Skip to main content

Full text of "Deutsches Dichterheim - unter Mitwirkung der hervorragendsten Dichter und Schriftsteller hrsg. von Paul Heinze 10=19.1890"

See other formats


Google 


Über dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin¬ 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 


Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 


+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 


Über Google Buchsuche 


Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen. 








LIBRARY 

UHIVERSITY OF CALIFORNIA 
DAVIS 


Digitized by ^.ooQie 


Digitized by 


Google 


LIBRARY 

(flCfVERSITY OF CALIFORNIA 
DAVIS 




Digitized by ^.ooQie 


Digitized by 


Googl 



2(itfer ?8itn.irßunfl 


ber 

l)tniorragcnb|!ttt Didjtcr unö Sdiriftflcllcc 

Jjevait 3 gegeben 




geßttter ^aßrgaug. 


Ptesbeti-gtriefeti. 

1890. 


LIBRARY 

«JNIVraSITY OF CALIFORNIA Digitized by 
DAVIS 


Google 



Digitized by 


Google 



13 




(gebiete. 


©eite. 

Jur, greife, 

ßöngone ..97 

Mit mir allein.307 

£f0ot$, Jo$., 

9lu§ her Sugenbjeit.J 58 

Oftem.299 

jtförrdM' fngefderf, 

Sulfan.193 

JUTmrrs, jiertttantt, 

(Jntfagung.427 

v. Jlmpnfor, $er$arb, 

@in ^qmenäuS.150 

^njrngruber, ^nbwig, 

Sn bie Ungetreue.163 

^rff, £fani$fait5, 

2iebe8märcfjen.273 

3&arhtßap, 

Niemals.339 

£Sarif<$, JUtnQofb, 

$e§ Richters $enfmal.193 

v. JSauernfefb, fbuarb, 

3a^me Senien.17 

* *.258 

SSaumann, jhtgnß, 

9?ierflee unb ÖHücf.111 

SSaper, gotsrab, 

SEBanberfd^aft.238 

v . 3Semmiti(j, $eorg, 

Nächtliche Kämpfe.213 

SSrrnftfiit, <{lf0erl t 

©tänbdjen.61 

Slbenb am ©tranbe.116 

Nachtftitte.206 

SSfflTfff; 

$)er Verbannte. 10 

2lm Schein.101 

£of>entroiel.147 

»ffitygett, pMor, 

Sllbumblätter.18 

Äu§ trüber >$eit.313 


©rite. 

3S<Mft, Mrrb, 

©päte Nofen ........ 212 

v. ^Sobenflebt, 3*rtebri<$ t 

21u§ trüben ©tunben.12 

330Qm, Marianne, 

3m Jperbft T.78 

SSreiten^of, #tfo, 

$5ie fliege unb bie 93iene .... 32 

Da§ ©bafel.62 

$>em Stnbenfen einer nerftorbenen 

greunbin.237 

Draum um Draum.462 

SSrteger, £boff, 

$)aö 2ieb bei* Serfdjütteten ... 70 

gSu^wafbt, ?$offgang, 

Monbnacht am ©ee.39 

S5»?f, 3friebri<$, 

5tn 5lgne§.459 

«. SSufrnenncq, ^arle, 

£er DaliSman.415 

£3uttQ<iupt, 4»eittn<$, 

(vin ®lei<hni6.243 

33uifgerafb, partes, 

Begegnung.60 

Farmer, <$ans, 

Itlofterruine ^eiiterbad) .... 135 

o. goreffis, 

MeereSfehnfucht.56 

groon-l&aper, fmma, 

Um Mitternacht.340 

?«0n, 3?efür, 

Nom.354 

?epe, Wdjarb, 

§erbftbeginn.56 

91 m ©tranbe ber Norbfce .... 237 

3>ie$f, 

Mächte am 273 

Jienes, 

‘Die ©albmüble.272 


I 


2S 




Digitized by ^.ooQie 












































IV 


Seite. 


Jiefpter, ^if?efm, 

<*roige i?iebe.342 

3>rad}t, gremrns, 

0 bella Venezia!.452 

fders, ^rorg, 

2lit bic Butter.43 

3u einer 9tof* . ..259 

$tit einem golbnctt ftingerbut $um 
£ocb$eitötage.435 

#$rett0erg, 

©eligFeit im 9eib.159 

(5ble ©cbönbeit.420 

fhMortt, pa($ifbe, 

®lauben8beFenntnifj.134 

$i<$ro6t, &tubv\4, 

3n’S ?anb ber Sropeit.318 

$i<$robf, ^ubroig, 

borgen unb Slbenb .213 

Mud) Giner.260 

©cbnttertbal.414 

Heiller Vubroig.475 

$ittetißff, ^afßmar, 

T5ie Taube.76 

frbmatttt, #eorg, 

Mn bunFter Pforte.459 

$rfurt$, Sttdjarb, 

Mm (5-lbfaüe im föiefcngebirgc . . 73 

Tcja.316 

f|ofb, ?aitr, 

„‘Treöbner Mber".413 

grafße, gtiftav, 

3m 9)torgentbaue glänzte bie Seit 37 

^angmfier, J.ina, 

Tanntjäufer.116 

Erlebter, ^tto, 

(Hu 9ften(djcuoeradjter.78 

3n ^auberbanben.358 

giiitßiiig, £arrp t 

3n beit Ä'atafomben.358 

gtfrflcr, gSerfQoFb $>auf, 

Mm Tf)ürpfoften.438 

3*ratißr, Tubmig Jlugtiff, 

$iefleid)t i|l e£ baö le^te $Ral . . 379 
grrttibtntQar, jluguf!, 

Benjamin.257 

£>ie £aibc bl übt!.297 

gtrifbtnatttt, «Äffrrb, 

3nt ^oi§ be 33oulogne.75 

©anct Oaecilia non .'ttapbael in Bo¬ 
logna .314 

grricbrifß, 3irlfbridj, 

T)u baft’8 gerooüt.74 

Sofien.298 

3*ur<$, p., 

3m ©pätljerbü.118 


Seite. 

<Jint 0 , 

9Iuf ber Sanberfcbaft.238 

5, Strlttbofb, 

2eben8ftimmung.19 

(HnfamFeit.74 

£er s parabie8bügel.153 

SolFenbilber.214 

ftroftnad)t.234 

^eimFebr.355 

$«ß, jubaff, 

^erfeboflen!.178 

2?er$icbt.432 

©ommernaebt.460 

$d(ff«r, Jiutf, 

TaS $lü<f im lobe.278 

$«&fer, 38#*, 

(9ieb acht!.149 

i'icfel, icb weiß es!.238 

©ontmerfäben.456 

$fttß<$fn, &tto Sfcranj, 

$ie 5?oten beö Tobe8.35 

($rabge(aug.107 

9JFärcben$auber.443 

&ernet, #f(e, 

$a3 ^öd^ftc ©lücf.277 

®ero<fi, <£arf, 

Äonrabinö ©übne.16 

$i*f>ßre<$t, Sfcranj, 

$crFluugite 3 c *t cn .312 

$tn$0erg, SSertba, 

$er 3^9 be3 TobeS.472 

v. $d(Ter*0ad), grntf, 

Hinberfpiel.461 

t^odfar, 

(tyeftnnbniü.39 

s IRacbt ber 9iebe.472 

o. $ 0 Ü 0 erg, Äbefaibe, 

3mei Doofen.460 

$0die, 3*uboff, 

.£>elge unb ©iegritn.112 

0 . i&otWdjaff, gttsborf, 

SalbeiujamFeit. 1 

I v. i^ramapl, 

©onittagömorgcu .341 

<£rcif, Parlin, 

Mnbadit im Salbe. 8 

©eeftille .255 

^Heicbbefcbanen.391 

$rimtn, <£., 

9Fcid)tlid)e ^abnfaljvt.357 

Galanthus nivalis.398 

T)ie ©onne janf.455 

tfjrütt, grife, 

iPergäuglicbFeit.357 

$rüningfr, £att$ ?5l., 

T)a8 böje Seib dou .öo^eiiftoffcln . 118 


% 


Digitized by ^.ooQie 

































































V 


IR- 

©fite. | 


$ttnf$fr, 3tt<$arb, 

gritylingS Eiitjug.298 

£aaftt, 0., 

As wie mien Leew is.79 

£arl}att$, 3ttfitis Jt., 

Sanagra.154 

3of>annt3berger!.198 

2lUat)’$ üJtaciJt.359 

<£<uft*r, (fnifl, 

l'iebeSlieb eines jungen 3 n bi anei ’ s • 1*25 

Vertraue mir.341 

Sltala’ä £lage.437 

4*atf, ?ufius, 

£ie fiuft mar rotfj.94 

Jbeibt, iUrf gffarta, 

51m See.55 

E5ieb mir bie 9^ofe uid)t .... 102 

<Ätiit)t, yasif, 

91 nt Hünengrab.195 

«ätiTmater, <£ubwig, 

E5ram’ bi nur.233 

^rrmring, ^fifabefty, 

9Fadh bem Kampfe.181 

Wad? 3a^ren.233 

<6*11)™, gSttyefm, 

Liebesbrief.19 

£er Wactytroanbler.143 

91n bie (Sonne.256 

£eil bem Opfer!.283 

9luf einer gelfenbriicfe.454 

^esbdrflfer, 3&. <*., 

3mei (Sterne.436 

£of, 3m, 

93efenntnijj.145 

Jbrf, Sbityffm, 

Vorbei.102 

9lbenbftänbd)en.196 

gSif^efm, 

Wactytgejpinnft. 8 

Sifeß, » <*., 

(Mrabfreuj.231 

3orbau, jt. 3f. f 

Mein.359 

fabelt, $bmunb, 

grolje EinFeljr.478 

/(arbrift, gffai, 

Tit Littbc im Sljal.10 

9teue lieber ju alten Reifen ... 75 

3n ber .194 

Ta% 0*eifterrofc.325 

SajjerSnotb.395 

<£aftropp, gttßap, 


E'unljilb. Ein §elbengebid)t. 13, 46, 87, 
126, 166, 207, 248, 286, 326, 367 

Sarum ?.230 

S- 


©eite. 

itefferbauer, 0tto, 

3ünger ber Äunft.38 

Seutfcfjer Eeift.180 

jHefewetter, ?Kax, 

Sßagantenfieb.58 

After all.110 

^trdjbad), SSoffgang, 

3m Sommer.454 

<£(eematttt, S^auf, 

iftioiera bi Ponente.38 

Sdjioermutb.435 

3tarr, 

Eefang ber 3*i*.37 

Solgafaljrt.196 

». itnorr, 3o(ep$fue 3?reltu, 

£ulbigung.194 

£oel}n4, Jth$arb, 

SftitorneUe.102 

Einiger Sd^meq.115 

^agttaröf.475 

Jiourab, <£arf, 

@e$itfiic$t.275 

Vernarb oon 33entabour .... 457 

&ofä«U, 

£amt Flage!.360 

Ermunterung.421 

<£oe(ler, £ugo, 

^immelroärtö.148 

Krüger, Johannes, 

£aS Lieb.179 

Siuterbilb.233 

Sftailicb.356 

Jirnfe, ßdurtd), 

Tic (Gräber.11 

51 n einen jungen dürften .... 259 
5)ie Empufe.387 

Sanberlieb.196 

<£attgtr, Jiurf, 

3m §erbfte.70 

EHeidjflang.232 

<£anßatt, ?&., 

Äirrfje Saug im fttiefengebirge . . 360 

§eimn)e§.436 

<£auß(<$, £rriba, 

£eimatstraum.473 

^tebtr, 3, 

Ter fafyrenbe Schüler.118 

<£egerfo$, $uflav, 

Seltfiurm.157 

£eutpo rb, 

91n Lina. 67, 152 

3ugenbgebid>te.... 355, 374, 407 

^ttbtyolb, Jltttia, 

Erfe^uter griebeit.400 


Digitized by 


Google 
































































VI 




©eite. 


£ltp)otbt, $app$o, 

Jyata Worgana.391 

(Einer 3°migen.474 

t>. ^ifiencroti, prf(et> 3fr$r, 

2egenbe.114 

33aüabe in G-Moll.323 

<£i«ÖÖ, Hermann, 

©pructy. 133, 255 

Riffen, Julius, 

£ic lieber beS WarS.39 

/ood, <£., 

SüficmSanberung.392 

£oxtni-&etbtow, &tax, 

Um Wittemadjt.77 

<£0rm, .Äieronpmus, 

2angeS 2eben . ..25 

©ei|testraum — £er$en§traum . . 187 

$)er (E'ang burd&’S Vcben .... 403 

Wein i'ieb.59 

Sffabfr, £*., 

$er$aubert.271 

Stuf ber 2Utane.459 

t>. SUajersjßp, <Äbaf6ert, 

(Erinnerung an Vouifiana .... 296 

3R<>*, ßerc, 

Setterfturm.218 

SÖabloenoanbtjd^aft.231 

SeUenlieb.448 

SRewcs, <£., 

grommer Suitfd).400 

3&*9tt, SStfflflm, 

Leed.32 

3&i<fttr(5, gflarlrs, 

2lu3 ber 3 eit .33 

©urbolb unb Sibufiitb .... 155 

SfaruS.451 

ggyran, <£., 

Sboileau’S fedjste ©atire . . . . 216 

S&ifow, £tepban, 

5tn baä ©d)itf[al. 8 

S&oefrr, 2U6erf, 

$ietrid) oou ^ern.18 

S^ion.99 

ÖrefteS.214 

JBueffenOad), #rn(f, 

.§üt* bid), 58au’r, xd) fomm! —. . 453 

SRäfftr, #wafb, 

2ldj, wie halb!.86 

ffiinterfloden.232 

©tänbdjen.247 

3ur Sanberuug.413 

S&äffer, ^aul, 

£ier, wo ic§ fie gefügt! . . . . 421 

SRüffer, SUdjarb, 

$)er Säger.192 

2tm Weer.366 


Beite. 


3&ii(dHft, £mtl, 

Äuf bem 9?erge.458 

$e<$ 5 f<r, Robert, 

$er erfte ©icbler ber ©pielmann§au. 111 

#lbrhb, Arfreb, 

©onnenfa^rt.297 

yafa, &uflav, 

^Upznfafyrt.396 

ydlenpatif, ß., 

3lm Jpo^enftaufen.310 

yfattA, $ruff, 

'^eim 9Irbeitslämpc§cn.198 

Sinterbilb.277 

©ommerfonntagStraum.434 

?ra|, 5».. 

(Einjdjau.279 

3>rtfer, garf, 

2luf bem ßönigSfee.96 

v. 3?reuf<$ttt, Termine, 


(Etolbne 5?rücfe. 

(Mift. 

I uipengroicbcl. 

(üjprcf jeugarten. 

yroerg, Johannes, 

Notturno. 

Jtiefelfteine. 

griibling in £ibur. 

gUbttft, 23enno, 

Salbbeiligttjum. 

&*fae1, 

3m Sinter. 

3*e$beiit, Jtrfbitr, 

©onnenuutergana. 

Jt'aifer A?eiurid5ö i8rautfd)au im JHo= 

fiter 3u Jperforb. 

3tehi(<$, Jriebri^ £arl, 

Sinter. 

Srübliug. 

(Mbblonbdjen. 

$tenne6erg, fcfleobor, 

(gebeugter 53aum. 

$8or ber Wacfyt. 

97ad)t§. 

Vicfjtftrabl. 

SUfftl, £$ifl)efra, 

3nt ©pätberbft .. 

yriwj, 

$a3 neue Sort. 


100 

197 

420 

456 


83 

177 

274 


397 


257 


62 

416 


220 

343 

422 


60 

158 

276 

422 


78 


316 


3t0einränbfr, «äugo, I 

©iroarb 3 ar *.218 ( 

St (öfter ^rünt. 395 j 


gUdjfer, <$ußat>, 

s J?eue3 2eben.232 


SWegger, 

$eutjd)e (Einheit.10 

giüßfamtn, gtofa, 

D’ Drosel em Wenter.220 


S$ 


-52 


Digitized by ^.ooQie 
































































VH 


©eite. 

StMner, .Aermaitn, 

Gtfocfenflage.421 

9 tub 0 ff, <Äbaf0erf, 

3n 2luerba$g tfeüer.222 

$arf 0 rtu*, yflifipp, 

GHeidjniffe beg 2ebeng.57 

$4attm0<rg, 

9luf bcr 9tafi.146 

#uo, 

Erinnerung.271 

$<$ÜTitt<j, £ermanu, 

Erinnerung.473 

$dKa«<$, $*org, 

Erifa.433 

hinein.460 

$<$fitr0«<$' 3 &a*t 

©efucf>.295 

Mtöffer, 3*«uf, 

Einem SJicibdjen.317 

3n ftiUer Wad)t.439 

$<0follße, 0tto, 

^einricb ber 2öroe.30 

Sannf)äufer.350 

$<$mtb, Johanna, 

ibenbgebet einer 2iebenben . . . 301 
$<$mibt-£a0anis, gt., 

$ln 2ubit>ig &njenaruberg ©a§re . 178 

2ln ßaifer griebricpg ©a^re . . . 379 

£arf fcitgen, 

gebruarsSieb.221 

9tod> (Sonnenuntergang .... 279 

gßrlftian, 

Ermutigung.61 

2ie Sellenbraut.115 

Unoollfommenljeit.450 

§n £<$dttai<$-£ar 0 (aiQ, yrhtj £mir, 

Scherben.54 

Erfdjeinung.114 

9ln 2apl)ne.227 

ftlbumblatt.315 

p. $<$dn0erg, grnft, 

Ein (Stab.192 

$<$r 0 btr, 

Gott hett min Bäd vernamen . . 40 

Slieht is de nich, de levt för sik 117 
Lengen.165 

$<$u0ert, 0., 

äu greuub unb getnb! .... 300 

v. $<$ufpc, &eorg, 

2ie Eid)e.301 

$<9tt>t(jc(0aiir t $uf!at>, 

Sarum ic$ Hage?.317 

$e0u5, gart, 

2tm 3fteere.59 

2)u warft tobt!.149 


Seite. 


$dbef, 

Silbe Doofen.20 

2er £ird$of im gelbe.235 

$ir0tr0ttts, JUigufl, 

©lief in gur föofe.59 

£ell unb bunfel.275 

$iota, <*., 

3ioei 2iebeglieber.366 

^oftotowstip' ssuboff, 

(Sdjaum.235 

$pangen0trg, ^auTine, 

üftorgengang.101 

«Apiefßagett, ^riebrie^« 

r Ev xui näv .12 

$pifger, Stofa, 

Sei^nac^tglieb.148 

£farmanns, 3-, 

Slufforberung.419 

£fcge t 28argareft, 

©erflungen.60 

$tfg(iuauu-$futter, 

2ie £eerfaf)rt.57 

£teru, ^borf, 

lieber.134 

3wei E'ebic^te.418 

£tler, 

©itte.157 

Oftern.342 

«Sturm, jluguß, 

Äünftlerg Sttorgeitlieb.117 

Srturm, 3 uHu5, 

itleinigfeiten.36 

Ein raelfeg ©latt.123 

©efftmigmug unb Optimigmug . . 195 

3cf) lefe gern.235 

gritl)ling 1889 258 

lieber ber Cuft unb lieber beg Ceibg 267 

©laten.356 

Gamoeng.475 

fttoaun, jionrab, 

3m tiefen Salbe.36 

G5leicf)e Sooje.179 

3n ber 2icbtentf)aler 5lUce .... 236 

Ein 9Mrdjen?.295 

2inbeublüt|cn.355 

JHofengeit.415 

©raue Sage.454 

9 ^fttrttßorn, gwafb, 

Erinnerunggfc^atten.353 

Cfterroaber.449 

$0om, Hermann, 

Safjerfa^rt.146 

füt^en, £., 

2eg ©turmcg Sattjlieb.301 

^raubt, y«f., 

geierftunbe.381 


Digitized by ^.ooQie 
































































VIII 




Seite. 

Itojan, ^oßannes, 

Die erfte Liebhaberin.394 

$fcßanfer, £8argaret0e, 

©tummeS ©Reiben.235 

^ierorbf, Heinrich, 

Die 93äume.34 

^ebelS Droft.197 

Die tfaijergröber.259 

v ßatmo8.435 

3m $arf.20 

2lm Salbfee.96 

borgen am Salbfee.191 

Einbruch ber Wacht.247 

Seifjt bu noch.397 

SPoffQarbf, 3ff. f 

Die Liebe.158 

3*a<$rer, frtid, 

21m Wleer.299 

jpagtter, 

Da3 ©ebet 2luguftin§.438 

SBafbaeffef, #f!o, 

&n ba§ Wothfchtoänachen .... 357 

J9a(bnttt(Ter-pu0oc, Robert, 

©prüche.114 

8*e0fr, 3fr., 

griebhofSgebanfen.230 

^teobar, 

©taub.54 

Der Änappe ber Königin .... 203 

gBeisßopf, gamUT, 

©in heller ©tern.31 


Seite. 

38enbe(-38arßttrg, <Änna, 

3m ©ommer.37 

Sbenbglühett.110 

Wadjtbilb.341 

v. 3&trben0nt<$, frttfl, 

WealiSmuS — 3^aIiSmu0 ... 9 

SSifhefm, Jlboff, 

Dein ©lücf.236 

Salbeöjauber.461 

3*l$ßi, $mtr, 

Dem unbefannten ©'ott .... 99 

3*offf, $mif, 

2luf ber £aibe.309 

SSoertnann, ^arl, 

Salbtoeben.54 

©rroachen be§ SalbeS.363 

3m Salbbom.467 

S&orms, ffarf, 

Heinrichs I. SBrautfaljrt .... 176 
Der grühüng flopft au .... 356 

SSufftn, £mma, 

Wofenlieber.393 

Jeife, Heinrich, 

Unfterblichfeit.113 

2lbenblieb.280 

2ln lieber ©teile.347 

£aibeioanberung.474 

3eßef, ^rannp, 

©ternennacht.221 

grontmer (glaube.451 

3«tter, «jurf, 

©chitlerbauf.315 

31 «, $rttd, 

Wtorgenlieb.45 


15 t?* 51 i?cSFS ! 


fOifjTenf^aftli^e Tluffäije, Skijjeti, Jtritik, rebartionelle 
Jtlittljeilungeit etc. 


Seite, j 

Jfahn, 3iefli, 

Uebcr bas (*efchichtlid)e in ber Dicht: 
ung. 2, 44, 84 I 

fttflnger, £ntia, 

Sie oerhält ftd) bie Sagner’jche Don: 
bichtung 31 t beit heutigen O'ejcfceit 
ber bramatifcheit .ttun|t? 428, 444, 468 
3fifbmat!tt, <jirfreb t 
Ueber baö Vergängliche in ben Litte: 
raturen ......... 189 

©ruft oon ©ternhorft . . . 3l»8, 324 l 


Seite. 

geroß, jlarf, f.188 

£eitt}t, ?auf, mtb gtuboff &oetit, 

Sie fcharit ber Zünftler unb roic toirft 
jeine ©chöpfung?. 6 , 28 

<£o$ut, Jlbofpß, 

griebricb ©pielhagen als 2 lutobio= 
graph. 204, 228 

1 Jffenßes, Hermann, 

3 n?ei ©nähler ( s ß. £. Wofeggcr unb 

Wid)arb Voll). 68 , 85 

grancis Vret £arte.404 


*2 


Digitized by ^.ooQie 














































IX 


K 




Seite. 

S&ftfttrfs, gQarfe*, 

$er rufftfe^e 'Pamaj? . . . 144, 164 

3 Roefer, ordert, 

(Sitte £icf)tung be$ (*inl)eit$fampie3 3 
Jtfletnfänber, Jäugo, 

£ie Unnatur im romanifgen rranta 

ber ^^cu^cit.108, 124 

pgraiftnfQaf, jiarf, 

2Baö un§ bie beutfdjen grauen er- 
Säulen (IX.) .... 348, 364, 388 
3 *it«, 

Au3 £eiitrig SettgolbS ^ugenbjeit 

244, j68, 284 

gffener ppredjfaaf. 

(Sngält Briefe unb Sttitgeilungen uon: 

$aul £ein$e ........ 81 

3uliu§ (tröffe.81 

2Bolfgang tfirdgad) . . 120, 139, 225 

Dr. (*. (>f)lermann .... 139, 225 
9Jtünd)cner „Allgemeine Rettung" . 305 
geliy £af)n.345 


©eite. 

iüierafur unb Jtmifl 

22, 64, 104, 138, 183, 224, 263, 302, 

343, 384, 424, 463 

33üd)trfgau, 

40, 63, 79, 119, 136, 159, 182, 199, 222, 
239, 261, 280, 319,360,382, 422, 440, 479 
Weue lESüdjer .... 103, 161, 304 

gSrieffgafier 

23, 42, 65, 81, 104, 121. 140, 162, 185, 
201, 225, 241, 263, 3ü6, 321, 345, 362, 

385, 401, 426. 441, 464, 480 


3?rei$au$fd>rti0fn.21 

yinfezt piefe.24 

gefT. SSearfjtung empfoßfen! . . 66 


ju üßtrfcQeu . 82, 105, 122, 141 


£ts unftre gefd)ä|len 28itarßeitcr! 264 
?erfauf bts in 3*r. 1 birfes }aßr- 
gangs erfaffenrn gJreisausfdjrVi- 

öen5 für gebirfife.281 

bes ln llr. 1 biefe$ 3aßr- 
gangs erfahrnen 3?reisansfdjrfi- 
0end für ^euiffetons .... 425 


* ^ i 


ßelprodienc Bücher. 


Seite. 


ilfßregf, gngefßert, 

©er unb $oroa.281 

o. <&mpnlor, gtrQarb, 
ßppogonbrifdje ^ßlaubcrein 'Jt. g. . 239 

£en$ unb ftauljreif .... I . 320 

<&n}tngru6er, ^ubtvig, 

$eimg’funben.120 

ier glecf auf ber Obr'.262 

SSarinßay, Sanbor, 

Siebeötraum.423 

n. ^Saffbow, ^ans, 

©eregte Sftenfgen.361 

Jtorg«. yOifipp, 

Americana.223 

Slwrgrr, gmir, 


©rnile 3ola, AlpjEjonfe Raubet unb 
anbere ^aturaliften granfreid)§ . 422 




^rib r S°9 Äarl§ 2icbe . . . 

. . 40 

gonrabi, £errmann, 

Abant Weitfg. 

. . 182 

groonjätatxr, £mma, 

greija. 

. . 119 

3>a$n, pfffl*, 

gtiaga’S 3a. 

SPeltuutergang. 

. . 63 

. . 137 


©eite. 


n. pind age, g.. 

Bur$e ©rjcglungen.280 

pilo unb Jbem t 

3n ber 3rre.119 

gering, &. 3*-, 

£ie Babenberger.440 

3erftrcute§ uni» Erneutes .... 440 

v. Raffte, Jaßoß, 

AuS bent weiten Reiche ber Buuü . 440 

Offner, g., 

Auä ber 0agem unb OTäre^cuircft 
beö £ar$e§.136 

pirifbtnaitn, Jlffrcb, 

lieber be§ $er$en§.223 

piugs, JUinQofb, 

Stranbgut.383 

^rnfba, JLubtnig, 

Sinngebigte . ..136 

gotfce, £nna, 

Am 2i'albe§ranb.479 

greif, SKariin, 

Bonrabin ber lebte JjSo^eiiftaiife . . 80 

groffe, ?ufiu$, 

£a3 ^olframSlieb. 3 


&- 




Digitized by ^.ooQie 






























X 


©<ite. 


£amef, JUfßarb, 

£)ie rcactionärc ‘Icnbcns ber roctt= 
fpracfjlidjen ©eroeguug .... 182 

Jbart, .Äetnrhß, unb Jufiud ^«rl, 
ßtitifcßeS Saßrbud).63 

£ 0114 , S&ifßefm, 

greie ©ebanfen.80 

«j&udHngßaus, <#t. <Ä M 

©ebicßte.223 

Jeufett, 3&ir$e(m, 

föunenfieine.160 

<*nife, <£eiuri<$, 

©eegefcßicßten. 3 roe ^ c ©flnwilung. 223 

^egerfoß, $uf lau, 

Robert 33urn8 $ebicßle.240 

0 . Reimer, ftto, 

2 lu§ ber ©ogelfdfjau.360 

0 . ^Ifienmm, Jeffe© 3 -reißerr, 

©ebießte.41 

S&aftfa, Jba, 

gelbMumen.383 

3 &eßring, $iegmar, 

Champagner = 05eift.382 

g&ftflruer, £einri<ß, 

(^ebießte au 8 bem Ülacblaffe beS greU 
ßerrn 3 ofepß oon (Jicßenborft . . 261 

38 eper, gerßarb, 

*Pprmonter Sage in ©aßrßeit unb 
©age.361 

piroto, £fepßan, 

$>rei gramen. 200 

JBtoefer, Üf 6 ed, 

(Singen nnb ©agen.136 

Kläger, <£eo, 

$erb jiblütßen.361 

7 a$que t fruff, 

"Utarp unb IRarietta.280 

yrefer, fatr, 

Ulridj non Jütten.136 

C^ebicßte.383 

^roefft, Joßannes, 

$>er ßeilige Slmor.159 

0 . yuffßatnmer, £f 6 eria, 

^Ifforbe unb (i'efänge.423 

$uenjer, yßlflpp, 

©ebidjte.240 

Stoeber, f ruft, 

SRärjueilcßen.199 

3*o(egfler, 9n & > 

"Dtartin ber *Dtann.160 


<$TZ\ 


@dte. 


§<ßan|, Jiriba, 

$ebicßte.159 

«J&ermaun, 

i^rofeffor £ontab 58eper§ 2 cfjre üom 
beutjdjen 93er3bau.137 

$<ßrattenfßar, <£arf, 

Unfere grauen.79 

0 . §<ßufpe, feorg, 

Jparfe unb £>arnifd).63 

SBolfe oon $3arbenfletf).119 

$<ßtfinger, Sttdjarb, 

33on Xag 311 lag.119 

^cofar, götcaer, 

( 5 troa§ für bief).41 

$tegemann, ^ermann, 

SBeißefrüßling. 200 

§furm, «Augufl, 

l'ieb unb l'ebcit.479 

^pfoa, farmen, 

$)er SRßapfobe ber $)imboüifoa . . 440 

^ermann, jionrab, 

£>ijfonan$ett unb 'llccorbe .... 200 

ii'eiblicße Mafien.240 

2lu3 ber grembe.320 

©ijilianijcße $efcßicßten .... 479 

^ßom, ^ermann, 

Wcaliömus.262 

f ürdk, Hermann, 

Ta$ p|pd)ologi|'cße Problem in ber 
£amtet=iragöbie.423 

^ierorbf, «äeturldj, 

$ebid)te.382 

0 . ^ofßmann-^eanber, $ti<ßarb, 

kleine ©ejcßidjten.63 

9 Ute unb neue £roubabour= 2 ieber . 261 

3 *Uß«rb, 

(*rlebte 8 unb ©ejcßaute£ . . . . 120 

gSeßf, ^eobor, 

Qunfle Blätter aus bei* 0 *cjcßicßte 
3 talien 8 .182 

S&enbranbt, 3 *r<wj, 

?ampra.261 

gSerßerr, JUmin, 

@ebid)te.80 

3 *offf, fugen, 

SDte jiingfte beutfeße ßitteratuvftvöm- 
ung unb ba§ ^riu$ip ber "Dtoberne 222 

Jeife, <J>einri<ß, 


2 luS bem 2 ebcn unb ben (£rinner= 
lingeu cineö norbbeutjeßen Poeten 319 


Digitized by ^.ooQie 








































Monatlich 2 mal. Preis: 6 „# halbjährl., vorauszalilb. Man abonnirt durch jede Bachhandlang, sowie di¬ 
rect boi der Expedition des „Däutschfeu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 60 Jf. 5 Stück einer Nummer Jt 1,&0. 




eine ein (am fliiTe $e(te 
3m 3*a(besbunfteT ungeßdri, 
o man bes Gebens wifbe 3&e(te 
i&ou fente nur erdraufen fort, 

nur bie Sfipfet Celfe fif wanken, 
$r)itternb in bes Jtbenbs 2$efn, 

3fob ßiCT wie ewige gebanften 
Jim <$immef gofbne pterne ftefn. 

Pa ruftrt uns uicftt ber feiten <£unbe, 
pie Tärmenb burrft bie J,anbe gef t, 
peu ptau0 vom weiten grbenrunbe 
5um Punßgewöfft §ufainmenweQt; 
pa ßört uns uicftt bas 3$affen(ofen, 
3n bem ber ^rieben ßcf gefällt, 

Per bie jerbrMten weiften Stofen 
bereit jur bTnt’gen fanfe ftäTt. 


3&o immer feine Rauben ftftweben, 
pa Tauern autft bie geier ftfton, 
pie tnörberifd) bas grbenTeben 
3tnb fein geträumtes gfürft bebroftn. 
pas gfenb ringt im guaTm ber ptäbte, 
goTb dämpft mit gofb iinb£&a<ftt mit^Ragt: 
Jln jebem §fuft bie fernere Jiette, 

3m iitftt bes $ ags, im grau’n ber Stagt. 

podj ^rieben rauften ftier bie 3$lpfef, 
per gRonb ergieftt fein ßUTes ^iiftt, 
3?erftfäri ben ptrom, bie SSergesgipfef, 
pie SSeft wirb wie ein %taumgeß<ftt. 

3<ft werfe in bas $[nermrßne 
pes (Keinen Gebens Stotft unb ?ein 
3*ub nur bas gfudl, bas unuergeßne, 
S^aftr’ tdj in meines <$er§ens ptftreht. 

Stuboff non gottfcftaCt. 


ÖDrgmi für Sidifßunft und JiritiK. (Der „Seuifdlen Milerfuilfe" 19. JiUiid.) 

Herausgeber: S^awf Joein)e. 


Digitized by 


Google 





%ebet 6as (£>efdjidjtfidje in bei 
Pistung. 


Bon Jfefi* p a $ n. 


ritbcm in ben lebten Jahr* 
aehnten bie Behanblung ge: 
fd^id^tlid^er ©egenftänbe — 
gumal in ber (frgählung — 
erhebliche Erfolge gewonnen 
hat, finb in ber Beurteilung 
ja^lreid^e ©timmeit laut — unb oft oorlaut — 
geworben, welche bie Berechtigung ber Be* 
hanblung ber Bergaugenheit in ber Dichtung 
beftritten. 

Die meiften biefer SluSlaffungen oerbienen 
nicht Beachtung: fte beruhen auf bem Neib, 
auf ber Berbitteruna auS Ntißerfolg, auS bem 
©efühl ber Ohnmacht, auch auf „Cliquen" — 
unb „(Soterien" (bieje beiben grembroörter 
ftnb unentbehrlich, obwohl bie Eilige, welche 
fic bezeichnen, Ieiber Iängft auch beutfeh ge* 
worben ftnb). 

Mein eS giebt aud; einzelne chrcnwerthe 
Banner, welche auS ehrlicher Uebcrgeugung 
jene Slnfidjt oertreten. ©eben wir auf ihre 
©riinbe ein. 

©elbftoerftänblich Faun bie wiffenfchaftliche 
©ntfeheibung nur abgeleitet werben auS ber 
©runbauffatfung oon ©efen unb Aufgabe 
ber £unft. 

Da fagt benn eine immer wieber auf: 
gewärmte unglaublich geiftlofe Äunfüchre, 
welche fchon i*cffiug, j?ant, ©chiHer, £egel 
unb Bifcher wibcrlegt haben, bie ßunft habe 
„bie Statur nachguahmen", fie habe „bie 
©aljrheit in Natur unb Ntenfchenleben ab* 
gufpieaetn". DaS ijt nun grunbfalfch. 

Bielmehr beruht bie itunjt auf einem bem 
SNenfchen angeborenen unentbehrlichen jhinft* 
trieb, wie er einen gamilientrieb, ©pradjtrieb, 
NeligionStrieb, NechtStrieb, ©ittlichFeitStrieb, 
©iffenStrieb hat. 3<h »enoetfc auf meine 
Sluäführungen in Dem V. Banb meiner 
„Baufteine" (philofophifche ©tubieu, Ber* 
lin 1885). 

Diefe ©rfebeinungen futb gemein meufch* 
Hch unb wiffenSnothwenbig, b. h- ber (Eigen¬ 
art beS SNeufchen uothwenbige Betätigungen 
feiner Zulage in ©eift (Bernunft), ©emüth, 
©inbilbungSFraft. Äein Bolf entbehrt oöüig 
biefer ©eftaltungen, auch auf ben niebrigften 
©tufen menfchlicher ©ntwidlung ftuben fich 
Slnfäße, Slnfänge berfelben: infofern mag man 
fagen, bie Sbeen beS ©chönen, ©uten, ©ob¬ 
ren ftnb gemein menfchlich; welche ©eftaltung, 
welche garbung bie (Erfepeiuung ber Jbee 
erhält, baS ift abhängig oon ber angeborenen 
Strt beS BolFeS unb — nicht minber — oon 
bem Snbegriff ber gerichtlichen ©inflüffe, 
welche in 3 eit unb $aum auf bie Eigenart 
wirfen. 

Der SNenfch befriebigt in ber tfunfl burch 
baS ©erfgeug ber ©inbilbungSFraft fein Be* 
bürfniß nach bem ©chönen, er oerwirflicht 


bie unS treibenbe, begeifternbe 3bce beS 
©chönen; auch hier mie in allem Wcnfcfc- 
liehen: in Ned)t, ©iffeit, Neligioti, ©iUlich* 
Feit bient ber Xrieb ber 3bee. Bon einer 
Nachahmung ber Natur ift babei gar nicht 
bie Nebe. Die ©efeijöpfe, welche bem Nach* 
ahnutngStrieb mit größter BoJIenbung folgen, 
nennt man nicht Dieter, fonbern Slffcn. 
©inb bie Sljfen bie größten ÄünfHer? Unb 
baS ©abre gu erforfhen ober banufteflen ift 
nicht Aufgabe ber jhmft, fonbern Der ©ijjcn* 
fchaft. 

©oüte man aber auch jene grunbfalfchen 
©äße oon ber Nachahmung ber Natur unb 
ber Darftellung beS ©ahren gugeben, fo 
müßte man hoch fragen: warum bloS bie 
„©ahrheit* beS XIX. ^ahtunbertS barfteUcn 
ober bloS bie „Natur" 311 Berlin? 

Sluf biefe grage giebt eS feine Slntwort. 

Denn Feine Antwort, fonbern ein ©aß 
reiner ©iüFür ift eS, wenn man erwibert — 
ijahrjehute lang warb baS bis gu äußerftcr 
VangweiFung geprebigt — bie Didjtung hat 
bie (Gegenwart bargufteüen, bie Kämpfe ber 
Jeßtgeit, fie hat bie „Slufgaben" beS lebenben 
©eftlechtS „gu löfen". 

Die Äunft hat aber Feine Slufgabe als bie, 
baS ©chöne bargufteüeu, unb Dante, ©haFe- 
fpeare, ©dritter unb ©oethe gufammen wür* 
Den Feine flaatliche, aefellfchaftliche, wirthfdjaft* 
liehe Slufgabe ihrer 3 eit ober ber unferen haben 
löfeu Fönnen. 

Unb befragen wir bie 2itteraturgcfchichte, 
bie (5lafftfer aller 3 e iten unb BÖlfer, ob fie 
wirflich bie Bergangeuheit auSgefchloffen, ob 
fie nur ©egenftättbe ihrer 3 e it behanbelt 
haben? DaS iitbif^e, baS perfifche, baS ara= 
bifhe, baS germanifche ^elbeugebicht beban* 
beit faft auSid)ließenb bie Bergaugenheit. 

DaS hotncrifche ^elbengebicht behanbelt bie 
oiele Ntenfchcualter rüdwärtS liegenben jagen* 
haften Kämpfe oor Droja unb Nüdfaßrten 
oon Droja. 

Die gange h c ßenifd;e Dragöbie behanbelt 
mit einziger SluSnahtne ber s ^erfon beS Sle[cht)= 
loS lebiglich bie in ber Bergaugenheit fpie* 
leube ^elbenfage. 

Bergil behanbelt bie fagenhafte Örünbung 
NomS oor 8 Jahrhunberten. 

Die germanifdje, bie feltifd;e unb bie ro= 
manifche ^elbenbidf)tung beS NtittelalterS be* 
haubelt theilS ©age, bie nie unb nirgenb ge= 
fd)ah, tlheilS d'efchichte grauer Borgeit. 

Die Nhjfterien, b. h- bie geiftlichen Dramen 
beS NtittelalterS, behanbeln bie @efd;id;te 

Dante fdjließt gwar ©eftalten ber jüngften 
Bergaugenheit nid^t aus, allein ber weitaus 
größte Dheil feiner ^eiligen, gegefeuer* unb 
Jpöäen:£elbeu finb oorgeitli^e. 


Digitized by ^.ooQie 




3 


gr 


-s? 


^TaS weltliche $)rama beS Mittelalters be* 
hanbelt oorgugSweife ©agen unb ©efdjichten 
ber Vergangenheit: ©ßarefpeare roä^tt gwar 
guweilcn unter beit dtooeUen, bie er oer= 
arbeitet, auch foldje, bie im XVI. Jahrhunbert 
fpielen, aber riet häufiger antiFc ober früh 
mittelalterliche gerichtliche ober fagenhafte 
gelben: feine tfönigSbratncn behanbeln nur in 
beren leßtem ©tücf bie nächfte Vergangenheit. 

$>ic clafflfc^en T'ramatiFer ber grangofen 
behanbeln griechifdjc, römifdje, früh mittels 
alterliche ©toffe, nicht fold)e beS XVII. Sahn 
hunbcrtS. 

Seffing, ©d)ider, (Goethe behanbeln riet 
häufiger gefchidjtlidje (^egcnftäube als bie 
ihrer 3 <it- 

Unb wenben mir uns gu berjenigen £>ich ; 
tungSart, welcher bie VeFämpfung beö $e= 


fd^id^tlid^en eigentlich gilt, mit ber ftärfften 
Verbiffenheit, 311 bem Stoman, fo beroeift ber 
größte (Ergähler oder Voller unb 3 c *t c u, &e ; 
weift ©ir ©alter ©cott, baß auf bem Vobeit 
beS gerichtlichen föomanS ber hoffte tfrang 
gu gewinnen ift. 

3 n ber golge rooden mir untcrfuchen, welche 
®riinbe bie gefchidjtlichen unb fagcnhaften 
©toffe in ©chaufpiel unb (Ergähluug ernpfch 5 
len, mit welchen (Einfchränfungen fogar eine 
hatb-cpifche Sprif gefchichtlich fein fann unb 
fcßließlich bie Ä'lippcn betrachten, welche bie 
gefdjichtlidjeu ©chaufpielc unb (Ergählungeu 
gu meibeu h^u. fodeit fte nid^t ein ner- 
werflidjeS Mittelbing gwifdjeit Dichtung unb 
©iffenfchaft, unwahr unb unfchöit, oor Ment 
aber langweilig werben. 

(gortjeßung folgt.) 



- Jute Pidjtung 6es ^in^eitsfiampfes. 

Von £föeri 3&öfer. 


/iiter ben gegenwärtig lebenben 
5 Vertretern ber beutfepen Voefte 
ift Julius tröffe einer ber äU 
teften unb witrbigfien unb hat 
fid) auf aden (Gebieten ber 

Voefie bethätigt, beziehentlich ausgezeichnet, 
©ir befi^cn oon ihm eine große 9?eihe 

001 t Dramen, er h Q t uns ferner einen 

Vanb feinfinniger Sprif befd^cert, unb eS 
entftammen feiner gebet* nicht weniger als 

fechS Väitbe epifdjer (Erzählungen itt Vers 
fen, bie mir bis jeßt immer als baS Vefte 
erfd)ienen finb, was ihm auf rein poetifchem 
(Gebiete gelungen ift. Seiber ftnb biefelben 
nur in einer großen iduftrirteu Ausgabe, 
ber Vanb gu 3 Marf, erfchienen. (Erft wenn 
ber Verleger ficb entfdjließcn wirb, biefelben 
in zwei hanblicßen fchlidjten Väuben gu oer= 
einigen unb gu etwa G Marf gu oeröffent= 
liehen, ift Hoffnung norhaitben, baß fte in 
bie «fpänbe auch bcS größeren ^ublifutnS 
gelangen unb fich beffeit Veifad gewinnen, 
©roffe hnt ftch aber auch auf bem (Gebiete 
ber 'JkofacpiF thätig erwiefen unb — feine 
fouftigeit Romane unb 9tooeden übergeijenb 
— wtd ich hter nur an ben gweibäitbigen 
großen Cornau: „$er getreue (*rfart* er= 
mnerit, ber jebenfadS einer ber auSgeieich* 
netften Romane ber (Gegenwart ift unb eS 
nicht nur an ©pannungSreig unb in ber 
jfrinft beS gabulireuS mit ben beften auf= 
nehmen Fann, fonbern auch non einer tieferen 
humanen 3 & cc getragen wirb, welche ben* 
felben über niele anbere Romane erhebt unb 
namentlich für litterarifche Greife befonberS 
werthnod unb lefenSwerth macht. (ES ift 
mir ein Vebürfttiß unb ein Vergnügen, auf 
biefen Vornan (wie auch auf bie epifdjien 
(Ergählungeu, barunter befonberS „$)aS Mab* 
chen non (Eapri" unb „@unbel nom tfönig§= 


fee") bie poefiefreunblichen Greife, ehe i<ß gu 
@roffe’S neuem ©erfe übergehe, empfehlenb 
aufmerFfam gu machen. 

tiefes neuefte ©erf 3uliuS ©roffe’S „Das 
Volkramalied“ (£reSben = ©triefen, ^ßaul 
£einge’S Verlag, 18k)) trägt ben 3 u f a & : «n 
,,©ang" attS unfern ‘lagen. $a 8 gefperrt 
gebruefte ©ovt ift etwas unbeftimmt, nichts* 
beftoweniger Fann eS Feine grage fein, naß 
bie Dichtung bem epifdjen ©eoiet angehört, 
auf welchem wir Julius (tröffe am Itebjten 
begegnen. Vei einer gufammcnhäitgeubeit 
epijd)en Dichtung in Verfcit aber erbebt fuß 
bcFanntlich ftctS guerft bie böfe grage nach 
bem VerSmaß. £enn für epifeße Dichtungen 
größeren ©tiieS giebt eS in $)eutf<ßlanb fein 
adgemeiit anerfannteS VerSmaß, unb bie 
©öhl beffelbeit bilbet für bie Dichter ftetS 
eine ber größten Verlegenheiten, unb welches 
er auch wählen mag, irgenb ein JtritiFer 
wirb hoch immer Slnftoß an bemfclbcn neh s 
men unb ein anbereS wünfehen. Hermann 
Singg ^at feine großartige „VölFcrwanbcrs 
iiug" in Cttaoen gefd)riebcn, welches Metrum 
aber für ben wilbgewaltigen ©toff eigentlich 
gu gähnt ift, Robert £amerling h<*t für ben 
„ s 2lhaSoer in 9tom" ben VlancoerS gewählt, 
ber wegen beS oielfach bramatifchen ($haraf= 
terS ber Dichtung nicht unpaffcitb war, ift 
aber bereits im „Jtönig oon ©ion" gunt 
^ejanteter übergegangen. Von §eder hüben 
wir eine SlhaSoerbiißtung in Jerginen u. f. w. 
©elcheS Metrum fod ber epifeße dichter nun 
als baS befte wählen? (ES wtrb baS burch 5 
aus nom einzelnen gade unb bem jebcS* 
maligen ©toffe ber Achtung abhängen, unb 
ber festere wirb auch bariiber gu entfcheibeit 
haben, ob eS nicht baS ®eratbenfte ift, auf 
ein einheitliches Metrum überhaupt gu uers 
gichten unb wechfelnbe Versmaße gu wählen. 


8 t- 




Digitized by 


Google 




4 


&- 

2 ft<m roirb Jagen, bafe ^ierburdb bie formelle 
©inheit beS tfunProerfS aufgehoben rotrb, unb 
baS ip an ft* richtig. 5luf ber anbem 
©eite aber mufe eS bebenflid^ er deinen, einen 
fe^r mannigfaltigen unb m etnen 4h c ^ cn 
bem ©harafter na* gang ©er *iebenen 3 n s 
halt in biefelbe VerSform gu preffen. £efc* 
tercS roirb namentlich bann als bebenfli* 

g elten müffen, roenn eS baraitf anfommt, 
untberoegteS moberneS ßeben barguPeflen. 
£efctere 8 aber thut ©roffe, unb beShalb h at 
ifjn na* meiner 5lnftc^t ein gang richtiger 
FunPlerif*er Daft geleitet, roenn er nicht 
na* einem einhelligen üftetrum gefu*t, 
fonoern abroe*felnbe VerSformen gewählt hat. 
3 * roenigftcnS roiifete roirflidh ni*t, roel*e3 
emheitli*e üftetrum man ihm hatte empfeh s 
len foUen. ©tatt beffen finben roir £erginen 
(bie ©roffe bcfonberS meifierhaft baut), 0 t* 
tauen, Trimeter, ferbifche $ro*äen unb aüe 
möglichen anbern Sfteimoerfe mit unb ohne 
befonbem tarnen, unb eS ift guguaePehen, 
bafe biefelben bem jebeSmaligen 3nhaft bur*s 
auS entfpre*enb angepafet ftnb. 2 lu* finb 
biefelben (gang abaefehen oon bcn fchoit ge= 
lobten Deqinen) rhgthmif* faft aitSnahm$= 
loS bur*au 8 roohlfliitgenb. dagegen ift mir 
— um baS formelle ein für alle $Ral hier 
abgumadben — in betreff beS fpra*lt*en 
HuSbrucrS manches mangelhaft erfchienen, 
unb ich habe mir eine weihe oon ©teilen 
angeftrichen, bie bur<h Slenberuna im 21 uS* 
bruef gewonnen hatten. Do* roiu ich Qlcidh 
hingufugen, bafe bie ©triche immer feltener 
roerben, je mehr ber dichter in glufe fommt, 
alfo nach ber Witte unb bem ©nbe gu, unb 
bafe eine fteüenroeife Unbehülfli*feit im 2lu8= 
bruef aufeerbem entf*ufbigt roirb burch ben 
für bi*terif<he Vehanbhtng theilroeife aufeer= 
orbentlt* (proben Schalt beS SerfeS. 

Speicher Slrt ift nun biefer 3 ”halt? V?ait 
bat ben beutfdhen Dichtern oft ©orgeroorfen, 
bafe fte in entlegnen £anbern unb entfernten 
Seiten beffer gu £aufe feien als in ihrer 
Heimat unb in ber ©egenroart. tiefer Vor* 
rourf ift an fid^ nicht berechtigt. Denn ber 
dichter fann feinen ©toff nehmen, roo er 
ihn finbet; eS fommt alles barauf an, roaS 
er aus biefem ©toff, ber für ihn biofeer D'toh' 
ftoff ift, ma*t. 2 lber auf ber aubern ©eite 
ift mit SKecht gu verlangen, bafe ber Dichter 
für bie eigene Heimat unb bie eigene 3 eit 
ni*t blinb ift, fidfe nidht oon ihnen abroenbet, 
uielmehr auch ber ^oefie, bie biefe in ficf? 
enthalten, SluSbrucf gu geben ©erfu*t. Diefe 
Aufgabe ift freilich feine leichte. Denn bie bi*= 
terifche Darftellung ©erlangt, roenn au* feine 
räumliche, fo bo* jebenfauS eine geroiffe geite 
ii*e gerne, roel*e bie Dinge in eine oerfiärenbe 
©eleu*tung rücft unb bamit bem ‘Dichter bie 
Slufgabe beS 3^ ea liftren§ (oon ber freilich 
bie heutigen fftaturalipen ni*tS roiffen rool= 
len, bie aber benno* in ber ftunp unerläfe= 
lieh ift) ni*t unroefentli* erleichtert. 3 a > 
eine Darpeflung ber n n m i 11 e l b a r e n ©egem 
roart bürfte aus biefem ©runbe — wegen 
ber unmittelbaren 3 «tnähe — mit poetif*er 


©irfung faum bur*führbar fein, ober h<>* s 
ftenS bie ©atire bürfte h«r — roie in #a* 
merlingS „£omunculu8* — ein ergiebiges 
gelb finben. 

3 m ©inne ber unmittelbaren ©egenroart 
ift oenn au* ©roffe’S SluSbrudf „©in ©ang 
aus unfern iagen* ni*t gemeint. Vielmehr 
hanbelt eS ft* roefentli* um bie fyit na* 
4848 bis 1870. Dafe ©roffe au* bie ©r= 
eigitiffe beS 3<* re§ 1848 noch in feine Di*ts 
una hineinragen unb hineinf*einen läfet, ift 
reegt unb biuig. Denn bie nad)fotgenben 
©reigniffe ftnb ohne jenes %ahv nicht gu ©et> 
ftehen, unb ber f*öne 3bealtSmu8 ber Ve* 
ftrebungen biefeS 3abre8 giebt ber Dichtung 
eine fegr paffenbe bi*terifd^e golie. DiefeS 
3 ahr aber mit feinen ©reigniffen, roie bie 
no* bebeutfameren ©reignifje ber golgegeit, 
befonberB ber 3 a h« 1866 unb 1870, finb für 
unS bereits Vergangenheit unb ©cf*i*te ge= 
roorben, unb eS ftegt *rer bidbterif*en Ver= 
roerthung unb Verarbeitung äfthetif* ni*tS 
im ifeege. Ob freili* ni*t oieüei*t no* 
3 ahrgehnte, ja 3 ah^hnnberte guoor oergehen 
müffen, ehe baS claffif*e ©poS oom Jtaifer 
SBilhelm, feinem Rangier unb feinen Vafa= 
binen gu ©taube fommt, baS ift eine anbere 
grage. Eöir aber Fönnen auf ben Droft 
3fraelS ui*t roarten, jebe 3«it nta*t *re 
©a*e fo gut fte fann, unb eS ift beShalb 
gang re*t, roenn ©roffe mit fühner £anb 
bie ©reigniffe jener grofeen 3 e *t gepaeft unb 
in einem bi*terif*en ©piegel feftguhalten 
oerfu*t hat. 

Unb roie fängt er bicS au? Die bunte 
Wannigfaltigfeit ber Veftrebnngen unb ©r= 
cigniffe jener 3 e i* mufe einen fUtittelpunft 
haben, biefen ^Öcittelpunft fann nur ein be* 
jtimmter einheitli*er $elb abgeben, unb bie= 
fer ^>elb mufe ein frei erfunbener fein, ba 
ein htforif* gegebener §elb bei ber grofeen 
3eituähe, oermöge bereit roir ben Dichter in 
Vetreff ber hiftortf*en Wahrheit gu gut con= 
troliren Fönnen, ber bi*terif*en Vehanblung 
gu grofee ©*roierigfeiten entgegenfefeen roürbe. 
3n biefem ©inne ift ©rrotu Volfram, ein 
Vhantafiegef*öpf beS Di*terS, in ben Wittel- 
punft ber §anblung geftellt, unb alles, roaS 
gef*iefet, gruppirt ft* um *n unb fleht gu 
*m in Vegiehung. ©r felbft aber ift na* 
beS Oi*terS Darpeilung flticmanb anberS 
als ber ©ohn eines alten 3l*tunboiergigcrS, 
ber in golge feiner freiheitli*en Veprebungen 
na* 5lmerifa hat piehen müffen, bovt ein 
feö*p geheimnifeoolleS Seben führt unb erft 
fpäter roieber mit feinem ©ohne gufammen= 
geführt roirb. Der ©ohn felbft ip bem 
geiftigen SBefen na* roie fein Vater geartet 
unb ber Vornan feines Gebens ift ber eigcnt= 
li*e 3 n halt ber Di*tung. Die gabel beS 
PtomanS ift hö*P gef*icft unb fpannenb ge= 
f*ürgt, unb bie güfrung ber ^anblung geigt 
Fein geroöhnli*eS ©ef*tcf in ber Hunp beS 
gabultrenS, eine ^uup, bie ©roffe früher ja 
eni’tgenb in Ptomanen unb Ptooellen geübt 
at. Den gaben ber ©rgählung im ©injcl* 
nen genau gu ©erfolgen, roürbe gu roeit fuh- 


Digitized by 


Google 




reit unb außerbem oon ber eigentlichen ^oepe 
beS ©ucßeS faum eine richtige anfcßauung 
geben. (53 genüge anguführen, baß bie Dicß= 
tung mit ben 3ünghng§jahren be8 gelben 
beginnt unb baß wtr ißn im Anfänge al3 
©tubio oorpnben. ©r geht aber 3 ur tfunP 
be8 SttalerS über unb begicbt pch at3 fofcßer 
nach 3talien. ©on hier ab wirb er gleich 1 
fam ein öffentlicher &harafter unb hat 2ln* 
theil an ben wefentlicßpen friegerifchen unb 
politifcßen Motionen ber 3«t. ©r fampft 
mit ©aribalbi bei aspromoitte, geht, als bie 
Eroberung föomS nicht gelungen, nach ©a= 
ri3, roirb wegen angeblichen Attentats bepor* 
tirt, entflicht, ptibet in amerifa unter rätßfel* 
haften Umftänben feinen ©ater wieber, be* 
giebt fich nach ©nglanb, wirb hi« in focia* 
lifHfche ©effrebungen oerwicfelt, fchrt in bie 
fieimatß gurüdf, ^eirat^et eine 3 u Ö cn blKbe 
(baß bie Siebe auch bei feinen früheren SebeitS* 
fcßicffalen eine Hauptrolle jpielt, oerpeßt ftch 
oon felbP), nimmt, nachbem er feinen reichen 
mütterlichen ©roßoatcr beerbt, fehr wefent* 
lieh — aber nicht als Kämpfer — $ßeil an 
ben ©reigniffen be3 3 a ^ rcS 1866, gerätß, in* 
bem feine fiinpierifcße töatur wieber erwacht, 
in ÜRüncßen mitten hinein in ba8 niupfa* 
lifcße Treiben ber ©agnergemeinbe, ocrliert 
feine grau, macht furchtbare innere Kampfe 
Surcß, bie ihn bis mm ©elbßmorboerfiich 
führen, bann aber ftdj wieber aufraffeub unb 
innerlich gelautert wibmet er piß Ö an 3 bem 
allgemeinen, bem ©aterlanbe, nimmt ^h^^ 
am beutfeß = frangöpfeßen Kriege, roirb im 
Kampfe gegen ©aribalbi oenounbet, aber 
geheilt unb gebt eine groeite gliicflicße ©pe 
ein, roomit er m ben griebenSpafen einfehrt 
unb baS ©ange oerföhnlicß abfchliefet. 3cß 
roieberhole: eine berartige fahle 3nhalt8angabe 
nü&t bem fiefer im allgemeinen wenig, er er* 
halt bamit nur ben nahmen beS (Sangen, 
nur baS bürre ©erippe ber Dichtung, unb e8 
fommt nun weiterhin atleS barauf an, wie 
jener Nahmen auSgefüllt, roie jenes ©erippe 
mit gleifcß unb ©lut auSaeftattet roirb. Der 
dichter aber weiß nun in ber Dpat *> ic 
ber aufgegäßlten rein äußerlichen ©reigniffe 
mit lebenbigem bießterifeßen fieben gu erfüllen, 
inbem er biefelben gu einer ©cßule ber ©r* 
giebung unb fiäuterung für ben Helben macht 
uno benfelben an ber £anb unS unter *f cm 
©inffuß jener ©reigniffe pch gu immer pope* 
ren ©tufen ber ©eipeS* unb (Sparafterbilb* 
ung emporfchroingen läßt. 2öir hatten fomit 
in ber Dichtung gleicßfam einen ©ilbungS* 
roman in ©erfett oor unS. aber bamit ip 
für ben Siebter ber leßte 3 mt< * f«aer Dicht* 
ung noch niept erreicht, ©o bebeutfame Söanb* 
lungen er ben $elben äußerlich unb inner* 
lieh burchmachen läßt, in leßter fiinie bient 
ihm berfelbe hoch nur als ©ebifel, um ein 
umfaffenbeS ©emälbe ber gefammten 3eit 
gu entwerfen, innerhalb bereu pch bie £anb* 


lung abfpielt, unb eS barf nicht begroeifelt 
werben, baß bieS ©emälbe bem dichter ge* 
lungen ift. ©roffe ip alt genug, um ©ieleS 
auS eigner ©rfaßrung berichten gu fönnen, 
unb manche ©rfeßeinungen (g. ©. baS ffiaaner* 
tbum) oermag er, ber ©erooßner oon üJcün* 
epen, nach ihren Hauptgügen als 3euge aus 
nächper *ftäße gu fchilbern. Dementfprecßenb 
ift baS oorgefußrte ©emälbe in politifcher, 
focialer unb fünplerifchcr ©egiehung ein fehr 
reiches unb breit auSgeführteS, eS pnbet pch 
faum eine bebeutfame ©rfdßeinung feit bem 
3ahre 1848, bie nicht berührt, faum ein be* 
beutfamer ©ertreter irgenb einer geipigen iefit* 
ung, ber ben Sefern nicht oorgefüßrt würbe, 
unb eine große güHe ber ©rfeßeinungen unb 
©erfönlicßfeiten geht am fiefer oorüber, wobei 
aHetbingS nicht behauptet werben fann, baß 
äße gu gleicher plapifcßer Deutlicßfeit heraus* 
gearbeitet waren, ©ielmeßr erfcheinen manche, 
g. ©. bie oerfchiebencn grauengepalten, gu 
benen ©olfram in ©egiehung tritt, etwas oer* 
fchwommen. Die Dichtung feßt oerßältniß* 
mäßig rußig unb gepalten, ja anfangs (g. ©. 
in ben ©eenen auf ber Unioerfität) fogar 
etwas langweilig ein, feßroingt fidß aber gu 
immer größerer fiebenbigfeit, gu immer höbe* 
rem ©atpoS auf unb erreicht ißre ßöcßpe Hohe 
in ber ©chilberung ber ©reigniffe beS 3aßreS 
1870, welche ©cßilberung me in ben bürren 
©bronifenpil oerfäflt, oielmeßr petS ßöcßp 
lebenbig unb oon eeßter ©egeiperung getragen 
ip unb ißre pacfenbpe ©irfung ba erreicht, 
wo gürP ©iSmarcf, wenn auch nur als epi* 
fobifche gigur, oorübergeßenb mit bebeut* 
famen Sßorten rebenb eingeführt roirb. $)ie 
echt patriotifeße unb nationale ©epnnung, 
bie aus berartigen ©eenen, roie auS ber 
gangen $5icßtung ßeroorleucßtet, ip offenbar 
Ser eigentliche ßJtutterboben ber ©ießtung unb 
baS innerpe ß^otio, auS bem biefelbe ß«^ s 
oorgegangen ip, unb gerabe bieS fofl bem 
®icßter gu aang befonberem ©erbienPe an* 
gerechnet roeroen. ß^aneße werben einroenben, 
Saß ber ®icßter pcß ein Problem erroäßlt 
habe, welches ber Vornan beffer gu löfen oer* 
peße, beffen eigentliche Aufgabe fei, ein großes 
3eitbilb gu geben. Dagegen ip gu erroibern, 
baß noeß immer ©cßiflerS ©ort gilt, baß 
ber ^omanfdbriftpefler nur ber Hd&fruber 
beS DicßterS fei, unb baß außerbem ber 9fa>* 
man größere ©oncentration oerlangt unb 
faum eine fo weite 3*itfpanne wie ©roffe’S 
Dichtung umfaffen rann. Hnbere werben 
faaen, Saß pe eine rein gefcßicßtliche Dar* 
Peilung oorgießen. Das ift ©ef^macfSfacße. 
©3er ©inn für s ^oepe ßat, roirb auch eine 
poetifeße DarPefluitg einer 3«t roünfcßen, 
welche genug ber ^oepe in pdb enthält, ©roffe 
hat ben ©erfueß gewagt. 9Kan lefe ißn unb 
prüfe ißn, unb wer eS beffer machen gu fönnen 
glaubt, ber melbe pcß unb trete auf oen ^ßlan. 
Die ©aßn ip für 3^n frei. 


Digitized by l^.OOQLe 



6 


5r 


15 



^ie fdjafft 6er Zünftler unb me roiiftt 
feine ^djöpfutig? 

3lug bem äftpetifepen X^eile ber „Deutfcpen ^oetif", 
bearbeitet dou Stauf ^einje nub gtuboff tyoette. 


bidjterifcpen 3lugbrucf biefer Empfinbung be« 
fäpigt, roäprenb ein anbauertiber Neigung 
unfähiger Dichter fe^r roopl bag E5cfüpl pin« 
gebenbjter Irene in glutpootle unb pacfeitbe 
Verfe zu Fleiben oermag. Die 2Buncl fünft« 
lerifcpcr ^3robuftion liegt alfo nidpt in ber 
©tävfe unb Snuerlicpfeit eignen Hebeng; fie 
liegt oielmepr in ber 3lrt, roie fiep ber Zünftler 
bie Erfcpeinungen ber 3lußenroelt unb bie 
Xpatfachen beg 3uueit s Hcbeng anzueignen 
unb fiep oon ihnen 3?ed^enfd^aft ;u geben 
oerntag. üftan fpriept mit gutem $ecpt oon 
einem s 3Jtalerauge, bag fid> in 3lnjcpauung 
ber 9?atnr beroäprt. Ein geübter Saibmann 
roirb oielleicpt einen am ©aume ber Hicptung 
auftauepeubeu gudjg eper erfennen, alg ein 
Ipiermaler, er roirb feine Bewegungen fc^ärfer 
Zu oerfolgen im ©taube fein; aber oor ber 
©eele beg SJtalerg roirb fiep bag Bilb beg 
beuteluftigen, fcpleicpeitben iWäubevä in feiner 
Fenn$eid)nenben (Eigenart oiel fd^ärfer ab« 
heben. Eg ift alfo zunäepft bag Vermögen 
beutlidjerer, fepärferer Slufnapme ber burep 
bie ©inne oermitteltcn Silber unb VorftcH« 
ungen, bag ben tfünftler augzeidpnet. 3 n 
gleicher 31 rt fanu man ben treu unb nnoer« 
anberlidp liebenben 3iingling bem flotter« 
batten Didjter ber Hiebe gegenüberfteüen. Dag 
Huftgefüpl beg Verliebtfetng roirb in ber ©eele 
beg Erfteren oiel ftärfer unb nachhaltiger oor« 
panben fein, eg be^errfd^t fein Denfen unb 
tradjten, aber er oermag fiep in ber Vor« 
fteUung nicht mit geiftiger Freiheit über bag« 
felbe 3U erheben; aug feinen Briefen roirb 
bem ©eelenfunbigen oielleicpt bie Diefe feineg 
Ergriffenfeing flar oor 2lugen treten, aber 
er roirb nicht im ©tanbe fein, bag, roag er 
fühlt, allgemein gültig ju geftalten; ber Dicp« 
ter hingegen roiro etroa eine alte Erinnerung, 
ooriibergepenb aufgetauchte Vorftellungen fiep 
mit magnetifd;er Ekifiegfraft oergegenroärti« 
gen, bag Bilb, bag er eutroirft, rotrb unter 
feiner geftalteuben 'Dhatigfcit immer beut« 
iichere Umriffe annehmen, Heben geroinnen 
unb beghalb auch Slnberen einen ganz be« 
ftimmten Moment innent Hebeng oor 3lugen 
führen. tfünfUerifche £raf t ift mithin 
biegäpigfeit beg 3nteIleftS, fich mit 
befouberer Dcutlicpfeit echenfchaft 
oon ben eigenen Vorftellungen ju 
geben, biefelben aeroiffermaßen in 
üftomentbilbern feflgu^alten. Der 
Zünftler giebt alfo in feinem 9Berfe 
ein 3lbbilb beg eigenen Sunenlebeng 
oermöae eineg Ueberfebuffeg an oor« 
ft e 11 e n o e r 8 r a f t. 3 n biefent ©inne ^at 
bag Etoetpe’fdpe SBort: 


Jnt 3lnfdpluß an uufere Darleg« 
ung oom 2öefen ber jtunft ift 
^ nunmehr bie 3lrt Füuftlerifdjen 
©epaffeng einer näheren Be« 
trachtung zu unterziehen. 3ln 
biefe Betrachtung fcplieBt fi<h bann eine Unter« 
fuepung barüber, roie bag Äunftroerf auf ben 
Befcpauer roirft; roir haben ung alfo juerft 
biegrage oorsulegen: 3Bie fchafjt ber Äiinft« 
lerV uiib bann bieroeitere: 28ie roirft er auf 
uitg ein? Die beroegettbe Äraft Fünftlerifdpen 
©cpaffeitg ift ung noch in oieler §inficpt 
rätselhaft. 2ßir roiffen nicht mit Beftimmt« 
heit, ob baffelbe fiep oon ber geiftigen Dpätig« 
feit anberer ©terblicber rocfcntlic^ unterjeheibet, 
ober ob eg oon berfelbeu in feinen einzelnen 
Verrichtungen nur grabmäfng oerfchiebcu ift. 
3Wau ^Qt neuerbingg bie s 4 >^ 9 fiologie z ur 2öf« 
ung biefeg ^äthfclg h^angezogen; hoch roenti 
man audh roeift, bafe ben einzelnen geiftigen 
VorfteUungen Veränberuugeu ber EJehirn« 
maffe entfpredhen, ba6 bie Dichtung ber 
EJeiftcgthätigfeit fi^ im (Gehirn ausprägt unb 
baß beftimmte ©ebanfenoerbinbungen be« 
ftimmte gurren zk{j cn ' biefe 2Sahr= 
nehmunaeit haben für bie Verfchroifterung 
Förperlichen unb geiftigen Sebeng fein greif« 
bareg Ergebnis geliefert unb fo aud; uid)t 
offenbaren föunen, rooriu bie fehöpferifepe 
^raft beg ^iinftlerg begrünbet ift. Ein oer« 
neineitbeg Ergebniß h Q t M infofern gefunben, 
alg man allgemein iu ber Annahme gelangt 
ift, baß ein Eentrum für s 43^antafictt)dtigfctt 
im ©epirn uidjt oorhauben, unb bann roeiter 
gefolgert hat, baß ein Arbeiten berEinbilbungg« 
traft, bag freie 3wfammenfügen oon Dar« 
Heilungen nach beftimmteu Vorbilbern, oon 
bem folgerechten Denfeu, ber gefeßmäßigeu 
Vereinigung oon Vorftelluugen, niept im 
3Befen oerid^iebeu fein Faun. Vtait barf mit 
einigem ^?ed>te anuepmen, baß fiinftlerifcpe 
Jperoorbriitgung jebeufaUg niept auf einer 
befouberen ©eite beg menfcplicpen Eeifteg« 
lebeng beruht, fonbern auf ber SBirffamfeit 
oon gaftoren, bie bei jebem gefunben 9Jteu= 
fepen oorpauben fmb. 2Senn aber feine be« 
fonbere Ekunblage ber fog. fd)öpferifcpen 
Ipätigfeit naepgeroiefen roeroen fanu, muß 
mau notbroeubigerroeife aunepmen, baß bie« 
felbe auf einem befonberg gliidlid^en 3” : 
eiiianbergreifen ber geiftigen Verricptungou 
berupt. 9?un leprt bie Erfahrung, baß bie 
©tärfe ber Empfinbung, bie ©tätigfeit ber 
Hilft« unb Unluftgefiihle an fiep feinegroegg 
bie Vebinguug zur Erfcpaffung fünftlerifcper 
E^ebilbe in fidf) trägt, roie benn bie treuefte 
unb glutpooUfle Hiebe in feiner 3lrt zum 


B- 


Digitized by 


Google 




@ebt ipr euch einmal für Poeten, 

©o fommanoirt bie ^pocfic! 

mit [einer gorberung, auS einer fJüUe non 
©orpcflungen perauS ein FiinpierifcpeS Öe* 
bitbc mit überlegener ©eroalt gu gepalten, 
[eine ooüe ©erecptigung. dtatürlicp fte^t ber 
Äünpler roie jeber SInbere unter bem ©aitne 
unmittelbar auf ipit eiitftürmenber öinbriitfe, 
unb biefe Fönnen unter Umftänben ein FlareS 
©icprecpenfcpaftgeben unmöglich machen. £>a 
rnup er baS Wittel gebrauten, bap er all* 
malig bie oerroirrenbcn Öinbrücfe ni fam* 
mein trachtet, unb roie man am bepen non 
einer £öpe auS bie entfernte Sanbfcpaft über* 
blicft, [o roirb ipnt erp auS geitlicper önt* 
fernung eine beroegte golge oon öinbrücfeit 
unb ©efcpepniffen tn ben richtigen ©crpält* 
niffen als ÖtonjeS erfcpeinen. ©o mupte 
©oethe erp beit für ipn tief fcpmerglicpen ©er* 
lauf feiner ©eplarer -£>ergen§erlebuiffe in pcp 
überrounben paben, beoor er fapig roar, jene 
rounberbare ©efcpicpte eines liebefranfen £er* 
genS gu fchreiben, bie feine ©rup befreite, 
einer ftranrpeit beS 3«talter3 erlöfenbett 2iu8= 
brucf gab unb nocp peute gleicpgePimmte @e= 
rnütper ergreift. — ©o ip eS aucp nicht mög* 
licp, bepimmte Öefcpe für baS Fünfllcrifcpe 
©Raffen aufguPellen; [eine innere 2lnfcpau* 
unq mup ben ©cpaffenben befangen, baS 
©ejentlicpe feiner ©orpellungen gu erFennen 
unb leucptenb peroorgupeben. derart reipt 
er eine tfette oon öingeloorpeflungen gu einem 
53ilbe gufammen, beffett innere öinpeitlicpFeit 
in feinem ©eiPe bereits lebenbta geroorben 
fein mup, eS gefcpiept bieS nacp ©efepen, für 
bie man auf bie Xraumbilbuna als auf einen 
oerroanbten ©organg pinroeifen Fann, nur 
bap eine planmapige Slnorbnung pinjutritt. 
Sie ber etngelnen ömppnbung, oerpalt pcp 
ber Äünpier als folcper aucp einer Summe 
bePintmter SuP* ober UnluPgefüple gegen* 
über anberS als ber Saie. gür i^n barf bie 
©timmung nidpt eine oorübergepenbe 2lu8* 
eburt feines innertt SebenS fein, Fein ÖtroaB, 
aS ipn erfapt unb oerläpt, opne bap er roeip 
roie, er pat oielmepr an ber ©timmung, 
roeldpe für fein ©Waffen mapgebenb fein fou, 
pcp baS roefentlicpe Wittel ber ©cranfcpau* 
licpung, bie Fenngeicpnenben ©egleiterfcpein* 
ungen gegenwärtig ju palten, fo bap er bie- 
felbe in gleicper ©eife mit ootler ©itlFür gu 
bannen, als auch oon feuern gu erroecfen 
im ©tanbe ip. ©o roirb ein ©ater an ber 
Seiche feiner blüheuben Socpter roopl ein @e* 
füpl tiefer örfcpiuterung emppnben, aber bie 
Äenngeicpen beS ©cpmeneS bringt pcp auS 
ber Witemppnbung biefeS ÖefüplS pcrauS 
ber Waler gu Flaretn ©erouptfein, ber ben 
©chmerg beS WanneS burcp ©iebergabe ber 
©eftalt mit ben eigentpitmlicpen galten beS 
©rameS im ©epcpt oerpnnlicpt. SluS ber 
gäpigFeit, oon feinen eigenen ©orpellungen 
enauer föecpenfcpaft geben gu Fönnen, für pe 
en bejeicpnenben SluSbrucF gu pnben, eraiebt 

a betm fcpaffenben Zünftler aucp baS ©er* 
gen, bie feelifcpen Vorgänge im ©emütpS* 


leben Zuberer auS pitnlicp roaprnepmbaren 
(Sinbriicfen gu erFennen, alfo baS Vermögen, 
pcp in bie innere Seit eines Slnbem gu oer* 
fepeit. ©o roirb bie ©elbpbeobacptung, bie 
3ergliebentng ber eigenen ©orpellungen unb 
ömppnbunjgen gum Wittel, aucp bei Slnberen 
auS ben aupereit WerFmalen auf bie jgu 
Önutbe lieaenbe innere Urfache, auS pnnltcp 
Sßaprnepmbarem auf baS Verborgene gu 
fcpliepeit. öS roirb alfo oom ÄünPler 
auS ber ©elbpbeobacptung perauS 
ein oerpänbnipoolleS 33erjenFen in 
bie öigenart 3lnberer, b. p. aeipige 
ömpfänglicpFeit geforbert. &ie mt 
feiner 53eobacptung bepept barin, bap er 
ben erfchauten Vorgang oon bem 23eroitpt* 
fein biefeS Vorgangs, bie aeroonnene öm* 
ppnbung oon oem Verouptfein biefer öm* 
ppnbung trennt, bap er alfo, anPatt pcp ben 
empfangenen öinbrücfen unbefangen ptnjus 
geben, |tcp benfelben mit Fitpler, abroäaenber 
Vetracptung geaenüberpetlt. 3” biefem ©inne 
roirb ber kunftler, ber ben 3 u ^ an ^ 
Serrounbeten als ^ünpler beobachtet, um in 
einem 33ilbe baS S9emitleiben8roertpe biefer 
Sage barguPeüen, felbft nicpt in ber 3lrt Wit* 
aefupl emppnben bürfen roie irgenb ein 
Derer, ör betracptet prüfeitb bie äupere ör? 
fcpeinung beS SeibeS als Urfacpe beS Wit? 
aefüplS, um burcp ricptige örfaffung berfelben 
feinerfeitS biefelbe SBirFung ergielett gu Fönnen. 
ör ip pier, roenn er fo oeobacptet, geroiffer« 
mapeit in feinem 53erufe, ttnb peUt pcp ben 
örfcpeinuttgen mit ber fRupe beS ^orfcperS 
gegenüber, um ben erpen örforberntffen ber 
Äitnp, dMturroaprpeit unb $reue, (Genüge 
leipen }u Fönnen. ©o läpt pcp oft bei ÄünP* 
lern, bte ja gu einem bepänbigen 
ipreS 3nnenlebenS gegrouitgen ftnb, beobacpten, 
bap ipr ömppnben an elementarer tfraft ein« 
büpt, bap bie SlffeFte ber Sup unb Unlup, 
oiedeicpt feiner oergroeigt, bei ipnen minber 
entfcpieben gu Sage treten, als bei aitberen 
SBoflmenfchen; eS erFtärt pcp bieS barauS, 
bap pe bie bepe Ölutp ipreS 3nnern fort^ 
roäprenb in ipren ©cpÖpfungen oerauSgaben. 
S)amit mag eS gufammenpangen, bap man= 
cper roarmpergige ^3oet feine erroartungSooÜen 
SÖefucper burcp allgu Fühle ©elaffenpeit ent* 
täufcpt pat. UebrigenS fei nocpmalS peroor* 
gepöben, bap bie 2lrt beS ^ünpierS, öinbrücfe 
ju oerarbeiten, oon ber eines aitbem Wen* 
fcpen nur grabmäpig oerfcpieben ip; gu einem 
©icprecpenfcpaftgeben oon bem äuperlicp ober 
innerlicp örfcbauten ip jeber Wenfcp fäpig, 
unb eS roirb ber Fünpierifcp begabte fcpltep* 
licp nur an bem Umftanbe erFannt, bap bei 
ipm baS 53erouptfein ber empfangenen öin* 
brücfe parF genug gu einer Fenngeicpnenben 
©iebergabe berfelben ip. S)ie ©renge ber 
fog. fcpopferifcpen SpätigFeit beS ÄünpierS 
ept nupt über bie ©eit ber örfcpeinungen 
inauS; berfelbe oermag nicptS als pnnltcpe 
©apmepmungen unb auS biefen abgeleitete 
©orpeflungen gu oerarbeiten unb biefelben in 
bem unenblicpen ©ed^fel ber Wöglicpfeiten 
gu immer neuen ©ebuben gufammenguglie* 


Digitized by c^ooQie 



8 


bern; ein fd&öpferifd)eä Vermögen im eigene I fammcr bcr ©cböpfung angemicfcn. ©ein 


liefen ©inne, ber ^eugenben Jtraft ber (§ott= 
Beit oergleicljbar, bie fidj in ber Dtatur bar* 
lebt, befi^t er mithin nid>t; er ift otelmeljr 
auf ein fteteä (Sutletjnen aus ber 33orrat^§= 


©Raffen bleibt ©türfroerF, ein au§ ©tüden 
3ufammengefepte3, roenu e§ aud) geiftig be= 
lebt erfdfjeint. 

(gortfepung folgt.) 


'3Udjtgefpinn|L 


©ine £)crbe non poeftgen Jammern 
3tefjt frieblid) am ^intrnel bal)iit, 

$d) fe^e ben Jag oerbämment 
3n langfantem Dtebelgefpinn. 

®ie ©pinnerin Fauert im ©dnuabeit 
®er roeiplid) braucnbeit Slu, 

3uroeilen nept fic beit gaben 

9ttit Jröpfd)tn non Blinfenbem Jljau. 


®ie eignen grauen Socfen 
©pinnt citbloö fie tjeroor, 

®ie pattern oont ©c^eitctrocfcn 
Site ©dbattengeioirr empor. 

®od) manchmal über bie ©pule 
©läft näcfifd) if)r ber Söiitb, 

3^r greifer ^ligcnbbu^le; 

Unb roo fte am gaben fpinnt, 


©rid)t bann itod) fyinburd) ein ©efuitFel 
©ou rötfpicfyer ffiolFcnpradp; 

®aitn Iad)t pe unb |d)cud)t mit ber ÄunFcl 
®en alten @d;alF in bie 9?ad)t. 

3*if9efttt Jettfen. 


3ln6adjt im ^aföe. 


£>ört il>r bcr ©ögel ©d)all 
®eit ©d^öpfer preifen? 
©efyt xi)x bie ©äulen all 1 
3wm £)immel roeifen? 


3J^erft il>r, roie rings uml)er 
®ie ®ämmer piepen 
Unb oben mefjr unb nteljr 
®ie SSölbuitg fdpiepeit? 


3u einem Jentpel ein 
©inb mir getreten, 

9Fun lapt un$ ftille fein 
Unb Finblicb beten! 


Marlin «reff. 


M bas $<fiicßfaf. 

9iod) Feinen ^reiö trop allem Gingen? ©ei’$! Äonnf id) fdjoit am 3M mtc^ mahnen? 
©leid) triffft bu mid), @e|d)icf, 9?od) füllt mid) ©djaffenSglutl), 

Söie id) nur rege Icte bie ©cproiitgen, 9tod) Fämpf id) rüftig opite Jljräuen 

(Sri)ellt ben ©lief. SJlit feftem 9Kut$. 

®u beugp, wenn bu mid) nid)t erhoben, 

Sttir nimmer bod) beit ©inn; 

9ttic§ foO nur jeber Schlag erproben, 

Sßie fiarF idf) bin. 

^lepfan Jfllforo. I 


Digitized by 


Google 




9 


R-SS 

%eat\sum — jjbeaftsmus. 

@infl flattb bie Äunft, roeit pdpbar nah unb fern, 

£>och über’m §aupt ber 9Wenfchheit, n>ie ein Stern. 

Der ©eg roar Peil, bod) ©eniuS 1 §änbe t^ürmten 
Die ©tufen, brauf gu iljr bie jünger [türmten. 

£eut, gleich Slrachne, bie pd) felbft umfpinnt, 

Siegt pe oerftecft im tiefen Sabprinth; 

Äein SWeiPer fommt, eS miö fein #clb pch na^n, 

Durch baS ©eprüpp gu brechen eine ©alpt, 

Unb patt beS Cinen, ben mir 2UT entbehren, 

©oll S^eorie unS ©eg’ unb ©tege lehren. 

DaS £crg oerPummt, bie Sunge fd)reit unb tobt; 

Der ©ine läftert maS ber 2lubre lobt. 

Der eine girrt uon Siebe unb oon ©ein 
Unb habet pd) in ero'gem ©onnenfehein, 

Der 2lnbrc, gleich ber grauen JlebermauS, 

Äriec^t nur bei Stacht auS feiner §öfpe auS, 

Unb roeil er PetS ber ©onne au$geroi<hcn, 

©o wirb au§ feiner ©eit pe auSgeprichen; 

Unb Sille fämpfen Pe mit gleichem ©ort 
Unb fdjreien „Jöafjrljeit! ©ahrheit!" immerfort. 

Da frag 1 id) mich ooll ©taunen unb oott ©chredf: 

©pielt ©ahrheit benn mit unfrer 3eit ©erpeef? 

3$ bliefe auf — unb leuchtenb, grop unb flar 
Siegt ringS Statur, fo roie pe einig roar. 

Unb roie mein ©lief baS roeite SW umfängt, 

Pblt P<h mein £erg oom SebenSProm getränft, 

Seng, Sommer, £erf>P, baS gange grope ©ilb 
3n meinem Innern fpiegelnb ioiberquillt, 

SltleS, roaS braupen fc^affenb lebt unb webt, 

DaS Seben iffS, baS in mir felber lebt, 

Durdb meine Seele Prahlt in lichter Älarheit 
Die ©eiten s Seele, bie aUmäcbt’ge SBa^r^eit. 

©ie fpric^t, unb roie ber Donner tönt ihr ©ort: 

©en Drang nicht gu mir trieb, ber weiche fort. 

SergebenS, bap 3h r tänbelnb fpielt unb nafdp, 

©ergebenS, bap 3hr gierig &errt unb 

©er mich nicht fühlt in feines JpergenS gülle, 

©er nur bie ©eit abfehreibt in ihrer £üöe, 

Der laffe ab, fein ©erf bleibt ohne Sicht, 

©r peht oor ©irflichfeit bie ©a^r^cit nicht. 

(Sin ih or > mer Hein fleine Sanbforn achtet 
Unb ftolg unb blinb in'S Unermeflne trachtet; 

©in £lj°r, wer pieren ©licfs am ©anbfont flebt, 

Die ©eit nicht ahnenb, bie barinnen lebt. 

Die ©eele peht nicht ohne SeibeS klugen, 

Slug’ ohne ©eip wirb nie gum Sehen taugen. 

DaS Ding erfaffenb, beS ©rfaffenS froh, 

©o, Äünftler bilbe, Dieter finge fo. 

Doch, foH eS fprechen wie baS Seben fpricht, 

©ergip im Ding beS Dinges Seele nicht. 

- fruft Pin S*lfbe*6ni<h. 

- 8 ! 


Digitized by ^.ooQie 




10 


Per ^erßannte. 


Die Dämmrung naht auf grauen 
Schwingen. 

jtomm, Dodjter, fefc 1 bid) ju mtr her! 
Safe beine £arfe fanft erftingen! 

Denn meine Sorgen laften ferner. 

Du aber giebft bem müben ©reife 
9tod) einmal, wa§ er längfi oerlor: 

2lu§ beinen Saiten rauften letfe 
Der ^ugenb Stimmen an mein Cljr. — 

2Bie in ber Äinb^eit fronen Dagen 
Durdjfhreif id) mieber ffialb unb Schlugt, 
2ßo unfrei Schlöffet Dfyürme ragen 
gern an ber blauen 9Jteere3budjt, 

2Bo Schottfanbs Hippenreiche Äüfte 
Die ftolje ©ruft ben SBogen beut. — 
9l<h, längft ging unfer Dag jur 9tüfte! 
©in grember ^errfd^t im Schlöffe heut. 


©r nahm bie hoh c ©urg ber 9l^nen, 
Söa§ frug er nad) bem ^eifgen Stecht! 
2ötr manbelten be§ ©lettbS ©ahnen, 
ÜBeil ich nic^t bienen fonnt 1 als Änecf)t. 

$ch jog umfonft in Schlacht unb SBetter 
Unb fchmang mein Sd)mert für Stuarts 
§eil; 

©et ©afebq mar ich einft fein fetter. 
Doch herber Sohn roarb mir ju theil. 

9lch, Stuart fiel. SDtit feinem Sterne 
©rlofch auch meines ©lücfeS Schein. 
Unb nun in heimatlofer gerne 
©in ich «Hein, mit bir allein. — 

O, Dotter, lafe bie §arfe Hingen! 

3h r fünfter Saut erquidft mein Oh v - 
Unb heimlich auf beS Siebes Schwingen 
Äommt mieber, waS ich längft oerlor. 

_ JL SSeflTeflt. 


Peutfdje Jiinljett. 

3u Strafeburg trinft man Schlechteren unb ©eften, 
3u Danjig bin ich nüchtern nie geworben. 

©etrunfen wirb im Often unb im ffieften, 

©efoffen wirb im Süben unb im korben. 

Der Deutfche fchwingt ftch nicht mehr in bie Sphäre 
Der h^hen ©tufen Dhalia, Urania. 

©in gotbner ©cd^cr freift oom gelS jum ©teere, 

Unb in bem ©ec^cr habet grau ©ennania. 


y. <£. »ofegger. 


Pie cSinbe im wf- 


(Stach einer 

3|m SSßalbthal eine Sinbe ftanb, 

SGBarf breiten Statten über baS Sanb. 

Serliebt bort fafeen wohl ihrer 3wei, 

Die 3eit flog ihnen gar fd;netl oorbei. 

„Dreuliebchen, nun mufe ich oon Dir gehn, 
günf 3 ö h rc braucht eS $um SBieberfehn." 


©olfSmeife.) 

„Unb müfeteft Du $manjig wanbern noch, 
3$ wartete Deiner in Dreuen bod)!" 

@3 blühte bie Sinbe gum fünften ©tal, 
Da ritt ein grember herab in’S Dh«l. 

„®ott grüfee Dich, fcfjöneS ^ungfräulein, 
2BaS machft Du hier im 2Balb allein?" 


Digitized by ^.ooQie 




11 


„3<h warf auf meinen ©djafc addier, 
günf %af)xt finb'S, bag er fdjieb oon mir." 

„günf 3 a ^re ftnb eine lange 3 e *f 
Dein ©chafj ^at eine Anbre gefreit. 

©eritten bin id) burd) eine ©tabt, 

©o er bie $och$eit gehalten hat." 

„DaS trifft fid) gut, benn i<h fam nur her, 
3u fagen ihm, bag ich frei nicht wär\ 

Da§ ©arten fteht feiner ^MQfrau an, 
Drum nahm id) mir einen fdjnetlern 
Mann. 


So fiitb wir ©eibe oerforgt auf’S Stfeu 1 

Uitb fingen ein Sieb oon Sieb’ unb DreuV' 

Der grembe fchroang fid) ^erab oorn SRog, 

§cig in bie ©angen baS ©tut ihm fdjog. 

©r ftrid) fich baS $aar aus bem 21ns 
gefügt: 

„§a, 3alfd)e, unb fennft Du ben SReü 
ter nicht?" 

Da lachte baS Mäbd)en unb bot ihm 
bie §anb: 

„Du Dtarr, ich Ijab' Dich \a gleich er* 
fannt!" 

jUfOedt* 


Pie (braßei. 

Ach, wo fmb fie geblieben, bie fronen ©enoffen bcr 3 u 9 c nb, 

©in id; ber Seifte nicht faft? 

3a, unb bcr trübe ©ebanfe, ber einft oorn blinfenben ÄelchglaS 
Dief in bie Melancholie 

gannifS ©änger gefcheucht, mir ging er bereits in ©rfüllung. 

©ie um baS einige D^om 

©rab ftd) reihet an ©rab an ber ftaubigen ©trage, bie enbloS 
©ich öor bem ©anberer behnt 

Unb ein faft fd>on in ©chutt unb Drümmer gefunfeneS Denfnial 
9teben bem anbercn ragt, 

©o geht auch mc * n ® e 9 an ®räbern entlang, unb auch mir fehlt 
Dticht eS an Dh r ^ ncn un ^ ®ram. 

Aber ©ppreffen $u pflanjen unb ©räber $u pflegen, baS wäre 
Meine ©efchäftigung nicht. 

Draurig ijt eS gewig, wirb ein greunb unS entriffen oorn Dobe, 
Drauriger bünft eS mich noch, 

©enn ein greunb oon uns ftd) oerliert im ©ebränge beS SebenS, 
©eit er bie Dreue nicht hält; 

Denn mein £>erj ift treu unb fönnt, wie bem Äönig ber Werfer, 
©infl mir fchreiben an’S ©rab: 

„6r war immer ein greunb für feine greunbe." Doch grämt euch 
Um Abtrünnige nicht. 

3ch 1)aV immer gefunben, bag, wenn ein greunb oon mir abfällt, 
gicl er oorher oon fich felbft, 

©on bem ab, was er einft in beffercn 3^ten gewefen, 

Darum betrübet ©uch nicht. 

Sagt ihn fahren bahin unb fümmert ©uch nicht um bie ©runnen, 
©eichen baS ©affer gebrid)t. 

©enn fich 3*wanb ©uch nicht in ber ©rüfung beS SebenS bewährt hat, 
©ucht einen ©ürbigern auf. 

©erben bie AtterSgenoffen ©uch graufam entriffen, fo reichet 
3üngeren greunben bie §anb; 


Digitized by 


Google 




5T 


18 


Oa3 ijt beffcr aU mürrifdh unb einfam gehn auf bem 9Bege, 
3öcl<her $ur ©clbft|ud)t führt 

Unb jur fd^nöbcn Verachtung bcr ÜJtenfchen. Stein, lebet unb liebet 
SBätyrenb bie Sonne ©uch feheint. 

Sebet mit guten ©efetlen oergnügt uitb beufet be3 ©pru^eS: 
„©inftmalS maren mir jung. 

3ung finb ^eute mir nod), jung bleiben mir, unb mir ermaßen, 
©mige 3ugenb, ju bir!" 

2Ber bie ©leuftfchen Söei^en empfing, meifj: ©terben ift bunfel, 

Slber e3 führet jum Wd)t. 

Oarurn mirfet mit freubigem SJtuth unb feib auf ben tob nicht, 
©eib auf ba3 Jeben bebaut. 

£eittri<$ jintfe. 


31us trüßen $funbett. 

3<h laut in bie Söelt, ich mufjte nid)!, mie, 

9113 ber ©rbenbemohner Vermehrer; 

3ch gebrauste bie ©oben, bie ©otl mir oerlich, 

Seiest immer nach Sßunfch meiner feerer. 

3<h ging burch bie SBelt meinen eigenen ©ang, 

3umeift auf hornigen ^fabelt; 

9Sol)l oft au(f) ju feligem Ueberfchmang 
£>at ba3 ©lücf $u ©aft mich geloben. 

/Ooch e§ geigte fid^ nur mie ein traumgefidjt, 

©c^iteU mieber ju eutfcfymeben. 

2öaö id) OrübeS erlebt, i<h möcht' e3 itid^t 
3um jmeitcumal erleben! 

$rriebri<$ Jfobcuffebt. 


"EN Kä\ IJAN. 

f3nv Staturfori'cheroerfammlimg iit Berlin 1866.) 


„Statur ^at meber £ern noch Schale" — 
©rljabneS tidjterbcnfermort! — 

„3ft SWeS ftetS mit einem SJtale" — 
OaS mirfet nun fo fort unb fort, 
©vfrifchenb maefre gorfchcrgeifter, 
©efetlen jung unb alte SJteifter. 

Unb mieber: „Nihil est in cute, 

9Ba§ nic^t auch * n ben Äitocheit ift." — 
OaS ^bt 3br nun in gleifch unb ©tute, 
Oran haltet 3h r S u i*b« griff. 

Unb immer tönt’3 burch bie ©emeine: 
Statur ift ftetS ba§ 91U unb ©ine. 


Oer ©chtüffet ijt'3, bcr munberfame, 
SJtit bem 3hr in bie tiefe bringt, 

2Bo eitel ©d^atl unb Stauch ber Staute, 
ffiie ftolj er in bie Ohren Hingt; 

Unb in be3 SlbgrunbS finftren Älaufen 
Oe3 gauftuS graufe „Sftütter" häufen, 

Oie über ben SJtifroben brüten 
Unb mit ben ©poren bu unb bu, 

Oie th eor i ccu > bie oerfrühten, 

©etächetnb in erhabner Stuh’; 

Oeit ©tümpern feinb; ooH £immct3fchönc 
gür Sud), bcr gorfchung echte ©ohne! 

- 3 tri*bri<$ ^pie^agen. 


Digitized by ^.ooQie 




©unt)Ut».* ) 

->$> tfi« £efbe*gebi<ht oon gufla» &aßx 099 . <&- 

(txftt* $ud). 

© r fl c S 


©rflingt, ihr ^arfeutöne! 

3h r fotlt auS fernen tagen 
2luf euern ftlbenten ©dringen 
©in Sieb ^Überträgen, 

©in Sieb uotl ©eh unb ©onne, 

9Son ftarfer gelben ©treiten, 

93on Kampf um tob unb Siebe, 

©eit öffnet ftch baS thor ber alten 3eiten. 

Die längft verfallenen dauern 
^Beginnen ftch ju ergeben, 

9luS ©c^utt unb trümmern erblüht 
©in munberaltcS Seben; 

Jperrn 3™*tS KönigSburg, 

®on thürmen unb 3wnen umfäumt, 
©Wimmert über baS Dfleer, 

DaS branbenb an bie Uferfelfen fc^äumt. 

Die Stofen Blühten im ©arten, 

Die ©älber waren grün, 

Da§ KönigSfinb ©unhilbc 
©tanb, munberftarf unb fü^n, 

Jpodj oben auf bem ©öHer 
Unb fd)aute hinab in bie ©ee; 

Die ©eilen räufelten unb raunten 
93on na^enbem ©lüdf unb broljenbem ©eh- 

Unb ju ber üftutter fprach fle: 

„DaS ©ine fotlft bu miffen: 

3* mag nicht mieber fpinnen, 

Der gaben ift jerriffen! 

©S lüftet mich, ju fämpfen 
2Jtit ©affen unb guter ©ehr!" 

Dann fdbleuberte fte ©pinbel 
Unb SRocfen tief hinab in’S 2Jteer. 

£err ©ate ftanb baneben, 

Der lachte in feinen Sart. 

„Die ^at nic^t fanfter tauben 
©djmachtenb girrenbe Slrt, 


2lbenteuer. 

©in junger KönigSabler 
3ft meines SruberS Kinb, 

3h r ging trägt fonnenwärtS 
Gntgegen fte bem milben ©inb!" 

2Jtit großem gleite begann er 
Die ftarfe ÜJtaib $u lehren, 

©peer unb ©chmert $u führen, 

DeS ©egnerS ©treiben ju mehren, 
Unb fliegen fte ju $ferbe, 

Dann flogen bie Seibcn fo roilb 
©ie mehenber ©irbelfturm 
Durch weiter £aibe öbeS ©eftlb. 

9llS über'S 3^h r ber ©ommer 
3n Slumcttfülle erwachte, 
©chmettcrlingc unb fftofen 
Unb ©(haaren oon ©chmalben brachte, 
9US wonnig bie Sögel fangen, 

Da fagte $u ©ate, bem gelben, 

Die Königstochter im ©arten: 

„Du fotlft mir alte SJtären rnelben!" 

Sluf eine fteinerne 93anf 
©efcten Seibe ft<h nieber; 

©S ftanb ba, mit Slüthen belaben, 

©in alter, ^o^er glieber; 

Ueber ihnen wölbten 
©ich lange 3®eige bicht 
Unb gaben weiten ©chatten 
Sor bem glühenben ©onnenli^t. 

Da fann ber Stecfe nach, 

Dann fprach er mit 93ebad)t: 

„3ch fönnte wohl erzählen 
Sott mancher halten Schlacht 
Unb milben ©ifingfahrten, 

Doch will ich h* u t c fagen 
Son neuer Sftär, bie h<U ftch 
Gegeben in ben jüngften tagen: 


*) 3nbem toir bierburd) unteren bereisten £efem ben Anfang bon Ouftab Äaftropp’fl neneftem groben 
(fpot barbieten, befdjranfen toir un* lur Einführung ber 2i<btung auf SBieoeraabe be« UrtbeilS bon ftarl 
Ufoebefe; ber berühmte fiitierarbiftorirer färieb bem ßerfaffer über biefelbe: „&ic Jtraft, 2iefe unb ffriföe 
ber Stimmung b^ben mich fteigenb gefeffelt unb mir ftei* neue Rührung abgejtDungnt/' 2>. ft. 


Digitized by ^.ooQie 




„3u SWatelane ruljte 
©er Sönig $etel einmal 
2luf golbnem ^errfdjertljrone 
3m fyoljen ©äulenfaal. 

©iel fjunbert gadeln unb Serben 
©ntfanbten pimmentben ©d)ein, 

5luS filbenten Sannen fd)enften 
©ie gelben flaren Sftetfy jld) ein. 

„©a fdjritt burdj ©äfte unb Scannen 
©iS ju bem SönigStfyrone 
©er alte, blinbe ^arfner, 

©eleitet oon feinem ©oljne; 

©aS ftolje Slntlife neigenb, 

©prad) er $um Sönige bann: 

,®eftatte mir, bap id) Ijebe 
3u fingen unb ju fagen an!‘ 

„Unb als iljm §etel gemährte, 

©ie 3Käre ju beginnen, 

©rfjob er bie bliuben klugen 
Wad) oben in tiefem ©innen, 

©ann griff er mit 9flad)t in bie ©aiten 
Unb lieg fie ^ell erfliitgen; 

■ittit wunberParfer ©timme 
©egann er bann fein Sieb ju fingen: 

„ ,3So§l barf, bu flotter Sönig, 

®ir fdjroellcn Ijod) ber Sftutl), 

Sßofyl bergen beine ©eroölbe 
@efd)meibe unb gropeS ®ut, 

SBoljl pngt man beinen Sftufym 
3u Jparfen unb $u ©eigen, 

Unb bennod) ip nod) immer 

®a3 l)öd)Pe Sleinob nid^t bein ©igen. 

„ ,®ir fefpt ein treuem Sßefen, 

©aö fyolb bir unb ergeben 
©er Siebe ©lumen winbet 
Sefeligenb in bein Seben, 

Sor beren milber 9lnmutl) 

©ergeben mup ber Summer 

Unb beren Pider ©egen 

®ir folgt bi§ in ben tiefPen ©dpummer. 

„ ,Unb wie ber üttonb nicfyt SBärme, 
Wur ©trauten fann oerbreiten, 

Salt leudpet Wuljnt ofjne Siebe! 1 
©er ©änger fd^weigt. — ©3 Preitcn 
3n $ctel3 #er$eu ©eljnfudp 
Unb jorntger ©tolj mitfammen, 

®ie Slugen leuchten iljni auf 
3n geller ©lutl) wie geuerpammen. 


„ ,9Bo§l fenn’ id) Sönig3tö<$ter 
2lu$ manchem reichen Sanb, 

®od) feiner oon iljnen allen 
©ergönn’ id) Srone unb £mnb. 

©Seit eljer, als bap id) erwerbe 
Unwerte 2ftaib jum SBeibe, 

©oll eS gefdjeljen, bap i<$ 

©infam auf meinem ifyrone bleibe! 1 

„Unb wieber fang ber ©arbe: 

,2luf’S Wcue will id) beginnen! 

3l)r löne follt gewaltig 
©eS SönigS §erj gewinnen, 

3l)r foöt mit ©ingen unb Slingen 
3fym frolje Sotfd)aft fagen 
©on 3rlanbS fdjönPer üftaib, 

®em löc^terlein beS wilben §agen! 

„ ,2Benn i§re klugen bir leuchten, 
©ann fcfyminbet alle 3Belt, 

©ir ip, al§ blieftep bu felig 
3n’S tiefblaue jfnmnielSjclt, 

Unb l;örft bu bie fröljlidje Stimme 
Unb fiefyP il)r golbencS jpaar, 

2ßärep bu @r$ unb ©ifen, 

®u liebtep pe auf immerbar! 

„ ,Unb wenn id) i^re Slnniutl) 

©ir fönnte jeigen, 

33?it meinem Siebe wollt’ id) 

©ann gern gefdjweigen, 

®u fä^ep ben finblid) reinen, 
Unfd)ulbSoollen ©inn, 

©ie wäre, Söuig §etcl, 
gür bic^ bie rechte Sönigin! 1 

„,©on fener SJfaib 1 , rief §etel, 

,^)ab’ id) eine 3J^är gehört, 

5US fei burd) i^re ©djönljeit 
©c^on mand)er §elb betört; 

^)eS ©SerberS aber warte 
Statt Sranj unb ©rautgefc^enfen, 
©ap i^n ber wilbe Jpagen 
2lm Häuften ©aume laffe ^enfen! 1 

„©er ©änger neigte ba 
©ein weip umlocfteS £mupt. 

,9ful)m bringt eS unb ©efaljren, 

SBenn man bie Sinber raubt 

©eS grimmen Seu’n! — ©icl leidster, 

Unb ob fie beipen unb fragen, 

Sa^en bie 3 un 9 en P^ fangen 
©er SBölfe unb ber wilben Safeen! 1 


Digitized by ^.ooQie 


15 


„6r fprad) e3 unb ocrneigte 
©ich nochmal3 oor bem tfjrone, 

Dann f^ritt er au3 ber £ade, 

©eleitet von feinem ©ohne. 

Setroffen flauten bie Reefen 
3h m lange nach unb fehmiegeu, 

©ie ließen unberührt 

Da3 3Ret^orn auf bem ‘tifdje liegen. 

„9ln $etel3 ©eite faß 
£>orant, ber füf)ne Degen, 

Dem Dänenlanbe bringt ber 
9113 Äönig 9luhm unb ©egen; 

©o ftarf roie er ift feiner, 

SBenn ©chroert unb ©d)i(b erflingen, 
©o ^eU tönt fein ©efaitg, 

9113 ob bie 9tad)tigatlen fingen. 

„Unb al3 nad) tanger ©tiHe 
£err Jpetcl nach i§m fd)aut, 

Da fpringt er auf. ,3ch ^ole 
9lu3 $rlanb bir bie ©raut, 

Daß fte bein eigen merbe, 

Da3 {jab’ id) mir gefchmoren! 

SBenn §agen fte bedielte, 

63 gingen oiele gelben nod) oerloren! 4 

„Unb al3 ber ©übroinb anbub, 

Die bunten ©egel ju fehroeden, 

Da roogte Äöitig §orant3 
ütteerbrache bureb bie SBetfen, 

63 trug ber fühne 9tecfe 
6ine3 $aufmann3 ©eroanbe, 

Daß man i^ti nid;t erfenne 
9luf bem fernen ^nfellanbe. 

„Unb al3 junt jmölften 9ttate 
Die ©terne erglommen maren, 

©inb bie bannen an 3rlanbs 
©rüne3 Ufer gefahren. 

Die ©urg be3 milben £agen 
Sag b^ter 2Bad unb ©raben, 

§o<b oben ftanb ber Dhunumart, 

63 flatterten um i^n 6ulen unb 9laben. 

„,£ei! 4 rief ba Äönig £orant, 

.34 ^«ttc nicht gebadet, 

Daß ju ©arjant ber Äönig 
©ein Äleinob fo ftreng bemacht! 

9lun gilt e3, au3jufinnen, 

3Bie mir e3 mohl erlangen, 

Denn leichter, al3 biefe Jungfrau, 
SBottt’ ich 8 roan si8 ®ären fangen! 4 

SS- 


- ft 

„3>ebt rathe, ma3 ber Äönig 
©on Dänemarf begann! 

9Jtit ©ürteln unb gotbnen SRingen 
£ub er §mnbcl an. 

9113 faum bie £önig3tochter 
©otcbe Äuitbe oernahm, 

©efehah e3, baß fte an’3 Ufer 
3ttit allen ihren SRaiben fam. 

„Unb al3 ihr £orant jeigte 
©efchmeibe mit ebten ©teinen, 

Da fprach er: ,baß ich Ö^ring fei, 

Da3 fodft bu §ohe nicht meinen! 

Cb ich a ucf) £>anbel treibe 

9Kit ©chmucf unb golbenen Gingen, 

£at ©raga mir hoch oerliehen, 

3ur §arfe manche3 Sieb $u ftngen! 

„ ,Unb roidft bu’3 heimlich hö rcn ' 

Du brauchft e3 nur ^u fagen, 

Dann roid ich oor bem ©djloffe 
Die golbtte £)arfe fchlagen. 

©enft erfi bie 9tacht hernieber 
3h^ bunfelnbe3 ©efieber, 

©or beinern genfer fteh 1 ich 
Unb ftnge rouitbemeue Sieber. 4 

„Die Königstochter fagte: 

.Dort mo bie Sinben ftehen, 

Siegt meine Kemenate, 

Du fannft ba3 Jenfter fehen; 

Dort mid id) beiner hfl^en 
Unb mid bid) ftngen hfl ren > 

Doch barfft bu nicht beit ©chlummer 
Der 9ttannen unb be3 Äönig3 flöten! 4 

„Der ©ommerabettb fam, 

Da hauchten in bie Suft 
Die Sinben vox bem ©djloffe 
3h«n milben Duft, 

63 fangen in ben 3n>eigen 
Die ©ögleitt ihre Sieber, 

Da fah oom ©ogenfenfter 

Da3 Äönig3finb jum Dhal h*™iebcr. 

„Unb tiefer fanf bie SRacht 
9luf ade3 Sanb h^tn. 

Die £itgel glimmten braußen 
3n ftlbernem ©odmonbfchein; 

Da barg $cxx £>orant ftch 
$n ber Sinben ©chatten, 

3nbeß nicht meit baoon 

Die Scannen ftch flelagert hflttat- 

-8 


Digitized by ^.ooQie 




16 


„Unb at§ er bic erflen Döne 
2ln$ub ju fingen, 

9Bie ©lodfentöne begannen 
Sie nad) oben ju bringen. 

Die ÄönigStodjter weinte 
Sor SBonne unb oor £eibe, 

Die Sögel flogen fjerju, 

Die §irf<$e Ijordjten auf ber SSeibe. 

„ ,grau 3Jiinne fliegt über bie gluren, 
Da ftngt bie Stadjtigaß, 

Da erblühen auf ifjren ©puren 
Die Stofen unb Steifen aß\ 

Da raunt eS unb raufet in ben Säumen, 
©3 flüfiert im 2lbenbwinb: 

©rmacfye aus beinen Dräumen, 

Du wunberlieblidjeS ÄönigSfinb! 


„ ,Die ©egel lieg i<$ fcfymeßen, 
glog ofjne Staft unb Stulj 1 
Durc^ SBogen unb milbe ffießen 
Dem S^tanbe ju. 

,3d) miß bir Sotfcfyaft bringen 
2lu3 fernem, fernem Sanb, 

Der Äönig oon Jpegetingen, 

§err ^SeteC roirbt um beine §anb! 

„,2BaS er erfe^nt, »erriet^ i$, 

Sin Äönig fo wie er, 

Dem Dänenoolfe gebiet idj 
Unb fjerrfdje über baS 2tteer. 

Stun l)ege in beinern Sinne 
ffiaS §etel bir entbot: 

(Sr miß in treuer SJtinne 
Dein eigen fein bis in ben Dob!‘ 


„Da war'S, bag aßgemaltig 
Der fügen Stimme Älang 
Der fjolben ßönigStocfyter 
Dief in bie Seele brang, 

Sie fonnt’ eS nicfyt ermeljren, 
@3 mar umfiricft iljr Sinn, 

Sie gab ftcfy, felig bebenb, 

Der wunberftarfen £ocfung fjin. 


(gortfefeung folgt.) 


Jtoniabins füllte. 

Sommer 1888. 


2113 an SteapelS Slütljenftranb 
Der lefcte Staufenfprog, 

©efäßt oon fcfynöber £enferSfyanb, 

©ein junges Slut oergog, 

Unb fiumrn in feiner Stitterfdjaar 
Si<§ baßte mand)e gauft, 

Äam jäfj ein f<§marjbefd)wingter 2lar 
2lu3 Süften fjergebrauft, 

Der bur<§ be3 Jünglings rauctyenb Slut 
Die breite Schwinge jog 
Unb triefenb oon ber eblen glutfy 
®en Storben langfam flog. 

Dort freift 1 er um be3 Staufens £ö^ 
Dreimal in weitem Siunb 
Unb tfjät ba3 ungeheure 3öe§ 

2113 DobeSbote funb. 


Dreimal in bleicher SJtonbennadfyt 
©rflang fein l)ofyter Schrei: 
„©ebrodjen ift beS SteidjeS üftadfjt, 
Der Staufen Stern oorbei!" 

Serfauft woljl ftnb fed)3ljunbert ^afyr, 
DaS 2£efy ift nie oerfauft, 

Da, fielje, fommt ein junger 2tar 
Som Storben fyergebrauft, 

Der ju beS SübenS ^auberlanb 
Die ftoljen glüge leitft 
Unb an SteapelS Slüt^enftranb 
Die breiten Schwingen fenft. 

Dort fte^t ein junges Äaiferblut, 

©in blonbet* 3oßernfo§n, 

$od) brauft um iljn wie 9KeereSflut^ 
DeS SolfeS ;3ubelton. 


Digitized by ^.ooQie 





17 


(Sr führte fein gefjarnifdjt §eer 
£erab bie Sllpenmanb, 

griebefürft nerfnotigt er 
Der ©ölfer ©ruberbanb. 

Äein finftrer Stnjou brütet Dttorb 
Dem Deutfdjen, ben er fyaßt, 

97eiu, ©ruberfuß unb greunbeSroort 
(Smpfängt beit eblen ©aft — 


- 

37uit bleicher (Statten ßonrabin, 

©teig frieblid) in bie ©ruft, 

Du bift gefügt, bie ©(tymadjj ift fjin, 
©ereinigt glänzt bie £uft. 

©ie, ber bu fdjufft fo bittern ©<$mer$, — 
9?un biefen lag fte fal), 

©etroftet ift ifjr SRutterfyerj: 

©lücfauf, ©ermania! 


Du aber fpanit bein glügelpaar 
®en Dtorben fveubig aus 
Unb bring, o junger Äaiferaar, 
Die fro^e ©oft nac§ £>auS! 


<£arf Ö»erol. 


Genien. 

(1789-1889.) 

©S Ijat rnid) immer gemunbert: 
3(aljrtaufenbe mährte bie ©flaoerei, 
Unb erft feit einem 3°^ r ^ uni)crt . 
©inb mir beiläufig frei. 


3(n SRußlanb aber unb in ber Dürfei 
©inb nur ber (Sjar unb ber ©ultan frei, 
Unb fef)lt an tyrern ßleib ein Änopf, 

Dem ©cfyneiber roacfelt fcfyon ber Äopf. 


Die 3[ugenb roiegt fi<$ in ber 3ufunft Dränmen, 
Da§ Stlter lebt in ber ©ergangenljeit, 

Die ©egenroart ift ba, fte ju üerfaumen, 

Unb fo oerge^t bie liebe fcfyöne 3 c ü* 


Demofrit, ber tacfyenbe, 

©idfy aus 97id)tS roaS macfyenbe, 

^eraflit, ber meinenbe, 

2lUeS ©ein oerneinenbe — 
golg 1 id? jenem Optimiften? 

Ober biefem Dti^ilijten? 

©eiber Sehren gilt'S nereinen: 

Sadijenb meinen, 
ffieinenb lachen 

3u ber SBclt oerfefyrten ©ad^en! 

fbttarb v*u &a*emft(b. 


■ Digitized by ^.ooQie 




18 




©eitn ein neues Bahr 5 U kben 
Sir befdjeert nmrb, 
grag nicht, ttmS bir brin gegeben, 
©aS oerroehrt nmrb? 

2ttan<heS nmrb bir eingegoffen, 
©aS erfreulich: 

grag nur, ob bu’S recht genoffen 
Unb getreulich! 


Shoren für ben Surft bebürfen 
©anjer SBecher — 

SropfenroeiS mit 9lnbacht fchlürfen, 
üttacht ben 3 ec hcr! 

Kleber Sropf birgt allen ©eines 
Suft unb ©üfjen — 

©lücf hat, n>er gelernt hat, feinet 
3u genießen! 


9?ur hoch beit Äopf gefeilt 
Unb fühlt begehren! 

©aS fi<h nicht felbcr fchäfct, 
Äomntt nicht $u @h rcn - 


Kenn bu mit ©arten bangft, 
Sleibft bu alleine — 

©aS bu mit @ntft oerlangft, 

3ft ha^ fdhon beiite. 

SFtcfor Stfäffgen. 


Pietricft pon $ern. 

O roeh! nun geht jtt ©nbe 
Sie herrliche §clbenjeit, 

©ir ftehn an fchlimmer ©enbe, 

©erpönt ift Äampf unb Streit, 
sticht prallt mehr ©<hilb an ©chilbe 
■äftit bröhnenber 9lUgeroatt, 

©ie beten junt 5h r if* u 3&ilbe, 

Sic ©eit roarb froftig unb falt; 

Srunt auf, mein 9fof$, mit ftampfeitbeitt £uif 
Älintme hinan ben fteilen ©efuo, 

Bn glommen, bie lobernb glühen, 

Ser froftigen ©eit ju entfliehen. 

Sftich felbft hat Sllter erlauert, 

SaS 9ttarf uns raubt unb 9Jhith, 

2fteiit $aupt trägt gatten, mich fd^auert, 

Unb träger fließt mein ©lut; 

B$ aber, ich ntag'S nicht leiben, 

Sa§ Ära ft um Äraft mir ftirbt, 

2BiÖ brunt oon hinnen feheiben, 

@h’ iob mich gaitj oerbirbt; 

Srunt fchtteller, mein Stoß, hinan ben $anfy 
Äaum tönt noch h c ™uf ber ©eilen ©efang, 
5fuS glommen, in bie mir ftnfen, 

©oll’n neue§ Seben mir trinfen. 

Sie glamme roirb oerjehren, 

©aS an unS fterblich mar, 

Bn Sletherhöhen fehren 
©ir rafch für intmerbar, 


Digitized by ^.ooQie 



19 


i 


Ob ©Rotten l)in unb ©rüfte 
Unb niebern 3ftenfd)entrofj 
®urc§fauf id) im glug bie Süfte 
2ftit bir, mein ©eifterrofj; 

©d)on ift erreicht be§ &rater§ 9tanb; 

Sftun eilig fyinab in ben loljeitbeu Sranb! 

9Bic mollig bie glömmen ring§ meben! 
s Jhtn bin idj entronnen bem Seben. 

_ jlffierf 3Rdfer. 


cSeßenöllimmunfl. 

Gin leucfytenb ©ternbilb, roanbelloS unb Ijeljr, 

Grfd&ien bem ©riedbenoolf be3 9tuljme§ Slinfett; — 
$eut loiffeit mir: in eroiger 9tacfyt oerfinfen 
Ginft ©{jafefpear felbft, 23eetljouen unb §omer. 

3n ber ©ebanfen fturmburcfyroüf)ltem 9tteer 

©aljn mir, roie mübe ©djmalben, längft ertrinfen 
®ie Änabenträume, bie fo lieblich minfen, 

®o(§ bünft unö brum bie 3Belt nid^t freubenleer. 

®lei(§ einem Leiter, ber mit milben SRofen 
©idfy fcfymücft ba3 jpelmbad) int ®orübertraben, 
2Bcnn flü<$tig fetymeigt ber ©c^lad^ten grimmeS iofen: 

©o pflüefen lädjelnb mir al3 £)immel3gaben 
®er ©djönf)eit ®lütf)en un§, bie bauerlofen, 

3m neuem Äampf bie ©eelen un§ ju laben . . . 

_ StetnQofb 


cäießeoßiief. 


3Bel($ böfer 3auberbann ocrfdjlofc, 
©eliebteS Äinb, ntn fernen Ort 
■äftir beincr Sippen trouten Äeld), 

®a{$ ifytn entquillt fein einzig 22ort? 

Gntraffte beiner ©eele rooljl 
Gin 2llb ber ©pracfye golbiten £ort, 
®afj bu bem greuub fein SRinglein tnefjr 
3u fd^miebert fyaft, fein eiitjig SBort? 


2Bie fic§ uoit 9leol§ljarfen löft 
Sßeitfjingetragen ein 9lccorb, 

©o mürbe mid) bein lieber ®ru§ 
Grquicfen, fo ein einzig SBort. 

9ttit frifcfyem, füljlem 3BctIciifd^lag 
Sefpülte mir'3 ber ©eele ©orb, 

Unb tnufenb ®(utnen mürben blüljn 
Sen^buftig auf ein einjig fflort. 


©leid) einem 3SogIcin miege bidfy 
$n fjeüer ©ommerfreube bort; 

®odj fdfyming’ bie geber au<§ für mi<$ 

Unb fdfyreib 1 mir — nur ein einzig SGBort I 

- SSityefm i>enjen. 


Digitized by ^.ooQie 




20 


'ptfoe 'gtoleti. 

3$ ging im ©alb an frönen S^nitagen, 

$)a fa$ id) einen SBirnbaum oor mir ragen 
SJtit feinen Steigen ftolj unb bunfelgrün. 

®od), meid) 1 ein ©unber! Stafje feinem ©ipfel 
Slu3 feinem Saub, bidjt unter feinem ©ipfel, 

S)a fal) i<§ ljunbert roilbe Stofen blüfjn. 

%d) trat fyinju, ba3 Staffel ju ergrünben, 

Unb feltfam ift e3, ma§ id) mufc oerfünben 
Unb mae id) bovt nac§ langem Suchen fanb: 

Slu§ ®orngeftntpp Farn eine fcfylanfe Stutfje, 

®ie f)in unb Ijer mit ungebeugtem SJtutfje 
©id) burd) be3 93aume3 Slefte aufwärts roanb. 

Unb mar e3 au<§ in ginfternife geboren — 

$>a§ fleine 3^ei§ ^at nicfyt ben SJtutlj oerloren, 

©3 ftrebet tapfer auf jum golbnen Sid)t, 

©3 taftet fid) empor mit grünem ginger 
Unb breljt unb menbet fid) in feinem 3 ro mg er 
Unb fudjt unb Ijarrt unb fyofft unb jaget nic^t. 

O gebe ©ott bod) willen, bie ba ftreben, 

©id) auö ber ginfternifj an’3 fiie^t ju lieben, 

©in gut ©ebeil)n für reblicfyeS Semüljn, 

Unb gRuty unb firaft unb freubigeS Vertrauen, 

®amit auefy fte be§ Siegel ©tunbe flauen, 

®amit au<§ il)re Stofen enbli<$ blül)n! 

<$eiitrt<f $etbef. 


8m ? 

®urcfy be§ $arf§ oerfdjlungne ©ege 
SBanbl’ ity einfam meine ®al>nen, 

Scber Strauß miß im ©eljege, 

Seber ©tein auf moof’gem ©tege 
Siebfter, mic^ an bi<$ gemahnen. 

S)urd^ bie fonniggrüne ©eite 
©inb mir Seibe oft gekritten, 

Siebe ging un$ frol) jur ©eite, 

©lüdf mar unfer ©eggeleite, 
greube folgte unfern Stritten. 

3ebe§ Slütt^en in ben 3 roc ^9 en 
Unb ber Sann, ber lic§tburdbglül)te, 

Unb ber galter bunter Steigen, 

2We3 fetyien nur un§ ju eigen, 

Seber £alm unb jebe Slüt^e. 


ai i 

Unb mir flauten glüdfoerfunfcn 
3fn bie ©eit, bie glanjum^üüte, 

Unb mir füllten monnetrunfen, 

©ie ber Siebe ©otte^funfen 
Sille Äreatur erfüllte. — 

®urdb be§ $ar!§ oerfd^lungne ©ege 
©anbP id) einfam meine ®al)nen, 
Seber Strauß miß im ©eljegc, 

Kleber ©tein auf moof’gem Stege 
Sin entfd)munbne§ ®lü<f mid) mahnen. 

£>od) ber Hoffnung golbner Stimmer 
Älärt ben Slidf, ben fel)nfud)t3feu($ten, 
£>enn bie Siebe fcfyroinbet nimmer 
Unb gefegnet bleibt ®er immer, 

$)en gemeint i§r #immet&teuc$ten. 

_ jtuua SMgt* 


Digitized by ^.ooQie 



21 


^fmsausfdjtetßett. 


hiermit fepen wir einen ^ßreiS non 

100 ISRarft für eine jgaffabe, 

einen $reiS non 

100 5®arft für ei« rein f^rif^es $ebi<$t, 

unb einen ^ßrciS non 

100 ^Rarft ffitf ein ^ttworißif^es gebiet 

aus. 


DaS ^reiSridjteramt vermalten bie Herren: 


<JUrf $erot, 
9Tat(iit «reif, 
yatif £ettt}f, 


^teronpottts £ox w 

unb 

7riit| $t»if jtt ^^önai^-^arofa^. 


ß c b t n 3 u n $ c tt: 

1. Jebem Bewerber ift nur eine einmalige ©infenbung geftattet. 

2. Keine @iufenbung barf mehr als je ein noch nicht veröffentlichtes @ebid)t ber obigen 
brei Dichtungsgattungen enthalten. 

3. 3eber ^Beitrag ift auf ein SMatt Rapier befonberS 31t fehreiben. 

4. Die (Schichte jeber (Hnfenbung haben ein glcichlautenbeS Wotto ju tragen, meines fich 
jtugleich auf ber aufjenfeite eines verfchloffen beiiulegenben (JouvertS befmben mufj, baS 
warnen unb genaue Sbreffe beS ÖinfeitberS enthalt. 

5. Die ßinfeubungen miiifen fpäteftenS bis JO. December b. 3-tu utiferen £änben fein. 

6. fybex ©infenber, melier feine etroa nicht preiSgefrönten, bc^. nicht jum Slbbrucf beftimmten 
(Schichte oon unS niriicfjuerhalten miinfeht, hat — in Gxmägung biefer 3JiöglichFeit — 
im Voraus einen be3Üghcheu 23ermerF auf ber ftufjenfeite-beS (EouvertS, toelcheS 
baS Sttotto trägt, an3ubringen, foroie baS erforberliche SJtücfporto im ($ouoert felbft bei= 

gufchliefeen. 

Die SRcbaction beS „Dcutfdjen Dichterheim" beabfichtigt, neben ben preisgefrönten 

auch bie beften nicht preisgefrönten (Sebichte im „Deutzen Dichterbeim" 311m Slbbrucf 311 

bringen, unb behält fleh beShalb baS 9?ecf)t oor, nach SBeFanntgabe beS (£rgebniffeS beS 

^reiSauSfchreibeuS bie (SouvertS mit ben tarnen ber Sücroerbcr 311 offnen. 


hiermit fefcen mir ferner 


für 

aus. 


jtoei greife, jeben int betragt non 150 ^Sarft, 
jwet ^enUTefons 


Der Suhalt ber Arbeiten ift auSfchlie&lich auf folgcnbe 0toffgebiete befchränft: 

1. Me kann bie Didjtnng bem häuslichen Ceben bes Volkes näher gebracht »erben? 

2. Die nene Citteratnrflrömnng nnb ihre ßebentnng. 

3. Welche DerpfHdjtnngen hat ber Staat ber fthbnen Ciiteratur gegenüber nnb roie kommt er ben- 
felben nadj? 

4. Jtoefic nnb btatnrmilfenfdjaft. 

5. tDie oerhält (ich bie Ötogner’fchf fconbichiung ju ben hbthflen Äefehen ber bramatifchcn Innß? 


DaS ^reiSrichteramt vermalten bie Herren: 

Heinrich Stunhcwpf, 

Slttboff QottU, 

£tittri$ £arf, 


3&a* <£ctf0ecft 


unb 

Jif&erf Motftx. 


Digitized by ^.ooQie 




22 


«“ 


a 


flebingungen: 


1. Veioerber ift bie Vetheiligung mit nur einer Einfenbung geftattet. 

2. $)er Umfang biefer Arbeit foß ben 9taum non fed&S £rudfjeiten beS „$>eutfd;en $>id)ter= 
heim" womöglich nicht iiberfchreiteu. 

3. 4)ie Arbeit ^at ein ßttotto 31 t tragen, welches pdf) auch auf ber Aupcnfeite eines oer= 
fdjloffen beigidegenbeu EouoertS bepiibcn mu®, baS tarnen unb genaue Abreffe beS Eim 
fenberS enthalten mufj. 

4. £ie Einfenbungen muffen ipäteftenS bis 5. Januar 1890 in uuferen §änben fein. 

5. gfir etwa erroünfehte Jtiidjenbung gelten bie oben unter 5. bei ben Vebiugungen beS 
poetifchen JPreiSauSfchreibenS näher be$eid)neten Vorfchviften. 

Vc 3 Üglich nicht preisgefrönter, aber jum Abbrucf für baS „'Ceutfdje $)ichterl)eim" ge* 
eigneter Arbeiten bcl)ält fid^ bie D^ebaction oor, fidj mit ben Verfaffern gu oerftänbigen. 

©oflten bie greife in Ermangelung preiSrourbiger Einjenbuugen nicht ober bod) nur 
theilweife jur Verkeilung gelangen, io fließen bie Beträge für ben be^. für bie nicht jur AuS- 
ga^lung fommenben greife ber ©chiilerftiftung 311 unb jwar unter Vorbehalt ber auSfchliefc 
licken Verroenbung für beutfd^e dichter. 

ßttit bem SBunfche, bajj unter ben bieSmal fo roefentüch erleichterten Vebiugungen 
baS ^3reiSauSfchreiben 311 einem erfreulichen Ergebnis führen möge, laben mir ^ierburdh 3 U 
reger Vetheiligung ergebenft ein. 

3>i t ^Uboctiou unb ^erraflsljattbfmtg bcs „Ventfätn J>td[ifrtl}etm“. 



£ie bieSjäl)riae £auptoerfammlung beS 
Deutschen Schriftsteller-Verbamies wirb am 
21., 22 . unb 23. ©eptember in granffurt a. Vt. 
abge()altcn. 

- * 

Fanny Lewald, geb. in Königsberg am 
24. ßftära 1811, ift am 4. Auguft in £reSben 
geftorben. 

- * -- 

Ernst von Wildenbruch mürbe ooni Kaifer 
granj Jofeph burch Verleihung beS OrbcnS 
ber Eifernen Krone ausgezeichnet. 

*- 

Jm Verlag oon ©. ©dfjottlänber in VreS- 
lau roerben in ben nädjften Soeben folgenbe 
intereffante ffteuigfeiten *ur Veröffentlichung 
gelangen: „Tde Xochter JtübemhlS." Girofjer 
hiflonfcher Vornan oon Rudolf von Gott¬ 
schall. — „grühlingSftimmen." Eine 9to? 
oeßenfammlung oon Otto Roquette. — „ Jm 
gieber," ßtooeße oon Paul Lindau. 


P. K. Rosegger läfet bemnächfl eine neue Er= 
jählung „ßftartin ber Vtaun" bei 31. £art= 
leben in Sien erfcheinen. 


Von Heinrich Kruse’s „©eegef deichten" 
gelangt foeben bie „Zweite ©ammtung" jur 
Ausgabe; glcid; 3 eitig erfcheiitt eine 2 . Auflage 
ber Erpen ©ammlung. (J. Eh Eotta, ©tutt= 
gart.) - 4 c -- 


Ernst Eckstein hat einen neuen Montan 
„Gamißa" ooßenbet, meld^er Vtitte Octobcr 
b. J. bei E. Ütteijmer in Leipzig erfcheinen 
wirb. 


Von Theodor Fontane’s „Eebidjteu" ers 
fd^ciut in Kiirge eine britte, oermehrte Auf* 
läge. 

- * - 

Von Konrad Telmann erfd^eint bemnachft 
bei J. E. VrunS in Vtinben i. S. eine gmeD 
bänbige ©ammlung ^©izilianifchc EJefchich- 
tcn". 


Eine „Öfter-, Vfingfh, 2öeihnachtS= unb 
ßteujahrSgefchichtc" läpt Wilhelm Raabe 
unter bem Sitel „£>er Car" bei Eh Seftcr= 
manu in Vraunfchweig erfcheinen. 


Ludwig Anzengrubers neues VolfSfcham 
fpiel „$er gled auf ber Ehr" erfdjien foeben 
im Verlage oon E. ^ierfon in Bresben. 


£er Eeneralbirector beS Kgl. £oftheaterS 
unb ber Kgl. mufifalifchen Kapeße in 3>re8= 
ben, 9?eicf)Sgraf Julius von Platen-Haller- 
imind, ift in SDreSbcn plö^lich am ©chlags 
ßup oerfchieben. — Ueber bie Sahl feines 
Amtsnachfolgers ift noch nicht entfehieben. 


ö- 


Digitized by 


Google 









23 



BMtlmmangen TO« allgemeiner Geltung. Jede Einsendung, Ober deren er. Verwendung Aus¬ 
kunft gewflnacht wird, muss deutlich und mit nicht zu blasser Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder 
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf 
enthalten. Briefliche Kritik ertbeilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Autwort- 
schreiben und Rücksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. 30 Kr., 60 Cts. etc.) 
nebst adressirtem Couvert beisufügen. Bei Einsendungen, welche an dieser Stelle Erledigung finden 
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Qedichte überhaupt uioht, grossere 
Ai beiten aber nur dann zurücksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Örigi nalbeitr&ge acceptirt. 


R. P. in A—n. £übfdj gemacht, aber bie 
Verfonification ift 311 fefjr in ’8 (Einzelne auä* 
geführt, fo baf? ber Schlufj barocf erfcheint. 
ASenben Sie fid) be^ufö Gommifftonöoerlageä 
an bie feljr rührige Berlagsbuchhanblung 
non (*. Vierion in dre§ben=A. 

Dr. L. M. in B—au. 3 hritt fjumoriftijdjem 
Sone gemalter Borfdjlag ift fcfjon non einem 
AefthettFer ganz im Grnftc norgcbrad^t morbcn. 
(^uftao $l)eoboc geeiter mir ft in feiner „Vor* 
idjfnle ber AcfthetiF" (Leipzig 1876 , 2 Bbe.) 
bie grage auf, ob eS möglich jei, nach Art 
bc§ BänFelfangö burdj bie Vcibiubung fünft« 
lerijch roerthoofler Malerei mit poetijdj unb 
gejanglid) mirFuugSooÜer Begleitung reinen 
tfunftgeuuf} zu erzielen. die Sadje mürbe 
iubefi bod) immer etroaö (JnroungeneS fyaben, 
ba bie Malerei auf bie Voefie unb bie Voefie 
auf bie Malerei NiicFficht nehmen müjjtß 1111b 
beibe fünfte ftc^ beSfyalb in einem Abhängig: 
Feitöoerbältnip bcfiuben mürben. doch Fante 
e 8 auf einen Berfuch an. 

D. V. in B—11. Sie ftarf unfer Blatt 
bei 3 u f ammen f <c ^ lui g neucr Anthologien be; 
nufct mirb, baoon Founten mir unö jefct 
mieber überzeugen, ilnfcr Herausgeber, ber 
mit ber Neubearbeitung einer weit nerbreiteten 
Anthologie befchäftigt ift, h Qt in beu ner= 
fdjiebenften «Sammlungen persönliche Be= 
fannte, bem „deutfehen dichterheint" entlehnte 
©ebiehte, oorgefitnben. dergleichen raerben 


unfere Beiträge in 3*itungen fehr häuft* mit 
CueÜeuangabe nachgebrucft. 

R. 8 . in T—n. AüerbingS, beibe Ntit- 
glieber ber Nebaction unfereö Blattes gehören 
bem „deutfehen Schriftfteüeroerbanbe* an. 
der Börfenoerein ber „deutjehen Buchhäitb= 
ler", beffcit Üttitglieb unfer Herausgeber gleich' 
faür ift, befipt Fein Scf)ieb3gericht. 

K. L. in B—au „Jm 0. P. in 

W—ch „Auf bem tfönigöfee"; A. B. in P —11 
„BierFlee unb ©liitf"; R. D. in M—n 
„Herbftbeginn"; H. v. P. in G-d „®olbne 
Brücfe"; R. S. in Z—au „Aöeihnachtälieb". 
Angenommen! 

VV. P. in W—m (nicht ftimmungöoofl ge= 
nug); C. v. D. in M—n ttub G. P. in S—n 
(inhaltlich 311 roenig eigenartig); G. B. in 
D—g; E. G. in I \—0 (nicht bezeid)nenb für 
ben Herbft); P. S. in K—g (getnadjt); T. 
R. in W—tz (miffen Sie gar Feinen attbern 
CMegenftanb air ?iebe?); F. E. in B—n (mir 
erroarteu gerne Anbeics); C. M. in II—f 
(Sie jchroelgen ja förmlich in Blut unb 
trauen); J. B. in B—g (nicht ohne An* 
läge, aber nach gorm unb Snbalt noch zu 
regellos). Dankend abgelennt! 

F. B. in A —n. BJie roofleit Sie 3h« 
Schulbeit (Goethe unb H e ^ ne gegenüber ab* 
tragen, ba Sie bei biefen fo ftarFe Anleihen 
machen? Streben Sie nach felbftftänbigercr 
(^eftaltung! 


(6d)Iu6 brr Stebaction blcfcr 'Jiummcr: 31. Huguft 1889.) 


8n(jaftsoerjeid)m&. 

Grbiditr Don Rabolf von 6ottfd)otl. ttHlljrlm 3rnfrn, Ülortin Ärrif, 3trpban JRUom, Grnft von IDUbrn- 
brsdi, A. drffrl, J). fl. Rofrocirr, Älnr Salbrtk, tjrinrid) flrnfr, Jrlrbrldj fiobrnftrbt, Jrttbriib dpirlbatirn, fisrl 
•rrok, €baarb non fiaarrnfrlb, Rirtor fllBtbgrn, Albrrt ÜlBfrr, Rrinbclb Jndjs, iRiibrim firnen, tjrinridj Sribel 
unb Anno Ooigt. — Rrbrr bat 6rU)iAtlfar In brr DiAtnnn. ©on Jrlir Dnbn. — (Sine Didjtnng bn Cinbrits- 
kampfrs. ©011 Albrrt Jnnftr. — Wir fdiolft brr fiflnfllrr nno wir toirht feine 3d)Bpfnno? öu« bem äfttgtifeben 
2^eiU ber „3)<utf(fien ©oetlt", bearbeitet Don Pnnl flrinjr unb Rabolf «oette. — «nnljilb. (£in ^elbcngebicbt 
Don fbnflon ftoflropp. — Prriiansfibrribrn. — t’ittrrotnr nnb Rnnft. — Crieffd^alter. — 

MT 3U<$bru<ft nur unter genauer ^ueffenangaöe gebattet. 


BefteQungeu fiub gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’e Verlag), ©infenbungeu 
an bie Redactlon des „Deutschen Dichterhelm 44 in Dresden-Striesen. 311 (Sommiffioti: 
Trub’sche Buchhandlung (A. Schmittner) in Zürich unb L Steiger k Cie. in New-York. 


Digitized by ^.ooQie 






21 


S?- 55 


'Qittfexe 'Qiete 

Ija&en roir fdjon fo häufig bargelegt, bafj roir jcpt bei ber (Eröffnung be3 geinten 3 a $ r 9 QU 9 ä 
un§ Furg faffen Fönnen. 2Bir haben un§ ftetS beftrebt, eine < Ticf)tFunft ju fbrbcrit, roeldje nt 
53egiebung ftefyt gu ben triebFräftigen 2ftäd)ten.be3 Gebens, roelc^e bcn Ö^eifl ber 3*it {einem 
?7Fecf)te Fotnmen läßt unb bie auf einem gcfunben ^SirFIid^Feitöfiniie beruht. 2öcnn in ber 
Pitteratur ber lebten 3 af)« neue Strömungen mib jtunftan{d)amingeu gu Sage getreten finb, 
{o fjaben roir benfelbcn FeineSroegS t^eilnagmlod gegenüber aeftanben unb roerbcn aucf) ferner 
ba^in ftreben, alle lebenSFräftigen drfd&einungen be§ ©d)rtfttf)um3 in unferm Platte gur 
(Geltung Fommen gu laffen. 

Sir eröffnen ben 3<*l)rg<nt9 nad) $oHcnbung beS „$olFram8liebe3" mit Jtaftroppä 
neuer $)id)tung „@unl)ilb* in ber Hoffnung, baß aud) biefcS (*po3 eine gleid) freunbhd^e 
unb aüfeitig anerFennenbe Slufnafyme finbeit möge roie bie ( 9 roffe’fd)e Dichtung. Str er= 
roä^nen gerbet, bafj „<$unlpilb" int laufcnbett 3 a *> r 9 ail 9 »nbebingt gutn 5lbfdjluß ge= 
langen roirb. 

gür biefen 3 «^gang befifcen roir ferner, beg. fxnb un§ bereits gugefagt Beiträge in 
^oefte unb s ^ro{a oott: Alerte Aar, ©erwarb von Atmjnlor, ©biiarb mk Bauern feto, Anguß 
ßttktij Pieter Blutigen, /riebrid) non ßobcnßebt, fleinrid) ßnlfljanpt, ielir ialjn, ©eorg ©ber*, 
/rirbrtd) iriebrid), CD. /. ©enfidjen, Barl ©erok, Hubolf non ©oft all, Ülarttn ©reif, 3nlin* 
©reffe, Hane ©rotlj, fleinrid) flnrt, 3nline fjnrt, ttHUjelni IJenjen, iatie fertig, /ran; ijirfdj, 
IDUijelm 3enfcn, 4Rar fialbrdi, ijeinrid) firnfr, Dellen ireiljerr non Ciliencron, Hermann Cingg, 
Hicrontjmns form, Sfepljai Btilotn, Albert Äoefer, 3oljnnnrs JJrölf ; p. I. Hofegger, prin; 
©mil ;n Sdjönaidj-Äarolatlj, ^rinrid) Seibel, Anguß Bilberßein, /riebrtd) Spieltagen, Abolf Stern, 
3ttline Storni, lenrab ©clmann, fleinridj Pierorbt, Hebert fltolbntnller-Dubof, €rnß non HJilben* 
brudj, Hart tDoermann, ^einridj 3eife unb Hart Jettet. 

3ungen Talenten roerben roir nad) roie oor gern entgegenFomnten, iljre Ginfenbungeit 
forgfältig unb oorurt^eilSloS prüfen unb alles (^ebiegene unb bidjterifdj Sert^noUe ohne 21m 
fe^en ber ^erfon gum 2lbbrucF bringen, diejenigen, benen e§ um einge^enbere 3?eurtljeilung 
tfjrer eingelieferten Arbeiten gu tl)un ijt, nerroeijett roir auf unfere „^eftimmungen oon aU* 
gemeiner Geltung". Sir geben gum ©djlufe ber Hoffnung 3luSbrudf, bafe gutn frommen 
ber ©adje, ber rotr bienen, uitfer $5latt roie bisher aßfeitige Unterftii^nng finben möge. 3 n 
biefem (glauben beginnen roir mit frifdjem ßNutfje ben geinten 3 al)rgang, unb entbieten 
allen benen, roeldje beut ©djafjen beS bentfe^en dic^terS roarme Sljcünafyme fc^ettFett, unfern 
F>erglid^en ©ruft. 

Jt t Stebadion« 


m- 


IO Mark Deutsche Oicliter. ,o iäark. 

1000 Gedichte mit über 200 Illustrationen der borühmteston Meister. 32 Bogen Grossquart und 
16 Vollbilder blau Stahldruck, berausgegeben von Dr. I'r. Büttner PlUnner ZU Thal. 

Im Originalprachtband und Kaiserprachtband auf Atlas in alleu Buchhandlungen voiräthig, 
sovrie direct zu beziehen durch den Verlag mm Greifen* Leipzig* Thalstrasse 3. 

Für die in Vorbereitung bef. III. Aufl. ersuchen wir hbflichst diejenigen Autoren, die noch 
nicht darin vertreten aind, um Ucberlassung von Gedichtsamml. und Gedichten zur Auswahl. D. O. 


35 


-Sä 



1 


Verlag der Schulzeachen Hofbuchhand¬ 
lung (A. Schwartz) in Oldenburg. 

Es erschien iu zweiter Auflage: 

Liederborn. 

6edichte von Emma Croon* Mayer. 

Eleg. geb. mit G. 4 Jt brosch. 3 Jt. 

Emil Rittersbaus urtheilt Uber die Dich¬ 
terin der vorliegenden Sammlung, welche 
ebenso durch di«! günstigsten Urtheile der 
Presse hervorgehoben wurde: „Ich verehre 
in EmmaCroon-Mayer eine Tochter Apollos, 
die Lieder gedichtet, welche an Innigkeit 
und Schönheit dem Besten zur Seite zu 
stellen, was überhaupt im Bereiche der 
Familicnpocsie geschaffen worden.“ 




@cbicgette§ 

3m ©erläge oon 6e0rntrr üaatier in ^ranft- 
y fnrt a. |6. tft crfdjtcnen uttb burc^ alle 
0 banblunflen ju beiieben: 


^fodientöne. 


6 e i ft I i d) e b i cb t u n g e n 

Don 

Julius SDinflcmivtr), 

Cberpfarrer in Homburg b. b. 
PradiilnniD mit ©o^fdinitt. preis Jt 5.—. 
„3>tefe tiefe nt pfuttbenen, form: 
. „j djonen, geift lieben Stimmung«: 

ii „bilbcr Poll cbler ÖUauben«f reu big: 

u „feit“, 

a mic ber „©ajar“ obige Dichtungen nennt, mer: 
v ben Pott ber gefatnmtcn ©reffe alo uutrbigcs 
<f»ef(DenR6ucD empfohlen. j 


is. 


.38 


Digitized by ^.ooQie 






f'a’W/rw' 


Im Unterzeichneten Verlage erschienen soeben: 

Geschichte der deutschen Litteratur 

von Goethe’8 Tode bis zur Gegenwart. 

(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1888.) 

Von Paul Heinze und Rudolf Goette. 

Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszagen von H. von Kleist, 
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, Th. Storni, R Ha- 
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch. 

Preis: brosch. 6 Mk. v eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 RAk. 50 Pf. 

Das VolkramsliecL 

Ein Sang aus unseren Tagen. 

Von Julius Grosse. 

18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Marie. 
Dieses Epos, welches der Verfasser selbst als das Hauptwerk seines Lebens 
bezeichnete, entrollt in gewaltigen Zügen die Entwickelung des deutschen Volkes 
zu seiner heutigen Macht und Grösse während des letzten Vierteljahrhunderts, 
indem es den Helden Erwin Volkram mitten in den Strudel der Zeitbegebnisse 
hineinstellt. __ 


Bereits früher erschienen: 

Stimmen aus dem deutschen Dichterwalde. 

Ein Musenalmanach für das deutsche Haus. 

Herausgegeben von 

Alfred Heinze und Paul Heinze. 

Originalprachtband mit Goldschnitt und dem Portrait Carmen Sylva’s (Königin 
Elisabeth von Rumänien). 

18 Bogen, 8°. Preis: eleg. geb. 4 Mark. 

Unter zahlreichen glänzenden Besprechungen heben wir hervor diejenige von Klaus Groth 
in der Gegenwart: „Die Herausgeber haben mit Kennerblick eine Sammlung ausgewählt, die, 
mit einigen Ausnahmen, auch zur Zeit uuserer klassischen Poetic unter Schillers und Goethes 
logen Anerkennung wfirde gefunden haben. Es finden sich wahre Melsterstficke formaler 
Vollendung in unserem Musenalmanach.“ 

Gedichte von Reinhold Fuchs. 

II Bogen, 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 3 Mark 60 P£ 

Diese dem Grafen Schack gewidmete Sammlung des bereits mehrfach preis¬ 
gekrönten Dichters zeichnet sien durch Gedankentiefe und blendende Formen¬ 
schönheit in gleichem Maasse ans. 

Dresden-Striesen, September 1889. Paal Heinzens Verlag. 



1 

\ 












J 

R 











3 

1 


Hochsommer. 

Gedichte von A. Lesohivo. — Eleg. geb. m. Gold 4 50 \ 

Post: In diesen Gedichten spricht sich neben leidenschaftlicher Gluth eine nicht gewöhnliche 

Tiefe der Empfindung aus. Dem Adel der Form und dem hie und da fast berauschenden 

Schwung der Sprache entspricht ein seltener Reichthum der Gedanken . . Blätter für 

llter. Unterhaltung: Jede Seelcnstimmung, deren ein gesunder, kraftvoller Geist fähig ist, findet 

in den formschönen Liedern ein harmonisches Echo.. Alles was die Dichterin sagt, ist von 

Begeisterung getragen ftlr das SchOne, Grosse, Gute., nickt gekünstelt, nicht gemacht, und 

darum nie matt, halt- oder inhaltlos.. 

Liebe und Leidenschaft. 

Eine phantastische Dichtung von A. Leschlvo. — Ele^. geb. m. Gold 3 M. 

Rhein* (tarier: Das Buch ist mit hoher Begeisteruug und poetischem Schwung geschrieben 
und giebt zum Denken reichen Anlass. ....... Archiv: Obwohl das Thema hooh lyrisch, hält 

sich das Gedicht doch ron allem 8assliehen und Phrasenhaften fern. Neue poetische 

Blätter: Der Leser muss sich in die phantastische Welt hinciuleben, um den ganzen Reiz dieser 
dichterischen Verkörperung seelischer Vorgänge, die farbenreiche Lebendigkeit und dramatische 
Anaokauliehkeit der Darstellung und die Tiefe der psychologischen Auffassung zur Gecttge an- 

anerkennen . Hin8torfTsche Hofbuchhandlunfl. Verlagsconto Wismar. 



Digitized by ^.ooQie 


















26 


Verlag von M. Heinsins Nach¬ 
folger in Bremen. 

Dr. E. Kleinpauls Poetik. 


Die Lehre von den Formen und Gat¬ 


tungen der deutschen Dichtkunst. 

Sli 
*cl 
ml 

lei 

Di 


r^fafnrwri 


Haue. 2. Auf]., nach Kleinpaals drei- 
bändiger Poetik neu bearb. von Dr. 
K. Leimbach. Gymn.-Direktor. 1886. 
Brosch. M 1.20, i. Kaliko geh .M 1.60. 




|| \ Id Carl Winter’« Universitätabuchhand- j|T 
i lang in Heidelberg ist erschienen: ■ fS 

j Heinrich Tierordt: | 

| Akanthusblätter. Dichtungen a. Italien C 
1 und Griechenland. 12°. brosch. 2M, w 
. eleg. in Lwd. geb. m. Goldschn. 3 M. Jg 

„Durch diese neue Sammlung von Dicht- |L 
ungen hat Vierordt abermals den Beweis er- feg 
bracht, dass der Literarhistoriker Ernst Ziel |T 
Recht bat, wenn er von unserem badischen .S 
Dichter in seinem geistvollen Essai Über den- j|r 
aelben sagt: Daa sub *pecie aetemi liegt der -ä 
M use Vierordt’s im Blute, seine Dichtungen 'jr 
sind von der Sonne der Idee durchleuchtet. ^ 
I Auch dieses neueste und wohl hervorragendste Ir 
« seiner Werke wird den Augenblick weit über- IjD 
| dauern, deuu Form uud Inhalt dieser Dicht- Jr 
i ungen erhoben sie za deu besten uud edelsten, 
die überhaupt in deutscher Sprache gesclirie- jjP 
ben sind. Ein grosser Theil der deutschen TO 
Presse hat in den letzten Wochen fast ein- jp 
stimmig dieses Urtheil gesprochen. Dicht- TO 
ungen von Vierordt wie z. B.: „Plastik im *Sp 
Leben“, „Götterheimkehr“, „Abschied vou jb 
Griechenland“, „Seliuuut“, „Suuion“ etc. sind fj® 
in der That nahezu klassisch zu nennen.“ |JL) 
(Karlsruher Nachrichten.) r® 
Vorher sind erschienen: TO 

Gedichte. Zweite Ausg. 8°. brosch. 3>f, J? 

eleg. in Lwd. geb. m. Goldschn. 4 M. ® 
Lieder und Balladen. Zweite Ausgabe, to 
12°. brosch. 4 M, eleg. in Lwd. geb. fjr 
m. Goldschn. 5 M. ® 

Neue Balladen. 12°. brosch. 2 M, eleg. Jb 
in Lwd. geb. m. Goldschn. 3 M. [jp 


gggg||ggg|g|gggg^gggj^g| 


iTeialgrJceitezi 

aus dem Verlage von 

E. Pierson in Dresden. 

^ Gerhard von Amyntor, Hypochondrische 
Plaudereien. Neue Folge. Ul 3.—, geb. 


Ul 4.—. 

Ludwig Anzengruber, Heimg’funden. Wie¬ 
ner Weihnächte -Komödie in drei Akten. 
.# 1.60. 

Wilhelm Arminlas, Das Bild der Wenden¬ 
göttin. Sagendichtung. Jt 1.50, geb. Ul 2.50. 

Eofemla Gräfin Rallestrem, Die blonden 
Frauen vou Ulmenried. Ul 3.—, geh. Ul 4.—. 

Johanna Feilmann, Sturm und Stille. No¬ 
vellen. Jt 8.—, geb. Ul 4.—. 

Rudolf Heinrich Grelnz, Die tragischen Mo¬ 
tive in der deutschen Dichtung seit Goethe’» 
Tod. Jt 2.80. 

Engen Hane, Träumereien im Studierstüb¬ 
chen. Gedichte. Ul 1.60, geb. Ul 2.60. 

Karl August llfickinghaus, Gedichte. Ul 1.—, 
geb. Ul 2.-. 

Ludwig Jaeobowskl, Aus bewegten Stunden. 
Geiichte. Ul 1.50, geb. Ul 2.60. 

Hermann Meissner, Der Insulaner. Eine 
Bergsee-Novelle. Ul 2. —, geb. Ul 3.—. 

Willi. Mfiller-Weflburg, Auf der Wanderung. 
Neue Gedichte. Ul 3.—, geb. Ul 4.60. 

Angast Niemann, Bei Hofe. Roman. 2 Bde. 

8 —, geb. Ul 10.-. 

Angnst Niemann, Die Erziehung des Men¬ 
schengeschlechts. Philosophische Betracht¬ 
ung. Ul 5.—, geb. Ul 6.—. 

B. von Suttner, Schriftsteller-Roman. 2. Aufl. 
Ul 3.-, geb. ul 4—. 

B* von Suttner, Erzählte Lustspiele. Neues 
a. d. High Life. Ul 3.—, geb. Ul 4.—. 




Deutsches Dichterheim 

Jahrg. I bis IX einzeln brosch. a Jahrg. 
M 6.—, fein gebunden a Ji 7.50. Bei 
Entnahme aller Jahrgange 10% Er- 
mässigung. 

Dresden -Striesen. 

Paul Helnze’s Verlag. 




lm > erläge von Raumert und llonire er¬ 
schienen : 

Das Ruch Kassandra 

Ein Souetteukranz von Katl Maria Heidt 
Preis 40 
und 

Zwei Seelen 

Gedichte von Karl Maria Heidt. 

Geh. 2 Jt. Prachtband 3 . 4 . 


In 0. Hendel’s „Bibliothek der Gesammtlitteratur“ (Ralle) erschien in vier¬ 
ter Auflage das v. d. Augsburger Schillerstiftung preisgekrönte: 

Neue Buch der Lieder von Paul Baehr. 

Mit dem Porträt des Verfassers und biogr. Einleitung. 

Geh. 50 — Geb. 75 — In Prachtband mit Goldschnitt 1 M 30 ^ 


6$ef«9tebacteur unb (£igent$ümer : yaitf £riit|e, SRebacteur: Jtnboff fyotttt. 
SDrutf hon fterblnanb fcbomafe ln StcSbcn. — flöhtet hon 6icler & SSogel in Reisig. 


Digitized by 


Google 






































Drgnn für Didilluin!) und üritiK. (Der „Deulfdmi Didilrrfinffr" 19. £niiii.) 

#erati8geber: yanf <$ein)e. 


Monatlich 3 mal. Preis: 6 Jt halbjährl., vorauszahlb. Man abonnlrt durch Jede Buchhandlang, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-8triesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. Mftrx beaiehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 50 6 Stack einer Nummer Jf 1,50. 


wei||, 6a|| in frng gefegt, 

Slnb fnjrs, baß i<$ genug gefegt. 

3*nr f änf<$nng war nnb f raum nnb 39a0tt 
gtofür mein <£er}ens|ng gefegt. 

SSett ^fitter biefer 39eft 0egfn<ftt, 

Per mftQnt, er Qäit’ im J$fng gefegt. 
g9er $d$ern Riefen, nt<$t ber 39eft, 

3U<$t froQ nnb fegenslfng gefegt, 

39er für bes $eißes 3beaf, 

3tt<$t einzig für ben yffng gefegt, 

Per Qat mit $rauer, baß ni<ßt fängt 
Pie fe$te ptunbe (djfug, gefegt. 


jtteranymns <£arm, 


Digitized by ^.ooQie 









28 


KT 





'gflie fcfjafft bei $ütt(tfei unb wie roirftt 
feine ^djöpfung? 

?fu§ bem äfthetifchen Steile bei „S'eutfdjen ^poetiF", 

bearbeitet ron S^auf <äein)f unb Stwboff gotfte. 

(gortfetumg unb Sdjlu&.) 

eines 3 e ^ cn &croti&te Antriebe nothroenbig 
itjver Stiftung nach beftimmt, auch als 3**1 
bicfcv Antriebe in Beziehung auf baS (Wan$e 
por klugen (teilt, unb bte (£r$ieljitng ber 2 ln= 
triebe 2 tIler auf möglic^fte Erfüllung biefeS 
3ieleS $u richten gebietet, bieS unter Öeltenb* 
madjung ber Soltbaritat, in roeld)er ftch ba§ 
Wohl beS ßin$eliten mit bem beS $an}en 
um fo mehr geigt, je poflftänbiger baS $rtn* 
$ip erfüllt, unb je meiter eS in feinen (5onfe* 
quenjen perfolgt roirb". (*S läßt fid) gegen 
biefc in (ich ge)d)loffene ftuffteflung, bie allen 
Shatfachen beS Seins geredet roirb, faum 
etroaS einipenben; biefelbe fü^rt fomit $u ber 
(ihrFenntnifj, baf ade C^efchmadSempfiubungen, 
gleichroie alle fittlichen Regungen unb praf* 
tifdjen (Jntjdjlüffe auf berfelben Wurzel be* 
rul;en, bem 2uft* unb Unluftgefühle, aus 
meinem bie erfteren unmittelbar erroachfen, 
roährenb bie ethifchen Regungen unb (*nt* 
fd)liiffe fich in einer Verzweigung pon Werth* 
urtheilen über bemfelben ergeben. (Hne 
ineitere 3 er d^ e ^ crun 9 £uft= unb Unluft* 
aefithlS, baS mit ber J^atfac^e inbioibueHen 
Gebens unmittelbar jufammen^ängt, ift nicht 
möglich, roenngleich bafjclbe phpfiologifch auf 
9hroeurei$e juriidgefüfjrt merben mag. gür 
bie Kunftlehve ergiebt fid} alfo bie X^atfac^e, 
baü baS Fünftfertfche C^efchmadSurtheil mit 
jebent anbern 29evtf)urt^cile ben (*rfd)einungen 
beS i'ebenS gegenüber im l^runbe roefenS* 
gleid) ift. (*S gehört bentnaeb, im (^egeitfafc 
:u ben fittlidjen (abgeleiteten) Urteilen, ju 
Denjenigen, bte auf unmittelbaren (*inbriicfen 
beruhen, unb ber Kunftgeitufj ift in biefer 
£infid)t ben rein finnlicjien 2uft* unb Unluft* 
reifen an bie Seite $u [teilen. (*S märe alfo, 
inie gechner richtig anbeutet, fehr roohl eine 
Sleftfyetif möglich, bie fid) mit allen Sinnen* 
reigen befd^äftigt, bie alfo neben Fiinftlerifdjen 
l^inbrüden auch bte 9iei,jungen beS ^ejd>madS, 
beS i^erudjsfiuneS unb bie roheren garben* 
unb l'ichtroirfungen, bie nicht in ben Bereich ber 
Kunft gehören, ioie geuerroerF, WafferFiinfte, 
(#laSmofaiF $u berüdfichtigen ^ättc. So* 
roeit fonitten mir ohne BebenFen ber gührung 
gechnerS folgen. Cntfprechenb feinem ®ange 
pon unten auf ift baS Buch grunblcgenb für 
bie Unterfuchung äfthetifcher @inbritde im 
meitcren Sinnegemorben. 2lber feine empirifche 
9Jtetl)obe läfet ben Berfaffer im Stich, als eS 
gilt, einen burchgveifenbcn UnterfcheibungS* 
grunb jroifcheu ben gemeinen unb ben Fünftlerifch 
mirFfamen SinneSeiubrüden ju fiitben. (Sr 
erFeunt hier nur eine grabmäfnge Vertrieben* 
heit, bie hoch jur (SrFlarung ber KunftroirFung 
nur ungenügeitb fein Fanit. Um h* e ^ Don 


chtSbefiomeniger ^iiitci-läftt baS 
KunftroerF bei bem Bejdfauer 
ben (*inbrud roirFlidjeu 2ebenS, 
roeil es, mie erörtert, eine 
Oiüchbübuug ber tppifdjen (Sr= 
fcheinungen beS SeinS ift; bie Wirfung aller 
Kunft beruht fomit im gemiffen Sinne auf 
Säufchuitg. SlUcrbiugS ift biefe $äufd)ung eine 
fofebe, roelcher fich ber 2lnfchauenbe mit Be= 
rouptfein hingiebt, bie ihm eine OiteUe ber 2 uft 
ift. Ueber bte fRatttr biefer Suftempftubung 
hat (Mttflap ^heobor gechner*) banFenSmerthe 
Unterfuchungen angeftellt. (Sr mad;t in feinem 
Bud)e, baS er int (*egenfafe ju ben auf philo* 
fophifdjer ©ruttblage beruhenbeit ©erFeit eine 
Slefthetif pon unten nennt, baS eiacnthüntliche 
Wohlgefallen, melcheS ein ÄuttftrocrF erregt, 
tum ÜluSgangSputiFt feiner ^arfteHung. ^n 
ber anfchlte^ettben Darlegung ftnbet er tn bem 
©efühle ber 2uft unb Unluft bie ^rttnblage 
jebeS abfd)äfeenben UrtheilS unb unterfcheibet 
bann bie äfthettfehen Kategorien mie: angenehm, 
anmuthig, reiienb, fchön, im herein mit bem 
(J5egentheil biefer begriffe mie: häfdich ic. pon 
ben praftifc^en Kategorien: povthcilt?aft, nii^= 
lieh, gut, bte roieberum bie Verneinung biefer 
Vegriffe mie: unportheilhaft, fehlest mit ein= 
fchliefeeit. 3h m finb bie äfthetifchen Kategorien 
bie urfprünglicheren, roeil ftch auf benfelbett bie 
praFtifcheu aufbauen, infofent bie erfteren eins 
fach auf @mpfinbungen beS (^efaUeuS ober 
3Ki6fallenS an einem Vorhanbenen beruhen, 
bie lebteren aber ftch auf Berechnung oorauS^ 
jufehenber 2uft ober Unluft grüttben. Mithin 
tft, um bie pomehntften Begriffe beiber Kate* 
gorien einattber gegenübequftellcn, fchöit baS* 
jenige, roaS gefäut ober 2uft erregt, aut aber 
baS, roaS in ber golge 2uft hcrporrufeit ober 
aber auch Unluft perhinberu Fatttt; ebenfo ift 
baulich baSienigc, roaS unmittelbar mißfällt, 
fchlecht aber baS, roaS bie Bebinguitgen in ftch 
birgt, um $u einer Cttelle ber Unluft 311 roerbeit, 
ober Suft gu perhinberu. Ü)er 2luSgaugS* 
punft gechnerS ift alfo baS elementare (befühl 
beS (Gefallens unb 9Jti&faUenS, baS nach ihm 
auch ben ^oc^fteit ftttlichen Strebungen 31 t 
©runbe liegt. 3 )oav 

eine eubömoniftifche, hoch er haftet nicht an 
ber Betrachtung ber rein felbftifchen Antriebe, 
fonbem bringt auf eigentümliche BOeife baS 
Borhanbenfem felbftifcher WiUenSäufjerungen 
mit ber $h at M) c i^emeinfinnS in Ber* 
binbung; er fagt nämlich: „9tun ruht baS 
hier pertretene eubämoniftifche Bvinjip in 
nichts 2lnberem, als bafj eS baffelbe, roaS 


•) Borfthule ber «eftbetif. fipjg. 1876, 6. 7 ff. 


te- 


-8 


Digitized by 


Google 




29 


bei* Stelle gu Fommett, ift eS nur erforberlich, 
fich bic ungleiche ©irFung beS rein Sinn* 
liefen unb beS Fünftlerifch (Sinnlichen gu oer= 
gegenwärtigen. (öftere (£inbrücFe ftnb für 
fiep beftehenb, in fleh abgefchlofjcn, leptere 
bieten ber ($iubilbungSFraft beS (Seniepenben 
weitere Anregung. ©ährettb ich mir bei 
einer buntgewürfelten (SlaSntofaiF fdjlechthin 
nichts bettfen Fann, erwecFt baS Bilbnijj eines 
Raumes in mir bie Borftetlung non ber 
lebenbigen JriebFraft ber Watur, meine (*in- 
bilbungSfrnft fieht nicht bemalte £eittewanb, 
fonbern ein lebenSooüeS Urbilb ber (Gattung; 
eine ©rfcheinuttg wirft alfo fünfte 
lerifdj, wenn (ich Borftcl luttqen an 
biefelbe anFniipfen, bie auf &efefce 
beS Gebens ^itifii^rcn. Sir finb h^r 
nunmehr bei Betrachtung ber Äunftwirfnng 
nt einem gelaugt, baS bem (hgebnife 
beS erften SlbfdjnitteS entfpricht; wir haben 
gefunben, baf? SinneSeittbrücFe fünftlerifch 
wirFett, wenn fte auf (Sefege beS Gebens l)in= 
weijen, währenb wir bort in ber R unft 
bie urbilbliche S'arftellung non (Se; 
(eben beS Gebens erfannten. £ie Be* 
rechtigung biefeS StanbpunFteS bewährt lieh bei 
ber Betrachtung eines jeben fünftlerifch wirf= 
fameit (SegenftanbeS im (^ingelneit. £aS Wto= 
ment, baS unS aus einem wohlgetrof jenen ‘X^ier= 
bilbe, aus einer Flangooflen ©eife, einer uatnr= 
frifchen örgähtung, einem fprechenbeti Stanb^ 
bilbe entgegentritt, ift ber burchgitternbe Wert) 
beS 2ebenS ober beffer beS £ebenben, wir er= 
fennen an einer gewiffen inneren Bewegtheit 
bie Bejahung beS ^afeinS; biefe ©ahruchm= 
ung erweeft ttnfere 3 ,! f t ' mmun 9 unb ruft 
bamit baS befonbere Wiftgefiihl wach, melcheS 
mau als äfthetifch im engeren Sinne begeich* 
neu fann. Wicht umfonft legt man bei Cel; 
gemälben einen fo überaus hohen ©erth auf 
bie griffe beS RarbettglangeS; gerabe auS 
biefetn bricht bie behaglidhe ©arme beS SeinS 
heroor, auf ihr beruht bie Bollfommenheit 
ber 'läufchung; ein Celbrucf giebt ja bie 
Umriffe eines (SemälbeS in ber benfbar grö߬ 
ten BoUfommenheit wieber, ihm fehlt eben 
nur ber eigentümliche (Slang, welker ben 
frifchen $au($ innern Gebens wieberftrahlt, 
gleidjfam ber feinere SDuft beS Watiivlichen, 
unb barum wirb er, auch Fünftlerifch, mit 
Wedjt weit minber gefchä^t als ein Cel= 
gemälbe. 

Bisher würbe ber Fünftlerifch wirfenbe 
2uftreig feinem ©efen nach betrachtet. (*S 
febt fich aber bie (*inwirFmtg jebeS jtunfts 
gebilbeS auS einer Summe non £uft* (ober 
ilnluft=) reijen gufantmen, bie eiuanber in 
mannigfalngfter ©eife ergänzen unb oer-- 
ftärFen. Wun hat man auS bem 3ufammen= 
wirFen biefer (*imelenipfinbuugen, bie gleich- 
fam bie 2ltome oer SlefthetiF finb, gewiffe 
(Sejefce abgeleitet, bie über baS 3 u ltanbe= 
fommen beS (SefammteinbrucFS Sluffchlup 
geben. (Jbenfowettig als ber O^cntifcr ben 
Stoff in einzelne 9ltome, bie überhaupt nur 
in ber $h*orie vorhanben ftnb, auflöjen 
Fann, ebenfowenig Iäpt ftch ber (Scfamtnt* 


eiitbrucF eines JlunflmerFeS bis in bie @in$el- 
momente feiner ©irFung gergliebern, wohl 
aber läpt ftch erFennen, wie ftch verfdhiebene 
C^in$elheiten gu einer (SejammtwirFung ver= 
einigen, £iejcr 3 u fammenjchlu& ivirb ver= 
möge Fünftlerifcher (SeftaltungSFraft bewirft, 
unb hierin offenbart ftch vornehmlich bie 
SchöpferFiaft beS ©eitiuS. 9Wan hat nun 
über biefett Borgang 9Iufjtellungen »erfudjt; 
wieberum Rechner*) hat auf (Srttnblage 
feiner ^MpchophpfiF, in welcher er bie Stärre 
feelijeher (^iubriicFe nach ber 3 f itt>auer mißt, 
über bie 9lrt, wie ftch burch baS 3ufammen= 
wirfen ocrfdjiebener vuftreige beim jtunftwerF 
ber Cfitibrucf beS (Sangen geftaltet, ein (Sefefc 
feftgulegctt nerfucht; nach ihm ergiebt £ufts 
reig a —j- Vuftreig b mehr als a -f- b, bte Summe 
ber beibett; baS 3ufammenwirFen erhöht alfo 
bie (Sejammtfumtne ber Weige in ftch fteigerm 
bem Bevhältniffe, unb Weige, bie an fich cinseln 
31 t fchwach ftnb, um gum Bewu&tfein gu ge* 
langen, Fommett in ber Bereinigung mit 
einer Wtenge oott CrinbriicFen gur (Seltung. 
(*S ift nicht unmöglich, bafi auf bem an= 
gebeuteten ©ege bie ©iffenfdjaft eine weitere 
3 erglieberung ber jhmftwirfung ermöglicht; 
;ur 3 f tt ftttb wir nicht in ber 2 age, bie 
WichtigFeit biefer ?lufftellungen für bie 2 lefth* s 
tif \u prüfen. £)ie Berftärfung ber (^injel= 
wirfungen Fann jebenfaUS nur ftattfinben, uu 
bem btefelbett fich 31 t einem einheitlich er= 
fchciitettbeu (langen, gu einem lebenSoollen 
(^efammtbilbe gufantmenfchlieften. tiefer 
tfinbruef beS ©inheitlicbeu ift eine 
mefentliche Quelle beS ©ohlgefaHenS am 
jhntftmeif unb weift auf bie bereits hervor- 
gehobene Beftitnmung ber Äunft h” l f bie 
Einheit be§ ©cftallS auf begreng« 
tem (Gebiete nachgubilbett. 3 ,,r & Xi 
beiführutta einer folgen ©irfuttg bient eS, 
wenn oerfchiebene (^ingelerfcheittuttgen auf bie= 
felbe Borfteöung, bettfclben gebanFltcheti Sam^ 
tnelputtFt hiuführett; bieS bewährt fich an bem 
berühmten Jtupferftich vott ©oollet w ^)er Xob 
beS Generals ©olfe", wo bie (^eftchtSgüge aller 
Utnftehenben auf ben gtint Zob oerwunbeten 
gelben hinweifen, nach bem Bretinpunfte ber 
iheilnahme führen, (gleichfalls ber Einheit 
bient bie (Segen faulten feit, bic eine 
BorfteHung, welche ber küttfller erwecFen will, 
burch Berbinbuug mit bem (Segentheil nur 
um fo Flarer unb wirFungSooller heraushebt. 
So erfcheittt' ^reichen im „Rauft" neben 
Wtarthe bem unbefangenen 3 uf<hauer als eine 
wahre C^ngelSgeftalt,' jebenfaUS als eine echt= 
ftttliche Rrauennatur, obgleich fte baS in 
©ahrbeit nicht ift, benn burch ihre ein* 
gefiattbene 9uft am golbettett SchmucF, burch 
thre BerbammungSfucht (©ie Fonttf ich fonft 
fo tapfer fcbntählen, wenn thät ein armes 
Btägblein fehlen) unb ähnliche 3 üge 
fie ftch als mit ben gewöhnlichen Schwächen 
ihres (SefchledjtS behaftet. 5T)er 5)icpter hat 
eS oerftauben, burch ben 3auber, mit bem er 
feine (Seftaft umgiebt, unfer ftttlicheS Urtheil 
eingufchläfern, unb eins ber vomehmften 

*) $tc Elemente ber 2 ©be., Üp}ß. 1860. 


Digitized by 


Google 



30 


TOttel ^iergu ift bic ©egenfäfclichfeit. @ine 
nicht unwichtige £anbbabe ber Üintft beruht 
in Venufcung oer ©ebanfenoerbiitbung; 
b. h- «ine bcftimmtc Vorfteüung wirb an¬ 
geregt, unb bieS ^at gur golge, baß ber 2lrt= 
geregte biefelbc in ber Si<htung, bie fie an¬ 
beutet, weiter auSfpinnt, ergäbt ttnb auf 
biefe 91rt in baS Jtunftwerf ettraS ^inein= 
legt, was in bemfelben nicht unmittelbar ents 
galten ift. ©o wirb ein mit bem Vteer Ver= 
trauter, in 2lufd>auung eines trefflichen ©ee= 
jjemälbeS oerfunfen, auf <&runb feiner (*r= 
utnerung förmlich ben gerben £uft beS VteereS 
m atlmien glauben, fo benfen wir in Jvolge 
oer un8 geläufigen VorfteHungen bei „blühen; 


ben Zitronen* unb „Golborangen" fogleidj an 
ben leiic^teuben £immel unb baS blaue ÜJteer 
beS ©übenS, fo wirb bei Nennung ber „blauen 
Vlume" eine ©eit non ÜJiärchen in unS wach. 
3 m EReidb ber Jidftung ift eä oorne^mlid) 
bie romantifd^c ^oefie, bie auf 5lffociation 
beruht, inbem fie unfere oielfach traumhaften 
Vorftellungen oon ber Vergangenheit anregt 
unb ein ©eiterfpinnen berfelben beaünftigt; 
namentlich auch bie Vorliebe für Romane, 
bie in entlegene 3 e ^ ten unb ferne Räuber 
führen, beruht auf bem ©enuft, welchen unS 
bie Anregung oon (^ebanfenoerbinbungen ge= 
währt, befonberS wo fie ein freies ©galten 
unjerer l^iubilbungSfraft geftattet. 


Heinrich ber cSöroe. 


G3 fdjlüpft unb fcfytacht ber SSonbenfdein 
Ueber blifcenbe ^äd)er unb Binnen — 
Stuf ©egen unb Stegen, ba liegt cS weif} 
©ie blenbenbeS Sobteitliitnen. 

©efpenftifeh in bie Sacht hinaus 
Sie dauern unb Ih“ nr, e ragen, 
©leichwie eine nwnberbare 9Sär 
SluS längftoergangeneit Jagen: 

3u SanenSburg, in ber ©elfenftabt, 
Jönt mitternächtige Stunbe 
Unb fenbet mit fchroerem, ehernem 
Schlag 

Sem 3ahre bie SobeSfunbe. 

2luf feinen Sdjwingen entführt ber ©inb 
Sur<h alle ©infei bie S länge — 

©ie flüchtige ©ehernen unb ©chatten 
hufchfS 

Surch fülle ©affen unb ©änge.- 

Unb ftch, — oon h°*) f r 33urg h cra ^ 
Sa fcheinfS unb tönt’S wie Gifen, 

©ie SoffeStritt unb Schwerterflang 
Unb rau^e Äriegerweifen. 

®ar eigen flauen bie Setter brein, 

$n feltfamer Lüftung unb ©ehre, 
Schaurig umgittert ein falbes Üi^t 
Sie blifcenben jpelrne unb ©peere. 

GS fpringt beS güljrerS hohe ©eftalt 
Voran bem reifigen Jroffe, 

$n neroiger gauft baS gewaltige Schwert, 
Stuf fchwarjem, fdjäutnenbem Söffe. 


Gs funfeit feurig baS bunfle Slug’, 
i'aitg flattert baS £aar im ©inbe, 
Slitfpornenb peitfehet beS ^ferbeS 33ug 
Sie golbene Vangerbinbe. 

Unb bort, — welch wunberbar ©eftcht, — 
golgt ihm ein feltfamer Jpüter, 
Umfpringt ihn in mächtigen Sä^en ein 
£eu, 

Schaut fromm empor gurn ©ebieter. 

Unb am alten ©all, am alten Jh or ' 
Sa fällt er bem Sofe in bie Bügel, — 
Unb fchweigenb umftehet bic gange Schaar 
Sen gelben auf h°h em £>ügel. 

Ser fchauet lange hinein in bic Sacht, 
hinein in bie ©chneegefilbe — 

Jief unten oont gluffe fteigen herauf 
^3f;autaftifd;c Sebelgebilbe. 

Unb weiter unb weiter bringt ber Slicf 
Von ©djwingen beS ©eifteS getragen: 
©o eisbebedt in bie ©olfen empor 
Sie VergeSriefen ragen; 

©o baS SSeer in wogenbem ^ulSfchlag 
ftch fehnt, 

Bum £immel, bem ewig blauen, — 

©o ber Jiber; Strom feine gelbe glutl) 
Sollt bur<h 3>talia’S Slucn. — — 

Unb oor bem trofcigeit Jüngling liegt 
Bu güfcen fein £err unb jtaifer, — 
23ang fleht fein 2J2unb,— fein Slug 1 ift trüb, 
Unb feine Stimme Hingt h e 'f ev - — 


Digitized by ^.ooQie 



31 


Der9lnbre fdjweigt — unb fefyrt fid) ab; — 
©r fanb baS ©lücf nicht wieber, 

Unb ferner fällt eine tf)räne je^t 
3hm oon ben ©impern nieber. 

Unb traurig fielet So§ unb Stann, 
©dfyaut fhimm beS gül)rerS ©cginncn, — 
Der wenbet fich langfam im Sattel um 
Unb fpricht in träumenbem ©innen: 

„Alljährlich treibt’S mich aus fernem ©rab 
Stit unbezwingbarem Stahnen, 

Dann mu§ ich reiten in reifiger Schaar 
AuS ber grauen ©urg meiner Ahnen. 

Dann feh ich bie Stauern, bann feh ich 
ben ©tein, 

3n bie mein @efd)lecfyt gefchrieben 
Stit ehernem ©riffel bie wilbe Stär 
©on feinem Raffen uub Sieben. 

Dann gijijj’ id) wieber bie alte %tit, 
Dann grüß' ich bie alten ©ebanfen; — 
Dann traur 1 ich um Su^rn unb ©Ijr’ 
unb ©lücf. 

Die längft meinem ©tamm entfanfen. 

Dann brennt auch im £er$en bie alte 
©djulb. 

Die grofje, — unfäglich fernere, — 
Unb il)re ©timme tönt mir im Cljr 
©ie ©turmeSbranbung am Steere. 

Unb ich tyalte bie ©acht in ber ©intern 
nacht, 

Unb blief in bie beutfcfyen Sanbe, 

©om St^eine f)er bis weit hinauf 
3um weiten Dünenfanbe. 


Unb feh ich nahen. beS geinbeS 3Wad^t 
Unb beS Krieges 2o§e lecfen, — 

Dann eile idj, mein beutfd^eö ©olf 
Stit ÄampfeSruf $u weefen. 

Auf weiter ©alfiatt in Reißer @<$la<$t, 
Dort treffen mir wieber jufammen, — 
Siegreiche ©affen fe^e i<h 
Ueber geinbeShäuptern flammen. 

Uub wenn fte umfränjen beS ÄriegerS 
©tim 

Stit bem ©rün ber ©idhenreifer, — 

@o h a &’ ich gefü^nt bie alte @<hulb, 
Die ©<hu(b an meinem fiaifer. 

Unb wortlos fte^et Sofc unb Stann, 
Schaut ftumm beS gelben ©eginnen, — 
Der fdjrecfet auf in jäher Jpaft 
AuS feinem ©rübeln unb ©innen 

Unb richtet fich ftolj, unb fdhwinget bie 
©ehr: 

„9toch hämmert nicht auf jener Storgen, 
©iS bahin fei mein treues ©df)n>ert 
9toch in ber Scheibe geborgen!" 

Stit h°h cm ©prung fdhneHt auf baS 

9tog, 

©etroffen oom ©porenfterne, — 

Uub Leiter uub Stoß unb Seu unb Drofj 
Umfängt bie nächtige gerne. — — 

§ell liegt ber Dag auf ber ©elfenftabt, 
3n leuchtenbem ©onnenfeheine, — 

Sur wie ein wirrer Draum fchwebt’S 
noch 

Dort brunten am alten Steine. 

0tto gfCotäe. 


Jin beffer 

©in heßer ©tern am girmament 
©ift bu mir aufgegangen, 

Der jtrahioerfenbenb jach entbrennt 
3n fehnenbem ©erlangen. 


Stern ... 

,3h« S^h* ber ® r ^ c Sfüthenflor 
AuS hoher jpimmelsfeme. 

Doch meine Seele ftrebt empor 
3u jenem ©trahlenfterne . . . 

$a*Ut SBeltüopf. 


Digitized by ^.ooQie 




32 


Pie pflege unb bie '§Stcnc. 

3 »n be§ ^fjitofoptjen 3 * mmer faufie 
®urcfy ba§ offne gettfter au3 bem ©arten 
©ine mächtig gro§e gtiege, trieb ftd; 

5tn ben Sßänben roilb gerinn unb praßte 
©alb an tfyiiren an, halb an ben Cfen, 

©alb an ^lafdjen unb an genfterfcfyeiben, 

3 mmer fummenb unb amnafjtid; bruminenb. 

Unb jur ©iene, bie am ©tiitbenftocfe 
£ing junäd;ft bem 2trbeit3tifd) bc3 ®octor§ 

(Sprach bie grofee, ungefcfytacfyte Stiege: 

„Zimmer mär 1 id; bod;, gteid) bir, im ©tanbe, 

Unbemerft burd; 1 ^ Seben tnicfy ju bvücfen, 

2 ln rufymtofe ßftüfyen ftetö gebunben — 

©on mir fjören foß bie 38elt unb miffeit, 

3>a{$ id; bin unb roo id; bin; oerncfjmen 
©oß fte meinen S * u 9 unb auf tf)n achten." 

9ttfo fpred;eitb fcbroävmte fie jum ©cfyreibtifcfy, 

Um bie Ofyren be£ ©etetjrteu braufenb. 

$lber ber 30 g fcfyneß baS lud; unb traf fie 
@o gefcbidt mit roof)[ge$ieltem Silage, 

2 )af$ fie tamnelnb auf ben leppicb [türmte, 

®er ben ©oben farbenreich bcbccftc. 

„2Biberlid)e3 Ifyier" — fo rief ber 3>eitfer — 

„TOufct bu eben jel^t mein ©innen ftören, 

2 Bo mid; biefeS ©ieitd;en3 ftißeS ©Jirfett 
3 ur anbäcbtigften ©etracfytung ftimmte? 

Äonnt 1 icfy'3 jemals über micfy geroinnen 
©in ©efdjöpf ju tobten, roenn bie 9?otf) nicht 
UnabroeiSbar mir'S gebeut, fo lägft bu 
3 efet jertreten F)ier." — (Ergriff uub raarf fie 
®uvcb baS geitfler unb mit ernftem ©tiefe 
ffieugt 1 er fid) tjernieber 3 U ben ©tunten. 

_ 0t(o Sirtltenfof. 

Leed. 

(Stader Platt.) 

Dar achtern Huus in unsen Garn, De Jalirn vergung'n, nu sünd wi groot, 

Dar stabt so hooge Böm; Un (inner jene Böm 

Dar ßeet se veel as Kind bi mi, Sitt se, min Brut, mi opp’en Schoot, 

To snacken un to dröm. — To snacken un to dröm. 

Denn sung woll in de Middagsstiinn Nu singt lütt Naclidigal noch oft 

Inn Busch de Nachdigal; De ole Melodie, 

Denn sett se nög bi mi sick hin Denn lacht so schelrasch de sööte Deern 

Un frög mi raennigmal: Un flüstert lies to mi: 

„Watdein’nBuschdarsing'nwollmag? „Wat dar de lüttje Vagei singt 
Wie klingt dat fram un sööt: Ick nu van buten weet, 

Verstunn ick't, sung ick jeden Dag Un alltieds mi dörn Bossen klingt 

Ehr wunderschönes Leed!“ Ehr wunderschönes Leed!“ 

__ Wilhelm Meyn. 


Digitized by ^.ooQie 



33 


S£-S 

Äus 6er feit. 

Vorbei, oorbei, burd) Mü^enbe ®eftlbe 
£inrottt bcr Slifcjug unter ootlem ®ampf; 

®efeben faum, fdjon fcbminben ©erg unb ©älber, 

£)en ®rufc oerfd^tingt be3 3 u 9 e * bumpf ©eftampf. 

©ie auch ber Strom fid) braufenb roäljt im ®ruttbe, 

©ie aud) bcr ©erg ftd) aufrecft binimetmärt§, 

grei liegt bie ©ahn: e3 jroingt ben Strom bie Srücfe, 

Unb bonnemb roßt ber 3ug burdfS gelfenberj ... 

Stacht rings umher, mie IjeU auch braunen lachte 
2)ie golbne Sonne über'nt 33erge§^ang; 

®urd) Stadst jum Siebt! ^ier rnar'3, roo SJtenfdbenroille, 

©o SJtenfcbenfraft bev Urroelt Sftacbt bejmaitg. 

Stolj fd^lug mein £erj, unb meine ©liefe eilten 
£)em Sic^t entgegen au§ be§ £unnel3 Stacht, 

3lm ®eifle Ijört 1 id) fünben nach Leonen 

2) er SJtenfd)beit Sieb: „©3 ift oollbracbt, üoßbraebt!" 

®od) mie fid) nun bie Serge roieber öffnen, 

Unb mie mein ©lief burdj liebte £b^ cr ftwiebt. 

Ob aueb bie Stöber raftlo3 roeiter rollten, 

Sang ^iclt mein §er$, ma3 ftd) mir bort gezeigt. 

9lm gufc be§ SabnbammS @rab an ®rab gerei^ct, 

©ie grüßten fte herauf fo ftitl berebt! 

$)eS £obe3 ©ngel febroebte ob ben £)ügeln, 

©r fpraeb: *3$ mache jebeä Scbieffal roett. 

3) ie Sebläfer, bie bort ruben obn’ ©rmacben, 

Sie hören ni<bt ber Staber buntpfen Xoit, 

Sie hoben auSgefämpft unb auSgerungen, 

©iit $lafc bort bntnten mar ihr etnj'ger Sol)n. — 

3br, bie oorüber trägt mit gellem pfiffe, 

SJtit faltem £obn be3 ®atnpfe3 Sturmgemalt, 

©i§t 3b r ' ob morgen ©ueb nod) ftrahlt bie Sonne, 

©ie halb auch Such bie ©rbe beeft, mie halb?" 

©oht unerbittlich, aber h^r unb heilig 
Stenn' ich bicb, ©«bicffal, ba§ fein SJtenfdb erfaßt, 

©a3 bir oerfaßen, febmeigenb ftnft'3 ju ®rabe, 

So mie bie ©lüthe oor ber gruebt oerblafct. 

Stimm 9iüe§ b* n ' bu meifct fürmahr ju richten, 

Seg' ju ben lobten auch mein glübettb' §erj, 

®odb gleich bem 9lbler laß auf mäcbt'gen glügeln 
j£)ie SJtenfcbheit ftegreicb bringen ätberroärts! 

9U3 mär’3 ein £raum, fo febmanben fd^nett bie ®räber, 

©in einfam' Äreuj noch rainfte f<bmal unb roeifc; 

3|m Sonnenglanje mogten reiche gelber, 

ÜJtir trat in'3 9lug' bie th r öue febroer unb heife- 

_ Charles gRtdUrf*. 


. __ 4 


Digitized by ^.ooQie 



34 


P i c $ d u m e. 

(1793.) 


3öaS fhubclt auS bem üftainjer T§or 
SuntfdjecfigeS ©eroüfjl fyeroor, 

£)inau3 jum grünen äöiefenmall? — 
SWeufränFfdljer Sansculotten Sdjroall. 

Son Wappen, geben faum ucr^üttt 
Sie ^ügetlofe £orbe brüdt 
Unb fdjlcppt an jorn’gen SRfjeiueS Saum 
Sen 3Kaienbaum, ben gnifyeitSbaum. 

Sag Solf, eS tollt, baS 35olf, eS tan$t, 
Ser greibeitSbauin wirb aufgepffan^t; 
Sie ©locfc ftürmt, ber 2lufrufyr grollt, 
SaS 93olf, eS tanjt baS SolF, eS tollt. 

@ef<$rieben fte^t am naeften Schaft: 
JBeltbürgertfjum, 9Beltbrüberfd^aft! 

Sie 93lüt^en fd)immern täufcfyenb Ijolb, 
Sie Slättcr glütyn mie eitel ©olb. 


Äofarb 1 unb p^rpg’fcfye 9Rü(je blinft, 
Sie Sotfdjaft lodfenb flingt unb minft: 
©etljeilt fei 9llle$ auf ber SBclt, 

Sie Säelt fei auf ben Äopf gefteHt! 

^fyilifter, beutfdjer, fc^üttle bidj! 

2lu3 cm’gem Schlafe rüttle btd^I 
Äomm l)er, fei banfbar eingebenf: 

Son granFreid) marb bir bieS ©ef<$enF! — 

O bürrer ÜWaft, o greifjeitSbaum, 

Ser SJaljn, ber bräunt ^erflog mieSdfjaum. 
3Bie SKancfyer büßte fein ©elüft 
3J?it gaUbeilfcfylag unb Slutgerüjt. 

Sem (SiSminb marb ber Saum ein 9taub, 
Sie Slätter roelF, bie grüßte taub; 
Sorbei ber tolle Äarncoal — 

Ser Saum liegt unfrud^tbar unb Fal)l. 


(1870.) 


2£a§ flimmert burd) bie ginfteniig? 
Sie Seutfcfyen lagern um ^ari§. 

SäaS tönt fo fromm mit einem 9)M? 
(Sin SRad^tgebet unb ein ©Ijoral. 

2Ba$ bridfyt mit £immetsglan$ herein? 
Ser SBeiljnadfytStannen Äerjenfc^ein. 

2Bo fc^aavt ft<b ftiH ber Äricger Trog? 
Sort im SerfaiHer 3ftarmorfcblog. 

3n Dtadjt unb Sdjttee ber fyeiPge 
©Ijrift 

Surdj geinbeSlanb gefommen ift 
Unb jüubet — fdjöiter griebenSmafyn! — 
2lm Saum bie fjellen Sichter an. 

Serncgt in ftiHer, fjetPger 9?acfyt 
Sinb, bie fonft Sömen in ber Sdjlacf)t; 
©in ^eimmety namenlos burdjgtüfyt 
©efläjjlter Streiter iueid^ ©emütfy. 


Unb Thronen riefeln in ben Sart 
Ten Scannern, raufy unb ljerb oon 9lrt; 
Soll Neugier brängt l)erbei ber geinb, 
(Srftaunt, bag ein Sarbar au<$ meint. 

r ,2Bie fommfS, bag foMj ein harter SDtann 
Ob einer Tanne meinen fann?" 

Sann flüjiert’S jufunftSforgenfdjmer: 
„3a, ftegen tnug folcfy frommes §eer!" — 

O grüner üftaft, o 3Beil)ua<$tSbaum, 
Sein golbner Traum fliegt uidjt mie 
Schaum, 

SeS 3abreS Scheitel bu befrönft, 

SeS geinbeS £>er$en bu oerföljnft. 

Sein ©lanj burcbfdjimmert milb bie SNac^t, 
955ie 9ttonbenfcbein unb Sternenpradjt, 
2luSlöfd)cn Fann iljn feine 3dt, 

Sen Saum ber Sieb’ unb TOenfcfylidjfeit. 

£riitrt<$ yiewbf. 


«f- 


48 


Digitized by 


Google 




35 


Pie 'g&otett 

(£3 raufet eine finnige Sage 
Our<h OeutfdpanbS ttRärchenmalb: 
(SinP rief in blühenbem £>age 
Oer tob einem liefen fein „£alt"! 

Oer ober fpra<h bagegen: 

„Ou bürrer ©i<ht, taff' ab! 

Jfod) mag id) mein $aupt nicht legen 
3n’3 falte, tiefe ©rab." 

Oa §ub ein l>ei{;e§ Gingen 
Oer beiben ©enmltigen an: 

©3 fonnte ber tob nidjt jroingen 
Oen übevftorfcn SJlann. 

Oer Sftiefe f<hlug ihn nieber 
Unb fc^ritt gar eilig fort. 

Salb nafjtc pngenb roieber 
(5in junger ©anbrer bem Ort. 

t)er fah ben ©unben am ©ege, 
(Srquicfte ihn mit ©ein, 

Unb unter feiner pflege 
(Sr^oltc fi<$ halb greunb §ain. 

w 9GBei§t bu, men bu gerettet?" 

„SRein, grembling, ich fennebidj nicht!" 
„Oer Sitte $ur SRu^e bettet, 

Oem tob fdjaup bu in’3 ©efi^t. 

3$ mit! mit Oanf bir lohnen, 

©a3 bu an mir getf)an. 

©ohl barf ich auch bein nicht fronen, 
Oo<h roiff ich nicht ptttylich bir na^n. 

3$ fenbe bir erP meine Soten, 
t)ie fotten bich mahnen an mid?, 

Seoor junt SReidje ber tobten 
3$ einP (jeim^ole auch bich." 


bes ^oöes. 

,,£ab’ Oanf! $Run bin ich geborgen 
Sor beinern Ueberfatt! 

$Run feien trübftnn unb Sorgen 
gor tan mir leerer Schall!" 

So fliehen Seibe. ©3 lebte 
Oer Jüngling in Sau3 unb Srau3, 
Oo<h Stnnbe um Stunbe entfehmebte, — 
^otjrjefynte mürben barau3. 

3h™ beugte ba3 Sllter bie ©lieber, 

Oie Sinne oerfagten bie $pi<ht, 

Oie Äranfljeit Precfte ihn nieber, — 

(Sr fpradj: „SRoch Perbe ich nicht! 

@rP muj$ er mir Sotphaft geben!" 

©enefung Pellte pch ein 

Unb mit ifjr ba3 fröhlich* Seben. 

Spät nahte ihm enblich greunb £ain. 

„9hm folge mir $u ben tobten!" 
„©illp bu bein ©ort oerbre^n? 

©o blieben beine Soten? 

3^ ^abe feinen gefegt!" 

„Ou fa^P beine #aare erbleichen, 
3ahn(ücfig mürbe bein 9Runb, 

Ou fühltep bie Sinne entroeidjen, 

Oein SRücfen mölbte flc^ runb; 

2Rorf<h mürben beine ©lieber, 

Oid) plagte bie quälenbe ©ic^t, 

Oie ßranfljeit ftreefte bich nieber, — 
Sin Soten gebrach e3 nicht. 

Unb über bie3 Sltte3 hat immer 
Oer Schlaf bi<h erinnert an mich; 
©c3halb gemahrteP bu nimmer, 

©ic (ehr mein Sruber mir glich?" 


Oa hat ben Sprecher betrachtet 
Oer ®rei3, oon Scham burdj)loht, 
Unb mie er bie Soten mißachtet, 
So folgt’ er gehorfam bem tob. 


•tt* Jratsj ^en^eit. 


Digitized by C^OOQie 


36 


jtfetniflßeiten. 


Der ©d^roon. 

3m Sterben fingt fein fcfyönfleS Sieb ber 
©c^roan, 

Um einmal no<$ Slpollo’S Sob ju fingen, 
@r roeijj, cS nimmt fein ©ott iljn gnä; 
big an, 

2Beil er fyat rein gehalten feine ©dringen. 


9^ofe unb Hagebutte. 

5Benn baS JpaiberöSlein abgeblü^t, 
©leibt bie Hagebutte nur, 

Doc§ ber ©ame, ben fie in fic§ trägt, 
©djmücft mit Siofen neu bie glur. 


Den greubeftörern. 

2BaS tljat er Sud) ju leibe? 
2öaS fcfymälert 3^r fein 9^ed>t? 
©önnt il)m bod£> feine greube 
2lm neuen ©ticfelfnecfyt. 


3meifel an ber Siebe. 

3meifcl an ber Siebe fc^roinbe 
©Me am ©piegel trüber §au<$, 
Unb fo roic id) biefy empfinbe, 
©o empfinbe bu miefy audj. 


©lücf unb ©erftanb. 

DaS ©lücf fyängt nidjt oon Älug^eit ab, 
Den Summen roirb'S im ©djlaf ges 
geben; 

Dod) roem ©erftanb ber £öcfyfte gab, 
©cfylägt ofjne ©lücf ficf> burc§ baS Seben. 


©rlofd^ne ©terne. 

©on erlognen ©ternen fällt ein ©traljl 
Sange nod), roie einff, auf ©erg unb 

Unb fo leuchten mir noc$ aus ber 
gerne 

deiner 3 u 8 cn & Wngjl erlöfdfyne ©terne. 

_ Sttfitt* gtutm. 


§m tiefen 

Deren SBipfel SBinbe fämmen, 
üJturrenb burd) ben finftren §ag, 

Unter mooSumroad)fn cn ©tämmen 
SBanbP i$ einfam lag um lag. 

9tanfenb roudjert bunflcr @ppid> 

Ueber gelfen, railb jerflafft, 

SautloS auf bem moopgen leppid) 
©tirbt mein ©d^ritt roie geiftertyaft. 

Äaum ein ©ogel in ben 3nwgen, 

Äaum im gorft ein fdjeueS SBilb, — 
©tiUeS §OBeben, büftreS ©c^roeigen, 

Da§ fein Saut ber ©klt burc^fc^ritlt. 

lief bur<$ bunfle fftabelfronen 
©Unft nur ©olbgefpinnff im lann, 

2Bie auS fernen 3ttärd)en$onen, 

Die fein gufj erreichen fann. 


'palbe. 

Unb miefy bünft, roie ©Mnbgeflüjfer 
Ueber mir ben ÜBalb burc^fc^roirrt: 

©o burdj unermeßlich Düfter 
©ei ich lebenslang geirrt; 

Unb burdpS ©d^roeigen jog 1 ich weiter 
Unb ben SluSroeg fänb 1 ich nie, 
©d^tnerj mein einiger ©Jegbegleiter, 
Den ein neibifefy ©c^icffal lie^. 

3roar eS fiel ein ljimmlif<$ ©länjen 
2luch in meines SebenS Stacht, 

2Bie mit ©torienfdfjein mich fränjen 
©ah icb, roaS unS felig macht. 

Iraum^aft mir bie ©tim umfponnen 
JpafS nur einen grü^lingStag, — 
Unb roer fagt mir, ba'S jerronnen, 

Ob eS jemals f ehren mag? 

<£o«tab fefmantt. 


Digitized by <^.OOQLe 




37 


§tn $ommer. 


Sic^tbur^tränft unb buftburchjogen 
©tnb bie gluren. faftiggrütt; 
9lehrenfelber feh ich mögen, 

Unb ben 2Woljn bajroifc^en blü^n. 


©unberbare garbentöne 
Jaulen auf in feltner ©lutl); 
©od, in ihrer ganzen Schöne 
prangt bie SRofe, rotfj roie ©lut. 


Unb ber §immel lacht unb leuchtet, 

©djaut oerflärt auf all bie ©racf)t; 

Ob ftch auch mein 9luge feuchtet, — 

3)teine gan$e Seele lacht! 

fiuna Jtenbef-Marburg. 


^efattfl ber Seit. 

^eige bie 3eit unb ich fchreitc hinweg 
3ermalmenb burch ladjenbe gluren, 
lief $eid)neu ben einmal burchlaufenen ©eg 
®e§ Stabes oernichtenbe ©puren. 

3dj fiürje ber SJtenf^en ©efd^ted^ter ^inab 
dftit ehernen Firmen in’ö gä^nenbe ©rab. 

Jpin ftnfen non leuchtenbem 9£uf)me beglänjt 
®ie dürften unb ihre ©afallen, 

Jpin ftürjen bie ©ötter unb (Spheu beFränjt 
®er Tempel geheiligte fallen. 

©cnn brüber ber glug ber ^a^irtaufcnbc $ieljt, 
©o bergen bie ©äulen, jerftäubt ber ©ranit. . . 

3$ bringe bir greuben, ich bringe bir Seib, 
©nteilenb auf fiürmenbetn glügel: 
ffiaS geftern bich lebte, entreiß ich bir ^cut 
Unb morgen fchon becft bich ber ipügel! 

S)ie ^errfcherin bin ich int ©rbenreoier, 

OeS 9lugenblicf3 Äürje nur — gönne ich bir! 


$*rf <£(tem. 


§m ^orgentljaue 

3m 2Rorgenthaue glänjte bie ©eit; 
®ie £er<heit fliegen $um §immel3$elt, 
®em blauen unb roolfenlofen. 

§e£l tönte ber ©adjtelfchlag im Äorn, 
9lm ©ege blühte ber ©chlehenborn, 

Unb blühten bie £>edenrofen. 


gfänste bie ^eft. 

®a§ jubilierte in ©ief unb #ag;' 

©ir manbelten burch ben jungen lag 
Unb halten unS fanft umfdhlungen. 

T)u fangeft ein Sieb oon ber Siebe ©lücf, 
©ie haßte baä frifch oon ben©ergeit $urücf, 
©eoor’S in ber gerne oerKungen. — 


Digitized by c^ooQie 



38 


2tm ©atbranb brübcn ein Äreuj oon ©tein, 

©ilbrofen füllen ba3 ©rabmal ein; 

©ir fjaben jroei 9tofen gebroden. 

®od> mie mir plöfclid) be3 lobten gebadet, 

(Singen jur ©eite mir ftumm unb fac$t 
Unb fyaben fein ©örtlein gefprodjen. 

$uf!ao Raffte. 


gütiger bei $uu|i. 

©ettn braunen roilb be§ §erbfte§ ©inbe toben, 
®ann finbet unfer §er$ im Jteid) ber Xone 
Scfriebigung unb ©lücf; ift alles ©cfyöne 
®od> mie $ur s Jtacf)t ein lichter ©traf)l oon oben. 

®ie Äunft, bie ju bem Urquell un§ erhoben, 

©ie bulbet nid;t, ba§ man bem fiebern fröfjne; 
3um Sichte fcfyroingen auf fid) i^re ©öljne, 

®ie ©ottljeit in gemeintem Sieb $u loben. 

So Ijab' id)^ tief im ^erjenSgrunb empfunben, 
©o oft ber funftgeübten < 3^ n 9 er Schaar 
,3m ®ämmcvlid}t jufammen ftdj gefunben, 

©enn ©ang unb Älang ertönte rein unb flar, 
Unb mir in monnig felbftoergeffnen ©tunben 
3m ©eifte ftanben oor bem £oc$altar. 


0tfo jUJTerdatter. 


'SUmera 6t Ponente. 


©ie träumeft bu fo rufjig fye§r, 
®om grüfjrotfy übergoffen, 

®on ftarren gelfen, ^eil’geä TOecr, 
2Rit ftarfem 2lrm umfdjloffen! 

3<$ fe$ ben glühen ©onitenbaU 
5luS füllen glutfyen tauben 
Unb mie ber ®ünfh ©dtleier all 
3^r luft’geS ©ein oerljauc^en. 


©o faf) oon ©lutfyen idj belecft 
®ie ftarren Wpengletfdjer; 

®oc$ tiefre £>er$en§töne meeft 
®e§ ÜKeereS fanff ©eplätfcfyer. 

£ier laufet id) einfam fhtnbenlaug 
®on fc^roffcr gelfentreppe 
®em ruljelofen ffiogengang 
Unb feiner glutf) unb ©bbe. 


®odj> jebe ©eile, fdjaumbeftäubt, 

3m fprüfjenbeit 3 e ^ c &en 

3n’3 £er$ mir bie ©rinnrung fcfyreibt 

2ln mein oerblü^tcS Sieben. 

y«uf JlCetmtuu. 


Digitized by ^.ooQie 



39 


'j$on&nadjt am fee. 

(Sftad) einer norbifcfyen Sage.) 


®er SRonb mit fettem ©ilberlicbt 
Siegt auf beit ffiafferliitfen, 
©ebeimnißnode ffiovte fpriebt 
®ie Söoge $u beit Sinfen. 

©S tönt ber UnFe bumpfer ©djrei 
herüber auS ber gerne, 

3eßt fteiget roo^l bie Söafferfep 
(Smpor an’S Siebt ber ©terne. 


§ 

®u javte Taube flattere nicht 
©o ängftlicb jageub ^iu unb ^er! 

3d) 6in bir gut, nm$ flicljft bu mid>? 
©o fotnm, unb fürste bid^ nicht mehr! 

3Sir rooden fließen über bie £aib’, 
5Seit, weit hinaus, in frembeS Satib; 
9luf fdjönrer glur, im ^alnten^ain 
Umfang unS ftid ber Siebe 33anb. 


©ie fd)roimmt einher in ©dbroangefialt 
Unb fingt ein Sieb ftd) leife, 

Unb roem eS in bie Cfyreit fd;adt, 
Vergißt mo^( nie bie Söeife. 

©r nmnbelt traurig Jag unb Sftadjt, 
3m 9Iuge Reifte frönen, 

£in in ben ©ee jie^t i^n mit dttadjt 
3u(e^t ein bunFleS ©ebnen. 

3*o ff gang 3*ti<$waft>f. 

n 5 n i 

Tort roinb' id) bir auS Slumenbuft, 
2lu3 ©onncnlicbt ben £) 0 <bjeitSFran$; 

®a träumen mir ben fdjönftcn Traum 
Ter Siebe, im jitternben 2Ronbenglan$ — 

Vergebens, ÜRäbchen, fträubfi bu bid)! 
3lcb it>ei§ eS ja, baß bu mich licbft — 
O ©eligFeit, o füßeS ©lücf, 

SBetin bu ben erfien Äuß mir giebft! 

_ $o*f«r. 


e M 


, 5 ie Riebet 

öS mar £err dRarS ein Offizier 
5ßon atterältftem 2lbel, 

©in gern gefehlter ©aoalier 
Unb ohne gurdfjt unb Tabel, 

Tod) litt er an oerbaltnem ©roll, 

2Beil boebgeidjäßte Tarnen 
Tem IieberFunbigen Wpoll 
©ntjücft entgegenFamen. — 

Trum trieb eS ihn, mit oielem gleiß 
Ter '^oefte ju fröhuen, 

Unb feinen ©tablßelm mit bem SReiS 
Ter gießte ^u mrfcßönen. 

3m Äarßall, anf bem SBaffenplaß 
55eaanu ber ipelb $u reimen, 

Uno 23erS an 93erS unb ©aß an ©aß 
3um Sieb 3ured)t 311 leimen. — 

©r febrieb bie Sieber auf Rapier, 

3n ©olbfdjnitt reidb gebuuben, 

Unb auf baS Titelblatt $ur 3* er : 

„SluS meibeooHen ©tunben". 

©r Fannte SBort für SBort bereits 
Unb badjte: Ohne ©leiden! 

2Öie roirb Apollo blaffen iReibS 
S3or mir bie ©egel ftreicben. 


öes SRors. 

Unb einftmalS trug er mit ©efiibl 
Ten ©öttern oor bie lieber. — 
fRiugS im Clgmp mar’S bang unb febmül, 
Unb ©ebnere bannt’ bie ©lieber. — 
grau 3 nko niefte frampfbaft f(bon, 

Tie Zubern gähnten reichlich, 

Apollo rief mit ©tentor-Ton: 

„gamoS unb unoergleidjlicb." 

©S fpracb Neptun: „3ur SReereSburg 
£aß, 2llte, jeßt mtS eilen, 

UnS geben bie Tritoneu bureb, 

Senn mir noch länger weilen." — 

©S riß bie 5lugen auf 93ulfan, 

Um feinen ©cßlaf $u bannen, 

3bn fab grau SBeuuS lacbenb an, 

53i3 ibr bte Tb r o* lcn rannen. — 

3Rercur begann: w Troß Sieb unb 93erS 
TRuß ich ben ©ebritt beflügeln, 

TRan ruft mich $ttr 'Varifer 93örf’, 

2ßo £auffe unb iöaiffe ft* prügeln/ 

9lud) 93ac^uS fcblicb ftcb ftid baoon, 

©r fdjob in eine ©affe, 

£ag lefeub im SluaFreon 
33or’m ooHeu Äbcinroeiitfaffe. — 


Digitized by ^.ooQie 




40 


(*3 Ijatte 5Rar9 mit 2eibenfd)aft 
Woch manch’ @ebicf)t gefprochen, 

Ta rcorb cv burd) gemalt’ge Straft 
Te9 ©djnarchenS unterbrochen. — 
A19 fid) fein 5Micf gur ©eite ftahl, 
Ta roaren AH’ gerftoben, 

(*r fah im roeiten 0*ötterfaal 
Hhir Jupiter noch oben. — 

Hub beffen ©<hnar<hen machte ftarf 
Ten (hbenbaü erbittern, 

$3om (5aplanb bi3 nach Tänemarf 
Vernahm man fein (^eroittern. — 
A19 er erroad)te, fprach er: „©ohn, 
Ten ©djap mupt Tu beroabreu, 
©o hob’ ich ja gefdjlafen fdbon 
Wicht mehr feit taufenb fahren! 


©o immer beitte 2eier fchaflt, 

C^rquicfe fo bie ©eelen, 

Tann roerben bidj bie Httenfdjen halb 
A13 $ott bc§ ©chlafS empfehlen." 

Ta patft ben Ü)?ar9 SHerferferrouth, 

Gr bat ba§ &nch gerriffen, 

Tn Grbe polier greoelmuth 
Jn’S Angeficht gefd^miffen. — 

333o^in auch nur ein gefcen traf, 
begann ber Wiohn gu fpriepen, 

Uno mer nicht ftnbet Wuh’ unb ©chlaf, 
Ter rairb bie grucht geuteHen. — 

G3 trieb iit’9 iobte Wteer ber Sinb 
And) einen biefer Stfche: 

©eit jener Ungliicfsftunbe fmb 
(^eftorben alle gifche. 


3ttfiu$ Ritten. 


Gott hett min Bäd vernamen. 


Gott hett min Bäd vernamen, 
He hett mi doch noch leev; J ) 
Min Wilhelm de is kamen 
As inne Nacht en Deef. ! ) 


Ik weit nich, wat wi seggt hebbn 
Man dat wi Beid’ hebbt weint, 
Un, dat wull keiner recht hebbn 
Un, dat he’t god hett meint. 


i) ee = ei. 


Herrgott, di will ik’t danken — 

Wat hest du wennt min Nod! 

Na Siifzen un na Janken 
Is allens, allens god. 

H. Schröder. 



gür ben hiporifchen Vornan febeint, ait9= 
enommen bie 3«it ber SBölfermanberung itnb 
ie ber Aegppter, h*ut roenig ©inn gu fein, 
unb bie ©djöpfuugen, roelche fich mit einer 
anberen ^iftorifchen Gpoche befdbäftigen, pn= 
ben faum Beachtung. Unb hoch ift g. 35. baö 
Chtbe beö porigen 3at>x^imbertö für ben 
Womanfchriftpelier faum erfcjbloffeu, gefchroeige 
auSgebeutet; grabe jene s lkriobe beä Serbens 
bietet bem TarfteUer beutfeher 3uftäube eineu 
ipohlthnenbcn Gontrap gu ben ©türmen in 
granfreich, babei einen Weichthum oon be= 
beutenben Hftenfchen, fpmpathifchen grauen, 
auch oon problematifchen Naturen, ©trebern 
unb Abenteurern aller Art. 2kit biejen Gr= 
roartungen begrüßte ich ^ en gtoeibänbigen 
Woman „Erzherzog Karls Liebe unb 


ber Äampf um ben Wiebenpalb" oon C. Byr. 
(©tuttgart, ©iibb. 31erlag9=Jnpitut). Senn 
amh bie Gkjptäche häufig nur bialogifirte 
Seltgefd)id)te finb, gmingt bie folibe Arbeit 
hoch gu aropem Wefpect por bem Sollen beö 
patriotifch gefinnten fleißigen £iftoriferS, ber 
mit iDarmfühleubem bergen bie bisher fo 
gut mie uubefannten ©cpicffale ber gtirpin 
Glinor, ihre ^egiehungen gu bem ©ieger oon 
A9pcrn mie ihren tragifchen Untergang an 
ba3 i'icht gepellt. Tie Tec^niF beö Womanä 
mie bie Gl)arafteripif ber Jpanptgeftalten bef* 
felbeit oevräth aUerbingö eine ältere ©chule, 
bie im ©inn ber Womantif bie Tinge unb 
^erfonen mit einem geroiffen Tuft unb We* 
bei gu umgeben liebte, ber mehr perfchleierte 
unb mehr erraten liefe, al§ gur unmittel* 


fr 


8 


Digitized by <^.OOQLe 





41 




'S? 


Boren Slnfcbauung braute. — ©cbliefelicb 
Bitte idf), beit 9lutor nidf)t mit bem gleich 
namigett Stöbert Vpr tn ©regen$ (beibe 
beifeen in SirFlidf)Feit Veper unb Vaper) 311 
oerwecbfeln. j 

Etwas für Dich. debi^te pon Mi- 
cael Scolar. ($reSben u. Seidig, d. ^ier= 
fonS Verlag, 1889.) $)ie debicbte befielen 
3 unt 3:^ei( auS „fdjlicbten Seifen", 3 um $heil 
auS gattj unoolfStbümlicber Jhinftpoefie. Qk* 
fer (entere Sfyeil mag guerft abgemacht wer; 
ben. dr enthält eine 2 lrt non „Üpevoiben" *), 
„Sieber aus dginbarb unb dntma", „Soben= 
grinS 9lbfcbieb non dlfa", „$ante an Vea* 
trice" u. f. w., Dichtungen, meiere, wenn auch 
nid^t ohne ©cbönbeit, uns bod) ein bissen 
alepanbrinifcb anmutben. 2Iud) bie Oben, 
bie 3 bpÖe, bie dlegien unb dpicebien (dpi= 
febien — b e iliß er ©prad&uerein!) tnürben mir 
o^ne ©ebaben entbehren, dagegen fiitb bie 
©tubentenlieber non büBfcbem £umor befeett 
unb in ben Sanberliebent atbmet ber echte 
£aucb beutfeber 3 ugenblu|t. ©ie nerbienten 
cotnpouirt unb babureb oolfStbümlicb 3 U wer^ 
ben. 3n ben „Vermochten debiebten" fommt 
eine gereifte, beruhigte unb geflärte SebenS- 
auffafjung jum 9luSbrucFe. ©ie finb meiftenS 
00 U milben drnfteS. Den Dob begrüßen fie 
als einen nabenbeit greunb, oolI frommen 
Vertrauens, unb träumen non ber #errlicb ; 
feit beS 3 en feit. Manche biefer debid)te fntb 
febön, feinS ift gewöhnlich- 

Adolf Brieger. 

Gedichte non Detlev Freiherr von 
Liliencron. Seip 3 ig? (S. griebricb). Sir 
Baben eS hier mit einem echten, mit einem 
Fraftooüen ^oeten 3 U thun. dS läfet ficb 
nicht leugnen, bafe roie in ber gefammten 
neueren Sitteratur auch in ber jüngeren Sps 
rif eine Währung betrübt, bafe fidj — oon 
fitabenhaftem SamtamgeFlingel natürlich ab= 
gefehett — ein berechtigtes Veftreben bemerN 
lieb macht, einen ItreiS neuer Vorftellungeu 
in bie Voefie ^cveinjiigieben. Unter biejen 
Kämpfern, bie ber DicbtFunft neuen Voben 
gewinnen wollen, ift Siliencron einer ber be= 
rufenften unb rüftigfien. Der ,£onoentionaliS= 
muS, b. h- bie fid) in einem engen Greife 
überfommener VorfteHungen bewegenbe Jtunft= 
riebtung, birgt aüerbingS bie defabr in ftcb, 
ba& ftcb bie Voefie, aus Mangel an frifeben 
SebenSjäften entartet, in ein FraftlofeS Steim* 
geflingel auflöft. deshalb ift baS Veflreben, 
neue töne 3 U ftttbett, an ftcb böefeft förbevlid) 
für bie dntmicflung ber ^oefie unb führt 
biefelbe ihrem Venire, ben fte 11 t Römers 
feiten auScjefüüt, nämlich alle drfdheiuungen 
beS SebenS nt ftcb 3 U begreifen, roieber näher. 
Unb man mufe jagen, bafe SiliencronS 2öne 
aus wahrem dtnpftnben, baft (eine deftalten 
aus tiefer innerer Slttfcbauung beroorqueUen. 
dr Beftfet einen eigenften defang unb ift 

*) (Jin ©ebiept „©apppo’8 ßlage* pei&t totrttief) fo. 


reich an glüdflidheit Sortbilbungen unb 3 Us 
fammenfefeungen, wie „ fcbicffalumlauert", 
„fFatleberne DürftigFeit*, „Fronenbreit“, „mich 
iibergrauft" u. f. w. ‘Die Seifen ber Siebe 
jeugen oon ftarFem VtanneSgefübl unb auch 
liber eigenartig ibpllifcbe klänge oerfügt ber 
Dichter. Dafür, wie er wahr auS inneren 
unb äufeeren dtlebitifjen heraus fdjafft, geugt 
eS, bap er gern unb mit dlücF auf feine 
mUitärijcbe Vergangenheit guriidfgreift. 9fadhts 
feiten beS SebettS, infonberbeit beS Richters 
berufeS fpiegelt er mit febarfer Veleucbtung 
wieber. Sie er gern Vrooiit 3 ialiSmen, SIuS* 
brüefe beS täglicf)cir VerfebrS uttb bergl. oer= 
wenbet, ift attbrerfeits ©pracbe unb Fiction 
bei ihm, wo er eS anftrebt, oon golbiger 
§erie. üllit folbatifcber grifdbe wirft er ferne 
Äraft für ben neueren Realismus in’S dSe* 
febirr. dinen bebeutenben dinbruef b* nt er= 
taffen einige tbeilS in freien föbptbmen, theilS 
in Vrofa abgefafte ©fi 33 en, bie oon ftarfer 
dinbilbungsfraft eingegeben, auf tiefer Vc^ 
obaebtung beS SebenS beruhen. 3^ öBer 
weit entfernt, ben Siebter 31 t oerbimmeln, 
wie eS oott ben Vlättern beS geaiebten SJfealiS* 
mu§ gefd)eben ift. Sie attbere Pioniere beS 
gortfcprittS, pflegt auch Siliencron Bisweilen 
einen ©trieb * n 30 nehmen, ohne bodb 

Ö ben dJrunb 311 toben unb ihn ftcb Burdp 
u eigen 3 U machen. dS ftört eben man« 
cbeS dewaltfame, drFiinftelte in feiner ST>id^t= 
ung unb eS mißlingt ihm Öfters, bie©pradhe 
bem ©ebanFen bienftbar 3 U machen, man 
flögt ftcb an dcfeit unb bauten. Senn auch 
FeineSwegS eine gefcbniegelte (Glätte, eine ge^ 
lecFte 3 * c rlidjfeit beS 2luSbrncfS baS Jpöcbfte 
ift, ber deift ber ©pracbe barf nicht oerlefct 
werben, unb wenn baS $)eutfcbe feiner diaem 
art gemäft begüglicb ber unbetonten ©ilBen 
im VerSmap mehr greiheit aeftattet, als bie 
meiften heutigen dichter beattfprueben, fo mup 
boeb bie 3 al )i Ber .gebungen — wo bie Ver¬ 
mehrung ober Verminberung Feiner befonberen 
biebterifeben ?(bfid)t bient — gewahrt Bleiben 
unb ein VerS wie: 

„din d 1111 h b e cf e tt ht^Fc ben beifeen ©tranb* 
wirb als £ärte empfunbett. ^n ber SirFung 
oerfebft ift in „dntiagen" bte erfle ©trophe, 
auf weld^e ber dichter fo befonberen Sertp 
nt legen febeint. 3^b Fattn mir nicht helfen, 
oer dingattg ,,^u graues Unthier mit ben 
Fahlen klugen, gloh mich nicht an, trott ab, 
glofe mich nicht an" ermecFt in mir immer 
wieber bie VorfteHutig eines etttfehlicben £a* 
tcvS auS meiner ©tnbentengeit, nid)t aber 
citteS wirFlidh grofeett UttgliidS. Unb eS ift 
idljabe um baS jottft pacFenbe debid)t. 5)ocB 
bie dhrlidhFeit erforbert 31 t BeFentten, bap 
folcheMängel, bie hier namentlich im degeit^ 
fafe;u eineroerhtmntelnben ^artei^ 
m a cb e heroorgehoben würben, ben defammt= 
eittbrucF nicht trüben; eS ift fehr oiel Sa^ 
reS, £errlidjeS in bem Vucbe enthalten. 

Radolf Goette. 


85 - 


Digitized by 


Google 



42 



Ch. M. in R —k. J^rcn auffafc roerben 
nur gern bringen. Ta$ Ecbid)t jergattert 
Ieiber au fehr in abflröftcn ^orftelhingen. 

F. K. J. in 0— g. Einige oon 3h r ™ 
E*ebichten beaeidnieit fchon burch ihre Sitel 
„EtolbFäfer uitb SRohn* unb „©afferlilie ltnb 
ÜRonb* eine art non ^ßoefte, bie roir nicht 
pflegen möchten, ©olche bid^terifd^e Eonbitor* 
roaate möchte unfern Jefern auf bie £auer 
nicht munben. ©uchen ©ie einen bebenten* 
beren %r\hait 311 erfaffen! 

N. VV. in H—r. SBir roiffen ein ältliches 
E*efd>ithtchcn. £cr berühmte Eeigenfpielcr 
Joachim in 6aunoper befam einmal bie ^sbee, 
baS ©djlittfcpu^laufen gu lernen. Er begab 
fid> nach ber ÜRafch, lieg gd> bie geflügelten 
©tahlfdjuhe anfchnaüen, befdjvieb einige 
SBogen, um — hüljloS auf bem Eife $u liegen. 
$er ÜRantt, ber itjn bebient hotte, ^ob ihn 
barmfyerjig auf, permieS ihm aber feinen 
©orroip mit ben flaffif^en SBorten: „3a, 
bat iS nid) fo licht aS gijielinfpeelen !* 

M. v. H. in R—1. 2öir tonnten unS roohl 
benfeu, bag 3f>nen eine anbere auffaffung 
porfchroebte; unfere tfritif be^og fich aber aut 
I^aS, roaS ©ie thatfächlich gejagt batten. 

O. K. in B—g. 3f> rc oorige Einfeitbung 
mürbe bereits in Wr. 24 erlebigt; falls ©ie 
fünftig briefliche Jtritif roünfchen, oenoeifen 
roir ©ie auf unfere „93egimmurtgen oon afls 
gemeiner Geltung". 3$ ren neuerbingS ges 
fanbten ©ebbten fehlt bie redete Klarheit 
beS auSbrucfS, biefelben perfatlen pielfach 
in’S SBarocfe unb ftnb ba^er nicht perroenbs 
bar. 

K. L. in G-n i. B. 3btten gilt baS be¬ 
treffs brieflicher Äritif porftehenb ©efagte; 
3hw ©ebichte finb Ieiber 311 unbebeutenb für 
unS. 

A. D. in W—n. ©ie erbitten nitfer Urs 


theil über 3 ^ c gähigfeiten. ©ie bringen 
unS bamit einigermaßen in 93erlrgenheit, beim 
als Eopift geftatten ©ie fid) i« Piele greis 
beiten unb als „©elbftbichter - lehnen ©ie 
fleh S u febr on frenibe dufter an. 

H. S.-S. in B—r „£ie Heerfahrt"; Dr. 
H. H. in B—n gmei ber©prücbe; H. K. in 
D—z ^efprechung; 0. S. in S—g i. E. „Sie 
Öfellenbraut*; P. S. in M—g „SRorgengang"; 

L. F. in B—n 5 unter bem Sitel „Samts 
bäufer"; K. M. H. in W—n „EHeb mir bie 
iRofe nicht*; P. K. in K—f „Ermunterung* 
(©ie bebürfen behufs brieflichen 33erfehrS mit 
unS feiner befonberen ^efd^einigung); A. 
W.-M. in M-g „abenbglühen\ 

Angenommen! 

P. R. in B — n; 0. M. in S— d (3U roettia 
pertieft); B. P. F. in D—n (nicht paefenb 
genug); L. H. in W—e (ohne ben Item 
einer begimmten bidbterifeben $orgeOung); 
Dr. A. VV. in N—y; A. 1). in M—m (311 
bibaftifch). Dankend abgelehnt. 

M. K. in N—r. 3^ r SBunfch, bag roir 
3br E5ebid)t „El Eattelo - , «peil gatt „©ilbers 
gutb - „©iberguth" gebrueft rourbe, noch eins 
mal bringen foflten, fann hoch unmöglich 
ernft gemeint fein; auch nachträgliche aenbers 
ungen föntien roir nicht roobl berücfftchtigen. 
SBanim laffett ©ie 3b re Uebertraaungen nicht 
| etroaS länger liegen, ehe ©ie einfenbett. No- 
num prematur in annum! — „After all“ 
haben roir angenommen. 

A. R. in R—d. ©oldf)e Erörterungen 
paffen für unS Ieiber nicht gang; roenben ©ie 
fich an „gür’S £au3" in ®re 8 ben. 

Dr. G. L. in S—1. ES ig bei unS getS 
©epgoaenbeit geroefen, ©prüdbe nicht eiiueln 
im 3 » 9 QltSoer 3 eichnig aitjufübren, ba beffen 
Umfang fonft ju febr anfchroeUen roürbe. 


(Scplufi ber Rebaction btefer Kummer: 14. September 1889.) 


3 n(jaff$peri<i<$ni 6 . 

•fbiebte Don fJicroMnns Corot, Otto 3djlotKr, CamiD IPrUhopf, Otto Srritnbof, Wilhelm Ütro*. Cborlrs 
JUdcerti, Seiorttb tMrrorbl, Otto irtnt •rofttbro, 3atioi 3tono, Coorob Irlataoo, Aooa Weabet - JRarbarf, 
•ofta» Jtlkt, Otto flelerbaorr, Pont Slerotoaii, Wolfqanq fladiaalbt, €. Ootlar, 3uliu* ftttrn unb S. £tfcr5brr. 
— ÜMe faaft brr fllnftlrr mb »ir wirkt frloe dABpfttng? KuS bem äftpetif^en Tt>eile ber „Sfcutfdjen ^Joetif 4 ', 
bearbeitet Pon Paul Sflttjr unb Knbolf Oorttr. (^ortfebung unb ScptubO — — Srirfftaltrr. 


^Rachbruct nur ttnier genauer $ueffeiia«g**e geglättet. 


©egeUungen fmb 31 t richten an bie Expedition (Paul Heinze’e Verlag), Einfettungen 

au bie Redaotlon des „Deutaohen Dlohterhein u In Dresden -Striesen. 3» Eommiffiott: 
Trfib’ecbe Buohhandlnng (a. ©chmittuer) in Zürich unb L Steiger $l Cie. in New-York. 

! K- 8 

Ehef'lRebacteur unb Eigenthümer: ynttf ^einje, IRebacteur: Jtttboff geeite. 
ud bon gerbtttanb in ftrtBbcn. — Rapier bon Sielet <t »ogel in Sripfig. 


Digitized by ^.ooQie 













Drgnn fiir SidilftunH um! üriliß. (Ser „Seulflcit Milerfinffe" 19 . i^niiil.) 

Herausgeber: JPauf <j»ein)e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 5 M halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 60 6 Stück einer Nummer M 1,50. 




Gabuns na4 3»$(«8* 

^nb wenn i<ß (irr mit ßeißem panß empfinbe, 
pas mir ilatur an jebem Morgen Beut, 

benß* i<ß Pein unb weiß, baß mit bem <£inbe 
-Pein 58utferßerj ß<ß jugenbwartn erfreut. 

5tnb wenn ber £eefe tßore offen fielen 
5tnb alTes $(ßdne, eine götterfcßaar, 

Mit £*ofen, bie von buft’geu <£o<ßen weßen, 

Pen £iu)iig ßäft mit waifenbem $ afar, 


pann möfiV cs mir, bem flauBgeBornen ßfeinen, 
Pann tndd)t’ es mir, bem armen grbenfoßn, 

3n meiner peefe ffiffen Riefen feinen 
«Jtfs flunb itß naß Bei Rottes gofbnetn fßron. 

5t nb pu alTein ßaft mir bie SBruft erftßfoffen 
^ür altes pcßone, bas bie #rbe fleußt, 

Pu ßafl bie <£ieBe mir in’s gegoffen, 

Pes großen <£eim mir in bie ?3rufi gefenßt; 


po faß pir benn bes poßnes Panß gefalTen! — 
cfromm Bafb, o ßomrn, Bevor bie Jeit enteift; 
3&ein fcßfitßtes £ans wirb ju geweißten Raffen, 
55enn unter feinem patß bie 38utter weift. 



georg gßers. 


-8 


Digitized by ^.ooQie 














44 


KT 


-*s 



%(kt öas $efdjidjtfidje in ber Pistung. 

23on ^efii P«hn. 

(gortfefcung.) 


ben roir nun su, and welchen 
<#vünbeit ge|d)id)tlid)c ober 
fagenbafte, bei* Vergangen: 
beit augebörige (^egenftänbe 
oberSRenjcbeit im Sdjaufpiel 
lino in oer th^ablung bie Oicbter t>oit je* 
^cr gang befonocrS — piclmcbr als folcbc 
t^rer £tit — angegogen hoben, roie roir bicö 
pon bei* graueften Borgeit bis auf bie (^egeit- 
roart bargeroiefen hoben. 

CHne ber Urfacben ift bie perflärenbe $3irf* 
ung ber gerne überhaupt, ber gerne in £t\t 
roie in Naunt. Oie Nfenfcben ber Vergangen; 
beit nnb ihre Kämpfe finb ber leibenjcbaft* 
liefert Bartcinabme für nnb roiber mehr 
entriidft: fte finb ans bem Staub beS NingenS 
unferer läge ^inaufgeboben in eine reinere, 
beHere $?uftfcf>idjt. OaS Verlangen ber „neueren 
Wichtung", ber Oidfjter fofle bie Aufgaben 
feiner 3eit „löjen" ober bodfj bebaubeln, per* 
ftöfjt gegen ein bureb Äant unb Stiller ge* 
funbeneS (^rnnbgefep aller Äunftfcböpfung: 
biefe fofl nid^t „patbologifcb" fein — baS 
grembroort ift unerfepbar — b. b- fie fofl 
unS baS Schöne barfteflen, nicht „praftifebe* 
3roerfe perfolgen, fo roenig roie ben Reiben* 
jebaften frö^rien ober s ^arteiabfid)ten bienen, 
eine „conferpatipe" Ortung — in biefem 
Sinn — ift ebenfo unbiebterifeb roie eine 
w fortfdf)rittlicf)e" ober „fogialbemofratifcbe", 
ebenfo perroerflicb roie etroa eine liiflerne, int* 
feufcfje, lebiglicb ben Sinnenfifcel anftrebeitbe. 
OaS fcbliefjt felbftocrftänblicb nicht auS, bafe 
ecbteBcaeiftcrung, bie nicht ben äußern 
3roecf fuept, fonbern einen politifeben (Ne* 
banfen ober eine berartige (Smpftnbung fd)öu 
auSfcbmüdt, ein echtes Äunitrocrf fdjafjen 
mag: fonft müßten roir ja auch alle Bater* 
IanbS*, greibeitS , ft'riegSlieber perroerfeu 
(roie auch baS Sinnliche im Berbältnife ber 
l#efd)lecl)ter (Megenftanb jd;öner, reiner Oar* 
fteUung fein fann: Womeo unb 3 ll ^ c finb 
febön unb fittlid^ bei aller @Iutl> ber Reibens 
i^aft). 

(*in groeiter ®runb, roelcber gcrabe im 
XIX. — roie überhaupt in jeber 

3eit b°<5 gefteigerter Gilbung — (Regelt* 
ftänbe, ÜJicnfd)en, 3»ftonbc ber Vergangen* 
beit bem Oid)ter empfiehlt, liegt in ber Un- 
febönbeit, Nüchternheit, Unftnnlicbfeit, gorm* 
perfünimerung uufereS gefammten Gebens in 
allen feinen (*rf<beinungen. C*S ift babei 
feineSroegS nur — roie geroöbulicb gejdnebt — 
an nnicre ^rac^t gu beufen: ('plinber, grad, 
hohe Stiefel, Sadboje unb bie rocdpelnben 
Scbeufdicbfeiten ber Iracbt ber '^arijerinnen, 
roelcbe unfere grauen nicht baftig genug na<b ; 
abmen fönneit — eS gilt bieS oon ber Gr* 
febeinungSform unfereS gefammten Gebens: 
JpauSbau, £auSeinricbtung, (^erätb, B?erf* 


gntge, ©afjen, ÄriegSroejen, Arbeit — bie 
Btafcbine ift ja auch fd^ou in ben ebrroiirbigen 
tflderbau eingebrungen: fie fact, mäbet, brifebt! 
— Weije, Erholung, lang, Riffen unb Orinfen, 
gefammteS Wedf)tS* unb BerfebrSleben. 2Wan 
pergleicbe an gonnenfeböne unb gönnen* 
mannigfaltigfeit eine „^arabe" pon 1889 
mit einer £eerfdmu pon 889 ober 1289 ober 
1389. £eroorragenbc Nteifter ber ©egenroart 
haben s JWafd;inenroerfitätten gemalt: be* 
rounberuSroertbe Jtunftftiide, baS ©rablinige 
unb Nüchterne erträglich gu geftalten! aber 
fdf)ön? — 5^iefe (Jrfcbeinnng ift eine notb ? 
roenbige golge ober pielmefjr Begleiterin aller 
hoben unb altgeroorbenen Bilbung: baS Sinn< 
lid)e, bie gormenfiille ftirbt ab, — jo in ber 
Sprache: roie formenarm, roie unfebon mit 
ihren gabllofen e-l'auteu ift unfere ueubod)= 
bentjd;e Sprad)e oerglicben mit bem Mittel', 
gefd;roeige mit bem 2llt §ocbbeutfAen unb 
bem l^otbifcben! Ober man pergleicbe bie 
(JrfcbeinungSform, baS „Bilb", einer heutigen 
Börfe ober (^ericbtSoerbanblung mit einem 
mittelalterlichen ÜWarftplap, Stablbof ober 
Xing. tDtan mag baS beflageu, man fann 
cS nicht änbern: im ?eben niüffen roir 
eS benehmen als unoermeiblicbe Schatten* 
feiten gar $ablreid)er Vicbtfeiten unferer läge 
im Bergleicb mit ben 3 l, ftänben einer mehr 
jugenblicbeu föelt unb ber Stufe ber Bor* 
bifbung, ber Unmittelbarfeit: ben dichter 
aber unb ben ßltaler fofl man nicht fcbelten, 
febilbert unb malt er lieber bie Brünne als 
ben grad, ben SIblerbelni als bie ftngftröbre. 
Cfiue britte Urfad^e ber Beoorjugung älterer 
3eiteu roirft inSbefoubere bei bem Iraner* 
fpiel unb bei ber (frjäblung (gebunbener 
ober ungebunbeuer 9febe) mit iragifdjem 
2luSgang*. Jn ber ^eujeit hoben ^efcUfc^aft, 
Bilbung, Sänftigung, auch roobl ^rjchlaff* 
ung ber Sitten fo piele Mittel auSgebilbet, 
B'iberftreite gu perjöbnen ober boeb fonber 
Bluloergiefien, Tobtfcblag, Selbftmorb, ©ahn* 
ftnn, furg Untergang eines ober aller ©iber* 
ftreitenben beigulegen, bafe ber tragifche 2luS* 
gang ^öc^ft feiten eintritt: ber dichter, ber 
ihn berbeigioingt, roirb febr oft unroabrjehein* 
lieb. 2lnberS m früheren 3 f * tcn (°^ cr auc ^ 
beute noch in Stäuben, in l'ebenSfreifen pon 
ininber oerfeinerter Bilbung), in roelcben bie 
Seibenfcbaften pon Anfang ^cif^cr, roilber auf* 
treten ober roeniger bureb gabireiche ^inriebt* 
ungen beS Staates, ber (^efeflfebaft, ber 
l'cbenöfitte eingeengt finb. Oie (*ejd)icbte im 
Jpaufe beS ^feicbSgrafen pon Btobr roäre 
beute fo unmöglich roie bie ber Nibelungen. 

(Aerobe an biefe gcroife begrünbete Bemerf* 
una fnüpft nun aber ein (^inroanb ber 
bo^oerebrbareu sperren Gegner. 3Nan jagt: 
eben beSbalb finb bie rocit gurüdliegenbeit 


42 


Digitized by 


Google 




45 


IS 


eegenftänbe uub 3 e iten $ u mtibcu: ihre 
„Aufgaben" geben unS nichts mehr an — 
*roa§ ig un8 ^efuba? - rufen fte unb glauben 
©bafcfpeare als eibbelfer beranjieljcn S u 
fönnen — unb bie 53emeggrünbe, auS bcuen 
fie banbcln, j. $*. Blutrache, Wannentreue, 
föitterebre, i^efcf)led^terfe^be, finb unS fremb, 
unbegreiflich gemorbett. ©ir pcrftebeit eS 
nicht mehr, bag Milbiger feinen b^rggcliebten 
(*ibam eiftlber erjcblagen ntuji um ber 
Wannentreue, um ber £elbenebre mideit. 
*3d) mürbe beit Deibel tbutt!" rief mir 
böbuifcb bei biefetu i ; eijpiel ein recht erfolg^ 
reicher 0cbaufpiclbicbter $it. 9^ubig crmiberte 
ich, mich mnubere ber SluSiprucb bei einem 
ehemaligen prcugifchcn 0olbaten unb er= 
innerte, bag bei £angenjal$a bie Offiziers- 
^bre trüber gegen trüber, fetter iniber 
©etter itt’S (Gefecht gelungen habe. Hub 
©baFefpcare? 3u jenen ©orten Hamlets 
liegt gerabe baS Ö'egentbeil ber 9luficbt, welche 
fte angeblich fingen joden. Ter 0<hanfpieler, 
melier JpeFuba barftedt, roirb pon bem ihm 
uödig frentbeit, unnachfüblbareu (^efegief ber 
^nmuttcr eines untergebenben ÜtönigSbaufeS 
fiinftlerifch fo ergriffen, als mar er 
Jpefuba. 0bafefpeare lehrt alfo hier bie pödige 
Unabbäugigfeit ber ftunft pon adem ^atbo= 
logifdjen: eS fomtnt nicht im Winbeften bar= 
auf an, ob mir unS pou bem $efcbicfe beS 
tragifdjen gelben ebcnfadS bebrobt fühlen 
ober nicht: roer ftdh nicht in bie 0eele eines 
gelben, in bie — uttS frembartigen — $3e= 


meggrüitbe, bie ihn treiben, perfekten fann, iü 
fo roh an ©ilbung unb fo arm an Gin^ 
bilbungSFraft, bag er bei graaeit ber ftuitfi« 
lehre Feine 0timme bat. 3n ben Witnchener 
„itroFobilen* roarb oor 30 Sabren ber £ebrfag 
perFünbet: „fteitt 0toff alter als bie 9£efor= 
ntatiou! ©aS hinter Luther unb feinem ©e= 
Fenntitig, hinter bem proteftantifchen ©erougt= 
fein liegt, oerfteben mir nicht mehr." ©ie 
Fittbifcb! ©ie piele ber dichter beS XVIII. 
uub beS XIX. ^al)rbunbertS geben benu auf 
bem ©eFenntnig SfutberS? (*tma tfefftng? 
ober 0cbifler? ober Goethe? ober ©pron? 
ober ^eine? Uufere Dichtung ig Äimftbic^t- 
ung: mir febreiben für £eute, meldbe fo oiel 
adgemeiite Gilbung haben, bag fte bie ©C* 
meggrünbe ber gelben pergattgener 3riten 
begreifen, auch bann, menn fte bie unfrigen 
nicht mehr finb. Unb roie haben 0bafefpeare, 
£effina, 0cF)ider, ©oetbe, ©alter 0cott ge= 
banbeit bei ©abl i^rcr 0tofje? ©öden 
mir Oafar, Ooriolatt, Wacbetb, gtidjarb III., 
gtotneo unb Julia, Nathan, bie 3ungfrau 
poit Orleans, ieü, Jpbigenie, Xaffo, Jpanboe 
greifen, roeil fte erheblich oor ben ©itten= 
berger Ibtfen fpielett unb oft nach ©emeg= 
griinbett banbeln, melche Wartin £utber ober 
auch ein heutiger Hofratb nicht feilen mürbe? 
§epjeS „SRaub ber 0abincrimten* ftebt b*>b* r 
als ade 0tücfe bicfeS ©chriftgederS, melche 
nach Luther fpielen. 

(©d&lug folgt.) 


or genfieb. 


flichn bie bunflen Schatten, 
Die ©onne bricht fK r &or, 

3« Sßälbern unb auf Watten 
3aucb$t hell ber ©ögtein C^or; 
Dem offnen ©tief enthüllen 
©ich SBunber ohne 3 n ¥* — 

Jag bich, o H cr Ä> erfüllen 
©om Worgenfonnenftrahl! 

DeS ©ächleinS ©ilberqucUc 
©egrügt bie junge glur 
Unb roiberfpiegelt tyttt 
Den himmlifchen ^l^ur, 

5Bo ftolj auf Flarem ©ruube 
DeS DageS ©öttin ruht: — 

»uf, freu bich, H cr S' jur ©tunbe 
Der litten Worgengtuth! 


©S regt fuh neues Jeben! 

3m 5Öalb, auf gelb unb »U 1 
Die bunten galter fchroeben, 
es perlt ber ©turnen £h au ' 
Jibetlen rings burchfhrifen 
ein Wcer oon ©lüthenbuft: — 
»uf, H er $' lag bich ergreifen 
©om fflehit ber Worgenluft! 

Unb immer hö^r fteiget 
Die ©otttt' am Himmelszelt, 

3hr ftrahlcnb »ntlifc zeiget 
Die tichterfüllte ©Jett; 

9Bie ettfger Jiebe ©egen 
©erFlärt beS Wettfchen ©ein: — 
©o juble, Herz, entgegen 
Dem Worgenfonnenfchein! 


&- 


Digitized by 


Google 




46 


R 




® u n 1) i Ui. 

-$> $in <$efbengebii$t oon gttffa» <£affro|>|>. &- 

(gortfefeung.) 


„ ,9ttid} Ijat bein Sieb BejauBert, 
§at mir mein £er$ erfyefrt, 

®ir folg 1 idj ü6er bie ÜReere 
©iS in bie fernflc SBelt! 

Unb ging eS in'S ©erberfien 
Unb in ben Bittern £ob, 

SBoljin bu micf) aucfy leiteft, 

3ld) folge roiflig bem ©eBot! 4 — 

„®em Äönig £etel träumte 
3|n einer fd;mülen SRadjt: 

(Sr fi^e auf feinem Streitroß 
Unb rette in bie Sdßacfyt; 

®er geinb brattg i§m entgegen 
9Rit S<f)mertgeflirr unb Schreien, 
©r fämpfte mie ein Sörae, 

Sein Sanb oom geittbe ju Befreien. 


„$<$, ber alte 2Bate, 

®urfte baS erleben, 

3»d) Ijatte bem ®änenfönig 
3ur Steife ©eteit gegeben. 

Sefct mürbe £)0<§$eit gefeiert, 

®u Ijaft eS ja oernommen, 
®reitaufenb ©äfte roarett 
®a$u nadfy 9Ratetan gefommen. 

„3$ aber faß oont äftorgeu 
©iS in ben 5lBenb fpate 
3ufammen mit jefyn Königen 
,3n einer Äemenate, 

Unb roäfyrenb anbre braußen 
©eint SReigentanje fangen, 

Ärcifte Bei utiS baS 3ttetfyf)orn, 
©olbite Samten unb Sed)er flaitgen. 


„®od) 9RorgenS, als er erraadjte, 
©>areu jerfnüUt unb jerriffen 
9luftatt ber fremben geinbe 
3»nt Sett Hinter bie Äiffen. 

,§ei!‘ rief er, ,baS muß id; mißen, 
5öaS biefer Iraunt foll Bebeuten, 
9Rein ©ferb tjerBci! id) reite 
3unt Uferftranb mit meinen Seuten!‘ 

„Unb als er auf ben Spiegel 
®eS grünen 9RcereS fat), 

®a lag im 2Rorgenne6el, 

®em Seegeftabe na§, 

®eS Äönig £orantS 9Reerf<§iff. 
(Entgegen rief if)tn laut 
®er ftiljne ®änenfönig: 

,©Iü(f auf $u beiner Kolben ©raut! 4 


„3$. möchte mir itic^t fetten 
Solche ©enoffen ermäßen, 

2Bir alle tjatten unS 
©ar SRonc^eS ju erjagten; 

£err £)orant fang bie ©rautfafyrt 
3ur £arfe mit geller Stimme, 

3nbeß bie $ren nagten 

Schott über'S 9Reer in roilbem ©rimnte. 

„2lm Stern beS SdjiffeS ftanb 
®)er milbe Äönig §ageit. 

,®aS l)ätte man mir follen 
3n meiner 3>ugenb fagen: 

©3etd)e SRüfje baS madß, 

©ne £odßer ju Bemafyren, — 
märe unberoeibt 

2ftit greuben in bie ©ruBe gefahren! 4 


„Unb als er baS gerufen, 

©egamten bie 9Ranitcn ad 1 
3u jubeln unb ju fdjreien 
Sei lautem ^örnerfcBall. 

Sie fd)meuften ifyre gähnen, 

3nbeß bie SReerenten Bange 
5lttl)uBen ju flattern unb fliegen, 
©rfdjrecft oom bonnergleidjeit Älaitge. 


„®aS mar am ©ülpenfanbe, 

®a mogte milb bie Sdjtadß, 
®ort §atte Ä'önig §etel 
Sein £eer jufammengeBradß. 
®ie Schübe mürben jerfcfyroten 
©iS in bie 9?adß hinein, 

©S fafj auf manchen lobten 
^ernieber i)eü ber 9Ronbenfd)ein. 


B- 




Digitized by ^.ooQie 




47 


„Die ©ranbung wogte großenb 
(Segen ben weiften ©tranb, 

Pfeile flogen unb Sanjen 
9Bie ©djneeflocfen über ba3 £anb. 
,3fleine Softer foßt ifjr 
£erau3 mir wieber geben/ 

©djrie ber loilbe #ageu, 

,Ober Slßen foftet e3 ba3 Sieben/ 

„Da3 war ein ljarte3 Gingen, 

©cfyarf fällte ©cfymerterflang, 
©c^ilbgeftirr unb Stufen 
Da3 weite Selb entlang; 

63 trafen fid^ im lofen 
De3 Äampfgewüljl3 jur ©tunb' 

§orant unb §agen, 

Da gitterte ringsum ber ©runb. 

„Der wilbe $xt fdjric 
SJtit einem garten ©d)lage: 

,Du roagteft nidfjt, ju werben 
©Bie Slnbre am litten Sage, 

Du bift al3 Dieb gefommen, 

Da3 fag' idj unoerljolen, 

Unb Ijaft mir altem ÜJtanne 
ßttein einziges, liebe3 Äinb geflogen!* 

„Da fd)lug im 3 0rnc £orant 
©o ftarf auf §agen3 ©cfyilb, 

Daft ring3 bie ©päljne flogen. 

,©Bärft bu gerecht unb milb 
Unb liefteft bie nidfyt Renten, 

Die §ilbe3 £anb begehren, 

gür £etel fjätf i<§ bann 

©eworben um bein ßinb in aßen ®fjren!‘ 

„Da3 bliljte burefy bie Siadjt, 

5Ö3 ob fid& ein ©Better entlübe, 

Dod) al3 ber ©oßmonb fanf, 

Da mürben bie üftannen rnübe, 

5lu<fy §orant unb £errn £agen 
6ntfcfywanb ber wilbe 3 orn > 

5lu3 mancher ©Bunbe quofl 

Da3 ©lut, gleidjwie au3 flarern ©orn. 

„9luf meinem 3 e ^ ev fptengte 
£>errn £agen3 Äinb fjerbei, 

Da feilte ftc§ bie SJtenge 
Unb gab bie ©afyn iljr frei. 

,£alt ein, §alt ein, mein ©ater, 

Du foflft jefct grieben geben, 

©onft bleibt oon aßen gelben 
Si3 morgen feiner rneljr am Sieben/ 


„Da brummte ber alte Sftecfe: 

,©ergangen ift meine ©ßutl); 

Um bid), bu böfe3 Äittb, 
gloft aßc ba3 oiele ©lut/ 

3u $etel ritt er bann. 

,2ßenn jeher beiiter Scannen 
©Me £önig §orant fämpfte, 

Slebenbig tarne feiner fyier oon bannen/ 

„griebe marb gefc^foffen, 

5113 e3 begann $u tagen; 

Den ftarfen Steifen waren 
©iel tiefe ©Bunben gefdjlagen, 

§alb großenb jogen fie nun 
3ufammcn nad; §>etel3 ©d)loffe, 

Die ©Bunben ju oerbinben 

Der tapferu Ärieger unb ber D^offe. 

„Unb um ben £aber jefct 
gür aße 3 e ^ 8 U enben, 

©egannen bie werten ©äfte, 

©iel flaren SJtctfy ju oerfdjmenben, 

Der wilbe £)agen felbft 
©Barb frofy beim ©edjerflang 
Unb aller ©roß oerftummte, 

5113 jporant $u ber §arfe fang." 

Unb al3 ber alte ©Bäte 
©eenbet feine SJtäre, 

Da bat ©un^ilbe ifyn: 

„Du lieber Oljm, gewähre 
Da3 6ine mir unb lefyre 
Die £arfe mid) ju plagen 
Unb jcfjön wie $önig £)orant 
Da$u $u fingen unb $u fagen!" 

Der ftridfy ben weiten fflart. 

„Die milben ©ötter ^abeit 
Die Stimme mir gefdjaffen 
©Bie Db^tn3 fc^warjen 9iaben; 

©Benn ic^ burd^ ©ingen woßte 
©rmerben mir mein Srob, 
ßftan fd^lüg’ am erften Dage 
®leic§ einem wilben ©Bolf mic^ tobt! 

„3u beiner ßJtutter ge^e, 

©ie le^rt e3 bi(^ wo^l gern, 

3$ aber mu§ jur ©renje, 

Denn getnbe finb nic^t fern; 

©alb werben ©djmerter flingen 
3u guter ©c^ilbe Älang, 

Da3 wirb mir ef)’r gelingen, 

5113 §erjen rühren burc^ ©efang!" — 


& 


Digitized by ^.ooQie 


©3 faj$ Ortrun, bic Königin, 

Umgeben oon ihren grauen, 

^luf hohem genjterfibe, 

Um ade $u überfchouen; 

©tili regten ftdh bie Stabein 
Unb fuhren burdj buntes Sinnen, 

Tie §o^e bliefte ^ernieber, 

Verloren in heimliches Sorgen unb ©innen. 

©unfyilbe trat herein 
Unb jögernb blieb fie ftc^n. 

©ie jupfte ftch an bem ©ürtel 
Unb magte nicht aufjufehn; 

Ta bref)te fid^ bie 3Üutter 
gorfdhenb nach ihr um. 

„2öa3 ift bir miberfa^ren, 

Ta§ bu fo ängfttid) bift unb ftumin?" 

©un^ilbe fagte leife: 

„Tu bift fo lieb unb gut, 

Tu roirft e3 mir gemäßen, 

To<h h a &’ ich Faum ben SJtuth, 

©3 bir ju fageit, miffe: 

3$ möchte fo mie bu 

Tie £)arfe fdjlagen lernen 

Unb fingen manches Sieb bajn!" 

Unb als ba3 Ortrun ^örte, 

Ta lächelte fie ftill. 

„Tu glaubft e3 nicht, mie gern ich 
Th ba3 gemäßen miU! 


Siel alte Sieber Fenn 1 ich 
2luS längft oergangenen lagen, 

Tie follcn bid) froher machen, 

2113 alles Ääntpfen unb ba3 roilbe^agen!" 

©in folcber ©ifer mar 
Ter ftoljeit SJtaib ermaßt, 

Taf$ ©aug unb Spiel nicht ruhten 
Sei Tage, noch bei Stacht. ' 

3mei lange $ahre lernte 
©ie uttoeibroffen fo, 

Te§ marb ihr Sater 3rolt 
Unb Ortrun, ifjre SDtutter, froh- 

3eboch §errn ffiate oon ©türmen 
2Barb e3 halb ju oiel; 

©o oft er Fant ju §ofe, 

©rflang baS ©aitenfpiel. 

„Ta3 eroige ©eFlimper, 

©3 mac^t mich FranF unb m\), 

Ta hör’ ich lieber fingen 
2ltn Uferftranb bie milbe ©ee!" 

©unhilbe aber fpielte 
Unb fang oiel flotter halb, 

2113 Ortrun, ihre SJtutter, 

Unb folche 2lllgemalt 
Sefceite ihre ©timme, 

Tafj, menn ihr Sieb erFlattg, 

Tie Sögel in ben 3 roc igen 
Serftumutten mie bei §orant3 ©efang. 


3weite3 Abenteuer. 


Stun mar e3, ba§ ju ©ttbe 
üöieber ber Sommer ging, 

Tafj ber 9Balb ood gelber 
Unb rother Slätter himj» 

Tag bie weißen gäben 
lieber bie gelber flogen 
Unb bie Kraniche heimwärts 
Dtach bem fernen ©üben jogen. 

©ltnhilb unb Ortrun flauten 
Som ©öllcr hoch hernieber, 

Gin blauer galtet- flatterte 
Sor ihnen hin unb mieber. 

Ta fprach ©uithilb: „©3 hot mich 
3tt oermichncr stacht 
©in muubcrernfteS Traumbilb 
Um adcit frohen SJtuth gebraut. 


„SJtir mar’3, als ob ich ftehe 
2luf öbem gelb allein, 

©3 hämmerte fchon bunFelnb 
Tie ©olFettnadht herein. 

Sott banger Stauung mürbe 
Ta3 £)erj mir jagenb fchmer, 

©3 legte ftd) ber Stebel 
©ittfönttig auf ba3 meite ÜJteer. 

„3(h &licFte nod ©rroartung 
^inattS nach ollen ©eiten, 

Ta fal; ich brei SBalFüreit 
Ueber bie Tüttett reiten. 

Tie evfte hielt eine Silie, 

Tie Slätter flatterten ttteber, 

©ie rief: ,Tie mujj oerblühett, 

Tu fichft bie Steine nimmer wieber!‘ 


Digitized by C^.OOQLe 



49 


„Die jweite ©djlad&tenjungfrau 
§ielt in ber §anb einen ©peer, 

Den fdjwang fie fic^ um baS §aupt 
Unb fdjleuberte i^ti in baS Stteer, 

Unb als iljn bie Söellen oerfcfylangen, 
Stief fie mir flagenb ju: 

,9tun ift auefy ber oergangen! 

3BaS foll eS bebeuten? — rat^e bu !* 

„©inen galfen trug bie britte 
Stuf ber jartett §anb, 

Den warf fie fjod) empor, 

@r fiteg unb ftieg unb färnanb. 

©ie aber rief: ,©alb wirb er 
ÜJtit Äraft ^ernieberfliegen, 

Daun waljre biefy, ©un^ilbe, 

Der galfe ift gewohnt $u fiegen!‘ 

„Unb als fie fo gerufen, 

Bitten bie brei oorbei. 

Die Stoffe fd)uoben geuer. 

Die ÜWäfynen flatterten frei, 

Der Jungfrauen §aare weiten 
äöaHenb burcty ben Söinb, 

Stun fage mir, liebe SJtuttcr, 

©Me biefe Söorte $u beuten ftnb!" 

Da fprad) Ortrun: „DaS will i$ 
Dir auS^ulegen wagen: 

Jd) bin bie bleibe Silie, 

©in nalje jenen Dagen, 

Die unfre 2Bege trennen; 

Der Oer, fo will eS fdjeinen, 
©ebeutet beineu ©ater, 

Du wirft ben $ofjen halb beroeinen! 

„Der galfe ift ein Äönig, 

Der na^t, mit bir $u ringen, 

Unb ob bu wiberftejjft, 

6r wirb bid) bod) bejwingen, 

Unb ^at er bidfj im Kampfe 
©efiegt unb überwunben, 

Dann folge froher griebe 

Unb enbloS oiele felige ©tunben!" 

©unljilb ergriff ba ängftlicty 
Jfyrer üftutter §anb. 

„DaS möge nie gefcfyeljen 
SDtir unb betitem Sanb! 

Dad fodft bu mir nictyt antfjun, 

Dag bu midi) allein 
Stuf ©rben läffeft mallen, 

Jmmer will i($ bei bir fein! 


„DaS glaube: frembem SDtanne 
golg’ id) nun unb nimmer, 

Die greifet foll mir fdjeinen 
Jn wolfenlofem ©djimmer, 

Unb ruie baS weige SDtonblidfyt 
Unb toie ber ©ternenfdjein, 

©o foll mein ganzes Seben 
©in wunberlitfyteS Seudjten fein! 

„Der ©lume gteicfyenb, bie fterbenb 
Jin tiefen ©ee oerfinft, 

Dem ©pätrotlj, baS oerglüfyenb 
lieber ben SSogen blinft, 

Dem Söinbe, ber bort fdjwinbenb 
Dtod) burdfy bie 3roeige traufd^t, 

Unb einem fügen Siebe, 

Dem man oor langer j&tit gelaunt. 

„©on allem fiebern will id) 
deinen ©inn befrein, 

Jn CbtyinS ©ßoljnung tref id) 

©inft als ©telfüre ein, 

Unb waS id) fjiev erlebe, 

©oll an bieS 3tel mid) bringen, 

Du aber mugt mid) fegnen, 

Dag mir alles wirb gelingen!" 

Da richtete ooH ©Jürbe 
Die Königin jtc§ auf, 

©erflärten ©licfeS faf> fie 
Jn ben £immel hinauf 
Unb rief: „i<$ roill bir funben: 

Du foll ft bein 3^ erreichen! 

Dein ©Mg fiiljrt Ijocfy hinauf, 

9ln Äraft unb ©cfyönljeit foll bir feine 
gleichen! 

„Dodfy wirb bein Seben bann 
Ütidjt linb, ttod) wonnig fein, 

©d^arfe ©d)mer$en werben 
Jn beine ©eele hinein 
Diefe ©Mutben fcfyiteiben! — 

28er wadjfen will unb fteigen, 

Der barf nidjt gurdjt, nodj 3 ö 9 cn 
ffior hartem, ftrengem ©cfyicffal jeigen! 

„Unb eins noc§ barfft bu wiffen: 

©S foU bir nid>t gefdjeljen, 

Dag bu einfam wirft 
Durdfy baS Seben ge^en, 

Doc^ ob fie bi$ aud^ jwingen, 

©inen 3)tann ju wählen, 

©o wirft bu feinem Oeringen 
9?o$ ©djwadfjen jemals bid^ oermäglen! 


Digitized by ^.ooQie 




50 


„Sotter Äraft unb Roheit 
(Sott fidj ber ffönig geigen, 

®cm bu bic^ auf emig 
©eben wirft $u eigen; 

®urdh brei tjarte groben 
9Jhtfj er bich erringen, 

®em nur fottft bu folgen, 

®er im (Streit bi<h fann bezwingen!" 

21(3 @unl)ilb ba3 ^örte, 
l'aitge ftaub fte unb fann 
Unb fanf an’3 treue £er$ 

®er lieben SDhttter bann, 
grcinb mar ihren Gingen, 

©as ihr jefct gefdjah, 

3u meinen fyub fte an. 

3h r mar, al3 fei bie Trennung nah- 

Unb al3 bie beiben traten 
3u beit Saal hinein, 

©artete frfjon 3rolt. 

„®ir barf nicht unlieb fein", 

0o fprach bie Königin, 

„®a{$ mir fpcit erfebienen!" 

0ie festen fid> $um Üftafyl, 

®ie Äued;te traten ein, fte $u bebieiten. 

63 mar eine bange 2lfynung, 

®ie über allen fdjrocbte, 

®a mar e3, ba§ bie Srücfe 
®oitnerub erbebte. 

32er fprengt herein junt I^ore, 

®afe bnmpf ber Sobeit bvöl;nt, 

32er ift’3, beff ©affen flirren 
Unb beffen mübe3 9to§ fo ftöfjnt? 

Stuf flog bie ®hü r unb 
®rat ©ate in'3 ©emad). 

„3^ fudje ©ebufc unb Rettung 
£ier unter eurem ®a<h’. 

6in geinb ift cingebro^en 
3u’3 Vaitb ocrberbenfdjmer, 

Sor beffen giftigem Cbern 
©d;üfct meber ©d;ilb, noch Schwert unb 
0peer! 

„Unb meil id) möchte fterben 
®ereinft in frofjer Schlacht, 

0o ich oljne Saunten 
Sficb auf ben 32cg gentad)t. 

3Jtir fotten ©affen rauben 
®ereiuft bc3 Sebenö Sfteft, 

Diicfyt gern roitt ich »erenben 
21 n biefer gottoerfluc^ten ^eft!" 


-SS 

®a war’3, al3 ob ftd) grottenb 
6in ®ontterfchlag oerloren, 

63 mar im ©aale feiner, 

®em fchredlich in ben Ohren 
®ie Nachricht nid)t erbröljnte, 

®ie fuhr burdj 9J?arf unb Sein, 

(53 ftanben oor 6ntfefcen % 

®ie ftärfften Sftecfen ftarr mie Stein. 

„9)üt folgern geinbe bin ich 
fämpfen nicht gewohnt", 

Diief itönig .grolt, „i<h wollte, 

(5r (jätte mein Sanb oerfebont! 

3ch Ijätte lieber oernomnteu, 

®afj mich atte bie ftarfen 

Könige überfielen, j 

®ie umringen meinet 9teicfyc3 Warfen!" 

Salb roürgtc ring3 ba3 Sterben ' 

9)tit fürd)terlid)er Straft, 

®e3 Vaitbe3 23lüt(;e mürbe 
3m Sturm hinweggerafft. 

9iic^t 9tang itodf) Dteidhthum maren 
©in Sd)ub oor folgern ©aft, 

®a fuhr er bleid; unb ^ö^neitb 

®urch’3 jtönig3f)au3 in jäher £aft. ( 

63 ftürmte ju ber Kammer 
®ie Schaffnerin herein. 

„6rmad)e bu, ©unhilbe, | 

63 jog bie ®rauer ein! i 

®ie, welche bu auf 6rben ! 

9lm meiften ^oft geliebt, | 

Sie ruhen jefct im ®obe, ! 

®ein©lücf, bein ©lüd oermeht, jerftiebt!" 

®a fc^rie ©un^ilbe auf 
So h^burchfehneibenb bang, 

®a§ e3 burdj’3 Sogenfcnfter 
Si3 in bie gerne brang; 

Sont 2ager fprang fie auf, 

Umnad)tet mar i^r Sinn, 

Sie eilte ju ber Äamnter 

®er lieben, tobten 6ltern h*”- j 

Son milbent ©c^merj jerriffeit, ! 

©arf fte ftch jitternb nieber 
Ueber ber treuinnig 

©eliebteu ftarre ©lieber, | 

Sie meinte bie 2lugen munb j 

Unb mühlte mit lautem Klagen ' 

3n ihrem langen §aar, 

3h^ f^ieit'ö unmöglich, ^h ren ©dhmerj ju 
tragen. 

---& 


Digitized by ^.ooQie 






18 


Unb als ftc fo meljflagte, 

Drat in bie Äemenate 

Der greife Äönig oon ©türmen, 

3$r Oljeim, ber alte ©ate. 

@8 mar nid)t feine 9lrt, 

3u meinen ober ju flogen, 

Sang ftanb er unbemeglid), 

C^ne ©un^ilb ein ©ort §u fagen. 

Do<$ als fie ftd) erfjob 
Unb jammernb oor ifjm ftanb, 

Da reichte er tief ergriffen 
3$r feine ftarfe £anb. 

(Sr fpradj: „Sag ab $u meinen, 

©ie foßen frieblid) rufjn, 

Du ftörft ben ©d)laf ber lobten! 
©unjjilb, — icty bin bein ©ater mm! 

,,©aS Ijier im alten Jperjen 
©on treuer Siebe roeilt, 

©S ift fortan bein eigen, 

SiSfyer mar'S nur geteilt! 

Denn roiffe, bag icfy einft 
3u biefer tobten grauen 
©erborg'ne Siebe Ijegte, 

©ie mar id) fro$, burft 1 \d) i§r 2lntlitj 
flauen! 

„Stun mar eS, bag ftc^ mein ©ruber 
©emarb um il)re £)anb, 

©eoor id} für mein ©efyeimnig 
Die rechten ©orte fanb, — 

Da blieb id) einfam in ©türmen 
Unb §abe fein ©eib genommen, 

3ebod^ an jenem Jage, — 

aflein (Snbe, glaubt 1 icf), fei gefommen! 

„3d) trug'S, mein Äinb, id) trug eS, 
©S fd)log mein §erj fid) gu 
Unb niemanb fyat eS erfahren, 

Stiemanb, 9lttoater, als bu! 

3efct ift fie Ijcimgegangen, 

UnS lägt ftc fyier allein, 

©unljilb, bu meigt nun alles, 

Dir mitl id) ©djmert unb Seben rnei^n!" 

Unb als am oierten Sßorgen 
Die ©onne erfd)ienen mar, 

3um ÜMeereSftranbe trug man 
DaS $of)e ÄönigSpaar, 


Unb auf ein meid)eS Säger 
Segte man beibe §in, 

3um Äönige ©d)ilb unb ©affen, 

Die £arfe ju ber Königin. 

Dann braute man jroei Sedfjer 
Unb einen Ärug mit ©ein 
Unb ©rob unb golbneS ©efdjmeibe 
3n'S ÄönigSgrab hinein. 

Dann marb eS jugemauert 
Unb l)od) barüber |er 
(Sin £>ügel aufgerid^tet. 

Der flaute roeit^in über'S ÜJteer. 

©S ragten auS bem §ügel 
3mei ©teine I)o<$ Ijeroor, 

©in britter lag barüber, 

(SS marb ein roeiteS Dfjor 
Unb Stunenbänber jog 
DeS ©riefterS £anb barauf, 

Um fernen 3«*™ J u fünben 
DeS ÄönigSpaareS SebenSlauf. 

£err ©ate ftanb baneben 
Unb meinte in fiefy hinein. 

„(SinS fd)merjt mid) tiefer als alles. 
Dag eS nidfyt foüte fein, 

3rolt, mein greunb unb ©ruber, 

Dag bu mit tiefen ©unben 

Den fdfjönen Dob ber ©l)re 

«uf freiem ©cfylad)tfelb fyaft gefunben! 

„Du marft ein tapfrer Ärieger, 

©in §elb oon ©tal)l unb ©ifen 
Sei aller beiner 3flilbe, 

@o mag eS fid^ benn erroeifen, 

Dag Cbljin bod) bid) l)olt 
3u feinen ^elbenfpaaren, — 

Unb nal)t bie ©ötterbämmrung, 

©ie motten mir bann auf bie geinbe 
fahren!" 

Unb el) 1 er ftd) oon bem £ügel 
©ieber gum ©dfyloffe begab, 

©ine meige Stofe 

Segte er itieber aufs ©rab, 

Die ftd) oerfpätet l)atte. 

©r mottte nichts meiter fagen, 

@r fyatte breigig 3al)re 
©erborgen feinen ©djrnerj ertragen. 


48 


Digitized by ^.ooQie 



52 


R- 

®>ritte3 Abenteuer. 


®er SBinter mit roeigen gfoefen 
§üßte bic ©rbe halb 
3it fein fchnceblüthenroeigeS 
Jeichentuch. ®er SBalb 
£rug ein bleiches ©eroanb 
(Statt reifer ©lätterfüße, 

®ie £irfche fugten nach SJtooS 
Unter ber froftigen, meinen £üße. 

©S gingen non ben Däfern 
Jan ge 3 a den &on @f* 

Xrauernb ^ernieber. ©S meinte 
SJtanche SJtutter leifc 
Um ifjre tobten Äinber, 

®ie tief gebettet tagen 
Unter bem ^o^en Schnee, 

Äaum fah man noch bie £ügel ragen. 

®em alten Äönig SBate 
SBarb biefe Stille leib, 

©r fanbte feinen Sippen 
Unb Slnoerroanbten ©efdjeib, 

Sie foßten geh oerfammeln 
3u Stürmen in bem Sd)loffe, 

®a mateten fonber Säumen 

®urch meinen Schnee fünfhunbert Stoffe. 

Unb alö fünfhunbert gelben 
Sagen im marmen Saale, 

2llS froh baS SKet^orn freifte 
3nm reifen SBißfommenmahle, 

Spra^ plö^lich ber alte Sßate: 

„9Bir foßten jefct ber frönen 
©un^itb bie ^errfchaft gönnen 
Unb fie mit allen @l)ren frönen!" 

Stadlern er fo gefprod)en, 

©ef<hah eS, bag entganb 
©ine lange Stille, 

©eoor noch SBorte fanb 
®er fü^nen gelben einer. 

©iS baS Schroeigen geenbet, 

' Äreiften $ofale unb §örner, 

©S roarb babei oiel SJteth oerfd)menbet. 

®och enblich unterbrach 
®er Äönig Störung bie Stille: 

„Stur ungern miß ich glauben, 

®aS fei bein ernfter SBiße! 


SJtan fagt, bie SStaib fönnc „ Tingen 
Unb SJtären jur Jparfe c ^hl cn ^ 

®och foßten mir feine Jungfrau,^ 
Sonbern einen harten £> c ^ cn zahlen!" 

$och 2ßate rief bagegen: 

„9ßer barf fleh tyr vergleichen? 

Sie lernte roaS ich 

Sin Rieben unb ftarfen Streichen! 

2Ben fie mit ©rng befämpfte, 

®er mürbe ferner gefunben, 

Seicht mürbe mancher ^kahler 
©on ihr in ßampf unb SJtinne übers 
munben." 

®a brummte SJtorung oon günen: 

„®u roißg'S, — eS mag gefchehn, 

®och lieber hält 1 ich 

2luf jenem £h rone gefe^n! — 

So lag uns morgen reiten, 

Cb froftig and) bie Steife, 

Sie barf ihr Steich regieren, [meife." 
3ft fie &*i fotcher Äraft auch milb unb 

Stur menige roaten gefonnen, 

SllS ÄrönungSboteit ju bienen, 

®ie anbern begehrten heünn)ärtS 
3u ihren marmen Äaminett; 

. ®ie breigig ©belftcn nur 
SBurben auSerforen, 

Slnt frühen, falten SJtorgen 
Sprengten fie auS ben geöffneten < th oren * 

gürbag mugten fie reiten 
®urdb ben tiefen Schnee; 

®cr Söinb fuhr ihnen entgegen, 

®a roarb cS ihnen fo roeh, 

SllS fämen fie oom Kampfe, 

©ebeeft mit tiefen Sßunben, 

Sic fchirmten geh mit ben Selben, — 
©in SBunber, bag ge ben SBcg gefunben! 

Stachbem ge StacfgS in ©rebgabt 
Untergefommen roaren, 

Sinb ge frühmorgens roieber 
3h^§ SßegcS gefahren. 

®a h^b eS an $u fd^ncien, 

SBie gebern gog eS h^ntieber, 

®a rourben halb bie Stoge 

Unb SJtannen roeig mie blühenber glieber. 


Digitized by 


Google 


53 


Der alte ©ate größte: 

„3$ miß euefy eines fagen: 
grau §ofle fetyenft uns gebern 
ßftefjr, als mir mögen tragen! 

©ie mirb mofyt fd^toerltd^ reifen, 

©enn fie fo oiel oerfdjroenbet 
Unb unS mirb fi* begraben, 

63 fei benn, baß fie folcfye Sttilbe enbet!" 

©unljilb inbeffen meilte 
3n ityrern grauengemacb, 

9ln’S ©ogenfenfter gelernt, 

Unb fjing ben ©ebanfen nad), 

Die ftumm oorüberjogeit 
©or ifyren innern klugen; 

©ie lebte wie im Draume, 

Da fonnte fie für feine Arbeit taugen. 

Da brö^nte laut nom ©urgfrieb 
Das £eerl)orn, um ju melben, 

Daß fiefy bem ©dfjloffe nagten 
ßrieggemofynte gelben. 

Der Dfjürmer rief: „3ld? 

Ueber bie Dünen reiten 

Den Äönig ©ate oon ©türmen, 

Dreißig gelben mögen iljn begleiten." 

Da fuljr ©unljilbe fdjnefl 
©mpor auS ifyren träumen. 

„Sefet gilt es, einen S^biß 
3u rieten fonber ©äumen! 

Daß uns mein Ofjeim naljt, 

3d) fjab’ eS gern oernommen, 

Dod) mödß 1 id> eines miffen: [men!" 
©ie er burd) ben bitten ©djnee gefonu 

©ie eilte nad) ber §afle 
Unb grüßte einen {eben, 

Dod) erft am roarmen Äamine 
©egann #err ©ate $u reben: 

„Um guter ©otfdjaft mißen 
Bitten mir manche ßfteile!" 

©ie fprad): „3$r feib mof>l hungrig, 
Die Sßadljrictyt iß oon minber großer ©ile!" 

©djnefl mürbe eine Safel 
3ugeric§tet im ©aale, 

Da festen fid^ bie gelben 
3u einem fräftigen 2Kaf)le. 

©ie mürben aße frolj, 

©S trug ©un^ilbe nur 
2luf tyrem bteidjen 2lntlii$ 

DeS langen SeibenS tiefe ©pur. 


- 8 

©S mar $errn ©ate unlieb, 

©o traurig fte gu feljtt, 

Unb ßtfl erljob er ftdj, 

Um $u ifyr l)ingugefyn 
Unb legte fdnneidjelnb bann 
Die fernere, breite £>anb 
2luf ifyre meiße Schulter, 

©on ber gefenft ß<§ ^atte baS ©emaitb. 

©rfcfyrocfen fprang fte auf 
Unb trat gefdjminb jurüdf. 

„Daß bu, mein Ofym, baS roareß, I 

Steine bir gum ©lücf! ! 

@S foß fein 9ftann berühren 
jemals meinen Seib!" ; 

Unb forgfam füllte mieber j 

Die ©cfjulter ein baS ßolje ©eib. 

„Du foflft baS nidjt befcfyroören", 

9tief fro^ §err Störung aus, 

„3$ fyoffe, baß ein ßönig 
Salb einjie^t in bein §auS, 

Der bic§ nidfß feiten berührt!" 

Da §ielt er ftocfenb ein, 

@S ßog itym über bie ©angen 
Pöfclidfj mie ein rotier geuerfdjein. 

@S fu^r if)tn burd) bie Seele 
©leid^ einem Ijeflen Slifee, 

Daß er auf feinem Dljrone 
3u günen einfant ft fee 
Unb baß ©unljilbc Ijeljrer 
9llS aße anbern grauen. 

©r badjte: „3ft baS Irauern 
©orbei, bann miß idjj nadj iljr flauen!" 

©ebäd^tig begann gu reben 
Der oiel fluge ©ate: 

„Du foflft gebulbig fyörcn, 

©aS idf> bir jefet ratlje! 

Drei Dinge ßnb’S: gum erßen 
ßftuß eS unflug fcfyeinen, 

©iß fyart bu gegen jene, 

Dic'S treu mit beinern ©oljle meinen! 

„3um anbern barfft bu nid)t 
©o abgefd^ieben leben, 

©S gilt, beS 2anbeS 9totlj 
SWit meifem ©inn gu Ijeben, 

Unb enbtid^, glaube nur: 

@S märe feine ©djanbe, 

Du mälßteft einen 2Kann 
Unb einen Äönig beinern Sanbe!" 


& 


(gortfepung folgt.) 


Digitized by ^.ooQie 




'p a f bu) e 6 e n. 


®e3 2Balbc3 Sßipfet wallen im SBinb. 
3m Saube fäufelt unb raufet e3 linb 
3n einigem iafte unb £one. 

®ie Säume Ratten non 9Ift ju 9lft, 
Son 3 wc i9 b n 3 ! °eig ft<h licbenb unu 
faßt, 

Unb Ärone fc^miegt fid) an Ärone. 

Sie flüftern nom 3ugenb - gjjorgcnrot^ 
Son ©ommergluthen, non 5Sinter3notfj, 
Son lieblichem 2Balbe3roeben, 

©ie plaubern non 2ltlem, was 3 a h l * für 

3>n S>albe tyr gleichet ©d^icffal mar, 
Son gleichem gen §immel Streben. 


2Bo SDtenfchen fo nahe beifammen fleh* 1 , 
3)a ift c§ um grieben unb SRuh 1 gefd^e^n^ 
35a toben läfternbe 3ungen. 

35od> 2öatbe§bäume, oiel taufenb an 3ahl 
©te^n freunblich beifammen in Serg unb 
Zi)a\ 

Unb galten ftcb innig umfchlungen. 

£orcf)! wie ba§ lifpelt unb fäufelt unb 
raufcht 

Unb füge Söorte ber Ireue taufd)t! 
®ajrotfchen bie 3)roffeln fchlagen. 

Sftilb fenft ftcb in meine Seele auch 
®e3 3Balbe3frteben§ göttlicher §andh: 
3<h möchte ber Söelt entfagen. 

<£arf SBoermattts. 


| t a u 6. 


©taub, gefegt uom SBirbetminb, 
SRaunt mir in bie Oh vcn: 

©ei fo ftol$ bu witlft geftnnt, 
©taub bift bu geboren. 

Sürger, Ärieger, Äünftlergeift, 
Äeufche TOagb unb Sirne, 

3Ba3 fich gro§ unb ^otb erweift, 
Äahlfopf, locfge ©time; 

£ugenb, Safter, Suft unb spracht, 
3n)eifelfu<ht unb ©taube, 

9ltle§ auf ber ©rbe macht 
3ahn ber 3 e *t $u ©taube. 


©taub wirb $llle§ in ber 2Belt, 

3Bie e3 prunf unb fcheine. 

2lucb ju flucht’gem ©taub jerfäHt 
gürftticbeS ©ebeine. 

Unb fein ©taub fich mifcht melleicht 
•äftit bem ©taub ber Änochen, 

3)ie ber SRabenftein gebleicht 
Siele lange SBochen. 

3fteitfch, ber bu bem ©taub entflammt, 
Sag ben ©tolj ber ©rben, 

2öie betn ©eift jum £immel flammt, 
©taub hoch inugt bu werben! 

__ g$e$f. 


J dj e i ß e tt. 

®urch bie ©affen, er eilt nicht fe^r, ©gerben h°t 3 c ^ e ^ fettfl genug. 

Stiebt ein Iröbler ben fiarren her, Vogt uns rufen bie ^Solijet, 

Siete eilen gefdjäftig herbei, $enn un§ ftört be§ SettlerS ©chrei: 

gragen, wa3 ba ju haben fei? ©cherbett. 

Scherben — 

Unb fie menben fich lachenb bann: $lu3 bem £icficht an bem £h or 

3ener feltfame JpanbelSmatin 3* e ^t ber Settier bie fiarre heroor, 

3Birb fein ©ut ftch erwerben; Spannt fich e * n oor & en ©cherbenfehurib; 

Scherben uertaufen ift Sraudfj nicht, noch treulich folgt ihm nur fein £unb 
gug, 3 n §unger§ Serberben. 


Digitized by <^.OOQLe 



55 


2ldb, SReidben feib gut barem, 
fiauft ©ucty ein neues ^ßorjetlan, 

Unb ©uer jpauS bis jum >C^urmeSfnauf 
Saut ftd^ auS ©dberben ber 2lrmutb auf; 
grembeS ©emüben unb frembe Äraft 
§aben ©ueb 9ltteS angefebafft, 

2)odb beS ©anjen ift deiner roertb, 

$)er nid^t fdbmeigenb bie ©gerben e^rt. 
ffiaS an Srümmem baS Seben meift, 
$abt 3b r Steifen oerfe^ulbet jumeift. 
©Siffet: oerpraßt nic^t ofyne ©ebarn, 
©3aS ©udb burd) Arbeit Slnbrer fam, 
Sftaubet bem ©olfe $u feiner 3 c ü 
©tauben an ero’ge ©ereebtigfeit. 

Stemmt 3b r bem ©olfe bieS Ofterei, 
§ilft ©ud) leidbtlidb fein ©iapopei, 

Unb fein ©locfenläuien nerfö^nt 
©inft, menn bie ßarmagnole tönt, 

©ure bluttrunfnen ©rben. 

3^r bo<b, bie arm unb befümmert feib, 
©Biffet: Sfeid^t^um fd)afft ©ünb’ unb 
£eib. 

©BaS auf prunfenbem ©oefet fte^t, 
SWorgen leidbtlidb ^um Äe^ri^t gebt; 

$a, ber 2ttenfd$eit ©ntmidftungSgang 


(Schiebt burdb ©djutt fld^ unb ©dberbem 
Hang. 

3>eneS bleibt baS mabrfte ©ebid^t, 
®rauS ber ©d^merj um 3 cr W a 9 cneS 
bridbt; 

©Kenfdbenglücf ift jerbredblidb ®ing, 

9lber bu, bem’S ju brechen ging, 

©Siüft als ein §efb bu fterben: 

Silage bir felbft entjroei bereit 
9l(leS, maS unroertb ber ©roigfeit, 
3Jtenfc^engunft unb ^arteientljum, 

$uib ber ©Raffen unb lauten 9hif)m — 
©Benn bu ben Sßlunber ^aft eingefargt, 
irag i^n ^inauS auf ben SebenSmarft, 
Unb ben Darren beS ©lücfS julieb 
3eige, roaS bir im ©aefe blieb, 
©lifcenber ©d^utt, ber Seben lügt, 
^eilige Irummer, bie ©ott nur fügt, 
©cbmerjen,' begraben in tieffter ©ruft, 
Kämpfe, baoon nur bu gemußt, 
glammenbeS £offen, einfi ftolj gehegt, 
SluSfaat, ber ©migfeit gelegt, 
©rbenfonnen, oerflogen ju Sftaudb, 

®eine, greunb Sefer, unb meine auch — 
©djerben. 

yrtui $mtf )n $ 40 nat 4 -$ftrofft{(' 


3 t m J e e. 

®enfft bu beS febönen 5lbenbS nodb, 

3)a mir am ©ee ba^in gefd^ritten? — 

©om tannumfaumten gelfenjodb 
Äam nodb ein lefcter ©tra^l geglitten. 

®ie ©tim umfing ein fanfteS ©Sebn, 

2llS mir uns treu bie £anb gegeben; — 

2>a fc^ien eS mir, mir müßten gehn 
@0 fürberbin burcb’S ganje £eben. — 

9ldb, anberS fam'S, —bie ©Seit fpradb „nein!" — 

Unb faum mehr meiß nod) eins ootn anbern; — 

®ocb treibt eS mich, lenjauS, len^ein 
2ln’S Ufer jenes ©ee’S $u manbem. 

Unb fommt bann über ©erg unb §alb' 

2>er railbe göbn iu’S £bal 9 c P°9 cn / — 

£ör’ idb ein ©töbnen tief im ©Salb, 

©in banges ©dblucbjen in ben ©Sogen . . . 

_ <£«rf 3ff*rta £*tbi. 


Digitized by ^.ooQie 




56 


& eiß |iß eßitut. 


3ur Sftulje ge^t 
®er mübe £ag, 

Äein Süftcfyen roefjt 
3>n jpain unb £ag. 

3ur fftulje neigt 
©icfj bie Sftatur, 
§erbfhtebel fteigt 
$u3 ©alb unb gtur. 

9luf «Stein unb ÜKoo3, 
®e8 SebenS fatt, 

3um 2ttutterföoß 
©inft ©latt auf ©latt. 


©o fd^wanb oorn ©aum 
®e3 Seben3 mir 
3(m grüljlingStraum 
®er ©lütten 3^ cr - 

©a8 mir erblüht 
3(m Sen$e3ftral)l, 

©a3 mic§ burcfyglüljt 
3n Suft unb Qual, 

@3 fdjroanb bafyin 
©ie welfeS Saub, 

©3 fanf baf)in 
3n ©cfyutt unb ©taub. 


Unb burd)’3 ®eäft 
®er £erbftnrinb bricht; 

9?un, ©aum, fiel) fep 
Unb $ittre nid^t! 

3tt<$*r6 9*9*. 


'gfleeiesfefjnfiufit. 

©§ mögt ba§ Sfteer, fo weit bie ©liefe fd^roetfen —, 
©ein Sieb erbrauft, fein einiger ©efang —, 

®a3 aflenfd)en§er$ will Sefjnfud&tSwelj ergreifen, 
SBenn biefe3 Sieb gewaltig ißm erflang. 

©in ©allein fließt im fdjatt’gen ©iefentfjale, 

®a§ au8 ber ©albnacfyt füttern @runb entfpringt; 
£cU wirb’3 beglänjt nom golbnen ©onnenfhra^le, 
®er warm $u if>m burdj lidjjteS Saubbadj bringt. 

©8 will ber ©trafjl bie muntren ©eilen bannen 
3m blüfjnben £ljal in feinem milben Sidjt —, 

©ie flie^n baljin, fte fprubetn flinf non bannen 
Unb achten feiner leifen äftatynung ni<$t. 

®e§ ffiöd^leinä ©eilen einen ftc§ bem ©trome, 

®ie giutlj be8 ©trome§ raufet $um Ocean — 
fficrbämmert ftnb be8 ©albeS fc^atfge ®ome 
3 n flauer gerne wie ein Ijolber ©a$n. 

Jpier jwingt ber üftonb mit 3aubermacfyt bie ©ogen, 
§ier überPrömt bie ©onne fie mit ®lutlj, 

#ier fommt ber Sturm mit ©raufen Ijergeflogen 
Unb feine bunUe ©ctywinge peitfetyt bie glutß. 


Digitized by «^.OOQLe 



Da§ SBeltmeer adfytet nicht bcr üttenfcbcmoerfe, 

3m ßampfe ringt e§ mit be§ ©turntS ©enmlt, 
greut feiner 3ftacfyt ftd) unb ber roilben ©tärfe, 

9Jtit ber bie Sranbung toiber getfen prallt. 

Unb bo<b —, menn ficb ber ©türm jum grieben roanbte, 
(Sntfteigt ber SfteereSrub' ein §aucb non ©djmerj —, 
©ebnfuebt befehlest ben Iräumenben am ©tranbe, 

§eimn>efj be3 fernen ©c^ifferö ftarfeS $erg. 

Dann giebt bureb's 3fteer ein träumerifdb ©ntftnnen 
9ln faum erfaßtet, an oerfcbmäbte§ ©lücf —, 

De3 ©ädjleinS ©eilen, bie im SBeltmeer rinnen, 

9tn’3 fülle 9Balbtl)al benfen fte guruef. 

9. gorefftS' 


g>feid)nif]e bes ^eßens. 

©ar oiel unb oft oerglicben roarb febon ba3 9tteer bem Seben, 

Dcfj ftet§ beroegte glühen ft<b fenfen ober ^eben. 

Doch manches Seben gleitet nur einem füllen @ee, 

3n beffen glutb fi<b fpiegetn Senggrün unb SBinterfcbnee. 

Unb fd)auft bu in baS SBaffer, fie^fl bu ben ©runb mit nieten. 
Der Fimmel ftra^lt bir toiber mit feinem ©lang, bem litten, 

Unb auch bein eigen Slntlifc, oott SeibeS ober ©lücf, 

@3 fdjaut auS bunflen iiefen oerflärter bir gurücf. 

S^tfipp $adoriu 5 « 


| Pie jbeerfaßit. 

(©. ÜK. Äaifer Sffiilbelm II. in ©trajjburg.) 

3u ©trafjburg fc^aHt oom fünfter ©rgflang ber üftitternaebt, 

3bn führt ber ©türm in 1 ^ äöeite mit leicbtbefcbioingter 2flacbt. 

Die ©eiftertöne flingen baS Sanb hinauf, hinab, 

Unb braufan lebemoecfcnb um manches alte ©rab. 

©ei ©Beifcenburg am £üget bie ©rbd thut ficb auf, 

@3 fteigen fiablgeioappnet ber ©treiter niel herauf, 

©ie tragen rothe ©puren auf ihrem blauen Äleib 
Unb treten ftumm in Leihen, n>ie einft gum ©ölferftreit. 

©ei SWefc, ber alten ©eftc, birft auf ber SBiefeugrunb, 

Unb abertaufenb fteigen b^auf gur ©eifterftunb'; 
ign’S Seben rief bie Dobten ber Jtlang oon ©rtoinS Dom, 

3lun gieben fte gen ©trafjburg, ein uferlofer ©trom. 

ISl -ä 


Digitized by ^.ooQie 



58 


Ulan unb Sßanjerreiter, Kläger unb güftlier, 
dtadj ©tragburg jief)en ade mit mefyenbem panier. 

©ie fyaben lang getafen, fester flnb e3 jroanjig 3a^r\ 
ffiarum erfte^n bie tobten, ift ®eutfd)lanb in ©efagr? — 

3u ©tragburg ^ält am tljore ba§ §eer um 2Jtittcmad)t. 

£>ie glügel ftnb geöffnet, fielet Sftietnanb auf ber 2öad)t? 

©ie rüdett in bie ©tragen, rings ^at man Saub geftreut, 

$)en „britten S)eutfd^en Äaifer" Begrügt bie 5teic§3ftabt ^eut\ 

Sftun fommen jur Sßarabe bie tobten au3 bem Ärieg, 

3n bem bereinft bie Säter erftritten mand) feigen ©ieg, 

3ln bem bie alten Sanbe fie abgetrofct bem geinb, 

3fn bem bie Äaiferfrone baS Seutfdje dteid) geeint. 

©ie Ijulbigten bem 9lljnljerrn, bem Sater folgten fie, 
dtun Beugen fte bem ©nfel im tobe nod) ba3 Änie. 

©ie ftnb oorbeigejogen — fie roenben ftety jurüd, 

2lu§ ifjren Bleichen dienen erflra^lt ein fteggaff ©lüd. 

©ie brüefen ftd) bie §änbe unb tauben in ifyr ©rab, 
t)er jperbftminb trägt iljr Faunen ba3 Sattb hinauf, §inab: 

„Sftun börfen mir ru^ig fd)lafen in ero’ger tobe3na<Bt, 

©3 galten SSolf unb Äaifer am 2Ba3gau treue ffiadjt!" 

_ £. egettuttts - Rentier. 


'fagantenfieb. 


©d^on me^t e§ falt # e3 raufet ber 2Balb, 
t)rin feinet SogelS 9tuf erfcfyadt, 

S)enn ^erbftlic^ Braut baS SBetter; 

$ei, mie ber Oft fo grimmig toft, 

Unb non ben Säumen fdjier erboft 
gegt er bie falben Slätter! 

®ie ©djeite glügn, bie gunfen fprü^n, 
©ifj 1 nieber l)ier an bem Äamin, 

£ier ftnb mir roofjl geborgen; 
t)en alten ©roll fo Fumtnerood 
2Rein §er$ nunmehr oerbannen foll 
SWitfammt ben trüben Sorgen! 

©d^enf ein ben 2Bein, golbFlar unb rein, 
SBir moden Beute luftig fein, 

SBir fhirmgeprüfte Knaben; 

Siegt bod) fo meit bie ^ugenb^cit 
ÜRit i^rem monnefergen Seib 
SerfunFen unb begraben! 


®ie fd)öne dftaib, bie un3 entjroeit, 

£at einen Slttbern längft gefreit 
Unb ift mit i^nt oerf (Boden ... 

2Bir ftnb allein ... §ed Blittft ber üöeitt, 
9hm lag mt§ mieber greunbe fein, 

©ieb auf bein t^oric^t ©df)tnoden! 

3Bol;l mar fte fjolb, ba§ £aar mie ©olb 
$n meid)ett Soden fid) entrodt, 
t)ic Singen järtlicB blauten; 

©in juitgeö Slut, fo lieb unb gut, 

©o ood oon Suft unb UebermutB, 

SBie roir’o nie mieber fdjauten . . . 

©o fc^enf 1 benn ein ben golbnen 2Bein, 
3Bir moden §eute luftig fein, 

Sßir fturmgeprüfte Änaben; 

Siegt bod) fo meit bie ^ugenbjeit 
dftit i^rent monnefeFgen Seib 
SerfunFen unb begraben! 

SK«* 


Digitized by ^.ooQie 



59 


gttein cSicb. 


DB bunfel auty oerblieb mein Scben, 
Ob miefy be3 ®lücfe§ ©trafjl au$ mieb —, 
©in ©egen mar mir bodfy gegeben 
©on bem ©cfdjicf —, e3 mar ba§ Web. 

3Ba3 idj aud) ©c$mere3 mu&te tragen —, 
©om £eib, baö nie ein ©3ort »erriet^ 
©efreite fid), gu ftolg gu flogen, 

SKeitt §erg bttrtfy btd© allein, mein Web. 


Unb lächelte einmal bie ©onne 
9luS SffiofFennadjt, — ma§ mir befcfyieb 
£>a§ fiebeit Farg an flüdfyt’ger 2Bonne, 
3$ tyielt eö feft in meinem Web. 

9?un miß ftd) fd^on ber SBalb entlauben, 
®er £>erbftminb raufd&t unb Flogt burtfy’S 
Stur ©ine$ molle nicfyt mir rauben, [Stieb, 
Stur ©in§ nicfyt, Filter bu, mein Web. 


&. 3*. Soft. 


sSfitft «in 

©lief fyin gur Stofe, bemuitbere fte, 

3m ebleit ©arten ba3 Slumengenie! 
©ielfältigft in formen unb ©eftalt, 
©eränbert fte Föfttid) beö £)ufte§ ©efjalt, 
3n aßen garben fcfyön fie erfte^t, 
3ungbräutli<fy wie bie Unfcfyulb geljt, 

Unb fhraljlenb in ©urpur3 Sttafeftät! 
©alb fanft roie ber borgen ermaßt, 
©alb feurig in mutfjig loberttber ©rac^t! 
3n üppiger ©röge fte erglänzt, 

Unb Flein befdfjeiben, gar nieblid) begrenzt, 
3lu§ moftgem ©ufdj, im jpeefettgrün, 
©rfjebt fid) ifyrer Seud^te ©lüljn, 

Unb neigfl bu bid) gutn niebern ©trauefy, 
@o lädjelt ifyr ©trafjlenautlii} auc§, 


aut 'glole. 

Stuf ftolgem ffiautn bie Ärone fte geigt, 
Unb rattfenb gunt trauten ^enfter fte fhigt, 
©elbft menn ber ©erirrte burdj SDBilbnig 
bricht, 

©rü&t fte ttod), plöfcfid), Ijotb unb fätidjt! 
©o ift bie Stofe ba§ ©lumengenie, 

©in unerfcf)öpflic§er ®id)ter ift fte, 

©on ©ott begnabet, ber’3 aucty nod) be? 
fd^eert, 

5>a§ fte, beit geinb oermunbenb, ftdj 
roe^rt! 

Uttb nur ein DummFopf befagt gu eige 
ner ©djmadj: 

©ie flrebet im ©ingelnen 2lnbern ttadj! — 

jUgitß j>i(6erßeits. 


'giCm ^eeie. 

3tm ©tranbe mar'3, in buttfler SBetternacfyt, 

®a fagteft bu, idj mü§te oon bir laffett, 

3<$ fc^rie milb auf, bann §ab* ic§ grell gelacht, 

3$ fd^rie milb auf, ic§ Fonnf e3 nimmer faffen. 

2)a3 üDteer ftö^nt auf gteidj mie in mirrem träum, 
©om Fimmel fprü^t ein bitter, feiner Stegen; 

2)ie 3öoge fdbäumt, e§ grittfi auö meinem ©4aum 
©in mei^eö Slntlifc §ö^nifc§ mir entgegen. 


j»e0u5. 


Digitized by ^.ooQie 



60 


3--S5 

§e6eugtet £kum. 

®u ragteft $um Rummel, — ein ©turmroinb 
£at tief bid) erbroärtS gebeugt; 

Baum, bennod) ^afl bu fröhlich 
Biet liebliche ©lütten erzeugt. 

©c^roer ^at aud) mir bie Seele 
®er Sturm be3 SeibS bebrüeft; 

Unb bennod) fann fic jubeln, 

Bon Stützen ber greube gefcf)mücft! 

f(eobor SUttttefterg. 


^erftfungen. 

®a§ letzte Sieb, ba3 i($ bir einft gefungen, 

®a§ bir getönt in jenen frönen Jagen, 

©3 fd^merjt mid^ tief, unb boefy! ic$ ntufj e3 fagen, 

@3 ift ba^in — oergeffen unb oerflungen! 

®en 2ttunb, bem einft bie Sieber frifd^ entfprungen, 

Seroegt jefct nur ein l)offnung3lofc§ Etagen; 

®ie Äräfte fdfyroanben mir mit bem ©ntfagen, 

©eit jener 3eit ift mir fein Sieb gelungen. 

fann nur fingen, roenn mein §er$ ftd) reget, 

©etragen oon ber Siebe fioljen ©djroingen, 

Bon beiner 2lugenflerne ©lanj burcbglütyt; 

®er ©d^merj um bid^, ber mein ©emütlj beroeget, 

Berftanb ben ©eift in geffetn fo $u jroingen, 

®afj roeber gro^finn i^m, nod) Sieb erblüht. 

_ Sffargaretc £fegc. 


Begegnung. 

3$ fd^ritt jum ffialb, ba3 ®orf entlang, 

®a3 £aupt gebeugt, ba3 $er$ fo bang; 

®a traf ein ©lief mich fytti. unb rein 
Soll Äinbeöglücf unb Sonnendem. 

©in ©d^auer ging burdfö £er$ mir roeit — 

§ilf ©ott! roar*3 ©(tyrner^? roar'3 ©eligfeit? 

3ln glammen festen e§ aufjuge^n 
Unb baim auf einmal ftifl$uftebn. 

gfarfes gJuffgetafb. 


SS— -£ 


Digitized by ^.ooQie 




61 


$ t a n 5 df e n. 


©cblummre fanft, fc^lummrc füg, 
Siebfte, ^olb unb traut, 

©olbner 3Jtonb burcb'S genflcrlein 
©clig auf bicb fdjaut. 

Sftidjt ein Süftcben bur<b ben ©traudj 
Seife fäufelitb jie^t — 

SlUeS ftille, 2lüe3 rubt, 

Saufcbenb meinem Sieb. 


£er $u beinern Schlöffen trieb 
%Rid) ber ©cbnfu<bt ®rang, 

Unb au§ meiner §arfe raufdjt 
©ü&er 3 au ^ cr ^ an 9- 

Staufcbt fo rounberfam $ur §öb\ 
©d)lummer ^alb bicb fließt, 

Unb bu träumeft ftitt non mir, 
Saufc^eft meinem Sieb. 


©cblummre fanft, fcblummre füfj, 

Siebfte, ^olb unb traut, 

©olbner 9)tonb burdb'S genfterlein 
©elig auf bicb febaut. 

jtfftert gSerußeht. 


Jrmui^igunfl. 

9tun fte^t ber 2Balb in oollem ©lütbenflor, 

T)ie ©allein raufeben burdj bic bunten Sluen, 

Unb auf jum §immel, ju bem fyerrlicb blauen, 
Schwingt ficb ber Serben liebeSfrober ©bor. 

Unb bu geljft fcbioeigenb unb oom ©ram gebeugt 
$unb’3 Sßeltgeioübl mit fcbmerjenSbüftern ©liefen; 
$u fannft bicb nic^t an biefer ©rac^t erquiefen, 

®ie oon beS ©d^öpferö £ulb unb Siebe jeugt? 

®u fagft, ba§ all bein Streben nichtig fei, 
jDa§ bu ju Seib unb ^mmner nur geboren; 

®ir febeint ber lefcte §offnungSjh:abl oerloren, 

3Jtit 2$rfinen fe^nft bu bir ben Xob ^erbei ? — 

©ebenfft bu nicht, roie oft jur 2Binter3$eit 
Ser rau^e groft bie fallen ©ipfel fcbüttelt? 

Sann ä<b$t ber ©alb, oom ©turmioinb aufgerüttelt, 
Oeb liegen ringS bie gluren unb oerfdjneit. 

©in SobeSgrauen gebt bureb bie Sftatur, 

Serftummt fmb Oueöenraufcben, ©ogelfingen, 

Äaum eine Stimme börft bu noch erflingen, 
©rftorben fc^eint beS ScbenS lcfcte ©pur. 

Unb bennod) bricht ba§ ftarre ©iS entjioei, 

©3 fommt ber Senj mit feinen blonben Socfen, 

Sie ©rbe lächelt mie oom £raum erfebroefen, 

Sie geffeln fallen, unb fte fü^It ficb frei. 


Digitized by 


Google 



62 


füt -SS 

Son neuen ©lütcn buftet jeher 9tfl 
Unb neue grüßte mu§ ber ©omincr reifen, 

Die ©hinein müffen in bie liefen greifen 
Unb Seben fc^öpfen ohne Stuh unb Sftaft. 

Die $ahre fommen, unb bie ,3ahre geh n: 

Die jarten ©turnen n)irb ber §erbft entfärben, 

Die Senjpracht muß im SBinterfrofi erfterben. 

Dem ©terben folgt ein junges Sluferftehn. — 

Unb bu fuchfi beinen grieben nur im lob, 

©eil bich umtoft ber erfte ffiinterfdjauer; 

Du joiHfi oer^ioeifein bei ber elften Trauer 
Unb unterliegen in ber elften Stoth? — 

O fei ein üftann, fei ftarf unb toanfe nid)t! 

Sluch bu ^aft ©lütten nod^ unb grucht $u tragen. 

©aS frommt bir all bein 3ageit unb kein Ätagcn, 

©cnn bu bich abfe^rft oon bem ©fab ber ©fließt? 

©ad) 1 auf auS beinern tfjöricbt btinben ©af)n 
Unb fämpfe neugeftä^lt ben Äampf beS Sehens! 

Stoch niemals rang ein ebfeS £er$ oergebenS: 

Durd) Dunfel führt jum OuetI beS Sid)tS bie ©ahn! 

gQrißiatt 


Sonnenuntergang. 

©eich ein prächtiges Silb, herrlicher garben 9tei$! 

©urpur, geuer unb ©tut, feurig unb fc^ön zugleich* 

©cheibcnb jeigt fuh bie ©onne 
©inmal noch in ber ganjen ©rächt. 

©olbig flimmert ber ©eft, flimmert ber ©offen £eer, 

Unb bie ganje Statur ftaunet unb fchrociget rings, 

SDtählich finfet bie ©onne 
geuriglcuchtenb in’S gluthengrab. 

©inmal leuchtet noch auf herrliches geuerroerf, 

Dann entfehminbet fie ganj; hoch roie beS ©bien Dh uu 
Stach bem Dobe noch fortlcbt, 

§errf<ht noch, ba fie oerfanf, ihr Sicht. 

jtttfitr SteQfteiu« 


Pas $$afef. 

„©hafelen bichtenb roiUft bu beine $eit verbringen?" 

— Stuft ihr — „@o rege hoch $u hehrem gtug bie ©chmingen! 

DcS ÄinbS ©ergnügen bäucht begreiflich unS, tuenn ihm 
2luS leichtem ©eifenfehaum bie ©lafen roohl gelingen; 

8-8 


Digitized by c^ooQie 




63 






®cr SRaucher mag fic^ fveuit, beS JabaföfrauteS ®ampf 
3 U flogen au§ bem 3Jtunb in immer gleiten Gingen; 

®och melier &mcd liegt roofyl unb melier Sinn barin: 

3u fteter ©ieberfe^r benfelben Sfteim $u gioingen?" 

,,„9hm gut — gönnt bem ©fyafet ber ©eifenblafe SRec^t! 

©ic lebt ein SBeitcfyen nur unb bann muß fte gerfpringen. 

3ebodh bis ba^tn fyat gefpiegelt ftch in i^r 

®aS Äiitb mit £au3 unb Marft uitb oielen anbern Gingen."" 

$tto SSreifen^of. 



Kleine Geschichten oon Richard von 
Volkmann - Leander. Dteue (MiniaturO 
ÄuSgabe. (Seipgig, IFreitfopf unb gärtet.) 
Gin poefieooücS, anheimelnbeS unb ItebcnS- 
roürbigeS $?uch. Jie brei Grgählungen bef= 
felben ftnb gtoar nicht bebeutenb, aber an= 
muthig erfuitben unb mit frifc^er Natürlich 1 
i feit roiebergegebeti. SMe cvfte „‘Tie beiben 
SBcifer" ^ ift nur ein ©tiinmitngsbilb ober 
man möchte faft fageit: ein Härchen, aber 
alö folcheS ebenfo eigenartig als reigoott; eS 
liegt ein wahrhaft ruljrenber 3anber barftber 
gebreitet. J)ie gioeite „$)ie Dtitmpelfammer" 
ift ^übfdb, aber auch nicht mehr. $)ie britte 
„granceSca* ift entfliehen bie Jeroorragcnbfte 
oon ben breien; loenn aud) a^nlic^c ©tofje 
nicht feiten f<hon nooeüiftifch bebanbelt roor= 
ben ftnb, fo ift bie $)arftelluug bodb fraftooll 
unb feffelnb genug, um baS Gtange gu einem 
originellen, flehten Jtunftroerf gu ftempeln. 

Konrad Telmann. 


Frigga’s Ja. Grgähltuti 

Dahn, 


ara's ja. i^nabiung oott Felix 
(Seipgig, SBreitfopf unb Partei.) Gin 
echter 5)abtt! Gtne ‘Darfteßung oon marfiger 
tfürge, ooü oon Äraft unb ©futh, ber 9Iuf= 
bau gebrntigen unb fünftlerifch, ber ©til 
fnapp unb fchmungooll, baS (#ange oon poe* 
tifdbem Seben fchiuerttb unb funrelnb. J)ie 
©ejehich^ bebanbelt bie SBerbung ObhtnS um 
grtgga. $>ic Göttin, bie ben herrlichen Obbin 
liebt, roie er fte, roeigert ftch bennodf), ihm 
ihr ^aroort gu geben, toeil ihr bie Dtornen 
geroeiffagt, baß eS bann roeber für ihn noch 
für fie eine Unflerblidjfeit geben föttne. »ber 
uilebt, nachbetn bie fcheinbar uuenoiberte, 
ftürmifche Seibenfchaft ObhinS biefen gu freub* 
iofer Unraft unb unbefriebigenbem Siebet 
aetänbel getrieben, geioinnt bie Mgetoalt ber 
riebe bie Oberhanb über bie Reiben unb fte 
befd&ließen, lieber untergugebn als ihrem ©lüefe 
nt entfagen. Um beS festeren roiflen tooflen 
fie felbft 'Job unb Untergang gern erleiben. 


— £aS MeS ift mit geuer unb Seibenfd&aft 
ergäblt unb reifet unmittelbar b* n - 9ta<h 
meinem Gmpfinben tbate Jahn aber noch 
beffer, und ähnliche ©ejchichten au§ ber alt= 
norbifdjen Gfötterfage, welche bie gebunbene 
gorm gerabegu aebieterifch forbern, in ben 
oon ihm fo oft meifterlicb gebanbbabten 
Dtibelungenftropheit ober fon|t tn einer an« 
bent $FerSart gu ergableit. 

Konrad Telmann. 

Harfe und Harnisch. Gin SRotnangero 
auS bem Mittelalter oon Georg von 
Schulpe. (JreSben unb Seipgig, G. ^ier» 
fonS Verlag, 1888.) JaS Vorwort erflärt 
beit Diebentitel. „GS fiitb bieS Sieber unb 
SBeifen, toie fte oiedeicht im Mittelalter ber 
Minnejänger Mittib oerfünbet hot", gtctdh 
baraitf heitft befcheibener: „$ieS Büchlein 
ift ein Schwacher 29iberhatl oon bem, was 
bereinft bie ritterlichen ©änger fo fchön ge* 
fungeit hoben". Dticht einmal baS ift gu= 
gugeftebeit. Gä ftnb gang ntobente ©cbidjte 

— unb anbere fann uttb foü ein moberner 
dichter auch nicht fchreiben — unb baS 
Mittelalter liegt nur in tfoftüm unb DfequU 
fiten. £er J^id^ter ift recht formgetoanbt unb 
manche^ Sieb mag gefallen, wenn man nicht 
an Ublanb ober Morife erinnert roirb. 

Adolf Brieger. 

Kritisches Jahrbuch, ^erauögegeben 
oon Heinrich Hart unb Julius Hart. 

(Hamburg 1889. $3erlag3aitftalt u. $rucferei, 
5lctiengefeUfd)aft.) Jaä oorliegenbe flattliche 
Jpeft ift oon oieleit ©eiten auf baö ©ünftigfte 
beurtbcilt, al§ eine geiftige Jb a t angefepen 
roorbeit, unb mit Dtecht, e§ enthalt tn ber 
Jbat fehöpfertfehe Äritif, unb eöiftbringenb 
gu toünfcben, baß bie Herausgeber 
eS nicht bei bem ^robepfeil beroen^ 
ben laffeit, fonbern ihr Unternehmen 
fortfeben. GS ift nicht ©ache biefer 


S$- 


Digitized by 


Google 








04 


?T 


35 


fdjrift, auf ben 3u^aft Fritifdjcr 9Ibbanbluugeit 
im (fingelnen eingugeben, nur auf einen 
Siberfprud) in bem in mancher Jniuftcbt por* 
5 Ügltd)fn 9hiffap Heinrich £artS über bie 
realiftifebe Vetoegung n>iü ich |iumeifen. Ver* 
faffer fagt 0. 45: „Xie gange Seit ift 0tofj 
ber '^oefie, nichts Fann non ber Vebanblung 
burd) ben dichter auSgefcbloffen toerbeu" unb 
fteflt fic^ bamit auf beit 0tanbpunft beS 
WaturaltSmuS, welcher ber ftunft — wie ber 
Sifjcnfcbaft — ein Vorbringen nad) adelt 
0eitcit bin gubilligt; bagegen beifu eS 0. 52: 
„$>ie Xicbtung giebt eine 9teufd)öptung beiber 
(b. b- oon Watur unb Vtenfcbbeit) in tppifeben 
(^baraFtercn* u. f. io. Xie weitere 2 lusfü^r= 
ung §artÖ ift nun entfliehen fo 31 t oerfteben, 


bajj ber Siebter ba§ Sefentlicbe ber ©rfcbeiit* 
ungen, ihre Lebensformen ergreifen foü. Xer 
Siberfprud) beiber 0tellen eraiebt fidj, wenn 
man als Vrüfjfctn bie Vebanblung beS ©fel= 
erregenben, ber 3 e rf*fc u n<^ (im bucbftäblicben 
ober geiftigeit 0 itme) in grage bringt. Wad) 
bem erfterett 9luSfprud) £art$ ift biefelbe ent* 
febiebeu Aufgabe bcSXidjterS; hingegen ttacb 
ber 3 weiten nicht, beim 3 er f*lmng beseid^uet 
ein WütfroärtSgeben ber 0d)affenSfraft unb 
£art roiU boeb bie Voefie mit ber fd^affeu = 
ben Watitr geben taffen. UebrigeuS jebeint 
auch bie erftere ^luffaffuug mehr eine ge* 
legentlicb angeeignete 311 fein. 

Rudolf Goette. 



Dr. Robert Koenig ift nach 25 jähriger 
^T^ätigfeit als Webacteur beS „Xabeitn" oor 
Bürgern oon biefem 9lmte ^lirücfgetreten. 


9ln bie greuttbe unb Verehrer 0cbeffelS 
roenbet ftcb ein Aufruf, gezeichnet 11 . 91. non 
£errit ^aitl Veto, Viirgermeifter in 0t. Solf* 
gang, gur ©rünbung eines Scheffel-Bundes 
in Oesterreich, (fr roifl einen 0cbeffcl=Vto3 
für ©poS unb ^iftorifd^en Vornan auSfdjrei* 
ben, oerbienftoofle Siebter ebren, 0 d)cffcl* 
0 tubienbeiträge für 0 tubenten unb ßiutfiler 
gewähren. VeitrittSerflärungen werben an- 
genommen oon 91. Vreitner, SRattfee (0alg* 
bürg). _ 

§erau 8 gegebeit oon Feodor Wehl unb 
Walter Borniann, tuirb 00 m 1. Wooember 
1889 an eine neue „ 3 eitfd)rift gur ftörberung 
oolfStbümlicben ©efcbmadeS unb 0iitneS in 
Xeutfdjlanb" unter bem ‘Xitel v Deutsche 
Kunst und Litteratur“ in gwanglofen §eften 
bei 91. Weber in 9lltona erfcbeineit. 


„Deutschland. Socbenfd)rift für Äunft, 
Litteratur, Siffeitfcbaft unb focialeS Leben" 
nennt ftcb eine neue, oon Fritz Mauthner 
berauSgegebene 3 c ilf 4 rift, welche oom De* 
tober ab bei ©. glemming in ©logau er* 
febeint. 

- *- 

©in Weiterlieb „$)ie Voppcnbeimer" oon 
Julius Wolff erfebetnt in tfnrge bei ©. ©rote 
in Verlin. 


Von Feodor Wehls Sagebud) : 9Iufgeicb* 
nungen aus ben 3 abren 1803—1884 „3eit 
uub Vteitfcben" gelangt in ben näcbften Soeben 
ber 3 ioeite (0cblu6*)Vanb 3 ur 9luSgabe (91.©. 
Weber, 9lltona). 


Vei 9lbolf £ifce in Leipgig erfcbeiitt bem* 
ncidjft eine nicht iüuftrirte 9luSgabe oon 
Friedrich Bodenstedt’s „0aFuntafa", Xicb* 
tung in fünf ©efängen. 


3 nt Verlage oon ©arl Weijjner in Leipgig 
lapt Franz Hirsch „Vagantenfang uitb 
0d;roerterflattg, Lieber auS beutfeber Vorgeit* 
erfebeinen. 

-* — 

„ VaterlanbSgefänge" betitelt Heinrich 
Vierordt eine foeben in ©arl Sinters Uni* 
oerfitätsbucbbanblung itt £eibelberg crfdjei* 
nenbe neue ©ebicbtfammlung. 


Von bemnäcbft neu erfebeinenben Romanen 
unb Wooeden feien folgenbe genannt: „Leng 
unb Waubreif" oon Gerhard von Amyntor 
(©. SReper, Leipgig), „Jtune ©rgäblungen" 
oon Eturay von Dincklage (©. dReper, Leip* 
3 ig), „Sabrbeit" oon Karl Frenzei (©ebr. 
Vaetel, Verlin), „Schulter an 0cbulter" oon 
Hermann Heiberg (S. griebriep, Leipgig), 
„ 3 toei Vrüber" oon Sophie Junghans (©arl 
.^eiüner, Leipgig), „Xie Vergprebigt" oon 
Max Kretzer (©. XreSoen), „Lebend* 

machte" oon Stephan Milow (9lo. Vong & 
(5omp„ 0tuttgart), „9lm Veit" oon Gregor 
Samarow (SDeutfc^e Verlags * 9lnftalt, 0tutt* 


ß- 


-8 


Digitized by ^.ooQie 




aavt) unb *9luf bcr Sirenen - 3nfel" non 
Konrad Telmann (*p. 3 . Songer, Äöln). 

- * - 

Adolf Friedrich Graf von Schack bringt 
einen 23anb oermifdjter Schriften unter bem 
£itel „^anbora" auf ben feud^ermarft; non 
beit einzelnen Sluffäßcn feien befonberS bie 
folaenbcn beroorgehoben: SBeltlitteratur. — 
girbnß’S jtönigbuch unb 3 ll ff«f unb SuleiFa. 
— Gin 28ort über bie £prif. — (^eutfdje 
93erlag§:2lnftalt, Stuttgart.) 

- * - 

Friedrich Spielhagen’s neues £rama „ 2 lu 3 
eiferner ^eit", roelcheS in ben fahren 1812 
unb 1813 fpielt, ift bereits in Hamburg 001 t 
$)irector $oHtm unb in ÜBieu 00 m neuen 
$)eutßhen 93olF3theater gur Aufführung an= 
genommen roorben. 


Hans Hopfens eiuactigeS gußfpiel „GS 
hat nicht foUcn fein" h at bei feiner erften 
Aufführung auf bem Stabttheater 31 t grauF= 
furt a. guten Erfolg gehabt. 


-Ter 33itigerau3fchuß 3 U Sitbecf bewilligte 
einftimmig einen Beitrag non 15 000 Warf 
:u ben ftoßen ber AufßeÜung beS Geibel- 
Denkinals unb einer nriirbigen Gnthüflung3= 
feier am 18. October, bem (Geburtstage beS 
Richters. 

- * - 

$)er AuSßhuß für baS Hanierling-Denk- 
mal im Waldviertel erläßt folgenben Auf= 
ruf: „^eutfehe StammeSgenoffen! Robert 
£amerling, ber gottbeguabete beutfehe dichter 
ift tobt! £a3 Söalbniertel in ^ieberößerreid), 
bie engere £eimat beS SMdfßerS, n>ifl eine 
£iebe§pflid)t erfüllen unb feinem größten 
Soßne auf bem non ihm fo heißgeliebten 
heimatlichen 53oben ein roürbigeS £>enfmal 
feßen. 3 U bem 3 roecfe **$*** Sa 8 gefertigte 
Oornite an alle ^eimatSaenoffen, alle beut* 
fcfjen StammeSbrüber unb Verehrer Römers 
lingS unfterblicher Wufe bie herginnige Sßitte, 
bieieS ber £eimat§liebe unb bem beutfeheu 
©eifte geweihte Unternehmen burdf) (Gelbs 
fpenben gu nnterßüßen unb roerfthatia 31 t 
förberu! (Gefällige Beiträge werben ui .pan* 
ben be§ tfafßrerS Garl gißlthaler in SchremS 
in 9?ieberößerreich erbeten." 



BMtlmnnigen tob allgemeiner Geltnng. Jede Einsendung, aber deren er. Verwendung Aus¬ 
kunft gewünscht wird, muss deutlich und mit nicht su blasser Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder 
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders sn schreiben und darf eine Einsendung deren hOohstene fünf 
enthalten. Briefliche Kritik ertheilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Antwort¬ 
schreiben und BückBendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. SO Kr., 60 Cta. etc.) 
nebst adressirtem Courert beisufügen. Bei Einsendungen, welche an dieser Stelle Erledigung finden 
eollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Gedichte überhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der volle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’« bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uds aulangen, werden ausnahmslos surückgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Originalbeiträge acceptirt. 


C. S. in W—n. 3fy* Witt^eiluitgen fmb 
3 ur ©eurtheilung beS qu. iftomanS ooit 311 
geringer 93 ebeutung. 

W. E. in H— g. S£ie Stangen 3hr*8 ©e= 
bichtS fmb ja gum großen lh c il recht lesbar, 
jeboch ber 3nhalt Ser leßten Strophen er= 
regt uns SBeoenfen, ba Sie ftdh als ootl 
auSgereiften SDicfjter gu erfennen geben. $)och 
ift auch abgelegen baoou bie £)arßeflung 
nicht charafterifttfch genug. 28a3 übrigens 
anbere über 3 h re ©eoichte urteilen, ift unS 
DÖflig gleichgültig, unb mir begreifen nicht, 
wie fich lemanb AnbercS um unfere föebaftionS* 
angelegenheiten befümmem fann. 

C. 8 . in S—g i. E. 5Da mir 001 t 3§ rer 
lebten Senbuitgeiit ©ebichtalS „ angenommen" 


begegneten, ift bamit felbftoerftänblich baS 
Uebrige abgelehnt. 3 h* gefanbteS ©es 
bidEjt iß auch unoerroenbbar. GS märe fehr 
wünßhenSwerth, wenn unfere gefaßten Gin* 
fenbec baS auf Seite 21 ber erften Kummer 
biefeS 3 ahrgang 8 (Gefagte beobachten möchten, 
brachten Sie mehr banadj, roirflidhed ?eben 
51 t geftalten, als Wieberfdfjläge ber Sfteßepion 
tn bidt)terifche gorm gu bringen! 9Bo bleibt 
©oetheS 2öort: „Gereift nur hinein in ’8 oolle 
Wenfd;fnleben!" ? 

J. S. in D—x. ©emiß ßeljt 3^ nc n 
theiligung an unferm ^reiSauSfchreiben frei. 

R. K. in B—au. $>er „träumenbe ©ichter* 
munb" iß nicht gu fnhn, roohl aber als 2 (n= 


Digitized by 


Google 









66 


ft---- 

Hong an (Deibel gu beanftanben, oergl. „3$ N. S. in T—n (ohne planmäßige £urch= 

rociß einen gelben non felteuer Art". „Sftitor* fü&rung); C. W* in P— g ((Bit fommen 311 

neUe* ^aben roir angenommen. oft); F. VV. B. in D—n (roaS unter ben '< 8 c= 

B. S. in S—n. SaS roir non Heinrich griff ber ?prif fällt, ift gulöffig). bankend 
Jturg’ oierbäubiger 2 itteraturgefdfjichte galten? abgelehnt! 

£aä SerF gengt groar oon großem gleiß A. K. in W—r. S)ie erfie (tl)eilroei(e) neu* 

unb großer iöefcfenheit, ift aber FeineSroegS beutfe^e Uebertragnitg beS WibelungenliebcS 

unbebingt juoerläffig. ©0 roieS fchon j?om erfchien uiifereS SiffenS im 3 a ^ l 'flöng 1807 

rab 93eper in feiner „^oetif" barauf hin, baß oon SielanbS „Teutjchem MerFur". GS 

ßurg bie ferbifdjen Trochäen oon WntenS „21 b= roevbeit hier oon einem Ungenannten $3ruch= 

bafftben" irrig als fünffüßige Jamben begeich'- ftücfc einer Uebertragung geboten, bie ber 

net hat; beSgleichett fanben roir, baß ihm ber Herausgeber feinen 2e|ern als „Föftlid;e 

23au ber 6 penferftange unbefannt ift; benn Ueberbleibfel unferer uralten oaterlänbifd^en 

er erfennt biefelbe in 2)oben|lebtS GpoS Tidfjterei" empfiehlt. Merfroürbigerroeife hatte 

„AnbreaS unb Marfa" nicht. lieber ben ber Uebcrfefcer eine achtteilige oftaoeuäfynlidje 

G5efammtroerth beS SerfeS gti urteilen, ift (Strophe als 23erSmaß gewählt. UebrigenS 

hier nidit ber Ort. finb bie T^erfe, bie roir (Gelegenheit Ratten 

Th. K. in VV—tz „23or ber 9 Jacht" (oiel- eingufehen, fließeub unb lesbar gejdjricben. 

leicht bringen roir einmal roieber eine ber= Prof. P. P. in VV—n. Sir bebauern, für 

artige Kummer)* H. G. in B—n „0priih ; 0ouette jefct fd)led)tl)in feine T>erroenbintg 

teufeld^eu"; M. 13. in VV—n „3m H er &Ü" 3 » haben. Sir finb mit beravtigeit (Gebieten 

S meibeit 0ie unreine D^eime!); VV. F. in fo reichlich oevfeljen, baß roir überhaupt hier* 

f „3nt ©hätherbfi*; E. VV. in VV—n mit erflärcn müffen, baß bis auf SeitereS 

„T>em unbefannteu (Gott"; R. 0. in E—n 0ouette nicht angenommen roerben. 

„$er erße 0iebler ber ©pielmannSau“; A. Ch. M. in H—ck b. H. ^robncireit 0ie 
v. G. in Sch—n „©onntagSmorgen". An- nicht 311 oiel. 3h vc Statlabe ift nicht oon 

genommen. poetifcher Andauung bnvchbrnngcn.— 

Dr. H. H. in B—n (oielfad) nüchtern im foroie einigen anbern gragfteÜern biene uir 

AuSbrutf); P. A. in B—n (erroarteu ge* ittachridjt, baß bie gebunbeneu Gpemplare oer 

legentlich AnbereS); M. K. in C (ohne Gigen* ?itteraturgefd)id)te htute — am Tage beS 

art, auch roählen 0ie gu oerbrauchte 0toffe); ffiebactionSfchluffeS — noch nicht in ben 

P. M. R. in M-n (fteif unb ftellenroeife Hauben ber 'ierlagShanblung finb. ÜDiefelben 

oerblaßte ftarben); G. B. in W—n (meiben roerben aber ftiinblidj erroartet, unb bie 23er= 

0ie baS ^ergerrte unb tfraffe, foroie baS fenbung roirb iebenfatlS nächfte Soche ftatts 

(GegenftanbSlofe); F. K. J. in Oe—g (alhu finbeu fönnen. 

harmlos); A. VV. in M—g (gegenflanbslos); Auf oerfd)iebeue Anfragen theilcn roir 
B. G. in B—n (gebanflich evfünftelt); B. h^ er ^ llrc ^ ergebenft mit, baßunfereiönchbiuberei 

C. K. in B -n (fcbleppenb unb burdj Hinten bie Giitbaitbbecfen gum oorigeit jahrelange 

entfleUt); G. v. B. in M—n (nicht gang no<h nicht an uitS abgeliefert hat; hoch bürften 

ohne Gmpfinbung, aber fteif im AuSbrudf); biefelbeu oermuthlich in Bürgern gur 23er* 

M. B. in B—n (0chilIern 0ic roeitiger); fenbung bereit fein. Oie Gjrpeb. 

&eft. Pachtung empfoOfcn! H^rburch richten roir an unfere gefchäpteu neu 
hingugetretenen Abonnenten unb Mitarbeiter bie recht angelegentliche TMtte, unS burd) Mit-* 
Teilung oon 2 lbreffen ihnen befannter poetifch oeranlagter ober für i^oefie empfänglidher 
IßerfönltchFeiten bie Mittel gur Sßerfenbung oon ^robenummern an bie H a »b geben gu 
rooHen. Sir bitten, fich gu biefem 3^ecfe ber halte mitfolgenben franfirten oftfarte ge= 
fäHigft bebienen gu roolleu. Allen Oeiten, roelche unfrei* $itre freuublidhß gu roillfahren ge= 
neigt ftnb, im 23orauS unfern oerbinblichften OauF. 

pte fjrpebilioit bes „peulfch^« 3 >ithferhelm a . 

(©djlub ber Sftebaction biefer Kummer: 28. September 1889.) 


$n(jaft$Dergcidjmß. 

•ebtditf bon Äeorq (Sbrrs, dntfl 3i*, Hart (Oomnann, leobor tOetji, Prini dmil ja ^d)Bnaid)-€arolatb, 
flart iUaria fleibt, tUdiarb Deae, a. SorrDii, Philipp dartoriai, fi. dtrgrmaaa-Srntirr, ülar fUrrrmetter, f. (0. 
Coft, Aapnlt ^Hberftein, Carl 5ebai. Ubeobor Keanrbrrg, JUarqarele ^trae. ®borlei tinttqrnitb. Albert Oernfteia, 
ftbriftian 3diaiitt, Artbar Uebbrin unb Otto fireitenbof. Heber bat ®rfd)id)Uiibe in ber Diibtana. SÖori ^elir 
Dahn, (^ortfebunfl.) — «aabilb. ^in Siclbcngebicbt bon «nftao ftoftropp. (^ortfepung.) — ÄHiberfdiaa. — 
IMtteratnr anb flnnft. — firieffibalter. 

^tachbntdl nur unter genauer gueffenangafte gebattet. 


53eflellungen ftnb gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), (Sinfenbnngen 

an bie Redaotlon des „Deutschen Dlohterhelm“ in Dresden-Striesen. 3n ßornmiffton: 
TrOb'sche Buchhandlung (A. 0chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 

---a 

(Shef'lRebacteur unb (Sigenthümer: Stauf Jseinie^ IWebacteur: Jtnboff goette. 
inrucZ bon gerbt«anb Sbomafc tn Bresben. — Rapier bon Sielet A öogel in £eipgig. 


Digitized by ^.ooQie 



Drgflu fiic Diditluinft und Jlritill. (Der „Deulfdleii 3)itßterfinffe“ 19. lUud.) 

Herausgeber: 3?auf Joeinje. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummern k 60 *). 5 StUck einer Nummer »4 1,60. 



. *) 
nta, 



(1853.) 

<9 weift es woftf, wie bu in beinern ptftoofe, 
3&ie ein verwdftnles <£tnb, mtd) ftets geborgen 
Pein «jUtfift i/i ein fixier ^rüftfingsmorgen, 
3lub beine pfimme ifi wie ^enjgeftofe. — 


y 


per Reiben würben niefe bir juw £ooft, 
po<$ ftofl bu mir oerftftwiegen beine porgen, 
Pen Pom im «Äerjen ßättft bn ft cts verborgen 
$lnb bieiefi fäcftefnb mir bie buffge Stofe. 


31 m beine «pufb unb ftrdfte §u erwtebern, 
peft* i<$ ein penftmar, nitftf in piein unb grjen, 
Stein nnvergfingrid), bir in meinen fiebern. 


Jo, bn bift groft im g(Me, wie in pcftmer)en! 
3tnb baft bidj ^iemanb jemafs mbg’ erniebero, 
SSarb bir ber f ftron in einem pitbierfterjen. 


•) ?lu8 bau unflcbrudten Sachlage bc8 XidjterS. 


£einri<ft ^euiftofb. 


S* 





Digitized by ^.ooQie 



68 


8 “ 


"SS 



Jt n> e i öS r z ä b f e r. 

(J>. i. Hofegger unb KitßörD 

$in litterarifcßeg Doppelbilb oon Hermann ?ffenftc5. 


eften ßaben fic^ bie Vegriffe 
oon fftaturaligmuS unb 
beffen ©egenfaß Jbealiäniug 
fo feßr oerfcßoben als in 
biefer 3 eit beg litterarijcßen 
unb aftßetifcßen Weinungg; 
ftreiteS. (Naturalismus iß gleicßbebeutenb 
mit Unnatur, fagte unlängft SB. tfirdjbad;; 
3 beali 8 mu 8 ift nichts SlubereS als iHige, 
£eucßelei, ©cßönfärberei, meinen bie 3 oIaiften. 
Leiber 9lnficßt beeft bie begriffe nid)t, beiber 
9lnficßt ift ber SluSßuß eines Varteißanb: 
punFteS. UnS, bie mir abfcitS oon biefem 
Streite fteßen, uns fann '\bealiömu3 nur bie 
Warfe (ein einer ßoßen (Natur, baS 3 c *^ cn 
ber ©eßnfucßt, bie mit mächtigem fyliigetfd;lag 
ßinauSftrebt über bie engen, bunflen VezirFe 
neuzeitlicher Ueberfultur, bie ©eßnfucßt ju 
begreifen unb zu erFennen, ber ©taubpuiiFt 
ßiib specie aeterni. Jbealißifcß bid^ten heißt 
adeS tobte ©ein beleben mit ber geraaltigeit 
ewigen Wacht unoergäuglicher Jbeen, Crb- 
nung in ade ©irntiß, ©wigFeit in alles 
93ergänglicf)€ bringen. (Naturalismus? (Natur; 
oerftanbniß, (Haturliebe, (Naturfilm, Veobacßt* 
ung ber (Naturgefeße in ihren geheimften 
Verzweigungen. ©o bleiben bie ©egenfäße? 
£)aben nicht bie beibeit Vegriffe itotßwenbige 
Verwanbtfchaft, fodten fic nicht ein llnzer- 
trennlicßcS fein? Unb bann: fann 3ola feine 
(Naturoerfiunbilblicßungin (ein naturafiftifcßeS 
Seßrgebäube einfchachteln? 3ft nicht baS 
auch ibcaliftifchc ©djjreibart? . . . DaS ift 
baS Wißlicße aftßetijcßen ©treiteS, baß bie 
©aßrßeit unb Älarßeit leibet, baß wibeniatitr= 
liehe (Grenzen gezogen werben. 9lde8 bichterifche 
©chafjen entfprang nur aus ber großen ©orge 
um bie arme Wcnßßßeit, aus ber warmen 
erbarinuuggooüen £iebe um beu Wenfchen, 
auS bem Drange, fagen 311 muffen, wie eS 
ihnen um’S £erz ift, in biefer trüben $eit, 
auS bem Drange nach ©aßrßeit, auS ber 
©ehnfucht nach laicht, nach Droft. Me fangen 
fie, um zu fag*n wie fie leiben, um ben 
ewigen ©eßmerz ber Kreatur zu begreifen. 
(Nur in ben Wittein, im ©til ftnb fie oer; 
fchieben — weil fic geiftig bebeutenbe Wenfchen 
ftnb. ©enn ber (*iue (ßefßmiß ift, ber 
Mbere Neigung zum ©iberlicßen F?at r ber 
Dritte nur im herrlichen (Heieß ber ©cßört; 
heit ftd^ woßl befiubet: eS ift bieS ©aeße beS 
©mpßnbenS, ber unoerfälfchten VerfönlicßFeit, 
unb man muß einen ©onberftanbpunft nicht 
Zum feften ©ejeß, zur ©cßule für Me, bic 
ein ©ott begnabet ^at, erheben. ?aßt febc 
bicßterifche unb fiinftlerifche (Eigenart gelten, 
macht aber Feinen (Hacßaßmungggegenftaub 
auS ißr, fucht oielmeßr euer eigenes ©cfeti, 
eure eigene WenfcßlidjFeit an’S vießt ßeruor= 
Zuringen, unb barauS wirb meßr £eil ent* 


fteßen für ?itteratur unb ftiuifi, als au§ jebem 
ieibigen ©treit... 

GS wirb nach bem ©efagten baßer (Nie* 
manben befremben, wenn wir bie beiben 
Dichter, bereu oerroanbte 3üge wir ßier in 
gebrängter 3 e ^uung wieoergeben wollen, 
enteß als (Haturalißen in jenem ©inne be= 
Zeicßnen. Denn beibe fühlen ftc fieß woßl 
in ber Darßedung unoerfälfcßter Wenfcßßeit, 
beibe ßaben fte ein feines Oßr unb Mge 
für baS gewaltige ©eben ber (Natur, beibe 
gehen fie ßinauS, ßoße WenfcßlicßFeit ba ;u 
fließen, wo man fie nießt zu finben glaubt. 
Die Dorfgcfcßicßtc ift beiber Vereicß; (Ho; 
fegger’S Gebiet ift bie ©teiermarF, Voß’ 
eigeniter Voben ift bie röniifcße ßampagna. 
Unb oerwanbt finb fie .aueß in ber ©mpftnb; 
uitgSweife, ber Darßedung unb nießt feiten 
aueß in bem Aufbau. 

(Hicßarb Voß ßat ficß binnen Furzer griß 
eilten Flangooden tarnen zu oerfcßafjen ae= 
wußt. 3lber gewiß nießt leicßt ßat er oie 
£ößen Fiinßlertjcßcr VoUenbuna erFlommen. 
Vom Dicßter ber w ©cßerben", oiefeS VucßeS 
ood Talent unb gaßrenber Unreife, big zum 
Vcrfaffer ber „föömijcßen Dorfgefcßicßten", 
bag war ein horniger Vfab ood Äampf unb 
ßeißein Gingen na% Vodenbung unb felbft- 
ßciTlicßcr, bießterifd^er 2lrt. 9Facß biefem unb 
jenem 3 tüc *9 Ö r Ui M nc noc ^ unfießere jtünftlers 
ßanb "taftenb, z a 9 en ^^ ßoffeub — oon ber 
dFoocde fpratig er* zum Drama, 00 m Drama 
Zum Montan über, ab unb zu einen Dreffer, 
oft aber aueß Mieten maeßenb, bis er in ber 
©cßilberung italienifcßen ^ebeng fein ut' 
eigenfteS Gebiet oorfanb, wo fteß feine reiche 
Veqabung am woßlften fiißlt unb ficß naeß 
^uft recFen unb beßneit Faun. 3 n ber Dßat, 
in biefen ^anb^ unb ©ittenbilbern entfaltete 
er bie ganze oolle Wacßt feiner Vegabung. 

fftoeß Fampfreicßer war ber ©eg, ben 
ffiojegger zu^ücfgelegt. Vom ©cßneiberleßr; 
ling big zum berühmten Dicßter, big zur ood 
eutmicFclten VcrfönlicßFeit — eg war ein 
aroßeg (Hingen mit ficß felbft, wobei glüefs 
lidierweife ber Wenfcß wie ber Dicßter (ttofegger 
nießtg eingebüßt ßat. ©eine Dicßtung unb 
fein (5ßaraFter — beibe finb fie unoerfalfcßte 
!)iatur. ('»Heieß Voß ift ißm baS (Heieß ber 
bid)terifd)en (rinbilbungSFraft eine reinere 
©eit, unb bieg ift erquidlicß in einer 3 *it, 
bie einen unerbittlichen Äampf füßrt gegen 
jebe 3leußerung ber s fßantafie. Die Slrmen! 
3IIS <c^ott bie ©eit feßuf unb mit ißr bie 
Wenfcßen, bie ficß in ißr umfaßen unb über 
bie Cebe beg 2ldg Flagten, ba gab er ißnen 
bie Dröfterin, bie .Hönigin Vßciutafie. ©ie 
feßuf ißnen neue ©eiten, feßöner, ßerrlicßer, 
als fie fie friißer beuFen Fonnten. Die 
^ßantafte iß nufere zweite ©eele. ©cßaut 


ö- 


-ä 


Digitized by 


Google 




69 


88 -- 

bie Tinge an mit nüchternem Singe, bie 
Schönheit wirb fchwinbeu, eS wirb "öb [ein 
um euch unb in eut ^ — ih* wüßtet Der: 
^roeifeln. Unb waS macht euch baS Schotte 
[chön? Tie ^haittafie! ©ie erFläreit unb 
beireifen ja bie ?lußenfeite aller Tinge, Seht, 
roie ihr mit biefem Slnfdjaueti euch obfinbett 
fönitt! .. 

iRofegger, ebenjo wie 93oß iß pThcmtaficuoll, 
ohne p^antaftifdh gu fein; hoch iß beS evfte= 
ren (EinbilbungSFraft bie gefiinbere, ba 23ofe 
fich ooit ad bem ©ährettbeit feiner Scherbetts 
3«it erft reinwaßhen nutzte. Unb troßbem 
ftnb fic beibe realiftifcße Statur: unb SJfcitfchen: 
jdjilberer, bie ißreS ©leicheit fuchen. Stofeg* 
gerS £anbfchaftSfd)ilberung iß unmittelbarer, 
$oß gegenftänblichcr, lebhafter; Sfofegger ift 
Iprifch, 93oß rhapjobifd). £iebeood oerjenFt 
fid) Stofegger in bie Statur, er ift ihr Spießer, 
weiheood, begeißerutigSDoll fpricht er oou ihr, 
iubern er mit wunberbarer ©djilbcruugSFraft 
auf ihre (Erhabenheit hinmeift. Sir glauben 
fie gu feheit, bie herrlichen, gewaltigen Sllpen, 
in all ihrer ©röße, in ad ihrer gauberhafteit 
Schönheit, wenn er fie uns oorfiihrt. (Er 
hat bie ©timme beS genius loci oernommen, 
unb er oertnag fte beuten. 3 hm fehlt 
feine So^be, fern einziger Strich- TaS Ur= 
fpjrüngliche unb Sanfte ber Statur, er Fann 
eS fchilbern. Sftan rühmt 3ola’S Statur* 
fpmbolif unb man oergißt babei, baß nufere 
heimifchen Tichter fte otel fchöner unb poefie= 
ooder gu beuten Riffen. Senn Stofegger baS 
Untergehen einer fünbljaften (E'emeiube in 
feinem Vornan „Ter $ottfucher" fchilbert, 
fo ftirbt unb oerbirbt auch bie Statur ringS* 
um — eS ift ein großes Sterben, ©o Der: 
beutlicht er und auch eine SfaturtragiF, tief: 
ergreifenb unb fchntergood. (ES liegt eine eigene 
Sehmuth über biefem flbfehnitt ber Stofegger: 
fchen Tötung, er ift aber auch oon ^o^er 
2ln fraulich Feit. (ES ift bieS nicht bie einzige 
©teile in StofeggerS ©chriften, bie Don einem 
berartig hoh e n Staturgefühl unb tief inner= 
lid^er SlitßhaulichFeit geugt. Unb nicht minber 
hohe Begabung, adeä Tobte 311 beleben, geigt 
audj Sticßarb 93oß. Tie oon ben 3nben er* 
baute Kirche in feinem „Michael Fibula" ift 
fein bloßer ©teinfoloß; fie hot eine ©eele, 
fte fpricht eine eigene Sprache unb auch bann, 
als fte in Summen fteht, wirft fie hoßnode 
^lamntengungen gur 3 ubengemeinbe ßin s 
über. .. . Unb wunberbar ift eS auch, wie 
er in berfelben TidEßung ein hölzernes 
$eiliaenbilb gu beleben oerßeßt. Michael 
(Eibitla hat bisher Marien gefeßnißt unb 
immer lag ftrenae ©tarre über ihren jJÜQcn; 
fobalb ihm bie riebe feines SeibeS offenbar 
wirb, liegt auch SJtilbe unb ?iebe über ben 
(EJeftcßtent feiner Silber, unb er ringt oer: 
geblidj, ihnen ihre frühere ©trenge wieber* 
gtigebett. Tiefe 93ilber fprechen gu ißm in 
eiitfamen ©tunbeu, ja fte beftimmen ihn, 
ben ©oßn ber Kirche gu weihen. TaS ftnb 
nur wenige 3 ^ 0 * nur unb übergroß 

iß bie 3 ahl berjenigen ©teden in beiber 


96 . 


©chriften, wo ftch berartige (Eiublicfe itt’S 
geßeintße Sefen ber Tinge eröffnen. 

Sticht nur im 3nnerften ber Statur, aud) 
bie SFunenfcßrift ber ÄinbeSfeele oerßehett fie 
gu lefen. (ES iß eine ^crrltd^e 93oefte, bie fte 
mtS babureß offenbaren, in biefer JftinblicßFeit 
liegt eine hohe» unbewußte (E^ebanfenwelt. 

©ie hoben beibe fiir’S Urwücßftge baS 
höchfle ^erßänbniß, bie übergengettbßen Tötte, 
unb beibe ftnb fie auch Weißer in ber 
©chilbermtg ber weiblichen ©eele. Sflan lefe 
3 . 93. 93oß’ „Sflaria 93otti", in welcher er eine 
neue £ucretia Borgia oerFörperte. Wit welch’ 
bureßbringenbem Sluge hot er in biefe Wäb- 
chenfeele hineingefchaut, mit welch’ wunber« 
barer bießtenfeßer nttb babei naturwahrer 
Reinheit hot er ihr 3 nnen= unb Slttßenleben 
wiebergegebett. (ES gehört eine oielfeitige ®e* 
ßaltungSfraft, ein großes (EmpßnbungSDer: 
mögen unb ßarfe ©elbftentäußernng bagtt, 
um beravtiaen (^eßaltcn baS £eben ber Ticßt: 
uitg einjuhaucheu. Tie gleiche ©abe beftßt 
and; SFojeager, ja feine giguren hoben eine 
Santilienäpnlid;Feit mit ben ©eftalten jenes 
TicßterS, obgleich bie beiben fonft pei oer* 
fdjiebeue Staturen ftnb. Tie „£ilie im ©ee", 
eine SJtäbcßengeftalt aus StofeggerS ^Salb*- 
fchulmeißer", got einen bebentenoen Äünßler 
gu einer S^achbilbung in ©teilt angeregt. 
Unb mit einer ftüde eigenen SebenS ftnb aue 
Sfofegger’fd)en grauengeftalten anSgeftattet. 

5^et beiben Tid^tern bilbet baS epifdje 
Element bie ftarFfte ©eite. Sfofegger hot 
ftch int Trarna noch nie oerfucht, unb wie 
oiele höh* Begabung 93oß auch fü r biefe 
TicßtungSart beftßt — nodj iß er hier ein 
Stinaenber, noch hot er hier nicht ben Ton, 
bie &orm, ben ©tpl, ber feiner Begabung 
entfpricht, ber uns ungetrübten (i5enttß be= 
reiten Fönnte, gefunben. (Er geht hier auf 
rein äußerliche Sirfung aus, er tß uitaegügelt, 
bie C^horaFtergiige feiner Tranten^elben oer* 
fteht er noch nicht blißartig herauSguarbeiten 
unb bie ©toffe finb 51 t wenig geiftig oertieft. 
T'öfe itritif fprach oon w ^oß’f%en (Eoultffen* 
reißereien - , unb begeichtteitb genug fagte ^epfe, 
feine Tramett feien „efßaftfche 3 m P r ooifo= 
tiotten". hingegen müffen wir bem (Ergähler 
itoß ade (Ehre erweifen. SUS folcher pot er 
feine ©turm= unb Tranggeit bereits über* 
ßanbett, hier iß er ber oodenbete, fidlere 
Zünftler, ber ?id)t unb Schotten in gehöriger 
Seife gu oertheilen oermag. £ier ift er ood 
tiefer (Ergriffenheit, ood reicher ^snncrlichfeit, 
bie fich nicht fühl über bem Serf gu ftehen 
rühmt, unb oerfügt über eine Sprache, bie 
er oft in feinen ißrofas(Epen als feurige s $rofa: 
?priF auStönen läßt. Tenn feine Sprache 
hat troß ihrer Knappheit Schwung unb ®e= 
walt, fte iß rei^ an feinen Senbungen für 
jebe ©efühlSabtönung. 93oß iß eine feurige, 
bämonifche Tichternatur, bie fich leibettfchart= 
lieh in bie tiefßen Tiefen beS Gebens oer^ 
fenft; bafiir geugen „Taßiel, ber ( ? onoertit" 
unb „SJtichael Fibula". 

(Schluß folgt.) 


Digitized by ^.ooQie 




70 


lfm ^etßjte 


O glaube nicht bcn toeifen Sehren, 
Die bein ©emüth oertoirren nur, 

11 nb bic mit frojVgetn ©ort erflären, 
©S märe h*r$ioS bic Statur. 

Ob bcinc ©eele bebt in trauern, — 
Älag’ einmal nur bein £er$eleib 
3[n tobeSfel’gen §erbfteSf<hauern 
Dem ©alb in ftummer ©infamfeit; 


Sag bi<h beS ©inbeS ©eh umfingen, 
Sag bir baS leifc ©terbelieb 
3n beine tieffte ©celc bringen, 

SiS grieben in baS §er$ bir jie^t. 

Die Slättcr fallen ohne Stauer, 

@3 faßt beS ©ommerS letzter Äeim: 
Da fällt oom §erjen auch bie Trauer, 
Unb ftiH getröftet gehft bu Ijeim! 

_ An tt ganger. 


Pas cSieö 6er ^erfdjütteten. 

©ie fagen in fchtoarjer ginfternig £aft, 

3lm tief oerfchütteten Srunnengrabe: 

©in 9Jtann, ben eS traf in ber gülle ber Äraft, 

©in ®rei§ unb ein Jüngling, f a ft noch Änabe. 

9llS bie ©rb’ unb bie 3tmrorung brach fferein. 

Da fügt’ eS fo rounberbar baS Serhängnig, 

Dag ein Dach fie bauten über ben Drei’n. 

©irb nun eS ben Seibern ein eto’geS ©efängttig? ' 

9Bic oft ihr £er$ ben Sob begehrt, 

©enn oben oerftummt ber ©Räufeln ©efchriöe 
Unb ihrem Sanften toie eioig roä^rt 
Die tobte, fürchterliche ©tiüc. 

©ie zermartern fte oft ihr ^ci§cö £irtt, 

Dag Rettung, Rettung eS noch *rftntte. 

©ie fehmaebten fte, mübe gefenft bie ©tim, 

Dag all ihr Seib in ©chlaf verrinne. 

9Serfchloffen im bumpfigen ©rabcSfchlunb, 

©equält oon beS £ungerS Sohren unb Stagen, 

©ie jahlen am 3^9** ©tunb’ um ©tunb’, 

©ie rechnen bie ©tunben fie bang $u Sagen. 

3ule^t oerliert ftch baS Sttag ber 3eit 
Unb toenn nicht ber Uhr ©etief fte oernähmen, 

©ie fühlten in ©dauern ber ©roigfeit 
©ich falber fchon als oerbammte ©ehernen. 

Der alte #anS ermaßt oom Sraum ~ 

Salb ift ber elfte Sag oerfloffen — 

©r ftarrt wie in unermefftten Staum, 

©o unermeffne Stadst ergoffen; 

Unb er feufet, toie oben baS §olj er fpürt, 

Unb er taflet um ftch; *> a fül)lt er Sorten 
Unb toarnte ©angen, feltfam gerührt. 

Doch ber Änabe fährt auf auS bem ©chlaf erfcbrotfen. 


Digitized by 


Google 




71 


R-—- fil 

„®u bifi e3, Dljeim? ©3 mar fo IjetI, 

@o munberljell. Stuf fonniger 2Biefe 
I SBeibeten Sämmcr am flarcrt Ouetl. 

ÜJtir mar% als mär 1 id? im Sßarabiefe. 

®ann fa§ icfy ber SJtutter liebet ©cfutyt, 

51 ä), lang fcfyon ift'S, bafc mir fic begraben !" 

„$aul, miüft bu tvinfen?" „ÜJticfy burftet nidjt, 

J)u aber, Of)eim, follft je^t bid) laben." 

Unb ber ©reis tjat taftenb bie ©ererbe gefaxt, 

J)ie langfam füllten fpärtidje Jropfen, 

Unb er fü§rt fie jum ted)$enben SJtunb mit £aft; 

J)a fpürt er im £er$en ein mafynenb Stopfen. 

Unb er fefct fte ab unb in'3 J)unfet hinein 
Stuft leif 1 er: „^Seter!" J)ann laufet er lange. 

J)ann neue§ Stufen unb bann ein ©djrei’n. 
igefct enblicfy — c§ feufjt, e§ feufjt fo bange. 

,,©pri<§, roiUfi bu trinfen?" J>a ftöljnt'S: „©iebljer!" 

Unb ber Sitte reicht bie ©ererbe nieber. 

©in ©d)lürfen unb bann: „£mb J)anf!" unb teer 
©mpfängt ba§ ©efä§ ber ®urftenbe mieber. 

Unb at§ er’§ forglid) jur ©teile gefefct, 

®a fü^lt er nad) Siefein, mit beren Stoffe 
$ie oerborrten Sippen er bürftig nefet, 

Unb betet, auf baf$ er bie Oual oergeffe. 

Unb $ßaul fpridjt: „®ieb mir beine £mnb, 
üRcin Oljeim! §offft bu nod) auf Scben? 

£örft bu bie ©Räufeln nod) fnirfd^en im ©anb?" 

„StidjtS Ijör 1 icfy. ©ie Ijabcn un$ aufgegeben. 

Stacfyftürjten fd)on mieber — ben polternben Jon 
33ernafym icty im ^atbtraum — neue ©efc^iebe. 

©inb unfre Samraben bem Job entflofjn, 

©ie fteigen ni$t nieber um Soljn noc§ Siebe." 

J)a jammert $eter: „Vermauert im ©rab, 

Scbenbigen Selbes! fanu’S nicfyt faffen! 

O #an3, beitt ©ott fließ un3 Ijerab! 
glu<$, glud? i^tn, ber un$ fyat oertaffen!" 

Unb er f^reit: „Stein, jterben miß id) nic^t!" 

Unb roiber bie SBretter fjört man ifyn toben. 

£an$ aber maljnt ifyn: „J)u armer 2öic$t, 

®eugc bein §erj oor J)em ba broben!" 

Unb $au(, er taflet an ber Uljr 

Unb fpric^t mie im Jraum: „J)ie ftebente ©tunbe. 

Stun Hingen über Dorf unb glur 
J)ie Slbenbgtocfen burefy bie Stunbe. 

Sagt, §ört if)r nic^tö? 53ofl Hingt’S unb gelinb." 

Unb §an8 entgegnet: „©3 Hingt in ben Ofyren 
®a3 bange $lut bir, mein arme§ Sinb. 

Sein ©locfenton bringt ju be3 JobeS J^oren." 

n -» 


Digitized by ^.ooQie 



72 


„Stein, §anS, nein. Zimmer täufcf)’ icE micE. 

©ie grügen fromm beS TageS Steige. 

Unb jefct, o ^ort! — ber Flore ©tricE! 

TaS ift beS alten ÄantorS ©eige. 

,,„3BaS ©ott tfjut, baS ift woEl getEan."" 

Unb £anS: „D lag baS Sieb ertönen! 

2BaS ©ott t^ut, baö ift mo^lget^an. 

Sag, troEigeS £>er$, bid^ ©ott uerfö^nen!" 

Ter 23ruunenmeifter am Ära^ne le^nt, 

Slnfcbicfen junt ©e^n ftd) feine Seute. 

TeS SJtanneS Slntlifc ift begrünt. 

„©o bleibt bem Slbgrunb feine 43eute. 
fürwaEr, eS macEt baS £>erj mir fermer, 

Tag id) bie lobten ifjm nic^t entriffen. 

TocE Sebcn opfern? yiimmerme^r! 

Stein will icfy beroal;ren mein ©eroiffen. 

Ter Slbenb »erglimmt. ©S Fommt bie S*ad)t. 

©ucE ^at bie StadEt längft aufgenommen 
Unb wenn baS früElicEt uns ermaßt, 

©ucE brunten wirb eS nimmer frommen. 

TocE fdjeint auch ©oun 1 cuc^ nicfyt itocE ©tern, 

3Er feib au£ beS SebenS StotE gerettet. 

Tie @rb’ ift überall beS Jperrn, 

©o feib in f rieben fyier gebettet!" 

Unb wie er föroeigt, ba fingt’S unb FlingfS 
SBic ein Choral, lei)’ Eingetragen; 

SBie auS ©rbentiefen an’S OE v iE m bringt’8, 

Unb ftürmifcE fu^lt fein #er$ er plagen. 

Unb er fte^t nod) ftarr in bcS ©taunenS ®atin, 

Ta Fommt ber Pfarrer, ber roürbige, greife, 

Unb fcEroeigenb roiitFt er il;n ()eran 
Unb flüftert bringcitb: „O ^ört bie SBcife! 

SJtir mar eS — Stein, cS ift Fein 5Bal)n! 

©S ijt aus ber ©rh’ emporgellungen: 

,,„3BaS ©ott tljut, baS ift woElgetEan."" 

„©S ift ber Äantor; er leljrt bie jungen.* 
f/$eim ging ja längft ber Änaben ©Ijor. 

ToS ©cEitlEaitS liegt in tiefem Sd)weigeu." 

Unb er pregt au beS SrunnenS Stanb fein £>Ev, 

To fü$lt er, roie jitternb bie Töne fteigen. 

Unb er fc^nellt empor: „ftamraben, ^erbei!" 

Unb fie fontmen. „©8 lebt nod; im @rabeSfd;Iunbe. 
freiwillige oor! ©S brauet nur jmei. 

Ter SJfcifter fäljrt felbbritt ju ©runbe." 

Unb eS treten, baS ©irabfdpeib in ftarFer £>aitb, 

3mci 3)tänner oor, Fraftootl entfcbloffen. 
r/Sid^t Eer! 3E r ne^mt am tfraEne ©tanb! 
ffiir wagen’S für’S Seben ber braoen ©enoffen." 


Digitized by ^.ooQie 




73 


©c$on blinft au3 bcm ©d?a<f)t Saternenglaft 
Rötf)lic$ empor, oon fünften umrooben. 

©ie ©paten flirren, äflit fc^rocrcr Saft 
©elaben fteigt ber ©imer naefy oben, 

Riefelnbe ©djauer oon ©rbe gefyn 

©on ben Brüchigen ©Snben oftmals nieber, 

Unb ber Männer £> er $ mill fülle ftefjn, 

®od) immer regen bie §>änbe fte mieber. 

llnb mie ber ©terne ©lanj erbleicht, 

©iner Seucfyte ©<^cin bie ©egrabneit Bienbet, 

Unb be§ Äerferö leister Siegel meiert 

llnb ber Rettung ©uitber je^n fte oollenbet. 

llnb e§ labt fte ba3 ©rob, unb be3 ©eines ftraft 

©ie burftenben Sippen Belebenb feuchtet, 

llnb fte merben empor aus bem ©cbluitb gerafft 

Unb ben 9lufcrftanbnen ber borgen leuchtet. 

Unb fte fd^aun in beS Borgens fyeil'gem ©trafyl 
©fand? trautes ©efi(f)t, baS greinen Betrauen. 

Unb ©oefjen entfliegt. ©ie oergeffen bie Qual 
Unb lernen bem Scben mieber trauen. 

Unb baf$ fte ftd) roeifyn für bie neue ©afytt, 

Sä§t burefy beS alten ÄirdjleinS fallen 
,,©aS ©ott tfyut, baS ift rooljlgetfjan" 

3^r freubenfjeller ©tunb erfaßen. 


Jlboff Kriegen 


Äm mißfalle im 'gtiefengeßirge. 


Saum baj$ bu aus bem ©tein gebrungen, 
©ift bu in toller ^ugenbfjaft 
©en fteilen gelS f)inabgefprungen, 

3llS fei bir Stufen eine Saft. 

®aS ifl ein ©ottnern unb ein ©Räumen 
©ie ein oerfcfyollner ©arbettfang. 

©S fä^rt ber ©alb aus feinen iräumen 
Unb laufet bem lebenSfreub'gen Älang. 


©ie feinblicfy auf bein ©cbaumflcib glühet 
®eS ©ommermittagS ©onnenglutfy. • 
©odj meid) ein 3 au ^cr! Seud)tenb (prüfet 
©in Regenbogen auS ber glutfy. 

©ein ©ellenarm mit trautem ©djer$en 
©en milbgeborftnen gelS umfcfylingt; 
©oefy er gleißt garten üDtenfcbenfyer$en: 
Äein Saut oon i§m ©rroibruttg bringt. 


®a braufett fdjättmenb auf bie ©ogen, 
®u eileft ftoij in'S bunfle £ljal. 

Unb ©egen fommt mit bir gezogen, 
©ein Äufc meeft ©lütten o§ne 3 a ^ 
Unb fe^nenb bir entgegen ragen 
©ie Sannen nebelbuftumbraut. 

®a barfft bu fünben ofyne 3 a 9 cn > 

©aS bir ber ©erge ©ott oertraut. 


Sti<$arb $rfurtQ. 


Digitized by ^.ooQie 



74 


a -S 


J8in (amfteit. 

(SinfamFeit, als gürftin ftolj unb fd)ön 
SE^ronft bu auf ben fteilften 9tlpeitböf)n, 

©eutft bcn firanj auS lid)tem @be(ruet§ 

Äü^ncn Jöanbrern bav als Siegerpreis. 

©infantFeit, als ^nrteninäbcben traut 
ffiubft bu, braungeäugt, im ^aibcFraut, 

©inbeft läcfyelnb uitter'm göf)renbaum 
©ilbe Doofen in beS Tid)terS Traum. 

©infamFeit, als ftrenge Shcbterin 
Starrft bu auf ben Scbulbbelabuen f)in; 

©lutige Suiten fdjreibft mit ©efterfjanb 
Tu bem Dttörber an beS ^runFfaalS ©anb. 

©infamFcit, als Butter fiitgeft bu 
ÄanipfcSmübc §erjen leis in 9hify; 

Tic ju tief ber ^feil beS SdjmerjeS traf, 

©iegft bu ein in traumloS einigen Schlaf . . . 

StfiitQoft 9rit<$$* 


Pu (jafl’s fleiDolIt. 

Tu ^aft’S gemailt, bafj mir unS trennen follten, 

9hm Flage nid)t — eS ift fo gut; 

Tenn menn mir beibe unS nach länger größten, 

©ürb' beifc unb feiger nur baS ©lut. 

©eit trifft bie Sd)ulb? Cb Tid), ob mid), ob beibe? 

Tie grage nü^t je^t bodj nidjt mefjr; 

©enug ift’S, baft id) für unS beibe leibe, 

Temt in mir ift jefct 9lüeS leer. 

©ir liebten unS; id? l)ab cS tief empfunben, 

©S fd^rooß bie ©ruft mir f)od) vom ©IttcF — 

^)a^a! @lücf, liebe — 2(ßeS ift eittfcbmunbcn, 

©S mar ein Traum, ein ©hpgefd/cf. 

So leb beim roof)l! Ta mir für immer fd^eiben, 

£)eg’ icb nicht ©roß nte^r gegen Ticfy, 

Sei glücFlicfy, ich miß cS Tir nimmer iteibeit, 

^d) fei/ ja ein — ber 9iarr mar ic^! 

^?rie6ri<$ 3?rie6rid). 


SS---38 


Digitized by ^.ooQie 


75 


Jm g&ois 5e ^oufogne. 

©3 fiirbt ber Dag. Die 2lbenbmolfen bluten, 

Den ©ee bebeefen n>cigc ©ilberlinnen, 

©erattymenb fdjeibet alles £icfyt non Rinnen, 

Unb letfer 9lnfyaud) fdjeuebt be3 Dagc3 ©lutfyen. 

Die Ävonen roiSpcrn, bie roie fcfylafenb ritzten, 

©djroarj Ijeben ftd) uom §immel ab bie 3i nnen 
Der dauern, unb bie lebten Strahlen fpinnen 
©in ©olbnefc burcf) bie blauen 9letfyerflutl)en. 

Gin ©cbmanenpaar jiefyt, Föitiglid) unb leife, 

$Rod) auf bem ©tafylfee gurren fjin unb Äreife, 

3roei SRuber fjeben fiefy au$ einem Äa^n. — 

Dann fdjminbct £ic$t unb gurcfye! 97ad)t roitTö roerben . . . . 
©ott allem üJJüIjn bleibt feine ©pur auf ©rben, 

Unb oben manbeln SBclten iljre ©afjn. 


Jlf/reb ^riebmatm* 


'gleue cSieber ju alten Reifen. 
j>ie mw 


©on iljrem £aufe Farn baf)cr 
©in 1 SBitfrau tief betrübet, 

3l)r einjig Äittblein lebt nid)t mefyr, 
Da3 fie fo fef)r geliebet. 

3m §aufe fanb fie feine $ftufy\ 

Da3 Äiitb nur mar iljr Seinen, 
Dem griebfyof ging fte roieber $u, 
©egog baS @rab mit Dfyräiten. 

Unb afö fte nod) am £>ügel fianb, 
Die klugen trüb üerfdjmommen, 

Da fafy fte über'3 ftide Sanb 
©iel roeifcc Äinber fomtnen. 


6er giirättett. 

©ie Famen, eine groge ©d)aar, 
©efprungen unb gefungen, 

Da§ 3 e f u§ ^ n ^ inmitten mar 
©leid; einem muntern jungen. 

©ie tanjien einen SRingelrei^’n 
Unb roarfett bunte ©terne, 

3l)r liebet ©öljnd^en gattj allein 
Spielt ftumm unb fd^eu fiefy ferne. 

„2Ba3 folgft bu nid^t bem fronen 3^9 
Der 5litbern mit ©e^agen?" 

„„91$, ©iutter, ftef) ben febroeren Ärug, 
3$ tnu§ ifjn immer tragen, 


©Beil i$ bie Dfjrätten fatnmeln foU, 
Die beinern 9lug' entrinnen, 

9ld), 9D7utter, a$, ba§ 3Jta§ ift ood, 
?afj griebeit mi$ gemimten!"" 


Digitized by 


Google 




76 


guttt 

Ser ©ater ^at gefagt, ich fott 
3 um 9lbenb ©uppe fotzen! 

9tacb §aufe fommt er toll unb üoU 
6 rft auf bie neue ©oeben. 

©erbirbt ba3 ©cbmalj, 
ffierftoeft ba3 ©al$, 
äRein ©üpplein, ich be^alt’§! 

©a3 fyat er mir oerfproeben? 

Sen ©trief für meinen £al3! 

Sie üRutter ^at gefagt, gefebminb 
3 um 2 lbenb foH ich mafeben, 

3 b* §emb entführte mir ber ©inb, 
$Rag'3, mer ba miß, erhoffen! 

3 <b fpar' ben ©d)meig, 

©ie lohnt ben gleig 
SRacb tyrer eignen ©eif 1 
3Rit ungebrannter Slfcben 
©on einem ©irfenreiö. 


J16 enb. 

Ser ©ruber ^at gefagt: „Sieb f>er, 
Sa ^aft bu meinen ©tufcen, 

3um 9lbenb follft bu ba§ ©emebr 
2Rir blanf unb fauber pufcen!" 
Äreujfaperlot 
Unb ©ebroerenotb 
©ar 2ltle3, roa§ er bot; 

Sem ©ilbrer mär'3 $um Dauben, 
Sem Siebfleit mär'3 jum lob! 

Ser 3^gcr b<*t gefagt: „ÜRein ©ctyab, 
Sebroobl auf’3 ©ieberfe^en! 

3um 2lbenb bi c * am ftiüen ^5(ab 
©eigt bu mich roartenb flehen! 

Ser ©alb ift biebt, 

•äftein 9lugenlicbt, 

O fomrn, mein §erj fonft brtc^t!" 
3um feiger n>ill geben, 

Sa plagt mich SRiemanb nicht! 

38a* Rattert. 


Pie ^ au fie. 


grifcb auf, frifcb auf! Ser borgen lad)t, 
Sie ©onne lugt ^crein; 

Sem 3 ^ger§mann mug Fur$ bie $Rad)t, 
2Rug lang ber ÜRorgen fein! 

Sie ©ücbfe tyx, unb frifcb unb frob 
JpinauS jum grünen ©alb, 

Sa ift’3 lebeubig f<bon, b 0 ' 0 ! 

£oio! mie'3 b a ^l unb fc^ciUt: 

Sa3 feblüpft unb büpft unb flirrt unb 
f cbmirrt, 

£mr<b! mie im frifeben Saube 
©erfteeft e3 gar fo locfenb girrt, 

£>örft bu bie milbe Saube? 

Sent Siebten girrt fie bublenb 511 : 
©uttrru, gurru, gurru! 

©ie locft ba3 Siebten nicht allein, 

©ie locft ben 3 $g*r auch- 
Ser Siebe Suft bringt bittre ©ein, 

Sa3 ift ein alter ©rauch- 
£ei! mie b^rab bie ©ücbfe fällt, 

Sen §abn gefpannt im SRu, 

Sir b ^ 1 ich lang f<bon naebgefteßt, 

Su milbe Saube bu! 

©ie’ö im ©ebüfebe flirrt unb febmirrt! 
©ie, boreb! im frifeben Saube . 


©erfteeft fie gar fo lieblich girrt, 

Sie fügoerliebte Saube. 

3 a, girre nur füg locfenb $u: 

©uttrru, gurru, gurru! 

Sa plöblicb bleibt ber gug gebannt 
2ln feinem Orte ftebn, 

©out Srüefer löft ficb rafcb bie £anb — 
©agt an, ma3 ift gefebebn? 

@3 bebt ft<b rafcb ber ©ücbfe Sauf, 
5?afcb febnappt ber £>abn in SRub'. 

©a3 böil in beinern Sauf bi<b auf, 
©a3, 3ögcr, jögerft bu? 

§orcb! brüben mie e3 girrt unb febmirrt, 
§orcb! mie im frifeben Saube 
©ergeeft e3 gar fo locfenb girrt, 

£örft bu bie milbe Saube? 

Sem 3 ägcr ruft fte locfenb $u: 

©uttru, gurru, gurru! 

©0 hoch ba§ meicbe 9Roo§ ficb febmellt, 
6 in IRäbcben liegt in SRub’. 

Sir bab 1 ich lang febon naebgegellt, 

$u milbe Saube bu! 

©a3 läufft bu mir in meine 3 mjb? 
©a§ millft bu im fReoier? 


Digitized by ^.ooQie 



"tl 


3BaS äJtorgenS in bcn 2Balb ftd) roagt, 
©eljört oon StedjtenS mir! 

£ord>! im ©ebüfcfy roie'S flirrt unb 
fdjroirrt, 

Jporc^! roie im frifcfyen Saube 
Sctftecft eS gar fo lieblidj girrt, 

Jpövfi bu bie roilbe Taube? 

■Tem Sicbcfccit ruft fte buljlettb ju: 
©uttrru, gurru, gurru! 

3u ifjr (jerttieber roarf id) mich, 

©ie ftrebte rafd) empor, 

SBie fam’S nur, ba§ ftc plötjlid) fid^ 

3it meinen Slrm oerlor? 

5BaS roillft bu fließt, o bleib bei mir, 
Sei mir im grünen ffialb! 

0 fofe, füfjeS Äittb, mit mir, 

£ordj, roie eS tyallt unb fd>aUt: 

SBie'S fdjlüpft unb fyüpft unb flirrt unb 
fdjroirrt, 

.Srordj! roie im frifcfyen Saube 
Serftecft fte gar fo lieblich girrt, 

T>ie füfjoerliebte Taube. 

©ie bufylt bem Siebten locfenb ju: 
©uttrru, gurru, gurru! 

©rft roanb fte fid) aus meinem 2lrm, 
®ie SBangen glüfjcnb rotl), 


3fls icfy fte brüdte liebeSroarm,* 

9llS icfy ben 9Jtunb ifjr bot. 

©tft roar fo fdjeu fte: rounberbar! 

3 d) roeifc nidjt, roie eS fam — 
fügte fte unb plöfclidj roar 
Tie roilbe Taube $afjin. 

Unb um uns Ijer, roie'S flirrt unb fdjroirrt, 
£ord)! roie im frifd;en Saube 
Serftecft eS gar fo lieblich girrt, 

Jpörft bu bie roilbe Taube? 

Söie girrt fte füg bem Siebten ju: 
©uttrru, gurru, gurru! 

Sergeffeit ad' mein ^agbgelüft, 

Tie Taube blieb in 9tulj\ 
ftaunt Ijörf id) nod), fo fyeijj gefügt, 
3fyr locfenb ©utteni! 

9)tit meiner Taube taufdjte idj 
©lücffelig £u§ um Äufe, 

Stur ifyrem ©irren laufdjte idj, 

C füger ^ocfygenufj! 

Söie’S in ben heften flirrt unb fdjroirrt, 
Unb roie im frifdjen Saube 
Serftccft fte gar fo locfenb girrt, 

Tie fügoerliebte Taube, 

Unb bufjlt bem Siebten immer $u: 
©uttrru, gurru, gurru! 

SPoffttitar tflttcnftef. 


^Iitternad)t. 


Sln’S genfter tropft ber Stegen fadjt, 
©S ruft oom Tljurnt bie SJtitternadjt, 
T)ie ©orge road)t. 

©S brennt bie ©tirn in gieber fyeig, 
©efjeime ©timnten flüftent leif, 

2BaS fomrnt — roer roeifj? 

Sorüber eilte 3afyr ou f 
JöaS eineö {eben ©rnte roar, 

2ßirb offenbar. 

TaS Seffc fyat geraubt ber Tob, 
JBantt er mit eiftgem ginger broljt, 
Segiuttt bie 9totfy; 


Unb ift bie Siebe fyiitgerafft, 

©rfyebt ifjr £wupt mit neuer firaft 
Tie Seibenfcfyaft, 

©in jefjreub geuer flacfert unb brennt, 
Unb roaS ftd^ fonft in Siebe nennt, 
TaS roirb getrennt. 

©S bleibt jurücf bie ©infamfeit, 

2Jtit if)r bie Steu\ mit ifjr baS Seib 
3u näctyfger 3eit. 

T)u fd^auff auf alles fe^t jurücf, 

Unb überfc^reibft bieS SebeuSftücf: 
SerlortteS ©lücf. 

3&a* /oreni-SSerbroro. 


Digitized by 


Google 




78 


x 


3m ^patferßji. 


®ie ©rtenbüfcfye fleljn entlaubt, 

©om ©alb loeljn raufje ©inbe; 
©rnft fdjüttelt ifjr oerjtoeigteS §aupt 
3m $of a ^ c Sinbe. 

3*fet mufc icfy auS ber £eimat gel)n, 
2luf ©ieberfefyn, — auf ©ieberfe^n! 


©erlaffen l)ängt baS ©cfytoalbennefi, 
Salb fireut ber ©inter glocfen; 
®ann rufen bidj jum ©eifynacfytSfeft 
®er Äircfye geierglodfen. 

®u mufet allein jur SOlette gel)n, 

2tuf ©ieberfeljn, — auf ©ieberfeljn! 


®o<$ bis baS neue ©eilten blaut 
Unb neu erblüht ber glieber, 

®ann fe^rt ju bir, oiell)otbe ©raut, 

®etn Sautenfdjläger roieber. 

®ann null id) nimmer oon bir geljn .... 
9tuf ©ieberfe^n, — auf ©ieberfeljn! 


38if$efstt Steuer. 


c^in ^enfdlenrerädjter. 


©S fyaben in ben ©taub getreten 
®ie SNenfdjen beineS JperjenS ©lütfje, 
©eil bu ©eioäfyrung nidjt erbeten, 

®a fie fo bunfte ©lütten [prüfte. 

Unb Qornen (inb emporgefc^offen 
Unb Ijaben mit ben fcfyarfen ©pifcen 
geft einen Sting um bi<$ gefdjtoffen 
3unt ©cfyufc oor feilen, freien ©ifccn. 


9tun freuft bu bi<$ ber tiefen ©unben, 
®ie rädjenb beine ®ornen fielen, 

Unb oon bem ©lücf, baS bu gefunben, 
§ör’ ic§ bid) oftmals lad^enb fpredjen. 

®ein@lücf?! 2ld), toenn bie Siad^t geform 
9ttit iljveS griebenS Jpeiligtljume, [men 
§afi bu bie 9JiaSfe fortgenommen 
Unb roeinft um bie jertretne ©turne. 

_ ©tfo Siebter. 


§m £ 

©in grüfjlingSmorgen roar’S, ooU ®uft, 
2luS ÄnoSpen bra<| ber ©lütten glor 
Unb jubetnb fcfjroirrte burd) bie Suft 
®eS SenjeS muntrer ©ängerc^or. 

®a{$ oon bem ©ang unb oon bem £lang 
üftein f<$tafenb £er$ ertragen mufjt 1 ! 

©S blühte ioie bie Sftofc auf 
Unb überquoll oon Sieb 1 unb Sufi. 

®aS mar ein roonnig, fdjmeralidj ©ein, 
©in üttärcfyen, roie'S ber Senj erfann! — 
®er fyolbe Senj — er toäfyrt nid^t lang, 
©alb pfeift ber^erbfinnnbburcfybenlann. 


eifi |t. 

®ie ©rille fcljtoeigt, fein ©ogel fd^lägt 
3m ©ufefy, eS ftedjt unb gilbt bie glur 
Unb in bem feuchten ©rafe blüfyn 
®ie lebten £erbfi$eitlofen nur. 

®urc§ fturm^erriffne ©olfen fefjaut 
9Jtit tljrcinenfdjioerem ©tief ju £ljal 
®er ©onne ©ilb, als rüljre fie 
®er armen ©rbe Dtotlj unb Qual. 

2ftein tljöridjt £>er$ — fo ängftlicty bebfl 
®u oor beS ^erbfieS ©rabcSruty? — 
®u fjafi geblüht, nun weife audfy, 
©d^laf fanft, bu tobte Siebe, bu! 

_ ptarianne 38d$stt. 


Digitized by ^.ooQie 



79 


K ---— U 


As wie mien Leew is. 

Mien Leew is arm as wie een Muus, Un wann nu een mien Leew besöoht, 

Se het keen Geld to eegen. Will wat Gelihrts hörn reeden; 

Keen PaiTn het s\ keen Hof un Huus, Un ehr na diit un dat dünn fröcht, 

Kann nich keen Staatskleed tregen. — Da kann s 1 man wenig beeden. 

Doch — iek kann mi uut alledem Oock mit Französch, da will’t so rieht 

Keen Pfifferling nich maacken! Bi ehr no gamich gähn; 

Het Leew keen Geld, hew ick’t bequem, Un Ingelsch, ja, dat weet se schlicht; 

Dünn bruuck ick nich to waacken. Keen VVurd kann se verstahn. 

Doch kaacken kann s\ un neihen oock. 

Kann stoppen un kann stricken. 

Weet wat in Börgershuus to Broock, 

Un schuut nich, sick to bücken — 

Un söchst du dünn een Haarte, weock, 

Un leewend, tru un reen. — 

Da is mien Leew so öwerreeck, 

Dat het se ganz alleen. 

O. Haake. 



Unsere Frauen, 3« einer Auswahl erPicft, unb ber Herausgeber ip 3 u galant gegen 

aus ihren Dichtungen oon Karl Schratten- baS jd)öue CMefd>lcdht gewefen, er hat Wiemanb 

thal. ((Stuttgart, (^reiner mtb Pfeiffer.) fränfen wollen. lieber bie Auswahl liege 

Die[em prächtig ausgeftatteten, umfangreichen [ich Manches fageu; über ben ©efehmaef ift 

unb oielfeitigen 53ud)e, baS ber befamtte ja gerabe in ber i'prif fdjwer 311 greiten, aber 

©pejialift für grauenlitteratur mit wahrer fteUemueife hat ©djrattenthal, glaube ich, 

SBieuenemfigfeit gufammengeftelU hat, lägt beutenbe Dichterinnen nid)t burch bie 2 ßabl 

Heb wohl nur ber 23orwurf machen, bag cä ihres heften in baS ihnen gebiihrenbe Jicpt 

entroeber 3 U oiel ober 3 U roenig giebt. KrftercS geviidt. UebrigeuS mup jeboch heroorgehoben 

bann, wenn ber Kompilator nur bichteriieh werben, bag wir attbrerfeitS burch baS 3?uch 

2 öerthooQe 8 auS ber mobernen, weiblichen bie 5?cfanntfchaft mit einer 9feilje oon erfreu* 

£prif geben wollte, — beim eS fmbet fid) liehen Krjcheinungeit ber jüngeren, weiblichen 

auch re( §t oiel TOitteltnäfetgeö, ja, eigentlich Dichtergeneration machen, welche unS bisher 

ooqugSweife DurchfchnittSlprif bann; — oerborgen geblieben waren. Auf (Einzelheiten 

unb festeres bann, wenn er bie weibliche eiu$ugebn ift hier beS DtfaummangelS halber 

Sprif ooflftänbig, b. h« in ij^ren fämmt* immöglid). Die Furjen, biographifchen Dothen 

liehen 33ertreterinnen oor$uführen beabftch : finb banfenSwerth, fönnen aber für eine 

tigte, benn eS fehlen ba immer noch aar neue Auflage noch mehrfach ergänzt unb be* 

oiele Manien trop ber pattlichen ^Injahl ber richtigt werben. ©0 wenig einjelne h^oor* 

oorhanbenen, unb barunter finb folche, welche ragenbe Dichterinnen — wie fie bieS offen 

unter feinen Umftänben hätten fehlen bürten, erflärt haben — nun auch mit einer „©eparat* 

wie: 3 f°Ibe £ur$, Termine oon ^reufchen, auSftellung" jufrieben finb, wie bie oorlicgenbe 

(Gräfin ©. 29albburg, griba ^port u. a. m. Anthologie fie bilbet, unb fo energifch fie auch 

DaS erpere ^rinjip wäre übrigens wohl ent* bedangen, mit ben männlichen "Sprifern 311 * 

fchicben baS Nichtigere gewefen; benn bag fammen in Neih’ unb KMieb auf 3 utreten, 

biefe fdjier erbrüdenbe SJcaffe oon Mittelgut wirb bie fleißige unb intereffante Kompilation 

in bem 53uche ben SHefpect oor ber weiblichen ©chrattentbalS bennoch weitere Greife mit 

Sprif wefentlich erhöhen wirb, ift Faum an* lebhafter $h c tfnahme erfüllen, unb befonberä 

3 unehmen; bie wirFlicp h cn >orraaenben Dich* weiblichen« ('eferinnen hachwiÜFommen fein, 

terinnen, foroeit fie oertreten, werben barunter Konr&d Tölmann. 


Digitized by l^.OOQLe 









80 


8 *- 

Freie Gedanken oon Wilhelm Hontz. 

9lcfete Auflage. (Magbebttrg, Vertag oon 
£effe & ©omp., 1889.) 

„©rbe ift Fein Jammertal, 
gür ben ^immel bid) gu reifen; 
greuben birgt fie ofene 3 ufe 6 
i'erne bu fie nur ergreifen: 

Tort ift ber £immel!" 

„3n ber Vruft ben £ocfealtar 
£eferer Menjcfeenliebe grünbe, 

©ring bie Tfeat als Cpfer bar, 

Tafe feefe £erg nnb £erg oerbiinbe: 

TaS ift ber £immel!" 

TaS ift ba$ ©laubcnSbeFcnntnift £oufe\ 
Seine Ticfetungcn finb bie gruefet ernften, 
gereiften TenFeuS, reiner unb tiefer ©mpfeub= 
nngen. £oup ift ein Sofen unfereS 3 a ^ r; 
^itnbert§, ein warmer 9(nfeänger ber natur= 
miffenfcfeaftlicfecn ©ntwitfelungSlefere, ein 
maeferer Kämpfer für freigeittige ©eftreb- 
ungen. SaS finb unS bie ©öfter ©riedicn- 
lauoS? SaS vermögen fie unS gu bieten? 
Jüunft unb Siffenfdjaft muffen fecutc anbent 
(Göttern feulbicjeit; unb bieje finb: gorfefeung 
unb ©rFenntnife, Prüfung unb Uebergeugung, 
§ergenSoerebelung unb ©eifteSbilbung, Men- 
fcfeertliebe unb £ebeuSfreube! gern baoon auf 
©runb biefer £eferfäpe in Siberfprucfe gu ge' 
ratzen mit unfern ©efellfdjaftSocrfaffungeu, 
mit ber alten Moral unb Tugcnb, finb £oufc 
oielmefer ©eredjtigFeit,Saferfeeit, Viebe, ^cifteö- 
frci^cit unb alles ©rofee unb Scfeöne bie 
feöcfeften ^ ea l c beS Gebens, gbeale, bie ber 
Menfcfefeeit fomofel bie ©ruublage ifereS Sin¬ 
nens unb ^anbelnS, als ancf) ?ofen unb 
.Krone ifereS mecfefelreicfeen StrebetiS fein 
muffen. Tiefe oft augefeinbete, oerläfterte 
SluSföfenung gwijcfeen Materialismus unb 
3bealiSmuS burcfeleucfetet unb burefemärmt 
bie ^ßoefie £oufe’ mit iibergeugenber Kraft, 
mit oerflärettber Scfeönfeeit. 3 n feinen Flaren, 
frönen 9lnfcfeauungS= unb StimmungSbilbcrn 
weife £>oufe biefe TeuFungSs unb V^efii^lS= 
weit fo gut mieberfpiegeln 311 laffen, als er 
eS meifterlicfe oerftefet, jogar grofee 9FeligionS= 
momente, wie „©fearfreitag", „Seifenacfeten", 
„Weujafer", mit biefer in innigen ©inFlang 
311 bringen, uttb felbft feinen Vatlaben bieje 
©runbftimmung 3 U geben. — Sir miinfefeen 
biefen Ticfetungen bie weitefte Verbreitung; 
folcfee Vücfeer Fönneu unferer $t\t nur fefer 
frommen. Heinrich Knhmerker. 

Gedichte oon Armin Werherr. (Siirgs 
bürg, Stafeel’fcfee Unioerf.-Vucfe-' unb Kunft^ 
feanoluttg, 1889.) (frin Manu in reiferen gafes 
ren — „ber Kiirfcfeuer" ift berufSmafeig in= 
biSFret —- liebt bie lieber feiner golbnen 
3uaenbgeit, waS natürlich ift, unb läfet fee 
mafjeufeaft bruefen, waS unoorfiefetig ift. Ter 
Verfaffer fefeeint gu glauben, was rajefe unb 
leicht gereimt fei, nmffe barum ecfetc 'ßoefec 
fein (S. 163). ©r irrt feefe; feine ©ebiefete 
bewei)en meifteuS feaS ©egentfeeil. 3 $ bube 
eine folcfee Voefee ber 3lnFlänge unb 9facfe= 
Flänge — oon gärten unb VrofaiSmen, bie 
auch oorFommen, gang abgefefeen — in einem 


gebrueften Vucfee nocfe nicht gcfunbeit. 3$ 
Fönnte bie 9lbfeängigFeit oon beFaunten Vor- 
bilbern in Tupenben oon fallen nacfemcifen, 
mufe ntief) Fjier aber mit einem Veifpiel be= 
guügcn, bei welchem je ber fogleicfe an £eine 
nnb an greiligratfe benFt. 

©in riefeger Tannenbaum grünet 
2luf -^öfe’n oon (?) ©iS unb Scfeuee, 

©r fefent fed) in wilbem Verlangen 
hinaus in bie blaue See. 

©S äcbjt auf öbem Meere 
©efemer unter ber Segellaft 
Unb benFt an bie .^eimatfemalber 
©in alter, gerfplitterter (!) Maft. 

^Ter Verfaffer oerfud)t feefe auefe in freien 
ftfeptfemen, welcfee beFanntlicfe ein befonbcrS 
feines Ofer forbem. ©r läfet bie rfeetorifefee 
Vrofa folgcnber Sorte: „Mit 9teib unb Ve= 
wuttberung blidt bie Mitwelt gu ifem wie 
31 t einem llnfterblidjen auf, betn ein ganger 
©rbtfeeil Faum gutn Voftamente feiner Öröfee 
genügt, wo er feod) emporragt als ber gröfete 
Mann beS JaferfeunbertS" als VerSgeilen 
fefeeu, aber fo, bafe 3 e 'l e - mit «wie gu", 
3eile 3 mit „bem ein", 3 e ^ c 4 mit „Faum 
gunt" unb 3 e il e 8 mit „als ber" enbet. Unb 
boefe ift ?lrmin Serfeerr ein SMcfeter. ©S 
feat ifem nur au Sdjulung, 3 ut ^i unb ©r- 
Feuntnife feines engeren VerufeS gefefelt. ®ie, 
wofel fpäteren ©'ebiefete „©in erlofcfeener 
Stern", „Verirrt", „Tie £eimfefer", „3u 
fpät" unb eine 9lngabl anberer finb wirF= 
lidje VpriF. „grife Rollis" aber, eine hinter- 
wälblergefcfeicfetc in reintlofen fambifefeen günf= 
füfelern, geugt oon einer eutfefeieoenen Vegab= 
ung für bie poetifefee ©rgäfeiung. 

Adolf Brieger. 

Konradin, der letzte Hohenstanfe. 

Trauerfpiel in fünf mieten. Von Martin 
Greif. (Stuttgart 1889, ©otta.) ©in 
neues ^ofeenftaufeubrama! Ofe, ofe, ofe! 
Mau follte meinen, fo oicle Mißerfolge unb 
halbe ©rfolge miifeten beweifen, bafe ber an 
fiefe ebenfo gewaltige als maferfeaft bramatifefee 
Stofj trofe biefer ©igenfefeaften ber Meifeerung 
burefe biefeterifefee Ä'raft wiberferebt. Vielleicht 
inbefe fearrt er auefe nur beS erlöfcnben Meis 
fterS, 11 m gu werben, riefenfeafte 'ßoefee, 
wie fee SfeaFefpeare in feinen ttönigSbramen 
feinem Vaterlanbe, ber Seit gefcfeenFt feat. 
TaS oorlicgenbe Tratna ift eine reefet erfreu^ 
lid)e Stiftung, ©reif feat ben am meiden lp= 
rifefeen ©eaenftanb aus ber £»ofeenfeaufens 
^efefeiefete, oaS ScfeicFfal ßonrabinS, feinem 
Talent entfprecfeenb mit ©litcf gewäfelt. Tie 
©ypofetion Fönnte etwas FraftooOer feeraitS*- 
geftaltet fein, bie Tfeeilnafeme gleicfe oon oorns 
feerein ftärFer gefeffelt werben. Tocfe ber 
britte 5lFt erfüllt feinen 3 rocc ^ uub Fünbet 
baS ^afeen beS VerfeängniffeS beängfeigenb 
an. ©in eigentfeümlidfecr Iprifcfeer Tuft wirb 
über baS ©ange auSgegoffen burdh bie ©efealt 
ber Violante, bie feefe in ben fcfeönen .©ofeen-- 
ftaufen oerliebt unb als fee ifere Ceibenfcfeaft 
niefet erwibert fenbet, gur Urfacfee feines Ver= 


Digitized by ^.ooQie 



81 


rst 




berbenS unb — ihres eigenen (JlenbS roirb. 
5Die $>arfiellung ber ©flacht im oierteit 2lFt 
ift gufeerft mirFungSootl, unb bie Begegnung 

Ä 23iolante unb Ölifabetl), ber iftutter 
glücflichen gelben, menfchlich fd)öit 
empfunben. $er (^efammteinbrucF ift ^öd^fl 


meiheuotl, bodf> fteht Iciber bie ©pracbe nicht 
burchroeg auf ber £öf>c beS ®egcnftanbeS. 
£aS ©titef h at l^eaterblut unb mürbe auf 
ber 33iihne mit lehren befielen. 

Rudolf Goette. 



gjrtfärung. 

2Bie bem Unterzeichneten foeben non zuoerläffiger Beite mitget^eilt mirb, hoi .f. G. gran= 
ZOS für^Iich ein neues gluablatt oerfanbt, in welchem er feine früheren 53ejd)impfungen lebig* 
lieh roieberholt. Oie ©elbftachtuug oerbietet bem Unterzeidmeten, biefe ncitefien SluSlaffungeit 
auch nur OurchlefettS, gefchmetge einer 2lntmört $u mürbigen. 


OreSben^Btriefen, October 1889. 


?anf Jaeinje. 


3nbem ich mid) obiger Grflärung anfd)ließe, entfällt bamit zugleich bie Antwort auf 
bie mehrfach gefteüte grage, weshalb ich ouf baS Elaborat beS p. p. gr. oom 15. Sluguft biS= 
her nidjtS erroibert ho&r- 91achbem ich in meinem ©djlußmort oom 3uni bie £anblung§s 
roeife meines (Regners ihren mähren Sflotioen nach Flargelegt, fah ich Feinen Slnlap, ihm ben 
gefallen zu thun, jemals mieber non feinen Weufterungen Ifenntnifj zu nehmen, Oie be= 
treffenben 3ufeubnngen (fei eS burch feinen Verleger, fei eS oon aiiberer ©eite) finb jebeä- 
mal ungelefen fofort remittirt rcorben. 

München, October 1889. ^roflTe. 



J. Fr. t. K. in S—r. 3h r ©ebidjt mürbe 
unter bem Stitel „@iner fchöneit ©üblänberin" 
oermenbbar werben. 

<j. B. in W—n. 3J?it 3h f er überhaftigen 
^robuction thun ©ie meber fich noch uns 
einen (gefallen; auf biefe 39eife merben mir 
nicht leicht etmaS SSerrocnbbareS oon 3h nen 
erhalten. 3hrent ©ebid)t fehlt innere 51m 
fchauung. 

D. R. in B—n. 5fflzuftarFe 5Iusbrücfe beS 
©elbftgefühlS merben auch bei einem wahr* 
haft bebeutenben dichter unferem fittlicben 
Chnpftnben unanaemeffen erfdheinen; ben 5ln* 
fchaunngen beS Orients hingegen ift ein febr 
beutlicheS £eroorhebcn ber eigenen 23erbienfie 


bis zu hPP e rbolifcher gaffuna burchauS an* 
gemeffen. ©o fagt .giariri, oer berühmtefte 
äuSbilbner ber ^JiaFame, oon beren (hftnber 
£>amebani, baf? biefer fich z u ih m oerhalte 
mie baS tröpfeln zum 'Plapregen, unb JpafiS 
fchließt ein herrliches 9iebeSgebid^t mit foI= 
genben 33erfen (nach ©obenftebts Uebertrag* 
img): 

Skr in Gfciang unb SJMobic 
öafiffne ftunft erreichen miff, 

$cr gleicht ber armen ©dmmlbe, bie 
$em Äbler ftcö nerglcicbcn miff. 

Dr. G. L. in S-l „2$eltfturm w ; H. T. in 
L—* „Sßafferfahrt"; A.S. inM—n *5Mtte" ; 
H. K. in E — n *£immelwcirtS"; G. S. in 




Digitized by 


Google 



















8 2 


9T 


~a 


M—n „Auf bcr 9?aft"; Dr. A. S. in N—g 
„ftünftlerä üttorgenlieb"; W. I. in W — n 
„Vorbei"; E. H. in Z —a „2iebeStieb eines 
jungen 3 nbianer 8 *; M. E. in B.-B—n „®lau= 
benSbefenntnijz"; L. G. in G—a „9?äcf)tKcfye 
tfahnfahrt": Angenommen! 

C. K. in E—ch; A. B. in R—au; G. P. 
in K—g; C. v. H. in I—au ( 31 t jierlicf) unb 
ohne rechte Eigenart); M. J. in F—n; 0. K. 
in L—g; E. K. in B—z (leiber fönitcn mir 
feine £erbftlieber mehr annebmeu); Dr. A. 
W. in D—f (ermatten mehr; fd^affen ©ie 
nie mehr (5-igcucö?); I. H. in L — g (ohne 
®iSpofttion); R. H. in S.-S- n; R. S. in 
L—n (Derbraucht); Dr. K. K. in D—m (beö= 
gleichen); F. G nt L—g (oielfad) fcbmülftia, 
aber nicht ohne Talent); A. K. in B—n; F. 
B. in A — n (inhaltlich ju biirftig) * Ph. S. 
in K—g (©ie taffen bebenflid) nach); B. G. 
in B—n (aügu buftig); 0. F. in H—g; R. 


K. in S—e b. S.; A. R. in E —o, Weoaba; 
0. M. in S—d (nüchterne Aufzählung). 

Dankend abgelehnt! 

(5^iffre Heinrich Leuthold. Sir baitfcn 
3 bneu jitnäcbft oerbinblicbft für Ueberfenbuug 
ber in Jb^em $rioat 6 efty befinblicbeit tief- 
entpfunbeneu (^ebic^te Heinrich £eutbolbS, 
burd) bereit Abbrucf mir gernift alle nufere 
Üefer febr erfreuen merben. Sir hoffen 311 = 
oerficbtlicb, baf? ©ie and) bie in AuSftcbt ge- 
ftclltc 2 Iitifetrei^e mit eingefügten Briefen 
unb meiteren Dichtungen ^ciurid) ?eutboibS 
für uns febreiben merben, jitmal biefe Auf= 
fät 5 e fo banfenSmertbe 3lnffd^Iüffe über baS 
£iebeSleben 2eutt)olbS oerfprechen unb nach 
Jbmt Eröffnungen fidler baju beitragen mcr= 
beit, bie ^evföulidjfeit beS lingli'tcflicheu Didp 
tevS uor ber Seit eittfübnt evfdjeiiten ju lafs 
feit, ^rief folgt. 


(©eblufe ber iRebactioii biefer ytumiuer: 12. Cctober 1889.) 


^Itdif jn nfierfeßen! 


Da mir auch ben biesjäbrigen SeibnachtSnumntern (9?r. 6 , 7 unb 8 ) beS „Deutfchcn 
Dichterheim 1 ', bie am 18. ^ooember, bez. 2 . unb 10 . Dccember zur SBerfenbung gelangen, 
einen elegant auSgeftatteten 

- -A.nzelgrer 44 

beigugeben beabfttf)tigen, fo machen mir unfere gefd^ä^ten Cefer auf betreiben bebufS ^n- 
fertion litterarifcher Erjeugniffe botlid)ft aufmerffam unb bemerfeit, bafj mir für bie einmal 
gefpaltene 9 }onpareille$eile ober beten 9?aum inet. SRothbrucf ber £itel unb Autornamen, bie je 
auf einer 3 c ^ e befonberS fteben tnüffen, nur 30 $f. berechnen. iJ3ei 3maliger Auf = 
nab nte berfclbeit Anzeige geroäbren mir 20% Rabatt. 

©efl. Aufträge erbitten mir unS miubeftenS 8 Da g c uor Ausgabe berjenigen 
Kummer, in roelcber baS Jnferat pab ftnbeit foQ. Jnfcrate, melcbe in alten brei 
Wummern Aufnahme ftnbeu foflen, beliebe man, uttS dis fp&ttf lens 11. ^tooemfter 
einjufenbeit. 


'gftttfßeifung ber gxpebition. 

denjenigen unferer gefragten Abonnenten, melcbe bie Einzahlung beS Abonne= 
mentbetrageS für baS laufenbe ©emefter bis jebt nod) nicht beroirften, tbeilcn mir 
hterbureb ergebenft mit, bajj mir unS erlauben merben, bie rücfftänbigen Beträge nach 
üblicher Seife bemnäcbft per '13 oft auf trag eingugieben. 


9n6aff5Derzei(6nib. 

©fbiditt Don CfinriÄ CrntUolb, lart Conarr, *bolf ßricqtr, Kirtwrb (Erfartb, KHnbolb inrtji, irifbridj 
iritbrid), JUof ftalbrtfe, öolkmar Ginrnkrl, ülar tfortnj-ftrtoffi, (tUIbrtm Urlfrt, ßtto iitbter, Älarionne ßütjm 
unb ©. fjairkf. - 3»d «rjUblfr. (Hn litterarifcbeÄ Toppdbilb üon fifrmnnn Jtlenhrs. — Sfidjfrfdjoii. - 
©tfriifr ^prfiblflal. — ßrirffUjalttr. — tlidjt jn übtrffbru! — ÜUttbfUiwg ber «ipfbitlon. 

P §T llt^brndl nur unter genauer $netTenanga0e geftaffet. 


93eftetluugeu ftitb zu richten au bie Expedition (Paul Hefnze’8 Verlag), Eiufeubuugeu 

au bie Redaction des „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. 3n Eommifftou: 
Trüb’sche Buchhandlung (A. ©d^mittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 




EbefslRebacteur unb Eigentümer: S^anf ^einje, IRebacteur: Slnhoff $oeffe. 
SDtud ton Sfexbinanb a^otnafe in DreSben. — Rapier ton ©ieler & Soge! in £ei^ig. 


-8 


Digitized by 


Google 






Drgnii für Dillluinft und üritiS. (Der „Deulfdleu Didllerfinffe" 19. JJniul.) 

Herausgeber: S^aiif <&ein)e. 


Monatlich 2 mal. Frei«: 6 Jl halbjahrl., vorauszahlb. Mau abomiirt durch jede Buchhandlung, sowie di* 
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim“ iu Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bi« 
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummeru h 50 6 Stück einer Nummer Ji 1,50. 


I 



t 


(rttunur. 


lllTottbettfidjt nnb 3>äramer0au<$ 
f 'j»i(0erf4 ieier weben 

f Slnb in i$rem Jitff ber £fabt 
SSifb nnb <£ärm enffdiweöen, — 
3?or ber gonbef be$nt bie grfuiQ 
£i<$ Qinaus in’s 2Sfaue • . • 
9(nb mir iß afs o6 im JSfan 
bein SSifbniß f^aue. 


«Sofd^ finbe 3an0erna4t, 
£of<$er $eefenfrieben, 

£of<$er $fanj unb fof^e 3fa0rt 
8&ar au4 uns 6ef<^iebett — 

Jtf$ fnr’s Jeden friff vereint 
38ir im $nben weiften 
&nb fot(ß Qofbe ghtfamleit 
£eflgen ßerjens tffeiften. 


0fne bi4 |e§t ßeut bie gfafrt • . • 

Po4 biefeden Sterne 
3Ub berfede 2&onbett(4dtt 
<£eu4ten in bie Jferne, 

3$o in ^räumen bn audj Ifi&ß 
JUf )um ^immefebome • • • 

Jlnfre Reefen grüßen fi<$ 

?n bem ^traßfrnßrome. 

3oQanne* jyroefß. 




Digitized by ^.ooQie 




84 


sr 


a 


'gCeöer 6as g>efd)id)fftd)e in ber 4>id)tung. 



Sßon &it\* 3>a$». 

(©chlufi.) 


ir wenben unS fdbtiefelid^ zu 
bcn nothwenbigcn 
uttgcn unb Sßegrenjungen beS 
bisher Erörterten. 

Einmal oerfteht fich, baß 
eS zwei Dichtungsgebiete c^icbt, 
auf welchen I>cfonber3 bie (Gegenwart * bars 
gefteflt werben wirb. DaS ift baS Sitftfpiel 
unb bie nicht ; tragifche ^3rofa ; Erzählung. 
Deicht, als ob ber Dichter berufen wäre „bte 
gefeUfchaftlichen Aufgaben feiner $eit j U löfen* 
— bu lieber Eott! wenn unfere vuftfpieb 
bidjter unb Sftooeflenfchreiber bie Eefefce für 
93erfi<herung ber Arbeiter ober ben Entwurf 
eines bürgerlichen EefepbuchS für baS beutfdje 
Dfaich machen füllten! — fonbern weil hier 
gasreiche, ber groben Menge oor ber ©chau; 
bühne leicht oerftänbliche günftige ©toffe ge= 

B n ftnb. SWerbingS befielt hier bie Ee; 

, bajj oielmehr als bie gönn, — alfo 
baS eigentlich tfiinftlerifche, — ber 3 n h a 11 
wegen feiner berb praftifchen „Slctualität" — 
b. h- SlugenblicfSbebeutung — alfo baS Un = 
Fünftlerifclje wirft unb ben Erfolg herbei; 
führt, ber bann ein „pathologifcher", nicht 
ein bichterifcher ift unb ein „DageSerfolg" 
bleibt. Der SBiberfpruch, baS Ungereimte, 
unb alfo grabe baS „^omifche" iR in uns 
fern ^öd^ft oerwicfelten — fo oft unwahren 
unb franfen! — 3 u fiönben bereits »ber; 
feinertcr SöilbungSftufen oiel häufiger unb 
ftärfer oorhanben als jur 3 eit ober 

2lrminS. 

Dabei l^iite man fich aber fehr, baS ges 
fchichtlid^e ßuftfpicl zu oerwerfen. ‘Die 
beften brei üufifpiele, welche wir Deutfchen 
haben, „Minna oon ©arnhelm", „Der z«r= 
brochene tfrug" unb „3°Pf- unb ©fh lüc vt" 
(ohne grage baS $orjüglidi)fle, was EufcFow 
gefchrieben hut unb oictieicht baS (Hitzige oon 
bauernbem 2öerth — gewifj nicht ber burch 
unb burch unwahre unb fraufe „Uriel 9lcofta", 
biefeS 3 err bilb eines Cannes, eines gelben 
unb ooÜenbS s ßhil°f°pl? cn O finb gefchichtliche. 
Unb bie trefflichen ©achen oon ©cribe: „ElaS 
SBaffer", „DamenFantpf" u, f. w. ebenfalls. 
Man erwäge ferner: gute £uftfpiele unb 
Erzählungen, b. h* foldje, welche fich langer 
als ein Menfchenalter halten, werben ja zu 
aefchichtlichen, auch nwnn fie zu ihrer Ent; 
ftehungSgcit ber Gegenwart angehörteu: halb 
werben auch bie „$;ournaliften" Rcfd^ichtlidh 
fein: bie hier oorauSgefepten pofitifcben $ar; 
teien giebt eS f o Faum mehr. Unb „©ertherS 
Reiben" unb „SBilhelm Meifter" fefcen gefcH= 
fchaftlidje 3uftäube oorauS, bie heute fängft 
gefchichtlich finb. 

gerner wirb bie £priF natürlich oor 3lUem 
£prif ber (Gegenwart fein: ber Dichter fingt 
feine ?iebe, nicht bie feines ErofwaterS. 


Allein baS gilt mtr oon ber reinen SpriF, 
nicht oon ber e p i f cf) e n £priF ober l p r i f ch e n 
Ep if. 

ES muß bem Dichter oerftattet fein, o^ne 
bie gorm ber 5?aüabe ober Romanze zu wdh 5 
len, EebanFeit, ©timmung, ©chmerzen unb 
greuben ber Meitfdjen oergangner feiten au3= 
ZitbrücFen. Man hat biefe 2Irt c p if ch er Sq= 
riF mit bem roifcelnbeu SBort „ißuben=©cheis 
ben;2priF" lächerlich machen wollen unb bie 
ganze befannte £orbe hat baffelbe nachgeplärrt. 
ES ift burch unb burch nichtig. Denn eS 
oerwirft Dichtungen, bie zu ben herrlichften 
Zählen: oon Eoethe’S „Eefong Moham= 
mcbS", „£ieb ber Margen", „E'efang ber Eei; 
fter", ©d^illerS „naboweffifcher Tobten; 
Flage" bis gu EeibelS „Eejang ber $rae* 
torianer", „Eebet beS ^riefterS", „^ilbfjauer 
beS $abrian\ SingaS „?ieb ber ©täbte", 
„£ieb ber beutfehen ©tämme", „Triumph 5 
gefang ber Segioiten", „©alamiS" unb an; 
bere mehr. 3a, jenes Jßort oerurtheilt gang 
befonberS auch © ch e f f e l S „grau Sloentiure". 
Diefe aber wirb ein ftleinob unfereS SBolFeS 
bleiben, wenn ungezählte ÜFooetlen unb £uft= 
unb ©chaufpiele „ber Gegenwart" oergeffen 
fein werben. ES ift bie unbewußte 5lbneig; 
ung gegen baS Deutfche, gumal baS beutfepe 
Mittelalter, baS in jenen $eFämpfungen fich 
!^uft macht. Mohameb unb ©alamiS, ja: 

— aber £err Söalther unb $err Söolfram — 
bei £eibc nicht! 

Die 33ehanblung beS Eefchichtlichen in Er; 
Zählung unb Drama mufj fid^i nun aber ftetS 
bewußt bleiben, baf? baS ©chone unb bie ©e* 
friebigung ber Ein bi IbungSFraft, nicht 
bie Darftellung beS Eefchichtlichen 
als folchen unb bie Belehrung ihre 9lufs 
gäbe bilbet. ©df)wer wirb oft h^gegen ge; 
fehlt. ES ift ein fchlimmftcS 3 c f^u Fünft; 
ierifdhen UnoermögenS, wenn ber Erzähfoptöb 2 
lieh ben Eang ber £anblung unterbricht, auf 
ben flehrftuhl itcigt unb nun ein paar ©eiten 
lang Eefchichte ooriräat. Eanz ift eS ja nicht 
immer gu öermeiben, oaft ber Dichter in eige= 
nem ^tarnen berichtet: aber Fiinftlerifch ift eS, 
im 3uuegefpräch ^ er Womangeftalten felbft 
bem £efer beigubringen, was er wiffen mufj. 
©ehr arg ift baS Verfahren, plöplich gerabe= 
gu ein paar ©eiten EhnmiF eingufcpaltcn. 
DaS ift einfach barbarifch. 

DaS ift bie ©cplla ber gefchid^tlichen Er; 
xählunq, bie Verirrung aus ber Didbtung in 
bie SBiffenfchaft, in bie — unFünftlerif che 

— „Wahrheit". 

2lber bie EharpbbiS ift Faum minber ge= 
fährlich, bie Vergewaltigung beS E5efchi<ht s 
liehen, ber ©ahrheit, um ber ©chönheit willen. 
Die Menfcben ber Vorgeit bürfen nicht reben, 
als ob fi* foebcu baS „berliner Tageblatt" gc; 


K- 


JSk 


Digitized by 


Google 




85 


lefen hotten. Ucbrigen aber barf ber 
Stidjter mit ber ©efdjichte Alles anfangen, 
10 aS ihm bie £ejer glauben. $ier 
allein liegt bie ©renze feines JKed^tS. £ie 
geschichtlichen ©eftalten uub Ereignifje muffen 
in ö g l i d) fein — möglich als allgemein menfd): 
lid), unb möglich in ber fraglichen 3 e it — 
eS ift aber niept notlpenbig, oaft fic roirFlidj 
fo roaren. So roar ich — glaub’ ich — be* 
red)tigt, im „Jfampf um Nom" einen ©er* 
tretet" beS oerfinfenbcn NömerthumS beS VI. 
^ahrhunbertS in feinen groften unb in feinen 
böjeit Eigenfchoften 31 t erftnben, obwohl ein 
EetheguS EaefariuS nie gelebt h Qt: o& 
mir gelungen ift, ben l'ejer an ihn glauben 
311 machen, baS ift eine anbere grage, bie 
mau ja meinetroegen oemeinen mag: bann 


hob’ id) mein Ncdjt ungcfchicft auS = 
geübt, aber baS Nedjt 311 folcher Evftnb-- 
ung nehme ich in Anfpruch- 
$ie ©renge liegt — roie gefaxt — in bem 
©lauben beS £eferS. 2>ieS gilt ntcht nur oou 
ben ©eftalten, eS gilt auch 00 m ©erlauf unb 
flbfehluft bei $anbluug. Sinb biefelbeit 001 t 
ber Sdjulbanf her uns allen geläufig, fo ift 
bie ©eränberung gesagt. Niemanb 

fann SdjiderS Jungfrau" h<>h er roerthen, 
als ich: aber oieueicht liegt eS fchon jenfeit 
ber angegebenen ©renze, roenn ber dichter 
bie — tote mir Ade gelernt hoben — ©e* 
fangene unb als $eye ©erbrannte auf bem 
Sdjlachtfelb im Sieg an einer SGöunbe fterben 
läftt. 



§roei cß 13 ä (j l e r. 

(9. I. Hofeggrr unb Äichart ¥o|i.) 

@in litterarifchcS $oppclbilb oon Hermann g&cttftes. 
(Schuft.) 


► ojegger ift finniger, gemütlj ; 
111 reicher, roähvenb ©oft zier¬ 
licher, fünftlerifcher ift. fluch 
Nofeqger hat einmal geioal* 
tige 5öne angefchlagen, auch 
er h ot mit paefenber Seelenfunbe baS 5Beh 
eines groften JjSerjenS ge|d)ilbert. 3$ nteine 
itt feinem Vornan „£cr ©ottjudjer". ('S 
liegt ein tiefes Lüfter über biefer Dichtung, 
bie uagenbeu ^loeifel einer ^ofjeit Natur finb 
mit gvofter Ergriffenheit uub ©ertiefung ge- 
fchilbcrt. 3 n biefetn ©>erfe trifft Nofegger 
mit ©oft’ „©Midjacl Eibula" in ronuberbarer 
ffieifc zufammen. $ier toie bort eine ©e= 
meittbe, bie um ihre Rechte fäntpft, bie mit 
ber Äirche in Streit geräth, oou biefer in 
fleht unb ©amt gethan wirb unb bari’tber 51 t 
©runbe geht; hier toie bort biefelbe Stimme 
ung, nur ift Nöfegger’S ®erF gebaufenreidier, 
©oft’ EharaFteriftif uub Aufbau loeitauS be- 
beutenber. ©leid) groftartig ift itt beiben 
Serfeit bie £anbfchaftSjd)ilberuug, bie ©oefie, 
bie über ihnen auSgebreitet liegt, *fotoic bie 
Sdjilberung ber Jtinber. 

Unb noch in Einem treffen bie beiben 
dichter zufammen: 3 n ihrem fcharf ans* 
geprägten Sinn für baS Urroiichfige, ©olfS* 
thümhehe. Auch $11111 or oofl erquiefenber 
Sonnigfeit ift ihnen beiben gegeben. Nur ift 
NofeggerS $umor berb, roenn auch h e ^*>olI; 
©oft’ hingegen überlegen, fpöttelnb. Unb 
beibe fann man burchauS nic$t als ©cf firnißen 
bezeichnen. 

SRofegger ift oon Natur nim $)orfgefchichten* 
erzählet gefdjaffen. Selbft ein Sohn ber 
©erge, hotte er fchon in früher 3 ugeitb, noch 
fämpfenb mit ©ilbung unb Noth, auf ben 
©ulsjchlag feines ©olfeS gehorcht, unb in 


bie in feinem ©olfe fchlummernbe ©oefie 
eiit 3 ubringen geftrebt. Nofegger ift Naturfinb 
geblieben, roie ber ©oet in ihm auch gemachten 
tft; er geiftreichelt nicht, er heuchelt feinen 
Schmerz. Sein bichterifd)eS Empfinben hot 
Naturfrifche, Erbgeruch- ©tan fann bei ihm 
auch nicht auf Auerbach unb beffen Nachfolger 
attfpielen; er ift burchauS eigenartig, burdj' 
auS eitt dichter oon befonoerem Schlage. 
Seine ©eftalten ftiib oon poetifcher ©erflär* 
ung unb hoch burch unb burd) lebenSroahr 
gefd)ilbert; er erhebt jene ©tenfdjen oft 3 U 
traqifcher toöfje. ©3erfe roie „Söalbfdjul* 
melfter", „©ottfucher", „$eibepeter 8 ©abriel" 
„ 3 ofob ber fleftte" ha^en roir nur roenige in 
ber beutfehen Sitteratur. ES fpricht auS 
ihnen geroaltige ©eftaltungSfraft, noch mehr 
ein grofteS ^Dichterherj, baS bie gan 3 e ©Seit 
umfchlieftt. Unb bieS oerleiht feinen Schriften 
mehr als eine ethnographifdje ©ebeutung. 

Er ift ein ©MenfchenFeitner; man roirb ihn 
e^er auf einem ftiliftifdjen ©erftoft, als auf 
etner pfpchologifcheu Unrichtigfeit ertappen. 
Er flicht roohl in feinen Schriften Natur* 
loahrfteit 3 U erreichen, aber er holt nicht AdeS 
für roürbig ber ‘Sarftedung. Unb er ift ein 
tfinb feiner 3 e tt, in roelche er eingebrungen 
ift, bie er begreift. Ueber bie AuSfdjioeifs 
ungen, über bie gehler feiner 3 *it hot er in 
ben „©ergprebigten" feinen gan 3 en feigen 
uub babei bod) fo lichtooden Spott auS* 
gegoffen. Er ift ooü ftttlichen ErnfteS. 

©leichfaflS ift ©oft’ bi^terifd^eS Talent 
nicht engbegrenzt. Er oerfügt über bie ganje 
Stufenleiter menfd^licher Empfinbung; er 
liebt oft baS ©rede, aber nidbt baS ©emeine. 
©Mannigfach fmb bie ©eftalten, bie er ge« 
fchaffen, unb ben geheimften ©erfchlingungen 


Digitized by c^ooQie 




86 


&- 5 ? 

ber 0 eele gebt er liebeooß nad). ift ein liebfeit — in ihnen pitlftrt baS ©lut großer 
echter ßünftler, bem Oidbten ein SO? ei lebten ft Naturen. ©oß ©ewegung legt man bieS 

ift. 0cinc er^ählcnben 0chriften finb aße ßfteifterwerf au 3 ber £anb. lebhaft gte^t 

non feinfter fiinftlerifcber 2 lu 3 meij?elung, ohne bieS ftulturbilb aus bem norigeit ^abrbunbert, 

gelccft jh fein. Unb jc^t, ba er baS 9 tegcl; ein ©ilb ber Barbarei, ein ©ilb ringenber 

lofe, baS ihm früher eigen mar, nberwunbeu, ßttenfdbbeit, an beS ?eferS Mge ooriiber; 

ift feine Oarfleßung non hoher 9 lnfd^aulid^fcit. wiberbaßenb Hingen beS Oid)ter8 ©orte: 

©or Ment „ßjiicbael (Jibitla" ift bas ©erf ©ure 0 iiuben gegen eine oerfolgte Nation 

eine8 ooßflänbig gereiften OicbterS. 3 >ofe b)<it werben fidf) an euem Äitibern röchen! 

! iier fein ganzes Äönnen jufammengefaftt; „Michael Fibula" ift ein epifd>e 3 Xvanertpiel 

eine ©eftaltungsfraft bat fjier eine ungewohnt noit größter Anlage, 

liebe £öbe erregt; alle Oone, über welche er Men jüngeren ©djriften ©oft’ fritifcb nadb- 
gebietet, flinaen bt*t aus — e§ ift hier eine jugebett, ift* ^icr nid)t ber Ort. ©8 genügt 

©oflenbung oer Oarfteflutig erreicht, bie fern 511 fagen, baff feine Montane „Oabicl ber 

ift non jeoer fühlen ©rwägnng, bie aber feonoertit", „Oie Mferftanbenen", feine 

bennod) bie mäcbtigften ©irfungen erhielt; „fRömifcbcti Oorfgefdbicbten" eine gevabegu 

eS finb bi^ Silber roll bvamatifeber Jtraft erfcbiittentbc ©irfung auSitben. Unb auch 

unb binreijtenben geucrS entworfen. Oie feine fleinereu Arbeiten finb uoü pricfelitben 

(Jba^öUcrjeidhntmg ift großartig unb bod) D^ei^eS, roß garbcupiacbt unb poefiegefättigt. 

mafeoofl; mit erbeßenbem ^idjt teleudjtet ©oft 9 )<an nennt ihn mit JRecbt ben befteu ?attb= 

baS tieffte innere feiner $eftalten. Unb babei (charter Italiens, £ier jeigt er eine wunber* 

ift baS (^anje bod; mit einer 9 hib« oor= bare Iveue ber garbengebung, bie in aßen 

getragen, über ircld;c ein Oidjtcr nur nadj Mlnumgut fdfjintnuvt; wir athmeti italicnifcbe 

auegeftaubenem inncmi jtanipf ictfügen i'fifte, unb bie ganje reiche ©oefie biejeS 

fann. ©on ergreifeuber ©cibc ift biefe Oicbt= ?aitbe§ offenbart ftd) uuS. i>x ift ein ttultur= 

nng getragen unb bie garbe ift nie bie ©irf= fdjilbever Italiens noll ltucrfcbrotfcner ©abrs 

lidbfeit felbft iiberjcugcnb b e t‘ ü orge3anbert. beitSliebe, fein 0 d;önfärber unb ©ertufdjer. 

„ 9 )iid)ael Fibula" ift ein Äulturbilb großen ©ie jebc bodjangelegtc Oid)tmtatitr, bat er 
0 til 8 ; bie oerbecreube Atad)t beS ^Iaubenö= ?iebe 511m Sragifdjeti, unb auch bie Kämpfe 

wabneS, beS ßtaffenbaffeß einerfeitS, bie bc= unb ^egenfape großen ©ollcnS mit ben engen, 

freienbe ßftaebt abeliger ßJtenjcbennatur h er ^ ntni ^4^ &reii$en ber C^efeUfdfjaft liebt 

anberfeitS bat er hier in einfd^neibenber ©eife er barjuftellen. Gr ftreift nidjt bie Oberfläche 

jut Oarfteflimg gebracht. G8 gehört ein hoher ber Oitige, leibenfchaftlidj geht er ihnen auf 

(&rab ooit ßJtcnfdblichfeit ba^n, fo für einen ben GHiinb. Gr I;ä(t barauf, oor Mem 

oerfolgten 0 tamm baS ©ort 511 nehmen, Dicnfd) 511 fein, bann dichter, Genfer, Äiinft= 

wie eS hier ©06 für bie ^nbeit getban. Oie Ter. . . . 

ßtaturfchilberung in biefem ©udje ift nid;t ©ir fonnteu hiev nur eilten 0djatteiivijj 
wie ein gorfdjer fje giebt, fonbern wie ein nub nidjt bie ganzen Icbeusooüen 3üge biefer 

Oichter fie geben foll. Mer cS ift unS um beibnt Oidjter geben, beim e§ ift bei ihrer 

möglid), afle ©01511 ge biefer Oichtung auf= ftarf cutwidfelteu (Eigenart fchwer, ihnen mit 

^ujablett. ( 5-8 ift fein faljdjer 3^*9 in ber bent Fritifchcit ©erF5Ciig beigufomtnen. UuS 

feelifchen ©egrüitbung; eS ift feine 0 telle, genügte eS, mit einigen 0 tridjen bie etwas 

wo wir ein infdjlajjeit beS ©rjäblerS fpiiren. oerwaitbten (^H*rtchtS>üge biefer beiben ^oeten 

Oie grauengeftaltcn ^ojepba, Oo5ia, anber= anjiibeuteu, um in biefer 3 eit ber gewerb 3 = 

feitS bie ßJläunergeftalten fDiidjacl Öibnla unb mäßigen ©ielfchreiberei auf edjteS Oidjtertbunt 

0tepban Ooaatta fmb uoß ^eben, ooß ©irf; htttsuweifen. 


Ith, tote 6afM 

3|n bem btätterbunten JBalb 0)urch ben ^algvunb foitber §alt 

§ält ber tob ein eifrig 3Berbeit; ©ilcn itod) be3 ©3albbach3 SßeUen; 

©einer ©timme, rauh unb falt, S)odi fdjon naht bc§ 9torb8 ©emalt — 

9ldb, tote batb 2Jd), toie balb 

golgt ba3 Saub in leifem ©terben! ©tnb gebannt bie manberfchneUett! 

9?ad) bem ©üben fehnetib maßt 9Id), mie balb auch bir erfc^aUt 

9^un bie ©chaar ber ©djtoalbeit toieber; Üe^teS $?ieb unb tehteS SRaufi^en. 

2lu3 ber tu ft ein ©ruj$ noch — Unter'm üidbt ben Aufenthalt 
mie balb Ach, wie batb 

©terben auch lebten Weber! 9Birft mit ©rabeSnacht bu taufdhen! 

- ftoafb JSußer. 


Digitized by l^.OOQLe 




87 


© » n i) i Ifc. 

-$> fitt £efbfngebic$t oon gttßao ßaftropp. <$— 

(gortfepung.) 


Ta fpradb ©unhilb: „3Kein Ohm, 

•Wie foß e3 miebcr fein, 

Tafj id) fo unfanftbin, 
gäüt bir c§ tuicbcv ein, 
üfticb plöfclich ju erfdhreden; 

9ludh miß i<h bir geloben, 

Tafj jeberjeit oon mir 

Te3 ianbeS ©leitb mirb gehoben! 

„2lu<h moflt 1 i<h gern e§ fe^n, 

3Beitn bu ba§ 5!anb begehrte)! 

Unb ftarf hinfort bic geinbc 
©on feinen ÜJtarfen mehrtcft, 

Todh benfe nicht, id) foße 
Sftach einem 2Jtanit verlangen, 

Ta meine ©Itern faum 

3ur Sftuhe fiitb bahiugegaugen!" 

Toch milb entgegnet er: 

„3<h fönnte leidet cö fagen, 

Tafj ich oon beinern Sanbe 
Tie firone rooüe tragen, 

Tod) h ö &' id) fclbft ein 9fteid;, 

W\d)t ift’S geling noch Hein, 

©iel tnujj i<h täglid) forgen, 

2luf bafe e3 glticflidh möge fein!" 

Ta mar e3, bafj §err ÜRorung 
SKidjt länger mehr gefdjroiegen, 

©r backte: „fdhneßem Angriff 
©eliugt e3 leidet, ju ftegen!" 

©r ftanb oom ©effel auf, 

Trat ju ©unljilbe ^in 
Unb fprach: „oerfünbe mir, 

Ob ich be§ ©lücfeS mürbig bin!" 

©unhilb erfd^raf unb fah 
©etroffen bann empor. 

„Unb mufj id) roieberholen, 

Tafe ich crft füngft oerlor 
Tie lieben ©Itern beibe ? — 

Tann mirft bu ungern mögen, 

$n meinem tiefen ©chmerje 

Ta§ fonber Schonung mir $u fagen! 


Verloren mar bie ffiarnung 
giir beit fühlten Tegen. 

©leid)mic er gegen geinbe 
3öar tapfer unb oerroegen, 

©tid) menn fie nicht gebauten, 

Tem erfreu Sturm $u meinen, 

So meinte ftolj er jefct, 

©r müffe hoch fein $iel erreichen! 

3« ifyre klugen fah er 
Unb fprach mit feiern Sftuthe: 

„Tu foflft e§ rool)l ermägen, 

@h’ bu oermirfft ba§ ©ute, 

Ta hoch mit allem Älagcn 
Tir nimmer fann gelingen, 

9lu3 i^rem ÄönigSgrabe 
Tie ©Itern bir jurücfjubringen! 

„Salb mirb oergel)n, ^erfd^meljen 
Te§ SBinterS ©chneegefieber, 

Ter Üenj ift auf bem 3öege, 

©alb blühn bie ©(unten mieber, 

Ta$ Trauern laffe fahren 
Unb miffe, bafc ich &W6« 

©ei meinen SÖorten ftehn: 

©unhilb, ich h e *W c bich jum 2Beibe!" 

Todh, als er fo gefprodhen, 

Ta roarb fein 9Jtuth beHommen, 

©in frembeS 5lh nen h fl tte 
3h n plöV'lidh überfontmen, 

Tafr ihm ba§ ©lüd entfdhminbe, 

TaS froh ih m foh^n entgegen, 

3h m märe ntinber bange, [ocrlegen! 
Unb moßteit hunbert gelben ihm ben ©cg 

Unb finfter gab ©unhilbe 
Tem Äüh^en ben ©efcheib: 

„3h* benft mich iefct ju jmingen 
3n meinem tiefen Ücib, 

Todh hört: oom TobeStagc 
©ei erft ein 3 a h r ocrfloffcn, 

©eoor ein ÜKaitn eö mögt, 

| ©idb mir ju bieten $um ©enoffen! 


Digitized by c^ooQie 




88 


„SBenn bann eS eu<§ gelingt, 

Durd) 3® an 9 mich J u bewegen, 

Drei fd&mere groben miß i<$ 

Dem 2Berber aufcrlegen, 

Unb wenn er fie beftanb, 

@o foß er mi<f) erwerben, 

©onft aber faßt fein £aupt, 

Dann foß er für fein 93agen fterben! 

„Dod) baß idj uitmertlj fei, 

Die Krone fclbft ju tragen, 

DaS foß oon ^eute an 
Kir Wiemanb wieber fagen! 

■Kein Of)m unb ©ater bu, 

Du ^aft fte mir gegeben, 

5luS aßem ©innen bin icfy 
6rmacfyt ju einem neuen Seben! 

„Kit Kunfel fort unb SRabel 
Unb aßem weibifdjen Danb, 
hinweg mit Drauern unb Dräumcn, 
3$ miß mit [tarier §anb 
3efet greifen in beS SReidjeS 
©efetyief, um eS ju leiten! 

2Ber ift’S, ber mir eS mefjre? 

Kit äBaffen muß er eS befreiten!" 


Dann fc^ritt fte flotj unb trufcig 
£inan $um Königsthrone, 

Unb fjolte oom ©eftmfe 
§erab bie Königsfrone, 

Die fefcte fte auf'S £aupt 

Unb langte oon ber 2Banb 

DaS breite ©t^mert Ijerab 

Unb fcfymang'S empor mit fiarfer §anb. 

„'Der Dfyron, baS Sanb, bie Krone 
©ittb je^t mein 6igentfyum! 

DaS foßt 3$r fetyn, ic$ rneljre 
^infort beS $Rei<$eS SRuIjm! 

3n Krieg unb grieben miß idj 
Den Kannen unb ©emeinben 
DeS SanbcS ©egen bringen, 

Doch lob unb Untergang ben gehtben!" 

Unb als fte fo gef proben 
Unb ftolj fyernieberfcfyaute, 

Da fufjr eS über 9lße 
©Bie grüfylingSfturm, eS traute 
Der ©Biberfiattb, unb freubig, 

©om 3ubcl fortgeriffen, 

SRief König Körung: „£errfcfye! 

3>t^ toißige ein, baS foßft bu miffen! 


„$ur 3eit beS Kaien barfft bu 
5llS gürftin §eerft$au galten, 

Damit baS Sanb bir ^ulbigt, 

DaS bu nun barfft oerwalten, 

Doch gie^t ber £erbft in'S Sanb, 

©BaS \6) gefagt, baS bleibe, 

3$, £err oon günen, toiß bidj 

3um anbernmal begehren bann $um ©Beibe! 


Viertes Abenteuer. 


DaS ift ein großes ©Bunber, 

©Bie noc§ burd) afle ©auett 
3(n jebem 3 a § r mit ©Bonne 
Der grüfyling ift ju flauen. 

6S altert nie bie greube, 

Grwacbcn bie ©lurnen aß' 

Unb fingen wieber bie ©ögel 
$n §aiit unb Jpagctt mit l;eßcm ©cfyafl. 

9tun war baS 6i3 oergattgen, 
3erfdbmoljen ber tiefe ©djitee, 

Die braufettben ©ädfje trugen 
©iel ©Baffer Ijin jur ©ee, 


63 warnt an ben Raunen 
^neimtid) bie ©eilten erwart, 

Die ©törcfye Ratten wieber 

©id? heimwärts auf ben ©Beg gemalt. 

O 9lbebar, bu Sangbein, 

DaS fjätteft bu faum gebaut, 

Daß bir bie Kittbcr wieber 
6iit ©tänbe^eu hätten gebraut, 

Daß fte mit frifetyen ©timtnen 
Dir fangen ein froljeS Sieb, 

Die gröfcfye aber fronen 

©oß ©cfyrecfen bange in baS 9tieb. 


Digitized by ^.ooQie 



89 


Die Sonne fcgien unb flammte 
Jpernieber ^etg unb gell, 

Die Sogbgörner tönten freubig, 

©S fällte Jpunbcgebett, 

Da fe^rte Äönig §orant 
902it gogcn ©äffen jurücf 
3u feiner ÄönigSbttrg, 

@3 mar ein ©är erlegt burch gutes ©lücf. 

Unb nach fo harter Arbeit 
Sagen am Slbenb alle 
Die mertgen ©äffe unb Scannen 
Sn ber gogen £atte, 

Da roarb ber ©är gebraten, 

SBenigen mar baS leib, 

©S ging fcgon an ber ©Janb 
Singenagelt fein braunes Äleib. 

Sieben Äönig Jporant 
thronten mit frohem Sflutge 
£etcl oon Jpegelingen 
Unb ber Däne grute; 

©S Ratten fid^ bie bret 
©ar mancherlei ju fagen 
©on oielcn Slbenteuern, 

Die fie beftanben hotte« bei bem Sogen. 

Unb als fie ermogen hotten, 

9Bic es mar gefommen, 

Dag fte bem fügnen ©äreit 
Ratten baS Seben genommen 
Unb fi(h mancherlei Sob 
©efpenbet ob ihrer Dgaten, 

Da trugen Änecgte herein 
Den oiel guten ©ärenbraten. 

Doch fottt Sh* baS nicht glauben, 

Dag fie ihn oerjegrten, 

Ohne bag fte oftmals 

Die ©echer unb Drinfgörner leerten; 

©ie hoben nur roenig gefproegen, 

Doch hieben fie tapfer ein, 

©iS oon bem braunen Sären 
Stur übrig mar baS meige ©ebein. 

Da gefchah es, bag fuh oom Sigc 
Der blinbe §arfner erhob. 

„Singe unS", rief Jpetel, 

„6iner halben S un gfrou Sob! 

©inff geigte mir betn Sieb 
Die Docgter beS milben £agen, 

2Bie froh baburch mürbe, 
©Junberlange SJtären fönnf ich fogen! 


„©Sie reich fte ijt an Dugenb, 

9ln Slnmutg unb hoher Sitte, 

©He ftart fte beS ipaufeS märtet 
Sn ihrer grauen SJtitte, 

©He fte @ut unb ©hre 
©ermehrt mir fonber ©Janfen, — 
Stäcgft £orant, bem fühnen gelben, 
£tab* ich bir mein ©lücf ju banfen! 

„©ie hot ftch nicht befonnen, 

©ine Tochter $ur ©Seit ju bringen, 

Die fuebt fte mit fremben Siebern 
Oft in ben Schlaf ju fingen. 

©Hrb ©ubrun grog unb fchön, 

DaS miH ich ollen fagen, 

Sch roerbe ben ©Jerbeboten 

Sticht linber merben, als ber mißte £agen! 

„Seht aber fottft bu SJtären 
Singen uttb oerfünben, 

Die £orant, meinem greunbe, 

©in gleiches ©lücf begrünben! 

Dir feien jroanjig Stinge 
©on lauterm ©olb $u eigen, 

©elingt eS beinern Siebe, 

Sh«t eine feiner merthe ©raut $u jeigen!" 

Dem blinben Sänger reichte 
Sein Sohn bie £tarfe hin, 

Da fuhr er burch bie Saiten, 
Stacgbenflicg marb fein Sinn, 

©iS burch bleichen 3«9 c 
Seuchtete frohes Seben, 

©iS er begann, jur #arfe 
Seine ftarfe Stimme ju ergeben. 

„SJontit fott ich bie SJtaib, 

©on ber ich finge, Dergleichen? 

Stiegt mit ber jarten Stofe, 

Siocg ber Silie, ber bleicgen, 

Stiegt mit bem meigen Scgman, 

Der bie ©Jetten tgeilt, 

Stocg mit bem fcglanfen Steg, 

DaS fegeu ben milben 9Balb burcgeilt, 

„Unb menn in jrjelm unb ©rünne 
Sie goeg ju Stoffe ftgt, 

©Jeitn gell igr breites Scgmcrt 
Sn igrer Stecgten bligt, 

Dann ift fte gleicg bem Sturmminb, 
Der bie Dannen briegt. 

Der bie ©Jolfen gerbeimegt, 

Dag fleg fegeu oerbirgt baS Siegt. 


Digitized by c^ooQie 



t? 


?*■ 


„SBcnn unter ihren §änben 
3ebocb bie £arfe Hingt, 

©Beim fte mit fetter Stimme 
©ewaltige Sieber fingt, 

Dann leuchten ihre ©lugen, 

Sie fc^eint nicht irbifcb mehr, 

Saun ift'S, als fei fie gefomttteit 
©luS ©BotanS litten $aUen b cr * 

„Sticht ift fie Unb unb weich, 

Stein, mie ein gutes Schwert 
Scharf unb ^ell unb leud)teub 
Unb unocrfefjrt. 

Äeinent SJtanue wid fie 
Steidjcn ihre Jpanb, 

So t)errf(^t fie ftolj ju Storbftranb 
üflädjtig über tyr reifes Sanb!" 

„DaS fangeft bu nid)t oergebenS!" 

So rief ber frohe grute, 

„3cb b örtc fagen, eS mode 
3 ln Sälbc bie £ocbgemutf)e 
Jpeerfdjau galten ju Storbftranb 
Unb fidb ^utbigen Taffen, 

DaS ©lücf ift reif, £>err Jporant, 

Du brauebft bartta<b nur mit ber £aitb 
ju faffeu!" 

Unruhig warb ba §oraitt, 

Den ginger taufte er ein 
311 beit gotbnen ©ofal 
Unb fdjrieb mit rot^em ©ein 
Stunen auf beit Dif<b, 

©iS bie ©ewegung febwanb, 

Dann fpradj er: „9Jtein fod |ie werben 
Unb mein tyr fcbötteS, reid^eS Sanb!" 

Der Äöttig Jpetel rief: 

„SJtid) taffe nad) Storbftranb reiten, 

Die ©raut bir ju erwerben, 

$crr grute wirb mich begteiten! 

©Bir wollen auf bie jjeerfebau 
©US frembe ©äfte tommen, 

A \<b hoffe, non unS wirb bie §erriu, 
DaS £)cer unb Sanb für bid) genommen! 

„SBticb müffen ©Bcib unb Äinb 
So tauge nod) entbehren, 

©iS wir bie ©raut hierher 
©cleitet in großen (S^ren. 


^pätte bie SJtaib einen ©ater 
©Sie ben wilbeu £agen, 

Sticht o^ne großes £eer 
©Bürbcn wir uns ju ihr wagen. 

,„3n früher SJtorgenbämtnerung 
Soll bie gafyvt beginnen, 

9)tit unfern Stoffen unb Steifigen 
Steifen wir bann oon binnen. 

Seht aber wollen wir legen 
SlufS Säger ben müben Seib; 

©Bir bürfeit bie $eit nidjt oerfcblafen. 
Dir fotl fein Slitbrer rauben folcbeS ©Beib!" 

grübniorgenS wieherten fchon 
Unb fiampfteit bie guten Stoffe, 

(SS bndteu Stritte im £ofe 
Unb in bem Schlöffe. 

£)err £>orant erhob (Ich ba 
Unb ging hinab in bie £ade. 

Dort ftaub ein warmer ^mbifj, 

GS warteten bie gelben ade. 

Städtern fie ftd) iiiebergefe^t. 

Den SJtorgentrunf $u trinfen, 

Sprach ber &önig §orant, 

Unb ließ bie Stimme ftnfeit, 

„DaS fodt ihr nicht oerfebweigen: 

©Seift fie jurücf mein Sßerben, 

So fod ber jhneg beginnen, 

©Rancher ftarfe Stecfe müßte baran fterben!" 

Unb als fie in ben Scbloßbof 
©Baren hinauSgefommen, 

©eftiegen bie ©oten bie ©ferbe. 

Stebet hndte uerfdjwommen 
ein bie weiten ©ebäube; 

Da nahmen fte Slbfcbieb fchned 
Unb bonnernb fprengten fte fort 
Ueber bicSrücfe, oerfolgt oon ^mttbegebed. 

„Stun ftttb fie babingefabren 
3n beit Stebel hinaus!" 

Sagte tföttig £orant 

Unb fchritt jurücf in’S £>auS; 

„ein buntpfeS ©Ihnen bebrängt mich, 
Stifts ©uteS fann eS bebeuten, 

Die ©Baffen wid ich muftern 
Unb Heerbann f)eifd>en rittgS oon meinen 
Seuten!" 


88 - 


■ö 


Digitized by ^.ooQie 



91 


g ft n f t c § 

3n ©unhilbeS Kammer 
Sranntc mit milbem Schein 
©ine Simpel, bie an Schnüren 
herabhing; auS ©eftein 
2Bar ftc fünftlich gefunkten, 
gern au§ ^tälien h cr 
hätte fic einft $err 3rolt 
hergebracht über baS weite ffltcer. 

©unhilb erfchloß ba§ genfter, 

Um hinab $u fehen, 

®er SRorgenwinb begann 
grifch herein ju wehen 
Unb über baS frohe ©eftcht 
Äalt herüber $u fahren 
Unb frei fein Spiel $u treiben 
SJtit ben golbbraunen, flatternben 
häaren. 

Sin bem hintmelSfaumc 
Uebcr ben bannen fd>on 
©rhob ftd) grau bie ®ämmrung, 

©S rief ber ftarfe “Jon 
®cr h ccr ^rner alle Scannen 
heroor auS ben lichten 3 e lten. 

®en hnnbeti war baS leib, 

®ie Stimmen erhoben fie unb bellten. 

Sluch oon ben Dörfern tarnen 
®ie £eute fchon gegangen, 

®aS feltne Spiel $u fehen, 
trugen fie Verlangen; 

®amit fic nicht hunger litten 
Sin bem langen jage, 

Äörbe unb große Ärüge 
Srachten fie $u feftlichem ©elage. 

Salb hatten fidh bie üßattnen 
Sor ben 3eltcn gefegt, 

SJtit warmem, gutem grühtrunfe 
SBurben fie gelebt, 

Unb in bem Offen ftieg 

ffiic bunfle geuergluth 

®aS SOlorgenroth empor 

Unb färbte ringS baS Sanb wie Slut. 

Unb a(3 fte baS genfter gef^loffen, 
hat ft<h ©unhilb bewehrt 
2Rit golbbefchlagcnem h c l m 
Unb ihrem Äönig$f<hwcrt; 


Sl b c it t e u e r. 

Ucber baS ^ßurpurgemanb, 

SJtit ©olb geftieft unb Steinen, 

Sefeftigte fie bie Srünne, 

Sticht ärmlich wollte fie erfreuten. 

Stun fc^ritt fie über bie £rcppc 
hernieber in bie hätte; 

SJtit lautem ^ubelrufc 
Segrüßtcn fic ba äße, 

3hr Chm, h cnr 2ßate jeboch 
Schloß fie an feine Sruft 
Unb fußte ben rothen 3Jtunb. 

®er anbern mancher thätc baS mit Suft. 

®a war herr Porung oon günen, 

®er wollte nicht fehlen heute, 

@r hätte mit ftch gebracht 
®ic beften feiner Seute, 

Sluch ber junge h cr wig, 

Äönig ber Seelanbe, 

SBar ju bem gefte gefommen, 

®aS war ber Königin feine Schanbe. 

Sie reichte frohen Sinnes 
®en ©äften erft bie h an ^ 

®ann ^ing fie eilig h c l m 

Unb Schlachtfchwert an bie SBanb, 

®och ehe noch auf ben Sifcen 
SlUe gelagert waren, 

©rfchoß beS Stürmers Slafett. 

6r rief: „3n)ei Könige fommen heran* 
gefahren!" 

Unb als ftc barnach fahen, 

Bitten auf ftotjen Stoffen 
hetcl unb grute herein 
Sftit jmattjig werthen ©enoffen. 

SllS bie nun im h°fe 
Son ben ^ferben fprangen, 

Son ©unhilb unb SBate 

SBurben ftc mit großen ©hren empfangen. 

3m häufe innen brängte 
Sieb große SJtcnfchenmengc, 

©S war bie weite hätte 
gür alle oiel $u enge. 

@S ging nun an ein ©rüßen 
Unb hiuunbwibcrfragen, 

®o<h ihre Sotfchaft wollten 
Später erft bie ©äfte fagen. 

-S! 


Digitized by ^.ooQie 




92 


„Stun fagc", fprad) ©unljilbe, 

2113 fic beim grül)trunf mären, 

3 u Äönig £)etel, „ob ftcfy 
Tein ©Beib in ben brei 3( a ^ ren 
Stid)t ttacfy ©arjant gefeint, 

Ter 33urg im ^renlanbe? 

(53 flog oiel ©lut um fte 
| 3 u ©ßülpett auf bem meigen ©anbei" 

Ta lad)te ber ^egelinge, 

„Sie leibet bei mir niefit Rotfj! 

©ßenn einer fte unfanft anfälje, 

Tem brächte baS ben Tob. 

Ta l)at fte ben grimmen $agen 
@emat^ entbehren lernen; 

2lu3 SRatelan, meinem Schlöffe, 

SBürbe jctbfiJporant fte ferner entfernen!" 

©alb mar bie ©onne ermaßt, 

Tie fanbte golbenen ©<$ein 
Turd) bie ©ogenfenfter 
t 3 n bie £mlle ^incin; 

| Ta ftanben fte auf oon ben ©ifcen 

j Unb griffen 511 ©djilben unb ©peeren, 

| 2113 galt c3, oon ben dauern 

©tarfe geinbe abjumeljren. 

Unb a(3 fte bie Treppe fjinab 
3 um Sd?logf)of maren gegangen, 
©tauben in langen Steifen 
| Tie Stoffe, mit 3^ errn ^ bedangen. 

Jperr ©Bäte f>alf feiner Stifte 
hilfsbereit in ben ©ügel, 

SRit ftlbertten ©udfeln roarett 

■ Steid) beklagen 3° l iw unb 3^9^- 

■ ©on rotljem ©arnmet mar 
Ter Ijolje ©attel umgeben, 

©0 jierlid) fdjritt ba3 Stog, 

@3 fcfyiett baljin $u fdjmeben, 

(53 füllte !autn bie £aft 
Ter föniglidjctt grau, 

©om üanbe ber SRogren fam e3 
Unb mar mie eine SRauS fo grau. 

Umgeben oon fünf Königen 
Stitt ^>ilbe auf ben ©lan, 

Tie bannen alle folgten. 

Äaum fal; ba3 £eer fte nafjn, 

©c^rocr ift e3 ju glauben, 

©Bie laut fte ^u rufen begannen, 
£eerf)örner unb ©aufen bröfjttten, 

63 fd^rie ba3 ©olf, ba3 fid) gelagert an 
ben Tannen. 


3n eines #ügetS SRitte 
©Bar aus ©teilten errietet 
©in fyoljer 2 lltar, barauf 
©Bar oiel £ol$ gefäid&tet, 

TaS ftanb in litten glammen, 

§eU praffelten bie ®lutf)en 
Unb jüngelten jum §immel; 

Opfertljiere mugten bort oerbluten. 

TeS SanbeS ©rieftec alle 
3 n lilienmeigen ©croanbcn 
©angen baS Opferlieb, 

3 >nbeg fte ben 2 lltar umftanben, 

Tocfy marb eS faunt gehört 
©or bem lauten Stufen; 

Ta flieg ber l)öd)fte ©riefter 
^pernieber oon beS SlltarS breiten ©tufen. 

(5r fyob, iitbeg er fpraef), 

Tie §änbe auf $um ©egen: 

„Ticfy fod ber ©ötter ©unft 
Seiten auf allen ©Begen! 

§ell mie ber blaue 
@0 murbeft bu, §o<$ unb rein, 

@0 foUft bu bleiben: leudfytenb 
Unb lauter mie ber ©onnenfd&ein! 

Unb ob einft trübe ©Bollen 
lieber ben §immet mef>n, 

Sot* bem Jpaucfy beS ©JinbeS 
©Serben fte oergefjtt! 

Ueber bir roirb matten 
2Woater in fjoljer SRilbe; 

Tie Steinen bürfen ifjm naf)n, 

©0 fei aud) bu fein liebes Äinb, ©um 
fyilbe!" 

2 Wc Ratten bie ©Borte 
2 lngel)ört mit ©djmeigen, 

©iel ftoljc §öupter begannen 
2 lnbädE)tig ftd) ju neigen, 

Ter ©riefter aber fcf)ritt 
3 um Ijoljen 2 lltar mieber. 

Ueber 2ltle fam eS 

©Bie ein froher ©egen ^ernieber. 

Ta bliefte ©un^ilb hinauf 
3 um goljen Rimmelsjelt: 

„Tir, 2lttoater, roiü id) bienen, 

Tu Ijöc^fter §err ber ©Belt!" 

Tann manbte fte ftd) um 
Unb flaute über baS Tljal. 

TaS mar iljr ©olf! — fie gätte 
©eglaubt nicfyt, bag fo mächtig feine 3 öfyl! 


& 


m 


Digitized by ^.ooQie 


93 


©ie 509 tyr Breitet ©cbwert, 

9ltle bamit ju grüßen 

Unb febroang e$ burc3^ bic 8 uft. 

Unten, ihr $u güfcen, 

9lllc bie ftarten Ärieger 
©chwangen ©peere unb Scbilbe. 

„911$ Königin foUft bu un$ leiten, 

3Bir febwören Ireue bir, ©nnhilbc!" 

£err ffiate ritt ^equ, 

3 l^r über ben £elm ju ftreifen 
®a$ ©r&tfjeil ihrer ^^nen, 

®en golbnen Äroneitreifen. 

2 Bcr immer ben getragen, 

®en ehrte man al$ £errn, 

©in fetter ©belftein 
©traute baran rote ein ©tern. 

Unb als ber laute 
®c$ Golfes fich gelegt, 

®a famen $u ifyr bie ©reife 
®e$ £anbe$ tiefbewegt; 

911$ bie nagten, fprang fic 
©ilig oon bem ^>ferbe, 

©turnen unb £eppi<be maren 
9lu$gebreitet über bie ©rbe. 

3 m SWameti ihrer ©emeinben 
hegten bie eilten hin 
@ra$ unb ©rein unb ©rbe 
©or ber Königin, 

©lumen aud) gab jeber 
3 n ihre rechte #anb, 

®em £eimatboben entfproffen, 

©0 roarb ihr übergeben alles £anb. 

Sfc^t formte ba$ £>eer herbei 
9Rü lautem Ärieg$gefang, 

®er wie be$ ©turnteS £ofen 
Uebcr ben ©lan erflang. 

9lcbttaufenb tapferer Scannen 
©drangen ©<bilbc unb SSaffen; 

3 ögen fte fe^t jur ©cblacbt, [febaffen. 
®cm ftärfjten geinbe machten fte ju 

JBalram, ber ffiogt oon Srebfiabt, 
gübrtc fic alle an. 

®er Farben trug er fo oiele, 

®ajj man nicht fagen fann, 

5Bie einfl fein ©eftebt geroefen. 

©$ mar fo toeifj roie ©cbnec 

©ein langer ©art unb fein §aar, | ©ec. 

®ie 9lugen grün unb h*ß wie bi< weite 


Unb feine ©timme tönte | 

2 Sie be$ £>eerhorn$ Älaitg, 

©$ gitterte ber 93oben, 

911$ er 00 m ©ferbe fprang. 

£art mar unb treu fein ©emüth, 

®ie fjeinbe fannten ihn gut, 

©$ mar burd) ihn oergoffen 
Schon manches ftarfen gelben ©lut. 

„28alrant, bicb h c ^' i<h willfontmen!" 

9tief ihm bie fiönigin ju, 

„So oiel meinem ©ater auch bienten, 
deiner mar treuer al$ bu! 

9luf jeber feiner galten 
Stanbefi bu ihm jur Seite, 
ffienn ich «nft Kämpfen müpte, 

9ticht gern entbehrte ich ©eleite!" 

£er ©alram trat h^rju 

Unb fämpfte ben Schmeq h^ na ^- 

„tyn, bem ich 2 reue febwur, 

Irug man in’$ Äönig$grab. 

©her war’ ich fleporben 
3 ehntaufenbfachen lob, 

Seoor ich ih m i«ue 
©ebroeben hätte in ber 9toth! 

„@ram bin ich fielen ©orten, 

®ocb roeniger braucht e$ nur, 

®ir fchmör’ ich ben gleichen ©ib, 

®en id) beinern ©ater febwur!" 

Sie gruben mit ben Schwertern 
©ine ©rube in ben Sanb, 

So tief fte nur oermoebten, [£>anb. 

®ann fchnitt fich 9Balram in bie rcd;tc 

Unb al$ fein rothe$ ©lut 
9ßar ^ineingeftoffen, 
folgten biefem ©eifpiel 
9UIe feine ©enoffen, 

®amt trat £err 9Bate h«^ u 
2 ttit Äönig §etel unb jyrutc, 

9Jtorung unb Herwig auch, [©lute. 

®ie fchmuren greunbfehaft aff mit ihrem 

®ann fam bie fiönigin felbft 
Unb ftach fich ^ cn 2l rm ^ 

®a fprang ein Ouell oon ©lut 
§cü h^oor unb roarm, 

©ie h^tte e$ nicht gefpart, 

SReidjlich begann e$ ju pichen; 

©obann mit ihren Schwertern 
©egannen pc bic ©rube jitjufchliepen. 

-a 


Digitized by c^ooQie 


94 


63 war inbeg bic Sonne 

§och emporgefiiegcn 

Unb festen mit feiger ©luth, 

®a liegen bic aStannen liegen 
®ic Arbeit auf bem $lan 
Unb lagerten ftch im Statten 
©er hohen, buitftcn Sannen 
Unb auf be3 2Balbc3 Sßiefenmatten. 

Sluch mar ©un^ilb §um Sßalbe 
aStit ihren ©äffen geritten, 

©ort ftanben lange £afeln, 

©cd)3 throne in ber Bitten. 

93on allen ©eiten erfüll 
©efang unb frof>e3 Sachen, 

®ie $ugenb tankte Steigen, 
jhtrjrocil mußten fte fiefy mel $u machen. 


£err SJtorung non günen hatte 
$or ft<h mand) gute3 @eri<ht 
Unb ben allercbelftcn ©ein, 

®od) ag unb tranf er nicht, 

Sßenn nicht bie Stockham ihn 
©eroaltfam baju trieben. 

6 r fag unb fann unb fcfynrieg, 

63 marb ihm roilbe3 2Bch oom Sieben. 

Sting3 flammten tyü bie geuer, 

Saufenb ober mehr, 

©ebraten marb unb gefotten 
©em 33olfe unb bem §eer, 
deinem hat e3 gefehlt, 

©o uiel auch @äfte roaren, 

63 mar ein folche3 geft 
©efeiert nicht feit melett 3ah l ‘ cn . 


93i3 ber 33oUmonb ftrahltc 
©urch bie laue Stacht, 

§at an be3 3ubel3 6nbc 
^eine Seele gebacht, 

Stun fuchten bie oiel SJtüben 
Slllmählich Staft unb Stuh, 

®a ritt auch mit ©äften unb SJtannen 
©unhilbe roieberum bem Schlöffe $u. 


(gortfefcung folgt.) 


Pie cSuft ©ar roth • • • • 

Oh/ bitterfalt mar bie SBinternacht, unb bie Suft... ja bie Suft mar roth... 

®a h a t’3 mich gepadft, unb lei3 ftattb ich auf, — e3 mar nur, roeil bie Suft fo 

roth • * • 

3a, fo blutigroth ba3 roilbe ©eroölf, ba3 finfter bur<h’3 genfter man fah, 

"3 mar mohl fein £>imntet, bie £ölle roar'3, roa3 ich büfter über mir glühen fal}. 

,3a, bitterfalt mar bie SBiuternacht, unb ich h^te braugen bie Süfte fchrei’tt, 

Unb fie roürgten bie Suft unb fliegen bie Stacht blutrünftig gegen SBaitb unb 

Stein, — — 

3<h aber, ich hm’te im h^uleitben 2Binb, — oh e3 flaitg fo milb unb fo meh an 

mein Ohr — — 

2lu3 bem ©turnt, au3 ber liefe, au3 tiefer Stacht brang fammernb ein Stöhnen 

lei3 an mein Of)r! , 

®a3 3nngftc (lohnte leife im Schlaf, mie ein tuelfer 3meig mar fein §änbchen fo 

bürr, 

Unb ich fah bie brei, oou junger fo fchmal, mie roelfc Steifer fo braun unb fo 

bürr,... 

aSteine Äinbcr, bie brei, fo franf unb fo fc^mach ... unb braugen ber ©türm unb 

bie gluthrothc Stadst, 

©ie un3 alle, bie Sinnen unb ©^machen, oerfchlingt, fte hat e3 in ©chulb, bie 

gluthrothc Stacht. 


Digitized by c^ooQie 



95 


R-$8 

Um 3Jtittemad)t roar’S unb leis ftonb ich auf, — unb im Äopfe brinnen nur 

roar'S mir fo ferner, 

Unb ich Brannte ein trübes Rampenlicht an unb leuchtete ftiH in ber Äamrner 

um^er, 

Unb gleich auch glitt im matten Rieht an ber Söanb ruhloS ein ©chattenbilb, 

Unb roaS ich fann, unb roaS i<h gebacht, mir raunte eS $u bieS ©chattenbilb.. . 

Unb eS irrte umher unb ftöhnte leis unb fchüttelte roilb baS bunfele #aupt, 

Unb eS preßte gegen bie falte 3Ranb, an ben feuchten ©tein baS franfe §aupt, 

Unb eS leuchtete in ber Kammer umher, unb rings nur gefcen ... unb fonft nichts 

mehr, 

Unb eS irrte ber Rampe fahler ©d)ein rings über gefcen unb fonft nichts mehr. 

2)a paefte mich’S an unb ich ftorrtc grabauS ... oor ben 2lugen roarb’S mir fo 

blutigroth ... 

3m Söinfel baS ©eil, baS glühenbe ©eil... roie ift eS oon geucr unb ©lut fo 

rothl 

3<h ftarrte grabauS in bie roilbe Stacht, — in SDUttcrnachtSfturm unb rothmolfige 

Ruft- 

Unb über mein Jpaupt unb in mein ©ehirn fiel geuergeroölf auS brennenber Ruft... 

Unb über fie trat ich unb beugte mich tief, — fie lagen fo eng, ©efuht an ©eficht, 

©on traurigem groft jufammengebrängt, — fo grau roie 2lf<he baS roelfe 

©eftcht, — — 

3to<h einmal fiel ich on ih re ©eit 1 unb pvefete roilb ihren blaffen äJtunb, 

Unb preßte mein £aupt in baS feuchte ©troh... unb preßte roilb ihren blaffen 

ÜKunb... 

Unb fah grabauS in bie Mitternacht... unb fah burch bie Ruft fhimm fommen 

ben lob ... 

Unb ich fjörte ©eil, unb eS fnirfdjte bumpf, unb über bie §änbe rann eS mir 

roth . .. 

Unb „Mutter!" nur ftöhnte baS ©ine noch unb ftarrte mich an... unb fonft 

nichts mehr, 

Unb baS 2tnbre fuhr auf unb ftarrte mich an. .. unb röchelte bumpf unb fonft 

nichts mehr. 

Oh> wie ftiH, oh roie ftumm, oh roic roth roar bie SNacht! Matt glänjte baS trübe 

Rampenlicht, 

Matt fiel auf ihr fahlgrau ©eficht ber gelbe ©<hcin oom Rampenlicht... 

©tili nahm ich f lc ou t ' n meinen ©cbooß unb preßte fie ftumm an meine ©ruft, 

Unb roufch mit meinen Jh™ ncn b°3 ©tut aus ihrem £>aar, oon ©tim unb oon 

©ruft. 

®aS ©lut, eS riefelt roth unb rinnt ^ a( ht burch bis ber Morgen fommt, 

Unb ich umfehe ih ren blutigen Reib bie 9ta<ht burch bis ber Morgen fommt,... 

Joch ber Jag fommt nicht, nur ber Dtachtroinb fd^reit!... unb braußen fteht 

ftnjtcr gluthrothe 9tacht,... 

Oh 'h r ©lut ftu*i* lieber unb reißt mich h* nroc 9 • • • ©t* h a * * n ©c^ulb, bie 

gluthrothe 9tad)t! 

_ Jnfht* ß*rt. 


k -* 


Digitized by ^.ooQie 



96 


Am 'pafbfee 


t)u fHÜfer See im 2BalbeSbunfel, 
2 Bie friebenat^nienb bciue gluth 
Umhegt oon evnfter tanncn £mt, 
Umfpielt oon golbnem Sichtgefunfel 
$n traumoerlornem Schweigen ruht. 

$u ftitter See, o lag mich raften 
3 n beiner hehren ©infamfeit; 
©orüberraufchen lag bie $tit 
9Rit ihrem treiben, ihrem Mafien, 
2 RU ©rbenweh unb SDteufchenleib. 


$n beinern 9lug\ bem bunflen, feuchten, 
Sag fcbauu mich ein geliebtes ©ilb, 

©in 5lugcnpaar fo lieb unb milb, 
teg unergriinblicf) liefet Seuchen 
Stad) ©lücf mein Seinen einft gefüllt. 

3)u ftiHer See, o gieb ben grieben, 
ten jener 2tugen feiger ©lief 
SJtir nun geraubt, gieb ihn jurücf, 
t)enn nimmer finb 1 i 6) il)n ^iniebeti, 
©ermegt, oerflungen ift baS ©lücf. 


©, lag mich all mein Seib oerfenfen, 
t)u fliüer See, in beine gluth, 

Söfd) aus beS ^erjeuS wilbe ©lutf) 

Unb all mein gü^len, all mein tenfen. 
Sag fchlafen mid) in beiner £mt. — 


Jlnna ^olgf. 


Auf 5 cm 

$ic Stüber fragen, ber Stachen flögt 
Söic lautlos ^inauS in ben See, 

®ocfy jählings aus meinem §erjen löft 
©ich namenlofeS 3Beh*. 

SJtir ift'S, als fc^ruebte mein Staren 
3n fchwinbelnbcr Jpöh 1 burch bie Suft, 
SllS harrten auf meinen Stieberfturj 
tief unten ©flucht unb ßluft. 

S)er ©ec, ein fpiegelglatter Smaragb, 
Siegt enbloS, regungslos; 

Still rufjt auf ber fonnigen gleiche Fracht 
t)er Staub oon ©lütfjen unb SJtooS; 
Äein 3*ttern, fein äöeUenberoegen, 
Untiefen in lichtem Äriftall; 

®rauS ftarren ÄUppcn unb Schroffen 
herauf, 

Umwogt oom gluthenfchwall. 


jtöniflsfee. 

SJtich überftrömt’S, als mügte mit §aft 
Urplötzlich öffnen fich 
®er grünfriftaUcnc 3 nu & cr Pöfoft 
©erfchlingenb Aachen unb mich; 

SllS glitt in ber tobtenftillen 
©raunoollen ©iufamfeit 
SJtein Aachen über ein Scichcnfclb, 
Sfteertief unb erbenbreit. 

Soch fleh, ba thürmen im Sllpenfchncc 
Sich bunfele SJtaffen auf! 

Stun paeft eS ben Schiffer wie gurcht 
unb 3Beh, 

©r ftarrt nach ^ cr ©olfen Sauf. 

3 ch greife nun felbft jutn Stüber, 

Unb brüben oon ©ucht $u ©ucht, 

SSo felShinan ft(h ber SBalb erhebt, 
©eht h^ftbeflügelt bie gluckt. 


Dumpf rollt ber Donner über uuS her 
Unb prallt an bie gelfenroanb; 

Slufbrauft ber ©ec wie baS fehäumenbe SJteer, 

SCBilb fügt er bcS Stoßens Stanb. 

3 $ aber — ich fabe lieber 

Unb fchaue bem Sturme $u, 

t)enn lieber bebroht oon Scben umringt, 

SllS leben in ÄirchhofSruh*. 

garf yrefer. 


Digitized by ^.ooQie 




97 


I»-S 

@ a n 3 o n e. 

3ur 9leige ge^t ber grühlingSnacbmittag: 

3 m ©arten blü^n unb türPföer fJHcbcr, 

©on ©autneSroipfeln tönt ber 9lntfel ©d)lag, 

©ie flötet laut unb lauter i^re Sieber 

®er ©onne nach .... ©d>on finft bie ®ämmrung nieber. 

(Ss befjnen ftcb bie ©lieber, 

(Sntfeffelt ettblid) oon beS ®ageS DKü^c. 

®cnn ^erb ermübenb ifl beS Sen$eS Suft, 

®erau|d^enb roirft beS neuen SBerbettS ®uft, 

Unb unfrei ©djaffenS Äräfte euben frü^e. 

©o rul) 1 id) auS auf einfamer ^erraffe, 

Unb uor mir fteigt ber 5 )tonb herauf, ber blaffe. 

Unb rote fein ©trafjl je^t bur$ bie 3n>eige fällt, 

©ntfpinnt fi<$ ein geheintnifjoolleS ©Beben: 

2ttit 3flubcrfingern roanbclt er bie $öelt. 

©BaS ©Birflicbfeit juoor erfc^icn unb Seben, 

3u ©Ratten unb ju ©fernen roiH’S oerfchroeben. 

®od) auS bem Strom ergeben 
©ich ©pufgcflalten, phantaftc' geboren, 

3 m feuchten SNebcl roallen fiic $u £auf\ 

®a roacht auf’S üfteu* in meinem §erjen auf 
®ic alte ©efm|ud)t, niemals ganj oerloren, 

®er ©Bunfch ooH 3 u>cifel unb ootl ©rauen: 

®er ®ingc roaljreS Slngcftcht ju fd^auert. 

3 ntar fdjafft beS Sebent %xx\al nicht mehr 
®ie arge ©ein, bie ich bereinft empfunben. 

©efänftigt ifl bie martembc Sege^r, 

9lntroort auf alle fragen $u erfunben. 

SJtit ©lutnen ifl bie alte ©pf)in£ umrounben. 

Seit lacht in f)olbcn ©tunben 

®aS grofjc Sftäthfcl frcunblicb mir entgegen 

2luS meinet ©BeibeS, meiner ßinber ©lief. 

Sergönnt l)at mir ein gütiges ©efe^ief, 

3n frieblic^ 5 froher Arbeit mich §u regen, 

Unb roenn beS £ageS ©ürbc niebergleitet, 

3fl mir jur SRaft ein traulich $eim bereitet. 

Unb boefy, bie alte grage lebt unb roacht. 

©ie birgt fiefy hinter ja^llofcn ©erfteefen, 

©ie roe^t ^eran im £>auch ber üJlonbennacbt, 

©ie fommt, mid) jäh mit längfl entwöhntem ©e^reefeu 
3tn ©c^lafc auS bem ®raum beS ©lüefs ju roeefen. 

®ann ohne ©tab unb ©teefen 

©teh ich oerroirrt an eines SlbgrunbS 9tanbe — 

©BaS ift beS SebenS ©inn, beS ©Beltlaufs 3^? 

®ieS bunte 2!lt, ifl eS ein ©aufelfpicl, 

®em ®rugbilb gleich in heifjent ©Büflenlanbe? 

©Bie? Ober fattn (Srfcheimmg uns ben wahren, 

®ett lebten Äern beS SebenS offenbaren? 

IS-£ 


Digitized by ^.ooQie 




98 


St-R 

©ic Fann c§ nidjt, — bcnn unfre Sinne flnb 
galfcbjeugen nur, unmiffenb unb beftoc$cn. 

®a§ 5tuge ift oor unfern ©ünfcfyen blinb, 

®a3 Ol)r betäubt oon unfrei §er$en3 Soeben! 

©er Ijat be§ eignen ©cfen§ Sann burcfybrodjen ? 

©a§ frember Sttunb gef proben, 

©ir Ijören'S faum, ift’S nid)t au<$ unfre Meinung, — 

©n leerer ©cfyad, ber nirgenbS roieber^aHt. 

©mpfinbung nur, bie un3 ba3 £erj burebroadt, 

£aud)t Seben ein ber roecbfelnben ©Meinung. 

©a3 mit ber ©af)rl)cit £raft un3 fotl erfüllen, 

S)a3 muf$ bie eigne, ©eele un$ entlüden. 

©n ©cifteSblifc, ein mächtiges ©efüljl, 

®ie in gemeinter ©tunbe un§ burcfybringen, 

©inb roirFlicfyer, al3 roie ba3 ©cltgeroüljl, 

®er milbc ©trubel non Ottidionen ®ingcn, 

5)ie um un3 fjet* fidj jagen unb bedingen. 

®cr ©a§n felbft, beffen ©Gelingen 

®a3 §er$ fo oft mic 9lug’ unb Ofyr erlegen, 

®er btoge ©aljn l)at roaljre ©djöpferFraft: 

®enn ben ©ebilben, bie fein Stuf errafft, 

2 Bci§ er ben ©djein beö Scben§ aufjuprägen, 

, leibhaftiger a(3 taufenb ©irFlid^Fciten, 

3)ie fd^attcngleid) an un3 oorübergleiten. 

©o bliebe benn bie3 elenb Fleine 3tf> 

®a3 einzige, armfelige ©eroiffe? 

Ol)nmäd)tig, einfam, eroig nur für fid), — 

Unb ring'3umF)er nacfytbunfle ginfternijfe, 

©n Soleier, ben Fein 2id)tftral)l je jerriffe? 

©equält oorn ©cfjlangenbiffe 

®er ©djulb feit unfreit frühen £agen, 

3 rr’ an fic§ felbft, ein $iel für unfern ©pott, 

3 a, mär' bie3 3<§ bie ©eit unb audj iljr ©ott, 

Unmöglich roär'3, bc3 2eben3 £aft $u tragen! 

3 a bann, — bann mar' e3 beffer, ofyne ©eiten 
2lu3 biefem ©ein in'3 Sfticfjtfein ju enteilen! — — — 

S)er 9tebel meiert, — ju meinen Raupten reifyt 
©i$ ©tern an ©tern, — e3 ftra|lt ber §immet§bogen 
9113 Offenbarung ber Unenblidjfeit. 

®a glätten fid) be3 @cifte3 roilbe ©ogen, 

©n füger £roft Fommt mir in'3 §erj gezogen: 

©o oft bie ©inne trogen, 

©ir füljlen'3 tief, — mir ftnb nicfyt ganj oerlaffen, — 

Unb biefe3 2eben3 trüben 3)ämmerfdjein 
@rf)eQt ber ©laubc an ein ljöl)re3 ©ein. 

©ir Fönncn’3 nic^t erFennen, nicht erfaffen — 

3)oc§ fidjrcr geljt ©efüfyl, ba3 un3 beflügelt, 

9113 ade ©eiöfjeit, bie 95crftanb erFlügclt. 

_ Jlfexis JUr. 


U ___-__* 


Digitized by ^.ooQie 




19 


S i i o n. 

34 ftrcBtc gar f>ei§ feit ber 3 u 9 *nb 3cit 
9Jad) göttlicber SiebeSfeligfeit, 

34 flehte: „0 ©öttin, rodele mi 4 locft, 

O neige bid) mir, bafe mein §er$ froljlocft!" 

®o 4 im 2 Binbe oerroefyn 
§örf i 4 mein glef>n: 

SBolfen unb feine ^uno! 

34 f« 4 te brünftig in ffialb unb glur, 

®o4 äffte mi4 ftets ber ©rjefyntcn Spur; 

©S f4meifte mein 3luge $ur ^tmmltföen 3lu, 

06 bort eS entbeefte bie göttliche grau, 

S 04 neblige © 4 ' 4 t 
Ser^üKte baS £id>t: 

Söolfen unb Feine 3wno! 

©inft flieg fie fyernieber itt’S ©rbentfjal 
üttit ben Siiienarnten, beS 3 CU ^ ©ema$l. 

Sie nol;te erhabenem 0pferfeft, 

®a rooüt 1 i4 fie galten unb preffeu feft; 

®o4 mit grimmigem £)ofyn 
5Bar raf4 fie entfloljn: 

Söolfen unb feine 3uno! 

Unb Se^nfu4t fpannt mi4 im 0rcuS fogar 
Sluf’S Stab ber s Jftarter für immerbar, 

34 Greife am Sti)f oljne 9tu^ unb Maft 

Unb meife. bafe mein 3lrm baS ©rfeljntc faßt, 

Scuu beS 0rcuS ®unft 
S4eu4t Siebe unb ©unft: 

3öolfen unb feine 3 uno - 

üt*ext mftx. 


Pem unßeftannten §ott. 

2tuS beineS £er$eitS liefen fteigt empor 
©in li4tumflo|fner, ftrafylenber 9lltar. 

$ort maltet eine ^eiPge ^riefterf4aar 
Unb licbli4 tont if)r f4öner 95Jei^e4or. 

®u freueft bi4 ber reinen Sptnpljonie, 

Die rounberbar in beiner Srufl erflingt, 

2Benn fel'ge Sßomtc bein ©emütl) bur4bringt 
Unb in bir roebt ureigne Harmonie. 

®aS alles, roaS bir lieb unb Ijeilig ift, 

Segft bu al§ 0pfer Ijin auf ben 3Utar, 

SBaS bu erprobet fjaft als ed^t unb roatyr 
Unb maS man nur na4 cro'geit üKafcen mifct. 


& 




Digitized by ^.ooQie 



100 


IR--$3 

3Ba§ bi<h bezaubert einft in bcr IRatur, 

2Ba3 grcunbfchaft bir unb Siebe jugebacht, 

3Ba§ au§ bem ©eltoerfehr bu hergebracht, — 

®a3 ©blc meihft bu bem Elitäre nur. 

Unb roenn ba§ geuer bich ber Qual Derart, 

©enn bu hier roanbeln mugt im ftnfiern Ih a ^ 

®ann bringt burch bein ©emüth ein heder Strahl 
®e§ reinen Sichte non jenem heiligen £>erb. 

®u rühmft, e3 fei bein §er$ ein ©ötterfaal, 

©in Pantheon, barin man Meä fchaut, 

©a§ biefe ©eit befeligt unb erbaut — 

©in £empcl fei’3, burchflammt oon heil'gern Strahl. 

®och bienft bu jenem ©otte unberougt, 

®er über Sternen hoch int £immef thront, 

‘Doch fegnertb auch in Stenfchenherjen roohnt; 

9tur er allein ift beineS §er$en§ Suft. 

Unb ben 5lltar auf beineS £er$en§ ©runb 
£aft bu erbaut: „bem unbefannten ©ott". 

®ie ^nfchrift, bie er trögt, mach nicht ju Spott 
Unb fd)liege freubig h^ut mit ihm ben Sunb. 

©rfenne ihn, bem bu geopfert h<*fr 
Seoor bu beinen ©ott ihn noch genannt. 

©ieb ihm bein £er$, bu bift ja ©ott oerroanbt, 

®ann h«fl bu beineö SebenS 3roecf erfaßt. 

_ f wif 3*tstt. 


g&xücfce. 

©ie ber §immel loht in glammcnpra<ht! 
Slenbenb fpannt ber rothe Sonnenbad 
Seine Srücfc ob be§ ffiafferS Schroad 
Si3 ju mir herüber, glanjentfacht. 

Sin auch Ich gezeichnet unb ejemeiht, 
®ag ich toanbeln fod auf lichter Sahn, 
®ie jur Sonne fühn mich führt hinan, 
§och ob biefem 2)teer oon ©rbenlcib? 

3a, ich nrid’3— menn ade§ ©lücf zerbrach. 
Schreit' ich aufwärts, ©roigfeitgegrügt; 
®orthin, roo ber Sftuhm bie Stirn unS fügt, 
Stuf bem golbnen Steg — ber Sonne nach! 

jemine non ^reu(<$en. 


b-& 


$o(bne 

Sor mir flimmert in Unenblichfeit 
Unb in tiefem, molcttem Stau 
2eiS bie Sec, bie oon ber gelfenfcfjau 
Sich bem SHcf eröffnet grog unb rocit. 

©ie bie Sehnfucht zittert'3 auf ber gluth, 
©mig raftloS mögt fte uferroärtS, 
Sergenb längft oerfunfner gelfen @rj 
Unter tyreS roeiten 3ttantel3 £ut. 

Stuf ber ©raSbanf, blumenüberblüht, 
Jpingelagert, fenft ftch fchminbelnb mir 
Unter'm guge faft ber Slbgrunb hier 
Unb bie Sonne tief unb tiefer glüht. 


Digitized by C^OOQie 




101 


31 m %f) ein. 


Siun fei bic Sorge oergeffen, 

Sief oerfenlt in ben Sthcin! 

Statt mit bunflen ©ppreffen 
Äränj’ ich bie ©tirne mit SBein. 

Äomrn in bie Sommernacht, Serge! 
SüCT mir ben grünen Sofal! 
SJionblicht mebt um bie Serge, 
©länjt auf ben SBellen im S^at. 

Unb bie blü^enben Stehen 
©penbcn un3 lieblichen ®uft. 
©iehft bu e§ mögen unb fchmeben 
Ueber ber bämmcrnben filuft! 

5)rüben ba3 alte ©ernäuer 
®ehnt fidj unb hebt ftch empor; 
Unb e9 ragen in neuer 
©c^ön^cit Rinnen unb £f) or - 

©tolje Stittcrgeflalteu 
©itjen am Sifc^e oon ©tein. 

Um ben fiaifer, ben alten, 

©eine ©enoffen ftd) rei^n. 

Siehe! Siun hebt er ben Se<her, 
SJinft mit grü|enbem £aupt. 

Unb e§ trinfen bie $echer, 

SiingS oon Sieben umlaubt. 


Slber fie flüfiern unb blicfen 
©rnfl unb ftnfter ft<h an. 

SBo^l oon alten ©efchiden 
©iner bie Siebe begann — — 

3Ber fann flauen mit falter 
©eele fol<h herrliches ®itb! 

Sülle ben Secher mir, Filter! 
gelben, mein ©rujj euch gilt! 

Sßeun baS S euer *>er Iraube 
SJiir ben Sufen erhellt, 

Süht ich auS irbifchem ©taube 
Euerem ÄreiS mich gefeilt. — 

herrlich leuchtet ber $hnen 
3eit, hoch bie ©ohne beS Seut 
SSanbeln in fteigenben Sahnen 
©o toie barnalS auch heut. 

Unfere glüdlichen Sage 
Sahen manch glänjenbe Sh fl t* 
gelben, roie jene ber ©age, 
©^ritten auf unferem ißfab. 

Unb im ©Ratten ber Staate, 

3Bie uns jene gethan, 

SBerben bem ©nfelgefchlechte 
©ie einft grüßenb fi<h nahn. 

_ JL SSeflTeff. 


^Koiflenflanfl. 


®ie Sögel fingen lieblich, 

©3 minft ber SJiorgen hell, 

9Jii<h treibt eS in ber Srüf)e 
JpinauS jum Waren Oued. 

3öie murmelt er fo leife! 

3Bie fäufelnb mögt bie Slu. 

Sch roill ein ßränjlein binben 
Son Slumen roth unb blau. — 

®och mie ich auch nach ®tumen 
$n Selb unb #ag geflaut, 

Siur brennenbe Steffeln ftnb’ ich 
Unb bittres 2Bermuth§fraut. 


Scrmeht ift oon ben $cdfcn 
®er Stofenblüthenhauch, 

Siur fpifcc 3)ornen ftarren 
Slm blätterleeren ©trauch- 

Sa fteigt mir ooll ju $cr$cn 
SJiein tief oerhaltneS ffieh, 

Saft mir'S mit meiner Siebe 
®och auch nicht anberS geh; 

Siur ift ihr äöermuth herber, 

Unb tiefer flicht ihr Sorn, 

Sioch he^er brennt bic Sieffcl 
Unb nirgenb blühte im Äorn. 

_ yaußne ^pangenöerg. 


Digitized by ^.ooQie 



102 


sr 


§ieß mir die 'gtofe nic^i... 

©ieb mir bic 5tofe nicht, gieb mir bic Elfter, 

®ie, fjoIbeS Äinb, beit ©ürtel bir gefchmücft; 

©icb mir be§ JnerbfteS bleibe ©lumenfpenbe, — 
Äein 33üb be$ ©lücfs, baS niemals mich beglüeft. 

3BaS foll ber 9fofc buft'ger ©ammetpurpur, 

3>ie tief im Äeld) oerfchnnegnc Siebe trägt, 

©Senn fie nicht mir ihr fiigeS SJtäthfel füubet, 
®eiit §er$ nicht mir in Ijei&er Siebe ferlägtV 

©Seit beffer, Äinb, mag mir bie Elfter frommen; — 
©ic blühte auf in toilbem ©turmeSroe^n 
Unb mirb bereinft auf meinem £obtenf)ügel 
Pin treuer ©Säd)ter unfrer greunbfdjaft fte^n. 


JiarC Paria £ti6i. 


o r ß e i. 


3n trauten 2BalbeSl;aHen 
©chroeif einfam ich einher; 

3lch feh bie ffilätter fallen, 

£ie ©Sipfel fhimrn unb leer. 

©Sie trüb ber ©tra^l ber ©onnen! 
2ftich fehreeft ber ‘Dohlen ©chrei. 
3l<h! Sieber, ©lütten unb ©Sonnen 
©erflutigen, oerioelft, oerrottnen — 
©orbei, oorbei! 


9iie l)at ber ©Salb im ©terben 
3Jtid) alfo tief beiocgt. 

DaS macht: eS mug oerberben, 
©kS treu mein £)er$ gehegt. 

3ch fühl bie ©luth oerrinnen, 

©o füg unb holb fie fei. 

O, lagt meine ih l ^ ncn rinnen! 
Senj, Siebe fliehn mir oon hinnen, 
©orbei, oorbei! 

plfhefw 56fk 


% i t o i n e f f e. 

SRaufchenbe Sinbe — 

©er fchaute beincr ©lüthen buffge ©rächt 
Unb flagte nicht, roenn fie uenoeht im ©Sinbe? 

©entianen — 

©Senn £erbfte3ftünne um bie ©erge tofen, 
©chmücft il)r beS ©SanbrerS einfam fülle ©ahnen. 

©lühenber glieber — 

Sang 1 fe^nt’ ich mich nach beinern fügen Duft, 
Dag er auf'S Sfteu' ertoedfe Sieb' unb Sieber. 


te- 


-8 


Digitized by 


Google 




103 


«-SS 

dbelweiß — 

9?ur ffiljiicr B?ngcnuitl) mrtg bicf) gemimten. — 

9hiv unuerbroffnem Streben wirb bei* s J?vci$. 

91fagicn — 

©d)üttet Ijcrnicber bic fdjttecige 9aft, 

Shiftenb ©ebilbe ber fdjaffenbcti ©vagiett! 

__ Stli^arb £oe$ff<$. 



(SBefpredjunfl btefer jur ©curtbrilunß cinßfganßcncit 33üd)cr bemalten toir und öor. $. 2R.) 


d. .Ämpnlor, <5rrt)«ri», 9mg imb ftaiifjreif. (deorg $Rcper, 9eipgig.) 

Anjengrnbcr, Cubmig, $>r gled auf bev dbr*. BolfSftiitf in brei &ften. (d. ^icrion, £reö* 
ben, 1890.) 

* „ £eimg’funbcn. ©iener ©cibnadüS^ omöbie in brei Elften. (d. s J$icrs 

fon, $reöben, 1.^90.) 

9at)tt, /dir, 2BeIt;Untcrgang. ^cfc^td^tlid^c drgäbluug au§ bem 3 Q D rc 1000 nadj (5briftu8. 
(Breitfopf & Partei, 9eip$ig, 18^9.) 

n. Dinklage, •., tfurge drgäfjlungeii. (deorg s JJteper, 9eipgig.) 

•berbarbs, 3ob- Äug., S uonpmijd)e§ £anbroörterbudj ber beiitfd^en Sprache. 14. Stupf. 
CU). (Trieben, 9eipgig, J889.) 

u. falke, 3akob, 2lu§ bem roeiten SReidje ber ftunft. 2. 51iifT. ('Allgemeiner herein für SDeutfche 
9itteratur, Berlin, 1889.) 

#oetbe§ gauft. (Jrftev uub groeiter Sljeil. (darl Krabbe, Stuttgart, 1889.) 

•reif, Äartin, tfonrabiit, ber leßte ^obmftaufe. Iraucrjpiel in fünf Elften. (3* d. dotta’fcbe 
Budjljanbluna, Stuttgart, 1889.) 

Jlarpeles, •wßno, griebrid) Spieltagen. diu litterarijdjer dffau. (9. ©taadmamt, 9eip* 
gig, 18"9.) 

Ceanber, Äidjarb, $roubabour=9ieber. (Breitfopf & Partei, Veipgia, 1889.) 

u. Ciliencron, Dellen /reiberr, debid)te. (B3ilbelm griebrid), 9eipgtg.) 

Äilon», Stepban, Au3 bent ©üben. Üteue debidjte. ('2lbolf Bong & domp., Stuttgart, 1889.) 

Üloefer, Älbert, Singen unb Sagen. 9teuc ^ebid;te. (93crlagS = Slni'tnlt uitb ^rueferei, 
Hamburg.) 

JJasqnf, €rnfl, üttarp uub ulfarietta. <5iue 'Jfooeüe oom 9ugauer See. (d. $irrfon # 

$rc§beu, 1889.) 

{tanliip, Gbuarb, £er neue ÜJterlin. din debid)t auö bem nä$jten Sahrbunbert. (darl 
•ftrabbe, Stuttgart.) 

JlriSlfi, Sobannea, S'cr heilige Amor. (21. d. ViebeSfinb, 9eipgig, 1889.) 

Spieltagen, /riebrtd), din neuer ifbarao. Vornan in oier Biidjern. (9. Staadmann, 9eips 
jig, 1889.) 

Spina, (Karmen, ^cr föpapfobe ber $imbot>ißa. 9ieber au§ bem ^imbopipatbal. Au§ bem 
BolfSmunbe gefammelt oon Jpelene Bacareöco, in’8 SDeutfd^c übertragen 
ooit darmen Sploa. (dmil Strauß, Bonn, 8890 

Jeimann, Äonrab, Au£ ber gretnbe. debid)te. (3- d. d. 93run§’ Verlag, Üftinben i. 233., 1889.) 

„ „ SÖeiblicbe Mafien. Vornan, (d. '^ierfou, 5)reöben, 1889.) 

®bom, ^ermann, 92cüli9mu§! 3 c * t 9 eni ^6 e Betrachtung. (2(rmin Bouman, 9eip$ig.) 

ItoJ, kidtarb, 9tooe(Ien. 2. 2lufl. fgrcunb & 3 c del, Berlin, 1889.) 

„ „ ^ahiel, ber Äonoertit. Vornan. SDrei Banbe. (^Deutfc^e Berlagä s 21nftalt, 

Stuttgart, 1889.) 


& -& 


Digitized by ^.ooQie 















104 


IR" 





Georg Ebers läßt in Äi’irjc eine „©näh© 
ung aus biblifdjer 3**1" unter ^ cm ‘£itel 
w 3o(ua" erfreuten; ber 2Iu3$ug bei* 3üben 
auS Slegppten bilbet ben ^iflorifdjen hinter* 
arunb beS JöerfeS. (£eutfche BerlagSanftalt, 
Stuttgart.) 

- * - 

„2Selt*Untergang" betitelt Felix Dahn eine 
neue gerichtliche (Jr$äf)tung aus bem 3nh r * 
1000 n. ©h-, welche foeben bei Brcitfopf & 
Partei in Veip^ig erfd)ienen ift. 

- * - 

9lu§ Robert Hameilings Nachlaß erscheint 
in ßiirze „Lehrjahre ber Üiebe". £agebnch= 
blätter unb Briefe. (Berlag$*5ln|talt unb 
$)rucferei, Hamburg.) 


Wilhelm Jensen lägt foeben einen neuen 
Montan „$>ie Jtiitber oom Cebacfer" bei 
$ 8 . ©lifdjer 9tachf. in Leipzig erfdjeinen. 


2US gortfefcung feiner „Sommermärchen" 
oeröffentlid^t Rudolf Baumbach foeben eilte 
neue Sammlung 㩤 mar einmal". (51. 
SiebeSFinb, Ceipjig.) 


3m geiftigen 5lnfchluß an „§au§ Sorten* 
berg" unb „$pmen" läßt Oscar von Red¬ 
witz bei Stlhelm §erfc in Berlin einen 
neuen Vornan „©Hücf" erfdjeinen. 


Bon Ernst Wieherte „£ittauifcheu ©5e* 
fchichten" gelaugte oor ^urgent eine s Reue 
golge jur Ausgabe. (©arl Jteißner, Leipzig.) 


„£er Btäcen" nennt Detlev Freiherr von 
Liliencron mehrere neue (Erzählungen, bie 
in Stürze bei Silhelm griebridj in Leipzig 
erfche inen. 

- * - 

„$>cr ©eneralfelboberft, ein ‘trauerfpicl im 
beutfehen BerS" oon Ernst von Wildenbruch 
gelangt, faß gleichzeitig mit ber erften 2 luf= 
fiihrung am beutfehen $h eatcr in Berlin, 
bei greunb & 3 ccFe l in Berlin in Buchausgabe 
Zur Veröffentlichung. 


Heinrich Seidel lägt foeben feine ©tebidjte 
in einer @efammt*3luSgabe unter bem STitel 
„©locfenfpiel* erfcheinen. (51. @. SficbcSfinb, 
Leipzig.) 

- * —-- 

©ine neue ^ebichtfammlung oon Wilhelm 
Jensen, „3m Borberbft", gelangte oor Jiurzem 
bei B. ©lifdjer 9tachf. in Leipzig z uv $ ers 
öffentlichung. 

- * - 

©ine orientalifdje Dichtung „SiebeSzauber" 
oon Paul Heyse, mit 3Uuftrationen non 
Frank Kirchbach, erfd)eint bemnäc^ft als 
^radjtmerf bei granz ^aitfftaengl in Lunchen. 



Beitinnuftn tob allgemeiner Geltang. Jede Einsendung, aber deren er. Yerwendang Aue- 
knnfl gewünscht wird, muu deutlich und mit nicht zu bl esse r Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder 
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf 
enthalten. Briefliche Kritik ertbeilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Antwort¬ 
schreiben und Bücksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. 30 Kr., 60 Cts. etc.) 
nebst adressirtem Couvert beisufügen. Bei Einsendungen, welche an dieser 8telle Erledigung Anden 
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Qedichte überhaupt nicht, grössere 
Arbeiten aber nur dann surücksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Bückporto’s bei¬ 
liegt Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Originalbeiträge aecepürt. 

P. S. in S—t. grcuublichcu £anf für 
Ueberfenbung beä BilbeS beS oon greiligratlj 
in 0ocft bewohnten £aufeS! Ueber ben Um* 
fang be§ geuiuetonS ift ja bereits in %. 1 


gefagt worben, baß berfelbe fedjä 0 eiten beS 
„beutfehen $)id)terheim" womöglich nicht 
überfleigen foü. $ie eingefanbten ©Jebidjte 
finb leiber nid)t oerwenbbar. 


«- 


Digitized by 


Google 






















105 


E. K. in M—n. SBenn Sic nicht bamit 
cinoerftanben fmb, baf? nur baS groeite ber 
bcibcn oon 3 bncn gufammengefafjtcn ©ebichte 
erfdjeint, muffen mir auf bcn Slbbrurf gäng= 
Iic^ oenichten. 

H. M. in B—y. Vefprednmgen ^abeu 
wir nicht empfangen. $atls Sie berjenige 
roaren, ber uns neulich einen unfranFirten, 
non unS natürlich nicht angenommenen 55rief 
fanbte, tragen Ste jelbft bie Scffulb. 

C. P. in W—eh. 3hr 3?u<h werben mir 
gut ©efpredjung bringen. 

M. N. in B—n. 3h™ Schichte fmb $u 
wenig burdjgcarbcitet; natürlich gilt bie Ve- 
jchränfuua auf fünf ©ebidjie auch für Brief* 
liehe Ärittf. 

A. K. in B—n. heften DanF für 3§r 
Vilb! 

C. S. in W—n „Siroarb 3 ör l*; J- A. in 
T—au w Äu 8 ber Jugenbseit" • K. H. in E—d 
„SeligFeit im £eib*; Dr. E. A. in L—d 
„VitlFan“ (3h r 93u<h wirbbefprochen werben); 
0. W. in M-an „Heinrichs I. Vrautfahrt*; 
J. K. in F— n „Da§ ?ieb* unb „föinter* 
bilb"; E. H. in H—f u. b. $itel „9ta<h beni 
Kampfe*; J. R. H. in B—n „3ohanni8= 
berger", „S'anagra*; M. V. in A —g „Die 

(©cplub ber SRebactiou biefer 


Siebe"; M. G. in 0—f „©ieb acht - . An¬ 
genommen. 

R. S. in B—n (fehlerhafte SBenbungen); 
G. R. in M—u (ftreben Sie nach inhaltlicher 
Vertiefung); Dr. K. K. in D—m; Th. K. 
in W—s Qu moralifch'bibaftifch, nicht in 
Voefie umgefefct); F. G. in T—au ffür uns 
nicht geeignet, oieUeicht für etne^ugenofehnft); 
W. S. in G-d; B. C. E. in B-n; M. F. 
in R—ck; 0. P. K. in L—g Qu unbeftimmt 
in ber gärbung); P. K. in L—ck (ein „Senn* 
gebid)t" ohne rechte Stimmung); E. F. in 
A—g (oerbrancht); K G. in L.-G—s Qu? 
roeilen gu regellos unb berb, anbrerfeitS ohne 
lebenbigen JmpulS)^ E. M. in C—s; Dr. 

G. P. in K—g; A. S. in T—m (gehaltlos); 

H. M. in B—n (fprachli<h oielfacp mangels 
haft); R. 0. in S—g. Dankend ab¬ 
gelehnt. 

Th. R. in H—e a. S. 2öenn Sie benfen, 
mir lürnten 3h ncn » wenn Sie nicht bei jebetn 
Vrieffchalter mit einer ©infenbung oertreten 
finb, fo ift baS nicht gang gutrefjenb. 3 m 
©egentljeil, mir Fönnen 3*> ne n wie Slnbem 
nur empfehlen, feltener, aber batür nach fora? 
famer Prüfung einjufenben. Die Waffe thurS 
nicht. 

Kummer: 26. Octobrr 1889.) 


ju üßerfehen! 

Da wir auch ben bieSjährigen ©eihnachtSnummern QRr. 6 , 7 unb 8 ) beS „Deutfchen 
Dichterheim", bie am 18. 9?ooemoer, beg. 2 . unb 10 . Dccembcr gur Verfenbung gelangen, 
einen elegant auSgeftatteten 

„T*7"eilma,clrts - ünzeigrer w 

beigugeben beabfichtigcn, fo machen mir unfere geflöhten Sefer auf benfelben behufs 3 ^ s 
fertion litterarifdher (Irgcugniffe hoflichft aufmerFfam imb bemerfeu, baß wir für bie einmal 
gefpaltene Wonpareiflegeile ober beren iftaum incl. SRothbrucf ber *DiteI unb ftntornamen, bie je 
auf einer 3 c *l e befonberS flehen müffen, nur 30 Vf- berechnen. Vei 3maliger Huf* 
nahm« berfelben 9lngeige gewähren mir 20 % Rabatt. 

©efl. Slufträae erbitten mir unS minbeftenS 8 D a g e oor Ausgabe berienigen 
fftummer, in welcher baS 3”Krat s {jlafc finbeu foö. 3 n i«™te, welche in allen brei 
Hummern 2 lufnahmc fiuben foHen, beliebe man, uns 6 b fpätefltn* 11 . 9 ^m 6 er 
eingufeuben. 


9n6artspergei(hnig. 

ffebifftr Don 3obanart 0rölB, ff»atb übler, 3allas ßart, Anita Doigt, Carl Order, Alerl* Aar, Albert 
ÜBfrr, ffvil WUki, ßrminr ooa PrrnfibrB, A. Ceflel, Paallae Spaanenbero, flarl üaria ffribt, Wilbrlm 3brt 
unb Uiibarb fiaebli*. — ffrbrr bat ffrfaidjtliat in brr iiiiana. ®on irlir leb«, (©djtufe.) — J»ri ffrjflblrr. 
C^in IlttfrorHcbe« ^oppelbilb. ©on Urrwatm Ärnkrt. (©diiuft.) — ffnabllb. (^itt ©rlbengebidjt uon tafln« 
laflropp. (Sortfepung.) — Utor Sldjrr. — Citfteratnr anb «aafl. — SrirffibaUfr. — Bi (bl ja flbrrfrbra! 

•V ?l«<hbruit nur unter genauer $uelTenanga0r geftattet. "Wl 


©efleDungen fmb gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’t Vorlag), <$iufenbungeit 
an bie Redaotlon dea H Doutoolion Dlohterheim“ in Dresden -Strieeea. 3« Qommiffion; 
Tröb’sche Buchhandlung (9. Schmittner) in ZBrlch unb E. Steiger 4 Cie. in New-York. 


Digitized by ^.ooQie 













106 


w 


IHELimNE 


von 


HILLERN 


Verfasserin der „Geier-Wally“ veröffentlicht soeben in „Vom Fels rum Meer 14 nach zehnjährigem 
Schweigen einen neuen Roman. Derselbe führt den Titel „Am Kranz 44 und hat die Oberamtner- 
gauer Passionsspiele als Hintergrund. — Mit dem eben beginnenden neuen Jahrgang briugt die 
beliebte Zeitschrift eine grosse Fülle der interessantesten und gediegensten Beiträge voll spannen¬ 
der Unterhaltung and erschöpfender Belehrung. Abgeschlossene Erzählungen fast in jedem 
Heft. Kostbare Kunstblättor. Beste Zeit zum Eintritt iu das Abonnemeut, welches jede Buch¬ 
handlung und Postanstalt entgegennimmt. Preis des Heftes 1 Mark. 



Literarische Korrespondenz 

und Kritische Rundschau. 

Monatsschrift zur Hebung des Schrifttums. 


Wir empflndon diese eigenartige kritisch-schriftstellerische Monatsschrift als wesentlichen 
Faktor des literarischen Lebens, so gediegen ist eie. — Gerade von der Kritik setzt muo voraus, Iä 
dass sie in rostigem akademischem Geleise verdri«sslicli sich hiuschlepf*. Doch Thoiu's Organ kr 
belehrt uns eines auderen. Seine Kritik und Feuilletouistik bringt eiuen neueu Ton; frisch uud IJ| 
unmittelbar, sozusagen impressionistisch giebt sie sich iu einer Weise, die man sonst nur der kl 
Vollblutlyrik zutraute .... Von den so hässlichen persönlichen Motiven, von Partei- uud Na- IS 
menszwang nirgends die leiseste Spur zu fiuden! Überraschend glücklich zwischen Publikum 
und Schriftsteller, auf halbem Wege, ist der Standpunkt dieses Unternehmens gewühlt. Gerade IS 
diese Berücksichtigung der Poesie des Schaffens und der Feder ist, wie kaum irgend etwas anderes, JxT 
geeignet, die Gleichgültigkeit des Publikums iu ein intimes Interesse umzuwandeln. Peter Hille. [S 

Am 15. eines jeden Monats erscheint ein mindestens 4 Bogen starkes bro- fijj 
schiert es Oktav - Heft. frij 

= Jahresabonnement (12 Hefte) 1,50 Mark. = pf 

Probehefte besorgt jede Buchhandlung; auch sind solche ev. gegen Ein- |Sj 
Sendung des Portos (10 direkt zu beziehen von der Verlagsbuchhandlung ß| 

Armin llouman in Leipzig. 1 

Im Unterzeichneten Verlage erschienen soeben: 8 

Geschichte der deutschen Litteratur 

von Goethe’8 Tode bis zur Gegenwart. 

(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.) § 
Von Paul Heinze und Rudolf Goette. | 

Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namensziigen von H. von Kleist, 9 
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytäg, Th. Storni, R. Ha- | 
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch. H 

Preis: brosch. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf. j 

Die ersten Stimmen der Presse lassen sich folgendermassen vernehmen: 

Uhetntscber Kurier: ln diesem Werke wird uns eine trefflieh geschriebene Geschichte H 
der neueren Litteratur geboten .... Iu vollstem Maaese ist den Verfassern das gelungen, was 
sie erhofft haben: ein Werk zu schaffen, das bei dem gebildeten Laien Verständniss uud Theil- 
nahme für die Schätze unseres neuen Schriftthums zu erwecken vermag. Das gediegene 
Buch sei allen Freunden der Litteratur auf das Wärmste empfohlen. — Berliner j 
Borsen-Zeltung: Bei grösster Knappheit zählen die Autoren bei jedem einzelnen Dichter die 
Werke desselben im Zusammenhänge auf, und * ürdigen sie einer klaren Darstellung, um so ein 
einheitliches Bild von der geistigen Persönlichkeit jedes einzelnen Dichters zu geben. Wir em¬ 
pfehlen dieses Werk als ein höchst werthvolles. 

Das Volkramslied. 

Ein Sang aus unseren Tagen. 

Von Julias Grosse. 

18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark. 

Dieses Epos, welches der Verfasser selbst als das Hauptwerk seines Lebens 
bezeichnete, entrollt in gewaltigen Zögen die Entwickelung des deutschen Volkes 
zu soiner heutigen Macht und Grösse während des letzten Vierteljahrhunderts, 
indem es den Helden Erwin Volkram mitten in den Strudel der Zeitbegebnisse 
hineinstellt. Paul Heinze’s Yerlag, Dresden-Striesen. 


<S$efs£Rebacteur unb <$tgent§ümer: ?nttf SRebacteur: Jtuboff $otfte. 

Druff Don Serbin emb Ibomafc tn Dreftben. — ißapter Don 6ieler & Sogei in Beiftig. 


Digitized by ^.ooQie 





Drgnu für DiMunft und ilritiR. (Der „Deutfideii Diifiterdaffe” 19. £nnil.) 

Herausgeber: S^attf £ein)e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Ul halbjährl., vorausz&hlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di- 
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim 1 * in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. Mira beziehentlich 1. September angenommen. Einseine Nummern fc 50 5 Stack einer Nummer Ul 1,60. 




$ra%**ätt0 + 


anu ein geregter fanfi bafiitgeftfieben, 
?3ef<fjer mit etfter fr tut ff eis fieniebeu 
#ffe bie #a0en, bie ifm 0oU 0eftfeerte, 
<Äegte unb mefrte, 


ilnr nm )u fa0en für brr £rmutf Stuten, 
Ufnr nm )u fa0en, bie ba SKangef ritten 
$ei(Hß wie fei0fi(f, beffen perlt werben 
Pauern auf $rben. 


#0 unan$0fei0fi<$ aurfj »erfaßt fein panten, 
e$eimt un0ef(frei0fi<f ^trurft ans feinem pamen; 

Späte £ef<f fetffer ernten feiner ffaten 
gteifenbe Maaten. 

Sfreb bir, gereifter, auf bes panftes pfafter, 

Per bn mit etffer freue ab ^erwafter 
$otte* fienieben reitfe paat befdjieben! 

Stufe in pfrieben! 

0tto pfran) genfhfen. 



& 


Digitized by ^.ooQie 




108 


«r 


- 5 ? 



Pie Unnatur im romaitifdjen Prama 
bei 'üteugeit.*) 

©on ßn go 3t ß ein fä ab er. 


ie auf bie erfie ©lütßegeit ber 
beutfehen Sitteratur ein meßr* 
hunbertjäßricjer SöerfaQ unb 
bann bie 3 eit ber Otocßahm* 
una folgte, fo fcßeint ber 
«Jperrfcßaft beS ftTafficiSmuS unb bereu 5luS* 
Flängen, auf bem (Gebiete beS £ramaS 
wenigftenS, gleichfalls eine frembherrlicße 
Nachfolge 511 erwaeßfen. $er beiitfd^^gcr- 
manijeße ©eift iiblt fuß gu arm, auS eigener 
jfraft unb giiHe bie Erneuerung feiner jelbft 
gu beginnen; er fueßt fein £etl in ber 5ln* 
reguna non außen. OfterFwiirbiger Seife 
feßweifen bie ©licFe hinüber nach Seften gu 
ben glorreich ©efiegten oon ehebem; non ihnen 
erwartet man £ilfe unb Rettung. $)ie 
©ieger fcheinen fe|r wenig gefchidhlid^cn 0 inn 
ju hegen, ober fie ftnb oerblenbet burch 
äußeren ©djem unb fteefen in ber alten 
(Schwäche, in ber (Sucht nach 5luSlänberei, 
fonft müßten fie rntffen, baß ber fftontaniS* 
muS nur fehr geringen ©influß auf bie 
beutfd&e Sitteratur, im ©efonberen auf baS 
beutfehe $>rama auSguüben im ©tanbe war, 
ich meine einen fegenbringenben, erneuerubeu, 
belebenben Einfluß, ^«©erfueße, bie Schöße 
linge ber frangöfifeßen unb fpanifchen £ranta* 
tiF auf beutfehen ©oben gu oerpflangen, waren 
non jeher unnatürlich, unb fie werben eS 
fürberhin bleiben. Uufcheinbare unb unfrueßt* 
bare, lebensunfähige ©ewäcßfe fmb eS in 
früheren feiten gewefen; heute erfdjeinen fie 
unS als üppig auffeßießenbe ©iftFräuter, bie 
in ihren SirFungen ben nerberblichen ber 
SoHFirfcße, beS ©ilfenFrautcS unb beS 'ftaeßt* 
fchattenS, gleicßuißweife gefproeßen, gleicßFom* 
men unb eS ift bie Pflicht ber beutfehen 
©üßnenleitungen unb ^ritifer, biefe gemein* 

S üblichen ^langen auSguroben, benor fie 
eS überwuchern unb baS germauifche Sefcit 
in romanifcher Unnatur erftiefen. Sarum 
fagen wir romanifche Unnatur? 

1624 war eS, als Oft. Opiß’ „Büchlein oon 
ber beutfehen ©oeterep" erfeßien unb bamit 
begann baS gefeßmäßige OtacßahmungSwefen 
unb bie ©infcßnürimc} nach frangofifchem 
Oftufier. SaS ^alf bie ©eegenwirfung ber 
beiben echt germanifchen Oftaimer 51. SecF* 
herlin unb 51. ©rppß, beren ©eftrebungen 
noch immer meßt genug gewürbigt fmb! 
©ergebenS wiefen fie auf baS germauifche 
OluSlanb hin, auf bie englifcße unb nieber* 
länbifdhe Sitteratur. $>aS 3, e italter beS r °i 
soleil begann, bie §errfcßaft ber fürftlichen 
©elbflßerrlicßFeit auf ftaatlichem unb auf 
geiftigem ©ebiete; in SouiS XIV. oerförperte 


fich bie leßtere in ooQenbetfter 5lrt. Unb 
welcße nach außen wirFfame ©ewalt bie in 
fich ruhenbe frangöfifche ©traßlenfonne barg, 
ift hinrcichenb befannt; baS öfilicfje OJacßbar* 
lanb lag in jeber ©egießuitg oöllig im ©amt* 
FreiS ihrer Oftacht, unb auch ben ©üben ge* 
lang eS ißr fpätcr in bie ©cßranFen gu giehen. 
grangöfifcßeS Sefen unb FlaffifcßeS Sefen 
finb gleichartige begriffe gewefen für bie ba* 
malige 3eit. (Sollte nun nicht auch bi« üon 
ber 5legiS beS ©Gewaltigen gefaßte fran* 
göfifcße ^ramatiF bie fiaffifeße fein! Un* 
alücflicßer Seife hatte bamalS ieutfcßlanb 
Feine anbere Saht als bie gwifeßen bem regel* 
loten ©chwulft ber jüngeren ©chlefier unb 
bem feießten ©eplätfcßer ber Safferpoeten 
einerfeitS unb ben fteifleinenen ©tiicFen ber 
grangofeit anbererfeitS, bie Ofteifier ©ottfeheb 
für bie beutfehe ©üßne gufchnitt unb nacß= 
ahmte. 5Ufo fielgten bie beperrücFten unb 
bereifroeften ©eßalten, unwahr im 3 nnercn 
unb 5leußeren, ©orneiüeS unb fftacineS ©eifieS* 
Finber, unter bem Flappernben ©ecßSacßtel* 
taFte beS 5llepanbrinerS über bie ©retter, unb 
bie öffentliche JfcritiF fanb alles herrlich, wenn 
nur baS ©oileau’fcße ©efeß ber brei ©in* 
heiten gewahrt war. ©0 Farn eS, baß bie 
beutfehe ©ühncnbicßtimg fo feft in ber fran* 
göfifchen ©cßuürbruft ftaF, baß ber große 
Scffmg eS Faum oermochte, mit feiner Öteu* 
formnng burgubringen. ©S beburfte beS ge* 
waltigen SoSbrucßS beS furor germanieus in 
beu (Stürmern unb Drängern, um bie fran* 
göfifche Unnatur ßinweggufegen. — ©leich* 
geitig mit ben graitgofen, fcßon etwas früher 
als biefe, hatten ihre romanifdjen ©rüber, bie 
©panier, ihre Fiaffifeße Sitteraturperiobe. 
©owohl ber frifch gugreifenbe, üolFStßümlkße 
Sope als auch ber einen höheren glug neß= 
menbe buuFte ©alberon feßufen in ihren 
SerFen $)cnFmale oolFStßümlicßer ©röße, bie 
für bie 3 c ^ cn ber ©ßilippe uitb Äarle 
©lang uub Fracht bebeuteten. £>ocß fchon 
unter ber ©ourbonenherrfchaft, unter bem 
fünften ©ßilipp, brang auch ber frangöfifche 
ftlafficiSmuS über bie ©prenäen, unb nun 
begann ein erbitterter ©treit gwifeßen beiben 
Ohcßtungen, bie nebeneinanber baS gelb be* 
hanpteten. 5Iuf bie ©ermauen, befonberS 
auf bie ^eutfeßen, hatten bie SerFe ber alten 
fpanifchen JtlaffiFer troß ber ©emühungen 
ber fftomantiFer, biefelben auf unferer ©ü^ne 
eingubürgern, Feinen nachhaltigen ©influß. 
T)ie religiöS*fittlichen Olnfdjauungen ber ©üb* 
länber wiberfprechcn ben unteren 511 fehr. 
©twa fiinfgig 3 a h rc uaeßbem bie Äeulen* 


*) 2Bir bringen biefen Sluffat? wegen ber öielfadjen geiftigen Ölnregungen, welche berfelbe bietet, unb 
ber Uchtboffen 6cf)ilberung litterarifcber Strömungen gern jum Sbbrucf, nerwabren un8 ober gegen bie Mn* 
nähme, al$ feien wir mit aßen 'Ausführungen bc» §crrn fficrfafferS einberftanben. 9t. 


S5- 


-ö 


Digitized by 


Google 






109 




fdhiäqe ber beutfehen ©türmer unb Sränger 
ben i^ron ber £errfd)aft beS gran 3 ofenthumS 
in ber ?itteratur zertrümmert begannen in 
granfreich felbft bie Angriffe auf ben oer= 
rotteten fogenannten klafftciSmuS, ber bie 
große Uimoäljung iiberbauert hatte, als leßter 
Nefl auS alten Sagen. 3n bem Kampfe 
ficgte bie neue ©cßule. Siefe fra^öfifdjen 
©türmer unb Sränger, 3?. $ugo unb 
51. SuipaS an ber ©piße, nahmen jum 93or= 
bilbe — ben germanifd)en ©tjafefpeare, aber 
mit einem, oofligen Ünoerftanb für bie bra= 
matifdje kunft be^eugenben Mißgriffe gerabe 
beffen regellofefte Seife, bie köniaSbramen. 
©ie Ratten nichts gelernt ober rooUten nichts 
lernen auS bcm ©eifpiele ihrer heutigen ®e= 
noffen beS früheren 3 e itraumeS. ®aS ©e : 
ftreben, realiftifd) unb oolfSthümlich 3 U fein, 
oeranlaßte fie, bie betretene ©ahn halb roieber 
311 oerlaffen. SnmaS, ©ue, be kocf, ©al 3 ac 
roanbten fich bem Romane 311 ; §ugo blieb 
allein bem Sranta getreu. 51 (le aber ful= 
tioirtcn oon ba ab bie „£albroeltpoefie" ober 
bie *£>etärenbichtung\ roie 0. 0 . Seifner ein= 
mal fagte. ©eit ©. £ugoS „Manon S'eScaut" 
blieb bie £etäre ober, beutfdj gefagt, bie 
©uhlerin ^auptperjon beS SramaS ber gran= 
3 ofen. TOit ihr feiert ber kreis ber neujeit= 
liehen bramatifchen „@rößen" feine Sriumpße, 
baS fran 3 Öfifdhe Srama feine ^njeite @lan 33 eit, 
roie fogar beutfehe ober beutfeh fein rooflenbe 
Äunftrichter in unnatürlicher ©egeifterung 
behaupten. Siefe ^auptgvößen aber finb: 
51. SumaS ©ohn, ©.©arbou, (*. 3°fa; in 
geroiffem ©egenfaße 311 biefer IriaS ftehen 
(k ©. (5. 5lugier unb 51. Saubet. 51. SumaS 
©ohn ift ber Sonangeber in ber „^etäreiu 
bidjtung" ober im „@h*bruchSbrama"; er 
roar fepon ber gefeierte £elb ;ur £eit beS 
entfittliebten peiten KaiferreicheS, er hat fich 
ben Nupm bis heute 3 U beioapren gemußt. 
Sie gan^e ^eicßtlebigfeit unb Seicptfertigfeit beS 
gran 3 ofenthumS fpriept auS feinen Sramen, 
oie gan 3 e Unfittlicpfeit frangöfif^er 3 u ftänbe 
roirb in ihnen bloßgelegt. Man glaubt par, 
baß eS fich in feinen Serfen um bie Höfling 
fittlicher focialer gragen panbelt; bei näherer 
©etracfjtung crioeift (ich inbeß biefer (Glaube 
als Saufcpung. ©arbou unb 3 °l a treten 
in feine gnßtapfen; leßterer baut beu NealiS= 
muS S^umaS’ 311 m fraffen Naturalismus 
auS, er hat einige feiner Nonianftoffe 3 U 
©ühnenroerfenumgef (paffen. Maßooöer treten 
Slugier unb Raubet auf. (öfterer greift ben 
Materialismus offen an; auch Raubet ^eigt 
unS beffere, reinere ©ilber. SenigftenS be= 
friebigen bie 5luSgänge ber Sramen, mährenb 
bei ben auSfjhließlicpen Nealiften tpeilS bie 
arenienlofe fieieptfertigfeit bis an’S @nbe perrs 
jepeno bleibt, thcilS bie jähe ©eqroeirluitg 
rettungslos ben 3 u f Q mmenbruch herbeiführt. 

3u ber 3eit, als baS altfrangöfifc^e Srama 
in bem ^eimatlanbe feine ©tellung oerlor, 
entlebigten ftch auch bie ©panier feiner £err- 
fdhaft. Sie SobeSrounbe oerfeßte ihm hier 
5lngel ©aaoebra mit feinem ©chicffalSbrama 
„Son 5lloaro". l'opc 3 be 5li ala, ^ofe 3oriUa 


83 


unb Nuite 3 be 5lree, roie fchon oorher §arßen= 
bufcp, (*il p Karate u. 51. begannen bie 
fpanifche Nenaijfance. ©ie gingen auf £ope 
unb Galberon jurücf, hoch übten auch ©. £ugo 
unb SumaS ©ater auf bie jüngeren Sichter 
großen Einfluß auS. 5luS ber Mifcpung beS 
altfpauifcpen KlafficiSmuS mit bem neufran= 
öfifd^en NealiSmuS ging ber fogenannte 
panifche Neo-romanticismo heroor. ^aupt= 
oertreter biefer Nichtung, neben 3 arilla ber 
gefeiertfte ^elb im fonnigen ©üben, ift ^ofe 
(^chegarap, ber große (belehrte unb ehemalige 
^anbelSniinifter ©crranoS. ©eit 1874 bi<h : 
terijeh thätig, hat er an bie breißig Sramen 
gefchrieben. (5S finb ©tiiefe, bie baS ©eelen= 
leben barlegen, faft jebeS bel)anbelt einen 
.Kampf 3 roi|chen 3 toei Pflichten, geißelt ein 
menfchlidbeS i'after; aber feines oerherrlidjt 
eine Hetäre, ^chegarap ift ftreng fittlich, 
roaS ben ©unft ber (?b»ve anbetrifft ein Son 
im ©inne QalberonS, auch beffen bilberreiche 
©prache unb prunfenbe ©erfe finben roir 
bei ihm roieber. ©on ben gran 3 ofen hat er 
bie realiftifchen ^eitgebanfen unb bie 5lrt unb 
Seife, feine ©tiiefe in einem unS nicht be= 
friebigetiben ©inne auSflingen 3 U laffen. 
Sie Mifcßung oon NomanticiSmuS unb 
NealiSntuS jeigt fich in ben oerfchiebenen 
C^eftalteu eines unb beffelben ©tücfeS beutlich. 
5luch bie Mache, baS fünftliche ©erfchlingen 
foroohl als baS fünftliche Söfen, hat er oon 
SumaS ©ohn unb (SJenoffen. fedjegarapS 
befanntefte ©tiiefe in Seutfchlanb finb „El 
gran Galcoto“ (Ser große (^aleotto — unter 
(^aleotto ift baS ©efpenft ber „öffentlichen 
Meinung" 311 oerftehen) unb „0 locura, 6 
santidad“ („5>erriicftheit ober ^>eiligfeit"). 
Sie biifteren t^emälbe mit bem unbefriebigem 
ben ©chluffe roiberftehen troß mancher inneren 
erhabenen ©chÖnljeit bem germanifdjeu (Reifte. 

gaffen roir nun fritifd) betrachtenb in'S 
5luge, roarum ein |)ilfefudhen beim NomaniS= 
muS unfere bramatifche Sitteratur 3 m Un= 
natur unb sum liebet oerleiten muß, fo fann 
eS bem blöbeften ©liefe nidht lange oerborgen 
erfcheinen. 

J. Sir haben feinen bramatifchen Mittel 
punft in ber Jpauptftabt beS NeicheS. Sie 
Skater oon ©ariS, an ihrer ©piße baS 
Theatre fran^ais, unb bie oon Mabrib, oorauf 
baS Teatro Espanol, gminqen bem ganjen 
i?anbe ben bramatifchen (iKfchmacf auf. <5S 
giebt oiele Seutfche, roelche bem königlichen 
©d^aufpielhaufe 311 ©erlin eine ähnliche Nolle 
roünfchen; ^ott fei Sanf, baß eS biefelbe 
nicht fpielt. Nie unb nimmer fann baS im 
Often beS NeichcS gelegene ©erlin für bie 
beutfehen ©ruberftämme überall in ©achen 
ber Kunft tonangebenb fein. ©0 fehr lobenS= 
roerth eS ift, baß bie ftaatlicße Macßtoerförper^ 
ung fid) in ber NeidhShauptftabt befinbet, fo 
ift eS hoch unmöglich, baS „Norb unb ©üb" 
unb „Oft unb Seft" im beutfehen ($eifteSs 
leben 3 U oerfchme^en. SaS liegt in ber 
geographifchen ©efchafienheit beS vanbeS be= 
grünbet. granfreiefi bilbet im 5lHgemcinen 
eine große gläche, ©panien eine große ^ocß= 


Digitized by (^.ooQie 



SS 


ebene, in £eutfcplanb aber paben roir Sflarfcp 
nnb Sllpen unb — roa§ bajroifcpett liegt. 
SSenn roir allerbingS unjeren ftaatlicpen unb 
geizigen SrennpunFt in be§ £anbe3 ^ETiitte 


neriegen Fönnten-! £a bieS nun roopl 

niemals gefepepen roirb, fo Fann ber fpanifcp: 
franftöfifc^c PinungSgcbanFe auf geizigem 
(Gebiete bei unS niept Dfaum ftnben. 


(Scplujj folgt.) 


4 


After all. 

1862. 

9facp ©illiam ©inter. 


©3 reifen bie tJIepfel im ©arten, 
Unb bie Arbeit beö ScpnitterS rupt, 
®ie golbnen ©älber erglühen 
3>it ber fterbenben Sonne Slut. 


$a fpriept ber ©utSperr, im glüfterton, — 
„®a$ Pnbe Fann S^iemanb fepn; 

©ir geben ipn bem Saterlanb 
Unb $u ©ott bem Herren mir flepn." 


3>tt ber £au§tpür fit^t ber ©uteperr, 
SD^iib blicFt fein Slugenpaar, 

©3 fpielt ein leichter 9lbenbroinb 
9Wit feinem Silberpaar. 


®ie Seilcpen fcpmücfen bie ©iefen, 
®ie Sftofett umranfen baö £por, 
Sie ftreuen über ben ©arten pin 
^otproei&en Slütpenflor. 


3ur Seite Fniet ipm ein junges ©eib, 
Unb iprer Faum beroujjt, 
i*epnt fte ba§ £aupt im tiefften 
Scpmer$ 

©iber be§ 5Uten Sruft. 

Unb meitpin über bie Pbite 
Pin jitternbeS Pepo bringt, 

£aS mie uerpaßenber ^örnerfepaß 
Unb £rommelraffeln flingt. 


Serroaift ift beS ©utSperrn Sepnfhtpl, 
£>üfter unb ftiße baS §auS, 

9luf bem Scplacptfelb erpebt fiep ein na* 
menloS ©rab 
Unb ein neues am £mgel brau{$. 

Unb tpränenloS ftpt am beerbe 
Pitt ©eib, einfam unb bang; 

Unb bie alte Upr im ©infei 
lieft fort mit bem gteiepen Älang. 


3®a* jilefttotttex. 

t 


ABenbgfüOen. 


£eifeS SRaufcpcn in ben Säumen, 

Sonft uernepm’ icp Feinen Saut; — 
©infam, fcproeigenb roiß icp träumen 
3mifcpeu 3)tooS unb £aibefraut. 

SRotpe 9lbenbroolfen fepimmern 
Straplenb peß burcp'S Saubgejroeig, 
©elcp’ ein ©lüpett, roeldf ein glimmern, 
V'eucptenben SJIubinen gleicp! 


gajt erlofcptie glommen fpriipcn 
$)3löplicp auf in alter ©lutp, 

©iebev fep icp SRofett blüpen; 
Scproeßenbe PvinnrungSflutp, 

©ißft noep einmal miep umroogen? — 
Salb erlif<pt ber lepte Scpein, 

Scpnmrj ©eroölF Fommt bort gezogen, 
Unb bie l £äminrung briept perein. 

jltina JSeubef-JSarburg. 


Digitized by ^.ooQie 



111 


Per elfte $iebfer 5er $piefmannsau. 

(93et Cberftborf, Sldgäuer Sllpen.) 

Stun i<b mid) monblang abgemü^t 2113 jüngft i<b in bie3 Jpocbtbal bog 

SRit 21unb jfarft unb $obel, Um bie ©de bei'm $immel3fcbroffen, 

©ejimmert flc^t bic ©iebelei ®a fyab id) auf bie3 ©ilanb gefegt 

2lm ©ingang $unt ©perrbacbtobel; Sftein lefcte3 £eben3boffen. 

3GBo ber 2Bilbba<b febäumt burcb'3 gelfeits 9tun leg 1 i<b Unraft unb Seibenfdjaft 

SJtit bev £rettacb ftcb ju gatten, [tfjov, SRit ben SBanberfcbubn in bie Irufye, — 

®ie biefe SRatten burebraufebt im ©eleit Stur 3meie bitf ich mir über bie ©ebroed’: 

©igantifdjei* 93erge3f(batten; ©rinnerung unb Stube! — 

2lm I:b a U^ u 6 fW ft c metterfefi, 3a, einften3 baebt' icb mt’ä §üttenbaun, 

©om Sergroad ring3 ummauert, — ©djroeig ftid, mein §er$, fc^roeig 

©om blauen 3*lte überbaebt, ftiUe! — 

Son ©infamfeit umfebauert! ®a bad^t' icb mir'3 anber3 — o £ilbes 

©3 mar ni<bt ®otte3 JBide! — [gunb! — 

©lüefauf bir, alter Äamerab, 

3u biefem ^luöbingftl^e, ®a ^ätt' icb faß nach altem ©raueb 

Ueberragt oom meinen Obeli3f SReineit tarnen geriet in bie Siinben! 

®er flogen Jrettacbfpifce! — Safj ab, ber ©itelfeit lefcter Steft 

©oll mit bem Slnberen febminben! 

Stuit fcblag' icb ^ en festen Stagel ein, 

®ran b^ng 1 icb meine $arfe —: ®ie 2lu be3 ©pielmann3, „@pielmann3* 

©ie töne fortan ber Statur jum ©rei3, SGBill icb fi e febteebtroeg beißen, [au" 
3um eignen §au3bebarfe; biefem tarnen miß icb fie, 

©od fte ber Äommenbe preifen; 

Stiebt fing’ icb mehr um §errengunft 

Unb feböner grauen SRittne, ®em roeltfabrtmüben ©pielmann fei, 

3n biefem §ocblanb3frieben erftirbt ^ebroebem j c j e jg en , 

SBeltluft unb Sufi ber ©inne! ®er hier laufeben mid ber 2l(pennatur 

©öttlicb erhabenem ©ebroeigen! 

grau Stoentiure, ®ir fag 1 icb 

3Bie bab 1 icb fött ba3 äßanbern Shtn frön' ba3 ®a<b ein $attnen$roeig 

©on Surg ju Surg, bie gabrt nach bem 21(3 3 c ^ cn oodbra^ter SRüben! 

©liitf, ®er 2lbenb läßt bie girnen §um geft 

Die laß icb ^ cn 3ö n 8ern, ben 2Inberit! 3 n roftgem ©raub erglühen! 

- Stöbert $e$sfer. 

^ietftfee unb $IM. 

©in ©ierblatt i<b im §erbftflee fanb — JBemt b eu te ich bie ©lättlein feb\ 

@3 mar oor langen, langen fahren. Äann icb & cr @<bmermutb nimmer mehren. 

3<b bra<b% al3 glücfoerbeißenb $fanb 3m $erjen febreit ba3 alte 2Beb 
©3 glücfoertrauenb ju bemabren. Unb brängt in'3 2luge fyxbt 3äb ren: 

©ebalten bat’3, roa3 e3 oer^ieß: ®a3 Äleeblatt liegt fo melf, fo blaß 

2tl3 SRaif^nee lag auf aden feigen, 3 n be3 @ebetbucb§ frommen ©lättern — 
©rfcbloß ftcb mir ein ^3arabie3, Sftein ©lücf? O §immel, mo ifl ba3? 

©3 roarb ein b er ^9 ^ieb mein eigen. lief unten liegt'3 — in febmarjen Srettern. 

_ jUtguß SSaumanu. 


Digitized by ^.ooQie 


112 


R 


-—J8 

ibcffle unb fiegrun. 


(©atlabe.) 


3ut ©lanje lag, ein blauer Schleier, 
Sa3 ©chneegeftlb oor ©icgrunS ©lief; 
Sem ©chooß ber Stacht entfproffen, ruhte 
2luf ihrer Seele ba3 ©efehief. 


Gr nahte fhimm, er flaute lange 
3hr in ba£ Slntlifc fliüoertraut, 

©o roie nach irrem ©ogengange 
Ser ©aller grügt bie fyarrenbe ©raut. 


3h r fc^rueift oom §of)en J^urmgemacbe 
Sa$ 2luge frieblo§ tljalfjinein, 

©o golbne gäben fpimtt bie ©oitne 
Ueber ben alten Cpferftein. 

G3 mögt unb roallt oon nahen £mgeln 
Schon roerbefräftig, ofyne 3iuh 1 ; 
Grinnerung, fie fd?roingt auf glügeln 
©ich lichten ©arabiefen $u. 


©o ftanben fie in ^eiPgem ©chroeigen 
Unb tauften ©liefe unoerroanbt; 

Sann flang’S auö feinem 3Runb fo eigen 
©leichroie ein ©ruß au§ fernflem Sanb: 

„Siegruna, übermäd)Pge§ ©ebnen 
$og mich l)inab mit roilber ©luth- 
Sie nächtig bu gemeint, bie Ifjränen, 
©ie glülm auf meiner ©ruft roie ©lut. 


„Gr ritt §u i^al auf febnaubenbem Stoffe, 

! Gr fam oon 2l3garb§ ©omtenreich; 

I Socfen mogten bem ©älfungfproffe 

I Ueber bie ©cbultern flutfyengleicb. 

i 

| 3* fah ifyn ^arren am £obtenf)ügcl, 

Ser nieberfufyr nach bunflem Schluß. 
GiP, o eile oon Rinnen beflügelt! 

©rüße ben ^önig mit bräutlichem ftuß!" 

Unb ©iegrun tyort’3 unb [türmt oon 
bannen, 

3m ©inbe flattert ihr ©emanb; 

2lm ©rabmal unter büftern Sannen 
Gin Witter einfam hflrrenb ftanb. 

Sa§ ift il)r ©atte, ben im £>aine 
Sahingerafft be£ ^affee ©taf)l. 
güvft £elge ifPö, mit irrem Scheine 
■ ©cgläit$t oon bleichem s Jtorblicbtftrahl. 

! „2ftein $elge! Ungebeugter Ärieger! 

! iWuu füffe mich, bu füße 3iet! 

I Sn bift fo blaß, unb ach, & flutbet 
I 35>ie Purpur oon ber ©rünne bir. — 

Su bift fo blaß — au§ taufenb ©un* 
ben 

Gntftrömt fo reich bein rothes ©lut. 
©ift bu nicht mein? Su mußt gcfunbeit 
2lm SiebeStranfe meiner ©lut^!" — 


©o ließ ich 2l3garbS li^tc 2luen 
Unb [türmte fehnfuchtftarf jit £b a * — 
Su riefeft mich, bu rootinige graue, 
9tun folge mir $um Sobtenmahl!" 

©ie fchauP ihn an mit frageitben ©liefen, 
2lu§ ihren 2lugen flog'3 roie Sicht. 

,,©o fcheibet un3 — o gieb mir Äunbe — 
©o Reibet Sob unb ©rab un§ nicht?" 

„Sein ftarfe§ $erj h at überrounben!" 
Sa fchrie fie jauch$enb: „3cb bei«! 
Dtun laß in uferlofen ©tunben, 

Su ©onnenhelb, bein ©lücf mich frfn!" 

Unb maienfelig roogten bie ©inbe, 

Unb fchimmernber ©luft jum Sichte brach, 
©ie grühlingSftimmen Hingen bem Äinbe, 
SönP eö ruhfam aus bämmernbem $ag. 

©eiten oerfanfett, ©eiten erblauten, 
©arten ber Siebe laubten fid) roeit; 
3n^farbene ©rücfen bauten 
himmelan ftch ob 9taum unb 3eit. 

Unb fie ruhten unb träumten im lobten* 

h%L 

^inber be§ ©lücfeö im tiefen Sh a ^* 
©tunben ber ©nabe fchroanben beflii* 
gelt — 

©raufam trennte be§ Sage§ Straft. 

* * 

♦ 


Digitized by C^.OOQLe 


113 


Unb roieber flaute ©iegrun ftnnenb 
§inab in'S reid)befonnte Sanb, 

3m ©rfer einfam Iräume fpinnenb, 

Da rings bic glur in Stütze ftanb. 

©efd)roaber flüdjt'ger ©cfyroäne jogeit 
SJteerroärtSgericfytet, ogne Stufy’; 

Der Siebe ©turmgebanfen flogen 
Den 3nfeln fernen ©lücfeS $u. 

Sie fang ein Sieb mit bleichem SJtunbe 
©on SJtenfcfyenluft unb roilbem 23ef), 
©in Sieb non fd)icffalsbunrter Äunbe, 
©o tief unb traumhaft roie bie ©ee. 

©c^rill brad) eS ab. Da roar'S, als 
riefe 

©ie roonnenftarf unb meid) ein Ion; 


Da flang’S roie ein ©rügen auS §eis 
liger liefe, 

Da flang'S roie ein ©rügen nom SBolfen* 
tfjron. 

Unb eS neigt, unb eS neiget fi<$ rote 
ein ©Ratten 

Ueber fte fjin ftumrn, offne Saut. 

©ie afyitt roie im Iraume ben tobten 
©atten 

Unb §arrt unb Ijarrt fhimm, offne Saut. 

©in glü^enbeS Senaten trifft bie ©leid)e, 

SJtit glammenblifcen baS Stbenbrotff. 

©ie blieft fo milb, fte ru§t fo fetyroeigs 
fam — 

$luf fanften ©c^roingen fam ber lob. 

Stuboff $oeite. 


'iinfterülidjäcit 


Stun idff auf Sieber ftnne, 

Denf idf ber fel’gen SJtinne 
3n längflentfcfyrounbner 3 u 9 en ^5 c ^; 
3Bie jtnb bie fronen ©tunben 
@o flüchtig ffingefd)rounben, 
fflie liegen fte fo fern unb roeit! 

©leid) ©hinten in ber SBilbnig, 
Steigt nor mir auf beht ©ilbnig, 
Du SJtäbdffen im blonben §aar, 

3d) frif bid) roie nor 3 a § ren * 

SJtit beinern ©lief, bent flaren, 

Der miefy gefeffelt rounberbar. 

3Bie lang fd)on ift oergangen 
Der ©urpur beiner Söangen, 

Der fjeimlid) ftd) nor mir erfttylog, 
©S fdftoanb bie ©rac^t ber Socfett, 
3d) fafy eS tief erfd^roefen, 

©o roie ber @lan$, ber bid) umflog. 

Unb bu, bie liebreid^ legte, 

SBenn Äummer miefy beroegte, 

9luf meine ©tim bie roeidfe §anb, 
Di<$ beeft nad) fernerem Streite 
Der linbembe, gemeinte, 

DeS füllen griebI)of3 fü^ler ©anb. 


©o fyeben milb unb milber 
Sergangner läge ©ilber 
3m flüd)fgen unb im fd)nellen Sauf 
©id) auS ber Seele liefen, 

Sßo fte nerborgen fd)liefen, 

3n ber entfcfyrounbnen ©radft herauf. 

Du ©taubgeborner, glaube, 

9tid)tS fällt bem lob jum Staube, 
©ernid)tuitg ift nur eitler ©d)ein, 
SluS bunfler ©rabeSfammer 
Jpebft na<$ beS SebenS 3®ntmer 
Du btd^ empor $u neuem ©ein. 

O hage niefft; — eS ffeigett 
3m bunten SebenSreigen 
Stets neue ©lütten frifd) empor; 
SSenn ftd) ein ©rab gefetyloffen, 
©rffebt ftdf glanjttmfloffen 
2tufS 9teu’ ber Stofen lichter glor. 

©S roerben Stofen blühen 
Unb SJtäbdfyemoangen glühen 
©iS in bie fernfte, femfte 
©o fc^flngt fteff ber ©ebanfe 
©mpor, glei<$ einer Stanfe 
3lm ©aume ber Unfterbli^feit! 

_ <$efort4 Seife. 


Digitized by ^.ooQie 



114 


St-SS 

cgtfdjetnitng. 

2ln’$ genfter fc^tögcn mie erfdbrocfen 

®ie bunflen ©äume im 3mtelicht§fcbimmer — 

2)ie tobte Sraut gebt ftttl burcb'3 3immer, 

3m ©terbefleib, mit bunflen Socfen. 

3m ©lafe buftet fcbroül ber glieber; 

©ie fprid)t: id) t;abe nicht im ©rabe 
Unb muß aUnädjttid^ fefyren mieber, 

9Beil ich bid) einft oerrat^en ljabe. 

fmif }tt $<$dttai<9-$arofat9' 


cSegenbe. 

6o. Sftattbäi 26, 36 — 45. 

211$ ber £err in ©etbfemane 
2luf Ätticen lag im fd>merften 2ßeb, 

211$ er fidj ^ob, nad) ben 3imgern ju flauen, 

Sieß er bie i^ränen niebert^aucn: 

©r fanb fic fdjlafenb, unb mit ben ©euoffen 
£)atte felbft ^etru$ bie 2lugen gcfdjloffen. 

3um jroeiten 9Jtal fudpt er bie ©einen bann, 

3)ie liegen noch immer in £raume$ Samt. 

Unb jum dritten, allein im ©d)mer$, 

3rigt er ©ott ba§ fämpfenbe £er$. 

2)ie ^eilige ©tirn mirb ihm feucht unb naß, 

„2Kein 93ater, ift e$ möglich, baß ..." 

Unb burefy ein ©artenmauerioeb 
©d^lüpft ein jottig ^>ünbc^en unb (rod) 

®em jpeilaitb ju güßen unb febmiegt ftch i^nt an, 

211$ ob e$ i^m helfen mill unb fantt. 

Unb ber jperr ^at inilb lac^elnb ben iroft gefpürt, 

Unb er nimmt’S unb brängf$ an bie 93ruft gerührt 
Unb muß e$ mit feiner Siebe umfaffen, 

®ie 2Jtenfcben halten ihn uerlafjcn. 

Petfev Freiherr nait ^ifiencron. 


J p i » di <• 

tpat mohl ©iner ben guten @efcf)macf, 

3u befennen:* „ba$ mußt 1 id) nimmer". 

2tein, ber einzig $u prügetnbe ©aef 

3fl ba$ ©ebächtniß unb bleibf$ auch immer. 


&-iS 


Digitized by ^.ooQie 




115 


„Gljre bringt be§ 2lmt3 93erwaltung, 

9iid)t baS 9tmt bringt Gljre." — 

©enn'S bod) in bcr ©eltl)au§l)attung 
@o in ©afyrfjeit wäre! 

Robert ^afbmntter-Pttdoc. 


Pie ^ellenßraui. 

Die glutfy erbrauft, eS ftöfynt ber ©inb; 

Mm ©tranbe ftefjt ein einfant ßinb; 

©3 ftarrt tyinauS in'S wilbe 9)icer, 

Die bunfeln Mugen t^ränenfdjwer. — 

„3erronnen ift mein let^te^ ©Iftcf; 

9ftir fefyrt (ein griiljling mefyr jurücf. 

Die mid) befdjirmt oor Mngft uitb 9iotf), 

©ie alle liegen längft fdjoit tobt. 

Den id) geliebt fo treu unb warm, 

Der fcblummert in bcr W^en Sinn. — 

DaS ©rab allein ift mein 93ege^r; 

SJtein ®lüc( ift tyin, mein §er$ ift leer." - 

DaS ©affer ftöljnt, ber ©turmwinb fauft, 

Unb näfyer ftetS bie 33ranbung brauft; 

Durd^S Dunfel frädjjt ber äJtöuen Gfjor, 

Die ©eilen fdjäumeit §od) empor. 

___ gQrifHatt 

Jtmfler Jdjmerj. 

©enn ©interfraft bie Grbe will bejwingen 
Unb wenn beS §erbfte3 mecfyfelreidje färben 
$om GifeSfyaucfye ber $ernid)tung ftarben, 

SRegt feiger grüfylingSbrang in mir bie ©Zwingen. 

Unb fiegt ber Senj nadj macfytooll langem Gingen, 

Unb ftreut ber ©ommer feine golbnen ©arben, 

2ttuj$ ein lantaluS, beim 2ftafyle barben 
Unb muj$ non £ob unb oon SSernicfytung ftngen. 

©o irren mir jmiefpältig bie ©ebanfen, 

Unb nimmer gtüdlidfy ntu§ ic§ immer fcfywanfen 
9tur $wifd)en $urd)t unb ©eilten, riefengrofc. 

3m ©ermutfymeer ein tropfen nur ber greube: 

Die ftolje Suft am ^fyantafiegebäube, 

©onft §öllenpeiu: baS ift beS Dieters 2oo§. 

- Sttyarb £oe$ft<$. 

_Ö 



Gin Slifcftrafyl reißt bie 9tadjt entjwet. 
3?om ©tranb ertönt ein banger ©d)rei. 
Die ©oge jifcfyt, ber Donner l)allt; — 
Gin treues §eq ift ftumm unb (alt. — 

S?erflungen ift ber ©etterfturm; 

Die SRorgenglocfe Hingt oom Sfyurrn. 
©tili ift’s im weiten ÄreiS umfyer, 

Unb ruljig liegt baS weite 3fteer. 

Docfy brunten in ber £iefe ruljt 
Gin liebeub ^aar in treuer £ut; 
Sßerflärenb lacfyt ber ©onnenfcfyein 
,3n’S feucfyte ©edengrab hinein. 

Die einft oerlaffen fid^ gemeint, 

Dort b)nt fie milb ber lob oereint; 

©ie fcfylafen frei oon Seib unb §arm 
Unb träumen in ber Stilen Mrm. 


Digitized by ^.ooQie 




116 


^annHufer. 

3fm 9Jtonbenfd)ein in bcr Sftaiennacfyt 
©cfyroang id? aufte 9tog mid) befyenbe, 

Da flürntf id) burdfy buftenbe grül)[ing§prad)t, 

Dag bcn Serg i<fy roie Danngäufer fänbe, 

Dur<$ fd^lafcnbc ©täbte, jum träumenben Sßalb — 
Da bin idj am &\tl f ba§ micfy locft mit ©eroalt. 
Stufraget ein Serg gar naeft unb fagl, 

SRidjt Slumen trägt er oom ©djeitel $um Df)al, 

Do<$ locft er mit Älängen gar füg unb roeiefy: 

Der £örfelberg ift e3, grau SenuS' 9ftei<$. 

Der Sage uralte SBunbcrmä^r 
©pinnt roonnefamen 3 ÖU & er untrer, 

3>ebn>ebe§ fRaufdjen im bunflen ©runb 
SBirb Stepein unb Staunen au§ ©eiftermunb, 

De§ üftad^trombS ©efofe mirb ^arfenftang, 

SDBie glötenfpiel fd)meid)elnb, roie ©eufjen bang. 

Siel) fyin nad) bem ©teilt bort im falben Sicfyt: 

5tu§ roallenben Hebeln unljeimlid) unb bictyt 
©teigt lann^äufer auf im Sügergeroanb, 

Da§ golbene ©aitenfpiel in ber £anb, 

Da3 Slntlifc oom bunflen ©etoef umfpielt, 

Die frönen 3ü(J c oom ©cfymerj burd)iüül)lt. 

Da§ Sluge oerf($teiert, fyalb offen nur, 

©errätfy ©erhaltenen geuerö ©pur. 

@r greift in bie ©aiten — „Danntyäufer, bein Sieb 
3Jtir immer unb immer bie Seele burd^ieht!" 

©o rief i<$, mid) ^ieltte nid)t; ba$ £aupt er er^ob, 
Unb brad) non bem 3 roc *9/ btx bit £wfe umioob, 
©ine Stofe mit f^merjltc^em Säbeln lo§ 

Unb roarf fte ber Saufdjerin in ben ©d)og. 


^iua ^angmeier. 


Äßettb ai 

Stille Stadst. Die Slbenbfonne 
3ft fdjon prangenb längft gerieben. 
Jpeilig lagert über Dgätern, 
lieber £öljn ein milber grieben. 

©olbneS ©temlein giegt au§ blauem 
Sletherbuffgem Jpimmetebogen, 

Sille SRenf^en $u beglüdfen, 

©üger Dräurne buffge SBogen. 


Jtranbe. 

Unb im Draum mettabgefdjieben 
23eif id) ftiH am SJteereSftranbe, 
Unb mein ©eift auf Sicbeöflügeln 
©itt $u bir im Saterlanbe. 

Unb ich fdjau, toie ftch im Draume 
Deine toeigen Sirme breiten, 

Unb id) ^ör’ bie fügen ©orte, 

Die ber Sippe fanft entgleiten. 

jLffttrt Straftet«. 


Digitized by ^.ooQie 



117 


Jlünlifcis 

Seucfytenb au§ be3 OftenS I^orcrt 
lauert ber golbtte ©oitneitball; 
®aft ber junge £ag geboren, 
Äünbet er bem weiten 9111. 

Safjt un3 fromm bie jpänbe ^cben 
5luf ju ifjm, ber SBelteit lettft, 
®em wir atfjmen, bem wir leben, 
£er iri’S £er$ un3 Jreube fenft. 


'SSorgenfteb. 

©ieb mir Äraft unb gieb mir ©tärfe 
9luf ber (teilen £eben§ba^it, 

Sftcine Saaten, meine SBerFe 
9lcf), fte ftnb nod) ungetan! 

^pö^er will bie ©ornte fteigen, 
Tftittagöglanj bie 5^ ur umfjüllt. 
faß fie nid)t gen äöeft ftd) neigen, 

61)’ ber ©eele Söunfcf) erfüllt. 


©ctyaffenb wirft ber ew’ge Reiftet 
$n bem unerforfd)ten i'td)t, 

Unb e§ tont ber SRuf ber ©eifter: 

9luf jum 3*^ unb fäume nid>t. 

£afjt uit3 ftreben, lagt unö ringen 
grob am fonnenftaren ©tranb, 

Tocb ba§ 3irf unb ba3 Vollbringen 
Siegt in eiltet Jpöbern §anb. 

jluguß $turm. 


Slicht is de nich, de leyt för sik. 


Ik heff int Holt en stilles Flach, 

Dor biin ik geern an Somraerdag 
Un ligg dor ünner gröine Fichten, 
För mi to dröraen un to dichten. - 

Denn haben mank 1 ) de Fichtenquäst, 
Dor bugt de Bokfink sik sin Nest. 
He kennt mi all, is gornich sehn 
Un singt un jachtert 2 ) mit sin Fru. 

Katteiker 3 ) küramt ok männigmal 
Un kikt van haben nieglich dal 
Un wunnerwarkt 4 ) in n Stilln nich 
slicht, 

Dat wedder all de Keerl dor liggt. 


So denkt de Bäk 5 ) ak, de dor flütt: 
Dat Liggen is to nixnich nütt. 

De Weg is wied un hild 6 ) dat Wark — 
To roogen is nog Tid int Sark. 

Ward denn to Sinn mi trüv un 
swöil 

Un äwergütt mi t heit un köil, 

Denn frag ik t Oeschen 7 ) nebenan, 
Wat ik de Beiden trugen kann. 

De kikt mi an so fründlich fram: 
„Airt Leben hängt mit Gott tosam; 
AU t Leben hett sin eigen Sckick — 
Slicht is de nich, de levt för sik.“ 


*) zwischen. 2 ) spielend jagen oder schäkern. 3 ) Eichkätzchen. 4 ) sich änsserst 
wundern. 6 ) Bach. 6 ) eilig. 7 ) Anemone. 


Digitized by ^.ooQie 




1J8 


8T 


§m SpätfjerBfl 


©in Falter OobeSbaud) 
erfüllt bic ganje ©Seit. 

©3 fpürt fein SBefen aud) 

0 )ie ©lume auf bem gelb. 

$Bie ftanb fte fdbmucf unb fcblanF! 
©te neigt ben Äeld) fo fd)tnanF 
3 uin ©terben, $unt ©terben. 


©in falter OobeSljaudb 
©rfüflt bie gan$e ©Belt. 

3 [u grauer 9 tebel Sftaudb 
DcS Sebent ©ßoge fällt. 

®ie ftfofen an ber ©ruft — 
®er Jungfrau 3 lugenluft, — 
©id) färben ^um Sterben. 

S». $rif(d}. 


Pas ßöfe iß von ^openffoffefit. 


(*in jeber ©cbüler toiffen Faun, 

Oafj fdjon in alter 3eit ein Wann 
©taub unter feines ©eibs Pantoffeln: 
©o auch £err £anS non £obenftoffeln. 

©ie fd^iefte ihn unb jagte ihn, 

©ie jroicFte ihn unb plagte ihn, 

©ie liefe ihm rneber 9hib’ noch SHaft, 
©ein £eben reut’ ihn manchmal faft. 

3 n jener 3 p it in’S £egau fam 
Jperr jtaifer Dütbolf lobefam; 

Oa fprang ber Dritter fd^neÜ ju Stoffe, 
(Sntroid^ bem ©etbe unb bem ©cbloffe. 

3n’S ©täbteben, roo ber tfaifer ineilt, 
Sen @ngen bin er fpornftreicbS eilt, 
©arf bin ftcb nor beS Ob roncg ©tufen 
OeS JtaiferS ©nabe anjurufen. 


9US nun nerfhinunt fein fflebeflufj, 
Ourcbforfcbte mau baS gan$e 3u8, 

OeS Borgens früh, beS 2lbenbS fpat 
Ajielt über biefen gaü man SWatb. 

£>err bitter §anS b at unterbeffen 
3n einem feften £auS gefefien, 

©oju nicht fonnf fein (*bgeno6 — 

©iS ibn ber ^aifer rief auf’S ©cblojj. 

£err föubolf fpracb: „Win lieber grünb, 
£orcbt auf, toaS ich ©ueb jepo Fünb: 

OeS beil’gen röm’fcben Reiches Wad)t, 
©ernährt in mancher Reiften ©d)lacbt, 

@S faun ©ueb Feine £ilfe bringen, 

(*in böfeS ©eib ift nicht $u $rntitgen — 
Oocb mögt 3br fahren gegen D’tom, 

Um Rettung flehn bei peterS Oom." 


Ob ihm ber Papft half, roeifj ich nicht — 
$ier fcbliett — nervet — mein ©ericht. 


<Äan* p. grimiuger. 


Per fd^renbe §djüfer. 


3lm OorfeSraitb ein fdjmucFeS §au£, 
Oie ©anb umranFt non ©ein 
Unb über’m Ob or ein ©ibelfpruch: 
OaS muf; ein Pfarrhaus fein! 

3cb poche an, ich trete ein, 

Oer Pfarr’ empfängt mich ftumm; 
Wein bittenb 2luge fagt ihm febon: 
Oro viaticum! 


Oer pater roar ein harter Wann, 

(£r rnieS mich auS bem §auS. 

Oa trat fein fcbmucFeS Lichtchen grab 
3ur anbern Ohür hinaus. 

3$ febaute fie gar järtlicb an — 

©ie mar nicht bös barunt, 

Oa roagt’ ich auch ein leifeS ©ort: 
Oro viaticum! 


©ie gab mir läcbelnb baS ©eleit. 
.perr pfarr’, menn 3b r baS roüjjt’! 
3um äbfebieb b<U baS liebe Äinb 
3lm Ihreujtoeg mich gefügt! 

Oann eilte fte ^um §auS juriic! 
Unb fab ftcb neefifd) um, 

©ie traumoerloren lallte id;: 

Oro viaticum! 


3« Berber. 


B- 


-12 


Digitized by 


Google 




119 



In der Irr«». diooedett oon Dito und 

Idem. ( 2 ?onn, ©mil ©trauf.) Tic acf)t 
dfooeden ber fömglidjen Tichterm unb ihrer 
greunbiit ÜJ?ite ftretnmfe, rodele in biefem 
35anbc oereinigt ftnb, finb non fet>r oerjehie- 
benem ©erth. AIS bie bebeutenbfte unb rei^= 
oodfte oon aden erfd^cint mir bic erfte, non 
bett beiben 23erfafferinnen gemeinjam gezeich¬ 
nete diooede „©3 mar ein Jrrthum", f i” e 
fid) in Tialogfonn an einem einigen Thce= 
abenb jmifcheit nur $mei ^erfonen abfpielcube 
©kfdjichte auS bem high-life, ood feinfter 
LebenSFenntnift unb dJ?enfd)enbeobad)tung, 
poeficroll unb feffclnb tu jeber ^eilc. 9 iädjfl= 
betn bürfte bie „©chmiegcrntutter" oon Tito 
(©armen ©ploa) am werthoollften fein, eine 
fcr$äf)lung ood s l?^antafie unb Leibettidjaft, 
bie jwar inhaltlich nicht gerabe originell ift, 
aber burd) bic Art ber ^ ; chanblung unb baS 
fcffelttbe, oortrefflidjc Lofalfolorit wirft. Tie 
beiben ffi^enartigen ©*efchid;ten „©in 5*e= 
gräbnif? in ben Karpathen" unb ,,©ei ruhig, 
Üflütti" finb meniger burd) ihren Jnhalt, als 
bnreh ih re ©d)ilberung, bte befonberS in ber 
erflen ood feiner laubjchaftlicher ©timmung 
ift, nicht ohne 9?eig. Tie „ftinbergefchidjte'' 
beiber Sßcrfafferiunctt ift rührenb in ihrer 
fchlichtcn ©arme unb, ohne befonberS eigen¬ 
artig 311 fein, bod) fo ood non ergreifenbem, 
lebenswahrem Tetait, baft man fief) lebhaft 
banoit angeheimelt fühlt. ©el)r originell im 
©tojf ift bie 9Jooede „9?eun ‘läge" non 
Jbem, aber bie S3ehanblung erfcheint uitflar, 
^erfahren unb ohne eigentliche logifdj geglie* 
berte Äompofition, fo bap Manches unaufs 
geflärt bleibt unb ber ©irFung, bie bei an; 
Derer Ausführung beS fehr banfbareit ©tojjS 
ergreifenb hätte fein Föntten, ermangelt. Woch 
unFünfllerifd)er ift bie 9?ooede „ Jit jyeffeln" 
non Tito, roelche ben ©inbrucF beS uftanier= 
irten unb (^efitcht = ©irren macht. Cbgleich 
bieS nun auch ber ©haraFter beS bizarren 
gelben ift, ber hier in Tagebuchform fdjreibt, 
muhte bod) bie ©ntwicFeluug jum menigfien 
flar, bie ©haraFterjeichnung einheitlicher unb 
prägnanter fein. © 0 , wie bie (Mefchichte nor= 
liegt, ift fte nur in ber gorm — aber nicht 
in gutem ©inne — eigentümlich, roirft fonft 
jeboch unwahr unb oerlepenb. ©s fehlt ihr 
AdeS, waS fie 511 einem ÄunftmerF ftempeln 
mürbe. — Alles in Adern ift baS 9?ooeden= 
buch jtbenfads eines ber IcfenSwcrthcfteu, bie 
mir neuerbingS 31 t ©)efidf)t gefommen. 

Konrad Telmann. 

Bolke von Bardenfleth. (?pifch s ro= 
mantifche Tichtung auS ber ©efchichte ber 
©tebinger non Georg y. Schnlpe. (TreS= 


ben, ^ierfott). Hermann AdmerS, ber be- 
fannte Laubsmann beS friefifchen TichterS, 
ber liebenSmürbiqe „römifche ©djlenberer", em= 
pfiehlt ba§ ©erfdjen in einem Vorwort unb 
hofft, „baff eS beitragen möge, baS ehrenoode 
AttbenFen an baS©(f)itffal jetteS Flehten gelben- 
nolFeS in immer weitere Greife 311 tragen!" 
„Lieber tobt als ©flao’", biejer altfriefifche 
©ahlfpruch befeelt auch ©tebingerheer 
unb tröftet eS im Untergang. Tie Tichtung 
ift warm empfunbeu unb nicht ohne Talent 
uttb ©chmung, h- b. 9?hetoriF, boch aber Fantt 
fie uns nicht wahrhaft erwärmen. ©3 tritt 
diidjts plaftifch greifbar nor Augen, reipt ituS 
Nichts mit firf> fort, jo gerne wir eS mit unS 
aefchehen laffeu möchten, ba wir ben ehrlichen 
£erj;en3miden beS TichterS fühlen. — Tiefe 
Meinung aber müffeu mir rütffichtSloS äuffern 
— ^lieber tobt als ©Flau'". 

Konrad Telmann. 


Von Tag zu Tag. ©in ©ebenFbuch 
beutfeher Tidjtung für baS beutfehe £au3. 
£crauSgegebni oon Richard Schwinger. 
TOt Silbern oon £artmann. (©tutt= 

gart, ^vriebrich gromntann’S Verlag.) ßwölf 
Silber 311 ben Monaten, ©in metpcS SMatt 
für je 4 Uionatstage 1111 b ai.f ben ©eis 
ten redjts unb linFs bie 5'erfe ba 3 u. 9htr 
bie Auswahl biefer 2>crfc geht unS fytv an. 
Julius Jammer ift mit 13, Itarl Uteper mit 
11 , C^ocihe, ber an Lebensweisheit unerfchöpf* 
liehe, mit 8 ©'ebid)ten unb ©priiehen oer= 
treten; ffiicharb ©chwiitger hat 6 unb ©dfider 
nur ein ^ebicht (eine ©troplje) beigeftenert. 
TaS ift Unredft oon ©d)ider! — Tie AuS- 
ftattung beS 93ucheS ift gut unb eS Faun 
empfohlen .Derben. Ad0 , f Brieger 


Freija. ©ine oaterlänbifche Tidjtung 
oon Emma Croon-3Ieyer. (Berlin, ©er^ 
lag beS litterarifdheit TeutfdhlanbS, 1888.) 
Ter Titel ift in Feiner Steife paffenb, bie 
©ompofition hcchü locFer. ^Ter Tulbermuth 
beS ©eibeS" geigt ftch bei ©ertrubS TOutter 
unb fpäter bei C^ertrub felbft, unb er geigt 
fid) fc> er Königin Luife, unb 3 war unter 
benfelben politifchen 23erhältniffen, aber beibe 
Greife berühren ftch Faurn. jtn ©in 3 elnen 
ift oiel AnmuthigeS unb ©chötteS, oor Adern 
in ben rein Iprifchen s poeften; ^iftorifcheS unb 
D^efleFtirenbeS fällt manchmal in ber ftorm 
etwas Flapperig auS. TaS, auch fonft gemifc 
brauchte ©ort Jbeal erfd^eint im ©chlu§ : 
gefang mit einem grammatifcheit unb einem 
metrifchen gehler: „©ine 9?ofe —, Ter als 
fein 3beal Teutfchlanb gebenft." 33ei flrcngerer 


Digitized by ^.ooQie 









120 


©elbßFritiF Fönnte bic begabte imb gemütb* 
oolle Berfafferin Bollenbetereg leiften, bag 
geigt bag fdböite unb tiefe (9ebicf)t ,,©iit ©e= 
beimniß ift bag 2eben" ©. t»2. 

Adolf ßrieger. 

Heimg’fnnden. Wiener ©eibnacbtg= 
fomöbie in brei Elften. Bon Ludwig 
Anzengruber. (&regbeit 1889, ©. ^ier-- 
fon.) £ag ©tüc! führt in ein Gebiet, roo 
fiel) bag BolFgleben mit bem Treiben ber 
böseren Greife berührt. £er £elb, ein nam= 
pafter Dfacbtsanmalt, ift oom ntobernen 
©cbmiitbelgeiß erfaßt, unb berfclbe treibt ihn, 
über feine Mittel binaug gu leben unb bie 
Berührung mit feinen beit niebern ©tauben 
ungehörigen Berroaitbten ui meiben. ©in 
plößlicber 3ufammenbrucb feiner Bermögeng= 
oerbältnifje bringt ihn, naebbent ein ©clbft= 
ntorboerfueb bureb 3 u f am men t re ff en gliicf- 
lieber Umftäitbe vereitelt, gur ©inFebr in ficb 
felbß, unb bureb bic £ilfgbereitfcbaft ber big- 
ber oon tbnt gemiebenen Berroaitbten roieber 
aufgeriebtet, beginnt er mit befebeibenen 
Mitteln, aber innerlich geläutert, oon Sieuem 
fein ©Ii'tcF gu bauen. 5>ag uralteroiae S)?otiu 
oom oerlorencit ©obn ift auf bag 33ort^eiI= 
baftefle in bie Beleuchtung roeibnad)tlich oer* 
föbnlidber ©timmung gerüdft. £er Aufbau 
ift FecF unb FraftooH, bie Ü^arafteriftiF gtintal 
bei ben ©3eftalten aug bem ©iener BolFg; 
leben eine treffliebe, toenit auch Singengruber 
bigroeilen feinem §ange ttad) ftarFer £on; 
traftirung aügufebr naebgiebt. £ag ©tiief 
binterläßt and) beim 2efen einen wahrhaft 
etquicflididt ttnbnuf. Rudolf Goette> 

Erlebtes und Geschautes. Silber aug 
Italien oon Richard Voss. (Jena, £er* 
mann ©oftenoble.) Stalien, ^aitptfäcbHc^ bie 


römifebe ©ampagna 1)at ihren dichter ge* 
funbeit: fttiebarb Boß. Boß fiebt weit unb 
tief; fein BlicF bringt in’g Jnnerfte biefer ge= 
roaltigeit, febönbeitgiibergoffenen Statur. ©r 
bat b*cr jeben 3ug, jebe Kontur im Maturs 
antliß gefeben unb mit berebten ©orten oer* 
Fiinbet er ihre begroittgenbe ©cbönbeit. ©ie 
ift bag Sllleg geflaut, mit meid)’ feffelttber 
straft ift bieg miebergegeben! Unb roie ift 
bag SlUeg empfunben mit roeibeooller ©timnts 
ung unb boeb roelcbe Stube in ber £arßelk 
ttng. (ritten Staturbicbter nannten mir Boß 
an anberer ©teile, unb roebt ung aug biefen 
uniibertrefjlicben Vanbfcbaftgfcbilberungen itidbt 
ber Zithern urgeroaltiger Statur entgegen? 
Unb ftnb nicht auch bie SJteitfcben, bte 3u= 
ftättbe, bie fein (Griffel mit uiterfcbrocFener 
©abrbeitglicbe ung oorfiibrt, gattg Statur, 
unoerfälfcbte Statur? ©ir oerttebmen bie 
©timtne ber ©abrbeit; bem ©leitb, ber Ber* 
Fommenbeit merben bie geßen oottt 2eibe ges 
riffelt unb erbarntunggooU bittet unb mabnt 
biefer Beobachter mit bem großen glübenbeit 
£ichterbergen: ©ebt unb rettet! £te ©Figgen 
..La perduta gente“ unb „£er rotbe ©treifeit - 
ftnb blutige SlnFlagen ber Statur, beg ©taateg 
unb ber $efeflfcbatt — unb mie unerfcbrocFen 
fie and) bi n 9 clt >orfen ftnb, ein geroaltigeg 
Btitleib, bag ftd) audb ber ^brauen nicht ent= 
halten Faun, ^at fie bictirt.. . ©ie itteißer= 
baft unb mit melch’ leibeitfcbaftlidbem 3Jtit= 
empftnben ift *$>ie £>ej:e", „Ba", ift „$>er 
©obn ber SOtarebefa" gefebriebett. ©ie biu s 
reißenb gemaltig, mit roeldb’ ehernem Griffel 
ift bie ©legic auf Stontg aegeitroärtige 3*r= 
ftöruitg M Qiiod non fecerunt Barbari, fecerunt 
Barberini“ gebietet, ©olehe ©rgüffe, ootl 
bcgroiugenber bemalt, Fönnen nur böd)ftem 
bid)teri|chen Empftnben entfließen. . . 

Hermann Menkes. 



3$Utt(}rituttg unb ^rßfärung. 

3u einer Ülotig beg „5)eutf<^en ^ichtcrbeimg" über bie ©treitfad)e beg $crrn Ä N arl 
©ntil ^rangog in Berlin geftatte idb mir ergängettb b'ngugufügen, baß ich eg oorgegogett 
habe biefe ingelegenbeit itidbt oor bem ©ebiebsgericht bes „^eutjeben ©chriftftefleroerbanbeg" 
in Berlin, fonbent oor bem Ä'önigl. 3lmtggerid)te gu ^regben bureb Einreichung ber ^rioat= 
Flage roegen Beleibtgung gunt Slugtrag gu bringen. Begiiglicb ber oerläumbcrifeben Slnjcbuls 
bigung einer „^nbtgcretion" unb bei* w Breiggebung eineg (^ebeimniffeg", melebe in bem 
grangog’fdbeit Singrifj gegen mich gefallen ift, bemerfe ich lp cr nur, baß ant Borbattbenfein 
eineg w ^ebeimniffeg w in ber betreftenben ©ache Fein mahreg ©ort iß. 

©ine tm Befiß beg Untergeidbncteit beftnblidbe Erflärung bes £errn Buul ,f>einge, in 
melcber er auf ©b rcnlDOr l beftätigt, baß ber Untergeid)uetc ftch über bie Slrt ber SJFeittunggs 
oerfebiebenbeit gmifd^en £errn Berlaggbucbbünbler Ehlcrniaun uitb Ferrit $arl ©mtl gratts 


Digitized by ^.ooQie 








121 


R“ 




308 nicht geäußert unb aud^ übet ben 3 nfjalt bet gramog’fchen Antmort fRic^td ©erlautbart 
hat, ergiebt, bafj ebenforoemg eine „3nbi8cretion" beg Unterzeichneten ©orgelegen hoi* 


Dregben, 1. No©ember 1889. 


3 *off<jaitg <£1*40*4. 


■*[* 

Ift VV^ V 

Sil 

■gfflM mm 


W; 

“«<S~V 


BeitiaBiigei tob illfeaelier fleltug. Jede Einsendung, ttber deren er. Verwendung Aus- 
kanft gewünscht wird, muss deutlich and mit nicht su blasser Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder 
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf 
enthalten. Briefliche Kritik ertheilen wir nur unseren Abonnenten und swar sind für das Antwort¬ 
schreiben und Bücksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. SO Kr., 60 Cts. etc.) 
nebst adressirtem Couvert beisufügen. Bei Einsendungen, welche au dieser Stelle Erledigung finden 
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Gedichte überhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann surücksenden, wenn der volle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’s bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos surückgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nnr 
Originalbeitr&ge acceptirt. 


K. P. in R—ck. gür einen beftimmten 
3eitpunFt berechnete (Jinfenbungen bitten n>ir 
un8 minbefteng fedjg ©ochen ©orher zu$u? 
ftellen. 

H. N. in N—n. 3h* 9?uch ift un8 nicht 
Zugegangen. Da8 ©ebidjt zeugt ja non ganz 
hübfeher, ehrlicher (hnpfinbung, ift aber megen 
nerfchiebener formeller Mangel unb unglctch= 
mäßiger Durcharbeitung nicht ©ermenbbar. 

C. E. S. in P—g ben erften ber „0prüd>e"; 
R. B. in G—g „(5in ffiunfeh" unter bem 
Xitel „Deg Didjterg DenFmal"; R. G. in 
E—d „VerfdjoÖen" (eine neue „^oetiF", bie 
unt bie Witte nächften 3ah reS erfdjeinen roirb, 
haben mir felbft unter ber geber); 0. K. in 
E—n „Deutfdjer $eift"; L. H. in 1—g 
„@räm bi nur" u. f. m.; R. M. in R—a 
„Der 309 «* - (bie anbem hotten mir auch 
abgelehnt); E. K. in S—d „(5in Örab"; 
Prof. G. v. S. in P—g „Die (5iche". A n - 
genommen! 

0. P. K. in L—g (gegenftanbglog unb 
ohne Vergmajj); H. D. in D—n (311 fef>r 
in alltäglichem ©leife); Th. H. in P—g; 
0. B. in W—tz; A. H. in G—n (juchen 
@ie ftch bebeutenbere 0toffe); Dr. 0. W. in 
H—e (bie heutige £priF liebt eg nicht mehr, 
bie antife @öttermafchinerie $u beleben); 
Dr. H. S. in H—r; F. M. in 0—dt (er? 
Fünftelteg ^ßathog); L. M. in M—m (®ie 
©ermögen Veffereg gu leiften); S. H. in K—e 
(gremomörter bulben mir Faum in ber ?>rofa); 
T. in B—n (311 fachlich ermägenb); Dr. G. 
K. in W—g (bigpofitionglog); A. B. in 
H—r; Dr. H. M. G. in K—z (mir ©er? 
miffen genügenbe innere Durcharbeitung); 
0. .S in H—g (änbern 6 ie bie für Viele 
anftöfnoe ©chlujpeubung in „Vor ber 
Kirche*); A. R. in H—m (mir hoben © 01 t 
biefer Öattung 3 U ©iel); H. D. in B—n ( 3 U 
beleihen): H. G. in B —11 (oft im Slug? 
brua ©erfeolt); C. K. in M—m (aegenftanbg? 
I 08 ); A. S. in T—m (©erbraust); H. W. 


P. in W—g (theilg baroef, theilg ©erbraucht); 
J. W. in D—m (0ie fc^öpfen zu fehr ©on 
ber Oberfläche); Dr. P. in B—r (©iel gu 
breit angelegt); W. P. in B—n (einige Sin? 
laufe, ohne gleichmäßige Verarbeitung); E. 
S. in A—a. Dankend abgelehnt! 

D. R. in S—t. Vei un8 ^erbftet eg auch. 
Auf unferer Nebaction metteifert ber Vlätter? 
fall mit bem in ber Natur, nur baß eg ftch 
bet ung um jene in ben VopierForb gleiten? 
ben Vlätter honbelt, roelche ba8 h«*bftlich 
rafchelnbe 9aub beftitgen. 

C. V. in S—t. ©ir ntüffen 0ie unb 
©erjehiebette unferer jüngeren (Jinfenber ein? 
mal mieber recht angelegentlich barauf hin? 
meifen, mag mir in 9k. 1 unter „Unfere 
3iele" gefagt haben. ©ir rooflen eine lebeng? 
mähre, au8 echter Anfdjauung hcraugaeborene 
Voefte, aber nicht ©erfchroomntene ©efühlg? 
eraüffe. Nur ©on einer beftimmten innerlich 
erfafjten Situation aug Fann ber 9priFer etroag 
leiften; mo biefe fehlt, ©erlieren fid) feine 
Vcrfe in nebelhafter ©eftaltlofigFeit. 3 h* 
©ebicht ift megett gebachten 9Jtangel8 nicht 
©erroettbbar. — Namentlich ftnb eg auch ber 
echten Vlutmärme ermangelnbe, monbfehein? 
blaffe 9iebeggebichte, mit beren maffenhafter 
3ufenbttng man utt8 beängftigt. 

F. Z. in G—au. ©ir bringen grunbfäp? 
lieh Feine ®ebid)te, beren 3 n holt Firdjliche 
Streitfragen. <58 ift nicht Aufgabe ber Dicht? 
ung, begleichen gragen zu erörtern. 

W. S. in A—a. (5inbanbbecfen ftnb zur 
3eit oötlig ©ergriffen. 

Von ©erfchiebenen unferer Abonnenten, bie 
ba§ „Dichterheim" auf bem ©ege beg Vuch- 
hanbelg beziehen, ftnb Klagen über unregel? 
mäfeige Lieferung laut getoorben. ©ir er? 
Flären hiermit, bafj rceber ung noch unfern 
£>errn Vertreter in Leipzig eine 0chulb treffen 
Fann, ba bie Verfenbung mit pünFtlichfter 
®enauigFeit ftattfinbet. Die Verantroortung 


S$- 


42 


Digitized by 


Google 














lo<> 


ÜC 




fann nur bie Betreffenbcn 0ovtitmnt3f>iidjs 
Ijanblungcn treffen. ©o SPorfteOungeu er¬ 
folglos bleiben, fciimeu roh: nur empfehlen. 


baS 93Iatt bei uni birect ;u be$ie§eu, jumal 
roir für bie poftfreie jufenbting nichts be* 
rechnen. Ti e 93erlag3f)anblung. 


(€d)lu& ber Stcbacttou bfefer Kummer: 9. 9tobcmber 1889.) 


^ftd)f ]M üfierfeßett! 


Ta roir aud) ben uäd)ften dummem be§ „‘Teuifdieu £idf)terl)eim", bie am 2. unb 
16. !£cccmber jur SBerfeubung gelangen, je einen elegant auSgeftatteten 

„"^Teilmaclits - -A.nzeigror 44 

bei$ugebeu beabfid)tigen, fo machen mir unfere gefc^ä^ten £efev auf biefelben beljufö 3 n; 
fertiou litterarifd)er Öqeugniffe ^of(id;ft aufmerFfam unb bemerfen, bafj roir für bie einmal 
gefpalteue iftonpareiÜegeile ober bereu Staunt iucl. 9?otl)brutf ber ^itel unb 9lutornameu, bie je 
auf einer 3 e ik bejonberö fte^en muffen, nur 30 v ^f. berechnen. 

gür ©Überholungen ber Jnferate aus 9?r. 6 in ben beiben fofgenben Hummern ge* 
wahren roir 20%, für einmalige ©ieberljolung 10% Grmäfugung. 

®efl. Aufträge erbitten roir uns bis fpäfefletts» 26. 3lot»em6er unb 9. J>rcem0rr. 


SnSafföDerietdintg. 

«fbiAte üon entto iranj Ärtiftdje a. Ülor flicffWfttfr, Anna Wen bel-fll erborg, üobert ©editier, Anqoft 
fiaomann, Knbolf 6oettr, ^rinridi 3rife, Priaj (Emil ja 3diönaid;-(£arolalb. Drtlro irribrrr oon Cilieoeroo, Soferrt 
WalbrafiUer-Dobot, ©briftiati Sdjmttt, Hidjarb ftorljlid), t’lna ianamrirr, Albrrt Drrnfletn, Augnft dtnrm, Hrlmatb 
3diröbrr, 0). iritfdj, Ham Üt. Ürfloinarr unb 3. Crrber. — Die Unnatar im romaniftbrn Drama ber ttrojrit. ®on 
Hugo Rbeinlfinber. — «fldjerfdian — ©fiener Sprcdtfaal. — Drfeffdjalter. - fliibt jo flberfeben! 

g/tT* ^ladjbruii nur unter genauer gueffenangafte gebattet. ^Ml 


©efteUungen ftnb 51t richten an bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag), ßinfenbungeu 
an bie Redactlon des „Deutschen Dichterhelm“ in Dresden-Striesen. 3» Qommijfiou: 
TrQb’sche Buchhandlung ($1. ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 







Halbmonatsschau über Literatur, Theater, 
Musik, Bildende Künste und Kunsthand¬ 
werk. Herausgeber: F. Avenarius. 

Vierteljährlich 2y 2 Mark. 

Schles. Z.: in der That wiegt der einzige „Kunstwart“ mehr, als der ganze 
übrige Haufen von literarischen, ästhetischen u. Kunstzeitsehriften. B. N. : unter 
den literarischen Zeitschriften ersten Ranges befindet sich eine einzigartige, i| 
welche jenseits u. in gewisser Beziehung sogar über der Konkurrenz steht: der 
„Kunstwart“. Klans Grotli: wenn ein Blatt vorliegender Art zur rechten 
Wirkung kommt, ist damit für jeden Gebildeten ein wahrer Schatz gewonnen. 

O. v. Leixner: so sachlich, so edel in seiner ganzen Haltung, dass er wärmste 
Förderung verdient. Band: macht seinem Namen alle Ehre. Rosegger: das 
|j weitaus beste Blatt dieser Gattung. Janitschek: nicht nur geistvoll u. fein¬ 
fühlig, sondern auch planmässig und energisch. Kiel. Z. : höchst eigenartig u. 
lebendig. Leipz. Z.: man trage mit dem Bestellgeld zugleich ein Scherf lei 11 bei 
zur Hebung der deutschen Literatur u. des deutscheu Volkes. N. Z. Z.: bestimmt, 
auf das literarische und künstlerische Leben anregend fördernd, aufklärend u. 
läuternd zu wirken. Wien. Presse: wir kennen kein anderes Organ dieser 
Richtung, welches m so kurzer Zeit u. in so fesselnder Form so viel des Bedeu¬ 
tenden geboten hätte. Bresl. Z.: wie viel herrschende Vorurtheile hat der 
„Kunstwart“ erschüttert, über wie viele Fragen hat er Licht u. Aufklärung ver¬ 
breitet! Lehr. W.: ein wunderbar frischer Geistesquell! Lpz. T.: wird sich 
die ihm gebührende Stellung als Berather aller Gebildeten deutscher Nation in 
Sachen des Geschmacks sicher u. unaufhaltsam erringen. 

Kunstwart-Verlag in Dresden-A. 


m 


ö- 


(S$ef*9fcbacteur unb <5igent§ümer: yauf <£ein}e, föebacteur: Jlttboff goeffe. 
Stad oon Sferbbtanb S^omafe in Treiben. — $apiet oon Vieler & Sogei in ßeipiig. 




Digitized by 


Google 







Drgmi für Jidliluinft und JuitiR. (Der „Dmtflm Didlterfinfff*' 19. lUiid.) 

Herausgeber: y«uf <$ein)e. 


Monatlich 2 mal. Preis: bM halbjälirl., vorattszahlb. Man abonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummorn k 50 rjr. 5 Sttlck einer Nummer.# l,5o. 


AzU-in weites, fa0fes &(att vom Stattm, 
38i* t»or beti gewebt, 

^~?#s ma$ni tnf<$, wie ein <£e6enstraum 
^ £o pn<$fifl, a<$! »ergebt. 


3tun jagt bet 3$inb es bur<$ bie §rfur 
&fefdj feiner $<$weflern §c$aar, 

3lnb bann öfelöt £ian6 unb 2&ober nur 
&on betn, was einff es war. 


pa<9 wir fltß gtavfi §u $iau0 gefeilt, 
§pxofct ans bem $tau6 empor 
jlfs fünfter £r$muA ber 3rru$fing$weft 
fin buft’ger SSfumenfTor. 


Jufius £iurtn, 


Digitized by 





124 


?r 


s? 



Pie Unnatur im romanifdjen Prama 
5er ^leuseit. 

SBon Jingo StQeinf&nber. 

(Schlup.) 


ooiel roir an unfcrer an* 
gefränFelten ©efedfchaft oon 
beute auSjufefccn haben, fo 
Dürfen roir bodf) ohne pharU 
fäif<^e Selbpüberhebitna oon 
un 8 jagen: ©ir pnb immerhin noch beffer 
als unfere roeftlichen Nachbarn. ©ir beppen 
feinen gefedfcljaftlich, mochte ich jagen, am 
erfanitten ®emimonbet®tanb; ein (Slieb bie? 
fev ^C^efeÜf^aft^ geniept für unb für bie 
oerbiente aftgermanifche SBerad^tung. £er 
fittfid^e ($eip unferer 3 <it ip hoch noch ein 
gejunber — geht §in, ihr Poeten, in bie 
mittleren unb fleinen (Stabte unb lernt bort 
beutfd)e 8 SBiirgerleben fennen. ©aS Fümmert 
unS Widionen bie gäulnip ber (^efedfchaft 
im „Niefemtepe!" ©lüdlicherroeife ip bie 
#auptPabt auch barin bem £anbe nicht $or= 
bilb. ©arum alfo bem meift nichts ahnem 
ben 93olFe 3errbilber oorfüpren roie in 
nife, grancidon, ©eorgette, NenSe, 3:^erefe 
Naqutn, ©aleotto! ©ir rooden beffern! rm 
fen unä bie Nealipen unb Waterialipen 3 U. 
93effern, roo nichts ju beffern ip, ober oer= 
jroeifeln machen, roo gcbeffert roerben fönnte! 
ienn roenn 33efferung eintreten fod, fo muß 
hoch auf irgenb eine ©eife gezeigt roerben, 
roie biefe fBefferung enielt roerben foO. gim 
ben roir baS aber in befagten £vamen? 3n 
feinem einzigen. <§)at bie bramatifche ftunp 
blo3 bie Aufgabe, niebergujc^mettern unb 
nicht auch bie, empoquheben ? Wit roa^r^aft 
innerem Vergnügen, mitunter mit teuflifdjer 
greube roeiben pdf) bie fran 3 Öfifd)en ^efp* 
mipen an bem dntfefcen ber £örerfdf)aft. 
„$)a feljt*, fo rufen pe ber lederen 3 U, „baS 
iP eure heutige ©ejeflfd^aft, fo faul, fo nidf)* 
tig, unb foldfje grüßte geitigt pe! 3 h re ®er- 
funFenheit ift bobenloS, bcshalb hinab mit 
if)r 3 um NidpS! Unb auch du, ber bu rein 
in ber Witte ber 93erroorfenheit PebP, FannP 
btr fein beffereö ®cf)idfal herbeiroünfchen, als 
moglidfjp fanft in bem gropen Nirroäna auf? 
gugehen/ 3 P biefe oberflächliche ©eltanfcham 
ung, ber Naturalismus, ber (Erhabenheit beS 
germanifdjen ©eiPeS entfpredf)enb? Nie unb 
nimmer, roenn eS auch (Einzelne unS glauben 
machen roollen. Unb follte eS auch noch fo 
fehr bergab gehen mit Ment ringS um unS 
ber, roo 3 U eS, ©ott fei $)anF, noch lange 3*it 
bat, roir bemalten unfere JebenSfreubigFeit unb 
Die Hoffnung auf Nettung. Uufer 33olf hat 
fdjon manchmal am Nanbe eines SlbgruubeS 
gepanben; eS hat pdf) ftetS aus eigener ^raft 
roieber emporaefd£)roungen. 

3. @3 gelüftet unS nicht nach ben äuperen 
fünften ber granjofen, mit benen biefelben 
bie innere Hohlheit ihrer ©erfe 311 oerbeden 
belieben. $5ie Wache in ihrer auSge 3 eichnets 


Pen geinheit, baS ©ortgeroipel, bie gepfeffert 
ten, geiPreich fein fodenben ®dfjamlopgFeiten 
— ad baS Unnennbare, baS ber roepliche 
Nachbar in bie adumfaffenben begriffe esprit 
et elegance einfdfjachtelt, mag roopl ben ©au* 
men geroiffer Seute rei 3 en, für ben unoer* 
borbenen ©efchmad ip eS ein Nichts; ber er* 
fennt bie innere Gebe nur bepo heutiger. 
3 m ©runbe genommen ip bie Wache hoch 
unnatürlich, nicht nur bei ben granjofen, 
fonbem auch bei ben Spaniern. Sogar bei 
bem gan 3 bebeutenben @chegarap fpielt in ben 
meiften ©erfen ber 3 u fau, roie f<hon be= 
merft, bei ber (httroidelung ber ßanblung 
roie bei ber 93erioidetung unb, roaS bod) ganj 
geroip falfch, bei bem Umfchroung eine grope 
Nolle. i'aS müpte hoch oon oont h*win 
abfchreden. ©ie prenge pnb hoch unfere 
Weifter unb ^ritifer, roenn ein &eutfcher eS 
roaat, gegen bie ©efepe ber ^ühnenfunP ju 
oerftopen — unb h*ff P*h* ben 9lu8t 
lanbern SlfleS nach! 

4. (J3 unterliegt gar Feinem 3 roc 'f c ^ 
unfer £rama in Der nachPen 3«t einer neuen 
dntroidelungSpufe entgegen geht. 3 (h ^ es 
Fannte mich oon jeher 311 ber &npcht Nubolf 
®ottfchaQ3, bap roir in 3 u ^ un ft groci mitten 
ber iragöbie nnterfcheiben roerben, bie poli* 
tifche unb bie bürgerliche. Nur glaube ich, 
bap roir ben Namen „bürgerliche Sragöbie* 
aügrmeiner faffen müffen, oiefleicht befier 
„focialeS ®rama Ä fagen. ^a 8 hiPorifcpe 
iranerfpiel roirb p(h 3 um politifchen umt 
bilben, roie ©ottfchaH fagt: ba3 beutfche 
JuPfpiel roirb erp noch gefchaffen roerben 
müffen. 2 lber in bem adern fönnen unS 
roeber grait 3 ofen noch ©Panier oorbilblich 
fein. 5)a3 nationale 5)rama mup au 8 bem 
beutfchen @eipe h*rau 8 roachfen ober auS bem 
$angermani3mu8 pdf) erbauen. @. greptag 
hatte oodfommen Necpt, roenn er in feiner 
„$ed)mf be3 5)rama8* foroohl Qomeide unb 
Nacine roie Jope unb (jalberon als für un 8 
ohne (Sinpup überging. 

®ehen roir hinufc« nach granfreich, roie 
eS gegenroartig bort auSpeht. 2 lugier pecht 
langfam h^; Raubet fchafft nicptS mehr. 
Sarbou h at pch 00 m fogenannten fodalen 
SDrama abgeroanbt unb pch neuerbingS auf 
eine 2 lrt geschichtlichen 3:rauerfpiel8 geworfen 
(„‘Ihfobora", „^oSca"). $)ie3 benüpte 3 *>la, 
um fein $eil auf ber 93übne 3 U oerfuc^en. 
5l0ein oon ihm roenbete fiep fogar ber gropte 
5h^il feines eigenen 33olfe8 ab, al 8 er bie 
„Xherefe Naquin" über bie 93üljne gehen liep, 
unb bie angefehene Fritifc^e „Revue des deux 
mondes“ faate ihm bereits oor brei 3 ah cen 
berart bie Weinung, bap ein jeber anbere 
3 urüdgefchredt roäre angepchtS eines folchen 


«- 


■43 


Digitized by 


Google 





125 


ocruichtenbcn Urteils, bcm bic her 

litterarifchen ©timmen beipflichtete. SlOein 
Emile 3ola fogt mit ber üftiene eines Wax* 
tprerS: „nemo propheta in patria“ unb 
weift auf feine Dramen: „3efct finb’S brei 
ober oier, noch wenig; wenn eS erft gwangig 
ober breigig futb, werben fte fic^ fchon 
fe^en gu oerfchaffen wiffen." %a, roenn #err 
3oIa un§ bie ©ewähr leiftete, bag er fich 
mit ben 3 Q ^ rf » befferte. ©ir glauben ihm 
nicht, wenn er un§ auch oerfpricht, wie er 
gethan ^at. 

Ünb nun blicFen wir nach korben — ober 
nein, foweit brauAt baS Sluge nicht gu fchwei* 
fen; er, ber groge germantfche JramatiFer, 
weilt mitten unter unS, oielfach oergöttert, 
oielfach oerFannt — 3bfen. Unabhängig 
oon ben Romanen hot auch ftin ©eift oÜe 
©tufen ber ©ährung bis jur Klärung burch= 
laufen. 2luch er wollte bie gefunfene ©efeU= 
fdfjaft gur gTeUjeit unb ©ahrbeit ergießen; 
er höi lange 3 e ^ atl ber $Röglid)feit biefer 
Ergiehung gegweifelt, aber enblich rang er 
fich los, unb in feinem lefcten bebeutenben 
©erFe „ Jie grau oom Sfleer* b at cr itn 


©egenfag gu ben Romanen auSgefproAen: 
ES giebt eine Erneuerung. Jie $effimiften, 
bie Jbfen lange gu ben 3b rcn sanften, haben 
ihn nun oerloren, oötlig oerloren. Unb beS* 
halb wirb er oorbilblich werben für unfer 
neues bürgerliches Jrama, baS eine groge 
ergiehliche Aufgabe für bie 3 u ^ uit fl S u über* 
nehmen b at - ®ie Slle^anbra’S unb Eoa’S 
werben anberen ©eftalten ^piafc machen, unb 
nachbem im Jrama baS fdhlimme realiftifdhe 
©emälbe ber oerborbenen ©efeflfehaft ber 
.©egenwart erfdjienen, wirb ftdh ber 2äuters 
ungSoorgang, frieblich ober gewaltfam, oor 
ben klugen beS ^ubliFumS ooQgiehen unb 
baS ©ange in fchöner Einheit auSFlingen. 
3n manchem feiner früheren ©tücfe hat 3bfen 
gegeigt, bag er nicht nur itiebetgureigen, fom 
bern auch aufgubauen oerfteht, in ber „grau 
oom SKeer" beSgleichen. jiefe Dramen, 
beutfdhe dichter, nehmt gum SBorbilbe; ihr 
begeht bamit Feine ©ünbe, unb ihr bmtbelt 
nicht unnatürlich; benn 3&frn h a * «benfo 
wie ©hafefpeare pangermanifchen ©eift — 
er ift unfer. 


cSießesfiet) eines jungen §nbianers. 

(Sftadb ßfjateaubrianb.) 


@o lagt mich benn bent jungen Jag 
SorauS auf glügeln eiten, 

Damit idh ftitt unb einfam mag 
Sei meiner Jaube weilen. 

3<h fd^Iang um ihren £at3 ein Sanb, 
2Rit 3ttufcheln «i<h behängen: 

Drei rothe machen ihr beFannt 
2flein Sieben unb Serlangen; 

Drei oeitchenfarbne beuten teiS 
Die 3roeifet, bie mich quälen; 

Seboch non meinem hoffen h«6 
Drei blaue ihr ergäben. 

DaS Hermelin b<*t Sleugtein Ftar, 

Doch mug ihr ©lang erbleichen 
Sor üRita’S fchwargem 9lugenpaar, 
Dem nur bie Sterne gleichen. 


Som Scheitel wallt ihr leicht unb fd^ön 
DeS JpaupthaarS bunfle 3ttenge, 

Sie SfteiSfelbwogen auf ben £öhn 
3n üppigem ©ebränge. 

3h^ 3^unb ift eine SRufthet rotf;, 
Sefefct mit ^ßerlenreihen. 

0 möchte er auS 0uat unb 9toth 
3ttir ©inn unb §erg befreien! 

0 möchf er fügen ©chatten gart 
2luf biefe gacfel hauchen! 

Dann Fann ich, nach ber Säter 2trt, 
Die griebenSpfeife rauchen, 

2Benn h*int ich oon beS ÄricgeS Suft 
©eFehrt mit ben ©enoffen, 

Unb hflngcnb fchau an ihrer Sruft 
DeS ffiigwamS jungen ©proffen! 


©o lagt mich benn bem jungen Jag 
SorauS auf glügeln eilen, 

Um flill im bunFeln ©<henhaag 
Sei 3Kila gu oerweilen! 

fruft <j»acfter. 


Digitized by c^ooQie 



126 


© u n i) i U>. 

(£itt ^eftengebichf t>on $uf!at> &afItopp. 

(Sortierung.) 

©c^fleö Abenteuer. 


9ln bem vierten Jage 
Nahmen bie meifiett Wannen 
Unb jtönige ihren Slbfcbieb 
Unb $ogen bavauf non bannen; 

Ca3 mogte, fam unb ging, 

©iel hatte ©unhilb ju veben; 

©ie gab noch frohe ©rüßc [$eben. 
Unb ©lücfmunfcb auf bie Speimfehr einem 

Sperr ©ate fprad^: „%<b [ebne 
Wich mieber nach beit Chürmen 
Unb nach ber großen ©tille 
$n meiner ©urg jti ©türmen! 

$cb habe beffern ©ein 
©eiten ju trinfen befommen, 

Cen höben mir nid)t gefpart, 

Codj ift baoon mein &opf beflommen." 

„3<b febeibe", fagte Worung, 

Wit beinern Cbm jugleicb, 

©3 laufen manche Weile 
©i3 in fein Stönigreid) 

3ufammen utifre ©ege, 

muß ihm oiel oerfünbeit! 

3ur Sperbft^eit fomm' id) mieber, 
äöe^balb, baö fannft bu leidet ergrünben!" 

Cer ©ogt non ©rebftebt rief: 

„3>cb feb^eße mi<b eud) an, 

©ir langen gegen 9lbenb 
3n meiner Speimat an, 

Cort merbet i§r erfahren, 

©eichen niel guten Weth 
Spcrta, meine Cocbter, 

2lu3 Sponig b^juftellcn uerftelpt!" 

„Ungern gemäht' 1 ich Urlaub", 

©0 fpracb ©unhilbc ba, 

„Cocb b*fl’ *°h frohe Spoffnung, 

Caß e3 euch nicht gefdjat) 

©0 unfanft hier in 'Jcorbjtraub, 

Um nicht in naher $eit 
(Stich micber I;ier 311 fetten 
$n meiner füllen ©infamfeit!" 


I ©ie gingen in ben Spof 
! Unb ritten froh h^em 
I ben h c ß cn Worgen 
! Unb in ben ©onnenfcbeiit. 

! Spetel feboch unb %xntt 
©aren jurücf geblieben, 

©te mußten ihre ©erbuitg 
Sluf gelegene 3eit oerfebieben. 

s )lm nächften Worgen maren 
Wannen unb Üeute feiten, 

©6 mar nid)t3 mehr 511 feiert 
©on ben oielen 3 c ften. 

Ca fpracb ju beiben Äönigcn 
©unhilb im Worgengrauen: 

,,^!aßt uitö in meinem ©arten [fdiaueit!" 
Wad) Spimmelofd;lüffeln unb ©cild;en 

Ca führte fie bie ©eiben 
5>n ben füllen ©arten; 

©a$ ihr ba beoorftanb, 

Wod)te fie nicht ermarten. 
sticht freuten Spetel bie ©lumen, 

©ein Wuth mar it)m jerroitncn, 

©ic er ju roerben beginne, 

Caö hatte er noch nid)t erfonnen. 

Cer Stönig non günen mar e£, 

2ln ben er heimlich bachte, 

©3 mar ihm nicht entgangen, 

Caß bei* entgegenbrad)te 
Cer jtönigin ©unljilb 
3>nt ©tiüen treue Winne. 

©r fann in fchmeren ©orgen: 

Wit melden ©orten er beginne. 

Cft hotte er Sperrn Worung 
gorfcheitb angefehn, 

©enu ber gebanfenoertoven 
©flag bei ©eite jti ftc^n, 

©eint er bie blauen klugen 
Cicf unb uoller ©erlangen 
^ieß auf ©unhilbe ruhen. 

I @r märe fonber ©erbuug gern gegangen. 


«- 


Digitized by ^.ooQie 





127 


Doch roar nicht £orant gefahren 
gür ihn über bic gluth? 

©chrecfte bem ber ©rimm 
DeS roilben $agen ben SDtuth? 

Unb war ber nicht über bie ©ce 
Durch J)unbert ©efahreit gefchmommcn? 
9Bie fonitte er noch ftd) fd)euen, 

©einem ©egehren nach$ufommen? 

Unb plöfclich blieb er fte^en 
Unb begann $u reben: 

„©chöne ©Borte fagen, 

©dingt nicht einem jeben, 

3 ch wollte lieber, e£ ftänbe 
Jpier an meiner ©teile 
«ftorant, ber Dätienfönig, 

Dticht ohne ©lü<f ocrließe ber bie ©chmelle! 

„©r hat mir einen Auftrag 
gür bich mitgegeben, 

Doch wenn er im ©efaitgc 
SBürbe bie ©tiinme erheben, 

©Senn bu fchatten fönnteft 
%n feiner klugen Sicht, 

DaS märe beffer für il)n, 

©113 baß ein ©Inbrer feine ©otfd)aft fpric^t!" 

„£alt ein!" rief ba ©unhilbe 
Unb ihre ftol^en dienen 
glammten, als mürben fie 
©om Worgenroth befchienen. 

,,©on folcher ©otfebaft rebe 
Sticht mehr an biefem tage, 

Unfroh muß ich werben, 

©Benn ich ummttfomm’ne 9lntroort fage!" 

Da fiel ber Däne grute 
3 n bie $ftebe ein. 

„Daß ich taager fchmeige, 
ftönigin, foll nicht fein! 

Der fd>önfte Jpelb im korben, 

Der Äönig oom Dänenlanb, 

Jporant, ber meithin gelaunte, 

©Birbt burch unS um beine £anb! 

„Soll ich bamit beginnen, 

3u fünben bir fein Sob? 

©tenne mir ben Äönig, 

Deß 5Ruhm fi<h h^ cr erhob! 

©chon fingen in allen Dörfern 
Die Äinber feine Städten; 

Daß bu ben ©Bunfd) geroähreft, 

Darf ich fl u3 treuem ^erjen ratzen!" 


- 53 

| ©unhilbe ftanb betroffen. 

©luf ben blumigen ©runb 
j ©ah fie finnenb nieber 
Unb nagte babei munb 
Die rofenrothen Sippen. 

I ©ie jupfte mit ber £>anb 
©laue ©eilten in ©tücfe 
Unb marf fie bann auf'S ©artenlanb. 

©US fte beharrlich fchwieg, 
gaßte fich §etel ben Wuth 
Unb fagte: „jporant fchmur, 

©3 folle barob oiel ©lut 
©luf bie ©ßahlftatt fließen, 

©Bollteft bu nicht gemähren, 

| ©BaS er oon bir oerlangt! 

I Den Jparfncrn biente baS ju neuen Wären!" 

Da runjelte grute bie ©tim. 

„Du barfft mir’S nicht oerbenfen; 

©Benn bu fo broljenb mirbft, 

©ßirft bu'S 511 m Unheil lenfen! 

^pätte §orant fo 
Um beine grau geroorben, 

Du roäreft unbemeibt 
©inft ju Watelan geftorben!" 

©3 juefte brohenb über 
©unhilbe^ ©Ingeftcht. 

„ 3 ft einer unter euch, 

Der mir ben ©ibfehmur bricht? 

3 h r habt mir beibe greunbfehaft 
©efchmoren mit euernt ©lute, 

3 ch hoffe, fommt’S jum Kriege, [grute! 
sticht gegen mich mirb §etel ftehn, noch 

„Unb meil mir greunbfehaft fdjwuren, 

©Bill ich ntid) linb crmcifen, 

©onber allen .$aß 

Dürft ihr oon hielten reifen, 

©Bcnn’S aber Äönig ^porant 
©fach $ampf mit mir gelüftet, 

©0 bürft ihr ihm oerfünben, 

3 d) fei baju geroappuet unb gerüftet!" 

Doch fchnell entgegnete £etel: 

„ 3 erreiße nicht baS ©anb, 

DaS ich bir angeboten, 

©ebenfe au bein Sanb! 

©eoor bu biefe ©Berbung 
3 urücfgemicfen haft, 

Saß alles uns bebenfen, 

Daß nicht bic Otcue tommt als fpäter ©aft! 

- — £[ 


Digitized by ^.ooQie 




m 


„§aft bu an einen Blnbent 
©twa fcbon gebaut, 

Ober ijat bi<b bie fcbneBe 
BBerbung beftürjt gemalt, 

Ober ift §err £orant 
®ir auS anberit ©rünbeit 
©twa unlieb geworben? 

BlücS wofle uns oerFünben!" 

Stuf bie fteinerne ©an! 

Unter bem alten glieber 
3 ngte ©un^ilbe bin, 

®a festen bie brei fkb nieber. 

©ie fpracfy: „£ier ^atte Böate 
©or länger als $wei fahren 
Son euch unb §orant erjagt, 

BflandjeS bab 1 idj ba erfahren! 

„3Bie er bir bein ffieib 
©rächte nach £egelingen, 

®aS er bir gewonnen 
®urcb fein fdjöneS ©ingen, 

SBic bei* roilbe £agcn 
Btacbgefabren Farn 
Unb wie julefct bo<b aBeS 
®arnacb ein frobeS ©nbe nahm. 

„ 3 $ b a &’ cS oergeffen, 

Oft Farn mir’S in ben ©init, 

®ocb bin i<b Fein träumenbeS üJ^äbdjcu, 
3 efct bin i<b Königin! 

Bttein Söifle ift eS nicht, 

3Ri<b einem Bftann ju beugen, 

Unb baß icb ntünbig warb, 

®eß ne^m’ id) beibe euch ju 3 eii geit! 

„Unb was ntid) babei leitet, 

©S fei euch unoerloren. 

©infi b^’ i<b meiner BJtutter 
Bftit ^eiligem ©ib gefc$morcn, 
woBe Feinem Spanne 
BUS ©attin mi<b oerbinben, 

®er in brei ©roben nicht 
BJti<b fiegreicb Fönne überwinben! 

„SBenn Bftannen unb ©erwanbte 
BJticb jwingen, baS $u t^un, 

©efcbeb’S im näcbfteu £>erbfte! 

©iS ba^in möge ru^n 


®aS BBerben, benn i<b backte 
BKicb Feinem Bftann ju fcbenFen, 

©S fehlt mir nicht an Äraft, 

Bttein Äönigreicb unb ©otf $u lenfen!" 

®a feilste Jpctct auf. 

„®ie ©otfe^aft FränFt tni<b fe^r, 

®ocb eile nun, $ur ©renje 
3u fiteren fdjncB bein £ecr, 

®enn §orant wirb ben BSettFampf 
Böagen auf anbere BBcife, 

BiMr muffen ohne Säumen 
UnS eilig rüflen ju ber Steife!* 

®ie Könige nahmen Blbfctyieb, 

Um nach bem §of $u gehn, 

3 n ihrem ©lumengarten 
©lieb ©unljilbe fte^n, 

©ie l)örte halb, wie jene 
©e^enb ju ©ferbe fliegen 
Unb fab fic mit ben BJtanneit 
©ilig über bie ©bene fliegen. 

®ie jerpflüeften ©eilten 
©ab fie auf bem ©anbe 
©or fi<b liegen. „Unglücf 
®eutet baS bem Sanbe, 

BJticb wirb mit großer BRacbt 
®er ®äne überfaflen, 

Btun gilt eS, fctyueB $u fenben 
Umber nach meinen BJtannen aflen!* 

Stubig unb gemeffen 
Schritt fie nach ber £aBe. 

„ 3 l)v, meine BJtannen, auf, 

Seftcigt bie ©ferbc aBe! 

®urch gan$e Üanb 
BJtüßt iljr eilig reiten, 

®er ®änenFönig begehrt, 

®bfön unb Bieicb mir ju befreiten! 

„Steitet auch itacb ©türmen 
Unb fagt bem ffönig BBate, 

6 r foBe mit feinem §eerc 
Bftir Reifen unb feinem Statbe! 

Bflit BBinbeSeile foBt ibr’S 
®urcb aBe ©auen melben! — 

§ier fteb icb ohne gur(bt, 

3cb b'rrföe über ein ©olF oon gelben!" 


Digitized by ^.ooQie 




129 


Siebentes Abenteuer. 


2113 bie Soten roaren 
©eritten au3 ben Ifyoren, 

Sa gaben fie ben Sßferben 
2ftit aller SWac^t bie Sporen. 

@rft als baS Schloß oon s Jtorbftranb 
Sag hinter bunflen Sannen, 

Sa toar eS, baß fie bie Stoffe 
ffiieber anju^alten begannen. 

Sa fagte Srute: „§aftig 
Strebte jt bu na<b bem 3W« 1 — 

9flit Sro^en unb mit Sönnern 
(Srlangt man feiten »iel, 

Segeljrt man grauenminne! — 

3 d> fab bie ttttaib erröten, 

Sa galt eS: gart gu reben, 

SGBie wenn bie 9tacbtigatten flöten." 

3ornig brummte §etel: 

*Sa3 will i<$ nicht oerfebroeigen: 

3 <b lonn mich beffer im ßampfe 
2 Jtit ftarfen gelben geigen, 

3 $ fann mit befferm ©lücf 
Sie b^rteften Schlachten fragen, 

2llS wie ein ©ecf unb 2tarr 

Sen üWaiben gart oerblümte Sieben fagen! 

*3n muffigen Stunben bab’ icb 
93ergebli<b nacbgefoitnen, 

2luS melden gäben mobl 
Sie üRinnc wirb gefponnen. 

Salb fommt fie mie bie Slumen, 

Sie im ©arten fprießen 
Unb an bem Äuß ber Sonne 
#eimli<b *b ren Äelcb erließen, 

„Salb fommt fie wie ein Sturmroinb 
Star! b^cingeroebt, 

2ftit Stilen unb mit Sönnern, 

Saß alles ©iS »ergebt, 

Saß in Sterben fplittert, 

3BaS nur miberftanben, 

Sßenn gmei oermanbte Seelen 
Unoerbofft ficb fabn unb fanben, 

„Oft auch flopft fie an, 

£>b nc baß linb eine §anb 
3 b^ bie Sböre öffnet, 

Saß auf öbem Sanb 


-s? 


©ine Seele einfam, 

©lenb unb unbebauert, 

llnoerftanben oerfebmaebtet 

Unb bie lange SebcnSgeit oertrauert! 

„Manche ffiege manbelt 
-jrepa b^r auf Pr ben, — 

UnS mottte fte nid>t mobl! — 

3 «b mottle gern ©efebmerben 
©on anbrer 2lrt erbulben, 

2llS jefct mit Schimpf unb Scbanbe, 

©on einem 2öetb oerböbnt, 

So Häglicb reiten bureb bie Sanbe!" 

Sa fab ber Säne grute 
3 b^t in’S ©eftebt unb fagte: 

„SaS glaub’ ich, baß unS heute 
$i<bt folcber Unficg tagte, 

9Senn bu fo feböne ©Borte 
Sieber, als bein Sroben, 

©erfebroenbet b^tteft! — boeb — 

©3 ift bie ©Rinne fe^t entflohen! 

„Urb b^ifet ber ©rönnen, 

Sa fi^en bret fluge grauen, 

Sie fönnen baS S<btcffal lenfen 
Unb in bie 3 u ?unft flauen, 

©egenmart unb 3ufunft 
Sertnögen fie gu leiten, — 

Socb feinen 2lugenblicf 
ffieränbern an oergangnen 3 c * tcn - 

„3efet laß unS überlegen, 

©Bie mir baS beginnen, 

Sie unermünfebte SBotfdjaft 
Sieblicb gu überfpinnen, 

Senn eS abnt mir, baß fie 

©itterer als ©alle 

2ltten Scannen munbe 

3>n beS Äönig §orantS §atte!" 

£>err £etel rief: „3efct gilt eS, 

2 ta(b ©rebftebt febnett gu fommen, 

©Bo^l roerben mir gur 92ad^t 
Sort freunblicb aufgenommen! 

Sort motten mir’S beraten; 

©3 mürbe fonft noch trüber 
Sie ©otenreife merben, 

Bitten mir an ©BalramS ©urg ooriiber!" 

ö 


Digitized by ^.ooQie 




130 


R-- 

Ta trabten fte be^enbe 
©eiter burcb ben ©aitb. 

Tie dauern bei ben Törfern 
Bogen über ba3 Saitb 
Gmfig tiefe gurren 
SJtit ben fcfyarfen pflügen, 

Cben flogen fcfyreienb 

©ilbe Söget hin in langen Bügen. 

Bn einen Gichmalb führte 
©ie halb bei* ©eg hinein, 

Ta lag am Soben unten 
Stander fernere ©tein, 

Tie biefett ©ur^eln jogett 
Tavüber hin roie ©drangen, 

Reicht feiten ftolperten ba 

Tic Stoffe, wenn fte oorroärtS brangen. 

G3 floh baö ©ilb uor ihnen 
Bn bid)ten Rubeln unb ©paaren, 

©ent wäre mattdjer ber Gannett 
Ta^intcr f)evgcfafjreu. 

Tie Säume toaven fo ftavf, 

Taß roohl faum umfpaunten 
©ed)3 SDtänner bie alten ©tämme, 

Tie jttm Fimmel l;od; bie Bmeige fanbteu. 

©eiße ©ternblumen ftattbett 
Unb gelbe ring3 umher, 

Tann mieber von Seberblunien 
Gin roeitcö, blaues SJteer, 
hellgrün brangen t^eroor 
Tie Änoöpcn au3 allen B^eigen, 

Tie Sögel gelten £>eerfcbau, [gen. 
Ta flattg'3 mie taufenb glöten unb ©ei? 

Unb als fte alte }uritf$erten 
Uttb fangen ^cll uitb reitt, 

©timmten auch bie Gannett 
9)tit frohem Siebe ein, 

©3 jog bie grübling3momte 
©arm burd) alle Seiten, 

Stad; Gid;höntd;en unb ,vnrfd)en fnl;en 
©ie metjr als auf ben ©eg beim Seiten. 

,,©ic fommt e3", fragte g rute 
Unb fah ftcb forfdjenb um, 

„3b r mertben Staunen, e3 fdmitt mir, 

SU3 müffe hier herum 

Ter ©eg ftd; mählich liebten, 

Tocb menig roirb er raeiter; 

SJtit utel geringer greube 
©c^e i<h, er mirb nicht breiter!" 


-58 

Bur 9lntmort gab ba §etel: 

„©eitn id> mich recht beftmte, 

©ar biefer ©eg nicht beffer 
Som erfteit Anbeginne, 

Unb mentt mir ihn verfolgen, 

Gin Gnbe muß er nehmen, 

Salb muß bie Sichtung fommen, [tuen!" 

Bur Untfebr mag i<h mich nicht gern beque? 

Btt fttrjer grift verfchmanben 
Tie tiefen ©agengeleife, 

©ie tonnten fcbneller ba 
gortfefcen i|rc Steife, 

SJtit biebtem SJtoofe mar 

Unb ©ra3 ber ©ruttb beroachfeit, 

Tie Gid)en mürben höher 

Unb ftoljer ftrebteu aufmärtS i^re Slchfett. 

,,©ir bitrfeu fdmeder reiten!" 

Stief £err tretet au3, 

„Tort tid)tet ftcb ber ©alb, 

©ir fommen halb hinaus!" 

Ta3 barten alle freubig 

Unb gaben ben Sterben bie ©poren. 

©er meiß e3, mie e3 juging, 

Slöfclid) h a ^ eu fl* ben ® c 9 verloren! 

teilte Sichtung §u feben, 

Son Sfaöen feine ©puren, 

G3 lag in ^e^rer Stube 

Ter ©alb, bitrch ben fte fuhren, 

Son allen ©eiten fangen 
Ter Sögel frohe ©paaren, 

3$ mahne, baß bie nicht 
Serirrt im roeiteit ©albe mären. 

©ie fuchten burch bie Tämmrung 
Unb fpürten nach allen ©eiten, 

Tb nicht ein ©eg fte fönne 
Bur rechten ©traße leiten, 

Toch auf bem harten Sobcn 
gaitben uon Tritten, £)ufen 
©id) feine Beiden noch ©puren, 

Tie ben Serirrten £)ilfe fchufen. 

„Behl fiuft bie Stacht herein!" 

Stief ftöttig §etel au3, 

„gnljr mohl, bu Snrg oon Srebftebt, 

Ferrit ©alrams trautes £au3!" — 

Unb eine galfeitfeber 
Scahm er oom ©ejmeige 
Unb blie3 fte hoch in bie Suft, 

Taß fte ihnen bie Stiftung $eige. 

___£ 


Digitized by c^ooQie 





iS 


©odj aU fic oben fchmebte, 
glog mit ^eÜem Schrei 
©ine fchtoaqe ©roffel 
2lu3 bem ©ebüfeh ^erbei, 

©ie fing bie geber auf 
Unb flog bamit nach oben 
Unb ^at fie forgfam bann 
3 >n ihrem 92efte aufgehoben. 

betroffen fahen alle 
©em fcbnmr$en 23ogel nach. 

„3$ mag c3 nicht oerhehleu, 

©a§ beutet Ungemach!" 

©o fprach beforgt £>err grute, 

,,©a3 fmb feine lichten Hilfen, 

©o fiircht 1 ich, bie un§ eben [halfen!" 
3 u folgern unoerhofften 3ei<hen oer= 

„Un§ bleibt fein anbrer 2lu3toeg", 
©agte §etel finfter, 

„2Sir laffert bie ^JSferbe grafen 
3 toif<hcn üJtooö unb ©infter, 

©ie hatten befferc Nahrung 
3 n Srebftebt angetroffen! 

©ort riefelt eine Ouelle, 

2 luf anbern ©rauf ift nicht ju hoffen!" 

3ur Ouelle ritten fie ba 
Unb banben bie ^ßferbe an riefte, 
Ungern meitten fie nur 
3 m tiefen 2Mb al$ ©äfte, 

Unb als fie fahn im Sffiaffer 
©ich graue Solche haben, 

©a rief ber ©äne grute: [fchaben!" 

„3<h hoffe, folcher ©rauf mirb uns nicht 

©ie fugten bürreS ^olj, 

©a$ trugen fte jufammen 
2 luf einen breiten ©fein 
Unb festen e§ in glammen. 

2luS $toei Scheiten hotte 
©iner geuer gerieben, 

©ie mären fonft ohne SBärme 
3 n ber falten Stacht geblieben, 

3 efct galt eS, 3agb ä u holten. 

©ie fahen manches ©hier 
©urch bie ©ämmrung lugen. 

©ie pflegten 2lbenbS h* er 
3u trinfen aus bem 23om, 

©ie fahn bort menig gern 
©ie fremben ©äfte fifcen 
Unb ängftlich h«^ en P e fi<h fern. 


Stun hörte man oon fern 
©ie 3 roe ^9 e brechen unb rauften 
Unb hört ben 23oben ftampfen. 

©ie Sftecfen begannen $u laufchen. 

2llS ob ein ©turmminb fahre 
©urch baS ©icficht mit 23raufen, 
begann ein toilbeS ©hier 
©urch ben bidjten 2Mb $u Raufen. 

„3ch fürchte", fprach ba einer, 

„3h r Tonnen, an bem Äraren 
©er 3roeige ift 5« fpüren, 

2 Bir merben oon einem ©rachen 
£eimgefucht. 3<h h a & c 
Son einem alten 2Beibe 
2 >iel baoon erfahren, 

©ajj er hier fein müftcS 2Befen treibe!" 

2llS er biefe 2Borte 
Äaurn ju ©nbe gefprochen, 

2 Bar ein Sftiefenhirfch 
©urch boS ©icficht gebroden, 

Son ben glammen beleuchtet 
23lieb er auf ber ©teile 
Slufgerichtet ftehn, 

@r fah, mar oermehrt bie Ouelle. 

©ief crfdjrocfen mollte 
©r meichen ben Scrirrten, 

2llS brei fcharfe Pfeile 
3hnt entgegen fchroirrten, 

§etcl unb grute toarfen 
2 tach it)nt mit ihren ©peeren, 

©en ©runf auS fühlem Ouell 
Sernte ba ber ©chelch entbehren. 

3 n bie Änice brach er 
Unb houchte aus fein £eben 
SOtit tiefem Stöhnen, er fonnte 
9ii<ht mehr fich erheben; 

3 itterub ftreefte er auS 
©eine ftarfen ©lieber, 

©a rührte ihn ber ©ob, 

©r fah ben milben 2Mb nicht mieber. 

Salb mären oon bem SJilbe 
©eftccft bie beiben Senben 
2luf jtoei Spiele, beharrlich 
begannen bie umjumenben 
Ueber ber flacfcrnben ©luth 
©ie gelben mit gutem 2Sitten, 

3 h r en grimmen junger 
©achten alle halb baran $u füllen. 

_ m 


Digitized by c^ooQie 




132 


2 )ie beiben Äönige faßen 
daneben auf einem Slfte, 

Sie litten c§ nicht gebaut, 

®aß man fo gut ^ter rafte. 

„$>ie 3eit ift lang", fpra<h grute, 

„@3 fniftert ^cll ba3 geuer, 

3 lfl e§ bir nid>t leib, 

©rjählen roill ich bann ein Slbenteucr. 

„®a§ ^abe idj einft mit ^orant 
Unb §crrn SBalram beftanben, 

SU§ ft<h unfere Skiffe 
Sin fränfifebem Ufer befanben, 

S)a mar auch bie junge £erta, 

©3 mollte fte nicht entbehren 
Jperr SBalram auf ber Steife, 

Un§ fonnte ihre Stäbe nid^t befc^roeren. 

„3)ie SJtutter mar ihr geftorben 
3 |n frühen Scbenstagen, 

®a batte ber 33ogt oon Srebftebt 
Sie auf ben Firmen getragen, 

@r gab ihr SJtilcb ju trinfen 
Unb lehrte fte fpreeben unb geben. 

So mar fte aufgemaebfen. [leben. 

Setten hob’ i<b c * n f° flugeS Äinb ge? 

„3)ie Slnfcr ließen mir ftnfen 
Sor einem meiten Ih 0 ^ 

S)aö mar mie eine mit Slumen 
UeberfüUte Schale. 

SJteermübe fliegen mir au3 

Unb fanben eine beerbe 

Unfern bc§ UferS meiben 

Unb hofften, baß fte un§ jur Seute roerbe. 

„SBäbrenb SBalramS Äinb 
grobe Sieber fang, * 

Unb, um Slumen $u breeben, 

®ur<b bie SBiefe fprang, 

Schieben mir b*r$u, 

Si§ mir ben §irten trafen, 

®er ob ber großen Jpitje 

Sei feiner beerbe mar eingefcblafen. 

„Jpänbe unb güße mürben 
j)em müben Sd)äfer gebunben, 

,3<b hoffe, bie Säuern hoben 
3 h 11 fpäter aufgefunben, 

S)ocb ihre feböne §eerbe 
®ie fanben fte nicht roieber, 

5öir trieben fonber Säumen 
3u ben Skiffen fte h^rnieber. 


„9113 mir beim Ufer ftanben, 

©rfebott ein lütter Schrei, 

©in gefebminber Steiter 
Sprengte an un§ oorbei, 

£>er trug bie junge §erta 
Sor ftcb auf bem Stoffe, 

®er jagte ben Serg hinan 

Unb ritt hinein $um nä<bften Schöffe. 

„£err SBalram ftanb erft ftarr 
Unb mar mie Äalf fo bleich, 

3 b m jitterten bie ©lieber, 

Stidht fanb er gaffung gleich, 

$)ann rang er ferner nach Suft 
Unb tbat einen fdbrecflicben Schmur, 

©r rooHe oon jener Surg 
SJtit geuer tilgen jebe Spur. 

„Siele Söolfen mailten 
Sei Stacht oon SBeften her, 

Sticht SJtonb noch Sterne fchienen, 

SMr $ogen in ooUer 2Bebr 
SJtit hohen Seitern hinan; 

2 Bie eine SJtutter furchet, 

®eren ^inblcin fchtummert, 

So fliehen mir, oon feinem Sicht geleitet. 

„9Btr fliegen auf bie SJtauern 
Ohne un$ ju beftnnen 
Unb ungeflört gelangten 
9ßir alle $u ben 3innen. 

®o<h nun begannen bie §unbe 
3 u heulen unb ju betten, 

9Bir fahen febnett oon gacfeln 
®a§ £au§ ftcb unb ben £of erhellen. 

„SBie trenn ein grimmer SBolf 
3>n ben Scbafjtail fdjleicbt 
Unb grimmig alle3 roürgt, 

2Ba3 er nur erreicht, 

Serbreitete ba ffialram 
3äben Untergang. 

,©cbt mir mein Äinb!‘ fo fd^rie er, 

® aß e$ f ebreef (ich bureb ben Schtoßhof flang. 

„3cb ober brang inbeffen 
Si3 ju bem £aufe oor, 

®rei ftarfe Ärieger traten 
©ntgegen mir am £b or - 
3 n fränfifebem Äauberroelfch 
Segannen bie ju fpreeben, 

3 <b aber rief auf gut £>änif<h: 

»Sitten roitt ich euch bie §älfe brechen! 4 


Digitized by c^ooQie 




133 


„3)aS tyab 1 ich berni gethan, 

35ie 3lrbcit war nicht Hein, 

Sic brangen oon brci ©eiten 
©leichgeitig auf mich ein; 

3 wei ftreefte ich gum ©taube, 

35a floh ber 35ritte gefchroinb, 

©r backte mit bem 3)olche 
3u morben SBalramS junges Äinb. 

*3>ch fchmetterte auf fein §aupt 
3 )ie fd&roere ©treitapt nieber, 

2lufS @ftri<h fiel er ba, 

Äaum gudften noch bie ©lieber. 

2 )ic geffcln löjtc id) fchnelt, 

9Rit benen £erta gebunben; 

SBenn i<h fie nicht errettet, 

©ie hätte jähen tob gefunben. 

„Unb als fie frei geroorben, 

35 a brang §err SBalram ein, 

3 $ hätte nic^t geglaubt, 

@r tönne fo fröhlich fein; 

SSor greubc unb oor Siebe 
§at er in jener Stacht 
©o fräftig mich umarmt, 

(Sr b^tte mich beinahe umgebracht. 


„2Bir führten ©eroänber unb ©itber, 
SBaffen, ©chmucf unb ©olb 
Jpernieber auf fechS SBagen, 

©S mar bas ©lücf unS h^U), 

Unb als mir mieber fuhren 
£)inauS in’S roeite 3fteer, 

©leid) einer gacfel flammte 

S)ie brennenbe Surg oom Serge her. 

35a nun ber ©chelch gebraten, 

©o hörte auf gu reben 
t)cr tapfre j)äne grute. 

@S roarb für einen jeben 
©ein tyexl herabgefchnitten, 
groh mürben ade beffen, 

@o oiel fie auch erhielten, 

©ie höben alles aufgegeffeu. 

2Bie hätte fie baS gelabt, 

SBäre auch öUhtrr 
SKeth gu finben gemefen 
Ober braunes Sier! 

Son bem Söaffer höben 
©ie nur fparfam getrunfen, 

©ie liejjen'S ohne 9teib 

®en grauen Solchen unb ben Unfen. 


©obalb baS 3Jtahl gu ©nbe, 

©ingen alle baran, 

©in Säger gugurüfien. 

©S roarb für jeben 9ftann 
3luS garten 3 roe tgen unb Slättern 
©in Sett gurecht gemacht 
StingS um baS brennenbe geuer, 

®a fanben alle 9iafi bie lange Stacht. 

(gortfefeung folgt.) 


f V r u dj. 

2 Rein th un f c * w* mein 5öort gerabe, 

©erab auch feien meine ^Pföbe; 

©erabe, mie oon £öhn herab 
Gin 2lbler ftürgt gu tob oerlefct, 

©erabe, mie man einft auf’S ©rab 
©in Äreug mir fe^t. 

&txmaun ^tugg. 


Digitized by c^ooQie 



134 


gr 


u 


g)fau5ensßeßcnninti. 


3$ glaub’ an ein einiges Sidjt, 

Sin bie läuternbe glamme beS ©uten, 
®ie ©ünbe unb ©lenb burcfjbricht 
2Rit fengenben, je^renben ©lutfyen; 
®ie fyerrlid)fte ©tacfyt, ofyne ©ube, 

3u ber idj midj roenbe, 

®ag i§re Strahlen fie fenbe. 

$<$ glaub’ an ein emigeS 3Reer, 

SluS beffen gewaltigen glutfyen 
©efeligenb rings um midj l)er 
©rquicfenbe Ströme beS ©Uten 
©ic§ labenb ergiegen, bem Dringen 
®er üfteitfdjcn ©elingen 
Unb göttlichen ©egen $u bringen. 


®aS Dfteer ift’S, baS nimmer oerftegt, 
®aS DReer ber unenblicfyen Siebe, 

®eff’ 3Baden in Driifye unS roiegt, 

3Bo fonft nur 5Ser$n>eiflung unS bliebe, 
©ein Dtaufcfyen ^at nie mir gelogen; 
©ein mächtiges Sßogen 
£)ab tief in mein £>er$ icf) gefogen. 

Unb ift nur ein iropfen oom Dtteer 
iVir tief in bie Seele gefunden, 

@o ftiüet ftcb nie mein ®ege^r, 

Unb fiel nur ein glimmenber gunfen 
®eS ©uten in’S £er$ mir: fein ©djimmer 
DSerglüfyet bann nimmer 
Unb einet bem Sidjt micty auf immer. 

_ 3&al$ifbc fii^orn. 


cS i e 5 e r. 


I. 


pie fprufjeube funken. 


ffiie fprügenbe gunfcn 
S'erftoben in Dtadjt, 

©inb bie Sterne gefunfen, 
®ie fonft mir gelacht. 


3$r ©feinen, i§r grünten 
3$ miffe eS nicht, 

@S fjat fie getrunfen 
©in l)immlifdjeS Sidtyt. 


®u roeigt, mo eS funfeit, 
®u fennft au$ ben CueU, 
Unb bis eS cinft bunfelt, 
©eroa^r eS mir f)ell! 


II. 

pn$ it o <$? 

SöaS fud) id) Söorte nod), ba jahrelang 
3n jeber ©tunbe, ber idfy mi<$ nicfyt fdjäme, 

3d? beiner ©eele Söieberflang 

SÖortloS, bocty flar, in meiner ©ruft oernefjme? 

©alb tönt er ftarf unb halb in leifem £audj, 
®ocf), leis auch, lauter als baS Söeltgetöfe, 

©o lag micfy fjoffen, bag bereinft fid) auc§ 

3n biefem Älange meine ©eele (öfe! 


-8 


Digitized by 


Google 




135 


III. 


<3wei $ T fi i 0 e». 


3$ fdjau im ©ommerglanje 
3roei 93lütf)en, bid>t gefdjmiegt, 
Um bic mit frifdjem Äranjc 
£aS gaub, ba§ bunfle, liegt. 


3>d? felj burd)'S ©rün fie blinfeit 
Sie ift bie SBelt fo grojj! 

3>cfy fefje miib fie finfen — 

SBie ift fo roeicb baS 9ttoo§! 


2ßär unS bieS gooS ju eigen: 
©in gebenSftamm, ein gaub, 
©in JBiegen in ben 3 ,oe *S cn 
Unb eine Dfaft im ©taub! 


Jtboff $Uxu. 


jüfolierruine Jbeilterßa^. 

ffieltferne, grüne ©infamfeit 
$n berguinbrängter §od)roalb§mitte, 

®u rebeft oon oergangner 3 f it/ 

3?on ®lan$ unb frommer Ülofterfitte. 

®urc§'3 alte £fyor mein 9luge blieft, 

®on bem f)erab in ©tein genauen 
©anct 23emf)arb unb ©anct 33enebict 
3fn fdjlic^ter Äutte nieberfdjauen. 

Unb brüben, roo bie 9tmfel fingt, 

35om lebten 9lbenbrotf) umgoffen 
5$eröbet bie Äapeße roinft, 

©pfyeu unb ©räfer briiber fproffen. 

35Bie mirb fo eigen mir um’S §er$, 

®ie 33ruft burdjroogfS mit ^eil'gen ©Jauern, 

■Utir ift, als ob in ftummem ©dfymer$ 

®ie krümmer um Vergangnes trauern. 

3>oc§ brüben, roäfyrenb mir oerfanf 
£icr 3*it unb Ort in ftitlem ®en!en, 

©rtönt oom ©aftfyauS ©läferflang 
Unb IjeitreS gadjen oon ben ©änfen. 

$ie $ugenb roinft mir fröftfid) ju. 

„®ein Silb roirb lange mtcfy umfdarneben, 

©infame JBalbruine bu, 

galjr rooljl — unb nun jurüd iit'S geben!" 

garnier. 


Digitized by ^.ooQie 




Sinsen nnd Sagen. Diene ©ebicpte 
non Albert Moeser. Vierte ©ammlung. 
(Hamburg, ©erlagSanßalt unb DrucFerei 
1889.) Auch in biefer neuen ©amtn- 
lung fpriept DRoefers geiftiger Abel in feiner 
ooflen Särme unb ©cbönpeit gum Befer, unb 
man gewinnt aud) pier wieber auS bem 
SReicptbum ber (Stoffe unb aus ber fünfte 
lerifcpen gorm berfelbeu ein FlareS 33iTb oon 
ber bem Dichter innewopnenben großen ©e- 
ßaltungSFraft. 3^bem e$ DRoefer oerßept, 
bie belebte wie bie unbelebte Seit feiner DRufe 
bienßbar gu machen, geigt er fiep meines Er* 
achtens als ber echte Vumorift, ber bem 
fleiitften wie bem größten Vorgänge im menfeps 
lieben unb natürlichen Beben eine gemütbooOe 
unb anfpreepenbe (Seite abgugewnmen weiß. 
SRoefer {teilt niept ben Seltjcpmerg in ben 
SRittelpunft feiner Dichtungen, oielmepr ift 
eS baS allgemeine DRitleib mit bem ©cpmerge 
alles ©efepaffenen, welches neben ber greube 
an ber aHmäligen ©erooQFommnung beS 
©eins feinen Dichtungen einen jo befonberen 
fReig oerleipt. — Üeber bie fünftlerifcpe gorm 
oon DRoeferS ©oeße glaube ich f)ier billig 
binweggepen gu fönnen, ba ja biefer ©orgug 
Iängft beFannt unb allerorten mit Recht ge* 
rühmt roorben ift. Rur möchte ich bie be* 
fonberS gut gemailte Anorbnung ber neuen 
©ammlung ieroorpeben. ©ie oerbient gang 
befonbereS Bob, inbem baS gange ©uep Fünfte 
gerecht in Fleinere ©ammlungen gef Rieben 
tß, bie in fpmmetrifcpem Secpfel oom AH: 
gemeinen gum ©efonberen übergeben. Der 
Snpalt oon „©ingen unb ©agen" ift, wie 
febon augebeutet, ein febr mannigfaltiger. 
Eröffnet wirb bie ©ammlung burep einen 
ßreiS oon FoSmifcben ©ebiepten, bie in er* 
babener Seife ©edanfen über Seitwerben 
unb Seitfein gum AuSbrucf bringen. Auf 
einen ftrang oon lieblichen unb emften 
©onetten oon 3aSmunb folgen ©ebiepte in 
Drimetem, welche perfönlicbe Erinnerungen 
früherer 3*it begeben, ©räcptige, tbeilweiS 
granbiofe ©ilber aus ben Alpen werben ak 
elöft oon einem gmeiteu ©ouettenFrange, ber 
ie 3tyfl* eines Aufenthaltes in DRöncpgut 
feiert. Auf eine Reibe oon gemütboollen unb 
traulichen Epißelit unb Elegieen folgen reigenbe 
©ilber auS ber ©tiHe ber heimatlichen Ratur 
unb ©ebiepte auS allen 3onen. ®ie oor* 
lepte ©ammlung bilben ©allaben unb Ros 
mangen auS ©elcpicbte unb ©age, auf beren 
griffe unb ©cpönbeit befonberS aufmerFfam 
gemacht fei. AIS ©cpluß bient eine märepens 
fepöne poetifebe Ergäplung „Acpmet" nach ber 
©rofa oon S. 3™ing. 3 $ fcpließe mit bem 
Sunfepe, baß auch biefe Furgen Sorte bagu 


beitragen mögen, einem wahren Siebter gu 
feinen gasreichen alten ©ereprern recht oiele 
neue gu gewinnen. Dr M Maniting . 

Sinngedichte oon Ludwig Falda. 

(Bresben, Veinricp DRinben.) Dies ©ücplein 
legt wicberum berebteS 3 cu gniß ab oon beS 
hochbegabten ©erfafferS Sip, ©cplagfertigFeit 
unb gormgewanbtbeit. ES enthält gleicpgeitig 
fo oiel reite BebenSerfabrung unb fo oiel tief 
einbriitgenbe DRenfcpenFenntniß, baß man bieS 
bei bem noch jugendlichen Alter befjelben nicht 
genug bewunbem Fanit. Die ©iergeiler, welche 
in bie Abtbeilungen Beben — ©efettfepaft — 
Bittevatur unb Äritif — jtunß unb ©übne 
— Siffenfcbaft — ©olitif — gerfaHen, oer* 
ratben ungewöhnliche ©efäbigung in ber 
Vanbpabung beS prägnanten, feparf pointir* 
teu, biepterifeben AuSbrucfS, fie find bis auf 
wenige matte unb trioiale, bie mit untergelau= 
fen, alle amiifant unb fdplagenb, babei nie* 
mais berb ober oerlepend bei aller ©dbärfe. 
Ser ihnen nicht immer beiftimmen mag, 
wirb fie auch bann gern gelten laffen, unb 
wen fie treffen, ber wirb am ©eßen tbun, 
mitgulacben. Konrad Telm&nn. 

Ans der Sagen- nnd Märchenwelt 
des Harzes. >$ur Unterhaltung unb Er? 
inncrung ergäbt oon C. Förstner. (Ouete 
liuburg, Ehr. griebr. ©ieweg.) Ser mit 
BeffingS ©atabin ein greunb ift oon „©es 
fcpichtcpen, aut ergäblt", ber muß an bem 
©uebe oon grau Elara görftner feine Berg- 
liehe greube haben. Die gefcpmatfootle ©er* 
fafferin bebanbelt ihre ©toffe fehr frei; in 
eingelnen gäßen, wie in bem luftigen 2Rär* 
lein oom ©taufenberge „Die Erdbeerbowle", 
ift bie ©ruttblage ber Ueberlieferung^ offenbar 
febr fcbmal, aber ber luftige DRarcpenbau 
trägt fidb felbft. ©alb treubergig, halb fd&alf* 
baft, pumorooU, ja faß burfcpifoS weiß bie 
Ergäplerin ben 3 un 9 cn ro i e Alten gar 
Manches gu bringen unb fo barf ße auf 
einen großen BeferFreiS rechnen. 

Adolf Brieger. 

Ulrich von Hutten. j£)etbengebicbt oon 
Carl Preser. (Gaffel, ©erlag oon Ernß 
§ubn, 1889.) Ein Bteb oon Jütten iß geit= 
emäß unb oieHeicbt beSbalb bat ber Dichter 
ie Verausgabe etwas gu febr beeilt. 3b m 
fehlt eS ni^t an ©egeißerung für feinen Ipel 5 
den, nicht an Biebe gu gretbeit, ©aterlanb 
unb ©tauben, nid^t an Diefe der Empßnbung 
unb ^raft beS AuSbrucfS: aber bie gwifeben 
BpriF unb Epif fcbwanFenbe ©attuna, welker 
baS Vuttenlteb angepört, pat ipre befonberen 


Digitized by (^.ooQie 

















137 


K- 

©efabren. ©elbg ein Senau roirb guroeilen 
platt in ben aÜ gu fAroungootlen ©erfen 
feines „©aoonarola". £ier batte geroig ein 
längeres geilen gutgetban. ©erfe roie „($S 
ifl beS ©aterS ©hmfcb, bag er bie Wecgte feg 
in ben Ärang ber Siffenfcgaften geegte* — 
bocg böcbflenS in ben Jfram feines SöiffenS 
—, bie ©änFelfängerei beS Siebes „Der Söge 
Waubgug", in bem eS Reifet: „DaS reigte 
$utten8 fdgarfen 2öig, ber hier roie Bonner, 
bort roie ©lig eiitfcplug in SögenS £aufe. 
Unb balb fab geh ber gamnlnS mit feinem 
£errn ÄanonifuS auf rooblgefpaimtem guge*, 
unb manches anbere glatte ober £arte roäre 
fidler nicht flehen geblieben. 3™ ©angen ifl 
bie ©praege rein unb fliegt leiebt babin; fte 
erbebt fich oft auch gu jfraft unb SBürbe unb 
gu notier, reiner 2öirFung, rote in jenem 
mächtigen: 

„#err, bem ber Bonner ber SöeDenfchänme 

halleluja im Ocean ftngt.*- 

Die gange Auffaffnng beS ©egenganbeS unb 
ber gange Aufbau beS ©ebicgteS ifl poetifch 
unb eS roirb, trog eingelner WtigFlänge, in 
ben £>er;en ©leicggegnnter freubigen SBiber* 
* 0 " roeerfn. Adolf Brieger. 

Weltuntergang, ©efcgicgtlicge (Srgägl 5 
ung ans bem 3 Q h re 1000 nadb (^griftuS. 
©on Felix Dahn. (Seipgig 1889, ©reit* 
fopf & gärtet.) Der ©egenganb, ben ft<b 
Dahn b^r gewählt, ifl geroig ein äugerft 
banfbarer. Der ©laube, bag bie ffielt an 
einem beftimmten Dage untergeben mug, bat, 
oom Zapfte anerfannt, einen grogen Dgeil 
ber ©eoölFerung DeutfcglanbS ergriffen. Wun 
ifl eS pfpcgologifch äugerft angiegenb, gu oer* 
folgen, roie bie oerfegiebenen ©eftalten ber 
Dichtung fug gu biefer ftcgerlicb febr emgen 
grage oergalten. ©ine göcgg reigooüe giaur 
ig ©upfo, ber Fugelrunbe Äeflermeiger oeS 
©iS^umS ffiürgburg, ben bie ©orge für feine 
©etranFe unb für feinen Dürft gar nicht 
recht bagu Fommen lägt, geh über ben ©mg 
ber Sage Flat gu roerben, ber bie oergängnig* 
oolle, mit banger ©pannung erroartete beacht, 
bie ben Untergang bringen fotl, einfach oer* 
fdgläft. Natürlich gebt aber bie Wtinne im 
©orbergrunbe ber Dgeilnagme; bie lieber* 
Zeugung, bag eS gum ©nbe gebt, log alle 
berrommlichen unb eigenfinnigen ©ebenFen; 
bie fpröbe ©bet lägt oom Droge unb beFennt 
bem fo lange gurüefgeroiefenen ©eroetber ihre 
glüheube Siebe; bie roarmblütige Wtinnegar* 
bis aber, bie Feine Neigung oerfpürt, geh 
noch an ber ©renge ber SeitlicgFeit bem tflo* 
ger antrauen gu taffen, entroeicht ihrer §aft, 
trifft in ber rounberooÖen ©ommeniacbt mit 
ihrem ©üblen gufamnten unb — gebt einige 
©egritt weiter. „Unb roirb — roie ge leb 5 
ren — in ber ©roigFeit nicht gefügt unb ge* 
freit, — fo roiü ich bi<h Füffen unb Fofen in 
ber legten ©tunbe, ba bie 2Belt noch gebt"- 


SS 


©in herrlicher Auftritt! Die ftarbengebung 
oerbient buregroeg unbebingteS Sob, ber 3ou* 
ber ber lieblichen DWaingaot ©ürgbura roirb 
in blenbenber £elle unfern Augen erfdploffen. 
Die Jpauptbegebenbeit ig Fraftoott gugefpigt, 
unb auch bte Söfung beS ©ongicteS burch 
baS ©efeegt in ber Wacht, bie ben Untergang 
bringen füllte, ig in ben £auptmomenten 
anfcgaulich bargegeüt. Docg fo gtiicFlicg unb 
Fügn Dagn im Aufbau ig, bie ©ingelauS* 
fügrung ig auch gier nicht burchroeg lebenS* 
ooQ gerauSgearbeitet. DaS britte §auptgücf 
g. ©. ig eine rein febilbernbe OrtSbefcgreibuna 
ohne ben minbegen biegterifegen Weig. Stuf 
©. 82 greift Wtinnegarb „mit ber runblicgen, 
roarmen Wecgten* nach ©belS fcgmalen, Füg* 
len gingem; auf ©. 223 aber erfahren mir 
oon Sfttnnegarb, bag ge mit ben „roacgS* 
roeigen langen fchmalen gingerlein* gulFo’S 
SiebeSgebicgte unter bem ©cpachbrett p^nor* 
zog! Die ©egalten oon £eumutb unb ©bei 
finb gu flüchtig auSgefügrt, ge fegeinen nur 
als ©iberpart gu bem anberen ©aare gebacht 
zu fein. Die Dargedung ber AuSbrütye beS 
ganatiSmuS in ber ©rgabluna ©Monitors er* 
f (geint mir gu fegr aus bem ©roben gefdgnit* 
ten, unb in ben ©eblugereigniffen, bie geh 
nach bem Wortgefecht abfpieien, roill bie ge* 
ber beS Dieters erlahmen. Allein biefen 
Au8ge0ungen gegenüber fei eS auSbriicflicg 
beroorgebobeu, bag baS ©uch burch eine güHe 
lebenSooflger ©boraFterigiF, burdb ©timm* 
ungSgauber unb Weichtbum an ©Uoem roabr* 
baft erfreulich roirFt. 3^ übergeuat, bag 
Dahn bei forgfamger Ausführung uno ©er* 
tief ung nach ©eiten bin rooblim ©tanbe 

roäre, einen in feiner Art mugergiltigen 
bigorifren Womait \u febaffen. 

Rudolf öoette. 

Professor Konrad Beyers Lehre 
vom deutschen Versbau unb Heinrich 

S eine’S ©teHung innerhalb berfelben. ©on 
erman Schärf, (©gernoroip 1889.1 Die 
©chrift befagt geh mit bem erften ©anbe oon 
©eperS breibänbiger „53oetiF*, ber ©erSlebre. 
Der ©erfaffer roeig barauf bin, roie ©eper 
bie ©runbgefege beS beutfeben ©erSbaueS 
bloggelegt bot, inbem er feggellte, bag untere 
©erfe nicht nach Longen unb Bürgen gemejfen 
roerben Fönnen, fonbern bag roit eine ©tufen* 
folge oon fchroeren, mitteltonigen unb leichten 
©ilben unterfcheiben müffen. An ©teile beS 
©erSfugeS fegt ©eper fobann ben ©erStaft, 
ber burih bie §ebung begimmt roirb unb bei 
roeld^em bie 3 a b* ©enFungen groar nicht 
beliebig ig, roie man irrig aufgegellt hot, 
roobl aber burch ein freieres r^pthmifd^eS ©e* 
feg begimmt roirb, fobag ein med^anifd^eS 
Abgäblen niefit gattgnbet. Die ©chrift be* 
tont mit Wecot bie ©erbienge Äonrab ©eperS 
um bie roiifenfcbaftliche Darlegung ber ©runb* 
gefege beutfehen ©erSbaueS. 

Rudolf Gh>otte. 


Digitized by 


Google 




138 



A. von Winterfeld (geb. am 9. Xecember 
1824) ift am 8 . jftooember geftorben. 

- * - 

Hans Herrig erhielt oom ©rofibeqog non 
Reffen bic golbene ©lebaiHe für 2 öif|enfcbaft 
iiub Äunft. 

- * - 

Felix Dahn oeröffentlidht foeben eine Gr* 
jäblung „©firnir", welche ftd& beit beiben 
älteren „2BaS ifl bie £iebe?" unb „grigga’S 
3 a" unmittelbar anfcf)lie&t; and) fie beban* 
beit al§ ©runbmotiü bie 2iebe. (©reitFopf & 
Partei, 2 eip 3 ig.) 

- * - 

Julius Grosse tritt nad; mehrjähriger $aufe 
mit einem neuen Vornan „Xante Oarlbore", 
Vornan aus ber ©egenmart, beroor. (G. ^ßier= 
fon, X>reSben.) 

- * - 

„geli X5ora" nennt Wilhelm Jordan eine 
Grgäblung, bie noch nor 2 öeibnad)ten er= 
(feinen foll. (©>. 3orbanS ©elbfloerlag, 
granffurt a. üfl.) 

- * - 

Carmen Sylva läfjt eine ©ammlung ihrer 
(^ebaufen^p^oriSmen unter bem Xitel „©om 
Sltnbofj" hei Gmil ©traufj in ©onn erscheinen. 

- * — 

Hermann Lingg veröffentlicht eine neue 
@ebid)tfammlung „3abreSringe" (3-OM5otta, 
Stuttgart); bem ©ueb roivb als befonberer 
©dbmuef baS ©ilbnifi beS XHdjterS nach einer 
ßeid^nung non gran 3 1)011 2 enba<b beigegeben 
fein. 

- * - 

5US erflcn ©aitb feiner Autobiographie fyat 
Friedrich Spielhagen foeben Grmuerunqeu 
auS feinem Veben unter bem Xitel „ginoer 
unb Grfinber" erfdjeinen Iaffen (£. ©taaefs 
mann, Seip^ig); ein groeiter ©anb ift im 
grill)jaljr 1890 3 U enoarten. 

m — * -- 

„X>aS junge SDeutidjlanb" ifl ber Xitel 
eines größeren SßerFeS, baS im 2aufe beS 
näcbften SabteS Johannes Proelss für ben 
Verlag ber 3 * @otta’fdjen ©ucbbanblung 
in ©tuttgart 311 Gnbc führen wirb. X>aS 
2eben unb SSirFen non ©ugForo, £aube unb 
ihrer D^idjtungSgenoffen foü in bemfelben im 
3 ufamtnenl)ange mit ben £auptftrömungen 
beS geifligen 2ebenS in £>eutfcblanb roäbrenb 
beS entfpredjcnben 3eitraumS eingebeube X)ar* 
fleUung finben. 


2 JHt einem ©orroort non Wolfgang Kirch- 
bach nerfe^en erfdjeint bemnäcbfi eine AuS= 
mahl beS brieflichen 9lad)laffeS non Gustav 
Kühne, roeldje in Briefen Äübne’S, Xbeobor 
SJhmbt’S, ber Ottilie non ©oetbe, beS gürften 
©d^inarjenberg unb anberer ^erfonen niele 
intereffante ©treiflidhter auf bie (Mefcbidjjte ber 
breifuger unb vierziger 3abre unfereS 3 a ^ rs 
bunberts tnerfen bürfte unb roertboolle ©ei« 
träge 3 ur ©eurtbeilung beS jungen X>eutfdb= 
laut) entbalten roirb. X)ie Veröffentlichung 
ftebt noch nor ©eibnaebten benor. (G. ©ierfon, 
X>reSben.) 

- * - 

Karl Theodor Gaedertz neröfjentlidbt einen 
©anb „grig ffleuter:©tubieu", ber u. 51. auch 
eine Anjabl bisher linbeFannter Briefe unb 
@ebicbtc Reuters enthält. (§inftorff, ©iSs 
mar.) 

- * - 

XaS in ©ormS neuerbaute ©olFStbeater 
mürbe am 20. Ulonembcr mit Hans Herrigs 
„$)rei Sah^banberte am 9thcin", ©cbaufpiel 
für bie ©olFSbiibne, eröffnet. X)aS ©tüdf er* 
rana einen burcjbfcblagenben Grfolg; eine 
©udbauSgabe erfdhien gleid^eitig bei g. 
harbt in ©erlin. 

- * - 

W’ilhelm Henzen b a * ein neues ©erf 
„^aqioal, ©fyfterium in fünf Elften", oolP 
ettbet, baS ;uerft an ber Hiesiger ©iibne aufs 
geführt roeroen bürfte. 

-- * - 

Adolf Wilbrandt lägt in ber 3- Gotta* 
(eben ©ucbbanblung in ©tuttgart „Gefprädje 
unb Monologe, ©ammlung nerntifebter ©djrifs 
ten" unb „$eue (^ebiebte" erfdjeinen. 

- * —— 

Wolfgang Kirchbachs neueflc ©übnem 
biebtung „Xie lebten Wenfdjen", ein ©übnen= 
märten in fünf Siifjügeti, erfdhien foeben 
bei s pierfon in X)reSben. Xie Xddjtung 

febilbert bie ©djicffale beS legten 2flenfcbens 
paareS in einer parabiefifdjen 3 C *G welche 
oor bem ooUftänbigen ©creifen unb ©er? 
gletfdhern ber (hbe nodh einmal aufgebläht 
ift, bis baS 2eben auf ber Grbe abflirbt. 
XaS @an 3 e ifl als ein ^aubermäreben mit 
$RufiF unb 5luSftattungSFünften gebucht; audb 
als eine b°cbft eigenartige bidjterifdjc 2 ecture 
bürfte eS einen großen veferfrciS finben. 

-* - 

©erciffermafeen als gortfegung feiner w X)ras 
maturgie ber Älaffifer", glei^jettig jebodj als 
üöHig in fidj a&gefdjlof jenen unb jelbflftänbigen 


Digitized by ^.ooQie 




















139 


“ 5 ? 


Banb, oeröffentlicht Heinrich Bulthnupt eine 
„Dramaturgie beS 0chaufpielS", in melier 
ber Berfaffer ©rillparger, Jipebbel, üitbmig, 
@ußForo unb Saube behanbelt. ( 6 chulge’fche 
£of=Bnchhanblung, Clbenburg.) 


Heinrich Bulthanpt’s „Malthefer" mürben 
nor iturgem im großher;oglichen Skater 31 t 
Clbenburg gum erften tDcale aufgefüßrt; baS 
0tücF hatte einen entfehiebenen, nachhaltigen 
Erfolg unb fanb eine glängenbe Aufnahme. 

- *- 



3?or6emerfinng ber Jtebaction: Obmohl mir iuribifch in Feiner Seife gehalten 
fein fönnen, baS nachflehenbe rouuberliche MachmerF beS £>errn Dr. @hlermann im 6 inne 
einer „thatfadjlichen Berichtigung - aufgufaffen uitb 311 m Slbbrutf 311 bringen (ba Dr. (Hjler= 
mann fleh erftlich in ben Sorten „ber Jpeinge’fche Eingriff - ' einer burdjauS itnfacblichen 
unb unpaffenben WuSbrudSroeife bebient, ba groeitenS feine Darlegung lebiglid) auf einer 
perfönltchen tKuffaffung, nicht aber auf einer Sßatfache beruht), fo entfprechen mir hoch bem 
(Jrfudjen beS £>errn Dr. (Shlermaitn um 9Ibbrud! feiner (Srfläruna, ba uns biefelbe — burch 
bie Cmthüttunaen beS £>errn Solfgang tfirdjbadj — als befonocrS geeignet erfcheint, baS 
eigenartige uuo begeichnenbe Gebühren beS £>errn Dr. Thiermann ein Mal in bie richtige 
Beleuchtung 3 U rüden. 

Sir enthalten unS jebeS (5omnteutarS gu nachfiehenben 0chriftftücfen: 

faffädjfidje ^ertdjfigung. 

(§8 ift unrichtig, „baß am Borhanbenfein eines „®eheimniffeS" in ber betreffenben 
(Sache Fein mahreS Sort ift". 

Die Bevhanblungen über bie 2lrt, roie ber £>ein;e’fche Angriff auf £errn grangoS 
unb bie Deutfcl)e Dichtung gu bcantroorteu fei, habe ich jeoergeit unb pflichtgemäß als geheim 
behanbelt. 9tur mit meinem 9ted)tSanroalt unb groei oertrauten greunben, beren einer §err 
^irchbach mar, beriet ich mich. Wachbem ich erfahren, baß £err tfirchbach bem Jperrtt 
Jpcinge eine Mitteilung gemacht, habe ich ih m fofort ungmeibeutig auSgefprochen, baß ich 
barin einen Mißbrauch meines BertraueuS erblidte. ?luf biefeit Borhalt hat Jperr .Stirchbach 
nur erFlärt, et hätte fleh a u jener Mitteilung bered^tigt gehalten; bagegeit hat er nicht in 
Slbrebe geftedt, baß er meine Mitteilung als eine „oertrauliche" betrachtet habe. Dies gu 
behaupten hat er erfi fpäter oerfucht. 

DreSben, am 19. iftoobr. 1889. Dr. g. (ermann 

_i./ga. 9. ©hletmann. 

©ejenüber ber oben abgebrueften fogenannten „thatfäd)Iichen Berichtigung" beS Ber= 
lagSbuchhanblerS Dr. (Heiermann habe ich folgenbe Dhatfachen feftgunagelit: 

1., baß ber BerlagSbuchhänblcr Dr. (5-hiermann in einem Schreiben oont 21. Mai 1889 
an mich felber eingeftanben hat, baß er mir bie bezügliche Mittheilung „ohne befon= 
bere ßautelcn" gemacht unb baß er eS „unterließ" mir „Berfchmiegenheit anSbrüdlid) 
gur Pflicht gu machen". 

Damit unb auS bem Umftaube, baß £err (^ermann nicht nur mir, fottbem, mie 
er gugefteht, auch 2tnberen bie betr. Mittheilung gemacht, ift objectio bemiefen, baß am Bor= 
jjanbenfein eines „(9eheimniffeS" Fein mahreS Sort mar, roenn baS Sort „©eheimniß" 
irgenb etroaS begeidjnet, maS man eben geheim hält ober burch baS ©iegel ber Berjd)n>iegen= 
heit fchiißt. 

2. 3 n einem Briefe oont 16. Mai an .fperrn Äarl @mil grangoS, ben 2eßterer em= 
pfangen gu haben bcFennt, fchricb ich: „Dhatfache ift, baß £>err Dr. <$hlcrmann mir 
gegenüber bie <Sad)e nicht als 0 er trau lieh bezeichnet hat." 

3. 3 n einem Briefe oom 18. Mai an Dr. C^lermann, ben Se^terer empfangen hat, 
fchrieb ich : «ich gäbe ihm mein (Sfpcnmort, baß ich Feinen felbftfi'nhtigen $rtiub 
habe, menu id) ihn barauf aufmevFfain mache, baß er fid) mit ber (*injchaltung be§ 
SorteS „oertraulich" öffentlich felber fchäbigen merbe." 


e— 


» 


Digitized by 


Google 





140 


SDamit iß bemiefen, baß bie obige ©eljauptung beS Dr. dhlermann, ich hätte nie in 
Abrebe geßetlt, baß bie ©acße oertraulich mar, unwahr iß unb baß non ©eiten beS Dr. 
dhlermann hier nur eine Ableugnung, oietleidht auch eine ©d^road^e feines ©ebächtniffeS 
oorliegt. 

Um aber bie Umßänbe 311 beleuchten, unter benen In« üerfnd^t wirb ben ©c^ein einer 
„ 3 nbi 8 cretion" über mein correcteS unb flareS ©erhalten gu oerbreiten, muß ich auS einem 
©riefe beS ^emt jtarl dmil grangoS oom 22. iUlai 1889 ben ©aß citiren: 

*$err Dr. dßlermann erflärt in einer Art, bie an ©laubroürbig* 
feit bem dibe gleichfommt, er habe nur mit 3 hnen hierüber gefprochen." 

3n obenßeßenber fogenannter „tljatf Schlichen ©ericljtigung* bagegen behauptet #err 
Dr. dhlermann ber Sahrbeit gemäß, baß er nicht nur mir, fonberu auch swei anberen 
^erfonen bie betr. ÜJtittheilung gemacht hat. — 

3 ur ©adjje felbft oerweife ich auf weine drflärung in grangoS* „SPeutfcher Dichtung" 
oom 1. 3uni 1889, auä melier erhellt, baß ich eine einfache thatfächliche ©erießtigung ge* 
geben ^aoe, bei welcher ein etwaiges „©eheimniß", auch wenn eS oorgelegen hätte, gar nicht 
berührt worben ifi. 

SD r e S b e n, 25. Woo. 1889. IrdJSach. 



A. B. in M—n. „©tili iß bie SRacht* 
u. f. w. höben wir unter bem Xitel „ftacht- 
ßitle" angenommen. gür fünftig erfuchen 
mir ©ie, fowohl jebem einzelnen 3 h r er ©e= 
bichte felbft einen Xitel 311 geben, als auch 
unter jebeS einzelne 3h*en tarnen 311 feßen. 
3 « 3 l, ^ un fi werben wir unfertige 2 ttanu* 
feripte ungeprüft bei ©eite legen. 

T. K. in W—b. Xalent läf t fidh 3 h»en 
nicht abfprechen, 3 $ r d*ebicht leibet aber in 
ber Xhat an formellen URangeln. Xie ©e= 
nußung unfereS brieflichen ©erfehrS fleht 
3 hnen unter ©erücfß<htigung unferer ©e= 
ftimmungen natürlich irrt. Ob 3h* Xalent 
auSreießt, eine größere Dichtung 311 geftalten, 
laßt fich ßhwer beurtheilcn. 

P. S. in M—g. ©enben ©ie 3h rc S5ücf)er 
3 ur ©efpreeßung ein! 

B. J. K. in S.-S—r „£ulbigung"; E. M. 
in C—s „©tanbcßeii"; F. C. R. in S-d 
„©Sinter*; fl. M. in T—r „©Setterßurm*; 
W. I. in W—n „Abenbßanbcßen*; E. T. in 
R—a „XcS ©turmeS Xangfieb*; E.P. inT—n 
„©eimArbeitSlämpcßen*. Angenommen! 

K. B. in B—n a. E. (ocrbraud&t unb for= 
mell oielfach mangelhaft); W. F. in T—f 
(3U nüchterne SPiction); J. B. in W—n 
(meiben ©ie ©chmulft unb ungutreffenbe 
©ilber); E. W. in W—n; M. G. in 0—f 
( 3 U befeßeibener 3nhalt)i. P- M. R. in M—n 
(Häufung einfilbiger Wörter); K. G. in L.- 
G—b (augu befcheibenen 3 n l Q ltS. SBergl. 
©ie baS in Kummer 6 unter C. V. in S—t 
©efagte); Dr. K. K. in D—m (311 regellos); 


E. A. S. in R—n b. B. (nach 5 0rm unb 
3nhalt unfertig); W. E. in H--g (oon gu 
perfönlichem ©epräge); W. A. in V—1 (tßeilS 
formlos, theilS oerbraucht); W. B. in B—au 
(nicht recht urfprünglicß); F. B. in A—n 
(gu fachlich erwagenb); M. K. in K—n (oer* 
miffen innere Vertiefung); A. B. in R—au 
(leibet an fteifen SBenbungen). Dankend 
abgelehnt! 

A. B. in C—m. 3 m Allgemeinen ßnb 
©ebießte, bie wir nicht auSbrücflich gur Um* 
arbeitung empfehlen, nidht nochmals gu fenben. 
2 Da 8 3 hr ©eoicßt „ßunß* betrifft, fo erfdheint 
eS uns feßon aus bem ©runbe oerfehlt, weil 
©ie bie „©eele" bem „©inn* gegenüberßeüen, 
alfo eine 3 cr Ö^ c ^ erun 9 unfereS ©eißigen 
wagen, bie pfpcßologifch gang ungutreffenb 
iß. Unb auf biefer oerfehlten Trennung oon 
©eele unb ©inn ruht ja baS gange ©ebießt. 

B. T. in T—n. dS iß nicht fo gang 
leicht, baS ©efeß beS fftibelungenoerfeS feß- 
gußeHen. 2 Ran hat benfelben bahin gebeutet, 
oaß einfach bie Hebungen gegählt feien, 
währenb bie 3 a ^ ber ©enfungen beliebig 
wäre. Allein ein ©erS mit ©enfuugen in 
regellos wechfelnber ^aßl würbe ohne be= 
ftimmten dharafter fein. dS waltet in ber 
fftibelungenftrophe ein freieres rhptbmifdheS 
dSefeß, baS einen anmutigen SBecpfel beS 
XonfaHeS bebingt. 

L. V. in R—g. ©ie fragen, meld^e 
Xhcmata unS 311 m $rei8au3fihreiben für 
«VeuiQetonS am angenehmßen wären. SDie 
feahl ßeht 3 ^nen ooüfommen frei, bie ©egen* 


Digitized by ^.ooQie 



















141 


flanbe finb alle fo geroablt, bafe ©ie $$eil* 
naljme erregen. 53i§ jefct ijl unter ben ein* 
gelaufenen Arbeiten Sie erfle Aufgabe be= 


fonberS beoorjugt roorben; e 8 roare allerbingS 
roünfd)en 8 roert$, ba§ ade fünf fünfte mög* 
glcid&mdfjige SBead&tung fänben. 


(6<$lu& ber Webaction biefer Hummer: 23. Hoöembrr 1889.) 


^lid)t ju üBerfeßen! 

Da roir au<$ ber nad&flen Kummer beS „Deutfd&en $)id)ter§eim", bie am 16. $e* 
cember jur 33 erfenbung gelangt, einen elegant auägeftatteten 

„"^Tellmaclit© - -A-nzelgrer 44 

beigugeben beabfitätigen, fo machen mir unfere gefd&ä&ten Sefer auf benferben bef>uf 8 3 n: 
fertion litterarifdjer Ürjeiigniffe IjÖflidjft aufmerffam unb bemerfen, bafj roir für bie einmal 
gefpaltene ^onpareiHe^eile ober bereu 9?autn incl. föotfjbrucf ber $itel unb Slutornamen, bie je 
auf einer 3**1« befonberS fteljen müffen, nur 30 $f. beregnen. 

@efl. Aufträge erbitten roir unä 0i* fp&tefltu* 9. J>ecem0er. 


JnBafteoerjeidintg. 

6fbi(ttr bon 3nÜns 3tnrm, Gruft tiadur, Grrmann Clnqq, Ülatlillbe Gimborn, Abolf 3tfrn unb 0tns 
Garnier. — Die llnnatnr im romanifd)tn Drama ber Dendrit. SBort tjnao Rbetnianbrr. (8d)lu&.) — Gnnliilb. 
Gin f&elbengcbidjt bon Goftan «aflrspp. (ftortfcfcunö.) — Dfltbtrfdian. — fltteratnr nnb Sanft. — Gfener 
3prrGftnl. — DrieffGalter. — füOt jo überfein! 


3&a<$bnt<i nur unter genauer $tt*((ettaitga0e gestattet. 


©«Peilungen finb 311 richten au bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), Giufenbuttgen 

an bie Redaotlon des „Deutschen Dichterhelm“ In Dresden -8trieten. 3n Gommifpon: 
Trüb’eche Buchhandlung (91. ©$mittner) in Zürich unb E. Steiger k Cie. in New-York. 




Empfohlen von den Ministerien In Stuttgart, München, Meiningen u. Weimar. 

Deutsch© P@©tik. 

Theoretisch-praktisches Handbuch der Dichtkunst 

von Professor Dr. C. Beyer. 

3 Bände, gr. 8 °. M 15.—. In 3 eleganten Halbfranzbänden M. 19.—. 
Urtheile der Presse: 

Diese« Werk wird «ich in nicht «u langer Zeit den ersten Plats unter allen derartigen 
Werken erobert haben. Es ist ein Handbuch im vollsten und besten Sinne des Wortes, denn 
es verlasst den Fragenden nie, giebt dem Zweifelnden raschen und sicheren Aufschluss und bietet, 
wss den eigentlichen Werth ausmacht, eia Überraschendes Gesamintbild der unendlich mannig¬ 
faltigen Keimen, in die sich der deutsche Dichtergedanke und dos deutsche Dichtergefühl ein- 
fügt und einschmiegt. Ans „Blätter für das Bayr. Gymnasialschul wesen“. 

Wenn hervorragende Dichter den Mangel eines Werkes beklagen, in welchem die Ge¬ 
setze der deutschen Prosodie und Metrik mit Klarheit, Bestimmtheit und Vollständigkeit au einem 
sicher leitenden Lehrbuch zusammengestellt und verarbeitet werden, so wird diesem Mangel mit 
vorliegendem Werke in so gründlicher Weise abgeholfen, dass es wohl mit Recht als aas zu¬ 
sammenhängendste und erschöpfendste Werk seiner Art bezeichnet werden muss. 

Ans „Allgemeine deutsche Lehrerzeitung“. 

Das Werk bildet „die erste Vollendung einer Wissenschaft der Poetik“. Ihre instructive 
Kraft für das ganze gebildete Deutschland steht ausser allem Zweifel. Sie ist eine poetische 
Encyklopädie, wie eine solche bis jetzt nicht vorhanden war. 

Aus „Correspomdemz-Blatt für die Gelehrtem- und Realschalen Württembergs“. 

Hieraus einzeln: 

Die Technik der Dichtkunst. 

Anleitung zum Vers- und Strophenbau und zur Uebersetzungskunst 
von Professor Dr. C. Beyer. 

gr. 8 °. broseh. jH 3.—. 

G. J. Göschen’scher Verlag:, Stuttgart. 


Digitized by ^.ooQie 










142 


«r 


ss 


H- Dichtungen von Albert Möser. -H 


Durch alle Buchhandlungen zu beziehen und zu Weihnachtsgeschenken 

empfohlen. 


—n? 


Gedichte. 

Erste Sammlung. 

Dritte sehr veränderte u. vermehrte Auflage. 

Ungeb. 3 Mark, gob. 4 Mark. 


Veriagsansfall and Druckerei A.-G. Hamberg. 

nfÄlnsä'i 


Singen und Sagen. 

tbur (Srbidjtr. 

Vierte Sammlung. 

Ungeb. 3 Mark, geb. 4 Mark. 


Verlagsaeslait and Druckerei A.-G. Hamburg. 


Mt li Sterne. 

Neue Gedichte. 
Zweite Sammlung. 

Ungeb. 3 Mark, 
geb. 4 Mark. 


Leiy & Kuller in Stuttgart. 


Scbaoen mi Scbaffei. 

Neue Gedichte. 

Dritte Sammlung. 

Ungeb. 3 Mark 60 Pf., 
geb. 4 Mark 50 Pf. 


Levy & Hüller in Stuttgart. 


DeMeKaiserlMer 

Mit einem Prolog an 
den Fürsten Bismarck. 

Ungeb. 1 Mark, 
geb. 1 Mark 50 Pf. 


H. Kiemm’s Verlag in Dresden. 

' 1 ■'' —' ".i! ii inii H'iiiiNii.ii i: 2 iDiiiiiiiMi! ~ ifTülol 


j 

I 
I 
i 
l 


PF* Preisermässigfung 

nur für die Abonnenten des „Deutschen Dichterheiui“. 

Stimmen aus dem deutschen Dichterwalde. 

Ein Musenalmanach für das deutsche Haus. 

Herausgegeben von 

Alfred Hei uze und Paul FE ein zu. 

Originalprachtband mit Goldschnitt und dem Portrait Carmen Sylva’s (Königin 
Elisabeth von Rumänien). 

Preis: nur bis znm 24. December d. J. anstatt 4 Mark nur 3 Mark. 
Welchen Anklang dieses Werk in den weitesten Kreisen gefunden hat, dafür 
spricht einerseits die Mitarbeiterschaft der namhaftesten Lyriker der Gegenwart, als 

Emanuel Geibel. Felix Dahn, Otto Roquette, Gottfried Kinkel, Klaus Groth, 
Robert Hamerling, Albert Träger, Carmen Sylva. Karl Gerok, Julius Sturm, 
Emil Rittershaus, Hermann Lingg, Ed. v. Bauernfeld, Albert Möser, Robert 
Waldmüller-Duboc etc., 

und beweisen andererseits die äusserst zahlreichen, durchgängig höchst anerkennen¬ 
den Urtheile der Presse, von denen wir hier nur einige kurze Auszüge im Fol¬ 
genden mittheilen: 

Gegenwart. „Die Herausgeber haben rait Kennerblick ciue Sammlung ausgewählt, die, mit 
eiuigeu Ausnab men, auch zur Zeit unserer klassischen Poesie unter Schillers und Goethes 
Augen Anerkennung würde gefunden haben. Es fitulen sich wahre Meisterstücke formaler 
Vollendung in unserem Musenalrnauach. u Klaus Groth. 

„Hier findet sich nicht blos vereinzelt, sondern in reicher Fülle poetisches Talent 
und es ist den Herausgebern Dank zu wissen, dass sie eine so reiche Sammlung Toran- 
staltet, die unserer heutigen Poesie Ehre macht.“ lieber Land und Meer. 

Mit nicht geringerer Anerkennung sprechen sich ferner Uber obiges Werk aus: Magazin f. 
d. Literatur d. In* u. Auslandes, Deutsches Eamilienblatt, Vom Fels zum Meer, Blatter für 
literar. Unterhaltung, Deutsche Revue, Heimgnrten, III. Frauen-Zeitung, Deutsche Roman- 
Zeitung, Europa, Literar. Merkur, Vossische Zeitung, Kölnische Zeitung, Post, Nord¬ 
deutsche Allgem. Zeitung, Hamburger Nachrichten etc. etc. etc. — 

W" Nach dem Feste tritt der alte Preis wieder ein, 

Paul Heinze’s Verlag in Dresden-Striesen. 


1 

9 

1 

1 

i 

ii 

t 

i 

t 

üe 

1 

1 


SS- 


-J5 


? SRebacteur uub GHgenttjümer: yaitf £elitje, Dfcbacteur: Jtuboff $oette. 

$ru<f bon ftrrbittanb ST&omajj tu S)rt»beu. — Sßapter bon ©feler A ©ogcl in ßdpsig. 

Hierzu eine Beilage von Carl Winter’s Universitäts-Buchhandlung, Heidelberg, die wir 

der freundlichen Beachtung unserer Leser empfohlen. 


Digitized by 


Google 







Drgitu für DiMun|! und üriliK. (Der „Deulfdieii Didlterlinffe" 19. Kmid.) 

Herausgeber: S^auf <$ein)e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jt halbjährl., vorauszahlb. Man abonairt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheini“ in Dresden-8triesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. Mär* beziehentlich 1. September angonoinmen. Einzelne Nummern h 50 6 Stllck einer Nummer Jt 1,50. 


m beiner jlugeit 

3ladütn>anb(’ idj burdü bie £$e(t 
3>u fteßft mH g&onbesQeffe 
JUt meinem «^immetejert. 


JüCs 06 mein 3 ?fug erfahrne, 

§o Qarr td> pfa$ri<$ fiter, 

3tnb frage, ma& bie ?ftenge, 
Pie pefi nodj von mir wiiT. 


Pu fu$rft midj auf bie ^dfweffe, 
Pu weifefl mir beu S^fab, 

3$ manbfe ferKffoergeffen 
Jluf fd)wittb(idft engem $raf. 


Pit furdjlerfidjer fuge 
SSefaßet’s meine gSrnfi; 
pan« fd^winbeft mir, t<9 lebe, 
S^Tein fefOer jä§ bewußt 


3<ß wage midi oermeffen 
3n’s $eid) ber j.uft empor, 
<&ein güuf nnb Keine gftaQnuttg 
pou unten trifft mein $ßr. 


gimfonft, baß id) ertyele 
Jur gottßett «Aerj unb £anb 
Pu flraßffi non beinern piße, 
P u ßäflfl muß feflgeßaunt. 


Poiß Kommt eo mir wie ji^nung, 
3$oßtn itß mt<ß oerirrt, 
polafb mein eigner plante 
3Str jugerufen wirb. 


pSis midj von ßdtßfier ppiße 
Per tleffle 3?aiT jerfrßeiTt, 
3&uß i<ß in beinern &\$it 
^ad^twanbefn bnrd) bie g&eft 


3$ifßefm ^en)en. 


Digitized by 






144 


-J3 



Per ruffifdje 'afarttafj. 

©on gfarfes fgi&eris. 


ablreiche ©rgeugniffe her ruf* 
ftfchen Sitteratur ftnb unS 
im lebten 3 a ^ r S^nt burd) 
meift treffliche Ueberfeguttgen 
befannt geworben. 3 n Den 
©eelens unb ©ittenfchilbers 
ungen feiner heroorragenbften ©rgähler ift 
un8 baS 2IchtgigmilIionenüolF in einer 2öeife 
nä^er gerücFt, bie eS auch bem weniger ©es 
theiligten ermöglicht, einen ©lief in bte Tiefe 
beS rufftfchen ©olFScharaFterS gu tljun unb 
biefe Nation in ihrer bis bahin Faum ofjett= 
barten unb auch heute noch halbwegs fchlums 
mernben geiftigen Snnerlichfeit gu erfaffen, 
welche uns ein gewiffer, unferem ©erftänbnig 
ferner liegenber, eigenartig herber unb hoch 
nicht feiten ftimmungSreicher 3ua in mancher 
$inftcht geheimnigooll uub beSqalb um fo 
angiehenber erfcheinen lägt. (JS ruht offen= 
bar ©belmetall im ©djoge ber rufftfchen 
©olFSfeele, aber eS geigt [ich a»t<h hier, wie 
bie fftatur gar oft trefflich oorgebaut 
bie SJFenfchen aber fo gut wie nichts traten, 
um ihre reichen natürlichen Anlagen gur 
fru<httragenben gortentwicfelung gu bringen. 
Qenn eS ift oergweifelt wenig fSuSficht gitr 
Hebung beS gangen frönen ©chageS oor= 
hanben, gumal wenn man beu 2luSlaffungen 
21. 9F. SJtoltfchanowS in feinen „ltreug= unb 
Querfahrten burch^uglanb" ©tauben fchenFen 
mug, welcher unS einwurfsfrei oerbürgt, bag 
bie neuere ruffifche ©olFSlitteratur fait auSs 
nahmSloS in einer, oor 2lllem in ÜJtoSFau 
heimifchen, ©efchäftsfchreiberei ber niebrigftett 
2lrt ihr SSefett jrnbet, währenb bie Originale 
jener ffierfe, weiche beu tarnen beS rufftfchen 
©chriftthumS in’S 2luSlanb tragen, bem 
eigentlichen SBolfe gänglich unbefannt bleiben. 

Trogbem ift in ben weiten ©deichten unb 
Greifen beS (JgarenreicheS ein FeineSwegS ttn= 
empfänglicher ©oben gur 2lufnahme einer 
entwicflungSFräftigen litterarifchen 2lu8faat 
oorhanben, unb wie fehr bie erwähnten trau= 
rigen Sitteraturoerhältniffe im ©inne beS 
gortfchreitenS ber ©olFSbilbung unb ber fers 
neren ©elebung jener nicht gu leugnenben 
geiftigen 3nnerlichFeit beS rufftfchen tiharaF= 
terS gu beoauern ftnb, baS beweift am beften 
bie 2lnthologie rufftfcher SgriFer, welche Triebs 
rieh giebler unter bem Titel „Oer ruffifche 
©arnag* oor einiger S3erlaa oon 

Heinrich SWinben in OrcSben h°t erfcheinen 
laffen. Oiefe ©ammtung beftgt naturgemäg 
bie fehler aller 2Inthologien, man fühlt ftch 
burqj baS Oargebotene nach ben oerfchieben* 
ften ©eiten hin gum tieferen ©enug augereigt, 
aber man Fann nur nafchen, man ^at ©es 
bichte, jeboch Feinen Trichter, Oennoch ift baS 
©uch ooHauf geeignet, nicht nur bie Theils 
nähme für bie ©ntwicfelung ber rufftfchen 
Sitteratur an ftch ö u erwecfett, fonbern auch 
baS geiftig bewegte fftuffenthum, wie eS, aus 


[ich felbft herauSgewachfen, ftch unS heute 
barbietet, in feinen ©runbgügen gu offen- 
baren. Oenn was Fattn — gang abgefehen 
oon bem anerFennettSwerthen UeberfegungSs 
talent gieblerS — ben ©runbton ber @has 
raFterftimmuug eines ©olFeS wohl beffer gum 
2luSbrucF bringen, als eine feittfinnig auSs 
gewählte ©ammluttg feiner (Gefühls* unb 
£ergenSbicf)tuug, als eine forgfältig gufam= 
menaefteflte 2lnthologie feiner berufenen 2p= 
riFer! 

T)ie 3ahl ber aufgettontmetten kanten be= 
läuft ft^ auf 58, unb eS fhtbett ftch unter 
biefen nicht wenige, welche trog ber ©d)mere, 
mit welcher ber gluch beS ©elbftherrfchers 
thumS aerabe im ^eiliaert Ggarenreiche auf 
bem Oiqjter ruht, ben 2Öeg gum ^vergen ihres 
©olFeS gefunben h a &en. Oer eigentliche 
©olFSüeberton, wie wir ihn in feiner eins 
fachen £erglichFeit unb ©eelentiefe lieben, ift 
trogbent fo gut wie nirgenbS angefdfjlagen. 
(JS h err f c ^ t «in ftarF ausgeprägter ©ubjecs 
tioiStnuS oor, ber felbjt mit ber ©chilberung 
ber (yrfche in ungen beS 2llItagSlebenS ein ©ich s 
hineinwühlen tn einen ©chmerg unb in eine 
©ehnfucht oerbinbet, bie ooÜFommett gu oer= 
ftehen, ein genaueres ©tubium ber örtlichen 
©ebinguttgen erforbert, unter beren (Hinflug 
bie oerfchiebetten dichter eittftanben ftttb, uttb 
;war fo, wie ftch ber eingelne uttS barbietet, 
fes fehlt ben ©ertreteru beS ruffifchen par= 
naffeS oor 2Wem bie gähigFeit, gang unb 
unbeirrt bei ftch felbft ju weilen, ftch ber 
©timmung beS 2lugenbltcfS frei hiugugeben 
unb oöüig in ihr aufgttgehen. ©ie Fennen 
ftch in gewiffem ©inne aüefammt gu wenig, 
um bie (Jmpfittbnngen ihres Innern ftch uns 
getrübt oon ber ©eele abfehreiben gu Fönnen. 
«aum eins ber ©ebid&te biefer ©ammlung 
oermochte uttS für bie Oauer oon bem ©egen= 
theil unferer ©ehauptung gu übergeugett. 

Oie reine ©efühlSlpriF, auSgebrücft burch 
baS ©timmungSgebicht, wie eS unS auS bem 
beutfehen Qichterwalb in taufenb Tönen fo 
hergettSfrifch entgegenfchaHt, fcheint bem flaoi« 
fchett ©emüth etwas grembeS gu fein. 2luch 
bie ©tellung beS SeibeS ift ja bort im Offen 
eine burchauS aubere. Oie grauenliebe, bi es 
fer ewige (FrfrifchungSquell unfereS Hebers 
frohen beutfehen ©olFeS, tritt in ben ©es 
btchten beS rufftfchen ^arnaffeS nur gattg 
oereingelt auf, unb bann ift baS liebenbe unb 
Siebe bebürftige SBeib nicht feiten gar baS 
oerfpottete. 9htr (Jitter grau gegenüber Fann 
auch ber Sttuffe weich unb innig werben, baS 
ift bie üftutter. 3h r $ ur ^ulbtgung oertnag 
er Töne auS tieffler ©ruft ^erauf^u^olen. 
2öir Fönnen eS unS nicht oerfagen, ben fpä= 
ter folgeuben Zitaten an biefer ©teüe beS 
TetibeitglnriFerS 2tiFolai 2llejejewitfch ÜtaFafs 
fowS (ge|t. 1877 in ©t. Petersburg) fchöneS 
©ebicht oorweggunehmen: 


K- 


-8 


Digitized by 


Google 



145 


„Sef* ich im graufeit Kriegsbericht 
Bon neuen Opfern — faßt mi<h Grauem; 
Ooch gUt bem greuitb, ber ©ittroe nicht, 
2 luch uic^t bem lobten mein Bebauern .. 
<5inft trollet ftcfj bie ©ittroe hoch, 

OeS greunbeS wirb ber greunb ©ergeffeit — 
Ood) giebt eS eine ©eele noch, 

Oie nie ©ergibt, roaS fie befeffen! 

Umringt ©on £eud)elei unb Weib 
Unb fdjroüler ^rofaatmofpfyäre, 
ftaitb ich nur ein h«ünnia £eib, 

©af) icb nur eine ^eilige 3 ähre — 

©ie, bie bem SJiutteraug’ entrinnt: 

©tetS benft bie 2lrme an ihr Kinb, 

OaS in ber ©djlacht ©etlor fein Seben... 
9tie fann bie Srauerroeibe fyeben 
3^r nieberhangenbeS ©eroiitbl* 

Oer auf bem '-Parnaß bes groben OjtenS, 
roie fchon gejagt, ©orroaltenbe ©ubjectiois« 
muS erflärt fich bei genauerer Betrachtung 
allerbiugS in mancher Hinficßt auS beit Ur« 
fpruitgSoerhältniffen ber meiften ruffifd^en 
Oichter. ©ohl ftnb auch einige auS befferen 
®efeUfchaftSfreifen h^roorgegangen ober 311 
folgen emporgeftiegen; aber bie 3Wehr$ahl 
entftammt ben nieoeren Bolfsfchichten unb 
ift zeitlebens in beit ärmlichftett Berhältniffen 
an ein engumgren$teS Slutobibaftenthum ge« 
fettet geioefen. ©ir nennen nur SUe^ei ©af« 
ftljetoitfch Kolporo, ben bebeuteitbften BolFS« 
bitter WußlanbS, als ben (behülfen feines 
BaterS, eines Bieh s unb §oIjhanbler§, foroie 
3 roan ©faroitfeh Wifitin, einen namhaflen 
BolfSlieberbidE)ter, ber,genaugenommen, nichts 
anbereS roar als ein $erbergS©ater für guhr« 
leute unb h«wmfireichenbeS (^efinbel. Biel* 
fach ©«treten ftnb auch ehemalige Militärs, 
aber ©or^ugSroeife auS ben unteren Chargen; 
als ein ftrahleuber Oic^terftern ragt unter 
ihnen ber ehemalige dornet ber Seibgarbe« 
hufaren Michael 3urjeroitfd) Sermontoro h« s 
©or, eine feffelnbe drfcheinnng, auf roefche 
mir an geeigneter ©teile noch einmal $urücf« 
fommen roerben. 


Oer 21 uf flieg $um Parnaß ifl für bie Poeten 
im (Zarenreiche mit roenigen Ausnahmen 
ein fehlerer SeibenSroeg, beffen einzelne 
Etappen bie furjen Wanbbemerfungen beS 
Herausgebers neben ben ©ergebenen Oichter« 
namen in i^rer ganzen fragil erfentten laf« 
feit. @8 heißt bort nicht feiten: „©trafroeife 
(^iittheilung unter bie ©olbaten, — fiarb 
burch Srunf unb ^uSfchroeifung, — ftarb 
nach ©ielfachen feelifchett Seibeit, — mürbe 
tum Oobe ©erurtheilt, — nach ©ibirien ober 
bem KaufafuS begnabigt*. $118 ben bann fol« 
genben Oichtungen mirb bie Berechtigung 
biefer ©trafen neben ber Hörte ber ©chitf« 
fale bem nichtruffifchen Sefer FeineSroegS im 
ganzen Umfange Flar. H‘ er nnb ba läßt 
fich eine geroiffe $enben$ allerbingS nicht 
leugnen; bie meiflett ber ®ebidhte aber er« 
fcheiitett nach unjeren Begriffen burchauS 
jahm, fie enthalten faum einen Slbglanj 
lener roilben Sohe, bie auS ben ©erfen uu« 
ferer beutfehen greiheitSfänger einfl fo ©er« 
jehrenb gen Himmel fchlug. ?lber baS ruf« 
ttfehe Ohr hat ein eigenes Berflanbniß für 
bergleid^en unb menn Sllejattber Pufchfin in 
feinen „©teppengeiflern* anhebt: 

„©olFett roirbeln, ©olfen mallen; 
©chneegeftöber, ©turmeSnacht; 

SichtloS fcheue WtonbeSftrahleu — 

Orüb ber Himmel, trüb bie Wacht. 
Leiter, meiter eilt ber ©dritten 
Unb baS ©löddjen tönt barein ... 
Bange, bang mirb mir, inmitten 
OiefeS ©chneegefilbS git fein 

ba fommen bem rufftfehen (Jenfor 00113 an« 
bere ©teppengeifler in ben ©inn, unb er fielet 
in bem meit unb öbe ft<h flrecfenbeu ©chnee« 
efilbe mit bem trüb grauen ©olfenhimmel 
arüber eine tiefentfte Allegorie, bereit ©aljr« 
heitSfern in bem Oichter felbfl befeitigt roer« 
ben muß. 

(©chluß folgt.) 


e ft e n n t n i ß. 


Wieinanb auf ber rochen ©rbe 
Siebt bich fo, roie ich! 

Ohne bidh roär' WlleS bunfel, 
Ceb unb leer für mich. 

3(n be§ SWeereS roei§en Jßogen, 
3Benn fte roaden roilb, 

3n beS 93ä<hleinS flaren SEellen 
Schau ich nur bein 93ilb! 
©türme tofen, JBetter braufen 
35eine3 WarnenS Klang, 


Böglein fingen, Süftlein fäufeln 
3h n mit leifem ©ang! 

Selig litt 1 ich aße Seibeti, 
Wamenlofe Oual, 

©äh' idh bich, 0 greubenquelle, 
Wur ein einzig SUtal! 

Ohne bich mär 1 WUeS bunfel, 
Oeb unb leer für mid}! 
Wiemanb auf ber roeiten ©rbe 
Siebt bich f°r we ich! 


3m. £of. 


Digitized by 


Google 



14G 


'pa fferfaljit 

üflonbbeglänjte 3 au ^ rna( ^t 
Tie ben ©inn gefangen plt, 
SBunbcrooUe Sflardjenroelt, 

©teig’ auf in ber alten ^ra<$t. 

5lße ©eelenfräfte fchmeigen, 

3aubvif<h wirft nur ^fjantafie, 

Unb fie fd)lingt ben 3 au ^^rreigen 
9J?it ber ©d)mefter ^Soefie. 

Sunte Silber, facfelftrafjlenb, 
feigen fid> bem trunfnen Slicf, 

9C)tit ben fd)önften garben malenb 
3eigt fte ihm ber ©eifter ©lücf, 
glicht fte $u bent fd^önften Äranje. 
ffiaS bie ©eit nur ©d)öne3 h^lt, 
3eigt bem ©inn in rof'gem ©lanje 
ffiunberoolle SDiärche n weit. 

(Slfen tanjen luft'ge Greife, 

©aufeln fpielenb burdi bie glur, 

Tort im ©d)ilfe flüfterfS leife, 

^ing^ belebt ift bie 9latur. 

©üge ©efjnfucbt regt bie ©aiten 
3n ber tiefbewegten Sruft, 
drängt hinauf in buffge ©eiten 
3u ber ©eifter feUger Sufh 
Silber früher fePger ©tunben, 

9lu§ Sergeffent)ett ermad)t! 
fterrlicfyfeit, bie längft entfd)munben, 
©teig' auf in ber alten s J>rad)t! 

Hermann freist. 


Huf 6er 'güafl 

21m Sergfaum, wo ber ©alb beginnt, Tod) in bem ©djooge, ber ber ©eit 
£ab' Ijeut 1 id) SRöft gehalten —, ©rlöfer einft getragen, 

?lm ©eg ftanb ein 9ttabonnenbilb Ta h a l fid) juft ein Sd)walbenpaar 

Serroittert unb jerfpalten. ©ein Heftchen aufgefc^lageu. 

Äein ©läub’ger hebt bie £)änbe mehr Saut jmitfchernb fifct bie junge Srut 
3u bem oergeffnen Silbnig, §od) jraifchen Tont unb glieber 

Äaum ragt e§ ftdjtbar nod) empor Unb ntilbe läc^etnb blieft barauf 

9lus Sufd) unb Tornenmilbnig. Tie ©nabenmutter nieber. 

9Rir war'S, al§ ob ba§ fdtöne Silb 
Sieb tief in 1 ^ £>er$ mir fdjriebe, 

2llö wie ein ßwatigelium 
Ter ew'gen Schöpferliebe. 

$<$aum0erg. 


©tegenb glettet burch bte ©eilen, 
©djwebenb, fchaufelnb hin ber ßahu. 
©affer mögen, ©affer fd)meHen 
9ting3 um feine feuchte Sahn; 
Tämmrung fenft ftd) leife nieber, 
Slifceitb reiht ftch ©tern an ©tern 
Unb e§ tönen füge Sieber 
3ctuberifch gebämpft oon fern; 

DftngS oerflärt bie weiten glutl)en 
Seud)tenb milb bes 9flonbe3 $rad)t. — 
©o enttau<ht ben TngeSgluthen 
Sftonbbeglätt$tc 3 au & c rnad)t. 

©üge Tüfte wallen, weben, 

©üger filang beraufd)t ba3 ©h r ' 

2luf be3 9ttonbe$ ©tra^len fchweben 
©Ifcn ju bem Sicht empor. 

©ilberwolfen gleiten bvoben 
Turch bie tiefe, blaue Suft, 

©ie oon ©eifterhanb gewoben 
2luS ber ^immeleblumen Tuft. 

Seife jirpt im £ain bie ©rille, 
dl’m gs im Schlafe liegt bie ©eit, 

9ltlcS athmet tiefe Stille, 

Tie ben Sinn aefanaen hält. 


Digitized by ^.ooQie 




14 ? 


-ss 


c&oßeninnef. 


©cbon will ber ©onne ©lan$ oerfcbwinben 
gern hinter bunter JBolfett Saum. 
9tingS ©tille. 9tur bie blübnbett Sinben 
©ewegen leie jic^ wie im Traum. 

Ta roinfft bu mir in golbnem Siebte, 
Serlaffne Surg non ^pobentwiel, 

3u ber i<b ernft bie ©ebritte richte, 

9113 wärft bu einer Sßaüfabrt 3*^- 

STOit wonneoollem ftillent ©Jauern 
Turcbfcbveif idj beiner Trümmer s Jteft — 
Unb plöblid) werben beiner Iftauerit 
©efprengte Sögen wieber feft. 

GS warfen Tbürnte, Tbore, 3* nncn 
Sor meinen ©lideit leis empor. 

GS fcfymücfen jtcb bie fallen innen 
3JHt reifem 3w*ratb wie juoor. 

3<b feb’3 mit febauernbent Grbeben: 

GS fteigt oor mir auS tanger 9tacbt 
herauf ein frembeS, fernem Seben 
Unb todt mid) mit geheimer 3ftad)t. 

9hm leiten mich beS TburmeS ©djneden 
Gntpor ju bämmrigem ©elajj: 

9iingS an ben ffiänben bunte Teden 
Unb in ben genflern farbig ©laS. 

Soll Crbnung ftel)en Trugen, Tifcfcc, 
©ediert mit fünftlic^em ©efebnib. 

GS winft in trauter Grfernifcbe 
Ter ©ammtgewebe reifer ©ifc. 

Tocb ityr, bie i^r hier einft genoffen 
$n Sujt unb £eib ber Grbe ©litd —, 
3ft euch ber 2öeg jum Siebt oerfc^lof- 
feit? 

Verlangt i^r niemals mehr jurüd? 

Unb ^or<^! Ta raufet eS im ©efteine, 
Ta webt eS um mich wei^cootl. 

Unb fteb! GS fommt in lichtem ©cbeine — 
Äein Trugbilb, baS ber Suft entquoll. 

TaS ift, mir fagfS bie innre ©timme, 
Tie §errin, bie b^r einft gebot; 

TaS ift ibr Slid, ber halb im ©rimme 
Unb halb in Siebe fengenb lobt. 


TaS ftnb bie rotben ftoljen Sippen, 
©ebeimni^reicben 3 au & e r3 ooll; 

TaS ftnb, o 9ttön<b, erfebnte Stippen, 
Taratt bein Sebeit fc^eiterit fod. 

©ieb! 9luS beS TburmeS üftatterSauge 
töomtnt er ^erab mit leifcm ©ebritt. 
Gilt Pergament, SivgilS ©efänge, 

Unb Cualett bringt er mit. 

Tocb bu, bie eiltet TicbterS ©ebnen 
©efd)müdt mit ewig frifebem ©lanj, 
Siebticbe ©turne ber Hellenen, 
Schwarzäugig 9)täbcben non ©q^an^, 

Soll bicb mein 9fuge nicht erfebauen! 
Ta nabft bu febon unb läcbelft milb. 

O ßinb, eittfproffen £ellaS' 5luen, 

Tu mabnft mich an ein fcbönreS Silb. 

Unb boreb! 9tun fünbet Tibo'S ©cbmerjen 
Ter üftöncb euch unb 9leneaS' giucbt. 
Tie Herrin bört'S mit faltent ^er^en, 
3b r ©tief nicht mehr ben feinen fuebt. 

Unb leife raufest auf ©urpurfebwingett 
Tie Tämmruitg tiefer in ben ©aal. 
TeS 9Kön<be§ ©Sorte ftill oerflittgen, 
Unb ftnnenb febaut er in baS Tbal. 

Ta glänzen filbetbell bie giutben 
3m fd)ilfumraufd)tcn ©obenfee; 

GS färben rofenrotbc ©tutben 

9luf ©äntiS' 3 0c b ^ cu *w’gcn ©ebnee. 

©ewaltfam reifct ftcb oon ber ©Seite 
dftein fiarreS 9fug\ 3$ f<b au untber: 
Serwebt, oerraufebt ift mein ©eleite. 

Um mich ftnb Trümmer, öb unb leer. 

Ter ©äntiS nur febaut ftill trüber 
9Jht feinem febneebebedten £aupt. 
üJiir wirb fo web, mc “ 1 ©lief wirb trüber, 
9llS wäre Siebes mir geraubt. — 

©cbneU wäcbfi bie Sftacbt. GS hämmert 
leife, 

©on gerne winft tnir’S leuebtenb ju, 
Ta jiebn in buntlem ©Solfenfreife 
Ter Soweit ©eifter b^nt jur SRub- 


K- 


Ä 


Digitized by 


Google 




148 


'peiljnadjtefteb. 


Jpöret ber ©locfcn 
^ubelnb grofylocfen 
33on fern unb nafj! 
O biefer ©tunbe 
Selige jfrtnbe: 
„(JfjriftuS ift ba!" 

Unb ©ngcl fieigen 
3n lichtem Zeigen 
93on ®otte§ tfjron, 
$luf ba§ fte preifen 
3n il)ren ffieifen 
Se§ £öd)ffcn ©ol>n. 


©3 fenft fiefy roieber 
$ur ©rbe nieber 
Ser Siebe ©traljl, 
Sröflung $u fpenbeit 
2ln allen ©nben 
gür alle Qual. 

Saft mir ber Firmen 
SUtilb un$ erbarmen 
Unb biefe Sftacfyt 
3n ftiller Äamtner 
SSoll ©org 1 unb Jammer 
Äetn £erje roadjt, 


9Mn, bafc ber ©loden 
^ubelnb grof)lotfen 
©ringt fern unb naf) 

Ser fronen ©tunbe 
©elige Äitnbe: 

„©IjrifiuS ift ba!* 

3lof« § plfger. 


(2tu$ einer ungebrueften ©amntlung: „Seiner unb Äotfjurn".) 

Sßenn bei mütterlichem 5lbenbrotf)e 
©ich ber £nmmel färbt mit ^urpurglutl), 
aflufj ich beiden an bie tljeure Sobte, 

Sie fo fern oon mir im ©rabe ruht. 

Unb entrütft bem irbifdjen ©ebote, 

$ebt empor ftch mein be|d)roingter IRuth, 

Söo jic nun, ein licfytuerflärter Bote, 

Sßanbelt burch bie ropgc Sletherfluth. 

©elig magft bu roo^l in jenen Skalen 
©d^meben auf geflügelten ©anbalen 
Unb belächeln beitteS greunbeS ©c^merj! 

Unb ber buitflen 6rbennad)t enthoben, 

SQinfft bu mit bem ginger: „Äomm nach oben, 

Senfe all bein ©e^nen hünmelroärts!" 

Jfcuga Jioefter. 


Digitized by ^.ooQie 





149 


SS 


Pu nwrft tobt! 

5)ic Suft roar erfüllt 
9Rit Serd&enfaitg 
Unb ©olbregen blühte 
@o rounberbar, 

3 [m J)ufte ru^te 
J)ie gan$e ©rbe, 

3 m ®ufte! 

Unb golbig flofc ba3 ©onnenlicfyt 
£in auf bein bleicbeS Slngeftcfyt. 

63 fang bie Quelle 
3^r murinelnb Sieb 
Unb [prüfte unb fRäumte 
£)in burcb ben Sann, 

£cin ©onnenfünfdjen 
®raitg bur<$ bie ®äume, 

Äein ©olbftraf)l! 

®odj auf ben Jannenroipfeln ruhten 
Unb fpielten föimmernb be3 Siebtes glutljen. 

@o fcfyön mar ber Jag! — 

63 30 g burdj bie Suft 
6 in nmnberbar klingen 
©o fü§, fo fü§ 

©ie Äircfyenglocfen. 

Unb grieben roar ring3! 

®u roarft tobt! 

©tili, heilig flog ba§ ©onnenlid)t 
£in auf bein bleid>e3 2lngefic§t. 


£*rf $e6tt*. 


&ie6 adji! 


©ie lei3 bie Siebe geljt, 
©er fann’3 ermeffen? — 
Seifer at3 üttaienbuft 
©eljt um 6 ppreffcn. 

©ie lei3 bie Siebe fommt, 
©er fann'3 oerftefjenV — 
Silberner 3Ronbenfd>ein 
ßann ni$t fo gelten. 


Unb felbft bie 6 ngel nicfyt, 

®ie um bie SReifer 
Janjen im grüfjlingSmonb: 
Siebe getyt leifer. — 

SWägblein, Ijord) auf, Ijordjj auf 
Unb gieb fein ad^te, 

Seg bir ein @d^lo§ oor'3 §er$, 
Siebe fommt fadste I 

3Rai $ef(rer» 


4Ö 


Digitized by 


Google 





150 


19 


Jiin «S&Dmenäus. 

3n ferne feiten mödbt' \<fy Pud) oerfetjen, 
gaft fünf 3a$r$unbcrte $uriicf, bn ftol$ 

Jen tfurl)ut trug bei* elfte £ol)en$ollern. 

$om feef gezognen $Kitterfd)merte [prangen 
Tamal3 bie gunfen gern; ba$ gauftreebt galt 
$m 33aitn ber Stabte, mie im :Eßalbesbunfel, 

Unb and) ber ©ürger ließ ooit feiner .Snüftc 
£a 3 Pifen flirren, unb trat fefybegierig, 

3S?ie einft ^r>elb Sutemiune, in ben Stegreif. 

$>od) au3 bem ^ufjerftampften Sanbe blühte 
3lud) mand)e iugeub auf: bie £reuc roofyute 
grol) in ber äJiänncrbruft; baö ^>erj ber grauen 
Staub roeit ber l)ol)cn reinen ÜNinne offen. 

9ftand) fd)önen Sraudj bie frommen 5l^nen übten. 

2Benn fyod) ooni ^^urm am britten Sßeibnad)t3tage, 

9lnt geft ^otjannfö, bes Poangeliften, 

®ie ©loden riefen, ^olte ^ung unb 9 llt, 

Unb SBornetym unb ©ering au3 tiefem Heller, 

$ßa§ briit fid) barg an golbnem £raubenfafte, 

Unb fd)afft' e£ fc^netl 311 m @ottc 6 l)aufe ^in. 

2)er trug ein gäßlein, Reiter nur ein Hrüglein 
3 nm £md)altar; boeb ber begüterte, 

®er mand)eö Stürffaß eingefettert l)atte, 

£aS befte fuebt 1 er auS unb brachte jur Hird)e. 

■Eßenn bann bie glciub’ge ÜJtenge mit bem 2öeine 
Prroartungeooll ben Opfertifd) umbrängte, 
irat ernft ber f>riefter oor unb fegnete 
£ie gäffer unb bie gäßlein unb bie Hrüge, 

Xie bann begliicft ein ^eber l)eim mit na^m. 

Sold) 3ücil)emein Ijieß nun „;}obanniStueiit"; 

9ttan maljrte al3 ein Hleinob il)n im Heller 
Unb nur an fyofycn geft: unb greubentagen 
©ab man ein 93 ed>erlein baooti jum beften, 

Um einen ©aft ju el)ren, ben man liebte. 

?e§ 9£ort3 gebenfenb be3 Poangeliften: 
w 3l)r ttinblein, l)abt einattber lieb!" erl)ob man 
Xie belebe mit ^obannisrocin unb tranf 
Unb tnufd)te Hüffe mit noch feud)ter Vippe. 

,„3obanni3minne trinfeit" ^r ®vau(^; 

®ie i^n geübt, bie mareu nun uerbuitbeu 
3u i?ieb' unb £reu’ für alle fünft'ge 3eit. 

So l)eben mir, bem 23raud)e ber 5lltuorbern 

©emaß auch unfer ©la$ unb triufen b^lid) I 

3obauni3minne mit bem jungen $aar | 

Unb geben auf ben 333eg ibm liefen Sprud;: 

___ 


Digitized by ^.ooQie 




1f)l 


■8 


®ic ^fjr Ijeut, gebtenbet 
9fod) oon §pmen§ gacfelfcfyein, 

Gure Stritte toenbet 
$in ju einem neuen ©ein, 

Niemals föitnt $fjr gleiten, 

9He oom 3^1 Styr treibt, 

3Scnn Gucfy treu jur ©eiten 
9?ur bie Siebe bleibt. 

grieblicfy burefy bie äöogen 

©cfytoimme Guer Seben3fd)iff 

Unb in toeitem Sogen 

9fteib es Sßirbel, ittipp 1 unb 3^iff! 

©türm unb SBolfenfeuer 

Gud) oergeblid) brofjt, 

SÖenn bie Sieb 1 am ©teuer 
©galtet als ^3ilot. 

®ocb nun nterft: ein Kämpfen 
©leibt baS Seben immerbar; 

©ern baS £>er$ uns bämpfen 
Äleinmut^, ©orge unb ®efa§r. 

®afc Gud) ^ed unb IjeUer 
Seuc^t 1 ber Hoffnung ©d^ein, 

©teigt oft in ben ÄeHer, 

£olt SfofjanuiStoein. 

£rinft ^ofjanniSminne 
9tad) beS £agetoert'S Sefcfytüer, 

Unb ber Sangtiij* ©pinne 
2Öcbt Gud) feine 92efce meljr. 

Ränget an bie ftrampe 
Sille ©orgenpein; 

Slud) beö ©lücfeS Sampe 
SSMfl — begoffen fein. 

glittenooc^en fd^toinben, 

©cfyroärmenb Slug 1 ftefjt toieber flar; 
®ocb nur fefter binben 
2Öirb Gudj Sieb 1 oon $af)r ju ,3a§r. 
9Benn ber 2ttai fid) fernte, 

Sßenn ber ©ommer flolj, 

Grft im £erbft $ur Grnte 
SBirb ber grucfyt man frolj. 

GinS nocf>: bafj Gucfy braunen 
3miefpalt bleibe, tfyeilt bie 3ftac$t! 
^perrfd^t ber Sttann nad) aufjen, 
£errfd)t bie grau im §au3; fte ioad)t 
Ueber lopf unb ©Rüffel, 

Ueber ©arn unb Sein, 

®o<§ Gr füljrt ben ©d^lüffel, 

3um ,3ofjanni§toein. 


— » 


Digitized by ^.ooQie 



«*■ 


SS 


Salb nun in bic gerne 
3iefyt 3h r fort in fettem ©lücf; 

3ie§t mit gutem Sterne, 

Sehrt mit gutem Stern jurücf! 
geiert fünfte gefte 
Erft am eignen £erb, 

Ccnn baS ^XUerbcfte 
ffiirb nur bort befdjeert. — 

$erfarb von jimyntot. 


31 tt cSina. 

($lu§ bem ungebrueften S^achlag be3 Ci<hter8.) 
©ebic^tet auf bem Stein $u ©oben. 

I. 

©erfchränften 9trm$ gelernt au eine junge Eid)e, 

Cb beinen JBagen nicht nochmals mein ©lief erreiche, 
Späh ich hinab in’S Ch a L ftd) nach ©kften ^ie^t; 
Umfonft! — 3<h f*h c nur ber Simmat blaue glühen, 
3d) fch’ bie Sonne nur ftch purpurroth oerbtuten, 
©erhüllenb ringS umher bie gellen non ©ranit. 

C ffieib! Cu ftoljeS 23eib, bem Seines je oergleichbar! 
Cu einig mein unb hoch mir einig unerreichbar! 

Cu 5lbgrunb bu nott Sdjmerj unb nie geahnter Suft! 

C, lag mich, roie ein 2lar, in biefc liefe tauben, 

Sag mich bie ^let^erluft non beiner Seele hauchen, 

Sag pochen biefeS ©lut, lag fchmeUen biefe ©ruft! 

Sag, roie ein ©ergftrom mich, ber lieber non gejaeften 
gelSblöcfen ftür$t hinab in fü^neit Sataraften 
3>n ein beblümteS £h a ^ in eines ©eeeS gluth, 

So lag mich ftürmen, lag mit unnennbaren ©lut^n 
3n heiger Siebe bir mein £cr$ entgegeufluthen, 

Sag fchroeöen biefe ©ruft, lag pochen biefeS ©lut! 

Cu aber fei baS 3iel, in baS mein Seben munbet, 

Sftit beiner Seele, tief unb rein unb unergrünbet, 

Cie Cberfläche ftid unb flar, ein 9llpenfee; — 

3(n biefe liefe lag mein gühlen, Sein unb Ceitfen, 

Sag bie Erinnerung, lag 9ltteS mich nerfenfen, 

Cie roilbe Seibenfchaft, mein ftummeS SBeh- — 

6. Slugug 1850. - 


II. 


©JaS mich fo traurig, traurig ftimmt, 
©Sarum ich meine? fannft bu fragen? 
Cie büftern 9ta<$tgebanfen ftnb’S, 

Cie ftch in meinem Innern jagen. 


CaS 2ßeh, bag roir fo lang oereint, 
Ein fchöner Strom auS freien glüffen, 
Unb bag fo nah, f° nah bie 3eit, 

Ca roir uns roieber trennen müffen. 


Digitized by 


Google 





153 


3Bie um ber (Saute fdfytanFen Sau 
©i($ roinben grüne 6pf)curanFen, 

©o fcfylangen liebenb jlcfy um bicfy 
SenjtrunFen meine ©ebanFen. 

2tu3 meiner 3 roc Ü^ nmftem ©$utt 
©rftanb ein finblidj reiner ©taube, 
Unb meine milbc ^Ijantafie 
JBarb eine meijje, feufd^e Xaube. 

3n einen fpiegelFlaren £eid) 

£aft bu nerroanbelt mein ©ernüt^e, 
$uf bem ein ©djman bie Greife jog, 
Stuf bem bie SotoSblume btü^tc. 

Neujahr 1852. 


Docfy micber anber§ wirb e3 fein! — 
SSir müffen un3 auf emig meiben; — 
Dein ©tanb, bein SÄuf, ber eigne Drofc,— 
©enug, mir müffen, müffen fdjeiben! 

Unb mieber mirb mein 9luge ftc^ 

Wit bittern, bittern tt)ränen feuchten, 
Der 3roeifel roirb, ein greller Slifc, 
Durd) meiner ©eele DunFel teuften. 

Unb mieber mirb mein irrer ©eift 
Unbänbig jagen burdj bie 2Büfle, 

Si$ einft mein gafyr$eug ftranben roirb 
2ln einer unbefannten Äüfte. — 

Jteittrtd) /ettifotb. 


Per Barattes-.Mflef. 

(Sornfyolmer ©age.) 

©c^mer tag be3 fcfyroarjen Dobe3 23ürgerfyanb 
©eit Wonben auf bem norbifcfyen ^nfellanb; 
s Jtie mübe fdjotl ber ©terbeglodfe Stimmern 
San ben Äapctten, unb bie ©djiffer faljn 
Sei 'Jtacfyt ben ©tranb entlang bie geuer flimmern, 
Die $itternb fdjürten gurdjt unb bumpfer Sßatjn, 
Da§ ©cfyrecfgefpenft ber ©eudje fern ju Ratten. — 
Umfonft! — $n feinet fd)roar$en WantelS gatten, 
Sautlofen glugeS, ftricfy eS burdj bie Süfte, 

Unb men fein Cbem, buntpf roie ©rabeSbüfte, 

Doc§ fengenb, mie ber §au<$ ber SSüfte, traf, 

Der ftreefte ftöfjnenb fid^ jum testen ©djlaf. 

Um Witterna<$t ertofd^ be3 SeudjtttjurmS Sid}t; 

De§ 3Bärter3 bredjenb 3luge fafy e3 nicfyt. 

Der borgen fam, bod) fcfyroieg ber ©toefen ßlang: 
Den Lüfter fanb man flarr beim Säuteftrang, 

Den ^riefter flerbenb auf be3 9tltar3 ©tufen, 

9tl§ ifjn ein Äranfer lieg jur Seifte rufen. 

Der it)n gefugt, bradj jät) am Jöegeöranb 
3ufammen aud), beoor er fyeint ftd) fanb. 

Da§ ^flafter fd^oH non Feinem ©dritte metjr; 

Der WarFt, bie ©affen tagen ob 1 unb teer; 

©elbft auf ber £>aibe fernften §öfen fd^rie 
Sor £unger§qual im ©tatle taut ba3 Sietj, 

Doc§ Feiner Fam, fid) feiner ju erbarmen, 

Denn Äne^t mie Sauer fdjlief in DobeSarmen. 

©in einiger griebtjof, niete Weiten roeit, 

Sag ftumm ba§ ©ilanb in ben grauen JBogen; 

SRur träge, fatte Jtabenfc^roärme ftogen 
3umeiten Fräd)$enb burd> bie ©infamfeit. 


Digitized by ^.ooQie 





154 


8---fl! 

Unb bennocb glühte füll ba§ 2eben fort 
5ln bem oon ©ottes glucb gezognen Ort. 


Gin Jüngling, bem geftorben feine 2t eben, 

Der greife Sater unb bie ©ebroeftern beibe / 

(Stritt pfab; unb jielloS 9lbenb3 bureb £aibe, 

Son ber Serjroeiflung Schauern fortgetriebeit. 

9luf einem £)ügel, fleinbefät unb Fahl, 

9htn ftanb er ftiU am grauen £mnenmal 
Unb ftarrte tfjränenloS im 9lbenbrotb 
Der Stacht entgegen unb bem eignen Job. 

©ie flüffig ©olb tag roeittjinauS baS 2tteer, 

Unb Unb unb lieblich Farn oom ©tranb bie 2uft, 

Do<b grauftg ©ebroeigen beefte rings umher 
Der auSgeftorbnen 3;nfel SRicfengruft. 

Der Jüngling rief: „Sin ich benn ganj allein 
Serbammt, $u fdjauen noch ber ©onne 2icbt?" — 

Da boreb, — roer fpracb? — Som grauen ^ünenftein 
Sernebmlicb Farn eS roie ein leifeS: „9tein!" — 

Unb, jäb ficb roenbenb, fab in ein ©eftebt, 

©o rübrenbriieblid), roie er'S nie geFannt, 

Der Jüngling, gan$ oon frobem ©ebreef gebannt. 

©ar eS ein Gngel, roariS bie gee ber £aibe, 

©aS oor ibm (tanb im feblicbten braunen Äleibe, 

Som golbnen £aar umroadt im 2lbenbroinb; 

©ar eS gleich ib m c * n armes 9flenfcbenFinb, 

Som Job oergeffen unb allein im JrSarme? — 
„Äomnt!" — rief er auS, unb in bie offnen $lrnte 
©anF ibm bie lebte feiner SolFSgenoffen, 

Unb roeinenb b^ten beibe ficb umfcbloffeit. 
stiebt tbat cS notb, baß fte einanber fragten, 

2tocb baß fte ftcb tyr 2eib in ©orten Flagten. 

©ie fübtten 1 ^ tief, baß, bie ftcb fo gefunben, 

2lucb o^ne ©ebrour auf eroig ftnb oerbunben. 


9113 längft oergtommen roar ber 9lbenbfcbein, 

Da faßen ftiU fte noch am £ünenftein, 

9113 roären fte feit 3 a b rcn ft<b »trtraut, 

Unb batten boeb ficb ui* juoor gefebaut. 

©ie bleich im 9flonblicbt auch ber Seiben ©angen, 

©ie beiten felig^ftcber ftcb umfangen 
Unb blieften baffenb auf jum 2iebe3fiente, 

Der firablenb ihnen au3 ber £immel3ferne, 

Gin Sote ©otte3, füßen Jroft oerbieß, 

3m Steicb be3 Jobs ein irbifcb SarabieS. • • • 

_ SUittfofb 

^anagra. 

3mmer locft ihr mich an, ihr reijenb febmuefen gigür<ben, 

Die au3 bräunlichem Jbon JanagraS SWfter geformt. 

Gb« förroabr ihm gebürt, ber groß ftcb $ c '9* c Äfcincn 
Unb in ben leblofen ©toff 2eben bauchte unb ©eift! 

k -a 


Digitized by ^.ooQie 





155 


!R--55 

$ld)! nur fennen i^n nicht, ben wacferen trefflichen ßtteifier, 

Unb ^ahrtaufenbe W on ru ^ 9*föäftige §anb! 

Jod), wa3 jpolbe^ er fd)uf, bev große ^riefter bcr Einmuth, 

£ät in fd)irmenbem Sd)oo§ treulich bie ©rbe berua^rt. 
greubig fdiau ich f lc an ^ bk fleinen garten ©eftalten, 

Unb auf jeglicher weilt lange mein fchwelgeitber ©lief! 

Siel) nur, wie fd)iid)tern unb fd>eu neigt jene ba$ Äöpfchen gur ©rbe, 

3ft'$ nidjt, al$ fühlte fie felbft, wie fte Scwunbrung erregt V 
Unb wie biefe fo ftolg einhertritt im Greife ber anbent, 

Scheint fie ein gürfteitfinb nid)t in ber ©efpielinncn Schaar? 

Schau ba3 falt’gc ©ewanb, non bläulichem Sd)intmer umfloffen, 

2öie es oerbirgt unb gugleid) geiget ben herrlichen S3ud)3! 

Sieh auch biei c bxx an > H c vu h* au f fteinernem Silje, 
ffiogenb hebt fid) bie Sruft nach bei« bacd)antifd)en Xang! 

3ene labt fid) am X>uft ber fammethäutigen '^ftrfid;, 

Vange gögert fie noch, elf fie bie Schale gertheilt. 

©ine h^b id) erfchaut mit golbumränbertem gäd)er, 

£äffig hänget bcr 2lrnt, träunierifd) irret ihr Slicf. 

£)aft bu bir Fühlung geweht, .bu liebliche Staib, ober winfft bn 
Xrübeit im ©arten betn greuub irgetib ein heintlid)e3 $i>ort? 

Sage Stäbd)eu, aud) bu, bu freuubliche Herrin ber Xaubc, 
glüftert ba£ Nägelein bir Äunbe uom £iebften in’8 Chr? 

Sag c£ mir, Stäbchen, getroft! ich witt e3 gewiß nicht nerrathen, 

Siel)! ein @el)eimniß ift fiiß uoit fold) lieblichem Stunb! 

2ld)! ich f e h ih v fc^iocigt, il)V regt eud) nicht oou ber Stelle! 

'Jeimmer fofet ber Siinb euch in bem welligen ^>aar! 

Xod) brum feib ihr nicht tobt! e$ h auc hte ber fuubige Steijter 
Unb bie foitnige ftunft ewiges £ebeu eud) ein! 

©inftenS wart ihr beftinimt gur 3i ei ^ c ^ er bumpfigen ©räber, 

X)od) ^erfcphoite gab fül)lenb bem £id)t eud) gurücf! 

-- Juflus gt. 

$urßol5 unö ^ißuHinö. 

(783 n. ©h r 0 

Surbolb, ber griefenfüljrer, ber £elb oom SteereSftranb, 

Sot SBibufinb, bem Sad)fen, bie ftarfe Sruberfjanb. 

3n golbuem Sedjcr einte fleh Seiber £)elbenfraft, 

£>ann traufeit fie be$ Sluttntnfs urheiPge Sriiberfchaft. 

9lu Seiber Üeuben flirrten bie Sdiwerter fcharf unb gut, 

Son Seiber Firmen tropfte ba§ rotf)e StanneSblut, 

Unb über'm Cpferfteine erflang ber h e ^ S c ©d)wur: 

„Sei unfern alten ©öttern! ber Xob, er trennt uns nur!" — 

3m fanb'gcn Xl)al £>aafe, welch lautet $ampfgebrau§! 

53ilb holt mit feinen ^ranfen ber granfenlöwe au3, 

Xod) ihm entgegen wüthet be3 SachfeneberS 3 a h n > 

X)er griefetibär im ©rimme bricht fich gewaltig Sahn . . . 

Äarol, ber mächfge Äönig, im fchwereit ©ifenfleib, 

2öie führt er mit bem Schwerte fein granfenl)eer gum Streit! 

3Bo feine £>iebe faßen, wie ©otteö h e i^9 cr 3°™, 

Xa fliegt au§ Xobe§wuuben be§ rothen SluteS Sorn. — 

CI-8 


Digitized by ^.ooQie 



156 


R-s: 

3m anbcrn $eerc flehen ©urbolb unb SBibufmb, 

3roci ©idhen, bic bem ©türme fürwahr gewadhfen ftnb! 

91(3 ob auS »SgarbS £öhen Sßoban unb thor im ©unb 
t)ie ©ötterwaffen trügen in’S bluPge ©rbenrunb, 

©o thürmen fte gewaltig bie Seidben rings umher, 

3m ©onnengtanje blitzet ber gelben blaitfe 3Befjr. 

todj als ber 9lbenb hämmert, in breiter ©ruft ben ©tafyf 
@rüj$t ©urbolb unter lobten ber tag jum testen üflat. 

„Üebroofjn in ©BalhatlS ©älen erneuern mir ben ©unb!" 

©r rief'S, im 9lrnt beS greunbeS oerfcfyieb er ftitt jur ©tunb\ 
t)cr flaute trüb unb fmfter in’S blut'ge »benbroth, 
t)ie alten ©ötter liefen fein ©olf in fernerer 9totf); 

Sängft fanf bie ©acfyfeneicbe, beS ©BobanS ^eiPger ©aum, 

5)ie ^rmenfut in trümmem flogt alter ©röge bräunt, 

Unb ew'gen ©ieg oerteiljet bem granfen Äarl ein ®ott, 

©or bem ©BuotanS ©Balten oerfinft wie leerer ©pott? . . . 

$o$ er Ijat treu' gefd^rooren ber alten ©ötter ©djaar 
Unb miß bie treue magren in blufger Äampfgefa^r. 

9ttag morgen neu beginnen ber ©treit mit ©ctyilb unb ©cfyroert, 

©r fleht in ©adhfeittreue, bes tobten greunbeS werth: 

„t)er le^te tropfen SluteS, mein ©olf, fei bir gemeint! 

3dj fdhwör'S oor biefem tobten, ber heut erlag im ©treit. 

3h m fott bie ©Reiter leuchten $ur ©Baratt ^ell empor, 

©in ©olfSgebet in glommen, mie feines je $uoor!" 

Unb mäd^tig marb gefc^id^tet beS gürften ©d)eiter^auf’, 

3m ÄriegeSfchmucfe legten fte ©urbolbS Seiche brauf. 

Unb ba auS rotfjen ©lut^en mit feinem S^lac^tenrog 
3ur ©Baratt aufgeftiegen beS ©BobanS tfampfgeno§, 
ta wölbten fte im ©Balbe ein ©rab auS gelSgeftein, 
taS fchlofe in golbner tm^e beS gelben 9lfche ein. 

S)ie greifen ©riefter freuten bie Cpferfcbwerter rotf), 

©ie fangen auf bem £)ügel oom ftampf bis in ben tob. 

Unb weiter ging mit ©raufen ber ©türm ber wilben 3eit; 

©etreu ben alten ©öttem ftanb ©Bibufinb im ©treit. 

9taljt benn auS »SgarbS £öhen if)m £ilfe nimmermehr? 

9Wn, bunfler warb'S unb bunfler im ©achfenlanb untrer: 

©Boban unb tl;or, fte jogen hinweg im ^orblic^tftra^l, 

©tiD lag ber ©ötterhimmel ob ©urbolbS tobtenntal. — 

t>odh über blut'gen ©Baffen entglomm ein milber Schein, 

©S jog beS £cilanbS Sehre in oiele £er$en ein. 

Unb herrlich ging ju ©nbe beS Krieges ©Buthgcflampf, 

3llS ©Bibufinb ftch beugte nach lefctem harten Äampf, 

»IS er mit feinem ©olfe $um t)om beS Herren ging 
Unb mit ber heiPgen taufe ben ©egen ÄarlS empfing. 

»n ©urbolbS ©rabmal trauernb bic alte ©age ftanb, 
t)och ©hrifli @ngel jogen burch'S weite ©achfenlanb. — 

gfarfeo JSidterts. 


&-& 


Digitized by 


Google 



157 


'3B c f t fl u r m. 

(9iad) ©altfjer oon ber Sogelmeibe.) 

O melj, eS naljt ein ©türm, i§n fünben taufenb 3 c ^ en 5 
9?un öffnet euer Ofyr: man fingt non tf>m unb fagt, 

9Jttt ©rimme fa^r 1 er ein ju allen ftönigretcfyen; 

Unb feber Pilger feufjt, unb jebev ©aller flagt. 

Äein Saunt, fein Sfyurrn, ber ifjrn $u trogen roagt. 

®em ©tolje reifet er feinen ©ipfel ab: 

®rum lafet uns feiern ju unfreS ©otteS ©rab! 

O rnelj, mie Gl)re bocfy fidj bannt auS beutfdjen Sanben! 
Serftanb unb 9flanne$mutlj, unb ©ilber auch unb ©olb, 

©er bie befifet unb lebt auf biefer ©eit in ©djanbcn: 

©ebt 9id)t, beS Rimmels Äaifer ftöfet ifjit auS bent ©olb; 

Unb Gngel nic^t noc$ grauen ftnb i^m Ijolb. 

Gin bettelarmer 9ftaitn oor ©eit unb ©ott! 

Salb fafet iljn bleibe gurdjt oor Seiber ©pott. 

O melj un§ blöben 9ttüiftggängern. Unfer fjarrten 
3»ei greubentljrönlein — unb mir mähten folgen 
Sergeffen Ratten mir, ber Arbeit treu ju märten, 

2llS uns ber ©ommer roarb. ©aS bot er als Grfafc? 

©cblürn 1 unb Slatt — ein flüchtig eitler ©c^afe! 

Unb Srug mar and) ber furje Sogeifang. 

©ofjl bem, ber nur nad) fiäten greuben rang! 

O rnefj ber ©eife, bie mir mit ber ©rille fangen, 

®a mir uns formen mufeten oor beS ffiinterS ©utlj! 

©efj, bafe metteifernb mir niebt, gleicf) ben GmSlein, rangen, 
®aS nun in Gljren bei ber grudjt beS gleifeeS ru^t! 

©o mar uod) je unb \t bie ©eit gemutfy: 

®er ®l)or l;at ftetS beS ©eifen 9iatl) gefdjmält. 

®od) broben mirb eS funb, mer l)ier gefehlt. 


duffe» efegerfo^. 


$ x t t e. 


Äomm, iröfeer @d)laf, unb fenfe 
®id) auf bie Sibet* fad)t, 

Grbarme bidj milb unb fc^enfe 
3D2ir einen Sraunt jur 9?acfyt, 
®er auS beS lageS SRingeit, 

5luS all bem Seib unb ©treit 


2ftid) trägt auf ftarfen ©djmingen 
3n längftoergangne 3 C ^/ 

3u meines füllen ©lücfeS 
S'erlornem SarabieS, 

2luS bem mid) beS ©efdjicfeS 
©raufamer ©d)lufe oerfeiefe. 


Jt. gibt. 


Digitized by ^.ooQie 



158 


31 us ber gußenbjeit. 


©ineS greuitbeS au3 ber ^ugeub 
SDtup icfy benfen immerbar, 

Tiefer mar ber Tobtengräber, 
galp oon 2lntlifc, grau oon £)aar. 

Oftmals noefe beim ÜJtonbenfdjeine 
9tacfy bee TageS harter Saft 
©ap er raftenb auf bem ©rabe, 

Unb idfy mar fein fteter ©aft. 

9llte Sagen, ©djauermärcfyen 
©ab er mir am liebften funb, 

Oft belebten ftcfy bie ©dfycibel, 

Tie bort lagen auf bem ©runb. 

Seife fdjauernb, flumnt erbebcub 
©ing'S bann burefy ba§ griebboftfyor, 
Unb menn ©dpop unb ringeln fnarrlett, 
£iclt idj ängftlid) ju baö Cl)r. 


Unb baljeim felbft nod; im Traume 
Siebte fid) bie Sage fort, 

Tobte fafy icfy aufcrfiefyen 

Unb oernafjm if)r ©eiftermort. — 

Teuf icb nun ber alten Seiten, 

9Iit ben griebfyof, lieb unb traut, 

5ln baS Äircfytein auf ber ^albe, 

TaS fo tröftlid) niebcrfcfyaut: 

©itPS mie £>eimroefy mid) befdpeicfyen, 
©ebnet ficf> mein £er$ naefy SRufy’, 
©ilt mein ©eijt auf raffen glügeln 
©icber jenen ©räbern ju. 

Seife beben nod) bie ©fpen 
Tort im milbcn 5lbenbminb 
Unb mein greunb ruft au3 bem ©rabe: 
„©teig 1 Ijerab $u mir, mein föinb! 


9llte Sagen, Schauermärchen 
©eb ich mieberum bir funb, 

Tie bie Tobten mir erjäljlet, 

©eit id) felber lieg im ©runb!" — 


?o$. jireoi^. 


^or ber ^adjt 


©3 roogte milb, ber Unraft 99ilb, 

2lm Tag in bunfeln ©eilen; 

Sftun ruht baS $Reer fo frieblich ty\)x 
3m 2lbenbgolb, bem h^n. 


©ilb roogft aud) bu, §crj ol)ne Sftuh 1 , 

Unb fe^nft bid) nach grieben- 

Tep tnilbe Fracht mirb oor ber SJtad^t 
9lu<h bir raof)l nicht befd^ieben! 


$6eobor Stenneberg. 


Pie cäieße. 

©ant. ©ant. VIII. 6. 7. 


©tarf mic ber Tob ift bie Siebe, 
©efnotet mit ehernem 53anb, 

23on ©ott entfacht ihrer Triebe 
3»mmerbar lobernber Sranb. 


Unb putzen bie ©ogen beS leeres 
2ludh über bie glommen fyerein, 

©ie bämpfen fte nimmer, fo ^efjreS 
9)hip emig, unmanbelbar fein. 


Unb mollteft bu Thor um fie roerben 
9Jttt ©olb, bu oermöd)teft e§ nicht; 

Tein ©olb lap ruhig ben ©rben, 

Äein ©jacher bie Siebe beflißt! 

SPoJtyarM. 


i? 


«3 


Digitized by ^.ooQie 



159 


<&- 


|>efiö&eit 

®u fragft, warum einffc meiner Seier 
31m Seib ein fel’geS Sieb entfebwebt, 

Unb nun jur 3«t bed ©liicf§, ber geier, 
3b r Jon oft (eife feitfjenb bebt, 
gragfl, wa3 ba3 Seib ummob mit ©lanj, 
Unb waä umflort ben greubenfvanj. 

Ginft ffo^ id; in ba§ Sfteidb ber Jräumc, 
glolj an be§ Gw’geit ©aterbruft, 

3n feiner Schöpfung ^eil’ge Dtäume, 

Unb fanb bort jröftung im ©evluft; 
ganb überall ber Siebe Spur, 

3um Jeinpel warb mir bie Sftatur. 

3>d) faf) ben ©ufeb bc§ 3etf)V0 fprül^en, 
©ernannt erhabner Jöortc tflang, 

Unb jog in ber ©egeiftrung ©lüfyen 
©etroft ben JSüftenpfab entlang. 

Sftacbtd wallt’ ich l)in im geuevfebein, 

Unb Schatten füllten Jag$ mich ein. 


im c$ei&. 

9lu3 gelfeit fcfylug ich Silberquellen, 

£a§ 9flanna, 2Bad>teln auö bem ©anb, 
gern glanzten mir be3 «gorbanS SJeUcn 
Unb fyimmlifcf) ba§ gelobte Sanb; 

Ja tönte meines ©falterS Älang 
3um $reiS bc$ Jperrn wie üttir jamS Sang. 

SWun beut baS ©lücf in golbnem Welche 
2Rir läd;elnb feinen 3 au & cr l ran t 
9ljur umfliegt bie Sonne, welche 
3n blut’gem Schein einft nieberfanf, 
Unb wieberum ift mir bie 95?clt 
Gin reich gefcbmiicfteS greubenjelt. 

®ol)l fc^wcift mein gug nun unter ©almen, 
2£ol)l baut’ id; mir ein flattlicb HauS; 
Joch, ad;! bie Jräume ftnb, bie ^falmen 
©etmel)t, oerraufd)t im 2öeltgebrauS; 
©eljemmt ift meiner Seele glug 
Unb fc^mer^öft blieb ber Seljnfudjt 3ug. 

Dörenberg. 



Au§ ben bei 3- 3- 55?eber in £eip$ig beraub: 
gefommcneit „Gedichten** b at Frida 
Schanz baä 9Jtärd;en „Licht** abgelöp unb 
befoitberS berauägegeben. griba Sdjauj bt- 
fifct, wie faunt noch jwei ober brei Jitter* 
innen ber 3*bt$eit, bie itmift, anmutbig : glatte 
93erfe ju gehalten, benen ber Grammatifer 
nur feiten einen ©ornnirf 311 machen bat, 
baS mufifalifd) geübte Oljir ebenfoioenig. unb 
neben einem feinen ©erpänbnig für bie ©es 
bürfniffe ber Äiuberfcele bep^t fie auch bie 
Äung, Grroacbfene bureb ein fcböit jufammens 
gebid)tete§ ©ort, eine neue 29ortoerbinbuitg 
nämlidj, burd; malerifcbe Stimmung, $u be* 
friebigen. Aufrichtig gepanbeit, jdjeim mir 
bie etroaS gcfüujtelte Grftnbunq an ihrem 
Sicbtmarcben ba§ Sdjroäcbfte, unb be§balb fei 
auch eine 3nbalt3angabe bi* r unterlaffen, bie 
für gufüitftige ßefer bie bei einem ©täreben 
bod) unerläßliche Spannung nur bämpfen 

n>üri>e * Alfred Friedmann. 


SS 


Der heilige Amor. ©01t Johannes 
Proelss. (£eipjig 1889, A. G. SiebeSfinb.) 
(*§ ip eine oom Räuber eigenartigper ©oefie 
burebtränfte Gerichte, bie und ber auf ben 
oerfebiebenfteu Gebieten beroäbrte ©erfaffer 
in biefem liebensmürbigen 2Berfcbeu erzählt, 
^roelg bat ben Gebauten ber Ueberlieferung 
einer alten Cfbronif entnommen; bie§ fet 
ausbrütflicb bemerft für bie, roelcbe ben Jiiel= 
belben etroa gar für ben fleinen ^eibengott 
halten. St. AmoruS ip oielntebr ein frommer 
heiliger getuefen, beffen gottgeroeibteS ©irfen 
ba§ feaffer ber OueUe im fräufijeben Cbem 
malb, an ber er gelebt, 31t einem Heilmittel 
für junge fiuberlofe grauen gemacht b a tt«. 
2öie froelp eä nun oerftanbeu b^t, biefen 
einfachen Vorwurf in ein reijooUeö 3^H 
eimufleiben, wie er ben Ji?efer bureb poe= 
tifcb-gemütboolle Scbilberung beS GbclebenS 
eineä Finberlofen ^aareS feffelt unb rührt, 
j legt ein erfreuliche^ 3 cll 9 n '& Wi* r M? 
I bie HocbPutb belletripifcber Grfcbeinungen auch 


Digitized by ^.ooQie 









160 


R- 

in unferer tinteoerfchwenbenben 3 e t* noch 
cd^tc perlen an bfn ©tranb rairft. 

Fritz Eberhardt. 

Runensteine, Vornan oon Wilhelm 
Jensen. (£eipgig, ©. ©lifc^er Nachfolger.) 
3fh fte^e nicht an, biefeS Seit ein s JMeißer= 
püct ftjmbolifd^-realiftifd^er Dichtung gu nens 
nen. £er dichter oerförpert bi?r bie brei 
Seltanfchauunaen non ber Choigleit, 3 c * t ^ c b 5 
feit unb Nidptgleit beS Gebens in brei gis 
guren, bie non einem feinen ßJtenfchenfinn 
3cnfen3 ßarfeS 3 cu 9 n Ut oblegen. Unb wie 
niel Naturfilm unb bie $abe, bie Natur gu 
erfaffen, gu gepalten, fieeft in biefem ©ltche. 
Senn man jenfen oft ©erfchwommenbeit 
oorraarf, über biefer Dichtung liegt beßcS, 
warmes ©onnenlicbt, bi^ ift aller ©ubjectioiS'- 
mtiS in ßhöner unb mirtungSooßer Seife 
nerförpert, ber dichter gebt in jeine Gepalten 
ohne Neß auf unb ©top* unb ©ebante burd^= 
bringen pd) gegenfeitig. Ntit ganzen, nolleu 
Farben iP ber .fmitergrunb gegeidjuet, jebe 
$igur bat b^r *b* eigene^ ?eben unb babei 
wie niel ©oepe, wie niel ecbteS (^emiitb’ £aS 
ip ein ©ud), baS gelcfen merben follte — non 
eitlen! Aber roäbrcnb man nor ben AuS= 
länbern auf ben Änieen liegt, merben folcbe 
beutfebeDichtungen nur meitig beachtet bei ©eite 
gelegt. Säbrenb bie Serie 3&fe»d, $olftoij3, 
bie mir ja nicht unterfchäßen, nach aßen ©ei= 
ten hin gebeutet unb nerbeutet merben, unters 
giebt man Serie mie baS oorliegenbe nicht 
einmal einer fachgemäßen ©efprechung. £ie 
gepler biefeS ©ucbeS fiub organifche gebier 
ber 3*nfenjchen Ntufe. Nein teebnifebe gebier, 
große ©reite, überfliifpge AuSfpinnung bes 
NtotioS, mobureb baS Seil einige tobte 
©teilen geroinnt. £aS AfleS aber miß menig 
bem gegenüber bebrüten, maS mir in biefer 
^Dichtung Erfreuliche^ pnben. 

Hermann Menkes. 

Martin der Mann. (Stählung oon 
P. K. Rosegger. (Sien 1890, A. £art= 
leben.) SDie oorliegenbe Dichtung nimmt in 
ber Nomanlitteratur eine gang befonbere 
©teßung ein. ©ie erbaut pc| auf ©orauSs 
feßungen, benen bie Sirllichleit leine Unters 
läge bietet, iß aber mit realiftifdher 9ebenSs 
Wahrheit auSgefübrt, ja bie feelenlunbige 
3eid)nung ber feeßalten lann als beroitnbernSs 
mertb gelten. Sftan mürbe baS ©ueb am 
ridbtigßen mobl als einen Ntärdjenroman bes 
geiebnen. $>ie ©efcbidjte einer großen, bimmelSs 
geroaltigen, unüberminbbaren £iebe ip ein 
feegenftanb, ber unferer beutfehen Dichtung 
fo recht oon ©runb auS eigen ift. Sir pnben 
eine foldje Viebe als ßarl oorllingenbe ©aite 
im Nibelungenliebe, mir erlennen biefen 
©runbgug roieber in ber @rctcbentragöbie, unb 
auch baS bichterifche geiter, baS in ©cbefielS 
©lleharb brennt, lobevt aus bem £erbe einer 
tiefen, großen ^^enSneigitng. Öine folche 
gewaltige Siebe läßt Nofegger oor un§ entpor= 


pammen unb ;mar — auf märchenhaftem 
$runbe — gwifeben einer regiereitben gürßin 
unb einem Ntann aus bem ©olle. £ie @es 
palt ber giirftin 3 ll K ailc ift mit feltener 
£ergenstenntniß entworfen; wir fühlen jeben 
©ulSfdjlag be§ SeibcS, baS auS ber Cebe 
bes (SonoentionaliSmuS b^auS nach ooßer, 
frifcher Natur begehrt unb beSbalb bie greunb* 
febaft ber ©auerSfrau Ntaria, einer unoers 
fünfteltcn, lebenSfrijcben unb gemütbSmarmen 
©erjöulicbteit, fucht. $>ie ©eniütbSftimmung 
3ulianen8 ip in einer Art oeraußbaulicbt, 
baß mau eS als eine innere Notbwenbigleit 
emppnbet, mie pc pch mit ursprünglicher 
Nibenfdjaft oerlieben muß, als pe mit einem 
©oßmenfeben gufammentrifft. 3” ber©d)ilber= 
ung jungfräulicher, lebenSfaftiaer Naturpracbt 
müßte ich nur Einen, ber ßcp mit Nofegger 
meffen löunte, Heinrich £art. gewaltige 
Naturereigniffe, eine Sinbbofe unb eine 
©onitenpnfterniß, leiten baS bcreinbre$enbe 
©ert)ängniß mirlitugSooll ein, hoch fd^cint 
mir b* cv c * 11 3 u ©iel geboten gu merben. Mujh 
meuu man pcb, mie ich cä tbue, ooßftänbig 
auf ben ©oben fteßt, ben ber $>idjter in ber 
ciuleitenbcn 3 ue tStiung an Dr. ©rooboba 
bem £efer anmeift, pnb mannigfad)e Mängel 
bemerflicb. i^icht aflmege fchmebt ber $eiß 
bes "poeten mit göttlicher Unbefangenheit über 
feiner ©cböpfung; an einigen ©teflen, bes 
fonberS in ber gelegentlichen £erein$iebung 
oon Streitfragen (mie $obe§ßrafe, ©ere^tig; 
ung beS Krieges) tritt ein etmaS ungefdjulter, 
altoäterifcher Salbjd)ulmeifterliberaltSmuS gu 
^age, eine lenbenj möchte gelegentlich ben 
Nahmen ber Dichtung fprengen. ©obanit 
fcheint mir ber Anachronismus, baß pch ber 
$elb mit ben Häuptern ber ©ollSpartei gur 
C^rniorbung beS giirfteu oerfchmornt unb, als 
ihn baS ?ooS traf, biefe auSgefübrt hoben 
foß, etmaS jebr gewagt; bie i^efd)ichte beS 
europäifchen (SonftitutioualiSmuS fennt ber= 
artige uibiliPifche 3 u ft« n ^ e n ^t. Gbenfo 
lann id) midi mit ber Art unb Seife nicht 
befriebigt erllären, mie eS fftofegger oerfucht, 
uns mit bem ©erbrechen beS gelben inforoeit 
auSjujübnen, baß mir ihm in etmaS unfere 
^bfiOtabmc bewahren; ©Martin ip unb bleibt 
ein TOrber! Eine grobe grüchtigleit laßt 
fid) auch S^ofegger gu ©d)ulbeu lornmen. 
Säßveub ber ^Tteije nach bem ©djatt erfahren 
mir anfänglich oon einem 'fferbe, auf bem 
3uliane reitet, bann ip oon mehreren bie 
3tebe unb fchließli^ wirb auSbritcflicb bes 
[tätigt, baß bie ©efeflßbaft nur ein ©ferb 
mitgenommen b<tt. — Tit epifche ftraft, bie 
Ptofegger in ber £arßeßung geigt, ip eine 
außerorbentliche. £urcb blipartige Senbs 
ungen oermag er einen 3 l, f lan ^ beleuch s 
ten, fo baß er tinS in gegeußänblicber ©e= 
lebtbeit oor bie Augen gerücft erfcheint. ^er 
(frinbruct ip ein |o bebeutenber, baß ich 
meinerfcitS ein abfchlicßenbes Urtheil noch 
fällen mod)te. Rudolf Goette . 


k -:-ö 


Digitized by C^.OOQLe 





161 



(©efprtd^unfl biefer jur ©eurtbcilung eingegangenen ©lieber bemalten mir un» üor. 3).9t.) 


Äberljolbt, Äng., #ar$-33attaben. ((5. ^aus^aUer, fRorbtyaufen.) 

Barinokg, Sanbor, 9iebe§traum. (©. gran$, 3Rüitd)en.) 

Sereno, Anguß, griiblingSboten. (Agentur beS 9tauf)cn §aufe3, Hamburg 1889.) 

Bornl;ak, /., Die gürfhnnen auf bem Simone ber ^obeiuotlerii in 53ranbcnburg ? ^reufeen. 

(3R. ©cborfi, Berlin.) 

Brnnn, Alalbert, 9l3pafta. Vuftfpiel in fünf Bufjügeit. (jR. ^efcolb, DreSben 1889.) 

Bnltyaupt, fleinrid), Dramaturgie beS 0d)aufpiel3. (0cbul$e’fcbe ^ofbuebb-, Olbenburg.) 

Bürger, Gmil, Cmile 3<>fo, ®lp^onfe Daubet unb anbere 9tatnralifteu granFreicbS. (©. ^icr* 
fou, Drcsben 1889.) 

Golell, IDalbemar, Dem £id)te ni! ©ebiebte. (3- 3*. SRicbter, Hamburg.) 

Bietrid), Abolf, ?anbgraf griebrid). Silber au§ ber ©efebiebte ber SBettincr. (©. $ierfon, 
DreSbeu 1889.) 

Döcji, fnbwig, Manuela 0pabaro. fRooefle. (3lb. 33on$ & Co., 0tuttaart 1890.) 

Gubengrnn, 3., $oranb3 $ 8 rautfabrt. ©ine er$äblenbe Dichtung. (3R. ftrieblänber, 33rilon.) 
/eitmaun, 3obanna, 0turm uub 0tiÜe. ^ooeQcit. (©. ^ierfon, DreSben 1889.) 

/ifeßer, flonrab, griebricb OfiicFert in feinem £eben unb 29irfen. (£. 0tepbanu8, Drier.) 

/ontane, Bbeobor, ©ebiebte. Dritte oermebrte Auflage, (ffiil^elm £erfc, Berlin 1889.) 
fri&, Mds y Cin 0ieg ber £iebe. DramatifdjeS ©ebidjt in fünf Bufyügen. (9Raj: £>ofrmanu, 
£cip$ig^Reubnifc 1889.) 

Geißler, Barl ttHUjelm, $baeton. Drauerfpiel in uier Elften. ( s $. ©cfyettlerS ©eben, 
©ötben 1889.) 

Geiß, Barl, Deutfd)=Ungarifd)eö. 9tooeflen. (31b. ^0115 & Co., 0tuttgart 1890.) 

Genßd)tn, ©Ho /ran;, Damina. eine Dichtung, (e. ©roffer, Berlin.) 

Go;;i, Barlo, Die grau als 0d)lange. DragifomifcbeS dRärcben in brei 3luf$ügen. Bu3 
bem ^talicnifd^en überfein oon ^olFntar IRütler. ( 0 . 3<tb n & 3 acu f^/ 
DreSben.) 

Grein;, Äubolf fleiuridj, Die tragifdjen SRotioe in ber beutfd^eu Dichtung feit ©oetbe ‘8 Dobe. 

(©. $ierfon, DreSben 1889.) 

Balbe, Äar, ©in ©mporFömniling. 0ocialeö Drauerfpiet. (£. gife^er fRadjf., korben 1889.) 
flamel, fiietfarb, ein 2Öonnejabr. Dritte oermebrte Auflage. (laufet & ©rofce, $aüe 1889.) 

^eibt, Barl Blaria, 3roei 0eelen. ©ebidjte. (Baumert & 9fonge, ©ropenbain.) 
ü. Bapff-G/fentber, /., Allerlei £iebe. 0ed)3 Rooellen. (3*. Clifcper s Rad)f., £cip$ig 1889.) 
ü. fiobell, /ran;, 3agb= unb 3Beim?ieber. (3. ©. Cotta, 0tuttgart 1889.) 

Cienbarb, /rty, Die roei§e grau. (e. ^ierfon, DreSben 1W9.) 

Boewenberg, 3., ©ebiebte. (§. gifd^er fRac^f., korben 1889 .) 

Blaadt, Jlartin, 3ubaS. Drama in brei 91itf$ügeu unb einem SBorfpiel. (gr. Cucf^arbt, 33er^ 

Iin 1889.) 

Äakfa, 3ba, gelbblumen. ^prifd&e ©ebidfjte. (3- gritfebe, D^eicbenbfvg 1889.) 

Blebring, Sigmar, Cbampag)ter=©eift. Dichtungen tran^öfifchcr ÜReifter. Uebertragen in baS 
Deutfche. ( 0 . SRebring, Berlin.) 

Bleißner, ^ermann, Der ^nfulancr. eine ^ergfee^^ooetle. (e. ^ierfon, DreSbeu 1889.) 

Bülotn, Stepbon, febenSmäd;te. Vornan in oier Büchern. (31b. $om & Co., 0tuttgart 1890.) 
x ÄfiUer-lDeiibnrg, , 31uf ber 2öanbrung. s Reue ©ebid^te. (e. '-pierfon, DreSben 1889.) 
BlnfGi, 3ean Bernarb, 3lnbaltifcbeS ©cfd)idbtenbucb für gung unb 3Ut. (3ib. dRebr^arbt, 
Wernburg 1889.) 

Bagbt, fl., 0iloa 2Rarian. eine er$äblung auS ber iReformationSjeit. (Carl üRan^, ^an= 
nooer.) 

Ämter, G., Cpifobe ^opfinS. 3 11 fp&t. 3 roe * ©tubien. (e. ^ierfon, Drefibeit 1889.) 

3d|mibt, Änbolf, Der oermanbelte Äöitig.' 0 chaufpiel in brei 31 ufeigen. 3luS bem Dänifeben 
überfein oon Jpcrmantt ^arnbagen. (31. Detcberffcbe 33erlag8bucbb<»nbs 
lung, erlangen 1889.) 

Sieoero, ©Ito, 2öaterloo. Jpiftorie in fünf Buf^ügen. (33. ©oerit?, 33raunfcbroeig 1890.) 
Stegemann, flerm., ©tratoniFc. drauerfpiel in fünf Bufgiigen. (C^ebr. s ^oümann, ÄarlSrube.) 
Sturm, ^uguß, ?ieb unb £cben. Der neueren Dichtungen erfter 33anb. (33erlagSanflalt uub 
Drudferei, Hamburg 1889.) 

Crenenfelo, G., gata 39torgana. (33erlagSanftalt unb Drucferei, Hamburg 1889.) 

Bierorbt, fletnridj, 93aterlanb8gefänge. (Carl ©interö UnioerpDMicbpanblung, ^eibelberg 1890.) 
Böiger, Äbolf, ©ineora. ein eqablenbeS ©ebiebt. (O. 23onbe, Bltenburg.) 

s$-a 


Digitized by ^.ooQie 







162 


--- 

IDcnblanbt, /ranj, ?ampra. tfpifche Tichtung auö ber 3 C ^ b*8 ^erifled. (.£. gifdjer 9ia<hf., 
Otorben 1889.) 

3oo)mann, ÄidjarD, Jn JStlio’d wnb (*rato’d tauben. <?vfte (*efammtandgabe älterer unb 
neuerer ©ebic^te. (\\ gi jeher 9?acfyf., korben J8S9.) 



W. S. in K — o. 3 h l 'e 3 ?iid)er haben mir 
empfangen, fönnen jebod) nur neue Seife 
Fritifch miirbigen. ©o wiäfonunen und and) 
^rofaauffäpe finb, fo muffen mir hoch oom 
Abbrude bed 3 ^igen banfeub abfeben, ba 
und ber ©ton nicht erfdiöpfenb genug be« 
hanbclt erfchcint. Jhrc i^ebid)te finb ja non 
warmem TSaterlanböfinu erfüllt, haften aber 
31t fef)r am Stofflichen ber ^e[d)id)te. 

K. M. H. in W — n. Tie lektgefanbten 
Schichte taffen uielfach bie innere Eingebung 
oermiffen. galld mir ghr T*itd) erhalten 
haben, road 311 ermitteln mir augeublitflidh 
nicht in ber ?age fiitb, bürfte baffclbe in 
nicht 311 ferner 3nt 31a T>efprcd)uug gelangen. 

L. L. in N —z. Tie Sammlung „Tie 
£eibe. 9 ?atur« unb ^ebendbilber in Tid)t« 
ungen", melche Auguft greubenthal in Bremen 
311 Seihnachten hcraud3ugeben beabfidjtigte, 
hat wegen oieler uerfpäteter (Eingänge nicht 
int Trucf fertigcjeftellt merbeit fönnen, wirb 
inbeffeit gegen Öfter» im Verlage 0011 Gart 
©chiinemanu tu Bremen erjdjeinen. Beiträge 
merbeit nod) bid hübe Tecentber entgegen« 
genommen.- Tie je^ige Abrefje bed Tenn 
greubenthal ift Gehirn bei Bremen. 

E. M. in C—s „Sinterflocfen*; M. G. 
in S—tz „£iefel, ich weif? cd"; H. v. P. in 
N —a „®ift"; C. K. in K — n „Sefga« 
fahrt"; 0 . E. S. in P — g „gebruarlicb" 
9 t r. I unb „Wach ©onnemintcraang"; F. Z. 
in S — au „©ternemtadjt"; F. W. in S — au 
b. B. „Au ben griebhof" unter bem Titel 
„griebhofdgebanfen". Angenommen! 

A. K. in W—g (niidjterne Seubungeu); 
Bar. I. v. W. in P-g; P. P. in W — n 
(in ber Sohl bed Audbruefed oerfchlt); K. 


S. in. T— n (ftreben ©ie nach fraftnofferem 
Audbrud); Dr. H. M. G. in K —z (mir 
meinen, ©ie föuntcit ^cfjered leiftcu); J. A. 
in T — an; H. H. in L —g (ohne Einheit« 
lidjfeit in Anlage u. Tiction); 0 . F. in H—g 
(mtburchfichtig); 0 . M. in S —d (nicht inner« 
lid) burchgearbeitet); A. l\ in 0 — V. (tljeild 
fehlerhaft im Ausbau, theid 311 wortreich); 
E. S. in A-a; E. N. in H —r (theilmeife 
uidn ohne Talent, aber 31t geringe ©prad)- 
beherrfdiung); C. K. in M — in (111 ad) gorm 
unb Inhalt 31t täubelitb); J. H. B in H—r 
(theilö gegeiiftaubdlod. theild barod); F. M. 
in 0 —dt (ftreben ©ic nach innerer 33er« 
tiefuug unb Klarheit bed Audbrucfd); H. P. 
in T—r; K. J. in K — pp (atlgu fchücht, 
oielleid)t gelingt 3h lten 3 ?ebeutettbered); K. 
G. in E — d (uermciben ©ie fchlcchte Weime); 
Dr. K. K. in D —in (nicht eigenartig ge« 
nug); E. If. in E —d; F. K. in S—t 
(in gorm unb Audbrud noch gänzlich un« 
gcfchult); C. K. in 0 —g (Greift bie ÜHenje 
bed Aufnahmefähigen); U. I\. in S —ob. S. 
(in „Hoffnung beim Abfd)ieb" einige gliid« 
liehe Anläufe); U. J. in ß--g (311 ffi^^eu« 
haft); E. <’. — M. in A—11 (erwarten gerne 
Anbered). Dankend abgelehnt! 

8^* fjierbnrd) bringen wir nnferen ge¬ 
fehlten Abonnenten $nr gefl. jRennliiifnahme, 
bn|i bie nndjflfolgenbe Itttinuitr 9 brs laufen- 
beit Jahrganges erft in »irr ttiodjen jnr Aus¬ 
gabe gelangt, ba bekanntlich in den 26 ttodjen 
eines Halbjahres nicht 13 , fonbern nnr 12 
tinmmern erfdjeinen. 


(©ebtufj ber Stebactiou biefer Kummer: 7. tecentber 18b9.) 


55 


1 


1 


I 


1 

1 


J)n 6 afl 5 Derjeidjni(j. 

«fbtdjte oon Wilbflm fienjea, <f. 3m. fjof, firrmonn <£bom, ®. Sdianmbfrq, A. OfflTtU, Wofa Spiltitr, finqo 
florlter, ®nrl j?rbns, iUnr Cffftlrr, Ärrharb oon Amuntor, fifinridj Centholb, tiftnbolb fmtos, 3nlins K. httorbm®, 
Gabarits Jtlidurti, (ßnfloo Crarrloq, A. dtirr, 3oti. Alboth, Cbrobor Urnurbrrq, iW üoUbarbt uub (S. (Sbrrnbrra.- 
Der rnf^fibe Parnaß, ©on Äbnrle« Ätirtierts. — fiadjerföioi. — ttrnr 6fl«ber. - Oritffibattrr. 

§ßtT itachbrncft nur unter genauer gueffenangabe geflattet. 


©efletlungeu finb 31t richten au bie Expedition (Paul Helnze’a Verlag), &infeitbungen 

an bie Redaction des „Deutschen Dichterheim“ In Dresden-Striesen. 3u Gommiffiou: 
TrQb’eche Buchhandlung (A. ©chmittner) in ZQrlch unb E. Steiger & Cie. in New-York. 

S<-S 

(Shcf'^ebacteur unb (Jigenthüraer; ?anf ^einje, Dtebacteur: Jtuboff geeite« 

$ru<f t>on gerbtnanb in Stoibau — ©apter Don 6ieler & ßogel in Sdpßig. 


Digitized by ^.ooQle 






Drgnu für Jidilßiinjl und Üritife. (Du „DeiitMifii DitfilufiuflV' 19. iUnij.) 

Herausgeber: ^auf <&ein)e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jt halhjährl., voranszahlb. Man nbounirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern fc 50 #jr. 5 Stück einer Nummer Uf 1,50. 



u fTo$(t non mir im frepfen gfaußen: 
Pu braudjtefl nur mit piebes £d?fld? 
28U$ meines gfuc&es ju berauben, 
Q&ftefi bu es bann für bi<$! 


pu toäßnß, bir Qaft 9 bas gfütft getounßen, 
pas bir gefegt an meiner pelt*? 
pu bifi nur in ben $raum perfunften, 
per mic$ betörte fange Jett. 


«£u<$ bir, bir bro$ef ein £rma<$en, 

38>o por ber 3$a$r$eü ffieQt ber £<$eiu. 
Pu Äann/t ja ^liemanb gfußfidj machen, 
3$ie wilTß bu fefber gfütftfid? fein?! 


2 B i e u, Wouember 1SS9. <£ubwig ^njengruber. 



Digitized by ^.ooQie 




164 


Per tuffifdje 'Sfantaß. 

Bon gfarfe* SRldUrt*. 


(Schluß.) 


eben mir nach biefem ©e« 
fammtüberblicf ba« treffliche 
Buch nun noch einmal ge* 
nauer burch. Der £erau8« 
geber unb Ueberfeßer hat bie 
Dichter, non benen er un« groben bietet, nach 
ber 3 e ^f°^Ö e tyw* ©eburt georbnet. 2tu« bem 
Anfang unb ber ÜJiitte be« 18. 3ahrhunbert« 
ßnben ftch gwei, fiomonoffow unb Derfd&awin, 
jeber burc$ ein längere« ©ebid&t oertreten, 
ba« in frommen Werfen ©otte« RFadbt unb 
#errlichfeit feiert. Dann folgt Äaramßn, be« 
geid&net al« Reformator be« rufßfcjen Stil« 
unb ©egrünber ber Sentimentalität in ber 
ruffifdjen fiitteratur, ber in einem „#pmnuS 
an bie Db° rcn * ooller treffenber 2Iu8fprüche 
bem Änfcheine nach nicht nur bie rufftfehe, 
fonbern auch bie augemein menfchlicbe t^or^ 
$eit geißelt. Reben bem älteren ©ußhfin 
unb »nberen, welche bereit« ben ©runbtou 
ber fpäteren büfter flagenben Rtelobie ber 
rufßßhen £eier anfdjlagen, nennen mir fobann 
©<huF6ro«Fi, ben ©egrünber ber rufßßhen 
Romantif, ber in einem längeren reimlofen 
©ebicht „Dh*on unb 3lefchin - tn ethifch roerth 5 
ooUer ©eßaltung bie ewigen ©üter be« £er= 
;en«, Sieb« unb eble hoh c ©ebanfen, preiß, 
ferner ©fctjußhfow, beffen „Sterbenber Daffo* 
ohne 3 rc «f eI «tn ^pmnu« oon Ijoljer un« 
oergängli^r Schönheit iß. 

Die wirfliche ©lüthegeit ber rufßßhen £prif 
aber beginnt erft mit bem bereit« oben er« 
wähnten 2llejanber ©bergejawitfeh ©ußhfin. 
3 n einfamer föniglicper £öhe ragt biefer 
wahrhaft gottbegnadete dichter auf bem ©ar« 
naß feine« #eimatlanbe«. ©einen ©<höpf« 
ungeit gegenüber mochten wir faft etwa« oon un« 
ferm, emgana« au«gefprochenem Urteil über 
bie rufftfepe gprif gurüefnehmen, obgleich ge« 
rabe fie tn mancher £inpcht biefe« Urteil 
wieberum ooUauf betätigen. Doch ßheint 
un« ©ufchfin nicht nur ein ruffifcher ^oet; 
er bat etwa« oom Seltbichter. äudh wir be« 
trachten ba« flöhe ©elbßbewußtfein, ba« ßch 
in feinem an erfter ©teUe ßebenbem ©ebicht 
„Da« DenFmal* offenbart, al« be« ©änger« 
ooUe« Recht, erworben burch ba«, wa« er ge« 
fungen. »erborge^oben feien hier feine ©al« 
laben „Cleg" unb „Der ^Äntfchar" — oon 
ben wunberbaren ©dpilberungeu ber ©teppe 
haben wir bereit« eine ©robe gegeben —, 
ferner ba« rüljrenb ßhöne „©in Sinterabenb", 
fowie einzelne feiner feurigen Siebeälieber unb 
ba« ©ebicht, in bem er feine Rtifßon oer« 
fünbet, „Der©rophet", beffen mächtige Schluß« 
propre Stehler oorgüglich wiebergegeben hat: 

„Steh auf, ©rophet, unb fteh unb höre! 
Beug über Sänber, über Rteere 
unb rebe glommen aUerwärt« 

3 n*8 ßnßere falte TOenfchenher^!.. .* 


2 lu8 ber nun folgenben ganzen Reihe auch 
bei un« nicht meßr unbefannter Ramen nen« 
nen wir nur ©aratpnfFij unb ben bereit« er* 
wähnten berühmteren rufßßhen ©olfSbidbter 
2lle^ei tfolgow, um bann bei SRicfjael 3- &r* 
montow, bem ehemaligen ©ornet ber Seib- 
garbehufaren, etwa« länger gu oerweilen, ber 
»lejranber ©ußhfin faß ebenbürtig an bie 
©eite treten fann. ©in glühenber ©ewun« 
berer biefe« feine« großen ©orbilbe«, iß er 
für feinen „Huf ben Dob ©ußhfin«" oer« 
faßten ßlagegefang in ber ©liithe feiner 3« 5 
genb nach bem Äaufafu« oerbannt worben: 
„<$r ßel al« ©Flao' ber glitterebre, 

©in Opfer ber 23erleumbung«luft; 

5)a« ßolje 0ichterhaupt, ba« tyi) re, 
©anf auf bie bleiburchfdhoffne ©ruß. 
©ein eble« £erg ertrug nicht länger 
5)a« ©chmähen biefer ^rämcrwelt; 

Den Ärieg erflärte ihr ber ©änger, 

Unb einfam ßel er al« ein #elb!.. / 
©o beginnt biefe« Dobtenlieb, bem greimuth 
unb männlicher Born bie mächtige Sprache 
lieben. Der fd^merjliche ©ram be« Dichter« 
unb ©eher« über bie ©ntartung ber menfeh- 
liehen ©efeUßhaft ßnbet in ihm feinen ootten 
2 lu«brucf, in noch höh crcm SRafje aber in 
einem ^weiten ©ebichte ^Betrachtung", ba« in 
wahrhaft oernichtenben Sorten ba« Dichter« 
unb §elbenurtheil über ein rühm« unb thaten« 
lo« bahinßnfenbe« ©efdhleÄt fpridht. Reben 
wunberbarer bidhterifdjer ^raft unb Suc^t 
ber Sprache beßßt fiermontow ebenfo wie 
©ufchfin eine oft wirflidh Iprifche B ar %tl 
ber Äu«brucf8weife; wir oerweifen auf ein« 
$elne feiner Sieber, wie g. ©. „Der ©ngel" 
unb geben gur weiteren ©harafterißif be« 
©oeten gwei Furge ©roben, welche in ihrer 
©erfchiebenartigfeit gegen einanber gehalten 
— ba« eine tyxbt uno fchwer, ba« anbere 
ein ooder ©eelenton — pei Stimmungen 
wiebergeben, bie, bem Iprifchen ©emüthe un« 
oeräußerlich eigen unb burchau« echt, beibe 
ihre ^Berechtigung haben, benn ohne ße giebt 
e« fein Schauen unb ©rgrünben, Fein ©r« 
faffen unb ©rfaßtfein oon hothßer poctifchcr 
tfraft unb ©egeißerung: 

„Cb früher, ob fpäter — ber Seibenfcljaft 
Sonne unb ©chmerg 

©erßummt, unb e« bleibt bie ©cradhtung; 

Da« fieben iß immer ein bummer unb 
elenber ©dherg 

©ei fehenber 2lugen Fühler Betrachtung!" 

©benfo wahr, aber gewiß ungleich feböner 
fchließt ein „©ebet" übcrfd^ricbcne« ©eoicht: 

Der Brodftf» ber mein «£>erg oerßeint, 
Sie gelfenlaß entweicht — 

Die Seele glaubt, ba« 2luge weint; 

SRir wirb fo leicht, fo leicht!* 


Digitized by 


Google 





165 


©tan fagt, bie Stimmungen bet Seele fd^af- 
feu bie SpriF, unb mit oodent Dtec^t, benn 
ein (£ebicfyt ohne ben ttjatiacf)ltd)en Untere 
arunb einer tiefgehenben feelifcpeit ©ewegung 
ift unb bleibt für jeben UrtheilSreifen leeres 
©erSgeFlingel. 3 n ©*i<hael 3- SSrmontoro 
fehen mir nädjft ©ufchFin ben ftimmungS- 
begabteften ruffifd^eu SpriFer. ©er weift, ob 
er fein ©orbilb ntcht überhaupt erreicht §ättc; 
aber noch nicht 27 3 a h re alt, feilte er baS 
Sd^icffal ©ujchFittS auch in feinem (hibe. 
©ie jener im 3roeiFampf mit einem gran* 
jofen. fo ift aua) er im Dued gefaQen. ^Die= 
(er blutige SebenSauSgang oerleiht einem fei¬ 
ner tiefempfunbenften uno fchönjteu ®ebidjte 
— „Der Draum" — einen burdj bie Dhat* 
fache eigenartigen, faft mehr als oiftouären 
£intergrunb: 

„Die ©ruft burdjfchoffen, ftarr, im Dh a l e $ ; 
grunbe 

©on Dagljeftan lag ich in ©iittagSgluth; 
3 m flammen fermer je rauchte meine ©unbe 
Unb tropfenioeife fieferte mein ©lut. 

©erfchmachteitb lag ich in bem oben D hale; 
<$e$adte gelfen ftarrten riitgS herum 
©Fit gelbem Saitb, bitrchglüht oom Sonnen* 
flrable — 

34 ober fcblief empfinbungSloS unb ftumm. 

(£S träumte mir oott einem fd^önen g-efte 
3m §eimatlanb. Umftrahlt oon Äerjen* 
febein, 

©efebmneft mit ©lumeit, plauberten bie 
(^äjle, 

Unb febone grauen baebten fcherjenb mein. 

©ur eine faß beifeit Dem groben Schwarme 
Unb nahm nicht Dhfil an SitftbarFeit unb 
Sehers; 

DaS bolbe Jpanpt gefettFt in tiefem £arme 
^rfebreefte böfeS Dräumen ihr ba 8 Jper$. 

Sie ftanb im @eift im fernen XbolcSgrunbe 
©or einer Seiche, bie ihr wohlbeFannt; 
jtoum merFlicb rauchte noch bie fdjwarje 
©unbe, 

Unb Falter ©lutfirom röthete ben Sanb... 

2ht ©Michael 3* Sermontow fd^liegen fidh 
al 8 wahre SpriFer Slle^ej 9t. Stolftoi unb 3man 
Durgenjew ebenbürtig an. ©or $deni bie 
©erje be 8 Festeren fino oon ent^üefenber gor* 
menfehönheit unb einfdjmeichelnbent ©Wohllaut, 


ben auch hie lleberfefcung FeineSioegS oermiffen 
labt, ©tan lefe bie giebler’fche Uebcrtragung 
beS „Sontmerabenb im Dorfe". ©ie erwacht 
un 8 bureb bie Stimmung bort bie gause 
Schilberung; alles oom dichter ©efepante 
wirb auch oem Sefer (ebenbig! ©tan glaubt 
ju baren, wie bie @eräufcbe beS DageS ad* 
mählich oerhaden unb fanfte Dtuhe eintritt; 
u (eben, „wie bie (*rbe träumt, ber Fimmel 
eiert unb bie uneublicbe Steppe blaut, um* 
wogt oom ©ebelFraitj". 9todj Turgenjew 
ftnb noch hauptfächlich 311 nennen: ©oumfFij, 
5lFfaFow unb Ütifitin, ber fchon erwähnte 
namhafte ©olFSlieberbid^ter unb Schanfwirth; 
aber auch in ben Siebern mancher anberer 
hier nicht angeführter ©oeten ftnben ficb ©er* 
len echter, bej. rufftfeher SpriF. 

9?ujfifche SpriF — unb hoch will e 8 unS 
fcheinen, als Fönnte aus ben ©ebichten beS 
rufftfehen ©antaffeS nicht burchweg baS ruf* 
ftfehe ©olF fprechen. @3 wäre für biefeS 
©olF ein befdjämenbeS ©eFenntnifc, müjjte eS 
baS ©ilb, baS wir aus feinen Siebern ge* 
wannen, ohne ©iberfprudj als ben innerften 
ftent feines ©efenS betätigen, ©ohl ift 
Dtuplanb, baS grofte heilige ©aterlanb, nicht 
feiten (^egenftanb hoher fchoner ©efänge, wohl 
rebet attS einzelnen Siebern ein freies #er$, 
baS Siebe unb Opfermuth Feitut, wohl finben 
fich h^r unb ba bie aufflammenben Strah* 
len wahrhaften ^elbettfimteS unb ebler ©e* 
geifterung für ©ahrheit, greiheit unb Dted^t, 
aber eS uberwiegt ber bitmpfe 3mifchenFlang 
eines Fläglichen ©er$ageu 8 , eines peffimifHfchen 
©erjweifelnS an ber (Gegenwart, ohne ©lau* 
ben unb Hoffnung auf eine nabenbe beffere 
3eit. DaS $erj erheben unb ©egeifterung 
erwecFeti, baS ift nicht bie Sache ber rufftfehen 
SpriF, fic fd)eint bie Dichtung eines burchauS 
paffioeu ©olFeS, baS in biifterer ©er$agtheit, 
wohin eS blicFt, baS traurige (5nbe erwartet. 
3hr fehlt baS un$erft5rbare männliche ©er* 
trauen, baS ftch fclbft bie Rufunft bauen will 
unb baut... 'Die Sieber oeS rufftfehen ©ar* 
naffeS wecFen in bem Sefer felbfl bort, wo fte 
SU höherem gluge htarei^en wollen, nichts 
anbereS als ein fchweigenbeS ©'titleib, eme 
tiefe unenbliche ©ehmuth- 3 h r ©efamrnt* 
einbruef ift ber eines ergreifeitben, in balb 
auf^wedenben, balb fiurenben Dänen fern* 
oerhadenben großen DobtengefangeS. 


Lengen.') 


De Steernings gähn an’n Heben 
De ganze Nacht spazeern, 

Un laten deit 2 ) et eben, 

As wenn se glücklich weern. 


Ik kann t jo ok nich weiten; — 
Man lisen lengt min Hart: 

Dat ein na all sin Sweiten 8 ) 
So’n Fierdag’ ok mal ward. 


*) Sehnen. *) scheint. 3 ) Schweiss, Mühe. 

Helmath Schröder. 


Digitized by ^.ooQie 




@ u n g x Ur. 

-x$> fin «Jaefbettgebtdjt oon guffa» Jlaßropp. <$— 

(gortfefcung.) 

States 2lbenteuer. 


©ie Braten mieber auf 
grübmorgenS fonber ©äumen, 

Die ©onne geigte bic SRicbtung, 

Doch mar fte jmifchen ben Säumen 
©eiten $u erfe^en. 

Der ßönig non ^egelingen 
Sprach: ,,©ir müffen eilen, 

Dag bie SRoffe un3 in'3 greie bringen! 

„Die ©äumttig ift fo grog, 

Dag mir Bei aller 2ftüf)e 
2Rit unfrer Sotfcgaft Fornmen 
fTlic^t eben attjufrübe. 

$nbeffen mirb ®unt)ilbe 
SRicgt lange bamit fäumen, 

©in ftarFe3 §eer $u fegaffen, [träumen." 
Diemeil mir in bem grünen ©albe 

Set biefen ©orten guefte 
3ufammen ber Fügne Däne, 

©r Flirrte mit bem ©cgilbe 
Unb big ficg auf bie 3äf) nc > 

9luf feiner ©time fcgrooll 
Die blaue 3onte§aber, 

©r rief: „O bag boeg §orant 
■Wiegt meig non all bem Äriege3gaber! 

„3<g benFe, bag er fegt 
Som ©öller nieberfegaut, 

Ob nicht in freiem 3 U 9* 

©ir naben mit ber Sraut! 

Die §ocg$eit3Fucgen, goff ich, 

Die lägt er nod) nicht rüften, — 

©ir bringen anbre gefie, 

Wocg benen mirb ibm nicht gelüfien!" 

9113 fte gute ©eile 
©aren fortgeritten, 

©efegag e3, bag fxe mieber 
Weue Drangfal litten. 

Dieter jtanben bie Säume, 

©über ba3 ©ejmeige, 

©eringer marb bie Hoffnung, 

Dag ein guter ©eg ftd) jeige. 


Sie fprangen oon ben ^ßferben 
Unb gingen bann $u guge, 

Sor manchem 9lfte beugten 
©ie tief ftcb junt ®ruge, 

Dann mieber Frocgen fte 
9lm Soben mie bie ©cblangen, 

©3 mar babei ein ©unber, [brangen. 
Dag ihre Sßferbe bureb ba3 DicFicbt 

SRun hotte ftcb ber £immel 
üRit ©olfen überzogen, 

Durch eine lichte ©teile 
©rfegien ein SRegenbogen. 

Doch fonber greube hoben 
Den 9lnblicF fie genoffen, 

@3 bauerte nicht lange, 

©ie mit üJhtlben mürben fte begoffen. 

Die Slige jucFtett nieber, 

Der Donner grollte bajmifchen, 

Der ©türm fuhr bur<b bie 3 roc t9 e 
5Rit §eulen unb mit 3if<h en > 

@3 ftrömte überall, 

Den gluren mobl junt ©egen, 

Doch unerroünfeht ben Leitern 
$n fchmeren Dropfen bicht ber Wegen. 

Unmöglich marb e3 ba, 

©ich meiter ju begeben, 

©ine lange SRaft 
Durften fte erleben, 

©ie ftanben bei ben Säumen, 

Dem Wegen $u entFommen, 

9lu3 bem reichen Sorratb 
©arb ein 3mbig eingenommen. 

©3 fehlte nur an äRetg 
3u ben grogen SrocFen, 

©ie maren äugen nag 
Unb innen oor Durfte trodfen, 
sticht froh mar ihre Saune, 

Wur roenig marb gefprochen, 

Si3 bie ©onne mieber 

©nblich bureb bie ©olFen mar gebrochen. 


Digitized by ^.ooQie 



167 


Unb als fte weiter $ogen, 

©rfchott ein Reuten unb Setten, 

Da gitterten bie ^ferbe, 

©ie fannten bie wilben @ef elfen, 

©ie fpifcten Bang bie Ohren, 

©ie Bäumten ftch unb f^noBen, 

@S fam ein Shtbel SSSölfe 
3n großer §aft ba^er geftoben. 

Die Scannen warfen bie ©peere 
©egen ben geinb mit ÜJiac^t, 

©ie Ratten lieber geftanben 
3n ber Ijärteften ©flacht, 

Dann Rieben fie mit Schwertern 
©onber Schonung ein, 

Slnbre fc^offen Pfeile 
3n bie grauen ©äfte hinein. 

Salb lag ein ©all oon ©offen 
StingS innrer im Slute, 

Die anbern flohen non bannen. 

Da rief ber tapfre grute: 

„©ir haben manches gell 
Unocrmuthet gefunben, 

,34 wollte gern fte miffen, 

©ären unfre Stoffe frei oon ©uttbcn! 

©arme Älcibung erwarben 
©ie nach bem Stegenguffe 
Unb brangen bur<| bie Däntmrung 
Dann oor $u einem gluffe. 

©S lag am anbern Ufer 
grei bie ©bene offen, 

Die gelben glutfyen fchäumten, 

Stuf leisten Uebergang war nicht y 
hoffen. 

©d)on bämmerte ber Slbenb, 

Da fuhr ein Stadien oorbei. 

„Jpalt!" rief ba Äönig §etel, 

„©er eS auch immer fei! 

©ir begehren, über ben ©trom 
£>inübergefal)ren ju werben 
gür gleijjenbeS ©olb mit allen 
Unfern Scannen unb ben Sßferben!" 

Ungefdjlachte ©efetten 
©afcen in bem Staren, 

Die gelten mit bem Äa^ne 
Unb begannen $u tacken. 

„geuchteS Obbach ^abt ihr 
3ur Stad^tjeit auSerforen! 

©ir motten euch nicht fahren 
Unb gingt ihr attefammt oerloren!" 


- 531 

Dann rief ein anbrer: „©ettn ihr 
Stromabwärts feib gegangen 
Stur eine SJteile, fönnt if)r 
©in Cbbach leidet erlangen! 

Unb wenn ber §err eS bulbet, 

©o bürfen wir euch fahren; 

Dem ©alb ftnb ©äfte fremb, 

Stiemanb wählte biefen ©eg feit 3oh rcn,>// 

Da liegen bie oiel grechen 
Den Stachen wieber fliegen, 

SJtit ben wilben ©emäffent 
Segann er weiter $u fließen. 

,,©ir wollen bleiben!" fpradj ba 
Der Äönig oon £egelingen, 

©ir würben unS wieber oerirren, 

Serfucfyten wir, burchS Dunfel oor^ 
bringen." 

Da rafteten fte bort 
Durch bie bunfle Stadst, 

Set einem litten geuer 
£aben fte gewacht. 

©ie wollten ftdb nicht legen 
Stuf ben feuchten ©ruttb, 

Son bem großen Durfte 
©aren alle ungefunb. 

©obalb jebod) am §immel 
DaS grühlicht war erglommen, 

3ogett fte ftromabwärtS 
Unb waren halb gefommen 
3u einem großen ©e^öft, 

DaS am Uferfanbe 
©infam lag, umgeben 
Son oielem guten Slcferlanbe. 

©ie flopften mit ©emalt 

Sin baS ftarfe Dh or 

Unb riefen: „£otta, ihr £eute!", 

Doch ber Järm oerlor 
©ich ber SJtorgcnftitte 
Unb in bem lauten Setten 
Der wilben £mnbe, bie ftch 
Segannen oor bem Dh ore aufjuftetten. 

„©ir müffen", fprach §err grute, 

„Ob eS unS auch nerbrie&t, 

§ier gebutbig warten, 

SiS ftch baS Dh or erfchlie&t! 

©ie ftnb hier in ber ©ilbnifc 
©onber 3 u ^t erwachfen, 

Ungut fanb ich fc* 8 

3m Ärieg unb grieben bei ben ©a<hfen!" 


Digitized by ^.ooQie 




168 


Unb oon Steuern Flopften 
©ie heftig nit bie Pforte, 

Da hörten fie enblid) Stritte 
Unb brummig rauhe ©orte. 

„treibt jurüdf bie Stüben! 

Unfanft uermögen ju pod)en 

Die ©äfte oor bem tfyore, [brocken!" 

(Sin ©unber, ba§ ber Stiegel nicht gc- 

3efct hob fid) über ba3 t^or 
©in grinfenbe3 Slngeficbt, 

(53 \af) ein ßneebt herüber. 

„Sage ©otfdjaft, Sicht, 

©er fmb bie fremben ©äfte, 

Oie nor bem ttjore ftehn?" 

„SJtit ihren SJtannen jmei Könige, 

3$ ^abe fie bei ber ^eerfebau gefehu!" 

„Stun fotlfl bu ferner fagen 
Unb fottft e3 ntd^t nerfebmeigen, 

Ob fie gerietet finb 

Unb ficb al3 geinbe jeigen?" 

„3$ roäbne, fie haben im ©albe 
daneben ©olf gefangen! 

©ie nahmen benen bie ^el$e 
Unb haben ftcb bamit behängen!" 

„Dann fodft bu nicht mehr febmeigen 
Unb richten an fte bie grage, 

©ober am frühen borgen 
©ie reiten in bem §age; 

3cb fehe ungern an, 

Oaf; fie bie lange Stacht 
5ln meinem marinen $erbe 
Stiebt troefen h a &en jugebraebt!" 

„SJtein £err lagt feinen ©ruj$ 

Slden bureb mich fagen 

Unb fragen, me3halb ihr reitet 

grühmorgens bureb ben jpageit? 

Unb au3 meinem ©runbe 
3h r biefe naffc Ütac^t 
Stid)t h Q bt an feinem £)erbe 
©arm unb troefen $ugebracbt?" 

Jperr £etel fpracb bagegen: 

„,3fr* fmb mir geritten, 

©ir mären fonft fcbmerlich h^r, 

©in Obbacb $u erbitten! 

©ir, $roei mächtige Könige, 

©ntbicten ©rüg unb grieben! 

Stiebt lange mollen mir meilen, 

©3 ift un3 fur^e Stajt befebicben!" 


„Sicht, nun fe^re jurücf, 

SJtcine jehn ©ohne ju langen, 

Du fotlft fo hohe ©äfte 
5lm th orc nid&t empfangen!" 

'Da fprang ber Änedjt herab 
Unb ging mit fcbnetlen ©dritten 
Ueber ben meiten §of, 

Oe3 £errn ©ohne herjubitten. 

33iö biefe enblid) famen, 

Dauerte ba3 eine ©eile, 

©ie legten ben geftfebmuef an 
©onber grofce ©ile, 

Dann, famen fie herbei 
SJtit ooller ©ehr urb ©affen, 

Den Salfen fortyufRieben 
Unb bie Stiegel jurücf ju raffen. 

Der Sllte in grauem SBarte 
SJtit langen, maUenben paaren 
©agte: „befc bin ich froh, 

Dafe ihr hierher gefahren! 

SJtein #of unb auch mein £au3 
©öden euch allen bienen! 

Sange ift e3 her, 

©eit ©äfte fmb bei mir erfreuen!" 

Änecbte nahmen bie Stoffe 
Unb brachten fie nach bem ©tade, 
Dann führte ber £err be3 £>aufe3 
Ueber bie Denne ade 
3>n bie roeite ©tube. 

SJtit heden glommen brannte 
©in geuer im Äamine, 

Oa3 fein Sicht auf bie nier ffiänbe fanbte. 

Ärüge mit gutem 33ier 
©urben herbeigetragen, 

Daju auch ©alj unb Srot. 

©ie haben mit mehr Sehageu 
©eiten getrunfen. ©ie maren 
5113 ©äfte aufgenommen, 

©ie hegten Feine Slhnung, [men! 
3u melcbem Abenteuer fie hierhergefoim 

Drocfne unb marme Äleiber 
Irug man ihnen herab, 

©ie legten ©ehr unb ©affen 
Unb bie naffen ©emänber ab; 

Sin ©annen mit roarmem ©afjcr 
©ufeben fie ftcb ade 
Unb fleibeten fid) um, 

Die ©affen trugen Änccbte au3 ber £>atte. 


Digitized by C^.OOQLe 



169 


„Sagt und bcr Stuge pflegen*, 

Sprach Jpetel non §egeiingen, 

„Stm SJtittag reifen wir weiter!* 

©ie ahnten nicgt bie ©klingen, 

Die fdgon gefponnen waren, 

Unb legten fonber ©äumen 
©icg nieber auf bie ®änfe, 

Um $u fcglafen unb ju träumen. 

Slld bie Dgür ft<g auftgat, 

3GBar ed SRittagdjeit, 

Da traten ÜJtägbe herein 
Unb malten ben Dif<g bereit, 

Die trugen ©djaten unb Stäpfe 
ÜJtancger Slrt herein, 

Slucg firüge mit SJtetg unb ®icr, 

©d waren ©änfe gebraten unb ein 
wilbed ©dgwein. 

„Den §errn mit feinen ©ögnen", 
®egann eine SJtagb $u fagen, 

„©ottt igr nidgt erwarten, 

Dieweil fie braugett iagen; 

Dodg bietet er eudg ®otfcgaft, 

Dad foUe eudg nidgt oerbriegen, 

Dag er feglt, igr möget 

3nbeg bad ©tagt nur frog geniegcn!" 

©ie gaben fonber ©dgeu 
©idg an ben Difdg begeben, 

©in Äienfpan brannte barauf, 

Unb ogne SBiberflreben 
®er$egrten fie bad üJtagl, 

Dad ignen war geboten, 

6d blieben oon ©dgwein unb ©änfen 
Die Änodgen übrig unb bie Pfoten. 

Süd fie nun Statged pflogen, 

SBad ju beginnen fei, 

Da Porten fte oom $ofe 
©inen gellen ©egrei, 

Stufen unb SBaffenftirren. 

Da gingen fie über ben glur 
Unb fagen Herren unb Änedgte 
Umflegen einen erlegten Ur. 

„Söir gaben ign gefunben 
Stufen bei einem Quell,* 

©o fpradg ber ©reid, „igr glaubt nidgt, 
Söie er emporfam fo fd^nctl! 

Stidgt anberd ald ein ©tier 
®egann er ju brüllen 
Unb feine Jpörner ju weben, [füllen!* 
üJtan wirb fie halb mit SJtetg eueg 


- 2 

„Und ifl'd nidgt lieb,* fpradg £etel 
Unb begrüßte ben §errn, 

„SBenn er gebraten wirb, 

©inb wir bem £ofe fern; 

SBottten wir oerweilen, 

©d wäre wenig weife, 

©d ifl oon und befdgloffen, 

3(ebt fortjufefcen unfre Steife! 

„2Bir gaben eine ©otfd^aft 
3um Dänenlanb ju bringen." 

„Dad weig idg,* fpraeg ber Sitte, 

„Doc§ fegwer wirb ed gelingen! 

Und ifl oon unfrer §errin 
©in Aufgebot geworben, 

SJtit ©ögnen unb mit Änecgten 
begleite idg euch halb nadg Storben! 

„6d fönnte §orant rüflen 
©in oiet ju flarfcd §eer, 

Denn gröger ifl fein Sanb, 

6r bat ber Äricger megr, 

Dcdgatb bin idg entfd^loffcn, 

Dad Seib igm ju erfparen, 

Dag feiner SGBerbung ©nbe 
@r möge attjufrüg erfahren!" 

Die ©äfle fagen ba 
©rfdgreeft einanber an, 

Sewaffnet waren Herren 
Unb Äncdgte üJtann für SJtann, 

©ie fonnten burdg ©ewalt 
®on ignen nidgtd ergoffen, 

2lm igore flanben SBadjen, 

3n tieffler ©eele waren fie betroffen. 

Die gäufle ballte grute. 

„®iete würben erflodgen, 

trüg 1 idg mein guted ©dgwert, — 

Dad ©aflreegt ifl gebrodgen!* 

Da recfte ber Sitte fieg auf, 
gurdgtbar warb fein ®tidf. 

„Unb wärfl bu nidgt mein ©oft, 

©d enbctc fegt bein ©efdgief! 

„3gr follt oon mir nidgt fagen, 

©udg fei oon mir gegeben 
©eringed ©aflgefegenf, 

3dg fegenfe eueg bad geben! 

Docg gütet eudg, ben 3 orn 
SJtir wieber ju erregen, 

3<g laffe eure Seidgen 
Den SBölfen fonfl $unt grag an’d 
Ufer legen!* 

_Ä 


Digitized by ^.ooQie 



470 


©r maitbte ftolj fid) ab 
Unb lieg bic gremben fiefjn, 

Um nad) bcn Ställen bann 
©emeffnen Schritts $u gehn, 

©r toarb babci begleitet 
5Bott feinen ftarfen Söl)nen;. 

Tie Änecbte begannen fic^crnb, 

Tie ©äfte t)eim(id) 311 üer(;ö(;nen. 

©rregten Sinnes gingen 
3 um £mufe fie hinein, 

©S flacFertc nont £>erbe 
Ter rot^e glammenfcbein, 

Ter Manch 30 g um baS Mauchlocb 
Unruhig tjer unb bin, 

TunFel mar baS ©emacb 

Unb bunFel mar umflort iljr Sinn. 

$err £etel fc^lug auf ben Tifcb, 

Tafj er bröfynenb erbebte, 

„Mie hotte ich je oermut^et, 

Tafj id) fold)eS erlebte, 

To<b ob mir grimmig beben 
Unb Fnirfcheu mit ben 3oh nen ' 

Mictyt eine 9Meile bringt eS 

UnS näher nach bem Meid) ber Tänett! 

Mubig entgegnete grute: 

„2Benig Fann eS nützen, 

Tafj mir im 3 orne grollen! 

3 ljr follt mich untevftüt^en, 

Tag id) in’S greie Fomme 
9luf irgenb meld)e 2 öeife, 

C^ne Mog unb Sßaffen, 

3ur Ma^eit tret’ id) an bie Meife!" 

Unb meil fie mdtiig Surjroeil 
$n ber Stube trafen, 
hegten fte ftdj auf ©änfe, 

Um roieber ei^ufchlafen. 

©inmüt()ig fdjnarchten fte, 

Ta mar ihr ©roU oergeffett, 

©iS ju ber Täimnerftunbe 

Tie üftägbe lüfteten baS 7lbenbeffen. 


St 

Tarnt trat ber §err beS §aufeS 
^D?it feinen Söl;nen ein. 

„Tag il)r einfatn bliebet, 

Tarf eud) nicht unlieb fein! 

3 d) Ijabe mancherlei 
3 u mirfett unb 311 fdjaffen, 

3um TänenFriege rüften 

Ti>ir uttfre Moffe unb bie ©Jaffen!" 

©on bem fiarfen Ur 
Sot man ihnen ©raten, 

Ter mar atn borgen nod> 

©elaufen burd) bie Saaten, 

$luch buntgetupfte goreUen 

©ine groge Sd)aale 

Uttb ©rüfce, bie mit Sfletb 

Unb £onig mar gefotten 31 t bem üftafjle. 

9llS fid) nun alle Ratten 
©eitttg gelabt unb gelebt, 
fabelt fie fid) mitfnmmen 
3u bem Kamine gefegt. 

Tod) mürbe nid)t oerfäumt, 

Tie Artige tnitjubringen; 

£err grute nur tranF fparfant, 

burfte nicht bic gluckt mißlingen! 

Ter Sitte fprad): „3h r ^ö^ne 
Sollt une nid)t länger ftören, 

3 >ch mill eine s JJ?är er^len, 

Tie brauet ihr nid)t ju l)öreit, 
gitr £inber ift eS ungut, 

©kntt fie ju frül) erfahren, 

3£aS fpäter ihnen anftebt, 

©elangen fte 311 reifen fahren." 

Ter jüngfte hotte nicht mehr 
911$ jmanjig Sommer erlebt; 

Sie hoben betn ©efel)le 
Mid)t lange miberftrebt. 

Sie fd)lid)eit ol)ne SMurrett, 

Cb ungern aud), non bannen, 

3u erzählen begann ber 9llte 

Ten beibeit Königen unb bcn bannen. 


& 


Digitized by ^.ooQie 



„®enft, ich fei oor 3 e ' ten 
lieber bie grüne ©ee 
3Wit ftarfen Schiffen gefahren! 
üJlein 2anb trug ©iS unb ©cbnee 
Unb fjolje 3odfenberge, 

2 lbcr wenig ©ctreibe, 

®a ernteten wir auswärts [fcbmeibe. 
©ein unb ©ei$en, ©<bmucf unb ®e= 

„2ltS ich eines £ageS, 

©S 30 g ber ÜHai tn’S £anb, 

®ie ©cbiffe rüften lieg 
Unb on bem Ufer ftanb, 

Äam ®^ora, meine Httutter, 

2luS ber ©urg gekritten, 

Sftur feiten lieg fie fonjt 
£inauS$ugeben ftcb erbitten. 

„©ie flieg ben ©er in’S 2anb 
Unb fab mir iu’S ©efi^t 
Unb fpracb*. ,mir wäre leib, 

©rlebte icb eS nicht, 

®ag bu ein ©eib erwäfjlteft 
Unb flarfe fiinber erlangtefi, 

®em Filter fiitb 9ttaibe gram, [teft. 
SRicbt fäg’ ich gern, wenn bu noch febwanf; 

„, 3 cb benfe, bu wirft fie nicht 
©rlangen bureb linbcS ©erben, 
©rfämpfe fie mit ©emalt, 

©er eS bir wehrt, foU fterben! 

Sticht ju müfflger gabrt 
©irft bu bie $nfer litten, 

Sftacb bem Saube ber ®änen [rieten! 
©oflft bu ben ©tern beineS ©duffes 

„, ®ort ^errfc^t ber Äönig ©orm, 
©olb^aar beigt fein ßinb, 

Ueber baS SWeer wirb bid) tragen 
3 u ihr ein fc^neUer ©tnb, 

®u foUft fie aus bem ©alaftc 
®eS floijen ÄönigS rauben; 

®ag er fie bir freiwillig [glauben ! 4 
©ernähre, baS oermag id) nicht ju 

„©ie meine Sftutter gebot, 

©0 ifl eS benn gefdjefjen, 

3Bir ruberten über bie ©ee, 
grob begann ju weben 


®er ©übwinb über bie ©eilen, 
©rogem ©lücf unb £eibe 
gu^r ich ba entgegen, 

©eb unb ©onne winften mir beibe. 

„Unb als wir bie ÄönigSburg 
®eS ®änenlanbeS fa^en, 

®a gingen wir oor Slnfer, 

Um uns ber ©urg ju naben. 

®aS §eer^orn lieg ich erbrö^nen 
©egen baS ftarfe ®bor, 

®a trat mit feinem ©efolge 
®er alte Äönig ©orm beroor. 

„©treng fab er auf uns nieber. 

,®aS follt ü)r nicht oerfebweigen , 4 
©0 rief er, ,ob ihr euch wollt 
3 n fc^limmer Slbftcbt $eigcn! 

9?ur feiten wagen ©äfie 
©onber grogen ©c^aben 
©or meiner ©urg $u lanben, 

©inb fie nicht burc| mich gelaben ! 4 

„ 3 $ ober fc^wang mein ©cbwert. 
,©enn wir am Ufer erfreuten, 
©vfebreefen alle bannen, 

®ie äJtaibe beginnen $u weinen; 
SMeerfönig bin icb genannt, 

©in ©ifing auf allen 9Jteeren, 

9iur wenige ftnb &u finben, [ebren. 
®ie nicht mit 3 iUern meinen tarnen 

„,Unb fragfl bu, weSbalb icb fornrne 
3luS Vorweg, meinem SReidbe? 

3cb, Äönig ©rieb, b örtc > 

®ag feine 3 ungfrau gleiche 
©olbbaar, beiner ®ocbter, 

®ie foUft bu jum ©eib mir geben! 
^oebjeit will ich b a ^ cn ^ 

Ober tauben bir beiit Sanb unb Seben ! 4 

„©rimmig'lachte ba auf 
®er alte Äönig ber ®änen. 

,®ag bu folcbeS träumfl, 

®aS fonnte id) nicht wähnen! 

3 <b böUe eb’r geglaubt, 

®u wollteft mit beinen ©ebaaren: 

©ie wir bie greeben jücbtigen, 

©on mir, bem Äönige ©orm erfahren ! 4 


b 


* 


Digitized by ^.ooQie 




172 


„Scfe füfelte wie baS Slut 
2Rir nacfe ben ©cfeläfen ftieg. 

, Das fottfl bu erfahren, icfe fenne 
3wei Dinge nur: Job unb Sieg! 

Den Dob Bring’ idfe ben geinben, 

Der Sieg folgt meinen ©egen; 

©enn bu bie Sraut oermeigerft, 

Dann will icfe beine Surg in Hfcfee legen! * 

„Da jitterte Äönig ®orm 
Sor 3 orn unb milbem ©rimme. 

,Unfteg foUfl bu lernen!* 

©cferie er mit fdferecflidfeer Stimme, 

, Srautbetten feien bie Dünen 
gür bidfe unb alle bie Deinen, 

Salb foden eure ©lern 

Sn milbem Jammer um eucfe meinen!* 

„Unb mit ben ©affen Flirrenb, 

(Stritt er mieber feinein 
Sn baS Dfeor. — Dröfenenb 
(Schlug eS gegen ben ©tein. 

©S raffelten bie Stiegel, 

©ir roaren auSgefcfeloffen, 

Da fcfewur icfe: nicfet ju meinen, 

©S fei beim meleö Slut oergoffen. 

„S<fe führte gegen bie ©älle 
3weitaufenb Stedfen feerbei, 

Da ftürmten mir hinauf 
3Jtit fcferecflicfeem ftriegSgefcferei; 

©ie Hagelwetter flogen 
Pfeile unb ©peere oon oben, 

©ir mären alle gefallen, 

Hätten mir nicfet bie ©dfeilbe erhoben. 

„Da blieb icfe nicfet jurücP 
Unb ftieg gefcfeminb feinan, 

Da warb ber ©ad erftürmt, 

ÜJtann ftanb ba gegen 90tann, 

©ir aber blieben Sieger, 

DaS §eer^orn liefe icfe erfcfeallen, 

Den milben ftampf $u enben, 

©onfi märe Äönig ©orm gefallen. 

„ , ©olbfeaar, beine Xodfeter, 

Segefer’ idfe jum anbcrn Sttale, 

Sticht ofene fie fefer’ icfe mieber 
3u meinem §eimatt$ale, 

2llS Äönigtn foU fie bort thronen, 

Binb wirb ifer ©cfeicffal fein! 

©S märe bein Beben oetloren, 

©illigteft bu nocfe nidfet ein!* 


-91 

„Seoor er nocfe Slntwort gab, 
irat aus beS ^aufeS §aÖe 
Die fcfeöne ÄönigStocfeter. 

Setroffen waren Sille 
Sei iferem Slnblicf oerftummt. 

©leid) einer ©Ife fcferoebte 
Sie über ben weiten H°f 
Unb fafe micfe roeinenb an unb bebte. 

„,gür meines SaterS Beben 
Siet icfe midfe bir an, 

©ittft bu fein §aupt oerfdfeonen, 

©o fei mein £err unb üJtann!* 

©o fpracfe fie feften üJtutfeeS 
Unb reichte mir bie £anb; 

Sfere golbenen H oarc 

©adten feernieber bis in ben ©anb. 

„Da rief ber Äönig ©orm: 

, SllS bu ben Sruber oertrieben, 
ganb er 3 u fl u( §t M mir 
Unb ift im Banbe geblieben, 

Den will icfe nacfe Vorweg bringen 
Sn ben näcfefien Saferen, 

Scfe bulbe bort feinen Äönig, 

Der als geinb mir ift in’S Sanb gefaferen j 

„ , Dicfe aber, meine Jocfeter, 
iftufe icfe bem Stäuber geben, 

Scfe benfe, bu feieft für midfe 
Hinfort nicfet mefer am Beben! 

©inen £>üget will idfe 
Dir am dfteere erbauen, 

Dafe bu gefiorben feieft, 

©ollen SUIe fagen, bie ifen fdfeauen!* 

„3llS unS auf locfigem Stücfen 
gorttrug bie grüne @ee, 

©tanb ©olbfeaar bei bem ©teuer 
Unb fcfeaute in tiefem ©efe 
Stacfe jener ©teile fein, 

2ln ber bie §eimat fcfemanb, 

Salb fafe fie nur Himmel unb ©eilen, 
Serfunfen war baS §eimatlanb. 

„©S ftanb bort oorgebeugt 
Sfere jarte ©eftalt, 

Da fefeuitt eS mir in bie Seele, 

Dafe icfe fie mit ©ewalt 
güferte über baS ÜJteer 
Unb bafe icfe fie geraubt. 

©leiefe gebroefeener Slume 
Steigte trauernb fie baS H au pt. 

-St 


Digitized by ^.ooQie 




173 


„Da fd^ritt id) auf fte ju. 

»Dad foUft bu nic^t bettagen, 

Dajj bich bie wilben ©eilen 
Stach meinen Sanben tragen! 

Diamantene Dächer 

©inb auf bie Surgen gedichtet, 

Die ftch bie ©Otter bort haben 
Slud [teilen greifen hoch empor gerichtet! 

„, Ungern würbefi bu fcheiben, 
ffiäreft bu geworben, 

Weithin reifen bie Warfen 
Sid nach bem ftntften Storben, 

©o ftch bie ©onne oom #immel 
Sticht oermag ju trennen, 

©o aud ©ebirgen oon 6ife [brennen/ 
Wufpelheimd glommen ftrahten unb 

„,gorjlriefen wohnen bort oben/ 

Sagte ©olbhaar bagegen, 

»Dein Storblicht wollte ich mijfen, 

©enn mir auf meinen ©egen 
©ieber bie £eimatfonne 
©onnig würbe teuften, 

©enn biefe Dh r ^ nen Önnten [feuchten ! 4 
©ie Zi)au bed ©artend Slumen be; 

„Slld fie nun weinenb fchwieg, 

(Srgriff ich $ vt §anb. 

»Sieben fottft bu noch lernen 
Diefed froftige Sanb 
Unb mich, feinen fiönig unb §errn! 
Dad fott mich einft belohnen, 

©eftehjt bu, bafc man tönne [wohnen! 4 
Dort warm unb unaudfprechtich glücflich 

„Die Slbenbfonne fanf 
3nbeffen tief h^tnieber, 

Wooen umflogen bad Schiff 
Unb fenften ftch bann wieber 
2luf bie tlaren ©eilen; 

Slutig rother ©chein 

UeberftrahUe ben Jpimmel, [hinein. 

Slld bie mübe ©onne fanf in’d Weer 

„©eringe Stuhe fottten 
©ir jur Stachtjeit finben, 

Um bie Waftcn begann ed 
3u wehen unb ju winben, 

Storb; unb ©übwinb bliefen 
ßinanber in bad ©eftcht 
Unb wollten ftch nicht weichen, 

3n Stacht oerfanf bed Slbenbd rot^ed Sicht. 


-«I 

„Da fah man fleh am £immel 
(Sine weifje ©olfe geigen, 

Die fünbete fchneHed Unheil, 

£öher begann fte ju fteigen, 

Schon hub ber ©turmwinb an, 

Sraufenb ftch 5 U erheben, 

Da galfd bie Segel reffen 

Unb mit ben ©ogen ringen um bad Seben. 

„©eifje Wähnen trugen 
Die bunfelgrünen ©eilen, 

3u ^ügeln unb ju Sergen 
begannen fte anjufchweUen, 

3nbefj ber nahenbe ©türm 
Den ©olfenteppich rollte 
Dunfelfchwarj über ben Jpimmel, [grollte, 
^nbeffen bumpf unb fermer ber Donner 

„Salb würben bie Skiffe hoch 
Sid in bie ©ölten getragen, 

Salb fanfen fte jur tiefe, 

Äaum fah man bie Waffen ragen, 

@d flapperte unb fnaefte 
Unheimlich in ben planten, 

Wandbem tapfent Stedten 
Segann ber ffarfe Wuth ju wanfen. 

„Äein ©ort war mehr ju hören,. 

3[ch ffanb bei bem ffarfen Waffe, 

Den id) mit einem 2lrme, 

Um §alt ju gewinnen, umfaßte. 

9luch ©olbhaar weilte bort, 

©ie flammerte ftch an mich an 
Unb fchrie mit tyütv ©timme: 

»Saffe mich nicht fferben, harter Wann!‘ 

„3<h martete, bid bie Donner 
Segannen nachjulaffen. 

»Weine Sraut, bu follft nicht jittern, 
©ährenb wir und umfaffen! 

Sticht StachtigaHen haben 
Dad Srautlieb und gefungen, 

@d heult ber ©olfenrachen, [jwungen! 

Son fjeuerftrömen wirb bein §erj bt' 

„»©chmeljen mu§ bein §a{$ 

3>n ben geuerglutljen, 
tapfere §er$en mußten 
Um bi<h, mein Sieb, oerbluten. 

Sticht mit linben ©orten 
Äonnte ich bich erringen, 

Wein wirft bu, weil bie Donner 
©ewaltig bir oon meiner Siebe ftngen! 


Digitized by ^.ooQie 




174 


„ , $o bin ich roie bie äßeerflut^ 

©o roeit unb roilb unb groß, 

33ou ©türmen roirb burcbfurcbt 
DeS 3tteerFönigS ftoljeS SooS; 

©eit nnb unermeßlich 
©ie beS ©turmeS ©eben 
©arb meine Siebe ju bir, fget^cn!‘ 
Du barfft in biefer ^tad^t nicht unter- 

„Sinber roehte ber ©türm, 

Seifer lallte baS Dröhnen 
Der 'Donner über bie @ee. 

DaS mußte bie ©ötter oerföhnen, 

Daß fich ©olbhaar fchmiegte, 

©einenb oor Siebe unb Seibe 
ain meine ftarFe ©ruft, 

©efunben hotte« mir uuS Seibe. 

„Unb al3 bie ©olFen oergingen 
Unb beS 3ttonbeS ©chinnner 
Ueber bie ©eilen ftreute 
Silbernen ©trahlenflimmer, 
ailS bie blinFenbeit ©terne 
aiuS bem atebel auf’s aieue 
SKilb hevuieberfebienen, 

©elobte fte mir emige Dreue. 

,,©o ift fle mein ©eib geroorben 
,3n beS ©turmeS Dofcn, 

©ie hat ftd> fetten gefeint 
3ta«h ih«S ©artenS Stofen; 

9tad) i^reS ©aterS 33urg 
Drug fte nicht mehr Verlangen, 

©leid) nädjtlich erblühter ©lume 
©ar ihre Siebe hell unb roonnig aufgega ngen. 

„Unb als mir heimgefommen, 

Da roarb mit großen ©onnen 
3«t roeiten Dh ö l Si°rb3 
DaS ^ochjeitSfeft begonnen, 

DaS mar baS aibenbleuchten 
,3n meiner üftutter Seben, 

3kdh roenig aftonbeit hat fte 
gür immer ftch jur 9tuh’ begeben. 

„3ln einer Frpftallenen Spohle 
$ält fte nun lange Sftaft, 

Aufrecht, auf fteinernem Dh rone ' 

£>ält fte ben ©peer umfaßt, 

Daneben ruht manch Äleinob 
5ln ©olb unb eblen ©teinen, 

Der Äronreif fehmüeft bie Stirn, 
Ummallt mirb fte oont ©urpurleiiten. 


-» 

„Der ©intcr ging oorüber, 

Der ©ommer mar erfchienen, 
aiuS allen ©lütl)en fogett 
£onig bie Flügen ©ienen, 

3ch hatte unterlaßen, 

Ueber bie roeiten öftrere 

atach atuhm unb ©eutc ju fahren, 

Sange 5tuhe gönnte ich ^ cni £>* c rc. 

„GS hatte mir mein ©eib 
Den ältefteu ©ohn gebracht. 

©aS baS für ©ontte fei, 

DaS hätte ich ««ht gebacht, 

GS Farn mir Fein ©erlangen 
37ach $rieg unb ©lutoergießen, 

©lutnen ging ich f«<hen, 

©o bie ailpenrofen fprießen. 

„aiudh Gtt$ian unb ©rimeln, 

©aS ich nur gefunben, 

£>ab’ ich ^er jungen aftutter 
3u btühenben Ätänjen gemttnben. 

©ie Fonnte ihr Grftaunen 
aticht eilig überroinben, 

Daß ich roilben ©ebirge 
konnte folche ©hinten finben. 

„DaS ©ommerjulfeft Fam, 

©on ben £öhett allen 
Jpörte ntan hemieber 
^irteithörner hallen, 

Die atacht mar lau unb ntilb. 

Da h«ben an ju glänjen 

Die geuer auf ben ©eigen, [fränjen. 

DaS girmameut mit glammen $u bc; 

„©ei meinem jungen ©eibe 
©tanb ich monnetrunFen 
9luf bem ©öUer ber ©urg, 

3>n ben aittblicf oerfunFen; 

©ir ahnten nicht, mie nahe 
©cbon baS Unglücf mar, 

©ie ftch ««fertn Reiche 
Unaufhaltfant nahte bie ©efahr. 

„ailS mir roieber fliegen 
£inab jum frohen 3)tahle, 

©artete mein ein ©ote 
©chroerathmenb in bem ©aale. 

Unfanft Flang feine ©timme, 

©ie roenn in ßnftrer aiacht 
Reifer ein 5tabc Fräc^t, 

£ört, roelche ©otfehaft er gebracht: 

_» 


Digitized by 


Google 




175 


sr 


-ss 


„ , Ermanne bid), $önig Gricfy, 

Vaffe baS £)eerl)orn blafcn, 

S3atb roirb oon rotljem ©lute 
®efärbt bcr grüne Sftafeu! 

Tein ©ruber Cluf fanbte 
©oten burdj) ade ©aueit, 

Ten bannen lieg er fiinben, 

©ic würben ifjn 6alb als ßönig flauen! 1 

„©leidb einem Ungewitter 
2Jtit Toitner unb ©lit^eSfcbeiu 
gu§r biefe böfe 9iadjridbt 
3n alle greube hinein, 

©erpummt mar aller 3ubel, 

GS fdbwiegen bie Schalmeien, 

9ttan l)örte baS §eerf)orn blafeit 
Unb fdjarfe ÜBaffeu flirren im greien. 

„Tod) als id) rings untrer 
Heerbann beifdjen §ieg, 

©}ar’S, bag non meinen Faunen 
Mancher mid) oerlieg. 

©ie fdjlicheu (tili baoon 
Unb wollten eS nid^t wagen, 

9)iit fo flarfem geinbe 
©onber Hoffnung )!($ $u fdpagen. 

„SBie warb mir ferner ber 2lbfd)ieb, 
9llS ich ^inweg geritten! 

GS war baS £eer oerfaminelt 
3n eines Tf)aleS Bitten, 

Ta naljte über baS 3Jteer 
Tie groge glätte ber gälten, 

Sie fdjroamnt bem Ufer $u 

©leid) einer@d)aar non wilben ©d)wäneu. 


| „Ta fanben ©tele ben Job, 

3<h warb bebeeft oon Söunben, 

Gin ffiunber, bag id) nid)t 
9)tein Gnbe bort gefunben! 

©eenbet würbe baS 3Sütl)eu 
Turd) bie bunfle ^tadp, 

Tie i^rcit ffiolfenoor^ang 
Trauernb füllte über bie ©dl)ladl)t. 

,,3d) aber warb gefunben 
3m gelb oon meinen Treuen, 

Tie wollten nicht ben Tob, 

9to<h bie ©efal)ren fcheuen, 

Tie trugen burdfS ©ebirge 
heimlich mich oon bannen, 

Ta lag in führet* ©udjt 

Gin ©chiff mit meinen beften üftannen. 

„Tie Ratten mir SBeib unb Äinb 
Unb all mein reiches @ut 
©tiH ^icr^er gerettet. 

GS trug unS halb bie glutfy 
$ur gerne. Idn ber Äüfte 
©ah man ein geuer flammen, 

3m ©djutt unb 9lfdje fanf 

3n jener 97adbt mein ©djjtog jufammen. 

„3<h fof) eS ftnfen unb fallen, 

Tann |d)lief ic$ mübe ein, 

GS beugte ficb über ntid) nieber, 
Sclcud)tet oom glammenfd>ein, 
ütteiit ffleib. GS fab fte s Jtiemanb 
©kitten ober flogen; 

Cbne Jüeib ju jeigen, 

£at fte ru^ig ibr ©cfd^idf ertragen." 


Unb langfam erl)ob ftd) ber ©reis 
Gmpor oon feinem ©ifce, 

GS gammten feine Slugcti 
Ten ©äften entgegen wie ©lil^e, 

Gr grügte fhimm unb fd)ritt 
3u ber £>atle ^inauS. 

3n tiefem grieben ruhte 

Unb ftillem Schlummer baS weite £auS. 

(gortfefcung folgt.) 


-» 


Digitized by 


Google 



176 


^eintidjs I. 

^n'S Älofter Jperforb ift ein ©oft 
©ar roilber 2lrt gebrungen, 

2llS um bie $eit ber SeSperraft 
Der ©locfe Don erflungen. 

Da lehnt er an beS Stoffes ©ug 
3n ritterlichem Äleibe, 

2lm Dhore fjält fein 3äger$ug 
JRit ©djleifen, bunt oon ©eibe. 

Da ftorft ba§ Stefponforium 
Der Tonnen ad im Äreife, 

Vereint im SRefectorium 
(Sie fdjaun unb fid)ern leife. 

Denn am portal erröt^enb ^arrt 
©leid) einem Slltarbilbe, 

$n füfcem ©djrecfen ^o(b erftarrt, 

Da$ ©achfenfinb dRatljilbe. 

Die Slbatiffin tritt baljer 
SRit ©chlciertud) unb Jpaube 
Unb nieft tjerab non h<>h cr ffie^r 
SluS fteingefügter Saube. 

„©emadj, fytxx SRitter", mahnt fte 
fanft, 

„3hr feib ein rauher Söerber." 

,,©o lehrte mich’S am SBalbeSranft 
Der braungefledfte ©perber. 

Den Dhorett lafe ich 3* crcre i 
ÜRit ©Sorten, längft verbrauchten; 

3(ch bin £err Jpeinrid) franf unb frei, 
©o^n ©tto’S, be$ erlauchten. 

Unb bort bie äRaib ift SBibufinbS, 

DeS ©a<hfenherjog3 ©proffe. 

3d) bracht' i^r ftatt beö SlngebinbS 
SRid) felbjt auf meinem Stoffe." 

‘„DaS ift ein ungefüger ©rauch." 

„grau üRuhme, Stoth lehrt beten. 

©o fang bie Strnfel mir im ©trauch, 
Unb Sögel ftnb Sroph^en. 

Der Suchfmf Baut fein Steft im §aa§. 
2BaS foll ich bangen, 

SBenn mir am SJtagbalencntag 
SJtein ginf in'S ®arn gegangen?" 


S 

'3&rautfaljrt 

„Serjieht, bis mir beim OrgelUang 
Die ©raut Such angeloben. 

(Sin ©Setter bro^t am ©ergeShang, 

©chon h^r 1 ich'S näher toben." 

„So fod ber Donner mir — oerjeiht, 

3ch bin mm rauhem ffiefen! — 

©ei heller ©li^e ©rautgeleit 
Die f)of)t üReffe lefen. 

Jiebroerthe ^ un 9f rau # jürnc nicht. 

3ch bin ein fchlimmer ©eter 
Unb fchroör 1 bei Deinem Slngeftcht 
©Sie üRönche bei ©anct Sßeter. 

©ift Du fo bleich? 3$ füffe marm: 

UnS eint ber ©äter ©egen. 

@o trag ich ®i<h öuf meinem Slrm 
Durch Älofterjroang unb Stegen. 

©Senn h' nter uns bann — mit ©er; 
gunft — 

9lu<h krähen fchrein unb Dohlen, 

@o lob ich hoch bie meifc Äunft, 

3|m ©türm ein ©Seib $u holen." 

(Sr ruft eS feef, er ruft eS laut 
Unb fpringt hinan bie ©tufen. 

Da grüfct beS £er^ogS h°^ c ®raut 
3>m §of ber $äger Stufen. 

Sie fitzen auf am ©rücfenrain. 

Durch ©chatten bunfler Dannen, 

Durch £ageborn, burch ©ufch unb §ain 
§err Heinrich fprengt oon bannen. 

(Sr lacht, als ihm um £alS unb ©ruft 
©olbblonbe Socfert mallen. 

Dahin, ba^in! (Sr hört mit Suft 
Den fernen Donner hatten .... 

Die ®reifin aber fteht allein 
Unb fpridjt mit heiterm ©innen: 

„DaS mufj hoch mohl ein Äönig fein, 
Der fo oerfteht ju miitnen. 

©Ser fo geliebt unb fo gefreit, 

Der mufj oon §etben ftammen, 

Der fittet einft im ©Saffenftreit 
DaS alte Steidh jufammen." 

__ tfnrf 3*oms. 


Digitized by ^.ooQie 




* 


iHiefef^eine. 

2Weine Fleine toctyter auf bett Änieen, 

SaS id> wieber fjeut baS alte 9Jtär$en 
©on bem ©retel unb bem treuen §anfel, 

Der fo fd)lau ftiefmütterlid)er £ücfe 
3u begegnen wufjte, als bie ©öfe 
3n ben bunflen ©alb geführt bie Äinber, 

Um fte mitleibloS allein $u laffen. 

Ä'iefelfteine, l)etl unb filberglänjenb, 

©ie fein Spielplatz beren oiele tyegte, 

Stecfte fub ber §anfel in bie taffen. 

Unb im ©alb bann warf er Stein um Steinten 
SRücflingS auf ben ©eg oom ©aterfyaufe. 

2llS bann Slbenbs licfyt bie Sterne blinften, 

©liierten bie Flehten fiiefelfteine 

£eH unb Flar, als wären’S felber Sterne. 

Unb fo fanb ben ©eg mit feiner ©retel 
grol) jurücf er, Ijeim ^um trauten £>aufe, 
ffio beS ©atcrS Siebe um fte bangte. 

Unb ic§ laS nictyt weiter in bem üftärcfyen. 

3Keine Äletite auf bie Stirne Füffenb, 

Dachte id) — jwar ni<$t an §e£entücfe, 

Die oom lieben ©aterljauS mich locfte — 

Do<§ an jenen 3 öu & cr fernen ©lücfeS, 

Der mtd) früf} fc^on fremberoärtS gezogen. 

©eld) ein langer ©eg ftc$ oor mir beljnte! 

£in burd) ©albeSfdjatten ging'S, burd) 9luen, 
©lumenüberfät, bod) oljne Obbad), 

Ueber'S 2tteer unb burd^ entlegne ©ilbniß — 

©iS ein 3M idj fanb im fiebern §afen . . . 

2lber auf bem oielgewunbcnen ©fabe 
Sa§ idfS blinfen wie oon litten Steinen, 

©lanF unb ftlberglän^enb wie im 3ftärd)en, 
Seud)tenb flar wie milbe griebenSfterne. 

3nnig füFjlt’ i<§ ba: ber langgeftrecfte 

©ielgewunbne ©fab oom ©atertyaufe 

3u bem §erb, ben icfy mir felbfl errietet 

3n ber grembe, fiel), er ifi beftreuct 

9Jtit ©rinnerungen, unjerftörbar 

Unb bod) litten Scheins — gleich Äief elfieinen, 

©ie ber £anS beS üJlärc^enS fte einft fheute — 

Unb bie SRücffeljr fielet mir immer offen. 

©Sfjrenb meine Sippen meiner kleinen 
gromm erjagen oon ber eignen Äinbtyeit, 

©on ben ©Item mein, ben treuen guten, 

Streitet meine Seele f)in ju itynen 
lieber Fiefelglanjbebecfte ©fabe. 


3#ffttttte5 ?roef|. 


% 




Digitized by ^.ooQie 



178 


£n cSuöroig Änaengrußer’s £Baf)re. 

gern oon be$ OafeiitS ©türmen unb ©ettern 
gerettet ber rüftige Finger 
9IuS oom Äampf mit ben milben ©ogen — 

9hifyt geborgen im ftiücn s $ort; 

Unb toie bem ©anbrer nad) fäfjrtidjer Steife, 

©enn er bie ^$fabe ^Qt ^cimgefunben, 

©inFet jum ©illFomm grüfcenb ©etoinbe: 

5U|o an biefer lebten ©o^nftatt 

©net — breifaefjem ©tamm entfproffext — 

©id) $um Äranje ba$ grüne ©eranF. 

Um bie bleiche, entgeifterte ©tirn 
©anb beS ©cfyaufpielS trauernbe üftufe 
Sftimmerroelfenben SorbeerS 9tei€ 

I^ränenben $luge§ bem SieblingSjünger — 
ber ber ©üfjne ^enfc^eit geraffen, 

Unb in bie ©ruft lebenbigen Obern 
Stilen geflößt unb fein eigen ^erjblut 
3 ftt bie Slbem i^nen geftrömt. 

Unb bajtoifcben ein battFbareS 2$olF 
©ob ber ^eimifd^en Gicfye ©c^mudf 
©einem ftegreid)en gelben junt So^ne, 

Oer geroaftigen ffiortS — 

©ud)tigem ©dbroertfd)lag gleid) — 
gür beS ©etoiffenS greifyeit ftritt! 

9lber baS bunfelroaltenbe ©d)icFfal, 

OaS au§ ber güüe ber Äraft, 

OaS au§ ber 2Jtitte ber 33af)n 
oor ber £ö()c beS 3^3 
Unerbittlich babingernfft, 

3 *Iod;t mit emfigem ginger 

3 b m in bie Ärone ben Ooruenj io eig. 

3*. -gabanis. 


^ e t f dj o f f c n! 


®ttt finfenber ©ontte 
3 ft er gegangen, 

©ir gierten in Ornbfal 
UnS febeibenb umfangen. 

Gilt ©ru{$ nod) — ein ©eben, 
Oattit ftritt er oon binnen, 
Oeit &ampf 311 befleißen, 

OaS ©lüdf ju geioinnen. 


Oer £erbft ift geFontineit, 
©d)ott färbt ficb bie Sftanfe, 
©amt mag er toobl Fommett 
90?ein eiliger ©ebanFe! 

GS b^ ifjn oertrieben 
©ein raftlofeS ©ollen, 

©0 ift er geblieben — 
93erfd)ollen — oerfcbotlen. 

Stnboff 


Digitized by ^.ooQie 



179 


g>(eidje cSoofc. 

Durd) ber tiefen SBalbnadjt Kammern £>aft getrost ben milbften SEettern; 
Sin idj einfam fjingefdbritten, $ftid)t be§ ©turmminbg ©eierfcfymingen 

Sftüb’ bie ©onnenftrafylen glitten, konnten bid) $u ©oben ringen 

Dumpf erflang bev ©pecfyte jammern. Unb fein ©lifc bic^ nieberfd^mettern. 

Unb an felftg^roilber ©teile Unb eg bünFt miefy: gleite Soofe 

©perrte mir ein ©tamm bie ©fabe, fielen, armer ©tamm, ung ©eiben, 
3>äl) entrourjelt fcfyien er grabe, 9lufrecfyt ftanb au<§ id) im Seiben, 

Sie entfpült oon tücffcfeer 9Beüe. ©ei beg Unheils ©turmgetofe. 

©d;lanfer ©tamm, bu jugenbrotf)er, — Ungebeugten £auptg getragen 
ßronenftol) ben Sletfjer grüßen £ab' id) meinet Dafeing ©cfymere, 

2ttod)fft bu geftern, — f)eut ju güfcen £>arrenb, big eg grieben märe 
Siegft bu einfam mir, ein Dobter. SRir im §er$en, müb' oom ©plagen. 

SEar’g ber ©turmminb, bei* bid) fällte, 9?id^t bag ©cfyidffal fonnte ftegen, 

5llg ben Sergmalb er burdjbraufte? Stidfyt ber geinb, ben id> beftanben, 

SEar’g ber SEurm, ber in bir Raufte? ©ied)t^um nur roarf mich in ©anben, 

JBar’g ber ©life, ber biefy jerfpeUte? Unb id> meifj: i$ muf$ erliegen. 

SRun gema^r 1 icfy'g: tief im 2RarFe ©ei'g brum! £a§ mi(§ meiter mallen, 

gra§ bag ©iedjtfyum bir, bag fd^nöbe, ©ig bie ©tunbe ba jum ©Reiben, — 

3$m erlagft bu, ftolje, fpröbe ©leider £roft bod> bleibt ung ©eiben: 

£>od>lanbgtanne, riefenftarfe. Unbewegt finb mir gefallen! 

_ jtonrab f efmantu 


Pas cäieb. 

( 3 u einem ©ilbe.) 

Du fdjöneg, träumerifcfyeg Äittb, 6in füftgeljeimeg @d)roeigen liegt 

Sin moof’gem ©tamm gelernt, Sluf Ifyal unb SEiefenrain —, 

3d} aljne, mag bein ©lief erfinnt 3 U beinen güfjen liebenb fd^miegt 

Unb mag bein £erj erfe^nt. ©id) ein ©ergifjnidjtmein-, 

3ln ©urpurmolfen fd)on cntfdbroanb Deg Flcinen gluffeg ©Überlauf 
Deg iageg golbne ©rad)t, Jpüttt fdjon ein Sftebelflor, 

Sftod) laufet bein Sluge unoermanbt Stacfytgeifter fteigen nedifd) auf 
Dem Dämmerfdjein ber $ftad)t. Slug ©d)ilfgebüf<$ unb Sttoor. 

SRinggum tffg ftitt. Äein rauher ?aut Stod) fjarrft bu, fdjöne Träumerin, 

Die ©infamfeit belebt; 3>m feuchten SEiefengrunb? — 

(Sin tiefer griebe fjeimlid) traut 2öag bir bemegt geheim ben ©inn, 

Cb ©rag unb ©lumen fcfyroebt. ©erraten mirb’g bein üRunb!- 

gernfyer bag Slüe;@löcfd)en nur ©erfcfymiegen lächelt bir ber üftonb, 

©om Dorf fjerüberflingt, £>etlglifcern ©ufd> unb Stieb: 

Dag auf ber abenbftiflen glur $n beinen bunflen Slugen moljitt 

I Dem üJtüben §eimfe§r minft. Der £iebe 3 a uberlieb! 

_ ^oQantte* <£räger. 

* _ *! 


Digitized by ^.ooQie 




180 


, R - jj 

Peutfdjer $ei|i. 

§ier, Ido be§ rauben 3?orben3 grauer §imntel 
©o oft be3 £eben3 ^eiterfeit un§ trübt, 

£>ier bünft e3 un£ toie ein romantifd) 9flärd)en, 

28a§ oon ber litten, frönen ©ried)enmelt 
Unb i^rem freien @eifi man un£ er$ä§lte. 

Unb bod£), mag au<3) oor 3^ten man ben Deutfdfyen 
Sttit 9fed;t fdjmerfällig mofyl gefdfyolten tyaben, 

JBir roagen e3 in füttern ^ugenbmut^, 

®ortf)in $u rieten ben ©ebanfenflug 
Unb tief un§ in bic Sorbit ju oerfenfen. 

SBoljl l)at e3 ©djroeijj unb Slrbeit un3 gefoflet, 

Si3 frei oon $fegel$roang unb gormenfrant 
®ie ©dringen mir oermod^ten ju entfalten, 

©ofjl f)aben lang im Sorljof mir gedarrt, — 

®od> fyeut ift un3 ba§ £eiligtljum erfcfyloffen, 

®ruin fenbet bie ©ebanfen leid)tbefcfymingt 
3m afabemifd) frolj oereinten Greife 
Sluf freier gafyrt $urücf jum SlUertljum! 

©in Stritt — unb oor un§ liegt in ©onnen^eUe 
Unter be§ Rimmels munberbarem Slau 
3on’fdber lempel^aUen Ijeitre Spracht; 

©eib un3 gegrüßt, Slpollo unb Sirene, 

Unb fpenbet ©egen eurer 3üngerfcfyaar, 

©efommen, an ber 2Bei3ljeit Quell ju fcfyöpfen; 

2Bir neigen ef)rfurd)t§ooll un§ audj oor bir, 

3*u3 in Qlpmpia, nor beffen Silbe 

©in fyefjrer, ^eil’ger ©<§auer un§ burcfyftrömt. 

lief in ba3 £eben bringt hinein ber ©lief: 

2öir feljn un§ auf ber Slgora Sltl)en3 
äflit einem 2D?al im ÄreiS beS ©ofrateS, 

©rftaunenb über ber ©ebanfen liefe, 

®ie er, ber fcfylicfyte Sttann, im Sufen trügt; 

Salb reifct ber 9&enf<fyenftrom unä mit fi<$ fort 
S?a<$ be§ £l;eater3 fyocfygebauten ©it^en —, 

Stau fpannt ftdj brüber au3 ba3 §immel3$elt. — 

Unb ma3 im ©rbent^al ber Sttenfd) erlebt 
Unb tragen mufc an gottgefanbteu Reiben, 

SBa§ ®id)tergeift in eble gönnen gog, 

®a§ mirb oor uitfenn Sluge bargefMt, 

®ie ©eele l)immclf)ocl) erfyebenb unb 

3«gteidj erfd)ütternb burd) be§ ©d^ieffatö ©mft. — 

Sorübergleitct oor beö @eifte§ Sluge 
©ebanfenfd^neU bie 3eit; 3erufalcm 
©treift unfer Slicf, — mir fleljn auf ©ofgatfja; 

Unb ma§ Sintigone fd)on au§gefprod)en: 

2Ran foU ©ott mefyr gel)or<$en als ben üftenfcfyen 
Unb feinen 9?äd)ften lieben als fid) felbjt, — 

®ieS SBort feljn mir oon fjier l)inauSgetragen 
3n alle JBelt unb alle 2Belt bejmingen. 

3a, au<$ baS Solf ber norbifd^en ©ermanen, 

IS-ö 


Digitized by ^.ooQie 



181 


DaS unbejroungen oon ber SRömcr ©olb 
3n feinen SBälbcrn ftolj unb frei gelebt, 

GS beugt ftd) oor bem Äreuje bcmutfjSooU 
Unb bulbet unter fic^ fo SRönd) als Prieftcr. 

Unb biefc roaren’S, bic ooU Gmfigfcit 
©tubiret in oergilbten pergamenten 
Unb mit ber ©rieten Ijcitrer Äunft unb SSeiSfjeit 
3ludj unfre norbifdj falte SBelt beglüeft; 

Do<$ ul3 fie unfern ©eift $u fcffcln fudjteu 
9Kit Jöorten, fd)nörfelfyaft unb mpftifc^ tief, 

Da regte fu$ ber beutfcfyc grcifjeitSfinn 
Unb ftreifte ab bie fein umoertljen Sanbcn. 

©efreit marb ©cift unb £er$, unb auferftanben 
SP reiner, ebler baS £etlenentl)um, 

Pom Gljriftengeift empfangen, unb oon bem 
®ermanifd)en in gormen frei gegoffen, 

Die roiberfpiegelitb, roaS oon jenem flammt, 

Doc§ nic^t oerlcugnen i^r ureignes SBefen. 

Unb biefer ©eifter reine Harmonie, 

Sie ift fein Draum; gefunben Ijab 1 id) fie, 

Perförpert f^au’ i(fy fie in biefem ÄreiS, 

©egeiftert für beS roaljrfjaft ©d)önen Preis, 

Pom Gfjrifientfjum getragen, unb beftrebt, 

3u leben, mie bie 3lfjnen einfl gelebt, 

grei ©eifl unb £er$ oon finftrer 3Käd)te ©ann, 

Unb jeher 3oll ein frommer beutfe^er üttamt! 

Söir 3We fpüren biefeS ©eiftcS £auc§; 

Grieben mir baS ©laS nac§ altem ©raud): 

Dag er fi(§ mastig allezeit ermeift, 

©ei eS gemeint bem eblen beutfc^cn ©eift! 

_ #ff* jUfferftttter. 


^ad) bei 

Dag ic$ oon ifjm mid) mugte roenben 
£rofc feiner tiefen Draurigfeit, 

Unb feibft nid^t Droft ilpn burfte fpenben, 
3ldfy, nie empfanb iä) grögreS 2eib. 

3111 mein Gmpfinben, all mein Seinen, 
GS galt nur iljrn, nur il)tn allein, 

Unb ad), eS floffen tyeigc Dljränen, 

©o oft \6) badjte feiner Pein. 

O $err, mic fann id) 
gür beine ?iebe, beine 
Du gabft bern Kitten 
£aft mi<§ beroa^rt oo 


jtampfe. 

Oft roar’S, als mügt' mein §erj erliegen, 
Äonnt’ länger il)n nid)t leiben fefyn, 
Dann bat um ©tärfe ic$ ^um ©iegen 
Unb ©ott erhört' mein feiges gleljn. 

Unb ^afjrc fmb baljitt gefd&rounben 
©eit jener ernften PrüfungSjeit, 

3lucb er l)at grieben roo^l gefunben, 
Denft meiner oljne ©itterfeit. 

je bir banfen 
£ulb, 

Äraft, bem fetymanfen, 
fernerer ©<$ulb. 


Digitized by ^.ooQie 





182 



Dunkle Blätter ans der Geschichte 
Italiens. Steine Orgählungcn oon Feodor 
Wehl. (£eipgig, Declam.) ©ie fchon ber 
Xitel fagt, büftre C^efd^idjten aus alten Xagen, 
realiftifch gurechtgeftußt ober fagen mir lieber: 
fimftlerijch abgerunbet. ©ir lefen fie aber 
alle mit faß athemlofen Jntereffe: Tie gingen 
un§ bagu, all biefe ungcfül)nten Ungeheuers 
lid^feiten. — Grin gar banfbarer ©tofj aber 
ftnb fie, eine jebe ber ©rgählungen baS Btotio 
gu einem mehrbänbigen (Milturs u. ©Bauers 
roman. ©ir fmb and) baburch oieUeic^t 
nerfudjt, bem banfbaren Biotioe gu 9iebe, baS 
SBerbienft bes BerfafferS aOgu hod) gu regnen. 
— ^ebenfalls aber finb fie fcfjr gefeiert er= 
gählt, oerrathen eifriges C.uetlenftubium unb 
oerbienen oiel gelefen gu merben. Xer „oes 
netianifche Haften" uitb bie „oenetianifdje 
^uftig" fmb oielleicht bie intereffanteften ber 
©cflUbmingtn. Konrad Telmann . 

Die reactionäre Tendenz der 
weltspraclilichen Bewegung. Bon 
Richard Hamei. (£ade a. 6 . 1889. 
Xaufd) fc ©rofje.) 311 marinem Xone 
roenbet fich ber Berfafier gegen ben melt= 
fpradjlidjen Unftnn, inbem er nachmeift, baß 
eine lebenSfräftige ©prache fid) nid^t fünftlid) 
herfteflen läßt unb baß roeiterhin bie oor; 
^anbenen Hunftfpradjen, bie um bie Balme 
ringen, feineSroegS geeignet ftnb, allgemeine 
Btittcl beS BerfehrS gu merben. Auf bie 
Haltung einiger belehrten in ber S3olapiif= 
frage, inSbefonbere beS Brofeffor Hircßhofj in 
£afle, faden fdjarfe ©eitenhiebe. Xie ange= 
fügten Untcrfuchungen über baS 2 Defen ber 
©prache ftnb recht banfenSrocrth. GHne plan- 
madige Anorbnung mirb oermißt. 

Rudolf Goette. 

Adam Mensch. Vornan 0011 Herr¬ 
mann Conradi. (Bering ooit ©ilß. griebrich 
9eip;ig.) (463 ©.) Süchtiges ©tüdf Arbeit, 

! idl Durch ben biefen Banb hmburchgumürgen, 
>enn oiel blauen Fimmel unb ©onnenfepein 
iebt’S babei nic^t; immer roieber bie alte 
eier! ©ie in ben jämmerlichen „Bh ra [ en "> 
bie ich f- 3 - in ben „©rengboten" gerpflücfte, 
bleibt bie £auptforberuna, bie an einen 
„Doman" gu fteUcn ift, unerfüllt. Xer „§elb", 
$err Abam Btenfd), ift nach brei Dichtungen 
thätig: er fucht ©eiber gu oerführen, bes 
hanbeft fammtliche ihm in ben ©eg fommenbe 
Snbioibueit mit einer glegelhaftigfeit, bie 
ihresgleichen fucht, meift fogar mit pöbelhafter 
(Gemeinheit, unb grübelt enblich über fich 
unb feine Batur. XiefeS feinem ©efen unb 
Xhun bis in bie geheimften ©chlupfminfel 
Dadhfpüren nennt $err (Sonrabi in feiner 


„genialen" Art: gehörige „©elbftbefchnüfjels 
ung" . . . ©aS er babet finbet, ift in AbamS 
Augen jehr oiel, in unfern Augen feljr roenig. 
Xheiluahtne unb Mitgefühl fann ben 9efern 
boch ein „£elb" nicht abgeroinnen, ber feine 
Pflichten feunt, außer gegen fich, unb ber 
feine ©pur oon $eifte$große, l^emüthStiefe, 
Gharafterftärfe hat unb befjen gafeleien über 
bie gufümtige, neue, feinem (Reifte abäquate 
©eltorbnung fein Btettfch ernfthaft nehmen 
mirb! ©er in aller ©eit foll benn fo lebs 
hafteS ^litcreffc an bem Innern biefeS 
Bteufchen nehmen, als nöthig märe, bie ©eiten 
langen, tieffinnigen Betrachtungen über bie 
chamäleonartigen ©chiHerungen beS ©ubjectS 
gu ftubiren — ein 3*hntel biefer „Befd)nüffels 
ungen" ift fchon gu oiel! . . . Xie (^arafters 
fchilbevungen fmb erbärmlich- ©eit unb 
Btenfchen fennt ber Autor im Allgemeinen 
gar nicht, nur oerbummelte ©tubenten ober 
jOirncn unb ähnliches (Belichter roeiß er gu 
fchilbern. $enug; oon poetifchem ®enuß 
fann feine Debe rein, mo bie Sanieren beS 
BöbelS unb bie ©efinnungen eines finbifchen 
©elbftanbeterS ben Blittelpunft ber „§anb= 
lung" bilben. Xie ©prache beS £erm ßons 
rabi ift alles Mögliche, nur nicht einfach unb 
natürlich- 511 jo baS ift ber ©tpl beS 
„(Genius", ber ©tnl ber 3 u f un f^J • • • 
grauenhafte (iopieoon ©cherr! 5Iber Xunfels 
heit, Bermorrenheit, Uebermaß fmb fchließlich 
noch eher gu ertragen, als bie taufenb Qbt* 
l'chtnadlofigfeiteu, oon benen baS Buch mimmelt. 
(Gefühle 51nberer 111 fchonen — roelcßer Un= 
finn! CFiue freche (GotteS laß er ung (©.27), 
eine gürftenbeleibigung unb Berherrlichung 
ber iocialen Deoolution flehen bicht bet 
einaitber!*) — .^err Gonrabi geichnet ftch 
mit feinem „gelben" felbß, eS ift feine 3n= 
bioibualität, bie er gur 5lnfchauung bringt, 
unb ba er ein „großer" Bertreter beS „jüngften 
Xeutfchlanb" fein rnill, giebt er bamit eine 
3eichnung biefer „©chule". XaS Bilb ber 
glücfliehen 3 u ^ un fl^ au f wdüht bie jungen 
^errett märten, ift oötlig nebelhaft unb oer* 
fchmommen. ©ie fich ©eit unb (SefeUfchaft 
im fommenben golbnen 3 e * ta ^ er barfteden 
fotlen, erfahren mir nicht — natürlich, meil 
fie eS felber nicht miffeu! ©äre eS nicht 
eines SKeufchen, ber oon ber 3 ufunft fchmärmt, 
mürbig, bie '5lufäße unb Heime einer neuen 
3eit in ber (Segenmart forgfältig aufgufuchen, 
an ihnen fein Xhun an^ufiiüpfcn unb bann 
gur ©tärfung unb Ausbreitung biefer Heime 
gu mirfen, mit allen Hräften, unermüblich, 


*) SUHe oerlautft, ift 6 onrabi 8 „?lbant ©lenfA" in* 
amiftpen (mit 2 Ö. SBaHotb« „^mon be 8 9tdbe»") 
t>on ber ftgl. ©taa«anmaltfd»aft in £eip}ig „aus 
@ittli<hleit& 0 riinben* confiBcirt. 


Digitized by t^ooQLe 








183 : 


«- 

in bcr geroiffen £ofiuung beg ©icgeg? ©o 
traten aüe großen 9Jtänner, bic eine neue 
3«it ßerauffußrten. Gg ifi ja freiließ lädier- 
ließ, jene jungen Herren gu unfern großen 
©eiftern in parallele gu bringen, aber moüten 
fie emfißaft genommen fein, fie .'müßten 
fid^ fo betätigen! 9lber nießt ein Füßneg 
Sagen, ein mäunlicßeg Kämpfen um £erauf= 
füßrung eineg neuen 3ufianbeg ifi baS 
DenFen unb Dßun biefer Bohemen", fonbern 
ein fcßmäcßlicßeg „©orbereiten auf ein probier 
matifeßeg Grtmag", ein 3öminern unb ©eufgen 
um ein fiuftgefpinnft, baS im täufeßenben 
©Fonbfcßein oor ißnen ßerflattert unb ben 
dtaeßrennenben aueß nießt beit 3'Pf c I Wne3 
dFebelgeroanbeg läßt! . . . Unb biefe ©orte 
miß bie Seit erobern?! ... „?acßßaft"! . .. 
Dag Siberlicßftc aber an £>errn 9lbam 3Renfcß= 
Gonrabi ifl fein ©roßenroaßn, jene aOeö 


Ludwig Anzengruber ifi am 10. December 
o. 3- nach furgem ÄranFeitlager oom Dob 
ereilt movben; noeß in feinen leßten 2ebeng= 
tagen mar er litterarifcß tßätig, mie aueß bag 
bie ©tirufeite unferer heutigen Kummer 
feßmüdfenbe ©ebießt geigt, meines er unö furg 
oor feinem Dobe iibcrfanbte. ©ein friißeg 
£>infcßeiben bebentet einen fcßmerglicßen ©er= 
lufi für bie beutfdje 2itteratur, insbefonbere 
aber für bie ©olFgfcßaubiißne. — 91m 29.9?o= 
oernber 1839 gu Sien alg ©oßu eineg ©ub= 
alternbeamten geboren, mußte er feine afa; 
bemifeßen ©tubien naeß bem frühzeitigen Dobe 
feineg ©atevg abbrecßeti; hierauf mürbe er 
©eßilfe in einer ©ucßßanblung, bann ©cßaus 
fpieler, unb naßm feßließließ im 3 a ß rc L809 
eine Heinere ©eamtenfteüe in ber Wiener }>o= 
ligei an, oßne jeboeß feine ©erbinbungen mit 
beuiDßeater gu löfen; erft nach bem großen 
©rfolg feineg Dramag „Der Pfarrer oou 
Äireßfclb" gab er biefe ©teüung auf. — 
9lngengruber mar unbejireitbar ber bebeutcnbfte 
©olfgtßeaterbicßter ber ©egenmart. ©r oer= 
fianb eg mie ©eilige, in bag rode ©?enfcßen= 
leben ßiiteingugreifen, feine ©tojte fünftlerifcß 
auggubeuten, feine ©erfönlicßFeitcn interefjant 
gu geftalten unb in feuriger, oft leibenfeßaft* 
lieber Seife gu bem ©ubliFum gu fpreeßen. 
©eine befannteften ©olFgfiücfe finb: „Der 
Pfarrer oonilircßfelb", „Der Jtreugeljcßreiber", 
„©inganftfeßlag", „DerdReineibbauer", „‘Dag 
oierte ©ebot", „Der ©emiffengnnirm", „Die 
Docßter beg Sucßererg", „Der lebige £of". 
Obrooßl gang unb gar im fiibbeutfcßen 23olfö= 

!»-:--- 


©Faß überfteigeube ©elbftüberfcßäßung, ja 
©elbftoergötterung, bie aug jeber 3*“« beg 
©ueßeg (priemt! ©r ßält fieß für ein „meffi* 
anifcß oeranlagteg ^nbioibuum", er „fleßt 
über 9lÜeu" unb „läpt fieß nur mit ©eioeg* 
gleichen ein", roobei er offenbar meint: „Der* 
gleichen giebt’g nicht" — beiläufig eine neue 
unb bequeme 9lrt, Duelle gu oermeiben! . .. 
Diefe unfelige ©erblenbung, bie ben ©erfaffec 
ßinbert, Oteicßtßum unb Diefe beg GßaraFterg 
unb beg ©emiitßg, ©FannigfaltigFeit unb 
©tarfe beg ©eifteg bei Zubern, ftatt nur bei 
fieß fdbft gu jeßen, ift bie Duelle aller ©er« 
irruugen beg £errn Gourabi. ©o fladfert 
fein „©eift" alg ^rrlicßtlein auf einem trüben 
©umpfe, unb in biefem mirb ber junge 
©Fenfcß feßließließ in Fiirgerer ober längerer 
3nt gu ©runbe geßen. 

Dr. Max Oberbreyer. 


leben mitrgelnb, ift er boeß in unferem 9Fon 
ben nießt minber ßeimifcß ejemorben, mag er 
oßue bie Saßrßeit unb Diefe feiner bießters 
ifeßen ^raft niemalg oermoeßt ßätte. 9tn 
litterarijeßem ©aeßlaß foll ein ©olFgflüdf 
„©raoe 2eute oon ©runb", ein fertiger 9to= 
man aug bem Siener 2eben, ferner eine 
gauftbießtuna unb eine größere 9lmaßl oon 
fprifeßen ©eoießten unb ©innfprüeßen oor« 
gefunben roorben fein. 

- * - 

Richard Leander (geb. 17. 9lugu|1 1830 
u 2eipgig), ber feiitfinnige SpriFer unb ©er= 
affer ber aninutßigen „Draumereien an fran= 

| göfifeßen Äaminen", ift plößließ am 28. Ü^o? 
oernber o. % in 3*na oerfeßieben; in feinem 
Ükcßlaß foU u. 91. aueß eine größere Slngaßl 
oon ^anbfeßriften beüctriftifeßer SerFe ge^ 
funben morben fein, bie jeboeß laut tefta* 
mentarifeßer ©eftimmung beg ©erßorbeneu 
nießt veröffentlicht merben fotlen. 

-* - 

Georg Ebers mürbe oom ©ringregenten oon 
©apern bureß ©erleißung beg ©t. TOcßaelg* 
orbeng auggegeid^net, beffen 9lbgeicßen bem 
Dicßter mittelft eineg fcßmeicßelßaften §anb* 
feßreibeng gugeßellt mürben. 

- * - 

Theodor Fontane beging am 30. December 
o. 3 . feinen fiebgigßen ©eburtgtag; aug bie= 
fern 9lnlaß oeranftaltete eine 9lngaßl feiner 
greunbe unb ©ereßrer (an ihrer ©piße grieb^ 
rieß ©pielßagen unb ©rnft Sicßert) am 4.3<* 5 



Digitized by ^.ooQie 






484 


nuar eine größere gefUtdbfcit, an welcher u. A. 
Nlinifter non Goßler, Abolf Gften3el unb tfarl 
grenzet theilnahmen. griebrich ©pielhageu 
eröffnete baSgeft mit einer tur3en©egrüßungS« 
rebe. $>ann ^ielt £arl grenjjel bie Nebe auf 
baS geftfinb, — eine Atifprache in Werfen, 
ungemein gebanfenreidf) unb formfehön. ©e« 
fonoerS ein fehr fdbarfer ©eitenhieb auf bie 
naturaliftifche, juugbentfc^c SDichterfcbule rief 
ftürmifchen, langanhaltenben Beifall h*™or. 
gontane antwortete bewegt mit wenigen 
$)anfe$worten. Aisbann fpradf) Ernft ©idjert 
auf beu EultuSminifter ooit Goßler. tiefer 
erwiberte in einer intereffanten Nebe mit einem 
£och auf bie berliner treffe. „ES ift bto 
nicht - , fo fagte er u. 2t., „ber Ort, um bie 
©chwierigfeiten auS^ubriicfen, bie ^eute noch 
äwifdjen ber ©taatSleitung unb ber mober« 
nett 2itteratur beftehen. £aß bie8 ein ©uuft 
ift, ber ber Aenberung bebiirftig uttb auch 
fähig ift, barüber werben ftcb bie Erfahrenen 
unter 3hnen nicht täufchen." 

- * - 

Ernst von Wildenbruchs neueftc8 £rama 
r $)er Generalfelbobrift" ging am 1 . Januar 
tm ßeip^iaer ©tabttheater in ©eene unb batte 
einen entfehiebenen Erfolg 311 oeqcichiten. 

-- * - 

August Förster, ber oerbienftoolte $)irec« 
tor be8 ©lirgtheaterS, ift am 22. 5 >ecember 
o. 3 . in golge eitte8 ©chlaganfaGS geftorben; 
über feinen Nachfolger ift noch feine Ent* 
fchließung gefaßt. 

- * - 

lieber bie Erftaufführung oon Friedrich 
Spielhftgens neuem irauerfpiel „AuS eiferuer 
3 eit" entnehmen wir bettt „£amb. Eorrefp." 
furj golgenoeS: „Einen fo glänjenben Er« 
folg, wie ihn ©pielbagenS brantattfdheS 3 eit= 
gemälbe oor bem bis auf beu lebten ©lafc 
beferen £aufe baoontrug, hoben mir feit 
3abren in unferem ©tabttheatcr nicht erlebt. 
Nach id>em Actfdhluß raufchenber 93 eifaU unb 
ftürmifch« Nufe nach betn ©erfafjer, ber wohl 
noanjig Ntai erfchien, um beu £anf beS 
©ublifumS entgegen 311 nehmen. ES hieße 
bie fünftlerifche ©ebentung bc 3 ©erfeS untere 

a m, wollte man bei bem Erfolge oon einem 
ruef be8 2 ocalpatrioti 8 muS fpredjen, beim 
überall in $eutfchlanb wirb ber §anblung 
ein warmes 3ntcreffe entgegengebracht werben, 
gührt fte un 3 bod^ in bie 3 eit beS greiheitS« 
FriegeS jurücf, in jene glänjcitbe Epoche beut« 
fcher Gefehlte, welche in bem ^erjen beS 
Patrioten in unoerejänglicheit 3 l, flen fort« 
lebt troß be8 Gewaltigen unb Großen, was 
bie jüngfte Generation bei ©ieberaufrichtung 
beS ^eutfehen NeidbeS unb bei ben bie ganje 
©eit mit ©ewunoerung erfiiüenben ©tegett 
ber beutf<hen ©affen erfahren hot*. 

-- * - 

$)er Aufruf, welcher 311 ©eiträgen für bie 
Errichtung eine8 Hamorling-Denkmals in 
Graz aufforbert, ift oon fiubmig A^engruber, 
Ebuarb 0. ©auernfelb, Nubolf ©aumbach, 


©. Earneri, gelip $>ahn, £an8 GraSberger, 
SNartin Greif, ©ilhelm 3°tban, Gottfrieb 
Getier, Äonrab gerbinanb Nleper, Ulbert Ntö« 
fer, Emil NitterShauS, ©. St. Nofegger, grieb« 
rieh ©djlögl, Nobert ©djweichel, griebrich 
©pielhagen, ßarl 0. $h a ler, Chrnft 0. ©Üben« 
bruch, außerbem oon Dr. Aiiauft görfter, 
SDirector beS ©iener .^ofburgtbeoterS, Dr. 
galfenftein, ©orfißenber beS Allgemeinen $eut« 
fchen ©chuloereinS in ©erlin, unb Dr. ©eit« 
lof, Obmann beS ^eittfdjen ©djnloereiitS, 
unterjeichnet. Einige ber beutfdheit ©d)rift« 
fteller, bie ben Aufruf mit ihrem Namen 
aefchmüeft hoben, äußern fich 11t ihren 3 n« 
fchnften an ben AuSfdjuß in ber wärmften 
©eife über beu 3 ,D ed beS Unternehmens. 

— - * - 

©on ©ien auS wirb folgenber Aufruf 3ur 
Grünbuttg einer Grillparzer-Gesellschaft oer« 
breitet: Am 15 . 3 onuar 1891 finbet bie 
Eenteunarfeicr ber Geburt grait3 GriGparserS 
ftatt. Ein $heil unterer ©chulb gegen ben 
größten dichter OefterreichS ift getilgt, feit ftd) 
im laufchigen Grün beS ©oUSgartenS fein 
J'enfmal erhebt. Nunmehr gilt eS eine an« 
bere, gleich bebeutfame Aufgabe 3U löfen: ber 
©flege feines GeifteS eine miirbige ©tätte 3U 
bieten. Getragen oon ber Uebeqeugung, bafc 
eS jebem ^eutfeheu ©flicht, jebem Oefterreicher 
,'per3enSfache ift, GrilIpar3erS Anbeuten 311 
ehren, treten wir h^oor; an alle greunbe 
feiner Ntufe ergeht unfer Nuf. 3 n ber GriG* 
parier«(^efellfd^aft foü ein Ntittelpunft ge« 
jehaffen werben für aöe ©eftrebungen, bie 
barauf ab^ielen, bie 3 Berfe biefeS großen Ge« 
niuS 3U oerbreiten, fte wiffenfchaftlich 31t er« 
forfchen, burch bie lebenbige Nebe, wie burch 
baS gebruefte SBort für bie ©ertiefuug ihrer 
©olfSthiimlichfeit eingutreteu, baS Anbeuten 
an ben ©tol3 unfereS 2 anbeS wach 311 holten, 
feinen Ntihm 311 mehren. GriöpaqerS Name 
fteht auf nuferer ga|ne, eS ift ber Name beS 
beften OcfterreicherS, einer ber größten oon 
AQen, bie in beutfeher ©prache fingen unb 
fagen; mögen ihr AGe folgen, bie emaebenf 
fmb ber ©erfe unfereS Richters: w Glucflich 
ber Ntenfch, ber frembe Größe fühlt nnb fie 
burch l'iebe macht 311 feiner eignen." £er 
Aufruf ift n. A. unterzeichnet oon 2 ubwig 
A^engniber (f), Eb. 0. ©auernfelb, Dr. 
Alfreb greiherr 0. ©erger, Heinrich ©ult« 
haupt, Ntoriß Earriere, Ntarie 0. Ebner« 
Efchenbach, Dr. Auguft görfter (f), GJtartin 
Greif, Dr. Eb. ^anSlicr, Ebuarb 0. £art« 
mann, Dr. Alfreb Älaar, 3 °fef 2 ewinStp, 
©. St. Nofcgger, gerbinanb 0. ©aar, Anton 
N. 0. ©chmerling, OSwalb Graf $h im / 
Dr. Ale£. 0. ©eilen, Abolf ©ilbranbt, 
Eharlotte ©öfter, Dr. Nobert 3^”0 1 ^mann 
(Obmann beS oorbereitenben EomitöS). 
Anmelbungen (unter ©eifchluß beS Gelb« 
betrageS) fmb an ben ©chriftführer Dr. 
Emil Neich (II. Ejerningaffe 7 ) ober an bie 
©udhhanblungen ©raumuGer, Gerolb, Wölber, 
^onegen, £e(|ner, Ntan3, ©eibel, ©3elinSfp 
in ©len 3U richten, ©tifter wirb, wer min« 
beftenS 3weihunbert, Ntitglieb auf 2ebenS3eit, 


Digitized by ^.ooQie 




185 


wer mittbeflenS fed^ig, orbentlicheS 2Rits 
glieb, n>er jährlich minbeftenS 3 (Bulben 
o. 9 ®. (gleich fechS 9 RarF) erlegt. Alle $Rit= 


glieber erhalten baS Jahrbuch ber ©efeUfd^aft 
unentgeltlich. 3 >ie erftc SahreSoerfammlting 
ftnbet am 15 . Januar in 2 Bien ftatt. 



BNtlMMiif«! von allgemelmer Gelting. Jede Einsendung, Ober deren ev. Verwendung Aus¬ 
kunft gewünscht wird, muss deutlich und mit nicht su blssser Tinte geschrieben sein. Fenier ist jeder 
Beitrag auf ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf 
enthalten. Briefliche Kritik ertbeilen wir nur unseren Abonnenten und zwar sind für das Antwort¬ 
schreiben und BOcksendung der Manuscripte jedesmal 60 Pf. in Briefmarken (resp. 30 Kr., 60 Cts. eto.) 
nebst adresairtera Couvert beisufOgen. Bei Einsendungen, welche an dieser Stelle Erledigung finden 
sollen, bewahre man sich dagegen Abschrift, da wir in diesem Falle Gedichte überhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann zurttcksenden, wenn der volle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’» bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns aulangen, werden ausnahmslos surOckgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Origi nalbeitr&ge acceptirt. 


S. D. in St. I —t. ©ie roünfchcn bie 
Abreffe oon 3 lfe GlauS, 23 evfafferin üoh 
„V öllig ©ploefter*, 311 erfahren; oiedeicht 
femtt einer unferer gefchäfeten Abonnenten 
biefelbe unb hat bie ®iite, fie unS mit$us 
theilen. 

A. 0 . in N—dt. 2öir haben Jhre Bücher 
jur 53efprechunjj oorgemerft. 

Anonymus tn Altona. Anonpme (^in= 
fenbungeit bleiben beFanntlich ein fiir alle 
SRale unberücffnhtigt. 

G. v. B. in A—g Nächtliche Kämpfe"; 

E. H. in B —1 Nach Jahren*; J. S. in 
D—n „Abenbaebet einer IMebenben*; A. B. 
in G—n *©pate JRofen*; A. W. in H—g 
Nein @lücf - ; S. K. in H-n „©arum?*. 

Angenommen! 

I. A. in F—t; R. K. in B—au fbieämal 
eine für unfer lölatt uitgünfUge ©toffioahO; 

F. K. I. in 0 —g (inhaltlich 311 belanglos, 
bej. ju breit); V. T. in R— g (nicht Fiat qe= 
nug burchgearbeitet); C. S. in S—g i. K.; 

G. R. in B—n (NmeS £ebett* erfcheint 
bemnäcbft); H. G. nt B—n; M. G. inO—f; 
L. G. in G—ft (Ner ©ternc Sröfiunq" in 
(Jimelnem unFlar); R. 0 . in E—n; W. A. 
in V —1 (unburchficfjtiq im AttSbrucF); W. 
G. in K—z Qu alltäglicher (^ebanFengang); 


F. K. R. in S—d (trofc mehrfacher 3 Ränael 
talentoolle Anläufe); L. K. in D—n (31t 
fpät eingetrofieu unb nicht beit gegemoärtigen 
93 erhältniffen entspreche nb); E. P. in T—n; 
S. H. in K-e; K. G. in L-g; A. v. N. 
in N—g (31t breit); H. S. in R—tz (unS 
theilioeije unoerftätiblich); F. G. in L—g 
unb Dr. H. H. in B—11 (theilS ber fcbled)teu 
Meinte, theilS beS unbebeutenbeit JtihaltS 
roegett unoeriüenbbar); Dr. R. L. itt B—n; 
R. G. in E-d- M. S. in C-tz; I. H. S. 
in 0 —e; B. C. K. in B—n (ermangelt 
innerlicher, Fraftoofler $eftaltung). 

Dankend abgelehnt. 

P. YY r . in B—n. Sftan hat ©ie einfach 
mit Unroahrheit berichtet. ©ämmtliche 
beutfehe iBuchhanbluitgen, fooiel eS beren in 
beit 5 SSclttheilen giebt, ftnb oon un§ mehr* 
fach, b. h- foioohl btirth befottbereS Gircular 
als auch btiich Att3eige in buchbänblerifdjeit 
ftadjblättern 00m Grf^eitteit beS NolFramS* 
liebes* itt itenntuifj gefegt toorben. 

Allen mehrten greunbett, bie unS 311m 
JahreSmedjjel btirch (^liicFnriiufdje erfreuten, 
fprechett toir au biefer ©teile unter herzlicher 
^riüiberung unfern mbittblichften $)anF auS. 


(6$Iufs ber Aeboction biefer Kummer: 4. 3<uuiar 1890.) 


Jnhaftfiperjeicjniß. 

fttbifttt Don Cibtsia Amtagrnbrr, Srlmntb Ädiröbrr, Ctrl Woran, 3ob*nnrf Prorlll, K. &4miöt - Uaba- 
«it, Bsbslf 6rA, flssraö Crluoni, 3oban«rf firfiarr, Cito firlerbosrr unb ftlifabttb ßflwlis*. — Der rsfflhfce 
Pars aß. ©on Äbsrlri ÜUdtrrli. — Civbilb. (frtn $elbcngebid)t Don ftnftoo Hoftropp. (^rortfefcung.) — fllfbtr- 
fßaa. — l’ittrrator a«b fanfl. — firleffdjsltrr. 

^adjbruit nur unter genauer $neffeuauga0e geduftet. 


9 eßettuitgeu ftttb 311 richten an bie Expedition (Paal Helnze’e Verlag), $iufeubtingeii 
on bie Redactlon des „Deutschen DichterhelnT in Dresden-Striesen. 31t Gontmiffton: 
Trüb’sche Buchhandlung (A. ©chmittner) in Zürich unb L Steiger 4 Cie. in New-York. 


Digitized by ^.ooQie 







186 


ar 


mm 


Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben: 

Geschichte der deutschen Litteratur 

von Goethe’s Tode bis zur Gegenwart. 

(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.) 

Von Paul Heinze und Rudolf Goette. 

Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszügen von H. von Kleist, 
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, Th. Storni, R. Ha- 
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch. 

Preis: brosoh. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf. 

Weitere Stimmen der Presse: 

Sehorerhi Familieablatt: In reiner und freier Form, mit gerechtem Urtheil 
und grossem Verständniss ftlr die verschiedenartigsten litterarischeu Bestrebungen, vor 
allem mit Erwähnung der neuesten Dichternamen, so bietet diesor elegante Band eiue will¬ 
kommene Uebersicht über die Entwicklung des literarischen Lebens der letzten fünfzig Jahre. 

Universum: Eine Geschichte der neucsteu Litteratur, die auch die Erzeugnisse der 
letzten Jahre und die Werke der jüngsten Autoren berücksichtigen will, ist um so schwieriger 
zu schreiben, als dieselbe ihreu Stoff nicht im gauzeu Umfang als ein historisch Gewordenes be¬ 
trachten kann, sondern vielfach in die Kämpfe und Fragen des Tages eintreten muss. Es gebürt 
zur gebührenden Würdigung von Individualitäten, die zum Theil noch im Werden begriffen 
sind, ein besonders feiner Tact. Dieser littera rische Tact ist nun den Verfassern 
des vorliegenden Werkes eigen. Wenn man sich auch nicht immer mit dem Urtheil der¬ 
selben einverstanden erklären kann, so macht doch die im Allgemeinen gesunde, vou Einseitig¬ 
keit freie Auffassung das Werk geeignet, bei dem gebildeten Laien Verständniss und Theilnahme 
für dio Schätze unseres neueren Schriftthums zu erwecken. 

Kdnlgsberger Allgemeine Zeitung: Ueberall begegnet man einem sicheren Urtheil 
und empfängt dio Ansicht, dass die Verfasser die Bücher, über welche sie reden, auch wirklich 
gelesen haben; man muss zugeben, ein tüchtiges Stück Arbeit. Nirgend wird mau einer zu 
Uebelwollen eiugegebenen Kritik begegnen, sie ist überall massvoll uud begründet. Zwar 
scheuen sich die Verfasser nicht, den Modeschriftstellern, wo es nach ihrer Ansicht von nöthen, 
zu Leibe zu gehen, sie sind dagegen auch bestrebt, bescheidenen Talenten Gerechtigkeit wider¬ 
fahren zu lassen. Auch dem sogenannten jüngsten Deutschland widmen die Verfasser sine ira 
et studio ihre Aufmerksamkeit. Wir empfehlen das Werk der Gunst unserer Leser. 

Schlesisch« Zeitung: Selten haben wir ein litteraturgeschiclitliches Buch mit solchem 
Vergnügen gelesen und mit solcher Befriedigungaus der Hand gelegt, wie das vorliegende. Die 
vou den Verfassern gelieferten Charakteristiken und Beurtheilungen der Dichter, ebeuso wie dio 
der Dichterwerke sind fast durchweg schlagend, treffend und wohl begründet; sie 
zeugen von der ästhetischen Bildung nicht minder als von dem gesunden Sinn der Verfasser. 
Am meisten zu beglückwünschen sind sie aber wegen des kühnen Muths, mit dem sie sich auch 
mit ihrem Urtheil an die durch nachbeteriacho Tradition geweihten uud von der Tagosmode 
überschätzten Grössen gewagt haben. Eiueu höchst erfreulichen Eindruck macht es auch, dass 
sie in der Eiutheilung der Dichter nicht blindlings der Schablone der üblichen Litteraturge- 
schichten gefolgt, sondern völlig selbstständig verfahren sind. Durch das Ganze weht eiu 
erfrischender Hauch und die Verfasser haben sich kein geringes Verdienst 
damit erworben, dass sie eudlich einmal in den Wust von Nameu und Titeln, 
in dem die neueste Li tteraturgeschichte fast erstickte, Licht und Ordnung 

? :ebracht haben. Das Buch sei hiermit unseren Lesern auf’s Angelogent- 
ichste empfohlen. 

Norddeutsche Allgemeine Zeitung: Das Buch kommt einem längst gefühlten Be- 
dürfniss entgegen, da es an einem derartigen Werke, das eine Uebersicht über die litterarischen 
Bewegungen unserer jüngsten Vergangenheit giebt, gefehlt hat. Dasselbe ist mit zehn wohlge¬ 
troffenen Bildnissen deutscher Dichter geschmückt und sahireiche Auszüge von, den betreffenden 
Dichter besonders kennzeichnenden Poesieen beleben die Darstellung. 

Berliner Tageblatt : Das sorgfältig gearbeitete Werk, das mit den l’orlraits der hervor¬ 
ragendsten neuen Autoren geschmückt ist, wird als ein Nachschlagebuch gar Manchem will¬ 
kommen sein. 

Brau nach welglscbe Anzeigen: Eine Leistung, die neben den besten Werken 
ähnlicher Art sich mit Ehren sehen lassen kann. Die Verfasser spenden freudig und 
vorurtheilsfrei Lob, lassen es aber'andererseits an strenger Kritik nicht fehlen. Sie sind ehrlich 
und wahr, nnd ihre Darstellung ist so gewandt und geschmackvoll, dass jeder gebildete Laie das 
Buch mit Vcrgnügeu lesen wird. Das Werk ist in der That der weitesten Verbreitung werth 
und wer die Schätze unseres neuen Schriftthums nicht geflissentlich verachtet, der wird den Ver¬ 
fassern Dank wissen und den wunderhübsch ausgestatteten, mit zehn Bildnissen und mit Namens¬ 
zeichnungen deutscher Dichter versehenen Band immer wieder gern zur Hand nehmen. Er soi 
damit als ein guter und gewissenhafter Führer auf das Wärmste empfohlen. 


Dresden - Striesen. 


Paul Heinze’s Verlag. 


<S$ef*ftebacteur unb ©tgentyümer: y«ttf 

Srutf üott fjetbbumb 2$omafe tu Stabest. — $apict bott Sielet A Sögel in Beipfig. 




Digitized by 


Google 




Drgmi für Jirfilfitinll mul ilrilifi. (Der „Deuifdirii lidilfrlinlfe’ 19. JJiijkI.) 

Herausgeber: y«uf S>t\n\t. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jf halbjährl., vorauszahlb. Man nbonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutschen bichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 00 5 Sttlck eiuer Nummer JU 1,60. 


I 






>änbtx tinb gteere flnb 
p<$wet ju nmireifen, 

<^,/tann bod) ßeln g&enf<J)enßittb 
pj^warßeit gfetd) teifen! 
y J pod) btitd) bie weite g&eft 
f ber gebanfte, 

o et 04 ftnbet, fättt 
JegfldJe piQtanie. 


«£täbte paff £au0rtgfan}, 
£8&(bet pofT 3?afmen, 
(Mrfeit im SStöt^enfiranj, 
Sfefbet ist jiafmett, 
Sffatmat itnb fbetylein, 
£djmu<ft bet $emftitbet, 
Ewigen $ft»Qfittgs $4ein 
SSI eien bie <£&nbet. 


grauen, ßefeßt unb Qafb, 
gbanbefttbe g&ounen; 
frömmer, von £8är4engofb 
^djtmmernb umfpanuen; 


Steife mit grauem ?Urt; 
?ugenb po ft ^tifdfe; 

?dfter ua<$ f ra<$t unb jtrt 
SSuttt im $emifd)e; — 

«£etrrid)es frbenfeiu! 
^rnttlefnbes £$ogen! 
glimmt’* beit ^ebattlett eilt, 
£d)uefT Ift’s bnrdjfToge*. 
peinig! podji um beit yrete, 
Pa|| et nidjte woffe, 

Pa|| iQm be$ gPeftalT* jittis 
fraumQaft perraffe. 

Jißet perfaitgt bie 33ru(t 
figuea SSeftyeu, 
paff fit bet #tbe <f,ufl 
^freubig btmQßftyeu — 
p^wiubet bie 3*eft, (a gta||, 
finjig jurn Staunte, 

3*a M <£<*§ erfdjfad 
^afjfettbem f raume. 


^ieraunmua /am. 


Digitized by ^.ooQie 




188 


R-» 


Jtarf $eroß «h 

2 lbermalg haben wir bie traurige ©flicht gu erfüllen, an biefer ©teile be§ 
£inf<heibenä eine§ unferer erlaucbteften Mitarbeiter gu gebenfen; am 14. 3amtar 
ift jfrirl (Serof im nabegu ootlenbeten 75. Slebensjabre aug einem reicbgefegneten 
©Raffen plöplicb unb unermartet burd) bcn Dob abberufen morben. 

Der Dichter, am 30. Januar 1815 gu ©aibingen in ©cbmaben geboren, 
ftubirte in Tübingen Rheologie (oon 1832—1836) unb roibmete fic^ algbann alg 
©farrgebilfe feineg ©aterg ber jeelforgerifdjen ^^ätigfeit, big er im 3atjre 1849 
alg ©rebiger in ©tuttgart angefteQt roarb; im 3ab r * 1808 ernannte ihn ber 
Äönig oon Württemberg, in gerechter Würbigung feiner ©erbieufte, jum Oben 
bofprebiger, Cberconfiftorialratb unb Prälaten unb eg mar bem Siebter oergönnt, 
ben hoben 2lnforberun<jen, melcbe fein ©eruf an ibn fteüte, big gu feinem (Gttbe 
in ungefcbroäcbter geifttger £raft geredet merben gu fönnen. Doch ben geiftlidben 
Würbenträger fcbmücfte auch ber Sorbeerfrang beg rubntgefrönten SDid^terö. Die 
„©almblätter" geroannen ibm im ©türm bie bergen beg großen beutfeben 
©olfeg unb mürben gu einem £augfcbap ebelfter 2lrt in 2lbertaufenben beutfeber 
gamilien. 

©etradjten mir nun bcn geiftigen (Gntroicflungggang beg Dicbterg, fo hoben 
mir gunäcbft ber treuen, fürforgenben unb beratbenben greunbfebaft (Guftao 
©ebroabg gu gebenfen, ber ben jungen ©oeten gu biebterifebem ©ebaffen anregte 
unb ihn in bcn febroäbifeben Dicbterfreig einfübrte; ber rege geiftige ©erfebr mit 
ben Mitgliebern beffelben HlbUmb, Mörife u. 2t.) roirfte ungemein befruebtenb 
auf baS reiche biebterifebe ialent (Gerofg, ber guerft mit ben „©almblättern" 
(1857) oor bte Oefjentlicbfcit trat; eg finb bieg Dichtungen erbaulichen Jnbaltg, 
melcbe ficb an einzelne ©ibelfielleu anfcblicpen unb biefelben nach oerfdbiebenen 
Dichtungen bin gebanflicb auggeftalten; bie Äunft beg berufenen tfangelrebnerg 
briieft biefer ©ammlung ben ©tempel priefterlicber Weibe auf unb bie einfache, 
fd)licbte unb ungefebminfte Darftelluuggmeife beroeift, mic biefe ©ange aug ber 
©eele beg Dicbterg unmittelbar emporgequollen, ©on gleichem (Reifte erfüllt finb 
bie „©fingftroien", bie ficb äußerlich oon ben „©almblatteru" nur babureb unter- 
febeiben, bap fie ihre ©tofje ber 2lpoftelgefcbidhte entnehmen, ©on nun an manbie 
ftdb bie Mufe (Gerofg mehr meltlicben ©tofjen gu, ohne baß ber Dichter jeboeb 
barüber je feinen fieberen ©tüppunft, bie ©erebrun$ beg (Gmigen unb (Göttlichen, 
aug feinem (Seficbtgfreife oerloren halte: überall flmqt ber (Grunbton gläubigen 
©ertraueng unb boffnunggfreubiger 3 uocr f' c b t &ur<h leine Dichtungen. Dieg bt- 
roeijen u. 21. feine ©ammluugen „©lunten unb ©terne", „2luf einfamen (Gängen" 
unb „Deutfcbc Ojtern." 3n lepterem ©anbe feiert ber Dichter in fcbmungooUeu 
unb berebten Weifen bie ©aterlanbgliebe, mobei er befonberg auf ben großen Or- 
eigniffeu beg beut|cb=frangöfifcben Ärie^eg fugt; unter ben (Schichten biefer ©amm= 
lung ift namentlich bag ©cblacbtenbtlb „Die Doife oon (Graoelotte" in feiner 
ergreifenben ©pracbe mit Decpt (Gemeingut beg ©olfeg aemorben. Die beiben 
lepten ©ammlungen, melcbe ber Dichter erft im höheren Lebensalter oeröiicntlicbte, 
betiteln ficb „Der fepte ©traup" unb „Unter bem 2lbcnbftern"; über beiben liegt 
eg mie ber milbe, fonniqe 2lbglang eineg flareu ©pätbcrbfttagcg unb gönn unb 
3 nbalt beefen ficb in feböner ©ollenbung. 

(Gine giiöe auggereifter (Gebauten, hoher ©ilberreiebtbum unb eine reine 
eble gorm finb bie beroorragenbften (Gigenfcbaften ber (Gerof’fcbeu Lprif: auch 
unter feinen ©aHaben, melcbe oielfacp an biejenigen Ublanbg gemahnen, ftnoet fi<h 
oieleg ©ortrefflicbe. — 

Der ebrmürbige greife Dichter felbft ift nun babingegangen: feine 
©cböpfungen aber merben im bergen beg beutfeben ©olfeg fortleben, fo lange ein 
(Semütb an mabrer unb echter ©oefie ficb erbaut utib erbebt. 



Digitized by 


Google 




189 


*- 


H 



^Ceßcr bas ^erflänöfidje in ben 
cSitteraturcn- 

3?on Dr. «Affreb 3fnebtnann. 


pcbci Dichter träumt gewtp in 
feiner Jitgenb feinen ^ileranber- 
3 ug. (*r fief)t fid) in feinen 
£ojjnungSträumen big an baS 
( ? nbe ber 3 eiten getragen; er 
hält |emc einftige ^ofition auf bem ^arnap 
für unangreifbar, ^iclc Stiicfe ^ernjteinS 
werben an preupifdheit Ü'üfteu 3 ufammenges 
Iefen; wenige nur fd)liepen einen aufbewahrten 
Ncft orgamfeheu Gebens ein. (So trägt fid) 
auch bie Ntenfchpeit mit nur wenigen tarnen 
unb oergipt bie meiften. (Goethe, Spaftfpearc, 
£omer , biefe ntäd)tigcn Schallwellen pflaiuen 
fiep im utiermeplidjeit Äther ber (Swigfeit 
fort; fic unb oielleicpt nod) feefjs Anbcre — 
fie hoben baS (Srnige 311 fagen gewupt! ltnb 
bocp, welche ftatllidje Neipe oon gacfelträgern 
beS (^eifteS non SoppofleS bis Sefftng —, 
non '^aitl gletnming welche (Sntmicfelmtg 
ber ?tjrif bis auf Vubwtg Uplaitb! Aber 
„gleich wie bie Blätter im Siitbe, fo fiub 
bie (ttefcpled)tcr — ber Did)ter", fönnte mau 
beu Sänger ber JliaS oariiren, unb non ber 
Citteratur peipt es wie nom (*otte 3 ebaotp: 
„Daufenb Japre f tl1 ^ oor £ir wie ber Sag, 
ber geftern oergangen ift, unb wie eine Nad)t= 
wache." Ser in il)r niept tanfeitb Jahre be¬ 
lieben faitn, wa§ will fein (SintagSbeftanb 
bebeuten? „Vorbei, oorbei!" ruft ber ner= 
neitieube (S ; eift, ber gewip unwiffentlich baS 
(^ute fchafft, wenn er ber ^ergeffenpeit ans 
peimgiebt, was wertp ift, $u l^runbc 311 gehen. 
(SS liegt etwas ttnjäglicp NührcnbcS in bem 
Aufwattb non Streben, ftraft unb Jugenb, 
ber eine Seit 31 t erobern nertneint unb helfen 
Sirfuug bie eines perferföniglidjnt Nulpem 
fchlageS iu’S Nteergetofe ift. 

( s ‘S giebt eben 3 wcierlci Wirten non Dichtern; 
dichter, bie neralten, weit fie Ntobebicpter 
waren, unb Didjter, bie ewig jung bleiben, 
wenn fie and) (cpon feit Jahrtaufcubcn tobt 
ftnb. Die 9Nobe wed)felt; ber Spencer oon 
geftern, ber Krümmel unb £aoclod non heute 
werben morgen in bie (*de geworfen, wäprenb 
ber Ntenfch, wie ihn bie Natur bilbete, bie 
(Soa, ber (^ottnater fein ipse frei auf bie 
Stirne feprieb, ber Ntenfcp, wie ihn 
fchuf, ewig jung bleiben! 

2eute, bie ihre Unfterblidjfeit fchon 00113 
ftcher in ber Dajdjc hotten unb beSpalb 311 
ftreben unb 31 t fdjafjen aufhörteu, würben fid) 
wuitbern, wenn fie heute als ®eift h^uuters 
fliegen — wie etttfeplicp wenig non ihnen bie 
Nebe ift. 3 pre Manien roüen wohl noch 
eine 3 c it lang mit als leerer begriff, als 
$attung§be 3 eid)nung, unb baS ift fcpon niel! 
3 pre nerflaubten golianten holt Niemanb 
mehr aus oerfd)ofletien Scprättfen 1111 b ($e= 
ftellen; unb floppt fte ein 3 <ütoergeuber auf, 
jo wunbert er fid) bap, wie einft baS, was 
jefct mit fo niel Staub bebeeft ift, fo niel 


Staub aufwirbeln fonnte! (SS giebt Uns 
fterbliche, bie gelefen werben unb in bie gerne 
wirfeit, unb Unfterbliche, bie genannt, aber 
nicht gefannt finb. 

5Nit Ausnahme weniger Sterne erfter©röpe 
fann man als C^efep aurftetlen bap ber Dichter 
je eher erlifdjt, je mehr fein Name bei Öeb* 
jetten genannt würbe. $ottfd)eb erlebte mit 
feinen (^ebiepten wohl eben fo otele Aufs 
lagen, als mancher moberne Ntobe = 2 i)rifer, 
aber er wirb heute fo wenig gelefen, wie ber 
grope ßlopftodf, gegen ben er einft fo getobt 
unb geeifert. 

Auch bie 2eier ber (Griechen hotte nicht oon 
Anbeginn elf Saiten, eS war DimotpeuS oon 
ÜNilet, ber bie fiebenfaitige ^portnin): beS 
SerpanbroS in bie elffaitige Äitpara oers 
wanbeite. Ser, ber nicht eine Sitteraturges 
fchichte fdhreibt, fept ficf) peilte noch 311 ben 
Nürnberger Nteifter fingern, 3 U £)anS Sachs, 
311 33ater C^leim, unb holt barauS, nota bene, 
(Erhebung unb Seltoergeffen, wie oielleicht 
auS 9Jtir3a'Sd)affp, ober auS $aul ^epfe’fchen 
Nooelleu? Tn dichter par excellence ift 
im Allgemeinen feiner 3 c *t oorauS; er ijl 
ein 3«itgeuoffe beS fommenben 3ohi’h un ^ ei 't g 
— im Stile OffianS: „S)ie Farben flub bie 
Söhne fpät’rer 3 e tten!" (^r anticipirt baS 
folgenbe Zeitalter; eS liegt alfo in ber Natur 
ber Sadje, bafe ihn fein Zeitalter migoerfleht 
ober gar nicht oerftept. (Sr houjt hoch über 
ber ^tlbuitgStlufe ber Ntaffcn, benn fein ^lap 
ift auf ber höchfteti §öhe ber Gilbung; bis 
biefe CMemeiugut ber Ntenge geworben, hot 
ihn längft bie cnbliche 3 f lt ^iniDeqgcrojft 
unb er wirb erft nach feinem Sobe ein Ntits 
biirger feiner Äinber unb CFnfel im 9ftenfdhen= 
gefchled)tc. S^er gro^e dichter giebt einem 
allgemeinen, unau§gefprod)enen, in ber £uft 
fdjwebenben (^ebanfen inbioibuede @eftalt; 
jeboch oerallgemeinert er jugleidh baS fub= 
jectioe, inbioibuelle (Gefühl; nur Senigen aes 
lingt unbewußt biefer fchwierige "^ro^ep; bie 
Senigen gehören bann 3 H ®eucit, bie eben 
baS (Swige 311 fagen gewupt hoben! Ntag 
auch mand^er fattfam (Srfannte unb Unbes 
rnfenc fid) als oerfannteS ©enie empfinben, 
ber echte Dichter, ber gröpte C^eift feiner >)cit 
ift immer ein wenig oerfannteS $enie. s dÄan 
wirb fid) bagegen "auf ©oethe unb Schiller 
berufen — aber hoch nicht oergeffen bürfen, 
bap Shofefpeare wohl erft feit einem 3 a h rs 
huitbert für bie Seit „Shofefpeare" ift, unb 
bap oon SdfjopenhoucrS £auptmerf 00 m 
Jahre 182b bis J843 burchfchnitttid) je 2, fage 
3 wei (^remplare oon 93rocfhauS oerfanft 
würben! Jn felbftbewupter 3 ooerficht fdhreibt 
ber „granffurter (Sremit": „Auch meine 3eit 
wirb unb mup fommen; unb je fpater, befto 

f lläitjenber! (Sinfl wirb mein 'ßublifum ein 
ehr gropeS fein, auch mein 33udh noch ® if l e 


42 


Digitized by 


Google 



190 


Auflagen erleben, roenn ich auch biefe nicht 
erlebe!" 

©ar Wtancfjcr tröffet ftch fchon im §eute 
bamit, baß er erft nach bem ‘lobe anerfannt 
roerbe. ©eine fjinterlaffenen ©Triften, auf 
bie er bie luftiqften 1?uftfc^löffer gebaut, ftnb 
ber Briifftein für bie (Jäheit feines Xid^tcr- 
golbeS. Erregen fie eine ©ellenberoegung, 
mie ber in’S ©affer geroorfene ©chieferftein, 
ber, mehrmals aitfhüptenb, Flcine concentrifche 
Greife erzeugt, um bann auf emig untergu- 
ftnfen, nun, fo ift baS jehon etroaS — aber 
er roar feiner non Tenen, bie baS Einige 511 
fagen mitten! Er mag fid) nad) feinem nun 
»öUigen lobe bamit tröften, baf; ihn oietleicht 
einmal ein SütterarhiftoriFerentbecft, galoanifirt 
unb ihm noch einige 3ucfuitßcn ab;miugt. 
Tie ©irfung beS ©ihieferfteinS ift halb nach 
feinem Unterftnfen bahin, Corner unb Goethe 
aber ftnb Baffatroinbe, bie alljährlich ihre 
©irfung hoppelt erneuern, über baS Erben* 
runb fegen unb fid) in ^etlfameit Bertur 5 
bationen luftreinigeub fnnbgeben. 

©ie Wenige aber fiitb auSerroählt unb mie 
Spiele glauben fid) berufen, ^ebe neue 3 C ^ 
mit ihren neuen Bebiirfniffen fegt unbarm* 
herzig ganze Bücher^Bpramiben hinroeg unb 
bebeeft fie mit bem ©üfienfanbe ber Ber* 
gefjenheit. Unbarmherzig blieft baS JauuS* 
gefidjt ber 3*it nad) bem 'illten, unbarmherzig 
fdjaut es in bie 3 ufunft, unb mic müßte baS 
l*ebächtniß beS breißigften 3 a hrhunbertS be= 
fchaffen fein, ba fortgefirebt unb foitgebid^tet 
merben muß bis zum leinen Wtenfchen MaftafiuS 
EHiinS, mie bis zum heutigen läge! 

Ter ©iift ber oerroeltten Ginnte ift auf- 
ßcjogcu uou bem Mgeift ber Wtenfchheit, unb 
tnfofern geht fein EVbanfe. fein feelifcljcr 
3ug oerloren; er lebt fort in einer Wfetamor* 
phofe, einer < 3 )feteinpft|d)ofc; aber an bem 
Warnen beS Einzelnen ruft ein 3 a h l huubert 
bem anbertt zu: /Vorbei! Vorbei!" 

©ir fchen ab uou ber friegciifd>en Teubenz 
beS ^citalterö (ber gürften oielmehr!) unb 
non oem Einfluß ber Waturroiffenfchaftcn auf 
unfer fchnelllebigeS E'efd)led)t. Mer mer 
oerfeuft fich h eutc nod) liebenb bis in ben 
£alS in bie 3 aubevfecn, babet fid; im tnonb- 
beglänzten 3 auberlid)t ber Womautif? Tie 
englifdje ©eefd)ule — mer lieft in Euglanb 
heut noch aufmerfjam ©orbSmortb, ©outhep, 
jo uiel ihre Wanten and) genannt merben 
unb gefatmt (ein mögen? 

Unb nicht Bilberftürmer unb CMößenzer* 
triinimerer ftnb mir —, aber gemährt Bproit, 
00m Warnte mieber gelefett, nod) benielben 
Hochgenuß, ben er betn ^ünglin^ zu bieten 
nermochte? Unb mie eö bem reiten Wfamte 
mit feiner 3 ugenb*Erinnerung ( feiner früheren 
i'eftüre geht, jo mirb eS mit beit Viebliugeit 
non heute ben fommenbcnWtenjchengefdjlechtern 
gehen. War Wenige behalten emig baS ©ort, 
bem EroigFcit zu uerleihcn fie oerftaubeu 
haben! Unb, 0 Blasphemie, bie mir nur 
ZÖgerub nieberzufchreibett magen, auch 
Manchen unter biefett Einigen thttt Ekroohn* 


beit, altes §erfommen, Wachbeterei unb 
Trabition fein kleines! 

WeueS miU bie ©eit, emig WeueS jroifchen 
ihren unerfättlichen Wafchinenräbern zer¬ 
malmen; aber baS Weuefte »ergeht, unb baS 
Me, baS Befte beS eilten bleibt unfterblich 
befteheit! ©ir begegnen in ben £itteraturen 
aitfftrebenber Eutroiaelung roohl juerft bem 
(Gefühl, bann bem Eebanfen in bem 3uftaube 
relatioer gormlofigfeit; halb mirb bie Btoral 
als ber 3u>ecf ber ftunft gepriefen, halb foU 
bie ?iebe jur^unftalS folche bie unmoralijehfien 
©toffe entfchulbigeit fönnen. 'Me 'Jkobufte 
foldher £albheitSperioben befriebigen bie Wach 5 
fommenbeit nicht mehr unb gehen einer ge* 
rechten Bergeffenheit entgegen. Entroeber 
mirb unS ©eele ohne Jbee ober tytt ohne 
©eele entgegengehalten unb in bem Äunft- 
merf, baS fflnfpruch auf Tauer erheben barf, 
mup pch gönn unb 3 bee beefen, eS muff 
einen emigett 05 ebanfeniuhalt in tabellofer 
gornt zur (Jrfcheinuug bringen unb hoch barf 
eS in feiner Boflenbuitg nicht falt (affen! 
Jöelch 1 lange Epoche im Tafeiu eines BolfeS 
ift aber bazu nöthig, bis eS in feiner ®e= 
fammtheit fo gebilbet ift, um (Mcifter heroor= 
Ztibringeu, bie alle jene Borzüge in ftd) oer= 
einigen, bie ein bauernbeS.thmftmerF bebmgeu. 
3 umeift fteht ein (Genius auf, ber 9 llIeS oor= 
megnimmt unb feine 3^jt, gemiffermafzen mit 
einem Wucf, 11m ein (^emaltigeS oormärtS 
bringt. Wtan liebt eS, ber heutigen £itteratur 
ihre Weiauug z n erotifcheu ©(hilberunaen 
üorzumerfen, oergißt jeboch, baf; baS $e= 
fchlcchtSoerhältnifz oorzugSmeife ber ©toff ber 
Tichter roar, ift unb fein mirb, unb bafj lange 
oor uns fd^ou $einfe feinen ^Irbingheflo unb 
©ielaub feine poetifchen Erzählungen ge- 
fchriebeu hoben. B?oher fonunt eS aber, bag 
.^einfe’S gluthoollc E'eftaltcu oergeffen, 29 ie- 
lanbS üppige, fofette, meithlidje, tänbelnbe 
Berfoneit in ben .piutergruub getreten fmb ? 
Tie i^enfd)en haben fi<h oeränbert, bie poetifch« 
©prachform hat fid) oerebclt unb entroiefdt; 
baS überroitd)ernbe Weben- unb Beimerf, in 
bem auch 3 eQ u Baul fo groß mar, mirb auS- 
efchieben unb oor Ment auf bie Tarlegung 
eö pfpchologifchen Hergangs mehr Vernicht 
gelegt; er mirb flarer erzählt; er ift baS @e= 
mürz, baS geffefnbe ber ntobernften Tichtung. 

©hafefpeare hat ihn freilich, mie McS, 
fchon gehabt; aber barum ro.irbe er auch 001t 
Btjron, ber BieleS, aber nicht 2 lQeS hatte, fo 
fehr gehaßt. ÄleiftS WooeÜe: „Wichel Kohl= 
haaS" mirb emig ein leuchtenbeS Borbilb er- 
Zähleuber Bfijd^ologie fein; bennoch fcheiuen 
unS hier bie gäben noch nicht fo bloßgelegt, 
mie z- B. in g. ÄiirubergerS Wooelle: w Tie 
Vaft OcS ©chmeigeitS", in ber man mirflich 
bie Weruenftränge, 001t berJpanb beS jecirenben 
Anatomen freigelegt, 51t feheu glaubt, ober 
bie auSgefchnittenen E'chimfafern, an beiten 
baS Teufen hcnimflettert, ober bie bfoßge* 
legten Wippen uub gaferu eines oielorr- 
Zmeigten TvaubenblattffelettS. 

ES ift Jebermann befaunt, roelcheS 5 luf- 
feheti bie erfteu @ebichte ©alter ©cottS 


SS 




Digitized by ^.ooQie 





191 


machten. „The Lay of the last Ministrel“ 
rourbe gleich beim ©rfcpeineu in 30 00*) 
©remplaren oerFauft; nach ber Verausgabe 
oon „Mannion“ roar er ber £öroe beS^ageS. 
„The Lady of the Lake“ warb jo ftarf be¬ 
gehrt, bah bamalS bie ©rträgniffe ber ^ojt* 
[teilen in ©cpottlanb auf baS doppelte 
fliegen. ©r oerbiente alSbalb 75 0UG X^aler 
jährlich. ©eine erfteu Romane, oon benen 
1822 145000 Bänbe abgefefct mürben, ntacpten 
ihn oötlig populär. 3US er ber itrönungS* 
fein* in Bonbon beiroohnte, mürbe er burcp 
eine oon fdhottifdjen ©olbatcn abgefperrte 
<Maffe gebrängt, ©obalb er oon ihnen cr= 
fannt morbett, liehen fie ipn, entgegen ftrenger 
Orbre, pajfiren unb riefen: „©ir ©alter 
©cott barf überall burd^!" ©r oerbiente 
Millionen mit feiner gcber unb als fein 
Slffocid unb Verleger Ballanttjne fadirte, be¬ 
lief fid} feine üftitfcpulb auf 117(00 Bfunb 
©terling! Tie Föitigliche BanF hellte bem 
Ticpter ihre Mittel jur Verfügung. ©r 
lernte jebe Unterftüpung oon aupeu ab unb 
begann feine ©djulben burcp feine gebcr ab= 
$utraqcn. ©in ©ebanFe, ber in Teutjcplanb 
au Bttapufinu grenzt, ober bocp mahufinnig 
madjen mühte! 

Tenuocp gehört ©alter ©cott ^eute 311 ben 
©cpriftftellern, bie 3 *her olö unbärtiger ^süng= 
ling einmal gelefen pat, ben aber faft Wie* 
ntanb (?) mel)r lieft, ©ir fucpeu heutzutage 
in ©ebidpten etroaS SlnbereS, als mii in ©cottS 
BoemS ftnben — eine Vertiefung in baS 
Bfpcpifcpe. ©ir laffen unS gerne oon ©cott 


in bie abgelegenen ©cplucpten beS Benacprat) 
ober an bie jcpattigften Ufer oon £ocp Somonb 
führen; mir roollen aber auch in baS innerfte 
(betriebe, in ben aepeimfien ©ebanfenfcplupfs 
roinfel feiner Vefben fe^en. Ter lebenbige 
Tialog, bie fcparfe ©parafteqeicpnung tu 
feinen Vomanen entfcpäbigen unS nid^t mehr 
bafitr, bah unfer Berftanb unbefriebiat bleibt, 
unfer (Gefühl nicht in hohem ©rabe erregt 
mirb. ©ir motlen eben bie ©eele unb bte 
3 bee; ohne Bereinigung beiber mirb fein 
Äunftmerf höheren Slnfpvucp machen Föntten, 
als ein ©erF ber ÜKobe ju fein. Unb baS 
©efen ber Btobe ift eben bie BergänglicpFeit. 
Vomer, ©oetpe, ©pafefpeare finb beS ©eifieS 
emige ÄleibungSftiicfe; bie ibeeHen geigem 
Matter, bie niemals aus ber Btobe Fommen 
merben! — ©ie mancher ©cpriftfteUer hotte 
BleibenbereS unb ©ertpooüereS fcpajjen 
Föttnen, menn fein erfteS Auftreten roeniger 
geräufcpootl gemefen märe! 2 lber bie ©eräufcp= 
ooHen madjen fiep ben 2 ebenben benterfbar! 
Unb oon ber ©eit heiht eS nid^t nur: „mundus 
vult deeipi“, fonbern auch: „bie ©eit mill 
bie mediocritas, bie Sftittelmähigfeit!" Ter 
lebenbe Ticpter follte baher immer bebenFen, 
bap baS, roaS bie Btitroelt roegen feiner 
ültittelmähigFeit mit greuben entgegennimmt, 
bie iftacpmelt einfach als fehlest oerroirft. 
Ter Ticpter aber, ber oietleicpt feiner 
©eneration ein gretnber bleibt, mirb mög* 
licpermeife ber ©prenbürger oieler Fommenber 
©enerationen. 


Jorgen am ^öalöfee. 

Die 9 tadpt entflieht, gen £)immel fepmebt ber Traum; 

2 luS purpurlicptumflammtem Böolfentpor 
Steigt fiegeSfrop baS TagSgeftirn empor. 

Streut SRofen in beS Siegers weiten Staunt. 

Unb Stofen blüpen auf am BBalbeSfaum, 

Unb glüpn auS roilbem Dropngepeg peroor, 

Unb Fränjen buftumroogt baS grüne SJtoor, 

Umputpet oon ber JBeUen Silberfcpaunt. 

Unb auS beS ©albfeeS tief gepeimem @runbe 
Staufcpt eS empor roie neuen SebenS Äunbe, 

Älingt fort im Vogelfang, im äBalbeSroebcn. 

3 «rpoben ftnb bie nädjfgen SpuFgeftalten, 
grop barf baS £icpt, baS gottgefanbte, malten, 

SJtit @lücF unb ®lanj baS ©rbenrunb umfeptoeben. 

Jintta 9otgi» 


Digitized by ^.ooQie 




192 


5T 




Per Saget. 


©ahft jum Salb beit 3>äger fdjreiten, 
Sehrgefchmücft unb mit bcr teilte, 
Thöricht 2Räbchen! 

Unb bu lafeft mit ©ntjüden 
3^m im 2lntlih roilbc $reube. 

£örft .im Salb ba3 ^agbborn fchallen 
Unb bic‘ Sücbfe luftig fnattcru, 
5£^örid)t Sttäbdjen! 

©iehft ba3 Silbbuhn burdj bie Dichtung 
Tobgetroffen nieberflattern. 


treibt bid) bennod) t;ci§ Segehren 
3n beö SalbeS nächtig ©rauen? 
Thöricht 3Jtäbd)en! 

33Jo be§ -Sägern glübnbe 2lugen 
3aubevmäd)tig nad) bir flauen? 

Senn im .fSerbft bie bürren Blätter 
Taumelnb s j>fab unb ©teig oerroeheit, 
Tl)öricht DJtäbcben! 

©eh id) bid) in unheilbarem, 

Silbern ©chnfuchtöfchmerj vergehen! — 

_ 3tt<$ftrb Nulter. 


<£ i n § r a ß. 


2luf bem {Jrieb^of ragt ein Sreu$, 
©d)lid)t unb prunflo3, h a *& verwittert; 
Ob ber eingefunfnen ©ruft 
Sirre3 ©ra3 im Sinbe jittert. 

Seine #anb ber Üiebe pflegt 
SDiefe roüfte ©rabeSftätte. 

Son ber Seit oergefjen fcheint, 

Ter h^r fdjläft in ftillem Sette. 

9?ur alljährlich in ber 3 e ür 
SDa bie Sftofen ftcb)n in Slüthe, 

Seiht hier ber ©rinnrung 3°ß 
heimlich noch ein treu ©emüthe: 

Oft am borgen h^b' id) bann 
©inen frifchen ©trauft gefunben, 

Unb mit einem buffgen Sranj 
Sar ba§ morfche Sreuj umrounben. 

Sarum finb’3 bie 9fa)fen roohl, 

SDie man bringt als einige ©penbe? 
Unb nicht anbren Slumenfchmucf, 
Senn bie $Rofen$eit ju ©ube? 


Ob oor allen Slumcn fte 
Tiefen Tobten einft erfreuten? 

Ob fie ein geheimes Sanb 
3meier £er$en roohl bebeuten? 

Sar eS roohl jur 9tofen$eit, 

2llS bie üicbe fie burchglül)te? 

Sar eS rooljl jur 9tofen$eit, 

21 iS il;r junges ©liicf oerblühte? 

3üngft, als leiö bie Tämmerung 
3lh rc ^(hatten nieberfenfte, 

©al) ich, wie ein fchüd)tern Seib 
©einen ©chritt jum ©rabc lenfte. 

©ine jarte granngeftalt, 

Sleid) unb roelf! Ter 2lugeit blaue, 
©rofce ©terne fpähteu rings, 

Ob i(;r Tl)un auc h 9tiemanb fchaue. 

Tann am £ügel fanf fie hin, 

£ielt beS Sreu^eS ©tainm umfd)lnngen, 

Unb ein leifcs Seinen ift 

2Iit mein laufchenb Ohr gebruugen. 


©inen frifchen Sftofenftraufc 
Trug bas ©rab, als fie gerieben. — 
©ü£er 2iachtigaQenfang 
Tönte burch ben 2lbenbfriebcn. 


frnft von £d)önßerg. 


Ö- 




Digitized by 


Google 





193 • 


f u f ft a n. 


ߧ fielet in glammen 
Der geuergott: 

„©ie lange noch X(;ränen? 
©ie lange noch Spott? 

O Slphrobite, 
ßntfticgen bem Staunt 
Der 9tteerc3wellen — 

Du lieblicher Draum! 

Dein ©lief hat ©offen 
Unb Pfeile bein ©ort? 
Dein £er$ h a * Slügel 
Unb fdjnnngt ftch fort? 

Du liebft nicht ju fifcen 
9lm §erbe be§ #errn? 

Du nimmft $um Dh rone 
Den ©anbelftern?" 


Unb wie fie entfd^ininbet, 
©ie Draume3geftalt, 
Schwingt er beit Jammer 
2)tit gortteSgewalt. 

ßr fdhwingt ben Jammer 
SDtit DonnerfchaU, 
ß3 jittern bie Reifen 
Som ffiieberhaH: 

„So fchmieb' ich ßifen, 
So fchmieb' ich ^ en ®ß& 
So fchmieb' ich *> cr ©öfter 
Urewigen Sifc. 

So fchlag ich tn Drümmer 
Da§ Urgeftcin, 

Der 3ri3 Sogen, 

Den farbigen Sdjein . . . 


Serfchwinbc, wa§ ewiger 
Dauer nicht werth! 

Die Äraft im Sufett 
©leibt unoerfehrt." 

fitgefOeri £f6re<hf. 


Pes Pieters PenRmaf. 


ßin Denfmal wollt ihr fefcen 
Dem Dieter, lieb unb werth? 

So wi§t ihr nicht $u [d^ö^ert, 
©onad) fein $er$ begehrt. 

©ernähret, Stammgenoffen, 

Unb fingt im trauten $ret$, 

©a3 feiner ©ruft entfproffen — 
Daö ift be3 Dieters ©reis. 

Sein Sieb — ©ott woll'S behüten! — 
3ft nur ein luft'ger $auch, 
©leichwie ber Duft ber ©lüthen 
Som grünen Saum unb Strauch- 


Salb flingt'S wie SiebeSwerben, 
Salb ruft'S jum frohen geft, 
Salb will ber Don erfterben 
©ie Säufeln im ©eäft. 

Salb bröhnt'S wie fiugelfaufen 
Unb ferner Ärieger Schritt 
Unb reifct im greiheitSbraufen 
Der §örer £>er$en mit. 

Unb ift fein Sieb oerftungen, 
So braucht er feinen Stein, 
Dann h°t er auSgefungen 
Unb mag oergeffen fein. 

Steintaft 


Digitized by C^.OOQLe 



194 




®u iuiüft ein Vieb, geprief'ue Sd)Sne; 
©JirFft bu nidjt fclbft meljr als C^efaug, 
9ftefyr al3 bie Harmonie ber £öne, 
Sftefjr als bei* 9M)i)tf}meii 3 au f> f rfT an 9 
9flit beinen rabenfd)iuarjen ^(ec^tcn; 
2JHt beiner ^iigc eblem Schnitt; 

9ftit beiner grö()lid)Feit, bei* echten, 

Unb beinern leidjtbefcfymingtcn Schritt? 


I 9£ie Jynlter, bie um ©lumcn fofen, 
Spielt beitteS Väd)eln$ Sonnenfdjein, 

| ®u fdjeinft ummcljt oon Sontmerrofen 
Hub aus bem geecnlanb ju fein; 

Tu jieljft ber ^ugenb muntre Greife 
3 h beine lid)terfüUte ©al)n, 

Wl\t beinern Scfyerj geminnft bu ©reife, 
Sie fcfyen ftill oergniigt bid) an! 


Selbft bem, ber meltentfrembet maltet 
Unb ftreng bem geben fid; oerfdjliefet, 
»$aft bu ben grüfylingsftraljl entfaltet, 
J)cr fdjmeidjelnb fid? in's £erj ergießt. 
So Fontm, ein Sonnenblicf, gefegnet 
3u mandrem trüben ©rbentag 
Unb bringe bem, ber bir begegnet, 

©ieb if)m, roae nid)t ba$ Vieb oennag! 


gofepfine Kretin v. Jinorr. 


§n bei vüadjt. 

(9iad? einer ©olfSmeife.) 

3e^t Fommt bie fröljlidjc Dtadjt fjeratt, 

®a fd)leid)t jum Viebdjen fo mancher 'Utann, 

Unb Dilles giebt fid) )ufrieben in bie 9^u^\ 
s Jiur mir nidjt gefyen bie klugen ju. 

©erloren fyab 1 td? bie fcfyöne 3*it, 

So nafy mar ber Viebfte, nun ift er rocit, 

3u lauge mufet 1 er uor meiner I^üre fteljn, 

,3d) liefe im 3°™ tfyu oon bannen gefyn. 

Gr l)at ju ber 2lnbern ftd) Ijingeroanbt, 

©ergebend ftreef 1 id) nach il;m bie §aub, 

©ergebend breit’ id) bie kirnte nad) ifym auS, 

Ter 2Öinb nur fdjmeift um mein ftilleS £)auS. 

GS fc^eut fidj ber Schlaf meinem Vager ju nafjn, 
Sonft mürb 1 id) bod) träumenb fein ©ilb umfaßt, 
Veere ftarr’ id) mit tfyränenlofem ©lief — 

C s Jtad)t, o bring 1 mir ben greunb jurücf! 


38a* jtafßtift. 


Digitized by 


Google 




195 


Jbünengraö. 


2lin Hünengrab im Sudjenfjain, 

Um beu bic ©Sogen branben, — 

©Sie oft in buntlen träumerein 
Hab’ id) allfyier geftanben! 

Sumpf raunt be$ SIReereS ©Sogenfc^lag 
©on feiten, längft uerflungen, 

Sa er, bei* l)ier im ©treit erlag, 
Sereinft fein ©cfyroert gefdjtimngeit. 

Unb s IRaitn um SRann, unb ©c^aar 
um ©djaar 
©ntfteigt ben bunflen ©lüften, 

Ser feinte 2lblerflügclpaar 
' Ofaufcfyt ficgfyaft in ben Jüften. 

Sie (Srbe bräunt uon fftoffeSfyuf, 
©djroerter unb ©ere jifd;en, — 

„Hilf ©Soban" borniert ber ©cfyladjtenruf 
Unb ^örner gellen bajmifd^en! 

©tafyl prallt au ©tafyl mit hartem Älang, 
Saß fyell bie gunfen fliegen! 

Sa$ ift ein graufiger ©Saffengang 
Unb taufenb s Jtecfen erliegen! • 

©ie ftttfen fyiu im Reißen tob 
2öie ©d)nee oor’m H ÖU£ § beS iDFärjen, 
9iingS färbt ber ^aibe ©runb fid? rot§ 
©om ©lut ber £>elben§er$cn. 

Sod) mäklig flirbt beS ftampfeS ©raun, 
groftbraun oom 9lebel uinfponnen; 

©tid führen liebliche ©djladjtiungfrauit 
Sie gelben $u ©SattjallS ©rönnen. 


Unb nun ber tag jur 9Rüfte geljt 
3m ©teruenglaft, im bleichen, 

Sa raunt ber ©Salb fein s J2ac§tgebet 
Ueber unzähligen £eid)en. — 

Ser träum zerrinnt. — Ser ©Salb nur 
raufet 

©ruft, wie oor taufenb fahren, 

211$ wollt' er, roaS er einft erlaufet, 
$Rir heimlich offenbaren. 

Sie ftoljen liefen, altersgrau, 

Sie feinem ©htrm fid) beugen, 

©ahn, roaS ich nur in träumen fcfyau, 
211S großer ©orjeit 3 cu 9 en - 

Unb ber hier ruht in bunfler ©ruft, 
6r ^arrt, baS ©dhroert zur ©eite, 

©iS ^eimbals fetymetternb Hont ihn ruft 
Bunt lebten großen ©treite. 

tarnt bricht im Soiiner ber 2lfenfchladht 
SaS ©ScttaU jach jufammen, 

©rcll züngeln burch bic tobcSnacht 
2ftu$pilirs graufigc glammen. 

(£$ ftürjt ftch über bie ©rbenmelt 
SaS 9fteer mit grimmigem §eulcn 
Unb frachenb birft baS Himmelszelt 
Unter 2l$garbS ttmnfenben ©äulen. — 

Soch einmal roeicht bem 9ftorgenlidht 
Ser ©ötterbämmrung ©rauen, 

Sann toirb SllloaterS 2lngefic^t 
©ein ©iegeSljclb crfc^auen. 


Oft laufet er, roenn ber ©ranbung ©djlag 
Sie ©türme ftranbroärtS fegen, 

Sann träumt er roicbcr ftiU bem tag 
©on 9tagnaröf entgegen. 

y«iif <$eitt)e. 


'5fe|) r imismus uni) Optimismus. 


3<h fü^r an trüben tagen 

©in arges Unbehagen 

Unb möchte grimmig freiten 

Sie (Sri)* als bie fd^ied^tefle ber ©Selten. 


So<h fc^eint bie ©ottne roieber 
©om blauen Himmel nieber, 

ÜKein" ich, eS müßte 2lllen 

Sie @rbe als bie befic ©Seit gefallen. 


$uttns £tuxm. 


Digitized by ^.ooQie 



196 


'panberfieb. 


©etrunfen fjab 1 idj unb gefd)er$t 
Unb Ijab' ein fdjöneS Äinb gel)er$t, 
9fun trolP idj mid? non bannen. 

2Bie fjerrlidt) roeitet fid) bie Sßclt! 
2Bie fyerrlid) blaut baö £>imntel3$elt! 
§arjbuft entftrömt ben Samten. 

©in 9tö3d)en ftecft an meinem §ut, 
Sa3 fc^enfte mir ein Junget Slut 
3lnt 9Birtf)3l)au3 bei ben üinben. 


Unb jieljt itjr aud) Sanb au§, Sanb ein, 
©in fcfyönree Äinb, ein beffrer 2Bein 
3ft nid)t fo leicht ju fmben. 

Styr Sögelein ftimmt alle ein, 

Sem aüerfcfyönften Ü^ägbeleiit 
Sing icty ein £ieb $u Gfjren. 
9ttaiglödfd)en it>r, im JßalbeSgrunb, 
9hm läutet fyetl, mein froher üftunb 
33irb eud) bie Sßeifen lehren. 

_ 3?. jtu<$fer* 


'jPenbftanbdjen. 


©in Sag ift fyingegangen, 

©eit id) bidj nicfyt gefeljn, 

Unb mod)t’ mit gellem prangen 
Sie ©onn’ am ^immel ftcfjn, 
$6) lebte fyeut oergebenS, 

O ©onne meinet $?eben$: 

©in Sag ift Ijingegangen, 

©eit id) bidj nidjt gefefjn. 


9Jtein ©eufjen miß nic^t enben 
9?ad) bir in füger s 4?ein, 

©o roie bie ©turnen incnben 
©icb nad) ber ©onne ©djein. 
© liebfte mir ber grauen, 

Sein 2lntli^ lafc mic^ flauen! 
9ftein ©eufjen miß nid)t enben 
9kcfy bir in füfjer $ein. 


2ld), beineS 2luge3 Stimmer 
9)tac§t mir jum Sag bie 9tacfyt, 

Cb Sunfelfyeit auch immer 
©ebedt ber ©rbe ^rac^t, — 

Unb greube feieret reicher. 

C Sraute, blidP fyernieber! 

Senn beine§ 2tuge§ ©dummer 
ÜJtac^t mir §um Sag bie 9iac§t. 

SSifQefm Jbef. 


'pofgafaljrt. 


Se§ ©trome$ glutljen fcfyaufeln 
Sen Sßanbrer unb fein ©efcfyid, 
Unb frembe ©ilber gaufein 
©or bem erftaunten ©lief: 

Surdj bunfle Ufer jiefyet 
Ser ftolje Sftiefenftrom 
Unb fternburdfyfunfelt glühet 
Se3 OftenS §immel§bom. . . 


2ßa§ birgt für mid) bie gerne: 
©lüd ober frühes ©rab? 

3;l)r litten, golbnen ©terne, 
Strahlt 2lntreort mir fjerab! 

glanzt fo freunblid) Ijeßc 
$n ftiHer £mnmelöru§, 

Unb mi(fy — mid) trägt bie 2Beße 
Ser bunflen $ufunft ju. . . 

£arf Jittern* 


Digitized by ^.ooQie 



197 


jbeßefo 

3fn einem Schroarjmalbftäbtlein fpat 
3ft ÜRctfter .f>ebel eingefehrt, 

2llö Siebter unb als Äirchenrath 
©out Sanb ber §eimnt I;ci§ oerchrt. 

Gin gener roirb noch gefthürt, 

Sen girft umbrauft ber ©Hnterminb; 
Sein ©aftfreunb ifyn jum Säger fül^rt: 
Su lieber Meifter, febtummre linb! 

Sod) trofc be§ b°^ en SSunfdjeS miß 
Äein Schlummer heut ft<h [teilen ein; 
Mit roeigent Strahle fd)lcid)ct ftill 
Surcb'ö genfter ftch ber Monbenfchcin. 

Cb er oom 2Beg in 1 ^ Cberlanb 
^m Sanbpoftroagen noch fo matt, 

Äein Mohnforn au3 bes Schlafet £anb 
gällt füg auf £ebel3 Sagerfiatt. 

Senn Sorgen haben mancherlei 
2lm £>er$en jehrenb ihm genagt, 

©on Mitternacht jum £mhnenfchrei 
£>arrt er mit Seufzen, bis e3 tagt. 

Mit fehlerem Schlaggcroicht bie Uhr 
3m bunfetn Äaften bröhnenb tieft, 

Sonft ift c3 ftill; ein Mäuschen nur 
3m äBanbgetäfel fnufpernb pieft. 


liod 

Soch ad), nodh lang iß nicht oorbei 
Sie 9tad)t mit ihrem bangen Schritt, 
©om Äivchenthurme fd>Iägt eö: 3roei!; 
Se3 Si<htcr3 Sippe jählt e§ mit. 

Sic ©affen braugen finb oerfchneit, 
ScrScbroarjroalb blinft imSBinterbuft —, 
Sa horch, burch tiefe Ginfamfeit 
Sc3 2Bäd)ter3 £>orn mit Schmettern ruft. 

Ser manbelt mit Satem 1 unb Speer 
9lm £au§ oorbei, bie Strag 1 entlang, 
3nm Ohr beä Schlummerlofen h c * 
Surch Dtacht unb Stille tönt ber Sang: 

„Unb roeni fcho 1 mieber, eh*3 no tagt, 
Sie fchmeri Sorg 1 am §erje nagt, 

Su arme Sropf, bi Schlaf ifch K 
©ott forgt! e3 mär 1 nit nöthig gfi." 

Ser Sinter taufest unb laufet unb meint, 
Sinft in bie Äiffen fanft unb ruht 
Sorglos, roie einft er’3 felbft gemeint, 
3n eignen Siebes frommer Jput. 

Sem Gingefchlafnen fchimmernb feucht 
Sie Sh r ön’ noch 00n ^ cr Jßimper hängt, 
Mit ftilloerflärenbem ©eleucht 
Sein §aupt ber Monbenfh*ahl umfängt. 

_ «Äeiuridj ^ierorbt. 


§ i f t. 

3m luft'gen Slbenbfreife fällt mein ©lief 
5(uf bunte ©turnen, bie bie ©ruft mir gieren, 

Unb plötzlich mirb eS mir berougt — bie halben, 

Sie farbenbuftig mir am ©ufen btühn, 

©iftblumen finb cS — töbtlich ift iljr Saft. 

Sen fchtanFen gingerhut pflüeft 1 ich mir früh, 

Unb ba bu Mittags oon ben 3Biefen famft, 

Srad;teft bu läd^etnb mir bie §erbftjeittofen, 

Sie erften — bie beS Sommers Scheiben füuben. 

So haucht unb lebt an meinem £er$eit nun 
Gin farbcnteuchtenb, nmnberholbeS ©ift — 

3Bie tief im £>er$en felber meine Siebe — 

©etäubenb unb bethörenb — füg unb töbtlich! 

_ genuine »#n S^ren^e*. 


Digitized by 


Google 



198 


sßeitn Äröeitefämpdjen. 


3Rctn 2lrbeit3lämp<hen, füll unb traut, 
©Sie leu^tcft bu fo mitb! 

J>a braunen brauft ber ©turnt fo laut, 
9l!i*§ genftev flirrt er toilb. 

Saug trieb'S, o ©türm, mich ofyne 9tub’ 
Umher in roilbcr £)aft; 

9c un neibeft, Sftubelofer, bu 
3)tir meine tiefe 9faft. 


‘Doch ob bu tobft in lauter 9Sutf>, 
3<h fürd^t 1 bein 3ürnen nicht; 

3<h bleib getroft unb frohgemut^ 

§ell ftra^U mein FleineS ^ic^t. 

®rum braufe, ©türm, ja braufe $u 
3n milberregter $ein! 
ffiie giebft, mein Slrbeitslämpdjen, bu 
©o ru^eooUen ©dbettt! 

_ $ ruf! 3 ?fattdL 


^oßannteßerger! 

91$ märe baS ©cblöftlein 3ohanniSbergmein! 

— gürft SJtetternicb, merft Öu<b ben Math! — 

3«b [teilte baS ^olitifiren ein, 

3cb rooUte (elber ein Äöitig fein 
3n engem, in traulichem ©taat! 

$o<b oben auf D’febenmmbuftetem ©cbloft 
t)a Raufte ich immerbar, 

lüb’ ich jum feftlid^en ^ed^enben £rofj 
®ie Dritter mir ein oom geflügelten 9toft, 

$)er dichter fröhliche ©ebaar! 

SDer Heller, baS märe mein JfronungSfaal 
Unb Saubgeroinbe bie JFron’, 

TOein ©cepter, baS märe ber ooHe ^ßofal, 

©o fäfc’ ich &etm trauten Saternenftrahl 
9luf mooftgem Jäfclein als Xhron. 

3cb litt’ nicht Parteiung, td) litte nicht £aft! 

— ©or ©accbuS finb mir ja gleich —. 

3cb labte mein ©ölflein mit herrlichem 9ta§, 

3ch machte fte alle mit ©olb aus bem Saft 
©Sie Könige glücflich unb reich! 

Unb menn nun ein gäftlein gelceret mär’, 

©leicb müftte ein neues ^eran! 

$)ann fünbeten ©oller oom ©erge her 
3n’S 9theinthal hinunter bie fröhliche ©tär: 

£eut ftechen mir mieber eins an! 

$5er biefeS Sieblein gefungen hat, 

$)er hat meber ©djloffer noch ©elb, 

©ein 9tame fleht nicht im EbelSblatt, 

3hn fennt nicht bie luftige ©mnauftabt, 

Irofcbem fchaut er froh in 2öelt! 

SDodf) höret er reben oom fürftlicben £>errn 
$)eS freunblichen ©cblöftleinS am fttbein, 

$>aitn fpricht er: 34 QÖnne bie ©h ren ih m gern, 

$)en Dteichthum, ben $)egen, baS ©anb mit bem ©tern, 

2Bär’ nur ber Johannisberg mein! 

3 uf. 3 *. <£aar$au 5 . 


Digitized by ^.ooQie 




199 


Q-* 



Märzveilclien. AfeueCGcbidjteoon Ernst 
Roeder. (DreSben, 1889, ©. ^ierfon’S Bcrl.) 
Der ‘Xitel beS BncheS erfcheint auf beu erfteu 
Blicf hödjfl beleihen, giebt fid) aber bcm, mel* 
d)er beb ni i* b*m 3n^altc oertraut macht, als 
eine gewaltige ©elbftüberfchägung fmib. Diefe 
fog. AJlärzoeilchen erfreuen meber burch ihre 
garbe, noch ftrömen fic ©oblgeriid) auS. Oer 
Berfaffer mürbe feine Aleimmerfe weit treffeuber 
als „©Ibroaffer" bezeichnet hoben, beim bie 
in Berje gebrachten ©äpe mälzen ficb mit 
trüber (Gleid)förmigfeit bal)in. dennoch habe 
ich baS Buch mit ^o^er Befriebigung auS 
ber £anb gelegt, eS hat in gemifjer ^>infid>t 
feinen ©erth, unb man fann in ©ruft flloeberben 
„©afferbidjter non (GotteS (Knaben" begrüßen, 
©ie üch ber Alaturforfcher über ein recht 
fennjeichnenb herauSgebilbeteS ©jemplar einer 
(Gattung freut, fo erquiefte ich mich an ber 
„bicbterifchen" Berförperung beS Innenlebens 
non ©rnft flloeber; ich fiitbe in feinen (Gepichten 
ein rounberootteS flJfufter ber (GegeuftanbS* 
lofigfeit in ben (Gebilben unfereS DilettantiS* 

! mtiS. ©S ift fo fchon, baß in biefeit Btärz* 

I neilchen fein frentber Beftanbtl)eil ben 

I ©inbrutf ber BlaubliimleiuoerSmacherei be¬ 

einträchtigt! llitfer Jüngling Driftest eS ja 

n leiblich, bie ©Örter m Bcrfe unb flteime 
ringen, er ftrebt nie ben ©olfen $u nub 
nerfällt baljer audj nicht gerabc in ©chmulft, 
aber eS ragt aud) fein (GcbanFe irgenbmie über 
ben (GcfichtSFreiS einer empfinbiamen Köchin 
I hinaus. 3113 beu tiefften (Grunbgehalt oon 

<5rnft flloeberS „^ßoefie* fönnte man ben be- 
I fannten BerS: 

! Die Blumenfprache oerftehüe, 

Un bat ich liebe, bat toeeßte 
1 anführen unb fo barf man mit einiger Be* 
rechtigung alle echten Dilettanten auf bie in 
; ihrer 3lrt unbeftritten foftlicße Sammlung 

hinroeifen, welche bie BerSbredjfelei ju hoher 
3luSbilbnng bringt, ©ie burd)fichtig unb 

einfach, mie finnig unb treuherzig ift nicht 
ber fo!genbe Vergleich: 

©d)nee im grühling, roittft mir fcheinen 
©ie ein rauheS, falfcheS ©ort, 

| DaS in lieberfülltem fterzen 
ginbet einen falfchen Ort. 

Unb mie befcheibeu unb herzeuSeinfältig muthet 
uttS baS (Geftäubnifi an: 

3ld), bliefe mich nicht jo forfchenb an, 

(Geh’, fi f h’ mit ben blauen 3lugen, 

3 n>ei folche3lugenfinbfchulbbaran, 
Dafj ich $ u nicht mehr (?) fann 
taugen. 

I»- 


3lber liebes ©afferbidjterlein, roout beim baS 
euphemiftifche „mehr" ? ttJlan roeiß, mie Attan* 
eher burch attzutiefeS Denfcn um ben Berftaub 
gefommeu ift; in ben ©erfeu unfereS ©rnft 
mad)t (ich nun eine gefunbe (Gegenwirfung 
gegen einen folchen Ü)Tißbrauch beS (GehintS 
gelteub. Das bufelt fo frifch unb munter in 
ben Dag hinein unb reimt, mie ihm ber 
©djnabel gemadjfen ift; ber Regelt fpielt be* 
;eid)nenber ffieijc eine bcjonberS hcroorragenbe 
Motte: 

©ic ber fliegen fällt am leid)t'ftcn, 

©lernt bie ©onn’ am fchönftcn fcheiut, 

©o menn i'ieb’ unb (Gl tief am größten, 

31 ud) baS «£>erz am leid)t’ften meint. 

Dafe ber fliegen am leichteften fällt, menn 
fllegenmolfen am £inuncl fteljeu, ift eine 
fo langmeilig*uüd)terne 0 hotfache, baff fte 
für einen cdjteit ©afferbichter nicht oorhanbeit 
Zit fein braucht. — 

Jnbcm ich biefe tfritif fchreibe, liegt eS 
mir immer mie eine Beflemniung auf ber 
©ecle, bafe ich ber flJhtfe beS £errn ©rnft 
Afoeber hoch trotz aller Bemühungen nicht 
ganz gerecht z» merben oermöchte, ©ie oicl 
leichter hoben eS einige freitubmittige Bettern 
unb Befannte beS (Gefeierten, beneu er felbft 
bie reimfünftlerijche Berförperung feiner 
©mpfinbungeu überreichen fonnte! ©ie oiel 
mehr oermodjte fein College, gerbüianb CGleidj, 
ber fritifche i'ofalprophet beS „OreSbener 
Anzeigers" für AJhifif, bie ©chönheiteu Ovuft 
AtoeberS z« oerftehen, ba er hoch mit über* 
natürlich tief briitgenbem ©djarfblid baS (Golb 
echter Boefte in ben flftärzueilchen zu entbeefen 
im ©taube mar! ©ie mürber chrmiirbige 
SJtann, ber fid) fchon burch ben (Genufj oon 
glußroaffer in eine roahre Alh^omeinbegeifters 
utig hineiufchmärmt, itnS erfi beit ©erth beS 
butiflen DraubenfaftcS tiefer Dichtung oer* 
aufchanliehen fönnen, menn ihn ber (Geift er= 
faßt! (^S märe unoerantmortlich, bem ©bien, 
ber fo leicht fchroärmt, eS oormerfen z» motten, 
menn er fich oft auf frembe (Gebiete hinüber 
magt unb ftrauchelt. ©chmerlich fann eS beu 
©erth feiner 3liiSfpriiche beeinträchtigen, bafj 
ihn ntmcilen, roenit er baS fritifche ©djmert 
j^mingt, bie ©uth beS rafenben 3lja?r erfaßt, 
mmal eS als ein mit biefer ©chroäche oer^ 
jöhnenber 3»g erfcheint, baß fich folc^e ©uth s 
anfätte guten greunben unb Befannten gegen* 
über nicht leicht einflellen. Der DreSbener 
mag fich freuen, baff er feinen biebern 

ä erbinanb (Gleich h<U, ift einmal ein 
ritifer, ber für tnenfchliche ©d)roächen ein 
hot. Rudolf Goette. 


Digitized by l^.OOQLe 


















200 


RT 


S5 


Weihefrühling, ©ebid)te oon Her¬ 
mann Stegemann. (©olmar, ©glinS= 
borfer & äßalbmeper, 1888.) Die ©amm= 
lutig ift bem ©rafen ©chad gemibmet unb 
ber 2 ?erfaffer wirb e§ baljer auch billig fin= 
ben, wenn bie Äritif an§ biefcm ©rnitbe 
einen ftrengeren Waßftab anlegt. 3 um ©lüd 
brauet aud) bie Wehrgal)l be§ ©ebotnten 
einen folgen nicht gu freuen. Ter 33erfaffer 
oerfügt über ein tüchtiges, rocnn auch nicf)t 
ausgeprägt eigenartiges Talent, bas mit ©e= 
fdjid fie* ^ ber gorm bc§ einfachen S'icbcS 
ergebt, ^ier finbct fid^ baS am beften ©e= 
lunaene, mie „De§ gahreitben ?ieb" u. 51. 
5luqj baS ©ebiet ber oaterlänbifchen mtb 3eit= 
©ebichte pflegt ©teqemann unb hier fei 
lobenb genannt: „womfahrt" unb „Der 
©tarnberger ©ee", meid) leßtereS ein cr= 
fdjüttembeS Drama anS 5*aiern§ jiingfter 
Vergangenheit bichterifd) oevFlärt. 3 U loben 
ift oorneljnilid} auch noch bie ©efd)idlichFcit 
in ber £anbhabung freier 9?ht)thmen, non 
benen „23?eltocrgffien" bem ?efer bicfer 
Blätter bereits befannt fein biivfte. 3 l, leßt 
fei jeboch barauf hingemiefen, baß ber 5?er= 
faffer bei einer neuen Auflage mehrfache 
ftiliftifche unb formelle gärten gu befeitigen 
hat; eS märe fdjabe, menn bie SÖirfuna fo 
manches guten ©cbidjtS an berartigen $er= 
ftößen fcheitern follte! 

Fritz Eberhardt. 

„Dissonanzen nnd Accorde.“ WooeHen 
oon Konrad Telmann. 2 35änbc. (Winben, 
3. ( l . ^runS’ Verlag. 1889.) — Delmann 
bietet uns hier eine reiche 5lngahl oon fftooellen 
unb fo ift unS hier oofle ©elegcnheit gegeben, 
feine bid)terifd)e Eigenart 311 crFcnneit. eU 
mann oerfügt in elfter 9ieihe über äußerliche, 
in gmeiter Weihe erft über innerliche Wittel, 
©eine ©prache, feine DarfteOung, feine gorm 
ift oon feltener $ 8 oflenbung, hingegen mangelt 
eS ihm häufig an fraftooüer (5§arafteriftiF, 
an einer in allen 3 ügen fdjarf ausgeprägten 
5lrt. 3 n bimbneH b^iht bei ihm hanptjädjlich 
bie ©timmung, bie er um feine Dichtungen 
gu breiten meiß. 3 » einem D heile biefer 
oellen aber geigt er ein in jeber §inficbt 
eigenes ©efidjt, hier oerfucht er in’S innere 
Sßefen feiner ©toffe gu bringen, fie mit 
eigenem ©eift gu tränfen. ©0 tn ber fftooetle 
„$orfo". ($r miü hier barfteflen, mie ein 
©eift in ftch felbft ftdh gerfplittert. Die erften 
5lbfd^nitte bicfer Dichtung fiitb meifterhaft, 
ftnb geroaltig in ber 29iebergabe beS 3nnen= 
iebenS unb ber 5lbel echter ^oefie ruht 
über ihnen; gum ©d&luß h* n oerflacht fi<h 
biefe fftooefle etmaS, ben SSerfaffer oerläßt ber 
tiefe unb einbringliche 2 Mid, er meiß nicht 


mehr genauen 93efd)eib über ben roeitern 
innerlichen Vorgang in feiner Hauptfigur, 
bie er unS früher fo angiehenb gu fd^ilbent 
gemufft. 5ln ©teile innerlichen Gebens giebt 
er unS äußerliches, bie DragiF fommt nicht 
mehr oon 3 nnen, ber 3 ufall führt fie herbei. 
föiidhaltsloS Famt id) bie fftooelle „5luS ber 
©chredenSgeit" loben, menn fte aud) in ge= 
banflidjer ^egiehung hinter ber erftgenannten 
ireit gurüdfteht. .£md)ft gliicFIich ift hier ber 
grauenooHe Hintergrunb ber Hnnblitng ge= 
fchilbert. Unb auch biefe roirft crfchütternb. 
Die DragiF roädjft unmittelbar au§ bem 
3 nnenleben heraus, ©in Wcifterftiid ber 
SBirflichfeitSbichtnng! ©in ungemein reig= 
unb poefieooUeS ©timmungSbilb ift „©in 
©ommertraum"; ooUquellciib oon Humor 
unb mohlgelungen in ber ©rfinbutig ift 
„39eißeS H aar "- 5lu<h bie anbern Arbeiten 
geben nicht feiten 3 eugitiß oon ber Begabung 
beS 'Dieters. Hermann Menkes. 

Drei Dramen oon Stephan Milow. 

(©tuttgart, Verlag oon 5lbolf 5?ong & (5o.) 
Da§ inidjlein enthalt brei 'Dramen: „©etilgte 
©chulb", w 3?ebrängte Hergeit", „'Die ungefähr' 
Ii<he grau". Da*S erfte ©chaufpiel birgt in 
feinem ftern eher ein tragifd;eS Wotio: D'ie 
©chulb beS Katers fönnte an feinen fftad)* 
fommen leicht eine innere tragifd^e ?öfung 
herbeiführen. Wilom hnt 5UleS harmlos ge¬ 
nommen, ber fociale 5lnftrid) beS ©tiicreS 
rcirb itim ©d)lufje hin roeggeroifcht unb an= 
ftatt ber Dhräncn giebt’S H 0 C f)geitSfuchen. 
Der ©egenfap ift 100 hl ber erfte Hebel jeber 
bramatifd)en H an blung; ber ©egenfag ber 
innem 25?elt eines Dramen-Hclben mit ber 
ihn umgebenben äußern, ber aneinanber= 
pratlenbc ©egenfaß oerfchiebcncr©igennaturen 
führt bramatijdje ^erfuiipfung unb 5luf= 
löfttng herbei. Wilom f>at eS ni^t oerftanben, 
tiefe innere ©egenfäße anjd)aulich gu machen, 
ihnen Dichterfeuer einguhauchen. ©r hnt hier 
manchen 5lufaß hiergu gemacht, ift aber barüber 
nidjt hinausgegangen. 3 hm fehlt mie jeber 
bloS Iprifch beanlagten Did)ternatur bie ge= 
roaltige, in bie ©eelen feiner giguren (ich 
binabfenFenbe Straft beS ’l'fpchologcn, beS 
WenjchenbarfteUerS. Diefe 5luSftellung trifft 
felbftoerftäublich nur bie oorliegenben Dramen, 
über bie anbern ergählenbett unb bramatifchen 
5Irbeiten WilomS, bie id; nicht fenne, Fann 
ich natürlich nid)t urtheilen. Droßbem ift 
beu hier befprocheuen Did^tungen prächtiger 
5lufbau unb rcigoofler, natürlicher Dialog 
nachgurühmen. Die beiben £uftfpiele finb 
recht hübfehe unb mirFuugSoolIe Vlnubereien, 
bie an baS 53efte biefcS ©enreS hiuanreichen. 

Hermann Menkes. 



te- 


Digitized by 


Google 


S? 


R- 



P. H. in B—n. Sir Fennen noch nie! 
feltfamere Veifpiele uttglüdlich angetrattbter 
^ 3 articipiol- 3 lppofitioncit; jo fchreibt ber Ver- 
faffer eineö Iitterarl>iftorifd;en StferFeS gelegen^ 
lid) ber l'ebenSbejchreibung cincö TichterS: 
„auf einer Beife begriffen ereilte ifjn ber 5 ob" 
unb Jriebrich G ; erftäder fchreibt in einem 
feiner jafyltofen Montane unter Anberem: 
„hiermit (nämlich mit bem Turdjbrfcben 
eines STad^eS) bejdjäftigt, neigte fid) bie Sonne 
311m Untergange." derartige Stilblüthen 
liegen fid^ noch mehlige auffiihien. 

A. G. in K—Bein, allein oidleidjt fin= 
ben Sie baS ©efuchte in bem fd)öuer, ges 
banfentiefen Gebidf)te .GieronpmuS VorttiS auf 
ber Xiteljeite biefer Kummer, toelcbeS bereits 
beim Vorträge im engeren greunbcsFreife eine 
bebeutenbe unb tiefae^enbe VMrFuttg übte. 

E. T. in F—g. Behüten Sie eS unS nicht 
übel, aber 3h rc gau3 ungerechtfertigte Vers 
gtoeifluug hat für und ettoaS SragiFontifcheS 
unb 3iuar gerabe au§ bem Ghuube, toeil mir 
uns — trofc bereits otermaliger Ablehnung 
3 hrer Gebidjte — noch recht Vraud)ba rcS 
non 3 hara oerfpredien. Viele haben anfänglid; 
in berfelben £aae ben Btuth finfeu (affen 
moden unb nicht loenigc 0011 ihnen jählen 
heute 311 unferen oieluerfprechenbften jüngeren 
Mitarbeitern. GS finb 3ioei gute alte Spriich- 
mörter: „GS ift noch Fein Bteifter 00m .Gimmel 
gefallen" unb „Born ift nicht in einem Sage 
erbaut luorbeu". Alfo rüftig oonoärtS auf 
ber eingefchlagenen Vahn! 

Dr. L. in B—m. 3 h rc Vermnthuitg ift 
richtig. Ter Füglich oerftorbenc StiftSprobft 
Tödinger ift berfdbe, welcher mit ^lateit in 
regem 33 crFeh r ftanb; bezüglich feines litterar= 
ifdjen Bachlafjes menben Sie firf> iool)l am 
heften au bie Afabemie ber VBffenfchaften in 
Miindien, beren '^räfibent Töllinger rcar. 

Dr. Ii. S. in A—ch i. V. Veoor roir einen 
rebactioiteden £intoeiS auf 3 hr Unternehmen 
bringen Fötuten, müffen mir Sie bitten, und 
ben fraglichen ^'rojpect gefädigft erft oor= 
legen 31t moden. 

0 . B. in S—n. 


Verpflichtung entgehen, bie brieflich 311 beanP 
rcortcuben Ginfenbuitgen innerhalb einer be= 
ftimmten Jvrift 3U erlebigen. 

B. I). in M—n. „Am Straube ber Borb= 
fee"; A. F. in G—a „Auf ber SBanberfchaft"; 
K. S. in B- n „Schaum"; K. L. in B—au 
„GMeichFlang"; H. P. in T—r „ 553 ahlt)er= 
loanbtjchaft"; M. T. in B—au „Stummes 
Scheiben"; E. W. in M—n „Am 9 Beer". 
Angenommen! 

J. H. L. in P- ck finhaltlid) ad3U fdjlichO; 
Dr. A. W. in D—f (ttidjt red)t oerftänblich); 
Dr. P. S. in S—t; A. U. in Ch—tz (Sie 
mad)cn fich in VerS= unb Sprad)behanblung 
bie Sache all^uleicht); St. A. in D — au 
(feuben Sie gelegentlich AubereS); N. N. in 
Pommersdorf (unle)erliche ^antenS^eichnnng, 
muß baher unberiidfid;tigt bleiben); P. S. in 
G—n (uidfach matt im AuSbrud); W. P. in 
VV—m (gärten im AuSbrud); L. K. in D—n 
(bie„Sprüche"roerbenerjdjeinen). Dankend 
abgelehnt! 

G—m. in A—t. GS ift förmlich 3um 

Stedenpferbe ber TageSpreffe geioorbeit, in 
aden Sonarteu bie unbebingte ßttoerläffigFeit 
ber beutjdjen BeichSpoft 311 feiern. So oor= 
trefflid) uttfere poftalifdien Ginrichtungen 
atibern Räubern gegenüber nun auch fein 
mögen, fo ift burep biefe ftäten Verheiz 
lid)ungen beim ^tibliFum fehr 311m 9 ?ad)t^cil 
ber GSefchäftSroclt ein mahrcr UnfehlbarFeitS- 
laube an bie beutfehe Beidjspoft h*rauSges 
ilbet worben. Tiefem Umflattbe ift eS wohl 
auch 3U3iifd)reiben, bag uttfere gefdjäptcn 
Abonnenten meift unS, nicht aber bie s |'oft 
für baS Ausbleiben einer 'Bummer glauben 
oerautirortlid; ttiad)eu 311 müffen, toä()renb 
hoch bei unS oor ber Verfettbung bie Streifs 
beinber nodjmalS genau mit unferen Giften 
oerglichcn toerbett, fo bag ein Verfehen uttferers 
feitS überhaupt oodftättbig auSgefchloffett ift. 
VMr bitten alfo, unS für bie golge nicht für 
berartige ettoa eintretenbe UnregelmägigFeiten 
bie Sd)itlb bei^umeffett, fo gern toir auch 
bereit finb, für auSgebliebene Bumment Grfafc 
311 leiften. T. G^p. 


VMr Fönneu burdjauS Feine 
(@d>Iu& ber iRebactiou biefer Aummcr: 18. 3<muar 1890.) 


^nbaftsperteiefinti 

Äebidite oott fHeront)mu* Corm, Anna Poiqt, Ktdtorb Älflller, Crnft non 3di9nbrrq, (Engrlbrrt Albreibt, 
Rtinbolb Öartfib, 3ofepbtnr irefiit von finorr, ^lar ÄalbrA, Paal örinje, 3ulins dtartn, S. Äfldjler, ÜMIbelm 3bel, 
Carl filirm, Heinrich Pirrorbt, Prratine aoa Preafdirn, Crnft piandt unb 3nl. fi. ffaarbans. — fiarl Crrok f. — 
Heber bo® öergfln^lidje ln beu Citteralnren. 58on Dr. Ätfreb iriebmann. — flfldjerfdjan. — flrieffibalter. 

^achbntdt nur unter genauer $ue!TenangaOe gestattet. 


©egedungen ftttb 3U richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlao), Gittfenbungen 

an bie Redaotion des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. 3 n Gommifgon: 
TrGb’sche Buchhandlung ( 9 t. Schmittner) in Zürich unb E. Steiger &. Cie. in New-York. 

g$-fi 


Digitized by ^.ooQie 















•202 


«t-}5 

I - ' -—--= * 


Das Volkramslied. 

Ein Sang aus unseren Tagen. 

Von Julius Grosse« 

18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark. 

Weitere Urtheile der Presse: 

Nord and Süd: Die Verse sind von virtuoser Leichtigkeit uud vielfach von geradezu 
hinreissendem Wohllaut und Schwünge. Alles in Allein: das „Volkramslied“ ist eine bedeutende 
Erscheinung auf dem Gebiete unserer epischeu Dichtung und verdient die weiteste 
Verbreitung und die Beachtung aller Gebildeten. 

Heber Land and Meer: Ein modernes Epos mu st e rgiltiger Art, modern im 
besten Sinne sowohl hinsichtlich seines Stoffes als des Standpunkte«, von welchem aus ihn der 
Dichter behandelt und der Anschauuugeu, die er darin niedergelegt hat. 

Rlitter für Utternrisehe Unterhaltung: Julius Grosse hat uns mit diesem Epos ein 
grosses vaterländisches Epos geschenkt, ein Werk seines Lebens und Seins, nicht zeitlich ver¬ 
standen, als habe er einen guten Theil sciues Lebens an die Arbeit gesetzt — deun die Idee 
stammt aus dem Jahre 1871 —, sondern in dem Sinne, dasg er den Kern der politischen, socialen 
und menschlich-psychologischen Anschauungen seines Lebeus, wie sie sich besonders seit jenem 
grossen Jahre in ihm abgeklärt haben, in dem Buche uiedergelegt hat. — Ein epoche¬ 
machendes Werk in unserer hervorragenderen Litteratur ist es schon deshalb, weil es ihr 
eine neue Form giebt. — Nirgends ist epische Breite, aber allenthalben epische 
Grosse; wohlklingender Vers, reine klare Sprache, vaterländische Gluth. 

Universum : Diese hochbedeutende Dichtung liegt nunmehr auch in Buchform und als 
ein geistiges Ganzes vor uns. Der Dichter hat sich die Aufgabe gestellt, die hauptsächlichsten 
Weltereignisse von den Jahren 1848 uud 1849 ab bis zur Errichtung des deutschen Kaiserreiches 
mit hymnenartigen, episch-lyrischen Gesängen zn begleiteu, die an Kraft und Macht des 
Ausdrucks, an überlegener Beherrschung der Sprache, an begeisterungsvollem 
Schwung des Vortrags ihres Gleichen suchen in der neueren deutschen Poesie. 

-Julius Grosse verfügt über eiuen ganz erstaunlichen Farbenreichthum seiner Schilderungen; 

seine Kraft, die mannigfaltigsten Rhythmen stimmungsvoll zu meistern, erscheint auf ihrer 
Höhe; die Wandlungsfähigkeit seiner Sprache und Einbildungskraft würde an Jean Paul er¬ 
innern, wenn sie nicht durch das Mass des Reimes und der gebundenen Rede gezügelt wäre.- 

Die poetische Auffassung, welche der Dichter unserem modernen Culturgetriebe mit all' seinen 
kühnen Erfindungen und mit all- seinen düstereu Schattenseiten abzugewinnen weiss, die Fähig¬ 
keit, deu geistigen Gehalt und Zug dieses Lebens in ein begeistertes Wort zu kleiden, rechtfertigt 
die Bezeichnung des Werkes als eiuer modernen Dichtung, welche der Leserwelt 
hiermit auf das Wärmste und Angelegentlichste empfohlen sein soll. 

KüBStwart: Es giebt nicht viele Bücher, die so reich an stofflichem, aber 
auch nicht viele, die so reich sind an echtem dichterischen Gehalt. •— Was bisher 
nur aus weuigen lyrischeu Gaben Grosse’s einem engeren Kreise von Litteraturfreunden bekaunt 
war, wird aus dem „Volkramsliede“ hoffentlich zum Bewusstsein eines viel weiteren werden: 
dass Grosse über eine sprachliche Kraft verfügt, über eine Fähigkeit, dag Wort, den Rhythmus 
und den Reim zur Charakteristik zu verwenden, die oft erstaunlich ist. Von mit künstlerischer 
Absicht scheiubar saloppem Plaudertou, der an Byrou’s Don Juan eriunert, bis zum vollen Oden- 
und Hymnenklaug wechselt die innere Melodie der Verse, wie eine Mcuschenpersönlichkeit iu 
ihren Stimmungen, und ebensowenig ihre Einheit verlierend, wie diese. All’ das machte noch 
nicht allein die echte Dichtung. Aber das: nichts wird nüchtern referirt, alles wird gestaltet, 
alles wird Gestalt.-Wir halten das „Volkramslied“ für Julius Grosse’s be¬ 

deutendstes Werk. 

Dresden-Striesen. Paul Heftnze’s Verlag. 




Üj Ein romantisch - dramatischer ft! 
jjj Operntext wird gesucht. jjj 

I! Nürnberg. K. Zimmer, l(j 
nj Paiadicsstr. 11. m 

Ift fü | 

l | 

| „Ilse Claus“ 1j 

►Sj Verfasserin von ., König Sylvester“, ! 

oder wer dieselbe kennt, wolle wj • 
§8 Adresse mittheilen snb Nr. 1000 j&< ■ 
^ an die Expedition dieses Blattes. & 



Rührige süddeutsche Verlags¬ 
buchhandlung übernimmt die 

Drucklegung und den Ver¬ 
trieb von literarischen 
Erzeugtssen aller Art 

unter günstigen Bedingungen. 
Angebote werden unter „Ver¬ 
lag 1890“ durch Rudolf 
Mosse in Stuttgart erbeten. 


K- 


<£$efs£Rebacteur uitb <5igent$ unter: Stauf <j»ein)t. 

Sntä hon gftbinanb r&omafe in Stttibau — $apttr Don ®ieler & Soge! in Bdpgig. 




Hierzu eine Beilage von Wilhelm Friedrich, Leipzig, die wir der freundlichen Beachtung 

unserer Leser empfehlen. 


Digitized by 


Google 








'rgnu fiir Didilfwinfl und Jlrilii. (Der „Deutfefien Diffiterlinffe“ 19. iJimil.) 

Herausgeber: £eiu}e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährl., yorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des * Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. Mürz beziehentlich 1. September angouommen. Einzelne Nummern k 50 5 Stück einer Nummer Jl 1,50. 


uf QoQem jtdnigsflubfe 
\ jtorarb £arfagar; 
£ur pelt* itym feine 33itQ(e 
Jm gofbnen cfoftenQaar. 


Po<$ unten vor bem £<$foffe 
3&ei einem ^inbenßaum, 

Pa $iefi ber Ertapp 9 bie Stoffe 
Stnb bieft fie ft fl im Panm. 


fr fab aus bnnftten Radien 
gSeit in bie <£anbe, weit, 
Stnb fadste tinerfdjrotfiett 
Stnb fang oolT pefigfteit. 


Per <£dnig flieg mit 3*utQen 
Pur frb* fein bfan&es £<$wert 
„f$ mag ft<$ vor mir $üten, 
35er meines 3&ei6s begeh rtl“ 


pie Stüter bangenb ftanben 
3tnb bfidtten finrnm umfer, 
per Königin entwanben 
pi<$ pewfjer tief unb ferner, 


fr fang non ^ieb* im Saaten 

Sttib Stadjflgaffenfdjfag 

Stnb wie fie Joerjen feien 
3(nb gfüiftfidj nutzen mag. 


3feobor 35ebf, 


£----& 


Digitized by ^.ooQie 




204 


Sr 



^triebridj f pteföagen als ^ufobiograpb- 


93on Dr. Jtbo(|»9 


9la$brucf oerboten. 


u ber heutgutage nur fpär* 
lit gefäten 3affl berjenigen 
Nomanftriitfteder, roeld^c eS 
mit ihrem 99erufe überaus 
ernft nehmen, bie nitt auf 
bie 3 c * t fttömung unb bie Wöbe fpecu- 
liren, fonbern ftetS bie hohen ©efege wahrer 
jhmfl unb wahrer £id)tuna oor klugen haben, 
gehört griebrid) ©pielijagen, oer gerabe 
oor einem ^atyre — am 20. gebruar 1Ö89 — 
feinen 60. ©eburtStag unter lebhaftefler ©e* 
Heiligung aller ©ebilbeten feierte, flt aber 
not immer in ber SBodfraft feines ©taffenS 
beflnbet, wie bieS fein lefcter Vornan: „©in 
neuer Jtönig $h ar ao*, auf ben it not gu 
fpreten fommen werbe, beweifl. 

3fl nun aut bie ftöpferifte ßraft biefeS 
genialen, fruchtbaren unb oornehmen ©eifteS 
noch lange nitt oerflett, fo bot er boeb ein 
3ah* nat Ablauf beS 6.£)ecenniumS feines 
SebenS eS für geboten erachtet, ficb über fein 
$)enfen unb gühlen, fein ©treben unb ©öden, 
feine Hbfltten unb erregten 3* eIe fluten* 
ftaft gu geben unb bie ©umme eines glän* 
ienben $)i<bterlebenS gu giehen. ©ewife roerben 
Daher bie autobiographiflhen Slufgeitnungen 
biefeS ©rofcmeiflerS ber Nomanbittung ad 
ben nach oielen Jaufeuben gäblenben 23er* 
ebrern beffelben umfomebr widrommen fein, 
als griebricb ©pielbagen auch b^ r flt als 
ein ÄuSerroablter unb berufener enoeift, als 
er über oiele bebeutfame 3 e iK Sehens* unb 
fünftlerifte fragen flt äußert unb unS in 
feine bi<hterifte‘©erfftatt intereffante 

SBlicfe gu werfen geftattet. 

©r hat feinen SebenSerinnerungen ben 
für ben erflen Slngenblicf etwas befrembenben 
Jitel: „ginber unb ©r Huber**) ge* 
geben, aber gerabe in biefer 23egeitnung liegt 
ber böb^ re » claffifcbe ©erth biefer Sutobio* 
arapbie. ©ie beutet bie ninftlerifdjen ©e* 
ficbtSpunfte an, weite ben 93erfaffer auch bei 
biefem93ute geleitet haben unb enthält in nuce 
baS Programm beS SebenS unb ©cbaffenS 
biefeS (Genius, melier feit mehr als 30 fahren 
ein ©erf nach bem anbern unS befd^eert, 
ohne gu erlahmen unb in feiner frohgemuten 
SlrbcitSlufl mübe gu werben. 3 n ben ©orten: 
„ginber unb ©rflnber" liegt bie 93eftätigung 
beS oom 23erfaffer burtgeführten unb be* 
grünbeten ©ageS, bafl ber dichter, nenne er 
fit einen 3bealiften ober Nealiflen, ober 
Naturalien, ober wie immer — er möge 
woüen ober nicht — ginber lln ^ 
finber, gerabe fo wie ber Wenft, er möge 
woden ober nicht, Jammer unb 2Imbo& m 
jebem 2lugeitblicfe fein müffe. Wit größter 
©ewiffenhaftigfeit unb ©achlichfeit fpricht 

*) -fttnber unb Erfinber*, Erinnerungen 
au« meinem ßeben, oon grlebrietj ©pielljagen. 
Erfter ©anb. ßeipsig, & ©taaefmann, 1890. €5. XII 
unb 404. 


Üt ber SMc^ter barüber auS, ob er im ©tanbe 
gewefen, btefe beiben gunbamental * Jhätig 5 
reiten in ber wünftenSwerthen ©leichfraft 
fpielen gu laffen. $>en jüngeren Irrfahrten 
in feiner ©erfflatt herumführenb, ergählt er 
ihm in ber ©pielhagen eigenen, anmutigen 
unb littooden ©eife oon ben anfängeriften 
Wühen unb Dothen, oon ben manchen oer* 
fehlten 93erfuten unb wie er, JamerlanS 
SJmeife gleit, immer oon feuern bie ben 
©tultern entfunfene Saft aufgegriffen unb 
bie glatte ©anb emporgeftleppt habe, bis 
er eS enblit gu ©tanbe gebracht. Nitt auf 
baS waS? fomme eS h* er an, fonbern auf 
baS wie? J)ieS ift in ben SebenSerinnerungen 
nun mit großer Weiflerftaft Flar gelegt 
worben. . greilit flehen in fünfllerifter 99e= 
giehung baS waS? unb wie? in einem gar 
gu engen 3» l fammenhang, unb man brautt 
nur über baS eine flt flar gu werben, um 
fit aut über baS anbere mit giemliter 
©iterheit gu oerftänbigen. 

Leiber liegt nitt baS gange ©erf fertig 
oor; bisher ift nur ber erfle 33anb erftienen, 
unb it hätte gewünftt, bafl baffelbe burt 
ein einheitliteS (Tanges ben befferen lieber* 
blief über ben reiten 3 n h Q lt biefeS ^oeten* 
^afeinS geftattet hätte, — aber fton baS 
gebotene mufl mit freubigem $anf entgegen* 
genommen werben. 

derartige Wemoirenwerfe beflgt bie 
fiitteratur nur wenige. 3luS jeber 3*^* bie* 
feS 53uteS tritt unS baS iöilb eines oeutften 
WanneS entgegen, ber fletS nat bem ^Öchflen 
in ber Mittung flrebte, beffen ©ange roth 
unb rother glühte oon bem geuer beS 3b<a* 
liSmuS, beS ©ahren unb ©tönen, beffen 
©eele erfüdt war unb ift oon ber Siebe für 
baS $olf, für bie greiheit, für bie Wenft 5 
heit! Unb wie ft^tt, einfat unb beftei* 
ben giebt flt biefe liebenSwürbige poetelt* 
natur! £eine ©pur oon Ueberhebung, 
(Jitelfeit unb ©röflettwahn, welker fo mante 
©ernegröfle unferer Jage auSgeituet, bie — 
in ihres fftittS burtbohrenbem (Gefühle — 
baS ^ßfauenrab ber ©elbftoergötterung ftlagen, 
ohne ju bebenfen, bafe beren ©ebahren nur 
homerifteS ©elätter heroorrufen mufj. 

^S liegt auf ber £anb, bafl in biefen 
w SebenS * ©rinnerunaen" oor Sldem bie ®e* 
feitntniffe beS SSerfafferS unfer 3ntereffe 
beanfpruten. ©r äuflert flt über fo manche 
„brenneube gragen", über weite wir bisher 
feine Weinung oermiflten. ©inige Slnflcbten 
beffelben feien baher an biefer ©tede wieoers 
gegeben, ©leit im Vorwort nimmt er 93er* 
anlafftmg, feine ©tedung gum Naturalismus 
ber jungen unb jüngften Sitteratur 
Flargufleden. SDiefelbe ift feineSwegS burt s 
aus ablehnenb, freilit aut n»tt guflimmenb. 
©an; gutreffenb fagt er u. 21.: „3$ erblicfe 
in ihrem entftloffenen 23orgehett bie beret s 


K- 


-ä 


Digitized by 


Google 



206 


tigte©orge, ftd^ pon her madjtpoö fortfd^reitcn- 
ben ©iffenphaft, pon bem fid^ fo geroaltig 
auSgepaitenben jeben überholt gu fehen. 3 $ 
begreife, bap fie — bie junge Vitteratur — 
in biefer ©orge fid^ unter bie ©otmäjjigFeit 
ber ©iffenfchaft unb beS VebenS pellt, inoem 
fte bie Wefultate ber erperen für pch gu per* 
roertfyen unb pch bem festeren auf möglichP 
copiftifdjer Treue augunähem unb angu* 
phmieaen fudp. ©ie fpric^t gnr ©iffenfchaft: 

rannP uid^tS lehren, mo^u ich mich 3U 
befennen nid)t ben Wut!) hätte.* ©ie fagt 
gum Veben: „Tu fannp nichts aufbedfen, 
unb roäre eS noch io furchtbar unb grauen*' 
baft, baS ich nicht bargupellen roagte." ©er, 
roie bie Tinge heute liegen, iii biefem ©age= 
mnth ber jungen Vitteratur nicht fo roobl 
ihr gutes Wecht peht, als ihre gan; unab* 
roeiSliche ©picht, fieQt pch bamit baS 3eugnip 
auS, bap er in ©ahrheit ju bem im fchlimmen 
©inne 2llten, b. h- bem Veralteten gehört. 
@iner Vitteratur perbieten rooflen, ben $m 
forberungen ihrer 3 e ‘t gu entfprcchen; pch 
jebeS ©tofigebieteS 311 bemächtigen, baS ihr 
bie 3eit erphliept; nach neuen formen 
3U fuchen, in roelcheu biefer neue ©toff auS* 
guprägen fei, h*ifd einfach ihren Tob rooflen 
ober fte 311 einem Fläglichen, nichtSroürbigen 
©egetiren perbammen, baS fchlimmer iP 
als ber lob. 2llfo, meg mit bem tfopf* 
fchütteln, ber Tobtengräbermiene, ben mo= 
ralifch=äPhctifchen 2 lchS unb OhS! ©ir eilten 
haben, als mir jung roaren, eS nicht anberS 
gemalt, unb roetut mir eS ctroa 311 etroaS 
gebracht, oerbanfen mir einzig unb allein 
bem, bap mir uns ebenfo meuig an bie 2 ld)S 
unb SJbS fehrten." 

greilid) aber, meint ©pielhagen raeiter, 
fei eines 311 bebenfen, ob bem ftlügelrop, 
bem man fo ben ©ettlauf mit ber Soco- 
motipe 3umuthe, nicht am ©nbe hoch ber 
Slthem auSgehe unb fein Leiter ge3roungen 
fein merbe, eS laufen ju laffen — b. h-, 
roeun eS noch laufen fönne — unb pch 3U 
bem giihrer auf bie Vocomotioe 3U Pellen. 
Tiefer merbe bann natürlich bem pch neu 
anbietenben Kollegen bebcutm, bap er WannS 

e für fein ©efdjäft fei, ber fehr frag: 

Beihilfe in feiner ©eife bebiirfe unb 
ber anbere pch beShalb pch feines ©egeS 
trollen möge. Ta märe nun freilich ber 
arme ©egafuS 311 ©chanbeu geritten, bie 
Vocomotire ohne ihn baoon gefahren unb 
ber Wann hätte pch fogufagen 3toifchen 3mei 
©tühle gefegt. „3$ möchte untere junge 
Vitteratur mariien*, jagt ber ©erfaffer mört= 
lieh, „in biefe böfe jage 311 girathen. Tap 
pe auf bem beften ©ege ba3u ip, Fönnte 
nur etroa pe felbft in 2 lbrebe Pellen. Wicbt 
als ob ich glaubte, bie böfe Vage Fönne ihr 
unb — bei ber ©olibarität ber mobemen 
Vitteratur — ber gefammten Tidjtfunp ben 
Untergang bringen! Wag bie ©iffenfchaft 
noch fo P0I3 ihr £>aupt erheben, mag baS 
Veben ©ahnen einfchlagen, bie 3U ©noe 3U 
benfen unS phroinbelt — fo lange Wenden* 
hime pmien unb Wenfchenhergen Flopfen, 


mirb eS eine ÄunP, mirb eS eine ©oefte 
geben.* 

Tiefer Tenfgettel mirb baS jüngpe Teutph* 
lanb 3roar nicht gur ©epnnung bringen, aber 
bie begabteren Elemente beffelben pieöeicht 
hoch pugig machen! 

(Gleich fo pielen Tichtem 3U allen 3 *iten 
iP auch griebrich ©pielhagen, ber baS Veben 
unb Treiben in ©rop* unb ©eltpäbten fo 
treffüdh fchilbert, ein abgefagter geinb be« 
nerpöfen unb peberhaften ©ebahrenS in 
folchen liefen Zentren ber ©eoölferung. Tie 
Watur ift für ihn bie OueQe alles ©enuffeS 
unb aller ©oepe. ©r fei auS einer gamilie 
hemorgegangen, beren Veben pch ©ephledper 
binburih in ©alb unb gelb abgefpielt habe. 
TaS ©tabtleben, in meines er ft<h burch bie 
Verhältniffe unb beS ©erufs megen einge* 
fchloffen fehe, betrachte er als einen ibm am 
gethanen 3 ro ang, als eine ©eeinträdptigung 
feines ©efeitS, unb baher flüchte er pch am lieb* 
ften in bie Watur, roie ein jnnb an ben ©ufen 
ber Wutter; pe fei feine eigentliche $eimat, 
um, „roenn mir biefe ©onne auf ©odjen 
unb Wonate oerfagt roar, pon l^eimlic^er 
©ehnfucht pergehrt gu roerben unb in biefer 
©ehnfucht, mann unb roo ich in meiner 
bichterifchen Arbeit bie Watur gu fchilbem 
hatte, Töne gu pnben, bie aus bem bergen 
Famen unb fo, roie baS ja gu fein ppegt, 
leiblich ben ©eg gu bem £>ergen Änberer 
fanben." 

Gebell ber Watur roar baS Weer bie 
erpe unb lepte Viebe beS TidjterS. 3 ^ ber 
That geigt er pch in ber ©d^ilberung beS 
WeereS feines Vommerfcben unb Slugem 
fchen .^eimatlanbeS, ber Oftfee, befanntlich 
als ein groper ÄünPler unb Äenner. 2 US 
junger ©tubent in Verlin unb Vonn träumte 
er einen feltfamen Traum, immer in bers 
feiben ©eife — bap er über Verg unb Thal, 
gelber unb ©älber bem Weere gufchroebte; 
er fah eS nicht, aber ahnte feine Wähle; um 
roiberpeblich gog eS ihn gu ihm hin unb 
machte fein $erg flopfen, unb roenn eS bann 
por feinen ©liefen lag — grengenloS, 
fchimmernb in jenem magiphen Vicht, baS 
nur in unfere Traume fcheint — jauchgte 
er por greube auf. „Wun hat pch", fagt 
ber Verfaffer, w freilich bie herbe ©chärfe bie* 
feS £eimroeh8 im Vaufe ber 3 a h r e abge* 
ftumpft, aber in gorm eines chronifchen, oie 
ineiPe 3 eit latenten, bann jeguroeilen mit 
acuter ©eroalt heruorbrechenben, ip eS mir 
hoch geblieben.* Wan braucht nur bie 
„©turmPuth* gu lefen, um ben WeereS* 
fchroärmer fofort gu erfennen. Tie ©dpi 5 
bernngen ber OPfee gehören entfehieben gu 
bem ©epen unb ©TängenbPen auf bem 
©ebiete ber ©ee*Tichtung. 

©on ben auSlänbiphjen Tichtem, roeldbe 
auf ben geipigen ©ntroicfelungSgang griem 
rieh ©pielhagenS ben meipen ©tnpup auS* 
übten, nennt unfer Äutor u. 21.: ©alter 
©cott, ©ulroer, ©ugen©ue, 2llepan* 
ber TumaS ben älteren; pon ben beut* 
fchen neben unferen älafpfem: ©oethe, 


Digitized by 


Google 



206 


r 


13 


©cßiller unb Seffing Ttocf) Heinrich 
feilte, £enau unbRüdert. BFit großer 
©cßwärmerei fpvic^t er auch oom Bater 
^orncr, bem er meßr perbanftc, als allen 
anbern $ufammengenommen. „SllS meine 
innige Ueberjeugnng barf ich eS auSiprecßen: 
oßne bie ftetS nur wacßfenbe Bewunbevung 
oor feiner $röße, ohne baS unabläffige 
©tubium feiner unbewußt genialen, foweit 
eS in ber TOenfc^enfraft jteßt, oolleubeten 
epifcßen DedjniF Faun id) mir oon bem, was 
fonft als Dichter — unb ich möchte fagen; 
aud) als SRenfcß, fteßen unb fallen beibe 
bocß jufammen! — auS mir geworben 
märe. Feine BorfteÜung machen."* 2Öenn 
er auch felbftoerftänblicß bie %l\a$ unb 
bie Obnffee anfangs nur gelefen batte wie 
beu Robinfon: mit ooller Raioität einer 
jungen ©eele, bie auS ber SöirFlicßFeit 
in oaS Reich ber s ^oefie ftiirme, jaucßjenb, 
wie ber ^nabe auS ber ©cßule in bie Srüß* 
lingSwelt, fo habe er ftcb bocß halb unb fpäter 
immer meßr Daran gewöhnt, ‘Dichtung mib 
5ebeit auf bie ^omerifc^en (Gelänge, auf bie 
SJFenjd&heit $u reflectiren, als auf bas ©cßema 
für beibe. (£in ©cbema, baS woßl mobifkirt 
unb erweitert werben FÖnne, bas aber in feinen 
©runD^iigen unoerüdbar feft fte^c. „Honter 
unb Ratur — fte fließen für mich in ein 
Untrennbares gufammen: wohin immer ich 
bei ihm blicFe, ich feße bie Ratur, oerFlärt 
in ihrem poetifchen ©piegelbilbe. SRag hoch 
bie BFenfcßheit i^rc (Gewalt, bie bas erfte 
tfßorlieb ber Sintigone befingt, bie fchon jeßt 
in’S Ungeheure, fo in ^uFunft in noch Diel 
Ungeheureres, uitfere heutigen Fühnfteu Söiinfcßc 
unb Hoffnungen BefcßämenbeS, un jereu 
heutigen Borftellungen 3 nc ommenfurables 
fieiaern — in Triumph unb ©cßmad), in 
$!iebe unb H a ß, in SlUem, waS ihren Bujcit 
bewegen unb erfchüttern Faun, wirb fie ewig 
biefefbe bleiben, auf bereu Betrachtung baS 
göttergleidje Sluge HotnerS ruht. Unb weldje 
neuen ©toffgebiete bie Bßantafie fich feitbem 
erfchloffeu hat unb noch erfcßließen wirb, für 
bie ßunft erobert h°t fie fie nur unb wirb 
fie fie nur erobern, foweit fie ihre ®ebübe 
— bie eben nur baburch ©ebilbe werben — 
in jenes ibeale 2 icßt fteUte unb fteüen wirb, 
oon welchem bei H°mer baS (Größte unb baS 
ftlcinfte uinfloffen ift." 

Bon ber furcßtlofen unb ehrlichen Heber* 
geuguitg beS Romanciers jeugt fchon baS 


eine BeFenntniß, baß er unumwunben ge* 
fteht, wonach bie Fit fließe (^efinnung 
für ihn ftetS ein JrembeS, ja BefrembenbeS 
gewefen. Die Anbetung ber unermeßlichen 
HerrlicßFeit eines höcßften SöefenS, in ber 
Millionen ihre häuften Söonneu fuchen, 
Fönute er bis auf ein ©emijfeS wohl nach* 
empfinben, wenn fte, wie in ben Bfalmen, 
einen überwältigenben SluSbrud annehme, 
ber fich auch in ben einfachen ©emütßern 
mit rüßrenber Raioität äußere, aber fie doU 
iu theilen, oermöge er nicht. Rtit Recht 
fcßreibt ©pielßagen biefen Mangel an ^ircß* 
lichFeit auf Rechnung berjenigen itraft ber 
©eele, welche bei ißm oon pauS auS bie 
am weiteren ftärffte war — ber Bßatttafie. 
*©ie" — fagt ber Berfaffer — „bie nur 
bilben, bie im Bilben leben, im Bilben äußern 
Faun, wirb auS ber hoßen H^rfcherin * bie 
fie in ihrem (Gebiete war, $ur befcßeibenen 
Dienerin mit bem erften ©chritt in baS Reich 
beS abjlracten C^ebanFenS. Doch leiftet fie 
hier gern bie oon ihr geßeifdjte Hilfe. Slber 
will mau fie bahin jwingen, wo ber Ber* 
ftanb fid) gefangen giebt, baS DenFen feine 
Ohnmacht einaelteßt; fie felbft, unb muthete 
fie fich baS Sleußerfte $u, eS ßod)ftenS ju 
©pmbolen, nimmermehr $u plaftifcßen Bor* 
ftetlungen bringt: „DaS Unbetretene nicht 511 
Betretenbe" — bann ocrmeigeit fie ihre (&c= 
folgjcßaft." 

3um ©chluß noch ein broüigeS Be* 
Fenntniß. SUS gan$ junger Btenfcß gehörte 
©pielhagen einem bicßterifdjen ffrän$cßen 
an. Ratiirlicß oerfucßte auch er fich in 
ber Ipvijcßen Boefie. 2 Bie biefe $u jener 3 *it 
befd)affeu war, mag ber Vefer auS nach* 
fteßenber naioen ©trophe erfehen: 

Söeun oon bem Robenßeinc ber Söanbrer 
fteigt 311 Dhalj 

(^S gliihn bie walb’geti (Gipfel im leßten 
Slbenbftrahl — 

Da ftößt fein gnß an Drümmer, oon 
(S-pheu hießt umringt, 

Bon (Jpßeu rings umbüftert, buriß bie 
Fein Jichtftraßl bringt. 

Hier ßaußen oor grauen feiten bie Ritter 
oon Robenftein. — 

Ueber bie Begegniffe beS DicßterS mit 
namhaften (^eiftern nt feiner 3 ll 9 cu bAeit unb 
über fonftige intereffante SRittßeilungen in 
einem aubereu SlrtiFel. 


(©cßluß folgt.) 


% a $ t ft i I f e. 


©ttQ ift bie Rad)t, 
■)Fur leife in 3 nje '9 eu 
©ar feltfam unb eigen 
giüfiert ber Bßinb. 


D)er 3JFonb jießt faeßt 
Durcß blaue Räume, 
©elige Dräume 
Begleiter ißm ftnb. 


ordert SSernfieitt. 


ö- 


Digitized by 


Google 





207 


© u n t) x Ui. 

$t* £*fb«»s§«M<$t oon $uftnv jU/iropj». <§— 

(5«ttf«tung.) 


3e^ntcs 

(53 festen ber 9)tonb oom §immel 
2luf ba3 @el)öft ^crab, 

Sie ©heben fchritten langfam 
3m £ofe auf unb ab, 

3wei Kater unb brei Kafcen 
©rhoben großen Streit, 

Sie Fauerten auf bem Sache, 

9Jtan hörte ihre Stimmen weit unb breit. 

Sa gefchah e3, bag ber (5ffe 
©in bunfleö ©Jefen enttaudjte. 

Ser Kater baneben fah e3 
betroffen an unb fauchte, 

5llle fünf Kafcen begannen 
Sie Sd^roeife $u ergeben 
Unb [ich mit 3if<hen un ^ prüften 
3n großer £aft auf bie gluckt $u begeben. 

Sa3 war ber Säne grute, 

Ser au3 bem Stauchfang Farn, 

3um erften 5Jtal gefchah e3, 

Sag er folgen Sluegang nahm, 
©leichwie ein Kohlenbrenner, 

Sd^warj an ®ewanb unb ®eftcht; 
Sacht fro<h er über ba3 Sach, 

Sie ©k<hen unten bemerften ihn nid^t. 

@r glitt oom Stanb hernieber, 

Sa§ weite gelb lag offen, 

©r aber fchritt hinburch 
Unb brummte: „ich will h°ff cn ' 

5tie mirb e$ je gefächen, 

Sag man mich h' cr *rf<haut, 

3um lebten 9)tale gab 1 ich 

§errn ©rich3 ©aftfreunbfehaft getraut!' 1 

5lnt Ufer lag ein Stachen, 

Sen löfte er oom Pfahle 
Unb ruberte bann eilig 
hinüber nach tom £h a * c - 
Än’3 Ufer fprang er fchnell; 

3ebo<h ba3 gute ©oot 
Schwamm eilig nach bem SJteere. 

3h m machte baö nur wenig Stoth- 


Abenteuer. 

/ 

Stun ging er querfelbein, 

@r fanb nicht ebne Sßfabe, 

Surch £aibe, über gelber 
Unb ffiiefen fchritt er gerabe 
©etroften Sinnes weiter 
Stad) be3 ©olarfternS 3 c id) cn , 

Surch ©a<he, über ©räben, 

Ohne oon ber 5tid)tung abjuweichen. 

©r hoffte froh, er würbe 
Stur wenig 3 c *t oerlieren, 

3nbeg begann ba3 ©hffer 
5lm ©oben ju gefrieren. 

Sa3 war im ©hnnemonbe, 

3m wunberfchönen SJtai, 

©on bem bie Sarben fangen, 

Sag fd)öner er als alle anbern fei. 

So Farn er burch bie Stacht 
©Leiter fonber Säumen, 

©iS baS SunFet begann, 

Sem £ag baS gelb ju räumen. 

©Me warb er beffen froh, 

5113 burch ba§ SJtorgenbämmern 
5luS einer Schmiebe herüber 
©rFlang ein ftarfeS dämmern 1 

SaS fpomte ihn freubig an; 

Ueber @räben unb Reefen 
©ahnte er ftch ben ©Mg. 

©löblich mit grogetn Schrecfen 
gühlte er unter ben gügen 
©kid)en baS fefte £anb, 

©3 war, als ob er plö^lich 
©on ber ©rbe hinweg oerfchwanb. 

3n eine tiefe ®rube 
©hr er hinabgefallen 
Sluf ein wilbeS Xty er. 

Sa hörte er erfchaden 
Unter ftch ein ©Jinfeln 
Unb fühlte am 9lrm ein Steigen, 

©r lag auf einem ©Jolfe, [beigen. 
Ser begann mit fcharfen 3äh ncn ihn ju 


Digitized by c^ooQie 



208 


Oa fufjr im 3 orne jurficf 
Oer oielfityne grute, 

3u roürgen begann er ben ©Solf 
9Jtit grimmerfülltem ÜWutlje, 

Gr paefte mit Beiben Jpänben 
OaS Sd)eufal an ber Äefjle, 

Oem l)alf fein 3 U( * cn n0 ^ 3 a PP e ^ n / 
©efäieben roarb e$ halb oon feiner Seele. 

\ 

Oben mar bie ©rube 
3ugebedft mit 3n>cigen, 

Mn ber Selpnmanb fuc^te 
grute empor $u fteigen, 

Ood) fein rounber Mrm 
©Sollte i|)m oerfagen, 

©ergebli^ mar fein ÜJtü^n, 

Mn f<^netter Stellung nutzte er oer$agen. 

Muf beS ©SolfeS Seiche 
SGBic auf eine ©anf 
©e^te er fic$ nieber, 

GS mar i$m roel) uitb franf; 

§anb§ocfy ftanb ba$ ©Jaffer, 

Oeffen gläd)e gefror, 

MuS brei tiefen ©Sunben 
Strömte marm ba$ ©lut Ijeroor. 

Gin porter S<$üttelfroji 
paefte ben ftaifen SDtann, 

Gr fonnte fi<$ nicfyt mehren, 

9Jtit faltem ©rimrne an; 

Gr badete nic^t ©unljilbeS, 

5to(t an §orant3 ©Serben, 

Oa$ meinte er: er muffe 

®lei$ bem ©Solfe in ber ®rube fterben. 

Gnblicfy jebod) gef$al> e§, 

Oafj ftdb Stritte nagten, 

©erfcfyoben mürben bie 3 roe ^9 c 
üßit §acfen unb mit Spaten, 

Säuern gueften herein 

Unb liefen laut erfd)allen 

Gin ^o^nifd^e^ Sachen. „Sef)t! 

Gin 9Jtann unb ein 3Bolf ftnb in bie 
@rube gefallen !" 

GS mürben beibe alSbalb 
3n bie £ö§e gemunben, 

Unb als nun grute roieber 
Seine Sefinnung gefunben, 

Oa fpradj er: „fagt mir an: 

©raucht man no<$ lange 3■«*, 

9ta<§ ©rebftebt $u gelangen, 

Ober liegt bie ©urg nid)t meit?" 


Spötlifcb faf) ifyn an 
Oer ältefte ber ©auern; 

„Scl)r meit ifUS nic^t $ur ©urg, 

Oodj foOteft bu mich bauern! — 

©Senn ju bem ftol$en ©ogt 
Gin fold)er ©eitler fäme, 

fürste, bafe er ungern [neunte!* 
Oen ©aft in feine reid^e ©Sofynung 

3n bie 9Jtittag3l)öl)e 
Stieg bie Sonne Ijinan, 

©Sarm fielen i^rc Strahlen 
Muf ben franfen ÜJtann. 

3itternb fpradj er ba: 

„3ett lafct mich fneblig geljn 

Unb jeigt mir, mie ief) fann 

Oie ©urg oon ©rebftebt mieberfefjn!" 

„Sc^au", fagte ber alte Sauer, 

,,©or Mbenb märeft bu bort, 
irügcit bicb nur ben ffiSeg 
Oie jitternben gü§e fort! 

Ou fannft bafyin gelangen 
Oort auf jenem ©Sege, 

Oo<b roiCTft bu ben Stall) nictyt oerad)teit, 
So meibe ©SolfSgruben unb frembe 
®e§ege!" 

3*bod) ber franfe Äönig 
Sporte bie ©Sorte faum, 

Gr lernte ftd), finfier ftnncnb, 

Mn einen alten ©aum 
Unb blicfle auf ben ©Seg, 

Oer nacty ©rebftebt ging, 

Oann nal)m er oon bem Mrm 
©ebäd)tig einen golbnen Sting. 

„9tun frag’ id): ifi unter eud) 

Sticht ein braoer 99tann, 

Oer mid) auf einem ©Sagen 
9taefy ©rebftebt fahren fann? 

«3$ biete blinfeitbeS @olb, 

3d) mid eS nid)t erbitten! 

Muf ©SalramS alter ©urg 
Sin icfy feit jefjer motyl gelitten!" 

Oer alle Sauer langte 
Stad) bem golbenen ©reife 
®ierig l)in unb fagte: 

„Oann eilig auf bie Steife! 

9Jtir fage Stiemanb nach, 

3$ Ijabe, mit meinem ©Sagen 
Ginen SJtüben ju fahren [gefd)lagen!" 
Um einen golbnen Mrmring, auS; 


Digitized by ^.ooQie 




209 


© führte nach feiner Jpütte 
Den grentben mit ftarfer $anb, 

6r fod^te ihm §abermu3 
Unb richtete ben ©erbanb, 

6t. gab ihm troefne Äleibet 
gür bie blutigen, naffen; 

©eil bie oon fränfifchem Suche, 

£ätte er fie ungern au3 ber $anb gelaffen. 

3n$wif<hen mar ba3 gu^rroer! 

SJtit jwei Ochfen befpannt, 

Die waren mit ihren Römern 
2tn ba3 3o<h gebannt. 

2lueh roarb oon meinem £eu 
©n Säger auf bem harten 
gür grute jugeridjftet, [Änarren. 

Dann ^ub bie Steife an mit lautem 

3n ber feigen ©onne 
Äam bie ©arme roieber 
3n bie frofterftarrten, 

©ehwet oermunbeten ©lieber, 

Doch, als er Ijin unb \)tx 
©eroorfen warb auf bem ©ifce, 
Ueberflog ihn allmählich 
©lü^enb ^ei§e gieberhifce. 

2113 ftfyon ba3 Slbenbroth 
Den Fimmel ^ell umfäumte, 

Sag noch Äönig grute 
3m gieberfc^laf unb träumte. 

Da oerfhimmte ba3 Ouiefen 
Der ferneren Stäberfcheiben, 

Der ©auet hörte auf. 

Die Ockfen mit ber Sßeitfcfye anjutreiben. 

Sangfam fd^ritt ber 2llte 
Heber bie ©rücfe fobann. 

Den ehernen Sting am I^ore 
Sßacfte er fräftig an, 

3u Hopfen begann er ba, 

©o ftarf er nur oermo^te; 

Da fdjaute ber ©ächtet ^erau3, 

3u felgen, wer fo laut ba pochte. 

Der Sauer rief: *i<h ^abe 
©nen ©aft gefangen, 

Der ifi mir über Stacht 
3n ein ©olf3loch gegangen, 

Darf man ihm e3 glauben, 

©o ift er roo^lbefannt 

3n eurer ©urg, hoch h fl t er 

ÜWir feinen Siamen nicht genannt." 


-SS 

Der i^orroart oerfdjob bie Stiegel 
Unb öffnete bie Pforte, 

© niefte mit bem Äopfe, 

©ern mieb er oiele ©orte, 

Dann ging er nach bem Äarren 
Unb mit erfdjrocfnem SJtut^e 
Stief er: ,,©o wahr ich lebe, 

Äein Slnbrer ift’3, al3 Äönig grute!" 

Da trugen fte ben Äranfen 
3n bie ©urg hinein 
Unb legten ihn bort nieber, 

63 war ihm faum ein ©d)ein 
©on 2lHem, wa3 gefchah, 

3ur Sefinnung gefommen, 

Da3 6öfe gieber hatte 

2lUe feine ©inne i§m genommen. 

„Stun ift mein Jperr, ber ©ogt, 

3« ben Ärieg geritten!" 

©prach ber D^orwart ba, 

„Der $txx war woljlgelitten 
3u feber 3^it bei un3, 

3cb will'3 ber Softer fagen. 

Doch §ätf xd) nic^t oermut^et, 

6r fomme 1)tx auf folgern ©agen!" 

Unb al3 er nun hinauf 
3u £crta’3 ©ohnung fc^ritt. 

Da murmelte er oerwunbert: 

„3mei Ochfen brauten ihn mit, 

6in ©auer unb jwei Ockfen, 

©o änbern fid) bie 3«*™! 

6r pflegte oorbem in ben §of 
SDtit anberm ©efolge einjureiten!" 

6r braute bie feltne Stachricht 
3u Jperrn ©alrant3 Äinb; 

Äaum hörte fie bie ©otfehaft, 

©o flog fie h^rab gefchwinb. 
grute, ber ihr Seben 
3n granfen einft gerettet, 
grute, $um lobe tranf. 

Sag ba befinnung3lo3 unb hört gebettet! 

©eiche Äiffen unb ©olfier 
Sie§ fie eilig bringen, 

Schnell fchuf fie ihm ©emach 
Unb rief nach mancherlei Dingen, 

Doch grute fah e3 nicht, 

©ie grofce 3Jtüh e fte trug, 

©irr war unb wiib fein ©lief, 

©enn er $u ihr auf bie 2tugen fchtug. 

-*-ö 


Digitized by ^.ooQie 



13 




Der Sauer fuhr nicht fort. 
Ohne juoor oon ben Unechten 
3^eid^ beroirthet ju merben, 
Unb a(§ fle jufammen ^echten, 


Da taufchte er einen ©tier 
©egen ben golbnen SRing, 

Den banb er an ben Darren, 

AIS bei SRacht bie SReife heimwärts ging. 


G t f t e S Abenteuer. 


Gs rnanbte §erta ftc^ 

$Rur feiten oon bem Äranfen, 

Dag er am Seben blieb, 

GS mar nur il)r ju bauten; 

3 m gieberfefgafe tag er 
Acht Sage ober mehr, 

GS träumte ihm, er reife 
©onber Aufenthalt unb 9tag umher. 

3 «h fönnte ©uitber melben, 

©ollte id) erjagten, 

©eld^e Abenteuer 
3 h n im Draume quälten, 

Durch metdje ©älber er fam 
Unb meld^e milbeit liiere 
Gr babei erlegte: 

©ölfe, Sären unb roüthenbe ©ticre. 

s Jtach Dänlanb grebte er l)tn, 

Um §orant eilig $u roarnen, 

Doch tid^tfebeue Hilfen fugten 
3 h n überall 511 umgarnen, 

Die fanbten it;m liefen unb Dramen 
©on allen Gnbeit entgegen, 

@0 oiet er auch erfc^tug, [©egen, 
©ie Unfraut muffen ge auf feinen 

GS festen ihm alles oertoren, 

©enn er bie $eit oerfäumte, 

3 nbeg er unrul)ootl 
3 n Srebgebt lag unb träumte. 

Die ÜRaib an feinem Säger 
£atte oiet ju malten, 

Sei fold^em ©anbern ihn 
3 m marmeu ©ett $urütf$uhalten. 

©ie fühlte feine ©tirn 

Unb pflegte ihn fanft unb liube, 

©ie gab ihm £h ec 5 U trinfen 
©ie einem franfen Äinbe, 


©ie hatte im ©albe fetbfl 
Die Äräuter ba$u erlefen, 

©0 fam eS, bag £err grute 
Allmählich anfing, ju genefen. 

Unb als baS gieber nachlieg, 

Da hat er benn erfahren, 

©ie oiele Jage fc^oit 
3 nbeg oergangen maren 
Unb bag für feine ©otfehaft 
Die 3eit fchon längg oerronnen; 

GS bauerte gute 5Öeilc, 

©iS er beS Grtebten geh entfonnen. 

Unb menige Jage barnach 
Durfte er fid) erheben 
Unb mit ber treuen §erta 
$um ©arten geh begeben; 

Gr mar fo gecb gemorben, 

Dag er fich beim ©«breiten 
Auf ihre ©chulter gitfcte; 

3 e ^t fönnte gegen i^n ein Änabe greifen. 

©om alten Sinbenbaum 
Grfchollen ber Sögel Sieber, 

Darunter ganb eine ©auf, 

Da festen bie ©eiben geh nieber, 

©on tiefem ©chatten umgeben, 

3 ubeg bie Seete brannten 

3 n t)ci§cm ©onnenfd)ein 

Unb meichen Duft herüberfanbten. 

„©ebenfg bu noch", fP ra ^h § cr ta, 

©ie eing mir $u ben granfen 
Durch 1 S SJfeer hinüber fuhren? 

3 «h habe bir ju banfen, 

Dag ich im meiten £aufe 
jpier roieber malten famt; 

GS jielte fchon nach mir 

3ftit febarfem Dolch ber böfe ÜRann! 

. -- «3 


Digitized by <^.OOQLe 


* 


„Da fdhlugcft bu ihn nicber 
Unb td), ic| mar befreit! 

©Bie ba<ht’ ich oft baran 
Sn meiner ©infamfeit. 

Doch in bic grembc bin id) 

©eitbern nicht mehr gefahren, 

S<h habe faum bie ©urg 
©erlaffen in ben langen S a h rcn ." 

©3 mailte ^ett mie gtadhS 
Sh* £aar ^inab jum ©anbe, 
3ufammen faum gehalten 
©on einem blauen ©anbe, 

©Bie grühlingShimmcl ftra^lten 
Die äugen licht unb blau, 

@S mar baS Äinb gemorben 
Snbcffcn eine rounberfdjöne grau. 

#err grute fafj ihr lange 
©Bie fragenb in’S ©efidht. 

„Dag bu cS feieft, £erta, 
görma^r, faft glaubt' idh'S nicht; 

©o bifi bu aufgebläht, 

@o lieblich unb fo gut, 

Dag mir bein halber änblicf 
SJlit grShlid^feit erhellt ben SQtuth." 

„Sticht gut ift’S", fagte fte, 

„©Bcnn man fo eifrig fprid^t, 

Sft man noch franf mie bu! w 
©S glühte ihr ©eftdht 
©o mie ber Stofen eine, 

Die im ©arten blühten. 

„©iS mein ©ater h^ntfehrt, 

SJtug ich forgfam bi<h behüten!" 

©ie legte ihm ein fiiffen 
hinter feinen Stücfen, 

Damit er Stuhe ftnbe, 

Unb mehrte bann bie SOtücfcn 
©rnftg oon ihm ab, 

Die ihn leife umfangen, 

Unb, ohne mübe ju roerben, 

Smrner roieber nahten feinen ©Bangen. 

Sinb that baS bem Äönige, 
älS fle feiner fo pflag, 

£att fdhlog er feine äugen 
©egen ben lichten Dag, 

Unb menn er fte erhob, 

©o fah er freunblidh bann 
SDtit mitten ©liefen mieber 
£errn ©BalramS fdhöne Docker an. 


- 55 

Stach einer ©Beite fpradh er: 

„Durch bich bin idh gerettet, 

@S ift mein £ooS an bich 
Durch Danfbarfcit gefettet, 
üftir ift'S, al§ fönnt' ich niemals 
©on bir, bu ©ute, fdheiben, 

Sch hätte ohne bich 

Den bittern Dob je^t müffen leiben! 

„Doch müßt' ich eines gern, 

Ob £orant baS erfahren. 

Dag feiner ®ren$e nahten 
DeS geiitbeS ftarfe ©paaren! 

Dein roilbcr ©ater mirb 
S^t fengen bort unb müthen, 

Sch aber fonnte nicht 

Den greunb oor foldhem SooS behüten!" 

©ic lachte fröhlich auf. 

„Ob auch bie gelben fdhieben, 

©Bir blieben hier unb leben 
Sm allertiefften grieben; 

DaS ©chladhtcnmetter lag 
Sm Storbeit nur oergrollen, 

$err £orant mirb eS roiffen, 

Sft beine ©otfehaft auch oerfchotlen!" 

Unb mieber quälten ba 
$erm grute bie ©ebanfen. 

„Sch würbe hoch mie trunfen 
äuf meinem ©attel fchmanfen, 

Kenn ich nach ®änlanb ritte, 

Unb a<h! — eS ift $u fpät! 

Stic fott eS mieber fein, 

Dag Äönig ©rieh mich oerräth! 

DaS mar fein guter ©eift, 

Der eS unS geraden, 

Dag mir fonber ärg 
Sn feine ©Bohnung traten! 

Unb fangen alle ©Ifen 
SOtit Warfen, idh fotle meilen, 

DaS nädhftc üflat, ich weig eS, 

©Bill idh an feinem £>of oorüber eilen!" 

Da bog ftd) £erta ju ihm 
Unb nahm bie matte £anb, 

©ie fah ihm in bie äugen. 

„Dein Unglücf hat baS 2anb 
©ernährt oor fernerem Unheil, 

Die geinbe mürben rennen 
Seht gegen biefe ©urg, 

©S mürben rings bie Dörfer brennen!" 


& 


-22 


Digitized by C^OOQie 




212 






Unb al§ nun ihre §anb 
3n ber feinen ruhte, 

Da farn ein frember ©ebanfe 
Heber ben fü^nen grute, 

Gr lieg fid^ Dänen unb Saufen 
©eftreiten unb erfdhlagen, 

Gin freunblid) gelles ©ilb 
©egann in feinem ©eift $u tagen. 

Gr fprach: „3$ badete ftets, 

3$ wolle froh unb frei 
3lHein bur'd^S Seben wallen, 

3dj glaubte nicht, eS fei 
2luf Grben eine 9ftaib, 

Die mir mein £cr$ gewinne, 

Durch ©arben nur erfuhr i<$ 

©on SiebeSglücf unb froher SRinne! 

„Doch alles, was fie je 
Daoon gefungen hoben, 

GrfcJjeint mtr leerer Schall, 

©eit beine $änbe gaben 
9Kir ein ben bittern I^ee; 

9WcJjt feiten will ich flauen 
3n beine blauen klugen, 

Dich wählt’ ich unter aßen grauen! 


Sie fal) ihn ruhig an. 

„3<h wei&, eS muf$ fo fomrnen, 

©oUt’ ich bich miffen, märe 
3JMn Seben mir genommen, 

3|n ftitler Drcue höbe 
3<h beiner ftetS gebadet, 

3luf beine Sftücffehr hob* ich 
©ehofft bei läge toie bei SRadht!" 

Gr fd^log fie in bie 2lrmc 
Unb füfjte ihren ßttunb, 

Gr tuar oon aller Äranf^eit 
Unb allem 2Beh gefunb. 

Dann ^ielt er ihre £änbe 
Unb fprach: „feit bift bu mein, 

3ln Ireuc unb in Siebe 

ffiirft bu nun immer bei mir fein! 

„Unb bin ich minber gut 
3fn SRorbftranb auch empfangen, 

Unb ift auch «SporantS Hoffnung 
©erflogen unb oergangen, 

Unb bin ich bei ©unljilbe 
©o glücflich nic^t gewefen, 

3ch bin 0011 ollem Seiben 

3efct wunberfd&nell burdh bich genefen! 


„Doch folc^e SBerbcfahrt 
©Bill ich nicht wieber wagen, 

GS mögen anbre ©oten 
3fn 3 u ^ n fi barnach jagen!" 

@o hoi^ auf ber Sfteife, 

Die fo fdhlhnm begonnen, 

Doch $u gutem Gnbe 

Der frohe grutc eine ©raut gewonnen. 


(gortfefcung folgt.) 


§pdte ^ofen. 


'Die ©tunbe, ba bu mir genaht, 
©ei immerbar gefegnet. 

Du bift auf meinem bunflen $fab 
Sicht fpenbenb mir begegnet. 


©ßenn fonft mich $afj unb Sfteib umfpanit, 
Unb büftre ©Bolfen brauten, 

©o fühlt’ ich, wie mein jerrann 
$n beiner Sftähe, ber trauten. 


2ln meines ScbenS Dornenftrauch, 

Dem weifen, blüthenlofen, 

©Becft beineS ©BefenS grühlingShaudh 
5Rodh einmal fpäte SRofen! 

_ Jtffreb §8 oä. 


&- 


& 


Digitized by ^.ooQie 



213 


'Städjtfidje Jtämpfe. 

fie bettt en>ig, biefc lange Stadst, 

SBo alle ©eifter roacb finb, mi<b gu quälen? 

Sergeben§ roe^r’ icb mich ber Uebermacbt — 

©in ganzes ^>eer! 2Ber fann bie ©Ratten jä^len? 

©ie tauben ^ter unb ba unb bort fjeroor, 

2113 ob ein böfer $ämon att 1 fie riefe; 

©ie freien laut, fte flüfiem mir in'3 O^r, 

©ie bringen au3 ber tiefften £ergen3tiefc: 

©dfjmerg, 3roeifel, ©roll, £rofc, bittre Ungebulb, 

®ie blaffe SReue, ^rrtburn, Bang SSergagen, 

Gmpörung, ®ormurf unb ba3 ©dbroerfte: @<bulb — 

§ilf ©ott! — icb fann fie nicht oom Säger jagen! 

®a lommt ber 3Ronb mit feinem bleiben @<bein, 

— ®ie Sei<bc nur be3 Siebtes unb ber ©onne — 

Ifalt, ftumm unb troftloS fehlest fein ©trabl b cre t n » 

— ©iebt’3 benn auf (Srben irgenbmo noch SBonne? 

SRein, nirgenb, nirgenb! UeberaH nur ©treit! 

®on fern nur blauen fel’ge §immel3träume, 

Un$ nur gegeigt gu immer neuem Seib, 

$obnoolI entrüeft in nie erreichte fRäume. 

§orcb! febon be3 grübgebeteS ©locfenflang! 

®a3 £immel3gelt beginnt ficb liebt gu fäumen. 

$)a3 Seben ruft, e3 ruft ber Pflichten 3 n,an 3^ — 

©mpor gur Slrbeit! gort mit allen träumen! 

$)ic ©ebatten fliebn, ba Sonnenlicht fie traf: 

Äein C'br oemimmt fie in be§ tagS ©etriebe, 

3eb ru V etfcböpft, fpät nabt unb leis ber ©cblaf. 

O mobl mir, toobl mir, wenn er eroig bliebe! 

_ #earg *. Saemmiitg. 


^Sorgen 

©dbtoarge Äirfeben, frifeb unb füg, 
3cb am ®aume gerne grüg\ 

3lber frifeber, füger fmb 
35eine klugen, grogeS Äinb. 

O, bie Äirfcben, 

O, bie klugen 
ÜRir beim ^irfeben 
SRimmcr taugen. 


unb IPenb. 

©(biedrer ©cbüfce, ber icb bin, 
kommen beibe mir gu ©inn. 
Äirfcben, Slugen, füge frifebe, 
greun mich aber red)t bei iifebe. 
£übfcbe 3 u f°fi- oerirrt 
diner ftd) gum Sinbennmtb. 

jubtoig $i<brobt. 


Digitized by ^.ooQie 


214 


© i e 

©Bem war noch je betrieben 
95>ie mir fo fd)timmeS SooS? 

2flir fchwanb bcS §er$enS grieben, 

©er (Seele 3ioift ift grofi, 

üttir bebt bic ©ruft in ©ängnig, 
©eitn graufigfteS ©erhängnifc 
Sprang mir aus ^ooiS Schoofc. 

9Kein ©ater 50 g oor 3 eiten 
3um Äampf mit Schwert unb Schilb, 
3Ö^it iroern wollt' er ftveiten 
2 luf öbent ©lachgefilb, 

©em ßnaben blieb, bem jungen, 
Äaum in (Erinnerungen 
©on ihm ein mattes ©itb. 

3efyn 3a^r beS ÄriegeS ©lagen 
©rüg er in ©roja'S ©ann, 

3nbe§ 2legift§ oerfchtagen 
©aheirn fein ©Beib geroann; 

Unb al§ er fyeimmärtS fehlte, 

SanF er, burd)bo^rt nom Sanierte, 
©aj$ roth ber ©ftrich rann. 


|t e 5. 

2 ftid) aber ruft $ur Stacke 
©te allerftrengfte ©flicht, 

3 euS’ ©lief, ber eroigsroadje, 
©eftattet 9Mbe nicht; 

©Senn ich bie SWutter fd&one, 
©ro^t mifjgerathnent Sohne 
©er ©ötter Strafgericht. 

©och menn ber SRutter Obern 
©erhaucht burch meinen Stahl, 
©ann fteigt aus §öl(cnbrobcm 
©er ©umeniben 3 a h^> 

©erFettet meinen Sohlen 
Sftit Flüchen, grauftg5h^ cn ' 
©Beih'n ftc mich ero’ger Oual. 

©rum Flopft mein §er$, ^erfpalten 
©on fchlimmftem (Erbenleib: 

©Sic foß ber ©flicht ich walten? 
©Ber löft ben ©Biberftreit ? 

Ob matt ben Stahl ich fenFe, 
Ob ich mit ©lut ihn tränfe, 

3$ fön Sluch geweiht. 

Jtfeert 3K*fer. 


'polften&if&er. 

„©a§ alles Schöne mu& oenoehen, 

4)a& alles ©ble rnufj oergehen, 

50 i e Älage ftetS auf (Erben Hingt* . . . 

2 e n a u. 


3 um Hünengrab, roo fteiter fich ber $ang 
©er 3 nfel hebt, oon ©infter bicht umblüht, * 

2 ln jebem Slbenb rieht' ich weinen ©ang, 

3u fehn, wie ftitt beS ©ageS Sicht oerglüht. 

©ar lieblich ift'S, mit ruhigem ©emüth 
©on bort bem Spiet ber ©ßolFen $u$uf<hauen, 
Seoor hernieberfmft ber stacht erhabnes ©rauen. 

©aS ift ein Schweben, SchwanFen rounberbar, 

©in 9teugeftalten, wieber bann ©ermehn! — 

3eht oon ©ämonen fiehft bu eine Schaar 
Sich graufenhaft in wilbem Zeigen brehn, 

©ann naljen, Fränjeminbenb, lichte geen; 

©on ferne gtaubft ihr Singen bu ju hören, 

2ftit bem ber £ötle Spuf melobifch ftc befchwören. 


Digitized by c^ooQie 




215 


R-fit 

Unb nun — o Älpengipfel, Ijocty unb 
©dfjau idb euc§ mieber, buftig, ätfjerflar, 

Umgoffcn oom umfiarrten girmenmeer, 

©ic t^r in ber ©rinnerung immerbar 
©cftanben treulich mir feit manchem 3afjr; 

2) arf bemutl)ooß mein jpaupt id^ nochmals neigen 
©or eurer £errlid)feit in anbad)tSooßem ©djmeigen? 

©orbei, oorbei! — ®er lichte £raum oerfliegt, 

$)aS fd^önc ©ilb jerrinnt. — ©S natjt bie &ad)t, 

Der ©d^ön^eit geinbin, unb baS $)unfel fiegt. 

®odj traulich ftd) an meine <Seele fd)micgt 
©in Ijolber 2tbglanj ber entfetymunbnen ^rad^t, 

$>er milbgefinnt mir giebt baS 3Beggeleite, 

©ie ^einwärts jögcrnb ic§ jum gifdjerborfe f^rcite. 

©o badfjt 1 id>, manbemb t)in am ©tranb ber @ee, 

®em SBorte jüitgft beS großen 5)enferS nacty, 

3) ag nichts fjiettieben roafyr ift, als baS ©elj; 

3)ag ^erber nur baS bittre Ungemadb, 

®er ©ann beS ©dfjicffalS, bcu noch deiner bra<§, 

©eil un§ ocrlieljn bie SKod^t, in unfren träumen 
3u flicfyn auf furje 3eit aus biefer ©rbe ^Räumen. 

Unb all ber ©änger bad^t’ i<$, bie bemcint 
3m Sieb ber 3ugenb fdjneßentflol)ncn ©a§n; 

©Ijilbc Jparolb falj ic§, brüberlidb vereint 
3Rit Ungarns gramumflortem ©of)nc, na§n, 

Unb neben ifynen jogfl auf rauher ©a§n 

$)u, Seoparbi, ber gegrollt ben §olben 

trugbilbern, bie baS @rau beS ScbenS uns uergolben. — 

®od& mar brum minber füg ber Siebe Äug, 

©eit unS betrog bie Sippe, ber er galt? — 

Unb menn beS ÄünftterS ©ruft im ©oßgenug 
5)cr göttergleic^en ©(fyaffenSfreube maßt, 

©aS fragt er, ob fetyon morgen, Ijofyl unb fall, 

9Rit Std^fetjucfen, blöbem Sätteln bränge 
©or feinem ©erfe fid) bie feelenlofe ßJtenge? 

O 5Rul)m unb Siebe, traut ©efdjmifierpaar, 

®ie uns baS ©c^icffal gnäbig §at oerliefjn, 

©eit unS oerfagt — oießeid^t auf immerbar, — 

®ie ©atyrljeit roarb, mit euren SRelobicn 
$inmeg$utäufc$en unS ber 3aljrc gtidjn: 

©cm einmal ifjr genagt, bem fdjminbet nimmer 
2tuS feiner ©eete gan$ ber trofirei<$ ljeße Stimmer! 

Jteinfafb 3*u<$5. 


8S-ä 


Digitized by ^.ooQie 



216 


a -*i 

'gßoifeau’s fedjfle fatire. 

95BaS für ein tt»üfle€ ©efc^rei, melcf)’ unljcilfünbenbe Älänge? 

Jpab 1 ic§ $um ©Jacken benn eben midj niebergelegt ? 

©Beld^ ein Dämon f)at tjeute bie 9Räufe, bie Äafcen oerfammelt, 

Dag fte mit *Racfytconccrt frieblidje Sürger geftört? 

Schleunig oerlaff* id) mein Säger, non ©djrecfen erfüllet unb Sorge; 

Jpat ftd^ benn Satans Äunft jefct ju ben Äafcen gefeilt? 

©ine erfüllet mit Älängcn bie Stacht roie ein rafenber liger, 

Unb eine anbere flagt roie ein oerlaffeneS Äinb. 

5Rei<$t baS nidjt aus? $efet fommen bie 2Räufe unb SRatten in ©paaren 
3Rit ben Äafcen oereint, um mir $u rauben ben Schlaf. 

9ßotlen bie JRtt^e mir nehmen burefy gräglidjeS Särmen, unb fd^timmer 
Als mid(j beläftigt $txx ©ure, malten bie fünfte fte oor. 

©alb nun beginnen bie £>äfyite, bann treibt ein @<$loffer fein Jpanbroerf, 

3>n beS ©ulfanuS Äuttft eifrig ju fd>affen bemüht. 

©JeSfyalb bift bu fo emftg, ba faum noeb ber DRorgen ft<$ rötljet? 

©cfyänblictyer junger nad? ©olb Ijat bidj, o Armer, betfjört. 

Sag bein jammern, o graufamer 3Rann, bu raubft mir bie SRufye, 

SRaubft bem Poeten ben ©cfylaf, ber bis um jroölfe gemacht. 

Salb ©ernennt 1 id) bie Äarren in 2Rengc, bie 2Raurer fommen, 

Unb man öffnet bereits bort in bem Ärämergefdjäft. 

laufenb ©locfen erflingen oon fämmtlicfycn Ifjürmen ber Jpauptftabt, 

Unb id) fyör 1 eS am Ion, bag roan ber lobten gebenft. 

©oll man bie Sebeitbett quälen, bie Abgefcfyiebenen feiemb? 

3ft benn genug noefy nicfyt £agel unb ©MnbeSgebrauS? 

Aber idj roäre jufrieben unb banfte bem gütigen Jpintmcl, 
gänb’ id) braugen bie SRu^’, roeldje im £aufe mir feljlt. 

Do 6) roofyin iä) aud) ge^e, ein ©djroarm oon läftigen 2Renf<$en, 

Der mir ben ©Jeg oertritt, raubt mir bie 5Ruf>e audj bort. 

©iner ftögt ntic§ oon fjinten mit einem roucfytigcit ©alfen; 

Durc$ einen anberen ©d)tag roerb' id) beS §uteS beraubt, 
geierlitty naljt ein Seidjenconbuct unb jroingt ntid) $u roarten, 

Unb faum ift er oorbei, als bie Safaien ftd? nafyn, 

Die ftdl) neefen unb foppen, bag fteljenbleibenbe ©Janbrer 
Ob beS finbifd)en IfyuttS bag in bie $>äi)nt geflucht! 
ißflafterer l)ier unb ^öfterer bort, Dacfybecfer in 2Rcnge, 

ÜRan<$ ein ©d^ieferftein fällt jroifd^en bie Seute fjinein. 

Irofc beS SattengerüfteS oerrounbet fefj' id) jroei Änaben; 

AHeS oerbarrifabirt! ©agt mir, roo foll i<$ benn gcljn? 

Da, baS ©ebränge ju mehren, erfctyeint ein mächtiger ©aumftamm, 

Auf $roei Äarren geführt; faum ftnb bie ^ßferbc im ©tanb 
3$n nod) roeiter ju bringen; benn alljufcfylecfyt ift baS ©flafter; 

Da fommt ein ftattlid? ©efäljrt unb roirb beS SRabeS beraubt, 

Denn ber Anprall ift grog, unb rafd) umftürjt bie fiaroffe. 

SRieftge Raufen oon ©cfymutj nehmen bie SReifenben auf. 

Allgemeine ©erroirrung! ©in jroeiter ©Jagen ift nalje, 

AIS man bie ©trage gefperrt fielet, ba fel)rt er jurüdf. 

Anbre Äaroffen erfdjeinen in üRenge, unmögli^ bie Umfeljr 
SIRad^t bie ^emmenbe ga^rt aller ber folgenden nun. 

Da, um baS Seiben $u mehren, erfcfyeint eine ^eerbe oon SRinbem, 

©on jel)n ©fein gefolgt, beren ©efcfyrei uns erfreut. 

§ier bie Sßferbe unb horten bie ©fei, bann langfame SRinber, 

iS__H 


Digitized by ^.ooQie 



tat 


Steblidjcr Slnbltcf, traun, welcher bie Siebter ergoßt! 

StidjtS als glühen oernimmt man, bie immer befdjäftigten Seute 
SJtöchten ber Höllenqual biefer ©erwirruug entgehn. 

SBeldben ber Heiligen ruf’ ich hoch an in biefer ©ebrängnifc, 

SBo man in Lebensgefahr mitten im grieben gerate? 

Unb baS Springen gelinget mir fd)wer, hoch über baS ffiaffer 
©ringt nur ein hurtiger Sprung, welcher ber Stoth unS entrücFt. 

^Dreimal werb' ich geflogen, julefct noch trifft mich £>err ©uenaub, 

2)effen fich bäumenbeS Stofc weithin mit Äoth mich befpri^t. — 

Stun ift bie Hoffnung ju ©nbe, bie SJtorgenbefuche ju machen. 

Slrmer $oet, ber früh fich 5 ur ©iftte gepult. 

Stette bich auS ber ©ebrängni§ unb trocFne bie feuchten ©ewänber, 

SBenn nicht Stegen unb Schnee wieber bie Äleiber bir nefct. 

©alb erscheinet ©atiS nach bem ©ufc wie ein jweiteS ©enebig 
3Bo man Strafen unb $la(j nur mit ber ©onbel pafftrt. 

Hat man auch ©alten gelegt unb fd)male ©retter barüber, 

Stur ein firner SaFai glücFlich h' n über ftch wagt. 

®och auS fäntmtlichen Traufen hernieber giegt eS oon Steuern, 

gaffen wir halb beit (Sntfchlufc, über bie Strafe ju gehn. 

treibt bich öer Siegen nicht fort, fo treibt bich bie bange ©eforgnifj; 

2)enn mit ber Sicherheit ift eS bebenFlich befteßt. 

SBenn bie Sonne gefunfen unb Stacht bie Grbe bebeefet, 

Unb ber Äaufmann bereits Saben gefchloffen unb $h or ' 

SBenn er bie ©elber fortirt unb bie Stentenfeheine gewählt hat, 

SBenn auf bem Steumarft febon frieblich eS würbe unb ftiü r — 

Stegt fich Me Sattgftngerfchaar, unb gut oerfteht fic il;r ^anbwerf: 

Unfer ift fe^t $ariS, fpricht man, in 3ünften oereint. 

Sticht in ben bunflen SBälbern oon ©öhnten unb nicht in Italien 
©iebt cS ©rigantert wie hier, welche bie SJtertfchen gequält. 

©eh' nicht beS SlbenbS allein in ben Straften oon Seinei@omorrha, 

Ober bie fflörfe, bie Uhr fällt einem ©auner anheim. 

SBehrft bu bich wiber ben Stäuber, fo bringft bu bein Seben jum Opfer, 

Unb in ben geitungen halb hören bie Seute baoon. 

Sieber oerfchlieft' ich bie Ih^ rc un b 9 C ^' mit ben H^ ncrn $ur Stuhe, 

Söenn nach gelöfchtem Sicht mübe bie SBimper fich fehltest. 

Slber auch h* cr im Sette bebrohen mich wieber ©efahren, 

®enn bem genfterfchluft naht ein oerwegener t)ieb. 

Schüffe werben gewechfelt oon ©olijiften unb Stäubern, 

SBährenb oom Hinterhaus her beutlid) um ^pilfc man ruft. 

Ober oon geuerSbrünften ergriffen feh' ich beS Siad)barS 
Stattliches HauS, oorbei ift’S mit ber nächtlichen Stuh': 

Ohne 9Befle oerlaff' ich bie $8oh nun 9 unb flüchtig ben SRantel 
Uebergeworfen, hinaus geh' ich, ben ®ranb jn befehn. 

$)a wie ein anbereS £rofa in glommen oermein' ich i u flauen, 

3So bie Slrgiocr in SButh ©reife unb fiinber erwürgt. 

Stun ftürjt itieber baS ®a<h oon taufenb H Q Fen bewältigt, 

Unb ©ulFanuS, er lägt SBolfen beS StaucheS $urücf. 

(Snblich Fomm ich nac h H au ^ öleich oor Sorgen unb Schrecfen, 

Slber ber Xag bricht an, eh' ich mein Säger erreicht. 

Stieber leg' ich mich rafch; hoch Fein erquiefenber Schlummer 
®ecft mir bie 2lugen; ber Särm l;inbert ben iraumgott, $u nahn. 

Hott’ ich ein weites Hotel mit ©arFanlagen baneben, 

Äönnt’ ich bem wüften ©etöS fern oon ber Strafe entgehn. 

Unfere Hauptftabt ift ein ©Iborabo für Steife; 

k -ä 


Digitized by C^.OOQLe 




218 


-gl 

©clbfi in bem ©ei<$bilb fjat fWattige ®ärtcn bcr ®raf, 

Äann ftW fcboffcn burd) ®olb ben Srüfjling inmitten beS ©interS 
©ürjigen ©o^lgeruW atljmet ber wonnige fyaxt. 

Dodj ein 2trmer, wie id), ber feine ©d^ofle fein Sigen 
Nennt, ber roo^nt in $aris, wie eS bem $öc§ften gefällt.. 

$. 8*tf«u. 


^etier|lutin. 

Sin ©Ratten, Siebfier, liegt auf beinen ©rauen 
©ie auf beS bunflen Rimmels Singest, 

Unb wie entflammt im tiefen Nebelgrauen 
Der fallen 93Iifec IjeimatlofeS Sidjt, 

©o felje itb aus beinen büfiren 2 lugen 

Sin tüilbeö ©prüljn bem ©Wattenmeer enttaudjen. 

9Nein £>er$ erfagt’S! o rätfjfelooHeS ©eben, 

DaS meine ©eelc eng an beine jroang, 

SNir Äunbe giebt oom tiefgefjeimftcn Seben 
3 n bir — roie laufc^e id) nun jitternb bang 
5luf meines ©cfyicffalS unerforfctyteS ©öden, 

©enn ©etterfiürme beine ©ruft burc^groden! 

_ &ttO 'gt*K. 


$in>ar6 gaxf. 

3m gorfte oon Dunfinan tönt eS roilb, 

Da reitet ber Job mit ®rauS; 

Da brö^net ber ©peer, ba flingt ber ©c^ilb 
©iS $um NteereSfiranbe fyinauS. 

§adeitber ÄtiegSruf, Noffegeftampf 
©rauft über bie £cibe baljer; 

3 m lebten, roilben, trofcigen Äampf 
Ningt fterbenb 3Jtacbet^ §eer. 

©o bie glamme beS ©treiteS am Ijeifjeftcn loljt, 

Da fanF, baS £mupt jerfpedt, 

3n ber Sauft baS ©Wroert, oom ©lute rotf}, 

3 ung ©iroarb, ber blütyenbe $elb. 

Dem ©ol)ne fern ber 2llte brang 
3n'S geinbeSgcnm^l hinein. 

£>ei, wie ber ®reiS baS SNorbbcil fd^toang, 

©ie baS ©etter fc^lug er brein! 

Da nafyet ein ©otc: ,,©e§, geR^err, wefj! 

3W fünbe bir fWltmmc 9När; 

Dort brüben tragen fie blciW toie ©Wnce 
Deinen @of)n auf ber £artfWe baf)er.* 

B---- 8 


Digitized by ^.ooQie 




8r 


m 


* 


Der fftede brauf: „Sftur eines noc§! Wann, 
ffiie empfing er bie ffiunben?" — ,,©on oorit!" — 

,,3d) mußt’ eS!" — £>ocf) hebt er im Sattel fu$ bann 
Unb ftößt in fein gellcnbeS £orn. 

Da flirrten bie Siebte, ba raubte baS ©lut. 

Da brang ein nort^umbrifetycr Schlag 
§crrn 9Jfacbetlj jad^ burefy ben (Sifenijut 
Unb fein nriitl)enbe§ ^ecr erlag. 

Sftatmlanbenc, baS ©anuer, trug 
©iroarbS SRärfcSmann, 

Unb fiegenb ging uorroärtS beS Stäben glug 
hinauf gen Dunfinan. 

©lutrotl) raubte bcS ©cfyloffeS ©raub, 

Unb be$ ©icgerS getreues ©lücf, 
führte bae trotzige 9llpenlanb 
$u £errn Sttalcolmö ©efyorfam jurücf. 

Den leitet’ 3arl ©iroarb in ©lanj unb ^Sradfjt 
s J?adj bern ftrönungSfteine $u ©coite, 

Dann 30g er nad) ?)orf in büflrer 9tac$t, 

©etrauernb ben einzigen ©oljn. — — 

Unb er fam jutn ©terben. Der grimme geinb. 

Der if)n fd^ant' im morbenben ©treit, 

'Jfun enblicfy hat er eS ernft gemeint: 

„3>arl ©iroarb, mad) bid^ bereit!" 

Da frampff er jufammen bie ncroigte Sauft, 

Unb fuf)r uont ^ager empor; 

©ie Ärieg unb ©d)lad)tgetümmel lauft, 

9tun flingt’S in bcö ©terbenben Dl)r. 

„O", jtöljnt er, „roie elenb unb fd^roül tmrb mir, 

Der rühmlos im ©ette ftirbt! 

Da fte^t i^r unb helft nicf)t unb tagt mid) Ijier, 

©leid) bem Jpirfdj, ber im 2ftoore oerbirbt. 

Unb muß eS geftorben fein, roof)lan, 

©0 reicht bie Lüftung mir fyer, 

Drüdft mir bie 5lrt in bie 9fted)te bann, 

3ln bie Sinfc ben ftiifcenben ©peer!" 

Unb fte brauten bie ©e^r unb er legte fie an; 
grei ^ub ftd) ber ^errlidbc £elb. 

„9tun ^eran, bu jitternber Änodjenmann, 

©3 fd^cibet ein 3arl aus ber ©eit!" 

©r fpradh’3, ein Sädjeln tm ftarrenben ©lief; 

Da fuljr’S roie ein ©etter burd) 1 ^ £au3, 

Da faitf baS £mupt i^m fermer in'S ©enief 
Unb er flaueste bie ©eele auS. 


cöugo 3t$eiufdnber. 


fe_ * 


Digitized by ^.ooQie 



220 


D’ Drosel l) em Wenter. - 

0 weih, min Bichelche*) we denn*) 

Ya lütter Hongerschnoath! 

Et ess kai einzig Birnche 4 ) drenn, 

Ob schwarz, ob gal, ob roath. 

Wat wur mir en der harte Zitt 
Min Sammetwämraesche so witt, 

Ech goah fast zweimoa nenn. 

No han ech noch — ech weiss net wo — 

Min Noateboch 6 ) verlorn, 

On gestern ess mir noch d‘zo 
Dt Waldhorn zogefrorn. 

No moss ech armer Mussegant 
Als Fechteier 6 ) zeeh durch d’t Land, 

Em Banze nix we Noath. 

Wä Spellma 7 ) ess va Professioa, 

Varn Reche nix versteaht. 

Em 8 ) Juchhe wur*) all Got verdoa 10 ); 

We't mänjem Brorer 11 ) geaht. 

Känn Stemm 1 *), känn Sparbex on kann Moth! 18 ) 
On for e Handwerk doch z got! 

0 Konst, wo führst du hin! 


0 Drossel. *) Bäuchlein. *) Was nun. 4 ) Beerlein. *) Notenbuch. •) Fecht¬ 
bruder. 7 ) Spielmann. 8 ) im. ®) war. *>) Gut verthan. «) Bruder. ,a ) Stimme. 
ia ) Muth. 

Rosa Rübsaamen. 


'pintei. 


(£oratiu3, 

Steffi bu, rote ftc§ in roci&eS Sinnen 
Die (Srbc na<§ unb nad& ner^üHt? 

Unb roie ber ©djnee auf Dacty unb Binnen 
33alb jebeS ©läfcdjen auSgefüllt? 

De3 gidjtenl)aine§ bunfle ©ipfel, 

Sie tragen faum bie roeigc Saft; 

©d)on neigen ftd? bie müben ©ipfel, 

(Sin Siechen ge^t non 2Ift ju 2lft. 

DeS JBiefent^alS gefdjroäfc’ge ©ä$e 
©inb aß 1 erftarrt oom eif’gcn groft, 

Unb über bie entblößte gläc^e 
©treibt rauben £>au$S ber roilbe Oft. 


Ob. I., 9.) 

Da lob 1 id) mir bie trauten (Scfcn 
9lm SBärnte fpenbenbett Äamin, 

5Bo manc$e3 üftärt^en auferroeefen 
De$ geucrS alte ÜRelobien. 

2 Sir plaubertt in gefeU'ger Stunbe, 

©ern in (Srinnerung nerfenft, 

Unb freun un3 banfbar jeher ©tunbe. 
Die un§ bie ©djicffal3fd)roefter fetyenft. 

3 n meiner $anb ein polier Secfyer — 
Se^aglicb bampft ber ljei§e $ßunf<$! 

Unb um mich Ijer nergnügte Betfyer — 
Da3 ift fo ganj nad) meinem SBunfdjj 

$atf 


Digitized by ^.ooQie 



221 


sr---s? 


3 e6iuai- c Sie&. 

©tarreS ©iS auf ©tromeS ©eilen, 

Dieter Steif auf ©aum unb Strauß; 

$lber fteb, bic SBogen fdhroeUen 
Unb im ©aurnc regt ftch'S auch . . . 

^rbifd^cr Jammer, 

©iftge Älammcr, 

©eiche oom £erjen, fdjon fpürt cS ben £auch! 
greubig ftch rüftet'S ju göttlichem Streben, 
^ubclnb roirb’S beinen ©anben entfehroeben! 

%a, ob Siebei, büfhre ©dreier 
füllen ring§ auch SBalh unb gtur: 

©on beS ©ängerS golbner Se^er 
Dönt eS um fo befler uur — 

^eiliges Bahnen, 

Seliges Slhnen 

Jpcll aufbämmernber ©lücfcSfpur: 

©celen, o regt bie unterblieben ©ebroingen, 
9Kuthig ben Söinter in euch S u bedingen! — 

_ farf fugen 


$ternennadjt. 

©ei mir gegrüßt, o ^olbe ©temcnnacht! 

©eheimnifcootl bebeeft bein 

Der ©rbe liefen unb ber ©rbe £cib, 

Unb Zeitig füll, roie eine griebenSfeier, 
güUft bu bie ©ruft mit ftiüer ©eligfeit, 

O aauberoolle, ^olbe ©ternennadht! 

3um ©taunen jroingt mich h«ne reiche ^3rad^t! 

©o oiele ©onnen feb’ ich °&en Greifen — 

©in ©ilb ber unfaßbaren ©migfeit! 

9BaS fann ich tljun, bemuthooll ju preifen 
Den Jpcrrn ber ffielt unb ber Unenblichfeit, 

Der bicb erlauf, o reiche ©ternenna^t! 

C glanjerfüflte, füße ©temenna^t! 

©Sie läßt oergeffen mich ^tin Schweigen 
Sttancb’ bittres 2öeb\ manch’ tiefoerlefcenb Söort! 
groh grüß ich hich fdjon bei beS DageS Zeigen, 

Unb roenn bu febeibeft, flingt im Jpeqen fort 
Der Draum beS ©lücfS aus ftiüer ©ternennadjt! 

3r«nnp Jeftef. 


*■-ä 


Digitized by ^.ooQie 



722 


'S? 


5» «Ättcrßa^ö geltet. 

SluerbadjS ft'etler — ^eiliger föaum! 

©in ich bie roirflidf)? ift eS fein ‘träum? 

-pie bat ber göttlidje länger gekauft, 

£>ier auch burebgeiftet ben einigen Rauft! 

Neffen gemahnt es mid) — ©ringet mir ©ein! 
.'pör, (Meift ©oetbe’S, ich benfe beiit! 
liefen ©ecber frifd^ an ben Wunb — 

SluSgeleert bis auf ben (^runb! — 

(yi, mie büfter baS Sämpcben flimmt! 

©ie eS nenoorren nor’nt Sluae mir febroimmt! 
©ie eS mir bumpf nor ben Obren brauft! 

©in id) eS felber? bin id^ nicht Rauft? 
tort am Öeroölbe bufebt eS umher, 
teufet fid) lüftern — Aftern Rläfcblein leer... . 
tiitfifcbe ©iebte, nehmt euch in Siebt! 

©iffet: in mir ift ber Rauft enoad)t! — 

£a! non bem Raffe fcbleicbt eS bernor! 

£ämifcbeS Cacben bringt an mein Obr- 

©iflft bu, Wcpbifto, ju tienften mir fein? — 
(*i, benn millfommen — 3^ fcblaae ein! 

©efc bicb ber $u mir, teufet, unb frifcb 
©ebafj mir ben beften ©ein aus bem tifcb! — 
flöftlidje £abe! taufenb tanf! 
taS ift ein tranf, ein Reuertranf! — 

(£önu’ mir mehr non bem göttlichen ©ein! — 
Va6 nur baS teuflifebe (Mrinjen fein! — 

•t'ilfe! Reuer! 3^ brenne — o roch! 

©e^e! id) brenne nont £opf bis gur 3eV- 
£ilf! 3eb erftiefe im febroeflichten stampf! — 
3cb erliege im £öllenfampf — 

Rtud) — Wepbifto! — ^d) finfe — Sieb!- 

— ©löblich bröbnt eS mie tomtergefracb. . .. 
©ie? roaS mar baS? mo bin icb? rco? — 
träumte icb? ~ Weine (Schläfe — Ob! “* 
SluerbacbS Xfeüer, icb benfe bein! — 

Stuf an bie fiuft — O £öQenpein! 


Jtbaf&erf gtuboff. 



Die jüngste deutsche Litteratnr- 
strömung und das Prinzip der Mo¬ 
derne non Eugen Wolff. (©ertin, föicbarb 
(Jcfftein Wacbf.) 3Me ©rofebüre ift als fünftes 
ber „£ittetarijcbcn ©olfsbefte" erfcbieneit, 
roctcbe ibr ©erfaffer unb £eo ©erg in @e- 
meinfebaft mit jablreidtjen, mehr ober minber 
namhaften, anberu©dbviftftellern berauSgeben. 
(£S bringt eine febr flar unb überficbtlicb ge= 
battene, ^ufammenfaffenbe ©etraebtung über 
fämmtlicbe nennenSroertbe ©ertreter beS fo? 
genannten „jüngften $eutfcblanb", foraie ihrer 


©erfe unb eine fritifebe Unterfucbung über 
ben ©ertb beS non ihnen ausgesprochenen, 
in ihren ©iicbern betätigten, äftbetifdfjen 
©rin$ip8. Obgleich ©oljj biefer ©d£>ule mit 
großem ©oblmoüen gegenüberftebt, ift er 
boeb gegen ihre (Gefahren unb ©cbn>cc!}eii 
feineSroegS blinb unb beeft in ben ©driften 
einzelner ihrer £auptnertreter unnacbficbtlicb 
bie (Gebrechen auf, bie er barin finbet, fo bap 
man ihm roobl gugeben fann, bafj er fein 
©ueb sine ira et studio aefebrieben unb bafj 
eS i|m emft um bie ©aepe felber, nicht aber 


a — 


Digitized by ^.ooQie 









223 


R- 

barum t^un war, bie Siebter ber jungen 
©eneratton gu oerbimmeln. gür LeptereS 
forgen pe ia auch meip felber. 3n beit 
^auptpunFten ftimme id) mit bem Autor 
über Söertp unb 33ebeutung ber moberneit 
Dichtung in Ä'uuft unb Litteratur burcbauS 
überein, aber aud) wer baS nicht tput, wirb 
au§ ber licbtoollen Oarpefluug Belehrung 
unb Anregung fdjöpfeit unb jebenfaUö mehr 
(Gewinn barauS giebu, als wenn er bie aügu 
fcbiteibigen gär* unb 9öiber: Sieben ber ein- 
feitigen Vertreter beiber gegnerischer 
ungen über fic^ ergeben läpt. Oie 2öabrbeit 
bat ja noch immer in ber Witte gelegen. 

Konr&d Telmann. 

Americana. £umoripifcbe ©Figgen ati8 
bem anterifanijeben Leben oon Philipp 
Berges. (Leipgtg, $bil* PFeclam jun., 9tr. 
2508, 1889.) Oiefe fünf ^umoriftifc^en 
geuiüetonS haben Feinen litterarifcben 
Söertb; ihr heitre ift baS aus unfereit beut= 
{eben 3*i tun 9 cn woblbeFannte ber trauS; 
atlantijcben Uebertreibutigen, wie fie in 
DRebactionSPuben beS far west gegücbtet mer= 
ben, unb (o ip auch b^ cjlcicb bie erpe de= 
fdpdjte, welche ein brotftgeS 9MIb omerU 
Fauifcben AeitungSwefenS giebt, bie befte, b. b- 
amüfantepe. „5Öilfon’S Tepament", bie britte 
©Figge, S^igt uns bie dipelsTburmböbe, bis 
ui welcher oaS fftewgorFer D’Feclamewefen ge- 
Dieben; ber Aboocat SBilfon ift ein TgpuS, 
bie SßerFörperung non 9)anFee = ©Flauheit, 
unb devil-may eare-SttücFpcbtSlopgFeit. Oie 
Fleinen ©Figgen geben einen dinblicf in bie 
gange ©ittenlopgfeit unb 33erberbtbeit ber 
neuen 2öelt, pe ftnb aber mit |o unnadf)= 
abmlicbem £mmor, fo echter ?)anFcelaune oor- 
getragen, bap man bem Ueberfeper nicht gram 
fein rann, bem Verleger guten Abfap wünfebt 
unb — bie ungenannten Urbeber Fennen lernen 
möchte, um noch eine ©tunbe mit ihnen gu 
»trplaubetii. Alfred Friedmann. 

Lieder des Herzens oon Alfred 
Friedmann. (Berlin, Verlag oon 9tofen= 
bäum & £art, 1889). Alfreb griebittann ift 
als feinftnniaer IHoüeOip unb als oerftänbnips 
reicher ftritifer beFannt. Wit groper greube 
begannen wir baper auch bie Leftüre beS oor= 
liegenben LieberbüdpeinS. ©aate bocf> ber 
93erfaffer in ber 2öibmnng, bap er in bem; 
felben „fein 53efteS gegeben". 9hm muffen 
wir gefieben, bap wir non Anfang ein 
wenig enttäufebt waren, Oie erpen lieber 
(Äleine ©acben) entbehrten burcbauS nicht 
beS ©ebanFenreicbtbumS unb ber finnigen 
©efüblStiefe, allein eS Farn un§ oor, als ob 
ber Siebter baS, waS fein 5$nnerpe§ bewegte, 
hier unb ba etwas ungefebieft auSgebrucFt 
habe, als habe er eS nicht recht oerpanben, 
ben 3n^alt in bie rechte gorm ui giepen. 
drgwungene Silber utib eigentbümficbe 59ort; 
neubilbungeit pnbett peb häufig. Aber je 
weiter man lieft, befto mehr denup unb 
53efriebigung pnbet man. „SReerbilber*, 
„©onette", „Ueberfepungen", „Oie gamilie" 
enthalten fap nur ©uteS. Namentlich bie 

% -- _____ --- 


debidpe beS leptett AbfcbnitteS pnb groben 
echt beutfeber, inniger 05efüblSli)riF. AuS= 
gezeichnetes bepnbet ’fid) barunter („d5eftänb= 
nifr, „Jl)r?icb", „Oie9ted)te", „ASulbigung"), 
baS bem heften, was je biebterijeb empfunbeu 
unb ausgesprochen würbe, an bie ©eite gefept 
werben Fatnt. 99ir hoffen oott Alfreb grieb= 
mann noch mehr AehtilidjeS gu lefen unb 
empfehlen bie „Lieber beS A^ergenS" getrop, 
injonberbeit ber Oamcnwelt. 

Hngo Rheinländer. 

Seegeschichten oon Heinrich Kruse. 
Zweite ©ammlung. (dotta, ©tuttgart). 
Heinrich Ärufe, au ber Oftfee babeim unb 
oon jeher ein greunb beS NleereS, hat fchoit 
manch’ treffliche ©eegefcbidjte ergäbt. Oie 
erpe bei dotta h^'auSgeFommene ©ammlung 
j biefer reigenben Oicbtungen b Qt fielen Beifall 
I gefunben' unb liegt jept in gweiter Auflage 
oor. (Mleicbgeitig aber ift in bemfelbett s ^er= 
lag als ftattlicber 93anb eine gweite ©amm= 
lung erfdjicnen, ber erpen an 3Bcrth opne 
aüen 3 ,üe ^ c ^ minbepenS pleicb, au Umfang 
überlegen.* Oeun fie bringt auper einem 
lefenSwertben, Fttrgen Vorworte nicht weniger 
als neungehn frifdje, bem 2eben abgelaufcbte, 
bureb edpe Hutift oerFlarte Silber, bie meiP 
bem Treiben auf ber ©ee unb am ©tranbe 
entnommen fttiD unb bureb ib ren tb e ^ § t* e f s 
ernpen, thcilS heiteren, ja bodjFomifcbeu 
halt reiche Abwechslung barbieten. dS hält 
ferner, auS ber giide beS (Bitten dingelueS 
heroorguheben, opue ungerecht gu werben, 
boch biirfte bie Föplicbe ©cbülergefchidhte 
„donrector im ©aefe" auch anbere Veute als 
Latein oerftehenbe ergöpeu, biefe freilich am 
meiften, währenb „Abelaibe" 3 orn un ^ ^t 5 
leib erwerfeti unb „Oer ^alirornier" bureb 
tapfere Lebensweisheit erfreuen wirb. Oer 
aüerlcpte $erS beS gangen 93ud^S enthält 
nod; einen fepr feinen 3 ll 9- 

Wilhelm Fischer. 

Gedichte oon K. A. Hlickinghaus. 

(OreSben unb Leipzig, d. ^ßierfonS Verlag, 
1889). dS bietet einen gang eigenen @enup, 
bie 9tieberf<hläge eines jungen, warm em* 
ppnbenben ApergenS, bie erpen 9öelt= unb 
LebenSeiitbriide einer jungen Oicbterfeelc 
Fennen gu lernen, gu fepen, wie eine noch 
thaufrifdhe Ülaioetät mit ber herben 9öirFlich s 
Feit fich abgufutben oerfuebt. §aben wir ba 
mit einer nod) uitoerfälfcbten 9Fatur gu tbun, 
mit einem noch ungeFrümmten dbaraFter, fo 
Fönneu wir nicht AnbereS als ©cbmerglaute 
erwarten. dS ftnb bieS bie ©d)mergen ber 
geiftigen Geburt einer digennatur. Unb 
©cbmerglaute pnb eS, bie wir in biefem 
debichtbiicblein pnben. ^ücfingbattS febeint 
©cbmerglicbeS fchoit erlebt gu haben unb bie 
Töne, bie er anfeblägt, pnb echt unb warm. 
3öie jeber Oidjter, trägt er feine melandholifcbe 
AnfcbauungS* unb dmppnbungSweife auch 
in bie Umgebung unb in bie fftatur bmttn; 
LeibenSgepalten wie Prometheus unb dbrifhtS 
pnb eS, bie ihn angieben, bie ibm feine 
^bantafte oorgaubert. Unb bie eebteften Töne 


Digitized by 


Google 




224 


ftnbet ec nur ba, 100 feine ÜRufe ftd^ am I fdjöneS Sprachgefühl. (58 ift ju hoffen, bafj 
Seibooflen enpünbet. HücfinghauS ift Cprifer J biefen talentooflen SUtfäßen no<h oiel Be* 
in erfter, föefleponift uitb ^etorifer erft in j beutcnbereS folgen wirb, 
feitet föeihe. <5r befigt Bhantafie unb ein I Hermann Menkes. 



Sieberum haben mir ben lob eines h er = 
oorragenben, treuen Mitarbeiters ju beflageit: 
Feodor von Wehl ift am 22. 3anuar in 
amburg nad) längerer ftranfheit ocrfchieben. 
er Beworbene mürbe am 19. gebruar 1821 
gu £un$enborf in 0 cf)lefien geboren unb 
mürbe, aus einer alten fchlefifchcn gamilie 
entftammcnb, für ben Militärbienft beitimmt; 
ein ©tun oom ^ferbe, ber feine Ü^efunb^eit 
bauernb fdhäbigte, nötigte ihn jeboch, biefer 
Laufbahn entfagcn unb er roanbte fich 
in golge beffen fd^on im frühen Filter ber 
SchriftfteHerei $u. Senn e 8 i^m aud) nie 
gelungen ift, roafjrljaft BebeutenbeS zu leiften, 
fo oermochte er hoch in fich BoüenbeteS ^er= 
oorjubringen unb bejonberS baS feinere 2uft= 
fpiei oerbanft ihm manche Bereicherung; 
beroorjuljeben ftnb h«r u. 21 . hie beFannten 
(5inaFter „Filter fchügt oor ^^or^eit nicht", 
„9tomeo auf bem Bureau" :c. — 9lud) in 
Heineren 9tooellen unb litterarifchen Blau« 
bereien leiftete Sehl SlnerfennenSroertheS; in 
erfteren oerfügt er über eine pacFenbe X'ar* 
fteüungSFunft, bie ben ?efer oft über baS 
mit Borliebe behanbelte Stoffgebiet beS Ber- 
brechenS unb MorbeS ^inroegfe^en läßt. 3n 
feinen ®ebid)ten jeigt Schl einen finnigen 
>Jug, Baüaben unb lieber im BolfSton ge= 
Itngen ihm am beften. — üange 3 «h re hm* 
burch mar ber Berftorbette aud) ih eatei *f l 'iFifcr 
ber *X)reSbner conftitutionellen Leitung", bis 
er im 3 a ^ re 1Ö69 einen föuf als artiftifcher 
$>irector beS Stuttgarter ^oftljeaterS erhielt 
unb 1874 $um ®enevalintenbanten beförbert 
mürbe; h^r hatte mit großen Schmies 
rigfeiten ju Fämpfeit. Xroß aüeS guten 
SiÜettS fah er fich ben Siinfchen beS 
|>ofeS ober auch nur einer ^ofclique gegen* 
über ohnmächtig, fo baft er fchließlich auf 
feinen Bofteit ©erdichtete unb nach Hamburg 
jurücFFebrte, roo er im Begriffe ftanb, eine 
Sochenfchrift „‘Ceutfche tfunft unb ?itteratur" 
$u begriinben. (5r mar zugleich mähreitb ber 
legten brei 3 ahr« ßunftfritifer an ber Ham¬ 
burger „ffteform". Wod) in ben legten Mo* 
naten feines £ebeu3 gab Sehl Xagebuch* 
Hufjeidhnungen auS ben 3ahren 1863—1884 
unter bem Xitel „3*it unb Meitfchcn" heraus, 
roelche befonbereS 3ntereffc burd) bie Mit* 
theilung feines BriefroechfelS mit ben be* 
beutenbften litterarifchen 3 e it 0 rno[fen heroors 
riefen unb melche als ein roerthooüer Beitrag 


$u unferer beutfchen ftulturgefchichte betrachtet 
roerben bftrfen. 

- * - 

Hermann Lingg erhielt oom Brinjregentcn 
9uitpolb oon Bapern eine (5inlabuncj jum 
MittagSmahle, bei rcelcher Gelegenheit ihn 
ber Biinjregent mit bem Ritterkreuz des 
Verdienstordens der bayerischen Krone 
fchmücfte. — Mit ber Berleiljung biefeS 
CrbenS ift ber perfönliche 3lbel oerbunben. 

- 4c- 

S^er Grillparzer-Preis oon 1500 ©ulben 
ift Adolf Wilbrandt für feinen „Meifter 
oon Balntpra" juerfannt roorben. £a$ 
0tiicf foU im Burgtheater ju Sien aufge¬ 
führt merbeit. 

— * - 

(*ine Nachricht oon großer Bebeutung für 
bie gefammte 0chriftfteUcrroelt Fommt neuer= 
bingS auS 2lmeriFa. (53 hat nämlich beit 
21 nfchein, als ob bie ^uSnahmefteüung, melche 
bie Vereinigten Staaten gegenüber ben Ver¬ 
einbarungen der Culturstaaten zum Schutze 
der geistigen Arbeiten immer noch eins 
nehmen, enblich aufhören roerbe. „X>ie Be* 
miihungcn um H fr bHfiihrung eines inter= 
nationalen BerlagSfdjugeS jdheinen" — fo 
roirb bem in Milroaufee erfcheineuben 
„Herolb" auS Safhington geichrieben — 
„enblich oon (Erfolg gefrönt roerben $u fotlen. 
(5ine Bill, melche oon ben 0chriftfteOern beS 
Raubes unb uielen ber hcroorragenbften Ber= 
lagSftrmen empfohlen mirb, mürbe befanntlich 
oor einiger »M* ©enate eingebracht unb 

au ben fluSjdjufc für Butentaugelegenbeiten 

oermiefen, melcher oon jeher joldbc (55egen- 
ftänbe behanbelt hat. Terfelbe Antrag mürbe 
nur oon $roei oerfchicbenen 9lbgeorbneteu im 
Haufe eingebracht. £er erfte mürbe oom 
Sprecher au ben föecbtSauSfchuft, ber poeite 
au ben BatentauSfchuft oermiefen. £er 
legtere foU beinahe einftimmig ju Gunfteit 
ber Maßregel fein, unb ba ihm roenige atu 
bere Gcfchäfte oorliegen, jo ift augunehmeit, 
baß er bie BiH balb einberichten roirb. X)ie 
Gegnerfchaft gegen bie Maßregel ift faft 
auSjchließlicb auf eine Fleine Bartei oon 
Herausgebern juriicfiuführcn, bie hauptfäch 5 
lieh billige Olachbruae auSmärtiger Schrifts 
fteüec auf ben Marft bringen unb niemals 




Digitized by ^.ooQie 



$3 


St¬ 


einen Gent ©d&riftlohn bejahen, fo lange fie 
bieS auf irgeno eine Seife oermeiben fönnen. 
Me greunbe beS ©t^ufieS für geizige foroohl 
als materielle Arbeit hoffen auf Annahme 
ber ©iH. 9Iu<h ber SftechtSauSfchufj ift ber 
©in giinftig geftnnt. GS märe baljer nicht 
ju oerrounbern, roenn auch oon biefem 9lu3= 
fchuffe ein günftiger ©ericht eingebraeht roer* 
beu mürbe, mobuvch natürlich bie SuSfichten 
auf Annahme ber ©tabregel bebeutenb oer* 
mehrt mürben/ 

- * - 

Ludwig August Frankl lieb foeben eine 
neue golge feiner Gfebidjtfammlung „GpifeheS 
unb ?pri)che3* erfcheinen. (91. ©ong & Go., 
©tuttgart.) 

— — * - 


Wilhelm .Tensen veröffentlicht einen neuen 
„SKoman in groei ©üdjern* unter bem Ditel 
„Doppelleben". (Garl SReijmer, Seipgig.) 

- * - 

„©reiSaefrönt* nennt Ernst Eckstein eine 
£umoreSre, roelche im gebntar bei G. SReifc 
ner in 2eip$ig erfcheint. 

- * - 

Theodor Fontane’s „Gfefammelte Romane 
unb Grgäljlungen" erfcheinen bemnachf! — 
unb jroar tieferungSmeife — im ©erlag beS 
Deutschen ©erlagShaufeS, ©erlin. 

- * - 

©ei S. griebiich in Seipgig erfcheint ein 
neuer [Roman „Dunft auS ber Diefe" oon 
Hermann Heiberg unb ein foldjer oon 
Adolf Glaser „9Rit bem ©trome". 



frftfftntttg. 

[Radjbem über bie Differenzen, roeld^e gelegentlich ber ©treitfaefje groifchen £errn Äarl 
Gmil grangoS unb bem mituntergeichneten £errn Solfgaug jtirchbach groifchen uitS erroachfen 

! tiib, eine 9luSeinanberfefcung flattgefunben höt, erflären mir biefelben für ausgeglichen unb 
ne Angelegenheit als erlebigt. 

DreSben, 25. 3auuar 1890. 300ffgait<) jUr 

De. ^hfermaun. 



S. in G—tz a. 0. ©ie beftfcen entfliehen 
Dalent, allein [eien ©ie fparfamer mit 
fehmüefenben ©eiroörtern unb mahlen ©ie 
überhaupt einen fchlichteren 9luSbrucf; für 
bie golge bitten mir ©ie aud), Gebiete 
mit fyxtm ©ornamen au bezeichnen. giir 
3hre ireunbliche ©ereitmiuigfeit, gur meiteren 
©erbreitung unfereS ©latteS beigutragen, oer* 
binblichften Danf! 

M. M. in B—y. Gfebichte leiber unoer* 
roenbbar, bagegeit belieben ©ie uns ben betr. 
fcuffafc gur ©rüfuitg oorgulegen. 

Dr. H. P. in A—g. 2aut ©ermerf in 
unteren ©üchem ift uitfere 9lntmort auf 3h r 
gefl. ©chreiben oom Auguft o. 3. bereits am 


6. Oft. 0 . 3- mit bem ©emerfen an ©ie ab= 
gegangen, ba§ oon 3h r < r @infenbung leiber 
nichts ;um 9lbbrucf geeignet fei. 

H. Z. in E-—1 b. H. ©0 febr mir ben 
Heimgang jenes begabten jungen Mitarbeiters 
bebauem, fo menig fönnen mir bemfelben 
hoch einen Nachruf in nnferem ©latte roib* 
men; bieS fann nur bei anerfannt bebeuten* 
ben Dichtern gefchehen. [RidhtSbeftoroeniger 
uitferen oerbinolichen Danf für 3h*< freunb* 
liehe Abficht! 

P. S. in W—r. Sir ftnb mit ©ergnügen 
bereit, ©eiträge ron 3hu* n S u oeröfjentlichen, 
oorauSgefept natürlich, bafj fte unferen 9In= 
fprüchen an Drucfreife genügen. gür 3§ r « 


8f 


Jd 


Digitized by ^.ooQie 
























226 


liebenSroürbigen unb erfolgreichen Bemüh¬ 
ungen, nuferem Platte neue greunbe ju ge= 
roinnen, üerbinblidjen &anf! 

R. F. in 0 —a „$rofinad)t"; E. G. in 
K—e „TaS böc^fte ; H. K. in M—r 
i. W. „ 3 m Sinter"; W. M in 0 —n „ 3 dj 
inufc!" unter bem $itel „Befenntnif?"; 0 . S. 
in B—a „ 9 In gveuub unb fyciub!"; W. P. 
in W— m „C&itifdjau"; F. K. J. in Oe—g 
,,($rabfreu$"; A. V. in D—n „Seitu 'Tu 
nod)?" unb „(Einbruch ber s Jtarf)t"; Th. R. 
in W—tz „ 9 iad)t 3 "; I. D. in Z-n „ 9 ?äd)ie 
am D^bcin". Angenommen! 

J. 8 . in P—a b. R. (ohne gcbauflicben 
3 ufammenfd)tufi); R. 0 . in S—g (fenben 
©ie in geveiftcrcn 3 ut)ren Gutftanbenes); 
W. A. in V — 1 (Rebler in SReim uub Ber§; 
mag!); A. D. in Z-au (jahlreidfjet fd;fed)ter 


fWeime wegen unoenuenbbar); M. L. in K—g 
i. Pr.: A. S. in M—n (rbqtbmifdje gärten 
mtb üJRängel be§ BerSmafceg); R. S. in L—n 
(ftreben ©ic nad) Fnapperem unb geroitbtigerem 
Slusbrucf!); G. W. in N—e; G S. in B—n 
(fenben ©ic Jtüqereö); A. H. in H—g (oer= 
fehlte Silber); 0 . L. in W—f; F. B. in N—u 
(iubaltlid) $u biirftig); Al. G. in S—tz (311 
11 eilig prägnant im iiuSbrucf); L. M. in W—l 
b. H.; Graf 0 . Z.-L. in L-n; 0 . M. in 
S—d; BJ. F. in R—ek (ftofjlidj 311 befebeiben). 
Dankend ab gelehnt! 

M. P. in C—d. 3 b« Bearbeitung ber 
(^ralfagc ift bi§ auf bic gasfreieren 2 öort= 
umftellungen be§ Berbum eine recht aner= 
FennenSmertbc £eiftung, allein biefer Mangel 
uevbietet und ben 2 IbbrncF; wir erwarten gern 
ftnbcveö. 


(©d)lufe ber üHebaction biefer Vliiimuer: 1. Februar 1890.) 


dntjaftsDergeidinif?. 

Ärbiditf bon irobor tücbl, Albrrt ßrrnftrin, Alfrrb feilt, Ärorq von flrtnminq. tnbrofq Gidurobt, Albert 
Jüttfer, ftelnbolb inrti», CE. ülilati, tjrro Ülar, fluqo Kljrinlflnbfr, Uofn Kflbfnomrn, irirbrid) <£«rl Hrinfrl), Ä«rl 
CEnqen Sdjmibt, iannq 3rhri unb Abalbrrt flnbolf.' — irirbridi dpirlbaqrn als Autobioqrapb. ©on I)r. Abolpb 
ftobut. — ftnnbUb. (Sin Sjelbcngebicig non <6n/tno fiaflropp föortfcfcung). — ßöibfrfibßtt. — (.’ittrrntar nnb 
flun/t — ©jjrnfr Sprnbfaal. — ßrirff<baltrr. 

3ta<$bru<ft nur unter genauer $ue(Tenanga6e gestattet. 


Beftefluugeu fiub 311 richten au bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag). (Jiufenbuugeu 
au bie Redactlon des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. 3 n Gomntiffion: 
Trüb’sche Buchhandlung (H. ©c^mittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 




KeinI10Id Fuchs 

Brosch. 3 Mk ; 
eleg. gebd. 3 Mk. 60 Pf. 

Dresden-Striesen. 

Paul Heinze’s Verlag. 




= Beiträge erbeten = 

für eine — in Vorbereitung befindliche — 
Sammlung bester Krzeugiuase der zeitgenös¬ 
sischen Kunst- und Yolks-Lyrik. Auch hu¬ 
moristische und Dialekt-Dichtungen, Sutiren, 
Sprüche u. dergl. sind willkommen, ebenso 
patriotische, religiöse, erzählende und philo¬ 
sophische (iedichte (wenn kleineren Um¬ 
fangs). Von modernem (leiste erfüllte, d. h. 
in Form und Anschauungsweise (nicht nur 
stofflich) neu- und eigenartige Dichtungen 
sind besonders erwünscht. Bereits Gedrucktes 
nicht ausgeschlossen. Jeder Beitrag auf be¬ 
sonderem Bogen. l)r. Albert Stern, Ber¬ 
lin VV., Schweriner. ir>, I., Richard Zoos* 
mann, Borlin-O., Madaistr. 15, II. 


Jj] Ein romantisch - dramatischer 
Operntext wird gesucht. 

fl Nürnberg. K. Zimmer, 
nj Paradiesstr. 11 . 






§ „Ilse Claus«, | 

$ Verfasserin von „König Sylvester“, 
oder wer dieselbe kennt, wolle 
Ä Adresse mittheilen sub Nr. 1000 L 
& an die Expedition dieses Blattes. SS 


Rührige süddeutsche Verlags¬ 
buchhandlung übernimmt die 
Drucklegung? und den Ver¬ 
trieb von literarischen 
Erzeugnissen aller Art 
unter günstigen Bedingungen. 
Angebote werden unter „Ver¬ 
lag 1890“ durch Rudolf 
Mos96 in Stuttgart erbeten. 


Gljef = fflebacteur uub (Sigenthümer: yauf jtehtje. 

$nuf bon gerbinanb 2boma& in Sfteftbcn. — kopier toon ©ielcr & ßogel in £äp§ia. 

Hierzu eine Beilage von Wilhelm Friedrich in Leipzig, die wir der freundlichen 
Beachtung unserer Leser empfehlen. 


Digitized by 


Google 























®rgan für JidWuinft und &itiK. (Drr „Deutflea DiAterftaUV* 19. fiaml.) 

Herausgeber: yauf <$etn}e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jl halbjälirl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich l. September angonommen. Einzelne Nummern k 60 6 Stück einer Nummer M 1,60. 


ts papQtte’5 «^etb ttad) Rillen unb na<0 pro Om 
;pon fiarften jlrtnen nngeßnm umftyofftn, 

3$arb er enirMf bem Pwang, bem irbi(<0 roOen, 


^rfin Lorbeer bfleb, erttß unb 0<><0 *ttföef<ßo(fen, 

Pen pikier ßets 0 a * ^iebesgfM gefToOen, 

?htb, non )er0ro<Oner ^immefsfeiter £prof]Ten, 

30m 3*eg gebahnt jura 3*u0m, bem ftrengen, fofen, 
pnm <£or0eerOatne großer peitgenofjTen. 


fr geO t ber itunft gofbßanbbebe&ie ptrafce 
3n em’ger p<0mermuf 0; 00 ft<0 0*** tt 

9on 10m erbau* na<0 abgeftfdrlem £gaße, 


§<ßwtT iß ’s, bte peefe touttfdKos etnjufeuien 
pem §<ßaßtn$ßxom — bot0 (rOwerer 1(1% )u feben, 
3*ub bein oOn’ 3*e0muf0, P«pO tt ^ I« gebeuten. 


yrlnj fmif jn p<Obnai<O-£ar0fa*O' 






ä 

mä 



jjjs/jf; 


ml 

glrfe 

\q. 




Digitized by ^.ooQie 



228 



3ftte&ridj £piefßagen als ^(utoßiograpß. 


Von Dr. jlbofpQ 


(©d&luß.) 


^ac^brucf ötrbotcn. 


rieb rieh ©ptelhagen fam | 
ott frühzeitig mit namhaften 
ännern tn nähere Verührung, 
welche auf (einen geiftigen (5-nt= 
micfelungSgang oon unleugs 
barem (Jinfluffe mären. 3U§ junger ©tubiofuS 
lernte er u. 21. 2lbolf ©trobtmann, ben 
befannten Sorifer, lieberfe^cr unb feines 
biographen, Submia 3* em ff en » ben fein* 
fülligen dichter unb iefcigen (S^efrebaFteur 
beS „Vagar", 6arl ©chura, ben Befreier 
©ottfrieb tfinfelS unb (eit Jahrjehnten &e= 
rühmten amerifanifchen ©taatSmann, unb 
— gulept, aber nicht am lebten — ben itrom 
pringen griebrich ©ilhelin, ben (päteren 
glorreichen beutfehen Kaifer griebrid^ III. 
rennen. 2ln biefer ©teile intereifiren unS 
natürlich in erfter Sinie nur bie litterarifchen 
Vegiehungen beS Romanciers unb müf(en 
mir un§ lebiglich auf bie flüchtige Kenm 
geidjnung berfelben befchränfen. 

©ährenb mir in bie(em erften Vanbe ber 
SebenSerinnerungen griebrich ©pielhagenS 
oergebenS nach beutlicher auSgefprochenen 
©puren beS SiebeSgotteS, melcher baS £>erg 
beS 3ünglingS in geffeltt gefcf)Iagen ^ätte, 
fucljen, blieb bie ©eele beS voeten oon bem 
(Sliicfe ber greunbfehaft nicht unberührt. Roch 
jefct (pricht er ooit (einem intimften 3ugenb- 
freunb —Vertiharb ©chadehn — mit nahrhaft 
moljlthuenber Vegeifteruug. £u (einen liebften 
Vrubern in 2lpod gehörte auch ber bereits 
genannte Submia 3i cm ff en - Heber ihn 
aufjert ftch ©pielpagcn in folgenber inter= 
effanter ©eife, mobei ich bemerfe, baft bie 
©figge auS bem 3ahre 1Ö48 batirt: .. „©enn 
man baran oergroeifelt, ein langes ju roerben, 
bleibt 6inem ia nichts, als an ein (langes 
fich angufchlie&ett! Vielleicht mar bie Ver= 
gmeiflung ungerechtfertigt; oiedeidjt (ammel; 
ten ftch hoch in aller ©title bie ftefernbett 
©affer unb brachen irgenbroo unb irgenbroann 
als frifch (prubclnber Cued au« ben Rängen 
beS Varnafj, beren flaffifche Anlagen ber 
befcheibene (Gärtner burch eifriges 3äten unb 
(ließen oor ber Vcrroilberung unb bem Ver= 
troefnen gu beroahren (nchte!' $>a& bieS fein 
bloßes ©ahnbilb fei, bafür fchien mir bie 
liebenSroürbiae ©eftalt eines meiner neuen 
greunbe gu bürgen, ber, fla(fifcber ^^ilolog 
oon gach, ich glaube, bereits (ein ©taatS= 
epamen gemacht hatte, jebettfadS in biefent 
2lugenblicfe als Lehrer au irgenb einer berliner 
©djule mirfte unb feine freie £eit ber Voefie 
roibmete, gu ber ihn unmiberftehliche Reigung 
trieb unb ein oieloerfprechenbcS Talent, baS 
er (pater burch eine lange Reihe oortrefjlichcr 
6rgählungen auf baS ©djönftc bemährte. 
Submig 3i em ffen mar ber eigentliche 
Vertreter ber ^3oefic in unferem Greife. 3$ 
für mein Xheil fonnte in biefer roenig 


bieten unb traute mich, meiner trüben 6r* 
fahrungen eingebenf, mit bem ©eniaen faum 
heroor, felbft in bem poeti(djen Krätigchen 
nicht, melcheS ber greunb gegrunbet hatte.. . 
Run mürbe ich an bem ebenfo einfichtSooden 
mie gütigen greunbe Ö clt> i6 ben treueften 
Verather in meinen 3 röe 'f e ^ n unb Röthen 
gefunben haben, aber eS fehlte mir ber Rhith, 
mich ih m S u entbeefen. ©aS mich fchrccfte, 
mar meniger ber geringe 2lbftanb ber 3 a h«, 
als ber gemaltige Vorfprung, ben er an 
©iüen unb können oor mir oorauS hatte, 
©ie hatte ich cS roagen bürfen, mich (° uti= 
bebingt oertraulich einem Rtanne gu nahen, 
ber, roenn er auch noch nicht als 2lutor 
öffentlich aufgetreten mar, fo boch mit 
©chriftftelleru, roirflichen, notorifchen ©djrifts 
ftedern, mie mit (einesgleichen oerfehrte? 
Vätte ich nicht mit meinen eigenen Slugeti 
gefehen, mie er bei einem RachmitagSconcerte 
in bem bamalS fafhionableu „©ommerfchen 
©alon" oon uns fort an einen frönen, 
[tattlichen Verrn oon ariftofratifcher Haltung 
in mittleren 3 Q h ren herantrat, ber eiitfam, 
in unmittelbarer Röhe beS OrchefterS, an 
einem Xifch^en faff? ©ie er nur mit bie* 
fern Verru ein paar Rtinutcn in (einer an* 
muthig feinen ©eife plauberte unb bann gu 
uns jurüeffam, als märe nichts gefächen? 
$)er fchöne, ftattli<he £>err mar 21. o. ©tern= 
berg gemefeu — ein Raute, ber heute freilich 
recht flangloS gemorben ift, bamalS aber 
mit oodem l £one an baS Oh r beS ©taunen= 
ben fchlug. ©ar eS boch ginn erften Rtale, 
ba§ fidh gu einem befannten Rarnen, ber bis 
iefct für mich nicht mehr reale 6?ifteng ae= 
habt hatte, als beS RtonbeS ©trahl, ein, 
noch bagu gang corpulenteS, ©e(cu in gleifch 
unb Vlut gefedte, melcbeS Kaffee fchliirfte, 
fich mit einem Vattifttucp bie Sippen troefnete 
unb, hiateniibergelegt, mit halbgefchloffetten 
2lugen ber Riuftf laufchte, roährenb bie in 
echtfarbenem ©lacd fteefenbe Jpanb oon 3 c *t 
gu 3^it mit leife roehenben Veroeguttgen oen 
iaft anbeutete." 

©ehr beluftiaenb ift, maS ©pielhagen oon 
2lbolf ©trobtmann ergählt. i)erRaum 
oerbietet mir leiber eine eingehettbe ©ieber= 
gäbe, giir baS milbe unb nachfichtige Urtheil 
beS 2lutobiograpihen ift eS begeichnenb, baß 
er, tropbem er bie mettfchlichen unb bid)= 
terifchen ©chmächen (eines Kommilitonen 
nicht oerfennt, bemtoch fchlieplich feine 2ln= 
ficht über ihn in folgenbe ©äpe gufammen= 
fafet: w Kr iibcrfchäbte" fich nicht, er mar nicht 
eitel: nicht auf (eine gang ungroeifelhaft 

? [ro&e Iprifche Vegabuitg, nicht auf feinen 
itterarijefjen Vienenfleib, nicht auf ben 
Cpfermuth, mit bem er, ber halb ©rblinbete, 
auf bie (Gefahr hm, oödig blinb gu merben, 
für bie Verausgabe ber „Icfctcn ©ebichte" 


Digitized by 


Google 


J 





229 


JS- 

feines geliebten $eine bie freui* unb quer- s $feantafie ber fpäter Geborenen nad)leben, 

befdjriebenett glatter beS SRac^Taffeö entzifferte, wie bie ©alter ©cottS bufeenbweife in ber 

ruljeloS, bis er ben lefeten oerloreneit matten meinen/ 

53leifliftzua richtig gefiedt. (Ein dRenfcb, ber 93on 53 ul wer hat ©pielhgaen bie ©chil* 
ficfe fein Jtinbergemüth bewahrte burch ade bernng ber mobemen ©efetffchaft gelernt, 

©echfelfäde feines bewegten CebenS, non einer ©efedfchaft freilich, bie fid) gang aufeer* 

allen dJtitmenfchen nur baS 53efle annahm, halb ber ©pfjäre feiner (Erfahrungswelt be* 

fid) burch feine trübfte (Erfahrung in biefem wegte, non ber er aber bod) inftinctio htrauS* 

frommen Glauben ftoren liefe, unentwegt füllen mochte, bafe fte auf bemfelben 53oben 

feine politijdjen unb litterarifchen Jbeale erwachten war, welchem er fpater ben ©toff 

bod) böltenb, mochte bie ©eit fie burcb ben für feine 'Chantaftegebilbe fafi auSfchliefelich 

tiefftcn ©taub fcbleifen, ber treuefle greunb entnehmen würbe. 

feiner greunbe, ber fcbon barum feine geinbe 53on ben Cprifern bezauberte ihn aufeer 
nicht baffen fonnte, weil er feine zu haben Heinrich £eine noch befonberS gerbi* 

glaubte; banfbar für baS geringfte ^ob, burcb nanb greiligratb burd) feine färben* 

oen bitterflen ‘labet nicht gefränft, ba cS prächtigen £ropenf<hilberungen. ©ie 31 t bem 

I ihm nie um feine ^erfon, immer um bie „ ungezogenen Siebling ber (Grazien*, fo zog 

©acbe zu tbun war — fo fleht ttbolf ©trobt* ihn auch $u greiligratb überbieS ber $)uft 

mann in meiner banfbaren (Erinnerung, fo beS Wtobernen, 5lduetten; ein pricfelnber Weiz. 

mochte ich, bafe fein freunblidjeS ^öilb ben ben g- 53. UhlanbS Womantif gar nicht auf 

^efer auS biefen blättern anblicfe!* ihn auSiibte unb ber hoch nicht fo h^'Ö 

(Ebenfo intereffant wie ©pielhagenS Urtheile war, bafe er ihn hatte abfcbrecfen fönnen, wie 

über ©tubienfoüegen unb 3ritg*noffen, finb eS bie fcbneibenbe ©atire beS „©intermär* 

auch feine mehr ober weniger eingebeuben eben" unb baS gelegentlich polternbc Pathos 

Slnfichten über namhafte dichter, welche auf beS „©laubenSbefenntnife" thaten. greilig* 

ihn, biefen genialen (Epifer, eingewirft haben. rathS föftliche Uebertragung oon SennpfouS 

dRit grofeer ©arme $. 53. fpricht er oon wunberootlem ©ebid)t: „(Elara 53ere* gab ihm 

©alter ©cott. (Er nennt ihn ben gröfeten auch bie erfte 53eranlaffung zur 5lbfaffung 

unb gütigften Währrater feiner ©eele. feiner erften gröfeeren Wooefle gleichen Wa= 

©erbe eS ihm auch jefet fdjmer, ihn zu lefen, inenS. 

inbem ihn bie altoäterliche Ümftänblichfeit 3 m Hebrigeit gehört griebrich ©pielhaaen 

feines 5$ortrageS unb bie antiquarifche ©e= gleichfalls $u ber ftattlichen Weihe jener grofeen 

leljrfamfeit, mit ber er fo gern prunfe, er* dichter, bie ihren 53cruf oerfehlt haben — 

mübeten, fo fei baS alles poftbume ©eisheit er ttubirte urfprünglich ^t^eofogie unb noch 

unb oerminbere nicht im ©erinaften bie ©umme anbere ©iffenfünften, um „etwas* z u werben, 

beS Hanfes, bie ber beutfehe Romancier bem wie bie ^^Uifter fagen, um ein gelehrtes #anb* 

fd^ottifchen (Kollegen fchulbe. tiefer habe werf nach ©uttfeh beS 53aterS z u ergreifen 

eine giiüe oon ©onnen*, dftonb* unb ©ternen* unb baburch fein 53rob ehrlich zu oerbienen,... 

1 fchein in bie ©eele beS (Erfteren gegoffen! aber im Gliche beS ©chicffalS war cS anberS 

„©ie wuitberfam raufchen mir noch heute oerzeichnet — er würbe dichter unb ©d)rift* 

bie grünen ©älber, burch bie ber „jdjwarze fteüer. (Gottlob! jagen wir, beim feit brei 

Witter* ben gewaltigen Wappen lenft: faufi bis oier ^al^hnten zäh** bie beutfehe Sitte* 

mir ber ©inb über bie £aibef)ügel, in benen ratur ben herrlichen Romancier unb $rama* 

©chlofe Sloenel eingebettet liegt! ©ie liegen tifer zu ihren ftolzeften gerben; fein Warne 

noch heute fo fräftiglich bie gelben, bie wirb felbft in Leonen nicht untergehen, unb 

nie gelebt haben, oor meinem inneren wenn fo manche 5ldtag8gröfeen, bie heutzutage 

5luge: ‘Carwoob, (George 53rown, ©ilfrieb burch eine Clique auf ben ©djilb gehoben 

oon Joanhoe, (Ebwarb ©awerlep unb bie werben, fchon langft geftorben unb oerborben 

lange Weihe ber jugenblicheit ©eftalten, bie fein werben, wirb man noch immer oon ihm 

fich auf ben erften 53licf burch ihre gamilien* fingen unb fagen. 

ähnlichfeit als leibhaftige ©efchwiiier aus* 3 $ wünjehe lebhaft, bafe er noch oiele 

Zeichnen unb fich auf einen zweiten bod) fo 3 Q hrsehnte in ooller grifche baS ißublifum 

bebeutfam abheben! ©enn eS nicht oer* burch feine eigenartigen unb funfioodenbeten 

meffen wäre, würbe ic£ wünfehen, eS möchten ©chöpfungen erfreue; benn nehmt 5We3 nur 

oon ben ©eftalten, bie ich ju fchaffen oer* in 5Idem — nimmer werbet ihr feines ©lei* 

fudjt habe, eine unb bie anbere in ber chen flauen! 



Digitized by ^.ooQie 




230 


3friebljofsfle&anften. 

©ei* mir gegrüßt, bu traulich ftifle Stätte, 

Du Ort beS Gebens nac$ beS SebenS Jraum! 

©enn abgeroßt beS DafeinS wirre Äette, 

©ei f)ier audj mir oergönnt ein fleiner Sftaum. 

§ier unter üppig grünen SftafenS güße 
Sßög’ fälummern beS entflogen ©eifteS §üße. 

3 efct, ba ber Slbenbfonne ^urpurröt^e 
3 n 9 Rärc^enf(^ein ben weißen ßttarmor tyüßt, 

Unb fdjwermutljooß ber SRadjtigaß ©eflöte 
Die Suft mit fügen Harmonien erfüßt, 

2 Rö<$t’ 1 6 ) bie flarren lobten faft beneiben, 

Die §ier fdf>on rufjen unter irauerweiben. 

©oßl fließt nocij braunes §aar um meine ©<$läfen 
Unb in bem §er^en loljt ber 3 u 9 ™b ßftutfj, 

9Wein SebenSfdfjiff, entfernt oon ft<$ern #äfen, 
trofct mutfjig nocij ber lüefe mand^cr glutfy. 

©ie broljenb auch ber ©türm bisweilen wütljet, 

©in guter ©eift Ijat immer tnidj behütet. 

Unb bo<$, was ift ber ßftenfety bem era'gcn ©alten? — 
©in Slättdjen nur, beS ©trbelroinbeS $aub! 

£cut möchte ftcfy bie jtnoSpe fc^ön entfalten, 

Unb morgen liegt fie mell unb tobt im ©taub. 

©aS Ijeut nodb fyoffnungSfreubig fd&afft auf ©rben, 

Äann morgen fetyon beS £obeS Seute werben. — 

Unb trifft eS mi<$, aus biefer ©eit $u fc^eiben, 

3$ ge^e fronen SßtutfjS, bin bereit; 

£ier unter biefen bunflen Xrauerweiben 
©iß ru^en tc$, entrüdft bem ßrbenleib. 

Um ftiß, 6 ef<$attet oon beS griebfjofS Säumen, 

Son ew’gem 8en$ unb ero'gem ©lücf ju träumen. 




^ fl t 

grag 1 nidjt, warum idty bid? füffe fo fjeiß, 
grage nicfyt, ba icfy eS felbft nicfyt weiß! 
Saufdje beS SJögleinS füßem ©cblag! 
©eißt bu, warum eS fingen mag? 

©S fingt au§ wunberfamem ‘trieb, 

©o füg au<$ i<$ bi($, trautes Sieb. 


u m? 

£örft bu ba* Sieb ber 9>todbti<}a8? 

@S weeft als lauten ffiiberfjaß 
3n betnem $er$en greub’ unb Suft. 
©arum? eS ift bir unbewußt. 

©arwn man fügt, fagt fein ©ebidjt; 
$acb §immelSwonnen forfcfyt man iticfyt. 

_ 


Digitized by ^.ooQie 



281 


a-8! 

^aijfoerroanöifdjaft. 

3u beiner Seele tafc bieS Sieb bir bringen, 

Söie beiner töne SWacht in’S Jperj mich traf! 

35aS mar wie burch ben ©türm ein füjjeS Singen 
Unb ew’ge ©e^nfud^t wachte auf oom ©d}laf. 
t)ie ©teme neigten ficfy bem fcPgen Äuge, 

35aS ÄU erttang, bewegt oom ©otteShauche. 

©rinnerungSleben war'S aus jenen 3^**^ 

35a frei mein ©efen noch non 3^t unb Siorm, 

3)u rieffi ben ®eift aus ungemeffnen ©eiten 
$n beineS Siebes enggef eröffne gorm. 

©efreit, trug er mich tjin auf ftarfem glügel 
35urd) Sonnenhöhen, über ©temenhügel. 

®ie 3*it entfchwanb — ©ergangneS fchien oerloren, 

©on SetheS fanfter gluth hinweggefpült, 

2Kein tieffteS Söefen fühlt 1 i(h neugeboren, 

35a ich empfanb, waS glühenb bu gefühlt! 

35a fchlofj ein ÄreiS non Äräftcn fid) $ufammen, 

(Sinft nur geahnt — unb nun entflammt $u glammen! 

35u fuchteft mich — wie lang! h a & $ $ empfunben 
Än meiner eignen ©eele ©ehnfuchtSruf! 

SRun h^W bu mich, nun h<*fi bu mich gefunbcn — 

©o nimm mich h* n ' wie mich bit ©ottheit fchuf. 

3>ein traumgenojj auS fernem ©temenfehwarme, 

©r liegt geftaltet nun in beinern Sinne. 

£5 fenf bein Äuge Wchelnb nur in meines, 

©erftänbnifcooll, bis auf beS £>irjen3 Orunb, 

35ann blief begeiftert ich jurücf in beineS: 

3 n ©temen broben fchlof ftch biefer ©unb! 

Unb frühgefannte Älänge, liebe, traute, 

@inb meiner Seele beineS ©efenS Saute. 

3 a, eine ©ottheit h<U uns früh umfchloffen, 

3 wei töne finb wir einer 2Re(obie; — 

t)u tief — ich h^ — au§ einem ©trom gefloffen, 

©erbinben Siebe unS unb Harmonie. 

©ir ahnten fchauernb ihre fünften träume 
Unb ftnb nun eins burch alle ©eltenrflume! 

_ <$fto SR M. 


SWeift jeigt ein Heines Äreuj bi* Stätte, 

2Bo jene rui)n im füllen Sette, 

3)ie einft in iljren fiebenStagen 
(Sin grofjeS, föroereä Äreuj getragen. 

_ 3t. <*• Jtfei. 

in-81 


Digitized by ^.ooQie 



232 


'jjteues cScßcn. 

ter 2Korgen graut nad) langer ©Bintcrna<§t; 
toeb fonnengleidj peigt auf bein liebes Silb 
Unb Prafpt fo glücfoerljeigenb mir unb milb 
2llS tagSgepirn ob Ijolber 2en$eSpracf)t! 

©BaS ber ©eliebten ©ilb mir fjeut oerfpridjt, 
tu mirft eS fein mir fünftig tag für lag; 
totb bir mtrb fünben jeher £er$enSfdpag: 
tu bift mein ©lüdf, bift meines 2cbenS 2idp! 

©ott fegne bid>, bu Stern aus §immelSl)öljn! 

©Beil bu ben Fimmel ftetS mir bringft jurücf, 

©Birb aud> in bir mir jebeS (Srbenglücf, 

Unb überall ift mir bie ©Belt fo fdjön! — 

_ $uflav Stiller. 


^ittteiflodten. 

©BiitterPodfen, ©Binterpocfen ©BinterPodfen, ©BinterPodfen 

Scfymeben auf öbe ©Seiten fyerab, ©Beben ber ftlur baS 2eidjengeroanb, 

©retten roieber ©Beben bid^tc 

©BeigeS ©efteber Soleier bem fitste, 

3luf mandf)* IjeimlicbeS ©lumengrab. tragen bie fd^marje SRadp in’S 2anb. 

©Binterpocfen, ©BinterPodfen 
Staren, wenn bie greuben ocrloljt, 

©rebigen leife 
(SrnPe ©Beife: 

tenf’ auefy bu, audj bu an ben tob! 

_ fwafb &ü1ttx. 


tu meiner 2lugen füge ©Beibe, ©BaS immer i<$ bir leife fage, 

tu meinet JperjenS fonnige 2uP, taS tl)at pcb felben Sinns bir fuitb, 

©, tanf bem guten ©eip, ber beibe Unb beineS 9lugeS pumme grage 

UnS naf) $u bringen einp gerougt. ©erPef)’ icfy, fpridjt pe itidp bein äflunb. 

Unb maS mir ©cibe unS oerfcfymeigen, 

©BaS Seiber £er$en tycig burebpammt: 

©Bir füfjlen’S gleich ob roir’S nid)t feigen, 

©BeiPS aus ber gleiten tiefe pamrnt. 

_ üiirt Sauger. 


Digitized by ^.ooQie 



233 


-SS 

§räm’ bi nur unb ßarß bi jua, 

Ißift ja bo mci fiaßa 3&ua! 

(3»n oberbaprifcher 9Kunbart.) 

©ift fo trauri, bift fo ftab, ©unft h°f* g^juc^t unb g'fdjnean, 

i^uafl fo ^crrifd) unb fo bla^t, §aft gern tanjt mit jeba 2)ian, 

@ef)ft an mir fo fteif oorbei, tfjuaft, als ob jefct ^eili rourft, 

£ajt $um ©rüafcn !am baroei; Irinfft not leicht mef)r öban ®urft! 

©ränf bi nur unb fyarb bt jua, ©reim’ bi nur unb Ijarb bi $ua, 

©ift ja bo mci liaba ©ua! ©ift ja bo mei liaba ©ua! 

©d)auft roia g’fprengte 93ögat brein, 6^ ^aft g’raudjt bcn ganj'n £ag, 

3mingft bi Ijalb jum tufti fein, ©Bia'3 a frifd)a ©ua nur mag, 

Sütoanft, i ^ßatfe^i fenn bö§ not, 3ept liegt ©feifn fyint im ©<f, 

®af$ ba ©Boana nä^a fte^t? £at mia bu foan red)tn glecf. 

©ränf bi nur unb ^arb bi jua, ©ränf bi nur unb fjarb bie $ua, 

©ift ja bo mei liaba ©ua! ©ift ja bo mei liaba ©ua! 

£aft bei ©d)neib allfam oerlorn, 

©ijt fo fab unb bafi morn, 

©’jc^ie^t ba red)t, mad) nur fo fort, 

©Barum fagft $u mia foa ©Bort! 

©ränf bi nur unb ^arb bi $ua, 

©teibft ja bo mei liaba ©ua! 

_ <£ttbwtg ^rlTmaier. 


'iSfUdj § aß reu. 

Unb roieber roanbP ich eure ©fabe, Unb aud) ber ©öglcin 5lbfc^icbön>eifc 
3^r £eimatberge, lieb unb traut! bringt toteb’rum burch ba$ falbe ©rün 

Jpier roar'S, roo einftenä er mir nahte, ©Sie einft, als l)ier im 3 au & cr f re if c 

©Bo juerft mein ©lürf geflaut. ©Rein §erj ich füllte neu erglü^n. 

Unb roieber blüht bie buff ge §aibe, ®och ad)! mein ©lüd, eS ift oerflogen, 
©on ber ein ©träumen er gepflucft, 3 er fa& cn ift eS gleich bem Schaum, 

9113 id) fjier ftanb an feiner ©eite, ®em flüchtigen, ber ÜJteereSroogen! 

©on feiner Slugen Strahl beglücft. Sin iraum nur roar’S, ein eitler Iraum. 

_ fdfadetO £efmfiug. 


'pintetßifb. 

©Bieber toe^en toeifje glocfen gerne ©chettenflang unb ©locfen, 

Ueber glur unb $)ach, 3ubel, bo & fd)neit — — 

Unb baS ©Jtägblein fpinnt am SRotfen ®od) baS Äinb in bunflen Socfen 
©innenb im @ema<h. 2)enft ber SDtaienjeit. — 

So^antu* Krüger. 


Digitized by 


Google 



534 


--- * 

Sfiofttiadjt 

3lm SRöuc^froft ftarrt bie wüfte Äieferljaibe, 

Unb in bcn Sftäberfpureit fnirfc^t bev ©cfynee. . 1 

Die ftioffe bampfen; ber innfurifdje jfutf^er 
©ummt leis ein melancbolifcb ©lawenlieb; 

Dajwifcben bro^nt oont fernen ©pirbingfee 
DaS EiS herüber, meilenweit jerflaffenb, 

Unb l;od) am £immel fcfywebt ber ooße iftonb. 

$eü auf bie Si^tung fällt fein FalteS Sid)t 
Unb auf beS alten $r$teS bleiche 3üge, 

Der, tief im ©el$ oermummt, im ©erlitten letynt, l 

^peimfe^renb oon beS görfterS Dobtenbett, 

2Rit bem er manchen ©irfdjgang einfi getljan, 

Unb ben beS ©MlbrerS Äugel gefiern traf. 

©efcbloffen finb beS eilten klugen beibe, 

Dodj fcfyläft er nid^t. — 9luf weiter ©anberfetyaft 
Durd} Sftaum unb 3eit ib m fd^weifen bie ©ebanfen. 

3n feiner Eltern §auS am ©>eferfh*anb 
©iel;t er fiel) wieber unter'm Sidjterbaum. 

Der ©ater prüft bie buftige ®ci^nac^tSbowle 
Unb lächelt, wäfyrenb aus bem Webenjimmcr 
Der ©(tymefter Stimme gtoefen^eü ertönt, 

Die breiig ^a^r te* ®vuber nid)t gehört, 

Unb nimmer wieber ^ören wirb auf Erben. . . . 

Dodj neue ©ilber tauben oor i^m auf: 

O, ©onn am 9U)ein, ©tubenten|errlidjfcit, 

©efcfjwungne jumpen, blanfer Schläger ©lifc, 

Unb greunbfdjaftSfdjwüre, £mtib in £anb: „9luf Du, 

SNein waefrer ©ruber, Dein für alle 3 c *l- * — 

Der Dräumcr lächelt; JRofenbuft umfyaudjt 
3^n linb auS ber Erinnerung 3 a u&*rgärten; 

©erlorne ©eigenflänge bringen locfenb 
©om ©aUfaal tyer, bod) rufen fie oergebenS 
Dem jungen ©aare, baS fiefy weltoergeffen 
Dort in ber Sttebenlaube f)ält umarmt 
Unb ÜJtunb auf 3Jhmb ber Siebe ©unb befiegclt, 

3nbeg ber $Rf)ein, im ©ommcrmotibe funfelnb, 
s Drit frohem Sftaufcbeti brunten jiefyt oorüber, 

©djnell, wie baS ©lücf, baS niemals wieberfefyrt. . . . 

Der 9llte breitet feljnfucbtSuoll bie Slrme: 

„O fpridj, wo weilft bu, füge Seonore?" — 

Da fdjrecft ifyn auf beS ÄutfdjerS fjeifre ©timme, 

Die fcfynartenb fragt: „2ßaS ftefyt ju Dienften, $crr?" — 

„9Hcf)tS, ^anufd>, nichts!" — unb weiter gefyt bie gafyrt. 
gern bellt ein gudj)S im tiefoerfdjneiten gorfl; 

Sautlofen glugeS bufebt ein ©d)leierfau$ 
ffiegüber, wie ein fc^cu ©efpenft ber SBilbnig, 

Unb über'm Erlenbrud)e fdbiegt ein ©tern. 

SciS fröftelnb, lefynt ber 2llte ftd^ jurücf, 

DaS Äinn oergrabenb in ben Otterpelj, 

©on feiner SBimper aber rinnt ein Dropfen 
Unb friert ju flarem EiS im grauen ©art. . . . 

_ StetnQofb 


«4 


Digitized by ^.ooQie 




235 


sr 


H 


§dj fefe gern. 

3dj lefe gern unb mcl, bod) roa§ icfy aufgenommen 
$n mid), muß erft ©eftalt in mir für miefy bekommen, 

Ob cg im ©inflang ftc()t mit bent, wa$ id? gebad)t, 

Cb fidj’S al3 ©iberfprudj bagegen geltcnb madjt: 

3u eigen mad^ id^ö mir erft burd) felbfteigneS Oenfen, 

©eil fid> mein ©eift nid)t läßt auf frernbe ©afynen lenfen. 

_ Jutta* £tnrm. 


Per Jtirdjfjof im 3teföe. 

3mifcfyen Äorn; unb Äartoffelfelb I Oort fäet er altes unb junges Äorn, 

£at ber Job feinen tiefer befteßt. | ©aS überreif, roaS eben gebor’n. 

ginbet au<$ bieS jum Sichte ben $fab? 

Ober ift oerloren bie ©aat? 


Jbetartd) Reibet. 


H a u m. 


9tun fiel)’ idj Ijier am fremben ©tranb — 
i §orcfy! ©ie bie ©eßen fdjlagen! 

Oer ©inb miß mir oom £eimatlanb 
©in ffiort fyerübertragen. 

©r fpridjt eS fyart, er fpric^t eS laut, 
©r fdjreit'S mir in bie Cljren, 

Unb bodj — ber Älang, ber einft fo traut, 
$efct ift er mir ocrloren. 


Saß ©türm unb ©inb in ifyrem ©roß 
9?ur laut unb lauter pfeifen! 

©aS idfo ber 3ufunft J^lcn faß, 
faitn eS nicfyt begreifen. 

©orbei bie Äroft, oorbei bie Suft — 
©o ift ber ßJiutlj geblieben, 

Oec milbe ©türm tn meiner 33ruft, 
Oer mi<$ Ijicrfyer getrieben? 


©rnft fdjau icb jefct bie ©ogen an: 
OaS ift ein $aftcn, ©äutnen, 

©in Orangen au’S ©eftab Ijeran, — 
©in rafdj oergänglicfy ©Räumen! 


Stilbaff $aftofowafip. 


ftummes Reiben. 


©ir tyaben nie gefprodjen 
©on SiebeSleib noch Suft, 
©ir trugen ©eibe ^eimlicb 
Oie Siebe in ber ©ruft. 


©ir fpielten ftumm ©erfteefen 
Unb ÄeineS modjt’S gefteljn, 
©S trage ben Oob im Jperjen 
©eim ©oneinanbergeljn. 


3ffargare(0e %(<$<wfer. 




* 


Digitized by ^.ooQie 



236 


gn 6er cSidjtentfjafer Allee. 


Unter Sfticfenbäumen bafycr 
Sagen ftolje Äaroffen, 

3Jläd^tig roölbt ftd) ba3 ©Bipfelmeer, 
9lbenbfonnenumPoffen. 

9luf ben bunfelnben §öfjen liegt 
©Barm ba§ fyimmlifdje ©lauen, 

3n bie ©eibenpolfter gefd)miegt 
Seinen bte frönen grauen. 

©unte3, ladfyenbeS Seben fcfjmirrt, 
Socft unb gaufeit oorüber, — 

Oem, ber einfam am ©Bege irrt, 
©timmfö bie (Seele nur trüber. 

Slütfjengerooge, abenblinb, 
großer ©ftenfdjen ©etriebe, — 

9Rir oerpiegt, uerroelp ifyr im ©Binb, 
©lücf unb jpoffnung unb Siebe! 


@o am blüfynben Seben oorbet 
Schritt icfy, roie fjeut, atlimmer, 

©at) nur immer, mie fyolb e§ fei, — 
©elber midj traf fein ©djimmer. 

Selber mir roarb fein geller ©trafp, 
3rrf im ©dbatten jur ©eite, 

9Jicfyt oerfcfyroiegne Siebe einmal 
©ab mir milb ba3 ©eleite. 

©Berb' idj fürber fo lag um Jag 
9Jbfeit3 $iefjn meiner ©Bege? 

Ober neigp bu bid^ fyolb fjerab, 

Oie im £>er$en i(fy Ijege? 

©Banbern ©eibe mir £anb in Jpanb 
©inft in's blüfyenbe Seben? 

Ober mufc uns immer felbanb 1 
©infam Oämmern ummebcn? 

jUttrab fefmaun. 


Pein ^ f ü (ft. 

3a, bu bift fcfyön in beincr Pillen ©üte! 

®u t^eileff ©aben au§ mit milber £anb, 

Unb roo bu naljft, ba mirb ba3 Scib gebannt, 

Oa grünt e3 l)offnung$freubig im ©emütfyc. 

Ob man bidj fränft bei beinern SiebeSmerfe, 

Ob man bicfy fcfymäfyt mit unbanfbarem ©Bort — 

$u fpenbeft ©aben, ©aben immerfort, 

Oer ©ott ber Siebe giebt bir Sofjn unb ©tärfe. 

Oe§ ©BofptfjunS glamme nätjrP bu Pet§ auf’S 9?eue, 
©iP eine Sßrieperin ber s JQ?enfc^lid?feit, 

Unb folgp bem ©otte, bem bu bicfy gemeint, 

3n Piller, in unroanbelbarer ireue. 

O, nie fann bicfy bein fd)öne§ ©Batten reuen, 

©djauP bu auf beine Sebenäbafjn jurüdf. 

Oa§, ma3 bu fudpeP, fanbcft bu, ba§ ©lücf: 

SfteibtoS an frembem ©lücf pcfy $u erfreuen. 

2 JlWf 


Digitized by ^.ooQie 



237 


Äm J>tranbe bet 'gloibfee. 

®u ober ©tranb, auf bem fein Slümlein blühen, 

Sein ^almc^en fpriefjen mag, 

®en falj’ge Stützen täglicfy neu befprüfyen 
3ttit rauher ©eilen ©<$lag; 

®u ffiüfte, bie ber Sonne roärmfte3 ©tragen 
3um Üeben nie erroeeft, 

®ie fümmerlicb mit feeren $ftufcfyelfcfyalen 
®ie faf)le 23löfce beeft; 

®u ©räberfelb, baö tobt nur fann erreichen 
®er liefe ftumme $rut, 

Unb roo im ©pätfjerbfl fülle, blaffe Seichen 
Jperfcfynnmmen mit ber giutl); 

Sorljof ber ©eit, roo ©inb unb ©ogen machen, 

®on ©eltluft unbetfjört, 

©o manchmal nur ber 2ttöoe mitbc§ £ad)cn 
®ie tiefe föufye ftört: 

O ©tranb, roie lieb’ idj bid)! 3m ©cfyattenlanbe 
©eilt meine ©eele fjier, 

©a3 fie gebrüdft, be3 Sebent ©ftaoenbanbe 
üftaljmft freunblid^ bu m>n i§r. 

®ier bin id) frei! ®e§ OtteereS trofcige ©eilen, 

®ie ©inbe ftnb’3 nic^t mefjr! 

®e$ fu^nen 2ftutf)3, be3 ©eifteS glügel fdbroellen 
©ie ©egel auf bem ©cer. 

@in Äird^^of ift bie ©eit; in Qualm unb 33robem 
©rftidft ber frofje ©inn. 

®oc$ aUgeroaltig roefjt ber ©djöpfung Obern 
Selebcnb brüber fjin. 

3ti<(arb pepe. 


Pem Änbenften einet neiftorßenen Sfreunbin. 


®u tljronft in meinem £erjen 
©o Zeitig unb fo milb, 

©ie Sid)t oon 2lltarfer$en 
®urc§ £empelräume quillt, 

©ie 2Konbfdjein auf bem ©eiljer 
$n ©albeS 2Kitte roebt, 

©enu mit bem ©ilberfdjleier 
®ie 9lat$t am $immel fdjroebt. 


®ein s J?ame ift fo labenb, 

©o lieblich für mein Oljr, 

©ie ©locfenton am Slbenb, 

©ie füfeer ©aitencfyor. 

Unb null mid) etma§ fränfen, 
Unb brennt midj ©eelenpein: 
9tur bein braud) ic§ $u benfen. 
Um roieber frei ju fein. 


StreitenQof. 


Digitized by <^.ooQie 


?88 


'gtuf 6« 'panberföag. 


©rüg ©ott bi#! IjolbeS ©irtb3tö#terlein! 
3# fomme oon weither gegangen, 

9ta# einem Irunf oom beften ©ein 
©rage i# IjetgeS Verlangen! — 

SUtein ©laS mar ootl, mein ®la§ ift leer, 
©irtljStö#terlein! nodb einen ©c#er! 
9ti#tS frommt na# langer ©anbrung ine^r 
9US füger ©ein bem 3 f $t r * — 


Schnell febönfte fle mir neuen ©ein 
Unb eb’ i# ben getrunfen, 

§ab' i# beim 9tbcnbbammerf#cin 
©on #ren Sippen getrunfen. 

§ür fte oom buftenben Sftofengrau# 
£ab' i# eine SRofe gebroden — 

3# achtete nt#t, bag i# mir au# 
Dabei bie £anb $erfto#en. — — 


Unb als am anbern SWorgen i# 
3um $lbf#teb fam jur Saube — 
<Sab eine jertretne Sftofe i# 

©or mir im ©tragenffrmbe, — 


jituo 


f4«ft 


üttein $acf#en ig fo leidet, 
©rum trag’ i# eS fo gern, 
©rum trag’ idb eS mit mir 
©obl in bie roeite gern’. 


Unb ma#t ge au# manchmal 
©in gngereS ©efiebt, 

Sie roirb balb roiekr gut 
Unb fie oerlägt mi# m#t. 


3m ^ßäcf#en oerroabrt 
Siegt meines ßieb#enS $reu\ 
3# glaube gar, ’S liegt au# 
Stein £erjeleib babei. 

Sftein Siebten ig f#ßn, 

$at beut ben ^>o#geittag, 

Unb i# jie^e baoon, 

©eil eS mi# ui#t m#r mag. 


Sie fügt mi# fo roarm 
Unb gebt mi# freunbli# an, 
SRein altes Siebten bat 
So freunblicb nie getban. 

3roar, fommt bann bie *fta#t, 
So lägt ge mich allein; 

©o# f$icft ge ben 0#roager, 
©en lieben 2Jtonbenf#ein. 


3# 3* e b c baoon 
©ab» i« bie roeite ©eit, 
Unb baf* jurn 0#äg#en 
grau Sonne mir begeüt. 


üJtein ®#roager, ber üWonb, 

©er ig nt#t gumm unb bumm, 
©r fic^t oiel in ber ©eit 
Unb fagt mir’S roieberum. 


©a foul#* iti fa piU 
Unb f#lafe etn ba$u 
Unb träume bis grau Sonne 
ÜJU# roeeft aus fuger 8h#‘* 


&wab Stauer, 


Riefet, i<f toei| es ! 

9tu? no# ein ©eilten 
Änofpet, $lauoeil#en! 

©übt #r, jum Straug i# eu# bre#en mug! 

©eim gliebergrau#e 

3*t Slbenbbaudbe 

©ab mir ber Sti#el einen Äug. 


Digitized by ^.ooQie 



239 


6 eut in bie ©eilen 
4>en fHnfen goretlen 

©treu ich eudb rtid^t mehr im Uebermuth! 

SBeim glicberftrauc^e 
3m SIbenbhauche 

©agte ber Eichel: * 3 $ &in ßut." 

„33om Gartenbeete 
©chroanb bie ftcfebe!" — 

©c^alt mich bie Sflutter. — „©o mag fie fein?" — 
33eim ftlieberftraudhe 
3 m Ubenbljaud&e 

©agte ber TOid^et: „Siefel, bift mein!" — 

„ 3 <h möchte roiffen 
So bie 'Jtarjiffen 

©inb unb ber blüljenbe Dfcofentrieb?!" — 

23eim glieberftrauche 
3 m SIbenbhauche 

©agte ber TOdhel: * 3 $ h a &* bidh lieb!" — 


„©eirn Slbenblauten, — 

3ch fatin’S nicht beuten! — 

©pringt fte oom ©pinnrabe weg unb fchaut!" - 
©eint glieberftraudhe 
3m ^benbhauche 

©agte ber üfticfyel: *©ei meine ©raut!" 


©om ©pinnerabel 
kennen bie mutabel: 

,’S Hingt hoch wie £odhzeit 8 glocfenlaut?!" — 
&eut geht’S 311 m $anze 
3 m ©onntagSglanze! 

£eut wirb bie 2ie3 mit bem TOdjel getraut. 





Hypochondrische Plandereien. fteue 
golge. ©on Gerhard von Amyntor. 
($re$ben unb Leipzig, G. ©ierfonS Verlag, 
1889.) Gin äu&erft intereffanteS, lefen$= 
imertheS ©üdhlein! ©er fc^neQ unb leidet in 
©orurtheilen befangen ift, ben fönnte wohl 
bereite! abflofcen; man mochte in bem ©er: 
faffer einen griesgrämigen alten £errn, einen 
$cffnnijkn oennuthen. 3118 folc|er ift benn 
auch G. 0 * ftmgntor burch oberflächliche 
jtritif unb Jeferei tbeilroeife oerrufen, ©er 
fUh aber oon ber Grunblofigfeit berartiger 
©ehauptungen überzeugen null, ber lefe oor* 
fiegenbeS Such ntit ernfter 3lufmerffamfeit. 
£er ©erfaffet beftnbet fidh auf bem ©taute 
punfte beftimmten chriftlichen Glaubens unb 
ift hoch fern aller fogenannten äu&erften 
©trenggläubigfeit. Unb innerhalb biefer 


Grenzen rebet er offen, oorurtheilSfrei, humor* 
ooü über bie oerfchiebenen „fragen" beS 
heutigen ßebenS. Gtn ©ahrheitsfpiegel ift 
ba$ ©üdhtein für 3 *ben; jeber 3luffag giebt 
©toff zum Wachbenfen unb zu geiftigcr Sin* 
regung. 3We Tonnen mir barau 8 lernen, nicht 
$um roenigften mir ©dhriftfteller. ©ie ein= 
tad) unb Har tuirb bie Unwahrheit be 8 
politifchen ParteiroefenS gefchilbert, bie Rubens 
frage befprochcn, mie fein ber ©egriff ber 
„‘Dame" beftnirt. ©ofjlthuenb berührt e 8 
einen, mie ber ©erfajfer barlegt, baß Glaube 
unb ©iffen einanber nicht auSfchliefeen, wie 
er bemüht ift, an ©teile ber gleich falfchen 
gegeufäpltchen ©eltanfdhauungen be 8 ©efftmiS* 
mit 8 unb be 8 Optimismus bie richtige beS 
gemüthoollen #umori§mu 8 — baS ©ort in 
ber ebeljteu ©ebeutung genommen — z u fegen. 


Digitized by ^.ooQie 














240 


5T 


"S! 


Taufenbe nerben ihm freubig beipflichten, bic 
nicht barem glauben fönnen, bap baS 5luf; 
gehen in’S Wirroana unfer 6 eelen$iel unb 
=^>eil fei. Von einer tiefen, feften inneren 
Ueberjeugung reben bie beiben jd)önften 5lb; 
hanblungen: „Ter Junior im mobernen 
©d)riftthum" unb „(Gott". Weniger nollte 
un§ baS Äapitel „©in ©chöpfuitgSrounber" 
gefallen. (G. o. Slmpntor mup bebenFen, bap 
er für 5Me fchreibt, auch für bie „geiftig 
2lrmeit\ Wancher oon biefeu aber rönnte 
fich burch bie gerben SluSfäfle — mir roifjen 
ja, roelcper JUaffe non Wenfchcn fie gelten — 
mitbetroffen füllen, unb er ift hoch um 
fdpilbig. — TaS Buch roiinfd)tcn mir in ber 
£anb eine§ jeben (Gebilbeten ju feheti, unb 
mir empfehlen bas ©tubium beffelben; 
blope Klaubereien enthält eS nicht. 

Hugo Rheinländer. 

Robert Burns, Gedicht© in Auswahl. 
Teutfdj oon Gustav Le^erlotz. (Seidig, 
0. ©pamer.) Ueber Burns unb feine eil igen 
dufter bejioingenber Waturpocfic hi fr j u 
jprechen, märe roohl iiberfliiffigc Arbeit. 3 e ^ ei ' 
Fennt feine erquiefenbe Dichtung, auf ber eS 
liegt roie fehimmernber Worgenthau, ber ber 
herbe, füpe ibuft ber £aibe anhaftet. Tiefe 
Sieber rcerben nie neralten, fomie bie Watur 
nie alt merben Fanti — benn fittb fie tod) 
felbft unnerlälfdhte Waturprobufte. Tiefen 
Siebern nichts oon ihrer jrijdK 311 nehmen, 
hat fid) Scgerlop jahrelangabgeniüht. Sange 
hat er in unferm herrlichen beutfdjen ©praep; 
fchap nach gleichFlingenbeii, 311 ^erjett gehen; 
ben Sauten geflickt — unb er hat fie ge; 
funben. WandjeS oerbeutfehte Sieb biejer 
©ammlung Fann fich getroft mit bem 
Original meffen. 2Benn auch nicht 5lQeS 
gleich gelungen ift, fo ift bieS bei ber 
großen ©chmierigFeit ber Aufgabe nur be; 
greiflid). Ter berühmte jtenner fdjottifchen 
(GeifieS unb fdjottifcher Koefic, fyerbinaub 
greiligrath, äußerte fich beifällig über.biefe 
Arbeiten unb über bie Wcthobe, bie Segerlop 
angeroanbt. TOöge bieS Bud) Verbreitung 

f* n ° cn * Hermann Menkes. 

Gedicht© oon Philipp Qnenzer. 

($eibelberg, (Sari ©intcrS UnioerfitätSbud); 
hanblung, 1887.) Tie oorliegenbe ©atnm; 
lunq, bie oon ziemlichem Umfange ift, bietet, 
eS (ei bieS gleich ju Anfang geftanben, in; 
haltlich nicht immer entfprecheno (Gelungenes. 
Ter Verfaffer, ber über eine gute Weimted)nif 
oerfügt, hat eS nicht immer oerftauben, bie; 
felbe auch in ben Tienft eines roirFlichcn (Ge; 
banfenS $u fteflen; biefelbe tritt h^r unb ba 
als ©elbftpoed auf, ein fehler, ber fich 
namentlich in ben nicht ftreng genug ge; 
fichteten Tiftichen unb ©prücheit öfters be; 
merfbar macht, roo einzelne ©tiiefe, meil 
namentlich nadj ber ßinberfibel fchmedenb, 
auS^umerjeit mären. Tat? Ouenjer jeboch 


im Uebrigen mirFlich bichterijdhe Befähigung 
befipt, bap er als Koet auch baS auf 
bem rechten gled hat, baS beFunoen oor 
5lflem bie ihm geläufigen einfachen ©trophen, 
bie er mit oon bergen Fommenben Watur; 
lauten auSmftatten roeif. ©S fei hier nur 
u. 51. au „Bfeitte £eimat" erinnert. WarFige 
klänge hingegen, unb jnar ebenfalls in ge= 
Uingener gorm, bringt bie 5lbtheilung: ^rit' 
gebiepte, unter beneti fich baS jchöiie „Tie 
beutfehe ©prache" befinbet. Tie tjiibfch poin; 
tirten heitern (Gebiete eublich, bie ben Tidjter 
auch als £umoriften zeigen, foüte er jeboch 
in 3uFunft ettoaS flrettger oou ben ernften 
fcheioen, follte oor 5Ulem für leptere oon 
jenen Feine Körnten leihen unb fich nicht 
£eine’S ftimmungSmorbenben ^ronieroip hier; 
bei als Wufter gelten laffen. Stamm roiö 
er ihm gcrabe in Begug auf biefe meiner 
Weinung nach fd)roädjfte ©eite feines Talents 
ncidjafjitmi? wtl Eberhardt. 

Weibliche Waffen. Vornan oon Kon- 
rad Tel mann. (Tresben unb Seipjig, 
©. Ki^rjotiS Verlag, 1889.) Wicht gern habe 
ich ben tarnen beS fleißigen ©chrififtellerS 
unter biejem Vornan fiepen fepen. Wicht, als 
ob man eS hier mit einer mißlungenen 5lr; 
beit 311 tpun hätte — ber Woman ift ebenfo 
glän^enb roie uuterhaltenb gefeprieben, aber 
biefe Vorzüge geftalten fich leiber roegen beS 
beFaunten om bar ras. de richesse 311 Wach; 
feilen. Telmann ift, roie feine 3 aplreichen 
feinftnnigen WooeÜen beroeifen, ein oiel 3 U 
roahrheitsliebetiber Kfncholog, als bap er bei 
ruhiger Orroägung nicht einfähe, baft Vor= 
gänae, roie er fie m bem oorliegenben Buche 
fchiloert, tpeilroeis 311 ben gefdlfchaftlicheii 
Unmöglichfeiten gehören, ©in Offizier roirb 
bie KfÜchteit feiner ©tellung nie foioeit oer= 
geffen, bap er einer erotifchen Seibenfchaft 
roegen 311 m ©hrlofen unb geiglitig roirb, 
unb roo irolltc man ben Äanieraben fmbett, 
ber, roie eS hi^r gefepieht, biefe gati?e (Ge; 
fd)id^te mit teuflifdjem (SpniSmuS einfäbelt? 
UnterbriicFt man jebod) biefe fdjroertoiegenben 
3rocifel, fo ift ber (Genup an ber oodenbeten 
TarftellungSroeife ein reiner, ungetrübter. 
9lflc Vorgiige ber Telmann’fchcn ©qäbluttgS; 
Fünft nehmen auch hirr beu Sefer gefangen 
unb feffeln ihn bis 3 U ©itbe. Sie einfach 
unb hoch jugleich Fraftooll unb eigenartig 
ift bie ©praepe, bie fiir bie feinften 5lbtön; 
uitgen mit Funftgeübtefter ©icherheit ben ent; 
fprecheitbeu 5luSbrud finbet, unb roie ooll; 
enbet bie .(tunft ber ©haraftergeichnung, bie 
namentlich in ber (Geftalt beS feine Wepe 
auSrocrfenbeu roeiblichen TämonS feinen 
^öhepunFt erreicht. Wöge ber beroährte 
WomanjchriftfleUer eS in 3 u ^ un ft ©chrift; 
ftellem nieberer (Gattung überlaffen, bem fo; 
genannten „(GefcpmacF" 3 u 9 e ftänbniffe ju 
machen; feiner Begabung harren bebeutenbere 
Aufgaben! Fritz Eber i, ardt . 


K- 




Digitized by 


Google 




241 



K. in L—r. (Sine OFücFfeubung her jurn 
„PreiSauSfchreiben" eingegangetien E5ebtchte 
ober 91uf[äpe fann natürlich nicht eher er= 
folgen, als bis bieEirculation berfelben bei ben 
Herren Preisrichtern beenbet unb baS Ergeb= 
nifi oon unS oeröffentlicht morben ift. 

£errn Philipp Berges, Hamburg. 21uf 
3^ren ©linfch berichtigen mir gern, baß ©ie 
oon £eun Dr. 21lfreb griebmatin in ber 
Vejpvechung 3hrer „$lmericaua" (3al)ig. X., 
%lx. 10 „Viicher jehau") irrthiimlitbenoeife als 
Ueberfepev bezeichnet mürben, mährenb ©ie in 
SBahrheit ber Verfaffer beS VudjeS finb. 

Dr. A. S. in N—g. ©ir machen ©ie 
barauf aufmerfjam, bafc „Zünftlers Borgern 
lieb", meines ©ie oor Äußern nochmals ein- 
fanbten, bereits in Wr. 6 b. 3. erfcljienen ift. 

$>ie Verfaffer ber EJebichte „£ie Eiche" 
unb „©olFen" erfuchen mir um Angabe ihrer 
tarnen, ba fte eS unterlaßen h a & en ' bi* = 
jelben — gemäft unferer „Vcftimmutigen oon 
allgemeiner Geltung" — ihren Beiträgen 
bei in fügen. 

J. M. in K —g i. Pr. £aS unS an= 
gebotene Mannfcript ift für unS Ieiber zu 
umfänglich, um Verroenbung finben ju 
fönuen; bie £onorarfrage ift nach beiben 
©eiten fpu ju oerneinen. 

0. P. K. in L—g. ©chaffen ©ie (ich zu? 
nächft eine PoetiF an, bie 3h nen ~ n>ie auch 
alle fonftigen litterarifchen Hilfsmittel — bie 
3. E. ^inrichS’jche 55uchhaublung, bort, 
gern beforgen mirb. — 3^ r IefetgefanbteS 
feebid^t eutfpricht unferen Anforberungeit an 
Klarheit beS $luSbrucfS unb formeüe (Glätte 
noch nicht. 

S. A. in I)—au „?iebeSmärchen"; E. v. R. 
in B—n „gata Morgana"; H. I). in B—n 
„$)ie ©albmühre"; A. F. in B—n „Ven= 
jamin" unb „i)ie £aibe blüht!"; K. Z. in 
N—a „(Sin Härchen" (3h re E5ebichtfatnni= 
Iung ift gur Pcfpredjung oerfchicft); E. W. 
in A—a „2luf ber $aibe"; 0. S. in B—f 
b. H. „Erinnerung"; R. G. in B—n „glüh- 


lingS Einzug"; E. P. in T—n „©interbilb"; 

A. 0. in W—n „©onnenfahrt" (unter 
©treichuug ber britteu ©troplje); E. C.-M. 
in A—n „Um Mitternacht". Ange¬ 
nommen! 

R. M. in R—a; P. S. in W—r (mir fönnen 
nur roieberholen: ftreben ©ie nach gebanF= 
lieber Vertiefung!); E. M. in C—s (oielfach 
qefucht)| A. H. in H— g; B. C. K. in 
B—n (im 91uSbrucF oiclfad) oerfehlt); Th. 

B. inD— n (gu breit); K. S. in N-dt (mirb 
bei bem ©treben nach Eigenenart toirr unb 
unflar); C. H. in I — oh; M F. in H—g 
(„&beitb im ©albe" ftreift bie (grenze beS 
Aufnahmefähigen); C. K. in H—r (in „gür 
bie 3eit" herrfcht unberechtigter peffimiS= 
muS); B. W. in 0—n (auS bem £ittertttur= 
Falenber; baS E'ebicht ift hübfeh, aber mehr 
für ein politifcheS Platt geeignet); A. K. in 
B—n (Icptere VenterFung gilt auch 3^ nen ); 
P. S. tu A—u (recht gefchicft auSgeführt, 
aber inhaltlich burchauS ungeeignet; mir er= 
märten gern 5lnbercS); L. M. in M—m; 
I. A. in P—au; H. H. in S— v; H. M. in 
D—n (abgefehen oon ben fchledjten Oheimen 
boch z u befcheibcn); H. P. in T—r: 0. H. 
in H—g (mirb brauchbar, menn ©ie beit ge= 
banflich abfehmeifenben Pentameter beS erften 
$iftid)onS burch einen anberen erfepeit); T. 
S. in S—n (lebiglid) bie zahlreichen jchlechtcn 
Sfteime uerbieteu ben ftbbrucF); 0. K. in B—g 
(melche 9Jr. fehlt 3h ncn ?). Dankend ab¬ 
gelehnt! 

I. v. W. in P — g. 3ebe 9fr. unfereS 
VlatteS liefert 3h«en ben VemeiS, bafj neu* 
aufftrebenbe Talente bei unS jeberzeit eine 
gaftliche Aufnahme finben. 3 U tinferem Ve* 
bauern ftnb 3hre uttS oorgelegten E5ebichte 
nicht bruefreif, eS fehlt ihnen bie nöthige 
Knappheit 1111 b jfraft beS SluSbrncFS. Watür* 
lieh ftefjt eS 3huen bei meiteren Einfenbungen 
frei, ein Pfeubonpm z» mählen. 

E. S. in A—a. $)ie geroiinfehte 9lbreffe 
lautet: Verlin W., ÄarlSbab 21. 


(@$tu& ber SHebaclion biefer iUummer: 15. Februar 1890.) 


9nSaff$oet)et(6nt6. 

ürbiditr bott Prf«) <Smil jn 3diOnaidi-<larolath, Sx. Weber, 3. fla$, Sero ütar, i. fi. 3llek, 6afUp 
Ridstrr, (fnalb ütBUrr, Hart Cangrr, Cnbniq Cellraoier, (Slifobrllj firlmlinQ, 3obamtrs Ärtqer, ttrinbolb ind»*, 
Snlins 3tnrm, firlnrld) 3Hbrl, Rnbolf 3okoloniNq , Hlorgaretb» Cfibantrr, Bonrab (Selnann, Abolf IDUbrlm, 
Kiibarb Drqe, ©tto Crrllrnbof, Arno indif, (Eonrab 6aqer unb Alar #ei(Urr. — iriebrid) 3pirli|agrn alt Anto- 
bioqrapl). Son Dr. Abolpb flobnt. (Scblufe.) — £Bd)trfiban. — tiritfftyUter. 


nur unter genauer Quellenangabe gebattet. 


VefleQuitgen ftnb z u richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), Einfenbungen 
an bie Redactlon des „Deuteohen Dichterhelm“ In Dresden-Striesen. 31 t Eommiffton: 
Trüb’sohe Buchhandlung (91. ©chmittner) in Zflrlch unb E. Steiger k Cie. in New-York. 


SS. 




Digitized by 


Google 















242 


ßr 


a 


B- 



Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben: 


fj Geschichte der deutschen Litteratur 

n von 6oethe’8 Tode bis zur Gegenwart. 


(Mit einer Einleitung: 

Von Paul 


Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.) 

Heinze und Rudolf Goette. 


Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszügen von H. von Kleist, 
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Frey tag, Th. Storm, R. Ha- 
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch. 

Preis: brosoh. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf. 

Weitere Stimmen der Presse: 

Gartanlftabe : Neben den Werken von Julian Schmidt und Rudolf von G o 11 - 
schall behauptet dies neue Werk dadurch eineu eigenartigen Staudpunkt, dass es sich vor¬ 
trefflich zu einer Orientirung über die einzelneu Dichter und ihre Werke 
eignet, indem es dieselben unparteiisch prüft und sich bestrebt, aus den Urtheilen der 
Zeitgenossen die rechte Mitte zu ziehen. Die Verfasser sehen die meisten litterarischen 
Richtungen nicht unter einem von vornherein gegebenen Gesichtswinkel an; sie verfolgen 
keinerlei Tendenz und haben ebeusowcuig Liebhabereien und Lieblinge. 

Lelpxiger Tageblatt: Die Verfasser haben sich mit Erfolg bestrebt, Überall die ewig 
rege Wechselwirkung zwischen Dichtung uud Leben darzuthuu. Sehr verdienstlich ist die 
eingehende Berücksichtigung der letzten Jahrzehnte. Ueberall wird durch die 
Würdigung der Werke des Dichters ein einheitliches Bildniss von dessen geistiger Persönlichkeit 
gezeichnet. Den Verfassern kam es übrigens sehr zu statten, dass sie zugleich Herausgeber des 
„Deutschen Dichterheim“ sind uud dadurch in unmittelbarster Beziehung zum litterarischeu Leben 
der Gegenwart stehen. Sie konnten dadurch überall auch neu auftauchenden Erscheiuuugeu ihre 
Aufmerksamkeit zuwendeu. 

Vottlscbe Zettaag: Eiu brauchbares und tüchtiges Werk. 

Blls’ Haas- and Famllienschats: In dem vorliegenden äusserst geschmackvoll aus¬ 
gestatteten Werke erweisen sich die Verfasser als ganz vorzügliche Kenner unserer 
Litteratnr and als ganz eminente Kritiker. Mit feinem Verständuiss und grossem 
Takt haben sie ihrer schweren Aufgabe sich entledigt und der Nation ein Buch geschenkt, 
das das Interesse aller Litteraturfreundo im vollsten Masse verdient. 

Hamburger Nachrichten: In der verwirrenden Fülle und Vielgestaltigkeit neuzeitlicher 
poetischer Erscheinungen dem gebildeten Laien ein aufklärender, zurechtweisender 
Führer zu sein, ist die Aufgabe des vorliegenden Buches; sie ist von den Verfassern mit 
Glück gelüst worden. Ihr Buch steht über den Parteien, die sich in der Gegenwart auf 
litterarischem Gebiet eifriger denu jo befehden, es wird nach allen Seiten hin den lebens¬ 
kräftigen Zügen der Gesaramtrichtung wie der poetischen Begabung und künstlerischen Schul¬ 
ung der einzelnen Dichter mit bestem Willen und gutem Erfolge gerecht; ihr Buch ist 
ausgezeichnet durch eiue lichtvolle Gruppirung des Stoffes, in scharf abgegrenzten 
Capitoln sammelt es das Verwandte, nach einschneidenden Gesichtspunkten trennt es 
das aus verschiedenen Wurzeln in verschiedener Formung Emporgewachsene; ihr Bach erstrebt 
und erreicht eudlich eine beachteuswertlie Vollständigkeit, soweit mitten in der 
lebendig gedeihenden Fülle frisch aufschiessender Litteratur von dem Sammler und Beurtheiler 
eben Vollständigkeit erwartet werden darf. Namentlich für die lyrische und epische Dichtung 
der jüngsten Jahrzehnte ist die neue Litteraturgeschichte eiu willkommener uud zuver¬ 
lässiger Berat her, auch über das Bedürfnis des gebildeten Kunstlaien hinaus; 
die Verfasser standen als Herausgeber des „Deutscheu Dichterheim“ unmittelbar am Quell der 
lebendigen poetischen Production der jüngsten Zeit. Das entscheidende Wort über unsere Zeit 
kann erst in zukünftigen Tagen gesprochen werden; für jetzt haben die Verfasser gethan, was 
ihnen nur irgend erreichbar war. Und sic haben nicht nur eine möglichst grosse Voll¬ 
ständigkeit im Verzeichnis» der behandelten Dichter angestrebt, sondern ebenso eiue um¬ 
fassende und wohlbogründete Zuverlässigkeit ihres Wert hurt heile. 





I 




Soeben erfreuen in 

Stferfon’s ^erfag in presbett 

t>. ^uttner’s 

neuerer föomon: _ . __ _ m . . - 

amet Wrttihe bntipropaganba mitten. ©ir jmeifcln auch nicht 

im 9 «ingftcn, bafc biefe „tfebenSgefchichte* *unächft in 
s $rei§ 8 3Äarf. bcuifd&en lüterarifcben «reifen ©eiteften Umfangei aff 


2tui einer fünf Ärtifet 
umfafjenben ©efprechung bei 
„ferner ©unb- (9lr. 1—6, 1890); 
. . . $enn fomohl ali litterarifche Qkibe 
oerbient biefei Such bie gröfete ©eadjtung, 
auch um bet Pon ihm auigehenben $rie* 


trdgntft wirb empfttnben werben, toenn biefe «reife 
nur eintgermafecn feinfühlig fttib. ©äre ©. p. ©uttner’i ©uch 
jefct §ura SabreSbcginn in ©arii erfchienen, bie ganie fron» 
jöftfehe ©reffe mürbe barüber in ©emegung gerathen. — fcnb fte 
* fobalb biefei michtige unb merfmütbige ©&h tyr 
fignaltfirt mirb 2 c x. 


4 * 


<S$efsföebacteur unb ©igcntyümer: SfAMf 

fcruef Don flerblnanb Xbomafc in ©reiben. — ©apier Pon Vieler A Sogei in £eip)ig. 


Digitized by 


Google 




(jtyrgnn für Di(iilliiin|i und JiritiK. (Der „Deutzen Ditfiterlnifff" 19. Snnil.) 

Herausgeber: ^auf Jaetnje. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Ji halbjäbrl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Kxpeditiou des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nutnineru k 50 J$. 6 Stück einer Nummer 1,50. 


ÄJ te Pforte $beu* f<pfafc fl<p hinter mir 
°T Sfrif pröpueu. 

Kt pte dreier £<tnb jerftpfug i<p mir am $par 
'0'%Lnb rang unb f<prie na<p bem, was i<p verfar. 
r 0 (pfncS brr ^tebe, o bu pammerpra<pt 
Pf5 garten*, buftbur<p»a(Tfe 3ieuerber<pe, 

3Pr fußen ppenber wannetrnnSner <£ieber, 
Jtnbinen- nnb fmaragbene* gefleber — 

3?arbei, baptnl Ja graue «Äatbe flarrt 
Pas Jlnge! jteta getön, Sein 3larbenfi<ßt! 

Jinb (efbff bie panne wärmt nnb feu<ptet niipt. 

po fVßfeppt’ i<p $<*g nnb S^anbe bunp bie gebe 
^erbroffen. 

Pa<p «*Pfl<ß fanben meine pinne fl<p, 

3lnb panßl ber SSiene pnmfen tröffet mi<p, 

5tnb fiep! im bnnSfen jiaibebraut ergtöpn 
3fan fag )n $age wetßfefnb punbert pfarben — 
Pa* Reiben Teerte mi<ß bie jarten Sennen — 

Jg f*P ben feig van tanfenb gfntpeu brennen 
38a* wiff ig nag? iff btefe 3$eft (a reiep f 
Jn pa?er 3Sf*ne fingt ein ^ergengar, 
jlnbetenb ffeigt ba* £erj mit tpm empar! 


<$einri<p gSuftpaupt. 


Digitized by 



244 


"fS 



3lus J>etntidj cSeutfjofb’s gugettbgeit. 

(Wit ungebrudten (Gebieten.) 

->* Von f ä § <$ u f t 9 t g. K~ 


S- 

gefdhloffen ^at. 


eljn 3a^rc finb bereits oer= 

floffen, feit ftc§ über bem 

beutfd)=fcbn)e^erif(^en^ic^ter 
Heinrich Seutljolb nad) fd^iue= 
rer SeibenSgeit baS (Grab 
damals würben bie oers 
fd^iebenften Stimmen in ber treffe taut, 
wohlwollenbe, fowie abfällige Urteile tönten 
untennifcht ba unb bort unb man [tritt 
ftd) förmlich in ben 3 e ' tl,n 9 en 1101 f^nen 
Serth ober Unwerth als SpriFer. Später; 
hin tauchten aber auch bösartige ©erneute 
über moralifdje Benommenheit unb ber= 

gleiten auf. Sefctere gumeift non einem 

namhaften Schriftsteller BaperitS hen'ithrenb, 
ber feine geroanbte geber bagu benüfcte, unter 
bem bequemen DecFmantel eines ffiomaneS 
feinen Sefern bie abenteuerlichflen (Gefehlten 
auS beS Did)terS ^rioatleben aufgutifchen, 
babei bemfelben nahe fiehenbe ^ßerföntidjFeiten 
in pietätlofer unb unwahrer Seife burch ben 
Schlamm giehenb. — 3 a » 2lbfurbität 
ber in ben „Sünben ber Väter" aufgefteüten 
Behauptungen rcigt mand)mat faft gum 
Sachen unb man fragt [ich, warum ber 
Slutor, ber auS beS ‘Dichters Vnoatleben 
nichts 9lutbentifcbeS wufcte, fich gerabegu be? 
fliffen h^t in ber 5igur feines *Vfeuboupm= 
griefcharbt" fo eine gräuliche Wifigeftalt an 
Seib unb Seele, ein Konglomerat aller fitt- 
liehen VerFommenheitcn gu bilben, — eben 
fo gut hätte ja feine üppige ^hantafie einen 
Zeitigen aus ihm gehalten Fönncn; eS märe 
nicht unwahrer gewefen, als baS (Gegenteil. 

— Vornehmlich als einen SrinFer [teilt man 
unS „griefeharbt" oor. Dem muf? hier ernft= 
lieh entgegengetreten werben, um fo mehr, 
als ftch biefe SInfchauung faft in allen 
SebenSbefchreibungeit, wenn aitdh guweilen 
nur gart burch bie Blume augebcutet, oors 
finbet. — Seutholb liebte unb tranF ben 
Sein nicht mehr, als Ougetibe feiner Wits 
menfehen, greunbe unb Kollegen auch, Fonnte 
aber gu feinem Unheil nur geringe Quan= 
titäten oertragen. — Da nun baS gefeüfchaft= 
Iid)e Seben unb befonberS baS oeS 3° u * s 
naliften häufig (Gelegenheiten bietet, wo eS 
gemiffermaüen Khrenfad^e wirb, auch im 
Strinfen feinen Wann gu [teilen, mag eS 
fchon oorgeFommen fein, bab ber Dichter 
folche groben geitmeife (Riecht be[tanbeu l>at. 

— Von ba an aber bis gu ben beliebten 
DrunFfuchtSlegenbcn gewiffer 3 un 9 eri ift noch 
ein weiter Schritt. — Unb waS in ben 
lebten SebenSjahren in biefer ober anberer 
£tnficht gefiinbigt worben fein mag, gehört 
weber oor baS gorum ber Seifetreter unb 
Woraliften, noch in ben Satnmelfacf ftoffs 
hungeriger SenfationSfchriftfteHer, fonbem 


eingig unb allein in bie Diagnofe eines 
2lrgteS. Sie oft [tobt man in ben 3«tungS* 
fpalten auf Biographien unb befonberS f)Fe- 
Frologe, bie nur Verhimmelungen ber bes 
treffenben Berfönlid^Feiten finb, ohne Bes 
achtung etwaiger gehler unb Wängel bers 
felben. greilich lägt ftch in lepterem gaüe 
ber Spruch: ,,ae mortuis nil nise bene“ gu 
(Gunften folgen Verfahrens unb mit 9?ed)t 
anführen, weil ber Sobte [ich gegen Fritifche 
§iebe unb moralifche Angriffe nicht mehr 
oertheibigen Fann. Sie aber würbe biefe 
VietätSpflicbt gegen Seutholb geübt ?! — 
Ser jein können nid)t hembgufefeen wufjte, 
ftempelte ihn gur moralifchen Wifggcburt; 
wer fein ^rioatleben fchonen }u miiffen 
glaubte, fefcte ihn bafür in feiner utterarifchen 
SeiftungSfähigFeit h^nb. Wan ging fogar 
fo weit, jebem wohlmeinenben ÄritfFer unb 
greunb, ber feine Stimme etwas laut gum 
Sobe SeutholbS erhoben, oon befugt fcheineitber 
Stelle auS bie Suft gu weiteren Sobgefängen 
grünblichft gu oertreiben. — Ob ein fold) 
tummarifcheS Verfahren einem hoch gweifelloS 
Fouftatirten, echten Xalcnt gegenüber am Vfofe 
gewefen, [teht benen gur Kntfdjeibung gu, 
beven Aufgabe eS ift, baS littcrarifche gelb 
gu bebauen unb auSgujäten. — 3 um ®lüdf 
für ben Dichter unb als Beweis einiger 
SahrheitSliebe bei ber Wenfchheit ^at fich 
aber gerabe unter biefen mancher ^oc^ac^t' 
bare Wann unb Schrift[teller gefutiben, ber, 
uneingefchiichtert oon folgen Vergewaltigs 
ungen, fich in ungleich gimftigerem Sinne 
über bie SerFe beS alfo (Gemafiregelten ge= 
äußert hat, wenn er ihm auch aufeerbem 
nidjt näher geftanben ober gar fein perfön: 
lieber greunb gewefen. $ha*fächlich ift felbft 
ber fMrolog oon Vrof. 3* Bächtolb (Vors 
rebe gu SeutholbS (Gebieten, 3. Auflage, 

t uber, grauenfelb 18Ö4) nicht gang frei oon 
ärten. Wau oermipt guwetlen fehr bie 
geber beS greunbeS. 

Oodj Fann unb foll ni^t geleugnet werben, 
bafr hi cr fowohl bie DarfteUung ber äußeren 
VerfönlichFeit, als bie Schilberung beS Stubieits 
unb SebenSgangeS eine authentifd) wahre, 
meifterhaft gelungene ift. — Von biefer 
blenbenb gefchriebenen, etwas berben, aber 
burchauS Fernigen Vorrebc h c ^l f lc h 
Dichters Krfcheinuug mit folch frappant 
realiftifcher s jiaturtreue fo haarfcharf ab, baü 
fie in ihrer 2lrt wohl ein eben fo gut ge= 
troffeneS Porträt genannt werben barf, wie 
baS höchft gelungene Ditelbilb oon ber £>anb 
eines Zünftlers erften langes: §errn (Georg 
Vapperig aus Wiinchen. Diefe 3 c ^ nUT| g, 
welche burch h°^ c ©üte beS ^errn o. Senbac| 
oermittelt worben unb ben Dichter währenb 


B- 


-J8 


Digitized by 


Google 




245 


feiner lebten SeibenSjahre in her Anfialt 
Vurghölgli bei 3nrich barfteflt, hat ber ges 
nannte Künftler Damals, troß großer Arbeit«; 
Überhäufung, in liebenSwürbigßer, bereits 
roiUigftcr V3eife beigefteuert. $a nun in be= 
fagter Vorrebe Seutpolb« Staffen, ©d)icffale 
unb Reiben mit aßen beglaubigten $)ateit fo 
erfchöpfeub behanbelt iß, baß fte für 3 e ber- 
mann, ber fich hierfür intereffiren foüte, bie 
genaueßen Informationen bietet, erübrigt al« 
©eitenßücf h* er 5 u nur noch ein ®üb be§ 
Richters au« feinen 3 ugenbjahren, mit bes 
fonberer VerücFftchticjung be« Kapitel«: grauen, 
hieran werben fid) eine Angahl Sugcnbgcbidhte 
reifen, ba ber fonftige ungebruerte Nachlaß 
ber reiferen ^eriobe, laut Urtheil oon gacM 
leuten, nicht weiter auSgebeutet werben fou. 
3ch h^e bie Fiihne, aber hoch auch lieber 
wohlbcarünbete Hoffnung, baß ein ßreng 
wahrheitsgetreue« (Entrollen oon be« dichter« 
innerstem ©eelens unb Gefühlsleben unb bt- 
fonber« auch bie TOttheilung ber 3 u genb; 
ebichte mehr al« alle« Rubere beweifen wirb, 
aß ^eutholb benn boch nicht fo gang, wie 
e« oon Opiaten behauptet würbe, liebearm, 
b h- „ein tonenbe« Grg ober eine Flingenbe 
©chefle" aewefen ift, fonbern baß er, oor ben 
3ahren tteffter Verbitterung unb KranFheit, 
wie anbere dichter unb VFenfcheti auch, ein 
warmblütige«, tieifühlenbe« £erg für Vaters 
lanb, greunbfehaft, fftatur unb granenfehöne 
wie grauenfeele befeffen hat! (Später haben 
fich freilich mit fteigernber Verbitterung, 
Äranfheit unb ^ppoeßonbrie auch bie böfen 
Dämonen GgoiSmu«, s Dtenfchenhaß unb 
Vienfchenfcheu, fowie fdjranfenlofe Silbßeit 
nnb 3 äb$orn gezeigt, bie ein 3 nfammenleben 
mit ihm geitmeife jur Unmöglichfeit für jeben 
©terblichen machten. Aber felbft ba oers 
leugnete fid) ba« warmfühlcnbe £erg nie 
gang, er wußte immer wieber feine uächfte 
Umgebung gu befänftigen unb 311 rühren, 
bi« ber oofle Aiiöbtucp ber fich jahtelang 
oorbereittnben GeifteSFranFßeit erfolgte. 

3 >a bewie« feine £einiat, bie ©chrneig, 
baß fte fich, wenn auch fpät, ihre« Unglück 
liehen ©ohne« in liebeooflßer VSeife erinnere, 
unb lieft ihm noch alle irgenb mögliche £ilfe 
unb (Erleichterung währenb ferner 3 wei 
lepten Lebensjahre gu ‘tßeil werben, bie ihm 
feine Angehörigen nicht in bem reichen s 2 ftaße 
f)ätten oerfchaßen Föitnen unb wofür ihr ber 
mnigfte ‘SanF gebührt. 

3 m 3ahc* 1Ö‘27 im T>orfe ©eßifon (Gantoit 
3 ürich) geboren, war Seutßolb, obwohl ge; 
ringen ©tanbe« — fein Vater betrieb etne 
©ennerei — boch ein (ehr aufgeweefter, hoch 2 
begabter jtnabc unb äußerß beliebt bei feinen 
Seprern, babei aber fcheu, fchüchtern unb faft 
liitFifch im Venehmen unb Umgang. 2anb; 
auf, lanbab galt ber „©enneßeich", wie er 
im ßeintifeßen 3^ om mit Vorliebe benannt 
würbe, al« etwa« Vefonbere«. gür feine 
Großmutter beßanb inbeß ba« Vefonbere ju= 
näcßß barin, baß ihr „$eiri" immer fo „bürr 
unb grün" (b. ß. mager unb bleich) auSfah, 
währenb feine brei Vrüber trog ber fchmalen 


floß ßet« wie Doofen Mühten, gortwährenb 
ßedfte fte ihm heimlich gute Viffen gu, aber 
obwohl er auf biefe Art breimaf mehr al« 
bie anberen beFant, würbe er nicht fetter unb 
ber Kummer feiner Großmutter nicht geringer. 
Gr war febr früh oaterlo« geworben, für 
feine Butter, bie ihn ihrer Cebtage ben 
„g’fcßäftigeu SÄüfftggänger* hieß, weil für fie 
Kopfarbeit eben gar Feine bedeutete, hegte er 
wenig ©pmpatßie. Unb auch fie, fooalb fte 
ßerauSgefunben, baß ßeutßolb nicht wie feine 
Vrüber ;u fchönen, Häßlichen Verrichtungen, 
wie $olgfpalten, Saffertragen 2 c. taugte, 
wie er beim geitleben« in praFtifchen Gingen 
ungefchiefter unb uiifcßulbSooßer al« ein neu= 
geborene« Jtinb blieb, hatte wenig 3 ntereffe 
mehr au bem oft träumerifch in fich ge* 
Fehlten, wie fte meinte, faulengenben Knaben. 
$>ie beiben Naturen waren gu entgegengefegt 
unb fließen fich auch noc h in fpateren 3 aßren 
beftänbig ab. Ceutßolb« Butter war eine 
refolute, eigenwillige grau, bie fich nic^t gern 
Vorfchriften ober Gittwänbe machen ließ. 
Lebhafte bunFle Augen, reiche« fchwarge« £aar 
gaben ihr im Verein mit charaFterißifdhen 
GeßchtSgügen, aber auffaßenb nieberer ©tim 
faß etwa« 3 ^ 9 cuncca rtige«. Ueberbie« ^egte 
fte ftet« abenteuerliche Vlane unb Anfcßläge, 
bie auf irgenb ein „G’fchäftli" ober „£änbefi" 
(^anbelfcßaft) abgielten, wobei fte meißelt« 
bie geringe Vaarfchaft einbüßte, bie ihr oon 
weniger unglüdflichen ©peculationen her oers 
blieben war. £)ocß forgte fie für ihre tfinber 
al« treue unb braoe Üttutter unb brütete 
£ag unb Wacht barüber, wie fie bie Sage 
ber 3hreu oerbefferu Fönnte. $>a fte gu 
biefem 3 ,0 ecFe oft oon .Ipaufe abwefenb war, 
fiel ba« GrgiehunaSwerF ber oier Knaben 
hauptfächlich ber alten Großmuttter anheim. 

S)iefe, eine weit feinfühligere Watur unb 
ooll echter grömtnigFeit, würbe oon £eutßolb 
abaöttifch oerehrt uno oon ihm noch nach ihrem 
looe in bem fchönen ©onette „an meine 
Großmutter" gefeiert. ©ein erße«, nod) 
hoch ft urwüchftge« Gebicht oerfaßte Ceutholb 
al« Änabe oon 7 bi« 8 3 a b r *ii in ber 
9fte<henftunbe. Al« ber ßehrer bie Aufs 
gaben feiner ©d)üler oifitirte, fanb ftch bei 
thm ein merFwürbige« ^Fechenepempel: 

5)er entfchloffene Victor 
‘tritt au« bem 28alb henwr, 

Gr fleht in bem Gebüfch 

Wen großen ©aef ooü Äriifch, (Bleien) 

Unb hinter biefem ©aef: 

Gin große« ‘DuitnerhagelSräuberpacF! 

^Damals, fagte mir Seutholb, habe ich bi* 
erßett ©c^icffal«fd^täge meine« Seben« oers 
fpürt, gunächft nur oon ber |>anb biefe« 
Lehrers, ber Feinen ©inn fitr werbenbe 
Poeten hatte. 

Auch auf ben hohem ©chulen rechtfertigte 
Leutholb bie frühzeitige gute ^Dleinuna feiner 
Lehrer ooüftänbig. ©chon im AogangSs 
geugniß ber ©ecunbarfchule gu ffiegiFon wtrb 
er al« ein mit ben „oorgüglichften Geiße«* 
gaben auSgeßatteter Jtnabe" gefchilbert, „ber 


Digitized by ^.ooQie 



246 


ne&ft großer Sernbegierbe auch in ftttlid&er 
©egtebung nie gu etner ßlage ©eranlaffung 

§ egeben, fo baß er ohne ©ebenFen für ben 
ebrerßanb empfohlen werben Fönne." Seutbolb 
gog inbeß bie juriftifche Saufbahn oor unb 
eS lauten im Bnfdjlug hieran auch ade 3eug* 
niffe ber ©rofefforen ©urefbarbt, Sacfemagel, 
Sinbfchetb, ©eeger unb &nberer, bei benen 
er abwechfelnb wä|renb ber 3ab*e 1846—52 
in ©afel, ©ern unb 3ürtd^ DFechtSwiffenfchaft, 
Biologie, 2itteraturgefcbic§te :c. gehört, 
ubereinfttmmenb äußerft fchmeicbelbaft unb 
anerfennenb. Drofcbem Ijat fich Seutbolb 
bamalS feine fejte &nfiedung in ber Heimat 
au erringen oermoebt unb eS gebt Flar auö 
©riefen unb fonfiigen ©eiegen beroor, baß 
ibm nicht gang adern bie ©$ulb biefeS TOife= 
erfolgeS befgumeffen war, inbem ibn allerlei 
3ntriguen, föioalfdfjaft unb (SebäffigFeiten 
oeranlaßten, feinen ©tab weiter gu feßen. — 
©Fit welch aufrichtig fd^merglichen (Gefühlen 
er bamalS bie Heimat oerließ unb wie febr 
er troß adebetn baS jtinb feines beißöeliebten 
©cbweigerlanbeS geblieben, gebt in rübrenbfter 
Seife auS einigen bieSbeguglichen (Gebienten 
beS Anhangs ben>or, menn er auch biefer 
©erpimmung gegen bie Heimat fpäterbin gu 
bittere unb ungerechte Sorte oerlieben bat. 
Sahrenb ber ©tubienjabre b^t auch bie 
Siebe, oiedeicht allgu frübgeitig, in bem jungen 
bergen (5ingug. 3 un acbP mar eS aber noch 
feine ernftlicbe Seibenfdbaft, oielmebr eine bei 
flftchtigften, hoch lieblicbfteit ©rfebeinungen, eine 
3bnde nach 5lrt Robert ©urnS*. ©Fit ibm in bei 
Heimat aufgewaebfeu, batte pdf) Wofuia, fo hieß 
baS fonnige ©aturFinb, fterblicb in ben b oc ^- 
aufgefchoffenen bleidhen ©tubenten oerlicbt unb 
er in fie, — bie Dbatfache, baß er bamalS 
febwarge SocTen unb ©ammtfläufe trug, machte 
bte ©acbe noch gefährlicher. Hber ber junge 
©tann Jatte auch ^ochflieqeiibc Hoffnungen 
unb ©lane, welche über bie ©pbäre feines 
HeimatborfeS binausftrebten, unb biefe waren 
eS gumeift, welche biefeS ©anb nadh Faum 
3ahreSfrift wieber löpen. Ptofma hat fich 
fpäter an einen ihr geißia ebenbürtigen ©Fann 
glücflich oerheiratbet uno noch als gufriebene 
Gattin unb Butter bem dichter gum 3eichen 
oodftänbigper ©erfobnung unb als ©eweiS 
ihrer HauSfraueutalente fechS ©aar felbft ge= 
ftriefte ©oefen überfanbt. 

Dod) Fein eingigeS SiebeSlieb hat biefer fo 
liebliche ©orfrühlmg ber Siebe gegeitigt. — 
Dies blieb einer anberen, mehr burebgeiftigten, 
ebel unb gart poetifch angelegten Jrauennatur 
oorbehalten, oon ber Seutbolb in über« 
fchaumenber ©tubentenlaune fingt: 

©ieht’S noch fo traurig bei mir auS, 

©inb £opf unb ©eutel noch fo leer, 

Doch bab* ich Sieb’ unb DFofen noch- — 
©eele, waS miHjt Du mehr? 


©ei (Sott! fo hab* ich abermals 
3ufammen ein (Gebiet gepieft; 

DaS wirb nun ihr, ber Dichterin, 
DaS wirb nun meinem Sieb gefchidft. 


Unb fragt fie lächelnb mich aisbann, 

SaS ich als Sohn bafür begehr*, 

©o forbr’ ich einen langen jhiß — 

©eele, waS widp Du mehr? 

Unb eine Dichterin war fie, eine echte, ur= 
fprüngliche, biefe @mma k —, SlbooFatenSs 
gattin auS ©. 3h r « Dichtungen fmb weiche, 
fcbmelgenb innige Duftgebilbe, welche in ber 
©cbmeig nicht unbeFanut geblieben. 3 U beS 
Dieters 3ei( ftanb fie in oodfter 3 u 8enb= 
blütbe: ©eibe 20 alt, ba pflegt man 
baS Seben nicht adgufebwer gu nehmen, ©ie 
waren ficb auf burcbauS geiftigem (Gebiet 
begegnet, fie lafeit ficb wechfelfeitig ihre 'pro* 
buFte oor unb Forrigirten einanber. ©pater 
Fam bei @mma baS überpießenb weiche 
©FitleibSgefiibl beS SeibeS mit SeutholbS 
freublofer, harter 3 u 9 tn b bingu, fowie beS 
Dichters eigene, anfehmiegenb weiche, in 
prartifcheu Dingen fo b*lf 5 unb ratl)lofe 
ÜFatur, unb bie gegenfeitige Neigung war 
fertig. — ©o lagt Gntma in einer ©rief 
fteöe: „3^ habe mich mehr als Du barüber 
gefreut, bap Dir jefct burch Ülnjchlup beS 
(Berichtes (Gelegenheit gegeben wirb. Dich 
nüplich unb beFannt gu machen. Wir iit 
immer, wenn Du mit (£ifer unb Oruft fort- 
fährft ber ©acbe oorgufteben, miipte eintl 
auch für Dich eine beffere, jebönere 3eit auf 
geben. 3 ci)e ttfaüS hätte ich Deinem (Seift, 
Deinem poetijeben tGemiitb einen blumen= 
beftreuten ©fab gewünjd)t, ftatt beS fteiuigen 
SegcS ootl Demutbigungen, ben Du betreten. 
Cb ich nun felbft' ben 3Jtutb hätte, biefe 
Saufbabtt eingujchlagen, weiß ich llit ht, oft 
febeint mir, ich möchte lieber, wie ein wahrer 
(SliicFSritter, ohne fluäficbt gang iit’S ©laue 
hinein in bie weite Seit btnattSgieben mtb 
©olbat werben, jept, wo’S überall loSbricht. 
5lch! MeS lieber, um nicht 3 ur ‘ft fein! 
9lber baS finb and) wieber böfe, unpraftifche 
3beeit, bie wohl int eigenen warmen HaitS, 
mit bem stauch btS eigenen aufs 

Peigen Fönneit, um in nichts gu gerflie&en, 
aber wenn bie Fable, nacFte ^otbwenbigfeit 
baftebt, beuFt man oernünftiger, wie Du, 
mein armer, lieber Heinrid)! 0 (Sott, 
wenn eS nur in meiner ©Facht ftäitbe, Dich 
glücflich gu madjett, ober Didh wenigftenS gu 
tröften, gu beruhigen unb aufguriebteu. Unb 
o, wie febr bebarf auch ich btt ewig beforgteit 
unb wachenben Siebe git Dir, um ein Sehen 
gu ertragen, baS fonft überall nur ©acht 
wäre." — Unb an einer anberen ©riefftelle 
beißt eS: „Unb nun weg über bieieS niebrige 
(Jrbeugetriebe nach ^ eu Ptäumen 

ber ©oefie. Dein (Gebicht: „Du Fleiner, uns 
gläubiger @ngel w machte mich recht lachen, 
obfehon ich Dich nicht aerabegu gern ben 
Heine abfid^tlich imitiren fe^c; boch liebe ich 
biefe piFant leichten Dichtungen unb ich frage 
mich : faden wir fie Heine adeiu gu eigen 
laffeu? 2fuch baS (Gcbicht: „Uitfchulb unb 
Feinheit liegt wie Dbau* pnbe ich gang gc= 
Jungen. 0, biefe Refrains, fie machen mich 
gang oerrüeft, fo liebe ich f ic l Einige Deiner 
(Gebichte ftnbe ich bagegen mittelmäßiger unb 


Digitized by 


Google 



247 


bleiben mir münblidje SkmerFungen git ma$en 
über. 3m (langen Fann ich j£id) immer nur 
um biefe tfeichtigFeit in gorm unb SIuSbrücFeti, 
um deinen 3beenreid)t^um beiteiben. Wid)t, 
baf? id) roünfchte, biefe ®aben üatt deiner 
SU beft^en, ich möchte fte nur mit Dir teilen." 


tlnb gute^t ber ©chmergenSfchrei: borgen 
haben mir 2Baf$e, ba fann icb gar Feme 
&erfe machen." Ober ein anbertnal ber 
troftlid^ere ©chlufe: *$eute nach langer 3 c *l 
roieber ein Sieb gemalt, baS mir nid)t übel 
gefäHt." 


(Sortierung folgt.) 


J t ä n b dj e n 


© Siebten, laufche meinem Sieb! 

CfS naht auf ©ehnfuchtSfchnnngen. 

$ßenn itoc^ ber ©d)laf bie Sßimper fließt, 
2£iU eS in Schlummer fanft btc^ fingen. 
C Siebten, Iaufd>e meinem Sieb! 

3fjr braunen klugen, fdjliefet euch gu! 
Schon längft bie ©turnen fcfylafen. 

3lm £immel macht für beine 9tuh 
Der 3Jtonb bei feinen ©ilberfdjafen. 
3h r braunen klugen, fchliefet euch gu! 


© nimm midi) auf in beinen Draum! 
'Der ©öglein Sieber flingen 
Durch feine SRuff bem glieberbaum, 
Durch fejnen Schlummer bebt ihr Singen, 
© nimm mich auf in beinen Draum! 

Safe meine Siebe bei bir ein! 

Du roehrft [a nicht ben Süften, 

©ie giehn burdfS offne genftertein, 
©egleitet non ben ©lumenbüften. 

Safe meine Siebe bei bir ein! 

_ ftvaCb gßtUTer. 


Jinßrucö bei %a djt. 

(SRacb Dheophüe ©autier.) 

Der Dag entroidh; oont hohen §immelSbogen 
3ieht eine bleiche JBolFe hin gum ©tranbe, 
llitb in beS ©tromeS fanft bewegte SBogen 
Daudbt fte ben ©aum ber flatternben ©eroanbe. 

Die SRadht bricht an, bie Stacht fo ftitt unb bunfet, 
Den Dag, ben ©ruber, trauernb noch gu grüfeen; 
3h r Königsthron erftrahlt im ©olbgefunFel, 

Denn jeber ©tern ftnft IjulVgenb ihr gu güfeen. 

SOtan hört ber Durteltauben fdhluchgenb ©Seinen, 
Der müben Kinber DraumeSmetobieen, 

5Bie fernes glügelraufdhen miß eS fcheinen, 

Söie ©eifteroögel, bie oorübergiehen. 

Unb leis ber Fimmel fpricht gum (Jrbenrunbe, 

SUS ob, roic einft, fie ©rüfec fich entbeuten; 
^ebräifch fcheinfS, ein SBort auS ©otteS SDtunbe, 
din ÜBeltgeheimnife, nimmer Fann ich’S beuten. 


Jhtnt IfL 


Digitized by ^.ooQie 



248 


@ u w if i Ui. 

#i» ^efbengebidjl oon $ufht» £afixopp. <$>- 
(gortfepung.) 

Ironte* j6ud). 

3 » 51 f *«8 


©cfyon waren ©ocfyen oergangen, 
©eitbem bic ©oten fuhren 
Diad) fftorbftranb auf bie Jpeerfcfyau. 
§ett flimmerten bie glurcn 
©on ©lumen aller Wirten, 

68 mar mit bidfjtem Saube 
3 >cber Saum befleibet 
©ie mit einer neuen £aube. 

68 fafy $ur Äönig8f)atte 
hinein ba8 ©onnenlidjt; 

Sei reifem 2fta§l fafc §orant, — 
UmroölFt mar fein ©efufyt, 

3ljnt munbete Fein ©ein, 

3 fyn freuten nic^t bie ©raten, 

6r brauste grofie ßraft, 

Um feinen tiefen ©roll nicfyt $u oerratljen. 

Wad) einer ©eile brad^ 

Ter bliitbe (Sänger ba8 @d)roeigen. 
„3ft'$ (Jute ©orbebeutung, 

Tafj fid? noefy nidfyt jeigen 
Tie Föniglidjen gelben, 

Tie nad? Worbftranb ritten? 

68 lie§ fidfy, will id) fyoffen, 

©unfyilbe gern burdj fic erbitten! 

„6ittroeber mid) trügt mein £>offen, 
Cber e8 rüftet bie £el)re, 

Tie ©rautfafjrt anjutreten 
Sftit ©lan$ unb großer 6fyre, 

3lu8 allen Äammern trägt fic 
3 ufammen iE>r ©efcfymeibe, 

Seim Crbiten unb ©erpaefen 
Reifen roof)l bie ©oten beibe. 

„Ta8 ift ferner ju glauben, 

©ie fo maitcfcerfyanb Tinge 
Ten grauen mistig fc^einen: 

Äleinobien unb Swinge, 


Abenteuer. 

Sitte ber Tanb unb ©djmucf, 

Kleiber, ©ürtel unb Sinnen, 

3 $re Lüftung ift c8, [gewinnen." 
Turcfy bie fie un8 beFämpfen unb 

Ta fpracfy ber ©raf oon ©iborg 
Unb fufjr ftd) über ben ©art : 

„34 fürchte, halb giebt’8 $u feiern 
gefte oiel anberer Slrt. 

Slu8 bem fReidfye oon ©türmen 
glog ein SRabe oorbei, 

Ter Fräc^jte roarnenbe Äunbe, 

3118 ob ba8 Sanb in ©affen fei! 

„3118 ob eine Sporne Unheil 
Unferm Seben fpänne, 

3118 ob ber alte ©ate 
3luf Itrieg unb gefjbe fänne! 

©eife mürben mir malten, 

©ottten mir bei 3 e ^ en 
üttit je^ntaufenb SftecFen 
Teiner ©raut entgegenreiten! 

„3d) fyörte oon einer ttftär 
©o§l maitd^e8 3Jial mir melben: 

68 ließ ber grimme §agen 
6 inft mannen guten gelben 
Sluf^eufen $u ©aqant. 

9?un fjört 1 id) gerne fingen, 

Ta§ nic^t bie ©erbeboten [gingen!" 

3u S^orbftranb an ben Säumen 

Ta fufyr £err £orant auf 
©ie ein oerwunbeter Ur. 

„Tann bleibe oon 3iorbftranb8 ©c^Ioffe 
3luf 6rben Feine ©pur! 

34 ^ab'8 ju 3lfa Tljor 
Sftit ^eiligen 6ibeu gefc^moren: 

©efctyal) ben ©oten ein Seibe8, 

Ta8 ganje Sanb fei bann oerloren! 


Digitized by ^.ooQie 




249 


„35ann fott nicht SJtann, noch DtauS, 
Sticht ©eib, noch Äinb mehr (eben, 
®ann roid ich felbft baS Sieh 
$>en ffiöifen jum grafte geben, 

©elbft bie fleinfte §ütte 
@od ju Stfc^e oerbrennen, 

©er baS Sanb burchreüet, [lernten!" 
©od eS nach bem Äriege nicht mehr 

3)er ®raf oon SSiborg blinzelte 
£ücfifch oor ftch nieber: 

„3>dj folgte bir nicht ungern 
©egen bie ©achfen roieber; 

Sange ^eg’ ich fdjon 

§a§ in meiner ©eele 

©egen bie Scannen bort unten, 

gerne fei mir, baft ich eS oer^e^le!" 

35a ftanb ber Sänger auf 
Unb lief* bie Jparfe tönen; 

©o frohe Älänge tnupten 
3)eS ÄönigS ©rod oerföhnen, 
©iegeSfroh erfchod baS 
©ie (jeder Srautgefang, 

©S mar eine neue ©eife, 

35ie mächtig burch bie §ade flang. 

„©er ift’S, oon bem bie ©änger 
3n aden Sanben melben, 

©enn fie in Dörfern unb ©urgen 
Äunben bie Ifjaten ber gelben, 

©er ift eS, beffen Stame 
©iS (jinauf ju ben Sternen 
Sonnen^ed erglänjt, 

®eften Stuhm erflingt in ade gernen? 

„©er ift’S, bei beffen 2lnblidf 
3)ie SJtaibe monnig erglühen, 

©leichroie beim Sonnenaufgang 
35ie ©(unten ad’ erblühen? 

35u bift eS, ßönig §orant, 

3)er überad errang 

Sftufjm unb Sieg unb Siebe [Sang! 
35urch fein ©d^roert unb feinen (jeden 

„©ie mag bein Slngefidfjt 
SJtit trauer fid^ umporen? 

©d^on ^eifd^t bie greube ©intaft 
Unb roartet oor ben £§oren, 

3)ann fchaden jubelnbe Sieber, 

®ann perlt ber golbne ©ein, 

3tefjt mit Schalmeien unb Äränjen 
2)er ©rautjug in bie §ade ein! 


-» 

„Saft Teppiche entroden 
3Beitb)in auf aden ©egen, 

Safte mit Äränjeit unb Slumen 

©eljängeii unb belegen 

®en ©chlofthof unb bie #ade, 

Safte flattern unb roehen 
9luS aden genftern gähnen! 

©eithin fod man beine greube fe^en! 

„$och — toid auch mir bie §arfe 
3u frohem Sang oerfagen? 

©ie trübe ^l^rmng fdjjleidht eS 
Um^er feit oielen Xagen, 

5Iuch mir erlahmt bie Suft, 

3ur ©onne bicfj ju beroegen, 

Unb roie oerhaltner 3 orn 

©id eS ftch auf meine ©eele legen. 

„So brütet am ©ommertage 
2lde3 in trägem ©chmeigen, 

©iS ftdh am ©intmelSranbe 
®ie grauen ©olfen jeigen, 

©iS bie Slifce jüngeln 
Unb bie 35onner brüdett, 

©iS in Stegenftröme 

©ich bit blauen Serge hüden. 

„Unb jieht auch ein ©emitter 
2luS ber gerne ^crbei, 

©ohlan, im ©türmen unb ©inben 
©irb aden bie ©eele frei, 

$>aS bange ©efü^l entroeidht, 

©obalb bie Bonner fradtjen, 

Uttb naht beS Krieges ©inbSbraut, 

©ie rooden mir bann froh ^wachen! 

„©in Srautjug fod baS roerben 
SDtit ©chmertem unb mit ©peeren, 

Sticht gilt eS bann, bie §örner 
©od guten SJtethS ju leeren, 

@S roerben oon ben §öhen 
Jpeerhörner nieberfdhmettern, 

®er ©lanj oon h^den ©affen 
SGBirb blifcen aus ben ©chlachtenroettern! 

„Unb bift bu jage geroorben? 

3ft bir um eine SJtaib 

S)er Äampf auf öbem Sladhfelb 

3Rit fcharfen ©chmertem leib? 

@S hungern fchon bie Staben 
Unb ©ölfe nach bem SJtahle, 

®ie fernen ©li^e lohen, 

©alb tobern fte oon ©erg ju ihale! 

- « 


Digitized by ^.ooQie 




?50 


„Salb roirb bcr ©cblacbtenlenfer 
Gntfeffeln feine SJtacbt, 

SGBilbe ©alfüren reiten 

Unb fünben Ärieg unb ©d)lacbt! 

«gdj fc^e fte roinfeit unb roaden, 
©rfcbloffen wirb mein ®eftd)t, 
©idfommen, i^r ©ötterboten, [briebt! 
(5in fetter Schein, ber bureb ba§ ®unfel 

„Sluffpringt mit lautem Bonnern 
©albadaS roeiteS i^or # 

$>ie ©öttergePaltcn fd^reiteit 
$n uoder ©ehr fjeruor. 

©ie flattern bie beiben Staben, 

©ie flammt bie bede $ade, 

Salb flut^en lobernbe glommen 
Serfengenb über bie gluren ade! 

„3$r gelben, ju ben ©affen! 

@3 reitet ber bleibe lob 
Heber bie blüfyenbeit Sluen, 

©3 flimmert unb e§ lobt 
Son blifcenben ©cbmertern ^ed 
©in fc^recflic^cö Ungeroitter, 

©peere unb ©ebilbe jerftieben [©plitter! 
3nt ©irbelfturm in krümmer unb in 

„©ebaut tyr ba§ Slut, i^r bannen? 
©lübenbrotb roirb e§ piepen, 

©ie menn im garten Stegen 
©eroäffer ba§ £b°l übergtepen, 

©ie ©turmeSbeulen ergebt (leb 
®er ©flachten ©freien unb ©töbnen, 
©leid» roilben Bonnern roerben 
Jpeerbörner bureb ba3 ioben bröbnen! 

„©udj, bie ibr nieberfebaut, 

©eien bie ©affen geroeibt, 

©otan, roerbe bu un§ 
gübrer im blutigen ©treit, 

Seite un§ bureb bie Stadst 
Tem b^den Siebt entgegen, 

©erbe ©ebirm unb ©c^ilb 
^)ienieben un$ auf aden unfern ©egen!" 

©ie (prangen ba empor 
3)ie gelben oon ihren ©ifcen, 

©ie liefen fte bureb bie Suft 
£ie leuebtenben ©ebroerter bti^en! 

©ie ein ©etterfturm 
gubr e§ bureb 'b rc Steilen. 

„Sluf ju ßampf unb ©ieg!" 

Segannen fie burebeinanber ju (freien. 


-58 

®em meerumbranbeten gelfeit 
©lieb Äönig §orant ba. 

$113 leuebtenb er bernieber 
Sluf feine Scannen fab- 
Stod) brauften bie Stufe fort, 

Stoch tobten unb fauchten ade, 

Ta trat in piegenber §aft 

©in Sote ein jur b<>b cn Äönigö^attc. 

SJtit grauem ©taube maren ‘ 

Selabeit feine ©eroanbe, 

©ein Slngep<bt mar bunfel 
Sou beipern ©onneitbranbe 
Unb ob ber gropen Spifyt 
©ar feine Äeble troefen; 

SU3 er reben modtc, j 

Segann bie ©timme ibm $u Podfen. 

Ta reichte JrSorant ibm 

3)en golbenen jumpen ood ©eines 

Unb fpracb: „Seoor bu rebeP, 

©rbole bicb um ein kleines!" 

Ta mupte er (leb fefcen 
Unb furjer Stube pPegen, 

Si3 er roicber oermoebte, 

I)ie burftgeläbmte 3 UI! 8 C h n beroegen. 

6r fpraef): „SllS icb'S erfuhr, 

®a3 mar feine glücflid^e ©tunbe, 

3cb moüte: oom ©acbfenlanbe 
Sräcbte icb beffere Äunbe! 

SJtit neuer Stacbricbt Pog icb 
Ohne $u oerroeilen, 

©leicb einer ®oble baber 

Unb roodte ©iub unb ffiolfcn übereilen. 

„®0(b — leiber! — gepem am Slbenb, 

©3 lobten bie ©onnenpammen 
Serfengenb auf mich nieber, 

3)a brad; mein Stop jufammen! 

©rau mar eS unb roeip gefprenfelt, 
StingSum bie febönfte ©tute; 

©äre mein ffieib gePorben, 

SJtir märe nicht fo roeb $u SJtutbe! 

„®ocb liep ich meinem Seibe 
Tesroegcn feine StaP, 

3cb lief bei Stacht unb lag 
hierher in milber £aft. 

3cb manberte unoerbroften 
®urcb ©alb unb roirreS ©emeibe; 

©aS faitn fein SJtenfd) ermeffen, 

©eichen gropen ©urP ich leibe." 

_,_ m 


Digitized by ^.ooQie 




251 


Unb emfig $og er nun 
2)en oiel guten SBein 
3luS bent großen jumpen 
3n feinen SJtunb hinein; 

Gr jwinferte mit ben klugen 
Unb tranf in Keinen 3&J cn 
2)a3 wilbfrembe ®etränf, 

Stur fetten marb ihm größeres Vergnügen. 

Unruhig fpradj ba Jporant: 

„SJtan fc^enfe bir wieber ein, 

©obalb bu Äunbe gegeben, 

Sann fei ber jumpen bein, 
ffienn bu mir Siachricht bringft 
©on meinen Söerbeboten, 

Ob froh fie heimwärts reiten, 

Ob fie Derweilen bei ben lobten!" 

„Sefc fag’ ich großen Sanf", 

Sprach ber Sote bogegen, 

„3)111 meine tage miß ich 
Sen ©echer in (Stjren hegen, 

Senn über beine Soten 
Äann ich Äunbe bringen: 

Saheim in SJtatelane 

©erweilt ber Äönig oon Jpegelingen! 

„©ei fftdjftfdjen ©auent waren 
Sie ©oten eingefefjrt, 

Sort warb bie Steife ihnen 
Stad) Sänemarf oerwehrt. 

O tjätten jte $ur Staft 
Sod) meinen §of genommen, 

©etrofl barf i^h’S befchwören, 

©ie waren ftcher fjergefommen! 

„5)0dj mujj ich nun ersten, 

©BeShalb ich fo eilig fam, 

Sa& mir oon oielem SBanbern 
Sie güjje würben lafjm: 

Sir, Äönig Dorant, naht fid) 

Sie Äönigin ©un^ilbe, 

SJtan $äf)lt in ihrem £eere 

SBeit mehr als fiebentaufenb ©c^ilbe! 

„©or furjer SGBeile war ich 
SJtit fröhlichem Verlangen 
3um ©achfenlanb geritten 
Unb backte, bort ju fangen 
Gin ©aar ber guten @t|afe 
3luf i^ren großen SBeiben, 

SJtein SBeib bebarf ber SBoße, 

Um unS ©eibe ju befleiben. 


„3Iuch war unS gteifeh oon Stößen, 
Soch fügte ftch’S nicht fo. 

Sa§ ich S^funb entfommen, 

Sefc bin ich h er 5^^ froh- 
Jpeerhaufen fah ich fugern 
$n bem SJtorgengrauen, 

Sa ritt ich fc^nett jurücf [fchauen. 
Unb backte nicht baran, mich um$us 

„3m nädjften Sorfe höbe 
3>ch 3lßeS angehört. 

Sie SJtänner waren beim §eere, 

Sie grauen bleich unb oerftört. 

3ch h°bc jeboch nicht lange 
©efonnen, noch gefäumt, 

GS warb oon mir bem geinbe 
Gitig baS weite gelb geräumt. 

„3ch fürchte, ba§ fte heute 
Sie ©renje fchon erreichen!" 

Sa fah man manchen gelben 
©or ©rimm unb 3ont erbleichen. 
„3luf!" rief ba Äönig §orant, 

,,©on aßen ©ergeSfpifcen 

Saßt lichte geuer lohen, [blifcen! 

Sa§ fte bie Stachst burch bie Sanbe. 

„SaS §eerhorn lafct erbröhnen 
SiingSum mit aßer SJtacht, 

Sa§ ohne §eer nicht treffe 
UnS noch bie nächfte ©flacht! 
3luffchrecfen mu§ jefct 3lßeS, 

9GBa§ tief in grieben ruht, 

©alb högett eS ©feile unb ©peere, 

3luS ©Sollen ©taubes regnet rotheS ©tut!" 

Sa fah man geuer flammen 
Schon in ber nächften ©tunbe 
©on aßen ©ergen unb Jpügeln 
3n ber weiten Stunbe, 

Sa warb mit fliegenber Gile 
Sie Nachricht umhergetragen, 

3luf ftöhnenben ©ferben fah man 
ÄriegSboten burch bie ©auen jagen. 

Sie geuer loberten weiter 
Sur<h bie bunfle Stacht 
Unb fchon am nächften Sage 
©tanb, gerüftet jur ©chlacht, 

Gin Sheü beS großen $eereS 
©or Äönig ^orantS ©chloffe, 

^eerhörner unb ©aufen bröhnten, 
©efang crfchoß, eS wieherten ba^u bie Stoffe. 


Digitized by ^.ooQie 


& 


S? 


Dreizehntes 

©erbämmert mar bic Sftacbt, 

Da webte am 2Jtorgen ferner 
©in bitter Höhenrauch 
lieber bie £aibe einher, 

Der überjog ba§ Sanb 
2Bie ein graues Äleib; 

@3 mar ber branbige Dunft 
Den Scannen unb ben hoffen leib. 

©on einem Dünenbügel 
©ab man weithin ragen 
DaS baS für ©unbilbe 
3Bar oben aufgefcblagen, 
daneben ftaitben waebfam 
bannen in 2ße§r unb 3B affen, 

©eit ©onnenaufgang $og fid; 

Der 3Baß, auS oielen JBagen gefebaffen. 

$on allen ©eiten ritten 
9luf ihren ^o^en Stoffen 
Dem Äönig^elte ju 
Die gü^rer mit ihren ©enoffen; 

Da fam aud) Äönig ©rieb 
SJtit feinen jefjn ftarfen ©öhnett, 

Sieb mar ihm, bafe ftcb bie Änaben 
2In $ampf unb Ärieg begannen ju 
gewönnen. 

2lucb Söalram, ©ogt oon ©rebftebt, 

9Bar nicht jurücfgeblieben. 

„2öir füllten", rief er, „ben 3lufbrud) 
Stiebt lange mehr oerfebieben! 

Stur wenig fonnte §orant 
3ur Heerfahrt ftcb bereiten, 

3ft erft fein ©olf oerfammelt, [ftreiten!" 
2)tit SJtacbt wirb er ben ©ieg unS bann be- 

„Unb bennoeb", fpracb ©unbilbe, 

„3$ null e§ nicht oerfebmeigen, 

3$ fäb c 9 6 ™, wollte 
©in H eer au§ ©türmlanb fief) jeigen, 
DaS wäre mir fro^e SJtäre, 
ffienn eS je^t ftcb nabte; 

3cb feinte feiten mich 

©o febr nad) meinem Cb 6 '™ 32ate!" 

3nbeffen war bie ©onne 
9lm ^immel böb cr 9 e ft' e 9 en / 

Der ^öbenrau^ begann 
Slllmäblig $u oerfliegen. 


Abenteuer. 

5Ba§ war baS bei ben ©Bogen 
©in £aften unb ein Stemten? 

„©3 nabt ber geinb! man fann t^n 
Sin beS §eerbornö fremben Älängen 
femten!" 

Da fammelten ftcb bie Ärieger 
©ei ihren 3^™ unb Sahnen, 

©S tönte überall 

Der ©augrafen ernfteS SJtabnen, 

Dicht oor ber ©Bagenburg 
Crbneten ftcb bie Reiben, 

3u beiben ©eiten fc^loffen 
©icb ihnen Leiter an im freien. 

Sluf bem ipügel hielt 
©utthilbe, hoeb S u ^Pferbe, 

3u fpäheit, waS ber Jeinb 
3unäcbft beginnen werbe. 

Slnt ©tranb beS weiten SJteereS 
Sagerten ftcb alle, 

©S febübte fte ein glu| 

©or gefdbroiitbent Ueberfalle. 

Da lieg fte ©otfd)aft geben, 

@3 füllten ftcb bie Steden, 

©eoor ber ©treit beginne, 

Sluf ihr Säger ftrecfeit. 

SIu3 ber ©ßagettburg 
Sugte manche ©Bad;t 
Stach be3 geütbeS Säger, 

Cb er rüfte für bie ©flacht. 

©Bieber in bem 3 c ^ e 
Sluf bem §ügel hatten 
Die gührer fid? oerfammelt, 

Um in füblem ©chatten 
SRuhig $u berathen, 

5Bie unb oon welcher ©eite 

SJtan ba§ Dänenlager 

Slm beften überfalle unb erftreite. 

Unb oon ben ©augrafen einer 
Hub ba an ju fagen: 

^)ier ift mein ©au, ich wei§ e3, 

2Ba§ wir fönneu wagen, 

©3 führt bureb ben glufe 
©itte feidtte gurt nicht ferne, 

Die ©renjbiebe wedbfeln bort 
CftmalS bei bem ©d^cin ber ©terne. 


Digitized by ^.ooQie 



sr 




„3ch ruatcte oftmals felbP 
hinüber in früheren jagen, 

SBenn mich bie Suft überfam, 

Stuf frembem ©ebiete zu jagen, 

®enn jenfeitS in ben Sergen, 

Sflan peht pe blau unb rneit, 

®ort Raufen ©lenzere, [Streit." 
Sluch faßt 1 ich manchen Ur in hartem 

Stad) Storben mar bie SBaitb 
®cS 3elteS aufgezogen, 

Unb oor ben ©liefen lag 
®aS geinbeSlanb im ©ogen. 

ÜJtan fonnte roeit hinaus 

®ie breite ©bne fehen 

Unb über JporantS Säger 

Sein blaues ©anner jlatternb roefjeu. 

„SJtir fcheint", fo rief §err ffialram, 
„SllS ob bort ©oten fonimen, 

®ie haben Steuigfeiten 
Söoljl lange nicht oernommen! 

®ie £>orant früher fanbte, 

®ie Ratten roenig ©lücf! 

2Benn jene baS recht müßten, 

So ritten fte oietleic^t jurüdM" 

®rei Leiter fah man brüben 
3um gluffe nieberfteigen, 

®ie fchmammen burd) bie Söeßen 
Unb famen mit grünen 3 l °eigen 
SllS ©oten ^ergeritten. 

®a mürben pe empfangen 
Unb oon SBachen geleitet, 

®a burften fie zum 3eit gelangen. 

Sluf einem hoh cn Sitje 
$h r onte in ooßer ffieljr 
®ie Äönigin ©un^ilbe, 

3n ber #anb ben Speer. 

Ueber baS fchroarze ©emanb 

giel in eifernen Gingen 

®ie Parfe Srünne nieber, [fchroingen. 

©S frönte pe ein §elm mit Slblcr; 

®a fprach pe zu ben ©oten: 

„Sin bem grünen Saube, 

®aS i^r in §änben tragt, 

3eigt pch, mie ich glaube, 

®a§ ihr grieben Pnnt 

Unb groheS benft zu melben! — 

SBelch’ eine ©otphaft bringt ihr? 

So frag’ ich eud), th r Pnrfen gelben!" 


®a hnb ber ©raf oon ©iborg 
©ebächtig an zu fagen: 

„£orant, ber ®änenfönig, 

£at mir aufgetragen, 

Seinen ©rüg z u bringen 
Unb Äunbe zu erlangen, 

2ße§hnlb bie fremben Sparen 

©iS an beS SteicheS ©renze brangen?" 

®a gab ©unhilbc Slntroort, 

Ohne pch z u befinnen: 

„®urd) mein eigenes Sanb 
®ad)te idh z u beginnen 
©ine JpeereSfahrt 
SJtit meinen eigenen Scannen, 

3<h hoffe, $errn §orant iP eS 
Sticht unlieb, bag mir pe begannen. 

„Sluch fage beinern Äönig: 

3ch hätte nicht gefragt, 

SScSljalb er fclbft bie Steife 
Sin feine ©renze geroagt! 

3ch fehc mie bei unS 

®ort oiele £elme unb Sc^ilbe. 

Sluf meinem ©runb unb ©oben [hilbe!" 
©erroeil ich h^r! — i<h> Königin ©um 

Äanut, ber ©raf oon ©iborg, 

Sieg pch baburch nicht fd^reefen. 

„gern", fprad> er, „Hegt eS §orant, 
®ir unb beinen Stecfen 
3n beinern eignen Sanbe 
®en Slufenthalt zu mehren, 

Stur Stachricht zu erlangen, 

3P fein bißigeS ©egel)ren. 

„Unb froh öin erregt, 

®ag id) eS hier oernommen, 

®u, Königin oon Storbpranb, 

SeieP felbp gefommen. 

SJtein £err unb Äönig fehiefte 
Stach beiner ©urg ©cfanbte, 

®aS märe mir lieb zu hören, 

Söohin fich ihre ©otenreife manbte! 

„Schon feit manchem Sage 
jrugen mir ©erlangen, 

Ueber ihr ©ermeilen 
Äunbe zu empfangen. 

SJtein Äönig glaubt, pe mürben 
So mohl bei bir oerpPegt, 

®ag feiner pe oergägen 

Unb mie er nach ihnen ©erlangen hegt." 


«S- 


48 


Digitized by ^.ooQie 




254 


Da blidfte bie Königin 
©or fi<h nieber bekommen. 

„®ut mürben", fprach fte, „bie ©oten 
9?on mir aufgenommen, 

©iel ©äfte barg mein @chlofe, 

I Kaum mu§t’ ich mir ju ratfjen, 

Doch jenen fucht 1 ich aus 
Die fünfte meiner Kemenaten. 

„(Sie litten feinen Mangel 
?ln ©etränf itnb ©peife, 
hoffe, fte pflegten fid) 

S^ic^t roenig nach ihrer Steife; 
SJtancherlei Kur$meil auch 
Jpaben fte erfahren, 

£>err grute fchrour, eS fei t^m 
©o gut geroorben nid^t feit fahren. 

„©S mar auch froben SttutheS 
#err §etel oon £egelingeit, 

©r fpracb oon ©eib unb Kinb 
Unb manchen anbern Dingen. 

©3 b a & en ©lutSfreunbfchaft 
Die ©eiben mir gefebmoren, 

©effere greunbe hätte 
3$ mir nimmermehr erForen." 

Sauernb fah fte an 
Der oiclfithtte Däne, 

©r preßte feft jufammen 
©eine meinen 3^h nc ^ 

Dann fuhr er auf unb fragte: 

„Das fodft bu mir jefct fagen: 
fabelt fte oerfdhroiegen, [getragen?" 
©aS mein £crr unb König ihnen auf; 

„©ie machten barauS Fein §ehl!" 
Sprach ©unhilbe bagegen, 

„SJtit frönen ©orten fuchten 
©ie mir barjulegen, 

©S fei bem König §orant 
©efontmen ein ©erlangen, 

SJteine frönen Saube 

Durch ein ©hebünbnifj $u empfangen. 

„Da gab ich ^ cnn S ur 9lntmort: 

DaS bürfe nicht gefdhehen, 

©ode nicht §err ^orant 
Drei ©roben erft beftchen, 

©ie ich baS gefebmoren 
©or allen meinen SJtannen. 

SllS fte baS oemommen, 

Unfroh jogen fte oon bannen. 


-*T 

„Unb meil fte mir oon $orant 
SJtelbeten ein ©elüften, 

2llS ob er gegen mein Sanb 
Bum Kriege mode rüften, 

©efchloß ich, meiner ®ren$e 
Sticht adjufern ju meilen. 

Bdj fehe, nicht oergebenS 
Suchte ich, bamit $u eilen!" 

Sticht ohne tiefen ©rod 
£atte fie angehört 
Äanut, ©raf oon ©iborg. 

Befct rief er, bleich unb oerftört: 

„Du fodft eS mir erflären, 

©ie baS nun entftanb, 

Dafj Feiner ber beiben ©oten 
Den ©eg $u meinem König fanb!" 

Da trat ber König ©rieh 
©or Kaitut hin unb bicht, 

SJtit flaminenben Slugen fah er I 

Dem Dänen iit’S ©eficht. | 

„3ch, König ©rieh ÖOn Stormeg, i 

©id bir baoon fagen, j 

3ch, ber ich beinen ©ater 
©inft bei ©taoangerfjorb erfchlagen! 

„Die ©oten mit ihren Scannen 
©inb bet mir eingefehrt. 

Die ©eiterreife mürbe • 

Sitten ba oerroehrt. 

§erm grute nur gelang eS, 

Bur Sta<ht$eit $u entroeichen, 

©aren fie nicht meine ©äfte, 

Die ©ölfe nagten jefct an ihren Reichen! 

„§err grute h^ ben ©eg 
Durch baS Stauchloch genommen, 

©r ging fo toeifc nicht fort, 

©ie er ju mir geFomtnen, 

Sluch \)aV ich nich* oerfäumt, 

Die ^eimFehr ju bereiten 
Dem König ber jpegelinge, 

Stach SJtatelane lie§ ich ihn geleiten!" 

Da glaubte ber tapfere Däne, 

DaS Fönne er nicht ertragen, 

©or toilbem ©rimme begann er, 

Die Sippen blutig ju nagen, 

©in inneres 3^™ ergriff ihn, 

SllS mode ihn groft erfaffen, 

Unb bemtoch jmang er fleh, 

Bornige ©orte ju unterlaffeit. 

- » 


Digitized by <^.ooQLe 




255 


@r richtete einen Slicf 
Soll blutigen #affe3 öuf ben, 

'Der feinen Sater erfdjlug, 

9?odb blieb er jögernb ftefyn; 

Den grünenben (licbenjroeig 
| 3erbracb er mit ber £anb 
! Unb fcfyleuberte ©tücf oor ©tücf 

Sor Königin ©unfjilbe in ben ©anb. 

Dann winfte er feinen ^Begleitern 
1 Unb wanbte ftd) plöfclicf) um, 

| Den £)ügel fcfyritt er fjinab, 

Sor 3orn unb $fta<$eburft fhintm. 

; ©ie fcfywangen fid> auf bie SRoffe, 
j Cfyne ftd> ju befmiten, 

Unb mit oerljängten 3^geln [Rinnen, 
©prengten fte burdj ba3 Säger oon 

Kaum maren bie ©efanbten 
©efcfyieben, als ftdj nafjte 
(Sin neuer Sote fdjon, 

©efanbt oon itönig 5Bate. 

Der Sffecfe fc^ritt Ijinan 
Den £ügel fonber ©äumen, 

Da fuf;r bie Königin 

(Sntpor au3 ifjrern finfteren träumen. 

„3$ fomme", rief ber Sote, 

,,9fod) ju rechter ©tunbe! 

3nt weiten Säger fafy ity 
s Jtocb feine rotl)e 3Bunbe, 

3J^ir fyat, fo lang icfy benfe, 

Wodj niemals aufgetragen 
Der alte König non ©türmlanb, 

©o feltne Sotfdjaft anjufagen! 


„(Sr naljt mit feinem $eere, 

Dodj benft er nidjt ju fämpfen, 

(Sr roiU mit feinem 5lnfefyn 
Den ©treit unb Jpaber bämpfen, 

Sßeil er bem Dänenfönig 
ßinft treue greunbfcfyaft fcfywur 
Unb manches 9Kal gemeirifam 
5ftit ifym ju «Kampf unb Kriege fufjr!" 

Da fufyr ©unfyilbe auf 
Unb fat) erftaunt il>n an. 

„Die Sotfdjaft fagte bir, 

©o wäfyne icfy, fein $ftann! 

3<fy bin nur eine 3flaib, 

Die oftmals fyat gefponnen, 

Unb bodj, mir fdjeint: ein 2Beib 
5lm fftoefen Ijabe ba3 erfonnen! 

„Da3 ruiffe: el) 1 id) gelje 
5luf biefen Sorfdjlag ein, 

3n’$ Slut ber geinbe tauche 
I 3^ er P «Klinge ein! 

: Docfy wollen wir bem Ofym 
' Die 3ftuf)e nicf>t ent$iel)en, 

! Seoor er eintrifft, füllen 
1 Dort brüben alle geinbe fließen!" 

Der alte Degen brummte: 

„3dj will es nidjt nerljüten! 

9lte wirb mein £er$ fo ruljig, 

5113 in ber ©cfylad)ten Söütljen. 

Der Sollmonb wirb un3 leudjten, 

3cfy mag e$ nid)t nerfyefylen, 

3d) wollte ungern fcfylafen 
Cber bei bem Kampfe fehlen!" 


(gortfefeung folgt.) 


Siel fdjöner nod) al3 ©olbbeftfc 3ft bem 5lug’ be3 Slrrnen, 

Unb große garmen Den bu befcfyenfjt, ber greube Slifc. 

_ «^ermann <£ingg. 


$ e e $ ft i f l e. 


3roifd)en ©älbern eingebettet 
£raf id) feinen SBeUenfcfyooß, 
9Kef)r gefräufclt alö geglättet, 
Unb er lieg mi<$ nimmer lo3. 


2$ofyl beftärjte mid) fein ©cfymeigen, 
93i3 icfy tiefer miefy befann, 

Unb bie ©rille, bie ifjm eigen, 
üftidj auefy jog in i^ren Sann. 


SKartin $reif. 


Digitized by ^.ooQie 



256 


«- fS 


3ln öie otine. 

ffiillfontnten, bic bu jet^t oom iöotfenpfühle 
9ftit falbem ieibe bich errötheitb hebft 
Unb, angehaucht oon morgeitfrifcher Äühle, 

Sd)on föniglid)er burd) bie Rolfen fcfyroebft! 

3$ grüge jnucbjenb beine glammenfpeichen, 

Sie liebeSfeurig burd) beit Selber ftreichen. 

(Enthülle bid) in beiner ganjeit Schöne, 

Sag meine Sichtung bir entgegentöne. 

Su lichteft mit ber giille beiner Strafen 
Sa3 chnoöglciche Sunfcl biefer 3öelt; 

Su gliherft über'm 9lbgrunb jener C.ualeit, 

Sie, höllentief, fein ßrbentroft erhellt. 

Su bliefft ^crab, wenn hinter ©ifengittern 
©efangne £er$en bir entgegenjittern. 

$öo ift ein ^flän$d)en, baö gebei^lid) blühte, 

(Sin 3£aitgeitpaar, baS ol)ite bich erglühte? 

Su, l)olbe ©öttin, prange benn auch b eute ' 

Se$ golbnen ©lücfeS fid)tbar Unterpfanb, 

Unb Gebern, ber bisher (ich beiner freute, 

Unb ^ebem leuchte, betn bein Schimmer fd)toanb. 
^erfchwenbrifch lag auS beinern gülK)orn willen 
Sie reifen grüd)te beS ©enuffeS fallen, 

Sag laute ^pmnenftängc fid) erheben: 

„D ^inttnel, Hielte Seligfeit, $u leben!" 

9lu3 £)cr$ensgruttb mag id) bich 3>ebetn gönnen, 

2ftich lüftet nicht tiad) ©lücfeö ileberfchroang; 

2JUcf) locft nicht mehr, roaö 2litbrc gern geroöttnen; 

Senn nach bent £öd)ften treibt mich h c ^6 cr Srang. 

Sod) wenn fid> fdion bic langen Schatten fenfeit, 

Sann toolle gnäbig meiner auch gebeuten. 

Sann fpenbe mir beit letzten beiner ©rüge, 

Ser meines SuitfelS bittre ^>ein oerfüge. 

D fomm! ©ntlafte mich oon meinem Seibe, 

©ieb mir junt Sr oft bein 33ilbnig für bie Stacht. 

Su toeigt es ja, toic gern ich mich befcheibe, 

35Me glücflich mich ber Schein beS ©lücfeS macht. 
yiux flüchtig blinzle her, o ©lücf, o Sonne, 

Uttb all mein güljlen toirb ju eitet SBonne; 

Surch engen Spalt nur fdbleiche bich hentieber, 

Unb üppig reift bic Slüthe meiner lieber. 

gCifhefm Genien. 


& 




Digitized by ^.ooQie 


257 


sr 


Benjamin. 

Nach dem Holländischen des P. A. de Ge'nestet. 

(Bremer Mundart.) 

i 

Bald bist Du nu nich mehr de Benjamin 
Un Dinen Platz nimmt en Nahfolger in, 

Min lütt je friind liehe Bengel! • 

Denn sett’ Din Froo Mudder all dal tip den Grund 
Un Vadder seggt: „Loop man, dat is Di gesund !“ 

Bist nich mehr de Aflfgott un Engel. 

Bald bist Du nich mehr de Benjamin ; I 

Dat geiht nich mehr allens nah Dinen Sinn, 

Min Kruuskopp. in Slaap un in Waken ! 

Bald itt di en Anner den Kees von dat Brot, 

En Schreehals regeert dar up Muddern ehrn Schoot, 

En König in linnene Laken. 

j 

Bald bist Du nich mehr, als Din Bröders nu siind, 

Un weenst Du, denn bist Du en „ahnwäten Kind“, 1 

Man lacht, wenn Din Noth Du wullt klagen 
Un wenn ok woll süs all Din Plege Du hast — 

De Schreehals von Broder, de kriggt doch dat Best’, 

Uu bruukt Di noch nich mal to fragen. 

Ja, bald bist Du nich mehr de Benjamin, 

Un Dinen Thron nimmt en Nahfolger in; 

Vörbi is dat mit Din Kegeeren. 

Man good, dat so jung all Din Hart dat verwinnt, 

Dat geiht in de Welt mal nich anners, min Kind, ; 

Noch oft kann Di sowat passeeren ! ! 

Erst priest Di de Minschen als eenzigen Mann, ! 

Den Keener up Eerden verdrängen kann, 

Bist Baas, bist de Beste von Allen. — 

Denn trekkt dar en Wulken vörbi an de Siinn — 

Un Dinen Platz nimmt en Nahfolger in ; 

Un lachend laat t se Di fallen! I 

Anglist Frendenthal. 


fit 



Sie Sobtenglocfe fallet 
Sumpf über 2Balb unb gelb, 
©om (Scfyneegeroanb umroallet 
Sftufyft bu, erfiorbue ©>elt. 


hinter. 

©on lobeSqual umroallet 
©in icfy erftarrt roie bu. 

Sie tobtenglocfe fallet, 

Socfy id), — roo ftnb idj 9tu§*? 

& $afaef. 




Digitized by ^.ooQie 



258 


R-SS 

3frfiöfing 1889. 

©cf)ön, tote nur ein ®id)ter i^n ftcb benft, 

§aft bu biefen grüfjling mir gefdjenft. 

©inen tiebtic&ern erlebt 1 id) nie 

©o ood munberbarer ^oefte. j 

$on bem blauen §immel ftrafjlte tnilb 
Jag für Jag ber ©onne golbner ©c^ilb. 

9Ue fo üppig faty xd} junget ©rün, 

9?ie in foldjer güde Slumen blü^n, 

Unb nod? niemals jubelnber erflang 
Seidjtbefrfjroingter Söglein Sobgefang. 

9ludj nodj feinen, ^)err, genofj xd} fo 
Ungetrübt unb meines JebenS frol). 

Cb er ad$ufrülj aud) 9lbfd)ieb na^m, 

2Jtac^t fein ©Reiben mir bod) feinen ©tarn, 

äöaljr 1 idj bocf) in meines £erjenS ©cfyrein 
Sfyn ood Älang unb J)uft unb ©onnenfdjein. 

_ Sttfliis 


3 aöitte Genien. 

®ie Jauben gurren, 

3>ie §unbe fnurren, 

3)ie ©ären brummen, 

®ie ©ienett fummen, 

Sibeden flattern 
Unb ©änfe fdfynattern, 

®ie ©öglein jioitfc^ern auf ben 3™ e i9 en — 
Jie gifcfyc unb bie Jrappiften fdjtoeigen. 


Memento mori! tönt'S mit ernftem ©lief — 
Memento vivere! fd)adt eS frob jurücf; 

5)er J)oppelruf erflingt mir in ber ©eele 
Unb eine innre Stimme ma£)nt mid): SBä^Ie! 


J)aS Seben mit feinem bunten Schein 
©rfüdt bid? mit ©ntjücfen, 

J)aS Seben mit feiner bittern ^ein — 

J)u toenbeft i^m ben Sftüdfen! 

_#buarb ooti gSauernfefb. 


ö-*3 


Digitized by ^.ooQie 




259 


« SS 

Pie #aifeigtä6er. 

I bem Tome ju Palermo, in ber ölten fiattjebrnle 

Wegen, heilig jebent Teutfcben, unocrfcbollne ©räbermale, I 

( Unter madigem $albad)iite, ber oon Säulen ftolj getragen, | 

Schlafen ^o^enftaufenFaijer in ben ^orpbprfarfopbagen: 

| jrmltenb Staft non feinet Sebeit§ greuelootlen Streitigfeiten 

Schlummert fonft ber fed)fte Heinrich neben g riebe rid) bem 3 ro eiten. 

SJtit bem Schwert unb mit ber Ärone ru^n fie, oft barum gegolten, 

3Bci( ihr ^eimioeb, ifyre Siebe nur 3tälien gegolten. 

1 ben ©eifteraugen [prüften einer fcfyönern Sonne gunfen, 

Teutfdjem ©runb eutiourjelt, finb fie febattenbaft bafyingefunfen. — 

| Sin bie Äaiferfärge bin id) in ber Dämmerung getreten, 

gür be3 Steides Sluferftebuug ©ott ju baitfen in ©ebeten. 

i 

_ Jteinrid) $ierorbf. 


M einen jungen durften. 

Ter ©lanj ber £rone ift noch neu für bicb, 

Trum magft bu, junger gürft bicb baran freuen, 

3(b nmnfcbe nur, inenn einft i^r ©lanj erblich, 

Tag bann bie ^ulbigungen (ich erneuen. 

3efct ftel;t bie junge Saat erft auf ber glur, 

Unb ioa§ fie wertf) ift, ^cigt bie (Srnte nur. 

Sobalb ber neuerioäbltc $apft, begleitet 
$om GleruS, burd) bie ^eterSfircbe jiebt, 

Tem ftoljen 3 U 9 voran ein ^riefter [(breitet, 

Ten man ein 33ünbel glacb§ verbrennen fie^t. 

„$Öie biefe3 33ünbel glacbö oergebet auch". 

So ruft er, „beine §errlicbfeit in Staud)." 

ißas nicht oergebt, ift jebe$ eble Streben 
Unb jebe ^anblung ber ©ereebtigfeit, 

Sie werben in be§ 3$olfe§ £erjen leben, 

2Benn bu gefebieben au§ ber Sterblichfeit. 

3a, unferc £b a * cn werben nicht jum Staube 
Ter 3ett, unb blü^n unb buften noch im Staube. 

_ £einri<$ Jim ft. 


Ju einet 'gtofe. 

3m ©arten mud^S bie Stofe frifch heran, 

Tocb fie ju brechen burff ich forgloS mögen; 
Tenn fchaueft Tu fie bolb unb freunblicb au, 
SBirb fie noch fterbenb Tanf bem SJtörber fagen. 


& 




Digitized by ^.ooQie 




260 


19 


Äudj Jitter. 

3^r tfönig Scutobodj, ber fonft xtier bis 
fünf ^ferbe ju überfpringen gewohnt mar, 
fonnte faum eines ijetben, um ftd^ burd& 
bie gluckt $u retten. 

FJoruß de gest Rom. 

©S mären bie [Römer \a aud) nid)t non ©trofj, 

Sie mußten ben 3ttann $u tapiren, 

Unb fam irrten ©iner gerab nur fo fo, 

2luS mar'S mit bem .Qmponiren. 

2BaS 2lnbereS lehrte fte leutobod), 

Der £önig ber milben Teutonen, 

Der Äerl mar gemahlen tannenfjodb, 

93rufibreit unter Üttißionen. 

@r fcfylug ftdj burdj alle SBaffen burdj, 

3erbrücfte ben Seu mit bem Daumen, 

$n ben [Radien [prang er bem größten £urdj 
Unb fließ ifjm baS ©ctymert burdfj ben ©aurnen. 

$Bor ©äfarS 3 c * tcn $örf unb fafy 
9Ran biefe leutoneit unb ©imbern 
©eräufc^noU burdj gan$ ©uropia 
2Rit il)ren Srünnen flimbern. 

Die unüberminblidje SRömermad^t 
©rlag in jroanjig ©d)tad)ten 
Dem fdjrectticfjen 9lnbrang, bis über [Radjt 
DeS 2RariuS gelben ermatten. 

©S malten bie fd)lid)ten ©ermanen jumal 
Serfluc^t ftrategifcfye gefyier, 

Unb famen um, bie fleinere 3 a ^ 

,3n ben ©ircuS unb bie ©pitäler; 

Unb f)atte ben guß ftcb leutoborf) 

^erfiaudjt, afS über fedjS ©äule 
©r juft gefprungen unb in ein £od) 

©efaüen nor graufamer ©ile. 

Die ©<f)lad}t mar nodi) im ©ang, er rooUt 1 
Durd) gluckt gerabe ftc^ retten, 

©ein SRantel mar nic^t richtig geroßt, 

©ein ©djicffal im ©idjnerfetten. 

9Rit einem ©afce mar eS gefdjefjn, 

Daju noch in noüer ffiefyre, 

[Ric^t alle läge mar folcbeS ju feljn, 

Unb uic^t $u bellen, auf ©fyre! 

©S ftufcten unb fiauuten bei bem ©prung 
Die ©ircuSgemofjnten nid)t mentg, 

Unb eine fuperbe ©enugtfjuung 
©mpfanb ber gefangene fiönig. 


■8 


Digitized by ^.ooQie 




3Mc bärtigen SRömer berounberten i^n, 

3um Wachbar fprach ein ©alurner: 

Seim £>erfute§, bu, baS ifl ultramarin, 

®aS fann nur ein beutfdjer lurner! 

_ /ubwig gid)robf. 



Lampra. ©pifche lichtung auS ber 3*it 
beS JperifleS oon Franz Wemllandt. 
(Worben, £inricuS gifc^er Wachfolg.) „ 3 $ 
batte fo ©troaS nidjt oermutbet", fagt ber 
£efer roo^t mit ben ©orten beS £ippofrateS, 
in 2öenblattbtS ©poS, ;u £ampra, ber $elbin, 
bem £er$liebchen beS fremben Jünglings im 
Zeitalter bes s ßerifleS. — lies B*riflei[che 
Seitalter bat roobl auch ©ebaef allein jur 
Annahme ber ©enblanbt’fchen BSibmung be= 
mögen, benn roeitn er baS gutgemeinte, ioeal* 
biebrem Streben entfproffrne, oon ©Jemein* 
pläpen mimmelnbe ©poS grünblid) gelefen, 
bürfte er roobl bie ©hre jener ©ibmung 
baitfenb abgelebut haben. — Unb bie £anb; 
lung? 3a, roenit bie bem ?efer nur flar 
roürbe! ©ine ?iebeSgefd)icbte; ein mit trüberen 
Untbaten behafteter, bie Wutter feiner grau 
©erführt babenber ©heberr, bas unglüefliebe 
altgriecbifcbe „^erjliebchen", ber eutfprechenbe 
3üngling unb .©ippofrateS, ^erifleS unb alle 
trögen ber 3*it. — ^hafeliS aber, bie treue 
Slmme, febeint mir baS dbarafteriftifon beS 
BöerfeS — ^botcliä! labei ift eS B?enb= 
lanbt tieffler ©rnft mit aö feinen 3bealen; 
an Iprifcben ©teilen oerliert er fogar hier unb 
ba ©troaS oon feinem ?eitmotio, ber Irioia* 
lität. — ©ine Wooefle beS BerfafjerS erfd^ien 
febon in britter Auflage, hoffen mir, baß 
bieö ein weniger fehleres 3^$™ für bie 
3eit, als ein Deutliches WerYmal, baff baS 
‘latent beS ©chöpferS ber Bhafeliä mehr ober 
einzig ber Behanblung mobertter ©tofje fid; 
fähig erroeift. ©Jut unb brau aber ift biefer 
©Jefang auS ber 3*it t>eä 'ferifles uttb — 
BhafeliS! Kourad Telmaun. 

Gedichte aas dem Nachlasse des 
Freiherrn Joseph von Eichendorff. 
£erauSgegeben oon Heinrich Meisner. 
(?eip$ig, ©. g. Wmelang.) ©s ift immer 
mifelicb, binterlaffene ©ebichte eines oerftor* 
beiten lidjterS oon anerfannter Bebeutmtg 
herauSutgeben. ©o banfbar roir £. WeiSner 
bafür ftnb, baf? er unS oielcS BBertbooUe beS 
fiepten WitterS ber Womantif", baS bis ba* 
bin unbefannt roar, bargeboten bat, eine ge* 
roiffe Borfidjt bei ber 3n|ammenfteflung roare 
ju empfehlen geroefen. 3 roar h fl t ^ cr £ cr: 
auSgeber oon ber tfritif Wachst erroartet, 
unb bie foU ihm auch ju lh f ü werben. 


Wur manches BSerthlofe, baS ©idjenborff 
jroeifelloS felbft als folcheS betrachtete unb 
nicht gebrueft roiffett wollte, hätte auS ber 
©ammlung fern bleiben müffen. Unb manches 
Rubere berührt auch unangenehm, wenn man 
barauf ftöfet, obgleich eS nicht bie geringften 
3toeifel an ber großen bichterifchen Befähig¬ 
ung beS Beworbenen $u erroeefen oermag. 
Wetrne roie „fallen" unb „erfaffen", „©Jelüfte" 
unb „lüfte", „ftette" unb „'£erle" u. f. ro. 
beroeifen, baff ber lichter bie Umarbeitung 
ober bie geile abfichtlich ober unabfichtlich 
nicht oorgenommen; beibe Wate auS bem 
©runbe, weil er oon ber Beröffentlichung 
beS betrejjenben JiebeS abfah. loch betrifft 
ber labei nur ©ittjelneS. ©ine Slnjahl ©Je* 
biente, barunter „Weifelieb" (©o ruhig geh* 
ich meinen Bfab), „ler Blicf", „©tänbehen", 
mehrere ©onette fönnen getroft ben früheren 
als gleichwertig angereiht roerben. Snfofcrw 
bilbet baS Pieberbiichlein eine fchöne ©rgän$* 
ung $u ©ichenborft'S Serien. 

Hugo Rheinländer. 

Alt© und neue Troubadour-Lieder. 
Bon R. von Volkmann-Leander. (£eip* 
;ig, Breitfopf & gärtet.) ©oeben, als roir 
Die Äritif nieberfTreiben rooüen, fommt bie 
^unbe, baff ber lichter, ^)err ©Jeheimrath 
oon Bolfmann, oerftorben ift. lie „Irou* 
babour--£ieber" finb alfo bie legten SBeifen 
beS ©ängerS geroefen. Um fo mehr freut eS 
uns, baff roir ein günftigeS Urtheil über bie= 
feiben fallen fonnten unb beflogen eS nur, 
baß ber Bereroigte eS nicht mehr $u lefen 
oermag. 1er Berfaffer ber „Iräumereien an 
franjöfijchen Kaminen" erroeift p<h fl uch h^ er 
roieber als tiefer Kenner beS franjöfifchen 
CanbeS, ber franjöfifchenÄultur unb Citteratur, 
befonberS ber Blüthejeit ber prooencalifchen 
lichtung. ©r lebt unb roebt im füofran$ö= 
pichen Wittelalter. Witten hinein in biefe 
3eit ber fahrenben ©änger oerfept er unS in 
feinen „Iroubabour^iebenT. 2luS jener 
Wunbe erflingen bie jehonften SBeifen; boch 
ftnb es fubjefttoe ©Jefühle unb ©mpfinbungen, 
bie fie auSfpreßen; bie ©toffe felbft finb w in 
baS roarme feben ber ©Jegenroart hinein* 
getaucht". ©rnfteS unb JpeitereS roechfelt ab, 
ohne ba6 ein Wifcflang ober ein rauher 


Digitized by l^.OOQLe 











262 


Uebergang entftänbe. Äeine Ginförmigfeit ift 
vorhanben. ©ohllout ber ©prache, lebhafte 
treftenbe Bilbungen, volle, tönenbe Meinte 
verleihen bem Gangen einen großen ffteig, 
ber, verbunben mit ber eigenartigen Behanbs 
luitg unb Berwerthung ber ©tope, bic Ges 
bidjtefatmnliing als eine romantif<h'-realiflifd)e 
Bereinigung gang eigentümlich wirfen laßt. 

Hugo Rheinländer. 

Realismus. 3 c Ü9 eiT, aße Betrachtung von 
Hermann Thom. (3trmtn Bouman, 
ftipgig.) ®a§ Büchlein, baS im Bergteich 
gu feiner geringen Beleibtheit befto mehr Be= 
lergigenSwertheS enthält, fcheint mir oor 
SlUent baS Berbienft gu befißen, baß eS baS 
Unvermögen ber beiben fo beliebten ©dpags 
Worte: 3b CQ l unb 9?coI r bie fünftlerifchen 
©trömungen ber 9teugeit in ihrer Eigenart 
gu unterfcheiben, beutlid) unb flar nad)weift. 
Cer Berfaffer geigt nämlich, toie unenblich 
fchroierig, ja unausführbar eS fei, ben auö= 
iibenbeii Zünftler vielleicht gu ben 3bealiften, 
unb jenen gu ben fftealiften gu rechnen, ba 
fie fich vielleicht bei ihrer nächften ©cböpfung 
jehon unbewußt felbft rciberlegten unb, was 
bie £aiiptfad;e: roiberlegen mußten, ba jeber 
wahre Zünftler eben gugleich ^bealift unb 
SRcalift fei! Caburdj verfallen jene Begriffe 
in fich felbft. iftur alhumahr fmb auch bie 
leibenfchaftSlofen, aber Deutlichen Sporte, bie 
$hom für bie SluSwüchfe in ber jüngftbeut= 
fchen Jitteraturbeivegung hot- 2$ohl gefteht 
er ber leßteren gern baS Berbienft gu, mit 
vielem jaljrgehntealten gormelfram griinblid) 
aufgeräumt gu hoben, erhebt aber mit ber= 
felben Berechtigung auch jeinen Bonvurf beS 
crimen laesae majestatis ber heiligen CriaS: 
Gefdjmad, ©itte, Wahrheit! Unb alles baS 
nur, um gu „tvirfen", gleichviel mit welchen 
Mitteln! Man fann guleßt auch nur gu= 
ftimmen, wenn jenen ©türmern eins an’S 
$erg gelegt rairb, ja eins, „mag wirflich 9toth 
ift*: bie Arbeit, bie ernfte, ehrliche Arbeit, 
welche allein jene fünftlerifchen Gebrechen 
auSheilen fann. — CaS fmb einige ber 
treffenbften Bemerfungen aus ber G'ebanfem 
fülle beS ©chriftchenS, baS jo recht mit jenem 
tiefen verftänbigen Gruft gefchrieben würbe, 
ber überall gehört werben foüte. Cb eS auch 
gefchieht ? 1 Fritz Eberhard. 

Der Fleck anf der Ehr’. BolfSftücf 
in brei Elften von Ludwig Anzengruber. 
(CreSben, G. BierfonS Berlag.) Glicht ohne 
gewifje ehrfurchtsvolle ©djeu höbe ich baS 
Buch beS waderen Boeten gelejen, bem ber 
Cob vor ein paar Monaten viel gu früh bie 
fteber auS ber fleißigen £anb genommen, 
©inb ja bo<h ouch biefe Blätter ein 2 heil 
jenes Bermäd)tniffeS, welches baS gefammte 
große beutfehe Bolf hüben unb bvuben em^ 
pfangen hot. GS ift wieber ber echte Singen* 
gruber, ber gu uns jpricht auS bem Munbe 


be§ ehrlichen unb troß feines föeid&thumS 
warmhergigen Slnbrä Mofer, ber ^ratigel, 
biefeS unter ben ©chidungen beS §tmmel8 
mm echt frauenhaften Gljarafter auSwachfen* 
oen ©eibeS unb enblich nicht gum wenigften 
auS bem UrtppuS fpißbübifd)en £umor§ unb 
naiver Gutmütl)igfeit: bem Bagabnnben 
£mbmapr. 3$ fann mir recht wohl vor* 
fteQen, baß biefer biebere Bertreter beS mo* 
bernen in’S Bäuerifche überfein: Gigenthum 
ift Ciebftahl! vielleicht gegen ben ©tuen beS 
Berfaffers felbft auf ber Bühne feine Mit= 
helben in ben ©chatten fteüt burdj bie eigens 
tbiimlich padettbe Mifchuitg jener oben 
erwähnten betben C5haraftereigenfehaften. 3$ 
wenigftenS habe ben ©chluß ber fünfzehnten 
©eene beS gweiten SIftcS, in ber bteS bes 
jonbeiS frappant in bie Grfcheinung tritt, 
immer unb immer wieber gelefen unb bie 
ÄHilft bcS Boetcn bemunbert, ber eS vers 
ftanbett hat» in ben bahnten eines erfdjütterns 
ben GreigniffeS, bei bem eS fich nm Ghre 
unb Glüd eines Menfcheit honbelt, mit 
genialem Gefcßid bem ^umor gu feinem 
5 ted)tc gu lerhelfen, bem £umor, ber — 
nirgenb ift biefe Lebensart beffer am Bloße 
— mit einem Sluge weint unb mit bem 
anbern lacht. 3 Q , Slngeitgruber ift in ber 
$hat ein echter Jpumorift von GotteS Gnaben 
unb wie fein „Äreugelbauer* legt auch biefeS 
Buch bavott lebenbigeS 3 eu 0niß ob. Umfos 
mehr wirb uns bie reinmenfehliche 3& ec 
beffelbeit näher gebracht. GS ift ein uralts 
wirffameS ÜJiotiu: baS von ber böfen 9fachs 
rebe, bie ein Menfchenglüd mit fouveräner 
Berachtung gevftört, als fönnte fte eS wieber 
aufbauen; tjier fehen wir, welche Criebfebern 
fte in ben bergen ber bäuerifdjen Maturs 
menfehen in Bewegung fefct, unb inbem unS 
ihr Kämpfen unb 3rreit ergreifenb vor Slugen 
geführt wirb, befommen wir gugleich einen 
hübfcbeu Kommentar gu ber mobernen ©itten* 
unb^ulturgefchichte. Cb wohl mancher unferer 
gelehrten unb ^od^rocifcn ©ittenfTreiber, bie 
ihr lebelang einen Bolf Scharafter auS thees 
bünnen 9tomantrabitiouen gufammengufliden 
fud^en, einen Blid thut in bieS Buch, an bem 
ein funbiger 5: heaterpraftifer oiefleicht BtancheS 
auSgufeßen haben wirb, waS nicht nach ber 
©chablone auSfteht, in bem jeboch ein Bors 

a aOe anbern ©djwächen aufwiegt: eS 
Bienfchen, echte wirf liehe SEenfchen, bie 
hier fprechen unb hanbeln, feine Marionetten, 
bereit f?ebeuSobem bie Cuft beS mobernen ftils 
vollen MnfterfaronS ift, nein Menfehen, beren 
Jeimat bie freie G^otteSnatnr, baS große weite 
Veben felbft bilbet! CieS über baS Allgemeine. 
5^aß im Befonbern bie ©pradjc unb bie Äunft 
ber Ghorafteriftif eine bem bichterifchen Niveau 
beS ed)tcu BolfSftüdeS entfpred^enbe ift, foll 
nod) auSbtüdlid) hervorgehoben werben, ebens 
fo, baß ber £ialeft aud^ für ben miitber Ge= 
übten burchauS verftänbli^ ift. 

Fritz Eberhardt. 


Digitized by c^ooQie 



263 



Ter Deutsche Schriftsteller-Verband roirb 
{eine nächfte£aupioerfammlung ©nbe Angnft 
ober Anfang ©eptember in breSlau abhalten. 
£anptfächlich roirb über bie ©rünbung einer 
^enjlonSfaffe, foroie über bie Stellung 311 
bem ©ntrourf beS neuen bürgerlichen ©efep= 
bucheS beraten roerben, roeld) Ic^terer in be- 
311 a auf ben ©chup be§ aeiftigen ©igenthumS 
uno bie Regelung geroifjer Rechtsfragen aus 
bem litterarifcheu ©rroerbSleben mancherlei 
( 5 rgän 3 ungen als roiinjchenSroerth h a * *r* 
fcheinen laffeit. 


Dr. Adolf Kohut erhielt 00 m itaifer oon 
Oefterreich „in Anerfenmtng feines auf bem 
Gebiete ber Litteratur entroicfelten Sirfeuä" 
baS Goldene Verdienstkreuz mit der Krone. 

-- *- 

©ine iduftrirte „Allgemeine ©efd)idjte ber 
Litteratur oon ihren Anfängen bis auf bie 
©egenroart" oon Dr. Gustav Karpeles roirb 
bemnächft in Lieferungen bei ©. ©rote in 
berlitt erfcheinen. 

- * - 


Marie von Ebner-Eschenbach oeröffenD 
licht foeben eine neue ©rjählung „Unfühm 
bar", (©ebr. ^aetel, berlin.) 

* - 

Eduard von Bauernfeld hol ein neues 
einaftigeS Luftfpiel, „Tie £ipFöpfe", oodenbet; 
baS ©tiief fpielt $ur 3eit LouiS XIV. 

- * — 

Hermann Sudermann, beffeit ©chaufpiel 
„Tie ©l)ie" gegenivärtig eine (0 aufeerorbcnD 
I liehe An^iehungSfraft auSiibt, hat ein ^roeiteS 
©chaufpiel ooUeubet, baS fiep „©obontS 
©nbe" betitelt unb in benfelben bahnen roie 
„Tie ©hre" fich beroegeu foD. 

_ * - 

Karl Gerok fod in ©tuttgart ein roftrbigeS 

Tenfmal erhalten; bem TenfmalauSfchuffe 
gehören GultuSminifter Dr. oon ©arroet), 
jufti^minifter Dr. gaber, ber ©eneralabiutant 
bcS 3tönigS, ber Cberbürgermeifter, Obcrbam 
rath Dr. oon LeinS unb jahlreiche anbere 
hod;angefehene dftanner an. 



Bestimmungen von allgemeiner Geltung. Jede Einsendung, Uber dereu Verwendung Auskunft 
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf 
ein Blatt Papier besonders zu schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten. 
Man bewahre sich von allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Überhaupt nicht, grössere 
Arbeiten aber uur dann zuröcksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Bückporto’s bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurllokgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Qenttge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Origi nal beitrage angenommen. 


K. L. in B—au. Ter berfafjev jenes ©e= 
bichtg ift ein auberer, alö ber oou 3 h nen 
gemeinte. 

A. M. in H—n. Sir glauben, 3hmn 
greunbe burd) Aufnahme 3h rer befpredjimg 
faum einen Tienft 311 evroeifeu; biejclbe ift 
3 ti oberflädjlich unb charafterifirt in Feiner 
Seife! 

E. V. in D—n. gaft äße hefigen polU 
rifd^n blätter bringen — befonberS in ben 
©onntagSbeilagen — gelegentlich auch ©e^ 
biepte. 


L. L. in Z—au. Sir oermiffen bie Am 
gäbe 3 () rer ^ugSqueÖe; bie eingefanbten 
©ebiebte finb unbrauchbar. 

F. E. in M—a ('lthilippiwn*3nfeln) „3n’3 
Lanb ber Tropen"; 0. F. in H—g „3” 
3auberbauben"; Prof. Dr. K. Z. in M —11 
„©d)ülerbanf"; A. S. in G—a „Oftern"; 
S. B. in M—n „fftoch niemals" (mit einigen 
Aenberungen); P. K. in S—tz „Tann Flage!"; 
H. P. in B- g „Am £ohenftaufen"; A. VV.-M. 
in W—n „'Jtadjtbilb"; W. D. in D—n 
„©roige Liebe". Angenommen! 


Digitized by ^.ooQie 












264 


A. W. in H—g (fchleppenbeS BerSmaß); 

E. P. in T—n; J. D. in Z—n; A. H. in 
H—g (fteif); A. D. in D—f (ohne fraftooUe 
auSaeftaltnng); Dr. L. B. in Gr.-B—ck; 
W. M. in O—n (im (Einjelnen rcd^t hiibfd), 
aber 311 weit auSgefponnen); F. B. in A—n 
(bic aö$u fparfame anroeitbung beS DtfeimS 
entfprid^t bem Jnhalt 3hre3 (9ebid)teS nicht); 
Graf 0. Z.-L in L—n; C. S. in S—g i. E. 
(311 wenig bejeidjnenb fiir baS Beionbere ber 
0 d)lad)t con BioiiüiUe, ein 0 d)lad)tengemä(be 
in ju angemeinen Umriffen); S. in P—f; 

F. W. in N-g; 0. L. in W-f ftu fd)mucf= 
loS unb einfach); H. T. in L—g (alltäglid)); 
E. W. in W-n ; C W. in P-g; P. S. in 
K—g i. Pr.; E. K. in B—z i. S. (biefe 
empftnbfamen Moütöne finb für nufer Blatt 
nicht geeignet); E. H. in E—d; A. M. in 
P—e (oielfach fteif); 0. S. in B—n ( 31 t 
trocfen anf^ählenb); M. G. in S—tz (ftreben 
0ie nach «^larhett nnb Feinheit beS atiS= 
brucfS); G S. in G—tz (jchwülflig); H. v. 
P. in N—a; A. G. in 1>—n (311 fd)!id)t); 
H. F. in B—n (fudjen 0ie fid) anbere 
0toffe als bie oerbraudjteften Themata ber 
£t)rif). Pankend abgelehnt! 

Dr. W. v. A. in C—1 (Türfei). Tie non 
Jhnen in (Erinnerung gebrachte (Einjenbung 
ift nicht aufftnbbar 1111 b ift baljer offenbar 
utitermcgS oerloren gegangen. 

K. L. in H—s. Jm anfd)luß au ben in 
heutiger Kummer enthaltenen artifcl über 
Heinrich ^ciitfjolb werben mir in einer ber 
nächfteit Hummern eine größere fficibe uon 
3ugeubgebid)teii £eutholbS oerötfcntlidjeii; cS 
gereicht uns jur ganj befoitberen ($eitugthu : 
una, baf? cS uni oorbehalten bleiben follte, 
biefen nod) ungehobelten 0 d)aß edjtcr 'poefie 
an baS Tageslicht 311 h f t> en - 

<Äu mtfete gefdiählen Sfftfarßdfer! 

Ta bie feineqeit oon und gegebene s ^lureg= 
ung, bie anefbote uon bett „feternthalern" 
in bidjterifche gönn 311 fleibett, jo überaus 
lebhaft oon unfereit uerehrten Mitarbeitern 
aufgegriffen mürbe, fo laben mir ^eute 311 
bidjterifdjcr Bearbeitung eines anberen fleinett 
0 d)er 3 e 3 ein unb gebenfen, bic heften ber cin= 
laufetiben Bearbeitungen gleichfalls 311 m ?lb- 
bruef ju bringen: TaS „TreSbner aber!" 
als im Jahre 1617 Jtaifer Maximilian ben 
fachfifchen £of befugte, 3 eigte ihm ber $ur= 
fiirft, Johann ©eorg 1 ., bie 0 ehenSroiirbig; 


feiten feiner Dtefiben^, unter melcher baS reich 
auSgefkttete 3 cu 9 ^ aild e * ne h c roorragenbe 
0teuung einnahm. Ter ßaifer mar ob ber 
gülle ber aufgefpei^erten 3Baffeit unb fonftigen 
tfriegSgerätbe höchlich erftannt unb äußerte 
gegen beit jturfürften: „(Em. ?iebben haöen 
ba ein fürtrefjlid^cö arjenal, reich genug, um 
eine große geroaltige annee bamit auSju* 
ftaffiren, aber —"; hier ftorfte ber .faifer. 
Ter Jturfürft, melcher bes ßaiferS „aber" 
gefliffeittlich 311 überhören fchien, muhte je= 
bod) fehr mohl, roaS biefeS faiferlichen ©orteS 
0 inti fei, nämlich, bah eS bem Jturfiirften 
bei augbritch eines Krieges 31001 * nicht an 
Truppen nnb ÄriegSaeräthen, toohl aber an 
ben nötigen Mitteln fehlen merbe, feine 
•ftriegSjdjaaren längere Jcit ^inbnrd) 3 U en 
erhalten unb 311 befolben. ftachbem ber ^ur= 
fiirft feinem (^aft nun noch embere 0 eheit§= 
roürbigfeiten feiner fftefiben} gezeigt hatte, 
führte er betreiben fd)liehlich in bie furfiirft* 
liehe 0 ilberFatnmer; als ber Jtaifer biefelbe 
betrat, mar er gerabe^u geblenbet oon ben 
unermeßlichen 0 ilberfd)äpeu, bie in mächtigen 
Barren unb Blatten bafelbft aufgeftapelt lagen. 
Ter tfurfürft roeibete ftch nicht menig an bem 
(Erftauuen beS faiferlichen (Saftes unb — 
beffeu im JeughauS abgebrochene Jftebe roieber 
aufgreifenb — fagte er nur: „ailergnäbigfter 
5tai|er, hier liegt basaber!" — 0 o entftanb 
baS in 0achfen oiclbefannte geflügelte 2?ort: 
W (ES fehlt ihm am TreSbner „aber!"" 

Hierdurch bringen wir znr 
allgemeinen Kenntnis», dass wir 
leider gezwungen sind, in Zuknnft 
die bisher von uns geübte Gepflogen¬ 
heit, auf Wunsch unserer geschätz¬ 
ten Abonnenten denselben brief¬ 
liche Kritik ih rer Einsendungen 
zu ertheilen, in Anbetracht unserer 
stetig wachsenden Arbeitslast anf- 
zugeben; baS bisherige angenehme Ber= 
hältnih 3 mijchen nuferen gefehlten (Ein« 
fenbern unb 1111 S mirb hierburch aber ficher« 
lieh feiuerlei C^iubuhe erleiben, ba mir — roo 
eS irgenb thunlich ift — im „Brieffchalter" 
über bie unS getnad)ten (Einfenbungen ein in 
lepterer „Seit ja ohnehin fchon meit öfter ein 
ffiort ber Begrünbung nnfereS UrtheilS bei= 
3 ufiigen pflegten, als bieS in früheren Jahren 
ber ftaÖ l ^ar; hieran roerben mir auch fä r 
bie 5 °l 9 c fefthalten. 

Tie ^cbaction. 


(@cfclu& ber tRebacttou biefer Ühiinuur: 1. üJlür3 1890.) 


^nhartsoerietchnth. 

«ebtditf, Uon öflnridj ßttltbanpt, «roolb ÜtfiUer, Änno'iHoi?t, fiermnnn riuqq, Ätartin «reif, ttHlbelm 
fifnjrn.-Jlnqnft irrnbrntbal, f. Uafnrl, 3nlius 3tarm, Cbnarb oon Oanrrnfrlb, Utinrirb Dirrorbt, tjfinridi firnff, 
«rorq (Sbert unb £nbmiq (Eidjrobt. — Ans ßrinriib Crntbolb 1 » 3nqrnb)rit. (UWit ungebrueften (Mebidjten). ©on 
IUta'3ibiiltbf6. — «tinbtlb. (5nn ^elbnigebidjt oon «nftao lloftröpp (^ortfc^img). — ßfidifrfrbaii. — fittfratnr 
«nb - ßrUffitiaUfr. 


Tlarfibrucft nur unter genauer äuefltenangaOe geftattet. 


Beftetlungeu finb 311 richten au bie Expedition (Paul Heinze’e Verlag). Einfenbungen 
an bie Red&ction des „Deutschen Dlchterheim u in Dresden-Striesen. Jn Eomntiffion: 
Trüb’sche Buchhandlung (a. 0chmittner) in Zürich unb E. Steiger 6, Cie. in New-York. 


Digitized by ^.ooQie 










Das Volkramslied. 

Ein Sang aus unseren Tagen. 

Von Jnlins Grosse. 

18 Bogen, Median 8°. Preis: brosch. 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark. 
Stimmen der Presse: 

Nord and Süd: Die Verse sind von virtuoser Leichtigkeit und vielfach von geradezu 
hinreissendem Wohllaut und Schwünge. Alles in Allem: das n Volkramslied“ ist eine bed e Uten de 
Erscheinung auf dem Gebiet« unserer epischen Dichtung und verdient die weiteste 
Verbreitung und die Beachtung aller Gebildeten. 

Heber Land nnd Heer: Ein modernes Epos mustergiltiger Art, modern im 
besten Sinne sowohl hinsichtlich seines Stoffes als des Standpunktes, von welchem aus ihn der 
Dichter behandelt und der Anschauungen, die er darin niedergelegt hat 

Blätter für lltterarisehe Unterhaltung: Julius Grosse hat uns mit diesem Epos ein 
grosses vaterländisches Epos geschenkt, ein Werk seines Lebens und Seins, nicht zeitlich ver¬ 
standen, als habe er einen guten Theil seines Lebens an die Arbeit gesetzt — denn die Idee 
stammt aus dem Jahre 1871 —, sondern in dem Sinne, dass er den Kern der politischen, socialen 
und menschlich-psychologischen Anschauungen seines Lebens, wie sie sich besonders seit jenem 
grossen Jahre in ihm abgeklärt haben, in dem Buche niedergelegt hat. — Ein epoche¬ 
machendes Werk in unserer hervorragenderen Litteratur ist es schon deshalb, weil es ihr 
eine neue Form giebt — Nirgends ist epische Breite, aber allenthalben epische 
Grosse; wohlklingender Vers, reine klare Sprache, vaterländische Gluth. 

Universum: Diese hochbedeutende Dichtung liegt nunmehr auch in Buchform und als 
ein geistiges Ganzes vor uns. Der Dichter hat sich die Aufgabe gestellt, die hauptsächlichsten 
Weltereignisse von den Jahren 1848 und 1849 ab bis zur Errichtung des deutschen Kaiserreiches 
mit bymnenartigen, episch-lyrischen Gesängen zn begleiten, die an Kraft und Macht des 
Ausdrucks, an überlegener Beherrschung der Sprache, an begeisterungBvollem 
Schwung des Vortrags ihres Gleichen suchen in der neueren deutschen Poesie. 

-Julius Grosse verfügt Uber einen ganz erstaunlichen Farbenreichthum seiner Schilderungen; 

seine Kraft, die mannigfaltigsten Rhythmen stimmungsvoll zu meistern, erscheint auf ihrer 
Hohe; die Wandlungsfähigkeit seiner Sprache und Einbildungskraft würde an Jean Paul er¬ 
innern, wenn sie nicht durch das Mass des Reimes und der gebundenen Rede gezügelt wäre.- 

Die poetische Auffassung, welche der Dichter unserem modernen Culturgetriebe mit all* seinen 
kühnen Erfindungen und mit all’ seinen düsteren Schattenseiten abzugewinnen weiBs, die Fähig¬ 
keit, deD geistigen Gehalt und Zug dieses Lebens in ein begeistertes Wort zu kleiden, rechtfertigt 
die Bezeichnung des Werkes als einer modernen Dichtung, welche der Leserwelt 
hiermit auf das Wärmste und Angelegentlichste empfohlen sein soll. 

Didaskalla: Julius Grosse ist einer der wenigen noch lebenden deutschen Dichter, 
welche das Erbe unserer klassischen Dichtung repräsentiren oder, wenn mau will, bewahren. 
Vielleicht wird ein künftiger Literaturhistoriker gerade sein soeben erschienenes w Volkramslied“ 
als den Abschluss, den Schlusssteiu der jetzt zu Ende gehenden, sogenannten nachklassischen 
Epoche bezeichnen. Wir kennen kaum ein Werk, das die hohe Kultur der deutschen Poesie, 
wie sie seit Goethe erreicht und in immer weitere Kreise verbreitet wordeu ist, so glänzend 
dokumentirte als eben dieses. Da ist keine poetische Form, stamme sie nun von Homer oder 
Dante, von der Sappho oder Ariosto, von Byron oder Geibel, die nicht mit der höchsten Meister¬ 
schaft angewandt, da ist kein Ton, sei es der idyllisch-einfache oder der patriotisch-pathetische, 
der weltschraerzliche oder der weltfreudige, der nicht mit Erfolg angeschlagen und zum vollen 
Ausklange gebracht würdeI Es repräsoutirt die Höhe unserer poetischeu Kultur, zeigt alle 
Vorzüge derselben — aber auch zugleich den Abgrund, in den der stürzt, welcher nur noch 
einen Schritt weitergeht Grosse durfte soweit gehen, ein anderer würde bei einem ähnlichen 
Versuche den Zusammenhang mit Natur und Leben völlig verlieren. Das „Volkramslied* ist 
eine bedeutsame, an äusseren wie inneren Schönheiten reiche Dichtung. Suchen wir sie in allen 
Einzelheiten zu würdigen! Wir werden so schnell nicht damit fertig werden. 

Gegenwart: Fürwahr, ein äusserst fruchtbares episches Problem, eine ungeheure Stoff¬ 
welt, welche weite Perspectiven eröffnet! — Grosse ist der berufene Dolmetscher für die politische 
Wiedergeburt unserer Nation. Sein Epos ist ein ausgesprochen vaterländisches Gedicht: in seinen 
Gesängen weht ein warmer patriotischer Odem. — Das „Volkramslied“ ist ein moderuhistorisches 
Epos mit majestätischem Faltenwurf, ein kühner Griff in die gährende und neugestaltende Zeit 
bis zu dem epochebedeutenden Siegeszug gegen unsere westlichen Nachbarn. — Man muss das 
gewaltige Gruppirungs- und Gestaltungsvermögen unseres Poeten bewundern, der mit kunst¬ 
geübter, sicherer Hand die treibenden Ideen unserer Zeit, ihre breiten Massenbewegungen in 
scharf umrissenen Spiegelbildern mit den zartesten Abtönungen in Licht uod Schatten zu malen 
versteht «— Mit Glück ist es Grosse gelungen, das Interesse für Volkram vom Anfang bis zum 
Ende nicht nur wach zu halten, sondern sogar zu steigern. Es wird durch kein Nebeninteresse 
abgeschwächt oder abgelenkt; überall steht Erwin Im Mittelpunkt der Darstellung: er ist die 
Sonne, um welche die Übrigen Sterne kreisen und von der sie ihr Licht uud Leben empfangen. 

-Wohl noch kein anderer Stoff hat dem Dichter Gelegenheit gegeben, sein reiches Talent 

so grandios zu entfalten, wie das „Volkramslied“, zumal sein Schilderungstalent, das geradezu 
überwältigend ist. Seine Schilderungen enthalten lebenssatten Realismus, sind aber durchwärmt 
vom Licht des Idealismus; sie sind strotzend von Wirklichkeit, aber von idealisirter Wirklich¬ 
keit. Grosse ist im eigensten Wesen idealer Realist. Diese schillernde Farbenpracht, diese Gluth 
und sinnliche Anschaulichkeit, welche die Schilderungen athmen!-Wir wollen uns vor¬ 

läufig freuen, dass uns ein Julius Grosse lebt, welcher seine Lebensaufgabe darin suchte und 
fand, „das Epos unserer Zeit“ zu schreiben. 

Deutsches Tageblatt: Immer finden wir den Dichter auf der Höhe der Situation. Er 
weise stets das richtige Mass zu halten und dafür zu sorgen , dasB die Kraft seiner Schilderung 
nicht erlahme. Was uns aber noch ganz besonders suzieht, das ist der tröstliche Idealismus, die 
warme Zuversicht auf eine höhere WeltordnuDg, die dem Werke zu Grunde liegt, und die in 
der stark materialistischen Strömung unserer Tage doppelt wohlthut. Die Dichtung wird manchen 
Leser wohlthueud aufrütteln aus der trttglichen Meinung, dass man sich nicht vom Boden zu 
erheben brauche, um die Seele zu verjüngen, wie es uns die Realisten ä outrance heute glauben 
machen möchten. Und darum freuen wir uns über das „Volkramslied“ und empfehlen es auf 
das Wärmste unseren Lesern. 

Paal Heinze’s Verlag, Dresden-Striesen. 


1 



Digitized by ^.ooQie 



266 


Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben: 

Geschichte der deutschen Litteratur 

von Goethe’s Tode bis zur Gegenwart. 

(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.) 

Von Paul Heinze und Rudolf Goette. 

Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namenszügen von H. von Kleist, 
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, Th. Storni, R. Ha- 
merling, Fr. Spielhageu, E. von Wildenbruch. 

Preis: broeoh. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., In Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf. 

Stimmen der Presse: 

Gartenlaube: Neben denWerkeu von Julian Schmidt und Rudolf von Gott- 
Bchall behauptet dies neue Werk dadurch einen eigenartigen Standpunkt, dass es sich vor¬ 
trefflich zu einer Orientirung über die einzelnen Dichter und ihre Werke 
eignet, indem es dieselben unpartoiiscü prüft uud sich bestrebt, aus deu Urtheilen der 
Zeitgenossen die rechte Mitte zu ziehen. Die Verfasser sehen die meisten literarischen 
Richtungen nicht unter einem von vornherein gegebenen Gesichtswinkel un; sie verfolgen 
keinerlei Tendenz und haben ebensowenig Liebhabereien und Lieblinge. 

Srhorer*s Familienblatt: In reiner und freier Form, mit gerechtem Uriheil 
und grossem Verständniss für die verschiedenartigsten litterarischen Bestrebungen, vor 
allem mit Krwähuung der neuesten Dichternamen, so bietet dieser elegante Band eiue will¬ 
kommene Uebersicht Uber die Entwicklung des litterarischen Lebens der letzten fünfzig Jahre. 

Hamburger Nachrichten: In der verwirrenden Fülle und Vielgestaltigkeit neuzeitlicher 
poetischer Erscheinungen dem gebildeten Laien ein aut klärender, zurechtweisender 
Führer zu »ein, ist die Aufgabe des vorliegenden Buches; sie ist von den Verfassern mit 
Glück gelöst worden. Ihr Buch steht über deu Parteien, die sich in der Gegenwart auf 
1 itterarischem Gebiet eifriger denn je befehden, es wird nach allen Seiten hin den lebens¬ 
kräftigen Zügen der Gesammtrichtung wie der poetischen Begabung und künstlerischen Schul¬ 
ung der einzelnen Dichter mit bestem Willen und gutem Erfolge gerecht; ihr Buch ist 
ausgezeichnet durch eine lichtvolle Gruppiruug des Stoffes, in scharf abgegrenzten 
Capiteln sammelt es das Verwandte, nach einschneidenden Gesichtspunkten trennt es 
das aus verschiedenen Wurzeln in verschiedener Formung Emporgewachsene; ihr Buch erstrebt 
und erreicht endlich eine boachtenswerthe Vollständigkeit, soweit mitten in der 
lebendig gedeihenden Fülle frisch aufschiessender Litteratur von dem Sammler und Beurthoiler 
eben Vollständigkeit erwartet werden durf. Namentlich für die lyrische und epische Dichtung 
der jüngsten Jahrzehnte ist die neue l.itteraturgeschichte ein willkommener uud zuver¬ 
lässiger Bcrather, auch über dasBedürfniss des gebildeten Kunstlaien hinaus; 
die Verfasser Ständen als Herausgeber des „Deutschen Dichterheim“ unmittelbar am l^uell der 
lebendigen poetischen Production der jüngsten Zeit. Das entscheidende Wort Uber unsere Zeit 
kann erst in zukünftigen Tagen gesprochen werden; für jetzt haben die Verfasser gethan, was 
ihnen nur irgend erreichbar war. Und sie haben nicht nur eine möglichst grosse Voll¬ 
ständigkeit im Verzeichnis der behandelten Dichter angestrebt, sondern ebenso eine um¬ 
fassende und wohlbegr Undeto Zuverlässigkeit ihres W orthurtheil s. 

Vossiiche Zeitung: Ein brauchbares und tüchtiges Werk. 

Reform (Hamburg): Die Verfasser haben sich redlich bemüht, den umfangreichen Stoff 
in übersichtlicher Weise in einem zwar recht stattlichen, aber doch nicht gar zu starken Bande 
zu bewältigen, und es ist nicht zu leugnen, dass ihnen ihre Arbeit bestens gelungen ist. — 
Die ganze Darstellung hält sich in glücklicher Art fern vom trockenen, lehrhaften Kathederton, 
sondern behaudeit ihren Gegenstand mit einer wohlthuenden Frische und einer allenthalben sich 
kundgebenden Liebe zur Sache. — Das Buch sollte in jede Hausbibliothek gebil¬ 
deter Familieu, wo deutsch e Litteratur noch gehegt und gepflegt wird, Ein¬ 
gang finden. Die dem Werke beigegebenen zehn Bildulsse sind vortrefflich und ge¬ 
radezu musterhaft in Holz geschnitten. 

Schlesische Zeitung: Selten haben wir ein litteraturgeschichtliches Buch mit solchem 
Vergnügen gelesen und mit solcher Befriedigung aus der Hand gelegt, wie das vorliegende. Die 
vou den Verfassern gelieferten Charakteristiken und Beurtheilungeu der Dichter, ebenso wie die 
der Dichterwerko sind fast durchweg schlagend, treffend und wohl begründet; sie 
zeugen von der ästhetischen Bildung nicht miuder als von dem gesunden Sinn der Verfasser. 
Am meisten zu beglückwünschen sind sie aber wegen des kühnen Muths, mit dem sie sich auch 
mit ihrem Urtheil au die durch nachbeterische Tradition geweihten und von der Tagesmode 
überschätzten Grössen gewagt haben. Einen höchst erfreulichen Eindruck macht es auch, dass 
sie in der Eintheiluug der Dichter nicht blindlings der Schablone der üblichen Literaturge¬ 
schichten gefolgt, sondern völlig selbstständig verjähren sind. Durch das Ganze weht ein 
erfrischender Hauch und die Verfasser haben sich kein geringes Verdienst 
damit erworben, dass sie endlich einmal in den Wust von Namen und Titeln, 
in dem die neueste Li tteraturgeschichte fast erstickte, Licht und Ordnung 
gebracht haben. Das Buch sei hiermit unseren Lesern auf’s Angelegent¬ 
lichste empfohlen. 


Dresden - Striesen. 


Paul Heinze’s Verlag. 




<$$ef*9?ebacteur unb <£igent$ümer: 

©rudt Don gccMaonb Zbomaft in Grethen. — Sßajrter non eieier A Sogei in Sd$|iß. 


Digitized by 


Google 




s- ----SS 



Qrgnu fiic SiMunft und ÄritiK. (Ser „Seuifdieii SillerHuffe" 19. £nii<l.) 

Herausgeber: ^auf jteinje. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährl., rorauszahlb. Man abonnirt durch jede Bachhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummern k 60 6 Stack einer Nummer Jl 1,60. 


|fieiler der %w%\ und jfieder des "Seid** 



ein $agef fingt in grüner 38afbesna<$t 

3Fon <£eib unb £<$raerj; er trägt fle ftitrnm allein; 

<£ieße iff es, bie i$n fingen ma<$t 
&n b SSfnt^enbttft nnb gotbner ^annenf^ein. 


$o gießt es 3>i<$ter, bie bew ^ogef gfeidj 
50 r <£ieb ber <£ie0e nur unb gfreube wetyn, 
3> o 4 me$r flnb berer, bie, an frnßfaf reid}, 
fingen i$res jterjens tiefe yein. 


Slnb weif ber $<$mer) bas alTgenteine <£005, 
frwecftt ein vieCfaf $<$0 i^r $efang, 

%tu r weu’ge wiegt bas $fü<ft fo fanfl im $4006, 
paf| fronen fiebern fo^nt ein gSiberftfang. 





Satins $tunn. 


& 




Digitized by ^.ooQie 









268 


«r 





Ms Jbetnricö cSeutfjofb’5 gufleubjeit. 

(dftit ungebrucften (Sebichten.) 

$on 3 t i t « K~ 

(gortfefrung.) 


^ieÜeid^t erflären bic citirten 
iörieffieden einigermaßen bie 
Neigung SeuthoibS, in feinen 
öüerfrüijeften 3 u genbgebich= 
ten manchmal 9 Inflänge an 
#eine, Senau, greiligrath 311 bringen, roaS 
man ihm ja in ber SBorrebe als Äapitaloer= 
brechen anrechnen 3 U ntüffen glaubte, roäh 5 
renb er in Sirflichfeit bocf> nur biefer ober 
jener litterarifdjen Vorliebe feiner ^eqenS* 
bame 3 U ^ulbtgen gebadete! — Unb wäre 
bieS felbft nicht Der gad, roie foUte bei einem 
noch fo (ehr jungen, unauSgecjohrenen Siebter 
fchon $UIeS Originalmache fern fönnen, ohne 
5lnlehnen an Söorbilber! 3 m ißeftreben, ftreng 
3 U fein, roirb bie Äritif leiber nur 311 leidet 
ungerecht. — T)aß Seutholb in fpäteren 3ah= 
ren Anleihen gemalt hätte, roiißte ich nicht! — 
$)odf) ift eS ja eine befannte ©ache, baß, roie 
im gewöhnlichen Seben oft 2 SJienfdfjen baS 
©leiere benfen unb auSfpredfjen, auch 2 ^Did^ter 
benfelben (Sebanfen äußern fönnen, ohne fid^ 
beShalb fopirt 3 U ^aben, ja ohne oft nur oon 
einanber 311 roiffen. — Unb roaS bie T)icht= 
unaSformen betrifft, fo hat biefe fein einzelnes 
Snoioibium gepachtet, fonbern fie gehören 
3 ebem an, ber fie 311 beherrfchen oerfteht! — 
SeuthoibS „Trinflieb eines faljrenben SanbS' 
fnechtS" enblich ift feiner £tit als Tej-t 31 t 
einer tfonerofa=©ilhouette angefertigt roorben 
unb hat nichts mit bem 0 . (Seibel’fchen „SanbS* 
fnecht" gemein; eS müßten benn bie „3 Siirfel" 
fein, oon benen (Reibet felbft fagt, baß „fie 
in jebem ©dfjanf fmb^. — 

(jine etroaS anbere 33eroanbtniß hat eS mit 
ber „©erenabe" unter ben „Siebern ber 
9ftioiera\ — Oiefe iß tfjatfäcfjlicf) unb mit 
beroußter 91bfic§tüdj)feit ber angeführten ©ere= 
nabe oon 3afob 53urcfharbt Oöafel) nach 1 
gebilbet roorben. — Unb jroar, roeil Seutholb 
einft mit aufrichtiger, glühenber 53egeifierung 
äußerte, auf bem (lebtet ber Obe nichts 31 t 
Fennen, roaS fich an 93odenbung mit biefem 
rounberbaren ©timmungSbilb feines elje= 
maligen ^oc^r»ere^rtert SehrerS unb s J>rofefforS 
meffen fönne. — (Jr hat aber boch einen 
33erfuch gemacht unb benjelben nachher fd&erj^ 
hafter Seife als fchroachen Simonabeaufguß 
gegenüber feurigem galerner bezeichnet. — 
$)och befchränft fich biefe Slehntichfeit nur auf 
23erSbau unb (Solorit, (Sebanfeu unb 2IuS: 
führung finb roefentlich anbere, rote fich 
übrigens Sebermann burch ben 2 lugenfd&ein 
übeqeugen fann. Seutholb hatte im Mge: 
meinen, (Sott fei Oanf, eigene 3 ^eu genug 
im Äopf, um frembeS (Sut entbehren 311 
fönnen. — Sie ferner über feine beibeit 


Sieblinge „^erthefileia" unb „Jpannibar abge^ 
urtheilt roorben, benen ber dichter, bereits 
lungenfranf, aber im genith feines Dichterin 
fchen Könnens ftehenb, baS eigene ^eqblut 
einflößte, roid ich hier nicht roeiter berühren. — 
3 jh, bie ich felbft jebe geile biefer herrlichen 
©chöpfungen, oon ihrem (Sntftehen an, mit= 
erlebt habe, fühlte mich oft beim ©elbftoor* 
trag beS TicbterS oon 93egeifterung8f<hauern 
erfaßt, bie ich als baS untrügliche dflerfmal 
eines edhten jtunftroerfS erachte. — Ueber 
ben (Sefchmacf läßt fich i a *nbeß fheiten, aber 
roo roirb bei anberen Oidhtern fo ängftlidh 
nach Mängeln unb ©chroäcjhen gefucht, roie 
man es bei biefer 00 m ©dhicfjal gebrochenen 
@£iftem gethan h at ! — SlnberroärtS fchüttet 
man ^cojen auf eines Richters (Srab unb 
beroirft eS nicht mit ©teinen! — 

Ooch 3 itrücf 3 U SeutholbS 3 u 8 e nbjahren! 
Sie fich ber 3üngling innerlich immer mehr 
oon ber troefenen 3 nriSpruben 3 ab unb bem 
lebenbigen OueQ ber ^oefte 3 uroenben mußte, 
atlerbingS 3 U feinem eigenen, lebenslänglichen 
©chaben, begreift fich leicht, roenn man be= 
benft, roie feiner, bamalS fchon ßarf ents 
roicfelten litterarifd^en Neigung eine folch lieb« 
ließe, aber oerbängnißooUe Serbünbete gur 
©eite fiaiib. ^Kau möchte fagen: bie oer= 
förperte s Dtufe felbft. @in 5 )aguerreotpp 
aus biefer 3 eit (teilt fie als eine überfdhlanfe 
SÖlonbine mit fein gefdhnittenem ^Jiunb unb 
ätherifch fchöner fchmaler ^>anb bar. 33on 
ihren s 2 lugen fagt ber dichter felbft: 

(Jingegrän 3 t oon grünen Sluen, meiner 
Heimat ftiUer ©ee, 

0 , rote gern mag ich bich fchauen, meiner 
Heimat ftiller ©ee! 

Sie fo ganz W 5 h oergleidhbar meines 
SiebchenS halbem Slug*, 
3 hrem fcelenooüen, blauen, meiner Heimat 
ftiUer ©ee! — 

Unb, roie 3 cnc 8 ßets oermagft bu, mich 
mit füßem Sujtgefübl 
grieblich fanft 3 U überthauen, meiner .£>ei= 
mat ftiUer ©ee! 

3lber ®mma Ä., obroohl glücfloS in ihrer 
(Sh* unb obgleich fie £eine ihren 2ieMingS= 
bitter nannte, roar fich halb flar barüber, 
baß eS nicht gut fei, bie ^oeße für ftänbig 
in bie $rofa beS SebcnS 311 übertragen uno 
oeranlaßte beShalb fchon im 3uhre 1849 bie 
Trennung, ©ine tiefe Sehmuth überfd^leicht 
ben $crlaffenen: 

§abe lange all mein dichten, 

$>abe lange ad mein Sieben 


-» 


Digitized by 


Google 


269 


«- 58 


dhir be8 ©tromeS glut unb ihrem 
Buge Mau unb rein getrieben. — 

Unb nun fjat bie blauen ©ogen 
Sängft hinab ber 9Mjetn getrieben, — 
Zimmer lächelt mir ihr ftuge, 

Unb ich bin allein geblieben. — 

3118 Seutholb nad) langen 3°bren ßunbe 
oom Tobe feiner 3ugenbgeliebten erhielt, meinte 
er biefer ihm heiligen (Erinnerung innige 
thronen ber Führung nach. — SieS ift ber 
dJtann, ben man fo gern auSfchliefclicf) al8 
Gqnifer unb dftephiftonatur gelten laffen 
mochte. — 3lber oiel mehr noch trifft ber 
oorgüglid)e 3lu8brucf jenes tfritiferS ffier 
ber behauptete, „bafi bem meiden ©olbgehalt 
(eines ©efenS ber ©tahlgufafc fehle \" — 3lu8 
biefem ($runbe unb weil mit 22 3ahren fein 
SiebeSfchmen unheilbar ift, fuchte Seutholb 
raieber ein grauenherg, an baS er fich «ngu* 
lehnen oermöchte, unb baS ihm helfen fodte, 
bie Saft beS SebenS gu tragen. — Unb ba 
fanb er fie, bie grobe Seibenfdjaft feines 
SebenS, benn alle nachfolgenben fleinen 9teig= 
ungen waren nur roie $afeten in bie Su]t 
oergifdjt unb haben, roaS bei oieten Richtern 
djarafteriftifch für ben ©ärmegrab ihrer 
£>ergen8neigung ju fein fcheint, nie frud)t= 
bringenb auf feine litterarifche Vrobuction 
geroirft. 3ldeS, roaS Seutholb an Siebes* 
fiebern jemals gcbichtet, ift entroeber an (Emma 
ober w Sina" gerichtet. — 3lde8 3lnbere ift afa= 
bemifche ©tubie unb Vhantafie, guroeilen 
aderbingS fo lebenSfrifche, ba& mau fie für 
wahr galten föitnte. — 3lber Seutholb mar 
hoch feine gar fo fraffe Son=3uan 5 Watur, er 
hat nur 2 mal wahrhaft geliebt unb nur 
2 mal Siebeslieber gebietet. Siefe beibeit Wale 
j aber auä innerftem £ergeu8bcbiirfnifj, mit 
| glüheub begeifierter Sichterfeele. 

I 3ln feinem £eimatfee lernte er diejenige 
fennen, bie ben ©tahlgufafc gu feinem ©efen 
bilben fodte, eine ber feltenften, aufopfembften 
grauennaturen, bie in guten unb böfen Sagen 
bei ihm auShielt, bis bie unheilbare Jfranf= 
heit SeutholbS unb ber Tob fie fchieben. — 
©djroeigerin oon (Geburt unb aus guter ga^ 
milie ftammenb, ihr ©rofloater mar SRathSs 
herr geioefen, hatte fie fid), früh oerroaift, an 
einen oornehmen (Engländer oerheirathet. — 
Sie (Eh e war eine überaus unglücfliche unb 
als ihr dftann einft in ihrer ©egenroart baS 
eingige ftinb, einen garten, im ©achsthum 
gurücfgebliebenen, aber engelfchönen Knaben, 
um biefer feiner ©chroäche roiüen mifchanbelte, 
brang bie junge grau energifch auf ©cheib* 
ung, roaS fie auch nach nieten Kämpfen unb 
3ntriguen oon ©eiten ihres bösartigen, gum 
spieen geneigten (hatten burchfefcte. 

Sina T. hatte fchon oiel ©chmer^licheS er« 
fahren; oon ihren Verwanbten in biefe liebc- 
ieere Vernunftehe h*neingebrangt, fobann ber 
SBiHfür biefeS geroaltthatigen Cannes preis* 
gegeben, hegte ihre ftolge, eoel unb feinfinnig 
empfinbenbe ©eele nur noch namenlofe Ver* 
achtung für ©eit unb dÄenfdjen. — ©ie 
roodte einfam für fich, nur ihrem ftinbe 
leben. — 3lber eS roar anberS beftimmt. 

& - 


Siefer reinen grauennatur, welche bie Siebe 
in ihrer alle ©chranfen nieberretfcenben (Eie* 
mentarfraft nie fennen gelernt hatte, trat 
$um erften dftal ein dttann entgegen, ber 
ihrem ruhigen ©leichmafe gefährlich gu roerben 
brohte, ein dflann, bem alle ©eelentöne 
gu O'ebot ftanben, ber gu übergeugen unb gu 
rühren roupte, mie Faum ein anberer. — Unb 
als baS licbebebiirftige Jperg ber einfamen 
grau nach bem Tobe beS eingigen ßinbeS 
roieber baS Vebürfnifc fühlte, fich an dftenfehen 
angufdjlie&en, roar eS befonberS ber (Eine, gu 
bem fie Vertrauen fafjte, ber roohl ein Talent 
unb roeicheS ©emüth, aber fein thatfräftiger 
^harafter roar unb eS auch trog fpäterer 
fchroerer SebenSfämpfe nie geroorben ift. — 
©lühenb unb poetifch fchronngooU ift bie 
©praefie beS jefct 23 jährigen SidjterS. ©agt 
er boep felbft oon fich: 

0, bafe bie 3«it mir nüchterne Vernunft, 
Sem heifeberoegten Serien grieben brächte! — 
©aS habe ich oon ad bem Sichten, Sieben ? 
Verträumte Tage, burchgeroeinte Mächte. 

dftein Vufen ift ein einiger Vefuo, 
dttein Sieb bie Saoa, bie ihm ftetS entquidt; 
0, roäre biefer Ärater ausgebrannt, 

0 hatte biefeS £>erg ber Tob geftidt! — 

Vode fieben 3 a h^ h‘ €lt fich biefe Seibenfihaft 
auf gleicher ^)öhe unb ftammen aus biefer 
3eit manche fchöne Sieberperlen unter feinen 
gebrueften (Schichten, ebenfo auch bie fo U 
genben, aus mir oorliegenben Vriefen beS 
SichterB entlehnten ©teden: 

*0ft fommt eS mir oor, als lafte ein gluch 
auf unferer aangen gamilie; roäre ich weniger 
egoiftifch uno roüpte ich n^ht, bafi ©ie ein 
guter (Engel finb, überad ju feilen unb gu 
Iinbern, ich würbe 3h n * n tagen: Soffen ©ie 
mich, bamit ©ie nicht auch baS unerbittliche 
©chicffal hineingieht in biefeS Verberben, bem 
wir ade oerfaden fcheinen. ©aS bin ich, 
ba6 ©ie fich fo um mich fiimmern? (Ein 
dJlenfch ohne D^ang, ohne ©tedung. ©chämen 
©ie fid[) meiner?! 0 nein, ©ie haben dftits 
leib mit mir. 

0, ©eib! bie ©eele bu oon meinem Seben, 
Sen müben ©chroimmer auf bewegten 
©ogen 

oft bu herauf an beine Vruft gegogen, 
oft $lde$, eine 3 u ^ ,ln fi ihat gegeben. 

9tur ein unfterblid^ Sieb, bich gu erheben, 
dtur einen jener hochgcwölbten Vogen, 
Surch bie in 9£om Triumphatoren gogen, 
dJtöcht’ ich Mr baun, boch ift umfonft mein 
©treben. 

Su brüefft mich an bie Vruft unb fchroeigft 
unb lächelft 

1 d^it einem Vlicf, brin ^)ulb unb dttitleib 
liegt, 

3118 ob ein fraufeS Äinb im 3lrm bu hätteft, 

3nbeg bu Fühlung meiner ©time fächelft 
Unb mir baS £aar, baS um bie ©chläfe 
fliegt, 

dftit roeicher©ammethanb liebfofettb glättefi/ 


Digitized by c^ooQie 



270 


«- 

„3<b bube p« gefeben, btcfc oom 0obe8fampf 
©ergerrten unb cntfletltcn 3üge meiner ©rofes 
mutter. 0iefe 3üg*, b* e mir cinft fo fromm 
unb lieblich entgegen lächelten, wenn mich 
ihre nun oerfdbrumpften, gelbblaffen §änbe 
auf bem ©d)oofee gelten unb mich ber weid)e, 
fanfte 0on ihrer ©timme beten lehrte. 0, 
fie but mich fo febr geliebt, bie gute, fromme 
©rofemutter. — O, mir ift fo gemeint, fo 

e ju ßttutbe. — Unb in biejem ^ren 
en Slugenblicfe ift all mein ©innen 
unb teufen bei 0ir. Jpier am Xobtenbette 
meiner ©rofemutter, bie mir ben erften ©iitn 
für’S ©bie, ©rofee unb ^eilige im ©ewanbe 
ber Religion beibrad^te, bie |o mand)e8 ©es 
bet gum §immef fcfjicfte für mein ©lüd unb 
2öofjlcrgef)en, ^ier möchte ich fnien mit 0ir 
unb 0ir ewige 0reue fd)wören. — Slber ach! 
fie mürbe mein ©lüd nicbt mehr feben unb 
bören, fte liegt ba falt unb tobt, ©o fterben 
fie babin, bie mich nod) etma lieb buben. — 
O Sina, Sina, and) 0u ©ießeicbt, wirft auch 
Tn mir einft fterben, mir fterben! 0 ©oti! 
id) wiß 0i<h umFlamnteru mit meinen £äns 
ben unb feftbalten mit aller, aller itraft unb 
nie, nie meljr loSlaffen. — ßtein, nein, 0u 
barfft unb mufet mir nie fterben. — 0er 
0ob ift fo bitter. Unb taufenb ßftal lieber 
ber förperlid^e 0ob, als ber Xob unferer 
Siebe. — Slbieu, Sina! mein Seben, mein 
SIfleS." — 

„©ben erhalte ich 0ein garteS buftigeS unb 
ach fo lieber 53riefchen. — ©ie banfe ich 0ir 
für biefen ©traf)l in bie ßtacbt meines ein= 
förmigen SebenS, für biefen ©überglodeitton, 
biefeS heimatlich traute ©eläute für einen 
Wenigen, ber auf ber £aibe irrt unb ficfi 
nic^t mehr guredE)t gu ftnben weife. — 0, ich 
banfe 0ir mit ber 4bräne meines 9lugeS 
unb bem s PulSfd)lag meines gitternben £ers 
jenS, ich banfe 0ir für biefen ©rufe auS ber 
gerne mit jeber gafer, mit jebem &tom, mit 
jebem 0§eil meines förperlicben unb geiftigen 
©einS: 

3u giifeen 0ir, baS £aupt auf 0einem £uie, 
Tu l)olbe ßftaib! mie meilte id) fo gern! 
3u meinem Sieb marft 0u bie ßftelobie; 
ßtun ift oerfiegt ber Queß ber s $oefie, 
0enn 0u bift fern! 

©S ift mein Seben leere ©djaale nur, 

Tod) 0eine Siebe ift ibr füfeer jtern. — 
©aS foU mir aß bie ©röfee ber ßtatur! 

©S trauert einfam Ijier 0ein 0roubabour, 
0enn Tu bift fern! 

©in $eimweb überfommt mich mit ©es 
malt; — 

93on meinem £immel fiel ein jeber ©tern. 
0er ßftenfd) ift Ijier, mie feine s 2llpen falt* 
Unb nirgenbS, nirgenbS ftnb’ ich einen §alt, 
0enn 0u bift fern! 

„23or mir liegt bie ftad&t fo unheimlich 
bunfel. 3$ fchaue hinaus auf bie Simmat, 
bie ba^er fliefet träge unb fd)marg. 3^ 
ßtaufchen macht mich §eute erbeben, eS fdjeint 

IS- 


mir fo abnungSooß, fo unbeilfdfjwanger. 
0iefe8 einförmige 0ofen, biefe fc^ioule bunfle 
iJtad^t, biefe fc^njarje, fd^leicpenbe glut^ mit 
ben grellen rotfjen ©treifen, bem 2lbglan$ 
ber otelen Sichter, mein #en gittert, als fä^e 
eS in einen ©piegcl. — SBarum biefer un= 
miberfte^lid^e $ang, au§ allen 93lumen ©ift, 
auS bem £eben nur bie ©c^attenfeiten gu 
fudjen! — 3^ fü^tc mic^ fo allein, fo oers 
roaift, mit bem glüfjcnben 0rang, eine ©eele 
gu fud^en, an bie idj mid^ anfd^lieBen fönnte, 
aber oljne bie gä^igfeit, eine folc^e gu galten, 
gu feffeln. — 3dj Fanb 0id^, ic^ füllte, ba6 
id) 0ir oertrauen fönnte, 0u bift mir not^s 
menbig geroorben, ic^ werbe nie me^r oon 
0ir laffen, ic^ roerbe mid) an 0eine ©o^fen 
^eften unb 0ir folgen immer unb überall 
mit aß meiner ^bantafte, mit ber gangen 
©lut^ meines SBefenS: 

0ie Siebe, bie mir im bergen brennt, 

©ie gleißt bem 33lip, ber burd^ SBolfen ftriclj; 
©ie ber feurige SBlip am girmament, 

©o, Caroline, fo lieb icij 0id^! 

2öie langfam oerfengenb am Fimmel ru^t 
0eS ©übenS glü^enber WittagSbranb, 
ßJteine ©eele gleicht ber oergejrenben ©lut^, 
0er ©onne auf gelbem ffiuftenfanb! 

0ieS ^>erg, baS liebenb 0ein 93ilb umfängt, 
©S lobre unb glü^ unb oerge^re fic^, 

93iS eS langfam gur ffiüfte, gu 9lfd)e oer= 
fengt! 

©o, Caroline, fo lieb ic§ 0ic^! 

„©ie toiffen, ic^ liebe ©ie, ic^ liebe ©ie 
unenbtid). ©S ift nid^t jene p^antaftifebe 
Siebe ooQ poetifc^er 3öuffonen, wie id^ fte 
für ©mma Ijegte. ©S ift etwas 23effereS, 
etwas ©olibereS. 3^ roeiB, roöS id^ an 
3^nen Ijabe, ©ie ergießen mid^, ©ie bilben 
mic^, ©ie rooßen unb fönnen etwas 0üc§tige8 
auS mir machen. 0ie Kräfte in mir, bie fonft 
gügels unb planlos gerfplitterten, ©ie fönnen 
fie fammeln unb orbnen. — fftidfjt mein 
©efüfjl allein, aud^ meinen S3erftanb bilben 
©ie. 0urd) 3§r e Siebe ift meine 3 u f un ft 
bebingt. 35 r ^djtnerg ift mein ©d^merg, 
3^r ©lüd ift mein ©lud/ 

„SBo^l Ijabe ic^ ßtid^ts, was 0ic^ feffeln 
fann, id) weife eS, fftidfjts als ein |)erg, baS 
nur für 0id) fd^lägt, baS an 0ir bangt mit 
unwanbelbarer treue. — 3$ bin arm, 
baS Äoftbarfte, was id) ^abe, ift bie 3*it unb 
glaube mir, feit id) 0icb fenne, bube idf) 
nod^ feinen 0ag ©erlebt, oon bem icb nicht 
einige $rit auSfdbliefelidb 0ir gewibmet butte. 
3d) möchte 0ir meine Siebe, meine 0anfbars 
feit begeugen für äße bie ßtiefenopfer, bie 
0u mir fd)on gebracht. — ^d) bürfte nach 
einer ©elegenbeit, 0ir gu geigen, was 0u 
mir bift.* 

0 leg ben ©cbmucf auS 0einem ^)aar, 
0ie perlen weg unb ©belftein’, 

Unb biefe ©pangen, wirf fie b*u, 

©eil ich ® ll ‘ möchte fein. 


Digitized by 


Google 




271 


©ie fd&mer$t eS mid&, roenn im ©alon 
tir i^oren ihren ©eiljraucb fkeun; 
tein Säbeln bricht mir bann ba8 £er$, 
©eil ich SMr SHIeS mochte fein. 

tu ragft auS ber ©cfpielen ©<baar 
©o hoch ^eroor; fte flnb fo Hein, 
tie tir befreuubet, gieb fte auf, 

©eil ich Dir MeS mochte fein. 


©aS liebft tu deinen trüber fo 
Unb all bie deinen? 2ina, nein, 
tu barffl nicht; — ich beneibe fte, 
©eil idj tir StleS möchte fein. 

0 roarft tu arm unb heimatlos, 
Sßernjaift, roie ich, roie ich allein; — 
©ie roär’ idb reich unb glücflicb bann, 
©eil ich tir SllleS bürfte fein! 


(©cblug folgt.) 


^ersäufter t. 

3<b liebe bidh nicht, mein einziges Äinb, 

9Beil mich beine ©liefe beglütfen, 

SRodh weil beine Slugen fo lieblich flnb 
Unb alle 9tei$e bicb fdhmücfen; — 

3<b liebe Sich nic^t um ben fügen ßug, 

SRocb um bein feuriges Sieben; — 

3<b liebe bicb, weil ich bicb lieben mug 
ÜRit all meines §er$enS trieben! 

Unb wenn bu mich ^agtefl bis auf ben tob 
Unb trad^tetefl, mich ju oerberben, — 

ÜRit ber jebrenben glamme, bi* in mir lo|t — 
3<b mügte bicb lieben unb fterben! 


p. paber. 


Erinnerung 


3Bie ein tyü eS ffietterleudbten 
SRingS bureblo^t bie ftiüe Ütadbt, 

SBie ein ©cbein auS tränenfeuchten, 
DunKen Slugen blifcenb lad)*, 

©ebtoebfi bu flrablenb auS bem ©dbooge 
Der oerfunfnen 3eit empor, 

ÜBebfl ber aWenfc^^ett bunte Soofe 
Sädjelnb ein in beinen glor, 


üBölbfi auS näcbt'ger ületberbläue 
Deines tfjroneS ©albacbin, 

Drin beS ©lücfeS unb ber treue 
©inft erfe^nte ©terne jie^n — —. 

2tn ben ©tufen fnien Oeflalten, 
©etenb für bie fünft’ge 3 e i* : 

Den ©efdjlecbtern $u erhalten 
©inn für SRecbt unb ÜRcnf<bli<bfeü- 


Unb mit trautem SlnbacbtSmorte 
$ebrer Dichtung geflgcfang 
2Bie auS ferner tempelpforte 
ÜRabnenb in mein Seben brang. 


ttto $4Ut t. 


Digitized by ^.ooQie 




272 


-a 

Pie ^afbmül^re. 

63 raufet bcr ©a<b, oon garren, jartcm glieber 
®ar füß umfofi mit traulichem ©enecf, 

©lauglöcfcben täfeln fcbelmifeb, ^in unb mieber 
üRa3tieb<ben auch au3 grünem @ra3oerfiecf. 

©ein muntrer Sauf mirb träger nun, e3 flimmert 
Dureb’3 bunfle 2aub bie 5ttühle, mo er jefct 
§ernieber jteb auf'3 SRab ftürjt, roh gewimmert 
Unb gra3ummu<bert, grün mit 2ftoo3 burebfefct. 

®ebämpft burtb'3 ©lattroerf fpielt auf litten Jöänben 
De3 fc^lic^ten ©au’3 ber golbne ©onnenfebein 
Unb ©turnen, treu gepflegt oon lieben £>änben, 

Jpolbgrüßenb nt den fte oom genfterlein. 

Jöalbeinfamfeit, mie bcine3 $erjen3 Soeben, 

Dönt bureb bie ©rille nur be3 2ttüblmerf3 iaft, 

©om Äräfyenfcfyrei nur manchmal unterbrodben, 

§ertönenb bort oom gelfen milb unß naeft. 

Do<b grüßt oon broben in ba3 ^olbe ©Beben 
Die graue ©urg fo emft unb friH ^erab, 

5113 febmiege fanft an’3 ^eitre, fro^e Seben 
©ich ber ©ebanfe an an lob unb ®rab. 

Da trübt fein finftrer ©eift bie ©eligfeiten, 

Jparmonifcb mebt ftcb 6in3 in'3 Slnbre jart, 

Unb ©ang unb Älang au3 fernen frönen 
3Kifdbt ft<b mit lieblich fyoibtx ©egenroart. 

©in ©änfdben minft im fühlen 9?ußbaumf (batten, 

3ur SRube labenb, füßer Träumerei, 

Dort führt bureb fanftgefcbroedte ©lumenmatten 
3um ©Balbreoier ein ftiHer ©Beg oorbei. 

3hwi folgt mein ©lief bi3 bahin, mo entfdhroinbenb 
3m ©Balbesfcbooß, ber bunfel auf ihn nimmt, 

©r fteil unb fteiler bann fi<b aufroärt3 roinbenb 
Durch Dorngeftrüpp empor $ur gefte flimmt. 

Dann benf 1 idh roobl, mie medbfetooü ba3 Scben 
©idh halb bureb £aine, halb bureb ©ilbniß fcblingt 
Unb füße ©tlber — längft entfebmunbne — febmeben 
Um meinen ®eift h^ n 9 au ^ n ^ traumbefebmingt. 

©ie ftnb bahin! — für immer, acb, gefebieben, 

Äaum lätbelnb mir ben ®ruß auf öbe ©ahn — — 

©Balbmüble, ach, au<b beinern ®otte3friebcn 
Darf ich mich nur oorüberjiehenb nahn! — 

_ &. Pieneo. 


tf-» 


Digitized by (^.ooQie 





273 


cSie&esmärdjen. 

91(3 id) jum erften 2Ral bich fah — 

Du fchienft mir anberS, ad), al3 ade grauen, 

Du fchienft mir traut unb längft bcfannt — 

Da ionnt 1 ich bir fogleid) oertrauen. 

Dann fah id) tief in'3 Äuge bir, 

dRugt 1 an ein (jatboergeffneS dRärd^en benfen, 

Dod) magt 1 id) jagen dRutheS faum, 

3ln feinen ©ann mich $u oerfcnfen. — 

dRir mar, a(3 f)ätt' id) nur geträumt, 

3Ba$ ich erlebt bie bangen, langen ^afjre, 

%d) mär 1 nid)t ich, ich mär' ber ©rinj 
Unb ftünb an einer gülbnen ©aljre, 

Darauf, oon SRofenbuft umhaucht, 

(Sin Ijolbeö SBeib, Dornrö3djen, fchlafumfangen, 

Dem dRorgen füg entgegenträumt 1 , 

3lm Jperjcn fnofpenbeS ©erlangen. — 

dRidj jog'3 mit fe^nenber @emalt — 

@h’ ich'3 gebaut, ba mar e3 fdjon gef^en: 

Du fdjlugft bie (jeden Äugen auf 
Unb fafjft mich flehenb oor bir fiefjen. 

dtoch mädjt’ger bin ich nun gebannt 
3n beineS 3 au & cr 3 mächtige ©efehle; 
dRid) h at ber Äug oermanbelt ganj — 

Dein bin ich, bein mit Seih unb Seele. 

_ £ta*Uf«u$ jitVL 


'ipdjte am ^(jeitt. 

Selige $Rädjte am SRfjeineöftranb, Dranfen un3 ju mit fcfyclmifdjem ©lief, 

Suftig bie ©ectyer erflangen, ©praßen mit lädjelnbem dRuitbe 

Sieber ber Siebe, Sieber be3 ®lücf3 93icl oon ber Ärone, ber Seper, bie tief 

SRljeinifdje dRäbcl un3 fangen; SRu^ten auf r^einifd^em ®runbe; 

Äugen, bie blifcten fo flar unb fo treu Unb fo fanb un3 in glücflidjem Ärei3, 

Äbenb3 im fronen Sereine, grei oon ben nüchternen ©orgen, 

SBenn mir in Sauben, rebenumfränjt Unter ben SRebengeminbcn bc3 3^^cinö 
©agen beim monblichen ©d)einc; Oft noch ^ cr bämmernbe dRorgen. 

SRecfifche ©Borte, finniger ©d)er$ Selige Mächte am 9th^ine3ftranb, 

glogen in traulichem Äofen, Dagc ber Siebe, ber Sieber — 

3ierlich umflochten ben ©olbpofal Äd), bie feligen Dage oon einft, 

Weitere dRäbchen mit SRofen, Zimmer lehren jle mieber! 

_ ?. Ple^f. 

- $3 


Digitized by ^.ooQie 




274 


^tüfjfing in ^i6ur. 

Sommerblumen in grüblingälüften, 

®unfle ©rotten in frifebem gior, 

SJtarmorfäulen auf iempelgvüften, 

Ouellenraufcben unb 2lmfel<bor — 

®üftre ßqpreffen oon Stofen umfloffen: 

@o in ben ©arten oon jiooli, 

Stornier 2cnj, b a f* bu mir erhoffen 
®eine3 2Befen3 ^ocfie! 

£in ftarb ber ©lanj ber ©roßen oon @fte 
Unb i^r Sßalaft fteljt oeröbet unb leer, 

®ocb in ben ©ärten ber einfamen Sefte 
©länget oon ©lütten ein roogenbeS SJteer. 

©olbene grüßte im Saube erglühen, 

©olbene Änofpen ftreben in'3 99lau . . . 

Silbern bie raufebenben Srunnen befprüfen 
fiilien unb Stofen unb ©eiteren mit £b au - 

5Bie, überflutbenb ba3 5cl§geftabe, 

Stürmifcb ber Slnjo bort nieberfpringt, 

Seud^tenb im ©etlenfturj ber (SaSfabe, 

Äraftbefeligt unb lufibef^toingt — 

So au<b quillt unb raufd^t es oon 3toeigen, 

SBirft ber grüljting, göttlichen ®rang§, 

©lütten über bie alterSbleidjen 
^runfterraffen ber Stenaiffance. 

Selber bie ©ötterbilber, bie alten, 

§üüt er mit ©üfd^en oon Sorbeer ein, 

Stur oerftoblen b^oor bureb bie Spalten 
©linft iljr oermitterteS SJtarmclgeflein. 

Sängft bracb ibr Sluge, ba§ feclenloS fyofyt, 

©rabcSluft ihre Stiften umtoebt: 

Stiebt brauet bie ©ottbeit fo falte Symbole, 

5Bo felbft ber ®ornbufcb in 93lütbenbranb ftebt. 

©öttlicbcr Obern raufet un3 entgegen, 

©öttlicbe SBei^b^it firnißt un3 im Sinn: 

„ßioig, Statur, ooüjiebt ficb bein Segen, 

Sinfen auch ©ötter unb lempel babin. 

Sppücfet euch 33lumen! ÜJtit 2en$e3gebanfen 
@urer Sorgen ©räber beftreut! 

Sßie um ßqpreffen bie Stofen fidb raufen, 

3Bet<be ber fjrii^ling oon £ibur un3 beut!" 

Johannes ymffc. 


Digitized by ^.ooQie 



275 


«Äell unb bunfcef. 

Älage bcn ©cbmerj, gleidb her 9?acbtigall, 

3|n tiefftcr Verborgenheit, allein, 

Unb juble bte Sug, roie bte 2erd)e ben ©cball, 
Vor aller SBelt jum jpimmel hinein! 

Cie §eil'ge Statur un§ felbg belehrt, 

3Bie fte ba§ Siebt begrüben lägt — 

Unb wenn ba3 Cunfel tmeberfebrt, 

5Bie ft<b ^ er ©<b mcr ä bem Sufen entpregt! 

(S§ geigt bte Sercbe jum Fimmel empor, 

Cie SJtaebtigall bueft geb im tiefgen ©runb — 
Cer ©änger be3 Siebte ben Jnocbgug erfor, 
Ca3 Cunfel bannet $u jeglicher ©tunbM 


üu*uß $Ubtxfttin. 


J> e 0 n f u dj t 

I. 


Mcb, l>ätf icfy glügel, empor ju giebn, 
grei o^ne 3^9^ burcb’3 Mil ju $iebn, 

3u litten gernen roie SBolfenjug, 

Mn taufenb ©fernen oorbei im glug! 


Muf golbner gägrte jum ffieltenlicbt — 
Cb c3 mir Härte mein trüb ©eftcfyt? 

Cb geb im Seuchen be§ ©onnenballS 
Cie gfätlgel jeigten be3 einigen Mll3? 


®ern, fönnt 1 icb tagen bie Ceutung ganj, 
JBoUf icb erblagen in tyrem ©lan$. 


II. 


Cie SRacbt ig gill unb bunfel, 
Mm §immel glänjt fein ©tern, 
Unb febroarje SBolfen b^ten 
Cen 9Jtonb, ben flaren, fern. 

(Sin nächtig gilteS Cunfel 
Umfängt auch mein ©emütb, 
$n bem nur beige ©ebnfuebt 
Ungillbar poebt unb glü^t. 


©ebnfuebt nach einem grieben, 
Cer nur in Cräumen roebt, 
©ebnfuebt nach einem ®lücfe, 
Ca§ nicht auf (Srbcn lebt. 

©ebnfuebt nach einer Siebe, 
ffiie fte ttodb nie entbrannt, 
©ebnfuebt na<b einer §eimat 
3m begeren Vaterlanb. . . . 


Cie 9tacbt ig giU unb bunfel, 
Mm £>immel glänjt fein ©tern, 
Unb febmarje ©ebatten galten 
SJtir jebe Hoffnung fern. 


Digitized by ^.ooQie 




276 


III. 

©S rauftet bic ffiette $um gelfenranb, 

Sie flüftert fo flagenb unb leife 
©om fernen, oom leuebtenben 3 a uberlanb 
Die alte, fefptfücfytige 2ßeife. 

O ftnge, o fünbe oom feligen ©tranb, 

Du baft i^n geflaut unb idj roeile gebannt, 

Du baft i^m befpült ben frpftaßbeüeit ©anb, 

O SBeüe, auf flut^enber Steife! 

O finge oom glänjenben Himmelsblau, 

©on Stützen unb roonnigen Düften, 

©on fliegenben ©kffern fo flar unb lau, 

©on fofenben, fcfymeicbelnben Süften. 

O fünbe oom funfelnben SJtorgentbau, 

©om fonnigen ©lauje auf glur unb Slu, 

Unb oon ber erträumten blonbfocfigen grau. 

Dort toanbelnb auf blumigen Driften! 

O fönnt' icb fie febauen, o fönnf icb b* n f° r f 
Die Sirme mit glügeln oertaufeben! 

O fönnt* icb am grünen, am blübenben Ort 
Den Ouellen, bem Vogelfang laufeben! 

Doch acb! nur mein H er ä* mein ®ebanfe roeilt bort; 
3>cb ftfce ooß ©ebnfuebt am felfigen ©orb 
Unb finne umfonft auf baS löfenbe 2Sort 
Unb laufebe bem Stiefeln unb Staufeben. 


Sag beS ©ebnenS eitle Klagen, 
Sag, eS bleibt bo<b unerfüllt, 

©iS bie ©tunbe auSgefcbtagen, 

©iS nach biefen ©rbentagen 
»ueb bein Draumbilb ficb entbüßt. 

Äcine Stofe blübt blieben, 

Die niebt febarfe Dornen trägt; 
SJtenfcbcnberj fennt feinen grieben, 
Äeine Suft ift ibm befc^iebcti. 

Die nicht ©itterfeiten b ß gt. 


IY. 

Slber auS erhabnen gernen 
SSinft ein feligeS ©efebief — 

Sflugt bu l)i ß r ©ntfagung lernen, 

Stiebte ju ben golbnen ©ternen 
©läubig b°ffenb beinen ©lief. 

Dort oerfiegen beine Db v ^ nen ^ 
©ebroinben Steue, ©ram unb ©ebulb; 
Dort erfüllt ficb aß bein ©ebnen, 

$lll bein SBünfcben, aß bein üBäbnen — 
Harre, Ijarre in ©ebulb! 

- <JUrf jtourab. 


% a dj t s. 


©turmgebrauS umtojt baS H au ^ 

Saut an'S genfter flopft ber Stegen, 
©lifce fprübn, ber Donner fraebt — 
SBilb in biefer roilben Stacbt 
$ocbt mein H cr S tn b^6 cn ©cblägen. 


Sieb, aßein! — Du ©türm ber $ein, 
gliebe mit ben Ungeroittern! . . . 

©tiße braugen, ©terne glübn, 

©tifce nur noch ferne fprübn — 

Doch mein H er $ mu 6 &ang Derjittern. . . 

_ f beobar JCenueßerg. 


Digitized by 


Google 




277 


■-fl; 

Pas fjödjfte g>iM. 

DaS ©lücf! — fctyon feit ber Äinb^cit Dagert 

$ab icfy'S gefugt mit fjcifjer ©efynfucht ©lutfy, 

2>om Fimmel felber roollt' id^’ö niebertragen, 

©rfämpfen roollf id) e3 mit feftem 3Jtutf). 

3d? mahnte halb, ba3 ©lücf fei fd)on gefunbcn, 

3n frommem Gifer mar mein §er$ erglüht 
Unb fudjte ©ott in roeifyeooQen ©tunben, 

Unb bod)! — mir mar ba3 ©lücf noch nicht erblüht. 

Dann ftanb ich bebenb an ber SBa^r^eit ©chroellc, 

3ttein ©lüdfoerlangen roieö fte rau!) $urücf, 

Unb burftig tränt id) au3 ber Schönheit Ouelle, 

Umfonft! — aud) ^ier nid)t ba3 erträumte ©löcf! 

fucht 1 & in ber greunbfehaft, in ber Siebe, 

Unb taufenb Opfer fyab' ich i^rn gebraut, 

Doch immer roar’3, als ob ein ffiunfeh noch bliebe, 

Unb nimmer roar'S baS ©tücf, baS ich gebaut.- 

dlad) mancher Däufchung lehrte mich baS Seben: 

Da$ fjöcbfte ©tücf, baS einzig ift unb rein, 

3ft nur — fi d) felbftoergeffen ^injugeben, 

3P — ©inem Oftenfcben 5tUe§, 9We3 fein! 

_ $f (t QtTUtL 


^ i n t e 1 5 i f 5. 

Die ©interfonne blieft burd) SHebelflor 
©ie eine matte golbne Scheibe uor. 

©3 ragt, ummoben oon beS Hebels ©rau, 

9tm ©albeSranb empor ein alter Sau. 

Der Sftebel ftreitet mit bem ©onnenfdjein 
Um baS ©e^öft: roer mirb ber ©ieger fein? 

©3 lugt im Ofien fchon mit bleichem Sicht 
Der -äftonb ^eroor, ob feine 3*1* noch nicht? 

Scrjaubern roill jum Draumgebichte ganj 
©r ©alb unb £of mit bleichem ©ilberglanj, 

3u einem üftärchen, roie'S in ftitler iftacht 
©in 'Dichter mo^l in hebern Draum erbad)t. 

$m(i $*fa«dL 


es-—---äs 


Digitized by ^.ooQie 




278 


a ---* 


Pas §fücfi im ‘Soöe. 

SRacb bcm ©üben bin id) ^ergefommen, 

Ob oielleicbt bie Sruft, bie franfe, b e ^ c > 

$lber alle £ilfe miU nicht frommen, 

Ob id) auc| fdjon oiele ffioeben roeilc. 

Son bem blauen Üttecre meben milbe 
2Jtir entgegen ero'ge ©onnenlüfte, 

Um mich bauten fü6 e SRofenbüfte, 

Halmen roiegen ftcb im 3 öu & e r&ilbe. 

®ocb mich bannt mein ©inn 
3n bie gerne bin; 

Oie ©ebanfen fmb im falten SKorben; 

Söeilen immerbar 
SBo ich glüeflieb mar — 

Sich, ma3 ift au§ meinem ©lücf geroorben! 

Sin ein Sänger, ^od^gce^rt geroefen, 

©tanb ein gürft in ftoljer löne Sftaufcben: 

©ab ju güßen £aufenbe erlefen 

5lu§ ben Seften meiner ©timme laufeben. 

2lu3 ben klugen oieler frönen grauen, 

5Benn icb fpielte, fab icb £b™ nen P' e 6 cn ^ 

Ourfte aller b<>b e ®unft genießen, 
tyx Entjücfen, ihre SBonne febauen — 

Oa in ftoljer Suft 
©prang entjroei bie Srufi 
Unb für immer muß bie ©timme febroeigen. 

$lu3 ber groben §cer 
Äeiner mag fleh mehr 
2Jteine§ ©cbmerjeS mabren Oönen neigen. 

O unb boeb b«t mich ein £er$ oerfianben, 

2113 icb fömieg in ber Serjroeiflung Sangen, 

Seife fühlten mir in SiebeSbanben 
Unfern tobeSmatten ©inn gefangen. 

®enn icb f°b au f *b ren bleichen Jöangen, 

3>n ben Slicfen, in ben innig roarmen, 

5Babre§ gürten, inniges Erbarmen 
Unb ber Siebe b^ÜQ^ Serlangen. 

Unferm Sunbe ift 
Äurjer ©tunben grift — 

9lcb mir beibe miffen e3 — gegeben. 

Oocb be§ ^ßriefterS #anb 
Änüpft ber Siebe Sanb 
9iocb jufammen für ein em’geS Seben. 

Unb icb füble * n ^ er @tunbe 

Oiefe ©eligfeit in meinem Jperjcn, 

Ob u bicb auf, bu faum oemarbte JBunbe! 

Ströme, Slut! 3$ füble feine ©<bmcr$en! 

iS- 


Digitized by C^OOQie 



279 


£-äi 

Schöner als in feigem 2flittag3prangen 
®lül)t bie 2lbenbfonne auf im Scheiben, 

©urpurgolben leuchtet fte uns ©eiben 
3 u ber ©rautnadht, ju ber einig taugen, 
jpimntel glüht unb Sec, 

2 öie non Sufi unb 28ef> 

®e^n in frönen unfre klugen über. 

Sftahc, füge fRac^t! 

©h ber $ag ermaßt, 

Sräumen mir in jene $Belt hinüber. 

_ jtnrf fetßfer. 


'gbdj Sonnenuntergang. 

Die Sonne ift im 2öcfi oerfunfen, 

3 n büftrer iRöt^e flammt bnS JpinunetSjelt; 

®enug beS SidjtS ^aft bu getarnten, 

9iun träume mieber, frühlingsjunge Sßelt! 

3m Dunfel reift nur, maS baS Sicht erroeeft, 

ÜJtit Dunfcl ift ber ©ottfyeit 3Beg Bebeeft. 

3 n Nichts ift att mein ©lüdf jerftoffen 

Unb nur ©rinnrung blieb, — ad), gtü^er Sd^merj; 

®enug beS ©tücfS fyaft bu genoffen, 

9Run bulbe roieber, fehnfuchtSooUeS £>erj! 

3n Sd^merjen reift nur, roaS baS @(ücf ermeeft, 

9flit Tuntel ift ber ©otttjeit 3Beg Bebeeft. 

garf fugen mtbt. 


<£ i n f dj a u. 

So ftiQ bie fRad^t! ©3 fchläft bie SBelt, 

2lm §immel leuchten bie Sterne — 

3Bie |aft bu mir fonft baS £er$ gefchmellt, 

Du unermeßliche gerne! 

Da 30 g mich hinaus, ohne 3^ unb ©a^l, 

©in heimliches, mächtiges Sehnen: 

3n lagen beS ©lücfeS brangooUe Qual 
Unb unoerftanbene Ih r ^ ncn * 

Unb nun! 3Bie fo munfchtoS ftill bie ©ruft! 

©on all 1 bem $offen unb Sieben, 

©on fehnenber ©ein unb fetiger Sufi, 

9Jtein $crj, maS ift bir geblieben? 

_ 3 *. yra*. 


fe-» 


Digitized by ^.ooQie 





280 


»-ft 

316 e n 5 [ i c t>. 


Et roebt ber 2lbenb leife 
®er Stofen ^radht im Greife 
Turch lichter ^immeltroolfen glaum, 
Unb wie in Sd)laf nerfunfen, 

Umblifct oon golbnen gunfen, 

Se6t roonnetntnfen Sufch unb Saum. 

©ie buftet ftarf ber ^lieber 
Som na^en ffiad hrrnieber, 

©o längfl ber Sänger i?ieb oerfdmH, 
Unb hoch am Fimmel funfeit, 

Som ©olfenflor oerbuitfelt, 

2>et TOonbet Scheibe touitberooll. 


t 3)u laufd)ft bem ©locfenläuten 
Unb fannft et nimmer beuten, 
S>at eitblot in bie 5 ernc Jteht 
9Iut bichter ©ipfel Ratten 
$örft fchmetternb bu erfüllen 
*Sct Sproffcrt lebtet 9lbenblicb, 
i 

Schon fiehft bu Sterne blinfeu 
I Unb lautlos mufct bu fmfen 
^lubetenb nieber auf bat Änie, 
Unb bu fühlft roonnetrunfen, 
©ie bein ©emüth oerfunfen 
%\\ roeiheoode Soefte. 


®u hörfl bet Sadjt ©eriefel, 

®er über blanfe Wiefel 
Sich fd)längelt in beit ©iefettgrunb, 
Unb ringt auf allen ^fabelt 
£>ebt ftch ber feud^te Schmähen 
$n feierlicher 9lbeubflunb'! 


$u Ftopfenb #erj, o träume, 

Seim Häufchen ftoljer Säume, 

Sou Jagen, roelche längfl entfloh«, 
Sann ftreut in ftiHer ©eife 
Set Schlummert Römer leife 
Schmerjftiüenb auf bein^aupt berHftohn. 

«jfcinriif Seife, 



Kurse Erzählungen. ^on E. v.Dinek- 
lage. 3 meite Auflage, (l'eipjig, E5eorg9}teger.) 
Sie befannte ScbriftfteUeriit, bemi ^ilbnijz 
bem Suche beigefügt ift, zeigt in beit einzelnen 
Erzählungen — et finb jroölf 51 t einem 
Säitbchen tufammengereiht — ihr epijehet 
Talent uno ihre jtcnntmft non ?anb unb 
Leuten in 9?orbbeutfchlaub, Italien unb im 
hintermälblerifchen Dtovbamerifa. liefgeheitbe 
„Probleme", ]X> \ t p lc oon ntaitcber geftrengen 
Seite aut für jebe Erzählung geioün|d)t 
merben, birgt eigentlich feilte berfelben. Et 
lieft fich 2luet fel)r glatt. „Rate Starlingt 
Srautfchafe" erfd)ieit unt etroat nnftar ge= 
fajjt unb phantaftifch gefchmitcft, bie £anb= 
litng nicht fo recht natürlich, obtnohl bie 
Eharafteriftif einzelner 'Jterfonen gut ift. 
giir bie bcfteit Erzählungen holten mir „Sie 
golbene tfijebeth" unb „Spübett unb briiben". 
9luf norbbeutfehem Ehrunb unb Soben rour* 


Zelt bie Serfafferiu mit EHücf, unb mir 
iüiinfchten mehr oon ber $Irt bet £efctges 
nannten non ihr zu hören. 

Hugo Rheinländer. 

Mary und Marietta. Eine DloneÜe 
00 m ?ugatter See. Sott Ernst Pasque. 
(Srctben unb Leipzig, ‘Pierfon, 1889.) Eine 
oennöhnte englifcbe Erbin, bie tniber ihren 
SBillen einen oerfttöcherten älteren ?orb hei= 
rathett foU, oerliebt [ich auf einer Italien* 
Steife (etmat plöplidj) in einen hübfehen 
italienischen pferbefnecht. Serfelbe ift be* 
veitt mit einem ^auerttmäbchen feinet 
mattortet oevlobt unb flicht, trofcbem er 
auch bie £iebe ber Englättberiit t)alb nullen* 
lot enniebert, ftch baburch aut bem Eonflicte 
Zu gieren, ba& er ftch fchneU mit ber erften 
Sraut nermählt. Sftarp ^eirat^et in 

halber Serzioeiflung unb in hol&cnt Srofce 


a 


Digitized by ^.ooQie 






281 


ben alten 2orb. fftacb einem trifft fie 

mit ber Söittroe OnricoS auf beffen Okabe 
jufammen. Or, ber pferbefneebt # l>at ben 
inneren tfampf nicht $u ertragen oermoebt. 
Sie Omanerinnen oerfobnen fid). — 91id)t 
ohne Okfcbicf ift bie ftabel erbaut, bie §anb* 
lung geführt; bie ©ebilberung ber ©eelem 
fämpfe ift roafjr. Safe Ornft paSque bie 
herrliche lacbenbe OJegenb am ?uganer ©ee 
gum Crte ber $anblung feiner wooetle ge= 
roäblt ^at, gereicht ber Sid)tung auch äußer* 
üd) gum «Ortzeit. Hng0 Rheinländer. 

Ger und Howa. Oin PiermptbuS. Pon 
Engelbert Albrecht. (töegenSburg, 21. 
OoppenratbS Oornm.* Verlag, 1888.) ©id) 
fritifcb über ein Orgeugniß poetifd^en OkifteS, 
baS al§ folcbeS nicht gelten fann, etngebenb 
gu oerbreiten, möchte beim benfenben H>iibli= 
fum ben ©djein erroeefen, als rooöe man 
feine „Fritifc^e ^raft" an Unrechter ©teile 


erproben. Äurg gefaxt. SBir galten ben 
Perfaffer nicht für unbegabt — aber eine 
oerfificirte SiebeSgefcbicbte groeier „Alfen un= 
fereS PaterlanbeS", bie fcbließlid) gu Pier 
roerben (!!) — fo f>abe icf) ben »erroorrenen, 
pbantaftifdjen Snbölt ber „Sichtung" Der* 
ftanben — baS ift fein poetifdjer Porrourf. 
Unb bie poetifebe Pebanblung?! Pon ber 
©cbrecflicf)feit ber AuSbrücfe, ber Silber u. f. ro. 
einige groben: „beS PufenS ftreng DerbiiHte 
^onen", „beS 2eibeS fiißeS Okbeimnife er* 
rötbenb quillt beroor" (!!), man „bricht ftüffe 
raie Trauben", „2öir pilgern nach Italien; 
3br trüber, ba giebt’S Oulalien", „an bie 
©eele Ffopft’ö mit (eifern ©ogenprall". Unb 
bie Dielen gragegeicben! Wan möchte fie alle 
in ein§ oereintgen unb bieS oor bie „Siebt* 
uug" fepen. Alio Diel mehr in 3udjt nehmen, 
$err Älbrecbt, für bie 3ufunft! SaS Por* 
liegertbe ift nüftte! Hag0 Rhein iä n der. 


Ütrlanf 

beS in 9tr. 1 bicfeS ftaljrgangS erlaffetten ißreiSau8fd)reiben§ für 


& e&icfyte. 


3« uuferem lebhaften Skibroefen ift, nach einstimmigem Urteil ber Herren Preis* 
riebter, nid)t ein citf$tße£ Okbid)t beS preifeS" für roürbig erachtet roorbett. Sroß ber 
287 Oinfenbungen (mit circa 600 (Schichten!) bat Heb unter benfelbcn etroaS mabrbaft 
PorgüglicbeS ntebt gefunben unb faum fonnten — als im (Saitjen relatio gut — 10 (Se* 
biebte gum Abbrncf beftimmt roerben, bie im „Prieffcbalter" btefer Kummer als „äuge- 
nontmen" begeiebnet finb. OS ift eine für uns gerabegu unerflärlicbe Orfdjeinung. baß ber 
SurcbfcbnittSroertb ber PeroerbungSarbeiten gum preiSauSfcbreiben gang beträchtlich hinter 
bem ber geroöbnlicben Oinfenbnngen guriicfbleibt, roäbreub mir hoch füglich gu ber Annahme 
berechtigt gu fein glaubten, baß Jeber baS Pefte, nicht aber ben Ausjdjuß feiner poetifd^en 
©cböpfungen behufs Orlatigung eines preifeS einreichen roerbe; fo fdnieb benn auch einer 
unferer Herren Preisrichter: „3ebe einzige Kummer beS „Sid)tcrbeim" enthält DoQroicbtigere 
Stiftungen, als bie Ooncurreitg gu Sage geförbert." OS ift in ber Sbat unglaublich, mit 
roeicben troftlofen ©tümpereien gum Sbeil man eS geroagt bat, um bie palme beS ©iegeS 
gu ftreiten. 

Sa mir nun bebauerlicbermeife nur fo geringes $erftänbni& für unfere beiben lebten 
PreiSauSfcbreiben gefunben ba^n, fo roerben roir in einen gang anberen $ßeg ein* 

fcblagen, um roabrbaft bebeutenbe 2eiftungen burdj einen preis auSgugeicbnen, unb gniar in 
ber SBcife, bafe ein prciSricbtercoUegitun nach Peenbigung eines 3 a b r QöngeS eine geroiffe 
2lngabl ber beften in bemfelben erfebienenen (Mebicbte gur preisfrönung befttmmt; bamit ift 
eine PreiSoertbeilung unter allen Umftänben gefiebert unb roir roerben bereits oom 11.3abr= 
gange ab in biefer 28eife oerfabren. 

3u Ormangelung preiSroürbiger Oebicbte höben roir bie für bie ©ebidjte auSgc= 
festen oOO Warf folgenbermapen gu ©cbenfungen oerroanbt unb bereits auSgegablt: 

100 Warf ber Seutfcben ©cbtflerftiftung in 28eimar, 

100 Warf ber penfionS= unb ©ittroenfaffe beS „Seutfcben ©cbriftftellers 
PerbaubeS* unb 

100 Warf ber 2ßittroen= unb SBaifenfaffe beS „Allgemeinen Seutfcben 
PucbbanblungS^OebilfemPerbanbcS". 

Sen ^od^Dere^vteit Herren Preisrichtern fprecbnt roir auch an biefer ©teile unfern oer= 
biublicbften Sauf für bie freunblicbft übernommene Wiiberoaltuug aus unb bemerfen fcbliefe= 
lieb, bap roir oermntblicb in einer ber näcbften dummem auch über baS Orgebnifi uitfereS 
preiSauSfcbreibenS für $reuiKet0tt£ it'erben berichten fönnen. 


predben-^triefen. 


SHcbacticn unb ^erlag^atibluttg bei 
ff S5eutfcften ^ic^tcr^eim". 


Digitized by ^.ooQle 




282 



Dr. S. S. in B—-n. Antroortlich 3^ rer 
Anfrage fönncn mir 3 hwn bic ocrbürgtc 
fDiittheilung machen, baß ber Antrag auf 
AuSfdjluß oeS §errn grangoä auS bem £cut= 
feiert 0chriftftefler=Bevbanbe bereits einge* 
reicht ifl. 

M. H. in B —n. Qie oor Chrfcheinett ber 
oorigen Kummer gur brieflichen Beurteilung 
eiiigefanbten $ebid)te merben natürlich noch 
birecte Beantroortung finben, nur müfjen 
roir um clroaS ®ebulb bitten. 

H. R. in S—t. 0ie fragen, roeldjc Art 
oon Beiträgen mir beoorgugen: mit ber 
größten 0 fepfi$ begegnen mir lt)iifcbcn Cmi- 
fenbungen, ba h^r feiten 9teueS unb <3clbft- 
ftänbigcS gefchajfen roirb; roeit erraiinfehter 
finb unö Baflaben unb ergählenbc Xicht; 
ungen; am miurommenften finb uns aber 
©rofa 5 Auffäfce Iitterarijchen unb littcrar* 
hiftorifchen 3 u l)altS, ba an iolchnt äußerft 
feiten einmal Ueberfluß oorhanben ift. 

C. P. in W—eh. greunblidien Xanf für 
3 hre Berichtigung; mir meinten bei Siebers 
gäbe ber Anefbote oom „XreSbner Aber" im 
Briefjchalter ooriger Kummer natürlich tfaifer 
WatthiaS; bie Angabe beS WamenS ÜJtajris 
milian beruht auf einem (Schreibfehler. 

Dr. A. F. in B —n „(hilft oon (Stern- 
horft" (SeitereS bemnächft brieflich!); H. G. 
in B — n einen ber „0priiche"; Ö. W. in 
M—au „Xer Frühling flopft an" (berartige 
Bilber auS bem ooüen Sehen Hub unS ftetS 
befonberS angenehm; H. I. lebt in München!); 
©ring R. in B-n „XaS neue 2öort"; A. H. 
in D — n „Bergänglid)feit"; F. S. in S— n 
*ChiunerungSfchattenF. K. R. in S—d 
„grühling"; G. S. in W—f „2öarum ich 
flage"; E. H. in Z — a „Bertraue nur"; 
F. G. in B— n „Eheu“ unter bem Xitel 
„Berflungeite feiten"; P.S. in W- r „Einern 
Habchen" (mit einigen Aenberungen); R E. 
in VV—s „Xeja"; A. R. in R~d „tfaifer 
Heinrichs Brautfchau" ; 0. F. in H —g „2UelG 
frieben"; P. M. in L— g „£ier, mo ich fte 
gefüßt"; B. G. in B —n „Xer 3 U 9 ^eS 

(6t$Iu& ber SReboction biefer 


2obeS"; Dr. E. M. in B —n „£üf bidj, 
©au’r, ich fomm’"; G. E. in D-au „An 
bunfler Pforte"; K. W. in L—g „Bcrnarb 
oon Ben'tabour" unb „0ef)nfucht"; K. G. in 
Ch —g „XaS ®lücf im lobe". Ange¬ 
nommen! 

A. R. in R-d; E. P. in —Tn (recht uicb= 
lieh, aber gu beweiben); E. S. in A—n (oer= 
meiben 0ie 0 dhmulft); E. P. in P—n a. W. 
(inhaltlich oerfchmommen, (flechte unb oer* 
brauchte Meinte); A. B. in M—n; L. J. in 
0 —a (formell unb rhpthmifch^mangelhaft); 
T. R. in H-e a. S. (füßlich); M. K. in 0-g 
(bas 0pufhafte tritt gu grell heroor); H.W. 
Pr in W— g (ocrbrand)te 0toffe); E. H. in 
H-f b. P.; 0. M. in S-d; 0. S. in B-tz 
$u trotfen unb lehrhaft); H. P. in T—r; 
. M. in H — g (ermarten gern SeitereS); 
T. M. in N — n (miüfürlicher ©echfel beS 
BerSmaßeS); E.W. in VV—n; W. M. in 0—n; 
VV. A. in V—e (Affonanjen finb feine Meinte; 
befchaffen 0 ie fich gunächft eine „Boetif"); 
E. v. R. in B —n; V. K. in S —au (oers 
fliehen 0 ie fich guerft in einfacheren gormen 
unb meiben 0ie flechte Dteime); B. VV. in 
0—n unb H. F. in R—a (formell mangels 
haft); G. R. in B—n; S. in A.-D—n (laßt 
auf beffere Stiftungen fchließen); C. B. in 
L—f (oiel $u lang); L. M. in W —e; S. B. 
in M—n (oeranlaffeit 0ie bie Ueberfenbung 
eines ^ecenfiouSi^emplarS); F. K. J. in 
Oe—g (abgenüfcte unb fchlechte fWeime, ferner 
glicfsSörter unb ©üben); H. M. G. in K—z; 
M. L. in B—n (Xiction nicht bliihenb genug). 
Dankend abgelehnt! 

A. R. in L-g. Xcr „Briefjchalter" ift 
nid)t ber Ort, um bafelbft Quittungen über 
eingejahlte Betrage auSgufteHen ober ähnliche 
gejdjäftliche Angelegenheiten gu erlebigen. 

E. M. in L-g. 3h 1 ' ^ebiebt enthält gehler 
in Bers unb ßfhpthmnS unb leibet an jteifen 
SBenbuitgeit; anbere 3 c ftf^ r tfteu ;u nennen, 
melche oon uitS abgelehnte $ebid)te gum 
Abbntcf bringen fönnten, unterlaffen mir auS 
leicht erflärlichen (^rünben. 

Kummer: 15. Hflära 1890.) 


dn$afl$D<ri<t(hmg. 

ftfbidjtf oon 3aliui 3tarm, ®. JKobrr, ©tto 3d)tlkf, tj. Dirne», 3toni»lan» Arft, 3. DUM, 3obennf» 
Proflft, Aunnjt 3ilbrr|lrtn. Kart Itonrab, Äbfobor Drnnrbrrq, €lfr Hrrnrt, <?rnfl pionA, Hart Grißlrr, (Jarl <5uqni 
3itjmibt, w. piot} unb hflnrid) üfifr. — An» fjrlnridi Cmtbolb’i 3nqfnbjfit. (9)?it unaebrueften ©ebtdjtcn). 
Bon Kita 3dn»Ubf&. (^rortfe^ung). — ßfldjfrfdjou. — tJerlonf br» Krrisänofdirribrn» flr ®roid)te. - Drlrffdjoltrr. 

gf 3Ua<hbruift nur unter genauer $ueffenftugafte geflnttet. 


©efteüungeit ftnb gu rieten au bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), ©iitfenbuitgen 
an bie Redactlon des „Deutschen Dlchterheim“ in Dresden-Striesen. 3n Gomtniffion: 
Trüb'sche Buchhandlung (A. 0chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 


23-S 

®h<f 5 SRd> acteur unb ©igenthümer: yauf Jöeiuge. 

^ntd sott Sfcrbincub Sfcomafe in 2)rtibau — Kopier non CHeler & Bogel in Scipfio. 


Digitized by ^.ooQie 







Drgnn fiic DidWuinft und &itiR. (Der „Deutzen Didlterfinffe" 19. £nnd.) 

Herausgeber: <$ei«t)e. 


Monatlich ä mal. Preis: 5 JL halbjährl., roraussahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di* 
rect bei der Expedition des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. Mlrs beziehentlich 1. September angenommen. Einseine Nummern k 60 /g. 6 Stück einer Nummer Jf 1,60. 



nr im J»«r|«n Seine £ttu, 

>Sur im &uftn Seine gfüfte; 
§tnr<$tßar brndU bei J.eten» pdjwm, 
Pm idn plant« Je »etfüfctt. 


pt vom Pngtntlidi b«m«i0(rt, 
Pip bi« £eibtufdjaft tntfüßn; 
0» n«n $ofb«t Jittuß tegeifleri, 
Pdn P<müf0 bi« poltet! fpütt; 


$6 btm Qdltg«n p«f<$ftft< 

Per frinnrnng bn bi<$ Wft0t«(i; 

#6 bn, fl ott #*f b«ln« grifft, 

P«ttfl bei« Polt, burdf’« £eßeu feßreiteß; 


ptwa# muß «u* ttitbrtm plant« 
Pa« p«fdföj»f btf plant«« 0<t«n, 
flrna« g«lt« bir al« Plant«; 
P*fr« bip, ft wirf! bn («t«n. 


ptnt im j»«r}«n ftdn« J.eexe, 

3lwr im 3tnf«n tdn« &>iße; 

^unfiftar brndM b«« /«t«n* p<$w«r«, 

Pa« t«in plant« j« »erfüßte. 

SSitytlm p«n|«n. 



Digitized by ^.ooQie 















284 


«- 


H 



3lus j&einxidj cSeutfjofb’s gugenögeit. 

(TOit ungebrucften ©ebichten.) 

Von 3H t a $ u (f $ c . *<~ 

(©chtufi.) 


Mib e8 fam bie 3*it, roo biefe 
grau bic ©belßeinc aus ihren 
’^önen fchroargen gleiten 
roeglegen mu&te, roo bie ar= 
^ men fleinen güßdfjen, bie 
fonfl geroöhnt aeroefen, in roeidje ©alon: 
teppiche einguRnreit, Reh rounb rieten an ben 
Bornen beS SebenS, roo bie fjolje feibenums 
raufdjte ©eßalt mit ben „marmorfchöneu* 
3ügcn nichts mehr roar als eine gebrodene 
grau, heimatlos, freunbloS, oerlaffen, gang 
fo roie eS ber Jichter geroünfcht. 

©ie hatte afleS aufgegeben 11 m feinetroißen. 
3lber ba er fie nun als Seib oon ©ott unb 
Rechts roegen anerfemten foßte, geigte Rcf), 
baß fieutholb ebenfo febr ober noch mehr bte 
glängenbe ©chale geliebt hatte als ben item. 
— ©r freute Rdf>, ben jtampf mit ber ©rißeng 
ohne reifes Vermögen aufgunehmen unb 
oerfcljob bte #eirath immer roieber auf einen 
giinftigeren 3eitpunft, bis es für aßeS gu 
fpät geroorben. 

Jropbem bat biefe grau, in ihrem ©tolg 
unb ihrer 2iebe töbtlicb oerleßt, ihren eigenen 
©dbmerg über bie ihr ju Jh c il geroorbene 
bemüthigcnbe ©teQung uberrounben unb ift 
^eutholb mit ihren eigenen befchränften 2ttib 
teilt fo oft gur ©eite geftanben, als eS nöthig 
roar. — ©in ©ngel an ©anftmuth, h°t R« 
ihn jebergeit getröftet, ihn angeregt, ermutigt 
unb ermahnt, furg ihm bie 2aß beS ÖebenS 
fo gu erleichtern gefudjt, roie nur bie ächte, 
fich jelbft oerleugneube grauenliebe eS oer= 
mag. — ©ie roar fogar ebel genug, ihm 
freie #anb gu taffen für ben gall einer ans 
beren Verbinbung. — aber roaS hätte Seut* 
holb mit ber greiheit anfangen follen, baS 
eigene ©etoifjen ift ein ftrenger Mahner unb 

bann-et beaeifterte Reh roohl noch 

hie unb ba für biefe ober jene grauenerfcheins 
una! ©ine anmutige ©chaufpielerin, ein 
nieolicher ©acfßfch, ja einmal eine intereffante 
VanquierSfrau brauten ihn ooriiberachenb in 
©fftafe. ©r fonnte Reh in biefen Strahlen, 
er lieg Reh oerroöhnen ttnb anRhroärmen! — 
aber baS Sieb ber „fehnfudhtroedfenben 97ad)s 
tigaß" roar längft oerflungen unb bie „roilbe 
tffofe feines Gebens" am ©ntblättem. — ftach 
Jagen, längßenS Soeben rourbe er roieber 
ber alte, fap feinem „Sineli* in bie mübe 
geworbenen, hoch uttoergänglich fdhönen, blauen 
Ulugen unb fagte mit roehmüthigem fächeln, 
aber tiefinnerer ©mpRnbung: „ 3 $ habe fein 
Jalent mehr gur ©he, roentt ober roaS follte 
ich auch heirathen?! Ju raeißt ja bo<h, baß 
aöeS, roaS rein, gut unb ebel in mir ift, oon 
jeher Jir gehört h°t unb eS auch bleiben 


roirb." ©0 hatte Reh biefe einR fo glüljenbe 
Seibenfcfjaft, burch ben groiefachen Äitt ber 
3ahre unb ©eroohnheit, trofc oorübergehenber 
Trübungen, in ruhige Neigung oerroanbelt. 
— Vielleicht trug auch ber Umftanb bagu 
bei, baß ber Jichter eine Jodler hatte. 

3n Vegug auf Seut^oIbS fernere SebenS? 
fchicffale fann ich uur roieberum auf bie 
Vorrebe gu feinen ©ebichten hiuroeifen. 

^n Äüne nur noch bieS: SeutbolbS brei 
Vruber enoeten alle auf oerhängnißooße art. 
3roei beim Militär in 3fterifo unb Sftom er= 
lagen h*imtücfifchcn gieberanfäßen. Jer 
jüngRe unb liebfte, bem ÄaufmannSßanb 
angehörig, rourbe als 22jähriger Jüngling 
in einem VMindhener ©aßhaufe irrthümlichers 
roeife — ber ßftorbangriff roar einem anbem 
oermeint — auf ben Job getrofjen. fieutholb 
hat biefen ©dfRag nie iiberrounben unb mit 
ßfecht oon einem ©chicffalSfatum, baS auf 
feiner gangen gamilie lafie, gefprodhen! — 
3n ben 3 a hr c u 1854 unb 55 roeilte Seutljolb 
in 3talien, bort oerfaßte er bie „Sieber oon 
ber ßfioiera", — 1857 rourbe er burch feinen 
©önner unb greunb ©manuel 0 . ©eibel in 
bie Jichtergefeßfchaft „Itrofobil - gu ßWün= 
chett eingeführt unb gab mit bem ©enannten 
bie „fünf Vüdjer frangöRfcher Sprif" (©tutt* 
gart 18G2) heraus, in benen Reh ©. 0 . ©ei= 
belS garte RimmungSoofle 2prif alücflich mit 
2eutholbS feurig^rouchtiger ©praepe oereinigt. 
1861 — 65 befleibete Seutholb 9Rebacteur8: 
Reßen an größeren 3 e *tungen in München, 
granffurt unb ©tuttgart. — 3m 3ahrc 1866 
lieg er Reh, als feine ©efunbheit bereits 
roanfenb geroorben unb biefer anRrettgenben 
Jhätigfeit nicht mehr geroachfen fchien, baus 
ernb tn ßJtünd^en nicber, Reh ht er theilS mit 
Jh^aterfritifen, ^unRoereinSberichten, foroie 
eigenen litterarifchen Serien befchäftigenb. 
als ^ritifer roar Seutholb oon unbeßethlich 
Rrengem, aber gerechtem Urteil; gleich hoh«u 
V^aRftab, roie an Reh felbß, legte er auch an 
bie Serfe anberer. Jabei roar er oon großer 
Vefcheibenheit unb mit Reh felbß nie gufrie* 
ben. auch brachte er jebem echten Jalent 
neiblofe aufrichtige Verounberung unb roarme 
anerfennung entgegen. 9tur manchmal, wenn 
thatfächlicbe Verfennung unb 3 uril cffehung 
feiner Verfon ober Seiftungen ihn mit ©chmerg 
unb Vitterfeit erfüßten, oermochten ihn folche 
©rfahrungeit gu aeußerungen feiner Witfe, 
roelche man ihm fpäter als „grefle ©elbft= 
befpiegelung" oorroarf, roelche aber nur franf= 
haft überreizte Äunbgebungen beS aßgulang 
oerleugneten, fortgefefct gefränften ©elbßs 
gefühlS beS JidjßerS roaren. 


B- 


J* 


Digitized by 


Google 






285 


3 um ©cfjluf} möchte ich noch einige fleine 
(Eigentbümlicbfeiten beS Richters ermähnen, 
dttan bat ßeutbolb manntgfa^ baS latent 
beS 3 m P roo *r* renä $ugef proeben. — $>em mufj 
idb Ieiber wiber[preßen. — 3 $ erinnere mich, 
als oor langen 3 a b«n b«r S.mprooifator 
Hermann einen VortragSabenb in dftüneben 
gab, bafc man fieutbolb barüber neefte, ob er 
eS ihm wohl gleich 311 Ujun oermöcbte. Cr 
ging auch fofort lacbenb auf ben ©cbeq ein 
unb fing unter bem 3 ubel ber $afelrunbe an: 

„3# ft«d mich ^ier auf baS $obium, 

Unb ich bin nicht halb fo bumm, 

$5a| ich nicht improoifiren fönnte, 

Sofern man mir bie 3*it vergönnte —* 

aber ba fab er auch febon fefi unb würbe 
erfi wieber mobil, als ber äünfilet bie (Se= 
fedfebaft einlub, SReime auf „bewarbt" 31 t 
machen. — 3 <b mar gam flarr über bie 3 « s 
mutbung, auf ein folcb ^äglic^ed Sort auch 
noch Oheime fudhen $u foden. aber Seutbolb, 
ber gern ©taat mit mir gemalt batte, fdjob 
mir fcbleunigft ein Vapierfcbnifcet mit ben 
keimen: besorgt, oerquant k. unter bem 
Xifdb 3U, baS ich pflidbtfcbulbigfi abgeben 
mufete, um bie VreiSprämie, natürlich Vb <> 5 
tograpbie beS VerSfünftlerS, einju^eimfen; 
baS etnjige Wal übrigens, bafe ich rnidfj 
mit fremben gebem, b. b* SeutbolbS geber, 
fcbutücfte. — gür bie diatur b*Ö tc er grobe 
Siebe, oor aflem Ratten baS „enbloS bin* 
wogenbe" dReer unb alle gewaltigen Clemem 
tarerf Meinungen, wieGewitter ober oulfanifcbe 
(Eruptionen, unenblic^en 9fceia für ihn. auch 
bie ©ingoogelconcerte jogen ihn febr an. — 

E ür ade anberu $bie« aber batte er meniß 
iefcbmadf, aufcer bafj er mich fd)on als fleh 
neS $)ina in bie Menagerie führte, um ben 
ßöwen, Königstiger unb Panther ju bewun* 
bem. 5Die Vantberfiubien bat er nachmals 
glücfücb in „Penthesileia“ oerwertbet. — 
Sie er alle §albbeiten # haßte, f° auch &ie 
£albtöne in ben garben: blaßblau, blaßrofa 
mar ihm ein (Krauel! ©eine SieblingSfarbe 
roar rotb; „rotb ift mie ein tfriegSfcbrei" 
fagte er! ©ctyon als ©tubent trug er mit 
(toller greube (ein „rotbeS Äctppi" unb noch 
al« gereifter dRann batte er eine ganje Col¬ 
lection rotbfammtener #au 8 müben, bie ©pen* 
ben anmutiger Verehrerinnen, roelcbe er aber 
nie trug, fonoern, ebrfurcbtSoodft in ©eiben-- 
papier geroicfelt, oerroabrte, um ficb tyt unb 


ba an ihrem anblicf ju weiben. auch bie 
C5olbfarbe liebte er febr unb wanbte beSbalb 
mit Vorliebe in feinen ©ebiebten „Vurpur 
unb ©olbtöne* an. 3 $ fdbft mußte als 
©dbulmabcben lange 3*it einen Vafcblif mit 
goloenen Srobbeln tragen, roaS meine dRut= 
ter abfurb, Seutbolb aber wunberfebön fanb. 
— *Run ruben fte 33etbc tief im ©runbe, 
biefe groei Vtenftben, bie mir im ßeben am 
näcbften aeftanben! — Um acht 3 a ^ K ba^a 
fie ibn überlebt, bie treuen blauen äugen, fte 
gaben ibm noch baS Geleit $um Vabnbof 
bei ber traurigen abfabrt nach ©urgböljli — 
ein abfebieb für immer! — 

greiin 0 . #., eine ®ame mit „pentbefileias 
bafter" Crfcbeinung unb rooaenbem ^aUanien^ 
baar, pflegte unb übermalte ben ^ranfen 
roabrenb ber D^eife auf’S forgfamfte. — als 
Siebergeburt beS ©cbönbeitStoealeS, baS ficb 
bei Siebtem unb Zünftlern immer roieber 
bis ^um £obe erneut, erhellte biefe ©eftalt 
wohl noch oft in träumen bie büftere 3 « s 
fünft feiner ©eifteSnacbt. — 5)ie treue Ve= 
gleiterin feines Gebens aber ift, unter bem 
anpratl fo oieler ©eelenftürme aufammen^ 
bredhenb, langwierigem forperlidhen ©iecb= 
tbum oerfaden unb nadh unfagbaren, mit 
beifptellofer ©eelenftarfe ertragenen Reiben in 
meinen armen oerfebieben, als eine Vtar* 
tprerin, bie id) auf ben Änieen oerebren 
würbe, audb wenn f« nicht meine Vtutter 
gewefen! — 

Unb nun ber ©dreier über CeutbolbS Vri* 
oatleben gelüftet worben, bat ficb gegeigt, ba& 
weniger augere $anbluna unb bewegte Cr= 
eigni’ffe barin enthalten ftnb, als tieftraurige 
gamilien= unb ©eelen^uftänbe. — aber über 
adeS eilt ber gefebaftia glättenbe ginger ber 
3 eit hinweg: über Sborbeiten, gebier unb 
©cbmerjen ber Vtenfcbbeit. — Unb fo mögen 
benn bie folgenben 3 ngenblieber*), biefe lepten 
@rüfee auS bem («rabe beS fo fdhwer £eim= 
gefuchten, bie jwar noch feine befonberen 
Äunftformen aufweifen, aber neben febrner- 
mütbiger Älage über Vergängliches bodh ben 
VulSfdhlag Dotier 3ngenbluft unb ein war^ 
meS ^)erj für Vaterlanb, ^atur, fowie adeS, 
was groß unb fdhön ift, oerratben, fyit unb 
ba ein geneigtes Ohr bei ben geehrten Sefem 
finben. 


*) Xiefelbcn toerben in b<n näcbften dummem 
8um «bbruef gelangen. 91. 



Digitized by ^.ooQie 



28t> 


K-fS 


@ » n tf il fr. 

<$erbettgebi<$t von $nßai> jUßropp. <§— 

(gortfepung.) 

Sicr jc^ntcS 


©eä Äönig $orant3 Äriegcr 
Sagertcn weit burdb’3 ?anb, 

©er ©inb fuljr über bic §aibc 
Unb über ben Uferftranb, 

Um manches helle geuer 
©aren fte bort gefetyaart, 

Den müben ficib $u pflegen 
Stach müheooDer ^eeredfa^rt. 

@3 ^atte §orant bie Sotfdjaft 
®e3 ©rafen Äanut oernommen, 

®a mar e3 über ifjn 

©ie flamtnenbeS geuer gefommen. 

©er £oxn fc^lug lobernb empor, 

Unb fyaftig aus» ber ©d)eibe 

Stifj er fein gute§ Schwert. [©ibe! 

„3<h fchwöre Städte fyier mit fermerem 

„®u ^ofi mit ©djaitbe oerfe^rt 
Sfleine ©erbeboten, 

3<h wähne, bafj grute »eilt 
3n £elf}eim bei ben tobten, 

®u ^aft ben Äranj jerriffen, 

®en einft ich bir gebunben, 

3efct Jollen rot^c Slurnen 
©rblüfjn au3 taufenb tiefen ©unben! 

„©unhilbc, tyüte bid?! 

Seginnen foD ein ©erben 
Sei fcfyarfer Schwerter Mingen 
Um ©iegen ober um ©terben! 

9ll§ Sräutigam foö bir nahen 
©er tob in blei^em ©ewanbe, 

3$ bin fein ©erbebote, [Schanbe!" 
STOit Slut auSlöfchen mujj ich biefe 

Unb über bie weite §aibe 
Siefc er ba§ §eerf}orn blafen; 

©ie fuhren bie ftarfen gelben 
©rnpor ba oon bem Sftafen! 

®a3 ©c^lac^tgefc^rei erfd^oH: 

„SJtit ©bfyin tob unb ©iegl" 

3nbejj in’S Sett ber Stacht 
Slutroth bie Slbenbfonnc flieg. 


Abenteuer. 

©in füljler Slbenb fam 
Stach ^ei^er ©onnenglutlj, 

®a babeten ftch bie ©tragen 
®e3 9Jtonbe3 in ber gluth, 

3m ©inbe wehte raufdjenb 
®a3 SRiebgraö hin unb ^cr, 

Unb mübe groüenb wogte 
®a$ weite, gren$enlofe ÜJteer. 

©a3 jog ba über bie ©ünen 

©in tofen Ijer oon fern 

©ic ©onnern unb ©iube3braufen ? 

©ie gelben fyörten e3 gern. 

®a3 bröfjnte wie $uf oon hoffen, 

®a$ fällte wie ©c^werterflang, 

Slchttaufenb bannen erhoben 

SJtit lauter Stimme ben ©cfyladbtgefang. 

Äanut, ber ©raf oon Siborg, 

Stitt forfd^enb über ba3 üanb, 

©r ^ielt über feine klugen 
©pä^enb bie breite £anb, 

©ann fam er in großer ©ile 
©ieber jurücf gefprengt. 

„Sflctn Äönig, ich fah fie nahen, [fengt! 

©ent geuer gleich* ba§ ben ©alb oer? 

„©er weife, welch böfer ©eifl 
3^ncn baS gerätsen, 

3<h fah baö ganje £eer 
©urdj ba§ ©affer waten, 

©3 ftrömt burd) eine gurt 
£eran ba3 ©achfenheer, 

©er ©turmflutf) gleich, bie fchäumenb 
Sluf weite Äüftc wäljt baö 5Dfeer!" 

©a jogen gegen einanber 
©ie ©änen unb bie ©achfen, 

©§ festen i^re groge 3^ 

3mmcr meljr ju warfen. 

©er Äönig ©rieh fprengte 
ÜJtit feinen ftarfen ©öfynen 
SorauS bem §eer unb begann 
®cn ©ünenfönig ju oer^ö^nen. 

-<- 18 


Digitized by 


Google 



287 


„£err £orant, bicb ruf 1 i<b auf! 

Durch beineS ©aterS SJtacbt 
SBarb ich um Dhron unb §errf<baft 
Unb meine Ärone gebraut, 

3efct fomm* ich, Städte $u ^etWcn! 

§ier gilt eS nicht, ju wimmern 
SJtit Sang unb ©aitenfpiel, 

§icr fallen fc^arfe SBaffen flimmern!" 

Unb als er baS gerufen, 

SBarf er hinauf ben ©peer 
Unb fing ihn wieber auf. 

Da jaulte i^m ju baS §eer 
Unb ^ielt mit ©türmen ein. 

Die Dänen auch blieben fielen, 

Dem Äarnpf beS wilben ÄönigS 
Dachten bie Stecfen ju^ufe^en. 

Doch Äanut, ®raf oon ©iborg, 
spielt feinen §errn juriuf. 

„6r ^at meinen SSater erfragen, 

3efct gönne mir baS ®lü<f. 

Die Slutracbe ju üben!" 

Dann fprengte er oerwegen 
2luf baS freie gelb, 

Dem alten Äönige StorwegS entgegen. 

„Stun, Äönig (Sricb", fo rief er — 

@3 bebte feine ©timme, 

2113 er iljn funfelnb anfah, 

©or ferner oer^altenem ©rimnte — 
„Stun fommt bie 3 e ü> um ^ 

Die ®ötter fo oft gebeten, 

Dem ÜJtörber meines ©aterS 
Darf ich als geinb entgegentreten! 

„GS mirb ber eine oon unS 
Sticht lebenb ben ©lafc oerlaffen, 

2113 Äinb fd)on lehrte mich 
Die ÜJtutter, btc^ $u Raffen!" 

Doch Gridb fab auf ifjn 
Jpcrab mit milbern §o^n. 

„Stad) Äönig Jporant rief id), [©oljn!" 
Dieb barf erfc^lagen mein füngfter 

Unb §aralb, ber junge StedPe, 

SBarf fein golblicbteS §aar 
3n feinen Stadfen $urüdP. 

@3 leuchteten blau unb Har 
3n Äampfluft feine 2lugen, 

Gr tummelte froh fein 9^o§ 

Unb gegen ben Dänengrafen 
©cbleuberte er fein ferneres ®efd^o§. 


Der ftng mit feinem ©c^ilbe 
Den mächtigen ©peer bebenbe, 
es märe fonft gefommen 
©eines SebenS Gnbe, 

Gr wanfte faum im ©attel 
Unb fchleuberte bann mit Äraft 
Stad) bem jungen ®egner 
©einen ferneren 2an$enf<baft. 

Doch lacbenb beugte fich ber 
©eitioärtS auf bem ©ferbe, 

Da flog ber febarfe ®er 
§inter ihm in bie erbe, 

Dann fpomten ©eibe bie Stoffe, 

3m ÜJtonblicbt flammten bie Älingcn, 
2Bie wenn bureb bunfle SBetterna^t 
3n bläulichen Strahlen bie©lifce fpringen. 

3Bic ein üJtühlrab freift, 

Umritten fich ®eiben, 

Sie famen fleh fo nahe, 

9113 wollten fte nimmer fd)eiben, 

©3ie ®lod(en Hangen bie Schwerter, 
jpelme unb ©chilbe bröhnten, 

Defc h a tte Sticmanb SJtitleib, 

2113 bang bie müben Stoffe ftöhnten. 

Schon flog baS rothe ©lut 
©eiben aus tiefen SBunben, 

Stoch roar ^ en Stecfen nicht 
Die 2uft am ©treite gefchwunben; 

Da ftraudbette #aralb3 Stog 

Unb Äanut hieb fogleidh 

Dem finlenben ÄönigSfobnc 

DaS £>aupt hetob burdh einen ©treidh- 

Der Äönig Gridj fah eS, 

Gr hörte bie Dänen brüllen 
Dofenben ©iegeSruf. 

3n Stacht febien ftd) $u büßen 
©ein Slngeficbt. @o finfter 
SBurben feine SJtienen, 

SBie wenn ein SBettergewöl! 

2lm Slbenbhimmel ift erfchienen. 

Gr ritt auf ben ©cgner $u 
Unb jwang ben tiefen ©cbmerj, 

Dann fchleuberte er ben ©peer 
3b m mitten burdh 
Die febarfe Sanjenfpifce 
Durchfchnitt baS ©anjergewanb. 

Da fant h^rnieber lautlos 

©raf Äanut fterbenb in ben ©anb. 


Digitized by 


Google 




288 


8-a 


Stun fturjtcn pcb bic SRaffcn 
©ntgegcn in fyeulenber ©utb, 

Oa färbte ber roeipe ©tranb 
©idj rocitbin rotfy non ©tut, 

Unb in bie Oänenfd)aaren 
Orang Äönig ©rieb fjhtein, 

©3 folgten ilpn neun ©öpne, 

Oobt lag ber je^nte im 9Konbenfd)ein. 

Oa begann pcb rings bie 2uft 
SJiit Rolfen ©taubem $u füllen, 

Oie fugten bie Ijelle 3Jtonbnad)t 
3n Ounfelbeit $u füllen, 

Oie wirbelten pod? empor 
Unb mailten über ba§ Ifyal, 

©ie grauc§ Stegengeroötf, 

@o $og e3 weiter trüb unb fafyl. 

Unb roie aus bitten ©olfen 
Oer £mgel Promt ^emieber, 
glogen mit lautem Äraren 
Oie ©peere §in unb roieber, 

Unb roie bie £alme fniefen 
3ufammen oor ben ©cblopcn, 

©anf mancher §elb ju ©oben, 

©on rot^em ©lute übergoffen. 

@ie febrieen gegen einanber, 

Oa§ fc^oü roie SKeereSbranben, 

©enn bonnernb im ©türm bie ©eilen 
©egen bie gelfen lanben, 

£eerfyöruer geulten baju, 

Oie follten burd) bumpfeS ^Dropncn 
Oen ©ebruf fterbenber SKannen 
üJtit flarfer ©timme übertönen. 

Unb roie auf ftürmenber Seefahrt 
Oie haften p<b abwärts roiegen, 

©o fab man Sanncr unb galten 
©idj auf unb nieber biegen, 

Unb roie pcb ©eilen fyeben 

• Unb roieber nieberfallen, 

©o bäumten pcb bie Stoffe, [©cfyilbe ballen, 
©ie ©dbaum fab man pcb oben roeipe 

Oort, roo be3 ÄampfeS Sranbung 
Oie bödmen ffiogen roarf, 

©o pdj bie ©c^roerter trafen 
©leid) Bäljnen fpi^ig fd^arf 
Unb gegen einanber flafften 
©ie in be§ ©olfeS Staren, 

Oie Opfer $u jermalmen 

i 9Kit lautem Änirfd)en unb mit firad;en, 

i 


Oort, roo Pe in roilbem Staufdje 
Oa3 ©lut ber geinbe tranfen, 

Oap pe, jum Oob getroffen, 

3ur Grbe nieberfanfen. 

©o $u bid^tem Knäuel 

©icb ballten bie rocipen ©dptbc, 

©tra(;lte in eiferner ©rünne, 

3n golbnem Äronenpelm ©unbilbe. 

Unb ©alram, Sogt oon ©rebpebt, 

©eilte in ihrer Stäbe, 

Oer forgte mit Parfetn 3trm, 

Oap ipr fein Seib gcfdjäbc, 

Unb roie ein ©dritter mäpt 
ÜJtit greuben bic reifen ©aaten, 

©o preefte er bic geinbe 
3u ©oben, bie pcb ipnen nabten. 

Oer ©adpen roaren $u oiclc, 

Oer Anprall roar ju feproer, 

Oa roanfte in feinen gugen 
Oa§ Parfe Oänenb*er, 

@3 roarb jurücfgctricben 
©egen bie S)tecrc§bucbt, 

@3 fugten oiele Oänen 

Oie Stettung febon in feffetlofcr gluckt. 

2ll§ Jporant fab, er roürbe 
©alb fämpfen ohne SJtannen, 

Oa roanbte er fein ©dfpaebtrop 
Unb fprengte fd^nell oon bannen. 

©unbilbe folgte Ujm 

Stuf grauem $tlUx 9 «f<b»inb, 

£in patterten ipre £aare 
Our<b ben febarfen Slbcnbroinb. 

Ueber bie Jpaibe roebte 
©rauer Stebelbuft, 

©ie roaren halb oom §eerc 
©etrennt bureb roeite Äluft; 

Oa roanbte p<b §orant um, 

@r roar mit i^r allein, 

Son ©(baut roar übergoffen 
©ein 9lngcp<bt mit rotpem ©cbein. 

©3 ringelten um ben §al3 ffcb 
£>ernieber ipre Socfen. 

„©er bift bu?" rief ©unbilbe, 

©i§ in ben Oob erfd^rodfen. 

„3<b bin ein fficbenber Oäne, 

SJtein Stubm iff mir jerriffen, 

©elcben Staaten icb trage, 

©erlange nicht oon mir $u roiffen! 

_ft 


Digitized by ^.ooQie 




289 


„Um bicb ift ^icr ocrgoffen 
2Jteiner greunbe ©tut, 

9tun werbe bir eS funb, 

SBie ferneres Unglücf tfjut! 

Did) miß ich überwinben. 

Du ftebft in meinem Sann, 

Söalfüre bu, jefet fcbwinge [gewann!" 
Dein ©dbioert, baS fdjon ben ©ieg 

Da fähigen fie auf einanber 
ÜJtit mannen garten ©plagen, 

©S wnrben ihre Schwerter 
©dortig halb wie ©ägen, 

Da märe ©unbitbeS Äü^n^eit 
Durdb fä^en Job belohnt, 
ffienn nie^t ber frembe Leiter 
3b* jungeö Seben hätte gefront. 

„©unbitb, bu ©(tylactytenjungfrau, 

Salb ift bein ©treiten aus, 

9US gute Scutc miß ich 
Dieb führen in mein §auS, 

2luf ^o^em ©ößer foßft bu 
Dort grauen gla<bs mir fpinnen, 

Das lag mir längft im ©inne, 

©in folcbeS Spinnweib ju gewinnen!" 

Unb ob ftc jornig brein fcblug, 

©ie würbe halb bejwungen, 

Da ^at ber geinb bie ©affe 
3b r auS ber £>anb gerungen. 

@r legte feine 9ted)te 
Um ihre jcblanfe ©eftalt 
Unb ri§ fie auf fein Stofc 
3u ftcb hinüber mit ©cwalt. 

Da t^at fie einen Sluffctyrei, 

©o wie ein galfe fcbreit, 

SBiU ü>n ber $äger fangen; 

DaS brang in bie gerne weit, 

Unb als ber Sogt oon Srebftebt 
Den wilben ©d^rci oernommen, 

„§ci", rief er, „bie Stimme fenn' id), 
3efct foß bir fcbneße £>itfe fommen!" 


Unb, ohne ftcb ju befinnen, 

©ab er bie ©poren bem Sferbe, 

Da flog eS wie ein Sfeit 
Ueber bie ftäubenbe ©rbe. 

©o ^aftig fonnte £orant 
Stit feinem Staube nicht reiten; 

£crr SBalram fcbrie: „£>alt ein! 

3efct mufjt bu gegen SJtänner ftreiten!" 

Unb fpaltet ifjm ben §clm 
9Jtit einem gewaltigen ©treidle, 

3u Soben fan! ba £>orant 
©leid) einer gefaßten ©i<be. 

Da war bie SDtaib befreit, 

©ie fdjwang ftcb auf ityr Stog, 

3nbejfen bunflc ©lutb 
Das weifjc Slntlifc übergofj. 

„©un^ilbe, meine Königin, 

3$ fam ju rechter 3eit, 

©S bot mein gutes ©ebrnert bicb 
9luS großer Stotb befreit! 

Unb ob auch aße geinbe 
3erfprengt flnb unb erfragen, 

9Benn bicb c ' n Seib getroffen, 

2lß meine Jage woflt 1 icb eS beflagen!" 

©unbilbe reichte ibm 
hinüber ihre §anb, 

©ie ritten Seibe bann 
3urücf am Uferftranb, 

©S raufebte unb eS braufte 
Daju bie weite ©ce. 

Da flog bureb i^re ©eele 
©in feltfam tiefes, frembeS 2Beb. 

3nbeffen wüblte Jporant 
,gm ©anbe ooß Serbrufj. 

„gabr wobl, fahr wobt, ©nnbilbe, 
Dieweil icb Porten muß! 

Du b<*P meine ©bre gebrochen, 

Du boft mein §erj geraubt, 

gabr wohl!" — unb buitfel fanf ihm 

Sergeffenbeit auf’S rnübc £aupt. 


Digitized by ^.ooQie 




290 


günfje^ntes 

3n §orantg Äönigg$cltc 
£ielt ©unljilbe Staft, 

3m Sänentager roeilte 
Sag ©adjfcnijeer alg ©aft, 

Sa fcnfte ftdj bcr ©djluntntcr 
»uf 2ltle halb Ijcrab, 

Stur menige ©adjen manbelten 
©or bcm Säger auf unb ab. 

3ebo$ bie Königin 

ganb jHfleit ©dljlummcr nictyt, 

Sie braunen §aare gingen 
©ie ©^langen um iljr ©eftcfyt, 

©g lag iljr |art im Sinne 
Unb fränftc fie nidjt gering, 

Sag Ijeut jum erften SJtale 
Sie eineg SKanneg 9lrm umfing. 

Sa fprang fie plöfclidj auf 
Unb ijütlte ficty in ityr ©eroanb, 

Sic ©rünnc legte fte an, 

©eil fie ben ©djlaf nictyt fanb; 

©in golbneg ÄäfUein na^m fie, 

Srin ©albe mar genug, 

Sie ©unben all $u feilen, 

Sic Ijcutc tyre ©affe fd&tug. 

Unb auf ben grauen 3 e ^ cr 
©djmang fte fic^ gefd)roinb 
Unb eilt 1 bann über bie £aibc. — 

2)urdj ©<$ilfgrag rauf^te ber ©inb, 

3n ©temenbämmrung rutyte 
Sie mcite Stadjt untrer, 

©g fcfymebte fetyon, ocrftnfenb, 

Seg ÜJtonbcg ©cfycibe über bem SJteer. 

2llg fte jur ©alftatt fam, 

Sa fajj auf einem ©feine 
Ser greife Äönig ©ri<$ 

3n bleidbem SStonbenfdjeinc, 

Ser Ijielt in ftiHer Siebe 
Sen tobten £aralb umfangen, 

©r fügte bag £mupt $unt £alfe, [©angen. 
Sie grauen Sorten gingen über feine 

©r [treidelte linbe ben ©otyn, 

2l(g mollf er iljn roieber beleben. 

„3111c mein §ab unb ©ut 
§ätt’ idj für bidj gegeben; 


2t b c n t e u e r. 

©olbljaar, beiner üJtutter, 

©lid^ bein Slngeftctyt, 

Stun feib iljr ©eibc tobt, — 

Sänger ju leben begehr 1 i<$ nid^t!" 

Unb oljne Sljränen fa§ er 
3n fteinemem ©djmerje nieber, 
Siebtofenb feinet ©oljneg 
Äalte, ftarre ©lieber. 

©eid) flang unb milb fein Älagcn, 
Saö mochte ©unljilb nid^t Ijörcn, 
^eimlic^ ritt fte rocitcr, 

Sticht feinen tiefen ©d^merj $u ftören. 

@g irrten burdj bie £aibc 
©ölfe gierig milb, 

©g flatterten bie Stäben 
Äräd^enb um bag ©efttb, 

Sie ©ölfe mitterten Seiten 
ÜJtit minfelnbem ©efetyrei. 

Sa fd^auberte ©unljilbc, 

3« fdbneüem fjtug ftob fie oorbei. 

Unb eilig ritt fte meitcr, 

Surdfg blutgetränfte gelb, 

Sa lag auf jertretenem Stafcn 
®ar tnandjer tobte £eß>, 

Unb mancher, bem bie ©inne 
©ntfd^minben unb oergeljn, 

©ermeint bie ©otin ffiotang 
3m bleiben ©ternenfdjein ju fe^jn. 

Unb roeiter über bie Sünen 
Sreibt eg fte fort mit Jpaft, 

©in tobegbangeg 2tyncn 
$ält ifjren ©eift umfafjt, 

©o rafdj ber mübc Stenner 
3u eilen nutt oermag, 
gliegt fte bcm Ort entgegen, 

9ln bem ifyr geinb am ©oben lag. 

3m ©anbe fafy fte liegen 
Sen rounberfüljnen SJtann, 

©g fdjlidjen fdjon bie ©ölfe 
©idj leifen ©djrittg l)eran; 

Sa fprang ©un^ilb oont ^Jferbe. 
„SJtein Stoß, jefct ^aft bu Stu^ 1 , 

Sem tobten SJtanne miß id^ 

Sort fetyliefjen feine Stugcn ju." 


Digitized by ^.ooQie 



291 


®ie ©Slfe fdgeudgtc fic 
Unb fnictc neben bem lobten, 

®em waren bie §änbe gebadt, 

9H8 ob fte jornig brogten, 

Sie löjte igm ben Sßanjer 

Unb nagm ben §elm oom Raupte. 

©ering nur fdgien bte ©unbe, 

2)ie igm fein junges Sebcn raubte. 

Unb war eS nidgt, als göre 
©ie leifen 9ltgem$ug? 

Gr lebte, ber fte geute 
3n feinen Slrnten trug, 

9Rit betn fie gier im gelbe 
©o garten ÄampfeS pflag, 

®a8 fugr igr bureg bie ©lieber 
3n jügem ©dgreef wie ©etterfdglag. 

2)odg lieg fte feinen Äopf 
Sticht finfen auS ber #anb, 

©ie richtete mit ©albe 
Unb Sinnen ben ©erbanb. 

2)odg als er $u igr auffag, 

3118 ob er banfen wodtc, 

©efdgag eS, bag fte plöglidg 
üJlit fic^ ob igrer 3Jiitbe grollte. 

2)a fianb fte gomig auf. 

„3$ gätte niegt gebaut, 

5)ag bieg fo leichte ©unbe 
Um beinen ©ieg gebraut!" 

„$u aber banfe Obgin", 

Gr fpracg’S, „bag bu erhalten 

2)en Schlag niegt gafi oon ©alram, [ten !" 

©onfi wäre fegt bein fcgöneS Jpaupt gefpak 

Unb als fie grog unb rugig 
«uf ign nieberfag, 

3gnt warb fo wogl unb wege, 

©ie igm noeg nie gefdgag. 

„®a8 SooS gat fidg gewenbet, 

3dg badete, bieg gu fangen 
Unb bin fegt in baS ©am, 

®aS icg für bieg gejtedt, gegangen! 

„©ejtimme mir ben SoSfauf, 

©cfangen bin kg worben, 

GS rügt mandg 1 golbneS ßleinnob 
2JHr wogt oerwagrt im dtorben." 
„SRidgt wid idg ©otb noeg ©ilber", 

©o fpradg ©ungitb bagegen, 

„$)odg fodji bu niemals wieber 
©egegnen mir auf meinen ©egen! 


-IS: 

„Unb weil icg bir, bem geinbe, 

®aS Scben gäbe gerettet, 

@o fei bein ©unfdg nadg 9tadge 
gür immer fejigefettet, 

Unb widft bu grieben wagren, 

©efteige mein dtog fogteidg 
Unb reite fort unb fomme 
2ftir nimmer in mein Sönigreidg!* 

©ie fdgritt ginweg unb trugig 
©erfegwanb fte in ber SRadgt, 

3gm feinen SBlidf megr gönnenb, 

2) em SRcttung fte gebradgt. 

®er ridgtete fieg empor 
©od ©onne unb ood Seib 
Unb fag nadg jener ©egenb, 

3« ber oerfdgrounben war bie 3Raib. 

grog rief ba Äönig £orant: 

„$)u geilteft meine ©unben, 

SRur feiten gab 1 icg nodg 
©o milben geinb gefunben; 

3egt barf idg geimwärtS reiten 
©ogl über ©erg unb Igal, 

©ungitb, bu jtolge 3 u ngfrau, 

©ir fagn uns niegt baS legte SJial!" — 

3lm frügen läge lieg 
©ungilb bie Körner fegaden, 

®a warb fte frog begrügt 
Son igren Reiben aden; 

®ie SRedgtc gab fte ©alram, 

®er geftem fte befreit. 

„©enn bu midg nidgt errettet, 

3m Dänenlanbe weilt 1 idg weit!" 

3) ann trat mit feinen ©ögnen 
®er Äönig Gridg gerbei, 

®er bliefte cmft unb rugig 
3n igre Stugen frei, 

2)cn ©dgmerg trug er tief innen, 

2)odg ftotg war feine ©efialt, 

3gr aber perlten oor Seibe 
Jperoor bie Igränen mit ©ewatt. 

„®a8 wiffe, ftolger Äönig, 

©ie tiefes Seib idg trage 
Um Jparalb, beinen ©ogn! 

©ie ©onnenlidgt am läge, 

©o geiter war fein ©lief. 

®aS gab 1 icg mir gefdgworen, 

®ein 3teidg bir ju erringen, 

2)a8 bu burdg ©erratg oerloren!" 

-S 


Digitized by ^.ooQie 




©a8 na$te für ein tönen 
Unb Älingcn au8 ber ©eite, 

2118 ob ein froher Srautjug 
S)urd} ben ÜJtorgen reite? 

©er n>ar e8, ber mit ©irnbeln 
Unb Jpörnerflang bort na^te? 

®a8 mar mit feinem §eere 
3^r alter Oljm, ber Äönig ©ate. 

£err ©atc überfab 
©rftaunt bie fronen Äricger. 

„£ei!" rief er, „irr 1 id) nid}t, 

@o feb id? euch al8 Sieger! 

SDWt meinem Sinnen marb 
£icr mancher 3Jtann oerbunben, 

®rauf flimmern rot^e gletfe; 
aH<bt feiten ftnb bei euch bie ©unben!" 

,,©ir haben", fpradb ©un^ilbe, 
„^nbeffen bu gefdjlafen, 

3)ie geinbe überrounben, 

©ie mir fte eben trafen. 

3 efct ntagfl bu grieben ftiften, 

3«b miß e8 nid&t befreiten, 
t)u barfjt nadj §orant8 Surg 
21(8 unfer grieben8bote reiten! 

„3$ ^abe §orant jur glu<bt 
ÜKein graue8 atojj gegeben, 

35u triffft tyn, T^off' icb, ba^cim 
©efunb unb frofj am Seben! 

9Kan fagt, er finge $ur Jparfe 
©ie fein Sarbe im Sanbe, 

^cboc^ im Kampfe flob er [Sdbanbe!" 
Sor un8 ^inroeg mit Schimpf unb 


35er alte Stccfe brummte: 

„©8 ift bein ©erf nid^t ftein, 

68 rühmte fidb ber 3)äne, 

SRodf) nie befiegt $u fein! 

Sei mir, bem alten ©ate, 

Sernteft bu fold^e Streiche, 

SRun miß icb grieben ftiften 

Unb Ijeim bann jie^n nach meinem Steife!" 

®a fprad} bie junge Königin: 

„©8 ^at bamit nicht Eile, 

3$ ^offe, baß bein £eer 
2Kit un8 bie greube t^eile! 

©ar mannen Schlaud) mit 9Retty 
ganben mir al8 Seute, 

Ob alle nodf} fo burftig. 

Sie fönnten fie nid)t leeren Ijeute!" 

35a jogen beibe Jpeere 
©inmüt^ig auf’8 ©efilbe, 

@8 marb nicht oiel gefpart 
Son Äönigin ©un^ilbe, 

Sogar bie Sieben tranfen 
Si8 in bie fpäte ataebt, 

Üttan<be8 ooße §orn 

©arb ber Jperrin SKinne bargebrac^t. 

Unb al8 am 2lbenb ^eß 
3)er üttonb am Jpitnmcl fianb, 
t)a fdjien er über ba8 treiben 
$n bem roeiten Sanb. 

SRid^t oiele 3tü<bterne ^at er 
$n bem tfjale gefe^en, 
atur roenige fonnten aufrecht 
atad) tyren jiiflen geben. 


Sechzehntes 2lbenteucr. 

68 maren t)änen unb Saufen Unb al8 bie tobtenfeier 

üJfit manchen reifen ©aben 3ttit großen ©bren ooßbrad^t, 

3n einem b<>b cn jpügel §aben bie merken ateefen 

ateben einanber begraben; Sieb auf ben §cimmeg gemalt. 

Sic ruhten in großen Äammcrn, greube unb traucr trugen 

t)ie jungen hm eilten, JpcimroärtS aße Seute 

©Ören fie noch am Scben, Ueber bie tobten ©enoffen, 

Sie mürben nidjt lange gricben galten. Ueber ben Sieg unb bie reiche Seute. 


Digitized by ^.ooQie 




293 


©ic fuhren aus cinanber 
©ie bic ©cfywalben im dRaien, 

Äomrnen ftc au8 bem ©üben 
heimwärts in langen 9Wf)cn. 
fRaefy igren ftiden Oörfern 
©teuerten bie gelben, 

Oen Sippen unb 2tnoerwanbten 
3$ren fronen Sieg ju melben. 

©unljilbc audb gelangte 
3u itjrem ©ctyloffe wieber. 

Oer nagenbe ©ommer fanbte 
©onnenglutlj gernieber, 

©ctymetterlinge unb ©(fywalben 
glogen am ©dfyloffe oorbei, 

Oie SSögcl fangen ffiettc, 

©er wo^jl ber befte ©änger fei. 

Sie Ratten gut ftdj fireiten, 

©3 fdjnneg bie JRattytigad, 

3118 ber Scnj oergangen. 

Oa pfiffen bie dlnbcrn aß. 

Sogar ber fd)warje SRabe 
©ollte baju nidjt fetymeigen, 

Oag igm ©efang oerlieljen, 

Oacfyte er oor aller ©eit ju jeigen. 

©icl fyatte bic Königin 
gür Ujr £anb $u forgen, 

3u rieten unb ju fdfylidijtcn 
täglich oom frühen dRorgen 
S3i8 jur dlbcnbftunbe. 

@8 !amen au8 allen ©aucn, 

§ilfe unb SRecfyt $u geifdjen, 

Oie dRänncr ju iljr unb bic grauen. 

Oer ©ommer ging jur SReigc, 

Oer raulje §erbft begann, 

Oie ©türme müßten ©eile 
3tuf ©ede fetyon geran. — 

Oft mar c8, bag fte dlbenbS 
3um ©öder tarn gekritten, 

3^r flatterten bie §aarc, 

3nbeg ftety dRecr unb ©türm beftritten. 

Oann gub ftc an ju ftngcn 
#cd unb nmnberfam, 

Oer gifc^er im Jtaljnc laufcfyte, 

Oer igr Sieb oerna^m, 

Oer lieg bic dtefee ftnfcn, 

©enn £arfcnfpiel unb ©efang 
9Son ben gogen 3m nen 
Oer ÄönigSburg gernieberflang. 


-« 

Oie dRöoen fdgrieen fegridenb, 

Oie SSranbung wogte laut, 

§odg oben ftanb ftc einfam 
©ic be8 @turme8 ©raut, 
dRit geder ©timme fang fie 
Unb roinfte mit ber £anb 
JpinauS in weite gerne, 
hinüber naeg ber Oänen Sanb. 

Oa ritt §err ©ate einft 
dRit ©alram über bie Oünen, 

©8 fehlte audg dRorung niegt, 

Oer ftoljc Äönig oon günen. 

©ungilb gieg bie widfommen 
,3m gogen ÄönigSfaal, 

Oort warb ben wertgen ©äften 
©eriegtet fegned ein reidgeS dRagl. 

Oa fag ber alte ©ate 
dtadg feiner ftgönen SRidgte, 

Oie auf bem §odgfig thronte, 

©eftraglt oom Äerjcnlidgte, 

Unb fpraeg: „Ou gaft bewiefen: 

Ou fannft mit ftatfer £anb 

33cfd^irmen unb oermalten 

Oein ©olf unb aueg bein reidgeS Sanb! 

„Unb bennoeg mug i<g bidg 
Sn bein ©erfpredgen mahnen! 

©8 fod mit un8 nidgt enben 
©in ©tamm fo göltet Sgtien; 

3<g bin ju alt geworben, 

Oo(g leicht wirb bir'S gelingen, 

Oir einen dRann ju türen 

Unb garte ©rben un8 ju bringen!" 

Oa fpradg ber ©ogt non ©rebftebt: 

„Ou mugt bie ©d?eu bejmingen! 

©0 fdgeut man ftdg audj 9lnfang8, 

3n talte8 ©affer ju fpringen, 

Oo(^ §at man ba8 gewagt, 

Oann füllen pc^ halb bie ©lieber 
©0 wogl in ben flaren ©eden, 

Ungern nur oerlägt man ftc wieber. 

„2lu(§ £erta, meine Ood^ter, 

^)atte einft oermeint, 

@ie wode niemals leben 
3Rit einem 3Ranne oereint, 

Unb bocty begehrt ftc je^t 
§erm grute jum ©enogen, 

SRun bin id& |erjlid^ fro^, 

Oag biefcS ©ünbnig warb gefd^loffen. 

- & 


Digitized by ^.ooQie 



?94 


IR- 

„gür meine SDtilbe fönb idj 
3nbeffen retten Sofyn, 

3)enn grute meilt bafyeim 
SllS mein lieber ©oljn, 

3Bie lauter ©onnenfdbein 
Stufyt eS über ben fallen; 

Stiebt minber glüdflid) mögen 
3*fet au<$ bir bie Soofe faßen!" 

3ogenb erljob fidj nun 
Störung unb fagte leife: 

„SBoßtejt bu fo Raubein, 

ES märe flug unb roeife! 

Unb maS idj einft gefprod^cn, 

3<ty roieberfyor eS Ijier, 
forb're beine §anb, 

®u Ijolje Königin, uon bir!" 

®a richtete ©unljilb ficty 
Empor oon ifyrem i^rone 
Unb roarf gur Erbe nieber 
®ie golbne ÄönigSfrone. 

„Sftx gönnt mir nic^t bie §crrfc§aft, 
®aS fa^ id) unmutljSüoß, 

$)af$ i<$ mein 2Bort gegeben, 

Erfüßt mit Trauer midj unb ®roß! 

,,®odf) Ijabt iljr gugefianben 
Unb idj verlang’ eS frei, 

®afj überlegen mir 
Sin Äraft mein ©atte fei; 

Stur bem, ber in brei groben 
SDiicty überroinben fann, 

2)em gönn’ idj biefe ßrone, 

®er fei fortab mein £err unb SOtann! 

„®od(j wenn idj iljn befiegte, 

©ofl für fein füfjneS ©Jagen 
®er genfer itjm, ic§ fcfymör’ eS, 

®aS §aupt herunter fragen!" 

£err Storung beugte fidj 
Unb Ijob empor bie Jfrone. 

„SOtein Seben fe^ 1 icfy ein, [Sotyne!" 
3uerfi oerlang 1 idb nadj bem reifen 

®a falj ©untjitb ifjn an: 

„3$ bir eS gut, 

£)err -Störung, bleibe fern, 

ES foftet bidj bein ©lut! 


-fil 

Söenn ic§ nid^t mißig mic§ 

©eftegen laffen mag, 

@o foß fein SDtann auf Erben 
Erleben meinen £oc§geitStag!" 

Slm anbem SDtorgen gogen 
®ic ©oten fetyon fjinauS, 

2)ie trugen feltne Äunbc 
3n manches eble £auS, 

®ie riefen aflerorten 
Es aus mit großer Äraft, 

SBie frembe SBunbertfyiere 
@o mürben fie oom ©otfe angegafft. 

Sluf aßen ©tragen entftanb 
Ein Steifen unb ein Steiten, 

©iel eble SDtannen famen 
©egogen uon aßen ©eiten. 

Sogar aus fremben Sanbcn 
Staaten fte nid)t fetten, 

©S roud^S eine ©tabt empor 
©on grünen Jütten unb oon 3 e ^ cn * 

ES mimmelte im ©d^Ioffe 
©on ©äften aßerroegen, 

®ie moßten bei bem ©Jettfircit 
SllS 3eugen fein gugegen. 

®aS ©djlojj marb auSgefd^müdft, 

SllS fei baS £od}geitSfeft, 

SJtit ieppid^en unb gähnen 
Unb mit ber ©ehrten ©lumenreft. 

®ann ebnete man emfig 
3m greien einen ©lan, 

SDtit meinem ©anbe mürbe 
©efhreut bie meite ©afyn, 

Unb rings untrer in Steifen 
§obcn ftety empor 
$)ie ©ifce für bie ©äffe 
Unb für ber SDtaibe Ijotben glor. 

SDtit feinem ©ofyne fehlte 
Der blinbe §arfner nid&t, 

©crbunfelt roaren bie Slugen, 

Dod} feine Seele mar lid}t. 

Der fang bis in ben Slbcnb 
©Junberfeltene SOtüren, 

©Jenigc meiltcn gu Storbffranb, 

Die nietyt fro^j ob feiner Sieber mären. 


(gortfefcung folgt.) 


fe-ö 


Digitized by ^.ooQie 






295 


9» t 

Sttcnb iP’g; idf) fifce trüb 
§ier am 2lrbcitgtifdf)e. 

Grog fommt, bcr Heine ©ctyclm, 

Dag er micty erfrtfctye. 

9luf bie ©ü<$er ^oeft er pc§, 

©aumclt mit ben gügen: 

„greunb, idj fomm non beinern ©dfjab, 
©d&afc, bcr lägt bidj grüßen! 

Sefter, §ör’ auf guten SRatg, 

§aft im Äopf bu ©rüfcc? 

Sag ba§ bumme 3 CU 9 ba ge^n, 

Denn eg ifl ni<$tg nüfce. 


f u (f. 

©Bag bu $ier an ©Bcrfen fd&refl&P, 
liefen, ^octygela^rten, 

3P in breigig Sauren fd&on 
9tt$t3 als alte ©etyroarten. 

9lbcr wenn bu fröljli<$ pngP, 

©Bag bein £cr$ erfreute, 

Älingt’g in fernen lagen no<$ 
©rab fo jung wie §eutc. 

9Umm bie bunte geber $ier 
grifdl) auS meinen ©Zwingen, 
Schreibe beinern Sieb ein Sieb: 
©taub', e§ mirb gelingen! 


©pute bi<$, unb über SRadtyt 
©Bill ic§ bir’g beforgen: 

©Benn pe aug bem ©d^laf ermaßt, 
©ing’ id^’g iljr am 3Worgen." 


pt* $4fter0«4. 


Jtn 'afUrtfen? 

3u unfren gügen bie ©Bellen trieb 
Der raufd&cnbe ©trom ju £§al, 

©Bag ungefproeben im Jperjen blieb, 

SRun fpra^en mir’g taufenbmal; 

2Rit ©raufen §at’g bie glutfy überfallt, 

Gg menten bie Süfte fcfytoül, 

©on ^od^lanbgriefen, roolfenumbattt, 

9tur jlrömte eg glctfd&erfüfjl. 

©ie reeften geiftertyaft P4 *mpor, 

©Bie nebelnbem Duft enttaudbt, 

©om gricben, ben bie SRunbe befd&mor, 
gülptcn mir linb ung umljau^t. 

Die Sterne fa^n mir flimmern bur^’g ©lau 
Ob fd&meigenbcr ©Bälber Sranj, — 

©on beiner Siebe, bu fyolbe grau, 
ganb id) burd&gutet micty gan$. 

2luf beinern SDtunb §at meiner gebebt, 

Du lagp mir metyenben Jpaarg 
9ln mogenber SruP, non ©lanj ummebt; — 
Gin ÜJiärdljen mar’g. 

©ebenfp bu ber lauen ^uninad&t 
2Kit Duft unb Stimmer noc§ $eut, 

©Bie um ung Pe unb über ung fa$t 
m ifjre ©Bonnen nerpreut? 


Digitized by 


Google 



296 


Unb raufet bir noch im Oijre ber gtuft 
SJtit ©eilen, glanjüberfprüljt, 

Unb brennt auf beinen Sippen ber Äufj, 

35er oon ben meinen geglüht? 

Unb fieljfi bu ragen im #ermelin 
3>er gelfen eherne 9teiljn, 

Um it)re ©Reitel bie ©olfen jie^n, 
turcblembtet non ©ternenfdjcin? 

Unb gie^t bie ©liefe bir’§ fiimmelroärtS 
2Jlit einft’ger ©ebanfen Slug? 

Älopft b f ute, roie bamalS, noch bein £>erj, 

3)a8 b*i§ on bem meinen fölug? 

3fl lang’ al8 träum bir bie felige ©tunb’ 

(Sntfcbroebt, roie jlatternben £>aar8, 

Unb fpricbft bu müb, mit judenbem SDtunb: 

@in ÜRär<ben roar’s? 

jtoarab f et»«««. 


Erinnerung an Ewiltona. 

SReuj Srfabienl ©(bönfter aller ©auen, 

Jpeimatlanb ber atterljolbflen S rau en, 

9ting8 umfpült oon blauen Ojeanen 
Unb umranlt oon buftigen Sianen, — 

9leu = Slrfabien! Sanb ber ©lumenfülle, 

SRiye bu in grüner Urroalbäbüüc, — 

9ieu = Srfabien! 3)iamant ber tropen! 

Sanb ber 9 Jiäb<f>en, febtant roie Antilopen! 

©eltentrüdfte §eimat ber 6ppreffen 
Unb oon ftitter SSfiffer Sauf burdpneffen, 

Sanb ber Seen, £eim ber Stmajonen — 

Cljneglcicben unter allen 3 ontn ' 

35ur<b be8 2öalbe§ märchenhaftes Sieben, 
fftingS umranft oon buntem .©lumenleben, 

Oft gejtreift oon necfifdpr Siane, — 

©litten roir ba^in im engen Äaljne 
2Iuf bem tiefen, bunfeln UrroalbSftrome, 

Unb fie felbft, ber reijenbften ©b antomc 
SebenäooÜe ©ebroefter, a<b, Älariffe, 

Senft’ ben Staren burd> bie tämmerniffe. — 

(Sine See ^al6 unb t)alB Stmajone, 

©iebt’3 ein ©leidjeS unter feiner 3 ont * 

— Unb roir roaren ganj allein unb lausten, 

©ie be§ UrroalbS alte ©ipfel rauften. 

Jlbartert »•« SBaferfilp. 


Digitized by ^.ooQie 





297 


Pie j&ai6e öfüljtl 

Die Jpaibe blü^t! ®or meinen ©liefen 
Deljnt friebtidb ftdh ba§ weite £anb. 

Die ©irfen fdfjeinen cinjunicfen 
©leidj ©dhlummernbcn am ©SegeSranb. 

Die ©Seite rings in Sftofenfdfjimmer glü^t — 

Die £aibe blüht! 

©Sie ifi c3 bod) jur üRittagSfhmbe 
©o fttü auf weitem ©lut^enfclb. 

Äein üRiglaut giebt bem ©Sanbrer Äunbe 
ffiom ^aftenben ©ewü^l ber ©Seit, 

3n bem ber 9Wenf(hcnfdhwarm fidh ächjenb müht — 

Die $aibe blüljt! 

£ier fcheint bie flügge 3^1 J u Wlafcn, 

©leid) jenem grauen £ünenfiein, 

Sn bem ber £irt mit feinen ©dhafen 
@ema<h im ©Ratten fd^Iummert ein. 

Such mir fenft leife ftdh baS Sugenlib — 

Die £aibe blüht! 

Der Duft ber ©lütten jie^t mich nicber 
©leidh jenem Wirten in baä Äraut. — 

©ar feltne ©ilber fdhau ich wieber, 

Die id) bereinft als Äinb geflaut, 

Unb Draunt unb Duft berauf$en mein ©emüth — 

Die $aibe blüht! 

jUgnf! ^renbentfaf. 


Sonnenf afftt 


3n ber Sbenbfonne ©Iutljen 
©rennen ringsumher bie Jpöh’n. 
©Sie bie ©Soffer golben fluten! 
©Sie fo ftia bie ©Seit, fo fd>ön! 
Der entjücfte ©lief fieljt trunfen 
3n ben glü^nben glammcnfchein. 
StlcS ijt um mich nerfunfen: 
©e^nfuc^t füllt mein ganjeS ©ein! 


$löfclich ift’S, als Ijätt* i<h glügel, 

Unb jur ©onne ftreb 1 ich ^in, 

Unb mein Drang fennt feine 3^9 e ^ 
Unb bie ftoljen ©erge flic^n. 

9Rich burdhbebt’S wie ©ötterwonne, 

SCief ju ftügcn liegt bie ©Seit. 

Doch mein ©lief |ängt an ber ©onne, 
Die mein tieffieS ©etn erhellt! 


Sber ad&! mit einem 2Rale 
©ScldheS Dunfcl, welche fRad^t! — 
lief im engen Grbenttyale 
©in ich non bem £raum erwart; 

Son bem ‘träum, ber wie ein Shnen 
DiefeS Jcben fd^ön oerflärt: 

Dag ber ©eift auf Sonnenbahnen 
©injtenS jur ©oQenbung fährt. 

_ JtCfreb *(0ri*. 


Digitized by ^.ooQie 




298 


hoffen. 

©in SEraumgcbilbe, eine ©eifenblafe, 

©in eitler ffia^n, me^r ift e8 nic^t; 

©8 gleißt ber ©erle in bem Höafferglafe, 

Die auffteigt unb bann feinet! gerbricht. 

©in fcböner Schein, bocb ofjne SBefen, 

©in blenbenb rcunberbareS Sicht, — 

SOBär’ eS erfüllt, e8 roär’ fo fc^ön geroefen, 

Dodj e3 erfüllt fidf> leiber nid^t! 

Unb benno$ gehren iaufenbe »out hoffen, 

©8 ift baffelbe roie beim SBein; 

SJtan trinft unb trinft unb roirb gulefct bef. 

Unb nur ber Äa^enfammer fteHt fldj ein! 

_ 3triebri4 ^trtebrlcf. 


^rü^fings Jünpg. 

2Jti($ treibt’8 f)inau8, in fjelb unb $ain 
3u jaudjjen unb gu fingen; 

SDtir ift’8, als tjört’ i$ {Überfein 
3m ©raje ©IBdflein flingen, 

2Jtir ifi’8, al8 Ijört’ idt> in ber Suft 
Die ©ngtein fubiliren 
Unb prt’ in tieffter ©rbenfluft 
OueKgeifier muficiren, 

2113 fät)’ i$ fern am ©iefenranb 
23lauötilcben blüljn unb glieber; 

Denn ber grüljling, ber grüt)ling, ift lammen in’3 Sanb, 
Unb {priemt: „Da bin i$ roieber!" 

„Da bin i$ roieber mit aller ^rac^t, 

3Rit Siebes = unb SiebeSroonnen, 

SJtit bem Duft glanjjitternber 3Ronbft$einnac§t, 

3Rit raufdjenben Säd}en unb ©rönnen, 

2Rit Dtadjtigattfang unb mit $irtenfd)almein, 

SJtit ber Sonne burdjlcuchtenben Äerjeit, 

Unb giefj einen gaubergeroaltigen Schein 
3n alle ©eifter unb $ergen; 

Unb fte fragen fo 1joch, unb fie fotogen fo frei, 

Unb e3 treibt fie ein mächtig ©erlangen, 

DaS ©ebidjt ber Statur, ben SDtai, ben ÜJtai 
SJtit jubelnbem ©ang ju empfangen." 


9ti<$«rb ftnirifer. 


Digitized by ^.ooQie 



299 


©Mm. 

3>n milber Dtadfjt jerfcfymolj be§ @d)nec3 De<fe, 

Dtfun liegt bie glur in grauem ©ittroenfdjleier, 

Äein Süftctyen regt fid} meljr in £ain unb $edfc, 

©S fd^eint ber ßftorgen einer Dobtenfeier. 

Der Sadj nur brauft, als moflf er rings ermedfen 
2lm ©iefenrain bie ©träudfjer unb bie Säume, 

Sergeblicfy ift'S, fein Änöfpdjen miß fidfj reefen, 

©ie fdjlummern aß im ferneren Sann ber Dräume. 

ßein Slümdjen blüljt unb feine ©räfer fproffen, 

©rau ift ber Jpimmef, feine ©olfen maßen, 

(Sin füger griebe fyält bie ©eit umfd^loflen, 

Sie gleißt bem SSorljof fjeiPger lempelfjaßen. — 

Da Ijebt bie Serctye ft<fy au$ bravem gelbe 
Unb fingt ein Sieb oom naljen 2luferfte!)en, 

©ie ©otteS ©ort erfdfyaflt’S t>om jpimmelSjelte, 

SeiS fdjeint fein Obern burdfj bie ©eit $u roeljen. 

9hm ift eS ftiß; bie Erbe Ijat oernommen 
DeS güt'gen ©djöpferS tieberfüßte ©orte, 

Da fdjaßt als ©egenfang, füfj, ^ergbeflommen, 

Der Droffel Sieb auS bunfler ffialbcSpforte. 

9tun raufet bie ©eße lauter, milbe mefjen 

Die Süfte, iegltdfj £er$ Ijeruorjulocfen 

2lu§ bumpfer Stadst $u freub’gem Sluferfte^en — 

Unb fernher flingt’S mic füfcc Ofierglodfen. 

_ Jo*, i UM). 


^Heer. 


©cigt bu'S noc§, roie mir fafcen 
3ufammen am ÜJteercSfiranb ? 

Dir fpielte ber ©inb in ben Sodfen 
Unb miegte bein leichtes ©eroanb. 

3$ falj bir träumenb in’S 9luge 
Unb füfcte bi<$ fo roarm, 

Da$ l)öcbfte @ut ber ©rbe, 

3>d; fyielt’S in meinem 3lrm. — 


Der ©ommer ift längft entfd^munben, 
3dj fiel) 1 am einfamen äJicer, 

Die ©eßen roßen bonnernb 
3u meinen güjjen fjerj 

Serlaffenljcit unb Oebe, 

©ie mofjnen aud) mir im ©inn, 

Unb meine ©ebanfen fliegen 
Soß ©efpifudjt $u bir l;in. 


Die Siebe gleißt fd^äumenber ©oge, 

©ermißt Ijod) empor unb faßt: 

Serloren, mein Sieb, ocrloren 
Sn ber meiten, rociten ©eit! 

#rufi 3*a<*fer. 


Digitized by ^.ooQie 



300 


et-—-ss 


'gftn Sfieunb un5 3fein6! 

©Sir Darren auö in unferm Oftmarflanbc, 

©o taut unb bonnemb ©laoenflutl) au<§ branbe. 

9Kit ©Baffen ftnb umgürtet unfre Senben, 

Dag bic ©efafyr ftcfy mög 1 non Rinnen wenbcn. 

©oll äJiutfyg ein ^eber ftefjt im ©d)tac§tenreigen, 

2113 unbefiegbar ftd) bem geinb ju jeigen. 

3n unfrer ©ruft ift einig jung geblieben 
3um beutfcfyen ©olf ein glügenb tyeige3 Sieben. 

Du beutf$e3 ©olf! bu ftarfe3, fampfgeborne3, — 

Du bcutfd}e3 ©olf! bu mflctyt’geS, fiegerforne3, — 

Du unfer ©tol$ unb 2111 auf biefer @rben — 

©Bir werben nie, ja nie bir untreu werben! 

©o lang bie ftol$en ©idjcn fteljn im $aine. 

Der ©erge §äupter glüljn im ©onnenfdjeinc, 

Die ©lifce fengenb jagen burd) bie ©Beiten, — 

©o lang tagt un3 für beutfcfye (Sfyre ftreiten 
Unb unfre ©prad^e ©nfeln treu ncrcrben, 

2luf bag fte nictyt in frember 3ucfyt oerberben. 

Denn wenn mit un3 bie beutfdjcn Saute fterben, 

@o bringt ba3 ©djicffal auch bem JReidj ©erberben. 

©Benn beutfdjer ©eift ju ©rabe wirb getragen, 

£>at aufgefyört ber Dftmarf §erj $u fdjtagcn. 

2ftan wirb umfonft bann nadj bem SRetter brängen, 

Den 9Wutl} befeelt, ba3 ©flaoenjod) ju fprengen. 

Die Dichter wirb man miffen, bie ba preifen 
Die greiljeit taut in fangeShmb’gen ©Seifen, — 

$n keimen flangreid) unb in weiten Dönen 
Die ©öttin „©djönljcit" mit bem Sorbeer frönen. 

Jtidjt wirb in Oeftreidj bann für’3 Sftedjt geworben, 

Denn mit ben Dcutfdjcn ift e3 aud) oerftorben. 

©Senn iljr ba3 wollt, fo fafyrt nur fort mit Siftcn, 

2113 geinbe ber ßultur eud) breift ju brüten. 

2luf Dobtengräberlob wolTn wir oer$id)ten, 

Denn über un3 wirb bie ©efdjidjte rieten: 

*©Ba3 Deutfdje fäeten, fyat ber geinb oerborben, 

3Rit iljnen ift $ugleid) ba3 SRcidj geftorbcn." 

$<$ttberf. 


& - — ---- » 


Digitized by 


Google 




301 


Pie 

©ie traulich ift'8 im füllen ©aß>, 
©enn grieben iljn umfcbmebt, 

©enn’§ non ben Sleften lieblich fdbaflt, 
©enn leif 1 ba§ Saub erbebt. 

3eb lag im ©alb, e§ raufd^te facht 
3m ©inb ber alte Saum. 

O märcbenfunb'ge ©albe§nacbt, 
ergäbt’ mir beinen £raum! 

Die (Sic^e raufdbte: „®tüdP unb fieib 
Jpab’ i<b genug gefebn. 


c^ie^e. 

3db fenne bie golbne grüblingSjeit, 
Doch au<b ber ©türme ©ebn. 

63 traf rnieb oft be8 Slifceä ©trabt, 
SKanebe ©unbe blieb jurüdP. 

3db fab ber SWenfcben Stotb unb Qual, 

3<b fab ib r b^P €g ©tüdP. 

©obt Ständlern marb au8 meinem Statt 
ein Ärang gerounben einft. 

©3 liegt mein Saub gar lebenömatt 
Stuf lobten, bie bu bemeinft." 

$c#rg von $4utpt. 


^tßenbgeßet einer «Äenben. 

Stuf ben Sergen febläft ba§ 3ttonbli<bt, rubig glängt ber ©terne Fracht, 
Stn bem bunften jpimmetäbome batten fie bie ftiße ©acht. 

#eil'ger @otte3friebe mattet ob ber traumbefangnen ©eit, 

Unb auf 6ngel3flügeln febmingt ftcb mein ©ebet gum ©ternengelt: 
„©ater, lieber ©ater, mache über mir in biefer Stacht 1 
Sag im Iraume midb erblidPen beineS ©arabiefeö ©rächt. 

©enn icb bann im füllen ©dbatten fyotyx ©atmen fetig meit\ 

©o gefeit’ mir ben ©enoffen, bag er meine ©onne tbeif. 

Sag in Siebe un3 oereinigt, roie’3 bein baber Statbfcblug mar, 

Änien als beine frommen Äinber an bem beil’gen Hochaltar, 
geft umfdblinge #erg unb #änbe ero'ger Heue bintmtifdb Sanb; 

Sreite fegnenb bann barüber beine mitbe Saterbanb. 

Unb erroacb’ icb au3 bem Traume, tag e$ atfo, $crr, gefdbebn: 

Sag an be3 ©etiebten ©eite mich beglüdft burcb’3 Seben gehn!" 

"" Jobauua 


Pcs Sturmes ^anjficb. 

ÜWit Stbler§ ÜWadbt 

©rbob ficb ber ©türm beim ßntmeicben ber Stacht, 
„©iß tangen", rief er „am £immetegefilb 
ÜJtit luftigem, luftigem ©olfengebilb, 

©ie greibeitdbrang gügeßoä roitb. 

$ei ©ölten, 3b r nächtlichen ©ebenen, 

©ie febmingt unb mie brebt 3b r f«nl 
Der 6rbe geften erbröbnen, 

Stun miß (Suer Stitter ich fein. 

„(grbeb, o SJteer, 

Die ©thrnnen ber Hefe, gemaltig unb beb* 


Digitized by 


Google 



302 


Unb fprüljcnb unb f^äumenb jum §immet empor, 
£afl fingen ber ©affer fro^braufenben ©jor 
(Sin fjerrlicbeS Janjtieb uns oor. 

©3 ftimmt bann in'§ ©ogcngebraufe 
®er (Sicfyroalb unb raufebet unb größt, 

®afl id) ihm bie fronen jerjaufe, 

®ie Äroneu auS b cr &fW$ em ®otb. 

,,©obt feucht unb falt 
3ft Liebchen, bie fdflmmernbe ©otfengeflalt, 
©cbönHeb, ba§ mich püd>tig ju feffeln gemußt, 
®od) faß icb’3 in roilber begebrenber üuft, 
3erbt*ücF icb’3 an roogenber ©ruft, 

®ann mufl e§, bann mufl e§ erwärmen, 

3)ann juefet ber ©lifce ©lutb 
Su3 unferm fel’gen Umarmen 
£inab in bie febäumenbe glutb." 

®er ®onner bröbnt, 

Som ftelfengeflabe ber ffiiberbafl tönt, 

©3 birgt ftd) in bunfler £öble ber 2eu; 

©3 flattern bie Söget be3 £immet3 fc^cu 
Um flarrenber Ib^r™ 6 ®^äu. 

®ie 3Kenf(ben, bie flotjen, erbittern 
Unb neigen ba3 bleibe ©efiebt, 

©enn fbäuerlich roilb au3 ©eroittern 
3u ihnen ber ©eltgeifl fpriebt. 


f. 



©oeben ifl ber breigiafte 3 abre 8 beridjt über 
ben ©tanb unb bie Sirffamfeit ber Deut¬ 
schen Schiller-Stiftung erfefflenen. 3 m ©in* 
gange bc 8 Sericbt 8 fprid^t fleh ber Ser= 
maltungSratb am ©(bluffe be3 30 jährigen 
fegen 8 reid)en SeflebenS ber Snftalt über bereu 
3mecf, Seredfligung unb £eben 8 fäbigfeit au3. 
Standjerlei fal|d)e Slnffaffungen unb Ser-- 
bädjtigungen werben ba jurüefgemiefen. „$)afl 
nicht Villen geholfen werben Fann, bie oiel* 
leidjt ber £ilfe wertb unb bebürftig mären, 
liegt in ber ScfdjränFtbcit ber Mittel. 2lu= 
fprücbe erbeben 511 bürfen, glauben aber Siele, 
beren litterarifdje Serbienfle nur in ihrer 
eigenen ©cbäfcung hefteten, ober bie ber 
Säfeinung flnb, ein jeber talentoofle Anfänger 
habe bie Slnwartfcbaft auf Seadjtung unb 
Unterflüpung burd) bie ©djiUerftiftung, bie 
boeb bureb ihre ©apungen barauf beftpränFt 


ifl, nur ftbon erworbene Serbienfle um bie 
Sationallitteratnr $u berüeffiebtigen. 4 ' 2 öie 
grofl bie SBobltbat ber ©dbiücr=<Stiftung ifl, 
ergiebt ber Umflanb, bafl fl« in ihrem 
30 jährigen Sefleben mehr al 8 1 330 000 St!, 
an Unterfliipungen uerwenbet bat, ma 8 einen 
5T>urcbfd)niU§betrag oon 44 300 Stf. auf ’8 
3 abr ergiebt. dennoch fonnte mit biefer 
©umme nur ein £beß ber Sotp gelinbert 
werben, in welch« felbfl bie oerbienteflen 
©ebriftfleder bin unb mieber geraden waren. 
£>urcbfcbnittlicb fanben 70 — 100 Sewerber 
£ilfe, wobei ber £auptflamm ber Empfänger 
oon Ehrengaben meifl berfelbe blieb, fo bafl 
immer für bie neueintretenben Sewerber 
erhöhte Sfittel nötbig mürben. ,E5erabe 
beämegen famt ber SermaltungSraib auch 
beute nach 30 fahren bie alte tflage nicht 
unterbrüefen, ba| bie fletige $b«ßnabme ber 


Digitized by 


Google 














303 


Nation an biefem ihren fegenSreidfjen Söerfe, 
wenn nid^t gang erfaltet unb erftorben, bocb 
nicht in bcm ©rabe warm unb i^ätig gc= 
blieben, bafe ^eute ein Sftedfjt oorbanben wäre, 
non roacfjfenbem ©lüljien unb ©ebenen ber 
Stiftung reben ju fonnen. SSie gemelbet 
wirb, ijt faft allerorten, too um ben ©or= 
feanb ein weiterer ÄreiS non ©ereinSmit* 
gliebem t^ätig war, bie 3 a bl berfelben im 
ytücfgange begriffen, fo bafe leiber für bie 
3 ufunft e^er eine ©efcbränfung ber jepigen 
Wittel als eine ©ermebrung in SluSfTdfjt 
fiept." Um bem gegenüber bie ©ereinS* 
beftrebungen gu förbern, werben ©erfudje 
gemalt, neue 3rocififHftungen gu begrünben ; 
Tin SlugSburg, ©raunfdjweig, $ufum, Äiel, \ 
Saibacp, Wagbeburg, Stettin unb Strafe* 
bürg). 3n ber leptoerfloffenen ©erwaltungS* 
periobe finb brei neue 3roeigftiftungen gu 
konftang, ©rag unb ©renglau entftanben. 
$118 ©orort für bie 7. ©erwaltuugsperiobe 
ift gum. nierten Wale SBcimar gewählt wor* 
ben. 3n ben ©erroaltungSratp fmb an 
Stefle non £eibelberg unb köln: Stuttgart 
unb ©reslau gewählt worben. ©on ben 
Witgliebern ber oerfdjiebenen 3roeiafiiftungen 
fmb im abgelaufenen 3<*b re nid^t weniger 
als 12 nerbiente Wäuner aeftorben, barunter 
ftofratp non Söeilen in SGßten unb ©ep. Sftat^ 
Dr. n. ©eaulieu* Warconnap ©je. in $)re8* 
ben. $)ie ©efammtfumme ber im 3 a P rc 
1889 aufgewenbeten Unterftüpungen betrug 
39 475 Wf., banon entfielen auf lebenslang* 
licpe ©enftonen 10050 Wf., auf oorüber* 
gepenbe ©enfionen 21 625 2Jtf., auf einmalige 
7800 Wf. $iergu fommen bie Seiftungen 
non 10 3weigftiftungen im ©etrage non 
9325 m. unb 3420 ©ufben ö. S. 


-— * - 

£er $)icpter S. £. n. Wofentpal pat in 
feinem lepten 2Bitlen bie Slnorbnung getroffen, 
bafe afljäprlicb bie SntpcilSbeträge feiner 
29erfe, unb ;war biircp ben Wiener 3 WC '8 S 
nerein ber beutfcpen Sc^iHerftiftung, an 
öfterreidpifcbe nerbienftnode ScpriftileHer oer* 
t^eilt werben fotlen. $er genannte herein 
bat in feiner lepten ©orftanbsftpung ein* 
ftimmig ben für biefeS 3apr entfauenben 
©etrag bem Siebter unb Scpriftfieller Fer¬ 
dinand v. Saar als Ehrengabe gugefproepen 
unb bereits übermittelt. 

_ * - 

$)er ©Hener Sdbrift (teHer* unb 3ournaliften* 
©erein Concordia wählte am 16. Würg b. 3- 
nach längerer 3 ro if<$cnregierung an Stelle 
beS oerflorbenen 3°ftf ü - 2ö«Hen ben Pro¬ 
fessor Waehanek, einen oolfSwirtpfdpaftlicben 
©Mitarbeiter beS „grembenblatteS", gum ©or* 
ftpenben. 

- *- 

©ine gu ber ©ruppe feiner Jtömerromaue 
aepörenbe neue ©ooetle „$)ie ©umibierin" 
pat Ernst Eckstein foeben bei ©. Bteifener 
in Seipgig erfebeinen taffen. 

- * —— 


„Stine*, eine neue ©rgäplung oon Theodor 
Fontane, gelangt in ^iirge bei g. gontane 
in ©erlin gur SluSgabe; in bemfelben ©erlag 
erteilten „©^ebiepte" oon Ludwig Fulda. 

- * - 

E. von Dineklage oeröffentlicpt einen neuen 
Vornan „3una $Üaricp8 ©raut". (9t. ©cf* 
ftein 9tacpf., ©erlin.) 


©in neues ©ebiebtbueb „Homo sum!“ oon 
Julius Hart erfc^icit foeben bei ©aumert & 
9tonge in ©rofeenbain; bemfelben ift eine 
äftpetifcp*fritijcpe ©inleitung über „$>ie Sorif 
ber 3ufunft M beigegeben. 

- * - 

Ernst von Wildenbrueh pat e * n neues 
oaterlänbifcp*piftorifcpe8 £rama ooflenbet, 
baS im 3uge feiner branbenburgifd)cn ©e* 
febiebtsbramen au ben „©eneralfelboberfi" ficb 
anjcpliefet $er 92ame beffelben ift noch un* 
befaitnt. 

-*- 

Hans Horrig s tfntperfeftfpiel ift am 
19. Wärj b. 3- *>on ©ürgern ber Stabte 
Saarbrücken unb St. 3ob«nn gum 17. Wale 
aufgefübrt worben. £er 3lnbrang beS ©u* 
blifumS war oon Anfang bis gum Scblufe 
gang aufeerorbentlicb, unb tagelang fdjon oor 
jeber ©orftettung war ber geräumige Saal 
ber Sonbafle ooüftänbia auSoerfauft. 9tad^ 
einer überfeblägigen Dtecbnuug werben bie 
©innabmen bie Ausgaben ungefähr um 
3000 Wf. iiberfteigen, welcbe Summe als 
©runbfapital gur ©rriebtung einer ftänbigen 
©olfSbiibne angelegt werben fott. 

- * - 

Slm 23. Wärg b. am ©orabenbe beS 
60. ©eburtStageS Robert Hamerlings, fanb 
in Scbwargeuau eine Sipung beS Hamer- 
lin^-Denkuial-Ausschusses ftatt, in welcher 
einjtimntig befd)loffen würbe, ben ©ilbbauer 
©ranbftätter in ©rag gu erfuc^en, bafe er nach 
bem oorliegcnben Wobell mit ber Unfertig* 
ung beS 5)enfmalS fofort beginnen möge. 
$>ie Sammlungen ergaben bis b cut * ^000 
©'ulben, bie Soften fmb mit 10 000 ©ulben 
oeranfcblagt, baS noch geblenbe b°fft man 
bureb freiwillige Spenben unb burd^ ©er* 
loofung gweier oom 3ngenieur ©febopf ge* 
malten unb gefpenbeten ©ilber, fowie bureb 
ben ©erfauf oeS oom ©omitdmitglieb SlUram 
gu ©unften beS gonbS b eraug 8 e 9 6 ^ enen 
©ucbeS *2luS ber Heimat ^amerlingS" auf* 
mbringen. ©nblicb würbe nach b € ife er 9tcbe* 
febtaebt, an welker ficb namentlich bie beiben 
©ürgermeifter ber Stäbte Söaibbofen unb 
3n>ettl betbeiligten, gur SGBabl beS OrteS ge* 
fapritten, unb ba fte Stimmengleicbb^it ergab, 
entfebieb baS 2ooS, unb grnar für ©?aibbofen 
a. b. $b a 9 fl * ^amtt fmb bie miebtigfien 
gragen iclöft. — Unfer oerebrter Witarbeiter 
Ulbert Woefer in ^DreSben nimmt ©eiträge 
gum $)enfmalfonb entgegen. 

- * —— 


Digitized by ^.ooQie 



804 


©ie man mit Bühnendichtungen zum 
Zwecke der Theater-Beklame oerfahrt, getgt 
roieber einmal folaenbeg ©eifpiel. greptagg 
„3<>umaliflen" muffen fleh hie Umarbeitung 
nun Sofals unb (gelegenheitg=©chwanf non 
©affau gefallen laffen. $>ag „©affauer 
Tageblatt" fdjreibt: „gür nächflen ©onntag 
fle^t unferem oerebrten ©ublifum ein ganz 
befonbcrer (genuß rm $ Realer benor. £err 
o. $oj:ar hat nämlich im herein mit £errn 
$)irector ©agier ein abfommen getroffen, 
bag ©reigluflfpiel non bem befannten ©djrift* 
fleHer (guflao greptaa „$)ie 3oumalipen - 
bahin theilweife abgufinbern, baß bie barin 


enthaltenen ©ahlberoegungen gum größten 
$h*tf auf unfere ©erpältniffe paffen, ©ir 
Zweifeln burdjaug nicht, baß an biefem in 
utudfidht flehenben genußreichen abenb bie 
Dfcäume beg ^tt)catcrö big auf ben legten 
©lag augnerfauft fein werben unb fleht eg 
im Sntereffe eineg jeben ^^eaterbefitdherS # 
fleh rechtzeitig ber ©iÜetg $u nerflehem, um 
jo mehr, alg auf eine zahlreiche 2anbbe= 
oölferung zu rechnen ifl.* $>em „befannten 
©chriftftefler (guflao greptag" hätte bie aufs 
führung gewiß auch einen „genußreichen 
abenb" bereitet. 



(gkfprecpung btefer §ut Seurtpctlung eingegangenen ©iieper bepaUen toir un« bor. 2). 9t.) 


JUcott, D., $)te fpanifchen ©rüber, ©ine ©rzählung aug bem 16. 3ahrhunbert, ®eutf<h oon 
©. ©pangenberg. (0. ©ranbner, 0regben, 1890.) 

®. GafeDaw, Qm, (gerechte ©tenfehen. ®rama in brei aften. ((g. Körner, Leipzig.) 

flnltbanpt, 4)ciariih, ®er oerlorene ©ohn. ©djaufpiel in oier aften. ©tit einer ©orrebe: ©in 
©ort über mobeme ©toffe im ®rama. (©d^ulge’fc^e §ofbuchhanbtung, 
Olbenburg.) 

Bah»« /*H*, ©firnir. ©rjahlung. (©reitfopf & Bartel, fieipziß, 1889.) 

Gbeliag, /rieDriip 4P., äerflreutcg unb ©rneuteg. (#ang Süftenober, ©erlin, 1890.) 

„ „ ®ie Äahlenberger. Aur ©eflhichte ber Hofnarren. Wit #olzfehn. 

(#ang ßüflenöber, ©erltn.) 

/rankt, Cnbnrig Angnfl, ©pifcheg unb Sprifd&eg. SReue ©ammlung. (ab. ©onz & ©omp., 
©tuttgart, 1890.) 

/mpa, Äfinbolb, ©tranbgut. ffteue (gebidfle. (Äarl ©auch, ©era.) 

Goftjf, Anna, am ©albegranb. ©tärchen unb Traume, (#inflorfffche £ofbuchhanblung, 
©igmar, 1890.) 

Ijart, 3ntino, Homo sum! ©in neueg (gebidflbu<h. ftebfl einer ©inleitung: $5ie fiprif ber 
3ufunft. (©aumert & ©onge, (großenhain, 1890.) 

Grn;eii, tPHhelm, ©arztoal. ©tpfterium in fünf aften. (0. ©tu^e, Seipgig.) 

floh, Amo, unb 3ohanneo Schlaf, $>ie gamilie ©eliefe. $rama tn brei aufzügen. (©ilh. 
3ßleib, ©erlin, 1890.) 

f alifd), Dr. X Ghr., Heinrich #eine*g ©erhältniß zur Religion, (g. 0ehlmann, 0regben, 1890.) 

Gaflnakp, Jlartha, ©chnee unb ©lütben. Wooellen. (©. ©ierfon’g ©erlag, 0regben, 1890.) 

Ginbbadl, ttotfgang, 0 ie legten ©lenfchen. ©in ©ühnenmärdjen in fünf aufzügen. (©. ©ier* 
fon’g ©erlag, 0regben, 1890.) 

Ilefn, (Dakar, ©chmenliche ©onnen. Vornan, (©elbfloerlag, ©Iberfelb.) 

Unart*, Garl, #umoriflifcge (gebichte. 2. oerbefferte au fl. (3. ©ogel, (glarug, 1889.) 

Jtofti, Hermann GL, ©chmanengefang. 0rientalifcheg Wärepen in fünf ©tücfen. (©elbfls 
oerlag. ©raunau, 1889.) 

». f firner, ©tto, aug ber ©ogelfchau. ©prüd&e u. ©tachelreime. (£. Süflenöber, ©erlin, 1890.) 

Cohtnann, Jfeter, (gefchidflgbramen. 3. aufl. (3- 3- ©eher, Seipgig, 1890.) 

CBwenberg, 3., ©or bem ^«nb. Jrauerfpiel in fünf aufzügen. (a. ©. JÄeher, aitona, 1890.) 

». Jleerheimb, Iliiharb^JSTpchobramen. ©taterial für ben rhetorifch-beflamatorifchen ©ortrag. 

2 Rit etnem ©ormort oon ©. g. ©ittmann. 3 roe ' te8 ©Snbchen. (©p* 
Bteclam jr., Leipzig.) 

Jlbfer, JUbert, ©eutfdje ^aiferlieber. (h. Älemm’g ©erlag, fcregben.) 

Gibelnngenlieb, ^ag. Uebertragen unb h'rauggegeben oon Dr. (g. Segerlog. (©elhagen 
& Älaflng, ©ielefelb.) 

©tinba, JUrranber, 0ie ©rätenbentin. ^iflorifcher Vornan aug ber SRegierunggzeit Katharina II. 
(äbolf Kiepert, ffreiburg i. ©.) 


Digitized by ^.ooQie 
















305 


Prefcr, «<*rl, ©cbid&te. 4. Hup. (©rnß £übn, Gaffel, 1890.) 

n. ftattkammer, Alberta, Hfforbe unb ©Jefänge. Dichtungen. (3- £. ©b. Heife, ©traßburg.) 
Hetbroifcb, ®rn)t, Der banfbare ©laubiger. Sußfpiel in oicr Elften. (£. gißber Sftacbf., 
korben, 1889.) 

* „ Sefcte 3 u 9 en ^^ e ^ er - 2* oermebrte Hup. (H. giftet Wadjf., korben, 1889.) 

„ * ©ifcbof Sotbar. $ rauerfpiel in fünf Hften. (£. gifcber 9fa<bf., Dforben, 1889.) 

Hobert, I)., Hbnoba. Sieber unb SBilbcr oom ©cbroargroalb. (Hb. ©ong & ©omp., ©tutts 
gart, 1890.) 

ftofbbol}, Graß Catarig, 9tei<b8treu — Denffrei. ©Jebicbte gu ©c$up unb Drufc aus ber 
©cbroeig. (dauert & Pfocco, Seipgig, 1889.) 

SdpnlM-Gabanis, fcidjarfc, einerlei Rumore, Komißbe 9touelleu unb ^eitere ©figgen. 3. Hup. 
(Otto 3 a ”f € / ©erlin.) 

Scbanratatra, Paal, geierßunben. ©Jebicbte. (ftaffe’S ©erlag, ©oeß, 1890.) 

3d)fi(feing, frain, PfooeOen. (3- ©. ©. ©runS, TOnben i. 29.) 

ddjmrbcl, Qtekar, ©erfechtet, ©ine ©erliner ©efdjidjte aus bem 3abre 1830. (3- ©. ©runS, 
Ülcinben i. 29.) 

3<biM}rr*Dütf$, gefammelt unb berauSgegeben oon ^prof. O. ©utermeifter. £eft 46 — 50. 
(Orell güfeti & ©o., Zürich.) 

3tol)n, Dr. ^ermann, Sitterarifcbe ©fizgen für bie beutfd&e grauenroelt. 2 ©Snbe, 3. Hup. 
(©. ©ngel, Seipgig.) 

3plaa, Garmra, ©om Hmboß. (©. ©trauß, ©onn, 1890.) 

Gelmamt, Äonrab, ©igilianifebe ©Jeßbicbten. 2 ©anbe. (3- ©. ©. ©runS, SRiuben i. SB., 1889.) 
Goootr, ijftni, 3 m SiebeSraußb. ©erliner ©ittenroman. (Hb. ©eclin, 1890.) 

Gfirrk, Dr. Hermann, Das pfpcbologißbe Problem in ber Hamletfrage. (9J?a$ Hoffmann, 
Seipgig, 1890.) 

tPeljl, /eobor, 3«it unb SOTenßben. Dagebud^Hufgeicbnnngen aus ben Sab« 11 1863—1884. 
2 ©änbe. (H. ©. W eher, Hltona, 1889.) 



©orbemerfung ber Dfcebaction: Der Münchener „HUgemeinen ^eitung* entnehmen roir 
ben naebßebenben ©eriebt. ber unferen geßbäpten Hbonnenten geroiß oon ^o^cm 3ntereffe 
fein bürfte: 

Dreäbett, 15. Sttärg. Heute ift oor bem biepgen ©eböffengeriebte ein litterarifeber 
©roceß gunt HuStrag gefommen, beffen ©eranlaffung bie DrcSbener, ©erliner unb SWünchener 
©cbriftßeflerfreife Diel bejebäftigt b^t. Die ©eranlaffung bilbete ein groifd^en Karl ©mil 
grangoS in ©erlin als Herausgeber ber »Deutßbeit Dichtung" unb.©onl ^>einge in 
Bresben als n* r <* u8 geber beS „Deutßben DicbterbeimS" geführter pöcbß unerquicflicber ©treit, 
in ben auch ber Siebter beS guerß in lepterer 3'itßbrift oeröffentlicbten „©olframSliebS", 
Dr. 3«ltuS ©Jroffe (als ©ecretär ber „Deutßben ©d^itlerftiftung^ bis oor furgem in Sttüncben, 
jept in SBeimar lebenb), oerroicfelt rourbe unb in roelcbem Seßterer ben fortgefefcten Hngriffen 
beS Hrn. gramoS gegenüber einer „©rflärung" im „Deutßben Dicbterbeim" beitrat, roona<b 
ed auch ißm »Die ©elbßadpung oerbiete", benfeiben noch eine ©ntgegnung gu ^b e ^ werben 
gu laffen. Huf ©5runb beffen ftrengte grangoS gegen (tröffe ben ©eleibigunaSproceß an, ber 
|eute gnr ©erbanblung Panb. 3 U berfelben roar ber Kläger perfönlicß erfepienen, roäbrenb 
ber ©eflagte pcb burc^ ben fftecbtSanroalt ©rauer oertreten ließ. 3 n ^ em inSbefonbere 
bie Hrt ber Kampfmittel fenngeiebnete, mit benen grangoS gegen ©roffe oorgeganjen roar, 
braute er bie groifeben ben beiben Parteien geroecbfelten ©riefe jur ©erlefung uno roieS nach, 
baß grangoS eingelne ©teilen aus ben ©riefen ©koffe’S in einem 3 u f ammcn ^ an 9 c ßenü^t 
batte, ber über biefelben eine irrige Hnpcbt erroeefen mußte. Huch baS (Bericht gelangte gu 
ber Hnficbt, baß ber 93eflagte nur ein natürliches unb berechtigtes 3Jtaß oon ©elbpacptung 
beroiefen b^tte, roenn er pcb im ai, f ^ rt un ^ SBeife, roie ber Klüger in einem 

bepimmten ©unfte ben ©treit geführt, jener „©rflärung" mit ben angegebenen SBorten ans 
fcßloß, unb oermoebte in lepterer felbft eine ©eleibigung an pcb nicht gu tinben. Demgemäß 
aab baS ©Jeriebt bem ©trafantrag feine golge, oielmeßr roarb ©Jroffe freigefprodßen uno 
grangoS in bie Koßen beS ©erfaßrenB oerurtbeilt. 


Digitized by 


Google 













306 



G. P. in L-gk „2llpenfahrt*; H. F. in 
B—n „3u ben Äatafomben"; 0. S. in W—n 
„tflofter ^riim* (einoerftanben; Iaffen ©ie 
baS fragliche 93ucp mtbefprochen); A. L. in 
N—n „Süfien = Sanbvung*; J. R. H. in 
B—n „Oftern auf bem fcradjenfelS*, „^ers 
fifd^eö SiebeSfieb*, „©hafel* unb „Mab’S 
ÜRacht*; M. L. in D—n „jtirdje Sang tm 
SRiefengebirge*; H. y. P. in N—a „Sulpem 
groicbcl"; L. G. in G—a„GalanthuaNivalis“. 
Angenommen! 

E. R. in R—a. $Öd)ft bcbenfliche rfjtjts 
mifche Mängel! — Unfer $Matt erhalten ©ie 
bei birectem SBeguge fünf bis gehn £age 
früher als auf 3?uchhänblermege; für regeP 
mäßige Bufenbung fonnen mir uns nur bei 
birectemlflbonnement oerbürjen, obgleich ©ie 
natürlich berechtigt finb, btefelbe auch non 
3hrer $3uchh«nblung gu beanfprudgn, ba 
ledere auch oon unS bie Hummern regeR 
mafjig erhält. 

A. L. in H—m (talentooH, aber gu fchwär* 
merifdj); S. B. in M—n (baS $henia ?eng 
unb Shebe in einem Bthem ift gu oerbraudjt); 

F. S. in P~f; S. H. in \V—ck (gang uns 
flar); C. K. in K — n (inhaltlich gu wenig 
neu); H. G. in B—n (gu breit); L. B. in 
K — & Qnoerfionen unb unreine ffieime); 
V. T. in R — g (gum $he*t fpät einge-- 
troffen); L. H. tn W—g (gu harmlos); 
H. Z. in K—r; F. N. in K—f (im Gins 
gelnen hiftfö* Anläufe, aber int (langen 
u oerbraucht ober :u fchlicht); W. P. in 
1—n (ein mehr als taufenb ‘DJtal behaus 
belteS 3J?otio!) j M. R. in C —n (gu unbes 
beutenbe ©egenjtänbe); R. M. in R—n; J. S. 
in L—g: A. v. M. in P—v; P. R. in B—n; 
Gr. C. Z.-L in L —n: R. G. in E — d. 
Dankend abgelehnt! 

E. v. d. H. in H — g unb oielen Bnberen 
m mehrfach wieberholtem TOale bie 
uRittheilung, bah für einen beftimmten 3eit= 
punft berechnete ©ebidjte minbeftenS 6 Soeben 
oorher bei uns eintreffen ntüffen. 

{0d&lnfe ber JRebactton biefer 


A. B. in VV—n. Grbitten ©ie fid) B 118 : 
funft 001 t 3 b r er ^nchhoublung; mir fennen 
fein berartigeS Serf. 

G. M. in H—g. Cafjen ©ie fehen, inbefc 
bitten mir um Ginhaltung unferer „$Rs 
fiimmungen*. 

E. v. R. in B—n. $ie gemünzte birecte 
BuSfunft werben mir 3 hnen sufommen Iaffen. 

M. G. in S — tz. ©ie befifcen Talent, 
machen es fich jeboch begiiglidj ber Jorms 
gebung in jebem eingelnen 3 b*er fünf ©es 
bichte — unb gioar in jebem nach einer bc= 
jonbcreit Dichtung h ” 1 ~ *u Rieht; üben 
©ie flreugere ©elbftfritif unb oermeiben ©ie 
namentlich Bnflänge. 

M. S. in P — a. ©ewiü, mir fonnen 
3hnen ben oon Silhelin Reffet mit ©efehief 
unb Umficht rebigirten ©iig’fchen „JpauS« 
unb gamilienfehafe* nur wärmftenS em= 
pfehlen! 

E. K. in B—z. Sir [mb mit grühlingSs 

S eichten bereits mehr als gur ©enüge oers 
en, fo bafe mir auf bie Annahme beS 
3 hr» 9 en notbgebningen oergidjten müffen. 

H. B. in B—n. ^aS cingefanbte ©ebicht 
ift ohne jeglichen poettfehen Serth; eine eins 
gige s probe geftattet unS aber natürlich fein 
Urtheil über 3h re $?eiftung 8 fähigfeit; fenben 
©ie GinigcS oon bem, waS ©ie felbft für 
baS 3?efte halten. 

A. Al. in Z—n. Sir fonnen nur Bücher 
befprechen Iaffen. welche oor einem, fjöchften 
uor jwei 3 Q ^ lcn eifc^tcnen finb; altere Serfe 
müffen oon ber Söeurtheilung auSgefchloffen 
bleiben. 

E. W. in P—g. ^efeitiaen ©ie ben uns 
möglichen Sfteim „2v eu — 3ftai* in „Sinter* 
unb fehiefen ©ie unS baS ©ebicht wieber. 

H. v. P. in N—a. 3hre neuefle Ginfenbung 
ift unoerwenbbar. GS wunbert unS nicht, 
bafj 3 hre Wanufcripte nicht angefommen 
finb, wenn ©ie Briefe nno Beiträge als 
SDrucffache franfiren unb in offenem Gouoert 
an unS abgehen Iaffen. 
stummer: 29. TOrg 1890.) 


Jnbaftfioergeicfinii 

•rbifhte Oon IIHtbrt« Sfiitn, JRac ^AUrrbod), Äonrab Sflwonti, Ibalbrrt *ot JUairrfikf, 
^rrnbrntbal, Atfreb ®tbrii, /rlfbriet-/lifbriA, liiorb #n«tbrr, 3ot Albotb. eirvjt Woiblrr, S<bib»rt #firg 
wm 3dmlpr, 3ebanno 3ctmib unb C. iittfrlri. — #nnbtlb. (Sin ^dbengebiebt Oon •nfta« laftropp. (Wort* 
febung). — An* Orinriib Crntbolb** 3ngrnbgit. (SWit ungtbrueften (Slebicbten). Bon Vitt 3itiUb»9- t@<mu&.) 
— fiUrrntnr nnb finnft. — Urne Slibrr. — CDfrnrr dprr^faat. - Siirffdäiltcr. 


nur unter ttuuutr 6uttttu*u§*üt gef!attet. 


BefleUunaeit finb gu richten an bie Expedition (Pani Heinze’e Verlag), Ginfettbuugen 

an bie Redaetlon des „Deutschen Dichterheini* 4 in Dresden-Striesen. 3 n Gommiffton: 
TrHh’sohe Buchhandlung (B. ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger 4 Cie. in New-York. 


Ghef s Dtebacteur unb Gigenthümer: 7auf <£etiige. 

9nd bon ScsMsaab XboswS tn SreSbcn. — Bspter son Bieter ä Böget in Sctp|ig. 


Digitized by c^ooQie 







Drgnii fiir Diiiilluinfr und üritil. (Der „Deutftfien 2Mlerfi«ffe“ 19. £mitl.) 

Herausgeber: S^auf 4&ein*e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 M halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. M&rz beziehentlich 1. September angouommen. Einzelne Nummern h 50^. 6 Stück einer Nummer 1,50. 


ijfit mit 

Jj)*urdf ^eöirg’ nnb S&afbesmiffe 
^L^** 1 *’ ^ einfant meine £dfri((e. 

f r ^' ?8ie im JStnb bie pipfef fdfwanlen, 
pagf bas <£erj mir itt $ebanften. 

S&et$e £ufl, mit ben $enoffen 
3?ro$ |u fdfaffen, unnerbroffen! 

^frifdjer S&nfß nnb #elffesflör§e 
S&adffett am oereinteu S$erfte. 


»J J'eiir* 

bringt bie ^eierabenbftunbe 
Staff in Rittern ^rennbesbunbe, 

#e|f es an ein ftöfifldf Stäubern, 
Stnb bie Seif ffießt offne Sanbern. 

Jtudf iff’s Sfreube, ffofben grauen 
?n bie gingen tief ju flauen, 
m bie StäfQfef (üff unb eigen 
Siorf nnb fort bem grnnb entffeigen. 


?odf )u gelten, fern ben jtnbern, 

3&u|| für mi<$ alTein idj wanbern. 

Trieben nur ffifft jis gewinnen 
^Uffes JtuffUfffeftflbefinnen. 

Jtferis Jlar. 



- *2 


Digitized by ^.ooQie 



308 


c$tn|} pon $ t e r n Ij o r ft 


Cittcrarifd^c Noocllette 


oon jl f f r t b 3? 

^eihänguißooli ifi baS ^athem 
qefc^enf einer unerforfdjlidjen 
gee,biebem ungenNFenfchens 
jol)ne in bie Siege bie ©ehm 
m fucht nadb bcm ©cf)önen legt 
unb and) eine begrenzte 

ÜRac^t, eS gu [Raffen, ©emeinljin roerben 
folchermaßen Söefchenfte dichter genannt. ©S 
giebt glücflidje unb unermeßlich unfelige 

s ßoeten. £ie erfteren fchafjen leidet, einem 
roedjfelnben SageSbebürfuiffe genügenb, fie 
erobern fich ihren $laß in faft aUen Organen 
be$ mobemen ©chriftthumS, auf allen öof=, 
Neftbciq: unb ^rooinjbithneu feiern fie billige 
Triumphe, meldie nur beti £h e aterbefud)ern 
treuer ju flehen fommen. Senn fie aufangeu 
fahl 311 roerben, ftnb fie fleinreich, unb i'or= 

beern beefen in größerer giitle ihre ©lafce, 

roie roeilaitb ben ©cf)äbel beS claffifchen $ers 
fafferS beS gaHifchen Krieges, beS eblen 3iiliuö 
©äfar. 


riebman n. 

(91ad)bruct »erboten.) 

©täbten ben jungen ©rnft non ©ternhorft 
auf feinen ©pajiergängen. Senn irgenbroo 
begeiflernb fich ber £omer lieft, fo ifl eS am 
©eftabe ber roilbbranbenben, ber flach bahin 
ftch behnenben ©ee. $>ann fleht ber pham 
tafiereiche Jüngling $häafen= unb Potofagens 
infein auftauchen; er träumt fich felbft in 
bem Arm ber blühenben Äalppfo, er befämpft 
bie £äftriaonen unb ben fchredflichen, ben ein* 
äugigen ^oloph em ' unb er 3aubert ftch ein 
heimatlid)e§ ^thafa oor, auf bem er in feinen 
eigenen NuhmeStempel einjieht, nach beS 
Gebens ^Dceerfahrt ein ©ieger, mit unoergäng* 
Iichem ?aube umfrängt — oiefleid)t am $ufen 
einer eroig geliebten grau, als 93ater eines 
©ohueS, roeld)er ©hre ererbt unb oermehrt.... 

©r fah fich toohl auch als ein Nömer aus 
ber 3«il beS ^oraj unb befonberS beS ©atuU, 
ben er ^ö^ev fd)äpte, als ben Umfchmeichler 
beS Nfäcen, beS ©atuU, in beffen bergen noch 
eine ©aite beS alten griechifchen ©efangeS 


gür bie Ütitroelt haben fie bie SBebeutung 
ber geroöhnlichften Nahrungsmittel, fie fmb 
nothmenbig, wie 53rob unb Jtäfe. And) ber 
^DurchfchnittSbilbungSmenfch hat fein gciftigeS 
SBebürfniß unb biefeS betriebigen fie ooü* 
fommen. giir bie Sitteratur ftnb fie ©phe* 
meren, ihre Malier gleicht für bie ©efchichte 
bem SeUenring auf einem ^ergfec, bem 
©chatten ber roeißen Solfe, bie über tannigem 
£ang fchtrebt. ©ie fommen unb gehen unb 
ihrer ift fein ©nbe. 

3» ben anbern, ben maßloß unfeligen, ge= 
hörte C^rnft oon ©ternhorft. ©df)on als jtnabe 
geiqte er fich anberS, als feine ©d;ulfreunbe 
uno gleichaltrigen ©enoffen. ©r roar eines 
jener Jtinber, bie il)r Riffen mit unoerfieg* 
baren £h™iien benefceit Fönnen, roeil ihnen 
bie Nhitter nicht ben ©tem beim Ntonbe, 
ober baS jitternbe 33ilb beffelben auS ben 
nächtigen gluthen h^auf3uholen oermochte. 
AbfeitS oon ben rohen ©efpielen oertiefte er 
fid) früh m ^Märchenbücher unb bilbete fich 
ein, bie fo herrlich befchriebenen, fo bunt ge= 
eidjneten geem, Nitter= ober 3aubergeftalten 
eien einer roirFTichen Sßclt jugebiirgert, unb 
er gehöre 31t ihr unb gu ihnen. ©r enoartete 
fie im £eben unb nod) fpät, als er fchon 
oernünftig hätte fein fönncit, enoartete er fie, 
lauerte ihnen auf, befchioor unb rief fie.. . . 

©r genoß eine gewählte Ziehung unb 
bie Seit ber ©riechen unb Nömer erfeßte eine 
Seile mit ihrem Sohllaut, mit ihren ©öfters 
bilbern unb ©ötterroorten, mit ihren gelbem 
epeit unb §elbenthaten bie fo gliidlichmachenbe 
ber 3Närcheitreiche. 

Sie 5Heyanber ben ^omer unter fein §aupt 
le^te, um beim ©rioachen gleich na( jh 
©anger feines 93orbilbeS 3lchiÜ greifen 311 
fönneu, fo begleitete ber ©ohn oon fieben 


unb Ji'thlenS fortgitterte; er fah fich reben= 
laubunifränst, ben Becher mit ^alctner in 
ber £anb unb bie alfäifchen 2)?aße auf bem 
roeißen Nacfen einer £eSbia ober (Slaubia 
taftenb. 

ÜToch ein ^ciliqer ©ruft beroahrte ihn oor 
ben Nofeu, bie in iHbgrünben blühen unb er 
burd)forjd)te bie ©tollen beS SiffenS aller 
3eiten unb aller Golfer. £ie giiÜe beS ©es 
fchaffenen lenfte ihn naturgemäß 311m ©elbft* 
fchöpfen unb in jugenblicher ^egeiflerung oer* 
fud^te er feine ©^manenfehtoingen in baS 
Neid) ber Dichtung. 3luf einfamen ©treif= 
lügen burch £ochgebira unb SalbeSbunfel, an 
oen SReergeflaben oieler Äüflenlänber hauchte 
er feine ©eele in bith^rambifche ©efänge. 
3lber roenn er fein ©efchaffeneS mit bem fd)on 
ißorhanbenen oerglich, überfam ihn namen= 
lofe Sehmuth; er roollte ©chöneS bilben, 
aber MeS roar fchon oiel fchöner ba. Nun 
begann für ihn eine 3eit ber ©elbftjudjt, ber 
fiinftlerifchen ©rsiehung. Sie ber 53ilbner 
jahrelang an einer frönen ©tatue formt, 
meißelt, glättet, bis fie leuchtenb loie eine ihrer 
oon ben 3 a h r h un öerten polirten ©chioeftern 
auS ©riedjcnlanb bafteht, fo feilte er an feiner 
gornt. ?lber nichts toollte ihm genügen, 
nichts fchien ihm gut genug, um oor bie 
klugen feiner NMtmenfchen 3u gehen. 33ei 
jeber neu auS3iiführenben jbee moUte er 
^llleS gelefeu haben, raaS eS fchon über ben 
©egenj’tanb ©efcbriebeneS gäbe, unb fo fam 
er oft nicht $ur Ausführung, roeil er fich *in= 
geftehen mu|3te, baß er hoch nur fchon getane 
Arbeit thun mürbe. Manches unterblieb fo, 
unb menn auch fein Siffen muchS, bie 3 c ü 
angenehm unb mohlauSgefüdt oerging, fo 
ent|tanben hoch nicht bie erhofften SerFe, oon 
benen er allein annahm, baß fie fein Seben 



Digitized by <^.OOQLe 



mit einem glücfbringenben Jnfyxlt oodfcböpfen feigen; ftc füllten e8 fo tief, fo innerlich innig, 
mürben. baß fte glaubten, e8 gefd&affen gu baoen. 

3n feinem felbftquälerifcben X^un befiärften Sie in ber Sitteratur, fo ging e8 (Srnft 
ibn einige granjofen, Bteijter be8 ©tple8, oon ©ternborjt in ber Siebe. 6r (teilte an 

Säbler oe8 3lu8brmf8, Kenner unb Säger ba8 Seib ba8 b&<bft* Slnforbem unb fd>ob 

be8 Sorte8, Keffer ber Sirfung uutabliger felbft fein 3beal in fo hohe fcetljerfemen, bafj 

©cbonbeit. Sie unfer #ölberlin, befaßen fie ihm bie Hoffnung auf eine Bereinigung mit 

bie ©ebnfuebt itac^ einem blübenben 3onien, ihm fdjmanb. 3 ur ®c^on^eit fuebte er (Güte 

aber fte beberrfebten unumfebränft ihr fegelu= unb ©anftmntb, jur (Güte Berftanb, gum 

beS gabrgeua babin, eine rooblgefügte ©pracbe, Berftanb Gbarafter unb 311m ^^arafter 

bie feinen tropfen SafferS burcbliefj, oon (Genialität. $er leifefte Berftof? an biefen 

einem flaren, feften Bau, unnaebfiebtig gegen feinen gorberungen, ber geringfte gebier, ber 

jebeS Berbredjen an ihrer jtönig^aiferheben eine fonft oodgültige ©cbonbeit unooQfommen 

Biajeftät. ©8 roaren bie Xb C0 P9^ e ©autierd, machte, lenfte ihn ab, unb entmutigt harrte 

bie Xbeobore be BauoiOeS, bie BaubelaireS. er auch hier einer 3«t entgegen, ba ihm ber 

$ie bitten ba8 ©cböne gemacht, gefunben, 3 u f ö ® *>ie geräumte £errin 3ufübren unb 

ma8 ihm, oiedeiebt in riefigeren $)imenfionen, eine unroiberfteblidbe ©pmpatbie ihn oiedeiebt 

unb auf hehrere (Gegenjtänbe angemanbt, oor= über bie unoermeiblicben Mängel be8 3beal8 

febroebte. 3btten ahmte, ftrebte er nach. Sie bntroeglenfen mürbe. (Snblicb trat er mit in 

bie ©eete Zuberer über ber Btufif febroebte, ber ©title ber Cfinfamfeit, ber Stube be8 

fo rubete bie jener felig über ber gorm. (£8 $enfer8, ber greube be8 ©cböpfert gereiften 

ging ihm mie ihnen, bie e8 felbft auSfpracben: Serfen poebeno an bie Slufjenmett. aber ba 

über ber Bemunberung be8 ©cbönen oer- harrte ftiner bie bitterfte 6nttäufcbung. 

gafjen fie oft, e8 gu formen, 3U bilben, 311 

C©cblu| folgt.) 


auf ber <$aibe. 

2)er blaue Steuer fpannt fitb auä 
Ueber ber breiten £aibe; 
gernab ein £irt, ein ©auernbauS; 

®ocb weltenfern ber ©täbte ®ebrau8. 

Äein ^antmerlaut, fein Älagen, 

Äein ungeftümeS gragen, 

®ie Seele frei 00 m Stabe! 

3Bie gern bie ©Seit i<b meibe! 

O roonnigeö ßntfagen 
3luf ftiller, blumiger #aibe! 

5)ie ©lütben buften unb febimmem bunt; 

68 fächelt ein #aucb um bie SBeibe. 

3<b ruhe felig auf rotbem ®runb 
Unb führ e8: fytx wirb ba8 £er$ mir gefunb! 
3Ba8 mich auf ÜKarft unb ©affen 
©eroaltig roodt 1 umfaffen: 

©taub, glitter unb ©ammt unb ©eibe 
Unb Sumpen unb ®olbgefcbmeibe, 

3>a8 bat mich nun oertaffen, 

©erlaffen fammt adern Seibe! 

f mW 


Digitized by ^.ooQie 



310 


äm J&oljenfiaufen. 

©or meinen Slugcn fleigt in bie Juft empor 
®ein §aupt im ©trafyl beS bämmernben 2Jiorgenlid)tS, 
£) £ofyenftaufen! (51)rfurd)tbebenb 
©rüg 1 icfy bie Ijeilige, i)etyre (Stätte. 

Ob manches 3>afjre3 S'tti^ bidfj fctyon umraufcfyt, 
©erflang bein Stame nimmer, iljn trug bie 3*it 
®al)in burcfy ©ommerS ©trafylenglutfjen, 

®urdj ben oernicfytenben ©djnee beS SBinterS. 

Unb anbacfytSooll laufet eroig ber ©ölfcr ©cfyaar, 

SBenn uns be§ ®idljter3 fdjroeöenbeS ©aitenfpiel 
®ie Saaten fcfyilbcrt, bie bein 21rm einft 
$errli<fy oollenbete, ©arbaroffa. 

®a IjatlfS oor unferm Ofyre mie Äampfgetön, 

®a fefyn mir ©djjroerter blitzen in blauer £uft, 

©efjn ©anner roefyn unb ©luteStropfen, 
purpurne, färben Italiens gluren. 

Unb frommer ©ilger 3“9*, ftc gietyn bafyin, 

5Bo ficfy auS ÜJtorgenmolfen bie ©onne fyebt, 

SBo mit ben ©almenmipfeln fofen 
Sanftere 2Binbe in meinem Spiele. 

©3 fdfjallet aus ben ©paaren bcgeijtrungSfrofy 
®cr Stuf: ©dfyaut bort, bie fjeilige ©otteSftabt! 

Unb taufenb Äniec beugen betenb 
SCief in ben ©taub ficty oor bir, ^eljooaf). 

Unb Ijorcfy! ®ie 2uft burcfytönet ein füger §aud(), 

©Sie feiten nur ber ©terblid)en Oljr oernafym, 

©om fyöcfyften ©lücf, oom tiefften SBcfye 
fallet bie Seier ber Stibelungen. 

9lcty! längft entfcfyroanb bie golbene 3*it, lättgft fcblog 
®en Sttunb, bem einft Europa gelaufcbt, ber Äug 
®e3 £obc3 unb ba§ golbnc ©cepter 
©anf aus ber $anb, bie bie ©Seit be^errfcfyte. 

®odfj bu ftarbft fcfyön, btr brücft auf baS Jpelbenfyaupt 
Unfterblicfyfeit ben efjrenben £orbeerfrang, 

©ermania fjüöt an beincr ieic^e 
Xrauernb bie tljränenbetautcn ©Bimpern. 

Unb al§ bu fdjiebft, entflog audl) aus ®eutfd>lanb3 glur 
®er 9lar ber greifjeit, bunfleS ©ernölf umjog 
®en Stern bcS Sturmes, unb oerberbenb 
Ueberall flammten ber ^rDietiad^t ©lifce. 


Digitized by ^.ooQie 




311 


R-------15 

O, flingc ernft unb traurig, mein ©ang, ntd^t gteuty 
S)em ©kfjn bes grüf)ling3roinbe3, ber ©lumen fügt 
Stuf fonniger 2lu, nein gleidj bem bumpfen 
SRaufdjen be3 $erbfie3 in büftern gölten. 

5)u fanfft, ©ermania, eroige ©dfjmad), nur burety 
£>en 2lrm ber ©öfjne, roelcfye in blinbem £ag 
®a3 ©efyroert mit ©ruberblut gerötljet, 

2Bet$e mit geuer bte glur oerroüfiet. 

®od) unabläffig rollet ba3 SRab ber 3 e ^- 
©efyt ifjr an ©reugen3 Rummel ba3 üftorgenrotg 
©icl) fjeben au3 ben büftern Städjten! 

©efjt iljr nicfyt Milden ben 2)egen griebri<fy3! 

Unb roie! $ört ifjr nicfyt lieblichen ©aitenftang 
©on ©taube unb greiljeit, Siebe unb ©aterlanb! 

3)odj er oerftummt; Äanonenbonner 
©chattet oon Seip$ig3 ©efilb an'3 Ogr mir. 

3$ fef)’ ben ftotjen Äaifer ber granfen fiieljn, 

2)ef}' ©eift auch fo nod) eroige ©läne finnt, 

3$ fety 1 im 9ttorgenroinbe beutfd&e 
©anner auf granfreid}3 ©efilben flattern. 

®ann füge griebenörufye. 5)odj nochmals tobt 
®ie ©djlacfyt. Jpordj! ©kffenflirren unb ©djüffeflang 
Unb SRofferoieljern: ®eutf<fyc ©ölfer 
Kämpfen ben ^eiligen Äampf ber greifet. 

£)a treibt bein 2lrm, ©ermania, mit füfjnem ©efyroert 
3urücf ber geinbe £eere, ba färbji bu rotl) 

3Kit granfenblut ber ©eine Sßogen, 
gurcfytbar $u fRaiten im Äampfe3feuer. 

§eit bir! 2113 fidf) ber 3°^ cr W^ner £anb 
£)ie Ärone fefct’ auf’3 filberumlocfte Jpaupt, 

®a tratft bu mäcfyt’gen ©chritteö roieber 
©in in ben fiaunenben 9tat^ ber ©ölfer. 

Unb jefct um roallt bich mieber ba3 ^ßurpurfleib 
2Bie bamalS, al3 ber ©taufe ftdh bir oermäblt. 

3efct fd^lingft bu mit be3 ÄriegeS Sorbeet 
SRofen be3 griebenö tn’3 roeljnbe §auptgaar. 

3»efet flingt bein 9tame roieber oon $ol $u $ßot, 

3efct bebt bie 22elt, roenn 3 orn beinern ©lief entfprügt, 

Unb in bem ©cfyufo be3 3oüernaarc3 
©traget roie einfi beineö 9iufyme§ Ärone. 

ß. '&eitenp*uC. 


S5-8 


Digitized by ^.ooQie 




312 


^erftfunpe feiten. 

Serflungner feiten längft oerflungner Sang, 

Serraufcbter Sagt jugenbfrobe Sieber 
Umroogen mich mit n>el}mutt)§oollem Älang, 

Unb traurig fd)reib icb biefe Serfe itieber. 

©o manche SBtüt^e §at btr ©türm gefnidft, 

@o manche Hoffnung ging ju früh oerloren; 

3Bie rocn’gtn ift ber grofje 3Burf geglüeft, 

Unb bicfeS ©liicf roarb unter ©cbmerj geboren. 

3<b benf’ ber Sage, ba ooll ^ugenbtnutb 
3Bir trufj’gen ©inneä in bie ffielt gejogen, 

Sie 3Bett, bie unä um unfer t)öcbfteö @ut, 

Um unfre ;$beale ferner betrogen. 

benf ber ©tunben ooUer Secberluft, 

SUIroo bc3 SBeineS rot^e glutben raubten, 

Unb mir, ein ^eilig geuer in ber Sruft, 

ÜJlit blonbgelocften ©ebroabenbirnen plauzten. 

SRod) fet)’ id) bort im fallen ÜJtonbenfcbein 
Sit alten Stauern in bie Süfte ragen, 

Srei SBanbrev bitrcb jerflüfteteä ©eftein 
©icb feef in jene oben fallen roagen. 

£orcb! mit beä SöalbftromS übermädjt’ger Srang 
©i<b Sabn briebt bureb ber Seifen jtarre Äette 
Unb fäb b cra bftüi'jt oon be3 Sergeä .(pang, 

©icb jifdjenb einroüblt in fein fteinern Sette. 

Sa§ ÜKonbli^t gli^ert auf ber 9Boge ©(bäum, 

SGBic fliiffig ©ilber toft ber Sali ju Sbale, 

©efpenftiftb raufebenb reibt fi<b Saum an Saum, 

©efpenftijcb flimmert felbft ber gel§, ber fable. 

Saä ift 3(biaoifoä Bauberlanb; 

3Bei{} ftbimmernbe ©eflalten bufeben Mf* 
hinauf, b*nab be3 gelfenö glatte ffianb 
Unb toirbeln um un§ b tr >» tollem Äreife. 

O tounberfame, ^olbe ÜJtärcbenpracbt! 

3Bie b^fi bu unfre £>erjen einft gefangen! 

Sorbei! oorbei! Um mich ift tiefe 9ta<bt 
Unb meine ©eele gucFt in Sobeäbangen. — 

Unb fällt fie einft oon müben ©cbultern ab, 

SeS SebenS Saft, bie unerträglich fernere, 

©o rinnt, icb rot *6 e§ < au f ** n ® ro & 

3lu« greunbeäauge eine greunbeSjäbre. 

_ $tefe#r«bt. 


Digitized by ^.ooQie 



ts 


Uns tiu 6 cr Jtöt. 

I. 

Dag ift eine Stacht, bag fjeifct eine SWaefyt! 
3d? §abe fle roieber Ijalb uerroaefyt. 

Mein ©ett ift mir mit Ueffeln geftieft, 

©ine Dornenfrone aufg §aupt gebrüeft. 

3m Ofjre fiebet unb ftopft bag ©tut: 

2Bo bift bu, bie mir am §er$en geruht? 

3ef) Miefe bunfel, icfy Miefe roeit, 

34 6licf in bie graue ©roigfeit. 

©in fahler geig — ein oerftürmter gorfi — 
Unb ein 3lbler fauert oerftört im £orft: 

Sie liegt oerloren, ifyr glügel bracty . . . 

Mir bonnert ber ©4 U 6 im §inte nacty — 

Mir gittern bie Sfteroen in roirrer Sßein, 

Dag alte ©fjaog braety herein, 

Durefy'g tiefjte Dunfel, bag ®ott erfd^uf: 
ßeljre roieber! fefyreit nae§ iljr mein SRuf. 

©ine fWebelgeftalt am genjter ftefjt, 

3<$ fe^e fle frülj, xd) fefje fie fpät, 

3m gläfemen Setter glü^t ein Dranf — 

Unb id) bin elenb, fo roüft, fo franf! 

34 nwctye — ift lange Mitternacht, 

Die SBanbutyr tieft, idh bin fo oerroa4t . . . 
®ieb mir ben Äeldf), bu finftrer Mann, 
Damit ich enbliefy fetjlafen fann! 


n. 

Dag ©tünbehen giebertraum entflo^n! 

3um ©arten lenft mein gufj; 

Mich bünft, eg fingt bie Serene fchou 
Mir ihren Morgengrufc. 

3m Cfien beljnt ein meiner Duft, 

©alb fteigt ber ©onne Fracht — 

Söf auf, bu frifetye Morgenluft, 

Den 3auberbann ber SWad^t! 

Die Dulpe ftarrt fo mübsoerfteift, 

Die SRofen Rängen ferner, 

Der ^^ajint^e 2lt§em flreift 
Salfamif4 uni mi4 h cr * 

Der SSBclt ift ihre SRuff oergönnt, 

Unb mir ift fyeifj $u Muth; 

Unb roenn mein §erj nur fd^lafen fönnf, 

Dann roär 1 roo^l aKeg gut! 

IS---ö 


Digitized by ^.ooQie 




314 


fi-«i 

Dort ftefyt mein Stern — fie wählt 1 ihn mir! 

©r blieft wie ich fo Blag . . . 

©r regt mich auf — ein ®vu§ non ifjr, 
benf an bieS unb baS, 

3ch benf an bunflen Düttenftranb, 

©in Srautlieb raufet baS ©teer . . . 

3>d) b$nf an ftahn unb 9llpenwanb, 

Der ©tonb fcheint brüber fjer . . . 

gort, füge ©lumen, meine Cual! 

Dornröschen fc^läft fo tief, 

©iel tiefer noch, oiel taufenbmal, 

2113 fie im ©tävdhen fchlief. 

Der ©lüdkGrinnrung &o|en$aun 
Umbtüht fte weifc unb roth — 

Sie aber werb 1 ich ™ c mehr f<h au «, 

Jebenbig nicht, noch tobt. 

©drbei, norbei! Der Jpimmel glüht, 

©in ©olbnefc frönt bic 2Belt, 

©raSmücf erhebt ihr ©torgcnlicb, 

Unb Dhau unb ©ebel fällt . . . 

Da3 i'eben ftreicht mit feuchter £anb 
Die heifee SBange fühl, 

Unb weither mahnfS, ach! füfcbefannt: 

Du bift noch nid^t am 3M- 

Victor gsfüthgeti. 


$anct @aecifia non 'gJtapljaef in Bologna. 

©enn ich 9*roiffe neue ©änger hö^ 

2Jhi§ ich an SRoph 06 ^^ Gaecilia benfen, 

Die höh^nmärtS bie Sinne fcheint ju leitfen, 

3um Sieger rufen fte ber ©ngel ©höre! 

Da§ ftch Sanct Sßaul, aufs Sd?wert geftü^t, empöre, 
Scheint ©oth ju thun, anftatt ftch S u »wfenfen 
3n irb’fchen &tang; 5 Hoth auch, ©ehör ju f^enfen 
Dem £immelslaut. Der Vaute jietnen glöre! 

Denn auf ber ©rbe liegen Gpmbelit, ©eigen, 

3 erbrodhett unb oerbammt 311 ew’gem Schweigen, 

Die ^oefte 30g in bie §eimat wieber! 

Gaelilia laufest bem ßlattg ber Sphärcttlieber: 

2 Ber möchte nicht mit Sa^io'S Jpeil’gev taufchen, 

Unb fernem Üieb ftatt heufgem ©tifcflang laufchen? 

Jtffreb ^rdebtnanit. 


s-& 


Digitized by 


Google 




315 


$d)uferbani 

gejigebicht jur Singgfeier*). 


„,,®ieb, bafj mich bcinc glammenfraft 
©rfülle mit bcr Stärfe, 

Die für bic 9^ad>t bcn grieben fc^afft 
Unb für bcn £ag bic ©erfe!"" 

So fchliefct bcin „Reifer" fein ©ebet, 
Unb eine ftol^e 9tu^e geht 
Durch feine oollc Seele. 

Dir felbft, o fyofyer Sichter, ^aft 
Du btefeS ©ort gefprochen 
Unb fonnenfräftig ohne 9iaft 

Durd) Diadjt Sie 33afyn gebroden: 

3>n glommen loberte Sein Sang, 
Der aus bem Dunfel ftd^ entrang 
3u nmnbcrreichem ©lanje. 

Ob beine ©tropfe nun crbröljnt 
35om gufj ber ©eltgefchidhte; 

Cb, roaS ber DUebrigfeit gefröhnt, 

Dein ©ort erjürnenb richte; 

Cb gelben aus oergeff’ner ©ruft 
Dein Dichtermunb befd^mörenb ruft 
^In’S Sicht ber fdjnwnfen Sretter; 

Ob beinern Sieberborn entquillt 
©in tieffteS Schmerjempfinben, 

©in Seinen roeit unb ungeftiHt, 

DaS nur an Sterne btnben 
Unb nur in ihrem gellen 93ann 
Die lefcte Salbe finben fann, 

Das 9ften|cfyenfjer$ befreienb: 


Durch SltleS mögt ein lichter ©eifi, 

3n bem bie £tit fiel) fpiegelt, 

Der ©eiten halb im glug umgreift, 
$3alb roieber ftill entfiegelt, 

©aS fü^ge^eim oerfc|loffen ruht 
3ln einer Seele ^eil’ger £ut, 

33iS ©ort unb Sieb eS roeefe. — 

Der Stunbe nicht, ber fernften 3 e *t 
3ft, roaS bu föufft, gegeben; 

Denn Startes nur, in fich gefeit, 

Äann nimmermehr oerleben. 

Doch roaS im Sumpfe ©ur$el fafct, 
$at fiets bein cbler ®licf gehabt; 
Du lebteft nur im §ohen. 

Drum toarb jum fteben$igfien 3ahr, 
DaS nunmehr jählt Sein Seben, 

S?on tiefbewegter greunbe Schaar 
Der .gubelfranj gegeben: 

So reich er Sich aut h foH 

©r ift hoch nur ein fdjroacher 3°tt 
Siebinnigfter Verehrung. 

9Kir aber, ber in früher 3*ü 
Oft beiner SWufe laufchte, 

©enn, oon beS SchmerjeS 2Ra<ht gement, 
3h r Sang in’S §erj ihm raufchte, 
üftir gönne beine roarme #ulb, 
Dag ich bic langoerjährte Schulb, 
©enn auch nuv bürftig, $ahle! 


O mögefi bu im ^eiligthum 
Der Dichtung lang noch »ölten 
Unb allem beutfehen Sanb jum SRuhm 
JpochhctrlicheS gehalten! 

©efegnet fei bein ©eniuS, 

Du Didjterhelb 9lrminiuS, 

§eil bir unb beinern §aufe! 

*) ©efprochen am 25. gebruar 1890 im tfoloffeumöfaale ju München. 


<&arf Jetfef. 


A r ß u m 6 f a 11. 


£mb’ nicht $u lieb bie fnofpenbe SRofe, 
©S flöge gar halb 
Chn 1 |)eimat, ohn’ £alt 
3h^ ® u ft bir oorüber in’S Uferlofe. 


I Unfierblich ifi Schmerj allein. 

©as nie bu befeffen, 

I ©rfehnt, ftie oergeffen, 

| ©irS bcineS Rimmels ©runbbau fein. 

?ritt| $tnif )u ^Ätui^-garofÄff. 


Digitized by 


Google 




316 


Pas neue 'Port. 


@S mefyt bcr ©inb unb flreuet fjeiter 
2Jlir Sftofenblätter fjin. 

2ftein greunb, mein einziger ^Begleiter, 
©ie ifl bettn bir ju ©hm? 

$u ^aft ben ©cg oertaffen müffen, 
®er bir unb mir besagt’, 

©o mir beim Sieben unb beim Äüffen 
S^id^t oiel naefy ®ott gefragt. 


£)ein üftunb, ber fonfl nadj fügen Stunben 
©idj fcfylog unb fdjmeigfant blieb, 

(Sr §at ein neues ©ort gefunben: 
„®ott fegne bid), mein Sieb’"! 

ßttein greunb, mein einftiger ^Begleiter, 
(SrUäre mir ben ©inn. — 

@3 mefjt ber ©inb, mir flreut er meiter 
$Rur SRofenblätter §in. 


?riitj Steuß. 


1 e j a. 

(555 n. <%.) 

ffiie jubeln fte im fyofjen ÜRarmorfaat. 

Sie freuen fidfj ber fdjmererrungnen Siege. 

ÜRir afjnt, bieS gefl mirb euer tobeSma^t, 

Unb biefe Sufi mirb ferneren UnglücfS ©iege. 

®rum fnie idj einfam träumenb, hifloergeffen 
2ln ©rabeSljügeln unter ben Gppreffen. 

®ern mod^f bidj preifen audj mein ^mrfenflang, 
Sföein lotila, bu lichter Sföaienfönig; 

£)odfj meine ©aiten Hingen ©rabgefang, 

©o ^öflingSmunb bein Sob fingt taufenbtönig: 

®er ^immel fpridjt in unfyeilsfdjmangren 3 c ^ cn ^ 
Unb all bie fjeil’gen SRunenfTriften fdfjroeigen. 

O groger ©eifl, bort, mo bie Sterne jiefyn, 

S)eff’ 9ltfyem burd) bie bunflen Säume braufet, 
©arum l)afl bu bie ©abe mir oerlie^n, 

Sor bereu SJladfyt ben ©taubgebornen graufet, 

®ag idj an meines SolfeS ©tim mug lefen, 

©er in ber fremben ©rbc mirb uerroefen? — 

®ieS Sanb, mein 33olf, errang bein tapfer ©djmert; 
2)od) mirfl jur $eimat§ nimmer bu’S ermerben; 
®enn bu bifl roafjr, ber galfdf^eit abgefefyrt. 

®etn (Sbelmutf), mein Sotf, ifl bein Serberben. 

§ier ifl nur Jftaum für falfcfye Sftömerroorte 
Unb Sftoma miß ©erraff unb üfteudjelmorbe. 

©ntfiegelt fdjaut mein ©lief ein fjerrlidj Sanb, 

Um beffen Äüfle rotlbe ©ogen roßen; 

©aljinter f)ebt ftdj jäfje SergeSroanb; 

2 luS bunUer Siefe bringt ©emittergroßen. 

$>er geuerat^em jueft burdi) Ijunbert Sftifee, 

Unb bid&ter 3 taudi> oer^üßt beS ©ergeS*) ©pifce. 

•) ®er ©efuo. 


Digitized by ^.ooQie 




317 


I 


2lu$ feinen Schluchten fleigt in ftummem ©djmer$, 

Doch tobeSfü^n ein Jpäuflein wunber ©othen, 

Den ©djilb burdjbobrt, jer^aun be§ $elme3 @r$. 

2luf ©icbenfpeeren trägt man einen tobten. 

Da3 ftnb bie trümmer non bem ©otbenreicbe: 
tobwunbe Ärieger, — eine ÄönigSleicbe. 

Durch grinbeSrrihen jie^t bie $etbenfd)aar. 

Der (Sieger ftaunt, unb feine ^ubel ftoefen. 

Der ftof$e StarfeS reifjt au3 feinem §aar 
Den Sorbeer, flicht ihn in be§ ÄönigS Socfen. 

©oll ©brfurebt neigen ftdj bie ©rieebenfpeere, 

Unb mantye tbräne fpri^t be3 tobten ©bre. 

2ln ©ajäg Äüfle hält ber trauerjug, 

3öo einer ftoljen glotte (Segel fliegen. 

©3 jieren Dradjcnbäupter ihren ©ug; 

Doch ift fte nicht ben ©othen, nid)t ben ©rieten. 

3luf ^ßurpurlager bettet man ben tobten; 

DaS Stüber raufdjt. — #rimjiebn bie lebten ©othen. — 

Die Stadst entfliegt; ber ÜJtorgen bricht herein. 

Da3 Jpiftljorn weeft $um lebten, ernften ©treite. 

©erüftet jieren fdjon be§ grinbeö Steibn, 

Die ©onne grüfjt bie ©peere auf ber #aibe. 

3Ba<b auf, mein ©olf, lag beine ©anner fliegen! 

Der ©othen ©ieg fei rufjmootl Unterliegen! 

_ 3ti<$arb grfnrty. 


Saturn idj ftfage? 

Du fragft mid) oft, warum idjj flage, ©3 ftnb ber bangen Slljnung glügel, 
SBenn ^tteö um mich tyx ft<b freut, Stuf benen oft mein ©eift entweiht 
Unb wa§ an jebem meiner tage Stad) einem ftitten ©rabe3f)üget, 

Den alten Kummer mir erneut. — Drauf eine weife Änofpe bleibt. — 

_ $ufiav $<$t9egef6attr. 


Einern '^läödjen. 

Stoch eine $arte Änofpe @§ warb bein blaues Slugc 

©ift bu am Sebenöbaum; Stoch nie getrübt oom 2Beb; 

Stocb febwebt wie rin bunter galter ©§ febaut no(b flar unb offen 

Um bidb ber Äinbbeit träum. De3 £eben3 bewegte ©ee. — 

Sto<b b«l ^ cr ©türm be§ 2eben3 SBie unerfcbloffne ©lütben 

Dein junges £er$ oerfebont, Der Äelcb oor fjroft bewahrt, 

Darin bie feuf<be Unfcbulb ©o mög 1 bicb ©ott behüten, 

Stoch rein unb frieblicb wohnt. Du Änofpe, )^olb unb jart! 

_ 7ftttf »Wfftt. 


Digitized by ^.ooQie 



818 


§n’s Janö 6er ^topcti. 

1. trcnnungSftunbe an S o v b. 

Jpeutc fyinauS in bic 2Bogen, bie 3Belt 
Sieht nun bcr Dampfer, fegelgefchroedt. 

©och liegt er oor 9lnfer, noch regt er ftdj nic^t; 
®och .geber empfinbet ber ©tunbe ©einigt, 
®ur<hflicgt mit prüfenbem ©liefe ben ©au 
2)eS mächtigen liefen, ber Jöolfen ©rau, 

©djaut, I^ränen im 9luge, jurücf auf baS £anb, 
Äüfjt ©ater unb ©lütter, briieft greunbeStjanb. — 
5)a raffeln bie Äetten, ber 9lnfer roirb frei; 

©in taufenbfältigeS 3>ubelgefchrei 

©rüfjt auS ber ©lenge neugierigem Irofc — 

©o jie^t unter $ubel ^inauö ber Äolo§, 
©erfdjroinbet aUmälig in nebliger gerne. 

O bafe ihn begleiten glücflie^e ©terne! 


2. $immel unb £ ö 11 e. 

herrliche SBinbe, lac^enbe ©laue, 

Suftige äöeden, fröhlicher ©inn — 
©taunenben 9lugeS immer auf's ©eue 
©in ich gefeffelt — o führt mich in treue 
§in an ben Sergen beS 3lpenin! 

guhrt mich oorüber ben ©f orten ber Jpölte! 
©auchenbe Säulen, fie fenben ©acht. 

Seige bich, 3lctna, alter ©efelle, 

©chleubre bein geuer unb pammenb ©eröde, 
ginftere SBolfen auS glühenbem Schacht! 

©ünftige äBinbe, funfelnbe ©terne, 

Seitet nun leife burch’S bjimmlifche thor! 
Scuchte, ©lefftna, auS lieblicher gerne, 

Sichter am ©feere, hochoben ©terne! 

— §öde unb ^irnmel, herauf, hetoor! 


3. 31 l e p a n b r i a. 


3luf ber ©djleppe ber „©uropa", 
Slenbenb, ftlberroedenroeich, 

©leitet monnig baS ©alonboot 
©ach bem ©h araonenrc ^* 

SöelcheS Treiben, roeldjeS Seben! 
©immermehr oergijjt jlch baS; 
3lder ©ölfer SSimpel flattern: 
©lütten SHepanbria’S. 


£rola! ®ampferroeden fchäumen! 
9ln bie ©über geht'S gcf<hnrinb, 

Unb in auSgehöhlten Säumen 
©ahen fie mit 2öeib unb Äinb. 

©eht ben Änaben, jenen flinfen! 
3Berft in'S ©leer ihm fletneS ©elb! 
©feilfchned roirb er unterfinfen, — 
©iS er’S fefl im ©lunbe ^ölt! 


Digitized by 


Google 




319 


Joch jum Stranbe gilt’g $u fahren, 
Äurj bemeffen ift bic 3eit. 
3Ue^anbria uor ^alpren! 

Sllejranbria oon Ijeut! 

glatte Raufer unb SDtofebeeen 
Jauchen auf im alten Stil; 

D, bie ©räber miigt i^r feiert 
Jer geprüften Stabt am 9til! 


-Sl 

Unb ba§ ©otf, im Sdfymufc ber ©affen 
Settelt eg nadb altem ©raudfy; 

§od)genufj ift 3eitoerpraffen, 

Saugen an bem Opiumftfflauc^. 

Jeine Jage ftnb nerfloffen, 

Stabt ber ©röfje, Stabt ber ^rad)t; 
Jeine dauern ftnb jerfd)offcn — 

Unb ben SKorbcr fc^ä^t bie 9tac^t. 


4. @ u e j f a n a 1. 


Sangfam fteuert ber Pilote 
Jurd} bie glutfyen mit Sebacfyt, 
9J?ajeftätifd) jiefyt ber Jampfcr 
Jurcty bie ftifle SD^itternad^t. 


©on beg goefmaftg ^öd>fter Spifec 
Senktet fyell eleftrifcb Sicht, 

Unb aug fcfyroaqgeballten SBolfen 
ga^lcr SRoitbegf dummer bricht. 


Seife Stellen, phogphorlcucbtenb, 
Streiken Schiff unb Ufer fadjt; 
Meg leud>tet — ©eifterftunbe! — 
3lber finfter bleibt bie 9tad)t. 


5. 21 u f ^o^er See. 

Sßolfenlog, o tiefe SSonne, 

Sad;t mid) an beg ,jr>immelg ©lau, 

3n bem 5lbenbglanj bei* Sonne 
Seucbtet mir, fo weit ich fdjau, 

Unermefjlid) ringg umher 
JpeiPgeg, ftilleg, blauet 9)teer. 

©laueö SDteer unb blauer §immel, 
gerne, fern bag SBeltgctümmel, 

Jicffte 9tu^ im weiten 9taum. . 

Sfl’8 ein Jraurn? 

3frtebrl<$ obt. 



Aus dem Leben und den Erinner¬ 
ungen eines norddeutschen Poeten. j 
53on Heinrich Zeise. 9)iit bem Portrait 
unb bem gacfitnile 3 e Mc’ö. (Altona, xU. ($. 
Steuer.) Tem ^evauggeber biefer Blätter 
roeifj idj Janf für bie Ucbermittelung biejeö 
in oielen ©qiebungen anregenben U3ud)eg. 
(£in reicbeg SMctyterlebeu mirb und hier oor= 
geführt, ein echt beutfebeg, benn jtbon ber auf 
S. 16 gu lefenbe Säb*. „idj jebaute b*üer, 

SS---— - 


forglog unb lebengfrifcb mit frobem SJhitbe 
in bie 3ufunft, bie fo roenig oou bem ge* 
halten, mag icb mir erfebitt unb erträumt", 
gilt ja ron fo fielen, bie mit bemimpeltem 
iÖfaft iu See fahren unb — ftitt, befebeiben 
unb gerettet ben s ^ort mieber 311 erreichen 
fueben. 26ie meitoerjmeigt uub oiel oeräftelt 
ftnb bie Ziehungen, bie greunbjebaften 3eife’3 
— roie oiele 3)ianner flangooflen 9tamen3 
beeft trofc bcfjelben bie 2>ergejfenbeit! (£troag 


Digitized by ^.ooQie 




320 


weitfepweifig erfepeint mir bie Ginfepacptelung 
ber ©iograppie beS Slltonaer ^ßoeten 3acob 
©epwieger, oon bem mir fein recpteS 5*ilb 
erpalten, unb beffen Geburtsjahr wie dtamenS* 
fcpreibung un§ boep pöcpft Qlcidhgiltic; fein 
fann. „©epwieger" ober „©cpwiger" 
bat meines GradptenS niept mehr Slnrecpt auf 
Unfterbliepfeit, als fo oiele, bie oon ihrer 
3eit fwepgefeiert roorben fmb, unb halb, im 
raftlofen gortfepritt unb Umlauf rodenber 
3apre ber 93ergeffenpeit anheimfielen. 

Gin wenig mehr geile hätte bem 9?ucpe 
auep nicht gefebabet. Senn Heinrich 3 e 'f e 
©. 12 fdbon fdbreibt: „9lucp ber dtolanbSrupie 
fei ermähnt, bie ich gewöhnlich oom $)itt- 
mar’fcben Garten aus befuepte, bort $er* 
fteinerungen fammelte, mit benen ich meine 
l Iafcpen befepwerte, aber niemals oer* 
fäumte, miep rechtzeitig gum Kaffee einzig 
fteden", fo ift bieS ein Sippepenftil, ber manchem 
ernflen Sefer baS Seitermitpalten oerleibet. 
„9ln tragifd^en Greigniffen bat eS in unferer 
©tabt nie gefehlt", peibt eS ©. 18. unb fei 
hier beS £errn 9Ibolf ©alcpow gebadet, ber 
oerfebiebene poetifebe Serfe ebirte, unter benen 
fein epifd&eS $elbengebicpt „ftumantiaS" ben 
elften Pap einnimmt. — Stuf ©. 19 erfepiebt 
fiep £>err ©alcbow. —- ©epabe, bab Heinrich 

S fein im Gangen oerbien ft licbeS Such 
) oiele folcber ©epnifcer entjledt. 

Alfred Friedmaun. 


Ana der Fremde. Gebicpte oon Kon- 
rad Telmann. (dttinben, 3* G. G. SßrunS, 
1889.) GS wäre untiiip unb fönnte falfcp 
aufgefafet werben, wodten wir eine Sobrebe 
auf Äonrab Jeimann anheben, ©eine 53e- 
beutung als epifeper unb Iprifcper $icpter ift 
oon auen Parteien anerfannt worben; er 
felbft ftept hoch über benfelben. 3 l * bem 
üftanne wirb aber auep adeS gum Siebe, unb 
adeS, was feine benfenbe unb füplenbc ©eele 
bewegt, baS ftrömt fein dJhmb in ben perr* 
liepften, innigften Seifen ergreifenb atiS. 
Unb trop ber groben biepterifepen grueptbar* 
feit, bie uns eine dftenge oon Siebern befepeert, 
werben leptere nie einförmig; Feprt mancpeS 
wieber, fo Fleibet eS ber $>icpter in anbere 
gormen, über bie feine ^Begabung in reiepem 
dftabe oerfügt. dflan nannte ipn uns gegen* 
über einmal ben „reinen 3<b'peten". 9hm, 
wer ©dhieffate, bie ben oon Xetmann erlebten 
ähneln, burepgefämpft hat, ber fühlt, bab ber 
Siebter wapr, nur wapr jpriept, unb in beffen 
©eele oermaitbeln fiep beim Sefen bie fremben 
Gmpfinbungen in eigene. „Senn ipr’S niept 
füpit, ipr werbet’S niept erjagen", dtur 
eins erfepeint uns bebenflicp. Gin flagenber 
£aucp burepwept baS gange perrlicpe $öucp; 
oon ben Iprifcpen Siebern pat baS fiep auep 
auf bie epifepen übertragen, bie uns gumeift 
reept büftere Gemälbe geigen („Sllmanfor", 
„dreimal", „dftarino galiero", „jfönig 
Salbemar"). 2)ie Sucpt wepmüthiger Gm* 
pfinbungen, ber Ginbrucf förperlicpen unb 


feelifepen SeibenS pat Mmamt an ben Dfamb 
beS SbgrunbeS beS ^ßeffimiSmuS gefüprt. 
£alt! rufen wir ipm hier $u. Ttt $effi* 
miSmitS ift ungermanifcp, unb ^onrab ^el* 
mann ift ein beutfeper SDicpter. Vorüber* 
aepenb, gteidp einer fepweren Äörperfranfpeit 
Durfte ipn bie ©timmung anwanbeln. dhtn 
aber pat er fiep auSgefuugen unb ift wieber 
gefunbet — fo poffen wir. Ti e ©troppe auS 
„Slnbere Sieber" 

dteu queden mir bie Xöne wieber, 

£wcp niept oon eignem Sep unb Glüdf, 

Tit anbre 3 e *t wtd anbre Sieber, 

Unb oorwärtS fepau icp, niept gurüef. 

möge er als Seitfprucp über feine fitnftige 
neue Gebicptefammlung fepen, bann fmb wir 
befriebigt unb lefen mit gehoppeltem Genufj 
immer wieber bie klänge „9luS ber grembe". 

Hugo Rheinländer. 

Lenz nnd Rauh reif. SBon Gerhard 
von Amyntor. 3 roe *te Auflage. (Seipgig, 
Georg dfteperS Verlag.) dlmpntor aepört gu 
jenen ©epriftftedern, benen ein reiepbewegteS 
Seben, ein in aden ©cpicffalSlagen unbeirrt 
unb maeptood oorwärtSjirebenber $>rang naep 
Saprpeit unb GrFenntnib bie geber in bie 
$anb gebrüeft bat. Sie jeber litterarifdpe 
ßelf-made-man biefer 9lrt befipt er nun bie 
Gabe, aus biefen reiepen Grlebniffen ben ad* 
gemein etpifepen £ern perauSgufcpälen, unb 
beSpalb paben feine Arbeiten eine über ben 
SageSmertp pinauSgepenbe 93ebeutung. 3 ?U Ö S 
nig bafiir fmb u. 91. feine f. 3- üif l 
fproepenen, in oerfepiebenen 3«itfcpriften 
oerftreuten 9lrtifel über gefedfepartlidpe unb 
fociale gragen, bie mit feltener ©epärfe ben 
Gegenftanb gergliebern. — 3« bem oorliegen* 
ben 33uepe tritt unS Slmpntor mepr als Gr* 
gäpler entgegen. $>ie erfte Gefcpiepte: „grüp* 
UngStaae bei 9lbolf Jpenfelt" giebt reijooue 
Ginblicre in beS SMcpterS erfte dKanneSjapre, 
bereu fünftlerifcpeS £>auptereigni& ber 9lufent* 
palt in bem gaftlicpen $aufe beS treffliepen 
ihaoieroirtuofen ift. 3 n ^ en 9fapmen biefer 
dfeminiSccng ift neben einer gartempfunbenen 
SiebeSgefepid|)te manepe pumoriftijepe Gpifobe 
eingeflocpten, bie fcp gegenfeitig in par* 
monifeper Seife ergäugen. — „Gin 9teif im 
Senge" ift eine fftooede, bie in treffenber Seife 
ben Gebanfen oon bem glucp ber böfen $pat 
oariirt, bie bei ber Jpelbin barin beftept, bab 
fie bem Gatten oor ber 93ermäplung ein 
parmlofeS Greignifj ipreS SebenS oerpeplt, baS 
fpäter unpeifood wieberauflebenb ben jungen 
Gpcbunb gu gerreiften bropt. 5)er Gang 
ber Grgäplung ift ernft, boep pat ber $)iepter 
eS oerftanben, ben ©eplup oerföpnenb gu ge* 
ftalten, fobab ber ^totaleinbrudf ein burepauS 
erquieflieper ift. 3 um ®<pfub fei noep be* 
merft, bab fiep aud^ bieSmal 9lmpntor wieber 
als ein ©praepfünftler erften dtangeS erweift, 
beffen oomepmfteS Gefeb bie Ginfaeppeit unb 
^tarpeit ift. Fritz Eberhardt. 




& 


Digitized by C^.OOQLe 



321 



Bestlmmaigei tob allgeaielner Gsltang. Jede Einsendung, Ober deren Verwendung Auskunft 
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Fenier ist jeder Beitrag auf 
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fOnf enthalten. 
Man bewahre sich von allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Oberhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der rolle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Origi nalbeitr&ge angenommen. 


H. S. in V—n. Uns fdjeint, ©ie nehmen gu 
wenig jftücffidjt auf bie ©erftänblidjfeit 3h*e* 
dialeftbichtungen für hodjbeutfdje ?efer; feines 
3 ^rer ®ebic§te ifi uns oöüig flar geworben. 

R. B. in G — g. „dicßterlooS" enthält 
eine red)t gute Jbee, ift aber oiel 31 t weit 
auSgefponnen unb oerliert fid) juweilen in’S 
©anale. 

E. G. in S—n. 3” ben näcßften Soweit; 
nur noch ein wenig ®ebulb! 

A. v. M. in P—w. 2Bir berichtigen gern, 
baß eS in 3h rcm $ebicßt * Erinnerung an 
fiouiftana" ftatt 9*eu=Arfabieu 9teu=Afababien 
heißen muß. 

P. M. R. in M — n. A3enn ©ie in um 
ferem ©latte ($ebichte fanben, welche bie an 
ben 3&ri9 en gerügten 3DRänael gleichfalls ent= 
hielten, fo jene jedenfalls ©or$i\ge, 

welche bie 3hngen nicht befaßen. — Alle 
jum ©reiSauSfcßreiben eingefanbten (^ebießte 
finb — wofern fie nidf)t jum Abbrucf be= 
fiimmt finb ober jnritrfgefchicft würben — 
üemießtet worben. 


I)r. K. F. I. in B-n „Mein*; C. S. in 
S—g „llnoollfomenheit". Angenommen! 

A.K. in B—n; B.P.F. in D—n (hübjeher 
©ebanfe in 31 t wenig oodenbeter gafftntg); 
U. I. in B—g (ermangelt in formaler ©e- 
^iehung ber geile); F. K. in B—au (ohne 
barmonifche Ginheitlicßfeit); R. S. in E—d; 
F. N. in K—f; W. G. in C—z Qu wenig 
apart); L. M. in W-l b. H.; L. W. in 
E—d ( 31 t alltägliche ©toffe; G. wohnt in 
2*^9); H. P. in T—r (unflar; auf er= 
lebigte Ginfenbungen founen wir unmöglich 
utriicffommen); L. W. in W—n; P. E. in 
P—n (311 breit, müßte flotter unb fnappet 

S ehalten fein); A. H. in 1>—r (ißrofaiSmen); 
I. K. in 0—g (miHfürlicßer Jöecßfel beS 
©erSmaßeS); E. H. in Z—a unb 0. L. in 
T—n (troß unferer Abmaßuung immer wieber 
grühlingSgebicßte!); S. B. in M— 11 ; W. M. 
in Oe —n (fenben ©ie eine Beine Au§* 
wähl beS ©eften auS bem gebachten GpcluS. 
Dankend abgelehnt! 


(6d>lnfe ber fflcbaction biefer stummer: 12. Slprtl 1890.) 


^Cttfßetrung ber @*pebition. 

denjenigen unferer genäßten Abonnenten, welche bie Ginjaßfung beS Abonne* 
mentbetrageS für baS laufenbe ©emefter bis jeßt noch nicht bewirften, feilen wir 
ßierbureß ergebenft mit, baß wir uns erlauben werben, bie rücfftänbigen ©eträge nach 
üblicher ABeffe bemnäcßfi per ^oftauftrag ein 3 U 3 iehen. 


9n6aß$per}ei<tniß. 

•ebiditr Don Altrii Aar, dnil Wolff, <5 Prttrnpaul, /ronj •iffrbredjt, Ci clor fltfitbara, Alfreb .frfrb- 
ntaaa, flari 3rttrl, Prinj Ämtl ja Sdiönatdj-(Sarolatb, Priaj IlenS, Kiibarb Cfrfartb, •aflos idjotarlbaor, Paal 
JJdjlöflTfr unb irieoridi «idjrobt. — Grnfl aon £teraborft. 1'ittcTarifdjc «RoDdctte Don Alfrrb ^rirbmann. — 
fififbrrftan. - 0ricffd)alter. — Ültttljfilnnci brr ffrprbition. 


3ta<hbru<ft nur unter genauer ftneffenangaOe gebattet. 


©efteUungen finb 311 richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag). Ginfeubungen 

an bie Redactlon dee „Deutschen Dlohterheim“ in Dresden-Striesen. 31t Gommiffion: 
Trüb’sche Buchhandlung (Ä. ©eßmittner) in Zürich unb E. Steiger L Cie. in New-York. 


Digitized by 


Google 

















322 


Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben: 

Geschichte der deutschen Litteratur 

von Goethe’* Tode bis zur Gegenwart. 

(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.) 

Von Paul Heinze und Rudolf Qoette. 

Circa 30 Bogen, Median 8°, mit den Bildern und Namensziigcr von H. von Kleist, 
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenan, E. Geibel, G. Freytag, TL. Storni, R. Ha- 
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch. 

Preis: brosch. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk. t in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf. 

Weitere Stimmen der Presse: 

Ulastr. Zeitung: Die neueren deutschen Littcraturcntwickelungen der sogen, nach- 
klagsiBChen Epochen haben schon mehrfach geschichtliche Darstellungen erfahren. Das Unter¬ 
nehmen ist immer ein schwieriges durch Ungeheuern Umfang des Stoffes und durch die Uuab- 
geschlossenheit der in Befracht kommenden Strömungen uud Geistenkampfe. Ein ernsthaftes 
BedUrfniss uud Verlangen nach solchen von kundiger Hand vermittelten Rückblicken ist un¬ 
streitig in grossen Kreisen unseres gebildeten Publikums vorhanden, uud Vielen wird deshalb 
gerade eine so gedrängte und leicht übersichtliche Darstellung willkommen sein. An¬ 
erkennung verdient das stilistische Geschick der beiden Verfasser, bündige Kürze nicht 
blos mit möglichster Vollständigkeit, sondern auch mit einer so beweglichen und 
elegant belebten Diktion zu vereinigen, dass der Inhalt dos auch äusserlich sauber und ge¬ 
schmackvoll ausgestatteten Werks keineswegs den Eindruck der Nüchternheit, etwa eines trockenen 
Leitfadens macht. Den Verfassern kann eine ruhige Haltung und ein warmer Sinn für 
die Geschicke der deutschen Poesie nicht abgesprochen werden. 

Archiv: I>ie Verfasser haben in dem vorliegenden Werke eine ebenso gewissen¬ 

hafte, objektiv gehaltene wie danken*werthe Arbeit geliefert. Dass sie bei der Aus¬ 
wahl sich auf ca. 5oo Namen beschränkt haben, gereicht ihnen ebenso zum Lobe, wie Form und 
Inhalt der Charakteristiken selbst. Das Buch empfiehlt sich sowohl für den Arbeits¬ 
tisch jedes litterarisch beschäftigten Mannes als handliches Hilfsbuch, wie 
auch als bildende Lektüre für den Kreis der Familie. 

Litterarlsches Centralblatt (herausg. v. Fr. Zarncke): Das kritische Urtheil der 
Verfasser ist im Ganzen ein unbefangenes, die Stärken und Schwächen eines Schriftstellers 
und einer Schrift werden grösstem hei ls gerecht und sicher gegeneinander abgewogen. 

Eiberfelder Zeitung: Es ist immer freudig zu begrüssen, weuu berufene Schrift¬ 
steller und Kritiker sich der keineswegs geriugeu Mühe uuterziehen, deu gewaltigen Stoff 
zu sichten, die Spreu vom Weizen zu scheiden und dem Leser, welcher unmöglich den ganzen 
Büchermarkt beherrschen uud sich seihst immer das Beste unter der seinem Geschmack zusagenden 
geistigen Nahrung heraussuchen kann, durch kritische Würdigung der einzelnen Dichter die 
eigene Arbeit zu erleichtern. Ihrem Programm sind die Verfasser gewissenhaft treu geblieben, 
ihre Darstellungen zeugeu von gründlicher Stoffkcnutniss und scharfer Beobacht¬ 
ungsgabe. 

Dresden - Striesen. Paul lleinze's Verlag. 




Verlag oon Cühtftatt Murner iit 2np$ig, ?iitbeitftrape 9h*. 12. 

(Sittevixxifcfye 

9Ronat3fd)rift jur Hebung be§ ©ebrifttumö 

bcrau«gcgeben bon 

Hermann ? 0 o m. 

1890. ^weiter Jahrgang. 1890. 

3)Zonatlic$ erfd^eint ein 4 $3ogen ftarfeö £eft. 

PF* 3afjre§#rei$: (12 £eftc) 3 SXRarf. 

Einige Uvt^eile: 

„©ontrijm unb gebiegeu gehalten, mit ftcbtlicber Reinheit bc« llrtbctl« unb funbiger Haub 
rebigirt." Brof. Dr. ßcbcrcr. 

„3<b leb« auf lebet Seite bie gute Slbfidjt unb habe Biele« gefunben, toa« mich intereffirt.* 

Brof. 3of. ftürfebner. 

„. . . baft id) aufrichtig unb überjeugt lagen fattn: bie Organifation beö Blatte« ift gut." 

Brof. 3- 3- honegger. 

„... bie mabren Scbriftftcttcr unb echten Boctcit fönnen c« nur mit ifreuben bcgriifceu, ba& 
cnblich einmal eine Heitfebrift mic bie „fcitt. ftforr." erftanb . . ©eorge SJlorin. 

„2L*cnn eicfortfobren, frei Don jeber 2lbl)iingigfcit ober Hinneigung ju irgcitb einer littcra* 
rifchen ftoterie, ma« bei 3brcm geroiffenbaften Sinne unb 3b*cr Jyrcube au ber BfUflc ber mirflicben 
litteratur fich borau«lct)cn läßt ..." UWartm ©reif. 

„$ie „L'itt. Rotr." ift eine ßunbgrubc littcrarifdicn Spillen«." B*of. Dr. (5. Beticr. 

Abonnement« nimmt jebe Budjbanblung entgegen. Bvobebefte fteben auf ttBuufcb (gegen 10 Bffl« 
Borto) gern ättr Verfügung. 

'te'&r 33iüigfte litteratur = 3 e ^ ull 9* 


<£0ef*9fcebacteur unb ©igentyümer: y«itf 

fcrnd bon gtrbtaanb Xbomafc in ftrefbau — Bapftr non 6ider A ßogel ist fidpftg. 


Digitized by 


Google 






Drgnu für JiMunft und ürililt. (Der „Deutfideu 3)i(fiterRaffe“ 19. £nuil.) 

Herausgeber: yauf jieinje. 


Monatlich 3 mal. PreU: 6 Jf halbjährl., vorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim 1 * in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern h 50 5 Stück einer Nummer Jt 1,50. 



$ «llad* in G-Moll. 

ad> einer mitten, tvttftbnr^je^ien 3^4t, 

P4on räuberte bas erde jtotb bie Porten, 

$tabC idj mi4 aus bem £aafe, bie genoffen 
5tn ptreife, fad^enb, faffenb, unter’m fi(4e, 

5m meinerfi4en ffenl, ^merbetrunfien 
jlurM in intern Pur4einauber taffen b. 

Po4 e|’ 14 ging, bat einen meiner ^tnnbe 
54 mit|nge|n ? um frif4e <£nft |n f4dpfen. 

5m 3teien§immer, bas mir nun bur4f4ritten, 
$taub ein gravier, nnb mie borfbin ge§ogen, 
an bie faden d4 wein Junger 5*rennb 
|Knb fpiefte bie gtaffabe G-Moll fbopins. 

5tnb mie uotn $eid bes feines nur befeuert, 
3*egeidert nur )n bd^erem peefenffug, 

§rmn<$s ju m*4tigem liefen jenes ptitdi. 

Me batt’ !4 fit frieren boren. 

54 unferbeffen f#fl# jnm Sender bin 
ffrb f4fng bie gtrüger auf, fowtii i4 Sonnte. 

|)er pommermorgen friebet ftenf4 nor mir, 
pas $ras, bie ^tarnen (4fafen no4 im f bau, 
£ein /iftyen regte d4> Mn #ogef jmitf4ert. 
Po4 ba, in biefer fetten ttfen Jtnbe, 
fntbedlt* an einem f4md4tigen j&bornffamm 
fin bfaflfes gffäb4en 14. pie re4te $4 täft 
^ebnt an bengSaum; nub aus ben großen gingen 
f topft f brdn f anf fbraue Tangfam auf bie <£änbe, 
pie f4ma4 bas faf4tntn4fein brebn nnb }upfen 
ftnb mirbefn, ftitterub anseiutnberjerren. .. 


petfeo Freiherr non ^ifiencron. 


8 *. 




Digitized by ^.ooQie 




324 


sr 


-fs 



Jtnfl von $t ernI)orfl 

Stttterarifche S^oüdlcttc 

oon £ f f r e b 3frtfbmaitn. 


Machthaber in ben qualmi? 
gen DtfebactionSftuben wufeten 
mit ben ©ächeldhcn unb ©ad)en 
nichts angufangen. TaS fei 
polirter Marmor, aber fein 
$ebicbt. @S ift eine nicht 
wegguleugnenbe Ü^atfac^e, bafe ihm oon ben 
oerjchiebenften ©lättern unb Sochenfchriften 
mit Ijödjften Auflagen artige 21bfaaen mit 
bem höflichen ©emerren gugingen, bie Arbeiten 
feien für ihren 2eferfreiS oiel, oiel gu gut. 

fei — für bie bem „populären" gu? 
ftrebenbe 3*it eine nie! gu ariftofratifdje Statur. 
SaS fönnten feine, wie in ber ©laftif heraus? 
gearbeiteten, gwei, brei Stooeßen? ober Th*oter? 
ftguren oiel oerfangett, welche ©enfation 
fönnten fie erregen, bei einem fo auSgefprodhenen 
©ebürfntfe beS p. t. ©ublifutnS nad) Morb? 
gefehlten? @r möge fid) hoch einmal an 
einem oielgejtaltiaen Vornan in brei, 100 = 
möglich fed)S ©änoen oerfuchen, bie Attentate, 
(Sifenbahnunfäße, gieberanfteefunaen, garni? 
lien?Toppelfelbftmorbe Raufen unb auch für 
einige Weitere ©ebichte urib ©dhergräthfel fei 
noch in einer (*tfe ©lafc. 

@r lächelte in fid) hinein unb liefe ftch 
einige jener 3*itfchriften geben. T>ort fanb 
er bie ftetS roieberfehrenben Mobenamen, bie 
ebenfo unausrottbaren ©prachfehler einer 
Äajte oon ©d^riftfteUern, bie gu oermuthen 
fd^ienen, 53irbungSlofigfeit fei baS einzige Ör? 
forbernife für einen oielgebrudten beutfehen 
Slutor ober eine — Autorin. Tenn bafe bie 
meiften Verforguttgen ber Organe für beut? 
fd^en Sefebunger oon weiblichen tarnen gegiert 
waren, liefe ihn erfennen, bafe bie anber? 
weitigen „Verforguttgen" ber fd^reibfeligen 
«3 un 9f raue, t uu ^ Stäbchen" im beutfehen 
Dfeid^e unb beffen angrettgenben freunbttachbar? 
licken ©taaten fic£ immer fd^ioieriger ge? 
ftalteten. Slm grobften würbe @rn|t oon 
©ternhorft behatibelt, wenn er fidf) einfallen 
liefe, irgenbwo Verfe angubieten. SaS nüfete 
eS, wenn er fid) unb Slnbern fagte, bafe bie 
moberne £f)orf>eit, ben VerS, ben SthhthmuS, 
beS Reimes 3 au ^ cr ^ ailt oon ^ er ©oefte 
trennen gu wollen, nichts SlnbereS als bie 
Vernichtung ber £unjt ber ©oefte felbft fei? 
Seil fo oiel fd()led)te ©chüleroerfe circuliren, 
mufe man baS jiitib mit bem ©abe oer? 
fchütten? klingen benn Ijerrlidje ©teifter? 
oerfe nicht wie bie göttlichen SMobieett 
Stoffitti’S mitten in einem djaotijdhen Sirr? 
warr oon melobielofen, eßeulaitgeu Verton¬ 
ungen metaphofifcher llngebanfen? TerTidf)= 
ter ift ein $olbarbeiter, ber in werthooßfteS 
SJtetaß herrliche ©aphire, blutenbe Rubine, 
flammenbe Demanten, bem Meer entfliegen 


(©chlufe.) 

(SRadtbrud öerboteit.) 

fdfjeinenbe ©maragbe, 00 m £imntel geraubte 
STiirfife fept. Ter litterarifche Tagelöhner, 
ber ©efchmad unb Suftrum beherrfdjt, ift ber 
(Hfettarbeiter, welcher ben Jammer flopfenb, 
bröhnenb auf bie immer gleiche ©ebiene fallen 
läfet. Ter dichter füllt mit heiligem Sein 
bie fttnfelnbe ©chaale beS ÖralS. Tte ©feubo? 
poeten füllen mit gebrofehenem ©troh ba§ 
$irn ihrer ben ©anoptifen entführten £elbin; 
wa§ fie geben, ift — auSgeftopfter Monb? 
fchein. 

Chrnft oon ©ternhorft warb traurig, als er 
fah, bafe man feiner nicht bebürfe. (*3 war 
alles jo fchön ausgefüllt in ber beften ber 
Selten, fein ißlafc war leer, wohl aber fafeen 
gar oft 3n>eie unb T)reie fogar auf einem 
föebactionSftuhl. — T)a begann er fleh noch 
mehr auf fid) felbft gtirüdgugiehen. 93ietleid^t, 
fagte er fich, fommt eine 3eit, in ber baS 
Vud^ nicht mehr baS ©tieffinb ber 3J?ufe, 
baS Hfchenbröbel beS 2eferS ift, ben fchon früh 
Borgens bie Aufnahme fo oieler Ceitartifel 
unb geuiüetonS für ernftere St oft entfraftet 
bat? (?r reifte. <&x fah bie Sllpen, unb 
felbft bie (55letf<hcr fagten ihm oom Unbeftanb 
beS fcheinbar (5wigeit, benn auch fie waren 
auf ber Säuberung begriffen. (£r ftanb am 
gufee ber ^^ramiben, wie bie gelben beS 
SllterthumS, wie ber $Jiaffenmörber Napoleon 
ber ©rofee oor ben Vh ar o° n enquabern geftan= 
ben; er gog wie ber fliegenbe ^oHänber, ber 
3lhaöoer beS SJteereS, als ein ?lhaSoer beS 
©chönen über bie Sogen ber 5lbria, bie 
Sellen, welche bie gingalShöhle unb ^^9°= 
lanbs fÄothfclS befpülen — aber nirgenbS 
fanb er Vefriebigung burch baS ©eftaunen 
beS ©eftehenben, überall überfam ihn nur 
noch namenlojer ber Sunfch, ©djöneS gu 
fchaffen, felbft ein Vater beS ©chönen gu 
fein! Unerquidt feljrte er oon ^Heerfahrt 
unb ©ergftieg guriief unb fanb — fein Vater? 
lanb wieber um eine ©tufe oorangefchritten 
auf ber Vahn ber Vilbuttg, in ber ©rfennt? 
nife — beS bichterifch ©chönen. diesmal 
führte fie ben beftriefenben tarnen — „naefte 
Sahrheit". 

fliun fann bie nadfte Saljrheit ein hoh^itS? 
oolleS, cptherenahnlicheS Seib fein, baS hoch 
in ber Rechten eine flammenbe 2eu<hte holt, 
welche bie Seit erhellt. #ier aber erfd)ien 
fie als eine fchmufeige, runglige Vettel, in 
ächte, gerriffene, mit aßen glecfen ber Örbe 
befledte Sumpctt gebüßt; jtatt nach ßJhjrrhett, 
(5pnnanton unb Farben roch f* c nac ^ -^nob? 
laud), wie ein ßJtarfaiflaifer, unb im fDluttbe 
führte fie bie ©prache ber ©chenfen unb 
fchlechten Käufer. 3h* johlte bie ßJtenje gu, 
oerbienftooße unb geiftreiche Genfer ber öffent? 




Digitized by 


Google 




325 


ließen Meinung ersten ißr ein ^iebeftat, 
fleuten fie barauf unb jagten: „©erbet (o 
wie biefe! la§ ijl bie ©abrbeit! DicßtFunfl 
ift ©abrbeit — folglich ift baS bie Dichtung! 
(Gürtet ©ure Senben, fd^üttelt ben Scillant* 
(taub beüenifeßer ©cßöne unb attifeßer Solls 
enbung non ©uren ©anbalen unb folgt 
biefer!" Unb oiele gingen bin unb tbaten 
alfo unb eS erhob ficb ein großes ©efeßrei 
um bie neue ©abrbeit ber Dichtung unb bie 
neue Dichtung ber ©abrbeit. 

©rnft oon ©ternßorft fcbüttelte aber baS 
£>aupt. Die ritteratur ift wie ein lag! 
tagte er ficb- 3 eber lag ßöt feinen Storgen, 
feinen Mittag, feinen Slbenb. lab ift nicht 
;u änbern, unb auch gwecFloS ift ber ©treit 
Darüber, ob an einem läge feine borgen* 
bämmerung ober fein Äbenbrotß fcßönec fei. 
Stan muß nur gur ©tunbe malen, bie eben 
leuchtet, unb auch bie rechten garben auf ber 
Palette höben, um bie (Effecte wiebergeben gu 
fönnen, welche bie ©tunbe ergeuat. 

©ruft oon ©ternborft wünfeßte inbeffen 
bie abenbbammerung bei bem Storgenrotß 
feiner Uebergeuaung 511 malen. ©r wollte 
burcßauS bie ScittagSftimmung burch löne 
feiner Slbenbbeleucbtung wiebergeben - in 
ber ©praeße feiner Stitftrebenben: er feßwamm 
gegen bie ©trömung. ©r Fonnte ficb wicht 
311 ©onceffionen oerfieben; unb boeb, wenn er 
nur ein paar ©taffein hätte beröbfteiaen 
wollen, er würbe fo mittelmäßige 9tooeUen 
gu ©ege gebracht höben, wie nur einer unter 


un$. ©enn er feinem 3beal baS Äoftiim 
ber leßten Stöbe angegogen, oielleicbt hätten 
boeb einige ^kofelgten gu ihm qebetet. Ober¬ 
er beftanb eijenfinnig auf ber }cßönen gorm 
unb bem jebonen 3 **bölt, unb — fo fonnten 
wir ihn nic^t brauchen! 

Um biefe ßeit lernte er — aus ber gerne 
— ein ©efen Fennen, baS gang ben 9lnforber= 
ungen feines ßoeßftrebenben ©eifteS an ba3 
©eib gu entfpreeben febien. 

©ie war fd^on wie £>ebe, aeiftooH wie 
Stabame be ©eoiane ober bie ©tael, reieß, 
wie eS gu feinen Mitteln ftimmte, gut wie 
bie Stabonna, unb fle feßieu nur einen 
geßler gu höben: er gefiel ißt! Stan fueßte 
bie 3 Tüe i gufammeugubringen. ©in geft 
foüte fie oereinigen unb bie beiberfeiligen 
lanten unb Serwanbten freuten fieß feßon 
auf ein gweiteS geft: bie £ocßgeit. 

Da reifte er ab unb ßinterließ einen Srief, 
worin er fagte: „Das junge Stäbchen oon 
ebler ^erFunft unb ©eftalt, oon gewinnen* 
bem Sleußeren unb oerfiißrerifcßer Feinheit, 
bem felbft bie Serleumbunjj nichts 33ofe$ an* 
gußaben wußte, gefällt mir fo außerorbeut* 
ließ, baß icß fürchte, ißr Seftß wirb baS 81b* 
bilb oon ißr auf meiner ©eele ©runb trüben. 
De3ßalb oerlaffe icß fle unb mein Saterlanb, 
ißr baS böcßfte ©rbenglücf wiinfcßenb". .. . 

©eher am Üitteratur* noeß am ©ßeßimmel 
ßat man wieber oon ©ruft oon ©ternborft ge* 
ßört. 


Pas ^eilterrofc. 


(9t a cß einer 

©S ritt bureß einen bunfeln #ain 
Der §err mit feinem Änecßt allein. 

Der Änecßt ßielt bießt 311 feinem §errn, 
Daßeim mär 1 er geblieben gern; 

Daßeim rooßl in bem golbnen ©aal 
®ei feines Herren ©ßgemaßl. 

9luf einen ©teg fte ritten loS, 

Dorunter ßin ber ©ilbbocß feßoß. 

„Stein Änecßt, ßier geßt eS nießt $u ^wei’n, 
Du follfi bieß ßatten ßinterbrein!" 

,,„, 3 <ß meieße nießt oon eurer ©eit 1 , 

Unb ftraueßett ißr, mir ifVS nießt leib!"" 

Der SKitter in baS ffiaffer fanF, 

©ein treues Stofj mit ißrn ertranF. 


35 0 l f S ro e i f e.) 

„„Jpe, grau, icß miU mein fflotenbrot, 
Denn euer grauer §err ift tobt. 

„,,9tun feßenft mir ein 00 m beften 3ßein, 
DaS £>au$ mit^pof unb®ett fmb mein!"" 

Unb als bie zwölfte ©tunbe Farn, 

©in ©cßarren brunten man oernaßm. 

©ie tappten $itternb fteß jurn Ißor, 

©in leerer ©cßimmel ftanb baoor; 

Der roießert 1 auf oor milbern ©tßmerj 
Unb feßlug bem Änecßt in’S falfcße $cr$. 

Unb mic bie grau baS 9tofc berüßrt, 
§ocß in bie Suft marb fte entfüßrt. 

£)ocß, ßoeß, ba ßalf Fein ©toß itocß ©cßlag, 
Stufe reiten bis jum jüngften Dag. 

_ (jurbeeft. 


Digitized by ^.ooQie 



326 


-3» $t* oon $uff«o JUftropp. <$— 

(gortfefcung.) 


©iebjebnte 

©8 führte ber alte ©ate 
Die Königin an ber $anb, 

Um ihre ©lieber maßte 
©in meines ^ßradbtgewanb, 

©tiß warb eS auf ben Sänfen 
Unb poH ©rroartung fa^en 
Die merken ©äfle ade 
3c^t ben feltnen ©ettfireit naben. 

©tol$ febritt fte nach bem throne 
Unb bliefte über bie S^unbe; 

©ie rief: „©eil nun gefommen 
Die ©ntfcbeibungSfhmbe, 

©o miß i<b bem, ber breimal 
2tti<b überroinben fann, 

SDie ßönigSfrone gönnen, 

Der ^errfc^e bann im Sfteidj fortan! 

„Die 2lrt be8 JfampfeS mill ich 
Seftimmen jebeS 2Kai, 

Damit idfy nadfy bem Kämpfer 
Äann treffen meine ©abl, 

Doch fieg’ i<b, — nun bei grigga, 

3$ bleibe unbewegt, 

Dann fei oor feine gü§e 

SDer Äopf bem ßütjnen Eingelegt!" 

Da trat in rotljem ©eroanbe 
Der Jpenler auf ben 5ßlan, 

@8 mürben beffen unfrob 
3ltle, bie ihn faljn; 

Der mufierte erft büfter 

Die ©äfte mittlerroeile 

Unb prüfte bann bebäebtig 

Die ©c^neibe an feinem ferneren Seile. 

2lm #immel jog inbeffen 
©in f<bwarje8 ©etter auf, 

©8 maßten bunfle ©olfen 
Serberbenfd&roer herauf, 

@8 größte ferner Donner, 

@8 raufd&te bumpf ba8 ßJteer, 

Unb in bem ©inbe bogen 

©ich föon bie Säume bin unb b e *- 


Abenteuer. 

Da famen in bie ©ebranfen 
Sier $erotbc gefebritten, 

Die neigten ftcb oor ©unbilbe 
3n be8 ÄreifeS ßßitten, 

Die bliefen mit ihren Römern 
3n bie oier ©inbe bin 
Unb riefen auf $um Äampfe 
2Rit ihrer jungen Äönigin. 

Unb Störung, §err oon günen, 

Drat nieber in ben Sfting. 

©ein Slidf mar ernft unb ftolj, 

2118 er $um Db ronc ßing. 

@r neigte leicht ba8 §aupt 
Unb fab bie §obe an. 

„ 2tidbt8 foß mein Sieben gelten, 

©enn idb nicht bidb $ur Sraut gewann!" 

Da war’S, ba§ bureb bie Leihen 
©in bumpfe8 äfturmeln flog, 

Dafj febnenb manche Iftaib 
jpinab baS Äöpfcben bog. 

©ie ftattlicb flanb er unten, 

©ich ftüfcenb auf fein ©cbmert! 

Der 3Jtaibe manche hätte 
3b« gerne $um ©emabl begehrt. 

©unbilbe hob ftcb langfam 
Son ihrem Db ron empor, 

©8 mar, al8 ob bie 2lugen 
Umhüße biiftrer glor; 

Dann fpracb fte ernfi unb marnenb: 
,,8aff’ ab oon biefem Streit! 

Da§ ich bidb foß oerberben, 

Ihut tief mir in ber Seele leib!" 

Da rief ber ßtedfe ßftorung: 

„£inweg mit afler Steue! 

DaS mirft bu fehen, ba§ ich 
Den Äampf mit bir nicht fdbeue! 

3lcb höbe manchen gelben 
3m Äriege febon beftegt, 
ßtiebt fei'8, bafc einem ©eibe 
3Rein hoher Stuhm jefct unterliegt!" 


Digitized by ^.ooQie 




©unhilbe fprach bagegen: 

,,©S fei, rate bu bege|rft, 

3$ rnup öon bir erwarten, 

Dap bu btdj tapfer weprP; 

©in wactrer Steiter bift bu, 

Drum bringt unS Stofle ^er, 

©ir wollen ©ette reiten, 

Doch fiegen wirft bu nimmermehr!" 

©taub unb weite ©lütter 
Drug empor ber ffiinb; — 

2luf i^re guten Stoffe 
Stiegen ©eibe gephwinb. 

„Stun mag baS ©etter toben, 

§err ÜJtorung, fd^neQ an’S 3agen!" 

Da würben pe oon ben Stennern 
Durchs £hor h^ nau8 in’S Sfaie getragen. 

©ie poben nebeneinanber 
Unb Pogett in bie ©eite, 

@S blieb #err SJtorung bicht 
2tn feiner geinbin ©eite; 

Verhangen war ber §immel 
SJtit fchwarjen ©olfen gang, 

©S goffen nur bie ©lifce 
#emieber guefenb hatten ©lang. 

Unb über SJtoor unb ©ümpfe 
Unb breite ©räben fc^rtell 
©ie ©chatten Pogen ©eibe, 

Die ©lifce Pacferten grell, 

Unb über ©ufch unb #agen 
Unb §ecfen wiCb oerwegen 
Dem hohen bunflen ©albe 
SJtit ©inbeSeile ging’S entgegen. 

Salb praflelte hernieber 
Der Stegen fchwer unb bicht, 

Die bieten Dropfen fchlugen 
Den ©eiben in’S ©eftcht, 

Unb immer fort im gluge 
Da tarnen Pe gum Dann, 

Die ©äutne trachten nieber 
3fm ©türm. Jpinüber unb ooran! 


Da Parierten bie Staben 
©mpor au§ ihren ©erpecten, 

DaS ©ilb oon feinem Säger 
gupr in bie §öhe mit ©djrecfen, 

Ueber bem ©albe fchwebte 
SJtit unheilfünbenbem Schreien 
©in aufgefcheuchter Uhu. [weihen! 
§err SJtorung, ber will bi<h bem Dobe 

Unb wieber auS bem ©albe 
Unb über $aibe unb @anb, 

©ie hörten ©ogen braufen. 

Sticht ferne war ber ©tranb, 

Unb raploS, immer weiter 
Durch UferfelSgePein, 

©on Älippe ging’S gu filippe, 

3llS wollten pe gum SJteer hinein. 

©ie tämpfen rnilb bie ©eilen! 
©ewaltig gifchenb fprüht 
Unb pebet’S, ^eult unb bonnert, 

©on ©lifceSphein burchglüht; 

©S fchwiüt empor gu ©ergen, 

©S pntt hinab gum ©runb, 

211S ob bie §ölle wollte 
Slufreipen ihren fchwargen ©<hlunb. 

Unb weiter burch bie Dünen, 

Da blicft gum SJteer hinab 
Unheimlich, h°$ nnb büPer 
SJtanch altes Hügelgrab, 

Unb über bem lebten rupt 
3luf weipem Stunenpein 
©unhilbeS tobte SJtutter, 

©eleuchtet h«ß nont ©lifceSfchein. 

DaS war ein toUeS Stetten, 
gern fap man fchon baS ©<hlop, 

Saut wieherte oor greube 
©unhilbeS ebleS Stop, 

Unb pfeilfchnell, immer oorwärtS, 

©ie waren fchon am 3iel, 

2118 SJtorungS Stop beim Dpore 
SJtit Stöhnen Perbenb nieberPel. 


Digitized by ^.ooQie 



328 


8T 


Sld^t^c^nte 

„@o blieb no<$ unentfcfyieben 
gür biefeS SJtal ber Streit, 

Denn Seibe !amen wir 
SIn'S 3iel $u gleicher 3 e ^-" 

©unfyilbe rief eS laut 

Unb fprengte in bic ©djranfen, 

Sticfyt SBenige Ratten bort 
3m Stegen auSgeffaltcn ofyne ffianfen. 

§err Sßate unb §crr SBalram 
Empfingen bie oiel §eljre, 

Da ftieg fte ab unb warb 
©eleitet mit großer ©fjre 
3um ©aal hinein. Äaunt mar 
Dort ^laij für fic gelaffen, 

Die weiten fallen fonnten 
$aum bie 3 rt *P ber ®öfte faffen. 

2lud) ÜJtorung trat ßineitt. 

„£>ier fei)' i(fy JBed)er blinfen, 

©o fefyr oerlangte mich feiten, 

Siel flaren 9CRet^ $u trinfen. 

Sftein armes Stoß! ©S fonnte 
Den Dürft nid)t länger ertragen, 

Unb niemals fann eS je 

©o garten SBettflreit mieber wagen! 4 * 

SllS nun baS Stufen unb Stehen 
Sergrotlt war unb oergangen, 

©rfjob ficfy ber blittbe £>arfner, 

3u fingen trug er Verlangen, 

Unb als er burdj bie ©aiten 
Sieg bie ginger fliegen, 

©efdjaf) eS, baß im ©aale 
Sille ooll (Erwartung pfymiegen. 

„©raga, nun laffe mein Sieb 
©id) ood unb flar ergeben! 
groß bin icß, baß id) burfte 
©o feltite SJtär erleben. 

2luS ben gewohnten ©eleifen 
Srad) ber Sauf ber Dinge, 

©S putzen große Diäten, 

§eil mir, ber icß fic bcfinge! 

„Deinen 9tamen, bu £eßre, 

9BiU id) mit Stußm befrän$en, 
gür ewige 3 e i* eu faß cr 
3n meinen Siebern glänzen, 


5 Abenteuer. 

I Unb wenn mein ©nbe fam, 
i Die Sieber werben befielen, 
j Ob ßunberte oon 3aßren 
Slucß über bie grüne ©rbe geßen! 

„Du ßaP mit Äonig SJiorung 
lim beine greißeit gerungen, 

Docß fürcßt’ icß: Unpeg ßaben 
3ßnt fcßmarje Sllfen gefangen. 

Sttit $iorant oom Dänenlanbe 
£>atteft bu härtere Stotß, 

Deß freue bi<ß, ©unßilbc, 

Daß jener geinb bidß nidp bebroßt!" 

Unb als er fo gefungen, 

©rßob p(ß ©unßilbe fogleicß, 

©S pammten ißre Slugen, 

3 ßr Slngepcßt war blekß. 

©ie rief: „9tocß ift'S nicßt 3*^ 

Son meinen Diäten ju fingen! 

9£aS icß begonnen ßabc, 

3uoor will icß’S ju ©nbe bringen! 

„3um ^weiten 9Kal, §err ÜJtorung, 
SBollcn wir uns meffen, 

SBenn bu nicßt beffern Statß 
ganbeft unterbeffen, 

Unb wilip bu nüßt oermeiben 
UnS ©eiben tiefes 5Bcß, 

Dann laß uns ffiette feßmimmen 
Stuf ber wilb erregten ©ee!" 

Unb als fte mit ben ©fiften 
SBicbcr trat ßinauS, 

Da $ogen fernere Söolfen 
Stocß über baS ÄönigSßauS, 

©cßon fenfte pcß ber 9lbenb 
SJtit bunfelnbem ©epeber 
SlßnungSfcßmcr unb bämmernb 
Sangfam auf baS Dßor ßernieber. 

Da fpraeß ber alte SBate: 

„3df miß bir ratzen gut: 

©§ iP ein tapfrer Degen, 

©in £elb oon füßnern -SDtutß, 

Der eble Äönig oon günen! 

SBenn bid^ mein SBort erweist, 
©unßilbe, meine Dotter, 

Dann laß ben ©ieg ißm werben leießt 


Digitized by ^.ooQie 


329 


Da fpra<h bie fiol$e gürftin: 

„©BaS wäre baS ein ©tarnt. 

Der nur burd) meine @nabe 
©ich leidsten ©ieg gewann? 

©tein £>hm, ^afl bu oergeffen, 

©BaS bu gewährteft frei: 

Dag mir an ©eift unb Äörper 
©tein ©atte Überiegen fei?" 

DaS ©Better mar oergangen, 

Der Donner mar oergroßt. 

Doch famen nod) im ©teere 
Die ferneren ©Bogen geroßt. 

3um ©tranbe gingen 2lße, 

Schon wartete baS Soot, 

2lm JpimmelSranb oerglühte 
Dunfel leud^tenb baS Slbenbrotg. 

©un^ilbe rief: „3h r Scannen, 

3efct geht in’S ©chlog hinein, 

©tich foßen ^ier erwarten 
Die ©taibe nur aßein!" 

Unb Äönig ©torung fagte, 

©S war ifjm ahnungSmeh: 

„©rüg’ meine alte ©tutter, 

§crr ©Bäte, wenn ich untergeh’!" 

DaS ©egcl war gefpannt. 

Da ftiegen ©eibe gefchminb 
3n’S ©ot, baS auf bie ©eite 
©eneigt warb burd) ben ©Binb. 

©S warb baS tau gelöft 
Unb, lebig aller ©anbe, 

©dhog baS Heine ©chifflcin 
©eit hinweg oorn Uferfiranbe. 

Die Äüjte mich jurücf, 

©S minften grügenb bie Scannen, 

Die ©taibe weiten mit Dükern, 

©ie aber fuhren oon bannen. 

©alb f$og ber fia^n jum ©runbe, 
©alb fd^nettte er hinauf, 

Unb bunfel warb’S aßmüflig, 

Da ging ber ©tonb am Fimmel auf. 

Der gog in alle ©tagen 
©eine Strahlen hinein, 

Da leuchteten ihre £äupter 
3« lichtem ©il6erfchein. 

©Bie ift baS ©teer fo herrlich, 

©o wunberfam unb grog, 

©Beldh’ fcltfam tiefe SRäthfel 
©erbirgt fein unermegner ©choog! 


©unhilbe fag am ©teuer, 

Den fleinen ^a§n $u leiten, 

Der flog, als gält’S $u fahren 
9ta<h fernen, fernen ©Seiten; 

©ie wanb fidj um bie Schläfen 
3hr langes, braunes £aar, 

Da hob fie an ju fingen 

©in Sieb gar weich unb wunberbar. 

©tit tiefem ©ebnen bliefte 
I $err ©torung nach ih r t)in, 

: ©S holte feine Sinne 
Umftricft bie 3ouberin, 

©r freute fich unb laufchte 
Dem munbevfügen ©ang 
Unb wugte hoch, er beute 
3hm feinen nahen Untergang. 

„©iehft bu, #err Störung, flattern 
Die ©töoen um baS ©oot? 

©ie fchreien unb oerfünben 
Dir beineit nahen tob! 
hinunter wirft bu ftnfen 
3n'S abgrunbtiefe ©teer, 

©S fchwimnten fc^on bie Stilen 
3m SRingelreigen um bich h cr - 

„©iehft bu bie ©Bülber unten 
Unb ftehft bie ©chlöffer nicht? 

Die blinfen unb bie blenben 
©Bie bleiches ©tonbenticht, 

Unb wenn bu ftnfft hernieber, 

©o betten bich auf bem ©runb 

Die fchönen ©i^enfrauen 

Unb füffen beinen bleichen ©tunb." 

©ie waren weit gefahren, 

©S lag baS Ufer fern, 

©om ©djjlog ein h^ßeS genfter 
©rglomm noch wie ein ©tern, 

Die ©Beßen gingen linber, 

3u fingen hörte auf 
©unhßbe unb baS ©egel 
3og eilig fte am ©taft hinauf. 

„3efct ©torung, §err oon günen, 

©eginnt ein emfter ©treit, 

Unb wenn ich fuge, mache 
3um tobe bich bereit, 

Unb wenn ich bich int Sieben 
©ießeicht nicht mieberfeh’, 

§err ©torung, fühner ©edfe, 

3um lebten ©täte benn abe!" 

-S 


Digitized by ^.ooQie 




330 


Die weiten ffleiber fielen 
$erab non ihrem Seib, 

Jtocb fur$e ©eile göuberte 
DaS rounberfd^öne ©eib, 

©om Sftonblicbt ^eU beftvo^lt 
Dem Äönige jugewenbet; 

Der fab fte bebenb an, 

3n tieffter Seele erfebreeft unb geblenbet. 

Sie fprang in’S äfleer unb fanl 
3ur grünen liefe hinein, 

Dann tauchte fte empor. 

„®rü§ mir bie ©afferfetfn! 

Unb weilft bu in ber tiefe, 

3m Schlöffe non Ärpftall, 

93ergi§ bann, was fjier weilet 
Ueber bent fdbäumenben ©ogenfcbwatl!" 


3um 2lbfcbieb3gru§e winfte 
Sie nochmals mit bem Slrm, 

Den gelben überlief eS 
©rfi falt, bann glüfjenb roarm, 

©r fab fte auf ben ©eilen 
©ich tniegen in frohem 2Jtutb, 
©leidjroie ftd) 3Jtönen fcbaufeln 
3n fturmberoegter ©afferflutb- 

©r fab i^r fe^nenb nach, 

©iS fte bem ©lief entfebwanb. 
Dann lie§ baS ©oot er treiben 
©eit hinweg nom Sanb. 

„Unb ift fte mir nerloren, 

Unb roirb fte niemals mein, 

Da icb fte fo erfcfyaute, 

©o feblaf icb 9 crn m grieben ein! 


Der ©inb fuhr in baS ©egel 
Unb trieb auf ferne ©abn 
Dem Untergang entgegen 
Den leichten gifeberfabn. 

3n’S grenjenlofe 9tteer 
3ft Störung fortgetrieben — 

Da ift feine ©pur nerroebt, 

©ertnebt fein §offen unb fein Sieben. 


9teun$eb nteS 

©unbifbe fam an'S Ufer, 

Da warteten bie Sttaibe 
s Dtit trocfitem Sinnen ihrer 
Unb einem warnten Äleibe; 

2ttit frobem ^uruf warb fte 
©egrüfjt unb aufgettontmen, 

©cbon Ratten ©iele gefürchtet, 

©ie würbe nimmer wieberFommcn. 

9lu<b ffialramS Dodjter b<Ute 
2lm Ufer fie empfangen, 

Die troefnete ihre ©lieber 
Unb Fü§te ihre ffiattgen 
Unb rief: ,,©o Störung blieb, 

DaS foÜft bu nun gefteben!" 

©unbilbe fagte büfter: 

„3b v »erbet ihn nicht wieberfebett!" 


2lbenteuer. 

Unb als fte nach bem ©d)toffe 
£inwanbelten bureb bie 'Jtacbt, 

21m ©ege ftanb ein ©pielmann, 

2113 halte er ba ©acht; 

©3 war in einer Äappe 
©erborgen fein ©eftebt, 

Die 2lugen blitzten beroor, 

©ie wenn ber 9ttonb bureb ©olfen bricht. 

„Du ©pielmann, fpricb, waS ftebfi 
üflit beiner £arfe hier? 

3m ©eblog ift mancher Ärug 
9Jtit 3Wetb gefüllt unb ©ier, 

Unb bringft bu neue ©eifen 
UnS ber aus fernem Sanb, 

©irb man mit golbnem SRinge 
Dir lohnen unb mit geflgewanb." 


Digitized • ^.ooQie 




331 


„SRacb attetlj flc^t nicht mein ©innen, 
9lud) nicht nach golbnem SRing, 

SBa3 i<b begehren fomme, 

Da3 ijt ein f)öf)ere8 Ding, 

Denn um @unbilbe3 SRinne 
Äämpf 1 ich nm näcbfien Dagl" 

6r eilte fort. — Die gürfiin 
Draf biefe3 SBort roie SBetterfcblag. 

Das fuhr ihr burdj bie ©lieber, 

Da3 flang ifjr fo befannt, 

Da3 mar bie ^ede ©timme 
De3 Äönig3 oom Dänenlanb, 

Der jüngft mit ifjr im gelbe 
©efämpft um Dob unb Beben, 

Dem fie bie SBuitbe feilte, 

Dem fie ifjr grauet SRofj gegeben. 

Sie ging nicht nad) ben ©äflen, 

£errn SBate gab fie nur 
Durch ihre ÜRaibe Reibung; 

$on SRorung fei bie ©pur 
Verloren in ben SBeden! — 

SBie marb Jperrn SBate rot\), 

SBeil folgen treuen gelben 
33erf(^lang bie nimmerfatte See! 

6r fd^ritt ^inauS jum ©tranbe, 

©ab auf ba3 9Reer unb fann: 

,,©o ift ba3 SJtenfcbenleben! 

SBenn faum e3 erft begann, 

©o fommt ba3 6nbe fc^on, 

©leic^roie ^iuabge^ogen 

3«r liefe roieber roerben 

Die bunfelgriiuen üReereeroogen! 

„Dem 2Reere gleißt bie Sftenfcbfjeit, 

3ft rounberfam unb alt, 

SBir finb barauf bie SBeden, 

Der Dob oerroe^t un3 halb! 

SRun, ÜRorung, fü^ner SRecfe, 

9Son adern SBeb gefunb, 

©c^laf roofyl unb träume felig 
3m munbertiefen 9Reere3grunb!" 

@o fann ber alte SBate 
Unb blidte lange fhimrn 
Unb trauemb in bie SBeite, 

Dann lehrte er langfam um; 

3um $ßata3 ging er mieber, 

Dort ^at ber SRecfe mertlj 
2Rit tränenfeuchtem Sluge 
SRodb manches $om ood 3Retb geleert. 


- $3 

Da tranf er 2Rorung3 SRinite 
2Rit manchem langen 3^g. 

„‘Die Siebe, ja bie Siebe, 

Die bringt be3 Seib3 genug!" — i 

Der blinbe ®arbe erhob ftcb, 

Unb ade begannen §u laufen, 

63 roogten bie Däne ba§in 

SBie SBedenfd^lag unb 9Reere3raufcben. 

Die $elbent§aten fang er, 

Die Äönig 9Rorung oodbraebt, 

3113 er ben SBenbenfönig 
Sefiegte in milber ©c^lad^t, 

Unb roie er einft nad) granfen 
3n oielen ©Riffen gefahren 
Unb SRuhrn unb reiche Seute 
6rftritten bort mit feinen ©(haaren. — 

Die ©äfie h^fen lange 
SJerlaffen fd^on ben ©aal, 

63 fiaeferte im Äamine 
Die glamme noch einmal 
Unb fanf in’3 Dunfet. Draußen 
6rroacbtc Dätnmerfcbein, 

Da roanfte ber alte SBate 
9tacb feinem ftiden Äämtnerlein. 

63 freien burdb ade genfler 
herein be3 $Ronbe3 fiiebt. 

©un^ilbe aber machte 

Unb fanb ben Schlummer nicht, 

©ie marf fidb auf bem Bager 
Unruhig b er un ^ b* n ' 

63 mogte roilb ihr Sufeit, 

63 ftürmte min* burd) ihren ©init. 

2Rit offnen Slugen b<U f ic 
Die liebe, lange Stacht 
3luf ihrem meinen Bager 
SScrjroeifelnb jugebraebt. 

„O roärft bu fern geblieben! 

3<b ^ ar f i a feinem SRann 
3113 ©attin angeboren, 

Der nic^t im Ä'ampfe mich geroann! 

„Sag bo<b in beinen SBorten 
6in fpöttifdb fioljer Don, 

Älang boeb au3 beinen SBorten 
©o fränfenb bitt’rer £obn, 

Da§ icb bemeifen muf, 

9Ba3 meine Äraft oodbringt, 

Da§ über bicb, ^err Jporant, 

3Rir fpielenb leicht ber ©ieg gelingt! 

_ & 


Digitized by ^.ooQie 



332 


„Der foH mich nid^t befiegcn, 

Der ein üRal mich begmang, 

©ei parf, mein H cr ä/ jefct gilt eS 
©ar einen ferneren ©ang! 

3^n mufj ich überminben 
Unb muf bcn Stob ihm geben, 

Dann barf ich um ihn meinen 
Unb trauern burdh baS gange Seben! 


SRodb monier fernere ©eufger 
©ntrang pd& ihrem 3Runb, 

@8 tagen rings bie Äiffen 
3erfnittert, mirr unb bunt, 

©ie marf Pch h* n unb miber; 

2Bie mä^rt bie Stacht fo lang! 

@8 mollte gar nicht tönen 
DeS äBöchterS früher SRorgenfang. 


Da gögerten bie ©tunben 
Unb mollten meinen nid^t, 

Unb ruhig läd^elnb flaute 
herein beS SRonbeS Sicht; 

SJtit faltem ©leichmuth pflegt ber 
Die Himmelsbahn gu gehn, 

Ob {ammernb ober fetig 
©mpor gu i^m bie SRenfdhen fehn. 


3mangigPc8 Abenteuer. 


Unb als am anbern borgen 
Der grülprunf mar gehalten, 

Da gogcn nach ben ©dhranfcn 
Die jungen mie bie Sitten, 

©8 hatten munbergerne 
Die ©afe mögen h^n, 

Ob fuh burch SRinne lafte 

6in $tlb gu neuem Äampf bethören. 

Unb al8 mit ihren grauen 
©unhilbe fam gegangen, 

3h r Äleib mar Phmarg mie Stacht, 
Vleidh maren ihre SBangen, 

Die Haare maßten nieber, 

Von feinem Vanb umfchlungen, 

©titt panb Pe oor bem S^rone, 

ViS ber 3uruf mar oerflungen. 

Jtein Äleinob fehmüefte pe, 

©ie trug nicht ©tab noch Jtrone, 
gür treue SRinne fanb ja 
3h* iJteunb ben Stob gum Sohne, 
Unb bachte pe be8 ©pietmannS, 
Dann überfam ein Seben 
Den Aörper ihr. ©ie mollte 
Vernichten ja fein junges Seben. 


©ie fefcte piß p(h nieber, 

Vier H^olbe Famen gekritten, 
Die neigten pch oor ber gürpin 
3n beS ÄreijeS SRitten, 

Dann bliefen pe mit Hö rncrn 
3n bie oier äBinbe hin 
Unb riefen auf gum Äampfe 
3Rit ihrer jungen Äönigin. 

©rp mar eS lautlos füll, 

©S hub ein SRurmeln bann 
Unter ben H crrcn unb grauen 
DeS roeiten ÄreifeS an. 

©S geigte pch fein SBerber, 

Denn SRorungS herber tob 

©dhreefte SMe gurüdf 

Vom Äampfe, ben ©unhilbe bot. 

3um anbern SRal ertönte 
Die gorberung gum ©treit, 

Da bröhnten laut bie Hinter 
ViS in bie gerne rneit. 

©unhilbeS H cr 8 f<hlug heftig, 

Der Slthem ging ihr ferner; 

2Bo blieb ber Potge ©pielmann, 
Den gePern pe erfah am SReer? 


Digitized by ^.ooQie 




* 


Die ©onne fegien gernieber 
ffiom blauen §immetSbogen, 

Äaum, bag rote geberPotfen 
SBölfegen vorüber gogen. 

©rwartenb fag bie ffltenge; 

SJtit Särmen nur unb ©egmafcen. 

Um 2ttteS unbefümmert, 

3anften in ben Säumen pdg bie ©pagen. 

Der britte Stuf ertönte, 

Da fprengte ein graues Stog 
SJtit einem fdgwarjen Steiter 
Dureg’S Dgor herein in'8 ©egtog. 
©ungilbe lannte baS ©ferb, 

Den Leiter erfannte pe gleieg, 

©ie roarb oor Jägern ©egretf 
6rjl rofenrotg, bann tobtenbleidg. 

„grau Königin, bu forberfi 
3um Äampfe ^ebermann 
Unb bieteft Jpanb unb §abe 
Sogn beS ©icgeS an; 

9t un wogl, idg rotU gewinnen 
Didg felbft unb audg bein £anb, 
dagegen fefe 1 ieg ein 
ÜJtein eigen £aupt als Unterpfanb!" 

Da roar eS, bag £>err ©Bäte 
Sotn ©ige p<g ergob. 

„Unb gör 1 ieg rings aucg flüflern 
©on grauenmunb bein Sob, 

Du bijl alliier ein grembling! 

SBaS birgjt bu bein ©epegt? 

Den wollen wir crp fennen. 

Der um bie ÄönigSfronc pegtl" 

Der Sogt oon Srcbflebt audg 
©Sollte baju nidgt fegweigen, 

3u bem weiten ©lane 
Segann er nieberjufteigen 
Unb rief: „6rp laffe fallen 
Die fegroarje SJtummerei, 

(SS lüftet unS ju wiffen, 

©Bie bein ©tanb unb Stame feil" 

„Du fennft rnieg niegt, §err ©Balrarn? 
Didg fenn 1 ieg befto megr! 

Dag wir jufammentrafen, 

©S ift niegt lange ger, 

SJtein §elm warb ba gefpalten, 

Dag ieg oom ©ferbe P*l, 

6S fei gefommen, glaubt 1 ieg, 

3111 meiner läge lefcteS 3^11" 


Deg freute Pdg §err ©Batram. 

„©Benn bu ber Leiter bift, 

Der mit ©ungilbe lämpfte 
©or breier SJtonben grifi, 

@o fei roiHfommen, Stetfel 
3*g glaube, bieg gu fennen, 

3m granfenlanbe fag i(g 

Dicg manege Surg ju Slfdge brennen!" 

Der grembe fprang oom ©ferbe 
Unb trat jum Dgrone gin, 

©ein ftotjeS §aupt oemeigenb 
©or ber Äönigin, 

Die fegroarje Äappe ging 
Didgt über fein ©efidgt, 
es bligten auS groei ©palten 
#eroor bie Stugen blau unb lidgt. 

„#ier trag 1 i<g feinen Siamen, 

4>ier bin i(g ogne ©tanb, 

Denft nur: mit meiner £>arfe 
3og idg burdg matfdgeS Sanb! 

Doeg bag mir bureg bie Stbern 
Stoßt föniglidgeS ©lut, 

DaS goff 1 idg gu beweifen 
3m Äampfe halb bureg gogen SJtutg!" — 

Da lernte bie Königin 
3u gittern unb gu jagen, 

Da füglte fie oor ©angen 
DaS #erg gewaltig feglagen. 

3ufammen raffte pe 

Den SJtutg, ber igr oergangen, 

Unb fpradg mit fegwaeger Stimme: 
„©ewägren mug ieg bein ©erlangen! 

„Doeg, bag bu gier erfdgtenefi, 

DaS feg 1 ieg wenig gern. 

Du würbefi weifer walten, 

©Kebep bu mir fern! — 

©ringt Stog unb ©dgwert unb ©rünne! 

©Bie bamals an bem ©tranbe 
@oö fegt ein Jtarnpf beginnen 
3u meinem Stugm unb beiner ©dganbel" 

Dann ftanb Pe auf unb eilig 
©erlieg Pe igren Dgron, 

©egritt abwärts in bie ©egranfen 
Unb rief mit roilbem §ogn: 

„3m ©anbe folip bu liegen, 

©Die ba unS ©Balrarn fegieb, 

Dag, fügner ©pielmann, halb bu 
©efungen gaP bein legteS Sieb!" 

_ V 


Digitized by ^.ooQie 



334 


tst - 

I 

®er aber tia(;m bie §arfe, 

! Jpetrn ©alram gab er fie; 

„ ©ernähre fie mir forgfam! 

I Stoch manche Gelobte 

©ebenf id) au3 beit Saiten 
3u locfeit früh unb fpat, 

®o<h bir, bu füf)tie ^jungfrau^ 

®ir geb id) einen roeifeit Statb: 

„9)tan foU beit ®ag nid>t loben, 

Seoor bie 9iac^t erftbien, 

Stoch ungefangnen ©ären 
®a3 gell ^erunterjie^n! 

®rum ratb’ id) bir, ©ttnbilbe, 

©ir roollen erft $ur ©tunbe 
Uitö mit ben ©affen nteffen 
Unb fpäter prahlen mit bem SJtunbe!" 

®e§ Stoffel 3ügel nahm er 
©ebäcbtig in bie §anb, 

6r febmattg fid; auf ben ©attel 
Unb tummelte im ©anb 
®a 3 Zfytx, ba 3 einft bie gürftin 
3 $^ febenfte itad) ber Schlacht, 

Sluf bem, oerbuitbiten §aupte3, 

(Sr einft entfloh bei ftiller Stacht. 

Unb ob gleidb ©eigelbieben 
®e3 ©pielmannS ©pott fie trifft, 
©unbilbe tbat, als füt;Te 
©ie nicht ber ©orte'©ift, 

£ocb tief im jperjen mar fie 
©on Stacbeburft erfüllt 
Unb leife jitternb bat fie 
3n £elm unb ©riinne ft<h gebüßt. 

Unb als auf ihrem Stoffe 
©ie üöUig mar bemebrt, 

®a fprengte fie über ben Äantpfplafc 
Unb fdbmang il)r gutes ©chroert. 

®ie ©dbranfen umritten ©eibe 
Unb als bie £örner Hangen, 

®a flogen fie gegen einanber, 

Tag gunfen aus ben ©dbilben [prangen. 


-0 

@S jueften ihre ©dbmerter 
©ie ©lifce, Schlag um ©dblag. 

®er ©taub fuhr in bie §öbe, 

Serbüllenb faft ben £ag; 

©unbilbcS 9 lugen flammten 
Unb fprübten ©ieg unb Tob, 

®odb roarb mit febmerem Setbe 
©ie halb bureb ihren geinb bebrobt. 

®er ©pielmaitit batte SlnfangS 
®em Eingriff nur gemehrt, 

©ie fpieleitb lieg er fliegen 
©ein breitet, gutes ©chroert, 

©3 mar, als ob ihn freue 
©unbilbeS fügner SJtutlj, 

®a roarb bie Königin 
©ereijt ju feffellofer ©utlj. 

®en ©egner $u erfcblagen, 

®aS nur mar ihr ©egehren, 

SJtit allen Kräften focht fte, 

3 h m galt eS, fich ju mehren; 

®a, als fte jornig fdbreienb 
®ie Älinge nach ihm fdbmang, 

©in b*fl*r Schein, — unb flirreitb 
©efdbab cS, bag igr ©chmert jerfprang. 

®a fagte fte ber Stecfe 
Um igren fieib gefchminb 
Unb 50g bebenb herüber 
®aS minniglicbe Äiitb, 

@0 febr fie fich auch fträubte, 

Sticht half eS ihr jur ©tunb\ 

®ie Saroe hob er lachenb 
Unb fügte ihren rotbeit SJtunb. 

Unb allgewaltig brach ba 
©in ©türm non $ubel aus, 

©on ©chrei’n unb Stufen bröbnte 
®er §of, baS ÄönigShattS, 

@8 roünfcbten 2tHe fröhlich 
®em gremben ©lücf unb ©ieg, 

®ie ^erolbe bliefen bie £örner, 

®ag roilber Särin jum $immel flieg. 


(©eblug folgt.) 


Digitized by ^.ooQie 


335 


jjuflctt&flebidjle oon jbeinridj cSeufljofb. 


(©ifiber ungebrudt.) 


(9t<uftbru<f berbottn.) 


I. ©aterlänbifcheS. 


<H» «ei« &«ierf«ttfe. 

35 cm ift ein fchöncS £008 geworben unb ein erhabener Seruf, 

SBen je ein ®ott ju eines freien unb großen ©olfcS Sänger fchuf, 

Deß ^elbenleben i|m oerliehen jurüdfjufirahlen im ©ebidjt; 

SDtir roarb ber 2BiUc mo^l gegeben, jeboch bie SQBei^e roarb mir nicht. 

SKag meine Stimme brum Debatten, mag fte oertoeljn im Sturm ber $eit! 
Du toirft eS nid^t ju ftrenge rieten, toaS bir beS ÄinbeS £icbe beut. — 
So toinb 1 i<h beim bie erften Slätter oon meiner STOufe §ier jurn Äranj 
Unb (eg fte f$üc$tern. hoch oertrauenb auf ben Slltar beS ©aterlanbS. 


Jlfy ett gf « $ eu. 


Die fd^necigen £ochlanb 3 firnen 
3« ben blauen Setter getauft, 
Die trofcigen gelfenftirnen 
Sinb purpurn überhaucht. 


$eloetia, bu Jungfrau, 
2Jtein £ieb in £cib unb £uji! 
Der Obern ber Freiheit fdhmedet 
Dir beim blühenbe ©ruft. 


jUt meine &eimat. 

51(8 Äinb burchroacht’ ich oft bie ©Hnternächte 
Sei alten Sagen, ß^ronifen^ ©efd^ic^ten. 

Die oon JpeloetienS gelben un8 berichten, 

3m grieben treu unb fiegreidh im ©efcchte. 

2 Bie fchlug bie ©ruft für ihre ^eifgen Siechte, 

©He badht 1 ich «Ml in ?tofa unb ©ebidbten 
Sin Denfmal früher ©rößc aufjurichten 
Dem nachgebornen heutigen ©efälechte. 

Doch SWoth unb Kleinheit fuchten fietS bie #abe 

Der Sßocfie im Sufen mir ju minbern 

Unb ju oergiften meine befte ©abc — — — 

Stur biefeit Sieg fott Siiemanb mir oerhinbern. 
Daß einft bie Schtoeij erfennt an meinem ©rabe: 
Jpier ruhet eins oon ihren treuften Minbern! 


3U<$ $üben. 

2Bie haß ich M«ftn ^ u 9 nernünft’gen Sterben, 
2Bo (alte SRenfchen nur fi<h tun mich reihen, 
Die höh n *f<h mt ^ n Ink*t mir nie oerjeihen 
Unb bie mir meine fehönften Iräume morben. 


H 


Digitized by <^.OOQLe 




lie Sßoefic mit iljren ©tutljaccorben, 

Stic wirb ftc gang midi) §ier $um lid&ter meinen, 
§ier, roo ber Sorbcer nimmer Fann geheimen, 

©o Feine Hoffnung je mir waljr gemorben. 

Unb menn ftc alle ©ürben auf mi($ lüben, 

3$ mochte nic^t bei biefen 3Reitf$en weilen, 
lie meine (Seele bis $um lob ermüben. 

ler lebte groifel mu 6 fl<$ nun gert^eiten. 

Ob i<$ ein Dieter fei: brurn auf nach ©üben, 
licS ftete Jpeimwelj meiner Sruft ju feilen. 


5» jUsfftitfc. 

©ie Sieles Ijat mid& ehemals erbittert 
3n meiner Jpeimat, wo man oft mir grollte 
Unb oft migFannte, oft nid^t Fennen wollte 
Dies jperj, baS nie mit falfdjem ©d^ein gefüttert! 

Unb als eS ob Europa jüngji gewittert, 

3llS ftolj ber lonner ber dmpörung rollte, 
la war’S baS SluSlanb, bem i$ Seifall gollte, 
laS SölFerglüdf, für baS mein $er& gegittert. 

lo(ty feit ob meinem Sanb bie ©olFeit fdjweben, 
©ie freubig rnürb 1 \d) nun mit einem SRale 
2111 meinen Fleitten geinben bort oergeben — 

ffönnt' i<b nach feigem Äampf beim 9tbenbftratjle 
9luSl)aud)en für baS Satertanb mein Sieben 
$n einem heimatlichen 9llpenttjale. 


nett unb Jikb. 


lu Slpentempel, wo no$ fletS 
lie reine ©otteSflamme brennt, 

Son bem ber gretyeit gatyne no<$ 
$injlattcrt ob bem Äontinent, 
lu f($öneS Sanb, wo nodj ber 2lar, 
ler freie 2tar bie Äreife jieljt, 

O Satertanb, i<$ weilje bir 
üJtein ©d^wert unb au<$ mein Sieb! 


ler ®eift ber greiljeit wotynt in bir, 
©ie bie Sawine auf ber glu$; 
©rwartenb fdjjaut bie ©ett auf bi$. 
©o ift ein Sanb, baS grofj, wie bu! 
lu fd^öneS Sanb, bu freies Sanb, 
lu Sanb beS leH unb ©inFelrieb, 

O Satertanb, id& weitye bir 
SKein ©d^wert unb auch mein Sieb! 


Unb wenn einfi ein gefröntes §aupt 
lein §er$ unb beine £anb begehrt, 
lann ge§ ic$ mit jum JpoehgeitStang, 
3n ftarFer gauft baS fd&arfe Schwert, 
3nbeg aus meiner jungen Sruft 
(Sin §od&jeitSftrau& oon Siebern blü^t; 
O, Satertanb, i<$ wei^e bir 
3Jtein ©d^wert unb au$ mein Sieb! 


Digitized by ^.ooQie 



337 


J>ie freie $<$»ei). 

Die 9ltpcn rings, rote foloffal, ©emalt’ge ©bcrn ber SRatur 

3Jtit i^ren Äuppen, i|ren Äanten! ©ntftrömcn rings bcn gelfenfoclen; 

68 ru|t ber ©onne fester ©tra|l §icr fü|lft bu 2Rcnf<|enfrcatur 

9luf biefen f(|meigenbcn ©iganten. Die ©ulfe beiner SJtutter po<|en. 

3Bo einen fo erhabnen D|ron 
Die ®ott|eit fet6er eingenommen, 

Da fönnte feines dürften Äron 1 
Unb feines dürften ©ceptcr frommen! 


$t*4 b m ^onberbmibsftriege. 

©ie lagen banieber oergiftet unb fle<|, 

Do<| merben ftc mieber genefen, 

Die Sänber, bie mitten im §er$en ber @(|mcij 
6inft ©Hege ber greibeit gemefen. 

6S f(|roeUct ber gö|n bcn oer|cerenben ©trom 
Unb löfet bie friebtid&cn Sanbe, 

©o mc|te oom ®ott|arb, fo me|tc oon SRotn 
©in ®ift|au<| mo|l über bie £anbe. 

©Mr |aben gebauet ben fdjüfcenben Damm, 

Die jerriffenen ©lieber oereinigt, 

©Hr |aben mit ©W|rau<|, mit ©uloerbampf 
Die oerpejtete £uft gereinigt. 

9ti(|t euc| galt ber jfampf, ber blutige Äampf, 

SRi(|t bem ©lauben unb bem ©emiffen, 

9tein, feiten nur, bie ben ©ruber mit £ift 
Som Jpcrjcn beS ©rubcrS geriffen. 

Dem äußeren geinb, bem entarteten ©lieb, 

Dem ©ölbner unb bem ©crrät|er; — 
es foc|tcn mit unS unb eS (legten mit uns 
Die $ürnenben ©c|atten ber ©ater. 

©Mr fc|lugen ben äujjern unb inneren geinb, 

©Mr riffen bie ©(|eiberoanb nieber, 

Unb mieber finb mir ein brüberli<| ©olf, 
ein Seib, eine Seele mieber! — 

^«»< 00 . 

(eibgen5ffif(|e Unioerfttät.) 

3m JpalbfreiS |ier ber ©rjgcbirge ftuppen, 

Die ©onne fpielt auf i|ren ©an jerf puppen, 

®igantifc| lagern ft(| bie gelfengruppcn 
©Me eine fteingeroorbnc 9Hcfcnfc|aar, — 

Unb tief im $|al, am blauen ©eegeftabe, 

Die ©lieber blofe unb mie bereit jum Sabe, 

Dort ru|t bie Stabt, bie liebli(|e SWaJabe, 

©eim 6poS baS 3^90/ — ®te munberbarl 

B-:-S 


Digitized by ^.ooQie 



338 


«-;-—Si 

£> #eimatlanb, fchön roie ein Draumgebilbe, 

9Son ber Statur fo reich begabt, fo milbe, 

§eil euch/ ihr üppig blü^enben ©eftlbe, 

Durch bie ber Simmat gluthen roeftroärtS jie^n. 

©ie lieb’ ich e§, mit biefer frifd)en, jungen 
Schöpfung 511 paaren bie (Erinnerungen, 

©ie ^er um bie Stuine fich gefdhlungen 
Der ©pheuranfen lichtes, junges ©rün. — 

#ier ftanb SJtanegg, roo ^artmann oon ber 3 lue 
De$ Sanges ©unberblume fanb, bie blaue, 

®on roo melobifch burch bie beutfchen ©aue 
35er SRitter unb ber Sänger $arfe flang; 

Sie famen ferne her, ftch h^r i u meffen 
3m Saitenfpiel, beim Scholl oon Drinfgefägen, 

$ier, roo bie Stammburg einft oon ben Sttaneffen, 

Die Schule für ben beutfchen SJtinnefang. 

Unb bort bie Stabt, beS ©eifteö ©affenfchmiebe, 

3)en Künftcn ^otb unb früh geroanbt im Siebe, 

©0 jener Sänger einft ber Stoachibe 
©eboren unb fein Kunfb unb Streitgenog. — 

(Euch DichtersDioSeuren feh ich lieber, 

35ie muthig igt burch ®rofa unb bur<h Sieber 
Den Ungefchmacf befämpft, bie plumpe £> 9 ber 
3Jtit eurer ©eifteSroaffen berbem Stog. 

3 m ©ufen trugfi bu früh Me h c iPg c £<>h c 
Der Kunjt! £eil bir, 0 ©aterftabt, bu fyofy, 

3)u blühenbe, bu frifche, frühlingSfroge, 

35er Sttufen unb beS 3eitgeiftS ©riefterin! 

Du, bie StomS %od), barin (Europa feuchte, 

Slbroarf, als 3mingli'S ©lifc baS Dunfel fdjeuchte — 

Dreimal oon hier auS loberte bie Seuchte, 

DcS ©eifteS Seuchte über Deutfchlattb hin! 

Du fd)öne Stabt, bie ftetS baS ©iffen ehrte, 

©0 einft üttaneffe fang, roo 3 ro ingli lehrte, 
ffio ©obmer roirfte unb fein Kampfgefährte, 

Du, bie Athene ftd> jutn Sifc gewählt, 

O 3n r i^ mo gefchmachtet ©effnerS fjlöte, 

9ln beffen ©ruft einft Klopftocf lag unb ©öthe, 

Sag leuchten noch ein 9Jtal bie SRorgenröthe, 

Sei bu bie Schule einer freien ©eit! 

Sag burdh Me $oden beiner Athenäen 

Den mächt’gen ftlügelfchlag beS 3eitgetft$ roehen; 

Die 3ufunftSfaat in alle ©eit $u fäen, 

Soll hier ber Freiheit eine Kaaba ftehn! 

Doch roie jur frifchen 3 ugenb bie (Erfahrung, 

©efelle ftch beS ©iffenS Offenbarung 

3um freien Sinn beS ©eifteS eble Dtahrung; — 

Sei bu zugleich baS bilbenbe Sltgen! 


& -*-* 


Digitized by C^OOQie 



839 


$u bet §f tmbe. 


Sfyx ©erge ber Jpeimat 
2ftit einigem @d)nee, 

3fjr blüfjenben ®örfer 
2lm fyeimifdjen ©ee, 

3$r 3™gen bcr 3«9 cnb ' 
3<$ rufe euc$ ju: 

O, Sanb meiner ©äter, 
2Bie lieblieb btfl bu! 

®aS 2llpf)orn ber §eimat, 
2Bie tönt eS fo fjefl, 

©S ftlbert melobifdfj 
©om Reifen ber Oueß, 

©3 fobelt ber ©enne 
3luf SJtatten unb glul): 

O, Sanb meiner ©äter, 
ffiie lieblid) bifl bu! 


O, £>eimat, bu füge! 

9Köd)t mieber bid& feljn, 
®eine grunenben 2luen 
Unb ladjenben ©een; 

®a fänbe id) grieben, 

®a fänbe i($ Slug 1 ; 

O, Sanb meiner ©äter, 
2öie lieblich bift bu! 

®aS JBelj, baS aßmäljlig 
®aS £er$e mir brid^t, 

®ie 2Wenfd)en, bie fremben, 
©egreifen es nid^t. 

O laffet micty fingen 
Unb meinen ba$u: 

®u Sanb meiner ©äter, 
ffiie ferne bift bu! 


&eimio 


STOit fofenbeit grüljlingSminben, 

©eint bämntemben 3roielid)tfd)ein, 

®a fdjleidjft bu biefy in mein ©tübd)en 
Unb in mein §er$ hinein; 

®u natyft bidj fo geiflerleife 
9Bie eine lieblid^e gee: 

Jpeimmelj! bu rounberbareS, 

®u banget fügeS SBe^! 


O 3 au ber, ber gelinbe 
®ur$ meine ©eele fliegt 
2Bie eine uralte Sage, 

Oie Ijalb Dcrfdjoßen ift. 

3ttir ift, als ob id) mein tobteS 
©rogmütterdjen mieber fä^ 1 : 
Jpeimmel)! bu rounberbareS, 
®u banges, fügeS 2Bel)! 


Unb ©ilber umgaufeln mitty lofe, 
3ttir roirb fo rooljl, fo roelj, 

3d) träume oon SBeßeitgcfofc, 
Son unferer ©erge ©d)nee, 

©on einer einfamen fftofe 
9ln meiner Jpeimat ©ee: 
$eimroel>! bu munberbareS, 

®u banges, fügeS $Bel)! 

(gortfefcung folgt.) 


% i e m a f s. 


9tod) niemals Ijat bein bunfleS Sluge 
©oß Siebe ftd) $u mir gemanbt. 

Ob mein’S au$ fefynfud&tSljeige ©liefe 
®ir ftetS auf’S SWeue jugefanbt. 


Sftod) niemals Ijat bein SJtunb gefproc^en 
©in trautes, fügeS Söort ju mir, 

3d) aber rief beS 9ia<btS im £raume 
$n nie geftißtem gleljn nac$ bir. 


©on beinern ganzen, reifen Seben 
SRenn’ feinen Slugenblicf id) mein, 

Unb i$ l)ab’ aß mein ®§un unb Streben 
©eroeityt nur bir, nur bir aflein! 


SJarinfiap. 


Digitized by 


Google 



340 


ft- ! -Dl 

%m / 38itternad>t 

Um Mitternacht — roie mächtig fc^roittt bcr SBinb 
Unb in bcn Süften Raufen ©turmgefpenfter, 

Saut heulenb rütteln fie am Äammerfenfter, — 

£alt ich bie SBacht bet meinem franfen Äinb, 

3n gieberhifce feh idj’S angftooll liegen, 

DeS f leinen ©ufenS Slt^emjüge fliegen, 

Sebroht feh ich’S oon fürchterlicher Macht 
Um Mitternacht! 

Um ÜKitternad^t — baS Sämpchen brennt fo flein, 

Malt jitternb an bie Dedfe bleiche Jtingc — 

©rfcheitten fremb mir altoertraute Dinge, 

3m oben £>au3 feh i<h mich bang allein. 

Serfchloffen oon beS Schlafs oerhüUter Pforte, 

Der Sieben Mitgefühl unb ^erjenSroorte, 

©orbei, roaS mich am taa aetroft gemacht, 

Um Mitternacht! 

Um Mitternacht — fchauf ich bonn oftmals nicht 
©egeiftert in bie unbegrenzten Stäume 
DeS SletljerS — trugen mich erhabne träume 
SRicht oft empor bei heuern Sternenlicht, 

Sßenn eine Sommernacht ootl Schlummerfrieben, 

Soll Jh nu un ^ ®lumenbuft ber ffielt befchieben, 

Soll toeicher Süfte ©alfam — MonbeSpradht, 

Um Mitternacht! 

Um Mitternacht — toarum benn jefct fo bang 
DaS £er$ erfüllt oon räthfelhaftem ©rauen, 

2113 mü&t 1 baS Sluge ©chrecfenSbilber flauen, 

Da bumpf oom thurm b* c jniölfte ©tunbe flang. 

Dem 2luffchrei ber fftatur im tobeSbeben, 
iffiarb 3Biber^aH in meiner ©ruft gegeben. 

DaS hot folch tiefes ©rauen mir gebracht 
Um Mitternacht! 

Um Mitternacht — o toie erfcheint mir bann 
©o bünn ber Sorhang, ber bcS DieSfeitS ©renjen 
trennt oon bes 3enfeit3 ero'gen ©onnenlenjen, 

Ob’s auch baS §erj nur fchauemb ahnen fann. 

Seroegt mufc ich’S an biefem Säger fühlen, 

Der tob roirb einfi auch biefe ©tirne fühlen, 

Möcht er nur iefct oorüberroanbeln facht 
Um Mitternacht! 

Um Mitternacht — roie gluthooH im ©ebet, 

Mein Äinb, jum (Sro’gen ich bie ©eele roenbe, 

3ch lege bein ©ef^tef in feine £änbe 

Unb fühl 1 roie troft unb grieben mich umroeht; 

$och über ber SRatur ©efefc unb Seben 

thront, roaS ber ©eip unS in baS £er$ roitl roeben, 

Der ©öttßcheS in unferm ©eip entfalt 
Um Mitternacht! 

^rnata groott-S&aper. 


fe---B 


Digitized by ^.ooQie 




341 


Sonntaasmorflen. 


geiertäglidfj lje$rc SOBeife 
Staufcfyet burd) bie grüljlingSluft; 
3iel)et tfjaln>ärt3, fdjroebet tcifc 
£in burdj ®rün unb ffilütljenbuft. 

Oben bunfle Säume neigen 
©ic$ §erab auf ©räberreiljn; 

Stuf ben £ügeln, in ben 3u>eigen 
£enje3ljau(| unb ©onnenfe^ein. 


Orgeltöne ood erflingen 
geierlid^ im @otte3l)au3, 

3ic^en auf be3 9Binbeö ©(gingen 
©eit in’3 fülle £anb f)inau3. 

©ie bie löne aufwärts fömeben, 
golgt mein ©eten iljnen na$: 
©ofleft meinem £er$en geben, 

©ott, au(§ (Seelenfeiertag. 

Jt. n. ftramafcfii. 


•3t a 416 i (>. 


$ie testen Siebter oerfanfen, 

$ie über ben ©ee gefjufdfjt, 

@r liegt in tiefen ©ebanfen, 

©on blüfyenbem ©infter umbuf<$t. 

£odfjragenber bannen ®üfier 
Umfc^attet ben träumenben bietyt, 
Oort fc^roantt eine einfame Stüfter 
©eim fdjeibenben Xage3li$t. 


©erfefnoommene ©olfengebilbc 
Sefpiegeln fi$ in bet glufy 
5Ring3 über bem öben ©eplbe 
©rbrüdtenbe ©c$n>ült ruljt. 

Dort fei) 1 i(§ bie glebermauS föroirren, 
©in Ääujcfyen flogt im ©ejroeig, 
SRaubfudjenbe Jta^toögel irren 
©efpenftifd) über ben Dei($. 


Unb mic$ bur<$riefelt ein ©d&auer — 

2lu<$ l)ier ifl erftorben bie Sufi; 

9Hir ift, als fäfy’ i$ bie £rau<r f 
Da3 ©elj meiner eignen ©ruft. 

jttmft SSenber-^ftarSnrg. 


Vertraue mit. 

©3 fdjli($ ftd^ wie ein Dieb, ein fd^euer, 

Die Trennung jtill an un3 $eran; 

3<$ faßte beine §anb nur treuer 
Unb flagte nic^t ba3 ©cfyicffat an: 

$n nie erforfäten $immel3femen 
©iebt ©ott bie fte^re ©a$n ben Sternen, 

©ertraue feiner ©eiSljeit nur! 

©r $emmt ni<$t, wa3 er fromm entfaltet, 
güfyrt treu jurn Qitl, nm3 er geftaltet, 

Durtty ©üftenbranb, burd^ fatte glur. 

$mft <£ftdter. 


Digitized by ^.ooQie 




342 


@ fl e i n. 

Ofterfonntag! ©or bie tgore ftrömt ba§ ©olf in bunten ©d&aaren, 

3ln ben alten ffiJunbergeicben toilTS ben neuen Seng gewähren; 

Durd} ba3 offne genfter giegen milb bte meinen grül)ling§lüfte, 
fragen auf ben feuchten ©tfjroingen ©rbgerudij unb ©eilc|enbüfte. 

©ie umtoegn mid) unb fie fädeln teife burd) be3 ©udjeö ©palten, 

Da§ icfy lefenb fcgon in §änben mannen Oftertag gehalten. 

3n bie ©d^aar bev buntgefdjmücften, jugenbfrogen ©ürgermäbdjen 
2Rifd)t im ©dfjmucf ber blonben glecfyten ft($ ba3 unfd)ulboolle ©retten, 
Unb im faltigen talare feg icg Doetor gauft ftdj geben, 

Sieben igtn erroädgft ber ©Ratten feineö gamuluS gum Seben. 

©Bieber toanbeln oor bie tgore fie beim Ofterglocfenläuten, 

§egre ©Borte fpricgt ber SReifter, bie bem Spüler ferner gu beuten.- 

Unb nacg fooiel gunbert 3agren immer ift’3 bie gleite geier: 

©ann unb geffeln finb gebroden, alle §ergcn atgmen freier. 

£in gu lang unb fronen Spielen, gu ber 2Kiitne fügem Äofen 
(Silt bie 3ugenb unb erträumt ftdg fdgon bie ©Bonnegeit ber 9iofen, 

©Sägrcnb ba§ bebäcgt’ge Filter, ba3 bie ©orgen gart bebräuen, 

£cute, feiner Saft oergeffenb, ftdg am gefttag fucgt gu freuen. 

Docg bagtoifdben toanbelt SRancger, in ber Seele gauftgebanfen, 

Die ftdg um be3 OfterfejteS geilige ©ebeutung ranfen, 

Um bte ctotge ©erji'tngung beffen, roa3 oom ©eift geboren, 

Da3 fein lob oermag gu tobten, ba3 in Feiner Sftacgt oerloren. 

_ Ju £fier. 


Jtoiflc cSicße. 

O liebe micg unb fei in Siebe mein, 

@o lange beineS Jpevgenö $ulfe fcgtagen, 

Unb lag e3 immer unoergeffen fein, 

©Bie mir gufammen Suft unb Seib getragen! 

©3 fließt bie 3agre flügelfcgnell bagin — 

3efct S^gt Sinbenbuft burcg alle SRäume, 

3m ©arten prangt ber ©lumen Königin 
Unb gaudget igre fügen, buft’gen träume. 

2ldg, einftenö roerben audg bie ©lumen btügn. — 

Sluf unferm ©rabeSgügel ftegn ßppreffen. 

Da rugn mir au3 oon allen ©rbenmügn, 

Unb unfer SKarne ift fcgon längfi oergeffen. 

0 bann nodg fei in treuer Siebe mein, 

©Benn fug ber ©eift entrang bem ©taub ber ©rben, 

Denn ba§ mug ©eligfeit beö Rimmels fein, 

3n ©roigfeit oon bir geliebt gu roerben! 

Stityeto $ie|ner. 


Digitized by ^.ooQie 




343 


3f i ü G f i n g. 

(Sin ©onnenblicf gu rechter 3^* 

Unb eines SBefteS leifeS 2Beljn — 

Unb fiel)! DeS JöinterS Jperrlichfeit 
3ftufj allgemach oon bannen gehn: 

@3 fchmilgt ber @rbe roei&eS Sinnen, 

@3 weicht beS 6ife3 Saitngeroalt — 

Die 3Biefe grünt, bie ©allein rinnen — 

Unb grü^ling wirb eS alfobalb. 

©oll ©chaffenSfraft unb ^nnigfeit 
Durchbringt bie 2öelt ein mannet §aud) — 

©3 feimt unb regt ftd) weit unb breit 
3n Sßalb unb gelb, an Saum unb ©trauch- 
DeS grüfjlingS Sänger ^ebt bie glügel, 

3um alten Sftefte ^eimjujie^it — 

Unb halb beleben £^al unb Jpüget 
DeS SogelfangeS Melobien. 

Da fefjret nad) beS SJinterS Qual 
2lud) mir bie Hoffnung neu jurücf; 

3d) fül)P mich jung mit einem Mal 
Unb fefjne mid) nach J^atenglücf. 

3lu§ jeher Änofpe, jebem Driebe, 

5luS jebem -Quell, aus jebem ®rün 
©lieft lädjetnb mir beS SenjeS Siebe — 

©eliebte, fomm’! Die ©eildjen blü^n! 

^rtebrid) $arf SUtnfdj, 



2lm 13. Stpril b. 3. oerfd&ieb in flauen bei 
DreSben nad) längerer tfranfheit unfer oer* 
e^rter Mitarbeiter Friedrich Friedrich, (h 
mürbe am 2. Mai 1828 in bem braunfd)roeig* 
ifdjen $)orfe @roö*©ahlberg als ber Sohn 
beS bortigen Pfarrers geboren, fcafelbft ge* 
nofj er anfänglich ben Unterricht feines 83a* 
terS, befuchte roeiter baS ©pmnafium 311 
ffiolfenbiittel unb bann bie Unioerfitäten 
©ottingen, £alle unb 3*na, um $h«ologie 
ju ftubiren. Mit größerem ©ifer trieb er 
inbefc nebenbei ©efcpichte, ^3^ilofop^ie unb 
Sitteratur. 9tachbem er nur menige Male bie 
Mangel betreten, gab er bie theologijche tauf* 
bahn auf unb trat 1853 in bie Schriftleit* 
ung ber „3fluftrirten 3*itung" ein. 3 n biefer 
Stellung oerblieb er brei 3ahce; aisbann 


mibmete er fich, frei oon jeber amtlichen Stell* 
ung, mit (Sifer unb Erfolg bem felbftfiänbigen 
Schaffen auf bem (Gebiete beS SfcontanS unb 
ber Grgählung. 3m 3 a h re 1857 erschien ber 
Vornan »Die Ortljobojen", melcher in mehre* 
ren beutfdjen Staaten oerboten mürbe; meiter 
folgten neben oerfdjiebenen 2luffäfcen unb flei* 
neren (Jnählungen in ben gelefenfien beut* 
fchen 3«tWriften ber Vornan *$e3 3n>eifler3 
Umfehr", bie ftooeUenfammlungen *'Äu3 bem 
©olfSleben", „$)eutf<heS Seben", als geftgaben 
gu bem 300 jährigen 3ubiläum ber Unioerfi* 
tat 3* na bie „Siubentenfahrten", bann bie 
*jtriegSbilber" u. f. ro. $en trefflichen £umor, 
ben biefe lebten beiben Sammlungen ahnten, 
geigen in noch h<>h*rem ©rabe bie oielfad) 
auf wirtlichen (Jreigniffen beruhenben Schrif* 


Digitized by 


Google 












844 


o 


teit: „Seipgiger ©leßbilber", „$a3 ©udfj ber 
Siebe", „©hemänner unb ©hefrauen" unb 
„hinter ben ©ouliffen", bie gum $^eil in 
mehrere frembe ©proben überfefct roorben 
finb. griebrich 30 g oon Seipgig im 3 a h re 
1867 nodb ©erliu, n>o er roieberholt ©orfipen* 
ber be 3 ©ereinS ©erliner ©reffe mar unb non 
ber Regierung gur Ausarbeitung unb ©rüf* 
ung be 3 ©ntrourfeS 311 bem ©efepe über baS 
Urheberrecht an ©chriftroerfen u. f. ro. bei* 
gezogen mürbe, ©on 1872—76 lebte er in 
©ifenadb, bann nochmals in Seipgig, unb 
bort grunbete er, mit Anberen oereint, 1878 
ben Allgemeinen beutfefjen ©d^riftfteÜcrr>er= 
banb, an beffen ©pipe er bis 1885 geftanben 
bat. 3m 3ai)re 1885 fiebelte er nach $re3ben 
über, ©on ben Womanen, roeldbe in ben lefc* 
ten beiben 3 ah r g*hnt*n entftanoen finb, er* 
mahnen mir befonberS bie Womane „$ie grau 
beS ©finifterS", „gromm unb grei", „$ie 
©chloßfrau", „$e 8 £>aufe 8 ©hre", „$aS 
©flegefinb beS Sunggefellen" unb „3n te* 
#ochfluth". 


Heinrich Hart hat gur Seiterfiihrung fei* 
neS roahrhaft großartig angelegten ©poS „$a 8 
Sieb ber ©tenfehheit", non meinem bisher bie 
groei erften ©änbe („$ul unb Watjila" unb 
„Wimrob") erfchienen fmb, oon ©eiten beS 
preußifdjen ©taatS eine Unterftüfcung gu* 
gefagt erhalten. ©3 ift bieS baS erfle Wal, 
baß einem dichter in ©reußen non ©taatS* 
megen eine berartige görberung gu ST^eil ge* 
morben; befanntlich flob greiligratlj, ©eibel 
u. A. eine foldje nur auS ber föniglichen ©cha* 
tuUe gu, unb auch ber ©chiUerpreiS ift fein 
©taatSpreiS. häufiger nerlautete in ben lep* 
ten fahren tflage bariiber, bab ber ©taat 
©reufjen faft allein ber $id^tung theilnahmS* 
I 08 gegenüberflehe, matyrenb bie meiften an* 
beren Sänber bie görbentng litterarif^en 
©dfjaffenS burch ©taatSmittel fid) angelegen 
fein lieben. Auch ©jörnfon unb 3 hfen mürbe 
auf biefe Seife bie ©löglichfeit geboten, un* 
gehinbert ihre bidjjterifd&e Jtraft gu pflegen. 
Wun mirb man fich erinnern, roie ber ©ultuS* 
minifter non (Nobler auf ber gontane* geier 
in ©erlin bie ©ered&tigung jener Klagen an* 
erfannte unb Abhilfe oerjprach; er beginnt 
bemnach in anerfennenSroerther Seife fein 
Sort eingulöfen. 

- * - 

3 m ©erläge ber 3 . ©. (Sotta’fdfjen ©u<h* 
Banblung in ©tuttgart erfdeinen in tfürge 
Ludwig Anzengruber« „©efammelte Serfe". 

- * - 

(Sin neuer Woman non Rudolf von Gott- 
sohall „$er fteinerne ©afi" erfcheint bem* 
nad&ft bei ©. ©chottlänber in ©reSlau. 

- * - 

„AbamS ©öhne" nennt Adolf Wilbrandt 
einen neuen Woman, ben er foeben im ©er* 
läge ber ©effer’fdfjen ©uchhanblung in ©er* 
lin oeröffentlicht. 

- * - 


Carmen Sylva tritt mit groei neuen ©an* 
ben, einem Woman „$efkit" unb bramatifdjen 
Sichtungen unter bem ©efammttitel „grauen* 
muth" an bie Oeffentlidjfeit, bie im ©erlag 
non ©mil ©traub in ©onn gur Ausgabe ge* 
langen. 


Heinrich Kruse’s gafhtadfjtSfpiel „©taub* 
hafte Siebe" mürbe fürglich im Seipgiger ©tobt* 
t^eater gur Aufführung gebracht; man fchreibt 
auS Seipgig hinüber golgenbeS: $aS ©tücf 
errang bei nortrefflicher Sarftetlung einen fo 
roarmen unb herglichen ©rfolg, mie man ihn 

S en SageS einem in ©erfen gefdjriebenen 
; gar nicht mehr gntrauen mag. $a3 
^irtenniäbchen Siennette ift porige beS £lo* 
fterS gu ©t. ©ermain. Ser fte freien roiü, 
mub feine greiheit aufgeben, um Unecht beS 
ÄlofterS gu rnerben. Ser berühmte ©olb* 
fdjmieb Sourangeaub gu ©ariS, bei #ofe 
roohlgelitten, fieht in ©t. ©ermain Siennette 
unb entbrennt gu ihr in heißer Siebe. (Sr 
bietet AUeS für ihre greilaffung, allein ber 
Auge Abt oermeigert fte; nur roenn Souran* 
geaub fich in bie #örigfeit beS tflofierS be* 
giebt, foO er bie ©taab befommen. ©ntrüftet 
roeift ber ©olbfchmieo baS Anfinneu gurüdf; 
als er jeboch erfährt, mie tief bie Siebe gu 
ihm in SiennettenS bergen rourgelt, fo tief, 
baß fie als fein Seib nach furgem ©lüdfe 
freiroiüig fterben miü, um ihn auS ber ^)örig* 
feit gu befreien — beim nach ßlofiergefep 
mirb er b*r ^nedhtfehaft lebig, roenn fie ftirbt, 
ohne ihm ein £inb geboren gu haben — ba 
erroeift fich auch feine Siebe als fchranfenloS, 
unb freiroiflig nimmt er bie Änechtfchaft auf 
fich, um mit Xiennetten fich 3 U vermählen. 
$er fluge Abt oon ©t. ©ermain hat inbeß 
gar nicht bie Knechtung beS ©olbfchmiebeS 
tm ©inne. Uebergeugt, baß bie $anfbarfeit 
reidber gu fpeuben meiß als bie ©flicht, löft 
er bie ftnechtfchaft ©eiber unb giebt bamit 
ben Weuoermählten bie Seihe beS hö<hßen 
©lücfS. Weigenb fließen bie ©erfe, föftliche 
Saune neben innigem ©mpfinben fommt in 
ihnen gur leuchtenbjten ©eltung unb fo er* 
gielte baS hier in brei Acteinfchmtten gegebene 
©tüdf einen echten (Srfolg. — ©in fich ß*r 
©orftellung anf^ließenbeS frifcheS fleineS ©tüdf 
„3ni Weiche ber ©lütter" oon Wilhelm Henzen 
mürbe ebenfalls mit oielem ©eifall auf* 
genommen. 


$ie WeichShauptftabt foü noch eine britte 
neue ©ühne erhalten; biefelbe nennt fich 
„Deutsche Bühne“ unb mirb alljährlich gehn 
©orjlellungen — unb noar im SaHner* 
theater — geben; eS foüen nur beutfehe 
Serfe aufgeführt merben. ©on ben gunächft 
gur Aufführung befUmmten ©chaufpielen 
nennen mir „©ine neue Seit" oon Heinrich 
Bulthaupt, „$er 3ngenieur" oon Wolfgang 
Kirchbach unb „Sanfenbe ©lauem" oon 
Max Kretzer. 

- * - 


Digitized by <^.OOQLe 




345 


sr 


T)it ©aale 5 bringt einen Aufruf 

gur Errichtung eines Denkmals für Richard 
Volkmann- Leander. ‘Der Aufruf ijt non 
einer großen 2lngafel bebeutettber ©chriftfeeUer 
unb ©eiehrten unter f Trieben, u. 21. non ©eorg 


Eberß, Ernft non ©ilbenbrudj, 3nttnß ffiolff, 
23rofeffor Bergmann unb ^Profeffor 23iHroth- 
Beiträge ftnb an ben Oommergietirath Dehne 
in £aue a. ©. gu fenben. 



23 r e S l a u , 23. 2lpril 1890. 

© e e h r t e ©djriftleitung! 

DaS ©.316 3^rer Kummer 16 abgebruefte (^5ebic^t „Deja" non 92id)arb Erfnrth ift 
in fafi allen ©ebanfett, gum D^eil wörtlich, bem „£ampf um 9tom" entnommen: nicht 
etma ber ©ejcfeichte, fottberit non mir frei erfunbenen Dingen. Diefe Dfjatfad&e anguführen, 
hat $err 9t E. für überflftfftg erachtet. 

2lchtung§ooU 

©ir bemerfen gu biefer Erflärung beS £errn 2$erfafferß non „Ein £ampf um Nom", 
bafe bei ber allgemeinen 23efanntheit, bereu fic^ fein Vornan erfreut, £err Erfurtl) bie 2ln? 
gäbe feiner Quelle feierlich nicht unterliefe, um frembeS geiftigeS Eigentum gu befd^lag= 
nahmen, fonbern bafe er bei einem litterarifd) gebilbeten £eferfretfe, rote bem unfrigen, bte 
Äenntnife ber Duelle als felbftoerftänblich norauS|efete. 

3>te Stebadion. 



Bostlmmaagea voi fi!tg»M®!a«r tieltaag. Jede Einsendung, aber deren Verwendung Auskunft 
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf 
ein Blatt Papier besonder« su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten. 
Man bewahre sich ron allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Oberhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann surOcksenden, wenn der rolle Betrag sur Bestreitung des Rückporto*« bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der BezugsqueUe des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welohe 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos rurOckgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe rerfallen dem Papierkorbe. Bs werden nur 
Originalbeitrkge angenommen. 


L. B. in ? (Russland). ©ebidjte ftnb 
tfecilä gu breit, theilö leiben fie an maffen= 
haften 3noerftonen, joroie fteifen ©enbungen, 
bod) ift 3hnen Dalent nicht abgufprechen. 23e? 
forgungen oon 23üdjern — natürlich mit 2lußs 
nähme ber in unferm Verlage erfchieneneu — 
fönnen roir nicht übernehmen. 

E. K. in B—z i. S. „23ergmannß ©ebet" 
enthalt oerfchiebene Unflätige unb barf roohl 
nicht ben Vergleich roagen mit bereits oor* 
hanbeneu befannten Setzungen befjelben ©toft> 
gebieteß, roie ben bahin gehörigen Ciebem 
Äömerä unb jenem oon 9fooali§. 

C. M. 0. in Ck b. A. ©eniejer bie oor= 

Ö ten groben, alß oielmehr bte in 3h r *nt 
i ©djreiben entroicfelten Inftchten berech* 


tigen gu ber Erwartung, bafe ©ie mit ber 3eit 
für unß 23erroenbbareß fchaffen werben. Ser* 
meiben ©ie bie 23ehanblung alltäglicher ©toffe, 
fotoie ben (Gebrauch profaifdjer ©enbungen. 

E. M. in C—8 „3ur ©anberuna" (unter 
©treichung ber lefeten ©trophe); R. M. in 
R—a „21m SJteer* (auch „gluthengauber* roirb 
brauchbar, roenn ©ie bie bebenflicben groei 
lefeten 3 e ilen ber Rfcten ©trophe anbern); 
E. P. in T—n „©ommerfonntagßtraum* 
(alles Uebrige abgelehnt); A. K. in M—d 
„3n>ei £iebe$lieber*; E. H. in E—d „Eble 
©chönheit"; E. W. in T—tz „SRofenlieber - 
(mit 2lußfchlttfe beS oierten unb achten); L. 
G. in A—ch „Die ©onne fanf"; M. G. in 
St—n „Sieb eines Jahrenben" (unter Kenber« 


& 


4 


Digitized by ^.ooQie 















346 


ung be8 ©djlufmerfeS); B. R. in D—tz 
„Sßalbheiligthum"; V. T. in R—g „geiers 
jlunbe"; H. v. P. in N—a „(Sppreffengarten*; 
F. K. R. in S-g „©olbblonbchen"; R. W. 
in M—z „Da8 @ebet Sluguftinö*. Ange¬ 
nommen! 

C. E. S. in P—g; G. R. in D—f unb 
L. VV. in E—d (oerbraudjte ©toffY); E. P. 
in P—n a. W. Qu fentimental); C. N. in 
G— tz (©ie oevmogen ©effereä iu leiften); R. 
P. in S—g; A. B. in M—n (6ie probuciren 
niel $u Saftig, als baff etmaS (SrfpriefjlichcS 
babei jtu läge acförbert roerben fönnte); 0. 
S. in B— tz (gerünftelte SBcnbungcn); W. T. 
in B—n; E. P. in T—n; G. M. in F-g 
(iormefl febr mangelhaft); A. v. M: in P—v; 
H. K. in M—r; S. in A.-D—n b. A.; W. 
W. in E—ch (inhaltlich 311 betreiben utib 
thfilS an rhothniifchen garten leibenb); H. 
B. in B—n; L. M. in VV—1; A. S. in E—g; 
J. S. in P—a b. R. (3h rc ©ebichic ermangeln 
meift eines fd^arf herauSgcnteifeclten (*e= 
banrenö); P. S. in St—g i. E. (©. roohnt in 
©ab Oepnhaufen); B. L. in L—n (niel Un= 

(6<fcluft ber Siebactton biefer 


flarheit, foinie fd^led^te föeime). Dankend 
abgelehnt! 

C. I. S. in St—m. ©atteln ©ie ben iße* 
gafuS ab, baS ift nnfer toohlmeinenber fRath- 

VV. N. in N—e. 2Bir roerben ©ie brieflich 
benachrichtigen. 

E. M. in D—n. ©erbinblidben Danf für 
3hrc grfäQige 3ttittheilung, ba§ baS „©efle= 
triftifche Offertenblatt" in ^ardjirn auftanb§= 
loö nnfer ©latt plünbert unb — non ber 
OueUenangabe ganj ju gefchroeigeti — eö nicht 
einmal ber 2Rühe roerth hält, auch nur bie 
Manien ber dichter bereu ©chöpfungen beiju= 
fügen. 

F. Z. in S—au. ©ie trafen bieSmal eine 
unglücfliche 9ßahl. „frommer ©laube" wirb 
aufnahmefähig, »penn ©ie ben Refrain „Der 
grofie O'eift" änbeni, ber an inbianifche ftuS* 
brurfSioeife erinnert. 

F. I. in L>—n unb R. in St—g i. E. Gnt= 
meber mürbe Jh 1 ' b llx "VveiSbemerbnng ein- 
gereichtes $ebid)t (b. b. menii ©ie $orto bei¬ 
fügten) Jbneit injroiföen jurücfgefanbt ober 
eS ift oeruichtet morben. 

Stummer: 26. Oprtl 1890.) 


9 n#attsperjet(jm&. 

•ebtdjte Don Drtlt« irribtrr von fUimrron, iWar fialbrdt, fjrtnridj Crntbolb, 3. Sarinka«, Catma €roon- 
JRastr, A. «an 6ramagki, Anna Ulriibrl.JVlarbttrg, «rnft gadtrr, A. 3tter, UHlbtlm Dftßntr unb irftbridi Carl 
Keinfd). — •nibilb. (Sin ßelbengebidpt Don 6nftan floftropp. (^rortfefcung.) — Gruft non Sternborft. ttitterartfebe 
SioüeUttc Don Atfreb inrbmann. (©djlujij.) — ftttrratnr nnb flmfl. — äftntr äprrdjfaal. — Srfefftattrr. 


3ta<hbnuft nttr unter genauer ftueffenangaOe geftattet. 


©efteüungen finb ju richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), (Sinfenbungen 
an bie Redactlon des „Deutschen DIchterhelui“ in Dresden-Striesen. $n Gommiffton: 
TrOb’sche Buchhandlung ( 91 . ©d)mittner) in Zürich unb E. Steiger fc Cie. in New-York. 


Abriss der heutigen deutschen Silbenmessung 

und 

T 7 "erslr-cian.st- 

Von Prof. Dr. Daniel Sander». 

gr. 8«, 144 S. Preis 2 M 50 geb. 3 JH. 

„Alle, welche in ^eineinrerständlicher uud doch wissenschaftlich gediegener Weise über da« 
WeBen der deutschen Verskunst belehrt sein möchten, finden in dem Sanders’schen „Abriss“ einen Weg¬ 
weiser durch das Labyrinth der deutschen Verskunde, der mit Strenge uud doch mit Aumuth «um 
Ziele führt.“ (Gartenlaube, Leipzig ) 

Langenecheidt’sohe Veriagebuchhandlung (Prof. G. Langenecheldt), 

Berlin SW. 11, Hallesche Str. 17. 


Spemanns lllustrlrte Zeitschrift för das Osutschs Haus ist die 
billigste u. am reichsten illustrirte deutsche Monat* 
schri/t. Ihr Abonnement empfiehlt 
sich der gesummten deutschen Lese- 
| wett; namentlich denen, welche bei 
bevorstehendem Quartalsschlüsse 
ihre Lektüre wechseln tooU 
len. * V. F. m. M. • hat Mitarbeiter 
ersten Ranges auf allen Gebieten 
u. enthält das Beste von Unterhalten¬ 
dem u. Belehrendem, Ernstem u. 
Heiterem; praktisch Werthvolles 
•stier Art. Das erste Heft ist in alle» Buchhandlungen tu haben. Preis per Heft nur / Mark. — „V. F. I. M. M 

bietet die vorzüglichste Insertions-Gelegenheit Annoncen-Tarif grat u. trko. durch W. Spemann in Stuttgart 



&hcf s ftd>acteur unb (Sigenthümer: yauf £etn}t. 


DtucI Don $CTbinaitb Xbomafe in DreAben. — Rapier Don 6ieler A ©ogcl in ftipaig. 


Digitized by C^.OOQLe 







Drgnn für Did'tt^unft und Jiritii. (Der „Deutfifmi DidtirrBufTe** 19. JJmiil.) 

Herausgeber: feinte. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jt halbjährl., Torauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern ä 60 6 StUck einer Nummer Jl 1,50. 


lubtt JMellv 


irr war’s, wo 14 bid> einft gefunden 
3« beiner pug/nb #fait) unb &md}t, 
3$c Id} fo mand}e fräße ptunben 
pn beiner V&I* )ngebra<ht. 


$ebfteben Iß, was bid} umgeben, 

Per ptnhf, auf bem btt Sbfnmen wanbfi, 
pie mit bem fx\fQeu <£anb bet Sieben 
Pu fpiefenb einft *um Oranje banbfl. 


jbeff (engtet bur<h bie pfenflerbogen 
Pie ponue, wie fte eittßtstafe f^ien, 
penn fangfam ße |eraige|ogeti 
Jtfe |errfi<h fTammenber Stubin. 

Stnb in bemfefbeu trauten pimmer 
<$6ngt immer no<h wie einft bein JSifb, 
S^erftfftrt von fofber jlnmnth pd) immer 
£d}auVsvou ber’gbanb, fo wei<$ unb mifb. 

Stttb vor ben pfeuftern 6fn|n nod} ßeute 
pie Stofen wie ju jener Peit, 
po4 mahnt vom f |nrm mid) bas $efftnte 
Jtn fefige Vergangenheit. 


Stnb benno<h fdjeint wir 6b’ bas pimmer, 
Jins wertem beine Jtnmnth wi<h* 

Vtein raftros ftfopfenb «perj fud}t immer 
Jtfs hdchften pdjmnÄ — nnr einzig bty. 

SSo weifft bn, frag’ i<h ftnnenb heute, 
Pn fängftoergangner fage 33fCb ? 

Stnb ob bein «per) beim pfefigef&ute, 
per Pugenb benftenb, |6her firnißt! 

Vteffetdjf ift’s fdjon inptanb vergangen, 
$eftnidtt vom rauheu <£ebensfftt||, 

Stnbafs vom^ßurm bie$fodten ftfangen, 
Vernahm i<h feinen regten $rn||. 

£einri<h Peife. 



Digitized by ^.ooQie 








348 


vpas ms bie beutfdjen grauen crjä^fcn. 

Äritifche Klaubereien 

non <£arf $4rattentfaf. 

IX. 

enn auch ber heutige 2lbenb Silber auSgeftellt unb angefehen?" — „Sanim 

eigentlich unferem £errn benn nidjt", erroieberte £i = Song = Xf e etroaS 

Referenten für grauen^itte* geregt; „roie foflte ein IjocgfulttnivteS 93olF 

ratur gehört", fagte bie tyra- nicht bem Jtunftgenuffe fröhnm? Uebeqeugen 

fibentin, „Fann id) hoch nicht ©ie fic^ felbft." ßiermit führte er mid^ in 

umhin, beit oerehrten 2lm bie augenfdjjeinlidf) jehr oiel befugte (Gemalbe= 

roefenben einiges aus bem Feuilleton ber auSfteUung, bie ich mich oergebenS bemühen 

„Deutfchen 3 c “ un 9" oorgulefen, baS, roenn mürbe, Sonett gu befdjjreiben, ba eS Sehnliches 

auch fe^r ftarf auf Siener ^er^ältniffe ab= bei unS nicht giebt. (*8 roirb bort nämlich 

gielenb, bodj feine IBebeutung für bie Sfl= SfleS gemalt, roaS bei unS nicht Fünftlerifch 

gemeinheit nicht oerliert. „Q?in 9?rief auS bargefteflt 311 werben pflegt. 3- Söffen- 

KeFing" betitelt fich bie ©atpre auf bie I)inrid)tungen, DruppenFörper in militärifdjs 

Serefchagin^SuSfteUung, bie tnel)r ©taub ftrammer, gleichfam automatifcher SnSführ= 

aufroirbelte, als gerabe nöt^ig tnar. UebrigenS ung ihrer ubliegenheiten, große einförmige 

geftehe ich gerne 311, baß mich bie ©ad^e feßon (Gebäube ober ©tabtmauern k. Die SRenfcben 

aus bem (Grunbe intereffirte, ba eS eine Dame auf ben Silbern Feljven bem SPefchaner faft 

ift, bie ben ÜJhtth bat, ein offen Sort 3U ausnahmslos ben Rüden 311, unb nichts ift 

fpreeijen. gräulein 9Jtarie non Raintäjer, fo forgfälticj nerborgen gehalten, als bie 

eine öfterreichifche ©chriftfieHerin, führt ftch Khpftognomie, ber (GefichtSauSbrud jebeS 

in bem ermahnten Feuilleton als europäifdjer (Steinen; nur roenn baS (Gefußt ungeroößns 

Srjt ein, ber, in (Sßina tßätig, baS (Gliid lieh häßlich nnb blöbe ift, bann ift es unS 

batte, einen SRanbarinen 3U heilen, fo baß 3ugeFeßrt, meift um unS 3U beroeifen, baß eS 

biefer auS DanFbarFeit ihm 3um freunblidjen einem unfehönen SßolFSftamm angehört. ©0 

Cicerone in ber Riefenhauptftabt beS Reid)8 fteht eS nämlich in bem belehrenben ©uche 

ber SRitte roirb unb -ihn in bie (Geheimuiffe gefchviebeu, baS Sehern eingeßänbigt roirb, 

chinefifcßer Jlunft einroeiht. Doch taffen mir ber bie 53ilberfälc betritt, unb baS ich 

bie als europaifdhen SXrgt geltenbe “Dame felbft geblich mit unfeven Katalogen oergleichen 

fprechen: „Sie in jeber (Großftabt, fpielen mürbe, ba eS nicht ein befcßeibeneS £ilfS= 

auch h* fr bie großen KlaFate an ben ©Fraßen- mittel für einen ©elbftbenFenben, ionbern 

eden eine ßeroorrajjenbe Rolle, unb fo feffelte eine Unterroeifnncj in GrbFunbe, SBölFerFunbe, 

eine berartige SnFimbigung meine SufmerF= ja foaar in RehgionSgefcßichte oorfteOt, bie 

famFeit burch bie beigegebene 3Uuftration. fich ifrtünbigen — unb fchlimmer noch — 

ßin feßöner @ngel mit ftolgem, ftegeSberoußtem Unmiinbigen aufbrängt. 3<ß fah feß* niele 

Sntliß, baS «Jjbaupt non einem (Glorienfcßein SRenfcßen oor einem Silbe ftehen, baS eine 

umftrahlt, fchidte fich eben an, einen Ruf in öbe (Gcgenb barfteUte, in welcher ich nach 

bie SBelt hinauS3upofaunen. Stuf meine Frage längerem £infd)auen eine in faltige (Ge* 

erfuhr ich, ^oß hiermit eine HuSfteUunp non roänber gehüllte, auf bem ^ofcen ftbenbe ®e= 

©emälben angefünbigt fei. „Söelche richtige ftalt entbedte, bie — natürlich — bem 3?e^ 

Allegorie!" rief ich. »3 n ^ er ber jtunjt jehauer ben Rüden jufehrte. ^91'aS ober wen 
riemt biefer ftolje SluSbrud: fic Fann unb fteUt baS nor?" fragte i<h erftaunt. — „Uufe= 

oarf überall herrfchen, roo fie erfcheint, benn ren Kröpften unb ?ehrer (SonfuciuS nath 

eS giebt nichts allgemeiner SBirFenbeS, leichter ber Älarfteüung, bie groei neue (belehrte über 

©rrannteS, rafcher UebeneugeitbeS, als bie ihn getrieben*, erroieberte ?isFong=5fe. — 

©chönhcit!" ^i ? F on ? s me i n Führer, „2Iber id^ fehe hi er gar nichts", roenbete ich 
roarf einen jener mitletbigen 33lide auf mich, c i n ^ „auch oerftehe ich nicht, wie man eine 

beren fich ber artüjße (Shinefe nicht entfchlagen gelehrte ä'larßeQuu'g malen Fann ober roiü." 

Fann, roenn er ferne nermeintliche Ueberlegen* — w ^aS glaube id) gerne", fprach Ji^FoaQ 5 

heit bem ©ohne beS SBeßenS gegenüber em= $fe, „um baS 3U oerftehen, müßten ©ie eben 

pfinbet. w 3^ roe *6 nicht, roaS ©ie meinen", ein @hinefe fein." 

fagte er. „3 n welcher SBerbinbung fteht benn ,,^)aS alfo", meinte bie Kräfibentin, baS 
bie £unft mit ber ©chönheit? ‘Die £unft S^latt 3iir ©eite legcnb, „ift einer beutfehen 

fchreitet immer nor, fie müht fid), 3roedbien= grau 2lujd)auung über bie (^emälbe beS ruf* 

iid^ 311 fein, inbem fie un§ unterrichtet ober fifd)en WalerS, ber eS in ber $h a * nicht ner= 

^enbeu^en förbert; bie ©chönheit hingegen biente, baß man über bie rohe SIrt unb Seife, 

ift ein libcrrounbener ©tanbpunFt, ein 3roed= roie er baS burch taufenbjährige Drabition 

lofcS ©piel^eug, baS bie 2Jten[chh*it nur in (Geheiligte barftellte, fo niel SefenS machte, 

ihrem ÄinbeSalter erfreute." — „Unb mit Der fatprifche 2luffaß erregte in ben £efer; 

biefen Slnfchauungen", rief ich, „werben h* er Freifen ber öfterreid)ifchen Refibei^ gered^tfers 



Digitized by ^.ooQie 



tigtcd Sntereffe unb fo lieg beim bie talent* 
rode ©chriftpederin noch einen „Sitteratur* 
brief" unb einen „Dh*aterbrief", beibe roieber 
ouS ^efing, folgen, bie pd) bem erpen roür* 
big anreihten. Da ber „Sitteraturbrief" nidjt 
fpecied Siener Socalfarbe trägt, fonberit lei* 
ber auf bad gange moberne beutfd&e ©cijrift* 
t^um angeroenbet roerbeit fann, roid idj eine 
ber bebeutenbPen ©teden oorlefen. dlachbem 
2 i=5ong^fe feinem europäifdjen greunbe er* 
flärt, bap man bad, road bei und Sitteratur 
Reifet, in Efpna „©chreib*3nbuftrie" nennt, 
erfchricft ber Doctor unb ruft aud: „Aber 
mürbe ed Sfjnen bann nicht roibetpreben, it* 
genb eine anbere ^unP — 3 M & u ffri e &n nen* 
nen?" — „Sohl", erroieberte ber Ehinefe, 
„roeil bad Sort Jhntp oom können pammt 
unb man gur Ausübung jeglicher $unP einige 
©egabuna brauet, ©ei unferer mobenten 
(Schreib = ^nbuftric ift bied aber feit ber ad* 
gemeinen ©erbreitung bed ©cljulgroangeS nicht 
ber gad; nad&bem ^eutmtage %tbtv lefen unb 
fdjjretben gelernt hat, gleid^oiel roie — benn 
jtrenge Orthographie ift gur ©chreib*3nbuftrie 
nid^t unabläfftg itothroenbig — fo braucht er 
ftch nur ein roenig Routine angneignen, um 
bie unb ba unoermerft etroad abguphreibcn 
unb ed fo gnfammenguPeden, bap ed für ben 
oberpäd^iid^en Sefer ben Aitfchein oon etmad 
feuern hat, unb — ber Mann ip genügenb 
audgepattet, ber heutgutage bad Dfecht bat, fleh 
©dfjriftpeder gu nennen, Daitf biefer bequemen 
Einrichtung fann man rechnen, bap beiläupg 
jeber geljnte Menfch unferer Eefammtbeoölfer* 
uttg ein ©chriftpeller ip." — dtachbem nun 
2i*gong*Dfe feinem greunbe aud) einen Ein* 
Midf in bie Art unb Seife gemährt, mie unb 
auf roelcbe Seife man bie Siffenfchaft in 
Ehiua burch bie Xaged*3ournale populariprt, 
fo bap jeber Äutfcher unb Äedner felbp Auf* 
fäpe über Aprottomie gu lefen befommt, bap 
alfo in ber Dhat nur einzelne wenige Ee* 
lehrte ed notbmenbig haben gu arbeiten unb 
gu benfeit, bie ©c|riftpeder unb 3onrnaliPen 
aber gang einfach aud eingelnen ©rofamen 
biefer roiffenfchaftlichen Dfefultate fpaltenlange 
Artifel fchreiben unb pch babei genug für ben 
täglichen Sebendunterhalt oerbienen, — nach* 
bem er ihm geigt, bap bie chinepfche jtunft 
jebmeber Eattuug bie Aufgabe hat, ben 3bealid* 
rnud gu gerpören, giebt er jebod) gu, bap ed 
auch fantgutagc unter i^ner Mittbergahl oon 
©chriftpeuern, bie ihre eigenen Eebanfen oer* 
arbeiten, hi* unb ba noch Einen giebt, ber 
fich oon ibealen 3*rien etmad träumen läpt, 
ald märe er gepern geboren. Dann geht er 
auf ein höchP tntereffanted Kapitel über, näm* 
lieh auf bie SuQcnbfchriftcn, unb meint: 
„Alfo, roie gejagt, Mangel an 3 u 9 en bfchriften 
märe roohl nicht; ba aber in jebem £>aufe bie 
$aged*3ournale frei umherliegen, bie pd) ernp* 
lieh anaelegen fein laffen, bie mobernPen Er* 
geugniffe ber unfepönen ©chreib*3nbuftrie gu 
bringen, unb gioeitend geroiffenhaft ade flei* 
nen unb gropen ©erbrechen, bie täglich oer* 
übt merben, mit ber peinlichPen Ausführlich* 
tichfeit fchilbern, fo gieht ed bie Äinbheit unb 


3 ugenb meip oor, bie 3*itungen gu lefen, 
unb überläpt bie 3uaenbfchriften, roeil bie* 
felben einen befferen Drucf haben, ben Erop* 

eitern.-#ier mup ich nod) rined litte* 

rarifchen 3nbupriegroeiged Erroähnung thun, 
' ber pch groper ©eliebtljeit erfreut, roeil er 
mit geringer Mühe guten Ertrag oerbinbet. 
Sie man im Alterthum ben Heroen=Eultud 
unb im abenblänbifdjen Mittelalter bie £>ei* 
ligeit*2egenben pflegte, fo bietet pch jept in 
ber biographifchen ©ehaitbluuc} ber ©erbred)er, 
bie eben bad Dagedgefptäd) btlbeu, ein banf* 
barer ©toff für bad grope ©ublifum, ber 
auch au f iche mögliche Seife audgenupt roirb; 
unb roenn auch auf biefe Art ben gemeinPen 
©erbrechern bie nicht gang geeignete Diode gu* 
fällt, gleichfam ©eifpiele unb ©ilbner für bad 
©olf unb bie 3ug*nb abgugeben, fo läpt pch 
hoch gegen biefe Unternehmungen in Anbetracht 
ihrer Ertragdfähigfeit nichts einroenben." — 
„3<h geftche nicht ohne ©tolg", erroieberte ich 
nach einer ©aufe, „bap ich unfähig bin, bie 
Sitteratur oom rein oolfdroirthfchaftlichen 
©tanbpunfte aud gu betrachten; benn nebp 
manchem anbern mir hieran Unbegreiflichen 
iP ja bad Sefen fein unabroeidlichcd Aütagd* 
bebürfnip, bad — roie oiele! roahllod roo^l 
ober „übel befriebigen muffen, roie j. ©. bie 
Ernährung." — „Unb ich - , fugte Si*gong= 
Dfe, „antworte h^uf ebenfalls nicht ohne 
©tolg: 3°, in golge unferer hohen Eultur 
ip bad Sefen em unabroeidlid^ed Adtagd* 
bebürfnip aeroorben, unb jroar pnnreieper 
Seife nur oad Sefen oon 3eitungen unb neu 
erfchienenen ©üchem, alfo oon folgen ©üdbem, 
bie angeblich dfeued enthalten. Diefe ©itte 
hat eben ber mobenten ©chreib*3nbuftrie, bie 
in ben 3 ourna len unb Seihbibliothefen bie 
ungcahnteften ©lüthen treibt, gu folchem Auf* 
fchroung oerholfen. Erroägen ©ie nur, road 
unb roie oiel täglich ungefepeut gefeprieben 
roerben fann, um bie fRiefenfpalten unferer 
3 ournale täglich ober roöcheittlich unb bie 
Dfiefenfächer unferer SeihbibUothefen halbjäbr* 
lieh frifch gu füden, unb roie, $anf biefer 
Einrichtung, bie leichte Saare ben oodPen 
©ieg errungen ^at. ‘Denn bad maffenhaft 
in beit Seihbibliothefen abonnirte ©ublifum 
ader ©tänbe roid oor Adern auf fein Eelb 
fommen unb in fürgeper 3«ri moglidhP oiele 
©ücher confumiren; folche, bie man etroa 
gioeimal lefen fonnte, pnb bähet nicht gefucht, 
tm Eegentheil, benn pe roiirbeu einen un* 
nöthigen Aufenthalt oerurfachen unb fönnten 
auch nebenbei etroad anprengenb fein, ©chliep* 
lieh fieP man ja gewöhnlich hoch nur, um 
oom Denfen unb Emppnben audguruhen, 
unb bann — nun, um bem 3 e * ta ft cr bet 
Eultur einen möglidjft bequemen Dribut gu 
entrichten." — „Lasciate oini speranza, voi 
chi entrate“, murmelte i^ trübe oor mich 

! iiu. — „Sie meinen ©ie", fntg mein Ee* 
ährte. — „3ch meine, bap man unter biefen 
©erhältniPen wohl in gang Ehina vergeblich 
einen Dichter fudjen mürbe," fagte ich- — 
Da beaann hoch in ber ©aumfrone über und 
ein ©ogiein fo lieblich unb mit fo naioer 


Digitized by ^.ooQie 



350 


Uebergeugung gu finden, bag fogar SUgong* 
Xfe wohlgefällig lad^etnb emporblicfte. — 
*$)er baumgroge ÄnirpS ba oben §at 3b nen 
geantwortet,* Jagte er. „(53 giebt nod& 2Me3 
tn ber 2ßelt, auch dichter. Unb wenn e3 
mitten in bem ©rogftabtlärm non ©efing 
einen JUHen ©artenwinFel giebt, wo ba3 Sieb 
biefeS wingigen ©efcljöpfeS, nod) baiu ogne 
feine Slbfidbt, bie wohlgefällige Slufmerfjamfeit 


gweier SRenfcben gu erregen oermag — wa* 
rum foQte bie8 einem dichter nicht nodh mehr 

e n, auch mitten in bem 3 e italter ber 
>=3nMtrie? Äber um Ausnahmen 
banbeite ftcg’S eben nidbt bei bem ©eridjte, 
ben ich 3hnen gewiffenhaft erftatten n>oute, 
unb ben i$ h^mit f<hliege. - 

(gortfefcung folgt.) 


^annbüufer. 

(SBaQabe.) 

„grau ©enu§, grau ©enu3, bu füge grau, 
O, lag mich non bir fdheiben, 

9ftidh mill’ö in beinern 3<*uBerretdh 
Sor ©ebnen nimmer leiben. 

„äu3 beinern ärm, fo meig unb roarm, 

©on beinern laßenben 9Wunbe, 

©on beinen äugen, fo glüfjenb unb grog, 
SRödjte iä) meinen gur ©tunbe." 

„Sannffäufer, Sannhäufer, mein trauter §elb, 
Unb miQft bu non mir meinen, 

Unb miHjt bu Bremen mir ba3 £erg, 

©o fotl bidj mein gludh erregen. 

„So foUft bu roanbem fonber Sftaft 
^urdb’ö weite Sßeltgetriebe, 

Unb ob bicfy lodfet manch 1 grauenaug 1 — 
tannljäufer — bic^ fließet bie Siebe!" 

tannljäufer flieg au3 bem tiefen ©erg 
3ur grünenben @rbe mieber, 

2Bie lachte fo ooll burdj ba3 ©lättergcjmeig 
®ie ©rbenfonne Ijemieber. 

„ga^r wohl, grau ©enu8, mit meinem ©ang 
©MH ich mir bie ©Mit gewinnen, 

SJtir winfen bort über bem bunflen Sann 
5)cr ©Jartburg blifcenbe 3innen!" 


3m fefilidh fdhimmernben SRitterfaal 
©rflingen jubelnbe ©Reifen, 

®a lächeln bie grauen nom tyotyen ©alfon, 
3)a blifcen bie ©anger non ©ifen. 

„$u gürjtentodbter, liebliche SJiaib, 

®u na^mft mir bie ©eele gefangen, 

©5a3 weid^ft bu meinem ©liefe au3 
2Rit jungfräulichem ©angen." 


Ä- 


-8 


Digitized by 


Google 






351 


Ä- 

„JperauS 311 m Äampf, igr eblcn $errn, 

Dem wolle fte §ulb gewähren, 

Deg üRunb bie gegrfien SBorte fanb, 

Der £iebe Slllmacgt ju egren!" 

Da braufie gewaltig SanngäuferS Sieb 
$Bie mitternäcgtigeS SBettern, 
äöenn ©turmwinb foft in geimlicger Suft 
3Rit bebenben Gfpenblättern. 

DaS war ein ©ang, wie ber SBartburgfaal 
©0 nrilb ign nimmer gehöret, 

Drin tönte bie ganje SBonne aus, 

3Wtt ber grau ©enuS betöret. 

„grau ©enuS", er rief baS trofcige 2Bort, 

„Du ©öttin, ogne ©leiden, 

5Run brennt fie wieber mir in ber ©ruft. 

Die Siebe aus beinen SReicgen." 

„Du füge dRaib, in beinern ©lief 
Sott fte mi<g neu begeiftern, 
grau ©enuS, beine jitternbe ©lutg, 

3 cg fann fte niegt bemeifiern!" 

lanngäufer rief’S, — unb tobtenfhtt 
©Jirb'S ringö in ben Meißen ber fRecfen, — 

(Sntfe^ten ©KcfS legrt bie dRaib fieg ab 
©Sie oor ber £ötle ©djrecfen. 

„$inweg oon mir, bis oon ber Sufi 
Der §ötte bu genefen, — 

Unb in ben ©ufen fcglieg icg ein, 

SßaS bu mir einfi gewefen." — 

lanngäufer jog bureg ben nä(gtlicgen 9 ßalb 
3 lm wallenben ©Ugergewanbe: 

„fRun gab 1 icg ad mein ©lücf oertgan, 

Scbt wogl, igr thüringer Sanbel" 


3u SRom, ju SRorn, in ber ewigen ©tabt, 

Da läuten bie Äircgenglocfen, 

Da grüget ben ©nabentag beS #errn 
Der ©läubigen gelles grogtodfeft. 

3u SRom, ju fRom, in ber ewigen ©tabt, 

Da wanbeln bie ©rocefftonen, 

©ie fegen ben ©ottgefalbten bort 
2 luf golbenem ©tugle tgronen. 

3u fRom, ju SRom, in ber ewigen ©tabt, 

3 fi ©nabe nur ju finben, 

Dort ffinbet barmgerjig fein fRicgterfprucg: 

(Srlöfung oon ben ©ünben! 

JS-S 


Digitized by ^.ooQie 





352 


Da f<$reitet oor auS ber Sßilger Schaar 
lannbäufer, mit büfteren ÜJMenen: 

„Sieb ^tn auf mid) unb meine ©djulb, 
Unb lafe bie ©cbulb mid} föhnen. 

„3m SenuSberg roo^l fteben $abr 
Irieb id) ein tolles üttinnen, 
grau SenuS bannt 1 mit 3ouberma<ht 
3ttein Denfen unb mein ©innen. 

„Unb eine üftaib mit frommem ©inn 
^ab 1 i<b ju lob getroffen, — 

Da3 meine ©cbulb — roaS bab 1 ich nun 
Son beinern Spruch ju ^offcn ?" 

Unb lange fie^t ihn fdjtoeigenb an 
Der 9ttann auf golbnem Stuhle: 

„Du fanfft $u tief, bid) reifet fein ®ott 
SKetyr aus ber £)ötle Pfuhle. 

„Unb wie baS £öllenroeib bir geflucht, 

©o mirfl bu roanbern müffen." — 

Da ^t lannbäufer in roilbem 3 orn 
Das Sßilgergeroanb jerriffen. 

„gabr roobl benn, 9ftom, bu ftolje ©tabt, 
Umfonfl b a ^ i<b gcbüfeet, 

@o fe^r 1 idb $urücf, roober icb fam, 

©ei bu mir, grau SenuS, gcgrüfeet!" 


Unb als er 30g in'S ib“ r ' n 9 cr Stonb, 

Da mar ber &nj gcfommen, 

Der bot ooti feiner finftern ©tirn 
Die äBolfen fortgenommen. 

grau SenuS 1 fcbroüleS 3ouberrei<h 
£atf f<bnell fein £aucb jerftiebet: 

„O, fönnt 1 icb einmal bie üJtaib nod) febn, 

Die icb fo innig geliebet." — 

Unb oon ber SBartburg boeb b cra & 
lönt bumpfeS Irauerläuten: 

„2öaS bot bcS ©löcfcbenS trüber Ion 
3m grübling* $u bebeuten? 

„3BaS will ber äftönebe ernfter (&§ox, 

3BaS jiebt bort unter Säumen?" 
lannböufer bebt baS £aupt empor, 

„2Ber ftört mein ftitteS Iräumen?" 

Da lag bie 2Kaib auf ber lobtenbabr, 

Som ^benbrotb umftrablet, 

DaS auf baS bleiche Slntlife noch 
Slübenbe SRofen malet. 

I»___» 


Digitized by ^.ooQie 



353 


-*---91 

Hub über iljr bic ©ögelein. 

Die fangen £rauerlieber, 

Danntyäufer aber beugte ft<§ jlill 
3u üjren Sippen nieber. 

„Unb fcblummerft bu auf ber Dobtenbafyr, 

3BaS fott mir bann noch frommen, — 
grau ©enuS, beinen roilben glud), 

3$ Ijeifje ityn jefct nnllfommen! 

,,©o nimm mich auf, bu raufd&enber 2öatb, 

Du braune, blüljenbe Jpaibe, 

Du tobenbe ©eile am gelfenflranb, 

9li<$t fennen bie Sftufye mir 93eibc. 

„Unb roanbern null idj mit meinem ©ang 
Durdj’S roeite SBeltgetriebe, — 

©iS bem ättinnefänger ber üftunb oerflummt, 

Dem 2Uja3oer ber Siebe!" 

$ffo ^^fottfte. 


^rinnenutflsfdjatten. 

SWdjtS regt fid) riitgS; bie Dämmerung oerblafjte. 

©leibt nur baS roa^e Seib bei mir $u ©afte? 

3dj fe^ IjinauS: ber ÜKonb blicft burdj bie ©Reiben; 

Die ©türme treiben. 

©ie feufeen, pfeifen, flogen, flattern, beulen. 

5ln’S genfier taumeln Ucbtbetljörte ©ulen. 

§od) geljt bie ©turmflutlj mir im ©ufen innen: 

©ebanfen, ©innen. 

©rregteS £>er$, fannft bu noch lauter ferlagen? 
fiönnt iljr eudj) roilber, $irngefpinjle, jagen? 

3luf, auf, baS genfier! SKa^tluft, frife^e, füljle, 

Die ©tim untfpüle! 

Die 3 C ^ oerge^t, baS ©lücf »ergebt, bie Siebe; 

®em fnieft ber ©türm bie blütljenreidjflen Driebe. 

Unb fein ©ergeffen? 3agt mich oljn 1 ©rmatten, 

©rinn’rungSf Ratten! 

©in galter ift’S, oom Sampenli<$t geblenbet. 

3Bie ruirb’S iljm geljn? Da liegt er fdjon ocrenbet. 

Die glamme lifd)t. Saut fetylägt eS ju, baS genfier. . . 

3Sei(bt, Slacfytgefpenfter! 

ftoafb von fytfettlorti. 


SS-S 


Digitized by ^.ooQie 




354 


R- - -SS 


'gH o nt. 

({Rachbrucf oerboten.) 

©om üRonte ©incio fah ich auf bie Stabt, 

Die fchioeigenb oor mir lag im ÜRonbenglanj: 

Dodj nicht allein bic fchimmernben ©aläfte, 

Die Äirc^cn fah id) unb bic Säulenreihen, — 

©S fliegen auS ben ©räbern oor mir auf 
Die Dobten, rodele biefc ©tragen einft 
2ÜS Scbenbe mit Suft erfüllt unb Seib. — — 

Die erften ©oote fah ich, brauf bie Wirten 

Den gelben Diber abwärts iljre {Rinber 

©om triftenreichen Umbrien $um üRarft 

Des fleinen Dorfs im ©au ber {Ramner brauten. — 

Dann fah ich 9Ränner rauher lugenben, 

DeS ©flugS nid^t minber eifrig als beS Schwerts, 

©om {Ranb beS $lbgrunbS oft ben iungen Staat 
2lbbrängen mit ben angeftemmten Schultern 
Unb ihn $um $errn Italiens ergeben. 

Schon bringen oom befiegten 9lfrifa 
©arthago’S ©öttcrfäulen bie irieren, 

Schon fchrciten unter golbner Äetten Saft 
©ei iubaflang jum Äapitol hinan 
Die unterjochten Äön’ge 9lfta'S 
©orauf beS IriumphatorS golbnem ©Sagen. 

Unb ungeheure Safter thronen balb 
2luf aßen fieben §ügeln biefer Stabt: 

DaS Uebcrmag ber \!uft, ber ©rächt, ber ©Rächt 
©rieht aus in ©rögennmhnflnn ber ©aefaren. 

©ntfrönet mirb nun {Roma: nach {Raoenna 
Unb nach ©pjöntium hinüber gleitet 
©om müben Scheitel ihr baS Diabcm. — 

3(nt Slblerhelm, bie Streitaxt in ber {Rechten, 

SlufS gorum fprengt ber blonbe Sllarich 
Unb leife flinget im Sanct ©eter fchon 
Der $ammerfchlag, ber balb ein neues {Rom 
3ur ©Jeltherrfchaft ber Seelen auferbaut. — 

Dann wirft in ber ©olonna ftoljeS £eim 
DeS Gonnetable'S SanbSfnecht feine gacfel: 

Doch unoergänglich neben Jupiter 
SBohnt unb 9lpoU bie holke ©hriftengöttin. 

Die jungfräuliche ÜRutter, unb eS flrahlt 
Durch obeS Dunfel brei ^ahrhunberte 
Der Schönheit lichte ^immelsherrlichfeit, 

SRomS einiger Sd^mucf unb Iroft, bis enblich fteghaft 
Der neue ©eift, ber ©eift beS ©aterlanbeS, 

DeS freien, einigen Italiens 

©Rit irommelfchlag unb mit Äanonenfchaö 

Durch ©orta ©ia feinen ©injug h^lt. — — 

So fah ich jmei ein h<M ^ahrtaufenbe 
3lm ©incio oor mir oorüber jiehn: 

Doch nicht ben Sßehruf ber ©ergänglichfeit, 

2Bic 2lnbre wohl, pernahm barauS mein Ohr: 

k -«t 


Digitized by c^ooQie 




355 


r 


O nein: ber Groigfeit Crommetenruf, 

Cer aCBettgefc^tc^tc Tubaton oon Gr$. 

©aS einmal §elbenthum unb Äunft erfchuf — 

Unb mag'S in Trümmer ber ©arbar $erfchlagen, — 

@3 mar hoch einp, mar groß unb fd)ön unb ftotj: 

Unb emig ift, roaS einmal ift geroefen, 

Cenn unoerni^tbar bleibt 

e§, bafj t§ roar! — — — 

3t*fU 

cSinbenßlütijen. 

Cb bunflen Tannengehegen 

3n Änof pen prangte bie Sinbe, 

©laftet pimmernb bie Suft, 

Cie uns bephirmt $u 3 roe ^ n / 

«uf allen ©egen unb (Stegen 

GS roiegten bie abenbroinbe 

Schroimmi Sinbenblüthenbuft. 

3n fel’gen Traum uns ein. 

GS iP, als ob er rnid) träfe 

®a ftd) bie Stützen erfc^Coffen, 

3luS Tagen weit, — roie weit! 

ffio meilft bu, ^olbe grau? 

«iS roefyte um meine (Schläfe 

©on meinen Cüften umPoßen 

Cer ^ugenb 9ttärchen$eit. 

$ch f^nenb fernroärtS fc^au. 

Gr fdjmeichelt mir um bie Sinne 

©aS follen ßhimmernbe Süfte, 

Sich, rnie mit roonn’ger gluth, 

©aS all' bie Sommerpracht? 

Gr mahnt an oerfchroiegner 9ttinne 

ÜJttr haben bie Sinbenbüfte 

£eiße, lobernbe ©lutfy. 

So fchtoer bas £er$ gemacht. 

cjUnrab 'ftfma««* 

$> e i m ft e $ r. 

O §eimatn>älber ftiU unb roeit 

CeS SübmeerS ©lanj, ber Saute Älang, 

3lm ^erbfHicbbleidjen abenbpraht, 

Cie 3ftarmortempel mifl' ich gern, 

Schwebt einfam über’m ©ergeShang 

3[n tannenbunfler Ginfamfeit; 

Scib mir gegrüßt oiel taufenbmal! 

3lm Fimmel bort ber SlbenbPem. 

Ob euren ©rünben mögt unb maßt 

Sftagt ihr auch emP, ja bräuenb fester. 

©ie Opferrauch ber SWcbetbuft; 

,3h r ©älber meines ©aterlanbs, 

CeS galten roiiber ^agbfe^rei ^atlt 

©anb hoch aus euren ©turnen mir 

2luS unbewegter, h°!j cr Suft. 

Ginp Siebe manchen frönen ffranj. 

Crum feib gegrüßt mir taufenbmal, 

£eimatforjten, 

hehr unb roeit, 

Cu ern^er ©erg, bu fühteS Thal 

3>n tannenbunfler ©infamfeit! 

ätfiuQotb Jfttib*. 


' «1 


Digitized by ^.ooQie 




356 


pr 




? f a t e n. 


©ern liefe 1 icty beinen ©taub in grieben, 
3Bollt' gern auch einen Äranj bir roetljn, 
©Senn bu nidfyt fängft: „üftan fann Ijieitieben 
©cbledbtreg, alg ein Deutfdjer fein." 

Dag l)at mich tief in'g £er$ getroffen. 

Dod) roie? oerroirrte mid^ ein ©Safpt? 

3«gt nid)t bieg ©Bort getäufdfjteg hoffen 
Unb IjeiPger Siebe 3^ rnen an ^ 


Juttas $tarm. 


Per ^tuWirifl fcfopft an. 


Umringt oon pergamentnen heften, 
3 m ©rfer brütet ber ©ebant 
©tirnrunjelnb über ©alimpfeften, 

©g fniftert leig ber goliant. 

©o §ält er in be£ ÜJtorgeng ©tiUe 
©djon über Dacitug @erid)t. 
9toctytmübe, ©ctylafrotf, Doppelbrilte 
Unb Doppelfenster fehlen nidtyt. 

©r roitl bag Unfraut fleifeig jäten, 
Die ©preu ber ©Biffenfcfyaft oerroeljn, 
Unbbrei$el)n Unioerfitäten 
©eroeifen, bafe fie nidtytg oerfteljn. 


Da fcfynetlt er ptöfcli($ auf im ©rimme: 
Did)t unter’m genfer flingt eg nal) 
©on einer fronen 2ttäbd)enftimme: 

„Die §erjen auf, ber ÜKai ift ba!" 

Da ftnft auf’g Pergament bie geber. 
3 n'$ 3immer fid^ bag grüljrotl) ftal)l, 
Unb mürrifd) f rauft bag braune Seber 
©idb in bem mannen ©onnenftraljl. 

©om gelbe bringen Sercfycntritler. 

©Bag ift gefd)el)en über DtacfytV 
Da wirb ber £err ©rofeffor ftiHer, 

@r roeife, ber grütyling ift ermaßt. 


Dag ift beg Siebeg alte ©Beife. 

@r fcnft bag $aupt in ernftcr 9tufy' 
Unb flappt mit Ijeiterm ©lief bann leife. 
©erfcfyämt ben golianten $u. 


gart gBorms. 


oft a i f t e 5. 


Der Äirfcfybaum ftefyt in ©lütf)e, 
Die Sftofe treibt am ©traue!) — 
©Bie füUft bu mir bie Seele, 

Du buffger 2Jtaien§au<§! 

©g träuft roie eitet ©egen 
©on ©latt unb ©lüt^enaft; 

3 « Reefen unb ©ejroeigen 
3ft Siebe nun $u ©aft. 


3luf leisten glügeln fd^roeben 
©iel ©rüfee fyin burc^’g Sanb, 
Unb Jperjen fteljn unb ©lumen 
3 n $artem ©ftngftgeroanb. 

3 ur Siebften möc^t’ icfy jieljen 
9?ad) fePgem ©Banbrerbraud) — 
Der Äirfcfybaum ftel)t in ©lütlje, 
Die SRofe treibt am ©trauefy. — 

Johannes trugen 


tt- 


Jö 


Digitized by 


Google 




357 


Kn bas ^otljfdjtDänadjen. 

t)u Ijaft fo oft, rocnn icfy auf feigem $füljl 
•JRicfy fdjlafloS roäljte, wenn oon eitlen Sorgen 
t>aS £er$ mir bange unb ber fiopf mir fctyioül, 
Jperangefungen einen neuen SRorgen. 

©enn bu fo in ben jungen tag hinein 
tein muntre§ Sieb oom Ijofjen tadje fangeft, 

©ar mir eS ftetS, als fotlt’S ein 9ttaf)nruf fein: 

„t>er tag bricht an, fafj Wlixtf), toenn bu noefy bangefi!" 

SRun ftng' ic$ bir aus alter Danfbarfeit, 

2Jtein trofieSbringer fdtyon feit oielen Saljren, 

®ieS Sieb unb bitte bid), jur grüljrotijSjeit 
Sftit beinern muntern Singen fortjufatjren. 

_ #tfo &atbatfltt. 




©ie fcfyien in erfter SiebeSjeit 
So niärctyenfdfyön mir jeber tag! 

©ie beljnte ftd) baS £er$ fo weit, 

©ie frifd) unb freubtg mar fein Schlag! 


©ie fang mein immer fyeitrer 2Jhmb 
So manches Sieb oom grüljtingSfdjein! 
©ie tyarrte ftitl ic$ Stunb 1 um Stunb’ 
2 luf ifyn allein, auf i§n allein. 


2ldfj, anberS roarb feitbem bie 3«*/ 

©ie fc^mer^beroegt ifi jeber tag! 

$)ie fePge Suft liegt fternemoeit, — 

©o i<f) fte nimmer finben mag. 

ft $run. 


'jjtädjtfidje jüaljnfaljit. 

®ie Stadfjtigallen fdjroiegen im früfjlingSbuftenben §ain, 

®eS Stromes ©eilen roiegen in feligeS träumen unS ein, 

®ein Jpaupt mit ben bunflen paaren träumenb am Jperjen mir ru^t: 

O felige Stunbe, ju fahren im ättonbfdjein auf fdtyimmernber glutlj. 

6 s jieljt auf leidsten glügeln ein ©inbijaudO fanft burd) bie Suft 
Unb bringt oon tljal unb Jpügeln unS füfjen Slütijenbuft, 

3m attonbenfctyein, bem flaren, baS blüfyenbe Ufer ru§t: 

O felige Stunbe, ju fahren im 9ttonbfc$ein auf fd^immernber glutfy. 

Unb follte baS Scfyönfie oergefjen im tofenben SebenSftreit, 
t)ie l^errlidjften Slütljen oerioefyen —: mir benfen ber fturmlofen 
ter 9tädjte, ber tounberbaren, too mir ooll liebenber ©lutfy 
3n feliger Stunbe gefahren im ättonbfctyein auf fdjimnternber glutlj. 

_ <£. ftrimm. 


Digitized by ^.ooQie 




358 


Sn $<mßeißan&en. 


93tft bu mit 3fl u & 1rern int ©unbe, 
Daß id) oon lag ju lag« 

Unb ©tunb’ um ©tunbe 

3nt #erjen Phleppe bie alte ^5lage? 


©er moßte bic ©inbe fangen I 
©er glaubt bie ©ölten ju galten! 
Unb mein ©erlangen 
3 agt mid) nad) folgen Suftgeftalten: 


©eliebte, bich miß ich faffen, 

3n glü^enber Siebe umßhlingen; 

Doch leister noch taffen 

Die eilenben ©ollen unb ©inbe ftd) jroingen. 


0tto Siebter. 


§n 5en jiataftomßen. 

$0^1 töntte n>ie ©eiftermurmeln burch bie spaßen, 
©orin ber tob fein furchtbar ©cepter phnringt, 

©o taufenbfadj ber Schritte ©ieberhaßen 
Die bumpfe ©tiße fchauerooß burchflingt; 

©o nicht ber ©onne heitre ©tragen fluten, 

©o nicht erglänzt beS ßttonbeS griebenSlidp, 

©o nur ber gacfelfchein wie Jpößengluthen 
Die nächtig ßhroarje ginPerniß burchbridp. 

9Kir ift, ate ob bort bleiche ©eifter maßen 
3m Stfebcl, ber ben Sichttrete ring3 umgiebt; 

©ie tonnten ero’gem dichte jum Opfer faßen, 

Die einft fo roilb gefämpft, gehaßt, geliebt! 

3Rtr ift, ate rooßten mir bie tobten fagen, 

©te ftol^eS hoffen ihre ©ruft gefchmeflt, 

©ie ihre Jperjen hochgemuth geflogen, 

©ie fich ihr ©unfeh gefchaffen eine ©eit. 

2 Kir ift, ate hörte ich P* Phmerjooß ftagen, 

©ie hingemelft beS Sebcnö ©lüthenbaum, 

©ie SeibenSjahre folgten frohen tagen, 

©ie ©ahn ihr ©unfeh, ihr glühenb §offen träum. 

Doch Piß! Die tobten ruhn in tiefem grieben, 
©erjtummt ip h' cr öer Älage trauerton, 
traumtofer Schlaf ip ißnen hier betrieben, 

fchmeigt bie Sieb’, e3 fchmeigen jpaß unb Jpoßn. 

Ob bitter einP Pe barbten, ob pe praßten, 

Ob greunb pe ftch genannt einft ober geinb, 

Ob pe pch liebten ober milb pch h a fP en: 

3 m fchmerjenlofen 9tichtS pnb pe oereint. 


ß*rzp &lniiuß. 


Digitized by ^.ooQie 



359 


Mafj’s l>ffadjl. 

©Me ftd) bie SDtenfchen boch mühen unb plagen, 

Um ein ©ebäube jufammen $u tragen, 

2Bie fic gcfchäftig fich menben unb regen, 

Um auf ben (Stein mieber Steine ju legen, 

©iS fty bie Äuppel, SUlah jum SRu^me, 

SBölbet über bem heiligthume! 

Dann berounbem fic ihre SGBerfe, 

©reifenb bie eigene SBeiShcit unb ©tärfe. 

Siehe bagegen im ©arten bie helfen, 

3Bie fte erblühen, mie fie oerroclfen, 

©tengel unb Stiele, fünfilich gegliebert, 

©lätter unb ©lättchen, ^erlich gefiebert. 

Duftige Welche, prächtig gebänbert, 

©eltfam non gelleren Greifen umränbert! 

SBenige ©onnenftra^len genügen, 

©old>e ©ebilbe jufammen ju fügen. 

Doch bie fleine oergängliche ©lume 
Dienet SlUah ju größerem SRu^me, 

Denn er Ijat fie felber gemalt, 

©elber bie prächtigen garben erbaut, 
hat i^r bie würdigen Düfte gegeben, 

Siegen unb ©onne zum Sßachfcn unb Scben, 

Schrieb in ber fielche roinjige Greife 
©öttlicher Allmacht h*h rc ©croeifc! 

Darum preife beS herrlichen Söerfe, 

©euge bich nieber oor feiner ©tärfe! 

Der in bie ©amenförntein, bie garten, 
fieget ben ffiechfel ber garben unb Wirten, 

©lumen entzaubert bem fanbigen gelb, 

Gr ifi ber mächtige herrfcher ber SBBelt! 

Julius 31. <$aftrQa«s. 


a tt 

Slflein, allein in bunfler Stacht! 

3m ©turmgcbrauS allein — allein. 
Äein Strahl beS Sichtet, ber mir lacht, 
3?icht3, baS mir ©tüfee fönnte fein! 

Du, armes h cr ä' bift auch allein. 

Du fchlägfi fo jäh, bu fchlägft fo fchroer. 
3n bir brach auch bie Stacht her*™, 

Unb roilb tobt ber ©efü^Ic SJtecr. 


e i n- 

O leuchtete ein Sluge mir, 

3n SicbeSmonne milb erglüht, 
gühlt 1 ich an meiner ©Bange hier 
Gin Slntlifc, fugenbfehön erblüht! 

Dann hütt’ft bu Stuhe, armes h cr &> 
Unb froher fchlügft bu, freubig marm! 
©eflitlet mär 1 bann ©türm unb ©chmcrj, 
Gntfchmunben märe Stacht unb h arm * 

_ Jt. 3*. 3orb«n. 


Digitized by ^.ooQie 




360 


Jttrdje 'pan# tm 


Umroufc^t oon bunflen Dannen, 
Umwelt oon ffialbeSbuft 
SRagt !ü^n r»om flcilcn Seifen 
Da3 Äirchlein in bie £uft. 

©ie cinft auf 9?orroeg3 ßlippe, 
©rfc^aflt bc§ ®lötflein3 Don, 
Saut ruft c3 au3 bem iljale 
Da3 SSolf oor ©otteS Stroit: 


'SUefengeßitge. 

©ie oor fec^ö^unbert 3af)rcn 
Älagt manches arme £er$ 

2Kit Dränen unb ®ebcten 
D)em £eilanb feinen ©dhmerj. 

Unb mie uor alten $eiten 
3ft fegenSreidh ber ©ang, — 
2ftein £erj fanb roieber griebcn 
Seim Slbenbglocfenflang. 

38. <£aitftait. 


Patin ßfage! 

O flage nicht, menn über ITJad^t 
(Srftarben beinc Sieber: 

©enn bid) ber ©inter ftumm gemacht, 

D)er £en$ belebt bidh roieber. 

_ &o(Qate. 


Dann nage, menn etn böfer ©apn 
Dieb bradjt 1 um ®lüd unb Sieber: 
©aS falfc^e Siebe bir get^an, 

DaS roedt fein grü^ling roieber. 



Aus der Vogelschau, ©prüche unb 
©tachelreime non Otto von Leixner. (93er= 
lin, Verlag oon £an8 Siiftenöber.) ©ie 
üflartial unter ben brei Jüaifern Domitian, 
ffteroa unb Drajan lebte, fo unfcr ©itten* 
aeifder unter brei alanjenben Jpohcu^oflern. 
©o oerjchieben bie $errfcher aud) finb—, 
bie 3dten finb ber Eeifcel gleich roerth. ©ie 
9Jiartial au8 bem füllen SMlbiliS in ©panieti 
nach 3tom fam —, fo flüchtete unfer moberner 
Epigrammatifer au§ bem geräufchooflen Ber¬ 
lin nach bem lieblichen Sichterfelbe. §atte ber 
SRömer alSbalb bie ©chnmchen unb Vaftcr 
feiner 3eit erfannt, fo bleibt bem Dichter ber 
„©prüche unb ©tachelrcime" ©toff 
;ur ©atnre genug in ber Erinnerung an 
ba§ gropftäbüfche Seben. 3™ Äapitel „$rau 
©eit" gcfteljt er $unachft, ba& ©orte beö 
©eifteä kri’tden finb; auch toer bie 2öa^r^eit 
cjan$ empfinbet, giebt fie hoch nur in Süden, 
lobalb er fie in ©orte bannt. 5lber feine 
(Gnomen unb ©prüche gehen fe^r feiten an 
Brüden; er giebt ihnen Dichterflügel unb fie 


haben nicht ben 3caru3flug $u fürchten. $ier 
unb im jroeiten Slbfdjnitt „Dichter unb 
Dichterei" überroiegt eine pefftiniftifche 
Stimmung. „grau ©eit" h^t fich roohl 
Manches gu ©dhulben Fommen laffen unb 
bie Poeten befonberS mögen £errn Otto 
oon Seifner manch böfe ©tunbe oeruvfacht 
haben. ©ehr beipflid)ten mufe ihm 3 e ber, 
roenn er einen 9taturafiften apoftrophirt: „Unb 
magft Du brehn unb roetiben Dich, man giebt 
hoch ftet§ ba§ eigne 3<h* ©o ift ber ©chmufe 
geroifc Statur — hoch Deine nur!" 3« 
„Siebe, grauen unb greunbfchaft" finbet ber 
33erfaffer ber „2lefthetifchen ©tubien für bie 
graucniuelt* fo manchen anheimelnben Don 
unb roaö befonberö erfreulich ift, in ben fpäteren 
3lbfchnitten fchlägt er oerfohnlichere, h^nno* 
nifchere 9lccorbe an, alö in bem Eingang, 
©ie für bie neuen 9torbifchen ift ber ©prud) 
gemacht: „Die ©eißheit, bie Dich bittres Sachen 
lehrt, bie mar ber ganjen üftühe gar nicht 
roerth." Ueber ben ©djinen, baS 3^ 3 nne » 5 
leben, ben 9tächfteu unb E5ott philofophiren 


Digitized by 


Google 












361 


bie ©tluftfapitel in geioanbter Veljanblung 
unb fo fann ftt baS ©pruc^büd^Icin Otto 
oon SeipnerS neben betn^epje’S unb ben ©inn* 
geboten Sitbioig gulba’S unb Aitberer rnuthig 

fe^en laffen. Alfred Friedmann. 


Herbstbltithen. 9feue (Mcbic^te non 
Dr. Leo Nagel. (OreSben, Orud unb 
Verlag ber AlbanuS’ften Vutbrurferei Ehr. 
TeitO T)a3 Vefte in ber oorliegenben 
©ammlung, bie aud „©emiftten ©cbitten". 
„ 3 c itflängen", „©inngcbitten" unb einem 
epifcfyen Anhang bcfteht, ift ohne 3 l °eifel * n 
ben erften beioen Abteilungen enthalten. 
Oer Oitter oerfiigt l>ier oor Allem über ein 
ÖcroorragenbcS gorm* unb SReimtalent, baS 
nt freilich nicht immer auch als roirflit 
bichterijcheS erioeift. Oied Talent offenbart 
fich befonberd in ben „Sfteifefonettcn aud 
Varid", oon benen ich als befonberd an* 
fprechenb „3o Äleintrianon" unb „Am ©rabe 
9tapoleond" h er °orhebe. $ier ift fein fünft* 
ooUer gormenfram, h^ ift wirflit* Oitt* 
ung. Wanch« ¥*rlc fli'bet ftch auch unter 
ben „3 c itHängen", fo baS ntarfooüe: „grei 
fei bie Oonau!", ein Kampfruf unb gugleich 
©tuftlieb ber Oeutften in öfterreichifchen 
Sanbcn. Oie „©inngebitte" laffen bagegen 
ben oben gerügten gehler beutlichcr h*roor* 
treten: ed fehlt ihnen au poetischer Vertiefung 
unb $utn Thcil aut polemift« ©tärfe, 
Eigenitaften, bie gerabe für biefe OittungS* 
avt unabweisbar ftnb. (gefallen hat mir nur 
baS recht behcqigendioerthe SBort: 


©egen ben ©trom. 

3 umibcr mar mir ju jcber grift 

OaS jeftt fo beliebte Verhimmeln; 

Ei! laftt hoch, toad ohne Vebeutung ift, 

Vermobern in Muh* unb oerfchimmeln. 

3 um ©tluft möchte ich not auf bie nach 
meinem ©eftmad roenig empfehlenswerte 
©itte hinmeijen, baS Urtheil bes SejerS burch 
einen Anhang giinftiger V^ftftimmen 311 bc* 
einfluffen. 3$ weift wohl, baft bieS heut* 
3Utage nicht feiten gefchieht. 9hm wohl, bei 
einer ©ebittfammlung follte man bicö billig 
unterlaffen — baS ^ublifura ift hier boppelt 
mifttrauift! Fritz Eberhard! 

Pyrmonter Tage in Wahrheit nnd 
Sage. Von Gerhard Meyer. (Hamburg, 
Otto Wciftner.) Viel ©preu unter bem 
Seiten, manches TalentooUe neben bem her$* 
lieh Unbebeutcnben — baS ift aut leiber 
wicber baS Werfmal ber „Vprmonter läge"! 
ES fteint, als ob ber Verfaffer guten £umor 
befiftt, unb über mante luftige Pointe höbe 
it in ber Th Q t gelatb aber leiber oerflatt 
ftt biefer ,£umor nur iu oft, unb befannt* 
lieh ift nichts unerquicrliter, als baS Ve* 
ftreben mit anjufehen, oon bem 311 geben, 
roaS — man augenblicflit fefbft nic^t befiftt. 
Oa eS übrigens baS Veinühen Weperd ift, 


g erabe auf bem gefahrtitm erotifc^en ©e* 
iete helle Sitter aufmfeften, fo wirb man 
gern ein Auge jubrüaen; finb mir bot alle 
burt bie beftänbig hinter bem Thränentüt 5 
lein roimmernbe Uöeltjtme^lprif natgerabe 
überfättigt. ©o barf ich benn, unter ben ge* 
gebenen Verhältniffen, als gelungen nennen: 
,3t foQ bir Sieber bitten", „ES jieht burt 
fnfte ^erjeu" unb AnbereS. 2Bie ber Titel 
bed VuteS befagt, fnüpft ber Verfaffer gern 
an feine Vnrmonter Erinnerungen an, unb 
ein längeres ©ebitt ift not audbrütflich bem 
freunblidjen Kurort gewibmet. Unter ben 
ernften Oittungcn ftehen in erfter 9ieihe: 
, 3 um 80. ©eburtstage meiner Wutter", 
„Oein Vilb" unb „ES lätelt bir baS ©lücf 
unb Dluhrn unb Ehre". Oaft ber Verfaffer 
cnblit, wie bie beigebrueften Woten beweifen, 
mehrfat einen .Homponiften für feine Sieber 
fanb, fann mit jebot leiber nitt baoon ab* 
bringen, ihm $u empfehlen, oieüeitt bei einer 
nätlten Auflage ftrenaer ju fttten —, moju 
foUen bie ©egner ber Sprif immer roieber ihre 
SBafjen ftmieben?! 

Fritz Eberhardt. 

Gerechte Menschen. Orama in brei 
Acten non Hans yon Basedow. (Seip 3 ig, 
Verlag oon ©uftao Körner.) Weifter 3bfen 
fteint immer mehr ©tule in Oeutftlanb 
ju maten. ES ift bieS gut unb ftlett- 
©ut, baft er uns neue Wotioe aufftnben 
half; ftlett» baft er uns unfere gute alte 
bramatijtc 5:etnif, bie in Otto Subtoig 
ihren lebten Wcifter fanb, oergeffen lieft. 
Vafeboro, ben it als geiftooUen Effapiften 
fenne, ift ein ©tüler beS norbiften ÖittcrS. 
Vei biefem Verjute erfennen mir bie ©puren 
ber ,5Öilbente". biefer tiefrmnigften, poetift 
roirfungSroOften Oittung 3bfenS. $ier bie* 
felbe $ed)nif: bie Urfate liegt in ber Ver* 
gangenheit, nur bie Sirfung roirb unS oor* 
geführt. Aber cS giebt folte ©toffc, bie nur 
im Wittelpunfte bramatifte Womente ent* 
halten, beren ©anjeS aber nothmenbia epift« 
Vehanblung, liefe Wotioirung erheifept. Va* 
feboio hat fit an einen berartigen, mit organ* 
ijtcn gehlem behafteten ©toff gematt —, 
ob mit Abfitt? Aut ber ©tlnft biefeS 
focialen VilbeS ift fein rettcr Abftluft, mir 
fragen unS: ©irb baS ©lüd biefer Veiben 
auf bem ©rabe ihres bingemorbeten ^inbeS 
aufblüheit fönuen, fangt nitt erft ^icr ein 
neues Irauerfpiel an? Xroftbem ift bieS 
©tiid ein fehr taleutooUer Verfut, oon ett 
ftttlitrnt ©eifte burtweht, oon fonft fehr 
littooüem Aufbau, ooU hötH gelungener 
bramatifd)er Walerei im Einjeltien, geift* 
unb lebenSooU. Oie ©prat« ift ooü Äraft 
unb grift«- V?ir finb überzeugt, ein ent* 
roidlungSfähigeö Talent oor uris 311 haben. 
Einer Aufführung ift fton biefer lobend* 
roerthe Verfut werth! 

Hermann Menkes. 


ec 


Digitized by ^.ooQie 



362 


«- 


SS 



BeatlHHiagea ?0« allgemeiner Geltaag. Jede Einsendung, über deren Verwendung Auskunft 
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf 
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten. 
Man bewahre sich Ton allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte überhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann surücksenden, wenn der Tolle Betrag sur Bestreitung des Rückporto'« bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Besugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos surUckgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Originalbeiträge angenommen. 

Angenommenes erfcheint natürlich); 0. P. K. 
in li—g (beobachten ©ie nnfere gorberung 
einer beutlid)cn (Schrift); B. R. in fl—tz 
(formell mangelhaft); H. G. in B—n; G. 
v. B. g. in H — g (läfu bie geile ocr* 
miffen); E. G. in B— n („BiUeroi’s (^efangem 
nähme" (Reift nahe an bie (breiigen ber Äuf= 
nahmefähigfeit); R. 0. in E—n (gu weit 
auSgcfponiten); C. P. in M—ch (oerliert 
flellenroeife an £raft beS AuSbrucfS); W. P. 
in B—n (nicht übel, aber gu ffiggcnhaft); F. 
F. in E—n (noch unfertig); AI. v. K. in 
B.-B—n (gum Dh*if feh* hh&frhr leiber jeboch 
jn oiele gerounbene ©apconfiructionen); ? S. 
tn P —f (wir muffen bringenb um beffere 
©chrift bitten); B. W. in L.-R—tz (bis auf 
bie zahlreichen unreinen Weime recht aner* 
fennenSroerth); E. v. G. in W—n (mir oer- 
miffen Angabe 3h rc r Bezugsquelle, „ftinber: 
fpiel" mürbe coentueU oenoenbbar fein). 
Dankend abgelehnt! 

F. W. in S—g b. M. DaS ©ebidjt ift in 
feiner Art recht mohl gelungen. — gür 3h re 
freunblichcn Bemühungen befien Danf! 

C. G. in L—g. 3hren (Schichten fehlt cS 
üornehmlich an Eigenart ber Anfchauung. 
Auch entfpridht baS ©ebicht „©ommerabenb" 
feineSmegS bem Bau beS ©onetteS. 

WC Eierbord) bringen mir nnferen ge¬ 
ehrten Abonnenten jnr gefl. irnntniftnahme, 
bafi bie nädjftfolgenbe tinmmer 19 beo laufen- 
ben 3abrganges erft in oier ttodjen jnr Ans- 
gabe gelangt, ba bekanntlid) in ben 26 ftodjen 
eines Halbjahres nicht 13, fonbern nnr 12 
Hummern erfdjeinen. 


J. S. in L—g. Jhren ©cbichtcn ift groar 
(Jmpfinbung nicpt abgufprecheit; inbeffen läjzt 
bie Ausführung gu roünfthen übrig. — 2eut= 
holbS Dichtungen ftnb bei £>ubcr in grauen: 
felb erfchienen. Der Buchhäubler, welcher er= 
flärte, fie 3hn'K uic^t befolgen gu föunen, 
mag fid) fein 2ehrgelb tuiebergebeu laffen. 

Dr. K. Z. in N—a AUeS; T. R. in W—tz 
„Wacht"; H. R. in B—au „£erbfl" unter 
bem Ditel „(SHodfenflage"; J. S. in A—n 
„Aufforberung"; fl. P. in T—r „B3eflenlieb"; 
M. fl. H. in F—t a. M. „3n>ei ©ferne"; 
P. E. in P—n „DaS DreSbner Aber"; W. 
E. in fl—g „SBalbeSgauber"; P. S. in W—r 
„3n ftiüer Wacht"; E. H. in Z—a i. M. 
„Atala’S Älage"; M. v. B. in W—au „Der 
DaliSman"; B P. F. in D—n „Am Dhür* 
pfoften" (unter ©treichung ber oorlebten 
©trophe); R. G. in E—d „Bericht" (baS 
fragliche SBerf roirb etroa im ©eptember er: 
fchetnett); E. G. in S—n „Der Siebe Wtacht". 
Angenommen! 

W. G. in K—z a. Rh.; H. K. in M-r 
i. W.; M. G. in B—f (rhpthmifch fehlerhaft, 
bei. ohne griffe ber Diction, läfet aber BcffcreS 
erhoffen); W. S. in G—d (ohne Einheit beS 
höheren ©tileS); H. P. in T—n (gu oft be= 
hanbelteS Wtotio); G. S. in B—n (inhaltlich 
hoch alhu leicht); E. W. in A—a; S. D. in 
W—n (grühlinaSpoefie unb fein Gnbe); 0. 
S. in B—tz (theilS inhaltlich ungeeignet, 
thcilS wegen fprad^lichcr Berflöjje unocrwenb: 
bar); P. B. in A—ck (in formeller Belief) 5 
ung oielfach gu beanftanben); J. H. in M—r 
(flreben ©ie nach gröberer Weinljeit ber gorm 
unb beS AuSbrudfS); ? S. in W—n (oiel gu 
Diel fchlechte Weinte); C. G. in L—g (gu 
fpat eingetroffen); P. K. in S—tz (früher 


(Stblufe ber Stebaction biefer stummer: 10. 3ttat 1890.) 


Snhaftsnerietdinig. 

•ebidjtf Don grisriS 3eiff, OOtto ddilottkr, Caalb von (Krttmbom, irlit Dab«, ftonrab lelmasn, Urin- 
botb in du, 3nlim Sturm. Carl Worms, 3obannrs ttrflgrr, ©tto Walbarflrt, (SHft «rfin, f. ffrimm, OOtto iirbltr, 
Sarnj Jlnking, 3ntins fi. Saarbans, «. S. 3orbon, Ül. €ankan unb p. fiofibatr. — Was ans bie bentfArn 
iranes rrjüblm- SRitifdjr tpiaubrreim bon ftarl ^tbrattrntbol. IX. ~ tifl<brrf<ban. - Brirffdjaltrr. 

WC 3la<hbruA nur unter genauer gueffenangaOe geftattet. 


BefieHunaen ftnb gu richten an bie Expedition (Paal Helnze’e Verlag), GHufenbungen 
an bie Redaotion des „Deutschen Dichterhelm“ In Dresden-Striesen. 31 t Gommiffton: 
TrQb’sobe Buchhandlung (A. ©chmittner) in Zfirloh unb E. Steiger 4 Cie. in New-York. 


tt- 


(5hef=Webacteur unb (Sigenthümer: yauf ^setnge. 

5Druct bon 9crbinanb 2^omaS in S)reSben. — Rapier bon ©leier & IBogel in Seipiig. 


43 


Digitized by 


Google 






Drgnn fiir Diifillunft und üritiR. (Jer „Stutzen liifiterdnffe" 19 . £nud.) 

Herausgeber: yauf <&eiu)e. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 Jl halbjährig rorauszahlb. Man abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim 1 * iu Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bi^ 
1. März beziehentlich 1. September angonommen. Einzelne Nummern ä 60 Jg. 6 Stück einer Nummer Jl 1,60. 




elfge, fliiTe SBaibeoru^’, 
Sfforgenbämmerfdjipeigen! 
<£ranm(kfangen, waubefft bn 
Sinter bnnlfen Zweigen. 


d*$ ijhlde** 

<£eife txfl, bo<$ (unter 0afb 
es an )n Hingen. 

&ox$l nun tdnt bar gatije 3?afb: 
JUTe gtdgef fingen. 


3fern int $flen gfttyen fr?an 
SPurpurwofftfufäume. 

<feife, wie im gtfüfterion, 
Jlanf^t es burdj bie gSäume. 


ßeffes gttorgenfonnengorb 
3Sri<$i btird) grüne SSf&tter. 
<£ufiig fort im $<$o roCTt 
Jüger^orngef^metter. 


Reiter 38a(b, wie jufteffi bu, 

£til( b o<Q, voller ^trieben! . . . 

$<$affensfufi unb £»eerenru9’ 

£afi bu mir belieben. 

itarf gSoermann. 



Digitized by ^.ooQie 


364 


'pas uns 6ic öeutfdjen grauen erjagen. 


tfritifche Klaubereien 

non £ arf £<$ratteiit$af. 
IX. 

(gorfefcung.) 


P enn i* bie öperreichifcbe 
©d^riftpeÜerin auch nur auS 
einem ihrer Serfe fenne", 
fagte Dr. Vruttner, „bin ich 
bod) nach bera eben (Gehörten 
feft übergeuat baoott, bap pe 
baS $erg auf bem rechten gfeefe tjat, auch 
für bie Sabrbeit eingutreten. Ste febrift- 

pedernben grauen haben bisher bie pafpoe 
9?oUe bienenartiger (hnpgfeit gefpielt nnb Ro= 
mane roieRooedett fubermeife um einen ©pott= 
oreiS in ben AdeS nerfcblingenben Rachen ber 
fieibbücbereien abgcliefert, unb oerfaffen für 
unfere Sage3= unb iHuftrirten Journale £iebe3s 
gefebiebten nach ber (*de. Alfo enblicb ein= 
mal ein gebarnifchteS Sort. Jcb fann nicht 
umbin, bei biefer (Gelegenheit auf einen £ar* 
binalfebler unfereS PefepublifumS aufmerffam 
•gu machen — nämlich auf baS Vüd)erent= 
lehnen, unb ben pflegen in befottberS auS^ 
giebiger Steife ebenfalls bie Vertreterinnen 
beS garten (Geflechtes. So fod beim ba bie 
Dichtung blühen? ©ie feinten oiedeid)t baS 
prächtige, oon R. £anterlina itt’S Seutfcbe 
übertragene ©onett Edmondo de Amicis, 
baS ber italienifcbe dichter geroiffermapen 
auch un§ gum £rofte aefdjrieben, ba er bamit 
geigt, bap anberStoo oiefelbe Unptte beftebt. 
(£8 lautet; 

Von einem Vürfcb<htn, baS mein Vudb 
erftanben, 

Entlehnt* eS fein Krofeffor erp, fein alter, 
Unb lieb eS gaufein bann wie einen galter 
Vei fec§8 fteinreichen tarnen, ihm oer= 
roanbten. 

Sie lebte lieb’S an einen ihr befannten 
Vureau = @bef, — ftets als greunb oon 
Vüdjern galt er! — 

3m Amt bie Ruttbe oom ßangleLVenoalter 
RIacbt’8 bis bmab gum jüngpett ^rafti^ 
fanten. 

Ster febieft eS, als er mar bamit gu Ranbc, 
Rach ©prafuS an fein geliebtes Älärchen: 
Sie nach Sarin an einen iperrn oon ©tanbe. 
„©ie (GlücfSpilg!*, fprach gu mir beul bie^ 
feS Herrchen, 

„ÜRan reibt ftcb um Jb* Vud)!" — (‘Sie 
(Gaunerbattbe! 

©ie reibt ftcb um ein eingig (^emplärcben!) 

„Sie (Gaunerbanbe!*, rief ber RittmeiPer 
oon £>ofett, „bie (Gaunerbanbe! £ören ©ie, 
ber Jtaiiener fpricht beutfeb. Aber mir finb 
jefct oom (Gcgenftanbe abgefotnmen, febrett 


mir auf ben gurücf, ber bie Anregung bot, 
alfo auf gräulein Riarie oon Rajntäjer, unb 
bitten mir unfern £errn Referenten, uns 
RäbereS über £eben unb Sirfcn biefer ©djrift' 
pederin gu fagen." 

„3$ forame biefer Aufforberumj fchon auS 
bem (Grunbe mit befonberent Veranügen na*", 
entgegnete ich, »ba bi* ^9 re b Q b*, 
Same feit einer Reibe oon 3 a b^n perfönlicb 
ju fennen. Jn Siett, too fte mit ihrer 
ÜRutter lebt, toar eS, roo i* baS (Gliicf batte, 
bie Sichterin gum erfteti Rtole gu febeit, ba 
ich mir bie greibeit nahm, mich perfönlicb 
oorgupeden, bettn ein brieflicher Verfebr batte 
früher fchon ftattgefunben. Ungefcpminfte 
(Hnfacbb*it unb echte Vefcbeibenbeit, gepaart 
mit einem liebenSroürbigen ©iebberoegett, 
macht ben Aufenthalt in ihrer (GefeÜfchaft fo 
angenehm, bap man immer roicber gerne an 
bie genoffeneu ©tunben gurücfbeitft. (Geaönnt 
mar eS mir bamals auch, in bem $aufe ber 
Sichteritt — eS mar im Sinter 1880 auf 
1881 — ben greifen öfterreichifcbcn ©pruch* 
bichter £ofratb Ritter oon Sattbler unb beffen 
liebenSmürbige (Gattin fentten gu lernen. Ün= 
oergeplicbe Augenblicfe. Ser feböne (Greis 
im ©djmucfe feiner plbermeipen Socfen bilbete 
ben Rattclpunft ber (Gefedfdjaft, unb Ades 
bittg aufmerffam an feinem Rhrnbe, roentt 
er fprach- @ine altersgraue, aber fiarfe (£icbe 
fchiett er, bie ben jungen Väutnen (Gefehlten 
auS längPoergangener 3«it ergäblt, unb jenen 
Sräumett Sorte oerleibt, bie bereinft burch 
ihre Vlätter geraufcht. Socb ich wid i a uon 
gräuleitt dRarie oon Rajmajcr fprechen. 

©ie mürbe als Softer beS f. f. ^ofratpeS ber 
unaarifchett £offanglei, grang oon Rajmajer, 
unb beffen (Gattin Jtlara, geb. oon Ringel- 
müder, am 3. gebruar 1844 gu Vubapcft 
geboren unb oerlcbte eine gli’icflidje Äinbbeit, 
auf melche ber erfte tiefe ©chatten burch ben 
frühzeitigen Sob ihres Vaters fiel, ber einige 
3abre oor feinem £infcbeiben nach Sicn oer= 
fefct morben mar. Sa biefe ©tabt bie Heimat 
ihrer Butter mar, blieben Sittrae unb Sochter 
in ber Refibeitg in einer gmar burch ihre Ver= 
bältniffe nicht bebiugten, aber felbftgemäblten 
3urücfgegogenbeit. Siebe gur Ratur, burch 
adjäbrliche ©otttnterreifen in bie herrlichen 
(GebirgSgcgettbeit OefterreichS noch me b r 9 Cs 
roeeft, i'tebe gur Kaepe unb dRufif, gu jeber 
^tunft überhaupt, toogu roieber bie (Grofeftabt 
manch fchötte Anregung bot, buchten oott 
jeher in dRarie oor. Sieroobl pe (Gebiete, 
bie pc aber nid^t befriebigtcit, i*on febr frühe 
oerfafjte, fam pe hoch oerbältnipmäjjig fpät 


Digitized by 


Google 




365 




gur Ginftcpt, bau bicpterifcpeS ©dbaffen ihr 
£e beitSberuf fei; erft als fie ihre ^alofinbifc^en 
<5xfUingöqebid^tc für ihre greunbe oeröfjcnts 
liebte, al)o eigentlich für biefe unüberlegte 
Spat S u fpät, erfaßte fie bie Aufgabe bicp5 
terifeper ©crooUFommnuug mit tiefftem Grnfte. 
©aS i<p nach ber Dichterin eigenen ©orten 
eine unüberlegte Tpa* genannt, betrifft bie 
Verausgabe ber im 3a§re '1867 erfepienenen 
„©cpneeglöcfcpen". Ten SmpnlS bagu 
mojen roopl GrinpargerS ©orte gegeben buben: 
„©te haben latent, unb i<b bebaure, baß icb 
febon fo alt bin. Tie Gntwicfelung 3hreS 
Talentes merbe ieb niept mehr erleben." ©o 
fatn eS aiicp. Ter greife ©erfafier ber „Apn* 
fran" febieb, aber bie bidjterifcpen Anlagen 
WarienS oon Wajmajer haben ficb ben ge* 
hegten Grmartunaen gemäß entwickelt. Auf 
ihre , ©ebneeglöcrcben" folgten 1872 „Ge = 
biepte* f©icit bei Tirnböcf), in benen jebeS 
(Gefühl flar unb beftimmt gum AuSbrucf <je= 
langte. AuS biejen gunicift formfebönen 2tes 
bern leuchtet uns ber TppuS jungfräulicher 
Mufe entgegen: 

3cp b*elt mie einen oollen IMcp untfebloffen 
Allein junges Verg, fd^üpen feinen ©ertp, 
Auf baß fein Tropfen eitel fei oergoffen 
©on feinem 3 n h Q lt, ber nicht roieberfeprt. 
Unb wenn Gcfüpl ihm taufenbfacb entfproffen, 
gür eines bat pcb’8 Falt unb itolg erflärt: 

GS fcbioieg, um fünftig einmal nur im 2cben 
©ich überqueUenb gänzlich biupigebeit! . . . 

3n ffiienS littcrarifcben Greifen mürben 
ihre Gebicpte freuublicpft aufgenommen unb 
faitb befonberS baS bureb Verrn 2eminSFp 
oorgetragenc „©turmfabrt ber Vppatia", 
ein ©tücf non hoher Originaltat unb cblem 
©atpoS, großen Beifall. 

Tiefe Erfolge hatten jeboep nur loFale ©e= 
beutung, beim bie febönen lieber trugen ben 
Warnen ber Dichterin nicht rocit übet bie 
Grengen ihrer Veimat. 

3m 3 a hre 1874 trat Marie oon Wajmajer 
mit einem ©erfe an bie Ocffentlicpfeit, baS 
eine feböne biepterifepe Stiftung genannt wer= 
ben barf. GS ift bieS: „Gurret-ül-Eyn“, 
ein ©ilb aus ©erftenS Weugeit in fecpSGe* 
fangen, ©epon in ber ©ahl beS ©tofjeS 
mar bie Dichterin gliicflicp. ©te fcpilbert 
unS ben ^ampf ber in Verfielt feit bem 
3abre 1848 thätigen ©abi;©efte, bie, beS 
auf allen mohamebanifepen ©ölfern laftenben 
^rucfeS oon ©eiten ber TeSpoten wie ber 
©riefler mitbe, mit ©egeifterung unb ebler 
Ausbauer einem 3**1* guftrebt, welches in ber 
Abfcpafjung aller Mißbrauche beS religiöfen, 
politifcpen unb focialen Gebens gipfelt. Gin 
befonbereS ©eßrebett ber ©efte ift eS, ber grau 
eine anbere, menfebenmürbigere ©teUung in 
ber GefeOfcpaft angumeifen. ©o mürbe ber 
Dichterin Gelegenheit, in biefem ©oem ihren 
Anfcpauungcn über bie ©teUung ber grau 
begeifterten AuSbrucf gu geben, ohne, wie eS 
ja auch ihrem gangen ©ejen guroiber märe, 
als Vcißfporn in bie ©ebaar ber Gmancipa* 
tionSfüebtigen gu treten. 3P r genaues, ge* 

8 &_ 


miffeuhafteS gespalten au ben piftorifepen 
Vorgängen i|t infofern nicht gang gerechte 
fertigt, als baS 3ntcreffc beS ÖeferS flellcn= 
weife gu erlahmen beginnt, aber bie Dichterin 
oerßebt eS anbererfeitS, mit ber ihr gu Gebote 
ftebenben TarfleUungSgabe unS bafür taufend 
fach gu entfepäbigeu. Vielfache ©tubien mußten 
ber Ausführung beS ©erfeS oorangeben; baß 
biefelben in grunblicpfter ©eife oorgenommen 
mürben, geigt unS baS Orientirtfein ber Ticp* 
tcrin in bem fernen 2attbe, bie ©ebilberung 
aU* ber Verrlicpfeiten unb beS GlenbS, bie 
treffliche 3eicpnung ber ^perfönlicbFeiten, fo 
baß mir unS an bie Geftabe ber perftjepen 
gliiffe, in bie gaubermäeptigen Wofengarten 
beS befonberS in neuefter 3eit meprbefproepenen 
Weites oerfeßt glauben, ©oroobl ber ©eterS* 
burger ©rofeffor Mirga Jtagem ©eg, ber 
Graf Gabtneatt unb 3uliud ©raun, 
lepterer in feinem ©erfe „Gcmälbe ber mopa* 
mebaitifcben ©clt", als auch ber Oeßerreicper 
Dr. ©olaf, 2cibargt beS ©ebah unb Augem 
geuge beS VelbentobeS Gurret-ül-Ey ns, 
haben auf bie große ©ebeutung ber 2epre beS 
©ab biHQtbeutet unb ber ©ermutpung AuS* 
brudf geacben, baß biefelbe im Oriente boep 
noch bebeutenbe Aenberungen im Gefolge 
haben föitne. ffienn nirgenbS auf biefer ©eit, 
fo hat boeb befonberS in mobamebanifeben 
©taaten bie ©ehnfuebt beS ffieibeS nach einer 
menfebenmürbiaen ©teUung ooUfommene ©es 
reeptigunj. Ote Art unb ©eife nun, wie 
unfere Dichterin bem ibealen ©trebeu ihrer 
Veibin Gurret-iil-Eyn AuSbrucf giebt, wirb 
bei 3 c bcm 3 u ntmmung fmben: 

GS muß nun anberS werben! Unter unS 
©ei ftetS baS ©eib gur roürbigen Gefäprtin 
OeS ManneS attfergogen, fei bie Gpe 
Geheiligt, nimmermehr fei unS baS VattS 
Gin büftrer Werfer nur, ber falfcpe ©cpäpe 
Gefangen pält, — eS fei ber neue Tempel, 
3n bem gufammenflingt bie freie ©eele 
©ott Mann unb ©eib, in biefer Ginigung 
©erfepiebnen Geifl’S ftep felber gu ergängen! 

$ie geehrten Anroefenben fepen auS biefem 
Gitate, baß baS Gebicpt in reimlofen, fünf* 
füßigen 3ambcn gefeprieben iß, boep wirb bie 
©oetin gerabe an fepönen, peroorragenben 
©teüen, bie ipre biebterifepe ©egeifterung mepr 
bentt anbere fenngeiepneu, ber nrfprünqlicpcn 
gorm untreu unb fepmingt fiep gu Gefängen 
auf, bie, uom melobifcpen Älang beS WeimS 
getragen, ipre ©irfung niept oerfeplen. 

GS bleibt ber ©tein an feinem alten Ort, 
i)er Gei ft muß immer neu bie ©eit burep* 
bringen; 

3pn reißt fein Macptgebot gur Xtefe fort, 
3pn fattn fein Vrrrfcperfprucb gur Wücffepr 
pingen. 

AuS Wacpt unb Tob erftept fein ßammenb 
©ort, 

GS waepfen ewig roieber ipm bie ©cproingeti, 
Unb wer fein ©elbß im AU 1 läßt unter* 
gepen, 

T)er wirb mit Gott oereinigt auferßepen! 


Digitized by ^.ooQie 



366 


©efonberS angiehenb gefchilbert erfcheinen 
bie beiben ©auptgeflalten biefer epifc^ * Tpri« 
fdjen Dichtung: Öurret-ül-Eyn, bie äugen* 
wonne, ber weibliche äpoflel, ber non ber 
Sehre feines SD^eifterS begeifert, ©erfolgt oon 
ben ©bergen ber Regierung, gu einem 2öan* 
berleben genötigt, überall Durch ben 3auber 
feiner ©rfcheinung, burd* baS geuer feiner 
fttebe neue änhänger wirbt, — unb bann 
©ab felbfl, ber ©tifter ber Sehre, ber per* 
ftfd&e ÜRefftaS. üttan ©erlange aber feine aus 
©ranit gemeißelten giguren, feine gelben, 
bie mit Dem ©efühle beS föecbtB in ber ©ruft 
unb mit bem ©d^roerte in Der $anb ihren 
fielen Sftadbbrucf ©erleiden, dagegen ©er* 
wahrt ftch bie ©ichterin mit bem äufrecht* 
erhalten ber hifiorifchen $reue, bagegen fpricht 
auch ber Umjtanb, baß baS ffierf eben ber 


geber einer SDic^terin entflammt — ba ftnben 
mir aÜerbingS aud) bie ©d)wachen beS ©oemS. 
— ©o hat un8 benn 3ftarie ©on 9tajmajer 
im ©piegel ihrer reichhaltigen ^3^antafic bie 
höchft intereffante unb auch ftttlich bebeutenbe 
©emegung ber ©abi = ©efte nahe gebracht, 
welche troß ber harten ©egenwehr nicht mehr 
m bämmen ift. 2öaS ©ab gelehrt, baS hat 
bie fchone ©riefterin ebeljter ©mancipation 
erfaßt unb ihre Anhänger begciftert: 

Unb wie fie hmriß Xaufenbe im Seben, 

£at fterbenb fte Unzählige begeiftert. 

©S wiberruft fein etngiger ©abi! 

©ie folgen flagloS burch bie üftarterqualen, 
©ie folgen ^qmnen finjcnb in ben £ob 
Gurret-ül-Eyn, bem fronen Äinb beS SicßtS! 

(©cßluß folgt.) 


31 m ^Keer. 


Slutroth ©erfinft bie ©onne, 

2)er 2lbenb ift ftnfter unb feucht, 
9lm menfchenoerlaff’nen Oeftabe 
(Entlang ber 9tebel fc^teid^t. 


$m fdhauemben gidhtenroalbe 
dämmert ber ©pecht am ©eäft; 

Sin fnifternben ©tattern unb Zweigen 
©pielt launifch ein riefelnber 2Beft. 


3dh träum 1 in ber gifdherhüttc 
©ne h«rbftlichc Träumerei — 

3n weiter gerne gie^t langfam 
®aS ©efpenfterfchiff oorbei. 

3ti<h«rb Pfiffet. 


Jtoei c Sie6esfie&er. 

i. 


68 fteljn in beinern genfter 
®er ©lurnen allerlei, 

©jctamen unb brennenbe Siebe, 
Jtägtein unb Welei. 


Unb gwifdhen ben blühenben ©lumen 
Sacht bein Oefic^td^cn h^auS, 

9118 wie bie fünfte Sftofe 
9luS einem ©lumenftrauß! 


II. 


3$ fenne gwei bunfle 9lugen 
©oU liebeglühnber Fracht, 

5)ie leuchten wie bie 9Jtärchen 
9luS „Saufenb unb (Sine 9t acht". 


$n mehr als taufenb Mächten 
£)ab’ ich an euch gebacht, 

,3ht h°H>en SKärchcnaugen 
9tuS „laufenb unb ©ne* Stacht"! 

Jl@ JfOffl. 


Digitized by ^.ooQie 




367 


«-=-—--» 

@ u n 1) t Ui. 

-vg> flu ^efbengebidjt oon *JUßrow. 

(©«blug.) 

©inunb$manjigfie3 Abenteuer. 

©om ^Pfcrbc [prang ©unljilbe, 

©or 3orn unb ©djant erglüfjt, 
ter bunflen ßtofe gleidjenb, 
tie näcfytlicty ift erblüht; 

3$r mär 1 e§ lieb gemefen, 

SBenn Sftiemanb baö erfahren, 

3öaS fjeutc ifjr gefd^a^ 

©or Slßen, bic jugegen roaren. 

„38er naljt in fc$roar$em ©emanbe? 

©or ©d&redf ftnb 2lße gebannt, 

@3 Ijat oon $lßen feiner 
ten roilben gremben erfannt. 
üJiit fcfyroarger Saroe |at er 
©ein ängefidjt ©ergangen, 
üJtit ©taunen faljen’8 bie ßttänner 

Unb bie jarten grauen mit ©angen. 

ten fronen (Sieger begrüßten 

3ßatram unb Jperr 2Bate 
ilnb mandjer tyofyc ©aft, 
ter mit ©lücfrounfdj nafyte, 
todfy, alä fidj ber Särm oerlor, 

Söottte nidjt mefjr fd^uicigen 

ter blinbe ©änger; mächtig 

©egann er, feine grogc ßunft ju geigen. 

„©ein fileib ift 9tad)t, in tunfei 
©eljüßt ift feine ©eftalt, 

©erborgen ift fein SWame, 

©r naljt mit finftrer ©eroalt. 

3ft’$ nidfjt ein bunfler 3llfe, 
ter ber tiefe entflieg? 

Sft’S nid&t ber ©ötter einer? 

©eine SBaffe ift ber ©icg! 

tie §arfe fdblug er an 
äflit ungeftümen tönen, 

2Bie froher ©icgeSgefang 
©egann e§ $u flingen unb bräunen, 
tann lieg er feine ©timme 
©oß unb laut erfd^atten, 

©ern mürbe fein ©efang 
©ernommen oon ben ©äften aßen. 

„3n feinem ©d^roerte fdjlummert 
©lifc unb tonncr $uglcid&, 

3dj mäfyne, in blauer Jpögc 

Siegt fein Äönigreitty! 

tir ift, bu ftoljc Jungfrau, 

tie greift in ©efaljr, 

ten ©rautfranj fei)’ idj flimmern 

©cfyneemeig in beinern braunen £>aar! 

„3$ mar oon tunfclgeit 

Umgeben fdjon al§ Äinb, 
todfy feiten nur beroeint 1 icfy, 
tag meine klugen blinb, 
ta§ Sid^t in meiner ©eele 
©rljeßte meine tage, 

3um erfien fötale ift e§, 

tag id} taut ob meiner ©linbljeit flage. 

„©<$on ^ör’ i$ £>o<$jeit8lieber 

Älingen burdj bie £>aßen, 

3u frohem fjefte fe^ i$ 

©efränjt bie ßftaibe maßen, 

©d ift mir um ben 3lu§gang 
teä Kampfes menig bang, 
ter mirb ben $ßrei§ erringen, 
ter fo fiegrei<$ bic§ bejroang!" 

„©ertoren in ben SBeßen 

SBar ein fülpter ßttann, 
tur<fy treue ßKinne fam e§, 
tag er ben tob geroann. — 
ta3 bad&t 1 id& nid^t, eä merbe 
©in freier Iper erfctyeinen, 
ta 3lße nodj im ©tißen 

Um Äönig ÜWorungS ©nbe meinen. 

S- 

Unb als ber Sänger fdjroieg, 

£>ub SBalram an $u reben: 

„©in ©lücf ift’S, bag nur menige 

SWaibe fo befetyben 

ten ÜWann, ber um fie mirbt, , 

tenn, foßte baS gef^en, 

©alb mürben leer bie §äufer 

3n ben peiten Sanben ftegen." , 

-«I 


Digitized by ^.ooQie 




368 


Sludj £)erta trat befyenbe 
3u bcr §errin l)in. 

„®a3 fodft bu nun erfahren, 

©ie frotj id& beffen Bin, 

®aß enblicfy bir bic ©tunbe 
®er SRinne l)at geflogen, 

Unb baß ein ftarfer £elb 

®i<b fejjt gerahmt burd) fü^neS ©agen!" 

©eraaltfam unterbrüefte 
®ie fiönigin iljr ©e^. 

„3$ ^offe ju erleben, 

®aß idj eud) raeinen felj' 

Um biefeö @pielntann3 ©nbe! — 

3um Singfampf ruf 1 idj nun! 

©eoor fein Jpaupt gefallen, 

SEBitt ic$ nid^t raften unb nid^t ruljn!" 

®a fd&leuberte fxe ©rünne 
Unb #elm unb ©d)ilb bei ©eit\ 

Unb bis juni ©ürtel nieber 
?icß faden fie ba3 Äleib. 

(Sin ©leid^eS t^at ber ©pielmann; 

©ie falj ißn grimmig an, 

51(3 roodtc fie zerreißen 

®en ftarfen, tyelbenfüljnen SRann. 

Unb al3 bie Körner riefen 
3um ^antpf mit bumpfem ion, 

®a ftürjte fidfy ©unljilbe 
Sluf i^ren ©egner fcfyon, 

©ie roodf ifyn nicberraerfen 
®urd> iljre3 Slngriff3 ©ud&t, 

®od& ad iljr ©üttyen brad^te 
3$r leiber nur geringe grut^t. 

@3 breitete ber ©pielmann 
®ie Sirme au3einanb 
Unb raanfte faunt ein raenig, 

5(13 tyn bie SRaib umraaub. 

63 raar gepreßt ityr ©ufen 
Sin feine rau^e ©ruft, 

®a rief er fro$: ,,3d) fämpfte 
Soc$ feinen Äampf mit foldjer £uft!" 

®a meinte fie oor 3orn, 

©erjerrt raar i()r ©eficfyt, 

©ergeblid) raar ifyr Singen, 

$er Sedfe raanfte nid)t, 

Son fieggeroiffer Su^c 
©ar i^m fein £er$ erfüdt, 

®em Uferfelfen ä(jnlic$, 

®cu 5)teere6braiibuirg tuilb umbrüdt. 


-f8 

©o flattert rootyl ein ©öglein, 

®a3 £er$ uon ©utfy gepreßt, 

Ofptmäcfytig um ben SäuBer, 

®er au3 bem raeidjen Seft 
®ie lieben Äinber raubte 
Unb fyart unb unbewegt 
®ie armen fleinen ©efen 
$n feinen £>ut bebäcfytig legt. 

®en ©egner roodte fie 
©eraaltfam nieberjroingen, 

®odj fanb fie feinen ©Ortzeit 
©ei bem roilben Singen, 

®a rief ber grembe cnblidj: 

„®a3 ©piel ift fefct oorbei, 

Sun gilt e3, $u erproben, 

©er unter un3 am fiärffien fei!" 

3um Singriff ging er über, 

3$m roar’3 geringe Saft, 
üRit leichter 9Rülje l)ie(t er 
®en frönen fieib umfaßt 
Unb legte ifyn beljutfam 
Jjpernieber auf ben ©ruttb; 

@r fniete ^in unb fußte 

3um jroeiten 9Ral ben frönen SRunb. 

®a fonnten fidj nid^t galten 
®te 9Raibe unb bie Scannen, 

©in ©unber roar’3, roie laut 
©ie ju rufen begannen. 

@3 fünbeten ^eer^örner 
Jpadenb be3 gremben ©ieg, 

^nbeffen oljreitbetäubenb 

©in railber £ärm jum £immcl ftieg. 

®a trat ber alte ffiatc 
©ebädfytig in ben Ärei3, 

®er ©art floß ifjm ^ernieber 
©ic ©djnee fo Blenbenb weiß. 

Unb lacbenben Sluge3 rief er: 

„@lücf auf jum leisten ©ieg! 

Sodfy niemals fafy icty führen 
SRit ffieibern einen fold;eti Ärieg!" 

3»beffen lag ©un^ilbe 
Sod) immer auf bem ©anb. 

$aß fie jum ^weiten SRale 
®er grembling überroanb, 

®a3 fyatte ibre Seele 
©rfüdt mit railber aRactyt, 

©3 raar wie fengenbeS geuer 
®cr Sad;eburft in iljr entfacht. 

-ö 


Digitized by ^.ooQie 




369 


Unb jitternb fann flc nach 
2luf neue KampfeSart, 

Durch bic oor (Spott fie bliebe 
Unb neuer Schmach bewahrt, 

Sie wollte (Sieg erzwingen, 

Unb $u berfelben ©tunb' 

Sin feuern Stocke nehmen, 

Der ^ö^nenb fügte ihren 9ftunb! 

Unb grimme^ Sabeln juefte 
3#r über ba8 ©eftcht, 

68 ifi ein SBeg gefunben, 

Der ftcfyern ©ieg oerfpricht. 

©om ©oben fleht fie auf, 
©erbergenb alle ©ein 
Unb ^üUt in ihre Kleiber 
Den oollen ©ufen wieber ein. 


Da trat $u ihr §err Sßalram 
Unb fprad}: „9lun fomnt 1 $urüdf 
©on folgern Kampfe, Jperrin, 

68 bringt bir wenig ®lüdf! 

Sßenn nicht jum britten ÜJlate 
Dir Unfieg werben foU, 

©o gieb bein Jperj in ®üte 
Dem gelben al8 beS ©iegeS %oVi\ 

©unhilbe rief: $offe, 

68 wirb jum britten 2Ral 
Sftich weber ©<hanbe treffen, 

9to<h folche ^erbe Qual, 

355ie i<h oerfünbet, will ich 
Den Kampf mit i^m befiehn, 

3$ mug ben grec^en bennoch 
3n feinem rotten ©tute fegn! 


„6r barf nicht länger leben, 

SBeil er fich unterfing, 

ÜWir ©hr 1 unb ©lüdf ju rauben, 
Drum fei fein ©ieg gering! 

SBir wollen SBette fingen 
Unb burch be8 ÜWunbeS ©ang. 
Den freocl^aft er fügte, 

Soll werben ihm ber Untergang \* 


3weiunbjwanjigfte8 Abenteuer. 


Der alte Sßate brummte: 

,,©ei meinem meigen ©art, 

DaS fc^eint für einen Stecfen 
ÜWir fc^lec^te KampfeSart! 

Sßenn jeber König fotlte 
Durch Singen ftc^ erwerben 
©ein SBeib, — als ^unggefede 
ÜWügte ÜWancher einfam fterben!" 

Der ©pielmann aber hörte 
ühdjt ungern biefe ÜWäre. 

„$err Sßate, fei nicht traurig! 

Unb wenn’8 ein ÜWeerweib wäre, 
Unb ob ihr Singen Hänge 
SBie SRachtigaUenton, 

Der SBettfampf foU mir bringen 
Die ©raut unb ihren Königsthron! 


Durch i^rer Jparfe Saiten 
ftuhr erfi ©unhilbe leidet, 

DaS war, wie wenn ber jperbfiwinb 
Durch bürreS SRiebgraS ftreid^t. 

Unb ftürmifcher unb wilber 
Sßud&S an ber ^arfenflang, 

SBie wenn bie ©ranbung braufenb 
Umwogt ben Uferfelfenhang. 

Dann hub fie an $u fingen. 

SBie flang baS ooH unb rein! 

@o fingen bie SWachtigallen 
3n fitbernem ÜWonbenfdhcin, 

©o fingen bie SBalfpren 
3n Qb^inS lichtem ©aale, 

Sßenn $clben rings unb ©ötter 
fjreubig tauften nach bem SRagle: 


Digitized by ^.ooQie 




370 


„TaS WiebgraS regt ftcb flüficrnb, 

Ta fcbläft ein SRccfc gut 
3lm Stranbe tobeSmübe 
Unb nafye tobt bic glutb- 
gern wiegt ft<b auf ben JBeUen 
Tie fd^öne SBafferfep, 

®lei<b fdbwarjen Sßötfen jagen 
Tie Söolfen an bem TOoitb oorbei. 

„Sßeobalb ift feine Schläfe 
©om ©lute gar fo rotl)? — 

©ott eiltet gelben Schwerte 
3ft ftecb er auf beit Tob! — 

2öaS Ijat beit füllten Wecfen 
3ln folcfye gebracht? 

Tie Königstochter fyat er 
3u rauben ftcb als 3Jtagb gebaut! 

„2SaS tont bort für eitt Singen, 

3öaS fdjwimmt ait’S Sanb ^erbei? — 
TaS ift mit tyren Sii^en 
Tie fc^öne ©kfferfep! — 

3b r maßen grüne £aare 
Um’S füge 9lngefid>t; 

9BaS rebet fie über ber SBunbe? — 
©inen 3aubcrfegen, ben fie fpridbt! 

„Unb als ber fted&c ©tarnt 
©rwaebt mit bangem 2Rutb, 

Ta ftc^t er, bag jur Seite 
©in feligeS ©Jeib ihm rul)t. 

, Turd) Wunen b a &’ id) bicb 
©rrettet! — rebe gleich: 
ffiillft, fyofyer £>elb, mir folgen 
3um Taufe in mein tiefes Weidb? 

„,2luf fyotyw, frpftattneu Säulen 
Willst mein blitifeubeS Sdjjlog, 

Soüft Weid) unb Säger feilen 
SD^it mir als mein ©enog, 

Ter Thron uoii fcbitnmevnbcit perlen, 
TaS Saget* oon Scbwanenflaum, 

Unb SlUeS grog unb {jerrlidj 
2Bie bolb erbauter Üttärcfyentraum. 

„,©eborfam beinern ffiinfe 
SBirb baS weite 9Kcer, 

Tie Wijett finb beiit £offtaat, 

Tie gifd)e finb bein £eer, 

Unb wenn btt jürnft, ergeben 
Sieb SÖBogeit gleich uitb ffiittb, 

Tod) läcbelft bu, fo legen 
Tie Süflc fid) uitb ©Sellen linb. ‘ 


-18 

,,©r aber fd^üttelt traurig 
Sein locfig blonbeS $aupt. 

,©S ftitb in beinern Reiche 
stiebt Söälber, biebt belaubt, 

Unb Jpaibe nicht, noch £agen, 

2lucb ift baS §er$ mir web 
Wad) einer ftoljen Jungfrau, — 

2Bobl mir, wenn ich fie wieberfeb’!‘ 

„, Uitb b a ft bu mich oerftogen, 

©erfebmäbt, mich ju umfangen, 

So wirft bu nimmermehr 
3u Wtinneglücf gelangen, 

Unb ^cite, bie Hebft, 

Sie foll bir bureb ©efaitg 
3um Tauf für beine Treue 
©erleiben Sdjjmacb unb Untergang! 

„, Uitb $cne, bie bu minnft, 

Ob fie bicb glü()enb liebt, 

Sie warb bureb mich oerflucbt, 

Tag fie ben Tob bir giebt! 

Unb «Jene, bie bu nannteft, 

©inft liebt fte bicb @lut^, 

3ft erft um fte oergoffen 

9Wit Schmach bein rotbeS £>erjenSblut! ‘ 

„gabr b*n, bu ©Seit, nun gält mich 
Umfangen bunfle -Wacht, 

So bin ich benn für immer 
Um alles ©lücf gebracht! 
gabr bin, mein Sieb, oerwebe, 

©ergebe uttb ocrflittge, 

Unb wenn ich Wache fattb, [fpringe!" 
gabt’ bin mein Sebett, mein §er$, &er* 

Unb als baS Sieb oerfluttgen 
Unb als bie £arfe febtoieg, 

Sie meinten, bag errungen 
©unbilbc je^t ben Sieg, 

©S ^errfebte tiefes Schweigen, 

Tieweil ein 3eber glaubte, 

Tag biefer Sang bem gremben 
Tie Hoffnung unb baS Seben raubte. 

Ta fagte in bie Saiten 
©uttbilbe mit ©ewalt, 

Ta flirrten fie jerreigenb, 

Tann war ihr Ton oerbattt, 

Unb bag bic golbne $arfe 
^efct niemals wieber flingt, 

Sic febmettert fte $u ©oben, 

Tag fplitlcrnb fie jerfebettt, $erfpviitgt. 

_& 


Digitized by ^.ooQie 



371 


©3 nmnbelt $u bcm Dgrone 
©emeffnen Schritts bic üRaib, 

©ie frönt fug mit bcr Ärone 
Unb fcgmücft fug mit ©efcgmeib. 
Dann nimmt fie mit bcr Sftecgten 
Den golbnen ^errfcgerftab 
Unb fcgaut auf igren ®cgner 
3Kit ernftem, ftoljcm ©lief ginab. 

„9hm greife in bie ©aiten 
Unb finge, frember 9ttann, 

©enn bu mi<g überminbeji, 

©egör 1 i<g gern bir an, 

Docg roirft bu unterliegen, 

Dann fott bir für bein ©agen 
Der genfer mit bem ©eile 
5ll3balb baS £aupt gerunterfcglagen!" 

Unb als fte roinfte, fegritt, 

DaS fileib roic ©lut fo rotg, 

Der genfer in bie ©egranfen, 

©ie igm ©ungilb gebot. 


Der muftert finftern ©licfcS 

Den gremben mittlerroeile 

Unb prüfte bann bebäegtig 

Die ©tgneibe an bem ferneren ©eile. 

Da warb eS um ben SReefen 
Jperrn ©alram roeg unb leib, 

(5r ging unb reichte igm 
Die £anb ooß Draurigfeit, 

Umflorten 3luge3 ftri<g er 
Den langen meinen Sart 
Unb traurig nagm er Slbfcgicb 
©om ©pielmann oor ber testen gagrt. 

,,©o lebe mogl auf eroig, 

Dein lefcteS ©tünblein fommt! 

Dag bu gier fiönig roerbefi, 

DaS gatte unS geftommt! 

Deff gatf icg Droji unb Hoffnung, 
Docg mar eS Drug unb ©egein. 

DeS SanbcS ©lürf gegt unter, 

©o lebe mogl, — cS foE niegt fein!* 


Dreiunbjroanjigftes Abenteuer. 


Docg in ber Jparfc ©aiten 
©riff fcgnell ber ©pielmann ein, 
Da flangen milbe Döne, 

©ie roenn ber Sttonbenf egein 
£ellgligernb auf beS ÜWecrcS 
Serocgtcm ©piegel rügt 
Unb traulicg, leife plätfegernb 
3ln’3 Ufer fpielt bie ftare glutg. 

Die Däne goffen Sftuge 
Unb fügen grieben auS, 

Die flangen gell unb lieblich 
©eit über jpof unb £au3 
Unb 5111er £er$en mürben 
©rfagt oom 3 au ^erbann, 

Da gub ber fügne ©änger 
©n feltfam Sieb $u fingen an. 

„Unb als icg lag am ©tranbe, 
Da rann mein rotgeS ©lut, 

@3 rollte gegen bie Sanbe 
(Einförmig bumpf bie glutg, 


3cg fag burc^ ©olfen fegmeben, 

©on üJtonbenlicgt umlogt, 

©on blaffem ©egein umgeben, 
Jpinroegcnb fegon ben bleicgen lob. 

„Unb ift fo fegön, ju mallen 
Durcg lacgenbcn ©onnenfegein, 

©enn gell bie Sieber gatten 
Der ©ögel auS bem £>ain, 

©enn SebenSluft unb hoffen 
Die ©ruft mit ©lücf erfüllt, 

Unb fieg, ber Siebe offen, 

3n ©traglengfanj bie 3 u ^ n fi güttt. 

„©er beugte ba fleg nieber 
3m gellen ÜWonbenlicgt? 

3Rein Seben bringft bu mieber, 

Du fügeS Slngcficgt! 

©ie lag mein ©eift oerfunfen 
3n beinern milben ©egein, 

©ie roarb mein £erj fo trunfen 
Unb felig, mie oon fügem ©ein! 


Digitized by ^.ooQie 



372 


„Unb als im ©terngefunfel 
3<h fprengte über baS gelb, 

©ie mar bie SRacht fo bunfel, 

©ie mar meine ©eele erhellt! 

®on ©onne fortgetrieben, 

3<h rief eS jubelnb auS: 

©ie fctyön ift’S hoch, $u lieben! 

93alb hol 1 i<h heim bich in mein £auS! 

„Unb fonnt 1 ich einfam bleiben? 

3«h fanb nicht 9taft, noch ßhth- 
üKein Schiff, waS mag bich treiben 
Der fernen fiüfie $u? 

Die SOWoen, fhmngetragen, 

Umflatterten baS ®oot, 

Da fah ich thürrne ragen 
©etaueft in gfüIjenbeS Stbenbrot^. 

*3<h mußte ju bir fliegen, — 

©ebenffi bu wohl noch mein? 

O fönnt 1 ich ftiß ©erfchwiegen 
Dort oben bei bir fein! 

3$ fah ja, unb mein Seinen 
©arb wunberbar gefüllt, 

Dich an bie 3innen lernen, 

Du heißgeliebtes grauenbilb! 

„Die £arfe hört 1 ich Hingen, 

©ie warb mein Jperj bethört, 

Dein rounberfameS (Singen, 

3$ t<h felbft, gehört! 

,3h* ©offen feib oerfchroiegen, 

3h* plauberfS nimmer auS, 

©eben foßt ihr unb fliegen 

97a<h Dänlanb über baS Königshaus!* 

„Unb waS bu ba gefungen, 

3$ h°ö’ eS f*oh erlaufet, 

®on ÜWinneglüdf bezwungen, 

Ob auch bie Sinth geraufd&t, 

Ob auch öeS ©inbeS Saufen 
Die töne weiter trug, 

Ob auch ber ®*anbung ® raufen 
®etäubcnb an baS Ohr mir fchlug! 

„Seb 1 wo% mein Sieb, ich fah*e 
3Bohl über baS weite ßtteer, 

Seb 1 wohl, baß ©ott bich bewahre! 

©ie ift baS ©Reiben fo fchwer! 

3<h ließ bie ©eget fchweßen 
Unb flog ber Jpeimat $u; 

©lüdf auf, ihr wilben ©eßen, 

9luf ©ieberfehn, ©eliebte bu! 


„O nein, ich miß nicht fterben! 
©unhilbc, fühlft bu nicht, 

©ie meines Siebes ©erben 
Die ©eele bir umflicht? 

ÜWich $og’S auS fernen ©eiten 
9ta<h beinern £er$en hin, 

©eil ich für alle 3eiten 

9ttit bir, mein Sieb, ©erbunben bin! 

„3<h h a b* bich errungen, 

3<h h a &e bidh befiegt. 

Dein ©tolj ift bir bejwungen, 

Dein ©träuben unterliegt! 

3Jtit ffionnen unb mit ©chmerjen 
®ift bu an mich gebunben, 

©efteh’S: $wei jtarfe bergen 
£>aben ftch für alle 3eit gefunben!" 

©r warf hinweg bie §arfe, 

(SS war baS Sieb ©erfaßt, 

DaS hatte 9lße gebannt 
3Jtit ftegenber ©ewalt. 

Da rief ber alte ©ate 
3uerft bem Sänger laut 
®on feinem ©ifc h**nieber: 

„®iel ©lüdf ju beiner fchönen ®raut!" 

Unb wie ber ©turmwinb bonnemb 
3um Fimmel wühlt baS ÜWeer, 

©o brach nun plöfcti<h 3 u ^el 
Unb ®eifafl auS umher; 

2ttan riß herab bie ®tumen 
Unb manche fchöne £anb 
©arf fte bem flogen (Sieger 
Jpernieber in ben weißen ©anb. 

©unhilbe übertief eS 
erft h«iß unb wieber falt, 
tief hatte fte ergriffen 
DeS Siebes äßgewatt. 

®or ©lüdf unb Siebe jittemb, 

©rhob fte langfam ftch 

Unb plö^tich, wonnefetig 

Jtief taut fte auS: „3ch liebe bich!" 

Unb eilig $u ben ©chranfen 
©chritt bebenb fte herab, 

Da wanfte fie unb ftüfcte 
©ich ou f ben £errf<herjtab, 

Dann warf fte ben bei ©eite, 

Sie flog hinein gefchwinb, 

Unb in beS ©pielmannS Firmen 
©rröthenb lag baS KönigSfinb. 


Digitized by ^.ooQie 




373 


ffiierunbjwanji 

DaS wäljrte lange 
©iS ftc^ ber Särm oertor, 

©S brängten in bie ©djranfen 
©ic$ ©iele bur<$ baS tljor. 

2lud) ©Bäte fam unb Brummte: 

„@S märe mir nic^t Bang, 

üftit ©Baffen mid) ju nteffen 

ÜKit iljm, bod) nimmer mit ®efang!" 

grrolj fal) er iljm in’S Slntlifo 
Unb fuljr ftcfy burcfy ben ©art. 

»3 U frohem Gnbe wcnbet 
©idfj beine ©pielmannSfaljri, 

Unb biji bu ©raga nidf)t, 

©om Jpimmel fyergefanbi, 

©o wäljn 1 id), bift bu Jporant, 

Der $err oom weiten Dänenlanb! 

„Äein Slnbrer fann crwecfen 
©om ©üben Bte $um korben 
©o wunberfüfje löne! 

Defj bin idj frolj geworben! 

3DBie freut mein altes £er$ ftcfy 
Unb felig fd&läft eS ein. 

©unljilbe, meine tocfyter, 

Das weife icfy, bu wirft glücflidj fein!" 

Unb £>orant rife oom Jpaupte 
Die fdjwar^e Äappe fdjnell, 

©ein ftol^eö Slngeftcfyt 
©rfcfyien ba frolj unb tyell. 

„9hm fjerrfd&e bu, ©unljilbe, 
gortan mit mir jugleidfy 
3n aßen meinen Sanben 
Unb über mein weites Äönigreidj! 


fte3 9l6enteuer. 

„Unb wo beS EanbeS ©renjen 
,3m 9Keere fcfywinben, 

©ebieten wir ben ©Bellen 
Unb allen ©Binben! 

©oweit bie ©ee fic§ befent, 

DaS barfft bu wäljnen, 

Da Bin ic§ §err unb £errfcfyer, 

3fy Jporant, Äönig ber tapfem Dänen!" 

©unfyilbe fatj iljn an 

Unb fpradj: „DaS follft bu wiffen, 

3n meinem Seben will id^ 

Dic§ niemals wieber rniffen! 

©Bie oft in meinen träumen 
Jpab’ id) gefeijen bi<$ 

Unb feit wie langen Jagen 
Jpab 1 icfy bi<$ lieb Ijer$inniglic§! 

„©eit mir mein Otjeim ©Bäte 
Dereinft bie 9ttär erjagte, 

Dafe Äönig £etcl bidj 
3um ©Berbcboten wählte, 

Unb bafe bu Jagens Äinb 
Serlodft Ijaft burdj ©efang, 

©erlägt bir in Siebe immer 
©hin £>er$ entgegen fe$nfu($tSbang. 

„9hir beine Siebe will idj, 

Du oielgetrcuer Jpelb, 

Unb bir am £er$en liegen, 

©onft nichts in weiter ©Belt, 

©Bill beine Sodfen ftrei^cln 
Unb fuffen beinen 3Jtunb 
Unb fpät, mit bir jufammen 
6inft fterben in berfelben ©tunb 1 !" 


©alb nagten jur Jpo(fy$eitSfeier 
Die ©äfte auf allen ©egen, 
2tuc§ §etel oon §egetingen 
Unb grute waren jugegen, 

£err ÜWorung nur oon grünen, 
©Bo weilte ber inbeffen? 

3m tiefen ÜReereSgrunbe, 
©erwe^t, oerloren unb oergeffen! 



Digitized by ^.ooQie 



374 


§ugenöge&id)te von Jbeinric^ cSeutfjoß). 


(53i8fjer ungebrudft.) 

II. © e r nt i f db t e © o n c 11 c. 

beliebig. 

©enetia, rote bift bu tief gefunfen! 

©teertönigin uttb Jperrin breier Sftctdje, 

"Sinn leblos eine ftböne 2ttarmorlei(be, 

Um bie noch ®olb unb irb'fd^e glitter prunfen. 

Unb beine ßunft! — roie oftmals ftanb idb trunfen 
©or tijian, bem Äeiner ffd} ocrgletcbe, 

©ellini, Seronefe, beren reiche 
©dböpf’rifdbe Äraft li^eUe ©otteSfunfen — 

Unb bocty, idb Fann, idb fanit nicht um bid) trauern, 
Ob beine £elbengröffe audj jertrümmert, 

Ob audb entblättert beine Sorbeerfronen, 

©lieb bo<b bie ©c^ön^eit noch in beinen dauern! 
@in I^or, ber um ©ergangenes ffdb Fümmert, 

©ie^t er baS ©olF ^ier in ©aläften roo^nen! 


(Sßac&brucf Verboten.) 


Jliif bem gatutreggio. 

«3b* ©auten mit porp^ritcn ©radbtfaqabeit, 

©attabioS fteingeroorbene ©cbanFett, 

©alFone unter üppig grünen SftanFen, 

Du Älang non roo^llautStrunfnen ©erenabett: 

©Bie Ueb' idb eudb, ©aläfte unb 9lrfaben, 

Unb euch, iljr grau'n, i^r fammtum^üöten, fdblanFen, 
©cbroarjäugtg, mit beit blaffen, liebefranFen 
©effdbtent, bie ftdj in ber Dtac^tluft haben! 

SBotyl f<brour icb oft, auf ernffett ©toff $u ffnnen, 
Der micf) in ©unft bei roeifen SKännern braute, 

Unb abjut^un ba$ alte £^ema: £tcbe! 

Doch, o ifyr füfeen Setietianerinnen, 

Sagunenbliften, ©onbeln, ©ommeniädbte! 

2Bo roär 1 ein ©tenfeb, ber ^ier nidbt ©erfe fcfyriebe! 


Jltt 


ÜWein ©treben roar ein einiges ©erneinen, 

3$ rouffte ©icbtS $tt fd^affen, ©icbtS $u bauen; 
Untätig febroeiff icb Sage lang in rauben, 
©fablofen ©cgettbeit, itt bunFeln Rainen. 


«- 


_*» 


Digitized by 


Google 




975 


«-« 

Unb oftmals mugt’ icfy meinen, bitter meinen, 

Sag icfy mit braunem $lntlifc, buf<fy’gen Srauen 
SSergnügt ben Jpöljer feine tannen fjauen; 

Dem mürbe ein Seruf: i($ Ijatte feinen. 

Da famft bu unb bu gabft mir eine Stiftung, 

Du mugteft meine (Seele roaefy gu füffen 
9flit einem SDtofeSs, einem 3auberjtabe. 

Unb Ijocfy auf fprubelte ber OueU ber Dichtung. — 

Die fleine Schöpfung leg’ icty bir ui gügen; 

©S ijt nur Jftücferftattung beiner ©abe. 


3&a* mir iteiit. 

©o feib iljr, Hoffnungen unb spijantafien, 

Die einft ic$ fc^uf in fommernädbt’gen ©tunben? 
97i<fyt eine fyat (Erfüllung je gefunben, 

Dlicfyt eine ©aat ifi je jur gructyt gebieten. 

©inft locftc midfj mit fügen 9Jtelobieen 
Die 9^i^e Siebe; — iljre Ijerbften ©unben 
Unb iljre ffionnen audj fyab’ idfj empfuitben, 

©afj meine fdjönften SebenSjaljrc fließen. 

Dod& ob au$ alle ©terne mir oergtommen, 

5luf bie idj einft gebaut, fein roeibifd) Älagen 
©oll fürber meljr aus meinem SJtunbe fommen. 

3<$ lernte mity gebulben unb entfagen, 

©lieb ja baS (Sine bod> mir unbenommen: 

Die Sieber, bie nticfy ftets naefy oben tragen. 


Jlttf Styton. 

Du fyaft gefämpft ben fiampf ber Ärcatur; 

©in ^meiter gaufi, tief, fmuenb, pammentrunfen, 
3ogP bu mit beineS ©eifteS litten gunfen 
Der SKenfdpjeit eine breite glammenfpur. 

©in Don^uan jugleicty, ein troubabour. 

Ob auch befd)rieen oom ©ef^led^t ber Unfen, 
33ift oor ber ©d^ön^eit bu in ©taub gefunfen 
Unb glü^teß für bie meibtic^e Statur. 

@o, baS ©efetyief befämpfenb unb eS työljnenb, 
©arbfi bu um Hellas, bie bem tob ©eroei^te, 
3m geuerbrang, ein ungeftümer greier. 

Da auf bi(§ felber lieg ber tob oerföljnenb, 

Didtj löfenb oon beS SebenS ©ectyfclftreite — 
©anft ftnfen ben gefjeimnigoollen ©dreier. 


fe_ * 


Digitized by ^.ooQie 




376 


HI. © ü b l i <$ e © t u b i e n. 

I. 

3$ Mn rin Sraoo non ©eruf, 

Die f^mar^e ®onbel ift mein JpauS; 

©a§ unfer §err ju oiel erfäuf, 

3um ©otyl ber SWcnf^ett rott 1 i^’S aus. 

3$ fenne bie Sagunen rooljl, 

Die meine ©onbel raf<$ burd&jietyt; — 

3lm Sag bin id) ein ©arcarol, 

De6 SRa^te bin i$ ©anbit. 

Unb ift ber 3lnquifttion 
©in fdjlauer Senator $ur Saft, 

Um einen Meinen ©d&ifferlotyn 
%oV icb ityn ab aus bem ©alaft. 

Unb fragt man bann: ©er tljat eS rooljl? 
©enn man am ©tranb ben Seid&nam fieljt: 
9lm lag bin id& ein ©arcarol, 

DcS 5Wad(jt3 bin id) ©anbit. 

Unb langmeitt ft$ ein junges ©eib 
3Rit einem fielen SRobiii, 

Um iljren fdjlanfen, meinen Seib 
Son bem ©emaljl befrei 1 id(j jie. 

Unb fragt fte mitty: ©er bift bu rootyl? 
©cnn raf$ bie büjtre SRad&t entfliegt: 

9lm tag bin id& ein ©arcarol, 

DeS SRad&tS bin i<$ ©anbit. 


II. 

©enn frcunbli<$, fü§ unb traut Dann mit frifd^em ©inn 

Der ©lodfc ©Überlaut Durdlj bie Sagunen tyin 

©on bem tyotyen ©ampanile bebt, SRubre id& bem naiven Sibo $u, 

©enn burd) bie 9Ronbennad>t ©erf 1 bie SRefce auS, 

©djjaufclnb, leidet unb fad)t Dcnf an mein ©eib $u §auS 

Die ©onbel öber’m ©analetto fd^roebt, Unb tyalt 1 in füfjen träumen Jlbenbrul} 1 . 

O, roie träumt ftd&’S gut 
3luf ber Sagunen giutlj, 

©enn ber ©terne #eer am $inunel fd^roebt, 

©enn melobif<$, traut 
Der ©locfe ©überlaut 
©on bem tyotyen ©ampanile bebt! 


m. 

3^re ©ctyöntyeit feffelt immer, 2luf bem meinen SRadPen ruhten 

5lber ganj roarb id& ityr ©Maoe, ©dMoarje gleiten ^ingegoffen, 

9116 id> fte im Meinen 3immer ©ätyrenb lebte ©omtengluttyen 

Änieenb beten fal) baS Sine. ©urpurn tyre ©tirn umfloffen. 


Digitized by ^.ooQie 




377 


®rünc SRanfen, früdjtenfcbroere, 

©i(b burdb’S offne genfer bogen, 
SPrädjtig leudjtenb lag ber ^re 
Slbenb auf ben SfteereSroogen. 

©ab fie fetig, roonnetrunfen 
®aS 2ftarienbilb betrauten, 
©dbroeigenb, fdbroelgenb, rote oerfunfen 
3n ein unnennbares ©cfyma<$ten. 


5Ridbt, rote 3lnbacbt es geboten, 

Jtein, befeelt oon ^et^em Triebe, 
3^re8 2lugeS glommen lobten 
©rog unb fettig roie bie Siebe. 

3HS fte midb gefe^n, erröt^enb, 

©ie oerflärt, — bodb fremb, oertegen, 
3^rer Spraye ©obllaut flötenb, 
trat fte glü^enb mir entgegen! 


©cbmeljenb ftang’S oon Saum unb ©traute 
Unb bie linten rourben trüber, 

©onnig füge Salfamljaudje 
©ebten oon ©orrent herüber. 


IV. ©alb* unb ©eelieber. 

I. 


Sorüber gürnte baS ©eroitter, 

9iod} fallen nadb bie bumpfen ©erläge; 
9WngS liegen auf bem ©albeSroege 
®er fturmgefnieften Säume ©plitter. 


3$ ^öre nodb ber 3 roc *9 c ©dnen, 
3)eS ©albftromS tobenbe ©mpörung, 
3nbcg fd^on milb auf bie 3 c *ftörung 
®er ©onne lichte ©tragen fernen. 


©o mag nadb tief empfunbnen ©t^merjen 
Gin ©tra^l beS ©eifteS oft erhellen 
35ie krümmer unb bie rounben ©teilen 
$n einem franfen 9Wcnfc^en^erjcn. 


II. 


©ie ift ber ©alb oerfhimmt, oerlaffen, 
©ie ringS bie Säume ftdb entfleiben! 
©S fc^eint ein langfam ftilleS Seibcn 
Die gan^e ©d^öpfung ju erfaffen. 


Umfonft in biefen ©infamfetten 
9Jtag i<b auf meine ©änger lauf eben, 
97ur roelfe Slätter ^or 1 idb rauften, 
S)ic taumclnb mir ju gügen gleiten. 


©S fd&tcft mir bie SRatur ein 3«$™, 
©aS roelfe Slatt als fhtmme SWa^nung, 
©te eine leife tobeSatynung 
gü^r icb'S burdb meine ©eele fdjleidjen. 


m. 


Son grogen tropfen ftnb bte Grien, 
Ü)ic bunfeln, Ijter am Sadb betraut, 
2ftit ihrem ©onnenauge fd^aut 
SRatur burdb biefe liebten perlen. 


gliegt auch, roie milb gelöfteS ©ebnen, 
9to<b fanft ber JRegen auf bie 2lu\ 
©dbon ift ber jjpimmel §eO[ unb blau: 
©in Äinb, baS lächelt unter ^b r ^ nen • 


Digitized by ^.ooQie 




378 


§i fttröfe. 


©3 brennt bie ©onne glü^enb h«& 
2luf ©räfer, ledjgenb unb bcftaubt, 
£inn>efft beS ©traucheS SlüthenreiS, 
Oie Saunte neigen träg ihr £aupt. 


@o auf ber ÜJtenfchh*it, ferner toic Stei 
Siegt unfre 3*it; — in ©üb unb Oft 
greifet ber ©ölfcr ©chrci, 
Ooch ihre ©affen frigt ber SRoft. 


©ich auf bie Sftotlj ber Ärcatur, 

O §err, in beffen §anb bie SDtacht! 
©ieb ein ©eroitter ber Sftatur 
Unb gieb ben ©ölfern eine ©flacht! 


Jorgen. 


©ic ift cS fdhön, am frühen tag 
3u roanbern unb gu fdhrocifen, 

©enn ringS umher in Sufch unb £ag 
SDie ©ögel fingen unb pfeifen! 


Oer §immel blau, bie ©rbe grün, 
Oie Säume ooll Slütljenbolben, 
3(nbe§ non fern im SWorgenglüljn 
Oie 9llpcn ftd) oergolben. 


©ertaufdhe beinen tiefen ©dhmerg 
9ftit jaudhgcnb frifd^cm §offen! 
97odb liegt ja, bu oerlangettb £erg! 
Oie gange ©eit bir offen. 


Jlßeitfrf&itieit. 


3d) liege am Stanbe beS ©chiffdhcnS 
Unb fd)au in ftummer 9tuh' 

Oem Oräufeln ber ©afferperlcn 
Son ben blifcenben Zubern gu. 


©8 ift ber ©eift bcS griebenS, 
Oer über ben ffiaffern fd&roebt, 
Oer leife im 9lbcnbläuten 
©om Oorfe ^erüberbebt. 


©ie ift e3 fo füg, im §ergen 
3u bergen ein linbeS ©eh 
Seim 9lbenbglodfenläuten 
£)ier auf bem blauen ©ec! 


3ti*ett0ra!tt« 


9Jtit beinern giüftcrn unb Äofen, 

©üb, ^auc^ mir bie ©eget an! 

Our<h ©d&ilf unb ©afferrofen 
©leite, gleite, mein Äatyn! 

©aS rainft ihr mit gierlidjen ft'ni^en, 
©aS fingt iljr, nmS lodft ihr fo traut, 
3>f)r lieblichen ©tfen unb Satiren? 

£ab’ f<hon eine Wyenbraut! 


3(m üppigften SiebeSgcnu|fc 
©erfdhroelg' ich bk 3 e k mit *h r ' 
Sei i^rern glühenben Äuffe 
©ergehen bie ©inne mir. 

3h* fennt fk, ölte Äunbc, 
Oie büftere 3JMobie; — 

©ie richtet mich gu ©runbe, 

Oie SRire ©oefie. 


(gortfefcung folgt.) 


Digitized by ^.ooQie 



379 


'fielTeitft iff es 

@8 podjt an meiner Dfpir: „herein!" 
„„#c, 9llter, @ott jum ©rufe!"" 

„ißidj btenbet nodj ber ©onnenfctyein — 
3fc§, junger greunb, bift bu’8?" 

„,„3dj bin*8 unb Siele nocfy mit mir, 
©ic märten uor bein Iljor: 

Da8 ©lumentjeer mit grüner &\tx, 

©om Üertfyenoolf ein ©l)or. 

©ie buften füfe unb fingen fdtyön 
Dir in ba8 §eq hinein 
Unb führen bicfy burd) Ifjat unb Jpofjn 
3n grüne ©Jälber ein."" 

„3>d) bin nid&t jung, nid^t fröljlid) metyr." 
„„©i beim, ©oet, jo träumt!"" 

„$ßein £erj ift für bein ©lücf ju ferner." 
„„©i benn, bu Ifyor, uerfäum’8! 

„Unb roarft bu einmal echter 9Jtoft 
Unb bift jefct alter ©Bein, 

Söenit braufeen 2lUe8 treibt unb fprofet, 
9ftüfyrft bu bid& nid&t allein ? 


bas (e|te $taf. 

„©ieHcidjt ift e8 ba8 lefete 3Jtat, 

Dafe grüljling bei bir mar!"" 

gort fpringt er, ift fcfyon roeit im “tl^at, 

2lufbre$en ©dbaar um ©ctyaar. 

Den ©erg fjinan, bie glasen Ijin, 
©ebrängt Ijier, bort entfdjaart, 

Die grünen £eere8fäulcn jic^n, 
Senjfturm uorau8 fanfart. 

Unb roo ber junge Sieger naljt, 
©d^roenft gatynengrün ber ffialb, 
©ebedfen ©turnen i§m ben ©fab, 

©au’n ©forten fidj atöbalb. 

©8 nehmen mit bem SJerttyendjor 
Die 3Jtenfd)en jubelnb Dl)eil; 

@8 fandet unb fingt unb Hingt empor: 
„Dem jungen grüfjting £eil!" 

Unb id>? idj juble mit im Dfjal, 

2öie fam idt) nur f)inau8? 

©ietleidjt ift e8 ba8 lefote 3Wal, 

§erj, juble btdjj nur au8! 

^ttbwig jUigwfl $frattftf* 


Ätt Jtaifer Strie&iidjs 3&aljre. 

3um ©ebenten an ben 15. ,3 un ' 1888. 

„©ater, roer ift’8, bem ber ©efdjüfee 
Dumpf brö^ncnber Donner rollt; 

Den ber ©locfen ©etön beflagt, 

Dem bie umflorten Sanner ragen 
Unb um beffen lorbcergefcfymücfte 
©afjre gürften fnieen unb beten?" — 

©in blü^enber ©profe ift gefunden oom Äönig8ftamm, 
©in £elb, ber feine8 ©olfc8 Ärieger 
Siegreich geführt in ljunbert ©djlacfyten, 

Der nfit feecfenlo8 reinem ©taljl 

©Ijrlid) — 9luge in 3luge bem ©egner ftanb: 

aber Ijat ein tüdfifdjer geinb 
Jpinterrücf8 überfallen unb fjingemürgt! 

Der beutfd^en ©idjen ebetfte, tjeljrfte — 

9tid^t Dom gemaltigen ©türm erfafet 
Unb gebroden, 

SJHctyt oom l)immlifd&en ©trafyl oerfengt 
Unb jerfplittert — 

3a<$, roie e8 ©ic^en unb gelben jiemt; 


Digitized by 


Google 



380 


R---S! 

Stein, oon ber ffranfljeit nagenbem ©Burm 
SJteudjlerifd) befcfylidjen 

Unb bcS SebenSmarfS langfam beraubt! — — 

„©ater, mer ift’S, um beit bie Ijeifje 
tfjräne oom Sluge tyernieberrinnt 
t)ir, beit id) nie meinen gcfetjeit?" — 

©in ©Seifer ift gefd^icbeit 
SluS ber ÜJtädjtigen Start); 

©in ÜJtunb ift üerftummt, 

£)efj flammenbeS ©Bort bereinft 
©djrccfte ber ©Öfen £ift; 

©in Sluge gebroden, 
tefj leudjtenber ©traljl 
®ic Dämonen ber ginfternifj 
©cfyeudjte jurücf jum ©ifce ber Stacht! 

Slber ber Slbler ber ©eifteSfreiljeit, 
t)cr mit nimmer juefenbem ©lief 
fiütjn $ur ©onne geftrebt: 

Sti(|t non bem ftoljen Jporft 
Staunt er ben lebten glug 
©mpor $u ben ©Bolfen, 

©tolj nerfdjroebenb im Slbcnbrotty; 

Stein, in ben tagen ber Äraft 

Son fycimtu(fifd)em giftigen ©feil geriet, 

©Rufet 1 er bie ätljergerooljnten ©^roingen 
©enfen, unb im niebem ©efträud) 

©ergeitb ben ftedjenben 2eib, 

©tarb fyunbert tobe ber Jperrlidje. 

Slber bie unerfdjütterte ©eelc, 

klaglos trug fte baS tyerbe ©efd^ief!- 

„©ater, mer mar eS, um ben 
Jammer erfaßt in ©alaft unb Jpiittc; 

2)em auf ber ©rbe meitem Stunb 
trauer tragen bie ©ölfer alle — 

2llfo bafe in ber §eimat ©au 
©ine Älage nur tönt: ©r ftarb! 

Sllfo bafe auf ber fremben ©rbe 

©ine Äunbe nur getyt: 6r ftarb —?! —" 

©in SJtann ging batyin; 

©in ©ater beS ©olfS, bem in ber fricg’rifdjen ©ruft 
©djlug ein füfjlenbeS üJtenfc^en^erj; 
t)em mit beS Staatsmanns flugem ©rmägen 
©eelenreintyeit unb ®ute ftd> paarte — 
tyat fein Stamm, fein ©efc^led^t, 

Äeine Station: bie SJtenfctyljeit fjat ifyn oerloren! — 

„©ater, unb giebt es ber SJtänner fo oiel 
©Me ^fjn, bafe ©einer bie ©Mit mag entbehren?" — 

©ßelje, Änabe, maS erregft bu auf’S Steue 
SDtir ber 3äfjren brennenbeS Stafe! 

SJtänner roie ©r: mer nennt fte? 

ÜJtänner mie ©r: mo ftnb fte? 

SDtänner mie ©r: mann fommen fte unS? — 

„©Barum alfo mufete er fd&eiben, ©ater, 

3n ben Sauren ber Äraft? — * 

& - : - 


Digitized by ^.ooQie 




381 


K-58 

ffiarum — — Abrichter Änabc — ffiarum —? 

Jrage 3h 11 , bcr beit ©eltbau gefugt, 

3^n, ber bie ©efchidfe ber Sötfer 
3n allmächtigen £änbcn h<ßt — 
grage beit Senfer über ben Sternen: 

©arum? — nicht mich!- 

„3lbcr roaS merben nun bie ©einen, 

Die @r oermaif’t h^* lieft, beginnen? 

©ie merben mir hobeln, ohn’ feinen SRath? 

©ie merben mir pegen, ohne fein ©chmert? 

©ie merben mir leben, ohne fein Seifpicl?" — 

©aS mir merben? 

Der ©chleier hüßet, 

Der unburchbringlidhc, eS — bcr 3ufunft. 

©aS mir foßen, 

DaS miß i<h bir fagen: 

3h*, Mt Sägern, foßt fcheuchen beit geinb — 
tapfer unb treu roie ©r —, 

Daft nie eines ?fremben ruchlöfe #anb 
©chänbe bie ©choße, barinnen @r ruht! 
ffiir, bie eilten, foßen baS Sicht 
SBahren oor bunfler ©eroalten Drang, 

Daft bie ©onne ber ©eiPeSfreihcit 
©trahle tnuhtenb ob feinem £)ügcl! 

5lße aber foßen mir lernen 
ßWenfdjlich $u benfen mic ©r, 

3Jtenfdhlich $u leben mie ©r, 

Unb in feines Samens ©rinncrung 
SWenfchenroürbig gu mirfen — — 

DaS foßen mir, Änabc! 

$t<$arb £<hmtbf-£aöa*U. 


3 c i c i |l n n 5 e. 

3<h h a &’ t*n Söiefenthal, 

Son Sergen rings umphloften, 

Dort, roo ber ßRühte ©ehr gefprädhig raufdht, 

Son ©onntagSftiße leis umfloften, 

©eraPet unb bem ©locfenton gelaufdht, 

Der, oon bcr Söglein Sieb begleitet, 

©ie Drgelflängc burch bie ffiälber raufest. 

3ch Mt änbacht cmP 
Unb roeiheooß empfunben, 

Der Slumen ©eihrauchbuft, ber lieblich mcht . . . 

Unb in ben heil’gen SRorgcnPunben 

Sprach fromm mein #er$ ein innig Danfgebet, 

3nbeft in meinem ©olfenmantel 

Der Herrgott burch bie blauen fernen geht. 

_ f raubt. 


tt-IS 


Digitized by ^.ooQie 



382 



Gedichte oon Heinrich Vierordt. 

roeite DluSaabe. (^cibelbcrg, Jtarl SöiitterS 
nioerfitätSbuchbanblung, 1889.) $er 9lle= 
manne £einridj ©ierorbt rourgelt tief in 
heimat unb NatergauS. „Dxeitt $h a ^ 
„©rfehnte 9tag\ „heimatliche ©rbe", „©or 
fahren" unb „$er ©rogtnutter ©ilbnig" ftnb 
neben manchem anberen Siebe 3 eu 9 cn teefer 
tiefen, innigen unb fruchtbaren ©egiehung. 
$)ie beiben lebten taffen bie ©eifteSoerroanbts 
fd&aft nicht oerFentten, in luelcher ©ierorbt 
mit hötberlin fie^t, nur bag er eben fo ge- 
funb ift, roie jener franf mar. Oie Siebe 
burchathmet baS gante ©nch, aber nur feiten 
blieft fte auS beut Schleier h enj or. Öamt 
ift fie bie ©änbigeritt beS „fühnett Knaben", 
fte h^lt bett Slbler im ©olbnefce gefangen, 
ber, ob er bett ©onttengug auch oergigt, 
benttoch ein Dlbler bleibt, ftraft, Ntuth uttb 
greubiafeit finb überall geaenroärtig. „Unb 
bie Hoffnung lag ich flieh* ift ber Kehrreim 
eines Siebes, nicht minber charafteriftifch als 
jener attbere „Ermanne bich, mein herg, fei 
unoergagt!" Oen Kehrreim behanbelt ©ier* 
orbt mufterhaft, mie ©eranger; nur ittner= 
lieber, fein ©ebidfjt, itt meinem ber dichter 
mit flar berougter ©egiffentlichfeit bett straft« 

t arafter feiner ißoefte geichnen miH, „OeS 
attgeS 29eihe", ig miglungen. ©in fteben= 
fachet „Dticbt mie —, (fonbern) roie" —, bem 
am ©chlufje ber fiebenten Strophe folgt: 
„©o fei beS ©angeS straft unb 28ethc!" mirft 
noch meniger rein als tfiopgocfs „2öentt einft 
ich tobt bin"- 

S3ierorbtö Itraft geht im fchöngen ©eaen= 
fafee gu bem eilen Äraftgethue geroiffer fc§ou= 
hettäfeinblicher himmelSgürmer. ©ei ihm ift 
MeS harmonie: Seibenfchaft, Trauer, ©ehns 
fucf>t — jebeS Gefühl unb jeber ©ebauFc geig 
in ber ©chönheit auf unb bemahrt babei bie 
unmittelbarfte Wahrheit, Oie Salbpoefte ig 
fchattenfühl unb buftig, bie ©erglieber legen 
erhabene ©d)önheit in ungeheuere, nur oont 
Sichte oerflärte Waffen, bie ©turme8 = unb 
©tromeSlieber laffen beS OicfgerS ©treben 
unb Sebett im geroaltigften ©pmbol baljins 
braufen, unb bie DJteereSlieber offenbaren bie 
elementare SBoUgemalt ober bie ftcfgbare Utt= 
enblichfeit als Dlbbilb beS innerlich (trogen, 
SBefenSunenblichen, Gfroigen. Oem 29anbeln 
unb 2öeben ber 3 a *)reSgeiten fcheint ihre 
eigenfte DMobie abgelaufcht. OaS Sieb oon 
ber Nachtigall beftrieft uns mit allen 3<iu&tnt 
ber linbenbuftigen 3uninacht, mie eS nur je 
©id^enborff’fche ©oefie thut, unb in anberen 
Siebern oerroanbten 3nhaltS fommt ©ierorbt 
burch fchlidfge Sitnigfcit feinem Sieblinge, 
herrn Satter oon ber ©ogelweibe, nahe. Oa* 


bei bleibt er immer berfelbe, auch in antifen 
©erSmagett unb freien Nbtghmen, in roelchen 

er hölbertin j 0 na g e g c ^ t „3 u 9B<>9el\ 

„Oer borgen", „©or 3ah r en", „©tränte 
bilber" uttb attbere föttnte ber dichter beS 
hpperion gefchriebett h a & cn - «J&crrfcht hier 
lu|tfarbige Klarheit, fo entgiieft in anberen 
Schichten, oor Slllem in bett ballabenartigen, 
ein fraftoolleS, lichtgefättigteS ©olorit. w SDie 
DfteereSbraut", „Oer ^irc&hof auf 3aoa", 
„Oie ©locfe oon ©ent" ftnb Dftuger ihrer 
©attung. 

©ierorbt beherrfdjt fpielenb bie gorm, aber 
er fpielt nicht mit ihr — ein ©piel, baS ftch 
befanntlidf) leicht umfehrt. härten roie „©läng*, 
©ternleiit", bcbenfliche Meinte, mie „gefchmum 
ben — bunten", „9th f ben — Oeben" fommen 
nur oereingelt oor. ©inS ber feböngen ©e= 
bichte, „Oer herbft" 05- 12), roirb unbegreifs 
licger Seife burch ^ cn ©prachfegler w oer= 
fettFeit" für „oerftnfen" entgeUt — ober roaS 
ift Objeft gu „oerfenfen"? — TOit 9tteiger= 
fegaft gnbet ber ^Dichter innerhalb ber ©rengen 
beS ©chönen baS ©egcichttettbe, glücfli^ meig 
felbg ba, too er oerroegen neuert, roie in 
folgcnbcr ©teile: 

Diebel fchlingen ihren golbnen Zeigen, 

$)ie Dlbler fchlagett tro^ig thren glug. 

®aS ®uch enthalt fein eingigeS mittels 
mägigeS ©ebicht. Ä 

Dr. Adolf Bneger. 

Ghampagner-Geist. Sieber unb Sug* 
fpiele frangögfeher DJleiger. Uebertraaen oon 
Siegmar Mehring. (Berlin, Verlag oon 
©iegmar DJiehrittg.) 2>er hrrr SBerfaffer hot 
betn — fehr f<hön anSgegatteten 53uche — ein 
hanbfehreiben beigelegt, in meinem eS heigt: 
„DJieine 3lbftcht ift nid^t, ©ie um eine her« 
fommliche ©mpfehlung beS 3)ucheS angu« 
gehen, fonbern ich roa 9 c roc *t anfpruch3 s 
oollere 53itte um eingehenbe Prüfung meiner 
Arbeit. 

3* merbe gern jebe ülufbeefung oon Mängeln 
als behergigeitSioerthe Belehrung hinttehmen, 
anj befonoerS aber mürbe ich 3§ nen oer* 
unben fein, roettn ©ie ft* ber DJiithe unters 
giehen moüten, meine fcerbeutfehung ber 
^eranger s Sieber auger mit bem Original 
auch mit ben Ueberfefeungeit oon ©aubp, 
©eeger, SBolfj u. f. ro. gu Dergleichen unb 
ebettfo meine Uebertragung beS „©cpierling" 
oon Slugier mit bem Original unb ben lieber 
tragungen oon Dlrthur gitger (©cbulge’fd^e 
hofbuchhbfo/ Olbenbura, lö85) unb Slnton 
©ing (bei Neclarn unter Nr. 1927 erfchienen). 


Digitized by ^.ooQie 











383 


St 


Wein £iel n>ar, Uebertragungen gu fRaffen, 
welche bte möglich treue ©Übergabe beS 
Originals in einer möglidpft potlenbetcn gorrn 
barbieten, — al|o beutle jhmftwerfe, wie 
fie jene Oicpter felbft gefcpaffen fabelt wür= 
ben, wenn fie in beutfdper ©pracpe gefdprieben 
Ratten. 

ffiie weit idp midp biefem 3 ^ c genähert 
pabe, barüber erbitte idp 3P C gefdpäpteS 
Urtpeü.* 

Oer Ueberfeper verlangt piel, aber er per* 
langt nur fein Recpt. $ier wäre ber ^unft, 
wo ein itritifer ber beutjepen, oft fo ober= 
fläcplicpen tfritif einjufepen t>ätte. 3Iber fann 
man oon einem Referenten perlangen, er foOe 
fiep eine gange Sitteratur oerfepaffen, um 
über ein Vanbepen 31 t urteilen? Oer Oicpter, 
baS ^htblifum, fie fönnen eS begehren, unb 
wenn einem Jtritifer 3 *tt übrig bleibt, fo 
wirb er eS audp tpun, fofern er eS eben mit 
ber tfritif ernjt meint — unb baS Vudp ber 
3 eitpermenbung wertp ift. 

Wattcp’ freunblidper unb roofjlmeinenber 
Vefpredper glaubt, feinem Sobe noep einen 
tabelnben Radpfap anpängen 311 müffen, bloS 
um gu 3 eigen, bafe er Sidpt unb ©chatten 
richtig 311 pertpeilen weife. ©r fpriept 3 . 33. 
pon einigen gliidptigfeiten ber Ueberfepung, 
opne baS Original audp nur aufgefcplagen 
gu ^aben. 3 <p benfe, pier genügt e§, 311 
conftatiren, bafe bie Uebertragungen WeprittgS 
naep SBeranger, Woliere, ©oppee, £mgo, 
Wuffet, Lamartine fiep wie beutfepe Originale 
lefen. Weprhtg beperrfept bie gorm unb ift 
ein guter Kenner beS 3biont8, baS er oers 
beutfept. 

gür ben „©dpierling* 3lugierS pat er niept 
ben 2 lle^anbriner (ber 12 ober J3 ©ilben 
gäplt), fonbern einen längeren, cäfurirten 
VerS pon 15 ©ilben gewäplt, woburep er 
leieptere ©adpe unb mepr greipeit befam. 
Oodp würbe icp in ber Cigtü 3 . V. niept 
gleiep porn „homme surprenant“ mit &'au$, 
unb „l’amie, qu’il aime“, niept mit greunb 
überfepen (©. 97.), wäprenb 3 . 33. ,,Les 
femme 8 — c’est toujours cette difformite, 
De beautd sans esprit, ou d'esprit saus 

1 beaute“ — mit: 

i 

Oie ©eiber, aep, pier wollen nie 3 wei '$ole 
fiep oerjöpnen, 

©eiftreiepen feplt bie ©dpönpeit unb an 
©eift gebriept’S ben ©epönen 

gut wiebergegeben ift. 3 m ©anjen foü pier 
nur auf baS liebenSwürbige 33iidplein pin* 
gewiefen werben. 

Dr. Alfred Friedmann. 

Gedichte pon Carl Preeer. Vierte 
Auflage. (Gaffel, Verlag pon <5rnft £iipn. 
1890.) Jlammerbircctor qJrefer pat ft<p 11 m 
bie peffifepe ©üfcpicptSforfdpuitg perbient ges 
tnaept; er ift Oerjenige, roeldjer ber falfcpen 
piftorifepen Sluffaffung Pon bem „pefftfepen 
Wenfcpenpattbel" entgegentrat. (Vergl. fein 
Oifliepon „ 2 ln ©eumeS ©rab in Seplip".) 
31 IS Oicpter ift er in feiner §eimat gern gc= 

S- 


lefen, unb feine Sieber ftnb aitdp weit über 
bie ©rengen beS ^effenlanbeS pinauS befannt 
geworben. Oie ©ebidpte liegen in permeprter, 
pierter Auflage por. 3 ” „Silber unb ©es 
ftalten" bietet ftdp uns eine Reipe pon 33 ah 
laben, welcpe burep bie ©cpönpeit ber gorm 
wirfen. garbenpräeptia ift „OaS ©cplofe ber 
grattgipani"; ein grofeeS piftorifdpeS Wotip 
ift „Oon 3Uoaro* untergelegt. #umoriftifcpe 8 
©epräge tragen: „Oie 3 cc P er oon gulba* 
unb „Veim Oomperrn pon Ornamutp*. ©ine 
weinlaunige ©tinimuna atpmen oiele Sieber 
aus „©eben unb ©treben*; paffenb pineins 
aefcplunaen ftnb lateinifepe 33erfe. 3luS ans 
bem ©ebiepten tritt unS ber ©parafter beS 
OicbtevS poH entgegen, ^refer ift religiös, 
cpriftlicp, aber niept frömmelnb; er ift Patriot, 
aber fein gürftenfnedpt; er ift ©änger, ber 
fingen mufe. Oenn als ipnt (pgl. „Xenie") 
bie „(Reellen}* rätp, ben ^ßegafuS an bie 
Grippe angubtnben, faat er bem ^errenbienft 
Sebewopl. — „Siebe, grüpling, SBanberluft* 
bringen eine ftngapt pon 3ug<nbs unb SiebeSs 
liebem, pon beiten pielleiept einige bei einer 
neuen ©ieptung wegbleiben, ©rgreifenb ftnb 
manepe ©efänge ans „3nt ©yil*. Oer ©cpmerg 
über bie Verbannung aus ber geliebten Heimat 
(1806) unb bie ©epnfncpt nadp berfelben 
burcp 3 ittert bie Seifen; fogar ber 3lnblid ber 
©cpönpeit 3 ta I* cnS permag baS brennenbe 
©efiipl niept 311 perlöfdpen. Um fo freu* 
biger flingen baper in „£eimfepr* bie iöne 
ber Seier; wepmütpigsfrop arüfet ber Oicpter 
bie ©tätten beS früperen ©lüdeS unb ftngt 
pon feinem lieben £ejfenlattbe unb Pom beuts 
fepen Vaterlanbe. — Oie in „Siebe, grüpling, 
Sanberluft" pielfacp porfommenben pers 
braudpten Reime permag ber Oicpter bei einer 
neuen ^erauSgctbe tpeilweije leidpt 3 U befeis 
tigen. ©ine grage: Sarum peifet 3lttiia3 
©emapUtt 3^tconbe? 33loS beS VevSmafeeS 

roc0cn ? Hugo Rheinländer. 

Feldblumen, ©ebidpte pon Ida Maksa. 

(33ci 3 . gritjepe, Reicpenbcrg, in ©ommiffion.) 
3 n befd;eibenem ©ewanbe ein pon grauen* 
panb gebotener, anfprucpSlofer Sicberftraufe! 
— ©rfdpeint unS aitdp baS ©ingangSgebidpt: 
„3ln ben Sefer!* weniger gelungen, fo befuns 
ben bodp manepe anbere $oeften, unter wel* 
dpeit wir „grüplingSntorgen", „©S war im 
fonnettpellen £ag*, „Wein immergrün* 
unb „©etroft* peroorpeben wouen, ein an= 
fpredpenbeS, nidpt uitbebeutenbeS Oalcnt, pon 
bent man in 3 ufrmft wopl noep reifere ©aben 
erwarten biirfte. 

Adelaide von Gottberg. 

Strandgut. Reue ©ebidpte pon Rein¬ 
hold Fuchs, (©era, £arl 33audp. 1890.) 
Reinpolb gueps ift bem Sefer biefer Vlätter 
längft ein alter, lieber Vefannter. ©eine 
Voefieen 3 eidptten fiep niept fowopl burep bie 
überwältigenbe ©ewalt padenb = origineller 
3been aus, als burep ein ftilleS ©idp*Vers 
fenfen in bie ©epeimniffe oon Ratnr unb 
Wenfepenfeele. Oiefe beiben weife er in immer 
an 3 iepeitber unb gelungener Seife bidpterifcp 


Digitized by ^.ooQie 



384 


auSjugeflalten, ihren SReij pat er roie roenige 
her üttobernen tief ergrünbet unb nermag mtt 
großer C^cfd^icflidbFcit tinS mittenpineiu gu 
nerfepen in bic 5Untofppäre, bie (eine ®e= 
ftalten nnb $inge geboren, eine Ötabe, bie 
roopl jumeift ouf bie meifterpafte £>anbpabung 
ber Sprache gurücfgufii^ren ift. 3 n „©tranb* 
aut" finbet man u. 51. StimmungSbilber oon 
feffelnbem 95eij, roie „$>ie roanbernbe £üne", 
„iaSSracf ber5lpprobite*, „$)er neuestem", 
hier bie in ber gärbuna fo überrafepenb glücf; 
licp getroffenen „fftorbfeefonette", unb enblicp 
bie perlen ber Sammlung, bie erjäplenben 
£)icptungen. gucpS pat für jroei berfelben 
oom „£eutfcpen $i(pterpeim" ben ^>rei3 be; 
fommen: „&a 8 £emb beS @lücflicpen" unb 


„S'eutfcpe Xreue\ Säprenb baS (Jrftere eine 
pübfcpe 5tnefbote in treffenb = fatirifd^er Seife 
bepanbelt, roirb unS im ^roeiten ein oofl; 
roicptigeS Stücf piftorifeper $oefte in 93 aUabem 
form geboten. £>a 8 SBefle, roaS ber Sfleifter 
biefer £icptung3art, Ip. gontane, geleitet, 
roirb burep bieS (Webicpt erteilt, roenn nidpt 
iibertrojjen, benn nirgenbS höbe idp, felbft bei 
bem „Sänger ber dtfarf", bie oirtuoje Äunji, 
piftorifepe Vorgänge 311 beleben, ipren poe= 
tifdpen (Gepalt in moberne Stimmung nmju; 
fepen, in gleicper Seife auSgebilbet gefunben. 
— $d) rourbe miep fepr freuen, als ^eroeiS 
für bas 3 n tereffe beä gebilbeten s |>ublifum 8 
halb eine neue Auflage non gucpS* (^ebiepten 
brüten jufßnncn! Pritz Eberhardt . 



Wacp langem, feproerem Jeiben oerftarb am 
6 . 2Jtai b. 3- Edmund Dorer in Bresben 
im 5llter oon 59 3a^ren; berfelbe pat fidp 
foroopl burep feine eigenen lurifcpen £icpt; 
ungen, roie auep burep feine Uebertragungen 
einen rooplbegrünbeten 95uf erroorben. $*efon; 
berä fcpäpeitSroertp finb feine Ueberfepungen 
aus bem Spanifcpen, bie er pauptfäcpliep in 
ben „OHanatblütpen" unb bem „Oaucionero" 
niebergelegt pat. 

- * - 

S'er 93erroaltung3ratp ber Deutschen Schil¬ 
ler-Stiftung pielt feine Ja^reSuerfammlung 
am 28. unb 29. Wat im Scbiflerpaufe $u 
Seimar unter bem 5?orfip beS Generals 
intenbanten oon ©ronfart. 5lnroefenb roaren 
oon ausroärtS als Vertreter bie Herren: Dr. 
graitfl, Witter non £oeproart=Sien, Dr. '•faul 
Jpepfe^ünepen, OberlanbeögericptSratp Sdpön; 
parbt; Stuttgart, @. ^uboc (Robert Salb; 
müfler)=£reäben, 9anbfpnbieu3 (Meipler;5?re3= 
lau für ben bepinberten £errn 05epeimratp 
gelijr $>apn, non Seimar bie Herren l)r. 
3uliuS (tröffe als (*eneralfecretär, £ofratp 
Dr. Seniger, ^rofeffor Dr. Suppari, 9fe; 
gierungSratb föotpe, 3ufti$ratp ©runer. 5Iu3 
ben 5?erfammlungen ift — foroeit es non 
allgemeinem 3 llt erefje — golgenbeS peroor; 
jupeben: Waep ber ßaffeniiberficpt beträgt bie 
(^efammteinuapme etroa 41 CHX) WF., bie (^e= 
fammtauSgabe etroa 32000 WF., fo bajj über 
9000 Üttf. oerfügbar bleiben. 51uS ben 
nereinen Sien unb Stuttgart roirb ein er; 
freulidber 3ttroaep3 non dftitgliebem unb bie 
©ilbnng neuer 3 roc '9 0ere ' ne $ u Ulm unb 
dftarbaep mitgetbeilt. 5ltt 3uroenbungen für 
biefeS 3 a P r finb 311 erroäbuen 2000 9JU. als 
eine Scpenfung unter ÜJebenben feitenS ber grau 
Gparlotte n. Dren geb. n. $agen unb 100 


non ber D&ebaction beS „^Teutfcben Xicpter; 
beim". 3?on 17 UntcrftüpungSgefucbeu roitr; 
ben 9 mit einem betrage non über 2000 
für biefeS 3 a b r beroidigt. 


i<on Friedrich von Bodenstedts„ ©rinner; 
ungen aus meinem lieben" erfdbeint foeben ber 
II. 2*anb. (5lttgemeiner herein für beittfcpe 
Sitteratur, Berlin.) 

- * - 

5HS 5?anb VIII feiner „$efammelten Scprif; 
ten" neröjfentlicbt Heinrich Seidel „l'eberedbt 
Öiibncben als t^rofroater". (51. C^. 2iebeSfinb, 

veipjig.) 


Adolf Stern Ififtt im £trbft b. % tine Ueber= 
tragung ber febönften (^ebidbte beS febroebifeben 
JprtfcrS (^raf Öarl SnoilSfp in 53ucbform 
erjebeinen. 

- * - 

$on Konrad Telmann erfepeint bei Qarl 
9teifmec in Seipjig eine Sammlung feiner 
Sfijjcn unb Woue'Üetten auS ben lepten 12 
3al)rett in 3 55änbcn unter bem $itel „Cuer 
burcb’S 9ebeit". $er erfte 5?anb beS ScrfeS 
gelangt bereits in jtürge jur 5lu3gabe. 

- *- 

Martin Greifs Xrauerfpiel „öonrabin, ber 
lepte £obenftaufe" erhielte bei feiner (Jrftauf; 
fübrung im Üliincbner ^oftpeater nor ftarf 

bejeptem ^aufe einen bebcutenben O-rfolg. 

^aS ^ublifum folgte ber fepönen, non eept 
beutiepem ©cifte getragenen SMcptuug mit leb; 
paftem 3»lcrefjc, baS Tttp bei ofjener Scene 
unb bei ben 5ktjchliifjeu in oftmaligem 55ei* 
fall funbgab. 

- * - 


Digitized by ^.ooQie 

















385 


Heinrich Baltbaupts $>rama „Eine neue 
©Seit - , ba3 bereits in ben ©pielplan beS neu* 
gegrünbeten ©ereiitS $>eutfche ^Bii^ne auf= 
genommen mar, i(t foeben nom tföntgl. 
©djaufpielhaufe in ©erlin gur Aufführung 
angenommen unb wirb im ©egtnn ber näch= 
ften ©pielgeit feine bortige Erftaufführung 
erleben. 

- * - 

$)a$ neue ©chaufpiel, welches Adolf Wil- 
brandt für feine Eattin gefdjrieben hat, führt 
ben Sitel „fteue Seiten* unb ftreift in einem 
lebhaft bewegten ©efellfcbaftsbilbe bie fociale 

t rage. ©türf wiro ^uerft im ?effing= 

heater in ©erlin — mit grau Augufte ©HD 
branbt=©aubiu8 als CMaft — aufgeführt. 
- *- 

$>er allgemeine beutfdfje ©prachoerein fept, 
auf Anregung feines 3 n>f ‘9° (Te i nS $ u 
a. b. $., einen ©reis oon 5uO Warf aus für 
ein ©ühnenftüdf, baS im ©inne ber ©eftreb= 
ungen beS ©ereinS ebenfo bie thörichte gremb* 
wörtcrfucht wie ben übertriebenen föetnigungS- 
eifer geipelt. $ie ©reisarbeiten finb bis jum 
15. gebruar 1891 an ben ©orftpenben ©rof. 
Dr. Siegel in ©raunfehmeig einjufenben. 3 ,ir 
©ilbung beS ^Preisgerichtes finb u. 91. eins 
aelaben: griebrich oon ©obenftebt, £oftheater* 
Sntenbant oon Eilfa unb ©Hrflicher E5ebeime= 
rath oon ©Jarbenburg. £er ©pruch beS 
Preisgerichtes foü auf ber £auptoerfammlung 
gu ©ftngften 1891 oerfünbigt werben. 

-* - i 

$)ie fcirection beS Deutschen Volksthea¬ 
ters in ©Heit beabfichtigt befanntlich feit 
längerer 3*it, eine Preisbewerbung für Lust- , 


spiele auSgufAreiben. $)ie ©ebinaungen bi es 
fer ©reiSauSjcpreibung ftnb folgenoe: 1) $>te 
eingureichenbcn SBerfe müffen Originalarbei- 
ten (2uftfpiele) fein, welche ben 9lbenb füllen, 
baS heifet eine ©pielgeit oon 2- 2 1 /* ©tun= 
ben umfaffen unb bisher nod) an feinem 
Theater gur 21 uffit^rung gelangt finb. 2) $er 
lepte Einreichungstermin ift ber 15. ©eptem* 
ber 1890. 3) SDie Entweihung barüber, welche 
©tücfe mit einem greife bebaut werben, wirb 
am 15. Wooember 1890 gefällt. 4) $>ie Ar* 
beiten müffen auf bem Umfrage ein Äenn« 
wort tragen, währenb im gleichbegeichueten oer* 
fchloffenen©riefumfchlage Warne unbSBohnung 
beS ©erfafjerS enthüllen fein müffen. 5) 3ur 
©ertheilung gelangen brei ©reife, oon welchem 
ber erfte 500, ber zweite 300 unb ber britte 
200 Eulben beträgt. 6) $>ie SDirection beS 
^eutfehen ©olfStheaterS in ©Hen oerpflidbtet 
fich, bie preisgefronten ©Jerfe im 9aufe oeS 
©pieljahres 1890/91 an ihrer ©iihne aufs 
gujiihren unb aufier ben guerfannteit ©reifen 
einen Anteil oon 10 0 . £>. oon beit erhielten 
©ruttoeinnahmen gu gewähren, dagegen finb 
bie Herren ©erfafjer gehalten, bie preiSgefröit* 
ten ©*erfe für ©Heit auSfchlieplich bem $eut* 
fchen ©olfStheater gur 9lufführung ju über* 
iaffen unb fie oor ber Aufführung tn ©Hen 
an feiner anberen ©ühne jnr £arjtellung gu 
bringen. 7) &a3 ©reiSrichtcrcollegium be= 
fteht auS nachfolgenden Herren: Dr. Alfreb 
greiherr o. ©erger, »Eofrath 2ubwig 0 .$)ocgi, 
griebrich ©chi'tp, .Eofrath ©rofeffor Dr. Wo* 
bert o. 3immerntann, Emerich non ©ufooicS. 
8 ) £ent ©ublifum, fowie ben Herren ©reiSs 
rtchtern bleiben bie tarnen ber ©erfaffer ber 
preisgefrönten 3öerfe bis nach beren Erftaufs 
führungen unbefannt. 



BestlB>B>BBgen tob allgMnelaer Geltung. Jede Einsendung, aber deren Verwendung Auskunft 
gewünscht wird, muu deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner iat jeder Beitrag »uf 
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten. 
Man bewahre sich ron allen Einsendungen Abschrift, da wir Oedichte Oberhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann surfleksenden, wenn der rolle Betrag sur Bestreitung des Rückporto’s bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welohe 
mit 8trafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos surückgewiesen. Anouyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht QenQge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Origi nalbeitrftge angenommen. 


E. M. in D —n „Auf bem ©erge - (mit 
einigeit Aeitberungen gu Euitfkn ber 9^eim= 
reinheit); OC. iitD—n „Iraum um ^raiim" 
(ba§ fragliche ©uch wirb etwa im ©eptember 
erfreuten); K. G. in E —d „Waieitnacht" 
unter bem 2itel „9engnacht" (mit Aenber: 
ungen); A. H. in D —n „3™^ 9?ofen"; 
S. B. in M—n „Sorauf ich harre! - ; H. Z. 
in E —1 b. H. „§aibewanberung - , „£ie 


fternenlofe 9facht - unb „$)e3Weere§ (Srunb - ; 

F. S. in P—f. b. S. „Ofterwaber - ; P. K. in 
W- n „©chwermnth I - ; F. B. in W-n 
„An AgiteS* (mit Aenberungeit); G. M. in 
R—k „3faru6 - (mit einer fleincn Aenberung); 

G. S. in L—g „Erifa" unb „Allein - ; F. L. 
in G—n „ ^eimatötraumM. G. in S—n 
„©ommerfäben"; W. Al. in 0—n „Auf ber 
Altane - ; H. P. in T—r „£er fchöne Worgen - 


Digitized by <^.OOQLe 





886 


?Sr 


unter bem $itel „©ommermoraen"; E. y. G. 
in W—n „ftinberfpiel"; P. Z. in S —au 
„Sommer glaube"; C. D. in A—g „0 bella 
Yenazia“; E.K. in B—z „grolje ©inFehr"; 
0. W. in L —g „Robert" unter bem Xitel 
„©djirffar. Angenommen! 

R. K. in G—tz (inhaltlich gu unbebeutenb); 

o t> cu /' » .. :_ 




A. S. B. in St. G—n (oielfad) gedreht ii 
AuSbrucf); A. K. in M—d; P. I. in W— 
(in gotm wie Ausführung gu fFiggenbaft); 
K. A. in C—e; L. M. in W—1; W. K. in 
E —n (oerbraudbte ©toffe unb fehlerhaft in 
ber gorm);B. R. in D —tz; 0. P. K. in 
L—g; E. P. in T—n (für 3>l)vc freunblid^e 
AnerFennung aufrichtig oerbutiben!); F. G. 
in N—g (gu wenig neu); C. F. H. in S—d; 
G. 0. in B—n (was foUen mir jefct mit einem 
©intergebicht?); E. H. in Z—a; R. E. in 
W—g (mir haben ja jene Angelegenheit be? 
reitö gang in 3h«nt ©inne geregelt); F. 
E. in B—n; 0. W. in B—8; H. P. in T—n 
(für bic Chrgählung haben mir feine 93er* 
wenbung); V. K. in B —n (3hre ©priiche 
geben burchauS feinerlei neuer Anfchauung 
AuSbrucf); W. S in E—a; H. F. in B—n; 
E. C.-M in A—n; P. S. in B—n; A. S. in 
C—au (gu harmlos); F. S. in P—f b. S.; 
S. E. E. in A—n (in gu flüchtigen Umriffen; 
fchicfcn ©ie AuSgeführtereS!): B. G. in B—n 
(aegenftanbSloS); Dr. K. F. J. in B — n; 
M. S. in A—a (ftimmungSooH, aber ohne 
charafteriftifche roir cn »arten gern 

mehr!,); H. W. in L —g (theilweife fachlich 
ungeeignet). Dankend abgelehnt! 

H. F. in R—a. 3hren ©ebichten lägt fich 
Talent FeineSweaS abfprechen, allein 3*) r 
9ßegafuS ge^t jcoen Atigenblidf mit 3h l 'en 
burd) unb ©ie verlieren fug bann in ©chwulft; 
ftreben ©ie nach größerer Klarheit ber ©e= 
banfenfolge unb beS AuSbrucfS. 

A. S. tn E— g. 3h r ©ebid)t leibet, gang 
abgefehen oon oen mangelhaften keimen, 
mehrfach an Plattheit beS AuSbrucfS unb ift 
für uns nicht oerroenbbar; toaS unreine Meinte 
anbelangt, fo ift für uns nicht bie foaeitannte 
optifd;e Feinheit beS fReimS maßgebend, toelcfje 
genau biefelben 93udjftaben in ben corre= 
fponbirenben SWeimfilben forbert, fonbern bie 
jfc'langreinheit; fo fiub g. 93. Dfeime wie bie 
poti 3h»en angegogenen „©ernähren—©h« n "> 
„©ettern — flattern", „häuten — Gebeuten" 
u. f. w. burchauS gu billigen. 

E. S. in A—a. ©ir haben nichts erhalten. 


0. H. in H—g. „©enn ©türme weh«" 
läßt bie le^te geile oermiffen; 3h rer früheren 
©infenbung entfinneu mir un8 nicht mehr, 
das ©erf, nach welchem ©ie fragen, ift be* 
reits unter ber treffe unb wirb in einigen 
Monaten erfebeinen. 

A. v. N. in N—g. 3« ben roenigen gäUen, 
n>o mir gu einem Vorgehen in ber non 3h nen 
gebadeten ©eife genöthigt waren, ift alleroingS 
— felbft in ber ©ernfungSinftang — jene 
grage ui unferett ©unften entfehieben worben. 

R. M. in R—a. die Aenbetung faitn uns 
nicht als gelungen erfebeinen; warum liegen 
©ie bie Pointe ooflftänbig fallen? ©ir 
miiffen Alles abweifen, was irgenb oerleßenb 
wirfen Fönnte, ohne uns jeboch baburch gum 
©Flauen ber ^ßrübetie gu machen. 

E. S. in G—n. ©ie behanbeln gu wenig 
eigenartige ©toffe unb baS übertragene ©e= 
bid)t ift bereits in gahllofen Ueberfepungen 
oorfjanben; eine ©rwcrbSquefle Fönnte auch 
nur bie Ueberfebung oou größeren ^rofa* 
ftücfen werben. 

L. B. in R. (Sftußlanb). 3h« ©ebidjte 
leiben an rhpthmifd^en unb fprachlidjen 
gärten; auch oermiffen wir eine Fräftige 
©ntwicFlung ber ©mpftnbung. Segen ©te 
mehr eignes durchlebtes in 3h re ©ebidjte 
unb wir hoffen noch brauchbares oott 3h nen 
gu erhalten. 

E. v. R. in ß —n. 3haen wie Anberen 
freunblichen danf für 3h« neuerlidjen ©gm* 
pathiebegeugungen. 

0. K. in B — £. 3h« 1 ' ©ebichten fehlt 
ein Fraftooü entwicFelter gebattfücher Äern; 
bie gorm „gefchwört" giebt eS nicht. — die 
©inbanbbeefen gunt IX. Jahrgänge fmb länaft 
oergriffen; wer foldje noch haben wünfept, 
beliebe fich an nufere ©ypebition zu wenben, 
biefelben werben bann mit ben deefen gum 
X. 3 ah r 9 ötia gugleich oou unS in befteHung 
gegeben wer oen. 

I)r. M. F. in P—s. ©ie erweifen fich unb 
unS einen dienft, wenn ©ie guFtinftig 3h« 
©infenbungen beutlicher fchreiben wollen, ©er 
nicht eine fehr beutliche, fließenbe, leferliche 
£>anbfd)rift fchreibt, hanbelt nur im eigenen 
mohloerftanbenen 3ntereffe, wenn er feine Ar= 
beiten oor Abfenbung an unS oon geübter 
^aub abfehreiben laßt, die ©timmung geht 
felbftrebcnb oollfommeit oerlorett, wenn man 
genöthigt ift, ein ©ebicht mühfelig gu ent* 
jiffern. 


(©eptufe ber ÜRebactton biefer Kummer: 7. ^utii 1890.) 


gnüaßsDtritidinig. 

4Sebl(bte bon fiarl Worrmonn. iidmrb üliillrr. X diola. Orinrtdj Centbolb (fgfortfebung), fnbnia 
irottKl, Kidrarb dAniibt-Cabonif unb Ool. Sranbt. — «nuljilb. OHn $ctbntgebid)t bon #nflao floflropp. (©(plufe.) 

— Wm unt bte br«tfd)rn irauen rriSblm. Stritifdie Klaubereien bon Karl dibrottrntlial. IX. (gfortfefeung.) 

— flfldjerfdjaii. - Cttterntur nnb — flrieffdjoUfr. 

^achbruift nur unter genauer $ueffenanga6e gebattet. 


Ißeftellungen ftnb gu richten an bie Expedition (Paul Heinze’o Verlag), ©infenbuugeu 
an bie Redaotlon dee „Deuteohen Dichterhelm“ in Dresden -Strieeen. 3« ©ommiffton: 
Triib’eohe Buchhandlung (A. ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 


&- 


-^9 


©h*f 5 ^ebacteur unb ©igenthümer: yauf j»eiu|e. 

®rud bon Oferbinanb Xbomafe in 2)re8ben. — Kapier bon 6icler «k Kogel in Seipfig. 


Digitized by 


Google 





Monatlich 2 mal. Preis: 6 Uf halbjährig rorauszahlb. Mau abonnirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutschen l)ichterheim u iu Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 50 6 Stück einer Nummer 1,60. 


(3*<»-$rie<?tf<?e page.) 


ln bes 3Rauf0eer0autnes Platten, 
<i>ingef!re<ftt auf grünen gtaften, 
<£ag btt junge <Äirte ba. 

fdjten bie £0enbrotQe 
Stab er feierte feine gtfdfe, 
<£ie0fi<? ßfang es fern nnb na?, 
pt e?, ba f<?fei<?ei ungefeQen 
hinter i?n auf feifen £eQeit 
#ine f<?dne grraungeßaft, 

Pie mit großen fdjwarjen jlugen 
peinen Jteij f<?ien einjufaugen, 
38ä?reub rings bas $<?o fdjaCTf. 
pef0er in beut taffen gSnfen 
gtedU er £te0e ber $ntpufen, 
§anft 0erü?rt fle feine gSruß. 


pfaunenb 0fidtf er auf, bo<? mieber 
ppieft er fargfas feine lieber, 

SfolT non Qeifrer $ugenbfuß. 

Jl0er feine %bnt f<?affen 
£<?wü<?er 0afb nnb nidjt me?r ?aCTen 
pie jurittft nom Reffen fdjon. 

Slub es ifinget nur no<? feife, 
Jmmer fetfer feine Steife, 

33is ein <$au<? nur wirb ber ‘gon. 
£fs bas Jlbenbrof? er0fi<?en 
Slnb ber fe?te §<?ein entminen, 
£<?weigt bes Wirten <£ieb jugfei«?. 
Uten fie, bie $mpufe führet, 

Jeber, ben fle angerüQret, 

3ftn|| i?r na<? in’s £<?attenrei<?. 

<Äeinri<? Strafe. 


Drgmi für Didilßun^ uml Jirilil». (Der „Deulfifien DüfilerfnifTe" 19. JJiiiiiI.) 

Herausgeber: yauf «iteinje. 


Digitized by ^.ooQie 




388 


BT 





'pas uns Me beutfdjen grauen ersaufen. 

ftritifcfje Klaubereien 

non Jlarf $^ratten((A(. 


IX. 

(©<hlu&.) 


ur näheren (S^arafterifHf ber 
^ajmäjcr’fchen Dichtungen 
mufj ic| einer @igenfdjaft ber 
93erfafferin beS eben be= 
fprodjeiten SerfeS ermähnen; 
eS ift bie innige, fafi an Siebe 
grengenbe grcunbfd^aft für frauen unb groar 
]old§e, bie bei allem Abel ber (Mefinnung in 
i^rem Sefen einen ©egenfaß gu ber Did)terin 
bilben, ber (lc bann um fo mehr angieljt. 
$)iefe (5igeuttyümlid)feit tritt uns befonberS in 
bem Serie „©räfin ©bba" entgegen („$in 
©ebicljt", J877, <*otta in ©tuttgartj,beffen3u= 
^alt bie ©djilberung beS innigen freuub* 
fchaftSoerljältniffeS ber Königin (5briftina 
oon ©darneben gur juaenblichen ©räpn ©bba 
©parre bilbet. 9Jtan fühlt eS aus beit in bie 
Dichtung eingepreuten Siebern ©bba’S, baß eS 
ber SBerfaffcrin eine HerjenSerleidf)terung ge= 
mefen, ihr innigfteS ©efiihl in biefen garten 
Seifen auSguftrömen. Die Dichterin hot if)r 
Koem einfaaj mit bcnt ^Begleitroorte „Cmt (Me* 
bidt)t" in bie Seit gefd^icft, ba fie fctbft füllte, 
baß ber 3?eifaß „epifd)" in bem oorroiegenb, 
ja faft auSfdjließlidj Iprifchen Serie nidjt ge= 
rechtfertigt märe, ©ie märe, maS ihre bisher 
erfd^ienenen ergäljlenben Schichte anbelangt, 
ber nun fchon bahingefchiebenen unb ungerecht'- 
fertigteitoeijc aud) fchon oergefjenen & a t h a' 
rina Di eg gu Dergleichen, bie, ebenfalls bem 
@poS fich gutüenbenb, hoch nur bort ©chöneS 
leiftete, iuo fich ih re Iprijche 9)iufe frei entfalten 
fonnte. Auch bet 2)tarie Don ftajmäjer ift nur 
bie form epifcf), (behalt unb Durchführung 
Iprifd). ©ie geleitet unS in „Gräfin (*bba* 
in bie romantifchen Sanbe beS ffanbinanifc^cn 
fftotbenS, beffen Watnrfchönheiten fic utts in 
gelungenen Silbern oorführt. ©ie oerfudjt baS 
Anbenten an bie übel bcleumunbete Königin 
ju oerllären, inbem fie unS bie ibealeu ©eiten 
ihres 3 n nern enthüllt, ohne beShalb gerabe ben 
gewichtigen Ueberlieferungen untreu gu mer= 
ben. Gräfin ©bba ift bie mirflid)e Hclbin. 
Der Königin (Sigenfchaften, ihre Seibenfdf)aft= 
lichfeit, ihr mehr männliches Auftreten, baS ihr 
ben gerechtfertigten Sabel ber .äeitgeuofjen jo= 
iDohl/ toic auch oer ÜtachToelt eintrug unb KoS= 
quäle gu bem bcfannteit (Epigramme oerau= 
laßte: 

Regina senza regno, 

Christina senza fode, 

E donna senza vergogna — 

all’ biefe Abnormitäten eines auf ber ßödjpen 
©tufe ber mettfdhlichen ©efeflfdjaft fteheuben 
ScibeS erfcheincn im ©lorienfchein ber treuen 
f reunbfdjaft unb liebcnber Anhänglichfeit ber 
jugenblichen ©räpn @bba gemilbert, unb fo 
mirb fie uuS auch meitjchlich näher gebracht. 


3n biefer Söegieljung ip bie Dichtung auch oon 
hohem pfpchologifchemjintereffe. Daß bieDidj= 
terin über eine fchöneDarßeUungSgabe gebietet, 
geigt fie uns befonberS in biefetn Serie, in 
toeldhem pe bie moberne 97ibelungenftrophe mit 
©eroanbtheit honbhabt. Fiction ift fap 
burdhgehenbS poetifdh, bie ©chilberung ber 
Waturfdjönfjeiten oft glängenb. 3c^ lattn nicht 
umhin, nur eine Heine ©teile als 5?eleg beS 
eben ©efagten hier oorgulefen: 

©o hob’ W *>oS ^® ort oerpanben unb fühlt’ 
eS plöfelich Har, 

Daß bieS, roenn auch unenträthfelt ber ©eele 
Seitßern mar, 

Ja, fchöner als baS 9torblid)t, heüftrahlenb ber 
flacht enttaucht, 

Das glühenb rotlje Dtofeii auf ©dhneegeplbe 
haudf)t, 

(Erhabner als bie ©onne, baS unermeßliche 
ütteer, 

furchtbarer als im (*ife baS brohnenbe 
C^letfcherheer, 

^olbfePger als ber friihling, entfproffen über 
stacht, 

üJtehr liebeitb als eine Butter — hob’ ich mir 
(Mott gebadet! 

Ülun aber noch baS jünafte Serf ber £id)= 
terin: „@ine ©d) m eben tön igin*. Siefer 
hiftorijehe Ploman erfdbien 1882 bei ©chott-- 
laenber in $3reSlau unb hötte oerbient, gumal 
in frauenfreifen recht Diel gelefen gu roerbcit. 
(5-S giebt faum einen gefdhid)tlidheu ©tojj, ber 
fo oft unb fo mannigfaltig poetijch Dermerthet 
morben märe, als bie »tegierungSgcit beS fchme- 
bifchett .Königs ($ridh XIV. Robert Kruh, 
Heinrich jfrnfe, 3ofcf freiherr oon 
Auffeuberg, .(tarl St ober peilt, frang 
^Hittmeger, ©tefan 9Rilom unb 3ofef 
Steilen h a ^ cn Sragöbien gejehrieben, in 
beneit ber mahnfinnige WorblanbSherrfcher 
bie .£)elbenroUe jpielt, mährenb in Si lh« l m 
3 e n f c n S 9?ooelIe w jlarin oon ©darneben" unb 
in (5 a r l e d e l S epifdjev £id)tung „5larin" 
bie Gattin beS Königs im 3?orbergrunbe fteht. 
3m hiporifdhen Urania freilich ift ber .*pelb ber 
^anbluug and) gugleich ber ber (Mefchid)te, im 
hiftorifchen Vornan ip eS gerathener, burd) in 
ben $orbergrunb tretenbe 5tcbenperfonen unb 
burd) baS 3ntereffe, meldheS bereu (Mefd)icl in uns 
ermedt, gugleich baS 3nterefje für jene ^eitepoche 
im Scfer rege gu machen, beren marfige ©dhilbcr^ 
ung bie Hauptaufgabe beS ©dirifpcllcrS ift. 
deines SiffenS hoben bisher gmei bentfcfje 
frauen bcnfelbett ©tojj in hiponfäKu :7to= 
maitcn oerarbeitet, beibc aber ben ungliidlichen 
.König gunt Sitelhclbeit ihrer Serfe gemacht 
— aljo ben fd)mereren Scg gemähit, unb 


S&- 


-Ä 


Digitized by 


Google 


389 




beibe waren ihrer Aufgabe liiert gewachfen. 5E)ie 
erftc, Slmalie©d)oppe, ließ 1830 bei £eins 
fiuS in @era ihren hiftorijdjen Vornan: „König 
(hich XIV. unb bie ©einen" etfdjeinen, ohne 
bamitmehr, als einen Familienroman ju bieten, 
währenb bie nicht weniger fruchtbare, unter bem 
Bfeubonpm 3 - ©atori befannte, nun oer= 
geffene grau Johanna Reumann 1833 beit 
Montan „(£riF, König oon ©daneben" fd)rieb, 
ber, Fünftlerifd) ohne Serth, nur ftojjlicheS 3»= 
tereffe bot. ÖlücFlicher in ber Behanblung beS 
gleichen ©toffeS ift Fräulein SWarie oon Wajs 
majer. ©ie fü^rt uitä in bem Romane „OHne 
©chwebenFönigm" einen §errfcher oor, beffen 
Wegierung3$eit ber objeftioe §iftorifer nicht im 
miioen dichte baqufteüen oermag. 5tber bie 
Berfafferin [teilt bem mtglücflid>en, wanbel= 
mütljigen, ja oft oon ber Wacht beS Sahn* 
finiiS befallenen König ein ebleS, treuem SÖeib 
an bic ©eite, beffen Siebe ber einzige Sichftrahl 
feineö SebeitS ift, — bie Berlonen werben unS 
menfchlich nahe gebracht unb erwetfen unfer int- 
geteiltes ^ntereffe. Karin, baS Bauernmäbs 
djen, bie fpätere <$emablin CrrichS, ift bie viSel* 
bin: bie Siebe ber Reiben 3 U einattber ift bie 
Sichle, um welche fich ber Womau bewegt, alle 
Berhältniffe beS SanbeS unb ber 3eit ftnb 311 
biefen Beiden in öejtehung gebracht, fo bah eS 
ber SBerfafferin gelingt, unS bie rege Slufmerfs 
famfeit ab^ugewtnnen, mit ber wir beit ©d^il- 
berungen beS Friegerifcheit unb politifchen SebcnS 
jener Heit folgen. Oa wirb unS ber Kampf 
beS flolsen SlbelS gegen ben beSpotifchen Völlig, 
bie (Erhebung ber fiirftlicheit trüber gegen ben 
regiercnbeit trüber, baS leibenfchaftliche, nur 
auf Wache finnenbe ©ebahren beS ©ebeim-- 
fdjreiberS ($öran gefdjilbert, — bis enblicp baS 
Oberhaupt beS ©taateS ber allgemeinen @m= 
pöruitg unterliegt unb bie £elbin, bie arme 
Karin, allein haftest, beS ^alteS lebig, ber ihr 
bnreh beS (hatten Siebe warb. SSohi benterft 
man in manchen ©chilbcruitgen, wie befonberS 
in folchett, bie bem Friegerijchen Seben gelten, 
baff bie Jarbeit 3 U fchwach, ber ^ittfel nicht 
genug Fraftig, ber in ber Jrauenhaub ruhte, 
— aber bafitr entfehäbigen fehr oiele anbere 
©chönheiten unb Boqüge, unb bie £elbin ift 
unter ber geber ber Berfafjeriit 311 einer re^en- 
ben, herjgemiunettben (£rfd)einung geworben. 
Sluf beit l£inwurf, bah Karin 3 ur £eibin eines 
hiftorifchen WomattS eine 3 U wenig bebeutenbe 
Örfcheinung fei, antwortet bie ©chriftfteUerin, 
oielleicht unbewuht, ittbem fie Karin, bem 
Könige unb beffen ©chwefler, ber hochfiitnigen 
Bringeffin CTfabeth, jetten Blaß anweift, ben 
fte ben Bevhäitniffen, ihren feelifchen Öigen- 
fdjaften unb ber Siebe gemäß, bie fte mit ein- 
aitber oerbinbet, einnepmen muffen — ben 
Wftttelpunft beS WomanS; biefe $rei bilbett bie 
centralifirenbe Boten 3 ber (^cfchidjte, fie bilben 
eine 5£)reieiitigFeit, mit welcher SWeä im eita= 
fielt 3ufammenhange fteht. (*rich Fanit niept 
ohne Karin, bie Reiben nicht ohne Orlifabeth 
gebadet werben. OieS ift mit großem Okfchicf 
auS- uttb burrijgeführt, uitb fcheiitt mir fehr 31 t 
(fünften ber Berfafferin 311 fprecheit. SSoßl 
tritt nach @rid)3 Untergange ein langfanter 


f luh ber bis bahin faft bramatifd) bewegten 
anblung ein, man möchte glauben, eS wäre 
ange$eigter gewefen, hier baS SffierF abfdjließen 
311 laffen, — bod) eS ftebt unS eine Ueberrafch 2 
uttg beoor. Wach fooiel Srübfal unb Kampf, 
in biefen SluSftchten auf eine nichts weniger 
als roftge 3uFunft beS SanbeS, wirb unS mit 
ben ©chluftgetleit beS SerFeS bie (Geburt eines 
Äitabett angeFünbigt, beffen Warne anbere % age, 
baS SWorgenroth einer neuen 3eit bebeutet, — 
eS ift (^uftao Slbolf. Utn mich Feiner Unters 
laffuitgSfiinbe fchulbig 31 t machen, muh ich no $ 
beS UmftaitbeS erwähnen, bah bc* Woman burch 
bie Verlegung ber Jpanblung an bie oerfchiebens 
ften Orte gewiffermaheit unruhig geworben. 

„ Jdj bin", warf hiev I)r. Brunner ein, w mit 
aü’bemeinoerftanben, was unfer §err Weferent 
über bett eben befprochenen Wontatt gefagt, ba 
ich baS 53uch mit oieleiu Sntereffe felbft ge« 
lefen, aber eine S3emerFuitg rann ich babei nicht 
unterbrüefen. (^S ift ja mäitniglich beFannt, 
bah unfere jehriftfteflentben Oanten, unb ber 
giebt eS leiber all 3 U oiele, mit ihren Womanen 
oft ein beifpiellofeS ©liicf h^ben. 3 ucr ft in 
einem iünftrirtcn Platte erfcheineitb, geben fte 
ihr OpuS in Buchform heraus uttb eS erlebt 
mehrere Sluflageu. ^Betrachtet man bie ©ache 
genauer, fo finbet man 3 umeift bie alte @e= 
fchichte, bie fidf aUerbingS immer neu bleibt, 
in einer oft nicht gang glücflkhen Variation 
— man hat bie oerfchiebenen ©tationeit oon 
Sich unb SSeh unb enblicher Bereinigung burch 2 
gemacht unb wenn man baS Buch aus ber 
.patib legt, fo fühlt man recht beutlicb, bah matt 
red)t fchaaleS 3*ug in gefchmacföouer ©chaale 
gettoh 3a, aber baS Heft man gerne. ÖS ift 
ein wahrer 3awmer. 34) f ann befonberS ben 
anwefenbeit tarnen nur baS Sine fageit, bah 
ber Woman „öine ©chwebeitFönigin" trop feines 
nicht gait 3 ooHwerthigen ©uffeS in meinen 
Slugen bodh bebeutenb pöh e r fteht, als h»nbert 
jener SiebeSgefchidjten, bie mit fo oiel l^lücf, 
iitfonberheit in üDamettFreifen, bie ^eqen höher 
fchlagen machen." 

„3ch finbe ben cblen 3°rn beS $errn Dr. 
Brunner nur 311 begreiflich - , meinte lächelnb 
bie ^präfibeittin, w aber eS läßt ftch leiber nicht 
oiel 3 ur Befjerung biefer 3uftänbe thun. SÖir 
werben eS uns jedenfalls angelegen fein laffen, 
in unferem Bcreitte nicht allein bie fogeuannte 
leichte Seetüre 3 U pflegen, unb wenn im groben 
Batcrlanbe mehr foldjer Bereine mit gleitet 
Teitbeit 3 wirFten, wäre eS wohl beffer. Ooch 
ber A>err Weferent fucht, wie ich bemerFt, noch 
in feinen Woti^en." „SlüerbingS", entgegnete 
ich, f ie f m * r eben ein, baß idh eines ber 
l^ebichte befonberS heroorsuheben habe, ba eS 
oon bem reichen (^emüthSlebcn unferer Boetin 
3eugitiß giebt, unb oon jener Siebe, mit ber 
fie ihreWtutter oerehrt unb beglüdft. @8 lautet: 

2Sie Silien fich empor 00 m ©eegrunb ranfen, 
ÖutwudhS ich, theurc SWutter, beinern ©inn; 
Unb fchweif ich träumenb burch bie Saffer hin, 
©0 Fehrt 3 U bir hoch jeber ber ©ebanFen. 

Unb wenn bie Blühen in beiiSBeüen fchwanFen, 
Unb wenn bie Blätter mit ber ©tromung gte^n r 


Digitized by ^.ooQie 




390 


Unb icp umringt t>on ftcmpf unb $often bin — 
3$ wurgle fett in bir nnb fann nicpt wanfen. 

ScpPcrn!^ auS bir! Oie gaben meines Lebens, 
2luS beiner ©eele pnb fte auSgefanbt, 

Ou pegteP pe fo liebreich nicht oergebenS: 
©ie bleiben immer treu bir gugewanbt, 

Unb Anfang ip unb ©nbe jebeS ©trebenS: 
2luf meinem Raupte beine ©egenSpanb! 

OaS lepte Serf, welcpeS wir ber Wufe Warie 
nonajm&jerS oerbanfen, ip: „3opanni8* 
feuer. ©ine ‘Dichtung". (SBong & ©omp. 
1888 in ©tuttgart). Oer fpanifepe Witter 911* 
oaro be Webran oerläpt feine £>eimat in golge 
trauriger Lebenserfahrungen unb fommt nach 
Walta, um bort burch fein ©intreten in ben 
Drben feine Strafte ber ©pripenpeit J u wibmen. 
©eine Seipe wirb infofern ooreiug oerlangt 
unb oollgogen, als er auf feinen Sanberunaen 
burch bie 3nf<l bic milbthätige Tochter beS ©r* 
bauerS ber gepe ©t. ©Imo, Oon ©affar, fennen 
lernt. Llloaro unb 3«öna, feelifch oerwanbt, 
entbrennen in Liebe gu einanber. — OicS ip 
baS bewegenbe ©lement ber Oicptung, wie eS 
ja feit Heinrich oon 33elbecfe in ber ergäplen* 
ben Jtunp gang unb gäbe, ©olche feelifch« 
^Beziehungen eept weiblich, mit 3<*rtpeit un ^ 
Snnigfeit gu fdjilbern, babei aber oon aller 
grauengimmerlichfeit fern gn bleiben, baS ip 
Warie oon 9tajmüjerS ©tärfe. Oer £itel hat 
jweifaepe SBebeutun^: er rneip fowohl auf baS 
geP ber 3opanni3feter auf TOalta hin, als auch 
auf bie Liebe gweier Wenfcpen, bie ben Leng 
beS Lebens bereits überfd>rittcn. Oie ©inpeit* 
lichfeit beS SerfeS ift burcpwegS feftgepalten; 
Oon Slloaro ip bie ftarfe ©iepe, an bic ftch baS 
hingebenbe Räbchen in ihrer Liebe ranft — 
er aber, ber £elb, tritt befonberS gum ©chluffe 
niejt plaflifcp genug aus bem Ptapmen ber 
feponen Oicptung peroor. Dropbem wächP aber 
bic poetifepe Ä'raft ber $erfafferin oon ©kfang 
gu ©efaitg, um gum ©chluffe, nachbem wir 
noch gefepen, bap ber eble Dritter ben auf ber 
SBapion oon ©t. ©Imo aufgepflangten £alb* 
ntonb in bie gluthen beS WeereS fcpleubert, 
wie mit einem $ofaunentoii in ben Sorten 
auBguflingen: „©roper ©ott, wir loben Oicp!" 

Sie pewte üblich, pnb nicht alle ©efange in 
gleite gormen gegoffen; eiugelne — unb bieS 
[epeinen mir bie gelunaenpen — bewegen ftch 
im peroifepen ©dritte oer 97ibelungenproppe, 
anbere pnb in iturjgeilen oerfapt, unb bag wippen 
hinein pnb, wie m ©cheffelS rompeter oon 
©äefingen", reigeitbe Iprifcpe 33lütpen gePreut, 
oon benen einige bem Oalente ber SBerfafferin 
auep nach biefer ©eite piit ©pre machen; es 
pnb bieS befonberS „JuanaS unb SlloaroS 
Lieber". 3 U ben befonberS frönen ©iitgel* 

! »eiten ber Dichtung geboren praeptige Maturs 
cpüberunaen unb bie fefte, bei einem weiblichen 
^oeten gu bewunbernbe3ei<pnung ber Kampfes* 
feenen in bem *©t. ©Imo" betitelten ©efange. 
Oie Iprifcpen Momente pnb bie fepönften. Wit 
welcher 3artpeit befpriept hier Slloaro ben Um* 
Panb, bap 33eibe, er unb feine 3uana, fiep niept 
ntepr im Lenge beS Lebens bepnben: 


Denn nimmer ip eS wapr, bap mit bem Lenge 
OeS OafeinS auep fein beper Opeil oergept; 
Ser feinen 3*«^n fept fo nap bie ©renge, 
SBeweip, bap er auf feiner £ope pept. 

S at unfre ^ugenb eepte ©lutp geboren, 
o bleibt ein gunfe ewig unoerloren. 

Sopl mag uns junge Liebe füp erfepeinen, 
©in ä'inb, boep aottergleicp in iprer Wacpt; 
Docp wenn pep ©eelen pnben unb oereinen, 
©eläutert unb gereift in LeibenSnacpt, 

©o lernen pe baS Oafein erP oerpepen, 

Unb nimmer fann ipr SBepeS untergepen! 


Warie oon ^ajmäjer pat mit biefem Serfe 
wieber einen tücptigen ©epritt naep oorwärtS 
getpan auf ber &apn iprer biepterifepen ©nt* 
wicfelung. 

gür bie näcpPe 3*it paben wir einen piPo* 
rifd^en Ptoman auS ber frangöpfepen Dfefor* 
mationSgeit gu hoffen; er wirb pdp „Oer ©tern 
oon 9?aoarra" betiteln unb waprfcpeinlicp gwei 
$Bänbe umfaffen. 5Die 5)icpterin ip in golge 
iprer fcpwacpen 9liigen gegwungen, ben Sinter 
binburep jeber litterarifepen ^pätigfeit gu ent* 
fagen unb fo fann pe nur ben ©ommer be* 
nupen; fein Sunber, wenn bei oorwaltenber 
©cpajfeitSlup bie Serfe nur langfam oorwärtS 
fepreiten. Saprfcpeinlicp wirb pe auep ipre 
feit bem 3apre 1872 oeröfientlicpten ©ebiepte 
fammeln unb in einem SBanbe perauSgeben." 

w Sir pnb 3Puen für 3pre Wittpeilungen in 
ber Dpat banfbar", meinte bie grau D>irectrice, 
w aber eine 9lufflärung würbe icp boep noep er* 
bitten: wie fommt eS, bap ein fo begabtes 
weiblicpeS Sefen feinen Seg allein burcp’S 
Leben gept?" 


„3cp war auf eine folcpe grage gefapt", ent* 
aegnete icp, „aber glauben ©ie mir, gitäbige 
grau, bie Dichterin ip oollfommen gufriebeit 
mit iprem Loofe. ©ie felbP äupert pep in einem 
Briefe wie folgt: „3dh bin unoermäplt ge* 
blieben, pabe aber bie JpergenSleere, bie man in 
ber ^orfteüung an biefen ilmpanb gu fniipfeu 
liebt, noep in feinem Stuaenblicfe meines Lebens 
empfunben. Weiner tiefpen Uebergeugung naep 
fommt eS nur barauf an, bap man 3*nianben 
tnepr liebt, als pep felbft, um pep innerlich 
reiep 3 U füplen: Ob bieS ber ©atte, ob eS ber 
93atcr, bie Wutter ober baS itinb ip, baS bürfte 
pep im Sefentlicpen boep gleicp bleiben." — 
UebrigcuS fepeint bie Oiepterin felbp pd) auep 
mit Derlei gragen, mit berlei ©ebanfen be* 
fcpäftiat gu paben, benn in bem ^oem w 93leib 
aueiir fommt fie gu bemfelben ©cpluffe. ©ie 
ruft pep felbft gu: 


3m ^olbnen Licpte breite aus bie ©dpmingen, 
93ergip nur einmal gang bein enges 3^; 
Dann wirb bie ew’ge Liebe biep burepbringen, 
Unb tief befeligt füplp bu bann nur bidp. 
Dann Famtft bu, felbp erlöft, ©rlöfuncj bringen, 
JpilfP, felbcr frei, auep Rubere befrein, 

Unb füplft ein SBattb biep mit bem 9UT oer* 
fcplingen: 

9luf bap bu nie allein feift — bleib allein! 


Digitized by 


Google 




391 


3fata ^Äorgana. 

3$ mar erroadfjt; beS OjtenS fernher Saum 
©djien lidjt umflammt oon feuerfarbnem ®olbe, 

Unb, SRofcn ftreuenb bur<$ bcn JjjimmelSraum, 

3og früfylingSfcfyön ber tag bafjer, bcr Ijolbe. 

Son alter Säume prädjt’gem JBipfelbau, 

Sen Saub fmaragben fyier, bort jllbern fränjte, 

©litt fd}immernb nieber jur begrünten 2lu 
©ein glanunenblidf, ber aufglomm unb erglänzte. 

Unb meg 00 m Säger locfte midj bie Sujt, 

Se3 9JtorgenS Sidjtgebanfen ju empfangen — 

§alb feljnfudjtSootl, fyalb träumrifdj unbewußt, 

Sejtaunt' idj jtttl fein rofenrotfyeS prangen* 

$n einem ©effel, ben idf} fjingerüdft 
3um offnen genjfcr, fdigmüb 00 m ©trauen, 

Serljarrt' id} nod), roie lange roofyl! entjüdft, 

2113 fcfyon oerblafct bie Sßurpurglutlj im Stauen. 

Sa trat ein Silbnifc täufcfyenb oor mid& Ijin: 

9fodj einmal flanb ber £ori$ont in ©lutljen, 

9todb einmal f<$ien ber 9tofenfpenberin, 

Ser 6o3 3 au ^ er 9^ an i i u burctyflutfjen, 

Sodf} fanft umblüljt oon iljrem Ijeitren ©d^ein. 

2ftir gegenüber ftanb unb rnafe ntid^ fd&roetgenb 
3n g&id&er Sftulje, gleichem ©eligfein 
(Sin ßngel, leibhaft beine 3% jeigenb. 

3>d} falj ifynt traut, er mir in’S 2lngefidjt, 

Sa mar fein £efjl, fein ungeroifc (Smpftnben, — 

Sie 2Birfli<$feit fyat folcfye ©tunben nid&t 

Unb biefe — mugt 1 idj — mirb als träum entfctyminben. 

O halb, ju halb erroadjt' id) aus bem träum; 

9tur mie ein 3 c *^ en / baS 5 um ®nijj oerblieben, 
Umfprüljte golbner ©onnenfunfen glaum 
Sie meinen Slätter, brauf bu mir gefdfjrieben. 


$feid}ßefd)affen. 


grifdjer, tfyau’ger SWorgen, 
Sen baS Sid&t erfdjafft, 
Sod) bem nod) oerborgen 
Sleibt ber Sonne firaft! 


SBilb ber fronen Slugenb 
©djeinjt bu mir ju fein, 
©erließt fte £ang unb tugenb 
Sieblid} in ft<$ ein. 




Digitized by ^.ooQie 




392 


R- - g 

'pttffen-'panömnfl. 

2Bic Pilger im gelobten £anbe 

3ie^n $u beS (jeil’gen ©tromS ©ejtab, — 

Durd) ffiüjtenfanb, im ©onnenbranbe 
3ie^n mir ber ©rbe Dornenpfab. 

DaS 9luge brennt, mit bleidjem 3Jtunbe 
äkrfdjmacbtenb fragt ber SßanberSmann 
Unb fpäfjt oerlangenb in bie Sftunbe! 

„2Bo ift? — mann fcfyau' id) Ganaan?" 

,,©iefy’ bortf)in!" — (Schlaufe planten miitfen 
Unb Stürme fern am SBüftenfaum — 

©ietyft bu bie Quelle ftlbern blinfen? 
gata~ Sftorgana! — SBüftentraum! 

Der ffianbrer traut bem ©eifterroeben 
Der ©cremen bunfb unb nebelgleicfy, 

Die näfjer — förperloS entfcfyroeben. 

(Sr füfylt fid) jtarf unb fjoffnuugSreicfy; 

3um Danfgebete fniet er nieber 
Unb bettet juty im Sßüftenfanb; 

©r fd)liefjt bie müben 9lugenliber 
Unb träumt oon bem gelobten 2anb. 

£)ört er nidjt ^almenfronen rauften? 

©ie roefyn iljm fdjatfge ftüljtung ju — 

Dem Murmeln glaubt er frolj gu laufen 
Der Quelle, in erquicfter Shity 1 ; 

Son Duft beraufcfyt, fie^t er erblühen 
©in ©ben, baS auS ©teinen bridjt, 

Unb SBunberbauten fie^t er glühen: 

©in SßarabieS im geenlidjt; — 

gata^organa! — Droft beS SebenS! 

De§ ©rbemDafeinS fyödtyfte ©uitji. — 

©3 flolj noch deiner |e oergebenS 
3ur göttlichen 9Jtagie ber Äunft. 

3Jtit ibealent 3 au ^ cr P a ^ e 
2ocft SRofen fic — auS Dorn unb ©tein, 
tlcrflärt beS Gebens bürft'ge ©abe 
9JHt eiiteS fyö^ren SBertfyeS ©dfyein. 

Unb ferne felige ©efilbe, 

2ßenn lingS ber ffiüfte Cebe fdjredft, 

3eigt fie im luft'gen ©piegelbilbe, 

Das £offnung3troft ber 3 ufun f* werft. 

JL ^005. 


B---4 


Digitized by ^.ooQie 




393 


.'gtofenlieber. 


©djüttle, Heine Dornenrofe, 

Deine bleichen Slätter ob, 

©udfye bir ein früljeS ®rab 
9luf beS ffialbeS buft’gem 9ftoofe. 

©ielp — oon all' bem fyolben Stimmer 
©lieb bir nur ein blaffer (Schein, 

Unb eS gieret bid) allein 
fetten £ljaue§ ^erlengimmer. 


S 


Du barfft fielen unb — oergefjen. 
JÖinbeSfäufeln wiegt biefy ein, 

Unb im obenbftitten §oin 
©üge Sieber bid) ummegen. 

Dod) baS £er$ — braefy eS im Seibe — 
3udt nodj weiter — angffooll — bang. 
JperbgeSfc^auer mähren lang, 

9tafd^ — enteilet nur bie greube! 


Die Sftofe peljt im 9Korgenlidjt 
Unb fjetle Dfyräneitperlen funfein 
3^r um baS füge Slngepdp. 

O, 9fofe! roeintep bu im Dunfelit? 


Drägp bu oerborgen tiefet 2Be!j? 

§at biefy getäufdjt ein fügeö $offen? 
£at auf beS ©lüdeS ©onnenfyöfp 
^uc^ bidj ein ffiort $u Dob getroffen? 


0, bann — fo lang no($ Xljränen tfjaut 
Dein 5luge, füge 9tofe, meine! 

De§ £immeltropeS griebe fdjjaut 
9luS gellem igränenperlenfcfycine. 


@3 püffern oor meinem genPer 
Die 9tofen im 9ftonbenfd)ein, 
Unb Jütten füg beraufdjenb 
$n ityren Duft rnid) ein. 


63 fdjmeidjelt mir um bie Sinne 
SBie fütylenbe, tfyauenbe glutfj, 
Drin all* mein qualoolT Gingen 
Xraumfjaft oerfunfen ruljt. 


üftonbe3fdpmtner — grieben3bote! 
töüffe boeb bie Heine, rotfye 
Sftofe, bie fo einfam peljt. 

Die in beinern Sidjtgefofe 
Duftenb träumt oon fdjönrem Soofe 
Unb in Segnen ftill oergegt. 


Sfyxt ©dgroepern pegt pe blühen, 
3u ber Siebe Sup erglügen 
Unb Pegt trauernb gan$ allein. 
0, pe mcig — bie läge Regelt 
Unb bie jungen Sfteije pieken. 
SQBiege bu igr Seiben ein. 


Äüffe pe unb fpiele, leife 
9tedfenb, froge ©ilberfreife 
Um bie ernpe Dräumerin; 

Dag, oon beiner 3 a u&errocife 
©üg beraufegt, igr Seben leife — 
5Bie ein 9Jfärdgen, — fdgroinbe gin. 


SS- 


@r gab mir eine bleiche Stofe 
Unb nannte mieg fein füge3 Sieb, 
Unb unter järtlicgem ®efofe 
©at er, bag icg audg treu igm blieb. 


Dann ging er fort. 3dg blieb oerlaffen 
9Jtit meiner Siebe gier jurüd, 

Unb meinem 9tö3cgen nur, bem blaffen, 
Vertraut 1 icg meines §er$en3 ®lüdf. 


SBogl fam er geint unb fag rnieg mieber, 
Docg frug er nidgt nadg Stof* noeg Dreu*. 
9Wir rollen geig bie Dgränen nieber, 

Unb er — er liebt unb fügt auf's 9teu’l 


4 * 


Digitized by ^.ooQie 




894 




5 ? 


©efüßt oon SJtorgenfonnenftrablen 
3ft füll bie Dtofe aufgebläht; 

©ie neigt ba$ §aupt; in ifyrent Äcldjc 
De$ J^aueö ^erle jitternb fprü^t. 


€) Stofe bu, fo traumoerfunfen, 

©innft bu roofyl feitem 2Jtärd)en nad), 
Da$ taufeitb §erjen fdfjon oerbuitben 
Unb abertaufenb mieber bradj? 


Dem Wärmen, bas fic „Siebe" nennen, 

Da§, mo ein treuer ©inn c§ fycgt, 

^peUiaucbjeub — roie auf ©ltgclsfcbmingen — 

Die ©eele auf jum Jpimmel trägt. 

fttttna gBttfßn. 


Pie elfte cSießßaßerin. 

3ln einem Sabeort mar eingefallen 

©in Häuflein SJtimen, armen Sögeln gleich, 

Die um bie fttappe &\t fid) fammeln ba, 

SBo irgenb etma3 e§ ju baffen giebt. 

Siel ju erl;afc^en giebt e§ freilich nicht 
3n Sabeorten für bergleid)eit Soll. 

Da3 £)au§ ift in bcr Stegei fd)lecbt befefct, 

3e beffer ift baö SBcttcr, um fo fcfyledjtcr. 

Sin einem fcböiftit ©ommerabenb fifct 
3m freien gern ber Sabegaft unb ^ebt 
Der Äunft ©enuß ftd) für beit SBinter auf. 

Sin einem Jag nun ^atte ba bie erfte 
Siebfyaberin if)x Settefij; fiic ging 
Son £au3 ju §au3, ©iUette anjubieten, 

Söie Sraudj e§ ift beim armen jtünftleroolf. 

©in faurer ©ang! Sld), in roie roen’geit na^m man 

3b^ ein ©iüet ab, unb in einem faurn 

3öarb ju bem ©elb ein freunblidj) Söort gelegt. 

3«b fofj, mie fte au§ einem £>aufe fam — 

©3 modbt 1 aucfy bort mo^l i^r befdjeibneö Sitten 
Umfonft geroejen fein, oiellei^t mar ©pott 
Unb £ol)n ber Slbroeifung ^injugefiigt. 

Stun oor bem £aufe ftanb ba3 arme Skfeit, 

Dem längft entfd^munben mar ber 3 u 9 e nb Steij. 

©3 l;atte flarf geregnet in ber Stadst, 

©o baß bie ©traße noch ooll SJaffcr mar. 
hinüber mußte bie SebauernSmertlje, 

Unb al3 fie oor fidj fab ber ©traße ©cbinufc, 

Den fte burdjfd)reiten mußt 1 mit ifjrcit bütinen, 

Sinnfergen ©d^u^n, ba fiel iljr roo^l auf'3 §erj 
Die gan$e SJtitleiblofigfeit bcr ffielt. 

Ärampf^aft umfaßte i^re §aub ba3 ©def^en 
Son ©intritt3farteu unb Dljeaterjetteln, 

Son ©d)am unb 3ont fleröt^et mar i^r Slittlifc, 

Unb auf bie Sippe biß fie mit beit 3äbnen, 

3urüdP mit SJtüb 1 nur ^altcnb beiße Db r ^ ncn - 

_$*Qattttfs Jrojan. 




Digitized by ^.ooQie 



395 


R 


'pafl'ersnotlj. 

( S J? a dj einer 9S o l f 3 n> c i f e.) 


Som Serge ram gepoffeu 
3«r JWadp ber SRärjenfdjjnee, 

9?un liegt ba3 Sanb befd^Ioffen 
3n einem Sfyränenfee. 

©o 9Wand^cr ntodp 1 erroarten 
Soß 2lngft bas Sflorgenlidp, 

3$ fei)’ nad) SiebcfycnS ©arten 
Unb fann iljn ftitben nidp. 

Unb fefy 1 id^ unt 
Ser roilben ©aj 
©o roiß mir im 
3fyr 9tuge grüpt 


©o panb ba§ £>au3 ber Sieben? 
2ttan roeip bie ©teile fautn, 
3urüdf ip nid&tS geblieben 
Som ©arten, als ein Saum. 

Ser neigt mit bunflem Saube 
©i<$ traurig in bie glutfj, 

©olp eine roeipe Saube 
3n feinen 3meigen rufp. 

r ©einen 
tx Sauf, 
ler fdjeinen, 
herauf. 

SÄ«* JUffted. 


JU öfter ^tum. 

855. 

3n’3 Sfjal ber ©fei piegen glodfen bidp; 

3m Älofter $ßrünt, ba pimmert fpät nodj Sidfp. 

Um einen Äranfen pefjn bie Sftöndje Ijer, 

Sriib ip fein Slidf, fein Sltfyem eng unb fermer. 

©e<$3 Sage pnb’3, ba fcfyor man tytn ba§ §aar, 

Ser aller pißen Srüber pißper mar. 

Som ©dpag gerührt er müfyfam nun p(§ Ijebt, 
3nbep bie Sippe leife liöpelnb bebt: 

„3$ miß eudj beizten, tfy id^ Perben gcp\ 

Sann rietet, ob icfy redp oor ©ott bePefp. 

Sap mir bie §anb oerborrte, Ijcipt gerecht, 
galfdj) roie mein §erj, mar pe ber ©ünbe Änecfyt. 

©ie Pürjt 1 ben greifen Sater tief in ©cfymadb, 

Surcfy ©cfyroert^ ©eroalt pe rud&loS ©be braefy; 

©ie roinft’ ben grimmen geinb in’S Sanb herein, 

©ie itafpn ber Äroite ÄarlS ben ©lorienfcfyein. 

©ie füfjn 1 id^ aß 1 baö unb roie roirb mir Jpeil ? 
Serjeifjt mir ©ott um mein unperblicfy Sfyeil? 

gluckt er nidp mir, nidp Äinb unb Äinbeäfinb? — 
9td), bürre Sfteislein fnieft ber ©türm geptyroinb." 


Digitized by ^.ooQie 



396 


sr 




„Sohn", fprach bei* 2lbt, „bie Sünbe, roth rote ©lut, 
äütrb meig wie Sd)nee in t)ciPget* Jfteue ÖHuth." — 

„Danf, Danf!" — Da fd)roebf bie Seele ^immelan. 
3c^t fannten fte im $rei3 beit ftiüen 9ttann. 

üängfl ahnten jie'3, bag e3 ber $aifcr war, 

3h r mäd)t’ger Äaifer e^bem, £>err jot^ar. 

Unb bi3 ber graue borgen jog ^erbei, 

$lang für ben ©tönch ju ©rüin bie titanei. 


£ugo Stfeiufinber. 


Alpenfafjrt. 


Da3 mar in froher ©urfc^enjeit. 

Da jogen mir felbbritt 
Durchs fdfjöne, ftolje Sanb £t)rol 
s Jftit rüft'gem ©anberfchritt. 

©on Sermon führte unfer ^3fab 
hinauf gen s Jtaffereit, 

Unb jeher Stritt erfchlog un§ mehr 
Der ©ergroelt ^errlic^feit. 

©or un3 erhob fid) £mupt um §aupt, 
©ebeeft mit Schnee unb @i3; 

©3 ^aud^te 9tofenfchimmer brauf 
Die 2Rorgenfonne lei3. 

3ur SRechten glänjt 1 ein grüner See, 
©in leud)tenber Smaragb; 

3ur üinfen fd^o§ ein ©afferfaU 
,3« bunfle gelfennacht. 

Sein $Raufd)en tönte au3 ber Sdjlud)t 
2Rit ^o^lem, bumpfem itlang; 

Sonft 9llle3 einfam, 9lUe3 ftitl 
Den fteilen ©cg entlang. 

Da plöfclidh fdblug an unfer £>h r 
(Sin fröhlicher @efang; 

3roei 9ltpcnbirnen fliegen fünf 
§erab oom Sergeö^ang. 


$luf ihrem Raupte trugen fic 
©in Sünbel 2llmcngra3 
Unb 9llpenrö3lein in ber £>anb, 

Die noch oom Srühthau nag. 

Sie grüßten un3; mir banften brauf 
9tach froher ©urfchenart. 

Da warfen fie un3 ladjenb ju 
Die 2llpenrofen $art. 

Unb jubelnb fingen mir fie auf, 

Die purpurrotfye gluth, 

Unb fdjmücften mit ben ©lütten fjeü 
Un3 munter 2öam3 unb £mt. 

Da3 mar ein fc^öner @t*ug, Dprol, 
©eim ©injug in bein Sanb: 

Die $Rö3lein roth, geboten un3 
©on fc^mucfer Dirnen §anb! 

@ar ©iele3 fdjroanb au3 meinem Sinn, 
©a3 manbernb ich erlebt, 

So manche Sufi, j’o manches Seib, 

Da3 mir ba3 £)er$ burd^bebt. 

Doch immer benf ich noch ber ©tunb\ 
9113 bort oor ^affereit 
9tm frönen, blauen Sommertag 
©3 Doofen un3 gefchneit. 


Denn nie l;at roieber ba3 ©efdjidf 
3Ridh fo mit §ulb erfreut, 

Dag e3 be3 Seben3 fteilen ©fab 
ÜRit SRofen mir betreut. 


&uftav yaflg. 


te- 


-33 


Digitized by 


Google 



397 


•I*-*5 

lief im ©albe, fern ber lauten ©eit, 

©lüfyt ber ©infamfeit befdjeibne Slume; 

SttatteS Sidjt bringt burdj baS ©lätterjelt, 

©ro'ge $>ämmrung Ijerrfcfyt im Jpeiligtfyume. 

Seife tönt beS ©atbeS ero’geS Sieb 
®urdj ben fjeil'gen, nie entroeiljten grieben, 

Unb baS fanfte gtüjtern tröftenb $iefyt 
®urd) baS §er$, baS oon ber ©clt gerieben. 

§eil’ger Ort, mo mandje tfjräne rann, 

2ld> mein §er$ gern eroig bei bir bliebe, 

©dl eS ungeftört Ijier meinen fann 
Um bie alte, unoergefjne Siebe! — 

SSettuo 31 abeit. 


vjbtxki bu nodj? 

©eigt bu nocfy, roie einft ber Sommertag 
Seudjtenb über 9Weer unb Oftnen tag, 

Unb im grünen, flutfyumbtauten lann 
©rfter Siebe 3<mbcr uns umfpann? 

©ie fo fömeidjetnb bod^ bie ©eile fang, 

©ie fo traut ©alboögteinS ®rufc erflattg, 

©ie oom ‘Dornbufdj beine liebe §anb 
SRofen brad) unb mir jum Strauße manb! — 

©eifct bu nod), mie bann fo grau unb fdfjroer 
£erbftgemötf jog broljenb über’S 5tteer, 

Un3 ber fturmgefdjeudjten Sdjmafben glug 
2UP baS Sommerglücf oon bannen trug; 

©ie ein Stöhnen, bang unb trauerooll, 

9luS ber bunflen glutljentiefc quoll, 

Unb unS bod) ber Hoffnung grüljrotljfdjdn 
9tod) oerflärt beS SdjeibenS fjerbe ^Sein? — 

3ldj, baS grüfjrotfy fanf in ©intemadjt; 

©infam fyalt 1 am oben Stranb idj ©acfyt; 

9led^enb burc§ ben tann ber Sftorbfturm fauft 
©ilb um'S gelSgeflipp bie Sranbung brauft. 

ÄampfeSmüb 1 irrt in bie glut§ mein ©lief, 

Unb fein ©lüdfSjient bringt in mein ©efdtyidf — 

Saut fdjriöt über’S 3Jteer ber 2ftöoe Sd&rei: 

Sieb 1 unb Hoffnung, ad}, oorbei, oorbd. — 

_ Jlnii« yoigt. 


8 $-£ 


Digitized by ^.ooQie 




398 


H-SS 


Galanthus nivalis. 

©in grüfyling3mptlju3. 

ticfbunflc Sttod&t iff3. 3)urdj bic ölten SRüftem 
Sftouftfyt fonft ber grix^Ung^lüfte letfeö 2Befjn, 

Unb in ber ©icfyen weifen Slättern püftern 
©ie füp oom nafyen, fronen 2lufcrpcljn. 

2Bo noch bic SRcbel grau bo3 £fyal umbüpern, 

9^od^ fdjnccbebedft in’3 2(jal bie ©crgc fefyn, 

S)a jiclp ber Scn$, $ief)t fyolbeS grüfylingSafjnen 
9htn crbenwärtS non litten £>immel3baf)nen. 

Unb mit be3 neuen grüfjlingS ftiHem Äomrnen 
3P freubig neuer SebenSftratjl ermaßt, 

©d)on pnb bie £öljn oom 2ftorgenrotl) umfdjwommen, 

©Aon glüfjn bie SBolfen auf in golbner ^racfyt: 

2)er ©onne lid)te ©luttjen pnb entglommen 
Unb bringen pegreidfj burdt> bie bunfle Sftadfjt, 

Unb erfter Serben früfylingSfrolje Sieber 
2önt laut be$ Sßalbs ernmdjenb ©d)o miber. 

Unb mo om lauteten bie Sieber flingen, 

2Bo fkf> juerft be3 ÜJtorgenS ®lan$ entfalt, 

2)a ift bei grüfping3wefyn unb Serdjenpngen 
2>ie erfle ©lütfyc lieblid) auferwadp. 

3um Sicfyt empor bie jungen ©lätter bringen; 

2)ie ©lütfye neigt pdj in befdjeibncr ^racfyt 
3um ©oben obroärtö, wie um $u berieten 
2)er Sttutter ©rbe frofye Sen$gefcfyidpen. 

©cfynceglöcfdjen ift'3, ba3 nad) be3 SBinterö 2ofen 
3uerP ba3 Jgmupt au3 bunflem ©onn ergebt, 

Song, lang beoor ber Seilten unb ber Stofen 
©eraufdjettb 2uften burc^ bie Süfte bebt. 

Ob feiten nur be3 2Befhüinb§ weidje3 Äofen 
3$m füffenb Äeld) unb ©lätter autfy umfdjwebt —: 

©3 lebt unb Prahlt; benn, bap e3 grüfyling werbe, 

©ntpieg in iljm ber ©fumen gee ber ©rbe. 

3lnito iP'3, burdj bie ber grü^ling Seben 

Unb ©lonj empfängt. 3fjr flingfö in 2Balb unb gelb, 

Sie iP’ö, um bereit ©pur bie ©ögel fdjweben, 

3$r prahlt oerfdjönt be3 £imntel3 lid)te3 3 C ^- 
©ie $u erfreun bie Süfte wcljn unb weben. 

Stur il>r erneut pd) blüfjenb rittg3 bie Sßelt; 

Unb, pe ju lieben, ift bie Sofung 2lHen, 

2)ie über lenjgefdfjmücften gluren wallen. 

2>od& Äeiner warb ifjr inniger ju eigen, 

2113 2lcfyeronto3 treu pd^ i§r geweift. 

Staats, wenn ber Serben froljc Sieber fd&weigen, 

2)cn ffiolb umfdjlingt bc3 9tebel3 fcuc$te3 Äleib, 

tt-«I 


Digitized by ^.ooQie 




399 


se- ~u 

Dann eilt er leidjtbefcfynungt oon Änofpenjioeigen 
3ur Slume bin bureb Sftacbt unb Dunfelbeit: 

3ur ^olben gce, für bie fein §er$ erglühte, 

Der bunflc ©If jur ffrablcnb« joeigen ©lüt^e. 

Dod), fte^t er fie, mögt nid^t er ju gefielen, 

3öic tief bie Siebe, bie fein §er$ burebglübt. 

3b*n ift fdjon ©lücf, oon fern ifyr Db un $u feben, 

3u lieben, ioa§ auf ihren SSBinf erblüht. 

Unb joiU er auch oor ©ebnfudjt fd^ier oergeben, 

3br fünbet nichts loelcb 1 geuer in ibm fprübt: — 

©o ftebt, bie Dafein ^at bem Senj gegeben, 

SSergebn unb finfen Slcberontoö Seben. 

SSergebn unb ©infen — fürjer jiebn bie Möchte 
©cbon über täglich mehr erblühte glur. 

„21$, toenn nur eine fü§e SÄuff mir brächte", 

©euf$t 9lcberonto§, „bafe ich einmal nur 
3m Draum 9lnita3 boffnungSfrob gebähte!" — 

3b m bleibt'S oerfagt. — Unb ringS flra^lt bie Statur 
Son Sicht unb Siebe glanjooU allerorten, 

©d;on nabt baS 3 a b r ^ ©ommerS ©lutbenpforten. 

Der 3Kobn erbebt bie SBlütben feuerfarben, 

©panen fränjen rings bie gelber bunt, 

©cbon neigt baS Äorn fich äbrenfehmer ben ©arben, 

©chon fanf baS ©raS im lichten Söiefengrunb. 

Die elften 93lumen längft im tb a k fiarben, 

©chon rotbet fich ^ er S^ofc Änofpenmunb —, 

Da finft ermattet SlcberontoS nieber, 

Unb um ihn tönen 9?achtigaUenlieber. 

©eflagen fie ben Dob beS faum ©efannten, 

Die Sängerinnen, bie in ftiller 9iadbt 
9fur Älaggetön aus b c *6 er ©ruft entfanbten 
Sei all' beS grüblingS b°^ cr ©lütbenpraebt? 

5lch, SldjerontoS ©ebnfucbtSqualen fanben 
9tur einen Nachhall: — liebeSglutbentfacbt 
3ft in ber Nachtigallen ©ang entfprofjcn, 

2BaS 9lcberontoS fiill in fich oerfchloffen. 

9lnita bürt baS rounberfame Singen, 

3b r fanfteö §erj füblt mächtig fich bewegt, 

Unb mit ben Sönen ihr $u £er$en bringen 
Die ©lutben, bie ber Siebe £aucb erregt. 

3n ihrem Sufen fühlt fie miberflingen 
©in ©ebnen, baS fie unbetou&t gehegt; 

Sie fühlt, toie ^IdjerontoS fie umroorben 
Unb an ber Siebe glammenglutb gefiorben. 

Unb als bie Nacht auf'S Neu’ bie ©dreier breitet, 

©ilt fie babin, mo 2lcberontoS ruht; 

Durch rotbe helfen, gelben ©infter fchreitet 
3br leichter gufj. — 3 n meiner ©trablenflutb 

K_8 


Digitized by ^.ooQie 




400 


©rglönjt bei* ©Jatb. £c§ ©oHntonbö ©djimmer gleitet 

®urdb fttylanfe 3roeige, bie in bunfler $ut 

®cn Crt fonft galten, too — burd; Seib jum grieben — 

9hm 9ld>eronto3 au3 ber 2Belt gefd;ieben. 

Unb über ifym finit ftumrn 9lnita nieber, 

©3 beeft bie £mnb ba§ bleibe 9lngeftd;t, 

Unb roieber tönen 9tad;tigallentieber, 

Unb roieberum ein £er$ in ©efjnfucfyt bridjt. 

©anft ftrent auf fic füfebuftcnb nod; ber glieber 
$>ic lebten Stützen unb im SRonbenlicbt 
©teigt’3 aufwärts wie ein 9tebelfh*eif, ein grauer: 

©o |iiat bie (Srbe reife ftd) in Irauer. 

3u Sftacbt unb Trauer, — ob autty neue ©lütten 
jDer glut* entfprie&en nod; fo manchen Sag; 

^TeS grüfjlingS febönfte ©Jonncn, fte oerglü^tcn, 

©d;on fcfywieg bie 9fad;tigall. — 3tn itiilben £ag 
©pielt leifc noch ber 5Binb unb trägt jum ©üben 
T>cx SRofen ®uft bem Sauf ber ©onne nad;, 

Unb grü^ling^fe^nfucbt bleibt oou alT bem ©lüefe, 

$)aö uns ber Seitj gab, einfam nur jurüefe. 

_ <£ttbmig grimm. 


oörfefjntei ^rieben. 


3m abenblic^eit ©d^lummer 
3>aS wilbe 9Keer nun ruljt; 
©eglüdften grieben atfymenb 
äßaüt leife nur bie glutl); 

9Wit järtlid; fünften Siebern 
£>afS eingewiegt ber JBinb, 
3ßie bie getreue SJtuttcv 
3tyr mübeS, liebet ßinb. 


Unb golbne ©terne flauen 
©om ^o^eu ^immelSraum 
9Kit glanjoevflärten ©liefen 
§inab in feinen ‘träum. 

£>, mie nad) folgern grieben 
taS miibc £er$ oerlangt, 
t>a$ wie baS 9Jher in ©türmen 
©efämpft fyat unb gebangt! 


O, fangend ©ngelSfhmmen 
3)ocb halb $ur lebten Sftul;\ 

Unb lächelten ifynt tröftenb 
-Tic ew'geit ©terne ju! 

jltina ^iföflofb. 


frommer gSunfd; 

(3ur SHeife^cit.) 


Senn bev Sens mit ruft unb ©ang 
turd; bic Sanbc fd;rcitet, 

Sübi’ id), wie ein fjeiper trang 
©hr bie ©eele weitet. 

?ld), bann wüufd>’ id; tanfenbmal 
Aliigel mir jur Steife, 

$ortgusiebn oon s ^era 311 ‘Ifjal 
:)ted)t nad; ©änger Seife. 


9lbcr ad;, uns 9Jtcnfd;cu geljt’ö 
©eiten nad; belieben, 

Unb fo ift mein Suitfd; noch ftetö 
frommer Sunfdj geblieben. 

O iMcfd^icf, mir fenFtefi bn 
Dteifcluft in’S Seben, 

£ättft bu mir bod; and; basn 
Stcifegelb gegeben! 


<£. gttewr*. 


Digitized by ^.ooQie 





^neffdjafter. 



B. R. in D—tz „9Balbnacht" (mit 9lenber= 
ungen); gräul. Dr. phil. H. 1 ). in D—n „91n 
Sfyerefe halten als „9lrmibe""; E.P. in T—n 
„£erbftnacfyt im 2öalbe" unb „9llemanmfd)"; 
F. B. in A —ck „91 n Mouline" unter bcm 
Sitel „TciitgebenFen" (mit 9lenberungen); 
R. H. in S—n b. S. „9*eim $ff)einmcin" (mit 
tnefjvfadjen 9lenbevungen). Angenommen! 

; F. K. J. in Oe—g (;u wenig felbftftänbig); 

T. R. in H-e; F. E. in H-n; A. P. in 

1 A.-D—n ( 3 al)lreidjc ^rofaiömen); E. A. I). 

! in A.-F—n; A. K. in M—d; A. H. in H—n; 

| E. Z. in F —th unb P. E. in P — n i V. 

(melfad) nitcfgern im 9lusbrucf); B. L. in 
S—au-L. (oft unbeholfen im 9lu3brucf unb 
in ber 93cl)anbluug beö 5$cvömaf?eö); R. VV. 
in K —1; F. F. m E— n (ohne Äraft bcr 
Fiction, 3 U weit ausgefponnen); C. P. in 


W—eh; A. H. in D—n (UjeilS unftdjer in 
ber Fiction, t^cilö mangelhaft in bergorm). 
Dankend ab gelehnt! 

S. E. E. in A—n. JÖenbeit ©ie fid) an 
bie ^erlagsfirmen SBityelm griebiid) ober 
Comalb s Dfufce in ?eipjig. 

P. C. in VV—tz. 9lu3naf)m§meife fanbten 
mir ^^ncn ^l)r (^ebidjt gurücf, hoch bitten 
mir $u beachten, baft für bie golge auch bie 
Beilegung ooit greimarfeit Feinen ntoralifchen 
3 mang für uns auöiiben roirb. 

P. K. in VV— n. 5$ir bebauem, 53efteU= 
ungen nur auf 28crFe unfereä eigenen — 
nicht aber fremben — Verlages auSfüfjreit $u 
Foulten; meuben ©ie ftch an eine ©ortimeutäs 
buchhanbluitg. — Ter 'preiö einer einzelnen 
Kummer unjcreö ^latteö beträgt 50 s ^f. 


(@ct)tuf 3 bcr Wtbaction biefer stummer: 21. 3unl 1890.) 

§nijafteii«ri«id}m&. 

#rbid)tr bon ffrinridi irnfr, £appbo CitpiplM, ülartin OBrrif, A. Coo*. (Smma tü affin. 3obannrt (Krojax, 
JKoi flalbrfb, tjnqo lUjrinlftnbfr. t&aflao Pofici, firnno Kabrdt, Anna Ooiqt. l’nbroi Grimm, Anna Cirbbolb unb 
f. ülriDrs. — Wai ans bie brntfdjrn iranrn rrjflblrn. jftritifdfe Klaubereien bon Hart Mirattrntl IX. 
(©cbluft.) — flrieffrtiaiter. 

3la<$btiuft nur unter genauer $ue(Tenanga6e geftattet. 

93efteüungen finb 311 richten an bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag), CHufeitbungen 
au bie Redaction des „Deutschen Dichterheins“ in Dresden-Striesen. %\\ Qommiffion: 
Trüb’sche Buchhandlung (91. ©d&mittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 


Im Unterzeichneten Verlage erschien soeben: 

Geschichte der deutschen Litteratur 

von Goethe’s Tode bie zur Gegenwart. 

(Mit einer Einleitung: Die deutsche Litteratur von 1800 bis 1832.) 

Von Paul Heinze und Budolf Goette. 

Circa 30 Bogen, Median 8 °, mit den Bildern und Namensziigen von H. von Kleist, 
A. von Chamisso, L. Uhland, N. Lenau, E. Geibel, G. Freytag, TL. Storm, R. Ha- 
merling, Fr. Spielhagen, E. von Wildenbruch. 

Preis: brosch. 6 Mk., eleg. gebd. 7 Mk., in Liebhaberband (Halbfranz) 7 Mk. 50 Pf. 

VV T eitere Stimmen der Presse: 

Deutsche Lltteraturzeitung : ln durchweg gewandter und schöner Darstellung 
gehen uns die Verfasser eine Reihe von Charakteristiken, die sie nach Gruppen geordnet 
haben. — Ueher die Litteruturgeschichtcn von Gottschall und Salouiou gehen Heinze und Götte 
insofern hinaus, als sie auch die Litteratur der letzten Jahre, zu der sie in unmittelbarer Beziehung 
stehen, berücksichtigen und uns hier wirklich einen „Führer im Gewirr der Erzeugnisse un¬ 
seres geistigen Lebens schaffen 1 *. Auch über die realistische Schule der Gegenwart fiilleu sie 
ein sehr verständiges Urtheil. 

Reichsbote Das ist eine sehr dankenswertlie Arbeit; strenge Objektivität, 
sachliche Gründlichkeit und reife B eu rt heil ungs gäbe zeichnet die Arbeit aus, welche 
als ein guter Führer durch unsere ueuere schöne Litteratur allen Freumlou der letzteren 
empfohlen werden kanu. 


Dresden - Striesen. 


Paul Heinze’s Verlag. 


Digitized by c^ooQie 








402 


- 5 ? 





Das Volkramslied. 

Ein Sang aus unseren Tagen. 

Von Julias Grosse. 

18 Bogen, Median 8°. Preis: geheftet 8 Mark, eleg. geb 4 Mark. 
Weitere Stimmen der Presse: 

Unsere Zelt, (einem grösseren, selbstständigen Artikel Uber das „Volkramslied“ ent¬ 
nommen): Im „Volkramslied“ hat Grosse, wie uns bedUnkeu will, dem Drange seiner Muse deu 
▼ollsten und zwar so eigenartigen Ausdruck gegeben, dass es wohl lohnt, diesen Aludruck als 
eins der beachtenswerthesten Werke zu würdigen und ihm den gebülirendeu Platz 
in unserem Schriftthum anzuweisen. — Das Gedicht ist reich an erhabenen poetischen 
Darstellungen im Ganzen und fast noch mehr weht durch das Ganze der Uauch echt 
dichterischer Feinfühligkeit; es erhebt sich im Schwünge einer glühenden Phan¬ 
tasie hoch über das Gewöhnliche, Alltägliche uml Kleinliche im Menschenleben und in 
der Geschichte, uud erwärmt uns durch die patriotische Begeisterung, vou welcher es alleut- 
halben getragen wird. 

Weser-Zeitung: In dem umfangreichen Werke tritt uns eine reiche, mächtige 
Dichternatur entgegen, die in begeisternden, grossartigen Gesängen eine weite 
Welt uns erschliesst. — Das „Volkramslied“ ist überreich an Schönheiten, so dass es Allen 
empfohlen werden kann, gleichviel welcher „Richtung“ sie in poetischen Dingen angehören. 

Post: Eine in grossem Stile angelegte und mit bewunderungswürdiger sprach¬ 
licher Gewandtheit durchgeführte epische Dichtung. 

Münchner Allgemeine Zeitung: Dichtung steht nicht in der Gunst des Tages. Hätte 
ein Maler geleistet, was der Dichter hier gethan und solche Bilder geschaffen, vom Sinnigen 
bis zum Grandiosen, voll Scherz und heiligem Ernst, voll Tiefsinn und 
Humor, voll schneidender Wahrheit und Phantasie, welche Verwunderung, Sym¬ 
pathie, welchen Streit und Ruhm hätte eine solche Bilderausstellung längst erregt. 

Leipziger Tageblatt: Ein Sang von Julius Grosso will immer etwas bedeuten. Und so 
ist es auch hier. Es ist auch nicht blos der Name des Dichters, den uns das Titelblatt nennt; 
nein, es ist der Stempel der Eigenartigkeit und Grossheit, der jeder Seite, jeder 
Zeile dieses langen Sanges aufgeprägt ist. Es ist ein Sang, frisch aus dem Herzen unserer Zeit 
herausgeschrieben. — So fesselnd und kunstvoll, wie die Verschlingung der Erzählung 
angelegt ist, so poetisch schön und meisterhaft ist Detailmalerei, die Schilderung von 
Natur, Menschen und Begebnissen. Doch das alles lässt sich ja bei Grosse nicht anders erwarten. 

Yossische Zeitung: Dem Verfasser ist eine überaus reiche Empfänglichkeit 
eigen, und Sprache und Versmaass weiss er den leisesten Regungen wie den mächtigsten Leiden¬ 
schaften anzupassen; Grosse hat eine Dichtung geschaffen, die man mit künstlerischem Ge¬ 
nuss lesen und wiederlesen kann. 


Dresden-Striesen. 


Pani Heinzens Ter lag. 


Dresden - Striesen. 


Pani Heinzens Verlag. 


In Vorbereitung befindet ßich: 

Gunhild. 

Sin XX eld.e33.gred.lcnt 

von 

Gustav Kastropp. 

15 Bogen, Median 8°. Preis: gebeitet 3 Mark, eleg. geb. 4 Mark. 

Dieses Epos, über welches Karl Goedeke dem Dichter schrieb: „Die Kraft, 
Tiefe und Frische der Stimmung haben mich steigend gefesselt und mir stets 
neue Rührung abgezwungen“, dürfte gewiss Manchem in handlicher Buchausgabe 
besonders willkommen sein. 


<5$ef*9M>acteur unb (Jigent^ümer: y«»f feinte. 

Tönte! hon gfetbinanb 2$omafe in $re*bcn. — Rapier bon Vieler & JBogel in Seiftig. 


-88 


Digitized by 


Google 





für Didillwnl) und ürilift. (3)er „Drulftftei 

Herausgeber: yanf eilt je. 


Monatlich 2 mal. Preis: 5 Jf halbjährl., vorauazahlb. Man abonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des „Deutscheu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angouommon. Einzelne Nummeru h SO Jf. 6 Stück einer Nummer jU 1,60. 


ines $fMes p<$ein 
>Prtngt afs jltynung rin, 

'Pie vom Mitunter fdltt 
3lnb bas joerj erQeM, 

30m iß nur gegeben 
ätMgeßraQffe gBonne 
&on verborgner ponne, 
pte ttidjt fcCfiß erreichbar. 

3lnb fo iß bas ^ebett 
Einern gang *ergfei<0bar 
Pnr<0 ben 3*afb, ben buntefn, 
gftei besn bargen 
SBenn ber pterne ptunbefn 
Pnr<0 bie pweige brf<0t. 


«pieronymus jortn. 


Digitized by ^.ooQie 







404 


3fiaitci$ 'g&ret jbarte. 

S5on Hermann gKenftt*. 

iß ^oc^ft befrentbeitb, baß ßingefaßren, gumal für einen Weufeßeit roie 

bie ameriFanijcße Citteratur Vret iparte, ber felbft ein ©tiicf eigener 9Fatur 

erfl lange Jrvroege guriief« in fteß ßut, ber, nur Wenige, bie ©jabc 

legen mußte, big pe ben bepßt, gu feßen, gu emppnben unb gu ßören. 

Pfab, ber gu eigener unb ©o roareit alle ©ebinguitgeu oorßanben, baß 

fpecipjeßer Ticßtung fiißrt, er fieß gum 9Fatur«T)id)ter entroicfeln fonnte. 

fanb. Sir benfen, baß ein ?anb, oielmeßr ©g bleibt bag erße ©rforbentiß, bag mir 
ein Selttßeil, ber fieß früßer ßalb unb ßalb an eine Tießtung macßeit müfjen, baß pe 

noeß im ^aturguftaube befanb unb baßer ben laubfeßaftließen .ftintergrunb genau unb 

feine geroaltige Eigenart im nioedireitben bureßroirFt oon einem £eben, bag non ber 

T>rang ber Kultur in dfießtg noeß abgefeßlif- perfönlicßFeit, nom Temperamente beg T)ieß« 

fen ßatte, boeß feine eigene unb ebenfo eigen« tetg in bie dtatur ßineinfließt, — mir neu« 

artige T)id)tung ßaben müßte. $etn mar in nen bieg „©timmung", — roiebergebe. Unb 

3InteriFa bigßer nicßt fo. Soßl gab eg aueß in melcßer Seife meiß Q3ret $arte biefer 

früßer bort eine Pitteratur, moßl gab eg bort gorberung naeßguFoutmeit! Tobt, Ieblog ift 

Tießter mit mäeßtiger unb ßoßer Begabung, alle 3?efeßreibung, aber biefer Tüeßter befeßreibt 

— ameriFanifeße Oicßtcr jeboeß gab eg uießt. bie Watur nießt, er geßaltct fte. Piele beftßen 

Oie europäijdje poefte unb bereit gornten , bie ©tobe gu beobaeßten, er aber ßat bie ©tabe 
mar bie ©ireitc, bie fte bent eigenen 33oben ju feßen, mag roeit nteßr ßeißen roifl, alg 

entfüßrte unb fo oerßadte bie Stimme beg jeneg. ©r fteßt tief, feßarf unb roeit, jebett 

geniiro loci, biefer befrueßtenbe ©3eift eeßter ©trieß, jebe ©ontour, jebe dFüauciruitg, er 

unb originaler Öicßtung, fpurlog unb un« ßat ben Plief für bag pßpfiognomifeße ber 

aeßört an ißneit. 3» oüßerer Perfcßloffeit« &atur; er erfennt, baß feine Umgebung nießt 

beit oor ber Seit unb bereit Treiben unb nur ein eiaeneg (Gefußt, fonbern aueß eine 

Vebeit, ergab fieß ber geniale ©bgar Poe eigene ©eefe ßat; unb roeil er bieg meiß, 

feinen oiftoitären Traumgeficßten, unb fo oermag er aueß bie eigene ©pmboliF feiner 

fehlte feiner Poefte bie roaßre Watur« unb Umgebung gu beuten. ©g ift mutiberfam, 

Wcnfeßcnfecle. ©in Zuberer, S. Vona« roie er bie Statur gu beleben, ^u befeeleit oer« 

fetloro, ßolte ft eh je ine Gilbung aug Ocutfcß« mag — inbeß, bie Slbpeßt i|t bei ißm nie 

lanb, fdttigte fieß mit beutfeßem ©5cift unb bcmerFbar, eg ift nießt ßi nein gelegteg 

beutfeßer 3lrt, unb fo ging ißm, bem 9JFanne £ebeit in feinen dtaturfeßUberuitgeit, er gau« 

oerfeinertßer Kultur, ber ©cßarfblief für bag bert lebenbige DFatur ßeroor, er geftaltet, fte 

©5epcßt feiner ^eimat oerloren. ©eine Oicßt« ift ißm, mag fte iß, ein ©tüef Sehen mit 

ung ßat Fein eiaeneg ©jepräge. Unb fo roaren eigener ©praeße, eigenem ©mpftnben. 

fte 3lde, bie Safßington, 3 r0 * n 9 unb bie Sie meißerßaft ift bie einleitenbe Watur« 
5lnbern. fcßilberttng in feinem Romane „©jabriel 

©g erßaitbcn ber aineriFanifdßeu Sitteratur ©onrotj": bie geroaltige tobte Sinterlanb« 

aber im Saufe ber neneften Oießter, bie fdjaft nt erfeßauerttber ©iitfamFeit, roo felbß 

ein feineg 3luge unb Oßr ßabeit für all bag aller „Ton" geftorben mar. „Oer ßeftige 

eigene Seben um pe, Oießter, bie aug ber Sinbftoß, ber ftärFße ©turmanprall preßte 

eroigjuitgen Guede ber ßFatur feßöpfen. Oer ben fcßnccbebecften ftarreit Salbungen Feine 

jungfräuließe Poben HmeriFag ßat feine 'Poe« Älage, Feinen ©eufger ab. Seber ein ©töß« 

teit gefunben unb bie 3lnteriFauer haben jeßt nen ber 3n>eige, no % «in Änarren beg 33ufcß« 

ißre Original« unb SirFlid)Feitgbiqjiter. T)a merFg mar ba gu hören; bie iiberlabeiten 

ift ber gemütßlicß«ßuntorreteße ©rgaßler 311« 3leße ber gießten uitb Tannen braeßen unb 

brieß, ba ift ber mißreieße realipifeße ©Figgen« ßelen toitlog. T)ie ©tide mar groß, ooH« 

^eitßner WarF Troain, ^opefen unb ttoeß Fommeit maßlog." Unb in biefer beFlemmen« 

eine 9£eiße junger, ebenbürtiger Talente. 3llle ben Oebe bie oerfeßüttete ©5efeüfcßaft 33cr= 

überragenb aber an ©jeftaltuuggFraft unb Fomntencr unb 33erßungerter! 

Poefie feßuf grancig S T5ret ^)arte T'icßt« 3 n ber©rgaßlmtg „T^er Wann am ©tranbe" 
lingen, reieß an ood auggeprägter ©igenart, roirb ein 33aum gum greunb eineg ©iitfieblerg. 

reid) an innerer Saßrßcit unb an Waturgeßalt. Oiefer fanb ißn einmal auf ber glutß feßroim« 

33ret ^>arte ift ber SDicßter ©aliforttieitg, men unb eg feßeint, alg ob er ißn nie oer« 

biefeg ©jolblaitbeg mit fo eigener, meltoer« laffen mode, er fcßtoimnit jebegmal gum ©in« 

laffener dFatur, mit uncittmidelter, entlegener famen gurücF. 

^albFultnr. £ier ßatte biefer poet feßott in 35ret ^>arteg ©ebiet ift bie ©Figge, bag 
früßen 3°ß r c n gelebt, gefeßaut unb geFämpft. ^ größeren poetifeßen gormett be« 

Uttb eg ßab oiel gu feßen, ßier, mo bie 9Fatur ßerrfeßt er ni^t, troßbem er eg an einigen 

bttreß PFtefenftäbte noeß itidßt oenoifeßt unb Verfließen nießt feßleit ließ. Unb ieß glaube, 

entftellt ift, roo ber ©eßleifftein ber Kultur biefc gönn ift bie realiftijeßfte, roenn eg fieß 

über Wenfeßen unb Umgebung noeß nießt um bie ©jeftaltung oon ©ingelleben ßaitbelt. 



Digitized by ^.ooQie 



405 


Denn nur bie SJtenfc&beit erlebt ißre Epen, 
Dragöbien, baS Sehen oeS SJtenfcben entroicfelt 
ftcb mehr cgenreljaft, als epifcb. ©o ftnb bie 
„Ealiforni|cbeu ©Figgen" baS ©ebeutenbfte, 
roaS er uit§ gegeben. Slber roelcb einen Steicb- 
t^urn an ©ejtalten, Dtjpen, blut* nnb lebeit3= 
ooden SJtenfcben finben roir in biefen feinen 
©Triften! SBie ift baS SldeS echt unb roabr, 
auS elementarer ©cböpferTraft b^oorgegangen, 
baS, roaS er fdjilbert. Statur unb SJteitfcb ftnb 
hier fo unoerfälfcbt roiebergegeben, baß mir 
biefe feine gigureit ohne biefe Statur mit 
ißren ureinfamen ^rairieit, ©Mlbniffen und 
gar nid)t benfen Tonnen. ES fcfjeiut, als habe 
§ier bie Statur biefe Elenben unb ©erftoße= 
neu erbarmunaSood aufgenommen, als ent= 
pftnbe He ib* Öcib mit. 

$3 ift ja ber ©orgug realiitifdjer ^Did^t= 
roeife, baß fie nicht erft ber ©c^önfarberei be= 
barf, um und bie SJtenfcben als bösere ©e; 
fdjopfe (Rottes gu geigen. SBelcb feltfame, 
arme, oerTommene SJtenfcben fii(jrt uitS ©ret 
§arte oor, SJtenfcben, in beiten ber Äeim 
jeber flttUd^en Äraft roie oerroifcbt gu fein 
fcbeint: £>alb=$bi ere > ©äufer, Saitbftreicber, 
galfcbfpieler, Entehrte. Unb roie bohrt fid^ 
beS Dichters Singe in ihre ©eelen l)inein, 
jeber Krümmung in ihrem 3 nne ™ nacb : 
gebeitb, bis er bte ©pur roafyrer SJtenfdjlicbs 
reit ftitbet. SJtit roarntem SJtitempftuben Titu* 
bet er baS „©lüd beS ©ri'tder-SagerS". Die 
©erftoßenen in biefer meifterbaften Stooede 
ftnb gang entmcnfcbte Jitbioibuen, bte nichts 
mehr Tennen, als ihr Elcitb unb ißren tbie* 
rifcb geworbenen junger, ©o ftedjen fte ba^ 
bin, fcbon gang abgeftumpft gegen jebe menfcfc 
liebe Entpftnbiing. Da roirb tit ihrem Greife 
ein ßiitb geboren. Söie Hämmern fte ftc^ an 
biefeS „i^r ©liicT" mit faft überntenfdhltcber 
Siebe! DiefeS $inb ift ihr ©ouneufebein, i^re 
eiitgige Siebe, ibr ©eniuS. Diefe ©efebiebte 
ift oon einer foltbctt pfgdhologifcbeu SBabr* 
beit unb Diefe, oon einem folgen biebterifeben 
©ebalt, geugt oon einem fo tiefen unb roar* 
men Diibterqemütb, baß, hätte ©ret parte 
uns nur bie|e eine Dichtung gegeben, roir 
ihn als einen boebbebeutenben mtb origineden 
Siebter anerfeuuen müßten. Sßie fd)ön ift 
„DemteffeeS Kompagnon" unb „Die 3liabe 
oon ©anb 9 = ©ar*! Unter ber Slfdje ber 
grimmigen geinbfcbaftSroutb biefer greunbe 
entbeeft ber Did)ter bie elementare ©eroalt 
roabren greunbfcbaftSqefüblS, baS fcbließlicb 
Triumphe echten SJtenjcbentbumS feiert Sßie 
oiel 3 u ^oibitalttat, roie oiel eigenes ©lut 
unb eigene Statur beftßen biefe SJtenfcben. 
3eber, auch ber feinfte 3 U 9 ißr« 8 SBefeitS ift 
ihnen mit liebeoodem unb fdbarfem Singe 
abgelaufcbt, ber Siebter gebt in ihnen mtt 
ganger Entäußerung feines 3^ auf, nur 
ein eigener felbfiberrlidjcr £umor, ber auS 
roarntem 3nnent ficb entringt, bricht brroor, 
ein £untor, ber ft^ roie ltnbe grublingS^ 
fonite um bie &iitge legt, fie abelub unb 
oerflärenb. 

5Die ©figge w ^ie S?erftoßenen oon ^ßofer= 
glat" ift oon echt tragifdjer E'eroalt unb 

IK- 


mächtiger Staturfiimmung. 93ret ^>arte gräbt 
im ©ebaebt ber faft tobten bergen biefer Ents 
menfebten, bie boeb in tiefftem Elenb unb in 
S3ergroeiflung beit Slbel ber SJtenfcbennatur 
nicht oerleugiteit Tonnen. ®iefe Ergäblung 
bat eine erf^ütternbe SBirfung uitb roir be^ 
rounberit bie Unerfcbrocfeubeit biefeS ©cbtift= 
ftederS in ber pfpcbologifcbeit Stnalpfe. Söret 
$arte finbet roabre @roßc, echtes ©eelengolb, 
roo Slitbere nur &otb finben mochten; roo 
Slnbere oerurtbeilen, er, als dichter ber Söabr* 
^eit, roeiß Erbarmen unb meint unb läd&elt 
ubevoodeit ^ergenS über menfd&Ucbe ©er« 
fontmeitheit unb nteufcblicbe Eröße. . . 3 n 
bie Oebe unb ©erlaffeubeit bringt fein Sluge 
unb er finbet fte, bie er fuebt: dWenfcben! 
Er bat einen ungemein febarfen ©lief für 
mettfcblicfte Eharaftere, er ergrünbet jeben 3^9 
ihres SSejeitS, jebe oerborgenjte ©eelenreguitg. 
^aS ^leinfte unb Unbebeutenbfte roirb oon 
ihm liebeood beobachtet, im äußern unb 
initern Sebeit, jebe ©eroegung, jebe TOene, 
er empfinbet, lebt mit ihnen, unb inbern er 
fie febilbert, roid er bamit Feine lenbeitg 
machen, er fdjafft roie bie Statur SldeS aus 
elementarem 5>rang, aber nicht Ebenbilber 
ESotteS bringt er b*n>or, fonbern Ebenbilber 
ber SJtenfcben, bie er in jener ©erlaffenbeit 
gefeben, mit benen er gelebt unb empfunben. 
Er ftedt fte roeber als 3 loer 9 c f noc ^ 018 
Stiefen bar, fte haben roahre SebeitSgröße, fte 
ftnb Ergeugniffe ber Statur, Ergeugniffe, roie 
ße nur unter einem geroiffen ^immelSftricb 
entfteben Tonnen, fte haben Erbgerucb. 

SJtit toabrer ©haTefpeare'fcber itraft ber 
EharaTterifirung ftnb manche feiner ©eftalten 
gegeiebuet. S)tan feße ftd^ nur beu „alten 
^lunTett" an, biefen uitglüdfeligen ©ater mit 
ber gyoßen Siebe in feinem närrifeben Serien 
gu Sßeib unb gtinb. ES ift bieS eine Slrt 
glöitig Sear. SJtit roelcb Toftlicbem ^untor 
febuf er bie gigur bcS Oberft ©tarbottle, 
biefeS jooialeit ©ecTen mit feinen einigen Er* 
lebitiffen unb Erinnerungen, mit feinen tau* 
fenb fiegreicb beftanbenen 3a)eiFämpfen, mit 
feinen „oornebmen ©efüplen" unb feiner 
„perföulicben ©erantroortlidjreit*. Hnb ber 
prächtige Jtutf^er 3uba ©iu, bem Stotbfcbilb 
feilte ©ebeimitiffe anoertraut; ber großmiitbige 
galfd)fpielcr Oafburft; ber oerloreite ©opn 
©aubp SJtorton; Slh geh, ber Eßinefe unb 
ber dichter oon ©ierra=glat, — baS fiitb ©e= 
ftalten, Originale, nicht auSgeflügett am 
©ebreibtifd^, fonbern frifcb ^crauSgefcbaffeu 
aus Umgebung unb Statur. 

©ret .parte beftßt bie ©abe fpriibenben, 
roarmeit pumorS roie nur SBeitige. Er holt 
ihn itidjt geioaltfam b cröor / — ** ift ur= 
roücbfig, gang Staturgabe. OaS macht biefen 
Dichter fo aitgiebeitb, baS macht feine ©cböpf-- 
uitgen fo erquidfenb. 

Unb gam eigen unb fraftood ift feine Oar> 
ftedungSgabc. ©ie ift oßne ade ©egiertbeit, 
ohne ftörenbe Stefleyioit, ohne Uebertreibuna. 
Ein SJtaun, ber SldeS miterlebt bat, ergäbt 
biefe feine Erlebniffe, unb er gebt int Ergäbt 
ten fo gang auf, baß roir bie ©erfon beS Er* 


Digitized by ^.ooQie 




406 


gähterS gang oergeffen. SllleS ip aber lebhaft 
unb wapr oorgetragen, fo bafj mir nichts 6r* 
bid^teteS cor un8 gu §aben glauben, fonbern 
mirfliche Begebenheiten. 6r Weigert bieS noch 
burch einige tfunjigrifje, inbem er oerfchiebene 
Berfonen mieberholt als Ntithanbelnbe in 
mehreren 6rgählungeit auftretcn laßt, Bret 
£)arte’S (Jrgäljlungen haben (eiten einen fünft* 
licken 2lbfdf)lu6, pe brechen nicht (eiten jäh 
ab unb ein ©ebanfenftrich giebt ber Bh anta fi e 
beS SeferS freien ©pielraum, fich felbft einen 
(Schluß hingugubicf)ten; eS fehlt feinen ©e= 
bilben fomit unleugbar bie einheitliche Slb* 
gefchloffenheit beS ßunproerfeS. 

Dro&bem führt bie Bh anta ft e xn («inen 
drrgählungen nicht eine 2trt ©flaoenleben, fte 
ip bei ihm, wie bei jebem echten dichter, 
Königin ber ^Poefie, wenn fie mit ber ©alp* 
heit #anb in £anb geht. Sluch ber Ntctapher 
geht er burdjauS nicht fd^eu auB bem ©ege, 
wo fie ftch als natürlicher unb echter ©d)mucf 
ber ©prache ergiebt. (line oft hochgepimmte 
6mpftnbung liegt als reigoolle ©timmung 
roie ein leijer $auch über (einen Dichtungen. 
s JNan hat bie 6mppnbung, baß alles aus 
bem überootlen Born echter Dichtung fluthet. 

3n feinen 6rgählungen ift nichts über* 
tüncht, nichts geheuchelt unb erlogen. Die 
herbfte Sattheit, er (agt fte unerfchrocfen, 
roeil er bie ©ahrheit jagen muß. ©o fehlt 
eS in feinen gahlreichen Schriften nicht an 
Slnflagen unb ©ehefdjreien, er i(t aber gleich 
entfernt oon jeber Denbengmacherei. 6r reißt 
bie Je^en roeg oon franfen Seibern, bie 
©unben, .bie ©chäbeu geigenb. 68 ift be* 
geichnettb, baß (ein erfter jchriftpellerifcher 
Berfuch eine ßlage roar über bie Unterbriicf* 
ung ber 6hine(en in Slmerifa. 

©ie ein Dichter erotifche Stoffe behanbelt, 
ba8 gilt als SNaßßab feiner Eigenart. Unb 
gewiß: Bret £arte ^anb^abt nicht bie jebe 
ftnnliche Regung belatternbe unb erbarm* 
unaSloS fecirettbe Ntetljobe eines glaubert 
unb 3ol«; er begnügt ftch, nur bi« SluSgangS* 
unb 6nbpunfte gu geigen, aber auch h* er *P 
er fein feuchter unb Bertufcher. 6r erfüllt 
feine ©efen mit reichem jtttnlidben Ber* 
mögen, mit Blut unb Seibenfchatt. Bon 
roelcher feinen feelifchen Beobachtungsgabe 
geugt in biefer Begichung feine hochpoetifdje 
©figge „Ntiß M . 2Jtit unoerfälfcbter ©ahrbeit 
ift baS innere ©achten biefer feltfamen SNäb* 
chenfeele, ift jeber Schlag ihres Reißen Dem* 
peramenteS belaufet. Das fejueUe (Element 
überroiegt aber nie bei ihm, er gieht SllleS 
in’S Bereich feinet Darftellung, er fu<^t MeS 


gu gepalten, gu beleben. Unb inbem er bieB 
thut, befreit er bie amerifanifche ^ßoefte oon 
ber Nachahmung, oom afabemifchen gorma* 
liBmttS, ber ben ($eip echter Dichtung tobtet, 
erfüllt er fie mit bem erquiefenben (Srbbnft 
freien NaturfchaffenS. 6r erflärte aller feich* 
ten Ueberlieferung unerbittlichen tfrieg unb 
baS ©alpe unb Naturfchöne machte er gu 
feinem bidperifchen ®laubenSbefenntniß. 3ft 
er auch weit entfernt oon ber unenblid) oer* 
tieften, oerfeinerten unb erweiterten Slrt eineB 
Dolpog, Durgen jew, 3ola, fehl* auch («inet 
Dichtung bie <55röße hoher 3b««n, ftnb auch 
feine gormen befchränft, fo ermangelt er hoch 
nicht be8 6inen, roaS echter Boepe noth 
thut: urfprünglichen Naturgehalts. 6r b<U 
ben roelfen Veib einer fap abgePorbenen 
Sitteratur mit neuem, frifchem Blut belebt, 
mit fcharfem Stuge brana er ein in’8 innerpe 
Seben eines BolreS, in oie Natur eines ent* 
legenen ©elttbeilB. ©old)e fdböpferißhe Dljaten 
pnb bebeutenb genug, um biefem Dieter nicht 
nur eine einheintifebe Bebeutung gu oerleiheu, 
fte pchern ihm auch einen Bfafc w ber ©eit* 
Sitteratur. Bereicherte er pe hoch um einige 
Berlen echter Boep«, mit echt bidperifcher ftraft 
fchuf er neue ©eftaltcn ooll eigenen SebenS, 
roobei baS SWgemein*Ntenfchticbe einen folgen 
geabelten poetifchen SuSbrucf faitb, baß btefe 
feine Dichtungen (Gemeingut aller 3Nenfchen 
bleiben werben, ©eine Schriften pnb bie 
Steuerungen einer feufchen unb hoch feurigen, 
nach (Bepaltung ringenben Dichterfeele, er ip 
ein poetifdber Naturforßher beS Ntenfchen ood 
roannen NcitemppnbenS, ooll tiefen ©emüthS. 

3P er fo ber Begriinber eines neuen ©dhrift* 
thumS in Slmerifa, ber Sitteratur ber ©ahr* 
heit, fo überragt er auch alle feine NachPreber 
an innerer Bebeutung. Ntehr als aUe Slnberen 
hat er bie ©abe, ^fefelpeine in Diamanten 
umgufchteifen, baS Äleinpe unb fcheinbar Un* 
bebeutenbfte bis in’S Diefpe gu erfaffen, in’8 
©ehetmni6oolle ber Ntenfchen * Natur ein* 
gubringen. ©ein £untor ip nicht fo pridfelnb 
als berjenigeSNarf*DroainS,er ift aber gemüth* 
reicher, poetifcher, er artet nie in ©ortroifc aus, 
er entjpringt einer lebenSfreubigen Seele unb 
reifer, fchmergooder CebenSerfahrung; feine 
6rfinbungSgabe ift nid)t reich: bageaen ip er 
mächtig in ber Berföi^erung feiner (SePalten. 
(gleich Sroan Durgenjero ip er ein ©hafe* 
fpeare ber ©figge. äuf wenigen ©eiten laufet 
er bem Sebeit Bilber, (^eftatten ab oon feltener 
griffe, Slitfchaulichfeit unb Sebhaftigfeit. Unb 
in jeber 3ril c oerräth pch baS, waS er ift: ein 
Dichter oon ho^er, ausgeprägter Eigenart! 




Digitized by (^.ooQie 




407 


SnflenbfleMdjte Don j&einridj cSeut^ofö. 


(53i8I)er ungebrutft.) 

93 e r m i f <h t e © e b i ch t e. 


(9lac$brucf öerbotcn.) 


Pie §6ee. 

2Bir Ratten 3efjooa # ben kräftigen ®ott, 

Der bonnernb ba^cr gejogen, 

9luch ben rnilben G^riftuS, ber $uben ©pott, 

Den bulbcnbcn Demagogen. 

9tun fommt ber Dritte $u £anb unb $u See, 

Der ®ötter göttlid;fteS SBefen, 

Der ^eilige ©eift ift’S, eS ift bie 3bee, 

Die einft Schöpfer ber SBelten geroefen. 

Sßfetlfdjnett burch bie Sanbe mit ©tifc unb mit Dampf, 
gür ber SKenfdjfjeit Grlöfung ju ringen, 

Gilt jurnenb ber junge ©ott $um Äampf 
2luf faufenben, braufenben Schwingen. 

3^m ift ber D^ron, ifjm ift baS Steidj, 

DaS SReidj ber fünftigen 3*^*1*, 

Die 93ölfer ber Grbe, er macht fie gleich, 

Gr fommt, fie als £irte ju leiten. 

DaS ift, roaS bie Stelle ber ®ibel euch roeift, 

Gin £irt unb eine $cerbe; 

Sagt faufen, lagt braufen. — Der ^eilige ©eift 
3ft fommen über bie Grbe. 

Gr ift'S, ber baS jüngfte ©eric^t euch h&lt, 
ffiie in ber Schrift $u lefen, 

Gr fäleubert ben Slife auf bie alte SBelt 
Unb fpri^t: Sie ift geroefen! — 


petüerfrette. 

S p a n i f <h e St o nt a n $ e. 


„Don Sllfonfo, Don Sllfonfo! 
®rauner Stitter oon fiaftilien, 

Sag, roaS trägfl bu in bem Scfyilbe 
Unb am £elme roeifce fiilien?" 

„ffiei&e Sitten, roeifce Sitten, 

DaS finb meiner Dame %e\tyn. 

Die an Steinzeit unb an Dreue 
3n Äaftilien ohne ©leiden!" 


„ffieibertreue, Don 2llfonfo! 

3ft ein Söafjn, bei meiner G^re! 
Denn fo rein ift feine Sitte, 

Dajj fte nicht ju brechen roäre." 

„Gine roeifje Sitte fenn' ich, 

SBelche nimmermehr $u brechen, 

Gine blanfe Älinge roeifc ich, 

Die bereit, ben Schimpf ju rächen!" 


Stuf beS Spaniers Sdjilbe blühen 
Seines ®luteS rothe Stofen; — 
ben Sinnen feiner Dame 
Stuht ein £er$og ber granjofen. 


Digitized by ^.ooQie 



408 


-58 


jlttf (gwtattttef $eißcte £ugenbbi<$ttwgeit. 

Unb roenn audb nicht bern ©ergftrom gleich fein Sieb in euren Dfjren braujt, 
Unb rüttelt er auch nicht am ©au ber 3«t mit rauher ©ifenfauft, 

Unb fchroingt er aud) bie gacfel nicht bod) lieb idj ihn unb halt ihn fjod), 
©r ift ein feufdber meiner ©chroan, er ift ber ©cbönbeit ©riefter boc^ i 
©dbön ift er, fc^ön in jebem 3 U 9> in feines ©eifieS frifebem ©Beb’n, 

3m ©chmer$e feines ©tegermeibS, in feinem ©Uten non Sitten. 

©or ©Wem aber ift er feböu in feineö ©torbenS reinem ^audj; 

®ie Sercbe fingt bie 3tofe blübt unb tief im $cr$en blübt eS auch. 

©t* führt eu<b ein in’S Sagenreich, in träumenbe ©Balbeinfamfeit, 

Unb eure ©eele löft ficb auf unb fdjroebt empor, ootn ©toff befreit; 

SRings roebt’S fo fübt fo mär<bcnbaft, inbefc ob euch ber £immel blaut, 

©S tritt bie ^foefie einher, roie eine b<>b c ' teufte ©raut; 

©ie fcbliegt euch alle SRätbfel auf, bie tiefen ©tätbfel ber ©tatur, 

®odb roaS euch rounberfam beroegt, ibr roifct eS nicht ihr ahnt eS nur. 

®ie beutfd)e Jungfrau, blaugeaugt, in ihrer Soden blonbem ©olb, 

©ie ift ber meinen Silie*), bem reinen beutfdjen Siebter ^olb; 

SOBie $u ©ebets unb ^falmcnbucb, flieht fie $u il;m auS bem ©eroübt 
©ie nimmt ihn mit in ibv ©emad) unb legt ihn unter ihren ^fübt 
Unb fcbleicbt ber Siebe elfter Sen$ fi<h über -Radjt in ihr ©emütb, 

©o ift’S ein ©eibePfdbeS ©ebiebt baS linb bureb ib rc Seele jiebt. 

3b r glaubt, bafc feine ©lume mehr auf unferm beut|d;en ©oben fpriejjt, 

©o lang fid) uoeb ein foldber Cuell befruebtenb burd) baS Sanb ergiefct? 

O nein, o nein, ich fage euch: cS nabet unö ein Oftertag, 

©iadbbem auf ®eutfcblanb aöjulang ber ©Sinter ber ©erneinung lag! 

©r aber ift bie Serene, bie im grübrotb ibre glügel wiegt, 

3lnbe9 noch unter ihm bie ©Belt in ftarrem ©cblaf beS ©BinterS liegt. 


© e r m i f cb t e © b a f e l e. 

Jln Raffte. 


$)arf id; beinern ©Bort uertrauen, 
©Birft bu meiner noch gebenfen? 
gern oon biefen ©cbmeijergauen, 
©Birft bu meiner nodb gebenfen? 

©ln ben Ufern bes 3)uero, 

©ln beS ©broS blauen glühen, 
©ln bem ©Rittelmeer, bem blauen, 
©Birft bu meiner noch gebenfen? 


©Beim um beinen braunen ©Reitel 
©üblidb, balfambuftenb fofen 
3ene Süfte, jene lauen, 

©Birft bu meiner nod) gebenfen? 

©ßenn bu miegft in beinen ©Irmen 
Ucppige ©Inbalufierinnen, 

3cne ftol$en, braunen grauen, 
©Birft bu meiner noch gebenfen? 


©fein! bod) fiebft bu fturmentmaftet 
©inft ein ©c^iff auf bab cm ©Reere, — 
3)ann mit einem leifen ©rauen 
©Birft bu meiner noch gebenfen. 


*) Bitte — ba§ ©eibeTfcbe gamiliemoappen. 


8S- 


-32 


Digitized by 


Google 




409 


^ettiott. 

roerbe nie ber Söelt gefallen; Ocftel idty einft ben Seuten aßen, 

®te@ flimmert micty audlj nid)t fo feljr. — ®cfiel i<$ felber mir nid^t me^r. 


$W(t. 


®em ®otb im Sed)er laffet uns 
®ie licberreid^en Äe^Ien raei^n, 

Unb audj bem SRaufcb ber Siebe ftetS 
®ie ganjen, oollen ©eeten roeifjn! 
fflie fe^r if)n bie Vernunft nerfd^mä^t, 
3$ Hebe foldf)en flüd^t’gen $Rei$; 


2Sem fallt 4 * id^ fonft ber Sßoefie 
®efdjliffene 3uroelcn roeityn?! 

6inft ftrebt’ idlj ^ö^er jroar, bod) feit 
®ie £eimat meinem ®ienft entfagt, 
2Bitt icb bem ®icnft ber ®^or^eit mi<b 
3n feurigen ®ljafelcn roei^n. — 


|>er freie 


SRun bift bu ganj ber freie SR^ein 
3n beinern ungekämmten ®ofen, 

6S f<bmü<ft bir ringS baS gelSgeftein 
®en $fab mit frifc^en Sllpenrofen. 

2Bie ladjt auf grüner Sßiefen ©amrnt 
SRancb beutfdijeS ®orf mit SRebenbügeln! 
3e^t bift bu nimmermehr oerbammt, 
®ie Äned^tfc^aft eines SolfS $u fpiegeln. 


3efct barfft bu fü^ner, junger SRljein, 
Sefreit oom ^od^e ber granjofen, 
3it’S fd)öne ©dbroeijerlanb hinein 
(Sin Fecfer greibeitSfämpfer tofen! 

£ier, roo beim ftarfen $odblanbSfobn 
SRod) immer freie Slbler häufen, 

§ier, roo bcS §elbenliebeS ®on 
grei fann in beine ®onner braufen. — - 


§ier fiürje bidj oom Sllpenjocb 
3fn bie gejaeften gclfenfd^lünbe — — 
©o tobe bodf>, fo jauche hoch — 

5Run ift baS Saucen feine ©ünbe! 


£Frü9(ittg$fteb. 


®er Sen$ ift ba, ber Sen$ ift ba, 

3ft über 9tadjt gefommen, 

Unb Sufö unb Saum ftnb fern unb nab 
3n Slütbenglutb erglommen. 

$Rid)t roiß icb lic^t^ unb luftberaubt 
2Rel>r in ber ©tube liefen, 

®S ftreue mir ber SBinb auf’S Jpaupt 
®ie buftigen Slütbenflodfen. 


®u corpus juris inbaltsfdbroer, 

SRum roieber auf ein 3Bei(d^en! 

2Rein ganjeS 2ßiffen gab’ icb b cr 
Um einen ©trauj oon SSeild^cn. 

gort, fort mit eudb, Sitten unb $Rom! 
®ie Süc^er über’n Raufen, 

®S fotl, SRatur, in beinern ®om 
®er m^irge ®eift mich taufen. 


Siebeslieber. 

Jltt f. 

Statu id? in tiefem Sßalbe fdbroeife, 
SRadb roilben Sraumgebilben greife, 
©<broebt oft, umroebt oon Stofenfcmein, 
®ein Silb um mich fo rein. 

Unb bann ift mir’S, als maud^teft bu 
®em feigen #erjen grieben ju. 


Digitized by ^.ooQie 





410 


3$ bußle nicht um 3J?enfcbengitnß 
©errätbrißb roie bic ©letfcberßru, 

Tem SJtißgef (biefe roie bcm Sanier j, 
3<$ biet 1 i^m trofcig meine Stirn. 

3$ biente tiic^t um eitclu Siubm! 

3n beinern 2lrm, bei beinern &uß 
©fließt ßcb für mich ein jjpimmel auf; 
Tann bid^f i<b, roeil i<b bidjtcn muß. 


&• 

Unb bennod) fjab’ icb manche Stacbt 
3n ^eiß inbrünftigem ©ebetj 
Um einen Äranj non 3mmergrün, 
Um einen S?orbeer$roeig gefleht. 

Den roänb’ i<b bir oor aller 2Belt 
Um’S ßolje f<broar$gelotfte §aupt, 
©eil bu, als 2We3 mich oerließ, 

2ln beiuen Tidjter bodj geglaubt. 


Jltt $. 


Uiifc^ulb unb Steiuljeit liegt roie J^au 
3n beinen feelenooUeu 3^9 cn » 

3n beinern 2luge fanft unb blau, 

Unb biefeS 2luge roirb nicht lügen! 

©eißt bu, roie bu mir einft erlaubt 
3J?ein §aupt an beine fflruft ju ßbmiegen 
3n jenem £>aine, bic^tbetaubt, 

Unb jene Stunbe roirb nicht lügen! 


C, jener Slbenb roar fo fc^ön! 

©ir traufen Sufi in wollen 3 l " l 9 cu 
Tort auf beu golbumßoß’nen ^öb’n. 
Stein, jener 2lbenb roirb nicht lügen! 

Unb roeißt bu, roo am blauen Slljein 
Tie fc^attig buffgen ©arten liegen, 
Tort naunteft bu mid): eroig bein. — 
Tein Stofenmunb, er roirb nicht lügen! 


üJlcin eignes £>erj fagt: Ob auch fern 
33on bir, ße roirb btc^ nie betrügen! 
©ic ^ör’ ich biefe Stimme gern, 

Tenn biefe Stimme fann nicht lügen! 


$ e r m i f d) t e 3. 

<äm|M $fnt0. 

O pflücf’ beineS grü^lingS ©rftlinge nicht 
So forgloS mit beiner fetyneeigeu £>anb, 

Unb roiflji bu nur ©turnen, fo fueb' fie nicht btci*, 
Siid^t b^r an beS SlbgrunbS fcbroinbligcm Stanb. 

O, roeefe bie ©lutb nicht, bie gierig unb roilb 
©erjebrt beiner Seele blü^cnb ©croanb, 

So, roie ber Samum oerfengeub b^ß 
Tabinbrauß über beu ffiüftenfaub. 

Tu roillft unb bu mußt! £)a, fo laßc iljn benn 
£ 0 $ loberu empor, ben oerbcerenben ©raub 
Unb unferc Slfcbe ßveue ber ©inb 
©eitlen iiber’S friiblingStrunfene Sanb. 



Digitized by ^.ooQie 





8? 


Nachbicht ungen. 


(9 a# Robert 9am*.) 


3u jenem fchatt’gen §aine fontm, 

®er rings fo bufdjig finfter ift, 

©cim Slbenbfonnenfcheine fomm, 

3u jenem roalb’gen Naine fomm, 

35er überfät mit ©infter ift! 

$ier geht, wenn un§ bie Nacht umfehroebt, 
©rft eine febönre Sonne auf; 

@S gebt baS $er$, baS fad^t erbebt, 
©on unfrer Äuffe 9Ma<ht belebt, 

3n beifeer £iebeSmonne auf! 


§ab’ feinen Speiser, feinen £erb, 
din £er$ nur, baS in glantnten, Äinb! 
3<h bin fein Neider, bin fein Sairb; 
35o<h wer ift reifer auf ber 6rb’ 

2llS mir, roenn mir beifammen finb! 

tenn järtlich liebenb, fo roie mir, 

©oll ni(bt im Neft bie taube fein, 

@0 glöcfticb foH unb frob mie mir, 

©0 felig Niemanb, 0 , mie mir, 

3n jener bunfcln £aube fein. 


35rum bin $um fchatfgen $aine fomm, 
t)er ringö fo bufchig finfter ift, 

©eint 9Ibenbfonnenf<heine fomm, 

3u jenem roalb’gen Naine fomm, 
t)er überfät mit ©infter ift! 


Ungarlieber 
(nach ©etöft) ©anbor). 
I. 


SKeitte Siebe. 


3# lieb ni^t, mie bie Nachtigall, 

35ie bureb ber Ntonbnacht 3auberbuft 
9Nit meicb melobifcb füfcem ©dball 
$>er liebefranfen Nofe ruft. 


@S ift mein Jper$ bie Jpütte nicht, 
Umfäumt oou einem ©ärteben flein, 
tarin ber ©eift beS griebenS fchlicbl 
$m §erbe fifct beim Niütterlein. 


3# lieb nicht, mie ber ©ebroan im ©ee, 
35er fchlanfgeljaljte, ftol$e ©chroan, 

3)em feiner ©ebnfuebt fü&eS 3öeb 
3)ie feufd^e £ilie angetan. 


üJtein £er$ ift eine ©JalbcSfchlucht, 
3)ie nie ein ©onnenftrahl erreicht, 
3)arin bie Schlange ßiferfucht, 

35ie giftgefchroollne, lautlos fchleicht. 


II. 

»#& 

(Nof$irt unb ©trafeenräuber.) 

35em ©lifce gleich ou f nachtbunflem Nop 
Ouer über bie ©ufcta ein (SfifoS fd^o§. 

3>er ©etpar fchaut ihm nach unb fpricht: 

2Bie glücflich bu bift, bu roeifet eS nicht! 

©chon föft ft# 00 m ©aume baS rötliche ©latt, 
3)ie ^erBftlid^e ©onne fd^eint trübe unb matt, 
3m tbale ber Nebel, bie gelber bereift, 

6in fchneibenber Sßinb über bie Sßufcta pfeift; 


S£ 


-8k 


Digitized by ^.ooQie 




412 


3efet wartet ba^ctm in ber ©farba bein 
Die bampfenbe ©chüffel, ber rot^e ©ein, 

$Ra<h ©Rüffel unb 3Bein bein junges SBeib, 

©in warmes Jager, ein weiter Jeib. — 

Doch fjungrig unb nimmer beS JebenS froh 
SSBirft ber ©etpar fic^ auf SReiftg unb ©troh, 

@r träumet im ©chlafe oon ©algen unb Sftab, 

9Som Sßilger, erfragen auf einfamem ©fab; 

3m £erbftwinb, ber febneibenb fein Haupthaar umweht, 
©ein Sftütterlein fchlotternb oor ihm fleht, 

3Jlit bittenbem 9lug’, mit bem 9lntlifc ooll £arm, 
ffiarnenb erhoben ben jitternben 2lrm. 

Umfonft, a<h umfonft! er Fann nid)! jurücF, 

©S ^at Feinen 2luSweg beS SftäuberS ®efd)icF; 

Äein tiebenbeS SSeib, Feinen ^eimifc^en $erb, 

©r fjat Feinen greunb, als fein flüchtiges ©ferb; 

3hm ift auf bie ©time baS ©ranbmal gebrüeft, 

©in ehrlicher 9ftenf<h oor ihm erfchricft; 

©eine #eimat bie ©ufjta, ber finftere 2Balb, 

DaS ©efängnifc oielleicht unb ber ©algen halb. 

Unb wenn ihm bie ©onne in'S Slntlifc blieft, 

^lufwacht er oom ©chlaf, ber ihn nimmer erquicFt; 

©ine 3lh r ® nc * m irrenben Sluge ihm fleht, 

©in gluch auf fein ©lenb, — baS ift fein ©ebet. — 


SBolFStieber 
(nach ©juqor ®crg#p). 
I. 


O, $Rofe fdjön, o SRofe roth 
2lm fchlanFen Stiel! 

©in früher, unbeweinter Job 
3ft unfer 3iel. 

©, würb 1 ein SEBefen nur für unS 
3n Siebe glühn, 

SBir müßten ©eibe nicht fo jung, 
©o früh oerblühn. 


© $Rofe roth unb mußt bu auch 
Sftun halb oergehn, 

SBirft bu nicht mit beS grühlingS §auch 
2lufS Sfteu erftehn? 

ffiohl manche anbre SRofe wirb 
3nt Üenj gebeihn; 

©in anber 3ftäbchen wirb ber ©tern 
Der ©ufcta fein. 


II. 


,,©ei biefem hallen 9Ronbenf<hein, 
9tein, nimmermehr mad) 1 ich bir Qu f> 
2luch würb 1 bein Äufc $u feurig fein 
Unb weefte mir bie 3ttutter auf." — 


„©, la§ mich c ^ n * äfanfeh erfährt, 
9Bie ich &i<h in aller Jugenb, 

Die SKutter glaubt, wenn fie unS hört, 
©ie träume nur oon ihrer 3 ll 9 e nb." 




fc- 


4 » 


Digitized by 


Google 




413 


Pas „Presbner Äßet“ 


üRatthiaS ctnfl nach DreSben tarn, 

DeS röm’fdhen SReidhS ©ebieter, 

Unb bort gefchah — bie G^ronif fagt'S — 
©BaS ich erjagte lieber: 

Der Kurfürft, überaus erfreut 
Der faiferltdjen (Säfte, 

©ab, rote baS ^etfcfyt beS HofeS ©rau<h, 
Idealer, ©äße, gefte. 

(Sr geigte ihnen Sielerlei 
DeS ^errtic^en unb geinen, 

©Borüber ^eut noch groge §errit 
2Rit Stecht oerrounbert fdheinen. 

Der Donnerbüchfen groge 3ahf 
3m SmghauS mar $ u ftnben, 
auch geuerfdjjlangen, ©djroert unb ©pieg 
Unb eine SRenge glinten. 

*3mar grünblich f^neibet folch ©eräth 
Der geinbe roilben Haber, 
gürtreff li<h bient’S $u ©dhub unb Drufc", 
@o fprach ber Kaifer, — „aber .. .!" — 
(Sr ftoeft; er jinnt, rote fürber^tn 
Die SRebe $u gehalten. 

Doch benft er, bag eS flüger fei, 
3unädhft ben ©Runb $u Ratten. 

Der Kurfürft fd^roeigt alSSRann oon©3elt 
Unb, als ob nichts gefdhehen, 

Sägt er fte nun als hödjften Druntpf 
3ur ©ilberfammer gehen: 

§et! Onp^, Karneol; 

Unb amethpfWameen 

®ab'S jaljlreid) ^ier, rote anberroärtS 

Die Kiefel ftnb ju fe^en! 

©efäge, ftlbern unb oon ©olb, 


gür oicle SRißionen, 

Unb perlen, roohl je^nmal fo grog 

©Bie unfre Kaffeebohnen! 

93iet Diamanten, farbenreich, 

als ©dhmuef bei gcfteSfcier, 

©laubt mir, — bie Süge ift mir fern, — 

©o grog roie Hühnereier! 

Unb Serge, h«! non purem ©olb, 

auch H au f cn ©H&erbarren, 

©Somit man roohl belaben fonnf 

9Rehr als jroeihunbert Karren! 

Drob roar ber Kaifer — roie man jah — 

SRun freilich fehr betroffen, 

3hm ftanb, fo raunt bie böfe ©Seit, 

Der üttunb fo ziemlich offen. 

3oh<*nn ©eorg hört noch im ©eift 

Den Kaifer „aber" fagen, 

(Sr roenbet ft<h an feinen ©ajt 

2Rit fchmunjelttbem ©ehagen: 

„Das „aber" bort im arfenal 

Kann idh leidet e^pliciren, 

SRicht ©Baffen nur, nein, oieteS ©etb 

Sägt Krieg mit SRadbbrudf führen! 

Dies „aber" aber, 3Rajeftät, 

Der Schein fann fchroerlich trügen, 

Dies „Slber" feht 3h r * 8«äb’ger Herr, 

©enügenb roohl h' cr Kegen!" 

* * 

* 

©Benn feitbem 3emanb brüdft ber ©chuh, 
Sagt man, mein lieber Xaoer, 

3Ran mertt, bir geljt’S, roie’S Sielen geht, 
Dir fehlt’S am „DreSbner aber." 

_ *a»r «hocb. 


put ^anöerung. 


Seb roohl, bu alte, bumpfe ©tobt, 

SRun fdhreit* ich m Sßeite, 

3ch hin ber grauen ÜRauem fatt; 
üRir fanbt’ ber Senj ein grünes ©latt, 
(Sr giebt mir baS ©eleite. 

Da roarf ich afle ©orgen hm 
Unb fchlog bie enge Klaufe; 

Der junge Senj h ö * h c Kent ©inn, 

©Ber mit ihm jieht, ber trägt ©eroinn 
gür’S ganje 3 a h r na<h H öu f c « 


Da ich jahraus, jahrein fein ©aft, 
Hot mein er nicht oergef|en. 

©o roitt mit ihm idh fonber SRajt 
3n ©lüthenbuft unb ©onnenglaft 
Die weite ©Belt burchmeffen. 

3ch roähK für bie ©Banberfahrt 
Stets ihn junt ©Beggenoffen; 

(Sr lehrt mich Sieber eigner art, 

Unb roaS an ©aben ihm auch roarb, 
DaS beut er unoerbroffen. 

tfwafb SHüffen 


Digitized by ^.ooQie 



414 




13 


$ dj u U e r 16 a f. 

I. 


Stiege, fliege milbe Seile 
£)urtig aus beiti gelfen ^er, 
gliege, fliege uon ber OueHe 
SRu^etoS in’S weite 3Reer. 


3mmer neue Saffergarben 

©iebt ber ©cblunb unb glutb um glutb; 

3lnbre Sidjtev, anbre färben, 

®o<b bie gorm im Secbfel vu^t. 


@o Derrinnen bie ©ebaitfen, 
©iner (oft ben anbevn ab; 

51 ber ftetS bie gleiten ©<braitfen 
©on ber Siege bis $unt ©rab. 


II. 


@S fte^t ber bunfle ©ommermalb 
3>n milber SRub' unb ©raebt; 

®u nabft, ba überftrömt bi(b halb 
Oer Xroft ber grünen Stfadjt. 


Oen gerben ©cbmer$, baS bittre Seib 
Orag' in ben ftillen Salb; 

Ou wirft befc^wi^tigt, wirft gefeit, 

I Oer ©türm in bir nertyaöt. 


Unb immer tiefer bringe bu 
3fn’S §erj beS SatbeS ein, 

©o finbeft bu nur tiefre 9tulj\ 
©o lögt bi<b loS bie ©ein. 


Seu<btenb über ©erg unb ©«blühten 
thront baS ©cblog in Orümmerf<böne, 
3n baS Xbalbilb wirft ber §erbft 
Sinter, ©chatten, Xinten, Xöne. 

Oraugett blauen bie ©ogefen 
Jpocbgeftalrig, ät^ertrunfen; 

3n bie Oätnmrung fprityt ber St^ein 
©eine lebten Oeinantfunfen. 


III. 

Sanblung je^t. — Oie Slbenbglut^eu 
©on ben Sölbern eingefogen; 
ga^le ©läffe, geijter^aft, 

3ft bem ©ergfeblog angeflogen. 

Seife Stauer überfliegen 
5lu<b ben Sanberer im Xljale, 

©iS ber golben^elle SOtonb 

begrügt mit ftillem ©tra^le. 


IV. 


©djneegeftöber wilb unb weit 
Jpüöt bie Seit in Oüfterbeit. 
©rau in ©rau, trüb Einerlei, 
gerneS ©eilen, SRabenfcbrei. 


©eltfam bodj, bie glodfenbabn 
©priemt bicb traut unb bttmlid} an, 
©«blenberft traumbefangen fort, 
SReibeft ©infe^r Ort um Ort. 


Unb bid) febläfert; gingft bu fo 
Soblgemutb unb wanberfrob 
3n beit ew’geit ©d)laf ifcunb, 

©rief icb bicb auS §erjenS ©runb. 




Digitized by ^.ooQie 



415 


9 




% o j e n 3 c U 

Stun, ba in Stützen bie Stofen fteljn, 

Stuf etnfamen ©fabelt mug idj gefjn. 

Die evftc Änofpe am ©traute fprang, 

Da beine $anb fiel) in meine fetylang. 

2Bir träumten oon blüljnber Stofenjeit; — 

©ie ift gekommen, bod) bu bift weit. 

@3 blüljt auf 3Beg unb Stegen allort’; — 

SBavum in bie gerne jogft bu fort? 

Dieioeil meine ©elpifudbt nach bir ruft, 
glimmern bie Süfte oon Stofenbuft. 

@3 böftet fo füg, fo febroül ringer, 

SJtir madljt’S baS einfame £erj nur ferner. 

3Ba§ frommt mir ber Stofen Duft unb ©rad)t? 

Die 9Q3elt ift freubig, in mir ift 9tad)t. 

Sang ift oerioeljt tooljl ber Stofen ©luft, 

©infjt ftid mir roieber bu an bie ©ruft. 

Doeb ob audb ©latt unb ©lütlje bann fällt, 

©teljt uns in Stofen bie gan$e SBelt. 

Jtonrab fefmauu. 


Per < ®ali5inan. 

Ueberfefcung aus bem Stufpfc^en na<$ 31. ©ufeljfin. 


3Bo in eto’ger ffiogen Staufd)en 
@id) baS SJteer am gelfen brid^t, 
Unb in trauten 3lbenbftunben 
©anft erglänzt beS SRonbcS 8id)t, 
2Bo ben Dag in JJmremS greuben 
ffiilb oerfdljtoelgt ber SRufelmann, 
Steifte mir mit fügem Äofen 
6ine gee ben DaliSman. 

greunblidty lädjelnb fpradj bie £ol)e: 
SBa^re meinen DaliSman, 

Denn er f>at geheime Äräfte, 

2Bie nur Sieb’ fie geben fann. 

Sticht oor ©lifc unb ©turmeSbeben, 
Stodty oor Dob unb ÄranfljeitSbann 
SBirb bein liebe® $aupt behüten, 
D^eurer greunb, mein DaliSman. 


Stid^t beS OftenS ferne ©efyäfce 
©ringt er jum ©efd^enf bir bar, 

Stocb mirb er bid) einft befeljren 
3u ber SRufelmänner ©cf)aar; 
ffienn bein greunb in ©eljnfud&tSejuaten 
Ofjne bid) nidjt leben fann, 

©ringt oom Storben bid) gen ©üben 
Stimmer tyeim ber DaliSman. 

Slber roenn ber ©lief beS Söfen 

©löbliety 3 öu ^ m Stb te übt, 

Ober bi<$ ein Söefen füffet, 

Da§ bid) toeber eljrt nod) liebt: 

Daoor, greunb, unb oor bem@e$mer)e, 
Der baS $erj bir bredtyen fann, 

©or ber Däufefyung, oor ber ©ünbe 
Söatyret bie$ mein DatiSman. 

Sttarie 9. ^nXmerfnc*. 


Digitized by ^.ooQie 


416 


Jtaifer <$emrid)5 ^rautf^au im Jtrofier $u überford. 

I. 


Der Äaifer Heinrich, DeutfchlanbS ©tol$. 
Der ginfler jubenannt, 

£üllt fid) in fehltet ©eroaitb unb nimmt 
Den ffianberftab $itr Jpanb. 

©r $ieht mit feinem treuen Ältest 
£in über ©erg unb ttyal. — 

Dort lugt ouS ©ichengrün ^ernor 
Da3 %\d im SKorgenjlra^l. 

$Ro<h eine ©flucht, ein Serge3hang, 

5)o grüfet ba3 Äloftert^or — 

5Ring3 2llle3 ftill, fein fehnöber Saut 
bringt an ber Saufdjer O^r. 


Doch §ox$, e3 ruft fo ftlberljell 
De3 9Wcttenglöcflein3 Ion, 

Der Äaifer nidft: „ffiillfommner Älang, 
Du bringfi mir SRinnelohnl* 

Sftun ftreben fte oer^oltnen Dritt3 
Die h°h c JBonb entlang, 

Unb näher ftet3 unb notier tont 
Der Tonnen Gljorgefang. 

Salb littet ftd^ ber ©äutennmlb, 

Dort hinter bem Elitär 
©ernährt be3 £aifer3 ^alfenblicf 
Die anbacfytSootte ©chaar. 


@r fudjt bie fittig ^ fromme SKaib, 
Die ©lume, jart unb rein, 

©raf Dieterichs oon SRingel^eim 
§olbfePge3 £öd)terlein. 


II. 


2BaS bebft bu, Äaifer £cinri<h, 

Unb bliefft hoch felig brein, 

2113 ob ein ganjeS Himmelreich 
Dein eigen foöte fein? 

2Ba3 paeft bein ftarfeS ^elben^erj, 
SRacht feucht ba3 2luge bir, 

2Ba8 färbt bie braune SBange 
2Bie grühtingSrofen fc^ier? 

Dort in ber SRonnen Sfei^en 
©et ber 2lebtifftn fniet 
Die Jungfrau, ^olb unb roonnefam, 
Unb fingt ihr frommes Sieb. 

Der ©lume gleich im ©onnengolb 
®ar höflich angufchaun, 

2ftathilbi3, o üßathilbis, 

Du ©<h<mfte aller grau’n! 


©o feufdj unb ooU unb lieblich 
©rtönt i^r Sobgefang, 

SBie htmmlifch = flare Harmonie, 

2Bie ©ilberglocfenflang. 

©3 fügt ber golbnen Sorten Fracht 
Der fchnee’gen ©chultern 9htnb; 

@3 buhlt ber lofe ©<hleier 
2Rit ihrem SRofentnunb. 

Der Äaifer fteht bezaubert, 

6r fchauet unoerroanbt, 

Dc3 SBonneanblicfS ©eligfeit 
£at gänzlich ihn gebannt. 

Doch enblich reifet er rafch fleh — 
^och einen lefcten ©lief — 

Dann minft er bem Segleiter 
Unb manbert fUH jurürt. 


m. 


2lebtiffin ©ertrub betet ftitt 
3um §errn ihr Sßatemofter — 
Doch H® tn erf(hall unb ^ubclruf: 
Der Äaifer naht bem ßtojter! 


£e hotlah h°* ®t« ®hore*.auf!* 
Der Äaifer fommt geritten 
SKit feiner h<>h*n ©rafen ©chaar, 
3n feiner ©bien ÜRitten. 


Digitized by ^.ooQie 




417 


63 teuftet ^cH bic £errf<herjier 
Bon feinem ftoljen $aupte, 

@3 blifct be3 @chmerte3 ©ilberfnauf, 
Da3 er ben Jpunnen raubte. 

@3 mailt ba3 Burpurprachtgeroanb 
Um feine ebleit ©lieber; 

63 fpiegelt feiner Brünne ®lan$ 

Der ©onne Sichtgolb mieber. 


Slebtiffin ©ertrub, fromme grau, 
Begrübt eure ®äfte! 

3Ba8 Äüch 1 unb ßeüer bergen, gebt 
3um ffaifer^od^geit3fefte! 

63 ift ba3 befte Jpelbenherj 
6ntflammt in reiner 9ftinne 
3u eure3 Älofter3 6belftein, 

3u eurer 6nfelinne. 


IV. 


üttäbeben, bu in flitler ÄTaufe, 
Stüfte bidj für’3 frifebe Seben; 

2Kit ber £anb follfl bu bein 9llle3 
6inetn nun ju eigen geben. 

gürber nic^t in enger 3.elle 
©oüft bie Sage bu uertrauern, 
Äönig8burg foö b«h umfangen 
Statt ber büftren Äloftermauern. 


®lücflicf) nenn 1 ich, traun, bein ©djicffal, 
Denn nicht folgft bu frembem greier, 
Dtein, be3 beutfehen Äaifer3 Siebe 
©dringt ben ßranj unb löft ben ©d^teier. 

Dem bu lang fd)on fHöoerf^roiegen 
SBarft in Siebe treu ergeben, 

S^a^t, al3 ^ßerle feiner Ärone 
Dich auf feinen j^ron $u ^eben. 


Deinem Äaifer foßjl bu folgen 
3n bie $ofburg al3 ©ernannt — 
Jpeil bir, fc^ötte SanbSgenofftn, 

|)eil bir, ^errlid^c Söeflfalin! 


Y. 

Die ©nfelin an ber 9l^ne £anb, 

Den Seib umhüllt oom gefigeroanb, 

®ar lieblich gefchmücft $ur fdjöncn geier — 

©o fleht fie erröthenb oor ihrem greier .... 

Der fc^aut ooH banger ©eligfeit 

2luf bie fdjämig erglüljenbe, liebliche Sftaib. 

63 geht burch fein $nnre8 rin Wfe3 6rbeben: 

O, wirb mit ber £anb fie ihr §er$ auch bir geben? 

O, ob roohl bem fiaifer bie Siebe fie mährte, 

Die einft fich bem bitter oerfchämt offenbarte? 

Da trifft ihn ihr Blitf, ein flammenber Strahl — 

6r hält in ben Firmen ba3 2öeib feiner SBahl. — 

Unb jubelnb mit freubig s begeifertem ©inn 
Begrüben bie SRecfen bie Äaiferin. 

jUtfur 3U$bei*. 




Digitized by ^.ooQie 




Jtpei §eHdjte. 

Ueberfefcung au3 bcm Schtoebifchcn nach @raf ©arl Sitoilöfp. 

% & t t v i ft. 

©om Abhang, auf tfjatumrtS gerounbenen ©egen, 

©erfuchte mein ©lief in’3 Oebächtnifc $u prägen 
Deine Schönheit, o Sftättoif: 

Den fcfytmmernbcn Silfan, bie Äirche, bie traute, 

3ur Slnbacht rufenb mit ©lortenlaute, 

©iiteä Sonntags im 3uli. 

Den bläulichen Äiefertoalb, bergumrtS fleigenb, 

Unb toechfelnb bunRere Streifen jeigenb, 

©eint 3 u fl c ber ©ölten. 

Unb jitternber Schein unb Stille, nerf^miegen, 

Unb fcbmeUenber §arjbuft, ben SJteilern entfliegen 
3n>ifcben lichtbraunen Stämmen! 

Da Rang ein Sieb burd) ber Dannen ©eljege, 

Unb ^nter ben mooftgen ©lötfen am ©ege — 

©ine grau fah ich plöfclich. 

Äur$ brach fte ab — am ©albranbe ftehenb, 

3h r Äinblein über ben Starten ihr fehenb 
SluS bem Sart auf bem Siürten. 

Sie ftanb, roie ein ©albroeib ju gewahren, 

Die fpi^ige Sftüfce fchroarj auf ben paaren, 
üRit farbigem Schurje. 

So räthfcloott leuchtenb ihr Sluge fchaute, 

SllS ob ihr ber ©alb fein ©eheimnij* oertraute, 

©ineS SlbenbS am Sfteiter. 

(Sin Schimmer umfpielte oerbleichenber Sage, 

©in $au<h unb ein Stachglanj oergangener Dage, 

Da$ ©eib aus ben Dhälern. 

2Kich trieb’S taufenb fragen in eine ju falten, 

3m giuge ben Sichtbtifc be$ Sllten $u galten, 

Der nimmer jurürtfehrt. 

Doch eh' ich ba§ bannenbe ©ort noch gefunben: 

Sie fchlug ft<h toalbeimoärtö unb toar oerfchtounben 
3n ber Dämmrung ber Dannen! 


Digitized by ^.ooQie 





419 


gfferettiitter Jtbenb. 


§ocb in beS ©aumeS 3 roe '9 cn 
Negt ft<b fein ©latt jur grift, 

9lm JpimmelSfelb oerblcicben 
Orange unb 5lmetbpft. 

©om ©einlaub bid^t umfangen, 
Umrahmt ootn Nebenblatt: 

9Nit i^urm unb Äuppeltt prangen 
©ebn mir bie 9lrnoftabt. 

Ob unfern Jpäuptern Frän^en 
Oie trauben ferner baS ®a<b, 
Äein gürft ftebfS fo erglänjen 
3« feinem ©runfgemacb. 

§ier beef im Sibenbfymcfye 
Oen tif<b ich für unS 
Nur Suna, treu beut ©rauche, 
üftag ge^it unb Fommen frei. 

©elbft unfrer Sampe $eüe 
Spürt biefeS 9lbenbS träum, 

2lnt römifeben ©efteüe 
Nü^rt fidi) bie glamme faum. 


§ier ©djinfen — frifdj oout Saube 
Oie ©olbfrudbt — bunfler ©tra^l 
Oer glorentiner traube — 

OaS ein feftlicb Stahl! 

@ie^ roo bie glafdje immer 
3Bir auf beit tifdj geftellt, 

Oa fpielt ein Sßurpurfcbimmer 
9lufS tueb, baS monberbettt. 

©eit milb im 2tbenbfdbatten 
OeS tageS ®lutb oerfebroebt, 
gafet liebliches (Srmatten 
Oie 3Belt unb maS ba lebt. 

Oie Nacht gebietet ©ebtoeigen, 

©elbft bie (fpeabe ftillt 
Oen ton, ber jittemb eigen 
2Bie ©laS jerbreeblicb quillt. 

ffiir folgen bem ©ebeifje 
Unb ob mir auch allein, 

2Bir flüftern, flüftem leife 
$ier unterem ©ternenfebein. 


JlboCf $fmu 


©o bunfel ift bie ©tunbe, 
3u bir lehn’ i(b oertraut, 
Unb näher beinern üftunbe 
gang 1 idb ber SBorte Saut. 


Äufforbenmg. 

2Beg mit bem grämlichen ©innen unb träumen, 
©rüber, eS roinft ber perlenbe tranF! 

©ebt, rote bie ©e<ber, bie ooüen, febäumen, 
greube, fte grü&t unS aus §imntelSräumen, 
jubelt ber greunblidjen frö^lid^cn OanF! 

©cbneüer beflügelt ©aturnuS bie ©tunben, 

Ote uttS bie bolbe ©öttin oerfüfct; 

3ft fte uns eilenben glugS entfe^munben, 

©rüber, Fein ©lerblid^er mirb eS erFunben, 

Ob uns noch ein 9Ral bie Säcbelnbe grüfct. 

©ebeuebt brum bie ©chatten beS SebenS ooit binnen, 
trinFt auS bem ©edjer in'S £erj baS ©lücf! 

©ann mag bie ©ar$e ben gaben fpinnen, 

©ann mag bie lädjelnbe greube oerrinnen; 

©rüber, ibr ©trabt bleibt im ©ufen $urücF! 


J. $farmattti*. 


Digitized by ^.ooQie 



420 


^ufpcnpicßcf. 

$n bcr liefe meines ©dfjranfeS berg 1 i<h 
eilten, wertlos langoergeffnen Ärant. 

®a ich fjeute fudjenb brinnen wühlte, 

Äam jur $anb mir eine £ulpen$wiebel, 

3a, ein welfeS, altes, bürreS £)ing. 

Unb ich nahm fte achtlos in bie §anb. 

Um fte braußctt in ben Äoth ju werfen, 

®iefe uul^loS abgeftorbne £niüe. 

2ld), ba fal) idfS, in beS ©d)ranfe3 liefe, 

2ln bcm moberftauberfüflten Ort, 

3« ber Stacht unb ber ©ergeffenheit 
§atf eS biefe £ulpe bo<h gefügt, 

®aß ber grühling fant, ber fonnengolbne. 

Unb fte ftrecfte ihre 2Bur$eln auS, 

Unb fte trieb bie jugenbgrüiten Äeime, 

£)ettn ber Senj — auch i^r im Innern wühlt* er, 

Sproßt 1 empor unb rang ftd) burdj junt Sicht. 

5)och umfonft, im moberbunfelit Sßinfel 
SBelfte jßh ber hoffnungsgrüne £rieb, 

Unb fo ftarb, wie manches SJtenfchenftreben, 

SJtcnfchenringeit, manche ßJtenfchenfehnfucht, 

®tefer ©lumeitfitofpe SebettSbrang 
3n bem oben ®unfel ihres ©eins! 

£ermi«e 99« yreuf^e«. 


cSßfe $djöttljett. 


©Bohl warft bu fdhött im SebenSlenje, 
2113 bir bie greube ©lumenfränje 
£olb in bie Cocfen wanb. 

©or beiner ©onnettaugen ©tragen, 

®ie ft<h in äße §er$en fta^Ien, 

®er tieffte ©Ratten fchwanb. 

@0 leicht unb lieblich wie bie 2öeße, 
©Bie bie ©plp^ibe, bie Sibeße 
©littft bu burdfS Sebctt Ijin. 

®u warft fo fittblicb unbefangen, 

Äein h«ntli<h ©e^nett, fangen, Sangen 
Umflorte beinen ©inn. 


$)odh fdjöner bift bu, feit bu Steifen 
Unb Stofen faljeft leife weifen, 

©eit bid) ber ©d^meq geweift; 

©eit bu in beineS §erjenS liefen 
©iel eble ©erlen, bie bort fttytiefen, 
©efunben haft im fieib. 

©Bie ftra^lt ber 9tci<$tljum beiner ©eele 
Stun ebelfchön, gleich bem 3 uro ele, 

2lu3 beinern 2lngeficht! 

©3 fpricht bein inniges ©tnpfinben 
2luS beinern ©lief, bem warmen, littben, 
£olb wie ein $art ©ebid^t. 


©inft blühteft bu, ben ©inn erfreuenb; 
®u glichft ber gee, bie, Slumcn ftreuenb, 
Seicht wie ber galter fchwebt; 

Stun bift bu, Sieblichfte ber grauen, 
©leidh einem ©ngel anjufchauen, 

2>eß 2lnblicf ftiß erhebt. 


Breuberg. 


Digitized by ^.ooQie 




421 


sr 


-ss 


cSrmunterung. 


®elagert auf fdjimnternber ffiiefeitau 
Sag idj int 2lbeitbfd)eine. 

£odj über mir fhafjlte bc3 £immel3 ©lau 
3n femtig leuebtenber Sfteine. 

Hub unter mir prangte ber bunte $fü{jl 
©oit helfen uitb ©fnbiofeit, 

Unb um ntid) roeljte erquiefenb fiiljl 
Oer Oüfte fd)mcid)elnbe3 $ofen. 


Unb neben mir Ijört’ id) bie ©öglein ad' 
©e{jnfüdjtige Sieber tauften, 

Unb oor mir ben glifcernben ©afferfad 
Si3pelnbe ©eifeit rauften. 

9ting3 um mid) mögt’ e3 in {jeder Suft, 
3tiitg3 fro^eö Seben unb ©priemen! 

©ie fönnt’ idj ba bie fefjnenbe ©ruft 
3u ad’ bem $ubel oerfcbliegen? 

3?. üoföait. 


cSbier, n)o idj fu geftüßt! 


©ie {jeintlidj ift'3 unb traulidj ^ier 
3(m roiir$’gen ©albe3grunb! 

§ier ragt fo ftol$ ber Gidjeit $kx, 
$ier prangt bie glur fo bunt, 

£ier fcfyäumt fo flar ber ©afferfad, 
§ier fingt fo fdjön bie diadjtigad: 

©0 roonueood adüberad 
§ier, mo id) fte gefügt! 

dttir ift, alä menn ba3 traute ffiort 
3$ einmal noch gehört, 

Oa3 $auberood am ftiden Ort 
3Jtein junge3 §er$ betört. 

2luf eroig bein! auf emig bein! 

©ie golbner ©onne glammenfdbeiu 
©rad)’3 tobernb mir in’3 §erj hinein 
§ier, al3 id) fte gefügt! 


9Jtir ift, al3 brüefte iljre £aitb 
Oie meine mieber mann, 

2U3 ferlang’ id) liebe3glutl)entbrannt 
Um fte ben ftarfen 2lrm, 

2113 ftreifte meine ©tim ifjr §aar, 
2113 läf’ mein 2lug’ in ifjrem flar, 
©ie Sieb’ unb £reu’ unroanbelbar, 
§ier, roo icfy fte gefügt. 

3ttan<b roilbe3 3a$r oerrann, oerfanf, 
’3 ift nidjt, roie einft, meljr ^eut: 
Oer 3Jtunb, beg Äüffe einft i<b tranf, 
©id) anbern Sippen beut. 

Oodf) ob il)r $er$ ein 2lnbrer ftaljl, 
Ob meine Siebe fuljr ju Oljal: 

Oicf), ©tätte, grüg’ id) taufenbmal: 
§ier, roo icfy fte gefügt. 

_ yatif mittlrer. 


g)fo(ftcnäfagc. 


Oie ^ainblütljen fanfeit 
3m ^erbftlic^en dteif, 

2lnt ©affer fdjroanfen 
Oie ©infen unb roanfen 
3m riefelnben 9tebelftreif. 


Unb bie 3tad)t entlang 
(Sine ®lodfe flingt, 

©ie meinet fo bang, 

3{jr jitternber ßlang 
3n bie fe^nenbe Seele bringt. 


(Sitift gört’ id) folcf) ©einen 
3« früheren Oagen, 

Uitb mir roid ft|einen, 

2113 roürb’ bei bem ©einen 
(Sin Oobter ju ®rabe getragen. 


£txm*nn SUUtner. 


85 - 


-ä 


Digitized by 


Google 




422 


cäicQtßtaH 


2)unfle Rächt umfängt bic 3Bett, 
2)och ein SlißcSfhrahl 
^ßlößltdh ntär<hcnf<hön erhellt 
Sergtoalb, ©ec unb Iljal. 


giel in manche §er$cn§na<$t 
©oldh ein fyütx Schein: 

Salb roo^l jög 1 mit ©iegeSmacht 
©tücf unb griebcn ein! 


ffeobor JUtttteBerg. 


fyotbbtonbfya 


©ei mir gegrüßt, bu ©uchenlaube 
9Rit beiner trauten ©infamfeit! 

©8 min bie flügge Ringeltaube 
©ei bir oerträumen ihre 3 c 't- 

Sie fommt’8, baß an bem©piel berScßroeftern 
Rtein #erg fiel) nimmermehr erfreut V 
Sie finblich froh roar i<h noch geftern, 

Unb roie fo anberS bin ich ^ent! 

Soher bieS ahnungSootle ©angen, 

$)a3 micl) roie füßeS Seh’ ergreift? 

Soher bieS fehnenbe ©erlangen, 

$)a8 fuchenb in bie gerne fcßroeift? 


©alb mocht’ ich bunh bie Sanbe fliegen, 
©en ©üben mit ben ©dfjtoalben giehn — 
©alb möcht’ id) ftiH am Seiher liegen — 
©alb möcht* ich raffen, halb entfUehn! 

3ch möchte alle Seit befragen, 

3u hören, roaS mit mir gefchehn! 

Unb hoch, e3 fann mir Riemanb fagen, 
Rur ©iner fönnte mich oerftehn. — 

£ord), horch! bort raffelt’« in ben 3n>eiaen - 
itönnt* ich oerfd)roinben, gleich bem ©liß! 
©chon feh’ ich ih n hernieberfteiaen, 

$)er mich belaufene — ©etter griß. 


O toeh, er will mid) roieber füffeit, 

$)er fd)onung8lofe £>ergen8bieb! 

Run wohl, ich n>erb’ e§ bulben müffen — 
$)enn griß, idf) h a b* bieß gar gu lieb! 


£iriebri<$ gart SUinfd). 



Emile Zola, Alphonse Daudet und 
andere Naturalisten Frankreichs oon 
Emil Burger. ($)re8ben, ©. ^ßierfon’8 ©er* 
lag.) $)iefe nach be8 ©erfafferS Angabe in 
„Unferer Aeit", in ber *$eutfchen Reoue", 
„Rorb unb ©üb" oerftreut erfcjieneneit 2luf* 
faße führen ben mit obigen ©roßen noch un= 
oertrauten Cefer in bie moberne, überrheinifche 
ßitteratur ein. 3<h bin oor Mem ber Slnficßt, 
baß man 3<>la unb Raubet nicht gut neben* 
einanber al8 Raturaliften (teilen rann. Senig* 
ftend benfe ich mir, ber ich jebe8 Sort ©eiber 
in ber Urfpradge gelefen, bei bem Raturali8mu8 


eines 3*ben etroaS gang ÄnbereS. ©8 fommt 
mir gerabe fo oor, al8 ob ©iner oon einem 
blonben unb einem brünetten RaturaliSmuS 
reben wollte. — $err ©uraer fritiftrt in feinem 
fritifeßen ©uche auch bie tfritifen beutfdher Re* 
ferenten. ©r meint g. ©., ber oon ©. 3<*bel 
gugegebene 3ufommenhang brr 20©anbe Rou* 
on Rtaquart ließe fich nicht beraeifen: ®er 
antier in „La Böte humaine“, fagen Rtanche, 
fei nicht im ©tammbaum ber RougonS oor* 
gefehen. Sie fleinlicfc! Haßt eine gamilie 
einen ©obn mehr gelabt haben, unb berSantier, 
ber 9Raf<hinift, iß ba, roie ber fiantier, ber 


Digitized by ^.ooQie 









423 


Käufer, int „Assommoir“. 9ludb bei anbcren 
©teilen, bie 3olaS, trenn auch oerberblid&e, 
hoch geniale (rinwirFung auf 2itteratur*?eben 
herabminbern, bin ich anberer Meinung, hoch 
lägt fich baS nic^t in einer Steige, nur in 
einem (Sfjai) flavfteflen. CHne Vn>pb«a*iung 
(©. 21 ), baß £ola fich felbft nidjt mehr über* 
treffen Fönne (leit „9tana"), ift— gewagt, unb 
ich [teile $.33. „Germin&l“, „la Terre“ höher; 
höher auch als „rOeuvre“. (*benfo ift „La 
Böte humaine“ troß allen parti pris einfach 
granbioS. Dem Vanbe [inb einige Wooelletten* 
Uebertragungen angereiht, bie ftd^ red^t gut 

ltfcn - Dr. Alfred Friedmann. 

Liebestranm. ?tcber-(5pclii§ oon San- 
dor Barinkay. (Wit einem ©eleitSwort 
non W. ©. Gonrab. Wünd&en, @. gram* 
fdjer Verlag. 3- Wort), Ägl. n. £• 9?. £ofbudjj* 
banblct.) DaS 92 (^voßoctaofeiten umfaffenbe 
Vüchlein ift ber erfte Verfud) eines 9lnonpmu3, 
ber, wie baS Vorwort fagt, unter einem s pfeu* 
boupm fidf) bie litterarifd)en ©poren ocrbienen 
will. Stun genügt eS ;war in großen Gingen, 
gewollt $n haben, in oen anberen — unb 311 
oiefen muß auch bicfe ©ammlung geregnet 
werben — nerlangt man auch baS Rönnen, 
unb leiber bleibt uns ber 3lutor ba3 $unieift 
fdjulbig. (53 mag hier nochmals, oielleicht jum 
ijunbertften Wale, betont werben, baß fprifche 
Öebid^te heut$utaae ein charaFteriftifcheS ®c* 
präge haben muffen, wenn matt fie gelten 
lafjen foU, unb noch ftrenger wirb man auf 
biefer gorberuug befielen muffen, wenn biefe 
fiprif auöjdjltefelidh erotifch ift, wie ba3 hier 
ber gaU. Da nüßt bie fdjöne Vorrebe unb 
bie auSbrücFliche Verwahrung beS Autors gegen 
ben nüchternen Verftanb ber heutigen 3eit, 
unb gar gegen bie bitterböfe RritiF gar nichts 
— man möge bo<h oielmehr burch wirFlidjen 
(behalt be 8 (Gebotenen fich 2lncrFennung er* 
$wingen, benn wahre 'tpocftc wirb auch heule 
noch jebeit (^ebilbeten übeneugen! Seiber ift 
biefe Wacht bem 3lutor oerfagt. <53 lief! fich 
2lQeS $war fchr jcf)ön — aber Sorte, Sorte, 
Sorte! Da e3 jeboch ein (*rftling3oerfuch ift, 
fo gebe ich gern 3 U , baß oieOeicht ein ^weiter unb 
britter VeffereS jeitigt, $untal ich weit baoon 
entfernt bin, bem Slutor Talent ab$ufprechen. 
©o ift ftimmungSooll unb gelungen feßon in 
biefer ©ammlung: ,,0 $liidf!", „Der glieber 
. blühte un3 $ur ©eite* unb „Rennft bu ber 
Wonbna&t tiefen Räuber?" DaS Uebrige ift 
bagegen farblos. Seiber finben fich aber auch 
arammatifalifche Verftöße. ©o wirb 3 . V. auf 
©. 29 aufhören tranfitio conftruirt, eine uns 
erlaubte £icen$, unb ©. 52 heißt bi* 1* Verf. 
©ina. oon ©preeßen bem SHeim „ich" 3 uliebe 
ich ipn*. ©. 44 fteht 311 lefen: „2aß Fiiffen 
bir bie .Reble fein" — aber, $err 2lnonpmu3, 
warum benn bie Reßle?! 

Fritz Eberhardt. 

Akkorde und Gesänge. Dichtungen 
oon Alberta v. Puttkammer, (©traft* 
bürg, Verlag oon 3 . p. (*b. .f>eiß, 1889.) 
31. 0 . fputtFammerS ^oefien finb in ber (^egen= 


wart noch *>**1 3 « wenig befannt, namentlich 
in ber grauenweit. Soper fommt ba3? Viel* 
leidet finb ihr bie Damen ihres ©tanbeS nicht 
gewogen, weil fie fich auS ben geffeln manches 
noch h err i 4 en ^ cn 33orurtheilS oodftänbig be* 
freit hat, fi<h auf ben rein menfchlichen ©tanb* 
punft fteQt. Vielleicht miftfäQt auch manchem 
Sunberlicben ber faft männliche $on ihrer 
Seifen, ©ie h at geroiffc 3lehnlichfeit mit 
Drofte ^ülShoff unb wiib, wenn fie eine fpätere 
ruhige, objcctioe it'ritif erfährt, wohl in bie 
9?eihc ber bebeutenbfteu Dichterinnen Deutfeh 2 
lanbS aufgenommen werben. (Jine fchwung* 
ooOc ©prache, ooüenbete gorm unb reichhaltige 
Wotioe fennjeidhnen ihre Dichtungen imftiroften 
unb (Wan$en. ^3lfforbe" heiftt ein 5heil her* 
felben nicht mit Unrecht; benn wir frören 
manchmal ben leichten, fpielenben, melobifc^en 
2 lnfchlag an bie©aiten, flagenb ober fröhlich, 
unb bann wieber ben raufebenben, ooflen, 
wilben ©türm ber 9eibenfcha(t, ber 3UIe8 be* 
wegt unb ba 8 ^>er,j bis in feine Siefen er* 
fchuttert. Selche Wacht unb welche Sirfung 
burdf) Harmonie unb burch ftontraft liegt in 
bem ©d)lachtbilbe „Die ©chlacht am Sra* 
fimener ©ee*, in bem großen ©ituationS= unb 
Gharafterbilbe oon bramatifcher Sebenbigfeit 
„9tero weint", in ber legenbaren Dichtung 
„SubaS 3fcharioth"! 3 n ben „9teiterfiebenr 
offenbart fich ^te ungebänbigte ©ehnfucht ber 
Dichterin im Gingen nach Vollenbung, auS* 
gebrüdt burch ben rafllofen 9iitt auf bem 
Ichnaubenben fchwar$eu ^engfie. Witgefühl 
mit bem arbeitenben unb leibenben Volfe, 
Verfiänbnift für feine Slnfchaunngen unb 
berechtigten Sünfche offenbaren fich m »Wicf 
auf bie ©trnfte* unb „©dharfrichterS itinb". 
Der Dichterin ©teOung im ©treite jwifchen 
3 bealiSinu 8 unb Realismus fenn 3 eichnen 
bie Verfe: 

SaS brauchen wir auch b* n ®taub 311 
malen, 

Senn wir ihn athmen, wenn wir ißn 
leben? 

Sir fangen lieber ber ©onne ©traßlen 

Wit ihrem taufenbfarbigen Seben. 

Denn Sahrheit ift: oerflärteS ©ein 

Von ber lieben ©dhönheit ^eiligenfchein. 

JebenfaflS wenbet fich 9 f 9 en ^ cn Datura* 
(iSmuS. Hng0 R i, einIällder . 

Dr. Hermann Türck, „Das psycho¬ 
logische Problem in der Hamlet-Tra- 

Afödie“. (?eip$ig*0feubnift, Verlag oon Wap 
^offmann.) Der Verfaffer oerfucht eS, mit ber 
DioinationSgabe beS VerftanbeS baS ;u oer* 
beutlicßen unb 3 U erfären, was ©hafefpeare 
mit ber unoergleichlichen DioinationSgabe 
hödbfter poetijeher Ära ft gefchaffen. gür mich 
ift Hamlet Fein Problem, fonbern ein Wenfch, 
ein großer Kultur* unb hoch in erfter JEeifte 
9taturmeufch, ein großes Semperament, bie 
fgmbolifirte Wenfchhrit. 3^ flitnme niit Dürcf 
überein, baß Jpamlet troß 3lQem unb 3lQem 
bodfj ein Wann ber Sßat ift, baß fich in ibm 
ber tfampf beS ^aturooll - deinen gegen bie 


Digitized by ^.ooQie 




424 


conoeitlionellen ©retten bcr üRcnfchhcit, bcr 
ßampf ber 3wbioibualität gegen henimenbe 
SchitffalSmäd)te oerFörpert. TaS 2lUeS geht 
ja fo flar aus bcr graubiofeit Tid)tung tyv* 
Dor — ja bicjc Ticbtung roäre nicht fo groh, 
wenn fie wicht fo fcni roäre dou allem ?lb- 
firaFten, wenn uid^t MeS in ihr fo Seele, 
2eben, ^Plaftif roärc, roie fic eS ift — bah für 
ben bcnFenbeit 2efer jebeS weitere £iuguthun 
bcr jtathebergelehrten eigentlich gang über- 


fliiffig ift. Mein biefe Schrift macht roieber 
gut, wa§ bie frühem Kommentatoren an 
obfeurer Xieffinuigfeit geleiftet, ein natürliches, 
FlareS unb geiftootleS teufen giebt ftch hier 
Funb unb bieS macht biefe Schrift im hoben 
©rabe IcfenSwerth. 3<h nmnfche, Tiircf möge 
fid) mit feinen Betrachtungen auch brr m ° s 
bernen beutfehen £itteratur gitwenbeu. 

Hermann Menkes. 



Feodor Löwe ift am 20. 3uni b. 3- iwi 
2llter oon 74 3 a h ren einem längeren £erg* 
leiben erlegen. 

- V- 

Ueber ben *ßrogeh, welcher oor Bürgern 
gegen brei Vertreter ber „jünaflbeutfchen ?Ra= 
turaliftenfchule", nämlid) bie Herren WalJoth- 
Alberti-Conradi (ber i ? e^tere ift iitjwifdjen 
oerftorben) unb bereit Verleger Friedrich, 
feitenS ber StaatSanroaltfdjaft angeftrengt 
roorbeit roar, fchreibt bie „ßölnifche 3citung" 
u. 21.: 

Seipgig, 27. 3wui. 3 n brr geftrigen Ter? 
haitblung in Sad)cn griebrich ; ©alIoth : 2llberti 
oor bcr 1. Straffammer rourbe ein au gricb- 
rid) gerichteter Vrief oerlefen, in welchem 
2öaflotb ftch bahin auöfpricht, er gehe in 
feinem Vornan an bie äuhrrften ©rengeu 
beS SRealiftifdjen, obwohl il>m auf befragen 
©erharb o. Bmpntor ben SRath gegeben, „an= 
ftänbig gu fdjreibeit", ba ba§ ficherer gur Ve= 
riihmtheit führe. SBaUoth bemerft gu biefer 
VrieffteÜe, baS „anftänbig fchreiben" fei nur 
„fo ein SchriftfteHerauSbrucF" unb nicht in 
moralifchem Sinne gu nehmen. Söeiter warb 
ein Vrief oerlefen, worin Sitteufelb :2tlberti 
bem Verleger griebrich räth, in Berlin ein 
Schaufcnfter gu miethen unb feine neueften 
VerlagSroerFe in mehreren Kjemplaren berart 
auSguiegen, bah «bie pifanteften Stellen" oon 
3ebermaitn gelefen werben fönnten unbMufcr 
anreigten, ein in ber $h Q t etwas eigenartiger 
Verfudj eines beutfehen SdjriftfleUerS, auf 
bie weiteften Schichten beS Volles oerebelnb 
gu wirfeit. — fRadjbcm ber litterarifd^e Sad)= 
oerftäubige, Dr. JRubolf ftleinpaul, feine 2lit= 
ficht fpectell in Genehmig auf ten Konrabi* 
fcheti Vornan ausgefprochen, führte ber Staats: 
attwalt anö: KS hanble fid) wicht bariim, 
ob realiftifchc, fonbern ob ungültige Viidjer 
oerbreitet würben; baS Sdjlaaroort, bah bie 
Äunft auherhalb be§ StrafgefegbucheS ftehe, 


treffe unzweifelhaft nicht gu. Kr behaupte 
nicht, bah bic fRomaue als ©augeS gcnoim 
men tutmoralijch feien, hoch feien ber uns 
moralijdhen SteÜeit genug oovhatibeit, um 
eine Veftrafung gu rechtfertigen. 3 U berücf- 
fichtigen fei bejonberS, mit roeldjer peinlichen 
Sorgfalt bei ber Sd)ilberung ber ^cifrlften 
Situationen bie Vcrfaffer gerabe ÄleinigFeiten 
auSgemalt hoben, cutroeber auS Sinnenluft 
ober um Sinnenluft ju enoeden. Tropbem 
würbe SRebiier nid)t bic Auflage erhoben ha= 
ben, bereu fchwerwiegenber Veoeutung er (ich 
oollbcwuht fei, wenn nicht aus ber aufgefum 
beiien Korrefponbeng ber sperren auf'S Teilt* 
lidjfte hnoorgehe, weh ©eifteS Jtinber fte feien. 
So höbe £>err Sitteufelb unb Koitrabi mit 
ben pifanteit StcOeu ihrer Romane eS nur 
auf Krreguug oon Senjation, gleidjoiel um 
welchen VreiS, wenn nur ihre ^erfon babei 
ihre ^Rechnung ftnbe, abgefeheu gehabt; unb 
felbft 293aHoth ^abe erftchtlid) mit % |eiucin weit: 
gehenben iRealiSmuS eS nur barauf abgefeheu, 
bei ber 9Renge burchgubringcn. Von einem 
rein Füu ft lerijchen Stanbpnnfte Fönne bei bie= 
fen brei Vertretern ber jüngftbeutfehen fRatu* 
raliftcnfchulc Feine fRebe fein, oielmehr muffe 
er beantragen, SSnfloth unb Sitteufelb unb 
ihren Verleger Jriebrich wegen Verbreitung 
uu;üd)tiger Schriften gu oerurtheilcn unb bie 
beiben Krftgenaunteu hotten nicht nur ihr 
gutgläubiges EöerFgeug Jriebrich fchlou gur 
Verbreitung ber betreffenbeu Sd)riften benugt, 
fonbern biefe — wenn auch wur in wenigeu 
Kyeuiplaren an VeFannte, ÄritiFcr u. f. w. — 
felber oerbreitet, jyür ^ricbrich unb Sföalloth 
beantragt ber Staatsanwalt eine ©elbftrafe, 
für Sitteufelb: 2llberti, beffeit JRomau ber 
fdjamlofcfte oon allnt breien fei, ©efängnih* 
ftvafe. — Vtit einer Vertheibigung ber 2ln= 
aeFlagtcn burdj ihre Anwälte fchloh bie geftrige 
Siguug. Tie l^wtige begann bamit, bah 
bcr Vorfipenbe beu brei 2lngeFlagteu baS 
Schluproort gab. VJaUoth dergichtete unb 


Digitized by ^.ooQie 

















425 


erhielt au3 D^ücffic^t auf feinen Ieibenbeu 
3uflanb bie ©rlaubniß, jofort beit ©erichtg= 
faal gu oerlaffen; griebrich faßte fic^ äußerß 
Furg; Sllberti hielt eine lange Nebe. @r er* 
Flärtc, mit feiner perfönlichen greiheit fei gu= 
gleich bie greiheit ber beutfcheti Äunft bebroht. 
Tie incriminirten ©teilen feines NotnatiS 
feien eher geeignet abgufd)reden, als aitgureU 
gen. Tie ©efammttenbeng jeineS ©etFeS fei 
ebeitfo wie patriotifdj, unb er oer* 

biene fogar baS ßöcßfte £ob, baß er als Jube 
neben ber ehrlichen Arbeit bie djriftlidje fiiebe 
verherrlicht ^abe. Ja, wenn in Tcutfchlanb 
eilt ähnliches Jnftitut wie in Paris bie 9lcas 
bemie granyaife ejrißirte, bie in beftimmten 
3wifchenräumen für oolFSoerebelnbe ©erfe 
greife auSfefce, fo fei er „fo unbefdjeiben, für 
fein ©erF auf einen folgen Preis Slufpruch 
gu ergeben". Weußeruttgeu, welche Sllberti 
gegen ben ©taatSanwnlt richtete, oeranfaßten 
biefeit, gegen ben Beleibiger©trafautrag wegen 
Ungebühr gu [teilen, Nach gweiftünbiger Be* 
ratung beS ©erichtShofeS oerfünbete ber Nor= 
fißettbe, baß Sllberti gunächß wegen Ungebühr 
gu einer ©elbßrafe non 40 NU., bann aber 
wegen feines ungültigen ©erFeS, baS geeignet 
fei, baS öffentliche ©epam: unb ©ittlid)FeitS= 
gefügt gröblich gu verleben, gu weiteren 300 NU. 
Ö5elbflrafe # ©atloth hingegen, bem feine ljoch= 
grabige Nerooßtät bei Slbfafjuttg beS NomauS 
als NnlberungSgrunb angerechnet worben, gu 
150 NU. ©elbßrafe oerurtheilt fei. Slnßevbem 
fei auf Unbrauchbarmadjung ber Oremplare 
beiber ©etFe erfannt worben. ©bettfo war 


auf Unbrauchbarmachung fämmtlicher ©£em= 
plare beS Qoitrabi’fcheu ©erFS gu erFennen, 
baS übrigens auch eine ftrafbarc ©otte3läfter= 
uitg enthalte. ©ilhelnt griebrich fei frei* 
gufprechen. 


Gustav Kastropp’s, unteren l'efern woßl s 
beFanitteS £elbengebicht „©utihilb" wirb in 
it'ürge auch in haubticber Buchausgabe er= 
(feinen. (p. £eiitge’S Nerlag, TreSbem 
©triefen.) 

-* - 

Wilhelm Jenson läßt bei B. ©lifcher Nach¬ 
folger in £eipgig eine neue NooeUe „Ter 
£err ©enator" erfcheitten. 

_ * _ 

Carmen Sylva veröffentlicht 6 Fleinere bra* 
matifdje Ti^tunger. unter bem ©efamntt= 
titel „grauenmuth" unb einen Nomau „Te- 
ficit". (©. ©trauß, Bonn.) 

- * - 

Max Kalbeck wirb im £erbß b. % eine 
neue ©ammlung feiner ©ebichte herausgeben. 

-* - 

Adolf Sterns h'P° r *W er Nontan „Tie 
lefcten Jpumanißett" iß oor Burgern in britter, 
burchgejeheiter Auflage erjehienen. (2. C^hlcr* 
mann, TreSben.) 

- 4 c - 

„Tie ©pinne" iß ber Titel eines bemnächß 
bei ©. griebrich in ?cipgia crfcheiuenben No* 
manS oou Hermann H eiberg. 


Dtrlaitf 

beg in 9tr. 1 biefeg ftafjrgattgg ertaffenen SßretgaugfdjretbenS für 

^ouiffotomo. 


Leiber iß aud) uitfer leßteS PreiSauSfchreiben für geuiUetonS ebeitfo ergebnißloS oer= 
laufen, wie jenes für ©ebichte; eö iß bieS im oorliegenben gaü iubeß weniger gu oerwunberit, 
ba bie Betheiligung — bei ber oorgefchriebenen BcfchräitFung auf beßimmte ©toffe — eine 
oerhältnißmäßig giemlid) geringe war. OS liefen im ©äugen 17 BemerbuucjS:5Irbeiten ein, 
oon beiten naej e i n ß i m nt i g e m Urteil ber Herren 'Preisrichter auch nicht eine eingige eines 
PreifeS für wiirbig erachtet würbe. 9US bie oerhältnißmäßig gelungenßen würben un§ jcboch 
gwei Arbeiten gum 9l6brucF empfohlen, begiiglich bereit uitS auch auS beut ©<bo&* beS Preisrichter* 
colIegiumS ber Borßhlag unterbreitet würbe, bie Berfaffer gum 3eicheit ehrenber SInerFennuug 
mit bem Betrage je eines halben preifeS gu bebettFeit. Tie in grage ßehenben beiben Arbeiten 
betiteln ßch „Sie Faun bie Tidjtung bem hüuSlidjeit Nebelt beS BolFeS näher gebracht werben?" 
oon ©eorg Ntan unb „2öie oerhält fi<h bie UUagtter’fd^e Toitbichtuitg gu ben hö^hßen ©e« 
felgen ber bramatifchen Äunft?" oou Slitna ©ttlinger. Tiefem Borfcßlage gaben wir 
bereitwillig golge unb nachbem fomit bie Hälfte ber für bie geuifletonS auSgefeftteit preife 
ihre gtoccfentfprcchenbc Berweitbuitg gefuitbeu, laffeit wir bie oetbleibeubeit 150 NU. ber 
Tcutfdjen ©d)iIlerßiftuttg in ©eimar gttr freien Berfügung gußteßen. 

Jubetit toir bie hodjocrehrten Herren Preisridjter aud) an biefer ©teile für bie gehabte 
N?ühe mtfereS frcnnblichften TaitFes oerßdfcrit, beitterFcn wir fchließlich, baß bie beiben in 
grage ßehenben Arbeiten bemnächß gur Veröffentlichung gelangen werben. 


Presben-$triefen. 


9lebaction unb Verlagäljanblung beS 
rr^enifchett ^ic^tcr^eim'^ 


Digitized by ^.ooQie 




426 



L. E. in L—r. ©ämmtlidje ©ebidjte 2$ver 
früheren ©enbung, fomie „£er heilige ^arnn" 
merben mir gern gum 9lbbrucf bringen; no= 
mentlid) £unioriftica mären uns ftets roitt- 
fommen. 

E. H. in H—g. 9S?ir fiitb feiber nicht in 
ber Jage, 3 brem Sunfd^e 311 entfprecben; 
unfere belletriftifcben SßerlagSartifel pnben 
0ie in ben Wummern biefeS Jahrgangs 
mehrfach angegeigt. 

H. F. in R— a. Kofent ifl S^nen nn* 
ftreitig eigen, bod) fehlt eS Jbren (Schichten 
nodj nn (Stätte ber ftorm, namentlid) in ^e- 
gug auf Weinbeit beS WeitneS. 

G. B. in M—au „93ifton"; E. M. in 
H—e a. S. „©eelenfrieben* (mit 9lettbers 
ungen); 0. H. in H —g „©enufc beS SebenS". 
A n genommen! 

M. v. N. in V—au; F. S. in S—n (oer= 
meiben @ie baS Marode): E. O.-M. in A—n 
(aßgiibreit angelegt); Gr/. 0. Z.-L. in L—n; 
V. T. in R—g unb 0. W. in L—g (oiel? 
fad) oerfeblte Silber, lägt jebod) SöeffereS er^ 
märten); A. K. in M—n; B. R. in D—tz b. G. 
(erfdjeinen 6 ie feltener, aber mit grünblicber 
$>u ^gearbeitetem); V. K. in B—n (leibet 


an 0 *egen[ianb 5 lofigfeit); R. G. in E—d (in= 
haltlid) gu unbebeutenb); Dr. K. F. J. in 
B—n (unflare Situation); S. E. E. in A -n; 
E. P. in T—n; B. G. in B—n H>aS bereits 
angenommene $ebid)t erjebeint oemnäcbft); 
A. S. in E-g (rbptbmifd^e unb fpradjlidje 
gärten); J. A. in P—au; P. S. in 1>—d 
(bicSmal eine ungünftige ffiabl, inbeS ner= 
fpreeben mir uns non Jbnen noch 55raucb= 
bareS); S. in B—tz (gu oft bcbanbelter ©tojj); 
W. P. in B—n (ohne griffe ber ^arfleü= 
ung); Dr. A. W. in D—f; A. K. in M— d 
(eS ift gmecfloS, uns berartig mit unreinen 
Weinten iiberlabenc (^ebiebte oorgulcgen). 
Dankend abgelehnt! 

F. L. in G —n. ©enben ©ie nicht früher 
WeueS, als bis ©ie etmaS roirflid) biebterifeb 
SertboodcS geschaffen gu b a & en glauben. 
2Bir bitten ©te, ein fcblicbtcreS 'ßfeubonpm 
gu mähten, unb benterfen, bafe mir auf be* 
reitS erlebigte Ginfenbungen nicht nochmals 
gurüeffommen fönnett. 

Dr. B. T. S. in B-n. (Sin Hdttet über 
ben genannten dichter roirb nnS miÜfommen 
fein, bod) bemerfeu mir, bafj fein neuefleS 
GpoS bereits ausführlich in uttferer 
gemiirbigt roorben ift. 


(©djlufe ber IMcbactioit biefee Mmmuer: 5. 3uli 1890.) 


SnSaffsperjeidjuifc. 

GebUbte Don Bieronqmns Corm, tfrinridi l’mtbolb, Pont $$olb, ®molb Alfiller, Cobnia didirobt, flonrab 
dflmoni Jtiarir ». Onlmerincq, Artbnr Retjbri Abolf Sttrn, 3 . £tarniannt, Brrminc 0 . PrrnfBrn, C (Sbrrnbrrq, 
B. flofAotf. Pani JRIOrr, Bemann Rfldtner, «tjrobor Rmnrbtra unb irirbridi Äarl Rrinfd). — iranris frei Barte, 
©on Bemann Ülrnkrt. — BIBerfdiatt. — Citteratnr anb ttn'nft. — Prrlauf bei in tlr. 1 biefrs Jahrgangs er- 
laffenen prcisansfibrtibens flr ienilletons. — BrieffBalter. 


^adjbruti nur unter genauer $necrenangaie geftattet. 


©eftellungen ftnb gu richten an bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), Ginfenbungen 
an bie Redactlon des „Deutschen Dichterhelm M in Dresden-Striesen. 311 Qommtffton: 
TrOb’sche Buchhandlung (SL ©chmittner) in Zürich unb E. Steiger k Cie. in New-York. 



Stellungen übernimmt jebc poftanfklf, 
23ud)bant>lung, 3fitungssSpeöition 
unt> bie Uerlagsbanblung oon 

k. laac|, wW' . 

'Stettin 

Äorofbeenfir. 


LV ^ heraus* 
gegeben 

pon 

®rnst ©tto 

Jfrfcbeinl am 1. u. 15. jeben IRonals. 

yreis per ghtarfaf 1.50. 
^robettummertt gratis unb franco! 


SS-8 

@bef - Webacteur unb (Sigentbümer: yanf bringe. 

®rudt bon 8frrblnanb Xbomab in $rc0ben. — Rapier non 6ttler & Sogei in Seipttg* 


Digitized by <^.OOQLe 









fDrgim für DiifitKiinfl mul ürililt. (Der „Jeulfdun DiifiMuitfe" 19. J^iiml.) 

Herausgeber: yaut <£ein}e. 


MonaUicli 2 mal. Preis: 6 Jt halbjälirl., vorauszahlb. Man abonuirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition des * Deutscheu Dichterheim“ in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern ä ÖO^J. 6 Stück einer Nummer .1 1,60. 


fe qnolT mir ein# fo uoff, fo reftf, fo rein 
Per $ue!T ber lieber, Jiautn jurMjufafteu 
£n jenen feiten, in ben ftfdnen aften, 
Slmgfänjt non gofbnem Jugenbfonnenftfein, 


51 nb nun? — merft’s, bas jlffer ftfteiift ein 
5lnb mefr nnb mefr fnff i<$ mein j>er) erftatten, 
5Sie fetten mUT ein $ebi<$t geßatten, 

5lnb biefes wirb oielTeitfl mein Testes fein. 


Po<f (HCT, o ,perj! £8as feffen beine <£fagen, 
<£af rufen bo<$ bein $ndten nnb bein prdngen, 
po mef bir’s fful, bem pingen jn entfagen. 


Po<f tag bie Hoffnung trdfienb birf uerfdfneu, 
Paft moft aus fofbetn 3&nnb in fotben <£tdngen 
$urM in’s <Äerj bir beine lieber Ionen. 


Hermann JUtmers. 


Digitized by 




w- 

^ 2 

Kl 




i 






428 


8r 


"SS 


*) 'pic perßäft (idj 6ic ^agnei’fdje ^onbidjtung gu ben 
heutigen $e(ehen bet bramatifdjen Jiunji? 



93on 

ginna £U Finger. 


Motto: 


3a^re 1840 fd)rieb ber junge 
Sagner, als er in Paris weilte, 
unter 9lnberem bie fftooelle 
„Gine Pilgerfahrt guPeethooen". 
Oariit fagt biefer grofje Tupfer, 
wenn er eine Oper machen wollte, bie nach 
feinem ©inne märe, fo mürbe barin nichts 
oon 2lrien, Duetten, Oergetten unb ad bem 
3eug gu finben fein, womit fie h«ut ju 2age 
bie Cpern gufantmcnflicFcn. Gr würbe eS 
machen, wie ©haFefpeare eS machte, als er 
feine ©tücfe fchrieb. 

3n biefen Sorten liegt ber erfte fteim gu 
ben fpäter auSgeführten Theorien SagnerS. 
jteine Oper in herFömmlicher Seife liegt ihm 
im ©inn, fonbent ein tönenbeS Orama, bem 
bie Gefefce ber bramatifchen OichtFunft bie 
GJrunblage geben follen, baS an bie 9JtuftF 
bie gorberung fteUt, biefen CMefcen gu bienen 
unb beren SirFunaen gu erhöhen. Oenn was 
gum Orama erforoerlich ift, eine bebeutfame 
einheitliche £anblung, intereffante GharaF= 
tere, aus welchen biefe £anblung unter ge* 
gebenen Pcrhältniffen mit s )iotl)wenbigFeit ftd) 
ergiebt, Gonflicte, in welche ber Gingelue mit 
bem nothwenbigen Gang beS Gangen geräth, 
ober bie gwifchen gleichberechtigten (Gewalten 
ftatthaben, fie oermag nur ber dichter gu 

K n. 3nfofern aber baS Orama ein tönen' 
rama werben fotl, wirb eS feinen 3u= 
halt in erfter DReihe bem (Gebiete beS ©eelen* 
lebenS entnehmen müffett, benn bie $)tufiF ift 
in erfter ffteihe bie ©pradfe ber Gmpfinbung. 

Sagner fclbft hat uuS ben ©taubpunft an? 
gegeben, oon welchem aus feine Sonbichtungen 
betrachtet werben muffen. 

Gtwa um bie gleiche 3rit, wie jener 3ugenb; 
auffafe, entftanb bie erfte ©chöpfuitg SagnerS, 
bie mit ben barin geänderten 3^cn in 3 U: 
fammenhattg fteht, „Oer fliegenbe ^otlänber". 
ftod) ber „SÄiengi" hatte, bei bebeutenben Por= 
giigen oor anbern Cperntepten, ber alten 
Opernform gebient. SJtit bem „fliegenben 
£oflänber* aber begann Sagner in erfter 
Sfteihe in bramatifchem ©inn gu fchaffen. Oie 
alte ©eemanitSfage, bie ihm auf einer gahrt 
burch bie norwegischen ©d)äreu Icbenbig ge= 
worben war, gab ihm ben ©tojj, feines Pe= 
riebt über eine bramatifche OarftcUung ber= 
feinen, bie er in £oUanb gefehen haben wollte, 
einige §auptmomcnte gur oichtevifchen Pehanb; 
lung. 


„3>rnm lebt er auch nach feinem Xobe fort 
unb ift fo wirffam, al« er lebte.* 

OaS üftotio ber 93erfd)ulbung burch ©elbfl- 
Überhebung, ber bie rächenbe ^emeftS auf bem 
gufje folgt, ein 2Jiotio, welches ftd) f<h° w * n 
fo manche SJfpthen unb ©agenform gefleibet 
hat, ift in bie Porgefchid)te gelebt. 3 n Sonn 
einer PaOabe hat eS Sagner tn feine Oon* 
bichtung oerwoben unb barin gugleich bie 
poetifchen unb muftfalifchen Äeime beS gangen 
SerfeS nieberaelegt. SaS uns in ^anblung 
bargeftellt wiro, baS ift ber erneute Perjuch 
beS £oflänberS, oon bem auf ihm laftenben 
gluche burch bie 0reue eines ScibeS Grlöfung 
gu ftnben. Um in biefen höchft einfachen Por* 
gang bramatifche Pewejung gu bringen, hat 
Sagner ©enta’S PerjEjaltnip gu GriF hingu 
erfunben, unb bamit einen Gonflict aefchafjen, 
welcher bic ftataftrophe hcvbeifiihrt. uftit D^ed^t 
wollte er urfprünglid) fein SerF mit ber Pe* 
;eid)mmg „bramatifche Pallabe" in bie Seit 
fdhirfen. 3*uer Gonflict ift im Grunbe nur 
ein fcheinbarer, liegt mehr in ber irrigen 2luf= 
faffungSweife beS ^oÖänberS, als in ben wirfs 
iidjen S3erhältnifjen. ©enta hat Grif, biefen 
norbifchcn Pvadenburg, nie geliebt. Oie 2ln* 
ftrengungen, bie er macht, fw bem ^ollänber 
gu entgiehen, jlnb, wie wir oon Anfang an 
wiffen, oergeblich. ©o fommt eS benn auch 
gu Feiner ernftlichen bramatifchen G^egeitbewegs 
ung. 3J?it innerer s }tothwenbigFeit oollgieht 
fich aus ©enta’S fftatur heraus bie Grlöfung 
beS Perbammten. 

Siirbe man ben „^oHänber" fo aufführen, 
wie Sagner bicS urfpriinalich gewollt hat, fo 
Fönnte baS innere Veben beS SerFeS, Fönnte 
ber 3auber feiner G^efammtftimmung jenen 
Mangel beffer oerbecFen, als bieS bei ber 
üblichen Gintheilung in brei BFte möglich i|l. 

^ei ber G'eftalt beS .^ollänberS geigt eS fidj, 
was bic ibeale loitjprache für baS Orama be= 
beuten Fantt. OaS Sunberbare feines SefcttS 
Fommt baburch gu einem übergeugenben 3luS- 
bruef. Oer umbüfterte Gcift beS einft Fühnen 
unb tropigen 3}tauneS, feine ©ehnfucht, bem 
für il)tt immer wieberfehrenben oben ©piel 
beS £'ebenS gu entfliehen, fein Sßergweifeln an 
ber 9Jföglid)Feit ber Grlöfung, fie üben eine 
crfchiitternbc SivFutig auS, bie ohne bie 2J?a<ht 
ber 0öne fo itid)t benfbar wäre. 

GtwaS oon romantifd)cr OJtpftiF, oon ber 
9ieiaung, auch bic Wadüfeiten ber Statur mit 
in oen Perei(h ber Oichtung gu giehen, bie 
auch ÄleiftS „Ääthchen oon ^cilbronn" beein= 


*) Cbtoohl Wir ben ©tanbbuuft ber ©erfaflcrin feineeweflg in aflen ©tiiefen tfcilen rönnen, berrätb 
er boCb in SHelem ein OcrftänbniftüoÜeS (^inbrinflen in ben ©toff, io bafe wir ihn flern jum Slbbnicf bringen; 
anbererfeit» fmb wir auch bereit, Ijicrüon nbweidjenben angfüljrungen über benfclben ©egenftanb bie ©palten 
unfere» Platte» ju öffnen. 2). 3t. 


K- 




Digitized by 


Google 



429 


flußt hot, geigt fi<h in ber ©eftalt ber ©enta, 
in ihrem Traumleben, baS fie länaft mit bem 
©eliebten oerbunben hot. Senn Sagner fie 
in feiner Vefprecßung be3 SerfeS als eine 
„fräftige itaiüc norbifdje dtatur* begegnet, fo 
liegt barin ein Siberfprud) mit bem, wa3 er 
uns thatfädjlich in iljr geigt, ein ähnlicher 
Siberjpruch, wie wenn 0d)iUer non ber 3mtg* 
frau uou Orleans fagen lägt, ihre Diebe fei 
wie bic eines ftiubcS. s Jtaio in Ääthcfjen, aber 
weber 0enta, nod) bic Jungfrau. 0cnta ift 
weit mel)r, um einen 0d)iUer’|d)en AuSbrucf 
gu gebrauchen, eine „jentimeutalifdje" Diatnr. 
Jhre Sorte unb A>aublungcii fmb fcineSwcgS 
ber unbewußte 2luebrucf eines JnucnlebcnS, 
über baS fie ftd) feine ftccheiifdjaft gu geben 
uerntödjte. 0ie wein, was fie will, unb ihre 
Viebe wirb in nöllig bewußter Seiie gum 
opferfreubigeu £eioi$mu3. — leinen ©egen* 
faß gu ihrem bodjgcipannten Seien bilbet ber 
gewöhnlid) gefilmte, berbe Vater, bei beffen 
Raubein ber Weid)tl)imi beS frembartigen Ser* 
berS ben AuSjdjlag giebt. — UebriaenS ent- 
fprid)t bic erftc 0cene gwifeßen Oalanb unb 
bem ^otlänber am wenigften bem brama* 
tifdjen 3*^*» ba§ f»<h Sagner geftedt ßot. 
Jn bem Ouett gwifdjen Reiben macht fid) bie 
alte Opernform in uuliebfamer, ja uujd)öncr 
Seife gelteub, unb auch fern ft in fo Manchem, 
was C^rif gu fingen hat, wirb man an bie her* 
föinnilichemiififalifcbcAuSbrudSmeife erinnert, 
bie ben ©efatig gum 0elbftgwed hat. Jn allen 
wefcntlidjen Momenten aber wirb bie Wufif 
gum erhöhten Ausörucf ber bramatifchen Vor* 
gängc, unb bie biiftere Vallabeuftimmung fin- 
bet in ben Tönen beS Ord)cfterS eine eigenthüm* 
liehe Siebergabe; bie norbijdje Seit, baS DJiecr, 
ber 0turm, fie reben hier ih rc fc^aurige 
0prache. 

.patte S'aguer fich int „fliegenben £ol* 
länber* auf bie einfadjfte Siebergabe ber ein¬ 
fachen Jabel befeßränft, fo ßßuf er in feinem 
nädhften Seife, im „Tannhäufer", gegebene 
©ageumotioe oöllig um gu einer neuen, echt 
bramatifchen ©eftait. OaS alte ©ebid)t oont 
Sartburgfrieg unb eine vomantifche dtcu* 
gcftaltung beS 0tojfeS, baS VolFslieb oom 
Tannhäufer, unb eine 0age, wonach ber 
Tannhäitjer auf bie Sartburg gichen wollte, 
als Jrau VenuS ihn in ihren Verg lodte, 
fie gaben ihm bie ftojjliche ©runblage unb 
einige Anregungen gu ber Art ihrer Schaub: 
lung. ©8 i|t feine eigene bem innerften ©eift 
ber 0age gemäße ©rbießtung, wenn er ben 
Tannhäufer im 0ängerfampt über baS Scfen 
ber £iebe ftreiten läßt. 

T)aß bieS Serf währcitb einer SebeuSepocße 
SagncrS entftanb, ba in ihm felbft bie glit= 
heubfte ^eibenjeßaft unb ein nach bem £>öd)ften 
ftrebenber JbealiSmuS oevgeblich nach Ueber= 
einftimmung unb Verjöbmmg rangen, baburdj 
eben ift eS fo uod gliihenbcn i'ebenS. 3 ,D ei 
Seltanfchauungen geigen fid) barin iu äußerem 
unb innerem Kampfe mit einanber. Oer heibs 
nifeßeu VenuS, ber Verförperung glüheubften 
©enußlebeuS, fteht bie chriftliche Seit gegen* 
über, welche ibealen geiftigen fielen guftrebt. 


3h re ebelite Vertreterin, ©lifabetß, ift bie 
eigenfte 0chöpfung SagnerS; ©age, Oirßtung 
unb Segenbe gaben gu biefer ©eftalt nur leife 
Anregungen. Unb fie ift eine ber holbeften, 
bie Sagner geraffen hat: fo wahr iu ihrem 
©tnpfinben, fo nod mäbchenhafter 0cheu, e3 
gu offenbaren, unb gleichwohl unfähig, gu oer* 
bergen, was in ihr oorgeßt, fo rüßrenb in 
ihrem Vertrauen auf ben Serth auberer Wen* 
feßen. ©8 ift ein pipcßologifcß feiner 3 u fl» 
baß auf biefe reine 9tatur ber leibenfcßaftlicße 
©efang beS Tannhäufer einen beflricfenben 
3auber auSübt, baß fie baoon wie oon einer 
fretnbcu Wacht ergriffen wirb, beren Tragweite 
fie nicht fennt! ©lifabetß unb VenuS, baS 
fmb grnei ©eftalten, bie ihrem Seien nach e * n * 
aitber ausfdjließen, unb bie Wa<ßt, bie oon 
ihnen auSgeht uub oon beu ihnen oermanbten 
0eiteit mcnidhlicher ©mpfinbung, fie wirb gum 
tragifdjeu ©ouflict iu TaunßäuferS Seben. 
Oie gan;e A>anblitng beruht barauf. Oa8 geigt 
fich Sleidj iu ber ©j-poiition: Tannhäufer wid 
fich ber VenuS entziehen, fein beffereS ©elbfl 
fiegt. Aber biefer ©ieg ift fein bauernber, unb 
burch baS ^iDicfpältige in ber dtatur beS 
ritterlichen ©ängerS, burch ba3 Ungeftiim, mit 
welchem er fich jeber augenblicflicheit ©mpfnib* 
ung bis gu beren äußerften ©rengen ßiugiebt, 
fteigert fich bie #anbfuug im gweiten Aft 
gu einer gewaltigen tragifeßen §öße. 3 m 
0ängerftreit, bei welchem fo oiel für ihn ab* 
hängt, ift ihm SolframS entfageube Anfcßau* 
ungSweife gang fremb, erfcheinen ihm bie 
übrigen ©änger flciu unb bürftig. Oie VenuS 
gewinnt wicbcr Wacht über ihn, unb er bricht 
©lifabetßS «£>erg. £anb iu £anb mit bem 
iunern geht ber äußere ©türm. — ©3 giebt 
wohl wenige Womente in ber bramatifchen 
ßunft, bie ergreifenber wären, als ber Augen* 
blief, ba fich ©iifabeth gwifeßen bie Angreifer 
unb ihr Opfer wirft, SenigeS, was fo wahr 
unb tief aus innerfler ©eele fommt, al8 bie 
Sorte: 

„©eßt mich, bie Soosfrau, bereu Vlüthe 
Wit einem jähen ©d^lag er brach, 

Oie ihn geliebt tief im ©emüthe, 

Oer jubelnb er baS £erg gerftai. 

Jch fleh’ für ihn, ich für fein £eben, 
3»r Vuße teuf’ er reueood ben ©chritt! 

Oer Wuth beS ©laubenS fei ihm neu ge* 
geben, 

Oaß auch für ihn einft ber ©rlöfer litt.* 

©lifabethS ©eflalt entwicfelt fich h^ S u 
rühretiber ©röße, unb e3 ift bebeutungSood, 
baß bie Ofjenbaruttg einer folchen $iebe, bie 
„nicht ba3 3h re " ben Tannhäufer im 
jnnerften erfchüttert unb feinen erft noch fo 
troßigeu Wuth in dteue uub Vuße wanbeit. 

Senn noch im erfien Aft bie alten mufi* 
falifchen Jormen beit bramatif^en Aufbau gu* 
weilen bnrchbrechen (fo g. V. in ber Vegrüß* 
ungSfcene) fo fittb im gweiten Aft §anbfung 
uno mufiFalifche ©praepe faft burehwecj, ©inS 
geworben. Oaß eS fich h^r um einen ©anger* 
ftreit haitbelt, begünftigt auf bie natürliche 
Seife auch bramatifchen ©inn ein mufi 8 


Digitized by c^ooQie 



430 


R---- 

falifc^cö Element. Wan mochte nur bebauent, 
bap DannhäufcrS ^rctälicb auf bic ^enuö 
mufiFalifch nicht höher fteht. Jpter roie im erften 
2lFt, in ber groben non Jeibenfchaft burch* 
glühten Scene groiphen Reiben, erfcheint bie 
Intention bei bie(em Jiebe bebeutenber, als bie 
Ausführung. 

Das SßolFSlieb hatte baS ^evbe TOotit) oon 
ber burch 'Jkieftermunb bem Dannhäufer oer* 
fagten ©nabe gegeben. ‘Der bramatiphe Dich* 
ter mupte um Der ©inheit feiner £aitblung 
willen oon ber DarfteÜung biefcS ©reigniffeS 
abfepen. Die ©rjäljlung ber <pilgerreife burch 
ben Dannhäufer lelbft biente weit beffer feinen 
3wecfen; benn auf bie ©irfung, welches jenes 
©reignip auf ben Dannhäufer macht, Fam eS 
oornehmlich an, unb biep ©irFuncj wirb und 
fo in allen ihren Stabien oorgefüljrt. Die 
©rgählung roirb gum bramatifchen Vorgang; 
fie labt un§ DannhäuferS fernere 93upfahrt, 
bie Falte Strenge, ber er begegnet, ben roieber* 
erroad^enben Streit in feiner iflruft, baS uns 
heimliche Verlangen nach ber 3'enuS miters 
leben. Aber wenn baS X^olFSlieb ben Dann* 
Raufer roieber in ben ^enuSberg gurücfFehren 
unb bie 33erfünbigung ber göttlichen ©nabe 
gu fpat fommen labt, hier im Drama erreicht 
pe i^n noch, ©olfram, ber in feiner eblen, 
felbftlofen ©ntfagungSfähijjFeit einen roirF* 
fameii ©egenfap su DannljauferS leibenfchaft= 
lieh begehrenbem ©efen bilbet, geigt ihm mit* 
leibooue Jiebe. Unb ©olfram rettet ihn oor 
ber Wacht ber 93enuS, inbem er ©IifabetljS 
©ngelgePaft gu £ilfe ruft, ber s £il<jerchor aber 
oerfünbet baS ©unber, burdf) baS ftch bie gött¬ 
liche ©nabe offenbart. 

Der ffampf, ber hier gefämpft unb ber 
Sieg, ber errungen roirb, fpricht fleh in feinen 
muftFaliphen §auptgügeu in ber Ouoerturc 
aus. 

©enn fo im Dannhäufer ein echtes Drama 
mufiFalifchen AusbrucF fanb, fo roar eS boch 
noch nicht überall baS Drama allein, welches 
biefen mufiFalifchen AuSbrucf probucirtc. Die 
rein mufiFalifche gorni roar oon ber brama* 
tifchen noch nicht burchroeg iiberrouubeii. 3 m 
„johengrin" guerP entftanb aus bem ©cfeit 
beS Dramas felbft jene mufiFalifche Sprache, 
welche oon bem bramatifchen Snhalt fich nicht 
mehr trennen läpt. ©ie ber bramatifche Dich¬ 
ter C^haraFtere, £anbluugcn, Situationen in 
©orten fi<h benFt, fo rourben bem brama* 
tifchen Donbichter feine C^h ara ftcre, £>anb= 
lungen, Situationen gugleich mit bem ihrem 
JBefen natürlichen mufiFalifchen AuSbrucF leben* 
big, unb nicht bic WannigfaltigFeit ber mufi* 
Falip$en formen, fonbern bie Wamiigfaltig* 
Feit ber bramatifchen Wotioe beftimnite jept 
bie mufiFalifche Sprache, ©enn jeber eingel* 
neu ©epalt, jebem beocuteuben Moment ber 
^anblung ober ber ©mpfiubung ein djaraF* 
teriftifchcö mufiFalifcheS Wotio entsprach, fo 
rourbe baS burch baS Drama bebingte $er* 
hältnifj biefer Wotioe gu cinanber gu einem 
neuen Mittel beS bramatifchen AuSbrucFS, 
benn nun rourbe auch baS Ordner gu einer 
Sprache, welche bie Vorgänge auf ber SBiihne 

ö___ 


in fo bepimniter ©eife charaFterifute, bap fie 
audt), roo bieS oon ^ebeutung roar, auSgu* 
brücFen oermochte, roaS bie föebenben abfichtlich 
ober unabfidt)tlich oerfchroiegen. 

DaS licht = unb gfangumpoffene S3orfpiel 
bängt mit ber ^eiligen ©eit beS ©raleS gus 
fammen, bie m bie Dichtung hercinragt. 
©ine Stteihe oon mittelalterlichen ©ebichten, 
roorunter oornehmlich baS Johengrincjebicht, 
unb bie 3 u f Q mmenpetIung ber oerfchiebenen 
Schroanritterfagen, bie foroohl ©örreS, als 
bie ©ebriiber ©rimnt gaben, fie boten bem 
Dichter reiches Material. AuS bem Jopengrin* 
gebidjt fepöpfte ©aaner bie älage DelramunbS 
gegen ©Ifa oon Trabant, bie AuSfenbung 
?ohengrin§ burch ben ©ral, um für ©Ifa 
im ©otteSgericht gu preiten, unb baS grage* 
oerbot. Slber er hot baS ©egebene im bra* 
matifchen Sinn umgepaltet. IBei ihm Flogt 
Delramunb nicht, roie in ber alten Dichtung, 
wegen eines ©ijeoerfprechenS, nein, bie Jage 
©ifa’S ift eine oiel brangoollere. DeS 33rubers 
morbeS ift fie angeFlagt unb ihr Kläger hans 
beit in gutem ©lauben; fein ©cib pat ihm 
oon ©ifa’S fchroerer Schulb ergäbt. 3 ur 
©ePalt ber Crtrub gaben Sage unb Dicht* 
ung nur einige wenige 9lnhaltSpunFte. ©aS 
aber ©agner m ihr erfchaffen, eine fanatifdfje, 
gaubevFunbige Jlnhängerin ber alten ©ötter, 
bie burch baS ©hriftcnthum oerbrängt roorben 
ftnb, eine HbFömmlingin ber alten h^ibnifchen 
JanbeSfürpen, unb babei eine leibenfehaftiiehe, 
haperfüdte nnb ehrgeigige 9Fatur, bie Fein 
Mittel f^cut, um ihre 3^1« erreichen, baS 
rourbe für baS gange Drama oon roefentiieher 
23ebeutung. 3h r «^ctubeln iP es, welches 
MeS in Bewegung fept. Der im ©runbe 
nicht uneble, aber eben fo ebrbegierige als 
leichtgläubige unb fchroache Xelramunb ip 
nur ein ©erFgeug in ihrer Flügen ^anb. 
Durch ihn fleh fcl&P y nb ben alten ©öttern 
roieber gur Wacht gu oerhelfen, baS ip ihr 
3id, unb ihre ©epalt gewinnt an ©röpe 
burch bämonifche iKürffichtSlopgFeit, mit 
roelcper fie eine bem Untergang geweihte ©eit 
gu retten, unb, als fie baran oergroeifelu mup, 
gu rächen fucht. ©ic im „Sannhäufer* fmb 
eS auch h^r roieber groei oerfchiebene ©eiten, 
bie einanber beFämpfen. Jlber bort brachte 
ber Stoff felbft bieS mit ftch, mährenb Ip« 
biefer ©egeufap erft auS ber dteugePaltung 
beS Stoffes erwuchs. 

3n bramatifchem Sinn gufammenfaffenb, 
roaS in feiner JpauptqueHe epifch breit auS= 
einanber liegt, läpt ber Dichter jtlage, ©nt* 
fcheibung, ©otteSgericht rafch auf cinanber 
folgen. Daburch, bap er mit ber Älage Del* 
vamuubS oor gtaifer Heinrich beginnt, ip 
©elegenheit gegeben, bie orgefRichte in ben 
fünften, auf bie eS gunächP anFonimt, in 
ber natürlidiften ©eife bargulegen unb gu* 
gleich bie ©eiterentroicfelung ber ^anblung 
Saran gu Fnüpfen. ©S fpricht für bie Wacht 
ber ©haraFteriftiF, roclche ber Donbichtung 
inneroohnt, bap ©Ifa’S ©rfcheiuen allein fchon 
ihre Uufchulb anFünbigt, obwohl ber eigent* 
liehe 3 u iammenhang ber Älage fich { rp fpätcr 


Digitized by ^.ooQie 




431 


DÖUiQ enthüllt. WFit ißrer Unfcßulb hängt 
bic Unfähigfeit gufammen, auf eine fo füreßters 
ließe ^lagc auch nur gu antworten, unb ißr 
feßeS Vertrauen auf ©5ott, ber ißr im $raum 
ben fetter gegeigt hat. Widf)t in testet* 9^ei^e 
aber wirb oer licßte, reine ©inbruef, ben ißr 
fcßücßterneS, träumerifd^eS ©efen macht, mit 
bebingt burdh bie eigentßümlicße 3 nßrumen= 
tation beS Ord^efterS, bie oormiegeitbe Sin* 
wenbung fanft tönenber ©faS* unb ©aiten= 
inßrumente bei ihrem ©rfeßeinen. 

Unb einer ber ^öc^ften Triumphe brama= 
tifd^er $onFunß iß bie bem Auftreten Soßen* 
grins oorangeßenbe ©eene: ber Wuf 311 m 
©otteSgericßt, bie barauffolgenbe ©title, ©Ifa’S 
waeßfenbe Erregung, ibr heißes, ^ilfcflc^cnbeS 
©5ebet — ba pfößlicß eingelne Wufe, bie ficb 
mebren, 3 U immer ftärferen Waffen ficb oer* 
einen, bis enblicb bei ber Sanbung beS gelben 
2 MeS, außer Ortrub unb£elramunb,in ßocßßer 
Ergriffenheit aufjubelt. 

SoßengrinS glängenbe ©5eßalt tritt uns 3 u* 
erft in Etfa’S Sraumergählnng entgegen, unb 
bie gleichen freubigen, energifcß rhptßmifchen 
itlänge, bie bort fein Erfc^einen begleiten, 
fegen ein, als bie bannen oon Trabant ben 
Dritter im feßwanengegogenen Wachen 001 t fern 
erblicfeu, unb fteigern fteß 311 mächtiger gülle 
mit beffen Wäßerfommen. ©0 oorbereitet 
wirft baS Auftreten SoßengrinS in ber $ßat 
wie bie ©enbung eines ^immlifcben ©oten, 
unb eS flingt etwas wie ©eßmiitß, wie ber 
Slbfcßieb oon einer höheren ©eit in bie ©orte 
herein, mit welchen er ben ©cbwau entläßt. 

$)aS ©erbot, welches an fein ©rfcßeineit 
gefnüpft ift, ßot einen tiefen fpmbolifcßen 
©inn: nur in oerhüllter C^eftalt fann baS 
^öcbfte, Jg>ciliaüe bem Srhifd^eit ficb oerbiitben; 
fallt ber ©cßleicr, bann muß irennung fol¬ 
gen. — 3n biefent ©erbot aber erfennt Ortrub 
baS Mittel, ben ihr oerhaßten ©ieger ju fcbä= 
bigeit unb beit alten Itampf, nur auf einem 
aitbern ©ebiete, wieber auf 3 unehnten: eS gilt, 
Eifa ;u ber ©erbotenen grage 3 U oerleiten. ©0 
folgt bie mächtige ©ewegung beS 3 weiten SlfteS 


auf bie beS erfien. 9Wit pfpcßologifcßer ©aßr* 
beit hot ber dichter bargeftedt, wie nach ber 
erften, febeinbar freunbfcßaftlichen ©arnung 
oon ©eiten OrtrubS bie Antwort ©Ifa’S: 

„$)u Slermße Fannß wohl nie ermeffeit, 

©ie gweifelloS mein ^erge liebt?" 

baS Wadhegefühl ihrer geinbin noch fteigert, 
wie biefer ©toh eines reinen ©ewußtfeinS 
unb gläubigen ©ertrauenS ihr als oerleßettber 
Hocßmuth erfebeinen muß. — $er zweite 
Angriff erfolgt in nicht fo freunbfcbaftlicber 
gorm: man wirb an ben ©treit ber grauen 
im Wibelungenlieb erinnert, wenn Ortrub 
Eifa ben ©ortritt in bie Äircße wehren will 
unb mit grimmem §oßn iß* bie bunFle £er= 
Funft ihres ©emaßleS oorwirft. Slber eS ift 
mit WeminiScengen eine eigene ©aeße; n>aS 
bei bem gewöhnlichen Talent nur ©ieber* 
holung ift, baS wirb beim ©enie 3 itr geifl' 
ootlen Weugeßaltung. — UebrigenS gab auch 


baS Soßengringebicßt einen Slnlaß 3 U ber 
©eene unb ju ihren golaen. 

$er ©treit wirFt um fo bebeutunaSoofler, 
als Eifa ficß im 3 nnerßen baburtb erfeßüttert 
geigt unb ihre ©ebanFeti ftcb nun i cncr oer* 
botenen Wichtung guwenben. 2lber wenn fie 
auch öei lelramunbS SlnFlaae aufs Weue 
erbebte, Siebe unb ©ertrauen ßegen noch über 
bie ©erfudhung. $ie große ©eene 3 wifchen 
ihr unb Sohengrin geigt bann, wie fie mit 
innerer WotßwenbigFeit bennodh bagu Fommt, 
bie oerhängnißooHe grage gu thun. ©ie iß 
Feine ftarfe Watur unb ein erregbares s $ßans 
tafieleben macht fie jebem ©inbruef guaänglicß. 
Wicht 3 roc W an bem eblen ©efen oeS ©es 
liebten, ihre etbangenbe Siebe, bie ißr ©dbrecf= 
geftalten oormalt, ihre ©eßnfucßt nach feinem 
ooden ©ertrauen bringt fie bagu, ihr ©e= 
löbniß gu brechen. ©0 täufcht fie baS ©er= 
trauen, baS er in fie gefegt hat, unb fo enbet 
baS füße SiebeSgefprä^ in tragifdher ©eife. 

$>er in feinen legten 3 ^ 1*0 unflare nächt- 
liche Ueberfall bureß Selramunb iß für bie 
Haupthanblung oon Feiner wefentlichen ©C* 
beutung; er bringt nur größere ©ewegung 
in bie folgenben ©eenen unb einen 2 lbfcßlujä 
in XelramunbS ©efehief. — $)aburcß, baß 
fich bie ©ntwicfelung ber ©orgefchidhte bureß 
baS gai^e $)rama gießt Ca»aS in ©egug auf 
Sohengrin mit bem ©toff gufammeuhangt), 
wirb eine h®h c 28irFung unb eine mächtige 
©teigerung ber fich beFämpfenben ©egenfäße 
eirei^t. ©enn im gweiten ?lFt Ortrub ißr 
bunFleS ©efen enthüut, fo offenbart ßdfj im 
britten 3lFt bie licßte ©eit beS ©raleS unb 
feiner Witterfcßaft, unb ber leßte Xriumpb 
OrtrubS wirb burch ße oernießtet. 2lber auch 
SohengrinS ßolbeße Hoffnungen finb baßin. 
— ®ie ©mpßnbungen einer höher gearteten 
Watur, bie fich in ißrer ©entflicht naA Siebe 
unb ©ertrauen getäufdfß fießt, h Q l tc 5öagner 
in fich fclbß burchgelebt, unb ißre tragifche 
©ebeutuna oerFörperte ßch ißm in ber ©eßalt 
feines Jpelben. 

0 >er „ßiegenbe Hatlänber", ^^annhäufer", 
„Soßengrin" geigen in aufßeigenber Sinie bie 
immer innigere ©erbinbung oon ^icßtFunß 
unb SonFunß 3 U bramatifchen 3»oecFen. ©0 
noch im „Sohengrin" an eitigelnen ©teilen, fo 
3 . ©. ini ginafe beS erßen SlFtcS, in ben 
WFännerchören beS gweiten 3lFteS baS muß* 
falifche ©lement oorßerrfcht, ba iß eine gewiffe 
©reite beS SluStönenS ber ©mpßnbung in 
natürlicher ©eife mit bem Wtoment oerbun* 
ben unb oerträgt ßch mit ben wefcntlichßen 
Wechten beS £)ramaS noeß giemlicß woßl. 

©in raßlofeS Slufgeßen ber WFußF im^Drama 
geigt erß ber Xrißan. Hier iß in ber $ßat 
oie alte Operngeßalt mit ißren eingelnen, ab* 
aegrengten mußFalifchen gormen oöllig oer* 
feßwunben; ©ort unb Xon finb bureßweg 
auf’S 3 ;nnigflc mit einanber oerfdßmolgen; 
jeber Wcoment ber ^ießtung, jebe Hanblung, 
jebe ©ituation, jebe ©mpßnbung in ißren 
feinßen Slbßufungen, ße finb mit bem muß* 
Falifcßen ÄuSbrua ©ins geworben unb geben 
ißm gugleicß ein neues ©praeßoermögen, unb 


Digitized by 


Google 




bag Ordjefkr entfaltet babei eine nod) nid^t Trifiaug. $iefe gewaltigen ©mpftnbungg* 
bageroefene Empftnbungg; unb Stimmungg; ftröme hemmen ben ^orttc^ritt ber fonft in 
charafterifiif. bebeutenber Bkife aufgebauten, ftdj mastig 

Unb hoch fleht gerabe ber S ri flau 311 ben fteigernben .'oanblung. 
lebten bramatifd)en 3ielen jener Bereinigung 5lu8 (^ottfrieb non Straßburg ©ebidjte 
ber Äünfte in einem eigentümlichen Bcr= unb beffen gortfepungen fmb bte #aupt* 

hältniß. Eg ift bebeutungSooU für bie $e= momente herauggehoben wnb in inneren 3 “* 

ftaltung ba 8 2 öerfeg, baß 2 i>agner in ber allc 8 jammenhang mit einanber gebraut: biegahrt 

überroältigenben ^eibenfe^aft ber Siebenben Sriftang unb ^jolbeitg gu Äönig Warfe, ber 

fein £aupttf)ema faub. jn einem feiner Siebegtranf unb feine golgeu, bie Eittbetfung 

Briefe an Sigjt aus bem gabre Jb. r >4 fagte burch ben Herrath eineg falfc^cn greunbeö 

er barüber: „T'a ich ... . im Seben nie unb bie Bereinigung ber Siebenben im $obe. 

ba 8 eigentliche ©liid ber Siebe genoffen habe, $>aö innere Seben ber hanbelnben ^erfonen 

fo will ich biefem fchönften aller 1 räume noch wirb 311 m £auptträger ber ^anblung, unb 

ein S'enFmal jeßen, in bem non Anfang big auch bie Borgcfchidjte, bereu Entfaltung auch 

3 U Enbe biefe Siebe fich einmal fo recht fät= h* er burch bag ganje Stüd fich hinburanieht, 

tigen foD." - Unb fo mächtig unb hinreißenb ift in ihrer BJirfung auf bieg innere Seben 

braufen nun bie SÖogeit ber Seibenfchaft, bie bargeftellt, unb aljo mittelbar in ihrer 5QBirf= 

er barfteUt, unb fo bebentfam wirft bag innere ung auf bie £anblung. Söenn Sfolbe ihrer 

Seben feineg SBerfeg, baß man barüber oer= Begleiterin gefteht, wie fie ben Xob Waroltg 

geffen fönnte, wie im jmeiten unb britten an ^riftau hatte rächen wollen, unb wie fein 

ftfte bie Situation unb bie Empfmbung oor- Blid fie bejwungen — fo fchärft biefe Diücfs 

herrfcht unb bie £anbluug jurüefgebräugt erinnentng in ihr bie fchmerjliche Empftnbung 

wirb. 3 m erften 9 lFt äußert fidj auch bag für beit $ol)n, ben fie jeßt non Sriftan 311 

innere Seben noch alg fortjehreitenbe Bewegung, erleiben wähnt unb für bie ‘Iroftlofigfeit ihreg 

alfo alg £anblung. Deicht fo in ber großen ($ef$icfcd an £önig Warfe’g Seite, unb fie 

Siebegfcene unb in ber lebten großen Scene greift 311 m lobegtranf. 

(gortfeßung folgt.) 


^ e r 3 i dj t. 

3$ ^abe nic^t ben 3ftuth, mich biv S u na^n, 

©in Stern aus h°^ cn Sonnenreichen, 

©0 fd)mebft bu leuchtenb über meiner Sahn, 
gür feine ©ehnfudjt ju erreichen! 

2Bohl lebt ber BBunfd)! 9®ic ©olb in tiefem ©d)a(ht 
©ernähr’ id) it;n im £)erjenggrunbe 
Unb nur in bunfler, fchlumnterlofer Stacht 
©eb’ ich mir h^mlich baoon Äunbe. 

®u Famft anch felbft — wenn ich in Iväumen lag — 
9Kit leifen, unhörbaren ©dritten, 

2ttit blauen klugen, bie fo oft am Sag 
»<htlo« an mir oorüberglitten. 

ü)iit weiter ©tim, bem £aar mit golbnem Schein, 

Äommft bu unb liebft unb bift mein eigen, 

®ann glüht beiit füßer 2ftunb nur mir allein 
Unb mir nur gilt beiit füßeg Schweigen! 

Dod; ach, nur Machte! Slm tag fenitfl bu mid) nicht, 
Äannfl ftumrne Sitten nicht oerftehen, 

©0 feh’ ich benn mit fchmerjlichetn ©eracht 
®id; fdjönrc ©fabc weiter gehen. 

SUboff ®t<&. 


Digitized by ^.ooQie 


$S 


-Si 

c 3 i i ft a. 

i. 

3)a fäUft bu, 3 cu 9* n ^cimtic^ füjjer ©tunben, 

®efcfyeibne ©rifa, in meine §anb, 

Unb jener benf 1 i<$, bie tdj fo genannt, 
üttit ber be§ §er$eit§ Neigung midj oerbuttben. 

£) fePge Betten, ba i<$ fte gefunben! — 

3m 9lbenbrotlj an grünen 3Balbe3 SRanb 
©afj einfarn jle, bemüht, mit lofem ®anb 
3)en Äran$ ju feffeln, ben fte ftd) gemunben. 

3<fy aber ftanb burdj 3<mber fejtgebannt 
Unb fonnte meinen ©tief nid)t oon iljr roenben, 

©in fcfyöner SWorgen festen fiefy mir ju tünben. 

3n Purpur mar ber §ori$ont entbrannt 
Unb febien mir golbne ©trauten fyerjufenben, 

Um Ijöfjer nod) ba§ §er$ mir $u entjünben. 


II. 

Unb roieber ftanben mir am 2Balbe3faume, 

®od) nidjt getrennt, vereint, ein glücflid) Sßaar, 
3<$ pre&te Äüffe au f h aax ' 

9tod> glicfy bie 9Birflicfyfeit mir einem Iraume. 

3n Raupten un3, im grünen 3flaicnbaume 
grofjlocfte laut be3 grüfyling3 ©ängerfdfyaar, 

Unb im blauen 9letfjer $og ein $lar 
®ie Greife füljn im unbefd) rauften Raunte. 

Jpingebenb lefynteft bu an meiner ®ruft 

Unb bliefteft mir in’3 3luge lieb unb treu, 

geft Ijielt idj biefy mit jtarfem 3lrm umfefylungen. 

Unb Sieber, ooll non füjjer ÜJtinne Suft, 

®ie alte SMobie, bie immer neu, 

Saut Ijab’ ic$ fte in alle 5Belt gefungen. 


m. 

*Ro$ einmal ^aben mir un3 bort getroffen, 

2H3 fdjon ber ©ommer oon unä fortgegangen, 

3)er 3Balb mar ftitt, mo fonft bie Soglein fangen, 
Sorbei, verronnen mar all unfer hoffen. 


JSL 


\ 


Digitized by ^.ooQie 




434 


«- 


-«3 


9tid)t faljen u)ir rote einft ben Fimmel offen, 

Sein ©lief war traurig, fdjmerjcnSbleid) bie ©Sangen, 
9ln unfre Trennung badeten wir ood langen 
Unb größten, bafj unS bieS ©efd)id betroffen. 

Sa gabft bn mir mit traulidj fü&em ©Sort 
Sie (Srifa, bie bu jutn ©traufj gepfliidt: 

„9Jur bieS will jur (Sriitnruitg id) bir reifen. 

9luf lange 3 c *i fü^rt bid) baS ©djidfal fort, 

Sod) benfft ber ©tuubcit bu, bie uns begtücft, 

So fei bir meiner Siebe bieS ein 3^™!" 


IV. 

9luf’S 9teue fteljt bie ©Seit in grüljlingSpradjt, 

3« würj’gent £aud)e buftet rings ber glieber, 

Unb wieber fdjaUcn fäfee SRaienlieber — 

Sod) mir im £erjen ift eS finfire 9tad)t. 

9iittgS glänjet ©Salb unb gelb, ber ^imntel ladjt 
2ftit wolfeitlofem Waren ©lau fjernieber — 

Sodj bringt fein grüfjliitg meiner 0eele wieber, 
©SaS meines Sehens grüljling cinft gebraut. 

Surj wie ber ©liitljeit ©vad)t, beS 9ttaieS ©Sonnen, 
@iu fdjöner SenjeStrautn nur war bein Sieben, 

Unb mit beit ©lumeit war eS fdjnell verronnen. 

©on all beit ©Sonnen, bie mir eiitft erglühten, 

3ft meinem $erjeit GiiteS nur geblieben: 

(Hn ©träumen Srifa — oerweifte ©lütljen. 


$eorg $<$ratt<$. 


^ommerfonntagstraum. 


Sa braunen in ber ©onnenfyifce 
©Sie gittert fdjwül bie ©ommerluft! 
Sic Säben fd)loj$ id); burd) bie Dfifce 
9hut jurfett fd)inale ©onnenbli^e 
Unb fyaudjt ein fdjwüler ffilumenbuft. 

3Jfir ift mit feinen lauten 3 un 9 en ' 
ÜJfit feinem grellen ©lanj bei* Jag 
©erblichen enblid) unb oerflungcit; 

meinen fiijjen Sömmerungen 
iidt nur ber ©Sanbuljr $eubelfd)lag. 


SaS war bem Knaben fdjon bie ©titnbe, 
Sie 9Jfärd)cnftunbe wtutberfam, 

©So aus ber ©eele tiefftem ®runbe 
©Sie ferner Jage fdjone Sunbe 
(Sin rätfyfelljafteS ©efynen fam. 

9tun werben wieber in ber tiefen 
Sie bunflen Stimmen wad), bie lang 
©erflungcn unb oergeffcit fd)liefen: 

9llS ob mir ^eimatfygloden riefen 
Uub Ijolber ÜJhitterftimme Slang. 

#ru(f yfanA. 




Digitized by 


Google 



435 


einem goföenen ^inger^ut gnm Jto^eitslage. 


©cfyon mancbeS Suftrum ging in’S Sanb 
©eit jener geierftunbe, 

$n ber bu mir bie liebe §anb 
©ereilt jum ©fjebunbe. 


©ie blieb mein föftti^fier ©eftfo, 
5)ie pflegfam fctyöne, gute; 

®rum frön’ idj ifyr bie gingerfpifc’ 
2ttit einem golbnen $ute. 

_ deorg ®0er5. 


latinos. 

(Segenbe.) 


(Sine fteinig roüfte Seere, 

®a{$ fein Schiffer ein bort feljre, 
Siegt ba§ ©ilanb in bem SReere. 

©onnenftraljten glüljenb fdjiefcen, 
ßeine ©lumen blüfjenb fprie&en, 
Äeitte Quellen fprüljenb fliegen. 

lleber’m gelSgebirge mastig, 
ginfternij^burdjflantmenb prächtig, 
gunFeln ©terne mitternächtig. 

2luf ben oben blauen ©Sogen 
ßam ^o^onneS einft gezogen, 
lieber iljm ein Regenbogen. 

3u ber ßlippe mufet’ er fahren, 

®°6 ^ cr offenbaren 
©ott unb feine JpeereSfdhaaren. 

Seudjtenb fte^t ber £>immet offen, 
©el’ge Siebe, fügeö hoffen 
t^auenb aus ber ©Solfe troffen. 

©infam auf ben felf’gen Iriften 
®aS ©e^eimnig ^eil’ger ©Triften 
©c^rieb er hier mit golbnen ©tiften. 

RingS, roeldh’ ©Sunber ift gefächen 1 
©So fonft naefte Steine flehen, 
Raufet ein ©alb mit leifem ©Sehen: 


Raufet ein SEBalb oon fdjtanfen ©atmen, 
©Siegen ftch ber Ste^ren Halmen, 

3n ben Suften tönt’S wie ©fatmen. 

©on ber ©erge fteilcn 3innen 
ßü()(e ©äc^c fchroellenb rinnen, 

§ctle gifd^e glanzen brinnen. 

Jppacinthen, Sitien, Rofen 
|)eben ftd) aus grünen Rtoofen, 

Sieblich mit bem ©Sinb $u fofen.- 

gemein auf ben blauen ©Sogen 
3ft Johannes fortgejogen, 
lieber ihm ein Regenbogen. 

Qer fo teudjtenb ©tanj ergoffen, 

9lch, ber #immel lidjtburchfloffen 
§at mit ©SolFen fic^ oerfchtoffen. 

©turnen leibbefdjroert ftd) biegen, 

5)ürr unb toetf am ©tein fleh fdjmiegen, 
Quellen in bem ©anb oerftegen. 

gern oer^allen JpimmetSlieber, 

Qumpfe ©d^roüte finft ^ernieber, 

RingS bie alte ©title roieber. 

©ine fteinig roüfte Seere, 

®a& fein ©Ziffer ein bort fetyre, 

Siegt bie 3nfet in bem SReere. 

_ £eitiri<$ ^ierorbf* 


J dj m e i m u t 


©chroermuth, in ben Äelch ber ©eele 
träuft bein bitterfuger £hau; 
Sid^tgebanfen ach! jerrannen 
IreuloS mir im öben ©tau. 


©he fte jur oolten Rofe 
®eS ©ebichteS aufgeblüht, 

3n ber ©tropfen buft’gem ©eete 
£elle garbengluth gefprü^t. 


y«iif itfeemaim. 


Digitized by ^.ooQie 



436 


$ n> c i $ t e nt e. 

Äönnt’ idj beit (Seift mit aareSfiarfen Sdjwingen 
3um reinen 2letyer työdjfter Dicbtfunfi tyeBen, 

DeS üfteereS Dofen, wie beS Donners ©eben 
Unb anbreS ©rofce wollt 1 icty nictyt befingen. 

Dein 9iame füllte nur in fünftem ßlingen 
Dem jart Berührten Saitenfpiel entfdf}weben; 

3n meinen Siebern fottteft bu nur leben, 

Du Steine, unb Unfterblictyfeit erringen. 

Siefyft bu burcB btaue§ SRad^tgewölf ben Strahl 
DeS 3lbenbfiernS? ©r Blidft aus weiter gerne 
Jpernieber Reiter auf bieS ©rbentfjal; 

Du gleidjft, ©elieBte, jenem gellen Sterne: 

3n 3ugenbfütte in bie Sftacbt ber Qual 
Strafft bu oerfyeijjenb mir auS weiter gerne. 

_ 3&* <ß. ßesbörffer. 


ß ei mwefj. 


9tng ^inweg in ftiHem Drofc, 

Die Heimat wollte ity oergeffen; 
©ergeffen, bajj ein ©aterljauS 
Stuf ©rben jemals id) Befeffen. 

Do lenft 1 icB meinen ©Banberftab 
9luf neue, nie gefonnte Sahnen, 

©Beit fiber'S TOeer; man worb um midj 
3um Äampfe unter fremben gähnen. 

3<B fafy ©übenS ^errlidjfeit, 
©erwirrnbe ißrad^t, beS Stei^t^umägüöe; 
3<$ fa§ im fiarren ©iSgefilb 
Das ©lenb unter SumpentjüHe. 

Der Dob Blicft 1 mir in'S Slngefid^t, 

©r tyürmte um mi$ feine Seiten. 
Äranfyeit unb junger quälten mi$, 
Unb ©Bunben trug i$ fort als 3cid^en. 

©nbti($ beS SeBenS tolle Suft 
©Barb mir im Strubel ber ©enüffe, 

©ei rot^em ©Bein unb ©Bürfelfpiel 
©ot feiger SJtunb mir geuerfüffe. 


Da plöfctidb — waS idj wähnte lang 
©ergeffen unb bem £irn entfd)wunben — 
3m £>er$en wallte eS empor 
Unb fyielt midb wad& in fpäten Stunben. 

©Bie fam eS, bajj idj beutlidb fafj 
DeS niebren §aufeS traute Stäume, 

Den groben Jifdj, baS Sibelbud) 

Unb oor ber Dl)ür bie Sinbenbäume? 

©ßar’S £>eimwelj, baS mid) wilb ergriff 
inmitten grüner ©alntenfjaine? 

3ft eS ein Draum, baß idj Beglüdft 
9luf meiner Jpeimat ©oben weine? 

3$ fei} 1 beS ©aterfjaufeS Da<$ 

3m golbnen 9lbenbf$ein fid} rötfyen, 
©om Saume, ben idj felbft gepflanjt, 
Dönt IufVgeS ^ubilim unb glöten. 

Die Jpeimat fd^müdft ein ©rautgemanb, 
2ttS wollt 1 fte liebenb um mi$ werben —, 
3$ fu$’ in all ber #errlid&feit 
SRur einen füllen Ort jum Sterben. 


$T. cfanftan. 


Digitized by ^.ooQie 



437 


Ätafa’s jtfage. 

(9tacfy (Jfjateaubrianb.) 

„©liicflicb, bic bei iljrett Sätern gaften, 

Darbenb nid^t an fremben geuern raften! 

911S bie Nonpareille *) fam geflogen 
glüc^tig an beS Ntiffiffippi’S äöogett, 

Die gloriba ifjre §eimat nannte, 

©djmätyenb ftcfy bte Glfter an fte roanbte: 

„kleine Närrin, roittft bu mir nidjt fagen, 

Söaruttt magft bu nur fo traurig Hagen? 

Stoffen reifer beiner £eimat Duetten, 

2llS fjier unfreS SNiffiffippi’S SBetten? 

Deine SBälber bodj fürroafyr ntd)t Ratten 
SeffreS gutter, einen fütylern ©Ratten?" — 
erroiberte bie §eimberaubte, 

„,,2öemt id) beiner falten SBeiSfjeit glaubte! 

Die bu fo gelehrt in allen Dingen, 

©prid), mer mirb mein Neft fyierljer mir bringen, 
Da§ bort unter blüfyenben ^aStninen 
Son ber £>eimat SNonbenglanj befdjietten? 

3BaS bebeutet, fpridj bod)! alle SBonne 
gür rnidj ofyne meine $J3rairie-Sonne?"" 

©lücflidj, bie bei ifjrett Sätern gaften, 

Darbenb ni<$t an fremben geuern raften! 

9Nübe fteigt ber Söattberer $u tljale, 

©efyttenb fid} nach einem trunf uttb ttKaljle 
Unb ttad; Nufye für bie matten ©lieber, 
traurig fe^t er fidj am SOBege nieber, 

2lbcr ba iljn Äeiner roitt beamten, 

Unb eS ringS um ifyn beginnt ju nadbten, 

$at ber SBegemübe feine ©tätte, 

3öo jum Schlummer er fein £aupt Ijinbette. 

Senft jur £ütte bann er feine Stritte, 

SBo beit Sogen er nacfy frommer Sitte 
grieblid) läßt jurucf, um anjupodjen, 

Söirb iljm fein SBiüfomntengruß gefprocfyen, 

Denn ber JpauSljerr ift iljm nicfyt gemogen. 

Unb ber SBanberer greift nadj feinem Sogen, 
©ilenb oon ber uitroirtfybaren ©ctyroette 
©teigt in’S 2lntlifc iljm bie ^urpurroette; 

SGBeiter fctylcppt er feine müben ©lieber, 
trauernb in bie JBüfte fefjrt er mieber. 

©lücflidj, bie bei iljren Sätern gaften, 

Darbenb nid^t an fremben geuern raften! 

•) ^ßapageienart. 


Digitized by ^.ooQie 


438 


Die oom $erb, oom heimatlichen, ließen, 

©o bie £erjen järtlich ftch ergießen, 

Unb ftd^ auS ber Äinb^eit golbnen Zogen 
Um ben ©igmam ranfen traute Sagen, 

©erben fpurloS wie ein §auch oerwehen, 
Jttemanb fleht fte fommen, SWiemanb gehen! 
©anbrer bu, non beineS UnglüdfS Sternen 
gortgeführt in nebelblaue gernen, 
ffiemt bu ftnfft ba^in im fremben Sanbe 
Unb bein Seichnam börrt im ©üftenbranbe, 
©irb man bie ba^cim an IjeiPgen Stätten 
®ei ber untergefynben Sonne betten, 

Zhränen werben ihre ©rüfte meinen, 

Z^eure Siebe wirb fte benebeien! 

©lücflich, bie bet ihren ®ätern gaften, 

Darbenb nicht an fremben geuern rafien!" 

* * 

* 

Wtfo fang, bie über bürren §almen 
Zraurig wanbeite im Sanb ber Halmen . . . . 


Gruft £«fter. 


^tm ^fjürpfofien. 


3lm ^fojten an ber alten Z^ür 
£ab’ ich bid^ oft gemeffen; 

(§S ifi ein würb’ger ® rauch, mein Sohn, 
Den foH man nicht oergeffen. 

Unb ^offnungSfreubig podjt mein £>erj, 
©ie nun bie fteinen 3«$™, 

Die über beinern £aupt ich $og. 

Stets h 0( h unb työljer reifen. 


Denn einer Setter gleich fefj' ich 
Schon Strich um Strich ftch h c & en / 
2luf ber bu fletterjt jugenbfroh 
hinein in’S h^tte Seben, 

hinauf zum golbnen Sonnenlicht 
Der ©ahrheit unb beS Spänen — 
Da mag bein #er$ oon ÄampfeSmuth 
Unb SiebeSluft ertönen. 


Doch fdjau ich in polier Äraft 
5luf lebensgrünen TOatten, 

So fteig ich wohlgemuth hinab, 

3u ruhn im Füllen Schatten. 

SSerthoFb y«»f 3törfler. 


Pas $e6et Äuflulüns. 

3<h fdbaue bittenb ju bem hohen Zhrone, 
Dem Sternenzelt, wo bu, attgüt'ger ©eifi, 
Dem trüben Dafein eine helle ßronc, 

SWach (SrbenFampf uns £itnmelSruh' oerheißt. 
3$ flehe leis, baß bu bem fünb’gen Sohne, 
Dem lange bir entfrembeten, oerjeihfi 
Unb wieber milb in oäterli<her ©üte 
Den grieben fd^enffl bem irrenben ©emüthe. 


Digitized by ^.OOQie 


439 


8--- f* 

3n milbem Droge ftürmt’ idg in baS Seben, 

Der eignen firaft mir attju ftolj bemugt, 

©enug unb Sftugm, ba§ mar mein glügenb Streben, 

9ftugm fanb idg nicgt, eS blieb mir nur bie Suft, 

Die roilbe Sufi, bie uns nicgt greube geben, 

SKidgt ©lüc! geroägren fann; Falt mar bie ©ruft 
©eroorben mir im tollen Dan$ bcr ©ünben, 

9tidgt8 ©bleS Fonnf begeiftcrnb fte entjünben. 

Dann Farn ber tag, ba fdginerjlidg idg erFannte, 

3Bie leer mein Seben, mie icg felbft fo Flein, 

©or ©dgam unb 9teue mir bie ©tirne brannte, 

9lm Sufen frag ©erjroeiflung mir unb ©ein. 

Umfonft, bag idg midg in bie 2Bälber bannte, 

DaS §aupt $u Füllen, bag mit geucvroein 
Die Warnung icg in ©dgtumnter moHte wiegen, 

©dgroer auf bem §er$en blieb ber 2llpbrucf liegen. 

Da fag icg auf in meiner tiefen Drauer 
3u beinern fternenFlaren girmament, 

Unb plögtidg fiel bie öbe, Falte Wauer, 

Die lange midg oon bir, mein ©ott, getrennt, 

©3 fagte midg ein munberbarer ©dgauer, 

De3 ©ufenS geuer glimmt, e§ gtügt, eS brennt. 

3cg meig eS fegt, maS nitgenbS icg gefunben, 

3$ ftnb’S bei bir, bei bir Fann icg gefunben. 

©erjeige mir, bag lang ic^ bidg gemieben, 

Wein Seben fruchtlos, nugloS gingebradgt, 

©erzeige mir unb fenFe SRug* unb grieben 
3n meine ©ruft, ju neuem Dgun erroadgt; 

Sag bienen mieg, fo lang icg noch gienieben, 

Der Wenfdggeit, bie in ©tenb, ©ram unb Jtadgt, 

Sag betenb mich in beine Sterne flauen 
Unb beiner ©ütc goffnungSfrog oertrauen. 

_ Jttytrb SBftgtter. 


§n Ziffer 'gladjt. 

©3 fdgmeigt bie SOBelt unb rügt in ftiller Jtadgt — 

9Bie mögt bodg grieben tgut in ftiller Wiegt! 

§at mieg am Dag ber mitbe ©trom betäubt, 

Wein jagenb §er$ fagt Wutg in ftiller Wiegt; 

£>at mein ©efögl be3 Dage3 Äampf erftieft, 

SRaufdgt mir be3 ©angeS glutg in ftiUer Wiegt; 

Unb gat juoor midg SRotg unb Dob umbrogt, 

©in icg in fugrer £ut in ftiller Wdgt. — 

Wein ganzes ©ein im fanften grieben fcgroelgt, 

Durdgftrömt oon SebenSgtutg in ftiller 9iacgt! 

____ &*nt $Wff€X. 


SS-8 


Digitized by ^.ooQie 



440 



Aas dem weiten Reiche der Kanst. 
auSerroäblte auffäße oon Jakob v Falke. 
2. Auflage. (Berlin, allgemeiner herein für 
Oeutfcße Sitteratur.) betitelt ßcß ein Such, 
welches eine prächtige Einführung in baS 
©tubiunt ber ft unßgejcbicbte genannt roerben 
famt. ES ^ebt an mit Dem fernen Orient, 
in welchem ber MittelpunFt all unferer ftunft, 
ber Menfd), noch nid)t als Äunftobjeft be; 
trachtet unb oon ber ßlacbbilbuna bureß s ^infel 
ober Meißel auSgefcßloffen mürbe, lieber bie 
araber unb ©panier hinweg roerben roir in 
bie j^olofjal^ardjiteftur ber alten 3nber ge= 
führt, unb mit SBobnung, ^alaft, Metall; unb 
©c^mucfsarbeit, (Geroerbe beS Orients oer; 
traut gemalt. ©el>r intereffante, auch ben 
©ammler unb itunßbänbler $u intereffiren 
oermögenbe Details roerben unS über bie C 45 e= 
febießte be§ ^ßoqeüanS gegeben, baS in ( 5 f>ina, 
3<tpan, Bresben unb 9 ®ien feine^auptfabrifen 
fjatte unb Ijat. Oen Sefdßuß machen Ü'apitel 
über franjoftfeben (Gefcßmad, foroie 29 anb; 
becoration unb SBanbmalerei in ber Hircße. 
Oer feinftnnige Leiter beS Oefterreicßifcben 
MufeumS in Stöieu weiß feine oicljäbrige 
Erfahrung in anmutig eqäblenber SSeile 
einem größeren ^ubliFum 31t oermitteln, ohne 
je aUju lebhaft ober aQ^it populär 311 roerben. 
auch feinfüblenbe grauen roerben baS Such 
gern als Sebrfabeu unb SBegroeifer 311 Fuitß; 
gerichtlichen ©tubien benußen. 

Alfred Friedmann. 

Der Rhapsode der Dimbovitza. 

Sieber aus bem Oimbooißatbal. auS bem 
SolFSmunbe gefammelt oon Helene Vaca- 
resco. 3 n’S Oeutfcße übertragen oon Car¬ 
men Sylva. (Sonn, Verlag oon Emil 
©trauß, 1889 .) Oie Fleine Oimbooißa fließt 
oon ben OranSfploanifcben alpen hinab 31m 
Oonau, an SuFareß oorbei. Sie baS rumä; 
nifeße Sanb überhaupt, ßot audj bie (Gegenb 
an biefem glüßcpen 3r^unberte lang ben 
Orud ber grembßerrfcbaft oerfpiirt, fei cS, baß 
ber magparifeße unb polnifcße Ärummfäbel, 
jei eS, baß ber türFifcße Otoßfcßroeif baS Sanb 
tu ^necßtfcßaft ßielt. Oa roar bie einzige 3u; 
ßueßt ber Unterbrücften bie ßeintijcße 'l>ocfie; in 
feinen Siebern ftrömte baS SolF feine fiißlenbe 
©eele auS, halb in fcßroermütßigeu, Flagenbcn 
Seifen, halb in roilbeit, leibenjcbajtlicßen (Ge; 
fangen. Oa fang ber betrogene Siebßaber, 
bie oerlaffene beliebte, ber 00m £eim fc^ci= 
benbe ©olbat, ber aefernbe Sauer, baS fpiit= 
nenbe Mäbcßcn fein improoifirteS Sieb, unb 
bie klänge erbten fid) oon Munb 31t Muitbc 
fort. Sanbentbe fHßapfoben (Manboliiten; 
fpieler, Eob3arS) oerbreiteteu fie roeiter. 9 ieim; 


loS finb bie meißen Sieber, ooHer Silber unb 
(Gleicßniffe; fpriitgcnbe (Gebaiifeit, Süden in 
ber gorm, berbfinnlicße ausbrüdc helfen baS 
allgemeine internationale Ebarafterißifum beS 
SolFSliebeS oollenben. Manche (Gef äuge finb 
feßr alt; oon Feinem Fennt man beit Serfaffer. 
Oie junge Ebclbante ßat oier 3 a ^ vc ^ a,l 9 / 
roie unS Earmeu ©ploa berichtet, an ben 
Siebern gefammelt; fie ließ fie fteß bureß ben 
Munb ber Eob3arS, ber Säueriituen, ber 
Mäbcßen unb Surfcßen, beim Tan3, beim 
TrunF unb in ber ©piuitftube oortragen. 
Farmen ©ploa bat ßc unS bann bureß Ueben 
f.ßung 3ugänglid) gemalt. Seibe grauen 
haben fieß ein großes Serbieuß um bie Sitte; 
ratur erroorbeit unb baS Sucß ber SolFSpoeße 
burd) einen ßöcßft roertboollen Seitrag be= 
reichert. Möchte baS Seifpiel in atrberen 
Säubern fftaeßeiferung ßnben, mödßen fid> 
bie „©timmen ber SölFer in Siebern" oen 
mebren. §elene SacareSco b Q t bie ©amm= 
lung ihrer (Großmutter geroibmet, bie Fönigl. 
Uebcrfeßerin bagegen bem aubcnFen ibreS ein; 
3igeu ^inbeS. Oicfe bliebe Sibmung, fiit« 
itig mit bem 'Sott, ber bie gaii^e ©amnrlung 
burcbböncßt, in ^inFlang gebracht, ergreift 
mädjtig. 

Hugo Rheinländer. 

Die Kahlenber^er. 3 nr (Gcfd)id)te ber 
Hofnarren. Son F. W. Ebeling. — Zer¬ 
streutes und Erneutes. Von dem¬ 
selben. (Serlin, Serlag oon £anS Süßen; 
ober, 1890 .) Oer Serfaffer iß beFannt als 
arbeitet unb gorßber auf bem (Gebiete ber 
Fomifcben Oicßtung. 3 ^ öfteren Suche bietet 
er unS ein (^qeugniß beutfeben ^umorS, ber 
biSroeilen an ©atire ftreift. Oie Serfe beS 
ftablenberger Pfaffen roaren ebebem in un* 
feiern Saterlanbe roeit oerbreitet, bis ber große 
Ärieg fie roie fo manches anbere faß fpurloS 
oerfebroinben ließ. Um fo oerbienftlidjer iß eS 
für (ybeling, baß er bie ©cbroänFe roieber an’S 
Tageslicht gezogen, ber Sergeffenbeit entviffen 
bat. ©ie bilben einen nicht 3U unterfdbäßenben 
Seitrag 31er beutfeben Itultur; unb ©itten- 
gefdßchtc. ©dbftocrftänblich b^ c » f lc sollen 
Sertb nur für ben, ber baS bcutßbc Sebeu 
an ber ©dbeibe oon Mittelalter unb ^Rcu^eit 
oerftebt. Oer Scrfafjer bot bie Oichtung in 
ein mobcrneS (Gcmanb geFleibet, ohne baß 
baburd) baS (ibaraFterißijche ber alten ©pradje 
unb bes SerSmaßes oerleßt roorben roäre. 
0031t b<U i>cr Serleger für eine 00113 ent= 
fprcchcnbe auSftattung beS Sitd)eS <©orge ge= 
tragen. — OaS 3ioeite ScrFd)eti enthält eine 
an3abl abbanblungeu, bie ber Serfaffer feit= 
her 3erftreut batte erfcheiiten laffen. (£iit tief; 
geßenbeS ©tuoium bcS ©tojjeS, charaFteriftifdb 


Digitized by ^.ooQie 









441 


für bie JJorfchungSweife ©belingS überhaupt, 
fpridjt aus bem crften ©ffatj über bte ©piel= 
fartc. T>aS „©rneute" bilbcit wieber gwei 
Beiträge $ur ßulturgefdjichte: ßlauS Narr 
(Viogvaphte beS fad^jtfd^cn Hofnarren biefeS 


Samens, f 1532, unb eine ©ammlung non 
beffen uärrifchen 21 uSfprüfen) unb ber lefcte 
2ll>fchnitt beS1607 erfchienenen „©anjitfcmig*. 

Hugo Rheinländer. 



BcitlaamiiM tob Bll|«Belier Geltuf. Jede Einsendung, Ober deren Verwendung Auskunft 
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf 
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten. 
Man bewahre sich ron allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte Oberhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann surOcksenden, wenn der rolle Betrag zur Bestreitung des Rückporto's bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurOckgewiesen. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Originalbeiträge angenommen. 


K. W. in D — n. ©ie bitten wegen ber 
£iirge 3fjre3 VegleitfchreibenS um ©ntfchuD 
bigung, haben bagu aber burchauS feine Ur- 
fache. ©ie fönnen Derficfjert fein, bafj bie 
Sberücfftdfjtigung 3$«* ©infeitbungen nicht oon 
ber 2änge eines etwa beigefügten ©djreibe= 
briefeS abbängt. 

P. E. in P—n. T)a& wir Sb* 1 «» 1 Talent 
gugeftehen, haben wir ja bereits Durch Ä&brutf 
eines 3b rcv ©ebichte befunbet. Ter „©über- 
bäum" trogt auch in ber neuen gaffung noch 
baS (Gepräge eines NecepteS. 

E. H. in F —t a. M. ©ie b a ben unS 
früher fo ftimmungSootle Veiträge geliefert; 
warum (affen ©ie nie mehr non ftd) hören? 

R. G. in E —d. ©3 entzieht fid) felbfD 
oerftänblich bei ber Unmaffe non Tageblättern 
unferer ©ontrole, ob ein non unS angenom* 
mencS ©ebidjt fchon anberSwo erfdjienen ift; 
wir müffeu unS auf bie ©hrlichfcit unferer 
©infenber neriaffen, finb aber 3ebem banfbar, 
ber unS auf berartige Verlegungen unferer 
„Vermutungen" aufmerffam macht. 3hre 
©ebichte ermangeln fraftnoller ©eftaltung. 
©ie probuciren niel gu f»aftig. 

Dr. K. Z. in A —m „0*egeichnet": H. F. 
in B—n „Eigene 2lrt"; s ^rof. Dr. K. Z. in 
M—n „V3elt"; H . W. in L—g „Tie Nacht" 
(wir bitten, fiinftig jcbeS 3h rcr ©ebidjte mit 
^hrem tarnen gu nerfehen); E. H. in Z—a 


„©kabgefang"; K. A. in C—e „©bie ©itte"; 
Grf. 0. Z.-L. in L—n „äöohin"; J. E. in 
L — ck „NieercSgauber". Angenommen! 

H. P. g. 3* in T—n unb M. G. in C—m 
(einzelne glücfliche 2lnläufe, hoch nielfach noch 
fteifj; A. K. in L—n unb F. K. J. in 0—g 
(ohne Neuheit ber 2lnfchauung); G. B. in 
r—s (nermeibfu ©ie baS Varocfe); 0. S. 
in B—tz (gu wortprunfenb, beg. formell gu 
flüchtig); L. VV. in S. (au wenig neu); C. K. 
in L—n (inhaltlich attjufchlicht); F.IüLinO—t 
OheilS ohne TiSpofition, tfjeilS an fchlechten 
keimen leibenb); L. G. in F—n; I. K. in 
H—t (wir erwarten non 3§nen VeffereS); 

I. A. B. in R—ch (gegenftanbSloS); F. K. 
in T—tz (©ie befipen Talent, finb aber bei 
ber 2lu8führung 3hr« ©toffe au genügfam); 
F. G. in D—n („Nächtliches Salbweben" fönnte 
burch ftimmungSnotleren 2lbfchtufe brauchbar 
werben); L. J. in 0—a (fpracblicb unb for* 
mell nielfach mangelhaft); P. S. in W—r b. S. 
(gu fonfret gefaxt). Dankend abgelehnt! 

J. H. in M—n. Noch oielfach unflar im 
2luSbrucf. — ©in Vuch bes bew. Spalts 
wirb bemnächft in unferem Verlage erfcpeinen. 

Ten Verfaffer non „ffiolfen" unb „©prüche" 
erfuchen wir hiermit nochmals um gefl. 2ln* 
gäbe beS NamenS, wibripenfaQS genannte 
©iitfenbungeu unfereu Veftimmungen gemäjj 
bem VapierForbe nerfaüen würben. 


(©djtufc ber iRebactioii biefer »lummer: 19. $uli 1890.) 


JnhaftöPerjeicbnih. 

«fbidjte hott Hermann All men, Babolf «edt, ftrorg ddHand), €rn(t pianik, ftrorg Ober*. Hriaridi Wer- 
orbt, Pani fUrrmann, JU. ft. SribOrfTrr, JM. ffanhan, ftraft Hafter, Hrrtbotb Paul iörftrr, Kidjarb Wagarr unb 
Pani ddHBfTrr. — Wir orrbfiU ftd) bie Wagnrr’fd)* Hon bislang ja ben brotigen ftrfr|ru brr brrnatmtirWr* Haajt? 
SBoit Anna ftttlingrr. — flftd)erfd)aa. — ßrleffdjaltrr. 

110" 3U<hbru<& nur unter genauer 0uetTenanga0e geglättet. 


Veftedungen finb gu richten au bie Expedition (Paul Helnze’s Verlag), ©in feit bim gen 
au bie Redactlon des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen. 3” ©omtniffion: 
Trüb’sche Buchhandlung (21. ©chmittner) in Ziirieh uttb E. Steiger & Cie. in New-York. 


Digitized by <^.OOQLe 























442 


RT 


SS 



Die demnächst erscheinende Nr. 1 vom 11. Jahrgange des 
Dichterheim“ wird in der bedeutenden Auflage von 


10,000 Exemplaren 

erscheinen, wovon allein 

mindestens 7000 direct unter Streifband 

ausschliesslich an Adressen solcher Persönlichkeiten versandt werden, welche sich 
nach unserer und unserer Vorgänger (Eckstein's und „Fnstenrnths Di.-lit-r- 
hallen“) langjährigen Erfahrung als regste Interessenten für die zeit¬ 
genössische Litteratur erwiesen haben. 

Diese Adressen stehen Niemandem sonst in glei her Ausführlichkeit 
und in annähernd vorzüglicher Auswahl zur Verfügung! 

Wer daher diese Nummer zur Anzeige poetischer und belletristischer 
Werke zu benutzen gedenkt, wird unstreitig ein weit günstigeres Ergebnies er¬ 
zielen, als selbst durch Anzeige in den gelesensten Kami 1 ienblättern, deren Leser 
selbstverständlich auch nicht im Entferntesten ein so vollzähliges literarisch ge¬ 
bildetes Publikum aufzuweisen haben. 

Wir berechnen für die einmal gespaltene Nonpareillezeile oder deren Raum 
nur 50 Pf. und sehen gefl. Aufträgen bis spätestens 30. August d. J. entgegen. 

Dresden-Striesen. 


Die Expedition des „Deutschen Dichterheim“. 



r 


i 


k Schneeflocken. + — < ■■■ 

Gedichte von Aug. Kunert. 
Eleg. geb. 1 M 50 \ 

Durch alle Buchh. zu bez. od. direct von 

W. 3Xa.na.Hse, 

Berlin, Neu Köln am Wasser 16. 


Für Gedichte, welche zum Theil be¬ 
reits im „Deutschen Dichterheim“ er¬ 
schienen sind, wird ein Verleger 
gesucht. Wegen der Druekkosten kann 
Garantie übernommen werden. 

Anerbietungen sind zu richten an die 
Exped. des „Deutschen Dichterheim“ 
^nter B. 36 bis zum 5. 





<£$efsftebacteur unb fögentyümer: y«uf Jbdn|r. 

Statt! bon ^erbinonb 2$oma& in StaObeu. — $opiet bon 6icler & JBogcl in 8cip|ifl. 




Digitized by ^.ooQie 


1< 




®rgmt für nnd Jirililt. (Der „Deulfdieii Ditfiterfinffe" 19. Ännil.) 

Herausgeber: ?an( £rin|r. 


Mouatlicli 2 mal. Preis: 6 JH halbjährl., vorauszahlb. Man abomiirt durch jede Buchhandlung, sowie di¬ 
rect bei der Expedition dos „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. März beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummern k 50 #Jr. 6 Stück einer Nummer .A 1,60. 




[ns brr porirn pittagsf#t9ttfr 
^ugt brr §ounr fajfrr £#rin, 

? 3>ur# brs 3?arftrs £#aHrn!ü0fr 
^patibte i# mit bir alTrin. 
pterufer bur# brs ßommtxs $#wrigrn 
fdnt brr ^ftrm brr <£aifrrflabt, 
fffru f#rinrn fi# §u nrigru 
fr&ttmrrif# Auf poos nnb SSTatt. 


$rtynrnb f#rorift mrin pfitft (rrttirbrr 
$tr0rr briitr «Jünfbgrflart, 
pir im Jtbytbmrntaftt brr $firbrr 
<£ris mit £#fanßrnanmutb walft. 

3twb mrin ßerj erftßauext 0angr! 
parb bas aftr pär#r$t wahr: 

$trfft — xurjan0erl — fi# afs $#fattgr 
pir bir jtdnigst 0 #trr bar? 


Jlnfc bn pCauberft, ftinbft# fragrnb, 
$#rattßrn§fuß unb f#fangriiftaft, 
$pri#ß ßaCS feßnfuißtovoSI, ßafl ja grob 
pm brr <£ir0r jMTßrmaft; 
jtfagft, baft brinrs ßaufeo ^rirbrtt, 
3>rm bit odlTig bi# grmri|t, 

3>ir lisflrr na# nir 0rf#irbru 
ptQrrr ptnnr £rftg§rit. 


<£r#jt fir na# brm ßMgofofm, 
3>rr bur# Qriftrn <£ir0rsftn|| 
ß \r rnt)an0rrt nnb |nr Strom 
ßu rrfdfl na# $#i<ftfdr*f#fng? 
^rürfün btt im 3&ri# brr $#dnr, 
£türfl im 3*ri# brs <£irbrs l#, — 
prigr bi# 9< rft 0: ßrdur 

^it brr 3>i#tung Strom bi#! 


33ri brs paßen 5 plfbpaar faßten 
Pd#t’ i# bi#, bn f#dnr ^trait, 

Pa#tr mi# nmringrfn faßten 
pan brr gfirbrr $#fangrn0an! 

$0 brr $rb0alF au# grrf#r!Ttr 9 — 
pimtnrr Heß* i# brinrn <£ri0! 

£ßfanßrnftfuß$rit, £#fangrn§ftfte 
pirf fir a0 nnb mrrbr pri0! 

#tto 3?ran| $r»fi#rit. 



St 


18 


Digitized by <^.OOQLe 




444 


SS 



•) ^ie Dcijäft ßcfj bie 'gfJagnerfdje lonbicfiluttg 511 Öen 
heutigen §e(ei|en bet bramatifdjen jiunlt? 

®ott 

^ntt«^ttrinnrr. 

fDlotto: 

-®rum lebt er au<b nach feinem Sobe fort 
llnb ift jo mlrffam, al» er lebtet 

(gortfeßung.) 

„So XrißanS $attS unb £eim, 

Da lehr’ J;foIbe ein* 

liegt bie einige möglidbe Söfung: Bereinigung 
ber Siebenbett im Xobe. Der in ber großen 
SiebeSfcene mpftifcb auSgefpottnene ©egenfaß 
jroi(cf)en bem ßörenben, trenncitben Xag, ber 
alles unruhige roeltlid)e Begehren in ft4 
fcßließt, unb ber buntein, milbbcrgenbcn, 
grieben oerbeißenbett Nacht Hingt bi« lieber 
an, um fiel) in XrißanS ©eene mtt bem treuen 
fturroettal 311 leibenfcbaftlicbfter Erregung 311 
(teigem, biä bie SebettSfaclel für Xrißan oer- 
lifcßt unb ^(olbe ifym in bie XobeSnacbt folgt. 

Settu eS eine bange, tobeStraurige ©timm= 
uttg ift, mit melier baS Ordjefter oen britten 
2lft cinteitet, fo Hingt 3j°{^ cng ^ es 

fang roie bie ^öc^fte Bertlärung ber auch 
über ben Xob fiegenben Siebe. Uno ein Siebes* 
gefang im ©ittn ber ganzen Xragöbie ift febon 
baS erfte Borfpiel. 

@S ift nicht möglich, auS bem bicbterifd)en 
Wortlaut beS Xrißan allein eine Borftellung 
beS 3 u ^ a ^ tcä ö u gewinnen, (h*ft bie muß* 
talijebe Declamation läßt unS oöUig in ben 
©inn einbringen. Unb bieS gilt pon all ben 
©djöpf ungen SaguerS, bie um biefelbe ^cit 
roie ber Xrißan ober nach ihm entßanben 
ftnb, mit Ausnahme ber gunäd^ft poüenbeten 
„Nteißerßnger". §ier giebt, roie im „Xann* 
bäufer" unb „Sobengrin", auch ber bid^- 
terijebe Xert allein einen Begriff oon bem 
Serie, baS freilich fein roabreS MübenbeS 
Sebett erft bureß bie Bereinigung mit ber 
Ntußt erhält. 

9US Weiteres ©egenßüct 311 bem ©angerfriea 
auf ber Sartburg roar ber erfte ©ntrourf 
311 bem Nürnberger ©ängerfrieg entftanben. 
Senn er, roie Sagiter fagt, roefentlicb auS 
einer ©timmung heraus geroacbfeit roar, roeldje 
ßcß als 3rottie auSfpracb, fo faitn bieS boeß 
oott bem auSgefübrteit Serie nur tßeilroeife 
gelten. £;>icr geigen fid^ bie oerfcbiebenartigfteu 
formen ber heiteren Seltaitfcbauung, auf 
roelcßer bie Äomöbie berufen laitn: Der 
lädjelttbe Junior unb bie geißehtbe ©atire 
unb bie fpottenbe 3 r °nie unb baS ^eitere 
Beijagen an bem Atomifcßen. Die Umroanb* 
luttg mag tuobl bamit aufantmenfjängen, baß 
Sagner bei ber oiel fpäteren Sieberaufua^nte 
beS SerteS bie perjönlidjen ©timmungen, 


bem epifeßen ©ebidjte iß eS 
ein 3 ufaU, baß Xrißan unb 
Jfolbe ben SiebeStraitl trinlen, 
hier abcr ocrtan f c ^ t ® rait5 
* gatte, um Jfolbe ju retten, 

ben XobeStranl mit bem SiebeStranl. Unb 
biefer beroirlt nicht erß, baß bie Siebe in 
irißan unb 3 folbe erroadjt; fte iß fdjon ba. 
Nur ba§ («ebot ber ^re Ijattc Xriftan früher- 
bin neraitlaßt, fein (Mefitbl 31 t uitterbriideu — 
bie Bßidß gebietet i^m jegt, 31 t febroeigen, 
unb in Jfolbmg Brnft ftnb ©tolj unb tief 
gelränlte (hnpßnbung im ^antpT mit ber 
?iebe. Die ^aubrifd^c Sirluttg beä XvanleS 
oerniebtet nur ieglicbe ^raft bes SUberßattbcS 
gegen bie aUmä^tige Ceibenfcbaft. 

Die plaitooHe ?lrt, roie bei ©ottfrieb pon 
©traßburg baö Liebespaar ben Äöttig betrügt, 
unb ittSbefonbere roie Sfolbe ibm Siebe heuchelt, 
bat etroaS Siberroärtigeö. A>ier im Drama 
ßeben bie Siebenben roeit böber. 3b« -^craeit 
ftitben fidj erß in bem Nlontent, al§ ba§ ©d^iff 
lanbet unb ftötiig Ntavle nabt, ©d bleibt 
ihnen leine 3 ur Beßnnuitg, bie Nlad)t 
ber Berbaltniffe bebenrfebt fie, — unb ftönig 
Nlarle roirb getätifdjt. 

Nlit rottnberbarer Sabrbeit roirb utt§ erß 
jener innere Siberßreit in Beiben oorgefitbrt, 
bann bie Eingabe an eine mächtige C^mpftnb= 
uttg, bie leine Nechte mehr leimt, als bie 
ihren. — Diefe Seibenfdjaft roirlt in ihrem 
ßonßict mit ben beßebenbett (^efeßett um fo 
tragifcher, roeit utt§ itt tföttig Nlarle eine 
höchft eble Natur, ein rnilber alter Nlantt 
entgegentritt, ben eö noch tiefer fchtiter 3 t, baß 
Xriftan treuloö hobeln tonnte, al§ baß er 
felbft fo tief ungliidflicb baburch roirb. ^ier 
roieber roirlt bie Borgefcbichte, bte (Erinnerung 
be§ Äonigä an fein früheres Berbältniß 31 t 
Xriftan, als ein bie (Erregung beS NtomentcS 
oerftärtenbeS Nlotio. Selch ein bebeutfamer 
(ifegenfaß groifchen ^önig Nlarte’S roebmutbö- 
öoUen Sorten, oon betten jcbeS ein tiefer Bors 
rourf für Xrißan fein mußte, uttb ber Ber* 
lorettbeit XriftattS unb 3folbettS in ihre Siebe! 
3 n feiner grage: 

w Sobin nun Xriftan fcheibet, 

Siüft Du, 3folb’, ihm folgen?" 

unb in ihrer Slntroort: 


*) Cbtoobl toir ben 6tonbbunft ber »erfaflerin rrinc8tofg8 in aUen ©tiiefen tbetlen fönnen, berrätb 
er bod» in ©ieletn ein berfiänbnifeboüe» Einbringen in ben ©toff, fo bafe mir ibn gern gum Slbbrud bringen; 
anbererfeit» gnb toir auch bereit, bi«bon abtoeiebenben «u«fübrungen über benfelben ©egenftanb bie ©palten 
unfere» ©latte» gu öffnen. 2)* “• 




Digitized by 


Google 



445 


sr 


■ 5 ? 


benen bcr dittwurf entflammte, fo aän^lid) 
übernmnbcn ^atte, baß fie ihm oölltg 311m 
fiinftlcrifcf)cn Objeft geworben waren. 

Tcnt auS perfönlichen, litterarifdjcn mtb 
füuftlerifchen Anregungen crwad)fencu Stoffe 
ab bie enbgiiltige (Gestaltung 3ttgleid) mit 
em aUerinbiüibuellften Heben eine tnpifche 
^ebeutung. Vorgänge galt} beftimnttcr Art 
| aus einer beftimntteit 3 f it finb in einer ii'eife 
befjanbelt, baß fie 511 faft jeber (<pod)e Fiinft- 
lerifd>er 2 ileiterentwidluug Analogien bieten, 
liiert nur 311 bem, was ffiagner jclbft nach 
bicier Seite f)iit erlebt tjat. 

('in Theil beS Juniors, welcher mit au 
bem Werfe arbeitete, ift auf ben Jpauptträgev 1 
bcr .paublung iilcrgegaugen. £aitS Sachs 
jd)aut mit Ijumoriftifcßem Häd)eltt auf bie ocr- 
fetjrte Welt um ißn l)er. (*r oerjweifelt nicht 
an ihr, wenn jehon fie fuß 31t bem 
baS er im ^er^eu trägt, gar oft in einem 
wuuberlidjen (Gegeitfape jeigt. — Sein wann: 
bergiges, FlareS, tüdjtigcs Wefcu fleht im 
Wiitelpunftc ber Tichtttng als baS oerföh : 
nenbe s J>rincip jwifchett ftreitenben Parteien. 
SBenit Walther Sto^ing oon bem äußerlichen 
3 'OrmctFram ber Wcifterfinger nid)tS wiffett 
j will uitb bod) um doa '^ognerS willen Weiftet- 
ftnger werben möchte, wenn bie Wcifterfinger 
unb ittSbefonbere ber eifcrfüd)tige, mißgünftige 
Werfer „nach ihrer Siegel meffen, was nicht 
nach ihrer Negel warb", unb empört fntb 
über bie Anfpruche beS unberufenen ftörenbeu 
Neulings, fo ift es einjig £aitS Sachs, ber 
bie allgemeine $ 3 ebeutung biefeS ( 5 onflicteS 
Flar erfeuut uitb ihn bet3ulcgcu fudjt. Cfr 
wirb barin um fo eifriger, alSermerft, wie 
(<■00 unb Walther fich'bajit ocrhalteu, unb 
nachbem er beti unbefonnetien jylitd)tplan beS 
jungen '^aareS oereitelt ^at, lehrt er bas um 
geftume (Genie beS jungen ritterlichen Sängers 
auch bie hergebrachten künftigen .tf'unftfornien 
ftch 311m Tieufte jwingen, um fo ben Weiften 
preis ju erlangen. 

Wie §anS Sachs für feine Abfichten s £ed= 
ntefferS Stänbcheit benttßt, wie er mit Föft* 
lieber SdjalfhaftigFeit bem Werfer bie Scene 
in ber Sittgichule oergilt unb jugletd) nicht 
ohne innere Erregung bie Hicbeitbcn in Sdjach 
halt, baS ift ein ebeitfo großes Weifterftüd 
humorifiifcher TarfteüungSweife, wie bie s i ; e= 
hanbluug beS Streites, ber fich aus ber näd^t- 
liehen Scene eutfpinut, beffeu Steigerung 311 
einer allgemeinen Prügelei unb baS oerfpätete 
drfdjeinen beS Nachtwächters. 

2 ßeitn bie ehrfamen Wetfierfittger oon 
wiegeub mit einer gemiffen heiteren Jronie 
behanbelt finb, fo ftcf)t bie (Geftalt bes Werfers 
nteifl unter bem Einfluß einer fatirixheu 
Harnte, bie cS an berbcu (Geißelhiebett nicht 
fehlen läßt. Tiefer befchränftc, boshafte, 
niebrig bcufenbe unb babei fo ungemein eitle 
Wetifch wirft aber auch 3itmeilen biivdj ben 
(Gegen jag 3wifd)en ber ^bce, bie er uou fich 
hat, unb ber Wirflichfeit, mit einer nttroiben 
ftehlidjeu Äontif, iuSbefonbere ba, wo fein 
Thun unb Treiben Niemauben fchäbigt, als 
ihn jclbft. 

8 - 


Nein fomifd) in ihrer Wirfung ift nur bie 
(Geftalt beS Taoib, beffeu gutmütige Albern¬ 
heit unb ffiidjtigthuerei etwas feßr ^armlofeS 
unb behagliches hat. 0 ein HiebeSoerhältniß 
mit Wagbalene ift ein fomifcheS (Grgcnftiitf 
311 ber Hiebe Walt^erö unb (*oa§ unb fein 
unb ber übrigen Hehrbuben Treiben oerftärft 
in wirfuugSoolIer Seife baS bilb, baS wir 
oon bem Nürnberger Weifterfmgerwefen en 
halten. Tie tüchtige Seite biefeS SefenS 
3eigt fiel) in £>auS Sad)S unb auch m 2 $eit 
Rogner, bcr oon ben Pflichten bes beutfehen 
bürgerftanbeS ber Ä'unft gegenüber eine fo 
hohe Wcinung hat, wenufchou er, ihnen ttach : 
jufommen, nicht gerabe ben richtigen Seg 
einfehlägt. Jn (<oa Rogner hat Sagner eine 
feiner iiebenSwürbigften graueugertalten ge= 
fchaffen. Sie hat etwas ungemein Natürliches, 
Unmittelbares in allen ihren Aeußerungen, 
in ihrer rafcheu Heibenfchaftlichfeit fowohl als 
in einer gewifjeu naioen Schlauheit. Am 
Nc^oollfteu eutwicfelt fich ihr Wefcn in ihrem 
berhältniß 311 bem älteren treuen greuube, 
311 £>anS Sad)S. So wenn fie ihn mit fchalf- 
hafter Aitmuth, nicht ohne jtofetterie, 3um 
Atkrbegefaug aufforbert, ihn muthwiUig mit 
feiner Wanbclbavfeit nerft, währeub fie hoch 
bei Allem, was fie fagt, nur dincS im Sinn 
hat: 31t erfahren, wie es mit bem Junfer in 
ber Singfchule ergangen ift unb was ihr für 
ben folgenoen Tag beoorfteht. Wit föftlicher 
Wahrheit fomntt ihr naioer 3<>rn 3uut Au8= 
bntdh, als ^>anS Sachs feinen bericht abfichb 
lid) burch fcheinbare Schmähungen auf ben 
Sunfer oerftärft, um (Gewißheit über baS, 
waS er ahnt, 311 erlangen. 3 n *h ie r Auf» 
regitng bemerft ( 5 oa nicht, wie ia fchoit 30? 
oor ^)aits Sachs feine wahre Weiuung in 
ben Sorten Funb gegeben: „ . . . wer 311m 
Wcifter warb geboren, ber hat unter Wei|tern 
ben fchlimmftcu Staub". Später begreift fie 
ben eblen, felbftlojeu 5Jreuub beffer. (^an3 
unb 00U fühlt fie jetuen Wert^ unb ben 
Werth alles befjen, toaS er in ihr erweeft hat 
ttnb wie er fte noch 3ulcfct auf ben rid^tiaen 
bfab 3urücfgeleitet, als in feinem £au|e ber 
(beliebte ihr entgegentritt unb fte mit einem 
Hiebe begrüßt, bas £auS Sachs jelbft für ein 
Weifterlieb erflärt. (^S ift ein fo fd^öner, 
bas feinfte (^mpßnbunaSlebeu erfchließeitber 
Wotneut, als fie jd)luch3eub au bes theuren 
WeifterS T^ruft ftnft, uttb biefer feine eigene 
(hfchütterung unter huntoriftifchcn Vorwürfen 
311 oerbergen jucht, (loa ift ihm theurer, als 
Tür feine eiaette Nuhe gut war. Sie jelbft 
hat bies wopl gefühlt unb bie bittere Nefig-- 
uatioit, bie attS feinem Schufterliebe fpra<h, 
ift il)r fchnterjhaft itt’s ^er.3 gebnutgen. Aber 
jegt hett er itberwunbcit : 

„^atts Sachs war flug uitb wollte 
Nid)tS oott 4*>errtt Warfe’s (^fiief." 

Seine (Meftalt ift ein Weifterftücf ber ( 5 haraf= 
teriftif. Oticht nur bas ^erhältniß 311 l^üa, 
jebeS, in welchem er 311 einer ber ntithaubeln* 
ben 'Uerfotten fteht, jeiat ihn oon einer neuen 
Seite unb ift oon inbioiouellfter Wahrheit. 
Tie groben, biffigett, ober je nach (Gelegenheit 


Digitized by ^.ooQie 



446 


K- 

auch friecbenben Sieben BedhneffcrS ihm gegen* 
über finb eben fo begeiebnenb für fein Sefeit, 
alö bie ^^rerbietung feines fonß nicht eben 
fc^üd^temen Sebrbuben. Unb befonberS fdf)ön 
geigt |.d) ber Dichter £anS ©acbS in ber 
echten Ghnppnbung, bie er ber Nunft Saltber 
©tolgiugS entgegenbringt, in bent morneit* 
tanen Verjagen an bem eigenen können ber 
neuen eigenartigen Orfdjjeinung gegenüber, in 
ber liebeootlen ©orge für ben leibenfebaft* 
liefert, genialen unb etwas riicfpcbtSlofen 
Jüngling. — SaS JpanS ©aebö bem Bolf 
iß, oaS iß in einen ergreifenoen Moment 
gufammengefaßt, als ber TOeiper auf ber geft* 
roiefe mit feinem $cfang non ber „Sitten* 
bergif* Nachtigall* begrüßt wirb. Unb wie 
herrlich fügt ficb biefer Moment in bie feß* 
liebe ©timmung ein, bie ben gangen britten 
5lft burcbflut^et, unb roie bebentfam bängt 
bas Borfpiel biefcS SlfteS bamit gufamineu, 
ebenfo roie baS erfte Borfpiel mit bem ge* 
fammten Serfe. 

^n ben „Mcißerfinaern" ift baS Problem 
geloft, eine flare mupfatifc^c (Mlieberung mit 
mufifalifcher Maifenroirfung gu nereinigen. 
Der Mcißcrfutgerftreit im erßen 9lft, ber 
BolfSauflauf im groeiten unb bie lefcten 
©eenen auf ber geßroiefe im britten 3lft, 
baS finb ebenfo niel ©iege beS brama* 
tifeben SonbidperS über früher unlösbar 
fd^einenbe ©dpoierigfeiten. Nur an einer ein* 
gigen ©teile beS DramaS, in bem lauf: 
quintett beS britten SlfteS, einer muftfaltfc^eit 
Berlc, bat ber Mufifer ben Dramatifer ocr* 
brängt. 9lber roer möchte fie mifjen? ?lucb 
in fo manchem ©bafefpeare’fcben ober (%etbe’* 
fcfjeii ober ©cbifler’fcben ©tiief ßnbeit fiel) 
Iprifd&e (hgüife, bie für baS Drama nicht 
itot^roenbig finb, unb bie mau bod) nicht 
tilgen möchte. 

Mit Unrecht rourbc ehemals an einigen 
Binnen bie le^te große Nebe beS £anS ©acbS 
gefiirgt, roeil bte äußere £anblung fdjon burd) 
ihre erßen Sorte gum Stbfdßuß gelangt ift. 
©ie gehört gur inneren £>aubluna. ©ie be* 
beutet eine geißige Berföbnung oer ftreiten* 
ben Parteien gu (*breit ber Macht, welcher 
beibe in ihrem ©inne bienen, gu ber 

beutfdfen Äunft. Die „Meißerfmger" finb ein 
Beweis bafiir, baß bie ©tofje für ben brama* 
tifeben Donbidjper nicht allein auf bem (Me* 
biete beS MptboS unb ber ©age gu fudjen 
fmb, roennfebon hier bureb bie oereinfadbenbe 
poetifc^e l^eßaltung ber SebenSmäcbte bem 
Zünftler oorgearbeitet ift. 

Mptben unb ©agen beS Mittelalters, an 
roelcben ber i^eiß oerfebiebener Golfer unb 
feiten mitgearbeitet, bitten Sagner für feine 
entften Xonbicbtuugen feitber bie ©toffe ge* 
geben. IHn ©ton’ aus ber germanifeben 
Mtßbenroelt roar feiner fünftlerifcben 5ln* 
fcbauuug noch oor ber (Mtaltung beS Iriftau 
in bebeutungsooHer Seife aufgegangen unb 
roucbS im Saufe eines BierteljabrbunbertS 
gu einem gewaltigen Serie b^au. Durch 
Sagner erft ift ber NibelungenmißboS bauernb 
bem beutfeben Drama gugeeignet roorben. 


3n ber @bba fanb er bie ältefte überlieferte 
(Meftalt ber Nibelungenfage, fanb er ben ©tab* 
reim (ben er fo roirfungSooll ntußfalifcb gu 
gebrauchen wußte, roennfebon er ibn nicht 
überall be^errfd^te), unb bie Borrebe ber ($tt* 
mftUer’fcbcn Uebcrfeßnng enthielt bie Dar* 
legung ber Sacbmanu’fcben Slnficbt, roonacb ber 
NibelungcnmißboS mit ©iegfriebS Dob fließt 
unb alles 2lnbere fpäterer 3 u f ö ß iß- Die 
3lrt, roie er in biefem ©inne ben ©toff bes 
banbeit, giebt^eugniö oon ben grünblicbflen 
©tubien unb einer oollftanbigen Seberrfcbung 
beS gefammten ©agenmatertals. &bba unb 
Sölfungenfage, bie oberbeutfebe unb bie nieber= 
beutfebe ^eftalt ber dttbelungenfage, ja fclbfl 
bie SielanbSfage (bie ibm auch fonfl bicb= 
terifeben ©toff gab), fte haben ihm Motioe ge^ 
geben, unb bie Betrachtung, roie er biefe epifeben 
Elemente gu feinen bramatifeben Aniecfen um= 
geftaltete, fönnte eine eigene ©eprift füllen. 
Mit biefen bramatifeben wnb mit 

feinem in ben ($eift ber alten ©agenroelt 
immer tiefer einbringenben Berftänbniß bangt 
eS gufammen, baff ans bem erften bramatifeben 
Ontrourf „ ©iegfriebS Üob" allmälig bie 
Tetralogie „^er JHing beS Nibelungen - er= 
roucbS. 'Nicht mehr ber Untergang eines §elben 
roar je(d baS lb*nta, fonbern ber bamit gu= 
fammenbängenbe Untergang einer Seit. Äuf 
(i'runblage einer urfprünglicben Serroaubt« 
febaft rourbe bie Mptbe oon ber (9ötterbäm= 
merung mit ber oon ©iegfriebS $ob oerfnüpft. 
3« beibeit Mgtben roeroen bie ftnfleren Öe* 
roalten geitroeife $err über bie liebten (Götter, 
unb in beiben Mptben übt baS @olb eine 
unbeilooUe Macht aus. 

(SS ift eine finnige, an gegebene ©agenmo* 
tiue ficb anlebneube (Srbicbtung SagnerS, ba| 
baS (Molb als leitdjteubeS '2luge beS SafferS 
oon ben Nbeintöcbteru behütet roirb, benen eS 
barmlofe greube geroäbrt. Dem flaren ^le* 
ment entriffen roirb eS eine unbeilbringenbe 
(^croalt in ber £>anb beffen, roelcber ber Siebe 
abfagt. ©o gewinnt eS ber Nibelung Silbe* 
rid>. ©ein fpätereS finftereS Salten, ja ber 
©inn ber gangen Dichtung geigt, bafe jene 
SiebeSabfage, roelcbe baS (Molb ficb .^m Dienfte 

S , nicht nur ber Siebe beS Mannes gum 
gilt, fonbern ber Siebe überhaupt. 

3m „Nbeingolb", bem bramatifeben Borfpiel 
ber Nibelungeubicbtung, geigt eS ficb, roie ber 
Nibelung bureb baS (Solo gu einer bie faxt* 
febenbe Orbnung bebrobenbeu Macht gelangt 
unb roie biefe Orbnung bureb bie (Dotter felbfi 
erfdffüttert roirb. 3 ur 3 e ^ BerfaüeS 
roirb uns bie (Motterroelt oorgefübrt, eine über* 
miitbige Slriftofratie, bie ficb Befige ber 
Macht fühlt unb biefe Macht mißbraucht. 
Sotan, ber einft bie Seit georbnet, geigt ficb 
jeßt als ein ^errfeber, beffen Macbtftreben 
in’S Unbegrcugte gebt, aber er bat nicht bie 
puffere ( ? onfequeng beS Nibelungen, ber um 
ber Macht roillen [ich oon ber Siebe abroenbet. 
(*r roill baS Unoereinbare ocreinen, gugleicb 
berrfeben unb feinen Neigungen leben. (Sr 
oerläßt ficb babfi auf feinen Helfershelfer Soge, 
ber, inbem er ben unberechtigten Änfprücben 


Digitized by i^ooQie 



SotanS geitmeifc ©orftub leiftet, mit an 
bcffen ©erberben arbeitet. SotanS £>errfdjaft 
ift auf ©erträge gegriinbet, unb er ortest jeßt 
Verträge, ©eine erfte ©cf)ulb ^at mit Notb= 
wenbigfeit bie gweitc gur golge. $er ©er= 
trag mit beit liefen, beffetx urfpriiiiglid^c ©e= 
bingungen er nid)t erfüllen fann, liiert ißn 
gum Naub beS ©olbeS, unb nur bie Saarns 
ung ber Sala oor bem beit ©öttent brof>en- 
ben ©nbe ftöafft ben liefen ben Ning. — 
Nitt umfonft fürchtet Sotan jeßt bie biutfeln 
Nibelungen; er l)at iljrer bräuenbeu Ntad^t 
felbft in bie £änbe gearbeitet. — Soge, biefer 
fouoeräne ftopf, in meinem fit eine ger= 
ftörenbe elementare (bemalt mit geiftigen C^lc= 
menten, mit Älugljeit unb (flauer Sijt oer= 
einigt, überfc^aut baS Sefen unb ‘Xreibcu ber 
©ötter unb fielet mit ©tabenfreube, wie fie 
i^rem ©nbe gueilen. 

©roß unb gewaltig, wie bie ©timme beS 
©c^icffalS, ertönt bie ©timme ber Sala, aber 
liiert als ein ©orauSbeftimmen, fonbern als 
ein ©orauSwiffen. $)ie leidet ^u bunbßabenbe 
Setnif ber fogenannten ©tuffalStragöbien 
ift SagnerS Mittung fremb. 2 lut ber turdfjt= 
bare glut, wit welchem 9 Ilberit ben ^öefig 
beS NingeS belegt, Ijat nid^tä gataliftifteS, 
wirft nidjt als eine oon klugen fotnmenbe, 
unentrinnbare NNatt, fonbern nur im 3 u- 
fammen^aitg mit ben burt ben ©efiß beS 
©olbeS erweeften ftlimnien Seibenfd)aften. 

Oie $auptaruppen, innerhalb welcher fit 
gunätft ber ©treit um baS ©olb eittfpiitnt, 
ftnb inSbefonbere aiidj burt bie geniale ©e= 
Ijanblung ber Seitmotioe in einer ßotft d^araf= 
teriftiften Seife einanber gegeniibcrgefteflt: 
Oie N^eintötter, anmutig, mutwillig, leicht 
beweglich, wie baS ©lement, baS fie trägt, bie 
in ber ©rbe na* ©d^äpen wüßlenbeu ^Nibe¬ 
lungen: Sllberidp, ber fit burt bie ©lut 
feines $affeS unb feines NategefüßlS faft bis 
ur ©röße ergebt, unb ber niebrige, tiiefifte 
eige SJNime, — bie plumpen, in roljjcr Seibern 
fd^aft ßanbelnben, aber ehrlichen Niefen, unb 
Die in iljrem £errftergefü§l gewalttätigen 
©ötter. 

05 ie £anblung entwicfelt fit in fietiger 33 c- 
wegung unb ©egenbeweguug oon bem ?augett- 
blirf an, ba Sberit baS N^einaolb raubt, 
bis gu bem Ntoment, ba Sotan ben Niefen 
feine ©tulb bamit gafjlt, unb gafner ben 
gafolt um beS ©olbeS willen erftlagt. Allein 
fie bilbet fein ©ameS für fit; jie eröffnet 
nur ben ftampf gwiften bem ©ott unb bem 
Nibelung, ber fit burt Me guuge Oittung 
ßinburtgjtt. 

Oaß Sotan bie ©runblage feiner NNatt 
neu gu ftüßen futt, burt feine $ ötter, bie 
Salfuren, gelben um fit fummelt, unb oon 
©iegmunb, feinem ©otyn, bie rettenbe Oljat 
erhofft, bie ben Ning auf immer ber NNatt 
ber Nibelungen entgießen foü, barauf beruht 
bie £>anblung in ber Salfüre. ©iegmunbS 
ßeibenftoft bringt tu mit ben ©efefcen ber 
©itte in ©onflict unb Sotan muß aufs 
Neue erfennen, baß feinem Sollen unb Süiu 
ft«n eine ©renge gefegt ift. — Senn er $ier 


bie NNätte beS freiwaltenben NaturlebenS oer* 
tritt, jo ift grigga bie Hüterin beS ©itten= 
gefeßeS unb oer ©l)e; ifjren Slnforberungen 
muß er weidben unb ©iegmunb fällt iljnen 
gum Opfer. Oie Salfüre aber, bie ifjn retten 
wollte, wirb in 3 au ^ er ft^ a f aerfenft. 

Sotan erfennt atlinälig bie ©ergeblitfeit 
beS Kampfes, ben er fämpft. 

©ein ©efprät mit ©runf)ilbe im gweiten 
5 lft erftlicfU bie innerften NNotioe feines §an* 
beluS unb ift ^öd)ft wittig für bie gefammte 
Nibelungenbittuug. ^Dramatiften Pilfor* 
berungen entfpvetcu aber SotanS Sorte nur 
ba, wo fie mit bem ©ntftluf? gufammem 
Rängen, ben i^m Jrigaa abgerungen. 3 tHeS 
Uebrige ift ©rga^lung ftatt ^arfteUung burt 
£>anbiung. — Nitt mit Unrett war Sagner 
im 3 ,Df U e ^ * l & cr SBirfung biefer ©eene, 
©ie wäre jebot nidjt ui befeitigen gewefen, 
o^ne baü bie Jtlarfjeit oer Mittung, wie fie 
nun einmal war, gelitten l)ätte. 

SDiefe ©ceue ift ber eingige bebcnflit c ^ßunft 
in ber bramatiften Sirfunq ber Salfüre. 
©in leibenftaftiiter energifter 3 ug geitnet 
fonft bie gange £anbluug auS. Sie brangs 
ooü baut fie fit gleit 3 U 9 lnfana auf! ©ieg« 
miinb auf ber glott im ^>aufe feines geinbeS 
einfe^renb, ©ieglinbe in beS rofjen ^unbing 
©ewalt, ifjrc ©rgäf>lung oon bem ©iegftmert, 
baS ben Saffenlofen ftüpen fönnte (eine 
©rgäf)lung, aus bereu l Ionfprate uns bie ©e- 
ftalt Sotans in ergreifender Seife entgegen- 
tritt), i^re tflaije ob beffen, was fie erbulbet, 
baS ßiebeSgcftanbnifi, oie ©rfenuung, baS 
SlUeS ift oon ^inreißenber ©ewalt. Sie ber 
ßenggott mit feiner ©tmefter, ber Siebesgöttin 
fit eint, wenn bie Sinterftürme jewiten 
finb, fo oerbinbet fit ©iegmunb mit ©icg« 
linbe. 

OaS Ntotio ber ©eftmifterefje fanb ber 
Oitter in NNptfje unb ©age. 3 lber mä^renb 
eS in ber s DNi)tl)enwelt ein felbftoerftänbliteS 
ift, bringt eS bie Sölfungenfage ft°n mit 
bem ^ewu&tfein, baß eS bem ^erfömmliten 
Sauf ber £>inge nitt eutfpritt. Seil nur 
auS ber $erbinbung ber Sölfungenfinber ber 
ftärffte ^elb ßeroorgetyen fann, tauftt ©ieg= 
munbs ©tmefter, bie mit ibnt aufgewatfen 
ift, ißre ©eftalt mit einem naubermeibe, um 
mit bem 93 ruber fit gu oerbinben. 

^)ier ^at fit bie Mittung SaguerS weit 
über bie ©age erhoben. 3 lüeS oereinigt ftt, 
um ben ©unb ©iegmunbS unb ©icglmbenS 
als einen natürlichen erfteinen gu laffen. 
®ie innigfte Siebe allein ^at baS ©anb ge^ 

» en, unb eS ift ein fein empfunbener 
aß ©ieglinbe bie Untreue gegen §un* 
Sing tniuber qualooü empfinbet, als bie Un= 
treue gegen ©iegmunb, baß fie fit erniebrigt 
fi'tlt, weil fie guoor bem ungeliebten Ntanne 
angebörte. 

©leitmo^l iftgrigga’S Älage berettigt, unb 
baS liebenbe ^iaar muß untergeben. ©S ift 
ein weibeooüer, tief ergreifenber NNoment, 
wenn bie tobfünbenbe Salfüre gu ©iegmunb 
tritt, — unb eine ©timmung, ä^nlit mie 
bie, wenn $rijtan uufforbert, tm in 


Digitized by ^.ooQie 



ben Job ni folgen, fprieht ficf) ^ier roohl uid^t 
nur jufäuig in ähnlichen klangen au§. 

$ 3 runbilbe ift eine Ijcrrlic^c, fid) immer 
bebeutungöooller entioicfelnbe i^eftalt. ©eldf 
iubelnbe 3iigcnbFraft bcfunbet i^r erfle§ Auf¬ 
treten, unb $ugleich roelcfjen Finblich ebrfurchtS 
nollen Sinn Dem $atcr gegenüber; mie tief 
betrübt fie baö (Gefühl, bafi fein ti'ebot miber 
fein eigenes (*mpfinbcn gebt, unb nre innig 
ift il)re (*rfd)ütterung, als Siecjmunb bie 
Tonnen SalballS um feineö Selbes millen 
uerfdjniäbt unb ihr nun bie Uneublid)fcit 
fold)cr Viebe aufgebt. So mirb fie bem 


bot SSotanS untreu, inbem fie ihrem £erjen 
folgt — bie ^ebeutuug biefeS ©eboteS macht 
fie ficb ohnebicS nicht Flor — unb ihr #erj 
leitet fie, als fie Siealinbe gu retten fuc^t. 

J^er^ioeifampf $ioifcben£>unbing unb Sieg* 
rnuub gewinnt burd) all bie Siebungen, 
roeldje ficb baran fuiipfen, eine unoergleicbs 
liebe bramatifebe ©irfuiig, unb ber Umftanb, 
baf? in ber £anblung ber Salfiire feine eigene 
liebe Unterbrechung ftattfinbet, fonbern nur 
bie Scene ficb oeranbert, trägt mit ba$u bei, 
allen Vorgängen eine eigentbümlicbe Sucht 
unb Energie 31t ocrleiben. 

folflt.) 


^effenfieD. 

Saßt uns im tan$enben ftahne hier fcbaufeln, 
Vieblicbe Sieber unb Siebter gauFelu 
lieber bie Sßellcn ba^tn 
glüd;tig. mie luftiger Sinn. 

©raue grau Sorge, mir (affen euch Ijintcn, 
9ttag fie gerointe ©cfellen fid) fmben! 

Un§ ift baS Sd)iffleiu ju flein, 

Sorge, mir bleiben allein! 

Stoßt nun Dom butiFelen Saitbe ben Aachen, 
Slanfcfyen unb Singen unb Singen unb Sad)cn 
Scbmeben auf rofigetn Sdjcin 
JMo in bie äSolfen hinein. 


Seid;t ift baS flüchtige Sebcn 311 faffen, 

Jiknn mir fo miegen unb treiben unS laffen 
J>on bem bemeglicben 3i>inb — 

SöeUen, mie rollt tyr gefd)roiitb! 

iaufcnb oergolbete fchimmernbe 33ogeu 
Äoiitmen im glug unS eiitgegengejogen, 

Sdiiffen mir fröhlich hinein! 

Sebcn, 0 fonniger Schein! 

9lber roer fel>t fich 31 t uns au ba$ Steuer ? 

Nebelhaft fdjiuebt eS unb ungeheuer — 

®id)tcr nun mirb bie ©eftalt, 
i)iunlieb utib grämlich unb alt! 

Sorge, grau Sorge, ßat fte beim gliigcl, 

Schmebt fie auch über bic äÖellcnhügel? 
golgt fie unS über baS üKeer, — 

UnS macht baS £erj fie nicht fchmer! 

Jbeto 3 &aif. 






Digitized by c^ooQie 






13 


©ftetroaber. 

(©orpotnmerfdbe üWunbart.) 

§ei, Ofiermorgen, Ofierroaberbat'n! 

9todb flöpt 1 ) be ©ünn un brömt oon all bc fmucfcn 

Un faen ®irenS, bc am Ofiermorgen 

33ör ©ünnenupgang an bc ©äfcn 1 ) fliefen 8 ) 

(5)at faß filjr rounnerboteS äöaber finn), 

Un bc nidj räbcn un nicfy flüfiern börbcn 
Un blotb 4 ) beforgcn, bat bc ©ünn fc nidb 
9lm (Smn 5 ) äroerrafcbt un aß'S ocrgäroenS. 

Un nccffdben iS bc ©ünn; fc fh^t üm Oftern 
5lß tierig 6 ) up (nocfy ticrigcr aS fünft); 

®odb fjcrorocn bat bc flauen $)irenS marft: 

©ünb aß üm brem ut be $ßofen 7 ) frapen 8 ), 

Un meent bc ©ünn man een'to äroerrafdjen: 

„$a t fya, gru ©ünn, fe fyett to langen flapen 1 )!* 

2öat flieft 8 ) bor liefing an bc ©äf ^cnb^alcn 9 )? 

$ef loro 11 ), ’t iS uef fo’n roafcS ßflinfdjenftnb. 

2Bur freugt bc 9Binb fi to bat braßc 3Jtäbbcn! 

Jpe treeft 19 ) c^r ^ccmlicb an-n $Rodf, un fieft 18 ) 

©e bös fieb üm, fo puft bc oßc ©djalf 
2)cn'n ©anb c^r in bc Ogen, bat fc cm 
fü^t. £e flieft ftdj liefing roebber ran 
Un tüfdjelt 14 ) ehr roat in bc Utyren; fpaßig 
9ttötb 15 ) 't roäfcn, fann ^e ftd} bod) gorniib fatljen 
©ör luber £uft: ^c finit 16 ) ben’n ©anb to^öd^t 
SBic’n utgelatjjner ©tratenfung un flcut't 17 ) 

35orto. 9ßat §ctt fc blotb mit efjre ©d}ört 18 )? 

©c b^ct 19 ) jo fo gefjcimnteouß un ängfilid)! 

®at iS fo mat oöv cm; bat mötl> b c roct^cn 4 )! 
gi^ grappft 90 ) \)t to un iüfjt — cm gebt bc $ßuft fl ) 
©ienab oör lubcS Sachen ut — un fü^t: 

(Sen’n $ott, cen’n großen Söabcrpott! gaft lött") f’ 
©ör ©dbredf cm faßen; boefy befmnt fc fteb: 

©c miß jo Ofterroaber in cm l)alcn. 

©lotb b c fann fufy noch garnidb fat^cn; ümmer 
Unb ümmer mebber plafct ^e loS 93 ). 3)at iS 
(Sen ©paß! ©öS meent fyeH nidb, betoo^r mi ©ott! 
Un fc, na fc roarb boefy rooß ©paß oerfta^n! 

3roor aß un jeber bürft — ief rab tom beften! — 
©idb nidb fo mufig mafen 24 ); f)a, fc roürr 
(Sm anncr Ogen roiefen! 2fteent man nid}, 

©c fünn blotb frünblid) b^on 19 ); bc ©ebultenjocben 
2Betb juch een trurig Cccb boroon to fingen. 


*) fcblaft, *) ©ädfje, *) ((bleichen, 4 ) flatt bcS „tfj" bcS $lattbeutf(ben ftc^t im §od) ; 
beutfeben meift „%*; *) \t\t man a!S eine ©ilbe; 6 ) zeitig, 7 ) gebern, ®) gefroeben, 
hinunter, ll ) glaube, **) jiebt, M ) gueft, 14 ) ßüßert [gifd^ettj, w ) mufe, M ) wirft. I7 ) pfeift, 
J ©(bürje, ») tbut, ») greift [oerftarft], * l ) 9ltbem, “) laßt, *») brid^t er in vad^eit au8, 
) fic| fo etmad nicht bttauSnebnien. 


fe- 


Digitized by ^.ooQie 



R-- *3 

®or i3 be ©äf jo aß. ©e büdft fic^ bfjal 10 ). 

®od) tour oerfcfyricft fc fiel)! uft SBaber fefjn eljr 
£toee 9ftinfd)enbißer an. ©üljt fo fye ut, 

$e unnertoägenS mit el)r f chartert fjett? 

®enn i3’t bc 2Binb ucf gornid) roäft; bit '3 jo 

(Sen gor 25 ) ©efannter; giftern 9lbenb noch 

£>ett f mit em fprafen un — ucf Bälden 26 ) fdjäfert. 

®e ©laufopp! $)orüm fragte tye oerflafjleit: 

»@cgg, halft bu Cftermaber morgen früh?" 

Un fe oerteßt* ucf ganj oertruglich — toteren f 
£ofamen hoch uprooffen 27 ) — : „$a, icf b^o’t 19 )!" 

©erröb 28 ) em ucf, bat oon be ranfett ©urfchen, 

Ce nah ehr fiefen, efyr bat Cftermaber 
2ßie ’n ©pegelbilb — ’n truften toiefen tourr. 

£e möth be rechte boch tooß roäfett, fü^t 
©e em boch richtig tn-n SBaberfpegel! 

^r i3’t rooß recht, rnenn't — eettglidb 29 ) ucf ntdjj ftimtnt: 

©e füljt nid) blotf) ften Silb; fe föfjlt ften'tt 9lrnt, 

Ce facbting fe ütnfatfj’t, utt fö^lt — fe toabb 

©et att=n ©feitet rot — up efyre ©acfen 

©ien Rippen. Cürft fc man, toat toürr fe fd)eßen! 

Äünn fe ftd) mehren! äroer beibe £ämtt 
©ünb not, ben'n ftocren SBaberpot to ^oßen. 
mn möth be $üjj fe ftch gef aßen latfyen 
Un ftiß un ftumrn bat Cftermaber fläpen. 


ö ) guter, *) btjtchen, 27 ) aufgeroachfen, **) ucvrietl), w ) eigentlich. 

£mafb von feffenOoro. 


^nDolIHommcnfjeit. 

O SWenfd^ettgeift, bu fiauttft oor beitten ©iegen, 

Cie bu im ^eitenmechfel ftolj errungen; 

So mancher fü^ne 2öurf ift bir gelungen, 

©o manche ©chrattfe Ijaft bu überfliegen. 

Cie (Slemente fiefjft bu oor bir liegen, 

(£itt$ücft ocrnimtnfi bu ihre Jpulbigungen; 

@3 tnüffett ©lifc unb Campf, tit’3 gelungen, 

3u beinern Cicnft burch Sanb unb ßfteere fliegen. 

©o mirft bu uitaufhaltfam roeiter bringen; 

Cb ber ©efd^led^ter öbctt ®rabe3^ftgeln 
Söirft bu bich f)öfyer ftetö unb höh cv fc^roittgett. 

Cu ftrebft empor mit nimtnermüben ftlügeln; 

9t od) manche ©>uitberthat mirft bu ooßbringen, 

9tur eiii3 oerntagft bu ttie: — bich felbft ju jügeln. 

_ Mxlftiau $<$* itt. 


& -g 


Digitized by ^.ooQie 




§ ft a r u $. 

3$ fd&au hinauf in’S 9teid) ber Sterne, 

O, ©otteS ©eit, n>ic weit, wie weit! 

Sei ftitt mein £erj. unb lerne, lerne, 

©efreit t>on SRaum unb irb'fctycr 3eit! 

©et ftid, mein £er$! Dort broben freifen 
UnjäljPge ©eiten, unfrer gleich — 

£>u hörft be3 ©eltallS ew'ge ©eifen, 

©ie^P ©otteS Silb in feinem SReicty! 

Unb füp bu nicht ben fficltgebanfen, 

©ie er auch bir ben ®eift belebt, 

®a§ er tut glug bie ew'gen ©djrattfen 
Vergißt, fic^ felbft ju ®ott ergebt? — 

C, fönnt 1 ich alte ©clt umfaffen, 

©ereinen alter ©eifter Wacht! 

^ein Stern, fein Sicht follt 1 un3 uerblaffen — 

'«Rein, flammen foflt’S junt Irofc ber 9tad)t! 

Wir wirb’3, als fönnt 1 i<h überfliegen 
®e3 DafeinS ©rennen eng unb fdjntal, 

9tl3 müfct 1 be3 ®eifteö Äraft beflegcn 
Wit ^eiPgent ©c^tuung be3 Vcbett^ Oual! 

Wir wirb’S, als fpräd) aus lichter gerne 
®eS ©ro’gen Wunb ben ©egen mir, 

9113 fdjroättg 1 ich ^ier im ®lanj ber Sterne 
3)e3 Wenf<heugeifte3 ©iegpaitier! . . . 

$och nun, wie wirb fo bang mir wieber! 

3ch M weiten 9111 allein; 

3um ©taubgebornen ^ie^PS mich nieber, 

©a3 wirb be3 SRingenS ©nbe fein? 

$Rur ©euf^er bang, unb weiter flutet 
3)e3 ©eltalls ftetS bewegter Strom : 

Cb auch ber ©eift bidj ^ed burc^gtut^et, 

®u bift unb bleibft ein ©taubatom. 

gharfe$ gftidUrf*. 

frommet $fauße. 

©3 ift ein ©ott! @s ^errfc^t ein großer ©eift! 

Weht Slnfang ift, noch ©nbc ihm gegeben, 

©ott ifjm allein ftrömt au3 ba3 Siebt, ba3 Seben! 

®as Sternenzelt, bie reizgefdjmücfte ©rbe 
9fief einft fyeroor burdf) fein allmächtig „©erbe" 

Der ew’ge ©ott! 


• gitized by ^.ooQie 



452 


©8 ift ein ©ott! @8 §errfdjt ein großer ©cift 

3m weiten 9HI! Unb ohne i^n $u fennen, 

Darf ityn mein äftunb fo gläubig „©ater" nennen. 

Da8 Slugc barf mit finblidjem Vertrauen 
©mpor ju ifym, bem Unficbtbaren, flauen, 

3 um guten ©ott! 

@8 ift ein ©ott! ©8 Ijerrfät ein großer Seift! 

2 Benn Äummer auch ba8 Scben oft oerbüftert, 

3 m §crjen tief e8 überjeugenb flüftert: 

„Stoch ©rbenleib, nach mut^ig tapfrem Gingen 
SBirb aufwärts einft ftcb meine Seele febwingen 
3u meinem Sott!" 

3**ttttp Jetef. 


„0 bella Venezia! 44 


So febau ich in fcbaufelnber ©arfe 
9 hm einmal an btr mid) fatt, 

Du fdjimmernbe Stabt ber Sßaläfte, 

Du fd)wimmenbe SDtorcbenftabt! 

O liebliche Dodjter beS SDtoereS, 

SBie feine noch fcfyöner id) fab. 

Sei taufenbmal mir gegrüßt, 

0 bella Venezia! 

DaS leuchtet in taufenb garben, 

Da8 flimmert unb glänjt unb glü^t, 
Unb auf ben ©ßegen unb Stegen 
©in fröhlich^ £eben blü^t. 

Der £)immcl in ^crrlic^er ©läue, 

Die füblcnbe See fo nab, 

Die Sonne in füblidbcm Slaitje, — 

0 bella Venezia! 

Doch 9tod)t3, wenn milbc ba8 äRonblicfyt 
2 luf biefen ©kfferit rubt, 

Dann fteigen ©rinnerungen 
©mpor au8 bunfeler glutb; 

Dann träumen bie alten ©aläfte 
©on bem, wa8 einft gefd&ab, 

Sie träumen oon beiner 3 u 8 cn ^/ 

0 bella Venezia! 


Da8 waren golbene 3«tab 
Da bu noch in Slan$ unb Fracht, 
© ftoljeS ©enebig, geboteft 
Den Slnbern mit Jperrfcbermacbt. 

Da war bein bräuenber £öwe 
Sefürdbtet fern unb nab, 

Die 2fteere3fönigin warft bu, 

0 bella Venezia! 

Da fafjen bie blonben SJtogblein 
De8 SlbenbS auf b<>b cm ©alfoit 
Unb blieften binab unb laufebten 
Der SJtonbolina Don. 

O bu glücffeliger Sänger, 

SOtoncb’ StöSlein warb bir ba 
©on roftger £anb gefpenbet, — 

0 bella Venezia! 

Da ftrablten bie b*>b cn Säle 
©on bunter Simpeln Slanj, 

Unb maSfenoerbüHte Schöne, 

Sie fcblangeit ben gafcbingStanj. 
©Bie funftoerflärt unb mächtig, 
Senebig, warft bu ba! 

Da8 waren golbene 3 e ^ cn 1 
0 bella Venezia! 


9hm fteben bie SDtormorbatlen 
©erlaffen in ftummer 9^eib > 

Unb brunten gleitet leifc 
Die febwarje Sonbel oorbei. 

Der Stocbtwinb webt unb ferne 
SRaufcbt tofenb bie Slbria; — 

©in Draumbilb febeinft bu mir felber, 

0 bella Venezia! 

_ gfemeit* 3>r<t<fe. 


Digitized by ^.ooQie 



453 


jbüt’ öid), ^Sau’t, idj ftomml 

©S mögt baS fiorn im ©onnenfcbein, 

Der Sauer ift entlang gefahren: 

Das roirb ein 9Kecr beS ©egenS fein, 

©in ©rntefeft roie mc^t feit fahren! 

Da jie^t beS ©egeS eine ©^aar, 

3n ©ammS unb ©affen nmnberbar, 

Unb Irommelroirbel fd^attt oorbci, 

günf ©erläge, bumpf unb ferner u>ic Slei: 

§üf bicb, Sau’r, id) fomm! 

©ie laut baS Hingt, mit f)tü baS blinft, 

©o fie im Dorffrug ©infe^r ^aben! 

Die gabne roefyt, ber ©erber roinft 

Unb bingt mit ©elb unb ©ein bie Änaben: 

Die ©enfe roerft, ben Stechen fort! 

Den Jpanbfcblag nun: ein 3Rann, ein ©ort! 

Jpeut frö^nt if)x noch bem Soben 
Unb morgen folgt ber irommcl tyr: 

Jpüt 1 bicb, Sau’r, ich fomm! 

3um blut’gen Slbenbljimmel bampft 
Der Qualm empor oon Hubert geuern; 

Die gelber ^at ber £uf $erftampft, 

Semidbtet ^at ber Sranb bie ©dauern; 

©equält, entehrt, ermorbet liegt 
DeS Dorfes Solf; ber Stabe fliegt, 

Der ffiolf fcbleicbt an, unb fern am ©alb 
fünfmal ber ©irbel bumpf oerballt: 

£üt’ bicb, Sau’r, icb fomm! 

Die ©cblacbt ift aus im breiten gelb, 

Son Slut unb Sßuluer maßt ber ©cbnmben, 

Die ©ifenfugel b<H jerfpellt 
DeS Sierecfs Üanjenpaliffaben; 

Stun fcblci<bt ber Sau’r, bem Staubtbier gleich, 

Durchs gelb unb plönbert Seich 1 um Seid) 1 ; 

Da jueft er febaubernb — tobeSrounb 
Änirfc&t einer noch mit blut’gem SJtunb: 

£üt* bicb, Sau’r, ich fomm! 

Unb roieber ift bie glur befteöt, 

3um erften SJtat feit breigig fahren. 

Der Sauer folgt bem Sßflug im gelb, 

Da rnufe ein ©unber er geroabren: 

©in Scingeripp mit Schien 1 unb ©ebroert! 

Unb roie ber Sßflug barüber fährt, 

3ufaminenraffelt Sein unb Stahl, 

2US bröbnt’ eS nach jum lebten SJtal: 

§üt’ bicb, Sau’r, ich fomm! 

fxnfl £&ttffffti0a<h. 


8 ^-:_ 22 


Digitized by ^.ooQie 




451 


#raue ‘tage. 

Sttatt mag ftdj noch fo rnut^ig befj ernteten, 

Unb nocty fo jornig trogen eigner ßtage, 

@ic fommen bocty, bie büftren, grauen tage, 

Die nac^tumraufcfyten, tobe§traurig4ecren. 

Sfur ein ©ebanfe roü^It bir bann int ferneren, 

©om tenfen Reißen £mupt, nur eine Jyrage 
,f)örft bu uon beiuer Vippe müb 1 unb jage 
Slu$ rounber ©eele immer roieberfefjren: 

Söojtt? ffioju ba§ SttteSY ^5rfi bu'3 tönen, 

Unb ftarrft in’S Veere mit oerroaebtem ©tief 
Stuf all' bie blaffen ©fernen, bie bid) ^ö^iteit. 

tie grage fc^teuberft bu, bie eroig^eine, 

©oll bittren Spotte entgegen bem ©efebief, — 

Unb Feine Slntwort Fontmt bir, — Feine, — Feine. 

_ <£ottr«b fefntatttt. 


3 m Sommer. 


ltnter'm rotten Äirfc^enbaume 
Vag idj bämmernb auf ber Söiefe, 
Unb bie rotfjen itirfc^en tocFten 
Viebtid) mie im ©arabiefe 
2Ri(b im träume. 


Unb ein ©ögtein fyodj im ©aume 
Stafette, mit bem ©ebnäbtein picFenb, 
©on ben faftgefebmettten j?irf<ben, 
Viebtid) mit bem &öpf$en niefenb 
3Bie im träume. 


Slu$ bem t;o^en JpimmelSraume 
Äam ein SRaufcberoinb gezogen, 

Unb bie ftirfeben fielen nieber, 

SU3 ficb lei3 bie Söipfel bogen 
3Bie im träume. 

SSoffgang <£tr<b0a<b. 


Äuf einer geffenörüdie. 

Ueber ftarrenben Slbgruub3tiefen 

Stuf Ijingejaubertem ©rücfenfteg 

^äng 1 id) unb ftnn 1 unb träum 1 unb grüble. 

tunFel grollt mich ber £immel in'g eigne Seib, 

3n oerjroeifetnbe Unmut^taune jurücF. 

Unter mir bohrt ber getrocFnete ©adj 
t)urcb jerflüftete getfen ba§ trofc’ge ©ett. 
tarnten veefen fid) ftotj 
3mifd)en gefiürjten Stöcfen empor, 

SBie titoofige Dtiefenfcbmerter 

3roifd)cn ©räbern ntobernben SRecFengefdjtecbtS. 


Digitized by ^.ooQie 




455 


8-«i 

gern genüber bräut eine gelfenroanb 

lieber ben ©raus beS jerroetterten ityatS herüber. 

Senfred)t fteigt fte unb fteljt rote ein gürfi, 

Dem @nabe fremb, unb roanft unb roeidjt 
©infam fc^recft in ber fütyllofen ©rfyabenfyeit 
ftd) felbcr jurücf mein ©emütty 
Unb benft ben ftarrenben ©raus beS SebettS, 

2)enft baS Sdjicffal unb benft ben erroünfdjten £ob. 

®a beginnt auf bem gelfen gegenüber 
©litten in ©rabeSfd&auerit ber 9lllnatur, 

©litten im £obeSfd)roeigen ber irb'fd)en ffielt 

Buoerfidjtlicbcn Sang ein ©öglein 

Unb jroitfcfyert unbeforgt fein roomtigeS Sieb. 

O ©öglein, trautes ©öglein, roie rütjrft bu mi<$! 

®u bift glücflidfj unb frolj! ©etljürmte gelfen, 

©teertiefe Sdfjlünbe unb über bir 

®er jornige Jpimmel festen bid) nimmer an. 

S)u flatterft roie in ©lumengefyängen einher, 

©in golbner Fimmel lächelt bir )u unb fanfte, 
greunblictyc Jpügel laben bid) ein )ur Suft. 

C ©öglein, trautes ©öglein, roie rüfyrft bu mid)! 

3Bem fo ein Sieb non blül)enbcr Sippe fprofjt, 

SBenn ifjm baS Seben bie fd)roar$en Sdjlünbe roeift, 

9Benn iljm genüber baS fleile Sdjicffal ftarrt 
Unb roeun ber Sdjroinbel fafl iljn )U J^alc ftür)t: 

O ber ift glücftidj roie bu, geliebter Sänger, 

$>er mir inmitten roilber ©rfjabenljeit 
©ine ifjräne — unb biefen ©efang entlocft. 

_ 3$itytftu Genien. 


Pie $onne fanft. 

gerne Äirdjeitglocfen flangen aus bem I^ale 
3)ur$ beS grüfyliitgSabenbS füfje SRufy 1 , 

©tit ber Sonne golbnem Sdjeibeftraljle 
SaitF ber ©rbe lichter griebe )u. 

©eint ©efange froher ®roffellieber 
gütyrf id) bidi) )ur grünumlaubten Sauf, 

Uebcr unS oerftreute ®uft ber glieber, 
fflie bie Sonne — farbenglüljenb — fanf. 

Jperbft i|VS roorben, ©Mutcrftürme fatneu 
Unb auf'S ©eue ift ber Seit) erroadjt, — 

3BaS bie Stürme, roaS bie gröfte nahmen, 
©euoerfüngt |at eS ber Sen) gebracht. 

9tur roaS mir ber Stürme Drang genommen, 
©ringt fein Sen) mefyr, unb oon Sefynfudjt franf 
©in id) )um umblüljten ©lab gefommen —, 
Stumm unb traurig; benn bie Sonne fanf. 





Digitized by ^.ooQie 



456 


Jommerfäben. 


Dic gelben Saaten mögen, 

@3 flirrt ber Süfte giutb; 
grau Sonne am £>tmmel3bogen 
SRetnt’S ^eute gar $u gut. 

Die giur erglänzt tm ©olbe, 
©lutljfltttrig fle^t ber Dann; 

3m 3auberfdjlo§ grau £>olbc 
#ebt nun ju fpinnen an. 

35MH jartc Strähne jie^en 
3u buftigem ©emanb, 

Unb fiibcrne gäben fließen 
3n’8 fonnengolbne £anb. 

§alt ein, grau 
Stegentin roeifer 
3n biefe klugen 
3<$ löngft ju t 


Sie roeljn in fanftem $au<be 
93om Sci^lo§ am §olbeftein 
Unb fpinnen am SRofenftraiu^e 
Die rottye SRofe ein. 

Die fiät^e fte^t in Äreffen 
3m grünen ©artenlanb; 

Da bängt ftd) einer oermeffeit 
3ln tyrer SBimper Stanb. 

Die 3leuglein ^ätt’ er gerne 
Umftricft bem fyolben Äinb, 
SSBeil blaue Slugenfterne 
Oft gar gefährlich ftnb. 

Jpolbe, — traute 

gei’n! 

f d^aute 
ief b^ein! 

Pa* 


@ppre|fengarten. 

Da ber graue Slbenbtjimmel tiefer 
06 ber blütfjenreicben ©eit ftd; bettet, 

Älimm’ id) ftiQ beit fteiten ©fab empor. 

Drunten f<$äumt baS 9Jteer unb roetlenfüfyl 
©treidjt ber ^ritylingSwinb mir um bie ©<$läfen. 
3mmer weiter fd)rcit’ iä) längs ber ©ärten, 

DrauS bie ©olbfrudjt ber Orangen leudjtenb 
3n>if<ben Änofpen aus bem Dunfel gleifjt, 

©ie errßt^enb, 5ßflrfi^blüt^enjroeige 
3n bie fermeren ^Ibenbfc^atten greifen. 

§öf|er ftets — föon fdjweifen meine 2lugen 

Ob ber Sillengärten 2enjeSprad>t 

9luf bem weiten ©olf, ber „©ai ber ©ngel", 

©ie ber ©olfSmunb* tönenb i^n getauft. 

9ladf ben blumenrotljen 9Rofenl)ecfen, 

Dran bie Halmen, bie 9lgaoen ftetjn, 

Äomm id> nun an eine niebre ÜJfauer, 

Die ein grofjeS ©artenlanb umgreift. 

SWein, fein ©arten ift’3, in bunfler ©eite 
©reitet fidj’S oor meinen au§ 

©ie ein llrwalb fdjattenber (Sppreffen, 
2eibenf$aft3= unb fc^icffatSüberfd^auert. 

Droljenb ragt eS in bie grauen Süfte, 

©iS hinunter, wo bie ©ranbung tobt 
Um bie Älippen; grünes SRanfenmerf 
©klingt oon etnem Slfte jum anbern, 

©ie bie leic&tgeföürjten Iraumgebanfen, 


Digitized by ^.ooQie 




457 


-*i 

Die beS ®eniuS ©Ratten liebten Reifen, 

Unb oer^auc^enb auS ber gerne nur 
klingt jum SBellenfang ein SSogcllicb 
3n ben trüben, grauen Slbenbbämmer. 

. . . . Seibe Jpänbe prefjf id) bö auf’S #er$: 

3ft eS nicht ber ©orten meiner Seele, 

Der ba oor mir febroeigfam, bunfel rutyt? 

3n ber Diefe fdjäumt ber SJtccreSgifcbt, 

Drüber ragen mächtige ß^preffen, 

Unb aus tiefem, ^offnungdlofem Dunfel 
Dont, erfterbenb faft, ein ©ogellieb, 

2l<b, ein alter ©ang, ein Slmmenlieb 
33on bem Äinberntär<$en meines ©lüefs! 

_ jfermiitt »»« yreuf^e«. 


Vernarb uon 'jjenta&our. 

i. 

9lm lad^enben borgen, ba fpornt 1 icb mein Stofj, auf ßrben baS ©lücf $u erfunben; 
Stafcb trug’S mich jur Jpofftatt, jum febimmernben ©cblofj, ba glaubte mein $eil 

icb gefunben. 

3ur Äönigin fab icb geblenbet empor, mid) ffreiftc tyr lobember ©lief, 

Drin laS icb crglü^enb: Du finbifeber D^or, roaS fudjft bu? Stur Siebe ift 

©lücf! 

Unb trunfen griff id) in bie ©aiten 
Der aöerfdjönften grau $um SßreiS, 

SJtir eine ©penbe $u erftreiten 
®on i^ren Sippen rotf) unb ^eig. 

3n garten Siebern, in ßanjonen 
Soll ©lutb unb füfjcr Ungebulb 
3Barb icb um meiner Jpcrrin §ulb — 

Da roarb mir ^immlifc^eS ©elo^nen. 

Unb gab mir ber SJtinne berauföenber Iraum baS ©lücf, baS fo brennenb erfeljnte? 
3<b I^or, ber bcS DornS an ber Stofe oergafc, ber Dreue bei @c$önt>eit i<b mahnte! 
Sieb, ßleonore oon Poitou, 

2Bic gnäbig unb b<M unb mie falfd^ roarft bu! 


II. 

§eifj glühte ber SJtittag, ba griff icb jur SBe^r unb büßte in ©tabl meine SJtufe. 
gern locften ganfabren; bort rücfte baS §eer SßlantagenetS gegen Douloufe. 

3 efct galt'S 311 beroäbren auf blutigem gelb meinen SÖtUtb unb mein Stittertbum, 

3cb b 0 **’ ** ergrübelt unb trug'S in bie SBelt: Das ©lücf blübt allein nur 

im Stubm! 

Da fang icb feurige ©iroenten 

3m ©türm, unb wenn bie ©cblacbt uns febieb, 

Sereintc freubig bie ©etrennten 
ÜJtein bonnemb Drufc unb gebbelieb. 

!K-£ 


Digitized by ^.ooQie 




458 


2Bo nur ©raf SRaimunbS ©anner rockte, 

DaS cinft fein 3lfyn oor %\on fdjroang, 

©lifct’ aud) mein ©d^roert, bis fubelnb flang 
Unb tyefl in’S 2anb bie ©iegStroinpete. 

Hub 30 g nun baS ©lücf in bie fyarrenbe ©ruft beim roilbeu, beim tobenben Kampfe? 
§afs rnid) aus bem flirren ber JBaffen gegrüßt, aus Ijaflenbem ©treitfyengft; 

geßampfe? 

2 Bof)l prie§ man ben gelben unb jaud^te ifjm ju, 

Doc^, irbifdfje Gljre, roie nichtig bift bn! 


TU. 

Der Slbenb fanf nieber; burdj’S ftiße ©efilb ritt ftumrn icfy mit läffigem 3ügel, 
Da faßten bie ©locfen fo oofl unb fo milb ootn nußbaumumbufteten £ügel, 

Da ftrömte ber äBeifjraudb aus offnem ©ortal unb leudjtenbcr locfenber ©djeiit; 
£efl fiel mir in’S £er$ ber oerfjeißenbe ©traljl — ba trat in baS Älofter id) ein. 

9iun tönen DaoibS fyofje ^falmen 
5luS meinem äftunb im frommen (Jfynr; 

Die £)arfeit rauften unb bie Halmen 
DeS ©arabiefeS an mein Ctyr; 

Dev ©d)eere beugte fid> mein ©cfyeitel, 

Die ©cfyufter gern bem ©capulier; 
gern, roeltenfern liegt hinter mir 
Der 6 rbe Suft — roie roar fie eitel! 

i'ang irrt 1 icfy im Dunfel, jefct Ijab' icfy'S erfannt: DaS ©lücf, eS ruljt einzig 

im grieben, 

3m ftißen ©enügen, im Xrofte beS §eilS, baS ber Jpcrr feinen Jüngern befdjieben! 
O fanfte, 0 fonnige ,ftloßerruf)\ 

Du ©alfam ber ßRübeit — roie felig mad)ft bu! 

JiarC Jionrab. 


Huf bem £Berge. 


3Bic roirb baS £>er$ mir freier 
9luf fteilen ©ergeSfyöljn, 
©ntfernt oon irb’fd&em Reiben, 
Umbrauft 00 m freien göfjn! 

Da brunten in ber Diefe 

©dringt ftd) beS £ebenS ÄreiS, 
©evroorren oft unb büfter, 

9iur feiten fanft unb leis. 


Da lieben fid> bie ßftettfdjen 
Unb fyaßen ftd) noefy metyr; 

Da bleibt ber ©imt fo trübe, 

Da bleibt baS £er$ fo leer. 

Jpier oben auf bem ©erge 
©rljebt fic$ frei mein ©eift; 

3 cb lerne freubig mißen, 

2BaS „©lücf" ba brunten Ijeißt. 


Jpier ßnft ber ©dreier nieber, 

Der fonft ben ©lief oerljüßt, 

Unb roar baS Jperj mir traurig, 

£icr roirb'S oon ©lücf erfüllt! 

_ (Ni t mm u 


Digitized by ^.ooQie 




459 


31 n 3l(ine$. 


5Räb<ßen, beiner ©angen SRofen 
©inb gar balb oerblüßt, 

33or bem ©elfen, fcßöneS 9Räbd)en, 
©aßre bein ©emütß. 


SRcßr, als äußrer ©(ßönßeit prangen 
baS £er$ bodj roertß, 

‘DaS ft<ß feine §immelSblütßcn 
©aßret unuerfeßrt. 


§aft bu biefe ftetS im Seben 
®or bem groft bemalt, 

Seucßten |le als fd^öite Sterne 
Qurd) bie DobeSnacßt. 

gfriebriiß ?*üßf. 


3ln bunftfer Pforte. 


O füllet mit beS Setße glutßen 
Den ®ecßer mir ein einzig 2Ral, 

Unb löfeßt ber ©eßnfucßt wilbe ©lutßen. 
Der niegeftidten bange Qual! 

Cb mir ein ©ott ben dRutß entfatßte, 
©in güvft ber Jpöde ißn gefeßürt, 
fö)mm, ero’geS Dunfel, unb untnaeßte 
Den $ßfab, ber irre muß geführt! 

®erfenfc all bie flogen triebe, 

Die einfi fo felig mieß gemalt, 
Umfcßatte biefe ©onnenlicbe, 
©eßeimnißuode, büßte SRacßt! 

dRit f<ßn)ar$en, ßernenlofeit Schwingen 
Söebecfc meine rauße ®aßn; 

©ieb fanfte dhiß’ natß hartem SRingen, 
SRacß bittrer ©aßrßeit füßen ©aßn! 


©tili töfc &u beS DraumeS SReigen 
©i<ß ber ©ebanfen ftrenger ÄreiS, 
®armßer$ig füßle ero’geS ©cßroeigen 
Die ©tirne müb unb fampfeSßeiß. 

©in ©cßlummerfang, burcßrauftßt ©ppreß 
DaS alte Sieb ber ©roigfeit, [fen 

®otn ^enfeitS weßt ntilb ®ergeffen 
Unb ßeilt ben Jammer bwf cr B^t. 

O mär 1 audß mir ein £au<ß belieben, 
3u linbcrn biefen bumpfen ©<ßmcr$, 
Dem 9fußelofen roinfte grieben 
Unb fRaft für fein gequältes £er$. 

£reben$t mir benn aus SetßeS ©eden, 
3»d) trinf eueß ©eßeibegrüße ju! 
®erlöfcßt, ißr ©terne, ad ißr ßeden! 
SRur SRuße! SRuße! ©ro’ge SRußM 

_ #f#rg £rb»*nn. 


3tuf ber 3tltane. 


Du läcßelft unter ®lume»t broben 
Unb um bieß ßer ber Jpimmel blaut, 
©in ®ilb, wie feiten icß’S crfdßaut, 
®on ©lan$ unb ^5oefie umruoben. 


Die bunten galter ftid ft<ß wiegen 
Stuf fonnig grünem ©iefenplan, — 
Unb midß befcßleitßt ein füßer ©aßn, 
9tlS bürff td^ bir $u güßen Kegen; 


SllS fäßft bu freunblicß &u mir nieber 
Unb ßörteft ftid errötßenb gu, 

®ernäßmfl mein IcifeS gießen bu 
Unb meine liebeglüßnben Sieber! 

39. gftabtr. 


Digitized by ^.ooQie 





460 


R-SS 

f®ci 'ätofeti. 

Schöne, bornenlofe Sllpenrofe, 

Scudjtenb roie 9hibin, erglüljenb fjeig, 

®d)einft ein ©innbilb ber beglüeften Siebe, 

£)ie oon ^etn unb Äuntmer nod) nid)t3 mcig. 

©bie DRofe* bie mit fcfyarfen 2)ornen 
3>u im $;ljalc riitg3 umgeben bift, 

©leidjfi ber Siebe, bie burefy Oual unb Jeiben 
©rft erfennt, roic füg unb ftarf fte ift! 

__ übefaibe von <$o((6erg. 


fommernadjt. 

©in ©ommertag ift bnlb oerflungen ©tört aud) ein Murmeln fyin unb roieber, 
$Rit feiner bunten ©tunben Spiel, ©in traumgeborner £on bie 5Rufj\ 

3Bie roenn ein Sieb unau3gefuugen ©o beugt fic liebreich fic^ Ijernicber 

®ort abbrad) — roo e§ juft gefiel. Unb beeft bie iräumer freunblid) $u. 

Sftun fyat bie ©lütfyc fid> gefefyloffen, ©ie Ijört bie ©tunben langfam rinnen, 

2)ie Sttacfyt betritt if)i* bunttcS SReidj, Sieft in ber ©roigfeiten ©ud) 

Singt ifjren Äinbern unuerbroffen Unb laufet babei mit ftißem ©innen 

9htn ©djlummerlieber füg unb meid). 9luf ifyrer ©cfyläfer 9ltljem$ug. 

Slnboff $«ft. 


Allein. 

3$r nennt mid) einen Träumer! Sagt mid) träumen, 

Sagt frieblicb meinen 2Beg mid> einfam gel>n, 

Sagt ftiU mid) roeilen unter biefen ©äumen, 

Äönnt ityr ja bod) mein SBefen nid)t oerftefyn. 

£)ier miß id) rufjen, unter grünem ®ad)e, 

2lu3 bein ber ®roffel fügeS Sieb erfdjaßt, 

3luf ba§ au3 bem ©efträud) am nafjen ©ad)e 
3m $öed)felfang bie Slntroort.roieberfjaUt. 

Sfting3 rutyt bic glur in fjeifgem ©otteSfrieben, 

Äein 9Bölfd)en trübt be§ £immel3 blaueS 3 e ^/ 

®ic§ ift ber redete SRuljcplatj bem SJtüben, 

®er ©infeljr in bie eigne ©eelc f)ält. 

£>ier miß id) auf be3 ffladjeS SRurmeln laufen 
Unb auf be§ 2Binbe3 roeljmutfjüofleS Sieb, 

©icfleidjt, bag bei ber SBeßen leifem Sftaufdjen 
2lud) Jrieben in baS munbe £er$ mir $iei)t. 

_ (freorg^fau^. 

SS—-_£ 


Digitized by ^.ooQie 




461 


8*-SS 

'pa(bedjau6ei. 

©ie piß iP’S um mich; fchlummertrunfen, 3°h weil’ aßein im ©albeSfRatten, 

©eraufcht oom warmen ©onnenbuft, Unb füg burdhfchauert’S meine ©ruP 
3ft fanft ber ©alb in ©dpaf oerfuttfen; ©ie tiefet wonniges ©rmatten, 

StingS in ben 3 roc ^9 en 3Bie S r ^ cn§ fänge / 

©ebt tiefet Schweigen ©ie ©ehnfudhtSf länge, 

Unb golbburdhPimmert ift bie Suft. ©ie nie gefüllte DafeinSlup. 

Die Dannen ^auc^en würj’gen ©robem Drauntfrohe, blüthenrciche ©tunbe . . . 

Unb flüfkvn leifc wie im Draurn; Die ©el;nfud)t taucht, ein meiner Schwan, 

©in jalter fchwelgt im ©onnenobem, ^Tuf au$ ber Seele tiefflem ©runbe, 

©om ©lüthenaPe, Unb frei non ©fronten 

Urnfprülp oom ©tafle, Unb ©rbgebanlen 

3ie^n ©ommerfäben burdh ben Staunt. ©chwebt fie im ©eltenojean. 

_ Jiboff S&ifhefm. 


3nt fleinen ©arten, ber ber ©pege bar 
Unb ben beS ©eeeS bunfle ©og’ umputhet, 

Da lärmt ber muntern Äinber fteine Schaar. 

’s ift Slbenbfdhein — ich frage oom ©alfone, 

©etd)' Spiel bie heße Weiterleit erroeeft, 

Unb mit ber Harpen ^rötylidfyfeit im lonc 
©iebt Antwort mir ein blonbgetocfteS Äinb, 

©on aßer 3ugenb SRofenglanj umpoffen: 

,,©ir fpieten ©räber, Phon beim fünften ftnb 
©ir angelangt, ^ier eins, fyier eins, bort $wci 
äftit ©tein unb ©turnen fünfHic^ auSgephmücft.'* 

©lücffel’ger Änab’, ioie fchlägt bein §er$ noch frei! 

Dir ip baS ©rab ein Spiel; maS wei§ bein ©ein 
©om rätselhaften 3^ e unfreS SebenS! 

Stynp nic^t, wie ©iele eS mit D^ränen loei^n, 

$ll§ Dcmpel, ber ihr liebpeS ®ut umfängt; 

©ie Veibgeprüften eS ber ©ehnfudp W or t; 

Unb ioie eS oft ben blut’gen $afj empfängt, 

Der an ber Seiche nur oermag $u phweigen, 

Da nur ber £ob bie Sühne Phweren fje^lö. — 

©tücffelig Äinb! oor beineit klugen peigett 
Stur fro^e ©ilber auf, — unb nun bu mübe, 

©pridhp bu: „3ch löfdhe noch bk Sichter auS". 

Unb rührP mit langem Stab an jebc ©lüte, 

Die heßgelb, üppig trägt ein bunflcr Strauch 
3m ©arten an bcS tiefen ©eeeS Stanb, 

Unb bie bu anfehauft in beS ©inbeS £auch, 

©ie einer heit'gen Äer$e buft’gen ©ranb. 

_ $ntff von ^offersbadj. 


8 $- 8 


Digitized by ^.ooQie 





462 


grattrn ttw graum. 

Der junge tfönig ritt in beit SBalb 
3ur 3agb mit feinen ©ettoffcn, 

Da plöfcliclj, mit ©turmroinb eiftgfalt, 
ftam ftromroeif’ fliegen gefloffen; 

Dagroiftben fielen bie ©flogen nerntengt, 

©o groft roie bie Jpafelnuffe; 

©alb roar bie muntre ©d&aar nerfprengt 
Durd& bie unaufljaltfamen ©üffe. 

Da bot ftd^ bern Äönig ein Cbbadjj an, 

©in ©d&lupf im gelfengefliifte. 

fliun regn* eS, roaS eS nom 4jintntel fann! 

DaS reinigt unb roüqt bie Stifte. — 

Doclj roe^e! — roeldje neue ©efa^r! 

3m 3 nner n ber ’&ögle, ba lagen 
©ier roilbe ©cfetlen — bie fcpliefett jmar, 

Dod& roie lange? — DaS (onnte fidjj fragen. 

Unb roirFlidj! — 3roei ergeben fic§ f$on, 

Unb ttad& bebenflicper $aufe 

©prid&t ©iner $u i^m in oertraulid&em Don: 

„TOlIfommen in unferem £aufe! 

3^r ftabt mir juft einen Draunt nerfdjcud&t, 

Dod& 3^r bringt iljit mir aud& jur (Erfüllung. 

3^r fe|t, meine Reibung ift etroaS feucht, 

©S feglt mir an warmer Umhüllung. 

Ta träumt* id(j non einem ©analier; 

©in ÜRänteldjjen trug er non 3°M; 

DaS bat ic§ mir aus unb er gab eS mir — 
SSa^rftaftig! ber ÜRann roar nobel!" 

©o fprad& er unb lofte mit fertiger £anb 
Die filbernen ©pangen unb ©c^naUen 
Unb lieft beS Königs foftbar ©eroanb 
Um bie eigenen ©ipultern roatlen. 

Unb ber 3 ro rite: „flRein Draum roar aud(j fe&r nett: 
ftür biefen nom ©türm unb ©eroitter 
Kenoafcfjnen gilg bot mir ein ©arett 
3Kit geoern ein glänjenber bitter. 

3$ badete: ©etaufd&t ift nid&t geraubt — 

Da famt 3fyr unb maltet mic^ munter." 

Die§ fageno ttaljm er nom ^eiligen #aupt 
De8 ÄönigS ©arett herunter, 

Unb ber britte ber ©trold&e roarb reg* unb rieb 
©id(j bie Slupen unb rief mit Sachen: 

„ÜJiir ift mein Draum nidjjt minber lieb 
Unb nidjjt minber lieb baS ©rroadjjen. 

©in fltoft, roie baS ©ure, non ebelftem ©lut — 

DaS fanb id& unb nafttn mir’S ;u eigen, 
fltid&t roa^r, £>err Witter, 3§r feto fo gut 
Unb laftt micp ben Wappen befteigen?" 

Unb enblidj fpradfj ber Sefcte ber ©ier: 

„günoaljr! 3$r nerfteljt eud& auf’S Dfteilett! 
fliun aber frag* i<$: 22öaS blieb benn mir? 

Denn id& au$ träume biSroeilen." 


Digitized by ^.ooQie 



463 


Rt-58 


„Sad anberd" — lachte bcr ©ine — „ald 
©ied Pfeifchen an golbener Jtette" 

— Unb beutete §in auf bed Honigs £ald — 
w ©aS ©efte oon Allem, ich roette." 

**©er ©raumgott ^at euch artig befcheert"", 
Ü^erfe^tc ber jtonig gelaffen, 

„„©och roijjt ihr roohl faum ben ganjen Serth 
©on aU ben ©toben gu faffeu. 

©rum, wenn ihr gejlattet, fo letjr’ i<h euch auch, 
Sie mau gebraute begleichen."" 

Unb er ftiep in bad ©feifd&en mit fräftigein £auch 
Unb gab ein gettenbed 3 e ^ cn * 

©ad ^ 5 rten ringd in bem roeiten Salb 
$ie 3ägcr 311 gufj unb 311 Stoffe 
Unb ber jtönig fah fid^ alfobalb 
Umgeben oon ftattlichem ©roffe. 

©rauf fprach er : „„Auc£ ich ^att’ einen ©raum 
Unb biefer erfüllt ftdh mir mittig: 

3^r ginget fämmtlich an jenem ©aum 
Unb beffen genajjet ihr billig. 

©en ßönig ;u plünbent, ba8 roarb euch leidet, 
©och ift felbjt in ber ©ebrängnif? 

©in £önig 311 fürsten — ben Räuber erreicht 
griih ober fpät bad ©erhängnifj."* 

föegeic^nete mit befeljlenber £anb 

©en ©tärfften oon feinen Scannen 

©en ©ichbaum, ber ihm am nächften ftanb, 

Unb ritt mit ben Anbern oon bannen. 





©er Deutsche Schriftsteller-Verband be= 
finbet fld^ gur 3*it roieberum in einer fdjroeren 
£rife. Sfadhbem ed erft oor roenigen fahren 
gelungen mar, benfelben in ruhigeres gahr* 
roaffer 3U geleiten unb ihn fomit nach unb 
nach feinem 3'de mehr unb mehr entgegen- 
3ufü^ren, broljt gegenwärtig roieberum eine 
neue ©Jefahr, welche bie ©^iftenj bed 33 er- 
banbed überhaupt in grage ftettt. ©3 ift bad 
3ioeifel^afte ©erbienft ber Herren Dr. grieb* 
rid) ©lenemann unb Dr. $and ©lum in 
£eip3ig, biefen neuerlichen ©turnt entfeffelt 
311 haben; biefe ^jerreti brachten nämlich an; 
läßlich ber bemnöchft in ©redlau ftattflnben^ 
ben Allgemeinen ©erfammlung bed ©erbaitbed 
einen Antrag auf Steoifioti ber gefamtns 
ten Tagungen ein. Sir befchranfen und 


barauf, auf bie ben Herren bereits jept in 
ber „©eutfehen fßreffe" ( 3 a ^ r 8 * HI 9 tr. 30 ) 
oon ©eiten bed gefchäftdfuhrenbeit Audfdjuffed 
(aud Stöbert ©<hroeichei, Otto Sen3el unb 
Subroig 3i* m ff c u beftebenb) 3U ©Ijeil geroor: 
bene Antroort be^. Abfertigung ^tnguipeifen, 
in ber fich bie Herren ©ienemann unb ©lum 
(bie beibe ©orftanbdmitglieber bed Seidiger 
©c3irfdoereind finbü) unter Anberem ben 
©orrourf „oottiger Unbefanntfchaft mit ber 
©ntflehungd- unb ©ntroidelungdgefcfiichte bed 
©erbanbed", „lebiglidj partifulariftifcher unb 
perfönlichcr 3ntereffen", „ebenfo unbegrün= 
beter roie gehäjfiger Angriffe unb ©efchulbig* 
ungen" machen taffen müffen. 

—— * - 


Digitized by ^.ooQie 









464 


-SS 


Gustav Pfizer ifi am 19. 3»li im Alter oon 
faft 83 fahren in Stuttgart geftorben. Gr 
mar bcr lepte beS „©chträbifchen £ichterfreifeS". 

* - 

Gottfried Keller ifi am 15. Juli in 3üridh 
üerfcffieben; bereichter, bcr feine erbberechtigt 
ten $>erroanbten hinterläjjt, hot gum UniocrfaP 
erben feines gelammten DfachlaffeS beit £ocfc 
fchiilfonbö beS OatitonS eingelegt. Gr 

hinterläf! ber ©tabtbibliothef non 3 ^rid^ feine 
gange $?ibliothef, ferner bic .Hellcr^JJtebaille, 
baS Ghrengefchenf 511 feinem 70. (Geburtstage, 
ilton bem fifeinüermögen, mclcheS fiel) nach 
Auszahlung aller Legate ergiebt, bot ber £och= 
jchulfoubS bie £älftc an ben eibgeuöffjfcheu 
SinFelriebfonbS (gegrünbet für bic hinter* 
bliebeneit ber im Kriege gefallenen uitb ner= 
nntnbeten SBebrmöuuer) abguliefern. *$a 
ich", lautet baS leftament, „gu meiner 3 c *t 
nie Gelegenheit hotte, meinem 33aterlanbe 
gegenüber bie Pflichten als ©olbat abgu= 
tragen, fo ^ojje ich unb freut eS mich, ihm 
in biefer Jßetfe einen eienft Ieiften gu föuueu." 
eaS Sefiameitt ift oom 11 . Jonuar 1890. 
SeftamcutSgeugeu finb ber Waler ^öcflin unb 
ber Uniuerfitätsprofeffor ©chneiber. 

♦ - — 


eie 3 ugeubfdf)nften - S'itteratur hot ;roei 
ihrer beftenSBertrcter oerloren: am 18. ^uli 
ftarb Clara Cron (geb. am 20. v Jiou. 1823) 
in ©trafiburg unb am 29. ^nU Ferdinand 
Schmidt (geb. am 2. Cct. 1810) in Berlin. 
-* - 

eer unter bem Schuhe beä GrofihergogS 
Harl Aleyaitber non Söcimar ftehenbe bereut 
für Waffenoerbreituug guter ©chrifteu erlägt 
focbeti ein Preisausschreiben für baö befte, 
bisher noch nicht ueröffentlichte 2 öerf aus bem 
Gebiete ber ergählenben i'itteratur (Montan, 
^oueHe ober Grgälfiung), roeldjeS fich im 
Sinne ber SöereiuSbeftrebungen gur Waffen* 
oerbreitung unter bas beutfehe ^olf, oornehm- 
lieh unter sie ärmeren ©effichten ber ^euölfep 
ung hcroorragenb eignen mürbe. Als ^reis 
finb 1000 Wf. beftimmt roorben. AUeS 
Nähere ift burd) bie GefchäftSftelle beS Ver¬ 
eins in Weimar, ^erberplafc 9, gu erfahren. 


I fti’ir baS Gerok-Dcnkmal in Stuttgart finb 
| bisher 7100 WF. gefammelt morben; mit ber 
Ausführung beffeibeu mürbe ^rof. eoitnborf 
beauftragt. 



BMtlmmuagca von Geltung. Jede Einsendung, aber deren Verwendung Aaekanft 

gewünecht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Feruer ist jeder Beitrag auf 
ein Blatt Papier besonders zu schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fttnf enthalten. 
Man bewahre sich ron allen Eiuseuduugen Abschrift, da wir Gedichte überhaupt nicht, grössere 
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der Tolle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei¬ 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. D.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangeu, werden ausnahmslos zurückgewiesen. Auouyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Originalbeitr&ge angenommen. 


A. D. in L —n. 2 Bir gebeufen, auch im | 
nächften Jahrgänge ein ^reiäauäfdf)reiben gu 
erlaffen, unb gmar in ber SBeife, bafi für baS= 
felbe feinerlei befonbere $*efiimmungen ge¬ 
troffen, joubern bah einfach bie brei beften im 
XI. 3 a b* 9 ange oeröfjeutlichtfu Gebichte mit 
einem greife non je WF. 100 geFrönt merben. ! 

W. I). in D—n. A3ir bitten um gefällige 
Angabe 3h rpr ^egugSquelle. 

Ä. VV.-M. in W— n. ricsmal leiber nicht 
geeignet; bejonberS ift baS Wotio ber ^allabe 
gu ltnerquicflich- 

H. F. in R — a. 3 l ) rc lebte Ginfenbung 
ift inhaltlich gu thränenreicl). — eie gerniinfchte 
Abreffe lautet: Wiiuchcn, Ihevefieiiftr. 152. 

R. M. in R—a. ^ei oon und oorgejchla* 


enen Aenberungen finb nicht nur bic oer= 
efferten ©teilen, joubern eS ift nochmals baS 
gange Gebidfi eingufchicfen. — „Sfitte" nicht 
oermenbbar. 

F. K. .1. in 0—g „^ergithteu"; W. E. in 
H— g „Wachtfchmeigen"; R. VV. in D — g 
„eie Gletfcherfee" (mit unmefentlichen Aenber= 
üngeu); F. S. in P—f „29ad)cnb halb" :c. 
(mir bitten um Angabe eines fürgeren litelS); 
M. L. in D— 11 „eie eichterfchulc"; E. W. 
in T—tz „Iraumclfchen". Angenommen! 

C. R. in B—n (ermangelt FvaftooUer Ge- 
ftaltuncj); E. S. in G—n (roarm empfunbeti, 
aber ftorenbe SBortoerftellungen); E. S. in 
A—a (nebelhaft oerfchmonimeu); E. P. in 
T—n; G. F. in K —1 (ocrbrauchte ©tofjc, 




Digitized by ^.ooQie 









465 


(Reben @ie nad) innerer Vertiefung); W. W. 
3 . 3- in N.-R—n (ofpie ©elbftftänDigfeit ber 
änfd&auung); B. P. in B —n b. \V. (enP 
fcfjulbigen 6 ie gütiqft bie nerfpäteteAntwort); 
L. B. in R—a (0ie machen bem Jteim 311 = 
aeftänbniffe auf Äoften ber SBortftellung); 
0 . S. in B—tz (beibe (^ebiebte fadfjlicfj un= 
geeignet); S. B. in L —ch (bem SliiäbrucTe 
nadj gänslirf) unaefdjult); F. F. in E —n 
(offne grünblidje Tutrdjavbcitung); T. R. in 
W—tz (multum, non multa!); A. G. in D—n; 
B. L. in Gr.-S—e (fomolß im 9fusbrucfe, 
als and) in ber gorni üielfad) mangelhaft); 
W. G. in K—z (bie ©ieberljoliing berfelben 
Jfeimc roirft ermiibenb); L. L. tn Z—au; 
A. H. in B—g (ofyne d&araFteriftifdje ißrägs 
ung); V. T. in R-g; E. K. in C-au (mir 
tyojfen mit 3ßnen auf Reiferes); A. v. M. 
in P- w (ohne Älarheit ber Situation); 


E. C.-M. in A—n (ohne gleichmäßigen Jluß 
ber Sprache, hoch ermatten mir gern Weiteres). 
Dankend abgelehnt! 

H. K. in W—g. ®emiß ift e§ unfere 
Aufgabe, Talente ~ju förbern, oorauSaefegt, 
baß mir eS eben thatfächlich mit Talenten 
ju thun höben; TilettantiSmuS ju pflegen, 
tß jebo<h unfereS ftmteS nicht. 

M. F. in W—n. T)ie reclamirte (Sinfenb* 
nng ift uuS offenbar nrd;t jugegangen, ba 
fie anbernfaÜS längft Qrlebigiing gefunben 
haben mürbe. 

A. K. in M — d. 3h rc UnterfteOungeu 
muffen mir entfehieben guriicfrocifen; raenn 
Sie Meinte mie „See’n" unb „fdjön", „fließen" 
unb „giißen", „£teb" unb „glüht" (!) :c. für 
tabelloö haften, fo merben Sie mit biefer 
9lnfid)t roohl ziemlich allein baftehen. 


(6d)lub ber Mtbaction biefer Viumiuer: 2. ?luguft 1890.) 


Jnhaflöoerjetthniß. 

- „ T S fb^ id, U. Don ®n° f rfln i iWtt*. «wart oon «ettmbom, CfarifliaA 3<tnnfli. Cbarln ÄliArrti, 

£"*2 5 ir fI Dr ® dK ’ «?lnt“fnbad), «oitrab «rlmonn, VDotfaanq tUrdibadj, Wiltirlm «nurn, Cnbmia 

« * fl ? I r ’ flrr » *« rl «onrab, «mit Älofdjik^rifbfid) fiHljl, «rorq «rbmanii, I». Älaber, 

^ 0t xV r9 i^ Rnio L Ct 5’ ® for 9 ^anH, Abolf ttHUjrlm, «ruft oon «Olirrtbad) unb ©. ßrritmljof. — 
* l V** r iSR 1« »Mi btntiqen ©fff*m ber bramotifdirn «■■*? ®on Anna 

«ttlmger. (Sortfefctmg.) - «ttrrotnr nnb «nnfl. — ßrirffdialtfr. 

■V 3la<hbnuft nur unter genauer $tiefrenanga0e geglättet. 


Veßenungeii ftnb 311 richten an bie Expedition (Paul Heinze’8 Verlag), (Sinfenbungen 
au bie Redaction des „Deutschen Dichterheini“ in Dresden-Striesen. 3n Gommiffion: 
Trub sehe Buchhandlung (91. Schmittuer) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New-York. 


demnächst erscheinende Nr. 1 vom 11. Jahrgange des „Deutschen 
Diehterheim“ wird in der bedeutenden Auflage von fff 

10,000 Exemplaren 

erscheinen, wovon allein 

mindestens 7000 direct unter Streifband 

ausschliesslich an Adressen solcher Persönlichkeiten versandt werden, welche sich 
nach unserer und unserer Vorgänger (Eckstein’s und „Fastenraths Dichter- 
hallen-) langjährigen Erfahrung als regste Interessenten für die zeit- 
genos sische Litteratur erwiesen haben. 

.IW“ piese Adressen stehen Niemandem sonst in gleicher Ausführlichkeit 
und m annähernd vorzüglicher Auswahl zur Verfügung! 

... . VVer 1 <,ahor <licsc Nummer zur Anzeige poetischer und belletristischer 
Werke zu benutzen gedenkt, wird unstreitig ein weit günstigeres Ergebniss er- 
ztc en, als seihst durch Anzeige m den gelesonsten Fauiilicnblättern, deren Leser 
se bstverstandlich auch nicht iui Entferntesten ein so vollzähliges litterarisch ge- 
bildetes Publikum aufzuweisen haben. 

berechnen für die einmal gespaltene Nonpareillezeile oder deren Raum 
nur 50 Pf. und sehen gefl. Aufträgen bis spätestens 30. August d. J. entgegen. 

Dresden- St riesen. 

Die Expedition des „Deutschen Dichterheim“. 


Digitized by ^.ooQie 







466 


Sr 


-» 


Demnächst erscheint im Unterzeichneten Vertage: 


Umriss der Lehre vom Wesen und von den Formen der Dichtkunst. 

Mit einer Einführung in das Gebiet der Knnstlehre. 

Von Paul Heime und Rudolf Goette. 

Umfang ca. 23 Bogen. Preis: broch. 5 M , Lwdbd. geb. 6 M. 

Die Verfasser waren bemüht, in diesem Werke bei möglichst knapper Dar¬ 
stellung den überaus reichen Stoff lichtvoll und übersichtlicn zu gruppiren, und 
strebten — zum ersten Male auf diesem Gebiete — eine Aneignung und Ver¬ 
arbeitung der neueren ästhetischen Strömungen an. 




Ferner befindet sich unter der Presse: 

Gunhild. 

Ein TX eldeng-edlclit 

von 

Gustav Kastropp. 

Umfing 15 Bogen. Preis: broch. 3 M y eleg. Lwdbd. geb. 4 Jk 

Ueber diese Dichtung schrieb der bekannte Litterarhistoriker Karl Goedeko 
dem rühmlichst genannten Verfasser des „Kain“, des „Heinrich von Ofter¬ 
dingen“ etc. unter Anderem: „Die Kraft, Tiefe und Frische der Stimmung haben 
micn steigend gefesselt und mir stets neue Rührung abgezwungen“. 


Dresden - Striesen. 


Pani Helnze 9 s Verlag. 


__ Unter Hinweis auf die der Nummer 22 beigelegten Bestell- 
karten bringen wir in gefi. Erinnerung die demnächst zur Ausgabe ge¬ 
langenden 

Eüaa/baja.d.d.ec3sen. 

in reichster Gold-, Schwarz- und Buntpressung für den laufenden Jahr¬ 
gang unserer Zeitschrift. Der Preis derselben, welcher späterhin durch 
die Minderkosten beim Binden nahezu gedeckt wird, betr ägt w ie bisher 
bei Francozusendung Mark 1. 50. pro Exemplar. — MT* Wir er¬ 
suchen die geehrten Reflectanten, ihre Bestellungen gefl. baldigst an 
uns gelangen zu lassen, da wir nicht mehr Exemplare anfertigen lassen, 
als thatsäcblich vorher bestellt werden. 

Ferner bitten wir, Bestellungen auf Einbanddecken früherer Jahr¬ 
gänge — die wir besonders an fertigen lassen müssen — uns gleichfalls 
ehestens zukommen zu lassen. 

Expedition des „Deutschen Dichterheim 11 in Dresden-Striesen 


Qbefsftetacteur unb fögentyümer: $P*itf Jett«}*. 

$ru<f »on 9erbinanb 2$omafc in Srefben. — $apicr »on 6icler A Sögel in Sctpiifl. 




_ö 


Digitized by 


Google 









rgnu für Didilftunft und Jlritil. (Der „Deiitfffieii Didiierlinffe" 19 . JJiuiiI.) 

Herausgeber: y«iif Jteinie. 


Monatlich 2 mal. Preis: 6 JL halbjährig Toraussahlb. Man abonnirt durch Jede Buchhandlung, sowie di« 
rect bei der Expedition des „ Deutscheu Dichterheim 14 in Dresden-Striesen. Abbestellungen werden nur bis 
1. Mir« beziehentlich 1. September angenommen. Einzelne Nummerti h 60 6 Stück einer Nummer .4 1,50. 


ieftAufritbfAtiriger pAibe*botti! 

,<£*u0gristu Qeifige j}Afen! 

Pur<$ gRoo* imb Reffen tmfQt ber pirom, 
3*te #tgeOlf&nge Raffen. 


plt(t*ufettbfäntt§er gB*mberß*u, 

Wom 3*ettgtlß ftfßß g(weifet t 
Puu$’s ^Attßbt^ ßfftenbe* j»intmef$0fAM 
Per peefe p^mingen fettet. 


Jim «raff ewigen §fef*aft*r, 

Pn fprityen ber ponne pffAtnmen! 
5» meiner peefe Ifingen Knr 
pA^rfeit unb p<$dn$eit lufAtnmen, 


<£Arf $$i>trm*nn 


Digitized by 



■gffiPK 


I!r»l 




468 


sr 


*P 


'g&ie Dctljäft |tdj Me ^agnet’fdje ^onöidjtuttg p Öen 
heutigen $efehett bei Mamatifdjen $itnft? 



1 eit lebten 91 ft nennt Sagner 
iclbft .einen furchtbaren ©türm 
Oer (Elemente unb ber fersen, 
brr fid) admälig bis 311m 
Sunberfchlafe ^runhilbenS be= 

fänftigt". 

$as$eranftürmen berSalfiiren, i^re mutt)- 
noden Wufe, baS h at junäci^ft etroaS non beut 
fraftooden Sehen ber Vuft auf 9 'ergeSfpibcn; 
eS ift, als ob Waturftimmen nub s 3 Jtenfd)en= 
ftimmen gu einem l*aute sufammenroüdjfcn. 
üttit 33 ruuhilbens Wahen, bie non Sotan 
ocrfolgt roirb, beginnt ber eigentliche ©türm. 
Sunberbar contraftirt mit 'SrunhilbenS 
angftoodem 5 Peftreben, ©ieglinbe 31t retten, 
ber ftarre ©ram beS jungen SeibeS, bem ber 
lob einjig enniinfcht märe. 9 lber bann, meid)’ 
ergreifenb roahre ^eränberung in ihrem Sejen, 
als Wtutterglücf ihr burdf) ^runl)ilbc uer- 
fiinbet roirb! Sie ein £id)t|trabl burd) bunfle 
Wad)t bricht, fo ertönt hier baS ©iegfviebS= 
motto gum erften 3 Ral bei beit Sorten ^run* 
hilbenS: .$en ^cbrftcu gelben ber Seit hegfl 
bu, 0 Scib, im fehirmenben ©d)oop." Tit 
nädhfie ©eene sroifdjen Sotan unb ^ruu= 
hilbe, roeldhe burd) jenes (^efpräd) im gioeiten 
9lft mit bebingt ift, burdfläuft eine gan$e 
©cala beS (SmpftnbungSlebenS. SotauS 
(Mrimm bricht um fo furchtbarer aus, roeil 
Sotan '^ntuhilben fein inncrftcS ©innen 
nerfchloffen h a *te, ben fchmerslidjen ('onflict 
Sroijchem feinem Soden unb ber Wotl)roenbia= 
feit. 9Iber roie roahr, mie einfad) unb finb= 
lieh ift MeS, roaS ihm ^runhilbe entgegen* 
hält. Sie meifterhaft ift überhaupt ber 3 fto* 
ment, ba fie bem i*ater gegenübertritt, roieber* 
gegeben: ein Moment athemlofcn ©djroeigenS 
unb bann bie rüljrenben Sorte, bie ihr aus 
tiefftem fterjen fommeu. 

(*S ift fo begreiflich, baß SotanS 3 orn 
admälig weichen mufj, bau er fid) iw 2ö*h* 
muth unb in ©d)mer$ über bie Trennung 
auflöft. Ti e innigfte ^aterliebe fommt $uni 
SluSbrucf, als ^nnthilbe ml leibcn[d)aft= 
lidhem ©tol$ ein uuebles 0d)icffal oott fich 
rocift. 0 ie h<U baS CMefe^ gebrochen, unter 
weld)em adeiit fie als Salfiire eriftireu fonnte, 
aber eS liegt eine rnilbc $eijöf)nuug in ber 
3 lrt, roie Sotan bie 0 trafe ood$ieht: 

.Filter nur freie bie 5*raut, 

Ttx freier, als ich, ^ er ^°tt." 

Senn in ©bafefpeareS Dramen ber Wtangcl 
an ieglidjer ©ccncric faum fühlbar roar, roeil 


$on 

Jinnt f 11 fin ger. 

971 Otto: 

-®rum lebt er au<$ nach feinem lobe fort 
Unb ift fo mirffam, al« er lebte.* 

(0d)luh.) 

bie äuftere Umgebung unb ihre (fturoirfung 
fid) in ben Sorten ber .ftanbelnbeit malte, 
jo $. 'S. ber ©türm, ber 2ear auf ber £aibe 
umbrauft, ober bie 3«wder ber 0ommernacht, 
in welchen bie tflfen ihren Weihen fd)lingen, 
jo fommt bei Sagner bie oorhanbene 0 ccnerie, 
bie bod) in ihrer änderen (^rfcheinung feinem 
3beal niemals oödig entfprechen fann, burch 
bie 0 prache ber Whtfif in ihrer Sirfuucj auf 
bas menfchlichc ®emiith sunt charafterifttjchen 
WuSbrucf: fo roenn Sotan £oge befchroört, 
SrunbilbenS gelS $u umloberit, roenn bie 
Salfitren im ©türm burch bie f?uft braufen, 
roenn bie Wheintöd)ter in fröhlicher Saffer= 
luft fich auf bem roogeitben (Element roiegen, 
roenn 0 iegfrieb ben 0timmen be§ SalbeS 
laujd)t unb ade 3uuber be§ WaturlebenS fich 
511 erfchliefjen fcheinen. 


Sie sroifcheu „Wheiitgolb* wnb .Salfiire", 
miig mau fid) sroifd)eu .Salfiire" unb . 0 ieg= 
frieb" eine längere 3 € *t oerftrichen benfen. 
$)ieä „Salbftiicf", roie Sagner ben ©iegfrieb 
nennt, ift eine '21 rt oon Wuhepunft snjijchen 
ben lcibcu(d)aftlid) beroegten .'panblungen ber 
.Salfiire" unb bei .(^ötterbämmerung", unb 
ein uothroenbigeS ^'lieb beS ganseu (^pfluS. 
(*in ^rama im eigentlichen 0 inu be§ SorteS 
ift eS aber nicht. ( 5 -pifche unb Itjrifche (Elemente 
roalten oor. Senn ©iegfrieb fein 0 d)roert 
fchmiebet, ben brachen erlegt, beit tiicfifchen 
Wtime tobtet unb bie fd)lafnibe Salfiire er= 
roeeft, fo finb bieS bramatifche Segebeuheitcn, 
bie aufeinanber folgen, aber eS ift feine ein* 
heitliche ^paitbliing, in roeldjer ein Wtoment 
auö bem anbern folgt. Triefe Segebenheiten 
finb jeboch in intcreffauter, feffelnber Seife 
bargeftellt. ©iegfriebS ^ugeubleben ift burch 5 
leuchtet non adern 3ciuber ber Jugcnbfraft, 
beS 3 u 9 cn ^ mut ^ c ^ i a UebermuthcS, beS un= 
mittclbavftcu, uatiirlichften ChnpfiubeuS. 3 n 
bem fröhlichen Gefühl feiner £eibenftärfe, in 
feinem Ungeftüm unb feiner berben Wiicf= 
fid)tSlongfctt, in feiner Abneigung gegen ben 
faljehen WMine ift er eben fo roahr, roie in 
ber surten innigen Chnpfinbung, mit ber er 
feiner Whitter gebenft, unb in ber erft fo 
jd)iid)terueu, bann bis jur mächtigften ?eibett= 
jd)aft auroachfenbcn l?iebe su ilHunhilbe, bie 
er in feinen lachenben 3uoel mit fich wißt. 
.§>ier roirb baS mächtig erregte innere £eben 
Sur vSpanblting, non bem erhabenen Moment 
an, ba bie erroadjenbe ^rtinhilbe baS ?id)t 
begrübt, bis 311 bem 'Jlugcnbluf, ba fie non 




Digitized by 


Google 


469 


K- 

0 iegfriebS Siebe begroungen ihm in bie arme 
ftiir^t; unb hiureißettb mirFt bcr Jubel ber 
Töne in bem SiebeSgefang, bcr bie 0 cene 
unb ben „0iegfrieb" abfd)ließt. 

Ter äußere Bufammctthang beS 0 iegfrieb 
mit ber l^efamnitbichtung Fommt in bcm 
Äampf um bcn Ning 311m auSbrucF, bei 
melchem Wime unb aiberich in ben &'orbcr= 
grunb treten, Ter innere Bujammenhang 
äußert fich am bebeutungSoodßeu in ber 
0cene jmifcheu ©otan unb ber ©ala. ©otan 
ift 311m ©anberer gcmorben; als fold^cr fommt 
er an ben Ä>crb Witnc'S, als foldjer tritt er 
aiberich entgegen. (£r banbeit nicht mehr; 
er beobachtet nur. Tie innere Umroaubluug 
aber, bie fiel) in iljni oodjogen, giebt er ber 
©ala Funb. ( 5 r hat fiel) jelbft befiegt, ift 311 
einem 0taubpnuft ber (httjagung gelangt. 
( 5 r hat baS 0 d)icfjal in feinen Villen aufs 
genommen. aber noch fteht er nicht ganj 
auf bcr .£öl)e biefer anjdjauung; noch bat 
ec nicht mit allem ©ünfeheu unb ©ollen 
abgefchlofjeit. Sluf Siegfrieb feßt er feine 
Hoffnung: 

„Tein einig jungen 

©eicht in ©onne ber (Gott", 

unb auf 53 ruuhilbe, oon bereu ©iffett er 
bie 0 iihne beS glucßeS enuartet. als feine 
toarme, gemiitboöde Siebe für ben jugenblidjen 
gelben Fübnem Troße, Fränfenber Wiß= 
adßung begegnet, ba flammt fein §errfcher= 
grimm nod) ein Wal auf. ©iber feinen 
©iden ootljicht fid) jeßt, tuaS er hoch fclbfl 
geioünfcht. 0 iegfrieb füvd)tet bie 0 piße beS 
©otauSfpeereS uid)t; ec acrfdjlägt ihn unb 
fd)reitet burch baS geucr. ©otanS £>errfchaft 
ift 311 (*nbe. Unb auch feine leßtc Hoffnung 
erfüllt fich »id)t. Tie 0 iibue beS auf bem 
^iuge laftenbeu glucbcS erfolgt erft nach 
0 iegfriebS unb 53 rüitl)ilbcuS Tob. — 

T)ie „(Götterbämmerung" beginnt mit einem 
bramatifdjen fßorfpiel, beffen erfte 0cene mie 
ein geioaltiger, büftever 'JlFforb bie 0timmung 
beS C^anjett anfünbigt. Tie Kornett oer- 
Fünben in erhabenen befangen ben Unter: 
gang ber alten (Götterberiidjaft. 0 ie faffen 
gufammen, mic 0 chulb unb 0 d)icFfal fich ver= 
Fettet haben, biefen Untergang herbei^ufiibren. 
0ic erregen eine ähnliche 0timmung, mie 
ber (>hor ber antifen Tragöbie. Tie \£>anb: 
lung ber (Götterbämmerung beruht auf einem 
(Sretgniß, auf baS ©otan in ber ©alfüre 
hinbeutet: Alberich hat ben 0ohn gezeugt, 
ber il)m bei feinen ftnftercu JmecFeti bei: 
ftehen fotl. Ju ^öc^ft gciftooller ©eife ift 
hier im 0 inn beS urfprünglicheu WtßßoS 
ein epifd)eS Wotio ber nieberbeutfehen DTibes 
lungenfage 311 einem bramatifchen umgeftaltct. 

Ter büftcre Nibelnngettfobu £ageu beioirFt 
ben Untergang beS lichten ©äljungen 0 ieg= 

I frieb. Gr verleitet (Günther, um ’^runßiib 
$u roerbeu, unb (Gubrutt, ben 0 ie<jfrieb burch 
einen ^crgeffenbeitstranF 31t getonnten, unb 
bietet fich bann ipruubilbe jum Nädjcr an. 
Ter JaubertranF hat bier eine uödig magifche 
, ©irfuug unb ift hoch nicht ohne jtjmbolifche 


33 ebeutung. Ter WgtboS faßt in folchen 
Bügen jufammen, roaS fonß nur eine lange 
golge oon (?reigniffen möglich machen Fönnte. 
©enti aber bie änmenbuiig eines folchen 
Wittels h> e * bebenFlicher erfcheint, als im 
Triftau, toeil eine pfpchologißhe Chrflärung 
bafiir im Saufe ber £aiibluug fid) nicht 
ergiebt, fo ift hoch baburd) (Gelegenheit 311 
0ituationcn oon hbchfter bramatifdher ©irf: 
ung gegeben. 0o loenn 35 runhilbe lanbet 
unb 0 iegfrieb fte nicht Fennt, toenn er auf 
ihre $*efchulbiguug hin int guten (Glauben 
feines Ned)tcs beu NeiiiigungSeib fchmört unb 
fte ihn beS WeineibeS befd^ulbigt. Um fo 
loirFuugSootler ift bieje Jpanblung, toeil eS 
FeiueSioegS Jagens Jntriguen allein finb, bie 
^eranlaffung oaju geben. 0eine fchlimme 
0 aat fällt auf fruchtbaren ^obeu. (Günther 
ift ein ehrgeiziger 0d)toächling, ber fid) nicht 
entblößet, "baS, maS er niept bur<h eigene 
tfraft erlangen Fanit, burch ^Betrug 311 ge: 
toinnen; (Gubrutt ift ihm barin ähnlich, nur 
entfdhulbigt fie bie ermadjenbe Siebe 311 0ieg: 
frieb, unb biefer felbft laßt ftd^, um (Gubruu 
311 geroiutien, 31t einer Tfjat h c ^i» bie treu: 
loS unb unebel märe, auch menii er Hruns 
hilbe nie geFaunt hatte. Wit innerer Notb= 
menbigFeit folgt aus adern, maS gefchehen ift, 
0 iegfriebS ©rmorbung burch ^ageit. 

53 runhilbeuS 3 ,m cnleben macht roährenb 
ber Vorgänge bie erfchütternbften ©anblungen 
burch unb reift unter bem Säuterfeuer eines 
furchtbaren ©djmerzeS bis tu erhabener (Größe. 
(£S ift tief tragiid), baß ihr in bem Woment 
bie räd)eitbe 9 temefi 8 naht, als fte ihre SiebeS: 
feligFeit über afleS feßt unb eS ©altraute 
abfcßlägt, ©otanS ©itnfch 31t erfüüeu unb 
burch Eingabe oon 0iegfriebs 9 Fina an bie 
?Rhcintöchter ben barauf laßenben ^luch 311 
fühlten. @bcnfo ergreifenb mahr, mie ihre 
Siebe, ift ihr Öntfeßen bargefteUt, als 0 ieg: 
frieb in frember (Geftalt ihr naht, ihre iöer: 
Zmeiflung, als fie ihn in feiner eigenen (Ge: 
ftalt mieber fieht, ber auSbruch ih«ö namem 
iofen Jammers, als fte fich oergeffen, oer: 
rathen, erniebrigt fühlt, unb baS roilbe auf: 
flammen ihrer Attache, aber roenn fie gur 
Seiche 0 iegfriebS fehreitet, ba hat baS tiefße 
Scib, meines fif erfahren, ihren oon Seibern 
fchaft oerbnnfelten iblicf mieber geFlärt unb 
ihr ^er3 ermeicht. Jit ihrem eigenen Seib 
fühlt fte jeßt baS Seib ber ©eit, baS Seiben, 
bas aüem 0eiu auhaftet, unb fie feljnt ftch 
nach ber D’Fuhe beS TobcS, bie adeS enbet. 

and) für bie (Götter iß baS (£ube geFommen. 
Tie 0 chulb, in bie fich ©otan oerftrieft unb 
bie fort$eugenb tööfeS mußte gebären, fte 
mirb jeßt burch 33 runhilbe gefühttt, ttachbem 
auCh 0iegfrieb unb fte felbft in ben adge: 
meinen Untergang geriffen morben ftnb. 

Ter Falte, Fluge,’ finßere £agcn hat fich 
oergebenS um ben Wittg bemüht; auch ^ 
geht 311 CMrunbe unb mit ihm bie Wacht ber 
^ibeliiiigett. 

lieberjeßaut man bie gan3e Tichtung 00m 
„JÄing beS Nibelungen", fo erfcheint fte als 
eine Tragöbie in bramatijeher gorm, bereu 


Digitized by <^.OOQLe 




470 


K- 

eingelne ©lieber mehr in epifcher Seife an= 
einanber gereift, als in bramatifcher Seife 
aufeinanber gebaut finb. Der 3 ufammen; 
bang biefer einzelnen ©lieber beruht mehr 
auf ihrer ©ebeutung für ben Jtampf gwifdjen 
©öttern nnb Nibelungen, als auf i^rer be= 
fonberen £anblung. ©3 ift mehr epifch als 
bramatifch, wenn bie £auptträger biefeS 
Kampfes, Sotan unb Alberich, geitweife gang 
jurücftreten unb Anberc für fich hanbeln 
taffen, eS ift tief tragifdj, wie bie befämpfen= 
ben ©ewalten fich wechfelfeitig oernichten. 

©in innerer 3ofamntenhang ^errfd^t groi- 
toen bem ©ebanfen, baf?, wer ber Siebe ab* 
jagt, mafjlofe SNaAt gewinnen fann, unb 
bem lepten ©ermächtnip ©runhilbenS, mei¬ 
nes ber Dichter nicht in bie Donbidjtung 
aufgenommen, weil eS feiner Meinung nach 
fchon an unb für fiel) barin enthalten mar: 

„Nicht ©ut, nicht ©olb, 

Nicht göttliche Fracht; 

Nicht $au 3 , nicht $of, 

Nicht herrifcher ^ruitf, 

Nicht trüber ©ertrage 
Drugenber ©unb, 

Nicht ^euchclnber ©itte 

S erbeS ©efep: 

elig in Suft nnb Seib 
Sofft — bie Siebe nur fein. - 

©8 ift bieS ein Dhetna, baS Sagner oft an= 
gefchlagcn hat: ©rlöfung burch Siebe. Unb 
wenn hier auf eine Seltanfchauung hinge= 
beutet wirb, bie über ben Krümmern einer 
untergegangenen Seit fich fiegteid) empor* 
fchmingt, fo ift biefe neue Seltanfchauung 
baS Dhenta öou SagncrS legtem Serie, bem 
„ s 4 $arfifal - . Sieber galt eS babei,einen epifchen 
©toff in bramatifche gorm 311 bannen. Die 
£>auptquetle bafür, Solfram oon ©fdhenbaebs 
©ebicht, bot jebodj in bem inneren Seben 
feines gelben unb in beffen Seiterentwicfel* 
ung AnfnüpfungSpunfte, welche bem 'Drama; 
tifer bienen fonnten. Um ©arfifals jugenb* 
liehe Seltfrembheit, um feine ©chulb unb 
feine £eilSerlangung gruppirt fich bort ber 
reiche, ja überreiche ©toff. 

Sagner brachte in biefe innere ©efdjichte 
baburch eine merflichere ©ewegung, baff feinem 
Sßarfifal Niedre entgegentreten, bie ihn 00m 
rechten Seae abguleiten fuchen, unb bie er 
ftegreidj überwinbet. Der heiligen ©ralS* 
aemeinfehaft ift bie Niacht beS 3 auberer§ 
jclingfor als eine feinbliche, oerfiihrenbe 
egenüber gefteOt; unbrp, als ihr Serfgeug, 
at fchon ben AmfortaS gur ©ünbe oerleitet; 
^arfifal aber, ber erft m jugenblicher ©e* 
fchranftheit nur fich fcfbfl fühlt, für Anberer 
Noth fein oolleS ©erftänbniff hat, lernt burd) 
bie ©eriihrung mit bem auch ih m brohenben 
©erberbeu bie Seit unb ihre Noth oerflehen. 
DaS s JNitleib ermaßt in ihm; er fühlt mit 
AmfortaS, unb er fühlt bie ©ntweihung beS 
©raleS burdj Jenes ©chulb. Die ©crfua)uug 
hat über ign feine Ntacht mehr; aber erjt 
nach oielen Irrfahrten unb Seiben fann er 
loieoer ben Seg gum ©ral finben unb bie 

IS-—* 


oerheiffene ©rlöfung bringen. — Diefe £anb* 
lung ift ooll hoher ©pmbolif. Die befon* 
beren ©organge, bie fie barftellt, geben *u* 
gleich im ©ilbe eine ©rlofungSgefcpichte ber 
Ntenfchheit burch mitleiboofle Siebe. Jbeen, 
wie fie Sagner bei feinem bichterifchen ©nt* 
murf gu 3 efuS oon Nagareth, bei feiner ©figge 
311 ben auf bubbhiftifchen Anregungen be= 
ruhenben „©iegern" oorgefdjwebt hotten, fie 
haben hier Fünftlcrifche ©eftalt gewonnen. 
Sie in ben geglichen ©pielen beS NiittelalterS 
bie fünbige unb bü&enbe Ntagbalena eine 
©teHoertreterin ber fünbigen unb büffenben 
Ntenfchhcit ift» fo ^unbrp hier. ©inft war 
fie £erobia 3 , unb fie lachte beS £eilanbe8, 
unb nun muff fie fich io ein« erneuten 
©Tiftem burd) baS Dafein quälen, immer 
micber ber ©imbe oerfaüen, bis fie ben finbet, 
über ben ihre beftriefeube Äitnft feine Ntacht 
bat, ber fie an Neuheit unb Duaenb glauben 
lehrt, ben ©rlöfer, ber bie ©ünoe in ihr er* 
tobtet. 

Senn inbifche unb chriftliche ©orfteflungen, 
wenn mittelalterliche ©agen, wenn ©eftalten 
aus SolfraniS Dichtungen hier eingewirft 
haben, was Sagner barauS gefchaffen hot, 
ift neu unb eigenartig. 

Die £anblnng im „©arfifal - , burch ein ©or* 
fpiel oon ber tiefften religiöfeu Seihe einege* 
leitet, geht einen laugfamen feierlichen ©chritt, 
unb inSbcfonbcre bie heilig« 3 ©clt beS ©raleS 
wirb uns in erhabenen, weit auSgefpounenen 
©ituationen oorgefüfjrt. ©ine etwas rafchere 
©ewegung tritt mit jtlingforS Seit ein. 
Seun eine unheimliche ©timmung waltet, 
fo lauge bie büftcr brohenbe ©eftalt beS 3 au* 
bererS fich geigt, ber 311 oerberben ftrebt, was 
er oergebenS 311 erreichen fich nullte, fo oer* 
einigen fich io ber Seit ber ©erfiihrung, bie 
er gefchaffen,Dichtung unb Ntufif gu einer füfeen 
gaubrifchen Sirfung. DaS nach einem alten 
©orbilbe hier neugefialtete bichterifche Ntotio 
oon ben ©lumenmäbchen ift mit einem wun* 
berbaren Siebrcig auSgeftattet, unb tfunbrp, bie 
als bienenbe, biiffenbe ©ralSbotin büftere 
unb fcheue ©eftalt, entfaltet hier beu ©lau; 
einer bämonifchen ©chönheit unb bie ©lutq 
hinreigenber Seibenfchoft. Aber wenn auch 
in biefeu ©eenen bie feelifchen ©orgänge gur 
^panblung werben, fo überwiegt bei ben 
©orgängen innerhalb beS ©ralSgebieteS bie 
©timmung, bie ©mpfmbung: eine tief; 
rcligiöfe ©timmung, bie in ber Ntufif einen 
wahrhaft überirbifefjen AuSbrucf finbet, bie 
aber Iprifch onb nicht bramatifch ift. DaS 
gilt befonberS für bie ©eenen im ©ra( 3 ; 
tempel; aber eS ift hier burch bie ©ituation 
bebingt, unb bie ©qmbolif ber religiöfen 
Jeier, bie mit bem 3 ^eengang ber Did^tung 
gufammeuhängt, tritt au bie ©teile ber £anb^ 
luncj. 3n gewiffem ©inn werben bie bra* 
matifchen Ntängel beS SerfeS hier gu ©or« 
giigen, weil nur fo bie ©eheimniffe beS reli* 
Qiöfen SebenS — ber fchmergerfüQte Klageruf 
ber Nteufchheit, wie er aus beS AmfortaS 
Nhuib ertönt, bie heipe ©ehnfneht nach ©r; 
löjung uub bie ©erfiinbigung beS $cileS — 


Digitized by 


Google 



471 


einen fo magren, übermältigenben, tymm* 
lifc^en AuSbrudf burch Bereinigung non Sott 
unb Don gewinnen fonnten. Auch beS ©ur= 
nemang ^errlic^e ©rgählung im erften Aft 
möchte man nicht miffett, obwohl bainit ben 
gorberungen einer ©jpofttion im bramatifchen 
©inn nicht (Genüge geleiftet ifl. Seit beffer 
nach biefer ©eite hin ift bie ©eftalt $arfifal 3 
eingeführt. Die finbifch unerfahrene, rücf= 
fijhtSlofe Seife beS jungen gelben, ber burch 
bie Döbtung eines ©chmaneS in bem auch 
bie Dhiere fchüßenben (Gebiet beS ©raleS Auf* 
fe^en macht, bie erfte ©rmccfung eines be* 
mußten inneren SebenS in ihm burch bie 
ftrafenben Sorte beS ©uruentang, baS ftnb 
höchft charafteriftifche Momente, unb fte er* 
geben ftch wie non felbft. 3 n bebeutfamem 
©egenfaß gu ber jugenblichen rücffichtSlofen 
Dhorheit beS Jtnaben geigt fich fpäterhin bie eble 
Sftilbe beS burch Berfuchung unb Reiben ge* 
reiften Cannes, ber, oott bem Bewußtfein 
feiner h*>h*n ©enbung erfüllt, baS ©ralS* 
gebiet auf’s 9 feue betritt. Die Beränberung, 
welche unter feiner ©inmirfung mit Jt'unbrp 
oorgegangen ift, beutet fchon auf bie tyU 
ligenbe ©emalt, bie er auSübt, unb ber Zauber, 
ber gmifcheu ihm, ©urnemang unb Äuubrp 
liegt, entspricht bem ©harfreitagSgauber, oon 
welchem ©urnemang ergäßlt. 

Auf bie lebten ©eenen beS „Barfifal" lägt 
[ich anwenben, was Saaner in einem Briefe 
an 2 iSgt über feinen tyian gu jenem in 3 n- 
bien banbelnben ©tücfe fagt; fie bebeuten 
„ben ©ieg, baS ^eiligfte, bie ooüjtänbigfte 
©rlöfung*. 

SaS bei einer Dichtung bie Sirfung einer 
Aufführung beeinträchtigen fönnte, baS Bor* 
wiegen ber ©timmung unb ber ©mpfinbung, 
baS übt in biefer Donbichtung eine er* 
fchüttembe ÜJtacht auS, wennfehon eine an* 
bere Art ber stacht, als fie bem eigentlichen 
Drama gufommt. 

DaS Bormalten fpmbolifcher 3 üge im „Bar* 
fifal" mahnt an ©oetfje’S ähnliches Berfaijren 
bei ben Serfen feiner fpäteren 3 «h re , nnb 
in gewiffem ©inn erinnert ber „Barfifal", trob 
ber oerfchiebenen AuSgangSpunfte, an bie 
lebten in Berbinbung mit Btuftf gebachten 
©eenen beS „gauft". — 

©in SRücfblicf auf SagnerS Donbichtunaen 
geigt uns eine SReihe non Serfen, bie unfere 


bramatifche äunft in höchfl bebeutenber Seife 
bereichern. Die meiften berfelbeti flehen mit 
ben höchfan Anforberungen biefer tfunft im 
©ittflang. Sollte man um eingelner fieiner 
Abweichungen willen baS nicht gelten taffen, 
fo fonnten nor gleich firettgen Anforberungen 
auch nur fehr wenige unferer bebeutenbfien 
bramatifchen Dichtungen bejlehen. 

3 n fiarer, überftchtlidber Seife baut ftch 
bie .^anblung auf. 97 eoenhanblungen ftnb 
meift auSgefd^loffen, unb baburch tjfl, bem 
Sefen beS tönenben Dramas gemäß, mehr 
SRaum für baS AuSfprechen beS inneren 
öebenS ber £anbelnben gewonnen. Die faft 
burchgängiae ©intheilung in brei Afte ifl für 
biefe einfache ©eftalt fehr günftig. 3™ *$ann* 
häufer", „Üohengrin", „Driftan*, in ben 
„Bteifterfingern", ber „Salfüre", ber „©Otter* 
bämmerung", bem „Barftfal" fleigert ftch bie 
bramatifche Bewegung unb ©egenbeweaung 
bis gunt gweiten Aft, unb mit bem $ohe* 
punft ber Jpattbluna erfolgt bann ber ©lücfe* 
umfchlag unb in abfteigenber ßinie bie ©chluß* 
fataflrophe. AuS ben ©harafteren unb ben 
gegebenen Berhältniffen entmidfelt ftch mit 
tnnerer Wothwenbigfeit bie §>anblung. — 
©ine hoh* TOciflcrfdJaft geigt Sagner tn ber 
©harafteriftif. ©3 ift ihm ebenso gegeben, 
baS iubioibueüe 2 ebeit in feinen fetnften 
3 ügen auSgumalen, wie g. B. in ben „SReifter* 
ftngern*, als für tppifdje ©eftalten, wie bie 
BenuS, bie entfprechenbeit 3 nfl« gu ftnben, 
ober tppifcheS unb inbioibueueS Seben gu 
oerbiitbeit, wie in „3folbe\ ober in bem in* 
bioibuellen Sebett bie fpmbolifche Bebeutung 
gu betonen, wie im „Barftfal*. ©inen lös* 
baren ©onflict, einen ^ampf ber Meinungen, 
führen unS, bem Sefen ber tfomöbie gemäß, 
bie „Bteifterftnger" oor, anberer ©eitS geben 
unS in einer baS Settfpiel mit heitarem 
£untor beleuchtenben h c ^ffwtt€nben Seife 
ber ftegreiche Äampf ber melterlofenben Mächte 
gegen bie Mächte ber ginfterniß im „^arftfal", 
bie DarßeHuttg ber fieibettfehaften unb bie 
Behanblung tragifcher, unlösbarer ©onflicte 
im „Dannhäufer", „fioheitgrin*, „Driftan", 
in ber „Salfüre" unb in ber „©ötterbämmer* 
ung* in ihrer Sirfung eine ©rläuterung gu 
ben Sorten beS Ari[toteleS über bie&atharftS: 
fte gewähren Befreiung, ©rhebung, luftootte 
©rletchterung. 



Digitized by 


Google 



SS 


'Sfladjt ber cSieße. 

3$ liebe bidj! obrooljl bu hcrjloS bift. 

Su mirbfl um Siebe nur mit Jrug unb Sift, 
SBeifjt nichts oon ©ehnfuchtfchmerj unb SiebeSpein, 
Su fannft bäntonifch nur unb graufam fein! 

Sa3 meifj ich längft — unb bennod) lieb' ich bid), 
9)tit ganjer Seele, ^cig unb inniglich! — 

Sein büftrer 33Ucf oerfolgt mid), ^öllcnglutl; 
Sitrd)fiebert mein ©ebein, erregt mein Slut — 

— 3$ °& cl * Mmpfc, fämpfc um baS ©lücf. 

©elbft oor bent Sämon fchrccf’ id) nidjt jurücf! 
9JMn Banner, auf! Sie Sieb' ift mein panier — 
Sie Siebe fiegt — ber Sämon meidet oon bir. 


$o*ftr. 


Per Jufl 5es ^obes. 

(Sattabe.) 


SaS ©löcflein tönt. £>eran, ^eran! 

Sie gähne mailt im ffiinbe. 

©in feltfam .fteer — oon SEBeib unb 9flann, 
Son 9li)n' unb ©nfelfinbe. 

©in mächt'gcr gührer geht oorait, 

Gr fü^rt fie nicht jum Kampfe an, 

— ©r führt fie hin $um grieben. 

©in ©löcflein hält er in ber §anb 
©o fchaurig-gellen ÄlangeS. 

@r fchrcitet bureb baS ganje Sanb 
@o fürchterlichen ©angeS. 

SaS ©raS roelft unter feinem gu{$, 
Unb feinet 9lthemS eif'ger ©rufe 
Sägt Statt unb Slüthe fterben. 

Unb nach ihm brängt eS riefengroß 
£erbei in bichten ©chaareit, 

Soran jrnei Äinber, ahnungslos, 

ÜJiit Äränjen in ben paaren; 

©ie manbeln lächelnb, £)anb in £)anb, 
hinüber in baS frembe Sanb, 

SarauS fein SBieberfehrcn. 

Unb brübeit ftreeft in bittrer ^Seiit 
Sie Butter auS bie 9lrnte. 

„9ld) fannft bu, lob, fo graufam fein? 
©rbamte bid), erbarme! 

Su raubteft mir mein einzig ©lücf, 

O gieb mein ßleinob mir jtirücf!" 

— Ser lob gel;t fdjmcigenb meiter. 


^inmallt ber gürft im ^urpurfleib, 

Ser Settier in bürft'ger Jrmtle, 

Ser ntübe ©reis, bie rof'ge 9ttaib, 

Ser s Jftann in Äraft unb güUe. 

©in trüber ©ang jum £)immel gellt, 

SaS alte Älagelieb ber Sßelt 
Sotn Sterben nnb Sergehen. 

3luf mof'geni ©tein am SöegeSranb 
@it }t eine ©reifin inübe, 

©ie fagt fein roehenbeS ©emaitb: 

„O Job, bu bift ber griebe! 

3<h h°fft' fluf bich f<h<m manches 
O nimm mid) auf in beine ©d;aar, 
sticht fftrber mag ich leben!". 

Sod; er geljt meiter ungerührt; 

Sa ftoeft ber 3 U 9 auf’S 5Reue. 

Sa, mo ber Äreujmeg feitab führt, 

©tehn 3n>ri oereint in Jreue. 

©ie halten fich umfchlungen bicht: 

„©eliebter, mein, oerlaß mich nicht, 

Su barfft oon mir nidbt gehen!" 

SaS ©löcflein ruft, ©efchminb, gef^toinb! 

©r fanti nid)t länger fäumen. 

„galjr moht, fahr looljl, bu halbes Äinb, 
Sorbei ift all' mein Jräumen!" 

Unb — fprechen mill er noch e * u SBort, 

Sa reigt cS ihn gemaltfant fort, — 

SaS Stäbchen fiet;t alleine. 

-» 


Digitized by ^.ooQie 





473 


gort ge§t bet* 3**9 oljn 1 Unterlag, 

©ie fann ifyn nidfjt mefyr fefyen; 

Sie wirft fidj nieber in ba3 @ra3 
Unb witt oor ©d(jmer$ oergeljen. 
„@ott, enbe biefe3 Seben3 ^eiit!" 

®a regt ftdj’S brüben auf bem ©tein. 
®ie Sllte fommt gekritten. 


©ie fommt, bie weife $anb ganj leif 1 
3t)r auf ba3 $aupt ju (egen. 

„O fülle! 3$ bin müb 1 unb greif 1 
Unb barf bet* Stuf; 1 nidfjt pflegen! 
©ebulb! ®ie 3<*fjre jtefyn im glug, 
®ir wirb bereinft noch frül) genug 
®e3 ®obc3 ©locfe fcfyaßen!" 

_ S&ert^a $ftt$0rrg. 


Erinnerung. 

63 buften bie Stofen, bie 9ta<fytigafl flagt 
3n t)er$ergreifenben Sonett. — 

O fönnte, wa3 fie ba ftngt unb fagt, 

SJtein blutenbeS jperj oerföfynen! — 

©o f)iclt idj bid(j cinft in feliger ©tunb 1 , 

Verlorenes Siebten, umfangen 

Unb fügte bir auf beit fctjweflenben SRunb 

SRein fdjmer$lidje3, tiefes Verlangen! 

63 Ijaucfflen bie Stofen beraufdjenben ®uft, 

®ie Stad^tigall flagt 1 in ben 3 roc igen, 

63 työrten'3 bie Sterne in bunfelrtber Suft, 

©ie gan$ bu mein eigen, mein eigen! 

$oc$ fage, wo ift fie, bie wonnige 3^ 

O fage, wo ift fie geblieben? 

6ntfd)wunben wie bu, fjolbfelige SRaib, 

@3 blieb nur mein troftlofeS Sieben! 

Vernum $<$Uttng. 


$eimatstraum. 


3d) bin bafyeim! — ®ort ftelfl fo frieblidfj 
®a3 Vaterhaus im ftillen ifjal. 

3<fy fei) 1 bie alten Väume flimmern 
3m lebten golbnen 2lbenbjirafjl. 

SBalboöglein fingen in ben 3 roe *gen, 

@3 fteigt ber Vlumen füger ®uft, 

3« meinen Bibern roßt ba3 Seben, 

3<§ füfyle, attjme £cimatluft. 

Vertraute ©timmen, füg ©eflüfter, 

®er Heimat Älang berührt mein C(jr ... 
3flj fafjre auf au3 ®raum unb ©cfyluinmer 
Unb laufcfye in bie Stadst empor. 


©o ift bie §eimat, bie geliebte, 

®er trauten ©timmen füger Älang? 
®er Slunteit ®uft im grüljlingSwalbe, 
®er Vögel (jeder Slbenbfang? 

©o ftnb ber §eimat würj'ge Süfte, 

®ie mich umfpielten weidfj unb linb? 
63 war ein Iraum! — 2lm lofen Stiegel 
®e3 genfterS rüttelt raulj ber ©inb. 

Slm Jpimmel (juf<§en, leidet wie ©Ratten, 
®ie ©olfen flüdjtig f)in unb Ijer, 

®er 6ule ©dfyrei erftieft im ©inbe; — 
O ©eit, wie bift bu falt unb leer! — 

_ 3frtb* Eau0f<$. 


Digitized by ^.ooQie 




SS 




Jitter dornigen. 

©djroarjbrauneS ©iritbel im blüfyeitben Älee, 

9BaS fyat bic greub’ bir uertrieben? 

©ucfft tnid) bodj an, rote bie fauerfte ©d)lcfy\ 

®ie an ber fytdt geblieben! 

©tefyft bis att’S H aar nod) im rofigften SJtai; 

3)ie ©djlefyett aber, fte reifen 

©rft, roenn bie läge ber Stofen oorbei, 

©pät, roenn bie §erbftnebel ftreifen. 

Hat bidfy itietteidjt bei bem geftrigen $:an$ 

Sticht bein ©rroätylter geroorben — 
giel bir ein Steif in ben ^od^eitsfrana, 

3ft’S SStprtenftödfel ©erborben? 

O Äinb, oerfd^mer^ eS unb fug 1 bicty barein, 

Söirb einft ttodj 2ltteS ftety geben, 

Haft ja jum ©rotten unb SJtifjmütljigfein 
3eit, fo ©icl 3^t ttodj int £eben! 

®arfft jefct nod^ fingen unb fpringen genug, 

SBirji rooljl bein Äränjel nod) finben; 

©ift ja fo tapfer unb pfiffig unb flug — 

©o$, Äinb! bein £en$, ber roirb fdjroittben. 

©djroarjbrauneS ©irnbet, bie Sage gejjtt tyitt — 

$ung bift bu Ijeut, bift eS morgen — 

Äinb, baS ©eradjtet ber 3ugcnb ©eroinn, 

3ßie trägft bu, alt einft, bic ©orgeit? 

$app$o Jicpfoft. 


.ÄaiöctDanöcruug. 


Ueber bie fcfjlummernbe $aibe ging'S 
3n beS ©pätljerbftS lagen, 
purpurne ©lütten lagen rings 
©or mir aufgefdjlagen. 

©infter ftratylte auf weiter Slu; — 

Unb ©out ^)unen^ugel 

©tieg eine £er$e jum Himmelsblau 

(Smpor auf jitternbem glügel. 

Ueberatt roar cS fo ftitt, fo füll, 

SllS in bie gerne id) flaute, 

Unb nur ber Heirndjen bumpfeS ®cfd)ritt 
©rfd^ott in bem Haibefraute. 

®od) fiacerten in bunter ©radjt 
©onntett ftdj auf bem ©efteine, 

©lifceit falj ic§ fte, gleicty bem ©maragb, 
gunfelnb im @onneiif<$etne. 


©untmenbe ©ienen fogen leis 
©ann auS beit ©lumeitfRüffeln 
Stcftar im uitermüblidjen gleifj 
SJtit gefcfymeibigen Stuffein. 

2tud(j bie galtcr im bunten Äleib 
iuntmelten ftdj auf bem ©lane 
Ueber bie enblofe £aibe roeit 
©on ©lüt^ens ju ©lütljenfaljne. 

2öie micty bieS frieblidje fieben beglücft, 
©iefeS fülle ©etriebe, 

Unb auf SltteS fa§ idj ent$ücft 
SJtit einem H cr 5 cn 2iebe. 

Hat bidj ermübet beS SebenS ©ein, 
Stingft bu ©erlaffen im fieibe, 

©ringt bir ©enefung allein, allein 
®ie ftitte, bie blüfjenbe Hatbe. 

_ «jorinrty $eife. 


fc- 


89 


Digitized by ^.ooQie 





475 


@ a m o e n $. 


®urcb bic ©tragen non SiSboa 
©ab man einen Settier gehn, 

Um für feinen armen $erren 
üftilbe @aben $u ergehn. 

Stur mit 3Kü^e Ratten beibe 
©id) gerettet, als baS ©cfyiff, 

®aS ge ^eimmärtS trug, jerf (bellte 
2tm verborgnen gelfenriff. 

Nichts mar feinem £ernt geblieben, — 
®enn baS üttcer oerfdjlang bic Jftacbt, — 
9llS ein Sieb, baS er jum Stumme 
©eines SaterlanbS evbadjt. 


2tlS g<b 9t otb unb Äranf^eit mehrte, 
Stieb bem £reuen feine SBa^l, 

2llS ben armen Jpcrrn ju tragen 
üflübfam nach bem £ofpital. 

9ln bem Sctt beS Äranfen meilt 1 er, 
©eines 5Dtiggef(bidte ©enog, 

SiS er ilpn nad) langen Quoten 
®ie gebroc^nen 9tugen f<blog. 

Stuf bem ©rabftein ganb ju lefen: 
3fn bem tiefgen ©lenb garb 
(tamoenS, beg Sugabe 
3^m Ungerbtidjfeit erroarb. 

— 3«fitt* £tum. 


^Reiftet cSu&roiß. 

®er greunb im SebenSfrübling uns entriffen, — 

Q b^teS SooS, baS uns unb ihm gefallen! 

Unb bod) blieb Srog, ungerblicber, unS Men: 
©S roebte ©cböpferobem um fein Äiffen. 

®eS SebenS b<>b c ' fü§c ®eiger mallen 

Sor’m Sluge, fübnen ©cbauenS noch begiffen, 

Unb bag nidbt feinen ©eig mir gän$lidb miffen, 
9tig er ein Äleinob aus beS ®obeS Äraöen.*) 

®er Stäuber bat bie SJteigerbanb beraubt. 

2Jtit letzter ftvaft, ein anberer Sllcib, 

©elingt'S ibm, auS bem £abeS aufjutaueben. 

®ann mieber mirb fein Slugc fcblumnterinüb, 

®en ^ßinfel legt er nieber unb baS $aupt, 

®ie fcböubeitburg’ge ©eele auSjubaudjen. 

- iubroig 

•) 2tuf bem ©terbebette malte S. Kachel baS feböne Sitb „SJtinne*. 


'gHagnaröft- 

unb bie gtorneu. 


es ragt, non ©türmen umroettert, 
©tetig unb ganbbaft unb gilt, 

Son feinem £erbg entblättert 
®ie ©f(bc ?)gbragl. 

Son beS Saumes 38ur$eln umwogen 
©prubett ein Soru fo tyü, 

®a mobnt in mattenben SBogen 
©roigen SBiffenS Quell. 


®rei meife SJeiber meiten 
Seim Sorn am SBeltenbaum, 

®ie 3l a § rc fontmen unb eilen 
9Bie gültiger ©ommertraum; 

Sleonen ftnb ihnen mie gegent, 

Som ©anbe beS üJteereS ein Äom, 
®en febmeigenben ©cbicffalSfcbroegent 
2tm braufenben Urbabont. 


Digitized by ^.ooQie 




476 


$<tfl>er$ Beßafftttifl. 

®aS 2lbenbgolb färbt ber 3Botfcn plbernen ©aum, 

Unb eS wiegt pd) ein ©dpff in fcbaufelnbem ©kflcnpbaum. 
glimmernber glühen lautbraufenbe ©ranbung 
Sßallt nm beS ©dpffeS fdpllernbe Sßaitbung; 

SRagenb an ©orb ift bic Sabre errietet, 

©on fcbimmernben ©cbäbeu unb ©Reitern umf^ic^tet, 

®rauf liegt beS leudpenbcn ©alber Seiche, 

Bur gabrt bereit nad? bem Sobtenreidje. 

Unb nodj einmal tritt Obin auS ber 2tfenfdjaar ^eruor, 

Stfocb einmal neigt er p<b tief 311 beS Sobten O^r 
Unb flüftert ein ©Bort, baS oerfliegt im ©BellengebrauS, 

®ann flögt er baS ©cfyiff in bie brüüenbe ©ranbung IjinauS. — 
®urdb bie leudpenbe £ofye, in fdjimmernber Schöne 
©djaut er noch einmal ben liebfien ber ©ö§ne. 


®bin imb ^afa. 

9luS 9lSgarbS b<>b cn fallen entminen ift alles Jpeil, 

©eit ©alber, ber roilbe, getöbtet 00 m tücfipben äRipelpfeil. 

Unb Obin ftarrt ju ©oben, — roie purmburcbwiiblt fein £aar! — 
Unb eS fädelt ben ftebernben ©dpäfen Äö^lung baS Sftabenpaar. 
©alb bricht ber Sag beS SobeS, beS ©BeltenbranbS herein, 

©alb leuchtet ben l|immli|d)en fallen ber leiste SJtorgenfd^ein. 

9to<b ragt bie ©Mtenefdje, bod) morpb unb ^alb entlaubt, 

Unb oergebenS b eut b c W’ ©erat^ung mit 2ttimirS rebenbem $aupt. 
Sftun trägt i§n $u §elaS ©e^aufung beS Artigen SftennerS £uf; 
jpeß Hingt burdj bie ftiUen ©efilbe beS ©otteS befdjroörenber Sftuf. 
$n go^em, ragenbem £)üget ^emmt er beS Softes Sauf; 

®a macht auS SobeS Siefen bie weife Söala auf. 

Unb fie rifct itt bie SRinbe Daunen, ju formen im ©dpdffalSbucb, 

Unb pe püpert mit piegenbein Sltbem, baS Hingt wie graufer glud). 
Unb bunfel liegen bie Soofe, unb leife Hagt bie Suft, 

Unb wieber uerftnft bie greife ©eberin in bie ©ruft. 

Sang weilte ooll Srauer Obin, bis $um wartenben SRop er trat, 

®aS trug ign mit SraumeSfcbnelle in ber b^trenben ©ötter $Ratb- 
®a minft er jum golbenen Sb ronc ^ cn 9 r ^ucn ©änger tyx, 

Unb 3 n? i c fP ra ^ b a ^ cn bk ®eiben, unb jweifelfcbwer. 

„"Sinn pnge bein fiieb unb fpanne bie ©aiten $um lebten ©piel; 
©etbau ip unfer Sagwerf, wir Peben ftolj am BttM" — 

Unb ©ragi ergriff bie Jparfe, oon ber bie Sonputb quoll 
Unb maebfenb unb immer waebfenb wie rodenber Sonner fd)otI: 


Sönenbe Selpn, 

§iminlif(be £arfe, 

©übne ber ©ünbe 
Äünbe bein ©ang. 
üRicbt üRären beim 9Retbtranf 
3RagP bu mehr ntelben, 

SRein, webuolle ©Seifen 
©on ©Beltuutergang. 


<£teb. 

Sie b«b rcn Spornen 
©erhängten ©erniebtung 
2llS ftrenge ©träfe 
gür treulofen Srug; 
Unb bie ewigen 2lfen 
3« buufleS ©erberben 
©erpicht unentpiebbar 
Sie 9iacbe im glug. 


Digitized by ^.ooQie 




477 


@d)on büfjte bic Tücfe 
Te§ täufchenbcn ©anbeS 
üftit entriffener Rechten 
^er tapfere Tpr. 

9luS bem ©aatforn ber ©ünbe, 
Ter geffelung geitrirS, 

Ten 3fteiiteib bemeiftert, 

Sprojj 9Rorb ^erfür. 

Tenn e3 raffte beit reinen, 

Ten liebreichen Sidjtgott 
gür fremben grcocl 
.ftela ba^in. 

Unb ba3 ©chicffal bei* ebelften, 
©djulblofeit 9lfcn 
®erfürjt un$ jurn Äumnter 
Ten fargen ®eroinn. 

9tun braten bie Tage 
Ter TobeSbebrängitifj, 

9tad) 9tornenfchluffe 
©erfd)lingt un§ bie 9iad}t; 

Xlnb e3 ftür$t wie bie (Srbe 
Ta§ ftol$e 9l3garb 
3 m fengenben geuer, 

Tad Surtur entfacht. 


G3 fallen, bedungen 
©on feffelnber gügung, 

91uch Obin ber eble, 

Ter tapfere Thor. — 

©efühnt ifl bie ©ünbe; 

©etroft nun! mir treten 
3lu§ £ela§ ©ehaufung 
©eheiligt h*n>or. 

Tcm ©pruche ber Bornen 
Erneuert entfprungen 
Grlabt fich am Sichte 
©in lautreS ©efchlecht. 

9lud) mir wanbeln mieber 
$n ©JalhatlS ^Räumen, 
©eläutert gelangenb 
Turch SReue jum SRecht.- 

©chon bringt’^ mir $um Ohre 
3Bie broheitbeS Tröhnen 
©on rafeitbem ©turmroinb 
Unb 9Foffegeftampf. 

Tu £>arfe oerftumme! 

Tie |>anb greif $um ©ta^tc! 
©alhadaö gelben, 

3 h r Föhnen, jum Äampf! 


2>et teilte itampf. 

Unb gramooll jerbricht feine £arfe ©ragi, ber ©ängergrete, 

Unb Schweigen ruht unb ©dmmle auf ber rathenben ©ötter Äreis. — 
Schon bildet ber Tag be3 Tobe3, be§ 2Beltenbranb$ h crc * 11 ^ 

Gin Schimmer bienbet bie ©liefe, mie blutiger '«Rorblidjtfcheiu. 

Schon [türmt non ©üben ©urtur mit fengenbem Stahl h er & e l 
Ta erhebt ber Jjpahn mit betn ©olblamm feinen fchriUen, gellenben ©d^rei. 
Unb wie oon ber 5Sinb3braut 2Büthen aufbrauft ba3 branbenbe 9Reer, 

©o naht oom nebligen SRorben raufchcitb ber SReifriefen £eer. 

Unb genrtö jerreifct bie Ueffeln, fein Aachen geuer fchnaubt, 

Unb e§ h c ^F bk SJMbgarbfdjlange uu£ bem 9Reer ihr mähnigeö £aupt. 

Unb au§ §ela3 fchwarjer ©ehaufung, mit feiner fehweigenben ©<haar, 

Senft Sofi, ber geffelit (ebig, ben Aachen ÜRaguifar. 

©d)on wogt oon funfelnben SBaffen ba3 weite Söigribfelb, 

Unb e3 bebt bie bogige* ©ifröft, unb e§ bebt ber ©au ber 2Belt. 

Ta waffnen ftd) 2öal^allö ©ewohncr junt wilbeu TobeStanj, 

G3 flammt oom Schwünge ber Schwerter, wie glül)enber SRorblichtglauj. 
Ten golbenen £elm anf bem Raupte, führt Obin ba3 ©ötterheer, 

Seine §anb umfpannt ben ©ungnir, ben nimmer fehlenben ©peer. 

Unb c3 ftürmt an be§ ©aterS ©eite fein ftarfer ©ohn heroor, 

3n ber $Red)ten ben riefigen Jammer, ber hol;* tapfre Thor. 

Unb empor oon ber ftürjenben SERethbanf fpringt bie cin^erifd^e ©chaar, 

9ln ber ©eite ber 9lfeu ju fedjten in ber lebten, hö^ften ©efahr. 

Unb h*H ffingt $eimbal3 §ornruf wie braufenber Sturm burch bie SRacht: 
SBohlauf, il;r 9Xfcu unb gelben! $>\m Tobe! 3 ur Sßigribfchlacht!. 


Digitized by 


Google 





478 


Unb $u berfelben ©tunbe 
Da nmnfte bcr ©eltenbaum, 

©anf, loSgeriffen oom ©runbe, 
£inauS in ben ©eltenraum. 

6in Spiel bcn ftürmenben ©inben 
©tür$t er mit fchmetternbem ©chall, 
Die finfenben irümmer oerfünben 
Der tytytn Slfen gaff. 


peffnufergaug mb -aßerjftttgmtg. 

Verflungen ber ©affen Älirren, gefchlagen bie ©igribfchlacht, 

Unb Stcbet fenft fich ^ernieber unb bunfel bämmembe Stacht. 

Unb ©urtur roirft in bie ©eiten ben fengenben glammenbranb, 
Sluflobert in feuriger fiofje £intmel unb ©rbentanb. 

Doch mann baS ©eltengebäube in finfenber Slfche ©erlogt, 

Grglü^t in halberem @lan$e ein golbigeS SRorgenrotb. 

Unb aus ber Vernichtung Irümmern unb aus ber glammennacht 
(Srftebt eine neue (Srbe, grfinenb in fonniger 
Da roanbeln oerjüngt bie Slfen unb ber SRenfchen fierblich ©efdblecbt, 
©ntfü^nt oon ©chulb unb greoel, unb griebe ^crrfc^t unb Stc<ht. 

Unb auS bunfler, nächtiger Xiefe fdbroebfS bämmerlicht empor, 

Drei ragenbe h^h™ ©eftalten, ummafft oon Stebelflor. 

Unb linbe flüfternb flingt eS, mie ©inbeShauch im Stieb, 

DaS ift ber ewigen Stornen mahnenbeS ernfteS Sieb: 


§efnttg bet otnen. 


galtet bie £er$en 
Sauter unb lugloS, 
grei oon beS greoels 
©ünbiger ©aat. 

©ie ihr’S auch roenbet, 
©anbelt unb taufet tyr 
Stimmer ber Stornen 
Stichtenben Stath- 


©elbft ©ötter entgalten 
SRit ©ithne bie ©ünbe, 
Die ewigen Slfen, 

ObinS ©efchlecht. 

Slm ©orne oerborgen 
©alten bie weifen, 
©chmeigenben ©<hn>ejtern, 
Stidjtenb nach Stecht. 

3fty*rb 


i»3 um flolbnen Ätuge" in ber Stabt 

ä)a fe^r ic£ fröhlich «in; — 

3$ roeifj, in feinem tfeüer bat 
$)er ©irth ben beften ©ein. — 

®er perlet h*ut fo föftlidkfrifch 
3m @lafe, wie noch nie! — 
Solbplaubemb fifet bei mir am $ifch 
®a8 $ö<hterlein ÜRarie. 


0 1 n ft e 9 *. 

©ir plaubern über bieS unb baS 
Unb tbun uns nie genug: 

®a$n>ijd)en leer 1 ich manches ®la3 
SRit burftig=ootlem 3 U 8* 

Unb nedfenb fdjenft SRaried&en mir 
SlufS Steu’ ftetS roieber ein; — 

$)ie ©chelmin merft, ich mag $u ihr 
Sticht gerne fagen „Stein!"- 


Digitized by 


Google 






479 


«“ 


Sie flüchtig eilt bahnt bie 3*it 
©ei ©ang unb immterm ©Aerg! 
Sie flopft oor 2uR unb ©eligfeit 
©o Rürntifch mir baS £erg! 


O ©ein, o Sieb 1 , o fel’ge 9taR, 

Sie madR ihr froh ben ©inn! 

0 2ieb! 0 Sein! —: 3$ glaube faR, 
DaR ich benebelt bin!- 


DeS anbem DagS gerbrech ich mir 
Den tfopf: Senn ich nur wüRG 
0 b ich begabt, ob fyeimlid) mir 
3 ulept unS noch gefugt?! — 


fbmnnb fabelt. 



August Sturm. Lied und Leben. 

Der neueren Dichtungen erfter ©aitb. ($am* 
bura, ©erlagSanRalt norm. 3- g. dichter, 
1889.) Die je, ber grau beS §errn SlutorS 
gewibmeten ^oefien Rnb fet>r reichhaltig an 
oerfchiebenftem Inhalt. ©aterlanb, 9tatur, 
2iebe, Säubern, (*infamfeit, Unter ben 
©ternen, Dem fommenben 3öhrh un bert, pnb 
bie $bfd)nitte überfd^rieben. 3™ erftrn $h*il 
miRRel mir: 3 U ©aterlanbeS ©h rc - Sürbe 
ein giaugofe je brucfen: a l'honnenr de 
patrie? ©djön ift baS 2ieb „2ln granfreich", 
bis auf bie lepten gwei 3*11™ — wir Deuts 
feiert braunen feinen (SbouoinismuS. ©türm 
hat ein offenes 9luge für bie ©chönljciten ber 
Statur unb bei feinen ÜiebeSliebent mag man 
gerne beS Sftiicfert’jchen 2iebesfrühling8 ge* 
benfen. ©iele ber ©turm’jchen ©tropfen Rnb 
fangbar unb ooller Sohllaut. Eigentlich 
SftcueS ift mir nicht aufgefaücn. Da oon 
(5arrara bie 9tebe ift, meint £crr ©türm wohl 
©orto teuere unb nicht ©orta bi lenere. 
<t>ier Rnbe idh auch foljchc ^cirne £öhn, 
Sehn, lieben, üben. (©. 124, 1,'5.) DaS 
©ebidR „©üben fprach" — iR oon Slitacreon 
fchon früher beffer gefagt worben unb gar 
gu unbebeutenb. $übfch ift: „£auSbefiper" 
f©. 134). Der 9lbRhnitt „91m Sanberpfabe" 
(ftatt „9Iuf bem") ^at £>umor. „tflittg, flang, 
gloria" fommt bircct au8 ©autubad)! £übjche 
©aüaben Rnben Reh- 3 u l*bt *tf*h* i%* baR 
SluguR ©türm ber ©ohn beS Richters oon 
„gutS £au8", „©title SlnbachtSftunben", lurg, 
3 u l i u 8 © t u r m * 8, ift. Die ©ohne ©oethe’S 
waren feine groRen dichter; ber ©ohn ©turm 
braucht Reh aber nid)t mit ben ©oetljejohnen 
ocrgleichen gu laffeu. (5t hot nidjt nur ba8 
Diäten, fonbern auch manches fchone, fchtiefe- 
lid) auch manches ernpe 2teb‘oont ©ater 

geerbt. Dr. Alfred Friedmann. 

Am Waidegrand, ©tärAen unb Draume. 
©ou Anna Goetze. (SiSmar, .gnnStorfffdje 
©erlagSbnchhonblung, 1890.) Drei oder: 
liebfte ffialbmäichen bietet uns bie ©erfaffeiin. 


©oüwerthig Rnb bie beiben erRen, baS lebte 
fann mit ihnen nicht in gleiche 2inie gepellt 
werben. Ueber allen lagert ber Salb* unb 
©eegauber ber meeflenburgifch * ^oIRcinifchen 
©eeenplatte, ber burch ©ogelgegwitfcher belebt, 
oon ©lüthenbuft bnrchhoudR unb oon ©latter* 
gefänfel umwoben ift. Die ©ituationSbilber 
erhalten 2ebenbigfeit burch bie eingeRreuten, 
ben ©ögeln ober ©lumen in ben jfeunb ge* 
legten fprifchen Seifen. 9lber nicht bloRe 
jftaturfchilberung beabRchtigte bie Dichterin; 
Re hot e8 gefchieft oerftanben, ©robleme eins 
gupedpen unb Re oon ihren ©tarchengeRalten 
löfen gu taffen. 9lebon, bie emancipirte 9ta<h* 
tigall — baS fönnte h»moriftifcb erteilten; 
aber muR e8 benu immer ein miRlciteteS ober 
ein gefallenes dftenfehenfinb fein, baS, im 
3 rrthum oerharrenb, gu ©runbe geht, bamit 
Sinberu eine ?ehre gegeben wirb ? Äann nicht 
baS ^hietteben uuS ebeufogut bie Sahrheit 
ber ©ape oeranfcbaulichen: „Dem ©tanne 
iR bie .perrfchaft eigen", „DeS SeibeS ßeben 
iR bie 2icbe*! 2lnna ©oepe meint baS wenige 
ftenS. ©ieUeicht iR ben „betreffenben" Damen 
bie gebotene ^oft, tropbem Re oerfüRt bars 
geboten wirb, nicht fehmaefhaft. Sir hojfen 
aber, baR bie ©Mehrheit unferer beutfehen 
grauen greube an ber anmutigen ©oeRe 
Snna ©oepe8 Rnbet. 

Hngo Rheinländer. 

Sizilianigche Geachicliten oon Kon- 
rad Telmann. (3mei ©anbe. ©tinben i. S., 
3. 6. (5. ©runS’ ©erlag, 1889.) Die Wos 
oetlenfamnilung, bie im ©an;eit neun 9hims 
mern enthalt, tR bem SUtmeifler ber beutfehen 
9fooelIe, ©aul 4>epfe gewibmet, unb wahrs 
lieh, $epfe brauAt fi<h nicht gu fAämen, baR 
(einsame baS erfte ©latt eines ©ucpeSfchniücft, 
baS mit feinem gefammten 3 w hoIt ben au8= 
gegeichneten ©inbruef wiberfpiegelt, ben er, ber 
Münchner dlteifter, auf bie beutfche©rgählungSs 
funR auSgeübt hot. Die h«niorRechenbfteu 
©orgüge ber ^fe’fchen ©tufe Rnben Reh auch 
bei Jeimann: bie fcharfe ©eobachtung ber in= 


K- 


Digitized by 


Google 









480 


timen ©eelenoovgänge mib bamit oerbunben 
eine überrafdjenbe Äenntniß ber menfd)lid)en 
fftatur im Mgemeiiten, bie fdjarf abgrenzenbe 
EbaraFteriftiF, unD enblich bie fd;tcr uiter? 
fdjöpfliche, an§ immer neuen OticUcn heruor? 
fprubelitbe ungezwungene Äunft bes gabu? 
lirenS. Jn biefer festeren bürfte ber ©cbüler 
ben 9Jteifter vielleicht noch übertreten, benn 
bie „©izilianifchen Gefehlten" bieten eine 
fo bunte, abwechfelungSreiche 5yüCe oon Ge? 
ftalten, Greigntfjen nnb Heineren Gpifoben 
ernfter unb heiterer 3lrt, baß man bie Erfinb? 
nngögabe be§ 2lutor§ als eine glänzenbe be? 
geid^nen muß. freilich bebingt oiefer 3?or;ug 
auch bisweilen einen ftehler, auf ben ich MS 011 
bei Gelegenheit ber l'ejprechung eine§ anberen 
lelmann’fchen Söerfeö hingewiefen habe: bie 

S una zum ^bantaftifdjen unb Unwahr- 
ilidjen, bie ben benFenbcn £efer oft ge? 
rabe im Genuß ber fchönften ©teilen ftört. 
lieber ba3 Reifte hilft un8 ja ber wahrhaft 
gute, nie triuiale ©til hinweg, ber über 2öenb? 
ungen non hohem reiznoUen 3Bol)lFlang ocr? 
fügt, in vereinzelten gäUcu jeboch gelingt eö 
bem Slutor aud; baburch uid;t, un§ ba§ Ge? 
fühl zu benehmen, al§ uerlören wir ben Spobcn 
ber 2&uFlid)Feit unter ben ftiifen. lelntaiin 
mag ba§ auch wohl felbft fühlen, beim bie 
Erzählung fegt, biinft mich, nach foldjcn 
märchenhaften ©chwelgereien fletö wieber Fraft? 
ooüer ein. „Slftäon", bie 9Fouetlc, in ber ficfj 
fehler unb Vorzug am beutlid;ßcn gegen? 
iiberftehen, ift bfffciiiiitgeadjtet bie bcbcutcubfte 
ber ganzen ©ammlitng unb uuftrcilig über? 
haupt eine ber eigeitartig?crgreifenbften ©rfjöpf? 
ungen, bie id) je gclcfen habe, ©chou baö 
mtjthologifdje Gruitbmotio, gegen baö nur 
eine falfd;c 'Pritberie ^ebenFcti erheben Farm, 


wedft baS 3ntereffc unb läßt e§ nid;t wieber 
frei: ein märchenhaft?reicher Warquefe ge? 
währt bie $5itte eiue§ jungen Poeten, bem er 
feine Rettung au§ ber Gefahr beS ErtrinFeitä 
oerbanFt, ihm feilt in ftrengßer Slbgejchloffeit? 
heit lebeitbeö fd)öite§ ®eib "gu jeigeit, in ber 
SSeife, baß er ben Jüngling bte Atolle jenes 
SlFtäon fpielen läßt, ber, wie bie ©age mel? 
bet, in wahufinniger £iebe§fchwärmerei bie 
feufche SMana in ihrer göttlichen 9tadftheit 
bela.ifchte. Ti e Jsolgc ift auch fprr biefelbe: 
rafenbe £eibeufchaft verzehrt ben llnglücffeligen 
nad; biefem 3lugenblicF, unb baS 2£eib, baS 
um feine ©djulb weiß, treibt ihn au§ 9?ad;e 
bi§ in bie Stacht bes SBahnfinnS. £ier er? 
wacht in ihr urplöglich ber gleidje ?iebeöbrang 
unb nur mit ber ganzen inbrünftigen pflege 
unb Eingebung gelingt e§ ihr, tiachbem ber 
Gatte burd; ben lob bahiugerafft ift, ben Ge? 
liebten bem £ebcn nnb bem £ichl wicberzu? 
gewinnen. — 9Jtit bem oerjöhncnben ©chlttß? 
wort athmet mau förmlich auf, bie heiße 
$?cibenfchaftlid)Feit, welche biefe Silber beö 
fonuigen ©itbenS auöathmen, nmftridt ben 
2efer mit athembeFlcmmcnber ©panuuug unb 
id; möchte ben feljen, ber fich ihm mit Ge? 
walt hätte entziehen Fönuen. Iclnianit hot 
mit biefer ?lrbcit eben gezeigt, baß er in gliitf? 
liehen ©tunbeit aud; wirHid; ^ebcuteubeS 
leifteit Fann, unb baß er im SPefoitberen ber 
berufene ©diilbever beS italieuifchen 33olFS? 
charaFterS ift, ber bem ^id;ter fo banFenS? 
wertheS Material liefert. 91 ud) bie übrigen 
Arbeiten zeigen burd;weg Fitnftlerifdje Haltung, 
wenn fie ftd; auch mehr bem Geichmad beS 
lefenbfii DurdifchiitttSpubliFumS anbequemcu, 
ber einen „9lFiäon" benasrümpft. 

Fritz Eberhardt. 



Bestimmungen ?on allgemeiner Geltung. Jede Einsendung, Ober deren Verwendung Auskunft 
gewünscht wird, muss deutlich und mit dunkler Tinte geschrieben sein. Ferner ist jeder Beitrag auf 
ein Blatt Papier besonders su schreiben und darf eine Einsendung deren höchstens fünf enthalten. 
Man bewahre sich Ton allen Einsendungen Abschrift, da wir Gedichte überhaupt nicht, grossere 
Arbeiten aber nur dann zurücksenden, wenn der volle Betrag zur Bestreitung des Rückporto’s bei- 
liegt. Bei erstmaliger Einsendung ist Angabe der Bezugsquelle des „D. 1>.“ erforderlich. Briefe, welche 
mit Strafporto belastet bei uns anlangen, werden ausnahmslos zurückgewieseu. Anonyme, sowie alle 
diesen Bestimmungen nicht Genüge leistenden Briefe verfallen dem Papierkorbe. Es werden nur 
Originalbeitriige angenommen. 


F. L. in S —n. Jhr 31'mifch, baß aud; 
im XI. Jahrgänge eine größere cpifd;e £id;t? 
uitg crfd;eiiten möchte, nirb in etfreulichftcr 
Steife in Grfülluiig gehen: eö ift unö ge? 
lungeii, einen $h e *l ^ cr gigatitifc^ angelegten 
„lieber ber !0icnfchhfit w oon ^einri^ J^ ör t 
Zum '3lbbnicf zu erwerben, ^er litel lautet: 
w l^ie ©eefahrer". STeit Jithalt bilbet eine 
voQftänbig in fid; abgefdjlofjctie ^anblung, 


weld;e im alten ^Phönicien fpielt. 3®iv ftnb 
überzeugt, baß bie l;ochgeheitben Erwartungen, 
weld;e bie litterarifche 51'elt oon ber £mrt’jd;en 
Dichtung ^egt, wieberum in vollftem Ütaße 
befriebigt werben. 

A. H. in D—n. Sir acceptircit Jhr Ge? 
bidjt „9ld) wenn :c." unter bem litel „©ehn= 
iud;t" unb mit ©treichung ber legten ©trophe. 
3Bir hätten Jhnen bte 'Jtr. ‘21 gern bireft 


Digitized by 


Google 












481 


K- 

überfanbt, wenn uns 3 *) rc 9lbreffe, um bereit 
gefl. Angabe wir nunmehr bitten, befannt 
gewefeit. 

P. H. in D—f. SSejüglid) Sfoxtv Anfrage 
über Sinnigen in unferer ^robenummer mtb 
wegen Lieferung älterer (jinbanbbecfeit oer= 
wetfen mir 0 ie auf bie ^itfernte in biefer 
Kummer. 

Abonn. in Leipzig. 2ßir banfen beftenS 
für 3 $ren gefl. $mwei§ unb werben bie 3lm 
gelegenst weiter perfolgen. 

R. G. in E—d „3 U fpät" (mit Slenbers 
ungen); G. B. in B.-B—n „2?ergänglid)feit*'; 
0. F. in H —g „3nt @d)ull)auä auf ber 
j £aibe*; B. R. in D—tz „Sßalbbadj" (mit 
^enbernngen); C. B. in L —f w 2Öertf) ber 


Arbeit" ; C. S. in W—n „GrifS Itreuj" (ba§ 
betr. ^euittetoit erwarten wir gern); C. M. 
in 0 —k „Oin ©onnenftrafyl" unb „(£roige 
8 d)äfce"; E. H. in E—d: 5We3. Ange¬ 
nom m e n! 

F. W. in G—n (oielfad) 311 banal bej. 
gegenftauböloS); E. H. in Z—a (nidjt redjt 
burc^fi^tig); F. G. in B—n; G. R. in D—f: 
V. T. in R—gjfbie #anbfd)riften ftimmeti 
nidjt überein); E. M. in C — s; H. P. in 
T~r (3f)ren Jpejrametern fehlt regelmäßig ber 
fedjfte 33er§fuß); 0. S. in N-f b. S.; H. K. 
in M—r; J. W. in D—m (ohne eigenartiges 
©epväge); E. P. in P—n (alltu perbraucht); 
H. G. in B—n („©prüfjteufeldjen* wirb noch 
erfcheiiteit). Dankend ab ge lehnt! 


(€$tu& ber Sitbartiou bfefer Kummer: 16. Sluguft 1890.) 


3nSöff$i>er$eidjmß. 

•fblAte bon Bart Worrmann, ft. ftovlar, Bertha ftinvbrrq, Hermann Sdiüliita, iriba ffaubfd», Stppb® 
Cirpbolbt, Brinrid) 3eife, 3»ltuv 3tnrm, CabmiQ ftldjrobt, Kidiorb fiatfcliö unb ftbmanb Baben. — Wie verhalt 
h<t) bie Wagner’fdie donbiilitanQ ju ben tntlgrn ftefe|ei brr bramaliftBrn Banfl? SSon Annn ftttlingrr. (Sd)lu&.) 
Bflihrrflhan. — Brieffibaitrr. 

09 ^ ^achbritdt nur unter genauer $ue!TenangaOe ge/tattet. 


25efle(lungen fiub 311 richten an bie Expedition (Paul Heinze’s Verlag), ©iufenbungen 
an bie Redaction des „Deutschen Dichterhelm“ in Dresden-Striesen. 3 n ßommiffion: 
Trüb’sehe Buchhandlung ($. ©djmittner) in Zürich unb E. Steiger & Cie. in New York. 




Die demnächst erscheinende Nr. 1 vom 11. Jahrgange des „Deutschen 
]j| Dichterheim“ wird in der bedeutenden Auflago von 

10,000 Exemplaren 

j)| erscheinen, wovon allein 

mindestens 7000 direct unter Streifband 

ausschliesslich an Adressen solcher Persönlichkeiten versandt werden, welche sich 
nach unserer und unserer Vorgänger (Eckstein’s und „Fastenrath's Dichter¬ 
hallen“) langjährigen Erfahrung als regste Interessenten für die zeit¬ 
genössische Litteratar erwiesen haben. 

09** Biese Adressen stehen Niemandem sonst in gleicher Ausführlichkeit 
und in annähernd vorzüglicher Auswahl zur Verfügung! 

Wer daher diese Nummer zur Anzeige poetischer und belletristischer 
Werke zu benutzen gedenkt, wird unstreitig ein weit günstigeres Ergebniss er- * 
zielen, als selbst durch Anzeige in den gelesensten Familienblättern, deren Leser 
selbstverständlich auch nicht im Entferntesten ein so vollzähliges litteiarisch ge¬ 
bildetes Publikum aufzuweisen haben. 

Wir berechnen für die einmal gespaltene Nonpareillozeile oder deren Raum 
nur 50 Pf. und sehen gefl. Aufträgen bis spätestens BO. August d. J. entgegen. 

Dresden-Striesen. 

Die Expedition des „Deutschen Dichterheim“. 


Digitized by ^.ooQie 




Demnächst erscheint im Unterzeichneten Verlage: 



Umriss der Lehre vom Wesen und von den Formen der Dichtkunst. 

Mit einer Einführung in das Gebiet der Knnstlebre. 

Von Paul Heinze und Rudolf Goette. 

Umfang ca. 23 Bogen. Preis: broch. 5 Ji , Lwdbd. geb. 6 M. 

Die Verfasser waren bemüht, in diesem Werke bei möglichst knapper Dar¬ 
stellung den überaus reichen Stoff lichtvoll und übersichtlich zu gruppiren, und 
strebten — zum ersten Male auf diesem Gebiete — eine Aneignung und Ver¬ 
arbeitung der neueren ästhetischen Strömungen an. 

-&- 

Ferner befindet sich unter der Presse: 

Gunhild. 

E i n H elcLengrecLIclit 


Gustav Kastropp. 

Umfang 15 Bogen. Preis: broch. 3 M % eleg. Lwdbd. geb. 4 Jk 

Uebcr diese Dichtung schrieb der bekannte Literarhistoriker Karl Goedekc 
dem rühmlichst genannten Verfasser des „Kain“, des „Heinrich von Ofter¬ 
dingen“ etc. unter Anderem: „Die Kraft, Tiefe und Frische der Stimmung haben 
mich steigend gefesselt und mir stets neue Rührung abgezwungen“. 


Dresden - Striesen. 


Pani Helnze’s Verlag, 



Unter Hinweis auf die der Nummer 22 beigelegten Bestell- j 
| karten bringen wir in gefl. Erinnerung die demnächst zur Ausgabe ge- j 
f langenden I 

Eiaa.'bsm.d.d.ecfeen. 

| in reichster Gold-, Schwarz- und Buntpressung für den laufenden Jahr- ! 

I gang unserer Zeitschrift. Der Preis derselben, welcher späterhin durch 1 
I die Minderkosten beim Binden nahezu gedeckt wird, beträgt wie bisher j 
j bei Francozusendung Mark 1. 60. pro Exemplar. — Wir er- j 

I suchen die geehrten Reflectanten, ihre Bestellungen gefl. baldigst an I 
j uns gelangen zu lassen, da wir nicht mehr Exemplare anfertigen lassen, f 
I als thatsächlich vorher bestellt werden. j 

| Ferner bitten wir, Bestellungen auf Einbanddecken früherer Jahr- l 

I gänge — die wir besonders an fertigen lassen müssen — uns gleichfalls l 
l ehestens zukommen zu lassen. f 

I Expedition des „Deutschen Dichterheim 14 in Dresden-Striesen 1 

I ff i 

j IiiiwihI I „■ «,, | , ,^1,;^ Zi,u ml.l. .1,11,1, l i HR ul. . T .i l nimklim 

ss-s: 

(SbefsBiebacteur unb (Sigentbümer: gfcuf 
$nttf Don Üfcrbinanb Styomafe in $rc9bat. — $apier Don ©UUr <t IBoflel in Srfp|i0. 


Digitized by ^.ooQie 




Digitized by 



RETURN TO the circulation desk of any 
Uoivereity of California Library 
or to the 

NORTHERN REGIONAL LIBRARY FACILITY 
Bldg. 400, Richmond Field Station 
UnK/ersity of California 
Richmond, CA 94804-4698 


ALL BOOKS MAY BE RECALLED AFTER 7 DAYS 
2-month loans may be renewed by calling 
(510) 642-6753 

1-year loans may be recharged by bringing books 
toNRLF 

Renewals and recharges may be made 4 days 
prior to due date 


DUE AS STAMPED BELOW 


PEC 121 99 6 


20 , 000 ( 4 / 94 ) 


Digitized by 


Google 



N? 623985 


PTU55 

Deutsches Dichterheim. D43 

v.10 

1890 




LIBRARY 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 
DAVIS 



RETURN TO the circulation desk of any 
University of California Library 
or to the 

NORTHERN REGIONAL UBRARY FACIUTY 
Bldg. 400, Richmond Field Station 
University of California 
Richmond, CA 94804-4698 


ALL BOOKS MAY BE RECALLED AFTER 7 DAYS 
2-month loans may be renewed by calling 
(510) 642-6753 

1-year loans may be recharged by bringing books 
to NRLF 

Renewals and recharges may be made 4 days 
prior to due date 


DUE AS STAMPED BELOW 


PCC 12M 9 6 


20 . 000 ( 4 / 94 ) 


Digitized by ^.ooQie 


N? 623985 


PT1155 

Deutsches Dichterheim. D43 

v.10 

1890 


LIBRARY 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 
DAVIS 


Digitized by ^.ooQie