5efammtroerth beS SerfeS gti urteilen, ift (Strophe als 23erSmaß gewählt. UebrigenS
hier nidit ber Ort. finb bie T^erfe, bie roir (Gelegenheit Ratten
Th. K. in VV—tz „23or ber 9 Jacht" (oiel- eingufehen, fließeub unb lesbar gejdjricben.
leicht bringen roir einmal roieber eine ber= Prof. P. P. in VV—n. Sir bebauern, für
artige Kummer)* H. G. in B—n „0priih ; 0ouette jefct fd)led)tl)in feine T>erroenbintg
teufeld^eu"; M. 13. in VV—n „3m H er &Ü" 3 » haben. Sir finb mit beravtigeit (Gebieten
S meibeit 0ie unreine D^eime!); VV. F. in fo reichlich oevfeljen, baß roir überhaupt hier*
f „3nt ©hätherbfi*; E. VV. in VV—n mit erflärcn müffen, baß bis auf SeitereS
„T>em unbefannteu (Gott"; R. 0. in E—n 0ouette nicht angenommen roerben.
„$er erße 0iebler ber ©pielmannSau“; A. Ch. M. in H—ck b. H. ^robncireit 0ie
v. G. in Sch—n „©onntagSmorgen". An- nicht 311 oiel. 3h vc Statlabe ift nicht oon
genommen. poetifcher Andauung bnvchbrnngcn.—
Dr. H. H. in B—n (oielfad) nüchtern im foroie einigen anbern gragfteÜern biene uir
AuSbrutf); P. A. in B—n (erroarteu ge* ittachridjt, baß bie gebunbeneu Gpemplare oer
legentlich AnbereS); M. K. in C (ohne Gigen* ?itteraturgefd)id)te htute — am Tage beS
art, auch roählen 0ie gu oerbrauchte 0toffe); ffiebactionSfchluffeS — noch nicht in ben
P. M. R. in M-n (fteif unb ftellenroeife Hauben ber 'ierlagShanblung finb. ÜDiefelben
oerblaßte ftarben); G. B. in W—n (meiben roerben aber ftiinblidj erroartet, unb bie 23er=
0ie baS ^ergerrte unb tfraffe, foroie baS fenbung roirb iebenfatlS nächfte Soche ftatts
(GegenftanbSlofe); F. K. J. in Oe—g (alhu finbeu fönnen.
harmlos); A. VV. in M—g (gegenflanbslos); Auf oerfd)iebeue Anfragen theilcn roir
B. G. in B—n (gebanflich evfünftelt); B. h^ er ^ llrc ^ ergebenft mit, baßunfereiönchbiuberei
C. K. in B -n (fcbleppenb unb burdj Hinten bie Giitbaitbbecfen gum oorigeit jahrelange
entfleUt); G. v. B. in M—n (nicht gang no<h nicht an uitS abgeliefert hat; hoch bürften
ohne Gmpfinbung, aber fteif im AuSbrudf); biefelbeu oermuthlich in Bürgern gur 23er*
M. B. in B—n (0chilIern 0ic roeitiger); fenbung bereit fein. Oie Gjrpeb.
&eft. Pachtung empfoOfcn! H^rburch richten roir an unfere gefchäpteu neu
hingugetretenen Abonnenten unb Mitarbeiter bie recht angelegentliche TMtte, unS burd) Mit-*
Teilung oon 2 lbreffen ihnen befannter poetifch oeranlagter ober für i^oefie empfänglidher
IßerfönltchFeiten bie Mittel gur Sßerfenbung oon ^robenummern an bie H a »b geben gu
rooHen. Sir bitten, fich gu biefem 3^ecfe ber halte mitfolgenben franfirten oftfarte ge=
fäHigft bebienen gu roolleu. Allen Oeiten, roelche unfrei* $itre freuublidhß gu roillfahren ge=
neigt ftnb, im 23orauS unfern oerbinblichften OauF.
pte fjrpebilioit bes „peulfch^« 3 >ithferhelm a .
(©djlub ber Sftebaction biefer Kummer: 28. September 1889.)
$n(jaft$Dergcidjmß.
•ebtditf bon Äeorq (Sbrrs, dntfl 3i*, Hart (Oomnann, leobor tOetji, Prini dmil ja ^d)Bnaid)-€arolatb,
flart iUaria fleibt, tUdiarb Deae, a. SorrDii, Philipp dartoriai, fi. dtrgrmaaa-Srntirr, ülar fUrrrmetter, f. (0.
Coft, Aapnlt ^Hberftein, Carl 5ebai. Ubeobor Keanrbrrg, JUarqarele ^trae. ®borlei tinttqrnitb. Albert Oernfteia,
ftbriftian 3diaiitt, Artbar Uebbrin unb Otto fireitenbof. Heber bat ®rfd)id)Uiibe in ber Diibtana. SÖori ^elir
Dahn, (^ortfebunfl.) — «aabilb. ^in Siclbcngebicbt bon «nftao ftoftropp. (^ortfepung.) — ÄHiberfdiaa. —
IMtteratnr anb flnnft. — firieffibalter.
^tachbntdl nur unter genauer gueffenangafte gebattet.
53eflellungen ftnb gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), (Sinfenbnngen
an bie Redaotlon des „Deutschen Dlohterhelm“ in Dresden-Striesen. 3n ßornmiffton:
TrOb'sche Buchhandlung (A. 0chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
---a
(Shef'lRebacteur unb (Sigenthümer: Stauf Jseinie^ IWebacteur: Jtnboff goette.
inrucZ bon gerbt«anb Sbomafc tn Bresben. — Rapier bon Sielet A öogel in £eipgig.
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Drgflu fiic Diditluinft und Jlritill. (Der „Deulfdleii 3)itßterfinffe“ 19. lUud.)
Herausgeber: 3?auf Joeinje.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummern k 60 *). 5 StUck einer Nummer »4 1,60.
. *)
nta,
(1853.)
<9 weift es woftf, wie bu in beinern ptftoofe,
3&ie ein verwdftnles <£tnb, mtd) ftets geborgen
Pein «jUtfift i/i ein fixier ^rüftfingsmorgen,
3lub beine pfimme ifi wie ^enjgeftofe. —
y
per Reiben würben niefe bir juw £ooft,
po<$ ftofl bu mir oerftftwiegen beine porgen,
Pen Pom im «Äerjen ßättft bn ft cts verborgen
$lnb bieiefi fäcftefnb mir bie buffge Stofe.
31 m beine «pufb unb ftrdfte §u erwtebern,
peft* i<$ ein penftmar, nitftf in piein unb grjen,
Stein nnvergfingrid), bir in meinen fiebern.
Jo, bn bift groft im g(Me, wie in pcftmer)en!
3tnb baft bidj ^iemanb jemafs mbg’ erniebero,
SSarb bir ber f ftron in einem pitbierfterjen.
•) ?lu8 bau unflcbrudten Sachlage bc8 XidjterS.
£einri<ft ^euiftofb.
S*
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8 “
"SS
Jt n> e i öS r z ä b f e r.
(J>. i. Hofegger unb KitßörD
$in litterarifcßeg Doppelbilb oon Hermann ?ffenftc5.
eften ßaben fic^ bie Vegriffe
oon fftaturaligmuS unb
beffen ©egenfaß Jbealiäniug
fo feßr oerfcßoben als in
biefer 3 eit beg litterarijcßen
unb aftßetifcßen Weinungg;
ftreiteS. (Naturalismus iß gleicßbebeutenb
mit Unnatur, fagte unlängft SB. tfirdjbad;;
3 beali 8 mu 8 ift nichts SlubereS als iHige,
£eucßelei, ©cßönfärberei, meinen bie 3 oIaiften.
Leiber 9lnficßt beeft bie begriffe nid)t, beiber
9lnficßt ift ber SluSßuß eines Varteißanb:
punFteS. UnS, bie mir abfcitS oon biefem
Streite fteßen, uns fann '\bealiömu3 nur bie
Warfe (ein einer ßoßen (Natur, baS 3 c *^ cn
ber ©eßnfucßt, bie mit mächtigem fyliigetfd;lag
ßinauSftrebt über bie engen, bunflen VezirFe
neuzeitlicher Ueberfultur, bie ©eßnfucßt ju
begreifen unb zu erFennen, ber ©taubpuiiFt
ßiib specie aeterni. Jbealißifcß bid^ten heißt
adeS tobte ©ein beleben mit ber geraaltigeit
ewigen Wacht unoergäuglicher Jbeen, Crb-
nung in ade ©irntiß, ©wigFeit in alles
93ergänglicf)€ bringen. (Naturalismus? (Natur;
oerftanbniß, (Haturliebe, (Naturfilm, Veobacßt*
ung ber (Naturgefeße in ihren geheimften
Verzweigungen. ©o bleiben bie ©egenfäße?
£)aben nicht bie beibeit Vegriffe itotßwenbige
Verwanbtfchaft, fodten fic nicht ein llnzer-
trennlicßcS fein? Unb bann: fann 3ola feine
(Naturoerfiunbilblicßungin (ein naturafiftifcßeS
Seßrgebäube einfchachteln? 3ft nicht baS
auch ibcaliftifchc ©djjreibart? . . . DaS ift
baS Wißlicße aftßetijcßen ©treiteS, baß bie
©aßrßeit unb Älarßeit leibet, baß wibeniatitr=
liehe (Grenzen gezogen werben. 9lde8 bichterifche
©chafjen entfprang nur aus ber großen ©orge
um bie arme Wcnßßßeit, aus ber warmen
erbarinuuggooüen £iebe um beu Wenfchen,
auS bem Drange, fagen 311 muffen, wie eS
ihnen um’S £erz ift, in biefer trüben $eit,
auS bem Drange nach ©aßrßeit, auS ber
©ehnfucht nach laicht, nach Droft. Me fangen
fie, um zu fag*n wie fie leiben, um ben
ewigen ©eßmerz ber Kreatur zu begreifen.
(Nur in ben Wittein, im ©til ftnb fie oer;
fchieben — weil fic geiftig bebeutenbe Wenfchen
ftnb. ©enn ber (*iue (ßefßmiß ift, ber
Mbere Neigung zum ©iberlicßen F?at r ber
Dritte nur im herrlichen (Heieß ber ©cßört;
heit ftd^ woßl befiubet: eS ift bieS ©aeße beS
©mpßnbenS, ber unoerfälfchten VerfönlicßFeit,
unb man muß einen ©onberftanbpunft nicht
Zum feften ©ejeß, zur ©cßule für Me, bic
ein ©ott begnabet ^at, erheben. ?aßt febc
bicßterifche unb fiinftlerifche (Eigenart gelten,
macht aber Feinen (Hacßaßmungggegenftaub
auS ißr, fucht oielmeßr euer eigenes ©cfeti,
eure eigene WenfcßlidjFeit an’S vießt ßeruor=
Zuringen, unb barauS wirb meßr £eil ent*
fteßen für ?itteratur unb ftiuifi, als au§ jebem
ieibigen ©treit...
GS wirb nach bem ©efagten baßer (Nie*
manben befremben, wenn wir bie beiben
Dichter, bereu oerroanbte 3üge wir ßier in
gebrängter 3 e ^uung wieoergeben wollen,
enteß als (Haturalißen in jenem ©inne be=
Zeicßnen. Denn beibe fühlen ftc fieß woßl
in ber Darßedung unoerfälfcßter Wenfcßßeit,
beibe ßaben fte ein feines Oßr unb Mge
für baS gewaltige ©eben ber (Natur, beibe
gehen fie ßinauS, ßoße WenfcßlicßFeit ba ;u
fließen, wo man fie nießt zu finben glaubt.
Die Dorfgcfcßicßtc ift beiber Vereicß; (Ho;
fegger’S Gebiet ift bie ©teiermarF, Voß’
eigeniter Voben ift bie röniifcße ßampagna.
Unb oerwanbt finb fie .aueß in ber ©mpftnb;
uitgSweife, ber Darßedung unb nießt feiten
aueß in bem Aufbau.
(Hicßarb Voß ßat ficß binnen Furzer griß
eilten Flangooden tarnen zu oerfcßafjen ae=
wußt. 3lber gewiß nießt leicßt ßat er oie
£ößen Fiinßlertjcßcr VoUenbuna erFlommen.
Vom Dicßter ber w ©cßerben", oiefeS VucßeS
ood Talent unb gaßrenber Unreife, big zum
Vcrfaffer ber „föömijcßen Dorfgefcßicßten",
bag war ein horniger Vfab ood Äampf unb
ßeißein Gingen na% Vodenbung unb felbft-
ßciTlicßcr, bießterifd^er 2lrt. 9Facß biefem unb
jenem 3 tüc *9 Ö r Ui M nc noc ^ unfießere jtünftlers
ßanb "taftenb, z a 9 en ^^ ßoffeub — oon ber
dFoocde fpratig er* zum Drama, 00 m Drama
Zum Montan über, ab unb zu einen Dreffer,
oft aber aueß Mieten maeßenb, bis er in ber
©cßilberung italienifcßen ^ebeng fein ut'
eigenfteS Gebiet oorfanb, wo fteß feine reiche
Veqabung am woßlften fiißlt unb ficß naeß
^uft recFen unb beßneit Faun. 3 n ber Dßat,
in biefen ^anb^ unb ©ittenbilbern entfaltete
er bie ganze oolle Wacßt feiner Vegabung.
fftoeß Fampfreicßer war ber ©eg, ben
ffiojegger zu^ücfgelegt. Vom ©cßneiberleßr;
ling big zum berühmten Dicßter, big zur ood
eutmicFclten VcrfönlicßFeit — eg war ein
aroßeg (Hingen mit ficß felbft, wobei glüefs
lidierweife ber Wenfcß wie ber Dicßter (ttofegger
nießtg eingebüßt ßat. ©eine Dicßtung unb
fein (5ßaraFter — beibe finb fie unoerfalfcßte
!)iatur. ('»Heieß Voß ift ißm baS (Heieß ber
bid)terifd)en (rinbilbungSFraft eine reinere
©eit, unb bieg ift erquidlicß in einer 3 *it,
bie einen unerbittlichen Äampf füßrt gegen
jebe 3leußerung ber s fßantafie. Die Slrmen!
3IIS <c^ott bie ©eit feßuf unb mit ißr bie
Wenfcßen, bie ficß in ißr umfaßen unb über
bie Cebe beg 2ldg Flagten, ba gab er ißnen
bie Dröfterin, bie .Hönigin Vßciutafie. ©ie
feßuf ißnen neue ©eiten, feßöner, ßerrlicßer,
als fie fie friißer beuFen Fonnten. Die
^ßantafte iß nufere zweite ©eele. ©cßaut
ö-
-ä
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69
88 --
bie Tinge an mit nüchternem Singe, bie
Schönheit wirb fchwinbeu, eS wirb "öb [ein
um euch unb in eut ^ — ih* wüßtet Der:
^roeifeln. Unb waS macht euch baS Schotte
[chön? Tie ^haittafie! ©ie erFläreit unb
beireifen ja bie ?lußenfeite aller Tinge, Seht,
roie ihr mit biefem Slnfdjaueti euch obfinbett
fönitt! ..
iRofegger, ebenjo wie 93oß iß pThcmtaficuoll,
ohne p^antaftifdh gu fein; hoch iß beS evfte=
ren (EinbilbungSFraft bie gefiinbere, ba 23ofe
fich ooit ad bem ©ährettbeit feiner Scherbetts
3«it erft reinwaßhen nutzte. Unb troßbem
ftnb fic beibe realiftifcße Statur: unb SJfcitfchen:
jdjilberer, bie ißreS ©leicheit fuchen. Stofeg*
gerS £anbfchaftSfd)ilberung iß unmittelbarer,
$oß gegenftänblichcr, lebhafter; Sfofegger ift
Iprifch, 93oß rhapjobifd). £iebeood oerjenFt
fid) Stofegger in bie Statur, er ift ihr Spießer,
weiheood, begeißerutigSDoll fpricht er oou ihr,
iubern er mit wunberbarer ©djilbcruugSFraft
auf ihre (Erhabenheit hinmeift. Sir glauben
fie gu feheit, bie herrlichen, gewaltigen Sllpen,
in all ihrer ©röße, in ad ihrer gauberhafteit
Schönheit, wenn er fie uns oorfiihrt. (Er
hat bie ©timme beS genius loci oernommen,
unb er oertnag fte beuten. 3 hm fehlt
feine So^be, fern einziger Strich- TaS Ur=
fpjrüngliche unb Sanfte ber Statur, er Fann
eS fchilbern. Sftan rühmt 3ola’S Statur*
fpmbolif unb man oergißt babei, baß nufere
heimifchen Tichter fte otel fchöner unb poefie=
ooder gu beuten Riffen. Senn Stofegger baS
Untergehen einer fünbljaften (E'emeiube in
feinem Vornan „Ter $ottfucher" fchilbert,
fo ftirbt unb oerbirbt auch bie Statur ringS*
um — eS ift ein großes Sterben, ©o Der:
beutlicht er und auch eine SfaturtragiF, tief:
ergreifenb unb fchntergood. (ES liegt eine eigene
Sehmuth über biefem flbfehnitt ber Stofegger:
fchen Tötung, er ift aber auch oon ^o^er
2ln fraulich Feit. (ES ift bieS nicht bie einzige
©teile in StofeggerS ©chriften, bie Don einem
berartig hoh e n Staturgefühl unb tief inner=
lid^er SlitßhaulichFeit geugt. Unb nicht minber
hohe Begabung, adeä Tobte 311 beleben, geigt
audj Sticßarb 93oß. Tie oon ben 3nben er*
baute Kirche in feinem „Michael Fibula" ift
fein bloßer ©teinfoloß; fie hot eine ©eele,
fte fpricht eine eigene Sprache unb auch bann,
als fte in Summen fteht, wirft fie hoßnode
^lamntengungen gur 3 ubengemeinbe ßin s
über. .. . Unb wunberbar ift eS auch, wie
er in berfelben TidEßung ein hölzernes
$eiliaenbilb gu beleben oerßeßt. Michael
(Eibitla hat bisher Marien gefeßnißt unb
immer lag ftrenae ©tarre über ihren jJÜQcn;
fobalb ihm bie riebe feines SeibeS offenbar
wirb, liegt auch SJtilbe unb ?iebe über ben
(EJeftcßtent feiner Silber, unb er ringt oer:
geblidj, ihnen ihre frühere ©trenge wieber*
gtigebett. Tiefe 93ilber fprechen gu ißm in
eiitfamen ©tunbeu, ja fte beftimmen ihn,
ben ©oßn ber Kirche gu weihen. TaS ftnb
nur wenige 3 ^ 0 * nur unb übergroß
iß bie 3 ahl berjenigen ©teden in beiber
96 .
©chriften, wo ftch berartige (Eiublicfe itt’S
geßeintße Sefen ber Tinge eröffnen.
Sticht nur im 3nnerften ber Statur, aud)
bie SFunenfcßrift ber ÄinbeSfeele oerßehett fie
gu lefen. (ES iß eine ^crrltd^e 93oefte, bie fte
mtS babureß offenbaren, in biefer JftinblicßFeit
liegt eine hohe» unbewußte (E^ebanfenwelt.
©ie hoben beibe fiir’S Urwücßftge baS
höchfle ^erßänbniß, bie übergengettbßen Tötte,
unb beibe ftnb fie auch Weißer in ber
©chilbermtg ber weiblichen ©eele. Sflan lefe
3 . 93. 93oß’ „Sflaria 93otti", in welcher er eine
neue £ucretia Borgia oerFörperte. Wit welch’
bureßbringenbem Sluge hot er in biefe Wäb-
chenfeele hineingefchaut, mit welch’ wunber«
barer bießtenfeßer nttb babei naturwahrer
Reinheit hot er ihr 3 nnen= unb Slttßenleben
wiebergegebett. (ES gehört eine oielfeitige ®e*
ßaltungSfraft, ein großes (EmpßnbungSDer:
mögen unb ßarfe ©elbftentäußernng bagtt,
um beravtiaen (^eßaltcn baS £eben ber Ticßt:
uitg einjuhaucheu. Tie gleiche ©abe beftßt
and; SFojeager, ja feine giguren hoben eine
Santilienäpnlid;Feit mit ben ©eftalten jenes
TicßterS, obgleich bie beiben fonft pei oer*
fdjiebeue Staturen ftnb. Tie „£ilie im ©ee",
eine SJtäbcßengeftalt aus StofeggerS ^Salb*-
fchulmeißer", got einen bebentenoen Äünßler
gu einer S^achbilbung in ©teilt angeregt.
Unb mit einer ftüde eigenen SebenS ftnb aue
Sfofegger’fd)en grauengeftalten anSgeftattet.
5^et beiben Tid^tern bilbet baS epifdje
Element bie ftarFfte ©eite. Sfofegger hot
ftch int Trarna noch nie oerfucht, unb wie
oiele höh* Begabung 93oß auch fü r biefe
TicßtungSart beftßt — nodj iß er hier ein
Stinaenber, noch hot er hier nicht ben Ton,
bie &orm, ben ©tpl, ber feiner Begabung
entfpricht, ber uns ungetrübten (i5enttß be=
reiten Fönnte, gefunben. (Er geht hier auf
rein äußerliche Sirfung aus, er tß uitaegügelt,
bie C^horaFtergiige feiner Tranten^elben oer*
fteht er noch nicht blißartig herauSguarbeiten
unb bie ©toffe finb 51 t wenig geiftig oertieft.
T'öfe itritif fprach oon w ^oß’f%en (Eoultffen*
reißereien - , unb begeichtteitb genug fagte ^epfe,
feine Tramett feien „efßaftfche 3 m P r ooifo=
tiotten". hingegen müffen wir bem (Ergähler
itoß ade (Ehre erweifen. SUS folcher pot er
feine ©turm= unb Tranggeit bereits über*
ßanbett, hier iß er ber oodenbete, fidlere
Zünftler, ber ?id)t unb Schotten in gehöriger
Seife gu oertheilen oermag. £ier ift er ood
tiefer (Ergriffenheit, ood reicher ^snncrlichfeit,
bie fich nicht fühl über bem Serf gu ftehen
rühmt, unb oerfügt über eine Sprache, bie
er oft in feinen ißrofas(Epen als feurige s $rofa:
?priF auStönen läßt. Tenn feine Sprache
hat troß ihrer Knappheit Schwung unb ®e=
walt, fte iß rei^ an feinen Senbungen für
jebe ©efühlSabtönung. 93oß iß eine feurige,
bämonifche Tichternatur, bie fich leibettfchart=
lieh in bie tiefßen Tiefen beS Gebens oer^
fenft; bafiir geugen „Taßiel, ber ( ? onoertit"
unb „SJtichael Fibula".
(Schluß folgt.)
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70
lfm ^etßjte
O glaube nicht bcn toeifen Sehren,
Die bein ©emüth oertoirren nur,
11 nb bic mit frojVgetn ©ort erflären,
©S märe h*r$ioS bic Statur.
Ob bcinc ©eele bebt in trauern, —
Älag’ einmal nur bein £er$eleib
3[n tobeSfel’gen §erbfteSf<hauern
Dem ©alb in ftummer ©infamfeit;
Sag bi<h beS ©inbeS ©eh umfingen,
Sag bir baS leifc ©terbelieb
3n beine tieffte ©celc bringen,
SiS grieben in baS §er$ bir jie^t.
Die Slättcr fallen ohne Stauer,
@3 faßt beS ©ommerS letzter Äeim:
Da fällt oom §erjen auch bie Trauer,
Unb ftiH getröftet gehft bu Ijeim!
_ An tt ganger.
Pas cSieö 6er ^erfdjütteten.
©ie fagen in fchtoarjer ginfternig £aft,
3lm tief oerfchütteten Srunnengrabe:
©in 9Jtann, ben eS traf in ber gülle ber Äraft,
©in ®rei§ unb ein Jüngling, f a ft noch Änabe.
9llS bie ©rb’ unb bie 3tmrorung brach fferein.
Da fügt’ eS fo rounberbar baS Serhängnig,
Dag ein Dach fie bauten über ben Drei’n.
©irb nun eS ben Seibern ein eto’geS ©efängttig? '
9Bic oft ihr £er$ ben Sob begehrt,
©enn oben oerftummt ber ©Räufeln ©efchriöe
Unb ihrem Sanften toie eioig roä^rt
Die tobte, fürchterliche ©tiüc.
©ie zermartern fte oft ihr ^ci§cö £irtt,
Dag Rettung, Rettung eS noch *rftntte.
©ie fehmaebten fte, mübe gefenft bie ©tim,
Dag all ihr Seib in ©chlaf verrinne.
9Serfchloffen im bumpfigen ©rabcSfchlunb,
©equält oon beS £ungerS Sohren unb Stagen,
©ie jahlen am 3^9** ©tunb’ um ©tunb’,
©ie rechnen bie ©tunben fie bang $u Sagen.
3ule^t oerliert ftch baS Sttag ber 3eit
Unb toenn nicht ber Uhr ©etief fte oernähmen,
©ie fühlten in ©dauern ber ©roigfeit
©ich falber fchon als oerbammte ©ehernen.
Der alte #anS ermaßt oom Sraum ~
Salb ift ber elfte Sag oerfloffen —
©r ftarrt wie in unermefftten Staum,
©o unermeffne Stadst ergoffen;
Unb er feufet, toie oben baS §olj er fpürt,
Unb er taflet um ftch; *> a fül)lt er Sorten
Unb toarnte ©angen, feltfam gerührt.
Doch ber Änabe fährt auf auS bem ©chlaf erfcbrotfen.
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71
R-—- fil
„®u bifi e3, Dljeim? ©3 mar fo IjetI,
@o munberljell. Stuf fonniger 2Biefe
I SBeibeten Sämmcr am flarcrt Ouetl.
ÜJtir mar% als mär 1 id? im Sßarabiefe.
®ann fa§ icfy ber SJtutter liebet ©cfutyt,
51 ä), lang fcfyon ift'S, bafc mir fic begraben !"
„$aul, miüft bu tvinfen?" „ÜJticfy burftet nidjt,
J)u aber, Of)eim, follft je^t bid) laben."
Unb ber ©reis tjat taftenb bie ©ererbe gefaxt,
J)ie langfam füllten fpärtidje Jropfen,
Unb er fü§rt fie jum ted)$enben SJtunb mit £aft;
J)a fpürt er im £er$en ein mafynenb Stopfen.
Unb er fefct fte ab unb in'3 J)unfet hinein
Stuft leif 1 er: „^Seter!" J)ann laufet er lange.
J)ann neue§ Stufen unb bann ein ©djrei’n.
igefct enblicfy — c§ feufjt, e§ feufjt fo bange.
,,©pri<§, roiUfi bu trinfen?" J>a ftöljnt'S: „©iebljer!"
Unb ber Sitte reicht bie ©ererbe nieber.
©in ©d)lürfen unb bann: „£mb J)anf!" unb teer
©mpfängt ba§ ©efä§ ber ®urftenbe mieber.
Unb at§ er’§ forglid) jur ©teile gefefct,
®a fü^lt er nad) Siefein, mit beren Stoffe
$ie oerborrten Sippen er bürftig nefet,
Unb betet, auf baf$ er bie Oual oergeffe.
Unb $ßaul fpridjt: „®ieb mir beine £mnb,
üRcin Oljeim! §offft bu nod) auf Scben?
£örft bu bie ©Räufeln nod) fnirfd^en im ©anb?"
„StidjtS Ijör 1 icfy. ©ie Ijabcn un$ aufgegeben.
Stacfyftürjten fd)on mieber — ben polternben Jon
33ernafym icty im ^atbtraum — neue ©efc^iebe.
©inb unfre Samraben bem Job entflofjn,
©ie fteigen ni$t nieber um Soljn noc§ Siebe."
J)a jammert $eter: „Vermauert im ©rab,
Scbenbigen Selbes! fanu’S nicfyt faffen!
O #an3, beitt ©ott fließ un3 Ijerab!
glu<$, glud? i^tn, ber un$ fyat oertaffen!"
Unb er f^reit: „Stein, jterben miß id) nic^t!"
Unb roiber bie SBretter fjört man ifyn toben.
£an$ aber maljnt ifyn: „J)u armer 2öic$t,
®eugc bein §erj oor J)em ba broben!"
Unb $au(, er taflet an ber Uljr
Unb fpric^t mie im Jraum: „J)ie ftebente ©tunbe.
Stun Hingen über Dorf unb glur
J)ie Slbenbgtocfen burefy bie Stunbe.
Sagt, §ört if)r nic^tö? 53ofl Hingt’S unb gelinb."
Unb §an8 entgegnet: „©3 Hingt in ben Ofyren
®a3 bange $lut bir, mein arme§ Sinb.
Sein ©locfenton bringt ju be3 JobeS J^oren."
n -»
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72
„Stein, §anS, nein. Zimmer täufcf)’ icE micE.
©ie grügen fromm beS TageS Steige.
Unb jefct, o ^ort! — ber Flore ©tricE!
TaS ift beS alten ÄantorS ©eige.
,,„3BaS ©ott tfjut, baS ift woEl getEan.""
Unb £anS: „D lag baS Sieb ertönen!
2BaS ©ott t^ut, baö ift mo^lget^an.
Sag, troEigeS £>er$, bid^ ©ott uerfö^nen!"
Ter 23ruunenmeifter am Ära^ne le^nt,
Slnfcbicfen junt ©e^n ftd) feine Seute.
TeS SJtanneS Slntlifc ift begrünt.
„©o bleibt bem Slbgrunb feine 43eute.
fürwaEr, eS macEt baS £>erj mir fermer,
Tag id) bie lobten ifjm nic^t entriffen.
TocE Sebcn opfern? yiimmerme^r!
Stein will icfy beroal;ren mein ©eroiffen.
Ter Slbenb »erglimmt. ©S Fommt bie S*ad)t.
©ucE ^at bie StadEt längft aufgenommen
Unb wenn baS früElicEt uns ermaßt,
©ucE brunten wirb eS nimmer frommen.
TocE fdjeint auch ©oun 1 cuc^ nicfyt itocE ©tern,
3Er feib au£ beS SebenS StotE gerettet.
Tie @rb’ ift überall beS Jperrn,
©o feib in f rieben fyier gebettet!"
Unb wie er föroeigt, ba fingt’S unb FlingfS
SBic ein Choral, lei)’ Eingetragen;
SBie auS ©rbentiefen an’S OE v iE m bringt’8,
Unb ftürmifcE fu^lt fein #er$ er plagen.
Unb er fte^t nod) ftarr in bcS ©taunenS ®atin,
Ta Fommt ber Pfarrer, ber roürbige, greife,
Unb fcEroeigenb roiitFt er il;n ()eran
Unb flüftert bringcitb: „O ^ört bie SBcife!
SJtir mar eS — Stein, cS ift Fein 5Bal)n!
©S ijt aus ber ©rh’ emporgellungen:
,,„3BaS ©ott tljut, baS ift woElgetEan.""
„©S ift ber Äantor; er leljrt bie jungen.*
f/$eim ging ja längft ber Änaben ©Ijor.
ToS ©cEitlEaitS liegt in tiefem Sd)weigeu."
Unb er pregt au beS SrunnenS Stanb fein £>Ev,
To fü$lt er, roie jitternb bie Töne fteigen.
Unb er fc^nellt empor: „ftamraben, ^erbei!"
Unb fie fontmen. „©8 lebt nod; im @rabeSfd;Iunbe.
freiwillige oor! ©S brauet nur jmei.
Ter SJfcifter fäljrt felbbritt ju ©runbe."
Unb eS treten, baS ©irabfdpeib in ftarFer £>aitb,
3mci 3)tänner oor, Fraftootl entfcbloffen.
r/Sid^t Eer! 3E r ne^mt am tfraEne ©tanb!
ffiir wagen’S für’S Seben ber braoen ©enoffen."
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73
©c$on blinft au3 bcm ©d?a<f)t Saternenglaft
Rötf)lic$ empor, oon fünften umrooben.
©ie ©paten flirren, äflit fc^rocrcr Saft
©elaben fteigt ber ©imer naefy oben,
Riefelnbe ©djauer oon ©rbe gefyn
©on ben Brüchigen ©Snben oftmals nieber,
Unb ber Männer £> er $ mill fülle ftefjn,
®od) immer regen bie §>änbe fte mieber.
llnb mie ber ©terne ©lanj erbleicht,
©iner Seucfyte ©<^cin bie ©egrabneit Bienbet,
Unb be§ Äerferö leister Siegel meiert
llnb ber Rettung ©uitber je^n fte oollenbet.
llnb e§ labt fte ba3 ©rob, unb be3 ©eines ftraft
©ie burftenben Sippen Belebenb feuchtet,
llnb fte merben empor aus bem ©cbluitb gerafft
Unb ben 9lufcrftanbnen ber borgen leuchtet.
Unb fte fd^aun in beS Borgens fyeil'gem ©trafyl
©fand? trautes ©efi(f)t, baS greinen Betrauen.
Unb ©oefjen entfliegt. ©ie oergeffen bie Qual
Unb lernen bem Scben mieber trauen.
Unb baf$ fte ftd) roeifyn für bie neue ©afytt,
Sä§t burefy beS alten ÄirdjleinS fallen
,,©aS ©ott tfyut, baS ift rooljlgetfjan"
3^r freubenfjeller ©tunb erfaßen.
Jlboff Kriegen
Äm mißfalle im 'gtiefengeßirge.
Saum baj$ bu aus bem ©tein gebrungen,
©ift bu in toller ^ugenbfjaft
©en fteilen gelS f)inabgefprungen,
3llS fei bir Stufen eine Saft.
®aS ifl ein ©ottnern unb ein ©Räumen
©ie ein oerfcfyollner ©arbettfang.
©S fä^rt ber ©alb aus feinen iräumen
Unb laufet bem lebenSfreub'gen Älang.
©ie feinblicfy auf bein ©cbaumflcib glühet
®eS ©ommermittagS ©onnenglutfy. •
©odj meid) ein 3 au ^cr! Seud)tenb (prüfet
©in Regenbogen auS ber glutfy.
©ein ©ellenarm mit trautem ©djer$en
©en milbgeborftnen gelS umfcfylingt;
©oefy er gleißt garten üDtenfcbenfyer$en:
Äein Saut oon i§m ©rroibruttg bringt.
®a braufett fdjättmenb auf bie ©ogen,
®u eileft ftoij in'S bunfle £ljal.
Unb ©egen fommt mit bir gezogen,
©ein Äufc meeft ©lütten o§ne 3 a ^
Unb fe^nenb bir entgegen ragen
©ie Sannen nebelbuftumbraut.
®a barfft bu fünben ofyne 3 a 9 cn >
©aS bir ber ©erge ©ott oertraut.
Sti<$arb $rfurtQ.
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74
a -S
J8in (amfteit.
(SinfamFeit, als gürftin ftolj unb fd)ön
SE^ronft bu auf ben fteilften 9tlpeitböf)n,
©eutft bcn firanj auS lid)tem @be(ruet§
Äü^ncn Jöanbrern bav als Siegerpreis.
©infantFeit, als ^nrteninäbcben traut
ffiubft bu, braungeäugt, im ^aibcFraut,
©inbeft läcfyelnb uitter'm göf)renbaum
©ilbe Doofen in beS Tid)terS Traum.
©infamFeit, als ftrenge Shcbterin
Starrft bu auf ben Scbulbbelabuen f)in;
©lutige Suiten fdjreibft mit ©efterfjanb
Tu bem Dttörber an beS ^runFfaalS ©anb.
©infamFcit, als Butter fiitgeft bu
ÄanipfcSmübc §erjen leis in 9hify;
Tic ju tief ber ^feil beS SdjmerjeS traf,
©iegft bu ein in traumloS einigen Schlaf . . .
StfiitQoft 9rit<$$*
Pu (jafl’s fleiDolIt.
Tu ^aft’S gemailt, bafj mir unS trennen follten,
9hm Flage nid)t — eS ift fo gut;
Tenn menn mir beibe unS nach länger größten,
©ürb' beifc unb feiger nur baS ©lut.
©eit trifft bie Sd)ulb? Cb Tid), ob mid), ob beibe?
Tie grage nü^t je^t bodj nidjt mefjr;
©enug ift’S, baft id) für unS beibe leibe,
Temt in mir ift jefct 9lüeS leer.
©ir liebten unS; id? l)ab cS tief empfunben,
©S fd^rooß bie ©ruft mir f)od) vom ©IttcF —
^)a^a! @lücf, liebe — 2(ßeS ift eittfcbmunbcn,
©S mar ein Traum, ein ©hpgefd/cf.
So leb beim roof)l! Ta mir für immer fd^eiben,
£)eg’ icb nicht ©roß nte^r gegen Ticfy,
Sei glücFlicfy, ich miß cS Tir nimmer iteibeit,
^d) fei/ ja ein — ber 9iarr mar ic^!
^?rie6ri<$ 3?rie6rid).
SS---38
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75
Jm g&ois 5e ^oufogne.
©3 fiirbt ber Dag. Die 2lbenbmolfen bluten,
Den ©ee bebeefen n>cigc ©ilberlinnen,
©erattymenb fdjeibet alles £icfyt non Rinnen,
Unb letfer 9lnfyaud) fdjeuebt be3 Dagc3 ©lutfyen.
Die Ävonen roiSpcrn, bie roie fcfylafenb ritzten,
©djroarj Ijeben ftd) uom §immel ab bie 3i nnen
Der dauern, unb bie lebten Strahlen fpinnen
©in ©olbnefc burcf) bie blauen 9letfyerflutl)en.
Gin ©cbmanenpaar jiefyt, Föitiglid) unb leife,
$Rod) auf bem ©tafylfee gurren fjin unb Äreife,
3roei SRuber fjeben fiefy au$ einem Äa^n. —
Dann fdjminbct £ic$t unb gurcfye! 97ad)t roitTö roerben . . . .
©ott allem üJJüIjn bleibt feine ©pur auf ©rben,
Unb oben manbeln SBclten iljre ©afjn.
Jlf/reb ^riebmatm*
'gleue cSieber ju alten Reifen.
j>ie mw
©on iljrem £aufe Farn baf)cr
©in 1 SBitfrau tief betrübet,
3l)r einjig Äittblein lebt nid)t mefyr,
Da3 fie fo fef)r geliebet.
3m §aufe fanb fie feine $ftufy\
Da3 Äiitb nur mar iljr Seinen,
Dem griebfyof ging fte roieber $u,
©egog baS @rab mit Dfyräiten.
Unb afö fte nod) am £>ügel fianb,
Die klugen trüb üerfdjmommen,
Da fafy fte über'3 ftide Sanb
©iel roeifcc Äinber fomtnen.
6er giirättett.
©ie Famen, eine groge ©d)aar,
©efprungen unb gefungen,
Da§ 3 e f u§ ^ n ^ inmitten mar
©leid; einem muntern jungen.
©ie tanjien einen SRingelrei^’n
Unb roarfett bunte ©terne,
3l)r liebet ©öljnd^en gattj allein
Spielt ftumm unb fd^eu fiefy ferne.
„2Ba3 folgft bu nid^t bem fronen 3^9
Der 5litbern mit ©e^agen?"
„„91$, ©iutter, ftef) ben febroeren Ärug,
3$ tnu§ ifjn immer tragen,
©Beil i$ bie Dfjrätten fatnmeln foU,
Die beinern 9lug' entrinnen,
9ld), 9D7utter, a$, ba§ 3Jta§ ift ood,
?afj griebeit mi$ gemimten!""
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76
guttt
Ser ©ater ^at gefagt, ich fott
3 um 9lbenb ©uppe fotzen!
9tacb §aufe fommt er toll unb üoU
6 rft auf bie neue ©oeben.
©erbirbt ba3 ©cbmalj,
ffierftoeft ba3 ©al$,
äRein ©üpplein, ich be^alt’§!
©a3 fyat er mir oerfproeben?
Sen ©trief für meinen £al3!
Sie üRutter ^at gefagt, gefebminb
3 um 2 lbenb foH ich mafeben,
3 b* §emb entführte mir ber ©inb,
$Rag'3, mer ba miß, erhoffen!
3 <b fpar' ben ©d)meig,
©ie lohnt ben gleig
SRacb tyrer eignen ©eif 1
3Rit ungebrannter Slfcben
©on einem ©irfenreiö.
J16 enb.
Ser ©ruber ^at gefagt: „Sieb f>er,
Sa ^aft bu meinen ©tufcen,
3um 9lbenb follft bu ba§ ©emebr
2Rir blanf unb fauber pufcen!"
Äreujfaperlot
Unb ©ebroerenotb
©ar 2ltle3, roa§ er bot;
Sem ©ilbrer mär'3 $um Dauben,
Sem Siebfleit mär'3 jum lob!
Ser 3^gcr b<*t gefagt: „ÜRein ©ctyab,
Sebroobl auf’3 ©ieberfe^en!
3um 2lbenb bi c * am ftiüen ^5(ab
©eigt bu mich roartenb flehen!
Ser ©alb ift biebt,
•äftein 9lugenlicbt,
O fomrn, mein §erj fonft brtc^t!"
3um feiger n>ill geben,
Sa plagt mich SRiemanb nicht!
38a* Rattert.
Pie ^ au fie.
grifcb auf, frifcb auf! Ser borgen lad)t,
Sie ©onne lugt ^crein;
Sem 3 ^ger§mann mug Fur$ bie $Rad)t,
2Rug lang ber ÜRorgen fein!
Sie ©ücbfe tyx, unb frifcb unb frob
JpinauS jum grünen ©alb,
Sa ift’3 lebeubig f<bon, b 0 ' 0 !
£oio! mie'3 b a ^l unb fc^ciUt:
Sa3 feblüpft unb büpft unb flirrt unb
f cbmirrt,
£mr<b! mie im frifeben Saube
©erfteeft e3 gar fo locfenb girrt,
£>örft bu bie milbe Saube?
Sent Siebten girrt fie bublenb 511 :
©uttrru, gurru, gurru!
©ie locft ba3 Siebten nicht allein,
©ie locft ben 3 $g*r auch-
Ser Siebe Suft bringt bittre ©ein,
Sa3 ift ein alter ©rauch-
£ei! mie b^rab bie ©ücbfe fällt,
Sen §abn gefpannt im SRu,
Sir b ^ 1 ich lang f<bon naebgefteßt,
Su milbe Saube bu!
©ie’ö im ©ebüfebe flirrt unb febmirrt!
©ie, boreb! im frifeben Saube .
©erfteeft fie gar fo lieblich girrt,
Sie fügoerliebte Saube.
3 a, girre nur füg locfenb $u:
©uttrru, gurru, gurru!
Sa plöblicb bleibt ber gug gebannt
2ln feinem Orte ftebn,
©out Srüefer löft ficb rafcb bie £anb —
©agt an, ma3 ift gefebebn?
@3 bebt ft<b rafcb ber ©ücbfe Sauf,
5?afcb febnappt ber £>abn in SRub'.
©a3 böil in beinern Sauf bi<b auf,
©a3, 3ögcr, jögerft bu?
§orcb! brüben mie e3 girrt unb febmirrt,
§orcb! mie im frifeben Saube
©ergeeft e3 gar fo locfenb girrt,
£örft bu bie milbe Saube?
Sem 3 ägcr ruft fte locfenb $u:
©uttru, gurru, gurru!
©0 hoch ba§ meicbe 9Roo§ ficb febmellt,
6 in IRäbcben liegt in SRub’.
Sir bab 1 ich lang febon naebgegellt,
$u milbe Saube bu!
©a3 läufft bu mir in meine 3 mjb?
©a§ millft bu im fReoier?
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"tl
3BaS äJtorgenS in bcn 2Balb ftd) roagt,
©eljört oon StedjtenS mir!
£ord>! im ©ebüfcfy roie'S flirrt unb
fdjroirrt,
Jporc^! roie im frifcfyen Saube
Sctftecft eS gar fo lieblidj girrt,
Jpövfi bu bie roilbe Taube?
■Tem Sicbcfccit ruft fte buljlettb ju:
©uttrru, gurru, gurru!
3u ifjr (jerttieber roarf id) mich,
©ie ftrebte rafd) empor,
SBie fam’S nur, ba§ ftc plötjlid) fid^
3it meinen Slrm oerlor?
5BaS roillft bu fließt, o bleib bei mir,
Sei mir im grünen ffialb!
0 fofe, füfjeS Äittb, mit mir,
£ordj, roie eS tyallt unb fd>aUt:
SBie'S fdjlüpft unb fyüpft unb flirrt unb
fdjroirrt,
.Srordj! roie im frifcfyen Saube
Serftecft fte gar fo lieblich girrt,
T>ie füfjoerliebte Taube.
©ie bufylt bem Siebten locfenb ju:
©uttrru, gurru, gurru!
©rft roanb fte fid) aus meinem 2lrm,
®ie SBangen glüfjcnb rotl),
3fls icfy fte brüdte liebeSroarm,*
9llS icfy ben 9Jtunb ifjr bot.
©tft roar fo fdjeu fte: rounberbar!
3 d) roeifc nidjt, roie eS fam —
fügte fte unb plöfclidj roar
Tie roilbe Taube $afjin.
Unb um uns Ijer, roie'S flirrt unb fdjroirrt,
£ord)! roie im frifd;en Saube
Serftecft eS gar fo lieblich girrt,
Jpörft bu bie roilbe Taube?
Söie girrt fte füg bem Siebten ju:
©uttrru, gurru, gurru!
Sergeffeit ad' mein ^agbgelüft,
Tie Taube blieb in 9tulj\
ftaunt Ijörf id) nod), fo fyeijj gefügt,
3fyr locfenb ©utteni!
9)tit meiner Taube taufdjte idj
©lücffelig £u§ um Äufe,
Stur ifyrem ©irren laufdjte idj,
C füger ^ocfygenufj!
Söie’S in ben heften flirrt unb fdjroirrt,
Unb roie im frifdjen Saube
Serftccft fte gar fo locfenb girrt,
Tie fügoerliebte Taube,
Unb bufjlt bem Siebten immer $u:
©uttrru, gurru, gurru!
SPoffttitar tflttcnftef.
^Iitternad)t.
Sln’S genfter tropft ber Stegen fadjt,
©S ruft oom Tljurnt bie SJtitternadjt,
T)ie ©orge road)t.
©S brennt bie ©tirn in gieber fyeig,
©efjeime ©timnten flüftent leif,
2BaS fomrnt — roer roeifj?
Sorüber eilte 3afyr ou f
JöaS eineö {eben ©rnte roar,
2ßirb offenbar.
TaS Seffc fyat geraubt ber Tob,
JBantt er mit eiftgem ginger broljt,
Segiuttt bie 9totfy;
Unb ift bie Siebe fyiitgerafft,
©rfyebt ifjr £wupt mit neuer firaft
Tie Seibenfcfyaft,
©in jefjreub geuer flacfert unb brennt,
Unb roaS ftd^ fonft in Siebe nennt,
TaS roirb getrennt.
©S bleibt jurücf bie ©infamfeit,
2Jtit if)r bie Steu\ mit ifjr baS Seib
3u näctyfger 3eit.
T)u fd^auff auf alles fe^t jurücf,
Unb überfc^reibft bieS SebeuSftücf:
SerlortteS ©lücf.
3&a* /oreni-SSerbroro.
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78
x
3m ^patferßji.
®ie ©rtenbüfcfye fleljn entlaubt,
©om ©alb loeljn raufje ©inbe;
©rnft fdjüttelt ifjr oerjtoeigteS §aupt
3m $of a ^ c Sinbe.
3*fet mufc icfy auS ber £eimat gel)n,
2luf ©ieberfefyn, — auf ©ieberfe^n!
©erlaffen l)ängt baS ©cfytoalbennefi,
Salb fireut ber ©inter glocfen;
®ann rufen bidj jum ©eifynacfytSfeft
®er Äircfye geierglodfen.
®u mufet allein jur SOlette gel)n,
2tuf ©ieberfeljn, — auf ©ieberfeljn!
®o<$ bis baS neue ©eilten blaut
Unb neu erblüht ber glieber,
®ann fe^rt ju bir, oiell)otbe ©raut,
®etn Sautenfdjläger roieber.
®ann null id) nimmer oon bir geljn ....
9tuf ©ieberfe^n, — auf ©ieberfeljn!
38if$efstt Steuer.
c^in ^enfdlenrerädjter.
©S fyaben in ben ©taub getreten
®ie SNenfdjen beineS JperjenS ©lütfje,
©eil bu ©eioäfyrung nidjt erbeten,
®a fie fo bunfte ©lütten [prüfte.
Unb Qornen (inb emporgefc^offen
Unb Ijaben mit ben fcfyarfen ©pifcen
geft einen Sting um bi<$ gefdjtoffen
3unt ©cfyufc oor feilen, freien ©ifccn.
9tun freuft bu bi<$ ber tiefen ©unben,
®ie rädjenb beine ®ornen fielen,
Unb oon bem ©lücf, baS bu gefunben,
§ör’ ic§ bid) oftmals lad^enb fpredjen.
®ein@lücf?! 2ld), toenn bie Siad^t geform
9ttit iljveS griebenS Jpeiligtljume, [men
§afi bu bie 9JiaSfe fortgenommen
Unb roeinft um bie jertretne ©turne.
_ ©tfo Siebter.
§m £
©in grüfjlingSmorgen roar’S, ooU ®uft,
2luS ÄnoSpen bra<| ber ©lütten glor
Unb jubetnb fcfjroirrte burd) bie Suft
®eS SenjeS muntrer ©ängerc^or.
®a{$ oon bem ©ang unb oon bem £lang
üftein f<$tafenb £er$ ertragen mufjt 1 !
©S blühte ioie bie Sftofc auf
Unb überquoll oon Sieb 1 unb Sufi.
®aS mar ein roonnig, fdjmeralidj ©ein,
©in üttärcfyen, roie'S ber Senj erfann! —
®er fyolbe Senj — er toäfyrt nid^t lang,
©alb pfeift ber^erbfinnnbburcfybenlann.
eifi |t.
®ie ©rille fcljtoeigt, fein ©ogel fd^lägt
3m ©ufefy, eS ftedjt unb gilbt bie glur
Unb in bem feuchten ©rafe blüfyn
®ie lebten £erbfi$eitlofen nur.
®urc§ fturm^erriffne ©olfen fefjaut
9Jtit tljrcinenfdjioerem ©tief ju £ljal
®er ©onne ©ilb, als rüljre fie
®er armen ©rbe Dtotlj unb Qual.
2ftein tljöridjt £>er$ — fo ängftlicty bebfl
®u oor beS ^erbfieS ©rabcSruty? —
®u fjafi geblüht, nun weife audfy,
©d^laf fanft, bu tobte Siebe, bu!
_ ptarianne 38d$stt.
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79
K ---— U
As wie mien Leew is.
Mien Leew is arm as wie een Muus, Un wann nu een mien Leew besöoht,
Se het keen Geld to eegen. Will wat Gelihrts hörn reeden;
Keen PaiTn het s\ keen Hof un Huus, Un ehr na diit un dat dünn fröcht,
Kann nich keen Staatskleed tregen. — Da kann s 1 man wenig beeden.
Doch — iek kann mi uut alledem Oock mit Französch, da will’t so rieht
Keen Pfifferling nich maacken! Bi ehr no gamich gähn;
Het Leew keen Geld, hew ick’t bequem, Un Ingelsch, ja, dat weet se schlicht;
Dünn bruuck ick nich to waacken. Keen VVurd kann se verstahn.
Doch kaacken kann s\ un neihen oock.
Kann stoppen un kann stricken.
Weet wat in Börgershuus to Broock,
Un schuut nich, sick to bücken —
Un söchst du dünn een Haarte, weock,
Un leewend, tru un reen. —
Da is mien Leew so öwerreeck,
Dat het se ganz alleen.
O. Haake.
Unsere Frauen, 3« einer Auswahl erPicft, unb ber Herausgeber ip 3 u galant gegen
aus ihren Dichtungen oon Karl Schratten- baS jd)öue CMefd>lcdht gewefen, er hat Wiemanb
thal. ((Stuttgart, (^reiner mtb Pfeiffer.) fränfen wollen. lieber bie Auswahl liege
Die[em prächtig ausgeftatteten, umfangreichen [ich Manches fageu; über ben ©efehmaef ift
unb oielfeitigen 53ud)e, baS ber befamtte ja gerabe in ber i'prif fdjwer 311 greiten, aber
©pejialift für grauenlitteratur mit wahrer fteUemueife hat ©djrattenthal, glaube ich,
SBieuenemfigfeit gufammengeftelU hat, lägt beutenbe Dichterinnen nid)t burch bie 2 ßabl
Heb wohl nur ber 23orwurf machen, bag cä ihres heften in baS ihnen gebiihrenbe Jicpt
entroeber 3 U oiel ober 3 U roenig giebt. KrftercS geviidt. UebrigeuS mup jeboch heroorgehoben
bann, wenn ber Kompilator nur bichteriieh werben, bag wir attbrerfeitS burch baS 3?uch
2 öerthooQe 8 auS ber mobernen, weiblichen bie 5?cfanntfchaft mit einer 9feilje oon erfreu*
£prif geben wollte, — beim eS fmbet fid) liehen Krjcheinungeit ber jüngeren, weiblichen
auch re( §t oiel TOitteltnäfetgeö, ja, eigentlich Dichtergeneration machen, welche unS bisher
ooqugSweife DurchfchnittSlprif bann; — oerborgen geblieben waren. Auf (Einzelheiten
unb festeres bann, wenn er bie weibliche eiu$ugebn ift hier beS DtfaummangelS halber
Sprif ooflftänbig, b. h« in ij^ren fämmt* immöglid). Die Furjen, biographifchen Dothen
liehen 33ertreterinnen oor$uführen beabftch : finb banfenSwerth, fönnen aber für eine
tigte, benn eS fehlen ba immer noch aar neue Auflage noch mehrfach ergänzt unb be*
oiele Manien trop ber pattlichen ^Injahl ber richtigt werben. ©0 wenig einjelne h^oor*
oorhanbenen, unb barunter finb folche, welche ragenbe Dichterinnen — wie fie bieS offen
unter feinen Umftänben hätten fehlen bürten, erflärt haben — nun auch mit einer „©eparat*
wie: 3 f°Ibe £ur$, Termine oon ^reufchen, auSftellung" jufrieben finb, wie bie oorlicgenbe
(Gräfin ©. 29albburg, griba ^port u. a. m. Anthologie fie bilbet, unb fo energifch fie auch
DaS erpere ^rinjip wäre übrigens wohl ent* bedangen, mit ben männlichen "Sprifern 311 *
fchicben baS Nichtigere gewefen; benn bag fammen in Neih’ unb KMieb auf 3 utreten,
biefe fdjier erbrüdenbe SJcaffe oon Mittelgut wirb bie fleißige unb intereffante Kompilation
in bem 53uche ben SHefpect oor ber weiblichen ©chrattentbalS bennoch weitere Greife mit
Sprif wefentlich erhöhen wirb, ift Faum an* lebhafter $h c tfnahme erfüllen, unb befonberä
3 unehmen; bie wirFlicp h cn >orraaenben Dich* weiblichen« ('eferinnen hachwiÜFommen fein,
terinnen, foroeit fie oertreten, werben barunter Konr&d Tölmann.
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80
8 *-
Freie Gedanken oon Wilhelm Hontz.
9lcfete Auflage. (Magbebttrg, Vertag oon
£effe & ©omp., 1889.)
„©rbe ift Fein Jammertal,
gür ben ^immel bid) gu reifen;
greuben birgt fie ofene 3 ufe 6
i'erne bu fie nur ergreifen:
Tort ift ber £immel!"
„3n ber Vruft ben £ocfealtar
£eferer Menjcfeenliebe grünbe,
©ring bie Tfeat als Cpfer bar,
Tafe feefe £erg nnb £erg oerbiinbe:
TaS ift ber £immel!"
TaS ift ba$ ©laubcnSbeFcnntnift £oufe\
Seine Ticfetungcn finb bie gruefet ernften,
gereiften TenFeuS, reiner unb tiefer ©mpfeub=
nngen. £oup ift ein Sofen unfereS 3 a ^ r;
^itnbert§, ein warmer 9(nfeänger ber natur=
miffenfcfeaftlicfecn ©ntwitfelungSlefere, ein
maeferer Kämpfer für freigeittige ©eftreb-
ungen. SaS finb unS bie ©öfter ©riedicn-
lauoS? SaS vermögen fie unS gu bieten?
Jüunft unb Siffenfdjaft muffen fecutc anbent
(Göttern feulbicjeit; unb bieje finb: gorfefeung
unb ©rFenntnife, Prüfung unb Uebergeugung,
§ergenSoerebelung unb ©eifteSbilbung, Men-
fcfeertliebe unb £ebeuSfreube! gern baoon auf
©runb biefer £eferfäpe in Siberfprucfe gu ge'
ratzen mit unfern ©efellfdjaftSocrfaffungeu,
mit ber alten Moral unb Tugcnb, finb £oufc
oielmefer ©eredjtigFeit,Saferfeeit, Viebe, ^cifteö-
frci^cit unb alles ©rofee unb Scfeöne bie
feöcfeften ^ ea l c beS Gebens, gbeale, bie ber
Menfcfefeeit fomofel bie ©ruublage ifereS Sin¬
nens unb ^anbelnS, als ancf) ?ofen unb
.Krone ifereS mecfefelreicfeen StrebetiS fein
muffen. Tiefe oft augefeinbete, oerläfterte
SluSföfenung gwijcfeen Materialismus unb
3bealiSmuS burcfeleucfetet unb burefemärmt
bie ^ßoefie £oufe’ mit iibergeugenber Kraft,
mit oerflärettber Scfeönfeeit. 3 n feinen Flaren,
frönen 9lnfcfeauungS= unb StimmungSbilbcrn
weife £>oufe biefe TeuFungSs unb V^efii^lS=
weit fo gut mieberfpiegeln 311 laffen, als er
eS meifterlicfe oerftefet, jogar grofee 9FeligionS=
momente, wie „©fearfreitag", „Seifenacfeten",
„Weujafer", mit biefer in innigen ©inFlang
311 bringen, uttb felbft feinen Vatlaben bieje
©runbftimmung 3 U geben. — Sir miinfefeen
biefen Ticfetungen bie weitefte Verbreitung;
folcfee Vücfeer Fönneu unferer $t\t nur fefer
frommen. Heinrich Knhmerker.
Gedichte oon Armin Werherr. (Siirgs
bürg, Stafeel’fcfee Unioerf.-Vucfe-' unb Kunft^
feanoluttg, 1889.) (frin Manu in reiferen gafes
ren — „ber Kiirfcfeuer" ift berufSmafeig in=
biSFret —- liebt bie lieber feiner golbnen
3uaenbgeit, waS natürlich ift, unb läfet fee
mafjeufeaft bruefen, waS unoorfiefetig ift. Ter
Verfaffer fefeeint gu glauben, was rajefe unb
leicht gereimt fei, nmffe barum ecfetc 'ßoefec
fein (S. 163). ©r irrt feefe; feine ©ebiefete
bewei)en meifteuS feaS ©egentfeeil. 3 $ bube
eine folcfee Voefee ber 3lnFlänge unb 9facfe=
Flänge — oon gärten unb VrofaiSmen, bie
auch oorFommen, gang abgefefeen — in einem
gebrueften Vucfee nocfe nicht gcfunbeit. 3$
Fönnte bie 9lbfeängigFeit oon beFaunten Vor-
bilbern in Tupenben oon fallen nacfemcifen,
mufe ntief) Fjier aber mit einem Veifpiel be=
guügcn, bei welchem je ber fogleicfe an £eine
nnb an greiligratfe benFt.
©in riefeger Tannenbaum grünet
2luf -^öfe’n oon (?) ©iS unb Scfeuee,
©r fefent fed) in wilbem Verlangen
hinaus in bie blaue See.
©S äcbjt auf öbem Meere
©efemer unter ber Segellaft
Unb benFt an bie .^eimatfemalber
©in alter, gerfplitterter (!) Maft.
^Ter Verfaffer oerfud)t feefe auefe in freien
ftfeptfemen, welcfee beFanntlicfe ein befonbcrS
feines Ofer forbem. ©r läfet bie rfeetorifefee
Vrofa folgcnber Sorte: „Mit 9teib unb Ve=
wuttberung blidt bie Mitwelt gu ifem wie
31 t einem llnfterblidjen auf, betn ein ganger
©rbtfeeil Faum gutn Voftamente feiner Öröfee
genügt, wo er feod) emporragt als ber gröfete
Mann beS JaferfeunbertS" als VerSgeilen
fefeeu, aber fo, bafe 3 e 'l e - mit «wie gu",
3eile 3 mit „bem ein", 3 e ^ c 4 mit „Faum
gunt" unb 3 e il e 8 mit „als ber" enbet. Unb
boefe ift ?lrmin Serfeerr ein SMcfeter. ©S
feat ifem nur au Sdjulung, 3 ut ^i unb ©r-
Feuntnife feines engeren VerufeS gefefelt. ®ie,
wofel fpäteren ©'ebiefete „©in erlofcfeener
Stern", „Verirrt", „Tie £eimfefer", „3u
fpät" unb eine 9lngabl anberer finb wirF=
lidje VpriF. „grife Rollis" aber, eine hinter-
wälblergefcfeicfetc in reintlofen fambifefeen günf=
füfelern, geugt oon einer eutfefeieoenen Vegab=
ung für bie poetifefee ©rgäfeiung.
Adolf Brieger.
Konradin, der letzte Hohenstanfe.
Trauerfpiel in fünf mieten. Von Martin
Greif. (Stuttgart 1889, ©otta.) ©in
neues ^ofeenftaufeubrama! Ofe, ofe, ofe!
Mau follte meinen, fo oicle Mißerfolge unb
halbe ©rfolge miifeten beweifen, bafe ber an
fiefe ebenfo gewaltige als maferfeaft bramatifefee
Stofj trofe biefer ©igenfefeaften ber Meifeerung
burefe biefeterifefee Ä'raft wiberferebt. Vielleicht
inbefe fearrt er auefe nur beS erlöfcnben Meis
fterS, 11 m gu werben, riefenfeafte 'ßoefee,
wie fee SfeaFefpeare in feinen ttönigSbramen
feinem Vaterlanbe, ber Seit gefcfeenFt feat.
TaS oorlicgenbe Tratna ift eine reefet erfreu^
lid)e Stiftung, ©reif feat ben am meiden lp=
rifefeen ©eaenftanb aus ber £»ofeenfeaufens
^efefeiefete, oaS ScfeicFfal ßonrabinS, feinem
Talent entfprecfeenb mit ©litcf gewäfelt. Tie
©ypofetion Fönnte etwas FraftooOer feeraitS*-
geftaltet fein, bie Tfeeilnafeme gleicfe oon oorns
feerein ftärFer gefeffelt werben. Tocfe ber
britte 5lFt erfüllt feinen 3 rocc ^ uub Fünbet
baS ^afeen beS VerfeängniffeS beängfeigenb
an. ©in eigentfeümlidfecr Iprifcfeer Tuft wirb
über baS ©ange auSgegoffen burdh bie ©efealt
ber Violante, bie feefe in ben fcfeönen .©ofeen--
ftaufen oerliebt unb als fee ifere Ceibenfcfeaft
niefet erwibert fenbet, gur Urfacfee feines Ver=
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81
rst
berbenS unb — ihres eigenen (JlenbS roirb.
5Die $>arfiellung ber ©flacht im oierteit 2lFt
ift gufeerft mirFungSootl, unb bie Begegnung
Ä 23iolante unb Ölifabetl), ber iftutter
glücflichen gelben, menfchlich fd)öit
empfunben. $er (^efammteinbrucF ift ^öd^fl
meiheuotl, bodf> fteht Iciber bie ©pracbe nicht
burchroeg auf ber £öf>c beS ®egcnftanbeS.
£aS ©titef h at l^eaterblut unb mürbe auf
ber 33iihne mit lehren befielen.
Rudolf Goette.
gjrtfärung.
2Bie bem Unterzeichneten foeben non zuoerläffiger Beite mitget^eilt mirb, hoi .f. G. gran=
ZOS für^Iich ein neues gluablatt oerfanbt, in welchem er feine früheren 53ejd)impfungen lebig*
lieh roieberholt. Oie ©elbftachtuug oerbietet bem Unterzeidmeten, biefe ncitefien SluSlaffungeit
auch nur OurchlefettS, gefchmetge einer 2lntmört $u mürbigen.
OreSben^Btriefen, October 1889.
?anf Jaeinje.
3nbem ich mid) obiger Grflärung anfd)ließe, entfällt bamit zugleich bie Antwort auf
bie mehrfach gefteüte grage, weshalb ich ouf baS Elaborat beS p. p. gr. oom 15. Sluguft biS=
her nidjtS erroibert ho&r- 91achbem ich in meinem ©djlußmort oom 3uni bie £anblung§s
roeife meines (Regners ihren mähren Sflotioen nach Flargelegt, fah ich Feinen Slnlap, ihm ben
gefallen zu thun, jemals mieber non feinen Weufterungen Ifenntnifj zu nehmen, Oie be=
treffenben 3ufeubnngen (fei eS burch feinen Verleger, fei eS oon aiiberer ©eite) finb jebeä-
mal ungelefen fofort remittirt rcorben.
München, October 1889. ^roflTe.
J. Fr. t. K. in S—r. 3h r ©ebidjt mürbe
unter bem Stitel „@iner fchöneit ©üblänberin"
oermenbbar werben.
<j. B. in W—n. 3J?it 3h f er überhaftigen
^robuction thun ©ie meber fich noch uns
einen (gefallen; auf biefe 39eife merben mir
nicht leicht etmaS SSerrocnbbareS oon 3h nen
erhalten. 3hrent ©ebid)t fehlt innere 51m
fchauung.
D. R. in B—n. 5fflzuftarFe 5Iusbrücfe beS
©elbftgefühlS merben auch bei einem wahr*
haft bebeutenben dichter unferem fittlicben
Chnpftnben unanaemeffen erfdheinen; ben 5ln*
fchaunngen beS Orients hingegen ift ein febr
beutlicheS £eroorhebcn ber eigenen 23erbienfie
bis zu hPP e rbolifcher gaffuna burchauS an*
gemeffen. ©o fagt .giariri, oer berühmtefte
äuSbilbner ber ^JiaFame, oon beren (hftnber
£>amebani, baf? biefer fich z u ih m oerhalte
mie baS tröpfeln zum 'Plapregen, unb JpafiS
fchließt ein herrliches 9iebeSgebid^t mit foI=
genben 33erfen (nach ©obenftebts Uebertrag*
img):
Skr in Gfciang unb SJMobic
öafiffne ftunft erreichen miff,
$cr gleicht ber armen ©dmmlbe, bie
$em Äbler ftcö nerglcicbcn miff.
Dr. G. L. in S-l „2$eltfturm w ; H. T. in
L—* „Sßafferfahrt"; A.S. inM—n *5Mtte" ;
H. K. in E — n *£immelwcirtS"; G. S. in
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8 2
9T
~a
M—n „Auf bcr 9?aft"; Dr. A. S. in N—g
„ftünftlerä üttorgenlieb"; W. I. in W — n
„Vorbei"; E. H. in Z —a „2iebeStieb eines
jungen 3 nbianer 8 *; M. E. in B.-B—n „®lau=
benSbefenntnijz"; L. G. in G—a „9?äcf)tKcfye
tfahnfahrt": Angenommen!
C. K. in E—ch; A. B. in R—au; G. P.
in K—g; C. v. H. in I—au ( 31 t jierlicf) unb
ohne rechte Eigenart); M. J. in F—n; 0. K.
in L—g; E. K. in B—z (leiber fönitcn mir
feine £erbftlieber mehr annebmeu); Dr. A.
W. in D—f (ermatten mehr; fd^affen ©ie
nie mehr (5-igcucö?); I. H. in L — g (ohne
®iSpofttion); R. H. in S.-S- n; R. S. in
L—n (Derbraucht); Dr. K. K. in D—m (beö=
gleichen); F. G nt L—g (oielfad) fcbmülftia,
aber nicht ohne Talent); A. K. in B—n; F.
B. in A — n (inhaltlich ju biirftig) * Ph. S.
in K—g (©ie taffen bebenflid) nach); B. G.
in B—n (aügu buftig); 0. F. in H—g; R.
K. in S—e b. S.; A. R. in E —o, Weoaba;
0. M. in S—d (nüchterne Aufzählung).
Dankend abgelehnt!
(5^iffre Heinrich Leuthold. Sir baitfcn
3 bneu jitnäcbft oerbinblicbft für Ueberfenbuug
ber in Jb^em $rioat 6 efty befinblicbeit tief-
entpfunbeneu (^ebic^te Heinrich £eutbolbS,
burd) bereit Abbrucf mir gernift alle nufere
Üefer febr erfreuen merben. Sir hoffen 311 =
oerficbtlicb, baf? ©ie and) bie in AuSftcbt ge-
ftclltc 2 Iitifetrei^e mit eingefügten Briefen
unb meiteren Dichtungen ^ciurid) ?eutboibS
für uns febreiben merben, jitmal biefe Auf=
fät 5 e fo banfenSmertbe 3lnffd^Iüffe über baS
£iebeSleben 2eutt)olbS oerfprechen unb nach
Jbmt Eröffnungen fidler baju beitragen mcr=
beit, bie ^evföulidjfeit beS lingli'tcflicheu Didp
tevS uor ber Seit eittfübnt evfdjeiiten ju lafs
feit, ^rief folgt.
(©eblufe ber iRebactioii biefer ytumiuer: 12. Cctober 1889.)
^Itdif jn nfierfeßen!
Da mir auch ben biesjäbrigen SeibnachtSnumntern (9?r. 6 , 7 unb 8 ) beS „Deutfchcn
Dichterheim 1 ', bie am 18. ^ooember, bez. 2 . unb 10 . Dccember zur SBerfenbung gelangen,
einen elegant auSgeftatteten
- -A.nzelgrer 44
beigugeben beabfttf)tigen, fo machen mir unfere gefd^ä^ten Cefer auf betreiben bebufS ^n-
fertion litterarifcher Erjeugniffe botlid)ft aufmerffam unb bemerfeit, bafj mir für bie einmal
gefpaltene 9 }onpareille$eile ober beten 9?aum inet. SRothbrucf ber £itel unb Autornamen, bie je
auf einer 3 c ^ e befonberS fteben tnüffen, nur 30 $f. berechnen. iJ3ei 3maliger Auf =
nab nte berfclbeit Anzeige geroäbren mir 20% Rabatt.
©efl. Aufträge erbitten mir unS miubeftenS 8 Da g c uor Ausgabe berjenigen
Kummer, in roelcber baS Jnferat pab ftnbeit foQ. Jnfcrate, melcbe in alten brei
Wummern Aufnahme ftnbeu foflen, beliebe man, uttS dis fp&ttf lens 11. ^tooemfter
einjufenbeit.
'gftttfßeifung ber gxpebition.
denjenigen unferer gefragten Abonnenten, melcbe bie Einzahlung beS Abonne=
mentbetrageS für baS laufenbe ©emefter bis jebt nod) nicht beroirften, tbeilcn mir
hterbureb ergebenft mit, bajj mir unS erlauben merben, bie rücfftänbigen Beträge nach
üblicher Seife bemnäcbft per '13 oft auf trag eingugieben.
9n6aff5Derzei(6nib.
©fbiditt Don CfinriÄ CrntUolb, lart Conarr, *bolf ßricqtr, Kirtwrb (Erfartb, KHnbolb inrtji, irifbridj
iritbrid), JUof ftalbrtfe, öolkmar Ginrnkrl, ülar tfortnj-ftrtoffi, (tUIbrtm Urlfrt, ßtto iitbter, Älarionne ßütjm
unb ©. fjairkf. - 3»d «rjUblfr. (Hn litterarifcbeÄ Toppdbilb üon fifrmnnn Jtlenhrs. — Sfidjfrfdjoii. -
©tfriifr ^prfiblflal. — ßrirffUjalttr. — tlidjt jn übtrffbru! — ÜUttbfUiwg ber «ipfbitlon.
P §T llt^brndl nur unter genauer $netTenanga0e geftaffet.
93eftetluugeu ftitb zu richten au bie Expedition (Paul Hefnze’8 Verlag), Eiufeubuugeu
au bie Redaction des „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. 3n Eommifftou:
Trüb’sche Buchhandlung (A. ©d^mittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
EbefslRebacteur unb Eigentümer: S^anf ^einje, IRebacteur: Slnhoff $oeffe.
SDtud ton Sfexbinanb a^otnafe in DreSben. — Rapier ton ©ieler & Soge! in £ei^ig.
-8
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Drgnii für Dillluinft und üritiS. (Der „Deulfdleu Didllerfinffe" 19. JJniul.)
Herausgeber: S^aiif <&ein)e.
Monatlich 2 mal. Frei«: 6 Jl halbjahrl., vorauszahlb. Mau abomiirt durch jede Buchhandlung, sowie di*
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim“ iu Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bi«
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummeru h 50 6 Stück einer Nummer Ji 1,50.
I
t
(rttunur.
lllTottbettfidjt nnb 3>äramer0au<$
f 'j»i(0erf4 ieier weben
f Slnb in i$rem Jitff ber £fabt
SSifb nnb <£ärm enffdiweöen, —
3?or ber gonbef be$nt bie grfuiQ
£i<$ Qinaus in’s 2Sfaue • . •
9(nb mir iß afs o6 im JSfan
bein SSifbniß f^aue.
«Sofd^ finbe 3an0erna4t,
£of<$er $eefenfrieben,
£of<$er $fanj unb fof^e 3fa0rt
8&ar au4 uns 6ef<^iebett —
Jtf$ fnr’s Jeden friff vereint
38ir im $nben weiften
&nb fot(ß Qofbe ghtfamleit
£eflgen ßerjens tffeiften.
0fne bi4 |e§t ßeut bie gfafrt • . •
Po4 biefeden Sterne
3Ub berfede 2&onbett(4dtt
<£eu4ten in bie Jferne,
3$o in ^räumen bn audj Ifi&ß
JUf )um ^immefebome • • •
Jlnfre Reefen grüßen fi<$
?n bem ^traßfrnßrome.
3oQanne* jyroefß.
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sr
a
'gCeöer 6as g>efd)id)fftd)e in ber 4>id)tung.
Sßon &it\* 3>a$».
(©chlufi.)
ir wenben unS fdbtiefelid^ zu
bcn nothwenbigcn
uttgcn unb Sßegrenjungen beS
bisher Erörterten.
Einmal oerfteht fich, baß
eS zwei Dichtungsgebiete c^icbt,
auf welchen I>cfonber3 bie (Gegenwart * bars
gefteflt werben wirb. DaS ift baS Sitftfpiel
unb bie nicht ; tragifche ^3rofa ; Erzählung.
Deicht, als ob ber Dichter berufen wäre „bte
gefeUfchaftlichen Aufgaben feiner $eit j U löfen*
— bu lieber Eott! wenn unfere vuftfpieb
bidjter unb Sftooeflenfchreiber bie Eefefce für
93erfi<herung ber Arbeiter ober ben Entwurf
eines bürgerlichen EefepbuchS für baS beutfdje
Dfaich machen füllten! — fonbern weil hier
gasreiche, ber groben Menge oor ber ©chau;
bühne leicht oerftänbliche günftige ©toffe ge=
B n ftnb. SWerbingS befielt hier bie Ee;
, bajj oielmehr als bie gönn, — alfo
baS eigentlich tfiinftlerifche, — ber 3 n h a 11
wegen feiner berb praftifchen „Slctualität" —
b. h- SlugenblicfSbebeutung — alfo baS Un =
Fünftlerifclje wirft unb ben Erfolg herbei;
führt, ber bann ein „pathologifcher", nicht
ein bichterifcher ift unb ein „DageSerfolg"
bleibt. Der SBiberfpruch, baS Ungereimte,
unb alfo grabe baS „^omifche" iR in uns
fern ^öd^ft oerwicfelten — fo oft unwahren
unb franfen! — 3 u fiönben bereits »ber;
feinertcr SöilbungSftufen oiel häufiger unb
ftärfer oorhanben als jur 3 eit ober
2lrminS.
Dabei l^iite man fich aber fehr, baS ges
fchichtlid^e ßuftfpicl zu oerwerfen. ‘Die
beften brei üufifpiele, welche wir Deutfchen
haben, „Minna oon ©arnhelm", „Der z«r=
brochene tfrug" unb „3°Pf- unb ©fh lüc vt"
(ohne grage baS $orjüglidi)fle, was EufcFow
gefchrieben hut unb oictieicht baS (Hitzige oon
bauernbem 2öerth — gewifj nicht ber burch
unb burch unwahre unb fraufe „Uriel 9lcofta",
biefeS 3 err bilb eines Cannes, eines gelben
unb ooÜenbS s ßhil°f°pl? cn O finb gefchichtliche.
Unb bie trefflichen ©achen oon ©cribe: „ElaS
SBaffer", „DamenFantpf" u, f. w. ebenfalls.
Man erwäge ferner: gute £uftfpiele unb
Erzählungen, b. h* foldje, welche fich langer
als ein Menfchenalter halten, werben ja zu
aefchichtlichen, auch nwnn fie zu ihrer Ent;
ftehungSgcit ber Gegenwart angehörteu: halb
werben auch bie „$;ournaliften" Rcfd^ichtlidh
fein: bie hier oorauSgefepten pofitifcben $ar;
teien giebt eS f o Faum mehr. Unb „©ertherS
Reiben" unb „SBilhelm Meifter" fefcen gefcH=
fchaftlidje 3uftäube oorauS, bie heute fängft
gefchichtlich finb.
gerner wirb bie £priF natürlich oor 3lUem
£prif ber (Gegenwart fein: ber Dichter fingt
feine ?iebe, nicht bie feines ErofwaterS.
Allein baS gilt mtr oon ber reinen SpriF,
nicht oon ber e p i f cf) e n £priF ober l p r i f ch e n
Ep if.
ES muß bem Dichter oerftattet fein, o^ne
bie gorm ber 5?aüabe ober Romanze zu wdh 5
len, EebanFeit, ©timmung, ©chmerzen unb
greuben ber Meitfdjen oergangner feiten au3=
ZitbrücFen. Man hat biefe 2Irt c p if ch er Sq=
riF mit bem roifcelnbeu SBort „ißuben=©cheis
ben;2priF" lächerlich machen wollen unb bie
ganze befannte £orbe hat baffelbe nachgeplärrt.
ES ift burch unb burch nichtig. Denn eS
oerwirft Dichtungen, bie zu ben herrlichften
Zählen: oon Eoethe’S „Eefong Moham=
mcbS", „£ieb ber Margen", „E'efang ber Eei;
fter", ©d^illerS „naboweffifcher Tobten;
Flage" bis gu EeibelS „Eejang ber $rae*
torianer", „Eebet beS ^riefterS", „^ilbfjauer
beS $abrian\ SingaS „?ieb ber ©täbte",
„£ieb ber beutfehen ©tämme", „Triumph 5
gefang ber Segioiten", „©alamiS" unb an;
bere mehr. 3a, jenes Jßort oerurtheilt gang
befonberS auch © ch e f f e l S „grau Sloentiure".
Diefe aber wirb ein ftleinob unfereS SBolFeS
bleiben, wenn ungezählte ÜFooetlen unb £uft=
unb ©chaufpiele „ber Gegenwart" oergeffen
fein werben. ES ift bie unbewußte 5lbneig;
ung gegen baS Deutfche, gumal baS beutfepe
Mittelalter, baS in jenen $eFämpfungen fich
!^uft macht. Mohameb unb ©alamiS, ja:
— aber £err Söalther unb $err Söolfram —
bei £eibc nicht!
Die 33ehanblung beS Eefchichtlichen in Er;
Zählung unb Drama mufj fid^i nun aber ftetS
bewußt bleiben, baf? baS ©chone unb bie ©e*
friebigung ber Ein bi IbungSFraft, nicht
bie Darftellung beS Eefchichtlichen
als folchen unb bie Belehrung ihre 9lufs
gäbe bilbet. ©df)wer wirb oft h^gegen ge;
fehlt. ES ift ein fchlimmftcS 3 c f^u Fünft;
ierifdhen UnoermögenS, wenn ber Erzähfoptöb 2
lieh ben Eang ber £anblung unterbricht, auf
ben flehrftuhl itcigt unb nun ein paar ©eiten
lang Eefchichte ooriräat. Eanz ift eS ja nicht
immer gu öermeiben, oaft ber Dichter in eige=
nem ^tarnen berichtet: aber Fiinftlerifch ift eS,
im 3uuegefpräch ^ er Womangeftalten felbft
bem £efer beigubringen, was er wiffen mufj.
©ehr arg ift baS Verfahren, plöplich gerabe=
gu ein paar ©eiten EhnmiF eingufcpaltcn.
DaS ift einfach barbarifch.
DaS ift bie ©cplla ber gefchid^tlichen Er;
xählunq, bie Verirrung aus ber Didbtung in
bie SBiffenfchaft, in bie — unFünftlerif che
— „Wahrheit".
2lber bie EharpbbiS ift Faum minber ge=
fährlich, bie Vergewaltigung beS E5efchi<ht s
liehen, ber ©ahrheit, um ber ©chönheit willen.
Die Menfcben ber Vorgeit bürfen nicht reben,
als ob fi* foebcu baS „berliner Tageblatt" gc;
K-
JSk
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85
lefen hotten. Ucbrigen aber barf ber
Stidjter mit ber ©efdjichte Alles anfangen,
10 aS ihm bie £ejer glauben. $ier
allein liegt bie ©renze feines JKed^tS. £ie
geschichtlichen ©eftalten uub Ereignifje muffen
in ö g l i d) fein — möglich als allgemein menfd):
lid), unb möglich in ber fraglichen 3 e it —
eS ift aber niept notlpenbig, oaft fic roirFlidj
fo roaren. So roar ich — glaub’ ich — be*
red)tigt, im „Jfampf um Nom" einen ©er*
tretet" beS oerfinfenbcn NömerthumS beS VI.
^ahrhunbertS in feinen groften unb in feinen
böjeit Eigenfchoften 31 t erftnben, obwohl ein
EetheguS EaefariuS nie gelebt h Qt: o&
mir gelungen ift, ben l'ejer an ihn glauben
311 machen, baS ift eine anbere grage, bie
mau ja meinetroegen oemeinen mag: bann
hob’ id) mein Ncdjt ungcfchicft auS =
geübt, aber baS Nedjt 311 folcher Evftnb--
ung nehme ich in Anfpruch-
$ie ©renge liegt — roie gefaxt — in bem
©lauben beS £eferS. 2>ieS gilt ntcht nur oou
ben ©eftalten, eS gilt auch 00 m ©erlauf unb
flbfehluft bei $anbluug. Sinb biefelbeit 001 t
ber Sdjulbanf her uns allen geläufig, fo ift
bie ©eränberung gesagt. Niemanb
fann SdjiderS Jungfrau" h<>h er roerthen,
als ich: aber oieueicht liegt eS fchon jenfeit
ber angegebenen ©renze, roenn ber dichter
bie — tote mir Ade gelernt hoben — ©e*
fangene unb als $eye ©erbrannte auf bem
Sdjlachtfelb im Sieg an einer SGöunbe fterben
läftt.
§roei cß 13 ä (j l e r.
(9. I. Hofeggrr unb Äichart ¥o|i.)
@in litterarifchcS $oppclbilb oon Hermann g&cttftes.
(Schuft.)
► ojegger ift finniger, gemütlj ;
111 reicher, roähvenb ©oft zier¬
licher, fünftlerifcher ift. fluch
Nofeqger hat einmal geioal*
tige 5öne angefchlagen, auch
er h ot mit paefenber Seelenfunbe baS 5Beh
eines groften JjSerjenS ge|d)ilbert. 3$ nteine
itt feinem Vornan „£cr ©ottjudjer". ('S
liegt ein tiefes Lüfter über biefer Dichtung,
bie uagenbeu ^loeifel einer ^ofjeit Natur finb
mit gvofter Ergriffenheit uub ©ertiefung ge-
fchilbcrt. 3 n biefetn ©>erfe trifft Nofegger
mit ©oft’ „©Midjacl Eibula" in ronuberbarer
ffieifc zufammen. $ier toie bort eine ©e=
meittbe, bie um ihre Rechte fäntpft, bie mit
ber Äirche in Streit geräth, oou biefer in
fleht unb ©amt gethan wirb unb bari’tber 51 t
©runbe geht; hier toie bort biefelbe Stimme
ung, nur ift Nöfegger’S ®erF gebaufenreidier,
©oft’ EharaFteriftif uub Aufbau loeitauS be-
beutenber. ©leid) groftartig ift itt beiben
Serfeit bie £anbfchaftSjd)ilberuug, bie ©oefie,
bie über ihnen auSgebreitet liegt, *fotoic bie
Sdjilberung ber Jtinber.
Unb noch in Einem treffen bie beiben
dichter zufammen: 3 n ihrem fcharf ans*
geprägten Sinn für baS Urroiichfige, ©olfS*
thümhehe. Auch $11111 or oofl erquiefenber
Sonnigfeit ift ihnen beiben gegeben. Nur ift
NofeggerS $umor berb, roenn auch h e ^*>olI;
©oft’ hingegen überlegen, fpöttelnb. Unb
beibe fann man burchauS nic$t als ©cf firnißen
bezeichnen.
SRofegger ift oon Natur nim $)orfgefchichten*
erzählet gefdjaffen. Selbft ein Sohn ber
©erge, hotte er fchon in früher 3 ugeitb, noch
fämpfenb mit ©ilbung unb Noth, auf ben
©ulsjchlag feines ©olfeS gehorcht, unb in
bie in feinem ©olfe fchlummernbe ©oefie
eiit 3 ubringen geftrebt. Nofegger ift Naturfinb
geblieben, roie ber ©oet in ihm auch gemachten
tft; er geiftreichelt nicht, er heuchelt feinen
Schmerz. Sein bichterifd)eS Empfinben hot
Naturfrifche, Erbgeruch- ©tan fann bei ihm
auch nicht auf Auerbach unb beffen Nachfolger
attfpielen; er ift burchauS eigenartig, burdj'
auS eitt dichter oon befonoerem Schlage.
Seine ©eftalten ftiib oon poetifcher ©erflär*
ung unb hoch burch unb burd) lebenSroahr
gefd)ilbert; er erhebt jene ©tenfdjen oft 3 U
traqifcher toöfje. ©3erfe roie „Söalbfdjul*
melfter", „©ottfucher", „$eibepeter 8 ©abriel"
„ 3 ofob ber fleftte" ha^en roir nur roenige in
ber beutfehen Sitteratur. ES fpricht auS
ihnen geroaltige ©eftaltungSfraft, noch mehr
ein grofteS ^Dichterherj, baS bie gan 3 e ©Seit
umfchlieftt. Unb bieS oerleiht feinen Schriften
mehr als eine ethnographifdje ©ebeutung.
Er ift ein ©MenfchenFeitner; man roirb ihn
e^er auf einem ftiliftifdjen ©erftoft, als auf
etner pfpchologifcheu Unrichtigfeit ertappen.
Er flicht roohl in feinen Schriften Natur*
loahrfteit 3 U erreichen, aber er holt nicht AdeS
für roürbig ber ‘Sarftedung. Unb er ift ein
tfinb feiner 3 e tt, in roelche er eingebrungen
ift, bie er begreift. Ueber bie AuSfdjioeifs
ungen, über bie gehler feiner 3 *it hot er in
ben „©ergprebigten" feinen gan 3 en feigen
uub babei bod) fo lichtooden Spott auS*
gegoffen. Er ift ooü ftttlichen ErnfteS.
©leichfaflS ift ©oft’ bi^terifd^eS Talent
nicht engbegrenzt. Er oerfügt über bie ganje
Stufenleiter menfd^licher Empfinbung; er
liebt oft baS ©rede, aber nidbt baS ©emeine.
©Mannigfach fmb bie ©eftalten, bie er ge«
fchaffen, unb ben geheimften ©erfchlingungen
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&- 5 ?
ber 0 eele gebt er liebeooß nad). ift ein liebfeit — in ihnen pitlftrt baS ©lut großer
echter ßünftler, bem Oidbten ein SO? ei lebten ft Naturen. ©oß ©ewegung legt man bieS
ift. 0cinc er^ählcnben 0chriften finb aße ßfteifterwerf au 3 ber £anb. lebhaft gte^t
non feinfter fiinftlerifcber 2 lu 3 meij?elung, ohne bieS ftulturbilb aus bem norigeit ^abrbunbert,
gelccft jh fein. Unb jc^t, ba er baS 9 tegcl; ein ©ilb ber Barbarei, ein ©ilb ringenber
lofe, baS ihm früher eigen mar, nberwunbeu, ßttenfdbbeit, an beS ?eferS Mge ooriiber;
ift feine Oarfleßung non hoher 9 lnfd^aulid^fcit. wiberbaßenb Hingen beS Oid)ter8 ©orte:
©or Ment „ßjiicbael (Jibitla" ift bas ©erf ©ure 0 iiuben gegen eine oerfolgte Nation
eine8 ooßflänbig gereiften OicbterS. 3 >ofe b)<it werben fidf) an euem Äitibern röchen!
! iier fein ganzes Äönnen jufammengefaftt; „Michael Fibula" ift ein epifd>e 3 Xvanertpiel
eine ©eftaltungsfraft bat fjier eine ungewohnt noit größter Anlage,
liebe £öbe erregt; alle Oone, über welche er Men jüngeren ©djriften ©oft’ fritifcb nadb-
gebietet, flinaen bt*t aus — e§ ift hier eine jugebett, ift* ^icr nid)t ber Ort. ©8 genügt
©oflenbung oer Oarfteflutig erreicht, bie fern 511 fagen, baff feine Montane „Oabicl ber
ift non jeoer fühlen ©rwägnng, bie aber feonoertit", „Oie Mferftanbenen", feine
bennod) bie mäcbtigften ©irfungen erhielt; „fRömifcbcti Oorfgefdbicbten" eine gevabegu
eS finb bi^ Silber roll bvamatifeber Jtraft erfcbiittentbc ©irfung auSitben. Unb auch
unb binreijtenben geucrS entworfen. Oie feine fleinereu Arbeiten finb uoü pricfelitben
(Jba^öUcrjeidhntmg ift großartig unb bod) D^ei^eS, roß garbcupiacbt unb poefiegefättigt.
mafeoofl; mit erbeßenbem ^idjt teleudjtet ©oft 9 )<an nennt ihn mit JRecbt ben befteu ?attb=
baS tieffte innere feiner $eftalten. Unb babei (charter Italiens, £ier jeigt er eine wunber*
ift baS (^anje bod; mit einer 9 hib« oor= bare Iveue ber garbengebung, bie in aßen
getragen, über ircld;c ein Oidjtcr nur nadj Mlnumgut fdfjintnuvt; wir athmeti italicnifcbe
auegeftaubenem inncmi jtanipf ictfügen i'fifte, unb bie ganje reiche ©oefie biejeS
fann. ©on ergreifeuber ©cibc ift biefe Oicbt= ?aitbe§ offenbart ftd) uuS. i>x ift ein ttultur=
nng getragen unb bie garbe ift nie bie ©irf= fdjilbever Italiens noll ltucrfcbrotfcner ©abrs
lidbfeit felbft iiberjcugcnb b e t‘ ü orge3anbert. beitSliebe, fein 0 d;önfärber unb ©ertufdjer.
„ 9 )iid)ael Fibula" ift ein Äulturbilb großen ©ie jebc bodjangelegtc Oid)tmtatitr, bat er
0 til 8 ; bie oerbecreube Atad)t beS ^Iaubenö= ?iebe 511m Sragifdjeti, unb auch bie Kämpfe
wabneS, beS ßtaffenbaffeß einerfeitS, bie bc= unb ^egenfape großen ©ollcnS mit ben engen,
freienbe ßftaebt abeliger ßJtenjcbennatur h er ^ ntni ^4^ &reii$en ber C^efeUfdfjaft liebt
anberfeitS bat er hier in einfd^neibenber ©eife er barjuftellen. Gr ftreift nidjt bie Oberfläche
jut Oarfteflimg gebracht. G8 gehört ein hoher ber Oitige, leibenfchaftlidj geht er ihnen auf
(&rab ooit ßJtcnfdblichfeit ba^n, fo für einen ben GHiinb. Gr I;ä(t barauf, oor Mem
oerfolgten 0 tamm baS ©ort 511 nehmen, Dicnfd) 511 fein, bann dichter, Genfer, Äiinft=
wie eS hier ©06 für bie ^nbeit getban. Oie Ter. . . .
ßtaturfchilberung in biefem ©udje ift nid;t ©ir fonnteu hiev nur eilten 0djatteiivijj
wie ein gorfdjer fje giebt, fonbern wie ein nub nidjt bie ganzen Icbeusooüen 3üge biefer
Oichter fie geben foll. Mer cS ift unS um beibnt Oidjter geben, beim e§ ift bei ihrer
möglid), afle ©01511 ge biefer Oichtung auf= ftarf cutwidfelteu (Eigenart fchwer, ihnen mit
^ujablett. ( 5-8 ift fein faljdjer 3^*9 in ber bent Fritifchcit ©erF5Ciig beigufomtnen. UuS
feelifchen ©egrüitbung; eS ift feine 0 telle, genügte eS, mit einigen 0 tridjen bie etwas
wo wir ein infdjlajjeit beS ©rjäblerS fpiiren. oerwaitbten (^H*rtchtS>üge biefer beiben ^oeten
Oie grauengeftaltcn ^ojepba, Oo5ia, anber= anjiibeuteu, um in biefer 3 eit ber gewerb 3 =
feitS bie ßJläunergeftalten fDiidjacl Öibnla unb mäßigen ©ielfchreiberei auf edjteS Oidjtertbunt
0tepban Ooaatta fmb uoß ^eben, ooß ©irf; htttsuweifen.
Ith, tote 6afM
3|n bem btätterbunten JBalb 0)urch ben ^algvunb foitber §alt
§ält ber tob ein eifrig 3Berbeit; ©ilcn itod) be3 ©3albbach3 SßeUen;
©einer ©timme, rauh unb falt, S)odi fdjon naht bc§ 9torb8 ©emalt —
9ldb, tote batb 2Jd), toie balb
golgt ba3 Saub in leifem ©terben! ©tnb gebannt bie manberfchneUett!
9?ad) bem ©üben fehnetib maßt 9Id), mie balb auch bir erfc^aUt
9^un bie ©chaar ber ©djtoalbeit toieber; Üe^teS $?ieb unb tehteS SRaufi^en.
2lu3 ber tu ft ein ©ruj$ noch — Unter'm üidbt ben Aufenthalt
mie balb Ach, wie batb
©terben auch lebten Weber! 9Birft mit ©rabeSnacht bu taufdhen!
- ftoafb JSußer.
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87
© » n i) i Ifc.
-$> fitt £efbfngebic$t oon gttßao ßaftropp. <$—
(gortfepung.)
Ta fpradb ©unhilb: „3Kein Ohm,
•Wie foß e3 miebcr fein,
Tafj id) fo unfanftbin,
gäüt bir c§ tuicbcv ein,
üfticb plöfclich ju erfdhreden;
9ludh miß i<h bir geloben,
Tafj jeberjeit oon mir
Te3 ianbeS ©leitb mirb gehoben!
„2lu<h moflt 1 i<h gern e§ fe^n,
3Beitn bu ba§ 5!anb begehrte)!
Unb ftarf hinfort bic geinbc
©on feinen ÜJtarfen mehrtcft,
Todh benfe nicht, id) foße
Sftach einem 2Jtanit verlangen,
Ta meine ©Itern faum
3ur Sftuhe fiitb bahiugegaugen!"
Toch milb entgegnet er:
„3<h fönnte leidet cö fagen,
Tafj ich oon beinern Sanbe
Tie firone rooüe tragen,
Tod) h ö &' id) fclbft ein 9fteid;,
W\d)t ift’S geling noch Hein,
©iel tnujj i<h täglid) forgen,
2luf bafe e3 glticflidh möge fein!"
Ta mar e3, bafj §err ÜRorung
SKidjt länger mehr gefdjroiegen,
©r backte: „fdhneßem Angriff
©eliugt e3 leidet, ju ftegen!"
©r ftanb oom ©effel auf,
Trat ju ©unljilbe ^in
Unb fprach: „oerfünbe mir,
Ob ich be§ ©lücfeS mürbig bin!"
©unhilb erfd^raf unb fah
©etroffen bann empor.
„Unb mufj id) roieberholen,
Tafe ich crft füngft oerlor
Tie lieben ©Itern beibe ? —
Tann mirft bu ungern mögen,
$n meinem tiefen ©chmerje
Ta§ fonber Schonung mir $u fagen!
Verloren mar bie ffiarnung
giir beit fühlten Tegen.
©leid)mic er gegen geinbe
3öar tapfer unb oerroegen,
©tid) menn fie nicht gebauten,
Tem erfreu Sturm $u meinen,
So meinte ftolj er jefct,
©r müffe hoch fein $iel erreichen!
3« ifyre klugen fah er
Unb fprach mit feiern Sftuthe:
„Tu foflft e§ rool)l ermägen,
@h’ bu oermirfft ba§ ©ute,
Ta hoch mit allem Älagcn
Tir nimmer fann gelingen,
9lu3 i^rem ÄönigSgrabe
Tie ©Itern bir jurücfjubringen!
„Salb mirb oergel)n, ^erfd^meljen
Te§ SBinterS ©chneegefieber,
Ter Üenj ift auf bem 3öege,
©alb blühn bie ©(unten mieber,
Ta$ Trauern laffe fahren
Unb miffe, bafc ich &W6«
©ei meinen SÖorten ftehn:
©unhilb, ich h e *W c bich jum 2Beibe!"
Todh, als er fo gefprodhen,
Ta roarb fein 9Jtuth beHommen,
©in frembeS 5lh nen h fl tte
3h n plöV'lidh überfontmen,
Tafr ihm ba§ ©lüd entfdhminbe,
TaS froh ih m foh^n entgegen,
3h m märe ntinber bange, [ocrlegen!
Unb moßteit hunbert gelben ihm ben ©cg
Unb finfter gab ©unhilbe
Tem Äüh^en ben ©efcheib:
„3h* benft mich iefct ju jmingen
3n meinem tiefen Ücib,
Todh hört: oom TobeStagc
©ei erft ein 3 a h r ocrfloffcn,
©eoor ein ÜKaitn eö mögt,
| ©idb mir ju bieten $um ©enoffen!
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88
„SBenn bann eS eu<§ gelingt,
Durd) 3® an 9 mich J u bewegen,
Drei fd&mere groben miß i<$
Dem 2Berber aufcrlegen,
Unb wenn er fie beftanb,
@o foß er mi<f) erwerben,
©onft aber faßt fein £aupt,
Dann foß er für fein 93agen fterben!
„Dod) baß idj uitmertlj fei,
Die Krone fclbft ju tragen,
DaS foß oon ^eute an
Kir Wiemanb wieber fagen!
■Kein Of)m unb ©ater bu,
Du ^aft fte mir gegeben,
5luS aßem ©innen bin icfy
6rmacfyt ju einem neuen Seben!
„Kit Kunfel fort unb SRabel
Unb aßem weibifdjen Danb,
hinweg mit Drauern unb Dräumcn,
3$ miß mit [tarier §anb
3efet greifen in beS SReidjeS
©efetyief, um eS ju leiten!
2Ber ift’S, ber mir eS mefjre?
Kit äBaffen muß er eS befreiten!"
Dann fc^ritt fte flotj unb trufcig
£inan $um Königsthrone,
Unb fjolte oom ©eftmfe
§erab bie Königsfrone,
Die fefcte fte auf'S £aupt
Unb langte oon ber 2Banb
DaS breite ©t^mert Ijerab
Unb fcfymang'S empor mit fiarfer §anb.
„'Der Dfyron, baS Sanb, bie Krone
©ittb je^t mein 6igentfyum!
DaS foßt 3$r fetyn, ic$ rneljre
^infort beS $Rei<$eS SRuIjm!
3n Krieg unb grieben miß idj
Den Kannen unb ©emeinben
DeS SanbcS ©egen bringen,
Doch lob unb Untergang ben gehtben!"
Unb als fte fo gef proben
Unb ftolj fyernieberfcfyaute,
Da fufjr eS über 9lße
©Bie grüfylingSfturm, eS traute
Der ©Biberfiattb, unb freubig,
©om 3ubcl fortgeriffen,
SRief König Körung: „£errfcfye!
3>t^ toißige ein, baS foßft bu miffen!
„$ur 3eit beS Kaien barfft bu
5llS gürftin §eerft$au galten,
Damit baS Sanb bir ^ulbigt,
DaS bu nun barfft oerwalten,
Doch gie^t ber £erbft in'S Sanb,
©BaS \6) gefagt, baS bleibe,
3$, £err oon günen, toiß bidj
3um anbernmal begehren bann $um ©Beibe!
Viertes Abenteuer.
DaS ift ein großes ©Bunber,
©Bie noc§ burd) afle ©auett
3(n jebem 3 a § r mit ©Bonne
Der grüfyling ift ju flauen.
6S altert nie bie greube,
Grwacbcn bie ©lurnen aß'
Unb fingen wieber bie ©ögel
$n §aiit unb Jpagctt mit l;eßcm ©cfyafl.
9tun war baS 6i3 oergattgen,
3erfdbmoljen ber tiefe ©djitee,
Die braufettben ©ädfje trugen
©iel ©Baffer Ijin jur ©ee,
63 warnt an ben Raunen
^neimtid) bie ©eilten erwart,
Die ©törcfye Ratten wieber
©id? heimwärts auf ben ©Beg gemalt.
O 9lbebar, bu Sangbein,
DaS fjätteft bu faum gebaut,
Daß bir bie Kittbcr wieber
6iit ©tänbe^eu hätten gebraut,
Daß fte mit frifetyen ©timtnen
Dir fangen ein froljeS Sieb,
Die gröfcfye aber fronen
©oß ©cfyrecfen bange in baS 9tieb.
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89
Die Sonne fcgien unb flammte
Jpernieber ^etg unb gell,
Die Sogbgörner tönten freubig,
©S fällte Jpunbcgebett,
Da fe^rte Äönig §orant
902it gogcn ©äffen jurücf
3u feiner ÄönigSbttrg,
@3 mar ein ©är erlegt burch gutes ©lücf.
Unb nach fo harter Arbeit
Sagen am Slbenb alle
Die mertgen ©äffe unb Scannen
Sn ber gogen £atte,
Da roarb ber ©är gebraten,
SBenigen mar baS leib,
©S ging fcgon an ber ©Janb
Singenagelt fein braunes Äleib.
Sieben Äönig Jporant
thronten mit frohem Sflutge
£etcl oon Jpegelingen
Unb ber Däne grute;
©S Ratten fid^ bie bret
©ar mancherlei ju fagen
©on oielcn Slbenteuern,
Die fie beftanben hotte« bei bem Sogen.
Unb als fie ermogen hotten,
9Bic es mar gefommen,
Dag fte bem fügnen ©äreit
Ratten baS Seben genommen
Unb fi(h mancherlei Sob
©efpenbet ob ihrer Dgaten,
Da trugen Änecgte herein
Den oiel guten ©ärenbraten.
Doch fottt Sh* baS nicht glauben,
Dag fie ihn oerjegrten,
Ohne bag fte oftmals
Die ©echer unb Drinfgörner leerten;
©ie hoben nur roenig gefproegen,
Doch hieben fie tapfer ein,
©iS oon bem braunen Sären
Stur übrig mar baS meige ©ebein.
Da gefchah es, bag fuh oom Sigc
Der blinbe §arfner erhob.
„Singe unS", rief Jpetel,
„6iner halben S un gfrou Sob!
©inff geigte mir betn Sieb
Die Docgter beS milben £agen,
2Bie froh baburch mürbe,
©Junberlange SJtären fönnf ich fogen!
„©Sie reich fte ijt an Dugenb,
9ln Slnmutg unb hoher Sitte,
©He ftart fte beS ipaufeS märtet
Sn ihrer grauen SJtitte,
©He fte @ut unb ©hre
©ermehrt mir fonber ©Janfen, —
Stäcgft £orant, bem fühnen gelben,
£tab* ich bir mein ©lücf ju banfen!
„©ie hot ftch nicht befonnen,
©ine Tochter $ur ©Seit ju bringen,
Die fuebt fte mit fremben Siebern
Oft in ben Schlaf ju fingen.
©Hrb ©ubrun grog unb fchön,
DaS miH ich ollen fagen,
Sch roerbe ben ©Jerbeboten
Sticht linber merben, als ber mißte £agen!
„Seht aber fottft bu SJtären
Singen uttb oerfünben,
Die £orant, meinem greunbe,
©in gleiches ©lücf begrünben!
Dir feien jroanjig Stinge
©on lauterm ©olb $u eigen,
©elingt eS beinern Siebe,
Sh«t eine feiner merthe ©raut $u jeigen!"
Dem blinben Sänger reichte
Sein Sohn bie £tarfe hin,
Da fuhr er burch bie Saiten,
Stacgbenflicg marb fein Sinn,
©iS burch bleichen 3«9 c
Seuchtete frohes Seben,
©iS er begann, jur #arfe
Seine ftarfe Stimme ju ergeben.
„SJontit fott ich bie SJtaib,
©on ber ich finge, Dergleichen?
Stiegt mit ber jarten Stofe,
Siocg ber Silie, ber bleicgen,
Stiegt mit bem meigen Scgman,
Der bie ©Jetten tgeilt,
Stocg mit bem fcglanfen Steg,
DaS fegeu ben milben 9Balb burcgeilt,
„Unb menn in jrjelm unb ©rünne
Sie goeg ju Stoffe ftgt,
©Jeitn gell igr breites Scgmcrt
Sn igrer Stecgten bligt,
Dann ift fte gleicg bem Sturmminb,
Der bie Dannen briegt.
Der bie ©Jolfen gerbeimegt,
Dag fleg fegeu oerbirgt baS Siegt.
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t?
?*■
„SBcnn unter ihren §änben
3ebocb bie £arfe Hingt,
©Beim fte mit fetter Stimme
©ewaltige Sieber fingt,
Dann leuchten ihre ©lugen,
Sie fc^eint nicht irbifcb mehr,
Saun ift'S, als fei fie gefomttteit
©luS ©BotanS litten $aUen b cr *
„Sticht ift fie Unb unb weich,
Stein, mie ein gutes Schwert
Scharf unb ^ell unb leud)teub
Unb unocrfefjrt.
Äeinent SJtanue wid fie
Steidjcn ihre Jpanb,
So t)errf(^t fie ftolj ju Storbftranb
üflädjtig über tyr reifes Sanb!"
„DaS fangeft bu nid)t oergebenS!"
So rief ber frohe grute,
„3cb b örtc fagen, eS mode
3 ln Sälbc bie £ocbgemutf)e
Jpeerfdjau galten ju Storbftranb
Unb fidb ^utbigen Taffen,
DaS ©lücf ift reif, £>err Jporant,
Du brauebft bartta<b nur mit ber £aitb
ju faffeu!"
Unruhig warb ba §oraitt,
Den ginger taufte er ein
311 beit gotbnen ©ofal
Unb fdjrieb mit rot^em ©ein
Stunen auf beit Dif<b,
©iS bie ©ewegung febwanb,
Dann fpradj er: „9Jtein fod |ie werben
Unb mein tyr fcbötteS, reid^eS Sanb!"
Der Äöttig Jpetel rief:
„SJtid) taffe nad) Storbftranb reiten,
Die ©raut bir ju erwerben,
$crr grute wirb mich begteiten!
©Bir wollen auf bie jjeerfebau
©US frembe ©äfte tommen,
A \<b hoffe, non unS wirb bie §erriu,
DaS £)cer unb Sanb für bid) genommen!
„SBticb müffen ©Bcib unb Äinb
So tauge nod) entbehren,
©iS wir bie ©raut hierher
©cleitet in großen (S^ren.
^pätte bie SJtaib einen ©ater
©Sie ben wilbeu £agen,
Sticht o^ne großes £eer
©Bürbcn wir uns ju ihr wagen.
,„3n früher SJtorgenbämtnerung
Soll bie gafyvt beginnen,
9)tit unfern Stoffen unb Steifigen
Steifen wir bann oon binnen.
Seht aber wollen wir legen
SlufS Säger ben müben Seib;
©Bir bürfeit bie $eit nidjt oerfcblafen.
Dir fotl fein Slitbrer rauben folcbeS ©Beib!"
grübniorgenS wieherten fchon
Unb fiampfteit bie guten Stoffe,
(SS bndteu Stritte im £ofe
Unb in bem Schlöffe.
£)err £>orant erhob (Ich ba
Unb ging hinab in bie £ade.
Dort ftaub ein warmer ^mbifj,
GS warteten bie gelben ade.
Städtern fie ftd) iiiebergefe^t.
Den SJtorgentrunf $u trinfen,
Sprach ber &önig §orant,
Unb ließ bie Stimme ftnfeit,
„DaS fodt ihr nicht oerfebweigen:
©Seift fie jurücf mein Sßerben,
So fod ber jhneg beginnen,
©Rancher ftarfe Stecfe müßte baran fterben!"
Unb als fie in ben Scbloßbof
©Baren hinauSgefommen,
©eftiegen bie ©oten bie ©ferbe.
Stebet hndte uerfdjwommen
ein bie weiten ©ebäube;
Da nahmen fte Slbfcbieb fchned
Unb bonnernb fprengten fte fort
Ueber bicSrücfe, oerfolgt oon ^mttbegebed.
„Stun ftttb fie babingefabren
3n beit Stebel hinaus!"
Sagte tföttig £orant
Unb fchritt jurücf in’S £>auS;
„ein buntpfeS ©Ihnen bebrängt mich,
Stifts ©uteS fann eS bebeuten,
Die ©Baffen wid ich muftern
Unb Heerbann f)eifd>en rittgS oon meinen
Seuten!"
88 -
■ö
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91
g ft n f t c §
3n ©unhilbeS Kammer
Sranntc mit milbem Schein
©ine Simpel, bie an Schnüren
herabhing; auS ©eftein
2Bar ftc fünftlich gefunkten,
gern au§ ^tälien h cr
hätte fic einft $err 3rolt
hergebracht über baS weite ffltcer.
©unhilb erfchloß ba§ genfter,
Um hinab $u fehen,
®er SRorgenwinb begann
grifch herein ju wehen
Unb über baS frohe ©eftcht
Äalt herüber $u fahren
Unb frei fein Spiel $u treiben
SJtit ben golbbraunen, flatternben
häaren.
Sin bem hintmelSfaumc
Uebcr ben bannen fd>on
©rhob ftd) grau bie ®ämmrung,
©S rief ber ftarfe “Jon
®cr h ccr ^rner alle Scannen
heroor auS ben lichten 3 e lten.
®en hnnbeti war baS leib,
®ie Stimmen erhoben fie unb bellten.
Sluch oon ben Dörfern tarnen
®ie £eute fchon gegangen,
®aS feltne Spiel $u fehen,
trugen fie Verlangen;
®amit fic nicht hunger litten
Sin bem langen jage,
Äörbe unb große Ärüge
Srachten fie $u feftlichem ©elage.
Salb hatten fidh bie üßattnen
Sor ben 3eltcn gefegt,
SJtit warmem, gutem grühtrunfe
SBurben fie gelebt,
Unb in bem Offen ftieg
ffiic bunfle geuergluth
®aS SOlorgenroth empor
Unb färbte ringS baS Sanb wie Slut.
Unb a(3 fte baS genfter gef^loffen,
hat ft<h ©unhilb bewehrt
2Rit golbbefchlagcnem h c l m
Unb ihrem Äönig$f<hwcrt;
Sl b c it t e u e r.
Ucber baS ^ßurpurgemanb,
SJtit ©olb geftieft unb Steinen,
Sefeftigte fie bie Srünne,
Sticht ärmlich wollte fie erfreuten.
Stun fc^ritt fie über bie £rcppc
hernieber in bie hätte;
SJtit lautem ^ubelrufc
Segrüßtcn fic ba äße,
3hr Chm, h cnr 2ßate jeboch
Schloß fie an feine Sruft
Unb fußte ben rothen 3Jtunb.
®er anbern mancher thätc baS mit Suft.
®a war herr Porung oon günen,
®er wollte nicht fehlen heute,
@r hätte mit ftch gebracht
®ic beften feiner Seute,
Sluch ber junge h cr wig,
Äönig ber Seelanbe,
SBar ju bem gefte gefommen,
®aS war ber Königin feine Schanbe.
Sie reichte frohen Sinnes
®en ©äften erft bie h an ^
®ann ^ing fie eilig h c l m
Unb Schlachtfchwert an bie SBanb,
®och ehe noch auf ben Sifcen
SlUe gelagert waren,
©rfchoß beS Stürmers Slafett.
6r rief: „3n)ei Könige fommen heran*
gefahren!"
Unb als ftc barnach fahen,
Bitten auf ftotjen Stoffen
hetcl unb grute herein
Sftit jmattjig werthen ©enoffen.
SllS bie nun im h°fe
Son ben ^ferben fprangen,
Son ©unhilb unb SBate
SBurben ftc mit großen ©hren empfangen.
3m häufe innen brängte
Sieb große SJtcnfchenmengc,
©S war bie weite hätte
gür alle oiel $u enge.
@S ging nun an ein ©rüßen
Unb hiuunbwibcrfragen,
®o<h ihre Sotfchaft wollten
Später erft bie ©äfte fagen.
-S!
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92
„Stun fagc", fprad) ©unljilbe,
2113 fic beim grül)trunf mären,
3 u Äönig £)etel, „ob ftcfy
Tein ©Beib in ben brei 3( a ^ ren
Stid)t ttacfy ©arjant gefeint,
Ter 33urg im ^renlanbe?
(53 flog oiel ©lut um fte
| 3 u ©ßülpett auf bem meigen ©anbei"
Ta lad)te ber ^egelinge,
„Sie leibet bei mir niefit Rotfj!
©ßenn einer fte unfanft anfälje,
Tem brächte baS ben Tob.
Ta l)at fte ben grimmen $agen
@emat^ entbehren lernen;
2lu3 SRatelan, meinem Schlöffe,
SBürbe jctbfiJporant fte ferner entfernen!"
©alb mar bie ©onne ermaßt,
Tie fanbte golbenen ©<$ein
Turd) bie ©ogenfenfter
t 3 n bie £mlle ^incin;
| Ta ftanben fte auf oon ben ©ifcen
j Unb griffen 511 ©djilben unb ©peeren,
| 2113 galt c3, oon ben dauern
©tarfe geinbe abjumeljren.
Unb a(3 fte bie Treppe fjinab
3 um Sd?logf)of maren gegangen,
©tauben in langen Steifen
| Tie Stoffe, mit 3^ errn ^ bedangen.
Jperr ©Bäte f>alf feiner Stifte
hilfsbereit in ben ©ügel,
SRit ftlbertten ©udfeln roarett
■ Steid) beklagen 3° l iw unb 3^9^-
■ ©on rotljem ©arnmet mar
Ter Ijolje ©attel umgeben,
©0 jierlid) fdjritt ba3 Stog,
@3 fcfyiett baljin $u fdjmeben,
(53 füllte !autn bie £aft
Ter föniglidjctt grau,
©om üanbe ber SRogren fam e3
Unb mar mie eine SRauS fo grau.
Umgeben oon fünf Königen
Stitt ^>ilbe auf ben ©lan,
Tie bannen alle folgten.
Äaum fal; ba3 £eer fte nafjn,
©c^rocr ift e3 ju glauben,
©Bie laut fte ^u rufen begannen,
£eerf)örner unb ©aufen bröfjttten,
63 fd^rie ba3 ©olf, ba3 fid) gelagert an
ben Tannen.
3n eines #ügetS SRitte
©Bar aus ©teilten errietet
©in fyoljer 2 lltar, barauf
©Bar oiel £ol$ gefäid&tet,
TaS ftanb in litten glammen,
§eU praffelten bie ®lutf)en
Unb jüngelten jum §immel;
Opfertljiere mugten bort oerbluten.
TeS SanbeS ©rieftec alle
3 n lilienmeigen ©croanbcn
©angen baS Opferlieb,
3 >nbeg fte ben 2 lltar umftanben,
Tocfy marb eS faunt gehört
©or bem lauten Stufen;
Ta flieg ber l)öd)fte ©riefter
^pernieber oon beS SlltarS breiten ©tufen.
(5r fyob, iitbeg er fpraef),
Tie §änbe auf $um ©egen:
„Ticfy fod ber ©ötter ©unft
Seiten auf allen ©Begen!
§ell mie ber blaue
@0 murbeft bu, §o<$ unb rein,
@0 foUft bu bleiben: leudfytenb
Unb lauter mie ber ©onnenfd&ein!
Unb ob einft trübe ©Bollen
lieber ben §immet mef>n,
Sot* bem Jpaucfy beS ©JinbeS
©Serben fte oergefjtt!
Ueber bir roirb matten
2Woater in fjoljer SRilbe;
Tie Steinen bürfen ifjm naf)n,
©0 fei aud) bu fein liebes Äinb, ©um
fyilbe!"
2 Wc Ratten bie ©Borte
2 lngel)ört mit ©djmeigen,
©iel ftoljc §öupter begannen
2 lnbädE)tig ftd) ju neigen,
Ter ©riefter aber fcf)ritt
3 um Ijoljen 2 lltar mieber.
Ueber 2ltle fam eS
©Bie ein froher ©egen ^ernieber.
Ta bliefte ©un^ilb hinauf
3 um goljen Rimmelsjelt:
„Tir, 2lttoater, roiü id) bienen,
Tu Ijöc^fter §err ber ©Belt!"
Tann manbte fte ftd) um
Unb flaute über baS Tljal.
TaS mar iljr ©olf! — fie gätte
©eglaubt nicfyt, bag fo mächtig feine 3 öfyl!
&
m
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93
©ie 509 tyr Breitet ©cbwert,
9ltle bamit ju grüßen
Unb febroang e$ burc3^ bic 8 uft.
Unten, ihr $u güfcen,
9lllc bie ftarten Ärieger
©chwangen ©peere unb Scbilbe.
„911$ Königin foUft bu un$ leiten,
3Bir febwören Ireue bir, ©nnhilbc!"
£err ffiate ritt ^equ,
3 l^r über ben £elm ju ftreifen
®a$ ©r&tfjeil ihrer ^^nen,
®en golbnen Äroneitreifen.
2 Bcr immer ben getragen,
®en ehrte man al$ £errn,
©in fetter ©belftein
©traute baran rote ein ©tern.
Unb als ber laute
®c$ Golfes fich gelegt,
®a famen $u ifyr bie ©reife
®e$ £anbe$ tiefbewegt;
911$ bie nagten, fprang fic
©ilig oon bem ^>ferbe,
©turnen unb £eppi<be maren
9lu$gebreitet über bie ©rbe.
3 m SWameti ihrer ©emeinben
hegten bie eilten hin
@ra$ unb ©rein unb ©rbe
©or ber Königin,
©lumen aud) gab jeber
3 n ihre rechte #anb,
®em £eimatboben entfproffen,
©0 roarb ihr übergeben alles £anb.
Sfc^t formte ba$ £>eer herbei
9Rü lautem Ärieg$gefang,
®er wie be$ ©turnteS £ofen
Uebcr ben ©lan erflang.
9lcbttaufenb tapferer Scannen
©drangen ©<bilbc unb SSaffen;
3 ögen fte fe^t jur ©cblacbt, [febaffen.
®cm ftärfjten geinbe machten fte ju
JBalram, ber ffiogt oon Srebfiabt,
gübrtc fic alle an.
®er Farben trug er fo oiele,
®ajj man nicht fagen fann,
5Bie einfl fein ©eftebt geroefen.
©$ mar fo toeifj roie ©cbnec
©ein langer ©art unb fein §aar, | ©ec.
®ie 9lugen grün unb h*ß wie bi< weite
Unb feine ©timme tönte |
2 Sie be$ £>eerhorn$ Älaitg,
©$ gitterte ber 93oben,
911$ er 00 m ©ferbe fprang.
£art mar unb treu fein ©emüth,
®ie fjeinbe fannten ihn gut,
©$ mar burd) ihn oergoffen
Schon manches ftarfen gelben ©lut.
„28alrant, bicb h c ^' i<h willfontmen!"
9tief ihm bie fiönigin ju,
„So oiel meinem ©ater auch bienten,
deiner mar treuer al$ bu!
9luf jeber feiner galten
Stanbefi bu ihm jur Seite,
ffienn ich «nft Kämpfen müpte,
9ticht gern entbehrte ich ©eleite!"
£er ©alram trat h^rju
Unb fämpfte ben Schmeq h^ na ^-
„tyn, bem ich 2 reue febwur,
Irug man in’$ Äönig$grab.
©her war’ ich fleporben
3 ehntaufenbfachen lob,
Seoor ich ih m i«ue
©ebroeben hätte in ber 9toth!
„@ram bin ich fielen ©orten,
®ocb roeniger braucht e$ nur,
®ir fchmör’ ich ben gleichen ©ib,
®en id) beinern ©ater febwur!"
Sie gruben mit ben Schwertern
©ine ©rube in ben Sanb,
So tief fte nur oermoebten, [£>anb.
®ann fchnitt fich 9Balram in bie rcd;tc
Unb al$ fein rothe$ ©lut
9ßar ^ineingeftoffen,
folgten biefem ©eifpiel
9UIe feine ©enoffen,
®amt trat £err 9Bate h«^ u
2 ttit Äönig §etel unb jyrutc,
9Jtorung unb Herwig auch, [©lute.
®ie fchmuren greunbfehaft aff mit ihrem
®ann fam bie fiönigin felbft
Unb ftach fich ^ cn 2l rm ^
®a fprang ein Ouell oon ©lut
§cü h^oor unb roarm,
©ie h^tte e$ nicht gefpart,
SReidjlich begann e$ ju pichen;
©obann mit ihren Schwertern
©egannen pc bic ©rube jitjufchliepen.
-a
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94
63 war inbeg bic Sonne
§och emporgefiiegcn
Unb festen mit feiger ©luth,
®a liegen bic aStannen liegen
®ic Arbeit auf bem $lan
Unb lagerten ftch im Statten
©er hohen, buitftcn Sannen
Unb auf be3 2Balbc3 Sßiefenmatten.
Sluch mar ©un^ilb §um Sßalbe
aStit ihren ©äffen geritten,
©ort ftanben lange £afeln,
©cd)3 throne in ber Bitten.
93on allen ©eiten erfüll
©efang unb frof>e3 Sachen,
®ie $ugenb tankte Steigen,
jhtrjrocil mußten fte fiefy mel $u machen.
£err SJtorung non günen hatte
$or ft<h mand) gute3 @eri<ht
Unb ben allercbelftcn ©ein,
®od) ag unb tranf er nicht,
Sßenn nicht bie Stockham ihn
©eroaltfam baju trieben.
6 r fag unb fann unb fcfynrieg,
63 marb ihm roilbe3 2Bch oom Sieben.
Sting3 flammten tyü bie geuer,
Saufenb ober mehr,
©ebraten marb unb gefotten
©em 33olfe unb bem §eer,
deinem hat e3 gefehlt,
©o uiel auch @äfte roaren,
63 mar ein folche3 geft
©efeiert nicht feit melett 3ah l ‘ cn .
93i3 ber 33oUmonb ftrahltc
©urch bie laue Stacht,
§at an be3 3ubel3 6nbc
^eine Seele gebacht,
Stun fuchten bie oiel SJtüben
Slllmählich Staft unb Stuh,
®a ritt auch mit ©äften unb SJtannen
©unhilbe roieberum bem Schlöffe $u.
(gortfefcung folgt.)
Pie cSuft ©ar roth • • • •
Oh/ bitterfalt mar bie SBinternacht, unb bie Suft... ja bie Suft mar roth...
®a h a t’3 mich gepadft, unb lei3 ftattb ich auf, — e3 mar nur, roeil bie Suft fo
roth • * •
3a, fo blutigroth ba3 roilbe ©eroölf, ba3 finfter bur<h’3 genfter man fah,
"3 mar mohl fein £>imntet, bie £ölle roar'3, roa3 ich büfter über mir glühen fal}.
,3a, bitterfalt mar bie SBiuternacht, unb ich h^te braugen bie Süfte fchrei’tt,
Unb fie roürgten bie Suft unb fliegen bie Stacht blutrünftig gegen SBaitb unb
Stein, — —
3<h aber, ich hm’te im h^uleitben 2Binb, — oh e3 flaitg fo milb unb fo meh an
mein Ohr — —
2lu3 bem ©turnt, au3 ber liefe, au3 tiefer Stacht brang fammernb ein Stöhnen
lei3 an mein Of)r! ,
®a3 3nngftc (lohnte leife im Schlaf, mie ein tuelfer 3meig mar fein §änbchen fo
bürr,
Unb ich fah bie brei, oou junger fo fchmal, mie roelfc Steifer fo braun unb fo
bürr,...
aSteine Äinbcr, bie brei, fo franf unb fo fc^mach ... unb braugen ber ©türm unb
bie gluthrothc Stadst,
©ie un3 alle, bie Sinnen unb ©^machen, oerfchlingt, fte hat e3 in ©chulb, bie
gluthrothc Stacht.
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R-$8
Um 3Jtittemad)t roar’S unb leis ftonb ich auf, — unb im Äopfe brinnen nur
roar'S mir fo ferner,
Unb ich Brannte ein trübes Rampenlicht an unb leuchtete ftiH in ber Äamrner
um^er,
Unb gleich auch glitt im matten Rieht an ber Söanb ruhloS ein ©chattenbilb,
Unb roaS ich fann, unb roaS i<h gebacht, mir raunte eS $u bieS ©chattenbilb.. .
Unb eS irrte umher unb ftöhnte leis unb fchüttelte roilb baS bunfele #aupt,
Unb eS preßte gegen bie falte 3Ranb, an ben feuchten ©tein baS franfe §aupt,
Unb eS leuchtete in ber Kammer umher, unb rings nur gefcen ... unb fonft nichts
mehr,
Unb eS irrte ber Rampe fahler ©d)ein rings über gefcen unb fonft nichts mehr.
2)a paefte mich’S an unb ich ftorrtc grabauS ... oor ben 2lugen roarb’S mir fo
blutigroth ...
3m Söinfel baS ©eil, baS glühenbe ©eil... roie ift eS oon geucr unb ©lut fo
rothl
3<h ftarrte grabauS in bie roilbe Stacht, — in SDUttcrnachtSfturm unb rothmolfige
Ruft-
Unb über mein Jpaupt unb in mein ©ehirn fiel geuergeroölf auS brennenber Ruft...
Unb über fie trat ich unb beugte mich tief, — fie lagen fo eng, ©efuht an ©eficht,
©on traurigem groft jufammengebrängt, — fo grau roie 2lf<he baS roelfe
©eftcht, — —
3to<h einmal fiel ich on ih re ©eit 1 unb pvefete roilb ihren blaffen äJtunb,
Unb preßte mein £aupt in baS feuchte ©troh... unb preßte roilb ihren blaffen
ÜKunb...
Unb fah grabauS in bie Mitternacht... unb fah burch bie Ruft fhimm fommen
ben lob ...
Unb ich fjörte ©eil, unb eS fnirfdjte bumpf, unb über bie §änbe rann eS mir
roth . ..
Unb „Mutter!" nur ftöhnte baS ©ine noch unb ftarrte mich an... unb fonft
nichts mehr,
Unb baS 2tnbre fuhr auf unb ftarrte mich an. .. unb röchelte bumpf unb fonft
nichts mehr.
Oh> wie ftiH, oh roie ftumm, oh roic roth roar bie SNacht! Matt glänjte baS trübe
Rampenlicht,
Matt fiel auf ihr fahlgrau ©eficht ber gelbe ©<hcin oom Rampenlicht...
©tili nahm ich f lc ou t ' n meinen ©cbooß unb preßte fie ftumm an meine ©ruft,
Unb roufch mit meinen Jh™ ncn b°3 ©tut aus ihrem £>aar, oon ©tim unb oon
©ruft.
®aS ©lut, eS riefelt roth unb rinnt ^ a( ht burch bis ber Morgen fommt,
Unb ich umfehe ih ren blutigen Reib bie 9ta<ht burch bis ber Morgen fommt,...
Joch ber Jag fommt nicht, nur ber Dtachtroinb fd^reit!... unb braußen fteht
ftnjtcr gluthrothe 9tacht,...
Oh 'h r ©lut ftu*i* lieber unb reißt mich h* nroc 9 • • • ©t* h a * * n ©c^ulb, bie
gluthrothe 9tad)t!
_ Jnfht* ß*rt.
k -*
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96
Am 'pafbfee
t)u fHÜfer See im 2BalbeSbunfel,
2 Bie friebenat^nienb bciue gluth
Umhegt oon evnfter tanncn £mt,
Umfpielt oon golbnem Sichtgefunfel
$n traumoerlornem Schweigen ruht.
$u ftitter See, o lag mich raften
3 n beiner hehren ©infamfeit;
©orüberraufchen lag bie $tit
9Rit ihrem treiben, ihrem Mafien,
2 RU ©rbenweh unb SDteufchenleib.
$n beinern 9lug\ bem bunflen, feuchten,
Sag fcbauu mich ein geliebtes ©ilb,
©in 5lugcnpaar fo lieb unb milb,
teg unergriinblicf) liefet Seuchen
Stad) ©lücf mein Seinen einft gefüllt.
3)u ftiHer See, o gieb ben grieben,
ten jener 2tugen feiger ©lief
SJtir nun geraubt, gieb ihn jurücf,
t)enn nimmer finb 1 i 6) il)n ^iniebeti,
©ermegt, oerflungen ift baS ©lücf.
©, lag mich all mein Seib oerfenfen,
t)u fliüer See, in beine gluth,
Söfd) aus beS ^erjeuS wilbe ©lutf)
Unb all mein gü^len, all mein tenfen.
Sag fchlafen mid) in beiner £mt. —
Jlnna ^olgf.
Auf 5 cm
$ic Stüber fragen, ber Stachen flögt
Söic lautlos ^inauS in ben See,
®ocfy jählings aus meinem §erjen löft
©ich namenlofeS 3Beh*.
SJtir ift'S, als fc^ruebte mein Staren
3n fchwinbelnbcr Jpöh 1 burch bie Suft,
SllS harrten auf meinen Stieberfturj
tief unten ©flucht unb ßluft.
S)er ©ec, ein fpiegelglatter Smaragb,
Siegt enbloS, regungslos;
Still rufjt auf ber fonnigen gleiche Fracht
t)er Staub oon ©lütfjen unb SJtooS;
Äein 3*ttern, fein äöeUenberoegen,
Untiefen in lichtem Äriftall;
®rauS ftarren ÄUppcn unb Schroffen
herauf,
Umwogt oom gluthenfchwall.
jtöniflsfee.
SJtich überftrömt’S, als mügte mit §aft
Urplötzlich öffnen fich
®er grünfriftaUcnc 3 nu & cr Pöfoft
©erfchlingenb Aachen unb mich;
SllS glitt in ber tobtenftillen
©raunoollen ©iufamfeit
SJtein Aachen über ein Scichcnfclb,
Sfteertief unb erbenbreit.
Soch fleh, ba thürmen im Sllpenfchncc
Sich bunfele SJtaffen auf!
Stun paeft eS ben Schiffer wie gurcht
unb 3Beh,
©r ftarrt nach ^ cr ©olfen Sauf.
3 ch greife nun felbft jutn Stüber,
Unb brüben oon ©ucht $u ©ucht,
SSo felShinan ft(h ber SBalb erhebt,
©eht h^ftbeflügelt bie gluckt.
Dumpf rollt ber Donner über uuS her
Unb prallt an bie gelfenroanb;
Slufbrauft ber ©ec wie baS fehäumenbe SJteer,
SCBilb fügt er bcS Stoßens Stanb.
3 $ aber — ich fabe lieber
Unb fchaue bem Sturme $u,
t)enn lieber bebroht oon Scben umringt,
SllS leben in ÄirchhofSruh*.
garf yrefer.
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97
I»-S
@ a n 3 o n e.
3ur 9leige ge^t ber grühlingSnacbmittag:
3 m ©arten blü^n unb türPföer fJHcbcr,
©on ©autneSroipfeln tönt ber 9lntfel ©d)lag,
©ie flötet laut unb lauter i^re Sieber
®er ©onne nach .... ©d>on finft bie ®ämmrung nieber.
(Ss befjnen ftcb bie ©lieber,
(Sntfeffelt ettblid) oon beS ®ageS DKü^c.
®cnn ^erb ermübenb ifl beS Sen$eS Suft,
®erau|d^enb roirft beS neuen SBerbettS ®uft,
Unb unfrei ©djaffenS Äräfte euben frü^e.
©o rul) 1 id) auS auf einfamer ^erraffe,
Unb uor mir fteigt ber 5 )tonb herauf, ber blaffe.
Unb rote fein ©trafjl je^t bur$ bie 3n>eige fällt,
©ntfpinnt fi<$ ein geheintnifjoolleS ©Beben:
2ttit 3flubcrfingern roanbclt er bie $öelt.
©BaS ©Birflicbfeit juoor erfc^icn unb Seben,
3u ©Ratten unb ju ©fernen roiH’S oerfchroeben.
®od) auS bem Strom ergeben
©ich ©pufgcflalten, phantaftc' geboren,
3 m feuchten SNebcl roallen fiic $u £auf\
®a roacht auf’S üfteu* in meinem §erjen auf
®ic alte ©efm|ud)t, niemals ganj oerloren,
®er ©Bunfch ooH 3 u>cifel unb ootl ©rauen:
®er ®ingc roaljreS Slngcftcht ju fd^auert.
3 ntar fdjafft beS Sebent %xx\al nicht mehr
®ie arge ©ein, bie ich bereinft empfunben.
©efänftigt ifl bie martembc Sege^r,
9lntroort auf alle fragen $u erfunben.
SJtit ©lutnen ifl bie alte ©pf)in£ umrounben.
Seit lacht in f)olbcn ©tunben
®aS grofjc Sftäthfcl frcunblicb mir entgegen
2luS meinet ©BeibeS, meiner ßinber ©lief.
Sergönnt l)at mir ein gütiges ©efe^ief,
3n frieblic^ 5 froher Arbeit mich §u regen,
Unb roenn beS £ageS ©ürbc niebergleitet,
3fl mir jur SRaft ein traulich $eim bereitet.
Unb boefy, bie alte grage lebt unb roacht.
©ie birgt fiefy hinter ja^llofcn ©erfteefen,
©ie roe^t ^eran im £>auch ber üJlonbennacbt,
©ie fommt, mid) jäh mit längfl entwöhntem ©e^reefeu
3tn ©c^lafc auS bem ®raum beS ©lüefs ju roeefen.
®ann ohne ©tab unb ©teefen
©teh ich oerroirrt an eines SlbgrunbS 9tanbe —
©BaS ift beS SebenS ©inn, beS ©Beltlaufs 3^?
®ieS bunte 2!lt, ifl eS ein ©aufelfpicl,
®em ®rugbilb gleich in heifjent ©Büflenlanbe?
©Bie? Ober fattn (Srfcheimmg uns ben wahren,
®ett lebten Äern beS SebenS offenbaren?
IS-£
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98
St-R
©ic Fann c§ nidjt, — bcnn unfre Sinne flnb
galfcbjeugen nur, unmiffenb unb beftoc$cn.
®a§ 5tuge ift oor unfern ©ünfcfyen blinb,
®a3 Ol)r betäubt oon unfrei §er$en3 Soeben!
©er Ijat be§ eignen ©cfen§ Sann burcfybrodjen ?
©a§ frember Sttunb gef proben,
©ir Ijören'S faum, ift’S nid)t au<$ unfre Meinung, —
©n leerer ©cfyad, ber nirgenbS roieber^aHt.
©mpfinbung nur, bie un3 ba3 £erj burebroadt,
£aud)t Seben ein ber roecbfelnben ©Meinung.
©a3 mit ber ©af)rl)cit £raft un3 fotl erfüllen,
S)a3 muf$ bie eigne, ©eele un$ entlüden.
©n ©cifteSblifc, ein mächtiges ©efüljl,
®ie in gemeinter ©tunbe un§ burcfybringen,
©inb roirFlicfyer, al3 roie ba3 ©cltgeroüljl,
®er milbc ©trubel non Ottidionen ®ingcn,
5)ie um un3 fjet* fidj jagen unb bedingen.
®cr ©a§n felbft, beffen ©Gelingen
®a3 §er$ fo oft mic 9lug’ unb Ofyr erlegen,
®er btoge ©aljn l)at roaljre ©djöpferFraft:
®enn ben ©ebilben, bie fein Stuf errafft,
2 Bci§ er ben ©djein beö Scben§ aufjuprägen,
, leibhaftiger a(3 taufenb ©irFlid^Fciten,
3)ie fd^attcngleid) an un3 oorübergleiten.
©o bliebe benn bie3 elenb Fleine 3tf>
®a3 einzige, armfelige ©eroiffe?
Ol)nmäd)tig, einfam, eroig nur für fid), —
Unb ring'3umF)er nacfytbunfle ginfternijfe,
©n Soleier, ben Fein 2id)tftral)l je jerriffe?
©equält oorn ©cfjlangenbiffe
®er ©djulb feit unfreit frühen £agen,
3 rr’ an fic§ felbft, ein $iel für unfern ©pott,
3 a, mär' bie3 3<§ bie ©eit unb audj iljr ©ott,
Unmöglich roär'3, bc3 2eben3 £aft $u tragen!
3 a bann, — bann mar' e3 beffer, ofyne ©eiten
2lu3 biefem ©ein in'3 Sfticfjtfein ju enteilen! — — —
S)er 9tebel meiert, — ju meinen Raupten reifyt
©i$ ©tern an ©tern, — e3 ftra|lt ber §immet§bogen
9113 Offenbarung ber Unenblidjfeit.
®a glätten fid) be3 @cifte3 roilbe ©ogen,
©n füger £roft Fommt mir in'3 §erj gezogen:
©o oft bie ©inne trogen,
©ir füljlen'3 tief, — mir ftnb nicfyt ganj oerlaffen, —
Unb biefe3 2eben3 trüben 3)ämmerfdjein
@rf)eQt ber ©laubc an ein ljöl)re3 ©ein.
©ir Fönncn’3 nic^t erFennen, nicht erfaffen —
3)oc§ fidjrcr geljt ©efüfyl, ba3 un3 beflügelt,
9113 ade ©eiöfjeit, bie 95crftanb erFlügclt.
_ Jlfexis JUr.
U ___-__*
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S i i o n.
34 ftrcBtc gar f>ei§ feit ber 3 u 9 *nb 3cit
9Jad) göttlicber SiebeSfeligfeit,
34 flehte: „0 ©öttin, rodele mi 4 locft,
O neige bid) mir, bafe mein §er$ froljlocft!"
®o 4 im 2 Binbe oerroefyn
§örf i 4 mein glef>n:
SBolfen unb feine ^uno!
34 f« 4 te brünftig in ffialb unb glur,
®o4 äffte mi4 ftets ber ©rjefyntcn Spur;
©S f4meifte mein 3luge $ur ^tmmltföen 3lu,
06 bort eS entbeefte bie göttliche grau,
S 04 neblige © 4 ' 4 t
Ser^üKte baS £id>t:
Söolfen unb Feine 3wno!
©inft flieg fie fyernieber itt’S ©rbentfjal
üttit ben Siiienarnten, beS 3 CU ^ ©ema$l.
Sie nol;te erhabenem 0pferfeft,
®a rooüt 1 i4 fie galten unb preffeu feft;
®o4 mit grimmigem £)ofyn
5Bar raf4 fie entfloljn:
Söolfen unb feine 3uno!
Unb Se^nfu4t fpannt mi4 im 0rcuS fogar
Sluf’S Stab ber s Jftarter für immerbar,
34 Greife am Sti)f oljne 9tu^ unb Maft
Unb meife. bafe mein 3lrm baS ©rfeljntc faßt,
Scuu beS 0rcuS ®unft
S4eu4t Siebe unb ©unft:
3öolfen unb feine 3 uno -
üt*ext mftx.
Pem unßeftannten §ott.
2tuS beineS £er$eitS liefen fteigt empor
©in li4tumflo|fner, ftrafylenber 9lltar.
$ort maltet eine ^eiPge ^riefterf4aar
Unb licbli4 tont if)r f4öner 95Jei^e4or.
®u freueft bi4 ber reinen Sptnpljonie,
Die rounberbar in beiner Srufl erflingt,
2Benn fel'ge Sßomtc bein ©emütl) bur4bringt
Unb in bir roebt ureigne Harmonie.
®aS alles, roaS bir lieb unb Ijeilig ift,
Segft bu al§ 0pfer Ijin auf ben 3Utar,
SBaS bu erprobet fjaft als ed^t unb roatyr
Unb maS man nur na4 cro'geit üKafcen mifct.
&
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100
IR--$3
3Ba§ bi<h bezaubert einft in bcr IRatur,
2Ba3 grcunbfchaft bir unb Siebe jugebacht,
3Ba§ au§ bem ©eltoerfehr bu hergebracht, —
®a3 ©blc meihft bu bem Elitäre nur.
Unb roenn ba§ geuer bich ber Qual Derart,
©enn bu hier roanbeln mugt im ftnfiern Ih a ^
®ann bringt burch bein ©emüth ein heder Strahl
®e§ reinen Sichte non jenem heiligen £>erb.
®u rühmft, e3 fei bein §er$ ein ©ötterfaal,
©in Pantheon, barin man Meä fchaut,
©a§ biefe ©eit befeligt unb erbaut —
©in £empcl fei’3, burchflammt oon heil'gern Strahl.
®och bienft bu jenem ©otte unberougt,
®er über Sternen hoch int £immef thront,
‘Doch fegnertb auch in Stenfchenherjen roohnt;
9tur er allein ift beineS §er$en§ Suft.
Unb ben 5lltar auf beineS £er$en§ ©runb
£aft bu erbaut: „bem unbefannten ©ott".
®ie ^nfchrift, bie er trögt, mach nicht ju Spott
Unb fd)liege freubig h^ut mit ihm ben Sunb.
©rfenne ihn, bem bu geopfert h<*fr
Seoor bu beinen ©ott ihn noch genannt.
©ieb ihm bein £er$, bu bift ja ©ott oerroanbt,
®ann h«fl bu beineö SebenS 3roecf erfaßt.
_ f wif 3*tstt.
g&xücfce.
©ie ber §immel loht in glammcnpra<ht!
Slenbenb fpannt ber rothe Sonnenbad
Seine Srücfc ob be§ ffiafferS Schroad
Si3 ju mir herüber, glanjentfacht.
Sin auch Ich gezeichnet unb ejemeiht,
®ag ich toanbeln fod auf lichter Sahn,
®ie jur Sonne fühn mich führt hinan,
§och ob biefem 2)teer oon ©rbenlcib?
3a, ich nrid’3— menn ade§ ©lücf zerbrach.
Schreit' ich aufwärts, ©roigfeitgegrügt;
®orthin, roo ber Sftuhm bie Stirn unS fügt,
Stuf bem golbnen Steg — ber Sonne nach!
jemine non ^reu(<$en.
b-&
$o(bne
Sor mir flimmert in Unenblichfeit
Unb in tiefem, molcttem Stau
2eiS bie Sec, bie oon ber gelfenfcfjau
Sich bem SHcf eröffnet grog unb rocit.
©ie bie Sehnfucht zittert'3 auf ber gluth,
©mig raftloS mögt fte uferroärtS,
Sergenb längft oerfunfner gelfen @rj
Unter tyreS roeiten 3ttantel3 £ut.
Stuf ber ©raSbanf, blumenüberblüht,
Jpingelagert, fenft ftch fchminbelnb mir
Unter'm guge faft ber Slbgrunb hier
Unb bie Sonne tief unb tiefer glüht.
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31 m %f) ein.
Siun fei bic Sorge oergeffen,
Sief oerfenlt in ben Sthcin!
Statt mit bunflen ©ppreffen
Äränj’ ich bie ©tirne mit SBein.
Äomrn in bie Sommernacht, Serge!
SüCT mir ben grünen Sofal!
SJionblicht mebt um bie Serge,
©länjt auf ben SBellen im S^at.
Unb bie blü^enben Stehen
©penbcn un3 lieblichen ®uft.
©iehft bu e§ mögen unb fchmeben
Ueber ber bämmcrnben filuft!
5)rüben ba3 alte ©ernäuer
®ehnt fidj unb hebt ftch empor;
Unb e9 ragen in neuer
©c^ön^cit Rinnen unb £f) or -
©tolje Stittcrgeflalteu
©itjen am Sifc^e oon ©tein.
Um ben fiaifer, ben alten,
©eine ©enoffen ftd) rei^n.
Siehe! Siun hebt er ben Se<her,
SJinft mit grü|enbem £aupt.
Unb e§ trinfen bie $echer,
SiingS oon Sieben umlaubt.
Slber fie flüfiern unb blicfen
©rnfl unb ftnfter ft<h an.
SBo^l oon alten ©efchiden
©iner bie Siebe begann — —
3Ber fann flauen mit falter
©eele fol<h herrliches ®itb!
Sülle ben Secher mir, Filter!
gelben, mein ©rujj euch gilt!
Sßeun baS S euer *>er Iraube
SJiir ben Sufen erhellt,
Süht ich auS irbifchem ©taube
Euerem ÄreiS mich gefeilt. —
herrlich leuchtet ber $hnen
3eit, hoch bie ©ohne beS Seut
SSanbeln in fteigenben Sahnen
©o toie barnalS auch heut.
Unfere glüdlichen Sage
Sahen manch glänjenbe Sh fl t*
gelben, roie jene ber ©age,
©^ritten auf unferem ißfab.
Unb im ©Ratten ber Staate,
3Bie uns jene gethan,
SBerben bem ©nfelgefchlechte
©ie einft grüßenb fi<h nahn.
_ JL SSeflTeff.
^Koiflenflanfl.
®ie Sögel fingen lieblich,
©3 minft ber SJiorgen hell,
9Jii<h treibt eS in ber Srüf)e
JpinauS jum Waren Oued.
3öie murmelt er fo leife!
3Bie fäufelnb mögt bie Slu.
Sch roill ein ßränjlein binben
Son Slumen roth unb blau. —
®och mie ich auch nach ®tumen
$n Selb unb #ag geflaut,
Siur brennenbe Steffeln ftnb’ ich
Unb bittres 2Bermuth§fraut.
Scrmeht ift oon ben $cdfcn
®er Stofenblüthenhauch,
Siur fpifcc 3)ornen ftarren
Slm blätterleeren ©trauch-
Sa fteigt mir ooll ju $cr$cn
SJiein tief oerhaltneS ffieh,
Saft mir'S mit meiner Siebe
®och auch nicht anberS geh;
Siur ift ihr äöermuth herber,
Unb tiefer flicht ihr Sorn,
Sioch he^er brennt bic Sieffcl
Unb nirgenb blühte im Äorn.
_ yaußne ^pangenöerg.
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sr
§ieß mir die 'gtofe nic^i...
©ieb mir bic 5tofe nicht, gieb mir bic Elfter,
®ie, fjoIbeS Äinb, beit ©ürtel bir gefchmücft;
©icb mir be§ JnerbfteS bleibe ©lumenfpenbe, —
Äein 33üb be$ ©lücfs, baS niemals mich beglüeft.
3BaS foll ber 9fofc buft'ger ©ammetpurpur,
3>ie tief im Äeld) oerfchnnegnc Siebe trägt,
©Senn fie nicht mir ihr fiigeS SJtäthfel füubet,
®eiit §er$ nicht mir in Ijei&er Siebe ferlägtV
©Seit beffer, Äinb, mag mir bie Elfter frommen; —
©ic blühte auf in toilbem ©turmeSroe^n
Unb mirb bereinft auf meinem £obtenf)ügel
Pin treuer ©Säd)ter unfrer greunbfdjaft fte^n.
JiarC Paria £ti6i.
o r ß e i.
3n trauten 2BalbeSl;aHen
©chroeif einfam ich einher;
3lch feh bie ffilätter fallen,
£ie ©Sipfel fhimrn unb leer.
©Sie trüb ber ©tra^l ber ©onnen!
2ftich fehreeft ber ‘Dohlen ©chrei.
3l<h! Sieber, ©lütten unb ©Sonnen
©erflutigen, oerioelft, oerrottnen —
©orbei, oorbei!
9iie l)at ber ©Salb im ©terben
3Jtid) alfo tief beiocgt.
DaS macht: eS mug oerberben,
©kS treu mein £)er$ gehegt.
3ch fühl bie ©luth oerrinnen,
©o füg unb holb fie fei.
O, lagt meine ih l ^ ncn rinnen!
Senj, Siebe fliehn mir oon hinnen,
©orbei, oorbei!
plfhefw 56fk
% i t o i n e f f e.
SRaufchenbe Sinbe —
©er fchaute beincr ©lüthen buffge ©rächt
Unb flagte nicht, roenn fie uenoeht im ©Sinbe?
©entianen —
©Senn £erbfte3ftünne um bie ©erge tofen,
©chmücft il)r beS ©SanbrerS einfam fülle ©ahnen.
©lühenber glieber —
Sang 1 fe^nt’ ich mich nach beinern fügen Duft,
Dag er auf'S Sfteu' ertoedfe Sieb' unb Sieber.
te-
-8
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«-SS
dbelweiß —
9?ur ffiljiicr B?ngcnuitl) mrtg bicf) gemimten. —
9hiv unuerbroffnem Streben wirb bei* s J?vci$.
91fagicn —
©d)üttet Ijcrnicber bic fdjttecige 9aft,
Shiftenb ©ebilbe ber fdjaffenbcti ©vagiett!
__ Stli^arb £oe$ff<$.
(SBefpredjunfl btefer jur ©curtbrilunß cinßfganßcncit 33üd)cr bemalten toir und öor. $. 2R.)
d. .Ämpnlor, <5rrt)«ri», 9mg imb ftaiifjreif. (deorg $Rcper, 9eipgig.)
Anjengrnbcr, Cubmig, $>r gled auf bev dbr*. BolfSftiitf in brei &ften. (d. ^icrion, £reö*
ben, 1890.)
* „ £eimg’funbcn. ©iener ©cibnadüS^ omöbie in brei Elften. (d. s J$icrs
fon, $reöben, 1.^90.)
9at)tt, /dir, 2BeIt;Untcrgang. ^cfc^td^tlid^c drgäbluug au§ bem 3 Q D rc 1000 nadj (5briftu8.
(Breitfopf & Partei, 9eip$ig, 18^9.)
n. Dinklage, •., tfurge drgäfjlungeii. (deorg s JJteper, 9eipgig.)
•berbarbs, 3ob- Äug., S uonpmijd)e§ £anbroörterbudj ber beiitfd^en Sprache. 14. Stupf.
CU). (Trieben, 9eipgig, J889.)
u. falke, 3akob, 2lu§ bem roeiten SReidje ber ftunft. 2. 51iifT. ('Allgemeiner herein für SDeutfche
9itteratur, Berlin, 1889.)
#oetbe§ gauft. (Jrftev uub groeiter Sljeil. (darl Krabbe, Stuttgart, 1889.)
•reif, Äartin, tfonrabiit, ber leßte ^obmftaufe. Iraucrjpiel in fünf Elften. (3* d. dotta’fcbe
Budjljanbluna, Stuttgart, 1889.)
Jlarpeles, •wßno, griebrid) Spieltagen. diu litterarijdjer dffau. (9. ©taadmamt, 9eip*
gig, 18"9.)
Ceanber, Äidjarb, $roubabour=9ieber. (Breitfopf & Partei, Veipgia, 1889.)
u. Ciliencron, Dellen /reiberr, debid)te. (B3ilbelm griebrid), 9eipgtg.)
Äilon», Stepban, Au3 bent ©üben. Üteue debidjte. ('2lbolf Bong & domp., Stuttgart, 1889.)
Üloefer, Älbert, Singen unb Sagen. 9teuc ^ebid;te. (93crlagS = Slni'tnlt uitb ^rueferei,
Hamburg.)
JJasqnf, €rnfl, üttarp uub ulfarietta. <5iue 'Jfooeüe oom 9ugauer See. (d. $irrfon #
$rc§beu, 1889.)
{tanliip, Gbuarb, £er neue ÜJterlin. din debid)t auö bem nä$jten Sahrbunbert. (darl
•ftrabbe, Stuttgart.)
JlriSlfi, Sobannea, S'cr heilige Amor. (21. d. ViebeSfinb, 9eipgig, 1889.)
Spieltagen, /riebrtd), din neuer ifbarao. Vornan in oier Biidjern. (9. Staadmann, 9eips
jig, 1889.)
Spina, (Karmen, ^cr föpapfobe ber $imbot>ißa. 9ieber au§ bem ^imbopipatbal. Au§ bem
BolfSmunbe gefammelt oon Jpelene Bacareöco, in’8 SDeutfd^c übertragen
ooit darmen Sploa. (dmil Strauß, Bonn, 8890
Jeimann, Äonrab, Au£ ber gretnbe. debid)te. (3- d. d. 93run§’ Verlag, Üftinben i. 233., 1889.)
„ „ SÖeiblicbe Mafien. Vornan, (d. '^ierfou, 5)reöben, 1889.)
®bom, ^ermann, 92cüli9mu§! 3 c * t 9 eni ^6 e Betrachtung. (2(rmin Bouman, 9eip$ig.)
ItoJ, kidtarb, 9tooe(Ien. 2. 2lufl. fgrcunb & 3 c del, Berlin, 1889.)
„ „ ^ahiel, ber Äonoertit. Vornan. SDrei Banbe. (^Deutfc^e Berlagä s 21nftalt,
Stuttgart, 1889.)
& -&
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IR"
Georg Ebers läßt in Äi’irjc eine „©näh©
ung aus biblifdjer 3**1" unter ^ cm ‘£itel
w 3o(ua" erfreuten; ber 2Iu3$ug bei* 3üben
auS Slegppten bilbet ben ^iflorifdjen hinter*
arunb beS JöerfeS. (£eutfche BerlagSanftalt,
Stuttgart.)
- * -
„2Selt*Untergang" betitelt Felix Dahn eine
neue gerichtliche (Jr$äf)tung aus bem 3nh r *
1000 n. ©h-, welche foeben bei Brcitfopf &
Partei in Veip^ig erfd)ienen ift.
- * -
9lu§ Robert Hameilings Nachlaß erscheint
in ßiirze „Lehrjahre ber Üiebe". £agebnch=
blätter unb Briefe. (Berlag$*5ln|talt unb
$)rucferei, Hamburg.)
Wilhelm Jensen lägt foeben einen neuen
Montan „$>ie Jtiitber oom Cebacfer" bei
$ 8 . ©lifdjer 9tachf. in Leipzig erfdjeinen.
2US gortfefcung feiner „Sommermärchen"
oeröffentlid^t Rudolf Baumbach foeben eilte
neue Sammlung 㩤 mar einmal". (51.
SiebeSFinb, Ceipjig.)
3m geiftigen 5lnfchluß an „§au§ Sorten*
berg" unb „$pmen" läßt Oscar von Red¬
witz bei Stlhelm §erfc in Berlin einen
neuen Vornan „©Hücf" erfdjeinen.
Bon Ernst Wieherte „£ittauifcheu ©5e*
fchichten" gelaugte oor ^urgent eine s Reue
golge jur Ausgabe. (©arl Jteißner, Leipzig.)
„£er Btäcen" nennt Detlev Freiherr von
Liliencron mehrere neue (Erzählungen, bie
in Stürze bei Silhelm griebridj in Leipzig
erfche inen.
- * -
„$>cr ©eneralfelboberft, ein ‘trauerfpicl im
beutfehen BerS" oon Ernst von Wildenbruch
gelangt, faß gleichzeitig mit ber erften 2 luf=
fiihrung am beutfehen $h eatcr in Berlin,
bei greunb & 3 ccFe l in Berlin in Buchausgabe
Zur Veröffentlichung.
Heinrich Seidel lägt foeben feine ©tebidjte
in einer @efammt*3luSgabe unter bem STitel
„©locfenfpiel* erfcheinen. (51. @. SficbcSfinb,
Leipzig.)
- * —--
©ine neue ^ebichtfammlung oon Wilhelm
Jensen, „3m Borberbft", gelangte oor Jiurzem
bei B. ©lifdjer 9tachf. in Leipzig z uv $ ers
öffentlichung.
- * -
©ine orientalifdje Dichtung „SiebeSzauber"
oon Paul Heyse, mit 3Uuftrationen non
Frank Kirchbach, erfd)eint bemnäc^ft als
^radjtmerf bei granz ^aitfftaengl in Lunchen.
Beitinnuftn tob allgemeiner Geltang. Jede Einsendung, aber deren er. Yerwendang Aue-
knnfl gewünscht wird, muu deutlich und mit nicht zu bl esse r Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf
enthalten. Briefliche Kritik ertbeilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Antwort¬
schreiben und Bücksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. 30 Kr., 60 Cts. etc.)
nebst adressirtem Couvert beisufügen. Bei Einsendungen, welche an dieser 8telle Erledigung Anden
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Qedichte überhaupt nicht, grössere
Arbeiten aber nur dann surücksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Bückporto’s bei¬
liegt Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Originalbeiträge aecepürt.
P. S. in S—t. grcuublichcu £anf für
Ueberfenbung beä BilbeS beS oon greiligratlj
in 0ocft bewohnten £aufeS! Ueber ben Um*
fang be§ geuiuetonS ift ja bereits in %. 1
gefagt worben, baß berfelbe fedjä 0 eiten beS
„beutfehen $)id)terheim" womöglich nicht
überfleigen foü. $ie eingefanbten ©Jebidjte
finb leiber nid)t oerwenbbar.
«-
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E. K. in M—n. SBenn Sic nicht bamit
cinoerftanben fmb, baf? nur baS groeite ber
bcibcn oon 3 bncn gufammengefafjtcn ©ebichte
erfdjeint, muffen mir auf bcn Slbbrurf gäng=
Iic^ oenichten.
H. M. in B—y. Vefprednmgen ^abeu
wir nicht empfangen. $atls Sie berjenige
roaren, ber uns neulich einen unfranFirten,
non unS natürlich nicht angenommenen 55rief
fanbte, tragen Ste jelbft bie Scffulb.
C. P. in W—eh. 3hr 3?u<h werben mir
gut ©efpredjung bringen.
M. N. in B—n. 3h™ Schichte fmb $u
wenig burdjgcarbcitet; natürlich gilt bie Ve-
jchränfuua auf fünf ©ebidjie auch für Brief*
liehe Ärittf.
A. K. in B—n. heften DanF für 3§r
Vilb!
C. S. in W—n „Siroarb 3 ör l*; J- A. in
T—au w Äu 8 ber Jugenbseit" • K. H. in E—d
„SeligFeit im £eib*; Dr. E. A. in L—d
„VitlFan“ (3h r 93u<h wirbbefprochen werben);
0. W. in M-an „Heinrichs I. Vrautfahrt*;
J. K. in F— n „Da§ ?ieb* unb „föinter*
bilb"; E. H. in H—f u. b. $itel „9ta<h beni
Kampfe*; J. R. H. in B—n „3ohanni8=
berger", „S'anagra*; M. V. in A —g „Die
(©cplub ber SRebactiou biefer
Siebe"; M. G. in 0—f „©ieb acht - . An¬
genommen.
R. S. in B—n (fehlerhafte SBenbungen);
G. R. in M—u (ftreben Sie nach inhaltlicher
Vertiefung); Dr. K. K. in D—m; Th. K.
in W—s Qu moralifch'bibaftifch, nicht in
Voefie umgefefct); F. G. in T—au ffür uns
nicht geeignet, oieUeicht für etne^ugenofehnft);
W. S. in G-d; B. C. E. in B-n; M. F.
in R—ck; 0. P. K. in L—g Qu unbeftimmt
in ber gärbung); P. K. in L—ck (ein „Senn*
gebid)t" ohne rechte Stimmung); E. F. in
A—g (oerbrancht); K G. in L.-G—s Qu?
roeilen gu regellos unb berb, anbrerfeitS ohne
lebenbigen JmpulS)^ E. M. in C—s; Dr.
G. P. in K—g; A. S. in T—m (gehaltlos);
H. M. in B—n (fprachli<h oielfacp mangels
haft); R. 0. in S—g. Dankend ab¬
gelehnt.
Th. R. in H—e a. S. 2öenn Sie benfen,
mir lürnten 3h ncn » wenn Sie nicht bei jebetn
Vrieffchalter mit einer ©infenbung oertreten
finb, fo ift baS nicht gang gutrefjenb. 3 m
©egentljeil, mir Fönnen 3*> ne n wie Slnbem
nur empfehlen, feltener, aber batür nach fora?
famer Prüfung einjufenben. Die Waffe thurS
nicht.
Kummer: 26. Octobrr 1889.)
ju üßerfehen!
Da wir auch ben bieSjährigen ©eihnachtSnummern QRr. 6 , 7 unb 8 ) beS „Deutfchen
Dichterheim", bie am 18. 9?ooemoer, beg. 2 . unb 10 . Dccembcr gur Verfenbung gelangen,
einen elegant auSgeftatteten
„T*7"eilma,clrts - ünzeigrer w
beigugeben beabfichtigcn, fo machen mir unfere geflöhten Sefer auf benfelben behufs 3 ^ s
fertion litterarifdher (Irgcugniffe hoflichft aufmerFfam imb bemerfeu, baß wir für bie einmal
gefpaltene Wonpareiflegeile ober beren iftaum incl. SRothbrucf ber *DiteI unb ftntornamen, bie je
auf einer 3 c *l e befonberS flehen müffen, nur 30 Vf- berechnen. Vei 3maliger Huf*
nahm« berfelben 9lngeige gewähren mir 20 % Rabatt.
©efl. Slufträae erbitten mir unS minbeftenS 8 D a g e oor Ausgabe berienigen
fftummer, in welcher baS 3”Krat s {jlafc finbeu foö. 3 n i«™te, welche in allen brei
Hummern 2 lufnahmc fiuben foHen, beliebe man, uns 6 b fpätefltn* 11 . 9 ^m 6 er
eingufeuben.
9n6artspergei(hnig.
ffebifftr Don 3obanart 0rölB, ff»atb übler, 3allas ßart, Anita Doigt, Carl Order, Alerl* Aar, Albert
ÜBfrr, ffvil WUki, ßrminr ooa PrrnfibrB, A. Ceflel, Paallae Spaanenbero, flarl üaria ffribt, Wilbrlm 3brt
unb Uiibarb fiaebli*. — ffrbrr bat ffrfaidjtliat in brr iiiiana. ®on irlir leb«, (©djtufe.) — J»ri ffrjflblrr.
C^in IlttfrorHcbe« ^oppelbilb. ©on Urrwatm Ärnkrt. (©diiuft.) — ffnabllb. (^itt ©rlbengebidjt uon tafln«
laflropp. (Sortfepung.) — Utor Sldjrr. — Citfteratnr anb «aafl. — SrirffibaUfr. — Bi (bl ja flbrrfrbra!
•V ?l«<hbruit nur unter genauer $uelTenanga0r geftattet. "Wl
©efleDungen fmb gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’t Vorlag), <$iufenbungeit
an bie Redaotlon dea H Doutoolion Dlohterheim“ in Dresden -Strieeea. 3« Qommiffion;
Tröb’sche Buchhandlung (9. Schmittner) in ZBrlch unb E. Steiger 4 Cie. in New-York.
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w
IHELimNE
von
HILLERN
Verfasserin der „Geier-Wally“ veröffentlicht soeben in „Vom Fels rum Meer 14 nach zehnjährigem
Schweigen einen neuen Roman. Derselbe führt den Titel „Am Kranz 44 und hat die Oberamtner-
gauer Passionsspiele als Hintergrund. — Mit dem eben beginnenden neuen Jahrgang briugt die
beliebte Zeitschrift eine grosse Fülle der interessantesten und gediegensten Beiträge voll spannen¬
der Unterhaltung and erschöpfender Belehrung. Abgeschlossene Erzählungen fast in jedem
Heft. Kostbare Kunstblättor. Beste Zeit zum Eintritt iu das Abonnemeut, welches jede Buch¬
handlung und Postanstalt entgegennimmt. Preis des Heftes 1 Mark.
Literarische Korrespondenz
und Kritische Rundschau.
Monatsschrift zur Hebung des Schrifttums.
Wir empflndon diese eigenartige kritisch-schriftstellerische Monatsschrift als wesentlichen
Faktor des literarischen Lebens, so gediegen ist eie. — Gerade von der Kritik setzt muo voraus, Iä
dass sie in rostigem akademischem Geleise verdri«sslicli sich hiuschlepf*. Doch Thoiu's Organ kr
belehrt uns eines auderen. Seine Kritik und Feuilletouistik bringt eiuen neueu Ton; frisch uud IJ|
unmittelbar, sozusagen impressionistisch giebt sie sich iu einer Weise, die man sonst nur der kl
Vollblutlyrik zutraute .... Von den so hässlichen persönlichen Motiven, von Partei- uud Na- IS
menszwang nirgends die leiseste Spur zu fiuden! Überraschend glücklich zwischen Publikum
und Schriftsteller, auf halbem Wege, ist der Standpunkt dieses Unternehmens gewühlt. Gerade IS
diese Berücksichtigung der Poesie des Schaffens und der Feder ist, wie kaum irgend etwas anderes, JxT
geeignet, die Gleichgültigkeit des Publikums iu ein intimes Interesse umzuwandeln. Peter Hille. [S
Am 15. eines jeden Monats erscheint ein mindestens 4 Bogen starkes bro- fijj
schiert es Oktav - Heft. frij
= Jahresabonnement (12 Hefte) 1,50 Mark. = pf
Probehefte besorgt jede Buchhandlung; auch sind solche ev. gegen Ein- |Sj
Sendung des Portos (10 direkt zu beziehen von der Verlagsbuchhandlung ß|
Armin llouman in Leipzig. 1
Im Unterzeichneten Verlage erschienen soeben: 8
Geschichte der deutschen Litteratur
von Goethe’8 Tode bis zur Gegenwart.
(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.) §
Von Paul Heinze und Rudolf Goette. |
Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namensziigen von H. von Kleist, 9
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytäg, Th. Storni, R. Ha- |
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch. H
Preis: brosch. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf. j
Die ersten Stimmen der Presse lassen sich folgendermassen vernehmen:
Uhetntscber Kurier: ln diesem Werke wird uns eine trefflieh geschriebene Geschichte H
der neueren Litteratur geboten .... Iu vollstem Maaese ist den Verfassern das gelungen, was
sie erhofft haben: ein Werk zu schaffen, das bei dem gebildeten Laien Verständniss uud Theil-
nahme für die Schätze unseres neuen Schriftthums zu erwecken vermag. Das gediegene
Buch sei allen Freunden der Litteratur auf das Wärmste empfohlen. — Berliner j
Borsen-Zeltung: Bei grösster Knappheit zählen die Autoren bei jedem einzelnen Dichter die
Werke desselben im Zusammenhänge auf, und * ürdigen sie einer klaren Darstellung, um so ein
einheitliches Bild von der geistigen Persönlichkeit jedes einzelnen Dichters zu geben. Wir em¬
pfehlen dieses Werk als ein höchst werthvolles.
Das Volkramslied.
Ein Sang aus unseren Tagen.
Von Julias Grosse.
18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark.
Dieses Epos, welches der Verfasser selbst als das Hauptwerk seines Lebens
bezeichnete, entrollt in gewaltigen Zögen die Entwickelung des deutschen Volkes
zu soiner heutigen Macht und Grösse während des letzten Vierteljahrhunderts,
indem es den Helden Erwin Volkram mitten in den Strudel der Zeitbegebnisse
hineinstellt. Paul Heinze’s Yerlag, Dresden-Striesen.
<S$efs£Rebacteur unb <$tgent§ümer: ?nttf SRebacteur: Jtuboff $otfte.
Druff Don Serbin emb Ibomafc tn Dreftben. — ißapter Don 6ieler & Sogei in Beiftig.
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Drgnu für DiMunft und ilritiR. (Der „Deutfideii Diifiterdaffe” 19. £nnil.)
Herausgeber: S^attf £ein)e.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 Ul halbjährl., vorausz&hlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di-
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim 1 * in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. Mira beziehentlich 1. September angenommen. Einseine Nummern fc 50 5 Stack einer Nummer Ul 1,60.
$ra%**ätt0 +
anu ein geregter fanfi bafiitgeftfieben,
?3ef<fjer mit etfter fr tut ff eis fieniebeu
#ffe bie #a0en, bie ifm 0oU 0eftfeerte,
<Äegte unb mefrte,
ilnr nm )u fa0en für brr £rmutf Stuten,
Ufnr nm )u fa0en, bie ba SKangef ritten
$ei(Hß wie fei0fi(f, beffen perlt werben
Pauern auf $rben.
#0 unan$0fei0fi<$ aurfj »erfaßt fein panten,
e$eimt un0ef(frei0fi<f ^trurft ans feinem pamen;
Späte £ef<f fetffer ernten feiner ffaten
gteifenbe Maaten.
Sfreb bir, gereifter, auf bes panftes pfafter,
Per bn mit etffer freue ab ^erwafter
$otte* fienieben reitfe paat befdjieben!
Stufe in pfrieben!
0tto pfran) genfhfen.
&
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«r
- 5 ?
Pie Unnatur im romaitifdjen Prama
bei 'üteugeit.*)
©on ßn go 3t ß ein fä ab er.
ie auf bie erfie ©lütßegeit ber
beutfehen Sitteratur ein meßr*
hunbertjäßricjer SöerfaQ unb
bann bie 3 eit ber Otocßahm*
una folgte, fo fcßeint ber
«Jperrfcßaft beS ftTafficiSmuS unb bereu 5luS*
Flängen, auf bem (Gebiete beS £ramaS
wenigftenS, gleichfalls eine frembherrlicße
Nachfolge 511 erwaeßfen. $er beiitfd^^gcr-
manijeße ©eift iiblt fuß gu arm, auS eigener
jfraft unb giiHe bie Erneuerung feiner jelbft
gu beginnen; er fueßt fein £etl in ber 5ln*
reguna non außen. OfterFwiirbiger Seife
feßweifen bie ©licFe hinüber nach Seften gu
ben glorreich ©efiegten oon ehebem; non ihnen
erwartet man £ilfe unb Rettung. $)ie
©ieger fcheinen fe|r wenig gefchidhlid^cn 0 inn
ju hegen, ober fie ftnb oerblenbet burch
äußeren ©djem unb fteefen in ber alten
(Schwäche, in ber (Sucht nach 5luSlänberei,
fonft müßten fie rntffen, baß ber fftontaniS*
muS nur fehr geringen ©influß auf bie
beutfd&e Sitteratur, im ©efonberen auf baS
beutfehe $>rama auSguüben im ©tanbe war,
ich meine einen fegenbringenben, erneuerubeu,
belebenben Einfluß, ^«©erfueße, bie Schöße
linge ber frangöfifeßen unb fpanifchen £ranta*
tiF auf beutfehen ©oben gu oerpflangen, waren
non jeher unnatürlich, unb fie werben eS
fürberhin bleiben. Uufcheinbare unb unfrueßt*
bare, lebensunfähige ©ewäcßfe fmb eS in
früheren feiten gewefen; heute erfdjeinen fie
unS als üppig auffeßießenbe ©iftFräuter, bie
in ihren SirFungen ben nerberblichen ber
SoHFirfcße, beS ©ilfenFrautcS unb beS 'ftaeßt*
fchattenS, gleicßuißweife gefproeßen, gleicßFom*
men unb eS ift bie Pflicht ber beutfehen
©üßnenleitungen unb ^ritifer, biefe gemein*
S üblichen ^langen auSguroben, benor fie
eS überwuchern unb baS germauifche Sefcit
in romanifcher Unnatur erftiefen. Sarum
fagen wir romanifche Unnatur?
1624 war eS, als Oft. Opiß’ „Büchlein oon
ber beutfehen ©oeterep" erfeßien unb bamit
begann baS gefeßmäßige OtacßahmungSwefen
unb bie ©infcßnürimc} nach frangofifchem
Oftufier. SaS ^alf bie ©eegenwirfung ber
beiben echt germanifchen Oftaimer 51. SecF*
herlin unb 51. ©rppß, beren ©eftrebungen
noch immer meßt genug gewürbigt fmb!
©ergebenS wiefen fie auf baS germauifche
OluSlanb hin, auf bie englifcße unb nieber*
länbifdhe Sitteratur. $>aS 3, e italter beS r °i
soleil begann, bie §errfcßaft ber fürftlichen
©elbflßerrlicßFeit auf ftaatlichem unb auf
geiftigem ©ebiete; in SouiS XIV. oerförperte
fich bie leßtere in ooQenbetfter 5lrt. Unb
welcße nach außen wirFfame ©ewalt bie in
fich ruhenbe frangöfifche ©traßlenfonne barg,
ift hinrcichenb befannt; baS öfilicfje OJacßbar*
lanb lag in jeber ©egießuitg oöllig im ©amt*
FreiS ihrer Oftacht, unb auch ben ©üben ge*
lang eS ißr fpätcr in bie ©cßranFen gu giehen.
grangöfifcßeS Sefen unb FlaffifcßeS Sefen
finb gleichartige begriffe gewefen für bie ba*
malige 3eit. (Sollte nun nicht auch bi« üon
ber 5legiS beS ©Gewaltigen gefaßte fran*
göfifcße ^ramatiF bie fiaffifeße fein! Un*
alücflicßer Seife hatte bamalS ieutfcßlanb
Feine anbere Saht als bie gwifeßen bem regel*
loten ©chwulft ber jüngeren ©chlefier unb
bem feießten ©eplätfcßer ber Safferpoeten
einerfeitS unb ben fteifleinenen ©tiicFen ber
grangofeit anbererfeitS, bie Ofteifier ©ottfeheb
für bie beutfehe ©üßne gufchnitt unb nacß=
ahmte. 5Ufo fielgten bie beperrücFten unb
bereifroeften ©eßalten, unwahr im 3 nnercn
unb 5leußeren, ©orneiüeS unb fftacineS ©eifieS*
Finber, unter bem Flappernben ©ecßSacßtel*
taFte beS 5llepanbrinerS über bie ©retter, unb
bie öffentliche JfcritiF fanb alles herrlich, wenn
nur baS ©oileau’fcße ©efeß ber brei ©in*
heiten gewahrt war. ©0 Farn eS, baß bie
beutfehe ©ühncnbicßtimg fo feft in ber fran*
göfifchen ©cßuürbruft ftaF, baß ber große
Scffmg eS Faum oermochte, mit feiner Öteu*
formnng burgubringen. ©S beburfte beS ge*
waltigen SoSbrucßS beS furor germanieus in
beu (Stürmern unb Drängern, um bie fran*
göfifche Unnatur ßinweggufegen. — ©leich*
geitig mit ben graitgofen, fcßon etwas früher
als biefe, hatten ihre romanifdjen ©rüber, bie
©panier, ihre Fiaffifeße Sitteraturperiobe.
©owohl ber frifch gugreifenbe, üolFStßümlkße
Sope als auch ber einen höheren glug neß=
menbe buuFte ©alberon feßufen in ihren
SerFen $)cnFmale oolFStßümlicßer ©röße, bie
für bie 3 c ^ cn ber ©ßilippe uitb Äarle
©lang uub Fracht bebeuteten. £>ocß fchon
unter ber ©ourbonenherrfchaft, unter bem
fünften ©ßilipp, brang auch ber frangöfifche
ftlafficiSmuS über bie ©prenäen, unb nun
begann ein erbitterter ©treit gwifeßen beiben
Ohcßtungen, bie nebeneinanber baS gelb be*
hanpteten. 5Iuf bie ©ermauen, befonberS
auf bie ^eutfeßen, hatten bie SerFe ber alten
fpanifchen JtlaffiFer troß ber ©emühungen
ber fftomantiFer, biefelben auf unferer ©ü^ne
eingubürgern, Feinen nachhaltigen ©influß.
T)ie religiöS*fittlichen Olnfdjauungen ber ©üb*
länber wiberfprechcn ben unteren 511 fehr.
©twa fiinfgig 3 a h rc uaeßbem bie Äeulen*
*) 2Bir bringen biefen Sluffat? wegen ber öielfadjen geiftigen Ölnregungen, welche berfelbe bietet, unb
ber Uchtboffen 6cf)ilberung litterarifcber Strömungen gern jum Sbbrucf, nerwabren un8 ober gegen bie Mn*
nähme, al$ feien wir mit aßen 'Ausführungen bc» §crrn fficrfafferS einberftanben. 9t.
S5-
-ö
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109
fdhiäqe ber beutfehen ©türmer unb Sränger
ben i^ron ber £errfd)aft beS gran 3 ofenthumS
in ber ?itteratur zertrümmert begannen in
granfreich felbft bie Angriffe auf ben oer=
rotteten fogenannten klafftciSmuS, ber bie
große Uimoäljung iiberbauert hatte, als leßter
Nefl auS alten Sagen. 3n bem Kampfe
ficgte bie neue ©cßule. Siefe fra^öfifdjen
©türmer unb Sränger, 3?. $ugo unb
51. SuipaS an ber ©piße, nahmen jum 93or=
bilbe — ben germanifd)en ©tjafefpeare, aber
mit einem, oofligen Ünoerftanb für bie bra=
matifdje kunft be^eugenben Mißgriffe gerabe
beffen regellofefte Seife, bie köniaSbramen.
©ie Ratten nichts gelernt ober rooUten nichts
lernen auS bcm ©eifpiele ihrer heutigen ®e=
noffen beS früheren 3 e itraumeS. ®aS ©e :
ftreben, realiftifd) unb oolfSthümlich 3 U fein,
oeranlaßte fie, bie betretene ©ahn halb roieber
311 oerlaffen. SnmaS, ©ue, be kocf, ©al 3 ac
roanbten fich bem Romane 311 ; §ugo blieb
allein bem Sranta getreu. 51 (le aber ful=
tioirtcn oon ba ab bie „£albroeltpoefie" ober
bie *£>etärenbichtung\ roie 0. 0 . Seifner ein=
mal fagte. ©eit ©. £ugoS „Manon S'eScaut"
blieb bie £etäre ober, beutfdj gefagt, bie
©uhlerin ^auptperjon beS SramaS ber gran=
3 ofen. TOit ihr feiert ber kreis ber neujeit=
liehen bramatifchen „@rößen" feine Sriumpße,
baS fran 3 Öfifdhe Srama feine ^njeite @lan 33 eit,
roie fogar beutfehe ober beutfeh fein rooflenbe
Äunftrichter in unnatürlicher ©egeifterung
behaupten. Siefe ^auptgvößen aber finb:
51. SumaS ©ohn, ©.©arbou, (*. 3°fa; in
geroiffem ©egenfaße 311 biefer IriaS ftehen
(k ©. (5. 5lugier unb 51. Saubet. 51. SumaS
©ohn ift ber Sonangeber in ber „^etäreiu
bidjtung" ober im „@h*bruchSbrama"; er
roar fepon ber gefeierte £elb ;ur £eit beS
entfittliebten peiten KaiferreicheS, er hat fich
ben Nupm bis heute 3 U beioapren gemußt.
Sie gan^e ^eicßtlebigfeit unb Seicptfertigfeit beS
gran 3 ofenthumS fpriept auS feinen Sramen,
oie gan 3 e Unfittlicpfeit frangöfif^er 3 u ftänbe
roirb in ihnen bloßgelegt. Man glaubt par,
baß eS fich in feinen Serfen um bie Höfling
fittlicher focialer gragen panbelt; bei näherer
©etracfjtung crioeift (ich inbeß biefer (Glaube
als Saufcpung. ©arbou unb 3 °l a treten
in feine gnßtapfen; leßterer baut beu NealiS=
muS S^umaS’ 311 m fraffen Naturalismus
auS, er hat einige feiner Nonianftoffe 3 U
©ühnenroerfenumgef (paffen. Maßooöer treten
Slugier unb Raubet auf. (öfterer greift ben
Materialismus offen an; auch Raubet ^eigt
unS beffere, reinere ©ilber. SenigftenS be=
friebigen bie 5luSgänge ber Sramen, mährenb
bei ben auSfjhließlicpen Nealiften tpeilS bie
arenienlofe fieieptfertigfeit bis an’S @nbe perrs
jepeno bleibt, thcilS bie jähe ©eqroeirluitg
rettungslos ben 3 u f Q mmenbruch herbeiführt.
3u ber 3eit, als baS altfrangöfifc^e Srama
in bem ^eimatlanbe feine ©tellung oerlor,
entlebigten ftch auch bie ©panier feiner £err-
fdhaft. Sie SobeSrounbe oerfeßte ihm hier
5lngel ©aaoebra mit feinem ©chicffalSbrama
„Son 5lloaro". l'opc 3 be 5li ala, ^ofe 3oriUa
83
unb Nuite 3 be 5lree, roie fchon oorher §arßen=
bufcp, (*il p Karate u. 51. begannen bie
fpanifche Nenaijfance. ©ie gingen auf £ope
unb Galberon jurücf, hoch übten auch ©. £ugo
unb SumaS ©ater auf bie jüngeren Sichter
großen Einfluß auS. 5luS ber Mifcpung beS
altfpauifcpen KlafficiSmuS mit bem neufran=
öfifd^en NealiSmuS ging ber fogenannte
panifche Neo-romanticismo heroor. ^aupt=
oertreter biefer Nichtung, neben 3 arilla ber
gefeiertfte ^elb im fonnigen ©üben, ift ^ofe
(^chegarap, ber große (belehrte unb ehemalige
^anbelSniinifter ©crranoS. ©eit 1874 bi<h :
terijeh thätig, hat er an bie breißig Sramen
gefchrieben. (5S finb ©tiiefe, bie baS ©eelen=
leben barlegen, faft jebeS bel)anbelt einen
.Kampf 3 roi|chen 3 toei Pflichten, geißelt ein
menfchlidbeS i'after; aber feines oerherrlidjt
eine Hetäre, ^chegarap ift ftreng fittlich,
roaS ben ©unft ber (?b»ve anbetrifft ein Son
im ©inne QalberonS, auch beffen bilberreiche
©prache unb prunfenbe ©erfe finben roir
bei ihm roieber. ©on ben gran 3 ofen hat er
bie realiftifchen ^eitgebanfen unb bie 5lrt unb
Seife, feine ©tiiefe in einem unS nicht be=
friebigetiben ©inne auSflingen 3 U laffen.
Sie Mifcßung oon NomanticiSmuS unb
NealiSntuS jeigt fich in ben oerfchiebenen
C^eftalteu eines unb beffelben ©tücfeS beutlich.
5luch bie Mache, baS fünftliche ©erfchlingen
foroohl als baS fünftliche Söfen, hat er oon
SumaS ©ohn unb (SJenoffen. fedjegarapS
befanntefte ©tiiefe in Seutfchlanb finb „El
gran Galcoto“ (Ser große (^aleotto — unter
(^aleotto ift baS ©efpenft ber „öffentlichen
Meinung" 311 oerftehen) unb „0 locura, 6
santidad“ („5>erriicftheit ober ^>eiligfeit").
Sie biifteren t^emälbe mit bem unbefriebigem
ben ©chluffe roiberftehen troß mancher inneren
erhabenen ©chÖnljeit bem germanifdjeu (Reifte.
gaffen roir nun fritifd) betrachtenb in'S
5luge, roarum ein |)ilfefudhen beim NomaniS=
muS unfere bramatifche Sitteratur 3 m Un=
natur unb sum liebet oerleiten muß, fo fann
eS bem blöbeften ©liefe nidht lange oerborgen
erfcheinen.
J. Sir haben feinen bramatifchen Mittel
punft in ber Jpauptftabt beS NeicheS. Sie
Skater oon ©ariS, an ihrer ©piße baS
Theatre fran^ais, unb bie oon Mabrib, oorauf
baS Teatro Espanol, gminqen bem ganjen
i?anbe ben bramatifchen (iKfchmacf auf. <5S
giebt oiele Seutfche, roelche bem königlichen
©d^aufpielhaufe 311 ©erlin eine ähnliche Nolle
roünfchen; ^ott fei Sanf, baß eS biefelbe
nicht fpielt. Nie unb nimmer fann baS im
Often beS NeichcS gelegene ©erlin für bie
beutfehen ©ruberftämme überall in ©achen
ber Kunft tonangebenb fein. ©0 fehr lobenS=
roerth eS ift, baß bie ftaatlicße Macßtoerförper^
ung fid) in ber NeidhShauptftabt befinbet, fo
ift eS hoch unmöglich, baS „Norb unb ©üb"
unb „Oft unb Seft" im beutfehen ($eifteSs
leben 3 U oerfchme^en. SaS liegt in ber
geographifchen ©efchafienheit beS vanbeS be=
grünbet. granfreiefi bilbet im 5lHgemcinen
eine große gläche, ©panien eine große ^ocß=
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SS
ebene, in £eutfcplanb aber paben roir Sflarfcp
nnb Sllpen unb — roa§ bajroifcpett liegt.
SSenn roir allerbingS unjeren ftaatlicpen unb
geizigen SrennpunFt in be§ £anbe3 ^ETiitte
neriegen Fönnten-! £a bieS nun roopl
niemals gefepepen roirb, fo Fann ber fpanifcp:
franftöfifc^c PinungSgcbanFe auf geizigem
(Gebiete bei unS niept Dfaum ftnben.
(Scplujj folgt.)
4
After all.
1862.
9facp ©illiam ©inter.
©3 reifen bie tJIepfel im ©arten,
Unb bie Arbeit beö ScpnitterS rupt,
®ie golbnen ©älber erglühen
3>it ber fterbenben Sonne Slut.
$a fpriept ber ©utSperr, im glüfterton, —
„®a$ Pnbe Fann S^iemanb fepn;
©ir geben ipn bem Saterlanb
Unb $u ©ott bem Herren mir flepn."
3>tt ber £au§tpür fit^t ber ©uteperr,
SD^iib blicFt fein Slugenpaar,
©3 fpielt ein leichter 9lbenbroinb
9Wit feinem Silberpaar.
®ie Seilcpen fcpmücfen bie ©iefen,
®ie Sftofett umranfen baö £por,
Sie ftreuen über ben ©arten pin
^otproei&en Slütpenflor.
3ur Seite Fniet ipm ein junges ©eib,
Unb iprer Faum beroujjt,
i*epnt fte ba§ £aupt im tiefften
Scpmer$
©iber be§ 5Uten Sruft.
Unb meitpin über bie Pbite
Pin jitternbeS Pepo bringt,
£aS mie uerpaßenber ^örnerfepaß
Unb £rommelraffeln flingt.
Serroaift ift beS ©utSperrn Sepnfhtpl,
£>üfter unb ftiße baS §auS,
9luf bem Scplacptfelb erpebt fiep ein na*
menloS ©rab
Unb ein neues am £mgel brau{$.
Unb tpränenloS ftpt am beerbe
Pitt ©eib, einfam unb bang;
Unb bie alte Upr im ©infei
lieft fort mit bem gteiepen Älang.
3®a* jilefttotttex.
t
ABenbgfüOen.
£eifeS SRaufcpcn in ben Säumen,
Sonft uernepm’ icp Feinen Saut; —
©infam, fcproeigenb roiß icp träumen
3mifcpeu 3)tooS unb £aibefraut.
SRotpe 9lbenbroolfen fepimmern
Straplenb peß burcp'S Saubgejroeig,
©elcp’ ein ©lüpett, roeldf ein glimmern,
V'eucptenben SJIubinen gleicp!
gajt erlofcptie glommen fpriipcn
$)3löplicp auf in alter ©lutp,
©iebev fep icp SRofett blüpen;
Scproeßenbe PvinnrungSflutp,
©ißft noep einmal miep umroogen? —
Salb erlif<pt ber lepte Scpein,
Scpnmrj ©eroölF Fommt bort gezogen,
Unb bie l £äminrung briept perein.
jltina JSeubef-JSarburg.
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111
Per elfte $iebfer 5er $piefmannsau.
(93et Cberftborf, Sldgäuer Sllpen.)
Stun i<b mid) monblang abgemü^t 2113 jüngft i<b in bie3 Jpocbtbal bog
SRit 21unb jfarft unb $obel, Um bie ©de bei'm $immel3fcbroffen,
©ejimmert flc^t bic ©iebelei ®a fyab id) auf bie3 ©ilanb gefegt
2lm ©ingang $unt ©perrbacbtobel; Sftein lefcte3 £eben3boffen.
3GBo ber 2Bilbba<b febäumt burcb'3 gelfeits 9tun leg 1 i<b Unraft unb Seibenfdjaft
SJtit bev £rettacb ftcb ju gatten, [tfjov, SRit ben SBanberfcbubn in bie Irufye, —
®ie biefe SRatten burebraufebt im ©eleit Stur 3meie bitf ich mir über bie ©ebroed’:
©igantifdjei* 93erge3f(batten; ©rinnerung unb Stube! —
2lm I:b a U^ u 6 fW ft c metterfefi, 3a, einften3 baebt' icb mt’ä §üttenbaun,
©om Sergroad ring3 ummauert, — ©djroeig ftid, mein §er$, fc^roeig
©om blauen 3*lte überbaebt, ftiUe! —
Son ©infamfeit umfebauert! ®a bad^t' icb mir'3 anber3 — o £ilbes
©3 mar ni<bt ®otte3 JBide! — [gunb! —
©lüefauf bir, alter Äamerab,
3u biefem ^luöbingftl^e, ®a ^ätt' icb faß nach altem ©raueb
Ueberragt oom meinen Obeli3f SReineit tarnen geriet in bie Siinben!
®er flogen Jrettacbfpifce! — Safj ab, ber ©itelfeit lefcter Steft
©oll mit bem Slnberen febminben!
Stuit fcblag' icb ^ en festen Stagel ein,
®ran b^ng 1 icb meine $arfe —: ®ie 2lu be3 ©pielmann3, „@pielmann3*
©ie töne fortan ber Statur jum ©rei3, SGBill icb fi e febteebtroeg beißen, [au"
3um eignen §au3bebarfe; biefem tarnen miß icb fie,
©od fte ber Äommenbe preifen;
Stiebt fing’ icb mehr um §errengunft
Unb feböner grauen SRittne, ®em roeltfabrtmüben ©pielmann fei,
3n biefem §ocblanb3frieben erftirbt ^ebroebem j c j e jg en ,
SBeltluft unb Sufi ber ©inne! ®er hier laufeben mid ber 2l(pennatur
©öttlicb erhabenem ©ebroeigen!
grau Stoentiure, ®ir fag 1 icb
3Bie bab 1 icb fött ba3 äßanbern Shtn frön' ba3 ®a<b ein $attnen$roeig
©on Surg ju Surg, bie gabrt nach bem 21(3 3 c ^ cn oodbra^ter SRüben!
©liitf, ®er 2lbenb läßt bie girnen §um geft
Die laß icb ^ cn 3ö n 8ern, ben 2Inberit! 3 n roftgem ©raub erglühen!
- Stöbert $e$sfer.
^ietftfee unb $IM.
©in ©ierblatt i<b im §erbftflee fanb — JBemt b eu te ich bie ©lättlein feb\
@3 mar oor langen, langen fahren. Äann icb & cr @<bmermutb nimmer mehren.
3<b bra<b% al3 glücfoerbeißenb $fanb 3m $erjen febreit ba3 alte 2Beb
©3 glücfoertrauenb ju bemabren. Unb brängt in'3 2luge fyxbt 3äb ren:
©ebalten bat’3, roa3 e3 oer^ieß: ®a3 Äleeblatt liegt fo melf, fo blaß
2tl3 SRaif^nee lag auf aden feigen, 3 n be3 @ebetbucb§ frommen ©lättern —
©rfcbloß ftcb mir ein ^3arabie3, Sftein ©lücf? O §immel, mo ifl ba3?
©3 roarb ein b er ^9 ^ieb mein eigen. lief unten liegt'3 — in febmarjen Srettern.
_ jUtguß SSaumanu.
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112
R
-—J8
ibcffle unb fiegrun.
(©atlabe.)
3ut ©lanje lag, ein blauer Schleier,
Sa3 ©chneegeftlb oor ©icgrunS ©lief;
Sem ©chooß ber Stacht entfproffen, ruhte
2luf ihrer Seele ba3 ©efehief.
Gr nahte fhimm, er flaute lange
3hr in ba£ Slntlifc fliüoertraut,
©o roie nach irrem ©ogengange
Ser ©aller grügt bie fyarrenbe ©raut.
3h r fc^rueift oom §of)en J^urmgemacbe
Sa$ 2luge frieblo§ tljalfjinein,
©o golbne gäben fpimtt bie ©oitne
Ueber ben alten Cpferftein.
G3 mögt unb roallt oon nahen £mgeln
Schon roerbefräftig, ofyne 3iuh 1 ;
Grinnerung, fie fd?roingt auf glügeln
©ich lichten ©arabiefen $u.
©o ftanben fie in ^eiPgem ©chroeigen
Unb tauften ©liefe unoerroanbt;
Sann flang’S auö feinem 3Runb fo eigen
©leichroie ein ©ruß au§ fernflem Sanb:
„Siegruna, übermäd)Pge§ ©ebnen
$og mich l)inab mit roilber ©luth-
Sie nächtig bu gemeint, bie Ifjränen,
©ie glülm auf meiner ©ruft roie ©lut.
„Gr ritt §u i^al auf febnaubenbem Stoffe,
! Gr fam oon 2l3garb§ ©omtenreich;
I Socfen mogten bem ©älfungfproffe
I Ueber bie ©cbultern flutfyengleicb.
i
| 3* fah ifyn ^arren am £obtenf)ügcl,
Ser nieberfufyr nach bunflem Schluß.
GiP, o eile oon Rinnen beflügelt!
©rüße ben ^önig mit bräutlichem ftuß!"
Unb ©iegrun tyort’3 unb [türmt oon
bannen,
3m ©inbe flattert ihr ©emanb;
2lm ©rabmal unter büftern Sannen
Gin Witter einfam hflrrenb ftanb.
Sa§ ift il)r ©atte, ben im £>aine
Sahingerafft be£ ^affee ©taf)l.
güvft £elge ifPö, mit irrem Scheine
■ ©cgläit$t oon bleichem s Jtorblicbtftrahl.
! „2ftein $elge! Ungebeugter Ärieger!
! iWuu füffe mich, bu füße 3iet!
I Sn bift fo blaß, unb ach, & flutbet
I 35>ie Purpur oon ber ©rünne bir. —
Su bift fo blaß — au§ taufenb ©un*
ben
Gntftrömt fo reich bein rothes ©lut.
©ift bu nicht mein? Su mußt gcfunbeit
2lm SiebeStranfe meiner ©lut^!" —
©o ließ ich 2l3garbS li^tc 2luen
Unb [türmte fehnfuchtftarf jit £b a * —
Su riefeft mich, bu rootinige graue,
9tun folge mir $um Sobtenmahl!"
©ie fchauP ihn an mit frageitben ©liefen,
2lu§ ihren 2lugen flog'3 roie Sicht.
,,©o fcheibet un3 — o gieb mir Äunbe —
©o Reibet Sob unb ©rab un§ nicht?"
„Sein ftarfe§ $erj h at überrounben!"
Sa fchrie fie jauch$enb: „3cb bei«!
Dtun laß in uferlofen ©tunben,
Su ©onnenhelb, bein ©lücf mich frfn!"
Unb maienfelig roogten bie ©inbe,
Unb fchimmernber ©luft jum Sichte brach,
©ie grühlingSftimmen Hingen bem Äinbe,
SönP eö ruhfam aus bämmernbem $ag.
©eiten oerfanfett, ©eiten erblauten,
©arten ber Siebe laubten fid) roeit;
3n^farbene ©rücfen bauten
himmelan ftch ob 9taum unb 3eit.
Unb fie ruhten unb träumten im lobten*
h%L
^inber be§ ©lücfeö im tiefen Sh a ^*
©tunben ber ©nabe fchroanben beflii*
gelt —
©raufam trennte be§ Sage§ Straft.
* *
♦
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113
Unb roieber flaute ©iegrun ftnnenb
§inab in'S reid)befonnte Sanb,
3m ©rfer einfam Iräume fpinnenb,
Da rings bic glur in Stütze ftanb.
©efd)roaber flüdjt'ger ©cfyroäne jogeit
SJteerroärtSgericfytet, ogne Stufy’;
Der Siebe ©turmgebanfen flogen
Den 3nfeln fernen ©lücfeS $u.
Sie fang ein Sieb mit bleichem SJtunbe
©on SJtenfcfyenluft unb roilbem 23ef),
©in Sieb non fd)icffalsbunrter Äunbe,
©o tief unb traumhaft roie bie ©ee.
©c^rill brad) eS ab. Da roar'S, als
riefe
©ie roonnenftarf unb meid) ein Ion;
Da flang’S roie ein ©rügen auS §eis
liger liefe,
Da flang'S roie ein ©rügen nom SBolfen*
tfjron.
Unb eS neigt, unb eS neiget fi<$ rote
ein ©Ratten
Ueber fte fjin ftumrn, offne Saut.
©ie afyitt roie im Iraume ben tobten
©atten
Unb §arrt unb Ijarrt fhimm, offne Saut.
©in glü^enbeS Senaten trifft bie ©leid)e,
SJtit glammenblifcen baS Stbenbrotff.
©ie blieft fo milb, fte ru§t fo fetyroeigs
fam —
$luf fanften ©c^roingen fam ber lob.
Stuboff $oeite.
'iinfterülidjäcit
Stun idff auf Sieber ftnne,
Denf idf ber fel’gen SJtinne
3n längflentfcfyrounbner 3 u 9 en ^5 c ^;
3Bie jtnb bie fronen ©tunben
@o flüchtig ffingefd)rounben,
fflie liegen fte fo fern unb roeit!
©leid) ©hinten in ber SBilbnig,
Steigt nor mir auf beht ©ilbnig,
Du SJtäbdffen im blonben §aar,
3d) frif bid) roie nor 3 a § ren *
SJtit beinern ©lief, bent flaren,
Der miefy gefeffelt rounberbar.
3Bie lang fd)on ift oergangen
Der ©urpur beiner Söangen,
Der fjeimlid) ftd) nor mir erfttylog,
©S fdftoanb bie ©rac^t ber Socfett,
3d) fafy eS tief erfd^roefen,
©o roie ber @lan$, ber bid) umflog.
Unb bu, bie liebreid^ legte,
SBenn Äummer miefy beroegte,
9luf meine ©tim bie roeidfe §anb,
Di<$ beeft nad) fernerem Streite
Der linbembe, gemeinte,
DeS füllen griebI)of3 fü^ler ©anb.
©o fyeben milb unb milber
Sergangner läge ©ilber
3m flüd)fgen unb im fd)nellen Sauf
©id) auS ber Seele liefen,
Sßo fte nerborgen fd)liefen,
3n ber entfcfyrounbnen ©radft herauf.
Du ©taubgeborner, glaube,
9tid)tS fällt bem lob jum Staube,
©ernid)tuitg ift nur eitler ©d)ein,
SluS bunfler ©rabeSfammer
Jpebft na<$ beS SebenS 3®ntmer
Du btd^ empor $u neuem ©ein.
O hage niefft; — eS ffeigett
3m bunten SebenSreigen
Stets neue ©lütten frifd) empor;
SSenn ftd) ein ©rab gefetyloffen,
©rffebt ftdf glanjttmfloffen
2tufS 9teu’ ber Stofen lichter glor.
©S roerben Stofen blühen
Unb SJtäbdfyemoangen glühen
©iS in bie fernfte, femfte
©o fc^flngt fteff ber ©ebanfe
©mpor, glei<$ einer Stanfe
3lm ©aume ber Unfterbli^feit!
_ <$efort4 Seife.
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114
St-SS
cgtfdjetnitng.
2ln’$ genfter fc^tögcn mie erfdbrocfen
®ie bunflen ©äume im 3mtelicht§fcbimmer —
2)ie tobte Sraut gebt ftttl burcb'3 3immer,
3m ©terbefleib, mit bunflen Socfen.
3m ©lafe buftet fcbroül ber glieber;
©ie fprid)t: id) t;abe nicht im ©rabe
Unb muß aUnädjttid^ fefyren mieber,
9Beil ich bid) einft oerrat^en ljabe.
fmif }tt $<$dttai<9-$arofat9'
cSegenbe.
6o. Sftattbäi 26, 36 — 45.
211$ ber £err in ©etbfemane
2luf Ätticen lag im fd>merften 2ßeb,
211$ er fidj ^ob, nad) ben 3imgern ju flauen,
Sieß er bie i^ränen niebert^aucn:
©r fanb fic fdjlafenb, unb mit ben ©euoffen
£)atte felbft ^etru$ bie 2lugen gcfdjloffen.
3um jroeiten 9Jtal fudpt er bie ©einen bann,
3)ie liegen noch immer in £raume$ Samt.
Unb jum dritten, allein im ©d)mer$,
3rigt er ©ott ba§ fämpfenbe £er$.
2)ie ^eilige ©tirn mirb ihm feucht unb naß,
„2Kein 93ater, ift e$ möglich, baß ..."
Unb burefy ein ©artenmauerioeb
©d^lüpft ein jottig ^>ünbc^en unb (rod)
®em jpeilaitb ju güßen unb febmiegt ftch i^nt an,
211$ ob e$ i^m helfen mill unb fantt.
Unb ber jperr ^at inilb lac^elnb ben iroft gefpürt,
Unb er nimmt’S unb brängf$ an bie 93ruft gerührt
Unb muß e$ mit feiner Siebe umfaffen,
®ie 2Jtenfcben halten ihn uerlafjcn.
Petfev Freiherr nait ^ifiencron.
J p i » di <•
tpat mohl ©iner ben guten @efcf)macf,
3u befennen:* „ba$ mußt 1 id) nimmer".
2tein, ber einzig $u prügetnbe ©aef
3fl ba$ ©ebächtniß unb bleibf$ auch immer.
&-iS
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„Gljre bringt be§ 2lmt3 93erwaltung,
9iid)t baS 9tmt bringt Gljre." —
©enn'S bod) in bcr ©eltl)au§l)attung
@o in ©afyrfjeit wäre!
Robert ^afbmntter-Pttdoc.
Pie ^ellenßraui.
Die glutfy erbrauft, eS ftöfynt ber ©inb;
Mm ©tranbe ftefjt ein einfant ßinb;
©3 ftarrt tyinauS in'S wilbe 9)icer,
Die bunfeln Mugen t^ränenfdjwer. —
„3erronnen ift mein let^te^ ©Iftcf;
9ftir fefyrt (ein griiljling mefyr jurücf.
Die mid) befdjirmt oor Mngft uitb 9iotf),
©ie alle liegen längft fdjoit tobt.
Den id) geliebt fo treu unb warm,
Der fcblummert in bcr W^en Sinn. —
DaS ©rab allein ift mein 93ege^r;
SJtein ®lüc( ift tyin, mein §er$ ift leer." -
DaS ©affer ftöljnt, ber ©turmwinb fauft,
Unb näfyer ftetS bie 33ranbung brauft;
Durd^S Dunfel frädjjt ber äJtöuen Gfjor,
Die ©eilen fdjäumeit §od) empor.
___ gQrifHatt
Jtmfler Jdjmerj.
©enn ©interfraft bie Grbe will bejwingen
Unb wenn beS §erbfte3 mecfyfelreidje färben
$om GifeSfyaucfye ber $ernid)tung ftarben,
SRegt feiger grüfylingSbrang in mir bie ©Zwingen.
Unb fiegt ber Senj nadj macfytooll langem Gingen,
Unb ftreut ber ©ommer feine golbnen ©arben,
2ttuj$ ein lantaluS, beim 2ftafyle barben
Unb muj$ non £ob unb oon SSernicfytung ftngen.
©o irren mir jmiefpältig bie ©ebanfen,
Unb nimmer gtüdlidfy ntu§ ic§ immer fcfywanfen
9tur $wifd)en $urd)t unb ©eilten, riefengrofc.
3m ©ermutfymeer ein tropfen nur ber greube:
Die ftolje Suft am ^fyantafiegebäube,
©onft §öllenpeiu: baS ift beS Dieters 2oo§.
- Sttyarb £oe$ft<$.
_Ö
Gin Slifcftrafyl reißt bie 9tadjt entjwet.
3?om ©tranb ertönt ein banger ©d)rei.
Die ©oge jifcfyt, ber Donner l)allt; —
Gin treues §eq ift ftumm unb (alt. —
S?erflungen ift ber ©etterfturm;
Die SRorgenglocfe Hingt oom Sfyurrn.
©tili ift’s im weiten ÄreiS umfyer,
Unb ruljig liegt baS weite 3fteer.
Docfy brunten in ber £iefe ruljt
Gin liebeub ^aar in treuer £ut;
Sßerflärenb lacfyt ber ©onnenfcfyein
,3n’S feucfyte ©edengrab hinein.
Die einft oerlaffen fid^ gemeint,
Dort b)nt fie milb ber lob oereint;
©ie fcfylafen frei oon Seib unb §arm
Unb träumen in ber Stilen Mrm.
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^annHufer.
3fm 9Jtonbenfd)ein in bcr Sftaiennacfyt
©cfyroang id? aufte 9tog mid) befyenbe,
Da flürntf id) burdfy buftenbe grül)[ing§prad)t,
Dag bcn Serg i<fy roie Danngäufer fänbe,
Dur<$ fd^lafcnbc ©täbte, jum träumenben Sßalb —
Da bin idj am &\tl f ba§ micfy locft mit ©eroalt.
Stufraget ein Serg gar naeft unb fagl,
SRidjt Slumen trägt er oom ©djeitel $um Df)al,
Do<$ locft er mit Älängen gar füg unb roeiefy:
Der £örfelberg ift e3, grau SenuS' 9ftei<$.
Der Sage uralte SBunbcrmä^r
©pinnt roonnefamen 3 ÖU & er untrer,
3>ebn>ebe§ fRaufdjen im bunflen ©runb
SBirb Stepein unb Staunen au§ ©eiftermunb,
De§ üftad^trombS ©efofe mirb ^arfenftang,
SDBie glötenfpiel fd)meid)elnb, roie ©eufjen bang.
Siel) fyin nad) bem ©teilt bort im falben Sicfyt:
5tu§ roallenben Hebeln unljeimlid) unb bictyt
©teigt lann^äufer auf im Sügergeroanb,
Da§ golbene ©aitenfpiel in ber £anb,
Da3 Slntlifc oom bunflen ©etoef umfpielt,
Die frönen 3ü(J c oom ©cfymerj burd)iüül)lt.
Da§ Sluge oerf($teiert, fyalb offen nur,
©errätfy ©erhaltenen geuerö ©pur.
@r greift in bie ©aiten — „Danntyäufer, bein Sieb
3Jtir immer unb immer bie Seele burd^ieht!"
©o rief i<$, mid) ^ieltte nid)t; ba$ £aupt er er^ob,
Unb brad) non bem 3 roc *9/ btx bit £wfe umioob,
©ine Stofe mit f^merjltc^em Säbeln lo§
Unb roarf fte ber Saufdjerin in ben ©d)og.
^iua ^angmeier.
Äßettb ai
Stille Stadst. Die Slbenbfonne
3ft fdjon prangenb längft gerieben.
Jpeilig lagert über Dgätern,
lieber £öljn ein milber grieben.
©olbneS ©temlein giegt au§ blauem
Sletherbuffgem Jpimmetebogen,
Sille SRenf^en $u beglüdfen,
©üger Dräurne buffge SBogen.
Jtranbe.
Unb im Draum mettabgefdjieben
23eif id) ftiH am SJteereSftranbe,
Unb mein ©eift auf Sicbeöflügeln
©itt $u bir im Saterlanbe.
Unb ich fdjau, toie ftch im Draume
Deine toeigen Sirme breiten,
Unb id) ^ör’ bie fügen ©orte,
Die ber Sippe fanft entgleiten.
jLffttrt Straftet«.
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Jlünlifcis
Seucfytenb au§ be3 OftenS I^orcrt
lauert ber golbtte ©oitneitball;
®aft ber junge £ag geboren,
Äünbet er bem weiten 9111.
Safjt un3 fromm bie jpänbe ^cben
5luf ju ifjm, ber SBelteit lettft,
®em wir atfjmen, bem wir leben,
£er iri’S £er$ un3 Jreube fenft.
'SSorgenfteb.
©ieb mir Äraft unb gieb mir ©tärfe
9luf ber (teilen £eben§ba^it,
Sftcine Saaten, meine SBerFe
9lcf), fte ftnb nod) ungetan!
^pö^er will bie ©ornte fteigen,
Tftittagöglanj bie 5^ ur umfjüllt.
faß fie nid)t gen äöeft ftd) neigen,
61)’ ber ©eele Söunfcf) erfüllt.
©ctyaffenb wirft ber ew’ge Reiftet
$n bem unerforfd)ten i'td)t,
Unb e§ tont ber SRuf ber ©eifter:
9luf jum 3*^ unb fäume nid>t.
£afjt uit3 ftreben, lagt unö ringen
grob am fonnenftaren ©tranb,
Tocb ba§ 3irf unb ba3 Vollbringen
Siegt in eiltet Jpöbern §anb.
jluguß $turm.
Slicht is de nich, de leyt för sik.
Ik heff int Holt en stilles Flach,
Dor biin ik geern an Somraerdag
Un ligg dor ünner gröine Fichten,
För mi to dröraen un to dichten. -
Denn haben mank 1 ) de Fichtenquäst,
Dor bugt de Bokfink sik sin Nest.
He kennt mi all, is gornich sehn
Un singt un jachtert 2 ) mit sin Fru.
Katteiker 3 ) küramt ok männigmal
Un kikt van haben nieglich dal
Un wunnerwarkt 4 ) in n Stilln nich
slicht,
Dat wedder all de Keerl dor liggt.
So denkt de Bäk 5 ) ak, de dor flütt:
Dat Liggen is to nixnich nütt.
De Weg is wied un hild 6 ) dat Wark —
To roogen is nog Tid int Sark.
Ward denn to Sinn mi trüv un
swöil
Un äwergütt mi t heit un köil,
Denn frag ik t Oeschen 7 ) nebenan,
Wat ik de Beiden trugen kann.
De kikt mi an so fründlich fram:
„Airt Leben hängt mit Gott tosam;
AU t Leben hett sin eigen Sckick —
Slicht is de nich, de levt för sik.“
*) zwischen. 2 ) spielend jagen oder schäkern. 3 ) Eichkätzchen. 4 ) sich änsserst
wundern. 6 ) Bach. 6 ) eilig. 7 ) Anemone.
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1J8
8T
§m SpätfjerBfl
©in Falter OobeSbaud)
erfüllt bic ganje ©Seit.
©3 fpürt fein SBefen aud)
0 )ie ©lume auf bem gelb.
$Bie ftanb fte fdbmucf unb fcblanF!
©te neigt ben Äeld) fo fd)tnanF
3 uin ©terben, $unt ©terben.
©in falter OobeSljaudb
©rfüflt bie gan$e ©Belt.
3 [u grauer 9 tebel Sftaudb
DcS Sebent ©ßoge fällt.
®ie ftfofen an ber ©ruft —
®er Jungfrau 3 lugenluft, —
©id) färben ^um Sterben.
S». $rif(d}.
Pas ßöfe iß von ^openffoffefit.
(*in jeber ©cbüler toiffen Faun,
Oafj fdjon in alter 3eit ein Wann
©taub unter feines ©eibs Pantoffeln:
©o auch £err £anS non £obenftoffeln.
©ie fd^iefte ihn unb jagte ihn,
©ie jroicFte ihn unb plagte ihn,
©ie liefe ihm rneber 9hib’ noch SHaft,
©ein £eben reut’ ihn manchmal faft.
3 n jener 3 p it in’S £egau fam
Jperr jtaifer Dütbolf lobefam;
Oa fprang ber Dritter fd^neÜ ju Stoffe,
(Sntroid^ bem ©etbe unb bem ©cbloffe.
3n’S ©täbteben, roo ber tfaifer ineilt,
Sen @ngen bin er fpornftreicbS eilt,
©arf bin ftcb nor beS Ob roncg ©tufen
OeS JtaiferS ©nabe anjurufen.
9US nun nerfhinunt fein fflebeflufj,
Ourcbforfcbte mau baS gan$e 3u8,
OeS Borgens früh, beS 2lbenbS fpat
Ajielt über biefen gaü man SWatb.
£>err bitter §anS b at unterbeffen
3n einem feften £auS gefefien,
©oju nicht fonnf fein (*bgeno6 —
©iS ibn ber ^aifer rief auf’S ©cblojj.
£err föubolf fpracb: „Win lieber grünb,
£orcbt auf, toaS ich ©ueb jepo Fünb:
OeS beil’gen röm’fcben Reiches Wad)t,
©ernährt in mancher Reiften ©d)lacbt,
@S faun ©ueb Feine £ilfe bringen,
(*in böfeS ©eib ift nicht $u $rntitgen —
Oocb mögt 3br fahren gegen D’tom,
Um Rettung flehn bei peterS Oom."
Ob ihm ber Papft half, roeifj ich nicht —
$ier fcbliett — nervet — mein ©ericht.
<Äan* p. grimiuger.
Per fd^renbe §djüfer.
3lm OorfeSraitb ein fdjmucFeS §au£,
Oie ©anb umranFt non ©ein
Unb über’m Ob or ein ©ibelfpruch:
OaS muf; ein Pfarrhaus fein!
3cb poche an, ich trete ein,
Oer Pfarr’ empfängt mich ftumm;
Wein bittenb 2luge fagt ihm febon:
Oro viaticum!
Oer pater roar ein harter Wann,
(£r rnieS mich auS bem §auS.
Oa trat fein fcbmucFeS Lichtchen grab
3ur anbern Ohür hinaus.
3$ febaute fie gar järtlicb an —
©ie mar nicht bös barunt,
Oa roagt’ ich auch ein leifeS ©ort:
Oro viaticum!
©ie gab mir läcbelnb baS ©eleit.
.perr pfarr’, menn 3b r baS roüjjt’!
3um äbfebieb b<U baS liebe Äinb
3lm Ihreujtoeg mich gefügt!
Oann eilte fte ^um §auS juriic!
Unb fab ftcb neefifd) um,
©ie traumoerloren lallte id;:
Oro viaticum!
3« Berber.
B-
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119
In der Irr«». diooedett oon Dito und
Idem. ( 2 ?onn, ©mil ©trauf.) Tic acf)t
dfooeden ber fömglidjen Tichterm unb ihrer
greunbiit ÜJ?ite ftretnmfe, rodele in biefem
35anbc oereinigt ftnb, finb non fet>r oerjehie-
benem ©erth. AIS bie bebeutenbfte unb rei^=
oodfte oon aden erfd^cint mir bic erfte, non
bett beiben 23erfafferinnen gemeinjam gezeich¬
nete diooede „©3 mar ein Jrrthum", f i” e
fid) in Tialogfonn an einem einigen Thce=
abenb jmifcheit nur $mei ^erfonen abfpielcube
©kfdjichte auS bem high-life, ood feinfter
LebenSFenntnift unb dJ?enfd)enbeobad)tung,
poeficroll unb feffclnb tu jeber ^eilc. 9 iädjfl=
betn bürfte bie „©chmiegcrntutter" oon Tito
(©armen ©ploa) am werthoollften fein, eine
fcr$äf)lung ood s l?^antafie unb Leibettidjaft,
bie jwar inhaltlich nicht gerabe originell ift,
aber burd) bic Art ber ^ ; chanblung unb baS
fcffelttbe, oortrefflidjc Lofalfolorit wirft. Tie
beiben ffi^enartigen ©*efchid;ten „©in 5*e=
gräbnif? in ben Karpathen" unb ,,©ei ruhig,
Üflütti" finb meniger burd) ihren Jnhalt, als
bnreh ih re ©d)ilberung, bte befonberS in ber
erflen ood feiner laubjchaftlicher ©timmung
ift, nicht ohne 9?eig. Tie „ftinbergefchidjte''
beiber Sßcrfafferiunctt ift rührenb in ihrer
fchlichtcn ©arme unb, ohne befonberS eigen¬
artig 311 fein, bod) fo ood non ergreifenbem,
lebenswahrem Tetait, baft man fief) lebhaft
banoit angeheimelt fühlt. ©el)r originell im
©tojf ift bie 9Jooede „9?eun ‘läge" non
Jbem, aber bie S3ehanblung erfcheint uitflar,
^erfahren unb ohne eigentliche logifdj geglie*
berte Äompofition, fo bap Manches unaufs
geflärt bleibt unb ber ©irFung, bie bei an;
Derer Ausführung beS fehr banfbareit ©tojjS
ergreifenb hätte fein Föntten, ermangelt. Woch
unFünfllerifd)er ift bie 9?ooede „ Jit jyeffeln"
non Tito, roelche ben ©inbrucF beS uftanier=
irten unb (^efitcht = ©irren macht. Cbgleich
bieS nun auch ber ©haraFter beS bizarren
gelben ift, ber hier in Tagebuchform fdjreibt,
muhte bod) bie ©ntwicFeluug jum menigfien
flar, bie ©haraFterjeichnung einheitlicher unb
prägnanter fein. © 0 , wie bie (Mefchichte nor=
liegt, ift fte nur in ber gorm — aber nicht
in gutem ©inne — eigentümlich, roirft fonft
jeboch unwahr unb oerlepenb. ©s fehlt ihr
AdeS, waS fie 511 einem ÄunftmerF ftempeln
mürbe. — Alles in Adern ift baS 9?ooeden=
buch jtbenfads eines ber IcfenSwcrthcfteu, bie
mir neuerbingS 31 t ©)efidf)t gefommen.
Konrad Telmann.
Bolke von Bardenfleth. (?pifch s ro=
mantifche Tichtung auS ber ©efchichte ber
©tebinger non Georg y. Schnlpe. (TreS=
ben, ^ierfott). Hermann AdmerS, ber be-
fannte Laubsmann beS friefifchen TichterS,
ber liebenSmürbiqe „römifche ©djlenberer", em=
pfiehlt ba§ ©erfdjen in einem Vorwort unb
hofft, „baff eS beitragen möge, baS ehrenoode
AttbenFen an baS©(f)itffal jetteS Flehten gelben-
nolFeS in immer weitere Greife 311 tragen!"
„Lieber tobt als ©flao’", biejer altfriefifche
©ahlfpruch befeelt auch ©tebingerheer
unb tröftet eS im Untergang. Tie Tichtung
ift warm empfunbeu unb nicht ohne Talent
uttb ©chmung, h- b. 9?hetoriF, boch aber Fantt
fie uns nicht wahrhaft erwärmen. ©3 tritt
diidjts plaftifch greifbar nor Augen, reipt ituS
Nichts mit firf> fort, jo gerne wir eS mit unS
aefchehen laffeu möchten, ba wir ben ehrlichen
£erj;en3miden beS TichterS fühlen. — Tiefe
Meinung aber müffeu mir rütffichtSloS äuffern
— ^lieber tobt als ©Flau'".
Konrad Telmann.
Von Tag zu Tag. ©in ©ebenFbuch
beutfeher Tidjtung für baS beutfehe £au3.
£crauSgegebni oon Richard Schwinger.
TOt Silbern oon £artmann. (©tutt=
gart, ^vriebrich gromntann’S Verlag.) ßwölf
Silber 311 ben Monaten, ©in metpcS SMatt
für je 4 Uionatstage 1111 b ai.f ben ©eis
ten redjts unb linFs bie 5'erfe ba 3 u. 9htr
bie Auswahl biefer 2>crfc geht unS fytv an.
Julius Jammer ift mit 13, Itarl Uteper mit
11 , C^ocihe, ber an Lebensweisheit unerfchöpf*
liehe, mit 8 ©'ebid)ten unb ©priiehen oer=
treten; ffiicharb ©chwiitger hat 6 unb ©dfider
nur ein ^ebicht (eine ©troplje) beigeftenert.
TaS ift Unredft oon ©d)ider! — Tie AuS-
ftattung beS 93ucheS ift gut unb eS Faun
empfohlen .Derben. Ad0 , f Brieger
Freija. ©ine oaterlänbifche Tidjtung
oon Emma Croon-3Ieyer. (Berlin, ©er^
lag beS litterarifdheit TeutfdhlanbS, 1888.)
Ter Titel ift in Feiner Steife paffenb, bie
©ompofition hcchü locFer. ^Ter Tulbermuth
beS ©eibeS" geigt ftch bei ©ertrubS TOutter
unb fpäter bei C^ertrub felbft, unb er geigt
fid) fc> er Königin Luife, unb 3 war unter
benfelben politifchen 23erhältniffen, aber beibe
Greife berühren ftch Faurn. jtn ©in 3 elnen
ift oiel AnmuthigeS unb ©chötteS, oor Adern
in ben rein Iprifchen s poeften; ^iftorifcheS unb
D^efleFtirenbeS fällt manchmal in ber ftorm
etwas Flapperig auS. TaS, auch fonft gemifc
brauchte ©ort Jbeal erfd^eint im ©chlu§ :
gefang mit einem grammatifcheit unb einem
metrifchen gehler: „©ine 9?ofe —, Ter als
fein 3beal Teutfchlanb gebenft." 33ei flrcngerer
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©elbßFritiF Fönnte bic begabte imb gemütb*
oolle Berfafferin Bollenbetereg leiften, bag
geigt bag fdböite unb tiefe (9ebicf)t ,,©iit ©e=
beimniß ift bag 2eben" ©. t»2.
Adolf ßrieger.
Heimg’fnnden. Wiener ©eibnacbtg=
fomöbie in brei Elften. Bon Ludwig
Anzengruber. (®beit 1889, ©. ^ier--
fon.) £ag ©tüc! führt in ein Gebiet, roo
fiel) bag BolFgleben mit bem Treiben ber
böseren Greife berührt. £er £elb, ein nam=
pafter Dfacbtsanmalt, ift oom ntobernen
©cbmiitbelgeiß erfaßt, unb berfclbe treibt ihn,
über feine Mittel binaug gu leben unb bie
Berührung mit feinen beit niebern ©tauben
ungehörigen Berroaitbten ui meiben. ©in
plößlicber 3ufammenbrucb feiner Bermögeng=
oerbältnifje bringt ihn, naebbent ein ©clbft=
ntorboerfueb bureb 3 u f am men t re ff en gliicf-
lieber Umftäitbe vereitelt, gur ©inFebr in ficb
felbß, unb bureb bic £ilfgbereitfcbaft ber big-
ber oon tbnt gemiebenen Berroaitbten roieber
aufgeriebtet, beginnt er mit befebeibenen
Mitteln, aber innerlich geläutert, oon Sieuem
fein ©Ii'tcF gu bauen. 5>ag uralteroiae S)?otiu
oom oerlorencit ©obn ift auf bag 33ort^eiI=
baftefle in bie Beleuchtung roeibnad)tlich oer*
föbnlidber ©timmung gerüdft. £er Aufbau
ift FecF unb FraftooH, bie Ü^arafteriftiF gtintal
bei ben ©3eftalten aug bem ©iener BolFg;
leben eine treffliebe, toenit auch Singengruber
bigroeilen feinem §ange ttad) ftarFer £on;
traftirung aügufebr naebgiebt. £ag ©tiief
binterläßt and) beim 2efen einen wahrhaft
etquicflididt ttnbnuf. Rudolf Goette>
Erlebtes und Geschautes. Silber aug
Italien oon Richard Voss. (Jena, £er*
mann ©oftenoble.) Stalien, ^aitptfäcbHc^ bie
römifebe ©ampagna 1)at ihren dichter ge*
funbeit: fttiebarb Boß. Boß fiebt weit unb
tief; fein BlicF bringt in’g Jnnerfte biefer ge=
roaltigeit, febönbeitgiibergoffenen Statur. ©r
bat b*cr jeben 3ug, jebe Kontur im Maturs
antliß gefeben unb mit berebten ©orten oer*
Fiinbet er ihre begroittgenbe ©cbönbeit. ©ie
ift bag Sllleg geflaut, mit meid)’ feffelttber
straft ift bieg miebergegeben! Unb roie ift
bag SlUeg empfunben mit roeibeooller ©timnts
ung unb boeb roelcbe Stube in ber £arßelk
ttng. (ritten Staturbicbter nannten mir Boß
an anberer ©teile, unb roebt ung aug biefen
uniibertrefjlicben Vanbfcbaftgfcbilberungen itidbt
ber Zithern urgeroaltiger Statur entgegen?
Unb ftnb nicht auch bie SJteitfcben, bte 3u=
ftättbe, bie fein (Griffel mit uiterfcbrocFener
©abrbeitglicbe ung oorfiibrt, gattg Statur,
unoerfälfcbte Statur? ©ir oerttebmen bie
©timtne ber ©abrbeit; bem ©leitb, ber Ber*
Fommenbeit merben bie geßen oottt 2eibe ges
riffelt unb erbarntunggooU bittet unb mabnt
biefer Beobachter mit bem großen glübenbeit
£ichterbergen: ©ebt unb rettet! £te ©Figgen
..La perduta gente“ unb „£er rotbe ©treifeit -
ftnb blutige SlnFlagen ber Statur, beg ©taateg
unb ber $efeflfcbatt — unb mie unerfcbrocFen
fie and) bi n 9 clt >orfen ftnb, ein geroaltigeg
Btitleib, bag ftd) audb ber ^brauen nicht ent=
halten Faun, ^at fie bictirt.. . ©ie itteißer=
baft unb mit melch’ leibeitfcbaftlidbem 3Jtit=
empftnben ift *$>ie £>ej:e", „Ba", ift „$>er
©obn ber SOtarebefa" gefebriebett. ©ie biu s
reißenb gemaltig, mit roeldb’ ehernem Griffel
ift bie ©legic auf Stontg aegeitroärtige 3*r=
ftöruitg M Qiiod non fecerunt Barbari, fecerunt
Barberini“ gebietet, ©olehe ©rgüffe, ootl
bcgroiugenber bemalt, Fönnen nur böd)ftem
bid)teri|chen Empftnben entfließen. . .
Hermann Menkes.
3$Utt(}rituttg unb ^rßfärung.
3u einer Ülotig beg „5)eutf<^en ^ichtcrbeimg" über bie ©treitfad)e beg $crrn Ä N arl
©ntil ^rangog in Berlin geftatte idb mir ergängettb b'ngugufügen, baß ich eg oorgegogett
habe biefe ingelegenbeit itidbt oor bem ©ebiebsgericht bes „^eutjeben ©chriftftefleroerbanbeg"
in Berlin, fonbent oor bem Ä'önigl. 3lmtggerid)te gu ^regben bureb Einreichung ber ^rioat=
Flage roegen Beleibtgung gunt Slugtrag gu bringen. Begiiglicb ber oerläumbcrifeben Slnjcbuls
bigung einer „^nbtgcretion" unb bei* w Breiggebung eineg (^ebeimniffeg", melebe in bem
grangog’fdbeit Singrifj gegen mich gefallen ift, bemerfe ich lp cr nur, baß ant Borbattbenfein
eineg w ^ebeimniffeg w in ber betreftenben ©ache Fein mahreg ©ort iß.
©ine tm Befiß beg Untergeidbncteit beftnblidbe Erflärung bes £errn Buul ,f>einge, in
melcber er auf ©b rcnlDOr l beftätigt, baß ber Untergeid)uetc ftch über bie Slrt ber SJFeittunggs
oerfebiebenbeit gmifd^en £errn Berlaggbucbbünbler Ehlcrniaun uitb Ferrit $arl ©mtl gratts
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121
R“
308 nicht geäußert unb aud^ übet ben 3 nfjalt bet gramog’fchen Antmort fRic^td ©erlautbart
hat, ergiebt, bafj ebenforoemg eine „3nbi8cretion" beg Unterzeichneten ©orgelegen hoi*
Dregben, 1. No©ember 1889.
3 *off<jaitg <£1*40*4.
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BeitiaBiigei tob illfeaelier fleltug. Jede Einsendung, ttber deren er. Verwendung Aus-
kanft gewünscht wird, muss deutlich and mit nicht su blasser Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf
enthalten. Briefliche Kritik ertheilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Antwort¬
schreiben und Bücksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. SO Kr., 60 Cts. etc.)
nebst adressirtem Couvert beisufügen. Bei Einsendungen, welche au dieser Stelle Erledigung finden
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Gedichte überhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann surücksenden, wenn der volle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’s bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos surückgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nnr
Originalbeitr&ge acceptirt.
K. P. in R—ck. gür einen beftimmten
3eitpunFt berechnete (Jinfenbungen bitten n>ir
un8 minbefteng fedjg ©ochen ©orher zu$u?
ftellen.
H. N. in N—n. 3h* 9?uch ift un8 nicht
Zugegangen. Da8 ©ebidjt zeugt ja non ganz
hübfeher, ehrlicher (hnpfinbung, ift aber megen
nerfchiebener formeller Mangel unb unglctch=
mäßiger Durcharbeitung nicht ©ermenbbar.
C. E. S. in P—g ben erften ber „0prüd>e";
R. B. in G—g „(5in ffiunfeh" unter bem
Xitel „Deg Didjterg DenFmal"; R. G. in
E—d „VerfdjoÖen" (eine neue „^oetiF", bie
unt bie Witte nächften 3ah reS erfdjeinen roirb,
haben mir felbft unter ber geber); 0. K. in
E—n „Deutfdjer $eift"; L. H. in 1—g
„@räm bi nur" u. f. m.; R. M. in R—a
„Der 309 «* - (bie anbem hotten mir auch
abgelehnt); E. K. in S—d „(5in Örab";
Prof. G. v. S. in P—g „Die (5iche". A n -
genommen!
0. P. K. in L—g (gegenftanbglog unb
ohne Vergmajj); H. D. in D—n (311 fef>r
in alltäglichem ©leife); Th. H. in P—g;
0. B. in W—tz; A. H. in G—n (juchen
@ie ftch bebeutenbere 0toffe); Dr. 0. W. in
H—e (bie heutige £priF liebt eg nicht mehr,
bie antife @öttermafchinerie $u beleben);
Dr. H. S. in H—r; F. M. in 0—dt (er?
Fünftelteg ^ßathog); L. M. in M—m (®ie
©ermögen Veffereg gu leiften); S. H. in K—e
(gremomörter bulben mir Faum in ber ?>rofa);
T. in B—n (311 fachlich ermägenb); Dr. G.
K. in W—g (bigpofitionglog); A. B. in
H—r; Dr. H. M. G. in K—z (mir ©er?
miffen genügenbe innere Durcharbeitung);
0. .S in H—g (änbern 6 ie bie für Viele
anftöfnoe ©chlujpeubung in „Vor ber
Kirche*); A. R. in H—m (mir hoben © 01 t
biefer Öattung 3 U ©iel); H. D. in B—n ( 3 U
beleihen): H. G. in B —11 (oft im Slug?
brua ©erfeolt); C. K. in M—m (aegenftanbg?
I 08 ); A. S. in T—m (©erbraust); H. W.
P. in W—g (theilg baroef, theilg ©erbraucht);
J. W. in D—m (0ie fc^öpfen zu fehr ©on
ber Oberfläche); Dr. P. in B—r (©iel gu
breit angelegt); W. P. in B—n (einige Sin?
laufe, ohne gleichmäßige Verarbeitung); E.
S. in A—a. Dankend abgelehnt!
D. R. in S—t. Vei un8 ^erbftet eg auch.
Auf unferer Nebaction metteifert ber Vlätter?
fall mit bem in ber Natur, nur baß eg ftch
bet ung um jene in ben VopierForb gleiten?
ben Vlätter honbelt, roelche ba8 h«*bftlich
rafchelnbe 9aub beftitgen.
C. V. in S—t. ©ir ntüffen 0ie unb
©erjehiebette unferer jüngeren (Jinfenber ein?
mal mieber recht angelegentlich barauf hin?
meifen, mag mir in 9k. 1 unter „Unfere
3iele" gefagt haben. ©ir rooflen eine lebeng?
mähre, au8 echter Anfdjauung hcraugaeborene
Voefte, aber nicht ©erfchroomntene ©efühlg?
eraüffe. Nur ©on einer beftimmten innerlich
erfafjten Situation aug Fann ber 9priFer etroag
leiften; mo biefe fehlt, ©erlieren fid) feine
Vcrfe in nebelhafter ©eftaltlofigFeit. 3 h*
©ebicht ift megett gebachten 9Jtangel8 nicht
©erroettbbar. — Namentlich ftnb eg auch ber
echten Vlutmärme ermangelnbe, monbfehein?
blaffe 9iebeggebichte, mit beren maffenhafter
3ufenbttng man utt8 beängftigt.
F. Z. in G—au. ©ir bringen grunbfäp?
lieh Feine ®ebid)te, beren 3 n holt Firdjliche
Streitfragen. <58 ift nicht Aufgabe ber Dicht?
ung, begleichen gragen zu erörtern.
W. S. in A—a. (5inbanbbecfen ftnb zur
3eit oötlig ©ergriffen.
Von ©erfchiebenen unferer Abonnenten, bie
ba§ „Dichterheim" auf bem ©ege beg Vuch-
hanbelg beziehen, ftnb Klagen über unregel?
mäfeige Lieferung laut getoorben. ©ir er?
Flären hiermit, bafj rceber ung noch unfern
£>errn Vertreter in Leipzig eine 0chulb treffen
Fann, ba bie Verfenbung mit pünFtlichfter
®enauigFeit ftattfinbet. Die Verantroortung
S$-
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lo<>
ÜC
fann nur bie Betreffenbcn 0ovtitmnt3f>iidjs
Ijanblungcn treffen. ©o SPorfteOungeu er¬
folglos bleiben, fciimeu roh: nur empfehlen.
baS 93Iatt bei uni birect ;u be$ie§eu, jumal
roir für bie poftfreie jufenbting nichts be*
rechnen. Ti e 93erlag3f)anblung.
(€d)lu& ber Stcbacttou bfefer Kummer: 9. 9tobcmber 1889.)
^ftd)f ]M üfierfeßett!
Ta roir aud) ben uäd)ften dummem be§ „‘Teuifdieu £idf)terl)eim", bie am 2. unb
16. !£cccmber jur SBerfeubung gelangen, je einen elegant auSgeftatteten
„"^Teilmaclits - -A.nzeigror 44
bei$ugebeu beabfid)tigen, fo machen mir unfere gefc^ä^ten £efev auf biefelben beljufö 3 n;
fertiou litterarifd)er Öqeugniffe ^of(id;ft aufmerFfam unb bemerfen, bafj roir für bie einmal
gefpalteue iftonpareiÜegeile ober bereu Staunt iucl. 9?otl)brutf ber ^itel unb 9lutornameu, bie je
auf einer 3 e ik bejonberö fte^en muffen, nur 30 v ^f. berechnen.
gür ©Überholungen ber Jnferate aus 9?r. 6 in ben beiben fofgenben Hummern ge*
wahren roir 20%, für einmalige ©ieberljolung 10% Grmäfugung.
®efl. Aufträge erbitten roir uns bis fpäfefletts» 26. 3lot»em6er unb 9. J>rcem0rr.
SnSafföDerietdintg.
«fbiAte üon entto iranj Ärtiftdje a. Ülor flicffWfttfr, Anna Wen bel-fll erborg, üobert ©editier, Anqoft
fiaomann, Knbolf 6oettr, ^rinridi 3rife, Priaj (Emil ja 3diönaid;-(£arolalb. Drtlro irribrrr oon Cilieoeroo, Soferrt
WalbrafiUer-Dobot, ©briftiati Sdjmttt, Hidjarb ftorljlid), t’lna ianamrirr, Albrrt Drrnfletn, Augnft dtnrm, Hrlmatb
3diröbrr, 0). iritfdj, Ham Üt. Ürfloinarr unb 3. Crrber. — Die Unnatar im romaniftbrn Drama ber ttrojrit. ®on
Hugo Rbeinlfinber. — «fldjerfdian — ©fiener Sprcdtfaal. — Drfeffdjalter. - fliibt jo flberfeben!
g/tT* ^ladjbruii nur unter genauer gueffenangafte gebattet. ^Ml
©efteUungen ftnb 51t richten an bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag), ßinfenbungeu
an bie Redactlon des „Deutschen Dichterhelm“ in Dresden-Striesen. 3» Qommijfiou:
TrQb’sche Buchhandlung ($1. ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
Halbmonatsschau über Literatur, Theater,
Musik, Bildende Künste und Kunsthand¬
werk. Herausgeber: F. Avenarius.
Vierteljährlich 2y 2 Mark.
Schles. Z.: in der That wiegt der einzige „Kunstwart“ mehr, als der ganze
übrige Haufen von literarischen, ästhetischen u. Kunstzeitsehriften. B. N. : unter
den literarischen Zeitschriften ersten Ranges befindet sich eine einzigartige, i|
welche jenseits u. in gewisser Beziehung sogar über der Konkurrenz steht: der
„Kunstwart“. Klans Grotli: wenn ein Blatt vorliegender Art zur rechten
Wirkung kommt, ist damit für jeden Gebildeten ein wahrer Schatz gewonnen.
O. v. Leixner: so sachlich, so edel in seiner ganzen Haltung, dass er wärmste
Förderung verdient. Band: macht seinem Namen alle Ehre. Rosegger: das
|j weitaus beste Blatt dieser Gattung. Janitschek: nicht nur geistvoll u. fein¬
fühlig, sondern auch planmässig und energisch. Kiel. Z. : höchst eigenartig u.
lebendig. Leipz. Z.: man trage mit dem Bestellgeld zugleich ein Scherf lei 11 bei
zur Hebung der deutschen Literatur u. des deutscheu Volkes. N. Z. Z.: bestimmt,
auf das literarische und künstlerische Leben anregend fördernd, aufklärend u.
läuternd zu wirken. Wien. Presse: wir kennen kein anderes Organ dieser
Richtung, welches m so kurzer Zeit u. in so fesselnder Form so viel des Bedeu¬
tenden geboten hätte. Bresl. Z.: wie viel herrschende Vorurtheile hat der
„Kunstwart“ erschüttert, über wie viele Fragen hat er Licht u. Aufklärung ver¬
breitet! Lehr. W.: ein wunderbar frischer Geistesquell! Lpz. T.: wird sich
die ihm gebührende Stellung als Berather aller Gebildeten deutscher Nation in
Sachen des Geschmacks sicher u. unaufhaltsam erringen.
Kunstwart-Verlag in Dresden-A.
m
ö-
(S$ef*9fcbacteur unb <5igent§ümer: yauf <£ein}e, föebacteur: Jlttboff goeffe.
Stad oon Sferbbtanb S^omafe in Treiben. — $apiet oon Vieler & Sogei in ßeipiig.
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Drgmi für Jidliluinft und JuitiR. (Der „Dmtflm Didlterfinfff*' 19. lUiid.)
Herausgeber: y«uf <$ein)e.
Monatlich 2 mal. Preis: bM halbjälirl., vorattszahlb. Man abonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummorn k 50 rjr. 5 Sttlck einer Nummer.# l,5o.
AzU-in weites, fa0fes &(att vom Stattm,
38i* t»or beti gewebt,
^~?#s ma$ni tnf<$, wie ein <£e6enstraum
^ £o pn<$fifl, a<$! »ergebt.
3tun jagt bet 3$inb es bur<$ bie §rfur
&fefdj feiner $<$weflern §c$aar,
3lnb bann öfelöt £ian6 unb 2&ober nur
&on betn, was einff es war.
pa<9 wir fltß gtavfi §u $iau0 gefeilt,
§pxofct ans bem $tau6 empor
jlfs fünfter £r$muA ber 3rru$fing$weft
fin buft’ger SSfumenfTor.
Jufius £iurtn,
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?r
s?
Pie Unnatur im romanifdjen Prama
5er ^leuseit.
SBon Jingo StQeinf&nber.
(Schlup.)
ooiel roir an unfcrer an*
gefränFelten ©efedfchaft oon
beute auSjufefccn haben, fo
Dürfen roir bodf) ohne pharU
fäif<^e Selbpüberhebitna oon
un 8 jagen: ©ir pnb immerhin noch beffer
als unfere roeftlichen Nachbarn. ©ir beppen
feinen gefedfcljaftlich, mochte ich jagen, am
erfanitten ®emimonbet®tanb; ein (Slieb bie?
fev ^C^efeÜf^aft^ geniept für unb für bie
oerbiente aftgermanifche SBerad^tung. £er
fittfid^e ($eip unferer 3 <it ip hoch noch ein
gejunber — geht §in, ihr Poeten, in bie
mittleren unb fleinen (Stabte unb lernt bort
beutfd)e 8 SBiirgerleben fennen. ©aS Fümmert
unS Widionen bie gäulnip ber (^efedfchaft
im „Niefemtepe!" ©lüdlicherroeife ip bie
#auptPabt auch barin bem £anbe nicht $or=
bilb. ©arum alfo bem meift nichts ahnem
ben 93olFe 3errbilber oorfüpren roie in
nife, grancidon, ©eorgette, NenSe, 3:^erefe
Naqutn, ©aleotto! ©ir rooden beffern! rm
fen unä bie Nealipen unb Waterialipen 3 U.
93effern, roo nichts ju beffern ip, ober oer=
jroeifeln machen, roo gcbeffert roerben fönnte!
ienn roenn 33efferung eintreten fod, fo muß
hoch auf irgenb eine ©eife gezeigt roerben,
roie biefe fBefferung enielt roerben foO. gim
ben roir baS aber in befagten £vamen? 3n
feinem einzigen. <§)at bie bramatifche ftunp
blo3 bie Aufgabe, niebergujc^mettern unb
nicht auch bie, empoquheben ? Wit roa^r^aft
innerem Vergnügen, mitunter mit teuflifdjer
greube roeiben pdf) bie fran 3 Öfifd)en ^efp*
mipen an bem dntfefcen ber £örerfdf)aft.
„$)a feljt*, fo rufen pe ber lederen 3 U, „baS
iP eure heutige ©ejeflfd^aft, fo faul, fo nidf)*
tig, unb foldfje grüßte geitigt pe! 3 h re ®er-
funFenheit ift bobenloS, bcshalb hinab mit
if)r 3 um NidpS! Unb auch du, ber bu rein
in ber Witte ber 93erroorfenheit PebP, FannP
btr fein beffereö ®cf)idfal herbeiroünfchen, als
moglidfjp fanft in bem gropen Nirroäna auf?
gugehen/ 3 P biefe oberflächliche ©eltanfcham
ung, ber Naturalismus, ber (Erhabenheit beS
germanifdjen ©eiPeS entfpredf)enb? Nie unb
nimmer, roenn eS auch (Einzelne unS glauben
machen roollen. Unb follte eS auch noch fo
fehr bergab gehen mit Ment ringS um unS
ber, roo 3 U eS, ©ott fei $)anF, noch lange 3*it
bat, roir bemalten unfere JebenSfreubigFeit unb
Die Hoffnung auf Nettung. Uufer 33olf hat
fdjon manchmal am Nanbe eines SlbgruubeS
gepanben; eS hat pdf) ftetS aus eigener ^raft
roieber emporaefd£)roungen.
3. @3 gelüftet unS nicht nach ben äuperen
fünften ber granjofen, mit benen biefelben
bie innere Hohlheit ihrer ©erfe 311 oerbeden
belieben. $5ie Wache in ihrer auSge 3 eichnets
Pen geinheit, baS ©ortgeroipel, bie gepfeffert
ten, geiPreich fein fodenben ®dfjamlopgFeiten
— ad baS Unnennbare, baS ber roepliche
Nachbar in bie adumfaffenben begriffe esprit
et elegance einfdfjachtelt, mag roopl ben ©au*
men geroiffer Seute rei 3 en, für ben unoer*
borbenen ©efchmad ip eS ein Nichts; ber er*
fennt bie innere Gebe nur bepo heutiger.
3 m ©runbe genommen ip bie Wache hoch
unnatürlich, nicht nur bei ben granjofen,
fonbem auch bei ben Spaniern. Sogar bei
bem gan 3 bebeutenben @chegarap fpielt in ben
meiften ©erfen ber 3 u fau, roie f<hon be=
merft, bei ber (httroidelung ber ßanblung
roie bei ber 93erioidetung unb, roaS bod) ganj
geroip falfch, bei bem Umfchroung eine grope
Nolle. i'aS müpte hoch oon oont h*win
abfchreden. ©ie prenge pnb hoch unfere
Weifter unb ^ritifer, roenn ein &eutfcher eS
roaat, gegen bie ©efepe ber ^ühnenfunP ju
oerftopen — unb h*ff P*h* ben 9lu8t
lanbern SlfleS nach!
4. (J3 unterliegt gar Feinem 3 roc 'f c ^
unfer £rama in Der nachPen 3«t einer neuen
dntroidelungSpufe entgegen geht. 3 (h ^ es
Fannte mich oon jeher 311 ber &npcht Nubolf
®ottfchaQ3, bap roir in 3 u ^ un ft groci mitten
ber iragöbie nnterfcheiben roerben, bie poli*
tifche unb bie bürgerliche. Nur glaube ich,
bap roir ben Namen „bürgerliche Sragöbie*
aügrmeiner faffen müffen, oiefleicht befier
„focialeS ®rama Ä fagen. ^a 8 hiPorifcpe
iranerfpiel roirb p(h 3 um politifchen umt
bilben, roie ©ottfchaH fagt: ba3 beutfche
JuPfpiel roirb erp noch gefchaffen roerben
müffen. 2 lber in bem adern fönnen unS
roeber grait 3 ofen noch ©Panier oorbilblich
fein. 5)a3 nationale 5)rama mup au 8 bem
beutfchen @eipe h*rau 8 roachfen ober auS bem
$angermani3mu8 pdf) erbauen. @. greptag
hatte oodfommen Necpt, roenn er in feiner
„$ed)mf be3 5)rama8* foroohl Qomeide unb
Nacine roie Jope unb (jalberon als für un 8
ohne (Sinpup überging.
®ehen roir hinufc« nach granfreich, roie
eS gegenroartig bort auSpeht. 2 lugier pecht
langfam h^; Raubet fchafft nicptS mehr.
Sarbou h at pch 00 m fogenannten fodalen
SDrama abgeroanbt unb pch neuerbingS auf
eine 2 lrt geschichtlichen 3:rauerfpiel8 geworfen
(„‘Ihfobora", „^oSca"). $)ie3 benüpte 3 *>la,
um fein $eil auf ber 93übne 3 U oerfuc^en.
5l0ein oon ihm roenbete fiep fogar ber gropte
5h^il feines eigenen 33olfe8 ab, al 8 er bie
„Xherefe Naquin" über bie 93üljne gehen liep,
unb bie angefehene Fritifc^e „Revue des deux
mondes“ faate ihm bereits oor brei 3 ah cen
berart bie Weinung, bap ein jeber anbere
3 urüdgefchredt roäre angepchtS eines folchen
«-
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ocruichtenbcn Urteils, bcm bic her
litterarifchen ©timmen beipflichtete. SlOein
Emile 3ola fogt mit ber üftiene eines Wax*
tprerS: „nemo propheta in patria“ unb
weift auf feine Dramen: „3efct finb’S brei
ober oier, noch wenig; wenn eS erft gwangig
ober breigig futb, werben fte fic^ fchon
fe^en gu oerfchaffen wiffen." %a, roenn #err
3oIa un§ bie ©ewähr leiftete, bag er fich
mit ben 3 Q ^ rf » befferte. ©ir glauben ihm
nicht, wenn er un§ auch oerfpricht, wie er
gethan ^at.
Ünb nun blicFen wir nach korben — ober
nein, foweit brauAt baS Sluge nicht gu fchwei*
fen; er, ber groge germantfche JramatiFer,
weilt mitten unter unS, oielfach oergöttert,
oielfach oerFannt — 3bfen. Unabhängig
oon ben Romanen hot auch ftin ©eift oÜe
©tufen ber ©ährung bis jur Klärung burch=
laufen. 2luch er wollte bie gefunfene ©efeU=
fdfjaft gur gTeUjeit unb ©ahrbeit ergießen;
er höi lange 3 e ^ atl ber $Röglid)feit biefer
Ergiehung gegweifelt, aber enblich rang er
fich los, unb in feinem lefcten bebeutenben
©erFe „ Jie grau oom Sfleer* b at cr itn
©egenfag gu ben Romanen auSgefproAen:
ES giebt eine Erneuerung. Jie $effimiften,
bie Jbfen lange gu ben 3b rcn sanften, haben
ihn nun oerloren, oötlig oerloren. Unb beS*
halb wirb er oorbilblich werben für unfer
neues bürgerliches Jrama, baS eine groge
ergiehliche Aufgabe für bie 3 u ^ uit fl S u über*
nehmen b at - ®ie Slle^anbra’S unb Eoa’S
werben anberen ©eftalten ^piafc machen, unb
nachbem im Jrama baS fdhlimme realiftifdhe
©emälbe ber oerborbenen ©efeflfehaft ber
.©egenwart erfdjienen, wirb ftdh ber 2äuters
ungSoorgang, frieblich ober gewaltfam, oor
ben klugen beS ^ubliFumS ooQgiehen unb
baS ©ange in fchöner Einheit auSFlingen.
3n manchem feiner früheren ©tücfe hat 3bfen
gegeigt, bag er nicht nur itiebetgureigen, fom
bern auch aufgubauen oerfteht, in ber „grau
oom SKeer" beSgleichen. jiefe Dramen,
beutfdhe dichter, nehmt gum SBorbilbe; ihr
begeht bamit Feine ©ünbe, unb ihr bmtbelt
nicht unnatürlich; benn 3&frn h a * «benfo
wie ©hafefpeare pangermanifchen ©eift —
er ift unfer.
cSießesfiet) eines jungen §nbianers.
(Sftadb ßfjateaubrianb.)
@o lagt mich benn bent jungen Jag
SorauS auf glügeln eiten,
Damit idh ftitt unb einfam mag
Sei meiner Jaube weilen.
3<h fd^Iang um ihren £at3 ein Sanb,
2Rit 3ttufcheln «i<h behängen:
Drei rothe machen ihr beFannt
2flein Sieben unb Serlangen;
Drei oeitchenfarbne beuten teiS
Die 3roeifet, bie mich quälen;
Seboch non meinem hoffen h«6
Drei blaue ihr ergäben.
DaS Hermelin b<*t Sleugtein Ftar,
Doch mug ihr ©lang erbleichen
Sor üRita’S fchwargem 9lugenpaar,
Dem nur bie Sterne gleichen.
Som Scheitel wallt ihr leicht unb fd^ön
DeS JpaupthaarS bunfle 3ttenge,
Sie SfteiSfelbwogen auf ben £öhn
3n üppigem ©ebränge.
3h^ 3^unb ift eine SRufthet rotf;,
Sefefct mit ^ßerlenreihen.
0 möchte er auS 0uat unb 9toth
3ttir ©inn unb §erg befreien!
0 möchf er fügen ©chatten gart
2luf biefe gacfel hauchen!
Dann Fann ich, nach ber Säter 2trt,
Die griebenSpfeife rauchen,
2Benn h*int ich oon beS ÄricgeS Suft
©eFehrt mit ben ©enoffen,
Unb hflngcnb fchau an ihrer Sruft
DeS ffiigwamS jungen ©proffen!
©o lagt mich benn bem jungen Jag
SorauS auf glügeln eilen,
Um flill im bunFeln ©<henhaag
Sei 3Kila gu oerweilen!
fruft <j»acfter.
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126
© u n i) i U>.
(£itt ^eftengebichf t>on $uf!at> &afItopp.
(Sortierung.)
©c^fleö Abenteuer.
9ln bem vierten Jage
Nahmen bie meifiett Wannen
Unb jtönige ihren Slbfcbieb
Unb $ogen bavauf non bannen;
Ca3 mogte, fam unb ging,
©iel hatte ©unhilb ju veben;
©ie gab noch frohe ©rüßc [$eben.
Unb ©lücfmunfcb auf bie Speimfehr einem
Sperr ©ate fprad^: „%<b [ebne
Wich mieber nach beit Chürmen
Unb nach ber großen ©tille
$n meiner ©urg jti ©türmen!
$cb habe beffern ©ein
©eiten ju trinfen befommen,
Cen höben mir nid)t gefpart,
Codj ift baoon mein &opf beflommen."
„3<b febeibe", fagte Worung,
Wit beinern Cbm jugleicb,
©3 laufen manche Weile
©i3 in fein Stönigreid)
3ufammen utifre ©ege,
muß ihm oiel oerfünbeit!
3ur Sperbft^eit fomm' id) mieber,
äöe^balb, baö fannft bu leidet ergrünben!"
Cer ©ogt non ©rebftebt rief:
„3>cb feb^eße mi<b eud) an,
©ir langen gegen 9lbenb
3n meiner Speimat an,
Cort merbet i§r erfahren,
©eichen niel guten Weth
Spcrta, meine Cocbter,
2lu3 Sponig b^juftellcn uerftelpt!"
„Ungern gemäht' 1 ich Urlaub",
©0 fpracb ©unhilbc ba,
„Cocb b*fl’ *°h frohe Spoffnung,
Caß e3 euch nicht gefdjat)
©0 unfanft hier in 'Jcorbjtraub,
Um nicht in naher $eit
(Stich micber I;ier 311 fetten
$n meiner füllen ©infamfeit!"
I ©ie gingen in ben Spof
! Unb ritten froh h^em
I ben h c ß cn Worgen
! Unb in ben ©onnenfcbeiit.
! Spetel feboch unb %xntt
©aren jurücf geblieben,
©te mußten ihre ©erbuitg
Sluf gelegene 3eit oerfebieben.
s )lm nächften Worgen maren
Wannen unb Üeute feiten,
©6 mar nid)t3 mehr 511 feiert
©on ben oielen 3 c ften.
Ca fpracb ju beiben Äönigcn
©unhilb im Worgengrauen:
,,^!aßt uitö in meinem ©arten [fdiaueit!"
Wad) Spimmelofd;lüffeln unb ©cild;en
Ca führte fie bie ©eiben
5>n ben füllen ©arten;
©a$ ihr ba beoorftanb,
Wod)te fie nicht ermarten.
sticht freuten Spetel bie ©lumen,
©ein Wuth mar it)m jerroitncn,
©ic er ju roerben beginne,
Caö hatte er noch nid)t erfonnen.
Cer Stönig non günen mar e£,
2ln ben er heimlich bachte,
©3 mar ihm nicht entgangen,
Caß bei* entgegenbrad)te
Cer jtönigin ©unljilb
3>nt ©tiüen treue Winne.
©r fann in fchmeren ©orgen:
Wit melden ©orten er beginne.
Cft hotte er Sperrn Worung
gorfcheitb angefehn,
©enu ber gebanfenoertoven
©flag bei ©eite jti ftc^n,
©eint er bie blauen klugen
Cicf unb uoller ©erlangen
^ieß auf ©unhilbe ruhen.
I @r märe fonber ©erbuug gern gegangen.
«-
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127
Doch roar nicht £orant gefahren
gür ihn über bic gluth?
©chrecfte bem ber ©rimm
DeS roilben $agen ben SDtuth?
Unb war ber nicht über bie ©ce
Durch J)unbert ©efahreit gefchmommcn?
9Bie fonitte er noch ftd) fd)euen,
©einem ©egehren nach$ufommen?
Unb plöfclich blieb er fte^en
Unb begann $u reben:
„©chöne ©Borte fagen,
©dingt nicht einem jeben,
3 ch wollte lieber, e£ ftänbe
Jpier an meiner ©teile
«ftorant, ber Dätienfönig,
Dticht ohne ©lü<f ocrließe ber bie ©chmelle!
„©r hat mir einen Auftrag
gür bich mitgegeben,
Doch wenn er im ©efaitgc
SBürbe bie ©tiinme erheben,
©Senn bu fchatten fönnteft
%n feiner klugen Sicht,
DaS märe beffer für il)n,
©113 baß ein ©Inbrer feine ©otfd)aft fpric^t!"
„£alt ein!" rief ba ©unhilbe
Unb ihre ftol^en dienen
glammten, als mürben fie
©om Worgenroth befchienen.
,,©on folcher ©otfebaft rebe
Sticht mehr an biefem tage,
Unfroh muß ich werben,
©Benn ich ummttfomm’ne 9lntroort fage!"
Da fiel ber Däne grute
3 n bie $ftebe ein.
„Daß ich taager fchmeige,
ftönigin, foll nicht fein!
Der fd>önfte Jpelb im korben,
Der Äönig oom Dänenlanb,
Jporant, ber meithin gelaunte,
©Birbt burch unS um beine £anb!
„Soll ich bamit beginnen,
3u fünben bir fein Sob?
©tenne mir ben Äönig,
Deß 5Ruhm fi<h h^ cr erhob!
©chon fingen in allen Dörfern
Die Äinber feine Städten;
Daß bu ben ©Bunfd) geroähreft,
Darf ich fl u3 treuem ^erjen ratzen!"
- 53
| ©unhilbe ftanb betroffen.
©luf ben blumigen ©runb
j ©ah fie finnenb nieber
Unb nagte babei munb
Die rofenrothen Sippen.
I ©ie jupfte mit ber £>anb
©laue ©eilten in ©tücfe
Unb marf fie bann auf'S ©artenlanb.
©US fte beharrlich fchwieg,
gaßte fich §etel ben Wuth
Unb fagte: „jporant fchmur,
©3 folle barob oiel ©lut
©luf bie ©ßahlftatt fließen,
©Bollteft bu nicht gemähren,
| ©BaS er oon bir oerlangt!
I Den Jparfncrn biente baS ju neuen Wären!"
Da runjelte grute bie ©tim.
„Du barfft mir’S nicht oerbenfen;
©Benn bu fo broljenb mirbft,
©ßirft bu'S 511 m Unheil lenfen!
^pätte §orant fo
Um beine grau geroorben,
Du roäreft unbemeibt
©inft ju Watelan geftorben!"
©3 juefte brohenb über
©unhilbe^ ©Ingeftcht.
„ 3 ft einer unter euch,
Der mir ben ©ibfehmur bricht?
3 h r habt mir beibe greunbfehaft
©efchmoren mit euernt ©lute,
3 ch hoffe, fommt’S jum Kriege, [grute!
sticht gegen mich mirb §etel ftehn, noch
„Unb meil mir greunbfehaft fdjwuren,
©Bill ich ntid) linb crmcifen,
©onber allen .$aß
Dürft ihr oon hielten reifen,
©Bcnn’S aber Äönig ^porant
©fach $ampf mit mir gelüftet,
©0 bürft ihr ihm oerfünben,
3 d) fei baju geroappuet unb gerüftet!"
Doch fchnell entgegnete £etel:
„ 3 erreiße nicht baS ©anb,
DaS ich bir angeboten,
©ebenfe au bein Sanb!
©eoor bu biefe ©Berbung
3 urücfgemicfen haft,
Saß alles uns bebenfen,
Daß nicht bic Otcue tommt als fpäter ©aft!
- — £[
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m
„§aft bu an einen Blnbent
©twa fcbon gebaut,
Ober ijat bi<b bie fcbneBe
BBerbung beftürjt gemalt,
Ober ift §err £orant
®ir auS anberit ©rünbeit
©twa unlieb geworben?
BlücS wofle uns oerFünben!"
Stuf bie fteinerne ©an!
Unter bem alten glieber
3 ngte ©un^ilbe bin,
®a festen bie brei fkb nieber.
©ie fpracfy: „£ier ^atte Böate
©or länger als $wei fahren
Son euch unb §orant erjagt,
BflandjeS bab 1 idj ba erfahren!
„3Bie er bir bein ffieib
©rächte nach £egelingen,
®aS er bir gewonnen
®urcb fein fdjöneS ©ingen,
SBic bei* roilbe £agcn
Btacbgefabren Farn
Unb wie julefct bo<b aBeS
®arnacb ein frobeS ©nbe nahm.
„ 3 $ b a &’ cS oergeffen,
Oft Farn mir’S in ben ©init,
®ocb bin i<b Fein träumenbeS üJ^äbdjcu,
3 efct bin i<b Königin!
Bttein Söifle ift eS nicht,
3Ri<b einem Bftann ju beugen,
Unb baß icb ntünbig warb,
®eß ne^m’ id) beibe euch ju 3 eii geit!
„Unb was ntid) babei leitet,
©S fei euch unoerloren.
©infi b^’ i<b meiner BJtutter
Bftit ^eiligem ©ib gefc$morcn,
woBe Feinem Spanne
BUS ©attin mi<b oerbinben,
®er in brei ©roben nicht
BJti<b fiegreicb Fönne überwinben!
„SBenn Bftannen unb ©erwanbte
BJticb jwingen, baS $u t^un,
©efcbeb’S im näcbfteu £>erbfte!
©iS ba^in möge ru^n
®aS BBerben, benn i<b backte
BKicb Feinem Bftann ju fcbenFen,
©S fehlt mir nicht an Äraft,
Bttein Äönigreicb unb ©otf $u lenfen!"
®a feilste Jpctct auf.
„®ie ©otfe^aft FränFt tni<b fe^r,
®ocb eile nun, $ur ©renje
3u fiteren fdjncB bein £ecr,
®enn §orant wirb ben BSettFampf
Böagen auf anbere BBcife,
BiMr muffen ohne Säumen
UnS eilig rüflen ju ber Steife!*
®ie Könige nahmen Blbfctyieb,
Um nach bem §of $u gehn,
3 n ihrem ©lumengarten
©lieb ©unljilbe fte^n,
©ie l)örte halb, wie jene
©e^enb ju ©ferbe fliegen
Unb fab fic mit ben BJtanneit
©ilig über bie ©bene fliegen.
®ie jerpflüeften ©eilten
©ab fie auf bem ©anbe
©or fi<b liegen. „Unglücf
®eutet baS bem Sanbe,
BJticb wirb mit großer BRacbt
®er ®äne überfaflen,
Btun gilt eS, fctyueB $u fenben
Umber nach meinen BJtannen aflen!*
Stubig unb gemeffen
Schritt fie nach ber £aBe.
„ 3 l)v, meine BJtannen, auf,
Seftcigt bie ©ferbc aBe!
®urch gan$e Üanb
BJtüßt iljr eilig reiten,
®er ®änenFönig begehrt,
®bfön unb Bieicb mir ju befreiten!
„Steitet auch itacb ©türmen
Unb fagt bem ffönig BBate,
6 r foBe mit feinem §eerc
Bftir Reifen unb feinem Statbe!
Bflit BBinbeSeile foBt ibr’S
®urcb aBe ©auen melben! —
§ier fteb icb ohne gur(bt,
3cb b'rrföe über ein ©olF oon gelben!"
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129
Siebentes Abenteuer.
2113 bie Soten roaren
©eritten au3 ben Ifyoren,
Sa gaben fie ben Sßferben
2ftit aller SWac^t bie Sporen.
@rft als baS Schloß oon s Jtorbftranb
Sag hinter bunflen Sannen,
Sa toar eS, baß fie bie Stoffe
ffiieber anju^alten begannen.
Sa fagte Srute: „§aftig
Strebte jt bu na<b bem 3W« 1 —
9flit Sro^en unb mit Sönnern
(Srlangt man feiten »iel,
Segeljrt man grauenminne! —
3 d> fab bie ttttaib erröten,
Sa galt eS: gart gu reben,
SGBie wenn bie 9tacbtigatten flöten."
3ornig brummte §etel:
*Sa3 will i<$ nicht oerfebroeigen:
3 <b lonn mich beffer im ßampfe
2 Jtit ftarfen gelben geigen,
3 $ fann mit befferm ©lücf
Sie b^rteften Schlachten fragen,
2llS wie ein ©ecf unb 2tarr
Sen üWaiben gart oerblümte Sieben fagen!
*3n muffigen Stunben bab’ icb
93ergebli<b nacbgefoitnen,
2luS melden gäben mobl
Sie üRinnc wirb gefponnen.
Salb fommt fie mie bie Slumen,
Sie im ©arten fprießen
Unb an bem Äuß ber Sonne
#eimli<b *b ren Äelcb erließen,
„Salb fommt fie wie ein Sturmroinb
Star! b^cingeroebt,
2ftit Stilen unb mit Sönnern,
Saß alles ©iS »ergebt,
Saß in Sterben fplittert,
3BaS nur miberftanben,
Sßenn gmei oermanbte Seelen
Unoerbofft ficb fabn unb fanben,
„Oft auch flopft fie an,
£>b nc baß linb eine §anb
3 b^ bie Sböre öffnet,
Saß auf öbem Sanb
-s?
©ine Seele einfam,
©lenb unb unbebauert,
llnoerftanben oerfebmaebtet
Unb bie lange SebcnSgeit oertrauert!
„Manche ffiege manbelt
-jrepa b^r auf Pr ben, —
UnS mottte fte nid>t mobl! —
3 «b mottle gern ©efebmerben
©on anbrer 2lrt erbulben,
2llS jefct mit Schimpf unb Scbanbe,
©on einem 2öetb oerböbnt,
So Häglicb reiten bureb bie Sanbe!"
Sa fab ber Säne grute
3 b^t in’S ©eftebt unb fagte:
„SaS glaub’ ich, baß unS heute
$i<bt folcber Unficg tagte,
9Senn bu fo feböne ©Borte
Sieber, als bein Sroben,
©erfebroenbet b^tteft! — boeb —
©3 ift bie ©Rinne fe^t entflohen!
„Urb b^ifet ber ©rönnen,
Sa fi^en bret fluge grauen,
Sie fönnen baS S<btcffal lenfen
Unb in bie 3 u ?unft flauen,
©egenmart unb 3ufunft
Sertnögen fie gu leiten, —
Socb feinen 2lugenblicf
ffieränbern an oergangnen 3 c * tcn -
„3efet laß unS überlegen,
©Bie mir baS beginnen,
Sie unermünfebte SBotfdjaft
Sieblicb gu überfpinnen,
Senn eS abnt mir, baß fie
©itterer als ©alle
2ltten Scannen munbe
3>n beS Äönig §orantS §atte!"
£>err £etel rief: „3efct gilt eS,
2 ta(b ©rebftebt febnett gu fommen,
©Bo^l roerben mir gur 92ad^t
Sort freunblicb aufgenommen!
Sort motten mir’S beraten;
©3 mürbe fonft noch trüber
Sie ©otenreife merben,
Bitten mir an ©BalramS ©urg ooriiber!"
ö
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130
R--
Ta trabten fte be^enbe
©eiter burcb ben ©aitb.
Tie dauern bei ben Törfern
Bogen über ba3 Saitb
Gmfig tiefe gurren
SJtit ben fcfyarfen pflügen,
Cben flogen fcfyreienb
©ilbe Söget hin in langen Bügen.
Bn einen Gichmalb führte
©ie halb bei* ©eg hinein,
Ta lag am Soben unten
Stander fernere ©tein,
Tie biefett ©ur^eln jogett
Tavüber hin roie ©drangen,
Reicht feiten ftolperten ba
Tic Stoffe, wenn fte oorroärtS brangen.
G3 floh baö ©ilb uor ihnen
Bn bid)ten Rubeln unb ©paaren,
©ent wäre mattdjer ber Gannett
Ta^intcr f)evgcfafjreu.
Tie Säume toaven fo ftavf,
Taß roohl faum umfpaunten
©ed)3 SDtänner bie alten ©tämme,
Tie jttm Fimmel l;od; bie Bmeige fanbteu.
©eiße ©ternblumen ftattbett
Unb gelbe ring3 umher,
Tann mieber von Seberblunien
Gin roeitcö, blaues SJteer,
hellgrün brangen t^eroor
Tie Änoöpcn au3 allen B^eigen,
Tie Sögel gelten £>eerfcbau, [gen.
Ta flattg'3 mie taufenb glöten unb ©ei?
Unb als fte alte }uritf$erten
Uttb fangen ^cll uitb reitt,
©timmten auch bie Gannett
9)tit frohem Siebe ein,
©3 jog bie grübling3momte
©arm burd) alle Seiten,
Stad; Gid;höntd;en unb ,vnrfd)en fnl;en
©ie metjr als auf ben ©eg beim Seiten.
,,©ic fommt e3", fragte g rute
Unb fah ftcb forfdjenb um,
„3b r mertben Staunen, e3 fdmitt mir,
SU3 müffe hier herum
Ter ©eg ftd; mählich liebten,
Tocb menig roirb er raeiter;
SJtit utel geringer greube
©c^e i<h, er mirb nicht breiter!"
-58
Bur 9lntmort gab ba §etel:
„©eitn id> mich recht beftmte,
©ar biefer ©eg nicht beffer
Som erfteit Anbeginne,
Unb mentt mir ihn verfolgen,
Gin Gnbe muß er nehmen,
Salb muß bie Sichtung fommen, [tuen!"
Bur Untfebr mag i<h mich nicht gern beque?
Btt fttrjer grift verfchmanben
Tie tiefen ©agengeleife,
©ie tonnten fcbneller ba
gortfefcen i|rc Steife,
SJtit biebtem SJtoofe mar
Unb ©ra3 ber ©ruttb beroachfeit,
Tie Gid)en mürben höher
Unb ftoljer ftrebteu aufmärtS i^re Slchfett.
,,©ir bitrfeu fdmeder reiten!"
Stief £err tretet au3,
„Tort tid)tet ftcb ber ©alb,
©ir fommen halb hinaus!"
Ta3 barten alle freubig
Unb gaben ben Sterben bie ©poren.
©er meiß e3, mie e3 juging,
Slöfclid) h a ^ eu fl* ben ® c 9 verloren!
teilte Sichtung §u feben,
Son Sfaöen feine ©puren,
G3 lag in ^e^rer Stube
Ter ©alb, bitrch ben fte fuhren,
Son allen ©eiten fangen
Ter Sögel frohe ©paaren,
3$ mahne, baß bie nicht
Serirrt im roeiteit ©albe mären.
©ie fuchten burch bie Tämmrung
Unb fpürten nach allen ©eiten,
Tb nicht ein ©eg fte fönne
Bur rechten ©traße leiten,
Toch auf bem harten Sobcn
gaitben uon Tritten, £)ufen
©id) feine Beiden noch ©puren,
Tie ben Serirrten £)ilfe fchufen.
„Behl fiuft bie Stacht herein!"
Stief ftöttig §etel au3,
„gnljr mohl, bu Snrg oon Srebftebt,
Ferrit ©alrams trautes £au3!" —
Unb eine galfeitfeber
Scahm er oom ©ejmeige
Unb blie3 fte hoch in bie Suft,
Taß fte ihnen bie Stiftung $eige.
___£
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iS
©odj aU fic oben fchmebte,
glog mit ^eÜem Schrei
©ine fchtoaqe ©roffel
2lu3 bem ©ebüfeh ^erbei,
©ie fing bie geber auf
Unb flog bamit nach oben
Unb ^at fie forgfam bann
3 >n ihrem 92efte aufgehoben.
betroffen fahen alle
©em fcbnmr$en 23ogel nach.
„3$ mag c3 nicht oerhehleu,
©a§ beutet Ungemach!"
©o fprach beforgt £>err grute,
,,©a3 fmb feine lichten Hilfen,
©o fiircht 1 ich, bie un§ eben [halfen!"
3 u folgern unoerhofften 3ei<hen oer=
„Un§ bleibt fein anbrer 2lu3toeg",
©agte §etel finfter,
„2Sir laffert bie ^JSferbe grafen
3 toif<hcn üJtooö unb ©infter,
©ie hatten befferc Nahrung
3 n Srebftebt angetroffen!
©ort riefelt eine Ouelle,
2 luf anbern ©rauf ift nicht ju hoffen!"
3ur Ouelle ritten fie ba
Unb banben bie ^ßferbe an riefte,
Ungern meitten fie nur
3 m tiefen 2Mb al$ ©äfte,
Unb als fie fahn im Sffiaffer
©ich graue Solche haben,
©a rief ber ©äne grute: [fchaben!"
„3<h hoffe, folcher ©rauf mirb uns nicht
©ie fugten bürreS ^olj,
©a$ trugen fte jufammen
2 luf einen breiten ©fein
Unb festen e§ in glammen.
2luS $toei Scheiten hotte
©iner geuer gerieben,
©ie mären fonft ohne SBärme
3 n ber falten Stacht geblieben,
3 efct galt eS, 3agb ä u holten.
©ie fahen manches ©hier
©urch bie ©ämmrung lugen.
©ie pflegten 2lbenbS h* er
3u trinfen aus bem 23om,
©ie fahn bort menig gern
©ie fremben ©äfte fifcen
Unb ängftlich h«^ en P e fi<h fern.
Stun hörte man oon fern
©ie 3 roe ^9 e brechen unb rauften
Unb hört ben 23oben ftampfen.
©ie Sftecfen begannen $u laufchen.
2llS ob ein ©turmminb fahre
©urch baS ©icficht mit 23raufen,
begann ein toilbeS ©hier
©urch ben bidjten 2Mb $u Raufen.
„3ch fürchte", fprach ba einer,
„3h r Tonnen, an bem Äraren
©er 3roeige ift 5« fpüren,
2 Bir merben oon einem ©rachen
£eimgefucht. 3<h h a & c
Son einem alten 2Beibe
2 >iel baoon erfahren,
©ajj er hier fein müftcS 2Befen treibe!"
2llS er biefe 2Borte
Äaurn ju ©nbe gefprochen,
2 Bar ein Sftiefenhirfch
©urch boS ©icficht gebroden,
Son ben glammen beleuchtet
23lieb er auf ber ©teile
Slufgerichtet ftehn,
@r fah, mar oermehrt bie Ouelle.
©ief crfdjrocfen mollte
©r meichen ben Scrirrten,
2llS brei fcharfe Pfeile
3hnt entgegen fchroirrten,
§etcl unb grute toarfen
2 tach it)nt mit ihren ©peeren,
©en ©runf auS fühlem Ouell
Sernte ba ber ©chelch entbehren.
3 n bie Änice brach er
Unb houchte aus fein £eben
SOtit tiefem Stöhnen, er fonnte
9ii<ht mehr fich erheben;
3 itterub ftreefte er auS
©eine ftarfen ©lieber,
©a rührte ihn ber ©ob,
©r fah ben milben 2Mb nicht mieber.
Salb mären oon bem SJilbe
©eftccft bie beiben Senben
2luf jtoei Spiele, beharrlich
begannen bie umjumenben
Ueber ber flacfcrnben ©luth
©ie gelben mit gutem 2Sitten,
3 h r en grimmen junger
©achten alle halb baran $u füllen.
_ m
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132
2 )ie beiben Äönige faßen
daneben auf einem Slfte,
Sie litten c§ nicht gebaut,
®aß man fo gut ^ter rafte.
„$>ie 3eit ift lang", fpra<h grute,
„@3 fniftert ^cll ba3 geuer,
3 lfl e§ bir nid>t leib,
©rjählen roill ich bann ein Slbenteucr.
„®a§ ^abe idj einft mit ^orant
Unb §crrn SBalram beftanben,
SU§ ft<h unfere Skiffe
Sin fränfifebem Ufer befanben,
S)a mar auch bie junge £erta,
©3 mollte fte nicht entbehren
Jperr SBalram auf ber Steife,
Un§ fonnte ihre Stäbe nid^t befc^roeren.
„3)ie SJtutter mar ihr geftorben
3 |n frühen Scbenstagen,
®a batte ber 33ogt oon Srebftebt
Sie auf ben Firmen getragen,
@r gab ihr SJtilcb ju trinfen
Unb lehrte fte fpreeben unb geben.
So mar fte aufgemaebfen. [leben.
Setten hob’ i<b c * n f° flugeS Äinb ge?
„3)ie Slnfcr ließen mir ftnfen
Sor einem meiten Ih 0 ^
S)aö mar mie eine mit Slumen
UeberfüUte Schale.
SJteermübe fliegen mir au3
Unb fanben eine beerbe
Unfern bc§ UferS meiben
Unb hofften, baß fte un§ jur Seute roerbe.
„SBäbrenb SBalramS Äinb
grobe Sieber fang, *
Unb, um Slumen $u breeben,
®ur<b bie SBiefe fprang,
Schieben mir b*r$u,
Si§ mir ben §irten trafen,
®er ob ber großen Jpitje
Sei feiner beerbe mar eingefcblafen.
„Jpänbe unb güße mürben
j)em müben Sd)äfer gebunben,
,3<b hoffe, bie Säuern hoben
3 h 11 fpäter aufgefunben,
S)ocb ihre feböne §eerbe
®ie fanben fte nicht roieber,
5öir trieben fonber Säumen
3u ben Skiffen fte h^rnieber.
„9113 mir beim Ufer ftanben,
©rfebott ein lütter Schrei,
©in gefebminber Steiter
Sprengte an un§ oorbei,
£>er trug bie junge §erta
Sor ftcb auf bem Stoffe,
®er jagte ben Serg hinan
Unb ritt hinein $um nä<bften Schöffe.
„£err SBalram ftanb erft ftarr
Unb mar mie Äalf fo bleich,
3 b m jitterten bie ©lieber,
Stidht fanb er gaffung gleich,
$)ann rang er ferner nach Suft
Unb tbat einen fdbrecflicben Schmur,
©r rooHe oon jener Surg
SJtit geuer tilgen jebe Spur.
„Siele Söolfen mailten
Sei Stacht oon SBeften her,
Sticht SJtonb noch Sterne fchienen,
SMr $ogen in ooUer 2Bebr
SJtit hohen Seitern hinan;
2 Bie eine SJtutter furchet,
®eren ^inblcin fchtummert,
So fliehen mir, oon feinem Sicht geleitet.
„9Btr fliegen auf bie SJtauern
Ohne un$ ju beftnnen
Unb ungeflört gelangten
9ßir alle $u ben 3innen.
®o<h nun begannen bie §unbe
3 u heulen unb ju betten,
9Bir fahen febnett oon gacfeln
®a§ £au§ ftcb unb ben £of erhellen.
„SBie trenn ein grimmer SBolf
3>n ben Scbafjtail fdjleicbt
Unb grimmig alle3 roürgt,
2Ba3 er nur erreicht,
Serbreitete ba ffialram
3äben Untergang.
,©cbt mir mein Äinb!‘ fo fd^rie er,
® aß e$ f ebreef (ich bureb ben Schtoßhof flang.
„3cb ober brang inbeffen
Si3 ju bem £aufe oor,
®rei ftarfe Ärieger traten
©ntgegen mir am £b or -
3 n fränfifebem Äauberroelfch
Segannen bie ju fpreeben,
3 <b aber rief auf gut £>änif<h:
»Sitten roitt ich euch bie §älfe brechen! 4
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133
„3)aS tyab 1 ich berni gethan,
35ie 3lrbcit war nicht Hein,
Sic brangen oon brci ©eiten
©leichgeitig auf mich ein;
3 wei ftreefte ich gum ©taube,
35a floh ber 35ritte gefchroinb,
©r backte mit bem 3)olche
3u morben SBalramS junges Äinb.
*3>ch fchmetterte auf fein §aupt
3 )ie fd&roere ©treitapt nieber,
2lufS @ftri<h fiel er ba,
Äaum gudften noch bie ©lieber.
2 )ic geffcln löjtc id) fchnelt,
9Rit benen £erta gebunben;
SBenn i<h fie nicht errettet,
©ie hätte jähen tob gefunben.
„Unb als fie frei geroorben,
35 a brang §err SBalram ein,
3 $ hätte nic^t geglaubt,
@r tönne fo fröhlich fein;
SSor greubc unb oor Siebe
§at er in jener Stacht
©o fräftig mich umarmt,
(Sr b^tte mich beinahe umgebracht.
„2Bir führten ©eroänber unb ©itber,
SBaffen, ©chmucf unb ©olb
Jpernieber auf fechS SBagen,
©S mar bas ©lücf unS h^U),
Unb als mir mieber fuhren
£)inauS in’S roeite 3fteer,
©leid) einer gacfel flammte
S)ie brennenbe Surg oom Serge her.
35a nun ber ©chelch gebraten,
©o hörte auf gu reben
t)cr tapfre j)äne grute.
@S roarb für einen jeben
©ein tyexl herabgefchnitten,
groh mürben ade beffen,
@o oiel fie auch erhielten,
©ie höben alles aufgegeffeu.
2Bie hätte fie baS gelabt,
SBäre auch öUhtrr
SKeth gu finben gemefen
Ober braunes Sier!
Son bem Söaffer höben
©ie nur fparfam getrunfen,
©ie liejjen'S ohne 9teib
®en grauen Solchen unb ben Unfen.
©obalb baS 3Jtahl gu ©nbe,
©ingen alle baran,
©in Säger gugurüfien.
©S roarb für jeben 9ftann
3luS garten 3 roe tgen unb Slättern
©in Sett gurecht gemacht
StingS um baS brennenbe geuer,
®a fanben alle 9iafi bie lange Stacht.
(gortfefeung folgt.)
f V r u dj.
2 Rein th un f c * w* mein 5öort gerabe,
©erab auch feien meine ^Pföbe;
©erabe, mie oon £öhn herab
Gin 2lbler ftürgt gu tob oerlefct,
©erabe, mie man einft auf’S ©rab
©in Äreug mir fe^t.
&txmaun ^tugg.
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134
gr
u
g)fau5ensßeßcnninti.
3$ glaub’ an ein einiges Sidjt,
Sin bie läuternbe glamme beS ©uten,
®ie ©ünbe unb ©lenb burcfjbricht
2Rit fengenben, je^renben ©lutfyen;
®ie fyerrlid)fte ©tacfyt, ofyne ©ube,
3u ber idj midj roenbe,
®ag i§re Strahlen fie fenbe.
$<$ glaub’ an ein emigeS 3Reer,
SluS beffen gewaltigen glutfyen
©efeligenb rings um midj l)er
©rquicfenbe Ströme beS ©Uten
©ic§ labenb ergiegen, bem Dringen
®er üfteitfdjcn ©elingen
Unb göttlichen ©egen $u bringen.
®aS Dfteer ift’S, baS nimmer oerftegt,
®aS DReer ber unenblicfyen Siebe,
®eff’ 3Baden in Driifye unS roiegt,
3Bo fonft nur 5Ser$n>eiflung unS bliebe,
©ein Dtaufcfyen ^at nie mir gelogen;
©ein mächtiges Sßogen
£)ab tief in mein £>er$ icf) gefogen.
Unb ift nur ein iropfen oom Dtteer
iVir tief in bie Seele gefunden,
@o ftiüet ftcb nie mein ®ege^r,
Unb fiel nur ein glimmenber gunfen
®eS ©uten in’S £er$ mir: fein ©djimmer
DSerglüfyet bann nimmer
Unb einet bem Sidjt micty auf immer.
_ 3&al$ifbc fii^orn.
cS i e 5 e r.
I.
pie fprufjeube funken.
ffiie fprügenbe gunfcn
S'erftoben in Dtadjt,
©inb bie Sterne gefunfen,
®ie fonft mir gelacht.
3$r ©feinen, i§r grünten
3$ miffe eS nicht,
@S fjat fie getrunfen
©in l)immlifdjeS Sidtyt.
®u roeigt, mo eS funfeit,
®u fennft au$ ben CueU,
Unb bis eS cinft bunfelt,
©eroa^r eS mir f)ell!
II.
pn$ it o <$?
SöaS fud) id) Söorte nod), ba jahrelang
3n jeber ©tunbe, ber idfy mi<$ nicfyt fdjäme,
3d? beiner ©eele Söieberflang
SÖortloS, bocty flar, in meiner ©ruft oernefjme?
©alb tönt er ftarf unb halb in leifem £audj,
®ocf), leis auch, lauter als baS Söeltgetöfe,
©o lag micfy fjoffen, bag bereinft fid) auc§
3n biefem Älange meine ©eele (öfe!
-8
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135
III.
<3wei $ T fi i 0 e».
3$ fdjau im ©ommerglanje
3roei 93lütf)en, bid>t gefdjmiegt,
Um bic mit frifdjem Äranjc
£aS gaub, ba§ bunfle, liegt.
3>d? felj burd)'S ©rün fie blinfeit
Sie ift bie SBelt fo grojj!
3>cfy fefje miib fie finfen —
SBie ift fo roeicb baS 9ttoo§!
2ßär unS bieS gooS ju eigen:
©in gebenSftamm, ein gaub,
©in JBiegen in ben 3 ,oe *S cn
Unb eine Dfaft im ©taub!
Jtboff $Uxu.
jüfolierruine Jbeilterßa^.
ffieltferne, grüne ©infamfeit
$n berguinbrängter §od)roalb§mitte,
®u rebeft oon oergangner 3 f it/
3?on ®lan$ unb frommer Ülofterfitte.
®urc§'3 alte £fyor mein 9luge blieft,
®on bem f)erab in ©tein genauen
©anct 23emf)arb unb ©anct 33enebict
3fn fdjlic^ter Äutte nieberfdjauen.
Unb brüben, roo bie 9tmfel fingt,
35om lebten 9lbenbrotf) umgoffen
5$eröbet bie Äapeße roinft,
©pfyeu unb ©räfer briiber fproffen.
35Bie mirb fo eigen mir um’S §er$,
®ie 33ruft burdjroogfS mit ^eil'gen ©Jauern,
■Utir ift, als ob in ftummem ©dfymer$
®ie krümmer um Vergangnes trauern.
3>oc§ brüben, roäfyrenb mir oerfanf
£icr 3*it unb Ort in ftitlem ®en!en,
©rtönt oom ©aftfyauS ©läferflang
Unb IjeitreS gadjen oon ben ©änfen.
$ie $ugenb roinft mir fröftfid) ju.
„®ein Silb roirb lange mtcfy umfdarneben,
©infame JBalbruine bu,
galjr rooljl — unb nun jurüd iit'S geben!"
garnier.
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Sinsen nnd Sagen. Diene ©ebicpte
non Albert Moeser. Vierte ©ammlung.
(Hamburg, ©erlagSanßalt unb DrucFerei
1889.) Auch in biefer neuen ©amtn-
lung fpriept DRoefers geiftiger Abel in feiner
ooflen Särme unb ©cbönpeit gum Befer, unb
man gewinnt aud) pier wieber auS bem
SReicptbum ber (Stoffe unb aus ber fünfte
lerifcpen gorm berfelbeu ein FlareS 33iTb oon
ber bem Dichter innewopnenben großen ©e-
ßaltungSFraft. 3^bem e$ DRoefer oerßept,
bie belebte wie bie unbelebte Seit feiner DRufe
bienßbar gu machen, geigt er fiep meines Er*
achtens als ber echte Vumorift, ber bem
fleiitften wie bem größten Vorgänge im menfeps
lieben unb natürlichen Beben eine gemütbooOe
unb anfpreepenbe (Seite abgugewnmen weiß.
SRoefer {teilt niept ben Seltjcpmerg in ben
SRittelpunft feiner Dichtungen, oielmepr ift
eS baS allgemeine DRitleib mit bem ©cpmerge
alles ©efepaffenen, welches neben ber greube
an ber aHmäligen ©erooQFommnung beS
©eins feinen Dichtungen einen jo befonberen
fReig oerleipt. — Üeber bie fünftlerifcpe gorm
oon DRoeferS ©oeße glaube ich f)ier billig
binweggepen gu fönnen, ba ja biefer ©orgug
Iängft beFannt unb allerorten mit Recht ge*
rühmt roorben ift. Rur möchte ich bie be*
fonberS gut gemailte Anorbnung ber neuen
©ammlung ieroorpeben. ©ie oerbient gang
befonbereS Bob, inbem baS gange ©uep Fünfte
gerecht in Fleinere ©ammlungen gef Rieben
tß, bie in fpmmetrifcpem Secpfel oom AH:
gemeinen gum ©efonberen übergeben. Der
Snpalt oon „©ingen unb ©agen" ift, wie
febon augebeutet, ein febr mannigfaltiger.
Eröffnet wirb bie ©ammlung burep einen
ßreiS oon FoSmifcben ©ebiepten, bie in er*
babener Seife ©edanfen über Seitwerben
unb Seitfein gum AuSbrucf bringen. Auf
einen ftrang oon lieblichen unb emften
©onetten oon 3aSmunb folgen ©ebiepte in
Drimetem, welche perfönlicbe Erinnerungen
früherer 3*it begeben, ©räcptige, tbeilweiS
granbiofe ©ilber aus ben Alpen werben ak
elöft oon einem gmeiteu ©ouettenFrange, ber
ie 3tyfl* eines Aufenthaltes in DRöncpgut
feiert. Auf eine Reibe oon gemütboollen unb
traulichen Epißelit unb Elegieen folgen reigenbe
©ilber auS ber ©tiHe ber heimatlichen Ratur
unb ©ebiepte auS allen 3onen. ®ie oor*
lepte ©ammlung bilben ©allaben unb Ros
mangen auS ©elcpicbte unb ©age, auf beren
griffe unb ©cpönbeit befonberS aufmerFfam
gemacht fei. AIS ©cpluß bient eine märepens
fepöne poetifebe Ergäplung „Acpmet" nach ber
©rofa oon S. 3™ing. 3 $ fcpließe mit bem
Sunfepe, baß auch biefe Furgen Sorte bagu
beitragen mögen, einem wahren Siebter gu
feinen gasreichen alten ©ereprern recht oiele
neue gu gewinnen. Dr M Maniting .
Sinngedichte oon Ludwig Falda.
(Bresben, Veinricp DRinben.) Dies ©ücplein
legt wicberum berebteS 3 cu gniß ab oon beS
hochbegabten ©erfafferS Sip, ©cplagfertigFeit
unb gormgewanbtbeit. ES enthält gleicpgeitig
fo oiel reite BebenSerfabrung unb fo oiel tief
einbriitgenbe DRenfcpenFenntniß, baß man bieS
bei bem noch jugendlichen Alter befjelben nicht
genug bewunbem Fanit. Die ©iergeiler, welche
in bie Abtbeilungen Beben — ©efettfepaft —
Bittevatur unb Äritif — jtunß unb ©übne
— Siffenfcbaft — ©olitif — gerfaHen, oer*
ratben ungewöhnliche ©efäbigung in ber
Vanbpabung beS prägnanten, feparf pointir*
teu, biepterifeben AuSbrucfS, fie find bis auf
wenige matte unb trioiale, bie mit untergelau=
fen, alle amiifant unb fdplagenb, babei nie*
mais berb ober oerlepend bei aller ©dbärfe.
Ser ihnen nicht immer beiftimmen mag,
wirb fie auch bann gern gelten laffen, unb
wen fie treffen, ber wirb am ©eßen tbun,
mitgulacben. Konrad Telm&nn.
Ans der Sagen- nnd Märchenwelt
des Harzes. >$ur Unterhaltung unb Er?
inncrung ergäbt oon C. Förstner. (Ouete
liuburg, Ehr. griebr. ©ieweg.) Ser mit
BeffingS ©atabin ein greunb ift oon „©es
fcpichtcpen, aut ergäblt", ber muß an bem
©uebe oon grau Elara görftner feine Berg-
liehe greube haben. Die gefcpmatfootle ©er*
fafferin bebanbelt ihre ©toffe fehr frei; in
eingelnen gäßen, wie in bem luftigen 2Rär*
lein oom ©taufenberge „Die Erdbeerbowle",
ift bie ©ruttblage ber Ueberlieferung^ offenbar
febr fcbmal, aber ber luftige DRarcpenbau
trägt fidb felbft. ©alb treubergig, halb fd&alf*
baft, pumorooU, ja faß burfcpifoS weiß bie
Ergäplerin ben 3 un 9 cn ro i e Alten gar
Manches gu bringen unb fo barf ße auf
einen großen BeferFreiS rechnen.
Adolf Brieger.
Ulrich von Hutten. j£)etbengebicbt oon
Carl Preser. (Gaffel, ©erlag oon Ernß
§ubn, 1889.) Ein Bteb oon Jütten iß geit=
emäß unb oieHeicbt beSbalb bat ber Dichter
ie Verausgabe etwas gu febr beeilt. 3b m
fehlt eS ni^t an ©egeißerung für feinen Ipel 5
den, nicht an Biebe gu gretbeit, ©aterlanb
unb ©tauben, nid^t an Diefe der Empßnbung
unb ^raft beS AuSbrucfS: aber bie gwifeben
BpriF unb Epif fcbwanFenbe ©attuna, welker
baS Vuttenlteb angepört, pat ipre befonberen
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137
K-
©efabren. ©elbg ein Senau roirb guroeilen
platt in ben aÜ gu fAroungootlen ©erfen
feines „©aoonarola". £ier batte geroig ein
längeres geilen gutgetban. ©erfe roie „($S
ifl beS ©aterS ©hmfcb, bag er bie Wecgte feg
in ben Ärang ber Siffenfcgaften geegte* —
bocg böcbflenS in ben Jfram feines SöiffenS
—, bie ©änFelfängerei beS Siebes „Der Söge
Waubgug", in bem eS Reifet: „DaS reigte
$utten8 fdgarfen 2öig, ber hier roie Bonner,
bort roie ©lig eiitfcplug in SögenS £aufe.
Unb balb fab geh ber gamnlnS mit feinem
£errn ÄanonifuS auf rooblgefpaimtem guge*,
unb manches anbere glatte ober £arte roäre
fidler nicht flehen geblieben. 3™ ©angen ifl
bie ©praege rein unb fliegt leiebt babin; fte
erbebt fich oft auch gu jfraft unb SBürbe unb
gu notier, reiner 2öirFung, rote in jenem
mächtigen:
„#err, bem ber Bonner ber SöeDenfchänme
halleluja im Ocean ftngt.*-
Die gange Auffaffnng beS ©egenganbeS unb
ber gange Aufbau beS ©ebicgteS ifl poetifch
unb eS roirb, trog eingelner WtigFlänge, in
ben £>er;en ©leicggegnnter freubigen SBiber*
* 0 " roeerfn. Adolf Brieger.
Weltuntergang, ©efcgicgtlicge (Srgägl 5
ung ans bem 3 Q h re 1000 nadb (^griftuS.
©on Felix Dahn. (Seipgig 1889, ©reit*
fopf & gärtet.) Der ©egenganb, ben ft<b
Dahn b^r gewählt, ifl geroig ein äugerft
banfbarer. Der ©laube, bag bie ffielt an
einem beftimmten Dage untergeben mug, bat,
oom Zapfte anerfannt, einen grogen Dgeil
ber ©eoölFerung DeutfcglanbS ergriffen. Wun
ifl eS pfpcgologifch äugerft angiegenb, gu oer*
folgen, roie bie oerfegiebenen ©eftalten ber
Dichtung fug gu biefer ftcgerlicb febr emgen
grage oergalten. ©ine göcgg reigooüe giaur
ig ©upfo, ber Fugelrunbe Äeflermeiger oeS
©iS^umS ffiürgburg, ben bie ©orge für feine
©etranFe unb für feinen Dürft gar nicht
recht bagu Fommen lägt, geh über ben ©mg
ber Sage Flat gu roerben, ber bie oergängnig*
oolle, mit banger ©pannung erroartete beacht,
bie ben Untergang bringen fotl, einfach oer*
fdgläft. Natürlich gebt aber bie Wtinne im
©orbergrunbe ber Dgeilnagme; bie lieber*
Zeugung, bag eS gum ©nbe gebt, log alle
berrommlichen unb eigenfinnigen ©ebenFen;
bie fpröbe ©bet lägt oom Droge unb beFennt
bem fo lange gurüefgeroiefenen ©eroetber ihre
glüheube Siebe; bie roarmblütige Wtinnegar*
bis aber, bie Feine Neigung oerfpürt, geh
noch an ber ©renge ber SeitlicgFeit bem tflo*
ger antrauen gu taffen, entroeicht ihrer §aft,
trifft in ber rounberooÖen ©ommeniacbt mit
ihrem ©üblen gufamnten unb — gebt einige
©egritt weiter. „Unb roirb — roie ge leb 5
ren — in ber ©roigFeit nicht gefügt unb ge*
freit, — fo roiü ich bi<h Füffen unb Fofen in
ber legten ©tunbe, ba bie 2Belt noch gebt"-
SS
©in herrlicher Auftritt! Die ftarbengebung
oerbient buregroeg unbebingteS Sob, ber 3ou*
ber ber lieblichen DWaingaot ©ürgbura roirb
in blenbenber £elle unfern Augen erfdploffen.
Die Jpauptbegebenbeit ig Fraftoott gugefpigt,
unb auch bte Söfung beS ©ongicteS burch
baS ©efeegt in ber Wacht, bie ben Untergang
bringen füllte, ig in ben £auptmomenten
anfcgaulich bargegeüt. Docg fo gtiicFlicg unb
Fügn Dagn im Aufbau ig, bie ©ingelauS*
fügrung ig auch gier nicht burchroeg lebenS*
ooQ gerauSgearbeitet. DaS britte §auptgücf
g. ©. ig eine rein febilbernbe OrtSbefcgreibuna
ohne ben minbegen biegterifegen Weig. Stuf
©. 82 greift Wtinnegarb „mit ber runblicgen,
roarmen Wecgten* nach ©belS fcgmalen, Füg*
len gingem; auf ©. 223 aber erfahren mir
oon Sfttnnegarb, bag ge mit ben „roacgS*
roeigen langen fchmalen gingerlein* gulFo’S
SiebeSgebicgte unter bem ©cpachbrett p^nor*
zog! Die ©egalten oon £eumutb unb ©bei
finb gu flüchtig auSgefügrt, ge fegeinen nur
als ©iberpart gu bem anberen ©aare gebacht
zu fein. Die Dargedung ber AuSbrütye beS
ganatiSmuS in ber ©rgabluna ©Monitors er*
f (geint mir gu fegr aus bem ©roben gefdgnit*
ten, unb in ben ©eblugereigniffen, bie geh
nach bem Wortgefecht abfpieien, roill bie ge*
ber beS Dieters erlahmen. Allein biefen
Au8ge0ungen gegenüber fei eS auSbriicflicg
beroorgebobeu, bag baS ©uch burch eine güHe
lebenSooflger ©boraFterigiF, burdb ©timm*
ungSgauber unb Weichtbum an ©Uoem roabr*
baft erfreulich roirFt. 3^ übergeuat, bag
Dahn bei forgfamger Ausführung uno ©er*
tief ung nach ©eiten bin rooblim ©tanbe
roäre, einen in feiner Art mugergiltigen
bigorifren Womait \u febaffen.
Rudolf öoette.
Professor Konrad Beyers Lehre
vom deutschen Versbau unb Heinrich
S eine’S ©teHung innerhalb berfelben. ©on
erman Schärf, (©gernoroip 1889.1 Die
©chrift befagt geh mit bem erften ©anbe oon
©eperS breibänbiger „53oetiF*, ber ©erSlebre.
Der ©erfaffer roeig barauf bin, roie ©eper
bie ©runbgefege beS beutfeben ©erSbaueS
bloggelegt bot, inbem er feggellte, bag untere
©erfe nicht nach Longen unb Bürgen gemejfen
roerben Fönnen, fonbern bag roit eine ©tufen*
folge oon fchroeren, mitteltonigen unb leichten
©ilben unterfcheiben müffen. An ©teile beS
©erSfugeS fegt ©eper fobann ben ©erStaft,
ber burih bie §ebung begimmt roirb unb bei
roeld^em bie 3 a b* ©enFungen groar nicht
beliebig ig, roie man irrig aufgegellt hot,
roobl aber burch ein freieres r^pthmifd^eS ©e*
feg begimmt roirb, fobag ein med^anifd^eS
Abgäblen niefit gattgnbet. Die ©chrift be*
tont mit Wecot bie ©erbienge Äonrab ©eperS
um bie roiifenfcbaftliche Darlegung ber ©runb*
gefege beutfehen ©erSbaueS.
Rudolf Gh>otte.
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138
A. von Winterfeld (geb. am 9. Xecember
1824) ift am 8 . jftooember geftorben.
- * -
Hans Herrig erhielt oom ©rofibeqog non
Reffen bic golbene ©lebaiHe für 2 öif|enfcbaft
iiub Äunft.
- * -
Felix Dahn oeröffentlidht foeben eine Gr*
jäblung „©firnir", welche ftd& beit beiben
älteren „2BaS ifl bie £iebe?" unb „grigga’S
3 a" unmittelbar anfcf)lie&t; and) fie beban*
beit al§ ©runbmotiü bie 2iebe. (©reitFopf &
Partei, 2 eip 3 ig.)
- * -
Julius Grosse tritt nad; mehrjähriger $aufe
mit einem neuen Vornan „Xante Oarlbore",
Vornan aus ber ©egenmart, beroor. (G. ^ßier=
fon, X>reSben.)
- * -
„geli X5ora" nennt Wilhelm Jordan eine
Grgäblung, bie noch nor 2 öeibnad)ten er=
(feinen foll. (©>. 3orbanS ©elbfloerlag,
granffurt a. üfl.)
- * -
Carmen Sylva läfjt eine ©ammlung ihrer
(^ebaufen^p^oriSmen unter bem Xitel „©om
Sltnbofj" hei Gmil ©traufj in ©onn erscheinen.
- * —
Hermann Lingg veröffentlicht eine neue
@ebid)tfammlung „3abreSringe" (3-OM5otta,
Stuttgart); bem ©ueb roivb als befonberer
©dbmuef baS ©ilbnifi beS XHdjterS nach einer
ßeid^nung non gran 3 1)011 2 enba<b beigegeben
fein.
- * -
5US erflcn ©aitb feiner Autobiographie fyat
Friedrich Spielhagen foeben Grmuerunqeu
auS feinem Veben unter bem Xitel „ginoer
unb Grfinber" erfdjeinen Iaffen (£. ©taaefs
mann, Seip^ig); ein groeiter ©anb ift im
grill)jaljr 1890 3 U enoarten.
m — * --
„X>aS junge SDeutidjlanb" ifl ber Xitel
eines größeren SßerFeS, baS im 2aufe beS
näcbften SabteS Johannes Proelss für ben
Verlag ber 3 * @otta’fdjen ©ucbbanblung
in ©tuttgart 311 Gnbc führen wirb. X>aS
2eben unb SSirFen non ©ugForo, £aube unb
ihrer D^idjtungSgenoffen foü in bemfelben im
3 ufamtnenl)ange mit ben £auptftrömungen
beS geifligen 2ebenS in £>eutfcblanb roäbrenb
beS entfpredjcnben 3eitraumS eingebeube X)ar*
fleUung finben.
2 JHt einem ©orroort non Wolfgang Kirch-
bach nerfe^en erfdjeint bemnäcbfi eine AuS=
mahl beS brieflichen 9lad)laffeS non Gustav
Kühne, roeldje in Briefen Äübne’S, Xbeobor
SJhmbt’S, ber Ottilie non ©oetbe, beS gürften
©d^inarjenberg unb anberer ^erfonen niele
intereffante ©treiflidhter auf bie (Mefcbidjjte ber
breifuger unb vierziger 3abre unfereS 3 a ^ rs
bunberts tnerfen bürfte unb roertboolle ©ei«
träge 3 ur ©eurtbeilung beS jungen X>eutfdb=
laut) entbalten roirb. X)ie Veröffentlichung
ftebt noch nor ©eibnaebten benor. (G. ©ierfon,
X>reSben.)
- * -
Karl Theodor Gaedertz neröfjentlidbt einen
©anb „grig ffleuter:©tubieu", ber u. 51. auch
eine Anjabl bisher linbeFannter Briefe unb
@ebicbtc Reuters enthält. (§inftorff, ©iSs
mar.)
- * -
XaS in ©ormS neuerbaute ©olFStbeater
mürbe am 20. Ulonembcr mit Hans Herrigs
„$)rei Sah^banberte am 9thcin", ©cbaufpiel
für bie ©olFSbiibne, eröffnet. X)aS ©tüdf er*
rana einen burcjbfcblagenben Grfolg; eine
©udbauSgabe erfdhien gleid^eitig bei g.
harbt in ©erlin.
- * -
W’ilhelm Henzen b a * ein neues ©erf
„^aqioal, ©fyfterium in fünf Elften", oolP
ettbet, baS ;uerft an ber Hiesiger ©iibne aufs
geführt roeroen bürfte.
-- * -
Adolf Wilbrandt lägt in ber 3- Gotta*
(eben ©ucbbanblung in ©tuttgart „Gefprädje
unb Monologe, ©ammlung nerntifebter ©djrifs
ten" unb „$eue (^ebiebte" erfdjeinen.
- * ——
Wolfgang Kirchbachs neueflc ©übnem
biebtung „Xie lebten Wenfdjen", ein ©übnen=
märten in fünf Siifjügeti, erfdhien foeben
bei s pierfon in X)reSben. Xie Xddjtung
febilbert bie ©djicffale beS legten 2flenfcbens
paareS in einer parabiefifdjen 3 C *G welche
oor bem ooUftänbigen ©creifen unb ©er?
gletfdhern ber (hbe nodh einmal aufgebläht
ift, bis baS 2eben auf ber Grbe abflirbt.
XaS @an 3 e ifl als ein ^aubermäreben mit
$RufiF unb 5luSftattungSFünften gebucht; audb
als eine b°cbft eigenartige bidjterifdjc 2 ecture
bürfte eS einen großen veferfrciS finben.
-* -
©erciffermafeen als gortfegung feiner w X)ras
maturgie ber Älaffifer", glei^jettig jebodj als
üöHig in fidj a&gefdjlof jenen unb jelbflftänbigen
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“ 5 ?
Banb, oeröffentlicht Heinrich Bulthnupt eine
„Dramaturgie beS 0chaufpielS", in melier
ber Berfaffer ©rillparger, Jipebbel, üitbmig,
@ußForo unb Saube behanbelt. ( 6 chulge’fche
£of=Bnchhanblung, Clbenburg.)
Heinrich Bulthanpt’s „Malthefer" mürben
nor iturgem im großher;oglichen Skater 31 t
Clbenburg gum erften tDcale aufgefüßrt; baS
0tücF hatte einen entfehiebenen, nachhaltigen
Erfolg unb fanb eine glängenbe Aufnahme.
- *-
3?or6emerfinng ber Jtebaction: Obmohl mir iuribifch in Feiner Seife gehalten
fein fönnen, baS nachflehenbe rouuberliche MachmerF beS £>errn Dr. @hlermann im 6 inne
einer „thatfadjlichen Berichtigung - aufgufaffen uitb 311 m Slbbrutf 311 bringen (ba Dr. (Hjler=
mann fleh erftlich in ben Sorten „ber Jpeinge’fche Eingriff - ' einer burdjauS itnfacblichen
unb unpaffenben WuSbrudSroeife bebient, ba groeitenS feine Darlegung lebiglid) auf einer
perfönltchen tKuffaffung, nicht aber auf einer Sßatfache beruht), fo entfprechen mir hoch bem
(Jrfudjen beS £>errn Dr. (Shlermaitn um 9Ibbrud! feiner (Srfläruna, ba uns biefelbe — burch
bie Cmthüttunaen beS £>errn Solfgang tfirdjbadj — als befonocrS geeignet erfcheint, baS
eigenartige uuo begeichnenbe Gebühren beS £>errn Dr. Thiermann ein Mal in bie richtige
Beleuchtung 3 U rüden.
Sir enthalten unS jebeS (5omnteutarS gu nachfiehenben 0chriftftücfen:
faffädjfidje ^ertdjfigung.
(§8 ift unrichtig, „baß am Borhanbenfein eines „®eheimniffeS" in ber betreffenben
(Sache Fein mahreS Sort ift".
Die Bevhanblungen über bie 2lrt, roie ber £>ein;e’fche Angriff auf £errn grangoS
unb bie Deutfcl)e Dichtung gu bcantroorteu fei, habe ich jeoergeit unb pflichtgemäß als geheim
behanbelt. 9tur mit meinem 9ted)tSanroalt unb groei oertrauten greunben, beren einer §err
^irchbach mar, beriet ich mich. Wachbem ich erfahren, baß £err tfirchbach bem Jperrtt
Jpcinge eine Mitteilung gemacht, habe ich ih m fofort ungmeibeutig auSgefprochen, baß ich
barin einen Mißbrauch meines BertraueuS erblidte. ?luf biefeit Borhalt hat Jperr .Stirchbach
nur erFlärt, et hätte fleh a u jener Mitteilung bered^tigt gehalten; bagegeit hat er nicht in
Slbrebe geftedt, baß er meine Mitteilung als eine „oertrauliche" betrachtet habe. Dies gu
behaupten hat er erfi fpäter oerfucht.
DreSben, am 19. iftoobr. 1889. Dr. g. (ermann
_i./ga. 9. ©hletmann.
©ejenüber ber oben abgebrueften fogenannten „thatfäd)Iichen Berichtigung" beS Ber=
lagSbuchhanblerS Dr. (Heiermann habe ich folgenbe Dhatfachen feftgunagelit:
1., baß ber BerlagSbuchhänblcr Dr. (5-hiermann in einem Schreiben oont 21. Mai 1889
an mich felber eingeftanben hat, baß er mir bie bezügliche Mittheilung „ohne befon=
bere ßautelcn" gemacht unb baß er eS „unterließ" mir „Berfchmiegenheit anSbrüdlid)
gur Pflicht gu machen".
Damit unb auS bem Umftaube, baß £err (^ermann nicht nur mir, fottbem, mie
er gugefteht, auch 2tnberen bie betr. Mittheilung gemacht, ift objectio bemiefen, baß am Bor=
jjanbenfein eines „(9eheimniffeS" Fein mahreS Sort mar, roenn baS Sort „©eheimniß"
irgenb etroaS begeidjnet, maS man eben geheim hält ober burch baS ©iegel ber Berjd)n>iegen=
heit fchiißt.
2. 3 n einem Briefe oont 16. Mai an .fperrn Äarl @mil grangoS, ben 2eßterer em=
pfangen gu haben bcFennt, fchricb ich: „Dhatfache ift, baß £>err Dr. <$hlcrmann mir
gegenüber bie <Sad)e nicht als 0 er trau lieh bezeichnet hat."
3. 3 n einem Briefe oom 18. Mai an Dr. C^lermann, ben Se^terer empfangen hat,
fchrieb ich : «ich gäbe ihm mein (Sfpcnmort, baß ich Feinen felbftfi'nhtigen $rtiub
habe, menu id) ihn barauf aufmevFfain mache, baß er fid) mit ber (*injchaltung be§
SorteS „oertraulich" öffentlich felber fchäbigen merbe."
e—
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SDamit iß bemiefen, baß bie obige ©eljauptung beS Dr. dhlermann, ich hätte nie in
Abrebe geßetlt, baß bie ©acße oertraulich mar, unwahr iß unb baß non ©eiten beS Dr.
dhlermann hier nur eine Ableugnung, oietleidht auch eine ©d^road^e feines ©ebächtniffeS
oorliegt.
Um aber bie Umßänbe 311 beleuchten, unter benen In« üerfnd^t wirb ben ©c^ein einer
„ 3 nbi 8 cretion" über mein correcteS unb flareS ©erhalten gu oerbreiten, muß ich auS einem
©riefe beS ^emt jtarl dmil grangoS oom 22. iUlai 1889 ben ©aß citiren:
*$err Dr. dßlermann erflärt in einer Art, bie an ©laubroürbig*
feit bem dibe gleichfommt, er habe nur mit 3 hnen hierüber gefprochen."
3n obenßeßenber fogenannter „tljatf Schlichen ©ericljtigung* bagegen behauptet #err
Dr. dhlermann ber Sahrbeit gemäß, baß er nicht nur mir, fonberu auch swei anberen
^erfonen bie betr. ÜJtittheilung gemacht hat. —
3 ur ©adjje felbft oerweife ich auf weine drflärung in grangoS* „SPeutfcher Dichtung"
oom 1. 3uni 1889, auä melier erhellt, baß ich eine einfache thatfächliche ©erießtigung ge*
geben ^aoe, bei welcher ein etwaiges „©eheimniß", auch wenn eS oorgelegen hätte, gar nicht
berührt worben ifi.
SD r e S b e n, 25. Woo. 1889. IrdJSach.
A. B. in M—n. „©tili iß bie SRacht*
u. f. w. höben wir unter bem Xitel „ftacht-
ßitle" angenommen. gür fünftig erfuchen
mir ©ie, fowohl jebem einzelnen 3 h r er ©e=
bichte felbft einen Xitel 311 geben, als auch
unter jebeS einzelne 3h*en tarnen 311 feßen.
3 « 3 l, ^ un fi werben wir unfertige 2 ttanu*
feripte ungeprüft bei ©eite legen.
T. K. in W—b. Xalent läf t fidh 3 h»en
nicht abfprechen, 3 $ r d*ebicht leibet aber in
ber Xhat an formellen URangeln. Xie ©e=
nußung unfereS brieflichen ©erfehrS fleht
3 hnen unter ©erücfß<htigung unferer ©e=
ftimmungen natürlich irrt. Ob 3h* Xalent
auSreießt, eine größere Dichtung 311 geftalten,
laßt fich ßhwer beurtheilcn.
P. S. in M—g. ©enben ©ie 3h rc S5ücf)er
3 ur ©efpreeßung ein!
B. J. K. in S.-S—r „£ulbigung"; E. M.
in C—s „©tanbcßeii"; F. C. R. in S-d
„©Sinter*; fl. M. in T—r „©Setterßurm*;
W. I. in W—n „Abenbßanbcßen*; E. T. in
R—a „XcS ©turmeS Xangfieb*; E.P. inT—n
„©eimArbeitSlämpcßen*. Angenommen!
K. B. in B—n a. E. (ocrbraud&t unb for=
mell oielfach mangelhaft); W. F. in T—f
(3U nüchterne SPiction); J. B. in W—n
(meiben ©ie ©chmulft unb ungutreffenbe
©ilber); E. W. in W—n; M. G. in 0—f
( 3 U befeßeibener 3nhalt)i. P- M. R. in M—n
(Häufung einfilbiger Wörter); K. G. in L.-
G—b (augu befcheibenen 3 n l Q ltS. SBergl.
©ie baS in Kummer 6 unter C. V. in S—t
©efagte); Dr. K. K. in D—m (311 regellos);
E. A. S. in R—n b. B. (nach 5 0rm unb
3nhalt unfertig); W. E. in H--g (oon gu
perfönlichem ©epräge); W. A. in V—1 (tßeilS
formlos, theilS oerbraucht); W. B. in B—au
(nicht recht urfprünglicß); F. B. in A—n
(gu fachlich erwagenb); M. K. in K—n (oer*
miffen innere Vertiefung); A. B. in R—au
(leibet an fteifen SBenbungen). Dankend
abgelehnt!
A. B. in C—m. 3 m Allgemeinen ßnb
©ebießte, bie wir nicht auSbrücflich gur Um*
arbeitung empfehlen, nidht nochmals gu fenben.
2 Da 8 3 hr ©eoicßt „ßunß* betrifft, fo erfdheint
eS uns feßon aus bem ©runbe oerfehlt, weil
©ie bie „©eele" bem „©inn* gegenüberßeüen,
alfo eine 3 cr Ö^ c ^ erun 9 unfereS ©eißigen
wagen, bie pfpcßologifch gang ungutreffenb
iß. Unb auf biefer oerfehlten Trennung oon
©eele unb ©inn ruht ja baS gange ©ebießt.
B. T. in T—n. dS iß nicht fo gang
leicht, baS ©efeß beS fftibelungenoerfeS feß-
gußeHen. 2 Ran hat benfelben bahin gebeutet,
oaß einfach bie Hebungen gegählt feien,
währenb bie 3 a ^ ber ©enfungen beliebig
wäre. Allein ein ©erS mit ©enfuugen in
regellos wechfelnber ^aßl würbe ohne be=
ftimmten dharafter fein. dS waltet in ber
fftibelungenftrophe ein freieres rhptbmifdheS
dSefeß, baS einen anmutigen SBecpfel beS
XonfaHeS bebingt.
L. V. in R—g. ©ie fragen, meld^e
Xhcmata unS 311 m $rei8au3fihreiben für
«VeuiQetonS am angenehmßen wären. SDie
feahl ßeht 3 ^nen ooüfommen frei, bie ©egen*
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flanbe finb alle fo geroablt, bafe ©ie $$eil*
naljme erregen. 53i§ jefct ijl unter ben ein*
gelaufenen Arbeiten Sie erfle Aufgabe be=
fonberS beoorjugt roorben; e 8 roare allerbingS
roünfd)en 8 roert$, ba§ ade fünf fünfte mög*
glcid&mdfjige SBead&tung fänben.
(6<$lu& ber Webaction biefer Hummer: 23. Hoöembrr 1889.)
^lid)t ju üBerfeßen!
Da roir au<$ ber nad&flen Kummer beS „Deutfd&en $)id)ter§eim", bie am 16. $e*
cember jur 33 erfenbung gelangt, einen elegant auägeftatteten
„"^Tellmaclit© - -A-nzelgrer 44
beigugeben beabfitätigen, fo machen mir unfere gefd&ä&ten Sefer auf benferben bef>uf 8 3 n:
fertion litterarifdjer Ürjeiigniffe IjÖflidjft aufmerffam unb bemerfen, bafj roir für bie einmal
gefpaltene ^onpareiHe^eile ober bereu 9?autn incl. föotfjbrucf ber $itel unb Slutornamen, bie je
auf einer 3**1« befonberS fteljen müffen, nur 30 $f. beregnen.
@efl. Aufträge erbitten roir unä 0i* fp&tefltu* 9. J>ecem0er.
JnBafteoerjeidintg.
6fbi(ttr bon 3nÜns 3tnrm, Gruft tiadur, Grrmann Clnqq, Ülatlillbe Gimborn, Abolf 3tfrn unb 0tns
Garnier. — Die llnnatnr im romanifd)tn Drama ber Dendrit. SBort tjnao Rbetnianbrr. (8d)lu&.) — Gnnliilb.
Gin f&elbengcbidjt bon Goftan «aflrspp. (ftortfcfcunö.) — Dfltbtrfdian. — fltteratnr nnb Sanft. — Gfener
3prrGftnl. — DrieffGalter. — füOt jo überfein!
3&a<$bnt<i nur unter genauer $tt*((ettaitga0e gestattet.
©«Peilungen finb 311 richten au bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), Giufenbuttgen
an bie Redaotlon des „Deutschen Dichterhelm“ In Dresden -8trieten. 3n Gommifpon:
Trüb’eche Buchhandlung (91. ©$mittner) in Zürich unb E. Steiger k Cie. in New-York.
Empfohlen von den Ministerien In Stuttgart, München, Meiningen u. Weimar.
Deutsch© P@©tik.
Theoretisch-praktisches Handbuch der Dichtkunst
von Professor Dr. C. Beyer.
3 Bände, gr. 8 °. M 15.—. In 3 eleganten Halbfranzbänden M. 19.—.
Urtheile der Presse:
Diese« Werk wird «ich in nicht «u langer Zeit den ersten Plats unter allen derartigen
Werken erobert haben. Es ist ein Handbuch im vollsten und besten Sinne des Wortes, denn
es verlasst den Fragenden nie, giebt dem Zweifelnden raschen und sicheren Aufschluss und bietet,
wss den eigentlichen Werth ausmacht, eia Überraschendes Gesamintbild der unendlich mannig¬
faltigen Keimen, in die sich der deutsche Dichtergedanke und dos deutsche Dichtergefühl ein-
fügt und einschmiegt. Ans „Blätter für das Bayr. Gymnasialschul wesen“.
Wenn hervorragende Dichter den Mangel eines Werkes beklagen, in welchem die Ge¬
setze der deutschen Prosodie und Metrik mit Klarheit, Bestimmtheit und Vollständigkeit au einem
sicher leitenden Lehrbuch zusammengestellt und verarbeitet werden, so wird diesem Mangel mit
vorliegendem Werke in so gründlicher Weise abgeholfen, dass es wohl mit Recht als aas zu¬
sammenhängendste und erschöpfendste Werk seiner Art bezeichnet werden muss.
Ans „Allgemeine deutsche Lehrerzeitung“.
Das Werk bildet „die erste Vollendung einer Wissenschaft der Poetik“. Ihre instructive
Kraft für das ganze gebildete Deutschland steht ausser allem Zweifel. Sie ist eine poetische
Encyklopädie, wie eine solche bis jetzt nicht vorhanden war.
Aus „Correspomdemz-Blatt für die Gelehrtem- und Realschalen Württembergs“.
Hieraus einzeln:
Die Technik der Dichtkunst.
Anleitung zum Vers- und Strophenbau und zur Uebersetzungskunst
von Professor Dr. C. Beyer.
gr. 8 °. broseh. jH 3.—.
G. J. Göschen’scher Verlag:, Stuttgart.
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«r
ss
H- Dichtungen von Albert Möser. -H
Durch alle Buchhandlungen zu beziehen und zu Weihnachtsgeschenken
empfohlen.
—n?
Gedichte.
Erste Sammlung.
Dritte sehr veränderte u. vermehrte Auflage.
Ungeb. 3 Mark, gob. 4 Mark.
Veriagsansfall and Druckerei A.-G. Hamberg.
nfÄlnsä'i
Singen und Sagen.
tbur (Srbidjtr.
Vierte Sammlung.
Ungeb. 3 Mark, geb. 4 Mark.
Verlagsaeslait and Druckerei A.-G. Hamburg.
Mt li Sterne.
Neue Gedichte.
Zweite Sammlung.
Ungeb. 3 Mark,
geb. 4 Mark.
Leiy & Kuller in Stuttgart.
Scbaoen mi Scbaffei.
Neue Gedichte.
Dritte Sammlung.
Ungeb. 3 Mark 60 Pf.,
geb. 4 Mark 50 Pf.
Levy & Hüller in Stuttgart.
DeMeKaiserlMer
Mit einem Prolog an
den Fürsten Bismarck.
Ungeb. 1 Mark,
geb. 1 Mark 50 Pf.
H. Kiemm’s Verlag in Dresden.
' 1 ■'' —' ".i! ii inii H'iiiiNii.ii i: 2 iDiiiiiiiMi! ~ ifTülol
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PF* Preisermässigfung
nur für die Abonnenten des „Deutschen Dichterheiui“.
Stimmen aus dem deutschen Dichterwalde.
Ein Musenalmanach für das deutsche Haus.
Herausgegeben von
Alfred Hei uze und Paul FE ein zu.
Originalprachtband mit Goldschnitt und dem Portrait Carmen Sylva’s (Königin
Elisabeth von Rumänien).
Preis: nur bis znm 24. December d. J. anstatt 4 Mark nur 3 Mark.
Welchen Anklang dieses Werk in den weitesten Kreisen gefunden hat, dafür
spricht einerseits die Mitarbeiterschaft der namhaftesten Lyriker der Gegenwart, als
Emanuel Geibel. Felix Dahn, Otto Roquette, Gottfried Kinkel, Klaus Groth,
Robert Hamerling, Albert Träger, Carmen Sylva. Karl Gerok, Julius Sturm,
Emil Rittershaus, Hermann Lingg, Ed. v. Bauernfeld, Albert Möser, Robert
Waldmüller-Duboc etc.,
und beweisen andererseits die äusserst zahlreichen, durchgängig höchst anerkennen¬
den Urtheile der Presse, von denen wir hier nur einige kurze Auszüge im Fol¬
genden mittheilen:
Gegenwart. „Die Herausgeber haben rait Kennerblick ciue Sammlung ausgewählt, die, mit
eiuigeu Ausnab men, auch zur Zeit unserer klassischen Poesie unter Schillers und Goethes
Augen Anerkennung würde gefunden haben. Es fitulen sich wahre Meisterstücke formaler
Vollendung in unserem Musenalrnauach. u Klaus Groth.
„Hier findet sich nicht blos vereinzelt, sondern in reicher Fülle poetisches Talent
und es ist den Herausgebern Dank zu wissen, dass sie eine so reiche Sammlung Toran-
staltet, die unserer heutigen Poesie Ehre macht.“ lieber Land und Meer.
Mit nicht geringerer Anerkennung sprechen sich ferner Uber obiges Werk aus: Magazin f.
d. Literatur d. In* u. Auslandes, Deutsches Eamilienblatt, Vom Fels zum Meer, Blatter für
literar. Unterhaltung, Deutsche Revue, Heimgnrten, III. Frauen-Zeitung, Deutsche Roman-
Zeitung, Europa, Literar. Merkur, Vossische Zeitung, Kölnische Zeitung, Post, Nord¬
deutsche Allgem. Zeitung, Hamburger Nachrichten etc. etc. etc. —
W" Nach dem Feste tritt der alte Preis wieder ein,
Paul Heinze’s Verlag in Dresden-Striesen.
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? SRebacteur uub GHgenttjümer: yaitf £elitje, Dfcbacteur: Jtuboff $oette.
$ru<f bon ftrrbittanb ST&omajj tu S)rt»beu. — Sßapter bon ©feler A ©ogcl in ßdpsig.
Hierzu eine Beilage von Carl Winter’s Universitäts-Buchhandlung, Heidelberg, die wir
der freundlichen Beachtung unserer Leser empfohlen.
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Drgitu für DiMun|! und üriliK. (Der „Deulfdieii Didlterlinffe" 19. Kmid.)
Herausgeber: S^auf <$ein)e.
Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jt halbjährl., vorauszahlb. Man abonairt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheini“ in Dresden-8triesen. Abbestellungen werden nur bis
1. Mär* beziehentlich 1. September angonoinmen. Einzelne Nummern h 50 6 Stllck einer Nummer Jt 1,50.
m beiner jlugeit
3ladütn>anb(’ idj burdü bie £$e(t
3>u fteßft mH g&onbesQeffe
JUt meinem «^immetejert.
JüCs 06 mein 3 ?fug erfahrne,
§o Qarr td> pfa$ri<$ fiter,
3tnb frage, ma& bie ?ftenge,
Pie pefi nodj von mir wiiT.
Pu fu$rft midj auf bie ^dfweffe,
Pu weifefl mir beu S^fab,
3$ manbfe ferKffoergeffen
Jluf fd)wittb(idft engem $raf.
Pit furdjlerfidjer fuge
SSefaßet’s meine gSrnfi;
pan« fd^winbeft mir, t<9 lebe,
S^Tein fefOer jä§ bewußt
3<ß wage midi oermeffen
3n’s $eid) ber j.uft empor,
<&ein güuf nnb Keine gftaQnuttg
pou unten trifft mein $ßr.
gimfonft, baß id) ertyele
Jur gottßett «Aerj unb £anb
Pu flraßffi non beinern piße,
P u ßäflfl muß feflgeßaunt.
Poiß Kommt eo mir wie ji^nung,
3$oßtn itß mt<ß oerirrt,
polafb mein eigner plante
3Str jugerufen wirb.
pSis midj von ßdtßfier ppiße
Per tleffle 3?aiT jerfrßeiTt,
3&uß i<ß in beinern &\$it
^ad^twanbefn bnrd) bie g&eft
3$ifßefm ^en)en.
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Per ruffifdje 'afarttafj.
©on gfarfes fgi&eris.
ablreiche ©rgeugniffe her ruf*
ftfchen Sitteratur ftnb unS
im lebten 3 a ^ r S^nt burd)
meift treffliche Ueberfeguttgen
befannt geworben. 3 n Den
©eelens unb ©ittenfchilbers
ungen feiner heroorragenbften ©rgähler ift
un8 baS 2IchtgigmilIionenüolF in einer 2öeife
nä^er gerücFt, bie eS auch bem weniger ©es
theiligten ermöglicht, einen ©lief in bte Tiefe
beS rufftfchen ©olFScharaFterS gu tljun unb
biefe Nation in ihrer bis bahin Faum ofjett=
barten unb auch heute noch halbwegs fchlums
mernben geiftigen Snnerlichfeit gu erfaffen,
welche uns ein gewiffer, unferem ©erftänbnig
ferner liegenber, eigenartig herber unb hoch
nicht feiten ftimmungSreicher 3ua in mancher
$inftcht geheimnigooll uub beSqalb um fo
angiehenber erfcheinen lägt. (JS ruht offen=
bar ©belmetall im ©djoge ber rufftfchen
©olFSfeele, aber eS geigt [ich a»t<h hier, wie
bie fftatur gar oft trefflich oorgebaut
bie SJFenfchen aber fo gut wie nichts traten,
um ihre reichen natürlichen Anlagen gur
fru<httragenben gortentwicfelung gu bringen.
Qenn eS ift oergweifelt wenig fSuSficht gitr
Hebung beS gangen frönen ©chageS oor=
hanben, gumal wenn man beu 2luSlaffungen
21. 9F. SJtoltfchanowS in feinen „ltreug= unb
Querfahrten burch^uglanb" ©tauben fchenFen
mug, welcher unS einwurfsfrei oerbürgt, bag
bie neuere ruffifche ©olFSlitteratur fait auSs
nahmSloS in einer, oor 2lllem in ÜJtoSFau
heimifchen, ©efchäftsfchreiberei ber niebrigftett
2lrt ihr SSefett jrnbet, währenb bie Originale
jener ffierfe, weiche beu tarnen beS rufftfchen
©chriftthumS in’S 2luSlanb tragen, bem
eigentlichen SBolfe gänglich unbefannt bleiben.
Trogbem ift in ben weiten ©deichten unb
Greifen beS (JgarenreicheS ein FeineSwegS ttn=
empfänglicher ©oben gur 2lufnahme einer
entwicflungSFräftigen litterarifchen 2lu8faat
oorhanben, unb wie fehr bie erwähnten trau=
rigen Sitteraturoerhältniffe im ©inne beS
gortfchreitenS ber ©olFSbilbung unb ber fers
neren ©elebung jener nicht gu leugnenben
geiftigen 3nnerlichFeit beS rufftfchen tiharaF=
terS gu beoauern ftnb, baS beweift am beften
bie 2lnthologie rufftfcher SgriFer, welche Triebs
rieh giebler unter bem Titel „Oer ruffifche
©arnag* oor einiger S3erlaa oon
Heinrich SWinben in OrcSben h°t erfcheinen
laffen. Oiefe ©ammtung beftgt naturgemäg
bie fehler aller 2Inthologien, man fühlt ftch
burqj baS Oargebotene nach ben oerfchieben*
ften ©eiten hin gum tieferen ©enug augereigt,
aber man Fann nur nafchen, man ^at ©es
bichte, jeboch Feinen Trichter, Oennoch ift baS
©uch ooHauf geeignet, nicht nur bie Theils
nähme für bie ©ntwicfelung ber rufftfchen
Sitteratur an ftch ö u erwecfett, fonbern auch
baS geiftig bewegte fftuffenthum, wie eS, aus
[ich felbft herauSgewachfen, ftch unS heute
barbietet, in feinen ©runbgügen gu offen-
baren. Oenn was Fattn — gang abgefehen
oon bem anerFennettSwerthen UeberfegungSs
talent gieblerS — ben ©runbton ber @has
raFterftimmuug eines ©olFeS wohl beffer gum
2luSbrucF bringen, als eine feittfinnig auSs
gewählte ©ammluttg feiner (Gefühls* unb
£ergenSbicf)tuug, als eine forgfältig gufam=
menaefteflte 2lnthologie feiner berufenen 2p=
riFer!
T)ie 3ahl ber aufgettontmetten kanten be=
läuft ft^ auf 58, unb eS fhtbett ftch unter
biefen nicht wenige, welche trog ber ©d)mere,
mit welcher ber gluch beS ©elbftherrfchers
thumS aerabe im ^eiliaert Ggarenreiche auf
bem Oiqjter ruht, ben 2Öeg gum ^vergen ihres
©olFeS gefunben h a &en. Oer eigentliche
©olFSüeberton, wie wir ihn in feiner eins
fachen £erglichFeit unb ©eelentiefe lieben, ift
trogbent fo gut wie nirgenbS angefdfjlagen.
(JS h err f c ^ t «in ftarF ausgeprägter ©ubjecs
tioiStnuS oor, ber felbjt mit ber ©chilberung
ber (yrfche in ungen beS 2llItagSlebenS ein ©ich s
hineinwühlen tn einen ©chmerg unb in eine
©ehnfucht oerbinbet, bie ooÜFommett gu oer=
ftehen, ein genaueres ©tubium ber örtlichen
©ebinguttgen erforbert, unter beren (Hinflug
bie oerfchiebetten dichter eittftanben ftttb, uttb
;war fo, wie ftch ber eingelne uttS barbietet,
fes fehlt ben ©ertreteru beS ruffifchen par=
naffeS oor 2Wem bie gähigFeit, gang unb
unbeirrt bei ftch felbft ju weilen, ftch ber
©timmung beS 2lugenbltcfS frei hiugugeben
unb oöüig in ihr aufgttgehen. ©ie Fennen
ftch in gewiffem ©inne aüefammt gu wenig,
um bie (Jmpfittbnngen ihres Innern ftch uns
getrübt oon ber ©eele abfehreiben gu Fönnen.
«aum eins ber ©ebid&te biefer ©ammlung
oermochte uttS für bie Oauer oon bem ©egen=
theil unferer ©ehauptung gu übergeugett.
Oie reine ©efühlSlpriF, auSgebrücft burch
baS ©timmungSgebicht, wie eS unS auS bem
beutfehen Qichterwalb in taufenb Tönen fo
hergettSfrifch entgegenfchaHt, fcheint bem flaoi«
fchett ©emüth etwas grembeS gu fein. 2luch
bie ©tellung beS SeibeS ift ja bort im Offen
eine burchauS aubere. Oie grauenliebe, bi es
fer ewige (FrfrifchungSquell unfereS Hebers
frohen beutfehen ©olFeS, tritt in ben ©es
btchten beS rufftfchen ^arnaffeS nur gattg
oereingelt auf, unb bann ift baS liebenbe unb
Siebe bebürftige SBeib nicht feiten gar baS
oerfpottete. 9htr (Jitter grau gegenüber Fann
auch ber Sttuffe weich unb innig werben, baS
ift bie üftutter. 3h r $ ur ^ulbtgung oertnag
er Töne auS tieffler ©ruft ^erauf^u^olen.
2öir Fönnen eS unS nicht oerfagen, ben fpä=
ter folgeuben Zitaten an biefer ©teüe beS
TetibeitglnriFerS 2tiFolai 2llejejewitfch ÜtaFafs
fowS (ge|t. 1877 in ©t. Petersburg) fchöneS
©ebicht oorweggunehmen:
K-
-8
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145
„Sef* ich im graufeit Kriegsbericht
Bon neuen Opfern — faßt mi<h Grauem;
Ooch gUt bem greuitb, ber ©ittroe nicht,
2 luch uic^t bem lobten mein Bebauern ..
<5inft trollet ftcfj bie ©ittroe hoch,
OeS greunbeS wirb ber greunb ©ergeffeit —
Ood) giebt eS eine ©eele noch,
Oie nie ©ergibt, roaS fie befeffen!
Umringt ©on £eud)elei unb Weib
Unb fdjroüler ^rofaatmofpfyäre,
ftaitb ich nur ein h«ünnia £eib,
©af) icb nur eine ^eilige 3 ähre —
©ie, bie bem SJiutteraug’ entrinnt:
©tetS benft bie 2lrme an ihr Kinb,
OaS in ber ©djlacht ©etlor fein Seben...
9tie fann bie Srauerroeibe fyeben
3^r nieberhangenbeS ©eroiitbl*
Oer auf bem '-Parnaß bes groben OjtenS,
roie fchon gejagt, ©orroaltenbe ©ubjectiois«
muS erflärt fich bei genauerer Betrachtung
allerbiugS in mancher Hinficßt auS beit Ur«
fpruitgSoerhältniffen ber meiften ruffifd^en
Oichter. ©ohl ftnb auch einige auS befferen
®efeUfchaftSfreifen h^roorgegangen ober 311
folgen emporgeftiegen; aber bie 3Wehr$ahl
entftammt ben nieoeren Bolfsfchichten unb
ift zeitlebens in beit ärmlichftett Berhältniffen
an ein engumgren$teS Slutobibaftenthum ge«
fettet geioefen. ©ir nennen nur SUe^ei ©af«
ftljetoitfch Kolporo, ben bebeuteitbften BolFS«
bitter WußlanbS, als ben (behülfen feines
BaterS, eines Bieh s unb §oIjhanbler§, foroie
3 roan ©faroitfeh Wifitin, einen namhaflen
BolfSlieberbidE)ter, ber,genaugenommen, nichts
anbereS roar als ein $erbergS©ater für guhr«
leute unb h«wmfireichenbeS (^efinbel. Biel*
fach ©«treten ftnb auch ehemalige Militärs,
aber ©or^ugSroeife auS ben unteren Chargen;
als ein ftrahleuber Oic^terftern ragt unter
ihnen ber ehemalige dornet ber Seibgarbe«
hufaren Michael 3urjeroitfd) Sermontoro h« s
©or, eine feffelnbe drfcheinnng, auf roefche
mir an geeigneter ©teile noch einmal $urücf«
fommen roerben.
Oer 21 uf flieg $um Parnaß ifl für bie Poeten
im (Zarenreiche mit roenigen Ausnahmen
ein fehlerer SeibenSroeg, beffen einzelne
Etappen bie furjen Wanbbemerfungen beS
Herausgebers neben ben ©ergebenen Oichter«
namen in i^rer ganzen fragil erfentten laf«
feit. @8 heißt bort nicht feiten: „©trafroeife
(^iittheilung unter bie ©olbaten, — fiarb
burch Srunf unb ^uSfchroeifung, — ftarb
nach ©ielfachen feelifchett Seibeit, — mürbe
tum Oobe ©erurtheilt, — nach ©ibirien ober
bem KaufafuS begnabigt*. $118 ben bann fol«
genben Oichtungen mirb bie Berechtigung
biefer ©trafen neben ber Hörte ber ©chitf«
fale bem nichtruffifchen Sefer FeineSroegS im
ganzen Umfange Flar. H‘ er nnb ba läßt
fich eine geroiffe $enben$ allerbingS nicht
leugnen; bie meiflett ber ®ebidhte aber er«
fcheiitett nach unjeren Begriffen burchauS
jahm, fie enthalten faum einen Slbglanj
lener roilben Sohe, bie auS ben ©erfen uu«
ferer beutfehen greiheitSfänger einfl fo ©er«
jehrenb gen Himmel fchlug. ?lber baS ruf«
ttfehe Ohr hat ein eigenes Berflanbniß für
bergleid^en unb menn Sllejattber Pufchfin in
feinen „©teppengeiflern* anhebt:
„©olFett roirbeln, ©olfen mallen;
©chneegeftöber, ©turmeSnacht;
SichtloS fcheue WtonbeSftrahleu —
Orüb ber Himmel, trüb bie Wacht.
Leiter, meiter eilt ber ©dritten
Unb baS ©löddjen tönt barein ...
Bange, bang mirb mir, inmitten
OiefeS ©chneegefilbS git fein
ba fommen bem rufftfehen (Jenfor 00113 an«
bere ©teppengeifler in ben ©inn, unb er fielet
in bem meit unb öbe ft<h flrecfenbeu ©chnee«
efilbe mit bem trüb grauen ©olfenhimmel
arüber eine tiefentfte Allegorie, bereit ©aljr«
heitSfern in bem Oichter felbfl befeitigt roer«
ben muß.
(©chluß folgt.)
e ft e n n t n i ß.
Wieinanb auf ber rochen ©rbe
Siebt bich fo, roie ich!
Ohne bidh roär' WlleS bunfel,
Ceb unb leer für mich.
3(n be§ SWeereS roei§en Jßogen,
3Benn fte roaden roilb,
3n beS 93ä<hleinS flaren SEellen
Schau ich nur bein 93ilb!
©türme tofen, JBetter braufen
35eine3 WarnenS Klang,
Böglein fingen, Süftlein fäufeln
3h n mit leifem ©ang!
Selig litt 1 ich aße Seibeti,
Wamenlofe Oual,
©äh' idh bich, 0 greubenquelle,
Wur ein einzig SUtal!
Ohne bich mär 1 WUeS bunfel,
Oeb unb leer für mid}!
Wiemanb auf ber roeiten ©rbe
Siebt bich f°r we ich!
3m. £of.
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14G
'pa fferfaljit
üflonbbeglänjte 3 au ^ rna( ^t
Tie ben ©inn gefangen plt,
SBunbcrooUe Sflardjenroelt,
©teig’ auf in ber alten ^ra<$t.
5lße ©eelenfräfte fchmeigen,
3aubvif<h wirft nur ^fjantafie,
Unb fie fd)lingt ben 3 au ^^rreigen
9J?it ber ©d)mefter ^Soefie.
Sunte Silber, facfelftrafjlenb,
feigen fid> bem trunfnen Slicf,
9C)tit ben fd)önften garben malenb
3eigt fte ihm ber ©eifter ©lücf,
glicht fte $u bent fd^önften Äranje.
ffiaS bie ©eit nur ©d)öne3 h^lt,
3eigt bem ©inn in rof'gem ©lanje
ffiunberoolle SDiärche n weit.
(Slfen tanjen luft'ge Greife,
©aufeln fpielenb burdi bie glur,
Tort im ©d)ilfe flüfterfS leife,
^ing^ belebt ift bie 9latur.
©üge ©efjnfucbt regt bie ©aiten
3n ber tiefbewegten Sruft,
drängt hinauf in buffge ©eiten
3u ber ©eifter feUger Sufh
Silber früher fePger ©tunben,
9lu§ Sergeffent)ett ermad)t!
fterrlicfyfeit, bie längft entfd)munben,
©teig' auf in ber alten s J>rad)t!
Hermann freist.
Huf 6er 'güafl
21m Sergfaum, wo ber ©alb beginnt, Tod) in bem ©djooge, ber ber ©eit
£ab' Ijeut 1 id) SRöft gehalten —, ©rlöfer einft getragen,
?lm ©eg ftanb ein 9ttabonnenbilb Ta h a l fid) juft ein Sd)walbenpaar
Serroittert unb jerfpalten. ©ein Heftchen aufgefc^lageu.
Äein ©läub’ger hebt bie £)änbe mehr Saut jmitfchernb fifct bie junge Srut
3u bem oergeffnen Silbnig, §od) jraifchen Tont unb glieber
Äaum ragt e§ ftdjtbar nod) empor Unb ntilbe läc^etnb blieft barauf
9lus Sufd) unb Tornenmilbnig. Tie ©nabenmutter nieber.
9Rir war'S, al§ ob ba§ fdtöne Silb
Sieb tief in 1 ^ £>er$ mir fdjriebe,
2llö wie ein ßwatigelium
Ter ew'gen Schöpferliebe.
$<$aum0erg.
©tegenb glettet burch bte ©eilen,
©djwebenb, fchaufelnb hin ber ßahu.
©affer mögen, ©affer fd)meHen
9ting3 um feine feuchte Sahn;
Tämmrung fenft ftd) leife nieber,
Slifceitb reiht ftch ©tern an ©tern
Unb e§ tönen füge Sieber
3ctuberifch gebämpft oon fern;
DftngS oerflärt bie weiten glutl)en
Seud)tenb milb bes 9flonbe3 $rad)t. —
©o enttau<ht ben TngeSgluthen
Sftonbbeglätt$tc 3 au & c rnad)t.
©üge Tüfte wallen, weben,
©üger filang beraufd)t ba3 ©h r '
2luf be3 9ttonbe$ ©tra^len fchweben
©Ifcn ju bem Sicht empor.
©ilberwolfen gleiten bvoben
Turch bie tiefe, blaue Suft,
©ie oon ©eifterhanb gewoben
2luS ber ^immeleblumen Tuft.
Seife jirpt im £ain bie ©rille,
dl’m gs im Schlafe liegt bie ©eit,
9ltlcS athmet tiefe Stille,
Tie ben Sinn aefanaen hält.
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14 ?
-ss
c&oßeninnef.
©cbon will ber ©onne ©lan$ oerfcbwinben
gern hinter bunter JBolfett Saum.
9tingS ©tille. 9tur bie blübnbett Sinben
©ewegen leie jic^ wie im Traum.
Ta roinfft bu mir in golbnem Siebte,
Serlaffne Surg non ^pobentwiel,
3u ber i<b ernft bie ©ebritte richte,
9113 wärft bu einer Sßaüfabrt 3*^-
STOit wonneoollem ftillent ©Jauern
Turcbfcbveif idj beiner Trümmer s Jteft —
Unb plöblid) werben beiner Iftauerit
©efprengte Sögen wieber feft.
GS warfen Tbürnte, Tbore, 3* nncn
Sor meinen ©lideit leis empor.
GS fcfymücfen jtcb bie fallen innen
3JHt reifem 3w*ratb wie juoor.
3<b feb’3 mit febauernbent Grbeben:
GS fteigt oor mir auS tanger 9tacbt
herauf ein frembeS, fernem Seben
Unb todt mid) mit geheimer 3ftad)t.
9hm leiten mich beS TburmeS ©djneden
Gntpor ju bämmrigem ©elajj:
9iingS an ben ffiänben bunte Teden
Unb in ben genflern farbig ©laS.
Soll Crbnung ftel)en Trugen, Tifcfcc,
©ediert mit fünftlic^em ©efebnib.
GS winft in trauter Grfernifcbe
Ter ©ammtgewebe reifer ©ifc.
Tocb ityr, bie i^r hier einft genoffen
$n Sujt unb £eib ber Grbe ©litd —,
3ft euch ber 2öeg jum Siebt oerfc^lof-
feit?
Verlangt i^r niemals mehr jurüd?
Unb ^or<^! Ta raufet eS im ©efteine,
Ta webt eS um mich wei^cootl.
Unb fteb! GS fommt in lichtem ©cbeine —
Äein Trugbilb, baS ber Suft entquoll.
TaS ift, mir fagfS bie innre ©timme,
Tie §errin, bie b^r einft gebot;
TaS ift ibr Slid, ber halb im ©rimme
Unb halb in Siebe fengenb lobt.
TaS ftnb bie rotben ftoljen Sippen,
©ebeimni^reicben 3 au & e r3 ooll;
TaS ftnb, o 9ttön<b, erfebnte Stippen,
Taratt bein Sebeit fc^eiterit fod.
©ieb! 9luS beS TburmeS üftatterSauge
töomtnt er ^erab mit leifcm ©ebritt.
Gilt Pergament, SivgilS ©efänge,
Unb Cualett bringt er mit.
Tocb bu, bie eiltet TicbterS ©ebnen
©efd)müdt mit ewig frifebem ©lanj,
Siebticbe ©turne ber Hellenen,
Schwarzäugig 9)täbcben non ©q^an^,
Soll bicb mein 9fuge nicht erfebauen!
Ta nabft bu febon unb läcbelft milb.
O ßinb, eittfproffen £ellaS' 5luen,
Tu mabnft mich an ein fcbönreS Silb.
Unb boreb! 9tun fünbet Tibo'S ©cbmerjen
Ter üftöncb euch unb 9leneaS' giucbt.
Tie Herrin bört'S mit faltent ^er^en,
3b r ©tief nicht mehr ben feinen fuebt.
Unb leife raufest auf ©urpurfebwingett
Tie Tämmruitg tiefer in ben ©aal.
TeS 9Kön<be§ ©Sorte ftill oerflittgen,
Unb ftnnenb febaut er in baS Tbal.
Ta glänzen filbetbell bie giutben
3m fd)ilfumraufd)tcn ©obenfee;
GS färben rofenrotbc ©tutben
9luf ©äntiS' 3 0c b ^ cu *w’gcn ©ebnee.
©ewaltfam reifct ftcb oon ber ©Seite
dftein fiarreS 9fug\ 3$ f<b au untber:
Serwebt, oerraufebt ift mein ©eleite.
Um mich ftnb Trümmer, öb unb leer.
Ter ©äntiS nur febaut ftill trüber
9Jht feinem febneebebedten £aupt.
üJiir wirb fo web, mc “ 1 ©lief wirb trüber,
9llS wäre Siebes mir geraubt. —
©cbneU wäcbfi bie Sftacbt. GS hämmert
leife,
©on gerne winft tnir’S leuebtenb ju,
Ta jiebn in buntlem ©Solfenfreife
Ter Soweit ©eifter b^nt jur SRub-
K-
Ä
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148
'peiljnadjtefteb.
Jpöret ber ©locfcn
^ubelnb grofylocfen
33on fern unb nafj!
O biefer ©tunbe
Selige jfrtnbe:
„(JfjriftuS ift ba!"
Unb ©ngcl fieigen
3n lichtem Zeigen
93on ®otte§ tfjron,
$luf ba§ fte preifen
3n il)ren ffieifen
Se§ £öd)ffcn ©ol>n.
©3 fenft fiefy roieber
$ur ©rbe nieber
Ser Siebe ©traljl,
Sröflung $u fpenbeit
2ln allen ©nben
gür alle Qual.
Saft mir ber Firmen
SUtilb un$ erbarmen
Unb biefe Sftacfyt
3n ftiller Äamtner
SSoll ©org 1 unb Jammer
Äetn £erje roadjt,
9Mn, bafc ber ©loden
^ubelnb grof)lotfen
©ringt fern unb naf)
Ser fronen ©tunbe
©elige Äitnbe:
„©IjrifiuS ift ba!*
3lof« § plfger.
(2tu$ einer ungebrueften ©amntlung: „Seiner unb Äotfjurn".)
Sßenn bei mütterlichem 5lbenbrotf)e
©ich ber £nmmel färbt mit ^urpurglutl),
aflufj ich beiden an bie tljeure Sobte,
Sie fo fern oon mir im ©rabe ruht.
Unb entrütft bem irbifdjen ©ebote,
$ebt empor ftch mein be|d)roingter IRuth,
Söo jic nun, ein licfytuerflärter Bote,
Sßanbelt burch bie ropgc Sletherfluth.
©elig magft bu roo^l in jenen Skalen
©d^meben auf geflügelten ©anbalen
Unb belächeln beitteS greunbeS ©c^merj!
Unb ber buitflen 6rbennad)t enthoben,
SQinfft bu mit bem ginger: „Äomm nach oben,
Senfe all bein ©e^nen hünmelroärts!"
Jfcuga Jioefter.
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149
SS
Pu nwrft tobt!
5)ic Suft roar erfüllt
9Rit Serd&enfaitg
Unb ©olbregen blühte
@o rounberbar,
3 [m J)ufte ru^te
J)ie gan$e ©rbe,
3 m ®ufte!
Unb golbig flofc ba3 ©onnenlicfyt
£in auf bein bleicbeS Slngeftcfyt.
63 fang bie Quelle
3^r murinelnb Sieb
Unb [prüfte unb fRäumte
£)in burcb ben Sann,
£cin ©onnenfünfdjen
®raitg bur<$ bie ®äume,
Äein ©olbftraf)l!
®odj auf ben Jannenroipfeln ruhten
Unb fpielten föimmernb be3 Siebtes glutljen.
@o fcfyön mar ber Jag! —
63 30 g burdj bie Suft
6 in nmnberbar klingen
©o fü§, fo fü§
©ie Äircfyenglocfen.
Unb grieben roar ring3!
®u roarft tobt!
©tili, heilig flog ba§ ©onnenlid)t
£in auf bein bleid>e3 2lngefic§t.
£*rf $e6tt*.
&ie6 adji!
©ie lei3 bie Siebe geljt,
©er fann’3 ermeffen? —
Seifer at3 üttaienbuft
©eljt um 6 ppreffcn.
©ie lei3 bie Siebe fommt,
©er fann'3 oerftefjenV —
Silberner 3Ronbenfd>ein
ßann ni$t fo gelten.
Unb felbft bie 6 ngel nicfyt,
®ie um bie SReifer
Janjen im grüfjlingSmonb:
Siebe getyt leifer. —
SWägblein, Ijord) auf, Ijordjj auf
Unb gieb fein ad^te,
Seg bir ein @d^lo§ oor'3 §er$,
Siebe fommt fadste I
3Rai $ef(rer»
4Ö
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150
19
Jiin «S&Dmenäus.
3n ferne feiten mödbt' \<fy Pud) oerfetjen,
gaft fünf 3a$r$unbcrte $uriicf, bn ftol$
Jen tfurl)ut trug bei* elfte £ol)en$ollern.
$om feef gezognen $Kitterfd)merte [prangen
Tamal3 bie gunfen gern; ba$ gauftreebt galt
$m 33aitn ber Stabte, mie im :Eßalbesbunfel,
Unb and) ber ©ürger ließ ooit feiner .Snüftc
£a 3 Pifen flirren, unb trat fefybegierig,
3S?ie einft ^r>elb Sutemiune, in ben Stegreif.
$>od) au3 bem ^ufjerftampften Sanbe blühte
3lud) mand)e iugeub auf: bie £reuc roofyute
grol) in ber äJiänncrbruft; baö ^>erj ber grauen
Staub roeit ber l)ol)cn reinen ÜNinne offen.
9ftand) fd)önen Sraudj bie frommen 5l^nen übten.
2Benn fyod) ooni ^^urm am britten Sßeibnad)t3tage,
9lnt geft ^otjannfö, bes Poangeliften,
®ie ©loden riefen, ^olte ^ung unb 9 llt,
Unb SBornetym unb ©ering au3 tiefem Heller,
$ßa§ briit fid) barg an golbnem £raubenfafte,
Unb fd)afft' e£ fc^netl 311 m @ottc 6 l)aufe ^in.
2)er trug ein gäßlein, Reiter nur ein Hrüglein
3 nm £md)altar; boeb ber begüterte,
®er mand)eö Stürffaß eingefettert l)atte,
£aS befte fuebt 1 er auS unb brachte jur Hird)e.
■Eßenn bann bie glciub’ge ÜJtenge mit bem 2öeine
Prroartungeooll ben Opfertifd) umbrängte,
irat ernft ber f>riefter oor unb fegnete
£ie gäffer unb bie gäßlein unb bie Hrüge,
Xie bann begliicft ein ^eber l)eim mit na^m.
Sold) 3ücil)emein Ijieß nun „;}obanniStueiit";
9ttan maljrte al3 ein Hleinob il)n im Heller
Unb nur an fyofycn geft: unb greubentagen
©ab man ein 93 ed>erlein baooti jum beften,
Um einen ©aft ju el)ren, ben man liebte.
?e§ 9£ort3 gebenfenb be3 Poangeliften:
w 3l)r ttinblein, l)abt einattber lieb!" erl)ob man
Xie belebe mit ^obannisrocin unb tranf
Unb tnufd)te Hüffe mit noch feud)ter Vippe.
,„3obanni3minne trinfeit" ^r ®vau(^;
®ie i^n geübt, bie mareu nun uerbuitbeu
3u i?ieb' unb £reu’ für alle fünft'ge 3eit.
So l)eben mir, bem 23raud)e ber 5lltuorbern
©emaß auch unfer ©la$ unb triufen b^lid) I
3obauni3minne mit bem jungen $aar |
Unb geben auf ben 333eg ibm liefen Sprud;:
___
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1f)l
■8
®ic ^fjr Ijeut, gebtenbet
9fod) oon §pmen§ gacfelfcfyein,
Gure Stritte toenbet
$in ju einem neuen ©ein,
Niemals föitnt $fjr gleiten,
9He oom 3^1 Styr treibt,
3Scnn Gucfy treu jur ©eiten
9?ur bie Siebe bleibt.
grieblicfy burefy bie äöogen
©cfytoimme Guer Seben3fd)iff
Unb in toeitem Sogen
9fteib es Sßirbel, ittipp 1 unb 3^iff!
©türm unb SBolfenfeuer
Gud) oergeblid) brofjt,
SÖenn bie Sieb 1 am ©teuer
©galtet als ^3ilot.
®ocb nun nterft: ein Kämpfen
©leibt baS Seben immerbar;
©ern baS £>er$ uns bämpfen
Äleinmut^, ©orge unb ®efa§r.
®afc Gud) ^ed unb IjeUer
Seuc^t 1 ber Hoffnung ©d^ein,
©teigt oft in ben ÄeHer,
£olt SfofjanuiStoein.
£rinft ^ofjanniSminne
9tad) beS £agetoert'S Sefcfytüer,
Unb ber Sangtiij* ©pinne
2Öcbt Gud) feine 92efce meljr.
Ränget an bie ftrampe
Sille ©orgenpein;
Slud) beö ©lücfeS Sampe
SSMfl — begoffen fein.
glittenooc^en fd^toinben,
©cfyroärmenb Slug 1 ftefjt toieber flar;
®ocb nur fefter binben
2Öirb Gudj Sieb 1 oon $af)r ju ,3a§r.
9Benn ber 2ttai fid) fernte,
Sßenn ber ©ommer flolj,
Grft im £erbft $ur Grnte
SBirb ber grucfyt man frolj.
GinS nocf>: bafj Gucfy braunen
3miefpalt bleibe, tfyeilt bie 3ftac$t!
^perrfd^t ber Sttann nad) aufjen,
£errfd)t bie grau im §au3; fte ioad)t
Ueber lopf unb ©Rüffel,
Ueber ©arn unb Sein,
®o<§ Gr füljrt ben ©d^lüffel,
3um ,3ofjanni§toein.
— »
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«*■
SS
Salb nun in bic gerne
3iefyt 3h r fort in fettem ©lücf;
3ie§t mit gutem Sterne,
Sehrt mit gutem Stern jurücf!
geiert fünfte gefte
Erft am eignen £erb,
Ccnn baS ^XUerbcfte
ffiirb nur bort befdjeert. —
$erfarb von jimyntot.
31 tt cSina.
($lu§ bem ungebrueften S^achlag be3 Ci<hter8.)
©ebic^tet auf bem Stein $u ©oben.
I.
©erfchränften 9trm$ gelernt au eine junge Eid)e,
Cb beinen JBagen nicht nochmals mein ©lief erreiche,
Späh ich hinab in’S Ch a L ftd) nach ©kften ^ie^t;
Umfonft! — 3<h f*h c nur ber Simmat blaue glühen,
3d) fch’ bie Sonne nur ftch purpurroth oerbtuten,
©erhüllenb ringS umher bie gellen non ©ranit.
C ffieib! Cu ftoljeS 23eib, bem Seines je oergleichbar!
Cu einig mein unb hoch mir einig unerreichbar!
Cu 5lbgrunb bu nott Sdjmerj unb nie geahnter Suft!
C, lag mich, roie ein 2lar, in biefc liefe tauben,
Sag mich bie ^let^erluft non beiner Seele hauchen,
Sag pochen biefeS ©lut, lag fchmeUen biefe ©ruft!
Sag, roie ein ©ergftrom mich, ber lieber non gejaeften
gelSblöcfen ftür$t hinab in fü^neit Sataraften
3>n ein beblümteS £h a ^ in eines ©eeeS gluth,
So lag mich ftürmen, lag mit unnennbaren ©lut^n
3n heiger Siebe bir mein £cr$ entgegeufluthen,
Sag fchroeöen biefe ©ruft, lag pochen biefeS ©lut!
Cu aber fei baS 3iel, in baS mein Seben munbet,
Sftit beiner Seele, tief unb rein unb unergrünbet,
Cie Cberfläche ftid unb flar, ein 9llpenfee; —
3(n biefe liefe lag mein gühlen, Sein unb Ceitfen,
Sag bie Erinnerung, lag 9ltteS mich nerfenfen,
Cie roilbe Seibenfchaft, mein ftummeS SBeh- —
6. Slugug 1850. -
II.
©JaS mich fo traurig, traurig ftimmt,
©Sarum ich meine? fannft bu fragen?
Cie büftern 9ta<$tgebanfen ftnb’S,
Cie ftch in meinem Innern jagen.
CaS 2ßeh, bag roir fo lang oereint,
Ein fchöner Strom auS freien glüffen,
Unb bag fo nah, f° nah bie 3eit,
Ca roir uns roieber trennen müffen.
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153
3Bie um ber (Saute fdfytanFen Sau
©i($ roinben grüne 6pf)curanFen,
©o fcfylangen liebenb jlcfy um bicfy
SenjtrunFen meine ©ebanFen.
2tu3 meiner 3 roc Ü^ nmftem ©$utt
©rftanb ein finblidj reiner ©taube,
Unb meine milbc ^Ijantafie
JBarb eine meijje, feufd^e Xaube.
3n einen fpiegelFlaren £eid)
£aft bu nerroanbelt mein ©ernüt^e,
$uf bem ein ©djman bie Greife jog,
Stuf bem bie SotoSblume btü^tc.
Neujahr 1852.
Docfy micber anber§ wirb e3 fein! —
SSir müffen un3 auf emig meiben; —
Dein ©tanb, bein SÄuf, ber eigne Drofc,—
©enug, mir müffen, müffen fdjeiben!
Unb mieber mirb mein 9luge ftc^
Wit bittern, bittern tt)ränen feuchten,
Der 3roeifel roirb, ein greller Slifc,
Durd) meiner ©eele DunFel teuften.
Unb mieber mirb mein irrer ©eift
Unbänbig jagen burdj bie 2Büfle,
Si$ einft mein gafyr$eug ftranben roirb
2ln einer unbefannten Äüfte. —
Jteittrtd) /ettifotb.
Per Barattes-.Mflef.
(Sornfyolmer ©age.)
©c^mer tag be3 fcfyroarjen Dobe3 23ürgerfyanb
©eit Wonben auf bem norbifcfyen ^nfellanb;
s Jtie mübe fdjotl ber ©terbeglodfe Stimmern
San ben Äapctten, unb bie ©djiffer faljn
Sei 'Jtacfyt ben ©tranb entlang bie geuer flimmern,
Die $itternb fdjürten gurdjt unb bumpfer Sßatjn,
Da§ ©cfyrecfgefpenft ber ©eudje fern ju Ratten. —
Umfonft! — $n feinet fd)roar$en WantelS gatten,
Sautlofen glugeS, ftricfy eS burdj bie Süfte,
Unb men fein Cbem, buntpf roie ©rabeSbüfte,
Doc§ fengenb, mie ber §au<$ ber SSüfte, traf,
Der ftreefte ftöfjnenb fid^ jum testen ©djlaf.
Um Witterna<$t ertofd^ be3 SeudjtttjurmS Sid}t;
De§ 3Bärter3 bredjenb 3luge fafy e3 nicfyt.
Der borgen fam, bod) fcfyroieg ber ©toefen ßlang:
Den Lüfter fanb man flarr beim Säuteftrang,
Den ^riefter flerbenb auf be3 9tltar3 ©tufen,
9tl§ ifjn ein Äranfer lieg jur Seifte rufen.
Der it)n gefugt, bradj jät) am Jöegeöranb
3ufammen aud), beoor er fyeint ftd) fanb.
Da§ ^flafter fd^oH non Feinem ©dritte metjr;
Der WarFt, bie ©affen tagen ob 1 unb teer;
©elbft auf ber £>aibe fernften §öfen fd^rie
Sor £unger§qual im ©tatle taut ba3 Sietj,
Doc§ Feiner Fam, fid) feiner ju erbarmen,
Denn Äne^t mie Sauer fdjlief in DobeSarmen.
©in einiger griebtjof, niete Weiten roeit,
Sag ftumm ba§ ©ilanb in ben grauen JBogen;
SRur träge, fatte Jtabenfc^roärme ftogen
3umeiten Fräd)$enb burd> bie ©infamfeit.
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154
8---fl!
Unb bennocb glühte füll ba§ 2eben fort
5ln bem oon ©ottes glucb gezognen Ort.
Gin Jüngling, bem geftorben feine 2t eben,
Der greife Sater unb bie ©ebroeftern beibe /
(Stritt pfab; unb jielloS 9lbenb3 bureb £aibe,
Son ber Serjroeiflung Schauern fortgetriebeit.
9luf einem £)ügel, fleinbefät unb Fahl,
9htn ftanb er ftiU am grauen £mnenmal
Unb ftarrte tfjränenloS im 9lbenbrotb
Der Stacht entgegen unb bem eignen Job.
©ie flüffig ©olb tag roeittjinauS baS 2tteer,
Unb Unb unb lieblich Farn oom ©tranb bie 2uft,
Do<b grauftg ©ebroeigen beefte rings umher
Der auSgeftorbnen 3;nfel SRicfengruft.
Der Jüngling rief: „Sin ich benn ganj allein
Serbammt, $u fdjauen noch ber ©onne 2icbt?" —
Da boreb, — roer fpracb? — Som grauen ^ünenftein
Sernebmlicb Farn eS roie ein leifeS: „9tein!" —
Unb, jäb ficb roenbenb, fab in ein ©eftebt,
©o rübrenbriieblid), roie er'S nie geFannt,
Der Jüngling, gan$ oon frobem ©ebreef gebannt.
©ar eS ein Gngel, roariS bie gee ber £aibe,
©aS oor ibm (tanb im feblicbten braunen Äleibe,
Som golbnen £aar umroadt im 2lbenbroinb;
©ar eS gleich ib m c * n armes 9flenfcbenFinb,
Som Job oergeffen unb allein im JrSarme? —
„Äomnt!" — rief er auS, unb in bie offnen $lrnte
©anF ibm bie lebte feiner SolFSgenoffen,
Unb roeinenb b^ten beibe ficb umfcbloffeit.
stiebt tbat cS notb, baß fte einanber fragten,
2tocb baß fte ftcb tyr 2eib in ©orten Flagten.
©ie fübtten 1 ^ tief, baß, bie ftcb fo gefunben,
2lucb o^ne ©ebrour auf eroig ftnb oerbunben.
9113 längft oergtommen roar ber 9lbenbfcbein,
Da faßen ftiU fte noch am £ünenftein,
9113 roären fte feit 3 a b rcn ft<b »trtraut,
Unb batten boeb ficb ui* juoor gefebaut.
©ie bleich im 9flonblicbt auch ber Seiben ©angen,
©ie beiten felig^ftcber ftcb umfangen
Unb blieften baffenb auf jum 2iebe3fiente,
Der firablenb ihnen au3 ber £immel3ferne,
Gin Sote ©otte3, füßen Jroft oerbieß,
3m Steicb be3 Jobs ein irbifcb SarabieS. • • •
_ SUittfofb
^anagra.
3mmer locft ihr mich an, ihr reijenb febmuefen gigür<ben,
Die au3 bräunlichem Jbon JanagraS SWfter geformt.
Gb« förroabr ihm gebürt, ber groß ftcb $ c '9* c Äfcincn
Unb in ben leblofen ©toff 2eben bauchte unb ©eift!
k -a
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!R--55
$ld)! nur fennen i^n nicht, ben wacferen trefflichen ßtteifier,
Unb ^ahrtaufenbe W on ru ^ 9*föäftige §anb!
Jod), wa3 jpolbe^ er fd)uf, bev große ^riefter bcr Einmuth,
£ät in fd)irmenbem Sd)oo§ treulich bie ©rbe berua^rt.
greubig fdiau ich f lc an ^ bk fleinen garten ©eftalten,
Unb auf jeglicher weilt lange mein fchwelgeitber ©lief!
Siel) nur, wie fd)iid)tern unb fd>eu neigt jene ba$ Äöpfchen gur ©rbe,
3ft'$ nidjt, al$ fühlte fie felbft, wie fte Scwunbrung erregt V
Unb wie biefe fo ftolg einhertritt im Greife ber anbent,
Scheint fie ein gürfteitfinb nid)t in ber ©efpielinncn Schaar?
Schau ba3 falt’gc ©ewanb, non bläulichem Sd)intmer umfloffen,
2öie es oerbirgt unb gugleid) geiget ben herrlichen S3ud)3!
Sieh auch biei c bxx an > H c vu h* au f fteinernem Silje,
ffiogenb hebt fid) bie Sruft nach bei« bacd)antifd)en Xang!
3ene labt fid) am X>uft ber fammethäutigen '^ftrfid;,
Vange gögert fie noch, elf fie bie Schale gertheilt.
©ine h^b id) erfchaut mit golbumränbertem gäd)er,
£äffig hänget bcr 2lrnt, träunierifd) irret ihr Slicf.
£)aft bu bir Fühlung geweht, .bu liebliche Staib, ober winfft bn
Xrübeit im ©arten betn greuub irgetib ein heintlid)e3 $i>ort?
Sage Stäbd)eu, aud) bu, bu freuubliche Herrin ber Xaubc,
glüftert ba£ Nägelein bir Äunbe uom £iebften in’8 Chr?
Sag c£ mir, Stäbchen, getroft! ich witt e3 gewiß nicht nerrathen,
Siel)! ein @el)eimniß ift fiiß uoit fold) lieblichem Stunb!
2ld)! ich f e h ih v fc^iocigt, il)V regt eud) nicht oou ber Stelle!
'Jeimmer fofet ber Siinb euch in bem welligen ^>aar!
Xod) brum feib ihr nicht tobt! e$ h auc hte ber fuubige Steijter
Unb bie foitnige ftunft ewiges £ebeu eud) ein!
©inftenS wart ihr beftinimt gur 3i ei ^ c ^ er bumpfigen ©räber,
X)od) ^erfcphoite gab fül)lenb bem £id)t eud) gurücf!
-- Juflus gt.
$urßol5 unö ^ißuHinö.
(783 n. ©h r 0
Surbolb, ber griefenfüljrer, ber £elb oom SteereSftranb,
Sot SBibufinb, bem Sad)fen, bie ftarfe Sruberfjanb.
3n golbuem Sedjcr einte fleh Seiber £)elbenfraft,
£>ann traufeit fie be$ Sluttntnfs urheiPge Sriiberfchaft.
9lu Seiber Üeuben flirrten bie Sdiwerter fcharf unb gut,
Son Seiber Firmen tropfte ba§ rotf)e StanneSblut,
Unb über'm Cpferfteine erflang ber h e ^ S c ©d)wur:
„Sei unfern alten ©öttern! ber Xob, er trennt uns nur!" —
3m fanb'gcn Xl)al £>aafe, welch lautet $ampfgebrau§!
53ilb holt mit feinen ^ranfen ber granfenlöwe au3,
Xod) ihm entgegen wüthet be3 SachfeneberS 3 a h n >
X)er griefetibär im ©rimme bricht fich gewaltig Sahn . . .
Äarol, ber mächfge Äönig, im fchwereit ©ifenfleib,
2öie führt er mit bem Schwerte fein granfenl)eer gum Streit!
3Bo feine £>iebe faßen, wie ©otteö h e i^9 cr 3°™,
Xa fliegt au§ Xobe§wuuben be§ rothen SluteS Sorn. —
CI-8
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R-s:
3m anbcrn $eerc flehen ©urbolb unb SBibufmb,
3roci ©idhen, bic bem ©türme fürwahr gewadhfen ftnb!
91(3 ob auS »SgarbS £öhen Sßoban unb thor im ©unb
t)ie ©ötterwaffen trügen in’S bluPge ©rbenrunb,
©o thürmen fte gewaltig bie Seidben rings umher,
3m ©onnengtanje blitzet ber gelben blaitfe 3Befjr.
todj als ber 9lbenb hämmert, in breiter ©ruft ben ©tafyf
@rüj$t ©urbolb unter lobten ber tag jum testen üflat.
„Üebroofjn in ©BalhatlS ©älen erneuern mir ben ©unb!"
©r rief'S, im 9lrnt beS greunbeS oerfcfyieb er ftitt jur ©tunb\
t)cr flaute trüb unb fmfter in’S blut'ge »benbroth,
t)ie alten ©ötter liefen fein ©olf in fernerer 9totf);
Sängft fanf bie ©acfyfeneicbe, beS ©BobanS ^eiPger ©aum,
5)ie ^rmenfut in trümmem flogt alter ©röge bräunt,
Unb ew'gen ©ieg oerteiljet bem granfen Äarl ein ®ott,
©or bem ©BuotanS ©Balten oerfinft wie leerer ©pott? . . .
$o$ er Ijat treu' gefd^rooren ber alten ©ötter ©djaar
Unb miß bie treue magren in blufger Äampfgefa^r.
9ttag morgen neu beginnen ber ©treit mit ©ctyilb unb ©cfyroert,
©r fleht in ©adhfeittreue, bes tobten greunbeS werth:
„t)er le^te tropfen SluteS, mein ©olf, fei bir gemeint!
3dj fdhwör'S oor biefem tobten, ber heut erlag im ©treit.
3h m fott bie ©Reiter leuchten $ur ©Baratt ^ell empor,
©in ©olfSgebet in glommen, mie feines je $uoor!"
Unb mäd^tig marb gefc^id^tet beS gürften ©d)eiter^auf’,
3m ÄriegeSfchmucfe legten fte ©urbolbS Seiche brauf.
Unb ba auS rotfjen ©lut^en mit feinem S^lac^tenrog
3ur ©Baratt aufgeftiegen beS ©BobanS tfampfgeno§,
ta wölbten fte im ©Balbe ein ©rab auS gelSgeftein,
taS fchlofe in golbner tm^e beS gelben 9lfche ein.
S)ie greifen ©riefter freuten bie Cpferfcbwerter rotf),
©ie fangen auf bem £)ügel oom ftampf bis in ben tob.
Unb weiter ging mit ©raufen ber ©türm ber wilben 3eit;
©etreu ben alten ©öttem ftanb ©Bibufinb im ©treit.
9taljt benn auS »SgarbS £öhen if)m £ilfe nimmermehr?
9Wn, bunfler warb'S unb bunfler im ©achfenlanb untrer:
©Boban unb tl;or, fte jogen hinweg im ^orblic^tftra^l,
©tiD lag ber ©ötterhimmel ob ©urbolbS tobtenntal. —
t>odh über blut'gen ©Baffen entglomm ein milber Schein,
©S jog beS £cilanbS Sehre in oiele £er$en ein.
Unb herrlich ging ju ©nbe beS Krieges ©Buthgcflampf,
3llS ©Bibufinb ftch beugte nach lefctem harten Äampf,
»IS er mit feinem ©olfe $um t)om beS Herren ging
Unb mit ber heiPgen taufe ben ©egen ÄarlS empfing.
»n ©urbolbS ©rabmal trauernb bic alte ©age ftanb,
t)och ©hrifli @ngel jogen burch'S weite ©achfenlanb. —
gfarfeo JSidterts.
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'3B c f t fl u r m.
(9iad) ©altfjer oon ber Sogelmeibe.)
O melj, eS naljt ein ©türm, i§n fünben taufenb 3 c ^ en 5
9?un öffnet euer Ofyr: man fingt non tf>m unb fagt,
9Jttt ©rimme fa^r 1 er ein ju allen ftönigretcfyen;
Unb feber Pilger feufjt, unb jebev ©aller flagt.
Äein Saunt, fein Sfyurrn, ber ifjrn $u trogen roagt.
®em ©tolje reifet er feinen ©ipfel ab:
®rum lafet uns feiern ju unfreS ©otteS ©rab!
O rnelj, mie Gl)re bocfy fidj bannt auS beutfdjen Sanben!
Serftanb unb 9flanne$mutlj, unb ©ilber auch unb ©olb,
©er bie befifet unb lebt auf biefer ©eit in ©djanbcn:
©ebt 9id)t, beS Rimmels Äaifer ftöfet ifjit auS bent ©olb;
Unb Gngel nic^t noc$ grauen ftnb i^m Ijolb.
Gin bettelarmer 9ftaitn oor ©eit unb ©ott!
Salb fafet iljn bleibe gurdjt oor Seiber ©pott.
O melj un§ blöben 9ttüiftggängern. Unfer fjarrten
3»ei greubentljrönlein — unb mir mähten folgen
Sergeffen Ratten mir, ber Arbeit treu ju märten,
2llS uns ber ©ommer roarb. ©aS bot er als Grfafc?
©cblürn 1 unb Slatt — ein flüchtig eitler ©c^afe!
Unb Srug mar and) ber furje Sogeifang.
©ofjl bem, ber nur nad) fiäten greuben rang!
O rnefj ber ©eife, bie mir mit ber ©rille fangen,
®a mir uns formen mufeten oor beS ffiinterS ©utlj!
©efj, bafe metteifernb mir niebt, gleicf) ben GmSlein, rangen,
®aS nun in Gljren bei ber grudjt beS gleifeeS ru^t!
©o mar uod) je unb \t bie ©eit gemutfy:
®er ®l)or l;at ftetS beS ©eifen 9iatl) gefdjmält.
®od) broben mirb eS funb, mer l)ier gefehlt.
duffe» efegerfo^.
$ x t t e.
Äomm, iröfeer @d)laf, unb fenfe
®id) auf bie Sibet* fad)t,
Grbarme bidj milb unb fc^enfe
3D2ir einen Sraunt jur 9?acfyt,
®er auS beS lageS SRingeit,
5luS all bem Seib unb ©treit
2ftid) trägt auf ftarfen ©djmingen
3n längftoergangne 3 C ^/
3u meines füllen ©lücfeS
S'erlornem SarabieS,
2luS bem mid) beS ©efdjicfeS
©raufamer ©d)lufe oerfeiefe.
Jt. gibt.
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31 us ber gußenbjeit.
©ineS greuitbeS au3 ber ^ugeub
SDtup icfy benfen immerbar,
Tiefer mar ber Tobtengräber,
galp oon 2lntlifc, grau oon £)aar.
Oftmals noefe beim ÜJtonbenfdjeine
9tacfy bee TageS harter Saft
©ap er raftenb auf bem ©rabe,
Unb idfy mar fein fteter ©aft.
9llte Sagen, ©djauermärcfyen
©ab er mir am liebften funb,
Oft belebten ftcfy bie ©dfycibel,
Tie bort lagen auf bem ©runb.
Seife fdjauernb, flumnt erbebcub
©ing'S bann burefy ba§ griebboftfyor,
Unb menn ©dpop unb ringeln fnarrlett,
£iclt idj ängftlid) ju baö Cl)r.
Unb baljeim felbft nod; im Traume
Siebte fid) bie Sage fort,
Tobte fafy icfy aufcrfiefyen
Unb oernafjm if)r ©eiftermort. —
Teuf icb nun ber alten Seiten,
9Iit ben griebfyof, lieb unb traut,
5ln baS Äircfytein auf ber ^albe,
TaS fo tröftlid) niebcrfcfyaut:
©itPS mie £>eimroefy mid) befdpeicfyen,
©ebnet ficf> mein £er$ naefy SRufy’,
©ilt mein ©eijt auf raffen glügeln
©icber jenen ©räbern ju.
Seife beben nod) bie ©fpen
Tort im milbcn 5lbenbminb
Unb mein greunb ruft au3 bem ©rabe:
„©teig 1 Ijerab $u mir, mein föinb!
9llte Sagen, Schauermärchen
©eb ich mieberum bir funb,
Tie bie Tobten mir erjäljlet,
©eit id) felber lieg im ©runb!" —
?o$. jireoi^.
^or ber ^adjt
©3 roogte milb, ber Unraft 99ilb,
2lm Tag in bunfeln ©eilen;
Sftun ruht baS $Reer fo frieblich ty\)x
3m 2lbenbgolb, bem h^n.
©ilb roogft aud) bu, §crj ol)ne Sftuh 1 ,
Unb fe^nft bid) nach grieben-
Tep tnilbe Fracht mirb oor ber SJtad^t
9lu<h bir raof)l nicht befd^ieben!
$6eobor Stenneberg.
Pie cäieße.
©ant. ©ant. VIII. 6. 7.
©tarf mic ber Tob ift bie Siebe,
©efnotet mit ehernem 53anb,
23on ©ott entfacht ihrer Triebe
3»mmerbar lobernber Sranb.
Unb putzen bie ©ogen beS leeres
2ludh über bie glommen fyerein,
©ie bämpfen fte nimmer, fo ^efjreS
9)hip emig, unmanbelbar fein.
Unb mollteft bu Thor um fie roerben
9Jttt ©olb, bu oermöd)teft e§ nicht;
Tein ©olb lap ruhig ben ©rben,
Äein ©jacher bie Siebe beflißt!
SPoJtyarM.
i?
«3
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<&-
|>efiö&eit
®u fragft, warum einffc meiner Seier
31m Seib ein fel’geS Sieb entfebwebt,
Unb nun jur 3«t bed ©liicf§, ber geier,
3b r Jon oft (eife feitfjenb bebt,
gragfl, wa3 ba3 Seib ummob mit ©lanj,
Unb waä umflort ben greubenfvanj.
Ginft ffo^ id; in ba§ Sfteidb ber Jräumc,
glolj an be§ Gw’geit ©aterbruft,
3n feiner Schöpfung ^eil’ge Dtäume,
Unb fanb bort jröftung im ©evluft;
ganb überall ber Siebe Spur,
3um Jeinpel warb mir bie Sftatur.
3>d) faf) ben ©ufeb bc§ 3etf)V0 fprül^en,
©ernannt erhabner Jöortc tflang,
Unb jog in ber ©egeiftrung ©lüfyen
©etroft ben JSüftenpfab entlang.
Sftacbtd wallt’ ich l)in im geuevfebein,
Unb Schatten füllten Jag$ mich ein.
im c$ei&.
9lu3 gelfeit fcfylug ich Silberquellen,
£a§ 9flanna, 2Bad>teln auö bem ©anb,
gern glanzten mir be3 «gorbanS SJeUcn
Unb fyimmlifcf) ba§ gelobte Sanb;
Ja tönte meines ©falterS Älang
3um $reiS bc$ Jperrn wie üttir jamS Sang.
SWun beut baS ©lücf in golbnem Welche
2Rir läd;elnb feinen 3 au & cr l ran t
9ljur umfliegt bie Sonne, welche
3n blut’gem Schein einft nieberfanf,
Unb wieberum ift mir bie 95?clt
Gin reich gefcbmiicfteS greubenjelt.
®ol)l fc^wcift mein gug nun unter ©almen,
2£ol)l baut’ id; mir ein flattlicb HauS;
Joch, ad;! bie Jräume ftnb, bie ^falmen
©etmel)t, oerraufd)t im 2öeltgebrauS;
©eljemmt ift meiner Seele glug
Unb fc^mer^öft blieb ber Seljnfudjt 3ug.
Dörenberg.
Au§ ben bei 3- 3- 55?eber in £eip$ig beraub:
gefommcneit „Gedichten** b at Frida
Schanz baä 9Jtärd;en „Licht** abgelöp unb
befoitberS berauägegeben. griba Sdjauj bt-
fifct, wie faunt noch jwei ober brei Jitter*
innen ber 3*bt$eit, bie itmift, anmutbig : glatte
93erfe ju gehalten, benen ber Grammatifer
nur feiten einen ©ornnirf 311 machen bat,
baS mufifalifd) geübte Oljir ebenfoioenig. unb
neben einem feinen ©erpänbnig für bie ©es
bürfniffe ber Äiuberfcele bep^t fie auch bie
Äung, Grroacbfene bureb ein fcböit jufammens
gebid)tete§ ©ort, eine neue 29ortoerbinbuitg
nämlidj, burd; malerifcbe Stimmung, $u be*
friebigen. Aufrichtig gepanbeit, jdjeim mir
bie etroaS gcfüujtelte Grftnbunq an ihrem
Sicbtmarcben ba§ Sdjroäcbfte, unb be§balb fei
auch eine 3nbalt3angabe bi* r unterlaffen, bie
für gufüitftige ßefer bie bei einem ©täreben
bod) unerläßliche Spannung nur bämpfen
n>üri>e * Alfred Friedmann.
SS
Der heilige Amor. ©01t Johannes
Proelss. (£eipjig 1889, A. G. SiebeSfinb.)
(*§ ip eine oom Räuber eigenartigper ©oefie
burebtränfte Gerichte, bie und ber auf ben
oerfebiebenfteu Gebieten beroäbrte ©erfaffer
in biefem liebensmürbigen 2Berfcbeu erzählt,
^roelg bat ben Gebauten ber Ueberlieferung
einer alten Cfbronif entnommen; bie§ fet
ausbrütflicb bemerft für bie, roelcbe ben Jiiel=
belben etroa gar für ben fleinen ^eibengott
halten. St. AmoruS ip oielntebr ein frommer
heiliger getuefen, beffen gottgeroeibteS ©irfen
ba§ feaffer ber OueUe im fräufijeben Cbem
malb, an ber er gelebt, 31t einem Heilmittel
für junge fiuberlofe grauen gemacht b a tt«.
2öie froelp eä nun oerftanbeu b^t, biefen
einfachen Vorwurf in ein reijooUeö 3^H
eimufleiben, wie er ben Ji?efer bureb poe=
tifcb-gemütboolle Scbilberung beS GbclebenS
eineä Finberlofen ^aareS feffelt unb rührt,
j legt ein erfreuliche^ 3 cll 9 n '& Wi* r M?
I bie HocbPutb belletripifcber Grfcbeinungen auch
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R-
in unferer tinteoerfchwenbenben 3 e t* noch
cd^tc perlen an bfn ©tranb rairft.
Fritz Eberhardt.
Runensteine, Vornan oon Wilhelm
Jensen. (£eipgig, ©. ©lifc^er Nachfolger.)
3fh fte^e nicht an, biefeS Seit ein s JMeißer=
püct ftjmbolifd^-realiftifd^er Dichtung gu nens
nen. £er dichter oerförpert bi?r bie brei
Seltanfchauunaen non ber Choigleit, 3 c * t ^ c b 5
feit unb Nidptgleit beS Gebens in brei gis
guren, bie non einem feinen ßJtenfchenfinn
3cnfen3 ßarfeS 3 cu 9 n Ut oblegen. Unb wie
niel Naturfilm unb bie $abe, bie Natur gu
erfaffen, gu gepalten, fieeft in biefem ©ltche.
Senn man jenfen oft ©erfchwommenbeit
oorraarf, über biefer Dichtung liegt beßcS,
warmes ©onnenlicbt, bi^ ift aller ©ubjectioiS'-
mtiS in ßhöner unb mirtungSooßer Seife
nerförpert, ber dichter gebt in jeine Gepalten
ohne Neß auf unb ©top* unb ©ebante burd^=
bringen pd) gegenfeitig. Ntit ganzen, nolleu
Farben iP ber .fmitergrunb gegeidjuet, jebe
$igur bat b^r *b* eigene^ ?eben unb babei
wie niel ©oepe, wie niel ecbteS (^emiitb’ £aS
ip ein ©ud), baS gelcfen merben follte — non
eitlen! Aber roäbrcnb man nor ben AuS=
länbern auf ben Änieen liegt, merben folcbe
beutfebeDichtungen nur meitig beachtet bei ©eite
gelegt. Säbrenb bie Serie 3&fe»d, $olftoij3,
bie mir ja nicht unterfchäßen, nach aßen ©ei=
ten hin gebeutet unb nerbeutet merben, unters
giebt man Serie mie baS oorliegenbe nicht
einmal einer fachgemäßen ©efprechung. £ie
gepler biefeS ©ucbeS fiub organifche gebier
ber 3*nfenjchen Ntufe. Nein teebnifebe gebier,
große ©reite, überfliifpge AuSfpinnung bes
NtotioS, mobureb baS Seil einige tobte
©teilen geroinnt. £aS AfleS aber miß menig
bem gegenüber bebrüten, maS mir in biefer
^Dichtung Erfreuliche^ pnben.
Hermann Menkes.
Martin der Mann. (Stählung oon
P. K. Rosegger. (Sien 1890, A. £art=
leben.) SDie oorliegenbe Dichtung nimmt in
ber Nomanlitteratur eine gang befonbere
©teßung ein. ©ie erbaut pc| auf ©orauSs
feßungen, benen bie Sirllichleit leine Unters
läge bietet, iß aber mit realiftifdher 9ebenSs
Wahrheit auSgefübrt, ja bie feelenlunbige
3eid)nung ber feeßalten lann als beroitnbernSs
mertb gelten. Sftan mürbe baS ©ueb am
ridbtigßen mobl als einen Ntärdjenroman bes
geiebnen. $>ie ©efcbidjte einer großen, bimmelSs
geroaltigen, unüberminbbaren £iebe ip ein
feegenftanb, ber unferer beutfehen Dichtung
fo recht oon ©runb auS eigen ift. Sir pnben
eine foldje Viebe als ßarl oorllingenbe ©aite
im Nibelungenliebe, mir erlennen biefen
©runbgug roieber in ber @rctcbentragöbie, unb
auch baS bichterifche geiter, baS in ©cbefielS
©lleharb brennt, lobevt aus bem £erbe einer
tiefen, großen ^^enSneigitng. Öine folche
gewaltige Siebe läßt Nofegger oor un§ entpor=
pammen unb ;mar — auf märchenhaftem
$runbe — gwifeben einer regiereitben gürßin
unb einem Ntann aus bem ©olle. £ie @es
palt ber giirftin 3 ll K ailc ift mit feltener
£ergenstenntniß entworfen; wir fühlen jeben
©ulSfdjlag be§ SeibcS, baS auS ber Cebe
bes (SonoentionaliSmuS b^auS nach ooßer,
frifcher Natur begehrt unb beSbalb bie greunb*
febaft ber ©auerSfrau Ntaria, einer unoers
fünfteltcn, lebenSfrijcben unb gemütbSmarmen
©erjöulicbteit, fucht. $>ie ©eniütbSftimmung
3ulianen8 ip in einer Art oeraußbaulicbt,
baß mau eS als eine innere Notbwenbigleit
emppnbet, mie pc pch mit ursprünglicher
Nibenfdjaft oerlieben muß, als pe mit einem
©oßmenfeben gufammentrifft. 3” ber©d)ilber=
ung jungfräulicher, lebenSfaftiaer Naturpracbt
müßte ich nur Einen, ber ßcp mit Nofegger
meffen löunte, Heinrich £art. gewaltige
Naturereigniffe, eine Sinbbofe unb eine
©onitenpnfterniß, leiten baS bcreinbre$enbe
©ert)ängniß mirlitugSooll ein, hoch fd^cint
mir b* cv c * 11 3 u ©iel geboten gu merben. Mujh
meuu man pcb, mie ich cä tbue, ooßftänbig
auf ben ©oben fteßt, ben ber $>idjter in ber
ciuleitenbcn 3 ue tStiung an Dr. ©rooboba
bem £efer anmeift, pnb mannigfad)e Mängel
bemerflicb. i^icht aflmege fchmebt ber $eiß
bes "poeten mit göttlicher Unbefangenheit über
feiner ©cböpfung; an einigen ©teflen, bes
fonberS in ber gelegentlichen £erein$iebung
oon Streitfragen (mie $obe§ßrafe, ©ere^tig;
ung beS Krieges) tritt ein etmaS ungefdjulter,
altoäterifcher Salbjd)ulmeifterliberaltSmuS gu
^age, eine lenbenj möchte gelegentlich ben
Nahmen ber Dichtung fprengen. ©obanit
fcheint mir ber Anachronismus, baß pch ber
$elb mit ben Häuptern ber ©ollSpartei gur
C^rniorbung beS giirfteu oerfchmornt unb, als
ihn baS ?ooS traf, biefe auSgefübrt hoben
foß, etmaS jebr gewagt; bie i^efd)ichte beS
europäifchen (SonftitutioualiSmuS fennt ber=
artige uibiliPifche 3 u ft« n ^ e n ^t. Gbenfo
lann id) midi mit ber Art unb Seife nicht
befriebigt erllären, mie eS fftofegger oerfucht,
uns mit bem ©erbrechen beS gelben inforoeit
auSjujübnen, baß mir ihm in etmaS unfere
^bfiOtabmc bewahren; ©Martin ip unb bleibt
ein TOrber! Eine grobe grüchtigleit laßt
fid) auch S^ofegger gu ©d)ulbeu lornmen.
Säßveub ber ^Tteije nach bem ©djatt erfahren
mir anfänglich oon einem 'fferbe, auf bem
3uliane reitet, bann ip oon mehreren bie
3tebe unb fchließli^ wirb auSbritcflicb bes
[tätigt, baß bie ©efeflßbaft nur ein ©ferb
mitgenommen b<tt. — Tit epifche ftraft, bie
Ptofegger in ber £arßeßung geigt, ip eine
außerorbentliche. £urcb blipartige Senbs
ungen oermag er einen 3 l, f lan ^ beleuch s
ten, fo baß er tinS in gegeußänblicber ©e=
lebtbeit oor bie Augen gerücft erfcheint. ^er
(frinbruct ip ein |o bebeutenber, baß ich
meinerfcitS ein abfchlicßenbes Urtheil noch
fällen mod)te. Rudolf Goette .
k -:-ö
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161
(©efprtd^unfl biefer jur ©eurtbcilung eingegangenen ©lieber bemalten mir un» üor. 3).9t.)
Äberljolbt, Äng., #ar$-33attaben. ((5. ^aus^aUer, fRorbtyaufen.)
Barinokg, Sanbor, 9iebe§traum. (©. gran$, 3Rüitd)en.)
Sereno, Anguß, griiblingSboten. (Agentur beS 9tauf)cn §aufe3, Hamburg 1889.)
Bornl;ak, /., Die gürfhnnen auf bem Simone ber ^obeiuotlerii in 53ranbcnburg ? ^reufeen.
(3R. ©cborfi, Berlin.)
Brnnn, Alalbert, 9l3pafta. Vuftfpiel in fünf Bufjügeit. (jR. ^efcolb, DreSben 1889.)
Bnltyaupt, fleinrid), Dramaturgie beS 0d)aufpiel3. (0cbul$e’fcbe ^ofbuebb-, Olbenburg.)
Bürger, Gmil, Cmile 3<>fo, ®lp^onfe Daubet unb anbere 9tatnralifteu granFreicbS. (©. ^icr*
fou, Drcsben 1889.)
Golell, IDalbemar, Dem £id)te ni! ©ebiebte. (3- 3*. SRicbter, Hamburg.)
Bietrid), Abolf, ?anbgraf griebrid). Silber au§ ber ©efebiebte ber SBettincr. (©. $ierfon,
DreSbeu 1889.)
Döcji, fnbwig, Manuela 0pabaro. fRooefle. (3lb. 33on$ & Co., 0tuttaart 1890.)
Gubengrnn, 3., $oranb3 $ 8 rautfabrt. ©ine er$äblenbe Dichtung. (3R. ftrieblänber, 33rilon.)
/eitmaun, 3obanna, 0turm uub 0tiÜe. ^ooeQcit. (©. ^ierfon, DreSben 1889.)
/ifeßer, flonrab, griebricb OfiicFert in feinem £eben unb 29irfen. (£. 0tepbanu8, Drier.)
/ontane, Bbeobor, ©ebiebte. Dritte oermebrte Auflage, (ffiil^elm £erfc, Berlin 1889.)
fri&, Mds y Cin 0ieg ber £iebe. DramatifdjeS ©ebidjt in fünf Bufyügen. (9Raj: £>ofrmanu,
£cip$ig^Reubnifc 1889.)
Geißler, Barl ttHUjelm, $baeton. Drauerfpiel in uier Elften. ( s $. ©cfyettlerS ©eben,
©ötben 1889.)
Geiß, Barl, Deutfd)=Ungarifd)eö. 9tooeflen. (31b. ^0115 & Co., 0tuttgart 1890.)
Genßd)tn, ©Ho /ran;, Damina. eine Dichtung, (e. ©roffer, Berlin.)
Go;;i, Barlo, Die grau als 0d)lange. DragifomifcbeS dRärcben in brei 3luf$ügen. Bu3
bem ^talicnifd^en überfein oon ^olFntar IRütler. ( 0 . 3<tb n & 3 acu f^/
DreSben.)
Grein;, Äubolf fleiuridj, Die tragifdjen SRotioe in ber beutfd^eu Dichtung feit ©oetbe ‘8 Dobe.
(©. $ierfon, DreSben 1889.)
Balbe, Äar, ©in ©mporFömniling. 0ocialeö Drauerfpiet. (£. gife^er fRadjf., korben 1889.)
flamel, fiietfarb, ein 2Öonnejabr. Dritte oermebrte Auflage. (laufet & ©rofce, $aüe 1889.)
^eibt, Barl Blaria, 3roei 0eelen. ©ebidjte. (Baumert & 9fonge, ©ropenbain.)
ü. Bapff-G/fentber, /., Allerlei £iebe. 0ed)3 Rooellen. (3*. Clifcper s Rad)f., £cip$ig 1889.)
ü. fiobell, /ran;, 3agb= unb 3Beim?ieber. (3. ©. Cotta, 0tuttgart 1889.)
Cienbarb, /rty, Die roei§e grau. (e. ^ierfon, DreSben 1W9.)
Boewenberg, 3., ©ebiebte. (§. gifd^er fRac^f., korben 1889 .)
Blaadt, Jlartin, 3ubaS. Drama in brei 91itf$ügeu unb einem SBorfpiel. (gr. Cucf^arbt, 33er^
Iin 1889.)
Äakfa, 3ba, gelbblumen. ^prifd&e ©ebidfjte. (3- gritfebe, D^eicbenbfvg 1889.)
Blebring, Sigmar, Cbampag)ter=©eift. Dichtungen tran^öfifchcr ÜReifter. Uebertragen in baS
Deutfche. ( 0 . SRebring, Berlin.)
Bleißner, ^ermann, Der ^nfulancr. eine ^ergfee^^ooetle. (e. ^ierfon, DreSbeu 1889.)
Bülotn, Stepbon, febenSmäd;te. Vornan in oier Büchern. (31b. $om & Co., 0tuttgart 1890.)
x ÄfiUer-lDeiibnrg, , 31uf ber 2öanbrung. s Reue ©ebid^te. (e. '-pierfon, DreSben 1889.)
BlnfGi, 3ean Bernarb, 3lnbaltifcbeS ©cfd)idbtenbucb für gung unb 3Ut. (3ib. dRebr^arbt,
Wernburg 1889.)
Bagbt, fl., 0iloa 2Rarian. eine er$äblung auS ber iReformationSjeit. (Carl üRan^, ^an=
nooer.)
Ämter, G., Cpifobe ^opfinS. 3 11 fp&t. 3 roe * ©tubien. (e. ^ierfon, Drefibeit 1889.)
3d|mibt, Änbolf, Der oermanbelte Äöitig.' 0 chaufpiel in brei 31 ufeigen. 3luS bem Dänifeben
überfein oon Jpcrmantt ^arnbagen. (31. Detcberffcbe 33erlag8bucbb<»nbs
lung, erlangen 1889.)
Sieoero, ©Ito, 2öaterloo. Jpiftorie in fünf Buf^ügen. (33. ©oerit?, 33raunfcbroeig 1890.)
Stegemann, flerm., ©tratoniFc. drauerfpiel in fünf Bufgiigen. (C^ebr. s ^oümann, ÄarlSrube.)
Sturm, ^uguß, ?ieb unb £cben. Der neueren Dichtungen erfter 33anb. (33erlagSanflalt uub
Drudferei, Hamburg 1889.)
Crenenfelo, G., gata 39torgana. (33erlagSanftalt unb Drucferei, Hamburg 1889.)
Bierorbt, fletnridj, 93aterlanb8gefänge. (Carl ©interö UnioerpDMicbpanblung, ^eibelberg 1890.)
Böiger, Äbolf, ©ineora. ein eqablenbeS ©ebiebt. (O. 23onbe, Bltenburg.)
s$-a
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162
---
IDcnblanbt, /ranj, ?ampra. tfpifche Tichtung auö ber 3 C ^ b*8 ^erifled. (.£. gifdjer 9ia<hf.,
Otorben 1889.)
3oo)mann, ÄidjarD, Jn JStlio’d wnb (*rato’d tauben. <?vfte (*efammtandgabe älterer unb
neuerer ©ebic^te. (\\ gi jeher 9?acfyf., korben J8S9.)
W. S. in K — o. 3 h l 'e 3 ?iid)er haben mir
empfangen, fönnen jebod) nur neue Seife
Fritifch miirbigen. ©o wiäfonunen und and)
^rofaauffäpe finb, fo muffen mir hoch oom
Abbrude bed 3 ^igen banfeub abfeben, ba
und ber ©ton nicht erfdiöpfenb genug be«
hanbclt erfchcint. Jhrc i^ebid)te finb ja non
warmem TSaterlanböfinu erfüllt, haften aber
31t fef)r am Stofflichen ber ^e[d)id)te.
K. M. H. in W — n. Tie lektgefanbten
Schichte taffen uielfach bie innere Eingebung
oermiffen. galld mir ghr T*itd) erhalten
haben, road 311 ermitteln mir augeublitflidh
nicht in ber ?age fiitb, bürfte baffclbe in
nicht 311 ferner 3nt 31a T>efprcd)uug gelangen.
L. L. in N —z. Tie Sammlung „Tie
£eibe. 9 ?atur« unb ^ebendbilber in Tid)t«
ungen", melche Auguft greubenthal in Bremen
311 Seihnachten hcraud3ugeben beabfidjtigte,
hat wegen oieler uerfpäteter (Eingänge nicht
int Trucf fertigcjeftellt merbeit fönnen, wirb
inbeffeit gegen Öfter» im Verlage 0011 Gart
©chiinemanu tu Bremen erjdjeinen. Beiträge
merbeit nod) bid hübe Tecentber entgegen«
genommen.- Tie je^ige Abrefje bed Tenn
greubenthal ift Gehirn bei Bremen.
E. M. in C—s „Sinterflocfen*; M. G.
in S—tz „£iefel, ich weif? cd"; H. v. P. in
N —a „®ift"; C. K. in K — n „Sefga«
fahrt"; 0 . E. S. in P — g „gebruarlicb"
9 t r. I unb „Wach ©onnemintcraang"; F. Z.
in S — au „©ternemtadjt"; F. W. in S — au
b. B. „Au ben griebhof" unter bem Titel
„griebhofdgebanfen". Angenommen!
A. K. in W—g (niidjterne Seubungeu);
Bar. I. v. W. in P-g; P. P. in W — n
(in ber Sohl bed Audbruefed oerfchlt); K.
S. in. T— n (ftreben ©ie nach fraftnofferem
Audbrud); Dr. H. M. G. in K —z (mir
meinen, ©ie föuntcit ^cfjered leiftcu); J. A.
in T — an; H. H. in L —g (ohne Einheit«
lidjfeit in Anlage u. Tiction); 0 . F. in H—g
(mtburchfichtig); 0 . M. in S —d (nicht inner«
lid) burchgearbeitet); A. l\ in 0 — V. (tljeild
fehlerhaft im Ausbau, theid 311 wortreich);
E. S. in A-a; E. N. in H —r (theilmeife
uidn ohne Talent, aber 31t geringe ©prad)-
beherrfdiung); C. K. in M — in (111 ad) gorm
unb Inhalt 31t täubelitb); J. H. B in H—r
(theilö gegeiiftaubdlod. theild barod); F. M.
in 0 —dt (ftreben ©ic nach innerer 33er«
tiefuug unb Klarheit bed Audbrucfd); H. P.
in T—r; K. J. in K — pp (atlgu fchücht,
oielleid)t gelingt 3h lten 3 ?ebeutettbered); K.
G. in E — d (uermciben ©ie fchlcchte Weime);
Dr. K. K. in D —in (nicht eigenartig ge«
nug); E. If. in E —d; F. K. in S—t
(in gorm unb Audbrud noch gänzlich un«
gcfchult); C. K. in 0 —g (Greift bie ÜHenje
bed Aufnahmefähigen); U. I\. in S —ob. S.
(in „Hoffnung beim Abfd)ieb" einige gliid«
liehe Anläufe); U. J. in ß--g (311 ffi^^eu«
haft); E. <’. — M. in A—11 (erwarten gerne
Anbered). Dankend abgelehnt!
8^* fjierbnrd) bringen wir nnferen ge¬
fehlten Abonnenten $nr gefl. jRennliiifnahme,
bn|i bie nndjflfolgenbe Itttinuitr 9 brs laufen-
beit Jahrganges erft in »irr ttiodjen jnr Aus¬
gabe gelangt, ba bekanntlich in den 26 ttodjen
eines Halbjahres nicht 13 , fonbern nnr 12
tinmmern erfdjeinen.
(©ebtufj ber Stebactiou biefer Kummer: 7. tecentber 18b9.)
55
1
1
I
1
1
J)n 6 afl 5 Derjeidjni(j.
«fbtdjte oon Wilbflm fienjea, <f. 3m. fjof, firrmonn <£bom, ®. Sdianmbfrq, A. OfflTtU, Wofa Spiltitr, finqo
florlter, ®nrl j?rbns, iUnr Cffftlrr, Ärrharb oon Amuntor, fifinridj Centholb, tiftnbolb fmtos, 3nlins K. httorbm®,
Gabarits Jtlidurti, (ßnfloo Crarrloq, A. dtirr, 3oti. Alboth, Cbrobor Urnurbrrq, iW üoUbarbt uub (S. (Sbrrnbrra.-
Der rnf^fibe Parnaß, ©on Äbnrle« Ätirtierts. — fiadjerföioi. — ttrnr 6fl«ber. - Oritffibattrr.
§ßtT itachbrncft nur unter genauer gueffenangabe geflattet.
©efletlungeu finb 31t richten au bie Expedition (Paul Helnze’a Verlag), &infeitbungen
an bie Redaction des „Deutschen Dichterheim“ In Dresden-Striesen. 3u Gommiffiou:
TrQb’eche Buchhandlung (A. ©chmittner) in ZQrlch unb E. Steiger & Cie. in New-York.
S<-S
(Shcf'^ebacteur unb (Jigenthüraer; ?anf ^einje, Dtebacteur: Jtuboff geeite«
$ru<f t>on gerbtnanb in Stoibau — ©apter Don 6ieler & ßogel in Sdpßig.
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Drgnu für Jidilßiinjl und Üritife. (Du „DeiitMifii DitfilufiuflV' 19. iUnij.)
Herausgeber: ^auf <&ein)e.
Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jt halhjährl., voranszahlb. Man nbounirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern fc 50 #jr. 5 Stück einer Nummer Uf 1,50.
u fTo$(t non mir im frepfen gfaußen:
Pu braudjtefl nur mit piebes £d?fld?
28U$ meines gfuc&es ju berauben,
Q&ftefi bu es bann für bi<$!
pu toäßnß, bir Qaft 9 bas gfütft getounßen,
pas bir gefegt an meiner pelt*?
pu bifi nur in ben $raum perfunften,
per mic$ betörte fange Jett.
«£u<$ bir, bir bro$ef ein £rma<$en,
38>o por ber 3$a$r$eü ffieQt ber £<$eiu.
Pu Äann/t ja ^liemanb gfußfidj machen,
3$ie wilTß bu fefber gfütftfid? fein?!
2 B i e u, Wouember 1SS9. <£ubwig ^njengruber.
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164
Per tuffifdje 'Sfantaß.
Bon gfarfe* SRldUrt*.
(Schluß.)
eben mir nach biefem ©e«
fammtüberblicf ba« treffliche
Buch nun noch einmal ge*
nauer burch. Der £erau8«
geber unb Ueberfeßer hat bie
Dichter, non benen er un« groben bietet, nach
ber 3 e ^f°^Ö e tyw* ©eburt georbnet. 2tu« bem
Anfang unb ber ÜJiitte be« 18. 3ahrhunbert«
ßnben ftch gwei, fiomonoffow unb Derfd&awin,
jeber burc$ ein längere« ©ebid&t oertreten,
ba« in frommen Werfen ©otte« RFadbt unb
#errlichfeit feiert. Dann folgt Äaramßn, be«
geid&net al« Reformator be« rufßfcjen Stil«
unb ©egrünber ber Sentimentalität in ber
ruffifdjen fiitteratur, ber in einem „#pmnuS
an bie Db° rcn * ooller treffenber 2Iu8fprüche
bem Änfcheine nach nicht nur bie rufftfehe,
fonbern auch bie augemein menfchlicbe t^or^
$eit geißelt. Reben bem älteren ©ußhfin
unb »nberen, welche bereit« ben ©runbtou
ber fpäteren büfter flagenben Rtelobie ber
rufßßhen £eier anfdjlagen, nennen mir fobann
©<huF6ro«Fi, ben ©egrünber ber rufßßhen
Romantif, ber in einem längeren reimlofen
©ebicht „Dh*on unb 3lefchin - tn ethifch roerth 5
ooUer ©eßaltung bie ewigen ©üter be« £er=
;en«, Sieb« unb eble hoh c ©ebanfen, preiß,
ferner ©fctjußhfow, beffen „Sterbenber Daffo*
ohne 3 rc «f eI «tn ^pmnu« oon Ijoljer un«
oergängli^r Schönheit iß.
Die wirfliche ©lüthegeit ber rufßßhen £prif
aber beginnt erft mit bem bereit« oben er«
wähnten 2llejanber ©bergejawitfeh ©ußhfin.
3 n einfamer föniglicper £öhe ragt biefer
wahrhaft gottbegnadete dichter auf bem ©ar«
naß feine« #eimatlanbe«. ©einen ©<höpf«
ungeit gegenüber mochten wir faft etwa« oon un«
ferm, emgana« au«gefprochenem Urteil über
bie rufftfepe gprif gurüefnehmen, obgleich ge«
rabe fie tn mancher £inpcht biefe« Urteil
wieberum ooUauf betätigen. Doch ßheint
un« ©ufchfin nicht nur ein ruffifcher ^oet;
er bat etwa« oom Seltbichter. äudh wir be«
trachten ba« flöhe ©elbßbewußtfein, ba« ßch
in feinem an erfter ©teUe ßebenbem ©ebicht
„Da« DenFmal* offenbart, al« be« ©änger«
ooUe« Recht, erworben burch ba«, wa« er ge«
fungen. »erborge^oben feien hier feine ©al«
laben „Cleg" unb „Der ^Äntfchar" — oon
ben wunberbaren ©dpilberungeu ber ©teppe
haben wir bereit« eine ©robe gegeben —,
ferner ba« rüljrenb ßhöne „©in Sinterabenb",
fowie einzelne feiner feurigen Siebeälieber unb
ba« ©ebicht, in bem er feine Rtifßon oer«
fünbet, „Der©rophet", beffen mächtige Schluß«
propre Stehler oorgüglich wiebergegeben hat:
„Steh auf, ©rophet, unb fteh unb höre!
Beug über Sänber, über Rteere
unb rebe glommen aUerwärt«
3 n*8 ßnßere falte TOenfchenher^!.. .*
2 lu8 ber nun folgenben ganzen Reihe auch
bei un« nicht meßr unbefannter Ramen nen«
nen wir nur ©aratpnfFij unb ben bereit« er*
wähnten berühmteren rufßßhen ©olfSbidbter
2lle^ei tfolgow, um bann bei SRicfjael 3- &r*
montow, bem ehemaligen ©ornet ber Seib-
garbehufaren, etwa« länger gu oerweilen, ber
»lejranber ©ußhfin faß ebenbürtig an bie
©eite treten fann. ©in glühenber ©ewun«
berer biefe« feine« großen ©orbilbe«, iß er
für feinen „Huf ben Dob ©ußhfin«" oer«
faßten ßlagegefang in ber ©liithe feiner 3« 5
genb nach bem Äaufafu« oerbannt worben:
„<$r ßel al« ©Flao' ber glitterebre,
©in Opfer ber 23erleumbung«luft;
5)a« ßolje 0ichterhaupt, ba« tyi) re,
©anf auf bie bleiburchfdhoffne ©ruß.
©ein eble« £erg ertrug nicht länger
5)a« ©chmähen biefer ^rämcrwelt;
Den Ärieg erflärte ihr ber ©änger,
Unb einfam ßel er al« ein #elb!.. /
©o beginnt biefe« Dobtenlieb, bem greimuth
unb männlicher Born bie mächtige Sprache
lieben. Der fd^merjliche ©ram be« Dichter«
unb ©eher« über bie ©ntartung ber menfeh-
liehen ©efeUßhaft ßnbet in ihm feinen ootten
2 lu«brucf, in noch höh crcm SRafje aber in
einem ^weiten ©ebichte ^Betrachtung", ba« in
wahrhaft oernichtenben Sorten ba« Dichter«
unb §elbenurtheil über ein rühm« unb thaten«
lo« bahinßnfenbe« ©efdhleÄt fpridht. Reben
wunberbarer bidhterifdjer ^raft unb Suc^t
ber Sprache beßßt fiermontow ebenfo wie
©ufchfin eine oft wirflidh Iprifche B ar %tl
ber Äu«brucf8weife; wir oerweifen auf ein«
$elne feiner Sieber, wie g. ©. „Der ©ngel"
unb geben gur weiteren ©harafterißif be«
©oeten gwei Furge ©roben, welche in ihrer
©erfchiebenartigfeit gegen einanber gehalten
— ba« eine tyxbt uno fchwer, ba« anbere
ein ooder ©eelenton — pei Stimmungen
wiebergeben, bie, bem Iprifchen ©emüthe un«
oeräußerlich eigen unb burchau« echt, beibe
ihre ^Berechtigung haben, benn ohne ße giebt
e« fein Schauen unb ©rgrünben, Fein ©r«
faffen unb ©rfaßtfein oon hothßer poctifchcr
tfraft unb ©egeißerung:
„Cb früher, ob fpäter — ber Seibenfcljaft
Sonne unb ©chmerg
©erßummt, unb e« bleibt bie ©cradhtung;
Da« fieben iß immer ein bummer unb
elenber ©dherg
©ei fehenber 2lugen Fühler Betrachtung!"
©benfo wahr, aber gewiß ungleich feböner
fchließt ein „©ebet" übcrfd^ricbcne« ©eoicht:
Der Brodftf» ber mein «£>erg oerßeint,
Sie gelfenlaß entweicht —
Die Seele glaubt, ba« 2luge weint;
SRir wirb fo leicht, fo leicht!*
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165
©tan fagt, bie Stimmungen bet Seele fd^af-
feu bie SpriF, unb mit oodent Dtec^t, benn
ein (£ebicfyt ohne ben ttjatiacf)ltd)en Untere
arunb einer tiefgehenben feelifcpeit ©ewegung
ift unb bleibt für jeben UrtheilSreifen leeres
©erSgeFlingel. 3 n ©*i<hael 3- SSrmontoro
fehen mir nädjft ©ufchFin ben ftimmungS-
begabteften ruffifd^eu SpriFer. ©er weift, ob
er fein ©orbilb ntcht überhaupt erreicht §ättc;
aber noch nicht 27 3 a h re alt, feilte er baS
Sd^icffal ©ujchFittS auch in feinem (hibe.
©ie jener im 3roeiFampf mit einem gran*
jofen. fo ift aua) er im Dued gefaQen. ^Die=
(er blutige SebenSauSgang oerleiht einem fei¬
ner tiefempfunbenften uno fchönjteu ®ebidjte
— „Der Draum" — einen burdj bie Dhat*
fache eigenartigen, faft mehr als oiftouären
£intergrunb:
„Die ©ruft burdjfchoffen, ftarr, im Dh a l e $ ;
grunbe
©on Dagljeftan lag ich in ©iittagSgluth;
3 m flammen fermer je rauchte meine ©unbe
Unb tropfenioeife fieferte mein ©lut.
©erfchmachteitb lag ich in bem oben D hale;
<$e$adte gelfen ftarrten riitgS herum
©Fit gelbem Saitb, bitrchglüht oom Sonnen*
flrable —
34 ober fcblief empfinbungSloS unb ftumm.
(£S träumte mir oott einem fd^önen g-efte
3m §eimatlanb. Umftrahlt oon Äerjen*
febein,
©efebmneft mit ©lumeit, plauberten bie
(^äjle,
Unb febone grauen baebten fcherjenb mein.
©ur eine faß beifeit Dem groben Schwarme
Unb nahm nicht Dhfil an SitftbarFeit unb
Sehers;
DaS bolbe Jpanpt gefettFt in tiefem £arme
^rfebreefte böfeS Dräumen ihr ba 8 Jper$.
Sie ftanb im @eift im fernen XbolcSgrunbe
©or einer Seiche, bie ihr wohlbeFannt;
jtoum merFlicb rauchte noch bie fdjwarje
©unbe,
Unb Falter ©lutfirom röthete ben Sanb...
2ht ©Michael 3* Sermontow fd^liegen fidh
al 8 wahre SpriFer Slle^ej 9t. Stolftoi unb 3man
Durgenjew ebenbürtig an. ©or $deni bie
©erje be 8 Festeren fino oon ent^üefenber gor*
menfehönheit unb einfdjmeichelnbent ©Wohllaut,
ben auch hie lleberfefcung FeineSioegS oermiffen
labt, ©tan lefe bie giebler’fche Uebcrtragung
beS „Sontmerabenb im Dorfe". ©ie erwacht
un 8 bureb bie Stimmung bort bie gause
Schilberung; alles oom dichter ©efepante
wirb auch oem Sefer (ebenbig! ©tan glaubt
ju baren, wie bie @eräufcbe beS DageS ad*
mählich oerhaden unb fanfte Dtuhe eintritt;
u (eben, „wie bie (*rbe träumt, ber Fimmel
eiert unb bie uneublicbe Steppe blaut, um*
wogt oom ©ebelFraitj". 9todj Turgenjew
ftnb noch hauptfächlich 311 nennen: ©oumfFij,
5lFfaFow unb Ütifitin, ber fchon erwähnte
namhafte ©olFSlieberbid^ter unb Schanfwirth;
aber auch in ben Siebern mancher anberer
hier nicht angeführter ©oeten ftnben ficb ©er*
len echter, bej. rufftfeher SpriF.
9?ujfifche SpriF — unb hoch will e 8 unS
fcheinen, als Fönnte aus ben ©ebichten beS
rufftfehen ©antaffeS nicht burchweg baS ruf*
ftfehe ©olF fprechen. @3 wäre für biefeS
©olF ein befdjämenbeS ©eFenntnifc, müjjte eS
baS ©ilb, baS wir aus feinen Siebern ge*
wannen, ohne ©iberfprudj als ben innerften
ftent feines ©efenS betätigen, ©ohl ift
Dtuplanb, baS grofte heilige ©aterlanb, nicht
feiten (^egenftanb hoher fchoner ©efänge, wohl
rebet attS einzelnen Siebern ein freies #er$,
baS Siebe unb Opfermuth Feitut, wohl finben
fich h^r unb ba bie aufflammenben Strah*
len wahrhaften ^elbettfimteS unb ebler ©e*
geifterung für ©ahrheit, greiheit unb Dted^t,
aber eS uberwiegt ber bitmpfe 3mifchenFlang
eines Fläglichen ©er$ageu 8 , eines peffimifHfchen
©erjweifelnS an ber (Gegenwart, ohne ©lau*
ben unb Hoffnung auf eine nabenbe beffere
3eit. DaS $erj erheben unb ©egeifterung
erwecFeti, baS ift nicht bie Sache ber rufftfehen
SpriF, fic fd)eint bie Dichtung eines burchauS
paffioeu ©olFeS, baS in biifterer ©er$agtheit,
wohin eS blicFt, baS traurige (5nbe erwartet.
3hr fehlt baS un$erft5rbare männliche ©er*
trauen, baS ftch fclbft bie Rufunft bauen will
unb baut... 'Die Sieber oeS rufftfehen ©ar*
naffeS wecFen in bem Sefer felbfl bort, wo fte
SU höherem gluge htarei^en wollen, nichts
anbereS als ein fchweigenbeS ©'titleib, eme
tiefe unenbliche ©ehmuth- 3 h r ©efamrnt*
einbruef ift ber eines ergreifeitben, in balb
auf^wedenben, balb fiurenben Dänen fern*
oerhadenben großen DobtengefangeS.
Lengen.')
De Steernings gähn an’n Heben
De ganze Nacht spazeern,
Un laten deit 2 ) et eben,
As wenn se glücklich weern.
Ik kann t jo ok nich weiten; —
Man lisen lengt min Hart:
Dat ein na all sin Sweiten 8 )
So’n Fierdag’ ok mal ward.
*) Sehnen. *) scheint. 3 ) Schweiss, Mühe.
Helmath Schröder.
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@ u n g x Ur.
-x$> fin «Jaefbettgebtdjt oon guffa» Jlaßropp. <$—
(gortfefcung.)
States 2lbenteuer.
©ie Braten mieber auf
grübmorgenS fonber ©äumen,
Die ©onne geigte bic SRicbtung,
Doch mar fte jmifchen ben Säumen
©eiten $u erfe^en.
Der ßönig non ^egelingen
Sprach: ,,©ir müffen eilen,
Dag bie SRoffe un3 in'3 greie bringen!
„Die ©äumttig ift fo grog,
Dag mir Bei aller 2ftüf)e
2Rit unfrer Sotfcgaft Fornmen
fTlic^t eben attjufrübe.
$nbeffen mirb ®unt)ilbe
SRicgt lange bamit fäumen,
©in ftarFe3 §eer $u fegaffen, [träumen."
Diemeil mir in bem grünen ©albe
Set biefen ©orten guefte
3ufammen ber Fügne Däne,
©r Flirrte mit bem ©cgilbe
Unb big ficg auf bie 3äf) nc >
9luf feiner ©time fcgrooll
Die blaue 3onte§aber,
©r rief: „O bag boeg §orant
■Wiegt meig non all bem Äriege3gaber!
„3<g benFe, bag er fegt
Som ©öller nieberfegaut,
Ob nicht in freiem 3 U 9*
©ir naben mit ber Sraut!
Die §ocg$eit3Fucgen, goff ich,
Die lägt er nod) nicht rüften, —
©ir bringen anbre gefie,
Wocg benen mirb ibm nicht gelüfien!"
9113 fte gute ©eile
©aren fortgeritten,
©efegag e3, bag fxe mieber
Weue Drangfal litten.
Dieter jtanben bie Säume,
©über ba3 ©ejmeige,
©eringer marb bie Hoffnung,
Dag ein guter ©eg ftd) jeige.
Sie fprangen oon ben ^ßferben
Unb gingen bann $u guge,
Sor manchem 9lfte beugten
©ie tief ftcb junt ®ruge,
Dann mieber Frocgen fte
9lm Soben mie bie ©cblangen,
©3 mar babei ein ©unber, [brangen.
Dag ihre Sßferbe bureb ba3 DicFicbt
SRun hotte ftcb ber £immel
üRit ©olfen überzogen,
Durch eine lichte ©teile
©rfegien ein SRegenbogen.
Doch fonber greube hoben
Den 9lnblicF fie genoffen,
@3 bauerte nicht lange,
©ie mit üJhtlben mürben fte begoffen.
Die Slige jucFtett nieber,
Der Donner grollte bajmifchen,
Der ©türm fuhr bur<b bie 3 roc t9 e
5Rit §eulen unb mit 3if<h en >
@3 ftrömte überall,
Den gluren mobl junt ©egen,
Doch unerroünfeht ben Leitern
$n fchmeren Dropfen bicht ber Wegen.
Unmöglich marb e3 ba,
©ich meiter ju begeben,
©ine lange SRaft
Durften fte erleben,
©ie ftanben bei ben Säumen,
Dem Wegen $u entFommen,
9lu3 bem reichen Sorratb
©arb ein 3mbig eingenommen.
©3 fehlte nur an äRetg
3u ben grogen SrocFen,
©ie maren äugen nag
Unb innen oor Durfte trodfen,
sticht froh mar ihre Saune,
Wur roenig marb gefprochen,
Si3 bie ©onne mieber
©nblich bureb bie ©olFen mar gebrochen.
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167
Unb als fte weiter $ogen,
©rfchott ein Reuten unb Setten,
Da gitterten bie ^ferbe,
©ie fannten bie wilben @ef elfen,
©ie fpifcten Bang bie Ohren,
©ie Bäumten ftch unb f^noBen,
@S fam ein Shtbel SSSölfe
3n großer §aft ba^er geftoben.
Die Scannen warfen bie ©peere
©egen ben geinb mit ÜJiac^t,
©ie Ratten lieber geftanben
3n ber Ijärteften ©flacht,
Dann Rieben fie mit Schwertern
©onber Schonung ein,
Slnbre fc^offen Pfeile
3n bie grauen ©äfte hinein.
Salb lag ein ©all oon ©offen
StingS innrer im Slute,
Die anbern flohen non bannen.
Da rief ber tapfre grute:
„©ir haben manches gell
Unocrmuthet gefunben,
,34 wollte gern fte miffen,
©ären unfre Stoffe frei oon ©uttbcn!
©arme Älcibung erwarben
©ie nach bem Stegenguffe
Unb brangen bur<| bie Däntmrung
Dann oor $u einem gluffe.
©S lag am anbern Ufer
grei bie ©bene offen,
Die gelben glutfyen fchäumten,
Stuf leisten Uebergang war nicht y
hoffen.
©d)on bämmerte ber Slbenb,
Da fuhr ein Stadien oorbei.
„Jpalt!" rief ba Äönig §etel,
„©er eS auch immer fei!
©ir begehren, über ben ©trom
£>inübergefal)ren ju werben
gür gleijjenbeS ©olb mit allen
Unfern Scannen unb ben Sßferben!"
Ungefdjlachte ©efetten
©afcen in bem Staren,
Die gelten mit bem Äa^ne
Unb begannen $u tacken.
„geuchteS Obbach ^abt ihr
3ur Stad^tjeit auSerforen!
©ir motten euch nicht fahren
Unb gingt ihr attefammt oerloren!"
- 531
Dann rief ein anbrer: „©ettn ihr
Stromabwärts feib gegangen
Stur eine SJteile, fönnt if)r
©in Cbbach leidet erlangen!
Unb wenn ber §err eS bulbet,
©o bürfen wir euch fahren;
Dem ©alb ftnb ©äfte fremb,
Stiemanb wählte biefen ©eg feit 3oh rcn,>//
Da liegen bie oiel grechen
Den Stachen wieber fliegen,
SJtit ben wilben ©emäffent
Segann er weiter $u fließen.
,,©ir wollen bleiben!" fpradj ba
Der Äönig oon £egelingen,
©ir würben unS wieber oerirren,
Serfucfyten wir, burchS Dunfel oor^
bringen."
Da rafteten fte bort
Durch bie bunfle Stadst,
Set einem litten geuer
£aben fte gewacht.
©ie wollten ftdb nicht legen
Stuf ben feuchten ©ruttb,
Son bem großen Durfte
©aren alle ungefunb.
©obalb jebod) am §immel
DaS grühlicht war erglommen,
3ogett fte ftromabwärtS
Unb waren halb gefommen
3u einem großen ©e^öft,
DaS am Uferfanbe
©infam lag, umgeben
Son oielem guten Slcferlanbe.
©ie flopften mit ©emalt
Sin baS ftarfe Dh or
Unb riefen: „£otta, ihr £eute!",
Doch ber Järm oerlor
©ich ber SJtorgcnftitte
Unb in bem lauten Setten
Der wilben £mnbe, bie ftch
Segannen oor bem Dh ore aufjuftetten.
„©ir müffen", fprach §err grute,
„Ob eS unS auch nerbrie&t,
§ier gebutbig warten,
SiS ftch baS Dh or erfchlie&t!
©ie ftnb hier in ber ©ilbnifc
©onber 3 u ^t erwachfen,
Ungut fanb ich fc* 8
3m Ärieg unb grieben bei ben ©a<hfen!"
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168
Unb oon Steuern Flopften
©ie heftig nit bie Pforte,
Da hörten fie enblid) Stritte
Unb brummig rauhe ©orte.
„treibt jurüdf bie Stüben!
Unfanft uermögen ju pod)en
Die ©äfte oor bem tfyore, [brocken!"
(Sin ©unber, ba§ ber Stiegel nicht gc-
3efct hob fid) über ba3 t^or
©in grinfenbe3 Slngeficbt,
(53 \af) ein ßneebt herüber.
„Sage ©otfdjaft, Sicht,
©er fmb bie fremben ©äfte,
Oie nor bem ttjore ftehn?"
„SJtit ihren SJtannen jmei Könige,
3$ ^abe fie bei ber ^eerfebau gefehu!"
„Stun fotlfl bu ferner fagen
Unb fottft e3 ntd^t nerfebmeigen,
Ob fie gerietet finb
Unb ficb al3 geinbe jeigen?"
„3$ roäbne, fie haben im ©albe
daneben ©olf gefangen!
©ie nahmen benen bie ^el$e
Unb haben ftcb bamit behängen!"
„Dann fodft bu nicht mehr febmeigen
Unb richten an fte bie grage,
©ober am frühen borgen
©ie reiten in bem §age;
3cb fehe ungern an,
Oaf; fie bie lange Stacht
5ln meinem marinen $erbe
Stiebt troefen h a &en jugebraebt!"
„SJtein £err lagt feinen ©ruj$
Slden bureb mich fagen
Unb fragen, me3halb ihr reitet
grühmorgens bureb ben jpageit?
Unb au3 meinem ©runbe
3h r biefe naffc Ütac^t
Stid)t h Q bt an feinem £)erbe
©arm unb troefen $ugebracbt?"
Jperr £etel fpracb bagegen:
„,3fr* fmb mir geritten,
©ir mären fonft fcbmerlich h^r,
©in Obbacb $u erbitten!
©ir, $roei mächtige Könige,
©ntbicten ©rüg unb grieben!
Stiebt lange mollen mir meilen,
©3 ift un3 fur^e Stajt befebicben!"
„Sicht, nun fe^re jurücf,
SJtcine jehn ©ohne ju langen,
Du fotlft fo hohe ©äfte
5lm th orc nid&t empfangen!"
'Da fprang ber Änedjt herab
Unb ging mit fcbnetlen ©dritten
Ueber ben meiten §of,
Oe3 £errn ©ohne herjubitten.
33iö biefe enblid) famen,
Dauerte ba3 eine ©eile,
©ie legten ben geftfebmuef an
©onber grofce ©ile,
Dann, famen fie herbei
SJtit ooller ©ehr urb ©affen,
Den Salfen fortyufRieben
Unb bie Stiegel jurücf ju raffen.
Der Sllte in grauem SBarte
SJtit langen, maUenben paaren
©agte: „befc bin ich froh,
Dafe ihr hierher gefahren!
SJtein #of unb auch mein £au3
©öden euch allen bienen!
Sange ift e3 her,
©eit ©äfte fmb bei mir erfreuen!"
Änecbte nahmen bie Stoffe
Unb brachten fie nach bem ©tade,
Dann führte ber £err be3 £>aufe3
Ueber bie Denne ade
3>n bie roeite ©tube.
SJtit heden glommen brannte
©in geuer im Äamine,
Oa3 fein Sicht auf bie nier ffiänbe fanbte.
Ärüge mit gutem 33ier
©urben herbeigetragen,
Daju auch ©alj unb Srot.
©ie haben mit mehr Sehageu
©eiten getrunfen. ©ie maren
5113 ©äfte aufgenommen,
©ie hegten Feine Slhnung, [men!
3u melcbem Abenteuer fie hierhergefoim
Drocfne unb marme Äleiber
Irug man ihnen herab,
©ie legten ©ehr unb ©affen
Unb bie naffen ©emänber ab;
Sin ©annen mit roarmem ©afjcr
©ufeben fie ftcb ade
Unb fleibeten fid) um,
Die ©affen trugen Änccbte au3 ber £>atte.
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169
„Sagt und bcr Stuge pflegen*,
Sprach Jpetel non §egeiingen,
„Stm SJtittag reifen wir weiter!*
©ie ahnten nicgt bie ©klingen,
Die fdgon gefponnen waren,
Unb legten fonber ©äumen
©icg nieber auf bie ®änfe,
Um $u fcglafen unb ju träumen.
Slld bie Dgür ft<g auftgat,
3GBar ed SRittagdjeit,
Da traten ÜJtägbe herein
Unb malten ben Dif<g bereit,
Die trugen ©djaten unb Stäpfe
ÜJtancger Slrt herein,
Slucg firüge mit SJtetg unb ®icr,
©d waren ©änfe gebraten unb ein
wilbed ©dgwein.
„Den §errn mit feinen ©ögnen",
®egann eine SJtagb $u fagen,
„©ottt igr nidgt erwarten,
Dieweil fie braugett iagen;
Dodg bietet er eudg ®otfcgaft,
Dad foUe eudg nidgt oerbriegen,
Dag er feglt, igr möget
3nbeg bad ©tagt nur frog geniegcn!"
©ie gaben fonber ©dgeu
©idg an ben Difdg begeben,
©in Äienfpan brannte barauf,
Unb ogne SBiberflreben
®er$egrten fie bad üJtagl,
Dad ignen war geboten,
6d blieben oon ©dgwein unb ©änfen
Die Änodgen übrig unb bie Pfoten.
Süd fie nun Statged pflogen,
SBad ju beginnen fei,
Da Porten fte oom $ofe
©inen gellen ©egrei,
Stufen unb SBaffenftirren.
Da gingen fie über ben glur
Unb fagen Herren unb Änedgte
Umflegen einen erlegten Ur.
„Söir gaben ign gefunben
Stufen bei einem Quell,*
©o fpradg ber ©reid, „igr glaubt nidgt,
Söie er emporfam fo fd^nctl!
Stidgt anberd ald ein ©tier
®egann er ju brüllen
Unb feine Jpörner ju weben, [füllen!*
üJtan wirb fie halb mit SJtetg eueg
- 2
„Und ifl'd nidgt lieb,* fpradg £etel
Unb begrüßte ben §errn,
„SBenn er gebraten wirb,
©inb wir bem £ofe fern;
SBottten wir oerweilen,
©d wäre wenig weife,
©d ifl oon und befdgloffen,
3(ebt fortjufefcen unfre Steife!
„2Bir gaben eine ©otfd^aft
3um Dänenlanb ju bringen."
„Dad weig idg,* fpraeg ber Sitte,
„Doc§ fegwer wirb ed gelingen!
Und ifl oon unfrer §errin
©in Aufgebot geworben,
SJtit ©ögnen unb mit Änecgten
begleite idg euch halb nadg Storben!
„6d fönnte §orant rüflen
©in oiet ju flarfcd §eer,
Denn gröger ifl fein Sanb,
6r bat ber Äricger megr,
Dcdgatb bin idg entfd^loffcn,
Dad Seib igm ju erfparen,
Dag feiner SGBerbung ©nbe
@r möge attjufrüg erfahren!"
Die ©äfle fagen ba
©rfdgreeft einanber an,
Sewaffnet waren Herren
Unb Äncdgte üJtann für SJtann,
©ie fonnten burdg ©ewalt
®on ignen nidgtd ergoffen,
2lm igore flanben SBadjen,
3n tieffler ©eele waren fie betroffen.
Die gäufle ballte grute.
„®iete würben erflodgen,
trüg 1 idg mein guted ©dgwert, —
Dad ©aflreegt ifl gebrodgen!*
Da recfte ber Sitte fieg auf,
gurdgtbar warb fein ®tidf.
„Unb wärfl bu nidgt mein ©oft,
©d enbctc fegt bein ©efdgief!
„3gr follt oon mir nidgt fagen,
©udg fei oon mir gegeben
©eringed ©aflgefegenf,
3dg fegenfe eueg bad geben!
Docg gütet eudg, ben 3 orn
SJtir wieber ju erregen,
3<g laffe eure Seidgen
Den SBölfen fonfl $unt grag an’d
Ufer legen!*
_Ä
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470
©r maitbte ftolj fid) ab
Unb lieg bic gremben fiefjn,
Um nad) bcn Ställen bann
©emeffnen Schritts $u gehn,
©r toarb babci begleitet
5Bott feinen ftarfen Söl)nen;.
Tie Änecbte begannen fic^crnb,
Tie ©äfte t)eim(id) 311 üer(;ö(;nen.
©rregten Sinnes gingen
3 um £mufe fie hinein,
©S flacFertc nont £>erbe
Ter rot^e glammenfcbein,
Ter Manch 30 g um baS Mauchlocb
Unruhig tjer unb bin,
TunFel mar baS ©emacb
Unb bunFel mar umflort iljr Sinn.
$err £etel fc^lug auf ben Tifcb,
Tafj er bröfynenb erbebte,
„Mie hotte ich je oermut^et,
Tafj id) fold)eS erlebte,
To<b ob mir grimmig beben
Unb Fnirfcheu mit ben 3oh nen '
Mictyt eine 9Meile bringt eS
UnS näher nach bem Meid) ber Tänett!
Mubig entgegnete grute:
„2Benig Fann eS nützen,
Tafj mir im 3 orne grollen!
3 ljr follt mich untevftüt^en,
Tag id) in’S greie Fomme
9luf irgenb meld)e 2 öeife,
C^ne Mog unb Sßaffen,
3ur Ma^eit tret’ id) an bie Meife!"
Unb meil fie mdtiig Surjroeil
$n ber Stube trafen,
hegten fte ftdj auf ©änfe,
Um roieber ei^ufchlafen.
©inmüt()ig fdjnarchten fte,
Ta mar ihr ©roU oergeffett,
©iS ju ber Täimnerftunbe
Tie üftägbe lüfteten baS 7lbenbeffen.
St
Tarnt trat ber §err beS §aufeS
^D?it feinen Söl;nen ein.
„Tag il)r einfatn bliebet,
Tarf eud) nicht unlieb fein!
3 d) Ijabe mancherlei
3 u mirfett unb 311 fdjaffen,
3um TänenFriege rüften
Ti>ir uttfre Moffe unb bie ©Jaffen!"
©on bem fiarfen Ur
Sot man ihnen ©raten,
Ter mar atn borgen nod>
©elaufen burd) bie Saaten,
$luch buntgetupfte goreUen
©ine groge Sd)aale
Uttb ©rüfce, bie mit Sfletb
Unb £onig mar gefotten 31 t bem üftafjle.
9llS fid) nun alle Ratten
©eitttg gelabt unb gelebt,
fabelt fie fid) mitfnmmen
3u bem Kamine gefegt.
Tod) mürbe nid)t oerfäumt,
Tie Artige tnitjubringen;
£err grute nur tranF fparfant,
burfte nicht bic gluckt mißlingen!
Ter Sitte fprad): „3h r ^ö^ne
Sollt une nid)t länger ftören,
3 >ch mill eine s JJ?är er^len,
Tie brauet ihr nid)t ju l)öreit,
gitr £inber ift eS ungut,
©kntt fie ju frül) erfahren,
3£aS fpäter ihnen anftebt,
©elangen fte 311 reifen fahren."
Ter jüngfte hotte nicht mehr
911$ jmanjig Sommer erlebt;
Sie hoben betn ©efel)le
Mid)t lange miberftrebt.
Sie fd)lid)eit ol)ne SMurrett,
Cb ungern aud), non bannen,
3u erzählen begann ber 9llte
Ten beibeit Königen unb bcn bannen.
&
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„®enft, ich fei oor 3 e ' ten
lieber bie grüne ©ee
3Wit ftarfen Schiffen gefahren!
üJlein 2anb trug ©iS unb ©cbnee
Unb fjolje 3odfenberge,
2 lbcr wenig ©ctreibe,
®a ernteten wir auswärts [fcbmeibe.
©ein unb ©ei$en, ©<bmucf unb ®e=
„2ltS ich eines £ageS,
©S 30 g ber ÜHai tn’S £anb,
®ie ©cbiffe rüften lieg
Unb on bem Ufer ftanb,
Äam ®^ora, meine Httutter,
2luS ber ©urg gekritten,
Sftur feiten lieg fie fonjt
£inauS$ugeben ftcb erbitten.
„©ie flieg ben ©er in’S 2anb
Unb fab mir iu’S ©efi^t
Unb fpracb*. ,mir wäre leib,
©rlebte icb eS nicht,
®ag bu ein ©eib erwäfjlteft
Unb flarfe fiinber erlangtefi,
®em Filter fiitb 9ttaibe gram, [teft.
SRicbt fäg’ ich gern, wenn bu noch febwanf;
„, 3 cb benfe, bu wirft fie nicht
©rlangen bureb linbcS ©erben,
©rfämpfe fie mit ©emalt,
©er eS bir wehrt, foU fterben!
Sticht ju müfflger gabrt
©irft bu bie $nfer litten,
Sftacb bem Saube ber ®änen [rieten!
©oflft bu ben ©tern beineS ©duffes
„, ®ort ^errfc^t ber Äönig ©orm,
©olb^aar beigt fein ßinb,
Ueber baS SWeer wirb bid) tragen
3 u ihr ein fc^neUer ©tnb,
®u foUft fie aus bem ©alaftc
®eS floijen ÄönigS rauben;
®ag er fie bir freiwillig [glauben ! 4
©ernähre, baS oermag id) nicht ju
„©ie meine Sftutter gebot,
©0 ifl eS benn gefdjefjen,
3Bir ruberten über bie ©ee,
grob begann ju weben
®er ©übwinb über bie ©eilen,
©rogem ©lücf unb £eibe
gu^r ich ba entgegen,
©eb unb ©onne winften mir beibe.
„Unb als wir bie ÄönigSburg
®eS ®änenlanbeS fa^en,
®a gingen wir oor Slnfer,
Um uns ber ©urg ju naben.
®aS §eer^orn lieg ich erbrö^nen
©egen baS ftarfe ®bor,
®a trat mit feinem ©efolge
®er alte Äönig ©orm beroor.
„©treng fab er auf uns nieber.
,®aS follt ü)r nicht oerfebweigen , 4
©0 rief er, ,ob ihr euch wollt
3 n fc^limmer Slbftcbt $eigcn!
9?ur feiten wagen ©äfie
©onber grogen ©c^aben
©or meiner ©urg $u lanben,
©inb fie nicht burc| mich gelaben ! 4
„ 3 $ ober fc^wang mein ©cbwert.
,©enn wir am Ufer erfreuten,
©vfebreefen alle bannen,
®ie äJtaibe beginnen $u weinen;
SMeerfönig bin icb genannt,
©in ©ifing auf allen 9Jteeren,
9iur wenige ftnb &u finben, [ebren.
®ie nicht mit 3 iUern meinen tarnen
„,Unb fragfl bu, weSbalb icb fornrne
3luS Vorweg, meinem SReidbe?
3cb, Äönig ©rieb, b örtc >
®ag feine 3 ungfrau gleiche
©olbbaar, beiner ®ocbter,
®ie foUft bu jum ©eib mir geben!
^oebjeit will ich b a ^ cn ^
Ober tauben bir beiit Sanb unb Seben ! 4
„©rimmig'lachte ba auf
®er alte Äönig ber ®änen.
,®ag bu folcbeS träumfl,
®aS fonnte id) nicht wähnen!
3 <b böUe eb’r geglaubt,
®u wollteft mit beinen ©ebaaren:
©ie wir bie greeben jücbtigen,
©on mir, bem Äönige ©orm erfahren ! 4
b
*
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172
„Scfe füfelte wie baS Slut
2Rir nacfe ben ©cfeläfen ftieg.
, Das fottfl bu erfahren, icfe fenne
3wei Dinge nur: Job unb Sieg!
Den Dob Bring’ idfe ben geinben,
Der Sieg folgt meinen ©egen;
©enn bu bie Sraut oermeigerft,
Dann will icfe beine Surg in Hfcfee legen! *
„Da jitterte Äönig ®orm
Sor 3 orn unb milbem ©rimme.
,Unfteg foUfl bu lernen!*
©cferie er mit fdferecflidfeer Stimme,
, Srautbetten feien bie Dünen
gür bidfe unb alle bie Deinen,
Salb foden eure ©lern
Sn milbem Jammer um eucfe meinen!*
„Unb mit ben ©affen Flirrenb,
(Stritt er mieber feinein
Sn baS Dfeor. — Dröfenenb
(Schlug eS gegen ben ©tein.
©S raffelten bie Stiegel,
©ir roaren auSgefcfeloffen,
Da fcfewur icfe: nicfet ju meinen,
©S fei beim meleö Slut oergoffen.
„S<fe führte gegen bie ©älle
3weitaufenb Stedfen feerbei,
Da ftürmten mir hinauf
3Jtit fcferecflicfeem ftriegSgefcferei;
©ie Hagelwetter flogen
Pfeile unb ©peere oon oben,
©ir mären alle gefallen,
Hätten mir nicfet bie ©dfeilbe erhoben.
„Da blieb icfe nicfet jurücP
Unb ftieg gefcfeminb feinan,
Da warb ber ©ad erftürmt,
ÜJtann ftanb ba gegen 90tann,
©ir aber blieben Sieger,
DaS §eer^orn liefe icfe erfcfeallen,
Den milben ftampf $u enben,
©onfi märe Äönig ©orm gefallen.
„ , ©olbfeaar, beine Xodfeter,
Segefer’ idfe jum anbcrn Sttale,
Sticht ofene fie fefer’ icfe mieber
3u meinem §eimatt$ale,
2llS Äönigtn foU fie bort thronen,
Binb wirb ifer ©cfeicffal fein!
©S märe bein Beben oetloren,
©illigteft bu nocfe nidfet ein!*
-91
„Seoor er nocfe Slntwort gab,
irat aus beS ^aufeS §aÖe
Die fcfeöne ÄönigStocfeter.
Setroffen waren Sille
Sei iferem Slnblicf oerftummt.
©leid) einer ©Ife fcferoebte
Sie über ben weiten H°f
Unb fafe micfe roeinenb an unb bebte.
„,gür meines SaterS Beben
Siet icfe midfe bir an,
©ittft bu fein §aupt oerfdfeonen,
©o fei mein £err unb üJtann!*
©o fpracfe fie feften üJtutfeeS
Unb reichte mir bie £anb;
Sfere golbenen H oarc
©adten feernieber bis in ben ©anb.
„Da rief ber Äönig ©orm:
, SllS bu ben Sruber oertrieben,
ganb er 3 u fl u( §t M mir
Unb ift im Banbe geblieben,
Den will icfe nacfe Vorweg bringen
Sn ben näcfefien Saferen,
Scfe bulbe bort feinen Äönig,
Der als geinb mir ift in’S Sanb gefaferen j
„ , Dicfe aber, meine Jocfeter,
iftufe icfe bem Stäuber geben,
Scfe benfe, bu feieft für midfe
Hinfort nicfet mefer am Beben!
©inen £>üget will idfe
Dir am dfteere erbauen,
Dafe bu gefiorben feieft,
©ollen SUIe fagen, bie ifen fdfeauen!*
„3llS unS auf locfigem Stücfen
gorttrug bie grüne @ee,
©tanb ©olbfeaar bei bem ©teuer
Unb fcfeaute in tiefem ©efe
Stacfe jener ©teile fein,
2ln ber bie §eimat fcfemanb,
Salb fafe fie nur Himmel unb ©eilen,
Serfunfen war baS §eimatlanb.
„©S ftanb bort oorgebeugt
Sfere jarte ©eftalt,
Da fefeuitt eS mir in bie Seele,
Dafe icfe fie mit ©ewalt
güferte über baS ÜJteer
Unb bafe icfe fie geraubt.
©leiefe gebroefeener Slume
Steigte trauernb fie baS H au pt.
-St
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173
„Da fd^ritt id) auf fte ju.
»Dad foUft bu nic^t bettagen,
Dajj bich bie wilben ©eilen
Stach meinen Sanben tragen!
Diamantene Dächer
©inb auf bie Surgen gedichtet,
Die ftch bie ©Otter bort haben
Slud [teilen greifen hoch empor gerichtet!
„, Ungern würbefi bu fcheiben,
ffiäreft bu geworben,
Weithin reifen bie Warfen
Sid nach bem ftntften Storben,
©o ftch bie ©onne oom #immel
Sticht oermag ju trennen,
©o aud ©ebirgen oon 6ife [brennen/
Wufpelheimd glommen ftrahten unb
„,gorjlriefen wohnen bort oben/
Sagte ©olbhaar bagegen,
»Dein Storblicht wollte ich mijfen,
©enn mir auf meinen ©egen
©ieber bie £eimatfonne
©onnig würbe teuften,
©enn biefe Dh r ^ nen Önnten [feuchten ! 4
©ie Zi)au bed ©artend Slumen be;
„Slld fie nun weinenb fchwieg,
(Srgriff ich $ vt §anb.
»Sieben fottft bu noch lernen
Diefed froftige Sanb
Unb mich, feinen fiönig unb §errn!
Dad fott mich einft belohnen,
©eftehjt bu, bafc man tönne [wohnen! 4
Dort warm unb unaudfprechtich glücflich
„Die Slbenbfonne fanf
3nbeffen tief h^tnieber,
Wooen umflogen bad Schiff
Unb fenften ftch bann wieber
2luf bie tlaren ©eilen;
Slutig rother ©chein
UeberftrahUe ben Jpimmel, [hinein.
Slld bie mübe ©onne fanf in’d Weer
„©eringe Stuhe fottten
©ir jur Stachtjeit finben,
Um bie Waftcn begann ed
3u wehen unb ju winben,
Storb; unb ©übwinb bliefen
ßinanber in bad ©eftcht
Unb wollten ftch nicht weichen,
3n Stacht oerfanf bed Slbenbd rot^ed Sicht.
-«I
„Da fah man fleh am £immel
(Sine weifje ©olfe geigen,
Die fünbete fchneHed Unheil,
£öher begann fte ju fteigen,
Schon hub ber ©turmwinb an,
Sraufenb ftch 5 U erheben,
Da galfd bie Segel reffen
Unb mit ben ©ogen ringen um bad Seben.
„©eifje Wähnen trugen
Die bunfelgrünen ©eilen,
3u ^ügeln unb ju Sergen
begannen fte anjufchweUen,
3nbefj ber nahenbe ©türm
Den ©olfenteppich rollte
Dunfelfchwarj über ben Jpimmel, [grollte,
^nbeffen bumpf unb fermer ber Donner
„Salb würben bie Skiffe hoch
Sid in bie ©ölten getragen,
Salb fanfen fte jur tiefe,
Äaum fah man bie Waffen ragen,
@d flapperte unb fnaefte
Unheimlich in ben planten,
Wandbem tapfent Stedten
Segann ber ffarfe Wuth ju wanfen.
„Äein ©ort war mehr ju hören,.
3[ch ffanb bei bem ffarfen Waffe,
Den id) mit einem 2lrme,
Um §alt ju gewinnen, umfaßte.
9luch ©olbhaar weilte bort,
©ie flammerte ftch an mich an
Unb fchrie mit tyütv ©timme:
»Saffe mich nicht fferben, harter Wann!‘
„3<h martete, bid bie Donner
Segannen nachjulaffen.
»Weine Sraut, bu follft nicht jittern,
©ährenb wir und umfaffen!
Sticht StachtigaHen haben
Dad Srautlieb und gefungen,
@d heult ber ©olfenrachen, [jwungen!
Son fjeuerftrömen wirb bein §erj bt'
„»©chmeljen mu§ bein §a{$
3>n ben geuerglutljen,
tapfere §er$en mußten
Um bi<h, mein Sieb, oerbluten.
Sticht mit linben ©orten
Äonnte ich bich erringen,
Wein wirft bu, weil bie Donner
©ewaltig bir oon meiner Siebe ftngen!
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174
„ , $o bin ich roie bie äßeerflut^
©o roeit unb roilb unb groß,
33ou ©türmen roirb burcbfurcbt
DeS 3tteerFönigS ftoljeS SooS;
©eit nnb unermeßlich
©ie beS ©turmeS ©eben
©arb meine Siebe ju bir, fget^cn!‘
Du barfft in biefer ^tad^t nicht unter-
„Sinber roehte ber ©türm,
Seifer lallte baS Dröhnen
Der 'Donner über bie @ee.
DaS mußte bie ©ötter oerföhnen,
Daß fich ©olbhaar fchmiegte,
©einenb oor Siebe unb Seibe
ain meine ftarFe ©ruft,
©efunben hotte« mir uuS Seibe.
„Unb al3 bie ©olFen oergingen
Unb beS 3ttonbeS ©chinnner
Ueber bie ©eilen ftreute
Silbernen ©trahlenflimmer,
ailS bie blinFenbeit ©terne
aiuS bem atebel auf’s aieue
SKilb hevuieberfebienen,
©elobte fte mir emige Dreue.
,,©o ift fle mein ©eib geroorben
,3n beS ©turmeS Dofcn,
©ie hat ftd> fetten gefeint
3ta«h ih«S ©artenS Stofen;
9tad) i^reS ©aterS 33urg
Drug fte nicht mehr Verlangen,
©leid) nädjtlich erblühter ©lume
©ar ihre Siebe hell unb roonnig aufgega ngen.
„Unb als mir heimgefommen,
Da roarb mit großen ©onnen
3«t roeiten Dh ö l Si°rb3
DaS ^ochjeitSfeft begonnen,
DaS mar baS aibenbleuchten
,3n meiner üftutter Seben,
3kdh roenig aftonbeit hat fte
gür immer ftch jur 9tuh’ begeben.
„3ln einer Frpftallenen Spohle
$ält fte nun lange Sftaft,
Aufrecht, auf fteinernem Dh rone '
£>ält fte ben ©peer umfaßt,
Daneben ruht manch Äleinob
5ln ©olb unb eblen ©teinen,
Der Äronreif fehmüeft bie Stirn,
Ummallt mirb fte oont ©urpurleiiten.
-»
„Der ©intcr ging oorüber,
Der ©ommer mar erfchienen,
aiuS allen ©lütl)en fogett
£onig bie Flügen ©ienen,
3ch hatte unterlaßen,
Ueber bie roeiten öftrere
atach atuhm unb ©eutc ju fahren,
Sange 5tuhe gönnte ich ^ cni £>* c rc.
„GS hatte mir mein ©eib
Den ältefteu ©ohn gebracht.
©aS baS für ©ontte fei,
DaS hätte ich ««ht gebacht,
GS Farn mir Fein ©erlangen
37ach $rieg unb ©lutoergießen,
©lutnen ging ich f«<hen,
©o bie ailpenrofen fprießen.
„aiudh Gtt$ian unb ©rimeln,
©aS ich nur gefunben,
£>ab’ ich ^er jungen aftutter
3u btühenben Ätänjen gemttnben.
©ie Fonnte ihr Grftaunen
aticht eilig überroinben,
Daß ich roilben ©ebirge
konnte folche ©hinten finben.
„DaS ©ommerjulfeft Fam,
©on ben £öhett allen
Jpörte ntan hemieber
^irteithörner hallen,
Die atacht mar lau unb ntilb.
Da h«ben an ju glänjen
Die geuer auf ben ©eigen, [fränjen.
DaS girmameut mit glammen $u bc;
„©ei meinem jungen ©eibe
©tanb ich monnetrunFen
9luf bem ©öUer ber ©urg,
3>n ben aittblicf oerfunFen;
©ir ahnten nicht, mie nahe
©cbon baS Unglücf mar,
©ie ftch ««fertn Reiche
Unaufhaltfant nahte bie ©efahr.
„ailS mir roieber fliegen
£inab jum frohen 3)tahle,
©artete mein ein ©ote
©chroerathmenb in bem ©aale.
Unfanft Flang feine ©timme,
©ie roenn in ßnftrer aiacht
Reifer ein 5tabc Fräc^t,
£ört, roelche ©otfehaft er gebracht:
_»
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175
sr
-ss
„ , Ermanne bid), $önig Gricfy,
Vaffe baS £)eerl)orn blafcn,
S3atb roirb oon rotljem ©lute
®efärbt bcr grüne Sftafeu!
Tein ©ruber Cluf fanbte
©oten burdj) ade ©aueit,
Ten bannen lieg er fiinben,
©ic würben ifjn 6alb als ßönig flauen! 1
„©leidb einem Ungewitter
2Jtit Toitner unb ©lit^eSfcbeiu
gu§r biefe böfe 9iadjridbt
3n alle greube hinein,
©erpummt mar aller 3ubel,
GS fdbwiegen bie Schalmeien,
9ttan l)örte baS §eerf)orn blafeit
Unb fdjarfe ÜBaffeu flirren im greien.
„Tod) als id) rings untrer
Heerbann beifdjen §ieg,
©}ar’S, bag non meinen Faunen
Mancher mid) oerlieg.
©ie fdjlicheu (tili baoon
Unb wollten eS nid^t wagen,
9)iit fo flarfem geinbe
©onber Hoffnung )!($ $u fdpagen.
„SBie warb mir ferner ber 2lbfd)ieb,
9llS ich ^inweg geritten!
GS war baS £eer oerfaminelt
3n eines Tf)aleS Bitten,
Ta naljte über baS 3Jteer
Tie groge glätte ber gälten,
Sie fdjroamnt bem Ufer $u
©leid) einer@d)aar non wilben ©d)wäneu.
| „Ta fanben ©tele ben Job,
3<h warb bebeeft oon Söunben,
Gin ffiunber, bag id) nid)t
9)tein Gnbe bort gefunben!
©eenbet würbe baS 3Sütl)eu
Turd) bie bunfle ^tadp,
Tie i^rcit ffiolfenoor^ang
Trauernb füllte über bie ©dl)ladl)t.
,,3d) aber warb gefunben
3m gelb oon meinen Treuen,
Tie wollten nicht ben Tob,
9to<h bie ©efal)ren fcheuen,
Tie trugen burdfS ©ebirge
heimlich mich oon bannen,
Ta lag in führet* ©udjt
Gin ©chiff mit meinen beften üftannen.
„Tie Ratten mir SBeib unb Äinb
Unb all mein reiches @ut
©tiH ^icr^er gerettet.
GS trug unS halb bie glutfy
$ur gerne. Idn ber Äüfte
©ah man ein geuer flammen,
3m ©djutt unb 9lfdje fanf
3n jener 97adbt mein ©djjtog jufammen.
„3<h fof) eS ftnfen unb fallen,
Tann |d)lief ic$ mübe ein,
GS beugte ficb über ntid) nieber,
Sclcud)tet oom glammenfd>ein,
ütteiit ffleib. GS fab fte s Jtiemanb
©kitten ober flogen;
Cbne Jüeib ju jeigen,
£at fte ru^ig ibr ©cfd^idf ertragen."
Unb langfam erl)ob ftd) ber ©reis
Gmpor oon feinem ©ifce,
GS gammten feine Slugcti
Ten ©äften entgegen wie ©lil^e,
Gr grügte fhimm unb fd)ritt
3u ber £>atle ^inauS.
3n tiefem grieben ruhte
Unb ftillem Schlummer baS weite £auS.
(gortfefcung folgt.)
-»
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176
^eintidjs I.
^n'S Älofter Jperforb ift ein ©oft
©ar roilber 2lrt gebrungen,
2llS um bie $eit ber SeSperraft
Der ©locfe Don erflungen.
Da lehnt er an beS Stoffes ©ug
3n ritterlichem Äleibe,
2lm Dhore fjält fein 3äger$ug
JRit ©djleifen, bunt oon ©eibe.
Da ftorft ba§ Stefponforium
Der Tonnen ad im Äreife,
Vereint im SRefectorium
(Sie fdjaun unb fid)ern leife.
Denn am portal erröt^enb ^arrt
©leid) einem Slltarbilbe,
$n füfcem ©djrecfen ^o(b erftarrt,
Da$ ©achfenfinb dRatljilbe.
Die Slbatiffin tritt baljer
SRit ©chlciertud) unb Jpaube
Unb nieft tjerab non h<>h cr ffie^r
SluS fteingefügter Saube.
„©emadj, fytxx SRitter", mahnt fte
fanft,
„3hr feib ein rauher Söerber."
,,©o lehrte mich’S am SBalbeSranft
Der braungefledfte ©perber.
Den Dhorett lafe ich 3* crcre i
ÜRit ©Sorten, längft verbrauchten;
3(ch bin £err Jpeinrid) franf unb frei,
©o^n ©tto’S, be$ erlauchten.
Unb bort bie äRaib ift SBibufinbS,
DeS ©a<hfenherjog3 ©proffe.
3d) bracht' i^r ftatt beö SlngebinbS
SRid) felbjt auf meinem Stoffe."
‘„DaS ift ein ungefüger ©rauch."
„grau üRuhme, Stoth lehrt beten.
©o fang bie Strnfel mir im ©trauch,
Unb Sögel ftnb Sroph^en.
Der Suchfmf Baut fein Steft im §aa§.
2BaS foll ich bangen,
SBenn mir am SJtagbalencntag
SJtein ginf in'S ®arn gegangen?"
S
'3&rautfaljrt
„Serjieht, bis mir beim OrgelUang
Die ©raut Such angeloben.
(Sin ©Setter bro^t am ©ergeShang,
©chon h^r 1 ich'S näher toben."
„So fod ber Donner mir — oerjeiht,
3ch bin mm rauhem ffiefen! —
©ei heller ©li^e ©rautgeleit
Die f)of)t üReffe lefen.
Jiebroerthe ^ un 9f rau # jürnc nicht.
3ch bin ein fchlimmer ©eter
Unb fchroör 1 bei Deinem Slngeftcht
©Sie üRönche bei ©anct Sßeter.
©ift Du fo bleich? 3$ füffe marm:
UnS eint ber ©äter ©egen.
@o trag ich ®i<h öuf meinem Slrm
Durch Älofterjroang unb Stegen.
©Senn h' nter uns bann — mit ©er;
gunft —
9lu<h krähen fchrein unb Dohlen,
@o lob ich hoch bie meifc Äunft,
3|m ©türm ein ©Seib $u holen."
(Sr ruft eS feef, er ruft eS laut
Unb fpringt hinan bie ©tufen.
Da grüfct beS £er^ogS h°^ c ®raut
3>m §of ber $äger Stufen.
Sie fitzen auf am ©rücfenrain.
Durch ©chatten bunfler Dannen,
Durch £ageborn, burch ©ufch unb §ain
§err Heinrich fprengt oon bannen.
(Sr lacht, als ihm um £alS unb ©ruft
©olbblonbe Socfert mallen.
Dahin, ba^in! (Sr hört mit Suft
Den fernen Donner hatten ....
Die ®reifin aber fteht allein
Unb fpridjt mit heiterm ©innen:
„DaS mufj hoch mohl ein Äönig fein,
Der fo oerfteht ju miitnen.
©Ser fo geliebt unb fo gefreit,
Der mufj oon §etben ftammen,
Der fittet einft im ©Saffenftreit
DaS alte Steidh jufammen."
__ tfnrf 3*oms.
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*
iHiefef^eine.
2Weine Fleine toctyter auf bett Änieen,
SaS id> wieber fjeut baS alte 9Jtär$en
©on bem ©retel unb bem treuen §anfel,
Der fo fd)lau ftiefmütterlid)er £ücfe
3u begegnen wufjte, als bie ©öfe
3n ben bunflen ©alb geführt bie Äinber,
Um fte mitleibloS allein $u laffen.
Ä'iefelfteine, l)etl unb filberglänjenb,
©ie fein Spielplatz beren oiele tyegte,
Stecfte fub ber §anfel in bie taffen.
Unb im ©alb bann warf er Stein um Steinten
SRücflingS auf ben ©eg oom ©aterfyaufe.
2llS bann Slbenbs licfyt bie Sterne blinften,
©liierten bie Flehten fiiefelfteine
£eH unb Flar, als wären’S felber Sterne.
Unb fo fanb ben ©eg mit feiner ©retel
grol) jurücf er, Ijeim ^um trauten £>aufe,
ffio beS ©atcrS Siebe um fte bangte.
Unb ic§ laS nictyt weiter in bem üftärcfyen.
3Keine Äletite auf bie Stirne Füffenb,
Dachte id) — jwar ni<$t an §e£entücfe,
Die oom lieben ©aterljauS mich locfte —
Do<§ an jenen 3 öu & cr fernen ©lücfeS,
Der mtd) früf} fc^on fremberoärtS gezogen.
©eld) ein langer ©eg ftc$ oor mir beljnte!
£in burd) ©albeSfdjatten ging'S, burd) 9luen,
©lumenüberfät, bod) oljne Obbad),
Ueber'S 2tteer unb burd^ entlegne ©ilbniß —
©iS ein 3M idj fanb im fiebern §afen . . .
2lber auf bem oielgewunbcnen ©fabe
Sa§ idfS blinfen wie oon litten Steinen,
©lanF unb ftlberglän^enb wie im 3ftärd)en,
Seud)tenb flar wie milbe griebenSfterne.
3nnig füFjlt’ i<§ ba: ber langgeftrecfte
©ielgewunbne ©fab oom ©atertyaufe
3u bem §erb, ben icfy mir felbfl errietet
3n ber grembe, fiel), er ifi beftreuct
9Jtit ©rinnerungen, unjerftörbar
Unb bod) litten Scheins — gleich Äief elfieinen,
©ie ber £anS beS üJlärc^enS fte einft fheute —
Unb bie SRücffeljr fielet mir immer offen.
©Sfjrenb meine Sippen meiner kleinen
gromm erjagen oon ber eignen Äinbtyeit,
©on ben ©Item mein, ben treuen guten,
Streitet meine Seele f)in ju itynen
lieber Fiefelglanjbebecfte ©fabe.
3#ffttttte5 ?roef|.
%
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178
£n cSuöroig Änaengrußer’s £Baf)re.
gern oon be$ OafeiitS ©türmen unb ©ettern
gerettet ber rüftige Finger
9IuS oom Äampf mit ben milben ©ogen —
9hifyt geborgen im ftiücn s $ort;
Unb toie bem ©anbrer nad) fäfjrtidjer Steife,
©enn er bie ^$fabe ^Qt ^cimgefunben,
©inFet jum ©illFomm grüfcenb ©etoinbe:
5U|o an biefer lebten ©o^nftatt
©net — breifaefjem ©tamm entfproffext —
©id) $um Äranje ba$ grüne ©eranF.
Um bie bleiche, entgeifterte ©tirn
©anb beS ©cfyaufpielS trauernbe üftufe
Sftimmerroelfenben SorbeerS 9tei€
I^ränenben $luge§ bem SieblingSjünger —
ber ber ©üfjne ^enfc^eit geraffen,
Unb in bie ©ruft lebenbigen Obern
Stilen geflößt unb fein eigen ^erjblut
3 ftt bie Slbem i^nen geftrömt.
Unb bajtoifcben ein battFbareS 2$olF
©ob ber ^eimifd^en Gicfye ©c^mudf
©einem ftegreid)en gelben junt So^ne,
Oer geroaftigen ffiortS —
©ud)tigem ©dbroertfd)lag gleid) —
gür beS ©etoiffenS greifyeit ftritt!
9lber baS bunfelroaltenbe ©d)icFfal,
OaS au§ ber güüe ber Äraft,
OaS au§ ber 2Jtitte ber 33af)n
oor ber £ö()c beS 3^3
Unerbittlich babingernfft,
3 *Iod;t mit emfigem ginger
3 b m in bie Ärone ben Ooruenj io eig.
3*. -gabanis.
^ e t f dj o f f c n!
®ttt finfenber ©ontte
3 ft er gegangen,
©ir gierten in Ornbfal
UnS febeibenb umfangen.
Gilt ©ru{$ nod) — ein ©eben,
Oattit ftritt er oon binnen,
Oeit &f 311 befleißen,
OaS ©lüdf ju geioinnen.
Oer £erbft ift geFontineit,
©d)ott färbt ficb bie Sftanfe,
©amt mag er toobl Fommett
90?ein eiliger ©ebanFe!
GS b^ ifjn oertrieben
©ein raftlofeS ©ollen,
©0 ift er geblieben —
93erfd)ollen — oerfcbotlen.
Stnboff
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179
g>(eidje cSoofc.
Durd) ber tiefen SBalbnadjt Kammern £>aft getrost ben milbften SEettern;
Sin idj einfam fjingefdbritten, $ftid)t be§ ©turmminbg ©eierfcfymingen
Sftüb’ bie ©onnenftrafylen glitten, konnten bid) $u ©oben ringen
Dumpf erflang bev ©pecfyte jammern. Unb fein ©lifc bic^ nieberfd^mettern.
Unb an felftg^roilber ©teile Unb eg bünFt miefy: gleite Soofe
©perrte mir ein ©tamm bie ©fabe, fielen, armer ©tamm, ung ©eiben,
3>äl) entrourjelt fcfyien er grabe, 9lufrecfyt ftanb au<§ id) im Seiben,
Sie entfpült oon tücffcfeer 9Beüe. ©ei beg Unheils ©turmgetofe.
©d;lanfer ©tamm, bu jugenbrotf)er, — Ungebeugten £auptg getragen
ßronenftol) ben Sletfjer grüßen £ab' id) meinet Dafeing ©cfymere,
2ttod)fft bu geftern, — f)eut ju güfcen £>arrenb, big eg grieben märe
Siegft bu einfam mir, ein Dobter. SRir im §er$en, müb' oom ©plagen.
SEar’g ber ©turmminb, bei* bid) fällte, 9?id^t bag ©cfyidffal fonnte ftegen,
5llg ben Sergmalb er burdjbraufte? Stidfyt ber geinb, ben id> beftanben,
SEar’g ber SEurm, ber in bir Raufte? ©ied)t^um nur roarf mich in ©anben,
JBar’g ber ©life, ber biefy jerfpeUte? Unb id> meifj: i$ muf$ erliegen.
SRun gema^r 1 icfy'g: tief im 2RarFe ©ei'g brum! £a§ mi(§ meiter mallen,
gra§ bag ©iedjtfyum bir, bag fd^nöbe, ©ig bie ©tunbe ba jum ©Reiben, —
3$m erlagft bu, ftolje, fpröbe ©leider £roft bod> bleibt ung ©eiben:
£>od>lanbgtanne, riefenftarfe. Unbewegt finb mir gefallen!
_ jtonrab f efmantu
Pas cäieb.
( 3 u einem ©ilbe.)
Du fdjöneg, träumerifcfyeg Äittb, 6in füftgeljeimeg @d)roeigen liegt
Sin moof’gem ©tamm gelernt, Sluf Ifyal unb SEiefenrain —,
3d} aljne, mag bein ©lief erfinnt 3 U beinen güfjen liebenb fd^miegt
Unb mag bein £erj erfe^nt. ©id) ein ©ergifjnidjtmein-,
3ln ©urpurmolfen fd)on cntfdbroanb Deg Flcinen gluffeg ©Überlauf
Deg iageg golbne ©rad)t, Jpüttt fdjon ein Sftebelflor,
Sftod) laufet bein Sluge unoermanbt Stacfytgeifter fteigen nedifd) auf
Dem Dämmerfdjein ber $ftad)t. Slug ©d)ilfgebüf<$ unb Sttoor.
SRinggum tffg ftitt. Äein rauher ?aut Stod) fjarrft bu, fdjöne Träumerin,
Die ©infamfeit belebt; 3>m feuchten SEiefengrunb? —
(Sin tiefer griebe fjeimlid) traut 2öag bir bemegt geheim ben ©inn,
Cb ©rag unb ©lumen fcfyroebt. ©erraten mirb’g bein üRunb!-
gernfyer bag Slüe;@löcfd)en nur ©erfcfymiegen lächelt bir ber üftonb,
©om Dorf fjerüberflingt, £>etlglifcern ©ufd> unb Stieb:
Dag auf ber abenbftiflen glur $n beinen bunflen Slugen moljitt
I Dem üJtüben §eimfe§r minft. Der £iebe 3 a uberlieb!
_ ^oQantte* <£räger.
* _ *!
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180
, R - jj
Peutfdjer $ei|i.
§ier, Ido be§ rauben 3?orben3 grauer §imntel
©o oft be3 £eben3 ^eiterfeit un§ trübt,
£>ier bünft e3 un£ toie ein romantifd) 9flärd)en,
28a§ oon ber litten, frönen ©ried)enmelt
Unb i^rem freien @eifi man un£ er$ä§lte.
Unb bod£), mag au<3) oor 3^ten man ben Deutfdfyen
Sttit 9fed;t fdjmerfällig mofyl gefdfyolten tyaben,
JBir roagen e3 in füttern ^ugenbmut^,
®ortf)in $u rieten ben ©ebanfenflug
Unb tief un§ in bic Sorbit ju oerfenfen.
SBoljl l)at e3 ©djroeijj unb Slrbeit un3 gefoflet,
Si3 frei oon $fegel$roang unb gormenfrant
®ie ©dringen mir oermod^ten ju entfalten,
©ofjl f)aben lang im Sorljof mir gedarrt, —
®od> fyeut ift un3 ba§ £eiligtljum erfcfyloffen,
®ruin fenbet bie ©ebanfen leid)tbefcfymingt
3m afabemifd) frolj oereinten Greife
Sluf freier gafyrt $urücf jum SlUertljum!
©in Stritt — unb oor un§ liegt in ©onnen^eUe
Unter be§ Rimmels munberbarem Slau
3on’fdber lempel^aUen Ijeitre Spracht;
©eib un3 gegrüßt, Slpollo unb Sirene,
Unb fpenbet ©egen eurer 3üngerfcfyaar,
©efommen, an ber 2Bei3ljeit Quell ju fcfyöpfen;
2Bir neigen ef)rfurd)t§ooll un§ audj oor bir,
3*u3 in Qlpmpia, nor beffen Silbe
©in fyefjrer, ^eil’ger ©<§auer un§ burcfyftrömt.
lief in ba3 £eben bringt hinein ber ©lief:
2öir feljn un§ auf ber Slgora Sltl)en3
äflit einem 2D?al im ÄreiS beS ©ofrateS,
©rftaunenb über ber ©ebanfen liefe,
®ie er, ber fcfylicfyte Sttann, im Sufen trügt;
Salb reifct ber 9&enf<fyenftrom unä mit fi<$ fort
S?a<$ be§ £l;eater3 fyocfygebauten ©it^en —,
Stau fpannt ftdj brüber au3 ba3 §immel3$elt. —
Unb ma3 im ©rbent^al ber Sttenfd) erlebt
Unb tragen mufc an gottgefanbteu Reiben,
SBa§ ®id)tergeift in eble gönnen gog,
®a§ mirb oor uitfenn Sluge bargefMt,
®ie ©eele l)immclf)ocl) erfyebenb unb
3«gteidj erfd)ütternb burd) be§ ©d^ieffatö ©mft. —
Sorübergleitct oor beö @eifte§ Sluge
©ebanfenfd^neU bie 3eit; 3erufalcm
©treift unfer Slicf, — mir fleljn auf ©ofgatfja;
Unb ma§ Sintigone fd)on au§gefprod)en:
2Ran foU ©ott mefyr gel)or<$en als ben üftenfcfyen
Unb feinen 9?äd)ften lieben als fid) felbjt, —
®ieS SBort feljn mir oon fjier l)inauSgetragen
3n alle JBelt unb alle 2Belt bejmingen.
3a, au<$ baS Solf ber norbifd^en ©ermanen,
IS-ö
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181
DaS unbejroungen oon ber SRömcr ©olb
3n feinen SBälbcrn ftolj unb frei gelebt,
GS beugt ftd) oor bem Äreuje bcmutfjSooU
Unb bulbet unter fic^ fo SRönd) als Prieftcr.
Unb biefc roaren’S, bic ooU Gmfigfcit
©tubiret in oergilbten pergamenten
Unb mit ber ©rieten Ijcitrer Äunft unb SSeiSfjeit
3ludj unfre norbifdj falte SBelt beglüeft;
Do<$ ul3 fie unfern ©eift $u fcffcln fudjteu
9Kit Jöorten, fd)nörfelfyaft unb mpftifc^ tief,
Da regte fu$ ber beutfcfyc grcifjeitSfinn
Unb ftreifte ab bie fein umoertljen Sanbcn.
©efreit marb ©cift unb £er$, unb auferftanben
SP reiner, ebler baS £etlenentl)um,
Pom Gljriftengeift empfangen, unb oon bem
®ermanifd)en in gormen frei gegoffen,
Die roiberfpiegelitb, roaS oon jenem flammt,
Doc§ nic^t oerlcugnen i^r ureignes SBefen.
Unb biefer ©eifter reine Harmonie,
Sie ift fein Draum; gefunben Ijab 1 id) fie,
Perförpert f^au’ i(fy fie in biefem ÄreiS,
©egeiftert für beS roaljrfjaft ©d)önen Preis,
Pom Gfjrifientfjum getragen, unb beftrebt,
3u leben, mie bie 3lfjnen einfl gelebt,
grei ©eifl unb £er$ oon finftrer 3Käd)te ©ann,
Unb jeher 3oll ein frommer beutfe^er üttamt!
Söir 3We fpüren biefeS ©eiftcS £auc§;
Grieben mir baS ©laS nac§ altem ©raud):
Dag er fi(§ mastig allezeit ermeift,
©ei eS gemeint bem eblen beutfc^cn ©eift!
_ #ff* jUfferftttter.
^ad) bei
Dag ic$ oon ifjm mid) mugte roenben
£rofc feiner tiefen Draurigfeit,
Unb feibft nid^t Droft ilpn burfte fpenben,
3ldfy, nie empfanb iä) grögreS 2eib.
3111 mein Gmpfinben, all mein Seinen,
GS galt nur iljrn, nur il)tn allein,
Unb ad), eS floffen tyeigc Dljränen,
©o oft \6) badjte feiner Pein.
O $err, mic fann id)
gür beine ?iebe, beine
Du gabft bern Kitten
£aft mi<§ beroa^rt oo
jtampfe.
Oft roar’S, als mügt' mein §erj erliegen,
Äonnt’ länger il)n nid)t leiben fefyn,
Dann bat um ©tärfe ic$ ^um ©iegen
Unb ©ott erhört' mein feiges gleljn.
Unb ^afjrc fmb baljitt gefd&rounben
©eit jener ernften PrüfungSjeit,
3lucb er l)at grieben roo^l gefunben,
Denft meiner oljne ©itterfeit.
je bir banfen
£ulb,
Äraft, bem fetymanfen,
fernerer ©<$ulb.
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182
Dunkle Blätter ans der Geschichte
Italiens. Steine Orgählungcn oon Feodor
Wehl. (£eipgig, Declam.) ©ie fchon ber
Xitel fagt, büftre C^efd^idjten aus alten Xagen,
realiftifch gurechtgeftußt ober fagen mir lieber:
fimftlerijch abgerunbet. ©ir lefen fie aber
alle mit faß athemlofen Jntereffe: Tie gingen
un§ bagu, all biefe ungcfül)nten Ungeheuers
lid^feiten. — Grin gar banfbarer ©tofj aber
ftnb fie, eine jebe ber ©rgählungen baS Btotio
gu einem mehrbänbigen (Milturs u. ©Bauers
roman. ©ir fmb and) baburch oieUeic^t
nerfudjt, bem banfbaren Biotioe gu 9iebe, baS
SBerbienft bes BerfafferS aOgu hod) gu regnen.
— ^ebenfalls aber finb fie fcfjr gefeiert er=
gählt, oerrathen eifriges C.uetlenftubium unb
oerbienen oiel gelefen gu merben. Xer „oes
netianifche Haften" uitb bie „oenetianifdje
^uftig" fmb oielleicht bie intereffanteften ber
©cflUbmingtn. Konrad Telmann .
Die reactionäre Tendenz der
weltspraclilichen Bewegung. Bon
Richard Hamei. (£ade a. 6 . 1889.
Xaufd) fc ©rofje.) 311 marinem Xone
roenbet fich ber Berfafier gegen ben melt=
fpradjlidjen Unftnn, inbem er nachmeift, baß
eine lebenSfräftige ©prache fid) nid^t fünftlid)
herfteflen läßt unb baß roeiterhin bie oor;
^anbenen Hunftfpradjen, bie um bie Balme
ringen, feineSroegS geeignet ftnb, allgemeine
Btittcl beS BerfehrS gu merben. Auf bie
Haltung einiger belehrten in ber S3olapiif=
frage, inSbefonbere beS Brofeffor Hircßhofj in
£afle, faden fdjarfe ©eitenhiebe. Xie ange=
fügten Untcrfuchungen über baS 2 Defen ber
©prache ftnb recht banfenSrocrth. GHne plan-
madige Anorbnung mirb oermißt.
Rudolf Goette.
Adam Mensch. Vornan 0011 Herr¬
mann Conradi. (Bering ooit ©ilß. griebrich
9eip;ig.) (463 ©.) Süchtiges ©tüdf Arbeit,
! idl Durch ben biefen Banb hmburchgumürgen,
>enn oiel blauen Fimmel unb ©onnenfepein
iebt’S babei nic^t; immer roieber bie alte
eier! ©ie in ben jämmerlichen „Bh ra [ en ">
bie ich f- 3 - in ben „©rengboten" gerpflücfte,
bleibt bie £auptforberuna, bie an einen
„Doman" gu fteUcn ift, unerfüllt. Xer „§elb",
$err Abam Btenfd), ift nach brei Dichtungen
thätig: er fucht ©eiber gu oerführen, bes
hanbeft fammtliche ihm in ben ©eg fommenbe
Snbioibueit mit einer glegelhaftigfeit, bie
ihresgleichen fucht, meift fogar mit pöbelhafter
(Gemeinheit, unb grübelt enblich über fich
unb feine Batur. XiefeS feinem ©efen unb
Xhun bis in bie geheimften ©chlupfminfel
Dadhfpüren nennt $err (Sonrabi in feiner
„genialen" Art: gehörige „©elbftbefchnüfjels
ung" . . . ©aS er babet finbet, ift in AbamS
Augen jehr oiel, in unfern Augen feljr roenig.
Xheiluahtne unb Mitgefühl fann ben 9efern
boch ein „£elb" nicht abgeroinnen, ber feine
Pflichten feunt, außer gegen fich, unb ber
feine ©pur oon $eifte$große, l^emüthStiefe,
Gharafterftärfe hat unb befjen gafeleien über
bie gufümtige, neue, feinem (Reifte abäquate
©eltorbnung fein Btettfch ernfthaft nehmen
mirb! ©er in aller ©eit foll benn fo lebs
hafteS ^litcreffc an bem Innern biefeS
Bteufchen nehmen, als nöthig märe, bie ©eiten
langen, tieffinnigen Betrachtungen über bie
chamäleonartigen ©chiHerungen beS ©ubjectS
gu ftubiren — ein 3*hntel biefer „Befd)nüffels
ungen" ift fchon gu oiel! . . . Xie (^arafters
fchilbevungen fmb erbärmlich- ©eit unb
Btenfchen fennt ber Autor im Allgemeinen
gar nicht, nur oerbummelte ©tubenten ober
jOirncn unb ähnliches (Belichter roeiß er gu
fchilbern. $enug; oon poetifchem ®enuß
fann feine Debe rein, mo bie Sanieren beS
BöbelS unb bie ©efinnungen eines finbifchen
©elbftanbeterS ben Blittelpunft ber „§anb=
lung" bilben. Xie ©prache beS £erm ßons
rabi ift alles Mögliche, nur nicht einfach unb
natürlich- 511 jo baS ift ber ©tpl beS
„(Genius", ber ©tnl ber 3 u f un f^J • • •
grauenhafte (iopieoon ©cherr! 5Iber Xunfels
heit, Bermorrenheit, Uebermaß fmb fchließlich
noch eher gu ertragen, als bie taufenb Qbt*
l'chtnadlofigfeiteu, oon benen baS Buch mimmelt.
(Gefühle 51nberer 111 fchonen — roelcßer Un=
finn! CFiue freche (GotteS laß er ung (©.27),
eine gürftenbeleibigung unb Berherrlichung
ber iocialen Deoolution flehen bicht bet
einaitber!*) — .^err Gonrabi geichnet ftch
mit feinem „gelben" felbß, eS ift feine 3n=
bioibualität, bie er gur 5lnfchauung bringt,
unb ba er ein „großer" Bertreter beS „jüngften
Xeutfchlanb" fein rnill, giebt er bamit eine
3eichnung biefer „©chule". XaS Bilb ber
glücfliehen 3 u ^ un fl^ au f wdüht bie jungen
^errett märten, ift oötlig nebelhaft unb oer*
fchmommen. ©ie fich ©eit unb (SefeUfchaft
im fommenben golbnen 3 e * ta ^ er barfteden
fotlen, erfahren mir nicht — natürlich, meil
fie eS felber nicht miffeu! ©äre eS nicht
eines SKeufchen, ber oon ber 3 ufunft fchmärmt,
mürbig, bie '5lufäße unb Heime einer neuen
3eit in ber (Segenmart forgfältig aufgufuchen,
an ihnen fein Xhun an^ufiiüpfcn unb bann
gur ©tärfung unb Ausbreitung biefer Heime
gu mirfen, mit allen Hräften, unermüblich,
*) SUHe oerlautft, ift 6 onrabi 8 „?lbant ©lenfA" in*
amiftpen (mit 2 Ö. SBaHotb« „^mon be 8 9tdbe»")
t>on ber ftgl. ©taa«anmaltfd»aft in £eip}ig „aus
@ittli<hleit& 0 riinben* confiBcirt.
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183 :
«-
in bcr geroiffen £ofiuung beg ©icgeg? ©o
traten aüe großen 9Jtänner, bic eine neue
3«it ßerauffußrten. Gg ifi ja freiließ lädier-
ließ, jene jungen Herren gu unfern großen
©eiftern in parallele gu bringen, aber moüten
fie emfißaft genommen fein, fie .'müßten
fid^ fo betätigen! 9lber nießt ein Füßneg
Sagen, ein mäunlicßeg Kämpfen um £erauf=
füßrung eineg neuen 3ufianbeg ifi baS
DenFen unb Dßun biefer Bohemen", fonbern
ein fcßmäcßlicßeg „©orbereiten auf ein probier
matifeßeg Grtmag", ein 3öminern unb ©eufgen
um ein fiuftgefpinnft, baS im täufeßenben
©Fonbfcßein oor ißnen ßerflattert unb ben
dtaeßrennenben aueß nießt beit 3'Pf c I Wne3
dFebelgeroanbeg läßt! . . . Unb biefe ©orte
miß bie Seit erobern?! ... „?acßßaft"! . ..
Dag Siberlicßftc aber an £>errn 9lbam 3Renfcß=
Gonrabi ifl fein ©roßenroaßn, jene aOeö
Ludwig Anzengruber ifi am 10. December
o. 3- nach furgem ÄranFeitlager oom Dob
ereilt movben; noeß in feinen leßten 2ebeng=
tagen mar er litterarifcß tßätig, mie aueß bag
bie ©tirufeite unferer heutigen Kummer
feßmüdfenbe ©ebießt geigt, meines er unö furg
oor feinem Dobe iibcrfanbte. ©ein friißeg
£>infcßeiben bebentet einen fcßmerglicßen ©er=
lufi für bie beutfdje 2itteratur, insbefonbere
aber für bie ©olFgfcßaubiißne. — 91m 29.9?o=
oernber 1839 gu Sien alg ©oßu eineg ©ub=
alternbeamten geboren, mußte er feine afa;
bemifeßen ©tubien naeß bem frühzeitigen Dobe
feineg ©atevg abbrecßeti; hierauf mürbe er
©eßilfe in einer ©ucßßanblung, bann ©cßaus
fpieler, unb naßm feßließließ im 3 a ß rc L809
eine Heinere ©eamtenfteüe in ber Wiener }>o=
ligei an, oßne jeboeß feine ©erbinbungen mit
beuiDßeater gu löfen; erft nach bem großen
©rfolg feineg Dramag „Der Pfarrer oou
Äireßfclb" gab er biefe ©teüung auf. —
9lngengruber mar unbejireitbar ber bebeutcnbfte
©olfgtßeaterbicßter ber ©egenmart. ©r oer=
fianb eg mie ©eilige, in bag rode ©?enfcßen=
leben ßiiteingugreifen, feine ©tojte fünftlerifcß
auggubeuten, feine ©erfönlicßFeitcn interefjant
gu geftalten unb in feuriger, oft leibenfeßaft*
lieber Seife gu bem ©ubliFum gu fpreeßen.
©eine befannteften ©olFgfiücfe finb: „Der
Pfarrer oonilircßfelb", „Der Jtreugeljcßreiber",
„©inganftfeßlag", „DerdReineibbauer", „‘Dag
oierte ©ebot", „Der ©emiffengnnirm", „Die
Docßter beg Sucßererg", „Der lebige £of".
Obrooßl gang unb gar im fiibbeutfcßen 23olfö=
!»-:---
©Faß überfteigeube ©elbftüberfcßäßung, ja
©elbftoergötterung, bie aug jeber 3*“« beg
©ueßeg (priemt! ©r ßält fieß für ein „meffi*
anifcß oeranlagteg ^nbioibuum", er „fleßt
über 9lÜeu" unb „läpt fieß nur mit ©eioeg*
gleichen ein", roobei er offenbar meint: „Der*
gleichen giebt’g nicht" — beiläufig eine neue
unb bequeme 9lrt, Duelle gu oermeiben! . ..
Diefe unfelige ©erblenbung, bie ben ©erfaffec
ßinbert, Oteicßtßum unb Diefe beg GßaraFterg
unb beg ©emiitßg, ©FannigfaltigFeit unb
©tarfe beg ©eifteg bei Zubern, ftatt nur bei
fieß fdbft gu jeßen, ift bie Duelle aller ©er«
irruugen beg £errn Gourabi. ©o fladfert
fein „©eift" alg ^rrlicßtlein auf einem trüben
©umpfe, unb in biefem mirb ber junge
©Fenfcß feßließließ in Fiirgerer ober längerer
3nt gu ©runbe geßen.
Dr. Max Oberbreyer.
leben mitrgelnb, ift er boeß in unferem 9Fon
ben nießt minber ßeimifcß ejemorben, mag er
oßue bie Saßrßeit unb Diefe feiner bießters
ifeßen ^raft niemalg oermoeßt ßätte. 9tn
litterarijeßem ©aeßlaß foll ein ©olFgflüdf
„©raoe 2eute oon ©runb", ein fertiger 9to=
man aug bem Siener 2eben, ferner eine
gauftbießtuna unb eine größere 9lmaßl oon
fprifeßen ©eoießten unb ©innfprüeßen oor«
gefunben roorben fein.
- * -
Richard Leander (geb. 17. 9lugu|1 1830
u 2eipgig), ber feiitfinnige SpriFer unb ©er=
affer ber aninutßigen „Draumereien an fran=
| göfifeßen Äaminen", ift plößließ am 28. Ü^o?
oernber o. % in 3*na oerfeßieben; in feinem
Ükcßlaß foU u. 91. aueß eine größere Slngaßl
oon ^anbfeßriften beüctriftifeßer SerFe ge^
funben morben fein, bie jeboeß laut tefta*
mentarifeßer ©eftimmung beg ©erßorbeneu
nießt veröffentlicht merben fotlen.
-* -
Georg Ebers mürbe oom ©ringregenten oon
©apern bureß ©erleißung beg ©t. TOcßaelg*
orbeng auggegeid^net, beffen 9lbgeicßen bem
Dicßter mittelft eineg fcßmeicßelßaften §anb*
feßreibeng gugeßellt mürben.
- * -
Theodor Fontane beging am 30. December
o. 3 . feinen fiebgigßen ©eburtgtag; aug bie=
fern 9lnlaß oeranftaltete eine 9lngaßl feiner
greunbe unb ©ereßrer (an ihrer ©piße grieb^
rieß ©pielßagen unb ©rnft Sicßert) am 4.3<* 5
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484
nuar eine größere gefUtdbfcit, an welcher u. A.
Nlinifter non Goßler, Abolf Gften3el unb tfarl
grenzet theilnahmen. griebrich ©pielhageu
eröffnete baSgeft mit einer tur3en©egrüßungS«
rebe. $>ann ^ielt £arl grenjjel bie Nebe auf
baS geftfinb, — eine Atifprache in Werfen,
ungemein gebanfenreidf) unb formfehön. ©e«
fonoerS ein fehr fdbarfer ©eitenhieb auf bie
naturaliftifche, juugbentfc^c SDichterfcbule rief
ftürmifchen, langanhaltenben Beifall h*™or.
gontane antwortete bewegt mit wenigen
$)anfe$worten. Aisbann fpradf) Ernft ©idjert
auf beu EultuSminifter ooit Goßler. tiefer
erwiberte in einer intereffanten Nebe mit einem
£och auf bie berliner treffe. „ES ift bto
nicht - , fo fagte er u. 2t., „ber Ort, um bie
©chwierigfeiten auS^ubriicfen, bie ^eute noch
äwifdjen ber ©taatSleitung unb ber mober«
nett 2itteratur beftehen. £aß bie8 ein ©uuft
ift, ber ber Aenberung bebiirftig uttb auch
fähig ift, barüber werben ftcb bie Erfahrenen
unter 3hnen nicht täufchen."
- * -
Ernst von Wildenbruchs neueftc8 £rama
r $)er Generalfelbobrift" ging am 1 . Januar
tm ßeip^iaer ©tabttheater in ©eene unb batte
einen entfehiebenen Erfolg 311 oeqcichiten.
-- * -
August Förster, ber oerbienftoolte $)irec«
tor be8 ©lirgtheaterS, ift am 22. 5 >ecember
o. 3 . in golge eitte8 ©chlaganfaGS geftorben;
über feinen Nachfolger ift noch feine Ent*
fchließung gefaßt.
- * -
lieber bie Erftaufführung oon Friedrich
Spielhftgens neuem irauerfpiel „AuS eiferuer
3 eit" entnehmen wir bettt „£amb. Eorrefp."
furj golgenoeS: „Einen fo glänjenben Er«
folg, wie ihn ©pielbagenS brantattfdheS 3 eit=
gemälbe oor bem bis auf beu lebten ©lafc
beferen £aufe baoontrug, hoben mir feit
3abren in unferem ©tabttheatcr nicht erlebt.
Nach id>em Actfdhluß raufchenber 93 eifaU unb
ftürmifch« Nufe nach betn ©erfafjer, ber wohl
noanjig Ntai erfchien, um beu £anf beS
©ublifumS entgegen 311 nehmen. ES hieße
bie fünftlerifche ©ebentung bc 3 ©erfeS untere
a m, wollte man bei bem Erfolge oon einem
ruef be8 2 ocalpatrioti 8 muS fpredjen, beim
überall in $eutfchlanb wirb ber §anblung
ein warmes 3ntcreffe entgegengebracht werben,
gührt fte un 3 bod^ in bie 3 eit beS greiheitS«
FriegeS jurücf, in jene glänjcitbe Epoche beut«
fcher Gefehlte, welche in bem ^erjen beS
Patrioten in unoerejänglicheit 3 l, flen fort«
lebt troß be8 Gewaltigen unb Großen, was
bie jüngfte Generation bei ©ieberaufrichtung
beS ^eutfehen NeidbeS unb bei ben bie ganje
©eit mit ©ewunoerung erfiiüenben ©tegett
ber beutf<hen ©affen erfahren hot*.
-- * -
$)er Aufruf, welcher 311 ©eiträgen für bie
Errichtung eine8 Hamorling-Denkmals in
Graz aufforbert, ift oon fiubmig A^engruber,
Ebuarb 0. ©auernfelb, Nubolf ©aumbach,
©. Earneri, gelip $>ahn, £an8 GraSberger,
SNartin Greif, ©ilhelm 3°tban, Gottfrieb
Getier, Äonrab gerbinanb Nleper, Ulbert Ntö«
fer, Emil NitterShauS, ©. St. Nofegger, grieb«
rieh ©djlögl, Nobert ©djweichel, griebrich
©pielhagen, ßarl 0. $h a ler, Chrnft 0. ©Üben«
bruch, außerbem oon Dr. Aiiauft görfter,
SDirector beS ©iener .^ofburgtbeoterS, Dr.
galfenftein, ©orfißenber beS Allgemeinen $eut«
fchen ©chuloereinS in ©erlin, unb Dr. ©eit«
lof, Obmann beS ^eittfdjen ©djnloereiitS,
unterjeichnet. Einige ber beutfdheit ©d)rift«
fteller, bie ben Aufruf mit ihrem Namen
aefchmüeft hoben, äußern fich 11t ihren 3 n«
fchnften an ben AuSfdjuß in ber wärmften
©eife über beu 3 ,D ed beS Unternehmens.
— - * -
©on ©ien auS wirb folgenber Aufruf 3ur
Grünbuttg einer Grillparzer-Gesellschaft oer«
breitet: Am 15 . 3 onuar 1891 finbet bie
Eenteunarfeicr ber Geburt grait3 GriGparserS
ftatt. Ein $heil unterer ©chulb gegen ben
größten dichter OefterreichS ift getilgt, feit ftd)
im laufchigen Grün beS ©oUSgartenS fein
J'enfmal erhebt. Nunmehr gilt eS eine an«
bere, gleich bebeutfame Aufgabe 3U löfen: ber
©flege feines GeifteS eine miirbige ©tätte 3U
bieten. Getragen oon ber Uebeqeugung, bafc
eS jebem ^eutfeheu ©flicht, jebem Oefterreicher
,'per3enSfache ift, GrilIpar3erS Anbeuten 311
ehren, treten wir h^oor; an alle greunbe
feiner Ntufe ergeht unfer Nuf. 3 n ber GriG*
parier«(^efellfd^aft foü ein Ntittelpunft ge«
jehaffen werben für aöe ©eftrebungen, bie
barauf ab^ielen, bie 3 Berfe biefeS großen Ge«
niuS 3U oerbreiten, fte wiffenfchaftlich 31t er«
forfchen, burch bie lebenbige Nebe, wie burch
baS gebruefte SBort für bie ©ertiefuug ihrer
©olfSthiimlichfeit eingutreteu, baS Anbeuten
an ben ©tol3 unfereS 2 anbeS wach 311 holten,
feinen Ntihm 311 mehren. GriöpaqerS Name
fteht auf nuferer ga|ne, eS ift ber Name beS
beften OcfterreicherS, einer ber größten oon
AQen, bie in beutfeher ©prache fingen unb
fagen; mögen ihr AGe folgen, bie emaebenf
fmb ber ©erfe unfereS Richters: w Glucflich
ber Ntenfch, ber frembe Größe fühlt nnb fie
burch l'iebe macht 311 feiner eignen." £er
Aufruf ift n. A. unterzeichnet oon 2 ubwig
A^engniber (f), Eb. 0. ©auernfelb, Dr.
Alfreb greiherr 0. ©erger, Heinrich ©ult«
haupt, Ntoriß Earriere, Ntarie 0. Ebner«
Efchenbach, Dr. Auguft görfter (f), GJtartin
Greif, Dr. Eb. ^anSlicr, Ebuarb 0. £art«
mann, Dr. Alfreb Älaar, 3 °fef 2 ewinStp,
©. St. Nofcgger, gerbinanb 0. ©aar, Anton
N. 0. ©chmerling, OSwalb Graf $h im /
Dr. Ale£. 0. ©eilen, Abolf ©ilbranbt,
Eharlotte ©öfter, Dr. Nobert 3^”0 1 ^mann
(Obmann beS oorbereitenben EomitöS).
Anmelbungen (unter ©eifchluß beS Gelb«
betrageS) fmb an ben ©chriftführer Dr.
Emil Neich (II. Ejerningaffe 7 ) ober an bie
©udhhanblungen ©raumuGer, Gerolb, Wölber,
^onegen, £e(|ner, Ntan3, ©eibel, ©3elinSfp
in ©len 3U richten, ©tifter wirb, wer min«
beftenS 3weihunbert, Ntitglieb auf 2ebenS3eit,
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wer mittbeflenS fed^ig, orbentlicheS 2Rits
glieb, n>er jährlich minbeftenS 3 (Bulben
o. 9 ®. (gleich fechS 9 RarF) erlegt. Alle $Rit=
glieber erhalten baS Jahrbuch ber ©efeUfd^aft
unentgeltlich. 3 >ie erftc SahreSoerfammlting
ftnbet am 15 . Januar in 2 Bien ftatt.
BNtlMMiif«! von allgemelmer Gelting. Jede Einsendung, Ober deren ev. Verwendung Aus¬
kunft gewünscht wird, muss deutlich und mit nicht su blssser Tinte geschrieben sein. Fenier ist jeder
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf
enthalten. Briefliche Kritik ertbeilen wir nur unseren Abonnenten und zwar sind für das Antwort¬
schreiben und BOcksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. 30 Kr., 60 Cts. eto.)
nebst adresairtera Couvert beisufOgen. Bei Einsendungen, welche an dieser Stelle Erledigung finden
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Gedichte überhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann zurttcksenden, wenn der volle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’» bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns aulangen, werden ausnahmslos surOckgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Origi nalbeitr&ge acceptirt.
S. D. in St. I —t. ©ie roünfchcn bie
Abreffe oon 3 lfe GlauS, 23 evfafferin üoh
„V öllig ©ploefter*, 311 erfahren; oiedeicht
femtt einer unferer gefchäfeten Abonnenten
biefelbe unb hat bie ®iite, fie unS mit$us
theilen.
A. 0 . in N—dt. 2öir haben Jhre Bücher
jur 53efprechunjj oorgemerft.
Anonymus tn Altona. Anonpme (^in=
fenbungeit bleiben beFanntlich ein fiir alle
SRale unberücffnhtigt.
G. v. B. in A—g Nächtliche Kämpfe";
E. H. in B —1 Nach Jahren*; J. S. in
D—n „Abenbaebet einer IMebenben*; A. B.
in G—n *©pate JRofen*; A. W. in H—g
Nein @lücf - ; S. K. in H-n „©arum?*.
Angenommen!
I. A. in F—t; R. K. in B—au fbieämal
eine für unfer lölatt uitgünfUge ©toffioahO;
F. K. I. in 0 —g (inhaltlich 311 belanglos,
bej. ju breit); V. T. in R— g (nicht Fiat qe=
nug burchgearbeitet); C. S. in S—g i. K.;
G. R. in B—n (NmeS £ebett* erfcheint
bemnäcbft); H. G. nt B—n; M. G. inO—f;
L. G. in G—ft (Ner ©ternc Sröfiunq" in
(Jimelnem unFlar); R. 0 . in E—n; W. A.
in V —1 (unburchficfjtiq im AttSbrucF); W.
G. in K—z Qu alltäglicher (^ebanFengang);
F. K. R. in S—d (trofc mehrfacher 3 Ränael
talentoolle Anläufe); L. K. in D—n (31t
fpät eingetrofieu unb nicht beit gegemoärtigen
93 erhältniffen entspreche nb); E. P. in T—n;
S. H. in K-e; K. G. in L-g; A. v. N.
in N—g (31t breit); H. S. in R—tz (unS
theilioeije unoerftätiblich); F. G. in L—g
unb Dr. H. H. in B—11 (theilS ber fcbled)teu
Meinte, theilS beS unbebeutenbeit JtihaltS
roegett unoeriüenbbar); Dr. R. L. itt B—n;
R. G. in E-d- M. S. in C-tz; I. H. S.
in 0 —e; B. C. K. in B—n (ermangelt
innerlicher, Fraftoofler $eftaltung).
Dankend abgelehnt.
P. YY r . in B—n. Sftan hat ©ie einfach
mit Unroahrheit berichtet. ©ämmtliche
beutfehe iBuchhanbluitgen, fooiel eS beren in
beit 5 SSclttheilen giebt, ftnb oon un§ mehr*
fach, b. h- foioohl btirth befottbereS Gircular
als auch btiich Att3eige in buchbänblerifdjeit
ftadjblättern 00m Grf^eitteit beS NolFramS*
liebes* itt itenntuifj gefegt toorben.
Allen mehrten greunbett, bie unS 311m
JahreSmedjjel btirch (^liicFnriiufdje erfreuten,
fprechett toir au biefer ©teile unter herzlicher
^riüiberung unfern mbittblichften $)anF auS.
(6$Iufs ber Aeboction biefer Kummer: 4. 3<uuiar 1890.)
Jnhaftfiperjeicjniß.
fttbifttt Don Cibtsia Amtagrnbrr, Srlmntb Ädiröbrr, Ctrl Woran, 3ob*nnrf Prorlll, K. &4miöt - Uaba-
«it, Bsbslf 6rA, flssraö Crluoni, 3oban«rf firfiarr, Cito firlerbosrr unb ftlifabttb ßflwlis*. — Der rsfflhfce
Pars aß. ©on Äbsrlri ÜUdtrrli. — Civbilb. (frtn $elbcngebid)t Don ftnftoo Hoftropp. (^rortfefcung.) — fllfbtr-
fßaa. — l’ittrrator a«b fanfl. — firleffdjsltrr.
^adjbruit nur unter genauer $neffeuauga0e geduftet.
9 eßettuitgeu ftttb 311 richten an bie Expedition (Paal Helnze’e Verlag), $iufeubtingeii
on bie Redactlon des „Deutschen DichterhelnT in Dresden-Striesen. 31t Gontmiffton:
Trüb’sche Buchhandlung (A. ©chmittner) in Zürich unb L Steiger 4 Cie. in New-York.
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mm
Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben:
Geschichte der deutschen Litteratur
von Goethe’s Tode bis zur Gegenwart.
(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.)
Von Paul Heinze und Rudolf Goette.
Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszügen von H. von Kleist,
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, Th. Storni, R. Ha-
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch.
Preis: brosoh. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf.
Weitere Stimmen der Presse:
Sehorerhi Familieablatt: In reiner und freier Form, mit gerechtem Urtheil
und grossem Verständniss ftlr die verschiedenartigsten litterarischeu Bestrebungen, vor
allem mit Erwähnung der neuesten Dichternamen, so bietet diesor elegante Band eiue will¬
kommene Uebersicht über die Entwicklung des literarischen Lebens der letzten fünfzig Jahre.
Universum: Eine Geschichte der neucsteu Litteratur, die auch die Erzeugnisse der
letzten Jahre und die Werke der jüngsten Autoren berücksichtigen will, ist um so schwieriger
zu schreiben, als dieselbe ihreu Stoff nicht im gauzeu Umfang als ein historisch Gewordenes be¬
trachten kann, sondern vielfach in die Kämpfe und Fragen des Tages eintreten muss. Es gebürt
zur gebührenden Würdigung von Individualitäten, die zum Theil noch im Werden begriffen
sind, ein besonders feiner Tact. Dieser littera rische Tact ist nun den Verfassern
des vorliegenden Werkes eigen. Wenn man sich auch nicht immer mit dem Urtheil der¬
selben einverstanden erklären kann, so macht doch die im Allgemeinen gesunde, vou Einseitig¬
keit freie Auffassung das Werk geeignet, bei dem gebildeten Laien Verständniss und Theilnahme
für dio Schätze unseres neueren Schriftthums zu erwecken.
Kdnlgsberger Allgemeine Zeitung: Ueberall begegnet man einem sicheren Urtheil
und empfängt dio Ansicht, dass die Verfasser die Bücher, über welche sie reden, auch wirklich
gelesen haben; man muss zugeben, ein tüchtiges Stück Arbeit. Nirgend wird mau einer zu
Uebelwollen eiugegebenen Kritik begegnen, sie ist überall massvoll uud begründet. Zwar
scheuen sich die Verfasser nicht, den Modeschriftstellern, wo es nach ihrer Ansicht von nöthen,
zu Leibe zu gehen, sie sind dagegen auch bestrebt, bescheidenen Talenten Gerechtigkeit wider¬
fahren zu lassen. Auch dem sogenannten jüngsten Deutschland widmen die Verfasser sine ira
et studio ihre Aufmerksamkeit. Wir empfehlen das Werk der Gunst unserer Leser.
Schlesisch« Zeitung: Selten haben wir ein litteraturgeschiclitliches Buch mit solchem
Vergnügen gelesen und mit solcher Befriedigungaus der Hand gelegt, wie das vorliegende. Die
vou den Verfassern gelieferten Charakteristiken und Beurtheilungen der Dichter, ebeuso wie dio
der Dichterwerke sind fast durchweg schlagend, treffend und wohl begründet; sie
zeugen von der ästhetischen Bildung nicht minder als von dem gesunden Sinn der Verfasser.
Am meisten zu beglückwünschen sind sie aber wegen des kühnen Muths, mit dem sie sich auch
mit ihrem Urtheil an die durch nachbeteriacho Tradition geweihten uud von der Tagosmode
überschätzten Grössen gewagt haben. Eiueu höchst erfreulichen Eindruck macht es auch, dass
sie in der Eiutheilung der Dichter nicht blindlings der Schablone der üblichen Litteraturge-
schichten gefolgt, sondern völlig selbstständig verfahren sind. Durch das Ganze weht eiu
erfrischender Hauch und die Verfasser haben sich kein geringes Verdienst
damit erworben, dass sie eudlich einmal in den Wust von Nameu und Titeln,
in dem die neueste Li tteraturgeschichte fast erstickte, Licht und Ordnung
? :ebracht haben. Das Buch sei hiermit unseren Lesern auf’s Angelogent-
ichste empfohlen.
Norddeutsche Allgemeine Zeitung: Das Buch kommt einem längst gefühlten Be-
dürfniss entgegen, da es an einem derartigen Werke, das eine Uebersicht über die litterarischen
Bewegungen unserer jüngsten Vergangenheit giebt, gefehlt hat. Dasselbe ist mit zehn wohlge¬
troffenen Bildnissen deutscher Dichter geschmückt und sahireiche Auszüge von, den betreffenden
Dichter besonders kennzeichnenden Poesieen beleben die Darstellung.
Berliner Tageblatt : Das sorgfältig gearbeitete Werk, das mit den l’orlraits der hervor¬
ragendsten neuen Autoren geschmückt ist, wird als ein Nachschlagebuch gar Manchem will¬
kommen sein.
Brau nach welglscbe Anzeigen: Eine Leistung, die neben den besten Werken
ähnlicher Art sich mit Ehren sehen lassen kann. Die Verfasser spenden freudig und
vorurtheilsfrei Lob, lassen es aber'andererseits an strenger Kritik nicht fehlen. Sie sind ehrlich
und wahr, nnd ihre Darstellung ist so gewandt und geschmackvoll, dass jeder gebildete Laie das
Buch mit Vcrgnügeu lesen wird. Das Werk ist in der That der weitesten Verbreitung werth
und wer die Schätze unseres neuen Schriftthums nicht geflissentlich verachtet, der wird den Ver¬
fassern Dank wissen und den wunderhübsch ausgestatteten, mit zehn Bildnissen und mit Namens¬
zeichnungen deutscher Dichter versehenen Band immer wieder gern zur Hand nehmen. Er soi
damit als ein guter und gewissenhafter Führer auf das Wärmste empfohlen.
Dresden - Striesen.
Paul Heinze’s Verlag.
<S$ef*ftebacteur unb ©tgentyümer: y«ttf
Srutf üott fjetbbumb 2$omafe tu Stabest. — $apict bott Sielet A Sögel in Beipfig.
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Drgmi für Jirfilfitinll mul ilrilifi. (Der „Deuifdirii lidilfrlinlfe’ 19. JJiijkI.)
Herausgeber: y«uf S>t\n\t.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jf halbjährl., vorauszahlb. Man nbonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutschen bichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 00 5 Sttlck eiuer Nummer JU 1,60.
I
>änbtx tinb gteere flnb
p<$wet ju nmireifen,
<^,/tann bod) ßeln g&enf<J)enßittb
pj^warßeit gfetd) teifen!
y J pod) btitd) bie weite g&eft
f ber gebanfte,
o et 04 ftnbet, fättt
JegfldJe piQtanie.
«£täbte paff £au0rtgfan},
£8&(bet pofT 3?afmen,
(Mrfeit im SStöt^enfiranj,
Sfefbet ist jiafmett,
Sffatmat itnb fbetylein,
£djmu<ft bet $emftitbet,
Ewigen $ft»Qfittgs $4ein
SSI eien bie <£&nbet.
grauen, ßefeßt unb Qafb,
gbanbefttbe g&ounen;
frömmer, von £8är4engofb
^djtmmernb umfpanuen;
Steife mit grauem ?Urt;
?ugenb po ft ^tifdfe;
?dfter ua<$ f ra<$t unb jtrt
SSuttt im $emifd)e; —
«£etrrid)es frbenfeiu!
^rnttlefnbes £$ogen!
glimmt’* beit ^ebattlett eilt,
£d)uefT Ift’s bnrdjfToge*.
peinig! podji um beit yrete,
Pa|| et nidjte woffe,
Pa|| iQm be$ gPeftalT* jittis
fraumQaft perraffe.
Jißet perfaitgt bie 33ru(t
figuea SSeftyeu,
paff fit bet #tbe <f,ufl
^freubig btmQßftyeu —
p^wiubet bie 3*eft, (a gta||,
finjig jurn Staunte,
3*a M <£<*§ erfdjfad
^afjfettbem f raume.
^ieraunmua /am.
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R-»
Jtarf $eroß «h
2 lbermalg haben wir bie traurige ©flicht gu erfüllen, an biefer ©teile be§
£inf<heibenä eine§ unferer erlaucbteften Mitarbeiter gu gebenfen; am 14. 3amtar
ift jfrirl (Serof im nabegu ootlenbeten 75. Slebensjabre aug einem reicbgefegneten
©Raffen plöplicb unb unermartet burd) bcn Dob abberufen morben.
Der Dichter, am 30. Januar 1815 gu ©aibingen in ©cbmaben geboren,
ftubirte in Tübingen Rheologie (oon 1832—1836) unb roibmete fic^ algbann alg
©farrgebilfe feineg ©aterg ber jeelforgerifdjen ^^ätigfeit, big er im 3atjre 1849
alg ©rebiger in ©tuttgart angefteQt roarb; im 3ab r * 1808 ernannte ihn ber
Äönig oon Württemberg, in gerechter Würbigung feiner ©erbieufte, jum Oben
bofprebiger, Cberconfiftorialratb unb Prälaten unb eg mar bem Siebter oergönnt,
ben hoben 2lnforberun<jen, melcbe fein ©eruf an ibn fteüte, big gu feinem (Gttbe
in ungefcbroäcbter geifttger £raft geredet merben gu fönnen. Doch ben geiftlidben
Würbenträger fcbmücfte auch ber Sorbeerfrang beg rubntgefrönten SDid^terö. Die
„©almblätter" geroannen ibm im ©türm bie bergen beg großen beutfeben
©olfeg unb mürben gu einem £augfcbap ebelfter 2lrt in 2lbertaufenben beutfeber
gamilien.
©etradjten mir nun bcn geiftigen (Gntroicflungggang beg Dicbterg, fo hoben
mir gunäcbft ber treuen, fürforgenben unb beratbenben greunbfebaft (Guftao
©ebroabg gu gebenfen, ber ben jungen ©oeten gu biebterifebem ©ebaffen anregte
unb ihn in bcn febroäbifeben Dicbterfreig einfübrte; ber rege geiftige ©erfebr mit
ben Mitgliebern beffelben HlbUmb, Mörife u. 2t.) roirfte ungemein befruebtenb
auf baS reiche biebterifebe ialent (Gerofg, ber guerft mit ben „©almblättern"
(1857) oor bte Oefjentlicbfcit trat; eg finb bieg Dichtungen erbaulichen Jnbaltg,
melcbe ficb an einzelne ©ibelfielleu anfcblicpen unb biefelben nach oerfdbiebenen
Dichtungen bin gebanflicb auggeftalten; bie Äunft beg berufenen tfangelrebnerg
briieft biefer ©ammlung ben ©tempel priefterlicber Weibe auf unb bie einfache,
fd)licbte unb ungefebminfte Darftelluuggmeife beroeift, mic biefe ©ange aug ber
©eele beg Dicbterg unmittelbar emporgequollen, ©on gleichem (Reifte erfüllt finb
bie „©fingftroien", bie ficb äußerlich oon ben „©almblatteru" nur babureb unter-
febeiben, bap fie ihre ©tofje ber 2lpoftelgefcbidhte entnehmen, ©on nun an manbie
ftdb bie Mufe (Gerofg mehr meltlicben ©tofjen gu, ohne baß ber Dichter jeboeb
barüber je feinen fieberen ©tüppunft, bie ©erebrun$ beg (Gmigen unb (Göttlichen,
aug feinem (Seficbtgfreife oerloren halte: überall flmqt ber (Grunbton gläubigen
©ertraueng unb boffnunggfreubiger 3 uocr f' c b t &ur<h leine Dichtungen. Dieg bt-
roeijen u. 21. feine ©ammluugen „©lunten unb ©terne", „2luf einfamen (Gängen"
unb „Deutfcbc Ojtern." 3n lepterem ©anbe feiert ber Dichter in fcbmungooUeu
unb berebten Weifen bie ©aterlanbgliebe, mobei er befonberg auf ben großen Or-
eigniffeu beg beut|cb=frangöfifcben Ärie^eg fugt; unter ben (Schichten biefer ©amm=
lung ift namentlich bag ©cblacbtenbtlb „Die Doife oon (Graoelotte" in feiner
ergreifenben ©pracbe mit Decpt (Gemeingut beg ©olfeg aemorben. Die beiben
lepten ©ammlungen, melcbe ber Dichter erft im höheren Lebensalter oeröiicntlicbte,
betiteln ficb „Der fepte ©traup" unb „Unter bem 2lbcnbftern"; über beiben liegt
eg mie ber milbe, fonniqe 2lbglang eineg flareu ©pätbcrbfttagcg unb gönn unb
3 nbalt beefen ficb in feböner ©ollenbung.
(Gine giiöe auggereifter (Gebauten, hoher ©ilberreiebtbum unb eine reine
eble gorm finb bie beroorragenbften (Gigenfcbaften ber (Gerof’fcbeu Lprif: auch
unter feinen ©aHaben, melcbe oielfacp an biejenigen Ublanbg gemahnen, ftnoet fi<h
oieleg ©ortrefflicbe. —
Der ebrmürbige greife Dichter felbft ift nun babingegangen: feine
©cböpfungen aber merben im bergen beg beutfeben ©olfeg fortleben, fo lange ein
(Semütb an mabrer unb echter ©oefie ficb erbaut utib erbebt.
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*-
H
^Ceßcr bas ^erflänöfidje in ben
cSitteraturcn-
3?on Dr. «Affreb 3fnebtnann.
pcbci Dichter träumt gewtp in
feiner Jitgenb feinen ^ileranber-
3 ug. (*r fief)t fid) in feinen
£ojjnungSträumen big an baS
( ? nbe ber 3 eiten getragen; er
hält |emc einftige ^ofition auf bem ^arnap
für unangreifbar, ^iclc Stiicfe ^ernjteinS
werben an preupifdheit Ü'üfteu 3 ufammenges
Iefen; wenige nur fd)liepen einen aufbewahrten
Ncft orgamfeheu Gebens ein. (So trägt fid)
auch bie Ntenfchpeit mit nur wenigen tarnen
unb oergipt bie meiften. (Goethe, Spaftfpearc,
£omer , biefe ntäd)tigcn Schallwellen pflaiuen
fiep im utiermeplidjeit Äther ber (Swigfeit
fort; fic unb oielleicpt nod) feefjs Anbcre —
fie hoben baS (Srnige 311 fagen gewupt! ltnb
bocp, welche ftatllidje Neipe oon gacfelträgern
beS (^eifteS non SoppofleS bis Sefftng —,
non '^aitl gletnming welche (Sntmicfelmtg
ber ?tjrif bis auf Vubwtg Uplaitb! Aber
„gleich wie bie Blätter im Siitbe, fo fiub
bie (ttefcpled)tcr — ber Did)ter", fönnte mau
beu Sänger ber JliaS oariiren, unb non ber
Citteratur peipt es wie nom (*otte 3 ebaotp:
„Daufenb Japre f tl1 ^ oor £ir wie ber Sag,
ber geftern oergangen ift, unb wie eine Nad)t=
wache." Ser in il)r niept tanfeitb Jahre be¬
lieben faitn, wa§ will fein (SintagSbeftanb
bebeuten? „Vorbei, oorbei!" ruft ber ner=
neitieube (S ; eift, ber gewip unwiffentlich baS
(^ute fchafft, wenn er ber ^ergeffenpeit ans
peimgiebt, was wertp ift, $u l^runbc 311 gehen.
(SS liegt etwas ttnjäglicp NührcnbcS in bem
Aufwattb non Streben, ftraft unb Jugenb,
ber eine Seit 31 t erobern nertneint unb helfen
Sirfuug bie eines perferföniglidjnt Nulpem
fchlageS iu’S Nteergetofe ift.
( s ‘S giebt eben 3 wcierlci Wirten non Dichtern;
dichter, bie neralten, weit fie Ntobebicpter
waren, unb Didjter, bie ewig jung bleiben,
wenn fie and) (cpon feit Jahrtaufcubcn tobt
ftnb. Die 9Nobe wed)felt; ber Spencer oon
geftern, ber Krümmel unb £aoclod non heute
werben morgen in bie (*de geworfen, wäprenb
ber Ntenfch, wie ihn bie Natur bilbete, bie
(Soa, ber (^ottnater fein ipse frei auf bie
Stirne feprieb, ber Ntenfcp, wie ihn
fchuf, ewig jung bleiben!
2eute, bie ihre Unfterblidjfeit fchon 00113
ftcher in ber Dajdjc hotten unb beSpalb 311
ftreben unb 31 t fdjafjen aufhörteu, würben fid)
wuitbern, wenn fie heute als ®eift h^uuters
fliegen — wie etttfeplicp wenig non ihnen bie
Nebe ift. 3 pre Manien roüen wohl noch
eine 3 c it lang mit als leerer begriff, als
$attung§be 3 eid)nung, unb baS ift fcpon niel!
3 pre nerflaubten golianten holt Niemanb
mehr aus oerfd)ofletien Scprättfen 1111 b ($e=
ftellen; unb floppt fte ein 3 <ütoergeuber auf,
jo wunbert er fid) bap, wie einft baS, was
jefct mit fo niel Staub bebeeft ift, fo niel
Staub aufwirbeln fonnte! (SS giebt Uns
fterbliche, bie gelefen werben unb in bie gerne
wirfeit, unb Unfterbliche, bie genannt, aber
nicht gefannt finb.
5Nit Ausnahme weniger Sterne erfter©röpe
fann man als C^efep aurftetlen bap ber Dichter
je eher erlifdjt, je mehr fein Name bei Öeb*
jetten genannt würbe. $ottfd)eb erlebte mit
feinen (^ebiepten wohl eben fo otele Aufs
lagen, als mancher moberne Ntobe = 2 i)rifer,
aber er wirb heute fo wenig gelefen, wie ber
grope ßlopftodf, gegen ben er einft fo getobt
unb geeifert.
Auch bie 2eier ber (Griechen hotte nicht oon
Anbeginn elf Saiten, eS war DimotpeuS oon
ÜNilet, ber bie fiebenfaitige ^portnin): beS
SerpanbroS in bie elffaitige Äitpara oers
wanbeite. Ser, ber nicht eine Sitteraturges
fchichte fdhreibt, fept ficf) peilte noch 311 ben
Nürnberger Nteifter fingern, 3 U £)anS Sachs,
311 33ater C^leim, unb holt barauS, nota bene,
(Erhebung unb Seltoergeffen, wie oielleicht
auS 9Jtir3a'Sd)affp, ober auS $aul ^epfe’fchen
Nooelleu? Tn dichter par excellence ift
im Allgemeinen feiner 3 c *t oorauS; er ijl
ein 3«itgeuoffe beS fommenben 3ohi’h un ^ ei 't g
— im Stile OffianS: „S)ie Farben flub bie
Söhne fpät’rer 3 e tten!" (^r anticipirt baS
folgenbe Zeitalter; eS liegt alfo in ber Natur
ber Sadje, bafe ihn fein Zeitalter migoerfleht
ober gar nicht oerftept. (Sr houjt hoch über
ber ^tlbuitgStlufe ber Ntaffcn, benn fein ^lap
ift auf ber höchfteti §öhe ber Gilbung; bis
biefe CMemeiugut ber Ntenge geworben, hot
ihn längft bie cnbliche 3 f lt ^iniDeqgcrojft
unb er wirb erft nach feinem Sobe ein Ntits
biirger feiner Äinber unb CFnfel im 9ftenfdhen=
gefchled)tc. S^er gro^e dichter giebt einem
allgemeinen, unau§gefprod)enen, in ber £uft
fdjwebenben (^ebanfen inbioibuede @eftalt;
jeboch oerallgemeinert er jugleidh baS fub=
jectioe, inbioibuelle (Gefühl; nur Senigen aes
lingt unbewußt biefer fchwierige "^ro^ep; bie
Senigen gehören bann 3 H ®eucit, bie eben
baS (Swige 311 fagen gewupt hoben! Ntag
auch mand^er fattfam (Srfannte unb Unbes
rnfenc fid) als oerfannteS ©enie empfinben,
ber echte Dichter, ber gröpte C^eift feiner >)cit
ift immer ein wenig oerfannteS $enie. s dÄan
wirb fid) bagegen "auf ©oethe unb Schiller
berufen — aber hoch nicht oergeffen bürfen,
bap Shofefpeare wohl erft feit einem 3 a h rs
huitbert für bie Seit „Shofefpeare" ift, unb
bap oon SdfjopenhoucrS £auptmerf 00 m
Jahre 182b bis J843 burchfchnitttid) je 2, fage
3 wei (^remplare oon 93rocfhauS oerfanft
würben! Jn felbftbewupter 3 ooerficht fdhreibt
ber „granffurter (Sremit": „Auch meine 3eit
wirb unb mup fommen; unb je fpater, befto
f lläitjenber! (Sinfl wirb mein 'ßublifum ein
ehr gropeS fein, auch mein 33udh noch ® if l e
42
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190
Auflagen erleben, roenn ich auch biefe nicht
erlebe!"
©ar Wtancfjcr tröffet ftch fchon im §eute
bamit, baß er erft nach bem ‘lobe anerfannt
roerbe. ©eine fjinterlaffenen ©Triften, auf
bie er bie luftiqften 1?uftfc^löffer gebaut, ftnb
ber Briifftein für bie (Jäheit feines Xid^tcr-
golbeS. Erregen fie eine ©ellenberoegung,
mie ber in’S ©affer geroorfene ©chieferftein,
ber, mehrmals aitfhüptenb, Flcine concentrifche
Greife erzeugt, um bann auf emig untergu-
ftnfen, nun, fo ift baS jehon etroaS — aber
er roar feiner non Tenen, bie baS Einige 511
fagen mitten! Er mag fid) nad) feinem nun
»öUigen lobe bamit tröften, baf; ihn oietleicht
einmal ein SütterarhiftoriFerentbecft, galoanifirt
unb ihm noch einige 3ucfuitßcn ab;miugt.
Tie ©irfung beS ©ihieferfteinS ift halb nach
feinem Unterftnfen bahin, Corner unb Goethe
aber ftnb Baffatroinbe, bie alljährlich ihre
©irfung hoppelt erneuern, über baS Erben*
runb fegen unb fid) in ^etlfameit Bertur 5
bationen luftreinigeub fnnbgeben.
©ie Wenige aber fiitb auSerroählt unb mie
Spiele glauben fid) berufen, ^ebe neue 3 C ^
mit ihren neuen Bebiirfniffen fegt unbarm*
herzig ganze Bücher^Bpramiben hinroeg unb
bebeeft fie mit bem ©üfienfanbe ber Ber*
gefjenheit. Unbarmherzig blieft baS JauuS*
gefidjt ber 3*it nad) bem 'illten, unbarmherzig
fdjaut es in bie 3 ufunft, unb mic müßte baS
l*ebächtniß beS breißigften 3 a hrhunbertS be=
fchaffen fein, ba fortgefirebt unb foitgebid^tet
merben muß bis zum leinen Wtenfchen MaftafiuS
EHiinS, mie bis zum heutigen läge!
Ter ©iift ber oerroeltten Ginnte ift auf-
ßcjogcu uou bem Mgeift ber Wtenfchheit, unb
tnfofern geht fein EVbanfe. fein feelifcljcr
3ug oerloren; er lebt fort in einer Wfetamor*
phofe, einer < 3 )feteinpft|d)ofc; aber an bem
Warnen beS Einzelnen ruft ein 3 a h l huubert
bem anbertt zu: /Vorbei! Vorbei!"
©ir fchen ab uou ber friegciifd>en Teubenz
beS ^citalterö (ber gürften oielmehr!) unb
non oem Einfluß ber Waturroiffenfchaftcn auf
unfer fchnelllebigeS E'efd)led)t. Mer mer
oerfeuft fich h eutc nod) liebenb bis in ben
£alS in bie 3 aubevfecn, babet fid; im tnonb-
beglänzten 3 auberlid)t ber Womautif? Tie
englifdje ©eefd)ule — mer lieft in Euglanb
heut noch aufmerfjam ©orbSmortb, ©outhep,
jo uiel ihre Wanten and) genannt merben
unb gefatmt (ein mögen?
Unb nicht Bilberftürmer unb CMößenzer*
triinimerer ftnb mir —, aber gemährt Bproit,
00m Warnte mieber gelefett, nod) benielben
Hochgenuß, ben er betn ^ünglin^ zu bieten
nermochte? Unb mie eö bem reiten Wfamte
mit feiner 3 ugenb*Erinnerung ( feiner früheren
i'eftüre geht, jo mirb eS mit beit Viebliugeit
non heute ben fommenbcnWtenjchengefdjlechtern
gehen. War Wenige behalten emig baS ©ort,
bem EroigFcit zu uerleihcn fie oerftaubeu
haben! Unb, 0 Blasphemie, bie mir nur
ZÖgerub nieberzufchreibett magen, auch
Manchen unter biefett Einigen thttt Ekroohn*
beit, altes §erfommen, Wachbeterei unb
Trabition fein kleines!
WeueS miU bie ©eit, emig WeueS jroifchen
ihren unerfättlichen Wafchinenräbern zer¬
malmen; aber baS Weuefte »ergeht, unb baS
Me, baS Befte beS eilten bleibt unfterblich
befteheit! ©ir begegnen in ben £itteraturen
aitfftrebenber Eutroiaelung roohl juerft bem
(Gefühl, bann bem Eebanfen in bem 3uftaube
relatioer gormlofigfeit; halb mirb bie Btoral
als ber 3u>ecf ber ftunft gepriefen, halb foU
bie ?iebe jur^unftalS folche bie unmoralijehfien
©toffe entfchulbigeit fönnen. 'Me 'Jkobufte
foldher £albheitSperioben befriebigen bie Wach 5
fommenbeit nicht mehr unb gehen einer ge*
rechten Bergeffenheit entgegen. Entroeber
mirb unS ©eele ohne Jbee ober tytt ohne
©eele entgegengehalten unb in bem Äunft-
merf, baS fflnfpruch auf Tauer erheben barf,
mup pch gönn unb 3 bee beefen, eS muff
einen emigett 05 ebanfeniuhalt in tabellofer
gornt zur (Jrfcheinuug bringen unb hoch barf
eS in feiner Boflenbuitg nicht falt (affen!
Jöelch 1 lange Epoche im Tafeiu eines BolfeS
ift aber bazu nöthig, bis eS in feiner ®e=
fammtheit fo gebilbet ift, um (Mcifter heroor=
Ztibringeu, bie alle jene Borzüge in ftd) oer=
einigen, bie ein bauernbeS.thmftmerF bebmgeu.
3 umeift fteht ein (Genius auf, ber 9 llIeS oor=
megnimmt unb feine 3^jt, gemiffermafzen mit
einem Wucf, 11m ein (^emaltigeS oormärtS
bringt. Wtan liebt eS, ber heutigen £itteratur
ihre Weiauug z n erotifcheu ©(hilberunaen
üorzumerfen, oergißt jeboch, baf; baS $e=
fchlcchtSoerhältnifz oorzugSmeife ber ©toff ber
Tichter roar, ift unb fein mirb, unb bafj lange
oor uns fd^ou $einfe feinen ^Irbingheflo unb
©ielaub feine poetifchen Erzählungen ge-
fchriebeu hoben. B?oher fonunt eS aber, bag
.^einfe’S gluthoollc E'eftaltcu oergeffen, 29 ie-
lanbS üppige, fofette, meithlidje, tänbelnbe
Berfoneit in ben .piutergruub getreten fmb ?
Tie i^enfd)en haben fi<h oeränbert, bie poetifch«
©prachform hat fid) oerebclt unb entroiefdt;
baS überroitd)ernbe Weben- unb Beimerf, in
bem auch 3 eQ u Baul fo groß mar, mirb auS-
efchieben unb oor Ment auf bie Tarlegung
eö pfpchologifchen Hergangs mehr Vernicht
gelegt; er mirb flarer erzählt; er ift baS @e=
mürz, baS geffefnbe ber ntobernften Tichtung.
©hafefpeare hat ihn freilich, mie McS,
fchon gehabt; aber barum ro.irbe er auch 001t
Btjron, ber BieleS, aber nicht 2 lQeS hatte, fo
fehr gehaßt. ÄleiftS WooeÜe: „Wichel Kohl=
haaS" mirb emig ein leuchtenbeS Borbilb er-
Zähleuber Bfijd^ologie fein; bennoch fcheiuen
unS hier bie gäben noch nicht fo bloßgelegt,
mie z- B. in g. ÄiirubergerS Wooelle: w Tie
Vaft OcS ©chmeigeitS", in ber man mirflich
bie Weruenftränge, 001t berJpanb beS jecirenben
Anatomen freigelegt, 51t feheu glaubt, ober
bie auSgefchnittenen E'chimfafern, an beiten
baS Teufen hcnimflettert, ober bie bfoßge*
legten Wippen uub gaferu eines oielorr-
Zmeigten TvaubenblattffelettS.
ES ift Jebermann befaunt, roelcheS 5 luf-
feheti bie erfteu @ebichte ©alter ©cottS
SS
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191
machten. „The Lay of the last Ministrel“
rourbe gleich beim ©rfcpeineu in 30 00*)
©remplaren oerFauft; nach ber Verausgabe
oon „Mannion“ roar er ber £öroe beS^ageS.
„The Lady of the Lake“ warb jo ftarf be¬
gehrt, bah bamalS bie ©rträgniffe ber ^ojt*
[teilen in ©cpottlanb auf baS doppelte
fliegen. ©r oerbiente alSbalb 75 0UG X^aler
jährlich. ©eine erfteu Romane, oon benen
1822 145000 Bänbe abgefefct mürben, ntacpten
ihn oötlig populär. 3US er ber itrönungS*
fein* in Bonbon beiroohnte, mürbe er burcp
eine oon fdhottifdjen ©olbatcn abgefperrte
<Maffe gebrängt, ©obalb er oon ihnen cr=
fannt morbett, liehen fie ipn, entgegen ftrenger
Orbre, pajfiren unb riefen: „©ir ©alter
©cott barf überall burd^!" ©r oerbiente
Millionen mit feiner gcber unb als fein
Slffocid unb Verleger Ballanttjne fadirte, be¬
lief fid} feine üftitfcpulb auf 117(00 Bfunb
©terling! Tie Föitigliche BanF hellte bem
Ticpter ihre Mittel jur Verfügung. ©r
lernte jebe Unterftüpung oon aupeu ab unb
begann feine ©djulben burcp feine gebcr ab=
$utraqcn. ©in ©ebanFe, ber in Teutjcplanb
au Bttapufinu grenzt, ober bocp mahufinnig
madjen mühte!
Tenuocp gehört ©alter ©cott ^eute 311 ben
©cpriftftellern, bie 3 *her olö unbärtiger ^süng=
ling einmal gelefen pat, ben aber faft Wie*
ntanb (?) mel)r lieft, ©ir fucpeu heutzutage
in ©ebidpten etroaS SlnbereS, als mii in ©cottS
BoemS ftnben — eine Vertiefung in baS
Bfpcpifcpe. ©ir laffen unS gerne oon ©cott
in bie abgelegenen ©cplucpten beS Benacprat)
ober an bie jcpattigften Ufer oon £ocp Somonb
führen; mir roollen aber auch in baS innerfte
(betriebe, in ben aepeimfien ©ebanfenfcplupfs
roinfel feiner Vefben fe^en. Ter lebenbige
Tialog, bie fcparfe ©parafteqeicpnung tu
feinen Vomanen entfcpäbigen unS nid^t mehr
bafitr, bah unfer Berftanb unbefriebiat bleibt,
unfer (Gefühl nicht in hohem ©rabe erregt
mirb. ©ir motlen eben bie ©eele unb bte
3 bee; ohne Bereinigung beiber mirb fein
Äunftmerf höheren Slnfpvucp machen Föntten,
als ein ©erF ber ÜKobe ju fein. Unb baS
©efen ber Btobe ift eben bie BergänglicpFeit.
Vomer, ©oetpe, ©pafefpeare finb beS ©eifieS
emige ÄleibungSftiicfe; bie ibeeHen geigem
Matter, bie niemals aus ber Btobe Fommen
merben! — ©ie mancher ©cpriftfteUer hotte
BleibenbereS unb ©ertpooüereS fcpajjen
Föttnen, menn fein erfteS Auftreten roeniger
geräufcpootl gemefen märe! 2 lber bie ©eräufcp=
ooHen madjen fiep ben 2 ebenben benterfbar!
Unb oon ber ©eit heiht eS nid^t nur: „mundus
vult deeipi“, fonbern auch: „bie ©eit mill
bie mediocritas, bie Sftittelmähigfeit!" Ter
lebenbe Ticpter follte baher immer bebenFen,
bap baS, roaS bie Btitroelt roegen feiner
ültittelmähigFeit mit greuben entgegennimmt,
bie iftacpmelt einfach als fehlest oerroirft.
Ter Ticpter aber, ber oietleicpt feiner
©eneration ein gretnber bleibt, mirb mög*
licpermeife ber ©prenbürger oieler Fommenber
©enerationen.
Jorgen am ^öalöfee.
Die 9 tadpt entflieht, gen £)immel fepmebt ber Traum;
2 luS purpurlicptumflammtem Böolfentpor
Steigt fiegeSfrop baS TagSgeftirn empor.
Streut SRofen in beS Siegers weiten Staunt.
Unb Stofen blüpen auf am BBalbeSfaum,
Unb glüpn auS roilbem Dropngepeg peroor,
Unb Fränjen buftumroogt baS grüne SJtoor,
Umputpet oon ber JBeUen Silberfcpaunt.
Unb auS beS ©albfeeS tief gepeimem @runbe
Staufcpt eS empor roie neuen SebenS Äunbe,
Älingt fort im Vogelfang, im äBalbeSroebcn.
3 «rpoben ftnb bie nädjfgen SpuFgeftalten,
grop barf baS £icpt, baS gottgefanbte, malten,
SJtit @lücF unb ®lanj baS ©rbenrunb umfeptoeben.
Jintta 9otgi»
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192
5T
Per Saget.
©ahft jum Salb beit 3>äger fdjreiten,
Sehrgefchmücft unb mit bcr teilte,
Thöricht 2Räbchen!
Unb bu lafeft mit ©ntjüden
3^m im 2lntlih roilbc $reube.
£örft .im Salb ba3 ^agbborn fchallen
Unb bic‘ Sücbfe luftig fnattcru,
5£^örid)t Sttäbdjen!
©iehft ba3 Silbbuhn burdj bie Dichtung
Tobgetroffen nieberflattern.
treibt bid) bennod) t;ci§ Segehren
3n beö SalbeS nächtig ©rauen?
Thöricht 3Jtäbd)en!
33Jo be§ -Sägern glübnbe 2lugen
3aubevmäd)tig nad) bir flauen?
Senn im .fSerbft bie bürren Blätter
Taumelnb s j>fab unb ©teig oerroeheit,
Tl)öricht DJtäbcben!
©eh id) bid) in unheilbarem,
Silbern ©chnfuchtöfchmerj vergehen! —
_ 3tt<$ftrb Nulter.
<£ i n § r a ß.
2luf bem {Jrieb^of ragt ein Sreu$,
©d)lid)t unb prunflo3, h a *& verwittert;
Ob ber eingefunfnen ©ruft
Sirre3 ©ra3 im Sinbe jittert.
Seine #anb ber Üiebe pflegt
SDiefe roüfte ©rabeSftätte.
Son ber Seit oergefjen fcheint,
Ter h^r fdjläft in ftillem Sette.
9?ur alljährlich in ber 3 e ür
SDa bie Sftofen ftcb)n in Slüthe,
Seiht hier ber ©rinnrung 3°ß
heimlich noch ein treu ©emüthe:
Oft am borgen h^b' id) bann
©inen frifchen ©trauft gefunben,
Unb mit einem buffgen Sranj
Sar ba§ morfche Sreuj umrounben.
Sarum finb’3 bie 9fa)fen roohl,
SDie man bringt als einige ©penbe?
Unb nicht anbren Slumenfchmucf,
Senn bie $Rofen$eit ju ©ube?
Ob oor allen Slumcn fte
Tiefen Tobten einft erfreuten?
Ob fie ein geheimes Sanb
3meier £er$en roohl bebeuten?
Sar eS roohl jur 9tofen$eit,
2llS bie üicbe fie burchglül)te?
Sar eS rooljl jur 9tofen$eit,
21 iS il;r junges ©liicf oerblühte?
3üngft, als leiö bie Tämmerung
3lh rc ^(hatten nieberfenfte,
©al) ich, wie ein fchüd)tern Seib
©einen ©chritt jum ©rabc lenfte.
©ine jarte granngeftalt,
Sleid) unb roelf! Ter 2lugeit blaue,
©rofce ©terne fpähteu rings,
Ob i(;r Tl)un auc h 9tiemanb fchaue.
Tann am £ügel fanf fie hin,
£ielt beS Sreu^eS ©tainm umfd)lnngen,
Unb ein leifcs Seinen ift
2Iit mein laufchenb Ohr gebruugen.
©inen frifchen Sftofenftraufc
Trug bas ©rab, als fie gerieben. —
©ü£er 2iachtigaQenfang
Tönte burch ben 2lbenbfriebcn.
frnft von £d)önßerg.
Ö-
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193 •
f u f ft a n.
ߧ fielet in glammen
Der geuergott:
„©ie lange noch X(;ränen?
©ie lange noch Spott?
O Slphrobite,
ßntfticgen bem Staunt
Der 9tteerc3wellen —
Du lieblicher Draum!
Dein ©lief hat ©offen
Unb Pfeile bein ©ort?
Dein £er$ h a * Slügel
Unb fdjnnngt ftch fort?
Du liebft nicht ju fifcen
9lm §erbe be§ #errn?
Du nimmft $um Dh rone
Den ©anbelftern?"
Unb wie fie entfd^ininbet,
©ie Draume3geftalt,
Schwingt er beit Jammer
2)tit gortteSgewalt.
ßr fdhwingt ben Jammer
SDtit DonnerfchaU,
ß3 jittern bie Reifen
Som ffiieberhaH:
„So fchmieb' ich ßifen,
So fchmieb' ich ^ en ®ß&
So fchmieb' ich *> cr ©öfter
Urewigen Sifc.
So fchlag ich tn Drümmer
Da§ Urgeftcin,
Der 3ri3 Sogen,
Den farbigen Sdjein . . .
Serfchwinbc, wa§ ewiger
Dauer nicht werth!
Die Äraft im Sufett
©leibt unoerfehrt."
fitgefOeri £f6re<hf.
Pes Pieters PenRmaf.
ßin Denfmal wollt ihr fefcen
Dem Dieter, lieb unb werth?
So wi§t ihr nicht $u [d^ö^ert,
©onad) fein $er$ begehrt.
©ernähret, Stammgenoffen,
Unb fingt im trauten $ret$,
©a3 feiner ©ruft entfproffen —
Daö ift be3 Dieters ©reis.
Sein Sieb — ©ott woll'S behüten! —
3ft nur ein luft'ger $auch,
©leichwie ber Duft ber ©lüthen
Som grünen Saum unb Strauch-
Salb flingt'S wie SiebeSwerben,
Salb ruft'S jum frohen geft,
Salb will ber Don erfterben
©ie Säufeln im ©eäft.
Salb bröhnt'S wie fiugelfaufen
Unb ferner Ärieger Schritt
Unb reifct im greiheitSbraufen
Der §örer £>er$en mit.
Unb ift fein Sieb oerftungen,
So braucht er feinen Stein,
Dann h°t er auSgefungen
Unb mag oergeffen fein.
Steintaft
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194
®u iuiüft ein Vieb, geprief'ue Sd)Sne;
©JirFft bu nidjt fclbft meljr als C^efaug,
9ftefyr al3 bie Harmonie ber £öne,
Sftefjr als bei* 9M)i)tf}meii 3 au f> f rfT an 9
9flit beinen rabenfd)iuarjen ^(ec^tcn;
2JHt beiner ^iigc eblem Schnitt;
9ftit beiner grö()lid)Feit, bei* echten,
Unb beinern leidjtbefcfymingtcn Schritt?
I 9£ie Jynlter, bie um ©lumcn fofen,
Spielt beitteS Väd)eln$ Sonnenfdjein,
| ®u fdjeinft ummcljt oon Sontmerrofen
Hub aus bem geecnlanb ju fein;
Tu jieljft ber ^ugenb muntre Greife
3 h beine lid)terfüUte ©al)n,
Wl\t beinern Scfyerj geminnft bu ©reife,
Sie fcfyen ftill oergniigt bid) an!
Selbft bem, ber meltentfrembet maltet
Unb ftreng bem geben fid; oerfdjliefet,
»$aft bu ben grüfylingsftraljl entfaltet,
J)cr fdjmeidjelnb fid? in's £erj ergießt.
So Fontm, ein Sonnenblicf, gefegnet
3u mandrem trüben ©rbentag
Unb bringe bem, ber bir begegnet,
©ieb if)m, roae nid)t ba$ Vieb oennag!
gofepfine Kretin v. Jinorr.
§n bei vüadjt.
(9iad? einer ©olfSmeife.)
3e^t Fommt bie fröljlidjc Dtadjt fjeratt,
®a fd)leid)t jum Viebdjen fo mancher 'Utann,
Unb Dilles giebt fid) )ufrieben in bie 9^u^\
s Jiur mir nidjt gefyen bie klugen ju.
©erloren fyab 1 td? bie fcfyöne 3*it,
So nafy mar ber Viebfte, nun ift er rocit,
3u lauge mufet 1 er uor meiner I^üre fteljn,
,3d) liefe im 3°™ tfyu oon bannen gefyn.
Gr l)at ju ber 2lnbern ftd) Ijingeroanbt,
©ergebend ftreef 1 id) nach il;m bie §aub,
©ergebend breit’ id) bie kirnte nad) ifym auS,
Ter 2Öinb nur fdjmeift um mein ftilleS £)auS.
GS fc^eut fidj ber Schlaf meinem Vager ju nafjn,
Sonft mürb 1 id) bod) träumenb fein ©ilb umfaßt,
Veere ftarr’ id) mit tfyränenlofem ©lief —
C s Jtad)t, o bring 1 mir ben greunb jurücf!
38a* jtafßtift.
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195
Jbünengraö.
2lin Hünengrab im Sudjenfjain,
Um beu bic ©Sogen branben, —
©Sie oft in buntlen träumerein
Hab’ id) allfyier geftanben!
Sumpf raunt be$ SIReereS ©Sogenfc^lag
©on feiten, längft uerflungen,
Sa er, bei* l)ier im ©treit erlag,
Sereinft fein ©cfyroert gefdjtimngeit.
Unb s IRaitn um SRann, unb ©c^aar
um ©djaar
©ntfteigt ben bunflen ©lüften,
Ser feinte 2lblerflügclpaar
' Ofaufcfyt ficgfyaft in ben Jüften.
Sie (Srbe bräunt uon fftoffeSfyuf,
©djroerter unb ©ere jifd;en, —
„Hilf ©Soban" borniert ber ©cfyladjtenruf
Unb ^örner gellen bajmifd^en!
©tafyl prallt au ©tafyl mit hartem Älang,
Saß fyell bie gunfen fliegen!
Sa$ ift ein graufiger ©Saffengang
Unb taufenb s Jtecfen erliegen! •
©ie ftttfen fyiu im Reißen tob
2öie ©d)nee oor’m H ÖU£ § beS iDFärjen,
9iingS färbt ber ^aibe ©runb fid? rot§
©om ©lut ber £>elben§er$cn.
Sod) mäklig flirbt beS ftampfeS ©raun,
groftbraun oom 9lebel uinfponnen;
©tid führen liebliche ©djladjtiungfrauit
Sie gelben $u ©SattjallS ©rönnen.
Unb nun ber tag jur 9Rüfte geljt
3m ©teruenglaft, im bleichen,
Sa raunt ber ©Salb fein s J2ac§tgebet
Ueber unzähligen £eid)en. —
Ser träum zerrinnt. — Ser ©Salb nur
raufet
©ruft, wie oor taufenb fahren,
211$ wollt' er, roaS er einft erlaufet,
$Rir heimlich offenbaren.
Sie ftoljen liefen, altersgrau,
Sie feinem ©htrm fid) beugen,
©ahn, roaS ich nur in träumen fcfyau,
211S großer ©orjeit 3 cu 9 en -
Unb ber hier ruht in bunfler ©ruft,
6r ^arrt, baS ©dhroert zur ©eite,
©iS ^eimbals fetymetternb Hont ihn ruft
Bunt lebten großen ©treite.
tarnt bricht im Soiiner ber 2lfenfchladht
SaS ©ScttaU jach jufammen,
©rcll züngeln burch bic tobcSnacht
2ftu$pilirs graufigc glammen.
(£$ ftürjt ftch über bie ©rbenmelt
SaS 9fteer mit grimmigem §eulcn
Unb frachenb birft baS Himmelszelt
Unter 2l$garbS ttmnfenben ©äulen. —
Soch einmal roeicht bem 9ftorgenlidht
Ser ©ötterbämmrung ©rauen,
Sann toirb SllloaterS 2lngefic^t
©ein ©iegeSljclb crfc^auen.
Oft laufet er, roenn ber ©ranbung ©djlag
Sie ©türme ftranbroärtS fegen,
Sann träumt er roicbcr ftiU bem tag
©on 9tagnaröf entgegen.
y«iif <$eitt)e.
'5fe|) r imismus uni) Optimismus.
3<h fü^r an trüben tagen
©in arges Unbehagen
Unb möchte grimmig freiten
Sie (Sri)* als bie fd^ied^tefle ber ©Selten.
So<h fc^eint bie ©ottne roieber
©om blauen Himmel nieber,
ÜKein" ich, eS müßte 2lllen
Sie @rbe als bie befic ©Seit gefallen.
$uttns £tuxm.
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196
'panberfieb.
©etrunfen fjab 1 idj unb gefd)er$t
Unb Ijab' ein fdjöneS Äinb gel)er$t,
9fun trolP idj mid? non bannen.
2Bie fjerrlidt) roeitet fid) bie Sßclt!
2Bie fyerrlid) blaut baö £>imntel3$elt!
§arjbuft entftrömt ben Samten.
©in 9tö3d)en ftecft an meinem §ut,
Sa3 fc^enfte mir ein Junget Slut
3lnt 9Birtf)3l)au3 bei ben üinben.
Unb jieljt itjr aud) Sanb au§, Sanb ein,
©in fcfyönree Äinb, ein beffrer 2Bein
3ft nid)t fo leicht ju fmben.
Styr Sögelein ftimmt alle ein,
Sem aüerfcfyönften Ü^ägbeleiit
Sing icty ein £ieb $u Gfjren.
9ttaiglödfd)en it>r, im JßalbeSgrunb,
9hm läutet fyetl, mein froher üftunb
33irb eud) bie Sßeifen lehren.
_ 3?. jtu<$fer*
'jPenbftanbdjen.
©in Sag ift fyingegangen,
©eit id) bidj nicfyt gefeljn,
Unb mod)t’ mit gellem prangen
Sie ©onn’ am ^immel ftcfjn,
$6) lebte fyeut oergebenS,
O ©onne meinet $?eben$:
©in Sag ift Ijingegangen,
©eit id) bidj nidjt gefefjn.
9Jtein ©eufjen miß nic^t enben
9?ad) bir in füger s 4?ein,
©o roie bie ©turnen incnben
©icb nad) ber ©onne ©djein.
© liebfte mir ber grauen,
Sein 2lntli^ lafc mic^ flauen!
9ftein ©eufjen miß nid)t enben
9kcfy bir in füfjer $ein.
2ld), beineS 2luge3 Stimmer
9)tac§t mir jum Sag bie 9tacfyt,
Cb Sunfelfyeit auch immer
©ebedt ber ©rbe ^rac^t, —
Unb greube feieret reicher.
C Sraute, blidP fyernieber!
Senn beine§ 2tuge§ ©dummer
ÜJtac^t mir §um Sag bie 9iac§t.
SSifQefm Jbef.
'pofgafaljrt.
Se§ ©trome$ glutljen fcfyaufeln
Sen Sßanbrer unb fein ©efcfyid,
Unb frembe ©ilber gaufein
©or bem erftaunten ©lief:
Surdj bunfle Ufer jiefyet
Ser ftolje Sftiefenftrom
Unb fternburdfyfunfelt glühet
Se3 OftenS §immel§bom. . .
2ßa§ birgt für mid) bie gerne:
©lüd ober frühes ©rab?
3;l)r litten, golbnen ©terne,
Strahlt 2lntreort mir fjerab!
glanzt fo freunblid) Ijeßc
$n ftiHer £mnmelöru§,
Unb mi(fy — mid) trägt bie 2Beße
Ser bunflen $ufunft ju. . .
£arf Jittern*
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jbeßefo
3fn einem Schroarjmalbftäbtlein fpat
3ft ÜRctfter .f>ebel eingefehrt,
2llö Siebter unb als Äirchenrath
©out Sanb ber §eimnt I;ci§ oerchrt.
Gin gener roirb noch gefthürt,
Sen girft umbrauft ber ©Hnterminb;
Sein ©aftfreunb ifyn jum Säger fül^rt:
Su lieber Meifter, febtummre linb!
Sod) trofc be§ b°^ en SSunfdjeS miß
Äein Schlummer heut ft<h [teilen ein;
Mit roeigent Strahle fd)lcid)ct ftill
Surcb'ö genfter ftch ber Monbenfchcin.
Cb er oom 2Beg in 1 ^ Cberlanb
^m Sanbpoftroagen noch fo matt,
Äein Mohnforn au3 bes Schlafet £anb
gällt füg auf £ebel3 Sagerfiatt.
Senn Sorgen haben mancherlei
2lm £>er$en jehrenb ihm genagt,
©on Mitternacht jum £mhnenfchrei
£>arrt er mit Seufzen, bis e3 tagt.
Mit fehlerem Schlaggcroicht bie Uhr
3m bunfetn Äaften bröhnenb tieft,
Sonft ift c3 ftill; ein Mäuschen nur
3m äBanbgetäfel fnufpernb pieft.
liod
Soch ad), nodh lang iß nicht oorbei
Sie 9tad)t mit ihrem bangen Schritt,
©om Äivchenthurme fd>Iägt eö: 3roei!;
Se3 Si<htcr3 Sippe jählt e§ mit.
Sic ©affen braugen finb oerfchneit,
ScrScbroarjroalb blinft imSBinterbuft —,
Sa horch, burch tiefe Ginfamfeit
Sc3 2Bäd)ter3 £>orn mit Schmettern ruft.
Ser manbelt mit Satem 1 unb Speer
9lm £au§ oorbei, bie Strag 1 entlang,
3nm Ohr beä Schlummerlofen h c *
Surch Dtacht unb Stille tönt ber Sang:
„Unb roeni fcho 1 mieber, eh*3 no tagt,
Sie fchmeri Sorg 1 am §erje nagt,
Su arme Sropf, bi Schlaf ifch K
©ott forgt! e3 mär 1 nit nöthig gfi."
Ser Sinter taufest unb laufet unb meint,
Sinft in bie Äiffen fanft unb ruht
Sorglos, roie einft er’3 felbft gemeint,
3n eignen Siebes frommer Jput.
Sem Gingefchlafnen fchimmernb feucht
Sie Sh r ön’ noch 00n ^ cr Jßimper hängt,
Mit ftilloerflärenbem ©eleucht
Sein §aupt ber Monbenfh*ahl umfängt.
_ «Äeiuridj ^ierorbt.
§ i f t.
3m luft'gen Slbenbfreife fällt mein ©lief
5(uf bunte ©turnen, bie bie ©ruft mir gieren,
Unb plötzlich mirb eS mir berougt — bie halben,
Sie farbenbuftig mir am ©ufen btühn,
©iftblumen finb cS — töbtlich ift iljr Saft.
Sen fchtanFen gingerhut pflüeft 1 ich mir früh,
Unb ba bu Mittags oon ben 3Biefen famft,
Srad;teft bu läd^etnb mir bie §erbftjeittofen,
Sie erften — bie beS Sommers Scheiben füuben.
So haucht unb lebt an meinem £er$eit nun
Gin farbcnteuchtenb, nmnberholbeS ©ift —
3Bie tief im £>er$en felber meine Siebe —
©etäubenb unb bethörenb — füg unb töbtlich!
_ genuine »#n S^ren^e*.
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sßeitn Äröeitefämpdjen.
3Rctn 2lrbeit3lämp<hen, füll unb traut,
©Sie leu^tcft bu fo mitb!
J>a braunen brauft ber ©turnt fo laut,
9l!i*§ genftev flirrt er toilb.
Saug trieb'S, o ©türm, mich ofyne 9tub’
Umher in roilbcr £)aft;
9c un neibeft, Sftubelofer, bu
3)tir meine tiefe 9faft.
‘Doch ob bu tobft in lauter 9Sutf>,
3<h fürd^t 1 bein 3ürnen nicht;
3<h bleib getroft unb frohgemut^
§ell ftra^U mein FleineS ^ic^t.
®rum braufe, ©türm, ja braufe $u
3n milberregter $ein!
ffiie giebft, mein Slrbeitslämpdjen, bu
©o ru^eooUen ©dbettt!
_ $ ruf! 3 ?fattdL
^oßannteßerger!
91$ märe baS ©cblöftlein 3ohanniSbergmein!
— gürft SJtetternicb, merft Öu<b ben Math! —
3«b [teilte baS ^olitifiren ein,
3cb rooUte (elber ein Äöitig fein
3n engem, in traulichem ©taat!
$o<b oben auf D’febenmmbuftetem ©cbloft
t)a Raufte ich immerbar,
lüb’ ich jum feftlid^en ^ed^enben £rofj
®ie Dritter mir ein oom geflügelten 9toft,
$)er dichter fröhliche ©ebaar!
SDer Heller, baS märe mein JfronungSfaal
Unb Saubgeroinbe bie JFron’,
TOein ©cepter, baS märe ber ooHe ^ßofal,
©o fäfc’ ich &etm trauten Saternenftrahl
9luf mooftgem Jäfclein als Xhron.
3cb litt’ nicht Parteiung, td) litte nicht £aft!
— ©or ©accbuS finb mir ja gleich —.
3cb labte mein ©ölflein mit herrlichem 9ta§,
3ch machte fte alle mit ©olb aus bem Saft
©Sie Könige glücflich unb reich!
Unb menn nun ein gäftlein gelceret mär’,
©leicb müftte ein neues ^eran!
$)ann fünbeten ©oller oom ©erge her
3n’S 9theinthal hinunter bie fröhliche ©tär:
£eut ftechen mir mieber eins an!
$5er biefeS Sieblein gefungen hat,
$)er hat meber ©djloffer noch ©elb,
©ein 9tame fleht nicht im EbelSblatt,
3hn fennt nicht bie luftige ©mnauftabt,
Irofcbem fchaut er froh in 2öelt!
SDodf) höret er reben oom fürftlicben £>errn
$)eS freunblichen ©cblöftleinS am fttbein,
$>aitn fpricht er: 34 QÖnne bie ©h ren ih m gern,
$)en Dteichthum, ben $)egen, baS ©anb mit bem ©tern,
2Bär’ nur ber Johannisberg mein!
3 uf. 3 *. <£aar$au 5 .
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Q-*
Märzveilclien. AfeueCGcbidjteoon Ernst
Roeder. (DreSben, 1889, ©. ^ierfon’S Bcrl.)
Der ‘Xitel beS BncheS erfcheint auf beu erfteu
Blicf hödjfl beleihen, giebt fid) aber bcm, mel*
d)er beb ni i* b*m 3n^altc oertraut macht, als
eine gewaltige ©elbftüberfchägung fmib. Diefe
fog. AJlärzoeilchen erfreuen meber burch ihre
garbe, noch ftrömen fic ©oblgeriid) auS. Oer
Berfaffer mürbe feine Aleimmerfe weit treffeuber
als „©Ibroaffer" bezeichnet hoben, beim bie
in Berje gebrachten ©äpe mälzen ficb mit
trüber (Gleid)förmigfeit bal)in. dennoch habe
ich baS Buch mit ^o^er Befriebigung auS
ber £anb gelegt, eS hat in gemifjer ^>infid>t
feinen ©erth, unb man fann in ©ruft flloeberben
„©afferbidjter non (GotteS (Knaben" begrüßen,
©ie üch ber Alaturforfcher über ein recht
fennjeichnenb herauSgebilbeteS ©jemplar einer
(Gattung freut, fo erquiefte ich mich an ber
„bicbterifchen" Berförperung beS Innenlebens
non ©rnft flloeber; ich fiitbe in feinen (Gepichten
ein rounberootteS flJfufter ber (GegeuftanbS*
lofigfeit in ben (Gebilben unfereS DilettantiS*
! mtiS. ©S ift fo fchon, baß in biefeit Btärz*
I neilchen fein frentber Beftanbtl)eil ben
I ©inbrutf ber BlaubliimleiuoerSmacherei be¬
einträchtigt! llitfer Jüngling Driftest eS ja
n leiblich, bie ©Örter m Bcrfe unb flteime
ringen, er ftrebt nie ben ©olfen $u nub
nerfällt baljer audj nicht gerabc in ©chmulft,
aber eS ragt aud) fein (GcbanFe irgenbmie über
ben (GcfichtSFreiS einer empfinbiamen Köchin
I hinaus. 3113 beu tiefften (Grunbgehalt oon
<5rnft flloeberS „^ßoefie* fönnte man ben be-
I fannten BerS:
! Die Blumenfprache oerftehüe,
Un bat ich liebe, bat toeeßte
1 anführen unb fo barf man mit einiger Be*
rechtigung alle echten Dilettanten auf bie in
; ihrer 3lrt unbeftritten foftlicße Sammlung
hinroeifen, welche bie BerSbredjfelei ju hoher
3luSbilbnng bringt, ©ie burd)fichtig unb
einfach, mie finnig unb treuherzig ift nicht
ber fo!genbe Vergleich:
©d)nee im grühling, roittft mir fcheinen
©ie ein rauheS, falfcheS ©ort,
| DaS in lieberfülltem fterzen
ginbet einen falfchen Ort.
Unb mie befcheibeu unb herzeuSeinfältig muthet
uttS baS (Geftäubnifi an:
3ld), bliefe mich nicht jo forfchenb an,
(Geh’, fi f h’ mit ben blauen 3lugen,
3 n>ei folche3lugenfinbfchulbbaran,
Dafj ich $ u nicht mehr (?) fann
taugen.
I»-
3lber liebes ©afferbidjterlein, roout beim baS
euphemiftifche „mehr" ? ttJlan roeiß, mie Attan*
eher burch attzutiefeS Denfcn um ben Berftaub
gefommeu ift; in ben ©erfeu unfereS ©rnft
mad)t (ich nun eine gefunbe (Gegenwirfung
gegen einen folchen Ü)Tißbrauch beS (GehintS
gelteub. Das bufelt fo frifch unb munter in
ben Dag hinein unb reimt, mie ihm ber
©djnabel gemadjfen ift; ber Regelt fpielt be*
;eid)nenber ffieijc eine bcjonberS hcroorragenbe
Motte:
©ic ber fliegen fällt am leid)t'ftcn,
©lernt bie ©onn’ am fchönftcn fcheiut,
©o menn i'ieb’ unb (Gl tief am größten,
31 ud) baS «£>erz am leid)t’ften meint.
Dafe ber fliegen am leichteften fällt, menn
fllegenmolfen am £inuncl fteljeu, ift eine
fo langmeilig*uüd)terne 0 hotfache, baff fte
für einen cdjteit ©afferbichter nicht oorhanbeit
Zit fein braucht. —
Jnbcm ich biefe tfritif fchreibe, liegt eS
mir immer mie eine Beflemniung auf ber
©ecle, bafe ich ber flJhtfe beS £errn ©rnft
Afoeber hoch trotz aller Bemühungen nicht
ganz gerecht z» merben oermöchte, ©ie oicl
leichter hoben eS einige freitubmittige Bettern
unb Befannte beS (Gefeierten, beneu er felbft
bie reimfünftlerijche Berförperung feiner
©mpfinbungeu überreichen fonnte! ©ie oiel
mehr oermodjte fein College, gerbüianb CGleidj,
ber fritifche i'ofalprophet beS „OreSbener
Anzeigers" für AJhifif, bie ©chönheiteu Ovuft
AtoeberS z« oerftehen, ba er hoch mit über*
natürlich tief briitgenbem ©djarfblid baS (Golb
echter Boefte in ben flftärzueilchen zu entbeefen
im ©taube mar! ©ie mürber chrmiirbige
SJtann, ber fid) fchon burch ben (Genufj oon
glußroaffer in eine roahre Alh^omeinbegeifters
utig hineiufchmärmt, itnS erfi beit ©erth beS
butiflen DraubenfaftcS tiefer Dichtung oer*
aufchanliehen fönnen, menn ihn ber (Geift er=
faßt! (^S märe unoerantmortlich, bem ©bien,
ber fo leicht fchroärmt, eS oormerfen z» motten,
menn er fich oft auf frembe (Gebiete hinüber
magt unb ftrauchelt. ©chmerlich fann eS beu
©erth feiner 3liiSfpriiche beeinträchtigen, bafj
ihn ntmcilen, roenit er baS fritifche ©djmert
j^mingt, bie ©uth beS rafenben 3lja?r erfaßt,
mmal eS als ein mit biefer ©chroäche oer^
jöhnenber 3»g erfcheint, baß fich folc^e ©uth s
anfätte guten greunben unb Befannten gegen*
über nicht leicht einflellen. Der DreSbener
mag fich freuen, baff er feinen biebern
ä erbinanb (Gleich h<U, ift einmal ein
ritifer, ber für tnenfchliche ©d)roächen ein
hot. Rudolf Goette.
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RT
S5
Weihefrühling, ©ebid)te oon Her¬
mann Stegemann. (©olmar, ©glinS=
borfer & äßalbmeper, 1888.) Die ©amm=
lutig ift bem ©rafen ©chad gemibmet unb
ber 2 ?erfaffer wirb e§ baljer auch billig fin=
ben, wenn bie Äritif an§ biefcm ©rnitbe
einen ftrengeren Waßftab anlegt. 3 um ©lüd
brauet aud) bie Wehrgal)l be§ ©ebotnten
einen folgen nicht gu freuen. Ter 33erfaffer
oerfügt über ein tüchtiges, rocnn auch nicf)t
ausgeprägt eigenartiges Talent, bas mit ©e=
fdjid fie* ^ ber gorm bc§ einfachen S'icbcS
ergebt, ^ier finbct fid^ baS am beften ©e=
lunaene, mie „De§ gahreitben ?ieb" u. 51.
5luqj baS ©ebiet ber oaterlänbifchen mtb 3eit=
©ebichte pflegt ©teqemann unb hier fei
lobenb genannt: „womfahrt" unb „Der
©tarnberger ©ee", meid) leßtereS ein cr=
fdjüttembeS Drama anS 5*aiern§ jiingfter
Vergangenheit bichterifd) oevFlärt. 3 U loben
ift oorneljnilid} auch noch bie ©efd)idlichFcit
in ber £anbhabung freier 9?ht)thmen, non
benen „23?eltocrgffien" bem ?efer bicfer
Blätter bereits befannt fein biivfte. 3 l, leßt
fei jeboch barauf hingemiefen, baß ber 5?er=
faffer bei einer neuen Auflage mehrfache
ftiliftifche unb formelle gärten gu befeitigen
hat; eS märe fdjabe, menn bie SÖirfuna fo
manches guten ©cbidjtS an berartigen $er=
ftößen fcheitern follte!
Fritz Eberhardt.
„Dissonanzen nnd Accorde.“ WooeHen
oon Konrad Telmann. 2 35änbc. (Winben,
3. ( l . ^runS’ Verlag. 1889.) — Delmann
bietet uns hier eine reiche 5lngahl oon fftooellen
unb fo ift unS hier oofle ©elegcnheit gegeben,
feine bid)terifd)e Eigenart 311 crFcnneit. eU
mann oerfügt in elfter 9ieihe über äußerliche,
in gmeiter Weihe erft über innerliche Wittel,
©eine ©prache, feine DarfteOung, feine gorm
ift oon feltener $ 8 oflenbung, hingegen mangelt
eS ihm häufig an fraftooüer (5§arafteriftiF,
an einer in allen 3 ügen fdjarf ausgeprägten
5lrt. 3 n bimbneH b^iht bei ihm hanptjädjlich
bie ©timmung, bie er um feine Dichtungen
gu breiten meiß. 3 » einem D heile biefer
oellen aber geigt er ein in jeber §inficbt
eigenes ©efidjt, hier oerfucht er in’S innere
Sßefen feiner ©toffe gu bringen, fie mit
eigenem ©eift gu tränfen. ©0 tn ber fftooetle
„$orfo". ($r miü hier barfteflen, mie ein
©eift in ftch felbft ftdh gerfplittert. Die erften
5lbfd^nitte bicfer Dichtung fiitb meifterhaft,
ftnb geroaltig in ber 29iebergabe beS 3nnen=
iebenS unb ber 5lbel echter ^oefie ruht
über ihnen; gum ©d&luß h* n oerflacht fi<h
biefe fftooefle etmaS, ben SSerfaffer oerläßt ber
tiefe unb einbringliche 2 Mid, er meiß nicht
mehr genauen 93efd)eib über ben roeitern
innerlichen Vorgang in feiner Hauptfigur,
bie er unS früher fo angiehenb gu fd^ilbent
gemufft. 5ln ©teile innerlichen Gebens giebt
er unS äußerliches, bie DragiF fommt nicht
mehr oon 3 nnen, ber 3 ufall führt fie herbei.
föiidhaltsloS Famt id) bie fftooelle „5luS ber
©chredenSgeit" loben, menn fte aud) in ge=
banflidjer ^egiehung hinter ber erftgenannten
ireit gurüdfteht. .£md)ft gliicFIich ift hier ber
grauenooHe Hintergrunb ber Hnnblitng ge=
fchilbert. Unb auch biefe roirft crfchütternb.
Die DragiF roädjft unmittelbar au§ bem
3 nnenleben heraus, ©in Wcifterftiid ber
SBirflichfeitSbichtnng! ©in ungemein reig=
unb poefieooUeS ©timmungSbilb ift „©in
©ommertraum"; ooUquellciib oon Humor
unb mohlgelungen in ber ©rfinbutig ift
„39eißeS H aar "- 5lu<h bie anbern Arbeiten
geben nicht feiten 3 eugitiß oon ber Begabung
beS 'Dieters. Hermann Menkes.
Drei Dramen oon Stephan Milow.
(©tuttgart, Verlag oon 5lbolf 5?ong & (5o.)
Da§ inidjlein enthalt brei 'Dramen: „©etilgte
©chulb", w 3?ebrängte Hergeit", „'Die ungefähr'
Ii<he grau". Da*S erfte ©chaufpiel birgt in
feinem ftern eher ein tragifd;eS Wotio: D'ie
©chulb beS Katers fönnte an feinen fftad)*
fommen leicht eine innere tragifd^e ?öfung
herbeiführen. Wilom hnt 5UleS harmlos ge¬
nommen, ber fociale 5lnftrid) beS ©tiicreS
rcirb itim ©d)lufje hin roeggeroifcht unb an=
ftatt ber Dhräncn giebt’S H 0 C f)geitSfuchen.
Der ©egenfap ift 100 hl ber erfte Hebel jeber
bramatifd)en H an blung; ber ©egenfag ber
innem 25?elt eines Dramen-Hclben mit ber
ihn umgebenben äußern, ber aneinanber=
pratlenbc ©egenfaß oerfchiebcncr©igennaturen
führt bramatijdje ^erfuiipfung unb 5luf=
löfttng herbei. Wilom f>at eS ni^t oerftanben,
tiefe innere ©egenfäße anjd)aulich gu machen,
ihnen Dichterfeuer einguhauchen. ©r hnt hier
manchen 5lufaß hiergu gemacht, ift aber barüber
nidjt hinausgegangen. 3 hm fehlt mie jeber
bloS Iprifch beanlagten Did)ternatur bie ge=
roaltige, in bie ©eelen feiner giguren (ich
binabfenFenbe Straft beS ’l'fpchologcn, beS
WenjchenbarfteUerS. Diefe 5luSftellung trifft
felbftoerftäublich nur bie oorliegenben Dramen,
über bie anbern ergählenbett unb bramatifchen
5Irbeiten WilomS, bie id; nicht fenne, Fann
ich natürlich nid)t urtheilen. Droßbem ift
beu hier befprocheuen Did^tungen prächtiger
5lufbau unb rcigoofler, natürlicher Dialog
nachgurühmen. Die beiben £uftfpiele finb
recht hübfehe unb mirFuugSoolIe Vlnubereien,
bie an baS 53efte biefcS ©enreS hiuanreichen.
Hermann Menkes.
te-
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S?
R-
P. H. in B—n. Sir Fennen noch nie!
feltfamere Veifpiele uttglüdlich angetrattbter
^ 3 articipiol- 3 lppofitioncit; jo fchreibt ber Ver-
faffer eineö Iitterarl>iftorifd;en StferFeS gelegen^
lid) ber l'ebenSbejchreibung cincö TichterS:
„auf einer Beife begriffen ereilte ifjn ber 5 ob"
unb Jriebrich G ; erftäder fchreibt in einem
feiner jafyltofen Montane unter Anberem:
„hiermit (nämlich mit bem Turdjbrfcben
eines STad^eS) bejdjäftigt, neigte fid) bie Sonne
311m Untergange." derartige Stilblüthen
liegen fid^ noch mehlige auffiihien.
A. G. in K—Bein, allein oidleidjt fin=
ben Sie baS ©efuchte in bem fd)öuer, ges
banfentiefen Gebidf)te .GieronpmuS VorttiS auf
ber Xiteljeite biefer Kummer, toelcbeS bereits
beim Vorträge im engeren greunbcsFreife eine
bebeutenbe unb tiefae^enbe VMrFuttg übte.
E. T. in F—g. Behüten Sie eS unS nicht
übel, aber 3h rc gau3 ungerechtfertigte Vers
gtoeifluug hat für und ettoaS SragiFontifcheS
unb 3iuar gerabe au§ bem Ghuube, toeil mir
uns — trofc bereits otermaliger Ablehnung
3 hrer Gebidjte — noch recht Vraud)ba rcS
non 3 hara oerfpredien. Viele haben anfänglid;
in berfelben £aae ben Btuth finfeu (affen
moden unb nicht loenigc 0011 ihnen jählen
heute 311 unferen oieluerfprechenbften jüngeren
Mitarbeitern. GS finb 3ioei gute alte Spriich-
mörter: „GS ift noch Fein Bteifter 00m .Gimmel
gefallen" unb „Born ift nicht in einem Sage
erbaut luorbeu". Alfo rüftig oonoärtS auf
ber eingefchlagenen Vahn!
Dr. L. in B—m. 3 h rc Vermnthuitg ift
richtig. Ter Füglich oerftorbenc StiftSprobft
Tödinger ift berfdbe, welcher mit ^lateit in
regem 33 crFeh r ftanb; bezüglich feines litterar=
ifdjen Bachlafjes menben Sie firf> iool)l am
heften au bie Afabemie ber VBffenfchaften in
Miindien, beren '^räfibent Töllinger rcar.
Dr. Ii. S. in A—ch i. V. Veoor roir einen
rebactioiteden £intoeiS auf 3 hr Unternehmen
bringen Fötuten, müffen mir Sie bitten, und
ben fraglichen ^'rojpect gefädigft erft oor=
legen 31t moden.
0 . B. in S—n.
Verpflichtung entgehen, bie brieflich 311 beanP
rcortcuben Ginfenbuitgen innerhalb einer be=
ftimmten Jvrift 3U erlebigen.
B. I). in M—n. „Am Straube ber Borb=
fee"; A. F. in G—a „Auf ber SBanberfchaft";
K. S. in B- n „Schaum"; K. L. in B—au
„GMeichFlang"; H. P. in T—r „ 553 ahlt)er=
loanbtjchaft"; M. T. in B—au „Stummes
Scheiben"; E. W. in M—n „Am 9 Beer".
Angenommen!
J. H. L. in P- ck finhaltlid) ad3U fdjlichO;
Dr. A. W. in D—f (ttidjt red)t oerftänblich);
Dr. P. S. in S—t; A. U. in Ch—tz (Sie
mad)cn fich in VerS= unb Sprad)behanblung
bie Sache all^uleicht); St. A. in D — au
(feuben Sie gelegentlich AubereS); N. N. in
Pommersdorf (unle)erliche ^antenS^eichnnng,
muß baher unberiidfid;tigt bleiben); P. S. in
G—n (uidfach matt im AuSbrud); W. P. in
VV—m (gärten im AuSbrud); L. K. in D—n
(bie„Sprüche"roerbenerjdjeinen). Dankend
abgelehnt!
G—m. in A—t. GS ift förmlich 3um
Stedenpferbe ber TageSpreffe geioorbeit, in
aden Sonarteu bie unbebingte ßttoerläffigFeit
ber beutjdjen BeichSpoft 311 feiern. So oor=
trefflid) uttfere poftalifdien Ginrichtungen
atibern Räubern gegenüber nun auch fein
mögen, fo ift burep biefe ftäten Verheiz
lid)ungen beim ^tibliFum fehr 311m 9 ?ad)t^cil
ber GSefchäftSroclt ein mahrcr UnfehlbarFeitS-
laube an bie beutfehe Beidjspoft h*rauSges
ilbet worben. Tiefem Umflattbe ift eS wohl
auch 3U3iifd)reiben, bag uttfere gefdjäptcn
Abonnenten meift unS, nicht aber bie s |'oft
für baS Ausbleiben einer 'Bummer glauben
oerautirortlid; ttiad)eu 311 müffen, toä()renb
hoch bei unS oor ber Verfettbung bie Streifs
beinber nodjmalS genau mit unferen Giften
oerglichcn toerbett, fo bag ein Verfehen uttferers
feitS überhaupt oodftättbig auSgefchloffett ift.
VMr bitten alfo, unS für bie golge nicht für
berartige ettoa eintretenbe UnregelmägigFeiten
bie Sd)itlb bei^umeffett, fo gern toir auch
bereit finb, für auSgebliebene Bumment Grfafc
311 leiften. T. G^p.
VMr Fönneu burdjauS Feine
(@d>Iu& ber iRebactiou biefer Aummcr: 18. 3<muar 1890.)
^nbaftsperteiefinti
Äebidite oott fHeront)mu* Corm, Anna Poiqt, Ktdtorb Älflller, Crnft non 3di9nbrrq, (Engrlbrrt Albreibt,
Rtinbolb Öartfib, 3ofepbtnr irefiit von finorr, ^lar ÄalbrA, Paal örinje, 3ulins dtartn, S. Äfldjler, ÜMIbelm 3bel,
Carl filirm, Heinrich Pirrorbt, Prratine aoa Preafdirn, Crnft piandt unb 3nl. fi. ffaarbans. — fiarl Crrok f. —
Heber bo® öergfln^lidje ln beu Citteralnren. 58on Dr. Ätfreb iriebmann. — flfldjerfdjan. — flrieffibalter.
^achbntdt nur unter genauer $ue!TenangaOe gestattet.
©egedungen ftttb 3U richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlao), Gittfenbungen
an bie Redaotion des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. 3 n Gommifgon:
TrGb’sche Buchhandlung ( 9 t. Schmittner) in Zürich unb E. Steiger &. Cie. in New-York.
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•202
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I - ' -—--= *
Das Volkramslied.
Ein Sang aus unseren Tagen.
Von Julius Grosse«
18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark.
Weitere Urtheile der Presse:
Nord and Süd: Die Verse sind von virtuoser Leichtigkeit uud vielfach von geradezu
hinreissendem Wohllaut und Schwünge. Alles in Allein: das „Volkramslied“ ist eine bedeutende
Erscheinung auf dem Gebiete unserer epischeu Dichtung und verdient die weiteste
Verbreitung und die Beachtung aller Gebildeten.
Heber Land and Meer: Ein modernes Epos mu st e rgiltiger Art, modern im
besten Sinne sowohl hinsichtlich seines Stoffes als des Standpunkte«, von welchem aus ihn der
Dichter behandelt und der Anschauuugeu, die er darin niedergelegt hat.
Rlitter für Utternrisehe Unterhaltung: Julius Grosse hat uns mit diesem Epos ein
grosses vaterländisches Epos geschenkt, ein Werk seines Lebens und Seins, nicht zeitlich ver¬
standen, als habe er einen guten Theil sciues Lebens an die Arbeit gesetzt — deun die Idee
stammt aus dem Jahre 1871 —, sondern in dem Sinne, dasg er den Kern der politischen, socialen
und menschlich-psychologischen Anschauungen seines Lebeus, wie sie sich besonders seit jenem
grossen Jahre in ihm abgeklärt haben, in dem Buche uiedergelegt hat. — Ein epoche¬
machendes Werk in unserer hervorragenderen Litteratur ist es schon deshalb, weil es ihr
eine neue Form giebt. — Nirgends ist epische Breite, aber allenthalben epische
Grosse; wohlklingender Vers, reine klare Sprache, vaterländische Gluth.
Universum : Diese hochbedeutende Dichtung liegt nunmehr auch in Buchform und als
ein geistiges Ganzes vor uns. Der Dichter hat sich die Aufgabe gestellt, die hauptsächlichsten
Weltereignisse von den Jahren 1848 uud 1849 ab bis zur Errichtung des deutschen Kaiserreiches
mit hymnenartigen, episch-lyrischen Gesängen zn begleiteu, die an Kraft und Macht des
Ausdrucks, an überlegener Beherrschung der Sprache, an begeisterungsvollem
Schwung des Vortrags ihres Gleichen suchen in der neueren deutschen Poesie.
-Julius Grosse verfügt über eiuen ganz erstaunlichen Farbenreichthum seiner Schilderungen;
seine Kraft, die mannigfaltigsten Rhythmen stimmungsvoll zu meistern, erscheint auf ihrer
Höhe; die Wandlungsfähigkeit seiner Sprache und Einbildungskraft würde an Jean Paul er¬
innern, wenn sie nicht durch das Mass des Reimes und der gebundenen Rede gezügelt wäre.-
Die poetische Auffassung, welche der Dichter unserem modernen Culturgetriebe mit all' seinen
kühnen Erfindungen und mit all- seinen düstereu Schattenseiten abzugewinnen weiss, die Fähig¬
keit, deu geistigen Gehalt und Zug dieses Lebens in ein begeistertes Wort zu kleiden, rechtfertigt
die Bezeichnung des Werkes als eiuer modernen Dichtung, welche der Leserwelt
hiermit auf das Wärmste und Angelegentlichste empfohlen sein soll.
KüBStwart: Es giebt nicht viele Bücher, die so reich an stofflichem, aber
auch nicht viele, die so reich sind an echtem dichterischen Gehalt. •— Was bisher
nur aus weuigen lyrischeu Gaben Grosse’s einem engeren Kreise von Litteraturfreunden bekaunt
war, wird aus dem „Volkramsliede“ hoffentlich zum Bewusstsein eines viel weiteren werden:
dass Grosse über eine sprachliche Kraft verfügt, über eine Fähigkeit, dag Wort, den Rhythmus
und den Reim zur Charakteristik zu verwenden, die oft erstaunlich ist. Von mit künstlerischer
Absicht scheiubar saloppem Plaudertou, der an Byrou’s Don Juan eriunert, bis zum vollen Oden-
und Hymnenklaug wechselt die innere Melodie der Verse, wie eine Mcuschenpersönlichkeit iu
ihren Stimmungen, und ebensowenig ihre Einheit verlierend, wie diese. All’ das machte noch
nicht allein die echte Dichtung. Aber das: nichts wird nüchtern referirt, alles wird gestaltet,
alles wird Gestalt.-Wir halten das „Volkramslied“ für Julius Grosse’s be¬
deutendstes Werk.
Dresden-Striesen. Paul Heftnze’s Verlag.
Üj Ein romantisch - dramatischer ft!
jjj Operntext wird gesucht. jjj
I! Nürnberg. K. Zimmer, l(j
nj Paiadicsstr. 11. m
Ift fü |
l |
| „Ilse Claus“ 1j
►Sj Verfasserin von ., König Sylvester“, !
oder wer dieselbe kennt, wolle wj •
§8 Adresse mittheilen snb Nr. 1000 j&< ■
^ an die Expedition dieses Blattes. &
Rührige süddeutsche Verlags¬
buchhandlung übernimmt die
Drucklegung und den Ver¬
trieb von literarischen
Erzeugtssen aller Art
unter günstigen Bedingungen.
Angebote werden unter „Ver¬
lag 1890“ durch Rudolf
Mosse in Stuttgart erbeten.
K-
<£$efs£Rebacteur uitb <5igent$ unter: Stauf <j»ein)t.
Sntä hon gftbinanb r&omafe in Stttibau — $apttr Don ®ieler & Soge! in Bdpgig.
Hierzu eine Beilage von Wilhelm Friedrich, Leipzig, die wir der freundlichen Beachtung
unserer Leser empfehlen.
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'rgnu fiir Didilfwinfl und Jlrilii. (Der „Deutfefien Diffiterlinffe“ 19. iJimil.)
Herausgeber: £eiu}e.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährl., yorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des * Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. Mürz beziehentlich 1. September angouommen. Einzelne Nummern k 50 5 Stück einer Nummer Jl 1,50.
uf QoQem jtdnigsflubfe
\ jtorarb £arfagar;
£ur pelt* itym feine 33itQ(e
Jm gofbnen cfoftenQaar.
Po<$ unten vor bem £<$foffe
3&ei einem ^inbenßaum,
Pa $iefi ber Ertapp 9 bie Stoffe
Stnb bieft fie ft fl im Panm.
fr fab aus bnnftten Radien
gSeit in bie <£anbe, weit,
Stnb fadste tinerfdjrotfiett
Stnb fang oolT pefigfteit.
Per <£dnig flieg mit 3*utQen
Pur frb* fein bfan&es £<$wert
„f$ mag ft<$ vor mir $üten,
35er meines 3&ei6s begeh rtl“
pie Stüter bangenb ftanben
3tnb bfidtten finrnm umfer,
per Königin entwanben
pi<$ pewfjer tief unb ferner,
fr fang non ^ieb* im Saaten
Sttib Stadjflgaffenfdjfag
Stnb wie fie Joerjen feien
3(nb gfüiftfidj nutzen mag.
3feobor 35ebf,
£----&
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204
Sr
^triebridj f pteföagen als ^ufobiograpb-
93on Dr. Jtbo(|»9
9la$brucf oerboten.
u ber heutgutage nur fpär*
lit gefäten 3affl berjenigen
Nomanftriitfteder, roeld^c eS
mit ihrem 99erufe überaus
ernft nehmen, bie nitt auf
bie 3 c * t fttömung unb bie Wöbe fpecu-
liren, fonbern ftetS bie hohen ©efege wahrer
jhmfl unb wahrer £id)tuna oor klugen haben,
gehört griebrid) ©pielijagen, oer gerabe
oor einem ^atyre — am 20. gebruar 1Ö89 —
feinen 60. ©eburtStag unter lebhaftefler ©e*
Heiligung aller ©ebilbeten feierte, flt aber
not immer in ber SBodfraft feines ©taffenS
beflnbet, wie bieS fein lefcter Vornan: „©in
neuer Jtönig $h ar ao*, auf ben it not gu
fpreten fommen werbe, beweifl.
3fl nun aut bie ftöpferifte ßraft biefeS
genialen, fruchtbaren unb oornehmen ©eifteS
noch lange nitt oerflett, fo bot er boeb ein
3ah* nat Ablauf beS 6.£)ecenniumS feines
SebenS eS für geboten erachtet, ficb über fein
$)enfen unb gühlen, fein ©treben unb ©öden,
feine Hbfltten unb erregten 3* eIe fluten*
ftaft gu geben unb bie ©umme eines glän*
ienben $)i<bterlebenS gu giehen. ©ewife roerben
Daher bie autobiographiflhen Slufgeitnungen
biefeS ©rofcmeiflerS ber Nomanbittung ad
ben nach oielen Jaufeuben gäblenben 23er*
ebrern beffelben umfomebr widrommen fein,
als griebricb ©pielbagen auch b^ r flt als
ein ÄuSerroablter unb berufener enoeift, als
er über oiele bebeutfame 3 e iK Sehens* unb
fünftlerifte fragen flt äußert unb unS in
feine bi<hterifte‘©erfftatt intereffante
SBlicfe gu werfen geftattet.
©r hat feinen SebenSerinnerungen ben
für ben erflen Slngenblicf etwas befrembenben
Jitel: „ginber unb ©r Huber**) ge*
geben, aber gerabe in biefer 23egeitnung liegt
ber böb^ re » claffifcbe ©erth biefer Sutobio*
arapbie. ©ie beutet bie ninftlerifdjen ©e*
ficbtSpunfte an, weite ben 93erfaffer auch bei
biefem93ute geleitet haben unb enthält in nuce
baS Programm beS SebenS unb ©cbaffenS
biefeS (Genius, melier feit mehr als 30 fahren
ein ©erf nach bem anbern unS befd^eert,
ohne gu erlahmen unb in feiner frohgemuten
SlrbcitSlufl mübe gu werben. 3 n ben ©orten:
„ginber unb ©rflnber" liegt bie 93eftätigung
beS oom 23erfaffer burtgeführten unb be*
grünbeten ©ageS, bafl ber dichter, nenne er
fit einen 3bealiften ober Nealiflen, ober
Naturalien, ober wie immer — er möge
woüen ober nicht — ginber lln ^
finber, gerabe fo wie ber Wenft, er möge
woden ober nicht, Jammer unb 2Imbo& m
jebem 2lugeitblicfe fein müffe. Wit größter
©ewiffenhaftigfeit unb ©achlichfeit fpricht
*) -fttnber unb Erfinber*, Erinnerungen
au« meinem ßeben, oon grlebrietj ©pielljagen.
Erfter ©anb. ßeipsig, & ©taaefmann, 1890. €5. XII
unb 404.
Üt ber SMc^ter barüber auS, ob er im ©tanbe
gewefen, btefe beiben gunbamental * Jhätig 5
reiten in ber wünftenSwerthen ©leichfraft
fpielen gu laffen. $>en jüngeren Irrfahrten
in feiner ©erfflatt herumführenb, ergählt er
ihm in ber ©pielhagen eigenen, anmutigen
unb littooden ©eife oon ben anfängeriften
Wühen unb Dothen, oon ben manchen oer*
fehlten 93erfuten unb wie er, JamerlanS
SJmeife gleit, immer oon feuern bie ben
©tultern entfunfene Saft aufgegriffen unb
bie glatte ©anb emporgeftleppt habe, bis
er eS enblit gu ©tanbe gebracht. Nitt auf
baS waS? fomme eS h* er an, fonbern auf
baS wie? J)ieS ift in ben SebenSerinnerungen
nun mit großer Weiflerftaft Flar gelegt
worben. . greilit flehen in fünfllerifter 99e=
giehung baS waS? unb wie? in einem gar
gu engen 3» l fammenhang, unb man brautt
nur über baS eine flt flar gu werben, um
fit aut über baS anbere mit giemliter
©iterheit gu oerftänbigen.
Leiber liegt nitt baS gange ©erf fertig
oor; bisher ift nur ber erfle 33anb erftienen,
unb it hätte gewünftt, bafl baffelbe burt
ein einheitliteS (Tanges ben befferen lieber*
blief über ben reiten 3 n h Q lt biefeS ^oeten*
^afeinS geftattet hätte, — aber fton baS
gebotene mufl mit freubigem $anf entgegen*
genommen werben.
derartige Wemoirenwerfe beflgt bie
fiitteratur nur wenige. 3luS jeber 3*^* bie*
feS 53uteS tritt unS baS iöilb eines oeutften
WanneS entgegen, ber fletS nat bem ^Öchflen
in ber Mittung flrebte, beffen ©ange roth
unb rother glühte oon bem geuer beS 3b<a*
liSmuS, beS ©ahren unb ©tönen, beffen
©eele erfüdt war unb ift oon ber Siebe für
baS $olf, für bie greiheit, für bie Wenft 5
heit! Unb wie ft^tt, einfat unb beftei*
ben giebt flt biefe liebenSwürbige poetelt*
natur! £eine ©pur oon Ueberhebung,
(Jitelfeit unb ©röflettwahn, welker fo mante
©ernegröfle unferer Jage auSgeituet, bie —
in ihres fftittS burtbohrenbem (Gefühle —
baS ^ßfauenrab ber ©elbftoergötterung ftlagen,
ohne ju bebenfen, bafe beren ©ebahren nur
homerifteS ©elätter heroorrufen mufj.
^S liegt auf ber £anb, bafl in biefen
w SebenS * ©rinnerunaen" oor Sldem bie ®e*
feitntniffe beS SSerfafferS unfer 3ntereffe
beanfpruten. ©r äuflert flt über fo manche
„brenneube gragen", über weite wir bisher
feine Weinung oermiflten. ©inige Slnflcbten
beffelben feien baher an biefer ©tede wieoers
gegeben, ©leit im Vorwort nimmt er 93er*
anlafftmg, feine ©tedung gum Naturalismus
ber jungen unb jüngften Sitteratur
Flargufleden. SDiefelbe ift feineSwegS burt s
aus ablehnenb, freilit aut n»tt guflimmenb.
©an; gutreffenb fagt er u. 21.: „3$ erblicfe
in ihrem entftloffenen 23orgehett bie beret s
K-
-ä
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206
tigte©orge, ftd^ pon her madjtpoö fortfd^reitcn-
ben ©iffenphaft, pon bem fid^ fo geroaltig
auSgepaitenben jeben überholt gu fehen. 3 $
begreife, bap fie — bie junge Vitteratur —
in biefer ©orge fid^ unter bie ©otmäjjigFeit
ber ©iffenfchaft unb beS VebenS pellt, inoem
fte bie Wefultate ber erperen für pch gu per*
roertfyen unb pch bem festeren auf möglichP
copiftifdjer Treue augunähem unb angu*
phmieaen fudp. ©ie fpric^t gnr ©iffenfchaft:
rannP uid^tS lehren, mo^u ich mich 3U
befennen nid)t ben Wut!) hätte.* ©ie fagt
gum Veben: „Tu fannp nichts aufbedfen,
unb roäre eS noch io furchtbar unb grauen*'
baft, baS ich nicht bargupellen roagte." ©er,
roie bie Tinge heute liegen, iii biefem ©age=
mnth ber jungen Vitteratur nicht fo roobl
ihr gutes Wecht peht, als ihre gan; unab*
roeiSliche ©picht, fieQt pch bamit baS 3eugnip
auS, bap er in ©ahrheit ju bem im fchlimmen
©inne 2llten, b. h- bem Veralteten gehört.
@iner Vitteratur perbieten rooflen, ben $m
forberungen ihrer 3 e ‘t gu entfprcchen; pch
jebeS ©tofigebieteS 311 bemächtigen, baS ihr
bie 3eit erphliept; nach neuen formen
3U fuchen, in roelcheu biefer neue ©toff auS*
guprägen fei, h*ifd einfach ihren Tob rooflen
ober fte 311 einem Fläglichen, nichtSroürbigen
©egetiren perbammen, baS fchlimmer iP
als ber lob. 2llfo, meg mit bem tfopf*
fchütteln, ber Tobtengräbermiene, ben mo=
ralifch=äPhctifchen 2 lchS unb OhS! ©ir eilten
haben, als mir jung roaren, eS nicht anberS
gemalt, unb roetut mir eS ctroa 311 etroaS
gebracht, oerbanfen mir einzig unb allein
bem, bap mir uns ebenfo meuig an bie 2 ld)S
unb SJbS fehrten."
greilid) aber, meint ©pielhagen raeiter,
fei eines 311 bebenfen, ob bem ftlügelrop,
bem man fo ben ©ettlauf mit ber Soco-
motipe 3umuthe, nicht am ©nbe hoch ber
Slthem auSgehe unb fein Leiter ge3roungen
fein merbe, eS laufen ju laffen — b. h-,
roeun eS noch laufen fönne — unb pch 3U
bem giihrer auf bie Vocomotioe 3U Pellen.
Tiefer merbe bann natürlich bem pch neu
anbietenben Kollegen bebcutm, bap er WannS
e für fein ©efdjäft fei, ber fehr frag:
Beihilfe in feiner ©eife bebiirfe unb
ber anbere pch beShalb pch feines ©egeS
trollen möge. Ta märe nun freilich ber
arme ©egafuS 311 ©chanbeu geritten, bie
Vocomotire ohne ihn baoon gefahren unb
ber Wann hätte pch fogufagen 3toifchen 3mei
©tühle gefegt. „3$ möchte untere junge
Vitteratur mariien*, jagt ber ©erfaffer mört=
lieh, „in biefe böfe jage 311 girathen. Tap
pe auf bem beften ©ege ba3u ip, Fönnte
nur etroa pe felbft in 2 lbrebe Pellen. Wicbt
als ob ich glaubte, bie böfe Vage Fönne ihr
unb — bei ber ©olibarität ber mobemen
Vitteratur — ber gefammten Tidjtfunp ben
Untergang bringen! Wag bie ©iffenfchaft
noch fo P0I3 ihr £>aupt erheben, mag baS
Veben ©ahnen einfchlagen, bie 3U ©noe 3U
benfen unS phroinbelt — fo lange Wenden*
hime pmien unb Wenfchenhergen Flopfen,
mirb eS eine ÄunP, mirb eS eine ©oefte
geben.*
Tiefer Tenfgettel mirb baS jüngpe Teutph*
lanb 3roar nicht gur ©epnnung bringen, aber
bie begabteren Elemente beffelben pieöeicht
hoch pugig machen!
(Gleich fo pielen Tichtem 3U allen 3 *iten
iP auch griebrich ©pielhagen, ber baS Veben
unb Treiben in ©rop* unb ©eltpäbten fo
treffüdh fchilbert, ein abgefagter geinb be«
nerpöfen unb peberhaften ©ebahrenS in
folchen liefen Zentren ber ©eoölferung. Tie
Watur ift für ihn bie OueQe alles ©enuffeS
unb aller ©oepe. ©r fei auS einer gamilie
hemorgegangen, beren Veben pch ©ephledper
binburih in ©alb unb gelb abgefpielt habe.
TaS ©tabtleben, in meines er ft<h burch bie
Verhältniffe unb beS ©erufs megen einge*
fchloffen fehe, betrachte er als einen ibm am
gethanen 3 ro ang, als eine ©eeinträdptigung
feines ©efeitS, unb baher flüchte er pch am lieb*
ften in bie Watur, roie ein jnnb an ben ©ufen
ber Wutter; pe fei feine eigentliche $eimat,
um, „roenn mir biefe ©onne auf ©odjen
unb Wonate oerfagt roar, pon l^eimlic^er
©ehnfucht pergehrt gu roerben unb in biefer
©ehnfucht, mann unb roo ich in meiner
bichterifchen Arbeit bie Watur gu fchilbem
hatte, Töne gu pnben, bie aus bem bergen
Famen unb fo, roie baS ja gu fein ppegt,
leiblich ben ©eg gu bem £>ergen Änberer
fanben."
Gebell ber Watur roar baS Weer bie
erpe unb lepte Viebe beS TidjterS. 3 ^ ber
That geigt er pch in ber ©d^ilberung beS
WeereS feines Vommerfcben unb Slugem
fchen .^eimatlanbeS, ber Oftfee, befanntlich
als ein groper ÄünPler unb Äenner. 2 US
junger ©tubent in Verlin unb Vonn träumte
er einen feltfamen Traum, immer in bers
feiben ©eife — bap er über Verg unb Thal,
gelber unb ©älber bem Weere gufchroebte;
er fah eS nicht, aber ahnte feine Wähle; um
roiberpeblich gog eS ihn gu ihm hin unb
machte fein $erg flopfen, unb roenn eS bann
por feinen ©liefen lag — grengenloS,
fchimmernb in jenem magiphen Vicht, baS
nur in unfere Traume fcheint — jauchgte
er por greube auf. „Wun hat pch", fagt
ber Verfaffer, w freilich bie herbe ©chärfe bie*
feS £eimroeh8 im Vaufe ber 3 a h r e abge*
ftumpft, aber in gorm eines chronifchen, oie
ineiPe 3 eit latenten, bann jeguroeilen mit
acuter ©eroalt heruorbrechenben, ip eS mir
hoch geblieben.* Wan braucht nur bie
„©turmPuth* gu lefen, um ben WeereS*
fchroärmer fofort gu erfennen. Tie ©dpi 5
bernngen ber OPfee gehören entfehieben gu
bem ©epen unb ©TängenbPen auf bem
©ebiete ber ©ee*Tichtung.
©on ben auSlänbiphjen Tichtem, roeldbe
auf ben geipigen ©ntroicfelungSgang griem
rieh ©pielhagenS ben meipen ©tnpup auS*
übten, nennt unfer Äutor u. 21.: ©alter
©cott, ©ulroer, ©ugen©ue, 2llepan*
ber TumaS ben älteren; pon ben beut*
fchen neben unferen älafpfem: ©oethe,
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206
r
13
©cßiller unb Seffing Ttocf) Heinrich
feilte, £enau unbRüdert. BFit großer
©cßwärmerei fpvic^t er auch oom Bater
^orncr, bem er meßr perbanftc, als allen
anbern $ufammengenommen. „SllS meine
innige Ueberjeugnng barf ich eS auSiprecßen:
oßne bie ftetS nur wacßfenbe Bewunbevung
oor feiner $röße, ohne baS unabläffige
©tubium feiner unbewußt genialen, foweit
eS in ber TOenfc^enfraft jteßt, oolleubeten
epifcßen DedjniF Faun id) mir oon bem, was
fonft als Dichter — unb ich möchte fagen;
aud) als SRenfcß, fteßen unb fallen beibe
bocß jufammen! — auS mir geworben
märe. Feine BorfteÜung machen."* 2Öenn
er auch felbftoerftänblicß bie %l\a$ unb
bie Obnffee anfangs nur gelefen batte wie
beu Robinfon: mit ooller Raioität einer
jungen ©eele, bie auS ber SöirFlicßFeit
in oaS Reich ber s ^oefie ftiirme, jaucßjenb,
wie ber ^nabe auS ber ©cßule in bie Srüß*
lingSwelt, fo habe er ftcb bocß halb unb fpäter
immer meßr Daran gewöhnt, ‘Dichtung mib
5ebeit auf bie ^omerifc^en (Gelänge, auf bie
SJFenjd&heit $u reflectiren, als auf bas ©cßema
für beibe. (£in ©cbema, baS woßl mobifkirt
unb erweitert werben FÖnne, bas aber in feinen
©runD^iigen unoerüdbar feft fte^c. „Honter
unb Ratur — fte fließen für mich in ein
Untrennbares gufammen: wohin immer ich
bei ihm blicFe, ich feße bie Ratur, oerFlärt
in ihrem poetifchen ©piegelbilbe. SRag hoch
bie BFenfcßheit i^rc (Gewalt, bie bas erfte
tfßorlieb ber Sintigone befingt, bie fchon jeßt
in’S Ungeheure, fo in ^uFunft in noch Diel
Ungeheureres, uitfere heutigen Fühnfteu Söiinfcßc
unb Hoffnungen BefcßämenbeS, un jereu
heutigen Borftellungen 3 nc ommenfurables
fieiaern — in Triumph unb ©cßmad), in
$!iebe unb H a ß, in SlUem, waS ihren Bujcit
bewegen unb erfchüttern Faun, wirb fie ewig
biefefbe bleiben, auf bereu Betrachtung baS
göttergleidje Sluge HotnerS ruht. Unb weldje
neuen ©toffgebiete bie Bßantafie fich feitbem
erfchloffeu hat unb noch erfcßließen wirb, für
bie ßunft erobert h°t fie fie nur unb wirb
fie fie nur erobern, foweit fie ihre ®ebübe
— bie eben nur baburch ©ebilbe werben —
in jenes ibeale 2 icßt fteUte unb fteüen wirb,
oon welchem bei H°mer baS (Größte unb baS
ftlcinfte uinfloffen ift."
Bon ber furcßtlofen unb ehrlichen Heber*
geuguitg beS Romanciers jeugt fchon baS
eine BeFenntniß, baß er unumwunben ge*
fteht, wonach bie Fit fließe (^efinnung
für ihn ftetS ein JrembeS, ja BefrembenbeS
gewefen. Die Anbetung ber unermeßlichen
HerrlicßFeit eines höcßften SöefenS, in ber
Millionen ihre häuften Söonneu fuchen,
Fönute er bis auf ein ©emijfeS wohl nach*
empfinben, wenn fte, wie in ben Bfalmen,
einen überwältigenben SluSbrud annehme,
ber fich auch in ben einfachen ©emütßern
mit rüßrenber Raioität äußere, aber fie doU
iu theilen, oermöge er nicht. Rtit Recht
fcßreibt ©pielßagen biefen Mangel an ^ircß*
lichFeit auf Rechnung berjenigen itraft ber
©eele, welche bei ißm oon pauS auS bie
am weiteren ftärffte war — ber Bßatttafie.
*©ie" — fagt ber Berfaffer — „bie nur
bilben, bie im Bilben leben, im Bilben äußern
Faun, wirb auS ber hoßen H^rfcherin * bie
fie in ihrem (Gebiete war, $ur befcßeibenen
Dienerin mit bem erften ©chritt in baS Reich
beS abjlracten C^ebanFenS. Doch leiftet fie
hier gern bie oon ihr geßeifdjte Hilfe. Slber
will mau fie bahin jwingen, wo ber Ber*
ftanb fid) gefangen giebt, baS DenFen feine
Ohnmacht einaelteßt; fie felbft, unb muthete
fie fich baS Sleußerfte $u, eS ßod)ftenS ju
©pmbolen, nimmermehr $u plaftifcßen Bor*
ftetlungen bringt: „DaS Unbetretene nicht 511
Betretenbe" — bann ocrmeigeit fie ihre (&c=
folgjcßaft."
3um ©chluß noch ein broüigeS Be*
Fenntniß. SUS gan$ junger Btenfcß gehörte
©pielhagen einem bicßterifdjen ffrän$cßen
an. Ratiirlicß oerfucßte auch er fich in
ber Ipvijcßen Boefie. 2 Bie biefe $u jener 3 *it
befd)affeu war, mag ber Vefer auS nach*
fteßenber naioen ©trophe erfehen:
Söeun oon bem Robenßeinc ber Söanbrer
fteigt 311 Dhalj
(^S gliihn bie walb’geti (Gipfel im leßten
Slbenbftrahl —
Da ftößt fein gnß an Drümmer, oon
(S-pheu hießt umringt,
Bon (Jpßeu rings umbüftert, buriß bie
Fein Jichtftraßl bringt.
Hier ßaußen oor grauen feiten bie Ritter
oon Robenftein. —
Ueber bie Begegniffe beS DicßterS mit
namhaften (^eiftern nt feiner 3 ll 9 cu bAeit unb
über fonftige intereffante SRittßeilungen in
einem aubereu SlrtiFel.
(©cßluß folgt.)
% a $ t ft i I f e.
©ttQ ift bie Rad)t,
■)Fur leife in 3 nje '9 eu
©ar feltfam unb eigen
giüfiert ber Bßinb.
D)er 3JFonb jießt faeßt
Durcß blaue Räume,
©elige Dräume
Begleiter ißm ftnb.
ordert SSernfieitt.
ö-
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207
© u n t) x Ui.
$t* £*fb«»s§«M<$t oon $uftnv jU/iropj». <§—
(5«ttf«tung.)
3e^ntcs
(53 festen ber 9)tonb oom §immel
2luf ba3 @el)öft ^crab,
Sie ©heben fchritten langfam
3m £ofe auf unb ab,
3wei Kater unb brei Kafcen
©rhoben großen Streit,
Sie Fauerten auf bem Sache,
9Jtan hörte ihre Stimmen weit unb breit.
Sa gefchah e3, bag ber (5ffe
©in bunfleö ©Jefen enttaudjte.
Ser Kater baneben fah e3
betroffen an unb fauchte,
5llle fünf Kafcen begannen
Sie Sd^roeife $u ergeben
Unb [ich mit 3if<hen un ^ prüften
3n großer £aft auf bie gluckt $u begeben.
Sa3 war ber Säne grute,
Ser au3 bem Stauchfang Farn,
3um erften 5Jtal gefchah e3,
Sag er folgen Sluegang nahm,
©leichwie ein Kohlenbrenner,
Sd^warj an ®ewanb unb ®eftcht;
Sacht fro<h er über ba3 Sach,
Sie ©k<hen unten bemerften ihn nid^t.
@r glitt oom Stanb hernieber,
Sa§ weite gelb lag offen,
©r aber fchritt hinburch
Unb brummte: „ich will h°ff cn '
5tie mirb e$ je gefächen,
Sag man mich h' cr *rf<haut,
3um lebten 9)tale gab 1 ich
§errn ©rich3 ©aftfreunbfehaft getraut!' 1
5lnt Ufer lag ein Stachen,
Sen löfte er oom Pfahle
Unb ruberte bann eilig
hinüber nach tom £h a * c -
Än’3 Ufer fprang er fchnell;
3ebo<h ba3 gute ©oot
Schwamm eilig nach bem SJteere.
3h m machte baö nur wenig Stoth-
Abenteuer.
/
Stun ging er querfelbein,
@r fanb nicht ebne Sßfabe,
Surch £aibe, über gelber
Unb ffiiefen fchritt er gerabe
©etroften Sinnes weiter
Stad) be3 ©olarfternS 3 c id) cn ,
Surch ©a<he, über ©räben,
Ohne oon ber 5tid)tung abjuweichen.
©r hoffte froh, er würbe
Stur wenig 3 c *t oerlieren,
3nbeg begann ba3 ©hffer
5lm ©oben ju gefrieren.
Sa3 war im ©hnnemonbe,
3m wunberfchönen SJtai,
©on bem bie Sarben fangen,
Sag fd)öner er als alle anbern fei.
So Farn er burch bie Stacht
©Leiter fonber Säumen,
©iS baS SunFet begann,
Sem £ag baS gelb ju räumen.
©Me warb er beffen froh,
5113 burch ba§ SJtorgenbämmern
5luS einer Schmiebe herüber
©rFlang ein ftarfeS dämmern 1
SaS fpomte ihn freubig an;
Ueber @räben unb Reefen
©ahnte er ftch ben ©Mg.
©löblich mit grogetn Schrecfen
gühlte er unter ben gügen
©kid)en baS fefte £anb,
©3 war, als ob er plö^lich
©on ber ©rbe hinweg oerfchwanb.
3n eine tiefe ®rube
©hr er hinabgefallen
Sluf ein wilbeS Xty er.
Sa hörte er erfchaden
Unter ftch ein ©Jinfeln
Unb fühlte am 9lrm ein Steigen,
©r lag auf einem ©Jolfe, [beigen.
Ser begann mit fcharfen 3äh ncn ihn ju
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208
Oa fufjr im 3 orne jurficf
Oer oielfityne grute,
3u roürgen begann er ben ©Solf
9Jtit grimmerfülltem ÜWutlje,
Gr paefte mit Beiben Jpänben
OaS Sd)eufal an ber Äefjle,
Oem l)alf fein 3 U( * cn n0 ^ 3 a PP e ^ n /
©efäieben roarb e$ halb oon feiner Seele.
\
Oben mar bie ©rube
3ugebedft mit 3n>cigen,
Mn ber Selpnmanb fuc^te
grute empor $u fteigen,
Ood) fein rounber Mrm
©Sollte i|)m oerfagen,
©ergebli^ mar fein ÜJtü^n,
Mn f<^netter Stellung nutzte er oer$agen.
Muf beS ©SolfeS Seiche
SGBic auf eine ©anf
©e^te er fic$ nieber,
GS mar i$m roel) uitb franf;
§anb§ocfy ftanb ba$ ©Jaffer,
Oeffen gläd)e gefror,
MuS brei tiefen ©Sunben
Strömte marm ba$ ©lut Ijeroor.
Gin porter S<$üttelfroji
paefte ben ftaifen SDtann,
Gr fonnte fi<$ nicfyt mehren,
9Jtit faltem ©rimrne an;
Gr badete nic^t ©unljilbeS,
5to(t an §orant3 ©Serben,
Oa$ meinte er: er muffe
®lei$ bem ©Solfe in ber ®rube fterben.
Gnblicfy jebod) gef$al> e§,
Oafj ftdb Stritte nagten,
©erfcfyoben mürben bie 3 roe ^9 c
üßit §acfen unb mit Spaten,
Säuern gueften herein
Unb liefen laut erfd)allen
Gin ^o^nifd^e^ Sachen. „Sef)t!
Gin 9Jtann unb ein 3Bolf ftnb in bie
@rube gefallen !"
GS mürben beibe alSbalb
3n bie £ö§e gemunben,
Unb als nun grute roieber
Seine Sefinnung gefunben,
Oa fpradj er: „fagt mir an:
©raucht man no<$ lange 3■«*,
9ta<§ ©rebftebt $u gelangen,
Ober liegt bie ©urg nid)t meit?"
Spötlifcb faf) ifyn an
Oer ältefte ber ©auern;
„Scl)r meit ifUS nic^t $ur ©urg,
Oodj foOteft bu mich bauern! —
©Senn ju bem ftol$en ©ogt
Gin fold)er ©eitler fäme,
fürste, bafe er ungern [neunte!*
Oen ©aft in feine reid^e ©Sofynung
3n bie 9Jtittag3l)öl)e
Stieg bie Sonne Ijinan,
©Sarm fielen i^rc Strahlen
Muf ben franfen ÜJtann.
3itternb fpradj er ba:
„3ett lafct mich fneblig geljn
Unb jeigt mir, mie ief) fann
Oie ©urg oon ©rebftebt mieberfefjn!"
„Sc^au", fagte ber alte Sauer,
,,©or Mbenb märeft bu bort,
irügcit bicb nur ben ffiSeg
Oie jitternben gü§e fort!
Ou fannft bafyin gelangen
Oort auf jenem ©Sege,
Oo<b roiCTft bu ben Stall) nictyt oerad)teit,
So meibe ©SolfSgruben unb frembe
®e§ege!"
3*bod) ber franfe Äönig
Sporte bie ©Sorte faum,
Gr lernte ftd), finfier ftnncnb,
Mn einen alten ©aum
Unb blicfle auf ben ©Seg,
Oer nacty ©rebftebt ging,
Oann nal)m er oon bem Mrm
©ebäd)tig einen golbnen Sting.
„9tun frag’ id): ifi unter eud)
Sticht ein braoer 99tann,
Oer mid) auf einem ©Sagen
9taefy ©rebftebt fahren fann?
«3$ biete blinfeitbeS @olb,
3d) mid eS nid)t erbitten!
Muf ©SalramS alter ©urg
Sin icfy feit jefjer motyl gelitten!"
Oer alle Sauer langte
Stad) bem golbenen ©reife
®ierig l)in unb fagte:
„Oann eilig auf bie Steife!
9Jtir fage Stiemanb nach,
3$ Ijabe, mit meinem ©Sagen
Ginen SJtüben ju fahren [gefd)lagen!"
Um einen golbnen Mrmring, auS;
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209
© führte nach feiner Jpütte
Den grentben mit ftarfer $anb,
6r fod^te ihm §abermu3
Unb richtete ben ©erbanb,
6t. gab ihm troefne Äleibet
gür bie blutigen, naffen;
©eil bie oon fränfifchem Suche,
£ätte er fie ungern au3 ber $anb gelaffen.
3n$wif<hen mar ba3 gu^rroer!
SJtit jwei Ochfen befpannt,
Die waren mit ihren Römern
2tn ba3 3o<h gebannt.
2lueh roarb oon meinem £eu
©n Säger auf bem harten
gür grute jugeridjftet, [Änarren.
Dann ^ub bie Steife an mit lautem
3n ber feigen ©onne
Äam bie ©arme roieber
3n bie frofterftarrten,
©ehwet oermunbeten ©lieber,
Doch, als er Ijin unb \)tx
©eroorfen warb auf bem ©ifce,
Ueberflog ihn allmählich
©lü^enb ^ei§e gieberhifce.
2113 ftfyon ba3 Slbenbroth
Den Fimmel ^ell umfäumte,
Sag noch Äönig grute
3m gieberfc^laf unb träumte.
Da oerfhimmte ba3 Ouiefen
Der ferneren Stäberfcheiben,
Der ©auet hörte auf.
Die Ockfen mit ber Sßeitfcfye anjutreiben.
Sangfam fd^ritt ber 2llte
Heber bie ©rücfe fobann.
Den ehernen Sting am I^ore
Sßacfte er fräftig an,
3u Hopfen begann er ba,
©o ftarf er nur oermo^te;
Da fdjaute ber ©ächtet ^erau3,
3u felgen, wer fo laut ba pochte.
Der Sauer rief: *i<h ^abe
©nen ©aft gefangen,
Der ifi mir über Stacht
3n ein ©olf3loch gegangen,
Darf man ihm e3 glauben,
©o ift er roo^lbefannt
3n eurer ©urg, hoch h fl t er
ÜWir feinen Siamen nicht genannt."
-SS
Der i^orroart oerfdjob bie Stiegel
Unb öffnete bie Pforte,
© niefte mit bem Äopfe,
©ern mieb er oiele ©orte,
Dann ging er nach bem Äarren
Unb mit erfdjrocfnem SJtut^e
Stief er: ,,©o wahr ich lebe,
Äein Slnbrer ift’3, al3 Äönig grute!"
Da trugen fte ben Äranfen
3n bie ©urg hinein
Unb legten ihn bort nieber,
63 war ihm faum ein ©d)ein
©on 2lHem, wa3 gefchah,
3ur Sefinnung gefommen,
Da3 6öfe gieber hatte
2lUe feine ©inne i§m genommen.
„Stun ift mein Jperr, ber ©ogt,
3« ben Ärieg geritten!"
©prach ber D^orwart ba,
„Der $txx war woljlgelitten
3u feber 3^it bei un3,
3cb will'3 ber Softer fagen.
Doch §ätf xd) nic^t oermut^et,
6r fomme 1)tx auf folgern ©agen!"
Unb al3 er nun hinauf
3u £crta’3 ©ohnung fc^ritt.
Da murmelte er oerwunbert:
„3mei Ochfen brauten ihn mit,
6in ©auer unb jwei Ockfen,
©o änbern fid) bie 3«*™!
6r pflegte oorbem in ben §of
SDtit anberm ©efolge einjureiten!"
6r braute bie feltne Stachricht
3u Jperrn ©alrant3 Äinb;
Äaum hörte fie bie ©otfehaft,
©o flog fie h^rab gefchwinb.
grute, ber ihr Seben
3n granfen einft gerettet,
grute, $um lobe tranf.
Sag ba befinnung3lo3 unb hört gebettet!
©eiche Äiffen unb ©olfier
Sie§ fie eilig bringen,
Schnell fchuf fie ihm ©emach
Unb rief nach mancherlei Dingen,
Doch grute fah e3 nicht,
©ie grofce 3Jtüh e fte trug,
©irr war unb wiib fein ©lief,
©enn er $u ihr auf bie 2tugen fchtug.
-*-ö
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13
Der Sauer fuhr nicht fort.
Ohne juoor oon ben Unechten
3^eid^ beroirthet ju merben,
Unb a(§ fle jufammen ^echten,
Da taufchte er einen ©tier
©egen ben golbnen SRing,
Den banb er an ben Darren,
AIS bei SRacht bie SReife heimwärts ging.
G t f t e S Abenteuer.
Gs rnanbte §erta ftc^
$Rur feiten oon bem Äranfen,
Dag er am Seben blieb,
GS mar nur il)r ju bauten;
3 m gieberfefgafe tag er
Acht Sage ober mehr,
GS träumte ihm, er reife
©onber Aufenthalt unb 9tag umher.
3 «h fönnte ©uitber melben,
©ollte id) erjagten,
©eld^e Abenteuer
3 h n im Draume quälten,
Durch metdje ©älber er fam
Unb meld^e milbeit liiere
Gr babei erlegte:
©ölfe, Sären unb roüthenbe ©ticre.
s Jtach Dänlanb grebte er l)tn,
Um §orant eilig $u roarnen,
Doch tid^tfebeue Hilfen fugten
3 h n überall 511 umgarnen,
Die fanbten it;m liefen unb Dramen
©on allen Gnbeit entgegen,
@0 oiet er auch erfc^tug, [©egen,
©ie Unfraut muffen ge auf feinen
GS festen ihm alles oertoren,
©enn er bie $eit oerfäumte,
3 nbeg er unrul)ootl
3 n Srebgebt lag unb träumte.
Die ÜRaib an feinem Säger
£atte oiet ju malten,
Sei fold^em ©anbern ihn
3 m marmeu ©ett $urütf$uhalten.
©ie fühlte feine ©tirn
Unb pflegte ihn fanft unb liube,
©ie gab ihm £h ec 5 U trinfen
©ie einem franfen Äinbe,
©ie hatte im ©albe fetbfl
Die Äräuter ba$u erlefen,
©0 fam eS, bag £err grute
Allmählich anfing, ju genefen.
Unb als baS gieber nachlieg,
Da hat er benn erfahren,
©ie oiele Jage fc^oit
3 nbeg oergangen maren
Unb bag für feine ©otfehaft
Die 3eit fchon längg oerronnen;
GS bauerte gute 5Öeilc,
©iS er beS Grtebten geh entfonnen.
Unb menige Jage barnach
Durfte er fid) erheben
Unb mit ber treuen §erta
$um ©arten geh begeben;
Gr mar fo gecb gemorben,
Dag er fich beim ©«breiten
Auf ihre ©chulter gitfcte;
3 e ^t fönnte gegen i^n ein Änabe greifen.
©om alten Sinbenbaum
Grfchollen ber Sögel Sieber,
Darunter ganb eine ©auf,
Da festen bie ©eiben geh nieber,
©on tiefem ©chatten umgeben,
3 ubeg bie Seete brannten
3 n t)ci§cm ©onnenfd)ein
Unb meichen Duft herüberfanbten.
„©ebenfg bu noch", fP ra ^h § cr ta,
©ie eing mir $u ben granfen
Durch 1 S SJfeer hinüber fuhren?
3 «h habe bir ju banfen,
Dag ich im meiten £aufe
jpier roieber malten famt;
GS jielte fchon nach mir
3ftit febarfem Dolch ber böfe ÜRann!
. -- «3
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*
„Da fdhlugcft bu ihn nicber
Unb td), ic| mar befreit!
©Bie ba<ht’ ich oft baran
Sn meiner ©infamfeit.
Doch in bic grembc bin id)
©eitbern nicht mehr gefahren,
S<h habe faum bie ©urg
©erlaffen in ben langen S a h rcn ."
©3 mailte ^ett mie gtadhS
Sh* £aar ^inab jum ©anbe,
3ufammen faum gehalten
©on einem blauen ©anbe,
©Bie grühlingShimmcl ftra^lten
Die äugen licht unb blau,
@S mar baS Äinb gemorben
Snbcffcn eine rounberfdjöne grau.
#err grute fafj ihr lange
©Bie fragenb in’S ©efidht.
„Dag bu cS feieft, £erta,
görma^r, faft glaubt' idh'S nicht;
©o bifi bu aufgebläht,
@o lieblich unb fo gut,
Dag mir bein halber änblicf
SJlit grShlid^feit erhellt ben SQtuth."
„Sticht gut ift’S", fagte fte,
„©Bcnn man fo eifrig fprid^t,
Sft man noch franf mie bu! w
©S glühte ihr ©eftdht
©o mie ber Stofen eine,
Die im ©arten blühten.
„©iS mein ©ater h^ntfehrt,
SJtug ich forgfam bi<h behüten!"
©ie legte ihm ein fiiffen
hinter feinen Stücfen,
Damit er Stuhe ftnbe,
Unb mehrte bann bie SOtücfcn
©rnftg oon ihm ab,
Die ihn leife umfangen,
Unb, ohne mübe ju roerben,
Smrner roieber nahten feinen ©Bangen.
Sinb that baS bem Äönige,
älS fle feiner fo pflag,
£att fdhlog er feine äugen
©egen ben lichten Dag,
Unb menn er fte erhob,
©o fah er freunblidh bann
SDtit mitten ©liefen mieber
£errn ©BalramS fdhöne Docker an.
- 55
Stach einer ©Beite fpradh er:
„Durch bich bin idh gerettet,
@S ift mein £ooS an bich
Durch Danfbarfcit gefettet,
üftir ift'S, al§ fönnt' ich niemals
©on bir, bu ©ute, fdheiben,
Sch hätte ohne bich
Den bittern Dob je^t müffen leiben!
„Doch müßt' ich eines gern,
Ob £orant baS erfahren.
Dag feiner ®ren$e nahten
DeS geiitbeS ftarfe ©paaren!
Dein roilbcr ©ater mirb
S^t fengen bort unb müthen,
Sch aber fonnte nicht
Den greunb oor foldhem SooS behüten!"
©ic lachte fröhlich auf.
„Ob auch bie gelben fdhieben,
©Bir blieben hier unb leben
Sm allertiefften grieben;
DaS ©chladhtcnmetter lag
Sm Storbeit nur oergrollen,
$err £orant mirb eS roiffen,
Sft beine ©otfehaft auch oerfchotlen!"
Unb mieber quälten ba
$erm grute bie ©ebanfen.
„Sch würbe hoch mie trunfen
äuf meinem ©attel fchmanfen,
Kenn ich nach ®änlanb ritte,
Unb a<h! — eS ift $u fpät!
Stic fott eS mieber fein,
Dag Äönig ©rieh mich oerräth!
DaS mar fein guter ©eift,
Der eS unS geraden,
Dag mir fonber ärg
Sn feine ©Bohnung traten!
Unb fangen alle ©Ifen
SOtit Warfen, idh fotle meilen,
DaS nädhftc üflat, ich weig eS,
©Bill idh an feinem £>of oorüber eilen!"
Da bog ftd) £erta ju ihm
Unb nahm bie matte £anb,
©ie fah ihm in bie äugen.
„Dein Unglücf hat baS 2anb
©ernährt oor fernerem Unheil,
Die geinbe mürben rennen
Seht gegen biefe ©urg,
©S mürben rings bie Dörfer brennen!"
&
-22
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212
Unb al§ nun ihre §anb
3n ber feinen ruhte,
Da farn ein frember ©ebanfe
Heber ben fü^nen grute,
Gr lieg fid^ Dänen unb Saufen
©eftreiten unb erfdhlagen,
Gin freunblid) gelles ©ilb
©egann in feinem ©eift $u tagen.
Gr fprach: „3$ badete ftets,
3$ wolle froh unb frei
3lHein bur'd^S Seben wallen,
3dj glaubte nicht, eS fei
2luf Grben eine 9ftaib,
Die mir mein £cr$ gewinne,
Durch ©arben nur erfuhr i<$
©on SiebeSglücf unb froher SRinne!
„Doch alles, was fie je
Daoon gefungen hoben,
GrfcJjeint mtr leerer Schall,
©eit beine $änbe gaben
9Kir ein ben bittern I^ee;
9WcJjt feiten will ich flauen
3n beine blauen klugen,
Dich wählt’ ich unter aßen grauen!
Sie fal) ihn ruhig an.
„3<h wei&, eS muf$ fo fomrnen,
©oUt’ ich bich miffen, märe
3JMn Seben mir genommen,
3|n ftitler Drcue höbe
3<h beiner ftetS gebadet,
3luf beine Sftücffehr hob* ich
©ehofft bei läge toie bei SRadht!"
Gr fd^log fie in bie 2lrmc
Unb füfjte ihren ßttunb,
Gr tuar oon aller Äranf^eit
Unb allem 2Beh gefunb.
Dann ^ielt er ihre £änbe
Unb fprach: „feit bift bu mein,
3ln Ireuc unb in Siebe
ffiirft bu nun immer bei mir fein!
„Unb bin ich minber gut
3fn SRorbftranb auch empfangen,
Unb ift auch «SporantS Hoffnung
©erflogen unb oergangen,
Unb bin ich bei ©unljilbe
©o glücflich nic^t gewefen,
3ch bin 0011 ollem Seiben
3efct wunberfd&nell burdh bich genefen!
„Doch folc^e SBerbcfahrt
©Bill ich nicht wieber wagen,
GS mögen anbre ©oten
3fn 3 u ^ n fi barnach jagen!"
@o hoi^ auf ber Sfteife,
Die fo fdhlhnm begonnen,
Doch $u gutem Gnbe
Der frohe grutc eine ©raut gewonnen.
(gortfefcung folgt.)
§pdte ^ofen.
'Die ©tunbe, ba bu mir genaht,
©ei immerbar gefegnet.
Du bift auf meinem bunflen $fab
Sicht fpenbenb mir begegnet.
©ßenn fonft mich $afj unb Sfteib umfpanit,
Unb büftre ©Bolfen brauten,
©o fühlt’ ich, wie mein jerrann
$n beiner Sftähe, ber trauten.
2ln meines ScbenS Dornenftrauch,
Dem weifen, blüthenlofen,
©Becft beineS ©BefenS grühlingShaudh
5Rodh einmal fpäte SRofen!
_ Jtffreb §8 oä.
&-
&
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213
'Städjtfidje Jtämpfe.
fie bettt en>ig, biefc lange Stadst,
SBo alle ©eifter roacb finb, mi<b gu quälen?
Sergeben§ roe^r’ icb mich ber Uebermacbt —
©in ganzes ^>eer! 2Ber fann bie ©Ratten jä^len?
©ie tauben ^ter unb ba unb bort fjeroor,
2113 ob ein böfer $ämon att 1 fie riefe;
©ie freien laut, fte flüfiem mir in'3 O^r,
©ie bringen au3 ber tiefften £ergen3tiefc:
©dfjmerg, 3roeifel, ©roll, £rofc, bittre Ungebulb,
®ie blaffe SReue, ^rrtburn, Bang SSergagen,
Gmpörung, ®ormurf unb ba3 ©dbroerfte: @<bulb —
§ilf ©ott! — icb fann fie nicht oom Säger jagen!
®a lommt ber 3Ronb mit feinem bleiben @<bein,
— ®ie Sei<bc nur be3 Siebtes unb ber ©onne —
Ifalt, ftumm unb troftloS fehlest fein ©trabl b cre t n »
— ©iebt’3 benn auf (Srben irgenbmo noch SBonne?
SRein, nirgenb, nirgenb! UeberaH nur ©treit!
®on fern nur blauen fel’ge §immel3träume,
Un$ nur gegeigt gu immer neuem Seib,
$obnoolI entrüeft in nie erreichte fRäume.
§orcb! febon be3 grübgebeteS ©locfenflang!
®a3 £immel3gelt beginnt ficb liebt gu fäumen.
$)a3 Seben ruft, e3 ruft ber Pflichten 3 n,an 3^ —
©mpor gur Slrbeit! gort mit allen träumen!
$)ic ©ebatten fliebn, ba Sonnenlicht fie traf:
Äein C'br oemimmt fie in be§ tagS ©etriebe,
3eb ru V etfcböpft, fpät nabt unb leis ber ©cblaf.
O mobl mir, toobl mir, wenn er eroig bliebe!
_ #earg *. Saemmiitg.
^Sorgen
©dbtoarge Äirfeben, frifeb unb füg,
3cb am ®aume gerne grüg\
3lber frifeber, füger fmb
35eine klugen, grogeS Äinb.
O, bie Äirfcben,
O, bie klugen
ÜRir beim ^irfeben
SRimmcr taugen.
unb IPenb.
©(biedrer ©cbüfce, ber icb bin,
kommen beibe mir gu ©inn.
Äirfcben, Slugen, füge frifebe,
greun mich aber red)t bei iifebe.
£übfcbe 3 u f°fi- oerirrt
diner ftd) gum Sinbennmtb.
jubtoig $i<brobt.
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214
© i e
©Bem war noch je betrieben
95>ie mir fo fd)timmeS SooS?
2flir fchwanb bcS §er$enS grieben,
©er (Seele 3ioift ift grofi,
üttir bebt bic ©ruft in ©ängnig,
©eitn graufigfteS ©erhängnifc
Sprang mir aus ^ooiS Schoofc.
9Kein ©ater 50 g oor 3 eiten
3um Äampf mit Schwert unb Schilb,
3Ö^it iroern wollt' er ftveiten
2 luf öbent ©lachgefilb,
©em ßnaben blieb, bem jungen,
Äaum in (Erinnerungen
©on ihm ein mattes ©itb.
3efyn 3a^r beS ÄriegeS ©lagen
©rüg er in ©roja'S ©ann,
3nbe§ 2legift§ oerfchtagen
©aheirn fein ©Beib geroann;
Unb al§ er fyeimmärtS fehlte,
SanF er, burd)bo^rt nom Sanierte,
©aj$ roth ber ©ftrich rann.
|t e 5.
2 ftid) aber ruft $ur Stacke
©te allerftrengfte ©flicht,
3 euS’ ©lief, ber eroigsroadje,
©eftattet 9Mbe nicht;
©Senn ich bie SWutter fd&one,
©ro^t mifjgerathnent Sohne
©er ©ötter Strafgericht.
©och menn ber SRutter Obern
©erhaucht burch meinen Stahl,
©ann fteigt aus §öl(cnbrobcm
©er ©umeniben 3 a h^>
©erFettet meinen Sohlen
Sftit Flüchen, grauftg5h^ cn '
©Beih'n ftc mich ero’ger Oual.
©rum Flopft mein §er$, ^erfpalten
©on fchlimmftem (Erbenleib:
©Sic foß ber ©flicht ich walten?
©Ber löft ben ©Biberftreit ?
Ob matt ben Stahl ich fenFe,
Ob ich mit ©lut ihn tränfe,
3$ fön Sluch geweiht.
Jtfeert 3K*fer.
'polften&if&er.
„©a§ alles Schöne mu& oenoehen,
4)a& alles ©ble rnufj oergehen,
50 i e Älage ftetS auf (Erben Hingt* . . .
2 e n a u.
3 um Hünengrab, roo fteiter fich ber $ang
©er 3 nfel hebt, oon ©infter bicht umblüht, *
2 ln jebem Slbenb rieht' ich weinen ©ang,
3u fehn, wie ftitt beS ©ageS Sicht oerglüht.
©ar lieblich ift'S, mit ruhigem ©emüth
©on bort bem Spiet ber ©ßolFen $u$uf<hauen,
Seoor hernieberfmft ber stacht erhabnes ©rauen.
©aS ift ein Schweben, SchwanFen rounberbar,
©in 9teugeftalten, wieber bann ©ermehn! —
3eht oon ©ämonen fiehft bu eine Schaar
Sich graufenhaft in wilbem Zeigen brehn,
©ann naljen, Fränjeminbenb, lichte geen;
©on ferne gtaubft ihr Singen bu ju hören,
2ftit bem ber £ötle Spuf melobifch ftc befchwören.
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215
R-fit
Unb nun — o Älpengipfel, Ijocty unb
©dfjau idb euc§ mieber, buftig, ätfjerflar,
Umgoffcn oom umfiarrten girmenmeer,
©ic t^r in ber ©rinnerung immerbar
©cftanben treulich mir feit manchem 3afjr;
2) arf bemutl)ooß mein jpaupt id^ nochmals neigen
©or eurer £errlid)feit in anbad)tSooßem ©djmeigen?
©orbei, oorbei! — ®er lichte £raum oerfliegt,
$)aS fd^önc ©ilb jerrinnt. — ©S natjt bie &ad)t,
Der ©d^ön^eit geinbin, unb baS $)unfel fiegt.
®odj traulich ftd) an meine <Seele fd)micgt
©in Ijolber 2tbglanj ber entfetymunbnen ^rad^t,
$>er milbgefinnt mir giebt baS 3Beggeleite,
©ie ^einwärts jögcrnb ic§ jum gifdjerborfe f^rcite.
©o badfjt 1 id>, manbemb t)in am ©tranb ber @ee,
®em SBorte jüitgft beS großen 5)enferS nacty,
3) ag nichts fjiettieben roafyr ift, als baS ©elj;
3)ag ^erber nur baS bittre Ungemadb,
®er ©ann beS ©dfjicffalS, bcu noch deiner bra<§,
©eil un§ ocrlieljn bie SKod^t, in unfren träumen
3u flicfyn auf furje 3eit aus biefer ©rbe ^Räumen.
Unb all ber ©änger bad^t’ i<$, bie bemcint
3m Sieb ber 3ugenb fdjneßentflol)ncn ©a§n;
©Ijilbc Jparolb falj ic§, brüberlidb vereint
3Rit Ungarns gramumflortem ©of)nc, na§n,
Unb neben ifynen jogfl auf rauher ©a§n
$)u, Seoparbi, ber gegrollt ben §olben
trugbilbern, bie baS @rau beS ScbenS uns uergolben. —
®od& mar brum minber füg ber Siebe Äug,
©eit unS betrog bie Sippe, ber er galt? —
Unb menn beS ÄünftterS ©ruft im ©oßgenug
5)cr göttergleic^en ©(fyaffenSfreube maßt,
©aS fragt er, ob fetyon morgen, Ijofyl unb fall,
9Rit Std^fetjucfen, blöbem Sätteln bränge
©or feinem ©erfe fid) bie feelenlofe ßJtenge?
O 5Rul)m unb Siebe, traut ©efdjmifierpaar,
®ie uns baS ©c^icffal gnäbig §at oerliefjn,
©eit unS oerfagt — oießeid^t auf immerbar, —
®ie ©atyrljeit roarb, mit euren SRelobicn
$inmeg$utäufc$en unS ber 3aljrc gtidjn:
©cm einmal ifjr genagt, bem fdjminbet nimmer
2tuS feiner ©eete gan$ ber trofirei<$ ljeße Stimmer!
Jteinfafb 3*u<$5.
8S-ä
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216
a -*i
'gßoifeau’s fedjfle fatire.
95BaS für ein tt»üfle€ ©efc^rei, melcf)’ unljcilfünbenbe Älänge?
Jpab 1 ic§ $um ©Jacken benn eben midj niebergelegt ?
©Beld^ ein Dämon f)at tjeute bie 9Räufe, bie Äafcen oerfammelt,
Dag fte mit *Racfytconccrt frieblidje Sürger geftört?
Schleunig oerlaff* id) mein Säger, non ©djrecfen erfüllet unb Sorge;
Jpat ftd^ benn Satans Äunft jefct ju ben Äafcen gefeilt?
©ine erfüllet mit Älängcn bie Stacht roie ein rafenber liger,
Unb eine anbere flagt roie ein oerlaffeneS Äinb.
5Rei<$t baS nidjt aus? $efet fommen bie 2Räufe unb SRatten in ©paaren
3Rit ben Äafcen oereint, um mir $u rauben ben Schlaf.
9ßotlen bie JRtt^e mir nehmen burefy gräglidjeS Särmen, unb fd^timmer
Als mid(j beläftigt $txx ©ure, malten bie fünfte fte oor.
©alb nun beginnen bie £>äfyite, bann treibt ein @<$loffer fein Jpanbroerf,
3>n beS ©ulfanuS Äuttft eifrig ju fd>affen bemüht.
©JeSfyalb bift bu fo emftg, ba faum noeb ber DRorgen ft<$ rötljet?
©cfyänblictyer junger nad? ©olb Ijat bidj, o Armer, betfjört.
Sag bein jammern, o graufamer 3Rann, bu raubft mir bie SRufye,
SRaubft bem Poeten ben ©cfylaf, ber bis um jroölfe gemacht.
Salb ©ernennt 1 id) bie Äarren in 2Rengc, bie 2Raurer fommen,
Unb man öffnet bereits bort in bem Ärämergefdjäft.
laufenb ©locfen erflingen oon fämmtlicfycn Ifjürmen ber Jpauptftabt,
Unb id) fyör 1 eS am Ion, bag roan ber lobten gebenft.
©oll man bie Sebeitbett quälen, bie Abgefcfyiebenen feiemb?
3ft benn genug noefy nicfyt £agel unb ©MnbeSgebrauS?
Aber idj roäre jufrieben unb banfte bem gütigen Jpintmcl,
gänb’ id) braugen bie SRu^’, roeldje im £aufe mir feljlt.
Do 6) roofyin iä) aud) ge^e, ein ©djroarm oon läftigen 2Renf<$en,
Der mir ben ©Jeg oertritt, raubt mir bie 5Ruf>e audj bort.
©iner ftögt ntic§ oon fjinten mit einem roucfytigcit ©alfen;
Durc$ einen anberen ©d)tag roerb' id) beS §uteS beraubt,
geierlitty naljt ein Seidjenconbuct unb jroingt ntid) $u roarten,
Unb faum ift er oorbei, als bie Safaien ftd? nafyn,
Die ftdl) neefen unb foppen, bag fteljenbleibenbe ©Janbrer
Ob beS finbifd)en IfyuttS bag in bie $>äi)nt geflucht!
ißflafterer l)ier unb ^öfterer bort, Dacfybecfer in 2Rcnge,
ÜRan<$ ein ©d^ieferftein fällt jroifd^en bie Seute fjinein.
Irofc beS SattengerüfteS oerrounbet fefj' id) jroei Änaben;
AHeS oerbarrifabirt! ©agt mir, roo foll i<$ benn gcljn?
Da, baS ©ebränge ju mehren, erfctyeint ein mächtiger ©aumftamm,
Auf $roei Äarren geführt; faum ftnb bie ^ßferbc im ©tanb
3$n nod) roeiter ju bringen; benn alljufcfylecfyt ift baS ©flafter;
Da fommt ein ftattlid? ©efäljrt unb roirb beS SRabeS beraubt,
Denn ber Anprall ift grog, unb rafd) umftürjt bie fiaroffe.
SRieftge Raufen oon ©cfymutj nehmen bie SReifenben auf.
Allgemeine ©erroirrung! ©in jroeiter ©Jagen ift nalje,
AIS man bie ©trage gefperrt fielet, ba fel)rt er jurüdf.
Anbre Äaroffen erfdjeinen in üRenge, unmögli^ bie Umfeljr
SIRad^t bie ^emmenbe ga^rt aller ber folgenden nun.
Da, um baS Seiben $u mehren, erfcfyeint eine ^eerbe oon SRinbem,
©on jel)n ©fein gefolgt, beren ©efcfyrei uns erfreut.
§ier bie Sßferbe unb horten bie ©fei, bann langfame SRinber,
iS__H
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tat
Steblidjcr Slnbltcf, traun, welcher bie Siebter ergoßt!
StidjtS als glühen oernimmt man, bie immer befdjäftigten Seute
SJtöchten ber Höllenqual biefer ©erwirruug entgehn.
SBeldben ber Heiligen ruf’ ich hoch an in biefer ©ebrängnifc,
SBo man in Lebensgefahr mitten im grieben gerate?
Unb baS Springen gelinget mir fd)wer, hoch über baS ffiaffer
©ringt nur ein hurtiger Sprung, welcher ber Stoth unS entrücFt.
^Dreimal werb' ich geflogen, julefct noch trifft mich £>err ©uenaub,
2)effen fich bäumenbeS Stofc weithin mit Äoth mich befpri^t. —
Stun ift bie Hoffnung ju ©nbe, bie SJtorgenbefuche ju machen.
Slrmer $oet, ber früh fich 5 ur ©iftte gepult.
Stette bich auS ber ©ebrängni§ unb trocFne bie feuchten ©ewänber,
SBenn nicht Stegen unb Schnee wieber bie Äleiber bir nefct.
©alb erscheinet ©atiS nach bem ©ufc wie ein jweiteS ©enebig
3Bo man Strafen unb $la(j nur mit ber ©onbel pafftrt.
Hat man auch ©alten gelegt unb fd)male ©retter barüber,
Stur ein firner SaFai glücFlich h' n über ftch wagt.
®och auS fäntmtlichen Traufen hernieber giegt eS oon Steuern,
gaffen wir halb beit (Sntfchlufc, über bie Strafe ju gehn.
treibt bich öer Siegen nicht fort, fo treibt bich bie bange ©eforgnifj;
2)enn mit ber Sicherheit ift eS bebenFlich befteßt.
SBenn bie Sonne gefunfen unb Stacht bie Grbe bebeefet,
Unb ber Äaufmann bereits Saben gefchloffen unb $h or '
SBenn er bie ©elber fortirt unb bie Stentenfeheine gewählt hat,
SBenn auf bem Steumarft febon frieblich eS würbe unb ftiü r —
Stegt fich Me Sattgftngerfchaar, unb gut oerfteht fic il;r ^anbwerf:
Unfer ift fe^t $ariS, fpricht man, in 3ünften oereint.
Sticht in ben bunflen SBälbern oon ©öhnten unb nicht in Italien
©iebt cS ©rigantert wie hier, welche bie SJtertfchen gequält.
©eh' nicht beS SlbenbS allein in ben Straften oon Seinei@omorrha,
Ober bie fflörfe, bie Uhr fällt einem ©auner anheim.
SBehrft bu bich wiber ben Stäuber, fo bringft bu bein Seben jum Opfer,
Unb in ben geitungen halb hören bie Seute baoon.
Sieber oerfchlieft' ich bie Ih^ rc un b 9 C ^' mit ben H^ ncrn $ur Stuhe,
Söenn nach gelöfchtem Sicht mübe bie SBimper fich fehltest.
Slber auch h* cr im Sette bebrohen mich wieber ©efahren,
®enn bem genfterfchluft naht ein oerwegener t)ieb.
Schüffe werben gewechfelt oon ©olijiften unb Stäubern,
SBährenb oom Hinterhaus her beutlid) um ^pilfc man ruft.
Ober oon geuerSbrünften ergriffen feh' ich beS Siad)barS
Stattliches HauS, oorbei ift’S mit ber nächtlichen Stuh':
Ohne 9Befle oerlaff' ich bie $8oh nun 9 unb flüchtig ben SRantel
Uebergeworfen, hinaus geh' ich, ben ®ranb jn befehn.
$)a wie ein anbereS £rofa in glommen oermein' ich i u flauen,
3So bie Slrgiocr in SButh ©reife unb fiinber erwürgt.
Stun ftürjt itieber baS ®a<h oon taufenb H Q Fen bewältigt,
Unb ©ulFanuS, er lägt SBolfen beS StaucheS $urücf.
(Snblich Fomm ich nac h H au ^ öleich oor Sorgen unb Schrecfen,
Slber ber Xag bricht an, eh' ich mein Säger erreicht.
Stieber leg' ich mich rafch; hoch Fein erquiefenber Schlummer
®ecft mir bie 2lugen; ber Särm l;inbert ben iraumgott, $u nahn.
Hott’ ich ein weites Hotel mit ©arFanlagen baneben,
Äönnt’ ich bem wüften ©etöS fern oon ber Strafe entgehn.
Unfere Hauptftabt ift ein ©Iborabo für Steife;
k -ä
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218
-gl
©clbfi in bem ©ei<$bilb fjat fWattige ®ärtcn bcr ®raf,
Äann ftW fcboffcn burd) ®olb ben Srüfjling inmitten beS ©interS
©ürjigen ©o^lgeruW atljmet ber wonnige fyaxt.
Dodj ein 2trmer, wie id), ber feine ©d^ofle fein Sigen
Nennt, ber roo^nt in $aris, wie eS bem $öc§ften gefällt..
$. 8*tf«u.
^etier|lutin.
Sin ©Ratten, Siebfier, liegt auf beinen ©rauen
©ie auf beS bunflen Rimmels Singest,
Unb wie entflammt im tiefen Nebelgrauen
Der fallen 93Iifec IjeimatlofeS Sidjt,
©o felje itb aus beinen büfiren 2 lugen
Sin tüilbeö ©prüljn bem ©Wattenmeer enttaudjen.
9Nein £>er$ erfagt’S! o rätfjfelooHeS ©eben,
DaS meine ©eelc eng an beine jroang,
SNir Äunbe giebt oom tiefgefjeimftcn Seben
3 n bir — roie laufc^e id) nun jitternb bang
5luf meines ©cfyicffalS unerforfctyteS ©öden,
©enn ©etterfiürme beine ©ruft burc^groden!
_ &ttO 'gt*K.
$in>ar6 gaxf.
3m gorfte oon Dunfinan tönt eS roilb,
Da reitet ber Job mit ®rauS;
Da brö^net ber ©peer, ba flingt ber ©c^ilb
©iS $um NteereSfiranbe fyinauS.
§adeitber ÄtiegSruf, Noffegeftampf
©rauft über bie £cibe baljer;
3 m lebten, roilben, trofcigen Äampf
Ningt fterbenb 3Jtacbet^ §eer.
©o bie glamme beS ©treiteS am Ijeifjeftcn loljt,
Da fanF, baS £mupt jerfpedt,
3n ber Sauft baS ©Wroert, oom ©lute rotf},
3 ung ©iroarb, ber blütyenbe $elb.
Dem ©ol)ne fern ber 2llte brang
3n'S geinbeSgcnm^l hinein.
£>ei, wie ber ®reiS baS SNorbbcil fd^toang,
©ie baS ©etter fc^lug er brein!
Da nafyet ein ©otc: ,,©e§, geR^err, wefj!
3W fünbe bir fWltmmc 9När;
Dort brüben tragen fie blciW toie ©Wnce
Deinen @of)n auf ber £artfWe baf)er.*
B---- 8
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8r
m
*
Der fftede brauf: „Sftur eines noc§! Wann,
ffiie empfing er bie ffiunben?" — ,,©on oorit!" —
,,3d) mußt’ eS!" — £>ocf) hebt er im Sattel fu$ bann
Unb ftößt in fein gellcnbeS £orn.
Da flirrten bie Siebte, ba raubte baS ©lut.
Da brang ein nort^umbrifetycr Schlag
§crrn 9Jfacbetlj jad^ burefy ben (Sifenijut
Unb fein nriitl)enbe§ ^ecr erlag.
Sftatmlanbenc, baS ©anuer, trug
©iroarbS SRärfcSmann,
Unb fiegenb ging uorroärtS beS Stäben glug
hinauf gen Dunfinan.
©lutrotl) raubte bcS ©cfyloffeS ©raub,
Unb be$ ©icgerS getreues ©lücf,
führte bae trotzige 9llpenlanb
$u £errn Sttalcolmö ©efyorfam jurücf.
Den leitet’ 3arl ©iroarb in ©lanj unb ^Sradfjt
s J?adj bern ftrönungSfteine $u ©coite,
Dann 30g er nad) ?)orf in büflrer 9tac$t,
©etrauernb ben einzigen ©oljn. — —
Unb er fam jutn ©terben. Der grimme geinb.
Der if)n fd^ant' im morbenben ©treit,
'Jfun enblicfy hat er eS ernft gemeint:
„3>arl ©iroarb, mad) bid^ bereit!"
Da frampff er jufammen bie ncroigte Sauft,
Unb fuf)r uont ^ager empor;
©ie Ärieg unb ©d)lad)tgetümmel lauft,
9tun flingt’S in bcö ©terbenben Dl)r.
„O", jtöljnt er, „roie elenb unb fd^roül tmrb mir,
Der rühmlos im ©ette ftirbt!
Da fte^t i^r unb helft nicf)t unb tagt mid) Ijier,
©leid) bem Jpirfdj, ber im 2ftoore oerbirbt.
Unb muß eS geftorben fein, roof)lan,
©0 reicht bie Lüftung mir fyer,
Drüdft mir bie 5lrt in bie 9fted)te bann,
3ln bie Sinfc ben ftiifcenben ©peer!"
Unb fte brauten bie ©e^r unb er legte fie an;
grei ^ub ftd) ber ^errlidbc £elb.
„9tun ^eran, bu jitternber Änodjenmann,
©3 fd^cibet ein 3arl aus ber ©eit!"
©r fpradh’3, ein Sädjeln tm ftarrenben ©lief;
Da fuljr’S roie ein ©etter burd) 1 ^ £au3,
Da faitf baS £mupt i^m fermer in'S ©enief
Unb er flaueste bie ©eele auS.
cöugo 3t$eiufdnber.
fe_ *
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D’ Drosel l) em Wenter. -
0 weih, min Bichelche*) we denn*)
Ya lütter Hongerschnoath!
Et ess kai einzig Birnche 4 ) drenn,
Ob schwarz, ob gal, ob roath.
Wat wur mir en der harte Zitt
Min Sammetwämraesche so witt,
Ech goah fast zweimoa nenn.
No han ech noch — ech weiss net wo —
Min Noateboch 6 ) verlorn,
On gestern ess mir noch d‘zo
Dt Waldhorn zogefrorn.
No moss ech armer Mussegant
Als Fechteier 6 ) zeeh durch d’t Land,
Em Banze nix we Noath.
Wä Spellma 7 ) ess va Professioa,
Varn Reche nix versteaht.
Em 8 ) Juchhe wur*) all Got verdoa 10 );
We't mänjem Brorer 11 ) geaht.
Känn Stemm 1 *), känn Sparbex on kann Moth! 18 )
On for e Handwerk doch z got!
0 Konst, wo führst du hin!
0 Drossel. *) Bäuchlein. *) Was nun. 4 ) Beerlein. *) Notenbuch. •) Fecht¬
bruder. 7 ) Spielmann. 8 ) im. ®) war. *>) Gut verthan. «) Bruder. ,a ) Stimme.
ia ) Muth.
Rosa Rübsaamen.
'pintei.
(£oratiu3,
Steffi bu, rote ftc§ in roci&eS Sinnen
Die (Srbc na<§ unb nad& ner^üHt?
Unb roie ber ©djnee auf Dacty unb Binnen
33alb jebeS ©läfcdjen auSgefüllt?
De3 gidjtenl)aine§ bunfle ©ipfel,
Sie tragen faum bie roeigc Saft;
©d)on neigen ftd? bie müben ©ipfel,
(Sin Siechen ge^t non 2Ift ju 2lft.
DeS JBiefent^alS gefdjroäfc’ge ©ä$e
©inb aß 1 erftarrt oom eif’gcn groft,
Unb über bie entblößte gläc^e
©treibt rauben £>au$S ber roilbe Oft.
Ob. I., 9.)
Da lob 1 id) mir bie trauten (Scfcn
9lm SBärnte fpenbenbett Äamin,
5Bo manc$e3 üftärt^en auferroeefen
De$ geucrS alte ÜRelobien.
2 Sir plaubertt in gefeU'ger Stunbe,
©ern in (Srinnerung nerfenft,
Unb freun un3 banfbar jeher ©tunbe.
Die un§ bie ©djicffal3fd)roefter fetyenft.
3 n meiner $anb ein polier Secfyer —
Se^aglicb bampft ber ljei§e $ßunf<$!
Unb um mich Ijer nergnügte Betfyer —
Da3 ift fo ganj nad) meinem SBunfdjj
$atf
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221
sr---s?
3 e6iuai- c Sie&.
©tarreS ©iS auf ©tromeS ©eilen,
Dieter Steif auf ©aum unb Strauß;
$lber fteb, bic SBogen fdhroeUen
Unb im ©aurnc regt ftch'S auch . . .
^rbifd^cr Jammer,
©iftge Älammcr,
©eiche oom £erjen, fdjon fpürt cS ben £auch!
greubig ftch rüftet'S ju göttlichem Streben,
^ubclnb roirb’S beinen ©anben entfehroeben!
%a, ob Siebei, büfhre ©dreier
füllen ring§ auch SBalh unb gtur:
©on beS ©ängerS golbner Se^er
Dönt eS um fo befler uur —
^eiliges Bahnen,
Seliges Slhnen
Jpcll aufbämmernber ©lücfcSfpur:
©celen, o regt bie unterblieben ©ebroingen,
9Kuthig ben Söinter in euch S u bedingen! —
_ farf fugen
$ternennadjt.
©ei mir gegrüßt, o ^olbe ©temcnnacht!
©eheimnifcootl bebeeft bein
Der ©rbe liefen unb ber ©rbe £cib,
Unb Zeitig füll, roie eine griebenSfeier,
güUft bu bie ©ruft mit ftiüer ©eligfeit,
O aauberoolle, ^olbe ©ternennadht!
3um ©taunen jroingt mich h«ne reiche ^3rad^t!
©o oiele ©onnen feb’ ich °&en Greifen —
©in ©ilb ber unfaßbaren ©migfeit!
9BaS fann ich tljun, bemuthooll ju preifen
Den Jpcrrn ber ffielt unb ber Unenblichfeit,
Der bicb erlauf, o reiche ©ternenna^t!
C glanjerfüflte, füße ©temenna^t!
©Sie läßt oergeffen mich ^tin Schweigen
Sttancb’ bittres 2öeb\ manch’ tiefoerlefcenb Söort!
groh grüß ich hich fdjon bei beS DageS Zeigen,
Unb roenn bu febeibeft, flingt im Jpeqen fort
Der Draum beS ©lücfS aus ftiüer ©ternennadjt!
3r«nnp Jeftef.
*■-ä
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722
'S?
5» «Ättcrßa^ö geltet.
SluerbadjS ft'etler — ^eiliger föaum!
©in ich bie roirflidf)? ift eS fein ‘träum?
-pie bat ber göttlidje länger gekauft,
£>ier auch burebgeiftet ben einigen Rauft!
Neffen gemahnt es mid) — ©ringet mir ©ein!
.'pör, (Meift ©oetbe’S, ich benfe beiit!
liefen ©ecber frifd^ an ben Wunb —
SluSgeleert bis auf ben (^runb! —
(yi, mie büfter baS Sämpcben flimmt!
©ie eS nenoorren nor’nt Sluae mir febroimmt!
©ie eS mir bumpf nor ben Obren brauft!
©in id) eS felber? bin id^ nicht Rauft?
tort am Öeroölbe bufebt eS umher,
teufet fid) lüftern — Aftern Rläfcblein leer... .
tiitfifcbe ©iebte, nehmt euch in Siebt!
©iffet: in mir ift ber Rauft enoad)t! —
£a! non bem Raffe fcbleicbt eS bernor!
£ämifcbeS Cacben bringt an mein Obr-
©iflft bu, Wcpbifto, ju tienften mir fein? —
(*i, benn millfommen — 3^ fcblaae ein!
©efc bicb ber $u mir, teufet, unb frifcb
©ebafj mir ben beften ©ein aus bem tifcb! —
flöftlidje £abe! taufenb tanf!
taS ift ein tranf, ein Reuertranf! —
(£önu’ mir mehr non bem göttlichen ©ein! —
Va6 nur baS teuflifebe (Mrinjen fein! —
•t'ilfe! Reuer! 3^ brenne — o roch!
©e^e! id) brenne nont £opf bis gur 3eV-
£ilf! 3eb erftiefe im febroeflichten stampf! —
3cb erliege im £öllenfampf —
Rtud) — Wepbifto! — ^d) finfe — Sieb!-
— ©löblich bröbnt eS mie tomtergefracb. . ..
©ie? roaS mar baS? mo bin icb? rco? —
träumte icb? ~ Weine (Schläfe — Ob! “*
SluerbacbS Xfeüer, icb benfe bein! —
Stuf an bie fiuft — O £öQenpein!
Jtbaf&erf gtuboff.
Die jüngste deutsche Litteratnr-
strömung und das Prinzip der Mo¬
derne non Eugen Wolff. (©ertin, föicbarb
(Jcfftein Wacbf.) 3Me ©rofebüre ift als fünftes
ber „£ittetarijcbcn ©olfsbefte" erfcbieneit,
roctcbe ibr ©erfaffer unb £eo ©erg in @e-
meinfebaft mit jablreidtjen, mehr ober minber
namhaften, anberu©dbviftftellern berauSgeben.
(£S bringt eine febr flar unb überficbtlicb ge=
battene, ^ufammenfaffenbe ©etraebtung über
fämmtlicbe nennenSroertbe ©ertreter beS fo?
genannten „jüngften $eutfcblanb", foraie ihrer
©erfe unb eine fritifebe Unterfucbung über
ben ©ertb beS non ihnen ausgesprochenen,
in ihren ©iicbern betätigten, äftbetifdfjen
©rin$ip8. Obgleich ©oljj biefer ©d£>ule mit
großem ©oblmoüen gegenüberftebt, ift er
boeb gegen ihre (Gefahren unb ©cbn>cc!}eii
feineSroegS blinb unb beeft in ben ©driften
einzelner ihrer £auptnertreter unnacbficbtlicb
bie (Gebrechen auf, bie er barin finbet, fo bap
man ihm roobl gugeben fann, bafj er fein
©ueb sine ira et studio aefebrieben unb bafj
eS i|m emft um bie ©aepe felber, nicht aber
a —
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R-
barum t^un war, bie Siebter ber jungen
©eneratton gu oerbimmeln. gür LeptereS
forgen pe ia auch meip felber. 3n beit
^auptpunFten ftimme id) mit bem Autor
über Söertp unb 33ebeutung ber moberneit
Dichtung in Ä'uuft unb Litteratur burcbauS
überein, aber aud) wer baS nicht tput, wirb
au§ ber licbtoollen Oarpefluug Belehrung
unb Anregung fdjöpfeit unb jebenfaUö mehr
(Gewinn barauS giebu, als wenn er bie aügu
fcbiteibigen gär* unb 9öiber: Sieben ber ein-
feitigen Vertreter beiber gegnerischer
ungen über fic^ ergeben läpt. Oie 2öabrbeit
bat ja noch immer in ber Witte gelegen.
Konr&d Telmann.
Americana. £umoripifcbe ©Figgen ati8
bem anterifanijeben Leben oon Philipp
Berges. (Leipgtg, $bil* PFeclam jun., 9tr.
2508, 1889.) Oiefe fünf ^umoriftifc^en
geuiüetonS haben Feinen litterarifcben
Söertb; ihr heitre ift baS aus unfereit beut=
{eben 3*i tun 9 cn woblbeFannte ber trauS;
atlantijcben Uebertreibutigen, wie fie in
DRebactionSPuben beS far west gegücbtet mer=
ben, unb (o ip auch b^ cjlcicb bie erpe de=
fdpdjte, welche ein brotftgeS 9MIb omerU
Fauifcben AeitungSwefenS giebt, bie befte, b. b-
amüfantepe. „5Öilfon’S Tepament", bie britte
©Figge, S^igt uns bie dipelsTburmböbe, bis
ui welcher oaS fftewgorFer D’Feclamewefen ge-
Dieben; ber Aboocat SBilfon ift ein TgpuS,
bie SßerFörperung non 9)anFee = ©Flauheit,
unb devil-may eare-SttücFpcbtSlopgFeit. Oie
Fleinen ©Figgen geben einen dinblicf in bie
gange ©ittenlopgfeit unb 33erberbtbeit ber
neuen 2öelt, pe ftnb aber mit |o unnadf)=
abmlicbem £mmor, fo echter ?)anFcelaune oor-
getragen, bap man bem Ueberfeper nicht gram
fein rann, bem Verleger guten Abfap wünfebt
unb — bie ungenannten Urbeber Fennen lernen
möchte, um noch eine ©tunbe mit ihnen gu
»trplaubetii. Alfred Friedmann.
Lieder des Herzens oon Alfred
Friedmann. (Berlin, Verlag oon 9tofen=
bäum & £art, 1889). Alfreb griebittann ift
als feinftnniaer IHoüeOip unb als oerftänbnips
reicher ftritifer beFannt. Wit groper greube
begannen wir baper auch bie Leftüre beS oor=
liegenben LieberbüdpeinS. ©aate bocf> ber
93erfaffer in ber 2öibmnng, bap er in bem;
felben „fein 53efteS gegeben". 9hm muffen
wir gefieben, bap wir non Anfang ein
wenig enttäufebt waren, Oie erpen lieber
(Äleine ©acben) entbehrten burcbauS nicht
beS ©ebanFenreicbtbumS unb ber finnigen
©efüblStiefe, allein eS Farn un§ oor, als ob
ber Siebter baS, waS fein 5$nnerpe§ bewegte,
hier unb ba etwas ungefebieft auSgebrucFt
habe, als habe er eS nicht recht oerpanben,
ben 3n^alt in bie rechte gorm ui giepen.
drgwungene Silber utib eigentbümficbe 59ort;
neubilbungeit pnbett peb häufig. Aber je
weiter man lieft, befto mehr denup unb
53efriebigung pnbet man. „SReerbilber*,
„©onette", „Ueberfepungen", „Oie gamilie"
enthalten fap nur ©uteS. Namentlich bie
% -- _____ ---
debidpe beS leptett AbfcbnitteS pnb groben
echt beutfeber, inniger 05efüblSli)riF. AuS=
gezeichnetes bepnbet ’fid) barunter („d5eftänb=
nifr, „Jl)r?icb", „Oie9ted)te", „ASulbigung"),
baS bem heften, was je biebterijeb empfunbeu
unb ausgesprochen würbe, an bie ©eite gefept
werben Fatnt. 99ir hoffen oott Alfreb grieb=
mann noch mehr AehtilidjeS gu lefen unb
empfehlen bie „Lieber beS A^ergenS" getrop,
injonberbeit ber Oamcnwelt.
Hngo Rheinländer.
Seegeschichten oon Heinrich Kruse.
Zweite ©ammlung. (dotta, ©tuttgart).
Heinrich Ärufe, au ber Oftfee babeim unb
oon jeher ein greunb beS NleereS, hat fchoit
manch’ treffliche ©eegefcbidjte ergäbt. Oie
erpe bei dotta h^'auSgeFommene ©ammlung
j biefer reigenben Oicbtungen b Qt fielen Beifall
I gefunben' unb liegt jept in gweiter Auflage
oor. (Mleicbgeitig aber ift in bemfelbett s ^er=
lag als ftattlicber 93anb eine gweite ©amm=
lung erfdjicnen, ber erpen an 3Bcrth opne
aüen 3 ,üe ^ c ^ minbepenS pleicb, au Umfang
überlegen.* Oeun fie bringt auper einem
lefenSwertben, Fttrgen Vorworte nicht weniger
als neungehn frifdje, bem 2eben abgelaufcbte,
bureb edpe Hutift oerFlarte Silber, bie meiP
bem Treiben auf ber ©ee unb am ©tranbe
entnommen fttiD unb bureb ib ren tb e ^ § t* e f s
ernpen, thcilS heiteren, ja bodjFomifcbeu
halt reiche Abwechslung barbieten. dS hält
ferner, auS ber giide beS (Bitten dingelueS
heroorguheben, opue ungerecht gu werben,
boch biirfte bie Föplicbe ©cbülergefchidhte
„donrector im ©aefe" auch anbere Veute als
Latein oerftehenbe ergöpeu, biefe freilich am
meiften, währenb „Abelaibe" 3 orn un ^ ^t 5
leib erwerfeti unb „Oer ^alirornier" bureb
tapfere Lebensweisheit erfreuen wirb. Oer
aüerlcpte $erS beS gangen 93ud^S enthält
nod; einen fepr feinen 3 ll 9-
Wilhelm Fischer.
Gedichte oon K. A. Hlickinghaus.
(OreSben unb Leipzig, d. ^ßierfonS Verlag,
1889). dS bietet einen gang eigenen @enup,
bie 9tieberf<hläge eines jungen, warm em*
ppnbenben ApergenS, bie erpen 9öelt= unb
LebenSeiitbriide einer jungen Oicbterfeelc
Fennen gu lernen, gu fepen, wie eine noch
thaufrifdhe Ülaioetät mit ber herben 9öirFlich s
Feit fich abgufutben oerfuebt. §aben wir ba
mit einer nod) uitoerfälfcbten 9Fatur gu tbun,
mit einem noch ungeFrümmten dbaraFter, fo
Fönneu wir nicht AnbereS als ©cbmerglaute
erwarten. dS ftnb bieS bie ©d)mergen ber
geiftigen Geburt einer digennatur. Unb
©cbmerglaute pnb eS, bie wir in biefem
debichtbiicblein pnben. ^ücfingbattS febeint
©cbmerglicbeS fchoit erlebt gu haben unb bie
Töne, bie er anfeblägt, pnb echt unb warm.
3öie jeber Oidjter, trägt er feine melandholifcbe
AnfcbauungS* unb dmppnbungSweife auch
in bie Umgebung unb in bie fftatur bmttn;
LeibenSgepalten wie Prometheus unb dbrifhtS
pnb eS, bie ihn angieben, bie ibm feine
^bantafte oorgaubert. Unb bie eebteften Töne
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ftnbet ec nur ba, 100 feine ÜRufe ftd^ am I fdjöneS Sprachgefühl. (58 ift ju hoffen, bafj
Seibooflen enpünbet. HücfinghauS ift Cprifer J biefen talentooflen SUtfäßen no<h oiel Be*
in erfter, föefleponift uitb ^etorifer erft in j beutcnbereS folgen wirb,
feitet föeihe. <5r befigt Bhantafie unb ein I Hermann Menkes.
Sieberum haben mir ben lob eines h er =
oorragenben, treuen Mitarbeiters ju beflageit:
Feodor von Wehl ift am 22. 3anuar in
amburg nad) längerer ftranfheit ocrfchieben.
er Beworbene mürbe am 19. gebruar 1821
gu £un$enborf in 0 cf)lefien geboren unb
mürbe, aus einer alten fchlefifchcn gamilie
entftammcnb, für ben Militärbienft beitimmt;
ein ©tun oom ^ferbe, ber feine Ü^efunb^eit
bauernb fdhäbigte, nötigte ihn jeboch, biefer
Laufbahn entfagcn unb er roanbte fich
in golge beffen fd^on im frühen Filter ber
SchriftfteHerei $u. Senn e 8 i^m aud) nie
gelungen ift, roafjrljaft BebeutenbeS zu leiften,
fo oermochte er hoch in fich BoüenbeteS ^er=
oorjubringen unb bejonberS baS feinere 2uft=
fpiei oerbanft ihm manche Bereicherung;
beroorjuljeben ftnb h«r u. 21 . hie beFannten
(5inaFter „Filter fchügt oor ^^or^eit nicht",
„9tomeo auf bem Bureau" :c. — 9lud) in
Heineren 9tooellen unb litterarifchen Blau«
bereien leiftete Sehl SlnerfennenSroertheS; in
erfteren oerfügt er über eine pacFenbe X'ar*
fteüungSFunft, bie ben ?efer oft über baS
mit Borliebe behanbelte Stoffgebiet beS Ber-
brechenS unb MorbeS ^inroegfe^en läßt. 3n
feinen ®ebid)ten jeigt Schl einen finnigen
>Jug, Baüaben unb lieber im BolfSton ge=
Itngen ihm am beften. — üange 3 «h re hm*
burch mar ber Berftorbette aud) ih eatei *f l 'iFifcr
ber *X)reSbner conftitutionellen Leitung", bis
er im 3 a ^ re 1Ö69 einen föuf als artiftifcher
$>irector beS Stuttgarter ^oftljeaterS erhielt
unb 1874 $um ®enevalintenbanten beförbert
mürbe; h^r hatte mit großen Schmies
rigfeiten ju Fämpfeit. Xroß aüeS guten
SiÜettS fah er fich ben Siinfchen beS
|>ofeS ober auch nur einer ^ofclique gegen*
über ohnmächtig, fo baft er fchließlich auf
feinen Bofteit ©erdichtete unb nach Hamburg
jurücFFebrte, roo er im Begriffe ftanb, eine
Sochenfchrift „‘Ceutfche tfunft unb ?itteratur"
$u begriinben. (5r mar zugleich mähreitb ber
legten brei 3 ahr« ßunftfritifer an ber Ham¬
burger „ffteform". Wod) in ben legten Mo*
naten feines £ebeu3 gab Sehl Xagebuch*
Hufjeidhnungen auS ben 3ahren 1863—1884
unter bem Xitel „3*it unb Meitfchcn" heraus,
roelche befonbereS 3ntereffc burd) bie Mit*
theilung feines BriefroechfelS mit ben be*
beutenbften litterarifchen 3 e it 0 rno[fen heroors
riefen unb melche als ein roerthooüer Beitrag
$u unferer beutfchen ftulturgefchichte betrachtet
roerben bftrfen.
- * -
Hermann Lingg erhielt oom Brinjregentcn
9uitpolb oon Bapern eine (5inlabuncj jum
MittagSmahle, bei rcelcher Gelegenheit ihn
ber Biinjregent mit bem Ritterkreuz des
Verdienstordens der bayerischen Krone
fchmücfte. — Mit ber Berleiljung biefeS
CrbenS ift ber perfönliche 3lbel oerbunben.
- 4c-
S^er Grillparzer-Preis oon 1500 ©ulben
ift Adolf Wilbrandt für feinen „Meifter
oon Balntpra" juerfannt roorben. £a$
0tiicf foU im Burgtheater ju Sien aufge¬
führt merbeit.
— * -
(*ine Nachricht oon großer Bebeutung für
bie gefammte 0chriftfteUcrroelt Fommt neuer=
bingS auS 2lmeriFa. (53 hat nämlich beit
21 nfchein, als ob bie ^uSnahmefteüung, melche
bie Vereinigten Staaten gegenüber ben Ver¬
einbarungen der Culturstaaten zum Schutze
der geistigen Arbeiten immer noch eins
nehmen, enblich aufhören roerbe. „X>ie Be*
miihungcn um H fr bHfiihrung eines inter=
nationalen BerlagSfdjugeS jdheinen" — fo
roirb bem in Milroaufee erfcheineuben
„Herolb" auS Safhington geichrieben —
„enblich oon (Erfolg gefrönt roerben $u fotlen.
(5ine Bill, melche oon ben 0chriftfteOern beS
Raubes unb uielen ber hcroorragenbften Ber=
lagSftrmen empfohlen mirb, mürbe befanntlich
oor einiger »M* ©enate eingebracht unb
au ben fluSjdjufc für Butentaugelegenbeiten
oermiefen, melcher oon jeher joldbc (55egen-
ftänbe behanbelt hat. Terfelbe Antrag mürbe
nur oon $roei oerfchicbenen 9lbgeorbneteu im
Haufe eingebracht. £er erfte mürbe oom
Sprecher au ben föecbtSauSfchuft, ber poeite
au ben BatentauSfchuft oermiefen. £er
legtere foU beinahe einftimmig ju Gunfteit
ber Maßregel fein, unb ba ihm roenige atu
bere Gcfchäfte oorliegen, jo ift augunehmeit,
baß er bie BiH balb einberichten roirb. X)ie
Gegnerfchaft gegen bie Maßregel ift faft
auSjchließlicb auf eine Fleine Bartei oon
Herausgebern juriicfiuführcn, bie hauptfäch 5
lieh billige Olachbruae auSmärtiger Schrifts
fteüec auf ben Marft bringen unb niemals
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St¬
einen Gent ©d&riftlohn bejahen, fo lange fie
bieS auf irgeno eine Seife oermeiben fönnen.
Me greunbe beS ©t^ufieS für geizige foroohl
als materielle Arbeit hoffen auf Annahme
ber ©iH. 9Iu<h ber SftechtSauSfchufj ift ber
©in giinftig geftnnt. GS märe baljer nicht
ju oerrounbern, roenn auch oon biefem 9lu3=
fchuffe ein günftiger ©ericht eingebraeht roer*
beu mürbe, mobuvch natürlich bie SuSfichten
auf Annahme ber ©tabregel bebeutenb oer*
mehrt mürben/
- * -
Ludwig August Frankl lieb foeben eine
neue golge feiner Gfebidjtfammlung „GpifeheS
unb ?pri)che3* erfcheinen. (91. ©ong & Go.,
©tuttgart.)
— — * -
Wilhelm .Tensen veröffentlicht einen neuen
„SKoman in groei ©üdjern* unter bem Ditel
„Doppelleben". (Garl SReijmer, Seipgig.)
- * -
„©reiSaefrönt* nennt Ernst Eckstein eine
£umoreSre, roelche im gebntar bei G. SReifc
ner in 2eip$ig erfcheint.
- * -
Theodor Fontane’s „Gfefammelte Romane
unb Grgäljlungen" erfcheinen bemnachf! —
unb jroar tieferungSmeife — im ©erlag beS
Deutschen ©erlagShaufeS, ©erlin.
- * -
©ei S. griebiich in Seipgig erfcheint ein
neuer [Roman „Dunft auS ber Diefe" oon
Hermann Heiberg unb ein foldjer oon
Adolf Glaser „9Rit bem ©trome".
frftfftntttg.
[Radjbem über bie Differenzen, roeld^e gelegentlich ber ©treitfaefje groifchen £errn Äarl
Gmil grangoS unb bem mituntergeichneten £errn Solfgaug jtirchbach groifchen uitS erroachfen
! tiib, eine 9luSeinanberfefcung flattgefunben höt, erflären mir biefelben für ausgeglichen unb
ne Angelegenheit als erlebigt.
DreSben, 25. 3auuar 1890. 300ffgait<) jUr
De. ^hfermaun.
S. in G—tz a. 0. ©ie beftfcen entfliehen
Dalent, allein [eien ©ie fparfamer mit
fehmüefenben ©eiroörtern unb mahlen ©ie
überhaupt einen fchlichteren 9luSbrucf; für
bie golge bitten mir ©ie aud), Gebiete
mit fyxtm ©ornamen au bezeichnen. giir
3hre ireunbliche ©ereitmiuigfeit, gur meiteren
©erbreitung unfereS ©latteS beigutragen, oer*
binblichften Danf!
M. M. in B—y. Gfebichte leiber unoer*
roenbbar, bagegeit belieben ©ie uns ben betr.
fcuffafc gur ©rüfuitg oorgulegen.
Dr. H. P. in A—g. 2aut ©ermerf in
unteren ©üchem ift uitfere 9lntmort auf 3h r
gefl. ©chreiben oom Auguft o. 3. bereits am
6. Oft. 0 . 3- mit bem ©emerfen an ©ie ab=
gegangen, ba§ oon 3h r < r @infenbung leiber
nichts ;um 9lbbrucf geeignet fei.
H. Z. in E-—1 b. H. ©0 febr mir ben
Heimgang jenes begabten jungen Mitarbeiters
bebauem, fo menig fönnen mir bemfelben
hoch einen Nachruf in nnferem ©latte roib*
men; bieS fann nur bei anerfannt bebeuten*
ben Dichtern gefchehen. [RidhtSbeftoroeniger
uitferen oerbinolichen Danf für 3h*< freunb*
liehe Abficht!
P. S. in W—r. Sir ftnb mit ©ergnügen
bereit, ©eiträge ron 3hu* n S u oeröfjentlichen,
oorauSgefept natürlich, bafj fte unferen 9In=
fprüchen an Drucfreife genügen. gür 3§ r «
8f
Jd
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226
liebenSroürbigen unb erfolgreichen Bemüh¬
ungen, nuferem Platte neue greunbe ju ge=
roinnen, üerbinblidjen &anf!
R. F. in 0 —a „$rofinad)t"; E. G. in
K—e „TaS böc^fte ; H. K. in M—r
i. W. „ 3 m Sinter"; W. M in 0 —n „ 3 dj
inufc!" unter bem $itel „Befenntnif?"; 0 . S.
in B—a „ 9 In gveuub unb fyciub!"; W. P.
in W— m „C&itifdjau"; F. K. J. in Oe—g
,,($rabfreu$"; A. V. in D—n „Seitu 'Tu
nod)?" unb „(Einbruch ber s Jtarf)t"; Th. R.
in W—tz „ 9 iad)t 3 "; I. D. in Z-n „ 9 ?äd)ie
am D^bcin". Angenommen!
J. 8 . in P—a b. R. (ohne gcbauflicben
3 ufammenfd)tufi); R. 0 . in S—g (fenben
©ie in geveiftcrcn 3 ut)ren Gutftanbenes);
W. A. in V — 1 (Rebler in SReim uub Ber§;
mag!); A. D. in Z-au (jahlreidfjet fd;fed)ter
fWeime wegen unoenuenbbar); M. L. in K—g
i. Pr.: A. S. in M—n (rbqtbmifdje gärten
mtb üJRängel be§ BerSmafceg); R. S. in L—n
(ftreben ©ic nad) Fnapperem unb geroitbtigerem
Slusbrucf!); G. W. in N—e; G S. in B—n
(fenben ©ic Jtüqereö); A. H. in H—g (oer=
fehlte Silber); 0 . L. in W—f; F. B. in N—u
(iubaltlid) $u biirftig); Al. G. in S—tz (311
11 eilig prägnant im iiuSbrucf); L. M. in W—l
b. H.; Graf 0 . Z.-L. in L-n; 0 . M. in
S—d; BJ. F. in R—ek (ftofjlidj 311 befebeiben).
Dankend ab gelehnt!
M. P. in C—d. 3 b« Bearbeitung ber
(^ralfagc ift bi§ auf bic gasfreieren 2 öort=
umftellungen be§ Berbum eine recht aner=
FennenSmertbc £eiftung, allein biefer Mangel
uevbietet und ben 2 IbbrncF; wir erwarten gern
ftnbcveö.
(©d)lufe ber üHebaction biefer Vliiimuer: 1. Februar 1890.)
dntjaftsDergeidinif?.
Ärbiditf bon irobor tücbl, Albrrt ßrrnftrin, Alfrrb feilt, Ärorq von flrtnminq. tnbrofq Gidurobt, Albert
Jüttfer, ftelnbolb inrti», CE. ülilati, tjrro Ülar, fluqo Kljrinlflnbfr, Uofn Kflbfnomrn, irirbrid) <£«rl Hrinfrl), Ä«rl
CEnqen Sdjmibt, iannq 3rhri unb Abalbrrt flnbolf.' — irirbridi dpirlbaqrn als Autobioqrapb. ©on I)r. Abolpb
ftobut. — ftnnbUb. (Sin Sjelbcngebicig non <6n/tno fiaflropp föortfcfcung). — ßöibfrfibßtt. — (.’ittrrntar nnb
flun/t — ©jjrnfr Sprnbfaal. — ßrirff<baltrr.
3ta<$bru<ft nur unter genauer $ue(Tenanga6e gestattet.
Beftefluugeu fiub 311 richten au bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag). (Jiufenbuugeu
au bie Redactlon des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. 3 n Gomntiffion:
Trüb’sche Buchhandlung (H. ©c^mittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
KeinI10Id Fuchs
Brosch. 3 Mk ;
eleg. gebd. 3 Mk. 60 Pf.
Dresden-Striesen.
Paul Heinze’s Verlag.
= Beiträge erbeten =
für eine — in Vorbereitung befindliche —
Sammlung bester Krzeugiuase der zeitgenös¬
sischen Kunst- und Yolks-Lyrik. Auch hu¬
moristische und Dialekt-Dichtungen, Sutiren,
Sprüche u. dergl. sind willkommen, ebenso
patriotische, religiöse, erzählende und philo¬
sophische (iedichte (wenn kleineren Um¬
fangs). Von modernem (leiste erfüllte, d. h.
in Form und Anschauungsweise (nicht nur
stofflich) neu- und eigenartige Dichtungen
sind besonders erwünscht. Bereits Gedrucktes
nicht ausgeschlossen. Jeder Beitrag auf be¬
sonderem Bogen. l)r. Albert Stern, Ber¬
lin VV., Schweriner. ir>, I., Richard Zoos*
mann, Borlin-O., Madaistr. 15, II.
Jj] Ein romantisch - dramatischer
Operntext wird gesucht.
fl Nürnberg. K. Zimmer,
nj Paradiesstr. 11 .
§ „Ilse Claus«, |
$ Verfasserin von „König Sylvester“,
oder wer dieselbe kennt, wolle
Ä Adresse mittheilen sub Nr. 1000 L
& an die Expedition dieses Blattes. SS
Rührige süddeutsche Verlags¬
buchhandlung übernimmt die
Drucklegung? und den Ver¬
trieb von literarischen
Erzeugnissen aller Art
unter günstigen Bedingungen.
Angebote werden unter „Ver¬
lag 1890“ durch Rudolf
Mos96 in Stuttgart erbeten.
Gljef = fflebacteur uub (Sigenthümer: yauf jtehtje.
$nuf bon gerbinanb 2boma& in Sfteftbcn. — kopier toon ©ielcr & ßogel in £äp§ia.
Hierzu eine Beilage von Wilhelm Friedrich in Leipzig, die wir der freundlichen
Beachtung unserer Leser empfehlen.
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®rgan für JidWuinft und &itiK. (Drr „Deutflea DiAterftaUV* 19. fiaml.)
Herausgeber: yauf <$etn}e.
Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jl halbjälirl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich l. September angonommen. Einzelne Nummern k 60 6 Stück einer Nummer M 1,60.
ts papQtte’5 «^etb ttad) Rillen unb na<0 pro Om
;pon fiarften jlrtnen nngeßnm umftyofftn,
3$arb er enirMf bem Pwang, bem irbi(<0 roOen,
^rfin Lorbeer bfleb, erttß unb 0<><0 *ttföef<ßo(fen,
Pen pikier ßets 0 a * ^iebesgfM gefToOen,
?htb, non )er0ro<Oner ^immefsfeiter £prof]Ten,
30m 3*eg gebahnt jura 3*u0m, bem ftrengen, fofen,
pnm <£or0eerOatne großer peitgenofjTen.
fr geO t ber itunft gofbßanbbebe&ie ptrafce
3n em’ger p<0mermuf 0; 00 ft<0 0*** tt
9on 10m erbau* na<0 abgeftfdrlem £gaße,
§<ßwtT iß ’s, bte peefe touttfdKos etnjufeuien
pem §<ßaßtn$ßxom — bot0 (rOwerer 1(1% )u feben,
3*ub bein oOn’ 3*e0muf0, P«pO tt ^ I« gebeuten.
yrlnj fmif jn p<Obnai<O-£ar0fa*O'
ä
mä
jjjs/jf;
ml
glrfe
\q.
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228
3ftte&ridj £piefßagen als ^(utoßiograpß.
Von Dr. jlbofpQ
(©d&luß.)
^ac^brucf ötrbotcn.
rieb rieh ©ptelhagen fam |
ott frühzeitig mit namhaften
ännern tn nähere Verührung,
welche auf (einen geiftigen (5-nt=
micfelungSgang oon unleugs
barem (Jinfluffe mären. 3U§ junger ©tubiofuS
lernte er u. 21. 2lbolf ©trobtmann, ben
befannten Sorifer, lieberfe^cr unb feines
biographen, Submia 3* em ff en » ben fein*
fülligen dichter unb iefcigen (S^efrebaFteur
beS „Vagar", 6arl ©chura, ben Befreier
©ottfrieb tfinfelS unb (eit Jahrjehnten &e=
rühmten amerifanifchen ©taatSmann, unb
— gulept, aber nicht am lebten — ben itrom
pringen griebrich ©ilhelin, ben (päteren
glorreichen beutfehen Kaifer griebrid^ III.
rennen. 2ln biefer ©teile intereifiren unS
natürlich in erfter Sinie nur bie litterarifchen
Vegiehungen beS Romanciers unb müf(en
mir un§ lebiglich auf bie flüchtige Kenm
geidjnung berfelben befchränfen.
©ährenb mir in bie(em erften Vanbe ber
SebenSerinnerungen griebrich ©pielhagenS
oergebenS nach beutlicher auSgefprochenen
©puren beS SiebeSgotteS, melcher baS £>erg
beS 3ünglingS in geffeltt gefcf)Iagen ^ätte,
fucljen, blieb bie ©eele beS voeten oon bem
(Sliicfe ber greunbfehaft nicht unberührt. Roch
jefct (pricht er ooit (einem intimften 3ugenb-
freunb —Vertiharb ©chadehn — mit nahrhaft
moljlthuenber Vegeifteruug. £u (einen liebften
Vrubern in 2lpod gehörte auch ber bereits
genannte Submia 3i cm ff en - Heber ihn
aufjert ftch ©pielpagcn in folgenber inter=
effanter ©eife, mobei ich bemerfe, baft bie
©figge auS bem 3ahre 1Ö48 batirt: .. „©enn
man baran oergroeifelt, ein langes ju roerben,
bleibt 6inem ia nichts, als an ein (langes
fich angufchlie&ett! Vielleicht mar bie Ver=
gmeiflung ungerechtfertigt; oiedeidjt (ammel;
ten ftch hoch in aller ©title bie ftefernbett
©affer unb brachen irgenbroo unb irgenbroann
als frifch (prubclnber Cued au« ben Rängen
beS Varnafj, beren flaffifche Anlagen ber
befcheibene (Gärtner burch eifriges 3äten unb
(ließen oor ber Vcrroilberung unb bem Ver=
troefnen gu beroahren (nchte!' $>a& bieS fein
bloßes ©ahnbilb fei, bafür fchien mir bie
liebenSroürbiae ©eftalt eines meiner neuen
greunbe gu bürgen, ber, fla(fifcber ^^ilolog
oon gach, ich glaube, bereits (ein ©taatS=
epamen gemacht hatte, jebettfadS in biefent
2lugenblicfe als Lehrer au irgenb einer berliner
©djule mirfte unb feine freie £eit ber Voefie
roibmete, gu ber ihn unmiberftehliche Reigung
trieb unb ein oieloerfprechenbcS Talent, baS
er (pater burch eine lange Reihe oortrefjlichcr
6rgählungen auf baS ©djönftc bemährte.
Submig 3i em ffen mar ber eigentliche
Vertreter ber ^3oefic in unferem Greife. 3$
für mein Xheil fonnte in biefer roenig
bieten unb traute mich, meiner trüben 6r*
fahrungen eingebenf, mit bem ©eniaen faum
heroor, felbft in bem poeti(djen Krätigchen
nicht, melcheS ber greunb gegrunbet hatte.. .
Run mürbe ich an bem ebenfo einfichtSooden
mie gütigen greunbe Ö clt> i6 ben treueften
Verather in meinen 3 röe 'f e ^ n unb Röthen
gefunben haben, aber eS fehlte mir ber Rhith,
mich ih m S u entbeefen. ©aS mich fchrccfte,
mar meniger ber geringe 2lbftanb ber 3 a h«,
als ber gemaltige Vorfprung, ben er an
©iüen unb können oor mir oorauS hatte,
©ie hatte ich cS roagen bürfen, mich (° uti=
bebingt oertraulich einem Rtanne gu nahen,
ber, roenn er auch noch nicht als 2lutor
öffentlich aufgetreten mar, fo boch mit
©chriftftelleru, roirflichen, notorifchen ©djrifts
ftedern, mie mit (einesgleichen oerfehrte?
Vätte ich nicht mit meinen eigenen Slugeti
gefehen, mie er bei einem RachmitagSconcerte
in bem bamalS fafhionableu „©ommerfchen
©alon" oon uns fort an einen frönen,
[tattlichen Verrn oon ariftofratifcher Haltung
in mittleren 3 Q h ren herantrat, ber eiitfam,
in unmittelbarer Röhe beS OrchefterS, an
einem Xifch^en faff? ©ie er nur mit bie*
fern Verru ein paar Rtinutcn in (einer an*
muthig feinen ©eife plauberte unb bann gu
uns jurüeffam, als märe nichts gefächen?
$)er fchöne, ftattli<he £>err mar 21. o. ©tern=
berg gemefeu — ein Raute, ber heute freilich
recht flangloS gemorben ift, bamalS aber
mit oodem l £one an baS Oh r beS ©taunen=
ben fchlug. ©ar eS boch ginn erften Rtale,
ba§ fidh gu einem befannten Rarnen, ber bis
iefct für mich nicht mehr reale 6?ifteng ae=
habt hatte, als beS RtonbeS ©trahl, ein,
noch bagu gang corpulenteS, ©e(cu in gleifch
unb Vlut gefedte, melcbeS Kaffee fchliirfte,
fich mit einem Vattifttucp bie Sippen troefnete
unb, hiateniibergelegt, mit halbgefchloffetten
2lugen ber Riuftf laufchte, roährenb bie in
echtfarbenem ©lacd fteefenbe Jpanb oon 3 c *t
gu 3^it mit leife roehenben Veroeguttgen oen
iaft anbeutete."
©ehr beluftiaenb ift, maS ©pielhagen oon
2lbolf ©trobtmann ergählt. i)erRaum
oerbietet mir leiber eine eingehettbe ©ieber=
gäbe, giir baS milbe unb nachfichtige Urtheil
beS 2lutobiograpihen ift eS begeichnenb, baß
er, tropbem er bie mettfchlichen unb bid)=
terifchen ©chmächen (eines Kommilitonen
nicht oerfennt, bemtoch fchlieplich feine 2ln=
ficht über ihn in folgenbe ©äpe gufammen=
fafet: w Kr iibcrfchäbte" fich nicht, er mar nicht
eitel: nicht auf (eine gang ungroeifelhaft
? [ro&e Iprifche Vegabuitg, nicht auf feinen
itterarijefjen Vienenfleib, nicht auf ben
Cpfermuth, mit bem er, ber halb ©rblinbete,
auf bie (Gefahr hm, oödig blinb gu merben,
für bie Verausgabe ber „Icfctcn ©ebichte"
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J
229
JS-
feines geliebten $eine bie freui* unb quer- s $feantafie ber fpäter Geborenen nad)leben,
befdjriebenett glatter beS SRac^Taffeö entzifferte, wie bie ©alter ©cottS bufeenbweife in ber
ruljeloS, bis er ben lefeten oerloreneit matten meinen/
53leifliftzua richtig gefiedt. (Ein dRenfcb, ber 93on 53 ul wer hat ©pielhgaen bie ©chil*
ficfe fein Jtinbergemüth bewahrte burch ade bernng ber mobemen ©efetffchaft gelernt,
©echfelfäde feines bewegten CebenS, non einer ©efedfchaft freilich, bie fid) gang aufeer*
allen dJtitmenfchen nur baS 53efle annahm, halb ber ©pfjäre feiner (Erfahrungswelt be*
fid) burch feine trübfte (Erfahrung in biefem wegte, non ber er aber bod) inftinctio htrauS*
frommen Glauben ftoren liefe, unentwegt füllen mochte, bafe fte auf bemfelben 53oben
feine politijdjen unb litterarifchen Jbeale erwachten war, welchem er fpater ben ©toff
bod) böltenb, mochte bie ©eit fie burcb ben für feine 'Chantaftegebilbe fafi auSfchliefelich
tiefftcn ©taub fcbleifen, ber treuefle greunb entnehmen würbe.
feiner greunbe, ber fcbon barum feine geinbe 53on ben Cprifern bezauberte ihn aufeer
nicht baffen fonnte, weil er feine zu haben Heinrich £eine noch befonberS gerbi*
glaubte; banfbar für baS geringfte ^ob, burcb nanb greiligratb burd) feine färben*
oen bitterflen ‘labet nicht gefränft, ba cS prächtigen £ropenf<hilberungen. ©ie 31 t bem
I ihm nie um feine ^erfon, immer um bie „ ungezogenen Siebling ber (Grazien*, fo zog
©acbe zu tbun war — fo fleht ttbolf ©trobt* ihn auch $u greiligratb überbieS ber $)uft
mann in meiner banfbaren (Erinnerung, fo beS Wtobernen, 5lduetten; ein pricfelnber Weiz.
mochte ich, bafe fein freunblidjeS ^öilb ben ben g- 53. UhlanbS Womantif gar nicht auf
^efer auS biefen blättern anblicfe!* ihn auSiibte unb ber hoch nicht fo h^'Ö
(Ebenfo intereffant wie ©pielhagenS Urtheile war, bafe er ihn hatte abfcbrecfen fönnen, wie
über ©tubienfoüegen unb 3ritg*noffen, finb eS bie fcbneibenbe ©atire beS „©intermär*
auch feine mehr ober weniger eingebeuben eben" unb baS gelegentlich polternbc Pathos
Slnfichten über namhafte dichter, welche auf beS „©laubenSbefenntnife" thaten. greilig*
ihn, biefen genialen (Epifer, eingewirft haben. rathS föftliche Uebertragung oon SennpfouS
dRit grofeer ©arme $. 53. fpricht er oon wunberootlem ©ebid)t: „(Elara 53ere* gab ihm
©alter ©cott. (Er nennt ihn ben gröfeten auch bie erfte 53eranlaffung zur 5lbfaffung
unb gütigften Währrater feiner ©eele. feiner erften gröfeeren Wooefle gleichen Wa=
©erbe eS ihm auch jefet fdjmer, ihn zu lefen, inenS.
inbem ihn bie altoäterliche Ümftänblichfeit 3 m Hebrigeit gehört griebrich ©pielhaaen
feines 5$ortrageS unb bie antiquarifche ©e= gleichfalls $u ber ftattlichen Weihe jener grofeen
leljrfamfeit, mit ber er fo gern prunfe, er* dichter, bie ihren 53cruf oerfehlt haben —
mübeten, fo fei baS alles poftbume ©eisheit er ttubirte urfprünglich ^t^eofogie unb noch
unb oerminbere nicht im ©erinaften bie ©umme anbere ©iffenfünften, um „etwas* z u werben,
beS Hanfes, bie ber beutfehe Romancier bem wie bie ^^Uifter fagen, um ein gelehrtes #anb*
fd^ottifchen (Kollegen fchulbe. tiefer habe werf nach ©uttfeh beS 53aterS z u ergreifen
eine giiüe oon ©onnen*, dftonb* unb ©ternen* unb baburch fein 53rob ehrlich zu oerbienen,...
1 fchein in bie ©eele beS (Erfteren gegoffen! aber im Gliche beS ©chicffalS war cS anberS
„©ie wuitberfam raufchen mir noch heute oerzeichnet — er würbe dichter unb ©d)rift*
bie grünen ©älber, burch bie ber „jdjwarze fteüer. (Gottlob! jagen wir, beim feit brei
Witter* ben gewaltigen Wappen lenft: faufi bis oier ^al^hnten zäh** bie beutfehe Sitte*
mir ber ©inb über bie £aibef)ügel, in benen ratur ben herrlichen Romancier unb $rama*
©chlofe Sloenel eingebettet liegt! ©ie liegen tifer zu ihren ftolzeften gerben; fein Warne
noch heute fo fräftiglich bie gelben, bie wirb felbft in Leonen nicht untergehen, unb
nie gelebt haben, oor meinem inneren wenn fo manche 5ldtag8gröfeen, bie heutzutage
5luge: ‘Carwoob, (George 53rown, ©ilfrieb burch eine Clique auf ben ©djilb gehoben
oon Joanhoe, (Ebwarb ©awerlep unb bie werben, fchon langft geftorben unb oerborben
lange Weihe ber jugenblicheit ©eftalten, bie fein werben, wirb man noch immer oon ihm
fich auf ben erften 53licf burch ihre gamilien* fingen unb fagen.
ähnlichfeit als leibhaftige ©efchwiiier aus* 3 $ wünjehe lebhaft, bafe er noch oiele
Zeichnen unb fich auf einen zweiten bod) fo 3 Q hrsehnte in ooller grifche baS ißublifum
bebeutfam abheben! ©enn eS nicht oer* burch feine eigenartigen unb funfioodenbeten
meffen wäre, würbe ic£ wünfehen, eS möchten ©chöpfungen erfreue; benn nehmt 5We3 nur
oon ben ©eftalten, bie ich ju fchaffen oer* in 5Idem — nimmer werbet ihr feines ©lei*
fudjt habe, eine unb bie anbere in ber chen flauen!
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3friebljofsfle&anften.
©ei* mir gegrüßt, bu traulich ftifle Stätte,
Du Ort beS Gebens nac$ beS SebenS Jraum!
©enn abgeroßt beS DafeinS wirre Äette,
©ei f)ier audj mir oergönnt ein fleiner Sftaum.
§ier unter üppig grünen SftafenS güße
Sßög’ fälummern beS entflogen ©eifteS §üße.
3 efct, ba ber Slbenbfonne ^urpurröt^e
3 n 9 Rärc^enf(^ein ben weißen ßttarmor tyüßt,
Unb fdjwermutljooß ber SRadjtigaß ©eflöte
Die Suft mit fügen Harmonien erfüßt,
2 Rö<$t’ 1 6 ) bie flarren lobten faft beneiben,
Die §ier fdf>on rufjen unter irauerweiben.
©oßl fließt nocij braunes §aar um meine ©<$läfen
Unb in bem §er^en loljt ber 3 u 9 ™b ßftutfj,
9Wein SebenSfdfjiff, entfernt oon ft<$ern #äfen,
trofct mutfjig nocij ber lüefe mand^cr glutfy.
©ie broljenb auch ber ©türm bisweilen wütljet,
©in guter ©eift Ijat immer tnidj behütet.
Unb bo<$, was ift ber ßftenfety bem era'gcn ©alten? —
©in Slättdjen nur, beS ©trbelroinbeS $aub!
£cut möchte ftcfy bie jtnoSpe fc^ön entfalten,
Unb morgen liegt fie mell unb tobt im ©taub.
©aS Ijeut nodb fyoffnungSfreubig fd&afft auf ©rben,
Äann morgen fetyon beS £obeS Seute werben. —
Unb trifft eS mi<$, aus biefer ©eit $u fc^eiben,
3$ ge^e fronen SßtutfjS, bin bereit;
£ier unter biefen bunflen Xrauerweiben
©iß ru^en tc$, entrüdft bem ßrbenleib.
Um ftiß, 6 ef<$attet oon beS griebfjofS Säumen,
Son ew’gem 8en$ unb ero'gem ©lücf ju träumen.
^ fl t
grag 1 nidjt, warum idty bid? füffe fo fjeiß,
grage nicfyt, ba icfy eS felbft nicfyt weiß!
Saufdje beS SJögleinS füßem ©cblag!
©eißt bu, warum eS fingen mag?
©S fingt au§ wunberfamem ‘trieb,
©o füg au<$ i<$ bi($, trautes Sieb.
u m?
£örft bu ba* Sieb ber 9>todbti<}a8?
@S weeft als lauten ffiiberfjaß
3n betnem $er$en greub’ unb Suft.
©arum? eS ift bir unbewußt.
©arwn man fügt, fagt fein ©ebidjt;
$acb §immelSwonnen forfcfyt man iticfyt.
_
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281
a-8!
^aijfoerroanöifdjaft.
3u beiner Seele tafc bieS Sieb bir bringen,
Söie beiner töne SWacht in’S Jperj mich traf!
35aS mar wie burch ben ©türm ein füjjeS Singen
Unb ew’ge ©e^nfud^t wachte auf oom ©d}laf.
t)ie ©teme neigten ficfy bem fcPgen Äuge,
35aS ÄU erttang, bewegt oom ©otteShauche.
©rinnerungSleben war'S aus jenen 3^**^
35a frei mein ©efen noch non 3^t unb Siorm,
3)u rieffi ben ®eift aus ungemeffnen ©eiten
$n beineS Siebes enggef eröffne gorm.
©efreit, trug er mich tjin auf ftarfem glügel
35urd) Sonnenhöhen, über ©temenhügel.
®ie 3*it entfchwanb — ©ergangneS fchien oerloren,
©on SetheS fanfter gluth hinweggefpült,
2Kein tieffteS Söefen fühlt 1 i(h neugeboren,
35a ich empfanb, waS glühenb bu gefühlt!
35a fchlofj ein ÄreiS non Äräftcn fid) $ufammen,
(Sinft nur geahnt — unb nun entflammt $u glammen!
35u fuchteft mich — wie lang! h a & $ $ empfunben
Än meiner eignen ©eele ©ehnfuchtSruf!
SRun h^W bu mich, nun h<*fi bu mich gefunbcn —
©o nimm mich h* n ' wie mich bit ©ottheit fchuf.
3>ein traumgenojj auS fernem ©temenfehwarme,
©r liegt geftaltet nun in beinern Sinne.
£5 fenf bein Äuge Wchelnb nur in meines,
©erftänbnifcooll, bis auf beS £>irjen3 Orunb,
35ann blief begeiftert ich jurücf in beineS:
3 n ©temen broben fchlof ftch biefer ©unb!
Unb frühgefannte Älänge, liebe, traute,
@inb meiner Seele beineS ©efenS Saute.
3 a, eine ©ottheit h<U uns früh umfchloffen,
3 wei töne finb wir einer 2Re(obie; —
t)u tief — ich h^ — au§ einem ©trom gefloffen,
©erbinben Siebe unS unb Harmonie.
©ir ahnten fchauernb ihre fünften träume
Unb ftnb nun eins burch alle ©eltenrflume!
_ <$fto SR M.
SWeift jeigt ein Heines Äreuj bi* Stätte,
2Bo jene rui)n im füllen Sette,
3)ie einft in iljren fiebenStagen
(Sin grofjeS, föroereä Äreuj getragen.
_ 3t. <*• Jtfei.
in-81
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232
'jjteues cScßcn.
ter 2Korgen graut nad) langer ©Bintcrna<§t;
toeb fonnengleidj peigt auf bein liebes Silb
Unb Prafpt fo glücfoerljeigenb mir unb milb
2llS tagSgepirn ob Ijolber 2en$eSpracf)t!
©BaS ber ©eliebten ©ilb mir fjeut oerfpridjt,
tu mirft eS fein mir fünftig tag für lag;
totb bir mtrb fünben jeher £er$enSfdpag:
tu bift mein ©lüdf, bift meines 2cbenS 2idp!
©ott fegne bid>, bu Stern aus §immelSl)öljn!
©Beil bu ben Fimmel ftetS mir bringft jurücf,
©Birb aud> in bir mir jebeS (Srbenglücf,
Unb überall ift mir bie ©Belt fo fdjön! —
_ $uflav Stiller.
^ittteiflodten.
©BiitterPodfen, ©Binterpocfen ©BinterPodfen, ©BinterPodfen
Scfymeben auf öbe ©Seiten fyerab, ©Beben ber ftlur baS 2eidjengeroanb,
©retten roieber ©Beben bid^tc
©BeigeS ©efteber Soleier bem fitste,
3luf mandf)* IjeimlicbeS ©lumengrab. tragen bie fd^marje SRadp in’S 2anb.
©Binterpocfen, ©BinterPodfen
Staren, wenn bie greuben ocrloljt,
©rebigen leife
(SrnPe ©Beife:
tenf’ auefy bu, audj bu an ben tob!
_ fwafb &ü1ttx.
tu meiner 2lugen füge ©Beibe, ©BaS immer i<$ bir leife fage,
tu meinet JperjenS fonnige 2uP, taS tl)at pcb felben Sinns bir fuitb,
©, tanf bem guten ©eip, ber beibe Unb beineS 9lugeS pumme grage
UnS naf) $u bringen einp gerougt. ©erPef)’ icfy, fpridjt pe itidp bein äflunb.
Unb maS mir ©cibe unS oerfcfymeigen,
©BaS Seiber £er$en tycig burebpammt:
©Bir füfjlen’S gleich ob roir’S nid)t feigen,
©BeiPS aus ber gleiten tiefe pamrnt.
_ üiirt Sauger.
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233
-SS
§räm’ bi nur unb ßarß bi jua,
Ißift ja bo mci fiaßa 3&ua!
(3»n oberbaprifcher 9Kunbart.)
©ift fo trauri, bift fo ftab, ©unft h°f* g^juc^t unb g'fdjnean,
i^uafl fo ^crrifd) unb fo bla^t, §aft gern tanjt mit jeba 2)ian,
@ef)ft an mir fo fteif oorbei, tfjuaft, als ob jefct ^eili rourft,
£ajt $um ©rüafcn !am baroei; Irinfft not leicht mef)r öban ®urft!
©ränf bi nur unb fyarb bt jua, ©reim’ bi nur unb Ijarb bi $ua,
©ift ja bo mci liaba ©ua! ©ift ja bo mei liaba ©ua!
©d)auft roia g’fprengte 93ögat brein, 6^ ^aft g’raudjt bcn ganj'n £ag,
3mingft bi Ijalb jum tufti fein, ©Bia'3 a frifd)a ©ua nur mag,
Sütoanft, i ^ßatfe^i fenn bö§ not, 3ept liegt ©feifn fyint im ©<f,
®af$ ba ©Boana nä^a fte^t? £at mia bu foan red)tn glecf.
©ränf bi nur unb ^arb bi jua, ©ränf bi nur unb fjarb bie $ua,
©ift ja bo mei liaba ©ua! ©ift ja bo mei liaba ©ua!
£aft bei ©d)neib allfam oerlorn,
©ijt fo fab unb bafi morn,
©’jc^ie^t ba red)t, mad) nur fo fort,
©Barum fagft $u mia foa ©Bort!
©ränf bi nur unb ^arb bi $ua,
©teibft ja bo mei liaba ©ua!
_ <£ttbwtg ^rlTmaier.
'iSfUdj § aß reu.
Unb roieber roanbP ich eure ©fabe, Unb aud) ber ©öglcin 5lbfc^icbön>eifc
3^r £eimatberge, lieb unb traut! bringt toteb’rum burch ba$ falbe ©rün
Jpier roar'S, roo einftenä er mir nahte, ©Sie einft, als l)ier im 3 au & cr f re if c
©Bo juerft mein ©lürf geflaut. ©Rein §erj ich füllte neu erglü^n.
Unb roieber blüht bie buff ge §aibe, ®och ad)! mein ©lüd, eS ift oerflogen,
©on ber ein ©träumen er gepflucft, 3 er fa& cn ift eS gleich bem Schaum,
9113 id) fjier ftanb an feiner ©eite, ®em flüchtigen, ber ÜJteereSroogen!
©on feiner Slugen Strahl beglücft. Sin iraum nur roar’S, ein eitler Iraum.
_ fdfadetO £efmfiug.
'pintetßifb.
©Bieber toe^en toeifje glocfen gerne ©chettenflang unb ©locfen,
Ueber glur unb $)ach, 3ubel, bo & fd)neit — —
Unb baS ©Jtägblein fpinnt am SRotfen ®od) baS Äinb in bunflen Socfen
©innenb im @ema<h. 2)enft ber SDtaienjeit. —
So^antu* Krüger.
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534
--- *
Sfiofttiadjt
3lm SRöuc^froft ftarrt bie wüfte Äieferljaibe,
Unb in bcn Sftäberfpureit fnirfc^t bev ©cfynee. . 1
Die ftioffe bampfen; ber innfurifdje jfutf^er
©ummt leis ein melancbolifcb ©lawenlieb;
Dajwifcben bro^nt oont fernen ©pirbingfee
DaS EiS herüber, meilenweit jerflaffenb,
Unb l;od) am £immel fcfywebt ber ooße iftonb.
$eü auf bie Si^tung fällt fein FalteS Sid)t
Unb auf beS alten $r$teS bleiche 3üge,
Der, tief im ©el$ oermummt, im ©erlitten letynt, l
^peimfe^renb oon beS görfterS Dobtenbett,
2Rit bem er manchen ©irfdjgang einfi getljan,
Unb ben beS ©MlbrerS Äugel gefiern traf.
©efcbloffen finb beS eilten klugen beibe,
Dodj fcfyläft er nid^t. — 9luf weiter ©anberfetyaft
Durd} Sftaum unb 3eit ib m fd^weifen bie ©ebanfen.
3n feiner Eltern §auS am ©>eferfh*anb
©iel;t er fiel) wieber unter'm Sidjterbaum.
Der ©ater prüft bie buftige ®ci^nac^tSbowle
Unb lächelt, wäfyrenb aus bem Webenjimmcr
Der ©(tymefter Stimme gtoefen^eü ertönt,
Die breiig ^a^r te* ®vuber nid)t gehört,
Unb nimmer wieber ^ören wirb auf Erben. . . .
Dodj neue ©ilber tauben oor i^m auf:
O, ©onn am 9U)ein, ©tubenten|errlidjfcit,
©efcfjwungne jumpen, blanfer Schläger ©lifc,
Unb greunbfdjaftSfdjwüre, £mtib in £anb: „9luf Du,
SNein waefrer ©ruber, Dein für alle 3 c *l- * —
Der Dräumcr lächelt; JRofenbuft umfyaudjt
3^n linb auS ber Erinnerung 3 a u&*rgärten;
©erlorne ©eigenflänge bringen locfenb
©om ©aUfaal tyer, bod) rufen fie oergebenS
Dem jungen ©aare, baS fiefy weltoergeffen
Dort in ber Sttebenlaube f)ält umarmt
Unb ÜJtunb auf 3Jhmb ber Siebe ©unb befiegclt,
3nbeg ber $Rf)ein, im ©ommcrmotibe funfelnb,
s Drit frohem Sftaufcbeti brunten jiefyt oorüber,
©djnell, wie baS ©lücf, baS niemals wieberfefyrt. . . .
Der 9llte breitet feljnfucbtSuoll bie Slrme:
„O fpridj, wo weilft bu, füge Seonore?" —
Da fdjrecft ifyn auf beS ÄutfdjerS fjeifre ©timme,
Die fcfynartenb fragt: „2ßaS ftefyt ju Dienften, $crr?" —
„9Hcf)tS, ^anufd>, nichts!" — unb weiter gefyt bie gafyrt.
gern bellt ein gudj)S im tiefoerfdjneiten gorfl;
Sautlofen glugeS bufebt ein ©d)leierfau$
ffiegüber, wie ein fc^cu ©efpenft ber SBilbnig,
Unb über'm Erlenbrud)e fdbiegt ein ©tern.
SciS fröftelnb, lefynt ber 2llte ftd^ jurücf,
DaS Äinn oergrabenb in ben Otterpelj,
©on feiner SBimper aber rinnt ein Dropfen
Unb friert ju flarem EiS im grauen ©art. . . .
_ StetnQofb
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235
sr
H
§dj fefe gern.
3dj lefe gern unb mcl, bod) roa§ icfy aufgenommen
$n mid), muß erft ©eftalt in mir für miefy bekommen,
Ob cg im ©inflang ftc()t mit bent, wa$ id? gebad)t,
Cb fidj’S al3 ©iberfprudj bagegen geltcnb madjt:
3u eigen mad^ id^ö mir erft burd) felbfteigneS Oenfen,
©eil fid> mein ©eift nid)t läßt auf frernbe ©afynen lenfen.
_ Jutta* £tnrm.
Per Jtirdjfjof im 3teföe.
3mifcfyen Äorn; unb Äartoffelfelb I Oort fäet er altes unb junges Äorn,
£at ber Job feinen tiefer befteßt. | ©aS überreif, roaS eben gebor’n.
ginbet au<$ bieS jum Sichte ben $fab?
Ober ift oerloren bie ©aat?
Jbetartd) Reibet.
H a u m.
9tun fiel)’ idj Ijier am fremben ©tranb —
i §orcfy! ©ie bie ©eßen fdjlagen!
Oer ©inb miß mir oom £eimatlanb
©in ffiort fyerübertragen.
©r fpridjt eS fyart, er fpric^t eS laut,
©r fdjreit'S mir in bie Cljren,
Unb bodj — ber Älang, ber einft fo traut,
$efct ift er mir ocrloren.
Saß ©türm unb ©inb in ifyrem ©roß
9?ur laut unb lauter pfeifen!
©aS idfo ber 3ufunft J^lcn faß,
faitn eS nicfyt begreifen.
©orbei bie Äroft, oorbei bie Suft —
©o ift ber ßJiutlj geblieben,
Oec milbe ©türm tn meiner 33ruft,
Oer mi<$ Ijicrfyer getrieben?
©rnft fdjau icb jefct bie ©ogen an:
OaS ift ein $aftcn, ©äutnen,
©in Orangen au’S ©eftab Ijeran, —
©in rafdj oergänglicfy ©Räumen!
Stilbaff $aftofowafip.
ftummes Reiben.
©ir tyaben nie gefprodjen
©on SiebeSleib noch Suft,
©ir trugen ©eibe ^eimlicb
Oie Siebe in ber ©ruft.
©ir fpielten ftumm ©erfteefen
Unb ÄeineS modjt’S gefteljn,
©S trage ben Oob im Jperjen
©eim ©oneinanbergeljn.
3ffargare(0e %(<$<wfer.
*
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236
gn 6er cSidjtentfjafer Allee.
Unter Sfticfenbäumen bafycr
Sagen ftolje Äaroffen,
3Jläd^tig roölbt ftd) ba3 ©Bipfelmeer,
9lbenbfonnenumPoffen.
9luf ben bunfelnben §öfjen liegt
©Barm ba§ fyimmlifdje ©lauen,
3n bie ©eibenpolfter gefd)miegt
Seinen bte frönen grauen.
©unte3, ladfyenbeS Seben fcfjmirrt,
Socft unb gaufeit oorüber, —
Oem, ber einfam am ©Bege irrt,
©timmfö bie (Seele nur trüber.
Slütfjengerooge, abenblinb,
großer ©ftenfdjen ©etriebe, —
9Rir oerpiegt, uerroelp ifyr im ©Binb,
©lücf unb jpoffnung unb Siebe!
@o am blüfynben Seben oorbet
Schritt icfy, roie fjeut, atlimmer,
©at) nur immer, mie fyolb e§ fei, —
©elber midj traf fein ©djimmer.
Selber mir roarb fein geller ©trafp,
3rrf im ©dbatten jur ©eite,
9Jicfyt oerfcfyroiegne Siebe einmal
©ab mir milb ba3 ©eleite.
©Berb' idj fürber fo lag um Jag
9Jbfeit3 $iefjn meiner ©Bege?
Ober neigp bu bid^ fyolb fjerab,
Oie im £>er$en i(fy Ijege?
©Banbern ©eibe mir £anb in Jpanb
©inft in's blüfyenbe Seben?
Ober mufc uns immer felbanb 1
©infam Oämmern ummebcn?
jUttrab fefmaun.
Pein ^ f ü (ft.
3a, bu bift fcfyön in beincr Pillen ©üte!
®u t^eileff ©aben au§ mit milber £anb,
Unb roo bu naljft, ba mirb ba3 Scib gebannt,
Oa grünt e3 l)offnung$freubig im ©emütfyc.
Ob man bidj fränft bei beinern SiebeSmerfe,
Ob man bicfy fcfymäfyt mit unbanfbarem ©Bort —
$u fpenbeft ©aben, ©aben immerfort,
Oer ©ott ber Siebe giebt bir Sofjn unb ©tärfe.
Oe§ ©BofptfjunS glamme nätjrP bu Pet§ auf’S 9?eue,
©iP eine Sßrieperin ber s JQ?enfc^lid?feit,
Unb folgp bem ©otte, bem bu bicfy gemeint,
3n Piller, in unroanbelbarer ireue.
O, nie fann bicfy bein fd)öne§ ©Batten reuen,
©djauP bu auf beine Sebenäbafjn jurüdf.
Oa§, ma3 bu fudpeP, fanbcft bu, ba§ ©lücf:
SfteibtoS an frembem ©lücf pcfy $u erfreuen.
2 JlWf
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237
Äm J>tranbe bet 'gloibfee.
®u ober ©tranb, auf bem fein Slümlein blühen,
Sein ^almc^en fpriefjen mag,
®en falj’ge Stützen täglicfy neu befprüfyen
3ttit rauher ©eilen ©<$lag;
®u ffiüfte, bie ber Sonne roärmfte3 ©tragen
3um Üeben nie erroeeft,
®ie fümmerlicb mit feeren $ftufcfyelfcfyalen
®ie faf)le 23löfce beeft;
®u ©räberfelb, baö tobt nur fann erreichen
®er liefe ftumme $rut,
Unb roo im ©pätfjerbfl fülle, blaffe Seichen
Jperfcfynnmmen mit ber giutl);
Sorljof ber ©eit, roo ©inb unb ©ogen machen,
®on ©eltluft unbetfjört,
©o manchmal nur ber 2ttöoe mitbc§ £ad)cn
®ie tiefe föufye ftört:
O ©tranb, roie lieb’ idj bid)! 3m ©cfyattenlanbe
©eilt meine ©eele fjier,
©a3 fie gebrüdft, be3 Sebent ©ftaoenbanbe
üftaljmft freunblid^ bu m>n i§r.
®ier bin id) frei! ®e§ OtteereS trofcige ©eilen,
®ie ©inbe ftnb’3 nic^t mefjr!
®e$ fu^nen 2ftutf)3, be3 ©eifteS glügel fdbroellen
©ie ©egel auf bem ©cer.
@in Äird^^of ift bie ©eit; in Qualm unb 33robem
©rftidft ber frofje ©inn.
®oc$ aUgeroaltig roefjt ber ©djöpfung Obern
Selebcnb brüber fjin.
3ti<(arb pepe.
Pem Änbenften einet neiftorßenen Sfreunbin.
®u tljronft in meinem £erjen
©o Zeitig unb fo milb,
©ie Sid)t oon 2lltarfer$en
®urc§ £empelräume quillt,
©ie 2Konbfdjein auf bem ©eiljer
$n ©albeS 2Kitte roebt,
©enu mit bem ©ilberfdjleier
®ie 9lat$t am $immel fdjroebt.
®ein s J?ame ift fo labenb,
©o lieblich für mein Oljr,
©ie ©locfenton am Slbenb,
©ie füfeer ©aitencfyor.
Unb null mid) etma§ fränfen,
Unb brennt midj ©eelenpein:
9tur bein braud) ic§ $u benfen.
Um roieber frei ju fein.
StreitenQof.
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?88
'gtuf 6« 'panberföag.
©rüg ©ott bi#! IjolbeS ©irtb3tö#terlein!
3# fomme oon weither gegangen,
9ta# einem Irunf oom beften ©ein
©rage i# IjetgeS Verlangen! —
SUtein ©laS mar ootl, mein ®la§ ift leer,
©irtljStö#terlein! nodb einen ©c#er!
9ti#tS frommt na# langer ©anbrung ine^r
9US füger ©ein bem 3 f $t r * —
Schnell febönfte fle mir neuen ©ein
Unb eb’ i# ben getrunfen,
§ab' i# beim 9tbcnbbammerf#cin
©on #ren Sippen getrunfen.
§ür fte oom buftenben Sftofengrau#
£ab' i# eine SRofe gebroden —
3# achtete nt#t, bag i# mir au#
Dabei bie £anb $erfto#en. — —
Unb als am anbern SWorgen i#
3um $lbf#teb fam jur Saube —
<Sab eine jertretne Sftofe i#
©or mir im ©tragenffrmbe, —
jituo
f4«ft
üttein $acf#en ig fo leidet,
©rum trag’ i# eS fo gern,
©rum trag’ idb eS mit mir
©obl in bie roeite gern’.
Unb ma#t ge au# manchmal
©in gngereS ©efiebt,
Sie roirb balb roiekr gut
Unb fie oerlägt mi# m#t.
3m ^ßäcf#en oerroabrt
Siegt meines ßieb#enS $reu\
3# glaube gar, ’S liegt au#
Stein £erjeleib babei.
Sftein Siebten ig f#ßn,
$at beut ben ^>o#geittag,
Unb i# jie^e baoon,
©eil eS mi# ui#t m#r mag.
Sie fügt mi# fo roarm
Unb gebt mi# freunbli# an,
SRein altes Siebten bat
So freunblicb nie getban.
3roar, fommt bann bie *fta#t,
So lägt ge mich allein;
©o# f$icft ge ben 0#roager,
©en lieben 2Jtonbenf#ein.
3# 3* e b c baoon
©ab» i« bie roeite ©eit,
Unb baf* jurn 0#äg#en
grau Sonne mir begeüt.
üJtein ®#roager, ber üWonb,
©er ig nt#t gumm unb bumm,
©r fic^t oiel in ber ©eit
Unb fagt mir’S roieberum.
©a foul#* iti fa piU
Unb f#lafe etn ba$u
Unb träume bis grau Sonne
ÜJU# roeeft aus fuger 8h#‘*
&wab Stauer,
Riefet, i<f toei| es !
9tu? no# ein ©eilten
Änofpet, $lauoeil#en!
©übt #r, jum Straug i# eu# bre#en mug!
©eim gliebergrau#e
3*t Slbenbbaudbe
©ab mir ber Sti#el einen Äug.
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239
6 eut in bie ©eilen
4>en fHnfen goretlen
©treu ich eudb rtid^t mehr im Uebermuth!
SBeim glicberftrauc^e
3m SIbenbhauche
©agte ber Eichel: * 3 $ &in ßut."
„33om Gartenbeete
©chroanb bie ftcfebe!" —
©c^alt mich bie Sflutter. — „©o mag fie fein?" —
33eim ftlieberftraudhe
3 m Ubenbljaud&e
©agte ber TOid^et: „Siefel, bift mein!" —
„ 3 <h möchte roiffen
So bie 'Jtarjiffen
©inb unb ber blüljenbe Dfcofentrieb?!" —
23eim glieberftrauche
3 m SIbenbhauche
©agte ber TOdhel: * 3 $ h a &* bidh lieb!" —
„©eirn Slbenblauten, —
3ch fatin’S nicht beuten! —
©pringt fte oom ©pinnrabe weg unb fchaut!" -
©eint glieberftraudhe
3m ^benbhauche
©agte ber üfticfyel: *©ei meine ©raut!"
©om ©pinnerabel
kennen bie mutabel:
,’S Hingt hoch wie £odhzeit 8 glocfenlaut?!" —
&eut geht’S 311 m $anze
3 m ©onntagSglanze!
£eut wirb bie 2ie3 mit bem TOdjel getraut.
Hypochondrische Plandereien. fteue
golge. ©on Gerhard von Amyntor.
($re$ben unb Leipzig, G. ©ierfonS Verlag,
1889.) Gin äu&erft intereffanteS, lefen$=
imertheS ©üdhlein! ©er fc^neQ unb leidet in
©orurtheilen befangen ift, ben fönnte wohl
bereite! abflofcen; man mochte in bem ©er:
faffer einen griesgrämigen alten £errn, einen
$cffnnijkn oennuthen. 3118 folc|er ift benn
auch G. 0 * ftmgntor burch oberflächliche
jtritif unb Jeferei tbeilroeife oerrufen, ©er
fUh aber oon ber Grunblofigfeit berartiger
©ehauptungen überzeugen null, ber lefe oor*
fiegenbeS Such ntit ernfter 3lufmerffamfeit.
£er ©erfaffet beftnbet fidh auf bem ©taute
punfte beftimmten chriftlichen Glaubens unb
ift hoch fern aller fogenannten äu&erften
©trenggläubigfeit. Unb innerhalb biefer
Grenzen rebet er offen, oorurtheilSfrei, humor*
ooü über bie oerfchiebenen „fragen" beS
heutigen ßebenS. Gtn ©ahrheitsfpiegel ift
ba$ ©üdhtein für 3 *ben; jeber 3luffag giebt
©toff zum Wachbenfen unb zu geiftigcr Sin*
regung. 3We Tonnen mir barau 8 lernen, nicht
$um roenigften mir ©dhriftfteller. ©ie ein=
tad) unb Har tuirb bie Unwahrheit be 8
politifchen ParteiroefenS gefchilbert, bie Rubens
frage befprochcn, mie fein ber ©egriff ber
„‘Dame" beftnirt. ©ofjlthuenb berührt e 8
einen, mie ber ©erfajfer barlegt, baß Glaube
unb ©iffen einanber nicht auSfchliefeen, wie
er bemüht ift, an ©teile ber gleich falfchen
gegeufäpltchen ©eltanfdhauungen be 8 ©efftmiS*
mit 8 unb be 8 Optimismus bie richtige beS
gemüthoollen #umori§mu 8 — baS ©ort in
ber ebeljteu ©ebeutung genommen — z u fegen.
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240
5T
"S!
Taufenbe nerben ihm freubig beipflichten, bic
nicht barem glauben fönnen, bap baS 5luf;
gehen in’S Wirroana unfer 6 eelen$iel unb
=^>eil fei. Von einer tiefen, feften inneren
Ueberjeugung reben bie beiben jd)önften 5lb;
hanblungen: „Ter Junior im mobernen
©d)riftthum" unb „(Gott". Weniger nollte
un§ baS Äapitel „©in ©chöpfuitgSrounber"
gefallen. (G. o. Slmpntor mup bebenFen, bap
er für 5Me fchreibt, auch für bie „geiftig
2lrmeit\ Wancher oon biefeu aber rönnte
fich burch bie gerben SluSfäfle — mir roifjen
ja, roelcper JUaffe non Wenfchcn fie gelten —
mitbetroffen füllen, unb er ift hoch um
fdpilbig. — TaS Buch roiinfd)tcn mir in ber
£anb eine§ jeben (Gebilbeten ju feheti, unb
mir empfehlen bas ©tubium beffelben;
blope Klaubereien enthält eS nicht.
Hugo Rheinländer.
Robert Burns, Gedicht© in Auswahl.
Teutfdj oon Gustav Le^erlotz. (Seidig,
0. ©pamer.) Ueber Burns unb feine eil igen
dufter bejioingenber Waturpocfic hi fr j u
jprechen, märe roohl iiberfliiffigc Arbeit. 3 e ^ ei '
Fennt feine erquiefenbe Dichtung, auf ber eS
liegt roie fehimmernber Worgenthau, ber ber
herbe, füpe ibuft ber £aibe anhaftet. Tiefe
Sieber rcerben nie neralten, fomie bie Watur
nie alt merben Fanti — benn fittb fie tod)
felbft unnerlälfdhte Waturprobufte. Tiefen
Siebern nichts oon ihrer jrijdK 311 nehmen,
hat fid) Scgerlop jahrelangabgeniüht. Sange
hat er in unferm herrlichen beutfdjen ©praep;
fchap nach gleichFlingenbeii, 311 ^erjett gehen;
ben Sauten geflickt — unb er hat fie ge;
funben. WandjeS oerbeutfehte Sieb biejer
©ammlung Fann fich getroft mit bem
Original meffen. 2Benn auch nicht 5lQeS
gleich gelungen ift, fo ift bieS bei ber
großen ©chmierigFeit ber Aufgabe nur be;
greiflid). Ter berühmte jtenner fdjottifchen
(GeifieS unb fdjottifcher Koefic, fyerbinaub
greiligrath, äußerte fich beifällig über.biefe
Arbeiten unb über bie Wcthobe, bie Segerlop
angeroanbt. TOöge bieS Bud) Verbreitung
f* n ° cn * Hermann Menkes.
Gedicht© oon Philipp Qnenzer.
($eibelberg, (Sari ©intcrS UnioerfitätSbud);
hanblung, 1887.) Tie oorliegenbe ©atnm;
lunq, bie oon ziemlichem Umfange ift, bietet,
eS (ei bieS gleich ju Anfang geftanben, in;
haltlich nicht immer entfprecheno (Gelungenes.
Ter Verfaffer, ber über eine gute Weimted)nif
oerfügt, hat eS nicht immer oerftauben, bie;
felbe auch in ben Tienft eines roirFlichcn (Ge;
banfenS $u fteflen; biefelbe tritt h^r unb ba
als ©elbftpoed auf, ein fehler, ber fich
namentlich in ben nicht ftreng genug ge;
fichteten Tiftichen unb ©prücheit öfters be;
merfbar macht, roo einzelne ©tiiefe, meil
namentlich nadj ber ßinberfibel fchmedenb,
auS^umerjeit mären. Tat? Ouenjer jeboch
im Uebrigen mirFlich bichterijdhe Befähigung
befipt, bap er als Koet auch baS auf
bem rechten gled hat, baS beFunoen oor
5lflem bie ihm geläufigen einfachen ©trophen,
bie er mit oon bergen Fommenben Watur;
lauten auSmftatten roeif. ©S fei hier nur
u. 51. au „Bfeitte £eimat" erinnert. WarFige
klänge hingegen, unb jnar ebenfalls in ge=
Uingener gorm, bringt bie 5lbtheilung: ^rit'
gebiepte, unter beneti fich baS jchöiie „Tie
beutfehe ©prache" befinbet. Tie tjiibfch poin;
tirten heitern (Gebiete eublich, bie ben Tidjter
auch als £umoriften zeigen, foüte er jeboch
in 3uFunft ettoaS flrettger oou ben ernften
fcheioen, follte oor 5Ulem für leptere oon
jenen Feine Körnten leihen unb fich nicht
£eine’S ftimmungSmorbenben ^ronieroip hier;
bei als Wufter gelten laffen. Stamm roiö
er ihm gcrabe in Begug auf biefe meiner
Weinung nach fd)roädjfte ©eite feines Talents
ncidjafjitmi? wtl Eberhardt.
Weibliche Waffen. Vornan oon Kon-
rad Tel mann. (Tresben unb Seipjig,
©. Ki^rjotiS Verlag, 1889.) Wicht gern habe
ich ben tarnen beS fleißigen ©chrififtellerS
unter biejem Vornan fiepen fepen. Wicht, als
ob man eS hier mit einer mißlungenen 5lr;
beit 311 tpun hätte — ber Woman ift ebenfo
glän^enb roie uuterhaltenb gefeprieben, aber
biefe Vorzüge geftalten fich leiber roegen beS
beFaunten om bar ras. de richesse 311 Wach;
feilen. Telmann ift, roie feine 3 aplreichen
feinftnnigen WooeÜen beroeifen, ein oiel 3 U
roahrheitsliebetiber Kfncholog, als bap er bei
ruhiger Orroägung nicht einfähe, baft Vor=
gänae, roie er fie m bem oorliegenben Buche
fchiloert, tpeilroeis 311 ben gefdlfchaftlicheii
Unmöglichfeiten gehören, ©in Offizier roirb
bie KfÜchteit feiner ©tellung nie foioeit oer=
geffen, bap er einer erotifchen Seibenfchaft
roegen 311 m ©hrlofen unb geiglitig roirb,
unb roo irolltc man ben Äanieraben fmbett,
ber, roie eS hi^r gefepieht, biefe gati?e (Ge;
fd)id^te mit teuflifdjem (SpniSmuS einfäbelt?
UnterbriicFt man jebod) biefe fdjroertoiegenben
3rocifel, fo ift ber (Genup an ber oodenbeten
TarftellungSroeife ein reiner, ungetrübter.
9lflc Vorgiige ber Telmann’fchcn ©qäbluttgS;
Fünft nehmen auch hirr beu Sefer gefangen
unb feffeln ihn bis 3 U ©itbe. Sie einfach
unb hoch jugleich Fraftooll unb eigenartig
ift bie ©praepe, bie fiir bie feinften 5lbtön;
uitgen mit Funftgeübtefter ©icherheit ben ent;
fprecheitbeu 5luSbrud finbet, unb roie ooll;
enbet bie .(tunft ber ©haraftergeichnung, bie
namentlich in ber (Geftalt beS feine Wepe
auSrocrfenbeu roeiblichen TämonS feinen
^öhepunFt erreicht. Wöge ber beroährte
WomanjchriftfleUer eS in 3 u ^ un ft ©chrift;
ftellem nieberer (Gattung überlaffen, bem fo;
genannten „(GefcpmacF" 3 u 9 e ftänbniffe ju
machen; feiner Begabung harren bebeutenbere
Aufgaben! Fritz Eber i, ardt .
K-
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241
K. in L—r. (Sine OFücFfeubung her jurn
„PreiSauSfchreiben" eingegangetien E5ebtchte
ober 91uf[äpe fann natürlich nicht eher er=
folgen, als bis bieEirculation berfelben bei ben
Herren Preisrichtern beenbet unb baS Ergeb=
nifi oon unS oeröffentlicht morben ift.
£errn Philipp Berges, Hamburg. 21uf
3^ren ©linfch berichtigen mir gern, baß ©ie
oon £eun Dr. 21lfreb griebmatin in ber
Vejpvechung 3hrer „$lmericaua" (3al)ig. X.,
%lx. 10 „Viicher jehau") irrthiimlitbenoeife als
Ueberfepev bezeichnet mürben, mährenb ©ie in
SBahrheit ber Verfaffer beS VudjeS finb.
Dr. A. S. in N—g. ©ir machen ©ie
barauf aufmerfjam, bafc „Zünftlers Borgern
lieb", meines ©ie oor Äußern nochmals ein-
fanbten, bereits in Wr. 6 b. 3. erfcljienen ift.
$>ie Verfaffer ber EJebichte „£ie Eiche"
unb „©olFen" erfuchen mir um Angabe ihrer
tarnen, ba fte eS unterlaßen h a & en ' bi* =
jelben — gemäft unferer „Vcftimmutigen oon
allgemeiner Geltung" — ihren Beiträgen
bei in fügen.
J. M. in K —g i. Pr. £aS unS an=
gebotene Mannfcript ift für unS Ieiber zu
umfänglich, um Verroenbung finben ju
fönuen; bie £onorarfrage ift nach beiben
©eiten fpu ju oerneinen.
0. P. K. in L—g. ©chaffen ©ie (ich zu?
nächft eine PoetiF an, bie 3h nen ~ n>ie auch
alle fonftigen litterarifchen Hilfsmittel — bie
3. E. ^inrichS’jche 55uchhaublung, bort,
gern beforgen mirb. — 3^ r IefetgefanbteS
feebid^t eutfpricht unferen Anforberungeit an
Klarheit beS $luSbrucfS unb formeüe (Glätte
noch nicht.
S. A. in I)—au „?iebeSmärchen"; E. v. R.
in B—n „gata Morgana"; H. I). in B—n
„$)ie ©albmühre"; A. F. in B—n „Ven=
jamin" unb „i)ie £aibe blüht!"; K. Z. in
N—a „(Sin Härchen" (3h re E5ebichtfatnni=
Iung ift gur Pcfpredjung oerfchicft); E. W.
in A—a „2luf ber $aibe"; 0. S. in B—f
b. H. „Erinnerung"; R. G. in B—n „glüh-
lingS Einzug"; E. P. in T—n „©interbilb";
A. 0. in W—n „©onnenfahrt" (unter
©treichuug ber britteu ©troplje); E. C.-M.
in A—n „Um Mitternacht". Ange¬
nommen!
R. M. in R—a; P. S. in W—r (mir fönnen
nur roieberholen: ftreben ©ie nach gebanF=
lieber Vertiefung!); E. M. in C—s (oielfach
qefucht)| A. H. in H— g; B. C. K. in
B—n (im 91uSbrucF oiclfad) oerfehlt); Th.
B. inD— n (gu breit); K. S. in N-dt (mirb
bei bem ©treben nach Eigenenart toirr unb
unflar); C. H. in I — oh; M F. in H—g
(„&beitb im ©albe" ftreift bie (grenze beS
Aufnahmefähigen); C. K. in H—r (in „gür
bie 3eit" herrfcht unberechtigter peffimiS=
muS); B. W. in 0—n (auS bem £ittertttur=
Falenber; baS E'ebicht ift hübfeh, aber mehr
für ein politifcheS Platt geeignet); A. K. in
B—n (Icptere VenterFung gilt auch 3^ nen );
P. S. tu A—u (recht gefchicft auSgeführt,
aber inhaltlich burchauS ungeeignet; mir er=
märten gern 5lnbercS); L. M. in M—m;
I. A. in P—au; H. H. in S— v; H. M. in
D—n (abgefehen oon ben fchledjten Oheimen
boch z u befcheibcn); H. P. in T—r: 0. H.
in H—g (mirb brauchbar, menn ©ie beit ge=
banflich abfehmeifenben Pentameter beS erften
$iftid)onS burch einen anberen erfepeit); T.
S. in S—n (lebiglid) bie zahlreichen jchlechtcn
Sfteime uerbieteu ben ftbbrucF); 0. K. in B—g
(melche 9Jr. fehlt 3h ncn ?). Dankend ab¬
gelehnt!
I. v. W. in P — g. 3ebe 9fr. unfereS
VlatteS liefert 3h«en ben VemeiS, bafj neu*
aufftrebenbe Talente bei unS jeberzeit eine
gaftliche Aufnahme finben. 3 U tinferem Ve*
bauern ftnb 3hre uttS oorgelegten E5ebichte
nicht bruefreif, eS fehlt ihnen bie nöthige
Knappheit 1111 b jfraft beS SluSbrncFS. Watür*
lieh ftefjt eS 3huen bei meiteren Einfenbungen
frei, ein Pfeubonpm z» mählen.
E. S. in A—a. $)ie geroiinfehte 9lbreffe
lautet: Verlin W., ÄarlSbab 21.
(@$tu& ber SHebaclion biefer iUummer: 15. Februar 1890.)
9nSaff$oet)et(6nt6.
ürbiditr bott Prf«) <Smil jn 3diOnaidi-<larolath, Sx. Weber, 3. fla$, Sero ütar, i. fi. 3llek, 6afUp
Ridstrr, (fnalb ütBUrr, Hart Cangrr, Cnbniq Cellraoier, (Slifobrllj firlmlinQ, 3obamtrs Ärtqer, ttrinbolb ind»*,
Snlins 3tnrm, firlnrld) 3Hbrl, Rnbolf 3okoloniNq , Hlorgaretb» Cfibantrr, Bonrab (Selnann, Abolf IDUbrlm,
Kiibarb Drqe, ©tto Crrllrnbof, Arno indif, (Eonrab 6aqer unb Alar #ei(Urr. — iriebrid) 3pirli|agrn alt Anto-
bioqrapl). Son Dr. Abolpb flobnt. (Scblufe.) — £Bd)trfiban. — tiritfftyUter.
nur unter genauer Quellenangabe gebattet.
VefleQuitgen ftnb z u richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), Einfenbungen
an bie Redactlon des „Deuteohen Dichterhelm“ In Dresden-Striesen. 31 t Eommiffton:
Trüb’sohe Buchhandlung (91. ©chmittner) in Zflrlch unb E. Steiger k Cie. in New-York.
SS.
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242
ßr
a
B-
Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben:
fj Geschichte der deutschen Litteratur
n von 6oethe’8 Tode bis zur Gegenwart.
(Mit einer Einleitung:
Von Paul
Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.)
Heinze und Rudolf Goette.
Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszügen von H. von Kleist,
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Frey tag, Th. Storm, R. Ha-
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch.
Preis: brosoh. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf.
Weitere Stimmen der Presse:
Gartanlftabe : Neben den Werken von Julian Schmidt und Rudolf von G o 11 -
schall behauptet dies neue Werk dadurch eineu eigenartigen Staudpunkt, dass es sich vor¬
trefflich zu einer Orientirung über die einzelneu Dichter und ihre Werke
eignet, indem es dieselben unparteiisch prüft und sich bestrebt, aus den Urtheilen der
Zeitgenossen die rechte Mitte zu ziehen. Die Verfasser sehen die meisten litterarischen
Richtungen nicht unter einem von vornherein gegebenen Gesichtswinkel an; sie verfolgen
keinerlei Tendenz und haben ebeusowcuig Liebhabereien und Lieblinge.
Lelpxiger Tageblatt: Die Verfasser haben sich mit Erfolg bestrebt, Überall die ewig
rege Wechselwirkung zwischen Dichtung uud Leben darzuthuu. Sehr verdienstlich ist die
eingehende Berücksichtigung der letzten Jahrzehnte. Ueberall wird durch die
Würdigung der Werke des Dichters ein einheitliches Bildniss von dessen geistiger Persönlichkeit
gezeichnet. Den Verfassern kam es übrigens sehr zu statten, dass sie zugleich Herausgeber des
„Deutschen Dichterheim“ sind uud dadurch in unmittelbarster Beziehung zum litterarischeu Leben
der Gegenwart stehen. Sie konnten dadurch überall auch neu auftauchenden Erscheiuuugeu ihre
Aufmerksamkeit zuwendeu.
Vottlscbe Zettaag: Eiu brauchbares und tüchtiges Werk.
Blls’ Haas- and Famllienschats: In dem vorliegenden äusserst geschmackvoll aus¬
gestatteten Werke erweisen sich die Verfasser als ganz vorzügliche Kenner unserer
Litteratnr and als ganz eminente Kritiker. Mit feinem Verständuiss und grossem
Takt haben sie ihrer schweren Aufgabe sich entledigt und der Nation ein Buch geschenkt,
das das Interesse aller Litteraturfreundo im vollsten Masse verdient.
Hamburger Nachrichten: In der verwirrenden Fülle und Vielgestaltigkeit neuzeitlicher
poetischer Erscheinungen dem gebildeten Laien ein aufklärender, zurechtweisender
Führer zu sein, ist die Aufgabe des vorliegenden Buches; sie ist von den Verfassern mit
Glück gelüst worden. Ihr Buch steht über den Parteien, die sich in der Gegenwart auf
litterarischem Gebiet eifriger denu jo befehden, es wird nach allen Seiten hin den lebens¬
kräftigen Zügen der Gesaramtrichtung wie der poetischen Begabung und künstlerischen Schul¬
ung der einzelnen Dichter mit bestem Willen und gutem Erfolge gerecht; ihr Buch ist
ausgezeichnet durch eiue lichtvolle Gruppirung des Stoffes, in scharf abgegrenzten
Capitoln sammelt es das Verwandte, nach einschneidenden Gesichtspunkten trennt es
das aus verschiedenen Wurzeln in verschiedener Formung Emporgewachsene; ihr Bach erstrebt
und erreicht eudlich eine beachteuswertlie Vollständigkeit, soweit mitten in der
lebendig gedeihenden Fülle frisch aufschiessender Litteratur von dem Sammler und Beurtheiler
eben Vollständigkeit erwartet werden darf. Namentlich für die lyrische und epische Dichtung
der jüngsten Jahrzehnte ist die neue Litteraturgeschichte eiu willkommener uud zuver¬
lässiger Berat her, auch über das Bedürfnis des gebildeten Kunstlaien hinaus;
die Verfasser standen als Herausgeber des „Deutscheu Dichterheim“ unmittelbar am Quell der
lebendigen poetischen Production der jüngsten Zeit. Das entscheidende Wort über unsere Zeit
kann erst in zukünftigen Tagen gesprochen werden; für jetzt haben die Verfasser gethan, was
ihnen nur irgend erreichbar war. Und sic haben nicht nur eine möglichst grosse Voll¬
ständigkeit im Verzeichnis» der behandelten Dichter angestrebt, sondern ebenso eiue um¬
fassende und wohlbogründete Zuverlässigkeit ihres Wert hurt heile.
I
Soeben erfreuen in
Stferfon’s ^erfag in presbett
t>. ^uttner’s
neuerer föomon: _ . __ _ m . . -
amet Wrttihe bntipropaganba mitten. ©ir jmeifcln auch nicht
im 9 «ingftcn, bafc biefe „tfebenSgefchichte* *unächft in
s $rei§ 8 3Äarf. bcuifd&en lüterarifcben «reifen ©eiteften Umfangei aff
2tui einer fünf Ärtifet
umfafjenben ©efprechung bei
„ferner ©unb- (9lr. 1—6, 1890);
. . . $enn fomohl ali litterarifche Qkibe
oerbient biefei Such bie gröfete ©eadjtung,
auch um bet Pon ihm auigehenben $rie*
trdgntft wirb empfttnben werben, toenn biefe «reife
nur eintgermafecn feinfühlig fttib. ©äre ©. p. ©uttner’i ©uch
jefct §ura SabreSbcginn in ©arii erfchienen, bie ganie fron»
jöftfehe ©reffe mürbe barüber in ©emegung gerathen. — fcnb fte
* fobalb biefei michtige unb merfmütbige ©&h tyr
fignaltfirt mirb 2 c x.
4 *
<S$efsföebacteur unb ©igcntyümer: SfAMf
fcruef Don flerblnanb Xbomafc in ©reiben. — ©apier Pon Vieler A Sogei in £eip)ig.
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(jtyrgnn für Di(iilliiin|i und JiritiK. (Der „Deutzen Ditfiterlnifff" 19. Snnil.)
Herausgeber: ^auf Jaetnje.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 Ji halbjäbrl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Kxpeditiou des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nutnineru k 50 J$. 6 Stück einer Nummer 1,50.
ÄJ te Pforte $beu* f<pfafc fl<p hinter mir
°T Sfrif pröpueu.
Kt pte dreier £<tnb jerftpfug i<p mir am $par
'0'%Lnb rang unb f<prie na<p bem, was i<p verfar.
r 0 (pfncS brr ^tebe, o bu pammerpra<pt
Pf5 garten*, buftbur<p»a(Tfe 3ieuerber<pe,
3Pr fußen ppenber wannetrnnSner <£ieber,
Jtnbinen- nnb fmaragbene* gefleber —
3?arbei, baptnl Ja graue «Äatbe flarrt
Pas Jlnge! jteta getön, Sein 3larbenfi<ßt!
Jinb (efbff bie panne wärmt nnb feu<ptet niipt.
po fVßfeppt’ i<p $<*g nnb S^anbe bunp bie gebe
^erbroffen.
Pa<p «*Pfl<ß fanben meine pinne fl<p,
3lnb panßl ber SSiene pnmfen tröffet mi<p,
5tnb fiep! im bnnSfen jiaibebraut ergtöpn
3fan fag )n $age wetßfefnb punbert pfarben —
Pa* Reiben Teerte mi<ß bie jarten Sennen —
Jg f*P ben feig van tanfenb gfntpeu brennen
38a* wiff ig nag? iff btefe 3$eft (a reiep f
Jn pa?er 3Sf*ne fingt ein ^ergengar,
jlnbetenb ffeigt ba* £erj mit tpm empar!
<$einri<p gSuftpaupt.
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244
"fS
3lus J>etntidj cSeutfjofb’s gugettbgeit.
(Wit ungebrudten (Gebieten.)
->* Von f ä § <$ u f t 9 t g. K~
S-
gefdhloffen ^at.
eljn 3a^rc finb bereits oer=
floffen, feit ftc§ über bem
beutfd)=fcbn)e^erif(^en^ic^ter
Heinrich Seutljolb nad) fd^iue=
rer SeibenSgeit baS (Grab
damals würben bie oers
fd^iebenften Stimmen in ber treffe taut,
wohlwollenbe, fowie abfällige Urteile tönten
untennifcht ba unb bort unb man [tritt
ftd) förmlich in ben 3 e ' tl,n 9 en 1101 f^nen
Serth ober Unwerth als SpriFer. Später;
hin tauchten aber auch bösartige ©erneute
über moralifdje Benommenheit unb ber=
gleiten auf. Sefctere gumeift non einem
namhaften Schriftsteller BaperitS hen'ithrenb,
ber feine geroanbte geber bagu benüfcte, unter
bem bequemen DecFmantel eines ffiomaneS
feinen Sefern bie abenteuerlichflen (Gefehlten
auS beS Did)terS ^rioatleben aufgutifchen,
babei bemfelben nahe fiehenbe ^ßerföntidjFeiten
in pietätlofer unb unwahrer Seife burch ben
Schlamm giehenb. — 3 a » 2lbfurbität
ber in ben „Sünben ber Väter" aufgefteüten
Behauptungen rcigt mand)mat faft gum
Sachen unb man fragt [ich, warum ber
Slutor, ber auS beS ‘Dichters Vnoatleben
nichts 9lutbentifcbeS wufcte, fich gerabegu be?
fliffen h^t in ber 5igur feines *Vfeuboupm=
griefcharbt" fo eine gräuliche Wifigeftalt an
Seib unb Seele, ein Konglomerat aller fitt-
liehen VerFommenheitcn gu bilben, — eben
fo gut hätte ja feine üppige ^hantafie einen
Zeitigen aus ihm gehalten Fönncn; eS märe
nicht unwahrer gewefen, als baS (Gegenteil.
— Vornehmlich als einen SrinFer [teilt man
unS „griefeharbt" oor. Dem muf? hier ernft=
lieh entgegengetreten werben, um fo mehr,
als ftch biefe SInfchauung faft in allen
SebenSbefchreibungeit, wenn aitdh guweilen
nur gart burch bie Blume augebcutet, oors
finbet. — Seutholb liebte unb tranF ben
Sein nicht mehr, als Ougetibe feiner Wits
menfehen, greunbe unb Kollegen auch, Fonnte
aber gu feinem Unheil nur geringe Quan=
titäten oertragen. — Da nun baS gefeüfchaft=
Iid)e Seben unb befonberS baS oeS 3° u * s
naliften häufig (Gelegenheiten bietet, wo eS
gemiffermaüen Khrenfad^e wirb, auch im
Strinfen feinen Wann gu [teilen, mag eS
fchon oorgeFommen fein, bab ber Dichter
folche groben geitmeife (Riecht be[tanbeu l>at.
— Von ba an aber bis gu ben beliebten
DrunFfuchtSlegenbcn gewiffer 3 un 9 eri ift noch
ein weiter Schritt. — Unb waS in ben
lebten SebenSjahren in biefer ober anberer
£tnficht gefiinbigt worben fein mag, gehört
weber oor baS gorum ber Seifetreter unb
Woraliften, noch in ben Satnmelfacf ftoffs
hungeriger SenfationSfchriftfteHer, fonbem
eingig unb allein in bie Diagnofe eines
2lrgteS. Sie oft [tobt man in ben 3«tungS*
fpalten auf Biographien unb befonberS f)Fe-
Frologe, bie nur Verhimmelungen ber bes
treffenben Berfönlid^Feiten finb, ohne Bes
achtung etwaiger gehler unb Wängel bers
felben. greilich lägt ftch in lepterem gaüe
ber Spruch: ,,ae mortuis nil nise bene“ gu
(Gunften folgen Verfahrens unb mit 9?ed)t
anführen, weil ber Sobte [ich gegen Fritifche
§iebe unb moralifche Angriffe nicht mehr
oertheibigen Fann. Sie aber würbe biefe
VietätSpflicbt gegen Seutholb geübt ?! —
Ser jein können nid)t hembgufefeen wufjte,
ftempelte ihn gur moralifchen Wifggcburt;
wer fein ^rioatleben fchonen }u miiffen
glaubte, fefcte ihn bafür in feiner utterarifchen
SeiftungSfähigFeit h^nb. Wan ging fogar
fo weit, jebem wohlmeinenben ÄritfFer unb
greunb, ber feine Stimme etwas laut gum
Sobe SeutholbS erhoben, oon befugt fcheineitber
Stelle auS bie Suft gu weiteren Sobgefängen
grünblichft gu oertreiben. — Ob ein fold)
tummarifcheS Verfahren einem hoch gweifelloS
Fouftatirten, echten Xalcnt gegenüber am Vfofe
gewefen, [teht benen gur Kntfdjeibung gu,
beven Aufgabe eS ift, baS littcrarifche gelb
gu bebauen unb auSgujäten. — 3 um ®lüdf
für ben Dichter unb als Beweis einiger
SahrheitSliebe bei ber Wenfchheit ^at fich
aber gerabe unter biefen mancher ^oc^ac^t'
bare Wann unb Schrift[teller gefutiben, ber,
uneingefchiichtert oon folgen Vergewaltigs
ungen, fich in ungleich gimftigerem Sinne
über bie SerFe beS alfo (Gemafiregelten ge=
äußert hat, wenn er ihm auch aufeerbem
nidjt näher geftanben ober gar fein perfön:
lieber greunb gewefen. $ha*fächlich ift felbft
ber fMrolog oon Vrof. 3* Bächtolb (Vors
rebe gu SeutholbS (Gebieten, 3. Auflage,
t uber, grauenfelb 18Ö4) nicht gang frei oon
ärten. Wau oermipt guwetlen fehr bie
geber beS greunbeS.
Oodj Fann unb foll ni^t geleugnet werben,
bafr hi cr fowohl bie DarfteUung ber äußeren
VerfönlichFeit, als bie Schilberung beS Stubieits
unb SebenSgangeS eine authentifd) wahre,
meifterhaft gelungene ift. — Von biefer
blenbenb gefchriebenen, etwas berben, aber
burchauS Fernigen Vorrebc h c ^l f lc h
Dichters Krfcheinuug mit folch frappant
realiftifcher s jiaturtreue fo haarfcharf ab, baü
fie in ihrer 2lrt wohl ein eben fo gut ge=
troffeneS Porträt genannt werben barf, wie
baS höchft gelungene Ditelbilb oon ber £>anb
eines Zünftlers erften langes: §errn (Georg
Vapperig aus Wiinchen. Diefe 3 c ^ nUT| g,
welche burch h°^ c ©üte beS ^errn o. Senbac|
oermittelt worben unb ben Dichter währenb
B-
-J8
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245
feiner lebten SeibenSjahre in her Anfialt
Vurghölgli bei 3nrich barfteflt, hat ber ges
nannte Künftler Damals, troß großer Arbeit«;
Überhäufung, in liebenSwürbigßer, bereits
roiUigftcr V3eife beigefteuert. $a nun in be=
fagter Vorrebe Seutpolb« Staffen, ©d)icffale
unb Reiben mit aßen beglaubigten $)ateit fo
erfchöpfeub behanbelt iß, baß fte für 3 e ber-
mann, ber fich hierfür intereffiren foüte, bie
genaueßen Informationen bietet, erübrigt al«
©eitenßücf h* er 5 u nur noch ein ®üb be§
Richters au« feinen 3 ugenbjahren, mit bes
fonberer VerücFftchticjung be« Kapitel«: grauen,
hieran werben fid) eine Angahl Sugcnbgcbidhte
reifen, ba ber fonftige ungebruerte Nachlaß
ber reiferen ^eriobe, laut Urtheil oon gacM
leuten, nicht weiter auSgebeutet werben fou.
3ch h^e bie Fiihne, aber hoch auch lieber
wohlbcarünbete Hoffnung, baß ein ßreng
wahrheitsgetreue« (Entrollen oon be« dichter«
innerstem ©eelens unb Gefühlsleben unb bt-
fonber« auch bie TOttheilung ber 3 u genb;
ebichte mehr al« alle« Rubere beweifen wirb,
aß ^eutholb benn boch nicht fo gang, wie
e« oon Opiaten behauptet würbe, liebearm,
b h- „ein tonenbe« Grg ober eine Flingenbe
©chefle" aewefen ift, fonbern baß er, oor ben
3ahren tteffter Verbitterung unb KranFheit,
wie anbere dichter unb VFenfcheti auch, ein
warmblütige«, tieifühlenbe« £erg für Vaters
lanb, greunbfehaft, fftatur unb granenfehöne
wie grauenfeele befeffen hat! (Später haben
fich freilich mit fteigernber Verbitterung,
Äranfheit unb ^ppoeßonbrie auch bie böfen
Dämonen GgoiSmu«, s Dtenfchenhaß unb
Vienfchenfcheu, fowie fdjranfenlofe Silbßeit
nnb 3 äb$orn gezeigt, bie ein 3 nfammenleben
mit ihm geitmeife jur Unmöglichfeit für jeben
©terblichen machten. Aber felbft ba oers
leugnete fid) ba« warmfühlcnbe £erg nie
gang, er wußte immer wieber feine uächfte
Umgebung gu befänftigen unb 311 rühren,
bi« ber oofle Aiiöbtucp ber fich jahtelang
oorbereittnben GeifteSFranFßeit erfolgte.
3 >a bewie« feine £einiat, bie ©chrneig,
baß fte fich, wenn auch fpät, ihre« Unglück
liehen ©ohne« in liebeooflßer VSeife erinnere,
unb lieft ihm noch alle irgenb mögliche £ilfe
unb (Erleichterung währenb ferner 3 wei
lepten Lebensjahre gu ‘tßeil werben, bie ihm
feine Angehörigen nicht in bem reichen s 2 ftaße
f)ätten oerfchaßen Föitnen unb wofür ihr ber
mnigfte ‘SanF gebührt.
3 m 3ahc* 1Ö‘27 im T>orfe ©eßifon (Gantoit
3 ürich) geboren, war Seutßolb, obwohl ge;
ringen ©tanbe« — fein Vater betrieb etne
©ennerei — boch ein (ehr aufgeweefter, hoch 2
begabter jtnabc unb äußerß beliebt bei feinen
Seprern, babei aber fcheu, fchüchtern unb faft
liitFifch im Venehmen unb Umgang. 2anb;
auf, lanbab galt ber „©enneßeich", wie er
im ßeintifeßen 3^ om mit Vorliebe benannt
würbe, al« etwa« Vefonbere«. gür feine
Großmutter beßanb inbeß ba« Vefonbere ju=
näcßß barin, baß ihr „$eiri" immer fo „bürr
unb grün" (b. ß. mager unb bleich) auSfah,
währenb feine brei Vrüber trog ber fchmalen
floß ßet« wie Doofen Mühten, gortwährenb
ßedfte fte ihm heimlich gute Viffen gu, aber
obwohl er auf biefe Art breimaf mehr al«
bie anberen beFant, würbe er nicht fetter unb
ber Kummer feiner Großmutter nicht geringer.
Gr war febr früh oaterlo« geworben, für
feine Butter, bie ihn ihrer Cebtage ben
„g’fcßäftigeu SÄüfftggänger* hieß, weil für fie
Kopfarbeit eben gar Feine bedeutete, hegte er
wenig ©pmpatßie. Unb auch fie, fooalb fte
ßerauSgefunben, baß ßeutßolb nicht wie feine
Vrüber ;u fchönen, Häßlichen Verrichtungen,
wie $olgfpalten, Saffertragen 2 c. taugte,
wie er beim geitleben« in praFtifchen Gingen
ungefchiefter unb uiifcßulbSooßer al« ein neu=
geborene« Jtinb blieb, hatte wenig 3 ntereffe
mehr au bem oft träumerifch in fich ge*
Fehlten, wie fte meinte, faulengenben Knaben.
$>ie beiben Naturen waren gu entgegengefegt
unb fließen fich auch noc h in fpateren 3 aßren
beftänbig ab. Ceutßolb« Butter war eine
refolute, eigenwillige grau, bie fich nic^t gern
Vorfchriften ober Gittwänbe machen ließ.
Lebhafte bunFle Augen, reiche« fchwarge« £aar
gaben ihr im Verein mit charaFterißifdhen
GeßchtSgügen, aber auffaßenb nieberer ©tim
faß etwa« 3 ^ 9 cuncca rtige«. Ueberbie« ^egte
fte ftet« abenteuerliche Vlane unb Anfcßläge,
bie auf irgenb ein „G’fchäftli" ober „£änbefi"
(^anbelfcßaft) abgielten, wobei fte meißelt«
bie geringe Vaarfchaft einbüßte, bie ihr oon
weniger unglüdflichen ©peculationen her oers
blieben war. £)ocß forgte fie für ihre tfinber
al« treue unb braoe Üttutter unb brütete
£ag unb Wacht barüber, wie fie bie Sage
ber 3hreu oerbefferu Fönnte. $>a fte gu
biefem 3 ,0 ecFe oft oon .Ipaufe abwefenb war,
fiel ba« GrgiehunaSwerF ber oier Knaben
hauptfächlich ber alten Großmuttter anheim.
S)iefe, eine weit feinfühligere Watur unb
ooll echter grömtnigFeit, würbe oon £eutßolb
abaöttifch oerehrt uno oon ihm noch nach ihrem
looe in bem fchönen ©onette „an meine
Großmutter" gefeiert. ©ein erße«, nod)
hoch ft urwüchftge« Gebicht oerfaßte Ceutholb
al« Änabe oon 7 bi« 8 3 a b r *ii in ber
9fte<henftunbe. Al« ber ßehrer bie Aufs
gaben feiner ©d)üler oifitirte, fanb ftch bei
thm ein merFwürbige« ^Fechenepempel:
5)er entfchloffene Victor
‘tritt au« bem 28alb henwr,
Gr fleht in bem Gebüfch
Wen großen ©aef ooü Äriifch, (Bleien)
Unb hinter biefem ©aef:
Gin große« ‘DuitnerhagelSräuberpacF!
^Damals, fagte mir Seutholb, habe ich bi*
erßett ©c^icffal«fd^täge meine« Seben« oers
fpürt, gunächft nur oon ber |>anb biefe«
Lehrers, ber Feinen ©inn fitr werbenbe
Poeten hatte.
Auch auf ben hohem ©chulen rechtfertigte
Leutholb bie frühzeitige gute ^Dleinuna feiner
Lehrer ooüftänbig. ©chon im AogangSs
geugniß ber ©ecunbarfchule gu ffiegiFon wtrb
er al« ein mit ben „oorgüglichften Geiße«*
gaben auSgeßatteter Jtnabe" gefchilbert, „ber
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246
ne&ft großer Sernbegierbe auch in ftttlid&er
©egtebung nie gu etner ßlage ©eranlaffung
§ egeben, fo baß er ohne ©ebenFen für ben
ebrerßanb empfohlen werben Fönne." Seutbolb
gog inbeß bie juriftifche Saufbahn oor unb
eS lauten im Bnfdjlug hieran auch ade 3eug*
niffe ber ©rofefforen ©urefbarbt, Sacfemagel,
Sinbfchetb, ©eeger unb &nberer, bei benen
er abwechfelnb wä|renb ber 3ab*e 1846—52
in ©afel, ©ern unb 3ürtd^ DFechtSwiffenfchaft,
Biologie, 2itteraturgefcbic§te :c. gehört,
ubereinfttmmenb äußerft fchmeicbelbaft unb
anerfennenb. Drofcbem Ijat fich Seutbolb
bamalS feine fejte &nfiedung in ber Heimat
au erringen oermoebt unb eS gebt Flar auö
©riefen unb fonfiigen ©eiegen beroor, baß
ibm nicht gang adern bie ©$ulb biefeS TOife=
erfolgeS befgumeffen war, inbem ibn allerlei
3ntriguen, föioalfdfjaft unb (SebäffigFeiten
oeranlaßten, feinen ©tab weiter gu feßen. —
©Fit welch aufrichtig fd^merglichen (Gefühlen
er bamalS bie Heimat oerließ unb wie febr
er troß adebetn baS jtinb feines beißöeliebten
©cbweigerlanbeS geblieben, gebt in rübrenbfter
Seife auS einigen bieSbeguglichen (Gebienten
beS Anhangs ben>or, menn er auch biefer
©erpimmung gegen bie Heimat fpäterbin gu
bittere unb ungerechte Sorte oerlieben bat.
Sahrenb ber ©tubienjabre b^t auch bie
Siebe, oiedeicht allgu frübgeitig, in bem jungen
bergen (5ingug. 3 un acbP mar eS aber noch
feine ernftlicbe Seibenfdbaft, oielmebr eine bei
flftchtigften, hoch lieblicbfteit ©rfebeinungen, eine
3bnde nach 5lrt Robert ©urnS*. ©Fit ibm in bei
Heimat aufgewaebfeu, batte pdf) Wofuia, fo hieß
baS fonnige ©aturFinb, fterblicb in ben b oc ^-
aufgefchoffenen bleidhen ©tubenten oerlicbt unb
er in fie, — bie Dbatfache, baß er bamalS
febwarge SocTen unb ©ammtfläufe trug, machte
bte ©acbe noch gefährlicher. Hber ber junge
©tann Jatte auch ^ochflieqeiibc Hoffnungen
unb ©lane, welche über bie ©pbäre feines
HeimatborfeS binausftrebten, unb biefe waren
eS gumeift, welche biefeS ©anb nadh Faum
3ahreSfrift wieber löpen. Ptofma hat fich
fpäter an einen ihr geißia ebenbürtigen ©Fann
glücflich oerheiratbet uno noch als gufriebene
Gattin unb Butter bem dichter gum 3eichen
oodftänbigper ©erfobnung unb als ©eweiS
ihrer HauSfraueutalente fechS ©aar felbft ge=
ftriefte ©oefen überfanbt.
Dod) Fein eingigeS SiebeSlieb hat biefer fo
liebliche ©orfrühlmg ber Siebe gegeitigt. —
Dies blieb einer anberen, mehr burebgeiftigten,
ebel unb gart poetifch angelegten Jrauennatur
oorbehalten, oon ber Seutbolb in über«
fchaumenber ©tubentenlaune fingt:
©ieht’S noch fo traurig bei mir auS,
©inb £opf unb ©eutel noch fo leer,
Doch bab* ich Sieb’ unb DFofen noch- —
©eele, waS miHjt Du mehr?
©ei (Sott! fo hab* ich abermals
3ufammen ein (Gebiet gepieft;
DaS wirb nun ihr, ber Dichterin,
DaS wirb nun meinem Sieb gefchidft.
Unb fragt fie lächelnb mich aisbann,
SaS ich als Sohn bafür begehr*,
©o forbr’ ich einen langen jhiß —
©eele, waS widp Du mehr?
Unb eine Dichterin war fie, eine echte, ur=
fprüngliche, biefe @mma k —, SlbooFatenSs
gattin auS ©. 3h r « Dichtungen fmb weiche,
fcbmelgenb innige Duftgebilbe, welche in ber
©cbmeig nicht unbeFanut geblieben. 3 U beS
Dieters 3ei( ftanb fie in oodfter 3 u 8enb=
blütbe: ©eibe 20 alt, ba pflegt man
baS Seben nicht adgufebwer gu nehmen, ©ie
waren ficb auf burcbauS geiftigem (Gebiet
begegnet, fie lafeit ficb wechfelfeitig ihre 'pro*
buFte oor unb Forrigirten einanber. ©pater
Fam bei @mma baS überpießenb weiche
©FitleibSgefiibl beS SeibeS mit SeutholbS
freublofer, harter 3 u 9 tn b bingu, fowie beS
Dichters eigene, anfehmiegenb weiche, in
prartifcheu Dingen fo b*lf 5 unb ratl)lofe
ÜFatur, unb bie gegenfeitige Neigung war
fertig. — ©o lagt Gntma in einer ©rief
fteöe: „3^ habe mich mehr als Du barüber
gefreut, bap Dir jefct burch Ülnjchlup beS
(Berichtes (Gelegenheit gegeben wirb. Dich
nüplich unb beFannt gu machen. Wir iit
immer, wenn Du mit (£ifer unb Oruft fort-
fährft ber ©acbe oorgufteben, miipte eintl
auch für Dich eine beffere, jebönere 3eit auf
geben. 3 ci)e ttfaüS hätte ich Deinem (Seift,
Deinem poetijeben tGemiitb einen blumen=
beftreuten ©fab gewünjd)t, ftatt beS fteiuigen
SegcS ootl Demutbigungen, ben Du betreten.
Cb ich nun felbft' ben 3Jtutb hätte, biefe
Saufbabtt eingujchlagen, weiß ich llit ht, oft
febeint mir, ich möchte lieber, wie ein wahrer
(SliicFSritter, ohne fluäficbt gang iit’S ©laue
hinein in bie weite Seit btnattSgieben mtb
©olbat werben, jept, wo’S überall loSbricht.
5lch! MeS lieber, um nicht 3 ur ‘ft fein!
9lber baS finb and) wieber böfe, unpraftifche
3beeit, bie wohl int eigenen warmen HaitS,
mit bem stauch btS eigenen aufs
Peigen Fönneit, um in nichts gu gerflie&en,
aber wenn bie Fable, nacFte ^otbwenbigfeit
baftebt, beuFt man oernünftiger, wie Du,
mein armer, lieber Heinrid)! 0 (Sott,
wenn eS nur in meiner ©Facht ftäitbe, Dich
glücflich gu madjett, ober Didh wenigftenS gu
tröften, gu beruhigen unb aufguriebteu. Unb
o, wie febr bebarf auch ich btt ewig beforgteit
unb wachenben Siebe git Dir, um ein Sehen
gu ertragen, baS fonft überall nur ©acht
wäre." — Unb an einer anberen ©riefftelle
beißt eS: „Unb nun weg über bieieS niebrige
(Jrbeugetriebe nach ^ eu Ptäumen
ber ©oefie. Dein (Gebicht: „Du Fleiner, uns
gläubiger @ngel w machte mich recht lachen,
obfehon ich Dich nicht aerabegu gern ben
Heine abfid^tlich imitiren fe^c; boch liebe ich
biefe piFant leichten Dichtungen unb ich frage
mich : faden wir fie Heine adeiu gu eigen
laffeu? 2fuch baS (Gcbicht: „Uitfchulb unb
Feinheit liegt wie Dbau* pnbe ich gang gc=
Jungen. 0, biefe Refrains, fie machen mich
gang oerrüeft, fo liebe ich f ic l Einige Deiner
(Gebichte ftnbe ich bagegen mittelmäßiger unb
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247
bleiben mir münblidje SkmerFungen git ma$en
über. 3m (langen Fann ich j£id) immer nur
um biefe tfeichtigFeit in gorm unb SIuSbrücFeti,
um deinen 3beenreid)t^um beiteiben. Wid)t,
baf? id) roünfchte, biefe ®aben üatt deiner
SU beft^en, ich möchte fte nur mit Dir teilen."
tlnb gute^t ber ©chmergenSfchrei: borgen
haben mir 2Baf$e, ba fann icb gar Feme
&erfe machen." Ober ein anbertnal ber
troftlid^ere ©chlufe: *$eute nach langer 3 c *l
roieber ein Sieb gemalt, baS mir nid)t übel
gefäHt."
(Sortierung folgt.)
J t ä n b dj e n
© Siebten, laufche meinem Sieb!
CfS naht auf ©ehnfuchtSfchnnngen.
$ßenn itoc^ ber ©d)laf bie Sßimper fließt,
2£iU eS in Schlummer fanft btc^ fingen.
C Siebten, Iaufd>e meinem Sieb!
3fjr braunen klugen, fdjliefet euch gu!
Schon längft bie ©turnen fcfylafen.
3lm £immel macht für beine 9tuh
Der 3Jtonb bei feinen ©ilberfdjafen.
3h r braunen klugen, fchliefet euch gu!
© nimm midi) auf in beinen Draum!
'Der ©öglein Sieber flingen
Durch feine SRuff bem glieberbaum,
Durch fejnen Schlummer bebt ihr Singen,
© nimm mich auf in beinen Draum!
Safe meine Siebe bei bir ein!
Du roehrft [a nicht ben Süften,
©ie giehn burdfS offne genftertein,
©egleitet non ben ©lumenbüften.
Safe meine Siebe bei bir ein!
_ ftvaCb gßtUTer.
Jinßrucö bei %a djt.
(SRacb Dheophüe ©autier.)
Der Dag entroidh; oont hohen §immelSbogen
3ieht eine bleiche JBolFe hin gum ©tranbe,
llitb in beS ©tromeS fanft bewegte SBogen
Daudbt fte ben ©aum ber flatternben ©eroanbe.
Die SRadht bricht an, bie Stacht fo ftitt unb bunfet,
Den Dag, ben ©ruber, trauernb noch gu grüfeen;
3h r Königsthron erftrahlt im ©olbgefunFel,
Denn jeber ©tern ftnft IjulVgenb ihr gu güfeen.
SOtan hört ber Durteltauben fdhluchgenb ©Seinen,
Der müben Kinber DraumeSmetobieen,
5Bie fernes glügelraufdhen miß eS fcheinen,
Söie ©eifteroögel, bie oorübergiehen.
Unb leis ber Fimmel fpricht gum (Jrbenrunbe,
SUS ob, roic einft, fie ©rüfec fich entbeuten;
^ebräifch fcheinfS, ein SBort auS ©otteS SDtunbe,
din ÜBeltgeheimnife, nimmer Fann ich’S beuten.
Jhtnt IfL
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248
@ u w if i Ui.
#i» ^efbengebidjl oon $ufht» £afixopp. <$>-
(gortfepung.)
Ironte* j6ud).
3 » 51 f *«8
©cfyon waren ©ocfyen oergangen,
©eitbem bic ©oten fuhren
Diad) fftorbftranb auf bie Jpeerfcfyau.
§ett flimmerten bie glurcn
©on ©lumen aller Wirten,
68 mar mit bidfjtem Saube
3 >cber Saum befleibet
©ie mit einer neuen £aube.
68 fafy $ur Äönig8f)atte
hinein ba8 ©onnenlidjt;
Sei reifem 2fta§l fafc §orant, —
UmroölFt mar fein ©efufyt,
3ljnt munbete Fein ©ein,
3 fyn freuten nic^t bie ©raten,
6r brauste grofie ßraft,
Um feinen tiefen ©roll nicfyt $u oerratljen.
Wad) einer ©eile brad^
Ter bliitbe (Sänger ba8 @d)roeigen.
„3ft'$ (Jute ©orbebeutung,
Tafj fid? noefy nidfyt jeigen
Tie Föniglidjen gelben,
Tie nad? Worbftranb ritten?
68 lie§ fidfy, will id) fyoffen,
©unfyilbe gern burdj fic erbitten!
„6ittroeber mid) trügt mein £>offen,
Cber e8 rüftet bie £el)re,
Tie ©rautfafjrt anjutreten
Sftit ©lan$ unb großer 6fyre,
3lu8 allen Äammern trägt fic
3 ufammen iE>r ©efcfymeibe,
Seim Crbiten unb ©erpaefen
Reifen roof)l bie ©oten beibe.
„Ta8 ift ferner ju glauben,
©ie fo maitcfcerfyanb Tinge
Ten grauen mistig fc^einen:
Äleinobien unb Swinge,
Abenteuer.
Sitte ber Tanb unb ©djmucf,
Kleiber, ©ürtel unb Sinnen,
3 $re Lüftung ift c8, [gewinnen."
Turcfy bie fie un8 beFämpfen unb
Ta fpracfy ber ©raf oon ©iborg
Unb fufjr ftd) über ben ©art :
„34 fürchte, halb giebt’8 $u feiern
gefte oiel anberer Slrt.
Slu8 bem fReidfye oon ©türmen
glog ein SRabe oorbei,
Ter Fräc^jte roarnenbe Äunbe,
3118 ob ba8 Sanb in ©affen fei!
„3118 ob eine Sporne Unheil
Unferm Seben fpänne,
3118 ob ber alte ©ate
3luf Itrieg unb gefjbe fänne!
©eife mürben mir malten,
©ottten mir bei 3 e ^ en
üttit je^ntaufenb SftecFen
Teiner ©raut entgegenreiten!
„3d) fyörte oon einer ttftär
©o§l maitd^e8 3Jial mir melben:
68 ließ ber grimme §agen
6 inft mannen guten gelben
Sluf^eufen $u ©aqant.
9?un fjört 1 id) gerne fingen,
Ta§ nic^t bie ©erbeboten [gingen!"
3u S^orbftranb an ben Säumen
Ta fufyr £err £orant auf
©ie ein oerwunbeter Ur.
„Tann bleibe oon 3iorbftranb8 ©c^Ioffe
3luf 6rben Feine ©pur!
34 ^ab'8 ju 3lfa Tljor
Sftit ^eiligen 6ibeu gefc^moren:
©efctyal) ben ©oten ein Seibe8,
Ta8 ganje Sanb fei bann oerloren!
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249
„35ann fott nicht SJtann, noch DtauS,
Sticht ©eib, noch Äinb mehr (eben,
®ann roid ich felbft baS Sieh
$>en ffiöifen jum grafte geben,
©elbft bie fleinfte §ütte
@od ju Stfc^e oerbrennen,
©er baS Sanb burchreüet, [lernten!"
©od eS nach bem Äriege nicht mehr
3)er ®raf oon SSiborg blinzelte
£ücfifch oor ftch nieber:
„3>dj folgte bir nicht ungern
©egen bie ©achfen roieber;
Sange ^eg’ ich fdjon
§a§ in meiner ©eele
©egen bie Scannen bort unten,
gerne fei mir, baft ich eS oer^e^le!"
35a ftanb ber Sänger auf
Unb lief* bie Jparfe tönen;
©o frohe Älänge tnupten
3)eS ÄönigS ©rod oerföhnen,
©iegeSfroh erfchod baS
©ie (jeder Srautgefang,
©S mar eine neue ©eife,
35ie mächtig burch bie §ade flang.
„©er ift’S, oon bem bie ©änger
3n aden Sanben melben,
©enn fie in Dörfern unb ©urgen
Äunben bie Ifjaten ber gelben,
©er ift eS, beffen Stame
©iS (jinauf ju ben Sternen
Sonnen^ed erglänjt,
®eften Stuhm erflingt in ade gernen?
„©er ift’S, bei beffen 2lnblidf
3)ie SJtaibe monnig erglühen,
©leichroie beim Sonnenaufgang
35ie ©(unten ad’ erblühen?
35u bift eS, ßönig §orant,
3)er überad errang
Sftufjm unb Sieg unb Siebe [Sang!
35urch fein ©d^roert unb feinen (jeden
„©ie mag bein Slngefidfjt
SJtit trauer fid^ umporen?
©d^on ^eifd^t bie greube ©intaft
Unb roartet oor ben £§oren,
3)ann fchaden jubelnbe Sieber,
®ann perlt ber golbne ©ein,
3tefjt mit Schalmeien unb Äränjen
2)er ©rautjug in bie §ade ein!
-»
„Saft Teppiche entroden
3Beitb)in auf aden ©egen,
Safte mit Äränjeit unb Slumen
©eljängeii unb belegen
®en ©chlofthof unb bie #ade,
Safte flattern unb roehen
9luS aden genftern gähnen!
©eithin fod man beine greube fe^en!
„$och — toid auch mir bie §arfe
3u frohem Sang oerfagen?
©ie trübe ^l^rmng fdjjleidht eS
Um^er feit oielen Xagen,
5Iuch mir erlahmt bie Suft,
3ur ©onne bicfj ju beroegen,
Unb roie oerhaltner 3 orn
©id eS ftch auf meine ©eele legen.
„So brütet am ©ommertage
2lde3 in trägem ©chmeigen,
©iS ftdh am ©intmelSranbe
®ie grauen ©olfen jeigen,
©iS bie Slifce jüngeln
Unb bie 35onner brüdett,
©iS in Stegenftröme
©ich bit blauen Serge hüden.
„Unb jieht auch ein ©emitter
2luS ber gerne ^crbei,
©ohlan, im ©türmen unb ©inben
©irb aden bie ©eele frei,
$>aS bange ©efü^l entroeidht,
©obalb bie Bonner fradtjen,
Uttb naht beS Krieges ©inbSbraut,
©ie rooden mir bann froh ^wachen!
„©in Srautjug fod baS roerben
SDtit ©chmertem unb mit ©peeren,
Sticht gilt eS bann, bie §örner
©od guten SJtethS ju leeren,
@S roerben oon ben §öhen
Jpeerhörner nieberfdhmettern,
®er ©lanj oon h^den ©affen
SGBirb blifcen aus ben ©chlachtenroettern!
„Unb bift bu jage geroorben?
3ft bir um eine SJtaib
S)er Äampf auf öbem Sladhfelb
3Rit fcharfen ©chmertem leib?
@S hungern fchon bie Staben
Unb ©ölfe nach bem SJtahle,
®ie fernen ©li^e lohen,
©alb tobern fte oon ©erg ju ihale!
- «
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?50
„Salb roirb bcr ©cblacbtenlenfer
Gntfeffeln feine SJtacbt,
SGBilbe ©alfüren reiten
Unb fünben Ärieg unb ©d)lacbt!
«gdj fc^e fte roinfeit unb roaden,
©rfcbloffen wirb mein ®eftd)t,
©idfommen, i^r ©ötterboten, [briebt!
(5in fetter Schein, ber bureb ba§ ®unfel
„Sluffpringt mit lautem Bonnern
©albadaS roeiteS i^or #
$>ie ©öttergePaltcn fd^reiteit
$n uoder ©ehr fjeruor.
©ie flattern bie beiben Staben,
©ie flammt bie bede $ade,
Salb flut^en lobernbe glommen
Serfengenb über bie gluren ade!
„3$r gelben, ju ben ©affen!
@3 reitet ber bleibe lob
Heber bie blüfyenbeit Sluen,
©3 flimmert unb e§ lobt
Son blifcenben ©cbmertern ^ed
©in fc^recflic^cö Ungeroitter,
©peere unb ©ebilbe jerftieben [©plitter!
3nt ©irbelfturm in krümmer unb in
„©ebaut tyr ba§ Slut, i^r bannen?
©lübenbrotb roirb e§ piepen,
©ie menn im garten Stegen
©eroäffer ba§ £b°l übergtepen,
©ie ©turmeSbeulen ergebt (leb
®er ©flachten ©freien unb ©töbnen,
©leid» roilben Bonnern roerben
Jpeerbörner bureb ba3 ioben bröbnen!
„©udj, bie ibr nieberfebaut,
©eien bie ©affen geroeibt,
©otan, roerbe bu un§
gübrer im blutigen ©treit,
Seite un§ bureb bie Stadst
Tem b^den Siebt entgegen,
©erbe ©ebirm unb ©c^ilb
^)ienieben un$ auf aden unfern ©egen!"
©ie (prangen ba empor
3)ie gelben oon ihren ©ifcen,
©ie liefen fte bureb bie Suft
£ie leuebtenben ©ebroerter bti^en!
©ie ein ©etterfturm
gubr e§ bureb 'b rc Steilen.
„Sluf ju ßampf unb ©ieg!"
Segannen fie burebeinanber ju (freien.
-58
®em meerumbranbeten gelfeit
©lieb Äönig §orant ba.
$113 leuebtenb er bernieber
Sluf feine Scannen fab-
Stod) brauften bie Stufe fort,
Stoch tobten unb fauchten ade,
Ta trat in piegenber §aft
©in Sote ein jur b<>b cn Äönigö^attc.
SJtit grauem ©taube maren ‘
Selabeit feine ©eroanbe,
©ein Slngep<bt mar bunfel
Sou beipern ©onneitbranbe
Unb ob ber gropen Spifyt
©ar feine Äeble troefen;
SU3 er reben modtc, j
Segann bie ©timme ibm $u Podfen.
Ta reichte JrSorant ibm
3)en golbenen jumpen ood ©eines
Unb fpracb: „Seoor bu rebeP,
©rbole bicb um ein kleines!"
Ta mupte er (leb fefcen
Unb furjer Stube pPegen,
Si3 er roicber oermoebte,
I)ie burftgeläbmte 3 UI! 8 C h n beroegen.
6r fpraef): „SllS icb'S erfuhr,
®a3 mar feine glücflid^e ©tunbe,
3cb moüte: oom ©acbfenlanbe
Sräcbte icb beffere Äunbe!
SJtit neuer Stacbricbt Pog icb
Ohne $u oerroeilen,
©leicb einer ®oble baber
Unb roodte ©iub unb ffiolfcn übereilen.
„®0(b — leiber! — gepem am Slbenb,
©3 lobten bie ©onnenpammen
Serfengenb auf mich nieber,
3)a brad; mein Stop jufammen!
©rau mar eS unb roeip gefprenfelt,
StingSum bie febönfte ©tute;
©äre mein ffieib gePorben,
SJtir märe nicht fo roeb $u SJtutbe!
„®ocb liep ich meinem Seibe
Tesroegcn feine StaP,
3cb lief bei Stacht unb lag
hierher in milber £aft.
3cb manberte unoerbroften
®urcb ©alb unb roirreS ©emeibe;
©aS faitn fein SJtenfd) ermeffen,
©eichen gropen ©urP ich leibe."
_,_ m
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251
Unb emfig $og er nun
2)en oiel guten SBein
3luS bent großen jumpen
3n feinen SJtunb hinein;
Gr jwinferte mit ben klugen
Unb tranf in Keinen 3&J cn
2)a3 wilbfrembe ®etränf,
Stur fetten marb ihm größeres Vergnügen.
Unruhig fpradj ba Jporant:
„SJtan fc^enfe bir wieber ein,
©obalb bu Äunbe gegeben,
Sann fei ber jumpen bein,
ffienn bu mir Siachricht bringft
©on meinen Söerbeboten,
Ob froh fie heimwärts reiten,
Ob fie Derweilen bei ben lobten!"
„Sefc fag’ ich großen Sanf",
Sprach ber Sote bogegen,
„3)111 meine tage miß ich
Sen ©echer in (Stjren hegen,
Senn über beine Soten
Äann ich Äunbe bringen:
Saheim in SJtatelane
©erweilt ber Äönig oon Jpegelingen!
„©ei fftdjftfdjen ©auent waren
Sie ©oten eingefefjrt,
Sort warb bie Steife ihnen
Stad) Sänemarf oerwehrt.
O tjätten jte $ur Staft
Sod) meinen §of genommen,
©etrofl barf i^h’S befchwören,
©ie waren ftcher fjergefommen!
„5)0dj mujj ich nun ersten,
©BeShalb ich fo eilig fam,
Sa& mir oon oielem SBanbern
Sie güjje würben lafjm:
Sir, Äönig Dorant, naht fid)
Sie Äönigin ©un^ilbe,
SJtan $äf)lt in ihrem £eere
SBeit mehr als fiebentaufenb ©c^ilbe!
„©or furjer SGBeile war ich
SJtit fröhlichem Verlangen
3um ©achfenlanb geritten
Unb backte, bort ju fangen
Gin ©aar ber guten @t|afe
3luf i^ren großen SBeiben,
SJtein SBeib bebarf ber SBoße,
Um unS ©eibe ju befleiben.
„3Iuch war unS gteifeh oon Stößen,
Soch fügte ftch’S nicht fo.
Sa§ ich S^funb entfommen,
Sefc bin ich h er 5^^ froh-
Jpeerhaufen fah ich fugern
$n bem SJtorgengrauen,
Sa ritt ich fc^nett jurücf [fchauen.
Unb backte nicht baran, mich um$us
„3m nädjften Sorfe höbe
3>ch 3lßeS angehört.
Sie SJtänner waren beim §eere,
Sie grauen bleich unb oerftört.
3ch h°bc jeboch nicht lange
©efonnen, noch gefäumt,
GS warb oon mir bem geinbe
Gitig baS weite gelb geräumt.
„3ch fürchte, ba§ fte heute
Sie ©renje fchon erreichen!"
Sa fah man manchen gelben
©or ©rimm unb 3ont erbleichen.
„3luf!" rief ba Äönig §orant,
,,©on aßen ©ergeSfpifcen
Saßt lichte geuer lohen, [blifcen!
Sa§ fte bie Stachst burch bie Sanbe.
„SaS §eerhorn lafct erbröhnen
SiingSum mit aßer SJtacht,
Sa§ ohne §eer nicht treffe
UnS noch bie nächfte ©flacht!
3luffchrecfen mu§ jefct 3lßeS,
9GBa§ tief in grieben ruht,
©alb högett eS ©feile unb ©peere,
3luS ©Sollen ©taubes regnet rotheS ©tut!"
Sa fah man geuer flammen
Schon in ber nächften ©tunbe
©on aßen ©ergen unb Jpügeln
3n ber weiten Stunbe,
Sa warb mit fliegenber Gile
Sie Nachricht umhergetragen,
3luf ftöhnenben ©ferben fah man
ÄriegSboten burch bie ©auen jagen.
Sie geuer loberten weiter
Sur<h bie bunfle Stacht
Unb fchon am nächften Sage
©tanb, gerüftet jur ©chlacht,
Gin Sheü beS großen $eereS
©or Äönig ^orantS ©chloffe,
^eerhörner unb ©aufen bröhnten,
©efang crfchoß, eS wieherten ba^u bie Stoffe.
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&
S?
Dreizehntes
©erbämmert mar bic Sftacbt,
Da webte am 2Jtorgen ferner
©in bitter Höhenrauch
lieber bie £aibe einher,
Der überjog ba§ Sanb
2Bie ein graues Äleib;
@3 mar ber branbige Dunft
Den Scannen unb ben hoffen leib.
©on einem Dünenbügel
©ab man weithin ragen
DaS baS für ©unbilbe
3Bar oben aufgefcblagen,
daneben ftaitben waebfam
bannen in 2ße§r unb 3B affen,
©eit ©onnenaufgang $og fid;
Der 3Baß, auS oielen JBagen gefebaffen.
$on allen ©eiten ritten
9luf ihren ^o^en Stoffen
Dem Äönig^elte ju
Die gü^rer mit ihren ©enoffen;
Da fam aud) Äönig ©rieb
SJtit feinen jefjn ftarfen ©öhnett,
Sieb mar ihm, bafe ftcb bie Änaben
2In $ampf unb Ärieg begannen ju
gewönnen.
2lucb Söalram, ©ogt oon ©rebftebt,
9Bar nicht jurücfgeblieben.
„2öir füllten", rief er, „ben 3lufbrud)
Stiebt lange mehr oerfebieben!
Stur wenig fonnte §orant
3ur Heerfahrt ftcb bereiten,
3ft erft fein ©olf oerfammelt, [ftreiten!"
2)tit SJtacbt wirb er ben ©ieg unS bann be-
„Unb bennoeb", fpracb ©unbilbe,
„3$ null e§ nicht oerfebmeigen,
3$ fäb c 9 6 ™, wollte
©in H eer au§ ©türmlanb fief) jeigen,
DaS wäre mir fro^e SJtäre,
ffienn eS je^t ftcb nabte;
3cb feinte feiten mich
©o febr nad) meinem Cb 6 '™ 32ate!"
3nbeffen war bie ©onne
9lm ^immel böb cr 9 e ft' e 9 en /
Der ^öbenrau^ begann
Slllmäblig $u oerfliegen.
Abenteuer.
5Ba§ war baS bei ben ©Bogen
©in £aften unb ein Stemten?
„©3 nabt ber geinb! man fann t^n
Sin beS §eerbornö fremben Älängen
femten!"
Da fammelten ftcb bie Ärieger
©ei ihren 3^™ unb Sahnen,
©S tönte überall
Der ©augrafen ernfteS SJtabnen,
Dicht oor ber ©Bagenburg
Crbneten ftcb bie Reiben,
3u beiben ©eiten fc^loffen
©icb ihnen Leiter an im freien.
Sluf bem ipügel hielt
©utthilbe, hoeb S u ^Pferbe,
3u fpäheit, waS ber Jeinb
3unäcbft beginnen werbe.
Slnt ©tranb beS weiten SJteereS
Sagerten ftcb alle,
©S febübte fte ein glu|
©or gefdbroiitbent Ueberfalle.
Da lieg fte ©otfd)aft geben,
@3 füllten ftcb bie Steden,
©eoor ber ©treit beginne,
Sluf ihr Säger ftrecfeit.
SIu3 ber ©ßagettburg
Sugte manche ©Bad;t
Stach be3 geütbeS Säger,
Cb er rüfte für bie ©flacht.
©Bieber in bem 3 c ^ e
Sluf bem §ügel hatten
Die gührer fid? oerfammelt,
Um in füblem ©chatten
SRuhig $u berathen,
5Bie unb oon welcher ©eite
SJtan ba§ Dänenlager
Slm beften überfalle unb erftreite.
Unb oon ben ©augrafen einer
Hub ba an ju fagen:
^)ier ift mein ©au, ich wei§ e3,
2Ba§ wir fönneu wagen,
©3 führt bureb ben glufe
©itte feidtte gurt nicht ferne,
Die ©renjbiebe wedbfeln bort
CftmalS bei bem ©d^cin ber ©terne.
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sr
„3ch ruatcte oftmals felbP
hinüber in früheren jagen,
SBenn mich bie Suft überfam,
Stuf frembem ©ebiete zu jagen,
®enn jenfeitS in ben Sergen,
Sflan peht pe blau unb rneit,
®ort Raufen ©lenzere, [Streit."
Sluch faßt 1 ich manchen Ur in hartem
Stad) Storben mar bie SBaitb
®cS 3elteS aufgezogen,
Unb oor ben ©liefen lag
®aS geinbeSlanb im ©ogen.
ÜJtan fonnte roeit hinaus
®ie breite ©bne fehen
Unb über JporantS Säger
Sein blaues ©anner jlatternb roefjeu.
„SJtir fcheint", fo rief §err ffialram,
„SllS ob bort ©oten fonimen,
®ie haben Steuigfeiten
Söoljl lange nicht oernommen!
®ie £>orant früher fanbte,
®ie Ratten roenig ©lücf!
2Benn jene baS recht müßten,
So ritten fte oietleic^t jurüdM"
®rei Leiter fah man brüben
3um gluffe nieberfteigen,
®ie fchmammen burd) bie Söeßen
Unb famen mit grünen 3 l °eigen
SllS ©oten ^ergeritten.
®a mürben pe empfangen
Unb oon SBachen geleitet,
®a burften fie zum 3eit gelangen.
Sluf einem hoh cn Sitje
$h r onte in ooßer ffieljr
®ie Äönigin ©un^ilbe,
3n ber #anb ben Speer.
Ueber baS fchroarze ©emanb
giel in eifernen Gingen
®ie Parfe Srünne nieber, [fchroingen.
©S frönte pe ein §elm mit Slblcr;
®a fprach pe zu ben ©oten:
„Sin bem grünen Saube,
®aS i^r in §änben tragt,
3eigt pch, mie ich glaube,
®a§ ihr grieben Pnnt
Unb groheS benft zu melben! —
SBelch’ eine ©otphaft bringt ihr?
So frag’ ich eud), th r Pnrfen gelben!"
®a hnb ber ©raf oon ©iborg
©ebächtig an zu fagen:
„£orant, ber ®änenfönig,
£at mir aufgetragen,
Seinen ©rüg z u bringen
Unb Äunbe zu erlangen,
2ße§hnlb bie fremben Sparen
©iS an beS SteicheS ©renze brangen?"
®a gab ©unhilbc Slntroort,
Ohne pch z u befinnen:
„®urd) mein eigenes Sanb
®ad)te idh z u beginnen
©ine JpeereSfahrt
SJtit meinen eigenen Scannen,
3<h hoffe, $errn §orant iP eS
Sticht unlieb, bag mir pe begannen.
„Sluch fage beinern Äönig:
3ch hätte nicht gefragt,
SScSljalb er fclbft bie Steife
Sin feine ©renze geroagt!
3ch fehc mie bei unS
®ort oiele £elme unb Sc^ilbe.
Sluf meinem ©runb unb ©oben [hilbe!"
©erroeil ich h^r! — i<h> Königin ©um
Äanut, ber ©raf oon ©iborg,
Sieg pch baburch nicht fd^reefen.
„gern", fprad> er, „Hegt eS §orant,
®ir unb beinen Stecfen
3n beinern eignen Sanbe
®en Slufenthalt zu mehren,
Stur Stachricht zu erlangen,
3P fein bißigeS ©egel)ren.
„Unb froh öin erregt,
®ag id) eS hier oernommen,
®u, Königin oon Storbpranb,
SeieP felbp gefommen.
SJtein £err unb Äönig fehiefte
Stach beiner ©urg ©cfanbte,
®aS märe mir lieb zu hören,
Söohin fich ihre ©otenreife manbte!
„Schon feit manchem Sage
jrugen mir ©erlangen,
Ueber ihr ©ermeilen
Äunbe zu empfangen.
SJtein Äönig glaubt, pe mürben
So mohl bei bir oerpPegt,
®ag feiner pe oergägen
Unb mie er nach ihnen ©erlangen hegt."
«S-
48
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254
Da blidfte bie Königin
©or fi<h nieber bekommen.
„®ut mürben", fprach fte, „bie ©oten
9?on mir aufgenommen,
©iel ©äfte barg mein @chlofe,
I Kaum mu§t’ ich mir ju ratfjen,
Doch jenen fucht 1 ich aus
Die fünfte meiner Kemenaten.
„(Sie litten feinen Mangel
?ln ©etränf itnb ©peife,
hoffe, fte pflegten fid)
S^ic^t roenig nach ihrer Steife;
SJtancherlei Kur$meil auch
Jpaben fte erfahren,
£>err grute fchrour, eS fei t^m
©o gut geroorben nid^t feit fahren.
„©S mar auch froben SttutheS
#err §etel oon £egelingeit,
©r fpracb oon ©eib unb Kinb
Unb manchen anbern Dingen.
©3 b a & en ©lutSfreunbfchaft
Die ©eiben mir gefebmoren,
©effere greunbe hätte
3$ mir nimmermehr erForen."
Sauernb fah fte an
Der oiclfithtte Däne,
©r preßte feft jufammen
©eine meinen 3^h nc ^
Dann fuhr er auf unb fragte:
„Das fodft bu mir jefct fagen:
fabelt fte oerfdhroiegen, [getragen?"
©aS mein £crr unb König ihnen auf;
„©ie machten barauS Fein §ehl!"
Sprach ©unhilbe bagegen,
„SJtit frönen ©orten fuchten
©ie mir barjulegen,
©S fei bem König §orant
©efontmen ein ©erlangen,
SJteine frönen Saube
Durch ein ©hebünbnifj $u empfangen.
„Da gab ich ^ cnn S ur 9lntmort:
DaS bürfe nicht gefdhehen,
©ode nicht §err ^orant
Drei ©roben erft beftchen,
©ie ich baS gefebmoren
©or allen meinen SJtannen.
SllS fte baS oemommen,
Unfroh jogen fte oon bannen.
-*T
„Unb meil fte mir oon $orant
SJtelbeten ein ©elüften,
2llS ob er gegen mein Sanb
Bum Kriege mode rüften,
©efchloß ich, meiner ®ren$e
Sticht adjufern ju meilen.
Bdj fehe, nicht oergebenS
Suchte ich, bamit $u eilen!"
Sticht ohne tiefen ©rod
£atte fie angehört
Äanut, ©raf oon ©iborg.
Befct rief er, bleich unb oerftört:
„Du fodft eS mir erflären,
©ie baS nun entftanb,
Dafj Feiner ber beiben ©oten
Den ©eg $u meinem König fanb!"
Da trat ber König ©rieh
©or Kaitut hin unb bicht,
SJtit flaminenben Slugen fah er I
Dem Dänen iit’S ©eficht. |
„3ch, König ©rieh ÖOn Stormeg, i
©id bir baoon fagen, j
3ch, ber ich beinen ©ater
©inft bei ©taoangerfjorb erfchlagen!
„Die ©oten mit ihren Scannen
©inb bet mir eingefehrt.
Die ©eiterreife mürbe •
Sitten ba oerroehrt.
§erm grute nur gelang eS,
Bur Sta<ht$eit $u entroeichen,
©aren fie nicht meine ©äfte,
Die ©ölfe nagten jefct an ihren Reichen!
„§err grute h^ ben ©eg
Durch baS Stauchloch genommen,
©r ging fo toeifc nicht fort,
©ie er ju mir geFomtnen,
Sluch \)aV ich nich* oerfäumt,
Die ^eimFehr ju bereiten
Dem König ber jpegelinge,
Stach SJtatelane lie§ ich ihn geleiten!"
Da glaubte ber tapfere Däne,
DaS Fönne er nicht ertragen,
©or toilbem ©rimme begann er,
Die Sippen blutig ju nagen,
©in inneres 3^™ ergriff ihn,
SllS mode ihn groft erfaffen,
Unb bemtoch jmang er fleh,
Bornige ©orte ju unterlaffeit.
- »
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255
@r richtete einen Slicf
Soll blutigen #affe3 öuf ben,
'Der feinen Sater erfdjlug,
9?odb blieb er jögernb ftefyn;
Den grünenben (licbenjroeig
| 3erbracb er mit ber £anb
! Unb fcfyleuberte ©tücf oor ©tücf
Sor Königin ©unfjilbe in ben ©anb.
Dann winfte er feinen ^Begleitern
1 Unb wanbte ftd) plöfclicf) um,
| Den £)ügel fcfyritt er fjinab,
Sor 3orn unb $fta<$eburft fhintm.
; ©ie fcfywangen fid> auf bie SRoffe,
j Cfyne ftd> ju befmiten,
Unb mit oerljängten 3^geln [Rinnen,
©prengten fte burdj ba3 Säger oon
Kaum maren bie ©efanbten
©efcfyieben, als ftdj nafjte
(Sin neuer Sote fdjon,
©efanbt oon itönig 5Bate.
Der Sffecfe fc^ritt Ijinan
Den £ügel fonber ©äumen,
Da fuf;r bie Königin
(Sntpor au3 ifjrern finfteren träumen.
„3$ fomme", rief ber Sote,
,,9fod) ju rechter ©tunbe!
3nt weiten Säger fafy ity
s Jtocb feine rotl)e 3Bunbe,
3J^ir fyat, fo lang icfy benfe,
Wodj niemals aufgetragen
Der alte König non ©türmlanb,
©o feltne Sotfdjaft anjufagen!
„(Sr naljt mit feinem $eere,
Dodj benft er nidjt ju fämpfen,
(Sr roiU mit feinem 5lnfefyn
Den ©treit unb Jpaber bämpfen,
Sßeil er bem Dänenfönig
ßinft treue greunbfcfyaft fcfywur
Unb manches 9Kal gemeirifam
5ftit ifym ju «Kampf unb Kriege fufjr!"
Da fufyr ©unfyilbe auf
Unb fat) erftaunt il>n an.
„Die Sotfdjaft fagte bir,
©o wäfyne icfy, fein $ftann!
3<fy bin nur eine 3flaib,
Die oftmals fyat gefponnen,
Unb bodj, mir fdjeint: ein 2Beib
5lm fftoefen Ijabe ba3 erfonnen!
„Da3 ruiffe: el) 1 id) gelje
5luf biefen Sorfdjlag ein,
3n’$ Slut ber geinbe tauche
I 3^ er P «Klinge ein!
: Docfy wollen wir bem Ofym
' Die 3ftuf)e nicf>t ent$iel)en,
! Seoor er eintrifft, füllen
1 Dort brüben alle geinbe fließen!"
Der alte Degen brummte:
„3dj will es nidjt nerljüten!
9lte wirb mein £er$ fo ruljig,
5113 in ber ©cfylad)ten Söütljen.
Der Sollmonb wirb un3 leudjten,
3cfy mag e$ nid)t nerfyefylen,
3d) wollte ungern fcfylafen
Cber bei bem Kampfe fehlen!"
(gortfefeung folgt.)
Siel fdjöner nod) al3 ©olbbeftfc 3ft bem 5lug’ be3 Slrrnen,
Unb große garmen Den bu befcfyenfjt, ber greube Slifc.
_ «^ermann <£ingg.
$ e e $ ft i f l e.
3roifd)en ©älbern eingebettet
£raf id) feinen SBeUenfcfyooß,
9Kef)r gefräufclt alö geglättet,
Unb er lieg mi<$ nimmer lo3.
2$ofyl beftärjte mid) fein ©cfymeigen,
93i3 icfy tiefer miefy befann,
Unb bie ©rille, bie ifjm eigen,
üftidj auefy jog in i^ren Sann.
SKartin $reif.
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«- fS
3ln öie otine.
ffiillfontnten, bic bu jet^t oom iöotfenpfühle
9ftit falbem ieibe bich errötheitb hebft
Unb, angehaucht oon morgeitfrifcher Äühle,
Sd)on föniglid)er burd) bie Rolfen fcfyroebft!
3$ grüge jnucbjenb beine glammenfpeichen,
Sie liebeSfeurig burd) beit Selber ftreichen.
(Enthülle bid) in beiner ganjeit Schöne,
Sag meine Sichtung bir entgegentöne.
Su lichteft mit ber giille beiner Strafen
Sa3 chnoöglciche Sunfcl biefer 3öelt;
Su gliherft über'm 9lbgrunb jener C.ualeit,
Sie, höllentief, fein ßrbentroft erhellt.
Su bliefft ^crab, wenn hinter ©ifengittern
©efangne £er$en bir entgegenjittern.
$öo ift ein ^flän$d)en, baö gebei^lid) blühte,
(Sin 3£aitgeitpaar, baS ol)ite bich erglühte?
Su, l)olbe ©öttin, prange benn auch b eute '
Se$ golbnen ©lücfeS fid)tbar Unterpfanb,
Unb Gebern, ber bisher (ich beiner freute,
Unb ^ebem leuchte, betn bein Schimmer fd)toanb.
^erfchwenbrifch lag auS beinern gülK)orn willen
Sie reifen grüd)te beS ©enuffeS fallen,
Sag laute ^pmnenftängc fid) erheben:
„D ^inttnel, Hielte Seligfeit, $u leben!"
9lu3 £)cr$ensgruttb mag id) bich 3>ebetn gönnen,
2ftich lüftet nicht tiad) ©lücfeö ileberfchroang;
2JUcf) locft nicht mehr, roaö 2litbrc gern geroöttnen;
Senn nach bent £öd)ften treibt mich h c ^6 cr Srang.
Sod) wenn fid> fdion bic langen Schatten fenfeit,
Sann toolle gnäbig meiner auch gebeuten.
Sann fpenbe mir beit letzten beiner ©rüge,
Ser meines SuitfelS bittre ^>ein oerfüge.
D fomm! ©ntlafte mich oon meinem Seibe,
©ieb mir junt Sr oft bein 33ilbnig für bie Stacht.
Su toeigt es ja, toic gern ich mich befcheibe,
35Me glücflich mich ber Schein beS ©lücfeS macht.
yiux flüchtig blinzle her, o ©lücf, o Sonne,
Uttb all mein güljlen toirb ju eitet SBonne;
Surch engen Spalt nur fdbleiche bich hentieber,
Unb üppig reift bic Slüthe meiner lieber.
gCifhefm Genien.
&
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sr
Benjamin.
Nach dem Holländischen des P. A. de Ge'nestet.
(Bremer Mundart.)
i
Bald bist Du nu nich mehr de Benjamin
Un Dinen Platz nimmt en Nahfolger in,
Min lütt je friind liehe Bengel! •
Denn sett’ Din Froo Mudder all dal tip den Grund
Un Vadder seggt: „Loop man, dat is Di gesund !“
Bist nich mehr de Aflfgott un Engel.
Bald bist Du nich mehr de Benjamin ; I
Dat geiht nich mehr allens nah Dinen Sinn,
Min Kruuskopp. in Slaap un in Waken !
Bald itt di en Anner den Kees von dat Brot,
En Schreehals regeert dar up Muddern ehrn Schoot,
En König in linnene Laken.
j
Bald bist Du nich mehr, als Din Bröders nu siind,
Un weenst Du, denn bist Du en „ahnwäten Kind“, 1
Man lacht, wenn Din Noth Du wullt klagen
Un wenn ok woll süs all Din Plege Du hast —
De Schreehals von Broder, de kriggt doch dat Best’,
Uu bruukt Di noch nich mal to fragen.
Ja, bald bist Du nich mehr de Benjamin,
Un Dinen Thron nimmt en Nahfolger in;
Vörbi is dat mit Din Kegeeren.
Man good, dat so jung all Din Hart dat verwinnt,
Dat geiht in de Welt mal nich anners, min Kind, ;
Noch oft kann Di sowat passeeren ! !
Erst priest Di de Minschen als eenzigen Mann, !
Den Keener up Eerden verdrängen kann,
Bist Baas, bist de Beste von Allen. —
Denn trekkt dar en Wulken vörbi an de Siinn —
Un Dinen Platz nimmt en Nahfolger in ;
Un lachend laat t se Di fallen! I
Anglist Frendenthal.
fit
Sie Sobtenglocfe fallet
Sumpf über 2Balb unb gelb,
©om (Scfyneegeroanb umroallet
Sftufyft bu, erfiorbue ©>elt.
hinter.
©on lobeSqual umroallet
©in icfy erftarrt roie bu.
Sie tobtenglocfe fallet,
Socfy id), — roo ftnb idj 9tu§*?
& $afaef.
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R-SS
3frfiöfing 1889.
©cf)ön, tote nur ein ®id)ter i^n ftcb benft,
§aft bu biefen grüfjling mir gefdjenft.
©inen tiebtic&ern erlebt 1 id) nie
©o ood munberbarer ^oefte. j
$on bem blauen §immel ftrafjlte tnilb
Jag für Jag ber ©onne golbner ©c^ilb.
9Ue fo üppig faty xd} junget ©rün,
9?ie in foldjer güde Slumen blü^n,
Unb nod? niemals jubelnber erflang
Seidjtbefrfjroingter Söglein Sobgefang.
9ludj nodj feinen, ^)err, genofj xd} fo
Ungetrübt unb meines JebenS frol).
Cb er ad$ufrülj aud) 9lbfd)ieb na^m,
2Jtac^t fein ©Reiben mir bod) feinen ©tarn,
äöaljr 1 idj bocf) in meines £erjenS ©cfyrein
Sfyn ood Älang unb J)uft unb ©onnenfdjein.
_ Sttfliis
3 aöitte Genien.
®ie Jauben gurren,
3>ie §unbe fnurren,
3)ie ©ären brummen,
®ie ©ienett fummen,
Sibeden flattern
Unb ©änfe fdfynattern,
®ie ©öglein jioitfc^ern auf ben 3™ e i9 en —
Jie gifcfyc unb bie Jrappiften fdjtoeigen.
Memento mori! tönt'S mit ernftem ©lief —
Memento vivere! fd)adt eS frob jurücf;
5)er J)oppelruf erflingt mir in ber ©eele
Unb eine innre Stimme ma£)nt mid): SBä^Ie!
J)aS Seben mit feinem bunten Schein
©rfüdt bid? mit ©ntjücfen,
J)aS Seben mit feiner bittern ^ein —
J)u toenbeft i^m ben Sftüdfen!
_#buarb ooti gSauernfefb.
ö-*3
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259
« SS
Pie #aifeigtä6er.
I bem Tome ju Palermo, in ber ölten fiattjebrnle
Wegen, heilig jebent Teutfcben, unocrfcbollne ©räbermale, I
( Unter madigem $albad)iite, ber oon Säulen ftolj getragen, |
Schlafen ^o^enftaufenFaijer in ben ^orpbprfarfopbagen:
| jrmltenb Staft non feinet Sebeit§ greuelootlen Streitigfeiten
Schlummert fonft ber fed)fte Heinrich neben g riebe rid) bem 3 ro eiten.
SJtit bem Schwert unb mit ber Ärone ru^n fie, oft barum gegolten,
3Bci( ihr ^eimioeb, ifyre Siebe nur 3tälien gegolten.
1 ben ©eifteraugen [prüften einer fcfyönern Sonne gunfen,
Teutfdjem ©runb eutiourjelt, finb fie febattenbaft bafyingefunfen. —
| Sin bie Äaiferfärge bin id) in ber Dämmerung getreten,
gür be3 Steides Sluferftebuug ©ott ju baitfen in ©ebeten.
i
_ Jteinrid) $ierorbf.
M einen jungen durften.
Ter ©lanj ber £rone ift noch neu für bicb,
Trum magft bu, junger gürft bicb baran freuen,
3(b nmnfcbe nur, inenn einft i^r ©lanj erblich,
Tag bann bie ^ulbigungen (ich erneuen.
3efct ftel;t bie junge Saat erft auf ber glur,
Unb ioa§ fie wertf) ift, ^cigt bie (Srnte nur.
Sobalb ber neuerioäbltc $apft, begleitet
$om GleruS, burd) bie ^eterSfircbe jiebt,
Tem ftoljen 3 U 9 voran ein ^riefter [(breitet,
Ten man ein 33ünbel glacb§ verbrennen fie^t.
„$Öie biefe3 33ünbel glacbö oergebet auch".
So ruft er, „beine §errlicbfeit in Staud)."
ißas nicht oergebt, ift jebe$ eble Streben
Unb jebe ^anblung ber ©ereebtigfeit,
Sie werben in be§ 3$olfe§ £erjen leben,
2Benn bu gefebieben au§ ber Sterblichfeit.
3a, unferc £b a * cn werben nicht jum Staube
Ter 3ett, unb blü^n unb buften noch im Staube.
_ £einri<$ Jim ft.
Ju einet 'gtofe.
3m ©arten mud^S bie Stofe frifch heran,
Tocb fie ju brechen burff ich forgloS mögen;
Tenn fchaueft Tu fie bolb unb freunblicb au,
SBirb fie noch fterbenb Tanf bem SJtörber fagen.
&
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260
19
Äudj Jitter.
3^r tfönig Scutobodj, ber fonft xtier bis
fünf ^ferbe ju überfpringen gewohnt mar,
fonnte faum eines ijetben, um ftd^ burd&
bie gluckt $u retten.
FJoruß de gest Rom.
©S mären bie [Römer \a aud) nid)t non ©trofj,
Sie mußten ben 3ttann $u tapiren,
Unb fam irrten ©iner gerab nur fo fo,
2luS mar'S mit bem .Qmponiren.
2BaS 2lnbereS lehrte fte leutobod),
Der £önig ber milben Teutonen,
Der Äerl mar gemahlen tannenfjodb,
93rufibreit unter Üttißionen.
@r fcfylug ftdj burdj alle SBaffen burdj,
3erbrücfte ben Seu mit bem Daumen,
$n ben [Radien [prang er bem größten £urdj
Unb fließ ifjm baS ©ctymert burdfj ben ©aurnen.
$Bor ©äfarS 3 c * tcn $örf unb fafy
9Ran biefe leutoneit unb ©imbern
©eräufc^noU burdj gan$ ©uropia
2Rit il)ren Srünnen flimbern.
Die unüberminblidje SRömermad^t
©rlag in jroanjig ©d)tad)ten
Dem fdjrectticfjen 9lnbrang, bis über [Radjt
DeS 2RariuS gelben ermatten.
©S malten bie fd)lid)ten ©ermanen jumal
Serfluc^t ftrategifcfye gefyier,
Unb famen um, bie fleinere 3 a ^
,3n ben ©ircuS unb bie ©pitäler;
Unb f)atte ben guß ftcb leutoborf)
^erfiaudjt, afS über fedjS ©äule
©r juft gefprungen unb in ein £od)
©efaüen nor graufamer ©ile.
Die ©<f)lad}t mar nodi) im ©ang, er rooUt 1
Durd) gluckt gerabe ftc^ retten,
©ein SRantel mar nic^t richtig geroßt,
©ein ©djicffal im ©idjnerfetten.
9Rit einem ©afce mar eS gefdjefjn,
Daju noch in noüer ffiefyre,
[Ric^t alle läge mar folcbeS ju feljn,
Unb uic^t $u bellen, auf ©fyre!
©S ftufcten unb fiauuten bei bem ©prung
Die ©ircuSgemofjnten nid)t mentg,
Unb eine fuperbe ©enugtfjuung
©mpfanb ber gefangene fiönig.
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3Mc bärtigen SRömer berounberten i^n,
3um Wachbar fprach ein ©alurner:
Seim £>erfute§, bu, baS ifl ultramarin,
®aS fann nur ein beutfdjer lurner!
_ /ubwig gid)robf.
Lampra. ©pifche lichtung auS ber 3*it
beS JperifleS oon Franz Wemllandt.
(Worben, £inricuS gifc^er Wachfolg.) „ 3 $
batte fo ©troaS nidjt oermutbet", fagt ber
£efer roo^t mit ben ©orten beS £ippofrateS,
in 2öenblattbtS ©poS, ;u £ampra, ber $elbin,
bem £er$liebchen beS fremben Jünglings im
Zeitalter bes s ßerifleS. — lies B*riflei[che
Seitalter bat roobl auch ©ebaef allein jur
Annahme ber ©enblanbt’fchen BSibmung be=
mögen, benn roeitn er baS gutgemeinte, ioeal*
biebrem Streben entfproffrne, oon ©Jemein*
pläpen mimmelnbe ©poS grünblid) gelefen,
bürfte er roobl bie ©hre jener ©ibmung
baitfenb abgelebut haben. — Unb bie £anb;
lung? 3a, roenit bie bem ?efer nur flar
roürbe! ©ine ?iebeSgefd)icbte; ein mit trüberen
Untbaten behafteter, bie Wutter feiner grau
©erführt babenber ©heberr, bas unglüefliebe
altgriecbifcbe „^erjliebchen", ber eutfprechenbe
3üngling unb .©ippofrateS, ^erifleS unb alle
trögen ber 3*it. — ^hafeliS aber, bie treue
Slmme, febeint mir baS dbarafteriftifon beS
BöerfeS — ^botcliä! labei ift eS B?enb=
lanbt tieffler ©rnft mit aö feinen 3bealen;
an Iprifcben ©teilen oerliert er fogar hier unb
ba ©troaS oon feinem ?eitmotio, ber Irioia*
lität. — ©ine Wooefle beS BerfafjerS erfd^ien
febon in britter Auflage, hoffen mir, baß
bieö ein weniger fehleres 3^$™ für bie
3eit, als ein Deutliches WerYmal, baff baS
‘latent beS ©chöpferS ber Bhafeliä mehr ober
einzig ber Behanblung mobertter ©tofje fid;
fähig erroeift. ©Jut unb brau aber ift biefer
©Jefang auS ber 3*it t>eä 'ferifles uttb —
BhafeliS! Kourad Telmaun.
Gedichte aas dem Nachlasse des
Freiherrn Joseph von Eichendorff.
£erauSgegeben oon Heinrich Meisner.
(?eip$ig, ©. g. Wmelang.) ©s ift immer
mifelicb, binterlaffene ©ebichte eines oerftor*
beiten lidjterS oon anerfannter Bebeutmtg
herauSutgeben. ©o banfbar roir £. WeiSner
bafür ftnb, baf? er unS oielcS BBertbooUe beS
fiepten WitterS ber Womantif", baS bis ba*
bin unbefannt roar, bargeboten bat, eine ge*
roiffe Borfidjt bei ber 3n|ammenfteflung roare
ju empfehlen geroefen. 3 roar h fl t ^ cr £ cr:
auSgeber oon ber tfritif Wachst erroartet,
unb bie foU ihm auch ju lh f ü werben.
Wur manches BSerthlofe, baS ©idjenborff
jroeifelloS felbft als folcheS betrachtete unb
nicht gebrueft roiffett wollte, hätte auS ber
©ammlung fern bleiben müffen. Unb manches
Rubere berührt auch unangenehm, wenn man
barauf ftöfet, obgleich eS nicht bie geringften
3toeifel an ber großen bichterifchen Befähig¬
ung beS Beworbenen $u erroeefen oermag.
Wetrne roie „fallen" unb „erfaffen", „©Jelüfte"
unb „lüfte", „ftette" unb „'£erle" u. f. ro.
beroeifen, baff ber lichter bie Umarbeitung
ober bie geile abfichtlich ober unabfichtlich
nicht oorgenommen; beibe Wate auS bem
©runbe, weil er oon ber Beröffentlichung
beS betrejjenben JiebeS abfah. loch betrifft
ber labei nur ©ittjelneS. ©ine Slnjahl ©Je*
biente, barunter „Weifelieb" (©o ruhig geh*
ich meinen Bfab), „ler Blicf", „©tänbehen",
mehrere ©onette fönnen getroft ben früheren
als gleichwertig angereiht roerben. Snfofcrw
bilbet baS Pieberbiichlein eine fchöne ©rgän$*
ung $u ©ichenborft'S Serien.
Hugo Rheinländer.
Alt© und neue Troubadour-Lieder.
Bon R. von Volkmann-Leander. (£eip*
;ig, Breitfopf & gärtet.) ©oeben, als roir
Die Äritif nieberfTreiben rooüen, fommt bie
^unbe, baff ber lichter, ^)err ©Jeheimrath
oon Bolfmann, oerftorben ift. lie „Irou*
babour--£ieber" finb alfo bie legten SBeifen
beS ©ängerS geroefen. Um fo mehr freut eS
uns, baff roir ein günftigeS Urtheil über bie=
feiben fallen fonnten unb beflogen eS nur,
baß ber Bereroigte eS nicht mehr $u lefen
oermag. 1er Berfaffer ber „Iräumereien an
franjöfijchen Kaminen" erroeift p<h fl uch h^ er
roieber als tiefer Kenner beS franjöfifchen
CanbeS, ber franjöfifchenÄultur unb Citteratur,
befonberS ber Blüthejeit ber prooencalifchen
lichtung. ©r lebt unb roebt im füofran$ö=
pichen Wittelalter. Witten hinein in biefe
3eit ber fahrenben ©änger oerfept er unS in
feinen „Iroubabour^iebenT. 2luS jener
Wunbe erflingen bie jehonften SBeifen; boch
ftnb es fubjefttoe ©Jefühle unb ©mpfinbungen,
bie fie auSfpreßen; bie ©toffe felbft finb w in
baS roarme feben ber ©Jegenroart hinein*
getaucht". ©rnfteS unb JpeitereS roechfelt ab,
ohne ba6 ein Wifcflang ober ein rauher
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Uebergang entftänbe. Äeine Ginförmigfeit ift
vorhanben. ©ohllout ber ©prache, lebhafte
treftenbe Bilbungen, volle, tönenbe Meinte
verleihen bem Gangen einen großen ffteig,
ber, verbunben mit ber eigenartigen Behanbs
luitg unb Berwerthung ber ©tope, bic Ges
bidjtefatmnliing als eine romantif<h'-realiflifd)e
Bereinigung gang eigentümlich wirfen laßt.
Hugo Rheinländer.
Realismus. 3 c Ü9 eiT, aße Betrachtung von
Hermann Thom. (3trmtn Bouman,
ftipgig.) ®a§ Büchlein, baS im Bergteich
gu feiner geringen Beleibtheit befto mehr Be=
lergigenSwertheS enthält, fcheint mir oor
SlUent baS Berbienft gu befißen, baß eS baS
Unvermögen ber beiben fo beliebten ©dpags
Worte: 3b CQ l unb 9?coI r bie fünftlerifchen
©trömungen ber 9teugeit in ihrer Eigenart
gu unterfcheiben, beutlid) unb flar nad)weift.
Cer Berfaffer geigt nämlich, toie unenblich
fchroierig, ja unausführbar eS fei, ben auö=
iibenbeii Zünftler vielleicht gu ben 3bealiften,
unb jenen gu ben fftealiften gu rechnen, ba
fie fich vielleicht bei ihrer nächften ©cböpfung
jehon unbewußt felbft rciberlegten unb, was
bie £aiiptfad;e: roiberlegen mußten, ba jeber
wahre Zünftler eben gugleich ^bealift unb
SRcalift fei! Caburdj verfallen jene Begriffe
in fich felbft. iftur alhumahr fmb auch bie
leibenfchaftSlofen, aber Deutlichen Sporte, bie
$hom für bie SluSwüchfe in ber jüngftbeut=
fchen Jitteraturbeivegung hot- 2$ohl gefteht
er ber leßteren gern baS Berbienft gu, mit
vielem jaljrgehntealten gormelfram griinblid)
aufgeräumt gu hoben, erhebt aber mit ber=
felben Berechtigung auch jeinen Bonvurf beS
crimen laesae majestatis ber heiligen CriaS:
Gefdjmad, ©itte, Wahrheit! Unb alles baS
nur, um gu „tvirfen", gleichviel mit welchen
Mitteln! Man fann guleßt auch nur gu=
ftimmen, wenn jenen ©türmern eins an’S
$erg gelegt rairb, ja eins, „mag wirflich 9toth
ift*: bie Arbeit, bie ernfte, ehrliche Arbeit,
welche allein jene fünftlerifchen Gebrechen
auSheilen fann. — CaS fmb einige ber
treffenbften Bemerfungen aus ber G'ebanfem
fülle beS ©chriftchenS, baS jo recht mit jenem
tiefen verftänbigen Gruft gefchrieben würbe,
ber überall gehört werben foüte. Cb eS auch
gefchieht ? 1 Fritz Eberhard.
Der Fleck anf der Ehr’. BolfSftücf
in brei Elften von Ludwig Anzengruber.
(CreSben, G. BierfonS Berlag.) Glicht ohne
gewifje ehrfurchtsvolle ©djeu höbe ich baS
Buch beS waderen Boeten gelejen, bem ber
Cob vor ein paar Monaten viel gu früh bie
fteber auS ber fleißigen £anb genommen,
©inb ja bo<h ouch biefe Blätter ein 2 heil
jenes Bermäd)tniffeS, welches baS gefammte
große beutfehe Bolf hüben unb bvuben em^
pfangen hot. GS ift wieber ber echte Singen*
gruber, ber gu uns jpricht auS bem Munbe
be§ ehrlichen unb troß feines föeid&thumS
warmhergigen Slnbrä Mofer, ber ^ratigel,
biefeS unter ben ©chidungen beS §tmmel8
mm echt frauenhaften Gljarafter auSwachfen*
oen ©eibeS unb enblich nicht gum wenigften
auS bem UrtppuS fpißbübifd)en £umor§ unb
naiver Gutmütl)igfeit: bem Bagabnnben
£mbmapr. 3$ fann mir recht wohl vor*
fteQen, baß biefer biebere Bertreter beS mo*
bernen in’S Bäuerifche überfein: Gigenthum
ift Ciebftahl! vielleicht gegen ben ©tuen beS
Berfaffers felbft auf ber Bühne feine Mit=
helben in ben ©chatten fteüt burdj bie eigens
tbiimlich padettbe Mifchuitg jener oben
erwähnten betben C5haraftereigenfehaften. 3$
wenigftenS habe ben ©chluß ber fünfzehnten
©eene beS gweiten SIftcS, in ber bteS bes
jonbeiS frappant in bie Grfcheinung tritt,
immer unb immer wieber gelefen unb bie
ÄHilft bcS Boetcn bemunbert, ber eS vers
ftanbett hat» in ben bahnten eines erfdjütterns
ben GreigniffeS, bei bem eS fich nm Ghre
unb Glüd eines Menfcheit honbelt, mit
genialem Gefcßid bem ^umor gu feinem
5 ted)tc gu lerhelfen, bem £umor, ber —
nirgenb ift biefe Lebensart beffer am Bloße
— mit einem Sluge weint unb mit bem
anbern lacht. 3 Q , Slngeitgruber ift in ber
$hat ein echter Jpumorift von GotteS Gnaben
unb wie fein „Äreugelbauer* legt auch biefeS
Buch bavott lebenbigeS 3 eu 0niß ob. Umfos
mehr wirb uns bie reinmenfehliche 3& ec
beffelbeit näher gebracht. GS ift ein uralts
wirffameS ÜJiotiu: baS von ber böfen 9fachs
rebe, bie ein Menfchenglüd mit fouveräner
Berachtung gevftört, als fönnte fte eS wieber
aufbauen; tjier fehen wir, welche Criebfebern
fte in ben bergen ber bäuerifdjen Maturs
menfehen in Bewegung fefct, unb inbem unS
ihr Kämpfen unb 3rreit ergreifenb vor Slugen
geführt wirb, befommen wir gugleich einen
hübfcbeu Kommentar gu ber mobernen ©itten*
unb^ulturgefchichte. Cb wohl mancher unferer
gelehrten unb ^od^rocifcn ©ittenfTreiber, bie
ihr lebelang einen Bolf Scharafter auS thees
bünnen 9tomantrabitiouen gufammengufliden
fud^en, einen Blid thut in bieS Buch, an bem
ein funbiger 5: heaterpraftifer oiefleicht BtancheS
auSgufeßen haben wirb, waS nicht nach ber
©chablone auSfteht, in bem jeboch ein Bors
a aOe anbern ©djwächen aufwiegt: eS
Bienfchen, echte wirf liehe SEenfchen, bie
hier fprechen unb hanbeln, feine Marionetten,
bereit f?ebeuSobem bie Cuft beS mobernen ftils
vollen MnfterfaronS ift, nein Menfehen, beren
Jeimat bie freie G^otteSnatnr, baS große weite
Veben felbft bilbet! CieS über baS Allgemeine.
5^aß im Befonbern bie ©pradjc unb bie Äunft
ber Ghorafteriftif eine bem bichterifchen Niveau
beS ed)tcu BolfSftüdeS entfpred^enbe ift, foll
nod) auSbtüdlid) hervorgehoben werben, ebens
fo, baß ber £ialeft aud^ für ben miitber Ge=
übten burchauS verftänbli^ ift.
Fritz Eberhardt.
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263
Ter Deutsche Schriftsteller-Verband roirb
{eine nächfte£aupioerfammlung ©nbe Angnft
ober Anfang ©eptember in breSlau abhalten.
£anptfächlich roirb über bie ©rünbung einer
^enjlonSfaffe, foroie über bie Stellung 311
bem ©ntrourf beS neuen bürgerlichen ©efep=
bucheS beraten roerben, roeld) Ic^terer in be-
311 a auf ben ©chup be§ aeiftigen ©igenthumS
uno bie Regelung geroifjer Rechtsfragen aus
bem litterarifcheu ©rroerbSleben mancherlei
( 5 rgän 3 ungen als roiinjchenSroerth h a * *r*
fcheinen laffeit.
Dr. Adolf Kohut erhielt 00 m itaifer oon
Oefterreich „in Anerfenmtng feines auf bem
Gebiete ber Litteratur entroicfelten Sirfeuä"
baS Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
-- *-
©ine iduftrirte „Allgemeine ©efd)idjte ber
Litteratur oon ihren Anfängen bis auf bie
©egenroart" oon Dr. Gustav Karpeles roirb
bemnächft in Lieferungen bei ©. ©rote in
berlitt erfcheinen.
- * -
Marie von Ebner-Eschenbach oeröffenD
licht foeben eine neue ©rjählung „Unfühm
bar", (©ebr. ^aetel, berlin.)
* -
Eduard von Bauernfeld hol ein neues
einaftigeS Luftfpiel, „Tie £ipFöpfe", oodenbet;
baS ©tiief fpielt $ur 3eit LouiS XIV.
- * —
Hermann Sudermann, beffeit ©chaufpiel
„Tie ©l)ie" gegenivärtig eine (0 aufeerorbcnD
I liehe An^iehungSfraft auSiibt, hat ein ^roeiteS
©chaufpiel ooUeubet, baS fiep „©obontS
©nbe" betitelt unb in benfelben bahnen roie
„Tie ©hre" fich beroegeu foD.
_ * -
Karl Gerok fod in ©tuttgart ein roftrbigeS
Tenfmal erhalten; bem TenfmalauSfchuffe
gehören GultuSminifter Dr. oon ©arroet),
jufti^minifter Dr. gaber, ber ©eneralabiutant
bcS 3tönigS, ber Cberbürgermeifter, Obcrbam
rath Dr. oon LeinS unb jahlreiche anbere
hod;angefehene dftanner an.
Bestimmungen von allgemeiner Geltung. Jede Einsendung, Uber dereu Verwendung Auskunft
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf
ein Blatt Papier besonders zu schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten.
Man bewahre sich von allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Überhaupt nicht, grössere
Arbeiten aber uur dann zuröcksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Bückporto’s bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurllokgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Qenttge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Origi nal beitrage angenommen.
K. L. in B—au. Ter berfafjev jenes ©e=
bichtg ift ein auberer, alö ber oou 3 h nen
gemeinte.
A. M. in H—n. Sir glauben, 3hmn
greunbe burd) Aufnahme 3h rer befpredjimg
faum einen Tienft 311 evroeifeu; biejclbe ift
3 ti oberflädjlich unb charafterifirt in Feiner
Seife!
E. V. in D—n. gaft äße hefigen polU
rifd^n blätter bringen — befonberS in ben
©onntagSbeilagen — gelegentlich auch ©e^
biepte.
L. L. in Z—au. Sir oermiffen bie Am
gäbe 3 () rer ^ugSqueÖe; bie eingefanbten
©ebiebte finb unbrauchbar.
F. E. in M—a ('lthilippiwn*3nfeln) „3n’3
Lanb ber Tropen"; 0. F. in H—g „3”
3auberbauben"; Prof. Dr. K. Z. in M —11
„©d)ülerbanf"; A. S. in G—a „Oftern";
S. B. in M—n „fftoch niemals" (mit einigen
Aenberungen); P. K. in S—tz „Tann Flage!";
H. P. in B- g „Am £ohenftaufen"; A. VV.-M.
in W—n „'Jtadjtbilb"; W. D. in D—n
„©roige Liebe". Angenommen!
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264
A. W. in H—g (fchleppenbeS BerSmaß);
E. P. in T—n; J. D. in Z—n; A. H. in
H—g (fteif); A. D. in D—f (ohne fraftooUe
auSaeftaltnng); Dr. L. B. in Gr.-B—ck;
W. M. in O—n (im (Einjelnen rcd^t hiibfd),
aber 311 weit auSgefponnen); F. B. in A—n
(bic aö$u fparfame anroeitbung beS DtfeimS
entfprid^t bem Jnhalt 3hre3 (9ebid)teS nicht);
Graf 0. Z.-L in L—n; C. S. in S—g i. E.
(311 wenig bejeidjnenb fiir baS Beionbere ber
0 d)lad)t con BioiiüiUe, ein 0 d)lad)tengemä(be
in ju angemeinen Umriffen); S. in P—f;
F. W. in N-g; 0. L. in W-f ftu fd)mucf=
loS unb einfach); H. T. in L—g (alltäglid));
E. W. in W-n ; C W. in P-g; P. S. in
K—g i. Pr.; E. K. in B—z i. S. (biefe
empftnbfamen Moütöne finb für nufer Blatt
nicht geeignet); E. H. in E—d; A. M. in
P—e (oielfach fteif); 0. S. in B—n ( 31 t
trocfen anf^ählenb); M. G. in S—tz (ftreben
0ie nach «^larhett nnb Feinheit beS atiS=
brucfS); G S. in G—tz (jchwülflig); H. v.
P. in N—a; A. G. in 1>—n (311 fd)!id)t);
H. F. in B—n (fudjen 0ie fid) anbere
0toffe als bie oerbraudjteften Themata ber
£t)rif). Pankend abgelehnt!
Dr. W. v. A. in C—1 (Türfei). Tie non
Jhnen in (Erinnerung gebrachte (Einjenbung
ift nicht aufftnbbar 1111 b ift baljer offenbar
utitermcgS oerloren gegangen.
K. L. in H—s. Jm anfd)luß au ben in
heutiger Kummer enthaltenen artifcl über
Heinrich ^ciitfjolb werben mir in einer ber
nächfteit Hummern eine größere fficibe uon
3ugeubgebid)teii £eutholbS oerötfcntlidjeii; cS
gereicht uns jur ganj befoitberen ($eitugthu :
una, baf? cS uni oorbehalten bleiben follte,
biefen nod) ungehobelten 0 d)aß edjtcr 'poefie
an baS Tageslicht 311 h f t> en -
<Äu mtfete gefdiählen Sfftfarßdfer!
Ta bie feineqeit oon und gegebene s ^lureg=
ung, bie anefbote uon bett „feternthalern"
in bidjterifche gönn 311 fleibett, jo überaus
lebhaft oon unfereit uerehrten Mitarbeitern
aufgegriffen mürbe, fo laben mir ^eute 311
bidjterifdjcr Bearbeitung eines anberen fleinett
0 d)er 3 e 3 ein unb gebenfen, bic heften ber cin=
laufetiben Bearbeitungen gleichfalls 311 m ?lb-
bruef ju bringen: TaS „TreSbner aber!"
als im Jahre 1617 Jtaifer Maximilian ben
fachfifchen £of befugte, 3 eigte ihm ber $ur=
fiirft, Johann ©eorg 1 ., bie 0 ehenSroiirbig;
feiten feiner Dtefiben^, unter melcher baS reich
auSgefkttete 3 cu 9 ^ aild e * ne h c roorragenbe
0teuung einnahm. Ter ßaifer mar ob ber
gülle ber aufgefpei^erten 3Baffeit unb fonftigen
tfriegSgerätbe höchlich erftannt unb äußerte
gegen beit jturfürften: „(Em. ?iebben haöen
ba ein fürtrefjlid^cö arjenal, reich genug, um
eine große geroaltige annee bamit auSju*
ftaffiren, aber —"; hier ftorfte ber .faifer.
Ter Jturfürft, melcher bes ßaiferS „aber"
gefliffeittlich 311 überhören fchien, muhte je=
bod) fehr mohl, roaS biefeS faiferlichen ©orteS
0 inti fei, nämlich, bah eS bem Jturfiirften
bei augbritch eines Krieges 31001 * nicht an
Truppen nnb ÄriegSaeräthen, toohl aber an
ben nötigen Mitteln fehlen merbe, feine
•ftriegSjdjaaren längere Jcit ^inbnrd) 3 U en
erhalten unb 311 befolben. ftachbem ber ^ur=
fiirft feinem (^aft nun noch embere 0 eheit§=
roürbigfeiten feiner fftefiben} gezeigt hatte,
führte er betreiben fd)liehlich in bie furfiirft*
liehe 0 ilberFatnmer; als ber Jtaifer biefelbe
betrat, mar er gerabe^u geblenbet oon ben
unermeßlichen 0 ilberfd)äpeu, bie in mächtigen
Barren unb Blatten bafelbft aufgeftapelt lagen.
Ter tfurfürft roeibete ftch nicht menig an bem
(Erftauuen beS faiferlichen (Saftes unb —
beffeu im JeughauS abgebrochene Jftebe roieber
aufgreifenb — fagte er nur: „ailergnäbigfter
5tai|er, hier liegt basaber!" — 0 o entftanb
baS in 0achfen oiclbefannte geflügelte 2?ort:
W (ES fehlt ihm am TreSbner „aber!""
Hierdurch bringen wir znr
allgemeinen Kenntnis», dass wir
leider gezwungen sind, in Zuknnft
die bisher von uns geübte Gepflogen¬
heit, auf Wunsch unserer geschätz¬
ten Abonnenten denselben brief¬
liche Kritik ih rer Einsendungen
zu ertheilen, in Anbetracht unserer
stetig wachsenden Arbeitslast anf-
zugeben; baS bisherige angenehme Ber=
hältnih 3 mijchen nuferen gefehlten (Ein«
fenbern unb 1111 S mirb hierburch aber ficher«
lieh feiuerlei C^iubuhe erleiben, ba mir — roo
eS irgenb thunlich ift — im „Brieffchalter"
über bie unS getnad)ten (Einfenbungen ein in
lepterer „Seit ja ohnehin fchon meit öfter ein
ffiort ber Begrünbung nnfereS UrtheilS bei=
3 ufiigen pflegten, als bieS in früheren Jahren
ber ftaÖ l ^ar; hieran roerben mir auch fä r
bie 5 °l 9 c fefthalten.
Tie ^cbaction.
(@cfclu& ber tRebacttou biefer Ühiinuur: 1. üJlür3 1890.)
^nhartsoerietchnth.
«ebtditf, Uon öflnridj ßttltbanpt, «roolb ÜtfiUer, Änno'iHoi?t, fiermnnn riuqq, Ätartin «reif, ttHlbelm
fifnjrn.-Jlnqnft irrnbrntbal, f. Uafnrl, 3nlius 3tarm, Cbnarb oon Oanrrnfrlb, Utinrirb Dirrorbt, tjfinridi firnff,
«rorq (Sbert unb £nbmiq (Eidjrobt. — Ans ßrinriib Crntbolb 1 » 3nqrnb)rit. (UWit ungebrueften (Mebidjten). ©on
IUta'3ibiiltbf6. — «tinbtlb. (5nn ^elbnigebidjt oon «nftao lloftröpp (^ortfc^img). — ßfidifrfrbaii. — fittfratnr
«nb - ßrUffitiaUfr.
Tlarfibrucft nur unter genauer äuefltenangaOe geftattet.
Beftetlungeu finb 311 richten au bie Expedition (Paul Heinze’e Verlag). Einfenbungen
an bie Red&ction des „Deutschen Dlchterheim u in Dresden-Striesen. Jn Eomntiffion:
Trüb’sche Buchhandlung (a. 0chmittner) in Zürich unb E. Steiger 6, Cie. in New-York.
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Das Volkramslied.
Ein Sang aus unseren Tagen.
Von Jnlins Grosse.
18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark.
Stimmen der Presse:
Nord and Süd: Die Verse sind von virtuoser Leichtigkeit und vielfach von geradezu
hinreissendem Wohllaut und Schwünge. Alles in Allem: das n Volkramslied“ ist eine bed e Uten de
Erscheinung auf dem Gebiet« unserer epischen Dichtung und verdient die weiteste
Verbreitung und die Beachtung aller Gebildeten.
Heber Land nnd Heer: Ein modernes Epos mustergiltiger Art, modern im
besten Sinne sowohl hinsichtlich seines Stoffes als des Standpunktes, von welchem aus ihn der
Dichter behandelt und der Anschauungen, die er darin niedergelegt hat
Blätter für lltterarisehe Unterhaltung: Julius Grosse hat uns mit diesem Epos ein
grosses vaterländisches Epos geschenkt, ein Werk seines Lebens und Seins, nicht zeitlich ver¬
standen, als habe er einen guten Theil seines Lebens an die Arbeit gesetzt — denn die Idee
stammt aus dem Jahre 1871 —, sondern in dem Sinne, dass er den Kern der politischen, socialen
und menschlich-psychologischen Anschauungen seines Lebens, wie sie sich besonders seit jenem
grossen Jahre in ihm abgeklärt haben, in dem Buche niedergelegt hat. — Ein epoche¬
machendes Werk in unserer hervorragenderen Litteratur ist es schon deshalb, weil es ihr
eine neue Form giebt — Nirgends ist epische Breite, aber allenthalben epische
Grosse; wohlklingender Vers, reine klare Sprache, vaterländische Gluth.
Universum: Diese hochbedeutende Dichtung liegt nunmehr auch in Buchform und als
ein geistiges Ganzes vor uns. Der Dichter hat sich die Aufgabe gestellt, die hauptsächlichsten
Weltereignisse von den Jahren 1848 und 1849 ab bis zur Errichtung des deutschen Kaiserreiches
mit bymnenartigen, episch-lyrischen Gesängen zn begleiten, die an Kraft und Macht des
Ausdrucks, an überlegener Beherrschung der Sprache, an begeisterungBvollem
Schwung des Vortrags ihres Gleichen suchen in der neueren deutschen Poesie.
-Julius Grosse verfügt Uber einen ganz erstaunlichen Farbenreichthum seiner Schilderungen;
seine Kraft, die mannigfaltigsten Rhythmen stimmungsvoll zu meistern, erscheint auf ihrer
Hohe; die Wandlungsfähigkeit seiner Sprache und Einbildungskraft würde an Jean Paul er¬
innern, wenn sie nicht durch das Mass des Reimes und der gebundenen Rede gezügelt wäre.-
Die poetische Auffassung, welche der Dichter unserem modernen Culturgetriebe mit all* seinen
kühnen Erfindungen und mit all’ seinen düsteren Schattenseiten abzugewinnen weiBs, die Fähig¬
keit, deD geistigen Gehalt und Zug dieses Lebens in ein begeistertes Wort zu kleiden, rechtfertigt
die Bezeichnung des Werkes als einer modernen Dichtung, welche der Leserwelt
hiermit auf das Wärmste und Angelegentlichste empfohlen sein soll.
Didaskalla: Julius Grosse ist einer der wenigen noch lebenden deutschen Dichter,
welche das Erbe unserer klassischen Dichtung repräsentiren oder, wenn mau will, bewahren.
Vielleicht wird ein künftiger Literaturhistoriker gerade sein soeben erschienenes w Volkramslied“
als den Abschluss, den Schlusssteiu der jetzt zu Ende gehenden, sogenannten nachklassischen
Epoche bezeichnen. Wir kennen kaum ein Werk, das die hohe Kultur der deutschen Poesie,
wie sie seit Goethe erreicht und in immer weitere Kreise verbreitet wordeu ist, so glänzend
dokumentirte als eben dieses. Da ist keine poetische Form, stamme sie nun von Homer oder
Dante, von der Sappho oder Ariosto, von Byron oder Geibel, die nicht mit der höchsten Meister¬
schaft angewandt, da ist kein Ton, sei es der idyllisch-einfache oder der patriotisch-pathetische,
der weltschraerzliche oder der weltfreudige, der nicht mit Erfolg angeschlagen und zum vollen
Ausklange gebracht würdeI Es repräsoutirt die Höhe unserer poetischeu Kultur, zeigt alle
Vorzüge derselben — aber auch zugleich den Abgrund, in den der stürzt, welcher nur noch
einen Schritt weitergeht Grosse durfte soweit gehen, ein anderer würde bei einem ähnlichen
Versuche den Zusammenhang mit Natur und Leben völlig verlieren. Das „Volkramslied* ist
eine bedeutsame, an äusseren wie inneren Schönheiten reiche Dichtung. Suchen wir sie in allen
Einzelheiten zu würdigen! Wir werden so schnell nicht damit fertig werden.
Gegenwart: Fürwahr, ein äusserst fruchtbares episches Problem, eine ungeheure Stoff¬
welt, welche weite Perspectiven eröffnet! — Grosse ist der berufene Dolmetscher für die politische
Wiedergeburt unserer Nation. Sein Epos ist ein ausgesprochen vaterländisches Gedicht: in seinen
Gesängen weht ein warmer patriotischer Odem. — Das „Volkramslied“ ist ein moderuhistorisches
Epos mit majestätischem Faltenwurf, ein kühner Griff in die gährende und neugestaltende Zeit
bis zu dem epochebedeutenden Siegeszug gegen unsere westlichen Nachbarn. — Man muss das
gewaltige Gruppirungs- und Gestaltungsvermögen unseres Poeten bewundern, der mit kunst¬
geübter, sicherer Hand die treibenden Ideen unserer Zeit, ihre breiten Massenbewegungen in
scharf umrissenen Spiegelbildern mit den zartesten Abtönungen in Licht uod Schatten zu malen
versteht «— Mit Glück ist es Grosse gelungen, das Interesse für Volkram vom Anfang bis zum
Ende nicht nur wach zu halten, sondern sogar zu steigern. Es wird durch kein Nebeninteresse
abgeschwächt oder abgelenkt; überall steht Erwin Im Mittelpunkt der Darstellung: er ist die
Sonne, um welche die Übrigen Sterne kreisen und von der sie ihr Licht uud Leben empfangen.
-Wohl noch kein anderer Stoff hat dem Dichter Gelegenheit gegeben, sein reiches Talent
so grandios zu entfalten, wie das „Volkramslied“, zumal sein Schilderungstalent, das geradezu
überwältigend ist. Seine Schilderungen enthalten lebenssatten Realismus, sind aber durchwärmt
vom Licht des Idealismus; sie sind strotzend von Wirklichkeit, aber von idealisirter Wirklich¬
keit. Grosse ist im eigensten Wesen idealer Realist. Diese schillernde Farbenpracht, diese Gluth
und sinnliche Anschaulichkeit, welche die Schilderungen athmen!-Wir wollen uns vor¬
läufig freuen, dass uns ein Julius Grosse lebt, welcher seine Lebensaufgabe darin suchte und
fand, „das Epos unserer Zeit“ zu schreiben.
Deutsches Tageblatt: Immer finden wir den Dichter auf der Höhe der Situation. Er
weise stets das richtige Mass zu halten und dafür zu sorgen , dasB die Kraft seiner Schilderung
nicht erlahme. Was uns aber noch ganz besonders suzieht, das ist der tröstliche Idealismus, die
warme Zuversicht auf eine höhere WeltordnuDg, die dem Werke zu Grunde liegt, und die in
der stark materialistischen Strömung unserer Tage doppelt wohlthut. Die Dichtung wird manchen
Leser wohlthueud aufrütteln aus der trttglichen Meinung, dass man sich nicht vom Boden zu
erheben brauche, um die Seele zu verjüngen, wie es uns die Realisten ä outrance heute glauben
machen möchten. Und darum freuen wir uns über das „Volkramslied“ und empfehlen es auf
das Wärmste unseren Lesern.
Paal Heinze’s Verlag, Dresden-Striesen.
1
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266
Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben:
Geschichte der deutschen Litteratur
von Goethe’s Tode bis zur Gegenwart.
(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.)
Von Paul Heinze und Rudolf Goette.
Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszügen von H. von Kleist,
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, Th. Storni, R. Ha-
merling, Fr. Spielhageu, E. von Wildenbruch.
Preis: broeoh. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., In Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf.
Stimmen der Presse:
Gartenlaube: Neben denWerkeu von Julian Schmidt und Rudolf von Gott-
Bchall behauptet dies neue Werk dadurch einen eigenartigen Standpunkt, dass es sich vor¬
trefflich zu einer Orientirung über die einzelnen Dichter und ihre Werke
eignet, indem es dieselben unpartoiiscü prüft uud sich bestrebt, aus deu Urtheilen der
Zeitgenossen die rechte Mitte zu ziehen. Die Verfasser sehen die meisten literarischen
Richtungen nicht unter einem von vornherein gegebenen Gesichtswinkel un; sie verfolgen
keinerlei Tendenz und haben ebensowenig Liebhabereien und Lieblinge.
Srhorer*s Familienblatt: In reiner und freier Form, mit gerechtem Uriheil
und grossem Verständniss für die verschiedenartigsten litterarischen Bestrebungen, vor
allem mit Krwähuung der neuesten Dichternamen, so bietet dieser elegante Band eiue will¬
kommene Uebersicht Uber die Entwicklung des litterarischen Lebens der letzten fünfzig Jahre.
Hamburger Nachrichten: In der verwirrenden Fülle und Vielgestaltigkeit neuzeitlicher
poetischer Erscheinungen dem gebildeten Laien ein aut klärender, zurechtweisender
Führer zu »ein, ist die Aufgabe des vorliegenden Buches; sie ist von den Verfassern mit
Glück gelöst worden. Ihr Buch steht über deu Parteien, die sich in der Gegenwart auf
1 itterarischem Gebiet eifriger denn je befehden, es wird nach allen Seiten hin den lebens¬
kräftigen Zügen der Gesammtrichtung wie der poetischen Begabung und künstlerischen Schul¬
ung der einzelnen Dichter mit bestem Willen und gutem Erfolge gerecht; ihr Buch ist
ausgezeichnet durch eine lichtvolle Gruppiruug des Stoffes, in scharf abgegrenzten
Capiteln sammelt es das Verwandte, nach einschneidenden Gesichtspunkten trennt es
das aus verschiedenen Wurzeln in verschiedener Formung Emporgewachsene; ihr Buch erstrebt
und erreicht endlich eine boachtenswerthe Vollständigkeit, soweit mitten in der
lebendig gedeihenden Fülle frisch aufschiessender Litteratur von dem Sammler und Beurthoiler
eben Vollständigkeit erwartet werden durf. Namentlich für die lyrische und epische Dichtung
der jüngsten Jahrzehnte ist die neue l.itteraturgeschichte ein willkommener uud zuver¬
lässiger Bcrather, auch über dasBedürfniss des gebildeten Kunstlaien hinaus;
die Verfasser Ständen als Herausgeber des „Deutschen Dichterheim“ unmittelbar am l^uell der
lebendigen poetischen Production der jüngsten Zeit. Das entscheidende Wort Uber unsere Zeit
kann erst in zukünftigen Tagen gesprochen werden; für jetzt haben die Verfasser gethan, was
ihnen nur irgend erreichbar war. Und sie haben nicht nur eine möglichst grosse Voll¬
ständigkeit im Verzeichnis der behandelten Dichter angestrebt, sondern ebenso eine um¬
fassende und wohlbegr Undeto Zuverlässigkeit ihres W orthurtheil s.
Vossiiche Zeitung: Ein brauchbares und tüchtiges Werk.
Reform (Hamburg): Die Verfasser haben sich redlich bemüht, den umfangreichen Stoff
in übersichtlicher Weise in einem zwar recht stattlichen, aber doch nicht gar zu starken Bande
zu bewältigen, und es ist nicht zu leugnen, dass ihnen ihre Arbeit bestens gelungen ist. —
Die ganze Darstellung hält sich in glücklicher Art fern vom trockenen, lehrhaften Kathederton,
sondern behaudeit ihren Gegenstand mit einer wohlthuenden Frische und einer allenthalben sich
kundgebenden Liebe zur Sache. — Das Buch sollte in jede Hausbibliothek gebil¬
deter Familieu, wo deutsch e Litteratur noch gehegt und gepflegt wird, Ein¬
gang finden. Die dem Werke beigegebenen zehn Bildulsse sind vortrefflich und ge¬
radezu musterhaft in Holz geschnitten.
Schlesische Zeitung: Selten haben wir ein litteraturgeschichtliches Buch mit solchem
Vergnügen gelesen und mit solcher Befriedigung aus der Hand gelegt, wie das vorliegende. Die
vou den Verfassern gelieferten Charakteristiken und Beurtheilungeu der Dichter, ebenso wie die
der Dichterwerko sind fast durchweg schlagend, treffend und wohl begründet; sie
zeugen von der ästhetischen Bildung nicht miuder als von dem gesunden Sinn der Verfasser.
Am meisten zu beglückwünschen sind sie aber wegen des kühnen Muths, mit dem sie sich auch
mit ihrem Urtheil au die durch nachbeterische Tradition geweihten und von der Tagesmode
überschätzten Grössen gewagt haben. Einen höchst erfreulichen Eindruck macht es auch, dass
sie in der Eintheiluug der Dichter nicht blindlings der Schablone der üblichen Literaturge¬
schichten gefolgt, sondern völlig selbstständig verjähren sind. Durch das Ganze weht ein
erfrischender Hauch und die Verfasser haben sich kein geringes Verdienst
damit erworben, dass sie endlich einmal in den Wust von Namen und Titeln,
in dem die neueste Li tteraturgeschichte fast erstickte, Licht und Ordnung
gebracht haben. Das Buch sei hiermit unseren Lesern auf’s Angelegent¬
lichste empfohlen.
Dresden - Striesen.
Paul Heinze’s Verlag.
<$$ef*9?ebacteur unb <£igent$ümer:
©rudt Don gccMaonb Zbomaft in Grethen. — Sßajrter non eieier A Sogei in Sd$|iß.
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s- ----SS
Qrgnu fiic SiMunft und ÄritiK. (Ser „Seuifdieii SillerHuffe" 19. £nii<l.)
Herausgeber: ^auf jteinje.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährl., rorauszahlb. Man abonnirt durch jede Bachhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummern k 60 6 Stack einer Nummer Jl 1,60.
|fieiler der %w%\ und jfieder des "Seid**
ein $agef fingt in grüner 38afbesna<$t
3Fon <£eib unb £<$raerj; er trägt fle ftitrnm allein;
<£ieße iff es, bie i$n fingen ma<$t
&n b SSfnt^enbttft nnb gotbner ^annenf^ein.
$o gießt es 3>i<$ter, bie bew ^ogef gfeidj
50 r <£ieb ber <£ie0e nur unb gfreube wetyn,
3> o 4 me$r flnb berer, bie, an frnßfaf reid},
fingen i$res jterjens tiefe yein.
Slnb weif ber $<$mer) bas alTgenteine <£005,
frwecftt ein vieCfaf $<$0 i^r $efang,
%tu r weu’ge wiegt bas $fü<ft fo fanfl im $4006,
paf| fronen fiebern fo^nt ein gSiberftfang.
Satins $tunn.
&
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268
«r
Ms Jbetnricö cSeutfjofb’5 gufleubjeit.
(dftit ungebrucften (Sebichten.)
$on 3 t i t « K~
(gortfefrung.)
^ieÜeid^t erflären bic citirten
iörieffieden einigermaßen bie
Neigung SeuthoibS, in feinen
öüerfrüijeften 3 u genbgebich=
ten manchmal 9 Inflänge an
#eine, Senau, greiligrath 311 bringen, roaS
man ihm ja in ber SBorrebe als Äapitaloer=
brechen anrechnen 3 U ntüffen glaubte, roäh 5
renb er in Sirflichfeit bocf> nur biefer ober
jener litterarifdjen Vorliebe feiner ^eqenS*
bame 3 U ^ulbtgen gebadete! — Unb wäre
bieS felbft nicht Der gad, roie foUte bei einem
noch fo (ehr jungen, unauSgecjohrenen Siebter
fchon $UIeS Originalmache fern fönnen, ohne
5lnlehnen an Söorbilber! 3 m ißeftreben, ftreng
3 U fein, roirb bie Äritif leiber nur 311 leidet
ungerecht. — T)aß Seutholb in fpäteren 3ah=
ren Anleihen gemalt hätte, roiißte ich nicht! —
$)odf) ift eS ja eine befannte ©ache, baß, roie
im gewöhnlichen Seben oft 2 SJienfdfjen baS
©leiere benfen unb auSfpredfjen, auch 2 ^Did^ter
benfelben (Sebanfen äußern fönnen, ohne fid^
beShalb fopirt 3 U ^aben, ja ohne oft nur oon
einanber 311 roiffen. — Unb roaS bie T)icht=
unaSformen betrifft, fo hat biefe fein einzelnes
Snoioibium gepachtet, fonbern fie gehören
3 ebem an, ber fie 311 beherrfchen oerfteht! —
SeuthoibS „Trinflieb eines faljrenben SanbS'
fnechtS" enblich ift feiner £tit als Tej-t 31 t
einer tfonerofa=©ilhouette angefertigt roorben
unb hat nichts mit bem 0 . (Seibel’fchen „SanbS*
fnecht" gemein; eS müßten benn bie „3 Siirfel"
fein, oon benen (Reibet felbft fagt, baß „fie
in jebem ©dfjanf fmb^. —
(jine etroaS anbere 33eroanbtniß hat eS mit
ber „©erenabe" unter ben „Siebern ber
9ftioiera\ — Oiefe iß tfjatfäcfjlicf) unb mit
beroußter 91bfic§tüdj)feit ber angeführten ©ere=
nabe oon 3afob 53urcfharbt Oöafel) nach 1
gebilbet roorben. — Unb jroar, roeil Seutholb
einft mit aufrichtiger, glühenber 53egeifierung
äußerte, auf bem (lebtet ber Obe nichts 31 t
Fennen, roaS fich an 93odenbung mit biefem
rounberbaren ©timmungSbilb feines elje=
maligen ^oc^r»ere^rtert SehrerS unb s J>rofefforS
meffen fönne. — (Jr hat aber boch einen
33erfuch gemacht unb benjelben nachher fd&erj^
hafter Seife als fchroachen Simonabeaufguß
gegenüber feurigem galerner bezeichnet. —
$)och befchränft fich biefe Slehntichfeit nur auf
23erSbau unb (Solorit, (Sebanfeu unb 2IuS:
führung finb roefentlich anbere, rote fich
übrigens Sebermann burch ben 2 lugenfd&ein
übeqeugen fann. Seutholb hatte im Mge:
meinen, (Sott fei Oanf, eigene 3 ^eu genug
im Äopf, um frembeS (Sut entbehren 311
fönnen. — Sie ferner über feine beibeit
Sieblinge „^erthefileia" unb „Jpannibar abge^
urtheilt roorben, benen ber dichter, bereits
lungenfranf, aber im genith feines Dichterin
fchen Könnens ftehenb, baS eigene ^eqblut
einflößte, roid ich hier nicht roeiter berühren. —
3 jh, bie ich felbft jebe geile biefer herrlichen
©chöpfungen, oon ihrem (Sntftehen an, mit=
erlebt habe, fühlte mich oft beim ©elbftoor*
trag beS TicbterS oon 93egeifterung8f<hauern
erfaßt, bie ich als baS untrügliche dflerfmal
eines edhten jtunftroerfS erachte. — Ueber
ben (Sefchmacf läßt fich i a *nbeß fheiten, aber
roo roirb bei anberen Oidhtern fo ängftlidh
nach Mängeln unb ©chroäcjhen gefucht, roie
man es bei biefer 00 m ©dhicfjal gebrochenen
@£iftem gethan h at ! — SlnberroärtS fchüttet
man ^cojen auf eines Richters (Srab unb
beroirft eS nicht mit ©teinen! —
Ooch 3 itrücf 3 U SeutholbS 3 u 8 e nbjahren!
Sie fich ber 3üngling innerlich immer mehr
oon ber troefenen 3 nriSpruben 3 ab unb bem
lebenbigen OueQ ber ^oefte 3 uroenben mußte,
atlerbingS 3 U feinem eigenen, lebenslänglichen
©chaben, begreift fich leicht, roenn man be=
benft, roie feiner, bamalS fchon ßarf ents
roicfelten litterarifd^en Neigung eine folch lieb«
ließe, aber oerbängnißooUe Serbünbete gur
©eite fiaiib. ^Kau möchte fagen: bie oer=
förperte s Dtufe felbft. @in 5 )aguerreotpp
aus biefer 3 eit (teilt fie als eine überfdhlanfe
SÖlonbine mit fein gefdhnittenem ^Jiunb unb
ätherifch fchöner fchmaler ^>anb bar. 33on
ihren s 2 lugen fagt ber dichter felbft:
(Jingegrän 3 t oon grünen Sluen, meiner
Heimat ftiUer ©ee,
0 , rote gern mag ich bich fchauen, meiner
Heimat ftiller ©ee!
Sie fo ganz W 5 h oergleidhbar meines
SiebchenS halbem Slug*,
3 hrem fcelenooüen, blauen, meiner Heimat
ftiUer ©ee! —
Unb, roie 3 cnc 8 ßets oermagft bu, mich
mit füßem Sujtgefübl
grieblich fanft 3 U überthauen, meiner .£>ei=
mat ftiUer ©ee!
3lber ®mma Ä., obroohl glücfloS in ihrer
(Sh* unb obgleich fie £eine ihren 2ieMingS=
bitter nannte, roar fich halb flar barüber,
baß eS nicht gut fei, bie ^oeße für ftänbig
in bie $rofa beS SebcnS 311 übertragen uno
oeranlaßte beShalb fchon im 3uhre 1849 bie
Trennung, ©ine tiefe Sehmuth überfd^leicht
ben $crlaffenen:
§abe lange all mein dichten,
$>abe lange ad mein Sieben
-»
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269
«- 58
dhir be8 ©tromeS glut unb ihrem
Buge Mau unb rein getrieben. —
Unb nun fjat bie blauen ©ogen
Sängft hinab ber 9Mjetn getrieben, —
Zimmer lächelt mir ihr ftuge,
Unb ich bin allein geblieben. —
3118 Seutholb nad) langen 3°bren ßunbe
oom Tobe feiner 3ugenbgeliebten erhielt, meinte
er biefer ihm heiligen (Erinnerung innige
thronen ber Führung nach. — SieS ift ber
dJtann, ben man fo gern auSfchliefclicf) al8
Gqnifer unb dftephiftonatur gelten laffen
mochte. — 3lber oiel mehr noch trifft ber
oorgüglid)e 3lu8brucf jenes tfritiferS ffier
ber behauptete, „bafi bem meiden ©olbgehalt
(eines ©efenS ber ©tahlgufafc fehle \" — 3lu8
biefem ($runbe unb weil mit 22 3ahren fein
SiebeSfchmen unheilbar ift, fuchte Seutholb
raieber ein grauenherg, an baS er fich «ngu*
lehnen oermöchte, unb baS ihm helfen fodte,
bie Saft beS SebenS gu tragen. — Unb ba
fanb er fie, bie grobe Seibenfdjaft feines
SebenS, benn alle nachfolgenben fleinen 9teig=
ungen waren nur roie $afeten in bie Su]t
oergifdjt unb haben, roaS bei oieten Richtern
djarafteriftifch für ben ©ärmegrab ihrer
£>ergen8neigung ju fein fcheint, nie frud)t=
bringenb auf feine litterarifche Vrobuction
geroirft. 3ldeS, roaS Seutholb an Siebes*
fiebern jemals gcbichtet, ift entroeber an (Emma
ober w Sina" gerichtet. — 3lde8 3lnbere ift afa=
bemifche ©tubie unb Vhantafie, guroeilen
aderbingS fo lebenSfrifche, ba& mau fie für
wahr galten föitnte. — 3lber Seutholb mar
hoch feine gar fo fraffe Son=3uan 5 Watur, er
hat nur 2 mal wahrhaft geliebt unb nur
2 mal Siebeslieber gebietet. Siefe beibeit Wale
j aber auä innerftem £ergeu8bcbiirfnifj, mit
| glüheub begeifierter Sichterfeele.
I 3ln feinem £eimatfee lernte er diejenige
fennen, bie ben ©tahlgufafc gu feinem ©efen
bilben fodte, eine ber feltenften, aufopfembften
grauennaturen, bie in guten unb böfen Sagen
bei ihm auShielt, bis bie unheilbare Jfranf=
heit SeutholbS unb ber Tob fie fchieben. —
©djroeigerin oon (Geburt unb aus guter ga^
milie ftammenb, ihr ©rofloater mar SRathSs
herr geioefen, hatte fie fid), früh oerroaift, an
einen oornehmen (Engländer oerheirathet. —
Sie (Eh e war eine überaus unglücfliche unb
als ihr dftann einft in ihrer ©egenroart baS
eingige ftinb, einen garten, im ©achsthum
gurücfgebliebenen, aber engelfchönen Knaben,
um biefer feiner ©chroäche roiüen mifchanbelte,
brang bie junge grau energifch auf ©cheib*
ung, roaS fie auch nach nieten Kämpfen unb
3ntriguen oon ©eiten ihres bösartigen, gum
spieen geneigten (hatten burchfefcte.
Sina T. hatte fchon oiel ©chmer^licheS er«
fahren; oon ihren Verwanbten in biefe liebc-
ieere Vernunftehe h*neingebrangt, fobann ber
SBiHfür biefeS geroaltthatigen Cannes preis*
gegeben, hegte ihre ftolge, eoel unb feinfinnig
empfinbenbe ©eele nur noch namenlofe Ver*
achtung für ©eit unb dÄenfdjen. — ©ie
roodte einfam für fich, nur ihrem ftinbe
leben. — 3lber eS roar anberS beftimmt.
& -
Siefer reinen grauennatur, welche bie Siebe
in ihrer alle ©chranfen nieberretfcenben (Eie*
mentarfraft nie fennen gelernt hatte, trat
$um erften dftal ein dttann entgegen, ber
ihrem ruhigen ©leichmafe gefährlich gu roerben
brohte, ein dflann, bem alle ©eelentöne
gu O'ebot ftanben, ber gu übergeugen unb gu
rühren roupte, mie Faum ein anberer. — Unb
als baS licbebebiirftige Jperg ber einfamen
grau nach bem Tobe beS eingigen ßinbeS
roieber baS Vebürfnifc fühlte, fich an dftenfehen
angufdjlie&en, roar eS befonberS ber (Eine, gu
bem fie Vertrauen fafjte, ber roohl ein Talent
unb roeicheS ©emüth, aber fein thatfräftiger
^harafter roar unb eS auch trog fpäterer
fchroerer SebenSfämpfe nie geroorben ift. —
©lühenb unb poetifch fchronngooU ift bie
©praefie beS jefct 23 jährigen SidjterS. ©agt
er boep felbft oon fich:
0, bafe bie 3«it mir nüchterne Vernunft,
Sem heifeberoegten Serien grieben brächte! —
©aS habe ich oon ad bem Sichten, Sieben ?
Verträumte Tage, burchgeroeinte Mächte.
dftein Vufen ift ein einiger Vefuo,
dttein Sieb bie Saoa, bie ihm ftetS entquidt;
0, roäre biefer Ärater ausgebrannt,
0 hatte biefeS £>erg ber Tob geftidt! —
Vode fieben 3 a h^ h‘ €lt fich biefe Seibenfihaft
auf gleicher ^)öhe unb ftammen aus biefer
3eit manche fchöne Sieberperlen unter feinen
gebrueften (Schichten, ebenfo auch bie fo U
genben, aus mir oorliegenben Vriefen beS
SichterB entlehnten ©teden:
*0ft fommt eS mir oor, als lafte ein gluch
auf unferer aangen gamilie; roäre ich weniger
egoiftifch uno roüpte ich n^ht, bafi ©ie ein
guter (Engel finb, überad ju feilen unb gu
Iinbern, ich würbe 3h n * n tagen: Soffen ©ie
mich, bamit ©ie nicht auch baS unerbittliche
©chicffal hineingieht in biefeS Verberben, bem
wir ade oerfaden fcheinen. ©aS bin ich,
ba6 ©ie fich fo um mich fiimmern? (Ein
dJlenfch ohne D^ang, ohne ©tedung. ©chämen
©ie fid[) meiner?! 0 nein, ©ie haben dftits
leib mit mir.
0, ©eib! bie ©eele bu oon meinem Seben,
Sen müben ©chroimmer auf bewegten
©ogen
oft bu herauf an beine Vruft gegogen,
oft $lde$, eine 3 u ^ ,ln fi ihat gegeben.
9tur ein unfterblid^ Sieb, bich gu erheben,
dtur einen jener hochgcwölbten Vogen,
Surch bie in 9£om Triumphatoren gogen,
dJtöcht’ ich Mr baun, boch ift umfonft mein
©treben.
Su brüefft mich an bie Vruft unb fchroeigft
unb lächelft
1 d^it einem Vlicf, brin ^)ulb unb dttitleib
liegt,
3118 ob ein fraufeS Äinb im 3lrm bu hätteft,
3nbeg bu Fühlung meiner ©time fächelft
Unb mir baS £aar, baS um bie ©chläfe
fliegt,
dftit roeicher©ammethanb liebfofettb glättefi/
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«-
„3<b bube p« gefeben, btcfc oom 0obe8fampf
©ergerrten unb cntfletltcn 3üge meiner ©rofes
mutter. 0iefe 3üg*, b* e mir cinft fo fromm
unb lieblich entgegen lächelten, wenn mich
ihre nun oerfdbrumpften, gelbblaffen §änbe
auf bem ©d)oofee gelten unb mich ber weid)e,
fanfte 0on ihrer ©timme beten lehrte. 0,
fie but mich fo febr geliebt, bie gute, fromme
©rofemutter. — O, mir ift fo gemeint, fo
e ju ßttutbe. — Unb in biejem ^ren
en Slugenblicfe ift all mein ©innen
unb teufen bei 0ir. Jpier am Xobtenbette
meiner ©rofemutter, bie mir ben erften ©iitn
für’S ©bie, ©rofee unb ^eilige im ©ewanbe
ber Religion beibrad^te, bie |o mand)e8 ©es
bet gum §immef fcfjicfte für mein ©lüd unb
2öofjlcrgef)en, ^ier möchte ich fnien mit 0ir
unb 0ir ewige 0reue fd)wören. — Slber ach!
fie mürbe mein ©lüd nicbt mehr feben unb
bören, fte liegt ba falt unb tobt, ©o fterben
fie babin, bie mich nod) etma lieb buben. —
O Sina, Sina, and) 0u ©ießeicbt, wirft auch
Tn mir einft fterben, mir fterben! 0 ©oti!
id) wiß 0i<h umFlamnteru mit meinen £äns
ben unb feftbalten mit aller, aller itraft unb
nie, nie meljr loSlaffen. — ßtein, nein, 0u
barfft unb mufet mir nie fterben. — 0er
0ob ift fo bitter. Unb taufenb ßftal lieber
ber förperlid^e 0ob, als ber Xob unferer
Siebe. — Slbieu, Sina! mein Seben, mein
SIfleS." —
„©ben erhalte ich 0ein garteS buftigeS unb
ach fo lieber 53riefchen. — ©ie banfe ich 0ir
für biefen ©traf)l in bie ßtacbt meines ein=
förmigen SebenS, für biefen ©überglodeitton,
biefeS heimatlich traute ©eläute für einen
Wenigen, ber auf ber £aibe irrt unb ficfi
nic^t mehr guredE)t gu ftnben weife. — 0, ich
banfe 0ir mit ber 4bräne meines 9lugeS
unb bem s PulSfd)lag meines gitternben £ers
jenS, ich banfe 0ir für biefen ©rufe auS ber
gerne mit jeber gafer, mit jebem &tom, mit
jebem 0§eil meines förperlicben unb geiftigen
©einS:
3u giifeen 0ir, baS £aupt auf 0einem £uie,
Tu l)olbe ßftaib! mie meilte id) fo gern!
3u meinem Sieb marft 0u bie ßftelobie;
ßtun ift oerfiegt ber Queß ber s $oefie,
0enn 0u bift fern!
©S ift mein Seben leere ©djaale nur,
Tod) 0eine Siebe ift ibr füfeer jtern. —
©aS foU mir aß bie ©röfee ber ßtatur!
©S trauert einfam Ijier 0ein 0roubabour,
0enn Tu bift fern!
©in $eimweb überfommt mich mit ©es
malt; —
93on meinem £immel fiel ein jeber ©tern.
0er ßftenfd) ift Ijier, mie feine s 2llpen falt*
Unb nirgenbS, nirgenbS ftnb’ ich einen §alt,
0enn 0u bift fern!
„23or mir liegt bie ftad&t fo unheimlich
bunfel. 3$ fchaue hinaus auf bie Simmat,
bie ba^er fliefet träge unb fd)marg. 3^
ßtaufchen macht mich §eute erbeben, eS fdjeint
IS-
mir fo abnungSooß, fo unbeilfdfjwanger.
0iefe8 einförmige 0ofen, biefe fc^ioule bunfle
iJtad^t, biefe fc^njarje, fd^leicpenbe glut^ mit
ben grellen rotfjen ©treifen, bem 2lbglan$
ber otelen Sichter, mein #en gittert, als fä^e
eS in einen ©piegcl. — SBarum biefer un=
miberfte^lid^e $ang, au§ allen 93lumen ©ift,
auS bem £eben nur bie ©c^attenfeiten gu
fudjen! — 3^ fü^tc mic^ fo allein, fo oers
roaift, mit bem glüfjcnben 0rang, eine ©eele
gu fud^en, an bie idj mid^ anfd^lieBen fönnte,
aber oljne bie gä^igfeit, eine folc^e gu galten,
gu feffeln. — 3dj Fanb 0id^, ic^ füllte, ba6
id) 0ir oertrauen fönnte, 0u bift mir not^s
menbig geroorben, ic^ werbe nie me^r oon
0ir laffen, ic^ roerbe mid) an 0eine ©o^fen
^eften unb 0ir folgen immer unb überall
mit aß meiner ^bantafte, mit ber gangen
©lut^ meines SBefenS:
0ie Siebe, bie mir im bergen brennt,
©ie gleißt bem 33lip, ber burd^ SBolfen ftriclj;
©ie ber feurige SBlip am girmament,
©o, Caroline, fo lieb icij 0id^!
2öie langfam oerfengenb am Fimmel ru^t
0eS ©übenS glü^enber WittagSbranb,
ßJteine ©eele gleicht ber oergejrenben ©lut^,
0er ©onne auf gelbem ffiuftenfanb!
0ieS ^>erg, baS liebenb 0ein 93ilb umfängt,
©S lobre unb glü^ unb oerge^re fic^,
93iS eS langfam gur ffiüfte, gu 9lfd)e oer=
fengt!
©o, Caroline, fo lieb ic§ 0ic^!
„©ie toiffen, ic^ liebe ©ie, ic^ liebe ©ie
unenbtid). ©S ift nid^t jene p^antaftifebe
Siebe ooQ poetifc^er 3öuffonen, wie id^ fte
für ©mma Ijegte. ©S ift etwas 23effereS,
etwas ©olibereS. 3^ roeiB, roöS id^ an
3^nen Ijabe, ©ie ergießen mid^, ©ie bilben
mic^, ©ie rooßen unb fönnen etwas 0üc§tige8
auS mir machen. 0ie Kräfte in mir, bie fonft
gügels unb planlos gerfplitterten, ©ie fönnen
fie fammeln unb orbnen. — fftidfjt mein
©efüfjl allein, aud^ meinen S3erftanb bilben
©ie. 0urd) 3§r e Siebe ift meine 3 u f un ft
bebingt. 35 r ^djtnerg ift mein ©d^merg,
3^r ©lüd ift mein ©lud/
„SBo^l Ijabe ic^ ßtid^ts, was 0ic^ feffeln
fann, id) weife eS, fftidfjts als ein |)erg, baS
nur für 0id) fd^lägt, baS an 0ir bangt mit
unwanbelbarer treue. — 3$ bin arm,
baS Äoftbarfte, was id) ^abe, ift bie 3*it unb
glaube mir, feit id) 0icb fenne, bube idf)
nod^ feinen 0ag ©erlebt, oon bem icb nicht
einige $rit auSfdbliefelidb 0ir gewibmet butte.
3d) möchte 0ir meine Siebe, meine 0anfbars
feit begeugen für äße bie ßtiefenopfer, bie
0u mir fd)on gebracht. — ^d) bürfte nach
einer ©elegenbeit, 0ir gu geigen, was 0u
mir bift.*
0 leg ben ©cbmucf auS 0einem ^)aar,
0ie perlen weg unb ©belftein’,
Unb biefe ©pangen, wirf fie b*u,
©eil ich ® ll ‘ möchte fein.
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271
©ie fd&mer$t eS mid&, roenn im ©alon
tir i^oren ihren ©eiljraucb fkeun;
tein Säbeln bricht mir bann ba8 £er$,
©eil ich SMr SHIeS mochte fein.
tu ragft auS ber ©cfpielen ©<baar
©o hoch ^eroor; fte flnb fo Hein,
tie tir befreuubet, gieb fte auf,
©eil ich Dir MeS mochte fein.
©aS liebft tu deinen trüber fo
Unb all bie deinen? 2ina, nein,
tu barffl nicht; — ich beneibe fte,
©eil idj tir StleS möchte fein.
0 roarft tu arm unb heimatlos,
Sßernjaift, roie ich, roie ich allein; —
©ie roär’ idb reich unb glücflicb bann,
©eil ich tir SllleS bürfte fein!
(©cblug folgt.)
^ersäufter t.
3<b liebe bidh nicht, mein einziges Äinb,
9Beil mich beine ©liefe beglütfen,
SRodh weil beine Slugen fo lieblich flnb
Unb alle 9tei$e bicb fdhmücfen; —
3<b liebe Sich nic^t um ben fügen ßug,
SRocb um bein feuriges Sieben; —
3<b liebe bicb, weil ich bicb lieben mug
ÜRit all meines §er$enS trieben!
Unb wenn bu mich ^agtefl bis auf ben tob
Unb trad^tetefl, mich ju oerberben, —
ÜRit ber jebrenben glamme, bi* in mir lo|t —
3<b mügte bicb lieben unb fterben!
p. paber.
Erinnerung
3Bie ein tyü eS ffietterleudbten
SRingS bureblo^t bie ftiüe Ütadbt,
SBie ein ©cbein auS tränenfeuchten,
DunKen Slugen blifcenb lad)*,
©ebtoebfi bu flrablenb auS bem ©dbooge
Der oerfunfnen 3eit empor,
ÜBebfl ber aWenfc^^ett bunte Soofe
Sädjelnb ein in beinen glor,
üBölbfi auS näcbt'ger ületberbläue
Deines tfjroneS ©albacbin,
Drin beS ©lücfeS unb ber treue
©inft erfe^nte ©terne jie^n — —.
2tn ben ©tufen fnien Oeflalten,
©etenb für bie fünft’ge 3 e i* :
Den ©efdjlecbtern $u erhalten
©inn für SRecbt unb ÜRcnf<bli<bfeü-
Unb mit trautem SlnbacbtSmorte
$ebrer Dichtung geflgcfang
2Bie auS ferner tempelpforte
ÜRabnenb in mein Seben brang.
ttto $4Ut t.
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272
-a
Pie ^afbmül^re.
63 raufet bcr ©a<b, oon garren, jartcm glieber
®ar füß umfofi mit traulichem ©enecf,
©lauglöcfcben täfeln fcbelmifeb, ^in unb mieber
üRa3tieb<ben auch au3 grünem @ra3oerfiecf.
©ein muntrer Sauf mirb träger nun, e3 flimmert
Dureb’3 bunfle 2aub bie 5ttühle, mo er jefct
§ernieber jteb auf'3 SRab ftürjt, roh gewimmert
Unb gra3ummu<bert, grün mit 2ftoo3 burebfefct.
®ebämpft burtb'3 ©lattroerf fpielt auf litten Jöänben
De3 fc^lic^ten ©au’3 ber golbne ©onnenfebein
Unb ©turnen, treu gepflegt oon lieben £>änben,
Jpolbgrüßenb nt den fte oom genfterlein.
Jöalbeinfamfeit, mie bcine3 $erjen3 Soeben,
Dönt bureb bie ©rille nur be3 2ttüblmerf3 iaft,
©om Äräfyenfcfyrei nur manchmal unterbrodben,
§ertönenb bort oom gelfen milb unß naeft.
Do<b grüßt oon broben in ba3 ^olbe ©Beben
Die graue ©urg fo emft unb friH ^erab,
5113 febmiege fanft an’3 ^eitre, fro^e Seben
©ich ber ©ebanfe an an lob unb ®rab.
Da trübt fein finftrer ©eift bie ©eligfeiten,
Jparmonifcb mebt ftcb 6in3 in'3 Slnbre jart,
Unb ©ang unb Älang au3 fernen frönen
3Kifdbt ft<b mit lieblich fyoibtx ©egenroart.
©in ©änfdben minft im fühlen 9?ußbaumf (batten,
3ur SRube labenb, füßer Träumerei,
Dort führt bureb fanftgefcbroedte ©lumenmatten
3um ©Balbreoier ein ftiHer ©Beg oorbei.
3hwi folgt mein ©lief bi3 bahin, mo entfdhroinbenb
3m ©Balbesfcbooß, ber bunfel auf ihn nimmt,
©r fteil unb fteiler bann fi<b aufroärt3 roinbenb
Durch Dorngeftrüpp empor $ur gefte flimmt.
Dann benf 1 idh roobl, mie medbfetooü ba3 Scben
©idh halb bureb £aine, halb bureb ©ilbniß fcblingt
Unb füße ©tlber — längft entfebmunbne — febmeben
Um meinen ®eift h^ n 9 au ^ n ^ traumbefebmingt.
©ie ftnb bahin! — für immer, acb, gefebieben,
Äaum lätbelnb mir ben ®ruß auf öbe ©ahn — —
©Balbmüble, ach, au<b beinern ®otte3friebcn
Darf ich mich nur oorüberjiehenb nahn! —
_ &. Pieneo.
tf-»
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273
cSie&esmärdjen.
91(3 id) jum erften 2Ral bich fah —
Du fchienft mir anberS, ad), al3 ade grauen,
Du fchienft mir traut unb längft bcfannt —
Da ionnt 1 ich bir fogleid) oertrauen.
Dann fah id) tief in'3 Äuge bir,
dRugt 1 an ein (jatboergeffneS dRärd^en benfen,
Dod) magt 1 id) jagen dRutheS faum,
3ln feinen ©ann mich $u oerfcnfen. —
dRir mar, a(3 f)ätt' id) nur geträumt,
3Ba$ ich erlebt bie bangen, langen ^afjre,
%d) mär 1 nid)t ich, ich mär' ber ©rinj
Unb ftünb an einer gülbnen ©aljre,
Darauf, oon SRofenbuft umhaucht,
(Sin Ijolbeö SBeib, Dornrö3djen, fchlafumfangen,
Dem dRorgen füg entgegenträumt 1 ,
3lm Jperjcn fnofpenbeS ©erlangen. —
dRidj jog'3 mit fe^nenber @emalt —
@h’ ich'3 gebaut, ba mar e3 fdjon gef^en:
Du fdjlugft bie (jeden Äugen auf
Unb fafjft mich flehenb oor bir fiefjen.
dtoch mädjt’ger bin ich nun gebannt
3n beineS 3 au & cr 3 mächtige ©efehle;
dRid) h at ber Äug oermanbelt ganj —
Dein bin ich, bein mit Seih unb Seele.
_ £ta*Uf«u$ jitVL
'ipdjte am ^(jeitt.
Selige $Rädjte am SRfjeineöftranb, Dranfen un3 ju mit fcfyclmifdjem ©lief,
Suftig bie ©ectyer erflangen, ©praßen mit lädjelnbem dRuitbe
Sieber ber Siebe, Sieber be3 ®lücf3 93icl oon ber Ärone, ber Seper, bie tief
SRljeinifdje dRäbcl un3 fangen; SRu^ten auf r^einifd^em ®runbe;
Äugen, bie blifcten fo flar unb fo treu Unb fo fanb un3 in glücflidjem Ärei3,
Äbenb3 im fronen Sereine, grei oon ben nüchternen ©orgen,
SBenn mir in Sauben, rebenumfränjt Unter ben SRebengeminbcn bc3 3^^cinö
©agen beim monblichen ©d)einc; Oft noch ^ cr bämmernbe dRorgen.
SRecfifche ©Borte, finniger ©d)er$ Selige Mächte am 9th^ine3ftranb,
glogen in traulichem Äofen, Dagc ber Siebe, ber Sieber —
3ierlich umflochten ben ©olbpofal Äd), bie feligen Dage oon einft,
Weitere dRäbchen mit SRofen, Zimmer lehren jle mieber!
_ ?. Ple^f.
- $3
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274
^tüfjfing in ^i6ur.
Sommerblumen in grüblingälüften,
®unfle ©rotten in frifebem gior,
SJtarmorfäulen auf iempelgvüften,
Ouellenraufcben unb 2lmfel<bor —
®üftre ßqpreffen oon Stofen umfloffen:
@o in ben ©arten oon jiooli,
Stornier 2cnj, b a f* bu mir erhoffen
®eine3 2Befen3 ^ocfie!
£in ftarb ber ©lanj ber ©roßen oon @fte
Unb i^r Sßalaft fteljt oeröbet unb leer,
®ocb in ben ©ärten ber einfamen Sefte
©länget oon ©lütten ein roogenbeS SJteer.
©olbene grüßte im Saube erglühen,
©olbene Änofpen ftreben in'3 99lau . . .
Silbern bie raufebenben Srunnen befprüfen
fiilien unb Stofen unb ©eiteren mit £b au -
5Bie, überflutbenb ba3 5cl§geftabe,
Stürmifcb ber Slnjo bort nieberfpringt,
Seud^tenb im ©etlenfturj ber (SaSfabe,
Äraftbefeligt unb lufibef^toingt —
So au<b quillt unb raufd^t es oon 3toeigen,
SBirft ber grüljting, göttlichen ®rang§,
©lütten über bie alterSbleidjen
^runfterraffen ber Stenaiffance.
Selber bie ©ötterbilber, bie alten,
§üüt er mit ©üfd^en oon Sorbeer ein,
Stur oerftoblen b^oor bureb bie Spalten
©linft iljr oermitterteS SJtarmclgeflein.
Sängft bracb ibr Sluge, ba§ feclenloS fyofyt,
©rabcSluft ihre Stiften umtoebt:
Stiebt brauet bie ©ottbeit fo falte Symbole,
5Bo felbft ber ®ornbufcb in 93lütbenbranb ftebt.
©öttlicbcr Obern raufet un3 entgegen,
©öttlicbe SBei^b^it firnißt un3 im Sinn:
„ßioig, Statur, ooüjiebt ficb bein Segen,
Sinfen auch ©ötter unb lempel babin.
Sppücfet euch 33lumen! ÜJtit 2en$e3gebanfen
@urer Sorgen ©räber beftreut!
Sßie um ßqpreffen bie Stofen fidb raufen,
3Bet<be ber fjrii^ling oon £ibur un3 beut!"
Johannes ymffc.
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275
«Äell unb bunfcef.
Älage bcn ©cbmerj, gleidb her 9?acbtigall,
3|n tiefftcr Verborgenheit, allein,
Unb juble bte Sug, roie bte 2erd)e ben ©cball,
Vor aller SBelt jum jpimmel hinein!
Cie §eil'ge Statur un§ felbg belehrt,
3Bie fte ba§ Siebt begrüben lägt —
Unb wenn ba3 Cunfel tmeberfebrt,
5Bie ft<b ^ er ©<b mcr ä bem Sufen entpregt!
(S§ geigt bte Sercbe jum Fimmel empor,
Cie SJtaebtigall bueft geb im tiefgen ©runb —
Cer ©änger be3 Siebte ben Jnocbgug erfor,
Ca3 Cunfel bannet $u jeglicher ©tunbM
üu*uß $Ubtxfttin.
J> e 0 n f u dj t
I.
Mcb, l>ätf icfy glügel, empor ju giebn,
grei o^ne 3^9^ burcb’3 Mil ju $iebn,
3u litten gernen roie SBolfenjug,
Mn taufenb ©fernen oorbei im glug!
Muf golbner gägrte jum ffieltenlicbt —
Cb c3 mir Härte mein trüb ©eftcfyt?
Cb geb im Seuchen be§ ©onnenballS
Cie gfätlgel jeigten be3 einigen Mll3?
®ern, fönnt 1 icb tagen bie Ceutung ganj,
JBoUf icb erblagen in tyrem ©lan$.
II.
Cie SRacbt ig gill unb bunfel,
Mm §immel glänjt fein ©tern,
Unb febroarje SBolfen b^ten
Cen 9Jtonb, ben flaren, fern.
(Sin nächtig gilteS Cunfel
Umfängt auch mein ©emütb,
$n bem nur beige ©ebnfuebt
Ungillbar poebt unb glü^t.
©ebnfuebt nach einem grieben,
Cer nur in Cräumen roebt,
©ebnfuebt nach einem ®lücfe,
Ca§ nicht auf (Srbcn lebt.
©ebnfuebt nach einer Siebe,
ffiie fte ttodb nie entbrannt,
©ebnfuebt na<b einer §eimat
3m begeren Vaterlanb. . . .
Cie 9tacbt ig giU unb bunfel,
Mm £>immel glänjt fein ©tern,
Unb febmarje ©ebatten galten
SJtir jebe Hoffnung fern.
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276
III.
©S rauftet bic ffiette $um gelfenranb,
Sie flüftert fo flagenb unb leife
©om fernen, oom leuebtenben 3 a uberlanb
Die alte, fefptfücfytige 2ßeife.
O ftnge, o fünbe oom feligen ©tranb,
Du baft i^n geflaut unb idj roeile gebannt,
Du baft i^m befpült ben frpftaßbeüeit ©anb,
O SBeüe, auf flut^enber Steife!
O finge oom glänjenben Himmelsblau,
©on Stützen unb roonnigen Düften,
©on fliegenben ©kffern fo flar unb lau,
©on fofenben, fcfymeicbelnben Süften.
O fünbe oom funfelnben SJtorgentbau,
©om fonnigen ©lauje auf glur unb Slu,
Unb oon ber erträumten blonbfocfigen grau.
Dort toanbelnb auf blumigen Driften!
O fönnt' icb fie febauen, o fönnf icb b* n f° r f
Die Sirme mit glügeln oertaufeben!
O fönnt* icb am grünen, am blübenben Ort
Den Ouellen, bem Vogelfang laufeben!
Doch acb! nur mein H er ä* mein ®ebanfe roeilt bort;
3>cb ftfce ooß ©ebnfuebt am felfigen ©orb
Unb finne umfonft auf baS löfenbe 2Sort
Unb laufebe bem Stiefeln unb Staufeben.
Sag beS ©ebnenS eitle Klagen,
Sag, eS bleibt bo<b unerfüllt,
©iS bie ©tunbe auSgefcbtagen,
©iS nach biefen ©rbentagen
»ueb bein Draumbilb ficb entbüßt.
Äcine Stofe blübt blieben,
Die niebt febarfe Dornen trägt;
SJtenfcbcnberj fennt feinen grieben,
Äeine Suft ift ibm befc^iebcti.
Die nicht ©itterfeiten b ß gt.
IY.
Slber auS erhabnen gernen
SSinft ein feligeS ©efebief —
Sflugt bu l)i ß r ©ntfagung lernen,
Stiebte ju ben golbnen ©ternen
©läubig b°ffenb beinen ©lief.
Dort oerfiegen beine Db v ^ nen ^
©ebroinben Steue, ©ram unb ©ebulb;
Dort erfüllt ficb aß bein ©ebnen,
$lll bein SBünfcben, aß bein üBäbnen —
Harre, Ijarre in ©ebulb!
- <JUrf jtourab.
% a dj t s.
©turmgebrauS umtojt baS H au ^
Saut an'S genfter flopft ber Stegen,
©lifce fprübn, ber Donner fraebt —
SBilb in biefer roilben Stacbt
$ocbt mein H cr S tn b^6 cn ©cblägen.
Sieb, aßein! — Du ©türm ber $ein,
gliebe mit ben Ungeroittern! . . .
©tiße braugen, ©terne glübn,
©tifce nur noch ferne fprübn —
Doch mein H er $ mu 6 &ang Derjittern. . .
_ f beobar JCenueßerg.
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277
■-fl;
Pas fjödjfte g>iM.
DaS ©lücf! — fctyon feit ber Äinb^cit Dagert
$ab icfy'S gefugt mit fjcifjer ©efynfucht ©lutfy,
2>om Fimmel felber roollt' id^’ö niebertragen,
©rfämpfen roollf id) e3 mit feftem 3Jtutf).
3d? mahnte halb, ba3 ©lücf fei fd)on gefunbcn,
3n frommem Gifer mar mein §er$ erglüht
Unb fudjte ©ott in roeifyeooQen ©tunben,
Unb bod)! — mir mar ba3 ©lücf noch nicht erblüht.
Dann ftanb ich bebenb an ber SBa^r^eit ©chroellc,
3ttein ©lüdfoerlangen roieö fte rau!) $urücf,
Unb burftig tränt id) au3 ber Schönheit Ouelle,
Umfonft! — aud) ^ier nid)t ba3 erträumte ©löcf!
fucht 1 & in ber greunbfehaft, in ber Siebe,
Unb taufenb Opfer fyab' ich i^rn gebraut,
Doch immer roar’3, als ob ein ffiunfeh noch bliebe,
Unb nimmer roar'S baS ©tücf, baS ich gebaut.-
dlad) mancher Däufchung lehrte mich baS Seben:
Da$ fjöcbfte ©tücf, baS einzig ift unb rein,
3ft nur — fi d) felbftoergeffen ^injugeben,
3P — ©inem Oftenfcben 5tUe§, 9We3 fein!
_ $f (t QtTUtL
^ i n t e 1 5 i f 5.
Die ©interfonne blieft burd) SHebelflor
©ie eine matte golbne Scheibe uor.
©3 ragt, ummoben oon beS Hebels ©rau,
9tm ©albeSranb empor ein alter Sau.
Der Sftebel ftreitet mit bem ©onnenfdjein
Um baS ©e^öft: roer mirb ber ©ieger fein?
©3 lugt im Ofien fchon mit bleichem Sicht
Der -äftonb ^eroor, ob feine 3*1* noch nicht?
Scrjaubern roill jum Draumgebichte ganj
©r ©alb unb £of mit bleichem ©ilberglanj,
3u einem üftärchen, roie'S in ftitler iftacht
©in 'Dichter mo^l in hebern Draum erbad)t.
$m(i $*fa«dL
es-—---äs
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278
a ---*
Pas §fücfi im ‘Soöe.
SRacb bcm ©üben bin id) ^ergefommen,
Ob oielleicbt bie Sruft, bie franfe, b e ^ c >
$lber alle £ilfe miU nicht frommen,
Ob id) auc| fdjon oiele ffioeben roeilc.
Son bem blauen Üttecre meben milbe
2Jtir entgegen ero'ge ©onnenlüfte,
Um mich bauten fü6 e SRofenbüfte,
Halmen roiegen ftcb im 3 öu & e r&ilbe.
®ocb mich bannt mein ©inn
3n bie gerne bin;
Oie ©ebanfen fmb im falten SKorben;
Söeilen immerbar
SBo ich glüeflieb mar —
Sich, ma3 ift au§ meinem ©lücf geroorben!
Sin ein Sänger, ^od^gce^rt geroefen,
©tanb ein gürft in ftoljer löne Sftaufcben:
©ab ju güßen £aufenbe erlefen
5lu§ ben Seften meiner ©timme laufeben.
2lu3 ben klugen oieler frönen grauen,
5Benn icb fpielte, fab icb £b™ nen P' e 6 cn ^
Ourfte aller b<>b e ®unft genießen,
tyx Entjücfen, ihre SBonne febauen —
Oa in ftoljer Suft
©prang entjroei bie Srufi
Unb für immer muß bie ©timme febroeigen.
$lu3 ber groben §cer
Äeiner mag fleh mehr
2Jteine§ ©cbmerjeS mabren Oönen neigen.
O unb boeb b«t mich ein £er$ oerfianben,
2113 icb fömieg in ber Serjroeiflung Sangen,
Seife fühlten mir in SiebeSbanben
Unfern tobeSmatten ©inn gefangen.
®enn icb f°b au f *b ren bleichen Jöangen,
3>n ben Slicfen, in ben innig roarmen,
5Babre§ gürten, inniges Erbarmen
Unb ber Siebe b^ÜQ^ Serlangen.
Unferm Sunbe ift
Äurjer ©tunben grift —
9lcb mir beibe miffen e3 — gegeben.
Oocb be§ ^ßriefterS #anb
Änüpft ber Siebe Sanb
9iocb jufammen für ein em’geS Seben.
Unb icb füble * n ^ er @tunbe
Oiefe ©eligfeit in meinem Jperjcn,
Ob u bicb auf, bu faum oemarbte JBunbe!
Ströme, Slut! 3$ füble feine ©<bmcr$en!
iS-
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279
£-äi
Schöner als in feigem 2flittag3prangen
®lül)t bie 2lbenbfonne auf im Scheiben,
©urpurgolben leuchtet fte uns ©eiben
3 u ber ©rautnadht, ju ber einig taugen,
jpimntel glüht unb Sec,
2 öie non Sufi unb 28ef>
®e^n in frönen unfre klugen über.
Sftahc, füge fRac^t!
©h ber $ag ermaßt,
Sräumen mir in jene $Belt hinüber.
_ jtnrf fetßfer.
'gbdj Sonnenuntergang.
Die Sonne ift im 2öcfi oerfunfen,
3 n büftrer iRöt^e flammt bnS JpinunetSjelt;
®enug beS SidjtS ^aft bu getarnten,
9iun träume mieber, frühlingsjunge Sßelt!
3m Dunfel reift nur, maS baS Sicht erroeeft,
ÜJtit Dunfcl ift ber ©ottfyeit 3Beg Bebeeft.
3 n Nichts ift att mein ©lüdf jerftoffen
Unb nur ©rinnrung blieb, — ad), gtü^er Sd^merj;
®enug beS ©tücfS fyaft bu genoffen,
9Run bulbe roieber, fehnfuchtSooUeS £>erj!
3n Sd^merjen reift nur, roaS baS @(ücf ermeeft,
9flit Tuntel ift ber ©otttjeit 3Beg Bebeeft.
garf fugen mtbt.
<£ i n f dj a u.
So ftiQ bie fRad^t! ©3 fchläft bie SBelt,
2lm §immel leuchten bie Sterne —
3Bie |aft bu mir fonft baS £er$ gefchmellt,
Du unermeßliche gerne!
Da 30 g mich hinaus, ohne 3^ unb ©a^l,
©in heimliches, mächtiges Sehnen:
3n lagen beS ©lücfeS brangooUe Qual
Unb unoerftanbene Ih r ^ ncn *
Unb nun! 3Bie fo munfchtoS ftill bie ©ruft!
©on all 1 bem $offen unb Sieben,
©on fehnenber ©ein unb fetiger Sufi,
9Jtein $crj, maS ift bir geblieben?
_ 3 *. yra*.
fe-»
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280
»-ft
316 e n 5 [ i c t>.
Et roebt ber 2lbenb leife
®er Stofen ^radht im Greife
Turch lichter ^immeltroolfen glaum,
Unb wie in Sd)laf nerfunfen,
Umblifct oon golbnen gunfen,
Se6t roonnetntnfen Sufch unb Saum.
©ie buftet ftarf ber ^lieber
Som na^en ffiad hrrnieber,
©o längfl ber Sänger i?ieb oerfdmH,
Unb hoch am Fimmel funfeit,
Som ©olfenflor oerbuitfelt,
2>et TOonbet Scheibe touitberooll.
t 3)u laufd)ft bem ©locfenläuten
Unb fannft et nimmer beuten,
S>at eitblot in bie 5 ernc Jteht
9Iut bichter ©ipfel Ratten
$örft fchmetternb bu erfüllen
*Sct Sproffcrt lebtet 9lbenblicb,
i
Schon fiehft bu Sterne blinfeu
I Unb lautlos mufct bu fmfen
^lubetenb nieber auf bat Änie,
Unb bu fühlft roonnetrunfen,
©ie bein ©emüth oerfunfen
%\\ roeiheoode Soefte.
®u hörfl bet Sadjt ©eriefel,
®er über blanfe Wiefel
Sich fd)längelt in beit ©iefettgrunb,
Unb ringt auf allen ^fabelt
£>ebt ftch ber feud^te Schmähen
$n feierlicher 9lbeubflunb'!
$u Ftopfenb #erj, o träume,
Seim Häufchen ftoljer Säume,
Sou Jagen, roelche längfl entfloh«,
Sann ftreut in ftiHer ©eife
Set Schlummert Römer leife
Schmerjftiüenb auf bein^aupt berHftohn.
«jfcinriif Seife,
Kurse Erzählungen. ^on E. v.Dinek-
lage. 3 meite Auflage, (l'eipjig, E5eorg9}teger.)
Sie befannte ScbriftfteUeriit, bemi ^ilbnijz
bem Suche beigefügt ift, zeigt in beit einzelnen
Erzählungen — et finb jroölf 51 t einem
Säitbchen tufammengereiht — ihr epijehet
Talent uno ihre jtcnntmft non ?anb unb
Leuten in 9?orbbeutfchlaub, Italien unb im
hintermälblerifchen Dtovbamerifa. liefgeheitbe
„Probleme", ]X> \ t p lc oon ntaitcber geftrengen
Seite aut für jebe Erzählung geioün|d)t
merben, birgt eigentlich feilte berfelben. Et
lieft fich 2luet fel)r glatt. „Rate Starlingt
Srautfchafe" erfd)ieit unt etroat nnftar ge=
fajjt unb phantaftifch gefchmitcft, bie £anb=
litng nicht fo recht natürlich, obtnohl bie
Eharafteriftif einzelner 'Jterfonen gut ift.
giir bie bcfteit Erzählungen holten mir „Sie
golbene tfijebeth" unb „Spübett unb briiben".
9luf norbbeutfehem Ehrunb unb Soben rour*
Zelt bie Serfafferiu mit EHücf, unb mir
iüiinfchten mehr oon ber $Irt bet £efctges
nannten non ihr zu hören.
Hugo Rheinländer.
Mary und Marietta. Eine DloneÜe
00 m ?ugatter See. Sott Ernst Pasque.
(Srctben unb Leipzig, ‘Pierfon, 1889.) Eine
oennöhnte englifcbe Erbin, bie tniber ihren
SBillen einen oerfttöcherten älteren ?orb hei=
rathett foU, oerliebt [ich auf einer Italien*
Steife (etmat plöplidj) in einen hübfehen
italienischen pferbefnecht. Serfelbe ift be*
veitt mit einem ^auerttmäbchen feinet
mattortet oevlobt unb flicht, trofcbem er
auch bie £iebe ber Englättberiit t)alb nullen*
lot enniebert, ftch baburch aut bem Eonflicte
Zu gieren, ba& er ftch fchneU mit ber erften
Sraut nermählt. Sftarp ^eirat^et in
halber Serzioeiflung unb in hol&cnt Srofce
a
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281
ben alten 2orb. fftacb einem trifft fie
mit ber Söittroe OnricoS auf beffen Okabe
jufammen. Or, ber pferbefneebt # l>at ben
inneren tfampf nicht $u ertragen oermoebt.
Sie Omanerinnen oerfobnen fid). — 91id)t
ohne Okfcbicf ift bie ftabel erbaut, bie §anb*
lung geführt; bie ©ebilberung ber ©eelem
fämpfe ift roafjr. Safe Ornft paSque bie
herrliche lacbenbe OJegenb am ?uganer ©ee
gum Crte ber $anblung feiner wooetle ge=
roäblt ^at, gereicht ber Sid)tung auch äußer*
üd) gum «Ortzeit. Hng0 Rheinländer.
Ger und Howa. Oin PiermptbuS. Pon
Engelbert Albrecht. (töegenSburg, 21.
OoppenratbS Oornm.* Verlag, 1888.) ©id)
fritifcb über ein Orgeugniß poetifd^en OkifteS,
baS al§ folcbeS nicht gelten fann, etngebenb
gu oerbreiten, möchte beim benfenben H>iibli=
fum ben ©djein erroeefen, als rooöe man
feine „Fritifc^e ^raft" an Unrechter ©teile
erproben. Äurg gefaxt. SBir galten ben
Perfaffer nicht für unbegabt — aber eine
oerfificirte SiebeSgefcbicbte groeier „Alfen un=
fereS PaterlanbeS", bie fcbließlid) gu Pier
roerben (!!) — fo f>abe icf) ben »erroorrenen,
pbantaftifdjen Snbölt ber „Sichtung" Der*
ftanben — baS ift fein poetifdjer Porrourf.
Unb bie poetifebe Pebanblung?! Pon ber
©cbrecflicf)feit ber AuSbrücfe, ber Silber u. f. ro.
einige groben: „beS PufenS ftreng DerbiiHte
^onen", „beS 2eibeS fiißeS Okbeimnife er*
rötbenb quillt beroor" (!!), man „bricht ftüffe
raie Trauben", „2öir pilgern nach Italien;
3br trüber, ba giebt’S Oulalien", „an bie
©eele Ffopft’ö mit (eifern ©ogenprall". Unb
bie Dielen gragegeicben! Wan möchte fie alle
in ein§ oereintgen unb bieS oor bie „Siebt*
uug" fepen. Alio Diel mehr in 3udjt nehmen,
$err Älbrecbt, für bie 3ufunft! SaS Por*
liegertbe ift nüftte! Hag0 Rhein iä n der.
Ütrlanf
beS in 9tr. 1 bicfeS ftaljrgangS erlaffetten ißreiSau8fd)reiben§ für
& e&icfyte.
3« uuferem lebhaften Skibroefen ift, nach einstimmigem Urteil ber Herren Preis*
riebter, nid)t ein citf$tße£ Okbid)t beS preifeS" für roürbig erachtet roorbett. Sroß ber
287 Oinfenbungen (mit circa 600 (Schichten!) bat Heb unter benfelbcn etroaS mabrbaft
PorgüglicbeS ntebt gefunben unb faum fonnten — als im (Saitjen relatio gut — 10 (Se*
biebte gum Abbrncf beftimmt roerben, bie im „Prieffcbalter" btefer Kummer als „äuge-
nontmen" begeiebnet finb. OS ift eine für uns gerabegu unerflärlicbe Orfdjeinung. baß ber
SurcbfcbnittSroertb ber PeroerbungSarbeiten gum preiSauSfcbreiben gang beträchtlich hinter
bem ber geroöbnlicben Oinfenbnngen guriicfbleibt, roäbreub mir hoch füglich gu ber Annahme
berechtigt gu fein glaubten, baß Jeber baS Pefte, nicht aber ben Ausjdjuß feiner poetifd^en
©cböpfungen behufs Orlatigung eines preifeS einreichen roerbe; fo fdnieb benn auch einer
unferer Herren Preisrichter: „3ebe einzige Kummer beS „Sid)tcrbeim" enthält DoQroicbtigere
Stiftungen, als bie Ooncurreitg gu Sage geförbert." OS ift in ber Sbat unglaublich, mit
roeicben troftlofen ©tümpereien gum Sbeil man eS geroagt bat, um bie palme beS ©iegeS
gu ftreiten.
Sa mir nun bebauerlicbermeife nur fo geringes $erftänbni& für unfere beiben lebten
PreiSauSfcbreiben gefunben ba^n, fo roerben roir in einen gang anberen $ßeg ein*
fcblagen, um roabrbaft bebeutenbe 2eiftungen burdj einen preis auSgugeicbnen, unb gniar in
ber SBcife, bafe ein prciSricbtercoUegitun nach Peenbigung eines 3 a b r QöngeS eine geroiffe
2lngabl ber beften in bemfelben erfebienenen (Mebicbte gur preisfrönung befttmmt; bamit ift
eine PreiSoertbeilung unter allen Umftänben gefiebert unb roir roerben bereits oom 11.3abr=
gange ab in biefer 28eife oerfabren.
3u Ormangelung preiSroürbiger Oebicbte höben roir bie für bie ©ebidjte auSgc=
festen oOO Warf folgenbermapen gu ©cbenfungen oerroanbt unb bereits auSgegablt:
100 Warf ber Seutfcben ©cbtflerftiftung in 28eimar,
100 Warf ber penfionS= unb ©ittroenfaffe beS „Seutfcben ©cbriftftellers
PerbaubeS* unb
100 Warf ber 2ßittroen= unb SBaifenfaffe beS „Allgemeinen Seutfcben
PucbbanblungS^OebilfemPerbanbcS".
Sen ^od^Dere^vteit Herren Preisrichtern fprecbnt roir auch an biefer ©teile unfern oer=
biublicbften Sauf für bie freunblicbft übernommene Wiiberoaltuug aus unb bemerfen fcbliefe=
lieb, bap roir oermntblicb in einer ber näcbften dummem auch über baS Orgebnifi uitfereS
preiSauSfcbreibenS für $reuiKet0tt£ it'erben berichten fönnen.
predben-^triefen.
SHcbacticn unb ^erlag^atibluttg bei
ff S5eutfcften ^ic^tcr^eim".
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282
Dr. S. S. in B—-n. Antroortlich 3^ rer
Anfrage fönncn mir 3 hwn bic ocrbürgtc
fDiittheilung machen, baß ber Antrag auf
AuSfdjluß oeS §errn grangoä auS bem £cut=
feiert 0chriftftefler=Bevbanbe bereits einge*
reicht ifl.
M. H. in B —n. Qie oor Chrfcheinett ber
oorigen Kummer gur brieflichen Beurteilung
eiiigefanbten $ebid)te merben natürlich noch
birecte Beantroortung finben, nur müfjen
roir um clroaS ®ebulb bitten.
H. R. in S—t. 0ie fragen, roeldjc Art
oon Beiträgen mir beoorgugen: mit ber
größten 0 fepfi$ begegnen mir lt)iifcbcn Cmi-
fenbungen, ba h^r feiten 9teueS unb <3clbft-
ftänbigcS gefchajfen roirb; roeit erraiinfehter
finb unö Baflaben unb ergählenbc Xicht;
ungen; am miurommenften finb uns aber
©rofa 5 Auffäfce Iitterarijchen unb littcrar*
hiftorifchen 3 u l)altS, ba an iolchnt äußerft
feiten einmal Ueberfluß oorhanben ift.
C. P. in W—eh. greunblidien Xanf für
3 hre Berichtigung; mir meinten bei Siebers
gäbe ber Anefbote oom „XreSbner Aber" im
Briefjchalter ooriger Kummer natürlich tfaifer
WatthiaS; bie Angabe beS WamenS ÜJtajris
milian beruht auf einem (Schreibfehler.
Dr. A. F. in B —n „(hilft oon (Stern-
horft" (SeitereS bemnächft brieflich!); H. G.
in B — n einen ber „0priiche"; Ö. W. in
M—au „Xer Frühling flopft an" (berartige
Bilber auS bem ooüen Sehen Hub unS ftetS
befonberS angenehm; H. I. lebt in München!);
©ring R. in B-n „XaS neue 2öort"; A. H.
in D — n „Bergänglid)feit"; F. S. in S— n
*ChiunerungSfchattenF. K. R. in S—d
„grühling"; G. S. in W—f „2öarum ich
flage"; E. H. in Z — a „Bertraue nur";
F. G. in B— n „Eheu“ unter bem Xitel
„Berflungeite feiten"; P.S. in W- r „Einern
Habchen" (mit einigen Aenberungen); R E.
in VV—s „Xeja"; A. R. in R~d „tfaifer
Heinrichs Brautfchau" ; 0. F. in H —g „2UelG
frieben"; P. M. in L— g „£ier, mo ich fte
gefüßt"; B. G. in B —n „Xer 3 U 9 ^eS
(6t$Iu& ber SReboction biefer
2obeS"; Dr. E. M. in B —n „£üf bidj,
©au’r, ich fomm’"; G. E. in D-au „An
bunfler Pforte"; K. W. in L—g „Bcrnarb
oon Ben'tabour" unb „0ef)nfucht"; K. G. in
Ch —g „XaS ®lücf im lobe". Ange¬
nommen!
A. R. in R-d; E. P. in —Tn (recht uicb=
lieh, aber gu beweiben); E. S. in A—n (oer=
meiben 0ie 0 dhmulft); E. P. in P—n a. W.
(inhaltlich oerfchmommen, (flechte unb oer*
brauchte Meinte); A. B. in M—n; L. J. in
0 —a (formell unb rhpthmifch^mangelhaft);
T. R. in H-e a. S. (füßlich); M. K. in 0-g
(bas 0pufhafte tritt gu grell heroor); H.W.
Pr in W— g (ocrbrand)te 0toffe); E. H. in
H-f b. P.; 0. M. in S-d; 0. S. in B-tz
$u trotfen unb lehrhaft); H. P. in T—r;
. M. in H — g (ermarten gern SeitereS);
T. M. in N — n (miüfürlicher ©echfel beS
BerSmaßeS); E.W. in VV—n; W. M. in 0—n;
VV. A. in V—e (Affonanjen finb feine Meinte;
befchaffen 0 ie fich gunächft eine „Boetif");
E. v. R. in B —n; V. K. in S —au (oers
fliehen 0 ie fich guerft in einfacheren gormen
unb meiben 0ie flechte Dteime); B. VV. in
0—n unb H. F. in R—a (formell mangels
haft); G. R. in B—n; S. in A.-D—n (laßt
auf beffere Stiftungen fchließen); C. B. in
L—f (oiel $u lang); L. M. in W —e; S. B.
in M—n (oeranlaffeit 0ie bie Ueberfenbung
eines ^ecenfiouSi^emplarS); F. K. J. in
Oe—g (abgenüfcte unb fchlechte fWeime, ferner
glicfsSörter unb ©üben); H. M. G. in K—z;
M. L. in B—n (Xiction nicht bliihenb genug).
Dankend abgelehnt!
A. R. in L-g. Xcr „Briefjchalter" ift
nid)t ber Ort, um bafelbft Quittungen über
eingejahlte Betrage auSgufteHen ober ähnliche
gejdjäftliche Angelegenheiten gu erlebigen.
E. M. in L-g. 3h 1 ' ^ebiebt enthält gehler
in Bers unb ßfhpthmnS unb leibet an jteifen
SBenbuitgeit; anbere 3 c ftf^ r tfteu ;u nennen,
melche oon uitS abgelehnte $ebid)te gum
Abbntcf bringen fönnten, unterlaffen mir auS
leicht erflärlichen (^rünben.
Kummer: 15. Hflära 1890.)
dn$afl$D<ri<t(hmg.
ftfbidjtf oon 3aliui 3tarm, ®. JKobrr, ©tto 3d)tlkf, tj. Dirne», 3toni»lan» Arft, 3. DUM, 3obennf»
Proflft, Aunnjt 3ilbrr|lrtn. Kart Itonrab, Äbfobor Drnnrbrrq, €lfr Hrrnrt, <?rnfl pionA, Hart Grißlrr, (Jarl <5uqni
3itjmibt, w. piot} unb hflnrid) üfifr. — An» fjrlnridi Cmtbolb’i 3nqfnbjfit. (9)?it unaebrueften ©ebtdjtcn).
Bon Kita 3dn»Ubf&. (^rortfe^ung). — ßfldjfrfdjou. — tJerlonf br» Krrisänofdirribrn» flr ®roid)te. - Drlrffdjoltrr.
gf 3Ua<hbruift nur unter genauer $ueffenftugafte geflnttet.
©efteüungeit ftnb gu rieten au bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), ©iitfenbuitgen
an bie Redactlon des „Deutschen Dlchterheim“ in Dresden-Striesen. 3n Gomtniffion:
Trüb'sche Buchhandlung (A. 0chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
23-S
®h<f 5 SRd> acteur unb ©igenthümer: yauf Jöeiuge.
^ntd sott Sfcrbincub Sfcomafe in 2)rtibau — Kopier non CHeler & Bogel in Scipfio.
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Drgnn fiic DidWuinft und &itiR. (Der „Deutzen Didlterfinffe" 19. £nnd.)
Herausgeber: <$ei«t)e.
Monatlich ä mal. Preis: 5 JL halbjährl., roraussahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di*
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. Mlrs beziehentlich 1. September angenommen. Einseine Nummern k 60 /g. 6 Stück einer Nummer Jf 1,60.
nr im J»«r|«n Seine £ttu,
>Sur im &uftn Seine gfüfte;
§tnr<$tßar brndU bei J.eten» pdjwm,
Pm idn plant« Je »etfüfctt.
pt vom Pngtntlidi b«m«i0(rt,
Pip bi« £eibtufdjaft tntfüßn;
0» n«n $ofb«t Jittuß tegeifleri,
Pdn P<müf0 bi« poltet! fpütt;
$6 btm Qdltg«n p«f<$ftft<
Per frinnrnng bn bi<$ Wft0t«(i;
#6 bn, fl ott #*f b«ln« grifft,
P«ttfl bei« Polt, burdf’« £eßeu feßreiteß;
ptwa# muß «u* ttitbrtm plant«
Pa« p«fdföj»f btf plant«« 0<t«n,
flrna« g«lt« bir al« Plant«;
P*fr« bip, ft wirf! bn («t«n.
ptnt im j»«r}«n ftdn« J.eexe,
3lwr im 3tnf«n tdn« &>iße;
^unfiftar brndM b«« /«t«n* p<$w«r«,
Pa« t«in plant« j« »erfüßte.
SSitytlm p«n|«n.
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284
«-
H
3lus j&einxidj cSeutfjofb’s gugenögeit.
(TOit ungebrucften ©ebichten.)
Von 3H t a $ u (f $ c . *<~
(©chtufi.)
Mib e8 fam bie 3*it, roo biefe
grau bic ©belßeinc aus ihren
’^önen fchroargen gleiten
roeglegen mu&te, roo bie ar=
^ men fleinen güßdfjen, bie
fonfl geroöhnt aeroefen, in roeidje ©alon:
teppiche einguRnreit, Reh rounb rieten an ben
Bornen beS SebenS, roo bie fjolje feibenums
raufdjte ©eßalt mit ben „marmorfchöneu*
3ügcn nichts mehr roar als eine gebrodene
grau, heimatlos, freunbloS, oerlaffen, gang
fo roie eS ber Jichter geroünfcht.
©ie hatte afleS aufgegeben 11 m feinetroißen.
3lber ba er fie nun als Seib oon ©ott unb
Rechts roegen anerfemten foßte, geigte Rcf),
baß fieutholb ebenfo febr ober noch mehr bte
glängenbe ©chale geliebt hatte als ben item.
— ©r freute Rdf>, ben jtampf mit ber ©rißeng
ohne reifes Vermögen aufgunehmen unb
oerfcljob bte #eirath immer roieber auf einen
giinftigeren 3eitpunft, bis es für aßeS gu
fpät geroorben.
Jropbem bat biefe grau, in ihrem ©tolg
unb ihrer 2iebe töbtlicb oerleßt, ihren eigenen
©dbmerg über bie ihr ju Jh c il geroorbene
bemüthigcnbe ©teQung uberrounben unb ift
^eutholb mit ihren eigenen befchränften 2ttib
teilt fo oft gur ©eite geftanben, als eS nöthig
roar. — ©in ©ngel an ©anftmuth, h°t R«
ihn jebergeit getröftet, ihn angeregt, ermutigt
unb ermahnt, furg ihm bie 2aß beS ÖebenS
fo gu erleichtern gefudjt, roie nur bie ächte,
fich jelbft oerleugneube grauenliebe eS oer=
mag. — ©ie roar fogar ebel genug, ihm
freie #anb gu taffen für ben gall einer ans
beren Verbinbung. — aber roaS hätte Seut*
holb mit ber greiheit anfangen follen, baS
eigene ©etoifjen ift ein ftrenger Mahner unb
bann-et beaeifterte Reh roohl noch
hie unb ba für biefe ober jene grauenerfcheins
una! ©ine anmutige ©chaufpielerin, ein
nieolicher ©acfßfch, ja einmal eine intereffante
VanquierSfrau brauten ihn ooriiberachenb in
©fftafe. ©r fonnte Reh in biefen Strahlen,
er lieg Reh oerroöhnen ttnb anRhroärmen! —
aber baS Sieb ber „fehnfudhtroedfenben 97ad)s
tigaß" roar längft oerflungen unb bie „roilbe
tffofe feines Gebens" am ©ntblättem. — ftach
Jagen, längßenS Soeben rourbe er roieber
ber alte, fap feinem „Sineli* in bie mübe
geworbenen, hoch uttoergänglich fdhönen, blauen
Ulugen unb fagte mit roehmüthigem fächeln,
aber tiefinnerer ©mpRnbung: „ 3 $ habe fein
Jalent mehr gur ©he, roentt ober roaS follte
ich auch heirathen?! Ju raeißt ja bo<h, baß
aöeS, roaS rein, gut unb ebel in mir ift, oon
jeher Jir gehört h°t unb eS auch bleiben
roirb." ©0 hatte Reh biefe einR fo glüljenbe
Seibenfcfjaft, burch ben groiefachen Äitt ber
3ahre unb ©eroohnheit, trofc oorübergehenber
Trübungen, in ruhige Neigung oerroanbelt.
— Vielleicht trug auch ber Umftanb bagu
bei, baß ber Jichter eine Jodler hatte.
3n Vegug auf Seut^oIbS fernere SebenS?
fchicffale fann ich uur roieberum auf bie
Vorrebe gu feinen ©ebichten hiuroeifen.
^n Äüne nur noch bieS: SeutbolbS brei
Vruber enoeten alle auf oerhängnißooße art.
3roei beim Militär in 3fterifo unb Sftom er=
lagen h*imtücfifchcn gieberanfäßen. Jer
jüngRe unb liebfte, bem ÄaufmannSßanb
angehörig, rourbe als 22jähriger Jüngling
in einem VMindhener ©aßhaufe irrthümlichers
roeife — ber ßftorbangriff roar einem anbem
oermeint — auf ben Job getrofjen. fieutholb
hat biefen ©dfRag nie iiberrounben unb mit
ßfecht oon einem ©chicffalSfatum, baS auf
feiner gangen gamilie lafie, gefprodhen! —
3n ben 3 a hr c u 1854 unb 55 roeilte Seutljolb
in 3talien, bort oerfaßte er bie „Sieber oon
ber ßfioiera", — 1857 rourbe er burch feinen
©önner unb greunb ©manuel 0 . ©eibel in
bie Jichtergefeßfchaft „Itrofobil - gu ßWün=
chett eingeführt unb gab mit bem ©enannten
bie „fünf Vüdjer frangöRfcher Sprif" (©tutt*
gart 18G2) heraus, in benen Reh ©. 0 . ©ei=
belS garte RimmungSoofle 2prif alücflich mit
2eutholbS feurig^rouchtiger ©praepe oereinigt.
1861 — 65 befleibete Seutholb 9Rebacteur8:
Reßen an größeren 3 e *tungen in München,
granffurt unb ©tuttgart. — 3m 3ahrc 1866
lieg er Reh, als feine ©efunbheit bereits
roanfenb geroorben unb biefer anRrettgenben
Jhätigfeit nicht mehr geroachfen fchien, baus
ernb tn ßJtünd^en nicber, Reh ht er theilS mit
Jh^aterfritifen, ^unRoereinSberichten, foroie
eigenen litterarifchen Serien befchäftigenb.
als ^ritifer roar Seutholb oon unbeßethlich
Rrengem, aber gerechtem Urteil; gleich hoh«u
V^aRftab, roie an Reh felbß, legte er auch an
bie Serfe anberer. Jabei roar er oon großer
Vefcheibenheit unb mit Reh felbß nie gufrie*
ben. auch brachte er jebem echten Jalent
neiblofe aufrichtige Verounberung unb roarme
anerfennung entgegen. 9tur manchmal, wenn
thatfächlicbe Verfennung unb 3 uril cffehung
feiner Verfon ober Seiftungen ihn mit ©chmerg
unb Vitterfeit erfüßten, oermochten ihn folche
©rfahrungeit gu aeußerungen feiner Witfe,
roelche man ihm fpäter als „grefle ©elbft=
befpiegelung" oorroarf, roelche aber nur franf=
haft überreizte Äunbgebungen beS aßgulang
oerleugneten, fortgefefct gefränften ©elbßs
gefühlS beS JidjßerS roaren.
B-
J*
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285
3 um ©cfjluf} möchte ich noch einige fleine
(Eigentbümlicbfeiten beS Richters ermähnen,
dttan bat ßeutbolb manntgfa^ baS latent
beS 3 m P roo *r* renä $ugef proeben. — $>em mufj
idb Ieiber wiber[preßen. — 3 $ erinnere mich,
als oor langen 3 a b«n b«r S.mprooifator
Hermann einen VortragSabenb in dftüneben
gab, bafc man fieutbolb barüber neefte, ob er
eS ihm wohl gleich 311 Ujun oermöcbte. Cr
ging auch fofort lacbenb auf ben ©cbeq ein
unb fing unter bem 3 ubel ber $afelrunbe an:
„3# ft«d mich ^ier auf baS $obium,
Unb ich bin nicht halb fo bumm,
$5a| ich nicht improoifiren fönnte,
Sofern man mir bie 3*it vergönnte —*
aber ba fab er auch febon fefi unb würbe
erfi wieber mobil, als ber äünfilet bie (Se=
fedfebaft einlub, SReime auf „bewarbt" 31 t
machen. — 3 <b mar gam flarr über bie 3 « s
mutbung, auf ein folcb ^äglic^ed Sort auch
noch Oheime fudhen $u foden. aber Seutbolb,
ber gern ©taat mit mir gemalt batte, fdjob
mir fcbleunigft ein Vapierfcbnifcet mit ben
keimen: besorgt, oerquant k. unter bem
Xifdb 3U, baS ich pflidbtfcbulbigfi abgeben
mufete, um bie VreiSprämie, natürlich Vb <> 5
tograpbie beS VerSfünftlerS, einju^eimfen;
baS etnjige Wal übrigens, bafe ich rnidfj
mit fremben gebem, b. b* SeutbolbS geber,
fcbutücfte. — gür bie diatur b*Ö tc er grobe
Siebe, oor aflem Ratten baS „enbloS bin*
wogenbe" dReer unb alle gewaltigen Clemem
tarerf Meinungen, wieGewitter ober oulfanifcbe
(Eruptionen, unenblic^en 9fceia für ihn. auch
bie ©ingoogelconcerte jogen ihn febr an. —
E ür ade anberu $bie« aber batte er meniß
iefcbmadf, aufcer bafj er mich fd)on als fleh
neS $)ina in bie Menagerie führte, um ben
ßöwen, Königstiger unb Panther ju bewun*
bem. 5Die Vantberfiubien bat er nachmals
glücfücb in „Penthesileia“ oerwertbet. —
Sie er alle §albbeiten # haßte, f° auch &ie
£albtöne in ben garben: blaßblau, blaßrofa
mar ihm ein (Krauel! ©eine SieblingSfarbe
roar rotb; „rotb ift mie ein tfriegSfcbrei"
fagte er! ©ctyon als ©tubent trug er mit
(toller greube (ein „rotbeS Äctppi" unb noch
al« gereifter dRann batte er eine ganje Col¬
lection rotbfammtener #au 8 müben, bie ©pen*
ben anmutiger Verehrerinnen, roelcbe er aber
nie trug, fonoern, ebrfurcbtSoodft in ©eiben--
papier geroicfelt, oerroabrte, um ficb tyt unb
ba an ihrem anblicf ju weiben. auch bie
C5olbfarbe liebte er febr unb wanbte beSbalb
mit Vorliebe in feinen ©ebiebten „Vurpur
unb ©olbtöne* an. 3 $ fdbft mußte als
©dbulmabcben lange 3*it einen Vafcblif mit
goloenen Srobbeln tragen, roaS meine dRut=
ter abfurb, Seutbolb aber wunberfebön fanb.
— *Run ruben fte 33etbc tief im ©runbe,
biefe groei Vtenftben, bie mir im ßeben am
näcbften aeftanben! — Um acht 3 a ^ K ba^a
fie ibn überlebt, bie treuen blauen äugen, fte
gaben ibm noch baS Geleit $um Vabnbof
bei ber traurigen abfabrt nach ©urgböljli —
ein abfebieb für immer! —
greiin 0 . #., eine ®ame mit „pentbefileias
bafter" Crfcbeinung unb rooaenbem ^aUanien^
baar, pflegte unb übermalte ben ^ranfen
roabrenb ber D^eife auf’S forgfamfte. — als
Siebergeburt beS ©cbönbeitStoealeS, baS ficb
bei Siebtem unb Zünftlern immer roieber
bis ^um £obe erneut, erhellte biefe ©eftalt
wohl noch oft in träumen bie büftere 3 « s
fünft feiner ©eifteSnacbt. — 5)ie treue Ve=
gleiterin feines Gebens aber ift, unter bem
anpratl fo oieler ©eelenftürme aufammen^
bredhenb, langwierigem forperlidhen ©iecb=
tbum oerfaden unb nadh unfagbaren, mit
beifptellofer ©eelenftarfe ertragenen Reiben in
meinen armen oerfebieben, als eine Vtar*
tprerin, bie id) auf ben Änieen oerebren
würbe, audb wenn f« nicht meine Vtutter
gewefen! —
Unb nun ber ©dreier über CeutbolbS Vri*
oatleben gelüftet worben, bat ficb gegeigt, ba&
weniger augere $anbluna unb bewegte Cr=
eigni’ffe barin enthalten ftnb, als tieftraurige
gamilien= unb ©eelen^uftänbe. — aber über
adeS eilt ber gefebaftia glättenbe ginger ber
3 eit hinweg: über Sborbeiten, gebier unb
©cbmerjen ber Vtenfcbbeit. — Unb fo mögen
benn bie folgenben 3 ngenblieber*), biefe lepten
@rüfee auS bem («rabe beS fo fdhwer £eim=
gefuchten, bie jwar noch feine befonberen
Äunftformen aufweifen, aber neben febrner-
mütbiger Älage über Vergängliches bodh ben
VulSfdhlag Dotier 3ngenbluft unb ein war^
meS ^)erj für Vaterlanb, ^atur, fowie adeS,
was groß unb fdhön ift, oerratben, fyit unb
ba ein geneigtes Ohr bei ben geehrten Sefem
finben.
*) Xiefelbcn toerben in b<n näcbften dummem
8um «bbruef gelangen. 91.
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28t>
K-fS
@ » n tf il fr.
<$erbettgebi<$t von $nßai> jUßropp. <§—
(gortfepung.)
Sicr jc^ntcS
©eä Äönig $orant3 Äriegcr
Sagertcn weit burdb’3 ?anb,
©er ©inb fuljr über bic §aibc
Unb über ben Uferftranb,
Um manches helle geuer
©aren fte bort gefetyaart,
Den müben ficib $u pflegen
Stach müheooDer ^eeredfa^rt.
@3 ^atte §orant bie Sotfdjaft
®e3 ©rafen Äanut oernommen,
®a mar e3 über ifjn
©ie flamtnenbeS geuer gefommen.
©er £oxn fc^lug lobernb empor,
Unb fyaftig aus» ber ©d)eibe
Stifj er fein gute§ Schwert. [©ibe!
„3<h fchwöre Städte fyier mit fermerem
„®u ^ofi mit ©djaitbe oerfe^rt
Sfleine ©erbeboten,
3<h wähne, bafj grute »eilt
3n £elf}eim bei ben tobten,
®u ^aft ben Äranj jerriffen,
®en einft ich bir gebunben,
3efct Jollen rot^c Slurnen
©rblüfjn au3 taufenb tiefen ©unben!
„©unhilbc, tyüte bid?!
Seginnen foD ein ©erben
Sei fcfyarfer Schwerter Mingen
Um ©iegen ober um ©terben!
9ll§ Sräutigam foö bir nahen
©er tob in blei^em ©ewanbe,
3$ bin fein ©erbebote, [Schanbe!"
STOit Slut auSlöfchen mujj ich biefe
Unb über bie weite §aibe
Siefc er ba§ §eerf}orn blafen;
©ie fuhren bie ftarfen gelben
©rnpor ba oon bem Sftafen!
®a3 ©c^lac^tgefc^rei erfd^oH:
„SJtit ©bfyin tob unb ©iegl"
3nbejj in’S Sett ber Stacht
Slutroth bie Slbenbfonnc flieg.
Abenteuer.
©in füljler Slbenb fam
Stach ^ei^er ©onnenglutlj,
®a babeten ftch bie ©tragen
®e3 9Jtonbe3 in ber gluth,
3m ©inbe wehte raufdjenb
®a3 SRiebgraö hin unb ^cr,
Unb mübe groüenb wogte
®a$ weite, gren$enlofe ÜJteer.
©a3 jog ba über bie ©ünen
©in tofen Ijer oon fern
©ic ©onnern unb ©iube3braufen ?
©ie gelben fyörten e3 gern.
®a3 bröfjnte wie $uf oon hoffen,
®a$ fällte wie ©c^werterflang,
Slchttaufenb bannen erhoben
SJtit lauter Stimme ben ©cfyladbtgefang.
Äanut, ber ©raf oon Siborg,
Stitt forfd^enb über ba3 üanb,
©r ^ielt über feine klugen
©pä^enb bie breite £anb,
©ann fam er in großer ©ile
©ieber jurücf gefprengt.
„Sflctn Äönig, ich fah fie nahen, [fengt!
©ent geuer gleich* ba§ ben ©alb oer?
„©er weife, welch böfer ©eifl
3^ncn baS gerätsen,
3<h fah baö ganje £eer
©urdj ba§ ©affer waten,
©3 ftrömt burd) eine gurt
£eran ba3 ©achfenheer,
©er ©turmflutf) gleich, bie fchäumenb
Sluf weite Äüftc wäljt baö 5Dfeer!"
©a jogen gegen einanber
©ie ©änen unb bie ©achfen,
©§ festen i^re groge 3^
3mmcr meljr ju warfen.
©er Äönig ©rieh fprengte
ÜJtit feinen ftarfen ©öfynen
SorauS bem §eer unb begann
®cn ©ünenfönig ju oer^ö^nen.
-<- 18
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287
„£err £orant, bicb ruf 1 i<b auf!
Durch beineS ©aterS SJtacbt
SBarb ich um Dhron unb §errf<baft
Unb meine Ärone gebraut,
3efct fomm* ich, Städte $u ^etWcn!
§ier gilt eS nicht, ju wimmern
SJtit Sang unb ©aitenfpiel,
§icr fallen fc^arfe SBaffen flimmern!"
Unb als er baS gerufen,
SBarf er hinauf ben ©peer
Unb fing ihn wieber auf.
Da jaulte i^m ju baS §eer
Unb ^ielt mit ©türmen ein.
Die Dänen auch blieben fielen,
Dem Äarnpf beS wilben ÄönigS
Dachten bie Stecfen ju^ufe^en.
Doch Äanut, ®raf oon ©iborg,
spielt feinen §errn juriuf.
„6r ^at meinen SSater erfragen,
3efct gönne mir baS ®lü<f.
Die Slutracbe ju üben!"
Dann fprengte er oerwegen
2luf baS freie gelb,
Dem alten Äönige StorwegS entgegen.
„Stun, Äönig (Sricb", fo rief er —
@3 bebte feine ©timme,
2113 er iljn funfelnb anfah,
©or ferner oer^altenem ©rimnte —
„Stun fommt bie 3 e ü> um ^
Die ®ötter fo oft gebeten,
Dem ÜJtörber meines ©aterS
Darf ich als geinb entgegentreten!
„GS mirb ber eine oon unS
Sticht lebenb ben ©lafc oerlaffen,
2113 Äinb fd)on lehrte mich
Die ÜJtutter, btc^ $u Raffen!"
Doch Gridb fab auf ifjn
Jpcrab mit milbern §o^n.
„Stad) Äönig Jporant rief id), [©oljn!"
Dieb barf erfc^lagen mein füngfter
Unb §aralb, ber junge StedPe,
SBarf fein golblicbteS §aar
3n feinen Stadfen $urüdP.
@3 leuchteten blau unb Har
3n Äampfluft feine 2lugen,
Gr tummelte froh fein 9^o§
Unb gegen ben Dänengrafen
©cbleuberte er fein ferneres ®efd^o§.
Der ftng mit feinem ©c^ilbe
Den mächtigen ©peer bebenbe,
es märe fonft gefommen
©eines SebenS Gnbe,
Gr wanfte faum im ©attel
Unb fchleuberte bann mit Äraft
Stad) bem jungen ®egner
©einen ferneren 2an$enf<baft.
Doch lacbenb beugte fich ber
©eitioärtS auf bem ©ferbe,
Da flog ber febarfe ®er
§inter ihm in bie erbe,
Dann fpomten ©eibe bie Stoffe,
3m ÜJtonblicbt flammten bie Älingcn,
2Bie wenn bureb bunfle SBetterna^t
3n bläulichen Strahlen bie©lifce fpringen.
3Bic ein üJtühlrab freift,
Umritten fich ®eiben,
Sie famen fleh fo nahe,
9113 wollten fte nimmer fd)eiben,
©3ie ®lod(en Hangen bie Schwerter,
jpelme unb ©chilbe bröhnten,
Defc h a tte Sticmanb SJtitleib,
2113 bang bie müben Stoffe ftöhnten.
Schon flog baS rothe ©lut
©eiben aus tiefen SBunben,
Stoch roar ^ en Stecfen nicht
Die 2uft am ©treite gefchwunben;
Da ftraudbette #aralb3 Stog
Unb Äanut hieb fogleidh
Dem finlenben ÄönigSfobnc
DaS £>aupt hetob burdh einen ©treidh-
Der Äönig Gridj fah eS,
Gr hörte bie Dänen brüllen
Dofenben ©iegeSruf.
3n Stacht febien ftd) $u büßen
©ein Slngeficbt. @o finfter
SBurben feine SJtienen,
SBie wenn ein SBettergewöl!
2lm Slbenbhimmel ift erfchienen.
Gr ritt auf ben ©cgner $u
Unb jwang ben tiefen ©cbmerj,
Dann fchleuberte er ben ©peer
3b m mitten burdh
Die febarfe Sanjenfpifce
Durchfchnitt baS ©anjergewanb.
Da fant h^rnieber lautlos
©raf Äanut fterbenb in ben ©anb.
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288
8-a
Stun fturjtcn pcb bic SRaffcn
©ntgegcn in fyeulenber ©utb,
Oa färbte ber roeipe ©tranb
©idj rocitbin rotfy non ©tut,
Unb in bie Oänenfd)aaren
Orang Äönig ©rieb fjhtein,
©3 folgten ilpn neun ©öpne,
Oobt lag ber je^nte im 9Konbenfd)ein.
Oa begann pcb rings bie 2uft
SJiit Rolfen ©taubem $u füllen,
Oie fugten bie Ijelle 3Jtonbnad)t
3n Ounfelbeit $u füllen,
Oie wirbelten pod? empor
Unb mailten über ba§ Ifyal,
©ie grauc§ Stegengeroötf,
@o $og e3 weiter trüb unb fafyl.
Unb roie aus bitten ©olfen
Oer £mgel Promt ^emieber,
glogen mit lautem Äraren
Oie ©peere §in unb roieber,
Unb roie bie £alme fniefen
3ufammen oor ben ©cblopcn,
©anf mancher §elb ju ©oben,
©on rot^em ©lute übergoffen.
@ie febrieen gegen einanber,
Oa§ fc^oü roie SKeereSbranben,
©enn bonnernb im ©türm bie ©eilen
©egen bie gelfen lanben,
£eerfyöruer geulten baju,
Oie follten burd) bumpfeS ^Dropncn
Oen ©ebruf fterbenber SKannen
üJtit flarfer ©timme übertönen.
Unb roie auf ftürmenber Seefahrt
Oie haften p<b abwärts roiegen,
©o fab man Sanncr unb galten
©idj auf unb nieber biegen,
Unb roie pcb ©eilen fyeben
• Unb roieber nieberfallen,
©o bäumten pcb bie Stoffe, [©cfyilbe ballen,
©ie ©dbaum fab man pcb oben roeipe
Oort, roo be3 ÄampfeS Sranbung
Oie bödmen ffiogen roarf,
©o pdj bie ©c^roerter trafen
©leid) Bäljnen fpi^ig fd^arf
Unb gegen einanber flafften
©ie in be§ ©olfeS Staren,
Oie Opfer $u jermalmen
i 9Kit lautem Änirfd)en unb mit firad;en,
i
Oort, roo Pe in roilbem Staufdje
Oa3 ©lut ber geinbe tranfen,
Oap pe, jum Oob getroffen,
3ur Grbe nieberfanfen.
©o $u bid^tem Knäuel
©icb ballten bie rocipen ©dptbc,
©tra(;lte in eiferner ©rünne,
3n golbnem Äronenpelm ©unbilbe.
Unb ©alram, Sogt oon ©rebpebt,
©eilte in ihrer Stäbe,
Oer forgte mit Parfetn 3trm,
Oap ipr fein Seib gcfdjäbc,
Unb roie ein ©dritter mäpt
ÜJtit greuben bic reifen ©aaten,
©o preefte er bic geinbe
3u ©oben, bie pcb ipnen nabten.
Oer ©adpen roaren $u oiclc,
Oer Anprall roar ju feproer,
Oa roanfte in feinen gugen
Oa§ Parfe Oänenb*er,
@3 roarb jurücfgctricben
©egen bie S)tecrc§bucbt,
@3 fugten oiele Oänen
Oie Stettung febon in feffetlofcr gluckt.
2ll§ Jporant fab, er roürbe
©alb fämpfen ohne SJtannen,
Oa roanbte er fein ©dfpaebtrop
Unb fprengte fd^nell oon bannen.
©unbilbe folgte Ujm
Stuf grauem $tlUx 9 «f<b»inb,
£in patterten ipre £aare
Our<b ben febarfen Slbcnbroinb.
Ueber bie Jpaibe roebte
©rauer Stebelbuft,
©ie roaren halb oom §eerc
©etrennt bureb roeite Äluft;
Oa roanbte p<b §orant um,
@r roar mit i^r allein,
Son ©(baut roar übergoffen
©ein 9lngcp<bt mit rotpem ©cbein.
©3 ringelten um ben §al3 ffcb
£>ernieber ipre Socfen.
„©er bift bu?" rief ©unbilbe,
©i§ in ben Oob erfd^rodfen.
„3<b bin ein fficbenber Oäne,
SJtein Stubm iff mir jerriffen,
©elcben Staaten icb trage,
©erlange nicht oon mir $u roiffen!
_ft
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289
„Um bicb ift ^icr ocrgoffen
2Jteiner greunbe ©tut,
9tun werbe bir eS funb,
SBie ferneres Unglücf tfjut!
Did) miß ich überwinben.
Du ftebft in meinem Sann,
Söalfüre bu, jefet fcbwinge [gewann!"
Dein ©dbioert, baS fdjon ben ©ieg
Da fähigen fie auf einanber
ÜJtit mannen garten ©plagen,
©S wnrben ihre Schwerter
©dortig halb wie ©ägen,
Da märe ©unbitbeS Äü^n^eit
Durdb fä^en Job belohnt,
ffienn nie^t ber frembe Leiter
3b* jungeö Seben hätte gefront.
„©unbitb, bu ©(tylactytenjungfrau,
Salb ift bein ©treiten aus,
9US gute Scutc miß ich
Dieb führen in mein §auS,
2luf ^o^em ©ößer foßft bu
Dort grauen gla<bs mir fpinnen,
Das lag mir längft im ©inne,
©in folcbeS Spinnweib ju gewinnen!"
Unb ob ftc jornig brein fcblug,
©ie würbe halb bejwungen,
Da ^at ber geinb bie ©affe
3b r auS ber £>anb gerungen.
@r legte feine 9ted)te
Um ihre jcblanfe ©eftalt
Unb ri§ fie auf fein Stofc
3u ftcb hinüber mit ©cwalt.
Da t^at fie einen Sluffctyrei,
©o wie ein galfe fcbreit,
SBiU ü>n ber $äger fangen;
DaS brang in bie gerne weit,
Unb als ber Sogt oon Srebftebt
Den wilben ©d^rci oernommen,
„§ci", rief er, „bie Stimme fenn' id),
3efct foß bir fcbneße £>itfe fommen!"
Unb, ohne ftcb ju befinnen,
©ab er bie ©poren bem Sferbe,
Da flog eS wie ein Sfeit
Ueber bie ftäubenbe ©rbe.
©o ^aftig fonnte £orant
Stit feinem Staube nicht reiten;
£crr SBalram fcbrie: „£>alt ein!
3efct mufjt bu gegen SJtänner ftreiten!"
Unb fpaltet ifjm ben §clm
9Jtit einem gewaltigen ©treidle,
3u Soben fan! ba £>orant
©leid) einer gefaßten ©i<be.
Da war bie SDtaib befreit,
©ie fdjwang ftcb auf ityr Stog,
3nbejfen bunflc ©lutb
Das weifjc Slntlifc übergofj.
„©un^ilbe, meine Königin,
3$ fam ju rechter 3eit,
©S bot mein gutes ©ebrnert bicb
9luS großer Stotb befreit!
Unb ob auch aße geinbe
3erfprengt flnb unb erfragen,
9Benn bicb c ' n Seib getroffen,
2lß meine Jage woflt 1 icb eS beflagen!"
©unbilbe reichte ibm
hinüber ihre §anb,
©ie ritten Seibe bann
3urücf am Uferftranb,
©S raufebte unb eS braufte
Daju bie weite ©ce.
Da flog bureb i^re ©eele
©in feltfam tiefes, frembeS 2Beb.
3nbeffen wüblte Jporant
,gm ©anbe ooß Serbrufj.
„gabr wobl, fahr wobt, ©nnbilbe,
Dieweil icb Porten muß!
Du b<*P meine ©bre gebrochen,
Du boft mein §erj geraubt,
gabr wohl!" — unb buitfel fanf ihm
Sergeffenbeit auf’S rnübc £aupt.
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290
günfje^ntes
3n §orantg Äönigg$cltc
£ielt ©unljilbe Staft,
3m Sänentager roeilte
Sag ©adjfcnijeer alg ©aft,
Sa fcnfte ftdj bcr ©djluntntcr
»uf 2ltle halb Ijcrab,
Stur menige ©adjen manbelten
©or bcm Säger auf unb ab.
3ebo$ bie Königin
ganb jHfleit ©dljlummcr nictyt,
Sie braunen §aare gingen
©ie ©^langen um iljr ©eftcfyt,
©g lag iljr |art im Sinne
Unb fränftc fie nidjt gering,
Sag Ijeut jum erften SJtale
Sie eineg SKanneg 9lrm umfing.
Sa fprang fie plöfclidj auf
Unb ijütlte ficty in ityr ©eroanb,
Sic ©rünnc legte fte an,
©eil fie ben ©djlaf nictyt fanb;
©in golbneg ÄäfUein na^m fie,
Srin ©albe mar genug,
Sie ©unben all $u feilen,
Sic Ijcutc tyre ©affe fd&tug.
Unb auf ben grauen 3 e ^ cr
©djmang fte fic^ gefd)roinb
Unb eilt 1 bann über bie £aibc. —
2)urdj ©<$ilfgrag rauf^te ber ©inb,
3n ©temenbämmrung rutyte
Sie mcite Stadjt untrer,
©g fcfymebte fetyon, ocrftnfenb,
Seg ÜJtonbcg ©cfycibe über bem SJteer.
2llg fte jur ©alftatt fam,
Sa fajj auf einem ©feine
Ser greife Äönig ©ri<$
3n bleidbem SStonbenfdjeinc,
Ser Ijielt in ftiHer Siebe
Sen tobten £aralb umfangen,
©r fügte bag £mupt $unt £alfe, [©angen.
Sie grauen Sorten gingen über feine
©r [treidelte linbe ben ©otyn,
2l(g mollf er iljn roieber beleben.
„3111c mein §ab unb ©ut
§ätt’ idj für bidj gegeben;
2t b c n t e u e r.
©olbljaar, beiner üJtutter,
©lid^ bein Slngeftctyt,
Stun feib iljr ©eibc tobt, —
Sänger ju leben begehr 1 i<$ nid^t!"
Unb oljne Sljränen fa§ er
3n fteinemem ©djmerje nieber,
Siebtofenb feinet ©oljneg
Äalte, ftarre ©lieber.
©eid) flang unb milb fein Älagcn,
Saö mochte ©unljilb nid^t Ijörcn,
^eimlic^ ritt fte rocitcr,
Sticht feinen tiefen ©d^merj $u ftören.
@g irrten burdj bie £aibc
©ölfe gierig milb,
©g flatterten bie Stäben
Äräd^enb um bag ©efttb,
Sie ©ölfe mitterten Seiten
ÜJtit minfelnbem ©efetyrei.
Sa fd^auberte ©unljilbc,
3« fdbneüem fjtug ftob fie oorbei.
Unb eilig ritt fte meitcr,
Surdfg blutgetränfte gelb,
Sa lag auf jertretenem Stafcn
®ar tnandjer tobte £eß>,
Unb mancher, bem bie ©inne
©ntfd^minben unb oergeljn,
©ermeint bie ©otin ffiotang
3m bleiben ©ternenfdjein ju fe^jn.
Unb roeiter über bie Sünen
Sreibt eg fte fort mit Jpaft,
©in tobegbangeg 2tyncn
$ält ifjren ©eift umfafjt,
©o rafdj ber mübc Stenner
3u eilen nutt oermag,
gliegt fte bcm Ort entgegen,
9ln bem ifyr geinb am ©oben lag.
3m ©anbe fafy fte liegen
Sen rounberfüljnen SJtann,
©g fdjlidjen fdjon bie ©ölfe
©idj leifen ©djrittg l)eran;
Sa fprang ©un^ilb oont ^Jferbe.
„SJtein Stoß, jefct ^aft bu Stu^ 1 ,
Sem tobten SJtanne miß id^
Sort fetyliefjen feine Stugcn ju."
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291
®ie ©Slfe fdgeudgtc fic
Unb fnictc neben bem lobten,
®em waren bie §änbe gebadt,
9H8 ob fte jornig brogten,
Sie löjte igm ben Sßanjer
Unb nagm ben §elm oom Raupte.
©ering nur fdgien bte ©unbe,
2)ie igm fein junges Sebcn raubte.
Unb war eS nidgt, als göre
©ie leifen 9ltgem$ug?
Gr lebte, ber fte geute
3n feinen Slrnten trug,
9Rit betn fie gier im gelbe
©o garten ÄampfeS pflag,
®a8 fugr igr bureg bie ©lieber
3n jügem ©dgreef wie ©etterfdglag.
2)odg lieg fte feinen Äopf
Sticht finfen auS ber #anb,
©ie richtete mit ©albe
Unb Sinnen ben ©erbanb.
2)odg als er $u igr auffag,
3118 ob er banfen wodtc,
©efdgag eS, bag fte plöglidg
üJlit fic^ ob igrer 3Jiitbe grollte.
2)a fianb fte gomig auf.
„3$ gätte niegt gebaut,
5)ag bieg fo leichte ©unbe
Um beinen ©ieg gebraut!"
„$u aber banfe Obgin",
Gr fpracg’S, „bag bu erhalten
2)en Schlag niegt gafi oon ©alram, [ten !"
©onfi wäre fegt bein fcgöneS Jpaupt gefpak
Unb als fie grog unb rugig
«uf ign nieberfag,
3gnt warb fo wogl unb wege,
©ie igm noeg nie gefdgag.
„®a8 SooS gat fidg gewenbet,
3dg badete, bieg gu fangen
Unb bin fegt in baS ©am,
®aS icg für bieg gejtedt, gegangen!
„©ejtimme mir ben SoSfauf,
©cfangen bin kg worben,
GS rügt mandg 1 golbneS ßleinnob
2JHr wogt oerwagrt im dtorben."
„SRidgt wid idg ©otb noeg ©ilber",
©o fpradg ©ungitb bagegen,
„$)odg fodji bu niemals wieber
©egegnen mir auf meinen ©egen!
-IS:
„Unb weil icg bir, bem geinbe,
®aS Scben gäbe gerettet,
@o fei bein ©unfdg nadg 9tadge
gür immer fejigefettet,
Unb widft bu grieben wagren,
©efteige mein dtog fogteidg
Unb reite fort unb fomme
2ftir nimmer in mein Sönigreidg!*
©ie fdgritt ginweg unb trugig
©erfegwanb fte in ber SRadgt,
3gm feinen SBlidf megr gönnenb,
2) em SRcttung fte gebradgt.
®er ridgtete fieg empor
©od ©onne unb ood Seib
Unb fag nadg jener ©egenb,
3« ber oerfdgrounben war bie 3Raib.
grog rief ba Äönig £orant:
„$)u geilteft meine ©unben,
SRur feiten gab 1 icg nodg
©o milben geinb gefunben;
3egt barf idg geimwärtS reiten
©ogl über ©erg unb Igal,
©ungitb, bu jtolge 3 u ngfrau,
©ir fagn uns niegt baS legte SJial!" —
3lm frügen läge lieg
©ungilb bie Körner fegaden,
®a warb fte frog begrügt
Son igren Reiben aden;
®ie SRedgtc gab fte ©alram,
®er geftem fte befreit.
„©enn bu midg nidgt errettet,
3m Dänenlanbe weilt 1 idg weit!"
3) ann trat mit feinen ©ögnen
®er Äönig Gridg gerbei,
®er bliefte cmft unb rugig
3n igre Stugen frei,
2)cn ©dgmerg trug er tief innen,
2)odg ftotg war feine ©efialt,
3gr aber perlten oor Seibe
Jperoor bie Igränen mit ©ewatt.
„®a8 wiffe, ftolger Äönig,
©ie tiefes Seib idg trage
Um Jparalb, beinen ©ogn!
©ie ©onnenlidgt am läge,
©o geiter war fein ©lief.
®aS gab 1 icg mir gefdgworen,
®ein 3teidg bir ju erringen,
2)a8 bu burdg ©erratg oerloren!"
-S
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©a8 na$te für ein tönen
Unb Älingcn au8 ber ©eite,
2118 ob ein froher Srautjug
S)urd} ben ÜJtorgen reite?
©er n>ar e8, ber mit ©irnbeln
Unb Jpörnerflang bort na^te?
®a8 mar mit feinem §eere
3^r alter Oljm, ber Äönig ©ate.
£err ©atc überfab
©rftaunt bie fronen Äricger.
„£ei!" rief er, „irr 1 id) nid}t,
@o feb id? euch al8 Sieger!
SDWt meinem Sinnen marb
£icr mancher 3Jtann oerbunben,
®rauf flimmern rot^e gletfe;
aH<bt feiten ftnb bei euch bie ©unben!"
,,©ir haben", fpradb ©un^ilbe,
„^nbeffen bu gefdjlafen,
3)ie geinbe überrounben,
©ie mir fte eben trafen.
3 efct ntagfl bu grieben ftiften,
3«b miß e8 nid&t befreiten,
t)u barfjt nadj §orant8 Surg
21(8 unfer grieben8bote reiten!
„3$ ^abe §orant jur glu<bt
ÜKein graue8 atojj gegeben,
35u triffft tyn, T^off' icb, ba^cim
©efunb unb frofj am Seben!
9Kan fagt, er finge $ur Jparfe
©ie fein Sarbe im Sanbe,
^cboc^ im Kampfe flob er [Sdbanbe!"
Sor un8 ^inroeg mit Schimpf unb
35er alte Stccfe brummte:
„©8 ift bein ©erf nid^t ftein,
68 rühmte fidb ber 3)äne,
SRodf) nie befiegt $u fein!
Sei mir, bem alten ©ate,
Sernteft bu fold^e Streiche,
SRun miß icb grieben ftiften
Unb Ijeim bann jie^n nach meinem Steife!"
®a fprad} bie junge Königin:
„©8 ^at bamit nicht Eile,
3$ ^offe, baß bein £eer
2Kit un8 bie greube t^eile!
©ar mannen Schlaud) mit 9Retty
ganben mir al8 Seute,
Ob alle nodf} fo burftig.
Sie fönnten fie nid)t leeren Ijeute!"
35a jogen beibe Jpeere
©inmüt^ig auf’8 ©efilbe,
@8 marb nicht oiel gefpart
Son Äönigin ©un^ilbe,
Sogar bie Sieben tranfen
Si8 in bie fpäte ataebt,
Üttan<be8 ooße §orn
©arb ber Jperrin SKinne bargebrac^t.
Unb al8 am 2lbenb ^eß
3)er üttonb am Jpitnmcl fianb,
t)a fdjien er über ba8 treiben
$n bem roeiten Sanb.
SRid^t oiele 3tü<bterne ^at er
$n bem tfjale gefe^en,
atur roenige fonnten aufrecht
atad) tyren jiiflen geben.
Sechzehntes 2lbenteucr.
68 maren t)änen unb Saufen Unb al8 bie tobtenfeier
üJfit manchen reifen ©aben 3ttit großen ©bren ooßbrad^t,
3n einem b<>b cn jpügel §aben bie merken ateefen
ateben einanber begraben; Sieb auf ben §cimmeg gemalt.
Sic ruhten in großen Äammcrn, greube unb traucr trugen
t)ie jungen hm eilten, JpcimroärtS aße Seute
©Ören fie noch am Scben, Ueber bie tobten ©enoffen,
Sie mürben nidjt lange gricben galten. Ueber ben Sieg unb bie reiche Seute.
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293
©ic fuhren aus cinanber
©ie bic ©cfywalben im dRaien,
Äomrnen ftc au8 bem ©üben
heimwärts in langen 9Wf)cn.
fRaefy igren ftiden Oörfern
©teuerten bie gelben,
Oen Sippen unb 2tnoerwanbten
3$ren fronen Sieg ju melben.
©unljilbc audb gelangte
3u itjrem ©ctyloffe wieber.
Oer nagenbe ©ommer fanbte
©onnenglutlj gernieber,
©ctymetterlinge unb ©(fywalben
glogen am ©dfyloffe oorbei,
Oie SSögcl fangen ffiettc,
©er wo^jl ber befte ©änger fei.
Sie Ratten gut ftdj fireiten,
©3 fdjnneg bie JRattytigad,
3118 ber Scnj oergangen.
Oa pfiffen bie dlnbcrn aß.
Sogar ber fd)warje SRabe
©ollte baju nidjt fetymeigen,
Oag igm ©efang oerlieljen,
Oacfyte er oor aller ©eit ju jeigen.
©icl fyatte bic Königin
gür Ujr £anb $u forgen,
3u rieten unb ju fdfylidijtcn
täglich oom frühen dRorgen
S3i8 jur dlbcnbftunbe.
@8 !amen au8 allen ©aucn,
§ilfe unb SRecfyt $u geifdjen,
Oie dRänncr ju iljr unb bic grauen.
Oer ©ommer ging jur SReigc,
Oer raulje §erbft begann,
Oie ©türme müßten ©eile
3tuf ©ede fetyon geran. —
Oft mar c8, bag fte dlbenbS
3um ©öder tarn gekritten,
3^r flatterten bie §aarc,
3nbeg ftety dRecr unb ©türm beftritten.
Oann gub ftc an ju ftngcn
#cd unb nmnberfam,
Oer gifc^er im Jtaljnc laufcfyte,
Oer igr Sieb oerna^m,
Oer lieg bic dtefee ftnfcn,
©enn £arfcnfpiel unb ©efang
9Son ben gogen 3m nen
Oer ÄönigSburg gernieberflang.
-«
Oie dRöoen fdgrieen fegridenb,
Oie SSranbung wogte laut,
§odg oben ftanb ftc einfam
©ic be8 @turme8 ©raut,
dRit geder ©timme fang fie
Unb roinfte mit ber £anb
JpinauS in weite gerne,
hinüber naeg ber Oänen Sanb.
Oa ritt §err ©ate einft
dRit ©alram über bie Oünen,
©8 fehlte audg dRorung niegt,
Oer ftoljc Äönig oon günen.
©ungilb gieg bie widfommen
,3m gogen ÄönigSfaal,
Oort warb ben wertgen ©äften
©eriegtet fegned ein reidgeS dRagl.
Oa fag ber alte ©ate
dtadg feiner ftgönen SRidgte,
Oie auf bem §odgfig thronte,
©eftraglt oom Äerjcnlidgte,
Unb fpraeg: „Ou gaft bewiefen:
Ou fannft mit ftatfer £anb
33cfd^irmen unb oermalten
Oein ©olf unb aueg bein reidgeS Sanb!
„Unb bennoeg mug i<g bidg
Sn bein ©erfpredgen mahnen!
©8 fod mit un8 nidgt enben
©in ©tamm fo göltet Sgtien;
3<g bin ju alt geworben,
Oo(g leicht wirb bir'S gelingen,
Oir einen dRann ju türen
Unb garte ©rben un8 ju bringen!"
Oa fpradg ber ©ogt non ©rebftebt:
„Ou mugt bie ©d?eu bejmingen!
©0 fdgeut man ftdg audj 9lnfang8,
3n talte8 ©affer ju fpringen,
Oo(^ §at man ba8 gewagt,
Oann füllen pc^ halb bie ©lieber
©0 wogl in ben flaren ©eden,
Ungern nur oerlägt man ftc wieber.
„2lu(§ £erta, meine Ood^ter,
^)atte einft oermeint,
@ie wode niemals leben
3Rit einem 3Ranne oereint,
Unb bocty begehrt ftc je^t
§erm grute jum ©enogen,
SRun bin id& |erjlid^ fro^,
Oag biefcS ©ünbnig warb gefd^loffen.
- &
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?94
IR-
„gür meine SDtilbe fönb idj
3nbeffen retten Sofyn,
3)enn grute meilt bafyeim
SllS mein lieber ©oljn,
3Bie lauter ©onnenfdbein
Stufyt eS über ben fallen;
Stiebt minber glüdflid) mögen
3*fet au<$ bir bie Soofe faßen!"
3ogenb erljob fidj nun
Störung unb fagte leife:
„SBoßtejt bu fo Raubein,
ES märe flug unb roeife!
Unb maS idj einft gefprod^cn,
3<ty roieberfyor eS Ijier,
forb're beine §anb,
®u Ijolje Königin, uon bir!"
®a richtete ©unljilb ficty
Empor oon ifyrem i^rone
Unb roarf gur Erbe nieber
®ie golbne ÄönigSfrone.
„Sftx gönnt mir nic^t bie §crrfc§aft,
®aS fa^ id) unmutljSüoß,
$)af$ i<$ mein 2Bort gegeben,
Erfüßt mit Trauer midj unb ®roß!
,,®odf) Ijabt iljr gugefianben
Unb idj verlang’ eS frei,
®afj überlegen mir
Sin Äraft mein ©atte fei;
Stur bem, ber in brei groben
SDiicty überroinben fann,
2)em gönn’ idj biefe ßrone,
®er fei fortab mein £err unb SOtann!
„®od(j wenn idj iljn befiegte,
©ofl für fein füfjneS ©Jagen
®er genfer itjm, ic§ fcfymör’ eS,
®aS §aupt herunter fragen!"
£err Storung beugte fidj
Unb Ijob empor bie Jfrone.
„SOtein Seben fe^ 1 icfy ein, [Sotyne!"
3uerfi oerlang 1 idb nadj bem reifen
®a falj ©untjitb ifjn an:
„3$ bir eS gut,
£)err -Störung, bleibe fern,
ES foftet bidj bein ©lut!
-fil
Söenn ic§ nid^t mißig mic§
©eftegen laffen mag,
@o foß fein SDtann auf Erben
Erleben meinen £oc§geitStag!"
Slm anbem SDtorgen gogen
®ic ©oten fetyon fjinauS,
2)ie trugen feltne Äunbc
3n manches eble £auS,
®ie riefen aflerorten
Es aus mit großer Äraft,
SBie frembe SBunbertfyiere
@o mürben fie oom ©otfe angegafft.
Sluf aßen ©tragen entftanb
Ein Steifen unb ein Steiten,
©iel eble SDtannen famen
©egogen uon aßen ©eiten.
Sogar aus fremben Sanbcn
Staaten fte nid)t fetten,
©S roud^S eine ©tabt empor
©on grünen Jütten unb oon 3 e ^ cn *
ES mimmelte im ©d^Ioffe
©on ©äften aßerroegen,
®ie moßten bei bem ©Jettfircit
SllS 3eugen fein gugegen.
®aS ©djlojj marb auSgefd^müdft,
SllS fei baS £od}geitSfeft,
SJtit ieppid^en unb gähnen
Unb mit ber ©ehrten ©lumenreft.
®ann ebnete man emfig
3m greien einen ©lan,
SDtit meinem ©anbe mürbe
©efhreut bie meite ©afyn,
Unb rings untrer in Steifen
§obcn ftety empor
$)ie ©ifce für bie ©äffe
Unb für ber SDtaibe Ijotben glor.
SDtit feinem ©ofyne fehlte
Der blinbe §arfner nid&t,
©crbunfelt roaren bie Slugen,
Dod} feine Seele mar lid}t.
Der fang bis in ben Slbcnb
©Junberfeltene SOtüren,
©Jenigc meiltcn gu Storbffranb,
Die nietyt fro^j ob feiner Sieber mären.
(gortfefcung folgt.)
fe-ö
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295
9» t
Sttcnb iP’g; idf) fifce trüb
§ier am 2lrbcitgtifdf)e.
Grog fommt, bcr Heine ©ctyclm,
Dag er micty erfrtfctye.
9luf bie ©ü<$er ^oeft er pc§,
©aumclt mit ben gügen:
„greunb, idj fomm non beinern ©dfjab,
©d&afc, bcr lägt bidj grüßen!
Sefter, §ör’ auf guten SRatg,
§aft im Äopf bu ©rüfcc?
Sag ba§ bumme 3 CU 9 ba ge^n,
Denn eg ifl ni<$tg nüfce.
f u (f.
©Bag bu $ier an ©Bcrfen fd&refl&P,
liefen, ^octygela^rten,
3P in breigig Sauren fd&on
9tt$t3 als alte ©etyroarten.
9lbcr wenn bu fröljli<$ pngP,
©Bag bein £cr$ erfreute,
Älingt’g in fernen lagen no<$
©rab fo jung wie §eutc.
9Umm bie bunte geber $ier
grifdl) auS meinen ©Zwingen,
Schreibe beinern Sieb ein Sieb:
©taub', e§ mirb gelingen!
©pute bi<$, unb über SRadtyt
©Bill ic§ bir’g beforgen:
©Benn pe aug bem ©d^laf ermaßt,
©ing’ id^’g iljr am 3Worgen."
pt* $4fter0«4.
Jtn 'afUrtfen?
3u unfren gügen bie ©Bellen trieb
Der raufd&cnbe ©trom ju £§al,
©Bag ungefproeben im Jperjen blieb,
SRun fpra^en mir’g taufenbmal;
2Rit ©raufen §at’g bie glutfy überfallt,
Gg menten bie Süfte fcfytoül,
©on ^od^lanbgriefen, roolfenumbattt,
9tur jlrömte eg glctfd&erfüfjl.
©ie reeften geiftertyaft P4 *mpor,
©Bie nebelnbem Duft enttaudbt,
©om gricben, ben bie SRunbe befd&mor,
gülptcn mir linb ung umljau^t.
Die Sterne fa^n mir flimmern bur^’g ©lau
Ob fd&meigenbcr ©Bälber Sranj, —
©on beiner Siebe, bu fyolbe grau,
ganb id) burd&gutet micty gan$.
2luf beinern SDtunb §at meiner gebebt,
Du lagp mir metyenben Jpaarg
9ln mogenber SruP, non ©lanj ummebt; —
Gin ÜJiärdljen mar’g.
©ebenfp bu ber lauen ^uninad&t
2Kit Duft unb Stimmer noc§ $eut,
©Bie um ung Pe unb über ung fa$t
m ifjre ©Bonnen nerpreut?
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296
Unb raufet bir noch im Oijre ber gtuft
SJtit ©eilen, glanjüberfprüljt,
Unb brennt auf beinen Sippen ber Äufj,
35er oon ben meinen geglüht?
Unb fieljfi bu ragen im #ermelin
3>er gelfen eherne 9teiljn,
Um it)re ©Reitel bie ©olfen jie^n,
turcblembtet non ©ternenfdjcin?
Unb gie^t bie ©liefe bir’§ fiimmelroärtS
2Jlit einft’ger ©ebanfen Slug?
Älopft b f ute, roie bamalS, noch bein £>erj,
3)a8 b*i§ on bem meinen fölug?
3fl lang’ al8 träum bir bie felige ©tunb’
(Sntfcbroebt, roie jlatternben £>aar8,
Unb fpricbft bu müb, mit judenbem SDtunb:
@in ÜRär<ben roar’s?
jtoarab f et»«««.
Erinnerung an Ewiltona.
SReuj Srfabienl ©(bönfter aller ©auen,
Jpeimatlanb ber atterljolbflen S rau en,
9ting8 umfpült oon blauen Ojeanen
Unb umranlt oon buftigen Sianen, —
9leu = Slrfabien! Sanb ber ©lumenfülle,
SRiye bu in grüner Urroalbäbüüc, —
9ieu = Srfabien! 3)iamant ber tropen!
Sanb ber 9 Jiäb<f>en, febtant roie Antilopen!
©eltentrüdfte §eimat ber 6ppreffen
Unb oon ftitter SSfiffer Sauf burdpneffen,
Sanb ber Seen, £eim ber Stmajonen —
Cljneglcicben unter allen 3 ontn '
35ur<b be8 2öalbe§ märchenhaftes Sieben,
fftingS umranft oon buntem .©lumenleben,
Oft gejtreift oon necfifdpr Siane, —
©litten roir ba^in im engen Äaljne
2Iuf bem tiefen, bunfeln UrroalbSftrome,
Unb fie felbft, ber reijenbften ©b antomc
SebenäooÜe ©ebroefter, a<b, Älariffe,
Senft’ ben Staren burd> bie tämmerniffe. —
(Sine See ^al6 unb t)alB Stmajone,
©iebt’3 ein ©leidjeS unter feiner 3 ont *
— Unb roir roaren ganj allein unb lausten,
©ie be§ UrroalbS alte ©ipfel rauften.
Jlbartert »•« SBaferfilp.
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297
Pie j&ai6e öfüljtl
Die Jpaibe blü^t! ®or meinen ©liefen
Deljnt friebtidb ftdh ba§ weite £anb.
Die ©irfen fdfjeinen cinjunicfen
©leidj ©dhlummernbcn am ©SegeSranb.
Die ©Seite rings in Sftofenfdfjimmer glü^t —
Die £aibe blüht!
©Sie ifi c3 bod) jur üRittagSfhmbe
©o fttü auf weitem ©lut^enfclb.
Äein üRiglaut giebt bem ©Sanbrer Äunbe
ffiom ^aftenben ©ewü^l ber ©Seit,
3n bem ber 9Wenf(hcnfdhwarm fidh ächjenb müht —
Die $aibe blüljt!
£ier fcheint bie flügge 3^1 J u Wlafcn,
©leid) jenem grauen £ünenfiein,
Sn bem ber £irt mit feinen ©dhafen
@ema<h im ©Ratten fd^Iummert ein.
Such mir fenft leife ftdh baS Sugenlib —
Die £aibe blüht!
Der Duft ber ©lütten jie^t mich nicber
©leidh jenem Wirten in baä Äraut. —
©ar feltne ©ilber fdhau ich wieber,
Die id) bereinft als Äinb geflaut,
Unb Draunt unb Duft berauf$en mein ©emüth —
Die $aibe blüht!
jUgnf! ^renbentfaf.
Sonnenf afftt
3n ber Sbenbfonne ©Iutljen
©rennen ringsumher bie Jpöh’n.
©Sie bie ©Soffer golben fluten!
©Sie fo ftia bie ©Seit, fo fd>ön!
Der entjücfte ©lief fieljt trunfen
3n ben glü^nben glammcnfchein.
StlcS ijt um mich nerfunfen:
©e^nfuc^t füllt mein ganjeS ©ein!
$löfclich ift’S, als Ijätt* i<h glügel,
Unb jur ©onne ftreb 1 ich ^in,
Unb mein Drang fennt feine 3^9 e ^
Unb bie ftoljen ©erge flic^n.
9Rich burdhbebt’S wie ©ötterwonne,
SCief ju ftügcn liegt bie ©Seit.
Doch mein ©lief |ängt an ber ©onne,
Die mein tieffieS ©etn erhellt!
Sber ad&! mit einem 2Rale
©ScldheS Dunfcl, welche fRad^t! —
lief im engen Grbenttyale
©in ich non bem £raum erwart;
Son bem ‘träum, ber wie ein Shnen
DiefeS Jcben fd^ön oerflärt:
Dag ber ©eift auf Sonnenbahnen
©injtenS jur ©oQenbung fährt.
_ JtCfreb *(0ri*.
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298
hoffen.
©in SEraumgcbilbe, eine ©eifenblafe,
©in eitler ffia^n, me^r ift e8 nic^t;
©8 gleißt ber ©erle in bem Höafferglafe,
Die auffteigt unb bann feinet! gerbricht.
©in fcböner Schein, bocb ofjne SBefen,
©in blenbenb rcunberbareS Sicht, —
SOBär’ eS erfüllt, e8 roär’ fo fc^ön geroefen,
Dodj e3 erfüllt fidf> leiber nid^t!
Unb benno$ gehren iaufenbe »out hoffen,
©8 ift baffelbe roie beim SBein;
SJtan trinft unb trinft unb roirb gulefct bef.
Unb nur ber Äa^enfammer fteHt fldj ein!
_ 3triebri4 ^trtebrlcf.
^rü^fings Jünpg.
2Jti($ treibt’8 f)inau8, in fjelb unb $ain
3u jaudjjen unb gu fingen;
SDtir ift’8, als tjört’ i$ {Überfein
3m ©raje ©IBdflein flingen,
2Jtir ifi’8, al8 Ijört’ idt> in ber Suft
Die ©ngtein fubiliren
Unb prt’ in tieffter ©rbenfluft
OueKgeifier muficiren,
2113 fät)’ i$ fern am ©iefenranb
23lauötilcben blüljn unb glieber;
Denn ber grüljling, ber grüt)ling, ift lammen in’3 Sanb,
Unb {priemt: „Da bin i$ roieber!"
„Da bin i$ roieber mit aller ^rac^t,
3Rit Siebes = unb SiebeSroonnen,
SJtit bem Duft glanjjitternber 3Ronbft$einnac§t,
3Rit raufdjenben Säd}en unb ©rönnen,
2Rit Dtadjtigattfang unb mit $irtenfd)almein,
SJtit ber Sonne burdjlcuchtenben Äerjeit,
Unb giefj einen gaubergeroaltigen Schein
3n alle ©eifter unb $ergen;
Unb fte fragen fo 1joch, unb fie fotogen fo frei,
Unb e3 treibt fie ein mächtig ©erlangen,
DaS ©ebidjt ber Statur, ben SDtai, ben ÜJtai
SJtit jubelnbem ©ang ju empfangen."
9ti<$«rb ftnirifer.
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299
©Mm.
3>n milber Dtadfjt jerfcfymolj be§ @d)nec3 De<fe,
Dtfun liegt bie glur in grauem ©ittroenfdjleier,
Äein Süftctyen regt fid} meljr in £ain unb $edfc,
©S fd^eint ber ßftorgen einer Dobtenfeier.
Der Sadj nur brauft, als moflf er rings ermedfen
2lm ©iefenrain bie ©träudfjer unb bie Säume,
Sergeblicfy ift'S, fein Änöfpdjen miß fidfj reefen,
©ie fdjlummern aß im ferneren Sann ber Dräume.
ßein Slümdjen blüljt unb feine ©räfer fproffen,
©rau ift ber Jpimmef, feine ©olfen maßen,
(Sin füger griebe fyält bie ©eit umfd^loflen,
Sie gleißt bem SSorljof fjeiPger lempelfjaßen. —
Da Ijebt bie Serctye ft<fy au$ bravem gelbe
Unb fingt ein Sieb oom naljen 2luferfte!)en,
©ie ©otteS ©ort erfdfyaflt’S t>om jpimmelSjelte,
SeiS fdjeint fein Obern burdfj bie ©eit $u roeljen.
9hm ift eS ftiß; bie Erbe Ijat oernommen
DeS güt'gen ©djöpferS tieberfüßte ©orte,
Da fdjaßt als ©egenfang, füfj, ^ergbeflommen,
Der Droffel Sieb auS bunfler ffialbcSpforte.
9tun raufet bie ©eße lauter, milbe mefjen
Die Süfte, iegltdfj £er$ Ijeruorjulocfen
2lu§ bumpfer Stadst $u freub’gem Sluferfte^en —
Unb fernher flingt’S mic füfcc Ofierglodfen.
_ Jo*, i UM).
^Heer.
©cigt bu'S noc§, roie mir fafcen
3ufammen am ÜJteercSfiranb ?
Dir fpielte ber ©inb in ben Sodfen
Unb miegte bein leichtes ©eroanb.
3$ falj bir träumenb in’S 9luge
Unb füfcte bi<$ fo roarm,
Da$ l)öcbfte @ut ber ©rbe,
3>d; fyielt’S in meinem 3lrm. —
Der ©ommer ift längft entfd^munben,
3dj fiel) 1 am einfamen äJicer,
Die ©eßen roßen bonnernb
3u meinen güjjen fjerj
Serlaffenljcit unb Oebe,
©ie mofjnen aud) mir im ©inn,
Unb meine ©ebanfen fliegen
Soß ©efpifudjt $u bir l;in.
Die Siebe gleißt fd^äumenber ©oge,
©ermißt Ijod) empor unb faßt:
Serloren, mein Sieb, ocrloren
Sn ber meiten, rociten ©eit!
#rufi 3*a<*fer.
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300
et-—-ss
'gftn Sfieunb un5 3fein6!
©Sir Darren auö in unferm Oftmarflanbc,
©o taut unb bonnemb ©laoenflutl) au<§ branbe.
9Kit ©Baffen ftnb umgürtet unfre Senben,
Dag bic ©efafyr ftcfy mög 1 non Rinnen wenbcn.
©oll äJiutfyg ein ^eber ftefjt im ©d)tac§tenreigen,
2113 unbefiegbar ftd) bem geinb ju jeigen.
3n unfrer ©ruft ift einig jung geblieben
3um beutfcfyen ©olf ein glügenb tyeige3 Sieben.
Du beutf$e3 ©olf! bu ftarfe3, fampfgeborne3, —
Du bcutfd}e3 ©olf! bu mflctyt’geS, fiegerforne3, —
Du unfer ©tol$ unb 2111 auf biefer @rben —
©Bir werben nie, ja nie bir untreu werben!
©o lang bie ftol$en ©idjcn fteljn im $aine.
Der ©erge §äupter glüljn im ©onnenfdjeinc,
Die ©lifce fengenb jagen burd) bie ©Beiten, —
©o lang tagt un3 für beutfcfye (Sfyre ftreiten
Unb unfre ©prad^e ©nfeln treu ncrcrben,
2luf bag fte nictyt in frember 3ucfyt oerberben.
Denn wenn mit un3 bie beutfdjcn Saute fterben,
@o bringt ba3 ©djicffal auch bem JReidj ©erberben.
©Benn beutfdjer ©eift ju ©rabe wirb getragen,
£>at aufgefyört ber Dftmarf §erj $u fdjtagcn.
2ftan wirb umfonft bann nadj bem SRetter brängen,
Den 9Wutl} befeelt, ba3 ©flaoenjod) ju fprengen.
Die Dichter wirb man miffen, bie ba preifen
Die greiljeit taut in fangeShmb’gen ©Seifen, —
$n keimen flangreid) unb in weiten Dönen
Die ©öttin „©djönljcit" mit bem Sorbeer frönen.
Jtidjt wirb in Oeftreidj bann für’3 Sftedjt geworben,
Denn mit ben Dcutfdjcn ift e3 aud) oerftorben.
©Senn iljr ba3 wollt, fo fafyrt nur fort mit Siftcn,
2113 geinbe ber ßultur eud) breift ju brüten.
2luf Dobtengräberlob wolTn wir oer$id)ten,
Denn über un3 wirb bie ©efdjidjte rieten:
*©Ba3 Deutfdje fäeten, fyat ber geinb oerborben,
3Rit iljnen ift $ugleid) ba3 SRcidj geftorbcn."
$<$ttberf.
& - — ---- »
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301
Pie
©ie traulich ift'8 im füllen ©aß>,
©enn grieben iljn umfcbmebt,
©enn’§ non ben Sleften lieblich fdbaflt,
©enn leif 1 ba§ Saub erbebt.
3eb lag im ©alb, e§ raufd^te facht
3m ©inb ber alte Saum.
O märcbenfunb'ge ©albe§nacbt,
ergäbt’ mir beinen £raum!
Die (Sic^e raufdbte: „®tüdP unb fieib
Jpab’ i<b genug gefebn.
c^ie^e.
3db fenne bie golbne grüblingSjeit,
Doch au<b ber ©türme ©ebn.
63 traf rnieb oft be8 Slifceä ©trabt,
SKanebe ©unbe blieb jurüdP.
3db fab ber SWenfcben Stotb unb Qual,
3<b fab ib r b^P €g ©tüdP.
©obt Ständlern marb au8 meinem Statt
ein Ärang gerounben einft.
©3 liegt mein Saub gar lebenömatt
Stuf lobten, bie bu bemeinft."
$c#rg von $4utpt.
^tßenbgeßet einer «Äenben.
Stuf ben Sergen febläft ba§ 3ttonbli<bt, rubig glängt ber ©terne Fracht,
Stn bem bunften jpimmetäbome batten fie bie ftiße ©acht.
#eil'ger @otte3friebe mattet ob ber traumbefangnen ©eit,
Unb auf 6ngel3flügeln febmingt ftcb mein ©ebet gum ©ternengelt:
„©ater, lieber ©ater, mache über mir in biefer Stacht 1
Sag im Iraume midb erblidPen beineS ©arabiefeö ©rächt.
©enn icb bann im füllen ©dbatten fyotyx ©atmen fetig meit\
©o gefeit’ mir ben ©enoffen, bag er meine ©onne tbeif.
Sag in Siebe un3 oereinigt, roie’3 bein baber Statbfcblug mar,
Änien als beine frommen Äinber an bem beil’gen Hochaltar,
geft umfdblinge #erg unb #änbe ero'ger Heue bintmtifdb Sanb;
Sreite fegnenb bann barüber beine mitbe Saterbanb.
Unb erroacb’ icb au3 bem Traume, tag e$ atfo, $crr, gefdbebn:
Sag an be3 ©etiebten ©eite mich beglüdft burcb’3 Seben gehn!"
"" Jobauua
Pcs Sturmes ^anjficb.
ÜWit Stbler§ ÜWadbt
©rbob ficb ber ©türm beim ßntmeicben ber Stacht,
„©iß tangen", rief er „am £immetegefilb
ÜJtit luftigem, luftigem ©olfengebilb,
©ie greibeitdbrang gügeßoä roitb.
$ei ©ölten, 3b r nächtlichen ©ebenen,
©ie febmingt unb mie brebt 3b r f«nl
Der 6rbe geften erbröbnen,
Stun miß (Suer Stitter ich fein.
„(grbeb, o SJteer,
Die ©thrnnen ber Hefe, gemaltig unb beb*
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302
Unb fprüljcnb unb f^äumenb jum §immet empor,
£afl fingen ber ©affer fro^braufenben ©jor
(Sin fjerrlicbeS Janjtieb uns oor.
©3 ftimmt bann in'§ ©ogcngebraufe
®er (Sicfyroalb unb raufebet unb größt,
®afl id) ihm bie fronen jerjaufe,
®ie Äroneu auS b cr &fW$ em ®otb.
,,©obt feucht unb falt
3ft Liebchen, bie fdflmmernbe ©otfengeflalt,
©cbönHeb, ba§ mich püd>tig ju feffeln gemußt,
®od) faß icb’3 in roilber begebrenber üuft,
3erbt*ücF icb’3 an roogenber ©ruft,
®ann mufl e§, bann mufl e§ erwärmen,
3)ann juefet ber ©lifce ©lutb
Su3 unferm fel’gen Umarmen
£inab in bie febäumenbe glutb."
®er ®onner bröbnt,
Som ftelfengeflabe ber ffiiberbafl tönt,
©3 birgt ftd) in bunfler £öble ber 2eu;
©3 flattern bie Söget be3 £immet3 fc^cu
Um flarrenber Ib^r™ 6 ®^äu.
®ie 3Kenf(ben, bie flotjen, erbittern
Unb neigen ba3 bleibe ©efiebt,
©enn fbäuerlich roilb au3 ©eroittern
3u ihnen ber ©eltgeifl fpriebt.
f.
©oeben ifl ber breigiafte 3 abre 8 beridjt über
ben ©tanb unb bie Sirffamfeit ber Deut¬
schen Schiller-Stiftung erfefflenen. 3 m ©in*
gange bc 8 Sericbt 8 fprid^t fleh ber Ser=
maltungSratb am ©(bluffe be3 30 jährigen
fegen 8 reid)en SeflebenS ber Snftalt über bereu
3mecf, Seredfligung unb £eben 8 fäbigfeit au3.
Standjerlei fal|d)e Slnffaffungen unb Ser--
bädjtigungen werben ba jurüefgemiefen. „$)afl
nicht Villen geholfen werben Fann, bie oiel*
leidjt ber £ilfe wertb unb bebürftig mären,
liegt in ber ScfdjränFtbcit ber Mittel. 2lu=
fprücbe erbeben 511 bürfen, glauben aber Siele,
beren litterarifdje Serbienfle nur in ihrer
eigenen ©cbäfcung hefteten, ober bie ber
Säfeinung flnb, ein jeber talentoofle Anfänger
habe bie Slnwartfcbaft auf Seadjtung unb
Unterflüpung burd) bie ©djiUerftiftung, bie
boeb bureb ihre ©apungen barauf beftpränFt
ifl, nur ftbon erworbene Serbienfle um bie
Sationallitteratnr $u berüeffiebtigen. 4 ' 2 öie
grofl bie SBobltbat ber ©dbiücr=<Stiftung ifl,
ergiebt ber Umflanb, bafl fl« in ihrem
30 jährigen Sefleben mehr al 8 1 330 000 St!,
an Unterfliipungen uerwenbet bat, ma 8 einen
5T>urcbfd)niU§betrag oon 44 300 Stf. auf ’8
3 abr ergiebt. dennoch fonnte mit biefer
©umme nur ein £beß ber Sotp gelinbert
werben, in welch« felbfl bie oerbienteflen
©ebriftfleder bin unb mieber geraden waren.
£>urcbfcbnittlicb fanben 70 — 100 Sewerber
£ilfe, wobei ber £auptflamm ber Empfänger
oon Ehrengaben meifl berfelbe blieb, fo bafl
immer für bie neueintretenben Sewerber
erhöhte Sfittel nötbig mürben. ,E5erabe
beämegen famt ber SermaltungSraib auch
beute nach 30 fahren bie alte tflage nicht
unterbrüefen, ba| bie fletige $b«ßnabme ber
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303
Nation an biefem ihren fegenSreidfjen Söerfe,
wenn nid^t gang erfaltet unb erftorben, bocb
nicht in bcm ©rabe warm unb i^ätig gc=
blieben, bafe ^eute ein Sftedfjt oorbanben wäre,
non roacfjfenbem ©lüljien unb ©ebenen ber
Stiftung reben ju fonnen. SSie gemelbet
wirb, ijt faft allerorten, too um ben ©or=
feanb ein weiterer ÄreiS non ©ereinSmit*
gliebem t^ätig war, bie 3 a bl berfelben im
ytücfgange begriffen, fo bafe leiber für bie
3 ufunft e^er eine ©efcbränfung ber jepigen
Wittel als eine ©ermebrung in SluSfTdfjt
fiept." Um bem gegenüber bie ©ereinS*
beftrebungen gu förbern, werben ©erfudje
gemalt, neue 3rocififHftungen gu begrünben ;
Tin SlugSburg, ©raunfdjweig, $ufum, Äiel, \
Saibacp, Wagbeburg, Stettin unb Strafe*
bürg). 3n ber leptoerfloffenen ©erwaltungS*
periobe finb brei neue 3roeigftiftungen gu
konftang, ©rag unb ©renglau entftanben.
$118 ©orort für bie 7. ©erwaltuugsperiobe
ift gum. nierten Wale SBcimar gewählt wor*
ben. 3n ben ©erroaltungSratp fmb an
Stefle non £eibelberg unb köln: Stuttgart
unb ©reslau gewählt worben. ©on ben
Witgliebern ber oerfdjiebenen 3roeiafiiftungen
fmb im abgelaufenen 3<*b re nid^t weniger
als 12 nerbiente Wäuner aeftorben, barunter
ftofratp non Söeilen in SGßten unb ©ep. Sftat^
Dr. n. ©eaulieu* Warconnap ©je. in $)re8*
ben. $)ie ©efammtfumme ber im 3 a P rc
1889 aufgewenbeten Unterftüpungen betrug
39 475 Wf., banon entfielen auf lebenslang*
licpe ©enftonen 10050 Wf., auf oorüber*
gepenbe ©enfionen 21 625 2Jtf., auf einmalige
7800 Wf. $iergu fommen bie Seiftungen
non 10 3weigftiftungen im ©etrage non
9325 m. unb 3420 ©ufben ö. S.
-— * -
£er $)icpter S. £. n. Wofentpal pat in
feinem lepten 2Bitlen bie Slnorbnung getroffen,
bafe afljäprlicb bie SntpcilSbeträge feiner
29erfe, unb ;war biircp ben Wiener 3 WC '8 S
nerein ber beutfcpen Sc^iHerftiftung, an
öfterreidpifcbe nerbienftnode ScpriftileHer oer*
t^eilt werben fotlen. $er genannte herein
bat in feiner lepten ©orftanbsftpung ein*
ftimmig ben für biefeS 3apr entfauenben
©etrag bem Siebter unb Scpriftfieller Fer¬
dinand v. Saar als Ehrengabe gugefproepen
unb bereits übermittelt.
_ * -
$)er ©Hener Sdbrift (teHer* unb 3ournaliften*
©erein Concordia wählte am 16. Würg b. 3-
nach längerer 3 ro if<$cnregierung an Stelle
beS oerflorbenen 3°ftf ü - 2ö«Hen ben Pro¬
fessor Waehanek, einen oolfSwirtpfdpaftlicben
©Mitarbeiter beS „grembenblatteS", gum ©or*
ftpenben.
- *-
©ine gu ber ©ruppe feiner Jtömerromaue
aepörenbe neue ©ooetle „$)ie ©umibierin"
pat Ernst Eckstein foeben bei ©. Bteifener
in Seipgig erfebeinen taffen.
- * ——
„Stine*, eine neue ©rgäplung oon Theodor
Fontane, gelangt in ^iirge bei g. gontane
in ©erlin gur SluSgabe; in bemfelben ©erlag
erteilten „©^ebiepte" oon Ludwig Fulda.
- * -
E. von Dineklage oeröffentlicpt einen neuen
Vornan „3una $Üaricp8 ©raut". (9t. ©cf*
ftein 9tacpf., ©erlin.)
©in neues ©ebiebtbueb „Homo sum!“ oon
Julius Hart erfc^icit foeben bei ©aumert &
9tonge in ©rofeenbain; bemfelben ift eine
äftpetifcp*fritijcpe ©inleitung über „$>ie Sorif
ber 3ufunft M beigegeben.
- * -
Ernst von Wildenbrueh pat e * n neues
oaterlänbifcp*piftorifcpe8 £rama ooflenbet,
baS im 3uge feiner branbenburgifd)cn ©e*
febiebtsbramen au ben „©eneralfelboberfi" ficb
anjcpliefet $er 92ame beffelben ift noch un*
befaitnt.
-*-
Hans Horrig s tfntperfeftfpiel ift am
19. Wärj b. 3- *>on ©ürgern ber Stabte
Saarbrücken unb St. 3ob«nn gum 17. Wale
aufgefübrt worben. £er 3lnbrang beS ©u*
blifumS war oon Anfang bis gum Scblufe
gang aufeerorbentlicb, unb tagelang fdjon oor
jeber ©orftettung war ber geräumige Saal
ber Sonbafle ooüftänbia auSoerfauft. 9tad^
einer überfeblägigen Dtecbnuug werben bie
©innabmen bie Ausgaben ungefähr um
3000 Wf. iiberfteigen, welcbe Summe als
©runbfapital gur ©rriebtung einer ftänbigen
©olfSbiibne angelegt werben fott.
- * -
Slm 23. Wärg b. am ©orabenbe beS
60. ©eburtStageS Robert Hamerlings, fanb
in Scbwargeuau eine Sipung beS Hamer-
lin^-Denkuial-Ausschusses ftatt, in welcher
einjtimntig befd)loffen würbe, ben ©ilbbauer
©ranbftätter in ©rag gu erfuc^en, bafe er nach
bem oorliegcnben Wobell mit ber Unfertig*
ung beS 5)enfmalS fofort beginnen möge.
$>ie Sammlungen ergaben bis b cut * ^000
©'ulben, bie Soften fmb mit 10 000 ©ulben
oeranfcblagt, baS noch geblenbe b°fft man
bureb freiwillige Spenben unb burd^ ©er*
loofung gweier oom 3ngenieur ©febopf ge*
malten unb gefpenbeten ©ilber, fowie bureb
ben ©erfauf oeS oom ©omitdmitglieb SlUram
gu ©unften beS gonbS b eraug 8 e 9 6 ^ enen
©ucbeS *2luS ber Heimat ^amerlingS" auf*
mbringen. ©nblicb würbe nach b € ife er 9tcbe*
febtaebt, an welker ficb namentlich bie beiben
©ürgermeifter ber Stäbte Söaibbofen unb
3n>ettl betbeiligten, gur SGBabl beS OrteS ge*
fapritten, unb ba fte Stimmengleicbb^it ergab,
entfebieb baS 2ooS, unb grnar für ©?aibbofen
a. b. $b a 9 fl * ^amtt fmb bie miebtigfien
gragen iclöft. — Unfer oerebrter Witarbeiter
Ulbert Woefer in ^DreSben nimmt ©eiträge
gum $)enfmalfonb entgegen.
- * ——
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804
©ie man mit Bühnendichtungen zum
Zwecke der Theater-Beklame oerfahrt, getgt
roieber einmal folaenbeg ©eifpiel. greptagg
„3<>umaliflen" muffen fleh hie Umarbeitung
nun Sofals unb (gelegenheitg=©chwanf non
©affau gefallen laffen. $>ag „©affauer
Tageblatt" fdjreibt: „gür nächflen ©onntag
fle^t unferem oerebrten ©ublifum ein ganz
befonbcrer (genuß rm $ Realer benor. £err
o. $oj:ar hat nämlich im herein mit £errn
$)irector ©agier ein abfommen getroffen,
bag ©reigluflfpiel non bem befannten ©djrift*
fleHer (guflao greptaa „$)ie 3oumalipen -
bahin theilweife abgufinbern, baß bie barin
enthaltenen ©ahlberoegungen gum größten
$h*tf auf unfere ©erpältniffe paffen, ©ir
Zweifeln burdjaug nicht, baß an biefem in
utudfidht flehenben genußreichen abenb bie
Dfcäume beg ^tt)catcrö big auf ben legten
©lag augnerfauft fein werben unb fleht eg
im Sntereffe eineg jeben ^^eaterbefitdherS #
fleh rechtzeitig ber ©iÜetg $u nerflehem, um
jo mehr, alg auf eine zahlreiche 2anbbe=
oölferung zu rechnen ifl.* $>em „befannten
©chriftftefler (guflao greptag" hätte bie aufs
führung gewiß auch einen „genußreichen
abenb" bereitet.
(gkfprecpung btefer §ut Seurtpctlung eingegangenen ©iieper bepaUen toir un« bor. 2). 9t.)
JUcott, D., $)te fpanifchen ©rüber, ©ine ©rzählung aug bem 16. 3ahrhunbert, ®eutf<h oon
©. ©pangenberg. (0. ©ranbner, 0regben, 1890.)
®. GafeDaw, Qm, (gerechte ©tenfehen. ®rama in brei aften. ((g. Körner, Leipzig.)
flnltbanpt, 4)ciariih, ®er oerlorene ©ohn. ©djaufpiel in oier aften. ©tit einer ©orrebe: ©in
©ort über mobeme ©toffe im ®rama. (©d^ulge’fc^e §ofbuchhanbtung,
Olbenburg.)
Bah»« /*H*, ©firnir. ©rjahlung. (©reitfopf & Bartel, fieipziß, 1889.)
Gbeliag, /rieDriip 4P., äerflreutcg unb ©rneuteg. (#ang Süftenober, ©erlin, 1890.)
„ „ ®ie Äahlenberger. Aur ©eflhichte ber Hofnarren. Wit #olzfehn.
(#ang ßüflenöber, ©erltn.)
/rankt, Cnbnrig Angnfl, ©pifcheg unb Sprifd&eg. SReue ©ammlung. (ab. ©onz & ©omp.,
©tuttgart, 1890.)
/mpa, Äfinbolb, ©tranbgut. ffteue (gebidfle. (Äarl ©auch, ©era.)
Goftjf, Anna, am ©albegranb. ©tärchen unb Traume, (#inflorfffche £ofbuchhanblung,
©igmar, 1890.)
Ijart, 3ntino, Homo sum! ©in neueg (gebidflbu<h. ftebfl einer ©inleitung: $5ie fiprif ber
3ufunft. (©aumert & ©onge, (großenhain, 1890.)
Grn;eii, tPHhelm, ©arztoal. ©tpfterium in fünf aften. (0. ©tu^e, Seipgig.)
floh, Amo, unb 3ohanneo Schlaf, $>ie gamilie ©eliefe. $rama tn brei aufzügen. (©ilh.
3ßleib, ©erlin, 1890.)
f alifd), Dr. X Ghr., Heinrich #eine*g ©erhältniß zur Religion, (g. 0ehlmann, 0regben, 1890.)
Gaflnakp, Jlartha, ©chnee unb ©lütben. Wooellen. (©. ©ierfon’g ©erlag, 0regben, 1890.)
Ginbbadl, ttotfgang, 0 ie legten ©lenfchen. ©in ©ühnenmärdjen in fünf aufzügen. (©. ©ier*
fon’g ©erlag, 0regben, 1890.)
Ilefn, (Dakar, ©chmenliche ©onnen. Vornan, (©elbfloerlag, ©Iberfelb.)
Unart*, Garl, #umoriflifcge (gebichte. 2. oerbefferte au fl. (3. ©ogel, (glarug, 1889.)
Jtofti, Hermann GL, ©chmanengefang. 0rientalifcheg Wärepen in fünf ©tücfen. (©elbfls
oerlag. ©raunau, 1889.)
». f firner, ©tto, aug ber ©ogelfchau. ©prüd&e u. ©tachelreime. (£. Süflenöber, ©erlin, 1890.)
Cohtnann, Jfeter, (gefchidflgbramen. 3. aufl. (3- 3- ©eher, Seipgig, 1890.)
CBwenberg, 3., ©or bem ^«nb. Jrauerfpiel in fünf aufzügen. (a. ©. JÄeher, aitona, 1890.)
». Jleerheimb, Iliiharb^JSTpchobramen. ©taterial für ben rhetorifch-beflamatorifchen ©ortrag.
2 Rit etnem ©ormort oon ©. g. ©ittmann. 3 roe ' te8 ©Snbchen. (©p*
Bteclam jr., Leipzig.)
Jlbfer, JUbert, ©eutfdje ^aiferlieber. (h. Älemm’g ©erlag, fcregben.)
Gibelnngenlieb, ^ag. Uebertragen unb h'rauggegeben oon Dr. (g. Segerlog. (©elhagen
& Älaflng, ©ielefelb.)
©tinba, JUrranber, 0ie ©rätenbentin. ^iflorifcher Vornan aug ber SRegierunggzeit Katharina II.
(äbolf Kiepert, ffreiburg i. ©.)
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305
Prefcr, «<*rl, ©cbid&te. 4. Hup. (©rnß £übn, Gaffel, 1890.)
n. ftattkammer, Alberta, Hfforbe unb ©Jefänge. Dichtungen. (3- £. ©b. Heife, ©traßburg.)
Hetbroifcb, ®rn)t, Der banfbare ©laubiger. Sußfpiel in oicr Elften. (£. gißber Sftacbf.,
korben, 1889.)
* „ Sefcte 3 u 9 en ^^ e ^ er - 2* oermebrte Hup. (H. giftet Wadjf., korben, 1889.)
„ * ©ifcbof Sotbar. $ rauerfpiel in fünf Hften. (£. gifcber 9fa<bf., Dforben, 1889.)
Hobert, I)., Hbnoba. Sieber unb SBilbcr oom ©cbroargroalb. (Hb. ©ong & ©omp., ©tutts
gart, 1890.)
ftofbbol}, Graß Catarig, 9tei<b8treu — Denffrei. ©Jebicbte gu ©c$up unb Drufc aus ber
©cbroeig. (dauert & Pfocco, Seipgig, 1889.)
SdpnlM-Gabanis, fcidjarfc, einerlei Rumore, Komißbe 9touelleu unb ^eitere ©figgen. 3. Hup.
(Otto 3 a ”f € / ©erlin.)
Scbanratatra, Paal, geierßunben. ©Jebicbte. (ftaffe’S ©erlag, ©oeß, 1890.)
3d)fi(feing, frain, PfooeOen. (3- ©. ©. ©runS, TOnben i. 29.)
ddjmrbcl, Qtekar, ©erfechtet, ©ine ©erliner ©efdjidjte aus bem 3abre 1830. (3- ©. ©runS,
Ülcinben i. 29.)
3<biM}rr*Dütf$, gefammelt unb berauSgegeben oon ^prof. O. ©utermeifter. £eft 46 — 50.
(Orell güfeti & ©o., Zürich.)
3tol)n, Dr. ^ermann, Sitterarifcbe ©fizgen für bie beutfd&e grauenroelt. 2 ©Snbe, 3. Hup.
(©. ©ngel, Seipgig.)
3plaa, Garmra, ©om Hmboß. (©. ©trauß, ©onn, 1890.)
Gelmamt, Äonrab, ©igilianifebe ©Jeßbicbten. 2 ©anbe. (3- ©. ©. ©runS, SRiuben i. SB., 1889.)
Goootr, ijftni, 3 m SiebeSraußb. ©erliner ©ittenroman. (Hb. ©eclin, 1890.)
Gfirrk, Dr. Hermann, Das pfpcbologißbe Problem in ber Hamletfrage. (9J?a$ Hoffmann,
Seipgig, 1890.)
tPeljl, /eobor, 3«it unb SOTenßben. Dagebud^Hufgeicbnnngen aus ben Sab« 11 1863—1884.
2 ©änbe. (H. ©. W eher, Hltona, 1889.)
©orbemerfung ber Dfcebaction: Der Münchener „HUgemeinen ^eitung* entnehmen roir
ben naebßebenben ©eriebt. ber unferen geßbäpten Hbonnenten geroiß oon ^o^cm 3ntereffe
fein bürfte:
Dreäbett, 15. Sttärg. Heute ift oor bem biepgen ©eböffengeriebte ein litterarifeber
©roceß gunt HuStrag gefommen, beffen ©eranlaffung bie DrcSbener, ©erliner unb SWünchener
©cbriftßeflerfreife Diel bejebäftigt b^t. Die ©eranlaffung bilbete ein groifd^en Karl ©mil
grangoS in ©erlin als Herausgeber ber »Deutßbeit Dichtung" unb.©onl ^>einge in
Bresben als n* r <* u8 geber beS „Deutßben DicbterbeimS" geführter pöcbß unerquicflicber ©treit,
in ben auch ber Siebter beS guerß in lepterer 3'itßbrift oeröffentlicbten „©olframSliebS",
Dr. 3«ltuS ©Jroffe (als ©ecretär ber „Deutßben ©d^itlerftiftung^ bis oor furgem in Sttüncben,
jept in SBeimar lebenb), oerroicfelt rourbe unb in roelcbem Seßterer ben fortgefefcten Hngriffen
beS Hrn. gramoS gegenüber einer „©rflärung" im „Deutßben Dicbterbeim" beitrat, roona<b
ed auch ißm »Die ©elbßadpung oerbiete", benfeiben noch eine ©ntgegnung gu ^b e ^ werben
gu laffen. Huf ©5runb beffen ftrengte grangoS gegen (tröffe ben ©eleibigunaSproceß an, ber
|eute gnr ©erbanblung Panb. 3 U berfelben roar ber Kläger perfönlicß erfepienen, roäbrenb
ber ©eflagte pcb burc^ ben fftecbtSanroalt ©rauer oertreten ließ. 3 n ^ em inSbefonbere
bie Hrt ber Kampfmittel fenngeiebnete, mit benen grangoS gegen ©roffe oorgeganjen roar,
braute er bie groifeben ben beiben Parteien geroecbfelten ©riefe jur ©erlefung uno roieS nach,
baß grangoS eingelne ©teilen aus ben ©riefen ©koffe’S in einem 3 u f ammcn ^ an 9 c ßenü^t
batte, ber über biefelben eine irrige Hnpcbt erroeefen mußte. Huch baS (Bericht gelangte gu
ber Hnficbt, baß ber 93eflagte nur ein natürliches unb berechtigtes 3Jtaß oon ©elbpacptung
beroiefen b^tte, roenn er pcb im ai, f ^ rt un ^ SBeife, roie ber Klüger in einem
bepimmten ©unfte ben ©treit geführt, jener „©rflärung" mit ben angegebenen SBorten ans
fcßloß, unb oermoebte in lepterer felbft eine ©eleibigung an pcb nicht gu tinben. Demgemäß
aab baS ©Jeriebt bem ©trafantrag feine golge, oielmeßr roarb ©Jroffe freigefprodßen uno
grangoS in bie Koßen beS ©erfaßrenB oerurtbeilt.
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306
G. P. in L-gk „2llpenfahrt*; H. F. in
B—n „3u ben Äatafomben"; 0. S. in W—n
„tflofter ^riim* (einoerftanben; Iaffen ©ie
baS fragliche 93ucp mtbefprochen); A. L. in
N—n „Süfien = Sanbvung*; J. R. H. in
B—n „Oftern auf bem fcradjenfelS*, „^ers
fifd^eö SiebeSfieb*, „©hafel* unb „Mab’S
ÜRacht*; M. L. in D—n „jtirdje Sang tm
SRiefengebirge*; H. y. P. in N—a „Sulpem
groicbcl"; L. G. in G—a„GalanthuaNivalis“.
Angenommen!
E. R. in R—a. $Öd)ft bcbenfliche rfjtjts
mifche Mängel! — Unfer $Matt erhalten ©ie
bei birectem SBeguge fünf bis gehn £age
früher als auf 3?uchhänblermege; für regeP
mäßige Bufenbung fonnen mir uns nur bei
birectemlflbonnement oerbürjen, obgleich ©ie
natürlich berechtigt finb, btefelbe auch non
3hrer $3uchh«nblung gu beanfprudgn, ba
ledere auch oon unS bie Hummern regeR
mafjig erhält.
A. L. in H—m (talentooH, aber gu fchwär*
merifdj); S. B. in M—n (baS $henia ?eng
unb Shebe in einem Bthem ift gu oerbraudjt);
F. S. in P~f; S. H. in \V—ck (gang uns
flar); C. K. in K — n (inhaltlich gu wenig
neu); H. G. in B—n (gu breit); L. B. in
K — & Qnoerfionen unb unreine ffieime);
V. T. in R — g (gum $he*t fpät einge--
troffen); L. H. tn W—g (gu harmlos);
H. Z. in K—r; F. N. in K—f (im Gins
gelnen hiftfö* Anläufe, aber int (langen
u oerbraucht ober :u fchlicht); W. P. in
1—n (ein mehr als taufenb ‘DJtal behaus
belteS 3J?otio!) j M. R. in C —n (gu unbes
beutenbe ©egenjtänbe); R. M. in R—n; J. S.
in L—g: A. v. M. in P—v; P. R. in B—n;
Gr. C. Z.-L in L —n: R. G. in E — d.
Dankend abgelehnt!
E. v. d. H. in H — g unb oielen Bnberen
m mehrfach wieberholtem TOale bie
uRittheilung, bah für einen beftimmten 3eit=
punft berechnete ©ebidjte minbeftenS 6 Soeben
oorher bei uns eintreffen ntüffen.
{0d&lnfe ber JRebactton biefer
A. B. in VV—n. Grbitten ©ie fid) B 118 :
funft 001 t 3 b r er ^nchhoublung; mir fennen
fein berartigeS Serf.
G. M. in H—g. Cafjen ©ie fehen, inbefc
bitten mir um Ginhaltung unferer „$Rs
fiimmungen*.
E. v. R. in B—n. $ie gemünzte birecte
BuSfunft werben mir 3 hnen sufommen Iaffen.
M. G. in S — tz. ©ie befifcen Talent,
machen es fich jeboch begiiglidj ber Jorms
gebung in jebem eingelnen 3 b*er fünf ©es
bichte — unb gioar in jebem nach einer bc=
jonbcreit Dichtung h ” 1 ~ *u Rieht; üben
©ie flreugere ©elbftfritif unb oermeiben ©ie
namentlich Bnflänge.
M. S. in P — a. ©ewiü, mir fonnen
3hnen ben oon Silhelin Reffet mit ©efehief
unb Umficht rebigirten ©iig’fchen „JpauS«
unb gamilienfehafe* nur wärmftenS em=
pfehlen!
E. K. in B—z. Sir [mb mit grühlingSs
S eichten bereits mehr als gur ©enüge oers
en, fo bafe mir auf bie Annahme beS
3 hr» 9 en notbgebningen oergidjten müffen.
H. B. in B—n. ^aS cingefanbte ©ebicht
ift ohne jeglichen poettfehen Serth; eine eins
gige s probe geftattet unS aber natürlich fein
Urtheil über 3h re $?eiftung 8 fähigfeit; fenben
©ie GinigcS oon bem, waS ©ie felbft für
baS 3?efte halten.
A. Al. in Z—n. Sir fonnen nur Bücher
befprechen Iaffen. welche oor einem, fjöchften
uor jwei 3 Q ^ lcn eifc^tcnen finb; altere Serfe
müffen oon ber Söeurtheilung auSgefchloffen
bleiben.
E. W. in P—g. ^efeitiaen ©ie ben uns
möglichen Sfteim „2v eu — 3ftai* in „Sinter*
unb fehiefen ©ie unS baS ©ebicht wieber.
H. v. P. in N—a. 3hre neuefle Ginfenbung
ift unoerwenbbar. GS wunbert unS nicht,
bafj 3 hre Wanufcripte nicht angefommen
finb, wenn ©ie Briefe nno Beiträge als
SDrucffache franfiren unb in offenem Gouoert
an unS abgehen Iaffen.
stummer: 29. TOrg 1890.)
Jnbaftfioergeicfinii
•rbifhte Oon IIHtbrt« Sfiitn, JRac ^AUrrbod), Äonrab Sflwonti, Ibalbrrt *ot JUairrfikf,
^rrnbrntbal, Atfreb ®tbrii, /rlfbriet-/lifbriA, liiorb #n«tbrr, 3ot Albotb. eirvjt Woiblrr, S<bib»rt #firg
wm 3dmlpr, 3ebanno 3ctmib unb C. iittfrlri. — #nnbtlb. (Sin ^dbengebiebt Oon •nfta« laftropp. (Wort*
febung). — An* Orinriib Crntbolb** 3ngrnbgit. (SWit ungtbrueften (Slebicbten). Bon Vitt 3itiUb»9- t@<mu&.)
— fiUrrntnr nnb finnft. — Urne Slibrr. — CDfrnrr dprr^faat. - Siirffdäiltcr.
nur unter ttuuutr 6uttttu*u§*üt gef!attet.
BefleUunaeit finb gu richten an bie Expedition (Pani Heinze’e Verlag), Ginfettbuugen
an bie Redaetlon des „Deutschen Dichterheini* 4 in Dresden-Striesen. 3 n Gommiffton:
TrHh’sohe Buchhandlung (B. ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger 4 Cie. in New-York.
Ghef s Dtebacteur unb Gigenthümer: 7auf <£etiige.
9nd bon ScsMsaab XboswS tn SreSbcn. — Bspter son Bieter ä Böget in Sctp|ig.
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Drgnii fiir Diiiilluinfr und üritil. (Der „Deutftfien 2Mlerfi«ffe“ 19. £mitl.)
Herausgeber: S^auf 4&ein*e.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 M halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. M&rz beziehentlich 1. September angouommen. Einzelne Nummern h 50^. 6 Stück einer Nummer 1,50.
ijfit mit
Jj)*urdf ^eöirg’ nnb S&afbesmiffe
^L^** 1 *’ ^ einfant meine £dfri((e.
f r ^' ?8ie im JStnb bie pipfef fdfwanlen,
pagf bas <£erj mir itt $ebanften.
S&et$e £ufl, mit ben $enoffen
3?ro$ |u fdfaffen, unnerbroffen!
^frifdjer S&nfß nnb #elffesflör§e
S&adffett am oereinteu S$erfte.
»J J'eiir*
bringt bie ^eierabenbftunbe
Staff in Rittern ^rennbesbunbe,
#e|f es an ein ftöfifldf Stäubern,
Stnb bie Seif ffießt offne Sanbern.
Jtudf iff’s Sfreube, ffofben grauen
?n bie gingen tief ju flauen,
m bie StäfQfef (üff unb eigen
Siorf nnb fort bem grnnb entffeigen.
?odf )u gelten, fern ben jtnbern,
3&u|| für mi<$ alTein idj wanbern.
Trieben nur ffifft jis gewinnen
^Uffes JtuffUfffeftflbefinnen.
Jtferis Jlar.
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308
c$tn|} pon $ t e r n Ij o r ft
Cittcrarifd^c Noocllette
oon jl f f r t b 3?
^eihänguißooli ifi baS ^athem
qefc^enf einer unerforfdjlidjen
gee,biebem ungenNFenfchens
jol)ne in bie Siege bie ©ehm
m fucht nadb bcm ©cf)önen legt
unb and) eine begrenzte
ÜRac^t, eS gu [Raffen, ©emeinljin roerben
folchermaßen Söefchenfte dichter genannt. ©S
giebt glücflidje unb unermeßlich unfelige
s ßoeten. £ie erfteren fchafjen leidet, einem
roedjfelnben SageSbebürfuiffe genügenb, fie
erobern fich ihren $laß in faft aUen Organen
be$ mobemen ©chriftthumS, auf allen öof=,
Neftbciq: unb ^rooinjbithneu feiern fie billige
Triumphe, meldie nur beti £h e aterbefud)ern
treuer ju flehen fommen. Senn fie aufangeu
fahl 311 roerben, ftnb fie fleinreich, unb i'or=
beern beefen in größerer giitle ihre ©lafce,
roie roeilaitb ben ©cf)äbel beS claffifchen $ers
fafferS beS gaHifchen Krieges, beS eblen 3iiliuö
©äfar.
riebman n.
(91ad)bruct »erboten.)
©täbten ben jungen ©rnft non ©ternhorft
auf feinen ©pajiergängen. Senn irgenbroo
begeiflernb fich ber £omer lieft, fo ifl eS am
©eftabe ber roilbbranbenben, ber flach bahin
ftch behnenben ©ee. $>ann fleht ber pham
tafiereiche Jüngling $häafen= unb Potofagens
infein auftauchen; er träumt fich felbft in
bem Arm ber blühenben Äalppfo, er befämpft
bie £äftriaonen unb ben fchredflichen, ben ein*
äugigen ^oloph em ' unb er 3aubert ftch ein
heimatlid)e§ ^thafa oor, auf bem er in feinen
eigenen NuhmeStempel einjieht, nach beS
Gebens ^Dceerfahrt ein ©ieger, mit unoergäng*
Iichem ?aube umfrängt — oiefleid)t am $ufen
einer eroig geliebten grau, als 93ater eines
©ohueS, roeld)er ©hre ererbt unb oermehrt....
©r fah fich toohl auch als ein Nömer aus
ber 3«il beS ^oraj unb befonberS beS ©atuU,
ben er ^ö^ev fd)äpte, als ben Umfchmeichler
beS Nfäcen, beS ©atuU, in beffen bergen noch
eine ©aite beS alten griechifchen ©efangeS
gür bie Ütitroelt haben fie bie SBebeutung
ber geroöhnlichften Nahrungsmittel, fie fmb
nothmenbig, wie 53rob unb Jtäfe. And) ber
^DurchfchnittSbilbungSmenfch hat fein gciftigeS
SBebürfniß unb biefeS betriebigen fie ooü*
fommen. giir bie Sitteratur ftnb fie ©phe*
meren, ihre Malier gleicht für bie ©efchichte
bem SeUenring auf einem ^ergfec, bem
©chatten ber roeißen Solfe, bie über tannigem
£ang fchtrebt. ©ie fommen unb gehen unb
ihrer ift fein ©nbe.
3» ben anbern, ben maßloß unfeligen, ge=
hörte C^rnft oon ©ternhorft. ©df)on als jtnabe
geiqte er fich anberS, als feine ©d;ulfreunbe
uno gleichaltrigen ©enoffen. ©r roar eines
jener Jtinber, bie il)r Riffen mit unoerfieg*
baren £h™iien benefceit Fönnen, roeil ihnen
bie Nhitter nicht ben ©tem beim Ntonbe,
ober baS jitternbe 33ilb beffelben auS ben
nächtigen gluthen h^auf3uholen oermochte.
AbfeitS oon ben rohen ©efpielen oertiefte er
fid) früh m ^Märchenbücher unb bilbete fich
ein, bie fo herrlich befchriebenen, fo bunt ge=
eidjneten geem, Nitter= ober 3aubergeftalten
eien einer roirFTichen Sßclt jugebiirgert, unb
er gehöre 31t ihr unb gu ihnen. ©r enoartete
fie im £eben unb nod) fpät, als er fchon
oernünftig hätte fein fönncit, enoartete er fie,
lauerte ihnen auf, befchioor unb rief fie.. . .
©r genoß eine gewählte Ziehung unb
bie Seit ber ©riechen unb Nömer erfeßte eine
Seile mit ihrem Sohllaut, mit ihren ©öfters
bilbern unb ©ötterroorten, mit ihren gelbem
epeit unb §elbenthaten bie fo gliidlichmachenbe
ber 3Närcheitreiche.
Sie 5Heyanber ben ^omer unter fein §aupt
le^te, um beim ©rioachen gleich na( jh
©anger feines 93orbilbeS 3lchiÜ greifen 311
fönneu, fo begleitete ber ©ohn oon fieben
unb Ji'thlenS fortgitterte; er fah fich reben=
laubunifränst, ben Becher mit ^alctner in
ber £anb unb bie alfäifchen 2)?aße auf bem
roeißen Nacfen einer £eSbia ober (Slaubia
taftenb.
ÜToch ein ^ciliqer ©ruft beroahrte ihn oor
ben Nofeu, bie in iHbgrünben blühen unb er
burd)forjd)te bie ©tollen beS SiffenS aller
3eiten unb aller Golfer. £ie giiÜe beS ©es
fchaffenen lenfte ihn naturgemäß 311m ©elbft*
fchöpfen unb in jugenblicher ^egeiflerung oer*
fud^te er feine ©^manenfehtoingen in baS
Neid) ber Dichtung. 3luf einfamen ©treif=
lügen burch £ochgebira unb SalbeSbunfel, an
oen SReergeflaben oieler Äüflenlänber hauchte
er feine ©eele in bith^rambifche ©efänge.
3lber roenn er fein ©efchaffeneS mit bem fd)on
ißorhanbenen oerglich, überfam ihn namen=
lofe Sehmuth; er roollte ©chöneS bilben,
aber MeS roar fchon oiel fchöner ba. Nun
begann für ihn eine 3eit ber ©elbftjudjt, ber
fiinftlerifchen ©rsiehung. Sie ber 53ilbner
jahrelang an einer frönen ©tatue formt,
meißelt, glättet, bis fie leuchtenb loie eine ihrer
oon ben 3 a h r h un öerten polirten ©chioeftern
auS ©riedjcnlanb bafteht, fo feilte er an feiner
gornt. ?lber nichts toollte ihm genügen,
nichts fchien ihm gut genug, um oor bie
klugen feiner NMtmenfchen 3u gehen. 33ei
jeber neu auS3iiführenben jbee moUte er
^llleS gelefeu haben, raaS eS fchon über ben
©egenj’tanb ©efcbriebeneS gäbe, unb fo fam
er oft nicht $ur Ausführung, roeil er fich *in=
geftehen mu|3te, baß er hoch nur fchon getane
Arbeit thun mürbe. Manches unterblieb fo,
unb menn auch fein Siffen muchS, bie 3 c ü
angenehm unb mohlauSgefüdt oerging, fo
ent|tanben hoch nicht bie erhofften SerFe, oon
benen er allein annahm, baß fie fein Seben
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mit einem glücfbringenben Jnfyxlt oodfcböpfen feigen; ftc füllten e8 fo tief, fo innerlich innig,
mürben. baß fte glaubten, e8 gefd&affen gu baoen.
3n feinem felbftquälerifcben X^un befiärften Sie in ber Sitteratur, fo ging e8 (Srnft
ibn einige granjofen, Bteijter be8 ©tple8, oon ©ternborjt in ber Siebe. 6r (teilte an
Säbler oe8 3lu8brmf8, Kenner unb Säger ba8 Seib ba8 b&<bft* Slnforbem unb fd>ob
be8 Sorte8, Keffer ber Sirfung uutabliger felbft fein 3beal in fo hohe fcetljerfemen, bafj
©cbonbeit. Sie unfer #ölberlin, befaßen fie ihm bie Hoffnung auf eine Bereinigung mit
bie ©ebnfuebt itac^ einem blübenben 3onien, ihm fdjmanb. 3 ur ®c^on^eit fuebte er (Güte
aber fte beberrfebten unumfebränft ihr fegelu= unb ©anftmntb, jur (Güte Berftanb, gum
beS gabrgeua babin, eine rooblgefügte ©pracbe, Berftanb Gbarafter unb 311m ^^arafter
bie feinen tropfen SafferS burcbliefj, oon (Genialität. $er leifefte Berftof? an biefen
einem flaren, feften Bau, unnaebfiebtig gegen feinen gorberungen, ber geringfte gebier, ber
jebeS Berbredjen an ihrer jtönig^aiferheben eine fonft oodgültige ©cbonbeit unooQfommen
Biajeftät. ©8 roaren bie Xb C0 P9^ e ©autierd, machte, lenfte ihn ab, unb entmutigt harrte
bie Xbeobore be BauoiOeS, bie BaubelaireS. er auch hier einer 3«t entgegen, ba ihm ber
$ie bitten ba8 ©cböne gemacht, gefunben, 3 u f ö ® *>ie geräumte £errin 3ufübren unb
ma8 ihm, oiedeiebt in riefigeren $)imenfionen, eine unroiberfteblidbe ©pmpatbie ihn oiedeiebt
unb auf hehrere (Gegenjtänbe angemanbt, oor= über bie unoermeiblicben Mängel be8 3beal8
febroebte. 3btten ahmte, ftrebte er nach. Sie bntroeglenfen mürbe. (Snblicb trat er mit in
bie ©eete Zuberer über ber Btufif febroebte, ber ©title ber Cfinfamfeit, ber Stube be8
fo rubete bie jener felig über ber gorm. (£8 $enfer8, ber greube be8 ©cböpfert gereiften
ging ihm mie ihnen, bie e8 felbft auSfpracben: Serfen poebeno an bie Slufjenmett. aber ba
über ber Bemunberung be8 ©cbönen oer- harrte ftiner bie bitterfte 6nttäufcbung.
gafjen fie oft, e8 gu formen, 3U bilben, 311
C©cblu| folgt.)
auf ber <$aibe.
2)er blaue Steuer fpannt fitb auä
Ueber ber breiten £aibe;
gernab ein £irt, ein ©auernbauS;
®ocb weltenfern ber ©täbte ®ebrau8.
Äein ^antmerlaut, fein Älagen,
Äein ungeftümeS gragen,
®ie Seele frei 00 m Stabe!
3Bie gern bie ©Seit i<b meibe!
O roonnigeö ßntfagen
3luf ftiller, blumiger #aibe!
5)ie ©lütben buften unb febimmem bunt;
68 fächelt ein #aucb um bie SBeibe.
3<b ruhe felig auf rotbem ®runb
Unb führ e8: fytx wirb ba8 £er$ mir gefunb!
3Ba8 mich auf ÜKarft unb ©affen
©eroaltig roodt 1 umfaffen:
©taub, glitter unb ©ammt unb ©eibe
Unb Sumpen unb ®olbgefcbmeibe,
3>a8 bat mich nun oertaffen,
©erlaffen fammt adern Seibe!
f mW
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äm J&oljenfiaufen.
©or meinen Slugcn fleigt in bie Juft empor
®ein §aupt im ©trafyl beS bämmernben 2Jiorgenlid)tS,
£) £ofyenftaufen! (51)rfurd)tbebenb
©rüg 1 icfy bie Ijeilige, i)etyre (Stätte.
Ob manches 3>afjre3 S'tti^ bidfj fctyon umraufcfyt,
©erflang bein Stame nimmer, iljn trug bie 3*it
®al)in burcfy ©ommerS ©trafylenglutfjen,
®urdj ben oernicfytenben ©djnee beS SBinterS.
Unb anbacfytSooll laufet eroig ber ©ölfcr ©cfyaar,
SBenn uns be§ ®idljter3 fdjroeöenbeS ©aitenfpiel
®ie Saaten fcfyilbcrt, bie bein 21rm einft
$errli<fy oollenbete, ©arbaroffa.
®a IjatlfS oor unferm Ofyre mie Äampfgetön,
®a fefyn mir ©djjroerter blitzen in blauer £uft,
©efjn ©anner roefyn unb ©luteStropfen,
purpurne, färben Italiens gluren.
Unb frommer ©ilger 3“9*, ftc gietyn bafyin,
5Bo ficfy auS ÜJtorgenmolfen bie ©onne fyebt,
SBo mit ben ©almenmipfeln fofen
Sanftere 2Binbe in meinem Spiele.
©3 fdfjallet aus ben ©paaren bcgeijtrungSfrofy
®cr Stuf: ©dfyaut bort, bie fjeilige ©otteSftabt!
Unb taufenb Äniec beugen betenb
SCief in ben ©taub ficty oor bir, ^eljooaf).
Unb Ijorcfy! ®ie 2uft burcfytönet ein füger §aud(),
©Sie feiten nur ber ©terblid)en Oljr oernafym,
©om fyöcfyften ©lücf, oom tiefften SBcfye
fallet bie Seier ber Stibelungen.
9lcty! längft entfcfyroanb bie golbene 3*it, lättgft fcblog
®en Sttunb, bem einft Europa gelaufcbt, ber Äug
®e3 £obc3 unb ba§ golbnc ©cepter
©anf aus ber $anb, bie bie ©Seit be^errfcfyte.
®odfj bu ftarbft fcfyön, btr brücft auf baS Jpelbenfyaupt
Unfterblicfyfeit ben efjrenben £orbeerfrang,
©ermania fjüöt an beincr ieic^e
Xrauernb bie tljränenbetautcn ©Bimpern.
Unb al§ bu fdjiebft, entflog audl) aus ®eutfd>lanb3 glur
®er 9lar ber greifjeit, bunfleS ©ernölf umjog
®en Stern bcS Sturmes, unb oerberbenb
Ueberall flammten ber ^rDietiad^t ©lifce.
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311
R-------15
O, flingc ernft unb traurig, mein ©ang, ntd^t gteuty
S)em ©kfjn bes grüf)ling3roinbe3, ber ©lumen fügt
Stuf fonniger 2lu, nein gleidj bem bumpfen
SRaufdjen be3 $erbfie3 in büftern gölten.
5)u fanfft, ©ermania, eroige ©dfjmad), nur burety
£>en 2lrm ber ©öfjne, roelcfye in blinbem £ag
®a3 ©efyroert mit ©ruberblut gerötljet,
2Bet$e mit geuer bte glur oerroüfiet.
®od) unabläffig rollet ba3 SRab ber 3 e ^-
©efyt ifjr an ©reugen3 Rummel ba3 üftorgenrotg
©icl) fjeben au3 ben büftern Städjten!
©efjt iljr nicfyt Milden ben 2)egen griebri<fy3!
Unb roie! $ört ifjr nicfyt lieblichen ©aitenftang
©on ©taube unb greiljeit, Siebe unb ©aterlanb!
3)odj er oerftummt; Äanonenbonner
©chattet oon Seip$ig3 ©efilb an'3 Ogr mir.
3$ fef)’ ben ftotjen Äaifer ber granfen fiieljn,
2)ef}' ©eift auch fo nod) eroige ©läne finnt,
3$ fety 1 im 9ttorgenroinbe beutfd&e
©anner auf granfreid}3 ©efilben flattern.
®ann füge griebenörufye. 5)odj nochmals tobt
®ie ©djlacfyt. Jpordj! ©kffenflirren unb ©djüffeflang
Unb SRofferoieljern: ®eutf<fyc ©ölfer
Kämpfen ben ^eiligen Äampf ber greifet.
£)a treibt bein 2lrm, ©ermania, mit füfjnem ©efyroert
3urücf ber geinbe £eere, ba färbji bu rotl)
3Kit granfenblut ber ©eine Sßogen,
gurcfytbar $u fRaiten im Äampfe3feuer.
§eit bir! 2113 fidf) ber 3°^ cr W^ner £anb
£)ie Ärone fefct’ auf’3 filberumlocfte Jpaupt,
®a tratft bu mäcfyt’gen ©chritteö roieber
©in in ben fiaunenben 9tat^ ber ©ölfer.
Unb jefct um roallt bich mieber ba3 ^ßurpurfleib
2Bie bamalS, al3 ber ©taufe ftdh bir oermäblt.
3efct fd^lingft bu mit be3 ÄriegeS Sorbeet
SRofen be3 griebenö tn’3 roeljnbe §auptgaar.
3»efet flingt bein 9tame roieber oon $ol $u $ßot,
3efct bebt bie 22elt, roenn 3 orn beinern ©lief entfprügt,
Unb in bem ©cfyufo be3 3oüernaarc3
©traget roie einfi beineö 9iufyme§ Ärone.
ß. '&eitenp*uC.
S5-8
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312
^erftfunpe feiten.
Serflungner feiten längft oerflungner Sang,
Serraufcbter Sagt jugenbfrobe Sieber
Umroogen mich mit n>el}mutt)§oollem Älang,
Unb traurig fd)reib icb biefe Serfe itieber.
©o manche SBtüt^e §at btr ©türm gefnidft,
@o manche Hoffnung ging ju früh oerloren;
3Bie rocn’gtn ift ber grofje 3Burf geglüeft,
Unb bicfeS ©liicf roarb unter ©cbmerj geboren.
3<b benf’ ber Sage, ba ooll ^ugenbtnutb
3Bir trufj’gen ©inneä in bie ffielt gejogen,
Sie 3Bett, bie unä um unfer t)öcbfteö @ut,
Um unfre ;$beale ferner betrogen.
benf ber ©tunben ooUer Secberluft,
SUIroo bc3 SBeineS rot^e glutben raubten,
Unb mir, ein ^eilig geuer in ber Sruft,
ÜJlit blonbgelocften ©ebroabenbirnen plauzten.
SRod) fet)’ id) bort im fallen ÜJtonbenfcbein
Sit alten Stauern in bie Süfte ragen,
Srei SBanbrev bitrcb jerflüfteteä ©eftein
©icb feef in jene oben fallen roagen.
£orcb! mit beä SöalbftromS übermädjt’ger Srang
©i<b Sabn briebt bureb ber Seifen jtarre Äette
Unb fäb b cra bftüi'jt oon be3 Sergeä .(pang,
©icb jifdjenb einroüblt in fein fteinern Sette.
Sa§ ÜKonbli^t gli^ert auf ber 9Boge ©(bäum,
SGBic fliiffig ©ilber toft ber Sali ju Sbale,
©efpenftiftb raufebenb reibt fi<b Saum an Saum,
©efpenftijcb flimmert felbft ber gel§, ber fable.
Saä ift 3(biaoifoä Bauberlanb;
3Bei{} ftbimmernbe ©eflalten bufeben Mf*
hinauf, b*nab be3 gelfenö glatte ffianb
Unb toirbeln um un§ b tr >» tollem Äreife.
O tounberfame, ^olbe ÜJtärcbenpracbt!
3Bie b^fi bu unfre £>erjen einft gefangen!
Sorbei! oorbei! Um mich ift tiefe 9ta<bt
Unb meine ©eele gucFt in Sobeäbangen. —
Unb fällt fie einft oon müben ©cbultern ab,
SeS SebenS Saft, bie unerträglich fernere,
©o rinnt, icb rot *6 e§ < au f ** n ® ro &
3lu« greunbeäauge eine greunbeSjäbre.
_ $tefe#r«bt.
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ts
Uns tiu 6 cr Jtöt.
I.
Dag ift eine Stacht, bag fjeifct eine SWaefyt!
3d? §abe fle roieber Ijalb uerroaefyt.
Mein ©ett ift mir mit Ueffeln geftieft,
©ine Dornenfrone aufg §aupt gebrüeft.
3m Ofjre fiebet unb ftopft bag ©tut:
2Bo bift bu, bie mir am §er$en geruht?
3ef) Miefe bunfel, icfy Miefe roeit,
34 6licf in bie graue ©roigfeit.
©in fahler geig — ein oerftürmter gorfi —
Unb ein 3lbler fauert oerftört im £orft:
Sie liegt oerloren, ifyr glügel bracty . . .
Mir bonnert ber ©4 U 6 im §inte nacty —
Mir gittern bie Sfteroen in roirrer Sßein,
Dag alte ©fjaog braety herein,
Durefy'g tiefjte Dunfel, bag ®ott erfd^uf:
ßeljre roieber! fefyreit nae§ iljr mein SRuf.
©ine fWebelgeftalt am genjter ftefjt,
3<$ fe^e fle frülj, xd) fefje fie fpät,
3m gläfemen Setter glü^t ein Dranf —
Unb id) bin elenb, fo roüft, fo franf!
34 nwctye — ift lange Mitternacht,
Die SBanbutyr tieft, idh bin fo oerroa4t . . .
®ieb mir ben Äeldf), bu finftrer Mann,
Damit ich enbliefy fetjlafen fann!
n.
Dag ©tünbehen giebertraum entflo^n!
3um ©arten lenft mein gufj;
Mich bünft, eg fingt bie Serene fchou
Mir ihren Morgengrufc.
3m Cfien beljnt ein meiner Duft,
©alb fteigt ber ©onne Fracht —
Söf auf, bu frifetye Morgenluft,
Den 3auberbann ber SWad^t!
Die Dulpe ftarrt fo mübsoerfteift,
Die SRofen Rängen ferner,
Der ^^ajint^e 2lt§em flreift
Salfamif4 uni mi4 h cr *
Der SSBclt ift ihre SRuff oergönnt,
Unb mir ift fyeifj $u Muth;
Unb roenn mein §erj nur fd^lafen fönnf,
Dann roär 1 roo^l aKeg gut!
IS---ö
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314
fi-«i
Dort ftefyt mein Stern — fie wählt 1 ihn mir!
©r blieft wie ich fo Blag . . .
©r regt mich auf — ein ®vu§ non ifjr,
benf an bieS unb baS,
3ch benf an bunflen Düttenftranb,
©in Srautlieb raufet baS ©teer . . .
3>d) b$nf an ftahn unb 9llpenwanb,
Der ©tonb fcheint brüber fjer . . .
gort, füge ©lumen, meine Cual!
Dornröschen fc^läft fo tief,
©iel tiefer noch, oiel taufenbmal,
2113 fie im ©tävdhen fchlief.
Der ©lüdkGrinnrung &o|en$aun
Umbtüht fte weifc unb roth —
Sie aber werb 1 ich ™ c mehr f<h au «,
Jebenbig nicht, noch tobt.
©drbei, norbei! Der Jpimmel glüht,
©in ©olbnefc frönt bic 2Belt,
©raSmücf erhebt ihr ©torgcnlicb,
Unb Dhau unb ©ebel fällt . . .
Da3 i'eben ftreicht mit feuchter £anb
Die heifee SBange fühl,
Unb weither mahnfS, ach! füfcbefannt:
Du bift noch nid^t am 3M-
Victor gsfüthgeti.
$anct @aecifia non 'gJtapljaef in Bologna.
©enn ich 9*roiffe neue ©änger hö^
2Jhi§ ich an SRoph 06 ^^ Gaecilia benfen,
Die höh^nmärtS bie Sinne fcheint ju leitfen,
3um Sieger rufen fte ber ©ngel ©höre!
Da§ ftch Sanct Sßaul, aufs Sd?wert geftü^t, empöre,
Scheint ©oth ju thun, anftatt ftch S u »wfenfen
3n irb’fchen &tang; 5 Hoth auch, ©ehör ju f^enfen
Dem £immelslaut. Der Vaute jietnen glöre!
Denn auf ber ©rbe liegen Gpmbelit, ©eigen,
3 erbrodhett unb oerbammt 311 ew’gem Schweigen,
Die ^oefte 30g in bie §eimat wieber!
Gaelilia laufest bem ßlattg ber Sphärcttlieber:
2 Ber möchte nicht mit Sa^io'S Jpeil’gev taufchen,
Unb fernem Üieb ftatt heufgem ©tifcflang laufchen?
Jtffreb ^rdebtnanit.
s-&
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315
$d)uferbani
gejigebicht jur Singgfeier*).
„,,®ieb, bafj mich bcinc glammenfraft
©rfülle mit bcr Stärfe,
Die für bic 9^ad>t bcn grieben fc^afft
Unb für bcn £ag bic ©erfe!""
So fchliefct bcin „Reifer" fein ©ebet,
Unb eine ftol^e 9tu^e geht
Durch feine oollc Seele.
Dir felbft, o fyofyer Sichter, ^aft
Du btefeS ©ort gefprochen
Unb fonnenfräftig ohne 9iaft
Durd) Diadjt Sie 33afyn gebroden:
3>n glommen loberte Sein Sang,
Der aus bem Dunfel ftd^ entrang
3u nmnbcrreichem ©lanje.
Ob beine ©tropfe nun crbröljnt
35om gufj ber ©eltgefchidhte;
Cb, roaS ber DUebrigfeit gefröhnt,
Dein ©ort erjürnenb richte;
Cb gelben aus oergeff’ner ©ruft
Dein Dichtermunb befd^mörenb ruft
^In’S Sicht ber fdjnwnfen Sretter;
Ob beinern Sieberborn entquillt
©in tieffteS Schmerjempfinben,
©in Seinen roeit unb ungeftiHt,
DaS nur an Sterne btnben
Unb nur in ihrem gellen 93ann
Die lefcte Salbe finben fann,
Das 9ften|cfyenfjer$ befreienb:
Durch SltleS mögt ein lichter ©eifi,
3n bem bie £tit fiel) fpiegelt,
Der ©eiten halb im glug umgreift,
$3alb roieber ftill entfiegelt,
©aS fü^ge^eim oerfc|loffen ruht
3ln einer Seele ^eil’ger £ut,
33iS ©ort unb Sieb eS roeefe. —
Der Stunbe nicht, ber fernften 3 e *t
3ft, roaS bu föufft, gegeben;
Denn Startes nur, in fich gefeit,
Äann nimmermehr oerleben.
Doch roaS im Sumpfe ©ur$el fafct,
$at fiets bein cbler ®licf gehabt;
Du lebteft nur im §ohen.
Drum toarb jum fteben$igfien 3ahr,
DaS nunmehr jählt Sein Seben,
S?on tiefbewegter greunbe Schaar
Der .gubelfranj gegeben:
So reich er Sich aut h foH
©r ift hoch nur ein fdjroacher 3°tt
Siebinnigfter Verehrung.
9Kir aber, ber in früher 3*ü
Oft beiner SWufe laufchte,
©enn, oon beS SchmerjeS 2Ra<ht gement,
3h r Sang in’S §erj ihm raufchte,
üftir gönne beine roarme #ulb,
Dag ich bic langoerjährte Schulb,
©enn auch nuv bürftig, $ahle!
O mögefi bu im ^eiligthum
Der Dichtung lang noch »ölten
Unb allem beutfehen Sanb jum SRuhm
JpochhctrlicheS gehalten!
©efegnet fei bein ©eniuS,
Du Didjterhelb 9lrminiuS,
§eil bir unb beinern §aufe!
*) ©efprochen am 25. gebruar 1890 im tfoloffeumöfaale ju München.
<&arf Jetfef.
A r ß u m 6 f a 11.
£mb’ nicht $u lieb bie fnofpenbe SRofe,
©S flöge gar halb
Chn 1 |)eimat, ohn’ £alt
3h^ ® u ft bir oorüber in’S Uferlofe.
I Unfierblich ifi Schmerj allein.
©as nie bu befeffen,
I ©rfehnt, ftie oergeffen,
| ©irS bcineS Rimmels ©runbbau fein.
?ritt| $tnif )u ^Ätui^-garofÄff.
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316
Pas neue 'Port.
@S mefyt bcr ©inb unb flreuet fjeiter
2Jlir Sftofenblätter fjin.
2ftein greunb, mein einziger ^Begleiter,
©ie ifl bettn bir ju ©hm?
$u ^aft ben ©cg oertaffen müffen,
®er bir unb mir besagt’,
©o mir beim Sieben unb beim Äüffen
S^id^t oiel naefy ®ott gefragt.
£)ein üftunb, ber fonfl nadj fügen Stunben
©idj fcfylog unb fdjmeigfant blieb,
(Sr §at ein neues ©ort gefunben:
„®ott fegne bid), mein Sieb’"!
ßttein greunb, mein einftiger ^Begleiter,
(SrUäre mir ben ©inn. —
@3 mefjt ber ©inb, mir flreut er meiter
$Rur SRofenblätter §in.
?riitj Steuß.
1 e j a.
(555 n. <%.)
ffiie jubeln fte im fyofjen ÜRarmorfaat.
Sie freuen fidfj ber fdjmererrungnen Siege.
ÜRir afjnt, bieS gefl mirb euer tobeSma^t,
Unb biefe Sufi mirb ferneren UnglücfS ©iege.
®rum fnie idj einfam träumenb, hifloergeffen
2ln ©rabeSljügeln unter ben Gppreffen.
®ern mod^f bidj preifen audj mein ^mrfenflang,
Sföein lotila, bu lichter Sföaienfönig;
£)odfj meine ©aiten Hingen ©rabgefang,
©o ^öflingSmunb bein Sob fingt taufenbtönig:
®er ^immel fpridjt in unfyeilsfdjmangren 3 c ^ cn ^
Unb all bie fjeil’gen SRunenfTriften fdfjroeigen.
O groger ©eifl, bort, mo bie Sterne jiefyn,
S)eff’ 9ltfyem burd) bie bunflen Säume braufet,
©arum l)afl bu bie ©abe mir oerlie^n,
Sor bereu SJladfyt ben ©taubgebornen graufet,
®ag idj an meines SolfeS ©tim mug lefen,
©er in ber fremben ©rbc mirb uerroefen? —
®ieS Sanb, mein 33olf, errang bein tapfer ©djmert;
2)od) mirfl jur $eimat§ nimmer bu’S ermerben;
®enn bu bifl roafjr, ber galfdf^eit abgefefyrt.
®etn (Sbelmutf), mein Sotf, ifl bein Serberben.
§ier ifl nur Jftaum für falfcfye Sftömerroorte
Unb Sftoma miß ©erraff unb üfteudjelmorbe.
©ntfiegelt fdjaut mein ©lief ein fjerrlidj Sanb,
Um beffen Äüfle rotlbe ©ogen roßen;
©aljinter f)ebt ftdj jäfje SergeSroanb;
2 luS bunUer Siefe bringt ©emittergroßen.
$>er geuerat^em jueft burdi) Ijunbert Sftifee,
Unb bid&ter 3 taudi> oer^üßt beS ©ergeS*) ©pifce.
•) ®er ©efuo.
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317
I
2lu$ feinen Schluchten fleigt in ftummem ©djmer$,
Doch tobeSfü^n ein Jpäuflein wunber ©othen,
Den ©djilb burdjbobrt, jer^aun be§ $elme3 @r$.
2luf ©icbenfpeeren trägt man einen tobten.
Da3 ftnb bie trümmer non bem ©otbenreicbe:
tobwunbe Ärieger, — eine ÄönigSleicbe.
Durch grinbeSrrihen jie^t bie $etbenfd)aar.
Der (Sieger ftaunt, unb feine ^ubel ftoefen.
Der ftof$e StarfeS reifjt au3 feinem §aar
Den Sorbeer, flicht ihn in be§ ÄönigS Socfen.
©oll ©brfurebt neigen ftdj bie ©rieebenfpeere,
Unb mantye tbräne fpri^t be3 tobten ©bre.
2ln ©ajäg Äüfle hält ber trauerjug,
3öo einer ftoljen glotte (Segel fliegen.
©3 jieren Dradjcnbäupter ihren ©ug;
Doch ift fte nicht ben ©othen, nid)t ben ©rieten.
3luf ^ßurpurlager bettet man ben tobten;
DaS Stüber raufdjt. — #rimjiebn bie lebten ©othen. —
Die Stadst entfliegt; ber ÜJtorgen bricht herein.
Da3 Jpiftljorn weeft $um lebten, ernften ©treite.
©erüftet jieren fdjon be§ grinbeö Steibn,
Die ©onne grüfjt bie ©peere auf ber #aibe.
3Ba<b auf, mein ©olf, lag beine ©anner fliegen!
Der ©othen ©ieg fei rufjmootl Unterliegen!
_ 3ti<$arb grfnrty.
Saturn idj ftfage?
Du fragft mid) oft, warum idjj flage, ©3 ftnb ber bangen Slljnung glügel,
SBenn ^tteö um mich tyx ft<b freut, Stuf benen oft mein ©eift entweiht
Unb wa§ an jebem meiner tage Stad) einem ftitten ©rabe3f)üget,
Den alten Kummer mir erneut. — Drauf eine weife Änofpe bleibt. —
_ $ufiav $<$t9egef6attr.
Einern '^läödjen.
Stoch eine $arte Änofpe @§ warb bein blaues Slugc
©ift bu am Sebenöbaum; Stoch nie getrübt oom 2Beb;
Stocb febwebt wie rin bunter galter ©§ febaut no(b flar unb offen
Um bidb ber Äinbbeit träum. De3 £eben3 bewegte ©ee. —
Sto<b b«l ^ cr ©türm be§ 2eben3 SBie unerfcbloffne ©lütben
Dein junges £er$ oerfebont, Der Äelcb oor fjroft bewahrt,
Darin bie feuf<be Unfcbulb ©o mög 1 bicb ©ott behüten,
Stoch rein unb frieblicb wohnt. Du Änofpe, )^olb unb jart!
_ 7ftttf »Wfftt.
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818
§n’s Janö 6er ^topcti.
1. trcnnungSftunbe an S o v b.
Jpeutc fyinauS in bic 2Bogen, bie 3Belt
Sieht nun bcr Dampfer, fegelgefchroedt.
©och liegt er oor 9lnfer, noch regt er ftdj nic^t;
®och .geber empfinbet ber ©tunbe ©einigt,
®ur<hflicgt mit prüfenbem ©liefe ben ©au
2)eS mächtigen liefen, ber Jöolfen ©rau,
©djaut, I^ränen im 9luge, jurücf auf baS £anb,
Äüfjt ©ater unb ©lütter, briieft greunbeStjanb. —
5)a raffeln bie Äetten, ber 9lnfer roirb frei;
©in taufenbfältigeS 3>ubelgefchrei
©rüfjt auS ber ©lenge neugierigem Irofc —
©o jie^t unter $ubel ^inauö ber Äolo§,
©erfdjroinbet aUmälig in nebliger gerne.
O bafe ihn begleiten glücflie^e ©terne!
2. $immel unb £ ö 11 e.
herrliche SBinbe, lac^enbe ©laue,
Suftige äöeden, fröhlicher ©inn —
©taunenben 9lugeS immer auf's ©eue
©in ich gefeffelt — o führt mich in treue
§in an ben Sergen beS 3lpenin!
guhrt mich oorüber ben ©f orten ber Jpölte!
©auchenbe Säulen, fie fenben ©acht.
Seige bich, 3lctna, alter ©efelle,
©chleubre bein geuer unb pammenb ©eröde,
ginftere SBolfen auS glühenbem Schacht!
©ünftige äBinbe, funfelnbe ©terne,
Seitet nun leife burch’S bjimmlifche thor!
Scuchte, ©lefftna, auS lieblicher gerne,
Sichter am ©feere, hochoben ©terne!
— §öde unb ^irnmel, herauf, hetoor!
3. 31 l e p a n b r i a.
3luf ber ©djleppe ber „©uropa",
Slenbenb, ftlberroedenroeich,
©leitet monnig baS ©alonboot
©ach bem ©h araonenrc ^*
SöelcheS Treiben, roeldjeS Seben!
©immermehr oergijjt jlch baS;
3lder ©ölfer SSimpel flattern:
©lütten SHepanbria’S.
£rola! ®ampferroeden fchäumen!
9ln bie ©über geht'S gcf<hnrinb,
Unb in auSgehöhlten Säumen
©ahen fie mit 2öeib unb Äinb.
©eht ben Änaben, jenen flinfen!
3Berft in'S ©leer ihm fletneS ©elb!
©feilfchned roirb er unterfinfen, —
©iS er’S fefl im ©lunbe ^ölt!
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319
Joch jum Stranbe gilt’g $u fahren,
Äurj bemeffen ift bic 3eit.
3Ue^anbria uor ^alpren!
Sllejranbria oon Ijeut!
glatte Raufer unb SDtofebeeen
Jauchen auf im alten Stil;
D, bie ©räber miigt i^r feiert
Jer geprüften Stabt am 9til!
-Sl
Unb ba§ ©otf, im Sdfymufc ber ©affen
Settelt eg nadb altem ©raudfy;
§od)genufj ift 3eitoerpraffen,
Saugen an bem Opiumftfflauc^.
Jeine Jage ftnb nerfloffen,
Stabt ber ©röfje, Stabt ber ^rad)t;
Jeine dauern ftnb jerfd)offcn —
Unb ben SKorbcr fc^ä^t bie 9tac^t.
4. @ u e j f a n a 1.
Sangfam fteuert ber Pilote
Jurd} bie glutfyen mit Sebacfyt,
9J?ajeftätifd) jiefyt ber Jampfcr
Jurcty bie ftifle SD^itternad^t.
©on beg goefmaftg ^öd>fter Spifec
Senktet fyell eleftrifcb Sicht,
Unb aug fcfyroaqgeballten SBolfen
ga^lcr SRoitbegf dummer bricht.
Seife Stellen, phogphorlcucbtenb,
Streiken Schiff unb Ufer fadjt;
Meg leud>tet — ©eifterftunbe! —
3lber finfter bleibt bie 9tad)t.
5. 21 u f ^o^er See.
Sßolfenlog, o tiefe SSonne,
Sad;t mid) an beg ,jr>immelg ©lau,
3n bem 5lbenbglanj bei* Sonne
Seucbtet mir, fo weit ich fdjau,
Unermefjlid) ringg umher
JpeiPgeg, ftilleg, blauet 9)teer.
©laueö SDteer unb blauer §immel,
gerne, fern bag SBeltgctümmel,
Jicffte 9tu^ im weiten 9taum. .
Sfl’8 ein Jraurn?
3frtebrl<$ obt.
Aus dem Leben und den Erinner¬
ungen eines norddeutschen Poeten. j
53on Heinrich Zeise. 9)iit bem Portrait
unb bem gacfitnile 3 e Mc’ö. (Altona, xU. ($.
Steuer.) Tem ^evauggeber biefer Blätter
roeifj idj Janf für bie Ucbermittelung biejeö
in oielen ©qiebungen anregenben U3ud)eg.
(£in reicbeg SMctyterlebeu mirb und hier oor=
geführt, ein echt beutfebeg, benn jtbon ber auf
S. 16 gu lefenbe Säb*. „idj jebaute b*üer,
SS---— -
forglog unb lebengfrifcb mit frobem SJhitbe
in bie 3ufunft, bie fo roenig oou bem ge*
halten, mag icb mir erfebitt unb erträumt",
gilt ja ron fo fielen, bie mit bemimpeltem
iÖfaft iu See fahren unb — ftitt, befebeiben
unb gerettet ben s ^ort mieber 311 erreichen
fueben. 26ie meitoerjmeigt uub oiel oeräftelt
ftnb bie Ziehungen, bie greunbjebaften 3eife’3
— roie oiele 3)ianner flangooflen 9tamen3
beeft trofc bcfjelben bie 2>ergejfenbeit! (£troag
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320
weitfepweifig erfepeint mir bie Ginfepacptelung
ber ©iograppie beS Slltonaer ^ßoeten 3acob
©epwieger, oon bem mir fein recpteS 5*ilb
erpalten, unb beffen Geburtsjahr wie dtamenS*
fcpreibung un§ boep pöcpft Qlcidhgiltic; fein
fann. „©epwieger" ober „©cpwiger"
bat meines GradptenS niept mehr Slnrecpt auf
Unfterbliepfeit, als fo oiele, bie oon ihrer
3eit fwepgefeiert roorben fmb, unb halb, im
raftlofen gortfepritt unb Umlauf rodenber
3apre ber 93ergeffenpeit anheimfielen.
Gin wenig mehr geile hätte bem 9?ucpe
auep nicht gefebabet. Senn Heinrich 3 e 'f e
©. 12 fdbon fdbreibt: „9lucp ber dtolanbSrupie
fei ermähnt, bie ich gewöhnlich oom $)itt-
mar’fcben Garten aus befuepte, bort $er*
fteinerungen fammelte, mit benen ich meine
l Iafcpen befepwerte, aber niemals oer*
fäumte, miep rechtzeitig gum Kaffee einzig
fteden", fo ift bieS ein Sippepenftil, ber manchem
ernflen Sefer baS Seitermitpalten oerleibet.
„9ln tragifd^en Greigniffen bat eS in unferer
©tabt nie gefehlt", peibt eS ©. 18. unb fei
hier beS £errn 9Ibolf ©alcpow gebadet, ber
oerfebiebene poetifebe Serfe ebirte, unter benen
fein epifd&eS $elbengebicpt „ftumantiaS" ben
elften Pap einnimmt. — Stuf ©. 19 erfepiebt
fiep £>err ©alcbow. —- ©epabe, bab Heinrich
S fein im Gangen oerbien ft licbeS Such
) oiele folcber ©epnifcer entjledt.
Alfred Friedmaun.
Ana der Fremde. Gebicpte oon Kon-
rad Telmann. (dttinben, 3* G. G. SßrunS,
1889.) GS wäre untiiip unb fönnte falfcp
aufgefafet werben, wodten wir eine Sobrebe
auf Äonrab Jeimann anheben, ©eine 53e-
beutung als epifeper unb Iprifcper $icpter ift
oon auen Parteien anerfannt worben; er
felbft ftept hoch über benfelben. 3 l * bem
üftanne wirb aber auep adeS gum Siebe, unb
adeS, was feine benfenbe unb füplenbc ©eele
bewegt, baS ftrömt fein dJhmb in ben perr*
liepften, innigften Seifen ergreifenb atiS.
Unb trop ber groben biepterifepen grueptbar*
feit, bie uns eine dftenge oon Siebern befepeert,
werben leptere nie einförmig; Feprt mancpeS
wieber, fo Fleibet eS ber $>icpter in anbere
gormen, über bie feine ^Begabung in reiepem
dftabe oerfügt. dflan nannte ipn uns gegen*
über einmal ben „reinen 3<b'peten". 9hm,
wer ©dhieffate, bie ben oon Xetmann erlebten
ähneln, burepgefämpft hat, ber fühlt, bab ber
Siebter wapr, nur wapr jpriept, unb in beffen
©eele oermaitbeln fiep beim Sefen bie fremben
Gmpfinbungen in eigene. „Senn ipr’S niept
füpit, ipr werbet’S niept erjagen", dtur
eins erfepeint uns bebenflicp. Gin flagenber
£aucp burepwept baS gange perrlicpe $öucp;
oon ben Iprifcpen Siebern pat baS fiep auep
auf bie epifepen übertragen, bie uns gumeift
reept büftere Gemälbe geigen („Sllmanfor",
„dreimal", „dftarino galiero", „jfönig
Salbemar"). 2)ie Sucpt wepmüthiger Gm*
pfinbungen, ber Ginbrucf förperlicpen unb
feelifepen SeibenS pat Mmamt an ben Dfamb
beS SbgrunbeS beS ^ßeffimiSmuS gefüprt.
£alt! rufen wir ipm hier $u. Ttt $effi*
miSmitS ift ungermanifcp, unb ^onrab ^el*
mann ift ein beutfeper SDicpter. Vorüber*
aepenb, gteidp einer fepweren Äörperfranfpeit
Durfte ipn bie ©timmung anwanbeln. dhtn
aber pat er fiep auSgefuugen unb ift wieber
gefunbet — fo poffen wir. Ti e ©troppe auS
„Slnbere Sieber"
dteu queden mir bie Xöne wieber,
£wcp niept oon eignem Sep unb Glüdf,
Tit anbre 3 e *t wtd anbre Sieber,
Unb oorwärtS fepau icp, niept gurüef.
möge er als Seitfprucp über feine fitnftige
neue Gebicptefammlung fepen, bann fmb wir
befriebigt unb lefen mit gehoppeltem Genufj
immer wieber bie klänge „9luS ber grembe".
Hugo Rheinländer.
Lenz nnd Rauh reif. SBon Gerhard
von Amyntor. 3 roe *te Auflage. (Seipgig,
Georg dfteperS Verlag.) dlmpntor aepört gu
jenen ©epriftftedern, benen ein reiepbewegteS
Seben, ein in aden ©cpicffalSlagen unbeirrt
unb maeptood oorwärtSjirebenber $>rang naep
Saprpeit unb GrFenntnib bie geber in bie
$anb gebrüeft bat. Sie jeber litterarifdpe
ßelf-made-man biefer 9lrt befipt er nun bie
Gabe, aus biefen reiepen Grlebniffen ben ad*
gemein etpifepen £ern perauSgufcpälen, unb
beSpalb paben feine Arbeiten eine über ben
SageSmertp pinauSgepenbe 93ebeutung. 3 ?U Ö S
nig bafiir fmb u. 91. feine f. 3- üif l
fproepenen, in oerfepiebenen 3«itfcpriften
oerftreuten 9lrtifel über gefedfepartlidpe unb
fociale gragen, bie mit feltener ©epärfe ben
Gegenftanb gergliebern. — 3« bem oorliegen*
ben 33uepe tritt unS Slmpntor mepr als Gr*
gäpler entgegen. $>ie erfte Gefcpiepte: „grüp*
UngStaae bei 9lbolf Jpenfelt" giebt reijooue
Ginblicre in beS SMcpterS erfte dKanneSjapre,
bereu fünftlerifcpeS £>auptereigni& ber 9lufent*
palt in bem gaftlicpen $aufe beS treffliepen
ihaoieroirtuofen ift. 3 n ^ en 9fapmen biefer
dfeminiSccng ift neben einer gartempfunbenen
SiebeSgefepid|)te manepe pumoriftijepe Gpifobe
eingeflocpten, bie fcp gegenfeitig in par*
monifeper Seife ergäugen. — „Gin 9teif im
Senge" ift eine fftooede, bie in treffenber Seife
ben Gebanfen oon bem glucp ber böfen $pat
oariirt, bie bei ber Jpelbin barin beftept, bab
fie bem Gatten oor ber 93ermäplung ein
parmlofeS Greignifj ipreS SebenS oerpeplt, baS
fpäter unpeifood wieberauflebenb ben jungen
Gpcbunb gu gerreiften bropt. 5)er Gang
ber Grgäplung ift ernft, boep pat ber $)iepter
eS oerftanben, ben ©eplup oerföpnenb gu ge*
ftalten, fobab ber ^totaleinbrudf ein burepauS
erquieflieper ift. 3 um ®<pfub fei noep be*
merft, bab fiep aud^ bieSmal 9lmpntor wieber
als ein ©praepfünftler erften dtangeS erweift,
beffen oomepmfteS Gefeb bie Ginfaeppeit unb
^tarpeit ift. Fritz Eberhardt.
&
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321
Bestlmmaigei tob allgeaielner Gsltang. Jede Einsendung, Ober deren Verwendung Auskunft
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Fenier ist jeder Beitrag auf
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fOnf enthalten.
Man bewahre sich von allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Oberhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der rolle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Origi nalbeitr&ge angenommen.
H. S. in V—n. Uns fdjeint, ©ie nehmen gu
wenig jftücffidjt auf bie ©erftänblidjfeit 3h*e*
dialeftbichtungen für hodjbeutfdje ?efer; feines
3 ^rer ®ebic§te ifi uns oöüig flar geworben.
R. B. in G — g. „dicßterlooS" enthält
eine red)t gute Jbee, ift aber oiel 31 t weit
auSgefponnen unb oerliert fid) juweilen in’S
©anale.
E. G. in S—n. 3” ben näcßften Soweit;
nur noch ein wenig ®ebulb!
A. v. M. in P—w. 2Bir berichtigen gern,
baß eS in 3h rcm $ebicßt * Erinnerung an
fiouiftana" ftatt 9*eu=Arfabieu 9teu=Afababien
heißen muß.
P. M. R. in M — n. A3enn ©ie in um
ferem ©latte ($ebichte fanben, welche bie an
ben 3&ri9 en gerügten 3DRänael gleichfalls ent=
hielten, fo jene jedenfalls ©or$i\ge,
welche bie 3hngen nicht befaßen. — Alle
jum ©reiSauSfcßreiben eingefanbten (^ebießte
finb — wofern fie nidf)t jum Abbrucf be=
fiimmt finb ober jnritrfgefchicft würben —
üemießtet worben.
I)r. K. F. I. in B-n „Mein*; C. S. in
S—g „llnoollfomenheit". Angenommen!
A.K. in B—n; B.P.F. in D—n (hübjeher
©ebanfe in 31 t wenig oodenbeter gafftntg);
U. I. in B—g (ermangelt in formaler ©e-
^iehung ber geile); F. K. in B—au (ohne
barmonifche Ginheitlicßfeit); R. S. in E—d;
F. N. in K—f; W. G. in C—z Qu wenig
apart); L. M. in W-l b. H.; L. W. in
E—d ( 31 t alltägliche ©toffe; G. wohnt in
2*^9); H. P. in T—r (unflar; auf er=
lebigte Ginfenbungen founen wir unmöglich
utriicffommen); L. W. in W—n; P. E. in
P—n (311 breit, müßte flotter unb fnappet
S ehalten fein); A. H. in 1>—r (ißrofaiSmen);
I. K. in 0—g (miHfürlicßer Jöecßfel beS
©erSmaßeS); E. H. in Z—a unb 0. L. in
T—n (troß unferer Abmaßuung immer wieber
grühlingSgebicßte!); S. B. in M— 11 ; W. M.
in Oe —n (fenben ©ie eine Beine Au§*
wähl beS ©eften auS bem gebachten GpcluS.
Dankend abgelehnt!
(6d>lnfe ber fflcbaction biefer stummer: 12. Slprtl 1890.)
^Cttfßetrung ber @*pebition.
denjenigen unferer genäßten Abonnenten, welche bie Ginjaßfung beS Abonne*
mentbetrageS für baS laufenbe ©emefter bis jeßt noch nicht bewirften, feilen wir
ßierbureß ergebenft mit, baß wir uns erlauben werben, bie rücfftänbigen ©eträge nach
üblicher ABeffe bemnäcßfi per ^oftauftrag ein 3 U 3 iehen.
9n6aß$per}ei<tniß.
•ebiditr Don Altrii Aar, dnil Wolff, <5 Prttrnpaul, /ronj •iffrbredjt, Ci clor fltfitbara, Alfreb .frfrb-
ntaaa, flari 3rttrl, Prinj Ämtl ja Sdiönatdj-(Sarolatb, Priaj IlenS, Kiibarb Cfrfartb, •aflos idjotarlbaor, Paal
JJdjlöflTfr unb irieoridi «idjrobt. — Grnfl aon £teraborft. 1'ittcTarifdjc «RoDdctte Don Alfrrb ^rirbmann. —
fififbrrftan. - 0ricffd)alter. — Ültttljfilnnci brr ffrprbition.
3ta<hbru<ft nur unter genauer ftneffenangaOe gebattet.
©efteUungen finb 311 richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag). Ginfeubungen
an bie Redactlon dee „Deutschen Dlohterheim“ in Dresden-Striesen. 31t Gommiffion:
Trüb’sche Buchhandlung (Ä. ©eßmittner) in Zürich unb E. Steiger L Cie. in New-York.
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322
Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben:
Geschichte der deutschen Litteratur
von Goethe’* Tode bis zur Gegenwart.
(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.)
Von Paul Heinze und Rudolf Qoette.
Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namensziigcr von H. von Kleist,
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenan, E. Geibel, G. Freytag, TL. Storni, R. Ha-
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch.
Preis: brosch. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk. t in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf.
Weitere Stimmen der Presse:
Ulastr. Zeitung: Die neueren deutschen Littcraturcntwickelungen der sogen, nach-
klagsiBChen Epochen haben schon mehrfach geschichtliche Darstellungen erfahren. Das Unter¬
nehmen ist immer ein schwieriges durch Ungeheuern Umfang des Stoffes und durch die Uuab-
geschlossenheit der in Befracht kommenden Strömungen uud Geistenkampfe. Ein ernsthaftes
BedUrfniss uud Verlangen nach solchen von kundiger Hand vermittelten Rückblicken ist un¬
streitig in grossen Kreisen unseres gebildeten Publikums vorhanden, uud Vielen wird deshalb
gerade eine so gedrängte und leicht übersichtliche Darstellung willkommen sein. An¬
erkennung verdient das stilistische Geschick der beiden Verfasser, bündige Kürze nicht
blos mit möglichster Vollständigkeit, sondern auch mit einer so beweglichen und
elegant belebten Diktion zu vereinigen, dass der Inhalt dos auch äusserlich sauber und ge¬
schmackvoll ausgestatteten Werks keineswegs den Eindruck der Nüchternheit, etwa eines trockenen
Leitfadens macht. Den Verfassern kann eine ruhige Haltung und ein warmer Sinn für
die Geschicke der deutschen Poesie nicht abgesprochen werden.
Archiv: I>ie Verfasser haben in dem vorliegenden Werke eine ebenso gewissen¬
hafte, objektiv gehaltene wie danken*werthe Arbeit geliefert. Dass sie bei der Aus¬
wahl sich auf ca. 5oo Namen beschränkt haben, gereicht ihnen ebenso zum Lobe, wie Form und
Inhalt der Charakteristiken selbst. Das Buch empfiehlt sich sowohl für den Arbeits¬
tisch jedes litterarisch beschäftigten Mannes als handliches Hilfsbuch, wie
auch als bildende Lektüre für den Kreis der Familie.
Litterarlsches Centralblatt (herausg. v. Fr. Zarncke): Das kritische Urtheil der
Verfasser ist im Ganzen ein unbefangenes, die Stärken und Schwächen eines Schriftstellers
und einer Schrift werden grösstem hei ls gerecht und sicher gegeneinander abgewogen.
Eiberfelder Zeitung: Es ist immer freudig zu begrüssen, weuu berufene Schrift¬
steller und Kritiker sich der keineswegs geriugeu Mühe uuterziehen, deu gewaltigen Stoff
zu sichten, die Spreu vom Weizen zu scheiden und dem Leser, welcher unmöglich den ganzen
Büchermarkt beherrschen uud sich seihst immer das Beste unter der seinem Geschmack zusagenden
geistigen Nahrung heraussuchen kann, durch kritische Würdigung der einzelnen Dichter die
eigene Arbeit zu erleichtern. Ihrem Programm sind die Verfasser gewissenhaft treu geblieben,
ihre Darstellungen zeugeu von gründlicher Stoffkcnutniss und scharfer Beobacht¬
ungsgabe.
Dresden - Striesen. Paul lleinze's Verlag.
Verlag oon Cühtftatt Murner iit 2np$ig, ?iitbeitftrape 9h*. 12.
(Sittevixxifcfye
9Ronat3fd)rift jur Hebung be§ ©ebrifttumö
bcrau«gcgeben bon
Hermann ? 0 o m.
1890. ^weiter Jahrgang. 1890.
3)Zonatlic$ erfd^eint ein 4 $3ogen ftarfeö £eft.
PF* 3afjre§#rei$: (12 £eftc) 3 SXRarf.
Einige Uvt^eile:
„©ontrijm unb gebiegeu gehalten, mit ftcbtlicber Reinheit bc« llrtbctl« unb funbiger Haub
rebigirt." Brof. Dr. ßcbcrcr.
„3<b leb« auf lebet Seite bie gute Slbfidjt unb habe Biele« gefunben, toa« mich intereffirt.*
Brof. 3of. ftürfebner.
„. . . baft id) aufrichtig unb überjeugt lagen fattn: bie Organifation beö Blatte« ift gut."
Brof. 3- 3- honegger.
„... bie mabren Scbriftftcttcr unb echten Boctcit fönnen c« nur mit ifreuben bcgriifceu, ba&
cnblich einmal eine Heitfebrift mic bie „fcitt. ftforr." erftanb . . ©eorge SJlorin.
„2L*cnn eicfortfobren, frei Don jeber 2lbl)iingigfcit ober Hinneigung ju irgcitb einer littcra*
rifchen ftoterie, ma« bei 3brcm geroiffenbaften Sinne unb 3b*cr Jyrcube au ber BfUflc ber mirflicben
litteratur fich borau«lct)cn läßt ..." UWartm ©reif.
„$ie „L'itt. Rotr." ift eine ßunbgrubc littcrarifdicn Spillen«." B*of. Dr. (5. Beticr.
Abonnement« nimmt jebe Budjbanblung entgegen. Bvobebefte fteben auf ttBuufcb (gegen 10 Bffl«
Borto) gern ättr Verfügung.
'te'&r 33iüigfte litteratur = 3 e ^ ull 9*
<£0ef*9fcebacteur unb ©igentyümer: y«itf
fcrnd bon gtrbtaanb Xbomafc in ftrefbau — Bapftr non 6ider A ßogel ist fidpftg.
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Drgnu für JiMunft und ürililt. (Der „Deutfideu 3)i(fiterRaffe“ 19. £nuil.)
Herausgeber: yauf jieinje.
Monatlich 3 mal. PreU: 6 Jf halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim 1 * in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern h 50 5 Stück einer Nummer Jt 1,50.
$ «llad* in G-Moll.
ad> einer mitten, tvttftbnr^je^ien 3^4t,
P4on räuberte bas erde jtotb bie Porten,
$tabC idj mi4 aus bem £aafe, bie genoffen
5tn ptreife, fad^enb, faffenb, unter’m fi(4e,
5m meinerfi4en ffenl, ^merbetrunfien
jlurM in intern Pur4einauber taffen b.
Po4 e|’ 14 ging, bat einen meiner ^tnnbe
54 mit|nge|n ? um frif4e <£nft |n f4dpfen.
5m 3teien§immer, bas mir nun bur4f4ritten,
$taub ein gravier, nnb mie borfbin ge§ogen,
an bie faden d4 wein Junger 5*rennb
|Knb fpiefte bie gtaffabe G-Moll fbopins.
5tnb mie uotn $eid bes feines nur befeuert,
3*egeidert nur )n bd^erem peefenffug,
§rmn<$s ju m*4tigem liefen jenes ptitdi.
Me batt’ !4 fit frieren boren.
54 unferbeffen f#fl# jnm Sender bin
ffrb f4fng bie gtrüger auf, fowtii i4 Sonnte.
|)er pommermorgen friebet ftenf4 nor mir,
pas $ras, bie ^tarnen (4fafen no4 im f bau,
£ein /iftyen regte d4> Mn #ogef jmitf4ert.
Po4 ba, in biefer fetten ttfen Jtnbe,
fntbedlt* an einem f4md4tigen j&bornffamm
fin bfaflfes gffäb4en 14. pie re4te $4 täft
^ebnt an bengSaum; nub aus ben großen gingen
f topft f brdn f anf fbraue Tangfam auf bie <£änbe,
pie f4ma4 bas faf4tntn4fein brebn nnb }upfen
ftnb mirbefn, ftitterub anseiutnberjerren. ..
petfeo Freiherr non ^ifiencron.
8 *.
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324
sr
-fs
Jtnfl von $t ernI)orfl
Stttterarifche S^oüdlcttc
oon £ f f r e b 3frtfbmaitn.
Machthaber in ben qualmi?
gen DtfebactionSftuben wufeten
mit ben ©ächeldhcn unb ©ad)en
nichts angufangen. TaS fei
polirter Marmor, aber fein
$ebicbt. @S ift eine nicht
wegguleugnenbe Ü^atfac^e, bafe ihm oon ben
oerjchiebenften ©lättern unb Sochenfchriften
mit Ijödjften Auflagen artige 21bfaaen mit
bem höflichen ©emerren gugingen, bie Arbeiten
feien für ihren 2eferfreiS oiel, oiel gu gut.
fei — für bie bem „populären" gu?
ftrebenbe 3*it eine nie! gu ariftofratifdje Statur.
SaS fönnten feine, wie in ber ©laftif heraus?
gearbeiteten, gwei, brei Stooeßen? ober Th*oter?
ftguren oiel oerfangett, welche ©enfation
fönnten fie erregen, bei einem fo auSgefprodhenen
©ebürfntfe beS p. t. ©ublifutnS nad) Morb?
gefehlten? @r möge fid) hoch einmal an
einem oielgejtaltiaen Vornan in brei, 100 =
möglich fed)S ©änoen oerfuchen, bie Attentate,
(Sifenbahnunfäße, gieberanfteefunaen, garni?
lien?Toppelfelbftmorbe Raufen unb auch für
einige Weitere ©ebichte urib ©dhergräthfel fei
noch in einer (*tfe ©lafc.
@r lächelte in fid) hinein unb liefe ftch
einige jener 3*itfchriften geben. T>ort fanb
er bie ftetS roieberfehrenben Mobenamen, bie
ebenfo unausrottbaren ©prachfehler einer
Äajte oon ©d^riftfteUern, bie gu oermuthen
fd^ienen, 53irbungSlofigfeit fei baS einzige Ör?
forbernife für einen oielgebrudten beutfehen
Slutor ober eine — Autorin. Tenn bafe bie
meiften Verforguttgen ber Organe für beut?
fd^en Sefebunger oon weiblichen tarnen gegiert
waren, liefe ihn erfennen, bafe bie anber?
weitigen „Verforguttgen" ber fd^reibfeligen
«3 un 9f raue, t uu ^ Stäbchen" im beutfehen
Dfeid^e unb beffen angrettgenben freunbttachbar?
licken ©taaten fic£ immer fd^ioieriger ge?
ftalteten. Slm grobften würbe @rn|t oon
©ternhorft behatibelt, wenn er fidf) einfallen
liefe, irgenbwo Verfe angubieten. SaS nüfete
eS, wenn er fid) unb Slnbern fagte, bafe bie
moberne £f)orf>eit, ben VerS, ben SthhthmuS,
beS Reimes 3 au ^ cr ^ ailt oon ^ er ©oefte
trennen gu wollen, nichts SlnbereS als bie
Vernichtung ber £unjt ber ©oefte felbft fei?
Seil fo oiel fd()led)te ©chüleroerfe circuliren,
mufe man baS jiitib mit bem ©abe oer?
fchütten? klingen benn Ijerrlidje ©teifter?
oerfe nicht wie bie göttlichen SMobieett
Stoffitti’S mitten in einem djaotijdhen Sirr?
warr oon melobielofen, eßeulaitgeu Verton¬
ungen metaphofifcher llngebanfen? TerTidf)=
ter ift ein $olbarbeiter, ber in werthooßfteS
SJtetaß herrliche ©aphire, blutenbe Rubine,
flammenbe Demanten, bem Meer entfliegen
(©chlufe.)
(SRadtbrud öerboteit.)
fdfjeinenbe ©maragbe, 00 m £imntel geraubte
STiirfife fept. Ter litterarifche Tagelöhner,
ber ©efchmad unb Suftrum beherrfdjt, ift ber
(Hfettarbeiter, welcher ben Jammer flopfenb,
bröhnenb auf bie immer gleiche ©ebiene fallen
läfet. Ter dichter füllt mit heiligem Sein
bie fttnfelnbe ©chaale beS ÖralS. Tte ©feubo?
poeten füllen mit gebrofehenem ©troh ba§
$irn ihrer ben ©anoptifen entführten £elbin;
wa§ fie geben, ift — auSgeftopfter Monb?
fchein.
Chrnft oon ©ternhorft warb traurig, als er
fah, bafe man feiner nicht bebürfe. (*3 war
alles jo fchön ausgefüllt in ber beften ber
Selten, fein ißlafc war leer, wohl aber fafeen
gar oft 3n>eie unb T)reie fogar auf einem
föebactionSftuhl. — T)a begann er fleh noch
mehr auf fid) felbft gtirüdgugiehen. 93ietleid^t,
fagte er fich, fommt eine 3eit, in ber baS
Vud^ nicht mehr baS ©tieffinb ber 3J?ufe,
baS Hfchenbröbel beS 2eferS ift, ben fchon früh
Borgens bie Aufnahme fo oieler Ceitartifel
unb geuiüetonS für ernftere St oft entfraftet
bat? (?r reifte. <&x fah bie Sllpen, unb
felbft bie (55letf<hcr fagten ihm oom Unbeftanb
beS fcheinbar (5wigeit, benn auch fie waren
auf ber Säuberung begriffen. (£r ftanb am
gufee ber ^^ramiben, wie bie gelben beS
SllterthumS, wie ber $Jiaffenmörber Napoleon
ber ©rofee oor ben Vh ar o° n enquabern geftan=
ben; er gog wie ber fliegenbe ^oHänber, ber
3lhaöoer beS SJteereS, als ein ?lhaSoer beS
©chönen über bie Sogen ber 5lbria, bie
Sellen, welche bie gingalShöhle unb ^^9°=
lanbs fÄothfclS befpülen — aber nirgenbS
fanb er Vefriebigung burch baS ©eftaunen
beS ©eftehenben, überall überfam ihn nur
noch namenlojer ber Sunfch, ©djöneS gu
fchaffen, felbft ein Vater beS ©chönen gu
fein! Unerquidt feljrte er oon ^Heerfahrt
unb ©ergftieg guriief unb fanb — fein Vater?
lanb wieber um eine ©tufe oorangefchritten
auf ber Vahn ber Vilbuttg, in ber ©rfennt?
nife — beS bichterifch ©chönen. diesmal
führte fie ben beftriefenben tarnen — „naefte
Sahrheit".
fliun fann bie nadfte Saljrheit ein hoh^itS?
oolleS, cptherenahnlicheS Seib fein, baS hoch
in ber Rechten eine flammenbe 2eu<hte holt,
welche bie Seit erhellt. #ier aber erfd)ien
fie als eine fchmufeige, runglige Vettel, in
ächte, gerriffene, mit aßen glecfen ber Örbe
befledte Sumpctt gebüßt; jtatt nach ßJhjrrhett,
(5pnnanton unb Farben roch f* c nac ^ -^nob?
laud), wie ein ßJtarfaiflaifer, unb im fDluttbe
führte fie bie ©prache ber ©chenfen unb
fchlechten Käufer. 3h* johlte bie ßJtenje gu,
oerbienftooße unb geiftreiche Genfer ber öffent?
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325
ließen Meinung ersten ißr ein ^iebeftat,
fleuten fie barauf unb jagten: „©erbet (o
wie biefe! la§ ijl bie ©abrbeit! DicßtFunfl
ift ©abrbeit — folglich ift baS bie Dichtung!
(Gürtet ©ure Senben, fd^üttelt ben Scillant*
(taub beüenifeßer ©cßöne unb attifeßer Solls
enbung non ©uren ©anbalen unb folgt
biefer!" Unb oiele gingen bin unb tbaten
alfo unb eS erhob ficb ein großes ©efeßrei
um bie neue ©abrbeit ber Dichtung unb bie
neue Dichtung ber ©abrbeit.
©rnft oon ©ternßorft fcbüttelte aber baS
£>aupt. Die ritteratur ift wie ein lag!
tagte er ficb- 3 eber lag ßöt feinen Storgen,
feinen Mittag, feinen Slbenb. lab ift nicht
;u änbern, unb auch gwecFloS ift ber ©treit
Darüber, ob an einem läge feine borgen*
bämmerung ober fein Äbenbrotß fcßönec fei.
Stan muß nur gur ©tunbe malen, bie eben
leuchtet, unb auch bie rechten garben auf ber
Palette höben, um bie (Effecte wiebergeben gu
fönnen, welche bie ©tunbe ergeuat.
©ruft oon ©ternborft wünfeßte inbeffen
bie abenbbammerung bei bem Storgenrotß
feiner Uebergeuaung 511 malen. ©r wollte
burcßauS bie ScittagSftimmung burch löne
feiner Slbenbbeleucbtung wiebergeben - in
ber ©praeße feiner Stitftrebenben: er feßwamm
gegen bie ©trömung. ©r Fonnte ficb wicht
311 ©onceffionen oerfieben; unb boeb, wenn er
nur ein paar ©taffein hätte beröbfteiaen
wollen, er würbe fo mittelmäßige 9tooeUen
gu ©ege gebracht höben, wie nur einer unter
un$. ©enn er feinem 3beal baS Äoftiim
ber leßten Stöbe angegogen, oielleicbt hätten
boeb einige ^kofelgten gu ihm qebetet. Ober¬
er beftanb eijenfinnig auf ber }cßönen gorm
unb bem jebonen 3 **bölt, unb — fo fonnten
wir ihn nic^t brauchen!
Um biefe ßeit lernte er — aus ber gerne
— ein ©efen Fennen, baS gang ben 9lnforber=
ungen feines ßoeßftrebenben ©eifteS an ba3
©eib gu entfpreeben febien.
©ie war fd^on wie £>ebe, aeiftooH wie
Stabame be ©eoiane ober bie ©tael, reieß,
wie eS gu feinen Mitteln ftimmte, gut wie
bie Stabonna, unb fle feßieu nur einen
geßler gu höben: er gefiel ißt! Stan fueßte
bie 3 Tüe i gufammeugubringen. ©in geft
foüte fie oereinigen unb bie beiberfeiligen
lanten unb Serwanbten freuten fieß feßon
auf ein gweiteS geft: bie £ocßgeit.
Da reifte er ab unb ßinterließ einen Srief,
worin er fagte: „Das junge Stäbchen oon
ebler ^erFunft unb ©eftalt, oon gewinnen*
bem Sleußeren unb oerfiißrerifcßer Feinheit,
bem felbft bie Serleumbunjj nichts 33ofe$ an*
gußaben wußte, gefällt mir fo außerorbeut*
ließ, baß icß fürchte, ißr Seftß wirb baS 81b*
bilb oon ißr auf meiner ©eele ©runb trüben.
De3ßalb oerlaffe icß fle unb mein Saterlanb,
ißr baS böcßfte ©rbenglücf wiinfcßenb". .. .
©eher am Üitteratur* noeß am ©ßeßimmel
ßat man wieber oon ©ruft oon ©ternborft ge*
ßört.
Pas ^eilterrofc.
(9t a cß einer
©S ritt bureß einen bunfeln #ain
Der §err mit feinem Änecßt allein.
Der Änecßt ßielt bießt 311 feinem §errn,
Daßeim mär 1 er geblieben gern;
Daßeim rooßl in bem golbnen ©aal
®ei feines Herren ©ßgemaßl.
9luf einen ©teg fte ritten loS,
Dorunter ßin ber ©ilbbocß feßoß.
„Stein Änecßt, ßier geßt eS nießt $u ^wei’n,
Du follfi bieß ßatten ßinterbrein!"
,,„, 3 <ß meieße nießt oon eurer ©eit 1 ,
Unb ftraueßett ißr, mir ifVS nießt leib!""
Der SKitter in baS ffiaffer fanF,
©ein treues Stofj mit ißrn ertranF.
35 0 l f S ro e i f e.)
„„Jpe, grau, icß miU mein fflotenbrot,
Denn euer grauer §err ift tobt.
„,,9tun feßenft mir ein 00 m beften 3ßein,
DaS £>au$ mit^pof unb®ett fmb mein!""
Unb als bie zwölfte ©tunbe Farn,
©in ©cßarren brunten man oernaßm.
©ie tappten $itternb fteß jurn Ißor,
©in leerer ©cßimmel ftanb baoor;
Der roießert 1 auf oor milbern ©tßmerj
Unb feßlug bem Änecßt in’S falfcße $cr$.
Unb mic bie grau baS 9tofc berüßrt,
§ocß in bie Suft marb fte entfüßrt.
£)ocß, ßoeß, ba ßalf Fein ©toß itocß ©cßlag,
Stufe reiten bis jum jüngften Dag.
_ (jurbeeft.
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326
-3» $t* oon $uff«o JUftropp. <$—
(gortfefcung.)
©iebjebnte
©8 führte ber alte ©ate
Die Königin an ber $anb,
Um ihre ©lieber maßte
©in meines ^ßradbtgewanb,
©tiß warb eS auf ben Sänfen
Unb poH ©rroartung fa^en
Die merken ©äfle ade
3c^t ben feltnen ©ettfireit naben.
©tol$ febritt fte nach bem throne
Unb bliefte über bie S^unbe;
©ie rief: „©eil nun gefommen
Die ©ntfcbeibungSfhmbe,
©o miß i<b bem, ber breimal
2tti<b überroinben fann,
SDie ßönigSfrone gönnen,
Der ^errfc^e bann im Sfteidj fortan!
„Die 2lrt be8 JfampfeS mill ich
Seftimmen jebeS 2Kai,
Damit idfy nadfy bem Kämpfer
Äann treffen meine ©abl,
Doch fieg’ i<b, — nun bei grigga,
3$ bleibe unbewegt,
Dann fei oor feine gü§e
SDer Äopf bem ßütjnen Eingelegt!"
Da trat in rotljem ©eroanbe
Der Jpenler auf ben 5ßlan,
@8 mürben beffen unfrob
3ltle, bie ihn faljn;
Der mufierte erft büfter
Die ©äfte mittlerroeile
Unb prüfte bann bebäebtig
Die ©c^neibe an feinem ferneren Seile.
2lm #immel jog inbeffen
©in f<bwarje8 ©etter auf,
©8 maßten bunfle ©olfen
Serberbenfd&roer herauf,
@8 größte ferner Donner,
@8 raufd&te bumpf ba8 ßJteer,
Unb in bem ©inbe bogen
©ich föon bie Säume bin unb b e *-
Abenteuer.
Da famen in bie ©ebranfen
Sier $erotbc gefebritten,
Die neigten ftcb oor ©unbilbe
3n be8 ÄreifeS ßßitten,
Die bliefen mit ihren Römern
3n bie oier ©inbe bin
Unb riefen auf $um Äampfe
2Rit ihrer jungen Äönigin.
Unb Störung, §err oon günen,
Drat nieber in ben Sfting.
©ein Slidf mar ernft unb ftolj,
2118 er $um Db ronc ßing.
@r neigte leicht ba8 §aupt
Unb fab bie §obe an.
„ 2tidbt8 foß mein Sieben gelten,
©enn idb nicht bidb $ur Sraut gewann!"
Da war’S, ba§ bureb bie Leihen
©in bumpfe8 äfturmeln flog,
Dafj febnenb manche Iftaib
jpinab baS Äöpfcben bog.
©ie ftattlicb flanb er unten,
©ich ftüfcenb auf fein ©cbmert!
Der 3Jtaibe manche hätte
3b« gerne $um ©emabl begehrt.
©unbilbe hob ftcb langfam
Son ihrem Db ron empor,
©8 mar, al8 ob bie 2lugen
Umhüße biiftrer glor;
Dann fpracb fte ernfi unb marnenb:
,,8aff’ ab oon biefem Streit!
Da§ ich bidb foß oerberben,
Ihut tief mir in ber Seele leib!"
Da rief ber ßtedfe ßftorung:
„£inweg mit afler Steue!
DaS mirft bu fehen, ba§ ich
Den Äampf mit bir nicht fdbeue!
3lcb höbe manchen gelben
3m Äriege febon beftegt,
ßtiebt fei'8, bafc einem ©eibe
3Rein hoher Stuhm jefct unterliegt!"
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©unhilbe fprach bagegen:
,,©S fei, rate bu bege|rft,
3$ rnup öon bir erwarten,
Dap bu btdj tapfer weprP;
©in wactrer Steiter bift bu,
Drum bringt unS Stofle ^er,
©ir wollen ©ette reiten,
Doch fiegen wirft bu nimmermehr!"
©taub unb weite ©lütter
Drug empor ber ffiinb; —
2luf i^re guten Stoffe
Stiegen ©eibe gephwinb.
„Stun mag baS ©etter toben,
§err ÜJtorung, fd^neQ an’S 3agen!"
Da würben pe oon ben Stennern
Durchs £hor h^ nau8 in’S Sfaie getragen.
©ie poben nebeneinanber
Unb Pogett in bie ©eite,
@S blieb #err SJtorung bicht
2tn feiner geinbin ©eite;
Verhangen war ber §immel
SJtit fchwarjen ©olfen gang,
©S goffen nur bie ©lifce
#emieber guefenb hatten ©lang.
Unb über SJtoor unb ©ümpfe
Unb breite ©räben fc^rtell
©ie ©chatten Pogen ©eibe,
Die ©lifce Pacferten grell,
Unb über ©ufch unb #agen
Unb §ecfen wiCb oerwegen
Dem hohen bunflen ©albe
SJtit ©inbeSeile ging’S entgegen.
Salb praflelte hernieber
Der Stegen fchwer unb bicht,
Die bieten Dropfen fchlugen
Den ©eiben in’S ©eftcht,
Unb immer fort im gluge
Da tarnen Pe gum Dann,
Die ©äutne trachten nieber
3fm ©türm. Jpinüber unb ooran!
Da Parierten bie Staben
©mpor au§ ihren ©erpecten,
DaS ©ilb oon feinem Säger
gupr in bie §öhe mit ©djrecfen,
Ueber bem ©albe fchwebte
SJtit unheilfünbenbem Schreien
©in aufgefcheuchter Uhu. [weihen!
§err SJtorung, ber will bi<h bem Dobe
Unb wieber auS bem ©albe
Unb über $aibe unb @anb,
©ie hörten ©ogen braufen.
Sticht ferne war ber ©tranb,
Unb raploS, immer weiter
Durch UferfelSgePein,
©on Älippe ging’S gu filippe,
3llS wollten pe gum SJteer hinein.
©ie tämpfen rnilb bie ©eilen!
©ewaltig gifchenb fprüht
Unb pebet’S, ^eult unb bonnert,
©on ©lifceSphein burchglüht;
©S fchwiüt empor gu ©ergen,
©S pntt hinab gum ©runb,
211S ob bie §ölle wollte
Slufreipen ihren fchwargen ©<hlunb.
Unb weiter burch bie Dünen,
Da blicft gum SJteer hinab
Unheimlich, h°$ nnb büPer
SJtanch altes Hügelgrab,
Unb über bem lebten rupt
3luf weipem Stunenpein
©unhilbeS tobte SJtutter,
©eleuchtet h«ß nont ©lifceSfchein.
DaS war ein toUeS Stetten,
gern fap man fchon baS ©<hlop,
Saut wieherte oor greube
©unhilbeS ebleS Stop,
Unb pfeilfchnell, immer oorwärtS,
©ie waren fchon am 3iel,
2118 SJtorungS Stop beim Dpore
SJtit Stöhnen Perbenb nieberPel.
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328
8T
Sld^t^c^nte
„@o blieb no<$ unentfcfyieben
gür biefeS SJtal ber Streit,
Denn Seibe !amen wir
SIn'S 3iel $u gleicher 3 e ^-"
©unfyilbe rief eS laut
Unb fprengte in bic ©djranfen,
Sticfyt SBenige Ratten bort
3m Stegen auSgeffaltcn ofyne ffianfen.
§err Sßate unb §crr SBalram
Empfingen bie oiel §eljre,
Da ftieg fte ab unb warb
©eleitet mit großer ©fjre
3um ©aal hinein. Äaunt mar
Dort ^laij für fic gelaffen,
Die weiten fallen fonnten
$aum bie 3 rt *P ber ®öfte faffen.
2lud) ÜJtorung trat ßineitt.
„£>ier fei)' i(fy JBed)er blinfen,
©o fefyr oerlangte mich feiten,
Siel flaren 9CRet^ $u trinfen.
Sftein armes Stoß! ©S fonnte
Den Dürft nid)t länger ertragen,
Unb niemals fann eS je
©o garten SBettflreit mieber wagen! 4 *
SllS nun baS Stufen unb Stehen
Sergrotlt war unb oergangen,
©rfjob ficfy ber blittbe £>arfner,
3u fingen trug er Verlangen,
Unb als er burdj bie ©aiten
Sieg bie ginger fliegen,
©efdjaf) eS, baß im ©aale
Sille ooll (Erwartung pfymiegen.
„©raga, nun laffe mein Sieb
©id) ood unb flar ergeben!
groß bin icß, baß id) burfte
©o feltite SJtär erleben.
2luS ben gewohnten ©eleifen
Srad) ber Sauf ber Dinge,
©S putzen große Diäten,
§eil mir, ber icß fic bcfinge!
„Deinen 9tamen, bu £eßre,
9BiU id) mit Stußm befrän$en,
gür ewige 3 e i* eu faß cr
3n meinen Siebern glänzen,
5 Abenteuer.
I Unb wenn mein ©nbe fam,
i Die Sieber werben befielen,
j Ob ßunberte oon 3aßren
Slucß über bie grüne ©rbe geßen!
„Du ßaP mit Äonig SJiorung
lim beine greißeit gerungen,
Docß fürcßt’ icß: Unpeg ßaben
3ßnt fcßmarje Sllfen gefangen.
Sttit $iorant oom Dänenlanbe
£>atteft bu härtere Stotß,
Deß freue bi<ß, ©unßilbc,
Daß jener geinb bidß nidp bebroßt!"
Unb als er fo gefungen,
©rßob p(ß ©unßilbe fogleicß,
©S pammten ißre Slugen,
3 ßr Slngepcßt war blekß.
©ie rief: „9tocß ift'S nicßt 3*^
Son meinen Diäten ju fingen!
9£aS icß begonnen ßabc,
3uoor will icß’S ju ©nbe bringen!
„3um ^weiten 9Kal, §err ÜJtorung,
SBollcn wir uns meffen,
SBenn bu nicßt beffern Statß
ganbeft unterbeffen,
Unb wilip bu nüßt oermeiben
UnS ©eiben tiefes 5Bcß,
Dann laß uns ffiette feßmimmen
Stuf ber wilb erregten ©ee!"
Unb als fte mit ben ©fiften
SBicbcr trat ßinauS,
Da $ogen fernere Söolfen
Stocß über baS ÄönigSßauS,
©cßon fenfte pcß ber 9lbenb
SJtit bunfelnbem ©epeber
SlßnungSfcßmcr unb bämmernb
Sangfam auf baS Dßor ßernieber.
Da fpraeß ber alte SBate:
„3df miß bir ratzen gut:
©§ iP ein tapfrer Degen,
©in £elb oon füßnern -SDtutß,
Der eble Äönig oon günen!
SBenn bid^ mein SBort erweist,
©unßilbe, meine Dotter,
Dann laß ben ©ieg ißm werben leießt
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329
Da fpra<h bie fiol$e gürftin:
„©BaS wäre baS ein ©tarnt.
Der nur burd) meine @nabe
©ich leidsten ©ieg gewann?
©tein £>hm, ^afl bu oergeffen,
©BaS bu gewährteft frei:
Dag mir an ©eift unb Äörper
©tein ©atte Überiegen fei?"
DaS ©Better mar oergangen,
Der Donner mar oergroßt.
Doch famen nod) im ©teere
Die ferneren ©Bogen geroßt.
3um ©tranbe gingen 2lße,
Schon wartete baS Soot,
2lm JpimmelSranb oerglühte
Dunfel leud^tenb baS Slbenbrotg.
©un^ilbe rief: „3h r Scannen,
3efct geht in’S ©chlog hinein,
©tich foßen ^ier erwarten
Die ©taibe nur aßein!"
Unb Äönig ©torung fagte,
©S war ifjm ahnungSmeh:
„©rüg’ meine alte ©tutter,
§crr ©Bäte, wenn ich untergeh’!"
DaS ©egcl war gefpannt.
Da ftiegen ©eibe gefchminb
3n’S ©ot, baS auf bie ©eite
©eneigt warb burd) ben ©Binb.
©S warb baS tau gelöft
Unb, lebig aller ©anbe,
©dhog baS Heine ©chifflcin
©eit hinweg oorn Uferfiranbe.
Die Äüjte mich jurücf,
©S minften grügenb bie Scannen,
Die ©taibe weiten mit Dükern,
©ie aber fuhren oon bannen.
©alb f$og ber fia^n jum ©runbe,
©alb fd^nettte er hinauf,
Unb bunfel warb’S aßmüflig,
Da ging ber ©tonb am Fimmel auf.
Der gog in alle ©tagen
©eine Strahlen hinein,
Da leuchteten ihre £äupter
3« lichtem ©il6erfchein.
©Bie ift baS ©teer fo herrlich,
©o wunberfam unb grog,
©Beldh’ fcltfam tiefe SRäthfel
©erbirgt fein unermegner ©choog!
©unhilbe fag am ©teuer,
Den fleinen ^a§n $u leiten,
Der flog, als gält’S $u fahren
9ta<h fernen, fernen ©Seiten;
©ie wanb fidj um bie Schläfen
3hr langes, braunes £aar,
Da hob fie an ju fingen
©in Sieb gar weich unb wunberbar.
©tit tiefem ©ebnen bliefte
I $err ©torung nach ih r t)in,
: ©S holte feine Sinne
Umftricft bie 3ouberin,
©r freute fich unb laufchte
Dem munbevfügen ©ang
Unb wugte hoch, er beute
3hm feinen nahen Untergang.
„©iehft bu, #err Störung, flattern
Die ©töoen um baS ©oot?
©ie fchreien unb oerfünben
Dir beineit nahen tob!
hinunter wirft bu ftnfen
3n'S abgrunbtiefe ©teer,
©S fchwimnten fc^on bie Stilen
3m SRingelreigen um bich h cr -
„©iehft bu bie ©Bülber unten
Unb ftehft bie ©chlöffer nicht?
Die blinfen unb bie blenben
©Bie bleiches ©tonbenticht,
Unb wenn bu ftnfft hernieber,
©o betten bich auf bem ©runb
Die fchönen ©i^enfrauen
Unb füffen beinen bleichen ©tunb."
©ie waren weit gefahren,
©S lag baS Ufer fern,
©om ©djjlog ein h^ßeS genfter
©rglomm noch wie ein ©tern,
Die ©Beßen gingen linber,
3u fingen hörte auf
©unhßbe unb baS ©egel
3og eilig fte am ©taft hinauf.
„3efct ©torung, §err oon günen,
©eginnt ein emfter ©treit,
Unb wenn ich fuge, mache
3um tobe bich bereit,
Unb wenn ich bich int Sieben
©ießeicht nicht mieberfeh’,
§err ©torung, fühner ©edfe,
3um lebten ©täte benn abe!"
-S
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330
Die weiten ffleiber fielen
$erab non ihrem Seib,
Jtocb fur$e ©eile göuberte
DaS rounberfd^öne ©eib,
©om Sftonblicbt ^eU beftvo^lt
Dem Äönige jugewenbet;
Der fab fte bebenb an,
3n tieffter Seele erfebreeft unb geblenbet.
Sie fprang in’S äfleer unb fanl
3ur grünen liefe hinein,
Dann tauchte fte empor.
„®rü§ mir bie ©afferfetfn!
Unb weilft bu in ber tiefe,
3m Schlöffe non Ärpftall,
93ergi§ bann, was fjier weilet
Ueber bent fdbäumenben ©ogenfcbwatl!"
3um 2lbfcbieb3gru§e winfte
Sie nochmals mit bem Slrm,
Den gelben überlief eS
©rfi falt, bann glüfjenb roarm,
©r fab fte auf ben ©eilen
©ich tniegen in frohem 2Jtutb,
©leidjroie ftd) 3Jtönen fcbaufeln
3n fturmberoegter ©afferflutb-
©r fab i^r fe^nenb nach,
©iS fte bem ©lief entfebwanb.
Dann lie§ baS ©oot er treiben
©eit hinweg nom Sanb.
„Unb ift fte mir nerloren,
Unb roirb fte niemals mein,
Da icb fte fo erfcfyaute,
©o feblaf icb 9 crn m grieben ein!
Der ©inb fuhr in baS ©egel
Unb trieb auf ferne ©abn
Dem Untergang entgegen
Den leichten gifeberfabn.
3n’S grenjenlofe 9tteer
3ft Störung fortgetrieben —
Da ift feine ©pur nerroebt,
©ertnebt fein §offen unb fein Sieben.
9teun$eb nteS
©unbifbe fam an'S Ufer,
Da warteten bie Sttaibe
s Dtit trocfitem Sinnen ihrer
Unb einem warnten Äleibe;
2ttit frobem ^uruf warb fte
©egrüfjt unb aufgettontmen,
©cbon Ratten ©iele gefürchtet,
©ie würbe nimmer wieberFommcn.
9lu<b ffialramS Dodjter b<Ute
2lm Ufer fie empfangen,
Die troefnete ihre ©lieber
Unb Fü§te ihre ffiattgen
Unb rief: ,,©o Störung blieb,
DaS foÜft bu nun gefteben!"
©unbilbe fagte büfter:
„3b v »erbet ihn nicht wieberfebett!"
2lbenteuer.
Unb als fte nach bem ©d)toffe
£inwanbelten bureb bie 'Jtacbt,
21m ©ege ftanb ein ©pielmann,
2113 halte er ba ©acht;
©3 war in einer Äappe
©erborgen fein ©eftebt,
Die 2lugen blitzten beroor,
©ie wenn ber 9ttonb bureb ©olfen bricht.
„Du ©pielmann, fpricb, waS ftebfi
üflit beiner £arfe hier?
3m ©eblog ift mancher Ärug
9Jtit 3Wetb gefüllt unb ©ier,
Unb bringft bu neue ©eifen
UnS ber aus fernem Sanb,
©irb man mit golbnem SRinge
Dir lohnen unb mit geflgewanb."
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331
„SRacb attetlj flc^t nicht mein ©innen,
9lud) nicht nach golbnem SRing,
SBa3 i<b begehren fomme,
Da3 ijt ein f)öf)ere8 Ding,
Denn um @unbilbe3 SRinne
Äämpf 1 ich nm näcbfien Dagl"
6r eilte fort. — Die gürfiin
Draf biefe3 SBort roie SBetterfcblag.
Das fuhr ihr burdj bie ©lieber,
Da3 flang ifjr fo befannt,
Da3 mar bie ^ede ©timme
De3 Äönig3 oom Dänenlanb,
Der jüngft mit ifjr im gelbe
©efämpft um Dob unb Beben,
Dem fie bie SBuitbe feilte,
Dem fie ifjr grauet SRofj gegeben.
Sie ging nicht nad) ben ©äflen,
£errn SBate gab fie nur
Durch ihre ÜRaibe Reibung;
$on SRorung fei bie ©pur
Verloren in ben SBeden! —
SBie marb Jperrn SBate rot\),
SBeil folgen treuen gelben
33erf(^lang bie nimmerfatte See!
6r fd^ritt ^inauS jum ©tranbe,
©ab auf ba3 9Reer unb fann:
,,©o ift ba3 SJtenfcbenleben!
SBenn faum e3 erft begann,
©o fommt ba3 6nbe fc^on,
©leic^roie ^iuabge^ogen
3«r liefe roieber roerben
Die bunfelgriiuen üReereeroogen!
„Dem 2Reere gleißt bie Sftenfcbfjeit,
3ft rounberfam unb alt,
SBir finb barauf bie SBeden,
Der Dob oerroe^t un3 halb!
SRun, ÜRorung, fü^ner SRecfe,
9Son adern SBeb gefunb,
©c^laf roofyl unb träume felig
3m munbertiefen 9Reere3grunb!"
@o fann ber alte SBate
Unb blidte lange fhimrn
Unb trauemb in bie SBeite,
Dann lehrte er langfam um;
3um $ßata3 ging er mieber,
Dort ^at ber SRecfe mertlj
2Rit tränenfeuchtem Sluge
SRodb manches $om ood 3Retb geleert.
- $3
Da tranf er 2Rorung3 SRinite
2Rit manchem langen 3^g.
„‘Die Siebe, ja bie Siebe,
Die bringt be3 Seib3 genug!" — i
Der blinbe ®arbe erhob ftcb,
Unb ade begannen §u laufen,
63 roogten bie Däne ba§in
SBie SBedenfd^lag unb 9Reere3raufcben.
Die $elbent§aten fang er,
Die Äönig 9Rorung oodbraebt,
3113 er ben SBenbenfönig
Sefiegte in milber ©c^lad^t,
Unb roie er einft nad) granfen
3n oielen ©Riffen gefahren
Unb SRuhrn unb reiche Seute
6rftritten bort mit feinen ©(haaren. —
Die ©äfie h^fen lange
SJerlaffen fd^on ben ©aal,
63 fiaeferte im Äamine
Die glamme noch einmal
Unb fanf in’3 Dunfet. Draußen
6rroacbtc Dätnmerfcbein,
Da roanfte ber alte SBate
9tacb feinem ftiden Äämtnerlein.
63 freien burdb ade genfler
herein be3 $Ronbe3 fiiebt.
©un^ilbe aber machte
Unb fanb ben Schlummer nicht,
©ie marf fidb auf bem Bager
Unruhig b er un ^ b* n '
63 mogte roilb ihr Sufeit,
63 ftürmte min* burd) ihren ©init.
2Rit offnen Slugen b<U f ic
Die liebe, lange Stacht
3luf ihrem meinen Bager
SScrjroeifelnb jugebraebt.
„O roärft bu fern geblieben!
3<b ^ ar f i a feinem SRann
3113 ©attin angeboren,
Der nic^t im Ä'ampfe mich geroann!
„Sag bo<b in beinen SBorten
6in fpöttifdb fioljer Don,
Älang boeb au3 beinen SBorten
©o fränfenb bitt’rer £obn,
Da§ icb bemeifen muf,
9Ba3 meine Äraft oodbringt,
Da§ über bicb, ^err Jporant,
3Rir fpielenb leicht ber ©ieg gelingt!
_ &
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332
„Der foH mich nid^t befiegcn,
Der ein üRal mich begmang,
©ei parf, mein H cr ä/ jefct gilt eS
©ar einen ferneren ©ang!
3^n mufj ich überminben
Unb muf bcn Stob ihm geben,
Dann barf ich um ihn meinen
Unb trauern burdh baS gange Seben!
SRodb monier fernere ©eufger
©ntrang pd& ihrem 3Runb,
@8 tagen rings bie Äiffen
3erfnittert, mirr unb bunt,
©ie marf Pch h* n unb miber;
2Bie mä^rt bie Stacht fo lang!
@8 mollte gar nicht tönen
DeS äBöchterS früher SRorgenfang.
Da gögerten bie ©tunben
Unb mollten meinen nid^t,
Unb ruhig läd^elnb flaute
herein beS SRonbeS Sicht;
SJtit faltem ©leichmuth pflegt ber
Die Himmelsbahn gu gehn,
Ob {ammernb ober fetig
©mpor gu i^m bie SRenfdhen fehn.
3mangigPc8 Abenteuer.
Unb als am anbern borgen
Der grülprunf mar gehalten,
Da gogcn nach ben ©dhranfcn
Die jungen mie bie Sitten,
©8 hatten munbergerne
Die ©afe mögen h^n,
Ob fuh burch SRinne lafte
6in $tlb gu neuem Äampf bethören.
Unb al8 mit ihren grauen
©unhilbe fam gegangen,
3h r Äleib mar Phmarg mie Stacht,
Vleidh maren ihre SBangen,
Die Haare maßten nieber,
Von feinem Vanb umfchlungen,
©titt panb Pe oor bem S^rone,
ViS ber 3uruf mar oerflungen.
Jtein Äleinob fehmüefte pe,
©ie trug nicht ©tab noch Jtrone,
gür treue SRinne fanb ja
3h* iJteunb ben Stob gum Sohne,
Unb bachte pe be8 ©pietmannS,
Dann überfam ein Seben
Den Aörper ihr. ©ie mollte
Vernichten ja fein junges Seben.
©ie fefcte piß p(h nieber,
Vier H^olbe Famen gekritten,
Die neigten pch oor ber gürpin
3n beS ÄreijeS SRitten,
Dann bliefen pe mit Hö rncrn
3n bie oier äBinbe hin
Unb riefen auf gum Äampfe
3Rit ihrer jungen Äönigin.
©rp mar eS lautlos füll,
©S hub ein SRurmeln bann
Unter ben H crrcn unb grauen
DeS roeiten ÄreifeS an.
©S geigte pch fein SBerber,
Denn SRorungS herber tob
©dhreefte SMe gurüdf
Vom Äampfe, ben ©unhilbe bot.
3um anbern SRal ertönte
Die gorberung gum ©treit,
Da bröhnten laut bie Hinter
ViS in bie gerne rneit.
©unhilbeS H cr 8 f<hlug heftig,
Der Slthem ging ihr ferner;
2Bo blieb ber Potge ©pielmann,
Den gePern pe erfah am SReer?
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*
Die ©onne fegien gernieber
ffiom blauen §immetSbogen,
Äaum, bag rote geberPotfen
SBölfegen vorüber gogen.
©rwartenb fag bie ffltenge;
SJtit Särmen nur unb ©egmafcen.
Um 2ttteS unbefümmert,
3anften in ben Säumen pdg bie ©pagen.
Der britte Stuf ertönte,
Da fprengte ein graues Stog
SJtit einem fdgwarjen Steiter
Dureg’S Dgor herein in'8 ©egtog.
©ungilbe lannte baS ©ferb,
Den Leiter erfannte pe gleieg,
©ie roarb oor Jägern ©egretf
6rjl rofenrotg, bann tobtenbleidg.
„grau Königin, bu forberfi
3um Äampfe ^ebermann
Unb bieteft Jpanb unb §abe
Sogn beS ©icgeS an;
9t un wogl, idg rotU gewinnen
Didg felbft unb audg bein £anb,
dagegen fefe 1 ieg ein
ÜJtein eigen £aupt als Unterpfanb!"
Da roar eS, bag £>err ©Bäte
Sotn ©ige p<g ergob.
„Unb gör 1 ieg rings aucg flüflern
©on grauenmunb bein Sob,
Du bijl alliier ein grembling!
SBaS birgjt bu bein ©epegt?
Den wollen wir crp fennen.
Der um bie ÄönigSfronc pegtl"
Der Sogt oon Srcbflebt audg
©Sollte baju nidgt fegweigen,
3u bem weiten ©lane
Segann er nieberjufteigen
Unb rief: „6rp laffe fallen
Die fegroarje SJtummerei,
(SS lüftet unS ju wiffen,
©Bie bein ©tanb unb Stame feil"
„Du fennft rnieg niegt, §err ©Balrarn?
Didg fenn 1 ieg befto megr!
Dag wir jufammentrafen,
©S ift niegt lange ger,
SJtein §elm warb ba gefpalten,
Dag ieg oom ©ferbe P*l,
6S fei gefommen, glaubt 1 ieg,
3111 meiner läge lefcteS 3^11"
Deg freute Pdg §err ©Batram.
„©Benn bu ber Leiter bift,
Der mit ©ungilbe lämpfte
©or breier SJtonben grifi,
@o fei roiHfommen, Stetfel
3*g glaube, bieg gu fennen,
3m granfenlanbe fag i(g
Dicg manege Surg ju Slfdge brennen!"
Der grembe fprang oom ©ferbe
Unb trat jum Dgrone gin,
©ein ftotjeS §aupt oemeigenb
©or ber Äönigin,
Die fegroarje Äappe ging
Didgt über fein ©efidgt,
es bligten auS groei ©palten
#eroor bie Stugen blau unb lidgt.
„#ier trag 1 i<g feinen Siamen,
4>ier bin i(g ogne ©tanb,
Denft nur: mit meiner £>arfe
3og idg burdg matfdgeS Sanb!
Doeg bag mir bureg bie Stbern
Stoßt föniglidgeS ©lut,
DaS goff 1 idg gu beweifen
3m Äampfe halb bureg gogen SJtutg!" —
Da lernte bie Königin
3u gittern unb gu jagen,
Da füglte fie oor ©angen
DaS #erg gewaltig feglagen.
3ufammen raffte pe
Den SJtutg, ber igr oergangen,
Unb fpradg mit fegwaeger Stimme:
„©ewägren mug ieg bein ©erlangen!
„Doeg, bag bu gier erfdgtenefi,
DaS feg 1 ieg wenig gern.
Du würbefi weifer walten,
©Kebep bu mir fern! —
©ringt Stog unb ©dgwert unb ©rünne!
©Bie bamals an bem ©tranbe
@oö fegt ein Jtarnpf beginnen
3u meinem Stugm unb beiner ©dganbel"
Dann ftanb Pe auf unb eilig
©erlieg Pe igren Dgron,
©egritt abwärts in bie ©egranfen
Unb rief mit roilbem §ogn:
„3m ©anbe folip bu liegen,
©Die ba unS ©Balrarn fegieb,
Dag, fügner ©pielmann, halb bu
©efungen gaP bein legteS Sieb!"
_ V
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334
tst -
I
®er aber tia(;m bie §arfe,
! Jpetrn ©alram gab er fie;
„ ©ernähre fie mir forgfam!
I Stoch manche Gelobte
©ebenf id) au3 beit Saiten
3u locfeit früh unb fpat,
®o<h bir, bu füf)tie ^jungfrau^
®ir geb id) einen roeifeit Statb:
„9)tan foU beit ®ag nid>t loben,
Seoor bie 9iac^t erftbien,
Stoch ungefangnen ©ären
®a3 gell ^erunterjie^n!
®rum ratb’ id) bir, ©ttnbilbe,
©ir roollen erft $ur ©tunbe
Uitö mit ben ©affen nteffen
Unb fpäter prahlen mit bem SJtunbe!"
®e§ Stoffel 3ügel nahm er
©ebäcbtig in bie §anb,
6r febmattg fid; auf ben ©attel
Unb tummelte im ©anb
®a 3 Zfytx, ba 3 einft bie gürftin
3 $^ febenfte itad) ber Schlacht,
Sluf bem, oerbuitbiten §aupte3,
(Sr einft entfloh bei ftiller Stacht.
Unb ob gleidb ©eigelbieben
®e3 ©pielmannS ©pott fie trifft,
©unbilbe tbat, als füt;Te
©ie nicht ber ©orte'©ift,
£ocb tief im jperjen mar fie
©on Stacbeburft erfüllt
Unb leife jitternb bat fie
3n £elm unb ©riinne ft<h gebüßt.
Unb als auf ihrem Stoffe
©ie üöUig mar bemebrt,
®a fprengte fie über ben Äantpfplafc
Unb fdbmang il)r gutes ©chroert.
®ie ©dbranfen umritten ©eibe
Unb als bie £örner Hangen,
®a flogen fie gegen einanber,
Tag gunfen aus ben ©dbilben [prangen.
-0
@S jueften ihre ©dbmerter
©ie ©lifce, Schlag um ©dblag.
®er ©taub fuhr in bie §öbe,
Serbüllenb faft ben £ag;
©unbilbcS 9 lugen flammten
Unb fprübten ©ieg unb Tob,
®odb roarb mit febmerem Setbe
©ie halb bureb ihren geinb bebrobt.
®er ©pielmaitit batte SlnfangS
®em Eingriff nur gemehrt,
©ie fpieleitb lieg er fliegen
©ein breitet, gutes ©chroert,
©3 mar, als ob ihn freue
©unbilbeS fügner SJtutlj,
®a roarb bie Königin
©ereijt ju feffellofer ©utlj.
®en ©egner $u erfcblagen,
®aS nur mar ihr ©egehren,
SJtit allen Kräften focht fte,
3 h m galt eS, fich ju mehren;
®a, als fte jornig fdbreienb
®ie Älinge nach ihm fdbmang,
©in b*fl*r Schein, — unb flirreitb
©efdbab cS, bag igr ©chmert jerfprang.
®a fagte fte ber Stecfe
Um igren fieib gefchminb
Unb 50g bebenb herüber
®aS minniglicbe Äiitb,
@0 febr fie fich auch fträubte,
Sticht half eS ihr jur ©tunb\
®ie Saroe hob er lachenb
Unb fügte ihren rotbeit SJtunb.
Unb allgewaltig brach ba
©in ©türm non $ubel aus,
©on ©chrei’n unb Stufen bröbnte
®er §of, baS ÄönigShattS,
@8 roünfcbten 2tHe fröhlich
®em gremben ©lücf unb ©ieg,
®ie ^erolbe bliefen bie £örner,
®ag roilber Särin jum $immel flieg.
(©eblug folgt.)
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335
jjuflctt&flebidjle oon jbeinridj cSeufljofb.
(©ifiber ungebrudt.)
(9t<uftbru<f berbottn.)
I. ©aterlänbifcheS.
<H» «ei« &«ierf«ttfe.
35 cm ift ein fchöncS £008 geworben unb ein erhabener Seruf,
SBen je ein ®ott ju eines freien unb großen ©olfcS Sänger fchuf,
Deß ^elbenleben i|m oerliehen jurüdfjufirahlen im ©ebidjt;
SDtir roarb ber 2BiUc mo^l gegeben, jeboch bie SQBei^e roarb mir nicht.
SKag meine Stimme brum Debatten, mag fte oertoeljn im Sturm ber $eit!
Du toirft eS nid^t ju ftrenge rieten, toaS bir beS ÄinbeS £icbe beut. —
So toinb 1 i<h beim bie erften Slätter oon meiner STOufe §ier jurn Äranj
Unb (eg fte f$üc$tern. hoch oertrauenb auf ben Slltar beS ©aterlanbS.
Jlfy ett gf « $ eu.
Die fd^necigen £ochlanb 3 firnen
3« ben blauen Setter getauft,
Die trofcigen gelfenftirnen
Sinb purpurn überhaucht.
$eloetia, bu Jungfrau,
2Jtein £ieb in £cib unb £uji!
Der Obern ber Freiheit fdhmedet
Dir beim blühenbe ©ruft.
jUt meine &eimat.
51(8 Äinb burchroacht’ ich oft bie ©Hnternächte
Sei alten Sagen, ß^ronifen^ ©efd^ic^ten.
Die oon JpeloetienS gelben un8 berichten,
3m grieben treu unb fiegreidh im ©efcchte.
2 Bie fchlug bie ©ruft für ihre ^eifgen Siechte,
©He badht 1 ich «Ml in ?tofa unb ©ebidbten
Sin Denfmal früher ©rößc aufjurichten
Dem nachgebornen heutigen ©efälechte.
Doch SWoth unb Kleinheit fuchten fietS bie #abe
Der Sßocfie im Sufen mir ju minbern
Unb ju oergiften meine befte ©abc — — —
Stur biefeit Sieg fott Siiemanb mir oerhinbern.
Daß einft bie Schtoeij erfennt an meinem ©rabe:
Jpier ruhet eins oon ihren treuften Minbern!
3U<$ $üben.
2Bie haß ich M«ftn ^ u 9 nernünft’gen Sterben,
2Bo (alte SRenfchen nur fi<h tun mich reihen,
Die höh n *f<h mt ^ n Ink*t mir nie oerjeihen
Unb bie mir meine fehönften Iräume morben.
H
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lie Sßoefic mit iljren ©tutljaccorben,
Stic wirb ftc gang midi) §ier $um lid&ter meinen,
§ier, roo ber Sorbcer nimmer Fann geheimen,
©o Feine Hoffnung je mir waljr gemorben.
Unb menn ftc alle ©ürben auf mi($ lüben,
3$ mochte nic^t bei biefen 3Reitf$en weilen,
lie meine (Seele bis $um lob ermüben.
ler lebte groifel mu 6 fl<$ nun gert^eiten.
Ob i<$ ein Dieter fei: brurn auf nach ©üben,
licS ftete Jpeimwelj meiner Sruft ju feilen.
5» jUsfftitfc.
©ie Sieles Ijat mid& ehemals erbittert
3n meiner Jpeimat, wo man oft mir grollte
Unb oft migFannte, oft nid^t Fennen wollte
Dies jperj, baS nie mit falfdjem ©d^ein gefüttert!
Unb als eS ob Europa jüngji gewittert,
3llS ftolj ber lonner ber dmpörung rollte,
la war’S baS SluSlanb, bem i$ Seifall gollte,
laS SölFerglüdf, für baS mein $er& gegittert.
lo(ty feit ob meinem Sanb bie ©olFeit fdjweben,
©ie freubig rnürb 1 \d) nun mit einem SRale
2111 meinen Fleitten geinben bort oergeben —
ffönnt' i<b nach feigem Äampf beim 9tbenbftratjle
9luSl)aud)en für baS Satertanb mein Sieben
$n einem heimatlichen 9llpenttjale.
nett unb Jikb.
lu Slpentempel, wo no$ fletS
lie reine ©otteSflamme brennt,
Son bem ber gretyeit gatyne no<$
$injlattcrt ob bem Äontinent,
lu f($öneS Sanb, wo nodj ber 2lar,
ler freie 2tar bie Äreife jieljt,
O Satertanb, i<$ weilje bir
üJtein ©d^wert unb au<$ mein Sieb!
ler ®eift ber greiljeit wotynt in bir,
©ie bie Sawine auf ber glu$;
©rwartenb fdjjaut bie ©ett auf bi$.
©o ift ein Sanb, baS grofj, wie bu!
lu fd^öneS Sanb, bu freies Sanb,
lu Sanb beS leH unb ©inFelrieb,
O Satertanb, id& weitye bir
SKein ©d^wert unb auch mein Sieb!
Unb wenn einfi ein gefröntes §aupt
lein §er$ unb beine £anb begehrt,
lann ge§ ic$ mit jum JpoehgeitStang,
3n ftarFer gauft baS fd&arfe Schwert,
3nbeg aus meiner jungen Sruft
(Sin §od&jeitSftrau& oon Siebern blü^t;
O, Satertanb, i<$ wei^e bir
3Jtein ©d^wert unb au$ mein Sieb!
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337
J>ie freie $<$»ei).
Die 9ltpcn rings, rote foloffal, ©emalt’ge ©bcrn ber SRatur
3Jtit i^ren Äuppen, i|ren Äanten! ©ntftrömcn rings bcn gelfenfoclen;
68 ru|t ber ©onne fester ©tra|l §icr fü|lft bu 2Rcnf<|enfrcatur
9luf biefen f(|meigenbcn ©iganten. Die ©ulfe beiner SJtutter po<|en.
3Bo einen fo erhabnen D|ron
Die ®ott|eit fet6er eingenommen,
Da fönnte feines dürften Äron 1
Unb feines dürften ©ceptcr frommen!
$t*4 b m ^onberbmibsftriege.
©ie lagen banieber oergiftet unb fle<|,
Do<| merben ftc mieber genefen,
Die Sänber, bie mitten im §er$en ber @(|mcij
6inft ©Hege ber greibeit gemefen.
6S f(|roeUct ber gö|n bcn oer|cerenben ©trom
Unb löfet bie friebtid&cn Sanbe,
©o mc|te oom ®ott|arb, fo me|tc oon SRotn
©in ®ift|au<| mo|l über bie £anbe.
©Mr |aben gebauet ben fdjüfcenben Damm,
Die jerriffenen ©lieber oereinigt,
©Hr |aben mit ©W|rau<|, mit ©uloerbampf
Die oerpejtete £uft gereinigt.
9ti(|t euc| galt ber jfampf, ber blutige Äampf,
SRi(|t bem ©lauben unb bem ©emiffen,
9tein, feiten nur, bie ben ©ruber mit £ift
Som Jpcrjcn beS ©rubcrS geriffen.
Dem äußeren geinb, bem entarteten ©lieb,
Dem ©ölbner unb bem ©crrät|er; —
es foc|tcn mit unS unb eS (legten mit uns
Die $ürnenben ©c|atten ber ©ater.
©Mr fc|lugen ben äujjern unb inneren geinb,
©Mr riffen bie ©(|eiberoanb nieber,
Unb mieber finb mir ein brüberli<| ©olf,
ein Seib, eine Seele mieber! —
^«»< 00 .
(eibgen5ffif(|e Unioerfttät.)
3m JpalbfreiS |ier ber ©rjgcbirge ftuppen,
Die ©onne fpielt auf i|ren ©an jerf puppen,
®igantifc| lagern ft(| bie gelfengruppcn
©Me eine fteingeroorbnc 9Hcfcnfc|aar, —
Unb tief im $|al, am blauen ©eegeftabe,
Die ©lieber blofe unb mie bereit jum Sabe,
Dort ru|t bie Stabt, bie liebli(|e SWaJabe,
©eim 6poS baS 3^90/ — ®te munberbarl
B-:-S
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338
«-;-—Si
£> #eimatlanb, fchön roie ein Draumgebilbe,
9Son ber Statur fo reich begabt, fo milbe,
§eil euch/ ihr üppig blü^enben ©eftlbe,
Durch bie ber Simmat gluthen roeftroärtS jie^n.
©ie lieb’ ich e§, mit biefer frifd)en, jungen
Schöpfung 511 paaren bie (Erinnerungen,
©ie ^er um bie Stuine fich gefdhlungen
Der ©pheuranfen lichtes, junges ©rün. —
#ier ftanb SJtanegg, roo ^artmann oon ber 3 lue
De$ Sanges ©unberblume fanb, bie blaue,
®on roo melobifch burch bie beutfchen ©aue
35er SRitter unb ber Sänger $arfe flang;
Sie famen ferne her, ftch h^r i u meffen
3m Saitenfpiel, beim Scholl oon Drinfgefägen,
$ier, roo bie Stammburg einft oon ben Sttaneffen,
Die Schule für ben beutfchen SJtinnefang.
Unb bort bie Stabt, beS ©eifteö ©affenfchmiebe,
3)en Künftcn ^otb unb früh geroanbt im Siebe,
©0 jener Sänger einft ber Stoachibe
©eboren unb fein Kunfb unb Streitgenog. —
(Euch DichtersDioSeuren feh ich lieber,
35ie muthig igt burch ®rofa unb bur<h Sieber
Den Ungefchmacf befämpft, bie plumpe £> 9 ber
3Jtit eurer ©eifteSroaffen berbem Stog.
3 m ©ufen trugfi bu früh Me h c iPg c £<>h c
Der Kunjt! £eil bir, 0 ©aterftabt, bu fyofy,
3)u blühenbe, bu frifche, frühlingSfroge,
35er Sttufen unb beS 3eitgeiftS ©riefterin!
Du, bie StomS %od), barin (Europa feuchte,
Slbroarf, als 3mingli'S ©lifc baS Dunfel fdjeuchte —
Dreimal oon hier auS loberte bie Seuchte,
DcS ©eifteS Seuchte über Deutfchlattb hin!
Du fd)öne Stabt, bie ftetS baS ©iffen ehrte,
©0 einft üttaneffe fang, roo 3 ro ingli lehrte,
ffio ©obmer roirfte unb fein Kampfgefährte,
Du, bie Athene ftd> jutn Sifc gewählt,
O 3n r i^ mo gefchmachtet ©effnerS fjlöte,
9ln beffen ©ruft einft Klopftocf lag unb ©öthe,
Sag leuchten noch ein 9Jtal bie SRorgenröthe,
Sei bu bie Schule einer freien ©eit!
Sag burdh Me $oden beiner Athenäen
Den mächt’gen ftlügelfchlag beS 3eitgetft$ roehen;
Die 3ufunftSfaat in alle ©eit $u fäen,
Soll hier ber Freiheit eine Kaaba ftehn!
Doch roie jur frifchen 3 ugenb bie (Erfahrung,
©efelle ftch beS ©iffenS Offenbarung
3um freien Sinn beS ©eifteS eble Dtahrung; —
Sei bu zugleich baS bilbenbe Sltgen!
& -*-*
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839
$u bet §f tmbe.
Sfyx ©erge ber Jpeimat
2ftit einigem @d)nee,
3fjr blüfjenben ®örfer
2lm fyeimifdjen ©ee,
3$r 3™gen bcr 3«9 cnb '
3<$ rufe euc$ ju:
O, Sanb meiner ©äter,
2Bie lieblieb btfl bu!
®aS 2llpf)orn ber §eimat,
2Bie tönt eS fo fjefl,
©S ftlbert melobifdfj
©om Reifen ber Oueß,
©3 fobelt ber ©enne
3luf SJtatten unb glul):
O, Sanb meiner ©äter,
ffiie lieblid) bifl bu!
O, £>eimat, bu füge!
9Köd)t mieber bid& feljn,
®eine grunenben 2luen
Unb ladjenben ©een;
®a fänbe id) grieben,
®a fänbe i($ Slug 1 ;
O, Sanb meiner ©äter,
2öie lieblich bift bu!
®aS JBelj, baS aßmäljlig
®aS £er$e mir brid^t,
®ie 2Wenfd)en, bie fremben,
©egreifen es nid^t.
O laffet micty fingen
Unb meinen ba$u:
®u Sanb meiner ©äter,
ffiie ferne bift bu!
&eimio
STOit fofenbeit grüljlingSminben,
©eint bämntemben 3roielid)tfd)ein,
®a fdjleidjft bu biefy in mein ©tübd)en
Unb in mein §er$ hinein;
®u natyft bidj fo geiflerleife
9Bie eine lieblid^e gee:
Jpeimmelj! bu rounberbareS,
®u banget fügeS SBe^!
O 3 au ber, ber gelinbe
®ur$ meine ©eele fliegt
2Bie eine uralte Sage,
Oie Ijalb Dcrfdjoßen ift.
3ttir ift, als ob id) mein tobteS
©rogmütterdjen mieber fä^ 1 :
Jpeimmel)! bu rounberbareS,
®u banges, fügeS 2Bel)!
Unb ©ilber umgaufeln mitty lofe,
3ttir roirb fo rooljl, fo roelj,
3d) träume oon SBeßeitgcfofc,
Son unferer ©erge ©d)nee,
©on einer einfamen fftofe
9ln meiner Jpeimat ©ee:
$eimroel>! bu munberbareS,
®u banges, fügeS $Bel)!
(gortfefcung folgt.)
% i e m a f s.
9tod) niemals Ijat bein bunfleS Sluge
©oß Siebe ftd) $u mir gemanbt.
Ob mein’S au$ fefynfud&tSljeige ©liefe
®ir ftetS auf’S SWeue jugefanbt.
Sftod) niemals Ijat bein SJtunb gefproc^en
©in trautes, fügeS Söort ju mir,
3d) aber rief beS 9ia<btS im £raume
$n nie geftißtem gleljn nac$ bir.
©on beinern ganzen, reifen Seben
SRenn’ feinen Slugenblicf id) mein,
Unb i$ l)ab’ aß mein ®§un unb Streben
©eroeityt nur bir, nur bir aflein!
SJarinfiap.
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340
ft- ! -Dl
%m / 38itternad>t
Um Mitternacht — roie mächtig fc^roittt bcr SBinb
Unb in bcn Süften Raufen ©turmgefpenfter,
Saut heulenb rütteln fie am Äammerfenfter, —
£alt ich bie SBacht bet meinem franfen Äinb,
3n gieberhifce feh idj’S angftooll liegen,
DeS f leinen ©ufenS Slt^emjüge fliegen,
Sebroht feh ich’S oon fürchterlicher Macht
Um Mitternacht!
Um ÜKitternad^t — baS Sämpchen brennt fo flein,
Malt jitternb an bie Dedfe bleiche Jtingc —
©rfcheitten fremb mir altoertraute Dinge,
3m oben £>au3 feh i<h mich bang allein.
Serfchloffen oon beS Schlafs oerhüUter Pforte,
Der Sieben Mitgefühl unb ^erjenSroorte,
©orbei, roaS mich am taa aetroft gemacht,
Um Mitternacht!
Um Mitternacht — fchauf ich bonn oftmals nicht
©egeiftert in bie unbegrenzten Stäume
DeS SletljerS — trugen mich erhabne träume
SRicht oft empor bei heuern Sternenlicht,
Sßenn eine Sommernacht ootl Schlummerfrieben,
Soll Jh nu un ^ ®lumenbuft ber ffielt befchieben,
Soll toeicher Süfte ©alfam — MonbeSpradht,
Um Mitternacht!
Um Mitternacht — toarum benn jefct fo bang
DaS £er$ erfüllt oon räthfelhaftem ©rauen,
2113 mü&t 1 baS Sluge ©chrecfenSbilber flauen,
Da bumpf oom thurm b* c jniölfte ©tunbe flang.
Dem 2luffchrei ber fftatur im tobeSbeben,
iffiarb 3Biber^aH in meiner ©ruft gegeben.
DaS hot folch tiefes ©rauen mir gebracht
Um Mitternacht!
Um Mitternacht — o toie erfcheint mir bann
©o bünn ber Sorhang, ber bcS DieSfeitS ©renjen
trennt oon bes 3enfeit3 ero'gen ©onnenlenjen,
Ob’s auch baS §erj nur fchauemb ahnen fann.
Seroegt mufc ich’S an biefem Säger fühlen,
Der tob roirb einfi auch biefe ©tirne fühlen,
Möcht er nur iefct oorüberroanbeln facht
Um Mitternacht!
Um Mitternacht — roie gluthooH im ©ebet,
Mein Äinb, jum (Sro’gen ich bie ©eele roenbe,
3ch lege bein ©ef^tef in feine £änbe
Unb fühl 1 roie troft unb grieben mich umroeht;
$och über ber SRatur ©efefc unb Seben
thront, roaS ber ©eip unS in baS £er$ roitl roeben,
Der ©öttßcheS in unferm ©eip entfalt
Um Mitternacht!
^rnata groott-S&aper.
fe---B
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341
Sonntaasmorflen.
geiertäglidfj lje$rc SOBeife
Staufcfyet burd) bie grüljlingSluft;
3iel)et tfjaln>ärt3, fdjroebet tcifc
£in burdj ®rün unb ffilütljenbuft.
Oben bunfle Säume neigen
©ic$ §erab auf ©räberreiljn;
Stuf ben £ügeln, in ben 3u>eigen
£enje3ljau(| unb ©onnenfe^ein.
Orgeltöne ood erflingen
geierlid^ im @otte3l)au3,
3ic^en auf be3 9Binbeö ©(gingen
©eit in’3 fülle £anb f)inau3.
©ie bie löne aufwärts fömeben,
golgt mein ©eten iljnen na$:
©ofleft meinem £er$en geben,
©ott, au(§ (Seelenfeiertag.
Jt. n. ftramafcfii.
•3t a 416 i (>.
$ie testen Siebter oerfanfen,
$ie über ben ©ee gefjufdfjt,
@r liegt in tiefen ©ebanfen,
©on blüfyenbem ©infter umbuf<$t.
£odfjragenber bannen ®üfier
Umfc^attet ben träumenben bietyt,
Oort fc^roantt eine einfame Stüfter
©eim fdjeibenben Xage3li$t.
©erfefnoommene ©olfengebilbc
Sefpiegeln fi$ in bet glufy
5Ring3 über bem öben ©eplbe
©rbrüdtenbe ©c$n>ült ruljt.
Dort fei) 1 i(§ bie glebermauS föroirren,
©in Ääujcfyen flogt im ©ejroeig,
SRaubfudjenbe Jta^toögel irren
©efpenftifd) über ben Dei($.
Unb mic$ bur<$riefelt ein ©d&auer —
2lu<$ l)ier ifl erftorben bie Sufi;
9Hir ift, als fäfy’ i$ bie £rau<r f
Da3 ©elj meiner eignen ©ruft.
jttmft SSenber-^ftarSnrg.
Vertraue mit.
©3 fdjli($ ftd^ wie ein Dieb, ein fd^euer,
Die Trennung jtill an un3 $eran;
3<$ faßte beine §anb nur treuer
Unb flagte nic^t ba3 ©cfyicffat an:
$n nie erforfäten $immel3femen
©iebt ©ott bie fte^re ©a$n ben Sternen,
©ertraue feiner ©eiSljeit nur!
©r $emmt ni<$t, wa3 er fromm entfaltet,
güfyrt treu jurn Qitl, nm3 er geftaltet,
Durtty ©üftenbranb, burd^ fatte glur.
$mft <£ftdter.
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342
@ fl e i n.
Ofterfonntag! ©or bie tgore ftrömt ba§ ©olf in bunten ©d&aaren,
3ln ben alten ffiJunbergeicben toilTS ben neuen Seng gewähren;
Durd} ba3 offne genfter giegen milb bte meinen grül)ling§lüfte,
fragen auf ben feuchten ©tfjroingen ©rbgerudij unb ©eilc|enbüfte.
©ie umtoegn mid) unb fie fädeln teife burd) be3 ©udjeö ©palten,
Da§ icfy lefenb fcgon in §änben mannen Oftertag gehalten.
3n bie ©d^aar bev buntgefdjmücften, jugenbfrogen ©ürgermäbdjen
2Rifd)t im ©dfjmucf ber blonben glecfyten ft($ ba3 unfd)ulboolle ©retten,
Unb im faltigen talare feg icg Doetor gauft ftdj geben,
Sieben igtn erroädgft ber ©Ratten feineö gamuluS gum Seben.
©Bieber toanbeln oor bie tgore fie beim Ofterglocfenläuten,
§egre ©Borte fpricgt ber SReifter, bie bem Spüler ferner gu beuten.-
Unb nacg fooiel gunbert 3agren immer ift’3 bie gleite geier:
©ann unb geffeln finb gebroden, alle §ergcn atgmen freier.
£in gu lang unb fronen Spielen, gu ber 2Kiitne fügem Äofen
(Silt bie 3ugenb unb erträumt ftdg fdgon bie ©Bonnegeit ber 9iofen,
©Sägrcnb ba§ bebäcgt’ge Filter, ba3 bie ©orgen gart bebräuen,
£cute, feiner Saft oergeffenb, ftdg am gefttag fucgt gu freuen.
Docg bagtoifdben toanbelt SRancger, in ber Seele gauftgebanfen,
Die ftdg um be3 OfterfejteS geilige ©ebeutung ranfen,
Um bte ctotge ©erji'tngung beffen, roa3 oom ©eift geboren,
Da3 fein lob oermag gu tobten, ba3 in Feiner Sftacgt oerloren.
_ Ju £fier.
Jtoiflc cSicße.
O liebe micg unb fei in Siebe mein,
@o lange beineS Jpevgenö $ulfe fcgtagen,
Unb lag e3 immer unoergeffen fein,
©Bie mir gufammen Suft unb Seib getragen!
©3 fließt bie 3agre flügelfcgnell bagin —
3efct S^gt Sinbenbuft burcg alle SRäume,
3m ©arten prangt ber ©lumen Königin
Unb gaudget igre fügen, buft’gen träume.
2ldg, einftenö roerben audg bie ©lumen btügn. —
Sluf unferm ©rabeSgügel ftegn ßppreffen.
Da rugn mir au3 oon allen ©rbenmügn,
Unb unfer SKarne ift fcgon längfi oergeffen.
0 bann nodg fei in treuer Siebe mein,
©Benn fug ber ©eift entrang bem ©taub ber ©rben,
Denn ba§ mug ©eligfeit beö Rimmels fein,
3n ©roigfeit oon bir geliebt gu roerben!
Stityeto $ie|ner.
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343
3f i ü G f i n g.
(Sin ©onnenblicf gu rechter 3^*
Unb eines SBefteS leifeS 2Beljn —
Unb fiel)! DeS JöinterS Jperrlichfeit
3ftufj allgemach oon bannen gehn:
@3 fchmilgt ber @rbe roei&eS Sinnen,
@3 weicht beS 6ife3 Saitngeroalt —
Die 3Biefe grünt, bie ©allein rinnen —
Unb grü^ling wirb eS alfobalb.
©oll ©chaffenSfraft unb ^nnigfeit
Durchbringt bie 2öelt ein mannet §aud) —
©3 feimt unb regt ftd) weit unb breit
3n Sßalb unb gelb, an Saum unb ©trauch-
DeS grüfjlingS Sänger ^ebt bie glügel,
3um alten Sftefte ^eimjujie^it —
Unb halb beleben £^al unb Jpüget
DeS SogelfangeS Melobien.
Da fefjret nad) beS SJinterS Qual
2lud) mir bie Hoffnung neu jurücf;
3d) fül)P mich jung mit einem Mal
Unb fefjne mid) nach J^atenglücf.
3lu§ jeher Änofpe, jebem Driebe,
5luS jebem -Quell, aus jebem ®rün
©lieft lädjetnb mir beS SenjeS Siebe —
©eliebte, fomm’! Die ©eildjen blü^n!
^rtebrid) $arf SUtnfdj,
2lm 13. Stpril b. 3. oerfd&ieb in flauen bei
DreSben nad) längerer tfranfheit unfer oer*
e^rter Mitarbeiter Friedrich Friedrich, (h
mürbe am 2. Mai 1828 in bem braunfd)roeig*
ifdjen $)orfe @roö*©ahlberg als ber Sohn
beS bortigen Pfarrers geboren, fcafelbft ge*
nofj er anfänglich ben Unterricht feines 83a*
terS, befuchte roeiter baS ©pmnafium 311
ffiolfenbiittel unb bann bie Unioerfitäten
©ottingen, £alle unb 3*na, um $h«ologie
ju ftubiren. Mit größerem ©ifer trieb er
inbefc nebenbei ©efcpichte, ^3^ilofop^ie unb
Sitteratur. 9tachbem er nur menige Male bie
Mangel betreten, gab er bie theologijche tauf*
bahn auf unb trat 1853 in bie Schriftleit*
ung ber „3fluftrirten 3*itung" ein. 3 n biefer
Stellung oerblieb er brei 3ahce; aisbann
mibmete er fich, frei oon jeber amtlichen Stell*
ung, mit (Sifer unb Erfolg bem felbftfiänbigen
Schaffen auf bem (Gebiete beS SfcontanS unb
ber Grgählung. 3m 3 a h re 1857 erschien ber
Vornan »Die Ortljobojen", melcher in mehre*
ren beutfdjen Staaten oerboten mürbe; meiter
folgten neben oerfdjiebenen 2luffäfcen unb flei*
neren (Jnählungen in ben gelefenfien beut*
fchen 3«tWriften ber Vornan *$e3 3n>eifler3
Umfehr", bie ftooeUenfammlungen *'Äu3 bem
©olfSleben", „$)eutf<heS Seben", als geftgaben
gu bem 300 jährigen 3ubiläum ber Unioerfi*
tat 3* na bie „Siubentenfahrten", bann bie
*jtriegSbilber" u. f. ro. $en trefflichen £umor,
ben biefe lebten beiben Sammlungen ahnten,
geigen in noch h<>h*rem ©rabe bie oielfad)
auf wirtlichen (Jreigniffen beruhenben Schrif*
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844
o
teit: „Seipgiger ©leßbilber", „$a3 ©udfj ber
Siebe", „©hemänner unb ©hefrauen" unb
„hinter ben ©ouliffen", bie gum $^eil in
mehrere frembe ©proben überfefct roorben
finb. griebrich 30 g oon Seipgig im 3 a h re
1867 nodb ©erliu, n>o er roieberholt ©orfipen*
ber be 3 ©ereinS ©erliner ©reffe mar unb non
ber Regierung gur Ausarbeitung unb ©rüf*
ung be 3 ©ntrourfeS 311 bem ©efepe über baS
Urheberrecht an ©chriftroerfen u. f. ro. bei*
gezogen mürbe, ©on 1872—76 lebte er in
©ifenadb, bann nochmals in Seipgig, unb
bort grunbete er, mit Anberen oereint, 1878
ben Allgemeinen beutfefjen ©d^riftfteÜcrr>er=
banb, an beffen ©pipe er bis 1885 geftanben
bat. 3m 3ai)re 1885 fiebelte er nach $re3ben
über, ©on ben Womanen, roeldbe in ben lefc*
ten beiben 3 ah r g*hnt*n entftanoen finb, er*
mahnen mir befonberS bie Womane „$ie grau
beS ©finifterS", „gromm unb grei", „$ie
©chloßfrau", „$e 8 £>aufe 8 ©hre", „$aS
©flegefinb beS Sunggefellen" unb „3n te*
#ochfluth".
Heinrich Hart hat gur Seiterfiihrung fei*
neS roahrhaft großartig angelegten ©poS „$a 8
Sieb ber ©tenfehheit", non meinem bisher bie
groei erften ©änbe („$ul unb Watjila" unb
„Wimrob") erfchienen fmb, oon ©eiten beS
preußifdjen ©taatS eine Unterftüfcung gu*
gefagt erhalten. ©3 ift bieS baS erfle Wal,
baß einem dichter in ©reußen non ©taatS*
megen eine berartige görberung gu ST^eil ge*
morben; befanntlich flob greiligratlj, ©eibel
u. A. eine foldje nur auS ber föniglichen ©cha*
tuUe gu, unb auch ber ©chiUerpreiS ift fein
©taatSpreiS. häufiger nerlautete in ben lep*
ten fahren tflage bariiber, bab ber ©taat
©reufjen faft allein ber $id^tung theilnahmS*
I 08 gegenüberflehe, matyrenb bie meiften an*
beren Sänber bie görbentng litterarif^en
©dfjaffenS burch ©taatSmittel fid) angelegen
fein lieben. Auch ©jörnfon unb 3 hfen mürbe
auf biefe Seife bie ©löglichfeit geboten, un*
gehinbert ihre bidjjterifd&e Jtraft gu pflegen.
Wun mirb man fich erinnern, roie ber ©ultuS*
minifter non (Nobler auf ber gontane* geier
in ©erlin bie ©ered&tigung jener Klagen an*
erfannte unb Abhilfe oerjprach; er beginnt
bemnach in anerfennenSroerther Seife fein
Sort eingulöfen.
- * -
3 m ©erläge ber 3 . ©. (Sotta’fdfjen ©u<h*
Banblung in ©tuttgart erfdeinen in tfürge
Ludwig Anzengruber« „©efammelte Serfe".
- * -
(Sin neuer Woman non Rudolf von Gott-
sohall „$er fteinerne ©afi" erfcheint bem*
nad&ft bei ©. ©chottlänber in ©reSlau.
- * -
„AbamS ©öhne" nennt Adolf Wilbrandt
einen neuen Woman, ben er foeben im ©er*
läge ber ©effer’fdfjen ©uchhanblung in ©er*
lin oeröffentlicht.
- * -
Carmen Sylva tritt mit groei neuen ©an*
ben, einem Woman „$efkit" unb bramatifdjen
Sichtungen unter bem ©efammttitel „grauen*
muth" an bie Oeffentlidjfeit, bie im ©erlag
non ©mil ©traub in ©onn gur Ausgabe ge*
langen.
Heinrich Kruse’s gafhtadfjtSfpiel „©taub*
hafte Siebe" mürbe fürglich im Seipgiger ©tobt*
t^eater gur Aufführung gebracht; man fchreibt
auS Seipgig hinüber golgenbeS: $aS ©tücf
errang bei nortrefflicher Sarftetlung einen fo
roarmen unb herglichen ©rfolg, mie man ihn
S en SageS einem in ©erfen gefdjriebenen
; gar nicht mehr gntrauen mag. $a3
^irtenniäbchen Siennette ift porige beS £lo*
fterS gu ©t. ©ermain. Ser fte freien roiü,
mub feine greiheit aufgeben, um Unecht beS
ÄlofterS gu rnerben. Ser berühmte ©olb*
fdjmieb Sourangeaub gu ©ariS, bei #ofe
roohlgelitten, fieht in ©t. ©ermain Siennette
unb entbrennt gu ihr in heißer Siebe. (Sr
bietet AUeS für ihre greilaffung, allein ber
Auge Abt oermeigert fte; nur roenn Souran*
geaub fich in bie #örigfeit beS tflofierS be*
giebt, foO er bie ©taab befommen. ©ntrüftet
roeift ber ©olbfchmieo baS Anfinneu gurüdf;
als er jeboch erfährt, mie tief bie Siebe gu
ihm in SiennettenS bergen rourgelt, fo tief,
baß fie als fein Seib nach furgem ©lüdfe
freiroiüig fterben miü, um ihn auS ber ^)örig*
feit gu befreien — beim nach ßlofiergefep
mirb er b*r ^nedhtfehaft lebig, roenn fie ftirbt,
ohne ihm ein £inb geboren gu haben — ba
erroeift fich auch feine Siebe als fchranfenloS,
unb freiroiflig nimmt er bie Änechtfchaft auf
fich, um mit Xiennetten fich 3 U vermählen.
$er fluge Abt oon ©t. ©ermain hat inbeß
gar nicht bie Knechtung beS ©olbfchmiebeS
tm ©inne. Uebergeugt, baß bie $anfbarfeit
reidber gu fpeuben meiß als bie ©flicht, löft
er bie ftnechtfchaft ©eiber unb giebt bamit
ben Weuoermählten bie Seihe beS hö<hßen
©lücfS. Weigenb fließen bie ©erfe, föftliche
Saune neben innigem ©mpfinben fommt in
ihnen gur leuchtenbjten ©eltung unb fo er*
gielte baS hier in brei Acteinfchmtten gegebene
©tüdf einen echten (Srfolg. — ©in fich ß*r
©orftellung anf^ließenbeS frifcheS fleineS ©tüdf
„3ni Weiche ber ©lütter" oon Wilhelm Henzen
mürbe ebenfalls mit oielem ©eifall auf*
genommen.
$ie WeichShauptftabt foü noch eine britte
neue ©ühne erhalten; biefelbe nennt fich
„Deutsche Bühne“ unb mirb alljährlich gehn
©orjlellungen — unb noar im SaHner*
theater — geben; eS foüen nur beutfehe
Serfe aufgeführt merben. ©on ben gunächft
gur Aufführung befUmmten ©chaufpielen
nennen mir „©ine neue Seit" oon Heinrich
Bulthaupt, „$er 3ngenieur" oon Wolfgang
Kirchbach unb „Sanfenbe ©lauem" oon
Max Kretzer.
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sr
T)it ©aale 5 bringt einen Aufruf
gur Errichtung eines Denkmals für Richard
Volkmann- Leander. ‘Der Aufruf ijt non
einer großen 2lngafel bebeutettber ©chriftfeeUer
unb ©eiehrten unter f Trieben, u. 21. non ©eorg
Eberß, Ernft non ©ilbenbrudj, 3nttnß ffiolff,
23rofeffor Bergmann unb ^Profeffor 23iHroth-
Beiträge ftnb an ben Oommergietirath Dehne
in £aue a. ©. gu fenben.
23 r e S l a u , 23. 2lpril 1890.
© e e h r t e ©djriftleitung!
DaS ©.316 3^rer Kummer 16 abgebruefte (^5ebic^t „Deja" non 92id)arb Erfnrth ift
in fafi allen ©ebanfett, gum D^eil wörtlich, bem „£ampf um 9tom" entnommen: nicht
etma ber ©ejcfeichte, fottberit non mir frei erfunbenen Dingen. Diefe Dfjatfad&e anguführen,
hat $err 9t E. für überflftfftg erachtet.
2lchtung§ooU
©ir bemerfen gu biefer Erflärung beS £errn 2$erfafferß non „Ein £ampf um Nom",
bafe bei ber allgemeinen 23efanntheit, bereu fic^ fein Vornan erfreut, £err Erfurtl) bie 2ln?
gäbe feiner Quelle feierlich nicht unterliefe, um frembeS geiftigeS Eigentum gu befd^lag=
nahmen, fonbern bafe er bei einem litterarifd) gebilbeten £eferfretfe, rote bem unfrigen, bte
Äenntnife ber Duelle als felbftoerftänblich norauS|efete.
3>te Stebadion.
Bostlmmaagea voi fi!tg»M®!a«r tieltaag. Jede Einsendung, aber deren Verwendung Auskunft
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf
ein Blatt Papier besonder« su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten.
Man bewahre sich ron allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Oberhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann surOcksenden, wenn der rolle Betrag sur Bestreitung des Rückporto*« bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der BezugsqueUe des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welohe
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos rurOckgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe rerfallen dem Papierkorbe. Bs werden nur
Originalbeitrkge angenommen.
L. B. in ? (Russland). ©ebidjte ftnb
tfecilä gu breit, theilö leiben fie an maffen=
haften 3noerftonen, joroie fteifen ©enbungen,
bod) ift 3hnen Dalent nicht abgufprechen. 23e?
forgungen oon 23üdjern — natürlich mit 2lußs
nähme ber in unferm Verlage erfchieneneu —
fönnen roir nicht übernehmen.
E. K. in B—z i. S. „23ergmannß ©ebet"
enthalt oerfchiebene Unflätige unb barf roohl
nicht ben Vergleich roagen mit bereits oor*
hanbeneu befannten Setzungen befjelben ©toft>
gebieteß, roie ben bahin gehörigen Ciebem
Äömerä unb jenem oon 9fooali§.
C. M. 0. in Ck b. A. ©eniejer bie oor=
Ö ten groben, alß oielmehr bte in 3h r *nt
i ©djreiben entroicfelten Inftchten berech*
tigen gu ber Erwartung, bafe ©ie mit ber 3eit
für unß 23erroenbbareß fchaffen werben. Ser*
meiben ©ie bie 23ehanblung alltäglicher ©toffe,
fotoie ben (Gebrauch profaifdjer ©enbungen.
E. M. in C—8 „3ur ©anberuna" (unter
©treichung ber lefeten ©trophe); R. M. in
R—a „21m SJteer* (auch „gluthengauber* roirb
brauchbar, roenn ©ie bie bebenflicben groei
lefeten 3 e ilen ber Rfcten ©trophe anbern);
E. P. in T—n „©ommerfonntagßtraum*
(alles Uebrige abgelehnt); A. K. in M—d
„3n>ei £iebe$lieber*; E. H. in E—d „Eble
©chönheit"; E. W. in T—tz „SRofenlieber -
(mit 2lußfchlttfe beS oierten unb achten); L.
G. in A—ch „Die ©onne fanf"; M. G. in
St—n „Sieb eines Jahrenben" (unter Kenber«
&
4
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ung be8 ©djlufmerfeS); B. R. in D—tz
„Sßalbheiligthum"; V. T. in R—g „geiers
jlunbe"; H. v. P. in N—a „(Sppreffengarten*;
F. K. R. in S-g „©olbblonbchen"; R. W.
in M—z „Da8 @ebet Sluguftinö*. Ange¬
nommen!
C. E. S. in P—g; G. R. in D—f unb
L. VV. in E—d (oerbraudjte ©toffY); E. P.
in P—n a. W. Qu fentimental); C. N. in
G— tz (©ie oevmogen ©effereä iu leiften); R.
P. in S—g; A. B. in M—n (6ie probuciren
niel $u Saftig, als baff etmaS (SrfpriefjlichcS
babei jtu läge acförbert roerben fönnte); 0.
S. in B— tz (gerünftelte SBcnbungcn); W. T.
in B—n; E. P. in T—n; G. M. in F-g
(iormefl febr mangelhaft); A. v. M: in P—v;
H. K. in M—r; S. in A.-D—n b. A.; W.
W. in E—ch (inhaltlich 311 betreiben utib
thfilS an rhothniifchen garten leibenb); H.
B. in B—n; L. M. in VV—1; A. S. in E—g;
J. S. in P—a b. R. (3h rc ©ebichic ermangeln
meift eines fd^arf herauSgcnteifeclten (*e=
banrenö); P. S. in St—g i. E. (©. roohnt in
©ab Oepnhaufen); B. L. in L—n (niel Un=
(6<fcluft ber Siebactton biefer
flarheit, foinie fd^led^te föeime). Dankend
abgelehnt!
C. I. S. in St—m. ©atteln ©ie ben iße*
gafuS ab, baS ift nnfer toohlmeinenber fRath-
VV. N. in N—e. 2Bir roerben ©ie brieflich
benachrichtigen.
E. M. in D—n. ©erbinblidben Danf für
3hrc grfäQige 3ttittheilung, ba§ baS „©efle=
triftifche Offertenblatt" in ^ardjirn auftanb§=
loö nnfer ©latt plünbert unb — non ber
OueUenangabe ganj ju gefchroeigeti — eö nicht
einmal ber 2Rühe roerth hält, auch nur bie
Manien ber dichter bereu ©chöpfungen beiju=
fügen.
F. Z. in S—au. ©ie trafen bieSmal eine
unglücfliche 9ßahl. „frommer ©laube" wirb
aufnahmefähig, »penn ©ie ben Refrain „Der
grofie O'eift" änbeni, ber an inbianifche ftuS*
brurfSioeife erinnert.
F. I. in L>—n unb R. in St—g i. E. Gnt=
meber mürbe Jh 1 ' b llx "VveiSbemerbnng ein-
gereichtes $ebid)t (b. b. menii ©ie $orto bei¬
fügten) Jbneit injroiföen jurücfgefanbt ober
eS ift oeruichtet morben.
Stummer: 26. Oprtl 1890.)
9 n#attsperjet(jm&.
•ebtdjte Don Drtlt« irribtrr von fUimrron, iWar fialbrdt, fjrtnridj Crntbolb, 3. Sarinka«, Catma €roon-
JRastr, A. «an 6ramagki, Anna Ulriibrl.JVlarbttrg, «rnft gadtrr, A. 3tter, UHlbtlm Dftßntr unb irftbridi Carl
Keinfd). — •nibilb. (Sin ßelbengebidpt Don 6nftan floftropp. (^rortfefcung.) — Gruft non Sternborft. ttitterartfebe
SioüeUttc Don Atfreb inrbmann. (©djlujij.) — ftttrratnr nnb flmfl. — äftntr äprrdjfaal. — Srfefftattrr.
3ta<hbnuft nttr unter genauer ftueffenangaOe geftattet.
©efteüungen finb ju richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), (Sinfenbungen
an bie Redactlon des „Deutschen DIchterhelui“ in Dresden-Striesen. $n Gommiffton:
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1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern ä 60 6 StUck einer Nummer Jl 1,50.
lubtt JMellv
irr war’s, wo 14 bid> einft gefunden
3« beiner pug/nb #fait) unb &md}t,
3$c Id} fo mand}e fräße ptunben
pn beiner V&I* )ngebra<ht.
$ebfteben Iß, was bid} umgeben,
Per ptnhf, auf bem btt Sbfnmen wanbfi,
pie mit bem fx\fQeu <£anb bet Sieben
Pu fpiefenb einft *um Oranje banbfl.
jbeff (engtet bur<h bie pfenflerbogen
Pie ponue, wie fte eittßtstafe f^ien,
penn fangfam ße |eraige|ogeti
Jtfe |errfi<h fTammenber Stubin.
Stnb in bemfefbeu trauten pimmer
<$6ngt immer no<h wie einft bein JSifb,
S^erftfftrt von fofber jlnmnth pd) immer
£d}auVsvou ber’gbanb, fo wei<$ unb mifb.
Stttb vor ben pfeuftern 6fn|n nod} ßeute
pie Stofen wie ju jener Peit,
po4 mahnt vom f |nrm mid) bas $efftnte
Jtn fefige Vergangenheit.
Stnb benno<h fdjeint wir 6b’ bas pimmer,
Jins wertem beine Jtnmnth wi<h*
Vtein raftros ftfopfenb «perj fud}t immer
Jtfs hdchften pdjmnÄ — nnr einzig bty.
SSo weifft bn, frag’ i<h ftnnenb heute,
Pn fängftoergangner fage 33fCb ?
Stnb ob bein «per) beim pfefigef&ute,
per Pugenb benftenb, |6her firnißt!
Vteffetdjf ift’s fdjon inptanb vergangen,
$eftnidtt vom rauheu <£ebensfftt||,
Stnbafs vom^ßurm bie$fodten ftfangen,
Vernahm i<h feinen regten $rn||.
£einri<h Peife.
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vpas ms bie beutfdjen grauen crjä^fcn.
Äritifche Klaubereien
non <£arf $4rattentfaf.
IX.
enn auch ber heutige 2lbenb Silber auSgeftellt unb angefehen?" — „Sanim
eigentlich unferem £errn benn nidjt", erroieberte £i = Song = Xf e etroaS
Referenten für grauen^itte* geregt; „roie foflte ein IjocgfulttnivteS 93olF
ratur gehört", fagte bie tyra- nicht bem Jtunftgenuffe fröhnm? Uebeqeugen
fibentin, „Fann id) hoch nicht ©ie fic^ felbft." ßiermit führte er mid^ in
umhin, beit oerehrten 2lm bie augenfdjjeinlidf) jehr oiel befugte (Gemalbe=
roefenben einiges aus bem Feuilleton ber auSfteUung, bie ich mich oergebenS bemühen
„Deutfchen 3 c “ un 9" oorgulefen, baS, roenn mürbe, Sonett gu befdjjreiben, ba eS Sehnliches
auch fe^r ftarf auf Siener ^er^ältniffe ab= bei unS nicht giebt. (*8 roirb bort nämlich
gielenb, bodj feine IBebeutung für bie Sfl= SfleS gemalt, roaS bei unS nicht Fünftlerifch
gemeinheit nicht oerliert. „Q?in 9?rief auS bargefteflt 311 werben pflegt. 3- Söffen-
KeFing" betitelt fich bie ©atpre auf bie I)inrid)tungen, DruppenFörper in militärifdjs
Serefchagin^SuSfteUung, bie tnel)r ©taub ftrammer, gleichfam automatifcher SnSführ=
aufroirbelte, als gerabe nöt^ig tnar. UebrigenS ung ihrer ubliegenheiten, große einförmige
geftehe ich gerne 311, baß mich bie ©ad^e feßon (Gebäube ober ©tabtmauern k. Die SRenfcben
aus bem (Grunbe intereffirte, ba eS eine Dame auf ben Silbern Feljven bem SPefchaner faft
ift, bie ben ÜJhtth bat, ein offen Sort 3U ausnahmslos ben Rüden 311, unb nichts ift
fpreeijen. gräulein 9Jtarie non Raintäjer, fo forgfälticj nerborgen gehalten, als bie
eine öfterreichifche ©chriftfieHerin, führt ftch Khpftognomie, ber (GefichtSauSbrud jebeS
in bem ermahnten Feuilleton als europäifdjer (Steinen; nur roenn baS (Gefußt ungeroößns
Srjt ein, ber, in (Sßina tßätig, baS (Gliid lieh häßlich nnb blöbe ift, bann ift es unS
batte, einen SRanbarinen 3U heilen, fo baß 3ugeFeßrt, meift um unS 3U beroeifen, baß eS
biefer auS DanFbarFeit ihm 3um freunblidjen einem unfehönen SßolFSftamm angehört. ©0
Cicerone in ber Riefenhauptftabt beS Reid)8 fteht eS nämlich in bem belehrenben ©uche
ber SRitte roirb unb -ihn in bie (Geheimuiffe gefchviebeu, baS Sehern eingeßänbigt roirb,
chinefifcßer Jlunft einroeiht. Doch taffen mir ber bie 53ilberfälc betritt, unb baS ich
bie als europaifdhen SXrgt geltenbe “Dame felbft geblich mit unfeven Katalogen oergleichen
fprechen: „Sie in jeber (Großftabt, fpielen mürbe, ba eS nicht ein befcßeibeneS £ilfS=
auch h* fr bie großen KlaFate an ben ©Fraßen- mittel für einen ©elbftbenFenben, ionbern
eden eine ßeroorrajjenbe Rolle, unb fo feffelte eine Unterroeifnncj in GrbFunbe, SBölFerFunbe,
eine berartige SnFimbigung meine SufmerF= ja foaar in RehgionSgefcßichte oorfteOt, bie
famFeit burch bie beigegebene 3Uuftration. fich ifrtünbigen — unb fchlimmer noch —
ßin feßöner @ngel mit ftolgem, ftegeSberoußtem Unmiinbigen aufbrängt. 3<ß fah feß* niele
Sntliß, baS «Jjbaupt non einem (Glorienfcßein SRenfcßen oor einem Silbe ftehen, baS eine
umftrahlt, fchidte fich eben an, einen Ruf in öbe (Gcgenb barfteUte, in welcher ich nach
bie SBelt hinauS3upofaunen. Stuf meine Frage längerem £infd)auen eine in faltige (Ge*
erfuhr ich, ^oß hiermit eine HuSfteUunp non roänber gehüllte, auf bem ^ofcen ftbenbe ®e=
©emälben angefünbigt fei. „Söelche richtige ftalt entbedte, bie — natürlich — bem 3?e^
Allegorie!" rief ich. »3 n ^ er ber jtunjt jehauer ben Rüden jufehrte. ^91'aS ober wen
riemt biefer ftolje SluSbrud: fic Fann unb fteUt baS nor?" fragte i<h erftaunt. — „Uufe=
oarf überall herrfchen, roo fie erfcheint, benn ren Kröpften unb ?ehrer (SonfuciuS nath
eS giebt nichts allgemeiner SBirFenbeS, leichter ber Älarfteüung, bie groei neue (belehrte über
©rrannteS, rafcher UebeneugeitbeS, als bie ihn getrieben*, erroieberte ?isFong=5fe. —
©chönhcit!" ^i ? F on ? s me i n Führer, „2Iber id^ fehe hi er gar nichts", roenbete ich
roarf einen jener mitletbigen 33lide auf mich, c i n ^ „auch oerftehe ich nicht, wie man eine
beren fich ber artüjße (Shinefe nicht entfchlagen gelehrte ä'larßeQuu'g malen Fann ober roiü."
Fann, roenn er ferne nermeintliche Ueberlegen* — w ^aS glaube id) gerne", fprach Ji^FoaQ 5
heit bem ©ohne beS SBeßenS gegenüber em= $fe, „um baS 3U oerftehen, müßten ©ie eben
pfinbet. w 3^ roe *6 nicht, roaS ©ie meinen", ein @hinefe fein."
fagte er. „3 n welcher SBerbinbung fteht benn ,,^)aS alfo", meinte bie Kräfibentin, baS
bie £unft mit ber ©chönheit? ‘Die £unft S^latt 3iir ©eite legcnb, „ift einer beutfehen
fchreitet immer nor, fie müht fid), 3roedbien= grau 2lujd)auung über bie (^emälbe beS ruf*
iid^ 311 fein, inbem fie un§ unterrichtet ober fifd)en WalerS, ber eS in ber $h a * nicht ner=
^enbeu^en förbert; bie ©chönheit hingegen biente, baß man über bie rohe SIrt unb Seife,
ift ein libcrrounbener ©tanbpunFt, ein 3roed= roie er baS burch taufenbjährige Drabition
lofcS ©piel^eug, baS bie 2Jten[chh*it nur in (Geheiligte barftellte, fo niel SefenS machte,
ihrem ÄinbeSalter erfreute." — „Unb mit Der fatprifche 2luffaß erregte in ben £efer;
biefen Slnfchauungen", rief ich, „werben h* er Freifen ber öfterreid)ifchen Refibei^ gered^tfers
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tigtcd Sntereffe unb fo lieg beim bie talent*
rode ©chriftpederin noch einen „Sitteratur*
brief" unb einen „Dh*aterbrief", beibe roieber
ouS ^efing, folgen, bie pd) bem erpen roür*
big anreihten. Da ber „Sitteraturbrief" nidjt
fpecied Siener Socalfarbe trägt, fonberit lei*
ber auf bad gange moberne beutfd&e ©cijrift*
t^um angeroenbet roerbeit fann, roid idj eine
ber bebeutenbPen ©teden oorlefen. dlachbem
2 i=5ong^fe feinem europäifdjen greunbe er*
flärt, bap man bad, road bei und Sitteratur
Reifet, in Efpna „©chreib*3nbuftrie" nennt,
erfchricft ber Doctor unb ruft aud: „Aber
mürbe ed Sfjnen bann nicht roibetpreben, it*
genb eine anbere ^unP — 3 M & u ffri e &n nen*
nen?" — „Sohl", erroieberte ber Ehinefe,
„roeil bad Sort Jhntp oom können pammt
unb man gur Ausübung jeglicher $unP einige
©egabuna brauet, ©ei unferer mobenten
(Schreib = ^nbuftric ift bied aber feit ber ad*
gemeinen ©erbreitung bed ©cljulgroangeS nicht
ber gad; nad&bem ^eutmtage %tbtv lefen unb
fdjjretben gelernt hat, gleid^oiel roie — benn
jtrenge Orthographie ift gur ©chreib*3nbuftrie
nid^t unabläfftg itothroenbig — fo braucht er
ftch nur ein roenig Routine angneignen, um
bie unb ba unoermerft etroad abguphreibcn
unb ed fo gnfammenguPeden, bap ed für ben
oberpäd^iid^en Sefer ben Aitfchein oon etmad
feuern hat, unb — ber Mann ip genügenb
audgepattet, ber heutgutage bad Dfecht bat, fleh
©dfjriftpeder gu nennen, Daitf biefer bequemen
Einrichtung fann man rechnen, bap beiläupg
jeber geljnte Menfch unferer Eefammtbeoölfer*
uttg ein ©chriftpeller ip." — dtachbem nun
2i*gong*Dfe feinem greunbe aud) einen Ein*
Midf in bie Art unb Seife gemährt, mie unb
auf roelcbe Seife man bie Siffenfchaft in
Ehiua burch bie Xaged*3ournale populariprt,
fo bap jeber Äutfcher unb Äedner felbp Auf*
fäpe über Aprottomie gu lefen befommt, bap
alfo in ber Dhat nur einzelne wenige Ee*
lehrte ed notbmenbig haben gu arbeiten unb
gu benfeit, bie ©c|riftpeder unb 3onrnaliPen
aber gang einfach aud eingelnen ©rofamen
biefer roiffenfchaftlichen Dfefultate fpaltenlange
Artifel fchreiben unb pch babei genug für ben
täglichen Sebendunterhalt oerbienen, — nach*
bem er ihm geigt, bap bie chinepfche jtunft
jebmeber Eattuug bie Aufgabe hat, ben 3bealid*
rnud gu gerpören, giebt er jebod) gu, bap ed
auch fantgutagc unter i^ner Mittbergahl oon
©chriftpeuern, bie ihre eigenen Eebanfen oer*
arbeiten, hi* unb ba noch Einen giebt, ber
fich oon ibealen 3*rien etmad träumen läpt,
ald märe er gepern geboren. Dann geht er
auf ein höchP tntereffanted Kapitel über, näm*
lieh auf bie SuQcnbfchriftcn, unb meint:
„Alfo, roie gejagt, Mangel an 3 u 9 en bfchriften
märe roohl nicht; ba aber in jebem £>aufe bie
$aged*3ournale frei umherliegen, bie pd) ernp*
lieh anaelegen fein laffen, bie mobernPen Er*
geugniffe ber unfepönen ©chreib*3nbuftrie gu
bringen, unb gioeitend geroiffenhaft ade flei*
nen unb gropen ©erbrechen, bie täglich oer*
übt merben, mit ber peinlichPen Ausführlich*
tichfeit fchilbern, fo gieht ed bie Äinbheit unb
3 ugenb meip oor, bie 3*itungen gu lefen,
unb überläpt bie 3uaenbfchriften, roeil bie*
felben einen befferen Drucf haben, ben Erop*
eitern.-#ier mup ich nod) rined litte*
rarifchen 3nbupriegroeiged Erroähnung thun,
' ber pch groper ©eliebtljeit erfreut, roeil er
mit geringer Mühe guten Ertrag oerbinbet.
Sie man im Alterthum ben Heroen=Eultud
unb im abenblänbifdjen Mittelalter bie £>ei*
ligeit*2egenben pflegte, fo bietet pch jept in
ber biographifchen ©ehaitbluuc} ber ©erbred)er,
bie eben bad Dagedgefptäd) btlbeu, ein banf*
barer ©toff für bad grope ©ublifum, ber
auch au f iche mögliche Seife audgenupt roirb;
unb roenn auch auf biefe Art ben gemeinPen
©erbrechern bie nicht gang geeignete Diode gu*
fällt, gleichfam ©eifpiele unb ©ilbner für bad
©olf unb bie 3ug*nb abgugeben, fo läpt pch
hoch gegen biefe Unternehmungen in Anbetracht
ihrer Ertragdfähigfeit nichts einroenben." —
„3<h geftche nicht ohne ©tolg", erroieberte ich
nach einer ©aufe, „bap ich unfähig bin, bie
Sitteratur oom rein oolfdroirthfchaftlichen
©tanbpunfte aud gu betrachten; benn nebp
manchem anbern mir hieran Unbegreiflichen
iP ja bad Sefen fein unabroeidlichcd Aütagd*
bebürfnip, bad — roie oiele! roahllod roo^l
ober „übel befriebigen muffen, roie j. ©. bie
Ernährung." — „Unb ich - , fugte Si*gong=
Dfe, „antworte h^uf ebenfalls nicht ohne
©tolg: 3°, in golge unferer hohen Eultur
ip bad Sefen em unabroeidlid^ed Adtagd*
bebürfnip aeroorben, unb jroar pnnreieper
Seife nur oad Sefen oon 3eitungen unb neu
erfchienenen ©üchem, alfo oon folgen ©üdbem,
bie angeblich dfeued enthalten. Diefe ©itte
hat eben ber mobenten ©chreib*3nbuftrie, bie
in ben 3 ourna len unb Seihbibliothefen bie
ungcahnteften ©lüthen treibt, gu folchem Auf*
fchroung oerholfen. Erroägen ©ie nur, road
unb roie oiel täglich ungefepeut gefeprieben
roerben fann, um bie fRiefenfpalten unferer
3 ournale täglich ober roöcheittlich unb bie
Dfiefenfächer unferer SeihbibUothefen halbjäbr*
lieh frifch gu füden, unb roie, $anf biefer
Einrichtung, bie leichte Saare ben oodPen
©ieg errungen ^at. ‘Denn bad maffenhaft
in beit Seihbibliothefen abonnirte ©ublifum
ader ©tänbe roid oor Adern auf fein Eelb
fommen unb in fürgeper 3«ri moglidhP oiele
©ücher confumiren; folche, bie man etroa
gioeimal lefen fonnte, pnb bähet nicht gefucht,
tm Eegentheil, benn pe roiirbeu einen un*
nöthigen Aufenthalt oerurfachen unb fönnten
auch nebenbei etroad anprengenb fein, ©chliep*
lieh fieP man ja gewöhnlich hoch nur, um
oom Denfen unb Emppnben audguruhen,
unb bann — nun, um bem 3 e * ta ft cr bet
Eultur einen möglidjft bequemen Dribut gu
entrichten." — „Lasciate oini speranza, voi
chi entrate“, murmelte i^ trübe oor mich
! iiu. — „Sie meinen ©ie", fntg mein Ee*
ährte. — „3ch meine, bap man unter biefen
©erhältniPen wohl in gang Ehina vergeblich
einen Dichter fudjen mürbe," fagte ich- —
Da beaann hoch in ber ©aumfrone über und
ein ©ogiein fo lieblich unb mit fo naioer
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350
Uebergeugung gu finden, bag fogar SUgong*
Xfe wohlgefällig lad^etnb emporblicfte. —
*$)er baumgroge ÄnirpS ba oben §at 3b nen
geantwortet,* Jagte er. „(53 giebt nod& 2Me3
tn ber 2ßelt, auch dichter. Unb wenn e3
mitten in bem ©rogftabtlärm non ©efing
einen JUHen ©artenwinFel giebt, wo ba3 Sieb
biefeS wingigen ©efcljöpfeS, nod) baiu ogne
feine Slbfidbt, bie wohlgefällige Slufmerfjamfeit
gweier SRenfcben gu erregen oermag — wa*
rum foQte bie8 einem dichter nicht nodh mehr
e n, auch mitten in bem 3 e italter ber
>=3nMtrie? Äber um Ausnahmen
banbeite ftcg’S eben nidbt bei bem ©eridjte,
ben ich 3hnen gewiffenhaft erftatten n>oute,
unb ben i$ h^mit f<hliege. -
(gortfefcung folgt.)
^annbüufer.
(SBaQabe.)
„grau ©enu§, grau ©enu3, bu füge grau,
O, lag mich non bir fdheiben,
9ftidh mill’ö in beinern 3<*uBerretdh
Sor ©ebnen nimmer leiben.
„äu3 beinern ärm, fo meig unb roarm,
©on beinern laßenben 9Wunbe,
©on beinen äugen, fo glüfjenb unb grog,
SRödjte iä) meinen gur ©tunbe."
„Sannffäufer, Sannhäufer, mein trauter §elb,
Unb miQft bu non mir meinen,
Unb miHjt bu Bremen mir ba3 £erg,
©o fotl bidj mein gludh erregen.
„So foUft bu roanbem fonber Sftaft
^urdb’ö weite Sßeltgetriebe,
Unb ob bicfy lodfet manch 1 grauenaug 1 —
tannljäufer — bic^ fließet bie Siebe!"
tannljäufer flieg au3 bem tiefen ©erg
3ur grünenben @rbe mieber,
2Bie lachte fo ooll burdj ba3 ©lättergcjmeig
®ie ©rbenfonne Ijemieber.
„ga^r wohl, grau ©enu8, mit meinem ©ang
©MH ich mir bie ©Mit gewinnen,
SJtir winfen bort über bem bunflen Sann
5)cr ©Jartburg blifcenbe 3innen!"
3m fefilidh fdhimmernben SRitterfaal
©rflingen jubelnbe ©Reifen,
®a lächeln bie grauen nom tyotyen ©alfon,
3)a blifcen bie ©anger non ©ifen.
„$u gürjtentodbter, liebliche SJiaib,
®u na^mft mir bie ©eele gefangen,
©5a3 weid^ft bu meinem ©liefe au3
2Rit jungfräulichem ©angen."
Ä-
-8
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351
Ä-
„JperauS 311 m Äampf, igr eblcn $errn,
Dem wolle fte §ulb gewähren,
Deg üRunb bie gegrfien SBorte fanb,
Der £iebe Slllmacgt ju egren!"
Da braufie gewaltig SanngäuferS Sieb
$Bie mitternäcgtigeS SBettern,
äöenn ©turmwinb foft in geimlicger Suft
3Rit bebenben Gfpenblättern.
DaS war ein ©ang, wie ber SBartburgfaal
©0 nrilb ign nimmer gehöret,
Drin tönte bie ganje SBonne aus,
3Wtt ber grau ©enuS betöret.
„grau ©enuS", er rief baS trofcige 2Bort,
„Du ©öttin, ogne ©leiden,
5Run brennt fie wieber mir in ber ©ruft.
Die Siebe aus beinen SReicgen."
„Du füge dRaib, in beinern ©lief
Sott fte mi<g neu begeiftern,
grau ©enuS, beine jitternbe ©lutg,
3 cg fann fte niegt bemeifiern!"
lanngäufer rief’S, — unb tobtenfhtt
©Jirb'S ringö in ben Meißen ber fRecfen, —
(Sntfe^ten ©KcfS legrt bie dRaib fieg ab
©Sie oor ber £ötle ©djrecfen.
„$inweg oon mir, bis oon ber Sufi
Der §ötte bu genefen, —
Unb in ben ©ufen fcglieg icg ein,
SßaS bu mir einfi gewefen." —
lanngäufer jog bureg ben nä(gtlicgen 9 ßalb
3 lm wallenben ©Ugergewanbe:
„fRun gab 1 icg ad mein ©lücf oertgan,
Scbt wogl, igr thüringer Sanbel"
3u SRom, ju SRorn, in ber ewigen ©tabt,
Da läuten bie Äircgenglocfen,
Da grüget ben ©nabentag beS #errn
Der ©läubigen gelles grogtodfeft.
3u SRom, ju fRom, in ber ewigen ©tabt,
Da wanbeln bie ©rocefftonen,
©ie fegen ben ©ottgefalbten bort
2 luf golbenem ©tugle tgronen.
3u fRom, ju SRom, in ber ewigen ©tabt,
3 fi ©nabe nur ju finben,
Dort ffinbet barmgerjig fein fRicgterfprucg:
(Srlöfung oon ben ©ünben!
JS-S
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352
Da f<$reitet oor auS ber Sßilger Schaar
lannbäufer, mit büfteren ÜJMenen:
„Sieb ^tn auf mid) unb meine ©djulb,
Unb lafe bie ©cbulb mid} föhnen.
„3m SenuSberg roo^l fteben $abr
Irieb id) ein tolles üttinnen,
grau SenuS bannt 1 mit 3ouberma<ht
3ttein Denfen unb mein ©innen.
„Unb eine üftaib mit frommem ©inn
^ab 1 i<b ju lob getroffen, —
Da3 meine ©cbulb — roaS bab 1 ich nun
Son beinern Spruch ju ^offcn ?"
Unb lange fie^t ihn fdjtoeigenb an
Der 9ttann auf golbnem Stuhle:
„Du fanfft $u tief, bid) reifet fein ®ott
SKetyr aus ber £)ötle Pfuhle.
„Unb wie baS £öllenroeib bir geflucht,
©o mirfl bu roanbern müffen." —
Da ^t lannbäufer in roilbem 3 orn
Das Sßilgergeroanb jerriffen.
„gabr roobl benn, 9ftom, bu ftolje ©tabt,
Umfonfl b a ^ i<b gcbüfeet,
@o fe^r 1 idb $urücf, roober icb fam,
©ei bu mir, grau SenuS, gcgrüfeet!"
Unb als er 30g in'S ib“ r ' n 9 cr Stonb,
Da mar ber &nj gcfommen,
Der bot ooti feiner finftern ©tirn
Die äBolfen fortgenommen.
grau SenuS 1 fcbroüleS 3ouberrei<h
£atf f<bnell fein £aucb jerftiebet:
„O, fönnt 1 icb einmal bie üJtaib nod) febn,
Die icb fo innig geliebet." —
Unb oon ber SBartburg boeb b cra &
lönt bumpfeS Irauerläuten:
„2öaS bot bcS ©löcfcbenS trüber Ion
3m grübling* $u bebeuten?
„3BaS will ber äftönebe ernfter (&§ox,
3BaS jiebt bort unter Säumen?"
lannböufer bebt baS £aupt empor,
„2Ber ftört mein ftitteS Iräumen?"
Da lag bie 2Kaib auf ber lobtenbabr,
Som ^benbrotb umftrablet,
DaS auf baS bleiche Slntlife noch
Slübenbe SRofen malet.
I»___»
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353
-*---91
Hub über iljr bic ©ögelein.
Die fangen £rauerlieber,
Danntyäufer aber beugte ft<§ jlill
3u üjren Sippen nieber.
„Unb fcblummerft bu auf ber Dobtenbafyr,
3BaS fott mir bann noch frommen, —
grau ©enuS, beinen roilben glud),
3$ Ijeifje ityn jefct nnllfommen!
,,©o nimm mich auf, bu raufd&enber 2öatb,
Du braune, blüljenbe Jpaibe,
Du tobenbe ©eile am gelfenflranb,
9li<$t fennen bie Sftufye mir 93eibc.
„Unb roanbern null idj mit meinem ©ang
Durdj’S roeite SBeltgetriebe, —
©iS bem ättinnefänger ber üftunb oerflummt,
Dem 2Uja3oer ber Siebe!"
$ffo ^^fottfte.
^rinnenutflsfdjatten.
SWdjtS regt fid) riitgS; bie Dämmerung oerblafjte.
©leibt nur baS roa^e Seib bei mir $u ©afte?
3dj fe^ IjinauS: ber ÜKonb blicft burdj bie ©Reiben;
Die ©türme treiben.
©ie feufeen, pfeifen, flogen, flattern, beulen.
5ln’S genfier taumeln Ucbtbetljörte ©ulen.
§od) geljt bie ©turmflutlj mir im ©ufen innen:
©ebanfen, ©innen.
©rregteS £>er$, fannft bu noch lauter ferlagen?
fiönnt iljr eudj) roilber, $irngefpinjle, jagen?
3luf, auf, baS genfier! SKa^tluft, frife^e, füljle,
Die ©tim untfpüle!
Die 3 C ^ oerge^t, baS ©lücf »ergebt, bie Siebe;
®em fnieft ber ©türm bie blütljenreidjflen Driebe.
Unb fein ©ergeffen? 3agt mich oljn 1 ©rmatten,
©rinn’rungSf Ratten!
©in galter ift’S, oom Sampenli<$t geblenbet.
3Bie ruirb’S iljm geljn? Da liegt er fdjon ocrenbet.
Die glamme lifd)t. Saut fetylägt eS ju, baS genfier. . .
3Sei(bt, Slacfytgefpenfter!
ftoafb von fytfettlorti.
SS-S
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354
R- - -SS
'gH o nt.
({Rachbrucf oerboten.)
©om üRonte ©incio fah ich auf bie Stabt,
Die fchioeigenb oor mir lag im ÜRonbenglanj:
Dodj nicht allein bic fchimmernben ©aläfte,
Die Äirc^cn fah id) unb bic Säulenreihen, —
©S fliegen auS ben ©räbern oor mir auf
Die Dobten, rodele biefc ©tragen einft
2ÜS Scbenbe mit Suft erfüllt unb Seib. — —
Die erften ©oote fah ich, brauf bie Wirten
Den gelben Diber abwärts iljre {Rinber
©om triftenreichen Umbrien $um üRarft
Des fleinen Dorfs im ©au ber {Ramner brauten. —
Dann fah ich 9Ränner rauher lugenben,
DeS ©flugS nid^t minber eifrig als beS Schwerts,
©om {Ranb beS $lbgrunbS oft ben iungen Staat
2lbbrängen mit ben angeftemmten Schultern
Unb ihn $um $errn Italiens ergeben.
Schon bringen oom befiegten 9lfrifa
©arthago’S ©öttcrfäulen bie irieren,
Schon fchrciten unter golbner Äetten Saft
©ei iubaflang jum Äapitol hinan
Die unterjochten Äön’ge 9lfta'S
©orauf beS IriumphatorS golbnem ©Sagen.
Unb ungeheure Safter thronen balb
2luf aßen fieben §ügeln biefer Stabt:
DaS Uebcrmag ber \!uft, ber ©rächt, ber ©Rächt
©rieht aus in ©rögennmhnflnn ber ©aefaren.
©ntfrönet mirb nun {Roma: nach {Raoenna
Unb nach ©pjöntium hinüber gleitet
©om müben Scheitel ihr baS Diabcm. —
3(nt Slblerhelm, bie Streitaxt in ber {Rechten,
SlufS gorum fprengt ber blonbe Sllarich
Unb leife flinget im Sanct ©eter fchon
Der $ammerfchlag, ber balb ein neues {Rom
3ur ©Jeltherrfchaft ber Seelen auferbaut. —
Dann wirft in ber ©olonna ftoljeS £eim
DeS Gonnetable'S SanbSfnecht feine gacfel:
Doch unoergänglich neben Jupiter
SBohnt unb 9lpoU bie holke ©hriftengöttin.
Die jungfräuliche ÜRutter, unb eS flrahlt
Durch obeS Dunfel brei ^ahrhunberte
Der Schönheit lichte ^immelsherrlichfeit,
SRomS einiger Sd^mucf unb Iroft, bis enblich fteghaft
Der neue ©eift, ber ©eift beS ©aterlanbeS,
DeS freien, einigen Italiens
©Rit irommelfchlag unb mit Äanonenfchaö
Durch ©orta ©ia feinen ©injug h^lt. — —
So fah ich jmei ein h<M ^ahrtaufenbe
3lm ©incio oor mir oorüber jiehn:
Doch nicht ben Sßehruf ber ©ergänglichfeit,
2Bic 2lnbre wohl, pernahm barauS mein Ohr:
k -«t
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r
O nein: ber Groigfeit Crommetenruf,
Cer aCBettgefc^tc^tc Tubaton oon Gr$.
©aS einmal §elbenthum unb Äunft erfchuf —
Unb mag'S in Trümmer ber ©arbar $erfchlagen, —
@3 mar hoch einp, mar groß unb fd)ön unb ftotj:
Unb emig ift, roaS einmal ift geroefen,
Cenn unoerni^tbar bleibt
e§, bafj t§ roar! — — —
3t*fU
cSinbenßlütijen.
Cb bunflen Tannengehegen
3n Änof pen prangte bie Sinbe,
©laftet pimmernb bie Suft,
Cie uns bephirmt $u 3 roe ^ n /
«uf allen ©egen unb (Stegen
GS roiegten bie abenbroinbe
Schroimmi Sinbenblüthenbuft.
3n fel’gen Traum uns ein.
GS iP, als ob er rnid) träfe
®a ftd) bie Stützen erfc^Coffen,
3luS Tagen weit, — roie weit!
ffio meilft bu, ^olbe grau?
«iS roefyte um meine (Schläfe
©on meinen Cüften umPoßen
Cer ^ugenb 9ttärchen$eit.
$ch f^nenb fernroärtS fc^au.
Gr fdjmeichelt mir um bie Sinne
©aS follen ßhimmernbe Süfte,
Sich, rnie mit roonn’ger gluth,
©aS all' bie Sommerpracht?
Gr mahnt an oerfchroiegner 9ttinne
ÜJttr haben bie Sinbenbüfte
£eiße, lobernbe ©lutfy.
So fchtoer bas £er$ gemacht.
cjUnrab 'ftfma««*
$> e i m ft e $ r.
O §eimatn>älber ftiU unb roeit
CeS SübmeerS ©lanj, ber Saute Älang,
3lm ^erbfHicbbleidjen abenbpraht,
Cie 3ftarmortempel mifl' ich gern,
Schwebt einfam über’m ©ergeShang
3[n tannenbunfler Ginfamfeit;
Scib mir gegrüßt oiel taufenbmal!
3lm Fimmel bort ber SlbenbPem.
Ob euren ©rünben mögt unb maßt
Sftagt ihr auch emP, ja bräuenb fester.
©ie Opferrauch ber SWcbetbuft;
,3h r ©älber meines ©aterlanbs,
CeS galten roiiber ^agbfe^rei ^atlt
©anb hoch aus euren ©turnen mir
2luS unbewegter, h°!j cr Suft.
Ginp Siebe manchen frönen ffranj.
Crum feib gegrüßt mir taufenbmal,
£eimatforjten,
hehr unb roeit,
Cu ern^er ©erg, bu fühteS Thal
3>n tannenbunfler ©infamfeit!
ätfiuQotb Jfttib*.
' «1
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pr
? f a t e n.
©ern liefe 1 icty beinen ©taub in grieben,
3Bollt' gern auch einen Äranj bir roetljn,
©Senn bu nidfyt fängft: „üftan fann Ijieitieben
©cbledbtreg, alg ein Deutfdjer fein."
Dag l)at mich tief in'g £er$ getroffen.
Dod) roie? oerroirrte mid^ ein ©Safpt?
3«gt nid)t bieg ©Bort getäufdfjteg hoffen
Unb IjeiPger Siebe 3^ rnen an ^
Juttas $tarm.
Per ^tuWirifl fcfopft an.
Umringt oon pergamentnen heften,
3 m ©rfer brütet ber ©ebant
©tirnrunjelnb über ©alimpfeften,
©g fniftert leig ber goliant.
©o §ält er in be£ ÜJtorgeng ©tiUe
©djon über Dacitug @erid)t.
9toctytmübe, ©ctylafrotf, Doppelbrilte
Unb Doppelfenster fehlen nidtyt.
©r roitl bag Unfraut fleifeig jäten,
Die ©preu ber ©Biffenfcfyaft oerroeljn,
Unbbrei$el)n Unioerfitäten
©eroeifen, bafe fie nidtytg oerfteljn.
Da fcfynetlt er ptöfcli($ auf im ©rimme:
Did)t unter’m genfer flingt eg nal)
©on einer fronen 2ttäbd)enftimme:
„Die §erjen auf, ber ÜKai ift ba!"
Da ftnft auf’g Pergament bie geber.
3 n'$ 3immer fid^ bag grüljrotl) ftal)l,
Unb mürrifd) f rauft bag braune Seber
©idb in bem mannen ©onnenftraljl.
©om gelbe bringen Sercfycntritler.
©Bag ift gefd)el)en über DtacfytV
Da wirb ber £err ©rofeffor ftiHer,
@r roeife, ber grütyling ift ermaßt.
Dag ift beg Siebeg alte ©Beife.
@r fcnft bag $aupt in ernftcr 9tufy'
Unb flappt mit Ijeiterm ©lief bann leife.
©erfcfyämt ben golianten $u.
gart gBorms.
oft a i f t e 5.
Der Äirfcfybaum ftefyt in ©lütf)e,
Die Sftofe treibt am ©traue!) —
©Bie füUft bu mir bie Seele,
Du buffger 2Jtaien§au<§!
©g träuft roie eitet ©egen
©on ©latt unb ©lüt^enaft;
3 « Reefen unb ©ejroeigen
3ft Siebe nun $u ©aft.
3luf leisten glügeln fd^roeben
©iel ©rüfee fyin burc^’g Sanb,
Unb Jperjen fteljn unb ©lumen
3 n $artem ©ftngftgeroanb.
3 ur Siebften möc^t’ icfy jieljen
9?ad) fePgem ©Banbrerbraud) —
Der Äirfcfybaum ftel)t in ©lütlje,
Die SRofe treibt am ©trauefy. —
Johannes trugen
tt-
Jö
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357
Kn bas ^otljfdjtDänadjen.
t)u Ijaft fo oft, rocnn icfy auf feigem $füljl
•JRicfy fdjlafloS roäljte, wenn oon eitlen Sorgen
t>aS £er$ mir bange unb ber fiopf mir fctyioül,
Jperangefungen einen neuen SRorgen.
©enn bu fo in ben jungen tag hinein
tein muntre§ Sieb oom Ijofjen tadje fangeft,
©ar mir eS ftetS, als fotlt’S ein 9ttaf)nruf fein:
„t>er tag bricht an, fafj Wlixtf), toenn bu noefy bangefi!"
SRun ftng' ic$ bir aus alter Danfbarfeit,
2Jtein trofieSbringer fdtyon feit oielen Saljren,
®ieS Sieb unb bitte bid), jur grüljrotijSjeit
Sftit beinern muntern Singen fortjufatjren.
_ #tfo &atbatfltt.
©ie fcfyien in erfter SiebeSjeit
So niärctyenfdfyön mir jeber tag!
©ie beljnte ftd) baS £er$ fo weit,
©ie frifd) unb freubtg mar fein Schlag!
©ie fang mein immer fyeitrer 2Jhmb
So manches Sieb oom grüljtingSfdjein!
©ie tyarrte ftitl ic$ Stunb 1 um Stunb’
2 luf ifyn allein, auf i§n allein.
2ldfj, anberS roarb feitbem bie 3«*/
©ie fc^mer^beroegt ifi jeber tag!
$)ie fePge Suft liegt fternemoeit, —
©o i<f) fte nimmer finben mag.
ft $run.
'jjtädjtfidje jüaljnfaljit.
®ie Stadfjtigallen fdjroiegen im früfjlingSbuftenben §ain,
®eS Stromes ©eilen roiegen in feligeS träumen unS ein,
®ein Jpaupt mit ben bunflen paaren träumenb am Jperjen mir ru^t:
O felige Stunbe, ju fahren im ättonbfdjein auf fdtyimmernber glutlj.
6 s jieljt auf leidsten glügeln ein ©inbijaudO fanft burd) bie Suft
Unb bringt oon tljal unb Jpügeln unS füfjen Slütijenbuft,
3m attonbenfctyein, bem flaren, baS blüfyenbe Ufer ru§t:
O felige Stunbe, ju fahren im 9ttonbfc$ein auf fd^immernber glutfy.
Unb follte baS Scfyönfie oergefjen im tofenben SebenSftreit,
t)ie l^errlidjften Slütljen oerioefyen —: mir benfen ber fturmlofen
ter 9tädjte, ber tounberbaren, too mir ooll liebenber ©lutfy
3n feliger Stunbe gefahren im ättonbfctyein auf fdjimnternber glutlj.
_ <£. ftrimm.
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358
Sn $<mßeißan&en.
93tft bu mit 3fl u & 1rern int ©unbe,
Daß id) oon lag ju lag«
Unb ©tunb’ um ©tunbe
3nt #erjen Phleppe bie alte ^5lage?
©er moßte bic ©inbe fangen I
©er glaubt bie ©ölten ju galten!
Unb mein ©erlangen
3 agt mid) nad) folgen Suftgeftalten:
©eliebte, bich miß ich faffen,
3n glü^enber Siebe umßhlingen;
Doch leister noch taffen
Die eilenben ©ollen unb ©inbe ftd) jroingen.
0tto Siebter.
§n 5en jiataftomßen.
$0^1 töntte n>ie ©eiftermurmeln burch bie spaßen,
©orin ber tob fein furchtbar ©cepter phnringt,
©o taufenbfadj ber Schritte ©ieberhaßen
Die bumpfe ©tiße fchauerooß burchflingt;
©o nicht ber ©onne heitre ©tragen fluten,
©o nicht erglänzt beS ßttonbeS griebenSlidp,
©o nur ber gacfelfchein wie Jpößengluthen
Die nächtig ßhroarje ginPerniß burchbridp.
9Kir ift, ate ob bort bleiche ©eifter maßen
3m Stfebcl, ber ben Sichttrete ring3 umgiebt;
©ie tonnten ero’gem dichte jum Opfer faßen,
Die einft fo roilb gefämpft, gehaßt, geliebt!
3Rtr ift, ate rooßten mir bie tobten fagen,
©te ftol^eS hoffen ihre ©ruft gefchmeflt,
©ie ihre Jperjen hochgemuth geflogen,
©ie fich ihr ©unfeh gefchaffen eine ©eit.
2 Kir ift, ate hörte ich P* Phmerjooß ftagen,
©ie hingemelft beS Sebcnö ©lüthenbaum,
©ie SeibenSjahre folgten frohen tagen,
©ie ©ahn ihr ©unfeh, ihr glühenb §offen träum.
Doch Piß! Die tobten ruhn in tiefem grieben,
©erjtummt ip h' cr öer Älage trauerton,
traumtofer Schlaf ip ißnen hier betrieben,
fchmeigt bie Sieb’, e3 fchmeigen jpaß unb Jpoßn.
Ob bitter einP Pe barbten, ob pe praßten,
Ob greunb pe ftch genannt einft ober geinb,
Ob pe pch liebten ober milb pch h a fP en:
3 m fchmerjenlofen 9tichtS pnb pe oereint.
ß*rzp &lniiuß.
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359
Mafj’s l>ffadjl.
©Me ftd) bie SDtenfchen boch mühen unb plagen,
Um ein ©ebäube jufammen $u tragen,
2Bie fic gcfchäftig fich menben unb regen,
Um auf ben (Stein mieber Steine ju legen,
©iS fty bie Äuppel, SUlah jum SRu^me,
SBölbet über bem heiligthume!
Dann berounbem fic ihre SGBerfe,
©reifenb bie eigene SBeiShcit unb ©tärfe.
Siehe bagegen im ©arten bie helfen,
3Bie fte erblühen, mie fie oerroclfen,
©tengel unb Stiele, fünfilich gegliebert,
©lätter unb ©lättchen, ^erlich gefiebert.
Duftige Welche, prächtig gebänbert,
©eltfam non gelleren Greifen umränbert!
SBenige ©onnenftra^len genügen,
©old>e ©ebilbe jufammen ju fügen.
Doch bie fleine oergängliche ©lume
Dienet SlUah ju größerem SRu^me,
Denn er Ijat fie felber gemalt,
©elber bie prächtigen garben erbaut,
hat i^r bie würdigen Düfte gegeben,
Siegen unb ©onne zum Sßachfcn unb Scben,
Schrieb in ber fielche roinjige Greife
©öttlicher Allmacht h*h rc ©croeifc!
Darum preife beS herrlichen Söerfe,
©euge bich nieber oor feiner ©tärfe!
Der in bie ©amenförntein, bie garten,
fieget ben ffiechfel ber garben unb Wirten,
©lumen entzaubert bem fanbigen gelb,
Gr ifi ber mächtige herrfcher ber SBBelt!
Julius 31. <$aftrQa«s.
a tt
Slflein, allein in bunfler Stacht!
3m ©turmgcbrauS allein — allein.
Äein Strahl beS Sichtet, ber mir lacht,
3?icht3, baS mir ©tüfee fönnte fein!
Du, armes h cr ä' bift auch allein.
Du fchlägfi fo jäh, bu fchlägft fo fchroer.
3n bir brach auch bie Stacht her*™,
Unb roilb tobt ber ©efü^Ic SJtecr.
e i n-
O leuchtete ein Sluge mir,
3n SicbeSmonne milb erglüht,
gühlt 1 ich an meiner ©Bange hier
Gin Slntlifc, fugenbfehön erblüht!
Dann hütt’ft bu Stuhe, armes h cr &>
Unb froher fchlügft bu, freubig marm!
©eflitlet mär 1 bann ©türm unb ©chmcrj,
Gntfchmunben märe Stacht unb h arm *
_ Jt. 3*. 3orb«n.
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360
Jttrdje 'pan# tm
Umroufc^t oon bunflen Dannen,
Umwelt oon ffialbeSbuft
SRagt !ü^n r»om flcilcn Seifen
Da3 Äirchlein in bie £uft.
©ie cinft auf 9?orroeg3 ßlippe,
©rfc^aflt bc§ ®lötflein3 Don,
Saut ruft c3 au3 bem iljale
Da3 SSolf oor ©otteS Stroit:
'SUefengeßitge.
©ie oor fec^ö^unbert 3af)rcn
Älagt manches arme £er$
2Kit Dränen unb ®ebcten
D)em £eilanb feinen ©dhmerj.
Unb mie uor alten $eiten
3ft fegenSreidh ber ©ang, —
2ftein £erj fanb roieber griebcn
Seim Slbenbglocfenflang.
38. <£aitftait.
Patin ßfage!
O flage nicht, menn über ITJad^t
(Srftarben beinc Sieber:
©enn bid) ber ©inter ftumm gemacht,
D)er £en$ belebt bidh roieber.
_ &o(Qate.
Dann nage, menn etn böfer ©apn
Dieb bradjt 1 um ®lüd unb Sieber:
©aS falfc^e Siebe bir get^an,
DaS roedt fein grü^ling roieber.
Aus der Vogelschau, ©prüche unb
©tachelreime non Otto von Leixner. (93er=
lin, Verlag oon £an8 Siiftenöber.) ©ie
üflartial unter ben brei Jüaifern Domitian,
ffteroa unb Drajan lebte, fo unfcr ©itten*
aeifder unter brei alanjenben Jpohcu^oflern.
©o oerjchieben bie $errfcher aud) finb—,
bie 3dten finb ber Eeifcel gleich roerth. ©ie
9Jiartial au8 bem füllen SMlbiliS in ©panieti
nach 3tom fam —, fo flüchtete unfer moberner
Epigrammatifer au§ bem geräufchooflen Ber¬
lin nach bem lieblichen Sichterfelbe. §atte ber
SRömer alSbalb bie ©chnmchen unb Vaftcr
feiner 3eit erfannt, fo bleibt bem Dichter ber
„©prüche unb ©tachelrcime" ©toff
;ur ©atnre genug in ber Erinnerung an
ba§ gropftäbüfche Seben. 3™ Äapitel „$rau
©eit" gcfteljt er $unachft, ba& ©orte beö
©eifteä kri’tden finb; auch toer bie 2öa^r^eit
cjan$ empfinbet, giebt fie hoch nur in Süden,
lobalb er fie in ©orte bannt. 5lber feine
(Gnomen unb ©prüche gehen fe^r feiten an
Brüden; er giebt ihnen Dichterflügel unb fie
haben nicht ben 3caru3flug $u fürchten. $ier
unb im jroeiten Slbfdjnitt „Dichter unb
Dichterei" überroiegt eine pefftiniftifche
Stimmung. „grau ©eit" h^t fich roohl
Manches gu ©dhulben Fommen laffen unb
bie Poeten befonberS mögen £errn Otto
oon Seifner manch böfe ©tunbe oeruvfacht
haben. ©ehr beipflid)ten mufe ihm 3 e ber,
roenn er einen 9taturafiften apoftrophirt: „Unb
magft Du brehn unb roetiben Dich, man giebt
hoch ftet§ ba§ eigne 3<h* ©o ift ber ©chmufe
geroifc Statur — hoch Deine nur!" 3«
„Siebe, grauen unb greunbfchaft" finbet ber
33erfaffer ber „2lefthetifchen ©tubien für bie
graucniuelt* fo manchen anheimelnben Don
unb roaö befonberö erfreulich ift, in ben fpäteren
3lbfchnitten fchlägt er oerfohnlichere, h^nno*
nifchere 9lccorbe an, alö in bem Eingang,
©ie für bie neuen 9torbifchen ift ber ©prud)
gemacht: „Die ©eißheit, bie Dich bittres Sachen
lehrt, bie mar ber ganjen üftühe gar nicht
roerth." Ueber ben ©djinen, baS 3^ 3 nne » 5
leben, ben 9tächfteu unb E5ott philofophiren
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361
bie ©tluftfapitel in geioanbter Veljanblung
unb fo fann ftt baS ©pruc^büd^Icin Otto
oon SeipnerS neben betn^epje’S unb ben ©inn*
geboten Sitbioig gulba’S unb Aitberer rnuthig
fe^en laffen. Alfred Friedmann.
Herbstbltithen. 9feue (Mcbic^te non
Dr. Leo Nagel. (OreSben, Orud unb
Verlag ber AlbanuS’ften Vutbrurferei Ehr.
TeitO T)a3 Vefte in ber oorliegenben
©ammlung, bie aud „©emiftten ©cbitten".
„ 3 c itflängen", „©inngcbitten" unb einem
epifcfyen Anhang bcfteht, ift ohne 3 l °eifel * n
ben erften beioen Abteilungen enthalten.
Oer Oitter oerfiigt l>ier oor Allem über ein
ÖcroorragenbcS gorm* unb SReimtalent, baS
nt freilich nicht immer auch als roirflit
bichterijcheS erioeift. Oied Talent offenbart
fich befonberd in ben „Sfteifefonettcn aud
Varid", oon benen ich als befonberd an*
fprechenb „3o Äleintrianon" unb „Am ©rabe
9tapoleond" h er °orhebe. $ier ift fein fünft*
ooUer gormenfram, h^ ift wirflit* Oitt*
ung. Wanch« ¥*rlc fli'bet ftch auch unter
ben „3 c itHängen", fo baS ntarfooüe: „grei
fei bie Oonau!", ein Kampfruf unb gugleich
©tuftlieb ber Oeutften in öfterreichifchen
Sanbcn. Oie „©inngebitte" laffen bagegen
ben oben gerügten gehler beutlichcr h*roor*
treten: ed fehlt ihnen au poetischer Vertiefung
unb $utn Thcil aut polemift« ©tärfe,
Eigenitaften, bie gerabe für biefe OittungS*
avt unabweisbar ftnb. (gefallen hat mir nur
baS recht behcqigendioerthe SBort:
©egen ben ©trom.
3 umibcr mar mir ju jcber grift
OaS jeftt fo beliebte Verhimmeln;
Ei! laftt hoch, toad ohne Vebeutung ift,
Vermobern in Muh* unb oerfchimmeln.
3 um ©tluft möchte ich not auf bie nach
meinem ©eftmad roenig empfehlenswerte
©itte hinmeijen, baS Urtheil bes SejerS burch
einen Anhang giinftiger V^ftftimmen 311 bc*
einfluffen. 3$ weift wohl, baft bieS heut*
3Utage nicht feiten gefchieht. 9hm wohl, bei
einer ©ebittfammlung follte man bicö billig
unterlaffen — baS ^ublifura ift hier boppelt
mifttrauift! Fritz Eberhard!
Pyrmonter Tage in Wahrheit nnd
Sage. Von Gerhard Meyer. (Hamburg,
Otto Wciftner.) Viel ©preu unter bem
Seiten, manches TalentooUe neben bem her$*
lieh Unbebeutcnben — baS ift aut leiber
wicber baS Werfmal ber „Vprmonter läge"!
ES fteint, als ob ber Verfaffer guten £umor
befiftt, unb über mante luftige Pointe höbe
it in ber Th Q t gelatb aber leiber oerflatt
ftt biefer ,£umor nur iu oft, unb befannt*
lieh ift nichts unerquicrliter, als baS Ve*
ftreben mit anjufehen, oon bem 311 geben,
roaS — man augenblicflit fefbft nic^t befiftt.
Oa eS übrigens baS Veinühen Weperd ift,
g erabe auf bem gefahrtitm erotifc^en ©e*
iete helle Sitter aufmfeften, fo wirb man
gern ein Auge jubrüaen; finb mir bot alle
burt bie beftänbig hinter bem Thränentüt 5
lein roimmernbe Uöeltjtme^lprif natgerabe
überfättigt. ©o barf ich benn, unter ben ge*
gebenen Verhältniffen, als gelungen nennen:
,3t foQ bir Sieber bitten", „ES jieht burt
fnfte ^erjeu" unb AnbereS. 2Bie ber Titel
bed VuteS befagt, fnüpft ber Verfaffer gern
an feine Vnrmonter Erinnerungen an, unb
ein längeres ©ebitt ift not audbrütflich bem
freunblidjen Kurort gewibmet. Unter ben
ernften Oittungcn ftehen in erfter 9ieihe:
, 3 um 80. ©eburtstage meiner Wutter",
„Oein Vilb" unb „ES lätelt bir baS ©lücf
unb Dluhrn unb Ehre". Oaft ber Verfaffer
cnblit, wie bie beigebrueften Woten beweifen,
mehrfat einen .Homponiften für feine Sieber
fanb, fann mit jebot leiber nitt baoon ab*
bringen, ihm $u empfehlen, oieüeitt bei einer
nätlten Auflage ftrenaer ju fttten —, moju
foUen bie ©egner ber Sprif immer roieber ihre
SBafjen ftmieben?!
Fritz Eberhardt.
Gerechte Menschen. Orama in brei
Acten non Hans yon Basedow. (Seip 3 ig,
Verlag oon ©uftao Körner.) Weifter 3bfen
fteint immer mehr ©tule in Oeutftlanb
ju maten. ES ift bieS gut unb ftlett-
©ut, baft er uns neue Wotioe aufftnben
half; ftlett» baft er uns unfere gute alte
bramatijtc 5:etnif, bie in Otto Subtoig
ihren lebten Wcifter fanb, oergeffen lieft.
Vafeboro, ben it als geiftooUen Effapiften
fenne, ift ein ©tüler beS norbiften ÖittcrS.
Vei biefem Verjute erfennen mir bie ©puren
ber ,5Öilbente". biefer tiefrmnigften, poetift
roirfungSroOften Oittung 3bfenS. $ier bie*
felbe $ed)nif: bie Urfate liegt in ber Ver*
gangenheit, nur bie Sirfung roirb unS oor*
geführt. Aber cS giebt folte ©toffc, bie nur
im Wittelpunfte bramatifte Womente ent*
halten, beren ©anjeS aber nothmenbia epift«
Vehanblung, liefe Wotioirung erheifept. Va*
feboio hat fit an einen berartigen, mit organ*
ijtcn gehlem behafteten ©toff gematt —,
ob mit Abfitt? Aut ber ©tlnft biefeS
focialen VilbeS ift fein rettcr Abftluft, mir
fragen unS: ©irb baS ©lüd biefer Veiben
auf bem ©rabe ihres bingemorbeten ^inbeS
aufblüheit fönuen, fangt nitt erft ^icr ein
neues Irauerfpiel an? Xroftbem ift bieS
©tiid ein fehr taleutooUer Verfut, oon ett
ftttlitrnt ©eifte burtweht, oon fonft fehr
littooüem Aufbau, ooU hötH gelungener
bramatifd)er Walerei im Einjeltien, geift*
unb lebenSooU. Oie ©prat« ift ooü Äraft
unb grift«- V?ir finb überzeugt, ein ent*
roidlungSfähigeö Talent oor uris 311 haben.
Einer Aufführung ift fton biefer lobend*
roerthe Verfut werth!
Hermann Menkes.
ec
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362
«-
SS
BeatlHHiagea ?0« allgemeiner Geltaag. Jede Einsendung, über deren Verwendung Auskunft
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten.
Man bewahre sich Ton allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte überhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann surücksenden, wenn der Tolle Betrag sur Bestreitung des Rückporto'« bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Besugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos surUckgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Originalbeiträge angenommen.
Angenommenes erfcheint natürlich); 0. P. K.
in li—g (beobachten ©ie nnfere gorberung
einer beutlid)cn (Schrift); B. R. in fl—tz
(formell mangelhaft); H. G. in B—n; G.
v. B. g. in H — g (läfu bie geile ocr*
miffen); E. G. in B— n („BiUeroi’s (^efangem
nähme" (Reift nahe an bie (breiigen ber Äuf=
nahmefähigfeit); R. 0. in E—n (gu weit
auSgcfponiten); C. P. in M—ch (oerliert
flellenroeife an £raft beS AuSbrucfS); W. P.
in B—n (nicht übel, aber gu ffiggcnhaft); F.
F. in E—n (noch unfertig); AI. v. K. in
B.-B—n (gum Dh*if feh* hh&frhr leiber jeboch
jn oiele gerounbene ©apconfiructionen); ? S.
tn P —f (wir muffen bringenb um beffere
©chrift bitten); B. W. in L.-R—tz (bis auf
bie zahlreichen unreinen Weime recht aner*
fennenSroerth); E. v. G. in W—n (mir oer-
miffen Angabe 3h rc r Bezugsquelle, „ftinber:
fpiel" mürbe coentueU oenoenbbar fein).
Dankend abgelehnt!
F. W. in S—g b. M. DaS ©ebidjt ift in
feiner Art recht mohl gelungen. — gür 3h re
freunblichcn Bemühungen befien Danf!
C. G. in L—g. 3hren (Schichten fehlt cS
üornehmlich an Eigenart ber Anfchauung.
Auch entfpridht baS ©ebicht „©ommerabenb"
feineSmegS bem Bau beS ©onetteS.
WC Eierbord) bringen mir nnferen ge¬
ehrten Abonnenten jnr gefl. irnntniftnahme,
bafi bie nädjftfolgenbe tinmmer 19 beo laufen-
ben 3abrganges erft in oier ttodjen jnr Ans-
gabe gelangt, ba bekanntlid) in ben 26 ftodjen
eines Halbjahres nicht 13, fonbern nnr 12
Hummern erfdjeinen.
J. S. in L—g. Jhren ©cbichtcn ift groar
(Jmpfinbung nicpt abgufprecheit; inbeffen läjzt
bie Ausführung gu roünfthen übrig. — 2eut=
holbS Dichtungen ftnb bei £>ubcr in grauen:
felb erfchienen. Der Buchhäubler, welcher er=
flärte, fie 3hn'K uic^t befolgen gu föunen,
mag fid) fein 2ehrgelb tuiebergebeu laffen.
Dr. K. Z. in N—a AUeS; T. R. in W—tz
„Wacht"; H. R. in B—au „£erbfl" unter
bem Ditel „(SHodfenflage"; J. S. in A—n
„Aufforberung"; fl. P. in T—r „B3eflenlieb";
M. fl. H. in F—t a. M. „3n>ei ©ferne";
P. E. in P—n „DaS DreSbner Aber"; W.
E. in fl—g „SBalbeSgauber"; P. S. in W—r
„3n ftiüer Wacht"; E. H. in Z—a i. M.
„Atala’S Älage"; M. v. B. in W—au „Der
DaliSman"; B P. F. in D—n „Am Dhür*
pfoften" (unter ©treichung ber oorlebten
©trophe); R. G. in E—d „Bericht" (baS
fragliche SBerf roirb etroa im ©eptember er:
fchetnett); E. G. in S—n „Der Siebe Wtacht".
Angenommen!
W. G. in K—z a. Rh.; H. K. in M-r
i. W.; M. G. in B—f (rhpthmifch fehlerhaft,
bei. ohne griffe ber Diction, läfet aber BcffcreS
erhoffen); W. S. in G—d (ohne Einheit beS
höheren ©tileS); H. P. in T—n (gu oft be=
hanbelteS Wtotio); G. S. in B—n (inhaltlich
hoch alhu leicht); E. W. in A—a; S. D. in
W—n (grühlinaSpoefie unb fein Gnbe); 0.
S. in B—tz (theilS inhaltlich ungeeignet,
thcilS wegen fprad^lichcr Berflöjje unocrwenb:
bar); P. B. in A—ck (in formeller Belief) 5
ung oielfach gu beanftanben); J. H. in M—r
(flreben ©ie nach gröberer Weinljeit ber gorm
unb beS AuSbrudfS); ? S. in W—n (oiel gu
Diel fchlechte Weinte); C. G. in L—g (gu
fpat eingetroffen); P. K. in S—tz (früher
(Stblufe ber Stebaction biefer stummer: 10. 3ttat 1890.)
Snhaftsnerietdinig.
•ebidjtf Don grisriS 3eiff, OOtto ddilottkr, Caalb von (Krttmbom, irlit Dab«, ftonrab lelmasn, Urin-
botb in du, 3nlim Sturm. Carl Worms, 3obannrs ttrflgrr, ©tto Walbarflrt, (SHft «rfin, f. ffrimm, OOtto iirbltr,
Sarnj Jlnking, 3ntins fi. Saarbans, «. S. 3orbon, Ül. €ankan unb p. fiofibatr. — Was ans bie bentfArn
iranes rrjüblm- SRitifdjr tpiaubrreim bon ftarl ^tbrattrntbol. IX. ~ tifl<brrf<ban. - Brirffdjaltrr.
WC 3la<hbruA nur unter genauer gueffenangaOe geftattet.
BefieHunaen ftnb gu richten an bie Expedition (Paal Helnze’e Verlag), GHufenbungen
an bie Redaotion des „Deutschen Dichterhelm“ In Dresden-Striesen. 31 t Gommiffton:
TrQb’sobe Buchhandlung (A. ©chmittner) in Zfirloh unb E. Steiger 4 Cie. in New-York.
tt-
(5hef=Webacteur unb (Sigenthümer: yauf ^setnge.
5Druct bon 9crbinanb 2^omaS in S)reSben. — Rapier bon ©leier & IBogel in Seipiig.
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Drgnn fiir Diifillunft und üritiR. (Jer „Stutzen liifiterdnffe" 19 . £nud.)
Herausgeber: yauf <&eiu)e.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährig rorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim 1 * iu Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bi^
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummern ä 60 Jg. 6 Stück einer Nummer Jl 1,60.
elfge, fliiTe SBaibeoru^’,
Sfforgenbämmerfdjipeigen!
<£ranm(kfangen, waubefft bn
Sinter bnnlfen Zweigen.
d*$ ijhlde**
<£eife txfl, bo<$ (unter 0afb
es an )n Hingen.
&ox$l nun tdnt bar gatije 3?afb:
JUTe gtdgef fingen.
3fern int $flen gfttyen fr?an
SPurpurwofftfufäume.
<feife, wie im gtfüfterion,
Jlanf^t es burdj bie gSäume.
ßeffes gttorgenfonnengorb
3Sri<$i btird) grüne SSf&tter.
<£ufiig fort im $<$o roCTt
Jüger^orngef^metter.
Reiter 38a(b, wie jufteffi bu,
£til( b o<Q, voller ^trieben! . . .
$<$affensfufi unb £»eerenru9’
£afi bu mir belieben.
itarf gSoermann.
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364
'pas uns 6ic öeutfdjen grauen erjagen.
tfritifche Klaubereien
non £ arf £<$ratteiit$af.
IX.
(gorfefcung.)
P enn i* bie öperreichifcbe
©d^riftpeÜerin auch nur auS
einem ihrer Serfe fenne",
fagte Dr. Vruttner, „bin ich
bod) nach bera eben (Gehörten
feft übergeuat baoott, bap pe
baS $erg auf bem rechten gfeefe tjat, auch
für bie Sabrbeit eingutreten. Ste febrift-
pedernben grauen haben bisher bie pafpoe
9?oUe bienenartiger (hnpgfeit gefpielt nnb Ro=
mane roieRooedett fubermeife um einen ©pott=
oreiS in ben AdeS nerfcblingenben Rachen ber
fieibbücbereien abgcliefert, unb oerfaffen für
unfere Sage3= unb iHuftrirten Journale £iebe3s
gefebiebten nach ber (*de. Alfo enblicb ein=
mal ein gebarnifchteS Sort. Jcb fann nicht
umbin, bei biefer (Gelegenheit auf einen £ar*
binalfebler unfereS PefepublifumS aufmerffam
•gu machen — nämlich auf baS Vüd)erent=
lehnen, unb ben pflegen in befottberS auS^
giebiger Steife ebenfalls bie Vertreterinnen
beS garten (Geflechtes. So fod beim ba bie
Dichtung blühen? ©ie feinten oiedeid)t baS
prächtige, oon R. £anterlina itt’S Seutfcbe
übertragene ©onett Edmondo de Amicis,
baS ber italienifcbe dichter geroiffermapen
auch un§ gum £rofte aefdjrieben, ba er bamit
geigt, bap anberStoo oiefelbe Unptte beftebt.
(£8 lautet;
Von einem Vürfcb<htn, baS mein Vudb
erftanben,
Entlehnt* eS fein Krofeffor erp, fein alter,
Unb lieb eS gaufein bann wie einen galter
Vei fec§8 fteinreichen tarnen, ihm oer=
roanbten.
Sie lebte lieb’S an einen ihr befannten
Vureau = @bef, — ftets als greunb oon
Vüdjern galt er! —
3m Amt bie Ruttbe oom ßangleLVenoalter
RIacbt’8 bis bmab gum jüngpett ^rafti^
fanten.
Ster febieft eS, als er mar bamit gu Ranbc,
Rach ©prafuS an fein geliebtes Älärchen:
Sie nach Sarin an einen iperrn oon ©tanbe.
„©ie (GlücfSpilg!*, fprach gu mir beul bie^
feS Herrchen,
„ÜRan reibt ftcb um Jb* Vud)!" — (‘Sie
(Gaunerbattbe!
©ie reibt ftcb um ein eingig (^emplärcben!)
„Sie (Gaunerbanbe!*, rief ber RittmeiPer
oon £>ofett, „bie (Gaunerbanbe! £ören ©ie,
ber Jtaiiener fpricht beutfeb. Aber mir finb
jefct oom (Gcgenftanbe abgefotnmen, febrett
mir auf ben gurücf, ber bie Anregung bot,
alfo auf gräulein Riarie oon Rajntäjer, unb
bitten mir unfern £errn Referenten, uns
RäbereS über £eben unb Sirfcn biefer ©djrift'
pederin gu fagen."
„3$ forame biefer Aufforberumj fchon auS
bem (Grunbe mit befonberent Veranügen na*",
entgegnete ich, »ba bi* ^9 re b Q b*,
Same feit einer Reibe oon 3 a b^n perfönlicb
ju fennen. Jn Siett, too fte mit ihrer
ÜRutter lebt, toar eS, roo i* baS (Gliicf batte,
bie Sichterin gum erfteti Rtole gu febeit, ba
ich mir bie greibeit nahm, mich perfönlicb
oorgupeden, bettn ein brieflicher Verfebr batte
früher fchon ftattgefunben. Ungefcpminfte
(Hnfacbb*it unb echte Vefcbeibenbeit, gepaart
mit einem liebenSroürbigen ©iebberoegett,
macht ben Aufenthalt in ihrer (GefeÜfchaft fo
angenehm, bap man immer roicber gerne an
bie genoffeneu ©tunben gurücfbeitft. (Geaönnt
mar eS mir bamals auch, in bem $aufe ber
Sichteritt — eS mar im Sinter 1880 auf
1881 — ben greifen öfterreichifcbcn ©pruch*
bichter £ofratb Ritter oon Sattbler unb beffen
liebenSmürbige (Gattin fentten gu lernen. Ün=
oergeplicbe Augenblicfe. Ser feböne (Greis
im ©djmucfe feiner plbermeipen Socfen bilbete
ben Rattclpunft ber (Gefedfdjaft, unb Ades
bittg aufmerffam an feinem Rhrnbe, roentt
er fprach- @ine altersgraue, aber fiarfe (£icbe
fchiett er, bie ben jungen Väutnen (Gefehlten
auS längPoergangener 3«it ergäblt, unb jenen
Sräumett Sorte oerleibt, bie bereinft burch
ihre Vlätter geraufcht. Socb ich wid i a uon
gräuleitt dRarie oon Rajmajcr fprechen.
©ie mürbe als Softer beS f. f. ^ofratpeS ber
unaarifchett £offanglei, grang oon Rajmajer,
unb beffen (Gattin Jtlara, geb. oon Ringel-
müder, am 3. gebruar 1844 gu Vubapcft
geboren unb oerlcbte eine gli’icflidje Äinbbeit,
auf melche ber erfte tiefe ©chatten burch ben
frühzeitigen Sob ihres Vaters fiel, ber einige
3abre oor feinem £infcbeiben nach Sicn oer=
fefct morben mar. Sa biefe ©tabt bie Heimat
ihrer Butter mar, blieben Sittrae unb Sochter
in ber Refibeitg in einer gmar burch ihre Ver=
bältniffe nicht bebiugten, aber felbftgemäblten
3urücfgegogenbeit. Siebe gur Ratur, burch
adjäbrliche ©otttnterreifen in bie herrlichen
(GebirgSgcgettbeit OefterreichS noch me b r 9 Cs
roeeft, i'tebe gur Kaepe unb dRufif, gu jeber
^tunft überhaupt, toogu roieber bie (Grofeftabt
manch fchötte Anregung bot, buchten oott
jeher in dRarie oor. Sieroobl pe (Gebiete,
bie pc aber nid^t befriebigtcit, i*on febr frühe
oerfafjte, fam pe hoch oerbältnipmäjjig fpät
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365
gur Ginftcpt, bau bicpterifcpeS ©dbaffen ihr
£e beitSberuf fei; erft als fie ihre ^alofinbifc^en
<5xfUingöqebid^tc für ihre greunbe oeröfjcnts
liebte, al)o eigentlich für biefe unüberlegte
Spat S u fpät, erfaßte fie bie Aufgabe bicp5
terifeper ©crooUFommnuug mit tiefftem Grnfte.
©aS i<p nach ber Dichterin eigenen ©orten
eine unüberlegte Tpa* genannt, betrifft bie
Verausgabe ber im 3a§re '1867 erfepienenen
„©cpneeglöcfcpen". Ten SmpnlS bagu
mojen roopl GrinpargerS ©orte gegeben buben:
„©te haben latent, unb i<b bebaure, baß icb
febon fo alt bin. Tie Gntwicfelung 3hreS
Talentes merbe ieb niept mehr erleben." ©o
fatn eS aiicp. Ter greife ©erfafier ber „Apn*
fran" febieb, aber bie bidjterifcpen Anlagen
WarienS oon Wajmajer haben ficb ben ge*
hegten Grmartunaen gemäß entwickelt. Auf
ihre , ©ebneeglöcrcben" folgten 1872 „Ge =
biepte* f©icit bei Tirnböcf), in benen jebeS
(Gefühl flar unb beftimmt gum AuSbrucf <je=
langte. AuS biejen gunicift formfebönen 2tes
bern leuchtet uns ber TppuS jungfräulicher
Mufe entgegen:
3cp b*elt mie einen oollen IMcp untfebloffen
Allein junges Verg, fd^üpen feinen ©ertp,
Auf baß fein Tropfen eitel fei oergoffen
©on feinem 3 n h Q lt, ber nicht roieberfeprt.
Unb wenn Gcfüpl ihm taufenbfacb entfproffen,
gür eines bat pcb’8 Falt unb itolg erflärt:
GS fcbioieg, um fünftig einmal nur im 2cben
©ich überqueUenb gänzlich biupigebeit! . . .
3n ffiienS littcrarifcben Greifen mürben
ihre Gebicpte freuublicpft aufgenommen unb
faitb befonberS baS bureb Verrn 2eminSFp
oorgetragenc „©turmfabrt ber Vppatia",
ein ©tücf non hoher Originaltat unb cblem
©atpoS, großen Beifall.
Tiefe Erfolge hatten jeboep nur loFale ©e=
beutung, beim bie febönen lieber trugen ben
Warnen ber Dichterin nicht rocit übet bie
Grengen ihrer Veimat.
3m 3 a hre 1874 trat Marie oon Wajmajer
mit einem ©erfe an bie Ocffentlicpfeit, baS
eine feböne biepterifepe Stiftung genannt wer=
ben barf. GS ift bieS: „Gurret-ül-Eyn“,
ein ©ilb aus ©erftenS Weugeit in fecpSGe*
fangen, ©epon in ber ©ahl beS ©tofjeS
mar bie Dichterin gliicflicp. ©te fcpilbert
unS ben ^ampf ber in Verfielt feit bem
3abre 1848 thätigen ©abi;©efte, bie, beS
auf allen mohamebanifepen ©ölfern laftenben
^rucfeS oon ©eiten ber TeSpoten wie ber
©riefler mitbe, mit ©egeifterung unb ebler
Ausbauer einem 3**1* guftrebt, welches in ber
Abfcpafjung aller Mißbrauche beS religiöfen,
politifcpen unb focialen Gebens gipfelt. Gin
befonbereS ©eßrebett ber ©efte ift eS, ber grau
eine anbere, menfebenmürbigere ©teUung in
ber GefeOfcpaft angumeifen. ©o mürbe ber
Dichterin Gelegenheit, in biefem ©oem ihren
Anfcpauungcn über bie ©teUung ber grau
begeifterten AuSbrucf gu geben, ohne, wie eS
ja auch ihrem gangen ©ejen guroiber märe,
als Vcißfporn in bie ©ebaar ber Gmancipa*
tionSfüebtigen gu treten. 3P r genaues, ge*
8 &_
miffeuhafteS gespalten au ben piftorifepen
Vorgängen i|t infofern nicht gang gerechte
fertigt, als baS 3ntcreffc beS ÖeferS flellcn=
weife gu erlahmen beginnt, aber bie Dichterin
oerßebt eS anbererfeitS, mit ber ihr gu Gebote
ftebenben TarfleUungSgabe unS bafür taufend
fach gu entfepäbigeu. Vielfache ©tubien mußten
ber Ausführung beS ©erfeS oorangeben; baß
biefelben in grunblicpfter ©eife oorgenommen
mürben, geigt unS baS Orientirtfein ber Ticp*
tcrin in bem fernen 2attbe, bie ©ebilberung
aU* ber Verrlicpfeiten unb beS GlenbS, bie
treffliche 3eicpnung ber ^perfönlicbFeiten, fo
baß mir unS an bie Geftabe ber perftjepen
gliiffe, in bie gaubermäeptigen Wofengarten
beS befonberS in neuefter 3eit meprbefproepenen
Weites oerfeßt glauben, ©oroobl ber ©eterS*
burger ©rofeffor Mirga Jtagem ©eg, ber
Graf Gabtneatt unb 3uliud ©raun,
lepterer in feinem ©erfe „Gcmälbe ber mopa*
mebaitifcben ©clt", als auch ber Oeßerreicper
Dr. ©olaf, 2cibargt beS ©ebah unb Augem
geuge beS VelbentobeS Gurret-ül-Ey ns,
haben auf bie große ©ebeutung ber 2epre beS
©ab biHQtbeutet unb ber ©ermutpung AuS*
brudf geacben, baß biefelbe im Oriente boep
noch bebeutenbe Aenberungen im Gefolge
haben föitne. ffienn nirgenbS auf biefer ©eit,
fo hat boeb befonberS in mobamebanifeben
©taaten bie ©ehnfuebt beS ffieibeS nach einer
menfebenmürbiaen ©teUung ooUfommene ©es
reeptigunj. Ote Art unb ©eife nun, wie
unfere Dichterin bem ibealen ©trebeu ihrer
Veibin Gurret-iil-Eyn AuSbrucf giebt, wirb
bei 3 c bcm 3 u ntmmung fmben:
GS muß nun anberS werben! Unter unS
©ei ftetS baS ©eib gur roürbigen Gefäprtin
OeS ManneS attfergogen, fei bie Gpe
Geheiligt, nimmermehr fei unS baS VattS
Gin büftrer Werfer nur, ber falfcpe ©cpäpe
Gefangen pält, — eS fei ber neue Tempel,
3n bem gufammenflingt bie freie ©eele
©ott Mann unb ©eib, in biefer Ginigung
©erfepiebnen Geifl’S ftep felber gu ergängen!
$ie geehrten Anroefenben fepen auS biefem
Gitate, baß baS Gebicpt in reimlofen, fünf*
füßigen 3ambcn gefeprieben iß, boep wirb bie
©oetin gerabe an fepönen, peroorragenben
©teüen, bie ipre biebterifepe ©egeifterung mepr
bentt anbere fenngeiepneu, ber nrfprünqlicpcn
gorm untreu unb fepmingt fiep gu Gefängen
auf, bie, uom melobifcpen Älang beS WeimS
getragen, ipre ©irfung niept oerfeplen.
GS bleibt ber ©tein an feinem alten Ort,
i)er Gei ft muß immer neu bie ©eit burep*
bringen;
3pn reißt fein Macptgebot gur Xtefe fort,
3pn fattn fein Vrrrfcperfprucb gur Wücffepr
pingen.
AuS Wacpt unb Tob erftept fein ßammenb
©ort,
GS waepfen ewig roieber ipm bie ©cproingeti,
Unb wer fein ©elbß im AU 1 läßt unter*
gepen,
T)er wirb mit Gott oereinigt auferßepen!
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©efonberS angiehenb gefchilbert erfcheinen
bie beiben ©auptgeflalten biefer epifc^ * Tpri«
fdjen Dichtung: Öurret-ül-Eyn, bie äugen*
wonne, ber weibliche äpoflel, ber non ber
Sehre feines SD^eifterS begeifert, ©erfolgt oon
ben ©bergen ber Regierung, gu einem 2öan*
berleben genötigt, überall Durch ben 3auber
feiner ©rfcheinung, burd* baS geuer feiner
fttebe neue änhänger wirbt, — unb bann
©ab felbfl, ber ©tifter ber Sehre, ber per*
ftfd&e ÜRefftaS. üttan ©erlange aber feine aus
©ranit gemeißelten giguren, feine gelben,
bie mit Dem ©efühle beS föecbtB in ber ©ruft
unb mit bem ©d^roerte in Der $anb ihren
fielen Sftadbbrucf ©erleiden, dagegen ©er*
wahrt ftch bie ©ichterin mit bem äufrecht*
erhalten ber hifiorifchen $reue, bagegen fpricht
auch ber Umjtanb, baß baS ffierf eben ber
geber einer SDic^terin entflammt — ba ftnben
mir aÜerbingS aud) bie ©d)wachen beS ©oemS.
— ©o hat un8 benn 3ftarie ©on 9tajmajer
im ©piegel ihrer reichhaltigen ^3^antafic bie
höchft intereffante unb auch ftttlich bebeutenbe
©emegung ber ©abi = ©efte nahe gebracht,
welche troß ber harten ©egenwehr nicht mehr
m bämmen ift. 2öaS ©ab gelehrt, baS hat
bie fchone ©riefterin ebeljter ©mancipation
erfaßt unb ihre Anhänger begciftert:
Unb wie fie hmriß Xaufenbe im Seben,
£at fterbenb fte Unzählige begeiftert.
©S wiberruft fein etngiger ©abi!
©ie folgen flagloS burch bie üftarterqualen,
©ie folgen ^qmnen finjcnb in ben £ob
Gurret-ül-Eyn, bem fronen Äinb beS SicßtS!
(©cßluß folgt.)
31 m ^Keer.
Slutroth ©erfinft bie ©onne,
2)er 2lbenb ift ftnfter unb feucht,
9lm menfchenoerlaff’nen Oeftabe
(Entlang ber 9tebel fc^teid^t.
$m fdhauemben gidhtenroalbe
dämmert ber ©pecht am ©eäft;
Sin fnifternben ©tattern unb Zweigen
©pielt launifch ein riefelnber 2Beft.
3dh träum 1 in ber gifdherhüttc
©ne h«rbftlichc Träumerei —
3n weiter gerne gie^t langfam
®aS ©efpenfterfchiff oorbei.
3ti<h«rb Pfiffet.
Jtoei c Sie6esfie&er.
i.
68 fteljn in beinern genfter
®er ©lurnen allerlei,
©jctamen unb brennenbe Siebe,
Jtägtein unb Welei.
Unb gwifdhen ben blühenben ©lumen
Sacht bein Oefic^td^cn h^auS,
9118 wie bie fünfte Sftofe
9luS einem ©lumenftrauß!
II.
3$ fenne gwei bunfle 9lugen
©oU liebeglühnber Fracht,
5)ie leuchten wie bie 9Jtärchen
9luS „Saufenb unb (Sine 9t acht".
$n mehr als taufenb Mächten
£)ab’ ich an euch gebacht,
,3ht h°H>en SKärchcnaugen
9tuS „laufenb unb ©ne* Stacht"!
Jl@ JfOffl.
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«-=-—--»
@ u n 1) t Ui.
-vg> flu ^efbengebidjt oon *JUßrow.
(©«blug.)
©inunb$manjigfie3 Abenteuer.
©om ^Pfcrbc [prang ©unljilbe,
©or 3orn unb ©djant erglüfjt,
ter bunflen ßtofe gleidjenb,
tie näcfytlicty ift erblüht;
3$r mär 1 e§ lieb gemefen,
SBenn Sftiemanb baö erfahren,
3öaS fjeutc ifjr gefd^a^
©or Slßen, bic jugegen roaren.
„38er naljt in fc$roar$em ©emanbe?
©or ©d&redf ftnb 2lße gebannt,
@3 Ijat oon $lßen feiner
ten roilben gremben erfannt.
üJiit fcfyroarger Saroe |at er
©ein ängefidjt ©ergangen,
üJtit ©taunen faljen’8 bie ßttänner
Unb bie jarten grauen mit ©angen.
ten fronen (Sieger begrüßten
3ßatram unb Jperr 2Bate
ilnb mandjer tyofyc ©aft,
ter mit ©lücfrounfdj nafyte,
todfy, alä fidj ber Särm oerlor,
Söottte nidjt mefjr fd^uicigen
ter blinbe ©änger; mächtig
©egann er, feine grogc ßunft ju geigen.
„©ein fileib ift 9tad)t, in tunfei
©eljüßt ift feine ©eftalt,
©erborgen ift fein SWame,
©r naljt mit finftrer ©eroalt.
3ft’$ nidfjt ein bunfler 3llfe,
ter ber tiefe entflieg?
Sft’S nid&t ber ©ötter einer?
©eine SBaffe ift ber ©icg!
tie §arfe fdblug er an
äflit ungeftümen tönen,
2Bie froher ©icgeSgefang
©egann e§ $u flingen unb bräunen,
tann lieg er feine ©timme
©oß unb laut erfd^atten,
©ern mürbe fein ©efang
©ernommen oon ben ©äften aßen.
„3n feinem ©d^roerte fdjlummert
©lifc unb tonncr $uglcid&,
3dj mäfyne, in blauer Jpögc
Siegt fein Äönigreitty!
tir ift, bu ftoljc Jungfrau,
tie greift in ©efaljr,
ten ©rautfranj fei)’ idj flimmern
©cfyneemeig in beinern braunen £>aar!
„3$ mar oon tunfclgeit
Umgeben fdjon al§ Äinb,
todfy feiten nur beroeint 1 icfy,
tag meine klugen blinb,
ta§ Sid^t in meiner ©eele
©rljeßte meine tage,
3um erfien fötale ift e§,
tag id} taut ob meiner ©linbljeit flage.
„©<$on ^ör’ i$ £>o<$jeit8lieber
Älingen burdj bie £>aßen,
3u frohem fjefte fe^ i$
©efränjt bie ßftaibe maßen,
©d ift mir um ben 3lu§gang
teä Kampfes menig bang,
ter mirb ben $ßrei§ erringen,
ter fo fiegrei<$ bic§ bejroang!"
„©ertoren in ben SBeßen
SBar ein fülpter ßttann,
tur<fy treue ßKinne fam e§,
tag er ben tob geroann. —
ta3 bad&t 1 id& nid^t, eä merbe
©in freier Iper erfctyeinen,
ta 3lße nodj im ©tißen
Um Äönig ÜWorungS ©nbe meinen.
S-
Unb als ber Sänger fdjroieg,
£>ub SBalram an $u reben:
„©in ©lücf ift’S, bag nur menige
SWaibe fo befetyben
ten ÜWann, ber um fie mirbt, ,
tenn, foßte baS gef^en,
©alb mürben leer bie §äufer
3n ben peiten Sanben ftegen." ,
-«I
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Sludj £)erta trat befyenbe
3u bcr §errin l)in.
„®a3 fodft bu nun erfahren,
©ie frotj id& beffen Bin,
®aß enblicfy bir bic ©tunbe
®er SRinne l)at geflogen,
Unb baß ein ftarfer £elb
®i<b fejjt gerahmt burd) fü^neS ©agen!"
©eraaltfam unterbrüefte
®ie fiönigin iljr ©e^.
„3$ ^offe ju erleben,
®aß idj eud) raeinen felj'
Um biefeö @pielntann3 ©nbe! —
3um Singfampf ruf 1 idj nun!
©eoor fein Jpaupt gefallen,
SEBitt ic$ nid^t raften unb nid^t ruljn!"
®a fd&leuberte fxe ©rünne
Unb #elm unb ©d)ilb bei ©eit\
Unb bis juni ©ürtel nieber
?icß faden fie ba3 Äleib.
(Sin ©leid^eS t^at ber ©pielmann;
©ie falj ißn grimmig an,
51(3 roodtc fie zerreißen
®en ftarfen, tyelbenfüljnen SRann.
Unb al3 bie Körner riefen
3um ^antpf mit bumpfem ion,
®a ftürjte fidfy ©unljilbe
Sluf i^ren ©egner fcfyon,
©ie roodf ifyn nicberraerfen
®urd> iljre3 Slngriff3 ©ud&t,
®od& ad iljr ©üttyen brad^te
3$r leiber nur geringe grut^t.
@3 breitete ber ©pielmann
®ie Sirme au3einanb
Unb raanfte faunt ein raenig,
5(13 tyn bie SRaib umraaub.
63 raar gepreßt ityr ©ufen
Sin feine rau^e ©ruft,
®a rief er fro$: ,,3d) fämpfte
Soc$ feinen Äampf mit foldjer £uft!"
®a meinte fie oor 3orn,
©erjerrt raar i()r ©eficfyt,
©ergeblid) raar ifyr Singen,
$er Sedfe raanfte nid)t,
Son fieggeroiffer Su^c
©ar i^m fein £er$ erfüdt,
®em Uferfelfen ä(jnlic$,
®cu 5)teere6braiibuirg tuilb umbrüdt.
-f8
©o flattert rootyl ein ©öglein,
®a3 £er$ uon ©utfy gepreßt,
Ofptmäcfytig um ben SäuBer,
®er au3 bem raeidjen Seft
®ie lieben Äinber raubte
Unb fyart unb unbewegt
®ie armen fleinen ©efen
$n feinen £>ut bebäcfytig legt.
®en ©egner roodte fie
©eraaltfam nieberjroingen,
®odj fanb fie feinen ©Ortzeit
©ei bem roilben Singen,
®a rief ber grembe cnblidj:
„®a3 ©piel ift fefct oorbei,
Sun gilt e3, $u erproben,
©er unter un3 am fiärffien fei!"
3um Singriff ging er über,
3$m roar’3 geringe Saft,
üRit leichter 9Rülje l)ie(t er
®en frönen fieib umfaßt
Unb legte ifyn beljutfam
Jjpernieber auf ben ©ruttb;
@r fniete ^in unb fußte
3um jroeiten 9Ral ben frönen SRunb.
®a fonnten fidj nid^t galten
®te 9Raibe unb bie Scannen,
©in ©unber roar’3, roie laut
©ie ju rufen begannen.
@3 fünbeten ^eer^örner
Jpadenb be3 gremben ©ieg,
^nbeffen oljreitbetäubenb
©in railber £ärm jum £immcl ftieg.
®a trat ber alte ffiatc
©ebädfytig in ben Ärei3,
®er ©art floß ifjm ^ernieber
©ic ©djnee fo Blenbenb weiß.
Unb lacbenben Sluge3 rief er:
„@lücf auf jum leisten ©ieg!
Sodfy niemals fafy icty führen
SRit ffieibern einen fold;eti Ärieg!"
3»beffen lag ©un^ilbe
Sod) immer auf bem ©anb.
$aß fie jum ^weiten SRale
®er grembling überroanb,
®a3 fyatte ibre Seele
©rfüdt mit railber aRactyt,
©3 raar wie fengenbeS geuer
®cr Sad;eburft in iljr entfacht.
-ö
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369
Unb jitternb fann flc nach
2luf neue KampfeSart,
Durch bic oor (Spott fie bliebe
Unb neuer Schmach bewahrt,
Sie wollte (Sieg erzwingen,
Unb $u berfelben ©tunb'
Sin feuern Stocke nehmen,
Der ^ö^nenb fügte ihren 9ftunb!
Unb grimme^ Sabeln juefte
3#r über ba8 ©eftcht,
68 ifi ein SBeg gefunben,
Der ftcfyern ©ieg oerfpricht.
©om ©oben fleht fie auf,
©erbergenb alle ©ein
Unb ^üUt in ihre Kleiber
Den oollen ©ufen wieber ein.
Da trat $u ihr §err Sßalram
Unb fprad}: „9lun fomnt 1 $urüdf
©on folgern Kampfe, Jperrin,
68 bringt bir wenig ®lüdf!
Sßenn nicht jum britten ÜJlate
Dir Unfieg werben foU,
©o gieb bein Jperj in ®üte
Dem gelben al8 beS ©iegeS %oVi\
©unhilbe rief: $offe,
68 wirb jum britten 2Ral
Sftich weber ©<hanbe treffen,
9to<h folche ^erbe Qual,
355ie i<h oerfünbet, will ich
Den Kampf mit i^m befiehn,
3$ mug ben grec^en bennoch
3n feinem rotten ©tute fegn!
„6r barf nicht länger leben,
SBeil er fich unterfing,
ÜWir ©hr 1 unb ©lüdf ju rauben,
Drum fei fein ©ieg gering!
SBir wollen SBette fingen
Unb burch be8 ÜWunbeS ©ang.
Den freocl^aft er fügte,
Soll werben ihm ber Untergang \*
3weiunbjwanjigfte8 Abenteuer.
Der alte Sßate brummte:
,,©ei meinem meigen ©art,
DaS fc^eint für einen Stecfen
ÜWir fc^lec^te KampfeSart!
Sßenn jeber König fotlte
Durch Singen ftc^ erwerben
©ein SBeib, — als ^unggefede
ÜWügte ÜWancher einfam fterben!"
Der ©pielmann aber hörte
ühdjt ungern biefe ÜWäre.
„$err Sßate, fei nicht traurig!
Unb wenn’8 ein ÜWeerweib wäre,
Unb ob ihr Singen Hänge
SBie SRachtigaUenton,
Der SBettfampf foU mir bringen
Die ©raut unb ihren Königsthron!
Durch i^rer Jparfe Saiten
ftuhr erfi ©unhilbe leidet,
DaS war, wie wenn ber jperbfiwinb
Durch bürreS SRiebgraS ftreid^t.
Unb ftürmifcher unb wilber
Sßud&S an ber ^arfenflang,
SBie wenn bie ©ranbung braufenb
Umwogt ben Uferfelfenhang.
Dann hub fie an $u fingen.
SBie flang baS ooH unb rein!
@o fingen bie SWachtigallen
3n fitbernem ÜWonbenfdhcin,
©o fingen bie SBalfpren
3n Qb^inS lichtem ©aale,
Sßenn $clben rings unb ©ötter
fjreubig tauften nach bem SRagle:
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370
„TaS WiebgraS regt ftcb flüficrnb,
Ta fcbläft ein SRccfc gut
3lm Stranbe tobeSmübe
Unb nafye tobt bic glutb-
gern wiegt ft<b auf ben JBeUen
Tie fd^öne SBafferfep,
®lei<b fdbwarjen Sßötfen jagen
Tie Söolfen an bem TOoitb oorbei.
„Sßeobalb ift feine Schläfe
©om ©lute gar fo rotl)? —
©ott eiltet gelben Schwerte
3ft ftecb er auf beit Tob! —
2öaS Ijat beit füllten Wecfen
3ln folcfye gebracht?
Tie Königstochter fyat er
3u rauben ftcb als 3Jtagb gebaut!
„2SaS tont bort für eitt Singen,
3öaS fdjwimmt ait’S Sanb ^erbei? —
TaS ift mit tyren Sii^en
Tie fc^öne ©kfferfep! —
3b r maßen grüne £aare
Um’S füge 9lngefid>t;
9BaS rebet fie über ber SBunbe? —
©inen 3aubcrfegen, ben fie fpridbt!
„Unb als ber fted&c ©tarnt
©rwaebt mit bangem 2Rutb,
Ta ftc^t er, bag jur Seite
©in feligeS ©Jeib ihm rul)t.
, Turd) Wunen b a &’ id) bicb
©rrettet! — rebe gleich:
ffiillft, fyofyer £>elb, mir folgen
3um Taufe in mein tiefes Weidb?
„,2luf fyotyw, frpftattneu Säulen
Willst mein blitifeubeS Sdjjlog,
Soüft Weid) unb Säger feilen
SD^it mir als mein ©enog,
Ter Thron uoii fcbitnmevnbcit perlen,
TaS Saget* oon Scbwanenflaum,
Unb SlUeS grog unb {jerrlidj
2Bie bolb erbauter Üttärcfyentraum.
„,©eborfam beinern ffiinfe
SBirb baS weite 9Kcer,
Tie Wijett finb beiit £offtaat,
Tie gifd)e finb bein £eer,
Unb wenn btt jürnft, ergeben
Sieb SÖBogeit gleich uitb ffiittb,
Tod) läcbelft bu, fo legen
Tie Süflc fid) uitb ©Sellen linb. ‘
-18
,,©r aber fd^üttelt traurig
Sein locfig blonbeS $aupt.
,©S ftitb in beinern Reiche
stiebt Söälber, biebt belaubt,
Unb Jpaibe nicht, noch £agen,
2lucb ift baS §er$ mir web
Wad) einer ftoljen Jungfrau, —
2Bobl mir, wenn ich fie wieberfeb’!‘
„, Uitb b a ft bu mich oerftogen,
©erfebmäbt, mich ju umfangen,
So wirft bu nimmermehr
3u Wtinneglücf gelangen,
Unb ^cite, bie Hebft,
Sie foll bir bureb ©efaitg
3um Tauf für beine Treue
©erleiben Sdjjmacb unb Untergang!
„, Uitb $cne, bie bu minnft,
Ob fie bicb glü()enb liebt,
Sie warb bureb mich oerflucbt,
Tag fie ben Tob bir giebt!
Unb «Jene, bie bu nannteft,
©inft liebt fte bicb @lut^,
3ft erft um fte oergoffen
9Wit Schmach bein rotbeS £>erjenSblut! ‘
„gabr b*n, bu ©Seit, nun gält mich
Umfangen bunfle -Wacht,
So bin ich benn für immer
Um alles ©lücf gebracht!
gabr bin, mein Sieb, oerwebe,
©ergebe uttb ocrflittge,
Unb wenn ich Wache fattb, [fpringe!"
gabt’ bin mein Sebett, mein §er$, &er*
Unb als baS Sieb oerfluttgen
Unb als bie £arfe febtoieg,
Sie meinten, bag errungen
©unbilbc je^t ben Sieg,
©S ^errfebte tiefes Schweigen,
Tieweil ein 3eber glaubte,
Tag biefer Sang bem gremben
Tie Hoffnung unb baS Seben raubte.
Ta fagte in bie Saiten
©uttbilbe mit ©ewalt,
Ta flirrten fie jerreigenb,
Tann war ihr Ton oerbattt,
Unb bag bic golbne $arfe
^efct niemals wieber flingt,
Sic febmettert fte $u ©oben,
Tag fplitlcrnb fie jerfebettt, $erfpviitgt.
_&
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371
©3 nmnbelt $u bcm Dgrone
©emeffnen Schritts bic üRaib,
©ie frönt fug mit bcr Ärone
Unb fcgmücft fug mit ©efcgmeib.
Dann nimmt fie mit bcr Sftecgten
Den golbnen ^errfcgerftab
Unb fcgaut auf igren ®cgner
3Kit ernftem, ftoljcm ©lief ginab.
„9hm greife in bie ©aiten
Unb finge, frember 9ttann,
©enn bu mi<g überminbeji,
©egör 1 i<g gern bir an,
Docg roirft bu unterliegen,
Dann fott bir für bein ©agen
Der genfer mit bem ©eile
5ll3balb baS £aupt gerunterfcglagen!"
Unb als fte roinfte, fegritt,
DaS fileib roic ©lut fo rotg,
Der genfer in bie ©egranfen,
©ie igm ©ungilb gebot.
Der muftert finftern ©licfcS
Den gremben mittlerroeile
Unb prüfte bann bebäegtig
Die ©tgneibe an bem ferneren ©eile.
Da warb eS um ben SReefen
Jperrn ©alram roeg unb leib,
(5r ging unb reichte igm
Die £anb ooß Draurigfeit,
Umflorten 3luge3 ftri<g er
Den langen meinen Sart
Unb traurig nagm er Slbfcgicb
©om ©pielmann oor ber testen gagrt.
,,©o lebe mogl auf eroig,
Dein lefcteS ©tünblein fommt!
Dag bu gier fiönig roerbefi,
DaS gatte unS geftommt!
Deff gatf icg Droji unb Hoffnung,
Docg mar eS Drug unb ©egein.
DeS SanbcS ©lürf gegt unter,
©o lebe mogl, — cS foE niegt fein!*
Dreiunbjroanjigftes Abenteuer.
Docg in ber Jparfc ©aiten
©riff fcgnell ber ©pielmann ein,
Da flangen milbe Döne,
©ie roenn ber Sttonbenf egein
£ellgligernb auf beS ÜWecrcS
Serocgtcm ©piegel rügt
Unb traulicg, leife plätfegernb
3ln’3 Ufer fpielt bie ftare glutg.
Die Däne goffen Sftuge
Unb fügen grieben auS,
Die flangen gell unb lieblich
©eit über jpof unb £au3
Unb 5111er £er$en mürben
©rfagt oom 3 au ^erbann,
Da gub ber fügne ©änger
©n feltfam Sieb $u fingen an.
„Unb als icg lag am ©tranbe,
Da rann mein rotgeS ©lut,
@3 rollte gegen bie Sanbe
(Einförmig bumpf bie glutg,
3cg fag burc^ ©olfen fegmeben,
©on üJtonbenlicgt umlogt,
©on blaffem ©egein umgeben,
Jpinroegcnb fegon ben bleicgen lob.
„Unb ift fo fegön, ju mallen
Durcg lacgenbcn ©onnenfegein,
©enn gell bie Sieber gatten
Der ©ögel auS bem £>ain,
©enn SebenSluft unb hoffen
Die ©ruft mit ©lücf erfüllt,
Unb fieg, ber Siebe offen,
3n ©traglengfanj bie 3 u ^ n fi güttt.
„©er beugte ba fleg nieber
3m gellen ÜWonbenlicgt?
3Rein Seben bringft bu mieber,
Du fügeS Slngcficgt!
©ie lag mein ©eift oerfunfen
3n beinern milben ©egein,
©ie roarb mein £erj fo trunfen
Unb felig, mie oon fügem ©ein!
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372
„Unb als im ©terngefunfel
3<h fprengte über baS gelb,
©ie mar bie SRacht fo bunfel,
©ie mar meine ©eele erhellt!
®on ©onne fortgetrieben,
3<h rief eS jubelnb auS:
©ie fctyön ift’S hoch, $u lieben!
93alb hol 1 i<h heim bich in mein £auS!
„Unb fonnt 1 ich einfam bleiben?
3«h fanb nicht 9taft, noch ßhth-
üKein Schiff, waS mag bich treiben
Der fernen fiüfie $u?
Die SOWoen, fhmngetragen,
Umflatterten baS ®oot,
Da fah ich thürrne ragen
©etaueft in gfüIjenbeS Stbenbrot^.
*3<h mußte ju bir fliegen, —
©ebenffi bu wohl noch mein?
O fönnt 1 ich ftiß ©erfchwiegen
Dort oben bei bir fein!
3$ fah ja, unb mein Seinen
©arb wunberbar gefüllt,
Dich an bie 3innen lernen,
Du heißgeliebtes grauenbilb!
„Die £arfe hört 1 ich Hingen,
©ie warb mein Jperj bethört,
Dein rounberfameS (Singen,
3$ t<h felbft, gehört!
,3h* ©offen feib oerfchroiegen,
3h* plauberfS nimmer auS,
©eben foßt ihr unb fliegen
97a<h Dänlanb über baS Königshaus!*
„Unb waS bu ba gefungen,
3$ h°ö’ eS f*oh erlaufet,
®on ÜWinneglüdf bezwungen,
Ob auch bie Sinth geraufd&t,
Ob auch öeS ©inbeS Saufen
Die töne weiter trug,
Ob auch ber ®*anbung ® raufen
®etäubcnb an baS Ohr mir fchlug!
„Seb 1 wo% mein Sieb, ich fah*e
3Bohl über baS weite ßtteer,
Seb 1 wohl, baß ©ott bich bewahre!
©ie ift baS ©Reiben fo fchwer!
3<h ließ bie ©eget fchweßen
Unb flog ber Jpeimat $u;
©lüdf auf, ihr wilben ©eßen,
9luf ©ieberfehn, ©eliebte bu!
„O nein, ich miß nicht fterben!
©unhilbc, fühlft bu nicht,
©ie meines Siebes ©erben
Die ©eele bir umflicht?
ÜWich $og’S auS fernen ©eiten
9ta<h beinern £er$en hin,
©eil ich für alle 3eiten
9ttit bir, mein Sieb, ©erbunben bin!
„3<h h a b* bich errungen,
3<h h a &e bidh befiegt.
Dein ©tolj ift bir bejwungen,
Dein ©träuben unterliegt!
3Jtit ffionnen unb mit ©chmerjen
®ift bu an mich gebunben,
©efteh’S: $wei jtarfe bergen
£>aben ftch für alle 3eit gefunben!"
©r warf hinweg bie §arfe,
(SS war baS Sieb ©erfaßt,
DaS hatte 9lße gebannt
3Jtit ftegenber ©ewalt.
Da rief ber alte ©ate
3uerft bem Sänger laut
®on feinem ©ifc h**nieber:
„®iel ©lüdf ju beiner fchönen ®raut!"
Unb wie ber ©turmwinb bonnemb
3um Fimmel wühlt baS ÜWeer,
©o brach nun plöfcti<h 3 u ^el
Unb ®eifafl auS umher;
2ttan riß herab bie ®tumen
Unb manche fchöne £anb
©arf fte bem flogen (Sieger
Jpernieber in ben weißen ©anb.
©unhilbe übertief eS
erft h«iß unb wieber falt,
tief hatte fte ergriffen
DeS Siebes äßgewatt.
®or ©lüdf unb Siebe jittemb,
©rhob fte langfam ftch
Unb plö^tich, wonnefetig
Jtief taut fte auS: „3ch liebe bich!"
Unb eilig $u ben ©chranfen
©chritt bebenb fte herab,
Da wanfte fie unb ftüfcte
©ich ou f ben £errf<herjtab,
Dann warf fte ben bei ©eite,
Sie flog hinein gefchwinb,
Unb in beS ©pielmannS Firmen
©rröthenb lag baS KönigSfinb.
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373
ffiierunbjwanji
DaS wäljrte lange
©iS ftc^ ber Särm oertor,
©S brängten in bie ©djranfen
©ic$ ©iele bur<$ baS tljor.
2lud) ©Bäte fam unb Brummte:
„@S märe mir nic^t Bang,
üftit ©Baffen mid) ju nteffen
ÜKit iljm, bod) nimmer mit ®efang!"
grrolj fal) er iljm in’S Slntlifo
Unb fuljr ftcfy burcfy ben ©art.
»3 U frohem Gnbe wcnbet
©idfj beine ©pielmannSfaljri,
Unb biji bu ©raga nidf)t,
©om Jpimmel fyergefanbi,
©o wäljn 1 id), bift bu Jporant,
Der $err oom weiten Dänenlanb!
„Äein Slnbrer fann crwecfen
©om ©üben Bte $um korben
©o wunberfüfje löne!
Defj bin idj frolj geworben!
3DBie freut mein altes £er$ ftcfy
Unb felig fd&läft eS ein.
©unljilbe, meine tocfyter,
Das weife icfy, bu wirft glücflidj fein!"
Unb £>orant rife oom Jpaupte
Die fdjwar^e Äappe fdjnell,
©ein ftol^eö Slngeftcfyt
©rfcfyien ba frolj unb tyell.
„9hm fjerrfd&e bu, ©unljilbe,
gortan mit mir jugleidfy
3n aßen meinen Sanben
Unb über mein weites Äönigreidj!
fte3 9l6enteuer.
„Unb wo beS EanbeS ©renjen
,3m 9Keere fcfywinben,
©ebieten wir ben ©Bellen
Unb allen ©Binben!
©oweit bie ©ee fic§ befent,
DaS barfft bu wäljnen,
Da Bin ic§ §err unb £errfcfyer,
3fy Jporant, Äönig ber tapfem Dänen!"
©unfyilbe fatj iljn an
Unb fpradj: „DaS follft bu wiffen,
3n meinem Seben will id^
Dic§ niemals wieber rniffen!
©Bie oft in meinen träumen
Jpab’ id) gefeijen bi<$
Unb feit wie langen Jagen
Jpab 1 icfy bi<$ lieb Ijer$inniglic§!
„©eit mir mein Otjeim ©Bäte
Dereinft bie 9ttär erjagte,
Dafe Äönig £etcl bidj
3um ©Berbcboten wählte,
Unb bafe bu Jagens Äinb
Serlodft Ijaft burdj ©efang,
©erlägt bir in Siebe immer
©hin £>er$ entgegen fe$nfu($tSbang.
„9hir beine Siebe will idj,
Du oielgetrcuer Jpelb,
Unb bir am £er$en liegen,
©onft nichts in weiter ©Belt,
©Bill beine Sodfen ftrei^cln
Unb fuffen beinen 3Jtunb
Unb fpät, mit bir jufammen
6inft fterben in berfelben ©tunb 1 !"
©alb nagten jur Jpo(fy$eitSfeier
Die ©äfte auf allen ©egen,
2tuc§ §etel oon §egetingen
Unb grute waren jugegen,
£err ÜWorung nur oon grünen,
©Bo weilte ber inbeffen?
3m tiefen ÜReereSgrunbe,
©erwe^t, oerloren unb oergeffen!
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374
§ugenöge&id)te von Jbeinric^ cSeutfjoß).
(53i8fjer ungebrudft.)
II. © e r nt i f db t e © o n c 11 c.
beliebig.
©enetia, rote bift bu tief gefunfen!
©teertönigin uttb Jperrin breier Sftctdje,
"Sinn leblos eine ftböne 2ttarmorlei(be,
Um bie noch ®olb unb irb'fd^e glitter prunfen.
Unb beine ßunft! — roie oftmals ftanb idb trunfen
©or tijian, bem Äeiner ffd} ocrgletcbe,
©ellini, Seronefe, beren reiche
©dböpf’rifdbe Äraft li^eUe ©otteSfunfen —
Unb bocty, idb Fann, idb fanit nicht um bid) trauern,
Ob beine £elbengröffe audj jertrümmert,
Ob audb entblättert beine Sorbeerfronen,
©lieb bo<b bie ©c^ön^eit noch in beinen dauern!
@in I^or, ber um ©ergangenes ffdb Fümmert,
©ie^t er baS ©olF ^ier in ©aläften roo^nen!
(Sßac&brucf Verboten.)
Jliif bem gatutreggio.
«3b* ©auten mit porp^ritcn ©radbtfaqabeit,
©attabioS fteingeroorbene ©cbanFett,
©alFone unter üppig grünen SftanFen,
Du Älang non roo^llautStrunfnen ©erenabett:
©Bie Ueb' idb eudb, ©aläfte unb 9lrfaben,
Unb euch, iljr grau'n, i^r fammtum^üöten, fdblanFen,
©cbroarjäugtg, mit beit blaffen, liebefranFen
©effdbtent, bie ftdj in ber Dtac^tluft haben!
SBotyl f<brour icb oft, auf ernffett ©toff $u ffnnen,
Der micf) in ©unft bei roeifen SKännern braute,
Unb abjut^un ba$ alte £^ema: £tcbe!
Doch, o ifyr füfeen Setietianerinnen,
Sagunenbliften, ©onbeln, ©ommeniädbte!
2Bo roär 1 ein ©tenfeb, ber ^ier nidbt ©erfe fcfyriebe!
Jltt
ÜWein ©treben roar ein einiges ©erneinen,
3$ rouffte ©icbtS $tt fd^affen, ©icbtS $u bauen;
Untätig febroeiff icb Sage lang in rauben,
©fablofen ©cgettbeit, itt bunFeln Rainen.
«-
_*»
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975
«-«
Unb oftmals mugt’ icfy meinen, bitter meinen,
Sag icfy mit braunem $lntlifc, buf<fy’gen Srauen
SSergnügt ben Jpöljer feine tannen fjauen;
Dem mürbe ein Seruf: i($ Ijatte feinen.
Da famft bu unb bu gabft mir eine Stiftung,
Du mugteft meine (Seele roaefy gu füffen
9flit einem SDtofeSs, einem 3auberjtabe.
Unb Ijocfy auf fprubelte ber OueU ber Dichtung. —
Die fleine Schöpfung leg’ icty bir ui gügen;
©S ijt nur Jftücferftattung beiner ©abe.
3&a* mir iteiit.
©o feib iljr, Hoffnungen unb spijantafien,
Die einft ic$ fc^uf in fommernädbt’gen ©tunben?
97i<fyt eine fyat (Erfüllung je gefunben,
Dlicfyt eine ©aat ifi je jur gructyt gebieten.
©inft locftc midfj mit fügen 9Jtelobieen
Die 9^i^e Siebe; — iljre Ijerbften ©unben
Unb iljre ffionnen audj fyab’ idfj empfuitben,
©afj meine fdjönften SebenSjaljrc fließen.
Dod& ob au$ alle ©terne mir oergtommen,
5luf bie idj einft gebaut, fein roeibifd) Älagen
©oll fürber meljr aus meinem SJtunbe fommen.
3<$ lernte mity gebulben unb entfagen,
©lieb ja baS (Sine bod> mir unbenommen:
Die Sieber, bie nticfy ftets naefy oben tragen.
Jlttf Styton.
Du fyaft gefämpft ben fiampf ber Ärcatur;
©in ^meiter gaufi, tief, fmuenb, pammentrunfen,
3ogP bu mit beineS ©eifteS litten gunfen
Der SKenfdpjeit eine breite glammenfpur.
©in Don^uan jugleicty, ein troubabour.
Ob auch befd)rieen oom ©ef^led^t ber Unfen,
33ift oor ber ©d^ön^eit bu in ©taub gefunfen
Unb glü^teß für bie meibtic^e Statur.
@o, baS ©efetyief befämpfenb unb eS työljnenb,
©arbfi bu um Hellas, bie bem tob ©eroei^te,
3m geuerbrang, ein ungeftümer greier.
Da auf bi(§ felber lieg ber tob oerföljnenb,
Didtj löfenb oon beS SebenS ©ectyfclftreite —
©anft ftnfen ben gefjeimnigoollen ©dreier.
fe_ *
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376
HI. © ü b l i <$ e © t u b i e n.
I.
3$ Mn rin Sraoo non ©eruf,
Die f^mar^e ®onbel ift mein JpauS;
©a§ unfer §err ju oiel erfäuf,
3um ©otyl ber SWcnf^ett rott 1 i^’S aus.
3$ fenne bie Sagunen rooljl,
Die meine ©onbel raf<$ burd&jietyt; —
3lm Sag bin id) ein ©arcarol,
De6 SRa^te bin i$ ©anbit.
Unb ift ber 3lnquifttion
©in fdjlauer Senator $ur Saft,
Um einen Meinen ©d&ifferlotyn
%oV icb ityn ab aus bem ©alaft.
Unb fragt man bann: ©er tljat eS rooljl?
©enn man am ©tranb ben Seid&nam fieljt:
9lm lag bin id& ein ©arcarol,
DcS 5Wad(jt3 bin id) ©anbit.
Unb langmeitt ft$ ein junges ©eib
3Rit einem fielen SRobiii,
Um iljren fdjlanfen, meinen Seib
Son bem ©emaljl befrei 1 id(j jie.
Unb fragt fte mitty: ©er bift bu rootyl?
©cnn raf$ bie büjtre SRad&t entfliegt:
9lm tag bin id& ein ©arcarol,
DeS SRad&tS bin i<$ ©anbit.
II.
©enn frcunbli<$, fü§ unb traut Dann mit frifd^em ©inn
Der ©lodfc ©Überlaut Durdlj bie Sagunen tyin
©on bem tyotyen ©ampanile bebt, SRubre id& bem naiven Sibo $u,
©enn burd) bie 9Ronbennad>t ©erf 1 bie SRefce auS,
©djjaufclnb, leidet unb fad)t Dcnf an mein ©eib $u §auS
Die ©onbel öber’m ©analetto fd^roebt, Unb tyalt 1 in füfjen träumen Jlbenbrul} 1 .
O, roie träumt ftd&’S gut
3luf ber Sagunen giutlj,
©enn ber ©terne #eer am $inunel fd^roebt,
©enn melobif<$, traut
Der ©locfe ©überlaut
©on bem tyotyen ©ampanile bebt!
m.
3^re ©ctyöntyeit feffelt immer, 2luf bem meinen SRadPen ruhten
5lber ganj roarb id& ityr ©Maoe, ©dMoarje gleiten ^ingegoffen,
9116 id> fte im Meinen 3immer ©ätyrenb lebte ©omtengluttyen
Änieenb beten fal) baS Sine. ©urpurn tyre ©tirn umfloffen.
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377
®rünc SRanfen, früdjtenfcbroere,
©i(b burdb’S offne genfer bogen,
SPrädjtig leudjtenb lag ber ^re
Slbenb auf ben SfteereSroogen.
©ab fie fetig, roonnetrunfen
®aS 2ftarienbilb betrauten,
©dbroeigenb, fdbroelgenb, rote oerfunfen
3n ein unnennbares ©cfyma<$ten.
5Ridbt, rote 3lnbacbt es geboten,
Jtein, befeelt oon ^et^em Triebe,
3^re8 2lugeS glommen lobten
©rog unb fettig roie bie Siebe.
3HS fte midb gefe^n, erröt^enb,
©ie oerflärt, — bodb fremb, oertegen,
3^rer Spraye ©obllaut flötenb,
trat fte glü^enb mir entgegen!
©cbmeljenb ftang’S oon Saum unb ©traute
Unb bie linten rourben trüber,
©onnig füge Salfamljaudje
©ebten oon ©orrent herüber.
IV. ©alb* unb ©eelieber.
I.
Sorüber gürnte baS ©eroitter,
9iod} fallen nadb bie bumpfen ©erläge;
9WngS liegen auf bem ©albeSroege
®er fturmgefnieften Säume ©plitter.
3$ ^öre nodb ber 3 roc *9 c ©dnen,
3)eS ©albftromS tobenbe ©mpörung,
3nbcg fd^on milb auf bie 3 c *ftörung
®er ©onne lichte ©tragen fernen.
©o mag nadb tief empfunbnen ©t^merjen
Gin ©tra^l beS ©eifteS oft erhellen
35ie krümmer unb bie rounben ©teilen
$n einem franfen 9Wcnfc^en^erjcn.
II.
©ie ift ber ©alb oerfhimmt, oerlaffen,
©ie ringS bie Säume ftdb entfleiben!
©S fc^eint ein langfam ftilleS Seibcn
Die gan^e ©d^öpfung ju erfaffen.
Umfonft in biefen ©infamfetten
9Jtag i<b auf meine ©änger lauf eben,
97ur roelfe Slätter ^or 1 idb rauften,
S)ic taumclnb mir ju gügen gleiten.
©S fd&tcft mir bie SRatur ein 3«$™,
©aS roelfe Slatt als fhtmme SWa^nung,
©te eine leife tobeSatynung
gü^r icb'S burdb meine ©eele fdjleidjen.
m.
Son grogen tropfen ftnb bte Grien,
Ü)ic bunfeln, Ijter am Sadb betraut,
2ftit ihrem ©onnenauge fd^aut
SRatur burdb biefe liebten perlen.
gliegt auch, roie milb gelöfteS ©ebnen,
9to<b fanft ber JRegen auf bie 2lu\
©dbon ift ber jjpimmel §eO[ unb blau:
©in Äinb, baS lächelt unter ^b r ^ nen •
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378
§i fttröfe.
©3 brennt bie ©onne glü^enb h«&
2luf ©räfer, ledjgenb unb bcftaubt,
£inn>efft beS ©traucheS SlüthenreiS,
Oie Saunte neigen träg ihr £aupt.
@o auf ber ÜJtenfchh*it, ferner toic Stei
Siegt unfre 3*it; — in ©üb unb Oft
greifet ber ©ölfcr ©chrci,
Ooch ihre ©affen frigt ber SRoft.
©ich auf bie Sftotlj ber Ärcatur,
O §err, in beffen §anb bie SDtacht!
©ieb ein ©eroitter ber Sftatur
Unb gieb ben ©ölfern eine ©flacht!
Jorgen.
©ic ift cS fdhön, am frühen tag
3u roanbern unb gu fdhrocifen,
©enn ringS umher in Sufch unb £ag
SDie ©ögel fingen unb pfeifen!
Oer §immel blau, bie ©rbe grün,
Oie Säume ooll Slütljenbolben,
3(nbe§ non fern im SWorgenglüljn
Oie 9llpcn ftd) oergolben.
©ertaufdhe beinen tiefen ©dhmerg
9ftit jaudhgcnb frifd^cm §offen!
97odb liegt ja, bu oerlangettb £erg!
Oie gange ©eit bir offen.
Jlßeitfrf&itieit.
3d) liege am Stanbe beS ©chiffdhcnS
Unb fd)au in ftummer 9tuh'
Oem Oräufeln ber ©afferperlcn
Son ben blifcenben Zubern gu.
©8 ift ber ©eift bcS griebenS,
Oer über ben ffiaffern fd&roebt,
Oer leife im 9lbcnbläuten
©om Oorfe ^erüberbebt.
©ie ift e3 fo füg, im §ergen
3u bergen ein linbeS ©eh
Seim 9lbenbglodfenläuten
£)ier auf bem blauen ©ec!
3ti*ett0ra!tt«
9Jtit beinern giüftcrn unb Äofen,
©üb, ^auc^ mir bie ©eget an!
Our<h ©d&ilf unb ©afferrofen
©leite, gleite, mein Äatyn!
©aS rainft ihr mit gierlidjen ft'ni^en,
©aS fingt iljr, nmS lodft ihr fo traut,
3>f)r lieblichen ©tfen unb Satiren?
£ab’ f<hon eine Wyenbraut!
3(m üppigften SiebeSgcnu|fc
©erfdhroelg' ich bk 3 e k mit *h r '
Sei i^rern glühenben Äuffe
©ergehen bie ©inne mir.
3h* fennt fk, ölte Äunbc,
Oie büftere 3JMobie; —
©ie richtet mich gu ©runbe,
Oie SRire ©oefie.
(gortfefcung folgt.)
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379
'fielTeitft iff es
@8 podjt an meiner Dfpir: „herein!"
„„#c, 9llter, @ott jum ©rufe!""
„ißidj btenbet nodj ber ©onnenfctyein —
3fc§, junger greunb, bift bu’8?"
„,„3dj bin*8 unb Siele nocfy mit mir,
©ic märten uor bein Iljor:
Da8 ©lumentjeer mit grüner &\tx,
©om Üertfyenoolf ein ©l)or.
©ie buften füfe unb fingen fdtyön
Dir in ba8 §eq hinein
Unb führen bicfy burd) Ifjat unb Jpofjn
3n grüne ©Jälber ein.""
„3>d) bin nid&t jung, nid^t fröljlid) metyr."
„„©i beim, ©oet, jo träumt!""
„$ßein £erj ift für bein ©lücf ju ferner."
„„©i benn, bu Ifyor, uerfäum’8!
„Unb roarft bu einmal echter 9Jtoft
Unb bift jefct alter ©Bein,
Söenit braufeen 2lUe8 treibt unb fprofet,
9ftüfyrft bu bid& nid&t allein ?
bas (e|te $taf.
„©ieHcidjt ift e8 ba8 lefete 3Jtat,
Dafe grüljling bei bir mar!""
gort fpringt er, ift fcfyon roeit im “tl^at,
2lufbre$en ©dbaar um ©ctyaar.
Den ©erg fjinan, bie glasen Ijin,
©ebrängt Ijier, bort entfdjaart,
Die grünen £eere8fäulcn jic^n,
Senjfturm uorau8 fanfart.
Unb roo ber junge Sieger naljt,
©d^roenft gatynengrün ber ffialb,
©ebedfen ©turnen i§m ben ©fab,
©au’n ©forten fidj atöbalb.
©8 nehmen mit bem SJerttyendjor
Die 3Jtenfd)en jubelnb Dl)eil;
@8 fandet unb fingt unb Hingt empor:
„Dem jungen grüfjting £eil!"
Unb id>? idj juble mit im Dfjal,
2öie fam idt) nur f)inau8?
©ietleidjt ift e8 ba8 lefote 3Wal,
§erj, juble btdjj nur au8!
^ttbwig jUigwfl $frattftf*
Ätt Jtaifer Strie&iidjs 3&aljre.
3um ©ebenten an ben 15. ,3 un ' 1888.
„©ater, roer ift’8, bem ber ©efdjüfee
Dumpf brö^ncnber Donner rollt;
Den ber ©locfen ©etön beflagt,
Dem bie umflorten Sanner ragen
Unb um beffen lorbcergefcfymücfte
©afjre gürften fnieen unb beten?" —
©in blü^enber ©profe ift gefunden oom Äönig8ftamm,
©in £elb, ber feine8 ©olfc8 Ärieger
Siegreich geführt in ljunbert ©djlacfyten,
Der nfit feecfenlo8 reinem ©taljl
©Ijrlid) — 9luge in 3luge bem ©egner ftanb:
aber Ijat ein tüdfifdjer geinb
Jpinterrücf8 überfallen unb fjingemürgt!
Der beutfd^en ©idjen ebetfte, tjeljrfte —
9tid^t Dom gemaltigen ©türm erfafet
Unb gebroden,
SJHctyt oom l)immlifd&en ©trafyl oerfengt
Unb jerfplittert —
3a<$, roie e8 ©ic^en unb gelben jiemt;
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380
R---S!
Stein, oon ber ffranfljeit nagenbem ©Burm
SJteudjlerifd) befcfylidjen
Unb bcS SebenSmarfS langfam beraubt! — —
„©ater, mer ift’S, um beit bie Ijeifje
tfjräne oom Sluge tyernieberrinnt
t)ir, beit id) nie meinen gcfetjeit?" —
©in ©Seifer ift gefd^icbeit
SluS ber ÜJtädjtigen Start);
©in ÜJtunb ift üerftummt,
£)efj flammenbeS ©Bort bereinft
©djrccfte ber ©Öfen £ift;
©in Sluge gebroden,
tefj leudjtenber ©traljl
®ic Dämonen ber ginfternifj
©cfyeudjte jurücf jum ©ifce ber Stacht!
Slber ber Slbler ber ©eifteSfreiljeit,
t)cr mit nimmer juefenbem ©lief
fiütjn $ur ©onne geftrebt:
Sti(|t non bem ftoljen Jporft
Staunt er ben lebten glug
©mpor $u ben ©Bolfen,
©tolj nerfdjroebenb im Slbcnbrotty;
Stein, in ben tagen ber Äraft
Son fycimtu(fifd)em giftigen ©feil geriet,
©Rufet 1 er bie ätljergerooljnten ©^roingen
©enfen, unb im niebem ©efträud)
©ergeitb ben ftedjenben 2eib,
©tarb fyunbert tobe ber Jperrlidje.
Slber bie unerfdjütterte ©eelc,
klaglos trug fte baS tyerbe ©efd^ief!-
„©ater, mer mar eS, um ben
Jammer erfaßt in ©alaft unb Jpiittc;
2)em auf ber ©rbe meitem Stunb
trauer tragen bie ©ölfer alle —
2llfo bafe in ber §eimat ©au
©ine Älage nur tönt: ©r ftarb!
Sllfo bafe auf ber fremben ©rbe
©ine Äunbe nur getyt: 6r ftarb —?! —"
©in SJtann ging batyin;
©in ©ater beS ©olfS, bem in ber fricg’rifdjen ©ruft
©djlug ein füfjlenbeS üJtenfc^en^erj;
t)em mit beS Staatsmanns flugem ©rmägen
©eelenreintyeit unb ®ute ftd> paarte —
tyat fein Stamm, fein ©efc^led^t,
Äeine Station: bie SJtenfctyljeit fjat ifyn oerloren! —
„©ater, unb giebt es ber SJtänner fo oiel
©Me ^fjn, bafe ©einer bie ©Mit mag entbehren?" —
©ßelje, Änabe, maS erregft bu auf’S Steue
SDtir ber 3äfjren brennenbeS Stafe!
SJtänner roie ©r: mer nennt fte?
ÜJtänner mie ©r: mo ftnb fte?
SDtänner mie ©r: mann fommen fte unS? —
„©Barum alfo mufete er fd&eiben, ©ater,
3n ben Sauren ber Äraft? — *
& - : -
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381
K-58
ffiarum — — Abrichter Änabc — ffiarum —?
Jrage 3h 11 , bcr beit ©eltbau gefugt,
3^n, ber bie ©efchidfe ber Sötfer
3n allmächtigen £änbcn h<ßt —
grage beit Senfer über ben Sternen:
©arum? — nicht mich!-
„3lbcr roaS merben nun bie ©einen,
Die @r oermaif’t h^* lieft, beginnen?
©ie merben mir hobeln, ohn’ feinen SRath?
©ie merben mir pegen, ohne fein ©chmert?
©ie merben mir leben, ohne fein Seifpicl?" —
©aS mir merben?
Der ©chleier hüßet,
Der unburchbringlidhc, eS — bcr 3ufunft.
©aS mir foßen,
DaS miß i<h bir fagen:
3h*, Mt Sägern, foßt fcheuchen beit geinb —
tapfer unb treu roie ©r —,
Daft nie eines ?fremben ruchlöfe #anb
©chänbe bie ©choße, barinnen @r ruht!
ffiir, bie eilten, foßen baS Sicht
SBahren oor bunfler ©eroalten Drang,
Daft bie ©onne ber ©eiPeSfreihcit
©trahle tnuhtenb ob feinem £)ügcl!
5lße aber foßen mir lernen
ßWenfdjlich $u benfen mic ©r,
3Jtenfdhlich $u leben mie ©r,
Unb in feines Samens ©rinncrung
SWenfchenroürbig gu mirfen — —
DaS foßen mir, Änabc!
$t<$arb £<hmtbf-£aöa*U.
3 c i c i |l n n 5 e.
3<h h a &’ t*n Söiefenthal,
Son Sergen rings umphloften,
Dort, roo ber ßRühte ©ehr gefprädhig raufdht,
Son ©onntagSftiße leis umfloften,
©eraPet unb bem ©locfenton gelaufdht,
Der, oon bcr Söglein Sieb begleitet,
©ie Drgelflängc burch bie ffiälber raufest.
3ch Mt änbacht cmP
Unb roeiheooß empfunben,
Der Slumen ©eihrauchbuft, ber lieblich mcht . . .
Unb in ben heil’gen SRorgcnPunben
Sprach fromm mein #er$ ein innig Danfgebet,
3nbeft in meinem ©olfenmantel
Der Herrgott burch bie blauen fernen geht.
_ f raubt.
tt-IS
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382
Gedichte oon Heinrich Vierordt.
roeite DluSaabe. (^cibelbcrg, Jtarl SöiitterS
nioerfitätSbuchbanblung, 1889.) $er 9lle=
manne £einridj ©ierorbt rourgelt tief in
heimat unb NatergauS. „Dxeitt $h a ^
„©rfehnte 9tag\ „heimatliche ©rbe", „©or
fahren" unb „$er ©rogtnutter ©ilbnig" ftnb
neben manchem anberen Siebe 3 eu 9 cn teefer
tiefen, innigen unb fruchtbaren ©egiehung.
$)ie beiben lebten taffen bie ©eifteSoerroanbts
fd&aft nicht oerFentten, in luelcher ©ierorbt
mit hötberlin fie^t, nur bag er eben fo ge-
funb ift, roie jener franf mar. Oie Siebe
burchathmet baS gante ©nch, aber nur feiten
blieft fte auS beut Schleier h enj or. Öamt
ift fie bie ©änbigeritt beS „fühnett Knaben",
fte h^lt bett Slbler im ©olbnefce gefangen,
ber, ob er bett ©onttengug auch oergigt,
benttoch ein Dlbler bleibt, ftraft, Ntuth uttb
greubiafeit finb überall geaenroärtig. „Unb
bie Hoffnung lag ich flieh* ift ber Kehrreim
eines Siebes, nicht minber charafteriftifch als
jener attbere „Ermanne bich, mein herg, fei
unoergagt!" Oen Kehrreim behanbelt ©ier*
orbt mufterhaft, mie ©eranger; nur ittner=
lieber, fein ©ebidfjt, itt meinem ber dichter
mit flar berougter ©egiffentlichfeit bett straft«
t arafter feiner ißoefte geichnen miH, „OeS
attgeS 29eihe", ig miglungen. ©in fteben=
fachet „Dticbt mie —, (fonbern) roie" —, bem
am ©chlufje ber fiebenten Strophe folgt:
„©o fei beS ©angeS straft unb 28ethc!" mirft
noch meniger rein als tfiopgocfs „2öentt einft
ich tobt bin"-
S3ierorbtö Itraft geht im fchöngen ©eaen=
fafee gu bem eilen Äraftgethue geroiffer fc§ou=
hettäfeinblicher himmelSgürmer. ©ei ihm ift
MeS harmonie: Seibenfchaft, Trauer, ©ehns
fucf>t — jebeS Gefühl unb jeber ©ebauFc geig
in ber ©chönheit auf unb bemahrt babei bie
unmittelbarfte Wahrheit, Oie Salbpoefte ig
fchattenfühl unb buftig, bie ©erglieber legen
erhabene ©d)önheit in ungeheuere, nur oont
Sichte oerflärte Waffen, bie ©turme8 = unb
©tromeSlieber laffen beS OicfgerS ©treben
unb Sebett im geroaltigften ©pmbol baljins
braufen, unb bie DJteereSlieber offenbaren bie
elementare SBoUgemalt ober bie ftcfgbare Utt=
enblichfeit als Dlbbilb beS innerlich (trogen,
SBefenSunenblichen, Gfroigen. Oem 29anbeln
unb 2öeben ber 3 a *)reSgeiten fcheint ihre
eigenfte DMobie abgelaufcht. OaS Sieb oon
ber Nachtigall beftrieft uns mit allen 3<iu&tnt
ber linbenbuftigen 3uninacht, mie eS nur je
©id^enborff’fche ©oefie thut, unb in anberen
Siebern oerroanbten 3nhaltS fommt ©ierorbt
burch fchlidfge Sitnigfcit feinem Sieblinge,
herrn Satter oon ber ©ogelweibe, nahe. Oa*
bei bleibt er immer berfelbe, auch in antifen
©erSmagett unb freien Nbtghmen, in roelchen
er hölbertin j 0 na g e g c ^ t „3 u 9B<>9el\
„Oer borgen", „©or 3ah r en", „©tränte
bilber" uttb attbere föttnte ber dichter beS
hpperion gefchriebett h a & cn - «J&crrfcht hier
lu|tfarbige Klarheit, fo entgiieft in anberen
Schichten, oor Slllem in bett ballabenartigen,
ein fraftoolleS, lichtgefättigteS ©olorit. w SDie
DfteereSbraut", „Oer ^irc&hof auf 3aoa",
„Oie ©locfe oon ©ent" ftnb Dftuger ihrer
©attung.
©ierorbt beherrfdjt fpielenb bie gorm, aber
er fpielt nicht mit ihr — ein ©piel, baS ftch
befanntlidf) leicht umfehrt. härten roie „©läng*,
©ternleiit", bcbenfliche Meinte, mie „gefchmum
ben — bunten", „9th f ben — Oeben" fommen
nur oereingelt oor. ©inS ber feböngen ©e=
bichte, „Oer herbft" 05- 12), roirb unbegreifs
licger Seife burch ^ cn ©prachfegler w oer=
fettFeit" für „oerftnfen" entgeUt — ober roaS
ift Objeft gu „oerfenfen"? — TOit 9tteiger=
fegaft gnbet ber ^Dichter innerhalb ber ©rengen
beS ©chönen baS ©egcichttettbe, glücfli^ meig
felbg ba, too er oerroegen neuert, roie in
folgcnbcr ©teile:
Diebel fchlingen ihren golbnen Zeigen,
$)ie Dlbler fchlagett tro^ig thren glug.
®aS ®uch enthalt fein eingigeS mittels
mägigeS ©ebicht. Ä
Dr. Adolf Bneger.
Ghampagner-Geist. Sieber unb Sug*
fpiele frangögfeher DJleiger. Uebertraaen oon
Siegmar Mehring. (Berlin, Verlag oon
©iegmar DJiehrittg.) 2>er hrrr SBerfaffer hot
betn — fehr f<hön anSgegatteten 53uche — ein
hanbfehreiben beigelegt, in meinem eS heigt:
„DJieine 3lbftcht ift nid^t, ©ie um eine her«
fommliche ©mpfehlung beS 3)ucheS angu«
gehen, fonbern ich roa 9 c roc *t anfpruch3 s
oollere 53itte um eingehenbe Prüfung meiner
Arbeit.
3* merbe gern jebe ülufbeefung oon Mängeln
als behergigeitSioerthe Belehrung hinttehmen,
anj befonoerS aber mürbe ich 3§ nen oer*
unben fein, roettn ©ie ft* ber DJiithe unters
giehen moüten, meine fcerbeutfehung ber
^eranger s Sieber auger mit bem Original
auch mit ben Ueberfefeungeit oon ©aubp,
©eeger, SBolfj u. f. ro. gu Dergleichen unb
ebettfo meine Uebertragung beS „©cpierling"
oon Slugier mit bem Original unb ben lieber
tragungen oon Dlrthur gitger (©cbulge’fd^e
hofbuchhbfo/ Olbenbura, lö85) unb Slnton
©ing (bei Neclarn unter Nr. 1927 erfchienen).
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383
St
Wein £iel n>ar, Uebertragungen gu fRaffen,
welche bte möglich treue ©Übergabe beS
Originals in einer möglidpft potlenbetcn gorrn
barbieten, — al|o beutle jhmftwerfe, wie
fie jene Oicpter felbft gefcpaffen fabelt wür=
ben, wenn fie in beutfdper ©pracpe gefdprieben
Ratten.
ffiie weit idp midp biefem 3 ^ c genähert
pabe, barüber erbitte idp 3P C gefdpäpteS
Urtpeü.*
Oer Ueberfeper verlangt piel, aber er per*
langt nur fein Recpt. $ier wäre ber ^unft,
wo ein itritifer ber beutjepen, oft fo ober=
fläcplicpen tfritif einjufepen t>ätte. 3Iber fann
man oon einem Referenten perlangen, er foOe
fiep eine gange Sitteratur oerfepaffen, um
über ein Vanbepen 31 t urteilen? Oer Oicpter,
baS ^htblifum, fie fönnen eS begehren, unb
wenn einem Jtritifer 3 *tt übrig bleibt, fo
wirb er eS audp tpun, fofern er eS eben mit
ber tfritif ernjt meint — unb baS Vudp ber
3 eitpermenbung wertp ift.
Wattcp’ freunblidper unb roofjlmeinenber
Vefpredper glaubt, feinem Sobe noep einen
tabelnben Radpfap anpängen 311 müffen, bloS
um gu 3 eigen, bafe er Sidpt unb ©chatten
richtig 311 pertpeilen weife. ©r fpriept 3 . 33.
pon einigen gliidptigfeiten ber Ueberfepung,
opne baS Original audp nur aufgefcplagen
gu ^aben. 3 <p benfe, pier genügt e§, 311
conftatiren, bafe bie Uebertragungen WeprittgS
naep SBeranger, Woliere, ©oppee, £mgo,
Wuffet, Lamartine fiep wie beutfepe Originale
lefen. Weprhtg beperrfept bie gorm unb ift
ein guter Kenner beS 3biont8, baS er oers
beutfept.
gür ben „©dpierling* 3lugierS pat er niept
ben 2 lle^anbriner (ber 12 ober J3 ©ilben
gäplt), fonbern einen längeren, cäfurirten
VerS pon 15 ©ilben gewäplt, woburep er
leieptere ©adpe unb mepr greipeit befam.
Oodp würbe icp in ber Cigtü 3 . V. niept
gleiep porn „homme surprenant“ mit &'au$,
unb „l’amie, qu’il aime“, niept mit greunb
überfepen (©. 97.), wäprenb 3 . 33. ,,Les
femme 8 — c’est toujours cette difformite,
De beautd sans esprit, ou d'esprit saus
1 beaute“ — mit:
i
Oie ©eiber, aep, pier wollen nie 3 wei '$ole
fiep oerjöpnen,
©eiftreiepen feplt bie ©dpönpeit unb an
©eift gebriept’S ben ©epönen
gut wiebergegeben ift. 3 m ©anjen foü pier
nur auf baS liebenSwürbige 33iidplein pin*
gewiefen werben.
Dr. Alfred Friedmann.
Gedichte pon Carl Preeer. Vierte
Auflage. (Gaffel, Verlag pon <5rnft £iipn.
1890.) Jlammerbircctor qJrefer pat ft<p 11 m
bie peffifepe ©üfcpicptSforfdpuitg perbient ges
tnaept; er ift Oerjenige, roeldjer ber falfcpen
piftorifepen Sluffaffung Pon bem „pefftfepen
Wenfcpenpattbel" entgegentrat. (Vergl. fein
Oifliepon „ 2 ln ©eumeS ©rab in Seplip".)
31 IS Oicpter ift er in feiner §eimat gern gc=
S-
lefen, unb feine Sieber ftnb aitdp weit über
bie ©rengen beS ^effenlanbeS pinauS befannt
geworben. Oie ©ebidpte liegen in permeprter,
pierter Auflage por. 3 ” „Silber unb ©es
ftalten" bietet ftdp uns eine Reipe pon 33 ah
laben, welcpe burep bie ©cpönpeit ber gorm
wirfen. garbenpräeptia ift „OaS ©cplofe ber
grattgipani"; ein grofeeS piftorifdpeS Wotip
ift „Oon 3Uoaro* untergelegt. #umoriftifcpe 8
©epräge tragen: „Oie 3 cc P er oon gulba*
unb „Veim Oomperrn pon Ornamutp*. ©ine
weinlaunige ©tinimuna atpmen oiele Sieber
aus „©eben unb ©treben*; paffenb pineins
aefcplunaen ftnb lateinifepe 33erfe. 3luS ans
bem ©ebiepten tritt unS ber ©parafter beS
OicbtevS poH entgegen, ^refer ift religiös,
cpriftlicp, aber niept frömmelnb; er ift Patriot,
aber fein gürftenfnedpt; er ift ©änger, ber
fingen mufe. Oenn als ipnt (pgl. „Xenie")
bie „(Reellen}* rätp, ben ^ßegafuS an bie
Grippe angubtnben, faat er bem ^errenbienft
Sebewopl. — „Siebe, grüpling, SBanberluft*
bringen eine ftngapt pon 3ug<nbs unb SiebeSs
liebem, pon beiten pielleiept einige bei einer
neuen ©ieptung wegbleiben, ©rgreifenb ftnb
manepe ©efänge ans „3nt ©yil*. Oer ©cpmerg
über bie Verbannung aus ber geliebten Heimat
(1806) unb bie ©epnfncpt nadp berfelben
burcp 3 ittert bie Seifen; fogar ber 3lnblid ber
©cpönpeit 3 ta I* cnS permag baS brennenbe
©efiipl niept 311 perlöfdpen. Um fo freu*
biger flingen baper in „£eimfepr* bie iöne
ber Seier; wepmütpigsfrop arüfet ber Oicpter
bie ©tätten beS früperen ©lüdeS unb ftngt
pon feinem lieben £ejfenlattbe unb Pom beuts
fepen Vaterlanbe. — Oie in „Siebe, grüpling,
Sanberluft" pielfacp porfommenben pers
braudpten Reime permag ber Oicpter bei einer
neuen ^erauSgctbe tpeilweije leidpt 3 U befeis
tigen. ©ine grage: Sarum peifet 3lttiia3
©emapUtt 3^tconbe? 33loS beS VevSmafeeS
roc0cn ? Hugo Rheinländer.
Feldblumen, ©ebidpte pon Ida Maksa.
(33ci 3 . gritjepe, Reicpenbcrg, in ©ommiffion.)
3 n befd;eibenem ©ewanbe ein pon grauen*
panb gebotener, anfprucpSlofer Sicberftraufe!
— ©rfdpeint unS aitdp baS ©ingangSgebidpt:
„3ln ben Sefer!* weniger gelungen, fo befuns
ben bodp manepe anbere $oeften, unter wel*
dpeit wir „grüplingSntorgen", „©S war im
fonnettpellen £ag*, „Wein immergrün*
unb „©etroft* peroorpeben wouen, ein an=
fpredpenbeS, nidpt uitbebeutenbeS Oalcnt, pon
bent man in 3 ufrmft wopl noep reifere ©aben
erwarten biirfte.
Adelaide von Gottberg.
Strandgut. Reue ©ebidpte pon Rein¬
hold Fuchs, (©era, £arl 33audp. 1890.)
Reinpolb gueps ift bem Sefer biefer Vlätter
längft ein alter, lieber Vefannter. ©eine
Voefieen 3 eidptten fiep niept fowopl burep bie
überwältigenbe ©ewalt padenb = origineller
3been aus, als burep ein ftilleS ©idp*Vers
fenfen in bie ©epeimniffe oon Ratnr unb
Wenfepenfeele. Oiefe beiben weife er in immer
an 3 iepeitber unb gelungener Seife bidpterifcp
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auSjugeflalten, ihren SReij pat er roie roenige
her üttobernen tief ergrünbet unb nermag mtt
großer C^cfd^icflidbFcit tinS mittenpineiu gu
nerfepen in bic 5Untofppäre, bie (eine ®e=
ftalten nnb $inge geboren, eine Ötabe, bie
roopl jumeift ouf bie meifterpafte £>anbpabung
ber Sprache gurücfgufii^ren ift. 3 n „©tranb*
aut" finbet man u. 51. StimmungSbilber oon
feffelnbem 95eij, roie „$>ie roanbernbe £üne",
„iaSSracf ber5lpprobite*, „$)er neuestem",
hier bie in ber gärbuna fo überrafepenb glücf;
licp getroffenen „fftorbfeefonette", unb enblicp
bie perlen ber Sammlung, bie erjäplenben
£)icptungen. gucpS pat für jroei berfelben
oom „£eutfcpen $i(pterpeim" ben ^>rei3 be;
fommen: „&a 8 £emb beS @lücflicpen" unb
„S'eutfcpe Xreue\ Säprenb baS (Jrftere eine
pübfcpe 5tnefbote in treffenb = fatirifd^er Seife
bepanbelt, roirb unS im ^roeiten ein oofl;
roicptigeS Stücf piftorifeper $oefte in 93 aUabem
form geboten. £>a 8 SBefle, roaS ber Sfleifter
biefer £icptung3art, Ip. gontane, geleitet,
roirb burep bieS (Webicpt erteilt, roenn nidpt
iibertrojjen, benn nirgenbS höbe idp, felbft bei
bem „Sänger ber dtfarf", bie oirtuoje Äunji,
piftorifepe Vorgänge 311 beleben, ipren poe=
tifdpen (Gepalt in moberne Stimmung nmju;
fepen, in gleicper Seife auSgebilbet gefunben.
— $d) rourbe miep fepr freuen, als ^eroeiS
für bas 3 n tereffe beä gebilbeten s |>ublifum 8
halb eine neue Auflage non gucpS* (^ebiepten
brüten jufßnncn! Pritz Eberhardt .
Wacp langem, feproerem Jeiben oerftarb am
6 . 2Jtai b. 3- Edmund Dorer in Bresben
im 5llter oon 59 3a^ren; berfelbe pat fidp
foroopl burep feine eigenen lurifcpen £icpt;
ungen, roie auep burep feine Uebertragungen
einen rooplbegrünbeten 95uf erroorben. $*efon;
berä fcpäpeitSroertp finb feine Ueberfepungen
aus bem Spanifcpen, bie er pauptfäcpliep in
ben „OHanatblütpen" unb bem „Oaucionero"
niebergelegt pat.
- * -
S'er 93erroaltung3ratp ber Deutschen Schil¬
ler-Stiftung pielt feine Ja^reSuerfammlung
am 28. unb 29. Wat im Scbiflerpaufe $u
Seimar unter bem 5?orfip beS Generals
intenbanten oon ©ronfart. 5lnroefenb roaren
oon ausroärtS als Vertreter bie Herren: Dr.
graitfl, Witter non £oeproart=Sien, Dr. '•faul
Jpepfe^ünepen, OberlanbeögericptSratp Sdpön;
parbt; Stuttgart, @. ^uboc (Robert Salb;
müfler)=£reäben, 9anbfpnbieu3 (Meipler;5?re3=
lau für ben bepinberten £errn 05epeimratp
gelijr $>apn, non Seimar bie Herren l)r.
3uliuS (tröffe als (*eneralfecretär, £ofratp
Dr. Seniger, ^rofeffor Dr. Suppari, 9fe;
gierungSratb föotpe, 3ufti$ratp ©runer. 5Iu3
ben 5?erfammlungen ift — foroeit es non
allgemeinem 3 llt erefje — golgenbeS peroor;
jupeben: Waep ber ßaffeniiberficpt beträgt bie
(^efammteinuapme etroa 41 CHX) WF., bie (^e=
fammtauSgabe etroa 32000 WF., fo bajj über
9000 Üttf. oerfügbar bleiben. 51uS ben
nereinen Sien unb Stuttgart roirb ein er;
freulidber 3ttroaep3 non dftitgliebem unb bie
©ilbnng neuer 3 roc '9 0ere ' ne $ u Ulm unb
dftarbaep mitgetbeilt. 5ltt 3uroenbungen für
biefeS 3 a P r finb 311 erroäbuen 2000 9JU. als
eine Scpenfung unter ÜJebenben feitenS ber grau
Gparlotte n. Dren geb. n. $agen unb 100
non ber D&ebaction beS „^Teutfcben Xicpter;
beim". 3?on 17 UntcrftüpungSgefucbeu roitr;
ben 9 mit einem betrage non über 2000
für biefeS 3 a b r beroidigt.
i<on Friedrich von Bodenstedts„ ©rinner;
ungen aus meinem lieben" erfdbeint foeben ber
II. 2*anb. (5lttgemeiner herein für beittfcpe
Sitteratur, Berlin.)
- * -
5HS 5?anb VIII feiner „$efammelten Scprif;
ten" neröjfentlicbt Heinrich Seidel „l'eberedbt
Öiibncben als t^rofroater". (51. C^. 2iebeSfinb,
veipjig.)
Adolf Stern Ififtt im £trbft b. % tine Ueber=
tragung ber febönften (^ebidbte beS febroebifeben
JprtfcrS (^raf Öarl SnoilSfp in 53ucbform
erjebeinen.
- * -
$on Konrad Telmann erfepeint bei Qarl
9teifmec in Seipjig eine Sammlung feiner
Sfijjcn unb Woue'Üetten auS ben lepten 12
3al)rett in 3 55änbcn unter bem $itel „Cuer
burcb’S 9ebeit". $er erfte 5?anb beS ScrfeS
gelangt bereits in jtürge jur 5lu3gabe.
- *-
Martin Greifs Xrauerfpiel „öonrabin, ber
lepte £obenftaufe" erhielte bei feiner (Jrftauf;
fübrung im Üliincbner ^oftpeater nor ftarf
bejeptem ^aufe einen bebcutenben O-rfolg.
^aS ^ublifum folgte ber fepönen, non eept
beutiepem ©cifte getragenen SMcptuug mit leb;
paftem 3»lcrefjc, baS Tttp bei ofjener Scene
unb bei ben 5ktjchliifjeu in oftmaligem 55ei*
fall funbgab.
- * -
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385
Heinrich Baltbaupts $>rama „Eine neue
©Seit - , ba3 bereits in ben ©pielplan beS neu*
gegrünbeten ©ereiitS $>eutfche ^Bii^ne auf=
genommen mar, i(t foeben nom tföntgl.
©djaufpielhaufe in ©erlin gur Aufführung
angenommen unb wirb im ©egtnn ber näch=
ften ©pielgeit feine bortige Erftaufführung
erleben.
- * -
$)a$ neue ©chaufpiel, welches Adolf Wil-
brandt für feine Eattin gefdjrieben hat, führt
ben Sitel „fteue Seiten* unb ftreift in einem
lebhaft bewegten ©efellfcbaftsbilbe bie fociale
t rage. ©türf wiro ^uerft im ?effing=
heater in ©erlin — mit grau Augufte ©HD
branbt=©aubiu8 als CMaft — aufgeführt.
- *-
$>er allgemeine beutfdfje ©prachoerein fept,
auf Anregung feines 3 n>f ‘9° (Te i nS $ u
a. b. $., einen ©reis oon 5uO Warf aus für
ein ©ühnenftüdf, baS im ©inne ber ©eftreb=
ungen beS ©ereinS ebenfo bie thörichte gremb*
wörtcrfucht wie ben übertriebenen föetnigungS-
eifer geipelt. $ie ©reisarbeiten finb bis jum
15. gebruar 1891 an ben ©orftpenben ©rof.
Dr. Siegel in ©raunfehmeig einjufenben. 3 ,ir
©ilbung beS ^Preisgerichtes finb u. 91. eins
aelaben: griebrich oon ©obenftebt, £oftheater*
Sntenbant oon Eilfa unb ©Hrflicher E5ebeime=
rath oon ©Jarbenburg. £er ©pruch beS
Preisgerichtes foü auf ber £auptoerfammlung
gu ©ftngften 1891 oerfünbigt werben.
-* - i
$)ie fcirection beS Deutschen Volksthea¬
ters in ©Heit beabfichtigt befanntlich feit
längerer 3*it, eine Preisbewerbung für Lust- ,
spiele auSgufAreiben. $)ie ©ebinaungen bi es
fer ©reiSauSjcpreibung ftnb folgenoe: 1) $>te
eingureichenbcn SBerfe müffen Originalarbei-
ten (2uftfpiele) fein, welche ben 9lbenb füllen,
baS heifet eine ©pielgeit oon 2- 2 1 /* ©tun=
ben umfaffen unb bisher nod) an feinem
Theater gur 21 uffit^rung gelangt finb. 2) $er
lepte Einreichungstermin ift ber 15. ©eptem*
ber 1890. 3) SDie Entweihung barüber, welche
©tücfe mit einem greife bebaut werben, wirb
am 15. Wooember 1890 gefällt. 4) $>ie Ar*
beiten müffen auf bem Umfrage ein Äenn«
wort tragen, währenb im gleichbegeichueten oer*
fchloffenen©riefumfchlage Warne unbSBohnung
beS ©erfafjerS enthüllen fein müffen. 5) 3ur
©ertheilung gelangen brei ©reife, oon welchem
ber erfte 500, ber zweite 300 unb ber britte
200 Eulben beträgt. 6) $>ie SDirection beS
^eutfehen ©olfStheaterS in ©Hen oerpflidbtet
fich, bie preisgefronten ©Jerfe im 9aufe oeS
©pieljahres 1890/91 an ihrer ©iihne aufs
gujiihren unb aufier ben guerfannteit ©reifen
einen Anteil oon 10 0 . £>. oon beit erhielten
©ruttoeinnahmen gu gewähren, dagegen finb
bie Herren ©erfafjer gehalten, bie preiSgefröit*
ten ©*erfe für ©Heit auSfchlieplich bem $eut*
fchen ©olfStheater gur 9lufführung ju über*
iaffen unb fie oor ber Aufführung tn ©Hen
an feiner anberen ©ühne jnr £arjtellung gu
bringen. 7) &a3 ©reiSrichtcrcollegium be=
fteht auS nachfolgenden Herren: Dr. Alfreb
greiherr o. ©erger, »Eofrath 2ubwig 0 .$)ocgi,
griebrich ©chi'tp, .Eofrath ©rofeffor Dr. Wo*
bert o. 3immerntann, Emerich non ©ufooicS.
8 ) £ent ©ublifum, fowie ben Herren ©reiSs
rtchtern bleiben bie tarnen ber ©erfaffer ber
preisgefrönten 3öerfe bis nach beren Erftaufs
führungen unbefannt.
BestlB>B>BBgen tob allgMnelaer Geltung. Jede Einsendung, aber deren Verwendung Auskunft
gewünscht wird, muu deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner iat jeder Beitrag »uf
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten.
Man bewahre sich ron allen Einsendungen Abschrift, da wir Oedichte Oberhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann surfleksenden, wenn der rolle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’s bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welohe
mit 8trafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos surückgewiesen. Anouyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht QenQge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Origi nalbeitrftge angenommen.
E. M. in D —n „Auf bem ©erge - (mit
einigeit Aeitberungen gu Euitfkn ber 9^eim=
reinheit); OC. iitD—n „Iraum um ^raiim"
(ba§ fragliche ©uch wirb etwa im ©eptember
erfreuten); K. G. in E —d „Waieitnacht"
unter bem 2itel „9engnacht" (mit Aenber:
ungen); A. H. in D —n „3™^ 9?ofen";
S. B. in M—n „Sorauf ich harre! - ; H. Z.
in E —1 b. H. „§aibewanberung - , „£ie
fternenlofe 9facht - unb „$)e3Weere§ (Srunb - ;
F. S. in P—f. b. S. „Ofterwaber - ; P. K. in
W- n „©chwermnth I - ; F. B. in W-n
„An AgiteS* (mit Aenberungeit); G. M. in
R—k „3faru6 - (mit einer fleincn Aenberung);
G. S. in L—g „Erifa" unb „Allein - ; F. L.
in G—n „ ^eimatötraumM. G. in S—n
„©ommerfäben"; W. Al. in 0—n „Auf ber
Altane - ; H. P. in T—r „£er fchöne Worgen -
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886
?Sr
unter bem $itel „©ommermoraen"; E. y. G.
in W—n „ftinberfpiel"; P. Z. in S —au
„Sommer glaube"; C. D. in A—g „0 bella
Yenazia“; E.K. in B—z „grolje ©inFehr";
0. W. in L —g „Robert" unter bem Xitel
„©djirffar. Angenommen!
R. K. in G—tz (inhaltlich gu unbebeutenb);
o t> cu /' » .. :_
A. S. B. in St. G—n (oielfad) gedreht ii
AuSbrucf); A. K. in M—d; P. I. in W—
(in gotm wie Ausführung gu fFiggenbaft);
K. A. in C—e; L. M. in W—1; W. K. in
E —n (oerbraudbte ©toffe unb fehlerhaft in
ber gorm);B. R. in D —tz; 0. P. K. in
L—g; E. P. in T—n (für 3>l)vc freunblid^e
AnerFennung aufrichtig oerbutiben!); F. G.
in N—g (gu wenig neu); C. F. H. in S—d;
G. 0. in B—n (was foUen mir jefct mit einem
©intergebicht?); E. H. in Z—a; R. E. in
W—g (mir haben ja jene Angelegenheit be?
reitö gang in 3h«nt ©inne geregelt); F.
E. in B—n; 0. W. in B—8; H. P. in T—n
(für bic Chrgählung haben mir feine 93er*
wenbung); V. K. in B —n (3hre ©priiche
geben burchauS feinerlei neuer Anfchauung
AuSbrucf); W. S in E—a; H. F. in B—n;
E. C.-M in A—n; P. S. in B—n; A. S. in
C—au (gu harmlos); F. S. in P—f b. S.;
S. E. E. in A—n (in gu flüchtigen Umriffen;
fchicfcn ©ie AuSgeführtereS!): B. G. in B—n
(aegenftanbSloS); Dr. K. F. J. in B — n;
M. S. in A—a (ftimmungSooH, aber ohne
charafteriftifche roir cn »arten gern
mehr!,); H. W. in L —g (theilweife fachlich
ungeeignet). Dankend abgelehnt!
H. F. in R—a. 3hren ©ebichten lägt fich
Talent FeineSweaS abfprechen, allein 3*) r
9ßegafuS ge^t jcoen Atigenblidf mit 3h l 'en
burd) unb ©ie verlieren fug bann in ©chwulft;
ftreben ©ie nach größerer Klarheit ber ©e=
banfenfolge unb beS AuSbrucfS.
A. S. tn E— g. 3h r ©ebid)t leibet, gang
abgefehen oon oen mangelhaften keimen,
mehrfach an Plattheit beS AuSbrucfS unb ift
für uns nicht oerroenbbar; toaS unreine Meinte
anbelangt, fo ift für uns nicht bie foaeitannte
optifd;e Feinheit beS fReimS maßgebend, toelcfje
genau biefelben 93udjftaben in ben corre=
fponbirenben SWeimfilben forbert, fonbern bie
jfc'langreinheit; fo fiub g. 93. Dfeime wie bie
poti 3h»en angegogenen „©ernähren—©h« n ">
„©ettern — flattern", „häuten — Gebeuten"
u. f. w. burchauS gu billigen.
E. S. in A—a. ©ir haben nichts erhalten.
0. H. in H—g. „©enn ©türme weh«"
läßt bie le^te geile oermiffen; 3h rer früheren
©infenbung entfinneu mir un8 nicht mehr,
das ©erf, nach welchem ©ie fragen, ift be*
reits unter ber treffe unb wirb in einigen
Monaten erfebeinen.
A. v. N. in N—g. 3« ben roenigen gäUen,
n>o mir gu einem Vorgehen in ber non 3h nen
gebadeten ©eife genöthigt waren, ift alleroingS
— felbft in ber ©ernfungSinftang — jene
grage ui unferett ©unften entfehieben worben.
R. M. in R—a. die Aenbetung faitn uns
nicht als gelungen erfebeinen; warum liegen
©ie bie Pointe ooflftänbig fallen? ©ir
miiffen Alles abweifen, was irgenb oerleßenb
wirfen Fönnte, ohne uns jeboch baburch gum
©Flauen ber ^ßrübetie gu machen.
E. S. in G—n. ©ie behanbeln gu wenig
eigenartige ©toffe unb baS übertragene ©e=
bid)t ift bereits in gahllofen Ueberfepungen
oorfjanben; eine ©rwcrbSquefle Fönnte auch
nur bie Ueberfebung oou größeren ^rofa*
ftücfen werben.
L. B. in R. (Sftußlanb). 3h« ©ebidjte
leiben an rhpthmifd^en unb fprachlidjen
gärten; auch oermiffen wir eine Fräftige
©ntwicFlung ber ©mpftnbung. Segen ©te
mehr eignes durchlebtes in 3h re ©ebidjte
unb wir hoffen noch brauchbares oott 3h nen
gu erhalten.
E. v. R. in ß —n. 3haen wie Anberen
freunblichen danf für 3h« neuerlidjen ©gm*
pathiebegeugungen.
0. K. in B — £. 3h« 1 ' ©ebichten fehlt
ein Fraftooü entwicFelter gebattfücher Äern;
bie gorm „gefchwört" giebt eS nicht. — die
©inbanbbeefen gunt IX. Jahrgänge fmb länaft
oergriffen; wer foldje noch haben wünfept,
beliebe fich an nufere ©ypebition zu wenben,
biefelben werben bann mit ben deefen gum
X. 3 ah r 9 ötia gugleich oou unS in befteHung
gegeben wer oen.
I)r. M. F. in P—s. ©ie erweifen fich unb
unS einen dienft, wenn ©ie guFtinftig 3h«
©infenbungen beutlicher fchreiben wollen, ©er
nicht eine fehr beutliche, fließenbe, leferliche
£>anbfd)rift fchreibt, hanbelt nur im eigenen
mohloerftanbenen 3ntereffe, wenn er feine Ar=
beiten oor Abfenbung an unS oon geübter
^aub abfehreiben laßt, die ©timmung geht
felbftrebcnb oollfommeit oerlorett, wenn man
genöthigt ift, ein ©ebicht mühfelig gu ent*
jiffern.
(©eptufe ber ÜRebactton biefer Kummer: 7. ^utii 1890.)
gnüaßsDtritidinig.
4Sebl(bte bon fiarl Worrmonn. iidmrb üliillrr. X diola. Orinrtdj Centbolb (fgfortfebung), fnbnia
irottKl, Kidrarb dAniibt-Cabonif unb Ool. Sranbt. — «nuljilb. OHn $ctbntgebid)t bon #nflao floflropp. (©(plufe.)
— Wm unt bte br«tfd)rn irauen rriSblm. Stritifdie Klaubereien bon Karl dibrottrntlial. IX. (gfortfefeung.)
— flfldjerfdjaii. - Cttterntur nnb — flrieffdjoUfr.
^achbruift nur unter genauer $ueffenanga6e gebattet.
Ißeftellungen ftnb gu richten an bie Expedition (Paul Heinze’o Verlag), ©infenbuugeu
an bie Redaotlon dee „Deuteohen Dichterhelm“ in Dresden -Strieeen. 3« ©ommiffton:
Triib’eohe Buchhandlung (A. ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
&-
-^9
©h*f 5 ^ebacteur unb ©igenthümer: yauf j»eiu|e.
®rud bon Oferbinanb Xbomafe in 2)re8ben. — Kapier bon 6icler «k Kogel in Seipfig.
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Monatlich 2 mal. Preis: 6 Uf halbjährig rorauszahlb. Mau abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutschen l)ichterheim u iu Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 50 6 Stück einer Nummer 1,60.
(3*<»-$rie<?tf<?e page.)
ln bes 3Rauf0eer0autnes Platten,
<i>ingef!re<ftt auf grünen gtaften,
<£ag btt junge <Äirte ba.
fdjten bie £0enbrotQe
Stab er feierte feine gtfdfe,
<£ie0fi<? ßfang es fern nnb na?,
pt e?, ba f<?fei<?ei ungefeQen
hinter i?n auf feifen £eQeit
#ine f<?dne grraungeßaft,
Pie mit großen fdjwarjen jlugen
peinen Jteij f<?ien einjufaugen,
38ä?reub rings bas $<?o fdjaCTf.
pef0er in beut taffen gSnfen
gtedU er £te0e ber $ntpufen,
§anft 0erü?rt fle feine gSruß.
pfaunenb 0fidtf er auf, bo<? mieber
ppieft er fargfas feine lieber,
SfolT non Qeifrer $ugenbfuß.
Jl0er feine %bnt f<?affen
£<?wü<?er 0afb nnb nidjt me?r ?aCTen
pie jurittft nom Reffen fdjon.
Slub es ifinget nur no<? feife,
Jmmer fetfer feine Steife,
33is ein <$au<? nur wirb ber ‘gon.
£fs bas Jlbenbrof? er0fi<?en
Slnb ber fe?te §<?ein entminen,
£<?weigt bes Wirten <£ieb jugfei«?.
Uten fie, bie $mpufe führet,
Jeber, ben fle angerüQret,
3ftn|| i?r na<? in’s £<?attenrei<?.
<Äeinri<? Strafe.
Drgmi für Didilßun^ uml Jirilil». (Der „Deulfifien DüfilerfnifTe" 19. JJiiiiiI.)
Herausgeber: yauf «iteinje.
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388
BT
'pas uns Me beutfdjen grauen ersaufen.
ftritifcfje Klaubereien
non Jlarf $^ratten((A(.
IX.
(©<hlu&.)
ur näheren (S^arafterifHf ber
^ajmäjcr’fchen Dichtungen
mufj ic| einer @igenfdjaft ber
93erfafferin beS eben be=
fprodjeiten SerfeS ermähnen;
eS ift bie innige, fafi an Siebe
grengenbe grcunbfd^aft für frauen unb groar
]old§e, bie bei allem Abel ber (Mefinnung in
i^rem Sefen einen ©egenfaß gu ber Did)terin
bilben, ber (lc bann um fo mehr angieljt.
$)iefe (5igeuttyümlid)feit tritt uns befonberS in
bem Serie „©räfin ©bba" entgegen („$in
©ebicljt", J877, <*otta in ©tuttgartj,beffen3u=
^alt bie ©djilberung beS innigen freuub*
fchaftSoerljältniffeS ber Königin (5briftina
oon ©darneben gur juaenblichen ©räpn ©bba
©parre bilbet. 9Jtan fühlt eS aus beit in bie
Dichtung eingepreuten Siebern ©bba’S, baß eS
ber SBerfaffcrin eine HerjenSerleidf)terung ge=
mefen, ihr innigfteS ©efiihl in biefen garten
Seifen auSguftrömen. Die Dichterin hot if)r
Koem einfaaj mit bcnt ^Begleitroorte „Cmt (Me*
bidt)t" in bie Seit gefd^icft, ba fie fctbft füllte,
baß ber 3?eifaß „epifd)" in bem oorroiegenb,
ja faft auSfdjließlidj Iprifchen Serie nidjt ge=
rechtfertigt märe, ©ie märe, maS ihre bisher
erfd^ienenen ergäljlenben Schichte anbelangt,
ber nun fchon bahingefchiebenen unb ungerecht'-
fertigteitoeijc aud) fchon oergefjenen & a t h a'
rina Di eg gu Dergleichen, bie, ebenfalls bem
@poS fich gutüenbenb, hoch nur bort ©chöneS
leiftete, iuo fich ih re Iprijche 9)iufe frei entfalten
fonnte. Auch bet 2)tarie Don ftajmäjer ift nur
bie form epifcf), (behalt unb Durchführung
Iprifd). ©ie geleitet unS in „Gräfin (*bba*
in bie romantifchen Sanbe beS ffanbinanifc^cn
fftotbenS, beffen Watnrfchönheiten fic utts in
gelungenen Silbern oorführt. ©ie oerfudjt baS
Anbenten an bie übel bcleumunbete Königin
ju oerllären, inbem fie unS bie ibealeu ©eiten
ihres 3 n nern enthüllt, ohne beShalb gerabe ben
gewichtigen Ueberlieferungen untreu gu mer=
ben. Gräfin ©bba ift bie mirflid)e Hclbin.
Der Königin (Sigenfchaften, ihre Seibenfdf)aft=
lichfeit, ihr mehr männliches Auftreten, baS ihr
ben gerechtfertigten Sabel ber .äeitgeuofjen jo=
iDohl/ toic auch oer ÜtachToelt eintrug unb KoS=
quäle gu bem bcfannteit (Epigramme oerau=
laßte:
Regina senza regno,
Christina senza fode,
E donna senza vergogna —
all’ biefe Abnormitäten eines auf ber ßödjpen
©tufe ber mettfdhlichen ©efeflfdjaft fteheuben
ScibeS erfcheincn im ©lorienfchein ber treuen
f reunbfdjaft unb liebcnber Anhänglichfeit ber
jugenblichen ©räpn @bba gemilbert, unb fo
mirb fie uuS auch meitjchlich näher gebracht.
3n biefer Söegieljung ip bie Dichtung auch oon
hohem pfpchologifchemjintereffe. Daß bieDidj=
terin über eine fchöneDarßeUungSgabe gebietet,
geigt fie uns befonberS in biefetn Serie, in
toeldhem pe bie moberne 97ibelungenftrophe mit
©eroanbtheit honbhabt. Fiction ift fap
burdhgehenbS poetifdh, bie ©chilberung ber
Waturfdjönfjeiten oft glängenb. 3c^ lattn nicht
umhin, nur eine Heine ©teile als 5?eleg beS
eben ©efagten hier oorgulefen:
©o hob’ W *>oS ^® ort oerpanben unb fühlt’
eS plöfelich Har,
Daß bieS, roenn auch unenträthfelt ber ©eele
Seitßern mar,
Ja, fchöner als baS 9torblid)t, heüftrahlenb ber
flacht enttaucht,
Das glühenb rotlje Dtofeii auf ©dhneegeplbe
haudf)t,
(Erhabner als bie ©onne, baS unermeßliche
ütteer,
furchtbarer als im (*ife baS brohnenbe
C^letfcherheer,
^olbfePger als ber friihling, entfproffen über
stacht,
üJtehr liebeitb als eine Butter — hob’ ich mir
(Mott gebadet!
Ülun aber noch baS jünafte Serf ber £id)=
terin: „@ine ©d) m eben tön igin*. Siefer
hiftorijehe Ploman erfdbien 1882 bei ©chott--
laenber in $3reSlau unb hötte oerbient, gumal
in frauenfreifen recht Diel gelefen gu roerbcit.
(5-S giebt faum einen gefdhid)tlidheu ©tojj, ber
fo oft unb fo mannigfaltig poetijch Dermerthet
morben märe, als bie »tegierungSgcit beS fchme-
bifchett .Königs ($ridh XIV. Robert Kruh,
Heinrich jfrnfe, 3ofcf freiherr oon
Auffeuberg, .(tarl St ober peilt, frang
^Hittmeger, ©tefan 9Rilom unb 3ofef
Steilen h a ^ cn Sragöbien gejehrieben, in
beneit ber mahnfinnige WorblanbSherrfcher
bie .£)elbenroUe jpielt, mährenb in Si lh« l m
3 e n f c n S 9?ooelIe w jlarin oon ©darneben" unb
in (5 a r l e d e l S epifdjev £id)tung „5larin"
bie Gattin beS Königs im 3?orbergrunbe fteht.
3m hiporifdhen Urania freilich ift ber .*pelb ber
^anbluug and) gugleich ber ber (Mefchid)te, im
hiftorifchen Vornan ip eS gerathener, burd) in
ben $orbergrunb tretenbe 5tcbenperfonen unb
burd) baS 3ntereffe, meldheS bereu (Mefd)icl in uns
ermedt, gugleich baS 3nterefje für jene ^eitepoche
im Scfer rege gu machen, beren marfige ©dhilbcr^
ung bie Hauptaufgabe beS ©dirifpcllcrS ift.
deines SiffenS hoben bisher gmei bentfcfje
frauen bcnfelbett ©tojj in hiponfäKu :7to=
maitcn oerarbeitet, beibc aber ben ungliidlichen
.König gunt Sitelhclbeit ihrer Serfe gemacht
— aljo ben fd)mereren Scg gemähit, unb
S&-
-Ä
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389
beibe waren ihrer Aufgabe liiert gewachfen. 5E)ie
erftc, Slmalie©d)oppe, ließ 1830 bei £eins
fiuS in @era ihren hiftorijdjen Vornan: „König
(hich XIV. unb bie ©einen" etfdjeinen, ohne
bamitmehr, als einen Familienroman ju bieten,
währenb bie nicht weniger fruchtbare, unter bem
Bfeubonpm 3 - ©atori befannte, nun oer=
geffene grau Johanna Reumann 1833 beit
Montan „(£riF, König oon ©daneben" fd)rieb,
ber, Fünftlerifd) ohne Serth, nur ftojjlicheS 3»=
tereffe bot. ÖlücFlicher in ber Behanblung beS
gleichen ©toffeS ift Fräulein SWarie oon Wajs
majer. ©ie fü^rt uitä in bem Romane „OHne
©chwebenFönigm" einen §errfcher oor, beffen
Wegierung3$eit ber objeftioe §iftorifer nicht im
miioen dichte baqufteüen oermag. 5tber bie
Berfafferin [teilt bem mtglücflid>en, wanbel=
mütljigen, ja oft oon ber Wacht beS Sahn*
finiiS befallenen König ein ebleS, treuem SÖeib
an bic ©eite, beffen Siebe ber einzige Sichftrahl
feineö SebeitS ift, — bie Berlonen werben unS
menfchlich nahe gebracht unb erwetfen unfer int-
geteiltes ^ntereffe. Karin, baS Bauernmäbs
djen, bie fpätere <$emablin CrrichS, ift bie viSel*
bin: bie Siebe ber Reiben 3 U einattber ift bie
Sichle, um welche fich ber Womau bewegt, alle
Berhältniffe beS SanbeS unb ber 3eit ftnb 311
biefen Beiden in öejtehung gebracht, fo bah eS
ber SBerfafferin gelingt, unS bie rege Slufmerfs
famfeit ab^ugewtnnen, mit ber wir beit ©d^il-
berungen beS Friegerifcheit unb politifchen SebcnS
jener Heit folgen. Oa wirb unS ber Kampf
beS flolsen SlbelS gegen ben beSpotifchen Völlig,
bie (Erhebung ber fiirftlicheit trüber gegen ben
regiercnbeit trüber, baS leibenfchaftliche, nur
auf Wache finnenbe ©ebahren beS ©ebeim--
fdjreiberS ($öran gefdjilbert, — bis enblicp baS
Oberhaupt beS ©taateS ber allgemeinen @m=
pöruitg unterliegt unb bie £elbin, bie arme
Karin, allein haftest, beS ^alteS lebig, ber ihr
bnreh beS (hatten Siebe warb. SSohi benterft
man in manchen ©chilbcruitgen, wie befonberS
in folchett, bie bem Friegerijchen Seben gelten,
baff bie Jarbeit 3 U fchwach, ber ^ittfel nicht
genug Fraftig, ber in ber Jrauenhaub ruhte,
— aber bafitr entfehäbigen fehr oiele anbere
©chönheiten unb Boqüge, unb bie £elbin ift
unter ber geber ber Berfafjeriit 311 einer re^en-
ben, herjgemiunettben (£rfd)einung geworben.
Sluf beit l£inwurf, bah Karin 3 ur £eibin eines
hiftorifchen WomattS eine 3 U wenig bebeutenbe
Örfcheinung fei, antwortet bie ©chriftfteUerin,
oielleicht unbewuht, ittbem fie Karin, bem
Könige unb beffen ©chwefler, ber hochfiitnigen
Bringeffin CTfabeth, jetten Blaß anweift, ben
fte ben Bevhäitniffen, ihren feelifchen Öigen-
fdjaften unb ber Siebe gemäß, bie fte mit ein-
aitber oerbinbet, einnepmen muffen — ben
Wftttelpunft beS WomanS; biefe $rei bilbett bie
centralifirenbe Boten 3 ber (^cfchidjte, fie bilben
eine 5£)reieiitigFeit, mit welcher SWeä im eita=
fielt 3ufammenhange fteht. (*rich Fanit niept
ohne Karin, bie Reiben nicht ohne Orlifabeth
gebadet werben. OieS ift mit großem Okfchicf
auS- uttb burrijgeführt, uitb fcheiitt mir fehr 31 t
(fünften ber Berfafferin 311 fprecheit. SSoßl
tritt nach @rid)3 Untergange ein langfanter
f luh ber bis bahin faft bramatifd) bewegten
anblung ein, man möchte glauben, eS wäre
ange$eigter gewefen, hier baS SffierF abfdjließen
311 laffen, — bod) eS ftebt unS eine Ueberrafch 2
uttg beoor. Wach fooiel Srübfal unb Kampf,
in biefen SluSftchten auf eine nichts weniger
als roftge 3uFunft beS SanbeS, wirb unS mit
ben ©chluftgetleit beS SerFeS bie (Geburt eines
Äitabett angeFünbigt, beffen Warne anbere % age,
baS SWorgenroth einer neuen 3eit bebeutet, —
eS ift (^uftao Slbolf. Utn mich Feiner Unters
laffuitgSfiinbe fchulbig 31 t machen, muh ich no $
beS UmftaitbeS erwähnen, bah bc* Woman burch
bie Verlegung ber Jpanblung an bie oerfchiebens
ften Orte gewiffermaheit unruhig geworben.
„ Jdj bin", warf hiev I)r. Brunner ein, w mit
aü’bemeinoerftanben, was unfer §err Weferent
über bett eben befprochenen Wontatt gefagt, ba
ich baS 53uch mit oieleiu Sntereffe felbft ge«
lefen, aber eine S3emerFuitg rann ich babei nicht
unterbrüefen. (^S ift ja mäitniglich beFannt,
bah unfere jehriftfteflentben Oanten, unb ber
giebt eS leiber all 3 U oiele, mit ihren Womanen
oft ein beifpiellofeS ©liicf h^ben. 3 ucr ft in
einem iünftrirtcn Platte erfcheineitb, geben fte
ihr OpuS in Buchform heraus uttb eS erlebt
mehrere Sluflageu. ^Betrachtet man bie ©ache
genauer, fo finbet man 3 umeift bie alte @e=
fchichte, bie fidf aUerbingS immer neu bleibt,
in einer oft nicht gang glücflkhen Variation
— man hat bie oerfchiebenen ©tationeit oon
Sich unb SSeh unb enblicher Bereinigung burch 2
gemacht unb wenn man baS Buch aus ber
.patib legt, fo fühlt man recht beutlicb, bah matt
red)t fchaaleS 3*ug in gefchmacföouer ©chaale
gettoh 3a, aber baS Heft man gerne. ÖS ift
ein wahrer 3awmer. 34) f ann befonberS ben
anwefenbeit tarnen nur baS Sine fageit, bah
ber Woman „öine ©chwebeitFönigin" trop feines
nicht gait 3 ooHwerthigen ©uffeS in meinen
Slugen bodh bebeutenb pöh e r fteht, als h»nbert
jener SiebeSgefchidjten, bie mit fo oiel l^lücf,
iitfonberheit in üDamettFreifen, bie ^eqen höher
fchlagen machen."
„3ch finbe ben cblen 3°rn beS $errn Dr.
Brunner nur 311 begreiflich - , meinte lächelnb
bie ^präfibeittin, w aber eS läßt ftch leiber nicht
oiel 3 ur Befjerung biefer 3uftänbe thun. SÖir
werben eS uns jedenfalls angelegen fein laffen,
in unferem Bcreitte nicht allein bie fogeuannte
leichte Seetüre 3 U pflegen, unb wenn im groben
Batcrlanbe mehr foldjer Bereine mit gleitet
Teitbeit 3 wirFten, wäre eS wohl beffer. Ooch
ber A>err Weferent fucht, wie ich bemerFt, noch
in feinen Woti^en." „SlüerbingS", entgegnete
ich, f ie f m * r eben ein, baß idh eines ber
l^ebichte befonberS heroorsuheben habe, ba eS
oon bem reichen (^emüthSlebcn unferer Boetin
3eugitiß giebt, unb oon jener Siebe, mit ber
fie ihreWtutter oerehrt unb beglüdft. @8 lautet:
2Sie Silien fich empor 00 m ©eegrunb ranfen,
ÖutwudhS ich, theurc SWutter, beinern ©inn;
Unb fchweif ich träumenb burch bie Saffer hin,
©0 Fehrt 3 U bir hoch jeber ber ©ebanFen.
Unb wenn bie Blühen in beiiSBeüen fchwanFen,
Unb wenn bie Blätter mit ber ©tromung gte^n r
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390
Unb icp umringt t>on ftcmpf unb $often bin —
3$ wurgle fett in bir nnb fann nicpt wanfen.
ScpPcrn!^ auS bir! Oie gaben meines Lebens,
2luS beiner ©eele pnb fte auSgefanbt,
Ou pegteP pe fo liebreich nicht oergebenS:
©ie bleiben immer treu bir gugewanbt,
Unb Anfang ip unb ©nbe jebeS ©trebenS:
2luf meinem Raupte beine ©egenSpanb!
OaS lepte Serf, welcpeS wir ber Wufe Warie
nonajm&jerS oerbanfen, ip: „3opanni8*
feuer. ©ine ‘Dichtung". (SBong & ©omp.
1888 in ©tuttgart). Oer fpanifepe Witter 911*
oaro be Webran oerläpt feine £>eimat in golge
trauriger Lebenserfahrungen unb fommt nach
Walta, um bort burch fein ©intreten in ben
Drben feine Strafte ber ©pripenpeit J u wibmen.
©eine Seipe wirb infofern ooreiug oerlangt
unb oollgogen, als er auf feinen Sanberunaen
burch bie 3nf<l bic milbthätige Tochter beS ©r*
bauerS ber gepe ©t. ©Imo, Oon ©affar, fennen
lernt. Llloaro unb 3«öna, feelifch oerwanbt,
entbrennen in Liebe gu einanber. — OicS ip
baS bewegenbe ©lement ber Oicptung, wie eS
ja feit Heinrich oon 33elbecfe in ber ergäplen*
ben Jtunp gang unb gäbe, ©olche feelifch«
^Beziehungen eept weiblich, mit 3<*rtpeit un ^
Snnigfeit gu fdjilbern, babei aber oon aller
grauengimmerlichfeit fern gn bleiben, baS ip
Warie oon 9tajmüjerS ©tärfe. Oer £itel hat
jweifaepe SBebeutun^: er rneip fowohl auf baS
geP ber 3opanni3feter auf TOalta hin, als auch
auf bie Liebe gweier Wenfcpen, bie ben Leng
beS Lebens bereits überfd>rittcn. Oie ©inpeit*
lichfeit beS SerfeS ift burcpwegS feftgepalten;
Oon Slloaro ip bie ftarfe ©iepe, an bic ftch baS
hingebenbe Räbchen in ihrer Liebe ranft —
er aber, ber £elb, tritt befonberS gum ©chluffe
niejt plaflifcp genug aus bem Ptapmen ber
feponen Oicptung peroor. Dropbem wächP aber
bic poetifepe Ä'raft ber $erfafferin oon ©kfang
gu ©efaitg, um gum ©chluffe, nachbem wir
noch gefepen, bap ber eble Dritter ben auf ber
SBapion oon ©t. ©Imo aufgepflangten £alb*
ntonb in bie gluthen beS WeereS fcpleubert,
wie mit einem $ofaunentoii in ben Sorten
auBguflingen: „©roper ©ott, wir loben Oicp!"
Sie pewte üblich, pnb nicht alle ©efange in
gleite gormen gegoffen; eiugelne — unb bieS
[epeinen mir bie gelunaenpen — bewegen ftch
im peroifepen ©dritte oer 97ibelungenproppe,
anbere pnb in iturjgeilen oerfapt, unb bag wippen
hinein pnb, wie m ©cheffelS rompeter oon
©äefingen", reigeitbe Iprifcpe 33lütpen gePreut,
oon benen einige bem Oalente ber SBerfafferin
auep nach biefer ©eite piit ©pre machen; es
pnb bieS befonberS „JuanaS unb SlloaroS
Lieber". 3 U ben befonberS frönen ©iitgel*
! »eiten ber Dichtung geboren praeptige Maturs
cpüberunaen unb bie fefte, bei einem weiblichen
^oeten gu bewunbernbe3ei<pnung ber Kampfes*
feenen in bem *©t. ©Imo" betitelten ©efange.
Oie Iprifcpen Momente pnb bie fepönften. Wit
welcher 3artpeit befpriept hier Slloaro ben Um*
Panb, bap 33eibe, er unb feine 3uana, fiep niept
ntepr im Lenge beS Lebens bepnben:
Denn nimmer ip eS wapr, bap mit bem Lenge
OeS OafeinS auep fein beper Opeil oergept;
Ser feinen 3*«^n fept fo nap bie ©renge,
SBeweip, bap er auf feiner £ope pept.
S at unfre ^ugenb eepte ©lutp geboren,
o bleibt ein gunfe ewig unoerloren.
Sopl mag uns junge Liebe füp erfepeinen,
©in ä'inb, boep aottergleicp in iprer Wacpt;
Docp wenn pep ©eelen pnben unb oereinen,
©eläutert unb gereift in LeibenSnacpt,
©o lernen pe baS Oafein erP oerpepen,
Unb nimmer fann ipr SBepeS untergepen!
Warie oon ^ajmäjer pat mit biefem Serfe
wieber einen tücptigen ©epritt naep oorwärtS
getpan auf ber &apn iprer biepterifepen ©nt*
wicfelung.
gür bie näcpPe 3*it paben wir einen piPo*
rifd^en Ptoman auS ber frangöpfepen Dfefor*
mationSgeit gu hoffen; er wirb pdp „Oer ©tern
oon 9?aoarra" betiteln unb waprfcpeinlicp gwei
$Bänbe umfaffen. 5Die 5)icpterin ip in golge
iprer fcpwacpen 9liigen gegwungen, ben Sinter
binburep jeber litterarifepen ^pätigfeit gu ent*
fagen unb fo fann pe nur ben ©ommer be*
nupen; fein Sunber, wenn bei oorwaltenber
©cpajfeitSlup bie Serfe nur langfam oorwärtS
fepreiten. Saprfcpeinlicp wirb pe auep ipre
feit bem 3apre 1872 oeröfientlicpten ©ebiepte
fammeln unb in einem SBanbe perauSgeben."
w Sir pnb 3Puen für 3pre Wittpeilungen in
ber Dpat banfbar", meinte bie grau D>irectrice,
w aber eine 9lufflärung würbe icp boep noep er*
bitten: wie fommt eS, bap ein fo begabtes
weiblicpeS Sefen feinen Seg allein burcp’S
Leben gept?"
„3cp war auf eine folcpe grage gefapt", ent*
aegnete icp, „aber glauben ©ie mir, gitäbige
grau, bie Dichterin ip oollfommen gufriebeit
mit iprem Loofe. ©ie felbP äupert pep in einem
Briefe wie folgt: „3dh bin unoermäplt ge*
blieben, pabe aber bie JpergenSleere, bie man in
ber ^orfteüung an biefen ilmpanb gu fniipfeu
liebt, noep in feinem Stuaenblicfe meines Lebens
empfunben. Weiner tiefpen Uebergeugung naep
fommt eS nur barauf an, bap man 3*nianben
tnepr liebt, als pep felbft, um pep innerlich
reiep 3 U füplen: Ob bieS ber ©atte, ob eS ber
93atcr, bie Wutter ober baS itinb ip, baS bürfte
pep im Sefentlicpen boep gleicp bleiben." —
UebrigcuS fepeint bie Oiepterin felbp pd) auep
mit Derlei gragen, mit berlei ©ebanfen be*
fcpäftiat gu paben, benn in bem ^oem w 93leib
aueiir fommt fie gu bemfelben ©cpluffe. ©ie
ruft pep felbft gu:
3m ^olbnen Licpte breite aus bie ©dpmingen,
93ergip nur einmal gang bein enges 3^;
Dann wirb bie ew’ge Liebe biep burepbringen,
Unb tief befeligt füplp bu bann nur bidp.
Dann Famtft bu, felbp erlöft, ©rlöfuncj bringen,
JpilfP, felbcr frei, auep Rubere befrein,
Unb füplft ein SBattb biep mit bem 9UT oer*
fcplingen:
9luf bap bu nie allein feift — bleib allein!
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391
3fata ^Äorgana.
3$ mar erroadfjt; beS OjtenS fernher Saum
©djien lidjt umflammt oon feuerfarbnem ®olbe,
Unb, SRofcn ftreuenb bur<$ bcn JjjimmelSraum,
3og früfylingSfcfyön ber tag bafjer, bcr Ijolbe.
Son alter Säume prädjt’gem JBipfelbau,
Sen Saub fmaragben fyier, bort jllbern fränjte,
©litt fd}immernb nieber jur begrünten 2lu
©ein glanunenblidf, ber aufglomm unb erglänzte.
Unb meg 00 m Säger locfte midj bie Sujt,
Se3 9JtorgenS Sidjtgebanfen ju empfangen —
§alb feljnfudjtSootl, fyalb träumrifdj unbewußt,
Sejtaunt' idj jtttl fein rofenrotfyeS prangen*
$n einem ©effel, ben idf} fjingerüdft
3um offnen genjfcr, fdigmüb 00 m ©trauen,
Serljarrt' id} nod), roie lange roofyl! entjüdft,
2113 fcfyon oerblafct bie Sßurpurglutlj im Stauen.
Sa trat ein Silbnifc täufcfyenb oor mid& Ijin:
9fodj einmal flanb ber £ori$ont in ©lutljen,
9todb einmal f<$ien ber 9tofenfpenberin,
Ser 6o3 3 au ^ er 9^ an i i u burctyflutfjen,
Sodf} fanft umblüljt oon iljrem Ijeitren ©d^ein.
2ftir gegenüber ftanb unb rnafe ntid^ fd&roetgenb
3n g&id&er Sftulje, gleichem ©eligfein
(Sin ßngel, leibhaft beine 3% jeigenb.
3>d} falj ifynt traut, er mir in’S 2lngefidjt,
Sa mar fein £efjl, fein ungeroifc (Smpftnben, —
Sie 2Birfli<$feit fyat folcfye ©tunben nid&t
Unb biefe — mugt 1 idj — mirb als träum entfctyminben.
O halb, ju halb erroadjt' id) aus bem träum;
9tur mie ein 3 c *^ en / baS 5 um ®nijj oerblieben,
Umfprüljte golbner ©onnenfunfen glaum
Sie meinen Slätter, brauf bu mir gefdfjrieben.
$feid}ßefd)affen.
grifdjer, tfyau’ger SWorgen,
Sen baS Sid&t erfdjafft,
Sod) bem nod) oerborgen
Sleibt ber Sonne firaft!
SBilb ber fronen Slugenb
©djeinjt bu mir ju fein,
©erließt fte £ang unb tugenb
Sieblid} in ft<$ ein.
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392
R- - g
'pttffen-'panömnfl.
2Bic Pilger im gelobten £anbe
3ie^n $u beS (jeil’gen ©tromS ©ejtab, —
Durd) ffiüjtenfanb, im ©onnenbranbe
3ie^n mir ber ©rbe Dornenpfab.
DaS 9luge brennt, mit bleidjem 3Jtunbe
äkrfdjmacbtenb fragt ber SßanberSmann
Unb fpäfjt oerlangenb in bie Sftunbe!
„2Bo ift? — mann fcfyau' id) Ganaan?"
,,©iefy’ bortf)in!" — (Schlaufe planten miitfen
Unb Stürme fern am SBüftenfaum —
©ietyft bu bie Quelle ftlbern blinfen?
gata~ Sftorgana! — SBüftentraum!
Der ffianbrer traut bem ©eifterroeben
Der ©cremen bunfb unb nebelgleicfy,
Die näfjer — förperloS entfcfyroeben.
(Sr füfylt fid) jtarf unb fjoffnuugSreicfy;
3um Danfgebete fniet er nieber
Unb bettet juty im Sßüftenfanb;
©r fd)liefjt bie müben 9lugenliber
Unb träumt oon bem gelobten 2anb.
£)ört er nidjt ^almenfronen rauften?
©ie roefyn iljm fdjatfge ftüljtung ju —
Dem Murmeln glaubt er frolj gu laufen
Der Quelle, in erquicfter Shity 1 ;
Son Duft beraufcfyt, fie^t er erblühen
©in ©ben, baS auS ©teinen bridjt,
Unb SBunberbauten fie^t er glühen:
©in SßarabieS im geenlidjt; —
gata^organa! — Droft beS SebenS!
De§ ©rbemDafeinS fyödtyfte ©uitji. —
©3 flolj noch deiner |e oergebenS
3ur göttlichen 9Jtagie ber Äunft.
3Jtit ibealent 3 au ^ cr P a ^ e
2ocft SRofen fic — auS Dorn unb ©tein,
tlcrflärt beS Gebens bürft'ge ©abe
9JHt eiiteS fyö^ren SBertfyeS ©dfyein.
Unb ferne felige ©efilbe,
2ßenn lingS ber ffiüfte Cebe fdjredft,
3eigt fie im luft'gen ©piegelbilbe,
Das £offnung3troft ber 3 ufun f* werft.
JL ^005.
B---4
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393
.'gtofenlieber.
©djüttle, Heine Dornenrofe,
Deine bleichen Slätter ob,
©udfye bir ein früljeS ®rab
9luf beS ffialbeS buft’gem 9ftoofe.
©ielp — oon all' bem fyolben Stimmer
©lieb bir nur ein blaffer (Schein,
Unb eS gieret bid) allein
fetten £ljaue§ ^erlengimmer.
S
Du barfft fielen unb — oergefjen.
JÖinbeSfäufeln wiegt biefy ein,
Unb im obenbftitten §oin
©üge Sieber bid) ummegen.
Dod) baS £er$ — braefy eS im Seibe —
3udt nodj weiter — angffooll — bang.
JperbgeSfc^auer mähren lang,
9tafd^ — enteilet nur bie greube!
Die Sftofe peljt im 9Korgenlidjt
Unb fjetle Dfyräneitperlen funfein
3^r um baS füge Slngepdp.
O, 9fofe! roeintep bu im Dunfelit?
Drägp bu oerborgen tiefet 2Be!j?
§at biefy getäufdjt ein fügeö $offen?
£at auf beS ©lüdeS ©onnenfyöfp
^uc^ bidj ein ffiort $u Dob getroffen?
0, bann — fo lang no($ Xljränen tfjaut
Dein 5luge, füge 9tofe, meine!
De§ £immeltropeS griebe fdjjaut
9luS gellem igränenperlenfcfycine.
@3 püffern oor meinem genPer
Die 9tofen im 9ftonbenfd)ein,
Unb Jütten füg beraufdjenb
$n ityren Duft rnid) ein.
63 fdjmeidjelt mir um bie Sinne
SBie fütylenbe, tfyauenbe glutfj,
Drin all* mein qualoolT Gingen
Xraumfjaft oerfunfen ruljt.
üftonbe3fdpmtner — grieben3bote!
töüffe boeb bie Heine, rotfye
Sftofe, bie fo einfam peljt.
Die in beinern Sidjtgefofe
Duftenb träumt oon fdjönrem Soofe
Unb in Segnen ftill oergegt.
Sfyxt ©dgroepern pegt pe blühen,
3u ber Siebe Sup erglügen
Unb Pegt trauernb gan$ allein.
0, pe mcig — bie läge Regelt
Unb bie jungen Sfteije pieken.
SQBiege bu igr Seiben ein.
Äüffe pe unb fpiele, leife
9tedfenb, froge ©ilberfreife
Um bie ernpe Dräumerin;
Dag, oon beiner 3 a u&errocife
©üg beraufegt, igr Seben leife —
5Bie ein 9Jfärdgen, — fdgroinbe gin.
SS-
@r gab mir eine bleiche Stofe
Unb nannte mieg fein füge3 Sieb,
Unb unter järtlicgem ®efofe
©at er, bag icg audg treu igm blieb.
Dann ging er fort. 3dg blieb oerlaffen
9Jtit meiner Siebe gier jurüd,
Unb meinem 9tö3cgen nur, bem blaffen,
Vertraut 1 icg meines §er$en3 ®lüdf.
SBogl fam er geint unb fag rnieg mieber,
Docg frug er nidgt nadg Stof* noeg Dreu*.
9Wir rollen geig bie Dgränen nieber,
Unb er — er liebt unb fügt auf's 9teu’l
4 *
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894
5 ?
©efüßt oon SJtorgenfonnenftrablen
3ft füll bie Dtofe aufgebläht;
©ie neigt ba$ §aupt; in ifyrent Äcldjc
De$ J^aueö ^erle jitternb fprü^t.
€) Stofe bu, fo traumoerfunfen,
©innft bu roofyl feitem 2Jtärd)en nad),
Da$ taufeitb §erjen fdfjon oerbuitben
Unb abertaufenb mieber bradj?
Dem Wärmen, bas fic „Siebe" nennen,
Da§, mo ein treuer ©inn c§ fycgt,
^peUiaucbjeub — roie auf ©ltgclsfcbmingen —
Die ©eele auf jum Jpimmel trägt.
fttttna gBttfßn.
Pie elfte cSießßaßerin.
3ln einem Sabeort mar eingefallen
©in Häuflein SJtimen, armen Sögeln gleich,
Die um bie fttappe &\t fid) fammeln ba,
SBo irgenb etma3 e§ ju baffen giebt.
Siel ju erl;afc^en giebt e§ freilich nicht
3n Sabeorten für bergleid)eit Soll.
Da3 £)au§ ift in bcr Stegei fd)lecbt befefct,
3e beffer ift baö SBcttcr, um fo fcfyledjtcr.
Sin einem fcböiftit ©ommerabenb fifct
3m freien gern ber Sabegaft unb ^ebt
Der Äunft ©enuß ftd) für beit SBinter auf.
Sin einem Jag nun ^atte ba bie erfte
Siebfyaberin if)x Settefij; fiic ging
Son £au3 ju §au3, ©iUette anjubieten,
Söie Sraudj e§ ift beim armen jtünftleroolf.
©in faurer ©ang! Sld), in roie roen’geit na^m man
3b^ ein ©iüet ab, unb in einem faurn
3öarb ju bem ©elb ein freunblidj) Söort gelegt.
3«b fofj, mie fte au§ einem £>aufe fam —
©3 modbt 1 aucfy bort mo^l i^r befdjeibneö Sitten
Umfonft geroejen fein, oiellei^t mar ©pott
Unb £ol)n ber Slbroeifung ^injugefiigt.
Stun oor bem £aufe ftanb ba3 arme Skfeit,
Dem längft entfd^munben mar ber 3 u 9 e nb Steij.
©3 l;atte flarf geregnet in ber Stadst,
©o baß bie ©traße noch ooll SJaffcr mar.
hinüber mußte bie SebauernSmertlje,
Unb al3 fie oor fidj fab ber ©traße ©cbinufc,
Den fte burdjfd)reiten mußt 1 mit ifjrcit bütinen,
Sinnfergen ©d^u^n, ba fiel iljr roo^l auf'3 §erj
Die gan$e SJtitleiblofigfeit bcr ffielt.
Ärampf^aft umfaßte i^re §aub ba3 ©def^en
Son ©intritt3farteu unb Dljeaterjetteln,
Son ©d)am unb 3ont fleröt^et mar i^r Slittlifc,
Unb auf bie Sippe biß fie mit beit 3äbnen,
3urüdP mit SJtüb 1 nur ^altcnb beiße Db r ^ ncn -
_$*Qattttfs Jrojan.
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395
R
'pafl'ersnotlj.
( S J? a dj einer 9S o l f 3 n> c i f e.)
Som Serge ram gepoffeu
3«r JWadp ber SRärjenfdjjnee,
9?un liegt ba3 Sanb befd^Ioffen
3n einem Sfyränenfee.
©o 9Wand^cr ntodp 1 erroarten
Soß 2lngft bas Sflorgenlidp,
3$ fei)’ nad) SiebcfycnS ©arten
Unb fann iljn ftitben nidp.
Unb fefy 1 id^ unt
Ser roilben ©aj
©o roiß mir im
3fyr 9tuge grüpt
©o panb ba§ £>au3 ber Sieben?
2ttan roeip bie ©teile fautn,
3urüdf ip nid&tS geblieben
Som ©arten, als ein Saum.
Ser neigt mit bunflem Saube
©i<$ traurig in bie glutfj,
©olp eine roeipe Saube
3n feinen 3meigen rufp.
r ©einen
tx Sauf,
ler fdjeinen,
herauf.
SÄ«* JUffted.
JU öfter ^tum.
855.
3n’3 Sfjal ber ©fei piegen glodfen bidp;
3m Älofter $ßrünt, ba pimmert fpät nodj Sidfp.
Um einen Äranfen pefjn bie Sftöndje Ijer,
Sriib ip fein Slidf, fein Sltfyem eng unb fermer.
©e<$3 Sage pnb’3, ba fcfyor man tytn ba§ §aar,
Ser aller pißen Srüber pißper mar.
Som ©dpag gerührt er müfyfam nun p(§ Ijebt,
3nbep bie Sippe leife liöpelnb bebt:
„3$ miß eudj beizten, tfy id^ Perben gcp\
Sann rietet, ob icfy redp oor ©ott bePefp.
Sap mir bie §anb oerborrte, Ijcipt gerecht,
galfdj) roie mein §erj, mar pe ber ©ünbe Änecfyt.
©ie Pürjt 1 ben greifen Sater tief in ©cfymadb,
Surcfy ©cfyroert^ ©eroalt pe rud&loS ©be braefy;
©ie roinft’ ben grimmen geinb in’S Sanb herein,
©ie itafpn ber Äroite ÄarlS ben ©lorienfcfyein.
©ie füfjn 1 id^ aß 1 baö unb roie roirb mir Jpeil ?
Serjeifjt mir ©ott um mein unperblicfy Sfyeil?
gluckt er nidp mir, nidp Äinb unb Äinbeäfinb? —
9td), bürre Sfteislein fnieft ber ©türm geptyroinb."
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396
sr
„Sohn", fprach bei* 2lbt, „bie Sünbe, roth rote ©lut,
äütrb meig wie Sd)nee in t)ciPget* Jfteue ÖHuth." —
„Danf, Danf!" — Da fd)roebf bie Seele ^immelan.
3c^t fannten fte im $rei3 beit ftiüen 9ttann.
üängfl ahnten jie'3, bag e3 ber $aifcr war,
3h r mäd)t’ger Äaifer e^bem, £>err jot^ar.
Unb bi3 ber graue borgen jog ^erbei,
$lang für ben ©tönch ju ©rüin bie titanei.
£ugo Stfeiufinber.
Alpenfafjrt.
Da3 mar in froher ©urfc^enjeit.
Da jogen mir felbbritt
Durchs fdfjöne, ftolje Sanb £t)rol
s Jftit rüft'gem ©anberfchritt.
©on Sermon führte unfer ^3fab
hinauf gen s Jtaffereit,
Unb jeher Stritt erfchlog un§ mehr
Der ©ergroelt ^errlic^feit.
©or un3 erhob fid) £mupt um §aupt,
©ebeeft mit Schnee unb @i3;
©3 ^aud^te 9tofenfchimmer brauf
Die 2Rorgenfonne lei3.
3ur SRechten glänjt 1 ein grüner See,
©in leud)tenber Smaragb;
3ur üinfen fd^o§ ein ©afferfaU
,3« bunfle gelfennacht.
Sein $Raufd)en tönte au3 ber Sdjlud)t
2Rit ^o^lem, bumpfem itlang;
Sonft 9llle3 einfam, 9lUe3 ftitl
Den fteilen ©cg entlang.
Da plöfclidh fdblug an unfer £>h r
(Sin fröhlicher @efang;
3roei 9ltpcnbirnen fliegen fünf
§erab oom Sergeö^ang.
$luf ihrem Raupte trugen fic
©in Sünbel 2llmcngra3
Unb 9llpenrö3lein in ber £>anb,
Die noch oom Srühthau nag.
Sie grüßten un3; mir banften brauf
9tach froher ©urfchenart.
Da warfen fie un3 ladjenb ju
Die 2llpenrofen $art.
Unb jubelnb fingen mir fie auf,
Die purpurrotfye gluth,
Unb fdjmücften mit ben ©lütten fjeü
Un3 munter 2öam3 unb £mt.
Da3 mar ein fc^öner @t*ug, Dprol,
©eim ©injug in bein Sanb:
Die $Rö3lein roth, geboten un3
©on fc^mucfer Dirnen §anb!
@ar ©iele3 fdjroanb au3 meinem Sinn,
©a3 manbernb ich erlebt,
So manche Sufi, j’o manches Seib,
Da3 mir ba3 £)er$ burd^bebt.
Doch immer benf ich noch ber ©tunb\
9113 bort oor ^affereit
9tm frönen, blauen Sommertag
©3 Doofen un3 gefchneit.
Denn nie l;at roieber ba3 ©efdjidf
3Ridh fo mit §ulb erfreut,
Dag e3 be3 Seben3 fteilen ©fab
ÜRit SRofen mir betreut.
&uftav yaflg.
te-
-33
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•I*-*5
lief im ©albe, fern ber lauten ©eit,
©lüfyt ber ©infamfeit befdjeibne Slume;
SttatteS Sidjt bringt burdj baS ©lätterjelt,
©ro'ge $>ämmrung Ijerrfcfyt im Jpeiligtfyume.
Seife tönt beS ©atbeS ero’geS Sieb
®urdj ben fjeil'gen, nie entroeiljten grieben,
Unb baS fanfte gtüjtern tröftenb $iefyt
®urd) baS §er$, baS oon ber ©clt gerieben.
§eil’ger Ort, mo mandje tfjräne rann,
2ld> mein §er$ gern eroig bei bir bliebe,
©dl eS ungeftört Ijier meinen fann
Um bie alte, unoergefjne Siebe! —
SSettuo 31 abeit.
vjbtxki bu nodj?
©eigt bu nocfy, roie einft ber Sommertag
Seudjtenb über 9Weer unb Oftnen tag,
Unb im grünen, flutfyumbtauten lann
©rfter Siebe 3<mbcr uns umfpann?
©ie fo fömeidjetnb bod^ bie ©eile fang,
©ie fo traut ©alboögteinS ®rufc erflattg,
©ie oom ‘Dornbufdj beine liebe §anb
SRofen brad) unb mir jum Strauße manb! —
©eifct bu nod), mie bann fo grau unb fdfjroer
£erbftgemötf jog broljenb über’S 5tteer,
Un3 ber fturmgefdjeudjten Sdjmafben glug
2UP baS Sommerglücf oon bannen trug;
©ie ein Stöhnen, bang unb trauerooll,
9luS ber bunflen glutljentiefc quoll,
Unb unS bod) ber Hoffnung grüljrotljfdjdn
9tod) oerflärt beS SdjeibenS fjerbe ^Sein? —
3ldj, baS grüfjrotfy fanf in ©intemadjt;
©infam fyalt 1 am oben Stranb idj ©acfyt;
9led^enb burc§ ben tann ber Sftorbfturm fauft
©ilb um'S gelSgeflipp bie Sranbung brauft.
ÄampfeSmüb 1 irrt in bie glut§ mein ©lief,
Unb fein ©lüdfSjient bringt in mein ©efdtyidf —
Saut fdjriöt über’S 3Jteer ber 2ftöoe Sd&rei:
Sieb 1 unb Hoffnung, ad}, oorbei, oorbd. —
_ Jlnii« yoigt.
8 $-£
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H-SS
Galanthus nivalis.
©in grüfyling3mptlju3.
ticfbunflc Sttod&t iff3. 3)urdj bic ölten SRüftem
Sftouftfyt fonft ber grix^Ung^lüfte letfeö 2Befjn,
Unb in ber ©icfyen weifen Slättern püftern
©ie füp oom nafyen, fronen 2lufcrpcljn.
2Bo noch bic SRcbel grau bo3 £fyal umbüpern,
9^od^ fdjnccbebedft in’3 2(jal bie ©crgc fefyn,
S)a jiclp ber Scn$, $ief)t fyolbeS grüfylingSafjnen
9htn crbenwärtS non litten £>immel3baf)nen.
Unb mit be3 neuen grüfjlingS ftiHem Äomrnen
3P freubig neuer SebenSftratjl ermaßt,
©d)on pnb bie £öljn oom 2ftorgenrotl) umfdjwommen,
©Aon glüfjn bie SBolfen auf in golbner ^racfyt:
2)er ©onne lid)te ©luttjen pnb entglommen
Unb bringen pegreidfj burdt> bie bunfle Sftadfjt,
Unb erfter Serben früfylingSfrolje Sieber
2önt laut be$ Sßalbs ernmdjenb ©d)o miber.
Unb mo om lauteten bie Sieber flingen,
2Bo fkf> juerft be3 ÜJtorgenS ®lan$ entfalt,
2)a ift bei grüfping3wefyn unb Serdjenpngen
2>ie erfle ©lütfyc lieblid) auferwadp.
3um Sicfyt empor bie jungen ©lätter bringen;
2)ie ©lütfye neigt pdj in befdjeibncr ^racfyt
3um ©oben obroärtö, wie um $u berieten
2)er Sttutter ©rbe frofye Sen$gefcfyidpen.
©cfynceglöcfdjen ift'3, ba3 nad) be3 SBinterö 2ofen
3uerP ba3 Jgmupt au3 bunflem ©onn ergebt,
Song, lang beoor ber Seilten unb ber Stofen
©eraufdjettb 2uften burc^ bie Süfte bebt.
Ob feiten nur be3 2Befhüinb§ weidje3 Äofen
3$m füffenb Äeld) unb ©lätter autfy umfdjwebt —:
©3 lebt unb Prahlt; benn, bap e3 grüfyling werbe,
©ntpieg in iljm ber ©fumen gee ber ©rbe.
3lnito iP'3, burdj bie ber grü^ling Seben
Unb ©lonj empfängt. 3fjr flingfö in 2Balb unb gelb,
Sie iP’ö, um bereit ©pur bie ©ögel fdjweben,
3$r prahlt oerfdjönt be3 £imntel3 lid)te3 3 C ^-
©ie $u erfreun bie Süfte wcljn unb weben.
Stur il>r erneut pd) blüfjenb rittg3 bie Sßelt;
Unb, pe ju lieben, ift bie Sofung 2lHen,
2)ie über lenjgefdfjmücften gluren wallen.
2>od& Äeiner warb ifjr inniger ju eigen,
2113 2lcfyeronto3 treu pd^ i§r geweift.
Staats, wenn ber Serben froljc Sieber fd&weigen,
2)cn ffiolb umfdjlingt bc3 9tebel3 fcuc$te3 Äleib,
tt-«I
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se- ~u
Dann eilt er leidjtbefcfynungt oon Änofpenjioeigen
3ur Slume bin bureb Sftacbt unb Dunfelbeit:
3ur ^olben gce, für bie fein §er$ erglühte,
Der bunflc ©If jur ffrablcnb« joeigen ©lüt^e.
Dod), fte^t er fie, mögt nid^t er ju gefielen,
3öic tief bie Siebe, bie fein §er$ burebglübt.
3b*n ift fdjon ©lücf, oon fern ifyr Db un $u feben,
3u lieben, ioa§ auf ihren SSBinf erblüht.
Unb joiU er auch oor ©ebnfudjt fd^ier oergeben,
3br fünbet nichts loelcb 1 geuer in ibm fprübt: —
©o ftebt, bie Dafein ^at bem Senj gegeben,
SSergebn unb finfen Slcberontoö Seben.
SSergebn unb ©infen — fürjer jiebn bie Möchte
©cbon über täglich mehr erblühte glur.
„21$, toenn nur eine fü§e SÄuff mir brächte",
©euf$t 9lcberonto§, „bafe ich einmal nur
3m Draum 9lnita3 boffnungSfrob gebähte!" —
3b m bleibt'S oerfagt. — Unb ringS flra^lt bie Statur
Son Sicht unb Siebe glanjooU allerorten,
©d;on nabt baS 3 a b r ^ ©ommerS ©lutbenpforten.
Der 3Kobn erbebt bie SBlütben feuerfarben,
©panen fränjen rings bie gelber bunt,
©cbon neigt baS Äorn fich äbrenfehmer ben ©arben,
©chon fanf baS ©raS im lichten Söiefengrunb.
Die elften 93lumen längft im tb a k fiarben,
©chon rotbet fich ^ er S^ofc Änofpenmunb —,
Da finft ermattet SlcberontoS nieber,
Unb um ihn tönen 9?achtigaUenlieber.
©eflagen fie ben Dob beS faum ©efannten,
Die Sängerinnen, bie in ftiller 9iadbt
9fur Älaggetön aus b c *6 er ©ruft entfanbten
Sei all' beS grüblingS b°^ cr ©lütbenpraebt?
5lch, SldjerontoS ©ebnfucbtSqualen fanben
9tur einen Nachhall: — liebeSglutbentfacbt
3ft in ber Nachtigallen ©ang entfprofjcn,
2BaS 9lcberontoS fiill in fich oerfchloffen.
9lnita bürt baS rounberfame Singen,
3b r fanfteö §erj füblt mächtig fich bewegt,
Unb mit ben Sönen ihr $u £er$en bringen
Die ©lutben, bie ber Siebe £aucb erregt.
3n ihrem Sufen fühlt fie miberflingen
©in ©ebnen, baS fie unbetou&t gehegt;
Sie fühlt, toie ^IdjerontoS fie umroorben
Unb an ber Siebe glammenglutb gefiorben.
Unb als bie Nacht auf'S Neu’ bie ©dreier breitet,
©ilt fie babin, mo 2lcberontoS ruht;
Durch rotbe helfen, gelben ©infter fchreitet
3br leichter gufj. — 3 n meiner ©trablenflutb
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©rglönjt bei* ©Jatb. £c§ ©oHntonbö ©djimmer gleitet
®urdb fttylanfe 3roeige, bie in bunfler $ut
®cn Crt fonft galten, too — burd; Seib jum grieben —
9hm 9ld>eronto3 au3 ber 2Belt gefd;ieben.
Unb über ifym finit ftumrn 9lnita nieber,
©3 beeft bie £mnb ba§ bleibe 9lngeftd;t,
Unb roieber tönen 9tad;tigallentieber,
Unb roieberum ein £er$ in ©efjnfucfyt bridjt.
©anft ftrent auf fic füfebuftcnb nod; ber glieber
$>ic lebten Stützen unb im SRonbenlicbt
©teigt’3 aufwärts wie ein 9tebelfh*eif, ein grauer:
©o |iiat bie (Srbe reife ftd) in Irauer.
3u Sftacbt unb Trauer, — ob autty neue ©lütten
jDer glut* entfprie&en nod; fo manchen Sag;
^TeS grüfjlingS febönfte ©Jonncn, fte oerglü^tcn,
©d;on fcfywieg bie 9fad;tigall. — 3tn itiilben £ag
©pielt leifc noch ber 5Binb unb trägt jum ©üben
T>cx SRofen ®uft bem Sauf ber ©onne nad;,
Unb grü^ling^fe^nfucbt bleibt oou alT bem ©lüefe,
$)aö uns ber Seitj gab, einfam nur jurüefe.
_ <£ttbmig grimm.
oörfefjntei ^rieben.
3m abenblic^eit ©d^lummer
3>aS wilbe 9Keer nun ruljt;
©eglüdften grieben atfymenb
äßaüt leife nur bie glutl);
9Wit järtlid; fünften Siebern
£>afS eingewiegt ber JBinb,
3ßie bie getreue SJtuttcv
3tyr mübeS, liebet ßinb.
Unb golbne ©terne flauen
©om ^o^eu ^immelSraum
9Kit glanjoevflärten ©liefen
§inab in feinen ‘träum.
£>, mie nad) folgern grieben
taS miibc £er$ oerlangt,
t>a$ wie baS 9Jher in ©türmen
©efämpft fyat unb gebangt!
O, fangend ©ngelSfhmmen
3)ocb halb $ur lebten Sftul;\
Unb lächelten ifynt tröftenb
-Tic ew'geit ©terne ju!
jltina ^iföflofb.
frommer gSunfd;
(3ur SHeife^cit.)
Senn bev Sens mit ruft unb ©ang
turd; bic Sanbc fd;rcitet,
Sübi’ id), wie ein fjeiper trang
©hr bie ©eele weitet.
?ld), bann wüufd>’ id; tanfenbmal
Aliigel mir jur Steife,
$ortgusiebn oon s ^era 311 ‘Ifjal
:)ted)t nad; ©änger Seife.
9lbcr ad;, uns 9Jtcnfd;cu geljt’ö
©eiten nad; belieben,
Unb fo ift mein Suitfd; noch ftetö
frommer Sunfdj geblieben.
O iMcfd^icf, mir fenFtefi bn
Dteifcluft in’S Seben,
£ättft bu mir bod; and; basn
Stcifegelb gegeben!
<£. gttewr*.
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^neffdjafter.
B. R. in D—tz „9Balbnacht" (mit 9lenber=
ungen); gräul. Dr. phil. H. 1 ). in D—n „91n
Sfyerefe halten als „9lrmibe""; E.P. in T—n
„£erbftnacfyt im 2öalbe" unb „9llemanmfd)";
F. B. in A —ck „91 n Mouline" unter bcm
Sitel „TciitgebenFen" (mit 9lenberungen);
R. H. in S—n b. S. „9*eim $ff)einmcin" (mit
tnefjvfadjen 9lenbevungen). Angenommen!
; F. K. J. in Oe—g (;u wenig felbftftänbig);
T. R. in H-e; F. E. in H-n; A. P. in
1 A.-D—n ( 3 al)lreidjc ^rofaiömen); E. A. I).
! in A.-F—n; A. K. in M—d; A. H. in H—n;
| E. Z. in F —th unb P. E. in P — n i V.
(melfad) nitcfgern im 9lusbrucf); B. L. in
S—au-L. (oft unbeholfen im 9lu3brucf unb
in ber 93cl)anbluug beö 5$cvömaf?eö); R. VV.
in K —1; F. F. m E— n (ohne Äraft bcr
Fiction, 3 U weit ausgefponnen); C. P. in
W—eh; A. H. in D—n (UjeilS unftdjer in
ber Fiction, t^cilö mangelhaft in bergorm).
Dankend ab gelehnt!
S. E. E. in A—n. JÖenbeit ©ie fid) an
bie ^erlagsfirmen SBityelm griebiid) ober
Comalb s Dfufce in ?eipjig.
P. C. in VV—tz. 9lu3naf)m§meife fanbten
mir ^^ncn ^l)r (^ebidjt gurücf, hoch bitten
mir $u beachten, baft für bie golge auch bie
Beilegung ooit greimarfeit Feinen ntoralifchen
3 mang für uns auöiiben roirb.
P. K. in VV— n. 5$ir bebauem, 53efteU=
ungen nur auf 28crFe unfereä eigenen —
nicht aber fremben — Verlages auSfüfjreit $u
Foulten; meuben ©ie ftch an eine ©ortimeutäs
buchhanbluitg. — Ter 'preiö einer einzelnen
Kummer unjcreö ^latteö beträgt 50 s ^f.
(@ct)tuf 3 bcr Wtbaction biefer stummer: 21. 3unl 1890.)
§nijafteii«ri«id}m&.
#rbid)tr bon ffrinridi irnfr, £appbo CitpiplM, ülartin OBrrif, A. Coo*. (Smma tü affin. 3obannrt (Krojax,
JKoi flalbrfb, tjnqo lUjrinlftnbfr. t&aflao Pofici, firnno Kabrdt, Anna Ooiqt. l’nbroi Grimm, Anna Cirbbolb unb
f. ülriDrs. — Wai ans bie brntfdjrn iranrn rrjflblrn. jftritifdfe Klaubereien bon Hart Mirattrntl IX.
(©cbluft.) — flrieffrtiaiter.
3la<$btiuft nur unter genauer $ue(Tenanga6e geftattet.
93efteüungen finb 311 richten an bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag), CHufeitbungen
au bie Redaction des „Deutschen Dichterheins“ in Dresden-Striesen. %\\ Qommiffion:
Trüb’sche Buchhandlung (91. ©d&mittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben:
Geschichte der deutschen Litteratur
von Goethe’s Tode bie zur Gegenwart.
(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.)
Von Paul Heinze und Budolf Goette.
Circa 30 Bogen, Median 8 °, mit den Bildern und Namensziigen von H. von Kleist,
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, TL. Storm, R. Ha-
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch.
Preis: brosch. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf.
VV T eitere Stimmen der Presse:
Deutsche Lltteraturzeitung : ln durchweg gewandter und schöner Darstellung
gehen uns die Verfasser eine Reihe von Charakteristiken, die sie nach Gruppen geordnet
haben. — Ueher die Litteruturgeschichtcn von Gottschall und Salouiou gehen Heinze und Götte
insofern hinaus, als sie auch die Litteratur der letzten Jahre, zu der sie in unmittelbarer Beziehung
stehen, berücksichtigen und uns hier wirklich einen „Führer im Gewirr der Erzeugnisse un¬
seres geistigen Lebens schaffen 1 *. Auch über die realistische Schule der Gegenwart fiilleu sie
ein sehr verständiges Urtheil.
Reichsbote Das ist eine sehr dankenswertlie Arbeit; strenge Objektivität,
sachliche Gründlichkeit und reife B eu rt heil ungs gäbe zeichnet die Arbeit aus, welche
als ein guter Führer durch unsere ueuere schöne Litteratur allen Freumlou der letzteren
empfohlen werden kanu.
Dresden - Striesen.
Paul Heinze’s Verlag.
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402
- 5 ?
Das Volkramslied.
Ein Sang aus unseren Tagen.
Von Julias Grosse.
18 Bogen, Median 8°. Preis: geheftet 8 Mark, eleg. geb 4 Mark.
Weitere Stimmen der Presse:
Unsere Zelt, (einem grösseren, selbstständigen Artikel Uber das „Volkramslied“ ent¬
nommen): Im „Volkramslied“ hat Grosse, wie uns bedUnkeu will, dem Drange seiner Muse deu
▼ollsten und zwar so eigenartigen Ausdruck gegeben, dass es wohl lohnt, diesen Aludruck als
eins der beachtenswerthesten Werke zu würdigen und ihm den gebülirendeu Platz
in unserem Schriftthum anzuweisen. — Das Gedicht ist reich an erhabenen poetischen
Darstellungen im Ganzen und fast noch mehr weht durch das Ganze der Uauch echt
dichterischer Feinfühligkeit; es erhebt sich im Schwünge einer glühenden Phan¬
tasie hoch über das Gewöhnliche, Alltägliche uml Kleinliche im Menschenleben und in
der Geschichte, uud erwärmt uns durch die patriotische Begeisterung, vou welcher es alleut-
halben getragen wird.
Weser-Zeitung: In dem umfangreichen Werke tritt uns eine reiche, mächtige
Dichternatur entgegen, die in begeisternden, grossartigen Gesängen eine weite
Welt uns erschliesst. — Das „Volkramslied“ ist überreich an Schönheiten, so dass es Allen
empfohlen werden kann, gleichviel welcher „Richtung“ sie in poetischen Dingen angehören.
Post: Eine in grossem Stile angelegte und mit bewunderungswürdiger sprach¬
licher Gewandtheit durchgeführte epische Dichtung.
Münchner Allgemeine Zeitung: Dichtung steht nicht in der Gunst des Tages. Hätte
ein Maler geleistet, was der Dichter hier gethan und solche Bilder geschaffen, vom Sinnigen
bis zum Grandiosen, voll Scherz und heiligem Ernst, voll Tiefsinn und
Humor, voll schneidender Wahrheit und Phantasie, welche Verwunderung, Sym¬
pathie, welchen Streit und Ruhm hätte eine solche Bilderausstellung längst erregt.
Leipziger Tageblatt: Ein Sang von Julius Grosso will immer etwas bedeuten. Und so
ist es auch hier. Es ist auch nicht blos der Name des Dichters, den uns das Titelblatt nennt;
nein, es ist der Stempel der Eigenartigkeit und Grossheit, der jeder Seite, jeder
Zeile dieses langen Sanges aufgeprägt ist. Es ist ein Sang, frisch aus dem Herzen unserer Zeit
herausgeschrieben. — So fesselnd und kunstvoll, wie die Verschlingung der Erzählung
angelegt ist, so poetisch schön und meisterhaft ist Detailmalerei, die Schilderung von
Natur, Menschen und Begebnissen. Doch das alles lässt sich ja bei Grosse nicht anders erwarten.
Yossische Zeitung: Dem Verfasser ist eine überaus reiche Empfänglichkeit
eigen, und Sprache und Versmaass weiss er den leisesten Regungen wie den mächtigsten Leiden¬
schaften anzupassen; Grosse hat eine Dichtung geschaffen, die man mit künstlerischem Ge¬
nuss lesen und wiederlesen kann.
Dresden-Striesen.
Pani Heinzens Ter lag.
Dresden - Striesen.
Pani Heinzens Verlag.
In Vorbereitung befindet ßich:
Gunhild.
Sin XX eld.e33.gred.lcnt
von
Gustav Kastropp.
15 Bogen, Median 8°. Preis: gebeitet 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark.
Dieses Epos, über welches Karl Goedeke dem Dichter schrieb: „Die Kraft,
Tiefe und Frische der Stimmung haben mich steigend gefesselt und mir stets
neue Rührung abgezwungen“, dürfte gewiss Manchem in handlicher Buchausgabe
besonders willkommen sein.
<5$ef*9M>acteur unb (Jigent^ümer: y«»f feinte.
Tönte! hon gfetbinanb 2$omafe in $re*bcn. — Rapier bon Vieler & JBogel in Seiftig.
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für Didillwnl) und ürilift. (3)er „Drulftftei
Herausgeber: yanf eilt je.
Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jf halbjährl., vorauazahlb. Man abonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angouommon. Einzelne Nummeru h SO Jf. 6 Stück einer Nummer jU 1,60.
ines $fMes p<$ein
>Prtngt afs jltynung rin,
'Pie vom Mitunter fdltt
3lnb bas joerj erQeM,
30m iß nur gegeben
ätMgeßraQffe gBonne
&on verborgner ponne,
pte ttidjt fcCfiß erreichbar.
3lnb fo iß bas ^ebett
Einern gang *ergfei<0bar
Pnr<0 ben 3*afb, ben buntefn,
gftei besn bargen
SBenn ber pterne ptunbefn
Pnr<0 bie pweige brf<0t.
«pieronymus jortn.
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404
3fiaitci$ 'g&ret jbarte.
S5on Hermann gKenftt*.
iß ^oc^ft befrentbeitb, baß ßingefaßren, gumal für einen Weufeßeit roie
bie ameriFanijcße Citteratur Vret iparte, ber felbft ein ©tiicf eigener 9Fatur
erfl lange Jrvroege guriief« in fteß ßut, ber, nur Wenige, bie ©jabc
legen mußte, big pe ben bepßt, gu feßen, gu emppnben unb gu ßören.
Pfab, ber gu eigener unb ©o roareit alle ©ebinguitgeu oorßanben, baß
fpecipjeßer Ticßtung fiißrt, er fieß gum 9Fatur«T)id)ter entroicfeln fonnte.
fanb. Sir benfen, baß ein ?anb, oielmeßr ©g bleibt bag erße ©rforbentiß, bag mir
ein Selttßeil, ber fieß früßer ßalb unb ßalb an eine Tießtung macßeit müfjen, baß pe
noeß im ^aturguftaube befanb unb baßer ben laubfeßaftließen .ftintergrunb genau unb
feine geroaltige Eigenart im nioedireitben bureßroirFt oon einem £eben, bag non ber
T>rang ber Kultur in dfießtg noeß abgefeßlif- perfönlicßFeit, nom Temperamente beg T)ieß«
fen ßatte, boeß feine eigene unb ebenfo eigen« tetg in bie dtatur ßineinfließt, — mir neu«
artige T)id)tung ßaben müßte. $etn mar in nen bieg „©timmung", — roiebergebe. Unb
3InteriFa bigßer nicßt fo. Soßl gab eg aueß in melcßer Seife meiß Q3ret $arte biefer
früßer bort eine Pitteratur, moßl gab eg bort gorberung naeßguFoutmeit! Tobt, Ieblog ift
Tießter mit mäeßtiger unb ßoßer Begabung, alle 3?efeßreibung, aber biefer Tüeßter befeßreibt
— ameriFanifeße Oicßtcr jeboeß gab eg uießt. bie Watur nießt, er geßaltct fte. Piele beftßen
Oie europäijdje poefte unb bereit gornten , bie ©tobe gu beobaeßten, er aber ßat bie ©tabe
mar bie ©ireitc, bie fte bent eigenen 33oben ju feßen, mag roeit nteßr ßeißen roifl, alg
entfüßrte unb fo oerßadte bie Stimme beg jeneg. ©r fteßt tief, feßarf unb roeit, jebett
geniiro loci, biefer befrueßtenbe ©3eift eeßter ©trieß, jebe ©ontour, jebe dFüauciruitg, er
unb originaler Öicßtung, fpurlog unb un« ßat ben Plief für bag pßpfiognomifeße ber
aeßört an ißneit. 3» oüßerer Perfcßloffeit« &atur; er erfennt, baß feine Umgebung nießt
beit oor ber Seit unb bereit Treiben unb nur ein eiaeneg (Gefußt, fonbern aueß eine
Vebeit, ergab fieß ber geniale ©bgar Poe eigene ©eefe ßat; unb roeil er bieg meiß,
feinen oiftoitären Traumgeficßten, unb fo oermag er aueß bie eigene ©pmboliF feiner
fehlte feiner Poefte bie roaßre Watur« unb Umgebung gu beuten. ©g ift mutiberfam,
Wcnfeßcnfecle. ©in Zuberer, S. Vona« roie er bie Statur gu beleben, ^u befeeleit oer«
fetloro, ßolte ft eh je ine Gilbung aug Ocutfcß« mag — inbeß, bie Slbpeßt i|t bei ißm nie
lanb, fdttigte fieß mit beutfeßem ©5cift unb bcmerFbar, eg ift nießt ßi nein gelegteg
beutfeßer 3lrt, unb fo ging ißm, bem 9JFanne £ebeit in feinen dtaturfeßUberuitgeit, er gau«
oerfeinertßer Kultur, ber ©cßarfblief für bag bert lebenbige DFatur ßeroor, er geftaltet, fte
©5epcßt feiner ^eimat oerloren. ©eine Oicßt« ift ißm, mag fte iß, ein ©tüef Sehen mit
ung ßat Fein eiaeneg ©jepräge. Unb fo roaren eigener ©praeße, eigenem ©mpftnben.
fte 3lde, bie Safßington, 3 r0 * n 9 unb bie Sie meißerßaft ift bie einleitenbe Watur«
5lnbern. fcßilberttng in feinem Romane „©jabriel
©g erßaitbcn ber aineriFanifdßeu Sitteratur ©onrotj": bie geroaltige tobte Sinterlanb«
aber im Saufe ber neneften Oießter, bie fdjaft nt erfeßauerttber ©iitfamFeit, roo felbß
ein feineg 3luge unb Oßr ßabeit für all bag aller „Ton" geftorben mar. „Oer ßeftige
eigene Seben um pe, Oießter, bie aug ber Sinbftoß, ber ftärFße ©turmanprall preßte
eroigjuitgen Guede ber ßFatur feßöpfen. Oer ben fcßnccbebecften ftarreit Salbungen Feine
jungfräuließe Poben HmeriFag ßat feine 'Poe« Älage, Feinen ©eufger ab. Seber ein ©töß«
teit gefunben unb bie 3lnteriFauer haben jeßt nen ber 3n>eige, no % «in Änarren beg 33ufcß«
ißre Original« unb SirFlid)Feitgbiqjiter. T)a merFg mar ba gu hören; bie iiberlabeiten
ift ber gemütßlicß«ßuntorreteße ©rgaßler 311« 3leße ber gießten uitb Tannen braeßen unb
brieß, ba ift ber mißreieße realipifeße ©Figgen« ßelen toitlog. T)ie ©tide mar groß, ooH«
^eitßner WarF Troain, ^opefen unb ttoeß Fommeit maßlog." Unb in biefer beFlemmen«
eine 9£eiße junger, ebenbürtiger Talente. 3llle ben Oebe bie oerfeßüttete ©5efeüfcßaft 33cr=
überragenb aber an ©jeftaltuuggFraft unb Fomntencr unb 33erßungerter!
Poefie feßuf grancig S T5ret ^)arte T'icßt« 3 n ber©rgaßlmtg „T^er Wann am ©tranbe"
lingen, reieß an ood auggeprägter ©igenart, roirb ein 33aum gum greunb eineg ©iitfieblerg.
reid) an innerer Saßrßcit unb an Waturgeßalt. Oiefer fanb ißn einmal auf ber glutß feßroim«
33ret ^>arte ift ber SDicßter ©aliforttieitg, men unb eg feßeint, alg ob er ißn nie oer«
biefeg ©jolblaitbeg mit fo eigener, meltoer« laffen mode, er fcßtoimnit jebegmal gum ©in«
laffener dFatur, mit uncittmidelter, entlegener famen gurücF.
^albFultnr. £ier ßatte biefer poet feßott in 35ret ^>arteg ©ebiet ift bie ©Figge, bag
früßen 3°ß r c n gelebt, gefeßaut unb geFämpft. ^ größeren poetifeßen gormett be«
Uttb eg ßab oiel gu feßen, ßier, mo bie 9Fatur ßerrfeßt er ni^t, troßbem er eg an einigen
bttreß PFtefenftäbte noeß itidßt oenoifeßt unb Verfließen nießt feßleit ließ. Unb ieß glaube,
entftellt ift, roo ber ©eßleifftein ber Kultur biefc gönn ift bie realiftijeßfte, roenn eg fieß
über Wenfeßen unb Umgebung noeß nießt um bie ©jeftaltung oon ©ingelleben ßaitbelt.
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405
Denn nur bie SJtenfc&beit erlebt ißre Epen,
Dragöbien, baS Sehen oeS SJtenfcben entroicfelt
ftcb mehr cgenreljaft, als epifcb. ©o ftnb bie
„Ealiforni|cbeu ©Figgen" baS ©ebeutenbfte,
roaS er uit§ gegeben. Slber roelcb einen Steicb-
t^urn an ©ejtalten, Dtjpen, blut* nnb lebeit3=
ooden SJtenfcben finben roir in biefen feinen
©Triften! SBie ift baS SldeS echt unb roabr,
auS elementarer ©cböpferTraft b^oorgegangen,
baS, roaS er fdjilbert. Statur unb SJteitfcb ftnb
hier fo unoerfälfcbt roiebergegeben, baß mir
biefe feine gigureit ohne biefe Statur mit
ißren ureinfamen ^rairieit, ©Mlbniffen und
gar nid)t benfen Tonnen. ES fcfjeiut, als habe
§ier bie Statur biefe Elenben unb ©erftoße=
neu erbarmunaSood aufgenommen, als ent=
pftnbe He ib* Öcib mit.
$3 ift ja ber ©orgug realiitifdjer ^Did^t=
roeife, baß fie nicht erft ber ©c^önfarberei be=
barf, um und bie SJtenfcben als bösere ©e;
fdjopfe (Rottes gu geigen. SBelcb feltfame,
arme, oerTommene SJtenfcben fii(jrt uitS ©ret
§arte oor, SJtenfcben, in beiten ber Äeim
jeber flttUd^en Äraft roie oerroifcbt gu fein
fcbeint: £>alb=$bi ere > ©äufer, Saitbftreicber,
galfcbfpieler, Entehrte. Unb roie bohrt fid^
beS Dichters Singe in ihre ©eelen l)inein,
jeber Krümmung in ihrem 3 nne ™ nacb :
gebeitb, bis er bte ©pur roafyrer SJtenfdjlicbs
reit ftitbet. SJtit roarntem SJtitempftuben Titu*
bet er baS „©lüd beS ©ri'tder-SagerS". Die
©erftoßenen in biefer meifterbaften Stooede
ftnb gang entmcnfcbte Jitbioibuen, bte nichts
mehr Tennen, als ihr Elcitb unb ißren tbie*
rifcb geworbenen junger, ©o ftedjen fte ba^
bin, fcbon gang abgeftumpft gegen jebe menfcfc
liebe Entpftnbiing. Da roirb tit ihrem Greife
ein ßiitb geboren. Söie Hämmern fte ftc^ an
biefeS „i^r ©liicT" mit faft überntenfdhltcber
Siebe! DiefeS $inb ift ihr ©ouneufebein, i^re
eiitgige Siebe, ibr ©eniuS. Diefe ©efebiebte
ift oon einer foltbctt pfgdhologifcbeu SBabr*
beit unb Diefe, oon einem folgen biebterifeben
©ebalt, geugt oon einem fo tiefen unb roar*
men Diibterqemütb, baß, hätte ©ret parte
uns nur bie|e eine Dichtung gegeben, roir
ihn als einen boebbebeutenben mtb origineden
Siebter anerfeuuen müßten. Sßie fd)ön ift
„DemteffeeS Kompagnon" unb „Die 3liabe
oon ©anb 9 = ©ar*! Unter ber Slfdje ber
grimmigen geinbfcbaftSroutb biefer greunbe
entbeeft ber Did)ter bie elementare ©eroalt
roabren greunbfcbaftSqefüblS, baS fcbließlicb
Triumphe echten SJtenjcbentbumS feiert Sßie
oiel 3 u ^oibitalttat, roie oiel eigenes ©lut
unb eigene Statur beftßen biefe SJtenfcben.
3eber, auch ber feinfte 3 U 9 ißr« 8 SBefeitS ift
ihnen mit liebeoodem unb fdbarfem Singe
abgelaufcbt, ber Siebter gebt in ihnen mtt
ganger Entäußerung feines 3^ auf, nur
ein eigener felbfiberrlidjcr £umor, ber auS
roarntem 3nnent ficb entringt, bricht brroor,
ein £untor, ber ft^ roie ltnbe grublingS^
fonite um bie &iitge legt, fie abelub unb
oerflärenb.
5Die ©figge w ^ie S?erftoßenen oon ^ßofer=
glat" ift oon echt tragifdjer E'eroalt unb
IK-
mächtiger Staturfiimmung. 93ret ^>arte gräbt
im ©ebaebt ber faft tobten bergen biefer Ents
menfebten, bie boeb in tiefftem Elenb unb in
S3ergroeiflung beit Slbel ber SJtenfcbennatur
nicht oerleugiteit Tonnen. ®iefe Ergäblung
bat eine erf^ütternbe SBirfung uitb roir be^
rounberit bie Unerfcbrocfeubeit biefeS ©cbtift=
ftederS in ber pfpcbologifcbeit Stnalpfe. Söret
$arte finbet roabre @roßc, echtes ©eelengolb,
roo Slitbere nur &otb finben mochten; roo
Slnbere oerurtbeilen, er, als dichter ber Söabr*
^eit, roeiß Erbarmen unb meint unb läd&elt
ubevoodeit ^ergenS über menfd&Ucbe ©er«
fontmeitheit unb nteufcblicbe Eröße. . . 3 n
bie Oebe unb ©erlaffeubeit bringt fein Sluge
unb er finbet fte, bie er fuebt: dWenfcben!
Er bat einen ungemein febarfen ©lief für
mettfcblicfte Eharaftere, er ergrünbet jeben 3^9
ihres SSejeitS, jebe oerborgenjte ©eelenreguitg.
^aS ^leinfte unb Unbebeutenbfte roirb oon
ihm liebeood beobachtet, im äußern unb
initern Sebeit, jebe ©eroegung, jebe TOene,
er empfinbet, lebt mit ihnen, unb inbern er
fie febilbert, roid er bamit Feine lenbeitg
machen, er fdjafft roie bie Statur SldeS aus
elementarem 5>rang, aber nicht Ebenbilber
ESotteS bringt er b*n>or, fonbern Ebenbilber
ber SJtenfcben, bie er in jener ©erlaffenbeit
gefeben, mit benen er gelebt unb empfunben.
Er ftedt fte roeber als 3 loer 9 c f noc ^ 018
Stiefen bar, fte haben roahre SebeitSgröße, fte
ftnb Ergeugniffe ber Statur, Ergeugniffe, roie
ße nur unter einem geroiffen ^immelSftricb
entfteben Tonnen, fte haben Erbgerucb.
SJtit toabrer ©haTefpeare'fcber itraft ber
EharaTterifirung ftnb manche feiner ©eftalten
gegeiebuet. S)tan feße ftd^ nur beu „alten
^lunTett" an, biefen uitglüdfeligen ©ater mit
ber gyoßen Siebe in feinem närrifeben Serien
gu Sßeib unb gtinb. ES ift bieS eine Slrt
glöitig Sear. SJtit roelcb Toftlicbem ^untor
febuf er bie gigur bcS Oberft ©tarbottle,
biefeS jooialeit ©ecTen mit feinen einigen Er*
lebitiffen unb Erinnerungen, mit feinen tau*
fenb fiegreicb beftanbenen 3a)eiFämpfen, mit
feinen „oornebmen ©efüplen" unb feiner
„perföulicben ©erantroortlidjreit*. Hnb ber
prächtige Jtutf^er 3uba ©iu, bem Stotbfcbilb
feilte ©ebeimitiffe anoertraut; ber großmiitbige
galfd)fpielcr Oafburft; ber oerloreite ©opn
©aubp SJtorton; Slh geh, ber Eßinefe unb
ber dichter oon ©ierra=glat, — baS fiitb ©e=
ftalten, Originale, nicht auSgeflügett am
©ebreibtifd^, fonbern frifcb ^crauSgefcbaffeu
aus Umgebung unb Statur.
©ret .parte beftßt bie ©abe fpriibenben,
roarmeit pumorS roie nur SBeitige. Er holt
ihn itidjt geioaltfam b cröor / — ** ift ur=
roücbfig, gang Staturgabe. OaS macht biefen
Dichter fo aitgiebeitb, baS macht feine ©cböpf--
uitgen fo erquidfenb.
Unb gam eigen unb fraftood ift feine Oar>
ftedungSgabc. ©ie ift oßne ade ©egiertbeit,
ohne ftörenbe Stefleyioit, ohne Uebertreibuna.
Ein SJtaun, ber SldeS miterlebt bat, ergäbt
biefe feine Erlebniffe, unb er gebt int Ergäbt
ten fo gang auf, baß roir bie ©erfon beS Er*
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406
gähterS gang oergeffen. SllleS ip aber lebhaft
unb wapr oorgetragen, fo bafj mir nichts 6r*
bid^teteS cor un8 gu §aben glauben, fonbern
mirfliche Begebenheiten. 6r Weigert bieS noch
burch einige tfunjigrifje, inbem er oerfchiebene
Berfonen mieberholt als Ntithanbelnbe in
mehreren 6rgählungeit auftretcn laßt, Bret
£)arte’S (Jrgäljlungen haben (eiten einen fünft*
licken 2lbfdf)lu6, pe brechen nicht (eiten jäh
ab unb ein ©ebanfenftrich giebt ber Bh anta fi e
beS SeferS freien ©pielraum, fich felbft einen
(Schluß hingugubicf)ten; eS fehlt feinen ©e=
bilben fomit unleugbar bie einheitliche Slb*
gefchloffenheit beS ßunproerfeS.
Dro&bem führt bie Bh anta ft e xn («inen
drrgählungen nicht eine 2trt ©flaoenleben, fte
ip bei ihm, wie bei jebem echten dichter,
Königin ber ^Poefie, wenn fie mit ber ©alp*
heit #anb in £anb geht. Sluch ber Ntctapher
geht er burdjauS nicht fd^eu auB bem ©ege,
wo fie ftch als natürlicher unb echter ©d)mucf
ber ©prache ergiebt. (line oft hochgepimmte
6mpftnbung liegt als reigoolle ©timmung
roie ein leijer $auch über (einen Dichtungen.
s JNan hat bie 6mppnbung, baß alles aus
bem überootlen Born echter Dichtung fluthet.
3n feinen 6rgählungen ift nichts über*
tüncht, nichts geheuchelt unb erlogen. Die
herbfte Sattheit, er (agt fte unerfchrocfen,
roeil er bie ©ahrheit jagen muß. ©o fehlt
eS in feinen gahlreichen Schriften nicht an
Slnflagen unb ©ehefdjreien, er i(t aber gleich
entfernt oon jeber Denbengmacherei. 6r reißt
bie Je^en roeg oon franfen Seibern, bie
©unben, .bie ©chäbeu geigenb. 68 ift be*
geichnettb, baß (ein erfter jchriftpellerifcher
Berfuch eine ßlage roar über bie Unterbriicf*
ung ber 6hine(en in Slmerifa.
©ie ein Dichter erotifche Stoffe behanbelt,
ba8 gilt als SNaßßab feiner Eigenart. Unb
gewiß: Bret £arte ^anb^abt nicht bie jebe
ftnnliche Regung belatternbe unb erbarm*
unaSloS fecirettbe Ntetljobe eines glaubert
unb 3ol«; er begnügt ftch, nur bi« SluSgangS*
unb 6nbpunfte gu geigen, aber auch h* er *P
er fein feuchter unb Bertufcher. 6r erfüllt
feine ©efen mit reichem jtttnlidben Ber*
mögen, mit Blut unb Seibenfchatt. Bon
roelcher feinen feelifchen Beobachtungsgabe
geugt in biefer Begichung feine hochpoetifdje
©figge „Ntiß M . 2Jtit unoerfälfcbter ©ahrbeit
ift baS innere ©achten biefer feltfamen SNäb*
chenfeele, ift jeber Schlag ihres Reißen Dem*
peramenteS belaufet. Das fejueUe (Element
überroiegt aber nie bei ihm, er gieht SllleS
in’S Bereich feinet Darftellung, er fu<^t MeS
gu gepalten, gu beleben. Unb inbem er bieB
thut, befreit er bie amerifanifche ^ßoefte oon
ber Nachahmung, oom afabemifchen gorma*
liBmttS, ber ben ($eip echter Dichtung tobtet,
erfüllt er fie mit bem erquiefenben (Srbbnft
freien NaturfchaffenS. 6r erflärte aller feich*
ten Ueberlieferung unerbittlichen tfrieg unb
baS ©alpe unb Naturfchöne machte er gu
feinem bidperifchen ®laubenSbefenntniß. 3ft
er auch weit entfernt oon ber unenblid) oer*
tieften, oerfeinerten unb erweiterten Slrt eineB
Dolpog, Durgen jew, 3ola, fehl* auch («inet
Dichtung bie <55röße hoher 3b««n, ftnb auch
feine gormen befchränft, fo ermangelt er hoch
nicht be8 6inen, roaS echter Boepe noth
thut: urfprünglichen Naturgehalts. 6r b<U
ben roelfen Veib einer fap abgePorbenen
Sitteratur mit neuem, frifchem Blut belebt,
mit fcharfem Stuge brana er ein in’8 innerpe
Seben eines BolreS, in oie Natur eines ent*
legenen ©elttbeilB. ©old)e fdböpferißhe Dljaten
pnb bebeutenb genug, um biefem Dieter nicht
nur eine einheintifebe Bebeutung gu oerleiheu,
fte pchern ihm auch einen Bfafc w ber ©eit*
Sitteratur. Bereicherte er pe hoch um einige
Berlen echter Boep«, mit echt bidperifcher ftraft
fchuf er neue ©eftaltcn ooll eigenen SebenS,
roobei baS SWgemein*Ntenfchticbe einen folgen
geabelten poetifchen SuSbrucf faitb, baß btefe
feine Dichtungen (Gemeingut aller 3Nenfchen
bleiben werben, ©eine Schriften pnb bie
Steuerungen einer feufchen unb hoch feurigen,
nach (Bepaltung ringenben Dichterfeele, er ip
ein poetifdber Naturforßher beS Ntenfchen ood
roannen NcitemppnbenS, ooll tiefen ©emüthS.
3P er fo ber Begriinber eines neuen ©dhrift*
thumS in Slmerifa, ber Sitteratur ber ©ahr*
heit, fo überragt er auch alle feine NachPreber
an innerer Bebeutung. Ntehr als aUe Slnberen
hat er bie ©abe, ^fefelpeine in Diamanten
umgufchteifen, baS Äleinpe unb fcheinbar Un*
bebeutenbfte bis in’S Diefpe gu erfaffen, in’8
©ehetmni6oolle ber Ntenfchen * Natur ein*
gubringen. ©ein £untor ip nicht fo pridfelnb
als berjenigeSNarf*DroainS,er ift aber gemüth*
reicher, poetifcher, er artet nie in ©ortroifc aus,
er entjpringt einer lebenSfreubigen Seele unb
reifer, fchmergooder CebenSerfahrung; feine
6rfinbungSgabe ift nid)t reich: bageaen ip er
mächtig in ber Berföi^erung feiner (SePalten.
(gleich Sroan Durgenjero ip er ein ©hafe*
fpeare ber ©figge. äuf wenigen ©eiten laufet
er bem Sebeit Bilber, (^eftatten ab oon feltener
griffe, Slitfchaulichfeit unb Sebhaftigfeit. Unb
in jeber 3ril c oerräth pch baS, waS er ift: ein
Dichter oon ho^er, ausgeprägter Eigenart!
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407
SnflenbfleMdjte Don j&einridj cSeut^ofö.
(53i8I)er ungebrutft.)
93 e r m i f <h t e © e b i ch t e.
(9lac$brucf öerbotcn.)
Pie §6ee.
2Bir Ratten 3efjooa # ben kräftigen ®ott,
Der bonnernb ba^cr gejogen,
9luch ben rnilben G^riftuS, ber $uben ©pott,
Den bulbcnbcn Demagogen.
9tun fommt ber Dritte $u £anb unb $u See,
Der ®ötter göttlid;fteS SBefen,
Der ^eilige ©eift ift’S, eS ift bie 3bee,
Die einft Schöpfer ber SBelten geroefen.
Sßfetlfdjnett burch bie Sanbe mit ©tifc unb mit Dampf,
gür ber SKenfdjfjeit Grlöfung ju ringen,
Gilt jurnenb ber junge ©ott $um Äampf
2luf faufenben, braufenben Schwingen.
3^m ift ber D^ron, ifjm ift baS Steidj,
DaS SReidj ber fünftigen 3*^*1*,
Die 93ölfer ber Grbe, er macht fie gleich,
Gr fommt, fie als £irte ju leiten.
DaS ift, roaS bie Stelle ber ®ibel euch roeift,
Gin £irt unb eine $cerbe;
Sagt faufen, lagt braufen. — Der ^eilige ©eift
3ft fommen über bie Grbe.
Gr ift'S, ber baS jüngfte ©eric^t euch h<,
ffiie in ber Schrift $u lefen,
Gr fäleubert ben Slife auf bie alte SBelt
Unb fpri^t: Sie ift geroefen! —
petüerfrette.
S p a n i f <h e St o nt a n $ e.
„Don Sllfonfo, Don Sllfonfo!
®rauner Stitter oon fiaftilien,
Sag, roaS trägfl bu in bem Scfyilbe
Unb am £elme roeifce fiilien?"
„ffiei&e Sitten, roeifce Sitten,
DaS finb meiner Dame %e\tyn.
Die an Steinzeit unb an Dreue
3n Äaftilien ohne ©leiden!"
„ffieibertreue, Don 2llfonfo!
3ft ein Söafjn, bei meiner G^re!
Denn fo rein ift feine Sitte,
Dajj fte nicht ju brechen roäre."
„Gine roeifje Sitte fenn' ich,
SBelche nimmermehr $u brechen,
Gine blanfe Älinge roeifc ich,
Die bereit, ben Schimpf ju rächen!"
Stuf beS Spaniers Sdjilbe blühen
Seines ®luteS rothe Stofen; —
ben Sinnen feiner Dame
Stuht ein £er$og ber granjofen.
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408
-58
jlttf (gwtattttef $eißcte £ugenbbi<$ttwgeit.
Unb roenn audb nicht bern ©ergftrom gleich fein Sieb in euren Dfjren braujt,
Unb rüttelt er auch nicht am ©au ber 3«t mit rauher ©ifenfauft,
Unb fchroingt er aud) bie gacfel nicht bod) lieb idj ihn unb halt ihn fjod),
©r ift ein feufdber meiner ©chroan, er ift ber ©cbönbeit ©riefter boc^ i
©dbön ift er, fc^ön in jebem 3 U 9> in feines ©eifieS frifebem ©Beb’n,
3m ©chmer$e feines ©tegermeibS, in feinem ©Uten non Sitten.
©or ©Wem aber ift er feböu in feineö ©torbenS reinem ^audj;
®ie Sercbe fingt bie 3tofe blübt unb tief im $cr$en blübt eS auch.
©t* führt eu<b ein in’S Sagenreich, in träumenbe ©Balbeinfamfeit,
Unb eure ©eele löft ficb auf unb fdjroebt empor, ootn ©toff befreit;
SRings roebt’S fo fübt fo mär<bcnbaft, inbefc ob euch ber £immel blaut,
©S tritt bie ^foefie einher, roie eine b<>b c ' teufte ©raut;
©ie fcbliegt euch alle SRätbfel auf, bie tiefen ©tätbfel ber ©tatur,
®odb roaS euch rounberfam beroegt, ibr roifct eS nicht ihr ahnt eS nur.
®ie beutfd)e Jungfrau, blaugeaugt, in ihrer Soden blonbem ©olb,
©ie ift ber meinen Silie*), bem reinen beutfdjen Siebter ^olb;
SOBie $u ©ebets unb ^falmcnbucb, flieht fie $u il;m auS bem ©eroübt
©ie nimmt ihn mit in ibv ©emad) unb legt ihn unter ihren ^fübt
Unb fcbleicbt ber Siebe elfter Sen$ fi<h über -Radjt in ihr ©emütb,
©o ift’S ein ©eibePfdbeS ©ebiebt baS linb bureb ib rc Seele jiebt.
3b r glaubt, bafc feine ©lume mehr auf unferm beut|d;en ©oben fpriejjt,
©o lang fid) uoeb ein foldber Cuell befruebtenb burd) baS Sanb ergiefct?
O nein, o nein, ich fage euch: cS nabet unö ein Oftertag,
©iadbbem auf ®eutfcblanb aöjulang ber ©Sinter ber ©erneinung lag!
©r aber ift bie Serene, bie im grübrotb ibre glügel wiegt,
3lnbe9 noch unter ihm bie ©Belt in ftarrem ©cblaf beS ©BinterS liegt.
© e r m i f cb t e © b a f e l e.
Jln Raffte.
$)arf id; beinern ©Bort uertrauen,
©Birft bu meiner noch gebenfen?
gern oon biefen ©cbmeijergauen,
©Birft bu meiner nodb gebenfen?
©ln ben Ufern bes 3)uero,
©ln beS ©broS blauen glühen,
©ln bem ©Rittelmeer, bem blauen,
©Birft bu meiner noch gebenfen?
©Beim um beinen braunen ©Reitel
©üblidb, balfambuftenb fofen
3ene Süfte, jene lauen,
©Birft bu meiner nod) gebenfen?
©ßenn bu miegft in beinen ©Irmen
Ucppige ©Inbalufierinnen,
3cne ftol$en, braunen grauen,
©Birft bu meiner noch gebenfen?
©fein! bod) fiebft bu fturmentmaftet
©inft ein ©c^iff auf bab cm ©Reere, —
3)ann mit einem leifen ©rauen
©Birft bu meiner noch gebenfen.
*) Bitte — ba§ ©eibeTfcbe gamiliemoappen.
8S-
-32
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409
^ettiott.
roerbe nie ber Söelt gefallen; Ocftel idty einft ben Seuten aßen,
®te@ flimmert micty audlj nid)t fo feljr. — ®cfiel i<$ felber mir nid^t me^r.
$W(t.
®em ®otb im Sed)er laffet uns
®ie licberreid^en Äe^Ien raei^n,
Unb audj bem SRaufcb ber Siebe ftetS
®ie ganjen, oollen ©eeten roeifjn!
fflie fe^r if)n bie Vernunft nerfd^mä^t,
3$ Hebe foldf)en flüd^t’gen $Rei$;
2Sem fallt 4 * id^ fonft ber Sßoefie
®efdjliffene 3uroelcn roeityn?!
6inft ftrebt’ idlj ^ö^er jroar, bod) feit
®ie £eimat meinem ®ienft entfagt,
2Bitt icb bem ®icnft ber ®^or^eit mi<b
3n feurigen ®ljafelcn roei^n. —
|>er freie
SRun bift bu ganj ber freie SR^ein
3n beinern ungekämmten ®ofen,
6S f<bmü<ft bir ringS baS gelSgeftein
®en $fab mit frifc^en Sllpenrofen.
2Bie ladjt auf grüner Sßiefen ©amrnt
SRancb beutfdijeS ®orf mit SRebenbügeln!
3e^t bift bu nimmermehr oerbammt,
®ie Äned^tfc^aft eines SolfS $u fpiegeln.
3efct barfft bu fü^ner, junger SRljein,
Sefreit oom ^od^e ber granjofen,
3it’S fd)öne ©dbroeijerlanb hinein
(Sin Fecfer greibeitSfämpfer tofen!
£ier, roo beim ftarfen $odblanbSfobn
SRod) immer freie Slbler häufen,
§ier, roo bcS §elbenliebeS ®on
grei fann in beine ®onner braufen. — -
§ier fiürje bidj oom Sllpenjocb
3fn bie gejaeften gclfenfd^lünbe — —
©o tobe bodf>, fo jauche hoch —
5Run ift baS Saucen feine ©ünbe!
£Frü9(ittg$fteb.
®er Sen$ ift ba, ber Sen$ ift ba,
3ft über 9tadjt gefommen,
Unb Sufö unb Saum ftnb fern unb nab
3n Slütbenglutb erglommen.
$Rid)t roiß icb lic^t^ unb luftberaubt
2Rel>r in ber ©tube liefen,
®S ftreue mir ber SBinb auf’S Jpaupt
®ie buftigen Slütbenflodfen.
®u corpus juris inbaltsfdbroer,
SRum roieber auf ein 3Bei(d^en!
2Rein ganjeS 2ßiffen gab’ icb b cr
Um einen ©trauj oon SSeild^cn.
gort, fort mit eudb, Sitten unb $Rom!
®ie Süc^er über’n Raufen,
®S fotl, SRatur, in beinern ®om
®er m^irge ®eift mich taufen.
Siebeslieber.
Jltt f.
Statu id? in tiefem Sßalbe fdbroeife,
SRadb roilben Sraumgebilben greife,
©<broebt oft, umroebt oon Stofenfcmein,
®ein Silb um mich fo rein.
Unb bann ift mir’S, als maud^teft bu
®em feigen #erjen grieben ju.
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410
3$ bußle nicht um 3J?enfcbengitnß
©errätbrißb roie bic ©letfcberßru,
Tem SJtißgef (biefe roie bcm Sanier j,
3<$ biet 1 i^m trofcig meine Stirn.
3$ biente tiic^t um eitclu Siubm!
3n beinern 2lrm, bei beinern &uß
©fließt ßcb für mich ein jjpimmel auf;
Tann bid^f i<b, roeil i<b bidjtcn muß.
&•
Unb bennod) fjab’ icb manche Stacbt
3n ^eiß inbrünftigem ©ebetj
Um einen Äranj non 3mmergrün,
Um einen S?orbeer$roeig gefleht.
Den roänb’ i<b bir oor aller 2Belt
Um’S ßolje f<broar$gelotfte §aupt,
©eil bu, als 2We3 mich oerließ,
2ln beiuen Tidjter bodj geglaubt.
Jltt $.
Uiifc^ulb unb Steiuljeit liegt roie J^au
3n beinen feelenooUeu 3^9 cn »
3n beinern 2luge fanft unb blau,
Unb biefeS 2luge roirb nicht lügen!
©eißt bu, roie bu mir einft erlaubt
3J?ein §aupt an beine fflruft ju ßbmiegen
3n jenem £>aine, bic^tbetaubt,
Unb jene Stunbe roirb nicht lügen!
C, jener Slbenb roar fo fc^ön!
©ir traufen Sufi in wollen 3 l " l 9 cu
Tort auf beu golbumßoß’nen ^öb’n.
Stein, jener 2lbenb roirb nicht lügen!
Unb roeißt bu, roo am blauen Slljein
Tie fc^attig buffgen ©arten liegen,
Tort naunteft bu mid): eroig bein. —
Tein Stofenmunb, er roirb nicht lügen!
üJlcin eignes £>erj fagt: Ob auch fern
33on bir, ße roirb btc^ nie betrügen!
©ic ^ör’ ich biefe Stimme gern,
Tenn biefe Stimme fann nicht lügen!
$ e r m i f d) t e 3.
<äm|M $fnt0.
O pflücf’ beineS grü^lingS ©rftlinge nicht
So forgloS mit beiner fetyneeigeu £>anb,
Unb roiflji bu nur ©turnen, fo fueb' fie nicht btci*,
Siid^t b^r an beS SlbgrunbS fcbroinbligcm Stanb.
O, roeefe bie ©lutb nicht, bie gierig unb roilb
©erjebrt beiner Seele blü^cnb ©croanb,
So, roie ber Samum oerfengeub b^ß
Tabinbrauß über beu ffiüftenfaub.
Tu roillft unb bu mußt! £)a, fo laßc iljn benn
£ 0 $ loberu empor, ben oerbcerenben ©raub
Unb unferc Slfcbe ßveue ber ©inb
©eitlen iiber’S friiblingStrunfene Sanb.
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8?
Nachbicht ungen.
(9 a# Robert 9am*.)
3u jenem fchatt’gen §aine fontm,
®er rings fo bufdjig finfter ift,
©cim Slbenbfonnenfcheine fomm,
3u jenem roalb’gen Naine fomm,
35er überfät mit ©infter ift!
$ier geht, wenn un§ bie Nacht umfehroebt,
©rft eine febönre Sonne auf;
@S gebt baS $er$, baS fad^t erbebt,
©on unfrer Äuffe 9Ma<ht belebt,
3n beifeer £iebeSmonne auf!
§ab’ feinen Speiser, feinen £erb,
din £er$ nur, baS in glantnten, Äinb!
3<h bin fein Neider, bin fein Sairb;
35o<h wer ift reifer auf ber 6rb’
2llS mir, roenn mir beifammen finb!
tenn järtlich liebenb, fo roie mir,
©oll ni(bt im Neft bie taube fein,
@0 glöcfticb foH unb frob mie mir,
©0 felig Niemanb, 0 , mie mir,
3n jener bunfcln £aube fein.
35rum bin $um fchatfgen $aine fomm,
t)er ringö fo bufchig finfter ift,
©eint 9Ibenbfonnenf<heine fomm,
3u jenem roalb’gen Naine fomm,
t)er überfät mit ©infter ift!
Ungarlieber
(nach ©etöft) ©anbor).
I.
SKeitte Siebe.
3# lieb ni^t, mie bie Nachtigall,
35ie bureb ber Ntonbnacht 3auberbuft
9Nit meicb melobifcb füfcem ©dball
$>er liebefranfen Nofe ruft.
@S ift mein Jper$ bie Jpütte nicht,
Umfäumt oou einem ©ärteben flein,
tarin ber ©eift beS griebenS fchlicbl
$m §erbe fifct beim Niütterlein.
3# lieb nicht, mie ber ©ebroan im ©ee,
35er fchlanfgeljaljte, ftol$e ©chroan,
3)em feiner ©ebnfuebt fü&eS 3öeb
3)ie feufd^e £ilie angetan.
üJtein £er$ ift eine ©JalbcSfchlucht,
3)ie nie ein ©onnenftrahl erreicht,
3)arin bie Schlange ßiferfucht,
35ie giftgefchroollne, lautlos fchleicht.
II.
»#&
(Nof$irt unb ©trafeenräuber.)
35em ©lifce gleich ou f nachtbunflem Nop
Ouer über bie ©ufcta ein (SfifoS fd^o§.
3>er ©etpar fchaut ihm nach unb fpricht:
2Bie glücflich bu bift, bu roeifet eS nicht!
©chon föft ft# 00 m ©aume baS rötliche ©latt,
3)ie ^erBftlid^e ©onne fd^eint trübe unb matt,
3m tbale ber Nebel, bie gelber bereift,
6in fchneibenber Sßinb über bie Sßufcta pfeift;
S£
-8k
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412
3efet wartet ba^ctm in ber ©farba bein
Die bampfenbe ©chüffel, ber rot^e ©ein,
$Ra<h ©Rüffel unb 3Bein bein junges SBeib,
©in warmes Jager, ein weiter Jeib. —
Doch fjungrig unb nimmer beS JebenS froh
SSBirft ber ©etpar fic^ auf SReiftg unb ©troh,
@r träumet im ©chlafe oon ©algen unb Sftab,
9Som Sßilger, erfragen auf einfamem ©fab;
3m £erbftwinb, ber febneibenb fein Haupthaar umweht,
©ein Sftütterlein fchlotternb oor ihm fleht,
3Jlit bittenbem 9lug’, mit bem 9lntlifc ooll £arm,
ffiarnenb erhoben ben jitternben 2lrm.
Umfonft, a<h umfonft! er Fann nid)! jurücF,
©S ^at Feinen 2luSweg beS SftäuberS ®efd)icF;
Äein tiebenbeS SSeib, Feinen ^eimifc^en $erb,
©r fjat Feinen greunb, als fein flüchtiges ©ferb;
3hm ift auf bie ©time baS ©ranbmal gebrüeft,
©in ehrlicher 9ftenf<h oor ihm erfchricft;
©eine #eimat bie ©ufjta, ber finftere 2Balb,
DaS ©efängnifc oielleicht unb ber ©algen halb.
Unb wenn ihm bie ©onne in'S Slntlifc blieft,
^lufwacht er oom ©chlaf, ber ihn nimmer erquicFt;
©ine 3lh r ® nc * m irrenben Sluge ihm fleht,
©in gluch auf fein ©lenb, — baS ift fein ©ebet. —
SBolFStieber
(nach ©juqor ®crg#p).
I.
O, $Rofe fdjön, o SRofe roth
2lm fchlanFen Stiel!
©in früher, unbeweinter Job
3ft unfer 3iel.
©, würb 1 ein SEBefen nur für unS
3n Siebe glühn,
SBir müßten ©eibe nicht fo jung,
©o früh oerblühn.
© $Rofe roth unb mußt bu auch
Sftun halb oergehn,
SBirft bu nicht mit beS grühlingS §auch
2lufS Sfteu erftehn?
ffiohl manche anbre SRofe wirb
3nt Üenj gebeihn;
©in anber 3ftäbchen wirb ber ©tern
Der ©ufcta fein.
II.
,,©ei biefem hallen 9Ronbenf<hein,
9tein, nimmermehr mad) 1 ich bir Qu f>
2luch würb 1 bein Äufc $u feurig fein
Unb weefte mir bie 3ttutter auf." —
„©, la§ mich c ^ n * äfanfeh erfährt,
9Bie ich &i<h in aller Jugenb,
Die SKutter glaubt, wenn fie unS hört,
©ie träume nur oon ihrer 3 ll 9 e nb."
fc-
4 »
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413
Pas „Presbner Äßet“
üRatthiaS ctnfl nach DreSben tarn,
DeS röm’fdhen SReidhS ©ebieter,
Unb bort gefchah — bie G^ronif fagt'S —
©BaS ich erjagte lieber:
Der Kurfürft, überaus erfreut
Der faiferltdjen (Säfte,
©ab, rote baS ^etfcfyt beS HofeS ©rau<h,
Idealer, ©äße, gefte.
(Sr geigte ihnen Sielerlei
DeS ^errtic^en unb geinen,
©Borüber ^eut noch groge §errit
2Rit Stecht oerrounbert fdheinen.
Der Donnerbüchfen groge 3ahf
3m SmghauS mar $ u ftnben,
auch geuerfdjjlangen, ©djroert unb ©pieg
Unb eine SRenge glinten.
*3mar grünblich f^neibet folch ©eräth
Der geinbe roilben Haber,
gürtreff li<h bient’S $u ©dhub unb Drufc",
@o fprach ber Kaifer, — „aber .. .!" —
(Sr ftoeft; er jinnt, rote fürber^tn
Die SRebe $u gehalten.
Doch benft er, bag eS flüger fei,
3unädhft ben ©Runb $u Ratten.
Der Kurfürft fd^roeigt alSSRann oon©3elt
Unb, als ob nichts gefdhehen,
Sägt er fte nun als hödjften Druntpf
3ur ©ilberfammer gehen:
§et! Onp^, Karneol;
Unb amethpfWameen
®ab'S jaljlreid) ^ier, rote anberroärtS
Die Kiefel ftnb ju fe^en!
©efäge, ftlbern unb oon ©olb,
gür oicle SRißionen,
Unb perlen, roohl je^nmal fo grog
©Bie unfre Kaffeebohnen!
93iet Diamanten, farbenreich,
als ©dhmuef bei gcfteSfcier,
©laubt mir, — bie Süge ift mir fern, —
©o grog roie Hühnereier!
Unb Serge, h«! non purem ©olb,
auch H au f cn ©H&erbarren,
©Somit man roohl belaben fonnf
9Rehr als jroeihunbert Karren!
Drob roar ber Kaifer — roie man jah —
SRun freilich fehr betroffen,
3hm ftanb, fo raunt bie böfe ©Seit,
Der üttunb fo ziemlich offen.
3oh<*nn ©eorg hört noch im ©eift
Den Kaifer „aber" fagen,
(Sr roenbet ft<h an feinen ©ajt
2Rit fchmunjelttbem ©ehagen:
„Das „aber" bort im arfenal
Kann idh leidet e^pliciren,
SRicht ©Baffen nur, nein, oieteS ©etb
Sägt Krieg mit SRadbbrudf führen!
Dies „aber" aber, 3Rajeftät,
Der Schein fann fchroerlich trügen,
Dies „Slber" feht 3h r * 8«äb’ger Herr,
©enügenb roohl h' cr Kegen!"
* *
*
©Benn feitbem 3emanb brüdft ber ©chuh,
Sagt man, mein lieber Xaoer,
3Ran mertt, bir geljt’S, roie’S Sielen geht,
Dir fehlt’S am „DreSbner aber."
_ *a»r «hocb.
put ^anöerung.
Seb roohl, bu alte, bumpfe ©tobt,
SRun fdhreit* ich m Sßeite,
3ch hin ber grauen ÜRauem fatt;
üRir fanbt’ ber Senj ein grünes ©latt,
(Sr giebt mir baS ©eleite.
Da roarf ich afle ©orgen hm
Unb fchlog bie enge Klaufe;
Der junge Senj h ö * h c Kent ©inn,
©Ber mit ihm jieht, ber trägt ©eroinn
gür’S ganje 3 a h r na<h H öu f c «
Da ich jahraus, jahrein fein ©aft,
Hot mein er nicht oergef|en.
©o roitt mit ihm idh fonber SRajt
3n ©lüthenbuft unb ©onnenglaft
Die weite ©Belt burchmeffen.
3ch roähK für bie ©Banberfahrt
Stets ihn junt ©Beggenoffen;
(Sr lehrt mich Sieber eigner art,
Unb roaS an ©aben ihm auch roarb,
DaS beut er unoerbroffen.
tfwafb SHüffen
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13
$ dj u U e r 16 a f.
I.
Stiege, fliege milbe Seile
£)urtig aus beiti gelfen ^er,
gliege, fliege uon ber OueHe
SRu^etoS in’S weite 3Reer.
3mmer neue Saffergarben
©iebt ber ©cblunb unb glutb um glutb;
3lnbre Sidjtev, anbre färben,
®o<b bie gorm im Secbfel vu^t.
@o Derrinnen bie ©ebaitfen,
©iner (oft ben anbevn ab;
51 ber ftetS bie gleiten ©<braitfen
©on ber Siege bis $unt ©rab.
II.
@S fte^t ber bunfle ©ommermalb
3>n milber SRub' unb ©raebt;
®u nabft, ba überftrömt bi(b halb
Oer Xroft ber grünen Stfadjt.
Oen gerben ©cbmer$, baS bittre Seib
Orag' in ben ftillen Salb;
Ou wirft befc^wi^tigt, wirft gefeit,
I Oer ©türm in bir nertyaöt.
Unb immer tiefer bringe bu
3fn’S §erj beS SatbeS ein,
©o finbeft bu nur tiefre 9tulj\
©o lögt bi<b loS bie ©ein.
Seu<btenb über ©erg unb ©«blühten
thront baS ©cblog in Orümmerf<böne,
3n baS Xbalbilb wirft ber §erbft
Sinter, ©chatten, Xinten, Xöne.
Oraugett blauen bie ©ogefen
Jpocbgeftalrig, ät^ertrunfen;
3n bie Oätnmrung fprityt ber St^ein
©eine lebten Oeinantfunfen.
III.
Sanblung je^t. — Oie Slbenbglut^eu
©on ben Sölbern eingefogen;
ga^le ©läffe, geijter^aft,
3ft bem ©ergfeblog angeflogen.
Seife Stauer überfliegen
5lu<b ben Sanberer im Xljale,
©iS ber golben^elle SOtonb
begrügt mit ftillem ©tra^le.
IV.
©djneegeftöber wilb unb weit
Jpüöt bie Seit in Oüfterbeit.
©rau in ©rau, trüb Einerlei,
gerneS ©eilen, SRabenfcbrei.
©eltfam bodj, bie glodfenbabn
©priemt bicb traut unb bttmlid} an,
©«blenberft traumbefangen fort,
SReibeft ©infe^r Ort um Ort.
Unb bid) febläfert; gingft bu fo
Soblgemutb unb wanberfrob
3n beit ew’geit ©d)laf ifcunb,
©rief icb bicb auS §erjenS ©runb.
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9
% o j e n 3 c U
Stun, ba in Stützen bie Stofen fteljn,
Stuf etnfamen ©fabelt mug idj gefjn.
Die evftc Änofpe am ©traute fprang,
Da beine $anb fiel) in meine fetylang.
2Bir träumten oon blüljnber Stofenjeit; —
©ie ift gekommen, bod) bu bift weit.
@3 blüljt auf 3Beg unb Stegen allort’; —
SBavum in bie gerne jogft bu fort?
Dieioeil meine ©elpifudbt nach bir ruft,
glimmern bie Süfte oon Stofenbuft.
@3 böftet fo füg, fo febroül ringer,
SJtir madljt’S baS einfame £erj nur ferner.
3Ba§ frommt mir ber Stofen Duft unb ©rad)t?
Die 9Q3elt ift freubig, in mir ift 9tad)t.
Sang ift oerioeljt tooljl ber Stofen ©luft,
©infjt ftid mir roieber bu an bie ©ruft.
Doeb ob audb ©latt unb ©lütlje bann fällt,
©teljt uns in Stofen bie gan$e SBelt.
Jtonrab fefmauu.
Per < ®ali5inan.
Ueberfefcung aus bem Stufpfc^en na<$ 31. ©ufeljfin.
3Bo in eto’ger ffiogen Staufd)en
@id) baS SJteer am gelfen brid^t,
Unb in trauten 3lbenbftunben
©anft erglänzt beS SRonbcS 8id)t,
2Bo ben Dag in JJmremS greuben
ffiilb oerfdljtoelgt ber SRufelmann,
Steifte mir mit fügem Äofen
6ine gee ben DaliSman.
greunblidty lädjelnb fpradj bie £ol)e:
SBa^re meinen DaliSman,
Denn er f>at geheime Äräfte,
2Bie nur Sieb’ fie geben fann.
Sticht oor ©lifc unb ©turmeSbeben,
Stodty oor Dob unb ÄranfljeitSbann
SBirb bein liebe® $aupt behüten,
D^eurer greunb, mein DaliSman.
Stid^t beS OftenS ferne ©efyäfce
©ringt er jum ©efd^enf bir bar,
Stocb mirb er bid) einft befeljren
3u ber SRufelmänner ©cf)aar;
ffienn bein greunb in ©eljnfud&tSejuaten
Ofjne bid) nidjt leben fann,
©ringt oom Storben bid) gen ©üben
Stimmer tyeim ber DaliSman.
Slber roenn ber ©lief beS Söfen
©löbliety 3 öu ^ m Stb te übt,
Ober bi<$ ein Söefen füffet,
Da§ bid) toeber eljrt nod) liebt:
Daoor, greunb, unb oor bem@e$mer)e,
Der baS $erj bir bredtyen fann,
©or ber Däufefyung, oor ber ©ünbe
Söatyret bie$ mein DatiSman.
Sttarie 9. ^nXmerfnc*.
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416
Jtaifer <$emrid)5 ^rautf^au im Jtrofier $u überford.
I.
Der Äaifer Heinrich, DeutfchlanbS ©tol$.
Der ginfler jubenannt,
£üllt fid) in fehltet ©eroaitb unb nimmt
Den ffianberftab $itr Jpanb.
©r $ieht mit feinem treuen Ältest
£in über ©erg unb ttyal. —
Dort lugt ouS ©ichengrün ^ernor
Da3 %\d im SKorgenjlra^l.
$Ro<h eine ©flucht, ein Serge3hang,
5)o grüfet ba3 Äloftert^or —
5Ring3 2llle3 ftill, fein fehnöber Saut
bringt an ber Saufdjer O^r.
Doch §ox$, e3 ruft fo ftlberljell
De3 9Wcttenglöcflein3 Ion,
Der Äaifer nidft: „ffiillfommner Älang,
Du bringfi mir SRinnelohnl*
Sftun ftreben fte oer^oltnen Dritt3
Die h°h c JBonb entlang,
Unb näher ftet3 unb notier tont
Der Tonnen Gljorgefang.
Salb littet ftd^ ber ©äutennmlb,
Dort hinter bem Elitär
©ernährt be3 £aifer3 ^alfenblicf
Die anbacfytSootte ©chaar.
@r fudjt bie fittig ^ fromme SKaib,
Die ©lume, jart unb rein,
©raf Dieterichs oon SRingel^eim
§olbfePge3 £öd)terlein.
II.
2BaS bebft bu, Äaifer £cinri<h,
Unb bliefft hoch felig brein,
2113 ob ein ganjeS Himmelreich
Dein eigen foöte fein?
2Ba3 paeft bein ftarfeS ^elben^erj,
SRacht feucht ba3 2luge bir,
2Ba8 färbt bie braune SBange
2Bie grühtingSrofen fc^ier?
Dort in ber SRonnen Sfei^en
©et ber 2lebtifftn fniet
Die Jungfrau, ^olb unb roonnefam,
Unb fingt ihr frommes Sieb.
Der ©lume gleich im ©onnengolb
®ar höflich angufchaun,
2ftathilbi3, o üßathilbis,
Du ©<h<mfte aller grau’n!
©o feufdj unb ooU unb lieblich
©rtönt i^r Sobgefang,
SBie htmmlifch = flare Harmonie,
2Bie ©ilberglocfenflang.
©3 fügt ber golbnen Sorten Fracht
Der fchnee’gen ©chultern 9htnb;
@3 buhlt ber lofe ©<hleier
2Rit ihrem SRofentnunb.
Der Äaifer fteht bezaubert,
6r fchauet unoerroanbt,
Dc3 SBonneanblicfS ©eligfeit
£at gänzlich ihn gebannt.
Doch enblich reifet er rafch fleh —
^och einen lefcten ©lief —
Dann minft er bem Segleiter
Unb manbert fUH jurürt.
m.
2lebtiffin ©ertrub betet ftitt
3um §errn ihr Sßatemofter —
Doch H® tn erf(hall unb ^ubclruf:
Der Äaifer naht bem ßtojter!
£e hotlah h°* ®t« ®hore*.auf!*
Der Äaifer fommt geritten
SKit feiner h<>h*n ©rafen ©chaar,
3n feiner ©bien ÜRitten.
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417
63 teuftet ^cH bic £errf<herjier
Bon feinem ftoljen $aupte,
@3 blifct be3 @chmerte3 ©ilberfnauf,
Da3 er ben Jpunnen raubte.
@3 mailt ba3 Burpurprachtgeroanb
Um feine ebleit ©lieber;
63 fpiegelt feiner Brünne ®lan$
Der ©onne Sichtgolb mieber.
Slebtiffin ©ertrub, fromme grau,
Begrübt eure ®äfte!
3Ba8 Äüch 1 unb ßeüer bergen, gebt
3um ffaifer^od^geit3fefte!
63 ift ba3 befte Jpelbenherj
6ntflammt in reiner 9ftinne
3u eure3 Älofter3 6belftein,
3u eurer 6nfelinne.
IV.
üttäbeben, bu in flitler ÄTaufe,
Stüfte bidj für’3 frifebe Seben;
2Kit ber £anb follfl bu bein 9llle3
6inetn nun ju eigen geben.
gürber nic^t in enger 3.elle
©oüft bie Sage bu uertrauern,
Äönig8burg foö b«h umfangen
Statt ber büftren Äloftermauern.
®lücflicf) nenn 1 ich, traun, bein ©djicffal,
Denn nicht folgft bu frembem greier,
Dtein, be3 beutfehen Äaifer3 Siebe
©dringt ben ßranj unb löft ben ©d^teier.
Dem bu lang fd)on fHöoerf^roiegen
SBarft in Siebe treu ergeben,
S^a^t, al3 ^ßerle feiner Ärone
Dich auf feinen j^ron $u ^eben.
Deinem Äaifer foßjl bu folgen
3n bie $ofburg al3 ©ernannt —
Jpeil bir, fc^ötte SanbSgenofftn,
|)eil bir, ^errlid^c Söeflfalin!
Y.
Die ©nfelin an ber 9l^ne £anb,
Den Seib umhüllt oom gefigeroanb,
®ar lieblich gefchmücft $ur fdjöncn geier —
©o fleht fie erröthenb oor ihrem greier ....
Der fc^aut ooH banger ©eligfeit
2luf bie fdjämig erglüljenbe, liebliche Sftaib.
63 geht burch fein $nnre8 rin Wfe3 6rbeben:
O, wirb mit ber £anb fie ihr §er$ auch bir geben?
O, ob roohl bem fiaifer bie Siebe fie mährte,
Die einft fich bem bitter oerfchämt offenbarte?
Da trifft ihn ihr Blitf, ein flammenber Strahl —
6r hält in ben Firmen ba3 2öeib feiner SBahl. —
Unb jubelnb mit freubig s begeifertem ©inn
Begrüben bie SRecfen bie Äaiferin.
jUtfur 3U$bei*.
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Jtpei §eHdjte.
Ueberfefcung au3 bcm Schtoebifchcn nach @raf ©arl Sitoilöfp.
% & t t v i ft.
©om Abhang, auf tfjatumrtS gerounbenen ©egen,
©erfuchte mein ©lief in’3 Oebächtnifc $u prägen
Deine Schönheit, o Sftättoif:
Den fcfytmmernbcn Silfan, bie Äirche, bie traute,
3ur Slnbacht rufenb mit ©lortenlaute,
©iiteä Sonntags im 3uli.
Den bläulichen Äiefertoalb, bergumrtS fleigenb,
Unb toechfelnb bunRere Streifen jeigenb,
©eint 3 u fl c ber ©ölten.
Unb jitternber Schein unb Stille, nerf^miegen,
Unb fcbmeUenber §arjbuft, ben SJteilern entfliegen
3n>ifcben lichtbraunen Stämmen!
Da Rang ein Sieb burd) ber Dannen ©eljege,
Unb ^nter ben mooftgen ©lötfen am ©ege —
©ine grau fah ich plöfclich.
Äur$ brach fte ab — am ©albranbe ftehenb,
3h r Äinblein über ben Starten ihr fehenb
SluS bem Sart auf bem Siürten.
Sie ftanb, roie ein ©albroeib ju gewahren,
Die fpi^ige Sftüfce fchroarj auf ben paaren,
üRit farbigem Schurje.
So räthfcloott leuchtenb ihr Sluge fchaute,
SllS ob ihr ber ©alb fein ©eheimnij* oertraute,
©ineS SlbenbS am Sfteiter.
(Sin Schimmer umfpielte oerbleichenber Sage,
©in $au<h unb ein Stachglanj oergangener Dage,
Da$ ©eib aus ben Dhälern.
2Kich trieb’S taufenb fragen in eine ju falten,
3m giuge ben Sichtbtifc be$ Sllten $u galten,
Der nimmer jurürtfehrt.
Doch eh' ich ba§ bannenbe ©ort noch gefunben:
Sie fchlug ft<h toalbeimoärtö unb toar oerfchtounben
3n ber Dämmrung ber Dannen!
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419
gfferettiitter Jtbenb.
§ocb in beS ©aumeS 3 roe '9 cn
Negt ft<b fein ©latt jur grift,
9lm JpimmelSfelb oerblcicben
Orange unb 5lmetbpft.
©om ©einlaub bid^t umfangen,
Umrahmt ootn Nebenblatt:
9Nit i^urm unb Äuppeltt prangen
©ebn mir bie 9lrnoftabt.
Ob unfern Jpäuptern Frän^en
Oie trauben ferner baS ®a<b,
Äein gürft ftebfS fo erglänjen
3« feinem ©runfgemacb.
§ier beef im Sibenbfymcfye
Oen tif<b ich für unS
Nur Suna, treu beut ©rauche,
üftag ge^it unb Fommen frei.
©elbft unfrer Sampe $eüe
Spürt biefeS 9lbenbS träum,
2lnt römifeben ©efteüe
Nü^rt fidi) bie glamme faum.
§ier ©djinfen — frifdj oout Saube
Oie ©olbfrudbt — bunfler ©tra^l
Oer glorentiner traube —
OaS ein feftlicb Stahl!
@ie^ roo bie glafdje immer
3Bir auf beit tifdj geftellt,
Oa fpielt ein Sßurpurfcbimmer
9lufS tueb, baS monberbettt.
©eit milb im 2tbenbfdbatten
OeS tageS ®lutb oerfebroebt,
gafet liebliches (Srmatten
Oie 3Belt unb maS ba lebt.
Oie Nacht gebietet ©ebtoeigen,
©elbft bie (fpeabe ftillt
Oen ton, ber jittemb eigen
2Bie ©laS jerbreeblicb quillt.
ffiir folgen bem ©ebeifje
Unb ob mir auch allein,
2Bir flüftern, flüftem leife
$ier unterem ©ternenfebein.
JlboCf $fmu
©o bunfel ift bie ©tunbe,
3u bir lehn’ i(b oertraut,
Unb näher beinern üftunbe
gang 1 idb ber SBorte Saut.
Äufforbenmg.
2Beg mit bem grämlichen ©innen unb träumen,
©rüber, eS roinft ber perlenbe tranF!
©ebt, rote bie ©e<ber, bie ooüen, febäumen,
greube, fte grü&t unS aus §imntelSräumen,
jubelt ber greunblidjen frö^lid^cn OanF!
©cbneüer beflügelt ©aturnuS bie ©tunben,
Ote uttS bie bolbe ©öttin oerfüfct;
3ft fte uns eilenben glugS entfe^munben,
©rüber, Fein ©lerblid^er mirb eS erFunben,
Ob uns noch ein 9Ral bie Säcbelnbe grüfct.
©ebeuebt brum bie ©chatten beS SebenS ooit binnen,
trinFt auS bem ©edjer in'S £erj baS ©lücf!
©ann mag bie ©ar$e ben gaben fpinnen,
©ann mag bie lädjelnbe greube oerrinnen;
©rüber, ibr ©trabt bleibt im ©ufen $urücF!
J. $farmattti*.
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420
^ufpcnpicßcf.
$n bcr liefe meines ©dfjranfeS berg 1 i<h
eilten, wertlos langoergeffnen Ärant.
®a ich fjeute fudjenb brinnen wühlte,
Äam jur $anb mir eine £ulpen$wiebel,
3a, ein welfeS, altes, bürreS £)ing.
Unb ich nahm fte achtlos in bie §anb.
Um fte braußctt in ben Äoth ju werfen,
®iefe uul^loS abgeftorbne £niüe.
2ld), ba fal) idfS, in beS ©d)ranfe3 liefe,
2ln bcm moberftauberfüflten Ort,
3« ber Stacht unb ber ©ergeffenheit
§atf eS biefe £ulpe bo<h gefügt,
®aß ber grühling fant, ber fonnengolbne.
Unb fte ftrecfte ihre 2Bur$eln auS,
Unb fte trieb bie jugenbgrüiten Äeime,
£)ettn ber Senj — auch i^r im Innern wühlt* er,
Sproßt 1 empor unb rang ftd) burdj junt Sicht.
5)och umfonft, im moberbunfelit Sßinfel
SBelfte jßh ber hoffnungsgrüne £rieb,
Unb fo ftarb, wie manches SJtenfchenftreben,
SJtcnfchenringeit, manche ßJtenfchenfehnfucht,
®tefer ©lumeitfitofpe SebettSbrang
3n bem oben ®unfel ihres ©eins!
£ermi«e 99« yreuf^e«.
cSßfe $djöttljett.
©Bohl warft bu fdhött im SebenSlenje,
2113 bir bie greube ©lumenfränje
£olb in bie Cocfen wanb.
©or beiner ©onnettaugen ©tragen,
®ie ft<h in äße §er$en fta^Ien,
®er tieffte ©Ratten fchwanb.
@0 leicht unb lieblich wie bie 2öeße,
©Bie bie ©plp^ibe, bie Sibeße
©littft bu burdfS Sebctt Ijin.
®u warft fo fittblicb unbefangen,
Äein h«ntli<h ©e^nett, fangen, Sangen
Umflorte beinen ©inn.
$)odh fdjöner bift bu, feit bu Steifen
Unb Stofen faljeft leife weifen,
©eit bid) ber ©d^meq geweift;
©eit bu in beineS §erjenS liefen
©iel eble ©erlen, bie bort fttytiefen,
©efunben haft im fieib.
©Bie ftra^lt ber 9tci<$tljum beiner ©eele
Stun ebelfchön, gleich bem 3 uro ele,
2lu3 beinern 2lngeficht!
©3 fpricht bein inniges ©tnpfinben
2luS beinern ©lief, bem warmen, littben,
£olb wie ein $art ©ebid^t.
©inft blühteft bu, ben ©inn erfreuenb;
®u glichft ber gee, bie, Slumcn ftreuenb,
Seicht wie ber galter fchwebt;
Stun bift bu, Sieblichfte ber grauen,
©leidh einem ©ngel anjufchauen,
2>eß 2lnblicf ftiß erhebt.
Breuberg.
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421
sr
-ss
cSrmunterung.
®elagert auf fdjimnternber ffiiefeitau
Sag idj int 2lbeitbfd)eine.
£odj über mir fhafjlte bc3 £immel3 ©lau
3n femtig leuebtenber Sfteine.
Hub unter mir prangte ber bunte $fü{jl
©oit helfen uitb ©fnbiofeit,
Unb um ntid) roeljte erquiefenb fiiljl
Oer Oüfte fd)mcid)elnbe3 $ofen.
Unb neben mir Ijört’ id) bie ©öglein ad'
©e{jnfüdjtige Sieber tauften,
Unb oor mir ben glifcernben ©afferfad
Si3pelnbe ©eifeit rauften.
9ting3 um mid) mögt’ e3 in {jeder Suft,
3tiitg3 fro^eö Seben unb ©priemen!
©ie fönnt’ idj ba bie fefjnenbe ©ruft
3u ad’ bem $ubel oerfcbliegen?
3?. üoföait.
cSbier, n)o idj fu geftüßt!
©ie {jeintlidj ift'3 unb traulidj ^ier
3(m roiir$’gen ©albe3grunb!
§ier ragt fo ftol$ ber Gidjeit $kx,
$ier prangt bie glur fo bunt,
£ier fcfyäumt fo flar ber ©afferfad,
§ier fingt fo fdjön bie diadjtigad:
©0 roonueood adüberad
§ier, mo id) fte gefügt!
dttir ift, alä menn ba3 traute ffiort
3$ einmal noch gehört,
Oa3 $auberood am ftiden Ort
3Jtein junge3 §er$ betört.
2luf eroig bein! auf emig bein!
©ie golbner ©onne glammenfdbeiu
©rad)’3 tobernb mir in’3 §erj hinein
§ier, al3 id) fte gefügt!
9Jtir ift, al3 brüefte iljre £aitb
Oie meine mieber mann,
2U3 ferlang’ id) liebe3glutl)entbrannt
Um fte ben ftarfen 2lrm,
2113 ftreifte meine ©tim ifjr §aar,
2113 läf’ mein 2lug’ in ifjrem flar,
©ie Sieb’ unb £reu’ unroanbelbar,
§ier, roo icfy fte gefügt.
3ttan<b roilbe3 3a$r oerrann, oerfanf,
’3 ift nidjt, roie einft, meljr ^eut:
Oer 3Jtunb, beg Äüffe einft i<b tranf,
©id) anbern Sippen beut.
Oodf) ob il)r $er$ ein 2lnbrer ftaljl,
Ob meine Siebe fuljr ju Oljal:
Oicf), ©tätte, grüg’ id) taufenbmal:
§ier, roo icfy fte gefügt.
_ yatif mittlrer.
g)fo(ftcnäfagc.
Oie ^ainblütljen fanfeit
3m ^erbftlic^en dteif,
2lnt ©affer fdjroanfen
Oie ©infen unb roanfen
3m riefelnben 9tebelftreif.
Unb bie 3tad)t entlang
(Sine ®lodfe flingt,
©ie meinet fo bang,
3{jr jitternber ßlang
3n bie fe^nenbe Seele bringt.
(Sitift gört’ id) folcf) ©einen
3« früheren Oagen,
Uitb mir roid ft|einen,
2113 roürb’ bei bem ©einen
(Sin Oobter ju ®rabe getragen.
£txm*nn SUUtner.
85 -
-ä
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422
cäicQtßtaH
2)unfle Rächt umfängt bic 3Bett,
2)och ein SlißcSfhrahl
^ßlößltdh ntär<hcnf<hön erhellt
Sergtoalb, ©ec unb Iljal.
giel in manche §er$cn§na<$t
©oldh ein fyütx Schein:
Salb roo^l jög 1 mit ©iegeSmacht
©tücf unb griebcn ein!
ffeobor JUtttteBerg.
fyotbbtonbfya
©ei mir gegrüßt, bu ©uchenlaube
9Rit beiner trauten ©infamfeit!
©8 min bie flügge Ringeltaube
©ei bir oerträumen ihre 3 c 't-
Sie fommt’8, baß an bem©piel berScßroeftern
Rtein #erg fiel) nimmermehr erfreut V
Sie finblich froh roar i<h noch geftern,
Unb roie fo anberS bin ich ^ent!
Soher bieS ahnungSootle ©angen,
$)a3 micl) roie füßeS Seh’ ergreift?
Soher bieS fehnenbe ©erlangen,
$)a8 fuchenb in bie gerne fcßroeift?
©alb mocht’ ich bunh bie Sanbe fliegen,
©en ©üben mit ben ©dfjtoalben giehn —
©alb möcht’ id) ftiH am Seiher liegen —
©alb möcht* ich raffen, halb entfUehn!
3ch möchte alle Seit befragen,
3u hören, roaS mit mir gefchehn!
Unb hoch, e3 fann mir Riemanb fagen,
Rur ©iner fönnte mich oerftehn. —
£ord), horch! bort raffelt’« in ben 3n>eiaen -
itönnt* ich oerfd)roinben, gleich bem ©liß!
©chon feh’ ich ih n hernieberfteiaen,
$)er mich belaufene — ©etter griß.
O toeh, er will mid) roieber füffeit,
$)er fd)onung8lofe £>ergen8bieb!
Run wohl, ich n>erb’ e§ bulben müffen —
$)enn griß, idf) h a b* bieß gar gu lieb!
£iriebri<$ gart SUinfd).
Emile Zola, Alphonse Daudet und
andere Naturalisten Frankreichs oon
Emil Burger. ($)re8ben, ©. ^ßierfon’8 ©er*
lag.) $)iefe nach be8 ©erfafferS Angabe in
„Unferer Aeit", in ber *$eutfchen Reoue",
„Rorb unb ©üb" oerftreut erfcjieneneit 2luf*
faße führen ben mit obigen ©roßen noch un=
oertrauten Cefer in bie moberne, überrheinifche
ßitteratur ein. 3<h bin oor Mem ber Slnficßt,
baß man 3<>la unb Raubet nicht gut neben*
einanber al8 Raturaliften (teilen rann. Senig*
ftend benfe ich mir, ber ich jebe8 Sort ©eiber
in ber Urfpradge gelefen, bei bem Raturali8mu8
eines 3*ben etroaS gang ÄnbereS. ©8 fommt
mir gerabe fo oor, al8 ob ©iner oon einem
blonben unb einem brünetten RaturaliSmuS
reben wollte. — $err ©uraer fritiftrt in feinem
fritifeßen ©uche auch bie tfritifen beutfdher Re*
ferenten. ©r meint g. ©., ber oon ©. 3<*bel
gugegebene 3ufommenhang brr 20©anbe Rou*
on Rtaquart ließe fich nicht beraeifen: ®er
antier in „La Böte humaine“, fagen Rtanche,
fei nicht im ©tammbaum ber RougonS oor*
gefehen. Sie fleinlicfc! Haßt eine gamilie
einen ©obn mehr gelabt haben, unb berSantier,
ber 9Raf<hinift, iß ba, roie ber fiantier, ber
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Käufer, int „Assommoir“. 9ludb bei anbcren
©teilen, bie 3olaS, trenn auch oerberblid&e,
hoch geniale (rinwirFung auf 2itteratur*?eben
herabminbern, bin ich anberer Meinung, hoch
lägt fich baS nic^t in einer Steige, nur in
einem (Sfjai) flavfteflen. CHne Vn>pb«a*iung
(©. 21 ), baß £ola fich felbft nidjt mehr über*
treffen Fönne (leit „9tana"), ift— gewagt, unb
ich [teile $.33. „Germin&l“, „la Terre“ höher;
höher auch als „rOeuvre“. (*benfo ift „La
Böte humaine“ troß allen parti pris einfach
granbioS. Dem Vanbe [inb einige Wooelletten*
Uebertragungen angereiht, bie ftd^ red^t gut
ltfcn - Dr. Alfred Friedmann.
Liebestranm. ?tcber-(5pclii§ oon San-
dor Barinkay. (Wit einem ©eleitSwort
non W. ©. Gonrab. Wünd&en, @. gram*
fdjer Verlag. 3- Wort), Ägl. n. £• 9?. £ofbudjj*
banblct.) DaS 92 (^voßoctaofeiten umfaffenbe
Vüchlein ift ber erfte Verfud) eines 9lnonpmu3,
ber, wie baS Vorwort fagt, unter einem s pfeu*
boupm fidf) bie litterarifd)en ©poren ocrbienen
will. Stun genügt eS ;war in großen Gingen,
gewollt $n haben, in oen anberen — unb 311
oiefen muß auch bicfe ©ammlung geregnet
werben — nerlangt man auch baS Rönnen,
unb leiber bleibt uns ber 3lutor ba3 $unieift
fdjulbig. (53 mag hier nochmals, oielleicht jum
ijunbertften Wale, betont werben, baß fprifche
Öebid^te heut$utaae ein charaFteriftifcheS ®c*
präge haben muffen, wenn matt fie gelten
lafjen foU, unb noch ftrenger wirb man auf
biefer gorberuug befielen muffen, wenn biefe
fiprif auöjdjltefelidh erotifch ift, wie ba3 hier
ber gaU. Da nüßt bie fdjöne Vorrebe unb
bie auSbrücFliche Verwahrung beS Autors gegen
ben nüchternen Verftanb ber heutigen 3eit,
unb gar gegen bie bitterböfe RritiF gar nichts
— man möge bo<h oielmehr burch wirFlidjen
(behalt be 8 (Gebotenen fich 2lncrFennung er*
$wingen, benn wahre 'tpocftc wirb auch heule
noch jebeit (^ebilbeten übeneugen! Seiber ift
biefe Wacht bem 3lutor oerfagt. <53 lief! fich
2lQeS $war fchr jcf)ön — aber Sorte, Sorte,
Sorte! Da e3 jeboch ein (*rftling3oerfuch ift,
fo gebe ich gern 3 U , baß oieOeicht ein ^weiter unb
britter VeffereS jeitigt, $untal ich weit baoon
entfernt bin, bem Slutor Talent ab$ufprechen.
©o ift ftimmungSooll unb gelungen feßon in
biefer ©ammlung: ,,0 $liidf!", „Der glieber
. blühte un3 $ur ©eite* unb „Rennft bu ber
Wonbna&t tiefen Räuber?" DaS Uebrige ift
bagegen farblos. Seiber finben fich aber auch
arammatifalifche Verftöße. ©o wirb 3 . V. auf
©. 29 aufhören tranfitio conftruirt, eine uns
erlaubte £icen$, unb ©. 52 heißt bi* 1* Verf.
©ina. oon ©preeßen bem SHeim „ich" 3 uliebe
ich ipn*. ©. 44 fteht 311 lefen: „2aß Fiiffen
bir bie .Reble fein" — aber, $err 2lnonpmu3,
warum benn bie Reßle?!
Fritz Eberhardt.
Akkorde und Gesänge. Dichtungen
oon Alberta v. Puttkammer, (©traft*
bürg, Verlag oon 3 . p. (*b. .f>eiß, 1889.)
31. 0 . fputtFammerS ^oefien finb in ber (^egen=
wart noch *>**1 3 « wenig befannt, namentlich
in ber grauenweit. Soper fommt ba3? Viel*
leidet finb ihr bie Damen ihres ©tanbeS nicht
gewogen, weil fie fich auS ben geffeln manches
noch h err i 4 en ^ cn 33orurtheilS oodftänbig be*
freit hat, fi<h auf ben rein menfchlichen ©tanb*
punft fteQt. Vielleicht miftfäQt auch manchem
Sunberlicben ber faft männliche $on ihrer
Seifen, ©ie h at geroiffc 3lehnlichfeit mit
Drofte ^ülShoff unb wiib, wenn fie eine fpätere
ruhige, objcctioe it'ritif erfährt, wohl in bie
9?eihc ber bebeutenbfteu Dichterinnen Deutfeh 2
lanbS aufgenommen werben. (Jine fchwung*
ooOc ©prache, ooüenbete gorm unb reichhaltige
Wotioe fennjeidhnen ihre Dichtungen imftiroften
unb (Wan$en. ^3lfforbe" heiftt ein 5heil her*
felben nicht mit Unrecht; benn wir frören
manchmal ben leichten, fpielenben, melobifc^en
2 lnfchlag an bie©aiten, flagenb ober fröhlich,
unb bann wieber ben raufebenben, ooflen,
wilben ©türm ber 9eibenfcha(t, ber 3UIe8 be*
wegt unb ba 8 ^>er,j bis in feine Siefen er*
fchuttert. Selche Wacht unb welche Sirfung
burdf) Harmonie unb burch ftontraft liegt in
bem ©d)lachtbilbe „Die ©chlacht am Sra*
fimener ©ee*, in bem großen ©ituationS= unb
Gharafterbilbe oon bramatifcher Sebenbigfeit
„9tero weint", in ber legenbaren Dichtung
„SubaS 3fcharioth"! 3 n ben „9teiterfiebenr
offenbart fich ^te ungebänbigte ©ehnfucht ber
Dichterin im Gingen nach Vollenbung, auS*
gebrüdt burch ben rafllofen 9iitt auf bem
Ichnaubenben fchwar$eu ^engfie. Witgefühl
mit bem arbeitenben unb leibenben Volfe,
Verfiänbnift für feine Slnfchaunngen unb
berechtigten Sünfche offenbaren fich m »Wicf
auf bie ©trnfte* unb „©dharfrichterS itinb".
Der Dichterin ©teOung im ©treite jwifchen
3 bealiSinu 8 unb Realismus fenn 3 eichnen
bie Verfe:
SaS brauchen wir auch b* n ®taub 311
malen,
Senn wir ihn athmen, wenn wir ißn
leben?
Sir fangen lieber ber ©onne ©traßlen
Wit ihrem taufenbfarbigen Seben.
Denn Sahrheit ift: oerflärteS ©ein
Von ber lieben ©dhönheit ^eiligenfchein.
JebenfaflS wenbet fich 9 f 9 en ^ cn Datura*
(iSmuS. Hng0 R i, einIällder .
Dr. Hermann Türck, „Das psycho¬
logische Problem in der Hamlet-Tra-
Afödie“. (?eip$ig*0feubnift, Verlag oon Wap
^offmann.) Der Verfaffer oerfucht eS, mit ber
DioinationSgabe beS VerftanbeS baS ;u oer*
beutlicßen unb 3 U erfären, was ©hafefpeare
mit ber unoergleichlichen DioinationSgabe
hödbfter poetijeher Ära ft gefchaffen. gür mich
ift Hamlet Fein Problem, fonbern ein Wenfch,
ein großer Kultur* unb hoch in erfter JEeifte
9taturmeufch, ein großes Semperament, bie
fgmbolifirte Wenfchhrit. 3^ flitnme niit Dürcf
überein, baß Jpamlet troß 3lQem unb 3lQem
bodfj ein Wann ber Sßat ift, baß fich in ibm
ber tfampf beS ^aturooll - deinen gegen bie
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424
conoeitlionellen ©retten bcr üRcnfchhcit, bcr
ßampf ber 3wbioibualität gegen henimenbe
SchitffalSmäd)te oerFörpert. TaS 2lUeS geht
ja fo flar aus bcr graubiofeit Tid)tung tyv*
Dor — ja bicjc Ticbtung roäre nicht fo groh,
wenn fie wicht fo fcni roäre dou allem ?lb-
firaFten, wenn uid^t MeS in ihr fo Seele,
2eben, ^Plaftif roärc, roie fic eS ift — bah für
ben bcnFenbeit 2efer jebeS weitere £iuguthun
bcr jtathebergelehrten eigentlich gang über-
fliiffig ift. Mein biefe Schrift macht roieber
gut, wa§ bie frühem Kommentatoren an
obfeurer Xieffinuigfeit geleiftet, ein natürliches,
FlareS unb geiftootleS teufen giebt ftch hier
Funb unb bieS macht biefe Schrift im hoben
©rabe IcfenSwerth. 3<h nmnfche, Tiircf möge
fid) mit feinen Betrachtungen auch brr m ° s
bernen beutfehen £itteratur gitwenbeu.
Hermann Menkes.
Feodor Löwe ift am 20. 3uni b. 3- iwi
2llter oon 74 3 a h ren einem längeren £erg*
leiben erlegen.
- V-
Ueber ben *ßrogeh, welcher oor Bürgern
gegen brei Vertreter ber „jünaflbeutfchen ?Ra=
turaliftenfchule", nämlid) bie Herren WalJoth-
Alberti-Conradi (ber i ? e^tere ift iitjwifdjen
oerftorben) unb bereit Verleger Friedrich,
feitenS ber StaatSanroaltfdjaft angeftrengt
roorbeit roar, fchreibt bie „ßölnifche 3citung"
u. 21.:
Seipgig, 27. 3wui. 3 n brr geftrigen Ter?
haitblung in Sad)cn griebrich ; ©alIoth : 2llberti
oor bcr 1. Straffammer rourbe ein au gricb-
rid) gerichteter Vrief oerlefen, in welchem
2öaflotb ftch bahin auöfpricht, er gehe in
feinem Vornan an bie äuhrrften ©rengeu
beS SRealiftifdjen, obwohl il>m auf befragen
©erharb o. Bmpntor ben SRath gegeben, „an=
ftänbig gu fdjreibeit", ba ba§ ficherer gur Ve=
riihmtheit führe. SBaUoth bemerft gu biefer
VrieffteÜe, baS „anftänbig fchreiben" fei nur
„fo ein SchriftfteHerauSbrucF" unb nicht in
moralifchem Sinne gu nehmen. Söeiter warb
ein Vrief oerlefen, worin Sitteufelb :2tlberti
bem Verleger griebrich räth, in Berlin ein
Schaufcnfter gu miethen unb feine neueften
VerlagSroerFe in mehreren Kjemplaren berart
auSguiegen, bah «bie pifanteften Stellen" oon
3ebermaitn gelefen werben fönnten unbMufcr
anreigten, ein in ber $h Q t etwas eigenartiger
Verfudj eines beutfehen SdjriftfleUerS, auf
bie weiteften Schichten beS Volles oerebelnb
gu wirfeit. — fRadjbcm ber litterarifd^e Sad)=
oerftäubige, Dr. JRubolf ftleinpaul, feine 2lit=
ficht fpectell in Genehmig auf ten Konrabi*
fcheti Vornan ausgefprochen, führte ber Staats:
attwalt anö: KS hanble fid) wicht bariim,
ob realiftifchc, fonbern ob ungültige Viidjer
oerbreitet würben; baS Sdjlaaroort, bah bie
Äunft auherhalb be§ StrafgefegbucheS ftehe,
treffe unzweifelhaft nicht gu. Kr behaupte
nicht, bah bic fRomaue als ©augeS gcnoim
men tutmoralijch feien, hoch feien ber uns
moralijdhen SteÜeit genug oovhatibeit, um
eine Veftrafung gu rechtfertigen. 3 U berücf-
fichtigen fei bejonberS, mit roeldjer peinlichen
Sorgfalt bei ber Sd)ilberung ber ^cifrlften
Situationen bie Vcrfaffer gerabe ÄleinigFeiten
auSgemalt hoben, cutroeber auS Sinnenluft
ober um Sinnenluft ju enoeden. Tropbem
würbe SRebiier nid)t bic Auflage erhoben ha=
ben, bereu fchwerwiegenber Veoeutung er (ich
oollbcwuht fei, wenn nicht aus ber aufgefum
beiien Korrefponbeng ber sperren auf'S Teilt*
lidjfte hnoorgehe, weh ©eifteS Jtinber fte feien.
So höbe £>err Sitteufelb unb Koitrabi mit
ben pifanteit StcOeu ihrer Romane eS nur
auf Krreguug oon Senjation, gleidjoiel um
welchen VreiS, wenn nur ihre ^erfon babei
ihre ^Rechnung ftnbe, abgefeheu gehabt; unb
felbft 293aHoth ^abe erftchtlid) mit % |eiucin weit:
gehenben iRealiSmuS eS nur barauf abgefeheu,
bei ber 9Renge burchgubringcn. Von einem
rein Füu ft lerijchen Stanbpnnfte Fönne bei bie=
fen brei Vertretern ber jüngftbeutfehen fRatu*
raliftcnfchulc Feine fRebe fein, oielmehr muffe
er beantragen, SSnfloth unb Sitteufelb unb
ihren Verleger Jriebrich wegen Verbreitung
uu;üd)tiger Schriften gu oerurtheilcn unb bie
beiben Krftgenaunteu hotten nicht nur ihr
gutgläubiges EöerFgeug Jriebrich fchlou gur
Verbreitung ber betreffenbeu Sd)riften benugt,
fonbern biefe — wenn auch wur in wenigeu
Kyeuiplaren an VeFannte, ÄritiFcr u. f. w. —
felber oerbreitet, jyür ^ricbrich unb Sföalloth
beantragt ber Staatsanwalt eine ©elbftrafe,
für Sitteufelb: 2llberti, beffeit JRomau ber
fdjamlofcfte oon allnt breien fei, ©efängnih*
ftvafe. — Vtit einer Vertheibigung ber 2ln=
aeFlagtcn burdj ihre Anwälte fchloh bie geftrige
Siguug. Tie l^wtige begann bamit, bah
bcr Vorfipenbe beu brei 2lngeFlagteu baS
Schluproort gab. VJaUoth dergichtete unb
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425
erhielt au3 D^ücffic^t auf feinen Ieibenbeu
3uflanb bie ©rlaubniß, jofort beit ©erichtg=
faal gu oerlaffen; griebrich faßte fic^ äußerß
Furg; Sllberti hielt eine lange Nebe. @r er*
Flärtc, mit feiner perfönlichen greiheit fei gu=
gleich bie greiheit ber beutfcheti Äunft bebroht.
Tie incriminirten ©teilen feines NotnatiS
feien eher geeignet abgufd)reden, als aitgureU
gen. Tie ©efammttenbeng jeineS ©etFeS fei
ebeitfo wie patriotifdj, unb er oer*
biene fogar baS ßöcßfte £ob, baß er als Jube
neben ber ehrlichen Arbeit bie djriftlidje fiiebe
verherrlicht ^abe. Ja, wenn in Tcutfchlanb
eilt ähnliches Jnftitut wie in Paris bie 9lcas
bemie granyaife ejrißirte, bie in beftimmten
3wifchenräumen für oolFSoerebelnbe ©erfe
greife auSfefce, fo fei er „fo unbefdjeiben, für
fein ©erF auf einen folgen Preis Slufpruch
gu ergeben". Weußeruttgeu, welche Sllberti
gegen ben ©taatSanwnlt richtete, oeranfaßten
biefeit, gegen ben Beleibiger©trafautrag wegen
Ungebühr gu [teilen, Nach gweiftünbiger Be*
ratung beS ©erichtShofeS oerfünbete ber Nor=
fißettbe, baß Sllberti gunächß wegen Ungebühr
gu einer ©elbßrafe non 40 NU., bann aber
wegen feines ungültigen ©erFeS, baS geeignet
fei, baS öffentliche ©epam: unb ©ittlid)FeitS=
gefügt gröblich gu verleben, gu weiteren 300 NU.
Ö5elbflrafe # ©atloth hingegen, bem feine ljoch=
grabige Nerooßtät bei Slbfafjuttg beS NomauS
als NnlberungSgrunb angerechnet worben, gu
150 NU. ©elbßrafe oerurtheilt fei. Slnßevbem
fei auf Unbrauchbarmadjung ber Oremplare
beiber ©etFe erfannt worben. ©bettfo war
auf Unbrauchbarmachung fämmtlicher ©£em=
plare beS Qoitrabi’fcheu ©erFS gu erFennen,
baS übrigens auch eine ftrafbarc ©otte3läfter=
uitg enthalte. ©ilhelnt griebrich fei frei*
gufprechen.
Gustav Kastropp’s, unteren l'efern woßl s
beFanitteS £elbengebicht „©utihilb" wirb in
it'ürge auch in haubticber Buchausgabe er=
(feinen. (p. £eiitge’S Nerlag, TreSbem
©triefen.)
-* -
Wilhelm Jenson läßt bei B. ©lifcher Nach¬
folger in £eipgig eine neue NooeUe „Ter
£err ©enator" erfcheitten.
_ * _
Carmen Sylva veröffentlicht 6 Fleinere bra*
matifdje Ti^tunger. unter bem ©efamntt=
titel „grauenmuth" unb einen Nomau „Te-
ficit". (©. ©trauß, Bonn.)
- * -
Max Kalbeck wirb im £erbß b. % eine
neue ©ammlung feiner ©ebichte herausgeben.
-* -
Adolf Sterns h'P° r *W er Nontan „Tie
lefcten Jpumanißett" iß oor Burgern in britter,
burchgejeheiter Auflage erjehienen. (2. C^hlcr*
mann, TreSben.)
- 4 c -
„Tie ©pinne" iß ber Titel eines bemnächß
bei ©. griebrich in ?cipgia crfcheiuenben No*
manS oou Hermann H eiberg.
Dtrlaitf
beg in 9tr. 1 biefeg ftafjrgattgg ertaffenen SßretgaugfdjretbenS für
^ouiffotomo.
Leiber iß aud) uitfer leßteS PreiSauSfchreiben für geuiUetonS ebeitfo ergebnißloS oer=
laufen, wie jenes für ©ebichte; eö iß bieS im oorliegenben gaü iubeß weniger gu oerwunberit,
ba bie Betheiligung — bei ber oorgefchriebenen BcfchräitFung auf beßimmte ©toffe — eine
oerhältnißmäßig giemlid) geringe war. OS liefen im ©äugen 17 BemerbuucjS:5Irbeiten ein,
oon beiten naej e i n ß i m nt i g e m Urteil ber Herren 'Preisrichter auch nicht eine eingige eines
PreifeS für wiirbig erachtet würbe. 9US bie oerhältnißmäßig gelungenßen würben un§ jcboch
gwei Arbeiten gum 9l6brucF empfohlen, begiiglich bereit uitS auch auS beut ©<bo&* beS Preisrichter*
colIegiumS ber Borßhlag unterbreitet würbe, bie Berfaffer gum 3eicheit ehrenber SInerFennuug
mit bem Betrage je eines halben preifeS gu bebettFeit. Tie in grage ßehenben beiben Arbeiten
betiteln ßch „Sie Faun bie Tidjtung bem hüuSlidjeit Nebelt beS BolFeS näher gebracht werben?"
oon ©eorg Ntan unb „2öie oerhält fi<h bie UUagtter’fd^e Toitbichtuitg gu ben hö^hßen ©e«
felgen ber bramatifchen Äunft?" oou Slitna ©ttlinger. Tiefem Borfcßlage gaben wir
bereitwillig golge unb nachbem fomit bie Hälfte ber für bie geuifletonS auSgefeftteit preife
ihre gtoccfentfprcchenbc Berweitbuitg gefuitbeu, laffeit wir bie oetbleibeubeit 150 NU. ber
Tcutfdjen ©d)iIlerßiftuttg in ©eimar gttr freien Berfügung gußteßen.
Jubetit toir bie hodjocrehrten Herren Preisridjter aud) an biefer ©teile für bie gehabte
N?ühe mtfereS frcnnblichften TaitFes oerßdfcrit, beitterFcn wir fchließlich, baß bie beiben in
grage ßehenben Arbeiten bemnächß gur Veröffentlichung gelangen werben.
Presben-$triefen.
9lebaction unb Verlagäljanblung beS
rr^enifchett ^ic^tcr^eim'^
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426
L. E. in L—r. ©ämmtlidje ©ebidjte 2$ver
früheren ©enbung, fomie „£er heilige ^arnn"
merben mir gern gum 9lbbrucf bringen; no=
mentlid) £unioriftica mären uns ftets roitt-
fommen.
E. H. in H—g. 9S?ir fiitb feiber nicht in
ber Jage, 3 brem Sunfd^e 311 entfprecben;
unfere belletriftifcben SßerlagSartifel pnben
0ie in ben Wummern biefeS Jahrgangs
mehrfach angegeigt.
H. F. in R— a. Kofent ifl S^nen nn*
ftreitig eigen, bod) fehlt eS Jbren (Schichten
nodj nn (Stätte ber ftorm, namentlid) in ^e-
gug auf Weinbeit beS WeitneS.
G. B. in M—au „93ifton"; E. M. in
H—e a. S. „©eelenfrieben* (mit 9lettbers
ungen); 0. H. in H —g „©enufc beS SebenS".
A n genommen!
M. v. N. in V—au; F. S. in S—n (oer=
meiben @ie baS Marode): E. O.-M. in A—n
(aßgiibreit angelegt); Gr/. 0. Z.-L. in L—n;
V. T. in R—g unb 0. W. in L—g (oiel?
fad) oerfeblte Silber, lägt jebod) SöeffereS er^
märten); A. K. in M—n; B. R. in D—tz b. G.
(erfdjeinen 6 ie feltener, aber mit grünblicber
$>u ^gearbeitetem); V. K. in B—n (leibet
an 0 *egen[ianb 5 lofigfeit); R. G. in E—d (in=
haltlid) gu unbebeutenb); Dr. K. F. J. in
B—n (unflare Situation); S. E. E. in A -n;
E. P. in T—n; B. G. in B—n H>aS bereits
angenommene $ebid)t erjebeint oemnäcbft);
A. S. in E-g (rbptbmifd^e unb fpradjlidje
gärten); J. A. in P—au; P. S. in 1>—d
(bicSmal eine ungünftige ffiabl, inbeS ner=
fpreeben mir uns non Jbnen noch 55raucb=
bareS); S. in B—tz (gu oft bcbanbelter ©tojj);
W. P. in B—n (ohne griffe ber ^arfleü=
ung); Dr. A. W. in D—f; A. K. in M— d
(eS ift gmecfloS, uns berartig mit unreinen
Weinten iiberlabenc (^ebiebte oorgulcgen).
Dankend abgelehnt!
F. L. in G —n. ©enben ©ie nicht früher
WeueS, als bis ©ie etmaS roirflid) biebterifeb
SertboodcS geschaffen gu b a & en glauben.
2Bir bitten ©te, ein fcblicbtcreS 'ßfeubonpm
gu mähten, unb benterfen, bafe mir auf be*
reitS erlebigte Ginfenbungen nicht nochmals
gurüeffommen fönnett.
Dr. B. T. S. in B-n. (Sin Hdttet über
ben genannten dichter roirb nnS miÜfommen
fein, bod) bemerfeu mir, bafj fein neuefleS
GpoS bereits ausführlich in uttferer
gemiirbigt roorben ift.
(©djlufe ber IMcbactioit biefee Mmmuer: 5. 3uli 1890.)
SnSaffsperjeidjuifc.
GebUbte Don Bieronqmns Corm, tfrinridi l’mtbolb, Pont $$olb, ®molb Alfiller, Cobnia didirobt, flonrab
dflmoni Jtiarir ». Onlmerincq, Artbnr Retjbri Abolf Sttrn, 3 . £tarniannt, Brrminc 0 . PrrnfBrn, C (Sbrrnbrrq,
B. flofAotf. Pani JRIOrr, Bemann Rfldtner, «tjrobor Rmnrbtra unb irirbridi Äarl Rrinfd). — iranris frei Barte,
©on Bemann Ülrnkrt. — BIBerfdiatt. — Citteratnr anb ttn'nft. — Prrlauf bei in tlr. 1 biefrs Jahrgangs er-
laffenen prcisansfibrtibens flr ienilletons. — BrieffBalter.
^adjbruti nur unter genauer $necrenangaie geftattet.
©eftellungen ftnb gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), Ginfenbungen
an bie Redactlon des „Deutschen Dichterhelm M in Dresden-Striesen. 311 Qommtffton:
TrOb’sche Buchhandlung (SL ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger k Cie. in New-York.
Stellungen übernimmt jebc poftanfklf,
23ud)bant>lung, 3fitungssSpeöition
unt> bie Uerlagsbanblung oon
k. laac|, wW' .
'Stettin
Äorofbeenfir.
LV ^ heraus*
gegeben
pon
®rnst ©tto
Jfrfcbeinl am 1. u. 15. jeben IRonals.
yreis per ghtarfaf 1.50.
^robettummertt gratis unb franco!
SS-8
@bef - Webacteur unb (Sigentbümer: yanf bringe.
®rudt bon 8frrblnanb Xbomab in $rc0ben. — Rapier non 6ttler & Sogei in Seipttg*
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fDrgim für DiifitKiinfl mul ürililt. (Der „Jeulfdun DiifiMuitfe" 19. J^iiml.)
Herausgeber: yaut <£ein}e.
MonaUicli 2 mal. Preis: 6 Jt halbjälirl., vorauszahlb. Man abonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition des * Deutscheu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern ä ÖO^J. 6 Stück einer Nummer .1 1,60.
fe qnolT mir ein# fo uoff, fo reftf, fo rein
Per $ue!T ber lieber, Jiautn jurMjufafteu
£n jenen feiten, in ben ftfdnen aften,
Slmgfänjt non gofbnem Jugenbfonnenftfein,
51 nb nun? — merft’s, bas jlffer ftfteiift ein
5lnb mefr nnb mefr fnff i<$ mein j>er) erftatten,
5Sie fetten mUT ein $ebi<$t geßatten,
5lnb biefes wirb oielTeitfl mein Testes fein.
Po<f (HCT, o ,perj! £8as feffen beine <£fagen,
<£af rufen bo<$ bein $ndten nnb bein prdngen,
po mef bir’s fful, bem pingen jn entfagen.
Po<f tag bie Hoffnung trdfienb birf uerfdfneu,
Paft moft aus fofbetn 3&nnb in fotben <£tdngen
$urM in’s <Äerj bir beine lieber Ionen.
Hermann JUtmers.
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^ 2
Kl
i
428
8r
"SS
*) 'pic perßäft (idj 6ic ^agnei’fdje ^onbidjtung gu ben
heutigen $e(ehen bet bramatifdjen Jiunji?
93on
ginna £U Finger.
Motto:
3a^re 1840 fd)rieb ber junge
Sagner, als er in Paris weilte,
unter 9lnberem bie fftooelle
„Gine Pilgerfahrt guPeethooen".
Oariit fagt biefer grofje Tupfer,
wenn er eine Oper machen wollte, bie nach
feinem ©inne märe, fo mürbe barin nichts
oon 2lrien, Duetten, Oergetten unb ad bem
3eug gu finben fein, womit fie h«ut ju 2age
bie Cpern gufantmcnflicFcn. Gr würbe eS
machen, wie ©haFefpeare eS machte, als er
feine ©tücfe fchrieb.
3n biefen Sorten liegt ber erfte fteim gu
ben fpäter auSgeführten Theorien SagnerS.
jteine Oper in herFömmlicher Seife liegt ihm
im ©inn, fonbent ein tönenbeS Orama, bem
bie Gefefce ber bramatifchen OichtFunft bie
GJrunblage geben follen, baS an bie 9JtuftF
bie gorberung fteUt, biefen CMefcen gu bienen
unb beren SirFunaen gu erhöhen. Oenn was
gum Orama erforoerlich ift, eine bebeutfame
einheitliche £anblung, intereffante GharaF=
tere, aus welchen biefe £anblung unter ge*
gebenen Pcrhältniffen mit s )iotl)wenbigFeit ftd)
ergiebt, Gonflicte, in welche ber Gingelue mit
bem nothwenbigen Gang beS Gangen geräth,
ober bie gwifchen gleichberechtigten (Gewalten
ftatthaben, fie oermag nur ber dichter gu
K n. 3nfofern aber baS Orama ein tönen'
rama werben fotl, wirb eS feinen 3u=
halt in erfter DReihe bem (Gebiete beS ©eelen*
lebenS entnehmen müffett, benn bie $)tufiF ift
in erfter ffteihe bie ©pradfe ber Gmpfinbung.
Sagner fclbft hat uuS ben ©taubpunft an?
gegeben, oon welchem aus feine Sonbichtungen
betrachtet werben muffen.
Gtwa um bie gleiche 3rit, wie jener 3ugenb;
auffafe, entftanb bie erfte ©chöpfuitg SagnerS,
bie mit ben barin geänderten 3^cn in 3 U:
fammenhattg fteht, „Oer fliegenbe ^otlänber".
ftod) ber „SÄiengi" hatte, bei bebeutenben Por=
giigen oor anbern Cperntepten, ber alten
Opernform gebient. SJtit bem „fliegenben
£oflänber* aber begann Sagner in erfter
Sfteihe in bramatifchem ©inn gu fchaffen. Oie
alte ©eemanitSfage, bie ihm auf einer gahrt
burch bie norwegischen ©d)äreu Icbenbig ge=
worben war, gab ihm ben ©tojj, feines Pe=
riebt über eine bramatifche OarftcUung ber=
feinen, bie er in £oUanb gefehen haben wollte,
einige §auptmomcnte gur oichtevifchen Pehanb;
lung.
„3>rnm lebt er auch nach feinem Xobe fort
unb ift fo wirffam, al« er lebte.*
OaS üftotio ber 93erfd)ulbung burch ©elbfl-
Überhebung, ber bie rächenbe ^emeftS auf bem
gufje folgt, ein 2Jiotio, welches ftd) f<h° w * n
fo manche SJfpthen unb ©agenform gefleibet
hat, ift in bie Porgefchid)te gelebt. 3 n Sonn
einer PaOabe hat eS Sagner tn feine Oon*
bichtung oerwoben unb barin gugleich bie
poetifchen unb muftfalifchen Äeime beS gangen
SerfeS nieberaelegt. SaS uns in ^anblung
bargeftellt wiro, baS ift ber erneute Perjuch
beS £oflänberS, oon bem auf ihm laftenben
gluche burch bie 0reue eines ScibeS Grlöfung
gu ftnben. Um in biefen höchft einfachen Por*
gang bramatifche Pewejung gu bringen, hat
Sagner ©enta’S PerjEjaltnip gu GriF hingu
erfunben, unb bamit einen Gonflict aefchafjen,
welcher bic ftataftrophe hcvbeifiihrt. uftit D^ed^t
wollte er urfprünglid) fein SerF mit ber Pe*
;eid)mmg „bramatifche Pallabe" in bie Seit
fdhirfen. 3*uer Gonflict ift im Grunbe nur
ein fcheinbarer, liegt mehr in ber irrigen 2luf=
faffungSweife beS ^oÖänberS, als in ben wirfs
iidjen S3erhältnifjen. ©enta hat Grif, biefen
norbifchcn Pvadenburg, nie geliebt. Oie 2ln*
ftrengungen, bie er macht, fw bem ^ollänber
gu entgiehen, jlnb, wie wir oon Anfang an
wiffen, oergeblich. ©o fommt eS benn auch
gu Feiner ernftlichen bramatifchen G^egeitbewegs
ung. 3J?it innerer s }tothwenbigFeit oollgieht
fich aus ©enta’S fftatur heraus bie Grlöfung
beS Perbammten.
Siirbe man ben „^oHänber" fo aufführen,
wie Sagner bicS urfpriinalich gewollt hat, fo
Fönnte baS innere Veben beS SerFeS, Fönnte
ber 3auber feiner G^efammtftimmung jenen
Mangel beffer oerbecFen, als bieS bei ber
üblichen Gintheilung in brei BFte möglich i|l.
^ei ber G'eftalt beS .^ollänberS geigt eS fidj,
was bic ibeale loitjprache für baS Orama be=
beuten Fantt. OaS Sunberbare feines SefcttS
Fommt baburch gu einem übergeugenben 3luS-
bruef. Oer umbüfterte Gcift beS einft Fühnen
unb tropigen 3}tauneS, feine ©ehnfucht, bem
für il)tt immer wieberfehrenben oben ©piel
beS £'ebenS gu entfliehen, fein Sßergweifeln an
ber 9Jföglid)Feit ber Grlöfung, fie üben eine
crfchiitternbc SivFutig auS, bie ohne bie 2J?a<ht
ber 0öne fo itid)t benfbar wäre.
GtwaS oon romantifd)cr OJtpftiF, oon ber
9ieiaung, auch bic Wadüfeiten ber Statur mit
in oen Perei(h ber Oichtung gu giehen, bie
auch ÄleiftS „Ääthchen oon ^cilbronn" beein=
*) Cbtoohl Wir ben ©tanbbuuft ber ©erfaflcrin feineeweflg in aflen ©tiiefen tfcilen rönnen, berrätb
er boCb in SHelem ein OcrftänbniftüoÜeS (^inbrinflen in ben ©toff, io bafe wir ihn flern jum Slbbnicf bringen;
anbererfeit» fmb wir auch bereit, Ijicrüon nbweidjenben angfüljrungen über benfclben ©egenftanb bie ©palten
unfere» Platte» ju öffnen. 2). 3t.
K-
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429
flußt hot, geigt fi<h in ber ©eftalt ber ©enta,
in ihrem Traumleben, baS fie länaft mit bem
©eliebten oerbunben hot. Senn Sagner fie
in feiner Vefprecßung be3 SerfeS als eine
„fräftige itaiüc norbifdje dtatur* begegnet, fo
liegt barin ein Siberfprud) mit bem, wa3 er
uns thatfädjlich in iljr geigt, ein ähnlicher
Siberjpruch, wie wenn 0d)iUer non ber 3mtg*
frau uou Orleans fagen lägt, ihre Diebe fei
wie bic eines ftiubcS. s Jtaio in Ääthcfjen, aber
weber 0enta, nod) bic Jungfrau. 0cnta ift
weit mel)r, um einen 0d)iUer’|d)en AuSbrucf
gu gebrauchen, eine „jentimeutalifdje" Diatnr.
Jhre Sorte unb A>aublungcii fmb fcineSwcgS
ber unbewußte 2luebrucf eines JnucnlebcnS,
über baS fie ftd) feine ftccheiifdjaft gu geben
uerntödjte. 0ie wein, was fie will, unb ihre
Viebe wirb in nöllig bewußter Seiie gum
opferfreubigeu £eioi$mu3. — leinen ©egen*
faß gu ihrem bodjgcipannten Seien bilbet ber
gewöhnlid) gefilmte, berbe Vater, bei beffen
Raubein ber Weid)tl)imi beS frembartigen Ser*
berS ben AuSjdjlag giebt. — UebriaenS ent-
fprid)t bic erftc 0cene gwifeßen Oalanb unb
bem ^otlänber am wenigften bem brama*
tifdjen 3*^*» ba§ f»<h Sagner geftedt ßot.
Jn bem Ouett gwifdjen Reiben macht fid) bie
alte Opernform in uuliebfamer, ja uujd)öncr
Seife gelteub, unb auch fern ft in fo Manchem,
was C^rif gu fingen hat, wirb man an bie her*
föinnilichemiififalifcbcAuSbrudSmeife erinnert,
bie ben ©efatig gum 0elbftgwed hat. Jn allen
wefcntlidjen Momenten aber wirb bie Wufif
gum erhöhten Ausörucf ber bramatifchen Vor*
gängc, unb bie biiftere Vallabeuftimmung fin-
bet in ben Tönen beS Ord)cfterS eine eigenthüm*
liehe Siebergabe; bie norbijdje Seit, baS DJiecr,
ber 0turm, fie reben hier ih rc fc^aurige
0prache.
.patte S'aguer fich int „fliegenben £ol*
länber* auf bie einfadjfte Siebergabe ber ein¬
fachen Jabel befeßränft, fo ßßuf er in feinem
nädhften Seife, im „Tannhäufer", gegebene
©ageumotioe oöllig um gu einer neuen, echt
bramatifchen ©eftait. OaS alte ©ebid)t oont
Sartburgfrieg unb eine vomantifche dtcu*
gcftaltung beS 0tojfeS, baS VolFslieb oom
Tannhäufer, unb eine 0age, wonach ber
Tannhäitjer auf bie Sartburg gichen wollte,
als Jrau VenuS ihn in ihren Verg lodte,
fie gaben ihm bie ftojjliche ©runblage unb
einige Anregungen gu ber Art ihrer Schaub:
lung. ©8 i|t feine eigene bem innerften ©eift
ber 0age gemäße ©rbießtung, wenn er ben
Tannhäufer im 0ängerfampt über baS Scfen
ber £iebe ftreiten läßt.
T)aß bieS Serf währcitb einer SebeuSepocße
SagncrS entftanb, ba in ihm felbft bie glit=
heubfte ^eibenjeßaft unb ein nach bem £>öd)ften
ftrebenber JbealiSmuS oevgeblich nach Ueber=
einftimmung unb Verjöbmmg rangen, baburdj
eben ift eS fo uod gliihenbcn i'ebenS. 3 ,D ei
Seltanfchauungen geigen fid) barin iu äußerem
unb innerem Kampfe mit einanber. Oer heibs
nifeßeu VenuS, ber Verförperung glüheubften
©enußlebeuS, fteht bie chriftliche Seit gegen*
über, welche ibealen geiftigen fielen guftrebt.
3h re ebelite Vertreterin, ©lifabetß, ift bie
eigenfte 0chöpfung SagnerS; ©age, Oirßtung
unb Segenbe gaben gu biefer ©eftalt nur leife
Anregungen. Unb fie ift eine ber holbeften,
bie Sagner geraffen hat: fo wahr iu ihrem
©tnpfinben, fo nod mäbchenhafter 0cheu, e3
gu offenbaren, unb gleichwohl unfähig, gu oer*
bergen, was in ihr oorgeßt, fo rüßrenb in
ihrem Vertrauen auf ben Serth auberer Wen*
feßen. ©8 ift ein pipcßologifcß feiner 3 u fl»
baß auf biefe reine 9tatur ber leibenfcßaftlicße
©efang beS Tannhäufer einen beflricfenben
3auber auSübt, baß fie baoon wie oon einer
fretnbcu Wacht ergriffen wirb, beren Tragweite
fie nicht fennt! ©lifabetß unb VenuS, baS
fmb grnei ©eftalten, bie ihrem Seien nach e * n *
aitber ausfdjließen, unb bie Wa<ßt, bie oon
ihnen auSgeht uub oon beu ihnen oermanbten
0eiteit mcnidhlicher ©mpfinbung, fie wirb gum
tragifdjeu ©ouflict iu TaunßäuferS Seben.
Oie gan;e A>anblitng beruht barauf. Oa8 geigt
fich Sleidj iu ber ©j-poiition: Tannhäufer wid
fich ber VenuS entziehen, fein beffereS ©elbfl
fiegt. Aber biefer ©ieg ift fein bauernber, unb
burch baS ^iDicfpältige in ber dtatur beS
ritterlichen ©ängerS, burch ba3 Ungeftiim, mit
welchem er fich jeber augenblicflicheit ©mpfnib*
ung bis gu beren äußerften ©rengen ßiugiebt,
fteigert fich bie #anbfuug im gweiten Aft
gu einer gewaltigen tragifeßen §öße. 3 m
0ängerftreit, bei welchem fo oiel für ihn ab*
hängt, ift ihm SolframS entfageube Anfcßau*
ungSweife gang fremb, erfcheinen ihm bie
übrigen ©änger flciu unb bürftig. Oie VenuS
gewinnt wicbcr Wacht über ihn, unb er bricht
©lifabetßS «£>erg. £anb iu £anb mit bem
iunern geht ber äußere ©türm. — ©3 giebt
wohl wenige Womente in ber bramatifchen
ßunft, bie ergreifenber wären, als ber Augen*
blief, ba fich ©iifabeth gwifeßen bie Angreifer
unb ihr Opfer wirft, SenigeS, was fo wahr
unb tief aus innerfler ©eele fommt, al8 bie
Sorte:
„©eßt mich, bie Soosfrau, bereu Vlüthe
Wit einem jähen ©d^lag er brach,
Oie ihn geliebt tief im ©emüthe,
Oer jubelnb er baS £erg gerftai.
Jch fleh’ für ihn, ich für fein £eben,
3»r Vuße teuf’ er reueood ben ©chritt!
Oer Wuth beS ©laubenS fei ihm neu ge*
geben,
Oaß auch für ihn einft ber ©rlöfer litt.*
©lifabethS ©eflalt entwicfelt fich h^ S u
rühretiber ©röße, unb e3 ift bebeutungSood,
baß bie Ofjenbaruttg einer folchen $iebe, bie
„nicht ba3 3h re " ben Tannhäufer im
jnnerften erfchüttert unb feinen erft noch fo
troßigeu Wuth in dteue uub Vuße wanbeit.
Senn noch im erfien Aft bie alten mufi*
falifchen Jormen beit bramatif^en Aufbau gu*
weilen bnrchbrechen (fo g. V. in ber Vegrüß*
ungSfcene) fo fittb im gweiten Aft §anbfung
uno mufiFalifche ©praepe faft burehwecj, ©inS
geworben. Oaß eS fich h^r um einen ©anger*
ftreit haitbelt, begünftigt auf bie natürliche
Seife auch bramatifchen ©inn ein mufi 8
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R----
falifc^cö Element. Wan mochte nur bebauent,
bap DannhäufcrS ^rctälicb auf bic ^enuö
mufiFalifch nicht höher fteht. Jpter roie im erften
2lFt, in ber groben non Jeibenfchaft burch*
glühten Scene groiphen Reiben, erfcheint bie
Intention bei bie(em Jiebe bebeutenber, als bie
Ausführung.
Das SßolFSlieb hatte baS ^evbe TOotit) oon
ber burch 'Jkieftermunb bem Dannhäufer oer*
fagten ©nabe gegeben. ‘Der bramatiphe Dich*
ter mupte um Der ©inheit feiner £aitblung
willen oon ber DarfteÜung biefcS ©reigniffeS
abfepen. Die ©rjäljlung ber <pilgerreife burch
ben Dannhäufer lelbft biente weit beffer feinen
3wecfen; benn auf bie ©irfung, welches jenes
©reignip auf ben Dannhäufer macht, Fam eS
oornehmlich an, unb biep ©irFuncj wirb und
fo in allen ihren Stabien oorgefüljrt. Die
©rgählung roirb gum bramatifchen Vorgang;
fie labt un§ DannhäuferS fernere 93upfahrt,
bie Falte Strenge, ber er begegnet, ben roieber*
erroad^enben Streit in feiner iflruft, baS uns
heimliche Verlangen nach ber 3'enuS miters
leben. Aber wenn baS X^olFSlieb ben Dann*
Raufer roieber in ben ^enuSberg gurücfFehren
unb bie 33erfünbigung ber göttlichen ©nabe
gu fpat fommen labt, hier im Drama erreicht
pe i^n noch, ©olfram, ber in feiner eblen,
felbftlofen ©ntfagungSfähijjFeit einen roirF*
fameii ©egenfap su DannljauferS leibenfchaft=
lieh begehrenbem ©efen bilbet, geigt ihm mit*
leibooue Jiebe. Unb ©olfram rettet ihn oor
ber Wacht ber 93enuS, inbem er ©IifabetljS
©ngelgePaft gu £ilfe ruft, ber s £il<jerchor aber
oerfünbet baS ©unber, burdf) baS ftch bie gött¬
liche ©nabe offenbart.
Der ffampf, ber hier gefämpft unb ber
Sieg, ber errungen roirb, fpricht fleh in feinen
muftFaliphen §auptgügeu in ber Ouoerturc
aus.
©enn fo im Dannhäufer ein echtes Drama
mufiFalifchen AusbrucF fanb, fo roar eS boch
noch nicht überall baS Drama allein, welches
biefen mufiFalifchen AuSbrucf probucirtc. Die
rein mufiFalifche gorni roar oon ber brama*
tifchen noch nicht burchroeg iiberrouubeii. 3 m
„johengrin" guerP entftanb aus bem ©cfeit
beS Dramas felbft jene mufiFalifche Sprache,
welche oon bem bramatifchen Snhalt fich nicht
mehr trennen läpt. ©ie ber bramatifche Dich¬
ter C^haraFtere, £anbluugcn, Situationen in
©orten fi<h benFt, fo rourben bem brama*
tifchen Donbichter feine C^h ara ftcre, £>anb=
lungen, Situationen gugleich mit bem ihrem
JBefen natürlichen mufiFalifchen AuSbrucF leben*
big, unb nicht bic WannigfaltigFeit ber mufi*
Falip$en formen, fonbern bie Wamiigfaltig*
Feit ber bramatifchen Wotioe beftimnite jept
bie mufiFalifche Sprache, ©enn jeber eingel*
neu ©epalt, jebem beocuteuben Moment ber
^anblung ober ber ©mpfiubung ein djaraF*
teriftifchcö mufiFalifcheS Wotio entsprach, fo
rourbe baS burch baS Drama bebingte $er*
hältnifj biefer Wotioe gu cinanber gu einem
neuen Mittel beS bramatifchen AuSbrucFS,
benn nun rourbe auch baS Ordner gu einer
Sprache, welche bie Vorgänge auf ber SBiihne
ö___
in fo bepimniter ©eife charaFterifute, bap fie
audt), roo bieS oon ^ebeutung roar, auSgu*
brücFen oermochte, roaS bie föebenben abfichtlich
ober unabfidt)tlich oerfchroiegen.
DaS licht = unb gfangumpoffene S3orfpiel
bängt mit ber ^eiligen ©eit beS ©raleS gus
fammen, bie m bie Dichtung hercinragt.
©ine Stteihe oon mittelalterlichen ©ebichten,
roorunter oornehmlich baS Johengrincjebicht,
unb bie 3 u f Q mmenpetIung ber oerfchiebenen
Schroanritterfagen, bie foroohl ©örreS, als
bie ©ebriiber ©rimnt gaben, fie boten bem
Dichter reiches Material. AuS bem Jopengrin*
gebidjt fepöpfte ©aaner bie älage DelramunbS
gegen ©Ifa oon Trabant, bie AuSfenbung
?ohengrin§ burch ben ©ral, um für ©Ifa
im ©otteSgericht gu preiten, unb baS grage*
oerbot. Slber er hot baS ©egebene im bra*
matifchen Sinn umgepaltet. IBei ihm Flogt
Delramunb nicht, roie in ber alten Dichtung,
wegen eines ©ijeoerfprechenS, nein, bie Jage
©ifa’S ift eine oiel brangoollere. DeS 33rubers
morbeS ift fie angeFlagt unb ihr Kläger hans
beit in gutem ©lauben; fein ©cib pat ihm
oon ©ifa’S fchroerer Schulb ergäbt. 3 ur
©ePalt ber Crtrub gaben Sage unb Dicht*
ung nur einige wenige 9lnhaltSpunFte. ©aS
aber ©agner m ihr erfchaffen, eine fanatifdfje,
gaubevFunbige Jlnhängerin ber alten ©ötter,
bie burch baS ©hriftcnthum oerbrängt roorben
ftnb, eine HbFömmlingin ber alten h^ibnifchen
JanbeSfürpen, unb babei eine leibenfehaftiiehe,
haperfüdte nnb ehrgeigige 9Fatur, bie Fein
Mittel f^cut, um ihre 3^1« erreichen, baS
rourbe für baS gange Drama oon roefentiieher
23ebeutung. 3h r «^ctubeln iP es, welches
MeS in Bewegung fept. Der im ©runbe
nicht uneble, aber eben fo ebrbegierige als
leichtgläubige unb fchroache Xelramunb ip
nur ein ©erFgeug in ihrer Flügen ^anb.
Durch ihn fleh fcl&P y nb ben alten ©öttern
roieber gur Wacht gu oerhelfen, baS ip ihr
3id, unb ihre ©epalt gewinnt an ©röpe
burch bämonifche iKürffichtSlopgFeit, mit
roelcper fie eine bem Untergang geweihte ©eit
gu retten, unb, als fie baran oergroeifelu mup,
gu rächen fucht. ©ic im „Sannhäufer* fmb
eS auch h^r roieber groei oerfchiebene ©eiten,
bie einanber beFämpfen. Jlber bort brachte
ber Stoff felbft bieS mit ftch, mährenb Ip«
biefer ©egeufap erft auS ber dteugePaltung
beS Stoffes erwuchs.
3n bramatifchem Sinn gufammenfaffenb,
roaS in feiner JpauptqueHe epifch breit auS=
einanber liegt, läpt ber Dichter jtlage, ©nt*
fcheibung, ©otteSgericht rafch auf cinanber
folgen. Daburch, bap er mit ber Älage Del*
vamuubS oor gtaifer Heinrich beginnt, ip
©elegenheit gegeben, bie orgefRichte in ben
fünften, auf bie eS gunächP anFonimt, in
ber natürlidiften ©eife bargulegen unb gu*
gleich bie ©eiterentroicfelung ber ^anblung
Saran gu Fnüpfen. ©S fpricht für bie Wacht
ber ©haraFteriftiF, roclche ber Donbichtung
inneroohnt, bap ©Ifa’S ©rfcheiuen allein fchon
ihre Uufchulb anFünbigt, obwohl ber eigent*
liehe 3 u iammenhang ber Älage fich { rp fpätcr
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431
DÖUiQ enthüllt. WFit ißrer Unfcßulb hängt
bic Unfähigfeit gufammen, auf eine fo füreßters
ließe ^lagc auch nur gu antworten, unb ißr
feßeS Vertrauen auf ©5ott, ber ißr im $raum
ben fetter gegeigt hat. Widf)t in testet* 9^ei^e
aber wirb oer licßte, reine ©inbruef, ben ißr
fcßücßterneS, träumerifd^eS ©efen macht, mit
bebingt burdh bie eigentßümlicße 3 nßrumen=
tation beS Ord^efterS, bie oormiegeitbe Sin*
wenbung fanft tönenber ©faS* unb ©aiten=
inßrumente bei ihrem ©rfeßeinen.
Unb einer ber ^öc^ften Triumphe brama=
tifd^er $onFunß iß bie bem Auftreten Soßen*
grins oorangeßenbe ©eene: ber Wuf 311 m
©otteSgericßt, bie barauffolgenbe ©title, ©Ifa’S
waeßfenbe Erregung, ibr heißes, ^ilfcflc^cnbeS
©5ebet — ba pfößlicß eingelne Wufe, bie ficb
mebren, 3 U immer ftärferen Waffen ficb oer*
einen, bis enblicb bei ber Sanbung beS gelben
2 MeS, außer Ortrub unb£elramunb,in ßocßßer
Ergriffenheit aufjubelt.
SoßengrinS glängenbe ©5eßalt tritt uns 3 u*
erft in Etfa’S Sraumergählnng entgegen, unb
bie gleichen freubigen, energifcß rhptßmifchen
itlänge, bie bort fein Erfc^einen begleiten,
fegen ein, als bie bannen oon Trabant ben
Dritter im feßwanengegogenen Wachen 001 t fern
erblicfeu, unb fteigern fteß 311 mächtiger gülle
mit beffen Wäßerfommen. ©0 oorbereitet
wirft baS Auftreten SoßengrinS in ber $ßat
wie bie ©enbung eines ^immlifcben ©oten,
unb eS flingt etwas wie ©eßmiitß, wie ber
Slbfcßieb oon einer höheren ©eit in bie ©orte
herein, mit welchen er ben ©cbwau entläßt.
$)aS ©erbot, welches an fein ©rfcßeineit
gefnüpft ift, ßot einen tiefen fpmbolifcßen
©inn: nur in oerhüllter C^eftalt fann baS
^öcbfte, Jg>ciliaüe bem Srhifd^eit ficb oerbiitben;
fallt ber ©cßleicr, bann muß irennung fol¬
gen. — 3n biefent ©erbot aber erfennt Ortrub
baS Mittel, ben ihr oerhaßten ©ieger ju fcbä=
bigeit unb beit alten Itampf, nur auf einem
aitbern ©ebiete, wieber auf 3 unehnten: eS gilt,
Eifa ;u ber ©erbotenen grage 3 U oerleiten. ©0
folgt bie mächtige ©ewegung beS 3 weiten SlfteS
auf bie beS erfien. 9Wit pfpcßologifcßer ©aßr*
beit hot ber dichter bargeftedt, wie nach ber
erften, febeinbar freunbfcßaftlichen ©arnung
oon ©eiten OrtrubS bie Antwort ©Ifa’S:
„$)u Slermße Fannß wohl nie ermeffeit,
©ie gweifelloS mein ^erge liebt?"
baS Wadhegefühl ihrer geinbin noch fteigert,
wie biefer ©toh eines reinen ©ewußtfeinS
unb gläubigen ©ertrauenS ihr als oerleßettber
Hocßmuth erfebeinen muß. — $er zweite
Angriff erfolgt in nicht fo freunbfcbaftlicber
gorm: man wirb an ben ©treit ber grauen
im Wibelungenlieb erinnert, wenn Ortrub
Eifa ben ©ortritt in bie Äircße wehren will
unb mit grimmem §oßn iß* bie bunFle £er=
Funft ihres ©emaßleS oorwirft. Slber eS ift
mit WeminiScengen eine eigene ©aeße; n>aS
bei bem gewöhnlichen Talent nur ©ieber*
holung ift, baS wirb beim ©enie 3 itr geifl'
ootlen Weugeßaltung. — UebrigenS gab auch
baS Soßengringebicßt einen Slnlaß 3 U ber
©eene unb ju ihren golaen.
$er ©treit wirFt um fo bebeutunaSoofler,
als Eifa ficß im 3 nnerßen baburtb erfeßüttert
geigt unb ihre ©ebanFeti ftcb nun i cncr oer*
botenen Wichtung guwenben. 2lber wenn fie
auch öei lelramunbS SlnFlaae aufs Weue
erbebte, Siebe unb ©ertrauen ßegen noch über
bie ©erfudhung. $ie große ©eene 3 wifchen
ihr unb Sohengrin geigt bann, wie fie mit
innerer WotßwenbigFeit bennodh bagu Fommt,
bie oerhängnißooHe grage gu thun. ©ie iß
Feine ftarfe Watur unb ein erregbares s $ßans
tafieleben macht fie jebem ©inbruef guaänglicß.
Wicht 3 roc W an bem eblen ©efen oeS ©es
liebten, ihre etbangenbe Siebe, bie ißr ©dbrecf=
geftalten oormalt, ihre ©eßnfucßt nach feinem
ooden ©ertrauen bringt fie bagu, ihr ©e=
löbniß gu brechen. ©0 täufcht fie baS ©er=
trauen, baS er in fie gefegt hat, unb fo enbet
baS füße SiebeSgefprä^ in tragifdher ©eife.
$>er in feinen legten 3 ^ 1*0 unflare nächt-
liche Ueberfall bureß Selramunb iß für bie
Haupthanblung oon Feiner wefentlichen ©C*
beutung; er bringt nur größere ©ewegung
in bie folgenben ©eenen unb einen 2 lbfcßlujä
in XelramunbS ©efehief. — $)aburcß, baß
fich bie ©ntwicfelung ber ©orgefchidhte bureß
baS gai^e $)rama gießt Ca»aS in ©egug auf
Sohengrin mit bem ©toff gufammeuhangt),
wirb eine h®h c 28irFung unb eine mächtige
©teigerung ber fich beFämpfenben ©egenfäße
eirei^t. ©enn im gweiten ?lFt Ortrub ißr
bunFleS ©efen enthüut, fo offenbart ßdfj im
britten 3lFt bie licßte ©eit beS ©raleS unb
feiner Witterfcßaft, unb ber leßte Xriumpb
OrtrubS wirb burch ße oernießtet. 2lber auch
SohengrinS ßolbeße Hoffnungen finb baßin.
— ®ie ©mpßnbungen einer höher gearteten
Watur, bie fich in ißrer ©entflicht naA Siebe
unb ©ertrauen getäufdfß fießt, h Q l tc 5öagner
in fich fclbß burchgelebt, unb ißre tragifche
©ebeutuna oerFörperte ßch ißm in ber ©eßalt
feines Jpelben.
0 >er „ßiegenbe Hatlänber", ^^annhäufer",
„Soßengrin" geigen in aufßeigenber Sinie bie
immer innigere ©erbinbung oon ^icßtFunß
unb SonFunß 3 U bramatifchen 3»oecFen. ©0
noch im „Sohengrin" an eitigelnen ©teilen, fo
3 . ©. ini ginafe beS erßen SlFtcS, in ben
WFännerchören beS gweiten 3lFteS baS muß*
falifche ©lement oorßerrfcht, ba iß eine gewiffe
©reite beS SluStönenS ber ©mpßnbung in
natürlicher ©eife mit bem Wtoment oerbun*
ben unb oerträgt ßch mit ben wefcntlichßen
Wechten beS £)ramaS noeß giemlicß woßl.
©in raßlofeS Slufgeßen ber WFußF im^Drama
geigt erß ber Xrißan. Hier iß in ber $ßat
oie alte Operngeßalt mit ißren eingelnen, ab*
aegrengten mußFalifchen gormen oöllig oer*
feßwunben; ©ort unb Xon finb bureßweg
auf’S 3 ;nnigflc mit einanber oerfdßmolgen;
jeber Wcoment ber ^ießtung, jebe Hanblung,
jebe ©ituation, jebe ©mpßnbung in ißren
feinßen Slbßufungen, ße finb mit bem muß*
Falifcßen ÄuSbrua ©ins geworben unb geben
ißm gugleicß ein neues ©praeßoermögen, unb
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bag Ordjefkr entfaltet babei eine nod) nid^t Trifiaug. $iefe gewaltigen ©mpftnbungg*
bageroefene Empftnbungg; unb Stimmungg; ftröme hemmen ben ^orttc^ritt ber fonft in
charafterifiif. bebeutenber Bkife aufgebauten, ftdj mastig
Unb hoch fleht gerabe ber S ri flau 311 ben fteigernben .'oanblung.
lebten bramatifd)en 3ielen jener Bereinigung 5lu8 (^ottfrieb non Straßburg ©ebidjte
ber Äünfte in einem eigentümlichen Bcr= unb beffen gortfepungen fmb bte #aupt*
hältniß. Eg ift bebeutungSooU für bie $e= momente herauggehoben wnb in inneren 3 “*
ftaltung ba 8 2 öerfeg, baß 2 i>agner in ber allc 8 jammenhang mit einanber gebraut: biegahrt
überroältigenben ^eibenfe^aft ber Siebenben Sriftang unb ^jolbeitg gu Äönig Warfe, ber
fein £aupttf)ema faub. jn einem feiner Siebegtranf unb feine golgeu, bie Eittbetfung
Briefe an Sigjt aus bem gabre Jb. r >4 fagte burch ben Herrath eineg falfc^cn greunbeö
er barüber: „T'a ich ... . im Seben nie unb bie Bereinigung ber Siebenben im $obe.
ba 8 eigentliche ©liid ber Siebe genoffen habe, $>aö innere Seben ber hanbelnben ^erfonen
fo will ich biefem fchönften aller 1 räume noch wirb 311 m £auptträger ber ^anblung, unb
ein S'enFmal jeßen, in bem non Anfang big auch bie Borgcfchidjte, bereu Entfaltung auch
3 U Enbe biefe Siebe fich einmal fo recht fät= h* er burch bag ganje Stüd fich hinburanieht,
tigen foD." - Unb fo mächtig unb hinreißenb ift in ihrer BJirfung auf bieg innere Seben
braufen nun bie SÖogeit ber Seibenfchaft, bie bargeftellt, unb aljo mittelbar in ihrer 5QBirf=
er barfteUt, unb fo bebentfam wirft bag innere ung auf bie £anblung. Söenn Sfolbe ihrer
Seben feineg SBerfeg, baß man barüber oer= Begleiterin gefteht, wie fie ben Xob Waroltg
geffen fönnte, wie im jmeiten unb britten an ^riftau hatte rächen wollen, unb wie fein
ftfte bie Situation unb bie Empfmbung oor- Blid fie bejwungen — fo fchärft biefe Diücfs
herrfcht unb bie £anbluug jurüefgebräugt erinnentng in ihr bie fchmerjliche Empftnbung
wirb. 3 m erften 9 lFt äußert fidj auch bag für beit $ol)n, ben fie jeßt non Sriftan 311
innere Seben noch alg fortjehreitenbe Bewegung, erleiben wähnt unb für bie ‘Iroftlofigfeit ihreg
alfo alg £anblung. Deicht fo in ber großen ($ef$icfcd an £önig Warfe’g Seite, unb fie
Siebegfcene unb in ber lebten großen Scene greift 311 m lobegtranf.
(gortfeßung folgt.)
^ e r 3 i dj t.
3$ ^abe nic^t ben 3ftuth, mich biv S u na^n,
©in Stern aus h°^ cn Sonnenreichen,
©0 fd)mebft bu leuchtenb über meiner Sahn,
gür feine ©ehnfudjt ju erreichen!
2Bohl lebt ber BBunfd)! 9®ic ©olb in tiefem ©d)a(ht
©ernähr’ id) it;n im £)erjenggrunbe
Unb nur in bunfler, fchlumnterlofer Stacht
©eb’ ich mir h^mlich baoon Äunbe.
®u Famft anch felbft — wenn ich in Iväumen lag —
9Kit leifen, unhörbaren ©dritten,
2ttit blauen klugen, bie fo oft am Sag
»<htlo« an mir oorüberglitten.
ü)iit weiter ©tim, bem £aar mit golbnem Schein,
Äommft bu unb liebft unb bift mein eigen,
®ann glüht beiit füßer 2ftunb nur mir allein
Unb mir nur gilt beiit füßeg Schweigen!
Dod; ach, nur Machte! Slm tag fenitfl bu mid) nicht,
Äannfl ftumrne Sitten nicht oerftehen,
©0 feh’ ich benn mit fchmerjlichetn ©eracht
®id; fdjönrc ©fabc weiter gehen.
SUboff ®t<&.
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$S
-Si
c 3 i i ft a.
i.
3)a fäUft bu, 3 cu 9* n ^cimtic^ füjjer ©tunben,
®efcfyeibne ©rifa, in meine §anb,
Unb jener benf 1 i<$, bie tdj fo genannt,
üttit ber be§ §er$eit§ Neigung midj oerbuttben.
£) fePge Betten, ba i<$ fte gefunben! —
3m 9lbenbrotlj an grünen 3Balbe3 SRanb
©afj einfarn jle, bemüht, mit lofem ®anb
3)en Äran$ ju feffeln, ben fte ftd) gemunben.
3<fy aber ftanb burdj 3<mber fejtgebannt
Unb fonnte meinen ©tief nid)t oon iljr roenben,
©in fcfyöner SWorgen festen fiefy mir ju tünben.
3n Purpur mar ber §ori$ont entbrannt
Unb febien mir golbne ©trauten fyerjufenben,
Um Ijöfjer nod) ba§ §er$ mir $u entjünben.
II.
Unb roieber ftanben mir am 2Balbe3faume,
®od) nidjt getrennt, vereint, ein glücflid) Sßaar,
3<$ pre&te Äüffe au f h aax '
9tod> glicfy bie 9Birflicfyfeit mir einem Iraume.
3n Raupten un3, im grünen 3flaicnbaume
grofjlocfte laut be3 grüfyling3 ©ängerfdfyaar,
Unb im blauen 9letfjer $og ein $lar
®ie Greife füljn im unbefd) rauften Raunte.
Jpingebenb lefynteft bu an meiner ®ruft
Unb bliefteft mir in’3 3luge lieb unb treu,
geft Ijielt idj biefy mit jtarfem 3lrm umfefylungen.
Unb Sieber, ooll non füjjer ÜJtinne Suft,
®ie alte SMobie, bie immer neu,
Saut Ijab’ ic$ fte in alle 5Belt gefungen.
m.
*Ro$ einmal ^aben mir un3 bort getroffen,
2H3 fdjon ber ©ommer oon unä fortgegangen,
3)er 3Balb mar ftitt, mo fonft bie Soglein fangen,
Sorbei, verronnen mar all unfer hoffen.
JSL
\
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434
«-
-«3
9tid)t faljen u)ir rote einft ben Fimmel offen,
Sein ©lief war traurig, fdjmerjcnSbleid) bie ©Sangen,
9ln unfre Trennung badeten wir ood langen
Unb größten, bafj unS bieS ©efd)id betroffen.
Sa gabft bn mir mit traulidj fü&em ©Sort
Sie (Srifa, bie bu jutn ©traufj gepfliidt:
„9Jur bieS will jur (Sriitnruitg id) bir reifen.
9luf lange 3 c *i fü^rt bid) baS ©djidfal fort,
Sod) benfft ber ©tuubcit bu, bie uns begtücft,
So fei bir meiner Siebe bieS ein 3^™!"
IV.
9luf’S 9teue fteljt bie ©Seit in grüljlingSpradjt,
3« würj’gent £aud)e buftet rings ber glieber,
Unb wieber fdjaUcn fäfee SRaienlieber —
Sod) mir im £erjen ift eS finfire 9tad)t.
9iittgS glänjet ©Salb unb gelb, ber ^imntel ladjt
2ftit wolfeitlofem Waren ©lau fjernieber —
Sodj bringt fein grüfjliitg meiner 0eele wieber,
©SaS meines Sehens grüljling cinft gebraut.
Surj wie ber ©liitljeit ©vad)t, beS 9ttaieS ©Sonnen,
@iu fdjöner SenjeStrautn nur war bein Sieben,
Unb mit beit ©lumeit war eS fdjnell verronnen.
©on all beit ©Sonnen, bie mir eiitft erglühten,
3ft meinem $erjeit GiiteS nur geblieben:
(Hn ©träumen Srifa — oerweifte ©lütljen.
$eorg $<$ratt<$.
^ommerfonntagstraum.
Sa braunen in ber ©onnenfyifce
©Sie gittert fdjwül bie ©ommerluft!
Sic Säben fd)loj$ id); burd) bie Dfifce
9hut jurfett fd)inale ©onnenbli^e
Unb fyaudjt ein fdjwüler ffilumenbuft.
3Jfir ift mit feinen lauten 3 un 9 en '
ÜJfit feinem grellen ©lanj bei* Jag
©erblichen enblid) unb oerflungcit;
meinen fiijjen Sömmerungen
iidt nur ber ©Sanbuljr $eubelfd)lag.
SaS war bem Knaben fdjon bie ©titnbe,
Sie 9Jfärd)cnftunbe wtutberfam,
©So aus ber ©eele tiefftem ®runbe
©Sie ferner Jage fdjone Sunbe
(Sin rätfyfelljafteS ©efynen fam.
9tun werben wieber in ber tiefen
Sie bunflen Stimmen wad), bie lang
©erflungcn unb oergeffcit fd)liefen:
9llS ob mir ^eimatfygloden riefen
Uub Ijolber ÜJhitterftimme Slang.
#ru(f yfanA.
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435
einem goföenen ^inger^ut gnm Jto^eitslage.
©cfyon mancbeS Suftrum ging in’S Sanb
©eit jener geierftunbe,
$n ber bu mir bie liebe §anb
©ereilt jum ©fjebunbe.
©ie blieb mein föftti^fier ©eftfo,
5)ie pflegfam fctyöne, gute;
®rum frön’ idj ifyr bie gingerfpifc’
2ttit einem golbnen $ute.
_ deorg ®0er5.
latinos.
(Segenbe.)
(Sine fteinig roüfte Seere,
®a{$ fein Schiffer ein bort feljre,
Siegt ba§ ©ilanb in bem SReere.
©onnenftraljten glüljenb fdjiefcen,
ßeine ©lumen blüfjenb fprie&en,
Äeitte Quellen fprüljenb fliegen.
lleber’m gelSgebirge mastig,
ginfternij^burdjflantmenb prächtig,
gunFeln ©terne mitternächtig.
2luf ben oben blauen ©Sogen
ßam ^o^onneS einft gezogen,
lieber iljm ein Regenbogen.
3u ber ßlippe mufet’ er fahren,
®°6 ^ cr offenbaren
©ott unb feine JpeereSfdhaaren.
Seudjtenb fte^t ber £>immet offen,
©el’ge Siebe, fügeö hoffen
t^auenb aus ber ©Solfe troffen.
©infam auf ben felf’gen Iriften
®aS ©e^eimnig ^eil’ger ©Triften
©c^rieb er hier mit golbnen ©tiften.
RingS, roeldh’ ©Sunber ift gefächen 1
©So fonft naefte Steine flehen,
Raufet ein ©alb mit leifem ©Sehen:
Raufet ein SEBalb oon fdjtanfen ©atmen,
©Siegen ftch ber Ste^ren Halmen,
3n ben Suften tönt’S wie ©fatmen.
©on ber ©erge fteilcn 3innen
ßü()(e ©äc^c fchroellenb rinnen,
§ctle gifd^e glanzen brinnen.
Jppacinthen, Sitien, Rofen
|)eben ftd) aus grünen Rtoofen,
Sieblich mit bem ©Sinb $u fofen.-
gemein auf ben blauen ©Sogen
3ft Johannes fortgejogen,
lieber ihm ein Regenbogen.
Qer fo teudjtenb ©tanj ergoffen,
9lch, ber #immel lidjtburchfloffen
§at mit ©SolFen fic^ oerfchtoffen.
©turnen leibbefdjroert ftd) biegen,
5)ürr unb toetf am ©tein fleh fdjmiegen,
Quellen in bem ©anb oerftegen.
gern oer^allen JpimmetSlieber,
Qumpfe ©d^roüte finft ^ernieber,
RingS bie alte ©title roieber.
©ine fteinig roüfte Seere,
®a& fein ©Ziffer ein bort fetyre,
Siegt bie 3nfet in bem SReere.
_ £eitiri<$ ^ierorbf*
J dj m e i m u t
©chroermuth, in ben Äelch ber ©eele
träuft bein bitterfuger £hau;
Sid^tgebanfen ach! jerrannen
IreuloS mir im öben ©tau.
©he fte jur oolten Rofe
®eS ©ebichteS aufgeblüht,
3n ber ©tropfen buft’gem ©eete
£elle garbengluth gefprü^t.
y«iif itfeemaim.
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436
$ n> c i $ t e nt e.
Äönnt’ idj beit (Seift mit aareSfiarfen Sdjwingen
3um reinen 2letyer työdjfter Dicbtfunfi tyeBen,
DeS üfteereS Dofen, wie beS Donners ©eben
Unb anbreS ©rofce wollt 1 icty nictyt befingen.
Dein 9iame füllte nur in fünftem ßlingen
Dem jart Berührten Saitenfpiel entfdf}weben;
3n meinen Siebern fottteft bu nur leben,
Du Steine, unb Unfterblictyfeit erringen.
Siefyft bu burcB btaue§ SRad^tgewölf ben Strahl
DeS 3lbenbfiernS? ©r Blidft aus weiter gerne
Jpernieber Reiter auf bieS ©rbentfjal;
Du gleidjft, ©elieBte, jenem gellen Sterne:
3n 3ugenbfütte in bie Sftacbt ber Qual
Strafft bu oerfyeijjenb mir auS weiter gerne.
_ 3&* <ß. ßesbörffer.
ß ei mwefj.
9tng ^inweg in ftiHem Drofc,
Die Heimat wollte ity oergeffen;
©ergeffen, bajj ein ©aterljauS
Stuf ©rben jemals id) Befeffen.
Do lenft 1 icB meinen ©Banberftab
9luf neue, nie gefonnte Sahnen,
©Beit fiber'S TOeer; man worb um midj
3um Äampfe unter fremben gähnen.
3<B fafy ©übenS ^errlidjfeit,
©erwirrnbe ißrad^t, beS Stei^t^umägüöe;
3<$ fa§ im fiarren ©iSgefilb
Das ©lenb unter SumpentjüHe.
Der Dob Blicft 1 mir in'S Slngefid^t,
©r tyürmte um mi$ feine Seiten.
Äranfyeit unb junger quälten mi$,
Unb ©Bunben trug i$ fort als 3cid^en.
©nbti($ beS SeBenS tolle Suft
©Barb mir im Strubel ber ©enüffe,
©ei rot^em ©Bein unb ©Bürfelfpiel
©ot feiger SJtunb mir geuerfüffe.
Da plöfctidb — waS idj wähnte lang
©ergeffen unb bem £irn entfd)wunben —
3m £>er$en wallte eS empor
Unb fyielt midb wad& in fpäten Stunben.
©Bie fam eS, bajj idj beutlidb fafj
DeS niebren §aufeS traute Stäume,
Den groben Jifdj, baS Sibelbud)
Unb oor ber Dl)ür bie Sinbenbäume?
©ßar’S £>eimwelj, baS mid) wilb ergriff
inmitten grüner ©alntenfjaine?
3ft eS ein Draum, baß idj Beglüdft
9luf meiner Jpeimat ©oben weine?
3$ fei} 1 beS ©aterfjaufeS Da<$
3m golbnen 9lbenbf$ein fid} rötfyen,
©om Saume, ben idj felbft gepflanjt,
Dönt IufVgeS ^ubilim unb glöten.
Die Jpeimat fd^müdft ein ©rautgemanb,
2ttS wollt 1 fte liebenb um mi$ werben —,
3$ fu$’ in all ber #errlid&feit
SRur einen füllen Ort jum Sterben.
$T. cfanftan.
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Ätafa’s jtfage.
(9tacfy (Jfjateaubrianb.)
„©liicflicb, bic bei iljrett Sätern gaften,
Darbenb nid^t an fremben geuern raften!
911S bie Nonpareille *) fam geflogen
glüc^tig an beS Ntiffiffippi’S äöogett,
Die gloriba ifjre §eimat nannte,
©djmätyenb ftcfy bte Glfter an fte roanbte:
„kleine Närrin, roittft bu mir nidjt fagen,
Söaruttt magft bu nur fo traurig Hagen?
Stoffen reifer beiner £eimat Duetten,
2llS fjier unfreS SNiffiffippi’S SBetten?
Deine SBälber bodj fürroafyr ntd)t Ratten
SeffreS gutter, einen fütylern ©Ratten?" —
erroiberte bie §eimberaubte,
„,,2öemt id) beiner falten SBeiSfjeit glaubte!
Die bu fo gelehrt in allen Dingen,
©prid), mer mirb mein Neft fyierljer mir bringen,
Da§ bort unter blüfyenben ^aStninen
Son ber £>eimat SNonbenglanj befdjietten?
3BaS bebeutet, fpridj bod)! alle SBonne
gür rnidj ofyne meine $J3rairie-Sonne?""
©lücflidj, bie bei ifjrett Sätern gaften,
Darbenb ni<$t an fremben geuern raften!
9Nübe fteigt ber Söattberer $u tljale,
©efyttenb fid} nach einem trunf uttb ttKaljle
Unb ttad; Nufye für bie matten ©lieber,
traurig fe^t er fidj am SOBege nieber,
2lbcr ba iljn Äeiner roitt beamten,
Unb eS ringS um ifyn beginnt ju nadbten,
$at ber SBegemübe feine ©tätte,
3öo jum Schlummer er fein £aupt Ijinbette.
Senft jur £ütte bann er feine Stritte,
SBo beit Sogen er nacfy frommer Sitte
grieblid) läßt jurucf, um anjupodjen,
Söirb iljm fein SBiüfomntengruß gefprocfyen,
Denn ber JpauSljerr ift iljm nicfyt gemogen.
Unb ber SBanberer greift nadj feinem Sogen,
©ilenb oon ber uitroirtfybaren ©ctyroette
©teigt in’S 2lntlifc iljm bie ^urpurroette;
SGBeiter fctylcppt er feine müben ©lieber,
trauernb in bie JBüfte fefjrt er mieber.
©lücflidj, bie bei iljren Sätern gaften,
Darbenb nid^t an fremben geuern raften!
•) ^ßapageienart.
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Die oom $erb, oom heimatlichen, ließen,
©o bie £erjen järtlich ftch ergießen,
Unb ftd^ auS ber Äinb^eit golbnen Zogen
Um ben ©igmam ranfen traute Sagen,
©erben fpurloS wie ein §auch oerwehen,
Jttemanb fleht fte fommen, SWiemanb gehen!
©anbrer bu, non beineS UnglüdfS Sternen
gortgeführt in nebelblaue gernen,
ffiemt bu ftnfft ba^in im fremben Sanbe
Unb bein Seichnam börrt im ©üftenbranbe,
©irb man bie ba^cim an IjeiPgen Stätten
®ei ber untergefynben Sonne betten,
Zhränen werben ihre ©rüfte meinen,
Z^eure Siebe wirb fte benebeien!
©lücflich, bie bet ihren ®ätern gaften,
Darbenb nicht an fremben geuern rafien!"
* *
*
Wtfo fang, bie über bürren §almen
Zraurig wanbeite im Sanb ber Halmen . . . .
Gruft £«fter.
^tm ^fjürpfofien.
3lm ^fojten an ber alten Z^ür
£ab’ ich bid^ oft gemeffen;
(§S ifi ein würb’ger ® rauch, mein Sohn,
Den foH man nicht oergeffen.
Unb ^offnungSfreubig podjt mein £>erj,
©ie nun bie fteinen 3«$™,
Die über beinern £aupt ich $og.
Stets h 0( h unb työljer reifen.
Denn einer Setter gleich fefj' ich
Schon Strich um Strich ftch h c & en /
2luf ber bu fletterjt jugenbfroh
hinein in’S h^tte Seben,
hinauf zum golbnen Sonnenlicht
Der ©ahrheit unb beS Spänen —
Da mag bein #er$ oon ÄampfeSmuth
Unb SiebeSluft ertönen.
Doch fdjau ich in polier Äraft
5luf lebensgrünen TOatten,
So fteig ich wohlgemuth hinab,
3u ruhn im Füllen Schatten.
SSerthoFb y«»f 3törfler.
Pas $e6et Äuflulüns.
3<h fdbaue bittenb ju bem hohen Zhrone,
Dem Sternenzelt, wo bu, attgüt'ger ©eifi,
Dem trüben Dafein eine helle ßronc,
SWach (SrbenFampf uns £itnmelSruh' oerheißt.
3$ flehe leis, baß bu bem fünb’gen Sohne,
Dem lange bir entfrembeten, oerjeihfi
Unb wieber milb in oäterli<her ©üte
Den grieben fd^enffl bem irrenben ©emüthe.
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8--- f*
3n milbem Droge ftürmt’ idg in baS Seben,
Der eignen firaft mir attju ftolj bemugt,
©enug unb Sftugm, ba§ mar mein glügenb Streben,
9ftugm fanb idg nicgt, eS blieb mir nur bie Suft,
Die roilbe Sufi, bie uns nicgt greube geben,
SKidgt ©lüc! geroägren fann; Falt mar bie ©ruft
©eroorben mir im tollen Dan$ bcr ©ünben,
9tidgt8 ©bleS Fonnf begeiftcrnb fte entjünben.
Dann Farn ber tag, ba fdginerjlidg idg erFannte,
3Bie leer mein Seben, mie icg felbft fo Flein,
©or ©dgam unb 9teue mir bie ©tirne brannte,
9lm Sufen frag ©erjroeiflung mir unb ©ein.
Umfonft, bag idg midg in bie 2Bälber bannte,
DaS §aupt $u Füllen, bag mit geucvroein
Die Warnung icg in ©dgtumnter moHte wiegen,
©dgroer auf bem §er$en blieb ber 2llpbrucf liegen.
Da fag icg auf in meiner tiefen Drauer
3u beinern fternenFlaren girmament,
Unb plögtidg fiel bie öbe, Falte Wauer,
Die lange midg oon bir, mein ©ott, getrennt,
©3 fagte midg ein munberbarer ©dgauer,
De3 ©ufenS geuer glimmt, e§ gtügt, eS brennt.
3cg meig eS fegt, maS nitgenbS icg gefunben,
3$ ftnb’S bei bir, bei bir Fann icg gefunben.
©erjeige mir, bag lang ic^ bidg gemieben,
Wein Seben fruchtlos, nugloS gingebradgt,
©erzeige mir unb fenFe SRug* unb grieben
3n meine ©ruft, ju neuem Dgun erroadgt;
Sag bienen mieg, fo lang icg noch gienieben,
Der Wenfdggeit, bie in ©tenb, ©ram unb Jtadgt,
Sag betenb mich in beine Sterne flauen
Unb beiner ©ütc goffnungSfrog oertrauen.
_ Jttytrb SBftgtter.
§n Ziffer 'gladjt.
©3 fdgmeigt bie SOBelt unb rügt in ftiller Jtadgt —
9Bie mögt bodg grieben tgut in ftiller Wiegt!
§at mieg am Dag ber mitbe ©trom betäubt,
Wein jagenb §er$ fagt Wutg in ftiller Wiegt;
£>at mein ©efögl be3 Dage3 Äampf erftieft,
SRaufdgt mir be3 ©angeS glutg in ftiUer Wiegt;
Unb gat juoor midg SRotg unb Dob umbrogt,
©in icg in fugrer £ut in ftiller Wdgt. —
Wein ganzes ©ein im fanften grieben fcgroelgt,
Durdgftrömt oon SebenSgtutg in ftiller 9iacgt!
____ &*nt $Wff€X.
SS-8
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440
Aas dem weiten Reiche der Kanst.
auSerroäblte auffäße oon Jakob v Falke.
2. Auflage. (Berlin, allgemeiner herein für
Oeutfcße Sitteratur.) betitelt ßcß ein Such,
welches eine prächtige Einführung in baS
©tubiunt ber ft unßgejcbicbte genannt roerben
famt. ES ^ebt an mit Dem fernen Orient,
in welchem ber MittelpunFt all unferer ftunft,
ber Menfd), noch nid)t als Äunftobjeft be;
trachtet unb oon ber ßlacbbilbuna bureß s ^infel
ober Meißel auSgefcßloffen mürbe, lieber bie
araber unb ©panier hinweg roerben roir in
bie j^olofjal^ardjiteftur ber alten 3nber ge=
führt, unb mit SBobnung, ^alaft, Metall; unb
©c^mucfsarbeit, (Geroerbe beS Orients oer;
traut gemalt. ©el>r intereffante, auch ben
©ammler unb itunßbänbler $u intereffiren
oermögenbe Details roerben unS über bie C 45 e=
febießte be§ ^ßoqeüanS gegeben, baS in ( 5 f>ina,
3<tpan, Bresben unb 9 ®ien feine^auptfabrifen
fjatte unb Ijat. Oen Sefdßuß machen Ü'apitel
über franjoftfeben (Gefcßmad, foroie 29 anb;
becoration unb SBanbmalerei in ber Hircße.
Oer feinftnnige Leiter beS Oefterreicßifcben
MufeumS in Stöieu weiß feine oicljäbrige
Erfahrung in anmutig eqäblenber SSeile
einem größeren ^ubliFum 31t oermitteln, ohne
je aUju lebhaft ober aQ^it populär 311 roerben.
auch feinfüblenbe grauen roerben baS Such
gern als Sebrfabeu unb SBegroeifer 311 Fuitß;
gerichtlichen ©tubien benußen.
Alfred Friedmann.
Der Rhapsode der Dimbovitza.
Sieber aus bem Oimbooißatbal. auS bem
SolFSmunbe gefammelt oon Helene Vaca-
resco. 3 n’S Oeutfcße übertragen oon Car¬
men Sylva. (Sonn, Verlag oon Emil
©trauß, 1889 .) Oie Fleine Oimbooißa fließt
oon ben OranSfploanifcben alpen hinab 31m
Oonau, an SuFareß oorbei. Sie baS rumä;
nifeße Sanb überhaupt, ßot audj bie (Gegenb
an biefem glüßcpen 3r^unberte lang ben
Orud ber grembßerrfcbaft oerfpiirt, fei cS, baß
ber magparifeße unb polnifcße Ärummfäbel,
jei eS, baß ber türFifcße Otoßfcßroeif baS Sanb
tu ^necßtfcßaft ßielt. Oa roar bie einzige 3u;
ßueßt ber Unterbrücften bie ßeintijcße 'l>ocfie; in
feinen Siebern ftrömte baS SolF feine fiißlenbe
©eele auS, halb in fcßroermütßigeu, Flagenbcn
Seifen, halb in roilbeit, leibenjcbajtlicßen (Ge;
fangen. Oa fang ber betrogene Siebßaber,
bie oerlaffene beliebte, ber 00m £eim fc^ci=
benbe ©olbat, ber aefernbe Sauer, baS fpiit=
nenbe Mäbcßcn fein improoifirteS Sieb, unb
bie klänge erbten fid) oon Munb 31t Muitbc
fort. Sanbentbe fHßapfoben (Manboliiten;
fpieler, Eob3arS) oerbreiteteu fie roeiter. 9 ieim;
loS finb bie meißen Sieber, ooHer Silber unb
(Gleicßniffe; fpriitgcnbe (Gebaiifeit, Süden in
ber gorm, berbfinnlicße ausbrüdc helfen baS
allgemeine internationale Ebarafterißifum beS
SolFSliebeS oollenben. Manche (Gef äuge finb
feßr alt; oon Feinem Fennt man beit Serfaffer.
Oie junge Ebclbante ßat oier 3 a ^ vc ^ a,l 9 /
roie unS Earmeu ©ploa berichtet, an ben
Siebern gefammelt; fie ließ fie fteß bureß ben
Munb ber Eob3arS, ber Säueriituen, ber
Mäbcßen unb Surfcßen, beim Tan3, beim
TrunF unb in ber ©piuitftube oortragen.
Farmen ©ploa bat ßc unS bann bureß Ueben
f.ßung 3ugänglid) gemalt. Seibe grauen
haben fieß ein großes Serbieuß um bie Sitte;
ratur erroorbeit unb baS Sucß ber SolFSpoeße
burd) einen ßöcßft roertboollen Seitrag be=
reichert. Möchte baS Seifpiel in atrberen
Säubern fftaeßeiferung ßnben, mödßen fid>
bie „©timmen ber SölFer in Siebern" oen
mebren. §elene SacareSco b Q t bie ©amm=
lung ihrer (Großmutter geroibmet, bie Fönigl.
Uebcrfeßerin bagegen bem aubcnFen ibreS ein;
3igeu ^inbeS. Oicfe bliebe Sibmung, fiit«
itig mit bem 'Sott, ber bie gaii^e ©amnrlung
burcbböncßt, in ^inFlang gebracht, ergreift
mädjtig.
Hugo Rheinländer.
Die Kahlenber^er. 3 nr (Gcfd)id)te ber
Hofnarren. Son F. W. Ebeling. — Zer¬
streutes und Erneutes. Von dem¬
selben. (Serlin, Serlag oon £anS Süßen;
ober, 1890 .) Oer Serfaffer iß beFannt als
arbeitet unb gorßber auf bem (Gebiete ber
Fomifcben Oicßtung. 3 ^ öfteren Suche bietet
er unS ein (^qeugniß beutfeben ^umorS, ber
biSroeilen an ©atire ftreift. Oie Serfe beS
ftablenberger Pfaffen roaren ebebem in un*
feiern Saterlanbe roeit oerbreitet, bis ber große
Ärieg fie roie fo manches anbere faß fpurloS
oerfebroinben ließ. Um fo oerbienftlidjer iß eS
für (ybeling, baß er bie ©cbroänFe roieber an’S
Tageslicht gezogen, ber Sergeffenbeit entviffen
bat. ©ie bilben einen nicht 3U unterfdbäßenben
Seitrag 31er beutfeben Itultur; unb ©itten-
gefdßchtc. ©dbftocrftänblich b^ c » f lc sollen
Sertb nur für ben, ber baS bcutßbc Sebeu
an ber ©dbeibe oon Mittelalter unb ^Rcu^eit
oerftebt. Oer Scrfafjer bot bie Oichtung in
ein mobcrneS (Gcmanb geFleibet, ohne baß
baburd) baS (ibaraFterißijche ber alten ©pradje
unb bes SerSmaßes oerleßt roorben roäre.
0031t b<U i>cr Serleger für eine 00113 ent=
fprcchcnbe auSftattung beS Sitd)eS <©orge ge=
tragen. — OaS 3ioeite ScrFd)eti enthält eine
an3abl abbanblungeu, bie ber Serfaffer feit=
her 3erftreut batte erfcheiiten laffen. (£iit tief;
geßenbeS ©tuoium bcS ©tojjeS, charaFteriftifdb
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für bie JJorfchungSweife ©belingS überhaupt,
fpridjt aus bem crften ©ffatj über bte ©piel=
fartc. T>aS „©rneute" bilbcit wieber gwei
Beiträge $ur ßulturgefdjichte: ßlauS Narr
(Viogvaphte beS fad^jtfd^cn Hofnarren biefeS
Samens, f 1532, unb eine ©ammlung non
beffen uärrifchen 21 uSfprüfen) unb ber lefcte
2ll>fchnitt beS1607 erfchienenen „©anjitfcmig*.
Hugo Rheinländer.
BcitlaamiiM tob Bll|«Belier Geltuf. Jede Einsendung, Ober deren Verwendung Auskunft
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten.
Man bewahre sich ron allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Oberhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann surOcksenden, wenn der rolle Betrag zur Bestreitung des Rückporto's bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurOckgewiesen. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Originalbeiträge angenommen.
K. W. in D — n. ©ie bitten wegen ber
£iirge 3fjre3 VegleitfchreibenS um ©ntfchuD
bigung, haben bagu aber burchauS feine Ur-
fache. ©ie fönnen Derficfjert fein, bafj bie
Sberücfftdfjtigung 3$«* ©infeitbungen nicht oon
ber 2änge eines etwa beigefügten ©djreibe=
briefeS abbängt.
P. E. in P—n. T)a& wir Sb* 1 «» 1 Talent
gugeftehen, haben wir ja bereits Durch Ä&brutf
eines 3b rcv ©ebichte befunbet. Ter „©über-
bäum" trogt auch in ber neuen gaffung noch
baS (Gepräge eines NecepteS.
E. H. in F —t a. M. ©ie b a ben unS
früher fo ftimmungSootle Veiträge geliefert;
warum (affen ©ie nie mehr non ftd) hören?
R. G. in E —d. ©3 entzieht fid) felbfD
oerftänblich bei ber Unmaffe non Tageblättern
unferer ©ontrole, ob ein non unS angenom*
mencS ©ebidjt fchon anberSwo erfdjienen ift;
wir müffeu unS auf bie ©hrlichfcit unferer
©infenber neriaffen, finb aber 3ebem banfbar,
ber unS auf berartige Verlegungen unferer
„Vermutungen" aufmerffam macht. 3hre
©ebichte ermangeln fraftnoller ©eftaltung.
©ie probuciren niel gu f»aftig.
Dr. K. Z. in A —m „0*egeichnet": H. F.
in B—n „Eigene 2lrt"; s ^rof. Dr. K. Z. in
M—n „V3elt"; H . W. in L—g „Tie Nacht"
(wir bitten, fiinftig jcbeS 3h rcr ©ebidjte mit
^hrem tarnen gu nerfehen); E. H. in Z—a
„©kabgefang"; K. A. in C—e „©bie ©itte";
Grf. 0. Z.-L. in L—n „äöohin"; J. E. in
L — ck „NieercSgauber". Angenommen!
H. P. g. 3* in T—n unb M. G. in C—m
(einzelne glücfliche 2lnläufe, hoch nielfach noch
fteifj; A. K. in L—n unb F. K. J. in 0—g
(ohne Neuheit ber 2lnfchauung); G. B. in
r—s (nermeibfu ©ie baS Varocfe); 0. S.
in B—tz (gu wortprunfenb, beg. formell gu
flüchtig); L. VV. in S. (au wenig neu); C. K.
in L—n (inhaltlich attjufchlicht); F.IüLinO—t
OheilS ohne TiSpofition, tfjeilS an fchlechten
keimen leibenb); L. G. in F—n; I. K. in
H—t (wir erwarten non 3§nen VeffereS);
I. A. B. in R—ch (gegenftanbSloS); F. K.
in T—tz (©ie befipen Talent, finb aber bei
ber 2lu8führung 3hr« ©toffe au genügfam);
F. G. in D—n („Nächtliches Salbweben" fönnte
burch ftimmungSnotleren 2lbfchtufe brauchbar
werben); L. J. in 0—a (fpracblicb unb for*
mell nielfach mangelhaft); P. S. in W—r b. S.
(gu fonfret gefaxt). Dankend abgelehnt!
J. H. in M—n. Noch oielfach unflar im
2luSbrucf. — ©in Vuch bes bew. Spalts
wirb bemnächft in unferem Verlage erfcpeinen.
Ten Verfaffer non „ffiolfen" unb „©prüche"
erfuchen wir hiermit nochmals um gefl. 2ln*
gäbe beS NamenS, wibripenfaQS genannte
©iitfenbungeu unfereu Veftimmungen gemäjj
bem VapierForbe nerfaüen würben.
(©djtufc ber iRebactioii biefer »lummer: 19. $uli 1890.)
JnhaftöPerjeicbnih.
«fbidjte hott Hermann All men, Babolf «edt, ftrorg ddHand), €rn(t pianik, ftrorg Ober*. Hriaridi Wer-
orbt, Pani fUrrmann, JU. ft. SribOrfTrr, JM. ffanhan, ftraft Hafter, Hrrtbotb Paul iörftrr, Kidjarb Wagarr unb
Pani ddHBfTrr. — Wir orrbfiU ftd) bie Wagnrr’fd)* Hon bislang ja ben brotigen ftrfr|ru brr brrnatmtirWr* Haajt?
SBoit Anna ftttlingrr. — flftd)erfd)aa. — ßrleffdjaltrr.
110" 3U<hbru<& nur unter genauer 0uetTenanga0e geglättet.
Veftedungen finb gu richten au bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), ©in feit bim gen
au bie Redactlon des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. 3” ©omtniffion:
Trüb’sche Buchhandlung (21. ©chmittner) in Ziirieh uttb E. Steiger & Cie. in New-York.
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442
RT
SS
Die demnächst erscheinende Nr. 1 vom 11. Jahrgange des
Dichterheim“ wird in der bedeutenden Auflage von
10,000 Exemplaren
erscheinen, wovon allein
mindestens 7000 direct unter Streifband
ausschliesslich an Adressen solcher Persönlichkeiten versandt werden, welche sich
nach unserer und unserer Vorgänger (Eckstein's und „Fnstenrnths Di.-lit-r-
hallen“) langjährigen Erfahrung als regste Interessenten für die zeit¬
genössische Litteratur erwiesen haben.
Diese Adressen stehen Niemandem sonst in glei her Ausführlichkeit
und in annähernd vorzüglicher Auswahl zur Verfügung!
Wer daher diese Nummer zur Anzeige poetischer und belletristischer
Werke zu benutzen gedenkt, wird unstreitig ein weit günstigeres Ergebnies er¬
zielen, als selbst durch Anzeige in den gelesensten Kami 1 ienblättern, deren Leser
selbstverständlich auch nicht im Entferntesten ein so vollzähliges literarisch ge¬
bildetes Publikum aufzuweisen haben.
Wir berechnen für die einmal gespaltene Nonpareillezeile oder deren Raum
nur 50 Pf. und sehen gefl. Aufträgen bis spätestens 30. August d. J. entgegen.
Dresden-Striesen.
Die Expedition des „Deutschen Dichterheim“.
r
i
k Schneeflocken. + — < ■■■
Gedichte von Aug. Kunert.
Eleg. geb. 1 M 50 \
Durch alle Buchh. zu bez. od. direct von
W. 3Xa.na.Hse,
Berlin, Neu Köln am Wasser 16.
Für Gedichte, welche zum Theil be¬
reits im „Deutschen Dichterheim“ er¬
schienen sind, wird ein Verleger
gesucht. Wegen der Druekkosten kann
Garantie übernommen werden.
Anerbietungen sind zu richten an die
Exped. des „Deutschen Dichterheim“
^nter B. 36 bis zum 5.
<£$efsftebacteur unb fögentyümer: y«uf Jbdn|r.
Statt! bon ^erbinonb 2$oma& in StaObeu. — $opiet bon 6icler & JBogcl in 8cip|ifl.
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1<
®rgmt für nnd Jirililt. (Der „Deulfdieii Ditfiterfinffe" 19. Ännil.)
Herausgeber: ?an( £rin|r.
Mouatlicli 2 mal. Preis: 6 JH halbjährl., vorauszahlb. Man abomiirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 50 #Jr. 6 Stück einer Nummer .A 1,60.
[ns brr porirn pittagsf#t9ttfr
^ugt brr §ounr fajfrr £#rin,
? 3>ur# brs 3?arftrs £#aHrn!ü0fr
^patibte i# mit bir alTrin.
pterufer bur# brs ßommtxs $#wrigrn
fdnt brr ^ftrm brr <£aifrrflabt,
fffru f#rinrn fi# §u nrigru
fr&ttmrrif# Auf poos nnb SSTatt.
$rtynrnb f#rorift mrin pfitft (rrttirbrr
$tr0rr briitr «Jünfbgrflart,
pir im Jtbytbmrntaftt brr $firbrr
<£ris mit £#fanßrnanmutb walft.
3twb mrin ßerj erftßauext 0angr!
parb bas aftr pär#r$t wahr:
$trfft — xurjan0erl — fi# afs $#fattgr
pir bir jtdnigst 0 #trr bar?
Jlnfc bn pCauberft, ftinbft# fragrnb,
$#rattßrn§fuß unb f#fangriiftaft,
$pri#ß ßaCS feßnfuißtovoSI, ßafl ja grob
pm brr <£ir0r jMTßrmaft;
jtfagft, baft brinrs ßaufeo ^rirbrtt,
3>rm bit odlTig bi# grmri|t,
3>ir lisflrr na# nir 0rf#irbru
ptQrrr ptnnr £rftg§rit.
<£r#jt fir na# brm ßMgofofm,
3>rr bur# Qriftrn <£ir0rsftn||
ß \r rnt)an0rrt nnb |nr Strom
ßu rrfdfl na# $#i<ftfdr*f#fng?
^rürfün btt im 3&ri# brr $#dnr,
£türfl im 3*ri# brs <£irbrs l#, —
prigr bi# 9< rft 0: ßrdur
^it brr 3>i#tung Strom bi#!
33ri brs paßen 5 plfbpaar faßten
Pd#t’ i# bi#, bn f#dnr ^trait,
Pa#tr mi# nmringrfn faßten
pan brr gfirbrr $#fangrn0an!
$0 brr $rb0alF au# grrf#r!Ttr 9 —
pimtnrr Heß* i# brinrn <£ri0!
£ßfanßrnftfuß$rit, £#fangrn§ftfte
pirf fir a0 nnb mrrbr pri0!
#tto 3?ran| $r»fi#rit.
St
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444
SS
•) ^ie Dcijäft ßcfj bie 'gfJagnerfdje lonbicfiluttg 511 Öen
heutigen §e(ei|en bet bramatifdjen jiunlt?
®ott
^ntt«^ttrinnrr.
fDlotto:
-®rum lebt er au<b nach feinem Sobe fort
llnb ift jo mlrffam, al» er lebtet
(gortfeßung.)
„So XrißanS $attS unb £eim,
Da lehr’ J;foIbe ein*
liegt bie einige möglidbe Söfung: Bereinigung
ber Siebenbett im Xobe. Der in ber großen
SiebeSfcene mpftifcb auSgefpottnene ©egenfaß
jroi(cf)en bem ßörenben, trenncitben Xag, ber
alles unruhige roeltlid)e Begehren in ft4
fcßließt, unb ber buntein, milbbcrgenbcn,
grieben oerbeißenbett Nacht Hingt bi« lieber
an, um fiel) in XrißanS ©eene mtt bem treuen
fturroettal 311 leibenfcbaftlicbfter Erregung 311
(teigem, biä bie SebettSfaclel für Xrißan oer-
lifcßt unb ^(olbe ifym in bie XobeSnacbt folgt.
Settu eS eine bange, tobeStraurige ©timm=
uttg ift, mit melier baS Ordjefter oen britten
2lft cinteitet, fo Hingt 3j°{^ cng ^ es
fang roie bie ^öc^fte Bertlärung ber auch
über ben Xob fiegenben Siebe. Uno ein Siebes*
gefang im ©ittn ber ganzen Xragöbie ift febon
baS erfte Borfpiel.
@S ift nicht möglich, auS bem bicbterifd)en
Wortlaut beS Xrißan allein eine Borftellung
beS 3 u ^ a ^ tcä ö u gewinnen, (h*ft bie muß*
talijebe Declamation läßt unS oöUig in ben
©inn einbringen. Unb bieS gilt pon all ben
©djöpf ungen SaguerS, bie um biefelbe ^cit
roie ber Xrißan ober nach ihm entßanben
ftnb, mit Ausnahme ber gunäd^ft poüenbeten
„Nteißerßnger". §ier giebt, roie im „Xann*
bäufer" unb „Sobengrin", auch ber bid^-
terijebe Xert allein einen Begriff oon bem
Serie, baS freilich fein roabreS MübenbeS
Sebett erft bureß bie Bereinigung mit ber
Ntußt erhält.
9US Weiteres ©egenßüct 311 bem ©angerfriea
auf ber Sartburg roar ber erfte ©ntrourf
311 bem Nürnberger ©ängerfrieg entftanben.
Senn er, roie Sagiter fagt, roefentlicb auS
einer ©timmung heraus geroacbfeit roar, roeldje
ßcß als 3rottie auSfpracb, fo faitn bieS boeß
oott bem auSgefübrteit Serie nur tßeilroeife
gelten. £;>icr geigen fid^ bie oerfcbiebenartigfteu
formen ber heiteren Seltaitfcbauung, auf
roelcßer bie Äomöbie berufen laitn: Der
lädjelttbe Junior unb bie geißehtbe ©atire
unb bie fpottenbe 3 r °nie unb baS ^eitere
Beijagen an bem Atomifcßen. Die Umroanb*
luttg mag tuobl bamit aufantmenfjängen, baß
Sagner bei ber oiel fpäteren Sieberaufua^nte
beS SerteS bie perjönlidjen ©timmungen,
bem epifeßen ©ebidjte iß eS
ein 3 ufaU, baß Xrißan unb
Jfolbe ben SiebeStraitl trinlen,
hier abcr ocrtan f c ^ t ® rait5
* gatte, um Jfolbe ju retten,
ben XobeStranl mit bem SiebeStranl. Unb
biefer beroirlt nicht erß, baß bie Siebe in
irißan unb 3 folbe erroadjt; fte iß fdjon ba.
Nur ba§ («ebot ber ^re Ijattc Xriftan früher-
bin neraitlaßt, fein (Mefitbl 31 t uitterbriideu —
bie Bßidß gebietet i^m jegt, 31 t febroeigen,
unb in Jfolbmg Brnft ftnb ©tolj unb tief
gelränlte (hnpßnbung im ^antpT mit ber
?iebe. Die ^aubrifd^c Sirluttg beä XvanleS
oerniebtet nur ieglicbe ^raft bes SUberßattbcS
gegen bie aUmä^tige Ceibenfcbaft.
Die plaitooHe ?lrt, roie bei ©ottfrieb pon
©traßburg baö Liebespaar ben Äöttig betrügt,
unb ittSbefonbere roie Sfolbe ibm Siebe heuchelt,
bat etroaS Siberroärtigeö. A>ier im Drama
ßeben bie Siebenben roeit böber. 3b« -^craeit
ftitben fidj erß in bem Nlontent, al§ ba§ ©d^iff
lanbet unb ftötiig Ntavle nabt, ©d bleibt
ihnen leine 3 ur Beßnnuitg, bie Nlad)t
ber Berbaltniffe bebenrfebt fie, — unb ftönig
Nlarle roirb getätifdjt.
Nlit rottnberbarer Sabrbeit roirb utt§ erß
jener innere Siberßreit in Beiben oorgefitbrt,
bann bie Eingabe an eine mächtige C^mpftnb=
uttg, bie leine Nechte mehr leimt, als bie
ihren. — Diefe Seibenfdjaft roirlt in ihrem
ßonßict mit ben beßebenbett (^efeßett um fo
tragifcher, roeit utt§ itt tföttig Nlarle eine
höchft eble Natur, ein rnilber alter Nlantt
entgegentritt, ben eö noch tiefer fchtiter 3 t, baß
Xriftan treuloö hobeln tonnte, al§ baß er
felbft fo tief ungliidflicb baburch roirb. ^ier
roieber roirlt bie Borgefcbichte, bte (Erinnerung
be§ Äonigä an fein früheres Berbältniß 31 t
Xriftan, als ein bie (Erregung beS NtomentcS
oerftärtenbeS Nlotio. Selch ein bebeutfamer
(ifegenfaß groifchen ^önig Nlarte’S roebmutbö-
öoUen Sorten, oon betten jcbeS ein tiefer Bors
rourf für Xrißan fein mußte, uttb ber Ber*
lorettbeit XriftattS unb 3folbettS in ihre Siebe!
3 n feiner grage:
w Sobin nun Xriftan fcheibet,
Siüft Du, 3folb’, ihm folgen?"
unb in ihrer Slntroort:
*) Cbtoobl toir ben 6tonbbunft ber »erfaflerin rrinc8tofg8 in aUen ©tiiefen tbetlen fönnen, berrätb
er bod» in ©ieletn ein berfiänbnifeboüe» Einbringen in ben ©toff, fo bafe mir ibn gern gum Slbbrud bringen;
anbererfeit» gnb toir auch bereit, bi«bon abtoeiebenben «u«fübrungen über benfelben ©egenftanb bie ©palten
unfere» ©latte» gu öffnen. 2)* “•
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sr
■ 5 ?
benen bcr dittwurf entflammte, fo aän^lid)
übernmnbcn ^atte, baß fie ihm oölltg 311m
fiinftlcrifcf)cn Objeft geworben waren.
Tcnt auS perfönlichen, litterarifdjcn mtb
füuftlerifchen Anregungen crwad)fencu Stoffe
ab bie enbgiiltige (Gestaltung 3ttgleid) mit
em aUerinbiüibuellften Heben eine tnpifche
^ebeutung. Vorgänge galt} beftimnttcr Art
| aus einer beftimntteit 3 f it finb in einer ii'eife
befjanbelt, baß fie 511 faft jeber (<pod)e Fiinft-
lerifd>er 2 ileiterentwidluug Analogien bieten,
liiert nur 311 bem, was ffiagner jclbft nach
bicier Seite f)iit erlebt tjat.
('in Theil beS Juniors, welcher mit au
bem Werfe arbeitete, ift auf ben Jpauptträgev 1
bcr .paublung iilcrgegaugen. £aitS Sachs
jd)aut mit Ijumoriftifcßem Häd)eltt auf bie ocr-
fetjrte Welt um ißn l)er. (*r oerjweifelt nicht
an ihr, wenn jehon fie fuß 31t bem
baS er im ^er^eu trägt, gar oft in einem
wuuberlidjen (Gegeitfape jeigt. — Sein wann:
bergiges, FlareS, tüdjtigcs Wefcu fleht im
Wiitelpunftc ber Tichtttng als baS oerföh :
nenbe s J>rincip jwifchett ftreitenben Parteien.
SBenit Walther Sto^ing oon bem äußerlichen
3 'OrmctFram ber Wcifterfinger nid)tS wiffett
j will uitb bod) um doa '^ognerS willen Weiftet-
ftnger werben möchte, wenn bie Wcifterfinger
unb ittSbefonbere ber eifcrfüd)tige, mißgünftige
Werfer „nach ihrer Siegel meffen, was nicht
nach ihrer Negel warb", unb empört fntb
über bie Anfpruche beS unberufenen ftörenbeu
Neulings, fo ift es einjig £aitS Sachs, ber
bie allgemeine $ 3 ebeutung biefeS ( 5 onflicteS
Flar erfeuut uitb ihn bet3ulcgcu fudjt. Cfr
wirb barin um fo eifriger, alSermerft, wie
(<■00 unb Walther fich'bajit ocrhalteu, unb
nachbem er beti unbefonnetien jylitd)tplan beS
jungen '^aareS oereitelt ^at, lehrt er bas um
geftume (Genie beS jungen ritterlichen Sängers
auch bie hergebrachten künftigen .tf'unftfornien
ftch 311m Tieufte jwingen, um fo ben Weiften
preis ju erlangen.
Wie §anS Sachs für feine Abfichten s £ed=
ntefferS Stänbcheit benttßt, wie er mit Föft*
lieber SdjalfhaftigFeit bem Werfer bie Scene
in ber Sittgichule oergilt unb jugletd) nicht
ohne innere Erregung bie Hicbeitbcn in Sdjach
halt, baS ift ein ebeitfo großes Weifterftüd
humorifiifcher TarfteüungSweife, wie bie s i ; e=
hanbluug beS Streites, ber fich aus ber näd^t-
liehen Scene eutfpinut, beffeu Steigerung 311
einer allgemeinen Prügelei unb baS oerfpätete
drfdjeinen beS Nachtwächters.
2 ßeitn bie ehrfamen Wetfierfittger oon
wiegeub mit einer gemiffen heiteren Jronie
behanbelt finb, fo ftcf)t bie (Geftalt bes Werfers
nteifl unter bem Einfluß einer fatirixheu
Harnte, bie cS an berbcu (Geißelhiebett nicht
fehlen läßt. Tiefer befchränftc, boshafte,
niebrig bcufenbe unb babei fo ungemein eitle
Wetifch wirft aber auch 3itmeilen biivdj ben
(Gegen jag 3wifd)en ber ^bce, bie er uou fich
hat, unb ber Wirflichfeit, mit einer nttroiben
ftehlidjeu Äontif, iuSbefonbere ba, wo fein
Thun unb Treiben Niemauben fchäbigt, als
ihn jclbft.
8 -
Nein fomifd) in ihrer Wirfung ift nur bie
(Geftalt beS Taoib, beffeu gutmütige Albern¬
heit unb ffiidjtigthuerei etwas feßr ^armlofeS
unb behagliches hat. 0 ein HiebeSoerhältniß
mit Wagbalene ift ein fomifcheS (Grgcnftiitf
311 ber Hiebe Walt^erö unb (*oa§ unb fein
unb ber übrigen Hehrbuben Treiben oerftärft
in wirfuugSoolIer Seife baS bilb, baS wir
oon bem Nürnberger Weifterfmgerwefen en
halten. Tie tüchtige Seite biefeS SefenS
3eigt fiel) in £>auS Sad)S unb auch m 2 $eit
Rogner, bcr oon ben Pflichten bes beutfehen
bürgerftanbeS ber Ä'unft gegenüber eine fo
hohe Wcinung hat, wenufchou er, ihnen ttach :
jufommen, nicht gerabe ben richtigen Seg
einfehlägt. Jn (<oa Rogner hat Sagner eine
feiner iiebenSwürbigften graueugertalten ge=
fchaffen. Sie hat etwas ungemein Natürliches,
Unmittelbares in allen ihren Aeußerungen,
in ihrer rafcheu Heibenfchaftlichfeit fowohl als
in einer gewifjeu naioen Schlauheit. Am
Nc^oollfteu eutwicfelt fich ihr Wefcn in ihrem
berhältniß 311 bem älteren treuen greuube,
311 £>anS Sad)S. So wenn fie ihn mit fchalf-
hafter Aitmuth, nicht ohne jtofetterie, 3um
Atkrbegefaug aufforbert, ihn muthwiUig mit
feiner Wanbclbavfeit nerft, währeub fie hoch
bei Allem, was fie fagt, nur dincS im Sinn
hat: 31t erfahren, wie es mit bem Junfer in
ber Singfchule ergangen ift unb was ihr für
ben folgenoen Tag beoorfteht. Wit föftlicher
Wahrheit fomntt ihr naioer 3<>rn 3uut Au8=
bntdh, als ^>anS Sachs feinen bericht abfichb
lid) burch fcheinbare Schmähungen auf ben
Sunfer oerftärft, um (Gewißheit über baS,
waS er ahnt, 311 erlangen. 3 n *h ie r Auf»
regitng bemerft ( 5 oa nicht, wie ia fchoit 30?
oor ^)aits Sachs feine wahre Weiuung in
ben Sorten Funb gegeben: „ . . . wer 311m
Wcifter warb geboren, ber hat unter Wei|tern
ben fchlimmftcu Staub". Später begreift fie
ben eblen, felbftlojeu 5Jreuub beffer. (^an3
unb 00U fühlt fie jetuen Wert^ unb ben
Werth alles befjen, toaS er in ihr erweeft hat
ttnb wie er fte noch 3ulcfct auf ben rid^tiaen
bfab 3urücfgeleitet, als in feinem £au|e ber
(beliebte ihr entgegentritt unb fte mit einem
Hiebe begrüßt, bas £auS Sachs jelbft für ein
Weifterlieb erflärt. (^S ift ein fo fd^öner,
bas feinfte (^mpßnbunaSlebeu erfchließeitber
Wotneut, als fie jd)luch3eub au bes theuren
WeifterS T^ruft ftnft, uttb biefer feine eigene
(hfchütterung unter huntoriftifchcn Vorwürfen
311 oerbergen jucht, (loa ift ihm theurer, als
Tür feine eiaette Nuhe gut war. Sie jelbft
hat bies wopl gefühlt unb bie bittere Nefig--
uatioit, bie attS feinem Schufterliebe fpra<h,
ift il)r fchnterjhaft itt’s ^er.3 gebnutgen. Aber
jegt hett er itberwunbcit :
„^atts Sachs war flug uitb wollte
Nid)tS oott 4*>errtt Warfe’s (^fiief."
Seine (Meftalt ift ein Weifterftücf ber ( 5 haraf=
teriftif. Oticht nur bas ^erhältniß 311 l^üa,
jebeS, in welchem er 311 einer ber ntithaubeln*
ben 'Uerfotten fteht, jeiat ihn oon einer neuen
Seite unb ift oon inbioiouellfter Wahrheit.
Tie groben, biffigett, ober je nach (Gelegenheit
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K-
auch friecbenben Sieben BedhneffcrS ihm gegen*
über finb eben fo begeiebnenb für fein Sefeit,
alö bie ^^rerbietung feines fonß nicht eben
fc^üd^temen Sebrbuben. Unb befonberS fdf)ön
geigt |.d) ber Dichter £anS ©acbS in ber
echten Ghnppnbung, bie er ber Nunft Saltber
©tolgiugS entgegenbringt, in bent morneit*
tanen Verjagen an bem eigenen können ber
neuen eigenartigen Orfdjjeinung gegenüber, in
ber liebeootlen ©orge für ben leibenfebaft*
liefert, genialen unb etwas riicfpcbtSlofen
Jüngling. — SaS JpanS ©aebö bem Bolf
iß, oaS iß in einen ergreifenoen Moment
gufammengefaßt, als ber TOeiper auf ber geft*
roiefe mit feinem $cfang non ber „Sitten*
bergif* Nachtigall* begrüßt wirb. Unb wie
herrlich fügt ficb biefer Moment in bie feß*
liebe ©timmung ein, bie ben gangen britten
5lft burcbflut^et, unb roie bebentfam bängt
bas Borfpiel biefcS SlfteS bamit gufamineu,
ebenfo roie baS erfte Borfpiel mit bem ge*
fammten Serfe.
^n ben „Mcißerfinaern" ift baS Problem
geloft, eine flare mupfatifc^c (Mlieberung mit
mufifalifcher Maifenroirfung gu nereinigen.
Der Mcißcrfutgerftreit im erßen 9lft, ber
BolfSauflauf im groeiten unb bie lefcten
©eenen auf ber geßroiefe im britten 3lft,
baS finb ebenfo niel ©iege beS brama*
tifeben SonbidperS über früher unlösbar
fd^einenbe ©dpoierigfeiten. Nur an einer ein*
gigen ©teile beS DramaS, in bem lauf:
quintett beS britten SlfteS, einer muftfaltfc^eit
Berlc, bat ber Mufifer ben Dramatifer ocr*
brängt. 9lber roer möchte fie mifjen? ?lucb
in fo manchem ©bafefpeare’fcben ober (%etbe’*
fcfjeii ober ©cbifler’fcben ©tiief ßnbeit fiel)
Iprifd&e (hgüife, bie für baS Drama nicht
itot^roenbig finb, unb bie mau bod) nicht
tilgen möchte.
Mit Unrecht rourbc ehemals an einigen
Binnen bie le^te große Nebe beS £anS ©acbS
gefiirgt, roeil bte äußere £anblung fdjon burd)
ihre erßen Sorte gum Stbfdßuß gelangt ift.
©ie gehört gur inneren £>aubluna. ©ie be*
beutet eine geißige Berföbnung oer ftreiten*
ben Parteien gu (*breit ber Macht, welcher
beibe in ihrem ©inne bienen, gu ber
beutfdfen Äunft. Die „Meißerfmger" finb ein
Beweis bafiir, baß bie ©tofje für ben brama*
tifeben Donbidjper nicht allein auf bem (Me*
biete beS MptboS unb ber ©age gu fudjen
fmb, roennfebon hier bureb bie oereinfadbenbe
poetifc^e l^eßaltung ber SebenSmäcbte bem
Zünftler oorgearbeitet ift.
Mptben unb ©agen beS Mittelalters, an
roelcben ber i^eiß oerfebiebener Golfer unb
feiten mitgearbeitet, bitten Sagner für feine
entften Xonbicbtuugen feitber bie ©toffe ge*
geben. IHn ©ton’ aus ber germanifeben
Mtßbenroelt roar feiner fünftlerifcben 5ln*
fcbauuug noch oor ber (Mtaltung beS Iriftau
in bebeutungsooHer Seife aufgegangen unb
roucbS im Saufe eines BierteljabrbunbertS
gu einem gewaltigen Serie b^au. Durch
Sagner erft ift ber NibelungenmißboS bauernb
bem beutfeben Drama gugeeignet roorben.
3n ber @bba fanb er bie ältefte überlieferte
(Meftalt ber Nibelungenfage, fanb er ben ©tab*
reim (ben er fo roirfungSooll ntußfalifcb gu
gebrauchen wußte, roennfebon er ibn nicht
überall be^errfd^te), unb bie Borrebe ber ($tt*
mftUer’fcbcn Uebcrfeßnng enthielt bie Dar*
legung ber Sacbmanu’fcben Slnficbt, roonacb ber
NibelungcnmißboS mit ©iegfriebS Dob fließt
unb alles 2lnbere fpäterer 3 u f ö ß iß- Die
3lrt, roie er in biefem ©inne ben ©toff bes
banbeit, giebt^eugniö oon ben grünblicbflen
©tubien unb einer oollftanbigen Seberrfcbung
beS gefammten ©agenmatertals. &bba unb
Sölfungenfage, bie oberbeutfebe unb bie nieber=
beutfebe ^eftalt ber dttbelungenfage, ja fclbfl
bie SielanbSfage (bie ibm auch fonfl bicb=
terifeben ©toff gab), fte haben ihm Motioe ge^
geben, unb bie Betrachtung, roie er biefe epifeben
Elemente gu feinen bramatifeben Aniecfen um=
geftaltete, fönnte eine eigene ©eprift füllen.
Mit biefen bramatifeben wnb mit
feinem in ben ($eift ber alten ©agenroelt
immer tiefer einbringenben Berftänbniß bangt
eS gufammen, baff ans bem erften bramatifeben
Ontrourf „ ©iegfriebS Üob" allmälig bie
Tetralogie „^er JHing beS Nibelungen - er=
roucbS. 'Nicht mehr ber Untergang eines §elben
roar je(d baS lb*nta, fonbern ber bamit gu=
fammenbängenbe Untergang einer Seit. Äuf
(i'runblage einer urfprünglicben Serroaubt«
febaft rourbe bie Mptbe oon ber (9ötterbäm=
merung mit ber oon ©iegfriebS $ob oerfnüpft.
3« beibeit Mgtben roeroen bie ftnfleren Öe*
roalten geitroeife $err über bie liebten (Götter,
unb in beiben Mptben übt baS @olb eine
unbeilooUe Macht aus.
(SS ift eine finnige, an gegebene ©agenmo*
tiue ficb anlebneube (Srbicbtung SagnerS, ba|
baS (Molb als leitdjteubeS '2luge beS SafferS
oon ben Nbeintöcbteru behütet roirb, benen eS
barmlofe greube geroäbrt. Dem flaren ^le*
ment entriffen roirb eS eine unbeilbringenbe
(^croalt in ber £>anb beffen, roelcber ber Siebe
abfagt. ©o gewinnt eS ber Nibelung Silbe*
rid>. ©ein fpätereS finftereS Salten, ja ber
©inn ber gangen Dichtung geigt, bafe jene
SiebeSabfage, roelcbe baS (Molb ficb .^m Dienfte
S , nicht nur ber Siebe beS Mannes gum
gilt, fonbern ber Siebe überhaupt.
3m „Nbeingolb", bem bramatifeben Borfpiel
ber Nibelungeubicbtung, geigt eS ficb, roie ber
Nibelung bureb baS (Solo gu einer bie faxt*
febenbe Orbnung bebrobenbeu Macht gelangt
unb roie biefe Orbnung bureb bie (Dotter felbfi
erfdffüttert roirb. 3 ur 3 e ^ BerfaüeS
roirb uns bie (Motterroelt oorgefübrt, eine über*
miitbige Slriftofratie, bie ficb Befige ber
Macht fühlt unb biefe Macht mißbraucht.
Sotan, ber einft bie Seit georbnet, geigt ficb
jeßt als ein ^errfeber, beffen Macbtftreben
in’S Unbegrcugte gebt, aber er bat nicht bie
puffere ( ? onfequeng beS Nibelungen, ber um
ber Macht roillen [ich oon ber Siebe abroenbet.
(*r roill baS Unoereinbare ocreinen, gugleicb
berrfeben unb feinen Neigungen leben. (Sr
oerläßt ficb babfi auf feinen Helfershelfer Soge,
ber, inbem er ben unberechtigten Änfprücben
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SotanS geitmeifc ©orftub leiftet, mit an
bcffen ©erberben arbeitet. SotanS £>errfdjaft
ift auf ©erträge gegriinbet, unb er ortest jeßt
Verträge, ©eine erfte ©cf)ulb ^at mit Notb=
wenbigfeit bie gweitc gur golge. $er ©er=
trag mit beit liefen, beffetx urfpriiiiglid^c ©e=
bingungen er nid)t erfüllen fann, liiert ißn
gum Naub beS ©olbeS, unb nur bie Saarns
ung ber Sala oor bem beit ©öttent brof>en-
ben ©nbe ftöafft ben liefen ben Ning. —
Nitt umfonft fürchtet Sotan jeßt bie biutfeln
Nibelungen; er l)at iljrer bräuenbeu Ntad^t
felbft in bie £änbe gearbeitet. — Soge, biefer
fouoeräne ftopf, in meinem fit eine ger=
ftörenbe elementare (bemalt mit geiftigen C^lc=
menten, mit Älugljeit unb (flauer Sijt oer=
einigt, überfc^aut baS Sefen unb ‘Xreibcu ber
©ötter unb fielet mit ©tabenfreube, wie fie
i^rem ©nbe gueilen.
©roß unb gewaltig, wie bie ©timme beS
©c^icffalS, ertönt bie ©timme ber Sala, aber
liiert als ein ©orauSbeftimmen, fonbern als
ein ©orauSwiffen. $)ie leidet ^u bunbßabenbe
Setnif ber fogenannten ©tuffalStragöbien
ift SagnerS Mittung fremb. 2 lut ber turdfjt=
bare glut, wit welchem 9 Ilberit ben ^öefig
beS NingeS belegt, Ijat nid^tä gataliftifteS,
wirft nidjt als eine oon klugen fotnmenbe,
unentrinnbare NNatt, fonbern nur im 3 u-
fammen^aitg mit ben burt ben ©efiß beS
©olbeS erweeften ftlimnien Seibenfd)aften.
Oie $auptaruppen, innerhalb welcher fit
gunätft ber ©treit um baS ©olb eittfpiitnt,
ftnb inSbefonbere aiidj burt bie geniale ©e=
Ijanblung ber Seitmotioe in einer ßotft d^araf=
teriftiften Seife einanber gegeniibcrgefteflt:
Oie N^eintötter, anmutig, mutwillig, leicht
beweglich, wie baS ©lement, baS fie trägt, bie
in ber ©rbe na* ©d^äpen wüßlenbeu ^Nibe¬
lungen: Sllberidp, ber fit burt bie ©lut
feines $affeS unb feines NategefüßlS faft bis
ur ©röße ergebt, unb ber niebrige, tiiefifte
eige SJNime, — bie plumpen, in roljjcr Seibern
fd^aft ßanbelnben, aber ehrlichen Niefen, unb
Die in iljrem £errftergefü§l gewalttätigen
©ötter.
05 ie £anblung entwicfelt fit in fietiger 33 c-
wegung unb ©egenbeweguug oon bem ?augett-
blirf an, ba Sberit baS N^einaolb raubt,
bis gu bem Ntoment, ba Sotan ben Niefen
feine ©tulb bamit gafjlt, unb gafner ben
gafolt um beS ©olbeS willen erftlagt. Allein
fie bilbet fein ©ameS für fit; jie eröffnet
nur ben ftampf gwiften bem ©ott unb bem
Nibelung, ber fit burt Me guuge Oittung
ßinburtgjtt.
Oaß Sotan bie ©runblage feiner NNatt
neu gu ftüßen futt, burt feine $ ötter, bie
Salfuren, gelben um fit fummelt, unb oon
©iegmunb, feinem ©otyn, bie rettenbe Oljat
erhofft, bie ben Ning auf immer ber NNatt
ber Nibelungen entgießen foü, barauf beruht
bie £>anblung in ber Salfüre. ©iegmunbS
ßeibenftoft bringt tu mit ben ©efefcen ber
©itte in ©onflict unb Sotan muß aufs
Neue erfennen, baß feinem Sollen unb Süiu
ft«n eine ©renge gefegt ift. — Senn er $ier
bie NNätte beS freiwaltenben NaturlebenS oer*
tritt, jo ift grigga bie Hüterin beS ©itten=
gefeßeS unb oer ©l)e; ifjren Slnforberungen
muß er weidben unb ©iegmunb fällt iljnen
gum Opfer. Oie Salfüre aber, bie ifjn retten
wollte, wirb in 3 au ^ er ft^ a f aerfenft.
Sotan erfennt atlinälig bie ©ergeblitfeit
beS Kampfes, ben er fämpft.
©ein ©efprät mit ©runf)ilbe im gweiten
5 lft erftlicfU bie innerften NNotioe feines §an*
beluS unb ift ^öd)ft wittig für bie gefammte
Nibelungenbittuug. ^Dramatiften Pilfor*
berungen entfpvetcu aber SotanS Sorte nur
ba, wo fie mit bem ©ntftluf? gufammem
Rängen, ben i^m Jrigaa abgerungen. 3 tHeS
Uebrige ift ©rga^lung ftatt ^arfteUung burt
£>anbiung. — Nitt mit Unrett war Sagner
im 3 ,Df U e ^ * l & cr SBirfung biefer ©eene,
©ie wäre jebot nidjt ui befeitigen gewefen,
o^ne baü bie Jtlarfjeit oer Mittung, wie fie
nun einmal war, gelitten l)ätte.
SDiefe ©ceue ift ber eingige bebcnflit c ^ßunft
in ber bramatiften Sirfunq ber Salfüre.
©in leibenftaftiiter energifter 3 ug geitnet
fonft bie gange £anbluug auS. Sie brangs
ooü baut fie fit gleit 3 U 9 lnfana auf! ©ieg«
miinb auf ber glott im ^>aufe feines geinbeS
einfe^renb, ©ieglinbe in beS rofjen ^unbing
©ewalt, ifjrc ©rgäf>lung oon bem ©iegftmert,
baS ben Saffenlofen ftüpen fönnte (eine
©rgäf)lung, aus bereu l Ionfprate uns bie ©e-
ftalt Sotans in ergreifender Seife entgegen-
tritt), i^re tflaije ob beffen, was fie erbulbet,
baS ßiebeSgcftanbnifi, oie ©rfenuung, baS
SlUeS ift oon ^inreißenber ©ewalt. Sie ber
ßenggott mit feiner ©tmefter, ber Siebesgöttin
fit eint, wenn bie Sinterftürme jewiten
finb, fo oerbinbet fit ©iegmunb mit ©icg«
linbe.
OaS Ntotio ber ©eftmifterefje fanb ber
Oitter in NNptfje unb ©age. 3 lber mä^renb
eS in ber s DNi)tl)enwelt ein felbftoerftänbliteS
ift, bringt eS bie Sölfungenfage ft°n mit
bem ^ewu&tfein, baß eS bem ^erfömmliten
Sauf ber £>inge nitt eutfpritt. Seil nur
auS ber $erbinbung ber Sölfungenfinber ber
ftärffte ^elb ßeroorgetyen fann, tauftt ©ieg=
munbs ©tmefter, bie mit ibnt aufgewatfen
ift, ißre ©eftalt mit einem naubermeibe, um
mit bem 93 ruber fit gu oerbinben.
^)ier ^at fit bie Mittung SaguerS weit
über bie ©age erhoben. 3 lüeS oereinigt ftt,
um ben ©unb ©iegmunbS unb ©icglmbenS
als einen natürlichen erfteinen gu laffen.
®ie innigfte Siebe allein ^at baS ©anb ge^
» en, unb eS ift ein fein empfunbener
aß ©ieglinbe bie Untreue gegen §un*
Sing tniuber qualooü empfinbet, als bie Un=
treue gegen ©iegmunb, baß fie fit erniebrigt
fi'tlt, weil fie guoor bem ungeliebten Ntanne
angebörte.
©leitmo^l iftgrigga’S Älage berettigt, unb
baS liebenbe ^iaar muß untergeben. ©S ift
ein weibeooüer, tief ergreifenber NNoment,
wenn bie tobfünbenbe Salfüre gu ©iegmunb
tritt, — unb eine ©timmung, ä^nlit mie
bie, wenn $rijtan uufforbert, tm in
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ben Job ni folgen, fprieht ficf) ^ier roohl uid^t
nur jufäuig in ähnlichen klangen au§.
$ 3 runbilbe ift eine Ijcrrlic^c, fid) immer
bebeutungöooller entioicfelnbe i^eftalt. ©eldf
iubelnbe 3iigcnbFraft bcfunbet i^r erfle§ Auf¬
treten, unb $ugleich roelcfjen Finblich ebrfurchtS
nollen Sinn Dem $atcr gegenüber; mie tief
betrübt fie baö (Gefühl, bafi fein ti'ebot miber
fein eigenes (*mpfinbcn gebt, unb nre innig
ift il)re (*rfd)ütterung, als Siecjmunb bie
Tonnen SalballS um feineö Selbes millen
uerfdjniäbt unb ihr nun bie Uneublid)fcit
fold)cr Viebe aufgebt. So mirb fie bem
bot SSotanS untreu, inbem fie ihrem £erjen
folgt — bie ^ebeutuug biefeS ©eboteS macht
fie ficb ohnebicS nicht Flor — unb ihr #erj
leitet fie, als fie Siealinbe gu retten fuc^t.
J^er^ioeifampf $ioifcben£>unbing unb Sieg*
rnuub gewinnt burd) all bie Siebungen,
roeldje ficb baran fuiipfen, eine unoergleicbs
liebe bramatifebe ©irfuiig, unb ber Umftanb,
baf? in ber £anblung ber Salfiire feine eigene
liebe Unterbrechung ftattfinbet, fonbern nur
bie Scene ficb oeranbert, trägt mit ba$u bei,
allen Vorgängen eine eigentbümlicbe Sucht
unb Energie 31t ocrleiben.
folflt.)
^effenfieD.
Saßt uns im tan$enben ftahne hier fcbaufeln,
Vieblicbe Sieber unb Siebter gauFelu
lieber bie Sßellcn ba^tn
glüd;tig. mie luftiger Sinn.
©raue grau Sorge, mir (affen euch Ijintcn,
9ttag fie gerointe ©cfellen fid) fmben!
Un§ ift baS Sd)iffleiu ju flein,
Sorge, mir bleiben allein!
Stoßt nun Dom butiFelen Saitbe ben Aachen,
Slanfcfyen unb Singen unb Singen unb Sad)cn
Scbmeben auf rofigetn Sdjcin
JMo in bie äSolfen hinein.
Seid;t ift baS flüchtige Sebcn 311 faffen,
Jiknn mir fo miegen unb treiben unS laffen
J>on bem bemeglicben 3i>inb —
SöeUen, mie rollt tyr gefd)roiitb!
iaufcnb oergolbete fchimmernbe 33ogeu
Äoiitmen im glug unS eiitgegengejogen,
Sdiiffen mir fröhlich hinein!
Sebcn, 0 fonniger Schein!
9lber roer fel>t fich 31 t uns au ba$ Steuer ?
Nebelhaft fdjiuebt eS unb ungeheuer —
®id)tcr nun mirb bie ©eftalt,
i)iunlieb utib grämlich unb alt!
Sorge, grau Sorge, ßat fte beim gliigcl,
Schmebt fie auch über bic äÖellcnhügel?
golgt fie unS über baS üKeer, —
UnS macht baS £erj fie nicht fchmer!
Jbeto 3 &aif.
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13
©ftetroaber.
(©orpotnmerfdbe üWunbart.)
§ei, Ofiermorgen, Ofierroaberbat'n!
9todb flöpt 1 ) be ©ünn un brömt oon all bc fmucfcn
Un faen ®irenS, bc am Ofiermorgen
33ör ©ünnenupgang an bc ©äfcn 1 ) fliefen 8 )
(5)at faß filjr rounnerboteS äöaber finn),
Un bc nidj räbcn un nicfy flüfiern börbcn
Un blotb 4 ) beforgcn, bat bc ©ünn fc nidb
9lm (Smn 5 ) äroerrafcbt un aß'S ocrgäroenS.
Un nccffdben iS bc ©ünn; fc fh^t üm Oftern
5lß tierig 6 ) up (nocfy ticrigcr aS fünft);
®odb fjcrorocn bat bc flauen $)irenS marft:
©ünb aß üm brem ut be $ßofen 7 ) frapen 8 ),
Un meent bc ©ünn man een'to äroerrafdjen:
„$a t fya, gru ©ünn, fe fyett to langen flapen 1 )!*
2öat flieft 8 ) bor liefing an bc ©äf ^cnb^alcn 9 )?
$ef loro 11 ), ’t iS uef fo’n roafcS ßflinfdjenftnb.
2Bur freugt bc 9Binb fi to bat braßc 3Jtäbbcn!
Jpe treeft 19 ) c^r ^ccmlicb an-n $Rodf, un fieft 18 )
©e bös fieb üm, fo puft bc oßc ©djalf
2)cn'n ©anb c^r in bc Ogen, bat fc cm
fü^t. £e flieft ftdj liefing roebber ran
Un tüfdjelt 14 ) ehr roat in bc Utyren; fpaßig
9ttötb 15 ) 't roäfcn, fann ^e ftd} bod) gorniib fatljen
©ör luber £uft: ^c finit 16 ) ben’n ©anb to^öd^t
SBic’n utgelatjjner ©tratenfung un flcut't 17 )
35orto. 9ßat §ctt fc blotb mit efjre ©d}ört 18 )?
©c b^ct 19 ) jo fo gefjcimnteouß un ängfilid)!
®at iS fo mat oöv cm; bat mötl> b c roct^cn 4 )!
gi^ grappft 90 ) \)t to un iüfjt — cm gebt bc $ßuft fl )
©ienab oör lubcS Sachen ut — un fü^t:
(Sen’n $ott, cen’n großen Söabcrpott! gaft lött") f’
©ör ©dbredf cm faßen; boefy befmnt fc fteb:
©c miß jo Ofterroaber in cm l)alcn.
©lotb b c fann fufy noch garnidb fat^cn; ümmer
Unb ümmer mebber plafct ^e loS 93 ). 3)at iS
(Sen ©paß! ©öS meent fyeH nidb, betoo^r mi ©ott!
Un fc, na fc roarb boefy rooß ©paß oerfta^n!
3roor aß un jeber bürft — ief rab tom beften! —
©idb nidb fo mufig mafen 24 ); f)a, fc roürr
(Sm anncr Ogen roiefen! 2fteent man nid},
©c fünn blotb frünblid) b^on 19 ); bc ©ebultenjocben
2Betb juch een trurig Cccb boroon to fingen.
*) fcblaft, *) ©ädfje, *) ((bleichen, 4 ) flatt bcS „tfj" bcS $lattbeutf(ben ftc^t im §od) ;
beutfeben meift „%*; *) \t\t man a!S eine ©ilbe; 6 ) zeitig, 7 ) gebern, ®) gefroeben,
hinunter, ll ) glaube, **) jiebt, M ) gueft, 14 ) ßüßert [gifd^ettj, w ) mufe, M ) wirft. I7 ) pfeift,
J ©(bürje, ») tbut, ») greift [oerftarft], * l ) 9ltbem, “) laßt, *») brid^t er in vad^eit au8,
) fic| fo etmad nicht bttauSnebnien.
fe-
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R-- *3
®or i3 be ©äf jo aß. ©e büdft fic^ bfjal 10 ).
®od) tour oerfcfyricft fc fiel)! uft SBaber fefjn eljr
£toee 9ftinfd)enbißer an. ©üljt fo fye ut,
$e unnertoägenS mit el)r f chartert fjett?
®enn i3’t bc 2Binb ucf gornid) roäft; bit '3 jo
(Sen gor 25 ) ©efannter; giftern 9lbenb noch
£>ett f mit em fprafen un — ucf Bälden 26 ) fdjäfert.
®e ©laufopp! $)orüm fragte tye oerflafjleit:
»@cgg, halft bu Cftermaber morgen früh?"
Un fe oerteßt* ucf ganj oertruglich — toteren f
£ofamen hoch uprooffen 27 ) — : „$a, icf b^o’t 19 )!"
©erröb 28 ) em ucf, bat oon be ranfett ©urfchen,
Ce nah ehr fiefen, efyr bat Cftermaber
2ßie ’n ©pegelbilb — ’n truften toiefen tourr.
£e möth be rechte boch tooß roäfett, fü^t
©e em boch richtig tn-n SBaberfpegel!
^r i3’t rooß recht, rnenn't — eettglidb 29 ) ucf ntdjj ftimtnt:
©e füljt nid) blotf) ften Silb; fe föfjlt ften'tt 9lrnt,
Ce facbting fe ütnfatfj’t, utt fö^lt — fe toabb
©et att=n ©feitet rot — up efyre ©acfen
©ien Rippen. Cürft fc man, toat toürr fe fd)eßen!
Äünn fe ftd) mehren! äroer beibe £ämtt
©ünb not, ben'n ftocren SBaberpot to ^oßen.
mn möth be $üjj fe ftch gef aßen latfyen
Un ftiß un ftumrn bat Cftermaber fläpen.
ö ) guter, *) btjtchen, 27 ) aufgeroachfen, **) ucvrietl), w ) eigentlich.
£mafb von feffenOoro.
^nDolIHommcnfjeit.
O SWenfd^ettgeift, bu fiauttft oor beitten ©iegen,
Cie bu im ^eitenmechfel ftolj errungen;
So mancher fü^ne 2öurf ift bir gelungen,
©o manche ©chrattfe Ijaft bu überfliegen.
Cie (Slemente fiefjft bu oor bir liegen,
(£itt$ücft ocrnimtnfi bu ihre Jpulbigungen;
@3 tnüffett ©lifc unb Campf, tit’3 gelungen,
3u beinern Cicnft burch Sanb unb ßfteere fliegen.
©o mirft bu uitaufhaltfam roeiter bringen;
Cb ber ©efd^led^ter öbctt ®rabe3^ftgeln
Söirft bu bich f)öfyer ftetö unb höh cv fc^roittgett.
Cu ftrebft empor mit nimtnermüben ftlügeln;
9t od) manche ©>uitberthat mirft bu ooßbringen,
9tur eiii3 oerntagft bu ttie: — bich felbft ju jügeln.
_ Mxlftiau $<$* itt.
& -g
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§ ft a r u $.
3$ fd&au hinauf in’S 9teid) ber Sterne,
O, ©otteS ©eit, n>ic weit, wie weit!
Sei ftitt mein £erj. unb lerne, lerne,
©efreit t>on SRaum unb irb'fctycr 3eit!
©et ftid, mein £er$! Dort broben freifen
UnjäljPge ©eiten, unfrer gleich —
£>u hörft be3 ©eltallS ew'ge ©eifen,
©ie^P ©otteS Silb in feinem SReicty!
Unb füp bu nicht ben fficltgebanfen,
©ie er auch bir ben ®eift belebt,
®a§ er tut glug bie ew'gen ©djrattfen
Vergißt, fic^ felbft ju ®ott ergebt? —
C, fönnt 1 ich alte ©clt umfaffen,
©ereinen alter ©eifter Wacht!
^ein Stern, fein Sicht follt 1 un3 uerblaffen —
'«Rein, flammen foflt’S junt Irofc ber 9tad)t!
Wir wirb’3, als fönnt 1 i<h überfliegen
®e3 DafeinS ©rennen eng unb fdjntal,
9tl3 müfct 1 be3 ®eifteö Äraft beflegcn
Wit ^eiPgent ©c^tuung be3 Vcbett^ Oual!
Wir wirb’S, als fpräd) aus lichter gerne
®eS ©ro’gen Wunb ben ©egen mir,
9113 fdjroättg 1 ich ^ier im ®lanj ber Sterne
3)e3 Wenf<heugeifte3 ©iegpaitier! . . .
$och nun, wie wirb fo bang mir wieber!
3ch M weiten 9111 allein;
3um ©taubgebornen ^ie^PS mich nieber,
©a3 wirb be3 SRingenS ©nbe fein?
$Rur ©euf^er bang, unb weiter flutet
3)e3 ©eltalls ftetS bewegter Strom :
Cb auch ber ©eift bidj ^ed burc^gtut^et,
®u bift unb bleibft ein ©taubatom.
gharfe$ gftidUrf*.
frommet $fauße.
©3 ift ein ©ott! @s ^errfc^t ein großer ©eift!
Weht Slnfang ift, noch ©nbc ihm gegeben,
©ott ifjm allein ftrömt au3 ba3 Siebt, ba3 Seben!
®as Sternenzelt, bie reizgefdjmücfte ©rbe
9fief einft fyeroor burdf) fein allmächtig „©erbe"
Der ew’ge ©ott!
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452
©8 ift ein ©ott! @8 §errfdjt ein großer ©cift
3m weiten 9HI! Unb ohne i^n $u fennen,
Darf ityn mein äftunb fo gläubig „©ater" nennen.
Da8 Slugc barf mit finblidjem Vertrauen
©mpor ju ifym, bem Unficbtbaren, flauen,
3 um guten ©ott!
@8 ift ein ©ott! ©8 Ijerrfät ein großer Seift!
2 Benn Äummer auch ba8 Scben oft oerbüftert,
3 m §crjen tief e8 überjeugenb flüftert:
„Stoch ©rbenleib, nach mut^ig tapfrem Gingen
SBirb aufwärts einft ftcb meine Seele febwingen
3u meinem Sott!"
3**ttttp Jetef.
„0 bella Venezia! 44
So febau ich in fcbaufelnber ©arfe
9 hm einmal an btr mid) fatt,
Du fdjimmernbe Stabt ber Sßaläfte,
Du fd)wimmenbe SDtorcbenftabt!
O liebliche Dodjter beS SDtoereS,
SBie feine noch fcfyöner id) fab.
Sei taufenbmal mir gegrüßt,
0 bella Venezia!
DaS leuchtet in taufenb garben,
Da8 flimmert unb glänjt unb glü^t,
Unb auf ben ©ßegen unb Stegen
©in fröhlich^ £eben blü^t.
Der £)immcl in ^crrlic^er ©läue,
Die füblcnbe See fo nab,
Die Sonne in füblidbcm Slaitje, —
0 bella Venezia!
Doch 9tod)t3, wenn milbc ba8 äRonblicfyt
2 luf biefen ©kfferit rubt,
Dann fteigen ©rinnerungen
©mpor au8 bunfeler glutb;
Dann träumen bie alten ©aläfte
©on bem, wa8 einft gefd&ab,
Sie träumen oon beiner 3 u 8 cn ^/
0 bella Venezia!
Da8 waren golbene 3«tab
Da bu noch in Slan$ unb Fracht,
© ftoljeS ©enebig, geboteft
Den Slnbern mit Jperrfcbermacbt.
Da war bein bräuenber £öwe
Sefürdbtet fern unb nab,
Die 2fteere3fönigin warft bu,
0 bella Venezia!
Da fafjen bie blonben SJtogblein
De8 SlbenbS auf b<>b cm ©alfoit
Unb blieften binab unb laufebten
Der SJtonbolina Don.
O bu glücffeliger Sänger,
SOtoncb’ StöSlein warb bir ba
©on roftger £anb gefpenbet, —
0 bella Venezia!
Da ftrablten bie b*>b cn Säle
©on bunter Simpeln Slanj,
Unb maSfenoerbüHte Schöne,
Sie fcblangeit ben gafcbingStanj.
©Bie funftoerflärt unb mächtig,
Senebig, warft bu ba!
Da8 waren golbene 3 e ^ cn 1
0 bella Venezia!
9hm fteben bie SDtormorbatlen
©erlaffen in ftummer 9^eib >
Unb brunten gleitet leifc
Die febwarje Sonbel oorbei.
Der Stocbtwinb webt unb ferne
SRaufcbt tofenb bie Slbria; —
©in Draumbilb febeinft bu mir felber,
0 bella Venezia!
_ gfemeit* 3>r<t<fe.
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453
jbüt’ öid), ^Sau’t, idj ftomml
©S mögt baS fiorn im ©onnenfcbein,
Der Sauer ift entlang gefahren:
Das roirb ein 9Kecr beS ©egenS fein,
©in ©rntefeft roie mc^t feit fahren!
Da jie^t beS ©egeS eine ©^aar,
3n ©ammS unb ©affen nmnberbar,
Unb Irommelroirbel fd^attt oorbci,
günf ©erläge, bumpf unb ferner u>ic Slei:
§üf bicb, Sau’r, id) fomm!
©ie laut baS Hingt, mit f)tü baS blinft,
©o fie im Dorffrug ©infe^r ^aben!
Die gabne roefyt, ber ©erber roinft
Unb bingt mit ©elb unb ©ein bie Änaben:
Die ©enfe roerft, ben Stechen fort!
Den Jpanbfcblag nun: ein 3Rann, ein ©ort!
Jpeut frö^nt if)x noch bem Soben
Unb morgen folgt ber irommcl tyr:
Jpüt 1 bicb, Sau’r, ich fomm!
3um blut’gen Slbenbljimmel bampft
Der Qualm empor oon Hubert geuern;
Die gelber ^at ber £uf $erftampft,
Semidbtet ^at ber Sranb bie ©dauern;
©equält, entehrt, ermorbet liegt
DeS Dorfes Solf; ber Stabe fliegt,
Der ffiolf fcbleicbt an, unb fern am ©alb
fünfmal ber ©irbel bumpf oerballt:
£üt’ bicb, Sau’r, icb fomm!
Die ©cblacbt ift aus im breiten gelb,
Son Slut unb Sßuluer maßt ber ©cbnmben,
Die ©ifenfugel b<H jerfpellt
DeS Sierecfs Üanjenpaliffaben;
Stun fcblci<bt ber Sau’r, bem Staubtbier gleich,
Durchs gelb unb plönbert Seich 1 um Seid) 1 ;
Da jueft er febaubernb — tobeSrounb
Änirfc&t einer noch mit blut’gem SJtunb:
£üt* bicb, Sau’r, ich fomm!
Unb roieber ift bie glur befteöt,
3um erften SJtat feit breigig fahren.
Der Sauer folgt bem Sßflug im gelb,
Da rnufe ein ©unber er geroabren:
©in Scingeripp mit Schien 1 unb ©ebroert!
Unb roie ber Sßflug barüber fährt,
3ufaminenraffelt Sein unb Stahl,
2US bröbnt’ eS nach jum lebten SJtal:
§üt’ bicb, Sau’r, ich fomm!
fxnfl £&ttffffti0a<h.
8 ^-:_ 22
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451
#raue ‘tage.
Sttatt mag ftdj noch fo rnut^ig befj ernteten,
Unb nocty fo jornig trogen eigner ßtage,
@ic fommen bocty, bie büftren, grauen tage,
Die nac^tumraufcfyten, tobe§traurig4ecren.
Sfur ein ©ebanfe roü^It bir bann int ferneren,
©om tenfen Reißen £mupt, nur eine Jyrage
,f)örft bu uon beiuer Vippe müb 1 unb jage
Slu$ rounber ©eele immer roieberfefjren:
Söojtt? ffioju ba§ SttteSY ^5rfi bu'3 tönen,
Unb ftarrft in’S Veere mit oerroaebtem ©tief
Stuf all' bie blaffen ©fernen, bie bid) ^ö^iteit.
tie grage fc^teuberft bu, bie eroig^eine,
©oll bittren Spotte entgegen bem ©efebief, —
Unb Feine Slntwort Fontmt bir, — Feine, — Feine.
_ <£ottr«b fefntatttt.
3 m Sommer.
ltnter'm rotten Äirfc^enbaume
Vag idj bämmernb auf ber Söiefe,
Unb bie rotfjen itirfc^en tocFten
Viebtid) mie im ©arabiefe
2Ri(b im träume.
Unb ein ©ögtein fyodj im ©aume
Stafette, mit bem ©ebnäbtein picFenb,
©on ben faftgefebmettten j?irf<ben,
Viebtid) mit bem &öpf$en niefenb
3Bie im träume.
Slu$ bem t;o^en JpimmelSraume
Äam ein SRaufcberoinb gezogen,
Unb bie ftirfeben fielen nieber,
SU3 ficb lei3 bie Söipfel bogen
3Bie im träume.
SSoffgang <£tr<b0a<b.
Äuf einer geffenörüdie.
Ueber ftarrenben Slbgruub3tiefen
Stuf Ijingejaubertem ©rücfenfteg
^äng 1 id) unb ftnn 1 unb träum 1 unb grüble.
tunFel grollt mich ber £immel in'g eigne Seib,
3n oerjroeifetnbe Unmut^taune jurücF.
Unter mir bohrt ber getrocFnete ©adj
t)urcb jerflüftete getfen ba§ trofc’ge ©ett.
tarnten veefen fid) ftotj
3mifd)en gefiürjten Stöcfen empor,
SBie titoofige Dtiefenfcbmerter
3roifd)cn ©räbern ntobernben SRecFengefdjtecbtS.
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455
8-«i
gern genüber bräut eine gelfenroanb
lieber ben ©raus beS jerroetterten ityatS herüber.
Senfred)t fteigt fte unb fteljt rote ein gürfi,
Dem @nabe fremb, unb roanft unb roeidjt
©infam fc^recft in ber fütyllofen ©rfyabenfyeit
ftd) felbcr jurücf mein ©emütty
Unb benft ben ftarrenben ©raus beS SebettS,
2)enft baS Sdjicffal unb benft ben erroünfdjten £ob.
®a beginnt auf bem gelfen gegenüber
©litten in ©rabeSfd&auerit ber 9lllnatur,
©litten im £obeSfd)roeigen ber irb'fd)en ffielt
Buoerfidjtlicbcn Sang ein ©öglein
Unb jroitfcfyert unbeforgt fein roomtigeS Sieb.
O ©öglein, trautes ©öglein, roie rütjrft bu mi<$!
®u bift glücflidfj unb frolj! ©etljürmte gelfen,
©teertiefe Sdfjlünbe unb über bir
®er jornige Jpimmel festen bid) nimmer an.
S)u flatterft roie in ©lumengefyängen einher,
©in golbner Fimmel lächelt bir )u unb fanfte,
greunblictyc Jpügel laben bid) ein )ur Suft.
C ©öglein, trautes ©öglein, roie rüfyrft bu mid)!
3Bem fo ein Sieb non blül)enbcr Sippe fprofjt,
SBenn ifjm baS Seben bie fd)roar$en Sdjlünbe roeift,
9Benn iljm genüber baS fleile Sdjicffal ftarrt
Unb roeun ber Sdjroinbel fafl iljn )U J^alc ftür)t:
O ber ift glücftidj roie bu, geliebter Sänger,
$>er mir inmitten roilber ©rfjabenljeit
©ine ifjräne — unb biefen ©efang entlocft.
_ 3$itytftu Genien.
Pie $onne fanft.
gerne Äirdjeitglocfen flangen aus bem I^ale
3)ur$ beS grüfyliitgSabenbS füfje SRufy 1 ,
©tit ber Sonne golbnem Sdjeibeftraljle
SaitF ber ©rbe lichter griebe )u.
©eint ©efange froher ®roffellieber
gütyrf id) bidi) )ur grünumlaubten Sauf,
Uebcr unS oerftreute ®uft ber glieber,
fflie bie Sonne — farbenglüljenb — fanf.
Jperbft i|VS roorben, ©Mutcrftürme fatneu
Unb auf'S ©eue ift ber Seit) erroadjt, —
3BaS bie Stürme, roaS bie gröfte nahmen,
©euoerfüngt |at eS ber Sen) gebracht.
9tur roaS mir ber Stürme Drang genommen,
©ringt fein Sen) mefyr, unb oon Sefynfudjt franf
©in id) )um umblüljten ©lab gefommen —,
Stumm unb traurig; benn bie Sonne fanf.
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Jommerfäben.
Dic gelben Saaten mögen,
@3 flirrt ber Süfte giutb;
grau Sonne am £>tmmel3bogen
SRetnt’S ^eute gar $u gut.
Die giur erglänzt tm ©olbe,
©lutljfltttrig fle^t ber Dann;
3m 3auberfdjlo§ grau £>olbc
#ebt nun ju fpinnen an.
35MH jartc Strähne jie^en
3u buftigem ©emanb,
Unb fiibcrne gäben fließen
3n’8 fonnengolbne £anb.
§alt ein, grau
Stegentin roeifer
3n biefe klugen
3<$ löngft ju t
Sie roeljn in fanftem $au<be
93om Sci^lo§ am §olbeftein
Unb fpinnen am SRofenftraiu^e
Die rottye SRofe ein.
Die fiät^e fte^t in Äreffen
3m grünen ©artenlanb;
Da bängt ftd) einer oermeffeit
3ln tyrer SBimper Stanb.
Die 3leuglein ^ätt’ er gerne
Umftricft bem fyolben Äinb,
SSBeil blaue Slugenfterne
Oft gar gefährlich ftnb.
Jpolbe, — traute
gei’n!
f d^aute
ief b^ein!
Pa*
@ppre|fengarten.
Da ber graue Slbenbtjimmel tiefer
06 ber blütfjenreicben ©eit ftd; bettet,
Älimm’ id) ftiQ beit fteiten ©fab empor.
Drunten f<$äumt baS 9Jteer unb roetlenfüfyl
©treidjt ber ^ritylingSwinb mir um bie ©<$läfen.
3mmer weiter fd)rcit’ iä) längs ber ©ärten,
DrauS bie ©olbfrudjt ber Orangen leudjtenb
3n>if<ben Änofpen aus bem Dunfel gleifjt,
©ie errßt^enb, 5ßflrfi^blüt^enjroeige
3n bie fermeren ^Ibenbfc^atten greifen.
§öf|er ftets — föon fdjweifen meine 2lugen
Ob ber Sillengärten 2enjeSprad>t
9luf bem weiten ©olf, ber „©ai ber ©ngel",
©ie ber ©olfSmunb* tönenb i^n getauft.
9ladf ben blumenrotljen 9Rofenl)ecfen,
Dran bie Halmen, bie 9lgaoen ftetjn,
Äomm id> nun an eine niebre ÜJfauer,
Die ein grofjeS ©artenlanb umgreift.
SWein, fein ©arten ift’3, in bunfler ©eite
©reitet fidj’S oor meinen au§
©ie ein llrwalb fdjattenber (Sppreffen,
2eibenf$aft3= unb fc^icffatSüberfd^auert.
Droljenb ragt eS in bie grauen Süfte,
©iS hinunter, wo bie ©ranbung tobt
Um bie Älippen; grünes SRanfenmerf
©klingt oon etnem Slfte jum anbern,
©ie bie leic&tgeföürjten Iraumgebanfen,
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457
-*i
Die beS ®eniuS ©Ratten liebten Reifen,
Unb oer^auc^enb auS ber gerne nur
klingt jum SBellenfang ein SSogcllicb
3n ben trüben, grauen Slbenbbämmer.
. . . . Seibe Jpänbe prefjf id) bö auf’S #er$:
3ft eS nicht ber ©orten meiner Seele,
Der ba oor mir febroeigfam, bunfel rutyt?
3n ber Diefe fdjäumt ber SJtccreSgifcbt,
Drüber ragen mächtige ß^preffen,
Unb aus tiefem, ^offnungdlofem Dunfel
Dont, erfterbenb faft, ein ©ogellieb,
2l<b, ein alter ©ang, ein Slmmenlieb
33on bem Äinberntär<$en meines ©lüefs!
_ jfermiitt »»« yreuf^e«.
Vernarb uon 'jjenta&our.
i.
9lm lad^enben borgen, ba fpornt 1 icb mein Stofj, auf ßrben baS ©lücf $u erfunben;
Stafcb trug’S mich jur Jpofftatt, jum febimmernben ©cblofj, ba glaubte mein $eil
icb gefunben.
3ur Äönigin fab icb geblenbet empor, mid) ffreiftc tyr lobember ©lief,
Drin laS icb crglü^enb: Du finbifeber D^or, roaS fudjft bu? Stur Siebe ift
©lücf!
Unb trunfen griff id) in bie ©aiten
Der aöerfdjönften grau $um SßreiS,
SJtir eine ©penbe $u erftreiten
®on i^ren Sippen rotf) unb ^eig.
3n garten Siebern, in ßanjonen
Soll ©lutb unb füfjcr Ungebulb
3Barb icb um meiner Jpcrrin §ulb —
Da roarb mir ^immlifc^eS ©elo^nen.
Unb gab mir ber SJtinne berauföenber Iraum baS ©lücf, baS fo brennenb erfeljnte?
3<b I^or, ber bcS DornS an ber Stofe oergafc, ber Dreue bei @c$önt>eit i<b mahnte!
Sieb, ßleonore oon Poitou,
2Bic gnäbig unb b<M unb mie falfd^ roarft bu!
II.
§eifj glühte ber SJtittag, ba griff icb jur SBe^r unb büßte in ©tabl meine SJtufe.
gern locften ganfabren; bort rücfte baS §eer SßlantagenetS gegen Douloufe.
3 efct galt'S 311 beroäbren auf blutigem gelb meinen SÖtUtb unb mein Stittertbum,
3cb b 0 **’ ** ergrübelt unb trug'S in bie SBelt: Das ©lücf blübt allein nur
im Stubm!
Da fang icb feurige ©iroenten
3m ©türm, unb wenn bie ©cblacbt uns febieb,
Sereintc freubig bie ©etrennten
ÜJtein bonnemb Drufc unb gebbelieb.
!K-£
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2Bo nur ©raf SRaimunbS ©anner rockte,
DaS cinft fein 3lfyn oor %\on fdjroang,
©lifct’ aud) mein ©d^roert, bis fubelnb flang
Unb tyefl in’S 2anb bie ©iegStroinpete.
Hub 30 g nun baS ©lücf in bie fyarrenbe ©ruft beim roilbeu, beim tobenben Kampfe?
§afs rnid) aus bem flirren ber JBaffen gegrüßt, aus Ijaflenbem ©treitfyengft;
geßampfe?
2 Bof)l prie§ man ben gelben unb jaud^te ifjm ju,
Doc^, irbifdfje Gljre, roie nichtig bift bn!
TU.
Der Slbenb fanf nieber; burdj’S ftiße ©efilb ritt ftumrn icfy mit läffigem 3ügel,
Da faßten bie ©locfen fo oofl unb fo milb ootn nußbaumumbufteten £ügel,
Da ftrömte ber äBeifjraudb aus offnem ©ortal unb leudjtenbcr locfenber ©djeiit;
£efl fiel mir in’S £er$ ber oerfjeißenbe ©traljl — ba trat in baS Älofter id) ein.
9iun tönen DaoibS fyofje ^falmen
5luS meinem äftunb im frommen (Jfynr;
Die £)arfeit rauften unb bie Halmen
DeS ©arabiefeS an mein Ctyr;
Dev ©d)eere beugte fid> mein ©cfyeitel,
Die ©cfyufter gern bem ©capulier;
gern, roeltenfern liegt hinter mir
Der 6 rbe Suft — roie roar fie eitel!
i'ang irrt 1 icfy im Dunfel, jefct Ijab' icfy'S erfannt: DaS ©lücf, eS ruljt einzig
im grieben,
3m ftißen ©enügen, im Xrofte beS §eilS, baS ber Jpcrr feinen Jüngern befdjieben!
O fanfte, 0 fonnige ,ftloßerruf)\
Du ©alfam ber ßRübeit — roie felig mad)ft bu!
JiarC Jionrab.
Huf bem £Berge.
3Bic roirb baS £>er$ mir freier
9luf fteilen ©ergeSfyöljn,
©ntfernt oon irb’fd&em Reiben,
Umbrauft 00 m freien göfjn!
Da brunten in ber Diefe
©dringt ftd) beS £ebenS ÄreiS,
©evroorren oft unb büfter,
9iur feiten fanft unb leis.
Da lieben fid> bie ßftettfdjen
Unb fyaßen ftd) noefy metyr;
Da bleibt ber ©imt fo trübe,
Da bleibt baS £er$ fo leer.
Jpier oben auf bem ©erge
©rljebt fic$ frei mein ©eift;
3 cb lerne freubig mißen,
2BaS „©lücf" ba brunten Ijeißt.
Jpier ßnft ber ©dreier nieber,
Der fonft ben ©lief oerljüßt,
Unb roar baS Jperj mir traurig,
£icr roirb'S oon ©lücf erfüllt!
_ (Ni t mm u
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31 n 3l(ine$.
5Räb<ßen, beiner ©angen SRofen
©inb gar balb oerblüßt,
33or bem ©elfen, fcßöneS 9Räbd)en,
©aßre bein ©emütß.
SRcßr, als äußrer ©(ßönßeit prangen
baS £er$ bodj roertß,
‘DaS ft<ß feine §immelSblütßcn
©aßret unuerfeßrt.
§aft bu biefe ftetS im Seben
®or bem groft bemalt,
Seucßten |le als fd^öite Sterne
Qurd) bie DobeSnacßt.
gfriebriiß ?*üßf.
3ln bunftfer Pforte.
O füllet mit beS Setße glutßen
Den ®ecßer mir ein einzig 2Ral,
Unb löfeßt ber ©eßnfucßt wilbe ©lutßen.
Der niegeftidten bange Qual!
Cb mir ein ©ott ben dRutß entfatßte,
©in güvft ber Jpöde ißn gefeßürt,
fö)mm, ero’geS Dunfel, unb untnaeßte
Den $ßfab, ber irre muß geführt!
®erfenfc all bie flogen triebe,
Die einfi fo felig mieß gemalt,
Umfcßatte biefe ©onnenlicbe,
©eßeimnißuode, büßte SRacßt!
dRit f<ßn)ar$en, ßernenlofeit Schwingen
Söebecfc meine rauße ®aßn;
©ieb fanfte dhiß’ natß hartem SRingen,
SRacß bittrer ©aßrßeit füßen ©aßn!
©tili töfc &u beS DraumeS SReigen
©i<ß ber ©ebanfen ftrenger ÄreiS,
®armßer$ig füßle ero’geS ©cßroeigen
Die ©tirne müb unb fampfeSßeiß.
©in ©cßlummerfang, burcßrauftßt ©ppreß
DaS alte Sieb ber ©roigfeit, [fen
®otn ^enfeitS weßt ntilb ®ergeffen
Unb ßeilt ben Jammer bwf cr B^t.
O mär 1 audß mir ein £au<ß belieben,
3u linbcrn biefen bumpfen ©<ßmcr$,
Dem 9fußelofen roinfte grieben
Unb fRaft für fein gequältes £er$.
£reben$t mir benn aus SetßeS ©eden,
3»d) trinf eueß ©eßeibegrüße ju!
®erlöfcßt, ißr ©terne, ad ißr ßeden!
SRur SRuße! SRuße! ©ro’ge SRußM
_ #f#rg £rb»*nn.
3tuf ber 3tltane.
Du läcßelft unter ®lume»t broben
Unb um bieß ßer ber Jpimmel blaut,
©in ®ilb, wie feiten icß’S crfdßaut,
®on ©lan$ unb ^5oefie umruoben.
Die bunten galter ftid ft<ß wiegen
Stuf fonnig grünem ©iefenplan, —
Unb midß befcßleitßt ein füßer ©aßn,
9tlS bürff td^ bir $u güßen Kegen;
SllS fäßft bu freunblicß &u mir nieber
Unb ßörteft ftid errötßenb gu,
®ernäßmfl mein IcifeS gießen bu
Unb meine liebeglüßnben Sieber!
39. gftabtr.
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460
R-SS
f®ci 'ätofeti.
Schöne, bornenlofe Sllpenrofe,
Scudjtenb roie 9hibin, erglüljenb fjeig,
®d)einft ein ©innbilb ber beglüeften Siebe,
£)ie oon ^etn unb Äuntmer nod) nid)t3 mcig.
©bie DRofe* bie mit fcfyarfen 2)ornen
3>u im $;ljalc riitg3 umgeben bift,
©leidjfi ber Siebe, bie burefy Oual unb Jeiben
©rft erfennt, roic füg unb ftarf fte ift!
__ übefaibe von <$o((6erg.
fommernadjt.
©in ©ommertag ift bnlb oerflungen ©tört aud) ein Murmeln fyin unb roieber,
$Rit feiner bunten ©tunben Spiel, ©in traumgeborner £on bie 5Rufj\
3Bie roenn ein Sieb unau3gefuugen ©o beugt fic liebreich fic^ Ijernicber
®ort abbrad) — roo e§ juft gefiel. Unb beeft bie iräumer freunblid) $u.
Sftun fyat bie ©lütfyc fid> gefefyloffen, ©ie Ijört bie ©tunben langfam rinnen,
2)ie Sttacfyt betritt if)i* bunttcS SReidj, Sieft in ber ©roigfeiten ©ud)
Singt ifjren Äinbern unuerbroffen Unb laufet babei mit ftißem ©innen
9htn ©djlummerlieber füg unb meid). 9luf ifyrer ©cfyläfer 9ltljem$ug.
Slnboff $«ft.
Allein.
3$r nennt mid) einen Träumer! Sagt mid) träumen,
Sagt frieblicb meinen 2Beg mid> einfam gel>n,
Sagt ftiU mid) roeilen unter biefen ©äumen,
Äönnt ityr ja bod) mein SBefen nid)t oerftefyn.
£)ier miß id) rufjen, unter grünem ®ad)e,
2lu3 bein ber ®roffel fügeS Sieb erfdjaßt,
3luf ba§ au3 bem ©efträud) am nafjen ©ad)e
3m $öed)felfang bie Slntroort.roieberfjaUt.
Sfting3 rutyt bic glur in fjeifgem ©otteSfrieben,
Äein 9Bölfd)en trübt be§ £immel3 blaueS 3 e ^/
®ic§ ift ber redete SRuljcplatj bem SJtüben,
®er ©infeljr in bie eigne ©eelc f)ält.
£>ier miß id) auf be3 ffladjeS SRurmeln laufen
Unb auf be§ 2Binbe3 roeljmutfjüofleS Sieb,
©icfleidjt, bag bei ber SBeßen leifem Sftaufdjen
2lud) Jrieben in baS munbe £er$ mir $iei)t.
_ (freorg^fau^.
SS—-_£
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8*-SS
'pa(bedjau6ei.
©ie piß iP’S um mich; fchlummertrunfen, 3°h weil’ aßein im ©albeSfRatten,
©eraufcht oom warmen ©onnenbuft, Unb füg burdhfchauert’S meine ©ruP
3ft fanft ber ©alb in ©dpaf oerfuttfen; ©ie tiefet wonniges ©rmatten,
StingS in ben 3 roc ^9 en 3Bie S r ^ cn§ fänge /
©ebt tiefet Schweigen ©ie ©ehnfudhtSf länge,
Unb golbburdhPimmert ift bie Suft. ©ie nie gefüllte DafeinSlup.
Die Dannen ^auc^en würj’gen ©robem Drauntfrohe, blüthenrciche ©tunbe . . .
Unb flüfkvn leifc wie im Draurn; Die ©el;nfud)t taucht, ein meiner Schwan,
©in jalter fchwelgt im ©onnenobem, ^Tuf au$ ber Seele tiefflem ©runbe,
©om ©lüthenaPe, Unb frei non ©fronten
Urnfprülp oom ©tafle, Unb ©rbgebanlen
3ie^n ©ommerfäben burdh ben Staunt. ©chwebt fie im ©eltenojean.
_ Jiboff S&ifhefm.
3nt fleinen ©arten, ber ber ©pege bar
Unb ben beS ©eeeS bunfle ©og’ umputhet,
Da lärmt ber muntern Äinber fteine Schaar.
’s ift Slbenbfdhein — ich frage oom ©alfone,
©etd)' Spiel bie heße Weiterleit erroeeft,
Unb mit ber Harpen ^rötylidfyfeit im lonc
©iebt Antwort mir ein blonbgetocfteS Äinb,
©on aßer 3ugenb SRofenglanj umpoffen:
,,©ir fpieten ©räber, Phon beim fünften ftnb
©ir angelangt, ^ier eins, fyier eins, bort $wci
äftit ©tein unb ©turnen fünfHic^ auSgephmücft.'*
©lücffel’ger Änab’, ioie fchlägt bein §er$ noch frei!
Dir ip baS ©rab ein Spiel; maS wei§ bein ©ein
©om rätselhaften 3^ e unfreS SebenS!
Stynp nic^t, wie ©iele eS mit D^ränen loei^n,
$ll§ Dcmpel, ber ihr liebpeS ®ut umfängt;
©ie Veibgeprüften eS ber ©ehnfudp W or t;
Unb ioie eS oft ben blut’gen $afj empfängt,
Der an ber Seiche nur oermag $u phweigen,
Da nur ber £ob bie Sühne Phweren fje^lö. —
©tücffelig Äinb! oor beineit klugen peigett
Stur fro^e ©ilber auf, — unb nun bu mübe,
©pridhp bu: „3ch löfdhe noch bk Sichter auS".
Unb rührP mit langem Stab an jebc ©lüte,
Die heßgelb, üppig trägt ein bunflcr Strauch
3m ©arten an bcS tiefen ©eeeS Stanb,
Unb bie bu anfehauft in beS ©inbeS £auch,
©ie einer heit'gen Äer$e buft’gen ©ranb.
_ $ntff von ^offersbadj.
8 $- 8
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grattrn ttw graum.
Der junge tfönig ritt in beit SBalb
3ur 3agb mit feinen ©ettoffcn,
Da plöfcliclj, mit ©turmroinb eiftgfalt,
ftam ftromroeif’ fliegen gefloffen;
Dagroiftben fielen bie ©flogen nerntengt,
©o groft roie bie Jpafelnuffe;
©alb roar bie muntre ©d&aar nerfprengt
Durd& bie unaufljaltfamen ©üffe.
Da bot ftd^ bern Äönig ein Cbbadjj an,
©in ©d&lupf im gelfengefliifte.
fliun regn* eS, roaS eS nom 4jintntel fann!
DaS reinigt unb roüqt bie Stifte. —
Doclj roe^e! — roeldje neue ©efa^r!
3m 3 nner n ber ’&ögle, ba lagen
©ier roilbe ©cfetlen — bie fcpliefett jmar,
Dod& roie lange? — DaS (onnte fidjj fragen.
Unb roirFlidj! — 3roei ergeben fic§ f$on,
Unb ttad& bebenflicper $aufe
©prid&t ©iner $u i^m in oertraulid&em Don:
„TOlIfommen in unferem £aufe!
3^r ftabt mir juft einen Draunt nerfdjcud&t,
Dod& 3^r bringt iljit mir aud& jur (Erfüllung.
3^r fe|t, meine Reibung ift etroaS feucht,
©S feglt mir an warmer Umhüllung.
Ta träumt* id(j non einem ©analier;
©in ÜRänteldjjen trug er non 3°M;
DaS bat ic§ mir aus unb er gab eS mir —
SSa^rftaftig! ber ÜRann roar nobel!"
©o fprad& er unb lofte mit fertiger £anb
Die filbernen ©pangen unb ©c^naUen
Unb lieft beS Königs foftbar ©eroanb
Um bie eigenen ©ipultern roatlen.
Unb ber 3 ro rite: „flRein Draum roar aud(j fe&r nett:
ftür biefen nom ©türm unb ©eroitter
Kenoafcfjnen gilg bot mir ein ©arett
3Kit geoern ein glänjenber bitter.
3$ badete: ©etaufd&t ift nid&t geraubt —
Da famt 3fyr unb maltet mic^ munter."
Die§ fageno ttaljm er nom ^eiligen #aupt
De8 ÄönigS ©arett herunter,
Unb ber britte ber ©trold&e roarb reg* unb rieb
©id(j bie Slupen unb rief mit Sachen:
„ÜJiir ift mein Draum nidjjt minber lieb
Unb nidjjt minber lieb baS ©rroadjjen.
©in fltoft, roie baS ©ure, non ebelftem ©lut —
DaS fanb id& unb nafttn mir’S ;u eigen,
fltid&t roa^r, £>err Witter, 3§r feto fo gut
Unb laftt micp ben Wappen befteigen?"
Unb enblidj fpradfj ber Sefcte ber ©ier:
„günoaljr! 3$r nerfteljt eud& auf’S Dfteilett!
fliun aber frag* i<$: 22öaS blieb benn mir?
Denn id& au$ träume biSroeilen."
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Rt-58
„Sad anberd" — lachte bcr ©ine — „ald
©ied Pfeifchen an golbener Jtette"
— Unb beutete §in auf bed Honigs £ald —
w ©aS ©efte oon Allem, ich roette."
**©er ©raumgott ^at euch artig befcheert"",
Ü^erfe^tc ber jtonig gelaffen,
„„©och roijjt ihr roohl faum ben ganjen Serth
©on aU ben ©toben gu faffeu.
©rum, wenn ihr gejlattet, fo letjr’ i<h euch auch,
Sie mau gebraute begleichen.""
Unb er ftiep in bad ©feifd&en mit fräftigein £auch
Unb gab ein gettenbed 3 e ^ cn *
©ad ^ 5 rten ringd in bem roeiten Salb
$ie 3ägcr 311 gufj unb 311 Stoffe
Unb ber jtönig fah fid^ alfobalb
Umgeben oon ftattlichem ©roffe.
©rauf fprach er : „„Auc£ ich ^att’ einen ©raum
Unb biefer erfüllt ftdh mir mittig:
3^r ginget fämmtlich an jenem ©aum
Unb beffen genajjet ihr billig.
©en ßönig ;u plünbent, ba8 roarb euch leidet,
©och ift felbjt in ber ©ebrängnif?
©in £önig 311 fürsten — ben Räuber erreicht
griih ober fpät bad ©erhängnifj."*
föegeic^nete mit befeljlenber £anb
©en ©tärfften oon feinen Scannen
©en ©ichbaum, ber ihm am nächften ftanb,
Unb ritt mit ben Anbern oon bannen.
©er Deutsche Schriftsteller-Verband be=
finbet fld^ gur 3*it roieberum in einer fdjroeren
£rife. Sfadhbem ed erft oor roenigen fahren
gelungen mar, benfelben in ruhigeres gahr*
roaffer 3U geleiten unb ihn fomit nach unb
nach feinem 3'de mehr unb mehr entgegen-
3ufü^ren, broljt gegenwärtig roieberum eine
neue ©Jefahr, welche bie ©^iftenj bed 33 er-
banbed überhaupt in grage ftettt. ©3 ift bad
3ioeifel^afte ©erbienft ber Herren Dr. grieb*
rid) ©lenemann unb Dr. $and ©lum in
£eip3ig, biefen neuerlichen ©turnt entfeffelt
311 haben; biefe ^jerreti brachten nämlich an;
läßlich ber bemnöchft in ©redlau ftattflnben^
ben Allgemeinen ©erfammlung bed ©erbaitbed
einen Antrag auf Steoifioti ber gefamtns
ten Tagungen ein. Sir befchranfen und
barauf, auf bie ben Herren bereits jept in
ber „©eutfehen fßreffe" ( 3 a ^ r 8 * HI 9 tr. 30 )
oon ©eiten bed gefchäftdfuhrenbeit Audfdjuffed
(aud Stöbert ©<hroeichei, Otto Sen3el unb
Subroig 3i* m ff c u beftebenb) 3U ©Ijeil geroor:
bene Antroort be^. Abfertigung ^tnguipeifen,
in ber fich bie Herren ©ienemann unb ©lum
(bie beibe ©orftanbdmitglieber bed Seidiger
©c3irfdoereind finbü) unter Anberem ben
©orrourf „oottiger Unbefanntfchaft mit ber
©ntflehungd- unb ©ntroidelungdgefcfiichte bed
©erbanbed", „lebiglidj partifulariftifcher unb
perfönlichcr 3ntereffen", „ebenfo unbegrün=
beter roie gehäjfiger Angriffe unb ©efchulbig*
ungen" machen taffen müffen.
—— * -
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464
-SS
Gustav Pfizer ifi am 19. 3»li im Alter oon
faft 83 fahren in Stuttgart geftorben. Gr
mar bcr lepte beS „©chträbifchen £ichterfreifeS".
* -
Gottfried Keller ifi am 15. Juli in 3üridh
üerfcffieben; bereichter, bcr feine erbberechtigt
ten $>erroanbten hinterläjjt, hot gum UniocrfaP
erben feines gelammten DfachlaffeS beit £ocfc
fchiilfonbö beS OatitonS eingelegt. Gr
hinterläf! ber ©tabtbibliothef non 3 ^rid^ feine
gange $?ibliothef, ferner bic .Hellcr^JJtebaille,
baS Ghrengefchenf 511 feinem 70. (Geburtstage,
ilton bem fifeinüermögen, mclcheS fiel) nach
Auszahlung aller Legate ergiebt, bot ber £och=
jchulfoubS bie £älftc an ben eibgeuöffjfcheu
SinFelriebfonbS (gegrünbet für bic hinter*
bliebeneit ber im Kriege gefallenen uitb ner=
nntnbeten SBebrmöuuer) abguliefern. *$a
ich", lautet baS leftament, „gu meiner 3 c *t
nie Gelegenheit hotte, meinem 33aterlanbe
gegenüber bie Pflichten als ©olbat abgu=
tragen, fo ^ojje ich unb freut eS mich, ihm
in biefer Jßetfe einen eienft Ieiften gu föuueu."
eaS Sefiameitt ift oom 11 . Jonuar 1890.
SeftamcutSgeugeu finb ber Waler ^öcflin unb
ber Uniuerfitätsprofeffor ©chneiber.
♦ - —
eie 3 ugeubfdf)nften - S'itteratur hot ;roei
ihrer beftenSBertrcter oerloren: am 18. ^uli
ftarb Clara Cron (geb. am 20. v Jiou. 1823)
in ©trafiburg unb am 29. ^nU Ferdinand
Schmidt (geb. am 2. Cct. 1810) in Berlin.
-* -
eer unter bem Schuhe beä GrofihergogS
Harl Aleyaitber non Söcimar ftehenbe bereut
für Waffenoerbreituug guter ©chrifteu erlägt
focbeti ein Preisausschreiben für baö befte,
bisher noch nicht ueröffentlichte 2 öerf aus bem
Gebiete ber ergählenben i'itteratur (Montan,
^oueHe ober Grgälfiung), roeldjeS fich im
Sinne ber SöereiuSbeftrebungen gur Waffen*
oerbreitung unter bas beutfehe ^olf, oornehm-
lieh unter sie ärmeren ©effichten ber ^euölfep
ung hcroorragenb eignen mürbe. Als ^reis
finb 1000 Wf. beftimmt roorben. AUeS
Nähere ift burd) bie GefchäftSftelle beS Ver¬
eins in Weimar, ^erberplafc 9, gu erfahren.
I fti’ir baS Gerok-Dcnkmal in Stuttgart finb
| bisher 7100 WF. gefammelt morben; mit ber
Ausführung beffeibeu mürbe ^rof. eoitnborf
beauftragt.
BMtlmmuagca von Geltung. Jede Einsendung, aber deren Verwendung Aaekanft
gewünecht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Feruer ist jeder Beitrag auf
ein Blatt Papier besonders zu schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fttnf enthalten.
Man bewahre sich ron allen Eiuseuduugen Abschrift, da wir Gedichte überhaupt nicht, grössere
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der Tolle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei¬
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangeu, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Auouyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Originalbeitr&ge angenommen.
A. D. in L —n. 2 Bir gebeufen, auch im |
nächften Jahrgänge ein ^reiäauäfdf)reiben gu
erlaffen, unb gmar in ber SBeife, bafi für baS=
felbe feinerlei befonbere $*efiimmungen ge¬
troffen, joubern bah einfach bie brei beften im
XI. 3 a b* 9 ange oeröfjeutlichtfu Gebichte mit
einem greife non je WF. 100 geFrönt merben. !
W. I). in D—n. A3ir bitten um gefällige
Angabe 3h rpr ^egugSquelle.
Ä. VV.-M. in W— n. ricsmal leiber nicht
geeignet; bejonberS ift baS Wotio ber ^allabe
gu ltnerquicflich-
H. F. in R — a. 3 l ) rc lebte Ginfenbung
ift inhaltlich gu thränenreicl). — eie gerniinfchte
Abreffe lautet: Wiiuchcn, Ihevefieiiftr. 152.
R. M. in R—a. ^ei oon und oorgejchla*
enen Aenberungen finb nicht nur bic oer=
efferten ©teilen, joubern eS ift nochmals baS
gange Gebidfi eingufchicfen. — „Sfitte" nicht
oermenbbar.
F. K. .1. in 0—g „^ergithteu"; W. E. in
H— g „Wachtfchmeigen"; R. VV. in D — g
„eie Gletfcherfee" (mit unmefentlichen Aenber=
üngeu); F. S. in P—f „29ad)cnb halb" :c.
(mir bitten um Angabe eines fürgeren litelS);
M. L. in D— 11 „eie eichterfchulc"; E. W.
in T—tz „Iraumclfchen". Angenommen!
C. R. in B—n (ermangelt FvaftooUer Ge-
ftaltuncj); E. S. in G—n (roarm empfunbeti,
aber ftorenbe SBortoerftellungen); E. S. in
A—a (nebelhaft oerfchmonimeu); E. P. in
T—n; G. F. in K —1 (ocrbrauchte ©tofjc,
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(Reben @ie nad) innerer Vertiefung); W. W.
3 . 3- in N.-R—n (ofpie ©elbftftänDigfeit ber
änfd&auung); B. P. in B —n b. \V. (enP
fcfjulbigen 6 ie gütiqft bie nerfpäteteAntwort);
L. B. in R—a (0ie machen bem Jteim 311 =
aeftänbniffe auf Äoften ber SBortftellung);
0 . S. in B—tz (beibe (^ebiebte fadfjlicfj un=
geeignet); S. B. in L —ch (bem SliiäbrucTe
nadj gänslirf) unaefdjult); F. F. in E —n
(offne grünblidje Tutrdjavbcitung); T. R. in
W—tz (multum, non multa!); A. G. in D—n;
B. L. in Gr.-S—e (fomolß im 9fusbrucfe,
als and) in ber gorni üielfad) mangelhaft);
W. G. in K—z (bie ©ieberljoliing berfelben
Jfeimc roirft ermiibenb); L. L. tn Z—au;
A. H. in B—g (ofyne d&araFteriftifdje ißrägs
ung); V. T. in R-g; E. K. in C-au (mir
tyojfen mit 3ßnen auf Reiferes); A. v. M.
in P- w (ohne Älarheit ber Situation);
E. C.-M. in A—n (ohne gleichmäßigen Jluß
ber Sprache, hoch ermatten mir gern Weiteres).
Dankend abgelehnt!
H. K. in W—g. ®emiß ift e§ unfere
Aufgabe, Talente ~ju förbern, oorauSaefegt,
baß mir eS eben thatfächlich mit Talenten
ju thun höben; TilettantiSmuS ju pflegen,
tß jebo<h unfereS ftmteS nicht.
M. F. in W—n. T)ie reclamirte (Sinfenb*
nng ift uuS offenbar nrd;t jugegangen, ba
fie anbernfaÜS längft Qrlebigiing gefunben
haben mürbe.
A. K. in M — d. 3h rc UnterfteOungeu
muffen mir entfehieben guriicfrocifen; raenn
Sie Meinte mie „See’n" unb „fdjön", „fließen"
unb „giißen", „£teb" unb „glüht" (!) :c. für
tabelloö haften, fo merben Sie mit biefer
9lnfid)t roohl ziemlich allein baftehen.
(6d)lub ber Mtbaction biefer Viumiuer: 2. ?luguft 1890.)
Jnhaflöoerjetthniß.
- „ T S fb^ id, U. Don ®n° f rfln i iWtt*. «wart oon «ettmbom, CfarifliaA 3<tnnfli. Cbarln ÄliArrti,
£"*2 5 ir fI Dr ® dK ’ «?lnt“fnbad), «oitrab «rlmonn, VDotfaanq tUrdibadj, Wiltirlm «nurn, Cnbmia
« * fl ? I r ’ flrr » *« rl «onrab, «mit Älofdjik^rifbfid) fiHljl, «rorq «rbmanii, I». Älaber,
^ 0t xV r9 i^ Rnio L Ct 5’ ® for 9 ^anH, Abolf ttHUjrlm, «ruft oon «Olirrtbad) unb ©. ßrritmljof. —
* l V** r iSR 1« »Mi btntiqen ©fff*m ber bramotifdirn «■■*? ®on Anna
«ttlmger. (Sortfefctmg.) - «ttrrotnr nnb «nnfl. — ßrirffdialtfr.
■V 3la<hbnuft nur unter genauer $tiefrenanga0e geglättet.
Veßenungeii ftnb 311 richten an bie Expedition (Paul Heinze’8 Verlag), (Sinfenbungen
au bie Redaction des „Deutschen Dichterheini“ in Dresden-Striesen. 3n Gommiffion:
Trub sehe Buchhandlung (91. Schmittuer) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York.
demnächst erscheinende Nr. 1 vom 11. Jahrgange des „Deutschen
Diehterheim“ wird in der bedeutenden Auflage von fff
10,000 Exemplaren
erscheinen, wovon allein
mindestens 7000 direct unter Streifband
ausschliesslich an Adressen solcher Persönlichkeiten versandt werden, welche sich
nach unserer und unserer Vorgänger (Eckstein’s und „Fastenraths Dichter-
hallen-) langjährigen Erfahrung als regste Interessenten für die zeit-
genos sische Litteratur erwiesen haben.
.IW“ piese Adressen stehen Niemandem sonst in gleicher Ausführlichkeit
und m annähernd vorzüglicher Auswahl zur Verfügung!
... . VVer 1 <,ahor <licsc Nummer zur Anzeige poetischer und belletristischer
Werke zu benutzen gedenkt, wird unstreitig ein weit günstigeres Ergebniss er-
ztc en, als seihst durch Anzeige m den gelesonsten Fauiilicnblättern, deren Leser
se bstverstandlich auch nicht iui Entferntesten ein so vollzähliges litterarisch ge-
bildetes Publikum aufzuweisen haben.
berechnen für die einmal gespaltene Nonpareillezeile oder deren Raum
nur 50 Pf. und sehen gefl. Aufträgen bis spätestens 30. August d. J. entgegen.
Dresden- St riesen.
Die Expedition des „Deutschen Dichterheim“.
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-»
Demnächst erscheint im Unterzeichneten Vertage:
Umriss der Lehre vom Wesen und von den Formen der Dichtkunst.
Mit einer Einführung in das Gebiet der Knnstlehre.
Von Paul Heime und Rudolf Goette.
Umfang ca. 23 Bogen. Preis: broch. 5 M , Lwdbd. geb. 6 M.
Die Verfasser waren bemüht, in diesem Werke bei möglichst knapper Dar¬
stellung den überaus reichen Stoff lichtvoll und übersichtlicn zu gruppiren, und
strebten — zum ersten Male auf diesem Gebiete — eine Aneignung und Ver¬
arbeitung der neueren ästhetischen Strömungen an.
Ferner befindet sich unter der Presse:
Gunhild.
Ein TX eldeng-edlclit
von
Gustav Kastropp.
Umfing 15 Bogen. Preis: broch. 3 M y eleg. Lwdbd. geb. 4 Jk
Ueber diese Dichtung schrieb der bekannte Litterarhistoriker Karl Goedeko
dem rühmlichst genannten Verfasser des „Kain“, des „Heinrich von Ofter¬
dingen“ etc. unter Anderem: „Die Kraft, Tiefe und Frische der Stimmung haben
micn steigend gefesselt und mir stets neue Rührung abgezwungen“.
Dresden - Striesen.
Pani Helnze 9 s Verlag.
__ Unter Hinweis auf die der Nummer 22 beigelegten Bestell-
karten bringen wir in gefi. Erinnerung die demnächst zur Ausgabe ge¬
langenden
Eüaa/baja.d.d.ec3sen.
in reichster Gold-, Schwarz- und Buntpressung für den laufenden Jahr¬
gang unserer Zeitschrift. Der Preis derselben, welcher späterhin durch
die Minderkosten beim Binden nahezu gedeckt wird, betr ägt w ie bisher
bei Francozusendung Mark 1. 50. pro Exemplar. — MT* Wir er¬
suchen die geehrten Reflectanten, ihre Bestellungen gefl. baldigst an
uns gelangen zu lassen, da wir nicht mehr Exemplare anfertigen lassen,
als thatsäcblich vorher bestellt werden.
Ferner bitten wir, Bestellungen auf Einbanddecken früherer Jahr¬
gänge — die wir besonders an fertigen lassen müssen — uns gleichfalls
ehestens zukommen zu lassen.
Expedition des „Deutschen Dichterheim 11 in Dresden-Striesen
Qbefsftetacteur unb fögentyümer: $P*itf Jett«}*.
$ru<f »on 9erbinanb 2$omafc in Srefben. — $apicr »on 6icler A Sögel in Sctpiifl.
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rgnu für Didilftunft und Jlritil. (Der „Deiitfffieii Didiierlinffe" 19 . JJiuiiI.)
Herausgeber: y«iif Jteinie.
Monatlich 2 mal. Preis: 6 JL halbjährig Toraussahlb. Man abonnirt durch Jede Buchhandlung, sowie di«
rect bei der Expedition des „ Deutscheu Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis
1. Mir« beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummerti h 60 6 Stück einer Nummer .4 1,50.
ieftAufritbfAtiriger pAibe*botti!
,<£*u0gristu Qeifige j}Afen!
Pur<$ gRoo* imb Reffen tmfQt ber pirom,
3*te #tgeOlf&nge Raffen.
plt(t*ufettbfäntt§er gB*mberß*u,
Wom 3*ettgtlß ftfßß g(weifet t
Puu$’s ^Attßbt^ ßfftenbe* j»intmef$0fAM
Per peefe p^mingen fettet.
Jim «raff ewigen §fef*aft*r,
Pn fprityen ber ponne pffAtnmen!
5» meiner peefe Ifingen Knr
pA^rfeit unb p<$dn$eit lufAtnmen,
<£Arf $$i>trm*nn
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■gffiPK
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*P
'g&ie Dctljäft |tdj Me ^agnet’fdje ^onöidjtuttg p Öen
heutigen $efehett bei Mamatifdjen $itnft?
1 eit lebten 91 ft nennt Sagner
iclbft .einen furchtbaren ©türm
Oer (Elemente unb ber fersen,
brr fid) admälig bis 311m
Sunberfchlafe ^runhilbenS be=
fänftigt".
$as$eranftürmen berSalfiiren, i^re mutt)-
noden Wufe, baS h at junäci^ft etroaS non beut
fraftooden Sehen ber Vuft auf 9 'ergeSfpibcn;
eS ift, als ob Waturftimmen nub s 3 Jtenfd)en=
ftimmen gu einem l*aute sufammenroüdjfcn.
üttit 33 ruuhilbens Wahen, bie non Sotan
ocrfolgt roirb, beginnt ber eigentliche ©türm.
Sunberbar contraftirt mit 'SrunhilbenS
angftoodem 5 Peftreben, ©ieglinbe 31t retten,
ber ftarre ©ram beS jungen SeibeS, bem ber
lob einjig enniinfcht märe. 9 lber bann, meid)’
ergreifenb roahre ^eränberung in ihrem Sejen,
als Wtutterglücf ihr burdf) ^runl)ilbc uer-
fiinbet roirb! Sie ein £id)t|trabl burd) bunfle
Wad)t bricht, fo ertönt hier baS ©iegfviebS=
motto gum erften 3 Ral bei beit Sorten ^run*
hilbenS: .$en ^cbrftcu gelben ber Seit hegfl
bu, 0 Scib, im fehirmenben ©d)oop." Tit
nädhfie ©eene sroifdjen Sotan unb ^ruu=
hilbe, roeldhe burd) jenes (^efpräd) im gioeiten
9lft mit bebingt ift, burdfläuft eine gan$e
©cala beS (SmpftnbungSlebenS. SotauS
(Mrimm bricht um fo furchtbarer aus, roeil
Sotan '^ntuhilben fein inncrftcS ©innen
nerfchloffen h a *te, ben fchmerslidjen ('onflict
Sroijchem feinem Soden unb ber Wotl)roenbia=
feit. 9Iber roie roahr, mie einfad) unb finb=
lieh ift MeS, roaS ihm ^runhilbe entgegen*
hält. Sie meifterhaft ift überhaupt ber 3 fto*
ment, ba fie bem i*ater gegenübertritt, roieber*
gegeben: ein Moment athemlofcn ©djroeigenS
unb bann bie rüljrenben Sorte, bie ihr aus
tiefftem fterjen fommeu.
(*S ift fo begreiflich, baß SotanS 3 orn
admälig weichen mufj, bau er fid) iw 2ö*h*
muth unb in ©d)mer$ über bie Trennung
auflöft. Ti e innigfte ^aterliebe fommt $uni
SluSbrucf, als ^nnthilbe ml leibcn[d)aft=
lidhem ©tol$ ein uuebles 0d)icffal oott fich
rocift. 0 ie h<U baS CMefe^ gebrochen, unter
weld)em adeiit fie als Salfiire eriftireu fonnte,
aber eS liegt eine rnilbc $eijöf)nuug in ber
3 lrt, roie Sotan bie 0 trafe ood$ieht:
.Filter nur freie bie 5*raut,
Ttx freier, als ich, ^ er ^°tt."
Senn in ©bafefpeareS Dramen ber Wtangcl
an ieglidjer ©ccncric faum fühlbar roar, roeil
$on
Jinnt f 11 fin ger.
971 Otto:
-®rum lebt er au<$ nach feinem lobe fort
Unb ift fo mirffam, al« er lebte.*
(0d)luh.)
bie äuftere Umgebung unb ihre (fturoirfung
fid) in ben Sorten ber .ftanbelnbeit malte,
jo $. 'S. ber ©türm, ber 2ear auf ber £aibe
umbrauft, ober bie 3«wder ber 0ommernacht,
in welchen bie tflfen ihren Weihen fd)lingen,
jo fommt bei Sagner bie oorhanbene 0 ccnerie,
bie bod) in ihrer änderen (^rfcheinung feinem
3beal niemals oödig entfprechen fann, burch
bie 0 prache ber Whtfif in ihrer Sirfuucj auf
bas menfchlichc ®emiith sunt charafterifttjchen
WuSbrucf: fo roenn Sotan £oge befchroört,
SrunbilbenS gelS $u umloberit, roenn bie
Salfitren im ©türm burch bie f?uft braufen,
roenn bie Wheintöd)ter in fröhlicher Saffer=
luft fich auf bem roogeitben (Element roiegen,
roenn 0 iegfrieb ben 0timmen be§ SalbeS
laujd)t unb ade 3uuber be§ WaturlebenS fich
511 erfchliefjen fcheinen.
Sie sroifcheu „Wheiitgolb* wnb .Salfiire",
miig mau fid) sroifd)eu .Salfiire" unb . 0 ieg=
frieb" eine längere 3 € *t oerftrichen benfen.
$)ieä „Salbftiicf", roie Sagner ben ©iegfrieb
nennt, ift eine '21 rt oon Wuhepunft snjijchen
ben lcibcu(d)aftlid) beroegten .'panblungen ber
.Salfiire" unb bei .(^ötterbämmerung", unb
ein uothroenbigeS ^'lieb beS ganseu (^pfluS.
(*in ^rama im eigentlichen 0 inu be§ SorteS
ift eS aber nicht. ( 5 -pifche unb Itjrifche (Elemente
roalten oor. Senn ©iegfrieb fein 0 d)roert
fchmiebet, ben brachen erlegt, beit tiicfifchen
Wtime tobtet unb bie fd)lafnibe Salfiire er=
roeeft, fo finb bieS bramatifche Segebeuheitcn,
bie aufeinanber folgen, aber eS ift feine ein*
heitliche ^paitbliing, in roeldjer ein Wtoment
auö bem anbern folgt. Triefe Segebenheiten
finb jeboch in intcreffauter, feffelnber Seife
bargeftellt. ©iegfriebS ^ugeubleben ift burch 5
leuchtet non adern 3ciuber ber Jugcnbfraft,
beS 3 u 9 cn ^ mut ^ c ^ i a UebermuthcS, beS un=
mittclbavftcu, uatiirlichften ChnpfiubeuS. 3 n
bem fröhlichen Gefühl feiner £eibenftärfe, in
feinem Ungeftüm unb feiner berben Wiicf=
fid)tSlongfctt, in feiner Abneigung gegen ben
faljehen WMine ift er eben fo roahr, roie in
ber surten innigen Chnpfinbung, mit ber er
feiner Whitter gebenft, unb in ber erft fo
jd)iid)terueu, bann bis jur mächtigften ?eibett=
jd)aft auroachfenbcn l?iebe su ilHunhilbe, bie
er in feinen lachenben 3uoel mit fich wißt.
.§>ier roirb baS mächtig erregte innere £eben
Sur vSpanblting, non bem erhabenen Moment
an, ba bie erroadjenbe ^rtinhilbe baS ?id)t
begrübt, bis 311 bem 'Jlugcnbluf, ba fie non
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K-
0 iegfriebS Siebe begroungen ihm in bie arme
ftiir^t; unb hiureißettb mirFt bcr Jubel ber
Töne in bem SiebeSgefang, bcr bie 0 cene
unb ben „0iegfrieb" abfd)ließt.
Ter äußere Bufammctthang beS 0 iegfrieb
mit ber l^efamnitbichtung Fommt in bcm
Äampf um bcn Ning 311m auSbrucF, bei
melchem Wime unb aiberich in ben &'orbcr=
grunb treten, Ter innere Bujammenhang
äußert fich am bebeutungSoodßeu in ber
0cene jmifcheu ©otan unb ber ©ala. ©otan
ift 311m ©anberer gcmorben; als fold^cr fommt
er an ben Ä>crb Witnc'S, als foldjer tritt er
aiberich entgegen. (£r banbeit nicht mehr;
er beobachtet nur. Tie innere Umroaubluug
aber, bie fiel) in iljni oodjogen, giebt er ber
©ala Funb. ( 5 r hat fiel) jelbft befiegt, ift 311
einem 0taubpnuft ber (httjagung gelangt.
( 5 r hat baS 0 d)icfjal in feinen Villen aufs
genommen. aber noch fteht er nicht ganj
auf bcr .£öl)e biefer anjdjauung; noch bat
ec nicht mit allem ©ünfeheu unb ©ollen
abgefchlofjeit. Sluf Siegfrieb feßt er feine
Hoffnung:
„Tein einig jungen
©eicht in ©onne ber (Gott",
unb auf 53 ruuhilbe, oon bereu ©iffett er
bie 0 iihne beS glucßeS enuartet. als feine
toarme, gemiitboöde Siebe für ben jugenblidjen
gelben Fübnem Troße, Fränfenber Wiß=
adßung begegnet, ba flammt fein §errfcher=
grimm nod) ein Wal auf. ©iber feinen
©iden ootljicht fid) jeßt, tuaS er hoch fclbfl
geioünfcht. 0 iegfrieb füvd)tet bie 0 piße beS
©otauSfpeereS uid)t; ec acrfdjlägt ihn unb
fd)reitet burch baS geucr. ©otanS £>errfchaft
ift 311 (*nbe. Unb auch feine leßtc Hoffnung
erfüllt fich »id)t. Tie 0 iibue beS auf bem
^iuge laftenbeu glucbcS erfolgt erft nach
0 iegfriebS unb 53 rüitl)ilbcuS Tob. —
T)ie „(Götterbämmerung" beginnt mit einem
bramatifdjen fßorfpiel, beffen erfte 0cene mie
ein geioaltiger, büftever 'JlFforb bie 0timmung
beS C^anjett anfünbigt. Tie Kornett oer-
Fünben in erhabenen befangen ben Unter:
gang ber alten (Götterberiidjaft. 0 ie faffen
gufammen, mic 0 chulb unb 0 d)icFfal fich ver=
Fettet haben, biefen Untergang herbei^ufiibren.
0ic erregen eine ähnliche 0timmung, mie
ber (>hor ber antifen Tragöbie. Tie \£>anb:
lung ber (Götterbämmerung beruht auf einem
(Sretgniß, auf baS ©otan in ber ©alfüre
hinbeutet: Alberich hat ben 0ohn gezeugt,
ber il)m bei feinen ftnftercu JmecFeti bei:
ftehen fotl. Ju ^öc^ft gciftooller ©eife ift
hier im 0 inn beS urfprünglicheu WtßßoS
ein epifd)eS Wotio ber nieberbeutfehen DTibes
lungenfage 311 einem bramatifchen umgeftaltct.
Ter büftcre Nibelnngettfobu £ageu beioirFt
ben Untergang beS lichten ©äljungen 0 ieg=
I frieb. Gr verleitet (Günther, um ’^runßiib
$u roerbeu, unb (Gubrutt, ben 0 ie<jfrieb burch
einen ^crgeffenbeitstranF 31t getonnten, unb
bietet fich bann ipruubilbe jum Nädjcr an.
Ter JaubertranF hat bier eine uödig magifche
, ©irfuug unb ift hoch nicht ohne jtjmbolifche
33 ebeutung. Ter WgtboS faßt in folchen
Bügen jufammen, roaS fonß nur eine lange
golge oon (?reigniffen möglich machen Fönnte.
©enti aber bie änmenbuiig eines folchen
Wittels h> e * bebenFlicher erfcheint, als im
Triftau, toeil eine pfpchologißhe Chrflärung
bafiir im Saufe ber £aiibluug fid) nicht
ergiebt, fo ift hoch baburd) (Gelegenheit 311
0ituationcn oon hbchfter bramatifdher ©irf:
ung gegeben. 0o loenn 35 runhilbe lanbet
unb 0 iegfrieb fte nicht Fennt, toenn er auf
ihre $*efchulbiguug hin int guten (Glauben
feines Ned)tcs beu NeiiiigungSeib fchmört unb
fte ihn beS WeineibeS befd^ulbigt. Um fo
loirFuugSootler ift bieje Jpanblung, toeil eS
FeiueSioegS Jagens Jntriguen allein finb, bie
^eranlaffung oaju geben. 0eine fchlimme
0 aat fällt auf fruchtbaren ^obeu. (Günther
ift ein ehrgeiziger 0d)toächling, ber fid) nicht
entblößet, "baS, maS er niept bur<h eigene
tfraft erlangen Fanit, burch ^Betrug 311 ge:
toinnen; (Gubrutt ift ihm barin ähnlich, nur
entfdhulbigt fie bie ermadjenbe Siebe 311 0ieg:
frieb, unb biefer felbft laßt ftd^, um (Gubruu
311 geroiutien, 31t einer Tfjat h c ^i» bie treu:
loS unb unebel märe, auch menii er Hruns
hilbe nie geFaunt hatte. Wit innerer Notb=
menbigFeit folgt aus adern, maS gefchehen ift,
0 iegfriebS ©rmorbung burch ^ageit.
53 runhilbeuS 3 ,m cnleben macht roährenb
ber Vorgänge bie erfchütternbften ©anblungen
burch unb reift unter bem Säuterfeuer eines
furchtbaren ©djmerzeS bis tu erhabener (Größe.
(£S ift tief tragiid), baß ihr in bem Woment
bie räd)eitbe 9 temefi 8 naht, als fte ihre SiebeS:
feligFeit über afleS feßt unb eS ©altraute
abfcßlägt, ©otanS ©itnfch 31t erfüüeu unb
burch Eingabe oon 0iegfriebs 9 Fina an bie
?Rhcintöchter ben barauf laßenben ^luch 311
fühlten. @bcnfo ergreifenb mahr, mie ihre
Siebe, ift ihr Öntfeßen bargefteUt, als 0 ieg:
frieb in frember (Geftalt ihr naht, ihre iöer:
Zmeiflung, als fie ihn in feiner eigenen (Ge:
ftalt mieber fieht, ber auSbruch ih«ö namem
iofen Jammers, als fte fich oergeffen, oer:
rathen, erniebrigt fühlt, unb baS roilbe auf:
flammen ihrer Attache, aber roenn fie gur
Seiche 0 iegfriebS fehreitet, ba hat baS tiefße
Scib, meines fif erfahren, ihren oon Seibern
fchaft oerbnnfelten iblicf mieber geFlärt unb
ihr ^er3 ermeicht. Jit ihrem eigenen Seib
fühlt fte jeßt baS Seib ber ©eit, baS Seiben,
bas aüem 0eiu auhaftet, unb fie feljnt ftch
nach ber D’Fuhe beS TobcS, bie adeS enbet.
and) für bie (Götter iß baS (£ube geFommen.
Tie 0 chulb, in bie fich ©otan oerftrieft unb
bie fort$eugenb tööfeS mußte gebären, fte
mirb jeßt burch 33 runhilbe gefühttt, ttachbem
auCh 0iegfrieb unb fte felbft in ben adge:
meinen Untergang geriffen morben ftnb.
Ter Falte, Fluge,’ finßere £agcn hat fich
oergebenS um ben Wittg bemüht; auch ^
geht 311 CMrunbe unb mit ihm bie Wacht ber
^ibeliiiigett.
lieberjeßaut man bie gan3e Tichtung 00m
„JÄing beS Nibelungen", fo erfcheint fte als
eine Tragöbie in bramatijeher gorm, bereu
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K-
eingelne ©lieber mehr in epifcher Seife an=
einanber gereift, als in bramatifcher Seife
aufeinanber gebaut finb. Der 3 ufammen;
bang biefer einzelnen ©lieber beruht mehr
auf ihrer ©ebeutung für ben Jtampf gwifdjen
©öttern nnb Nibelungen, als auf i^rer be=
fonberen £anblung. ©3 ift mehr epifch als
bramatifch, wenn bie £auptträger biefeS
Kampfes, Sotan unb Alberich, geitweife gang
jurücftreten unb Anberc für fich hanbeln
taffen, eS ift tief tragifdj, wie bie befämpfen=
ben ©ewalten fich wechfelfeitig oernichten.
©in innerer 3ofamntenhang ^errfd^t groi-
toen bem ©ebanfen, baf?, wer ber Siebe ab*
jagt, mafjlofe SNaAt gewinnen fann, unb
bem lepten ©ermächtnip ©runhilbenS, mei¬
nes ber Dichter nicht in bie Donbidjtung
aufgenommen, weil eS feiner Meinung nach
fchon an unb für fiel) barin enthalten mar:
„Nicht ©ut, nicht ©olb,
Nicht göttliche Fracht;
Nicht $au 3 , nicht $of,
Nicht herrifcher ^ruitf,
Nicht trüber ©ertrage
Drugenber ©unb,
Nicht ^euchclnber ©itte
S erbeS ©efep:
elig in Suft nnb Seib
Sofft — bie Siebe nur fein. -
©8 ift bieS ein Dhetna, baS Sagner oft an=
gefchlagcn hat: ©rlöfung burch Siebe. Unb
wenn hier auf eine Seltanfchauung hinge=
beutet wirb, bie über ben Krümmern einer
untergegangenen Seit fich fiegteid) empor*
fchmingt, fo ift biefe neue Seltanfchauung
baS Dhenta öou SagncrS legtem Serie, bem
„ s 4 $arfifal - . Sieber galt eS babei,einen epifchen
©toff in bramatifche gorm 311 bannen. Die
£>auptquetle bafür, Solfram oon ©fdhenbaebs
©ebicht, bot jebodj in bem inneren Seben
feines gelben unb in beffen Seiterentwicfel*
ung AnfnüpfungSpunfte, welche bem 'Drama;
tifer bienen fonnten. Um ©arfifals jugenb*
liehe Seltfrembheit, um feine ©chulb unb
feine £eilSerlangung gruppirt fich bort ber
reiche, ja überreiche ©toff.
Sagner brachte in biefe innere ©efdjichte
baburch eine merflichere ©ewegung, baff feinem
Sßarfifal Niedre entgegentreten, bie ihn 00m
rechten Seae abguleiten fuchen, unb bie er
ftegreidj überwinbet. Der heiligen ©ralS*
aemeinfehaft ift bie Niacht beS 3 auberer§
jclingfor als eine feinbliche, oerfiihrenbe
egenüber gefteOt; unbrp, als ihr Serfgeug,
at fchon ben AmfortaS gur ©ünbe oerleitet;
^arfifal aber, ber erft m jugenblicher ©e*
fchranftheit nur fich fcfbfl fühlt, für Anberer
Noth fein oolleS ©erftänbniff hat, lernt burd)
bie ©eriihrung mit bem auch ih m brohenben
©erberbeu bie Seit unb ihre Noth oerflehen.
DaS s JNitleib ermaßt in ihm; er fühlt mit
AmfortaS, unb er fühlt bie ©ntweihung beS
©raleS burdj Jenes ©chulb. Die ©crfua)uug
hat über ign feine Ntacht mehr; aber erjt
nach oielen Irrfahrten unb Seiben fann er
loieoer ben Seg gum ©ral finben unb bie
IS-—*
oerheiffene ©rlöfung bringen. — Diefe £anb*
lung ift ooll hoher ©pmbolif. Die befon*
beren ©organge, bie fie barftellt, geben *u*
gleich im ©ilbe eine ©rlofungSgefcpichte ber
Ntenfchheit burch mitleiboofle Siebe. Jbeen,
wie fie Sagner bei feinem bichterifchen ©nt*
murf gu 3 efuS oon Nagareth, bei feiner ©figge
311 ben auf bubbhiftifchen Anregungen be=
ruhenben „©iegern" oorgefdjwebt hotten, fie
haben hier Fünftlcrifche ©eftalt gewonnen.
Sie in ben geglichen ©pielen beS NiittelalterS
bie fünbige unb bü&enbe Ntagbalena eine
©teHoertreterin ber fünbigen unb büffenben
Ntenfchhcit ift» fo ^unbrp hier. ©inft war
fie £erobia 3 , unb fie lachte beS £eilanbe8,
unb nun muff fie fich io ein« erneuten
©Tiftem burd) baS Dafein quälen, immer
micber ber ©imbe oerfaüen, bis fie ben finbet,
über ben ihre beftriefeube Äitnft feine Ntacht
bat, ber fie an Neuheit unb Duaenb glauben
lehrt, ben ©rlöfer, ber bie ©ünoe in ihr er*
tobtet.
Senn inbifche unb chriftliche ©orfteflungen,
wenn mittelalterliche ©agen, wenn ©eftalten
aus SolfraniS Dichtungen hier eingewirft
haben, was Sagner barauS gefchaffen hot,
ift neu unb eigenartig.
Die £anblnng im „©arfifal - , burch ein ©or*
fpiel oon ber tiefften religiöfeu Seihe einege*
leitet, geht einen laugfamen feierlichen ©chritt,
unb inSbcfonbcre bie heilig« 3 ©clt beS ©raleS
wirb uns in erhabenen, weit auSgefpounenen
©ituationen oorgefüfjrt. ©ine etwas rafchere
©ewegung tritt mit jtlingforS Seit ein.
Seun eine unheimliche ©timmung waltet,
fo lauge bie büftcr brohenbe ©eftalt beS 3 au*
bererS fich geigt, ber 311 oerberben ftrebt, was
er oergebenS 311 erreichen fich nullte, fo oer*
einigen fich io ber Seit ber ©erfiihrung, bie
er gefchaffen,Dichtung unb Ntufif gu einer füfeen
gaubrifchen Sirfung. DaS nach einem alten
©orbilbe hier neugefialtete bichterifche Ntotio
oon ben ©lumenmäbchen ift mit einem wun*
berbaren Siebrcig auSgeftattet, unb tfunbrp, bie
als bienenbe, biiffenbe ©ralSbotin büftere
unb fcheue ©eftalt, entfaltet hier beu ©lau;
einer bämonifchen ©chönheit unb bie ©lutq
hinreigenber Seibenfchoft. Aber wenn auch
in biefeu ©eenen bie feelifchen ©orgänge gur
^panblung werben, fo überwiegt bei ben
©orgängen innerhalb beS ©ralSgebieteS bie
©timmung, bie ©mpfmbung: eine tief;
rcligiöfe ©timmung, bie in ber Ntufif einen
wahrhaft überirbifefjen AuSbrucf finbet, bie
aber Iprifch onb nicht bramatifch ift. DaS
gilt befonberS für bie ©eenen im ©ra( 3 ;
tempel; aber eS ift hier burch bie ©ituation
bebingt, unb bie ©qmbolif ber religiöfen
Jeier, bie mit bem 3 ^eengang ber Did^tung
gufammeuhängt, tritt au bie ©teile ber £anb^
luncj. 3n gewiffem ©inn werben bie bra*
matifchen Ntängel beS SerfeS hier gu ©or«
giigen, weil nur fo bie ©eheimniffe beS reli*
Qiöfen SebenS — ber fchmergerfüQte Klageruf
ber Nteufchheit, wie er aus beS AmfortaS
Nhuib ertönt, bie heipe ©ehnfneht nach ©r;
löjung uub bie ©erfiinbigung beS $cileS —
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einen fo magren, übermältigenben, tymm*
lifc^en AuSbrudf burch Bereinigung non Sott
unb Don gewinnen fonnten. Auch beS ©ur=
nemang ^errlic^e ©rgählung im erften Aft
möchte man nicht miffett, obwohl bainit ben
gorberungen einer ©jpofttion im bramatifchen
©inn nicht (Genüge geleiftet ifl. Seit beffer
nach biefer ©eite hin ift bie ©eftalt $arfifal 3
eingeführt. Die finbifch unerfahrene, rücf=
fijhtSlofe Seife beS jungen gelben, ber burch
bie Döbtung eines ©chmaneS in bem auch
bie Dhiere fchüßenben (Gebiet beS ©raleS Auf*
fe^en macht, bie erfte ©rmccfung eines be*
mußten inneren SebenS in ihm burch bie
ftrafenben Sorte beS ©uruentang, baS ftnb
höchft charafteriftifche Momente, unb fte er*
geben ftch wie non felbft. 3 n bebeutfamem
©egenfaß gu ber jugenblichen rücffichtSlofen
Dhorheit beS Jtnaben geigt fich fpäterhin bie eble
Sftilbe beS burch Berfuchung unb Reiben ge*
reiften Cannes, ber, oott bem Bewußtfein
feiner h*>h*n ©enbung erfüllt, baS ©ralS*
gebiet auf’s 9 feue betritt. Die Beränberung,
welche unter feiner ©inmirfung mit Jt'unbrp
oorgegangen ift, beutet fchon auf bie tyU
ligenbe ©emalt, bie er auSübt, unb ber Zauber,
ber gmifcheu ihm, ©urnemang unb Äuubrp
liegt, entspricht bem ©harfreitagSgauber, oon
welchem ©urnemang ergäßlt.
Auf bie lebten ©eenen beS „Barfifal" lägt
[ich anwenben, was Saaner in einem Briefe
an 2 iSgt über feinen tyian gu jenem in 3 n-
bien banbelnben ©tücfe fagt; fie bebeuten
„ben ©ieg, baS ^eiligfte, bie ooüjtänbigfte
©rlöfung*.
SaS bei einer Dichtung bie Sirfung einer
Aufführung beeinträchtigen fönnte, baS Bor*
wiegen ber ©timmung unb ber ©mpfinbung,
baS übt in biefer Donbichtung eine er*
fchüttembe ÜJtacht auS, wennfehon eine an*
bere Art ber stacht, als fie bem eigentlichen
Drama gufommt.
DaS Bormalten fpmbolifcher 3 üge im „Bar*
fifal" mahnt an ©oetfje’S ähnliches Berfaijren
bei ben Serfen feiner fpäteren 3 «h re , nnb
in gewiffem ©inn erinnert ber „Barfifal", trob
ber oerfchiebenen AuSgangSpunfte, an bie
lebten in Berbinbung mit Btuftf gebachten
©eenen beS „gauft". —
©in SRücfblicf auf SagnerS Donbichtunaen
geigt uns eine SReihe non Serfen, bie unfere
bramatifche äunft in höchfl bebeutenber Seife
bereichern. Die meiften berfelbeti flehen mit
ben höchfan Anforberungen biefer tfunft im
©ittflang. Sollte man um eingelner fieiner
Abweichungen willen baS nicht gelten taffen,
fo fonnten nor gleich firettgen Anforberungen
auch nur fehr wenige unferer bebeutenbfien
bramatifchen Dichtungen bejlehen.
3 n fiarer, überftchtlidber Seife baut ftch
bie .^anblung auf. 97 eoenhanblungen ftnb
meift auSgefd^loffen, unb baburch tjfl, bem
Sefen beS tönenben Dramas gemäß, mehr
SRaum für baS AuSfprechen beS inneren
öebenS ber £anbelnben gewonnen. Die faft
burchgängiae ©intheilung in brei Afte ifl für
biefe einfache ©eftalt fehr günftig. 3™ *$ann*
häufer", „Üohengrin", „Driftan*, in ben
„Bteifterfingern", ber „Salfüre", ber „©Otter*
bämmerung", bem „Barftfal" fleigert ftch bie
bramatifche Bewegung unb ©egenbeweaung
bis gunt gweiten Aft, unb mit bem $ohe*
punft ber Jpattbluna erfolgt bann ber ©lücfe*
umfchlag unb in abfteigenber ßinie bie ©chluß*
fataflrophe. AuS ben ©harafteren unb ben
gegebenen Berhältniffen entmidfelt ftch mit
tnnerer Wothwenbigfeit bie §>anblung. —
©ine hoh* TOciflcrfdJaft geigt Sagner tn ber
©harafteriftif. ©3 ift ihm ebenso gegeben,
baS iubioibueüe 2 ebeit in feinen fetnften
3 ügen auSgumalen, wie g. B. in ben „SReifter*
ftngern*, als für tppifdje ©eftalten, wie bie
BenuS, bie entfprechenbeit 3 nfl« gu ftnben,
ober tppifcheS unb inbioibueueS Seben gu
oerbiitbeit, wie in „3folbe\ ober in bem in*
bioibuellen Sebett bie fpmbolifche Bebeutung
gu betonen, wie im „Barftfal*. ©inen lös*
baren ©onflict, einen ^ampf ber Meinungen,
führen unS, bem Sefen ber tfomöbie gemäß,
bie „Bteifterftnger" oor, anberer ©eitS geben
unS in einer baS Settfpiel mit heitarem
£untor beleuchtenben h c ^ffwtt€nben Seife
ber ftegreiche Äampf ber melterlofenben Mächte
gegen bie Mächte ber ginfterniß im „^arftfal",
bie DarßeHuttg ber fieibettfehaften unb bie
Behanblung tragifcher, unlösbarer ©onflicte
im „Dannhäufer", „fioheitgrin*, „Driftan",
in ber „Salfüre" unb in ber „©ötterbämmer*
ung* in ihrer Sirfung eine ©rläuterung gu
ben Sorten beS Ari[toteleS über bie&atharftS:
fte gewähren Befreiung, ©rhebung, luftootte
©rletchterung.
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'Sfladjt ber cSieße.
3$ liebe bidj! obrooljl bu hcrjloS bift.
Su mirbfl um Siebe nur mit Jrug unb Sift,
SBeifjt nichts oon ©ehnfuchtfchmerj unb SiebeSpein,
Su fannft bäntonifch nur unb graufam fein!
Sa3 meifj ich längft — unb bennod) lieb' ich bid),
9)tit ganjer Seele, ^cig unb inniglich! —
Sein büftrer 33Ucf oerfolgt mid), ^öllcnglutl;
Sitrd)fiebert mein ©ebein, erregt mein Slut —
— 3$ °& cl * Mmpfc, fämpfc um baS ©lücf.
©elbft oor bent Sämon fchrccf’ id) nidjt jurücf!
9JMn Banner, auf! Sie Sieb' ift mein panier —
Sie Siebe fiegt — ber Sämon meidet oon bir.
$o*ftr.
Per Jufl 5es ^obes.
(Sattabe.)
SaS ©löcflein tönt. £>eran, ^eran!
Sie gähne mailt im ffiinbe.
©in feltfam .fteer — oon SEBeib unb 9flann,
Son 9li)n' unb ©nfelfinbe.
©in mächt'gcr gührer geht oorait,
Gr fü^rt fie nicht jum Kampfe an,
— ©r führt fie hin $um grieben.
©in ©löcflein hält er in ber §anb
©o fchaurig-gellen ÄlangeS.
@r fchrcitet bureb baS ganje Sanb
@o fürchterlichen ©angeS.
SaS ©raS roelft unter feinem gu{$,
Unb feinet 9lthemS eif'ger ©rufe
Sägt Statt unb Slüthe fterben.
Unb nach ihm brängt eS riefengroß
£erbei in bichten ©chaareit,
Soran jrnei Äinber, ahnungslos,
ÜJiit Äränjen in ben paaren;
©ie manbeln lächelnb, £)anb in £)anb,
hinüber in baS frembe Sanb,
SarauS fein SBieberfehrcn.
Unb brübeit ftreeft in bittrer ^Seiit
Sie Butter auS bie 9lrnte.
„9ld) fannft bu, lob, fo graufam fein?
©rbamte bid), erbarme!
Su raubteft mir mein einzig ©lücf,
O gieb mein ßleinob mir jtirücf!"
— Ser lob gel;t fdjmcigenb meiter.
^inmallt ber gürft im ^urpurfleib,
Ser Settier in bürft'ger Jrmtle,
Ser ntübe ©reis, bie rof'ge 9ttaib,
Ser s Jftann in Äraft unb güUe.
©in trüber ©ang jum £)immel gellt,
SaS alte Älagelieb ber Sßelt
Sotn Sterben nnb Sergehen.
3luf mof'geni ©tein am SöegeSranb
@it }t eine ©reifin inübe,
©ie fagt fein roehenbeS ©emaitb:
„O Job, bu bift ber griebe!
3<h h°fft' fluf bich f<h<m manches
O nimm mid) auf in beine ©d;aar,
sticht fftrber mag ich leben!".
Sod; er geljt meiter ungerührt;
Sa ftoeft ber 3 U 9 auf’S 5Reue.
Sa, mo ber Äreujmeg feitab führt,
©tehn 3n>ri oereint in Jreue.
©ie halten fich umfchlungen bicht:
„©eliebter, mein, oerlaß mich nicht,
Su barfft oon mir nidbt gehen!"
SaS ©löcflein ruft, ©efchminb, gef^toinb!
©r fanti nid)t länger fäumen.
„galjr moht, fahr looljl, bu halbes Äinb,
Sorbei ift all' mein Jräumen!"
Unb — fprechen mill er noch e * u SBort,
Sa reigt cS ihn gemaltfant fort, —
SaS Stäbchen fiet;t alleine.
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gort ge§t bet* 3**9 oljn 1 Unterlag,
©ie fann ifyn nidfjt mefyr fefyen;
Sie wirft fidj nieber in ba3 @ra3
Unb witt oor ©d(jmer$ oergeljen.
„@ott, enbe biefe3 Seben3 ^eiit!"
®a regt ftdj’S brüben auf bem ©tein.
®ie Sllte fommt gekritten.
©ie fommt, bie weife $anb ganj leif 1
3t)r auf ba3 $aupt ju (egen.
„O fülle! 3$ bin müb 1 unb greif 1
Unb barf bet* Stuf; 1 nidfjt pflegen!
©ebulb! ®ie 3<*fjre jtefyn im glug,
®ir wirb bereinft noch frül) genug
®e3 ®obc3 ©locfe fcfyaßen!"
_ S&ert^a $ftt$0rrg.
Erinnerung.
63 buften bie Stofen, bie 9ta<fytigafl flagt
3n t)er$ergreifenben Sonett. —
O fönnte, wa3 fie ba ftngt unb fagt,
SJtein blutenbeS jperj oerföfynen! —
©o f)iclt idj bid(j cinft in feliger ©tunb 1 ,
Verlorenes Siebten, umfangen
Unb fügte bir auf beit fctjweflenben SRunb
SRein fdjmer$lidje3, tiefes Verlangen!
63 Ijaucfflen bie Stofen beraufdjenben ®uft,
®ie Stad^tigall flagt 1 in ben 3 roc igen,
63 työrten'3 bie Sterne in bunfelrtber Suft,
©ie gan$ bu mein eigen, mein eigen!
$oc$ fage, wo ift fie, bie wonnige 3^
O fage, wo ift fie geblieben?
6ntfd)wunben wie bu, fjolbfelige SRaib,
@3 blieb nur mein troftlofeS Sieben!
Vernum $<$Uttng.
$eimatstraum.
3d) bin bafyeim! — ®ort ftelfl fo frieblidfj
®a3 Vaterhaus im ftillen ifjal.
3<fy fei) 1 bie alten Väume flimmern
3m lebten golbnen 2lbenbjirafjl.
SBalboöglein fingen in ben 3 roe *gen,
@3 fteigt ber Vlumen füger ®uft,
3« meinen Bibern roßt ba3 Seben,
3<§ füfyle, attjme £cimatluft.
Vertraute ©timmen, füg ©eflüfter,
®er Heimat Älang berührt mein C(jr ...
3flj fafjre auf au3 ®raum unb ©cfyluinmer
Unb laufcfye in bie Stadst empor.
©o ift bie §eimat, bie geliebte,
®er trauten ©timmen füger Älang?
®er Slunteit ®uft im grüljlingSwalbe,
®er Vögel (jeder Slbenbfang?
©o ftnb ber §eimat würj'ge Süfte,
®ie mich umfpielten weidfj unb linb?
63 war ein Iraum! — 2lm lofen Stiegel
®e3 genfterS rüttelt raulj ber ©inb.
Slm Jpimmel (juf<§en, leidet wie ©Ratten,
®ie ©olfen flüdjtig f)in unb Ijer,
®er 6ule ©dfyrei erftieft im ©inbe; —
O ©eit, wie bift bu falt unb leer! —
_ 3frtb* Eau0f<$.
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SS
Jitter dornigen.
©djroarjbrauneS ©iritbel im blüfyeitben Älee,
9BaS fyat bic greub’ bir uertrieben?
©ucfft tnid) bodj an, rote bie fauerfte ©d)lcfy\
®ie an ber fytdt geblieben!
©tefyft bis att’S H aar nod) im rofigften SJtai;
3)ie ©djlefyett aber, fte reifen
©rft, roenn bie läge ber Stofen oorbei,
©pät, roenn bie §erbftnebel ftreifen.
Hat bidfy itietteidjt bei bem geftrigen $:an$
Sticht bein ©rroätylter geroorben —
giel bir ein Steif in ben ^od^eitsfrana,
3ft’S SStprtenftödfel ©erborben?
O Äinb, oerfd^mer^ eS unb fug 1 bicty barein,
Söirb einft ttodj 2ltteS ftety geben,
Haft ja jum ©rotten unb SJtifjmütljigfein
3eit, fo ©icl 3^t ttodj int £eben!
®arfft jefct nod^ fingen unb fpringen genug,
SBirji rooljl bein Äränjel nod) finben;
©ift ja fo tapfer unb pfiffig unb flug —
©o$, Äinb! bein £en$, ber roirb fdjroittben.
©djroarjbrauneS ©irnbet, bie Sage gejjtt tyitt —
$ung bift bu Ijeut, bift eS morgen —
Äinb, baS ©eradjtet ber 3ugcnb ©eroinn,
3ßie trägft bu, alt einft, bic ©orgeit?
$app$o Jicpfoft.
.ÄaiöctDanöcruug.
Ueber bie fcfjlummernbe $aibe ging'S
3n beS ©pätljerbftS lagen,
purpurne ©lütten lagen rings
©or mir aufgefdjlagen.
©infter ftratylte auf weiter Slu; —
Unb ©out ^)unen^ugel
©tieg eine £er$e jum Himmelsblau
(Smpor auf jitternbem glügel.
Ueberatt roar cS fo ftitt, fo füll,
SllS in bie gerne id) flaute,
Unb nur ber Heirndjen bumpfeS ®cfd)ritt
©rfd^ott in bem Haibefraute.
®od) fiacerten in bunter ©radjt
©onntett ftdj auf bem ©efteine,
©lifceit falj ic§ fte, gleicty bem ©maragb,
gunfelnb im @onneiif<$etne.
©untmenbe ©ienen fogen leis
©ann auS beit ©lumeitfRüffeln
Stcftar im uitermüblidjen gleifj
SJtit gefcfymeibigen Stuffein.
2tud(j bie galtcr im bunten Äleib
iuntmelten ftdj auf bem ©lane
Ueber bie enblofe £aibe roeit
©on ©lüt^ens ju ©lütljenfaljne.
2öie micty bieS frieblidje fieben beglücft,
©iefeS fülle ©etriebe,
Unb auf SltteS fa§ idj ent$ücft
SJtit einem H cr 5 cn 2iebe.
Hat bidj ermübet beS SebenS ©ein,
Stingft bu ©erlaffen im fieibe,
©ringt bir ©enefung allein, allein
®ie ftitte, bie blüfjenbe Hatbe.
_ «jorinrty $eife.
fc-
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475
@ a m o e n $.
®urcb bic ©tragen non SiSboa
©ab man einen Settier gehn,
Um für feinen armen $erren
üftilbe @aben $u ergehn.
Stur mit 3Kü^e Ratten beibe
©id) gerettet, als baS ©cfyiff,
®aS ge ^eimmärtS trug, jerf (bellte
2tm verborgnen gelfenriff.
Nichts mar feinem £ernt geblieben, —
®enn baS üttcer oerfdjlang bic Jftacbt, —
9llS ein Sieb, baS er jum Stumme
©eines SaterlanbS evbadjt.
2tlS g<b 9t otb unb Äranf^eit mehrte,
Stieb bem £reuen feine SBa^l,
2llS ben armen Jpcrrn ju tragen
üflübfam nach bem £ofpital.
9ln bem Sctt beS Äranfen meilt 1 er,
©eines 5Dtiggef(bidte ©enog,
SiS er ilpn nad) langen Quoten
®ie gebroc^nen 9tugen f<blog.
Stuf bem ©rabftein ganb ju lefen:
3fn bem tiefgen ©lenb garb
(tamoenS, beg Sugabe
3^m Ungerbtidjfeit erroarb.
— 3«fitt* £tum.
^Reiftet cSu&roiß.
®er greunb im SebenSfrübling uns entriffen, —
Q b^teS SooS, baS uns unb ihm gefallen!
Unb bod) blieb Srog, ungerblicber, unS Men:
©S roebte ©cböpferobem um fein Äiffen.
®eS SebenS b<>b c ' fü§c ®eiger mallen
Sor’m Sluge, fübnen ©cbauenS noch begiffen,
Unb bag nidbt feinen ©eig mir gän$lidb miffen,
9tig er ein Äleinob aus beS ®obeS Äraöen.*)
®er Stäuber bat bie SJteigerbanb beraubt.
2Jtit letzter ftvaft, ein anberer Sllcib,
©elingt'S ibm, auS bem £abeS aufjutaueben.
®ann mieber mirb fein Slugc fcblumnterinüb,
®en ^ßinfel legt er nieber unb baS $aupt,
®ie fcböubeitburg’ge ©eele auSjubaudjen.
- iubroig
•) 2tuf bem ©terbebette malte S. Kachel baS feböne Sitb „SJtinne*.
'gHagnaröft-
unb bie gtorneu.
es ragt, non ©türmen umroettert,
©tetig unb ganbbaft unb gilt,
Son feinem £erbg entblättert
®ie ©f(bc ?)gbragl.
Son beS Saumes 38ur$eln umwogen
©prubett ein Soru fo tyü,
®a mobnt in mattenben SBogen
©roigen SBiffenS Quell.
®rei meife SJeiber meiten
Seim Sorn am SBeltenbaum,
®ie 3l a § rc fontmen unb eilen
9Bie gültiger ©ommertraum;
Sleonen ftnb ihnen mie gegent,
Som ©anbe beS üJteereS ein Äom,
®en febmeigenben ©cbicffalSfcbroegent
2tm braufenben Urbabont.
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$<tfl>er$ Beßafftttifl.
®aS 2lbenbgolb färbt ber 3Botfcn plbernen ©aum,
Unb eS wiegt pd) ein ©dpff in fcbaufelnbem ©kflcnpbaum.
glimmernber glühen lautbraufenbe ©ranbung
Sßallt nm beS ©dpffeS fdpllernbe Sßaitbung;
SRagenb an ©orb ift bic Sabre errietet,
©on fcbimmernben ©cbäbeu unb ©Reitern umf^ic^tet,
®rauf liegt beS leudpenbcn ©alber Seiche,
Bur gabrt bereit nad? bem Sobtenreidje.
Unb nodj einmal tritt Obin auS ber 2tfenfdjaar ^eruor,
Stfocb einmal neigt er p<b tief 311 beS Sobten O^r
Unb flüftert ein ©Bort, baS oerfliegt im ©BellengebrauS,
®ann flögt er baS ©cfyiff in bie brüüenbe ©ranbung IjinauS. —
®urdb bie leudpenbe £ofye, in fdjimmernber Schöne
©djaut er noch einmal ben liebfien ber ©ö§ne.
®bin imb ^afa.
9luS 9lSgarbS b<>b cn fallen entminen ift alles Jpeil,
©eit ©alber, ber roilbe, getöbtet 00 m tücfipben äRipelpfeil.
Unb Obin ftarrt ju ©oben, — roie purmburcbwiiblt fein £aar! —
Unb eS fädelt ben ftebernben ©dpäfen Äö^lung baS Sftabenpaar.
©alb bricht ber Sag beS SobeS, beS ©BeltenbranbS herein,
©alb leuchtet ben l|immli|d)en fallen ber leiste SJtorgenfd^ein.
9to<b ragt bie ©Mtenefdje, bod) morpb unb ^alb entlaubt,
Unb oergebenS b eut b c W’ ©erat^ung mit 2ttimirS rebenbem $aupt.
Sftun trägt i§n $u §elaS ©e^aufung beS Artigen SftennerS £uf;
jpeß Hingt burdj bie ftiUen ©efilbe beS ©otteS befdjroörenber Sftuf.
$n go^em, ragenbem £)üget ^emmt er beS Softes Sauf;
®a macht auS SobeS Siefen bie weife Söala auf.
Unb fie rifct itt bie SRinbe Daunen, ju formen im ©dpdffalSbucb,
Unb pe püpert mit piegenbein Sltbem, baS Hingt wie graufer glud).
Unb bunfel liegen bie Soofe, unb leife Hagt bie Suft,
Unb wieber uerftnft bie greife ©eberin in bie ©ruft.
Sang weilte ooll Srauer Obin, bis $um wartenben SRop er trat,
®aS trug ign mit SraumeSfcbnelle in ber b^trenben ©ötter $Ratb-
®a minft er jum golbenen Sb ronc ^ cn 9 r ^ucn ©änger tyx,
Unb 3 n? i c fP ra ^ b a ^ cn bk ®eiben, unb jweifelfcbwer.
„"Sinn pnge bein fiieb unb fpanne bie ©aiten $um lebten ©piel;
©etbau ip unfer Sagwerf, wir Peben ftolj am BttM" —
Unb ©ragi ergriff bie Jparfe, oon ber bie Sonputb quoll
Unb maebfenb unb immer waebfenb wie rodenber Sonner fd)otI:
Sönenbe Selpn,
§iminlif(be £arfe,
©übne ber ©ünbe
Äünbe bein ©ang.
üRicbt üRären beim 9Retbtranf
3RagP bu mehr ntelben,
SRein, webuolle ©Seifen
©on ©Beltuutergang.
<£teb.
Sie b«b rcn Spornen
©erhängten ©erniebtung
2llS ftrenge ©träfe
gür treulofen Srug;
Unb bie ewigen 2lfen
3« buufleS ©erberben
©erpicht unentpiebbar
Sie 9iacbe im glug.
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477
@d)on büfjte bic Tücfe
Te§ täufchenbcn ©anbeS
üftit entriffener Rechten
^er tapfere Tpr.
9luS bem ©aatforn ber ©ünbe,
Ter geffelung geitrirS,
Ten 3fteiiteib bemeiftert,
Sprojj 9Rorb ^erfür.
Tenn e3 raffte beit reinen,
Ten liebreichen Sidjtgott
gür fremben grcocl
.ftela ba^in.
Unb ba3 ©chicffal bei* ebelften,
©djulblofeit 9lfcn
®erfürjt un$ jurn Äumnter
Ten fargen ®eroinn.
9tun braten bie Tage
Ter TobeSbebrängitifj,
9tad) 9tornenfchluffe
©erfd)lingt un§ bie 9iad}t;
Xlnb e3 ftür$t wie bie (Srbe
Ta§ ftol$e 9l3garb
3 m fengenben geuer,
Tad Surtur entfacht.
G3 fallen, bedungen
©on feffelnber gügung,
91uch Obin ber eble,
Ter tapfere Thor. —
©efühnt ifl bie ©ünbe;
©etroft nun! mir treten
3lu§ £ela§ ©ehaufung
©eheiligt h*n>or.
Tcm ©pruche ber Bornen
Erneuert entfprungen
Grlabt fich am Sichte
©in lautreS ©efchlecht.
9lud) mir wanbeln mieber
$n ©JalhatlS ^Räumen,
©eläutert gelangenb
Turch SReue jum SRecht.-
©chon bringt’^ mir $um Ohre
3Bie broheitbeS Tröhnen
©on rafeitbem ©turmroinb
Unb 9Foffegeftampf.
Tu £>arfe oerftumme!
Tie |>anb greif $um ©ta^tc!
©alhadaö gelben,
3 h r Föhnen, jum Äampf!
2>et teilte itampf.
Unb gramooll jerbricht feine £arfe ©ragi, ber ©ängergrete,
Unb Schweigen ruht unb ©dmmle auf ber rathenben ©ötter Äreis. —
Schon bildet ber Tag be3 Tobe3, be§ 2Beltenbranb$ h crc * 11 ^
Gin Schimmer bienbet bie ©liefe, mie blutiger '«Rorblidjtfcheiu.
Schon [türmt non ©üben ©urtur mit fengenbem Stahl h er & e l
Ta erhebt ber Jjpahn mit betn ©olblamm feinen fchriUen, gellenben ©d^rei.
Unb wie oon ber 5Sinb3braut 2Büthen aufbrauft ba3 branbenbe 9Reer,
©o naht oom nebligen SRorben raufchcitb ber SReifriefen £eer.
Unb genrtö jerreifct bie Ueffeln, fein Aachen geuer fchnaubt,
Unb e§ h c ^F bk SJMbgarbfdjlange uu£ bem 9Reer ihr mähnigeö £aupt.
Unb au§ §ela3 fchwarjer ©ehaufung, mit feiner fehweigenben ©<haar,
Senft Sofi, ber geffelit (ebig, ben Aachen ÜRaguifar.
©d)on wogt oon funfelnben SBaffen ba3 weite Söigribfelb,
Unb e3 bebt bie bogige* ©ifröft, unb e§ bebt ber ©au ber 2Belt.
Ta waffnen ftd) 2öal^allö ©ewohncr junt wilbeu TobeStanj,
G3 flammt oom Schwünge ber Schwerter, wie glül)enber SRorblichtglauj.
Ten golbenen £elm anf bem Raupte, führt Obin ba3 ©ötterheer,
Seine §anb umfpannt ben ©ungnir, ben nimmer fehlenben ©peer.
Unb c3 ftürmt an be§ ©aterS ©eite fein ftarfer ©ohn heroor,
3n ber $Red)ten ben riefigen Jammer, ber hol;* tapfre Thor.
Unb empor oon ber ftürjenben SERethbanf fpringt bie cin^erifd^e ©chaar,
9ln ber ©eite ber 9lfeu ju fedjten in ber lebten, hö^ften ©efahr.
Unb h*H ffingt $eimbal3 §ornruf wie braufenber Sturm burch bie SRacht:
SBohlauf, il;r 9Xfcu unb gelben! $>\m Tobe! 3 ur Sßigribfchlacht!.
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478
Unb $u berfelben ©tunbe
Da nmnfte bcr ©eltenbaum,
©anf, loSgeriffen oom ©runbe,
£inauS in ben ©eltenraum.
6in Spiel bcn ftürmenben ©inben
©tür$t er mit fchmetternbem ©chall,
Die finfenben irümmer oerfünben
Der tytytn Slfen gaff.
peffnufergaug mb -aßerjftttgmtg.
Verflungen ber ©affen Älirren, gefchlagen bie ©igribfchlacht,
Unb Stcbet fenft fich ^ernieber unb bunfel bämmembe Stacht.
Unb ©urtur roirft in bie ©eiten ben fengenben glammenbranb,
Sluflobert in feuriger fiofje £intmel unb ©rbentanb.
Doch mann baS ©eltengebäube in finfenber Slfche ©erlogt,
Grglü^t in halberem @lan$e ein golbigeS SRorgenrotb.
Unb aus ber Vernichtung Irümmern unb aus ber glammennacht
(Srftebt eine neue (Srbe, grfinenb in fonniger
Da roanbeln oerjüngt bie Slfen unb ber SRenfchen fierblich ©efdblecbt,
©ntfü^nt oon ©chulb unb greoel, unb griebe ^crrfc^t unb Stc<ht.
Unb auS bunfler, nächtiger Xiefe fdbroebfS bämmerlicht empor,
Drei ragenbe h^h™ ©eftalten, ummafft oon Stebelflor.
Unb linbe flüfternb flingt eS, mie ©inbeShauch im Stieb,
DaS ift ber ewigen Stornen mahnenbeS ernfteS Sieb:
§efnttg bet otnen.
galtet bie £er$en
Sauter unb lugloS,
grei oon beS greoels
©ünbiger ©aat.
©ie ihr’S auch roenbet,
©anbelt unb taufet tyr
Stimmer ber Stornen
Stichtenben Stath-
©elbft ©ötter entgalten
SRit ©ithne bie ©ünbe,
Die ewigen Slfen,
ObinS ©efchlecht.
Slm ©orne oerborgen
©alten bie weifen,
©chmeigenben ©<hn>ejtern,
Stidjtenb nach Stecht.
3fty*rb
i»3 um flolbnen Ätuge" in ber Stabt
ä)a fe^r ic£ fröhlich «in; —
3$ roeifj, in feinem tfeüer bat
$)er ©irth ben beften ©ein. —
®er perlet h*ut fo föftlidkfrifch
3m @lafe, wie noch nie! —
Solbplaubemb fifet bei mir am $ifch
®a8 $ö<hterlein ÜRarie.
0 1 n ft e 9 *.
©ir plaubern über bieS unb baS
Unb tbun uns nie genug:
®a$n>ijd)en leer 1 ich manches ®la3
SRit burftig=ootlem 3 U 8*
Unb nedfenb fdjenft SRaried&en mir
SlufS Steu’ ftetS roieber ein; —
$)ie ©chelmin merft, ich mag $u ihr
Sticht gerne fagen „Stein!"-
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479
«“
Sie flüchtig eilt bahnt bie 3*it
©ei ©ang unb immterm ©Aerg!
Sie flopft oor 2uR unb ©eligfeit
©o Rürntifch mir baS £erg!
O ©ein, o Sieb 1 , o fel’ge 9taR,
Sie madR ihr froh ben ©inn!
0 2ieb! 0 Sein! —: 3$ glaube faR,
DaR ich benebelt bin!-
DeS anbem DagS gerbrech ich mir
Den tfopf: Senn ich nur wüRG
0 b ich begabt, ob fyeimlid) mir
3 ulept unS noch gefugt?! —
fbmnnb fabelt.
August Sturm. Lied und Leben.
Der neueren Dichtungen erfter ©aitb. ($am*
bura, ©erlagSanRalt norm. 3- g. dichter,
1889.) Die je, ber grau beS §errn SlutorS
gewibmeten ^oefien Rnb fet>r reichhaltig an
oerfchiebenftem Inhalt. ©aterlanb, 9tatur,
2iebe, Säubern, (*infamfeit, Unter ben
©ternen, Dem fommenben 3öhrh un bert, pnb
bie $bfd)nitte überfd^rieben. 3™ erftrn $h*il
miRRel mir: 3 U ©aterlanbeS ©h rc - Sürbe
ein giaugofe je brucfen: a l'honnenr de
patrie? ©djön ift baS 2ieb „2ln granfreich",
bis auf bie lepten gwei 3*11™ — wir Deuts
feiert braunen feinen (SbouoinismuS. ©türm
hat ein offenes 9luge für bie ©chönljciten ber
Statur unb bei feinen ÜiebeSliebent mag man
gerne beS Sftiicfert’jchen 2iebesfrühling8 ge*
benfen. ©iele ber ©turm’jchen ©tropfen Rnb
fangbar unb ooller Sohllaut. Eigentlich
SftcueS ift mir nicht aufgefaücn. Da oon
(5arrara bie 9tebe ift, meint £crr ©türm wohl
©orto teuere unb nicht ©orta bi lenere.
<t>ier Rnbe idh auch foljchc ^cirne £öhn,
Sehn, lieben, üben. (©. 124, 1,'5.) DaS
©ebidR „©üben fprach" — iR oon Slitacreon
fchon früher beffer gefagt worben unb gar
gu unbebeutenb. $übfch ift: „£auSbefiper"
f©. 134). Der 9lbRhnitt „91m Sanberpfabe"
(ftatt „9Iuf bem") ^at £>umor. „tflittg, flang,
gloria" fommt bircct au8 ©autubad)! £übjche
©aüaben Rnben Reh- 3 u l*bt *tf*h* i%* baR
SluguR ©türm ber ©ohn beS Richters oon
„gutS £au8", „©title SlnbachtSftunben", lurg,
3 u l i u 8 © t u r m * 8, ift. Die ©ohne ©oethe’S
waren feine groRen dichter; ber ©ohn ©turm
braucht Reh aber nid)t mit ben ©oetljejohnen
ocrgleichen gu laffeu. (5t hot nidjt nur ba8
Diäten, fonbern auch manches fchone, fchtiefe-
lid) auch manches ernpe 2teb‘oont ©ater
geerbt. Dr. Alfred Friedmann.
Am Waidegrand, ©tärAen unb Draume.
©ou Anna Goetze. (SiSmar, .gnnStorfffdje
©erlagSbnchhonblung, 1890.) Drei oder:
liebfte ffialbmäichen bietet uns bie ©erfaffeiin.
©oüwerthig Rnb bie beiben erRen, baS lebte
fann mit ihnen nicht in gleiche 2inie gepellt
werben. Ueber allen lagert ber Salb* unb
©eegauber ber meeflenburgifch * ^oIRcinifchen
©eeenplatte, ber burch ©ogelgegwitfcher belebt,
oon ©lüthenbuft bnrchhoudR unb oon ©latter*
gefänfel umwoben ift. Die ©ituationSbilber
erhalten 2ebenbigfeit burch bie eingeRreuten,
ben ©ögeln ober ©lumen in ben jfeunb ge*
legten fprifchen Seifen. 9lber nicht bloRe
jftaturfchilberung beabRchtigte bie Dichterin;
Re hot e8 gefchieft oerftanben, ©robleme eins
gupedpen unb Re oon ihren ©tarchengeRalten
löfen gu taffen. 9lebon, bie emancipirte 9ta<h*
tigall — baS fönnte h»moriftifcb erteilten;
aber muR e8 benu immer ein miRlciteteS ober
ein gefallenes dftenfehenfinb fein, baS, im
3 rrthum oerharrenb, gu ©runbe geht, bamit
Sinberu eine ?ehre gegeben wirb ? Äann nicht
baS ^hietteben uuS ebeufogut bie Sahrheit
ber ©ape oeranfcbaulichen: „Dem ©tanne
iR bie .perrfchaft eigen", „DeS SeibeS ßeben
iR bie 2icbe*! 2lnna ©oepe meint baS wenige
ftenS. ©ieUeicht iR ben „betreffenben" Damen
bie gebotene ^oft, tropbem Re oerfüRt bars
geboten wirb, nicht fehmaefhaft. Sir hojfen
aber, baR bie ©Mehrheit unferer beutfehen
grauen greube an ber anmutigen ©oeRe
Snna ©oepe8 Rnbet.
Hngo Rheinländer.
Sizilianigche Geachicliten oon Kon-
rad Telmann. (3mei ©anbe. ©tinben i. S.,
3. 6. (5. ©runS’ ©erlag, 1889.) Die Wos
oetlenfamnilung, bie im ©an;eit neun 9hims
mern enthalt, tR bem SUtmeifler ber beutfehen
9fooelIe, ©aul 4>epfe gewibmet, unb wahrs
lieh, $epfe brauAt fi<h nicht gu fAämen, baR
(einsame baS erfte ©latt eines ©ucpeSfchniücft,
baS mit feinem gefammten 3 w hoIt ben au8=
gegeichneten ©inbruef wiberfpiegelt, ben er, ber
Münchner dlteifter, auf bie beutfche©rgählungSs
funR auSgeübt hot. Die h«niorRechenbfteu
©orgüge ber ^fe’fchen ©tufe Rnben Reh auch
bei Jeimann: bie fcharfe ©eobachtung ber in=
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480
timen ©eelenoovgänge mib bamit oerbunben
eine überrafdjenbe Äenntniß ber menfd)lid)en
fftatur im Mgemeiiten, bie fdjarf abgrenzenbe
EbaraFteriftiF, unD enblich bie fd;tcr uiter?
fdjöpfliche, an§ immer neuen OticUcn heruor?
fprubelitbe ungezwungene Äunft bes gabu?
lirenS. Jn biefer festeren bürfte ber ©cbüler
ben 9Jteifter vielleicht noch übertreten, benn
bie „©izilianifchen Gefehlten" bieten eine
fo bunte, abwechfelungSreiche 5yüCe oon Ge?
ftalten, Greigntfjen nnb Heineren Gpifoben
ernfter unb heiterer 3lrt, baß man bie Erfinb?
nngögabe be§ 2lutor§ als eine glänzenbe be?
geid^nen muß. freilich bebingt oiefer 3?or;ug
auch bisweilen einen ftehler, auf ben ich MS 011
bei Gelegenheit ber l'ejprechung eine§ anberen
lelmann’fchen Söerfeö hingewiefen habe: bie
S una zum ^bantaftifdjen unb Unwahr-
ilidjen, bie ben benFenbcn £efer oft ge?
rabe im Genuß ber fchönften ©teilen ftört.
lieber ba3 Reifte hilft un8 ja ber wahrhaft
gute, nie triuiale ©til hinweg, ber über 2öenb?
ungen non hohem reiznoUen 3Bol)lFlang ocr?
fügt, in vereinzelten gäUcu jeboch gelingt eö
bem Slutor aud; baburch uid;t, un§ ba§ Ge?
fühl zu benehmen, al§ uerlören wir ben Spobcn
ber 2&uFlid)Feit unter ben ftiifen. lelntaiin
mag ba§ auch wohl felbft fühlen, beim bie
Erzählung fegt, biinft mich, nach foldjcn
märchenhaften ©chwelgereien fletö wieber Fraft?
ooüer ein. „Slftäon", bie 9Fouetlc, in ber ficfj
fehler unb Vorzug am beutlid;ßcn gegen?
iiberftehen, ift bfffciiiiitgeadjtet bie bcbcutcubfte
ber ganzen ©ammlitng unb uuftrcilig über?
haupt eine ber eigeitartig?crgreifenbften ©rfjöpf?
ungen, bie id) je gclcfen habe, ©chou baö
mtjthologifdje Gruitbmotio, gegen baö nur
eine falfd;c 'Pritberie ^ebenFcti erheben Farm,
wedft baS 3ntereffc unb läßt e§ nid;t wieber
frei: ein märchenhaft?reicher Warquefe ge?
währt bie $5itte eiue§ jungen Poeten, bem er
feine Rettung au§ ber Gefahr beS ErtrinFeitä
oerbanFt, ihm feilt in ftrengßer Slbgejchloffeit?
heit lebeitbeö fd)öite§ ®eib "gu jeigeit, in ber
SSeife, baß er ben Jüngling bte Atolle jenes
SlFtäon fpielen läßt, ber, wie bie ©age mel?
bet, in wahufinniger £iebe§fchwärmerei bie
feufche SMana in ihrer göttlichen 9tadftheit
bela.ifchte. Ti e Jsolgc ift auch fprr biefelbe:
rafenbe £eibeufchaft verzehrt ben llnglücffeligen
nad; biefem 3lugenblicF, unb baS 2£eib, baS
um feine ©djulb weiß, treibt ihn au§ 9?ad;e
bi§ in bie Stacht bes SBahnfinnS. £ier er?
wacht in ihr urplöglich ber gleidje ?iebeöbrang
unb nur mit ber ganzen inbrünftigen pflege
unb Eingebung gelingt e§ ihr, tiachbem ber
Gatte burd; ben lob bahiugerafft ift, ben Ge?
liebten bem £ebcn nnb bem £ichl wicberzu?
gewinnen. — 9Jtit bem oerjöhncnben ©chlttß?
wort athmet mau förmlich auf, bie heiße
$?cibenfchaftlid)Feit, welche biefe Silber beö
fonuigen ©itbenS auöathmen, nmftridt ben
2efer mit athembeFlcmmcnber ©panuuug unb
id; möchte ben feljen, ber fich ihm mit Ge?
walt hätte entziehen Fönuen. Iclnianit hot
mit biefer ?lrbcit eben gezeigt, baß er in gliitf?
liehen ©tunbeit aud; wirHid; ^ebcuteubeS
leifteit Fann, unb baß er im SPefoitberen ber
berufene ©diilbever beS italieuifchen 33olFS?
charaFterS ift, ber bem ^id;ter fo banFenS?
wertheS Material liefert. 91 ud) bie übrigen
Arbeiten zeigen burd;weg Fitnftlerifdje Haltung,
wenn fie ftd; auch mehr bem Geichmad beS
lefenbfii DurdifchiitttSpubliFumS anbequemcu,
ber einen „9lFiäon" benasrümpft.
Fritz Eberhardt.
Bestimmungen ?on allgemeiner Geltung. Jede Einsendung, Ober deren Verwendung Auskunft
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten.
Man bewahre sich Ton allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte überhaupt nicht, grossere
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei-
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. 1>.“ erforderlich. Briefe, welche
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewieseu. Anonyme, sowie alle
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur
Originalbeitriige angenommen.
F. L. in S —n. Jhr 31'mifch, baß aud;
im XI. Jahrgänge eine größere cpifd;e £id;t?
uitg crfd;eiiten möchte, nirb in etfreulichftcr
Steife in Grfülluiig gehen: eö ift unö ge?
lungeii, einen $h e *l ^ cr gigatitifc^ angelegten
„lieber ber !0icnfchhfit w oon ^einri^ J^ ör t
Zum '3lbbnicf zu erwerben, ^er litel lautet:
w l^ie ©eefahrer". STeit Jithalt bilbet eine
voQftänbig in fid; abgefdjlofjctie ^anblung,
weld;e im alten ^Phönicien fpielt. 3®iv ftnb
überzeugt, baß bie l;ochgeheitben Erwartungen,
weld;e bie litterarifche 51'elt oon ber £mrt’jd;en
Dichtung ^egt, wieberum in vollftem Ütaße
befriebigt werben.
A. H. in D—n. Sir acceptircit Jhr Ge?
bidjt „9ld) wenn :c." unter bem litel „©ehn=
iud;t" unb mit ©treichung ber legten ©trophe.
3Bir hätten Jhnen bte 'Jtr. ‘21 gern bireft
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481
K-
überfanbt, wenn uns 3 *) rc 9lbreffe, um bereit
gefl. Angabe wir nunmehr bitten, befannt
gewefeit.
P. H. in D—f. SSejüglid) Sfoxtv Anfrage
über Sinnigen in unferer ^robenummer mtb
wegen Lieferung älterer (jinbanbbecfeit oer=
wetfen mir 0 ie auf bie ^itfernte in biefer
Kummer.
Abonn. in Leipzig. 2ßir banfen beftenS
für 3 $ren gefl. $mwei§ unb werben bie 3lm
gelegenst weiter perfolgen.
R. G. in E—d „3 U fpät" (mit Slenbers
ungen); G. B. in B.-B—n „2?ergänglid)feit*';
0. F. in H —g „3nt @d)ull)auä auf ber
j £aibe*; B. R. in D—tz „Sßalbbadj" (mit
^enbernngen); C. B. in L —f w 2Öertf) ber
Arbeit" ; C. S. in W—n „GrifS Itreuj" (ba§
betr. ^euittetoit erwarten wir gern); C. M.
in 0 —k „Oin ©onnenftrafyl" unb „(£roige
8 d)äfce"; E. H. in E—d: 5We3. Ange¬
nom m e n!
F. W. in G—n (oielfad) 311 banal bej.
gegenftauböloS); E. H. in Z—a (nidjt redjt
burc^fi^tig); F. G. in B—n; G. R. in D—f:
V. T. in R—gjfbie #anbfd)riften ftimmeti
nidjt überein); E. M. in C — s; H. P. in
T~r (3f)ren Jpejrametern fehlt regelmäßig ber
fedjfte 33er§fuß); 0. S. in N-f b. S.; H. K.
in M—r; J. W. in D—m (ohne eigenartiges
©epväge); E. P. in P—n (alltu perbraucht);
H. G. in B—n („©prüfjteufeldjen* wirb noch
erfcheiiteit). Dankend ab ge lehnt!
(€$tu& ber Sitbartiou bfefer Kummer: 16. Sluguft 1890.)
3nSöff$i>er$eidjmß.
•fblAte bon Bart Worrmann, ft. ftovlar, Bertha ftinvbrrq, Hermann Sdiüliita, iriba ffaubfd», Stppb®
Cirpbolbt, Brinrid) 3eife, 3»ltuv 3tnrm, CabmiQ ftldjrobt, Kidiorb fiatfcliö unb ftbmanb Baben. — Wie verhalt
h<t) bie Wagner’fdie donbiilitanQ ju ben tntlgrn ftefe|ei brr bramaliftBrn Banfl? SSon Annn ftttlingrr. (Sd)lu&.)
Bflihrrflhan. — Brieffibaitrr.
09 ^ ^achbritdt nur unter genauer $ue!TenangaOe ge/tattet.
25efle(lungen fiub 311 richten an bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag), ©iufenbungen
an bie Redaction des „Deutschen Dichterhelm“ in Dresden-Striesen. 3 n ßommiffion:
Trüb’sehe Buchhandlung ($. ©djmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New York.
Die demnächst erscheinende Nr. 1 vom 11. Jahrgange des „Deutschen
]j| Dichterheim“ wird in der bedeutenden Auflago von
10,000 Exemplaren
j)| erscheinen, wovon allein
mindestens 7000 direct unter Streifband
ausschliesslich an Adressen solcher Persönlichkeiten versandt werden, welche sich
nach unserer und unserer Vorgänger (Eckstein’s und „Fastenrath's Dichter¬
hallen“) langjährigen Erfahrung als regste Interessenten für die zeit¬
genössische Litteratar erwiesen haben.
09** Biese Adressen stehen Niemandem sonst in gleicher Ausführlichkeit
und in annähernd vorzüglicher Auswahl zur Verfügung!
Wer daher diese Nummer zur Anzeige poetischer und belletristischer
Werke zu benutzen gedenkt, wird unstreitig ein weit günstigeres Ergebniss er- *
zielen, als selbst durch Anzeige in den gelesensten Familienblättern, deren Leser
selbstverständlich auch nicht im Entferntesten ein so vollzähliges litteiarisch ge¬
bildetes Publikum aufzuweisen haben.
Wir berechnen für die einmal gespaltene Nonpareillozeile oder deren Raum
nur 50 Pf. und sehen gefl. Aufträgen bis spätestens BO. August d. J. entgegen.
Dresden-Striesen.
Die Expedition des „Deutschen Dichterheim“.
Digitized by ^.ooQie
Demnächst erscheint im Unterzeichneten Verlage:
Umriss der Lehre vom Wesen und von den Formen der Dichtkunst.
Mit einer Einführung in das Gebiet der Knnstlebre.
Von Paul Heinze und Rudolf Goette.
Umfang ca. 23 Bogen. Preis: broch. 5 Ji , Lwdbd. geb. 6 M.
Die Verfasser waren bemüht, in diesem Werke bei möglichst knapper Dar¬
stellung den überaus reichen Stoff lichtvoll und übersichtlich zu gruppiren, und
strebten — zum ersten Male auf diesem Gebiete — eine Aneignung und Ver¬
arbeitung der neueren ästhetischen Strömungen an.
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Ferner befindet sich unter der Presse:
Gunhild.
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Gustav Kastropp.
Umfang 15 Bogen. Preis: broch. 3 M % eleg. Lwdbd. geb. 4 Jk
Uebcr diese Dichtung schrieb der bekannte Literarhistoriker Karl Goedekc
dem rühmlichst genannten Verfasser des „Kain“, des „Heinrich von Ofter¬
dingen“ etc. unter Anderem: „Die Kraft, Tiefe und Frische der Stimmung haben
mich steigend gefesselt und mir stets neue Rührung abgezwungen“.
Dresden - Striesen.
Pani Helnze’s Verlag,
Unter Hinweis auf die der Nummer 22 beigelegten Bestell- j
| karten bringen wir in gefl. Erinnerung die demnächst zur Ausgabe ge- j
f langenden I
Eiaa.'bsm.d.d.ecfeen.
| in reichster Gold-, Schwarz- und Buntpressung für den laufenden Jahr- !
I gang unserer Zeitschrift. Der Preis derselben, welcher späterhin durch 1
I die Minderkosten beim Binden nahezu gedeckt wird, beträgt wie bisher j
j bei Francozusendung Mark 1. 60. pro Exemplar. — Wir er- j
I suchen die geehrten Reflectanten, ihre Bestellungen gefl. baldigst an I
j uns gelangen zu lassen, da wir nicht mehr Exemplare anfertigen lassen, f
I als thatsächlich vorher bestellt werden. j
| Ferner bitten wir, Bestellungen auf Einbanddecken früherer Jahr- l
I gänge — die wir besonders an fertigen lassen müssen — uns gleichfalls l
l ehestens zukommen zu lassen. f
I Expedition des „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-Striesen 1
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