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Deutfde
Staats: und Rechtsgeſchichte.
Bon
Karl Friedrich Eichhorn.
Zweiter Theil
Bierte verbefferte und vermehrte Ausgabe.
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| Söortingen,
bei Vandenhöck und Rupredt.
1835.
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Worrede
zur erfie.r.: Aussche
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De zweite Abtheilung biefeh Werſue⸗ iner
deutſchen Staats⸗ und Rechtsgeſchichte iſt im
Ganzen nach demſelben Plane ausgearbeitet,
uͤber welchen ich mich bereits in der Vorrede
zum erſten Theile erklaͤrt habe. Einige Abwei⸗
chungen ſind jedoch durch die Eigenthuͤmlichkeit
und die Reichhaltigkeit Des Stoffs für die Ge
(hichte der Dritten ‘Periode nothmendig geworden.
Die Schickfale des deutſchen Rechts wäh.
rend Derfelben erfordern, Daß man jenes von
einem zweifachen Standpunfte aus betrachte.
In den Rechtsbüchern findet man das gemeine
deutſche Recht, fo wie es fich big gegen dag
Ende des dreizehnten Jahrhunderts ausgebildet
hatte. Der Gebrauch des römifhen Rechts
war bis dahin in Deutfchland in jeder Bezie-
bung von geringer Bedeutung; von Diefem Zeit-
punkte an gewinnt es einen entfchiedenen Ein.
x
Iv Vorrede.
fluß auf die Fortbildung des deutſchen gemei⸗
nen und particulären' Rechts, und wird felbft
{don als ein Kaiferrecht zur unmittelbaren
Anwendung gebracht, wenn gleich Dadurch die
Quellen, aus welchen man bis dahin Das ge
meine Recht in Deutfchland zu fchöpfen ge
wohnt war, noch nicht. verdrängt wurden. Der
Rechfssaftand, welcher Dutch Diefe Veraͤnderun—
gen’ gebilott: wurde,“ laͤßt fi nur dann mit
Klarheit und Beſtimintheit auffaſſen, wenn man
ſich zuvor. eine voliſtaͤndige Ueberſicht Des gemei⸗
nen deuttchen ‚Rede; fo wie es vor dem Ein
dringen des römischen Mechts in Deutſchland
war, verfchafft hat. Wer Verfaſſer hat- Daher
ben reichhaltigen Stoff der Dritten Periode in
zwei Abfchnitte vertheitt, deren erſter, welcher
den Rechtszuſtand in Deutſchland zur Zeit der
Rechtsbuͤcher ſchildert, in dieſem Theil geliefert
wird. Den zweiten Abſchnitt, welcher den Reſt
der dritten Periode umfaßt, enthaͤlt der dritte
Band.
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ueb erfigt des Inhalts...
—— op Fir 7 VER
4
Dritte Periode von 8-51. 52
Erher Zeitraum von 88- 12722. 7
' Chic! land Hitfemittel Sl 1
L
Allgemeine Beihigte von; 888 — 1056.
6. 209 — 225. ©. 1— 83. . ;
Veſchaffenheit des seielighoftlichen Zufkandet, $.208.©.6.
1. Aeubere Geſchichte $ 210-277. &. 8 - 40,
Verhaltniſſe zu den benachbarten Voͤlkern und Stäaten im
Allgemeinen. $. 210. ©. 8.
Inshefondere:
a. Siamwifche Volker an der Donau. hl, Mi:
ren, Ungarn. Balriſche und färntheufhe Mark. Her
zogthümer Baiern und Kärnthen. $.211& ©. 9 — 18,
b. Unfersperfung ber Samen an Der: Elhe, und Baalk.
Shüringifche Markgrafſchaften. Herzsathum Sachſen.
Polen. 5. 211b. ©. 18— 28.
" Marken Über der Umierelde "Steig "osäffte
, Mat. h. 312.0.8-38. ° .;
’d ‚Burgund. $. 213.8. 32.
e.Sothringen. 5. 214. G. 83, | “2
“2
vi
Inhalt.
f.Lombardeil. 5. 215.%. 34.
g. Römifche Käiferwürde. $. 216. ©. 35.
h. Unteritalien. $. 217. ©. 39.
Innere Berhältniffe. 5. 218-235. S. 40— 83.
Im Allgemeinen. $. 218. S. 40.
Allmäliger Uebergang in ein Bahteei durch den Wechfel
dee Dpnaflieen. 8. 219. ©: 4
Verändeite Werfafhung, & —— 244
a. Art der Veränderung. $. 220. ©.
b. Einzelne Verhältniſſe.
I. Reichstage. S. 45. .
11. Herzoge und. Pfeharer- 4 3. & Fe
III. Auflöfung der Gauverfaſſung durch Uebergang der
Grafſchaften auf die Geiſtlichkeit und die Art ib:
TC. — dorqh von weltlichen Helen hand
$. 222. ©. 58
IV. Berhältniß m — Veir (Mitter-
un (haft, Landſaſſen). $. No ©. 69, u
„v- Urfprung der nädciiarn Beiofing (Mei
3 bildredt). $. 224a. &
Einfluß, den hierauf bie, von Pen L dngeisgten
BBurgen hatten. $. 224h. ©. 7 Ä
J J €. Verhältniß der Größen zum — und” der Ne
benlãnder zu Deutſchland. 6. 225. ‚& B0.
I. Kilgemeihe Seſaiqhte von 10‘ 1972.
©. 84 — 196.
‚Ar Innere Gelchichte von Deutfälon. ©, 5.190
a. Bisheriges Verhätniß des Kaifers zum PYapft, und
deffen Veränderung vor⸗ der Erhcbung Gyegsrd: VI.
auf den päpfilihen Stuhl: 6. 226. 227. E:5+%.
Anhalt. vu
CBerordnung Über die Papfindah) =":
b. Regierung Heinrichs IV. und V. a 28 ZU
j ®. OHR, ν n
Gregors VII. Eblidatgefehe und Dekeie hehen die
Simonie und Laieninpefiitur! $. 2284, S. 90.
Wärkmgen, die das durchgeführte Verbot der Laien⸗
.. inteſtitur gehabt haben würde. $. 238h. ©. 91.
Heinzihe IV. Streitigkeiten mit den Sachſen.
452280. G. 83.
——— dieſer Streitigkeiten in den Inveſti—
turfireit. & 22P. ©. 86.
Sciefale Heinrichs IV. in dam Kampfe, dee das
durch in Senteland und Stalien veranlaßt wird.
$. 230. ©. 98,
Solgen der geflörten Einigkeit zwiſchen Kirche und
Staat, $. 231. ©. 101.
¶ Deutſchland für ein Wahlreich erklaͤrt. Auf⸗
ſichtsrecht des Papſtes über die Wahl und über
" Haupt über die weltlichen Fürfen) .
Ausgang des Snvefliturfireits unter Heinrich V.
durch das Concordatum Caliztinum a. 1122.
6. 232. ©. 104. \
Kreuzzüge. $. 239. ©. 407.
Ce. Verandertes Syſtem ber. Berfaffung. 9. 234a. 234 b,
'&. 109 — 118.
„Entidriedene ErblichPeit der Grafichaften und
0. Herjogthfiner und ihre Warkungen. 5. 2342.
S. 109.
Reichsvogteien und ihre Erweiterung. $. 234.
©. 116.
6. Bildung der hohenſtaufiſchen mb welfifchen
-Dartei nach dem Erlöfchen des: feänkifchen Könige
vu Snhalt.
ftamms yon 1125 — 1197.. 5 Zi. 236. 237.
18-186, ..., J
32. —X 4
e. Kampf der Hohenſtaufen und Welfen in Deueſchland
van 1137 — 12365. 9. 238. 239. 240. . 126 — 151.
Auftöfung der Herzogthümer. 4 240. ©. 136.
f Politifche Lage des Kaifers zu biefer- Set, infonder:
beit im Werhäftniß zu der Nitterichaft und den Städ⸗
ten. 5. M1— 245. ©. 151 — 166
Die Ritterfchaft ale geſchloſſene Geneſſerſchaft. 6.241,
242..©. 1dl.w f. u
Veraͤnderte Verfaſſung und Lage der Städte
- in Deutfchland. $. 243. &. 157."
In Italien. 9. 244. 9.168.
; . Italieniſche Politit der Hobenflaufen. ihre Kriege
mit dem Iombardiihen Städtebund und dem Papfl.
1154 — 1254. $. 246 — 250. ©. 167 — 186.
Koftnier Friede 1183. $. 246. ©, 169.
Einfluß der italtenifchen Politit auf die Behand:
lung der deutfchen Städte und Fürſten durch
Friedrich U. $. 247. ©: 171.
Die Hanſe. ©. 174. Der rheiniſche Städte
bund. Privilegien der geiftlichen und weltlichen
Fürſten von 1220 und 1232. ©. 178.
Erneuerter Kampf ‚zwifchen Saifer und Papſft,
von Friedrich I. bis zu Conrads IV. Tode
5. 248 — 250. ©. 180 u f..
Erwerbung und Verluſt ‚vom —2 und
Sicilien.
h. &rlöfchen des hohenflauffichen Haufe 1268. 6. 251.
©. 186
Närhie Folgen davon in Dr und Stalien.
$. 252. ©. 187,
Sahalt: u
i. Regierung der Gegenfönige Richerd und Alphons
1256 — 1272. 5. 253. ©. 189.
B. Gedichte der Erweiterung des beutichen Reiche, von
1156 — 1272. $. 354 — 256. ©. 10 — 1%.
Borübergebende Herrſchaft der Däneh im noͤrdlichen
Deutichland. Brandenburg, Medienburg, Pom⸗
mern, der deutfche Orden in Preußen und Liefland,
Polen, Böhmen und Mahren in ihrem Verhaͤltniß
zum Reich.
IL Quellen des Rechts. 8%. 37 — Wic.
S. 1% — 350.
1, Aeußere Geſchichte des Rechts vor Entfies
bung ber Rechtsbücher. $. 257 — 276. G. 196 —
6.
A. Schidfale der Volfsrechte und Gapitularien in Deutſch⸗
land. $. 267. ©. 196.
B. Fortbildung des Rechts in Deutfchland durch
L Autonomie $. 258, ©. 198, Deren Ausübung
durd)
1. Die Weisthüämer der Gerichte. $.258.8.200u.f.
2. Bertragsmeife Uebereinkunft der Intereſſenten.
$. 259 — 261. ©. 202 — 211,
A. Dienfirechte. S. 203.
B. Willkühren der Gemeinden. S. 205.
C. Verträge zwifchen Kaifer und Ständen.
$. 260. ©. 207,
D. Berträge zwifchen Kirche und Staat. 5. 261.
S. 209. j
IL Geſetze. 5. 262 — 265. ©. 211 — 229,
1. Reichsgeſetze. $. 262. ©. 211.
2. Bewilligungen der Landesherren.
“a. abteechte. 5. 263. ©. 315. ‚A
b. Landrechte. $: 264. ©. 221.
c. Fortdauernde Gürtigfett des lombardiſchen Volksrechts
in Italien und deſſen weitere Ausbildung durch Geſetz e.
6. 265. ©. 233,
‚»D Römifdes Recht. $. 266 — 369. ©. 229 — 247.
" Univerfitäten. &. 929.
Jenerius. $. 267. ©. 232. (Rechtequellen. Schidfale
des florentinifchen Manuſcripts der Pandecten, und
Eintheilung Ber Tezteren in Dig. vetus, infortiatum
und novam.) Gloſſatoren. $. 268. ©. 237.
Anfeden des römifchen Rechte. 6. 269. S S. 342.
E. Sanonifches Recht. 5. 270 — 276. S. 247 - %6
Syſtematiſche Bearbeitung der Quellen bes canoniſchen
Rechts vor Gratian. $. 270. ©. 347. '
-Gratians Derret. $. 271-773. &. 351 — 258.
Decretalenfammlungen vor Gregor IX. $. 274. ©.258,
Decretalen Gregors IX. $, 27%. ©. 268,
Ergänzungen derfelben. $. 276. ©. 265.
2. Entſtehung und Gefchichteder Rechts buch er. 4277 —
283. S. 266 — 332.
Deren Bedeutung. 8. 277. &. 266,
1. Consuetudines Feudorum. $. 278. ©. 2711.
2. Deutfche Rechtsbucher. . 279— 382
\ S. 384 — 352.
Deren Grundlage. S. 284.
Arltefles: der Sachfenfpiegel und was mit
demfelben zufammenhängt. 6. 279. 280.
281. ©. 286 — 314.
—R 1a
e— Feel A — der veius
Ze ‚bensficiie. © Zufäge.
2399. Gloſſe ©. 300. a. Bilder,
&.303.
Der Rihifeig 5281. &. 306.312. Sand
ihriften. E. 300. "Ausgaben, ©. 310.
Gämabenfpiege! sichtiger Kaiſerreqht.
262. ©. 314 398.
Zu dieſem gehört. das von Senkenberg
SCH ne Kaiſerrecht.
28. &
3. Verbindung der Rechtebũcher mit den hartleularte he
ten. . 284. 2850. ©. 332 — 345. Magdeburgi⸗
ſches Reh: ©. 33 u, j Sachſiſches Beiq
bild. &, 338,
Eigenthimitiche Fortbildung ber De in Frietland.
. 260b. 285 c. ©. 345 — 336,
¶Landtechte. Aſegabuch.)
IV. Rechtſoſtem. 5. 2866 — 386. ©. 356 — 768.
Bedeutung des Zeudaliufiems. 1.286. ©.356— 364,
A. Deffentliches Rat, 5.287 — 314. &34—.
7. Ä
a. Reihsverfaffung. &. 287 — 298,8, 4 —
428.
Wahl und Krönung des Ränigt. $. 287. 988.
S. 364 — 369,
* 1 Rechte de6 Kaiſers aus der Vogtei über bie
Kirche und feiner oberften weltlichen Gewalt,
6. 289. &. 370 — 372.
— — — —
Axwall
eat 78 1 Gemahißi des Faces ya vedſt
4‘
23.
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rk + Deutſchland ein zuſammengeſezter Staat.
I Fürflen und Herren. Yahnlehen, ref.
m ſchaſten, Reichsvogteien. $.290. ©.373,
BB. 2, Hofbeamte. 6. 291. ©. 387. Palge
richte. S. 389.
in 35 Reichstage, Reichsſtandſchaft, Reichslagk.
N} 1. Io, | gefääfte. $. 299. ©. 391.
Ul. Einzelne Reglerungsrechte. $. 293 —
’ &. 393 — 428.
. 1. Kaiſerliche Gerichte, $. 293. ©, 39,
| 2. Reichskriegsverfaſſung. $. 294. ©. 39,
KEULIRE n 3. Neishseinfünfte. $. 295 — 298, ©.411-
a. Reichegüter. $. 205. ©. dl. |
y b. Fiscalifche Einfünfte, 296. ©.414.
a $. 297. ©. 420.
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"N, Beidseigein ig Taf $. 290 — 2.
Zoll. Münze. Relchsſteuer. Ju⸗
denſchutz. Bergregal.
e. Perſoͤnliche Leiſtungen. $. 298.©.4%6.
ung Landesverfaffung. $. 299— 314. ©.48—
497.
og, Bedeutung und Beſtandtheile der Landek
boheit. $. 299, ©. 428.
II. Lehnbarkeit derfelben. d. 300. ©. 431.
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e. Genoffenfhaftnt.i- 345%..&. 619.
— ED Grehätseehte. Wie. S. 622 - 635.
1. Autonomie, F 346. © 622.
WER) maniber“. zn au
io .® — eben. ©. 624.
12.9 .1.,% Wufenfähiehdt: $. 047. ©. 628.
LEE 3 „ich hen. 5. 348. ©. 631.
8 Verminderung, der Freiheitsrechte.
ee: TON) 65
"de ‚350. &.'638.
R Ynieiht: 3. BL 354. 18 69 -- eBe.,
re
- eda RB Be Anh ind pätelihe Mewoalt. q. 352.
I
unsd?) — Bemutäf.f, 30. 6 6. 5
IV. Saheneht. 6354-372. 8 652 — 736.
— 825 oh eng. 380: Eh
2. Arten der. ‚Gewehre. $. ‚356, & 653.
3, — ——— bei unberpeglichen Saden.
4 Crwerbinigsarten.. 357. & 68.
tor Eecticqtluhei: Aufinfiähg.: 5.355 ©. 669.
. T.õ —
T̃̃ Ro er
Du 9ν—
6. Gewaͤhrleiſtung. $.'360.&.675.?
.RL Beßiltung eines Mandrechis oder. Bine gası a.
©. 677.
3: Vindication beweglichd Backen) Bond muß
Dand wahren), Suihhbz E67 ©
. 8. Modificatignen des ‚Sodhenreäite. .. 3.4
19 2, Ss, einen Sri — 362.
Er. en “or WR 1
2 vun Grahienhiliiie. — 2
1: Eigen und Gin nach ‚Sopeit.5. 363.
©. 693. Eu |
77% Deditesbäpen. h sln 6h. ed 710
3. Agke und Qutsherrfchaft. . 3600. G. 710
--
V Güterverhältniß der Eheleute. 5. 360. 370.
S. 719 — 73.
8) Güterverhältniß dex Eltern und Kinder. 5. 371.
©. 733.
s) Büterverhältniß der Miündlinge. 5.372..738.
V. Erbfolge. $. 373 — 376. ©. 736 — 746.
a. Erbfolge nach Geblütsrecht. 5. 373. &. 736.
b. Erbfolge Kraft Gebings. 5. 374. ©. 743.
©. Uebergang der Forderungen und Verbindlichkei⸗
ten auf den Erben. $. 375. ©. 746.
VL Forderungen aus Verträgen. 5.376.377.©.746—
748.
—X
DL Die Beinen Koma 30: ®. 70 —
en dk Rlagh ie Ungerichl: 5. 370. G. 250.
2. Leib und Alben mit Gelde gelöſt. J 380. @. 763.
F ergilites Derfoern. & 381 — 386 S.43_165
2 Veſehung des Gerichts. Alage und Antwort. Ue-
theilsfrage. Beweis. 5. 381. 382. &. 763 — 759.
2. Ungeborfaie ir Eiofffadden. 5.383. &. 760.
EB. Mage mit Geruiſte, Hama yahı Ache. 5. 384.
©. 760.
yız — Beiguif, ein Unfeil zn (delt. 5, 385. 763.
⸗ ‘ % .. 2 F 9 c, ‘,
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l R eb
Dritte Periode,
Gefhichte des rämifhen Reiches — * Den
won BB 15173.
Erf Seitraum, bon 12
Duellen J
Ts ber derigen Veriebe gehört noch hicher: Resihonte
ehronicon (8: 1: ©: #10), mit beffin dortfetung Bis m. Rd |
Pertz mion. I. p. 599 zeq.
ah fibeificht bie Michi Bam für Beer Zurtan il
befien, wenn man die Nebenquziiei, in welche bie bebeutenbſten
gleichzeitigen Geſchichiſchrriber benuzt worden find, und bie inte wenlge
dgene Nocheichten, oder nur ſolche enthäften, bie ſich vorzughwtife auf
cinjein Theile don Heunſchland bezichen/ den Säuptaitelltn untetordnet.
1. Für Die Zeit der fächfifchen Kalſer iſt die Kauptgüieier'
Dithmari'epise. Merseburgenais (} 1018) chrotiidon’ (it 8 Vi
dern); Bel Leibhitz ser. rer. ‚Brünkvic. Tom. 2. Si jat im
belten Wei: Ditke. chron. al fidem eddicls Dresiensis‘ -- #4.
J. A. Wagner Norimb. „1807. 4. , Meberfei don lue ſiaus.
Dies: 1790. 8:
Adbenquellen: lt Gel Wittichinat mon. Ösrbej.
atmalium Hbfi tres (616 837). Bei Meibom script: r. G. Tom. 1.
Vita Mathildis reginke bel Leibnitz ser. rer. Brumsr.
Tom. 1. Chronicon Corbejense von Webelind Noten B. 1.
©. 374. zuerſt Serausgegeben, gebt bis 1187. Hroswithze -
sanctim. Gandersheim. de gestis Oddonum pimegyris. - Sei Mei-
bom Tom. 1. und bei Reuber scr. r. &. Ruotgeri vita Bru-'
®.ı [113]
In}
t
2 Dritte Periode. A. 888 — 1272.
nonis Colon Archiep. (Brubas Kits des Gr. T 965) kai
Leibnitz sen rer. Beunsvr. Tom. 1. Für Sachen ift auch im
diefer Zeit ſchon Adam von Bremen (ſ. Nro. 2.) zu benutzen. Für
Schwaben: Ekkehardi IV. (t um 1036) Casaum B. Galli
cohtinnatio (890. —XR& Sch Ports inbil. IE p. 77.
Für Italien: Laitprandi Ticinensis (um 970) rerum ıb
Earopae impp. et regibüs köstarum lihri 6. (886 — 963).
Bei Murstori ser. fer. Ital. Tom. 2 P. 1. Atnulphi Me
olanensis {am 1080) rerum sul temporis libri 6. (926 = 1083),
Bei Muritori Tom. 4. .
2. Kür die Gefchichte ber ftänfifchen Kaffe:
Pauptaciellon: Wipponis vita Couralä Salich, Sc
Pistorius sct. r. G. ed. Struv Tom. 3. Hermahni contracti
(t 1054) Cheonicon (feit 1000) mit beffen Fortſetzungen von Bert
hold von Conſianz (f 1080) bis zum J. 1079 und Bexr nold
(t 1101), weicher jene Werte ſeiner Vorgänger abfürte unb bis
4100 herabfüßrte. Vergl. Stenpsl fränf. Kaiſ. B..3. > 9.
Bü Pistoriga ed. Struv T. 4. Am Infien - bei. Umgerpapn in
bem Prodromus der in St. Blafien gebrudten Germgnig iacra (©
eben B. 1. ©. 16). Germaniao sacrae prodreman Tom. 1.
S. Bhw. 1790. Tom. 9. 1793. 4. Lamberti,Schafgahurgen-
nis (um .1080) annales (hi6 1077).. Bei Pisterios T.-1. am befen
ed. J. Ch. Kranse, Hal. et Line. 1797. 8. . ‚Der erſte Spell des
ſegenannten Chronicon Urspergenes bis 41126. (Vera GC. I
Schiumaher Beiträge jur. deutſch. Neichepiltosie, - Eifen. 4770. 4.
S. 33 w ſ. und Sims fränf. Kaiſer 8. 2. S. 106). Was
gabet Contedi a Liöhtenau, Urspeig, coenqbii -ahbatie: elroul.
N — ‚Reginenis. et. Lambęxti Schginaber-
Kensis.. ‚Argenb
Für Sachſen nk ben Morben gehoͤrt zu den. Super:
A.dami Bremeneis (um 107 %yhigtgria eoclesinstica (7544072),
Zei Limdenbrog. ed. Fabric. mp :ei Westphalen won. Tom. 9.
Kür bie ſlawiſchen Nebenländers Cosmas, dec. Prag. ( 11325)
Chroaicae Bohemorume. In den Seript. ter, Bohem. ꝓben =. 1.
©. 22. Nro. 8. Tom. 1.
Nebenquellen. Urberhauptt Mariani Scoi # 2086)
Chrenicay, fortgefegt von Dodechinus. Bei Pistorius Tem, 1.
Quellen. 2
⸗
&. Kehle für decſy qchicheea B. 5. ©. 708; Bigeberti
Gemblse. chronicon Bis 1112 mit deffen mehrfachen ‚Berrfegangen -
bi 1208. Bei Pisterias Tom, 4. dniallstu Sazo His 1139.
Bei Borard esep. bist. m. a. Tom. 1. ‚(Ueber feine Runen, Ins
fonterfekt bad, was er amd Fächiifcen Rumdlim mb med er 'cimes
ba, f Stengel fohnt: Meike 8. 110 m. f.). Weber: Heinziche
Ereitiglilten mit den Sachen: Werd. Stenzel a. 0:0.-@, 55
a. f. Brunonis (tm 1080) de beilo Saxonios' histuria. Bd
Freber ser. r. ©. ed. Strav Tom, 1. Norberti vita Ben:
nonis ep. Gensbr. Rei Eetard: cerp. hist, m. =. Tom. 9,
Ucher Seinsich IV. und Gregor VIE: Bonizonis Batr.. et ‚Pla-
eat, epler. Über ad amieum. Sei Oelele cr. wer. Bole,
T. p 7%. Beusonis ep. Aliens, panesyrioas — in .
Henrle. UL. Imper. %ei Menckem scr. x. Ger. Tom. 't. mi
kei Ladewig rel. ınser. Tom. 8. p. 217. \ —
3. Far Ne Veriode ter Scherfinigen:
Hanptawelleı: Der zweite Theil des Chrouic. Ursperg.
eben Nre. 2.) von Burcardus abb. Urep. (} 1920) und Con-
tadus de Lichtenau ($ 1340) 1196 — 1228, Ottonis
ep. Frisingensis PF. 3158): 45. Chxanicon sive rer. ad
ipius uegee tempora gestarum hist. bis 1152. ei Urstisius,
fertgefagt in Ottonis de S. Blasio chronicon 1146 — 1209. ebens
fund bei Maratorins ser. z, It, Tom. 6, gm beflen bei Unger-
‚ mm oben Nro, 2. 9) De gestis Friderici 1. imp. kistorfaram
Ibri 8. om 1076 bis 1166 mit der Fortfekung yon Badervi-
eus bis 1160. Wei Urstisius und bei Muratari Tom, 6. Site
Da nörkliche Dentfchland: Helmoldi Presb. Bosoviensis (um
1170) Chronica Slavarum et Venedorum vom neunten’ Jahrhun⸗
ben hip anf feine Seit, und: Arnoldi Lubecensis abb. (um 1210)
derelietorum Helmoldi 'snpplementum „ ebenfalls bis. auf feine.
%i. Be Leibpitz scr. rer, Brunsv, Tom, 9. Slawiſche Mes
kallaerı Die Fortſetzumg des Cosınas Prag. (oben Nro, 2) a.
ı d. Alberti Stadensis abb. (um 1260) chronicon bis 1256
u Contin. bis 1339. "Wei Kulpis und Schilter. Die kestere
ed. Andr. Hojer. Havn. 1720. 4. Godefridi mon. 8, Pan-
uenis sunsles 1169 — 1337. Wei Freher Tom. 1. Ueber
[1°]
& Dritte Periode.. B88 — 1272.
Albertus Argentinensis und Toneuian Vibodtenue ſ. von file
ben Zeitraum.
Nebenquellen: Radulphi Hedioln, de vebun Bestie
Friderkci J. in Italia von 1454 — 1177, We Muratorim
Toni. 6, Gäntkeri Ligurinus s.’de. rebus a Friderico L inp.
gestis carmen: hisforicum. ' Bei Beuher. ed: Dümge 1812, 6,
Chrenographus Suxo bis 1188 bei Leibbitz acc. hist T. 1. Al-
'berici Moe, trium fontiem Chronleon bis 1241. . Bei- Leibniz
a. a. D. T.2. Martini Paloni (* 1279) chronicon Romasorem
pontiſicam et imperstorum M6 1376. Bel. Kulpis u..Bchilter.
Justimi. Lippiensis (tm 1250) LAppillorlum s..poema de prim-
ordiis eomik Lippkessis. Wei Meibona Tom, '1. Chronicon
Stederburgense. bis 1319. ei Leibnits ser. rer. Brar.
Tom, 1... Chronscon Hildeshemense bis um 1400 fi ibendaſ
Urkunden und Briefe, Die Kaiſerurkunden beſechers in:
Mon. Boica XXVIN. 1. Petri de Vineis (} 1249) epist-
larum libri 6. ed. J. R. Iselin. Basil. 1740. 2 T. 8. In
nocentii ML P, epistolarum libri 11, ei. Steph, Balo-
zius, Par. 1692, 2 T. al
6 Hifsmirtel.
J. J, Mascov: Commentarũ de reb. Imp. a Uonrado I.
usque ad obitum Henrici tertii. 1741. ed. 2. 1757. 4. Comm.
de Heurico IV ’et V. 1748. 4. Comm. de Lothario et Con-
rado III. 1753. 4.
GR. Stenzel Geſchichte Deutſchlande unter den fruniſcer
Kalfern. Leipz. 1827. 2 Bde. 8.
Fr. v. Raumer Geſch. ber Hohenftauftn und ihrer Yeit. Lei
1824: 6. Th. 8. 3. Boigt Befchichte des Lombarbenbundes. A
nigöb. 1818. 8. Fur dieſe Zeit iſt andy beſonders pfiſter Sf
von Schwaben (dm B. 1. ©. 31.) gu brauchen.
Gedichte K. Friedrichs II. Züllichau 1792. 8
. Meermanns Zreib. v. Dalem te Dithelme don Sol
land. Ueberf. eins. 1787. 88. 2 Thle. 8
®. 2. Gebauer Reben Richards * Kaiſerd. Leipj. 1744. 1
1. Allgemeine Geſchichte. 88-1056. 5
4. 908.
I. Allgemeine Geſchichte.
vBen 888 — 1056,
Meide der Könige und Kaifer. |
L Arnulf 888 — 899.
IL &udwig (infans) 900 — 911. | Unrchte, Eerelige
Il. Eonrad IL 912 — 918. $ränfifchen Stammes,
IV. Heinrich L (auceps) 919 — 936.
V. Otto I. (magnus) 936 — 974. .
VL Otto IL 94.— 88. Fi
VI. Stto IL 983 — 1008.
VIL Seinrid IL (sanctus) 1002 — 1024.
IX, Conrad II. (Salicus) 1024 — 1039. I) Frankiſchen
X Heinrich IIE 1039 — 1056, Stanımet,
6209,
Die fraͤnkiſche Monarchie zerfiel zu einer Zeit,
wo ſich Beinahe alle Elemente der bisherigen gefell-
ſchaftlichen Einrichtungen in einer Art von Gaͤh⸗
rung befanden. Zwiſchen der weltlichen und kirch⸗
lichen Obergewalt war der Kampf um die Oberherr-
ſchaft uͤber die Chriſtenheit bereits erdffner ($. 175.),
und die leztere fezte ihn jezt unter fehr guͤnſtigen
Umſtaͤnden fort. Das große Reich, das fih ber
6 Deikte Periode. 4. 866 — 1272
4. 902. Papft durch die carolingifche Monarchie gebildet
‘
hatte, blieb . feiner geiftlichen Gewalt unterworfen,
wer es auch beberrfchen mochte, und wurde im Mor
den und Oſten immer weiter ausgebreitet, während
die größte weltliche Macht: in fünf Theile zerſplit⸗
gert und ingbefondere die weltliche Obergemwalt des
Kaifers eben darum ein leerer Titel wurde, welche
der Papft willkuͤhrlich einem Fleinen burgundiſchen Ko⸗
nig oder einem italifchen Magnaten verlieh ($. 216.)
Dagegen mochte der Papſt diefe Umſtaͤnde leicht
benugen, feinen Stuhl ‚unabhängiger zu machen,
und, während die Meinungen Pfeudoifibors immer
mehr gemeine Meinung twurden, ohne große Muh
die Welt überreden, daß die kirchliche Gewalt ya
Fe gegen die weltliche und zus Aufſicht
über diefe beſtimmt fey ); und dann war nur noch
ein kleiner Schritt zum Oberhaupte der Chriſten⸗
heit. So wenig es aber auch im Syſteme der
weltlichen Regenten lag, eine Obergewalt der Kirche
über ſich anzuerfennen b), fo oft auch die von de
a) Joannis VIE P, en. ad epise, Gerz. Wi Labb& Conc.
Tom. IX, p. 224, Quid Fr quaeso, quod Christi vice
in’ ecolesia fangimur, si pro Christo oontra principum in-
solentisen wen Iuctemur? Pesesertin canı secandam Are
stolum non ait nobis colluctatio cum sarnp et sanguine,
sed adversus principes et poteatates,
b) Hincmari Ep. ad Hadsian. IE P. in Hinom. Opp
Tom, I. p. 706, Proinde — necessarium est vobis scri-
bere. quod reges Franeorum ex regio genere nati, noü
Episcoperem. vicodamini end tertae domini heodecau füi:
L Mtzeiarine Geſchichte BEB--AOBE. 7
Kuren gegründete — MWer die iu Genbrpee 4.008
eintragen fößke, nur uabeſtinmnt nad) Wacht um
Uncbhuͤngigkeit cangen, fo wurde es dech darum
den Kouigen wicht leichter, (Ihren wankenden Throu
za ſuitzen. Dem Papft aber, von beiden: Theili
gefücht, als Vermittler oder Berbuͤndeter, erwuchſen
ms bieſerun Kampfe neue Worthele.
Das, Wolk zerßel in zwei große‘ Hälften, von
welchen Die eine kriegeriſche Ehre und darch ſie
Reichchum, die andere Sicherheit für ihr Gewerbe
oder Schutz gegen den Druck oder die Gefahr der
Hörigfeit und Leibeigenfchaft ſuchte. Durch das
Streben der Hohen Geiſtlichkeit und des Adels nach
größerer Matt, wurden nothwendig allmälig alle
größere Verbindungen des Volks unter fi) ($. 83.)
mus computati, et ut Leo et Romana synodus seribit,
Reges eb Imperatares, quo teris divinn potewii pratse-
pt pesessee, jas distsingendoram zagofiorun ‚Episeopis
yexta divalia constitata yermiserunt, mon autem Episcopo-
8 or Periube 6 BB - RR |
6.203 immer anche aufgdäftsrgmalach ſchloßſuh jeu erſu
9.'240.
!
Wolsstiaffe:als Dienerſchaft an die Fuͤſien toner
enger an. adsteunte fick. var Dana übrigen Bell:
inmer. mehr, je. enger fie ſich zugleich; uumer fih
juſammerſchloß, und: je: beſtimmtere Formm ſie ihre
VBeobindwg :uurar der maͤcheigen Eimmizkupg des
Conſeciatianegeiſtes gab, welcher darch· die fh im
mer mehr ausbildenden Einrichtuwgen Das Alan
eal- und Moͤncheweſens erregt meurhe,: von dem
fie ſelbſt chen jeue Forwen großentheile welche.
Derſelbe Sonforistienngeift durchdrang auch die
xueite Volkollaſſe/ wo er nur audere Formen da
Verbindaug hervorbrachte. Das Inſtitnt des Lehn
weſens, das ebenfalls die allgemeinen WVolkoverbin
demgen immer mehr aufläfte, wuͤrkte dann: zugkih
recht Bröftig mit, und je wehr endlich auch das
Band erſchlaffte, welches das Ganze zuſammenhielt,
ee 1a De Dh in Sr Ft
wife und Feiner: Eeſclßbaſten euf.
4210.
Odb das deutſche Reich, weiches auf Oftfran
Een. gegründet war ⸗), den Stuͤrmen widerſtehen
werde, bie ſich gegen daflelbe vom Norden und Oſten
ber erhoben, wo zu Ausgange des neunten Jahr⸗
hunderts die Wölfer in eben der Bewegung waren,
a) Noch im einem SBerträge einrichs I. mit Karl dem Einfll⸗
: tigen von 921 heißt jener Rex Francoram. orientaliem, und
biefee Rex Fraucarum oochdgnsalium, & du Ohgsn
acr· Fl, 687, 588.
(6.136) gchöeren; als Mewnif den Then Defkehr
die ſlawiſchen Fuͤrſten in Boͤhmen, Maͤhren und
Pannonien als zinspflichtige Vaſallen ·). Mähren,
im Em ber damaligen Zeit bis uͤber die March
md Waag ausgedehnt, wurde von einem Fuͤrſten⸗
geſchlecht beherrſcht, das von dem erſten, deſſen Name
ſchon unter Ludwig dem. Fr. kervortritt, das Moy⸗
marſche heißt. Ein vertrichener Zweig. deffelben,
anf unter Ludwig des Zr. Schutz un die Graͤnzen
a) 2. Eariman auf feinem Bug nach Stalin im J. 877, Hatte
Slaawen euiS ben 'verfchiehmen Proringen, bie er beherrſchte
(6. 135. Süste bb), im ſeinem Bere Ann, Fudd. h. a.
24, Me,
——
CO Dritie Perlede 14. ERS 1WTR.
4.310 Der Maruchneri Dart derſee und; au feige den
Gprifichehum: zugewbt, 'ehhdls: die Erle im
7 Yaummien Im Geherfam,; umb enweitdete,; ‚Inden
. 3) Sn (abe Di wien 2hafachen, —* —*
‚.Feap und der panmoniſchen Mark im namten Jahehundern a⸗
ſammengeſtellt, in zwei —E bei v. Hormahr Mein
Biker. Gchriften: —— Mu
unb 9) Berges Enge. Noten ©. 1.n. fe
„2 — Br nn
| een Fuld, 6.5 Pets L 366, Est erlethrerice
Beck Ba pn im Feldzug von 872 gefchlagen. Ibid.
P-
A) Yiher Die Mrühen Eycill uub Bern, hi
sera kandcten £ 5 Dozmanı In da af ba oe |
. Note b angeführten Abhanbiungen. |
1 Agemeine. Gefchihte. 888-1066. 41
deſſen Selgen, welche darch das gleichzeicige Geſchei⸗
nen dee Ungarn an hen: Groaͤrgen der ſlawiſchen
mie Deutſchlaud verbundenen Wolker heſtinunt wun
ben, gaben Den Verhaͤtniſſen auf ber ſuͤddſtlichen
Groͤrze ihre ſpaͤtere Geſtalt.
BWarige Jahre zuvor hatte bie Magyarın,
ma yon den Slawen, und nad deren Sprech⸗
gebravch überhaupt im weſtlichen Europa Ungarn
genennt Fr ſich über die Karpathen gegen Die Theiß
ud Donan verbreitet, der byzantiniſche Kaiſer Deo
hatte fe ſchon 884 gegen bie Bulgaren als Huͤlfe⸗
voller gebraucht; Arnulf lieh fie in dem Krieg, dem
er 892 gegen Swatopluk unternahm, Maͤhren won
Often ber angreifen, und bewuͤrkte deſſen Inte
wofung Gen nach Simmoplils Ich (T 894)
e) Regina a. 8%, (Perts L p. 601,) Arnolfus rex conces-
eit Zuendiboldo Marshensium Sclavorum regi, ducatınm
Behemensium, qui bactenus: principem sum cognstionls .
sc gentin super oe habupzant, Frauporumgus regihon Bde-
litatem. promissam inviolato foedere censervaveragt, eo
quod illi, antequam in regni fastigjo suhlimaretor, fami-
liaritatis gratia fuerat connexus —. Quae res nap ma:
dicam discordiarum et defectionis praebuit incitamentum,
Nam et Behemi a fidelitate dintius custodita recesserunt,
et Zuentibold ex adjectione alterius regni vires non par-
vas sibi accessisse senljena, fastu auperbiae inflahıs, cantra
Arsolfam rebellavit,.
N S. Enden beuifche Geſch. B.6, &, 524, Mote 28. „ins
angebexte Zhcen, Wiefen, Flächen, Brarhfelber, heißen in ben
flawifhen Eprachen Uhosi, Ugari, Ugri, - Ungri find Be:
aim, Supoerocuohner, Remaben“,
vrmeßete Mache reitte dNeſen gun Abfal⸗), mh E:Mie
12 Dritte Weriode:-A. 888 1972,
ara celoſch durch die Einfllie der Ungarn und in in
nevem Zuwieſpalt feinen Soͤhne, die Herrſchaſt des
monmarſchen Geſchlochts in Maͤtzren; Zwoeige deß
falben retteten ſich nach Karnthen, wo ſie gleich dem
fruͤher dort einheimiſch gewordenen Juͤrſtenſtamm
unter dem Herrenſtand dieſer Gegenden ſich verlo
rn 5). In Böhmen erhob dagegen jezt die Dot
wendigfeit, den Ungarn zu widerſtehen, ein Fuͤr
ftengeſchlecht zur her zoglichen Wurde, in der es
durch Lehnsverbindung mit der dentſchen Krone be⸗
feſtigt wurde h).
Die Graͤnzen von Böhmen und Maͤhren be
ſtimmten fi) ſeitdem durch ben Erfolg, mit wi,
chem Die boͤhmiſchen Herzoge, welchen die Natur
der Verhaͤltniſſe von ſelbſt alle Slawen auf der
len Seite der Donau umterwarf, den ‚Ungarn
zu widerſtehen vermochten. Im zehuten Jahrhum
dert war ſchon die March von den Ungarn ſelbſt
als Graͤnzſcheide anerkannt i). Allmaͤlig erſtarkt,
8) S. v. Hormayr Herjog Ruitpolb ©. 2.
. Schen 895 erſcheinen die Brüder Spitignev sind ——
Sohne des Fürſten Borczivoi Gemahls der h. Ludmilla, de
um 876 getauft worden war, als „primores” ber böhmiſchen
Fürſten (duces), welche ſich Arnulf unterwerfen, Ana. Fuld,
4. 895. Pertz I. p. 411. Wratislavs Sohn, Wenceein I.
(der heilige) war unter Heinrich L,, deffen Bruber Bolesian un⸗
ter Otto I. Herzog von Böhmen. Unter dem Sohn bes Iejteren,
.Bolecslav II., wurde das Bisthum zu Prag errichtet. Noech
. + water Heinrich III, enteigiten bie Herzoge einen Zins an ben
heusfchen König.
i) Nach den Rachrichten, welche dev Aute Befchichefcgenier Un:
1. Allyerine -GBefchichte. 888-1056. 12
maßten die boteiſchen Herzoge zu ben
Vaſalen des Diebe gezuͤit, ihre Abbangigkeit vom
erhalten weiten: Was Laub geharte zum Wilken:
Ipengel: won Megensburg, bis im Jahr 973
Otto d. Er. auf den Wunſch bes boͤhmiſchen Fern
zogs ut Einwilligung des. Viſchoſs Wolfgang von -
Regencherg, ein Bisthum in Prag gegruͤndet by
ver Mainziſchen Metropole unterworfen wurde.
Gegen die Ungarn, nachdem fie ſich bis a
gen das Ende des neunte: Jahrhunderts non den
Kırpatken. über die Donanu bis gegen bas abria
tifhe Meer verbreitet hatten, entſtand eine fee
deuefehe. Sraͤntze erſt feitdem fie uach der Schlacht
auf dene Eechfeld (955) Feine Einfaͤlle mehr in
zeit wieber feftere Einrichtungen, die früheren wa⸗
ren durch Die Einfälle der Ungarn in allen dieſen
Gegenden mehr oder weniger zerruͤttet worden.
Unter K. Arnulf wurde deſſen Meffe Luie
pold, Abkömmling der alten Markgrafen der bai⸗
riſchen Mark, dieſer vorgeſezt Neben chm
garnt Über bie Grm giebt, weiche von ben ungarn ſelbſt
beftimmt worben. Anonymi Belae regis notaril hist. Hung.
con Schluß, (Schwandiner script. rer. Hung. Tom, 1. Nro, 1.)
cxcerpitt Bei 9. Hormayr Herz. Auitpold ©. 14. '
k) ©. ob 8. 1. 6. 135. ©. 570. Rote ce.
14 Deitt Perirte A. ERBAUTE
gun a; DE zwar anfangs. die Rrathuer Mark (ke
zer Drau) einem befonteren Gräugrafen Aribo un
vergeben 1); fie ſcheint aber ſpaͤterhin ‚ebenfalls Luic⸗
polot Verwaltang antergeordnet worden zu ſer.
Pie: Nmſtaͤnde sundhten bie Bereinigung: beider Mar:
Gem merlaͤßlich; made den feigeren Eiurichtungen,
wune‘:. Die: bairiſche Mark gegen bie Mihren und
Min, die Kaͤenchner gegen ‚bie penneniſchen
Gberong errichtet; gegen die Unternchmungen der
Ungarn auf beiden Seiten der Dana, war cin
Oberbefehl auf beiten. Ufern nochwentig
5 Muitpolbe Grwalt gieng auf deſſen Bahn Ar⸗
maf iumn J. 907 Aber), weicher fie, In ber Zer⸗
ruüciung des Reichs ‚nach dem Tade Cubwigs des
Kindes ir. OK :{6. 248), user Werinfiigung
der Umfände, pur Herſtelang der alten bairiſchen
Hetzogewurde (6: MAL.) beniste. Wermoͤge des Une
befamng, welche Bir Enimgrefiüuit Pincs Baters
OD @ B. 1. S. 20. Mlα nmaffs.gen GAB. Dim
Grund wollen Neuere Aribo für einen Bruder Luitpolde halten.
Die Ehronit von Altaich, weiche fratres Marchiones suos
+: Laitpoldum et Arfbonem, sennt, (v. Hexmapr a. a. O.
p- 2.) iſt dem fuldiſchen Annalen (Pertz Ip. 413.) nachge⸗
fehrieben, tmb irrig bie fratres, bie mährifchen Brlter Zwenti⸗
balbe Söhne, in fratres marchiones verwandeln
m) Contin. Reginonis a, 807. Bewarii cmn Ungaris
congr&ssi multa caede prostrati sunt; in qua ‚congressione
‚ Liutbeldus dux occisus est, «ui fllius suus Arnulfus in
ducatu suocessit, — Der Ducat Biutpolds iſt ohne Frage noch
im alten Sinn (8. 1. ©. 562.) zu nehmen. Er war dux
Hungarieci limsitis. . )
ı Yigltchee Sehihicte. ME P- A 85
gichiipiiseeni eng AeniBaienimb Mich 6 St1a
ner bis pe Drau, Zwar nicht fünendürbkrmahes
vo) See. Quder Mertcid berig den Her⸗
— — —*
Era in Haͤnne —** fe Das Ge
er glaubte anvertrauen zu koͤnnen. Er (yahrfle
ſencacgn Mrubder Ouctxich zuah versende die-
fon fh: inf .962.dde Vewalt eines Erängnien -
über ra ea (Ri: 1 5 Sr
(later, Degender bis Zar Etſch, daher ads bie
Dark Mrovs parat ")... u der Bemultung .
elır dieſer Bieaden: folgte: ihıe deſſen Siale Hein
ib V.an M6b Mi: Die Empbeung; welche Aiefen
sam Oste Ih; wagie, hatte: zwar für cine Ziehung
be Trtamımg deu Herzogthums Kaͤrnchen sub: den)
Met Deren von Baicye zur Foige p); abet: ABB
ſchent Heinrich II. eben fo wie Baiern, welches
6) Comin, Reginonis & 52. - Ka ber | Meibehg Dei
Reuliufei cn Bertugar: nich — Verönehsis et A
eis ezeipitur, qune Henrigg fratri regis comimitjiten
v) Contin. Rrptnon. Hexikeo — rex datatum et marcamı
dritt,
2 Bier Werft Serhaki ren un ve Mt Be ‘
ad Bikyege ⏑ von Botheingen Ib ber
duitgard, Tochter Dito des Br. v. Pormapr Luipelb p. 27
IE RR PTR
au« BT6. veleren Jatte⸗ ch ANſruchen ider co
‘Gelee u none wid
—IXECCä
Volin / Lauch. iancer oi heiarich ILS (alorchetz
Aueric IL) uechraeinige: blub/ · bis Liefer; mail:
dane 2002den Ahron beſtiegel hasst) Mrs Jare
1004 Mader: wirder verlich, aber· Aern t hen
devn⸗ see ba agenia Herzeg un⸗
rg Yo ar. m urn Ber. M
Mr eänygtafın. —* dw. tabs mngefpere Ber
follung,;- wären dahher in wen Marken: aiga der
boͤheniſchen, mahriſchen ah) ungariſchon Geoͤre, Die
6 Bier Zeit unrn Die: Herzoͤge von Balren und
Sirrithen Die Graͤfen, weiche unter iInen dir
fen: großer Laubſtoich verwalteten, wub ihnen, wie
as vr Adert Merfuſſung/ sie ſich brachte, im Heer⸗
San: ſolgten, werben: zwar. ſchon After Markgrafen
(miarehuones) genanut, weil die Proͤvinz ſelbſt eine
Det ei Y; die Deren) Le wer⸗
I. den
V AIn einer Urkunde Ottes IH. som 993 iſt Seinvich wieber Dax
Bajoarierum et Carentinorem: b. Sermayı & 56
H Serjog Ditd von Märitheh farb 1004, und könnte allerbinge
‚fon, unter Dtto II]: das Ferz wieder verwaliet haben.
Üuch Ift es zweifelhaft, ob nicht In der Zwiſchenjeu ein anbeter
Heinrich Herzog von Kärnthen war. ©. nn Geſch. ver
. fröntı Kaiſer B. 2. & 123 u. ſ. Gewiß IR, daR Eomeet,
Dttos Sohn, feit 1004 bis zu feinem Tode im 3. 1012 Hm
zog von Kärnthen won _
0) Urfunden von 974 umb 9885 9. Hormayr Hergog Luityob
L Mine Sefhicte. 888-1000. 17
den aber. abtvechſelnd zehrrikte 8% und Wer“ Dita a bite,
bezelchnet keine Stellung,‘ welche "dm "det: anderer
mit bir Saugrafengewale! bekſaidecyr Beamten ver⸗
ſchaden wäre. Erſt unter- dur frankiſchen Kafern
entwicele : (ih allmlllig "ein: anberes SAGE"
C 0). Die Granzen von Bbhenen ui: äh:
ren’ gegen die‘ germanifieten' der, waren weht.
ſcheiclch ſehou innlgehnten Jahrhundert Geniſd Wie
fie folder "gefunden werden e)nnur gegen Ungarn
wurden Die Goanzen erſt allmãlig auf: dem rechten Do⸗
nanufer won der Ens aus wilder Awaltert )n Un⸗
garn ſelbſt wurde ſeit 973 allmaͤlig chriſtlich/ und
af unter Stephan behs Heiligen (997 -—- 1038)
berarchlſcht Ehwichtifngeee: EB ifihhen ind! Zeit
ng, As eb: durch die Werbirisung/ in welche Be:
durch wis Deucſchland Fand, tinb durch Die
Tue Falı 17 Pa 17) BacT IE: Par es ._'
en eg Kt ine nn
in vetiohe !Volgari -voraBüle- Uhreine et’ in tuifehn-et in?
Ha 2 man Wi —5 in marche: Abe
Henriei et {n. eomitata W Er er
9 Dipl, Optamie DL 020% * — —*
richi in marcha et in faingigl ee, ‚filü Luit-
peidi shaichionie. i. Inago: "Vehereicht ÄE eomitata®
Heurici, marchionis inter Ispera et —* v Her;
wair u. De & 58 TE DER:
0) Yeah Heintiche‘ IL’ "son 1018, Ki; berät. a. A Di
n en 968 mund Aiketpef Balp Set Birch te iar
Die Zofie MREIR Yon die küte urn difei Jahrhunderts wirrde
bie Reiche die Bränge und Heimburg Gränsfeftung. - -': '
we - [ 2.]
{9 Dr Dei. M. TA:
s. 94a, Rikunge ehe, die arfien :chrißlichen. Ränigergegn
§. 211b.
Aufruhr and Ihranbewerhexuin Dertſchlard ſuch⸗
tenundacheiten/ he anganiſcha Kaas "auf: cin
aͤhnicha Weiſe / wie die- böhmifche: Der Meichthohen
muena acdnet machen kome. ¶zintar. K. HeincihI
ühemahm Aha Peter pop noern wirllich Sr
ſaſtennflicht. Aber He; werahiee. Zeit Heinrichs IV.
wa urrem planmaßtgao vend murf ſarnen Fingrafen
in hie Vahaſtniſſa. Ungarns nicht: srriamet 3: ſat der
een Halftadeqꝛalften Johbundearte wunde · jtues
—— ᷣ ri NORM Hain.
dr na zei . Run“
CL AL] SE LO RR $- ib. ER > BETT en
5 Die: Untenusrfung ‚der uawven uf dein
voten hd Gandn vnd Ebbeæ Marde nan. den
tharingiſchen una am ſachſiſchen Markem Ba. 4.
S. 571. 72) aus ie Sn ben ſachfiſchen
——— das — * —2 — des — *
fifchen — ne nie" der Bliwahrung der
| Gräftze bean g* ver € ne eh labe ſeß
diste: or som, — 7 Viuderau i lber
Lu KATZE Turbinen
a) Bergl. 5. 1. e. 580. ot b. De: —S —
dekind, Noten II. ©. 147, Ekberte Sohn Bubolf + .864)
2 Apelnt "dee erſte ige? een u fepn. ” a Mu
erfcheint als Kührer gegen die Normannen beflen Sohn Bruno,
u. Mttos des Erlcuchten Busen: wAder:BRO zegen die Mernen:
1. —* Auf hu —— Be Mö. marken, eh!
zu ſeyn. zug. ran quuam su 1. «1
67 " .
Algenieine Geſchchte 888-1056. 19
gegengene "Gewalt, bi6 iu ſanem Tode im J. 6. 2b.
912%). Unmittelbar Hierauf erſcheint Ottos Sohn
Heinrich auch im Beſitz der chuͤringiſchen Mark
graſſhaft ©); er bildete ſich: ein Nationalherzog⸗
Am ($. 221.), wie gleichzeitig Herzog Arnulf
ons ſeiner Graͤnzverwaltung in Baiern. Es iſt
daher kaum zu bezweifeln, daß Otto die Verwal⸗
tung der thuͤringiſchen Mark, nach dem Tode Her⸗
zeg Butkhards, welchen fie bis 908 untergeben
mar d), aus: Denfelben Gründen, die zur nehmlichen
Zeit die Vereinigung der Sftlichen Maren (6. 211a.)
veranlaßten‘, ebenfalls erhalten ‚hatte ©... Heinrich
beſcß auch nach feiner Erkebung auf den koͤniglichen
Thron das ſachſiſche Herzogthum in jenem Sinn ee);
die eimelnen "Grafen, welche bie Graͤnzfeſten ver⸗
möge der ihnen anverttatiten ordentlichen Gaugra⸗
d) Wittektad (bei Meibom’ p. 635.) "Otto reliquil Henrico
setlun Susonine danasım. 6 bedarf fans der Wemerting, \
d Mes miches 'als, ben. Aucatge. Himisin Mt, und des „totkue”
uf de Bereinigung ber "Tänmtlichen — * Marten" geht. _
e) Er ‚heißt allgemein Dux Saxonum et Thuringorum, \
Wen heſſ. Geſch. M. S. 634. Bo z. 8 in ber dalelbſ
Nets e abgebructen Stelle Sei Lultprand IN, 7.
d) Aussl Alenı-(Pratz.4..:54) a; 908: Melt ‚Burchardus
dax, Thutingeram gegtin bie ‚in Sechſen ugsfallmen. Ungarn.
e) Dide Wergröferung, ber Gewalt Ottos verliert auch alles auf⸗
felende) Venn 'lkin 'ernsägk,? Du Diefes“ ſächſiſche Kraus‘ zu ders
felben Bett dem machheriken :Mönig: Conrab, dem verttauteſten
Rafygeder .· ubwige; dig veibunden koar, und Otts noch 911
un der WE Conrevor zucan Adnig den ten. Wihen Hatte,
Wittekind p. 635. :-:
ee) „Pins Kbera potestate regt " Sasonla, “ wir
tekind bei Meibom p. 634, "
| rer
.
—“ ⸗
20 Dritte Periede A 868 1372
s. 2116. fengewalt bewahrten und die bereits unmittelbar
deutſcher Herrſchaft unterworfenen Slawen jeuſeits
der Elbe und Saale beherrſchten, koͤnnen daher
nicht für Markgrafen im carolingiſchen Sim ge
halten werden. Was bia auf Ottos I. Zeit ſichere⸗
deutſches Befigchum geworden: war, laͤßt ſoch aus
den Firchlichen. Einrichtungen folgern, welche er in.
diefen Gegenden traf, Heinrichs I. Sieg ber die
Slawen ,..befonders über die Daleminzier und He
veller f), verwandelten auch die Gegenden zwiſchen
der Mulde und Elbe, ja felbft einen Landftrich: auf
dem rechten Elbufer, in Vorlande mit deutſchen
Anſiedelungen. Unter Otto dem Gr. erſcheint Graf
Gero, deſſen Sig als Gaugraf in der alten Graͤnz⸗
fefte Merfeburg ft) war, als (carolingifiher) Markgraf
in allen un Nordthuͤriugen und Suͤdthuͤringen an
ſtoßenden Borlanden 8) , "Bei Geros Tode im Jahr
965 mar bereits tin Herzogthum Sachfen im einem
anderen Sinn für die Billunger ($. 221.)’errichtet,
H Bine: unb heerpflichtig waren fie ſchen in bet chrolfngiidjen Beh,
aber felt bemi Enbe des neunten Jahchunderts wieder ‚abgefalin.
'£H „Antiyme elvitas” bei Denen, welcher gkınbir, baſ ˖ die Burg
römifchen Urſprungs ſey. ‚Bei Lihalıa Tom 1. pi 328.
3) Gersößnlich- wirb er num ci, Marten, in ben an ber. Oherclbe
und gegen bie Oder bin gelegenen Gegenden betrachtet, weil ex
marehio orientalis heißt. Mac) den. Spiftungsbriefen für Ho⸗
velherg und Seandenburg wurden dieſe Bisthumer aber „„con-
eultu — episcoporum — procerumque nostrorum prae ·
eipuegur Geronis dileetj dneis ‚eh, marchionis ws
in marchia illius” errichtet. ; - ., .
’ %
L Allgemeine Gefchichte. 8881056. 21
mit welchem Merfäählifihe Mark über den Elbe A. un. 8. 2110.
ten $. 212.) verbinden war; neben dieſem wurden jezt
noch filnf andere -Yahnlchen (6. 290.) mit dem
Heerbann zur Vertheidigung der Gränge innerhalb
ihres Amtefprengels gegründet ), Die insgeſammt
u dem Lande Sachſen gerechnet wurben. Die
Sprengel, welche Otto beſtimmt Baste, ergeben fich
aus den kirchlichen Einrichtungen die er traf, find .'
aber fpäterhin, wie bie Didcefen die nach ihnen
gebildet wurden, durch die politifchen Ereigniſſe er-
weitet oder befchränfse worden Mach der kirch⸗
lichen Einrichtung, welche Otto der Gr./vom J.
946 bis 968 zu Stande brachte i), follten, wie für
bie nördlichen flawifchen und: danifchen Vorlande
das hamburgifche mit Bremen ($. 212.) vereinigte
Erzftift die Metropole geworden war, die oͤſtlich
vor Thüringen belegenen Bisthuͤmer, der von Otto
erihteten und anfs reife dotirten erzbiſchoͤflichen
b) Das Sächſ. Laudr. B. 3 Urt. 69. Abit Be auf. Nach
tiefem find in Sachſen fieben Fahnlehen: das Herzogthun und .
die Pfalz zu Sachſen, bie Marfgraffchaften von Brandenburg,
Meifen und der Laufig, bie kandsrafſchoſt Shleingen und bie
Geaffchaft zu Aſchertichen.
i) Den Anfang macht die Gründung ber Bisthlimer Havelberg
946 (Lünig R. A. XVII. Anh. p. 80.) und Brandenburg -
949 (Gercken Stiftshifl. dou Brandenburg p. 335.); die
ganze Einrichtung kam durch die Errichtung des Erzſtiſts Mag⸗
teburg im J. 968 zu Stande, nachdem ber Widerſpruch von
Main, als Dietropolitan, unb Halberſtadt, welches einen Theil
feine Dibces abtreten wußte, befeitigt war. Rünig XV].
Aub. p- 132,
22 Deitte Periode. A. 888 - 1272
4.3115 Kirche zu Magdeburg untergehen werden. Bon
der Elde aufwärts längs. der Elbe und Havel ordnete
Otto die. havelbergiſche Didces k), ſuͤdlicher, auf
dem rechten Ufer der Elbe bis zur Oder, hie bran
denburgiſche 1) an. Diefe Rich an die meif
nifche, welche beide obere Ufer, der Elbe in ſich
begreifen follte und bis an die Mulde reihen).
- Die Gegenden an der Saale hinab, welche an Sub
thüringen fließen, wurden ber Kirche zw, Zeiz,
‘fit 1029 zu Naumburg"), bie. weiser abwärts
vor Nordthuͤringen helegenen ber Kirche zu
H Stiftnngsirlef (tote i); Terminım — parechise com
taimus ab ortu fluvii, qui dicitur Peene ad orientem, ubi
idem finvias intrat mare, ab ortu vero fluminis, * di-
citur Eldia ad occidentem ubi idem flumen infteit in Al-
biam. Ab Aquilone mare Rogianorum. A meridis Stru
mina flnvius est finis praediotarum provinciarum.
1) Stiftungsbeief (tote j): Terminum — parochiae cossli.
tuimus orjentem versus ad flumen Odera, et occidentem
et Austrum versus nsque ad Albiam flumen, ad aquilo-
nem verö usque-ad fines provinelarum supra nominatarem
Uvucri, Hisciani, Dassis. Die genauere Bezeichnung ber
Gränzen, wie fie ſich ſpäterhin geftalteten, |. bei Berden S. 16.
Mit Havelberg gränzte bie branbeuburgfche Didtes in ber Ges
genb vou Rathenow. Gegen bie Dbes hin befkinsmte ſich ſp⸗
terhin bie Diöcfans Bränge durch bie politifche gegen Polen
und bie hiermit in Verbindung ſtehende Einrichtung bes Bis
thums Rebug. S. S. W. Wohlbräd Geſch. bes Wisth. Le⸗
bus. Berl, 1829, 3 Kir B. 8, 1. ©. 9%,
m) Stiftungshriefe von 948 unb 968 bei Lünig.a.a. D, S. %.
p) Urkunden Papft Jabanne KV, und 8. eomede U. ki
künig ©. 144. 445.
L Agekäne Geſchichte 388-2086. 23
Merfeburg antergeben⸗ Es ße I haraus 6 arın.
Rhlichen, daß fuͤr Dife Segenden feit Geros'' Zeit
befeutere Markgrafen beſtellt wurden; die Sewalt,
welche dieſem anverrraut war, wurde ſlitbem we⸗
nigſens nicht mehr lang in einer Hand an
(More j. In den ſpateten · Markgtaffchaften
Meißen und in Wie Tauſitz erkennt man vo
de ueſpruͤngliche Anlage; DIE leztere war in ihrer
Eutſtchang der brandenburgiſche Stiftoſpringel/
waͤhrnnd der havelbergiſche einem: Markgrafen „der
Merten imtergeben war, der zu Satzwedet ſei⸗
nen Ethz hatte, fo lange ein einheimiſcher ſlawiſcher
Sürftanflenın noch einen großen Theil des: Bran-
denburgiſchen und havelbergiſchen Sprengels be
herrſchte Mer Uebergang dieſer Herrſchaft auf ben
Markgrafen der Nordmark, Albrecht, ven Büren;
fit dem J. 1142, beffinmte den Umfang ber
Markgraffehafe Branbenburg in ſpaͤreren Sinn
des Worts; fie beſtand aus den Cähfdern, welche er
dadurch vereinigte, zu welchen auch Brandenburg
ſchſt gehoͤrte, welches jezt dem Ganzen den Namen
gab. Die Nordmark ſelbſt iſt Die carolingiſche
Groͤnzmark gegen die Slawen, welche nach Karls
des Gr. Einrichtung von den zu Magdeburg und Al⸗
tenzelle beſtellten Graͤnzbeamten beauffichtigt wurde o),
ar freilich nach den Beduͤrfniſſen des zehnten
Sahrdunderts veandert und he befäränkt,
)E.8. 1. G. 872.
24 Dritte Periode. A. 888-1272.
. 211b, In der fürftlichen Gewalt p) des. anhaltiſchen Han⸗
ı 8
fes über. die Grafſchaft, welche es urſpruͤnglich von
Afchersicben aus verwaltete (More b), und den Be
figungen. des auhaltiſchen Hauſes über der Saale
auf beiden Elbufern q), erkennt man noch die nord⸗
thuͤringiſche Merk; in der Landgrafſchaft Thuͤrin
gen, die. urſpruͤngliche Ausdehnung des Heerbaunns
eines in Suͤdthuͤringen mit den Sitz zu Erfurt
(3. 1. ©. 571.). beſtellten Markgrafen, uber di
Gegenden, welche ben nenmburgifcen Sprengel Di
deren, . Der Verpflichtung zur Wertheidigung alle
diefer Vorlande, welche den nach carolingifcher Ver⸗
faſſung innerhalb derſelben augeſezten Vaſſen und
Vaſallen *) auferlegt wurde, und ſie dem Ken’
baum ‚der Markgrafen ohne Ruͤckſicht auf die gegen
fie ſelbſt uͤbernommene Lehenspflicht umserwarf, wird
noch in den Rechtsbuͤchern gedacht *).
Die Ausbreitung der. deutſchen Herrſchaft über
die Gegenden⸗ die vo w- er dem beamer
Pr“ —— Sans iſt Ps bon engen —
zählt worden (Mote h), auch bevor es ben Küzftentitel annahn,
als der Orafentint feine uefpefinglich Bedeutung verloren halt
q) Man muf auch ben Zeit der anhaltiſchen Befläungen mitrech⸗
nen, weicher bei dem Erlbſchen des ſachſen⸗wittenbergiſchen Zweigt
mit dem Seszogtfanm Sadıfen an bag meißnifche Haus gelangte
r) S. 8.1.9. 710 — 716,
°) Yet. auet. de Benef. Cap. 1. 6. 10. Omnes Trans
Salani inbeneficiati ip parte orientali serviant in Pol
niam, Sclaroniem et Bohemiam:
I. Allgemeine Sefticte 888-1056. 25
giſchen und. meißniſchen Safteſprengel zucheilte, Nuv.
fand ſeit dem Anfang des eilften Jahrhanderts %)
Hinderniſſe durch Die Herzoge Son Polen. Wie
loſe auch die Verbindung ſeyn mochte, welche die
‚ Kurlommg der Gewalt des Piaftifhen Fuͤr⸗
ſinſtanms ®) in. den Ländern auf beiden Seiten
der oberen Oder und Weichſel umter den einzelnen
ſlawiſchen Völkern ‚begründete, die ſchon im zehn⸗
ten Jaſchundert unter dem gemeinfamen Namen
Polen begriffen‘ wurden ); fie bot doch mehr Mit⸗
tel der Verteidigung dar, als bie vereinzelte Mache
der ſlawiſchen Fuͤrſten von Ser Elbe bis zur Ober.
Herzog Boleslaus blieb unter K. Heinrich‘ IL im
Befitz des Landes der Milziener (die jeige Ober-
Lauſitz) und eines beträchtlichen Landſtrichs auf dem
Infen Ufer der Ober, mithin eines Theils der Län-
1) Nach) dem Tode des Marfgrafen Eccard L son Seifen, im
J. 1002, welchem, wie es fcheint, wenigſtens noch die fübthäs
Eingifiee Wraztgeoffchaft außer der meißnifchen anvertraut war.
In der Lauſtt erfchelnt ſchon neben Eccarb ein befonderer Marks
En 2 un chen fe neu Berorbs Punchfelge Bump; bas Rand
ber Ditziener, im neneren Sprachgebrauch bie Oberlauſitz, weiche 2
nah Dites Vlan nothwendig ein Gtüc’ber meiner Dünnfgree 7
ſchaft ſeyn mußte, wurde von R. Heinrich IL von dieſer ger,
tunt. Dithmar, bei Leibnig, Tom, 1. p- 369.
u) Der exfie beffeiben, weiden bei Oichmar (ed. Wagner p. 97.)
eneähnt wird, iſt Miesto ( Mieciiav), der erſte Aeiftliche Here
jog uinter Stto dem Gr. (Ib, 86).
Y) Dig Gegenden nn Satau und Sehlellen erobette gegen Ende
des zehnten Jahrhunderts H. Boleslaus Chrobri; vorher gehörte
Schleſken zu Böhmm, und Manb unter dem Bisthum J
Betelan⸗e errichtete für Schleſßen ein Vbthum J Breclau.
26 Dritte Periode. A. 8881272.
4 il ber, Me zu ker: brandenburgiſchen, öftlichas und meiß⸗
ner. Mark gezogen werden walten. Zwar Tollten
diefe Gegenden deutſches Lchas fe), und die
Lehensperbindung wurde noch öfter ernenert; die
Abhängigkeit beſtand aber faſt nur in dem Mamen
eines deutſchen Wafallen, den der König von Po⸗
In =) ug. Die, Verbindung Deutſchlands mit
italien gab der Tätigkeit, der Könige mehr und
deht eine Richtung, darch welche · die Werkäftuift
der Oſtgraͤnze eine untergeordnete ¶ Angelegenheit
wurden; daher kam es nie wieder zu einer von
dem König ſelbſt mit den geſammten Kräften des
Reichs unterflügten und planmäßig eine Meike von
Jahren hindurch fortgefezten Unternehmung, wie
fie. zu dem Syſtem der Graͤnzmarken Karls bes
Gr. gehörte, durch weiche allein ein fefler and ge
fiherter Zuftand hätte herbeigeführe werden koͤn⸗
rien; Selbſt welche Länder des Königs von Polen
als deutſche Reichelehen zu betrechren ſenen ), blieb
unbeſtimmt.
Die Länder zunaͤchſt der Oſtſee, über welche
ſich die Gewalt des Königs won Polen nicht er⸗
ſtreckte, dlieben unter ſlawiſchen Fuͤrſten; dieſe, fo
ı ©) Dithmar bei Leibnitz Tam. 4, p. 37,
x) Boleslaus Chrobri legte fich den Königstisel im J.. 024 kei;
doch wurde er anfangs in Deutſchland nicht antrlannt. €.
Wippe vita Conr, Sal, bei Viftorine (ed. Struv) Tam. 3.
p· 470. .
2 ne —
1, Agtndne Geſchichte. 888-1056: 27
weit fie beenits :iın. Die Abbonagigkeit Kincugegugen Hatın.
waren =), Im Gehorſam zu chalten und allmaͤlig
weiter verzudringen, blieb Sache des Markgrafen
der Nedmark und der uͤberelbiſchen Sechſeumarf
C 2... In den chuͤringiſchen Marken, fo wie
in Meigen uud der. Lauſitz, war hingegen ſchen im
Aufeng des, eilften. Jahrhunderts die Harrſchaft
favifher Furſten gan; aeioſchen -Dentfihe: Celo⸗
niſten wurden mehr und mehr angeſezt und durch
Burgen a3) geſchuͤzt; ein bedeutender Theil der ur⸗
(pringichen. Einwohner, befatders in einzeldch Ge⸗
genden war darch die forswäßrenden Empoͤrungen
aufgerichen worden bb); die übrigen tief wenifieng
3) & Ar dab Babel ngemanbae Oyfım 8. se Sc
22) Dig Wepkete, welche zu einer Burg gehbtten, Sormmen im ben
buch Eroberung germanifiten Rändern, beſonders zwiſchen Saale
und Eibe, ziemlich lange unter dem Namen Burgmwarben
rm S. Schöstgen biplom. Machleſe der Hiſt. von Pber⸗
ſehſen Th. 7. S. 377. Heinrich Handb, ber färhf. Geſch,
2%. 1. S. 31 (te Ausg), Seit dem Ende des zwölften *
hunderis derſchwinden fie als politifche Eintheilung. Sie
daher wohl von Anfang au mu eins Beziehung auf bie Pu
derfoffung gehabt, Die meiften möchten fpäterhin Sitze bee
Ganwralänteg geworben em, und air kn Cudfen fe Birken
Bebiefr, andy manche Mhgäben, mi da Aufrekngtkien Ps
feffung vefoumuenhängen, |
bh) Die Gegenden wären Wick ja erfennpn, wenn Pe m
verfländniffe ben Unterſchied —88 freien und unfreien Bauen
nicht fo baufig verwiſcht hätten. Was man von ben üln fiede ·
lungen in ber Mark Brandenburg weiß, iſt wohl im Ganzen
auf alle dom zehnten bis dreijehnten Jahrhundert 'Jetroffenen
„in fümmmiliien ‚Etlihen,. Mierfur ammeshker:
Ey
28 Dieitte Periode. A. BBS— 1292.
4 21% groͤßreucheile Das Boos der. Leißeininfhife <<): Das
ſich Slawen hie und da darch Auſchließen an die
Eroberer bei ihrer Freiheit erhalten mochten, kam
zwar nicht bezweifelt werden d4); man darf dies
aber nur als die Ausuahme betrachten und hat in
den Buͤrgern der Staͤdte und ber Ricterſchaft der
ſpaͤteren Zeit: ohne Zweifel faft durchaus Lingewan⸗
derte frei Deutſche zu ſuchen ee).
42, -. $, 212,
wurde. die daͤuiſche Mark zu Schleswig (2. 1.
©. 572. 573.) von Heinrich I. wenigſtens behaup
. tet, wenn auch nicht erweitert *); Conrad IL tat
Bergl. Wohlbrück Geh. von Lebus B. 1. S. 200 uf.
und unten &. 368,
_ ee) Dithmar. Merseb, von der Behandlung bes Mierfehritger Ks
chenguts, als das Bisıhum 983 fupprimirt (aber 1004 wicder
dergeſtelli wurde: (ed. Wagn. p. 56.) tune omtia, nostram
prius ecclesiam respicientia, divisa sunt miserabiliter, Scl-
vonicae ritu familiae, quae accusata venundando dispergi-
tar. Ehenbaf. von Markgr. Eccard I. von Meiken (ib. p. 113.):
Milzientos a libertate inolita servitutis jugo constrinzit.
dd) Wergl. Stenzel n. Tſchopye Urkundenſamml. zus Geſch ber
Staͤdte in Schleſien u. ber Ober⸗Lauſitz S. 3. namentlid, Bin
Urtunde von 1071, nady weicher Bor, homa liher, nation
Slavus, Km Biſthum Meißen drei Dörfer fdhyentt.
‚ee) Das ſchlechteſte Argument fie den wendiſchen Urſprung rit⸗
erlicher Geſchlechter, ſind bie im viel ſpäterer Zeit von Orten
hbergenommenen Gefchlechtenamen, welche freilich meiſtens war
diſch lauten müffen,
0 elohe Defiung bes Miaat yeiflen Ber uud Eichen Ki
1. Mgeachre Geſchichte. BBE«- NG: BO
fe im J 409 :on. Daͤuemark ab, wa das. Chri⸗ a12
ſteuch fihen das Heiacchum mahrängs batte N
jene Mark. Saher. wicht ‚uchp; mothmenbig.. und fa
age uht alle Slawen eſer Gegennen ficheee,
Untertanen geworhen waren. ſchwer zu ‚behaupten
wor. Die. ſach ſiſche Mt. gegm die Slamen
(8.1. &.572., welche bie duri Hanntbeßandeheile
des uͤberelbiſchen -‚Bachkenn, Dichmarſchen, pin
ſchen Nordſee und Miller, Holſtein, zuiſhen
Eiter m Bde, Stormarn, gwiſchin Sehe une
Bile e), ſchuͤzte, war war dem biliungiſchen Chr
ſalche vertgamtg hange dieſes ach ya 5*5
hörte alas —*2 nach damale noch dazu Al
und if, ohne Zwtifel dag. Slammland der. Billwer
ge. Unter der Verwaltung des Gränzlands durch
an wermbge: eigenen Befizehind' und des’ Hetzoz⸗
thums — * Geſchleht machte auch die. Po
—— ihr —— PR —E j een
Beftdnföpeibenin des SR. DL. Ri ev ii
b) Die Blächämee Schleswig, Ripen und Herb, die ie re
er geftelit wurden, find unter, Otto dem Ga ges
t) Helmold thron. Ser. Lib. 1. ‚Cop 6. Wehelins, Hi
BELLE ..
ch U.E.Mobdetiad: —* —* vi ai. eina aan.
8. S. 17 m 18. .
o) Bedelind 0.0. 6. fr
39 Dritte Paridde.: A, BE--12M:
4.21% feffigung der Denia: Heri ſchaft und bie Nucbrei
tung: bes Cheiftenthumednber bie benachbarten · Sla⸗
wen⸗dis gegen: Enbe. des ehnten Jahthlinderte
große: Foerſchritte. Weinahe das ganze Land Der
Bägrick,; Potladen: unn Obobrit eun war da
mals, obwohl · eigenen eften·intergebenichriſtlich
ul! Abgaben imtetworfeũ kyz es wurde was, fo
wie es Shan demſcheColbiniſten und’ BO Ryentfchen
Befeffene Bınrgen ih fi) faßte/--tHir- Yehtaligen
Markgtafſchaft, WBeei-hiht zur alten fachſiſchen
MAL Minies Bakbricle) Be:ihre beſondese Ber⸗
fafſung hatte/gerethnet ie)? "Ei feſterpoliriſcher
Zafiaud der mterwotfcnen ſlawiſchen Felepkeri enr-
ſtend jeder hier nA Nicht; ; eigene liche Fur⸗
ſten/welche dab Ehriftenthum · begcigken/ wech⸗
fen: ned: oft ae einen in
ee PP 3 U Eure ver SH”. 4 H
Adam. Bram, Bm — Sierieiam - ‚ie 18. 1mgpe ee
„„dispertitam, affirmavit nobis absqus trib
N atend omnis fülsse "konrersos, En
ejus temporis, Misizza, Naccon et Sederich, sub **
‚MW, pas: conlinge ; fait. et Siark: aub. —— sertierunt,
Ueber bie eirtelnen Minen Landichaften, weiche: biee geasehut find,
ſ. v. Rebebur kritiſche Welruchtung einiger Punkte in den
Ren Harls dis Gr. Hoc Vie Sachſm ui Elanen: ‚Berl
1829.88. 189%. 4.
) Man ſehe die Urfürtbe Heintiche IV. durch wfl
1062 dem Herzog Fr (Sränff) von Pr „ea ste ae Ra-
zesburg dictum in e/usdern ducis Oitonis * & ia
qpsæ Pelobi. nitasg”, —— ‚ber „aaleo. pen :mnig--et. imtacto
Soronius limite, quem — Saxones - tancre vYideban-
tur” — sum Eigenthum überloffen wet, „Gercken cod.
dipl. Brandenb. T. 8, p. m - Au
L Ahzemeine Geſchichte 888-1036, 31
leiche anfregten/ dem durch bin: Druck ‚der Große 6. 210
rer Aus Chriſteuthannſaibſtmehr als ein Mitrel
der Unktörickung) dennals eine: heilbringendt Re⸗
ligen wichlen. Unter F. Heinrich M. verelnigte
der chedritiſche chriſtlichs Zueſt Gottſehaltn enblich
den größten Theil der ganzen, Slawenlandes Tärige
der Ofifte won der Sachſumark bie zur Peene;
unter ihm wurde wenigſtens die kirchliche Eine ⸗
tung diefer Gegenden weiteb ausgebildet, und die . .:
Grunblags. des ſpaͤteren · Zuſtaudes wiewehl der
Sig. Cheſtenchumg ek en Dauteyw ie.
ter ertſchieden wurde, orten OS Ale fl
Gabaig Dre Sromme patte 834, * [727
en Biss, als Diiffiongangalt, fur den ‚Morden
gegruͤndet . Auf Sudigigs, des Deutſchen „Betrieb,
murde 06 durch gine, Bulle, -Micalgus, J. yom
3.858 mit Bremen ‚parinjge, „ud ‚die hremix
ie Kirche, bisher der Metropole Coln unterwor⸗
fir, zur erzbifcpöflichen Kirche für die nordifche
Provinz erhoben. Diefer wurde das unter Otto
km Gr. zu Aldenburge ih’ Wagrien’ im Jahr
vᷣe richtete Biochum zugetheiic, welches nie dem
bevclbergiſhen (6.211 6,) am Der Elde graͤnzte/
md urſpruͤnglich für das gefanguse Slawenland ‚bie
pr Peene heſtimmt war, fo weit dieſes nicht ſchon
um havelbergiſchen Didces gehörte. Die verdenſche
Doͤces beſchrankte ſich ſeit der Errichtung der uͤber⸗
u Sta ztapher R -Hagsburgifche —RRR aus Hndenbon (Bank
ER Pe PL Pu
r
4
o
*
32 Dei Perinde A, BEER,
4.312 elf. Wise: blos auf Die Ränder des linlen
$. 213. °
Elöufers,;. Als Mitnopylitan bewuͤrkte jedoch En,
biſchof Adalbert von. Uerıyen, im J. 1060 af
Gottſchalks Berlangen die Th eilung jenes urfprüng
lichen greßen 4
unser drei. Biſchoͤfer zu Aldenburg (ſpaͤterhin Li,
bed), N ug Gahin Schwerin) und Rate
burg I) :
c.. 424 213.
IV. Küche alte Anſprůche und Earnena |
(vor 7046 und 1018) kamen die Konigrelche von
Burgund 1032 an Deutfchland. Der Befin dieſe
Lander nmochte imzwifhen leichter gegen änfgere Feinde
behaupiet! werden, "ale die Hoheit im damaligen
Sinne des Wortes ber die dortigen Gloßen )
die deni Katfer außer den Beſitz deſſen, was unter
den vorigen Konigen "Domaine geweſen bar, nır
etwa ent Lehnoheritehket einraͤumen wollten)
ds
v Adam Brem, m, — Helmola m. Da
. 0 Data fr Ar
und Arles, der Biſchof non Baſel, die Grafen wa Yrakent,
von Viennte (Dauphins de Vieanci); bon Sarehen Kur:
giind, Möbel u. | .
b) Den Zuſtand des Brirgeübifcheri Wilchs uriter beffen Reiten KT
nig deſſtn Mechte anf Curitib II: Abergimgen, befäztelbt Bit:
mar von Dierfehutg ( (Läb. va) auf. falgnnbe Weiſe: Ne
jus enim, ut atıdio,
x
est qui sic praesit in regno. Ne
.. men tanteın et corabam haltet, et Egischpatas his di!
qui a Privcipibus his eligunter, ed uam vero utilitsten
L Algeneine Geſchichte. 888 — 1056, 33
Doc erfanuten fe unweigerlich die Hoheit des Rab 6. 213.
fers den Namen nach, ineb- zur Aufrechterhaltung
der kaſerlichen Rechte wurde. wahrſcheinlich ſchon
unter Conrad II. ein beſonderer Statthalter uͤber
Burgund gefeze ©), der anfaͤnglich den herzoglichen
rd gefühse zu haben ein :
$. 214. 4.214.
V. Lothringen, anfangs ein Veſtandtheil
Deutſchlande unter dem Namen eines KHoͤnigrei⸗
es a), wurde eine ſehr unfihere Graͤnzprovinz, fo
lange die dortigen Großen es ungefltaft; wagen
mochten, den Eingebungen ihres Ehrgeizes zu fol-
pıuca tenens ex impensis atitistltaim vivit, et hos vel alios
in aliquo exteinsecns laborantes eripere nequit. Unde hi
manibus complicatis cunctis primetibus, velut reghi suo
strviant, et sic pate frunntdr. Ob hoc solum talis rector
Inter eos deminatur, ut eo liberius imalignorum furor in-
vicem vagetur et ne lex nova alterius regis ibi adveniat,
guse inolitam constetudinem rumpat. Wilhelmus Comes,
de quo praedixi, miles est regis in tomine, et dominus
terrae re, et in his partibus nullus vacatır Comes nisi
is, qai dacis honorem possidel; et ne illiug ;potestas in
hæ regione paulo minus minaeretur, consilio et actu Im-
peraterise majestali sicnt praedizi reluctatur.
e) Es it wenigſtens nicht wahrfcheinlich, daß Rubeif Yon Rhein⸗
felden anter Heinrich IV., welchen Otto Frising. de gest,
Frid. L L. 1. Cap. 6, Dux Alemaunise et Burgundise
kennt, der erfte Statthalter non Burgund geweſen if.
d) Die nachherigen Statthalter aus dein zähringiſchen Kaufe nann⸗
ten ſich auch wohl Rectores Burgundiae,
0) Kater Senutfs Sohn Zwentiseld 4. 291.
m. (3]
> /
38 Deitte Periode. A. 81270,
$. 218, gen, und ſich durch das’ Uebertreten zu Frankreich
4. 215.
‚ and von Frankreich wieder zu Deutſchland b) Var.
theile zu verſchaffen. Die Theilung des Herzog⸗
ehume im zwei Herzogthumer, Oberlothringen (m
der Moſel) und Miederlothringen (an der Ber)
feit 959, wurde daher das beſte Drittel ſich de
Lothringer zu verfihern, weil fie die enge Verbin
dung der lothringiſchen Großen aufhob, und cin
mannichfacheres Jucereſſe unter dhiem erſeugte; die
Unruhen in Vorbringen trugen von diefer "Xrennung
an nur den Eparacter der geröhanchen Empoͤrun⸗
| gen dlefen: Zen.
un 09 15.
. "NE Italien, fo. weit es vormals den Tran
ken :gehordye hatte, war ſeit der Abſetzung Karls
des Dürfen” ver Schauplag "wilder Factionen ge
wefen, die abwechfelnd. ihr jedesmaliges Oberhaupt
zum Könige der Longobarden erhoben, und ihm mo
möglich die Kaiſerkrone verſchafften. Seit 91
wurde es wieder ein Nebenland von Deurfihland,
obwohl die Lombarden nur Otto 1. und feine Nach
folger zu ihren Königen gewählt. zu haben be
haupteten a); durch die Macht der neuen Megenten
erlangte es nun auf geraume Zeit den Zuſtand, wel
chen man damals Ruhe nannte: denn Bevölkerung
und Cultur nahm feit der Regierung der Ottonen
b) unter Conrad IL. Heinrich I. und Otto I. Erf feit 980 gan
die Könige von Frankreich ihre Anfprüche auf Lothringen ganz af.
») Wippo vita Conr. Sal:bei Pistorins Tom. 3. p: 430.
|
I. Allgemeime Geſchichte. 888-1056. 35
ſichchar zu. Die Urſache Tag in der BGernichtung $. 215.
der großen weltlichen Familien, welche bisher um
die Nerherrſchaft gekaͤmpft hatten; Heinrich II.
hatte den legten Gegenkoͤnig in dem Markgrafen
Artoin von Poren (1002 bis 1015) zu beſtehen,
md mr erſt Markgraf Bontfaz von Iufeien wurde _
wieder durch Conrad II. der erfle mächtige welt⸗
liche Fuͤrſt der Lombardey. In die Spolien der
weltlichen Herren theilte fi) die Geiſtlichkeit, welche
die Poſitik und die Froͤmmigkeit der Otidnen, hier
fo wie in Deutſchland, auf Koſten der weltlichen
Großen begünftigte. Ein Gluͤck fuͤr Italien und
für Deutſchland! Unter diefer geiftlichen Ariſtocratie
gedich Teichter und fehnefler, als in Deutfchland ſelbſt,
die weitere Ausbildung einer Einrichtung, durch
melhe der altdeutſche Sinn, für Mationalfreipeit
bewahrt und ein freier Buͤrgerſtand geſchaffen wurde,
beſtimmt die zur Bildung. einer neuen Gemeinde⸗
berfaflung erforderliche Grundlage zu’ werden had
dem fich Die. alte durch die. Sorsfehritee d des Sa
ſiſtems allmaͤlig aufgelbft harte b).
$. 216. 4.2316,
VIL Der römifchen Kaiſerwuͤrde gab Otto L,
yım Kaiſer gefrönt 962, den Glanz wieder, den
b) Vergl. über bie Geſchichte von Italien in dieſer Gerede, bes
fonders: Histoire des repabligues Italiennes du moyen äge, \
par. C: L. Simonde Sismondi; T, 1-4 “a Zürich
1807. 8, (nicht weiter getrudt). Tom. 1 — 16. ı Paris
1809 — 18. Huch deuiſch Zuͤrich 1807 — 24. 16 Bde. -
L3*]
36 Dritte Periode... A. 888 — 1272.
9. 216 fie feit einem Jehrhandert verloren hafte. Dur
zum Papfte kam er nicht gan, in das Verhaͤltniß,
in welchem diefer zu den carolingifchen Kaifern ge
landen hatte Der Papf hatte die Kaiferfrone
fo oft un Perfomen vergeben, die fie nur ihm ver-
dankten, daß das von ihm angeſprochene jus con-
ferendi imperiam immer: mehr Anſchein erhielt,
je mehr es zumal zu den publiciftifchen Begriffen
"des Zeitalters paßte =); nur fo viel wurde bald
wieder auſgemachte Sache, daß der. Papft dem
König der Oftfranken die Kaiferfrone verleihen
muͤſſe d) VWertraͤge hierüber zwiſchen dem Papflı
umnd dem Kaiſer find. inzwiſchen nicht voͤrhanden,
wenn gleich ſpaͤterhin der Rechtsgrund der Anſpruͤche
‚der deutſchen Könige in Verträgen geſucht wurde ©).
4) „Man konnte nicht glauben, daß der Kaifer würklich das Eben
ı Haupt alter Übrigen weltlichen Fürften fen, ohne fich andy zu
fongen, wer ihn dazu gemacht habe? und weiche Antwort konn⸗
ten ſich die Publiciften bes Zeitalter6 darauf geben, als bag es
" Bott durch den Papft getban habe?? Planck a. a. O. 38.9.
S. 373. Mur freilich faßte man den Cap, daß Bott durch
den Papft die Kaiferfrone verlichen habe, in einem ganz andım
Sinne auf, als einſt bei ber Krönung Karls des Großen.
b) Ottonis Frising: Chrom, L. VI. Cap. 24. Hic est
Ötto qui — Imperium Romanorum virtute sun ad Fras-
cos Orientales Yedaxit. Güntherus in Ligufino: —
‚ Quemcunque sibi Germania regem praeficit, hunc dives
“ submisso vertice Roma suscipit.
e) Denn die Stelle in Gratiaus Decret, aus welcher man einm
isn Jahre 964 gefchloffenen Vertrog hat herleiten wellm (D. 63.
Can. 2a) Me fämelich At, da hir dem Ralfr cin fo wich⸗
tiges, Recht eingeraͤumt wird, das ihm in ber Bolge befkrinn
1, Allgemeine Sefchichte. 888— 1056. 37
Auch wer in den weltlichen Werhaͤitniſſen des Dapı 8. 216.
fies in hundert und funfzig Jahren gar vieles an
ders geworden, ſo daß der Papſt ſich mit ganz an
derem Rechte für einen weltlichen Fuͤrſten halten
mochte, als irgend ein italiſcher Praͤlat; der Kaifer
erfannte ja felbft fehon, daß feine Kaiferwürde mehr
eine Schirmherrſchaft (advocatia) als eine Ober
herrſchaft (Imperium), über das Patrimonium des
heiligen Petrus enchalte, und die Ariſtocratie, Bie
fih im Laufe des neunten Jahrhunderts zu Rom
gebildet harte, unterftügte den Papſt Eräftig genug
um Behauptung diefes Principats gegen ben Kaifer,
mem fie gleich ihrerfeits wieder die Ausuͤbung der
darin liegenden echte vielfältig beſchraͤnkte 4. Und
wurde, das Inveſtiturrecht in Abſicht aller Biſchoͤfe feines Reiche,
und beunoch im dem folgenden Inveſtiturſtreite nie auf ihn pros
decirt wurde. MWeberbies fpricht bie Stelle nicht einmal von
einem damals abgeſchloſſenen Vertrag, fondern von Rechten, bie
dem Kaifer ſchon feit Karls des Er. Zeit zugeflanden.
d) Ottonis M. Constit, de regalibus b. Petro concessis,
e. 962. bei Goldast. constit. Imp. Tom. 2. p. 44. Nady
dem die römifche Kirche im Beſitz ber ihr bisher gemachten
Schenkungen umb verlichenen diechte, welche namentlich aufges
zählt werben, beſtätigt worden iſt, heißt es $. 8.: Ut amnis
elerus et universa Poren Romani nobilitas propter diver-
sıs necessitates, Pontificum irrationabiles erga populum
sibi subjectum asperitates retundendas, sacramento se ob-
Iigent, quatenus futura pontificum electio canonice et juste
fit, et ut ille qui ad hoo sanctum atque Apostolicum
regimen eligitur, nemine sonsentienie consecratus fiat
pontifex; priusqusm tamen in praesentia missorum mostro-
sum, vel filii mostri, seu univereae generalitstis fociat
promissionem pra omaulum satisiactions ei, futura con-
38 Deitte Periode. A. 8881272
6. 216. ſelbſt die Papſtwahl ſollte wenigſtens nach der Ide⸗
des Papfies mehr unter dem Schutz bes Kaifers
vorgenommen werden, als von feiner Genehmigung
abhängig feyn ©), wiewohl fie im Laufe des zehnten
“ servatione, qualem Domnus Leo sponte fecisse dignosc-
tor. — $, 12. Mod etiam confirmamus ut Domoo Apo-
stolieo justam in omnibus servent obedientiam aive Du-
cibus ac Judieibus suis ad justitiam faciendam. Huic
enim institutioni hoc necessario annectendum esse per-
speximus, ut Missi Domini’ Apostelieci seu mostri semper
„sint constituti, qui annuatim nobis vel filio nostro renm-
ciare valeant, qualiter singuli Duces ac jadices populo
juetitiam faciant, Hanc Imperislem constitutionem que
modo observent qui Missi, deceraimus ut primmn eoncis
clamores, qui per negligentiam Ducum vel Judicum fuerint
‚ inventi, ad notitiam Domni Apostolici deferant, Et ipse
unum e duobus eligat, aut statim per eosdem Missos fiast
ipsae necessitates emendatae, aut Misso nostro nobis re-
nunciante per Missos a nobis directos emendentur. &
- fagt auch bie Eomfirmation weiter oben: provincias etc. —
confirmamss ut in suo detineat jure, principafu atqu
ditione. — Im Ganjen ift die Urkunde gewiß Acht, wenn gleich
befonders bei den einzelnen Beſttzungen und Btechten manche
Verfälſchung mit unterlaufen mag. Mit ihe muß man dann
zufommenhalten, was Dtto I, Johann XII. ſchon vor fein
Krönung fchwur; (Gratiani Decr. D. 63, C. 33,) In Ro-
mana urbe nullum placitum aut ordinationem fatism de
His qui od Te aut Romanos pertinent, sine tuo con
silio,
-e) Synod. Rom. a, 888 (bei Labb& Tom. IX, p. 505)
Quia S. Romana ecclesia plurimas patitur violentias pon-
tifice obeunte, quae ob hoo inferuntur, quia novi Ponü-
ficis conseerationi non intersunt nuntii ab Imperatore di-
recti, qui violentiss et scandala — non permitiuat fieri —,
jdeo volumus ut novus Pontilex, convenientibas Episeopis
et universo Clero expetente Populo et Senatu electus —
nonniss prassentibus legatis Imperatoris connersetur.
1. Algemeine Geſchichte 889-1059. 89 _
Jahrhumderts und im ejlften bis auf Heinrich IV. & 216,
in der Praris Bel ehe vom Kaiſer blieb F).
BE u
$ 217. 6. 217.
Unteritalien blieb anfangs noch in den Haͤn⸗
den der Griechen, und die Verſuche der Ortonen
auch hier die deutſche Herrſchaft zu gruͤnden niiß⸗
langen, weil jene, ehe ſie dieſe duldeten, lieber in
Verbindung mie den Arabern in Sicilien traten.
Doch gaben Die deutſchen Könige eine Unterneh
mung wicht auf, welche den Befig von Ober⸗ und
Mittelitalien erft recht fichern mußter Seit Con⸗
rad IL follten die Normänner, welche 1029 un⸗
ser griechifher Hoheit eine Colonie zu Averſa ge-
gründet hatten, um Neapel gegen den lombardiſchen
Fürfien von Capua zu ſchuͤtzen, als deutſche Va⸗
fallen jenen Plan ausführen Helfen, und mic Hein-
ri TI. (1046) traten dieſe Normaͤnner in noch
mgere MWerbindung, Aber Robert Guiſcard
hiele es ſieben Jahre fpäter doch File vortheilhafter,
das eroberte Apulien, ſammt allem, was er noch in
Calabrien und Sicilien erobern würde, vom Papfte
m Lehen zu nehmen; feltdem wurden die Normaͤn⸗
her die große Stuͤtze des Papftes in dem Kampfe,
den bald darauf Gregor VL gegen den Kaifer |
begann.
DM ieh abe Poren: di Be) IL We
weile, . we, a oo.
& 21 8,
. L)
A0 Dritte Periede. A, 888 — 1972,
5. 218. Ä
Die Kriege des Meichs gegen aͤußere Feinde,
und zur Verherrlichung bdeffelben in Italien, ge
mügten während diefer. Zeit dem Friegeluftigen Add
noch. nicht; ſowohl unter ſich als mit dem König
tummelte er fich noch außerdem unausgeſezt in Sch
den. Jede Handlung des Königs, durch welche der
Herrenftand feine Anfprüche verlegt glaubte, wurde
das Signal die Waffen zu ergreifen, und da de
Graͤnzen der Föniglichen Gewalt durch kein Geſetz
heſtimmt waren, ſo mochte auch oft ſchwer zu be⸗
ſtimmen ſeyn, wer das Recht auf feiner Seite habe.
Wer aber nur einmal die Waffen ergriffen ‚hatte,
am fich dem König zu widerfegen oder feine Macht
zu vergrößern, fand immer Bundesgenoſſen genug,
und in einer Fehde bildere fih gewöhnlich wieder
ber Stoff zu einer andern. Conrad I, vermochte
kaum die Wurde des Meichs gegen feine Vaſallen
zu behaupten; felbft der mächtige Heinrich L ver⸗
dankte fein Anfehen eben ſo ſehr glücklichen Unter⸗
handlungen als der Gewalt der Waffen, und Ot«
08 I, Regierung, die an auswärtigen Unterneh
mungen fo reich iſt, zählte doch noch mehr innere
Stürme, bei welchen gewöhnlich feine nächften Ver⸗
wandten, au der Spitze der. Ungufriedenen flanben.
Wenn unter Ottos II. und TIL Degierungen bie
Empoͤrungen ſeltener waren, ſo fehlte es wenigſtens
nicht an Fehden des Adels unter ſich; unter Hein⸗
rich U. und Conrad IL. regte ſich der ſlaviſche
1 Algemeine Geſchichte. 88 — 1056. 41
Norden und Oſten, und die berechneten Maaßregeln 5. 218.
Heinrichs III. (F. 221.), denen der Adel nur ge
ringen Widerſtand entgegenfegte, weil er die, per«
ſonlichen Eigenfchaften des Kaifers fuͤrchtete, wur
den für feinen Nachfolger um fo gefährlicher.
$.219. 4. 219.
Während der kurzen Zeit von kaum hundert
Jahren (911 — -1024), mußte dreimal eine neue
Herrſcherfamilie auf den deutſchen Thron erhoben:
werden. Mit Ludwig erlofh 911 der Mann
ſtamm Arnulfs; von den weftfränfifchen Prinzen
aus dem Haufe Karls des Er. fehlen der Geiſt
ihrer Ahnen gewichen zu ſeyn, und wer hätte andy
einem fremden Herrſcher baldigen mögen? — bie
deutſchen Stände erhoben einen edeln Branfen zu
ihten König Mur Conrad I, regierte nicht kang
md nicht glücklich genug gegen innere und äußere
Feinde, um eine nee Dynaſtie zu gründen =); ſchon
nach feinem Tode wählten die Stände aus einem
hochgeachteten fächfifchen Haufe b) Heinrich L,
von welchem allein felbft der patriotiſche Conrad
die Rettung des Reiches aus feiner bebrängsen: Lage '
0) May darf aber freilich Dabei auch aicht auber Acht laſen def
Gouzab keine Söhne hinterlieh,
b) Son biefens Zeitpunkt am batirt fich denm auch wahrfcheinlich
Das Princip, ein dentſcher Mırig verliere durch) feine Erbebimg
auf den Ihren fein augebornte Recht und gewinne fräntifched
Recht. —— LZandr. II, 5%, Sqhwab. Landre. (ed.
$. 419.
— ⸗
4% Deitte Periode. A. 888 — 1272.
erwartete. Im ſaͤchſiſchen Haufe wurde die Kram
wieder erblich; denn auf Heinrichs I. glorreiche Kı
gierung folgte die eben fo ruhmvolle und lange Re
gierung Ottos I, die höchften geiftlichen und wel
lichen Aemter waren faft immer mit Verwandten
des Königs befezt, die Religioſitaͤt der ſaͤchſiſchen
Samilie und ihre reichen Schenkungen und Priv
legien an die Geiftlichfeie gewannen ihr dieſe und
das Volk, kein anderes Geſchlecht war. fo angeſe
ben und mächtig als dieſes ſchon unter Otto I.
wurde, — wer Bätte unser biefen Umſtaͤnden wagı
koͤnnen, einen König aus einem anderen Kaufe jı
verlangen? So gieng denn die Krone noch ji
mal, vom Vater auf den. Sohn (Otto II, and III)
über, während der langes Minderjaͤhrigkeit Ottoslil.
wochten fogar deflen Muster und Großmutter als
Vormuͤnderinnen regieren, und Heinrich IL, men
glei) nur ein Seitenverwandter der Ottonen, trug
ſelbſt über zwei Mebenbubler um bie Krone dan
Sieg davon. Mur die Beſtaͤtigung des kuͤnftigen
Nachfolgers bunch bie Stände, die auch das ſaͤch⸗
ſiſche Haus nie unterlich, wurde doch alındlig etwas
mehr/, als Die blofis: Anerkennung des Rechts, welche
fie bisher gewefen war, je öfter die Stände auf)
jur Ausuͤbung eines würfliden. Wahlrechts fr
men; und fihon der Umftand, daß nach Heinrichs J.
Tode die Nation entſchied, welcher von den mc
veren Söhnen ber Thromerbe ſeyn folle, und daß
niche mehr getheile wurde, läge vermuthen, daß die
L Mgemeine Geſchichte 888:— 1056. 43
Stände wohl ſchon an ein Wahlrecht bei jeder 4. 210
Thronveränderung dachten und nur dem Sohn,
nammtlih dem älteften, einen Anfpruch auf bie
Kreue zugeſtanden bb), Und die Umflände eigner
sen fih recht Dazu, dies nicht in Vergeſſenheit ge-
rathen zu laſſen; ſchon nach Heinrichs II. Tode,
mußte wieder recht feierlich e) und förmlich ge
wählt werden U, und Conrad II. fühlte ſchon fo
fche die Nothwendigkeit, feinen Sohn Heinrich III.
fo bald als möglich als Fünftigen König anerken-
nen pa laſſen, daß er gleich von feinem erften Zuge
nach Italien die Gelegenheit dazu hernahm ©), Es
bedurfte nur noch eines Schrittes um Deutſchland
tn öffentlichen Erklärung, daß es eines fey.
bb) &. untn &, 2331. Note b.
Die Beldrsibung ber Mahl f. bei wippe. (Bei Pistorius
—
&) Gerade umgekehrt, wurde sm dieſelbe Belt in Frankreich, Nun
dab lsbergehem ber Krone inner vom Water anf den Sohn, '
und eine zweißunbertjährige Stetigfeit. und Ordnung ber Thron:
folge, bie @xblichkeit derſelben entfchleben.
e) Wippo Le. Chunradus Rex consilio et petitione prin-
cipum regni, fillum suum Heinricum (1026) Regem post
se designavit, Wenn bas consilium et petitio nicht bloſier
Cwriaiſtyl if, fo darf man um fo mehr fchließen, daß bie Bes
ſtimmung der Thronfolge durch Wahl ſchon recht allgemein
fir nothwendig gehalten wurde, wenn jene nicht höchſt pres
cr Heiden ſollte.
44 Dritte Periode. A. 888 — 1979,
4.20" 6. 220,
Die Machrheile eines Wahlreichs mußten für
Deutfchland um fo gefährlicher werden, da die Aus
bildung der Verfaſſung mit der Erweiterung des
nun aus fo verfhicdenartigen Beſtandtheilen zufam-
mengefegten Reiches nicht gleichen Schritt. hide.
Bei dem häufigen Wechſel der Yamilien auf dem
Throne und dem Beſtreben, den äußeren Glanz des
Meiches befonders in Italien zu erhalten, dachte
niemand an eine neue planmäßige Organifation des
Staats. Jeder König brachte in den bisherigen
Einrichtungen nur die Veränderungen an, die fih |
‚ ohne großes Auffehen machen ließen, und die gerade
zu feiner filr den Augenblick berechneten Politik
paßten =). Defto mächtiger wuͤrkte der Geiſt der
Zeit auf die bisherigen Einrichtungen, und woͤh⸗
rend die alten Namen und Formen blieben, wur
den die Verhaͤltniſſe felbft etwas ganz anderes als
jene anbdeuteten, aber chen darum auch etwas fehr
unbeſtimmtes und ſchwankendes.
1. Die Seele der ganzen bisherigen Regie⸗
rungsform waren die größeren und Fleineren or
a) Mach diefer Politit wurden Herzogthümer und Grafſchaften der⸗
lichen und Privilegien aller Art erteilt; ein feſtes Syſtem in
ber Handlungẽsweiſe der Kaifer aufzuſuchen, ift durchaus verze⸗
bens. Mur Heinrich III. ſcheint ein allgemeiner Plan yorges
ſchwebt zu haben (8. 221.), beſonderß da er in Beziehung af
die Kirche ebenfalls planmäßiger handelte, als alle feine Borgin
ger. ben freilich lag auch in dem Geiſte biefer Zeit das gröhte
Hinderniß einer neuen und planmäßig Drganifätion ($. 209.)
L Mgrmeine Geſchichte. 888— 1056. 45
dentlihen Reichsverfammlungen und die Gefändt- 4. 200.
ſchaften ($. 137. 161.) gewefen. Diefe waren noch
in der vorigen Periode in ihrer Bedeutung wefent-
lich verändert worden (6. 141.), und erhielten eine
weitere Eutwicklung, mit welcher fie ganz aufhörten,
an Mictel zur Erhaltung der Einheit der Ver⸗
maltung zu ſeyn; jene wurden in biefer Periode .
nit mehr vegelmäßiig gehalten. Der König. bericf
fe jet nach Gutduͤnken, fie wurden daher au
nicht mehr fo ordentlich von den Großen befucht,
ſondern arteten ſehr oft in bloße Hoftage aus,
auf denen ſonſt nur minder wichtige Sachen vorge
nommen worden waren (4 161... Da die Großen
mt mehr zur ordentlichen oberften Leitung ber
Neicyegefchäfte gebraucht wurden, verlor die Neiche-
regierung an Kraft; denn wo fie nicht mitgewuͤrkt
hatten zum Beſchluß, da wollten fie gar oft auch
niht mit handeln zur Ausführung, und fie zu bloßen
Dicnern herabzuſetzen war der König nicht flarf
gms. Dazu Fam noch, daß die erflen Reichs⸗
würden, die den eigentlichen Rath des Königs aus-
machten (9. 25b. 160.), nicht wohl anders als aus
den erſten und möächtigften Familien beſezt werden
lonuten, welche zugleich im Beſitz der hoͤchſten Reichs⸗
aͤnter in den Provinzen waren. So geſchah es,
daß auch der eigentliche koͤnigliche Staatsrath feine
Wätigfeie verlor, und die hoͤchſten Staatsaͤmter
Gel und Reichswuͤrde der vornehmſten Hersoge
burden, ihre wirkliche Ausübung aber nur außer-
A6 ‚Dritte Periode. A. 888 1272
$. 220. ordentlichermweife ſtatt fand b); fogar das Ant eins
Erzfaplans. oder (nach den nun gewoͤhnlicheren Aus
druck) Erzkanzlers wurde bloße Reichswuͤrde der
drei oſtfraͤnkiſchen Erzbiſchoͤfe, an deren Stelle nun
dordentlicherweiſe ein Canzler die Ausfertigungen un
terſchrieb e). Seinen wuͤrklichen Staatsrath wählt
jezt der König nach Gutfinden ans den Viſchoͤfen
und Reichsminiſterialen oder wohl gar feinen Pri
‘ Yarminifterialen, und gegen jenen, deſſen Privatin⸗
tereſſe mie den der maͤchtigeren eichsbeamten ge
wöhnfich in Colliſion Fam, bildete fidy dann leicht
umter diefen eine Are von Oppoſttion 4).
- 6) Dos erſte Beiſphel der Werrichtung ber höchſten Neidsänte
durch Herzege konnt bei Ottos L Krönung wor: Witichin-
dus Corb. lib. 2. Divina deinde laude dicta deseendebat
‚rex ad palatiam et accedens ad mehsanı marmeream regio
adparata ornatam resadit cum pontificibus et emmi popul. |
Duces vero ministrabent, Lothariorum dux Giselbetu
ad cujus potestatem locus ille pertinebat, omnia procur-
bat, Everhardus meneae praeerat, Herimanaus Fauco pin
cernis, Arnulfas equestri ordini et eligendis locandisyut
castris pracerat.
ec) ©. C. H. Eckhard introdactio in rem diplomaticau
Sect. III. Cap. 5. Ä
d) Unter fo fraftnollen Regierungen als bie Conrads JI. und Heiw
richs II. waren, zeigten fich freitich die Folgen einer ſolchen
Oppoſition nicht fo Beftimmt; aber an ben Stügmen, bie Hein
sich IV. beftehen mußte, hatte fie gewiß eben fo viel Antheil
als der Haß ber Sachſen und Gregor VII, "Unter ber Ber:
mundſchaft der Kaiſerin Agnes teiste das tmtunfchränfe Mi
fehen tes Biſchofs Heinrich von Augeburg im Cabinet, den
Herzog don Baiern und ben Erzbiſchof von Cdin zu dem küb⸗
um Schritt, den jungen Heinrich feiner Wormänderin zu mb
1. Allgemeine Sefchichte.. 888 — 1056, 47
§. 221. a.
II. In den Herzogen und Dfalzgrafen
tritt eine neue Art von beftändigen Reichsbeamten
hervor, deren Bedeutung jedoch fi) an die caro-
lingiſchen Einrichtungen anſchließt.
Der urfprüngliche Begriff des Herzog—
thums iſt in der Gewalt der Gränzgrafen (duces
limitis) gu fuchen a); die Entftchung eines folchen
als beftändiges Amt in einzelnen Theilen des Reiche,
muß aber verfchicdenen Beranlaffungen zugefchrie-
ben werden, und diefe haben Einfluß auf den Um⸗
fang der übertragenen Gewalt erhalten, wodurch
jener Begriff allmälig erweitert und genauer be-
ſfinmt worden ift. Eine planmäßige. Einteilung
dis ganzen Reichs in Herzogthuͤmer hat bingeget
nie ſtatt gefunden.
Yu Baiern. hatte ſich das Herzogthum un⸗
mittelbar aus der Grängraffchaft entwickelt, und
nur auf das alte Herzogthum geſtuͤzt [oben ©. 14); |
führen. (Ea res principes graviter oflendebat, videntes sci«
licet, quod propter wnius privatum amorem sua, quae
potissimum in republica volere debuerat autonilas,
paene oblitterata fuisset. Lambertus Schaffn. ad a.
1062.); umd unter den Veſchwerden, bern Abſtellung die, fächs
ſiſchen Furſten von Heinrich IV. verlangten, wurde ganz. varzligs
lich ausgezeichnet: ut vilissimos hominea, quorum eopsilio
seque remque publicam praecipitem dedisset, de pglatio
eiiceret, eb regni negotia regni principibus, quibus ea
compeserent, casıtıda eine adıninistranda petmätteret,
a) Auch im MWefentlichen bie Unſicht von Stengel in br B. 1.
©. 560, &. 135. Note b angeführten Schrift.
4. NL
nr
faffung ($. 139.) feinem (unächeen) Sohne Zwenti-
48 Dritte Periode. A. 8881272,
die Erinnerung an dieſe Bedeutung deſſelben war
zu Anfang des eilften Jahrhunderts. noch nicht er⸗
loſchen b). Gleichwohl war das befondere Mecht,
welches Heinrich L, um die Unterwerfung des Her-
zogs Arnulf unter feine Fönigliche Gewalt zu be-
würfen, dieſem tüberlaffen haben fol, wohl das
einzige, durch welches ſich das bairifche Herzogthum
von den anderen unterfchied, die fich zu derſelben
Zeit bildeten ©); es beftand in dem Recht ($. 190.)
die Bifhöfe zu invefliren d. In Lothringen
gieng ‚die Entftehung des Herzogthums zunaͤchſt dar-
aus hervor, daß K. Arnulf das ehemalige Gebiet
Lothars II., fo weit es deutfch geblieben war ($. 140.),
als abgefonderten Reichstheil nach carolingifcher Ver⸗
bold
pulus sibi elegerit ducem” ver L. Bajuv. Tit. 2, Cap. 1.
6. 1. teitt noch bei Dithm. Merseb.: V. p. 368. hervor:
Baussrii ab initio habent liberam potestatem eligendi zibl
‘ ducem.
e) Man findet fie bei Ruitprand II, 7. verzeichnet: Contedus
(1.) ergo Francoruni ex genere öriändus, Rex ennotis a
populis ordinatur. Sub quo potentissimi principes Ar-
noldus in. Bojoaria, Burcardus in Suevia, Everhartius co-
mes potentissimus in Francia, Gisilbertus dux in Lotha-
ringia erant; quos inter Henricus Saxonum et Thuringo-
zum dux praepotens clarebat,
d) Mad; Luitprand a. a,D, „totius Bajoariae potitifices tuas
‚ sabjsceant ditioni, tuaeque sit poiestatis uno defancto al-
L Allgemeine Geſchichte. 888— 1056. 49
boid uͤberließ <). Als dieſer im Aufruhr gegen K. 4. 21.
Ludwig feinen Tod ‚gefunden hatte 5), blieben die
Lothringer unter bem lezteren, wie alle Theile des
Reichs, ſich ſelbſt uͤberlaſſen; fie traten nach Lud⸗
wigs Tod zu dem Reich Karls des Einfaͤltigen, und
Eonrad L vermochte nicht fie zu unterwerfen 8).
Mur Elſaß und Utrecht blieb deutſch ). Im Jahr
924 erwarb Heinrich L Lothringen wieder dem deut⸗
ſchen Reich 1), damals erſt ſcheint ein wahres Her⸗
zogthum, nach dem Begriff, welchen man damals
mit der herzoglichen Gewalt verband, entſtanden zu
ſeyn; Heinrich uͤbergab dieſe ſeinem Schwiegerſohn
Giſelbert , In Sachſen wurde der ducatus
e) Regino a, 885, (Pertz I. p. 606.) Zwendibold filiun
regno.Lotharii praefscit,
I Begins a. 900. Pertsl..60 . © 0
g) Ann, Alem. eontin. ad a Bll. DIN o18, Perte l.
p- O6. 86.
b) Mascov Comm. de reb. — a Conrado - gest. pagı 3.8;
I) Die wichtiäfte Duelle fllr die Geſchichte Lothringens In Biefer
‚Zeit ii: Frodoardi presb. Rhem. Chronicen (voh 919 —
966) bei du Chesme Tom. 2, p. 590 seg. Am ausführlich
- en findet man fit bargeftellt bei Zuden ©. d. d. B. Th. 6.
©. 351 — 359, Die Dunkelheiten in derſelben, welche ais
bem Mangel an genamen Rachrichten entſtehen, * aber auch
hier nicht aufgeklart. |
k) Sopu deſſelben lothriagiſchen Großen Dice, wether I
J. 911 den Uebertritt bet Lothringet zu den Weſtftanken berans
kat Haste. Diefer ſchon, umd ſpaͤterhin Giſelbert, werben aller⸗
inbun i
[4
50 Dritte Periode. A. 888— 1972:
$. 221. limitis, in welchem Heinrich J. feinem Vater ge
folgt war ($. 211 b), von Heinrich nice wieder
befegt; aber unter Orte dem Gr. entfland ein Her».
zogthum Sachfen, im Gegenſatz der. non Thuͤ⸗
ringen aus eroberten Länder, uͤber deſſen Bedeutung
wir eine beſtimmtere Nachricht haben Zunaͤchſt
ſollte es ein qucatus hnitis fee, welcher die Län-
der an ber unteren Elbe umfaßte 1); der Heer
mäbkung feiner Aohter an den mächtigen ber bartigen Broken
geſichert hatte. Eben dieſe Benennung, wird aber In Aleman⸗
nien sus. bie mehenliche Beit vvn Beamten gebraucht, die ſicher
. kein wahres Herzogthum Kafafen. So erwähnt bie Amm.
Alem. im %. 911 tinen Purchardus comes et princeps
Alemunnorum (Perte I, 33,), der bei mrberen dux Aleınam-
norum heißt; und doch war nach Ekkebardus IV. cas. S.
: :Galli (Bertz IE. p. 83.) Wiemonrien damals „nondum — In
ducatum — redacta, sed fiece. regio peruliariter puerbat
„gicut hodie (d. I. im Anfang bes. ‚eilften Jahrhunderts) et
*Francie”, Man darf daher weiter nichts aus jene: Benen⸗
ung folgeru, As eine einflufteiche Steilung jehre Geſchlechte,
7 feſtbeſtimmte eigenthümlidee Amtsgewalt, mit deren Daſtchn
auch die Verhältniſſe der lothringiſchen Großen nicht wohl vers
eben Fb, die ſich wur ven efmefnin Pkochäldhten abrmehanen
laſſen. Seit Helnrich J. iſt aber ein wahres Herzogthum Lothrin⸗
gen gewiß.
h Adami Brem. bist. ecel. L. 2. Cap. 4. Post hare —
eam Rex — Otto ad Hberandam sedem apostolicam -vo-
caretur in Itdiam, consilfum babuit: quem post se vica-
rium polestotle, ad faciendam Justitiam relinqueret in
his partibus, yuae barboris confines sunt terris. Non-
dum enim, post Jempora.Caroli, propter veteres illing gen-
dis seditiones, Saxonia ducem accepit, nisi Caesarem. Qua
necessitate Rex persuasus, Hermanno primum tutelae vi-
_cem in Saxonia commisit. Den erften Herzog von Sadyfen
neunt ih Adam von Bremen ohne Zweifel wohl baum, weil
L Algeineine Geſchichte. 888— 1056. 51
bann bes neuen Herzoge Sermann (Billung) hat 4. 21. '
ſich daher ſchwerlich über alle fächfifche. Länder zwi-
finden Elbe und Rhein erſtreckt; auch erſcheint in
einzelnen Thatſachen des zehnten und eilften Jahr⸗
hunderts die Macht der ſaͤchſiſchen Herzoge aus dem
belungiſchen Geſchlecht in den Gegenden zwiſchen
feſchen Groͤnzgrafen nochwendig Yon jeher unterwor⸗
fen aewoefen. fens iffenm), viel bebeutender als in.
Engern nun Weſtfalen. Für dieſe Provinzen be
feräufte ſich wohl die Amtsgewalt auf einen zweiten
Veſtandcheil derſelben, ber in den gterſt gedachten Ge⸗
genden aber auch mit dem Heerbann verbunden ge⸗
weſen ſeyn muß, die koͤnigliche oder oberſte Schirm⸗
vogtei (5. 188.) über die bifchöflichen und andere
Kirchene), und Die Handhabung des Landfriedens o).
Eine Folge dieſes Rechts war Die Vefugniß Laud⸗
tage (platita) von aͤhnlicher Bedeutung zu beru⸗
fen P), wie fie der Miſſus nad der aarolingiſchen
X —— nicht ein bloßer decatun. Inaitie ſeyn
ſollte treffliche Bemerkungen ‚Über dieſe Sttlle f; beit
u €. Were: German Go son Soden, Much, \
1817, ©
ta) ©. oben B. 1: &. 868 mb dergleiche die erſte Untherfung | |
am Ende bed
2) Mf DIE Aal Befeflong pas der rangiiie Branbfa
nicht wehr, nach weicher fie mit bet Amtegawalt der Grafen
vecbunden eg (d. 18B.),- wenn dieſe mit ein Fiirſtenamt
war, mit weichen fie auch Aberall verbeucden geblieben iſt.
0) „Ad Geiendam justitiem”. Note im,
p) Ehnäb. Sande (Bd, Senkenb,) Art. 43, Das —*
[4]
59 Dritte Periode. Aı BB8 — 127%"
8:931. Verfaffung ($. 160.) hielt. Der Heerbann, ſoſern
er mit dem Herzogthum verbimden war, Midere in⸗
deffen den’ wichtigften Theil der herzoglichen Rechte,
da et den meiften Einfluß auf die geſammten Meiche-
beamten und alle zum Reichsdienſt - verpflichtete
Herren und Freie des herzoglichen Amtsſprengels
($. 2342)" gab.
Dirleſe Bedeutung des Herzogthums, wenn fie
auch nur allmaͤlig fi) entwickelte d), wurde ohne
Zweifel allen Reichsaͤmtern untergelegt, welche gleich
dem Herzogthum mit herzoglicher Amtsgewalt ale
Fahnlehen LS. '290.) verliehen würden; die wahre
Warkgrafſchaft ”) ſtehe daher der herzoglichen Be-
walt gleich, wie dieſe aus jener hervorgegangen iſt.
Hiernach war nicht nur das Herzogthum Kaͤrn⸗
then, das ſeit 1004 von Baiern wieder getreunt
wurde (oben S. 17.), ſo lange es ungeſchwaͤcht be⸗
Bepenfäcien die des Dicht hebent daß ſie hof gebleient für fh
ſelb. Das recht habent ſy von den künigen. — Iſt es ein
herczog ober ein leyenfürſt und flezend bifchof In ſeinem ffir
ent die füllen feinen hof ſuchen. — Das ſelbig recht
Babent ſy auch umb graffen umb freyen und mb bienfimann,
wann die ſoͤllich gut in irem land habent bo blirg mb ſtet
ſeynd. habent ſy ander gut in irem land fo ſeynd ſy ledig
mit recht das ſy zu recht ix bof nicht ſuchen ſollend.
4) Ubanı Yon Bremen faßt fie vielleicht ſchon mehr in bein Sinn
anf, bei feine Reit dem Herzogihum unterlegte. Doch zeigen
die ſoäteren Berhältniffe, daß die Grundlage bet Antéege⸗
malt fo gewefen feyn muß, wie fit oben vorausgefeit werben ifl.
r) Im Gegenſatz ber blos von bet: Eigenfchaft rines Gränzlan⸗
‚des entlehnten Benennung &. oben &. 16.
I Aulgemeine Geſchichte. 888 — 1006 53
Ran (f. $, 240), cin Amtsſprengel dieſer Art; auch 9. sat.
die Gewalt der Statthalter über Burgund ($. 213.)
und der Herzoge in Alemannien (Schwaben), ob⸗
wohl die leztere aus Feiner Graͤnzgrafſchaft ſich ent-
wiefelte, hatte eben biefe Bedeutung, Zr
Noch zu Eonrads L Zeit war in Schwaben
fein Herzog, Sendgrafen (nuntii camerae) ver-
walteten die Gerichtbarkeit und die Auffiche über .
die koͤniglichen Guter, die zum Amt des Miſſus
($, 160.) gehörten ). Aus diefer Stellung war
ber Uebergang in die eines Herzogs, wie fie fich
damals ſchon in Baiern und Sachſen entwidlt _.
hatte, nicht ſchwer, und die Zeitumſtaͤnde reisten zu
dem Verſuch, fie in dieſe zu verwandeln. Zwar
den Brüdern Erchinger und Bertold, welche ihn
wagten, gelang er ohngeachtet ihrer nahen Ver⸗
wandefihaft mis dem Koͤnig nicht t); aber ihre Em⸗
pörung gegen ihn endigte mit der Beſtellung des
Grafen Burchard zum Herzog v), der felbft früßer
zu den Gegnern Conrads gehört hatte. Sie er-
fürien Außen dieſem wohl als das beſte Mittel, fi
») Ekkehardi IV. casus S. Galli (Periz Il. p. 83.). Pro-
cnrabant — camerae, quos sic vocabant, nuntil, — Sue-
viam, Pertold et Erchinger fratres.
% Uusführlih Hat we —— Ekkehard q. q. 9. Vergl.
Zuden Ih. 6. S. 321 u. f.
») Ekkehard a a. D, S. 87. Suevise principum asgensu
statuitur Alemamis dus primus Purchardus, gentie illius
‘
54 Deitte Periode. A. 888 - 1272.
$. 991. Des Gehorſams der Schwaben zu verſichern; ber
». Mmtefpmengel erſtreckte ſich aber eben dafer and
ſchwerlich weiter als der Einfluß des neuen Her⸗
3098 reichte; darüber wenigſtens, daß er alle. Ge⸗
genden mit alemannifcher Bevdlkerung umfaße habe,
giebt es Fein geſchichtliches Zeugniß und die ſpaͤte⸗
ren Umſtaͤnde ſind dagegen.
In Oſtfranken bot ſich, ſchon etwas fruͤ⸗
ber, eine eben fo günflige Gelegenheit zur Erwer-
bung herzoglicher Gewalt dar; die Sendgrafſchaft
in jenem Sim war bier mit ber oſtfraͤnkiſchen
Graͤnzgrafſchaft (6. 135. More dd) zur ae Lud⸗
wigs des Kindes verbunden ($. 160. Mote g). ‘Dem
mächtigen Geſchlecht, welches fie befaß, von ben
Meueren von einer feiner Beſitzungen das baben-
bergifche genannt, entriß aber der Ausgang einer
Fehde mir dem conradiniſchen, welchem Conrad J.
angehört, im J. 906 den größten Theil feiner Be⸗
ſitzungen "). Das leztere erwarb zwar ohne Zwei⸗
fel deflen Aemter; von diefen, insbeſondere von der
oftfränfifchen Graͤnzgrafſchaft heißt Eonrads E Bru⸗
der, Eberhard, Herzog der Franken w). Diefes
Herzogthum beftand aber nur bis zur Mitte des
v) Regino ad a, 906, Pertz-I, p. 611,
w) Suitprand nennt ihn zwar nur comes potentissimus in Fran.
cia; oben Note c. Alber er beift auch dux; und chen fo wech»
fein De Benennungen bei feinem Oheim Gebhard, der diefe efl
frömfifche- Wtartgroffcheft ven 906 bis 910 Kfak, ©. Ann,
Alem. et Laub. bei Perta L pı 55, _
L Allgemeine Gefthichte. 88 - 1066. 55
eilften Jahrhunderts =); im weſtlichen Theil des 6. 221.
Frankenlandes, ſo weit es nicht zu Lothringen ge⸗
hoͤrte, entwickelte ſich uͤberhaupt keine beijogice
Gewalt.
Nech enger als die herzogliche Wuͤrde, ſchueßt
ſich die pfalzgraͤfliche, welche im zehnten Jahr⸗
hundert ſchon beſtimmt hervortritt Y), an die caro-
lingiſchen Einrichtungen an. Sie ift nichts als die
‚ Mebertragung der Benenumg, welche nach jenen
einem am Hof des Roͤnigs beftellten Pfalzgrafen
gegeben wurde, auf die Sendgrafen, deren Gericht
die Stelle jenes koͤniglichen Pfalzgerichts in den
Provinzen fihon in der carolingiſchen Zeit ſelbſt in
der Megel vertreten follse =); die Aufſicht über das
Föniglihe Gut, welches die Sendgraffchaft gab,
war daher urfprünglich ohne Zweifel auch mit der
Pfoelzgrafſchaft verbimden. Einen oberſten Pfaly
geafen am Hofe des Königs, findet man ſchon un-
ser den Koͤnigen des füchfifchen Stamms nicht mehr,
wie die Veränderung eintrat, läßt- ſich aber fo we⸗
nig nachweifen, als wie bie übrigen Hofämter bloße
z) Die Reihefoige der Herzoge ober Markgrafen iſt nicht ganz
ficher; gewiß gehören in ihre Reihe: Eberhard F 949. Ver:
tod } 280. HSeinrich (marchio de Schweinfurt) F 1017.
Herjog Otto von Schwaben F 1057.- Bergl. v. Lang Baierns
Baum ©. 35. \
J) Eberhard Herzog von Franken wird von Heinrich I. zum Pfalz⸗
grafen in Lothringen beſtellt. Frodaardus (Mote i) a. 926,
=) S. oben 8. 1. 4. 164. lit. B,
56 Dritte Periode. A. 888 - 1272.
6. 221. Titel einzeluer Herjoge wurden (6. 220.). Die
Gecchichte der einzelnen pfalgräflichen Sprengel
liegt noch ganz im Dunkel; fie wurden hoͤchſt wahr⸗
ſcheinlich durch die urfprüngliche Eintheilung des
Reichs in Sendgrafſchaften ($. 160, More f. g)
beftimmt aa), j
Die berzogliche Gewalt, welche mehr als eiue
carolingifehe Graͤnzgrafſchaft ſeyn ſollte, war
hiernach in der That keine Einrichtung, welche aus
freiem Entſchluß der deutſchen Könige hervorgegan⸗
gen war. Die Macht der Herzoge war zu groß;
ihr Einfluß ſchwaͤchte überdies die Einheit der Re
gierung. Die gefährlichen Empörungen, an deren
Spitze fie in der Megel fanden, wurden durch: bie
Verleihung des Amts an Mitglieder der koͤniglichen
Familie oder an Geſchlechter, die ihr verſchwaͤgert oder
eng verbunden waren, nicht verhindert; diefes Mit⸗
sel, jene Mache unſchaͤdlich zu machen, hatte zu dem
Syſtem des ſaͤchſiſchen Königshaufes gehört... Hein⸗
rich III. faßte den Plan auf, die herzogliche Ge
aa) Die Erflärung ber Herzegthümer und Pfalzgraffchaften im
Scahfenfpiegel 8. 3, Art. 53. aus ber Unterfcheibung vom Bier
Sauptnationen: Franken, Sachſen, Baiern und Schwaben, iſt
eine fünftliche, aus ben ſpäteren Verhältniſſen abſtrahtrte. Die
sheinifche Pfalz; bat die fibrigen Pfalzgrafen in Zranfen und
Rotbringen verbunfelt; auch Kärnthen hatte feine eigenen Pfalzs
} grafen. Den Pfalgrafen zu Tübingen fanden entweber im
Schwaben noch andere zur Seite, oder bie Pfalz in ben obe⸗
en Gegenden muß mit bem Herzogthum verbunden worden ſeyn,
welches nad) deſſen Eutſtehung (Note t und u) allerdings fehr
wahrſcheinlich if,
I. Allgemeine Geſchichte. 888— 1056. 57
malt im imeren Deutfehland wieder aufzuheben; daß . ‘921.
er die. Herzogtfümer oft längere Zeit unbefezt lich,
wenn fie erledigt wurden, war ber erſte Schritt,
durch welchen er jene Maaßregel vorbereitete bb).
Sie wurde aber erft lange nach ihm ($. 240.) zu
einer Zeit durchgeführt, wo die gefchwächte koͤnig⸗
liche Gewalt nicht mehr die Vortheile aus ihe zie⸗
a Dahl
4
Aumerkung über den Umfang des Herjogthume
Sachſen, welches Hermann BVillung erhielt,
Es iſt im Text angenommen werben, daß ſich das Berzogthum
ber Billunger fiber ganz Sachſen erſtteckt habe. In der That iſt dies
auch für die fpätere Belt kaum zu bezweifeln. Ob aber die Verhält⸗
uiffe ſtets fo gewefen find, iſt allerdings nicht fo emtfchieben als ges
wöhutich angenonmen wird. Mad, Wedekind Moten, Heft 4. -
€. 404 u, f. mthält das Chronicon monast, S, Michaelis fols
gende Etele: Anno — 937, Otte magnus Henrici regis filius
bb) Das Herjogthum Schwaben behielt er von feiner Thronbe⸗
Beigung bis 1045 ſelbſt; daß Dſtfranken erfebigt blieb (Mote x.)
Ing ohne Zweifel in feinem Planz Baiern libertrug er 1063
feinem breijährigen Sehne Concad, und nach beffen Tode gar
feiner Gemahlin Agnes „privato jare quoad vellet
dem” (Lambert Schaffn. ad. a. 1056); in Obers und
Riederlothringen legte cr es durch Entfernmg ber Familien, bie
bisher im Beſitz des Herzogthums geweien waren, auf bie Ein⸗
ziehung auch bieſer Serzogihümer an, und in Sachfen conires
lirte ex wenigftens den Herzog durch feine Häufige perſonliche
Gegeumort genaues,
Bs @ritte- Pericde. A. 889-1972.
4. 321. frotus ost Hemmorum Impersior. — Hie oomeirgxit civitaiem
Magetheburg et archiepiscopstum ejusdem urbis. Hic primus
Jecit ducatum Sazoniae quod est circa Albiom. Alio du-
tatu manente circa PFerram fluolum, quod Widikindes dux
Saxonem, qui diu oantes Carolum Imperatoreın multh proelia
gessit, successoribus suis religuit, de cojus geuere idem impe-
rator natus fuit. (Wäre damit Egberts Ducat gemeint? S. 8. 1.
4. 137. Note b. &. 580.) Idem etiam Imperator — terram
eirca partes Albiee inferlores, quaram metropolis est Ham-
Iırg wultis: proellis a paganis adgnisitem, Harmaune, vire egre-
gie, filio comitis Billingi liberaliter commisit, et eum consilio
prinsipum in ducatus principatum primus promovit, Iste Her-
mannaus primus castrum Luneburg construxit. Die Nachricht ift
auf keine Weiſe zu verwerfen, wenn fie auch erſt um d. J. 1200
naſchrieben ſeyn mag. Sie zu erflänns wage id; nicht. ber bie
Verſchiedenheit der Stellimg ber Billunger in den Provinzen Lints
und rechte ber Wefer, wirb auch Hier beftätigt. — Ueber bie billun⸗
aiſchen Erdgilter im zehuten und elften Jahrhundert, ſ. Webekind
Not, Heft 6.
4,909 $. 222,
II, Die alte Sauverfaffung wurde allmaͤ⸗
lig immer. mehr aufgelöfl. Am meiften, jedoch sicht
_ allein, wirkten dazu bie fortgehenden Schenkungen
an die Hochftifter, Eollegiarftifter und Klöfter, die
erweiterten Privilegien, welche alle diefe Inſtitute
file ihre Guͤter erhielten, und die Föniglichen Nechte,
welche ihnen in immer fleigender Ausdehnung tiber:
laſſen wurden. Dem frommen Eifer der Verga⸗
Benden dankten fie in Beziehung auf Guͤterſchen⸗
Fungen allerdings das meifte, aber der Inhalt ih⸗
L. Allgemeine Sefhichte. 8881056. 89.
rer Privilegien und die weitere Ausdehnung, in 4 223.
welcher ihnen Fönigliche Rechte übertragen wur
den, berubte zugleich auf anderen Gründen. Die
Biſchoͤfe wußten auch geltend zu machen, daß eine
von den Herzogen und Grafen umabhängige Ste
lung eine notwendige Folge der-bifchöflichen Wuͤrde
fen =); und die Idee, daß die Größe der geiftlichen
Fuͤrſten vortheilhaft fir das koͤnigliche Intereſſe
wuͤrken muͤſſe, lag ſo nahe, daß man die Sleichfib
kung der Verhaͤltniſſe der geiſtlichen und welclichen
Fuͤrſten wohl auch als einen Grundſatz der koͤnig⸗
lichen Politik betrachten darf b). Es wer ſchon
a) Dithmari Merseb, Chr. L. 1, — Es tempore (Hein
riei L) fait in Bavaria quidam dux Amulfes — qui ommes
in his partibus constitutos son distrihuere
mann singularem hahnit polestatem, sed cum hic — vir
tam hanc. finisset, successorum snorum nplli tantum reliv
quit hanorem, quin polius reges nostri et imperatores
summi rectoris vice in hae peregrinatione praepositi, hoc
soli ordinant, meritogue prae ceteris ribus suis prae-
sunt, quia incongruum nimis est, ut hi quos Christus sul
'memores hujus terrae principes conatituit, sub aliquo sint
dominio. — Audivi tamen nonnallos sub ducum, et quod
doleo, sub camitum potestate magnam sustinere ca-
‚ quibus nihil ljeitam est nisj quod scilicet ama»
teribus accali prodest,
60 Dritte Periode, A. 888— 1272.
4. 229, eine hergebrachte Regel der lezteren, den weltlichen
Adel durch den geiſtlichen zu bewachen ($. 137.).
Bei dieſem hieng es lediglich von der Willkuͤhr des
Königs: ($. 190.) ab, die Macht, weiche er mit der
Praͤlatur verband, ohne Auffehen und ohne Wider⸗
ſpruch in bie Hände koͤniglich gefinnter, treu erge⸗
bener Männer zu legen; bei den weltlichen Großen
aber gieng der Anſpruch, auf Uebertragung ber per-
fönlich verlichenen Gewalt auf Kinder und Ver⸗
wandte ($. 141.), immer mehr in ein, wenn gleich
befhränftes Erbrecht ($. 364.) über.
1. Alle Bischöfe, und De Praͤlaten afler Reiche
ſtifter und Klöfter (8. 1. S. 791.) ſtrebten zuwͤr-·
derft darnach, an Orten, wo fie viele einzelne
Guͤter hatten, die volle Grafengerichebarfeit (B. 1.
©. 738, Mote g) zu erlangen. Am früpeften
gelang dies in Beziehung auf ben Biſchofsſitz ſelbſt e).
nbegen ab (äh oön Ef a Ye Yet de
deutſchen Könige geblieben
e) Folgende Beifpiele find aus Böhmerg Negeften ausgezeichnet,
wo die Sammlungen angeführt werben: Dtto IL ſchenft 977
ben Kiſchof von Minden den bortigen Känigebanm (Nro. 317.);
beftätigt 982 dem Biſchof von Stradturg das ausfchließ⸗
liche Btecht, in ber Stadt Strasburg Gericht haften zu laſſen.
(Nro, 590,). Ott o III. beftätigt 985 der Wormfer Kirche das ihr
von feisem Water im J. 979 gefchenfte Leite Drittel au Zoll
und Bann, fo daß fie beides jest vollftänbig und chem fo
wie Mainz und Eöin beſtzt (Ne. 633.); 987 ſchenkt er
bem Erzftift Wragbeburg Mänge, Bann und Bell gu Gilichen⸗
ftein (Nre. 649.), und beftätigt 988 dem Biſchof ven Halber⸗
fiat den Beſig von Markt, Bell, Münze und Vann bafelbft
(Nro. 646.). In bemfelben Jahr beätigt ex (aben Niro, 590.)
\
L Allgemeine Sefchichte. 888-1056. GL
Aber, auch wen die. Privilegien dieſer Art in Bei 4. 222.
Hehung auf. andere Orte Käufiger geweſen ſeym moͤ⸗ Ä
gen, als der bisher bekannt gewordene Vorrath Pair
ſerlicher Urkunden bes zehnten Jahrhunderts ver⸗
muthen laͤßt — immer wurde dadurch ans dem Be⸗
figchum einet Kirche uͤberhaupt Fein geſchloſſe⸗
ner Diſtrict, ſelbſt wenn mom zugleich annimmt, daß
die eingeluen Hoͤfe, die den Praͤlaten geſchenkt wur⸗
den, wenigſtens wenn es koͤnigliche Höfe waren;
wit Grafenbaun an fie übergiengen; fie hatten uͤber
den Ort auch damı doch mır Gerichtbarkeit, ſofern
die Feldmark, wo ſte lagen, eine villa indomint:
cata (2. 1. ©. 469.) war. Je mehr ſich aber
die Gerichtbarkeit der Praͤlaten, durch Eintritt ein⸗
zelner freier Leute in die mannichfaltigen Schutz⸗
verhaͤltniſſe, welche die Kirche gewährte, vermoͤge
ihrer Yummmisatsprivilegien, zwar nicht ale To-
calgewalt, aber durch die Eremtion ber Perfo-
nen, welche in der Kirchenfolge finden I), erwei⸗
dem Biſchof von Strarburg die Gräffchaft in Ber Stabt Stras⸗
burg und die Erlaubnif, eine Münze zu errichten (Nro. 659.)
Unter allen dieſen Fällen if ein einziger, wo tie Gericht»
7* Fe auf einem anderen Hrt als den Biſchofeſitz bes
ji
)E.vm B. 1. 4. 173 &. 737. Roch umter den DSelonen
fonmın au uch folde Drnugen von So ertheilt Otto & Gr.
im J. 960 dem Aoſter Corvey den Banıt über die mer deſſen
Scherh ſich unficbeiuben Leute, in den Gauen Auga, Netga und
Suntige Böhmer Nro. 84 Im J. 946 giebt er demfelben
den Bam uud die Immmuität für deffen zwei Höfe zu Meppen.
Eben. Nero. 137. nn
GB Dritit Periobe. A. 888-1172.
4. 299, terte, um fo. hätfiger warden Die. Colliſtonen zwi-
ſchen dem Kirchenvogt und dem Srafen. Dieſe
kounten vollſtändig file größere Bezirke wur
durch Uebertragung der Grafſchaft ſelbſt ge
hoben warden; ſolche Privilegien erhielten aber die
Pralaten weit ſpaͤter als jene beſchruͤnktere Getsung,
und daher chen wurden bie Wifchefäfge weit fruͤ⸗
her geſchloſſene Bezirke (F. 2242) als es geſchloſ⸗
feines geiſtliches Beßthum von anderer Art gab).
Privilegien. dieſer Art beginnen in Dentihland
aft mit Otto IM. und: ſind Dis uueer Heinrich IE.
nech ſche far 5 in Sie fo ſe ülser und
> Dein —RX wos Bau der otntung a Dan 3
bie gegen meine Unfphs. vom Urſprung ber ſtüdtiſchen Berfaf:
füng, unten &. 2244, von Herrn Baupp in ber bafelbft ars
fühtenden Schrift gemacht wirdt bas Weidkbilpecht babe
ſich nice auf den einzelnen Stabibeisl, fonbem auf bes
ganze Territorium (um ſchon bier biefen am fürjeften bie
Sache bezeichnenben Ausdrid zu brauchen) bezogen. Sie bes
rrht ‚auf der Werwechshutg bet älteren Nintsunisätspnloilegien,
mit ber Erwerbung ber Grafenrechte An Orten. Auch ift eben
dabei der Hauptumſtand fiherfehen, daß bie für
Stadtbezirke viel Alter find, als die Verleihung der Graffchaft
Überhaupt in einem Bau oder einem größter Theil beſſelben.
H Das Eltefte Beiſpiel, weiches ich In Böhmers Negeftn finde,
ie vom 3. 985. Dito LIE. beſtätigt dem Biſchof non Kättich
des Ok.
©t. Morij in MWüagdebung den Gau Melstier, Ntchfi andern Bes
figungen in den Bauen Mubiioi ib Zelmgan ſcheukt, gehört
nicht bisher. Die flawiſchen Gauen, ſind Leine Lunbichaften
I. Allgerneine Beflichte,,BBR--- 1056; 63
daher wohl eine von ba. nach Deutſchlaud ‚übertem 4 223..
gene Einrichtung E). Im elften Jahrhundert wer-
den fie fo häufig, daß ſeitdem alle Bifchöfe. geſchloſ⸗
fae, wem. glich nicht immer zuſgmmenhaͤngende
Territprien..Iefafen,. und ſelbſt manche Reicheabtei
ihuen darin wenig nachftanb-h). Daher erhält auch
(hen der Bug Bistum. om wur eines mie
MR. Du in On α
D Ehen ie de Ge bimf-in.3> BAR Dem ST Den
Parma die Stabt und ben Diftriet brei Mein in bie Runde,
(Bihmer Nro. 256.); in demfelsen Jaht betätigt er ‚vrur
Biſchef Heu Wogglo_tie Tartige Beafiehaft (Neo. 380.)
h) Beifpiele aus Boöhmer: Heinrich TI. fchenkt im J. 1000
den Wlfhof von "Würzbung die. zw" Beafichafren Mcifaiets
ud Rangau in Dftfranten (Nro. 859); im 3%. 1007 dem
Bisthun von Cambrai, bie Grafſchaft Cambrai (Nro. 999,
Bergl. wmuen Note 1); im J. 1014 dem Biethum Paderborn,
bie Grafſchaͤft, welche Graf dobolt beſaß, nebmlich im Daberga,
Vitga, Thiatmelli u. ſ. w. (Nro. 1067.); in demfelben Jabr
dem Bischum Worms bie Grafſchaft im Gau Wingarteiba
(Nre, 1068.) imd im Lobdengau (Nro. 1068.)5 defietiat Im
% 1013 dem Sischum Hifenheim bie früher, von
Grafſchafi im Gan Ofen (Des. 1094.)}
‚ 1030 bee paderberner Kirche die Braffehafe Wars ⸗
* uns Hatte (Nro. 1906.) ab bie
iR
9
—— ıu =. — 1206.)5 In demſelben Jahr
be Kloſter Gandertheim die ˖ vorher vom Graf Htto ya
Graffdyft in den Bauen —— —* Granigabi, Fre⸗
tenigabi, Flentigabi, Auganagawi, Vicrzigawi, und Erigawi
(Nro. 1212.). Conrad U. beſiätigt im J. 1025 dem Biss
tbum Utrecht bie Braffchaft Thrente (Nro. 1291.) und fchenft
bensfelben 1026 bie Brafichaft Teiſterbant (Niro. 1304.) u.f.w. ,
6£ Drüte Prriobe A. 8881272,
% 923, Grafentechten beſeſſenen Diſtricts, md iſt kei⸗
neswegs mit dem Ausdruck Dioͤces Immer gleich⸗
bedeutend ). Wo es gelang, zu den mit Graf:
ſchaftsrechten beſeſſenen zerſtreuten Befikungen,
die Saugrafſchaft zu ‚erwerben, wurde nun ber
vormalige Sau und das biſchbfliche Territorium
identiſch; wo dies nicht der Fall war, ſtanden ſich
biſchoͤflicher und Grafenbezirk in demſelben Gau
beide als zerſtreutes Befitzthum gegemiüber 6)
Aber auch wo es gelang, entſtand ſeltener ein ge⸗
ſchloſſenes geiſtliches Terrikorium, wie mar es nad
der Tpäteren Geſtaltung der Reichsverfaſſung ſich
denfen: möchte; denn bie Uebertragung der Graf.
ſchaft gab zu diefer Zeit in ber Megel nur das
Decht den Grafen zu beftellen 1), und machte eigent-
| lich
I) „Eandetn ecclesiam B. Saturnini, in pago Weormaciensi
tum, in Episcopatu Moguntino sitam nunc, commisimus
regendam (Comm, Acad. Polot. Tom. 1. p. 9.).”
k) „Alter vero Cozitatus erst Udonis, qui per omnem par-
ochiam Bremensem sparsim (weil alles geiftliche Gut «ri
mirt war) difunditur maxime circa Albiam (Adamus
Bremene. L. 4, Cap. 5.).“ Dahet die Graffchaften, weiche
ſich Über mehrere Bauen, abes auch nur dis zerſtuͤckelte Beſtand⸗
Theile erſtrecken. S. oben Mate h, Nro. 1067. 1206. 1212.
I) 8 ein Beiſpiel untet virlen mag bier fichern Henrici IE
Imp. dipl, &. 1007. (bei Da Mont eorps dipl. Tom 1.
p. 41.) qualiter nos — Csineracensi ecclesiae — Comita-
kam Camerscensen — in proprium donarimus. Praeci-
pientes igiter ut praelibatae sedis venersbiliz Eralwinus
epistopus, suique sauctessores, liberam dehinc habeaht po-
testatem, eundem comitatum in usum ecciesise supra di-
I. Allgemeine Geſchichte. 858-1056. 65
lich nur den Grafen, der bisher die Grafſchaft be⸗ 20.
ſeſſen hatte, oder dem fie der Biſchof verlich, Ichen-
bar. ° Doch bot eben dies auch Gelegenheit. dat, -
das Befinehum mehr abzurımden ($. 2342). Bei.
Beſchreibung der Lage eines Guts wird cs deshalb
ah immer gewöhnlicher, bie Graffchaft zu namen,
ter die es gehört, als den Gau zu. bezeichnen;
daher nimmt man mit Recht ohngefähe das eilfte
Jahrhimdert als den Zeitpunkt an, in welchen bie
Gaueintheilung allmälig verſchwindet m). Gelang -
es die Grafſchaft über alle Beſitzungen der Kirche
und bie dazwiſchen liegenden Bezirke zu erwerben,
ſo entſtand ein völlig unabhängiges Gürftenchum,
deſſen Biſchof in feinen weltlichen Verhaͤltniſſen un-
mittelbar unter dem König ſtand; felbft der Aug
druck Fuͤrſtenthum (ducatus) wird von diefem
Verhaͤltniß, im eilften Jahrhundert, in Beziehung
af den Biſchof von Wuͤrzburg fehon gebraucht,
welcher die günftige Gelegenheit. der Errichtung des -
Bischums Bamberg benuzt hatte, ſich diefe Stel-
lung zu verfchaffen und wahrſcheinlich der erſte war, -
dem es gelang). Doch blieb dieſes Beiſpiel wohl
etse tenendi, omitem ellgendi, bannos habendl, seu quid-
quid sibi libeat, modis omnibus ſaciendi.
m) Bergl. u. Bünberebe von ben Urſachen, weiche den Verfall
der Bauen veranlaßt haben, in deſſen fänuntlichen Werken her⸗
alısgrg. von Pofſelt, Th. 1. S. 379 u. fi
a) Adami Brem. hist, ech I. IV. Cap. 6. Potuit eccle·
sin mostra dives esse, potnit Archiepiscopus noster Colo-
siensi aut Moguntino in omzii serum gloria non invidere.
Bo. IL [5]
66 Dritte Periobe. A. 888 — 1272.
$. 222. nicht lange das einyige, fo ſchwierig auch die Aus.
Solus erat Wirceburgensis Episcopus, qui in Episcopatu
suo nemineın dicitar habere consortem. Ipse enim cam
tenaat omnes Comitatus auas parochiae, ducatum eliam
provinciae gubernat, — Was es mit biefem Ducatus Fran-
ciae orientalis, wie ihn die Biſchoͤfe nachher zu nennen belieb⸗
cen, für eine Bewandtniß hatte, und daß er. nicht ganz Kraus
fen begriff, exgiebt ſich ans der Älteften Urfunde, in weicher bie
fe6 Herzogthum überhaupt vorfommt, bei Leuckfeld Antig.
- Poeldenses App. 3. $. 1. p. 1 u. 352. Sie ift von Heins
rich IL a 1017, und enthält nichts als eine Beſtätigung ber
bisherigen Privilegien bes Hochftifte, wobei es heißt: nec quis-
que Comes vel aliguis pablicas judex, in ulla penitas re,
praefatae ecalezise homines vel res amdeat ulle
tempore aut loco distringere vel inquietare, vel aliquam
potestatem aut jurisdictionem, in toto Duoatu vel come-
tiis Orientälis Franciae (nisi) super parochos quos-Bargildon
vocant, exercere. Daß man Kiez unter ben Herzogthun
Oſtfranken das ganze Öftliche Frankenland verfteht, ift eine Folge
der unrichtigen Annahme, als babe es außer der oftfränfifchen
Markgrafſchaft (9. 221.), in den Gegenden, welche zu Franken
gehörten, ein Herzogthum Offfraulen gegeben. Von dem öͤſt⸗
lichen Herzogthum, d. h. jener Markgrafſchaft, wurden bie würz⸗
burgiſchen Comeciae im bſtlichen Franken (d. h. das würzbur⸗
giſche Territorium nach dem nachherigen Sprachgebrauch) durch
Heinrich 18 eximirt, welcher das Hochſtift, weil deſſen Biſchof
ihm endlich bei der Errichtung ſeines exemten bambergiſchen
Biethums gefällig geweſen, uͤberhaupt ſehr beſchenkte und pri:
vilegirte. Auf dieſe Weiſe brachten Im zwölften und beeischuten
Jahrhundert alle Reichsſtaͤnde, welche bie vollſtaͤndige Landes
Hoheit erwarben, bas Herzogthum an fich, aber feiner user den
Biſchöfen nahm darum ben berzoglichen Zitel an, wozu aud)
Würzburg exft durch befondere Umſtände im funfzehnten Jahr⸗
Hundert bewogen wurde, und bie äfteren Urkunden in einem
anderen Sinn interpreticte als ber nach ber Berfaffung jener
Beit darin lag. Der fpätere Ausdruck Fürſtbiſchof, drückt ganz
baffelbe aus, was Dithmar ducatus sent. Wer bias die alte
Sonmunität hatte, befaß fein Flrſtehum, wenigſtens wicht in
den Beſitzungen, we ihm der Grafeabaun fehlte .
1. Allgemeine Gefchichte. 888-1056. 67
fügrung in allen Gegenden war, wo Fahnlehen be⸗4. 229
ſtanden °).
2) Die Grafen brachten um ſo leichter mehr
als eine Grafſchaft zuſammen, nachdem das, was
dieſer Ausdruck bezeichnete, der Verwaltung des
Srafenamts in mehreren Gauen, in der Macht,
welche dieſes in der carolingifchen Zeit gewährte, auf
Feine Weife mehr gleich zu feien war p). Die In⸗
0) Der Erzbiſchof Adalbert von Bremen fand eine Ähnliche glins
flige Gelegenheit durch feinen Einfluß auf Heinrich, IV.; nur
fen Star; auf dem Reichstag zu Tribur 1066 machte bie Aus⸗
führung feines Unternehmens fcheitern, in weicher et fchen ziem⸗
lich weit gefonnuen war. Adam von Bremen fährt in ber Stelle
(Note e), weiche, weil fie Überhaupt ein großes Licht auf bie
bemaligen Berhättniffe wieft, beinahe ganz bier ſtehen mag, fort!
Cojus aemulalione praesul noster statuit omnes tomila-
tas, qui in aua dioecesi aliquam juriadictionem habere vi-
debantur, in poteststem ecclesise redigere, Qua propter
ab initio quidem illum maximum Fresise comitaium a
- Caesare adeptus est de Zevelgooe quem prius habuit
Dux Godefridus et nunc Ecbertus; pensionem annuam
dicant esse mille librarum argenti, quarum ducentas ille
solvit; atque est miles ecclesiae. — Alter vero comitatus
erst Udonis — pro quo Archiepiscopus Udoni tantum ob-
talit in precarie nomen de bonis ecclesiae, quod aestima-
ter singulis annis reddere mille libras argenti, cum utique
tanta quanititate precli major posset ecclesiae fractus omni
anno parari, nisi quod pro adipiscenda mundi gloria suf-
fcit nobis ideo pauperes esse, ut divites multos in ser
vitio habeamus, Tertius erat comitatus in Fresia, nostrae
porochiee vicinus, qui dicitur Emisgove, pro quo noster
pontifex regi nactus est se mille libras argenti daturum,
Deſto veliftändiger gelangen Mbalberts Nachfelgern und andern
Bitchöfen iu Sacıfen am Ente des zwölften Jahrhunderts Ahn⸗
Ede Enmmäre - _
p) Wen kei Dithmar Merseb. Lib. 4, (fi Leibmita
[5°]
68, Dritte Periode. A. 888— 1272,
6. 222. haber der Herzogthuͤmer und anderer Fahnlehen be⸗
ſaßen, neben der Amtsgewalt uͤber den Fuͤrſtenſpren⸗
gel, immer auch Grafſchaften, die innerhalb des lez⸗
teren lagen ). Da bei Fuͤrſten und Grafen das
Amt, wenn nicht befondere Unfaͤlle fich ereigneten,
immer vom Vater auf den Sohn tbergieng, fo
verknüpfte fih mit dem erblichen Beſitz nothwendig
auch fehon die Anficht, daß die Gewalt, welche jener
- übertrage, mehr als bloße Amtsgewalt fen ). Am
meiften mußte dies in Beziehung auf die Graffchaft
der Fall ſeyn. Diefe Fonnte Eigenthum werben;
denn fie wurde ja den Stiftern als folches tiber:
fragen, man mußte fie bei einzelnen Familien als
folches betrachten, wenn bie Lehen, die Damit ver:
Enüpft waren, in Eigenthum verwandelt wurden >).
p. 354.) nicht ein Gcheeibfeßler Matt findet, fo hatte unter
Dtto TU. der nieberfotbringifche Graf Ansfeied 15 Greffchaften
zufammengebracht gehabt.
q) Dithm, Merseb. L. 5. (kei Leibnitz p. 369.)-Gerhardus
comes Alsatiae accepto a rege quodam comitatu praelati
Ducis (Alemanniae) — Vergl. Note 0.
r) Befonders wenn eine Zeitlang eine Connidenz flatt gefunden
hatte, wie die in Flandern, mo „in comitatu Balduini ejus-
que familis, id multis jam seculis servabatur, quasi
sancitum lege perpetua, ut unus filiorum qui patri potis-
simum placuisset nomen patris accipetet, et totins Flan-
driae printipatum solüs hereditaria successione obtineret”.
Lambertus Schaffnab. ad a. 1071.
s) Dithmar. Merseb. L. 5. (bei Leibnitz p. 366.) fpricht
bavon wie bon einer ganz gewöhnlichen Belohnung guter Dienfte.
, Hujus vitae cursdm quam probabiliter egit (Eckihardus
4
=
1. Allgemeine Gefchichte. 888 — 1056. 69
Es fehle ſelbſt niche an Beiſpielen, daß Grafſchaf⸗ 9. 222.
sen ausdruͤcklich zum Eigenthum verlichen wurden). -
Alle Staatsverhältnifle, die mit der früberen Gau-
verfaflung zufammenhiengen, mußten unter biefen
Umftänden fi) allmälig umgeflalten, doch nimmt
man die Folgen, welche ſich entwickelten, erſt zu An-
fang des. zwölften Jahrhunderts ($. 234a. b) deut⸗
licher wahr
6. 223. $. 293.
IV. Der Adel Fam allmälig in ein ganz neues
Verhaͤltniß zu dem Volke, das in feinem Amts.
fprengel faß, indem der größte Theil deflelben in
eine Schutzpflicht gerierh. Seit dem zehnten
Jahrhundert wurde der ordentliche Dienft im Heer
bann immer mehr Reuterdienſt 2), die Bewaffnung
marchio), hoc etiam testificatur, quod apud dominum sui-
met beneficii mazimam partem acquisivit in proprietatem.
t) Im %. 985 ſchenkt Dtto III. dem Grafen Theodorich von Hol:
land alles das zu eigen, was er bisher nur zu Zehen befeffen,
namentlich ten Gau Terla und bie Grafſchaften Mafalant,
Kinhem und Terla. Bohmers Negeftm Nro. 637.
a) Der beftändige Krleg mit ben Ungarn und den flawifchen Völ⸗
tern, infonderheit den Polen, führte die Deutichen nothwendig
von felbft auf das neue Kriegefuftem, an welches Karl der Gr.
wie beffen damit unvereinbare @inrichtungen zeigen, noch nicht
gedacht hatte. Zwar nimmt man ſchon unter Amulf wahr,
daß eine Weränberung vorgieng. Ann. Fuld. a. 891 (Pertz
L p. 407.): „quia Francis pedetentim certare inusitatum
est”. Doch darf man hierans wohl nichts fchliehen, als daß
des gemeine Heerbann während des neunten Jahrhunderts feltner
70 Dritte Periode. A. 888— 1972
4. 293. immer ſchwerer; er erforderte mithin ein getübteres
Heer, und diefes- fommte nur unter einen Theile b)
der Freien und der Dienfimannfchaft gefunden wer-
den. Der Adel mußte daher jest ordentlicher-
weiſe den ganzen Meichsdienft ‘von feinen Amts⸗
fprengel übernehmen, und leiſtete ihn mit feinen
Dienftleuten und den Freien, welche von ihrem ech⸗
ten Eigentum perfönlich den ordentlichen Kriegs:
dienſt zu Feiften, nach dem alten Maaßſtabe ($. 166.)
. ‚pflichtig waren ©); dafür war ber Dienſtherr von
gebraucht wurde. Vergl. oben B. 1. S. 706. Heimich L
aber, der ſich durch feine ganze Regierung als ein militairiſches
Genie zeigte, fühlte, daß bei der bamaligen Bewaffnung unb
Taktik der Sieg nothwendig immer an die Fahnen einer geübten
und fühnen Reuterei gefeflelt ſeyn müfle, Diele bildete er fich
und ſchlug nun mit ihe bie Ungarn (cum jam militem habe-
ret equestri proelio probatum, contra antiquos hesies vi-
- delicet Ungaros inire praesumsit certamen. Wittechin-
Aus Corbei. L. 1. bei Meibom p, 640.); feine Nach:
folger verfolgten das neue Syſtem, und innerhalb eine Jahr⸗
hunderts war das ganze Heer his auf ben kleineren Theil in
Reuterei yerwanbelt,
b) Schon in den Capitularien Bieß es mir: omnis homo de
42 Mansis brauniam habeat, Copis. 4. a, 804, Cap. 7.
Vergl. & 166. Note f.
€) Das ältefte Document des nen eingerichteten Meichsbienftes würbe
Karls des Diden Eonſtitution vom Nömerzuge (bei Laenig
Corp. jur. fead. Tom, I, pag. 15.) ſeyn, wenn fie nach allen
innern Kennzeichen wirllich von Karl dem Dicken ſeyn Eönnte,
Sie fpricht aber ſchon von feodum, ein Ausdruck, bes erſt im
eilften Jahrhundert vorkommt, fie unterſcheidet dies und bie
Pflichten des Bafallen fo beitimmt von dem beneficio der Mi:
nifterialen, „vel quorumcunque priacipum clientela qui quo-
tidie ad serviendum parali esse dehens” und derta Pflichten,
Allzemeine Geſchichte 888 1056. 71
dem in feinen Amtgſprengel geſeſſenen xir gemel 6. 223,
nen Heerfolge pflichtigen Wolfe, meldteg -die neue
Einrichtung mit dem perfönlichen Heerdienſt ver
ſchonte, ſchon nach den älteren Grundſatzen ($. 106,
3.1. &. 707. 708.). eine Eutſchaͤdigung zu for
dern berechtigt, die je, da eine neue Einrichtung
jenes fuͤr immer der perſanliczen Dienſtpflicht über»
daß der Unterſchied zwiſchen Lehen⸗ und Hofrecht zur Zeit ber
u dieſes Geſetzes ſchon fehr beftimmt entwickelt ſeyn
mußte. Die Urkunde iſt nur aus ſWlerhefter Abſchrift belannt,
von weicher man vicht weiß dan wober fie witgetheilt iſt, unh
bis jezt auch in glaubhafter Beſchaffenheit nicht aufgefunden
worden. Sie aber darım für mãcht zu halten, iſt kein Geuud
dechendenz ſie ift mabaſcheinlich eine fpäterhin beſtätigte und
theilweiſe verbeſſerte Conſtitution Karls d. D. und gehört nur
in dieſer Geſtalt in ein ſpäteres Zeitalter, etwa in die erſte
Hälfte des eitften Jahrhuderte 'umtee' Conrad den Salier. Sie
ſpricht den deeicheſtänden das Recht zu, von Ihren Waſallen
uud Dienſtlenten den Lehndienſt zu fordern, deſſen Maaßſtab
fie zugleich naͤher deſtimmt, wenn fie den deutſchen König auf
feinen Römerzuge begleiten, und jener Maaßſtab bat ungemein
viel nliches mit dem köolniſchen Dienſtrecht, das wahrſcheinlich
nicht viel jünger iſt (bei Kinblinger münfterifehe Beitr. Th. 1. \
©. 63 u. f.). Die reichsgefpgliche Veftimmung wurde natrlich
das Diufige der beſondern Dienſtrechte, die ihr dann aber des
regirien.
d) Anfange war fie nur eine aihereetentüch. Carolt crassi
eonstit. cit, Ut autem nostrum imperlum ab omnibus
habeat supplementum, hac, censtituimps et firmiter prae-
eipimas, ut singuli buringi derenp cam duodecim funibus
de camape solidos Dominis syig. Impendant et insuper su-
marium cum capisiro concedant, quem si domini volue-
rint, ipsj sd primem navaleın aquam usque perdscant.
Mansionarins quinque goliden, Absarias triginta denarios,
J
72 Dritte Periode. A. 889 197.
5. 323. chen Orten mag über Diefe- ein örmäicper: Vergleich
ſtatt gefunden haben; an den meiften aber legte der
Adel dem Volke wohl willkuͤrlich die Laſten auf,
welche andere Schutzpflichtige trugen. Mur in. fehr
wenigen Gegenden blieb die alte Verfaſſung e). Der
Reaiſer ſchwieg zu⸗den mancherlei Ungerechtigkeiten,
die Bei der neuen Ordnung: der Dinge nothwendig
vorgehen mußten, weil ee bei feinen auswärtigen
Unternehmungen eine zahlreiche Dienſtmannſchaft
nicht entbehren konute f), Fuͤr den Adel war die
neue Einrichtung ſehr vortheilhaft; die Anzahl fei-
net Dienftleute nahm ungemein zu, weil er num
mehrere unterhalten konute; der Unbeguͤterte drängte
fih m bie: Dienſtmanuſchaft/ um ſeinen Unterhalt in
Bunajarius quindecie, quoramlibet karkum ı posseesaren sex
supplesnt. — Die Heerſtruer wurde aber bald eine ordentlich⸗
Steuer; in dem Vetzeichniß der Enkunſte des Sofes zn Selm
und Verne aus einem Copiario bes ‚zwölften Jahrhunderte, bei
Kindlinger a. a. O. Ihr; 2. &, 333, findet fich ſchon eine
„n.dägene orbeusliche Abgabe von 8. denarlia pro Heriscilling.
Dr Zum Belfpiel in ben Gebfirgen von Helvetien, wo ſich zu An⸗
„fang des vierzehnten Jahrhimderts noch die Reſte der alten Ber:
fafſumg zeigten, und bie Werfitche pes Efterreihifchen Hauſes, bie
Reichsvogtei zu dem zu machen, was fie an antern Drten ge⸗
worden war, der Schweizer Eidgenofſenſchaft ihre Gutftehung
gaben,
f) Darıım nahm Ri bee-Nelfe in der Comstitätio de. expedi-
tione Romana'der Dienſtherren fo eifrig an; ba fich niemand
der Heerbarmsorbnuikit, Sie anf der Lehnopflicht bernbte, entjöge,
woar Ihm eben fo wichtig, is baß nach der Untertbanspflicht,
die ber alten Seerbarmesrehimg zum Grunde Sag, jeber freie,
der es vermdchte, Kriegeédienſte leiſte.
1. Algemeine Geſchichte. 888— 1056, 73
ife zu finden, und der Beguͤterte trat in die Reihe 4. 223.
der Dienſtleute, um feine Friegerifche. Ehre zu retten,
wenn er nicht in anderen Genoflenfchaften ($. 2242)
Mittel fand, fie zu fihern Der Heerbannsherr
mochte. daher auch ohne Schwierigkeit das Band,
das den Freien an ihn feſſelte, feſter anziehen, wie ,
es fein Vortheil mie ſich brachte, wer Mitter- _
dienft zu leiſten hatte, mußse ihm Hulde chen ’
wie ſein Dienſtmann, und manches freie Eigenthum
wurde auch wohl in Lehen verwandelt. Die neue
Einrichtung war von den wichtigſten Folgen fuͤr
das Syſtem des Adels; ſie machte ihn von dem
König und dem Bolke erſt unabhängig; won jenem
weil Lehnstreue ſchon über Unterchanenpflicht ge
achtet wurde 6), von biefem weil es entwaffnet
wurde. \
Das Volk verlor am meiften, fo vortheilhaft
es anfangs ſcheinen machte, daß jeder nun fein Erbe
9) In ber Zebde Srinriche IL, gegen ben Markgrafen Beinich don
Schweinfurth erflärten des lezteren Dienftleute, welche unter
Graf Bince, feinem Bruber, hie Veſte Ereußen, in welcher ſich
des Martgrafen Familie befand, vertheibigten, nachdem ihrem
Dienſtherrn der Entſatz wißlungen war: ob fidem seniori sui-
met promissam, ac jgnaviam perpetuo eis imputandam,
mori malle, quam urbem cum tali pignore regi unquam
dare; und ice bie Erimerumg an Ihre Untertbanspfticht, ſon⸗
dem die Betrachtung: torrenti et homini potenti arduum u
esse resistere, bewog die unter ihnen, welche weniger die Lehnes
pflicht und ihren Muth als die Pflicht der Selbſterhaltung zu
Dathe zogen, bie Veſte gegen freien Abzug zu fibergeben, ben
audy ber Kaiſer verſtattete. Dithmar L. 5. pag. 378. kei
74 Deitte Pericde. A; 888— 1272,
4. 323. in Ruhe bauen koͤnne, und nur bei gemeiner Lan⸗
desnoth zur Landfolge (Reihe) B) Dienſt zu
leiſten und die Waffen zu ergreifen genoͤthigt ſey
Denn mit dem Austritt aus der Heerfolge wurde
der gemeine Freie, wenn er nicht einen anderen
Stüspunkt feiner Unabhängigkeit fand, der Hin-
terfaffe feines Schutzherrn, dem ex zum Meichs⸗
dieuſte ſteuerte ); m ‚der Heerbennpflichtige und
der Dienſtmann hieß fortan Miles, oder von der
Weiſe des Heerdieuſtes, Ritter; als ſich erſt das
vene Syſtem der Merfeflung um Laufe von drei
Jahrhunderten völlig ausgebildet hatte, mar es ber
ſchutzpflichtige Landſaſſe nebſt dem Leibeigenen und
andern unfreien Hinterſaſſen allein, auf deu man
bie Laſten der buͤrgerlichen Geſellſchaft waͤlzte.
-$ 3. .$ 224.
V. Eis aleichzeitiger wänfliges Ereigniß fuͤr
die Erhaltung der alten angeſtammten Freiheit war
aber die Entftehung der Städte «) im inneren
h) Wenn das Waffengefchrei o meh, o Wapen erbte, fpäterhin
auf das Reichen der Sturmglocke. S. Möfer’s Henabt. Geſch.
Th. 2. Abſchn. 3. 49. 13. Note c.
h) Ohne ben veränderten Reichsdienſt hätte bie Randrshoheit nie
entſtehen fönnen, wenn auch Herzegthümer und Gafſchaften
erblich gewyrden wären; der Landesunterthan in Deutſchland ift
nichts als der veredelte Hiuterfafle, und um ihn gu dieſem zu
‚madyen, beburfte es ber Schirmhertfchaft, zu deren Erlangung
nicht bie Jurisdiction, wohl aber bie Heerfolge die Gelegenheit
geben fonnte,
2) Wergl. überhaupt meinen Wuffa über den Urfpeung. bes -Räbti:
I. Allgemeine Geſchichte. 88- 1066. 75
Dentſchland. Die Privilegien der Biſchoͤfe (5. 292 4. 224 =.
Note c. d) erhoben im zehnten Jahrhundert nach
und nach alle Bifchofsfize zu Immunitaͤten, in wel
dien die Grafengewalt auf bifchöfliche Voͤgte üben -
tragen wurde b); und da die Kalfer um dieſelbe
Zeit, große Diſtricte, in welchen Faiferliche Herr ·
fihaften lagen, zu befonderen Reichevogteien ($. 244 b)
machten, fo befamen auch viele andere Orte, weldye
bisher civitates oder villae publicae gewefen wa⸗
ren, in fo fern die Verfaſſung einer geiftlichen
Immunität, als aud hier die Grafengewalt auf
einen befonderen Eaiferlichen Vogt uͤhergieng. Eben
daher bezeichnete man auch die Verfaſſung diefer lez⸗
fhen Berfaflung, in bee Zeitſchr. Für geſch. Rechté w.
2.1.98.2.8,90.. 8.252 © 165 uf.
Die Hier aufgeftellte Anſicht iſt beftritten worden in: ©. T,
Gaupp über deutſche Staͤdtegründung, Stadtverfaſſung und
Weichbib. Jena 1824. 8. Eine Kritik dieſer Schrift, von
wir, findet man in ben göttingifchen gelehrten Anzeigen vom
Jahr 1825. — Scehr wichtige Veiträge zur Gefchichte der Städte
enthaͤlt: R. D. Hüllmann Staͤdteweſen des Diittelalters.
S. 8.1. $. 9. Note c. Ueber den Urfprung ber ftäbtifchen
Berfaffung findet ſich jeboch hier fein befriedigender Aufſchluß. —
Grundzüge der Geſchichte des beutfchen Stäbtewefens, mit bes
ſonderer stüdficht auf bie preukifchen Staaten von €, W. d. Lan⸗
. cizolle Real 1839, 8,
b) tan ſehe oben $. 322. Note e Daß dies ſchon gegen Ende
des zehnten Jahrhunderts in ben Biſchofeſitzen die Regel war,
fiebt man auch aus Adam. Brem, hist, Eccl. L. 2. Cap. 1,
Adaldıgus — Bremam longo prins tempore potestatibus
et jadiciaria manu oppressam, praeoepto regis absolvi es
instar reliquarum urbium immunitate, simulque liber-
rate⸗ fecit denen,
76 Dritte Periode, A. 888 — 1272,
4. 334, teren Orte eben fowohl mic dem Ausdruck Weich⸗
bildrecht, ob er gleich feinem Urfprunge nad) ©)
nur auf. bifchöfliche Beſitzungen paßte. Ihrer inneren
Beſchaffenheit nach, war zwar bie Verfaſſung die⸗
fer Orte gar ſehr verſchieden (F. 243.); darin ka⸗
men aber doch alle uͤberein, daß ſie entweder ſchon
befeſtigt waren, als fie Weichbildrecht erhielten D,
c) Weich iſt sanctus; bie Gränzen ber Immunität wurben mit
- dem Bilde des Stiftsheiligen befezt, das man vor dem Jahr 1803
auf allen geiftlichen Zerritorlalgrängen exhlicte; Weichbis If alſo
urfpringlich nur ein durch die geiftliche Immunität von ber
Grafengewalt erimirter Diftriet. — Diefe Erflärung ift nicht Die
Grundlage meiner Unficht, wie von Herrn Gaupp (Note a)
vorgegeben wird, fonbern eine Bemerkung fiber die Bebeutumg, weiche
das Wort Weichbild Haben fönne, mit weichem bie ftäbtifche
Berfaffung in ben Urfunden bezeichnet iſt; auf biefe Bemerkung
Hat vielmehr die urfundliche Nachweiſung geführt, daß lez⸗
tere zuerft in bifchöflichen Städten hervortritt. Meine Ms
ficht von der Grundlage, auf welchen bie ftädtifche Berfaffung be:
ruhe, ift mithin von ber Nichtigkeit oder Unrichtigkeit jener Etv⸗
mologie ganz mmabhängig, auf weiche ich Überdies, wie auf Eth⸗
mofogieen fberhaupt, keinen befonderen Werth lege. Gleichwohl
fcheint fie mir von allen, die bisher in Anregung gebracht wors
den find, auch jezt noch bie paffendfte, und wird auch durch Die
“ „eorpi santi” in Italien unterftägt. Berge. H. 2eo Entiwidiung
. ber Berfaffung der lombardiſchen Städte. Hamb. 1824. 8. ©. 84.
85. Will man in „Wifbelefhe” das Wort „Weich“ sanctus
nicht finden, fo wäre bie natürlichſte Beziehung bes Austrudie
auf bie Nolandsbilder, welche den Königsbaun iezeidinen und alſo
audy den vorausgeſezten Begriff von Weichbild ausdrüden. S. Des
nefen bie Rolandsfäule in Bremen. 2te Ausg, 1828, 8. 5. Dos
nandt Werf. e. Befchichte des bremifchen Stadtrechte (Brem.
1830 u.f. 2 Thle.) 8. 1. S. 216 m. fe Das Wort Wil von
vicus abzuleiten, und in Wild, belethe, billig ober gar das englifche
Bill zu fuchen, verräth grobe Unkunde der deutfchen Sprache.
A) Weil dies bei dem älteren Städten inegeſammt ber Fall war,
a
L Allgemeine Gefchichte. 8881056. 77
oder doch bald nachher befeſtigt wurden. Die Serei 4. 24a
fereien der wilden Voͤlker während bes neunten
Jahrhunderts und bie befländigen inneren Unru⸗
hen, hatten Kaiſer und Adel die Wichtigkeit von
Burgen fehägen gelehrt, und ein ganzer befeflig-
tee Ort (eine civitas) war mie Huͤlfe der Einwoh⸗
ner noch leichter als eine Burg zu vertheibigen, bie
blos mit Dienfimannen befest war. Bon. der Burg
(castrum) muß daher auch twefenelih die befeftigee
Stadt (civitas) unterfihieden werben, ‚wenn gleich
in den meiften Staͤdten ſich beibe neben einander
fanden, weil in den meiften Städten entweber noch
che fie Weichbildrecht erhielten die Katfer, Biſchoͤfe
oder andere Prälaten und Herren ſchon Burgen
harten, ober ihre Pfalen und Höfe in der Folge |
befeftigten e). Die Burgen waren mit Dienftleu-
ten beſezt ©), welche Burgmannen (Burgenses,
fo wurde auch Weichbildrecht und jus eivitatis gleichbebeittend, '
vbgleich im dem Worte tivitas vor dem zehnten Jahrhunderi
blos der Begriff eines auf römifche Weiſe befeftigten Ortes liegt,
und vor biefer Zeit auch bie romiſchen Orte fein Weichbildrecht
beſaßen.
e) Das Lejtert, um bei der fleigenben Selbſtſtändigkeit ber Städte
G. 243.) ihre Herefihaft fiber die Stadt ſelbſt zu ſichern.
D Die von Heinrich 1. angelegten Burgen beſchreibt Witichin-
dus Corbei. L. 1. (bei Meibom p. 639.) folgenbergeftaft:
Ex agrafiis milibus nontm quemque eligens in urbibus
habitare fecit, ut ceteris confamiliaribus suis octo habita-
tula exsirueret, fragem omnium tertiam partem exciperet
servareique, Ceteri vero octo seminarent et meterent
frugesque colligerent nono, et suis eas locis reconderent.
Concilia et omnes conventas atque convivia in urbibus
78 Dritte Periode. A. 888 — 1272.
$. 224s Castrenses) "hießen, und für ihre Verpflichtung
dazu Burglehen (feuda castrensia) erhielten; die
Bewahrung der Stadt gebuͤhrte Hingegen den Ein-
wohnern felbft 8), weiche aber freilich, weil ifr Ort
durch Befeſtigung auch eine Burg war, ebenfalls
Burgenses, Bürger, hießen; weshalb man denn den
lateiniſchen Ausdruck cives durch Bürger uͤberſezte.
Die Bürger, obwohl fie durch das Weichbildrecht
aus ber. Gemeindeverbindung mit den beerbanns-
pflichtigen Freien heraustraten, biteben von den ſchutz⸗
pflichtigen Freien unterſchieden, und zugleich zum
Dienfle des Haren gewaffner, von weichem Ihr
Vogt beſtellt wurde; das Weichbildeccht wuͤrkte
dahin, ihre Gemeinde ſelbſtſtaͤndig zu erhalten, oder
wenn fie urſpruͤnglich es wenigſtens nicht in Anfe
Gung aller Einwohner war, fie allmaͤlig ſelbſtſtaͤndig
zu machen; die Befeſtigung der Stadt machte es
möglich, wohlerworbene Rechte gegen den Seren der
Stadt zu behaupten, und da die Einwohner aller
Städte, die vor dem zwölften Jahrhundert gegruͤn⸗
ber find, immer eine große Anzahl rittermäßiger
, voluit celebrari, in quibus exstruendis die noetuque ope-
ram dabat, quatenus in pace discerent, quid contra hostes
in necessitate facere debuissent.
8) Sie mußten dem Herrn Ber Stadt nur ſchwöͤren, daß fie biefelbe
in Treue gegen ihn bewahren wollten, mis 5. B. bie Buͤrgerſchaft
zu Göln bei Lamb. Schaffnaburg. nd.a. 1074. Quod
„ deinceps Archiepiscöpo civitatem, contra omniutm hami-
nam violentiam qualıtum cousilio. et ermis possent vindi-
tatari esseht.
1. Allgemeine Geſchichte. 888-— 1056. 79
Bürger enthielten, weiche die eigentliche Gemeinde 4.934...
allein bildeten ($. 243), fo war die Genoffenfchaft |
diefer mit Weichbildrecht begnabigten Gemeinden fo
chrenvoll, als die der Heerbannspflichtigen in ben
Deiheantofprangin und Serrfchaften.
6. 2246. $. 324,
Den Antheil, welchen an der Entfiehimg der -
Städte oder mit Weichbildrecht begnadigten Ortes),
die Anlegung von Burgen gehabt haben fol, be-
fonders der Burgen, durch welche Heinrich I. die
thuͤringiſchen umd andere Marken gegen die Ungarn,
Normämter und Slawen zu bewahren ſuchte, Darf
man ſchwerlich fo hoch anfehlagen als die mein J
neueren Schriftſteller zu thun gewohnt find, wel⸗
en Heinrich für den Urheber des Stadtrechts zu
gelten pflegt 6). Die älteften Orte mit Weichbilb
recht find die urfpringlich römifchen civitates am
Rhein und an der Donau, und biefe waren fihon
vor Heinrichs Zeit befeftige, Burgen gab es fihon
a) Dbgleidy der Liusdruck Grabe {che Fre techniſch ſür Anch mit
Weichbilbrecht begnadigten Ort gebrauch worden zu ſeyn fcheing,
ſo iſt doch der Ausdruck Stadtrecht nicht w gewöhnlich wie
Weichbildrecht.
en ren „urbes” Burgen, miche sirtiaten find, beweift
des nemten und zehnten Jahrhunderts.
Dun en 1. & 167. Ne u &. 719. Die Burg, von
weicher bier die Nebe ift, follte auch zu demfelben Zweck erbant
werben, wie Seincichs fee Yläges zum Zufldptsert für bie
80 Dritte Periode. A. 888— 1272,
$. 9b. vor ihm in Deutſchland allenthalben und in. großer
Anzahl, und die Einrichtung, die er feinen Burgen
gab, war nicht die, weiche mit Weichbilbeecht be
gnadigte Orte hatten, fondern die gewöhnliche Burg-
verfaffung der Dienſtleute; in großer Theil der
von Wittechind von Corvey ($. 224a Mote ſ) be
8.285
fchriebenen Einrichtung war überdies nur fir den
damals bevorſtehenden Krieg berechnet, und michin
nur vorübergehend e). Das nur ift gewiß, daß der -
Schutzz, den eine bei einer villa angelegte Burg den
Bewohnern der Iesteren für den Nothfall darbot,
häufig die Veranlaſſung gegeben hat, daß Gewerbe
und Handel in einem folchen Orte blühender wurden
als anderwärts, daß Freie die Genoflenfchaft einer
folchen Gemeinde fuchten, und diefe dann leicht ein
Privilegium erlangte, durch welches ihr bie Befeſti⸗
gung des Orts, Weichbildrecht und die in aͤlteren
Staͤdten mit dieſem gewoͤhnlich verbundenen Ein⸗
richtungen ($. 243.) geſtattet wurden.
§228.
VL In welchem Werhälmiffe eigentlich die
geiftlichen und weltlichen Großen zum Koͤnig und
jene |
e) Vergl. Spittler. Comm. de origine et Incrementis ur-
bium Germaniae, in den Comment. Soc, Reg, Scient, Got
ting. Vol. IX, Class, hist, p. 83. — Ueber ben wahren Ur⸗
fprung ber inneren Verfafſung ber Städte giebt jedoch biefer
Aufſetz keinen Aufſchluß, fo richtig has, mas den Heinrich I.
geſchah, hier beurtheilt wird.
eo
L Allgemeine Gefchichte. 888-1056. 81
jene wieder zum Volk flinden, mochte jezt ſchwer 9. 225.
anzugeben ſeyn. Jenes Verhaͤltniß war kein reines
Amtsverhaͤltniß mehr; bloße Lehnsverbindung war
es aber auch nicht. In den verſchiedenen Provin⸗
zen war das Anſehen des Koͤnigs ſehr ungleich; in
Lothringen und Weſt⸗Burgund galt er weniger als
in Deutſchland, aber mehr. als in. Boͤhnen und
Polen; in Stalin waren feine Rechte weniger bes
firieren als ihre Ausübung Schwierigfeiten unter-
werfen. Auch die Verbindung der Provinzen unter
fi) war ungleichartig. Deutfchland und zwar eigent:
lih Sranfen (im damaligen Sinne des Wortes)
wurde als das Reich, gewiſſermaßen als die Haupt:
fache angefehen, von der alle übrige Länder nur Per:
tinenzen wären. Boch bilderen weder die flawifchen
noch die burgundiſchen Provinzen eigentliche Neben⸗
länder mit befonderer Verfaſſung, wenn gleich die _
entfernteren burgundifchen Großen die deutſchen
Reichstage feltener befuchten und die flawifchen Für-
fien meift nur dann erſchienen, wenn fie etwa dem
König Huldigen mußten oder deffen Gunft zu ſuchen
genoͤthigt waren, beide daher auch ſich wenig um
die inneren Angelegenheiten Deutſchlands bekuͤmmer ⸗
ten. Hingegen Italien wurde als eigentliches Ne.
benland angeſehen, das dem Reiche gehöre =), und
a) Wippo (Vita Conr. Sal. bei Pistorius pag. 462.) fagt
awar bon ber Wahl Conrads II.: Italiam transeo, eujus prin-
cipes in brevi convenire ad regiam electionem nequivere,
Aber Muratori fchlieft wohl mit Unrecht ans dieſer Stelle, daß
>. IL [6]
8
s
82 Dritte Periode. A. 888 — 1272.
$. 225. nie haben die italifchen Großen Antheil an der Ne
gierung des Meiches gehabt. Doch begehrten auch
die deutſchen Türften nicht, der Freiheit der talie-
ner Eintrag zu thun, und überlichen es ihnen allein,
mit den Königen ihre Angelegenheiten auf ben Reichs⸗
tagen, die in SStalien gehalten wurden, zu überlegen.
Uebrigens mochte es freilich ziemlich gleichgültig fen,
in welchem rechtlichen Verhaͤltniſſe eigentlich jede
“Provinz zum. deutſchen oder oftfränfifchen Reiche
fiche, da ja das Factifche der Abhaͤngigkeit von
demfelben entjchieden genug war und das römifche
Meich auf dem Deutſchen haftete, mithin die rö-
miſche Kaiferwürbe, der alle chriſtliche Voͤlker
und Fuͤrſten unterthan ſeyn follten b), rechtlich
leicht alles zu einem Ganzen verband, ſofern nur
der Kaiſer im eigentlichen Deutſchland ſtark genug
war, um mit Huͤlfe deſſelben die Nebenlaͤnder in
den Lombarden ein beſonderes Wahlrecht zugeſtanden habe; daß
fie bei den Feierlichteiten der Wahl zugegen ſeyn konnten, bes
wieſe ja fein Recht mit zu wählen. Aber freilich behaupte:
ten bie Zombarden, ein beſonderes Wahlrecht zu haben, das ihnen
jedoch die deutfchen Könige nie zugeftanden, wie Wippos eigene
Erzählung von dem erften Zuge Conrads nach Italien beweift.
Und eben diefes befondere Wahlrecht, das bie Lombarden in Ans
ſpruch nahmen, zeigt am beutlichften, daß Deutfchland und Ita⸗
lien ale zwei ihrer Verfaſſung nad) ganz von einahber getrennte
Zänder angefehen werden muften.
b) Diefe Idee war jezt durchaus Allgemein. Auch Wippo nennt
in der Zueignung feines Lebens Conrads II. an Heintich TI.
tiefen: Orbis dominum daminantium. Mehrere Stellen, die
hieher einfchlagen, hat Pfeffinger Vitr. illustr. Tom. 1.
pag. 375 u. f.
I. Allgemeine Gefchichte. 888 — 1056. 83
Abhängigkeit zu erhalten. Um fo folgenreicher für 9. 205.
die weitere Entwicfelung der deutfchen Verfaſſung
mußten dann aber die Ereigniffe feyn, durch welche
jene Macht geſchwaͤcht, und das Werhälmiß des
Kaifers zum römifchen Stuhle, mit welchen die
Rechte und das Anfehen des Kaiſers in: der eng-
ſten Verbindung flanden, gar: fehr verändert wurde.
Und diefe Ereigniffe traten feit dem Sehe Hein .
richs III. ein.
[6*]
84 Dritte Periode. A. 888 — 1272, u
6. 226,
IR Allgemeine Geſchichte.
Bon 1056 — 1972.
Reihe der Könige und Kaiſer
Fränkiſchen Stammes:
XI. HSeinrid IV. 1056 — 1106.
SGegentönige:
Rudolph von Rheinfelden 1077 — 1080.
Hermann von Luremburg 1081 — 1087.
Conrad (in Ztalien) 1093 — 1101.
Seinrich V. 1105 — 1106.
XII. Seinrich V. 1106 — 1195.
Saͤchſiſchen Stammes:
XIH. Lothar (II.) von Supplinburg, Herzog von Sach⸗
fen, 125 — 1137.
Schwäbifchen Stammes:
XIV. Eonrab IH. 1137 — 1152.
XV. Friedrich L 1152 — 1190.
XVI. Heinrich VL 1190 — 1197.
XVIL Philipp von Schwaben und ) Gegenkonige
oo. Dtto von Braunfchweig 1197 — 1208.
AV. Dtto allein 1208 — 1212.
Dtto, und FR ’
Zeiedrich IL Gegenfönige 1212 — 1218.
U. Allgemeine Sefchichte. 1056 —1272. 85
XLX Friedrich IL. allein 1218 — 1246.
mit den Gegenfönigen:
Heinrich Rafpe von Thüringen 1246 — 1247.
Wilhelm von Holland 1247 — 1250.
XXX Eonrad IV. und ° Gegenfönige
Wilhelm von Holland ) 1250 — 1254.
XL Wilhelm aflein 1354 —— 1256,
Auswärtige Prinzen:
XXI Richard von Eornmwallis und ) Gegenkoͤnige
AU, Alfons von Caſtilien 1256 — 1272.
A, Innere Geſchichte von Deutſchland.
€. 226, |
$- 226.
Unter Kaifer Heinrich II. war der roͤmiſche
Stuhl immer nad) feiner Willführ, und ſeit 1047
blos mit deutſchen Biſchoͤſen beſezt geweſen, durch
welche Heinrich eine um jene Zeit hoͤchſt nothwen .
dige Meformation der Kirche durchzuſetzen hoffte.
Unterflügt durch das Anfehen des Kaifers arbeite:
ten mit unverbroffenem Eifer Clemens II. (vorher
Biſchof von Bamberg), Damafıs IL (Biſchof von
Driren), Leo IX (Bifhof von Toul) und Vic
tor IL (Biſchof von Eichftäde) an der Abſtellung
der Simonie und des fittenlofen Lebeng der Geiſt⸗
lichkeit. Auf den Synoden, welche fie inner- und
außerhalb Italien, felbft oder durch ihre Legaren)
hielten, handelten fie daher auch mis einer Gewalt,
a) Ueber die von biefer Reit an üblich geworbene Ausübung ber
vörfllichen Rechte durch Legaten, ſ. unten bag Syſtem.
86 Deitte Periode. A. 8881272
| 5. 226. welche ihnen ſelbſt die pſeudoiſidoriſchen Decretalen
nicht beilegten b). Doch hatte bei dem fruͤhzeitigen
Tode Heinrichs TIL dieſe Reform noch zu wenig
innere Feſtigkeit erhalten, um ohne Fräftige und
planmaͤßige Unterftügung der Staatsgewalt ferne-
6. 337.
ren glücklichen Fortgang zu haben. Ob aber auf
diefe auch bei Heinrichs Machfolgern zu hoffen fein
wuͤrde, mochte fehr ungewiß feheinen °). In gätem
Manne wie Hildebrand von Siena I), der feit
Leo IX. die Schritte der Päpfte als Rathgeber
leitete, und 1073 felbft den päpftlicen Stuhl be-
flieg, mußte daher nothwendig der Entwurf entfte-
ben, dem Papfte die Mittel zu verfchaffen, auch
ohne die Mitwürfung des Kaiſers die Stellung zu
behaupten, in welcher er fich jenen als Oberhaupt
der Kirche, und überhaupt als Stellvertreter Chriſti
auf Erden dachte.
$. 227.
Die Srundfäße, nach welchen man Gregor VII
handeln ficht, waren nicht neu; fie beftanden nur in
b) ©. die Darftellung der Verhältniſſe zwifchen | dem Kaifer und
biefen Päpften bei Pland a. a. 9. Th. 4. Abth. 1. S. 3m. f.
c) Was Gregor VII, von den Fürſten feiner Seit hielt, if im
feinen Briefen, befonders L. II. Ep. 49. und L. VIIL I; 21.
deutlich, ausgefpzochen.
d) Bergl. J. Boigt, Hildebrand, als Papft Gregorius VII. und
fein Zeitalter, aus den Kucllen dargeſtellt. Weimar 1815. S.
Gregoss Briefe findet man in den Concilienſammlungen.
+
1. Allgemeine Gefchichte. 1059 — 1272. 87
einer confequenten Ausbildung der Lehren, welche 4. 297.
Pſeudoiſidor fir apoſtoliſch ausgegeben Hatte »).
Wer an die Aechtheit diefer Lehren, und die heilige
Schrift nach diefen verftchen zu muͤſſen glaubte,
Fonnte eine veligidfe Ueberzeugung hegen, daß bie
Unabhängigkeit des Papſtes und ber äußeren
Kirche von aller weltlichen Gewalt b) Chrifti Ge
feg, und dem Stellvertreter Chriſti von diefem felbft
die Befugniß verlichen worden fei, dem Uebermuthe
und der Ungerechtigkeit der Fürften zu fleuern ©).
3) Selbſt bie Befugniß bes Papftes, in weltlichen Streitigkeiten zu
entfcheiden, gehörte fchon zu dieſen. S. oben 8, 1, ©. 6429.
b) es ift freilich eine fehe gewöhnliche Anficht, Gregor VIE. als
einen Mann von gränzenlofer Herrfchfucht und als einen veuch⸗
ler zu betrachten (beſonders, wenn man einigen Chroniſten über
feine Verhältniſſe mit der Matkgräffn Mathilde glaubt); aber
in feinen Briefen fpricht ſich eine innige religidfe Ueberzeugung
fo deutlich aus, daß man fich beinahe nur auf biefe zu berufen
braucht, um das Gegenthell barzuthun. Eben fo urtheilt von
Gregor VII. Otto von Frepfingen. Chren, L. VI
Cap. 37. 33. 34. Ipse (Greg, VIL) autem qui per mul-
tum temporis ad libertstem Ecclesiae obtinendam priva-
tus laboraverat, jam ad sacerdotalem dignitatem provectus,
a coepto desistere indignum ducens, tam ob hoc quam
pro Simonia exstirpanda, ac incontinentia olericorum re-
primenda, plarimum desadabat, Denique non solum Re-
gem pro ejusmodi ad synodalia responsa crebro voeavit,
sed et datis de?retis, clericorum a aubdiaconatu et supra,
connnbja in toto orbe Romano cohibuit, formaque gtegis
factus, quod verbo docuit ezemplo demonstrafit, -ac fortis
per omnia athleta, murum se pro domo domini ponere
non timuit, — Wllerbinge darf man aber bei feiner Politik
nicht vetgeffen, was die Beiftlichfeit zur Beförberung bes Reiche
Ehriſti für erlaubt hielt. Vergi. oben B. 1. 8. 117.
ec) In feinem von Gregors Briefen läßt ſich dies deutlicher abs
4
‚88 Dritte Periode. A. 888 — 1272,
8. 227. Mit jenen Ueberzeugungen vereinigte ſich in Gre⸗
gor die befonnenfte Klugheit und ein unerſchuͤtter⸗
licher Much; mie jener wählte er auf das glüd-
lichſte die Mittel, jenen großen Zweck zu erreichen,
und verband fie mit der Ausführung der Kirchen-
reform, an welcher bisher gearbeitet worben ‚war,
- Seinen Vorſatz gab er nice auf, ohngeachtet er
die Schwierigfeiten ſchon jezt zu uͤberwinden nicht
vermochte, welche der Ausführung entgegenflanden,
und vollftändig ift fein Plan in der That nie aus-
geführt worden; durch das Beharren bei feinen
Grundfären machte er aber feinen Nachfolgern
möglih, den römifchen Primas im Sinn der ſpaͤ⸗
teren Zeit zu gründen, und in diefem Sinn beginnt
deffen Entwicklung mit ihm. — Damit der Papfl
zuerft zu Mom unabhängig würde und eine Hülfe -
härte gegen die Factionen ber römifchen Barone,
nehmen, als in L. VIIL Ep. 21. a. 1081. an ben Biſchof
Hermann von Me, in welchem er bie Rechtmäßigkeit ber Abs
fegung Heinrichs IV. zu bemweifen ſucht. Unter anderem heißt
es bier; Sed quia nostri est officii unicuique secundum
ordinem vel dignitatem, qua videtur vigere, exhortatio-
nem distribuere, i Imperatoribns ac regibus, ceterisque prin-
eipibus, ut elatianes märis atque superbiae fluctus com-
primere valeant, arma humilitatie, Dep auctore, providere
curamns. Scimus enim quia mundana gloria, et secularis
zura, 608 permaxime qui praesunt ad elationem trahere
solet, qua gemper neglecta humilitate, propriam quse-
rendo gloriam, fratribus cupiant-praeminere. Proinde vi
detur utile maxime imperatoribus et rezibus, ut cum mens
illoram se ad alla erigere, et pro singulari vult gloria
oblectare, inveniat quibus se modig huymiliet, atque unde
Bauienh sentipt plus timendum eig,
IL Allgemeine Gefehichte. 1056 — 1272. 89
mußte 1059 Robert Guifcard, Herzog von Apulien 4. 237.
und Kalabrien; diefe Länder nebft Sicilien, das er
den Saracenen entreißen würde, von dem Stuhle _
des h. Petrus zu Lehen nehmen, mit der Werpflich-
sung, diefem jährlich einen Tribut gu bezahlen, und
ihn gegen alle feine Feinde auf die jedesmalige Auf
forderung des Papſtes zu vercheidigen. In dem
felben Jahre mußte P. Nicolaus durch ein Decret
einer römifchen Synode die Freiheit der Papſtwah⸗
Im fichern. In Zukunft ſollte weder der Adel noch
das Volk fi) einen Antheil an den Papſtwahlen
aumaaßen, fondern das Recht der eigentlichen Wahl
dem Clerus überlaffen, welcher es durch feine Ne
präfentanten, die Cardinaͤle, ausüben werde d).
Zu biefer Wahl hätten dann der übrige Klerus und
das Volk ihre Einwilligung zu geben, alles mit
Vorbehalt der ſchuldigen Ehre und Chrerbietung
gegen König Heinrich (IV.) kuͤnftigen Kaifer und
deſſen Nachfolger, welche dies Recht ftir ihre. Per-
fon von dem Heiligen Stuhle erlangt haben wuͤr⸗
den °). Das neue Wahlregulativ wurde nach Mi⸗
d) Neben ben Begeiff Earbingl und bie Abweichung bee verſchie⸗
denen Abfchriften, welche man von biefem Decrete hat, ſ.
Schroͤckhs chriſtliche Kirchengefchichte Th. 22. &. 363 u. f.
und mein Kirchenrecht 8. 1. ©. 597 u. f.
e) ai Verorbuung ſteht namentlich auch in Gratians Decret
I. D. 33. — stataimus ut obeunte hajus Romanze Ec-
—* pontifice, imprimis Cardinales, episcopj diligentis-
sime simul de eleclione tractantes, mox Christi Clericos
eardinales adhibeant, sicque reliquus clerus ao populus
90 Deitte Periode. A. 888— 1272.
$. 337. colaus. Tode 1061 mit Aleranders IL Wahl gegen
die Mömer und den Widerſpruch der Kaiferin Ag-
nes, Bormünderin Heinrichs IV., durchgefezt, und
in Gefolge deffelben beſtieg 1073 Hildebrand felbft
als Gregor VII. den päpftlichen Stuhl, von Hein⸗
eich, wie es die Kirchenſatzungen erforderten, beftätige.
&. 2282. $ 228 a,
Den Meformationsplan feiner Worgaͤnger ver-
folgte Gregor als Papſt mit verdoppeltem Eifer.
Dur Erneuerung der Coelibatgefege, auf weldye
zunörberft gehalten werden mußte, wenn der Clerus
nur überhaupt canonifch leben follte ($. 180.), ver-
folgte er nur denfelben Weg, den auch feine Vor⸗
gänger eingefhlagen hatten, aber das Mittel war
“nen; und in der That gegen die älteren Canonen =),
durch welches er endlich jene Geſetze practifch zu
“aachen fuchte. Er verordnete 1074 auf einer rö-
miſchen Synode, daß alle verheirathete Geiftliche
und alle Laien, . welche bei ihnen beichten, Diele
hören oder andern gortesdienftlichen Verrichtungen
beiwohnen würden, ercommunicirt feyn follten. Hin⸗
gegen zur Abſtellung der Simonie ergriff er Maaß⸗
regeln, an die noch. keiner feiner Vorgaͤnger gedacht
ad consensum novae electionis accedant, nimirum praeca-
ventes ne venalitatis morbus aliqua occasione surrepat. —
Eligatur autem de ipsius ecclesiae gremio si reperitar ido-
neus, vel si de ipsa non invenitur ex alia sumatur etc,
8) ©. mein Kirchenrecht 8. 1. ©. 596.
IL. Allgemeine Gefchichte. 1056 — 1272. 91
hatte. Im Jahre 1075 wurde auf einer roͤmiſchen $. 228...
Smode das Geſetz befchloffen: Fein Geiſtlicher fol,
bei Strafe des Verluſtes feines Amtes und des
Bannes, die Inveſtitur uber ein Bischum, eine
Abtey oder fonft ein Kirchenamt, von irgend einem
Laien empfangen, und diefer gleichfalls dem Banne
unterworfen fein, ‚wenn er fie ertheile. Zugleich mic
diefem Decret erfolgte die Sufpenfion vier deurfcher
Bifchöfe, weil fie ihre Aemter von dem Kaiſer er
kauft, und fünf Raͤthe Königs Heinrichs IV. wur
den- exxommunicirt, weil fie diefen ſchnoͤden Handel
gerieben b). Ä
. 2286, 4. 228h.
Der Simonie mochte durch bie neue Maaß
regel in vielen Fällen vorgebeugt und die Praris
der Befegung der Kirchenämter mit den Kirchen
gefegen wieder in Webercinfliimmung gebracht wer⸗
den. Aber die Ausführung des Decrets mußte außer⸗
dem zu weit größeren Ergebniflen führen, vom welchen -
man nicht bezweifeln darf, daß fie Gregor felbft eben
dund) jenes Gefeh zugleich beahfiheige. Zunädl
* Lambertus Schaffu, ada. 1074. Bertoldi Const.
Contr. adp. ad a. 1075. Der erſtere hat
—* eine merfwürbige Schilderung ber Bewegungen,
weiche das erſte Decret Gregors VII. bei dem Clerus ſelbſt her:
vorgebracht. Bon beiden Spnoben bat man leider feine Acten,
fendern kennt ihren Inhalt bauptfächlid) blos aus einem Apo-
logeticus super Decreta Greg. VIL (bei Labbe& Conc.
Tom. X. p. 315.) und aus dem Chronicon Verdunense
ad a. 1075. Ä
—
9% Dritte Periode. A. 888-1272.
* 2356. mußte fie den perſoͤnlichen Einfluß ber welt⸗
lichen Regenten auf die geiſtlichen Fuͤrſten vernich⸗
ten. Und in welches Verhaͤltniß waͤren nun eigent⸗
lich dieſe als weltliche Große zu ihrem weltlichen
Oberhaupt gekommen, wenn ſie ihr weltliches Amt
und ihre Suter (9, 222.) nicht mehr wie die welt⸗
lichen Fürften aus beflen Händen empfingen?. Mit
der Verzichtleiftung auf die Inveſtitur ſchienen nach
der damaligen Staatsverfaſſung die Megeuten auch
der Hoheit über die geiſtlichen Fuͤrſten zu entſagen,
und fie filr unabhängig von aller weltlichen Gewalt
zu erklären. Die weitere Folge davon würde ge
wefen fen, daß die bisherigen Rechte der weltlichen
Megenten in die Hände des Papſtes gekommen woͤ⸗
rren, welcher als Firchliches Oberhaupt Mittel genug
\ hatte, fie an fich zu bringen“). Go wäre gefche
ben, was Gregors VIL Ieztes Ziel geweſen zu ſeyn
ſcheint, daß wer die geiftliche Gewalt des Papftcs
nicht hätte ehren wollen, doch bie weltliche Madır
der. Kirche hätte feheuen muͤſſen b).. Schon die erfie
gleich in. die Augen fallende Folge des Geſetzes
mußte indeflen dem Papſte zuvor den hartnäckig.
a) Db Gregor VII. biefe Folge ſchon mit Klarheit aufgefaßt Habe,
fannı freilich bezweifelt werben; dennoch möchte man es vermus
then, wenn man den Eid lieſt, ben alle Metropoliten nach feis
ner Verordnung ſchwören follten, da fie diefer wirflich zu feinen
wahren Bafalfen machte. Und nach der Anſicht bes Zeitaftere
\ lag hierin eigentlich auch gar nichts unnatlirlichee. Werl.
mein Kirchenrecht B. 1.8.58 uf. .
b) Darauf zweckten wenigen alle feine Raaßregein in Stalien ab.
I Allgemeine Gefchichte. 1056— 1272. 93
ſten Kampf mit allen Fuͤrſten bereiten, welchen Gre 4. 2250.
gor vo. jedoch nur gegen Heinrich IV., als feinen ,
Hanptgegner, mit aller Entſchloſſenheit und Ener»
gie ſeines Characters fuͤhrte.
Sa 6. 28.
Heinrich IV. felbft gab diefem Kampfe durch
die Umflände, unter welchen er ibn unternahm,
eine fuͤr ihn hoͤchſt nachtheilige Richtung. Gr hatte,
ſeitdem ee 1065 die Regierung felbft übernommen =),
nit zu unvorſichtigem Eifer und zu auffallender Ge⸗
waltthätigfeit den Plan feines Waters verfolgt, die
großen Fuͤrſtenhaͤuſer zu ſchwaͤchen 8 Sein Sy⸗
s) Son 1066 bis 1062 führte bie Kaiſerin Kgnck bie Regierung;
die Eiferfürhe der Größen entführte ihr aber 1062 den jungen
heinrich der. nun zuerſt unter bie Zeitung bes Erzbiſchofs Hanno
von Eike und nachher des Erzbifchofe Adalbert von Bremen kam.
6) 1070 Sebiente ex ſich ber erſten nicht gam ſchicklichen Geie⸗
ergriffen * feinem Bundetgenoſſen, Herzeg Magnus von
Sachſen, in Heinrichs Hände. Dieſer lich zwar Otto gegen Ab⸗
irtung beträcktlicher Exhgfter (in Sachſen) nach einem Jahre
ftei, (Otto— gratiam regis recepit, data vel regi vel his, qui
segi pro eo sugesserant, non modica portione praedivrum
merum. bambertusSchaffn, ada. 1072); für Magnus
Dingegen verweigerte er Löfegelb und Würgfehaft gu nehmen;
umge mit Entfagung bes Herzogthums unb andern Opfern follte
ex bie Freiheit erfaufen dürfen (Haie venism admissi non
alias impetrare poterant, nisi ducutu et aliis, quae sibi
ex defanctis parentibus hereditario jure competebaut, in
perpetusm se abdicaret, Quod ille nulla ratione se fa-
cterum protestabatar etc. Lambertus ada, 1073). Der
-_
94 Dritte Periode. A. 8881272.
$. 298 c. ſtem, zuerſt ſeine ganze Macht zu gebrauchen, um
das Herzogthum Sachſen aufzuloͤſen und in Sach⸗
fen eine Hausmacht zu gründen ©), dann aber im
, '
König befezte inbeffen feine Güter, und legte allenthalben im
Sachfen Burgen an, bie er mis feinen Dienftleuten beſezte. Zu
derfelben Zeit verlor Herzog Vertold von Kärnthen wenigftene
ohne Beobachtung ber Form Rechtens fein Herzogthum, (sine
legitima discussione, absenti abstulit) und bes Könige eige:
ner Schwager, Rudolph von Rheinfelden, Herzog von Schwa⸗
ben (md wahrſcheinlich von Burgund), lebte in ſtetem Miß⸗
- trauen ‚gegen ben König, ben kaum feine Mutter von gewalt⸗
famen Maaßregeln, fo wie beide gegenfeitige Furcht von offen⸗
baven Feindſeligkeiten zurũckhielt (discurrentes utrinque fre-
quentes legati, et illum, ne praecipitanter in arma prora-
eret, et regem ne cunetentem obstinata importunitate la-
= cesseret, salubri moderamine retinebant, Lamb. ad a. 1072.
1073)...
) Der beftändige Aufenthalt Heinrichs in Sachfen, bie Burgen,
beren Beſatzung bas Land brandfchazte, die häufigen Eonfisca
tionen, bie Haft bes Herzogs Magnus, endlich die Zuſammen⸗
berufung eines Heeres unter dem Vorwande eines Zuges gegen
die Polen, mährfcheinlich aber um den lezten entfcheibenben
Schlag gegen die voruchmften ſächſtſchen Geoßen zu thun, ließen
feinen Zweifel übrig; bie Sachfen züfteten ſich baher 1073
endlich Lieber zum offenen Kriege und verkingten: ut expeditio
quam in Polonos instituerst sibi remitteretur; se adver-
sum aeerrimos hostes, Luticios die ac nocte in proeinctu
atque in acie stare, et: si paululam manus remitient, il-
lico finikus suis insulantes adverserios, et ommia caede
atque incandio depopulantes aspicere: ad korum vim arcen-
dam vix sibi setis coplarım esse; preinde stultum fore
. ut exteris ac longe positis gentibus arma inferant, qui
: domesticis ac pene intestinis sine intermissione bellis qus-
tiantur. Dies war ingwifchen nur ber Vorwand; die Haupt⸗
fache war: ut castella quae ad eversionem Sazoniae per
eingulos montes oolliculosque exstzuxerat dirwi juberet;
ut principibus Saxonise ‚quibus sine legitima discussione
1. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 95
füdlichen Deutfchland, nachden es ihm zu biefem 4 Be.
Zweck gedient; das naͤmliche auszuführen (welches
um fo leichter war, als er bier durch den Beſitz
der koͤniglichen Guͤter, welche in feinem Theil des
Reichs fo zahlreich waren, ale in Franken und Al⸗
kmannien, ohnehin ſchon die Uebermacht hatte), lag
flar am Tage, feitdem er nach zweijährigen anfangs
ungluͤcklich geführtem Kriege die Sachſen unterjocht,
und 1075 ſich mit ihnen verglichen, ihre Lnterwer-
fung aber auf eine faft unwuͤrdige Weife gemiß-
braucht hatte q). Die Unterdrüdten erwarteten ur
eine günftige Gelegenheit, das aufgelegte Joch wie⸗
bena sua ademerat, secundum principum suorum juris-
dictionem satisfaceret; ut relieta interdum Saxonia — et
jam alias regni »ui parties inviseret; — Postremo per De-
um rogaht, ut justa postulantibus sponte annueret,, nec
sibi magni cujasdem atque inusitati fatinoris necessitatem »
imponeret etc. Lambertus Schaffn. ad a 1073.
d) Rex eos (die Fürften ber Sachſen, velchen die Namens bes
Königs vermittelnden Fürſten verfprochen hatte, baß fie, wenn -
fie fich unterwerfen würden, weder an Leib, Leben und Freiheit,
noch an ihren Gütern gefchädigt, ſondern alsbald nach Ihrer
Unterwerfung wieder freigelaffen werben follten), principibus ,
suis singulis singalos, donec de eis communi consilio de- .
liberaretur, servandos commisit, et paulo post, rupto foe-
dere,' contemtis ominibus quibus se obligaverat jurisjurandi
vinculis, eos per Galliam, Sweviam et Bavariam, per Ita-
lim et Burgundiam deportari fecit: benefieia quoque eorum
militibus suis, quorum praecipue opera in bello Saxonico
usus faerst, distrikuit ete. Lambertus Schaffn. ad
a. 1075. Wie ungen ihm die Zürften gegen die Sachfen ge:
dient, und wie nur ber Zwieſpalt zwiſchen den Großen feibft
ihn gerettet und ibm den &ieg verfchafft, f. bei Lambertus
Schaffn. ad a. 1074. - ,
1
96 Dritte Petiobe. A. 888 — 1272.
A mne der ahjufhin, und die, weiche Heinrich bisher,
6 29.
am Theil nicht einmal aufricheig, gebient Gatten,
fuchten jene gleichfalls, um, eigener Sicherheit wegen,
von ihm abzufallen Moch in demfelben Jahre bil-
dere fich eine neue furchebarere Partei gegen Hein-
rich ©); die Gelegenheit, den offenen Kampf mit
ihm zu beginnen, gab er ihr felbft gleich darauf mir
zu viel Selbflvertrauen auf feine Mache.
—XRW
Durch Heinrich ſelbſt wurde Gregor VII. ge;
reizt, der Partei der Gegner des Koͤnigs durch das
Anſehen der Kirche Feſtigkeit, und ihren Unterneh
mungen durch feinen Beitritt den Vorwand eines
rechtmäßigen Widerftandes zu geben. Da Heinrich
hoch 1075 mehrere Prälaten ernannt und inveflirt
hatte, und feine ercommunicirten Raͤthe bebiele, lud
ihn Gregor, um diefelbe Zeit auch von den Sach⸗
fen und ihren Verbündeten aufgefordert, Fraft fei-
nes apoſtoliſchen Amtes gegen den Koͤnig, als der
des
«) Vita Henrici IV. Imp. (bei Urstisius Tom. 1. p. 382.).
De quo exilio alii (Saxonum) faga elapsi, alii propter pe-
cuniam a custodibus dimissi, dum ad patriam et domum
suam repedassent, recenti conjuratione se invicem obliga-
bant, ut parati essent ante mori quam denuo deditione
subjici. Sed et validior eorum- conjuratio facta est,. quia
nonnalli Longobardorum, Francorum, Bavaroram, Suevo-
rum data et sccepta fide, illis conglutingti sunt, qui Re-
gem bellis undique
11, Allgemeine Gefchichte. 1056 — 1272. 97
des Thrones unwuͤrdig Fer, zu verfahren "), 1075 6. 220.
(its December) nah Rom, fi) wegen ber ange:
ſchuldigten Verbrechen zu verantworten. Der, Rö-
nig antwortete durch den Beſchluß einer Synode
zu Worms 1076, welche Gregor VIE. als einen laſter⸗
haften und unrechtmäßigen Papſt feiner Würde ent⸗
fegte b); Gregor dagegen excommunicirte den Ko⸗
nig, erklärte ihn der Regierung verluflig und feine
Unterthanen des Eides ımb Gchorfams ledig. Dar:
auf faßten die Reichsſtaͤnde (Im October 1076) zu
Tribur den DBefchluß: über alle Befchwerden gegen
den König folle der Papſt auf einer Reichsverſamm⸗
lung ©) entfcheiden, immittelft jener fufpendirt, und .
wenn er binnen Jahresfriſt won Zeit der Ercom⸗
a) Die Yita Henriei IV. fährt in ber Stelle (8. 328c. Note e)
fort: Videntes autem repem bellis tangi posse, non dejici,
vexari, nun superari, quippe cajus robur adhat erat in-
expugnabile: ut vires ejus extenuarent, confittis conseri-
ptisque super eo eriminibus, quae pessima et immundissima
potait odium et livor excogitare, et quae mil scribenti.
et tibi legenti nauseam pararent, si ea pünerem, vera fal-
sis ıniscentes, apud Romanum pontifitem Gregorium VIl.
eum deferebant: non decere tam flagitiosum, plus notum
erimine quam nominc regnare; mexime cum sibi Re-
giom dignitatem Roma non constulerit, oportere Ro-
mae suum jus in constituendis regibus reddi, provi-
derent Apostolicus et Roma ex consilio principum,
eujus vita et supientia tonto congrueres honori.
b) Der König begleitete dieſen Beſchluß mit einem ſehr Heftigen
Schreiben, welches Urstisius Tom. I. p. 394. hat.
c) ie ſollte zu Lichte 1077 gehalten werden.
2. IL [73
8. 229
4. 230.
98. Dritte’ Periode. A: 888 — 1272.
mumtcation, won biefer dorch eigene Schuld nicht
losgeſprochen wäre, der Regierung verluſtig fen 9).
on 20.
. Die Schwierigkeiten, welche die Gegner Hein-
richs feiner Ausföhnung mis dem Papft in den Weg
Isgten, uͤberwand er zwar; aber ba der Papſt, auch
nachhem er den König nach übernommener Kirchen
buße =) vom Banne losgefprochen hatte, doch in
der Hauptſache, nach feinen früher aufgeftellten
Grundfägen, eine Unterſuchung anftellen und ent-
fcheiden wollte b), fo unserwarf Heinrich fein Schick⸗
d) Die dem Beſchluß vorauegegangenen Unterhandfungen ſ. bei
* Lambertus Schaffn. ad a. 1076.
a) Daß diefe (Note b und Stengel Geſch. d. fränk. Kaiſer 1.
S. 405 u. fi), bie man gemöhnlic als das anffallendſte in Gre⸗
gors Verfahren geltend macht, von bisfam fehr viel verliert, wenn
., man fie nach ben Anfichten ber Zeit betrachtet, iſt nicht zu der:
kennen; aber bag es babei zugleich auf eine Demüthigung Hein⸗
richs obgefehen war, ift darum nicht zu läugnen. Die Jialiã⸗
net fanden eine folche darin, nicht weil Heinrich fie Überhaupt und
felb in der Form leiftete, die der Papſt ohne Zweifel abficht:
lich ſtreng ‚gewählt hatte, ſondern daß ex fie dem. von ihm ab-
gefezten Papſt leiſtete. Stenzel a. a D S. 42.
b) Lambertus Schaffn. ad a. 1077. Venit ille ut jus-
sum fuerat, (Canossam) 'et cum castellum illud triplici
muro septum esset, intra secundum murorum ambitum re-
ceptus, foris derelicto omni comitatu, suo deposito culta
regio, nihil praeferens regium, nihil ostentans pompaticum,
nadis pedibus, jejunus a mane usque ad vesperam' persta-
bat, Romani pontificis sententiam praestolando. Hoc se-
eundo, hoc tertio die fecit. Quarto demum die in con-
specium ejus admissus, post-yulias hinc inde dictas sen-
‘
\ 8
1. Allgemeine Gefchichte. 1056 — 1272. 99
fol lieber der Entfeheidung der Waffen. Seine $. 220.
Regierung wurde von nun an ein fortwährender - .
tentiss, Als posiremo eonditionibus excommnnicatione
abselutus est, ut die et loco guemcungue papa designae
set, evocatis ad generale concilium teutonicis principibus
praesto esset, et accusationibus quae intenderentur respon- '
deret, ipso Papa, si ita expedire videretur, cognitore vau-
saram assidente, et ad ejus sententiam vel retineret re-
'gnam, si objecta purgasset, vel aequo animo amilteret, si
probatis eriminibus regio deinceps honore indignus juxta
eeclesiasiicos leges decerneretgr: nullam, aive retento ' N
sive amisso imperio, hujus injuriee vindiclam a quopiam
hominum in perpetuum exacturus ÜUsque ad eam autem.
diem, qua causa ejus legitime discnssa terminaretar, nalla
regii cultas ornamenta, nulla regiae dignitatis insignia sibi
adhiberet, nihil circa rerum publicarum adıninistrationem
jaxta eonsuetedinem suo jure !ageret, nihil quod ratum
fore oporteat decerneret: postremb praeter regalium ser-
vitioram exactionem, quibus necessario ipse et sui susten-
tandi essent, nihil regium nihil pablicum usurparet, omnes
etiem qui ei sub jarejurando fidem dixissent, ab hujus ju-
ramenli vineulo et conseryandae erga eum fidei debite
apad deum et apud homines Interim liberi expedilique
manerent. Rutbertum — et ceteros quorum consiliis se
remque publicam prodidisset, a sus in perpetuum familia-
ritate amoveret, ÖQuodsi purgalis quae objieerentur potens
eonfortatasque in regno perstitisset, subditas Romano pon-
tifici sermper dietoque obtemperans foret, et ad corrigenda
quaecungue in regno ejus contra ecclesiasticas leges prava
consuetudine inolevissent, consentiens ei et pro yirili por-
tione cooperator existeret, Ad ultimum, si quid horum
praevaricaretar, irritam fore hane, quae nunc tantopere
expedita sit, anathematis absolutionem. Quin immo jam
pro confesso et convicto habendum esse, nec ultra pro \
asserenda innocentia sua audientiam impetraturam, prin-
i regni omnĩ deinceps quaestione, cancta jurisju-
randi religione liberatos, regem alium in quem communis
electio consensisset creaturos esse. Daß ber Papſt auf der
[7*]
⁊
>
100 Dritte Periode. A. 888-1272...
4. 230. Kampf, den cr fowohl gegen die geiftlichen Waffen
des Papſtes, als gegen die Gegenkoͤnige gu be-
ſtehen hatte, welche ihm diefer und feine deutfchen
Feinde, zulezt fogar in feinen Söhnen, entgegen
ftelleen. Ex beftand diefen Kampf mit ausdauern-
dem Muthe, aber nur mit abtwechfelndem Gluͤck;
1084 fezte ihm ein von ihm beftellter Gegenpapft
die Kaiſerkrone auf, und 1085 ſtarb Gregor VII.
im Eril, faft noch bewundernswuͤrdiger im Ungluͤck,
als in der Zeit feiner Erfolge; feine beiden Gegen-
koͤnige und feinen Alteften Sohn Conrad, der ihm
Italien 1093 entriß und bis 1097 behauptete, uͤber⸗
febre er, aber 1105 verlor doch der alte Kaifer
noch die Krone durd feinen Sohn Heinrich V.,
und ftarb 1106 im Kirchenbann. Indeſſen gelang
Feinem feiner Gegner die volffändige Ausführung
ihrer Plane. Der Papft vermochte Feine Entfa-
Hung des Inveſtiturrechtes zu erzwingen; die deut-
fehen Großen vereitchten zwar Heinrichs Vergroͤße⸗
rungsplane, aber fie vermochten weder die Macht
feines Hauſes zu brechen, noch ihn und zulezt we⸗
nigftens feine Defcendenz vom Throne zu verbrän-
gen. Dennoch war auch dieſer Ausgang des Kam-
pfes folgenreich genug.
Erfüllung des Verſprechens der Uttermerfing unter ſeine Ent-
fheibung beftehen werde, fofern dieſe in Deutfchland ſelbſt und
anf förmliche Rechtfertigung erfolgen follte; hatte Heinrich
ſchwerlich erwartet.
11. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 101
§. 231. 4. 331.
Ein fo Fingwieriger und offener Kampf zwi⸗
fehen den oberſten Gewalten erfchitterte nothwendig
das gamye Gebäude der bisherigen Verfaſſung. Das
Auſehen des Kaifers lite Dabei ungemein, denn bie
öffenzliche Meinung war im Ganzen gegen ihre, weil
in der öffentlichen Meinung die Kirche niemals Un⸗
recht haben Tomte. Der Papſt gewann dagegen
was der Kaifer verlor, befonders weil der eigent⸗
liche Gegeuftand des Streites noch unentſchieden
blieb, und der Kampf alfo fortdauern mußte. Hätte
ſich dieſer gleich fo endigen Förmen, wie er fich im
dreizehnten Jahrhundert uber andere Beranlaffun- -
gen erhob und mit einem Sieg der geiftlichen Ge-
walt über die weltliche überhaupt endigte, fo wiirde
der Papſt ſtatt des Kaifers einen gefährlicheren
Gegner, die Fuͤrſten, erhalten haben; fo wurden
diefe von nun an feine entfihiedene Verbündete. Sie
ſtrebten nach einem Ziel, deflen eigentlicher Bedeu⸗
tung ſie ſich ſchwerlich klar bewußt waren. Sieht
man auf den Erfolg, welchen ſie erlangten, und
denkt man ſich dieſen als jenes Ziel, ſo war dieſes:
die koͤnigliche Gewalt zu einer Lehnsherr⸗
(haft herab zu feßen, und die Regierung in die.
Hände einer moralifchen Perfon, des Königs und
bes Reichs, zu legen. Ueber deren Bedeutung, fofern
der König für ſich dabei eigerie Rechte haben follte,
bat ſich erft in fehr fpäter Zeit eine feſte Vorſtellung
gebildet. Dennoch kann man auch von einem beſtimm⸗
102 Dritte Periobt. A SHE-MANTR _
4. 231. ten Ziel ihres Strebens forechen, dem bie Kaiſer
fränfifchen Stamms entgegen wirkten. Die lez⸗
teren wollten die bisherige Stellung der Stände
aufrecht halten und im Sinn der Carolinger regie⸗
ren. Von einer Unterwuͤrfigkeit dieſer Art hatten die
» "Stände ſich durch den Papſt gerettet geſehen, und
erkannt, wozu das Oberhaupt der Kirche gebraucht
werden. koͤnne; ihr Ziel war immer moͤglichſte Un⸗
abbängigfeit vom König, das des Papftes Unab⸗
bängigkeit der Kirche vom Staat, und wo mög-
lich Herrſchaft, nicht fowohl der Kirche als des
Papftes, uber die Staatsgewalt. Um insgefanmt
dies Zieh zu erreichen, hatten fie einen Theil des
Weges zufammen zu machen; erft nach der Schwä-
hung der Eöniglichen Gewalt fchied ſich ige Inter⸗
: de Es war alfo wohl fehr natürlich, daß bie
Behauptung, der Papft fen über dem Kaifer, bei
den Fuͤrſten leichte Eingang finden mußte, welche von
Gregor VIE ganz deutlich ausgefprochen wurde =).
a) Gregor VII, baute diefe auf weltliche Verhälmiſſe ſich bejies
hende Obergewalt auf biefelbe Stelle im Evangelio, welche auch
für den kirchlichen Supremat angeführt wurde. Ep. L. VIII,
ep. 21. fagt er, um bie Abfegung Heinrichs IV. zu rechtferti⸗
gen, in einem Schreiben an ben Biſchof Hermann don Me:
Quod autem postulasti te quasi nostris scriptis juvari ac
praemuniri contra illorum insaniam qui nefando are gar-
riunt, auctoritatem S. et apost. Sedis non potuisse regem
Henricum, hominem christianae legis contemtorem, eccle-
sierum videlicet et imperii destruciorem, alque heretico-
rum auclorem et consentaneum, excomununicare, Nec quem-
quam a sacramento fidelitatis ejus absolvere, non adeo
necessarium nobis, videlar, cum hujas rei tam multa ac
n Altgemrine @iefibichte:1036 1270.08
Fars! aſte zogen Ubrigeis die PÜNREn" ind ihrer 4. 231.
Verbindung mit dem Papfte den WVoethzeil / SB
Demtfchland ſchon "Bei der Wahl Herzog Nudolphs
von Schwaben für ein Wahlreich erkkätt wurde
Der Papft gewann dagegen eine indikecte Anerken ·
mg einer ihin zuſtehenden Böheren Gewalt / deirch
eine ausdruͤckũche Anerkknnung feiner Vefngiiiß über
die Kaiſerkrone zu diſponiren oder doch Bei’ ihrer
Vergebung zu concurrieen, wie er ſie bisher noch
—* documenta in segraruın nortpirgrem, Begipls
feperiantar. — Nam, at de multis papca dicamus, ‚quis
ignorat vocem’ domini ne aalvatoris nostri Jesu -Clnisti
‚ Alcentis. ie Bvangelio: Ta e Praros ete. +- Numquid setst
hic reges excepti? aut non sunt de ovibag Filius
Dei B. Petro commisit? Quis rogo in hac unlversali 'con-
cessione ligandi atque solvendi a potestate S. Petri se
exclusum esse existimat, -ıisi forte infelix ille, gei jugum F
domini. portare nolens diaboi sese, subjicit oneri, et in
numero Christi ovium esse‘ recasat? cal tamen hoc ad
miaeram libertberd nalen ;profivit, qund potzetatem Petzi
divinitas sibi concessam a superba cervice excutit, quo-
niam quanto eam quisque perelationem ferre abnegat, tanto
durius ad damuatlonem suam’ In judicio portat, Did Bes
hauptung, baf bei Papſt Könige abſetzen me, wird dann bis
ſtoriſch, durch Ausiprädze Älterer Päpfte, umd unter andern quch
ducch has Beiſpiel des Papſtes Zachatlas erwicſen.
b) Brunonis hist, beili Sazonlcl (bei Freher Tom, 1).
Hoc etiäte Ibl, consensu communi comprobatum, Romani
Pontifichs auctoritate est corroboratum, ut Rogla polestag
naolli per hereditatem, sicut ante fuit consuetudo, cederet,
” sed filius Regis, etiamsi valde dignus esset, per eleclio-
nem epontancam, quam per successionis lineam Rex pro-
veniret: si vero non esset dignus Regis Mus, vel ui nol-
let emm populus, quem Regem facere ‚velket, haberet i in
potestate populus,
0
\
-4DA Witte Periode. A. 888-1272.
4. 231. io erhalten hatte. Es wurde ihm ein Aufſichts⸗
recht über die Beſetzung des kaiſerlichen Throues
eingeräumt, wie er es nur über kirchliche Aemter
zeither ausgeübt hatte, War er nicht von ben Deuc-
ſchen ſelbſt aufgefordert: worden, ber die Wuͤrdig⸗
keit ihres Könige zu. urtheilend? war es nicht zu
ſeiner Amtspflicht gemacht worden, die Kroue nicht
auf dem Haupte eines Unwuͤrdigen zu laſſen? und
hatte nicht der Papft nach Rudolphs Wahll °), noch
beſtimmter aber bei der Wahl Hermanns von Lupem-
burg erklaͤrt D, ohne daß ihm König oder Marion
widerfprochen hätte, daß der. König ihm die Krone
verdanfe oder er doch den Wahl nn videſyrehen
befugt et |
0 6. 232.
⸗ . Indeſſen nahm der Kampf zwiſchen dem Papft
und den Fuͤrſten ouf der einen und dem Kaiſer auf der
9. Surch bie Ueberſendung einer Krone mit ber JInſchrift: Peur
dedit Petro, Petrus diadema Rudolſa.
' Wegen ber Mahl eines neuem Könige nach Rubolphe Tode
ſchrieb Gregor feinem Legaten: nisi enim ita obediens et
sanetae ecelesiae kumiliter devatss ac atilis, quemadno-
dum christienum Regem oportet, fuerit, dubio ei
non modo aancta ecclesia non ſavebit, se eliam contra-
dicet (Greg. VII, Epist. L. 9. ep. 3.). dr Eid, den ihm
Hermann leiflen mußte, lautete baher auch dahin: ſidolis ero
ab hac hora. B, Peirp ejusque Vicario — per veram
obedientiam, — et eo die, quo illum primitus, videro,
fideliter per manus meas niles S. Petri et ejug efficiar.
(Concil, ed. Labbs Tom, 10. p. 279,).
D. Agemeine Gefchichte. 1056 1272.105
anderen Seite unter Heinrich V. cine unerwartete €. 332. -
Wendung Es gelang dem Kaifer, ungeachtet der |
Stürme, die auch er gegen feine beiden Geguer ju
befichen hatte, den Inyeſtiturſtreit durch einen Ver⸗
gleich, geſchloſſen zu Worms 1122 mit Papft Ca-
lixt II, (Concordatum Calixtinum), auf Bedin-
gungen zu enbigen, bie wenigſtens die politifche Ab⸗
hüngigfeit der geiftlichen Reichsſtaͤnde fiherten +)
Nach diefen folte: 1). der Kaifer die canonifche
Freiheit ($. 101.) der Bifhofs- und Abtswahlen
hinfuͤr durch Feine eigenmächtige Ernennung flören,
andy feinen Meugewählten mit Ring und - Stab
($. 190.) inveſtiren; dagegen aber 2) jede Wahl -
im deutſchen Meich in Gegenwart des Kaiferg oder
feinee Abgeordneten, jedoch ohne Simonie vorge:
nonmmen werben, und wo fie zwieſpaͤltig wäre, ber
Kaiſer dem beiftehen, für den ſich Metropolit und
Bifchöfe der Provinz erklären würden. 3) Der
Gewählte folte von dem Kaifer. die Regalien
dur den Scepter empfangen, und was ihm ver-
möge derfelben obliege, erfuͤllen, jedoch bei Stiftern
außerhalb Deurfhland der Conſecrirte dazu. eine
Friſt von 6 Monaten haben d). Der Einfluß,
3) Die Unterbandtungen fiber das Inveſtiturrecht wehrend dee Rus
gierung Heintichs V., und bie urſachen warum das Concordat
fo günftig für ben Kaiſer ausfiel, f. bei Pland a. a. D.
SH. 4, Abih. 1. ©. 359 u. f. und Stengel (Rote c), .
b) Die Urkunde felbft befigen wir nirgends vollſtändig nach einem
Oxigiual. Am wenigſten verfälſcht has fie, wir es ſcheint, das
106 Dritte Petiode, A. 88B— 1972.
$. 333. welchen hlernach der Kaiſer auf die Wahl behielt,
war allerdings weniger ale das Inveſtiturtecht nach
der bisherigen Prapis. Aber in der That mar auch
diefe gegen die Kirchengeſetze. Der Papft aber gab
Dagegen den Erfolg auf, den Eregor VII. Bei gänz-
licher Aufhebung des Inveſtiturrechts erhalten ha⸗
ben wiirde (S. oben $. 228b. Mote a), Das
Lehnsverhaͤltniß, welches diefer fprengen wollte, blieb.
" Um die bloße Ceremonie war es ihin nie zu thun
gewefen e).
Chron. Ursperg. ade, 1123. Die erſte Häffte berfelben hat
am beftn Baronius Ann. ad a, 1193; aus ihm, Boltuft
and andern ergänzt bat das Ganze Sohmaufs Corp. jur.
publ. Nr, 2. Die Hauptſtellen find biefe: Ego Heinricus —
dimitto Dep et S. Dei Apostolis, Petro et Paulo, Sanctae-
que Cntholicae Eoclesise omnem Investituram per annu-
lum et baculum, et concedo in omnibus ecclesiis (quae
in Regno vel Imperio meo sunt) fieri eleitionem et li-
beram consecrationem,. — Ego Callistus — Hentico —
Romanorum Imperatori Augusto, concedo, Electiones Epi-
scoporam et Abbatum Teutonict Regni, quae ad Regnum
N ‘pertinent, In pmmesentie Tua fiert, absque Sirmpnia et ali-
. a violentia; ut si qua inter Partes discordia emerserit,
‘ Metropolitani et Provinolalium conailio, vel ludicio, sa
niori perli assensım et auxilium praebeas. ELectas au-
‚tem Regalia per sceptrum a Te recipiat, exoeplis omni-
bus, quae ad Romanam Eecclesiam pertinere noscuntur;
et quae ex his jure Tibi debet, facist. Ex alils vero par-
tibos imperii consecratus, infra sex inenses Regalia per
sceptrum a Te reoipiat.
e) Siemonbdi findet es auffallend, daß man bas einfahe Mittel,
den Streit über bie Inveſtitur durch Veränderung ber Symbole
R \ ſchlichten, nicht früher angewendet habe. Er muß ganz fiber:
ſehen Haben, daß Heinrich V. der Inveſtitur entſagen wollte,
11 Althemeine Geſchichte 1056 — 1272, 107
6 2333.: — 4233.
Unter dieſen Umſtaͤnden beta das neue Sy⸗
flem der Verfaſſung, das ſich allmälig bildere, doch
eine andere Geftale als es nah dem Plane Gre⸗
gors VIL erhalten follte. Und eine für den Kai
fer noch weit vorcheilgaftere würde es erhalten ha⸗
ben, wenn bie Fortfekung feines Kampfes gegen
den Papft und die Fuͤrſten nicht gerade in bie Zeit
der Kreuzzuͤge a) gefallen wäre. Schon das war
in dem Umſtande, daß der ritterliche religiöfe Sinn
des Zeitalters gerade diefe, freilich laͤngſt vorberei⸗
tete Richtung erhielt, für den Kaifer höchft nad. -
theillg, daß der Papft an der Spike diefer Un-
ternehmungen ftand, die unter feiner Autorität, auf
fein Gebot, unter feiner vielfachen Leitung und Mit
würfung begonnen und vollführs wurden. Die Kal
wenn bie Kirche alles zurückgäbe, was fie feit Karls des Br.
Zeit vom Reich erhalten habe. S. Stenzel Geſch. der
fränf. Kaiſer B. 1. S. 632 u. f. Bon den Spmbolen iſt
freitich auch die Rede (a. a. O. ©. 673.), aber dieſe waren
nur Der Borwand.
a) Die wichtigſten abenbländiſchen Duellen für bie Geſchichte ber
Kremgüge enthält Jac. Bongarsii Gesia Dei per Fran-
cos. Han, 1611. 3 Tom. fol. (&. auch Meusel bibl. -
hist, T. 2. p. W.). Dazu: Medii aevi glessaria et com-
mentaria ad scriptores Bongarsianos bei Ludewig rel; mscr.
Tom, 3. Mailly lesprit des croisades., Amst, 1780, .
4 Voll. 13. Fr. Willen Geſchichte bes Kreuzzüge 5 Thle.
Leipzig 1807 u. f. 8, 9. H. 2, Heeren Verſuch einet Ents
wichtung ter Kolgen ber Ereuzzüge für Enropa. (Deflen kleine
Schriften 3. 3.) Göttingen 1808, 8,
—-
108 Dritte Periode. .A..888— 1272.
4.359. fr ſehbſt, welche an den größeren Heerzůgen Theil
nahmen 5), erfchienen dabei weit weniger in der Ei-
genfchaft eines weltlichen Oberhauptes der Chriſten⸗
beit, als in der einer dem römifchen Stuhle unger-
geordneten Macht, Der Papft hingegen übte bei
biefer Gelegenheit fo viel Acte feiner Autorität aus,
daß niemand zweifeln konnte, er fey in jeder Hin⸗
ſicht dag ſichtbare Oberhaupt der chriftlichen Welt.
Aber der Kaifer. verlor durch dieſe Kreuzzuͤge auch
außerdem die Unterflügung ber Clafle von Men⸗
fehen, die gerade am fefteften an feinem Intereſſe
bieng. Der außerordentlich zahlreiche, zum großen
Theil vermoͤge der vielfältigen Zerfplirterung Des
Familiengutes, wenig begüterte Adel, und ein gro-
Ger Theů der Nicterſchaft ($. 241,), Hatte bisher
hauptſaͤchlich in feinem Dienft Ehre und Unterhalt
gefunden; jezt bezeichnete er fi mit dem Kreuze
und zog in den Orient, eben fo fehr von der Hei⸗
ligkeit und Gottgefaͤlligkeit ferner Handlung uͤber⸗
‚b).An dem erften Kreuzzuge 1086 nahmen aufer den Lothringern
wenige Deutfche Antheil. Bei der weiten Hauptunterneheiung
4147 war dagegen K. Conrad III., und bei ber dritten 1189
"R. Friedrich J. mit einem fehr großen beutfchen Heere. Den
vierten Hauptzug unternahm 1228 Kaifer Friedrich II. allein.
Unter den unzählbaren Schaaren von Wallfahrern und SRries
‚gem, bie zwifchen ben fünf Hauptzügen, weiche man gewähn:
lich unterſcheidet, nad) dem Hrient firömten, waren aber auch
eben fo vief Deutfche ale Kreuzfahrer aus andern Nationen,
namentlich viele deutſche Fürſten, bie den Bug mit gröfleren
Heerhaufen unternahmen. So war Conrad III. ſchon fefiher
in Paläfting gewefen, einen folhen Zug that 1219 Graf Wil:
helm von Holland u. a. m.
11. Allgemeine Sefchichte. 1056 — 1272. 109
saugt, als durch Die Ausſicht anf den Erwerb gro 6. 233.
ber Beſitzungen, die er den Ungläubigen entreifen
wurde, gereizt. Das Gut, das er in feinem Bas
terlande zuruͤckließ, Fam durch Kauf, Verpfaͤndung,
Confolidation dder Erbgang, mei in. die Hände
der geiftlichen und weltlichen Fuͤrſten, die, wenn fie
auch ein Opfer der Kreuzzuͤge wurden, ihren Plan
doch nur verließen, um ihn anderen chen fo maͤch⸗
tigen einzuräumen. Zugleich wurde durch den Ver⸗
luſt der großen Menfchenmafle ‚aus den niedern
Ständen, welche die Kreuzzuͤge wegrufften e), die
Ausbildung des dritten Standes in den Städten _
aufgehalten, befonders in Deutſchland, wo er fih
langfamer entwidelt hat als in andesen Ländern. Erſt
die Theilnahme diefes Standes an einem neuen Sy⸗
ſtem der Berfaflang, Fonnte aber demſelben eine feſte
dem fortſchreitenden Beitgeifte angemeffene Grundlage
geben. Dagegen gewannen die Fürften durch eben biefe
Umftänbe deflo mehr. Don einer Menge unruhi⸗
ger Vaſallen und abelicher Einfaflen ihres chema:
ligen Amtsſprengels befreit, konnten fie ungefibreer
an der Befeſtigung ihres Syſtems einer anferge‘
ordueten Hoheit arbeiten, zu welchem fi fie die
Ereigniſſe von ſelbſt hinfuͤhrten
$. 234. J 4. 2342.
Zueeft verdient hier von jenem Syſtem der
neuen Verfaſſung das veränderte Verhaͤltniß der
ec) S. Herren a. a. O. &. 68:1. f.
!
110 Dritte Periode. A. 888— 1272,
. 4a. weltlichen Herren zur Krone in Betracht gejogen
zu werden, weil es der Politik der Kaiſer, welche
auf die fraͤnkiſchen Könige folgten, nothwendig eine
andere Richtung geben ‚mußte. ¶ Herzogthuͤmer und
Grafſchaften waren im Laufe des lezten Jahrhun⸗
deres nun ganz entſchieden erbliches Eigenchum
jedes Gefchlechts geworden, das während Diefer Zeit
in Beſitz derſelben gekemmen oder geblichen war.
Dadurch veränderte ſich
L der ganze ehemalige Begriff einer Graf
(haft, die fonft ein. Amt und Fein Landesdiſtrict
geweſen war, jest aber einen gewiſſen Bezirk,
deſſen Beſitzer gewifle Nechte zuftanden, (ein ter-
ritorium) «) bezeichnete. Der erfle Schritt dazu
wer bie Aufloͤſung der Gauverfaſſung gerwefen, jene
Erblichkeit der Aemter vollendete das Ganze, und
verwandelte den Beamten in einen Gewalchaber mir
einer gewiſſen Selbſtſtaͤndigkeit. Die Erblichfeit der
Beneficien überhaupt ==) veranlaßte zucrfl, daß Al⸗
lobium und Benefidum des Beſitzers als cin Gan⸗
ges Wetrachtet wurden; wenn biefer num zugleich ge⸗
wife Amtsrechte erblich auf die übertrug, die ibm
eis Erben in jenen Guͤtern folgten, fo war es fee
natürlich, daß man fih allmaͤlig diefe Rechte als
„auf dem Gute haftend, und chen darum auch
a) Im Sinm der Privilegien $rierihs I. S. unten 9. 2347.
Freilich nicht in dem Sinn, den man im funfjepnten Jahrhun⸗
dert dem Territorialrecht unterzulegen anfieng.
S. hierüber unten, das deechtehien
H. Aigemeine Geficte 1056 — 1278. 4
die, über welche dieſe Rechte ausgeuͤbt wurden, als 4. 234.
zu dem Gute gehoͤrig dachte. Bei weitem nicht
alle Perſonen, welche ſeit dem eilften Jahrhundert
unter der Benennung Grafen vorkommen, befaßen
aber eine in ihrem Geſchlecht erblich gewordene Gau⸗
graffchaft über den ganzen ehemaligen Bau, fo weit
er niche durch Eremtion des geiftlichen Guts und
der Reichsvogteien ($. 234b) aufgehört hatte, einen
Amtsſprengel auch für diefe zu bilden; die größere An⸗
zahl der Grafen befaß blos Herrſchaften und einzelne
Stufe des ehemaligen Amtsſprengels mit Grafenge-
walt. Dies Berhälmiß entſtand theils 1) dadurch, daß
die Biſchoͤfe in den ihnen uͤberlaſſenen Gauen ober des
ren Ueberbleibſeln, die Grafſchaft, wenn ſie ihnen erle⸗
digt uͤbergeben worden war, nach Willkuͤhr verge⸗
ben konnten b) und fi daher leicht bewegen ließen,
die Grafenrechte über einen Theil des Amtsſpren⸗
gels, und namentlich über die eigenen Herrſchaften
eines Herrn diefem zu Lehen gu geben, wenn er da-
gegen fich dazu werftand, feine Herrſchaft oder and
nur einzelne Stuͤcke derfelben dem Stifte zu Lehen
aufzutragen; fie entfchloffen fi wohl noch was
beträchtliches „von Stiftsgusern als Lchen dazu zu
legen ($. 222. Mote f), wenn es ihnen darum zu
thum war, einen ſolchen mächtigen Dieuſtmann zu
gewinnen e). 2) Gleiches Verhaͤltniß trat bei den
b) Dies war keinetwegs immer der Fall. S. oben ß, 22. E
c) Der Urfprung biefer Verhälmiſſe des Grafenſtaudes reicht fo
bed, hinauf, daß es ſelten möglich if, ihren Yufang ucfmds
#13 Deitte Periode. A. 888— 1272.
8. 234 a. weltlichen Reichsbeamten mit Fuͤrſtenrechten 6. 221.)
in Anfehung des Herrenftandes ihres Amtsſprengels
ein ); endlich 3) konnte der Kaifer einzelne Herr
ſchaften erimiren und Ihnen den Grafenbann leihen,
wobei nicht einmal immer die Herrſchaft dem Reiche
zu Lehen aufgetragen wurde. Viele einer wahren
Gaugrafſchaft untergeordnete Grafſchaften find auch
wohl nichts anderes als verliehene Verwaltung bes
Grafenamts Namens des Gaugrafen (MBicegraf-
haften), ein Verhaͤltniß, das fehr natürlich bei den
» großen Gauen aus den verfhiedenen Dingſtaͤtten
hervorgehen mußte, an welchen das Gaugericht ge⸗
dalten n wurde P 419) dd), Im Gegenfaß ber
Gra⸗
| — Air · der acherſe Sewen liegt In den jahirei⸗
chen Vaſallen des Herrenſtandes welche die Stifter hatten, und
imn ſpäteren Lehenereverſen. S. z. B. ben Lehnsrevers bes Bra:
fen Jobann von Sayn Aber feine trierifchen Reben bei Lünig
- Corp. jar. fend, Tom..1. p. 1431.
d) Ein Beiſpiel kann ber Herkenfiand in Bhleingen und in ben
Theil des Braunſchweig⸗ Luneburgiſchen Landes geben, ber das
jegige Ealenbergifche ausmahıt. Mit dem urfundlichen Anfang
dieſer Verhättniffe iſt es freilich, wie bei dem geiftlichen Für:
Renflande. ©. auch &. 238. Note a. Nro. 4.
aa Die Beyeichnumg der Graffchaften als etwas, das vom (Ban
verſchieden feh (3. 1. &.463.464.), }. BB. forestam in pago Be-
, „strissa in Comitatu Sigefridi Comitis (Dipl. Henr. TUI. imp.
2.1048 bel Horinayr Beitr. zur Geſch. von Eurol Urf.6. S. 77.)
erflärt ſich wohl nicht felten aus dieſem Verhältniß. Doch mag
die Formel ſich Auch darauf beziehen, daß der Gau fortwährend
“: Wne durch natürliche Gränzen eingefchloffene Gegend bezeichnete,
die mit ben politifchen GBeängen immer ſeltener übereittrafen.
“
11. Allgemeine Sefchichte. 1056 — 1272. 113
Graßen, bie eine ſolche lehnbare Erafſchaft befaßen, 4 2344.
wird von · denen, welche die wirkliche Gaugrafſchaft,
wenn auch noch fo fehe durch: Eremtionen gefhmä
lert, als urſpruͤngliches Reichs amt verwalten, der
Ausdruck comes provincialis, . Landgraf, feit dem
zwölften. Jahrhundert gebraucht; als fie ſpaͤterhin
von ber Gewalt der Herzoge frei wurden, zählteman
ihre Graffebaften in der Kegel auch zu den Fahne
hen, weil fie als Reichsbeamte wie die Herzoge den
Seerbann hatten, und fie felbft zum Fuͤrſtenſtande
($ 2:) Die Graffhaften im Gegenſatz jener
wahren Meichsämter, waren vermdge jener Entſte⸗
hung immer ein Aggregat eimelner Herrfhaften und
Stuͤcke von Herrſchaften ind einen ehemaligen Amts⸗
fprengel, zum Theil Allode, zum heil Lehen 'ver-
ſchiedener geiftlicher und weltlicher Herren, und. wur-
den nur dadurch zu einem Ganzen verbunden, daß
fie von einem Herrn erblich befefles wurden e).
Hieraus erklaͤrt ſich, warum es von. mım-am bei
den Grafen uͤblich wurde, ſich nicht mehr nach dem
Gau zu namen f), in welchem ihnen die Grafſchaft
zuftand, fondern nad) dem Hauptgute (mochte es
Allodium ober Lehen feyn), auf welchem nach der
jegigen Vorftellungsweife die Grafſchaft haftete. Und
eben darum nannten fich viele eble Herren, fett Jahr⸗
hunderten im Veſite von Graffchaften, nicht ein⸗
e) Vergl. unten 9. 300.
N) S. oben 9. PRQ Note ms ’
IL . (8]I
114 Dütte Periode. A. 888— 1272.
$. 254m mal Grafen, fondern vbegeichneten / blos ihren Stand
durch den Beiſatz nobiles, oder liheri domini, und
nannten das Gut, auf welchem die Graflchaft. haf⸗
tete; damit war ihre Grafſchaft ehenfalls be⸗
zeichnet 6). Daher heißen in einem gewiſſen Zeit-
8) Eben dieſe liberi domini heißen dagegen häufig In anderen
Urfunden Comites, zum 'Zeicyen, daß fie die Graffchaft würk⸗
Uch Wefoßen,; umd auch bid-Woreltern derjenigen, deren Staumm
‚man, in..früßere Reiten hinauf verfolgen kann, kommen als Gras
‘ . fm vor. Bon dem hohenlohiſchen Haufe, beffen Geſchichte für
die VBerhättmiffe der Grafen Im’ Mittelalter überhaupt eine der
‚ kehereichien iſt; begeift dies Hanfelinanı In feinem biples
matifchen Beweis, Def dem Haufe Hohenlohe tie Ranbes:
hoheit "nicht in dem’ fögenannten großen Interregno zu heil
"geworden, . fonbern‘denfelben "Thon lange vorher zugeftanden.
- Kfirnderg 4751. fol & 15:0. f. 56 HM daher andy eine
‚ ‚ganz unrichtige Borftellung wen man bie zahlreichen Oynaſten
Deuiſchlande filt einen del hält, ber feine Lehen befeffen Habe,
. amb. bie Nechte der Grafen’ oBıre. kaiſerliche Eonceffton in
; „eigenem Namen ausgeübt habe. Schon der Sadyfenfpfagel (f.
OT unten das Rechtsfpften) wiberlegt diefe Meinung, und man darf
"ar wiſſen, daß unfere jetzigen deutſchen Kilrfteridätfer größten:
u. theils, non ſpichen Vpnafter. abfkamımen, um. fich vom Kegen:
theile völlig zu Überzengen, Auch Ift nur fo viel zichtig, daß
dieſe Dynaften iften Namen meift von großen "Allobialgütern
bernähmen, hingegen If es falfch, wenn man glaubt, bafs fie
. mit Kalfer und Reid). in keiner Lehnsverbiudung ‚geftanben hat⸗
- tn. S. j. 8. bie Urkunden von K. Friedrich II. Über bie
° 3 Neichdiehen, bie Wottfrieb “ton Hohenlohe zu feinee Entfchäpis
gung cebirt erhielt, kei Hanfelmmann a. Dı S. 388 m. f.
‚Der Neme liber dominus founte daher auch von euer. Perfon
geführt‘ werden, die gar fein bedeutendes Mllobe beſaß, wenn
18T. glaich Wiefer Fall ſattn vorkommen mochte, und es ift Überhaupt
ganz irrig, wenn man biefen Ausdruck auf bie Freiheit ber We:
figung zieht, ba er blos von ber Freiheit bes Standes gebraucht
wird, und nur ben Gegenſatz bes Adele, der mit einen Fürſten⸗
amte verfeben ift, und bes niederen Adels ausbrüdt, wie bie
IL. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 115
raume b), Dyn aſten ober liberi domini die Ahn⸗ $. 2ha.
herren von beinahe allen den Käufern, die fpäterhin
wieder als gräfliche erfcheinen.
II. Das Herzogthum blieb zwar en Amt,
auch nachdem es erblich geworden war, weil es in
feiner fo engen Verbindung mie gewilfen Guͤtern
ſtand, als die Graffchaft, aber das echt, zum
Reichsdienſte aufzubieten, nahm in Abſicht der klei⸗
neren Herren und Vaſallen allmaͤlig die Geſtalt
einer Lehnsherrlichkeit an !). Bei den größeren,
Theorie der Nechtsblicdher von ben Heerſchilden beweiſt. &. uns
tem das Rechtsſpſtem.
b) Diefer Zeitraum geht etwa vom eilften bie yum Ausgang bes
funfjehnten Jahrhunderts. Der Grund, warum die Dynaflen⸗
familien feitdem den gräflichen Titel wieder ammahmen, fag im
der Nothwendigkeit, fi) von dem nieberen Mbel durch einen
enden Zitel zu umterfcheiben, ſeitdem dieſer das Prädicat bes
Adels gleichfalls erhielt, das fonft nur dem hohen Adel eigen
geweſen war.
5) MS Bernhard von Anhalt das Hechogthum Sadıfer erhalten
hatte, war das erſte, was er in dieſer Eigenfchaft that: nobi-
liores terrae adesse praecepit, us receptis ab eo benefi-
eiis suis, hominium ei facerent, et fidelitatem, ei per aa-
eramenta facerent. Arnoldi Lubec. Chron. Slav. L. II.
für die zum Herzogthum erhobene Markgrafſchaft Defterreich :
Dux Austriae resignavit nobis ducatum Bavarlae et dictam
Marchium (Austriee) quos tenebat. (ua reaigatione facta,
mox eundem ducatum Bavariae in beneficium contulimus \
duci Saxoniae; praedictus wero dux Saxoniae cesait et re-
nunciavit omni jurl .et aclioni quas habebat ad dictam
Marchiam cum omnibus suis juribus et beneficiis. Für
Paſſivlehen kann man biefe Beneficien nicht halten, denn bie -
tounte Heinrich als Herzog von Vaiern mit ber Markgraffchaft
116 Deitte Periode. A. 888— 1272.
$. 234 4.
den. Pfalggrafen , Markgrafen und Landgrafen,
konnte es nicht wohl dahin kommen, denn fie ſtan⸗
den in zu vielfacher unmittelbarer Beruͤhrung mit
Kaiſer und Reich, als daß die Anſicht ngfuͤrlich
geweſen wäre, fie als Vaſallen des Herzogs zu be-
trachten, svenn fle ihm auch wie jene im Reiche:
dienſte folgten. Defto eifriger arbeiteten aber auch
3b
die weltlichen Herren num mit den Geiftlihen, das
Herzogthum zu fprengen, und fich felbft die Beute
davon zujueignen. Man darf nur die Geſchichte
des Herzogs Magnus von Sachſen unter Hein-
rich IV. mit dee Geſchichte der Welfen vergleichen,
um fich gu überzeugen, daß jezt nicht mehr die Koͤ⸗
nige allein, fondern auch die Magnaten, die Ver-
nichtung der Herzogthuͤmer wollten.
| 6. 234b,
Gleichzeitig mit der Epemtion der, geiftlichen
Immunitaͤten von ‚der Gewalt der Grafen verfüg-
ten auch die Kaiſer die Befreiung Föniglicher Herr:
ſchaften und einzelner Gemeinheiten von der Gewalt
der Grafen als ordentlicher öffentlicher Beamten,
welche Bier an einen Reichs vogt, advocatus im-
perii, übergieng. Der erfte Keim dazu ſcheint fchon
in carolingiſchen Einrichtungen zu liegen (B. 1.
in bir Mark an der Ens nicht verbunden haben oder auſpre⸗
dyen, denn weder er felbft noch fein Bater, bon bem er feine
Anſprüche berleitete, waren jemals Markgrafen getvefen, seht
aber gehörte diefe Mark in ihr Fürſtenami.
11. Allgemeine Geſchichte 1056 —1272.117
6. 171. Nro. 1). Fir das Daſeyn der Meichs⸗
vogteien in jenem Sim, wenigſtens zur Zeit dee
Ortonen, fpricht =), daß es unter dieſen von der Gra⸗
fengewalt erimirte, dem Kaifer unmittelbar unter
worfene Städte gegeben zu haben feheint. Unlaͤug⸗
bar wird aber jenes und der große. Umfang der
felben, durch Documente ber fpäteren Zeit, in vod-
den man nur noch die Bruchſtuͤcke des urſpruͤng⸗
lichen Ganzen benannt finder b). Der Kern einer
ſolchen Reichsvogtei wurde durch eine Faiferliche
8: 2346.
+
Burg oder Pfalz gebilder, auf weichen der Sitz des
3) Ju Ottonis II. dipl. a. 974, bei Zyllestus defensio Ab-
bat. S. Maximini (1638) p. 26. und in zwei andern Urfuns
den Ouos III. und Heimrichẽ IL a. a. D. S. 37 u. 29, wer:
den civitstes imperiales und praefectoriae unterfdärben, wel:
ches ſich auf die Beſetzung ber Bogtel burch Reichsbogte und
bifchöfliche Vogte zu — ſcheint. S. Zeitf chr. für ger
ſchichti. echtem. 8.1. ©. 297,
b) S. dos Saalbucd der Burg zu Nürnberg in ber Histo-
via Norimb. dipl. &. 3 u. f. Die große Reichedogtei, des
sen Gig Nürnberg war; ſcheint befonders aus den Trümmern
des oftfränfifchen Markgrafſchaft und Pfalzgrafſchaft entſtan⸗
den zu ſeyn, weiche in ben erſten Jahren Heinrichs IV. einges-
zegen wurde. ©. oben ©. 54. 56. Bieles von biefaı Büten:
mag als Erbgut an bie Hobenftanfen gefommen ſeyn ($. 236.).
Das Herzogthum Franken, das Ihnen einige zufchreiben, kann
Höchftens für dieſes von ihnen als Neichsobgten verwaltete
Neichtgut gehalten werden, Denn Herzoge von Zranfen im
gewöhnlichen Sinn ($. 221.) find fie nie gemein. &. Stumpf
HR. Archiv für Franfen, Heft 2. 1804. ©. 5 u. f. Sehr
ſchtzbare Beitrãge zur GBefchichte ber Meichsnogteien enthält:
die Entfiehung bes Neichsfiabt Frankfurt und ihrer Bewohner,
vn J. €. ». Sina, ger Baur von Efeued, Beanfi.
1819. 8.
/
. 118 Dritte Periode. A. 858 — 1272,
* "20h. Dipevagis war, und gu welcher nice bios Fänig-
liche Herrſchaften und Städte, fondern auch ander
Gemeinden freier Leute gezogen wurden. Seit ber
Enntfſtehung folder Vogteien ergaben ſich auch wohl
freie Gemeinden freiwillig in eben dem Sinn an
das Reich e), in welchen fie ſich ſonſt einen Schutz⸗
herrn gewaͤhlt hatten, weil es ſeit der Aufloͤſuug
der Gaugemeinden ($ 2240. ©. 78) einen Vor.
theil gewaͤhrte, in engerer Verbindung mit dem Reiche
zu bleiben. Der Reichsvogt blieb ein Beamter,
während ber Graf feine Amtsgewalt zun Eigen-
thum machte; aus den Reichsvogteien bezog ber
Köntg fortwährend die hergebrachten Einfinfte, waͤh⸗
vend fie in den erblich gewordenen Amtsbezirken gro-
Gentheils an den Meichsbeamten übergiengen; auf
dem Daſeyn diefer Meichsvogteien berußte daher
(een ganz vorzüglid die Seibfiiännigfet der
Könige.
6. 235.
Bei diefer. Lage der Dinge bedurfte es nur
einer Mugen Benutzung der Umflände, um denfel-
ben Zweck, den NKeinri IH. und IV. durch Er-
werbung ber herzoglichen Gewalt für fich felbft hat⸗
sen erreichen wollen, durch ein anderes Mittel zu
e) In diefem Siem bemerfs Friedrich IL in einen Uefunbe von
1340 vom ber Gemeinde in Schwpz: Sponte nostrum et im-
peril dominium elegistis. ©... u Mülters Gefch. ver
Schweiz. Eidgen. 3. 1. 6. 423.
IL Allgemeine ®efchicjte.4056-— 1272. 149
erlongen Der Koifer, -wenm-er ine fb-größt'änf s. 235.
Neichevogteien gegründete Macht befaß als die frän-
kiſchen Kaifer noch gehabt haben müflen,. durfte nur
die Herzoge und die übrigen Fuͤrſten (&:-52): den
Biſchofen und Grafen vollends aufopfern, um eines
Uebergewichts über jene gewiß zu ſeyn, welches den
Maaßregeln feiner Megierung, die durch die Macht
der Fürften zu fehe gefährder wurden, ‘die fir fein
Wohl und ftir den Staat und die gemeine Frei-
beit gleich nothwendige Kraft gäbe. Und daß bie
Krone in die Hände eines Haufes fommen werde,
das mit jenen felbft noch eine angeerbre Macht
verbinde, war nach dem Erloͤſchen des fränfifchen
Mannsfammes mit Heinrich V. gewiß, es gab nur
drei ohngefähr gleich maͤchtige Familien, aus‘ denen
man den neuen König nehmen Fonnte, Der Grund⸗
fat der Wahlfreiheie der Fuͤrſten war noch zu neu
und unbefeſtigt, um nicht durch eine Reihe langer
und glücklicher Regierungen wieder umgefloßen zu
werden, wenn es nur dem neuen Königshaufe ger
lang, fih auf dem Throne eine Zeit lang duͤrch
Wahl zu erhalten; ließ fich die Krone wieder erb-
li) machen, fo erhielt die Entwicklung der Ber:
faflung um fo mehr eine nene Michrung. one
Häufer waren das Hohenflaufifche *), das Supp⸗
a) Graf Feledrich (von Staufen) aus einem ſchwabiſchen edlen
Geſchlechte (Otto Frising. de gestis Frider. I. Imp. L. 1.
Cap. 8. Comes Friderieus — ex nobiliesimis Sueviae
Comitibus originem trabens, in castro Steyphe dicto co- .
⸗
120 Dritte Periode. A: 888-1972;
8. 2335, luchursiſche b), und bes Welſiſche e) Dem fe
loniam posuerat) legte ben Grunb zu ber mohht feines Saufer
Bon deintich IV. erhielt ex 1079 das Herzogthum Schwaben
“sad .beffen Tochter Agnes zur Gemahlin. Nach feinen Tode
1105 blieb das Herzogefum feinem Sohne Friedrich, welchen
Heinrich V. in den ftürmifchen Zeiten feiner Regierung die Er:
. > Baltung feines Uinfehens als König und feiner’ Nechte als In⸗
baber des Reicheguia und angeſtaamuer Erdgiter in Franken
verdantte. (Otto Frising. 1. c. Cap. 12,- 14. Ipse
enim (Fridericus) — totam provinciam a Basilea usque
.—_ Mogımtiam — ad auaın inclinavit volantateım ; nam semper
secundyım alveum Rheni descendens, nunc castrum in ali-
guo apto loco aedificang, vicina quoque ceegil; nunc iterum
. procedens relicto priore alind manivit, ut de ipso in
proverbio diceretur: Dux ‚Fridericus in canda equũ sui
semper trahjt castrum). Wenigſtens bag fränkifche Erbgut
. tonnte ben Brüdern Conrad und Friedrich’ von Hohenſtaufen
nicht ſtreitig gemacht werben, und ſchon dieſes allein ($. 236.)
mit dem Herzogthum Schwaben verbunden, genügte, das hoben
ſtaufiſche Haus zu den mächtigften zu erheben.
b) Das Herogthum Sachſen war feit Dtto bem Großen Bei ben
billungifchen Haufe geweſen, welches mit Herzog Magnus 1106
- ansflarb. Heinrich V. verlieh 86 dem Grafen Lothar von
Supplinburgz verbunden mit feinem Erbgut, und mit den
Beſitzungen, die ihm feine Gemahlin Richenza, Erbin ber nord⸗
beimifchen und braunfchmweigifchen Erbgüter zugebracht hate,
war er der mächtigfte Kürft im nörblichen Deuiſchland.
c) Die altorfifche Linie bes welfifchen Mannsſtamms erloſch
1055 mit Welf III. Herzog von Kärnthen; feine großen, haupt:
fächlic in Schwaben gelegenen Erbgüter, kamen durch Kuni⸗
gunde, Welfs HIT. Schweſter, vermählt wit Markgraf Wo 1.
von Ligurien (nad) alien Umſtänden aus einer in Italien feit
Karls des Gr. Zeit fehhaften Linie des welſiſchen Hauſes; f.
J. G. Eichhorn Urgeſch. ber Welfen S. 59 u. f.) am beffen
Sohn Welf IV., feit 1070 Herzog von Baiern, Stammmvater
bes jüngeren welfifchen Haufes, fo wie 6 fein Bruder Aulco
von dem Hauſe Eſte wurde. Zeinrich bes Schwarze, zweiitt
I. Agemeine®efchichte. 1056 — 4272. 421
ten I) aber gelang es, obgleich bei der erften Wahl 4. 235.
ausgefehloflen, dennoch von der folgenden an, ſich
über ein Jahrhundert auf dem deutſchen Throne
zn ‚behaupten, und fowohl die Art wie es zuerſt
zum Throne gelangte, als die Mittel, zu welchen
es noshiwendig greifen mußte, um nicht Krone und
Anfehen ganz zu verlieren, führten gerade von *
auf jene, anf die Auflöfung der Furſtenthůmer
richtete Politik Hin.
Sohn Welfs IV., nach dem Tode feines Brubers Wells v.
1120 and) Herzog von Baiern, vermählte ſich mit Wulfhild,
Tochter Herzogs Magnus von Sachſen, und erwarb dadurch
feinem Haufe die Hälfte bee billungifchen Erbgüter (die andere
Hälfte kam durch Magnus zweite Tochter Eilite, vermäplt mit
Dito, Grafen yon Ballenftäht, an bas anbaltifche Haus); bas
Herzogthum Baiern ging von ihm auf feinen Sohn, Hein
si den Stolzen, Über; das Erbgut in Schwaben teilte ' -
diefer mit ſeinem Bruder Welf VI — In ber Wermehrung des
Beſitzthums einzelner ſchon mächtiger Familien durch Heirath,
Note b. e., zeigt ſich eine wichtige Folge der Grundſätze des
füchifchen Nechts von bem Erbrecht ber Töchter vor den Stamm;
zittern (G. 1. 9. 65. ©. 405.). Bei den Zuanfen ſcheint das
Ned des Dranusfkaunns, bevor bie Pausbertruge (8. 3. &. 428.) X
cutgegenwürkten, bie Zerfplitterung ber Guter herbeigeführt, und
die Familienmacht gefchwächt zu haben,
d) Das Hohenftanfifche Haus war ohnftreitig auch vor allen an:
dern geeignet, den beutfchen Thron zu befiken. An Abel des
Geſchlechts war es unter feinem andern, und nahe verwandt
mit dem ansgeftorbenen fränfifchen Saufes durch feine Haus⸗
macht Im Herzen von Beutfchland" war es im Stande, der Krone
das nötbige Anfchen zu verfhaffen, unb gegen einen König aus 1
jedem anderen Kaufe zu übermächtig, um bios in der Reihe ber
Fürften feinen Platz zu behalten, Wäre fchon 1125 Herzog
Friedrich zum Beſitz der Krone gelangt, oder hätte auch nur
Heinrich VI. länger gelebt, fo würden wir wahrfcheinlich eine
ganz anbere Geſchichte von Deutſchland haben,
l
4. 28.
122 Dritte Periobe. A. 88 — 1272,
6. 236.
Der Ausſchuß von Fuͤrſten, welchem nach Hein⸗
richs Tode die Wahl übertragen ward a), wurde
bucch die Anmaaßung, mit der ſich Herzog Fried-
rich von Schwaben um die Krone bewarb, die
Beſorgniß feiner durch das Erbgut des ausgeftor-
benen Löniglichen Haufes vermehrten Macht, die
Abneigung gegen einen Verwandten jenes den meiften
verhaßt geweſenen Haufes, endlich durch die Leitung
eines bei der Wahl gegenwärtigen päpftlichen Lega⸗
ten und des Dirigenten berfelben, Erzbifchofs Adel-
bert von Mainz, beivogen, die Krone dem Herzog
Lothar von Sachfen faſt aufzudringen. Ihm hat-
ten bie Hohenftaufen, Schwefterföhne Heinrichs V.,
das Reichsgut herauszugeben, das fie in der Erb-
(haft des ausgeftorbenen Föniglichen Hauſes befa-
End). So leicht die Grundfäge der Trennung
a) Incerti ausioris narratio de elsetionz Lothar, (Bei
Dlenfchlager Erkäuterung ber G. 8. im Anhange Nro. VIIL).
— Dacem ex singulis, Bavarise, Suevise, Franconiac,
Saxonise provinciis Principes consilio utiliores propo-
suerant, quorum electioni ceteri ones assensum praebere
promiserunt, Die Gleichſtellung ber Herzoge mit anben Fürs
fin (&. 62.) trin bier ſehr beſtimmt hervor.
b) NRach dem Erlöfchen des ſächſiſchen Mannsſtammes war von
einer folchen Trennung des Reichsguts nicht, die Rebe geweſcn,
wahrfcheinlich, weil Conrad II. auch die Erbfchaft Heinrichs II.
als lediges Gut einzog, oder auch, weil man bei ber damals
noch feftftehenden Erblichkeit bes Shrons, Fönigliches und Neiches
gut nicht unterfchied.
11. Algemeine @efchichte.1056-— 1272. 123
jenes von diefer zu beflimmen waren °), fo ſchwer % 206.
war nach einer hundertjaͤhrigen Vereinigung beider
unter einer noch durch Feine Geſetze beſchraͤnkten
Verwaltung bie würflihe Trennung. Ihre Aus
führung brachte daher, bei ber Beſorgniß, welche
dem König die Mache der Hoheuſtaufen einfloͤßte,
und bei dem Unwillen über wirkliche und permeint
Bedruͤckung U, welche die Forderungen des Könige .
bei den lezteren erregten, ſchon 1125 die hohenſtau⸗
ſiſchen Brüder Friedrich und Conrad in des Nic
des Acht. Mach einem zehmjährigen in Deutſch⸗
land und Italien zugleich geführten Kampfe unter
lagen endlich die Hohenſtaufen; aber ihre Demutu.
gung ©) wurde ber Keim ihrer Größe An wu
licher Macht verlqren fie nichts, nachdem. fie des
Kaifers Gnade angeflcht hatten !), und zu derſel⸗
ben Zeit wurde ihnen durch die Mittel, deren fich
Lothar zu ihrer Unterwerfung, bedient batte, der
Weg zum Throne eröffnet.
c) Schon 1125 auf einem doftage ju "Regemabyrg ents
ſchieden: was er Eonfiscation an den Fiscus gefommen, ober
gegen Be But eingstaufcht worben, gehöst zum Biscus
und nicht zum Er |
d) &. Otto Frising. Chron. VII. 16. und de gestis Fri-
derici I. Imp. L 16.
e) Sie untermarfen ſich dem Kalfer 1135. Die Umflände ihrer
Unterwerfung f. bei dem Annal. Saxo al a. 1134 und
113.
f) Beust. 5. Wb. Note b.
N
4.237.
121 Deite yet A. 888-4272.
3 6. 237.. .
Snha Harte ohgefge durch Hufe des Pap-
fies und des Herzogs Heinrich von Baiern; jener
‚ Karte fie ihm geleiſtet (und ihm ir- Jtalien durch
"das Anfehn feines Veiftandes mehr genuzt als
durch Gewalt der Waffen), weil der Kaffer: gegen
die Destendenz eines’ dem päpftlichen Stuhle ver-
haßten Haufes ſtritt; diefer in der Höffnuiig des
Erwerbs der Kaiferfrone und einer in Deutſchland
noch nieht gefehenen Mache. Im Jahre 1126 ver
mählte ihm der Kaifer feine Tochter Gertrud, Er-
Bin des väterlichen und muͤtterlichen Erbgutes (6.235.
Note b); 1133 yerfihaffte er ihm die Anwartſchaft
auf das Erbgut, das die Gräfe Mathilde von
Tuſcien 1077 und -1102-dem roͤmiſchen Stuhle ge
ſchenkt Hatte, von Papft Innocen, IL =); bald dar-
a) Was es eigentlich mit diefer Schenfung für "eine Bewanbtniß
gehabt Habe, iſt fchwerfich mehr auszumitteln. Mad ber Scheu:
fungsurfunde von 1102 (bei Leibnitz scr. rer. Brunsvic.
Tom. 1, p. 687.) $atte fie Gregor VIL Übertragen: „omnia
'boma mea jure proprietarlo, tum quae tunc habueram quam
ea, quae in antea aoqulsitura eram, sive juto sucoessionis,
‘ sive alld gnocunyae' jure ad me pertinent”. Daß darunttr
Bein Neichsiehen war, braucht nicht‘ erft ermiefen zu "werben;
ober auch welches ut darunter verſtanden murbe, bleibt
meifelbaft.” Dhne allen Zweifel beſaß Mathilde von ihrem
Vater und ihrer Mutter Erbgüter in Oberitalien und Lothrin⸗
gen, bie leicht eben fo beträchtlich ſeyn mochten, als das, mas
fie in Mittelitglien hatte, Dennech haben bie Päpfte nie auf
andere Gliter Anfpruch gemacht als auf das 'Leytere. Und auch
in den Beſitz von dieſem kam ber römiſche Stuhl erft hundert
Jahre ſpäter (f. unten 9. 350.), Seinsich V. nahm als nächſter
\
ax
11. gemeine Sefchichte. 1056 — 4272. 12%
auf ®) übertrug. er ihm das Herzogtum Sachſen 2. 237.
mit allen Lehen, die cr von Biſchoͤfen und Acbr
tn getragen. Ein Welfe, dem diefe Hausmacht
zuwuchs, mochte ſich wie Heinrich ruͤhmen, daß fü
ſeine Macht von einem Meere zum anderen er⸗
ſtrecke ). In der Furcht vor dieſer erſtarb ber
Haß des Papſtes und der deutſchen Fuͤrſten gegen
das hoheuſtanfiſche Haus, durch ähre Demuͤthigung
Erbe nad) Mathildens Tode 1115 die Erbſchaft in Beſtk. Nach
Sehiriche Tode hatte zwar Sonerius II. wenigfiens eisen: The
derfelpen mit dem Erbgut bes h. Petrus vereinigt; aber er mußte
diefen beim Kaifer Lothar 1133 gegen einen jährlichen Zins von
100 Mat Silber als päpfliches Lehn fiberlaffen, und verſpre⸗
dien, daß es unter benfelben Bedingungen nadı bes Kalfent
Zode an Herzog Heinrich von Baiern fallen folle (Baronius
ad a. 1133). "Die Reſtandtheile diefes Lchens find aber chen
fo zweifelhaft als das Schickſal der übrigen Erbmaſſe. Dir
Neichsichen ſcheinen fämnıtlich an -bgs welfifche Haus gelommen
zu ſeyn. Ckron. Weĩngart. (bei Leibnitz ser. rer.
Brunsv. Tom. 1. p. 798.) Fridericns avuntulo san Well
Marchinm Tasciee, Ducstum Spoleti, Principatum -Sardir
niae, Domum Comitissae Mathildis in beneficio tradidit.
Radevicus de gestis Frid. I. Imp. 1. 10. Reditus quo-
que Imperiales, quae dicuntur domns Mathildis, a Duck
Guelſone vel ab aliis distractos et. dispersos tongregavits
quos postmodum eidem nobilissimo Principi adunatos et
melioratod, liberali reititutione noscitur reddilisse, Quut
rum praediorum magnitudinem, ejusque terrae copiosam
opnlentiem; qui.ripas Eridani pervagati sunt non ignorant.
b) Das Jahr ift unbekannt; Helmold Chron. Slavor. I. 54,
fegt die Thatſache in das Jahr 1136, aber wahrfcheinlich ums
richtig. ”
c) Princeps potentissimus, cujss auctoritas, ut ipse gleriaba-
tur a mari usque ad mare, id est a Dania usque in 'Sici-
liam extendebatur.. | J
=
126 Deitte Periode. A. 8881272.
6. 237. verſohnt; gleich nach Lothars Tode wurde der Ho⸗
$. 238,
benftaufe Conrad III. auf den denefehen Thron er-
hoben. Faſt der erſte Act feiner Regierung war,
nach dem allgemeinen Wunſche der Zürften, gegen
das welſiſche Haus gerichtet
Bis 1180 blieb es chaft, ob der Welfe
Heinrich der Löwe den Hohenſtaufen (Waiblin—
gern oder Gibellinen) a) Conrad III. und Fried-
rich J. unterliegen werde. Einſtweilen benuzten beide
die guͤnſtigen Gelegenheiten, welche die Umftände dar⸗
boten, 'die welſiſche Mache wenigftens zu verringern.
Durch die Weigerung, eines feiner beiden Her—
zogthuͤmer aufzugeben, weil angeblich bie Verfaſſung
unterſagen follte, daß zwei Herzogthuͤmer (Bahnıle-
hen) im einer Hand vereinigt würden, ‚verfiel Hein⸗
rich der Stolze (1138) in die Acht, und beide wur-
den ihm abgefpröchen. Er vertheidigte aber beide
bis zu feinem Tode (+ 1139). Sachſen war dem
Markgrafen von Norbfachfen Albtecht (dem Baͤ⸗
ren)b), Baiern dem Marfgrafen Leopold von Ocfter-
| a) Daß bie Hohenſtaufen dieſe Venennung von ben fränfifchen
Kaiſern erbten, iſt wohl nicht zu bezweifeln. Aber Über das
Waiblingen, von welchem fie entlehnt ift, und fiber den Grund,
aus welchem gerabe diefes Beſttzthum dem Gefchlecht Conrads IE,
bie Benennung gegeben hat, wage ich keine Vermuthung. Er
hängt wohl mit alten Erimmerungen, vielleicht mit Sagen zus
ſammen.
b) Er erhielt dieſe Im J. 1133 nach dem Tode des Markgrafen
‘
1. Allgemeine @efchichte. 1056 — 1272. 197
reich werlichen worden; jedes’ Daher dem mächtig $. 2as.
ſten Reichsbeamten des Berzoglichen Amtsfprengels,
welcher bisher dem Kerzoglichen Heerbann folgte 2
Soutad von Plotztau, nachdem er früher ſchon eine Zeit fan
die öftliche Mortgrafſchaft. (auſith) verwaltet hate. Annali-
sta Saxo ad a. 1134. Lotharius imperator — Marchiam
Conredi, Yidelicet arptentrionolem Adelberto — supe-
sieri anna concessit. , .
e) Dies, glaube ich, muß. man ſchon um dréwillen a ame
weil die unmittelbare Verleihumg des Serzogtfums an einen
Drarkgrafen, welcher ein felbftftänbiges Zahnlehen. befelen hätte,
mit dem angeblichen Geſetz, welches gegen Herzog Heinrich gels
tend gewlacht würde, doch in gar zu grellem Widerſyruch gefſan⸗
den hätte. Bei der Abſicht, In welcher das Herzegthum Sache
fen errichtet worden war (oben ©. 50.), mußte auch die fäch-
ſiſche Mark linfe und rechts ber Elbe nothwendig tmter dem
herzoglichen Hterbann ftchen, wenn glei) mur bie untere, welche
die Billunger ſchon vor des Errichtung des Herzogthums befas
Ken, unmittelbar von Ihnen verwaltet wurde. Der Titel „Darf:
graf”. allein, beweiſt noch kein ſelbſtſtündiges Fahnlchen (f. oben
S. 16.)3 obwohl bie thilringiſchen Markgrafſchaften bereits dieſe
Eigenſchaft hatten, konnte alſo ſeit Errichtung des Herjogthums
Sachſen die ſachfiſche Matk ar der mittleren Elbe gar wohl
pa dieſem .gehören,: Wis Kesrbumspfict der Marfgrafen bon’
Defterreich bis zum Jahr. 1156 geht Aus ber Befchichte der.&rs
richtung des Herzogthums Telbft, meines Erachtens Mar hervor;
ſelbfr "wem matt gelten läßt, daß Zeinrich IV. im J. 1058
den Markgrafen von Deferreid, die Vogtei Über Paflım umd
Salzburg verfiehen babe. Denn die Urkunde (Rünig Reichs⸗
Arch. Tom. 7. p. 3., beſſer dei Schrötter Abhandl. a di
ar. State. ©. 35.) weiche er bierliber ausgeſteſtt haben
fol, iſt gewiß unächt; fie mag eine Ächte zur Grundlage haben,
die mit Rückſicht auf das öſterreichiſche Privilegium von 1156
fpäterfin ampfificirt worben iſt, und weiter nichts als jene Vers
leihung der Bogtei enthielt, die aber wohl nur auf die in Deſter⸗
reich befegenen Bfiter bezogen werben follte. Es gab damals
feinen Herzog von Baiem ($. 221. Note bb oben ©. 67.)
123 Dritte: Periode. A. 888 - 1272.
5. 238. In Sachſen blieb auch nach Heiurichs Tode die
welſiſche Partei ſtaͤrker als der neue Herzog, dem
die Nordmark und ein Theil feines Erbguts viel⸗
mehr entriffen und erft durch den Vergleich zu
Frankfurt 1142 (Mote f) zurückgegeben wurde,
welcher Heinrich dem Löten das behauptete Sach⸗
fein beftätigte. Unmittelbar nachher tritt die Mark
Brandenburg ($. 240.) als „ducatus transal-
: binus” hervor,. zu. welchem die Altmark (Morbmarf)
aber ‘auch gehörte; fie war ohne Zweifel en neu
errichtetes Fahnlehen (oben ©. 23.). Es laͤßt fih
daher nicht bezweifeln, daß alles, was davon bis-
ber zu dein Herzogthum Sachfen gehört harte, 1142
von dieſem getrennt wurde, wiewohl weber Urkunden
noch genauere gefchichtliche Machrichten, weber über
die Vereinigung zwiſchen Heinrich dem Löten und
Markgraf Albrecht, noch tiber die Faiferliche Ver⸗
leihung fich erhalten haben 4). |
Baiern vermochte nad Heinrichs des. Stol-
gen Tode deffen Bruder Welf VI.($. 235. Note c)
ber: vereinigten Macht des neuen Herzogs Leopold
(+ 1141) und Conrads TIL nicht wieder zu entrei⸗
gen °); die Vermaͤhlung der herzoglichen Wittwe
Ser
welcher ſich Hätte widerfehen Minen; ef FRoi erhirit Otto
von Nordheim das Herzogthum. |
d) Vergl. Ueber die Attefie Geſchichte und Verſahſumg ber Char⸗
marf eher (von G. W. v. Raumer) Zerbſt 1830. 8.
©. 36 u f. |
e) Daß veinrich Valern aufgegeben habe, um Sachten zu zeiten,
1. Allgemeine Geſchichte. 156 1272. 129
Gertrud ($. 237.) mit dem Bruder. Leopolds, Hein & 238.
ri) (Safomirgott), hatte zur Folgt, Dafi fh Hein
rich der Löwe eutfchliegen mußte, auf dem Reichs⸗
tag zu Fraukfurt im J. 1142 auf Baiern Ver⸗
zicht zu leiſten, wogegen ihm Sachſen Beftätige
wurde f). Die Rechtskraft des Mergleichs. mit
dem unmuͤndigen Fürften, der auch deſſen Oheim
Welf widerſprach und die Fehde fortſezte, war aber
ſchwerlich zu behaupten, und Conrads Nachfolger,
Friedrich J., der die mächtigen Welfen in feinen -
italifyen Unternehmungen nöchig hatte, entſchloß
fih nach Rechtsſpruch der Fuͤrſten E) Baiern an
Heinrich zuruͤckzugeben. Nur wurde das balriſche
Herzogthum zur Entfhädigung des bisherigen Her⸗
zogs geſchmaͤlert. Mer leztere ließ zwar jenes an
den Kaiſer ſo auf, wie er es beſeſſen hatte; die
oſterreichiſche Mark mit den Brafſchaften, die zu
dieſer gehörten,‘ wurde ihm aber als anabhän-
giges Herzogthum wieder werlichen ) und die⸗
‚wo feine Wacht feſter —* getschn, m tan wohl. ans
mins, iſt wreichtig. In Boiern zadhueie er auf Die Srhlke,, die
fin Een De Be ne — Ban, ann
Soden ohne fine Gegenwart den zehlteichen Uinhängern feiner
a an anna ee be Gage hal
ein Haupt fehltes
f) Otto Frielög. dont. 7: Cap '%6. Alberta Blad.
ad a. 1141. 1142
ed) Otto Feine. gesta Frid. Lit, 4. . Cat R wu if
bh) Otto Frising, a a-O. Cap. 82. Heinricns inajor natt
dacstum Bejariae per sepiem vexilla, resigoavit, quibus
ws. IL [9]
130. Dritte Periobde A; 888: 1272.
$. 238. ſes durch Me Worrechte, welche mit deſſen Weſit
⸗
verbunden ſeyn ſollten/ vor den anderen hoͤchſten
minori dis, ille daolins vexillie marchisu. orientalem
cam comitatibus ad eam ex antiquo pertinentibus reddi-
dit. Exinde de eadem marchia cum praedictis comitati-
: bus, quos tres- dieunt,, -judieio prineipum dusesum fecit.
‚Died erklate Ich dahin: die allmälig entſtandene Marf unter
* ber Ent ($. 2lla ©. 17.), was von Grafen, bie unter den
bairiſchen Heerbann gehörten, erobertz fie war fein Theil vom
Baiern, das mit bis zur En rechte, aber flanb auch unter
‚‚ jamm, &i6 fie jegt getteunt wuche. Daher war fie unter ber
Au — 2* mit begriffen, und wird in Bezichung auf dieſe
nicht beſonders erwähnt, fondern nur als Shell des wieder der⸗
‚ ‚liebenen Yntefprengels genannt (marchiam orientalem — rod-
didit, So befchreiben aud die öfterreichifchen Ehrenifien den
Hergang. S. vi Hormahr Meine hiſt. Schriften; fiber das
. große Sfterreichifche Haugpeinilgimm S. 10.: ut colitederet —
. ‚sibi «Beinpico) fornare de pasrimonio suo ducemm (du-
catum) cui de terris Bovoriae a sylva Pataviensi ad-
: Alidit"isigae ad Anesum (Ober sDefterteih,), ‚at fieret Ausiria
1 sin Untetgs. — Graffchaften cberhidlb ber Es waren: bisher
. kein Theil der Marhk, bie erſt yon ber Ens begann; fie wur
ben erft hinzugelegt; aber bie Mark war von dieſen aus erobert,
«fie aren zur Veriheidigung berfelben- verpflichtet, nud in riefen
— — nennt fie Otto comitatus ex antitquo ad eam perti-
‚mentes.:.. In dem Privilegium (ſ. bie Anmerkung am Ente
des .) Wir: ein Marchionstus Austriae unb:marchla supra
:. Anesum (ob ber End) gem, weiche zufammen zum Ser:
zogthum erklärt werben. Die: leztere beftand aus jewen GBrafs
ſchaften; 20a Hormayr a. a. O. Heinricus junior sibi duos
comitatus in terra stöpro Anesum dimisit. — Marchia
‚ ‚Supra Anespm konnte dieſes Land in zweifacher Bedentung
"genannt werden: 1) ivel es ſchon vor Ertheilung bes Privi⸗
kegiums von Baiern gewennt und zus Markgrafſchaft
Deſterreich geſchlagen, folglich als biefe nachher (exinde) zum
Herzogthum erflärt wurde, Theil der Mark geworben war;
2) im demfelben Sinn wie limes (marca) Sexoniae ımd marchin
‚ (b. i. Marchionatus) unterſchieden wurden. S. oben 4. 912.
N
II. Allgemeine Geſchichte. 10561278 131
— (pelatini archiduces) noch ausge 6 28.
zeichnet J |
Eine zweite Gelegenheit, die Erbmacht Bes
welſtſchen Saufes zu vermindern, bot fich 1168
bar, als Heinrich ber Löwe ans unzeitiger Karge
heit fännste, ſich die Erbſchaft feines. Einderlofen
No f. S. 30. Che durch Eroberung bee Ränder unter bee
Ens eine Markgrafſchaft Deſterreich entftand, war ja die Ge⸗
gend ob ber Ens längft limes Bavariae, Sitz bes darolingi⸗
fhen Geänjgrafen (8. 1. S. 568.) zu Lorch, und Hieh alfa
auch von hier-aus dorgedrungen waren, bie Grafen bare
um nicht Markgrafen. Dieſe Benennung pafte nur für bie,
welche an Ungern angrãngten.
H Das bſterreichiſche chte wirklich auegefertigte Privileglum Yon:
1156, ans dem im Mieter Luchiv beſtndlichen Original, ift ges
druckt beis Senkenberg lebhafter Gebrauch des — Staates
rechts S. 123 m. f. und hiernach in Dienfchlager Erläus
der 8. 8. Anhang Nro. 9 Kemer bei Schrötter
i-#]
A
ii
El
Hr
rl:
ansgefertigtes Concept iſt. Die neueſten Gteeifeweiften
cheit des Peiotfeghums (bie des privil. mes ifk
bezweifeln), find: Cominentarins — super duplex
Austriacam Friderfet I et Il. impp. — Monach,
4478
air
8
&
E
|
B
Ya der Anmerkung am Enbe des Paragraphen findet mar Die
wichtigſten Stellen bes Privilegiums, weiches für die Verfaſ⸗
fung dieſer Zeit eine der wichtigften Urkunden if.
[9°]
132 Dritte Periode, A.. 888-1272,
8. 238. Oheims Welf VE: burch eine Geldſumme zu fichern;
elf erhielt diefe von K. Friedrih I. und trat
unter Worbehalt dee Nutzung auf Lebenszeit na-
mentlich das ſchwaͤbiſche Beſitzthum des Hauſes
dem Kaiſer ab k). Won einem Widerſpruch Hein⸗
richs des Löwen gegen die Rechtmaͤßigkeit dieſer
Veräußerung findet ſich Feine Spur; man kann da-
her auch den Vorgang als. einen Beleg zu den
Grundſaͤtzen uber Veräußerungen betrachten, die
ſich zu dieſer Zeit entwickelt hatten. Doch muß
jene Kargheit nothwendig aus einem anderen Grund
erklaͤrt werden; und dieſer ſcheint in dem Plan Hein⸗
richs geſucht werden zu muͤſſen, den Sitz der wel⸗
fiſchen Macht in das noͤrdliche Deutſchland zu ver⸗
legen und das Herzogthum Sachſen zu erweitern.
Dies gelang ihm durch die Unterwerfung der ſla⸗
wiſchen Oftfeevölfer zwiſchen Elbe, Peene und Ei.
» Ottonis de S. Blasio ad Ottonig Freising. Chron. ad-
sr pendiz. Cap. 21. Es gehörten darunter fowohl Lehen als
Grbghter: Welf — Imperatori — recepta ab eo prius pro
- kabite suo pecunia, primo beneficiis, scilivet ducatu Spo-
: Ieti, Marchia Tusciae, principatu Sardinise ipsi resignatis,
omaia praedia sua ipsi condidit, eaque usque ad termi-
num vitse pluribus aliis additis recepit. Daß and) bas
wvelffſche Erbgut in Schwaben barantır war, fo weit «6 Weif VI.
beſaß, ſieht map aus der Theitung des hohenſtaufiſchen Erb⸗
gutes umer Friedrichs J. Söhue, bei. weicher ber zweite Bohn
- Friedeich ben ducatus Suerise cum Aereditate Wellonis
erhielt. Otto de 5. Blasio ibid, Das Mathilbifche Erbs
gut ſcheint Welf ebenfalls beſeffen sy mit den italiſchen Neiches
lchen übertragen zu haben.
I. Allgemeine Sefchichte. 1056 — 1272. 133
der, wo er alle Föntglichen Rechte mit Weranfli- 4. 2.
gung des Kaifers ausübte !),
Anmerfung. Der inhalt des Privilegiums für
Oeſterreich nach Senfenberg.
Marchionatum Austrise et dietam marchlam. super Anesum
commutavimus in Ducatum, eundemque Ducatum cum sub-
scriptis juribus, privilegüis, et graciis omnibus — oontglimus —
Heinrico — auae urori Theodorae et liberis eorundem oh
singularem favorem etc. 1) Quod Dux Austrise quibus suis
sobsidiis sen serviciis tenetur, nec esse debet obnoxius s. Ro-
mano Imperio neo cuiquam alter) nisi ea de sui arbitrit fece-
rit lbertate, eo excepto duntäxat quod imperio servire tenebi-
tar im Ungariam duodecim viris armatis per mensem unum
sub expensis propriis in ejus rei evidentiam. 9) Ut prin-
ceps imperii dignoscatur, nec pro conducendis feodis requi-
rere seu accedere dehet imperiam extra metas Austriae, verum
in terra Austriae aibl debent aua feoda conferri per Ämperium
et locari, quod ai aibi denegaretur, ab imperio requirat et exi-
gat Htteratorie trina vice, quo facto juste sun possidebit feoda
sine offensa imperii ac si ea corporaliter conduxisset. Dux
etiaım Austriae non tenetur aliquam curiam accedere edictam
per Imperiam seu quemvis alium nisl ultro et de eua fecerit
volaatate; Imperiam quoque nullum feodum habere debet Au-
atriae in ducatu. 3) Si vero prinoepe aliquis vel alterius sta-
tas persona, nobilis vel ignobilis, eujuscungue conditlonis exi-
stat, haberet in dicto ducatu possessioneg ab ipso jure feodali
dependentes, has nulli locet seu conferat nisi eas prius cun-
duxerit a duce Ausiriae memorato, cujus contrarium si fecerit
Y) In hac enim term, ſagt Helmelb (Chron. Slav. L 73.)
von ihm, wola ducis auctoritss attenditur. Er fibte daher
andy von jeher Pier das Biecht ans, bir Wifchäfe ga Indeftiren
0) und det Kaiſer mußte ihn im demſelben befkätigen
*
134 Deitte Periode. A, 888— 1272.
&, 239, enden feooda: ad: Duccm Austziae develata libere eihl ex tanc
jure proprietatis et directi dominil pertinebunt, privcipibus
ecclesiasticis et Monasleriis exceptis dantaxat in hoc casm.
4) Cuncto etiam seculario judicla, bannum silvestrium ei
ferinarum, piseine et nemora in ducata Ausirise debent
jure feodali a duce Austrise dependere. 5) Etiam debet dux
-Austriae de nellis oppositionibus vel objectis quibuscungue
nec coram Imperio nec aliis quibuslibet, cuiquam respondere
niei id sus propria et spontanea facere voluerit voluntate,
sed si voluerit unum locare poterit de auis ‚vasallis seu
‚ Jhomoleglis et coram illo secundum terminos praefixos pa-
rere potest et debet jusiitiae complemento. Insuper potest
idem dax Austriae, quando impugnatus fuerit ab aliquo de
duello, per unım idoneum non in enormitatis macula reten-
tum vices suas prorsus supplere, et illum, ipsa eadem die seu
princeps vel alius quisquam pro alicujus nota Infamise non
potest impetere nec debet impugnare. 6) Praeterea quidquid
Dux Austrise in terris suls sen districlibus suis fecerit vel
statuerit, hoc Imperator nequo alia potentia modis seu viis
quibuscungus non debet In aliud quoquo modo in posteram
commutare. 7) Et si, quod deus avertat, Dux Austrise sine
‚herede fillo decederet, idem ducatus ad senlorem. filiam quam
reliquerit devolvatur; inter duces Austriae qui. senior fuerit
dominium habeat diciae terrae, ad cpjus etiam seniorem filium
dominium jure hereditsrio deducatar, Ita tamen quod ab ejus-
dem saugninis stipite non recedat, nec ducatus Austriae ullo
Anquam tempore divisionis alicnjus recipist sectionem. 8) Si
quis in dicto ducatu residens vel in eo possessiones habens
fecerit contra ducem Austriae occulte vel publice, est dicto
duci in rebos et corpore sine gratia condemnatus, Imperium
dicto duci contra omnes suos injuriatores debet auxiliari et
succurrere quod justiliam assequatur. 9) Dux Austriae princi-
pali amictus veste, superposito ducali pileo circumdato serto
pinnito, bacalum babens in manibus equo assidens et insuper
more aliorum prineipum imperii conducere ab imperio feoda
sua debet, 10) Dicti ducis institutienibus et destilutienibus
in ducatu suo Austriae est parendum, ‚ei polesi in texris suis
II. Allgemeine Sxefchicgte. 1056 — 1272.13
omnibus tenere Judacos et’ usurarjon publicos quos valgns vo- 8. 238.
cat Gewertschin sine imperii molestia et offensa. 11) Si qui-
busvis Curiis publicis imperii dux Austriae praesens fuerit
unus de pulotinis archidueidus est oensendas, et nihilomi-
mas in consessu et incessu. ad Iatus dexisem imperii post
eleetores präncipes obtineat, primum locum. 12),Pax. Anstriae
donandi et deputandi terras suas enicanque voluerit habere .
debet potestatem liberam, si quod absit sine heredibus liberis
deosderet neque in hoc per inperium debet aliquslitet impe-
dirj, 13) Pracfates quogue ducatus Ausisiae habere debei amımnia
et singula jura privilegia et iadulta quae obtinere reliqui prin-
eipstus imperii dinoscuntur. 14) Volumus etiam ut si distri-
eins et ditiones dicti dacatas ampliati fuerint ex hereditatibus
denstionibus, empeionihas etc, praefata jura privilegia et indulta
ad augmentum dicti dominii Austriae plenarie relerantur.
6.239. $..930.
Durch die Eiferfuche: der fächftfchen ‚Großen
fiel endlich die welſiſche Mache. Von ben Fächfi-
ſchen Bifchöfen als Bedruͤcker Ihrer Kirchen ange
klagt, als Ungehorſamer ‚geächtet , und: zulezt von
dem größten Theile feiner Vaſallen verlaſſen⸗ vor.
lor Heinrich der Löwe nach dem Urtheile der Für:
fin (u Goslar 1179, zu Wuͤrzburg md zu Geln-
haufen 1180) alles, was er vom Reiche beſeſſen >). -
5) Die Gefchichte Seinrichs bes Lowen und feiner Goͤhne. die: ſich,
ſehr ſpeciell und mit vielen Intereffanten Zügen erzählt, in Hel-
moldi Chren, Slavorum (ven I. 1. Cap. 69. aı) und
deſſen Fartſetzuug duch Arnoldua Lubeccensis findet,
giebt die wichtigen Aufſchlüſſe Über den ‚Gang der großen Mes
dolution im zwölften Jahrhundert, bie enblich' im dreizehnten
zus Entfichung der Sandeshoheit im Sinne bes Mitgelalters
führte. Nirgenbs läßt ſich die Handlungeweiſe der Bifchäfe und
Herren, um das Hetzogihum zu ſchwächen, und zulgt an ſich
436" Dritte-Beriobe. A. 888 — 1272.
8.33. Das Herzogchum in Sachſen wurde den Grafen
Bernhard von Anhalt, und das in Balern dem
Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach verlichenb). Was
Heinrich in Schwaben befaß, zog der Kaifer zum
Reiche ein ($. 240.). Uber beide erhielten es nicht
in dem alten Umfange, ſondern auch hier wurden,
wie in andern Provinzen ſchon früßer, die ſaͤmmt⸗
Heben Wiſchoͤfe und ein großer Theil ber weltlichen
Herren erimirt, das heißt ſelbſt mit allen Dec
ten, die in der fürftlichen Gewalt lagen, über ihre
Defigungen begnadigt.
6. 20, 6 240.
. Hieraus entwickelte fih folgender Zuftand der
mweldihen Fuͤrſtenthuͤmer. L In unfrasten
bildeten fich die Hohenſtaufen ein Befigefum, wel⸗
ches bei ihrem Geſchlecht bis zu deflen Erloͤſchen
($. 252.) blieh Der Kern deſſelben beſtand aus
De ER AR
10 Beingen, bet vehenchuen als gerade im Yiefem Aamyfe
gegen einen ber möchtigften und durch feine perfänlichen Eigen:
ſchaften dorzüglich ausgezeichneten Füurſten.
b) Das eigentliche Hergogtihum erhielt niemanb anders, we:
„der in Weſtphalen noch in Balern; Otto de S. Blasio
Cap. 24, Arnoldus Lubecc, L. 2. Gap. %4.,da6 Obron,
Ursperg. (in ed. Argentor. 1609. p, 227., Albertus
Stadensis ad a. 1180, nennen alle bios kiefe beiden als
bie, welchen das Herzogtheem verlichen ſey. Wille Chroniſten er;
wäßnen alfo weber eines Herzogthums Weeran, noch des dem
Erzſtift Coln verlichenen Serzogthumg oder einer Theilung bee
derzogthümer.
1. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 137
der oftfränfifihen Pfahgruffafe ·) und den Reiche 6. 240.
vogteien, welche die Hohenſtaufen aus der Erbſchaft
Heinrichs V. als Etbe anſprachen uud wenigſtens größ-
tentheils behielten ($. 236.); das Herzogthum in
Franken, welches Conrad LIE zugefchrieben b) wird,
if davon verſchieden, und ein wahres fränfifches
Herzogthum der Hohenftaufen Kat nicht beftanden‘).
Den Umfang jenes Beſitzthums mögen bie fpäteren
taiferlichen Reichs⸗ und Landvogteien im Rednitz
gau und zu Mothenburg, und das Burggrafthum
Nürnberg bezeichnen d. Mad) Conrads Thronbe-
ſteigung blieb es zwar mit ber Krone verknuͤpft;
doch legte Kaifer Friedrich 1. diem Sohn Conrads,
Friedrich von. Rothenburg °), einen Theil dieſer
a) Senftenberg Base; Gebrauch w uralten — Gtaatts
seches III &. 67 — 73,
b) Mach tem Annalista Saxo a. 1115, Imperator - da-
catum orientalis Franciae Conrado — commiait,
e) Jene Worte bes Annaliften erflären fih aus ben Chron.
Ursperg a. 1116, Imperator Duoatum orientalis Fran-
ciae, can, gi V — Episcopo antiquo regum con-
Chkuarado — commiait, Wurzburg
wurbe wurde aber ſchon 1120 reſtituirt; was es eigentlich während
biefer Zeit verlor, möchte die Ausübung bes Grafenbanng über
onbere als feine Hinterfaflen geweſen ſeyu. Vergl. Stenzel
frünt. Raifer Th. 1. S. 667. 9. ©, Siunvi Diken, Bade
für Zuanten 180,53 1m f.
d) &, über dieſer d. Rang Baierns Geafſchaſten ©, 333 — 258,
e) Eien von der Reichsvogtei zu Rothenburg fo benannt, weiche
vieleicht bezeichnet, was als auf Conrad TIL vezerhies fraͤn⸗
liſchre Beſttzehum gau. .
. 138 Dritte Periode. A. 888-1172.
8, 240. Beſthngen zu dem fehe geſchmaͤlerten Herzogthum
Schwaben (Nro. X), mie welchem fie bis anf
Sonrabi verbunden geblichen zu ſeyn fcheinuen Mur
gelangten auf biefen blos Ueberbleibſel, da im Laufe
eines Jahrhunderts ein großer Theil derſelben ver-
äußert worden war (F. 252.) IL Auf eine aͤhn⸗
liche Weiſe machte Sriebrich I. die fraͤukiſche Pfalz⸗
grafſchaft, die am Mittelrhein beſtaud, zum
Ken eines Fuͤrſteuchums für Berwandte des ho⸗
Keuftauffchen Hauſes 1), das Durch Lehen vom Reich
ab von Stiftern, uud durch Erbgut des fränfi
ſchen Kaͤuigehauſes vermehrt, am Ende des zwölf.
sen Jahrhunderts als die bedeutendſte weltliche Macht
neben den mächtigen Biſchoͤfen des dentſchen Weſt-
frankens erſcheint. III. Die Schickſale der ſuͤdthuͤ⸗
ringiſchen Markgrafſchaft von Heinrichs IV. Zeit
bis in das zwoͤlfte Jahrhundert liegen im Dunkel,
Daß fie ſchon ſeit 1089 ein fränfifches, zugleich in
Heſſen begüsertes Geſchlecht befaß, iſt wohl bas
N) Die Beſtengen bes @efchteihts don Lach (de Incu), welches
von Hermann J. unter Dtto d. Br. bis 1095 bie Pfalzgrafs
ſchaft beſaß, und in den Diöcefen von Trier und Ein vornehm⸗
lich begfitert war, find, fo weit fie nicht dem Reich angehörten, |
auf die fpäteren Pfalzgrafen nicht gekommen. Der fpäter Ter⸗
viterictbeftand aufer dem, was zur Pfalzgrafſchaft, die ber Kaifer
wertieh, gehörte, deginnt mit Hermann von Staltfe, Schweſter⸗
ſohn Conrads TIL, weicher die Pfalz 1143 erhielt.’ Im J. 1156
gab fie Sriebrich I. feinem Halbbruder Conrad von Staufen;
durch bie Vermählung feines Tochter Agnes mit Heinrich, Sohn
Heinrichs bes Löwen, erlangie dieſer, daR ihm die Pfahgraffchaft
um 1185 vetliehen wurde, unb auf biefelbe Weiſe eswarb fie
12337 Derzog Ludwig von Baiern. |
IL Algenseine Sefehichte. 1066 — 1272. 139
De il Landgraf, -umter.s. 20.
Fuͤrſtenamt eines Grafen von ben Waſallen der
Stifter and bes zu unterfheiden,
welchen Bann „ohne Maunfchaft” —* war ®).
Shen za Ende des zwölften Jahrhunderts war
die Landgraffchaft Thüringen auch mit der füchfir
ſchen Pfalzgrafſchaft verbundenhb) IV. In Dur >»
gund ſchraͤnkte Friedrich L das Herzogthum (ber
g) Adpend. Martini Poloni ad a., 1130. Videns Impe- |
—— Ladovicum — militem sisenuum et potentem in
fheft erhalten habe, folgt hieraus nicht, ſondern sur, baf
biefe zus einem Fahn lehen erhoben werben, vergl. H. 290,
h) ©. ımten $. 399,
Ib) Ya deu Bafenheif Üee bie Rkkhung bes Berg Berzogthums im
140 Deite Periode. A. B8— 1272.
8. 20. Bperjoge ms dam Haufe Zahringen) auf Burgund
Dieffetts des Jura Anz die Grafſchaft Bur⸗
gund wurde dadurch nun auch dem Namen nach
eine freie Grafſchaft (franche Comte) und kam
mit der Pfalzgrafſchaft in Burgund an Friedrichs
Sohn Otto i); die Grafen von Provence, Savoyen
und Wienne (der Delphinat feit 1155) und bie
Viſchoͤfe mochten dadurch, und bie leztern auch
außerdem noch ba) die Privilegien, welche ihnen
der Kaifer verlich &), wenig mehe gewimen, als
fie ſchon vorher hatten 1). V. In Miederlo⸗
|) Bel der Theilung bes Beſitzungen Friedrichs J. unter feine Söhne;
f. Otto de S. Blasio Cap. 21. Friderico qui secun-
os das natu erst Allomıni, ducata Suerian cum "hereditate
Welfonis et praediis Rudolfi de Pfullendorf, comncesso:
Courado vero dignitatfbus, beneficiis et praediis Friderici
Dacis de Rötenkurch ditato, Ottone orchisolio Arela.
Jenel cum Burgundio, Reinaldi avi sui irüre, sublimate,
Heinricum qui prior natu erat, regem post se designavit,
Philippo adhuc infantulo praeter haec omnia res Eccle-
slarım ab Episcopis vel Ahbatibus sibl ooncessas vendi-
cans sub jure bominll.
K) Der enbiſhet von Sinmee edit daS Enfauyieramt in Sur
gund, bie Biſchöfe yes Apt, Gap und Meiguon Privilegien.
l) Otto de S, Blasio Cap. 31.: (Fridericus I) Burgun-
ı diem ingressus, terram socer] sul Heginaldi eomitis, qui
jam obierat, in ditionem suam redegit, ae terram Burgun-
dias cum Archisolio Arelatensi, quod duoes de Zeringen |
quamvis sine fructu, tantum honere nominis, jare be-
. seficii ab Imperio jam tenuerant, a Bertollo Duce extor-
sit, praestitis en IT ropakunn — Cum m
vestitara regallkım, seilicet Lausanuensis, Genevensis, Sedu-
aensia. — Daß die Herzege don Bähringen weuigfiens in ber
Gooffchaft Bargunb iher Hürdte geltend ya madjen fucheen, fich
4
1. Allgemeine Geſchichte. 4056 — A272. 141
thriugen war bas Herzogthum durch Heintich V. 9. 240.
von Graf Heiurich von Liniberg au Graf. Gott⸗
mußten ſich aber mis dem Herzogthzum uͤber ihre
Grafſchaften begnuͤgen, daher es auch den Namen
des Herzogthums m Brabant erhielt; in «ben
dieſem Umfange behaupteten die Grafen von Lim⸗
burg ihr Herzogthum, und ſelbſt deſſen Titel, und
von der Unterwuͤrſigkeit ber maͤchtigen Grafen: aus
dem teifterbandifchen Gefchlechte, von Juͤlich, von
Geldern, Zuͤtphen, Holland, Seeland, Namur,
Luremburg u. ſ. w, unter das Herzogthum, iſt wei⸗
tee Feine Spurm). VI. In Sachſen hoͤrte die
Bereinigung aller Länder, welche bisher unter ®
Herzogthum geftanden hatten (&, 21. 50. 51.),
nit den Sturz Heinrichs des Löwen auf. Die
Gewalt, welche dem neuen Herzog Bernhard von
Anhalt verlichen wurde, erſtreckte ſich ſeitdem nicht
einmal über alle Gegenden, welche unter dem bil⸗
lungiſchen dacalus limitis geſtanden hatten; ob fie
ihm nicht weiter verliehen war n), oder ob er fie
men aus Otto Frising. de gestis Frid, I, Lib, IL
Cap. 29.
m) S. Gebhardi Veſchichte der erblichen Neicheflände, Th. 1.
&. 187. —*
n) Die HZuldigung, die er von den feinem Heerbann unterworfenen
HBerren förderte ($. 334a. Note i) wurde ihm mar von den
Grafen von Hoffiein, Ratzeburg, Schwerin, Dannenberg und
Rädyem geleiſtet; bie Lehencverbindung ber fezteren mit bem
Seryogtium loſte ſich auch erſt foäterhin auf. Vergl. d. Kobbe .
1
143 Dritte Petich 4, 8881272.
8340. müde wer zu befampten vermodpen biahe aua.
mb.daß in Engern und Weſtphalen das Herjeg
eu abfihelih aufgelöft under) Die flat.
Geſch des Perzogth. Benmuhurg. (Win..1821. 6) SE. 1.
.&. 371. H Geisler de conjunetione comitum Holsstiae
cum ducibus Saxoniae, Diss. 1. 2. Lips, 1770.
0) Arneldu» Lubeex, Ib, IL Cap. 1. . —— Dux,
qui principatum obtinere. videbatur, segniter agebat: et
cum prius in Cometia positus strenuissimus fratrum suorum
fruieeet, ad ducstam promotas non ut verus princeps pro-
üciebat, sed ut superpositus degenerabat, et quasi pati-
ficum se exhibens in omnibus tardus et diseinctus erat.
Unde nec ab Imperio jaxta statum prioris est honoratus,
’ ‚nes a Prinsipibus vel tere mebilioribun est tepdinten.
' p) Lehnbrief K. Friedrichs fir Erzb. Philipp non Ein dom
J. 1180 (bei Länig X. U. Tom. 5.9.43 Dienfdlagtr
Erlänt. der ©. 8. Auh. Nro. 24.): communl ipsorume (pein-
eipum) consilio Dacatum, qui. dicitur Westphalise et
Angarlae, indieisimus — et unam partem (f. Rote r) —
Eeciesian Colonienei — eomtuilmnes — ateedentu ygaogue
bern für den Übrigen Theil bes Herzogthums Sachen, d. I. den
duecatus limitis an der Elbe. Daß Bernhard unter den Zeugen
mit dem Präbictt Dux Westphaliae fteht, fcheimt mie nichts
dagegen zu beweifen. Bon Heinrich dem Röwen, der im Eins
1. Allgemeine &efeicke.1056— 1772. 143
en ſabſiſchen Slipäfe erfiheinen ſeicdem ale Fe 80.
fen 9); dem Stift Coln wurde ausdrucklich ein
Zürftenfprengel verlichen, der fi mihe Dies: auf-
Guter und Grafſchaften, die es ſchon beſaß, few
dern auf den Tell von Engern und Weſtphalen
afivefen follte, welcher gur colniſchen und paber⸗
bornſchen Didces (doch wohl mit Auenahme der
Stiftslande von Paderborn ſelbſt) gehoͤrte ); auch
die ‚übrigen ſachſtſchen Diſchofe ertttelten daher
wohl bes der Auflöfung des Herzogthums einen Zu⸗
wachs von Vogteien, Gerichtbarkeiten und Loans
herrlichkeiten ). Reichs vo gteten von Bedentung
kommen daher in Sachſen und Weſtphalen niche
vor. Ben den Grafen und Herren kamen indeſ⸗
ſen bei weitem nicht alle mmter dieſes geiftliche Her⸗
zogthum; ein Theil, der zu den Anhängen des
meiffihen Hauſes gehöere, Dich auch ma dem Flo
ſtenthum, welches diefes auch nach dee Acheser
bakhutn, fiebern mus das, merlber nähe beſendere oolcet
y) Blſchof Gerhard von Münſter fchrieb ich auch Dux West-
phaliae. S. Kindlinger münfterifche Beiträge. Ih. 1. & 24.
r) A. a. D. partem Ducatus quae In Episcopatum Colonien-
sem et per totum Pathebumensem Episcopatum proten-
debetur.
8) Der Entiſchof erhien jene pers deestas: cam omni jure et
, videlicet cum eomilatibws, cum advacatiis,
eum conduetibus, cum mansis, cum curtibus, eum bene-
ichs, cam ministerielibus, cum nunciplie et cm omni-
bus ad eundem ducatum perlinenti
141 Dritte Periöde. A, 888—1272,
$. 240. Fläsung Heinriche behauptete, und deffen Kern dic
billungiſchen, brauuſchweigiſchen, nordheimiſchen und
ſupplinbargiſchen Eebgleer und Graffcpaften bilde-
ten, ohne Zweifel in derſelben Verbindung, in wel⸗
cher fie zu dem welfiſch ſachſiſchen Herzoocheun ge⸗
ſtanden Gatten. Anerkannt wurde dieſes Fuͤrſten⸗
tinum aber durch das Reich erſt als H. Otto im
J. 1235 jene Allodien dem Kaiſer Friebrih II.
zu Lehen auftrug und fie als ein anf bie Stadt
Braunfchweig und das Schloß Lüneburg ge
geündetes Herzogthum verlichen erhieltt). VIL Sin
den ‚thüringifhen Markgrafſchaften zu:
naͤchſt der Elbe bildeten ſich zunaͤchſt folgende
Sürftenfprengel: 4) Markgraf Conrad von
Meißen aus einem nordſchwaͤbiſchen Geſchlecht
der Grafen von Wertin ) befaß bei feinem Tode
(1157) Stuͤcke der nord» und ſuͤdthuͤringiſchen Mark,
die Grafſchaften Rochlitz, Wettin und Brene, welche
er mit der meißniſchen und oͤſtlichen Mark (Nie⸗
der-Laufig) verbunden hatte and unter feine fünf
Söhne, zwar ohne die Fuͤrſtenaͤmter der Mark zu
- Meißen und Laufig gu zerſtuͤckeln, und Bader mu
gleich
t) S. die Urkunde in den Origg. Gaelf. Tom. 4. pag. 49;
0) Sächf. Landr. Borrebe vom ber Herren im Rande ji: Sachſen
Gebust. „Des Markgraf von Meißen und ber Graf von Breue
find Schwaben.” Der Stammbater bes Geſchlechte, weichen
Dithmar von Werfeburg Theodoricus de tribu Buzici nennt,
kaun alfo wenigſtens nicht —— Urfprungs geweſen FOR |
weiche Deutung man auch immer ben Ausdrüden geben mag
⸗
J X
Aligemeine ®efchichte- 1066-1272. 145
gleich theilte‘v), aber doch jeden mit fuͤrſtlicher Ge⸗ au0o
walt uͤberließ. Denn Spuren einer Unterwerfung
unter fremde fürftliche "Gewalt kommen Bei diefen
Grafſchaften nicht vor, die fünrhüringifche Mark
war in ihren äftlichen Teilen Längft aufgelöft, und
enthiekt viele Reichevogteien; in der nordrhüringle
ſchen ſcheint das meißniſche Haus ſtets die Vogtei
über Merſeburg beſeſſen zu haben, jene daher in
der That unter das wettiniſche und aſchersle⸗
benſche Haus getheilt geweſen zu ſehn. 2) Die
Beſitzungen des lezteren auf dem linken und dem
rechten Ufer der Saale, zwiſchen Mulde und Elbe,
md auf dem rechten Ufer der Elbe w), vereinigte
Abrecht der Bär mit der Marf Brandenburg
und der Nordmark ($. 238). Die ſtawiſchen Läns
der, welche Fuͤrſt Pribislav im urfprünglichen Spren⸗
gel der fächfifchen und öftlichen Mark (oben S. 23.)
befaß, erwarb er durch Uebergabe auf den Todes
fal für fich amd feinen älteften Sohn Orte, auf
welchen die Mark zu Brandenburg (mit ber
Nord» oder Altmarf) uͤbergieng. Ein davon ge-
trennter Theil blich das frühere Befigchum: des
Haufes; der Antheil, welcher an einen feiner juͤn⸗
v) MS er in das vom ihm geftiftete Kloſter Petereberg 1156
als Moͤnch trat, wo er in deinfelben Sabre farb. Chron.
montis sereni ad a. 1156.
W) Ueber ben Beſitzſtand dieſes Haufes vor Albrecht dem Bären
vergl. (d. Raumer) äftefte Geſch. — der Kurm. Brandens
kr & 37 u. f. "
Bd. IL 110]
l
16 Dritte Dapiobe, A. BBB— 1279.
J 300 geren Soͤhne Bernhard fiel, wurde unter dem
Namen des Herzogthums Sachſen mit begrif-
fen, weil diefer (Nro. VI.) Die herzogliche Gewalt
in den unseren Gegenden ‚der Elbe. erwarb; ber
fuͤrſtliche Stand feiner Nachkommen von anderen
Söhnen, welchen die übrigen Beſitzungen, nament-
lich die Stammlande am linfen Saalufer, zufielen,
wurde auch ſpaͤterhin nie bezweifelt, ſelbſt als der
Sit der urfprünglichen nordthuͤringiſchen Mark⸗
grafſchaft, Aſchersleben, an das Bisthum Halber⸗
ſtadt gekommen war. VIII. Durch die Uebertra
gung des Herʒogthums auf den Pfalzgrafen Otto
von Wittelsbach wurden in Baiern zwei Fuͤrſten⸗
ämter vereinigt *). Jedoch iſt die bedeutende Ter-
ritorialmacht Y), die fpäterbin fich Bier in den Haͤn⸗
den des Herzogs befand, vornehmlich dadurch ent-
fanden, daß eine zweite, welche die Grafen von
Andechs duch Vereinigung ihrer Befigungen in
Kärnten, Vaiern und Franken zu bilden begon-
nen hatten, bucch das Erlöfchen des Mannsſtamms
des Geſchlechts im J. 1248 gerfplittert, und na⸗
mentlih das herzogliche Beſitzthum damit vergrö-
x) Sie wurden nur Auf eine Frze Zeit noch einmal getrennt,
und fielen 1208 wieder zuſammen.
9 Grundlage derſelben mar bier: 1) das wittelsbachiſche Erbe
und bie bamit verbundenen Graffchaften; 2) die Pfalzgeaffchaft
von Nieberbaiern; 3) die mit bem Herzogthum bieber verbunden
geweſenen Beſitzungen. S. v. Rang Baierns Graffchaften
S. 1 — 29. ©. 121. Ueber andere Pfalzen in Baiern und
Kärnthen ſ. ebendaſ. S. 122.
u Altzemeine Geflichte. 1086-4972. 147
Bert warde *). Der herzogliche Titel von Meran, stm
welchen dieſes Geſchlecht fuͤhrte, bezeichnete zwar,
wie es ſcheint, nur einen Anſpruch auf-.bas dem
Koͤnigreich Ungarn angehörende. Herzogthum Mal,
matien⸗ N; ber herzoglichen Gewalt in Hinſicht ſei⸗
ner Befigungen in Baiern es zu unterwerfen, wuͤrde
aber ſchwerlich ‚gelungen ſeyn, wenn ſich die Pers
haͤltviſſe nicht wenigſtens auf. eine aͤhnliche Weiſe
geſtellt Hätten, wie in Hinſicht ber Grafen von
Ortenburg, welche die Befizungen und die Mark
grafſchaft in Iſtrien / welche fie in dem Sprengel des
alten Herzogthums (S. 15, 16.) Kärnthen erwor ⸗
ben hatten bb), mit ihren Batrifchen nie zu einem
Ganzen verbunden hatten und daher zur Unterwer⸗
fung unter bag Herzogthum genoͤthigt wurden. Be
liche. Macht in Balern dadurch, daß die Herzöge
und die Wiſchoͤfe allmaͤlig den größten Theil der
Grafſchaften, welche Ara Ende des zwölften Jahr⸗
hunderta noch in Baiern beftanden, unter Den ver
ſchiedenſten Rechtstiteln an fich brachten. Die Bi
ſchoſe ſelbſt entzogen fich hier dem Herzogthum nur
allmaͤlig. IX In dem alten Sprengd von Kaͤrn⸗
then geftalteten ww allmalig dus Herzogthum
1). v. Bang 48 &8 fe übte dein Wnfäng mb
87 m br Aber 3 Ahlen Sohle diefer Veßtzungen
a2) v. Laug a. a. D & 72 u. fi .
bb) Wert, 3: 8. Suſchberg. Geſchichte des herzoglichen und
giflichen Geſavinthau ſet Rrtenburg. * * 8:
[ «
48 PETTREHRNURG Re. —
* me Kaonthenpbie Mart caufſch fe⸗ ohngefcht der detfel
ben Zeit, wo Oeſterreich zuin Herzogthunt geſtaltet
wre; das Herzogt hum · ee)⸗ zu Setiermark ge:
naht, und vie fuͤrſtlichen Terrieorien der Markgrafen
von Rraiin Grafen von Goͤrz, von Cilley und des Pa⸗
teilen vH Aquileja; fie wirden zu verſchiedenen Zei⸗
ten und Wwie es ſchelnt meiſtens bei dem Uebergang des
Herzogthums von einem Geſchlecht auf das andere,
dort diefein losgetrennt. Es iſt klar, daB dieſt Auf⸗
loͤſung ſchon in der Zeit Hemrichs IV. beginnt,
and untet den Hohenſtaufen nur vollendet‘ wurde;
im das Einzelne haͤßt ſie: ſich nicht verfolgen IR)
X. Die Varhaͤltniffe Alemanniens geſtalteten ſich
allmaͤlig, ſltden⸗ an Rudelph von Rheinfelden zu
Oftburkimd auch: das Herzogchum Alimannien in
dem Untfing, welchen es Yeitsiben chen FJahr ·
hundert harte, verliehen worden war’ (9. 22801G. 94.
Mi b). In dem Kampf, welchen die Srgner Mein⸗
richs IV. nach Rudolphs TDode fortſejten, ſtand dar Ge⸗
ſchlecht der Zahrisger te} und der Welfen dem
Tau FrEa TE3
oc) — dp u. ‚Mora Haie. N FR
- dd) Man ver gatche befondent Uber N nähe Enifchung has her⸗
an begthuns. Stpprmgeh,, d. Hor ma yr derjog Ruityolb S. 26 u. f.
ee) Mit Rudolph und den —** eines Stammes, ans bem
21 eigenttichen Aſemannien“ eräfbroffen.”” Berihold don Zaheingen,
von Beinrich DIE: auf das Herogthum· Alemannien beaniarici,
erhielt, als dieſes an Rudolph vergeben wurde, zur Eutſchaädi⸗
gung das Herzogthum arithen mit der ſüdlichen kärnthner
vun Martgraffchaft Werona),deren einrich EV. ihn abet ſpäter⸗
bin wieder :entſegte ($. NB8E. Rote! D).iVen bev legteten rũhrt
el] |
1. Alentine Geſchichte. 1056-4272. 649.
Hobe gůarfen griedrſch ygünalber,; welchenn Shih 8 214
feine: Sache ie. deeſem Aheil von DQuufbland zu
führen siherkieh. ¶ Heintzc endigte den Kampf, durch
civen Vagleich, im ˖ J ANY zu Mainz geßhlpffen,
Bethold A, erhieif. vie dielem Das: Hesposthum, über
den mlichen Theil Alzzaunent gunochſt. des Rheins
mb: Ofbuzemnd; ‚chen daber wupbe, bäferbin anch
die von dieſcn abgetrtniſe Markgrafſchaft zu Ba⸗
den ala win Fuͤrftenthum betrachtet. ef | IV. er⸗
a —
zungen Don, Rey, ze
beden/Eeitn heyLeche big un, Madenſexz dag
fürsähtfihe, „Serzagsiung. ber, Hobenflanfen.- beasifl
den mittlern Iheil dou Mmayaigip Aunche, aber
duch den KEITAR mnd dean ſydichen Tea, wn
deanſen⸗ ang Rhein big ‚ap. den Morkgan: vergoͤ⸗
far it. Zudieſernrermarh Haiſer Sriedeich . duxch
Vatrag mit Welf VI. den Theil des welfiſchen
Beſitzchuus, welcher dieſem.ſalbſt bei der, Theilung
bes vaͤterllchen Erbes -($. 235. Mote:c:&. 121.) zuge
ſalen war ($. 238.); was davon Heinyich der Stole
ahalten: hatte, zog er in Folge der Achtserklaͤrung
Heimichs Des Loͤwen ein ss); Ein großer Theil
der Martgrafentltes het, weichen die jüngere Einds fernab. Dauſes
in der Folge führte. Sein älterer Sohn Betthold wurde Stifter
der Herzoglichen: Biwie- vum Dahringen; von hainem qüüugeren
a (r ‚rs ſtanmen die Martgrafen „on “ |
in €. ». Kang Balz‘ —* 81 tr
m) & v. Ban; Baier. Braficplien ® 374 u wa
⸗
4
, 150 Vuͤite Periode. A. KB ARTE:
6: 96, des Beſtzchauns der Gerzogfichen Linie von Jehen⸗
gan, ie ſchon im J. 1918 mie Berthold V. erloſch
womve von K. Friebrich IE mait-bem Hokenfiuefifihen
Schwaben vereinigt oder vorlaͤufig zum Neich eingezo⸗
gen ab). — So war als im Anfang des dreizrhuten
Jahrhunderts wirklich Hereicht, was den Främkifchen
Kaiſern fruůher mißlungen war: Sur in Shwaben,
einem Theil von Franken und in Elſaß beſtaut noch
das Herzogthum in ungeſchwaͤchter Macht in ben Han
den der Hohenſtaufen, die daſſelbe unter Iriebrich I.
durch neue Etbguͤter noch mehr befeftigtanil): des
Bönigliche: Sans, Felt einem Jahrhamdert durch eine
Reihe großer Maͤnner ansgefkiöhnet, war ii Deutſch⸗
land jezt an Macht über allen, und in Jtallei ſicher
bas maͤchtigſte zu werden: ($: 240). Der Ausgang
des zwölften Jahrhunderts wurde daher in ber
dentſchen Gefchichte ein großer“ Roma Kon der
hh) v. Katy Valerne Cauen & is, Seoine Geliweſter Anna
bracue die burgund iſchern Güter an ihren Gewahl, Graf Ulrich
von Kyburgz; eine andere Schweſter Anna übertrug an ihren Ge:
mahl, Graf Egino von Urach md Zürftenberg, einen Theil des ale:
mannifchen Grbes, von ſoelchen einen audern Wertheßs väter:
Utcher Oheim. Adalbert von Teck erhielt, deſſen Geſchlecht den her⸗
zogüichen Titel fortfühtte, obwohl die ererbten Güter fpäterhin
auch ds Urach kamen. Die Landgrafſchaft im Breißgan erhielt
Baden als Neichsiehen. Zürich, Bern, Solothusn, Frei⸗
burg und Rbeinfelden larxu an. das Dil, )
ji) Otto de 8. Blasio Cap. at, zihlt die — auf, Bein
tiert I, außer Dem Allode be Züelfe VI, erwars,
Ees befand ſich unies andern das Erbe de rafın
Bnbolphe von VPfullendorſ dariaiter
I.Aligemeine ®efchichte. 10656 — 1272. 151
Benutzung jener Macht, die im Mittelpunkt & 20
des Reichs gelegen war, hieng es ab, welche Ver⸗
faflung Deutſchland und Italien auf Jahrhunderte
hinans erhalten ſollte. Sie‘ bot auf "der. ‘einen
Seite die Mittel dar, die Fürften an dene MA
brauche der ihnen anvertrauen Gewalf‘ wi Fame
und wurde auf der andern: durch -DERSpapR did
die Fürſten zu eiferflüchtig bewacht. um Falk" ih
wißffüßrlichen Regierungsdefpotion Kucabien zu
fönnen. Es kam nur darauf an, ———— mache
im Reiche zu finden, in deren’ Hände bie Garantie
der Verfaffung niedergelegt werben konnte, und
diefe Hatte ſich in der Ritterſchaft umd den
Städten ſchon von ſelbſt To gebildet, daß fie nur
gu jenen Zwecke -. werden durfte,
nem. $. 241, | 4. 241.
J. Se Hinficht nach welcher ale zur Ritter⸗
ſchaft (F. 223) gehörige Perſonen in eine eigene
geſchloſſene Genoſſenſchaft, das Schildesamt,
ordo militaris, militia, vereinigt gedacht wurden,
entſtand ſo unmerklich, daß ſich keine beſtimmte Zeit
ihres Urſprungs angeben läge ). Im zwölften
Jahrhundert hat das Inſtitut ſchon eine fefte Ges
2) S. das Mitterwefen des Mittelalters nach feiner po⸗
Beifchen und milltäriſchen Berfaffung, aus dem Kranzöfifchen
des Herm de Ta Eurne de Sainte Palaye, mit Anmers
Augen, Bufiten und Vorrede von %. 2, Klüber. Nürn⸗
berg 1786 - 1791. 3 Be. 8.
welche. eine blos Exrtegerifche Lebensart füh-
ve und die höchfte Kriegs wuͤrde erlangt ha⸗
en, bilden unter jtnem Namen eine ardensäßur
ur ung...
das ganze griegeweſen (militia) auf
Ber, en gbmmp_die zum Ritterdienſt von ihrem Gut
perpfigghreten, Freien ‚npbfl, den Bafallen ‚md Mini⸗
fterialeg, dee Wels ‚allein gegründet. war:b), bilde:
ten fie Son ginen genen Stand. Uber Abel
und. Dienſtmannſchaft, während ihrer ganzen Lebens ·
zeit nur mit Krieg beſchaͤftigt uud. genoͤthigt, ihn
kunſtgemaͤß zu erlernen, verbanden ſicb ‚auch über
dies nach dem Geiſte der Zeit,. welcher immer auch
eine Äußere geordnete Verbindung, gwiſchen
Perſonen von gleicher Lebensart und Beſchaͤftigung
ſchuf, bald zu einer Innung (Einigung), welche
den geiſtlichen Bruͤderſchaften nachagbilbgt ildet wurbe.
So wie ſich die Mutglleda von dſci, die. ſich
» Es verſteht ſich von felbſt, daß bei jeder unternehmung auch
Jußvolk gebraucht wurde, welches aber nicht zum orbentlichen
Kriegsttenfte verpflichtet war, fondern nur zits Landesdertheidi⸗
gung ober ‚gegen Sold diene. Erft ber fleigenbe Fler der
Städte verſchaffte wieder ein wohlgerüftetes ſireitluſtiges Fuß⸗
volt zum ordentlichen Reichsdienſt. Wie es im eiften und
zwölften Jahrhundert beſchaffen war, ſieht man aus ber Be⸗
fhreibung, bie Lambertus Schaffuab. ad a. 1075 von
dem fächfifchen Heere und. der Schlacht macht, weiche. Hein⸗
rich IV. gegen jenes bei Kloſter Hohenburg gewann, und ans
der Geſchichte der italiſchen Ktiege Friedrichs J. bei Otto
Frising. und Radevicua
9,91, (halt exhalten: die ſà mntlichen freien Männer, _
IL Allgemeine Sefchichte. HOHO-— ARER. 193
einem zeligiöfen Leben. widtzeten, durch feier- g:9ur _
lihe Gelübde zu der Beobachtung einer gewiſſen
Regel verpflichten mußten; fo Bine auch jeder; der
fih deni blas kriegeriſchen Leben, (vita. militaris)
hiugab, ne Regel des Ritterordens, wie ſie
durch die Ditter jenes Standes begrunder "war
und fe wie der Geiftlihe nur durch Die ‚nicberen
Weihen zu den ‚höheren aufflcigen.Fonute,. fo musde
auch am dem die hoͤchſte Wuͤtde diefes · Ordens/
die Rittrrwuͤrde/ etthellt, ver zuvor bie unteren
Stufen beſſelben als Bube (Page, Edelknabe,
junior) und Knappe (famaulas, armıger)-idunchlatt
fen Hasen, eine Laufbahn, die freilich wohl Jeit ura
ter Zeit jeder durchlaufen mußte, der ſich den Weg
zur Erwerbung von Beneßcien bahnen, oder in abs
licher Sitte ausbilden weilte. Aber vordem begeich
nete Die Verleihung eines Lehens oder Anits oder
die ſelbſtſtaͤndige Verwaltung eines Guts, Auf wel
dem Ritterdienſt haftete, das Ende jene Laufbahn;
kit überteug man die hoͤchſte Wide jener Genoffen⸗
(haft als eine eigene fefbftftändige Wurde, unter
teligiöfen und militärifchen. Zeierlichkeiten,. von: weh
den jene von den geiftlichen Innungen entlehnt
maren, dieſe aber in den Gehräuchen bei der Ent-
kffung aus frengerer Dienftpflicht am Hofe Ans ‘
Dienfigerrn ihren Urſprung hatten |
er Si pa ARE
Kb asp. Eümerfung:
02 0 Pe
Das. HU. m ' Chronlson Belgicum ad a, "180. (bei Pi-
EIERN ge II. 266,) befchreibt bie Feierlichteiten des Nit-
derfchkägt, der dini zum Kbnig gewählten Withehr von Solid ertheilt
wide, anf folgrabe Möelfe, : Bed: quanlan ide Adelticeui; alec-
tenis,supe: tampore, fat Armiger, - cum, festiästiorie, pranpe-
Fate sunt omnia quaecungue fuereut necessaria,, ut ‚secun-
dkin minm Clitisticolakuni Imperatorum miles ſierel, au
Kailefitil diadersa reg’ suselperet. — Itagae proepkrafie im
Enpleie Tolaaizusi.ompibin, post Evangelium melennis suilzpen,
praedictge. Wilhehmps, ‚Armiger, „coram . —m
est per Bohemise,, dicentem in hune esirae
— Pꝛter aluiflae, praesentamus hat; electam Ar
melgerum ;eyotissinte bupplicanten, ut vesira paterniian soil.
vom ejus professionew susaiplat, que mällteri nostro Ceol-
legio digny adsoribi possit. Döominus autem Cardinslis, in
Bontificalibus abslätens ornamentis, eldem Armigero dixit, se.
vanduıh-etymoloplem emdink'neminis, quod est miles: Opor-
tet urpingpeupgug, ‚mufltare ‚yalkatenıs.coos Segntaieuun, In-
geyaum,.Lesgiflusm, Egregium et Stremumm. Bepsenimam
quidem in adversitate; Ingenuum in Consanguinitate; Largi-
- Mur In Honestato; Egregiem In Curialitate; et Strenuem in |
visit probitate. Sed, aniequam uelum tuae'piöfbewionis fo.
«ion, cn wmeture deliberutione, Yügumm Hagwlos pries zudias,
Ista Ätaqne rogula est Militaria erdinle (1) in primia cum |
devota recordatione Dominiose passionis Bissam quotidie au
dire; (U) pro Bde Catholiea:oorpus audacter exponere; (3) San-
«am Koolesisus ousa Ministsis ejus, a quibüsckinee grasssiori.
boa iberase; (4) Vidnss, Pupillos, sc orphanos, in eorum ne.
cossitate protegere; (5) Injusta bella vitgre; (6) Inigua ati. |
pendia renuefe; (7) pro liberatione coujuslibet Innocentis duel-
lam inire; (8) Tyroeinla, non nisi causa Militeris exercitü,
frequentare; (9) Imperatori Romanorum, seu ejus Patricio rer
venenter in temporalibus obedire; (10) Hempnblicam illibatam
in vigere suo permittere; (11) Bona feudalia Regni, vel Im-
perij, nequaquam allenare; (12) ec irreprehensibiliter apud
I. Algemline®efchichte.- 1056-1972. 455
Deum at Iumise, iıg Ihe mieindh vivpebe ülnen:mtattdeikl, D DAL
teris Begnlan. si ılemete sender et pro il ——
impleveris, selas, temporalem
hanc vitam, vequlemi äeternam' * Kerr oe us ge
pletid, Dormhzas Cardinslis eonjunciss- immis- ejnsdem Tyscäie
clausiö in Missali, supen loctum ‚Evangelien, ite digema::Vig
esgo Militarem Ordinen in pomine ‚Pamins derote.anncipemn,
et Regularn Tibi verbötenus explicatam, guantur potes, per
ficere? Cui responilit Armiger, Volo. “Et tane Dominas:
dinslie dehesipätiatten prefsssieueik Asutigero: deilit, wuiaın iish
Armiged. pain emnjbus In hupp- madyıp. Jeglt::. ge. VYlheb-
mus Comea Hollandiae, Militige. Pringepe, Sacrique. Inperi)
Vasallız liber, jarando proßileor. Regulae militaris obbähvad-
U, in preeseittia Döthint mei, Pütz ad Veh auröcht;, Disonel
hun al 24 Apsstoliege van —— a An *
mann gaago· —— Age
sio peecatorgm pa Fe 0, amen, Bier;
dictis, Rex "Bohemise fotımn 'Impegit" hi eolium tyrohid’ * di
censı Ad euortas -Dei omhipeisätie te Milfleia eedino, it
ia nastzumn Oollegium gratanter: speihioy. sed mamenia,.yan
niæn Salvator mundi, coram Anna Pontifice, pro te colaphi,
satus, et: illusus coram Pflato pracside, et Ilsgeis acius, an
spinis oorohatus, coram Herode Rege chlimyde vestitus atgue
derisus, et coram omni popalo, nadus et valnerstug, "trace
suspensus. est, cujus opprobria mieminisse „te Suadeo,” cajus
erucem acceptare te consulo, cujas "etiam 'mortem ulcisci te
moneo, Qulbus ita aolemniter nähnplette;, novus tyro poet
dictam Missam, cum stridentibus buschhis,. proßirdpentibus: tym-
panis, et tinsientibas cymbalis, oonirs flium regis Bohemiae
tribus vieibus enneuerit in hastilgdio, et exinde cum gladiis
enitentibus dimicationis iyrocinimm fecit, erchrariige men
ficis expensis teiananam Casa ei
ET
Freie eheliche Geburt und Wahl einer blos
kriegeriſchen Lebensart wurden beide. weſentlich er⸗
186 Nütte-Parlote...; BBBH MÄR.
2 1° ſerdert/ um in diefe: Brchinbung :anfarwonmen zu
werben; wer fd‘ Bei einer andern Lebenbart ver⸗
hatgen poug konnte, ‚oßngeachtet feiner f reten Ge⸗
Bust, ‚bie. Risterwücde. (ciogulum mihtare) nicht
erlangen ). Semis erhielten denn freilich nur Edle,
Waſatlen und Dieiftlente oder ſonſt reche Grund
| hefluer. diefe Wurde welche, weun ‚fie mit den erb
lich: gewordenen Lehen wiele Geuerationqu · hindruch
in hten Eefch bechrern geblieben war, diefen das
Pitbicat eines ritterlichen Gerichte verſchaffte
DS diefer, Umſtand. fehe bald auf hen. Grundſatz
führte, ‚uian: aniffe uͤberhanpyt ex genere militari
— ſritterharttg) fem; um: die Nitterwurdererlan·
gar zu koͤnnen, mar 'cben fa natürlih, als daß
Ben Kaiſer bie DBefuguiß : blieb, von dieſer Regel
—— J madjen.b). Du jener Grundſatz
..a) Daher —*8* der tapfee Mann, vom, welchen Otto FErising,
‚de. 6, F,,LL.IL 18. eäßlt, tie Nitterwürde nicht annehmen;
er hätte, font feine, bisherige Rebensart aufge müfen: ille
cum se ‚plebejum ı diceret, in eodemque ardine vslle re-
J manere, süfficere ib eöndiioneh suorh ele.
5 Gonradi IV. dipl. ap. Goldast, Copstit, Imp. Park
‚Bag. 398. Notum, facimps uuiversis, quod A. de N. Ma-
jestati nostrae "humiliter supplicavit, ut cum fieri velit _
. miles, et pater suus Miles non eisct. ihr 'exinde lar-
giri licentiam dignarenur. Nos autem ut fidei sune me-
rmum, et suorum, per Imperialis gratise‘ meritum Impe-
rlaliter compensemus, supplientionilms 'ejth beniynlus io-
clinsti, de potestatis nostrae plenitudine, sibi concedimus
| F ‚ et nosizis oonslitutionibus caveatur, quad milites fieri ne-
728 qui de genere mißitum non nascuntur,, ipse amen,
calminis noetri licauiia. decarssi valsat cingelu .ueilitari.
IL Allgentöine Geſchichte. 2ST
ſchon im zwolften Jahr handere auch ſchon in eben dem H.51%
Sinne angemwendet wurde, tu welchem ihn der Staub
der Vaſallen und Dienſtleute ſpaͤterhin geltend. machte/
muß allerdinge bezweifelt werben⸗); jedoch eatwil⸗
Felte ſich allmuͤllg ein dritter Stand der ideen
buͤrtigen, mit erblichen Vorzuͤgen, die nicht auf
dan Guͤterbeſttz, ſondern auf der Derfon hafteten,
welcher · als eine zwiſchen ben Sl ua bias Bi
geboren‘ ſabende Suſ⸗ vente Be 1
eh Me . 23.
H. De Städte wurden im: zwdiften —*
hundert ganz etwas anderes als was ſie urfprng⸗
lich ſeyn ſollten, aus bloßen Immunitaͤten (F. 2200)
ſelbſtſaͤndige, d. d. nach eigenem ——
Gemeimwillen roglerre Corporationon * |
Ti ” 1
e) Das, —EEI 7 ager
De ie sacerdotum, diaconorum, ——
taimus, ne ein militare bsdumant; 'et qui Jattı X
pserunt, per judievp pwoyintiae en Era
Ursp, Mi a. 1187 26 Arg, — > Die Yu
fchliegung berubt Aber nicht auf dem Si * ac ken
fonbern af den Gewerbe: Dachet beine hd Dis Stell J
—— — ach —*
freien Geburt, m äfig machte, war am leicht
zu Führe, wenn ter "Shter fehl J— ntiilitwürde Hatte; an 9
Stelle dieſes Beweiſes trat jene Gunſt, und fie warbe alſo freis
lch geſucht, wenn ber Vater frei getsefen war, aber imitieeliche
Gewerbe getrieben hatte. Bergl. unten 8. 337 u. f.
«) Die Bewseife für bie ha tiefem .. entbaftene;' nich nn erra Un⸗
terſuchringen "ubweichent con bee erſten Ausgabe dargeſtellce Ent:
witehugsgefihkite «ber flädcaſchen Berfaſſumg, laffen ſich im
188 „Dirütte Pertat A. RE-MÄRTR:
Ku 1" Die das MWeihbiltweike a. Miäflähen Seaͤd ⸗
an, mwichin in ſalchan Omen entſtand, die urſpruͤng ⸗
lich rdmiſche Verſaſſung gehabt Hatten, von wel⸗
ger ſih in der einen ober anders Gore. Spuren
erhalten hatten (6 Zar), fo nahm es in dieſen
Beädten: fehr bald eine‘ Eigenthoͤmlichkeit an, welche
in der. Folge mit zu den Wefen des Weichbild⸗
suchte gerechnet wurde 1) Die Staͤdte mit erhal
tener roͤmiſcher Werfaſſumg Katzen in dem erhalte⸗
nen Decurionenſtande eine Gemeinde (cives), der
2 von ihrer alten Wuͤrde wenigſtens die Verwaltung
des Geweileguts bie Policeigewalt⸗ und beſonders
die den roͤmſchen Enriheungen eigenchanliche Auf ·
ficht bet der. Merkte⸗ Und Handwerkspolicei ($: 312)
gehliehen wan; ‚welche ſie durch einen Gemeinde⸗
rath, vor dem zwoͤlften Jahrhundert gewöhnlich
cives (im vorzuͤglicheren Sinn), ſeitdem nach dem
Beiſpiel der lonchardiſchen Städte ordentlicherweife
Consules . genannt, „ausübte Aus diefem, Rath
und den: Schöffen: der freien dentſchen Semeinde
ieh feine‘ Schöffen der Vogt, welcher an die
Gtelle dee Grafen trat F. 2244), und dr Schule
heiß⸗ Ber die Stelle des ordentlichen öffentlichen
Localbeamten einnafın und zewoͤhnlich in allen Su
Einheluen acht vehl ſe zuſanimugedruugt angeben, wie es va
plan dieſes Hanbpuchs erfordert. Start bet Angabe einpeinet
* Stellen aus Urkunden mb anderen Duellen kann baber bier
wur auf bie. umftänbtichere Eutwicklung in urinem Mein Über
den Mefprung ber ſtädtiſchen Verfaſſiig in ber Zeitſchr. für
: eeHREhteM. B. 2. Da 0 106 1: fa verwiefen werten,
I. Agenyine &efißte. 1086-4979. 459
chen richtete, - bie ulcht thear Marur a wo. dor 8.944
Gaugericht gehört haeten ¶ Diefe Verlindig bee
trug die roͤmiſchen Gemeindeeinrichtungen auch auf
die deutſche Gemeinde, und ein aus beiden. uſam
mengefezter Nach. wor: mächtig genug, die. muchfh
gige Verwalcung des . Gemeindeguts. und: ber: Poi
ci allmälig zu einer ſelbſtſtaͤndigen Verwaltung aller
Öffenslichen-Uugelogenkeiten der Stadt in ideem ie
neren und aͤußeren Verhaͤltniß auspubchun, bei
welcher die Worſteher jenes Gemeinderaths, Magie
stri civium, magistri-consulum, Buͤrgermei⸗
ſter, dem Kerrfihafelihen Vogt odes Crhultheifen
wenig Mitwirfung ließen. Die durch die xoͤmi⸗
ſchen Policeieinrichtungen in Genoſſenſchaften ver⸗
einigten Handwerker, ebwohl fie gu der Gemeinde
der Bürger niche gehörten und an. ber Verwaltung
des Marks keinen Theil hatten, fchloffen ſich doch
an dieſe Obrigkeit auf das engfte an, da bie Ser ·
* gar zu ſehr geneigt war, auf ſie und auf
die Buͤrgerſchaft überhaupt das Hofrecht aueudeh⸗
nen, dem etwa vor der Entſtehung des Weichbild⸗
rechts einzelne unter ihnen unterworfen waren; und
mit ihrer Huͤlfe konnte die befeſtigte Stadt ihrer
Herrſchaft noͤthigenfalls einen Widerſtand eutgegen⸗
ſetzen, dem die Burgmanuſchaft innerhalb der Stadt
nicht gewachſen war, went auch die Bürger inner⸗
halb ihrer Ringmauern eine Burg dulden nmußten.
Dieſelben Einrichtungen giengen 2) auf ſolche Städte
über, in welchen der Decurionenftand ſich in eine
/
*
¶h Dtitte Petibde A. BIS 1278:
4. 93. Dieuſtmnanuſchaft, "Familia; verwandelt hatte; in
bieſen war war nach urkundlichen Zeugniffen, ſtatt
eines Gemeinderaths nur eine Reihe herrſchaftlicher
Beamten, welche die Rechte verwalteten, "die ander⸗
waͤrts den Rathmannen zuſtanden; aber die Dienſt
maniiſchaft, aus welcher dieſe jufolge des Hofrechts
genommen wurden, erzwang b) hier die Blilbung
eines Gemeinderaths mit Sllfe der freien Buͤrger,
die das Weichbildrecht zu einer Gemeinde mit ihr
verband, und bie ohnehin von einer Theilnahme an
ihren Geſchaͤften nicht wohl ansgefchloffen werden
Fonnten, feitbem fie ihre Gerichtsgenoffen geworben
waren. Die in folchen Staͤdten immer der Hoͤrig⸗
feit unterworfenen Hanbwerker und andere Schutz
genoffen zogen davon den Vorcheil einer- viel giin-
— Cage als chuen Bisher bus Hofreche —
Wenfiftend in ſchr vielen Fällen. Freilich fehlt es auch nicht
an ·freiwlllig erthellten Privilegien, und namenttich iſt bie für
. .gennmpte libertas Ranaha; weiche bie Kalferin Adelheid, Groß⸗
mutter Dttos IIL, der Stabe El; duch ein Privilegium dieſes
j - Kaifers verfchaffte, vielleicht nichts Anderes als die römifhen
„u. :Masttpoliceiöingichtungen, derbunden ohne Zweifel mit ber Ber
der Merktpöfiegi durch einen: Bemehiberath. ©. Beits
. waltung
fhrift a. a. O. ©. 206 u. * Es könnte indeſſen der Auss
bruck much bios auf · das Weichbildrecht gehen; denn: eine: Creme
.. tion von ber Gewalt der: ardentlichen Beainten, mb bie Beſtel⸗
. lung eines Reichsvogts, fpunte feit der Erwerbung ber Kaiſer⸗
würde recht gut auch die ibertas Romana helfen. S. Wis
gand Geſchichte von Corved Th. 1. S. 256. Da hingegen
das Weichbilbrecht ohne diefe Einrichtungen libertas francica
im ‚Mittelalter gebeißen habe, ik gar; lrrig . ©. Zeitſchr.
&.'217:
\
{
IL Allgemeine Geſchichte 1056 — 1272, 161:
hatte, denn die Dienſtmannſchaft fuchte von dein 8.243,
Herrn der Stadt die Aufhebung der. Laften des
Hofrechts zu ihrem eigenen Vortheil zu erlangen,
und was bei diefer nicht zu erreichen war, gewährte
bei guͤnſtiger Gelegenheit der Kaifer als oberfter
Vogt e). 3) In Städten, welche durch das einer
deusfchen Villa ertgeilte Weichbildrecht entſtanden
waren, nahmen bie Schöffen von felbft die Geftale
eines Gemeinderaths an, fobald das Emporfonmen
des Gewerbes die römifchen Policei- und Markt
einrichtungen und mithin eine Vereinigung der freien
Handwerker und anderer Gewerbetreibenden in in
nungen nothwendig zu machen fehlen, und fie erlang«
ten leicht, daß ihnen die Gewalt, weiche in anderen
Städten der Rath über jene Perfonen hatte, auch
über die einem herrfchaftlihen Schutzrecht untermor«
fenen hörigen Handwerker und andere Schuggenoffen
überlaffen wurde ). War ihre Stadt nicht gleich bei
Ertheilung des Weichbildrechts befeftigt worden ©), fo
€) Daß durch Vefreiungen der Städte dom Mormarium und ans
deren Laſten des Hofrechts, bie feit ber Zeit ber fränkifchen
Kaiſer, in welche ber Anfang des allmäligen Emporſteigens der ,
Macht der Städte fällt, fo häufig vorkommen, neuere Hifterifer
ſich haben verführeh laſſen, ſich alle Stäbtebewohner ſolchen
Zaften unterworfen zu denken, iſt weniger auffallend, als daß fie
die Bedeutung gang überſehen, weiche nach eben dieſen Befreinn⸗
ger biefe Städte ſchon damals haben mußten und In eben biefer
Zeit zugleich den Anfang ber ſtädtiſchen Werfaffungen fuchen.
d) Bir z B. dom Kaiſer Lothar in Rusdlinburg, S. Zeitſchr.
a. a. HO. S. 2314.
©) Die Erbauung der Städte iſt meiſt nichts anderes als dieſe
so. IL [11]
169 Dray Pac 4. 888— 1272.
5 24 folgse Diefes wichtige-Erignif: doch wenigſtens bald
" Darauf ohne Schwicrigfeit, weil die Herrſchaft felbft
in ihren Fehden dadurch an Sicherheit gewann und
die Burger wenigftens nicht hinderte.
Alle Städte, fobald fie ihre Kräfte fühlten,
füchten denmähft auch außerhalb ihrer Ringmauern
durch Erwerbung von Grundeigentum und befon-
ders durch Aufnahme von Ausbürgern oder Pfal-
bürgern f) ihre Mache fefter zu gründen. Freie
Leute festen Häufig einen Meier auf ihre Gut und
zogen in die Städte, die ihnen einen fihern Auf
enthalt, und fo lange bie wenig geachteten Hand⸗
werfer noch nich zur Gemeinde gehörten, und mit-
bin niemand den freien rittermaͤßigen Urfprung auch
in dem Bürger verfennen konnte, eine ehrenvolle
Gemeindeverbindung darboten 8); bald fchien es
Befefigiung, und eben darum if 28 ganz falfch, ſich die vorher
gemeiniglicy urkundlich längft vorhanden geweſenen Billm als
Dörfer von Hörigen bewohnt zit denken.
f) Beide Ausdrücke find ohne Zweifel gleichbedeutend, und es ifl
eine fpätere Bedeutung des Wortes Pfalbürger, darunter bie zu
verſtehen, welche ihr Vürgerrecht zum Nachtheile ber Landes⸗
herrſchaft mißkrauchten, Die Beſchreibung, welche die goldent
Bulle Cap. 16. von den Pfalbürgern macht, paft auf alle
Ausbürger, und nad) dieſer Stelle felbft war der Ausdruck vor⸗
züglich nur im ſüdlichen Deutfchland üblich.
8) Daher befigen in ben Etäbten im Mittelalter bie Bürger fo
häufig gutsherrliche Nechte in benachbarten Dörfern über ein:
jeine darin belegene Höfe. S. 5.8. das Landbuch der Marf
Brandenburg (Berlin 1781. 4.). &. 79. So hatten auch bie
—E 103
auch) thamlich/ gegen Uebernafpie Der Vargehhſach 4. man
ten, befonders in :Abfiche dee: Wertheidigumg ber
Stadt; das Vuͤrgerrecht ohne Veraͤnderung des
Wohnorts zu gewinnen, wenn es dann auch noch
gelang, den perfönlichen Schutz, welchen das Weiche
bildrechf dem Bürger gewährte, auf feinen Grund⸗
befitg anszubehtien, wie einſt das Immumitaͤtorecht
der Geiſtlichkeit nach und nad) ausgedehnt worden
war, fo. konnte ſich auf dieſe Weiſe eine neue Gat⸗
tung freier Gemeinden bilden,’ die wieder in die
Reihe der unabhaͤngigen Reichsglieder einzu⸗
treten fählg waren, aus welcher der veränderte Bo .
griff der Grafſchaft die Gaugemeinden herausgeriſ⸗
fen hatte. Denn gegen eine ſolche Gemeinde, vers
mochte die Herrſchaft fchwerlich, von der Gewalt,
welche die Vogtei gab, mehr als die bloße Ge -
richtsbarkeit zu retten, und. ſelbſt dieſe bei guͤnſtiger
Gelegenheit an ſich zu — fehlte es den Ge⸗
meinderaͤthen nicht an Mitteln,
& 2, 4 4.44.
Wie leicht die Staͤdte dies und unter günſt—
gen Umſtaͤnden ſogar noch. mehr werden konnten,
bewies die Lage, in welche die lombardiſchen Staͤdte
ſchoͤn um die Mitte des zwoͤlften Jahrhunderts ge⸗
kommen waren, weil ſich hier bei der mindern Macht
des weltlichen Abels und der früheren Bluͤthe des
braisttfenwigtfäen SA rget viele Veicr in ben untlegenden fürſt⸗
tigen Yenttin,! S Gefenind Meierrecht Th. 1. S. 424.
[1110]
164 Dan Jar, 88 ARE
9.24, Handels md der Gewerbe); herfshbe Beine” füheh
ler entwickelte als. in Deutſchland.
Sdon um jene Beh. b) hatten ie Conſuln
u 9— bedeuterd ſchon die —* und der berdi Dem Fifa
ünd Genua im zwölften Jahrhundert ſeyn mußte, ergiebt ſich
. umter andern auch and Otro Frising. de gestäi Frid. I.
.L.% Cop. 12 und 20,,, Bergl. Eeo. ÆEntiiciing ber Wer
faffung ber Iombarbifchen Städte. Pamb. 1824. 8, v. Rau-
mer Geſch. ber Hohenſtaufen. B. 5. ©. 83 u. f.0. Sa⸗
vigny Geſch. dr6 romiſch. aus. 4% * 40. — 51.
: & Min f. I Aug"
u Died Gemälde iſt nach Onto Frising, de — Keil. L
Lib. U. Cap. 13 und 14. miworfen: In civitatam queque
dispositione, ac Reipublicae conservatione, antiquorum
adhuc Romanoram fmitantur solertiam. Denique-liberta-
_ tem tantopere allectani, nt patestatia inselentiam fagiendo,
Consulum potius quam imperantiam regantur arbitrio,
Comque tres inter eos ordines, id est Capitaneorum, Val-
vassorum et pltbis esse: noscautur, ad reprimendam ze-
perbjam, non de uno, sed de ‚singulis praedicti Consples
eligantur, neve ad dominandi libidinem prorumpant, sin-
gulis paene 'annig variantur, Ex quo ur ut tota ille terra
infra civitates ferme divisa, singulae ‚gd
secum dioecesanos compulerint, vixque aliquis Nobilis,
vel vir magnus, tam magno. ambitu inveniri queat, qui
eivitatis suae non sequatur imperium. Confuerunt autem
singuli, singula territoria, ex bac comminandi petestate,
Comitatus suos adpellare. Ut etiam ad comprimendos
vicinos materia non careant, inferioris eonditionis juvenes,
vel quoslibet contemtibilium etiam mechanicar&m' artium |
opifices, quos ceterae gentes ab honestioribms. ac. liberio-
ribus studiis, tanquam pestem, propellunt, ad militise ein-
gulum, vel dignitatum gradus assumere non nter.
Ex quo factum est, ut caeteris »tbis civitatibas, divitiis
et potentia praeemineant. — Ale befondere Ausnahme wird
erwähnt? Guilbelmus marchio de mente ferrate, vir. nobilis
et magnus, qui paene solus ex Ltaliar Baronibus cjvritatum
1. Alltgemeine Geſchichte 1036 — 4272. 465
ſah niche blos die Grafſchaft über Tore Dikger, 4. au
fondern felbft über den größten Theil der umlie
genden Gegenden, mit den gewöhnlichen ‚gräflichen
und Bifchöflichen echten, errungen, und regierten
mit unbeſchraͤnkter Macht, niemand unterthan als
dem Kaifer, deffen Gerechtſame aber auch nicht ins
mer gefchont wurden: Ber geifkliche und weltliche \
Adel, 'wellte er feine Rechte wenigftens da erhalten,
0 die Späte fie ihm noch zu laffen fuͤr gut fan ·
den, mußte (mit wenigen Ausnahmen) in Me Stab
als Buͤrger ziehen, und eines jeben ändern Buͤr⸗
gers Pftichten übernehmen, :Bagleich lebten nirgends
fo viele Perſonen ritterlicher Lebensart in den Staͤd⸗
ten als in Stalten, und zwei Stände, der der
Freien und Nitterbürtigen, floffen dadurch ſo zu
fanmen, daß Italien bei geſchwaͤchter Macht des
Adels, nothwendig ein Aggregat von ariſtocratiſch⸗
democratiſch organiſirten Republiken werden mußte,
deren Oberhaupt jedoch der Kaiſer blich.
F. 2283. 648. 46.
An den Kaiſer knuͤpfte aber die Staͤdte das
gemeinſchaftliche Intereſſe, dem Syſteme der Ho⸗
heit entgegenzuwuͤrken, welches der Adel einzufuͤh⸗
effagere potuit imperium, und Cap. 14. Novaria civitas,
comitem in se habens in sua Dioecesi Guidonem Blan-
derstensem, qui praeter morem Italicam totum ipsius ci-
vitstis imperiupi, viz ipso civilate — Mediolanen-
sium possidet auctoritate,
ICE Orite Prriode AR
6, 245, ren, ſuchte, und eins gleiche Michtung mochee leicht
Der. Ritterſchaft gegeben. werden, die iger Mister:
pflicht ohnehin ſchon au den Kaiſer aufshloß *).
Weder. Staͤdte noch Ritterſchaft konnten dagegen
nach ihrer natuͤrlichen Lage jemals. jhr Eyſtem der
Unabhaͤngigkeit, das durch Beguͤnſtigung ihrer
Untemehmungen gegen pen Abel. begründet. worden
waͤre b), ‚zu „einer. · Aufloͤſungg des Reichttz in ein
Aggregat einzelner Herrſchaften, nußbreuchen weil
fie innner des. Schutzes des Kaiſers beducften u
es gogen den Adel zu behaupten. Auf der anderen
Syeite waren fie ‚fo gut als der Adel. eine natuͤr⸗
liche Oppoſition gegen den willkuͤhrlichen Regie⸗
rungsdeſpotismus, in den etwa bie von. ihnen bes
guͤnſtzgte kalſerliche Gewalt Hätte ausarten koͤnnen,
und taugten daher am beſten zu einer Mittelmacht,
wehche bie Garantie der Verfaſſung Vbernaͤhrne.
Sitnau dieſee zu henutzen, war ſehr leicht; es durfte
nur der Risserfchaft. und den Buͤrgerſchaften Aus
theil an der Meichsregierung durch die Reichs⸗
ſtandſchaft gegeben werben. Ä
"5 AL" Mote € Ne 9,
by Man fieht leicht, daf, went ber Kaiſer bie Ritterſchaft begfine —
ſtigie, und "Ihr eine Ähnliche. engere Localverbindung gab, wie
fie ſelbſt ſich im viergehnten Jahrhundert zu geben fuchte, ein
‚ähnliches Verhältniß entſtehen mußte, wie das Berhältnig bes
mniederen Adels in andern germanifchen Staaten wurde, das in
der nachherigen Breicheritierfchaft fich nicht mehr bilten lonnte.
weil der inner Augenblick vorüber man - -
o
»
I. aan Geſchichte 1056—: 4IR. 487
.$. 2b. 2 u . - 9. 26.
Allein die Dolkit der hohenſtaufiſchen Kaifer
hatte einen andern Gegenfland, als den, eine neue
Grundlage der Staafeverfäflung zu etfchaffen. Fried⸗
richs 1. unabläffiges‘ Beftreben währen feiner lan-
gen Regierung war darauf gerichtet, feinem Haufe
in Italien das Uebergewicht zu verfchaf-
fen, umd dadurd der deutſchen Herrſchaft über
diefes Mebenland Feſtigkeit, und der Kaiſerwuͤrde
den alten Glanz! zu verſchaffen. Durch den lom⸗
bardiſchen Adel wurde er uͤberredet, daß die Aus-
fuͤhrung jenes Planes mit der Demuͤthigung der
italiſchen Republiken beginnen muͤſſe. Er miſchte
fi daher in die, Fehden dieſer Städte unter ein⸗
ander, befonders in die große Fehde zwiſchen Mair
land und Pavia, minder als Reichsoberhaupt,
denn als Partei. So unterlag dann freilich (1158)
Mailand, da es noch allein fland, feiner Macht,
und die Lombardei mußte noch in bemfelben Jahre
das Gefe annehmen, das ihr der Kaifer über fein
Verhaͤltniß zu ihr gu geben, fr gut fand *). Aber
feinen Hauptzweck verfehlte der Kaifer eben damit
ganz, Die gemeine Gefahr vereinigte ſchon meh
rere der oberitalifhen Städte gegen ihn, feitdem er
das ftürmifche Mailand 1162 zerflöre Hatte, und
3) Die berühmte Eonftitution über die Megalim: Radevicus
de Gest. Frid. I. Imp. L. 3, Cap. 5. Die Entftehungs-
gefchichte derſelben und ihren Inhalt nach biefer Chronik findet
man in der erften Anmerkung abgebrudt. |
IB’ Dritte Perisde. A. 8881972.
4.246. der abwechfelnde Erfolg, mit welchen er fie be
Fümpfte, ließ mdlich einen großen, - immer mehr
anmwachfenden Bund 1167 entflchen, der von dem
Kaifer 1183 die Anerkennung der Unabhängigkeit
der einzelnen Mepublifen und ihrer bisherigen Ver⸗
faſſung, der Unterwürfigfeit unter das Reich und
der Lehnspflichten vorbehaltlih, erzwang b). So
ſchuf fih der Kaifer felbft eine Oppofition in Ita⸗
lien, und dem Papfte, mit dem er in einen aͤhn⸗
lichen Kampf wie einſt Heinrich IV. gerieth, einen
noch wichtigeren natuͤrlichen Bundesgenoſſen, als
bisher der König vor Girilien geweſen war,
Erfte Anmerkung. Conſtitution über die Regalien.
Sequentibus diebus plena atqie solenni caria, jadicjo et
justitise a nane usque ad vesperam intentus, qnerimonias et
proclamationes tam dititum, quam pauperum diligenter au.
diebat, Habensque quatnos.judices, videlicet. Bulgaram, Mar-
tiauım, Jacobum, Hugonem, viros disertos, religiosos et in lege
doctissimgs, legumque in civitete Bononiensi Doctores, et mul-
toram auditorum praeceptores, cum his aliisque legis peritis,
qui diversi ex diversis civitatibus adesant, audiebat, discatie-
bat et terminabat negotia. — Deinde super justitis regni, et
de regalibus, uae 'longo jam temmpore seu temeritate perva-
dentium, seu neglectu regum regno deperierant, studiose dis-
serens, cum nullam possent invenire defensionem excusationis,
tam Episcopi quam primates et eivilates uno ore, uno Assansu,
in manum prineipis regalie reddidere, primique resignantium
b) Eoftiniger Friede non 1183. In allen gewöhnlichen Aus⸗
gaben des Corp. jur. eiv. befindlih. Die wichtigfien Stellen
ſind in der zweiten Anmerkung ahgebrudt,
’
'
1. Allgemeine Geſchichte WMb -— 1272. 669
Heliolanenses exikllere. - ‚Borgelsitique "da. hos jare quid tasst, :: 246
sdjedicsveruns Ducatus, Marchies, Cemitetus, ;Ocnenlatus, Mo-
netas, Telonen, Fodrum, Vectigalie, Portus, Pedatica, Molen-
dina, Piscariss, ormnemgue utilititem ex decursk. uminum pre-
venientem, nee de terra tanium, verum etiam de suis
eapitibus sensus annui redditionem. Hleque omnibus in Ascum
adaumeratis, tauta circa pristinos possessores usus est lihera-
litste, ut quicangue donatione regum aliquid horuma.se -‚poasi-
dere insteumentis kegitimis edorera poseet, is etiam nunc im-
perisli beneficio, et regni. nomine id. ipsum perpetue posside-
re, Ex’ his tamen qui nullo jure, sed sola praasunsiione de
regelibus se intromisenent, 30 millia talentoram plus meinusre
reditibus publiels per. eingulos annos accessere. Cap. 6, Prae-
teres ot hec sihi ab omuibus judicatum atque rocogaitum est,
in aingulis civitatibus potestates,- consules enterpugie: shagieirer
tus assensu populi Per „peum erench Öehers:ahe,. Die Weroad⸗
ung ſteht auch IL F. 6hbß. 5\
Zweite Anmerkung. Hauptinhalt des Coſtulier
Friedens.
Nes Bomanorum Imp. Fridericus et filins noster Henei-
cus, Resnsnorum Rex, concedimus vobis eivitstibus, locis et
personis societatis segulin et comsustudines nosiras, tem in ch
vitate quam extra civitatem, videlicet Veronse. et castro ejus,
suburbiis etiam et aliis eivitatibus et suberbils, locis et per-
sonis socielatis in perpetuum, videlicet ut in ipsa eivitate omnia
habeatis, siout hactenus hahuistis, vel habetis, Exira vere,
aumes eomsueindines sine coniradictione nostra exeresatis, qua
ab antiquo exerculstis vel exercetis tum in-foro, vel in nemo-
ribus et pasculs, et pontibus aquis et molendinis, sicut ab au-
tiquo habere consuevislis, vel habetis in ezercitu, in munitio-
nibas civitatum, im jurisdictiene, tam in eausis criminalibus,
qeam im causis peonniariis, intus et exira et in oasleris quas
2d commeditsiem speciant oivitstum,. Velnmus, ut regalie,
que vobis man concessimus, in kunt modum cognascantur
870 Vaue Peube A.) 888-1272
NUR ger Eplonopum bock, bt Akyusiace-tain de Episcopete, quam de
eivitsts:eligentar virk. beuac opinionis, et qui ad hec idonei
ese erodentur: tales qui mec contra civitaleım ner nostram
Mijeststäu: private vl: apecial odfh tencantar; gui jur
tue aoaa fide 'et eine frande perquisent et inquisite consi-
gyabıint:0n, quse specialiter ad nostram Excellentim epectant.
St autern hule inquisitioni supersedendum putaverint, consum
daergue mälliem marcherıın argenti per singulos aunos peti-
mus; Attumen eompetenti moderstione medersbimur etism
geantitetem igtamı ai enormis visa faerit.
“ Hose qued nes vel moster anteoessur — Episeopis, Eccle-
siis, vel civitatibus, vel eliis quibuseunque personis, Clericis
vel laieis ante tempus guerrae dedit, vel quolibet cofcessionis
Sitalo concessit, firmum et ratum habemus, salvis superioribus
concessienihme, wu pro ou sollte noble servilin exhlbeanie,
sed.cansus nom
Commoditates quas pro bono pacis civitatibas concessi-
mus in eivitstihus, vel extra, illorum regalium nomine non
intelligimus frro quibus oensus debeat praestari. — In civitate
illa in: qua-Epissopus per privilegiuin Imperätoris — Comi-
tatum habet, si consules per ipsum Episcopanı consulatum re-
cipere solent, ab ipso recipiant, sicut consueverant recipere:
slioquin umsquaeque wivitas a nobia colsulatum recipiat. Con-
sequenter vero in singulis civitatibns ‚Consules canstituenter
a Nuneie nestee, 'qui sit in eivitzte vel in Episcopata, et in
veatituram reeipient;. et hoc usqne ad quinguennium; finito
quinquennio 7 eiviiss u nobia reciplat, — FA omnce
Ähvestiturne gratis fiat. —
- In oausis appellatienum si quantitas 25 librarum Impeis
lie summem exoesserit, appellatio ad nos fiat salvo jare et
more Brixiensis eoclesige — ita tamen, ut non oogautur in
Alemanniam ire, sed nos habebimus proprium nuneiam in cis
vitstibus, vel Episcopatu, qui de ipsa' appellstiens cognoseat,
æt jaret, quod bone fide et sine fraude causas examinabit et
definiet socendum leges et moren ipsius civitstis, intra daos
menses a oomtestslione. litis vol a tempore appellatienis re-
veptas: nisi jasto impedimento vel consensu uiriusque partis
%
11. Mlöetteime Ecchihte MEGANE 471
remmptrite... Gomsules gui in ciujttibne. Fu
sipt, qai fidelitatem fecerint nobi⸗, vel faciant, antequam Con-
sulatanf recipiant,
Vaalli nostri u nöbid Investinmem reripkient, ot —*
tesa fadient; aict Vanslli, oeteti; omınes eicnt cives = sednckib
a ae
nor
murare', vel extra civitates muhltiohds facere * Yichat, —
Nebis wuteih ‘Sntsentilgas Limburdish fodrum consustum et #5
gale peaestabunt ++ 'viag et! ponlps peipjent — " merealum.uafr
J §. 247.. ..
. Dir Ynsgang des Kampfes gab. der Poli
ae der hohenſtaufiſchen Kaifer eine der. weiteren
Eutwickelung der ſtaͤdtiſchen Verfaflung in Destfchr
Ian Richtung Die deutſchen Städte
fühlten, wie die ttalifchen, die Nothwendigkeit, ih⸗
tem Syſteme durch: eine engere Verbindung unter
einander Feftigfeit, und ihrem Gewerbe, das jezt
die Grundlage ihrer Macht getvorden wat, Sicher-
heit zn geben). Dahin zweckte das Benduiß ab,
das 1241 die Städte Hamburg und Tibet ab
ſchloſſen, weldes man in fofern als die Grundlage
der großen deutſchen Hanſe (Hansa Teuto-
3) Das zwoͤlfte Jahrhundert war infonberheit bie Zeit bes Empor⸗
tonanıens bes. Handels im nordlichen Deutfchland. Am beſten
zeigt dies das Beiſpiel ber erſt 1140 erbauten Stadt Rübedl,
Ihr Handel gedich fo ſchaell, daß ſchon zehen Jahre fpätes
Helmold (Chron. Slav. I. ** ven ihr ſagt: ſorum Lu-
‚bieense eresoehet in einguloe dies et mugehantur nares
ineterum ejun,
J
6. 247.
178.Miüde-Periite.::A. WEB ARTE
4. ul. ca) ©) Btraen def, e’eo wenigen fie ve
alteſte Spur einer unter den norddeutſchen Staͤd⸗
ten beſtehenden Merbindung jones Art gelten
kanne); eben dahin des: sheinifche Sſaͤdtebund,
.
eo
1247 von mehr als 60 Otaͤdten errichtet. Der
Geift, ‚der ſich in dieſen Verbindungen offenbarte,
med. allen deutſchen Staͤdten gemein. war, drohte
nicht dem kaiſerlichen Anſehen, fondten nur dem
Softeme der Fürftenfoheit nochthelig zu werden «e),
und biefe erften bedeutenderen Bewegungen fielen
gerade unter die Regierung eines Kaifere, der durch
feine perſonlichen Eigenſchaften vorzugsweiſe geeig-
net war, allen politiſchen Verhaͤltniſſen Deutſch⸗
lands eine andere Geſtalt zu geben. Aber die lom⸗
bardiſchen Städte hatten“ die Hohenftaufen einmal
| Dr ug De re febe mon
‚ bie erfte Anmtrkung.
9 ©. Zappenberg (um. 1) Becwert S. 31.
\ Ce). Dis Berbindung upter den @elbten gieng zumãchſt zwar ur
, af vie Wertpeibigung ihrer Sechte in Beziehung auf ihre Han-
ig und was damit in engerer oder weiterer Werbin:
J ———————
‚dm Steeitigleiten gerieth, wenig von ihnen zu erwarten. In
Beziehung auf die Bereinigung zwifchen ben wenbifchen Stäb-
ten zu gegenfeitiger gewaffneter Hülfe (f. die erfle Anmerkung)
won 1009 Het os im 3. 1395 (&arı. IL Urt. 84.) Cote-
rum si aliqua premisseram' ciwitatum habens supra se do-
“ minum hereditarium,' ceteris civitstibus contra dominum
' suum cum armalis, ul superlus expressum est pudlice
“ subvenire ei juoare.non possei, cum peswnilo saltem,
seeundam quantitateın expenserum ipsam tangentem, juva-
hit reliquas, et incnlpebilis permanebit.
IL Algenkine &efchichte I066 AATR. 173
daran gesobfut, die · ſtaͤhtiſchen Feoifelsen als: Uli 4. 012
pationen, und der kalſerlichen Macht nachthellig zu
fen, ‚ne: Beiedeic) IL, ya; derſelben Zeit, wo et Den
deutſchen geiſtlichen und. weltlichen Fuͤrſten bie
Privilegien durch allgemeine Gnadenbriefe beſtaͤtigte,
weiche fie allmaͤlig erworben hatten end), in den Staͤd⸗
ten die Pfalburger! dd), die ohne Benehiiiigiihg”der
Herrſchaft errichteten Gcneinräche, welche mehr als
eine Poleeiobrigfei ſeyn walten. Ir und. die: Buͤnd
d) Friderioi. IL Imp. Canstitusie de juräßus
ecclesiosticorum. a, 1330, wıb beſſen Const. de jurib.prine,
secularium 4. 1332. bei Shmanf. Corp. 22 p. M
Sie wicrigien Stan que vehgn Pat Du Dar ann Kae
Bung abgebrudt. 8
dd) &, die’ ——— Nor} ie befondere Contiitniva
Königs Heinrich von 1232 wegen Abſtellung det Maibie)
ger: (kı der vollftändigen: Saumlung der Meidhsabs
figde- 3. 1, S. 17.) unb Zeiedtich⸗ H. u: vo
‚12335. Capı.9. (Ebendaf. S. 22 .. er,‘
e) Frid. IL Voris derreta ia Comitlis Ravennetensibus
editz (ki: Schannat Iistoria Epise: Wormatiens; in Cod.
prob. Dre. 1230.) — hae nostta-edictali sanctione fevota-
mus im Irtitu et Icassamiıs im: ommi eivitate: ei üppiäd
Alemsanise communla consilie, Magistros cirium sen Re-
clores vel. alios queelibet ofüchsles, qui-ab Universitate
sine Archiepiscoporani sive Episcoporum benepkecite at⸗·
tauntur, quocumque pro diversitate locorum nomine cen-
seanuter, Iritamus nihilominus. et cassantus caujüslibet ar-
tihieil confraternitates' sen" ascielates quocunque nemine
valgstiter „ppellentar, Dieſer lejtere Zuſatz läßt inſonderheit
nicht zweiftin, daß es hierbei auf bie Unterbrckung des‘ Frei⸗
beissgeifies und des mit bemfeiben in. ber imigften Berbindung
ſtichenden Gonfeciatiensgeifits in ben Gtädten: Werhaupt abges
176 DER Pröitc A. BER
. 92 fe Beet Räte unten), verbiecen Fonnte oder
verbieten ließ, und warum waͤhhrend des ganze drei-
ihnen: Jahrhunderts. auch wicht: ein deutſcher Kö-
ig den Verſuch machte, das Mifſtreben ber Staͤdte
W fa Mordtehe du heauten. 0
' den.
eg, Sul uUrſyrung und Vaaitug
go Tem nn. „der Haufe... ln.
7 —— hanfifche Ehrönilit iisici 1788,
fol In Beziehung auf bie ältere Geſchicht ber Hanſe fehlerhaft.
BR öfen? 6 vitriotiſche Piasitaftsen She 1.' Nroi 43l A8.:æh. 3,
Nro; 49: @. (#). Sartesinr Geſchichte des hwiſeanſchen Bun⸗
Des. Gotn Ao uſ 3 8.⸗ G. J. Sartotins VFretherren
don; Baltere daufenurkumndliche Geſchichte des urſptrinas ber
deutſchen Haufe. Hariburg 1830. 2. Bbe. & Det zweite enthäut
das, Urlundenbuch; daß —W i Barth zualzuze Iningen
Iaffar Hätte Niempab- gehefft- ur
1 „Ber Urſrrueg den: Senfer che {hen von —R bo Ban
—— echt,» weicht aus grode Hänbelscahipaptiie Niehtfcer
Kouflenit, bie in die Häfender Ntoibfer und Sſtfat daidchen, in
yerfhiebenen Staaten bes Yuslanby erbielten;. Pac *
Ol Unficht aufgefafty, Daß; hie Citäbte, apeichen die Pritgliahes jener
Banla angehörten, als Cörpgratighen erſt it Arzizchnten. Sachen
ww —— ben. ven eigen mad Bier äcferung
El ⸗28 “a
er ar, N IM hub — fir Ds nn
"LE: art
H & giuhe — —R age ne Vanbniſſ⸗
n. dar Stäbdte von 1234, Quod- ‚ nalla- eiritad 'seu: oppidum
‚communiones, cohstitutindes, c
j , tonfaelleratio:
Ds wel eanjurationes. (Eipgenöffenfähäften). allquas. 'quocan=
que nomine censeantur:. fadere pomit te, din ver. Senut
EEE h. a. 1
TE Allgemeine Geſchichte 1056-1972. 475
der Hanfe,.iß jezt urkundlich außer Aueifel gejagt: Hanfeiitafiie 3 ur,
bebeutend mit Innung oder Gilde, Brüderſchaft, jeboch vorzugsmeilg
mit bem Mebenbegriff Sanbelsinnung S. Lappenberg Vorwort
©. 16. Note 1. Daß bie Älteften Verbindungen ber Kaufleute in
Biber, ſowohl an eingelnen Orten, als im Auslande, bis in bie.cas
rolingiſche Zeit (8. 1. ©. 826. 827.) Binaufreichen, ift kaum zu
bezweifeln; die „gildoniae de naufragio,” welche Karl ber Br., jedoch
nicht als Eidgenofſenſchaften, erlaubte, köunen kaum eine andere Bes
schung als auf ben Handel gehabt haben. Eben fo darf man as
uehmen, daß ſolche Verbindungen, in ihrem Usfprung, mit ähnlicher
Berbrüberungen don mancherfei Art im Rufammenhang ſtehen, weiche
die altgermanifche Sitte hervorbrachte und vielleicht felbft eine Art
derfelben zur Grundlage bes ganzen gefelifchaftlichen Zuſtands (8. 1.
©. 91.) machte; endlich daß Karl ber Gr. jene Verbrüderungen bes .
ſchrãnkte, weil fie eben darum auch mit bem Heidenthum eng zufams
men hiengen unb überdies als politifch wichtige Genoſſenſchaften
in fein Syſtem ber Verfaſſung nicht paßten. Ueber bie ältefle Ge⸗
ſchichte der Gilden iſt zuerſt Licht verbreitet bei W. ©. Wilba bag
Gilbenweſen im Wlittelälter. Halle 1831. 8. Der Einfluß. der Kaufe
mannsgiden auf bie Entwidinng ber Häbtifchen Verfaſſung, reicht
ohne Zweifel höher hinauf, als der, weichen bie Innnngen tes Hayıdı
werter (unten $. 312.) erhieiten doch glaube ich nick, daß enge
wie Lanpenberg (Borwort zu Sartorius S. 16.) amıinmun bei
ihre Geſchichte in Beziehung auf die Entſtehung ber Haufe incheſon
dere ins Auge gefaßt hat, irgendwo ia. Grundbeſtandtheil des Ratho⸗
ansgemadst haben, ja nur einen botgiglichen Linfluß auf. bie uta
ſteb uug ber fläbtifchen Verfaſſumg gehabt haben. Eine felde Mes
deutung bekfeßben tritt erſt feit dem breischuten Jahrhundert harter,
und ſteigt ſeitdem allerdings eben, fo wie der Einfluß, weichen ke
Hantwerker gewannen, fortwährend, bie biefer Theil der. Bürgericheft
endlich dem Zunftregiment ($.- 438.) feine Ersfteheeng. giches
diuch wird zugegeben werden milſſen, daß bei der Entfichung uni
Fertbildung ber ſtädtiſchen Innungen, neben. anderen Berhältniffeer
(4. 212) auch jenes in ber germaniſchen Verfaſſung tief gegründete .
Eireben, durch Verbrüdetung mit Bleichen dit Stellung bes. Einel⸗
nen zu ficheren, durch erworbene Rachte der Innung auch die Nechte
⸗ N Li
. N} +, gr A
176 Deitte Periode. A. 888 - N2.
4. 247. bes Eimetaen yu ahlden, und, bie Nechte Beiber zw ſchirmen, fehe
weſentlich in Anſchlag zu bringen iſt.
Um früheften findet man eine Werbinbung ober Hanſe ber bett:
fen Kaufleute im Ausland, in England und in Gethland (Gar:
toxins E S. 4); urkundliche Privilegien, weiche fie erhielten, und
nach welchen fie bereits ein Haus in London hatten, haben fi aus
der Negierung Heinrichs IL (1154 — 1189) erhalten; der Anfang
eines ſolchen VWerhättuiffes reicht aber in Nachrichten bis in bas zehnte
Jahrhundert hinauf. In Deutſchland findet man um bie Bitte des
deeigehnten Jahrhunderts bereits urkundliche Gewißpelt, daß zwiſchen ben
nieberrheinifchen und meftphflifchen Stäbten, und auch wieder zwiſchen
ſolchen und ben Städten an ber Norbs und Dfifee, Vereinigtingen bes
Randen, welche dem Bundniß, das 1241 zwifchen Hamburg und Lüäbed
«_ gefchleffen wurde, ähnlich waren (Sartorius I: &. 21 u. f.). Uber
das Intere Hatte einen beftimmteren Bwed. Es gimg bahint
1) durch NKeiegsfchlffe und Rannſchaft die Laudſtraße zwiſchen ber
Cie und Trave, und bie erſterr von Kamburg bis zu ihrer WRün:
‚ bung von Näubern zu reinigen; 2) gemeinfchaftlich zu beider Staͤdte
Anfnahme, Sicherheit umb Weförberung ihres Handels zu wirken;
3) mit gemeinfamen Kräften ihre Freiheiten und Gerechtſame zu wer:
theibigen. Bunlchft mochte dieſes Bündniß gegen Danemark gertich⸗
vet ſeyn, beffen Zerrſchaft die Überefsifchen Herren und Siudte im
3. 1937 dur) die Schlacht von Bornhoͤvede gebeschen Hatten
(9354.75 in Fehden mit Dänemark erlangten hierauf zuetft bie
Liberler und die ihnen verbundeten Seeftäbte auch kriegeriſches Au⸗
ſehen, und wurden nun ber Mittelpunkt file einen engeren Verein
der Dſtſte⸗ oder wendifchen Stäbe (Bartorins L S. 36 u. f.),
der ſich mit ben Etäbten des weftlichen Deutſchlande in eine engere
Berbindumg ſejte, als fie früher unter ihnen beſtend. Wie wendiſchen
Stuͤtte hatten ſchon zu Ende des drezehnten Jahrhunderis einen Ver⸗
ein, weicher bie gewaffnete Hülfe in Verfolgung ihres Nechte,
die jede Stadt leiſten follte, foſtſezte (Sartotius I. &. 24. II
uet. 78. 84.). Die Haufe ber deutſchen Kaufleute im Anſ lande,
erſcheint aber noch bis in das vlerzehute Jahrhundert ben bertigen
Negierungen gegenüber als die Genoſſenſchaft, weiche Meihte erwor⸗
ben hat, obgleich die Bemhungen der Städte ſelbſt darauf gerich⸗
vn war, pre Bf wii Bad auz hehe en Bam
en⸗
IL Algenieine Gefchilßte.1856— 172. 177
forteen auch jur Erweitizäing befſtiben und zur Erweibung von Shn: 9 247:
beit: und FZolffreiheiten behlleflich zie- fen. Mer durch Privilegien
befcjäjte Handel, weichen die Räuflente der verbündeten Städte trie-
ben, dehnte ſich fehon tim! derizehnten Jahrhundert iber andern;
Englant, Dänemark, Norwegen, Schweden, Livland und dtußland aus,
Die Gefelfhaft „omnium mercatorum diversarum civitatum et lo-
eorum terrum Gotlandiam: frequentanchum” (Sart. II. if. 67.)
wer im beeiehniien Juhrhundert eigentlich die Hanſe, weiche den Han⸗
34 in ber Dftfte betrieb; fpäterhin gieng dieſe Thätigfeit von Lübeck
uns (Saktorins L &. 191 f.)j'chen fo beſtand damals eigentlich
in jebem Theil bes Auslandes eine befonbere Hanſe, weicher die da⸗
Sin hanbefaden Kauflente in Deutſchland angehörten; ſo in Brügge,
Du Linden’ u. ſ. w. Um bie Mitte des vierzehnten Jahrhunderts
arſt, iM wicht muche von den „Aanflenten, die In der deutſchen Hanſe
find,“ fondern von deutſchen Hanſeſt adren die Nede, die mit eins:
aber ia einer Verbindung ſtehen, wie früßer die deutfchen Kauflente
im dee, Frembe geſtanden hatten, von denen bie alte Bezeichnung
ihres Vercins und der: RNaue "Henfe-‘ober Hanſe nun auch auf den
Berrin der Städte Übertragen ward. Sartorius J. S. 49. Auf
dieſe, vornehmlich anf bie Geeftäbte längs ber Nordſeeküſte vom .
Rhbein bis zur Elbe umb, an ‚ver Nordſee Ks nach Preußen, gieng
nun afmölig bie Thätigfeit des Bundes Über; fene waren dadurch .
die michtigfien licher deſſelben, dafj bee: Sandef: in das Liusland,
umb bez Schutz beffelben;; vornehmlich in ihren Bänden war, wie⸗
wohl es ben Buͤrgern ſeder verbündeten Stadt geitattet wat, an
jenem für ihre Nedyaung: Thell zu nehmen. Die im J. 1367 ein⸗
gegumgene ‚nölnifche Eonfürzeation” zwiſchen ' ben Crfbten Pb '
Noſtock, Stralfund, "Widmer, Ente Ihern, Clip: Eamyen, Harz’
teubpch, Shburg, Amfierdam und riet, -aber:gefchloffen fe wenig⸗
fiens alle Serftlbte, ndinentlich für Sie Kelindifchen, war zunächft.
gegen ben Anig Welbernas von Däiemhri 'geriähtet; führte uber zur
Befireitzung' ber 'Keften einer Kriegeflotte um Scheatz "bes hanfiſchen
Rauffaheer einen Pfunbzoll ein, welchen ‚bie Kaufleme, bie als Wien:
glieder der Haufe an deren Handel Antheil nohmm, enteichten sanften. :
Ya diefer Beziehung, und da bie Landſtädte wenigſtens durch Shell
nase an biefer Beſtreltung ber Unloſen auch dem Bunde beitraten
(was fie — nqe siehe nal, wenn Fe nicht von den
wo. IL [ 12]
$
478 Drhte Perishe.. A. BBB 117%.
47, @eeflähten als Ungenoffen behanbeit-weiben wüllten), kanm man biefe
Gonföderation mit Necht als bie. Grumblage bez ſpätecen Besfaffung
der Haufe betrachten, und es iſt von dieſer ſelbſt auf jene als fetche
zurückgegangen worden. Gartorius L S. 67 u fr u ie |
That, bie Anficyt eines SBereins, ber eines allgemeinen Leitung ists
terwörfen ift, und ben Eimelnen, wenn fie ber Nechte, ineiche jentt
erworben unb zu ſchiltzen hat, theilhaft werden wollen, auch gemeint
Raften auflegen kann, tritt hier zuerſt, aber auch befükmt hervor.
‚Nur der Drganisuus biefes Vereins, ber an fich ſchon früher aber
nur in kleineren Kreiſen thätig war und blieb, in Beziehung auf bie
Theilnahme ber einzelnen Gtäbte hei der Reitung der gemeinfanien Nager
legenheiten, war freilich noch nicht beftinmut. Wergl. B. 3: . 433,
Der rheiniſche Stäbtebunb, feinem Urſprung nach, umb wegen
bes weit blühenderen Hanbels der rheiniſchen Gtäbte,, anfänglich weit
mächtiger als bie Haufe, zu demſelben Zweck wie biefe errichtet, unb
von König Wilhelm von Holland (Datt de paca publiee pn. 92.)
befiätigt, war nur von kurzer Dauer, weil es bei demſelben nie zus
Entwidung ine bekamen Brfefung u |
Zweite Anmerkung.
d) Fridericà I. Conetitutio de uridus printipum scilesie
stlsoruns, — Quod nunguam deinceps in morto ujandem prin-
eipis ecolesiastici reliquias euns fiseo- vendicsbimzs, inhibentes
tedant autcessuri, si antecesaor inlestatus decekserib, cmjas
testamentaug ai quod inde feeurit, volumts esse ratum, —
2) Nova telonen et novas. mouetas: in ipserum imriterils sive
jarisdistionibus eis Äncnasultis seu nolentibus non statnenns —
ned. antiqua — eoram ecclesiis cenoessa’ Iavonwalsa — tmeli-
mur. — 3) Homines gquocungue ‚genexe .servitutis.ipsis atti-
nentes — in nosiris civitstibas mon retiplemes in derum pırao»
jodicium, et idem ab ipeis inter se; eisgque. a lalcis omnibus
volumus observari. 4) Ne quis Beclesiam aliquam in bonis
suis damnificet ocesniome adveeatiae, — .5) Si aliquis eorum
qui cum Fate offndlt; cunranerit, |
11. Allgerneine Geſchichte 1056: 172.170
et abe feaden erizeeit; Yih "Auto Werbed tuehäntr, EM Ste‘ 4.00,
feodum — — wobis eimferte Yaluerft recipfeimms, amad vel odlo
non obststite. 6) Quctunyus unten mode - Prineipi Eidie-
sinstico fendum sliquod varare cmtigerit; Mind autoritzte pio-
pria — nllatenus invadenmts;: hist -concestiote- die poterittite
obtinere. 7) Excoinmunichtös eotun — villes, ei ubai
pries sbeolvaitar, non cohcedetiitis eis peisshain —R
icio, sic distinguentes, quod exconminnicatio eos nom eximat
a respundendo impeteritibus, wel sine advocato, "petiiist at.
tem atetoritas In eis jan et potestatem ferentli seritentiäs; et
testimoniia et alios Impetrendi, Et yüla gladtas mhterialie eoh-
otitatus est in subsidinn gladli spfritwlis, extommmtmiättie-
nem, si excotnmtinicatos fh eh ultra 6 veptimanas petstitiuse -
eontigesit, peoceriptio nostra subseguster, non revotenida niei
priss exeohintmicatio tevockter. Bie ipti =- vie versa pro-
imiseränt · quod hobis “= unsletairt. 8) Ut uulla sedifich,
cıstra Villelicet seu vivitutes ih fandis Ecelesteruim vel occh-
sione advocktine vel ailo dYuogaamı praetextu extstenantie, et
ei gta stnt eönstrmita Cimtre'wöfähtatern emrum, —- diiush-
tur regin potestate, 9) Imfbannts “+ he qüls öffieisfan nd
strorum in eiritstibus eorunilerh prähcipuin, jürketlietistem all-
quam sive in teloneis site in monetis sive in allis officiis
yulbascungque sibt vinditet, nit per oeto dies ante euriam
nesteam fbi publice indietem, et per velo dies post Kandem
Sinitesn, net etiım' per ‘eedenr "üfed in aligus excedere prad-
wunant jurisdietionem frincipis et edreuetndines Civitatis; ,
quotkescanme autem ad aliganm civitstum eorath tantum ac-
tesserimus eine nomine publita® eutiae, nihfl in 'ea juris Ba-
beant, sed princeps et domimes ejas plea In ea gaudemt po-
testateı 9. Efuad. Constit. dd furibus Prineipum sechlartunm
a. 1332, in meicher die wichtigften Stellen find: Quod nova fora
non possint antiqua aliquatenus impedire; nemo cogalur ad
aliquod forem ire invitas; stratae antiquas non declinentar
nisi de transeimtiam velmtate; in divitätibus uosiris novis
bannem milliare deponatur; Unusguisque principum, liber-
tatibus, Jurisdictionibus, Comitotibus, Cenils, sive liberis
eive Infeodatie utotur quiete, sevundum iörrde 4808 con-
[12°]
LAD Oritte Petiode. EAN, ..:
& 247.. auetudipemn. opprobesem:: E recinant cenias
. @..Domino terras, vel ab.en..gus per .dominum terrae fu-
cit infeodetus: Lcum Centae nqmo mutabit sine cousensu
..demini — tertae; ad centab nemo.synodalis vocetur; Cives
qui Falburger. ‚dicuntur, . penitus ejiclantur; Census vini, pe-
‚euniee, fsumenti ;‚vel_alii quos rustici constituerumt se salutu-
„70: relaxentpr ‚et..ulterins. nen. recipiantur. Principibus, No-
- bilibas, Ministerialibus. et Ecclesiis.. proprietates et feoda per
N civitates nosiras Occaupata reglitgentur, nec ulterius oecupen-
: tur;. Condyatum. Principum per terram eotum, quem de
menu nosira,ienent in feado;.vel per nos, vol per nogeros
non impedierzur, nel infzingi. patiemur; Non compellantur
. „aliqui per, Seultetos nostros ad restitutionem eoram' quae a
. ;Ionginqun ippıporp 3b ‚haminjbus ereperant, prissqgam se in
.Givitatihus. ngstris eolloqsrent, nisi homines ipei ſoerint im-
‚mediste enbjecli3 in ciwitatibug nostris nuilus terrae demmo-
sus, vel a, judige ‚damnatus vel: prooriptas recipiatgr scienter,
recepti ‚convietj eilciantur; Nullam .novam, monetam in. terra
elicnjus_principis, qndi faciwmng,. per ‚quam ‚mpneta. ejasdem
‚principis. deigrjengtun; civitmlen moairee. jürisdiclionem suam,
‚ultra civitatis am himm zon extendant.nisi ad n08 specialis
juriedictio pertinest; in. civitatihus, mostris aetor fprum rei se-
‚quatar, nisi reus vel debitor. principalis, ibiilem. fuerit. inven-
‚#08, ‚quo cas bi, tenebitur resppnderg; Nemo. recipiat im pi-
gnora bana, quihus quis inlegdatas sit, ‚sine, congenan ei manu
domiui prineipalig;.Houfines in, gigitafibug, ngeizia Fesidentes
.congueta et debita jyra, de bonis.exira ciyiiatem auis dominis
‚ et advocatis persolxant, neque indebitis. exsctionibus.molesten-
‚tar; Hamines, proprij, advocatitii, feodales qui ad dominos suos
‚transire- ‚volunt, .ad manendum - ‚per officialea nostros (non)
Me .. un
28. - | g a J En,
Doch die Yeltcif des: hohenſtaufiſchen Heuſes
wurde für Deutſchland und für diefes edle Haus
ſelbſt. noch in einer andern Hinſiht verderblih; ſie
⸗
IL Mgeineine Gefdfichte, 1056— 1N79, 181.
hinderte die dauerhafte Meederheutellung der: TE
nigkeit zwiſchen "Staat ni gueche "Darth die fort⸗
waͤhrende!· Oppoſition/ im tel ‚fe den Pappe und
‚den Kaifer erhiele. : ; '
gtiedrichs E Phane aelehen A: im. ‚fen:
Benehmen gegen die Lumbarden glich‘ auf: feinem -
erſten Zuge nach Italien ©) zu fehe, um nicht den
Papſt, ohnerachtet er ſelbſt noch nicht bedroht wurde,
mtßtrauiſch zu machen,’ dach. gegen einen in: Ita⸗
lin übermächtigen Kaiſer feine Unabhängigkeit’ ale
welelicher Fuͤrſt, mit welcher: ſein Anſthen als Ober⸗
haupt der gemeinen Kirche in der engſten Ver⸗
bindung: ſtand, nicht behaupten konnte. Mir Papſt
Hadrian IV. (von 1154 1150)zerfiel daher
Friedrich I. bei Jeder Selegenheit zu einetColliſton
zwiſchen ihnen b), und die Art, wie Friedrich J. in
dem Wahne, die Lombtirden 1158 gedemütbige zu
haben, ſach feitdem nun: quch gegen den Papſſt be⸗
nahm ©), haͤtte ihn mie dem beftigen Alerander
er than tere fee: 1.1154 — iiss. II. 1iss— 1169.
MI. g168 — 1164. IV. 1166 -- 1168. 'V, 1174 — 1178,
VL 1184 — 1186. u
b) ©. mnter andern hietfüber: Helmold Chron. L. 1. Cap. 8.
Baronius ad a, 1155. unb Otto de S. Blasio Cap. 8.
2
LE ws
e) Nach bee Eonftitution fiber die Pogallen (8. 26) machten bie
kaiſertichen Commiſſarien zur Aucführung derfelben, auch) auf
gar manche Pertinenzen bes Erbgmis-u6 h. Petrus, als auf
—— Aufpruc, und reizten überdies den Papſt durch bie
Ferderungen, weiche ſie an die Vnchefe and Uebte als kaiſerliche
Baſallen machten.
APR Dirk Paiıde, A: 8091972.
9. 28.:notgtogebig in eine offene Fehde verwickelt, wenr er
dieſen auch nice durch Oppofition gegen feine Wahl
zu jener gezwungen hätte 2), Won diefem Augen⸗
blicke an begann ein Kampf zwiſchen dern Papfie
und dem hohenſtaufiſchen Hauſe, her, nachdem er
cha Jahehundert mit kuren Beifeurumen des
ſcheinbaren Friedens gedauert, wit dem Untergauge
bes hobhenſtanſiſchen. Hauſes endigte. Der Gegen
ſtand bes Streige war diesmal nicht wie einft un
ter den fraͤnkiſchen Koͤnigen, bie Colliſon keiſer⸗
licher sub. papftlichen: Megierungorechte, ſondern imn⸗
mer das politiſche Uebergewicht in Italien; der Vor⸗
wand wurde aber bei den vielfachen Collißonen, in
welche Papſt und Kaiſer kommen — in gar
vaſchedeun Vahaltuiſſen gefunden
$ 2;
. Ülıpender BI. behauptete ſich auf dem päpflr
lichen Scuhle, da der. Katfer ſelbſ (6. 246) Aka
in dem lombardiſchen Städtebund einen mächtigen
Verbündeten ſchuf; Friedrich mußte 1177 den
Frieden durch Anerkennung des Papſtes im ſeiner
Wuͤrde und das Verſprechen, das wathildiſche
d) Die Piſiwahl war nach SHadriang Tode zwieſpãltig Ein Theif
ber Garbinäie wählte Wicter IV, ein anderer Alexonder BL. Züs
ben erſteren erklärte Gh, Hauptfächlich auf bes Kalfers Antrich,
eine Symode, bie Friedrich 1460 in Paria halt licß.
¶ Er haute ihm nach Wistops IV. Zode nach einander zwei au⸗
dere Päpſte durch feine Partei entgegenſetzen laſſen
IL WotmeineBefchitgte:1056-— 1372. 183
Erbgut (9. 237. MA)/ als eigeutlich bean zöchl 4. sun
ſchen Stuhle zugehoͤrig, nach 15 Jahren herauszu⸗
geben, erkaufen. Machdem aber der koſtuizer Ver⸗
trag G. 246.) den Kalſer wenigſtens fr. den Au⸗
genblick mit den Lombarden verſohnt, und die Ho⸗
henſtaufen 1486 durch Vermaͤhlung Heiurichs VL
mit der Erbin von Sitilien und Meapel ſich den
kuͤnftigen Befig dieſer Länder und damit Die Aus⸗
führung ihrer Plate: geſichere Gatten, wide ber
Papft genoͤthigt geweſen fern, noch mit Friedrich I.
einen zweiten Kampf. zu beginnen, wenn nicht ber
Krenzzug, zu dem füh diefer 1189 bewegen ließ,
den Papft auf einen Augenblick von der drohenden
Gefahr befreit Härte. Beeilich wurde unter feinen
Machfolger Heinrich VL dieſev Kammf m fo un
vermeiblicher,, weil dieſer num Reapel uud Sicilien
wuͤrklich in Beſitz nahm, und wahrſcheinlich wuͤrde
er bei der furchtbaren Macht des Kaiſers md feir
nem perſonlichen Character ſehr nachtheilig für den
Popſt ausgefallen few, weun nicht Heinrich ſchon
1197 geſtotben wäre, Der Papft Fam nun ploͤtz⸗
lich in eine fehe vortheilhafte Lage, die ein Mann
wie Junocenz III. vortrefflich zu benutzen wußte,
§. 250. &. 250.
Die Krene von Neupel und Sicilien Fam auf
den zweijährigen Friedrich IL und diefer, um ihm
einen mächtigen Beſchuͤtzer zu verſchaffen, unter die
4. 30. Bormunbſchaft Papſt Innacen, IIL®).: In Denefch-
land, wo Heinrich VE der Plan mißlungen war,
feinem Haufe durch ein Conſtitutionsgeſetz die Krone
erblidy zu verſchaffen p), hielten fich: die Stände
nicht an bie Wahl des gungen Friedrichs gebunden,
weil er, als fie ihn. auf Ihıtrag feines Waters ges
wählt, noch ungesauft geweſen, und die neut Wahl
ſelbſt wurde zwieſpaͤltig; ein Theil der ı Banken
wöhlte ben Welfen Otto LV., bie ſibrigen deu Ho⸗
henſtaufen Philipp, Hetzog von Schwaben, zwi⸗
ſchen welchen erſt die Waffen eutſcheiden mußten.
Unter diefen Umſtuͤnden mochte Innocenz ohne EB:
derſtand endlich den größten Theil des mathildiſchen
Erbguts dem des h. Petrus einverleiben, die Math
Ancona und bag Herzogthum Spolecho rumnter be⸗
liebigem Worwande beſetzen, und Wie tescaniſchen
Staͤdte, die er ſich zu unterwerfen nicht vermochte,
zu einem Buͤndniß unter feinem Schutze bewegen.
Zu Rom machte er den kaiſerlichen Praͤfecten (G. 215.)
zu ſeinem Beamten. In Deutfchland naͤhrte er den
inneren Zwieſpalt. Nachdem er (1201) Kraft ſei⸗
nes apoſtoliſchen Aıntes fuͤr Otto eniſchieden und
dieſen gegen Philipp unterſtuͤzt hatte c), ſpielte er
a) Durch ein Teſtament ſeiner Mutter Conſtantia.
b) S. Bieräber Heinrichs deutſche Reihägefichte Th. 3.
S. 208 u. f. |
0) Die berühmte Deliberaiie Domini —E super facto Im
perüi de tribus electis, ober’ das Rechtögutachten, “weiches Ins
nocen; zuerſt nach Deutſchland ſchickte, fieht in bes von. Baluze
IL Wgehtkeine Geſchichte SOBEL-RRTE. id
eine Zeit lang den Vorniccet ums neigterſich nun g9U60?
auf diene: Pfklipps;: waldigen Veſſen · Veoſptel |
chungen meer Vorcheile verhichen q), ials Ber: veo
damallgen politiſchen LagenIrallenenber· gimisliche
Surg: den Hohenſtafen "gerät! haben würde: =.
Da Htaippo Ermoohun YERIB) 1): diefen; Plan
vereitrite Arbate er war Oras IV; sam. RUER
(1209), 'aber erſt nachbem bizfer durch ine: baſchnw⸗
zone Gapkiufatiön. die geifkhichen:sWächte des "Papiiee
und De Mechte der Kicche; die, noch als ſtreitig be⸗
trachtet/ werden kornten / ſo wie bie neuen weltlichen
Erwerbungen des Papftes anerkannt hatte 8)... Dan
Kaifer. hielt: die. Capitulation niche; nun ſprach enr
den Ban über ihn aus, md. gab im in Mlkigl
Friedrich don Stellen" wieder einen Geguskänkg;;
Wenn es vbuber zwetfelhaft wurde, ob Janoveitz fol
ga; couſequeunt: gehjunbelt Habe, da Honorias Ikln
nun, nachbdem Friedrich II. ſich auf dem Kaiſce⸗
throne Sofia hatte wieder " cben die Sage *
bevanſalleten —— eine Beide Tom. 1. Pe “n.:
Seit 1%04 verwandte er ſich noch fräftiger fr Otto, für ben”
eigentlich ſchon jenes Gutachten, wenn gleich nicht entfchellenb,
fidy erflärte. Die Antwort ber Paetei Philipps auf · jenes Vol/
achten, unb bie Replik des Papfles hierauf fichen in Olen⸗
(Hiagers Exläut. der ® 5 im, Anh. Nro. 10 u. 11.
4)E. Plaud a. a. D. 3. 4. Wih. 1. ©. 471.0. k
e) Dem Sicilien und bie Kojferkrong blieben ja a.
I) Durch Dite von Wittelsbach.
9) © Planck a. a. O. S. Bu f, '
—XXXXVXXX
d a In apelder:. ſich Ben: Front mutter Heinrich VE be⸗
fanden. hatte ſo mir. au am ſo Inch. Lon Muth
berundern mit: eben. Gregor X. unser ben un⸗
Umftaͤnden einen nenen Krieg mit dem
Feiſer: begenu⸗ und: Mies gegen ein Surfen, wie
——— Is Daufülendıtund de |
Gegenk drige bekanpft, welche deri Dapfkinedg ein⸗
ker ;nuffiellte: In bet: Lemberdei galsı as: tino
antileifesliche Partei unter dem altar- Rectinnenes
wernihen Melſen, welche. der kalſerlichen (den Ge
Kekkäius entgegen. arbeitete, in .Bicihab nad: len
pol: as Friedrich in „feinen. lezeen Johren kanm
bin ;‚Mofraht unterdruͤckt, den ben: Napftes Auhaͤn⸗
ER! gegn einen ·beutſchen Oberherren beiche ervegten.
Me gleichen Erfelge ſezte JIunocenʒ IV. dieſen
HSeicz gen: Tonur as IV. fort, uud. erreichte nach
deſſen Tode (1254) ſelbſt den lezten Zweck feiner
en. Polittk, das Königreich Reäpel md Si⸗
cilien als. Kehneherr mit dem Patriwonium des h.
Peru zu Pe J
4 it, Il... $ ‚951. Po Er
Alle Rechte und Hoffnungen des’ hohenſtaufi⸗
ſchen Hauſes bernhten nun auf dem unmuͤndigen
Enkel Friedrichs IL, Herzog Conradin von Schwa⸗
ben. Aber in Deutſchland warde cr feinem Vater
I Algitchne Geſchichte 1OBHT-ABFR 1ER
nicht zum Machſolger gegben r)5: Inf: in. —
führte feine Gunther: fo aden Dipiit: Fiir. Bons
feed von :Siarent zinas zul Grfelg, Aber fur Kalk)
Diefensiherss. Carl· vv nn Anjon >): Neone unbılen
ben (RSG Rentriſſen / als ſich Eonradin Kl RE
seit dem Mache feiner. Ahutherru hob si
‚ukserliche Exhe ſich zu erkaͤmpfen. Die Ui
Schlacht bei Tagliatozze haͤtte noch nicht gegen Dina
Fieſten entſchieden, ber: faſt is ſeinen perſſolichaa
Eigenſchaften allein „die: Miretl: jun! Mrieg gefande⸗
hatte, ahereder Werrach, Reſerte ihn? Hade
ſanes Segners. Der Inte Sprbfling. dee ſchwa
biſchen Kaiſerhauſes wurde wu me" Der Gore
Rechtens (39, Det. 1268) gemordet, and: dadeich
des Schickſel Senbens uub Deutſchleude auf: ger;
mume Zeit: hinans entſchitden. ee AT
wu Te
Was das hohenſteuftſede Harte noch ar Dir
land befaß, wurde: gerflildfele, Ph Pi hi⸗
Iipp hatte Die meiſten fraͤukiſchen und ſchwaͤbiſchen
Erbguͤter verpfaͤndet, um bie ‚Bretten, so
#) Wilpelm ven Helanb, der fon Peieei I. un m
Gegentönig entgegengefezt, wurde, "erhielt ſich nun Alem 5
feinem Tode 1356, bann aber el eine zwiclpäftige —*
Nicharb von Cornwalliq umb Miphens Ton. Ceſtilien.
b) Urban IV, Hatte ſchen die Lebertvagumg von Neapek und Gi⸗
hin auf ifa, ale vänktkhen Bdhen, Secherntst, ‚bie Hpdiher
Elemen6 IV. ausführte,
EN
En ze ya
Det EV aufbringen, Corrnin ſbigrendieſem
Delfüchtäti ih Belfkung ie Bee weich Ita⸗
Ka, wis nach (Hr Dede ach vortzauden war,
ahnen sed Kehaupterfmucheeih), > Dus · Qergog ·
RR ?
at ip: Echvaben undSiſaß: Meran nie: Bi⸗
ſchafemuid Brefeaı: In Italien / wurde, nach einer
n.t· für den Papſt. bedenlkihen Lebermacht
dea: Oenfe⸗. Mijau o)⸗ /bex Papſt folbſt den ‚mräche
tete. Firſt; aber· die Momer hatttuguviel von
deitſtiſte der leenbardiſchen Repalliten,, alt: def
are Macht gehoͤrig hacte mike: foͤnnen, und
ed. machee⸗ſchon ‚als ein weſentlicher Wartheil an
geiſchin werden daß. er fh. (1 ) igſten dar
geguw geführt. hatte, daß wicht dis Männer. gegen
ihn ‚wie.die cheritaliſchen Sraͤdte mut ih⸗
ven Biſchoͤfen c). Die oberitaliſchen md tuſciſchen
s) Chron, Ursperg. pag. 237... Hic (Philippns) cum non
haberet pecunias, quibtıs salaria\sive solda praeberet mi-
77 eoppit. disttahere prasdit,-qune. patär ejus
„Erler erator late, acquisierat in Alemdanig ; itg ut
er äive ministeriali villas set praedia rasti-
— vel Ecdienias. eihl cantigehs nbligaret. Sicque fäctum
. est ut nihil sibi remaneret praeter inne .nemen doginil
—E èt civitates seu villas, in quibus fora habentar, et
Pau castella terrae,
'b — *— Giger Geſchichte Konrads IL, Konige⸗ beider Sici⸗
Ben. und Herzogs im Schwaben. Babe 1787, 8.
c) ©. Pland a. aD. S. 606 m. f. "
d) Durch die Berechnung, daß man. die zömiiche Senatorw ebe,
nur ein, Jahr lang beklelden Einsme, and am Pe zu sechelien,
ein Romer ſeyn müſſe.
1. Wgitetine Befpichte AR KER. CD
Republiken ſahen: ſeit Coanis V. Ecke. dentſchan 4: San
König, web haͤtten ſich nim gem; enabhaͤngig adden
Firmen, wern ſie den Mamen der Munbiiikigigßält
gewuͤcſcht⸗ haͤtren, und waͤhrend des ſteten "Sense
kanpfs, in welchen fie nun verſiclen, im ital
geweſen waͤren, fich eine feſte und · unabhaͤngige Wien
faſſung zu geben. Doch datzu fehlee es den Demi
gogen, die fi in ihnen aufwarfen) und umnter: deu
Parteinanen der Welfen und Gibellinen um die
Dictatur kämpften, nachdem es Feine Welfen und
Gibelinen im urſpruͤnglichen Sütye, ehe: geben
onnte, felbft an einem feften Plane; einem kuͤnfti⸗
gen deustfchen Könige blieb es alfo vorbehalten, die
echte, die ihm nach. dem -eofiniger Frieden gebe -: ?
ben waren, wieder in Amub er bringen
u Pr BE es 1% 253.
Die auswaͤrtigen —* denen nach dem
Tode Wilhelms "von Holland (1256) bie Krone
durch gwiefpältige Wahl: überteagen wurde, wußten
die Wuͤrde derſelben weder gegen den Papft=) noch
in Deutſchland zu behaupten.n. Alfons von Caſti
ken Fam gar nie nad Deutſchland, Richard von
Cornwallis war waͤhrẽnd · forte Reglerung über ein
Jahr lang in Ergland gefangen: Kin inter die⸗
u) Neben bie Bechenkfansgef Ben: Selbe ‚Mepenfünkge en ae
miſchen Hofe, um r Brflätigung, ‚Ihrer Wahl. zu. erhalten
md das Benehmen d Yäpfte dabei, "vergl. Pla’ d. a: 'D:
8.5888 u f..:.:...8 85 SA nn
0, «
46 4204
258. .
g. 28. -:.
\
Sn a Sn
Bou6e. fern Ancklinden! das KW sch Tnrehrgapoger ein
gelber: Herrſchaften :aufgelbſt wurde, zumcl am in
Deutſchlaus Kein Fuͤrſt mehr. war, der durch ‚feine
meint. ſtarkei gerug geweſen wärs, die Wuͤrde
See: Krome herzuftelen, verdankte Deucſchlaud nur
dem Mationalſtun⸗ der aller Auarchle ohngeachtet
Pine Fuͤrſten doch ˖ noch belebte, ws dan ran
Beubuif. von Hess
4 -
Bes BEE
:B. Grmeierung des deuiſchen Neihe
"en 1156 — 127%,
Pr Sn |
ee
"Syn: fie "Ren anf de "ah
Elufer wurde während der Regierung des frän
se 3 kiſchen und ſchwaͤbiſchen Kuaiſerſtammes die dem—
führe Herrſchaft immer sche ausgebreitet und befe⸗
iſet (&. 138). Our Blieb- eg während dieſes Zeit
raus, tie Zeit..lang. zweifelhaft, ob. die Deutſchen
* * ſchaft niche mit. den Dänen wuͤrden their
Im. müßen ; Dres: große wendiſche Furſtenthum von
der, Zrave hie zur Peene (S. 31.) erhielt ſich nur
Bea 1426, ud ſiel daun · an den Herzog Kanut von
Shlesipig,zunit Lothars IL Zuſtinmung, nad) Ka—
nuts Ermordung (1131) trat der alte Zuſtand der
Verrheilung der wendiſchen Mache unter eimelne Jur⸗
flen wieter chi: Dieſe vermochten dem Vordringen der
Deutſchen nicht mehr zu wehren; von Heinrich dem
1 Allgeintine Befchichte. VBROF-+AUTE, OR
bewen warde folk: 4156 DieABcdfiihaft Ochnerir 5b 4. 068
gruͤndet uuebe die FlawetfcheiGilcfken ini heutigen Meih
kubarg, dem DHerzogthzum anterwerfen, eis Mile]
von Pammirexn und Rigen‘ aber lehenbat go
macht; Markgraf Albrecht von Nordſachfen sunaieh
tete von 1447 — 4162 die Mark Brauden⸗
burg. Nach, ben. Stars Heinrichs des Loͤwen bre⸗
tete ſich Die daͤuiſche Herrſchaft uͤber bie ihn uncen
werfen geweſenen Juͤrſten aud ſelbſt ‚ber urſpruͤng⸗
lich dentſche Laͤnder, bis au die Elbe und: hie Mark
Brandenburg aus, fo daß Koͤntg Kaunt: won. DL
nemark 1196 mit Recht ben Titel eines Könige
dee Slawen und Menden: annchanen imochte. Doch
ſchen 1223 — 1227 wurde die daͤniſche Macht ges
btochen und 4227. durch bie Schlacht bei Yo
hönche file immer. uͤber Die Eider zuruͤck gewieſen;
König Waldemar II. wurde durch den Grafen
von Schwerin geuäthigt, feine deutſchen Eroberun⸗
gen zuruckzugeben, die mecklenburgiſchen und
ruͤgiſchen Fuͤrſten wurden Fuͤrſten bes Reiches,
ud blieben nur in Däntfäer Lehnepſtcht e). cher
Pommern/ das ſchon ſeit Heinricho des Loͤwen Zeit ale
deutſches Reichsland betrachtet wurde, erhielt wahr⸗
ſcheinlich ſchon Markgraf Albrecht · von Brandenburg
die markgraͤfliche Sewalt (5. 231.) durch kaiſerliche
a) Diefe Lehnepfllcht erhielt ſich de Lbficht Der *
Zaeſten bis jun diusgange des vierzehuten ——
gen Lam, nach dem Mbgange- dee befonderen Fiuſten vom ARigen,
au eine Rinie der Herzoge von Pommern, wehen bie Dice
Lehuspflicht -1338 erloffen' wwnrbe.
108 Sitte Gackke. 1 BBEARTER
5.86 Berkeitentg, "Ber fiih:iäber‘ während Des bdreixehnuten
Yallczunterts in: cine bloße Exhmenfinheunfiäfte 2).
Wed vergrößerte ſich: His Mark Brantenburg 1251
. Arc. bie \fermmaet a iao 4867: durch die
Wanrf: -
" Das Cheinnhen parte Ai iR: len: diefen
Eegenden ſchon durch Hilfe der: weudiſchen: Fuͤr⸗
ſien ſelbſt weiter auägehreitet;: durqhn bie beutſche
herrſchaft wurde es allgencin, md dieſe wurde chen
ſo aue in: Sa aͤlteren Eroberungen durch dentſche
Esonifien: befeſtigt o), alſo auch eben ſo wie in
\ jerien ‚auf Koſten Der: Freiheit des erg Theile
der Untersperfeumn Nation .: ar,
ee a6.
Schon kn Dito Yon Vranbenburg berſuchte es, 1195
: * ‚eine Ihm zuſtehende Amtugemal über Renmern gilteab jungen,
‚and; in ben Lehnbriefen über Bragbenburg ficht auch Ppmmern
als branbenburgifches Erblehn "on 1231. (&. Dreger Cod.
ud Dig Poieinide Tom, L p 150): Dos Wurhäimik zwis
4, Then Yoamuem und Braukeghurg klick indeſſen immer ſtreitig
bis die 1472 recht beftimmt anerkannte brandenburgiſche Rebeuts
herrlichkent, 1529 in eine Erbverbrübering verwandelt wicte.
e Helmold Chron. 'Siaverum. L. I. Cap. 57, 88. L. H.
a 2 —— * von Helkein, Maelgraf
Albrecht dem von, Brandenburg, und Herzog dem
’ - Bman. ' Daß dieſe Coloniſien der Slawen nicht a m
.zu ee be Mtulagunsg. der; Aiteren füchfiihen: Coleniten geſchehen war,
ſieht man ang ben lejtesen: Stellen, me ſich bie Slacven bella⸗
* "*gen: Notam est omnibus vobis quantae calamitstes et.pres-
‚ sussn.appnehenderiat, genteim: noslrem, propter violeniam
dueis potentiam, quam exercait in ‚npe, ei talit mebis he-
: zeditetem patrum nosirorum,.et collocarit in qmaihns ter-
minis ejns adyenas, scilicet Flaminges et Hollandoa, Saxo-
nes et \Vestphalos atqus aliones diverms,
>
«
[3
fe 1056 —1272. (93
G 288, g.365
vn Über Die Weichſel hinaus tragen die
dentſchen Ordensritter und die Schwertbruͤder den
Ruhm und die Herrſchaft der deutſchen Waffen.
Die Unterwerfung und Bekehrung Preuſ⸗
ſens, die den gerheilten Kräften Polens nicht ges
Iingen wollte, wurde 1238 von Conrad, Herzog
von Mafovien md den Biſchoͤfen Chriſtian (von
Preußen) und von Plozf unter Eaiferlicher und päpft-
licher Autoritaͤt dem deut ſchen Orden anvertraut.
Mit Huͤlfe deutſcher Fürften und deutſcher Mitter,
die bier das verdienſtliche Werk eines Kreuzzuges
mit geringerer Gefahr als im Orient vollbrachten,
wurden die Preußen nalh einem 58jaͤhrigen Kampfe
(1230 -- 1283) mehr ausgerottet oder vertrieben
als untertworfen, und das Land zwiſchen der Weich⸗
fl und Memel ein dem deutſchen Orden gehöriges .
Reichsland, das aber in vielen Gegenden durch deut
(de und polniſche Coloniſten erſt wieder bevoͤlkert
werden mußte.
In Livland und Eſthland war ſeit 1158 durch
die Handelsetabliſſements bremiſcher Kaufleute das
Chriſtenthum aufgekeimt, deſſen weitere Ausbreitung
und zugleich die Unterwerfung des Landes Biſchof
Abrecht von Livland dem von ihm 1204 geſtifteten
Orden der Ritterſchaft Chriſti oder der Schwett⸗
btuͤder uͤbertrug, Zu derſelben Zeit verfolgte Koͤ⸗
nig Waldemar von Daͤnemark den nehmlichen Plan
in —8 Gegendenʒ die Biſchoͤfe aber und die durch
[13]
194 Dritte Periote.- A, 8881272
6.255. einen fehe vortheilfaftar Handel ſchnell aufbluͤhen⸗
den Städte Fämpften mie beiden um bie Serefchaft.
Die des Chriftenehums wurde indeſſen im Laufe
bes dreischnten Jahrhunderts durch die vereinigten
Kräfte aller und des deutſchen Ordens, mit dem
feit 1238 die Schwertbrüder verbunden wurden,
auch über Eurland und Semgallen ausgebreitet,
und die Unterjochten nach eben den Grundſaͤtzen wie
die Wenden und Preußen behandele. Ein Theil
des ſaͤmmtlichen, dem Orden (der feit 1238 durch
einen eigenen dem Hochmeiſter in Preußen unter
worfenen Heermeifter regiert wurbe), den Biſchoͤ⸗
fen und Städten. unterworfenen Landes, mußte Die
Hoheit oder Lehnsherrfchaft von Daͤnemark .erfen- ⸗
nen, die erft im funfzehnten Jahrhundert ganz auf
hörte; das übrige wurde deutſches Reichsland.
36 6. 256.
Die Abhängigkeit der verfchledenen piaſtiſchen
Fürften, unter welhe Polen getheilt war ), fo
fern fie Theile von Deutſchland befaßen, währte
bis auf Friedrich IT. ohngefaͤhr in den. alten Ver⸗
haͤltniß fort. Schlefin wurde in diefem Zeitraum
germanifirt b). Aber unter Königen, wie die Nach»
a) Vergl. über die Geſchichte von Polen in dieſem Zeitraume, und
überhaupt über bie Gefchichte ber fibereibifchen neuerworbenen
beutfchen' Probinzen: ereitemeiers Geſchichte der preußiſchen
Staaten Th. 1. ©. 62 u. f.
b) Bergl. das 8. 1. e. 19. angeführte Wert von Sfchorpe
. und Stenzel
1 Allgemeine Geſchichte 1056-4972. 495
folger. Friedriche ware, maußte freilich die Shahelt 5: 866
des Reichs ein ganz leerer Titel werden. Zuum Gluͤck
blieb Polen während biefer Zeit noch ferner gerheilt,
fonft würde ein polniſcher König ih inördlichen
Deutſchland leicht mit eben fo viel Gluͤck die Rolle -.. .
eines Eroberers gefpielt haben , als. König Dttos
car von Böhmen nach) dem Ausgange des’ hohen:
fiaufifchen Hauſes im öftlichen. 1251 vemaͤchtigte
er ſich des Herzogthums Oeſterreich und 1261 auch
der ſeit 1186 mit dieſem verhundenen e), mit
dem Titel eines Herzogthums ($ 240.) begnadig⸗
ten ſteyriſchen Mark, "welche nach dem Ausſterben
des Öfterreichifchen Mannsſtammes (1246) Kaiſer
Friedrich IL zum Räiche eingezogen hatte; er er
hielt über beide 1262 von König Richard die Reihe
belehnung; -1269 erbte er vermöge Erbverbruͤde⸗
tung mit Herzog Ulrich von Kaͤrnthen d), Kaͤrn⸗
then und Krain, und zwang den Bruder des ver⸗
ſtorbenen Herzogs, ſich mit einem Jahrgelde zu be⸗
guügen. Von feiner Maͤßlgung oder von ſeiner
Erhebung auf den deutſchen Ihren, fehlen es ‚allein
abzuhaͤngen, ob diefe Provinzen bei dem Reiche blei⸗
ben wuͤrden: denn wer mochte dep maͤchtigſten Fuͤr⸗
ſten in Deutſchland hindern, beſonders in Provin⸗
jer, deren Abhaͤngigkeit mit dem Reiche allmaͤlig
e) Vergl. v. Hormayt Mekte hiſtor. Schriften. Weber die ino-
auimenta Boice, &; 59,
c; S.cbeabeſ· U
[ 13* ] .
6. 356.
$. 357.
196. Dütte Periode, A. 5881972,
loſer gewoͤrden war, einen mablfängigen Staat zu
gründen? oo
DL Quellen des Rechts.
a $. 357.
A. In Deutfchland verloren während des
sehnten und eilften Jahrhunderts die Geſetze, welche
in der vorigen Periode aufgezeichnet worden waren,
fo weit fie nicht auf der gefeßgebenden Gewalt der
Kirche beruhten, ihre Kraft als gefchriebene Geſetze.
Die Eapitularien, deren Inhalt großentheils auf
Staatseinrichtungen berechnet war, die ſchon im
zehnten Jahrhundert verfallen waren =“), geriethen
zuerft in DVergeffenheit. Mehr Spuren finden fich
zwar von der fortwährenden Anwendung der Ge
ſetzbuͤcher der einzelnen Völferftämme, jedoch weni⸗
ger im eigentlichen Deutfchland, als in den Pro-
vingen, in welchen die tomanifhg Sprache geredet
wurde b). Ihr Gebrauch als gefchriebene Geſetze
u) Wie bie Gendgraffchaft, die Gauverſaſſung, bie alte Beueſttial⸗
vesfaffung, der ordentliche gemeine Grecbienfi u. ſ. w.
b) Otto Frising. Chron. IV? 32. fagt zwar son ber Lex
Salica allgemein: Hac lege nobilissimi Francoram, qui Sa-
liei dieahtur, adhuc utanter. Dennoch gehören die Fllle, im
welchen von ber Anwendung bes falifchen Geſetzes bie Mebe Hit,
meift nad) Italien oder Burgund. ©. 5. 8. Heineccius
hist. jur. ed. Silberrad. Argentor. 1765. pag. 801.; hin-
gegen im berttfchen Franken, ſelbſt in Lothtingen, kommt vor
bem Bebrauche ber Lex Salica ober der Lex Rinuariorum ſel-
ten etwas dor. Einzelne Beifpiele hat Heineccius L c.
p- 670. 772. Webrigens darf man, tseun von einer Lex Ale-
II. Recdtsg. l.Autonomie⸗.dex Gexichte. 197
mußte bei den meiften ſchon um deswillen allmälig. $. 257.
aufhören, weil ihre Sprache unverſtaͤndlich wurde.
Das bisherige geſchriebene Recht, fo weit es uͤber⸗
haupt anwendbar blieh, verwandelte ſich nun in un-
geſchriebenes, und mirde meiſt auch nur durch neue
ungeſchriebene Mormen ergaͤnzt und. weiter ausge⸗
bilder. Dieſe aber ſowohl, als die wenigen geſchrie⸗
benen Normen, welche das zehnte, eilfte und zwoͤlfte
Jahrhundert aufzuweiſen hat, find weit mannich⸗
ſacher als das ältere geſchriebene und ungeſchriebene
, —X —& die si. iR, feineiege
fanmer an bie in der erfien und zweiten Periode angeführten
Gefetsbülcher denkenz man muß Biefen Ausbrudt vielmehr meis
ſtens om dem ſchwätziſchen, bairiſchen, fächfifchen Recht libers
Haupt verfichen. So z. B. Vita Henrici S. bei Leibnitz
Scr. Rer. Bruns. Tom. 1. p. 433. Dithmari Merseb..
Chron. Lib. V. (bei Leibnitz l. ce.) wo Heinrich U: zu den
Sachſen fagt: Legem igitur"vestram non in aliguo corrum-
pere, sed vita comite malo clementer in omnibus adimplere,
et vestrae rationabili, in quantum valeo, ubique animum
adhihere. Som Privatsccht, das in ber alten Lex Sazonım
allein vorfommt, iſt hier offenbar nicht die Rede, fondern von
den echten und Privilegien ber’ Tächlifchen Nation‘ fberhaupt.
Wenn man Übrigens eine beftimmte Zeit angeben will, in
welcher bie alten Geſetze ihren Gebrauch als gefchriebene Geſetze
verloren Haben, fo mag bie geamöhnliche Angabe, im zwölften:
Sabshumbert, ziemlich bie richtige ſeynz dem bie meiften
Spur ihrer Anwendung fallen noch in das eilfte. Ueberdem
wurde auch feit dem zwölften Jahrhundert bie ſchriftliche Bear⸗
ekung bes Diucne uieben Übkhe; wir wrben daher biefe als
a wicht ohne Veränderungen und Rufüge neuster
ke nn Kan menu man fe hans nad, als gefchriebene
Geſche gelannt hätte,
'
{98 Deitte- Periode, A: 888-1172.
8.37. Recht. Die Url und Welfe der Badung derfe-
ben, muß zuerft im allgemeinen geſchildert werden,
um hiernaͤchſt zeigen zu koͤnnen, wie. fie feit dem
dreizehnten Jahrhundert::im' Gefolge einer von Ita
fien ausgehenden Mebolntion des Rechtoſtndiums,
die Geſtalt erhalten baden, m welcher ie ur ung
gekommen find: Bu
8 F Pe me
I. au⸗ ei bes: echte bildeten ſich (mie
Ausnahme des geiftlihen) mehr durch Autono-
mie als vurch geſchriebene von einer höferen "Ge
walt gegebene Geſetze fort, : Die Autonomie lag
4) hauprfächlich in den Händen bes. Richters und
feiner Schöffen... Die älteren‘ geſchriebenen Gefete,
ſelbſt meift aus autonomiſchen Rechtsnormen ent⸗
ſtanden, wurden gewiß ſchon in der Zeit / wo fie
noch als geſchriebenes Recht im Gebrauche waren,
doch mehr durch das Gedaͤchtniß der Richter und
Schoͤffen, als durch die Schrift dem ſpaͤteren Zeit⸗
alter aufbehalten. Die naͤchſte Folge davon war,
daß fie von dieſen im Laufe der Zeit ergänzt, den
peränderten Verhaͤltniſſen angepaßt, und ſo Illmaͤ⸗
lig umgeſchmolzen wurden. Dies gehoͤrte nach der
Meinung des Deutſchen im Mitrelalter, recht we
ſeutlich zum richterlichen Amte a)/ Es konnte dic
Di Meinung, ber Bchtee maſe da Dicht englngen zb ber
Zeit annaffen, fpricht ſich befoliders in dem Inflüut der Aus⸗
träge aus, das gerabe in ber Beit auflamı, wo bie alte Gewalt
pP
IL Rechleh. Autonohnien / berGerichie 199
fan : aber. freilich. nice am "To unbedenklicher übers 4: as⸗
hoffen : werden, als der Richter nar de Meinung
anderer chebarer Männer: ansfprach, die mit ‚den
Parseim in :gleichen Werhaͤleniffen lebten, und de⸗
vos Melnung duher gewiß / die Meinung alles war,
ja berziwenh ſie as nicht: geweſen waͤre, in dein mei⸗
ſten Faͤllen die ſchoͤffenbaren Beute, welche außer Den:
Parteien in dem Gerſchte zugegen: waren/ wider
ſerochen Vben warten b).. Die Art and Wok,
des — aunau aufhört, fire er mehr an bie geſchricbe⸗
nen Geſetze gebunden wurde. Damit er dennoch nach der alten
Über deecht ſprechen könme / wurde don beit ſtreitenden Theilen ein
Richter gewählt, der aus ihrrd Vollmacht fpräche, und ihm
dieſe Vollmacht zuweilen ausdrücklich in einem weiteren Umfange
gegeben. Ein fehr lehrreiches Beiſpiel hierzu hat Möfer in ſei⸗
nem patriotiſchen Phantäfterr:2; I. Nro. 51., wo die Schledea-⸗-·
„leute die auedrückliche Vollmacht erhalten, daß ſty wenn fie:fich.
nicht eines Spruchs Nechtens vereinigen können, von Amtes
wegen einen Bergleich treffen follen und fogag treffen müflen,
b) We deutſche Gerichte wurden noch während dieſes ganzen Zeits
zanrzs Öffentlich gehalten; das verſammelte Bob, das nicht zu
ben Schöffen gehörte, bezeichnen die Urkunden mit dem Ausdrud.
ber Umsftandz ber Richter und die Schöffen durften ſich mit
dieſem noch immer berathen, und in febr vielen Rechteſptüchen
wirb ausdrũcklich gefagt, daß fie auf ben Marh ober mit dem
Beifalle defielben gegeben worden feyen, Henrici R, dipl,
a. 1230. (bei Kettner Antigg. Quedlinb. p. 219.) quod
ad requisitionem talis a nobis lata fnit genientia et ab
omnibus astantibus approbata etc. Rudolfi R. dipl,
3,1281. in. Raym. Duellii Excerpt. Geneal. p. 4. Na-
bis pro tribunali sedentibus in Vienna etc. qua quaestione
perhibita sententieium exstitit omnlum asiantium op-
plaudente cateroa, — Dipl. «, 1331. bei Scheid Nach⸗
richten vom hohen und niederen Abel, in ber Mautissa Docum,
- 9 390, Recognescimas —-ıaod — Jahannes- Comes in
\
2. Dehio Perieberihe RB TR.
&, 268,. wie der. Michser, als Reynäfaptant re Jutereſſen⸗
ten, durch Antenomie das Meder bildeten belam much
ſchon fehr fruͤh eine feere Gate Sr face: nach.
bes ihm und feinen Schoͤffen bekaunten Aiachtanor-
men, die ſich durch ältere; geffhriebune Miufeneikoher
Dun Gewohnheitsn grbilbetshatten, ¶ Wo dieſe rueiche
augreichten, und. die Schäffen:asich Feine ihnen; ana-
loge Beftimmung: zu- finden wußten, baten :fie. won
denm hoͤtzemen Richt er. Veltruug pt. Bidra.e).
| Das Recht, welches diefer mit feinen Schöffen
wies, wurde dann Rechtsnorm für alle ihn ater⸗
worfenẽ Richter/ und erſt, wenn auch ex Feine lus
kunft zu geben wußte, oder ſie zu geben ſich nicht
getraute, mußte freilich die freie Willkuͤhr der In⸗
tereſſenten sing: Rechtsnorm aufſtellen, oder die ge⸗
ſetzgebende Gewalt durchgreifen 4). So Hatte die
Wunstorp sedit et instauravit — judicium, quod' in vulgo
‚ . ein .geheget Richte dicitur,. yhi, idena Comes illi. jediglo
presidens ‚per inquisicionem senientiarum quae Ordele di-
euntur, et corum per ostantium invencionem, ae om-
munem euproboetonem Fr S. Haltans i in an 5. v.
Umſtand.
9 Köft in allen Statuten Inden pri daher Stellen wie atende
Aus itg — dem Salbuch der Stadt Wizenhauſen bei Kopp
Nachricht von ber Verfaſſung ber geiftl. und Givilgerichte in
Heffen): urtbeir zit erlernen. — Item da fie zwey ſoruchig
(vergl. 6. 381.) in den Urtheilen, oder diefelbige nichr ders
ſtünden, haben fte ihren Oberhof Urtpeil zu erfetnen au Eaffet,
a) Das. erlãuterndſie Beifplef 2 dieler genen Dasfieliung,. dae
zugleich zeigt, daß dies Barfahren ſchon im zehnten Jahrhem⸗
dert ftass fand, hat Wittechind Annal-Oorbei. da 3; (bei
. Meibomn Tom. L pag..644.). De legum guogse varie-
‘ .
I. Rixhtig 4 Mitonomie teder richte. DOM:
gehekgshtuube Gewait : ſelten ıbafidere. WBeranlaſſung/ 5 255.
Beſtimmungen "über das⸗Civitrecht aufzuſtellen⸗
das ſuh ak dieſe Weiſe gang uabhoͤngig von ihr
fortbildete// und da zugleich die Richtung, welche die
‚Berfaffıngg sechielt: (5. 220 u. f), und die Tren⸗
mung: den Hirchlihien Gefeggedung von der Staats⸗
geſergehuug/ nie; Salguıies ‚neue Syſtems. ben:
Hierarchie, die. Zickfedern laͤhmte, die fonft Be:
Gtanssgrkeugihinig in mehren Thoͤtigkeit erhalte,
hatten, fo fehlte es auch an einer allgemeinen Ver⸗
anlaffung, felbft nur fo viel für das Privatrecht
za then, als in den Capicalatien dafuͤr gethan wr .. .
ten tin hie de N
sole Meſa weh; aontentja ,fogtigug, upk, diperent, gel!
Hlü filiorum non deberent computari inter filios, heredi-
- tateımgge legitime cam filiis aortiri, ‚a; forte palges corqm
obiissent patribus superstitibus. Unde .exiit esictum a
rege, ut universolis populi conventio fieret apud villam
quae dicitar Stela, factumgpe est, us causo inter, ar-
Bilros jüdicarelur debere examinari, Rex autem me-
liori consilio usus, noluit viros. nabiles ac amnes ‚populi
iahoneste tractari,.sed rem inter gladiatorea discerni jus-
sit. Vicit igitar pars qui filiog filiorum compulabant in-
ter filios, et firmatum est ut sequaliter cum patruis he-
reditstem dividerent pooto sempiiiarne, Dion fiebt eit:
der ordentliche. Richter wußta fein Recht darüber zu weiſen, ob
Entet mit ihren Oheinen den Groſtnater beotben kösıtens und
da bee Streit inter ‚viren mabilse At senes popali war, fo
fute. ex non dem Küsftengerichtn Belehrung. Dies aber wußte
Sch ebenfalls eines Srtuchs nicht zu vereinigen; alfe: mufite
eutpehez ein Obmann gewählt werben, oder ber Kaifer vurch⸗
greifen, Bas. leyere wallte dieſer nicht; forte des erfleren «hielt
er din Ammpfgesicht für amftänbigens: und nach dein Ausgange
beffeiben wirde dann ber Meuhtifag ap: freie Wilteühre
musgeigeoches, Bar re Be er 2
202 Dritte Yerobeiıh.. SER ADTL
. 2% Dem war ($. 142). Ran dachte wicht Amel Daran,
aus Sewohnheitsreche, To wie in fruͤtzeren Zeiten
ſcheiſelich äbzufeffen, ſendern Begudgts ich, Linzeine
wichtige Rechtoſpruche, in’ denen ein zweifelhaftes
2 be ein neues Recht: gewieſen oder dus befte-
henude: geſanumelt warDahet Weis choͤmer⸗) ge⸗
naunt), aufzitzeichnen, beſonders wenn fie von einem
Aber Richter, wohl gar dein. Kaifes ) nnd den
irſten/ oder Reichsminiſterialen als Haar Sechof⸗
tm gefunden waren.n tl. . RE 10T BET Be
We dadorcchh rue! 77 EEROVF PER u
4. 989,1: once 5) er ν:
2) Andere autonomifche Normen entflanden
durch vertragsweiſe Uebereinkunft ber In⸗
e) G. Haltaus Elder. Voce Weifen und Weisthum,
‚ Nicht’ anderes als eine Sammlung folcher Weisthämer find
"ei atch bie in das erſte Biertel des ellften Jahrhunderts "gehörige:
"Burchardi Episcopi Wormatlensis Leges et statuta fa-
milise S, Petrj praescrip ta (bei Schannat Historia Epi»
'scop. Worm. im Cod. Probat. pag. 43 u, f) in deren Eins
gang daher auch ausdrädlich 'gefagt wird, daß fie cum consir
Bo Cleri et militum et totius familine gemacht ſeyen.
H Eine deeide ſoicher tacſerucher diechteſorche oder Beratigengen
von Untergerichten bat Sen Kon borg Corpus
Nechtinãßigkeit
ſtreiten wollte, forderte ex hierüber ein Weisthum, und bie Für⸗
fien fprachen den Mechtsfuh: ansı niemand toune zwei Herzog:
‚. ihämer befien. Heimold Chron. Slavor. 1. 54. (bei Leib-
‚. nitz ser. ver; Bremav, T'om..9. pag. 863, vergl. mit Chron,
Weingart, €, 18. (bei Leibnitz 1, c. Tom, t,-pag. 769.).
IE Rechtsq. I Aut. 2.5. citterl.u. 0. Grin. 208
tereffensen. Dahin gehöre. A. die Rieapı wi
rechte d.h. vertragsweiſe Beſtimmungen zwiſchen
Lehens⸗ oder Dienſtherren mid ihren Vaſallen oder
Dienſtlenten über ihre gegamfeitigem Rechte wrd Mer⸗
bindlichkeiten. Das ganze Werhaͤltniß zwiſchen ilnen
beruhte urſpruͤnglich auf Obſervanzen, Privilegien
und Vertraͤgen, die nur ſmnmer zwiſchen den Mach⸗
folgern. der erſten Paciſcenten, wenn gleich, meiſt
blos ſtillſchweigend, ernenert mmoben. Die neuen
Beftimmungen, deren man nach enigen. Serrera»
tionen bedurfte, weil ſich das urſpruͤngliche Per⸗
haͤltniß im Laufe der Zeit verdemkelte oder die feſt⸗
geſezten Beſtimmungen durch die veränderten Ver⸗
haͤltniſſe unbillig wurden ⸗), wurden vertragsweiſe
feſtgeſezt. Dabei machten allenthalben die Vaſallen
3) Bor allem · deshalh, weil die Dienſtleitte ben meicheh eerdienßt faſt
allein beſtreiten mußten, ſeitbem ihn ihre Dienſtherrn, für ſich
bernoumen hatten. Daher entſtanden gewiß ſchon febr. früh
Aogen den DSienſtleute fiber imbillige Forderungen ihter Dienſt⸗
herren, die unter Conrad: IL. fo laut wurden, daß fis die Ver⸗
anlaſſung. zu. ber zäthfefhaften ( . 333.) Comslitutio de axpe-
ditione Romana gegehen zit haben ſcheinen. — Contigit, prin.
eipes enm mälitibus de 'expeditione Romana quae tuuc in-
: stabat acerbe -camtendare, consLringenten eos mulie plures
: halspergan de heneficiis auis debere ducere, quam il fa
terentur se posbe vel jurs debere. ‚Daß. diefe Klagen nicht
- früßer zu gefehlicdhen Beſtimmungen . über die Verbindlichkeit
zum Beichößeenbienft Wiheten, darf nicht befremben, wenn man
bebenft, daß der Kalfer in. fo wichtige vertragemäßige Verhält⸗
wifle gewiß nicht ohne bie höchſte Noth eingriff; aber um fo
weniger mag es darum anch auf dev andern Seite, zweifelhaft
ſeyn, daß bis periragmmähige Beſtimmung zwiſchen fchz- vielen
Dielen u νσ war wo
#5 jegt durchzugreifen wagtt.
— — —
04 Dritte. Periode. 4 888 — 4272.
4. —* und Dienſtleute gemeine Sache gegen ihren Herrn,
weh ſie dadarch die neuen Auſpruͤche, welche fie
mieiſtens erhobenb), leichter durchſetzen Fonmten. Die
Willtuͤhren/ deren fie ſich mit ihm verglichen, er⸗
beelcen dadurch of das Anſehen eines ‚eigentlichen
nunaliie
b) Reſt —X —* meidens auf die Erbüchtelt, weuigbes
auf eine ausgebehntere Erblichfeit ber Beneficien, als bisher ftatt
defunden batte. Den‘ ganzen Hergaug, wie‘ er Kiberall: früher
1. oder Moduee Mate Da. wilſen wir freilich sur non Italien mit
Beftinnutbeit chen, wo Conrad II, der Bermittier (wenn
gleich feine € tion "über bie Erblichkeit der Reben im Ton
: ehues Geſetzes ſoricht), zwiſchen den Wafallıs wu Lihncherren
.ı ‚ware. Wippo Vita Conradi Saliei {bei Strav. Tom. 3.
pag. 480 * Conjuraverant omnes valvasores Italiae et gre-
“ garfi milites adversus dominos suos, et omnts minores
‘. eimfkta majöres, dicentes, si Imperator eotum nollet venire,
„Apei’per se legem sibimet facerent, Hoc cum nynliatum
esset imperatori fertur dixisse: Si Italia modo esurit le-
'. gem, conoedente Deo bene legikus hanc satiabo, — In
‘ Ipsa’ die (nescimus cujus consilio), pene gravis tumulius
factus est populi Mediolsnensis, guaetentis ab Imperatore,
" ai. vellet fayere conjarationi eoram. Unde commoiss Im-
perator praecepit, ut omnes in urbem Papiensem ad gene-
- ale collogquium venisent, Quod dum fattum- essei, cun-
'elis reclamantibus, legem fecit Imperator. — I. F.1.$. 1.
Antiquissimo enim tempere sic erai in Dominorum pote-
Wale conuexum, ut, quando vellent, possent auflerre rem
- ia fendam a se detam. Posten vero eo ventam est, ut’
5. per annum tantema finmitsteın haherent. Deinde stalatum
" est ut usgue ad vitam fidelis produceretar. Sed oum hoc
..jüre successionis ad filius non pertineret, sic progressum
‚est, us ad filios deveniretz in quem scilicet Dominus hoc
vellet confirmare, Quod hodie ita stabilitum est, ut ad
omnes aegusliter veniat.. 6. 9. Cum vero Conradus Ro-
'mam proficisceretur, petitum est a fidelibus, qui in ejus
esant servitio ut lege ab eo ‚promulgata hoc etiem ad ne-
potes ex filio producere diguspeiur etc,
TIL Rechteh. JAut 2.d. rittetl. 0.0. Sem 206:
Geſetzes, daß fie als cin für alle Intereſſenten vom 4. 209.
Herrn feftgefeztes Recht ausgeſprochen wurden. Dex
Zeitpunkt, in welchen faft überall. dergleichen: Ver⸗
träge gefchloffen worden find, die aber bei weiten
nicht alle aufgezeichnet wurden, ift das Ende des
jehmten, und bie erſte Hälfte des eilften Jabrham-
derts ©). B. Die Verträge der Gemeinheiten
freie und unfeeier Leute über Gemeinheits⸗
rechte. Seitdem fih in den Städten die Verfaſ⸗
fung der freien Communen weiter ausbildere, Han⸗
- del und Gewerbe aufblühten, durch Fluge Benutzung
der Umſtaͤnde manches Gemeingut und manche Ge⸗
c) Daß in Deutfchland die Vaſallen und Dienſtleute tm biefelbe
Reit anf eben bie Weiſe fich beſſere Bedingungen zu erzwingen
ſuchten, fehen wir nicht nur aus dem Note a angeführten Eins
gang zur Constit. de exped. Rom., fontern aud aus der ho:
litiſchen Maxime Eonrabs IE, die Anſprüche, welche die Vaſal⸗
len und Dienftiente erhoben, zu begünftigen. Wippo d.c.
pag- 469.). . Militum vero animos in .hoc multum atiraxit,
quod antique beneficila parentum nemini posteroram auferri
sustiniit. Diefe Stelle von. einem befonderen. Befeke zu
verfichen, das Conrad über die Crblichkeit ber Lehen auch für
Dentfchland gegeben babe, wie einige wollen, ober fie auf bie
Eonftitution von 1037 für Italien (Note b. V. F. 1.) zu gichen,
wie andre wollen, halte ich für gleich imrichtig. Wippe ſpricht
in der angeführten Stelle von. keiner einzelnen Thatſache, ſon⸗
bern ſchildert Conrads II. Character und Politik allgemein; auch
zeigt der Ausdruck „suslinuit” deutlich genug auf eine während
feiner ganyen Regierung beabachtete Handlungsweiſe bin, Und
gewiß hatte ber Kaiſer Gelegenheit genug zu wittelbarem Ein:
Flush auf die. vertragemäßigen Verhältniſſe zwiſchen Dienſtherren
md Dienfülsuten, um in Befolge jener Darime, auch ohne ums
wittelbares Eingreifen durch ein Geſetz (wie in Italien, wo feine
Wermittiung aufgerufen werke), ben Bienen u ——
ihrer Wanſche zu verhelfen,
8
⸗
206 Dritte Periode. A. 888-4272.
4.256: redhefane erworben wurde, reichte das alee Herkom⸗
men zur Beurtheilung dieſer verwickelteren Verhaͤlt⸗
niſſe nicht mehr aus Um eigentliche Memeinheits-
angelegenheiten hatte die geſetzgebende Sewalt ſich
‚hie bekuͤmmert; auch die neuen Normen, die fie
reguliren ſollten, wurden alſo jezt durch freie Will⸗
Füße der Gemeinheit beſtimut. Der Ausſchuß der
Gemeinde (Bürgermeifter und Rath) ordnete mit
Marh oder doch :ofme Widerſpruch der Gemeinde,
wie ca mit der Nutzung des Gemeindeguts, der
Ausäbung der Gerechtſame gehalten werden, wie
sur-Aufrechterhaltung guter Ordnung überhaupt fich
jeder. halten, insbefondere Handel und Gewerbe frei-
ben folle, was endlich von. jedem Gemeindeglied zu
gemeinen Unkoſten beigetragen werden fole c). Ein
x
. B Daher heiht #6 auch in dein Soeet Staberrchte (fer neueren
Sinne diefes Wortes) t Audiat univetsitas antiquam et ele-
ctam Susetensis oppidi justieiam; und In dem ber Stadt
Hamburg von dem Gtafen don Holſtein 1292 ertheilten Privi⸗
Klum (in Lambecii Rer. Hamburg. L: %, p. 338.); Con-
eedimus etlam et Yanamus eisdem jus tale, quod vulgo
: Koehre-dichür; stötusa mandure et ediita promul:
Gure setundum placitum eorum pro utilliate ei neces=
silote eivitatis prasdieine ac eorundem, et revocare
eadem, quotiescungue. et quandotunque Ipsis Visum
„fuerit 'expedire, — Donamus etiam praeteren plenam et
- - peflectam potestatem super causis emergentibüs, de qui-
‚bus nbn set sententionstum In libro prasidictb, hovum
jas.creandi et ‚statuendi de, communf tönsensts consulum
st potssinte pro suo lubitu et voluntate. tinen fchr
merfwfirdigen Beleg hierzu enthält die Vorrede zu einem in deut⸗
ſcher Sptache verfaften Stadterchte von Rüber v. J. 1240
(ki Westphalen Monumentx inedita Tom. 3, paꝶ. 636.).
‘
II. Rechtbq. l. Automomie hin Reithef. 207
gleiches Recht uͤbte jede Carporatlon, ſelbſt unvolh 4.259
kommen freie Lente e), in ihren geſellſchaftlichen
Angelegenheiten). So entſtand eine Reihe unaufe
geſchriebener Willkuͤhren, die indeſſen, da: fie von
Moͤmnenn feſtgeſezt ‚wurden, Die unter. gleichen Ber
hältuiffen lebten, und außer ihrem ſchlichten gera⸗
den Sinne, der leicht das zwoekmaͤßigſte heraus⸗
farb, nur etwa das Beiſpiel ihrer Nachharn und
Standesgenoſſen zur Richtſchnur hatten, meiſt ſehr
übereinftinumend er Ä
4. 260. u | $. 360.
C. Die Verträge des Kaiſers und ve
Stäube, über ihre gegeufeltigen Rechte.
Selbfiftänbigfeit, welche bie Meicheftände in im
Verhaͤltniſſen als Landesherren allmälig: erlangten;
fuͤhrte von ſelbſt zu einem gan neuen WBahäluig
zwiſchen ihnen und dem Kaiſer. Sie wurden zu
einer Corporation, die ſich als ein .felhfiftände
ges Ganzes im Gegenſatze zum Mal: betrachecte⸗
Sient edicta imperialis dignitatis ab omnibus personis hie
ealibus firmiter et inviolabiliter sunt observanda, ita recte
persimile, quidquid civitatis discretoram et ordinat eon·
ailium secundum jurisjurandum civitatis > dehet a suis con-
eivibus firmiter observari.- - - Be -
€) Unvoffömmen frei nehmtich im Sinne dieſer Periobe, wo 'bie
Entſtehung der Landeshoheit md ber ftäptifchen Merfaffung eine
ganz nelle Gattung von unvolffonmener dreiheit hervorbrachte.
f) Eo emftanden die. Vauerkoͤhren, de Bean, bie. Status
ten der Domcapitel und übulicdhe Suubtenarnen.
SB Zitte PerisdeiA, BB 127A
‘ Bio, Die Mh als folthe gewiſſe Rechte zuſcheich, und
wicht mehr blos als ſeine Schülfen ») Bet der: MReichs⸗
vegterung betrachtete: - Man unrerſchied mar alfo
Mechte des Kaifere und Mechte: der Stände in Bo
ziehung auf die Reichsregierung; bie erſten beruß-
sven auf :der dem Kaiſer mefichenden Stautegewalt
(jara imporii) mb bei. ihrer Ausübung: wuͤrkten
We: Reichsſtaͤnde In ifrer alten. Eigenſchaft als-Kuße
Rathgeber des Kuiſers mit b); die bezteren bes
ſtanden in Gerechtſamen, welche die. Edaͤnde in ih⸗
‚zen Herrſchaften, Grafſchaften und Herzogthuͤmern
ausuͤbten, und beruhten anf neuerem Herkommen
me Privileglen. : Die Beſchluͤſſe, welche der Kai⸗
fer mit den Reichſtaͤuden faßee, hatten daher nicht
mehr bios die Eigenſchaft eigentlicher Geſetze, fon»
dern zugleich, in :fo..farn fie etwas üben’ Die leztere
Dactcung von Gerechcſamen beſtimmten / die recht⸗
liche Natur wahrer Vertraͤge, weil der Kaiſer über
dieſe, Kraftſeiner Staatsgewult, ohne die Einwil⸗
ligung ˖ ver Stuͤnde als Intereſſenten nichts be⸗
ſnmen konnte e). Der Form nach, unterſchieden
J « : ſich
Rain et söoperatofes N 141, 0
y)y S Hleräber unten das Bffentliche Reck.
. €) Man darf ſich nur fragen, ob wohl bie, Reicheftänbe bei Ge⸗
ſetzen wie bie verſchiedenen Gonftitutionen fiber ben Randfrieben,
und über foldhe, wis Friedrichs I: Eenftitution über die Negas
lien (die nichts weiter als ein lombarbdiſches Reichegeſetz iſt)⸗
Üben. rirbtiche N. Prieilsgien für wie’ geittchen um
, Bücften, auf seite DIA inisgeislistt hihen
I. Keditdg: 1. Yuton: A, Sirchett. Steg. 209
ſch aber freilich folche en (a h 260.
von Den eigentlichen Deichegefegen ($. 262.) ge
woͤhnlich eben fo. wenigd), «ls man bei dem Reiche
herkommen (Reichsobſervanz) ©) d. h. den Rechts⸗
normen, welche ſich auf die gleichfoͤrmige Haudlungs,
weiſe des Kaiſers und der Reichsſtaͤnde in Reichs⸗
agelegenheiten gründeten, daran dachte zu unter⸗
ſcheiden, auf welchen Befugniſſen das Recht der
fiilfdyweigenden Einwilligung des Kaiſers und der
Stände in biefe Normen berube.
ET Fa 4. 301.
D. Die Vertraͤge zwiſchen der Kirche und
dem Staat. Durch die voͤllige Entwickelung des
Syſtems Gregors VII. in der Geſtalt, welhe es
in den Händen feiner Nachfolger erhielt, wurde dem
Staat alle eigentliche Geſetzgebung in Kirchenſachen
notwendig genommen. Aber fo unabhängig konnte
doch auch das neue Syſtem die Kirche vom Staate
nicht machen, daß diefem ale Einmiſchung is die
d) Friedriche II, Privilegien für Die geifitichen und weltlichen Für⸗
fen, von denen ich glaube, ba fie als wahre Vergleiche ange:
ſehen werden müflen (mie ber Eingang zu beiden auch beutlich
genug anzeigt), haben ſogar bie Form von Gnabenbriefen; ber
voftmiger Brirde hat freilich wehr bie Form eines Vertrags.
e) Das Reichsherfemmien nennen bie deutſchen Bifchöfe In einem
Schreiben an Papft Habrian IV. (bei Radevicus de gestis
Frid. 1. L. 1. C. 16.) atsdrüdtich als eine Hauptquelle bes
beutfdyen Staaterechts: Duo sunt quibus nostrum regi opor-
tet Imperium, leges sanctae Imperatorum et usus bonus
praedecesserum et patrum nostrorum.
8. IL {14]
‘
. . u
210 Dritie Periode. A: 88-1272:
4. 261. Mochte der Kirche. als außere Befellfihafe ent⸗
zogen worden wäre, ba fie in ihren Verhaͤltniſſen
als äußere Gefellfihaft fo vielfach mit den Staats⸗
einrichtungen verfchlungen war, ımd eine. unbe-
dingte Unterordnung des Staats unter bie
Kirche nicht anerfannt wurde, kraft deren dieſe ſonſt
freilich auch über alle Verhaͤltniſſe haͤtte Beftine
mungen treffen - fönnen, in welchen fie‘ mit. dem
Staate ſelbſt Rand“). In ſolchen Verdhaͤltniſſen
konnte alſo nichts als freie Uebereinkunft der
Intereſſenten, d. h. der Staats⸗ und Kirchen⸗
gewalt entſcheiden, und dieſe kamen dadurch in ge⸗
wiſſen Beziehungen in das ſonderbare und dem Prin⸗
cip des Feudalſyſtems widerſtreitende Verhaͤltniß
zweier einander entgegengeſezter und von einander
unabhaͤngiger Gewaltenb). Und eben darum konnte
auch. die Graͤnze, wo bie geſetzgebende Gewalt der
a) Daß man bie Kirche wicht in einem ſolchen Verhälmiſſe zum
Staate betrachtete, beweift am fprechendften der 8. 260. Note e
erwähnte Brief ber deutſchen Biſchöſe, wo fie nach ber tert
eingerückten Stelle binzufeßen: Zetos Jimites Ectlesiae (vie
gefcheiebenen und ungeſchriebenen weltlichen Gefege) nec velu-
mus praeterire, see possumus; quicquid ab his discordat,
non recipimus — oder wie der Sachfenfpiegel ben wehmtichen
Sat ausdrädt: Db un wohl der Bapft erlanbet hat, fich mit
einander zu verheirathen in dem fünften Grab, fo mag ex bech
fein 5 ſetzen, da er unſer Lands oder Lehen⸗Recht
mit ändern oder kränken möge. Hiernach bedarf es weis
ter feiner Ausführung, wie man über bie Geſetzgebung ber Kirche
In Berhättniffen, weiche man als einen Theil der Btaatederfaſ⸗
fung betrachtete, dachte. Bergl. B. 1. $. 203. Note d.
b) ©. hierüber unten das Öffentliche Necht.
m Robibg- IE Weſche KR egehug. IR
Kae aufhdee / nieniuls na” angegebtn "werben, 8. 26t.
das’ augenblickliche Intereſſe amb die augenblichliche
Moͤglichket/ dies: geltend nr machen, entſchleb, wie
weit der Sat ii: ſelner: Elterniſchturzin Ne Am⸗
ordnungen der Kirche gehen: möge. Die vertragß·
weiſe Beſtimmung Über dergleichen Gegenftãncde fand
übrigens thefle zwiſchen dem Papft; als dem Dier
haupte der" allgemeinen Kirche ©), cheils zwiſchen der
Mationarwche und dein Kalte 9 fatt. Del
re en SA. nee 1 8. 2862.
IB Die vor einer hoͤſeren Gewalt gegebe
nen’ Beine Leſtanben: Filn Yan vom Kaffor ver⸗
möge der gefengebenden Gewalt gegebenen
Keithsgefegen.‘ "Diele wurden‘ nach Art der al
ten Capitularien nach dem Mathe der Keicjeftände
auf RNeichstagen abgefaßt; es waren ‚deren aber
(wenn wir auch anngebincn/ daß gin, großer Theil
derſelben nicht anf anferd‘ Zeicen gekontmen iſt) fo
wenige und ihr Inhalt auf einen ſo engen Kreis
€) Dahin gehört der Bergleich son Sei Y. ‚ib „ve
Ealixt AL von 1122 (sm S. '32.)..
d) ls en Veiſpiel eines! ſcihea Entreges tkamm ‚bhenmer' Fride
riei IL Ip; Auven Bulle de-libertate eccleuieutiia arıl 213.
bei-Goldast Constitt- Ip. Tonn T. pag. 284 von ber
wergfieis eirtuehte Puufte⸗ nier das ANeſufttat eines Mertenge mit
Yen Biſchten find, wie ſchon darans feicht alzımuchumenr ift, daß
dies Previitzunt kary nach Frindriche Aicinft in Mautkchland
und uf einem Reichstage erchent -M, uf wehren ſich eine
geufle Lim ahl don gehftlichen un weichen Bitten fü ihn ges
: gm Deto IV, efiäcte,
[ 14* ]
212 Deitg erkod. ABB ART,
| 3. 263. von Gegenſtaͤnden eingaſchroͤnke, daß ſit bei weitem
nicht als ein. Erfatz fuͤr Die außer Gebrauch gekom⸗
menen Capitularien dienen konnten. Nicht “alle auf
dem Meichstage gefaßten Schlüfe wurden nieder⸗
geſchrieben, weil die meiſten nur Beſchluͤſſe uͤber
austwärtige und. einheimiſche gemeine Unternehmm⸗
gen warer e), die Fein dauerudes Intereſſe hatten,
und daher nur in. den: Jahrbuͤchern der Geſchichte
ihren Platz "fanden b). Was man miederſchrieb,
wurde noch waͤhrend dieſes ganzen Zeitraums in
lateiniſcher Sprache abgefaßt, und nur in der Lan-
desfprache bekannt gemacht e) Sie: auf‘ bentfchen
Reichotagen nähen minte ſchriftlch abgefaßten
| ») ie der Veſchiuß einst Kine, die —XR einer
—B u uf. w.
b) Ein Vageichuli ber ſammtlichen deutſchen Reichsnerfeumisngen
und Hoftoge aus ben Chreniften, bis zum Jahre 1300, mit Ans
gabe ber Hauptgegenſtͤnde der Verachſchlagung hat Pfeffin-
ger im Vitzlarins iliustr. Tom. 4. png. 87 — 1AB.
c) Dies und weiter nichts Folgt aus ber Stelle in Gottfridi “
Mon. S, Pantalepnis Chron, (bei Freher Tom. 1.), in wel-
‚ Ge man bie ältefte Nachticht vom Gebrauche der deutſchen
Sprache bei Abfaffung der Reichégeſetze hat finden wollen:
u 1288 curia celebesrima spud Moguatiem indieiter, ubl —
.!ı "Pax jereltr, veiern- jur stabilienter, nova statzuntur et
: Tentanico sermene. in: memhranen - scripta oninilms pabli-
‘, ‚enter. Das Deigimal dieſes ‚Benbisietens (S. Drepezs Mes
benſtunden 1768, 4. S. 435.) ik gewiß lateinifch geweien, ba
—— — die wir von dieſer Urfundehaben, au⸗
genfcheinlich bloße Ueberſetzungen ſind, von denen der Münch
ud) eine wor fich Haben mochte. S⸗ Schönemauns Ver⸗
ſuch eines volftändigen Lehrbuche der Dipfematit 8. 1. &. 300.
⸗
TIL Ridktbg: I. Seſche Belege. BIS
eigeweltdyen. Srfeire, Vteſfanin der · Negel ur . 208.
zwei Arten von Gegenſtaͤnden, beive ſolche, in Ab⸗
ſicht deren die gefengebendg HGwalt thaͤtig ſeyn
mußte, weil fie nicht hurch Autenomiec,ſandern
nur - Prafe- hoherer Sercult ·Recheuchbeſtenenir wer⸗
den Founfen, nebmlich a) Priyitegien welche
eingelnen Reisheftänden, ,qBez ı ganıyn Claſſen von
Reichebargern : ertehie wurden; 18) Den Lanisfries -
den und bie Strafch, welche Ben Friedensbrecher
treffen ſolten. — ‚Ueber "Andere. Segenffände er
ſtreckte ſich die - gefengehenbe. Bewalt des Kaiſers
ausnahmoweiſe vmr' dann, "weh ‘Wiefen ſich beſoc⸗
ders veranlaßt ſah, gegen den gewdhnlichen Bar
der ‚Dinge aus Faiferlicher Machtvolfommienpeit
durdyugrzifen c). Se verſteht ſich, daß man
Die ehe Häufig: auf Bäder" Bote Hoftegen gefum—
demen Wrrheile nicht, wie ſulveilen geſchieht ©),
mit wahren ſedegeſeteꝛ wamechſen darf f > r
Anmerfung. Die widtigſten Deicegefte
Die dentſchen Neichegefehe, welche in biefen geitranni oeho⸗
ron, find meiſt nur bei Goldast 'Colleetio Conslitutionum im-
perialiam Francolurti 1613, 4 Tom. fol. (ed. 2. 1713.) abges
d) Wie Cohrad IT, In ber Constitutio de expeditione Romana.
€) Wie von Senkenherg, in ſeintm Corpus jaris fendalis, in
Anſchung ‚vieler der ‚oben $- 258, Mote £ angeführten Urkun⸗
ben. uch Böhmer (f. d. Anmerkung) niamt namentlich ſolche
Urkunden auf.
2) &; Die folgenbe umuertug.
DIE Ban⸗ Werk. BER
MI. Guest) REDE are s PR eu vag si Alf
Rpke betteht amayuuägpige Geäßpfens. maude Unb.,fogar ꝓxbia al⸗
Stellen aus Chronäten, denen jelbſt Aue” bie Form bon, Geſetzen
segchen Ya iz. Ki Henriet LA: Cowstitiltio de urbibusTohi. 1,
* —— — Bourink ——e— ——
— RE RN
zen, bt 5 qViu.
iener tn det. Ye u —D— 8.
na Inguthez 9 A) vi RN Egefehe dir BORN" LUOD
aachgtclicſan achtiki. —— Suepabe/ dr raivcten
Giga Ades we: Kirn bar, Paybrugf, kr weit, gcnsenngp, ft, mob
wir nosh ‚gar, feine, —5 — Sammlung piefer Art hahen tmäre, ſehr
wlinſcheſitwerihi⸗ pe: KENT WEHR under bieftir Geligen; wvireie⸗
nen! ive ugna foſglictu id Ar I weſden? 4) ‘Obaraii IL
* a * —— en *
4 aus einex Kon. elſer dem en Ritt —3—
Com. —ES is — Die
ordin tft; Cart vem · Dicken jligeſchrieben IunPIHRe WEWIEBO gef
sin; hoit. Giela veranlaft es Wr andcht zu Halter; ——
Jet. jur. ed. Silherrad mag, 707, Ze Senken
berg, Corp. jur, feud. ‚In ber, Bbrrebe Pag-, * Gelaner
Ynstitnliones juris feudalis’J Schilteri in 106, —c ind
Gudii Vita Fo, With, Hofıieoni pag. 61,5 hd? qei q3
und 259 und f. oben $, 223. Note c). 2) Concordatum Calix-
tinum a. 1122, oben 8. 232. 3) K. Zriedrichs I, Iter und
Ater Laubfriche von’ ungewiffen Fahren, und eſſan Bett @lhidfricde
von a, 1187, 4) K. Friedrich⸗ Il, Aurea Bplla de ibertate
ecofestastiea. a. ‚1213. 6 ae. Wote d), sy” 9 a „Be einriche
preichefchl € wegen ber Binbuiſe der Stäßte u "der Pfalbüiger
a. 1331 und 1233 (oben &.247.).' 6) König Triebrie D. Pris
pilegien Für die weltlichen pub. geiſtlichen Alıftan 0, .1490.upp 4232
(oben 6. 247.). 7) Konig Friedrichs 11, Reichsabſchied von
4235, —- Alle diefe Gfehenlinn Wisnahtne Son Ns 4 Rechen
auch In: Neue Sammlung ber Reichenhfchiine in Kfheilen,
Sranffürt 1747, 2 She. Bol, (ein Wert, welches. von’ hier ah vor⸗
züglich zu gebrauchen iſt) Tom. I. Nro. A u, fi Wenn man übri⸗
gens, von ben bier angegebenen Befsken die Unnakitelin.da_exped,
J | u
III. Kechtög: . Oeſeſe. 2. Stadnechle 215
BRanta will, Tata Weiher gar Beickei Fnliigeergt:: 9 260), 6--DER
cheediinet,- fo ficht was left. Daß, .per, Abt Gonsad don Eichtenan
(Chrom, Ursperg. .a 43 1187,) mit Recht bei Gelegenheit bes
Bandfriedend Friedrichs gdn Konnte: quas litteras Alcmahnl
usqne in praesens ‚Friedebrfef, I’ einh litteras pechs vocanf| tee
alie Ingibus Htaniat tanken gews-agsestin indgmite, :Die Bendy
acaiß has einzige Reichsgefch, das iu alles Häns
ken war. Daß Übrigens in ben Worten: nec aliis legibus, nicht
gridde 6 von dem einzelnen Bandftichen vom 1187, fondern von ben
Banufridsan Merhdaupt, ies chenſae zu andern „Wtekhögefeten, bie
Diebe: iſt, zund, unter legibus hier blos Meichägefüke verſtanden wer⸗
den, bedarf ja wohl nicht exft eines Beweiſes. Dad; wäre die Bes
merkung auch richtig, wenn man unter leges Überhaupt gefaries
bene gemeint Biechte derſtaͤnde.
"ud eh. J 9 a
. 4 u . Ku BE DE ee
en $ 268. Po 83.
I Zu den Bewilligungen; und Werfärf
ten, welche von den: Kandeshergon (Im: inm
dieſes Zeitalters) ihren Sandfaffen: sergeilt. wur
den. a) Die älteften Städte, in welchen das Weich
bilvrecht entſtand, hatken gemeiniglich gar keine ges
ſchricbene Quellen für. ihre Verfaſſung und ihr
Recht; denn die Urkunden, durch welche ſie Weich⸗
bildrecht erhielten, waren Privilegien für ihre Vog⸗
teiherren (F. 2248).: Da dieſe Immer. bemuͤht wa⸗
ren, das Hofrecht, welchem ein Theil der Einwoh⸗
ner unserworfen war, über. deren. Geſammtheit aus⸗
zudehnen *); fo ergriffen. wie: Vuͤrger naturlich die
erfte guͤnſtige Gelegenheſt, ſhre bbergebrachten Rechte
a) ©. meinen Aufſatz Über ben Urſprumg ve ftäbtifchen Berfals
es RER ER EIB 5. 3. RU f.
216 Prise Seriohe. A BSR 1:
4,863 zu ſichern und: die Stantennfef fing af einen
feften Fuß zu fegen, indem fie: von der Herefchufe
ein Privilegium auswiürften, in welchen .die ; Keöbte
jeden. Klaffe. von Buͤrgern, der herrſchaftlichen Be⸗
amten und der. Herrſchaft ſelbſt, dem Herkonmen
gemäß aufgezeichnet wurden, Won dieſer Art iſt
das aͤlteſte Stadtrecht von Straßburg, über wel⸗
ches: wohl Fein. anderes ſchriftliches Document uber
ſtaͤdtiſche Berfaffung hinaufreicht b). "Als die ftäb-
tiſche Verfaſſung durch das file Wurken ber Zeir-
„ umflände eine feflere Geftaft, erhalten. hatte, wux⸗
den num auch durch die Fuͤrſten planmäßig neue
Städte gegruͤndet. Die Veranlaſſung dazu gab,
"bald eine langwierige Fehde, während welcher viele
Dite: befeftige! wurden o), buld eine bloße Finanz⸗
ſpeculation, Wei: dat ſtadteſche Bewerbe de Ein⸗
kunfte bes dandecherta wennehet⸗ 9, balb % Bor.
\ ») An Sehe, Beh: Grandidier histpire de Yigiend Siene
‚ bourg Tom, ‚2. Dis, 6.8. 43 u. f. and) bei Scilter in
.. bee Kite 1 uu be — za m Eiachore⸗
Bu.
©) Am deutlichſten zeigt‘ ſich bes un der och ber ssetfifchen
Erblante, wiirde Enntehung der meiſten Stäbte in wie: Morde
ber durch ‚die Achtperlärung Seinrichs dee Rh eutſtand
Fehden oder. fun nach benfelben fin, ©. —e—
ſchichte bes Burcſtenlhum⸗ imnover sh 1. S. 3“ Bei
* Gtilbee,, ine An- Peidztien ihr bie zährbaglichen Büren
legt wurben,, verbankten Bntfehung ahnlichen
tan. Bergl. Jod. v. Mullert Gefſch. ſchweizer. se
%. 1, Rp. 34
= BB dm Bel, den he Sch perhahhtem, Im Brasil den
Mi. Kekitı-Ik Werfen. —XX a8
liche. daſchn — E ein·Stift 4.263.
oder Floge, held enhlich die Bemuͤhung der Ein
wabner 09 BAR, llmsan zip. jeder. SRuskfücht, vorteil
whafte ekhbilprecht,,-. Dur Cyneng der xenen
Seadt geſchah —2 wehes, als daß zinz/ ſchey
beiſexmen Inhande Nemeindt fir eine Stadtgemeind⸗
aflärt, RAR, und die Rechte exhiele, die man ‚jagt
als ſta daſſcha: Rechen aufah A: 224, 243) 2 al '
welcher Gelegenheit öfter blos das, was fih an
einem" ſolchen Oete im Teilen Taufe” der Zeit” ſchon
gebildet hatte, durch die Satikeim des Landeiherrn
—* eine {ebene Garme ahek dz geweilen wurde
.. en ı De TER
" Dilfenigen "abe suchen, melde: ich Are. Gmueb mb Soc
den anbenten, die erblaſen Bäten, bie "Ihnen weuigfien: zum
Vheil zufelen a. ſ. w. MBengl.ıunt. Seabeuecht für Braiburg
am Becktggu mind 13h: bei Sahaepilin Histerin Auinge-
Badensis, Tom. 5. pag. 50 — 60, . „dl
e) Ein Beifpiel u hat Kindlinger mänfteriihe Beiträge xp, 3.
No, 5,'37. (pi. 104.) in Biſchof —— von Muͤnſter
Frwiccl b ſeinen Stadt Kochfate a; 1197. Mind) nach
Dem Grobreeihtl von Saliern'a. 1389; "Cbeindat. 25. 1. Nro. 1,
Pr? ig Pen ichon both" Fink‘ ftir Bemehate‘ aiweje⸗
au u
6) Denanf bamgan-big Aigpse,- bin Rıko.oft- in de. **
. ga „finben, daß Yin hier eribeikten Rechtz eigentlich ‚nz
‚ab, antigpo, hebite ſeyen. —— hatte «mit de
zn Vedabach aio. ihr Krabiichof Reinglh -yu,.Rötn 1166
Stadtprivileglum (bei Kindblinger a. a. D.
— —————— ‚Joti pielate auper
moultiplici ‚oppreasione, geam, appidlapi.nogtri,.de Medebach
dintissiune ‚mstinnerznt, jung cyacia guos ungue ad nos
sub gretia mastrorum Anfengpuorum oblinusrant, cle-
‚enter. ei⸗ r ah em in ki medam au-
1 .4 .
.
ʒ
SE DE
4. WE TRRTTE SE Fe See und
Boben tin Hein u di yendr wir Miet
niederzulaſſen geweiht: ſeyhudurch ähähdißk Wreißei-
ken baya "eirigesih. are Fee · vie · neue
Wuadty di Je ke wur-
Ver, durch ein ausd Mt hateſtchert,
Und welter mie ee SA Ve
föbchärhires Stavsrit: ee ehe 63; da
sd) T.
Stadtrecht g
ine in allen tab 35 et — eh Aoie
2 das-ikke 8 — ne⸗
mentlich angeführt wird, iſt, daß niemand, bes ein Jahr lang im
ir der Soadt gewohni Sat; ohnt ven. chim Raibhugr ber Balbeigens
r Male wegen: in Binfpruch genommen zu :werbum:bieferhaib Über:
x 1 30 "micha: welter "angefochten. werten ‚folk ‚Mei Mefpruumg. dieſes
u. pe Re Kar: Wil in ——— Ge
wohnheit (6. Se). N 1 —8R wo; PIPILE
* Weiter ktrink 4 Be dos Eichiſeiht nlchi enthalten ; ‚ja haben,
- melden Geinyich ber Eine der, Ch bt — *
ee Ds Dice ——
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schriven” tief, unter ber i —* et hei vr
ninge,” welche bie Form einer vollſtändigen be dom
ir, Rchre 1 —X
vi u Nuhr’ zu REDE afgifier ’terben föll. -E,'Wöntphalen
—* ined. Pech. 3; pag. 63) "is! LER ſich m ſehr
HE gut mit dem vrreinigen, was Aru olaus Ihet. L Cup. 36.
+ "age t Verum priusquam (elves Enbeccenies)-& flmperztori
". "Fiderito 1.)' eivitstern speruissent ,' luxieratıt ad’ eum, ro-
* gantes vt Hbertiten ivitete, iii a Bade präne tradi-
. tern hafierant, ühtinereht, et juhtithis; ‚quss An’ privilegiie
"+" sertptis‘ habehimit, Weotindttm: fra Sosatlae; et 'titelos quos
"22 past, Atıvits Bonnkeräht,’tüafie alchötitnte et
manificentia possiderent. Daß die justitine- (eutniter nach
yo —* he 8*8
HIT, Krdfthg-IE: Geſche AScadueher MD
es - rar. deun Eichal oten ber: ftir HC
Bertaffiing-anfeiumet uraben sanft, daſß jehe Get
eino meſendere Yuftiz« Budı Poliktindnfaffuiig,!danciiue
weniglens aer Fec nath beſtacacie Sefeggcbung‘)
Habe) weil Be Tebelnlte Ouchdcinder ·Weiachu erna
ind, Eich and dar» deit Mühen: irn Dar
(6: 8: 2GB.) usdhwendig:: bifaß, ſo meet. cache
‚late ptbfeffangeerilien, "bie Beet ion
dteiſchaten
dert andern Städten mittheilte, bdei Westpheitn a..a. D.
©. 619, das tübifdye Cwilrecht verftanden wird) von Heinrich
— ‚denen das ‚Genfer, Me zun (Beuside liegen mochte,
’ gerftanben ‚tie. , Ach: die Mnhioss hd: Weſtuh alen, weiche
—— des Siem chenfalis: arihan, ſagen· nacht, daß ihnen
—— dem: erſten Artvilngio. Heinichs nerwilligt
Anduhllch dio Morte, die Uelmold Ehron.: Slav.
.L. 1. Gepr Bb. ubel: iur Mürgählung „now /dex: Welimbung ober '
eigemtichrößßicherherfiellung: ‚Rühesie : braucht; Timnasukeinahe
Has nem dem: Yuhalkke jener · Dchnung Htimichs das Alien. vers
Nonden · werden. Stepit. illa moneian et kelontum, mt jura
-ejritstin,.bonestisaima.: dura chritatäs heiße in: der: Sprache
dieſes Biitoitens weh wi das varticulãre Civileachi fons
usage daa:Warfaſſuug xiner: Sudt, uud auf biefe Webnriung weift
acch. das Prãdient hancatissinin Di de⸗ ei dab iarit
: ach wo vo, nd
2) Dom, ba Yahalte nad, waren bie pertkcukiemn Mom ven
dem ‚gemditei. ober netigmalen. Mechte, ober :badı von der Ber⸗
kaffung auberer Stäbte, aus ben. oben 9, RhB. BED, . angegebe:
„nen Gründen gewiß ſelten abweichenb. "Das. eigethüimliche eins
pm Nadeiſcher ‚Btechte oder erfaffimgen, iR ſiberall augen:
ei / Maͤteren Uifesiahe u 5 ... 32
220 —*—* - BR...
5.263, Oeite anch ſehe \hänfg twas Über Atciſe regen
‚Wine eiogemidft. vurde, weil man Ger: plauue aßig
use; or: woſite, ic 28 A andern
On) ſchon wuͤrklich war⸗ @e. eupleltiiälfe:.die
wenn Oendtr oft: gleich: vin eigtntliches Stautrachtt
@us:manitipale,. Justikie‘ chritktis *),: Wrichbild-
vor; Haudfeſte u: Lins)s: meitpen fh Anmar von
einer an Kötube, hargemmmanten: wurde aiwel⸗
0 8. Due ln De
J heritz Rote
—E es in —— — ——— —X
“ Berikeldes D. Z. in leos proprii: fundi sdi ritare vide-
. . lien, steundem '/ura Colonioe liberum constiteit: Guri ci-
*Gratam. Dußer Toflte auch,: wia in ſoichen Bülien-ümmier ge⸗
„. Hiabe Mad) bifen Ohebmedh Bueburg HL gu Sta bo Dbıs
belcheen laſſen. God fe wir Zalteren (oben Nut e) auf das
N
cn geiobhnũch das Necht, weiches: der Altoſten derſelben "verties
>: Dew’werben war Vergt. Spittber in der Spert ci augefühes
ten· Eecue Doch zuwellen Mahl oben -Weräubeuung ſtatt
J mt ie be acc — gleich
"Die vom ben von Selarkt rn
M. Rechsq. H; Sehne, Ai Banner, OR
ches aber der Laudecherr and wohl von-ik her: 4.062.
ruhrende Beſtinmumgenn aufunfeı, ohne jeberh dar
bei an. bie Aumübung- einer. wahren. gefehgchenden
Gewalt ‚ya denken w).. Die Folge dieſer feit der
Miete des zmölften apetemberes ſehr haͤnſig War
kenmenden Bewilligung der Steadtredgte raur, daß
alles laͤngſt vom ſelbſi gublider hatte, über das her⸗
gebrachte ein Privifegium erthellen, oder ihre alt⸗
hergebrachten Gerechtſame beſtaͤtigen ließen, mb
zwar um ihnen cin vecht großes Anfchen gu ver⸗
Koafen, we en rast geſchehen Fonnte vom “u
\ u 264 BE EEE 4. 84.
b) ir mit fo. vieler Beftimmepeit. läge 6
entwidleln, wie in dieſer Zeit von den Lanbesher-
ren die geſetzgebende Gewalt über ihre Landſaſſen
uͤberhaupt ausgeübt wurde Unjweifelhaft frei⸗
gersäßtt wurden, ſteht ein Volckwin van Soeſt. Fiernach if
ee wohl eben nicht Auffallend, wenn man zu Zübel, wo man
damals gewiß noch fein eigenes Recht hatte, da man fonft im
Karhe eine Fremde Hätte beauchen können, das berühmtefte ſach⸗
Uſehe Stadtrecht freiwillig annahm oder (fpäterhin) von Hein⸗
rich dem Löwen erhielt ober erbat; wenigſtens iſt gewiß kein
Srund vorhanden im Arnoldus Lubeccensis flatt Soaatias · —
en da Ifen wenn Bein bike Easanı ‚auf eine In ſiavi⸗
Yyaı aneta ‚angetegte Stabt auch baft.
m):Da ae Bene were an Kun By fe
eigentüih, muz Sertrapfweife angrnomenn.
0 Ber in mh
„164 Kader Mi Geack, welche fie: aͤls ‚Ranbes-
herreu om :Dieiche "Hausen od, auch die Vefugniß
in: ſich ſchloß, gun Behufe:der Ausuͤbung der
darinr llegenden Rechte Anordnungen zu treffen,
fe, ac den Beſtandehellen ber. Laudeshohele in
bieſer · Periode, Werotdnungen zu geben, welche die
Ausuͤbeng der Gerichtbarkeit, das. gericheliche: Wert
füßren, die Heerſoltze, Zoll⸗ und Muͤnzgerechtigkeit
und andere ihnen Wirlaſſene Regalien: zum Gegen
ande tatten 8. Gewiß ift auch, daß das ’cigent-
che Privatrecht fall gang außerhalb des Wiekunge⸗
kreiſte ;diefer Gewalt lag ©), und daß fie ber Die
Gegenftände, welche fie umfaßte, nicht willkuͤhr⸗
1.4 lich 4) ausgeuͤbt werden konnte. Aber um gu be-
5 KLernsge des Herzogihum, det · Craffchaft, ai feier diega⸗
uid, wache fie ai Lanhofheruen ad ſich geweiht. · harn.
iuch die Euheilung ter Stabigerechtlgkeit wall Ar Ihr id
scher Befuahli; fie, it aber Jelbſt vum Sigfenftaute one
dem zwölften Jahrhundert nicht auegeübt worden, weil fie, ehe
die Werhätsniffe der Landerhoheit eine feftere Heſtau erbalten
haiten, in den Rechten, ſelbſt eines erblichen Neichebrämten,
richt Tag: In allen Stadten, welche. vor dem wölften Jahr⸗
Hundert gegründet find, war bie Bogtel eine Reichsvogtei,
wenn fie gielch den eifhäfen zuftehen fonnte. Bergl. Re dr.
. “für ef. Rechtsw. BI. 5. 1. 6,226
BT Were Ä Ä
d) In dem Archls zu Wurzhucg findet Ach, pipe Urkunde, wie
zuerſt von at eoburgifihe Randesgefchichte des Mittel:
. ts. (Geb. 1844. & ‚pp. 136. Mote PE-tgaheir" nee
tft, und jenen —— wird ae... .
Henricus dei gratia Romanorum Rex et semper Auge-
- stus. ÜUniversis imperii fidellus gweticı omun'es anne
IM, Refttg--B: Geyer Ai:Binbuiie: DES
ustheilen," in wie:weit fie befepräuftiiunäe 4.064,
ſowohl durch : Die: Rechte der: Meichgregierung,: ale
durch Aus Recht ber Anthnomie der Landſaſſen, Big
in keiner Beʒehung:: eine Befngniß/ das herge⸗
bradıte wilkuͤttrlich · abznuͤndern, "Üben ſich erkann⸗
ten, dazu miuͤßten wir mehr Rechteemonumente aus
den zwölften und dreizehnten Jahr hundert· haben,
als bis jezt bekammt geworben: find. Daslehr⸗
reichſte Beiſpiel einer Cefengebmig diefer Lirt, ent
haͤlt das. äfterreichifiche: kaudrecht aus dene: buch
zehuten rent R .. j 0
= Va
. %
t
—8. un ... 64 266.
76 Bu: dem' longobardiſchen Weimehe
und den Geſetzen der lezten einheimiſchen Kinge
($. 148.), war‘ unter den Carolingern eine Reihe
bonum. Notum esse cupimus universis, quod nobis apad u
Veormaeista euriem solemmem 'celebramibss, in nestra
ptaesentia petitum fuit difäniris Si allgeis domisorum
terre aliquas consiilutlones ve] nbod jura ſaera possit
melioribus et majoribus terre minime requisitis. 7
qua re, requisito consensu principum fait taliter di
tam. Dt neque Prineipes neque alil quilibet consii.
tuliones vel novo jura farere possint, 'nisi mellorum
es majorum terre consensus primitus hobeatur. (In)
Hujus iyitur sententie robur perpetue valituram preses ·
tem literam conseribi et sigillo nostro fecimus communirl,
Data apud Vuormaciam Anno domini MCC,XXX, primo
Calendis Maii Ind, IV.
€) Sei Ludewig Relig. MSC. Mom. N pop. 1 Be Beſ⸗
fer und voliſtündiger bei Senkenberg Visiones diversse
de Coll. LL. Germ. pe. swf. ° !
865 von Mervtdenmgenthingage omeny welde 'sheile
| zn den. organiſchen und beragitenden Capitularien
($ 449. .149;) gehbmen,:sgells vie Eitänpmng des
eigenthuͤralichen longebardiſchen · Reches bezwecken =).
Die deutſchen Beherrſcher der Lombarket: “fanden
dieſe Mechtsquefren och in vollent · Gebrauch als
geſchriebenes Meche/ und haben ſie bis in das zwoͤlfte
Jahrhruldert mid neurn Geſetzen vermehrt b). Um
J das Enbe des eilften oder um den Anfang des
zwalfeen Jahrhunderts: wurde der. Inhalt aller die
fer longobardiſchen Rechtsquellen bis auf Hehe
rich IL (im Deutſchland der Dritte genannt), in
3 eine Sammlung vereinigt and nach den Gegen»
Kauden georbnes, ‚die. unter dem; Namen Lom⸗
barda, gleichbedeutend mit Lex oder Leges Lon-
ann angefuhrt wird ©); der Sf in he
Su ben ben 1.6: 630, angeführten ghlepn nei: Lu-
w doviei IL.L. L, Walter Fom. IL p. 659 und Guido-
nis Aug. L. L ibid. >. 661.
‚» Die foftenlarische Sammlung (Mete d. e. £) enthält Geſehe von
. Dtte IL und III.; Heinrich I. (in Dentfchland IL), Conrad (IT.),
Seinrich IL (HL), und Lothar II. Was bem legten angehört,
ſtreht jedoch in dem aheiften Handſchriften nicht mehr, Gedruckt
J Fi dieſe neusten Geſete am bein bei Walter IIL p. 666. sg.
Ey) Gloſſe des Columbinue sm longobardiſchen Lehenrecht (bei
- 74. Mincucctus Lib. feud. Tit. 24. hinter J. Schilter
Comm. jur. Alem. fend. pag. 135.): an secandum Legem
* Lombardoragı puniettr injurla? secundum quod dieitur in
ı ‚Immberdi. de convieiis-etc. IL-F. 1. Causarum quaram
cogaitio frequenter nobis, committitgr,. aliag dirimantar
IL. Rechtsq. H. Geſttze. 4. Lombarda. 225
drei Buͤcher verteilt d. Um ben Anfang des brei- 6. 265.
zehuten Jahrhunderts wurde dieſe von Catl de
Tocco gloffirt ©); unter der Benennung eines
Commentars flellte Andreas de Barulo bie Ab⸗
weichungen des Iongobardifchen Rechts vom roͤmi⸗
ſchen zuſammen f). Beide Arbeiten gehören dem
normännifchen Königreich in Neapel und Sicilien
an; es waren ihnen aber ſchon andere ähnliche vor-
ausgegangen, welche jedoch bis jezt nicht gedruckt
find 8). Der fleigende Einfluß des römifchen Rechts,
welcher im zwölften Jahrhundert beginnt ($: 269.),
hatte mithin anfangs Feineswegs ein Sinken der
Gültigkeit des germaniſchen zur Folge; ex bewirkte
jere Romano; alise vero Legibus Longobardorum, alias
autem secundum Regni ronsuetudinern, quae quamguanı
eint varise, et quamguam a:cundum diverserum loceruuy
aut Curiarum mores aint diversae etc,
H Bech 1 in 39, B. 3 in 59, oder 60 wenn aus deni Alte
2 Tuel gemacht find, B. 3 in 40 Titeln. Ueber biefe fpitema- -
tiſche Samuung ſ. 9: Savigny Geſch. 6. m R. IIa &. 75.
Dre Ausg: Nachrichten von Merk und Blume im Archiv
für d. Geſch. 8. 4: 6: 6. uUeber die Unbgaben fe ie Km
fung am Ende bes &:
e) v. Savignhy a. a. S, vv S. 158. Roie 19: ©; 10 w fi
f) Ebendaf: ©: 870;
) &. abenbaf, 8 9: 9. 188. Store b. Ni. 3.4 Die oben -
8.1. 8.156, Note x, y, 3 erwähnten Formeln gehören ſchon
der Form nach nicht zu den Gloſſen, und behandeln aud) ben
Stoff nicht wie bie Gloſſen; fie gehören daher wohl in bie Zeit
vor Irnerius, obwohl auch hier Bezugnahme auf Das zönifche
Recht vortommi,
Bb. IL [ 46 ]
226 Dritte Periode. A. 888 1272
4. 26. nur, daß diefes auf eine ähnliche Weiſe wiſſeſchaft⸗
lich behandelt wurde, wie die Quellen des roͤmi⸗
ſchen Rechts; bis zum Anfang des dreizehnten
Jahrhunderts wird auch das longobardiſche Recht
neben den roͤmiſchen Rechtsbuͤchern zu den allge⸗
mein geltenden Rechtsquellen gezaͤhlt se). Aber im
oberen Italien gab es um die Mitte des dreischn-
ten Jahrhunderts ſchon einzelne Städte, wo das
Iongobardifche Recht Feine Geſetzeskraft mehr hattch),
und demnaͤchſt ſcheint bier bie zum funfzehnten Jahr⸗
hundert allmälig in ſehr vielen Städten ver Ge⸗
’ Beau deflelben als gemeines Recht, aufgehoben
werden zu ſeyn 1), in Meapel erſt etwas fpäter k).
zg) Hostiensis Summa Decretalium, prooem. Et ut bre-
viter comprehendam, in 50 libris Pandectarum, 4 Instita-
tiomum, 1% Codicis, 9 collationibus Authenticorum, No-
vella, Lombarde, et Constitutionibus fendoram, consistit
legalis sapientia. Vergl. v. Savigny Geld, b. r. 8. II.
&. 1656. (2te Ausg.)
b) &o in Bologna nach Odofredus in Cod. L. cum maul-
tse 20. de donat. ante nupt. (6, 3.), v. Sanio, a. a. O.
IL $. 76. &. 215. Ate Ausg.
i) In Bergamo 1451 durch das Statut: liber juris Longobar-
derum et ipsum jus vacet in totum, et servelur jus comı-
‚ mune v. Sabigny a. a. D. S. 210.
k) Auf die Abſchaffung durch Statut ober Gewohnheit bezlehe ich
bie Stelle bes Andreas de Iſernia in Const. regni Siciliae
L. 1, 63. Multi tamen non utuntur jure Longobardo in
regno, sicut Neapoli et Aversae, 9. Savigny a. a. D.
S. 217. Note i. Der legte Fall einer Berufung auf das lon⸗
gobarbifche Necht, kommt bier erft im fechzehnten Jahrhundert
vor S. ebenbaf. ©. 219.
4
II. Rechtdg. II. Geſetze. & Lombarda. 227
Der Uebergang in dieſes Verhaͤltniß ſcheint "bar 4. 265
durch entflanden zu feyn, daß allmälig deſſen An⸗
wendung als perfönliches Recht aufbörse, und
ſtatt derfelben nur noch deſſen Gebrauch bei gewiſ⸗
fen Nechtsverhäleniffen fortdauerte 1); in Un⸗
teritalten ſcheint dieſe Beränderung fpäter eingetre⸗
ten zu ſeyn m) und eben daher auch die Anwend⸗
barfeit des Iongobardifchen Rechts hier etwas laͤn⸗
ger fich erhalten zu haben. Man- darf aber wohl
voratisfegen, daß chen von den Beſtimmungen des
longobardiſchen Rechts, auf welche bei Beurthei⸗
lung gewiſſer Rechteverhältniffe noch gefehen wurde/
als es ſchon aufgehört hatte perfönliches Recht zu
ſeyn, vieles in die Statuten der lombardifchen
Städte übergegangen iſt, welche zu derſelben Zeie
entftanden =); denm jene Veränderungen duͤrfen we⸗
nigſtens nicht ausfchließend als Folgen willkuͤhrlicher
Ausfchließung des bisher anerkannten Rechts. ange»
fehen warden, die nur won ‚den gelehrten roͤmiſch
gebildeten Juriften ausgehen konnte und daher meiſt
I) Hierauf möchte. ich ſchon beziehen, baß der Antwendung des rz⸗
miſchen und longobardiſchen Bechts in I. F. 1. pr. nach Ver-·
ſchiedenheit nicht der Perſonen, fondern ber Rechtöftreitigfeiten
gedacht wird. S. oben Note &
m) Andreas von Ifernia (nach v. — Ruh ‚Balerni
etiasm quidam virunt jure Romano et alighi jüre ‚Longe-
bardo. — Lucas de Penna (chendaſ.): multi utuntur eo jure,
alii vero non: sed et in nomnullis civitatibus alii virunt
eo jure, alii vero illud abiiciunt,
2) 9. Savigny a. a. D. B. 3. $. 189. S. 6513. Ne Ausg.
. [15*]
\
‚298 Dritte Periode. A, 888 — 1272
$. 265. erſt im funfzehnten Jahrhundert geſchehen zu feyn
ſcheint; ſie muͤſſen viel fruͤher als Wirkung veraͤn⸗
derter Sitte begonnen ‚haben. - Was ſich von den
alten Meche an diefe noch anſchloß und von ihr
weiter fortgebildet wurde, fand aber eben daher
auch den Schuß der Gewohnheiten und der Statuten.
Anmerfung. Ausgaben der Lombarda—
Für den Berfaffee der fpftematifchen Sammlung, wurde nach
der Auffchrift, weiche Bolbaft (Collectio legum et consuetad,
imperial; Freofarti. 1613. fol, Tom. 3. p. 11.) dem vom ihm her⸗
ausgegebenen Coder giebt, ehemals wohl Petrus Diaconys gehalten.
Hier heißt die Auffchrift: Lombarda, sive Leges Longobardoram
per Imperatores ac Reges Rommos latae et sancitae atque in
unum corpus congestad a Petro Diacono Cassinensi, S. R. I.
per Itallam Logotheta, Excerptario et Capellano. fein bies
beruht blos auf einer leeren Verrmuthung Bolbafts. Vergl. v. Sa⸗
vigny Befch. d. x. 8. im Mittelalter. 8. 2. S. 212. ter H:5 ber Ber:
faffee war fchon dem Gloſſator diefer Lombarba, Earl be Zocco (um
4200) unbefaunt. Ausgahen: Leges Longobardorum seu Ca-
pitulare divi ac sacratissimi Caroli M. Imperatoris et francie
regis ac novelle constituliones dni Justiniani imperatoris cum
praeſatiuncula et annotationibus in ipsas LL. et constitutiones
novellas per clarissimuni et spectabilech virtin Doin. Nico-
laum Boherii 1512. zu Lyon in 8. Leges Longobardorum
cam acatissimis glossis D. Caroli de Tocco Sieculi multis mars
ginalibus Postillis decorate. Una cum Capitulari Car. M. Ad-
dita fuere insaper in ensdein keges lucnlentissima Conimentaria
Eminentissimi Doctotis D. Andree de Barulo nec non an»
notationes Cl. Jar. utr. interpretie Nicolai Boerii. Vene-
ts 1537. 8. Diefe Ausgabe ift bie erfte mit der @loffes die fpäs
teren ſcheinen bios Abdruck derſelben zu ſeyn. ©. v. Sapigıip a.
a8. V. S. 160. Die lin denbrogſche und goldaſt ſche Samm⸗
III. Rechtsq. I. Röm. Necht. 229
mag (f, oben) und manche Mnsgghen des Corp. jur. air. entheln: 6, 066.
dig Zombarda ebenfalls, die lezteren bei dem Volumen.
..& 266. 8.266.
Auf mehreren Schulen in Stalin und in
Frankreich, die nach der alten Art ($. 138.) mic
Stiftern oder Klöftern verbunden waren, wurde es
ſchon im eilften Jahrhundert ſehr gewöhnlich, daß
neben den ordentlichen Lehrern auch unabhängige
Männer freiwillig als Lehrer auftraten, welche mit
jenen Inſtituten nur dadurch in Verbindung flan-
den, daß fie die Befugniß zu Ichren (licentia do-
cendj) vor den Prälaten erlangt hatten, die eine
foldye zu ertheilen berechtigte waren a), Anfangs
erſtreckte ſich aber auch bei Schulen diefer Art, der
ren Ruf eben durch diefe freiwilligen Lehrer oft -
fehr gehoben wurde, der Unterricht nur auf die ger
wöhnlichen Schulftudien, Sprachen, Mathematif
und ariftotelifche (fcholaftifche) Philofophie, welche
dee Sprachgebrauch insgefamme unter dem Namen
artes begriff, Im eilften Jahrhundert wurde er,
zuerſt nur bei einigen wenigen, am früßeften auf
die Theologie und etwas fpäter auf Jurispruden;
und Medicin ausgedehnt Hieraus entwickelte fich
dann bald auch eine non der Schule verfchiedene
Lehranftale b), feitdem die beträchtliche Anzahl
a) ©. mein Kirchenrecht 8. 2. S. 628 u. f.
b) Die Entſtehung ber Univerfitäten, weiche eine auch für bie deut⸗
ſche Rechtẽgeſchichte . Höchft wichtige Thatſache ift, durfte auch
6. 266,
230 Deitte Periode. A. 8881272.
fremder: Thellnchmer, die den gemeinen Schulunter-
richt laͤngſt erhalten Kasten und ſich cine Höhere
Ausbildung zu verfhaffen ſuchten e), welche ber
Ruf der Lehrer herbeisog, immer auch die Entſte⸗
bung einer freien Corporation, bald der Lehrenden
(universitas doctorum), bald der Lernenden (uni-
versitas scholarium) zur Folge hatte q). Solche
Eorporationen trennten ſich wenigftens fehr bald
von.der Schule, welche die Weranlaffung zu ihrer
Entſtehung geweſen war, wenn fie überhaupt mit
jener noch anfangs in Verbindung geblieben was
ren, und es entftanden, feitdem fich überhaupt der
Begriff eines folchen Inſtituts gebildeteherte, diefe
Univerficäten auch durch die Mitwirkung oder die
bloße Zulaffung der Eorporation von Seiten der
öffentlihen Gewalt an jedem Ort, wo Lehrer
und Lernende zuſammentraͤten; nur die Befugniß,
die Berechtigung zum Lehramt (licentia docendi)
- jegt nicht Übergangen werben, obwohl feit der dritten Ausgabe
„ dieſzs Wuchs u. Savignys Geſch. d. r. R. B. 3 und A. er⸗
ſchienen ſind. Die Darſtellung kann ſich aber jezt auf das be⸗
fchränten, was entweder das unmittelbare Eingreifen ber Univer⸗
fitäten in bie Ausbildung bes geltenden Rechts betrifft, oder er;
wähnt werden muß, um andere bes Nechtsgefchichte angehörende
Thatſachen verflänblich zu machen.
e) &. €. Meiners Geſch. der Entftehung und Entwidtung ber
hohen Schulen unſeres Erbiheils (3 Thle. Gbtt. 1802. 1903. 8.)
3.1.9871 f.
d) Ueber diefe Grundkormen ber Verfaffung ber Uniberfitäten als
Eorporationen ſ. v. Sanigny 8.3. S. 157 und wein Kirs
chenrecht a. 0: Di ©. 621. More 11.
I. Rechtsq. II, Roͤm Recht. 231
als eine allgemein wuͤrk ſame zu ertheilen, burch $. 266
welche die Univerfität ein „studium generale” \
wurde, konnte nicht leicht oßne Unterordnung un-
ser die kirchliche Aufſicht bei Ertheilung der
Doctorwuͤrde behauptet werden, während fie bei den
älteften Liniverfitäten fi) ſchon von felbft als eine
Folge des Urſprungs derfelben erhielt. Dadurch
entwickelte ſich allmälig der Grundfag, daß auch
ein päpftlihes Privilegium zur ‘Begründung
einer, Univerfität gehöre, welcher, obwohl man fich
auch auf den unvordenflichen Beſitz berief, fhon "
im vierzehnten Jahrhundert anerfannt wurde e).
Die älteften Univerfitäten waren meiftens nur Schu.
len für einen ber drei. oben erwähnten Hauptge⸗
genftände des Unterrichts, neben den „Artes,” die
af Schulen und Univerfitäten gelehre wurden;
doch fand man Lehrer für das canonifihe Recht
als einen auch mit der Xheologie in Verbindung
ſtehenden Gegenftand, auf allen Uiniverfitäten, welche
entwweber theologifche oder Rechtsſchulen waren. Uni,
verfitäten mit allen vier ‚„Sarultäten, die ſich all»
e) Bartolus (f 1356) in Dig. vetus const. Omnem: „dico
ergo quod habere stadium vel licentiam docendi, proce-
dit ex privilegio tantum, vel ex ennsuetudine longissima,
sicut Paduae, ubi est stadium generale ex consuetudine:
et sic eadem privilegia sunt ibi, quae Bononiae, ubi est
stadium ex consuetudine et privilegio Lotharii Imperato-
rie, ut dicunt quidam.” — Eine ausführlichere Entwicklung
der Eutftehung jenes Grundſatzes unb ber Bedeutung bes Kanz⸗
leraunes auf ben Uniherſttäten, ſ. in meinem Kirchenr. a. a. D.
©. 632 u, f. u
\
232 Dritte Periode. A. 888— 1272.
, |
‚4. 266. mälig bildeten, entftanden erſt fpäter und befonders
durch Privilegien. Die ältefte Univerfitäe für. Theo-
logie und canonifches Mecht ift Paris; bie ältefte
bloße Rechtsſchule ift Bologna. Eine Schule für
das römifche Mecht, wahrſcheinlich mit einer gram-
imatifepen verbunden, hatte fi) aus früherer Zeit
in Ravenna bis in das eilfte Jahrhundert erhal
sen f), mar aber weder durch ihren Einfluß auf
den Mechtssuftand überhaupt, noch durch ihre Lei-
flungen für das römifche Recht insbefondere bedeu⸗
- tend geworden, und wenigftens zu der Zeit verfal-
len, wo das Rechtsſtudium in Bologna die öffent
liche Aufmerkſamkeit auf fi zu ziehen begann.
6. 267,
$. 267,
Auch in Bologna gieng, wie es ſcheint, bie
Enntſtehung einer Rechtsſchule von Artiften aus,
- bie fih zugleich mit dem römifchen Recht beſchaͤf⸗
tigten =); jedoch leitete dieſe ihren Urſprung erſt
ſ) v. Savigny B. 4. S. tu f,
⸗
a) Odofredus m Dig. vetus. L. Jus civ. 6 de just. et
jure. Dominus Yr. qui fuit apud nos lucema juris, i. e.
primus qui docuit in civitate ista. Nam primo coepit stu-
dium esse in eivitate ista in artibus, et cum studium esset
destructum Romae, libri legales fuerunt deportati ad civi-
tatem Ravennae, et de Ravenna ad civitalem istam. Qui-
dam deminus Pepo coepit auctoritate sua legere in legi-
bus, tamen-quiequid fuerit de soientia sua, nullius nomi-
nis fuit. Sed dominus Yr. cum doceret in artibus in ei-
vitate ista cum fuerant deportati libri legales, coepit per
ee studere in libris noatris, et atndendo- coepit docere in
III. Rechtsq. IL Rom. Recht. 233
von Irnerius b) ab, der fie zu Ende des eilften 4. 267.
oder_im Anfang des zwölften Jahrhunderts e) als
ſolche erſt bemerklich machte, indem er das juri⸗
ſtiſche Studium zu einer Bedeutung erhob, welche
es zuvor nicht gehabt hatte. Es ſcheint, daß ohn⸗
geachtet der ausgedehnten Anwendung, die von dem
römifchen Recht gemacht wurde, vor feiner Zeis
auch in Italien 4) einzelne Theile der juſtiniani⸗
ſchen Rechtsſammlungen weniger als die übrigen
gebraucht wurden; daß ſich Irnerius alle, wiewohl
mehrere derfelben anfangs in defecten Eremplaren
nach und nach zu verfchaffen wußte ©), und daß
legibus et ipse fait maximi nominis, et'fuit primus illu«
minator gcientiae nastrae, et quia primas fuit qui fecit
glosas in libyis nostris, vocamus eum lucernam juris,
b) Weber Irnerius: v. Savigny 8.4.8.9 u f,
e) Chron. Ursperg. ed. Basil, (1569) p. 278, Eisdem quo-
que temporidus dominus Wernerius libros legum, qui du-
dum neglecti fuerunt, nec quisquam in eis studuerat, ad
pelitionem Mathildae camitissae (} 1115) renararit.
A) Bergl. oben B. 1. ©. 662,
e) Odofredus in Infortiatum L. 82. adL. Falcidiam; verb.
Tres partes — Quser, (quare) ergo divisio ista facta fuit?
Majores nostri ita referunt. Debetis scire, studium fuit
primo Romae, posiea propter bella quae fuerunt in Mar-
chia destructum est studium, tunc in Italia secundum lo-
eum abtinebat Pentapelis quae dieta Ravenna posten —
odum fuit translatum studium ad civitatem istam,
Cum libri faerunt portati, fuerunt portati hi libri: Codex,
Dig. vetus et novam, et Iustitptiones, poatea ſuit inyen-
tum infortiatyum sine trihus parlibus, postea fuerunt por«
tati tres librĩ (bie drei leten des Codey), ultimg liber Authen:
234 Dritte Periche A. 888 1272,
"9.367. ſeiſdem nun auch alle nicht nur als Gegenſtand des
Unterrichts, fo weit fie der Schule für practiſch
galten ($. 268.), befannter,. und deshalb als Rechts⸗
quelle gebraucht wurden, fordern man auch überhaupt
ſich des Stoffe beffer zu bemächtigen vermochte, hat
ohne Zweifel: viel zur Erhöhung: des Unfchens des
roͤmiſchen Rechts beigetragen. Die Panderten wur-
den durch Die Schule zu Bologna in Digestum
vetus, infortiatum und novum eingetheilt, wozu
wenigftens den erften Anlaß gegeben haben möchte,
dag Irnerius zuerft nur Bruchſtuͤcke derfelben. be-
ſaß, und namentlich den mittleren Theil, Das In⸗
fortiatum, ſpaͤter erhielt; daß zu dem Beibehalten
der zufaͤllig entſtandenen Abſchnitte, jedoch mit eini⸗
gen Veraͤnderungen, auch die Ruͤckſicht auf das
Zahlenwerhaͤltniß der Bucher beigetragen haben mag,
laͤßt ſich allerdings wahrfcheinlih machen f). Fur
lians Auszug aus den Novellen, welcher früberhin
als cine Hauptquelle des römifchen Rechts, und
häufiger als jene felbft gebraucht worden war, ge-
rieth ſeit Irnerius allmälig in Vergeſſenheit; an
deſſen Stelle trat die Sammlung der Originalno⸗
vellen, die man freilich auch ſchon fruͤher gehabt
hatte, und welche nun im Gegenſatz von Julians
ticoram inventus est, et ista ralio quare omnes lihri an-
tiqui habent separatum,
i f) ©. die erfte Anmerfung,
IH. Rechtsq. HI. Röm. Recht. 235
Movellen, mit ben Ausdruck Authenticum, liber $. 207.
Authenticorum, bezeichnet wurde 8).
Erſte Anmerfung. Ueber die Eintheilung der
Pandecten.
Die Frage von ber Enthehung der Eintheilung, iſt in ber neue⸗
ſten Zeit fehr aucführlich erörtert worden. Vergl. Hugo civiliſi⸗
ſches Magqzin B. 5. ©. 475. V. und XXXL B. 6. ©. 34. 388.
Deffen civil Gelehrtengeſch. &. 105. 148. Its Ausg. v. Sapigny
8. 3. ©. 422 — 442. Be Uusg. Die Vermuthung, weiche ich
(4813) darüber aufgeſtellt hatte, iſt noch jezt mit einigen Modifica⸗
tionen, weine Anſicht; dieſe kann aber nach jenen Exrörterungen kür⸗
zer dargeſtellt werben. Unnatürlich fcheint mir eine von Anfang am
abfichtlich vorgenommene Eintbeilung, bie zu dem Inhalt gar nicht
yaft. Der Äußere Anlaß, tem mithin wenigſtens ihr Urfprung ges
habt haben muß, war nach meiner Anſicht, daß Irnerius ein defee⸗
tes Gremplar bes iften Thells hatte, welches, möchte es als Ganjzes
mit dem 27ſten Buch ober einem anderen gefchloflen haben, ba bie
Eintheilung der gefammten 50 Bücher urfprünglich eben fo gut in
zwei als in drei Theile ſeyn foımte, mit Buch 24. Til. 2. endigte,
Eben fo Hatte er von Aufang am ben legten Theil ber Pandecten.
8) Julians Auszug aus den juftinianifchen Movellen (um d. % 570
serfaßt), heißt bei den Gloffatoren bie Novellen, und bie Aus⸗
nahme, nach weicher flatt Authentiken, d. i. bie Eonftitutionen
Juſtinians, jener Ausdruck ftehen fol (Hugo civiliftifches Ma⸗
gain B. 3. St. 3. S. 141.), ift wenigſtens gewiß fchr ſelten.
©. v. Sapigny 8. 3, &. 497. Note d. 2te Ausg. — Jo-
annis summa Norell. initio provem. Liber iste, quem —
lecturi sumus, dadum liber Novellarum dicebatur —, Ve
rumtamen quia etiam alius liber est hoc nomine vocatus, —
placuit, ut ad ejus differentiam hujus libri nomen
mautaretur, et Authenticum sen liber Authentieorem nomi-
naretar: eo quod prae voteris legum libris anctorisabilis
habestur, *
236 Dritte Periode. A. 888-1272,
* 67. Die Uinsietfe Digestom vetus und novum finb mit den Werten
erſter und zweiter Theil gleichbedeutend (Heyne opusc. acad, Vol, 2.
Nro. 17. Goett. 1787. 8.). Was zum zweiten Theil urfprünglich
gehörte, fagt Ddofrebus nicht; es beachte daher damals keineswegs
gerade vom 3Yften Buch zu beginnen. Wohl aber fagt biefer, der
mittlere Theil, ben Irnerius erſt fpäter erhielt, fey ohne bie tres
partes gefunden worden, was meines Erachtens nur dahin verftans
ben werden fan, es babe gerade bis zu jenen Worten in L. 82.
ad L. Falcid. (35, 2.) gereicht. Daß man die tres partes nod)
gar nicht gelaunt, ſondern auch erft noch fpäter gefunden habe, ff
Aid, ſchon darum nicht annehmen‘, weil er gar nicht andeutet, daß
fie Überhaupt gefehlt Hätten, fondern nur, baf fie in dem aufgefuns
denen mittleren Stück nicht geftanden hätten, woraus nur folgt, daß
fie erſt fohter dieſem beigefügt ſeyn wüffen. Mir fcheut daher
ebenfalls das natlinkichfte, mis Niebube (v. Savigny &.432.) ans
junehmen, daf fie vorher zu dem Digestum novum gehörten, wel:
ches aber freilich vorher fehr viel weiter hinaufgereicht haben kann.
Die Beranlaffung, das nen aufgefundese Stück nicht zu theilen und
durch deſſen Anfang das Digestum vetus, und von einem willkühr⸗
lich feftgefegten Abſchnitt an mit beffen Ende das Digestum norum
Ja erweitern, fondern brei heile zu bilden, fann bann aus ganz zus
fälliger Willkühr der Abfchreiber entftanden ſeyn, welche, wenn fie
einmal ein Digestam vetus im früheren Umfang vos fich hatten,
das neu aufgefundene Stück mir ven Bier an abſchrieben, während
andere, wenn fie bas Digestum novum zu ben beiden fo entflans
denen Theilen hinzuzufügen hatten, das mittlere Stüc mit einem
Teil des lejteren zuerft esgänzten, und das Übrige dom IIften Buch
an als ein beſonderes Volumen abfihrieben, weil fie dadurch brei ooij⸗
‚gefähe gleiche Theile erhielten. Daß dag Spiel, weiches man dabei
zugleich mit ben Anfangeworten beg ergänzenden Theile, durch mel:
chen ein ergängter (Infortigtam) entftand, treiben konnte, weil fie
gevade „tres partes” lauteten, und ob bie Berechnung, bie man, wie
Hugo nachweiſt, daran anfchließen kannte, um biefe Eintheilung auch
aus ber Bücherzahl zu rechtfertigen, dabei Einfluß gehabt haben fünne,
will ich nicht läugnen, nur, daß die Eintheilung Tebiglich hierauf zus
züdgeführt werben müfle. Daß die Tres partes und dey Titel de
regnlis jaris aus ber florentiniſchen Hundfchrift genommen fepen,
II. Rechtsq. HI. im. Recht.
wie ich ſruher garbie, muß mach den von v. Sadigny angeführten &. 367.
Gründen, nad) meiner bermaligen Ueberzeugung aufgegeben werben,
wäre auch von Ddofrebus ſchwerlich fbergangen worden, unb fünnte
dieſem, wenn es gefeheben wäre, kaum uubtlannt geblieben ſeyn.
6, 268. 6. 368.
Irnerius ımd feine Schule =) erklärten das
römifche Recht als Lehrer und als Schriftfteller,
Der Lehrvortrag b) ſchloß ſich ſtets an den Tert
der einzelnen juftinianifchen Rechtsbuͤcher und Ges
fegfammlungen an; „der Lehrer pflegte zuerſt eine
allgemeine Weberficht über den Inhalt eines ganzen
Titels (summa) zu geben; bei den einzelnen Stel.
len Iafen fie: zuerft den Tert vor, fo wie fie ihn
für richtig hielten; zu einer volftändigen Erklärung
des Tertes aber gehörte zuerft der Caſus deffel-
ben: dann die Nuflöfung fcheinbarer Widerfprüche
in anderen Stellen: die darin Hegenden allgemeinen,
Rechtsregeln (drocarda): endlich wahre oder
erfonnene Rechtsfaͤlle, die daraus entfchieben werden
fonnten (quaestiones), welche legten, wenn fi fi e zu |
weitläufig waren, aus den Borlefungen in die
Repetitionen verwieſen wurden“ c). Als der Mit⸗
telpunkt der juriſtiſchen Literatur 4) dieſer Zeit find
a) Bergl. v Sasign; 8.4: 5. 6:
b) v. Savigny ®. 3. &. 198 — 204.
c) Wörtlich nach v. Sapigny a. d. D. &. 562,
d) v. Sapigny a. a. D. $. 206 — U.
238 Deitte Periode. A. 8881272.
8.%8. die Sloffen zu betrachten, d. i. kurze Erflärum-
gen’ des Tertes, welche von Einzelnen diefem beige-
fhrieben wurden und wie ein, Buch erhalten,
abgefchrichen und verbreitet werden follten ©), von
dem aufgezeichneten oder nachgefihriebenen Inhalt
des mündlichen Vortrags (Lectura) daher wefent-
lich verſchieden N. Vorbild der Gloffen waren
ähnliche Erflärungen der Heiligen Schrift (glossa
ordinaria und interlinearis); fie murden aber
allmaͤlig ausfuͤhrlicher und beſonders die Angabe
von Parallelſtellen, welche die zu erklaͤrende Stelle
beſtaͤtigten, naͤher beſtimmten oder abaͤnderten, ein
Beſtandtheil derſelben. Die ausfuͤhrlichen Gloſſen
eines einzelnen Juriſten, die den Tert eines Titels
oder eines ganzen Rechtsbuchs fo- vollftändig er-
laͤuterten, daß fie einen fortlaufenden Commentar
dazʒu bildeten, bezeichnet der Ausdruck Apparatus.
Eine Sammlung aus den früheren Werfen diefer
Art, von Accurſius (geb. um 1182 + um 1260),
bat fpäterhin jene felbft aus dem Gebrauch ver-
drängte und iſt dadurch umter dem Damen ‚der
Gloſſe“ (glossa ordinaria) die Grundlage der
Doctrin bis zum fechzehnten Jahrhundert geworden).
Durch die Webertragung det Methode, welche bei
e) Ebendaſelbſt ©. 569 Die Alteſte war bie Interfineatglofle
bes Irnerius. v. Saviguh B. 4. S. 25 u. .
H Ebendafelbſt ©. 639. 579,
8) d. Savigny B. 5. G. 937 — 117.
II. Wedhtög. II. Rim Recht. 239
den Vorleſungen beobachtet wurde, auf ſchriftliche 4. 268
Erläuterungen des Tertes, entflanden au Sum-"
mae, Casus, Brocarda, Distinctiones und Quae-
stüones b); Schriften über den Proceß (ordo
judiciarius) und die Klagen (tract. de action“
bus), und Sammlungen von. einzelnen Bemer⸗
kungen oder Erdrterungen gingen jenen Arten von
Schriften zur Seite Sammlungen ausgeftellter
Rechtsgutachten (Consilia), findet man erſt feit
dem vierzehnten Jahrhundert 1).
In den Tert des Eoder nahm ſchon Jene⸗
rins eine bedeutende Anzahl von Auszuͤgen aus
den Novellen (Authenticae) auf, durch welche
früßere Conftitutionen abgeändert worden waren;
in den Juſtitutionen k) finden ſich ähnliche Aus⸗
zuͤge; fogar den Movellen felbft find dergleichen
beigefügt. "Won dem was von fpäteren Juriſten
herruͤhrte ober wodurch die des Irnerius erweitert
worden waren, bat fi) ‚in der Degel in den ſpaͤ⸗
teren Sandfchriften wenig erhalten, weil Accurfins
mie wenigen Ausnahmen alles verwarf, was erſt
nach Irnerius entftanden war 1); die Authentiken
h) v. Savigny ©. 3. S. 566 u. f.
j) Ebendaſ. S. 571..
k) ©. Sapignp Authenticae in den Juſtitutionen in Inge
evil. Magazin 8. 3. H. 3. &. 282 u. f. F. A. Biener
historia Authenticarum Codici rep. prael. insertaruun;.
Lips. 1807. 4. \
I) ©. Sapigny Geſch. des dm. X. im M. A. B. 4. S. 39 1. f.
y +
BAD Dritte Periode. A. 8881272.
$. 268, in den Inſtitutionen, welche nur: felten vorkommen,
wären daher ſpaͤteren Urfprungs gewefen.. Die
gricchifchen Stellen in den Panderten und im
Coder waren zum Theil ſchon vor der Bildung
der Schule zu Bologna uͤberſezt; andere wurden
in ber zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts
ins Lateiniſche übertragene), Der liber Authen-
ticorum befand ſchon vor. Irnerius aus einer
Sammlung von 134 Novellen »), welche, fo weit
fie nicht lateiniſches Originel waren, in einer wahr
ſcheinlich von einem Verfaſſer herruͤhrenden Ueber⸗
ſetzung, das wiedergab, was der Leztere in einer
griechiſchen Originalſammlung vorgefunden hatte ©).
Da jedoch die, Juriſten in Vologna in den Vor⸗
Icfimgen bie, welche nur. ein locales Intereſſa hat⸗
sen, oder als unanwendbar auf die gegenwaͤrtigen
Verhaͤltniſſe betrachtet wurden, nicht erklärten, fo
bilderg ſich ein gewöhnlicher bolognefifcher Tert, der
me 97 Novellen jener Sammlung. in ſich faßte,
die regelmäßig in den Handſchriften gefunden wur-
Fa den,
m) Die Stellen In den Panbeeten meifteris von bem Pifaner But⸗
gundio. Odofredus ad L. 2: in fine de legibus (1, 3.).
Vergl. v. Säpigny B. 4 S. 334 u. fi
‚® B A Biener Befchichte Ber Novellen Juſtinlans. Berlin
834. 8. 5. Sabigup S. 3. & 181 — IB. Eramer Keis
träge zum Geſchichte der Robellen in Hugos civilift. Dlagazs
B. 3. Nro. 2. 7 j
0) Biene & Miu. fı
\
Ä \
II; Rechtẽ UL Ron Reber DAL.
den, weil zw. dieſe umteblich egklaͤrt ab auch zug 9.008, .
biefe, mit Gloſſen verſehzen wurden PR). : Nicht nur
die ausgefhloflenen (gxiraunganies; exizgordipa
riae) finden ſich aber in einzelnen Handſchriften,
fondern auch der größte Theil des Inhalts einer
griechiſchen Originalſammlumg von 168 Novellen
Juſtinians 7), welche erſt ſeit dem ſechzehnten
Jahr hundert im Occident in Umlauf gekommen iſt,
war fihen im Mittelalter in Ueberſetzungen bekannt⸗
Die Eintheiling des Authenticum in neun Colla⸗
tionar,- uber. beren. Titel die Novellen eingereiht
waren, ift. nahrſcheinlich niche älter als Irnerius
(Note p) ‚Endlich bildete fi durch die bologne⸗
fifche Schule ein gemeiner Tept (htera vulgata)
der juftinianifchen Mechtebücher und Geſetzſamm⸗
lungen, welcher bet den Pandecten aus den älteren
Sandfchriften und aus dem pifanifchen t), fpäter-
p) Joankis stimma Novell, prooem. Praeter haet ömnia
sciendani est, quod cum nulla esset afitiquitus hujus libri
per partes distributio, moderni autein intentores in no«
vem partes ipsurt diviserunt, quas Collationes votaverunt,
dia unsquaeque collatio multos in se continet titulos,
Et in gulöusdam lihfis plutes dont titali ia una colla-
tione quam in ollis! cum sint multae constitufiones loca-
les ektravagantes, quae hodie locum non videhtur habere;
et nulleti afferant utilitstent: unde desunt in multis Au»
thentieis,
) Biener a. DS 88 u. f.
#) Ueber die Geſchichte dieſer Handſchrift, bie ſchon frühe großes
Anſeben erfangte und im Ganjen fiir den beiten Text galt, f.
b. Savigny &: 823 u f. 2te Ausg.
sr. IL. | [16]
242 Dekte Periebe A. BBB-— 1272,
5.268. hin florentheffchen oder derfelben (litera Pisana)
zuſammengeſezt war =), durch die allgemein ancı»
Fannte und gebifligte ‚Arbeit ‚Einzelner.
5. 2600. J 6. 269.
| " Ewa 50 Jihre mad Jroeris, jog das Au
fehen, welches das roͤmiſche Recht erlangt‘ hatte, bie
Aufmerffamteit Kaiſer Friedeichs L auf ſih >).
Seinem politiſchen Scharfblick entgieng nicht, daB
es bei den Lombarden, beſonders in den Staͤdten,
theils durch die Schuͤler Irnerius, cheils durch
das Andenken altroͤmiſcher Sitten und ‚Freiheiten b)
eine hoͤhere Bedeutung als bie eines nationalen
Rechts erlangt hatte, und nachdem er ſich ſelbſt
ya W. Cramer tit. Pand. et Cod. de V. 8. v. Sa⸗
olguy B. 3. ©. 460 u. f.
.) Die Unrichtigfeit ber Behauptung, daß bas romiſche Recht chen
Zothars Aufmerffamteit erregt, oder gar ben ihm ausdrückich
für ein gemeines Necht erklärt worden fey, zeigt ſchon Con-
ring de orig.. jur.. Germ. Cap. 21. Die Gloſſe ccrwaͤhnt
aud) feines früheren Kaiſers als Friedrichs L
b) Wie lebendig um jene Zeit die Erinnerung bes Alterthums in
Italien wurde, beweift am treffenbften bie Revolutien, durch
weldye die Römer 1143 ihre vormalige Regierungsform herſtel⸗
Im wollten. Das Schreiben, durch welches fie Conrad 1.
1145 einluden, ben Sig ber Cäſarn und ihre Rechte wieder
einzunehmen, bat Otto Frising. De gest. Frid. I I. 28.
Auf die Bekanntfchaft der Lombarden mit bem romiſchen Rechte
bezieht fichh ber Vorwurf, den Radevicus IL 5. Zriedrich I. in
den Mund legt: Mirari se prudentiam Latinorum, qui cum
praecipue de legam scientia glorientur, maximi legum in-
venirentur transgressores etc. '
DE Rechtsq. UL Roͤm Recht. 243
mit dem Geiſte deſſelben bekamt er’ wie ca 4060.
feinen Abficheen dienen koͤnne e). Bei feinem
zweiten Aufenthalt in alien war cr ſtets mit
römifchen Rechtsgelehrten als feinen vornehmſten
Rathgebern umgeben; feine Gefeke aus dieſer
Zeit beweifen, wie nuͤtzlich ihm die Anwendung
‚ des roͤmiſchen Rechts geworden U), und das Pri-
vilegium, welches jene fir ihre Corporation erhiel⸗
ten, wie danlbar er ihre geletſteten Dienſte er·
e) Radevicus de Gest. Frid. 1. Il. 4. ayählt van dem Neiche⸗
tag 1158, daß der Erzbiſchof von Mailand im Namen aller
Breichsftände dem Kaiſer erfiärt habe: Scias itaque omne jus
popeli in comdendis legibus tibi concessum. Tue’ volun-
tas jas est, sicut dicitur: quod Prineipi placuit, legis ha.
bet vigerem, cum populas ei, et in eum omne auum im-
perator per epistolam constituerit, vel .cognoscens decre-
verit, vel edicto praeceperit, legem esse constat. Der Urs
fprung dieſer Grundſatze (vergl. $. 6. I. de jure N.G. et C.)
Täkt fich fo wenig. verfennen als der Eindruck, ben fie auf einen
Wann wie Friedrich I. machen mußten. Wenn ber Kaifer bon
dem Umſtande, bad bie Reinungen ber Gelehrten zu feinen Gun⸗
ten waren, — die nicht allein, wie überall, zulezt bie herrſchen⸗
Den Meinungen des Reitalters werben mußten, fondern «6 in
Falten damals wirklich fchen waren, — nicht bie Wortheile
309, Die er davon ziehen kannte und ehnfireitig ſelbſt zu ziehen °
hoffte, fo lag die Urfache lebiglich in dem falfchen Anſichten, bie
er von dem Verhalmiſſe des Adels zu ben Gemeinheiten hatte
@f. oben 9. 346.), Und in diefen Ideen lag allein die Uxfache,
warum der Kaiſer in dem Kampfe zwifchen ihm und dem lom⸗
bardiſchen Städtebund, ber freilich‘ zanz andere Anſichten aufs
regte und aufregen mußte, nicht noch weit mehr verlor ala ex
durch den coftuizer Zeieben enbüßte.
d) @&. bie Gonfitutien über bie Regalien a. 1168; oben $. 246.
erfte Anmetkung.
[16*
244 Dritte Periode. A. 888 1272. |
8. %9. kannt ©). Von diefer Zeit an wuchs jenes An⸗
fehen des römifchen echte zufehende. In den
Schulen der Rechtsgelehrten entwickelte fih |
immer beftimmter die Anficht, daß cs Feine durch
Abfunfe oder Tocale Reception ) befihränfte Guͤl⸗
tigkeit habe, fondern ein gemeines kaiſerliches
Recht fi, das die ganze Chriſtenheit befolgen
muͤſſe, weil fie dem Kaifer nach göttlichen Geſetzen
unterthan fei 6). Der Kaifer erklaͤrte füh auch
e) &. bie erſte Anmerkung.
£) Ans biefem Gefichtöpemft detrachteten bie Paͤrſte bes römifche
Recht; das kaiſerliche Anfehen, in bem Sinn, in weichem es
die Doctoren des römifchen Nechts geltend machen ‚wollten, paßte
nicht in ihr Syſtem; obwohl fie fich nach bem alten Grundſatz,
daß es für die Kirche gelte (8. 1. S. 297.), in ihren Ents
ſcheidungen ſelbſt auf die Beſtimmmgen bes römifchen Rechts
ſtüten, fahen fie es doch nicht ungern, wenn die Anwenbung
deſſelben bei ben Zalen befchränft blieb, damit es dem Auſchen
bes canonifchen Rechtes nicht nachtheilig werde. Cap. 26. X.
de privilegiis (V. 33.) Honorius III. P. a. 1290. Sane
licet sanucta ecclesia legum gecularium non respuat famu-
latum, quae aeguitatis et justitiae vestigia imitentur; quia
tamen in Frencia et nonnullis proviueiis, Jaics Imperato-
ram Romanorum legibus kon utuntur, et occurrunt raro
ecelesiasticae causae tales, quae non possint statutis cano-
nicis expediri — firmiter interdicimus, et districtius in-
hibemus, ne Parisiis, vel in civitatibus, sen aliis locis vi- ®
einis, quisquam docere vel audire jus civile praesemat,
Et qui contra fecerit etc.
g) Otto Freising, Chron. Lib. 3. Prol. Hoc jam — sol-
vendum puto: quare unius urbis imperio totun orbem
subiici unius urbis legibus totum orbem informari, do-
minus orbis volterit. — Scilicet ut bis modis unitis, uni-
tas commendaretur fidei etc.
EL Rechts. MU. Rom Recht. 245
felbft fir den Nachfolger Juſtinians und fein $. 209.
Reich für eine Zortfegung des alten roͤmiſchen k),
und die Friedriche verlangten fogar ausdrücklich,
daß ihre Eonflitutionen dem Corpus Authenti-
corum gleichgehalten werden ſollten ). Mur frei
lich um diefen Lehrfägen auch außerhalb Italien
und feinen gelcheten Schulen Eingang zu ver
fchaffen, mußte erft mehr als eine Generation in
diefen Schulen gebildet fein x), um jene allenchal-
ben zu verbreiten und dem römifchen Recht da,
wo man auf das Falferliche Anfchen weniger gab,
allenfalls unter dem Vorwande der inneren Wahr-
heit deſſelben (ratio scripta, raison écrite) Ein-
gang zu verſchaffen 1). Gelbft in Deutſchland,
h) Radevicus de G. Frid. L.II. 54. Fridericus — Aucto-
ritateın antem congregandi concilii, exemplo antiquorum
Imperatorum, v. c. Justiniani, Theodosii, Caroli sibi con-
gruere pulans etc.
D) Odofredus ad Auth, Cassa C. de SS. ecclesiis (I. 2.)
Ut unum sciatis Authentilcum quod fuit compositum a
Jastiniano habet novem collationes. Postremo cum venit
Imperator Fridericus junior misit has Constitutlones ad
eivitatem istam Doctoribus legum, ut aptarent eam (eas)
singulis legibus sub congruentibus titulis. Et Ita fecerunt
Doctores dum convenerunt in S. Petro: qui istam consti«
tationem (Antb. Cassa) aptaverunt ad legem istam.
k) Wie fleißig die franzöftfchen und italiſchen Univerfitäten von
den Deutfchen fchon im zwölften und breizehnten Jahrhundert
befucht wurden, kann man aus dem fchließen, was Arnold.
Lubecc. Chron. II. 5. von Dänemark erzäbtt.
1) Nur unter dieſem Vorwande gelang es den GBelchsten z. B. in
Frankreich, dem zömifchen Rechte in ben prarinces de cou-
Fu
.
246 Dritte Periode. A. 888 1272.
8.268. fo zahlreich auch bie deutſche Jugend fein mochte,
die in den lombardifchen gelehrten Schulen mit
dem vömifchen echte befanne wurdem), erhielt
das romiſche Recht in diefem Zeitraum nech wicht
das Anſehen eines geſchriebenen Rechts. Deſto
größer war aber der Einfluß, den es ſchon allent⸗
halben auf die Bearbeitung der übrigen Theile
bes Rechts aͤußerte.
| Erſte Anmerkung. Autbentica: Habita C. ne
filius pro patre.
Habita quidem super hoc diligenti Inquisitione, Episcops-
rum, Abbatunm, Ducun, omnium Judicum, et alioram Proct-
‚ rum sacri nostri Palatii examinatione, omnibus, qui studiorum
causa peregrinantur, Scholaribus, et maxime divinarum atque
‘ sacrarum legum Professoribus, hoc nostrae pietatis beneficrum
indulgemus, ut ad illa loca in quibus literarum exercentar stu-
tume Eingang zu verfhaffen. Im Privilegium für bie Univers
ſfität Orleans a. 1312 befiehlt daher noch Philipp der Schöne
ausbrüdtich, dag man dem römifchen Rechte, bie provinces de
droit Ecrit ausgenommen, mo das römifche Recht don Alters
ber gegolten habe, in feiner andern Hinſicht als in jener, ges
feglidye Kraft beilegen fole. &. F. Hotomanni Antitribo-
nianus (auch hinter Hoſſmann historia juris abgedruct) Cap. 17.
m) In ben Quellen bes deutſchen Rechts verräth ſich biefe Bes
kanntſchaft im dreizehnten Jahrhundert ſchon ſehr Häufig, ob fie
> gleich auf die Abänderung der Grunbfäge bes deutſchen Rechts
nod) wenig ober gar feinen Einfluß hatte. So kommen z. 8.
in bem oben $. 259. Note d angeführten Läbifchen Staptrechte
(aus den Inſtitutionen I. 1. $. 3.) bie tria praecepta jaris,
Luis vivarı, allerum non Imdees, suum culique tri-
00%
IL Rechtsq. TV.’ Cancciſches Rick: 247
die, tam ipei dem corumpaplii.'yehiapt, g} in eis secure ha- 4,269,
bitent. Diguum namque existimamus, u} cum ompes bona fa-
cientes, nostram laudem et protectignem omnimodo mereantur,
querum seiemtia totus illuminatut· uudus, et ad ohediendum
Des et neliid .efes zeinistzis,, 'Yita galjprtörum infosmaltır, qua-
das speciali. djlectione eos ab. empi kajuria defendamag. Quis
enim eofgm non miserestur, qui amore scientiae exules, faeti
de divitibus pauperes, semelipsos exinahiant, vitam suam mul-
tis periculle exponunt‘, et «' villisimis: saepe hominibas (quod
gruviter ferendem est) corpemmles:injarise ‚aine oumıa peifornut!
Hæ igitur.generali ei in perpeigum, ‚valifura lege. degernimus,
ut nullas de cetero tam audax inveniatur, qui aliguam. schola-
ribus injariam inferre praesumat, 'nec ob alterlus _eujuscunque
previnciae delictum sive debitum, (quod aliquando ex perversa
consuetndine factum audivimus)'efgued Aanpimg ia infenmt;
scitaris hujusmodi üscrae eopatitutionis temeratoribus, el. etiam
ipsis locorum rectoribus, qui hoc vindicare neglexerint, resti-
tutionem reram ablatarum ab omnibüs exigendam in quadru-
plum: nataqus infamiae eis ipse, jure.irrugande, diguitäfe oua
se eszituros in perpetunm, : Verumiamen si litem,eiz pe
super aliquo negotio movere voluerit;: hujus rei ‚optipne date
scholaribus, eos coram domino vel magistro suo, veli ipsius
eivitatis episcope, quibas hant juriädictionem-Adjlirhus, 'convo-
zist. Qui vero ad alium judicem eos trahere tentaverit, etiam
si camsa justissima fuerit, a’ tali eonzmine eadat, : Hano uuteni
legem inter imperiales constitutiones scilioet sub titulo ne’filius
pro patre etc. inseri jassimus, Dat. up. Roncalias a. "dh 1158.
mense Novembri.
_ $:2m.
Km. fruͤheſten zeigte ſich dieſer in dem Stu
dium des canoniſchen Rechts ), das ſeit der
4) Ueber bie Duellen bes cansnifchen Rechts in dieſer Zeit, deren
8. 370.
Gefdjiye großentheils noch niche · volljääuhig aufgefläct Ift, vers -
gleiche man ſiherhauyt: 2..Sanigny B. 3. ©. 374 u f.
2A Dritte Petiebe,AV 898-1972. _
27% Mitte des zwoͤlften Jahrhunderto durch eine Com-
pilatich aus der hlsherigen Geſetzſammlungen,/
und den. Äffentlichen Unterricht, der über diefe er⸗
theilt wurde, eine gang neue Geſtalt erhielt. Doch
war zu dieſer Veränderung: durch die' bisherige
Bearbeitung des cauoniſchen Rechts Freilih auch
ſchon hielez vorgearheitst. Schon feit. dem jchuten
Jahrhundere hatte cnan im Abendlaud b) die bis
dahin getwdhnltiche Art / die ·Kirchengeſetze in chrono⸗
loſcher „"Orbuuig \.j ſanineln und aus dieſen
Quellen. ſcibſt zu ſtudieren verlaſſen, und ſich dar⸗
anf beſchraͤnkt, Handbuͤch er des geiſtlichen Rechts
hr'ſd ſtemariſcher Ordnung ans ihnen zuſammenjittra⸗
gen. Von dieſet Art. war 1) Die Anwejſung, welche
Regine: Abt: zu Pruͤm (— 915) uͤber das Ver⸗
fahren! bei der Viſttatton einer Dibres' nach ſyſte⸗
mattſch zuſarnunengeſtellten ¶ Kirchengeſetzen nu Ca⸗
pitnlarien geb... 2): Um weniges aͤlter, als dieſe
..HNiuLte Llueg.ſieber Idos vermeintliches Deiret. Ein Beimag jur
z. iinn Geſch. des Kirchent. und insbeſondere zur Kritik ber, Quellen
beGratian. Mon Dr. Auguſtin Sheiner: Man; 1832. 8.
U. 2. Richter Beiträge zur Kenntniß ber Dutellen des canoni⸗
{chen Rechts. Beitx. 1. Leipg. 1834. 8,
b) In ber griechiichen Kirche Isar Dies noch etwas früher ber Zall'z
„ber um b. J. 883 don Photius 'verfaßte Nomocanon war bier
2 pus: gagbae Hahdbäch'bed Nircheurechts/ und: wurde zu Ende
des zwölften Jahrhunderts durch einen ‚weitläufigen Commentar
von Theodotus Balfamon erläutert. -&. Henr. Iu-
s8telli Bibliotheca jur. can. veteris Tom. 2..p- 785. seq,
0) Regimonis Abb, Pram, de ecrksissticis, disciplinis librä
dac. Baria 1676.94 u. Hier „Uchee deſſen Mictigfet für
II. Rechtsq. V. Ganoniſches Red, 249
‚Foftematifihe Zuſammenſtellimg den: Queſlen für & aa
einen einzelnen Gegenſtand, iſt eine zwiſchen 883
umd 897 zu feßende, anch noch mehr chronoͤlogifch
dis eigentlich ſyſtematiſch georduete Sammlung
(eolleciio Anselmo dedicatq), welche ‚faffı ane
Erganzung des Dionyfius ans Pfeudo⸗Iſidor und
den Briefen Gregors des Gr. iſt d), und, im
Italien entſtauden, mehr . sönifches Mecht alß
manche ſelbſt der: fpäteren. Sammlungen enthaͤlt =),
welches aber überhaupt in keinem fich niche blos ımuf
Concilienſchluͤſſe beſchruͤrkenden· WerkAber "das
Archenrecht meht fehlen konnte ( B. 1. S. U).
or. eilften. Jahrhundert werden Sammlungen,
die ſyſtematiſcher geordnet fird, weit häufiger. Die
wichtigften find: 3) Die: Decrete⸗/ des Biſchofs
Burcard von . Worms. (t 1026), in welcher
Pſeudo⸗Iſibor ausdrucklich als Quelle vorfonmm
und jene Mo. 2. genannte Sammlung vorzugs-
voeife benuzt iſt ). 4) Eine ungedruckte Samm⸗
lung des eilften Jahrhunderts in drei Abrheilungen
(collectio trium partium), welche Decretalen. und
Canonen in den beiden erſten chronologiſch ordnet,
das’ kiechliche Strafrecht ſ. meln Kirchenr. B. 2. S. 73. —
Der Gegenſtand, aͤber welchen Pſeudo⸗ Iſidor nichts enthaͤlt, iſt
wohl der Hauptgrund, weghafb aus diefem nichts entlehnt 4
d) Theiner a. a. O. S. 111u. f. Richter a, a. O. S. Huf,
e) dv, Sapigny B. 2. ©. 201 ber 2ten Bıdg,
f) Burcardi Wormsciensis Werretorum libr! XX. Paris,
1569, 8, Real. Richt er & a O. ©, 52 u fi
250 Drite Petiode. A. SBB-4270, .
4 376, in. beiden Dem Pfendo-rberifihen Eoder folgt,
umb noch einen dritten Theil vermiſcheen Inhalts
aus Burcards Sammlung hinzafuͤgt 5). 5) Die
chenfalls ungedruckte Gemmlung des.. Biſchofs
Auſelm von Lucca (f 1086) h), wie andere von
Sregors VII. Anhängern verfaßte ähnliche Werke i),
mit. befonderer Ruͤckſicht auf die von bdieſem be⸗
taupteten Rechte Der Kirche ub des Papſtes
angelegt. 6) Zwei Werkle, die dem Viſchof Ivo
von Chartres (} 4146) zugeſchrieben werden, das
che Pannormia, das arbere. Decretum ober Exr-
cepuones scclesiasticarum regularunr genannt &;
das erſte, kuͤrzere, iſt ohne Zweifel feine Arbeit;
ſchon bei diefen ft. Die collectio ‚trium partiom |
‘ (oben Nro. 4:) benuzt; das zweite, ansführkichere,
iſt eine SBerfihmelsung. des kuͤrzeren mie. dem In⸗
dele jener Sammlung, die avh eft fpättze Da
Dr Sadignp a0 ©: 3; Sheiner. Lane. iTul
9) Fratr. Ballerinor. tr. de antiqeis — canonum colle-
ei enibon PA Cap. 1, ©
ij Theodati (Deusdedit) de rebas ecclesissticis libri IV.
‚Fratr. Ballerini P. 4 Cap. 14. Bonize, Decretsle
. sive syntagma Decreiorum ecclesissticorum. ®ergl.. Lam-
becius Comment. de biblioth. Caes. Vindobon. A. 2.
Cap. 8. Tom. 2. pag. 797, Bergl. Spitiler⸗ Bett 1.
:. S. 2Bo. u. f.
k) Pannormia: Bactch. 1499. 4. Lovun. 1867. 8. Decretum
on Loxen, 4561, ud ‚ . .
II. Rechtsq. TV. GCeneniſchet Rain BI
beitung feyn Ente, wiewohl euch Gründe dafuͤr 9. 870,
(rechen, Dub fe von Zus ſelbſt herruͤtre I).
5. 2721.. 8. Ni.
Bon dieſen Sammlungen unterſchied ſch Di
welche der Camaldulenſer⸗Moͤnch Gratin im vied
sen Jahrzehent des zwölften Jahrhunderts im
AMoſter St. Felix zu Dologaa vollmdste *), me
ſentlich dur) die compenbiarifhe Form, die
er ihr in der Abfiche gab, dee Schule nicht blos
cine mad) Materien georducte Sammlung von
Fragmenten der Quellen, fondern cin ſoſtematiſches
Wert über das geltende Kirchenrecht zu liefern
nach welchem dieſes vorgetragen werben koͤnnte
&cine Concordia discordantium canopum (wed»
her gewöhnlicher Decretum oder Corpus decre-
‚ torum) b) folte duch Vergleichung ber Kir-
hengefege und Entwickelung der in ihnen ent⸗
haltenen Grundſaͤtze niche nur zeigen, daß der
1) ». Sadigny B. 2, S. 093 — 317. 2te Muse. Theiner
a. a. H. S. 3 u f.
a) Ueber Gratians Decret Überhaupt und bie Zeitbeftimmung f.
ee 1. &. 326 u. f. Nach der Ueberſchrift
Manuferipts, welches bie Correctores Ro-
—— — im Corp. jur. can. pag. LI.
abgebruckten Vorrede zum Decret) befchreiben, und nach dem
—— Seatians zu Bologna, bei Mabillon (It. Ital,
B) Weil Decretem ober Deeretale fu bem Batekn bit
ters Überhaupt jedes Kirchengefeh ieh (9. 270.).
\
PD Dykte Periode. A. 888-- 1272. .
6. 375. Widerfpruch, den man haͤufig <) in jenen zu finden
glaubte.d), meift nur ſcheinbar ſei, oder durch das
Worziehen der gewichtigeren Meinung gehoben
werden koͤnne, fondern audy das unmittelbar prac-
tiſche in einem leicht faßlichen Vortrage enthalten.
Er gieng alſo die Gegenſtaͤnde des canoniſchen
Rechts nach einer. ſelbſtgewaͤhlten <) Ordnung durch,
und ſchickte bei jedem Rechtsprincipien voraus, die
er durch Stellen aus den Quellen bewies, und
Wells aus dieſen, teils durch eigene Bufäne !)
weiten entwickelte, wobei zugleich die Stellen,: welche
mit einander zu ſtreiten ſchienen, eitweder veveinigt
ober einer vor ‚der andern der Worzug gegeben
wurde Ws Quellen benuzte Gratian mehr feine
Votgaͤnger !f), als die Sammlungen, woraus. biefe
e) Schen oo benerft, deß ſich in ſeiner Sammlung freilich Wis
derſprüche fänden, weiches aber daher komme, daß nur bie göfts
Uchen Geſetze smrberäusberlich feyen, bie menſchlichen aber eine
Milderung zuließen.
d) Und auf die man freilich überall ftoßen mußte, wenn man das
acte amd neue (pfeubgsifiborifche) Kirchenrecht verglich, bie alfo
ein Haupthinderniß det Studiums de6 Kirchenrechts ausmachten.
e) Daß ſeine Ordnung einige Aehnlichkeit mit der Ordnung ber
Inſtitutionen Juſtinians habe, iſt ganz ungegrundet. Freilich
ſteht bei ihm die Lehre von den kirchlichen Perſonen voran, wie
in den Inſtitutionen das Perſonenrecht vor dem Sachenrecht
abgehandelt wird, aber biefe Uebereinſtimmung if offenbat blos
azufällig.
DH Bas von Gratian ſelbſt iſt, beſonders die vorangreſchickten
Principien, nennt man gewöhnlich dicta Gratiani. Ueber feine
Methode vergl. Böhmer a. a. D. 8. 12. Note d.
ff) Beſonders bie Sammlungen bes Burcard, des Anſeim den
IL Rede IV. Ganeniſches Recht. 358°
geſchoͤpft Gatten; das romiſche Recht nahm er 5-71.
meiſt ans Juſtinians Sompilatiun, die Entwickelung
und Erläuterung der Quellen aus den Kirchen⸗
vätern und Kirchenſcribenten 5). Das Ganze theilt
er in drei Theile; im erſten b) ſchickt er einen all
gemeinen Theil über Die Geſetze, insbefondere die
Kirchengeſetze voraus I) und handelt dann von den
Eirchlichen Derfonen j) ihren Eigenfchaften, echten,
Pflichten, ihrer Weiße &) und dem ihnen zuftchen-
den Anteil am Kirchenregimente 1); im zweiten) |
folgt die Lehre von der Kirchengewalt, hauptſaͤch⸗
lich von der Ficchlichen Gerichtbarkeit und dem
£ncea und bie Collectio trium partium (Theiner a. a. D.
S. 8. u. ).
8) Befonbers Benut er den h. Iſidor, der ben Hauptftoff pe
@rläntezang ber Srchemeſehe im. erſten Theile hergiebt.
oh) dAbgetheilt in 101 Diftinctionen, vom denen jebe in Canones
jerfält, die aber freilich bei-meitem wicht alle wuͤrtüch Stellen
aus Concilienſchluͤſſen find.
i) Dist. 1 — 14. von den Geſetzen Aberhaupt, dem narlrichen,
vokisen, göttlichen und. menfchlichen, zömifchen, Gewohnheits⸗
und SKirchenrechte, und deren Colliſion. Dift. 15 — 20. von
den Dueſlen des canoniſchen Rechts, Concilienfchlüffen, Decreta⸗
en, Kirchenpätern und deren Anfehen.
y Diet. 80 — 101.
m) Abgetfeilt in 36 Causas (Wtedtsfäle), von welchen jebe in
Quaestiones (Rechtsfragen) aufgelöft wird, die dann durch Ca-
nones beantwortet werden. Nur C. 33. Qu. I. macht einen
eigenen Tractat de poenitentia aus, und ift in Diſtinetionen
unb diefe in Canones abgetheilt.
254 Dritte Periode. A. 888 — 1272.
g. 375 gerichtlichen Verfahren 2); im dritten endlich bie
Lehre von den Religionshandlungen und deren
Liturgie, insbeſondere den. Sacramenten °). Daß
Übrigens. Gratian ein wenig zu frei in der Be
handlung feiner Materialien verfahre, und das
was er felbft gab, eben von Peinem fonderlichen
Bern fr bemerkten ſchon feine Sloſſatoren
4.973 6 972.
Democh machte die neue Sammlung ſehe
Kamel ihr Gluͤck; innerhalb eines: Jahrzehende
nach ihrem: Erſchanen hatte das canoniſche Recht
nicht nur zu Bologna «) ſondern auch zu Paris
ſeinen eigenen Lehrer, der es nach ihr vorteug, und
in kurzem verbrängte fie auch als Handbuch bie
alteren chronologiſchen und ſyſtematiſchen Samm⸗
lungen. Dies war nun freilich ſehr erklaͤrbar,
denn nach einem ſolchen Syſteme ließ ſich viel be⸗
quemer eregefiren und ſtudieren als nad jeden
n
n) Das meifte vom der 'gefeßgebenden und oberaufſehenden Gewalt
kommt ſchon im erfien Theile vor. Doch flehen auch hier cin
gelte dahin einſchlagende Materien.
0) Abgetheilt in 5 Diftinetionen, deten febe In Eanones gerfäit.
Dift. 1. Handelt von der Eonferration ber Kirchen (daher die
Bezeichnung dieſes ganzen Theils zum Unterfchied vom erfien
buch den Zuſatz: de consecralione) und der Meſſe. Diſt. 2.
Vom Abendmahl. DIE. 3. Bon den kirchlichen Feſten. DIR. 4.
Bon ber Taufe. Diſt. 5. Bon ber Firmelung nnb den Zaften.
a) Wo Bratian ſelbſt/ aber nur währenb weniger Jahre, ber erfte
Lehrer des canonifchen Rechte geweſen feyn fol.
IL Rechisq. IV. Canoniſches Recht. 265
anderen Handbuche. Auffallender hingegen iſt es, 4. 272.
daß Gratians Decret in fehr Purzer Zeit an) das
Anfehen eines wahren Geſetzbuches erhielt; doch
and dies laͤßt ſich erflären ohne daß man. ſich
auf die, nach den neueren Unterfuchungen über die
Aechtheit des Calendarii Archigymnasıi Bono-
niensis b), fehr zweifelhaft gewordene un mittel⸗
bare Mitwuͤrkung der Päpfte zu berufen braucht.
Was Gratian hatte, beſtand ja meiftens ans wah⸗
ven Geſetzen ober aus Meinungen, die man Thon
lange wie wahres Geſetz zu achten gewohnt war,
und was er felbft fagte, gewißermaßen die Gleffe
zu jenen Geſetzen, galt nach ber Sitte des Zeit
alters eben fo viel, nachdem man fi an fein Buch
als Lehrbuch gewöhnt harte. Dazu Fam, daß das
b) Ya C. Sigonius Werfen (Medioleni 1733. curayit Phil,
Argelatus) finder fh. bei teffen Geſchichte Son Bologna
(Tom. IIL) ein von Alerander Macchiavelli hier zuerft
befannt gemachtes ſogenanutes vetussissimum calendarlam
Archigymnasil Bononiensis, in welchem kei jeben Mes
waistege bie auf behfeiben MWezug. habenben mexfiplirbigfien
Begebenheiten der Univerfität erzähle werden. Sach, diefem
Hätte Eugenius II. das Decret auf Gratians Bitten auds
drücklich confirmirt und über baffelbe Borlefungen zu Halten
' erlaubt, auch bie brei academifchen Grabe für das camonifche
Viccht angeorbnet. Vergl. Boehmer dise. de var. Deer.
Grat. fort. pag. 12.u.f. Allein bie Unächtheit dieſes Calen-
darii {ft (chen von Spittler (Magazin fir Kirchenrecht und
Kirchengefhichte Stuck 1. 1778. S. 23 — 27.) ſehr wahrs
ſcheinlich gemacht, und Täft ſich nach dem Urtheil, welches auch
Macchiavellis gelehrter Landsmann Fantuzzi fiber feine Ars
"beit ausfpricht (Notizie degli serittori Bolognesi Tom. I—IX.
Bologna 1781 — 94. 4. Vol. V. p. 98.) nicht mehr bezweifeln.
Zah Dritte Perirhe. A: 898— 1272.
m rdmuſche Recht zugleich, Lehrbuch und Geſetzbuch
war, daß das Decet chen. fo cine Sammlung
von Fragmenten der Geſctze enthielt, wis jenes
feinen KHauptbeftandtheilen nad, daß alſo, nachdem
une. erß Gratians Werk eben fo gangbares Lehr⸗
buch geworben war als. Juſtinians Sompilation,
niemand etwas auffellendes darin finden Fonnte,
es wie biefe auch als Geſetzbuch zu citisen, ohne
weiter darauf zu ſehen, ob. dag, was Bratian feine
Quellen fagen ließ, auch wirklich fo in diefen ge-
fagt. werde, und ob alleg wag er alsı Quelle an
fuͤhre, auch Tautere (Quelle fei. Und welcher criti-
ſche Zweifler mußte ſich wicht wenigſtens dann
beruhigen, wenn er bemerkte, daß ſelbſt die Paͤpſte
bie aͤlteren Kirchengeſetze aus dieſer Sammlung
citirten und nach ihr entſchieden e), ja ſie ganz wie
eine authentiſche Sammlung des gemeinen Rechts
| behandelten 4); zumal in einem Zeitalter, wo. man
“ bei
Ö Wemicht Deeret wird Kö von Etement IM: Cap. 6. X,
de eo qui duxit (4.7.) citirt. Innocentius III. enffcyieb
J faſt immer nach demſelben, ohne fich anderet Sammlungen ji
bedienen j 8. Cap. 6. X. eod. Mac mie Beifice Has
Böhmer a a: D. S. 18. Note C und d gefdmmelt..
d) Dies /geſchieht namentlich ven Innocen; II. im Cap.
X. de fide instramentorum (2, 22), mo er ben Bilde *
* anweiſt, bei vorkommenden Zweifeln Über die Mechrbeit
einer Desretale, fir nit dem gemeinen Secht, zu vergleichen,
und wo fie mit demfelben uͤbereinſtimut, zu befolgen, fonft aber
anzufragen. Daß unter dem gemeinen echte bier Gratians
Decret zu verſtehen fei, zeigt Böhmer in feiner Diss. de
collect, deeretal. pag. 21. Note 78.
IL. Kichtsq. IV.’ Chnoniſches Recht. 57
bet dem. Mangel‘ an! Hulfemitteln ſuch überhaupt 9. 972,
lacht begnuͤgte, die iGefetze daher zu nechnien, wo ,
man fie irgend fand, ohue fih:greße Scrupel zu
machen; ob die Saminlung, aus ber man ſie nahm,
auch der Form nach: vffentlich Musswiede habe
| $ 273, Eu "4m.
Gretians Decret wurde gerade ſo wie das
Juſtinianiſche Recht durch Gloſſen erläutert; doch
waren unter den Decretiſten nicht ſo viele bes
rühmte Männer als unter: den Legiften dieſer
Zeit "Die 'glossa_ ordigaria aitfland -im drei
zehnten Jahrhundert hauptſaͤchlich aus den Gloſſen
Johannes Semecas (Magister Teutonidus),
der als Praͤpoſitas zu Halberſtadt 1246 ſtarb; die
lezte: Bearbeitung erhielt fir durch Bartholomaͤus
von. Breſcia (J 1258): .. An Berichtigung des
Textes und. feiner Ueherſchriften durch. Vergleichung
mit den Quellen dachte von den Gloſſatoren Feiner,
doch giengen manche unter . ihnen weiter als bie
gewöhnliche: Methode des Sloſſirens mit ſich
brachte. Sie fuͤgten, zuerſt der ältefte Gloſſator
Gratians Paucapalea a), am Rande des Tertes
oder auch wohl in dleſem ſelbſt ai paſſenden Stel⸗
len, Zuſaͤtze aus dem roͤmiſchen Recht oder aus
anderen Sammlungen bei, von denen viele ſpaͤter⸗
hin wie der uͤbrige Teyt durch Gloſſen eläutet,
a) ©: mein Airchent. ©: 1. & 324. Note 13.
IL [ 17]
238 Deite Parade: A. —X
9.973, aber dep meiſtens Manch die. Ueherſhriſt Valea
von dieſem unterſchleden werden, Bagreiflich iſt
in den älteren Hanbfihriften bie Anzahl diefer I
terpolationen. ſehr ungleich; je älter djeſelben find,
deſto weniger Palene find. aufgenommen; das
8. 374.
ältefte Manufcript, welches man verglichen hat,
hat gar Feine, in den gavähnlichen Ausgaben des
Decrets, nach dem Terte, welchen die Correctores
Romani geliefert haben, ftehen deren 85 b).
6. 274.
Noch meht Stoff zu Ergaͤnzungen zu Gra⸗
tians Decret als eine Nachleſe aus dem aͤlteren
Kirchenrecht und: dem roͤmiſchen Recht, lieferten
die "allgemeinen Concillen e) und. die Decretalen
der Paͤpſte ſeit Gagenius III. Die lezteren moch⸗
ten anfangs einzeln, wie jeder ihrer habhaft werden
konute, a als Auhang zum Derret naggarage wer⸗
b) Nach ber Bepfehung, nie Grandi (Diomeden
Brava) nad) einem fehr alten Manuſcript ohne Gloſſen,
außer welchem er noch 19 andere Eobices einfah, angeftelit hat.
S. deſſen Disquisitio critica‘ de interpolatione Gratisni.
Bono, 4694, abgedruckt ‚hinter Wöhmers diss. de var, deer.
Grat. fort. im erften Th. bes Corp. iur. can. Vergl. Boͤh⸗
mer a a. D. ©. 37. u. fi und die daſelbſt ebenfalls abse⸗
dructte Adınonitio Correct. Roman.
a) Die Schlüffe der. beiden erften allgemeinen Concilien bes Occi⸗
bents Conc. Lateran. I.-a.-1122. unter Ealist H., unb Late-
ran. II. a. 1139. unter Samen UL, hatte fchon Gratian
benuzt.
x
m Rechtte IV. Canoniſches Recht: 250
den b), aber feit Alexander III. wuchs ihre Auzahl 4. m.
fo ſehr an), dag man ſich bald genoͤchigt fa,
ans ihnen und des neueren allgemeinen Concilien
eigene fr ſich Beftchende Sammlungen zuſammen⸗
zutragen, die indeſſen immer nur Supplement zu
Gratian blieben, weil nach feiner berühmten Arbeit
niemand mehr wagte ober für nuͤtzlich hielt, auch
das ältere Kirchensecht von neuem zu Bearbeiten.
Bon dieſen Sammlungen find folgende vollftändig
auf uns gefommen: 1) Die Sammlung eines Un
genamsten in 65 Titeln q), Eur nah Urban IL.
(+ 1187) gemacht; die erſten 12 Titel beftchen
in den Sclüffen der dritten Lateranifchen Synode -
v.% 1179), in bie übrigen, deren Rubriken
bs) Daher kam es che, daß bei vlelen Degzetnlen, auf welche man
fich in den Berichten berief, Zuwweifel über die Aechtheit derſelben
sutftanden, welches zu dem bittern Unmulhe, mit welchem ſich
Biſchof Stephan von Tournah gegen Eseleſtin TIL über bie
inextritebilis sylva ‚Detretslium epistalarum beflagt, bie
Haupweranlaffung fein mochte, Stephans Brief iſt bei BB:
mer in feiner Diss. de Decretorun P. R. varlis collection,
p. 22. Note 82: abgebruckt. Und eben dies veranlaßte dann
ımocenz IIT., die Verkwale der Aechtheit ber päpfllichen De⸗
eretafen und Berficjremanfregen bel dem Gebranche derfefben
anjtigeben. S. Cap. 8. X. de fide instrum, (II: 22).
€) Beil man bei ber immer fichtbärer werbenden Verſchieberheit
des Älteren und inneren Kirchenrechts häufiger genöthigt war,
In zweifelhaften Fällen zu Mom anztifragen, und des Papſtes
Entſcheidung von Recht oft agen einzuholen.
d) Ubgebrudt ans’ oem Eobder ber Caßler Bibliothek bei Boeh-
mer Corp. jur. can. Tom, II. Adp. Nro, 2. (p. 183. seq.).
e) Seher and bie Sammlung ſelbſt bie Aufſchrift führt: Deere-
[ 17* }
60 Deitte Periode. A, 885—1272.
8. 974. willkuͤhrlich ohne Ordnung gemähle find, find Aus⸗
züge (Capita, Capitula) f) aus den Decretalen der
Näpfte von Eugen IH. an bis auf’ Urban III.
(einſchl) vertheile 8). 2) Eben diefe Stücke (mit
Ausfhluß einiger wenigen) ) fliehen, nur in einer
anderen Meihefölge, in einer zweiten Sammlung,
deren Verfaſſer gleichfalls unbefanne iſt i), und
die auch noch Decretaln von Clemens IH.
(+ 1191) hat, alfo wahrſcheinlich unter ihm oder
‚feinem Nachfolger Coeleſtin IIL (+ 1198) ge
macht iſt; fie’ zerfällt in 50 Partes, von wel-
chen Pars 1 die lateraniſchen Schläffe enthaͤlt k).
tales Alezandri ‚JO. in concilio Lateranensi tertio general
a. 1179 celebrato editae,
f) Capita ober Capitala, vielleicht auc) deswegen genannt, meil
fie nicht bie ganze Decretale, ſondern nur das hauptſächlichſte
aus derſelben enthielten. Doch fehlt in ben Älteren Sammlun⸗
gen meiftene nur ſehr wenig, etwa der @ingang ober Schluß,
ber Hauptinhalt fetbft tft meiftens wörtlich wiedergegeben.
&) Der Päpfte: -Engen IL, Anaftafins IV, Habriau V.
Alexander II, LZutius IIL, Urban II. Rei weitem die
meiften Decretalen find aber von Alexander DI.
h) &. Böhmer in ber angef. Diff. p. 24. Mote 87.
j) Doch vermuthet Böhmer a. a. D, ©. 236. nicht ohne Grund,
daß bie eine diefer Sammlungen von Gilbertus und die atıbere
von Alanus (welchen auch Miguftin, Mote k, bie zweite zus
ſchreibt) verfaßt feyn möge, da beide als berühmte Sammler ges
nannt werden.
k) Sie ift abgebructt in Harduini Concil, Tom. VI. P. 2.
pag. 1694. seq. und führt etwa aus gleicher Beranlaffung wie
die erſte ihren Titel: Adpendix ad Conc. Lateran. IIL
%
III. Rechtsq. IV. Canoniſches Recht. 261
3) Aus diefen Sammlungen fiheint Beruhard von $. 974.
Pavia (Papiensis, von den Neueren Bernhard
Eirca genannt) feine vor anderen berühmt gewor⸗
dene Sammlung, die erſte, die in die Schule ein- .
gefuͤhrt umd gloffirt wurde, hauptſaͤchlich gefchöpft
zu haben, deren Orbnung wurde von allen folgen-
den Sammlern beibehalen. Er bat in fünf
Büchern, die in Titel getheilt find, die Conrilien-
ſchluͤſſe und Decretalen, welche den Inhalt jener -, -
Sammlungen ausmachen, außerdem aber auch eine
Nachleſe von Alteren Sanonen, Decretalen und
anderen Eprrerpten zu Gratians Decret !); feine
Arbeit falle in das Pontificat Coeleftins IH. 4)
In den erften Yahren Innocenz III. trug dann
Johann von Valla noch die Decretalen der
Däpfte zwifchen Eugen III. und Elemens III. nach,
die in den bisherigen Sammlungen fehlten, und
fügte die Decretalen Coeleſtins HI. hinzuw), Seine \
Sammlung wurde ebenfalls ſchon gloffire ), ale
1) Sie wird gewöhnlich unter ben älteren Sammlungen bie erſte
genannt, ift es aber nur im Gegenfae ber folgenden und unter
ben berühmter gewordenen. Sie fteht nebft den brei folgenden
(Nro, 4. ‚5. 6.) im folgendem Werte: Antiquae oollectiones
cam Antonii Augustin notis et emenda-
tionibus. Ilerdae 1676. fol. cum. praef. Ar. Labbaei
et notis Jac, Cuiacii, Paris. 1609. fol. Bernhard ſtarb
im Jahre 1213. Schon diefe Sammlung heißt übrigens in
einigem Hanbfchriftn Opus sententiarum ezirovogantium,
ma) Gewöhnlich die zweite Samulung genannt,
n) Durch Biſchof Hugo von Ferrara und Bernhard (ben äftexen)
von Cemyoſtell. |
a
262 Driue Periode. 4. 888— 1272,
» 974. wahrſcheinlich auch ſchon bei WBorlefungen zum
Grunde gelegt, aber ohne allgemein Lehrbuch zu
werden. 5) Zu dieſen beruͤhmteren Sammlungen
hieß Innocenz AL, 1210 durch Peter von Be⸗
nevent ein Supplement verfaffen, in welches ‚blos
feine. Dectetalen famen o), weldies dann wieder
6) durch eine neue Sammlung ergänzt wurde, die
blos die Schluͤſſe des vierten Interanifihen Coucils
vom Jahre 1215 und die übrigen Derretalen In⸗
nocenz III, enthiler) Eine neue Sammlung
ber älteren Decretalen firien nach den „Arbeiten
Bernhards und Johannus von Valla fo unmörhig,
daß auch 7) Honorins Hl. ( 1227) in die
Sammlung feine Decretalen, Die er durch Tan⸗
cred, Archidiaconus zu Bologna, zuſammentragen
ließ D, weiter nichts als dieſe aufnehmen Bei r),
o) Gewbhulich bie beitte genannt. Cie in auch gemäfetich mie
‚ bee folgenden unb der Sammlung Nro, 3 oder 4 abgeſchrieben.
Innocenz ſelbſt ſchickte fle der Univerfität zu Bologna zu.
* pP) Gewdhulich die Hier genamut; ihe Merfaffer iſt unkefamnt,
q) Gewöhnlich die fänfte genamnt und wmter biefem Titel heraus:
gegeben: Quinta compiletio epietelarm deoretaliuum Mono-
rü tert P. M, nund recetis e tribus veti. Mas. ia lucem
edita et notie illastrata, etadio et industsia Innoc. Ci-
ronii. Teolosse 1648. £
-, 7) Zwei weniger berühmt geworbene Sammlungen, bie zwiſchen bie
vierte umd fünfte fallen, die eine bon Wernharb von Compoftel
(Colleciio Hoana) bie andere vom Ralnrrius befchreit Bbh⸗
mer 9 0 D. p. 26,
IL. rRechtsq. IV. Canonifches Recht. 263
. 228. 4975.
8 Erſt Gregor dam Neunten (} 1241)
ſchien es der Würde und dem Nutzen der Kirche
augemeſſen, alle bisherigen Sammlungen einer
nenn‘ Bearbeitung zu unterwerfen. Die. Sanur
Img von Decretalen, die er durch den Domi-
nicner Raymund von Pennaforte (+ 1275),
Anuditor der. Rota und Poenitentiarius verfaflen
fie, follte ein Werk wie Juſtinians Compilatio⸗
nen werden, das mit Weglaflung aller Wicher-
holnugen den ganzen wefentlihen Inhalt,
der feit Gratian befaunt gewordenen Decretalen
umfaßte, damit num die Zweifel über Aechtheit und
Widerſpruͤche einzelner Stuͤcke wegfielen, und das
nenere Kirchenrecht ein geordnetes Lehrbuch
erhielte, das Gratians Werk uͤber das aͤltere voͤllig
an die Seite geſezt zu werden verdiente =). - In
a) Gregorii IX, Rescr. Decretal, praemiss, — diversas
constitutiones et decretales epistolas praedecessorum no-
strorum in diverse dispersas volumina, quarum aliquae
propter nlımiam similitudinem, et quaedam propter cow-
trarietatem, nonnullae etiam propter sui prolixitatem con-,
fasionem inducere videbantur, aliquae vero vagabantur
extra volumina supra dieta, quae tanquam incertae fre-
quenter in jadiciis: vaciliabsmt. Ad communem et maxime
stadentium utilitatem per dileotum filium et fratrem Ray-
mundum — illas in unum volamen (resecatis auperfluis)
- providimus redigendas, adjicientes constitutianes nostras
et decretales epistolas, per quas nonnulla quae in priori»
bus erant dabia declarantur. Volentes igitur ut hac tan-
- tum compälstione universi wtantar im judiciis et in scho-
lis, distziotias prohibemus, ne quis praesamat alla facere
absque auotoritete sedis apostelicae specigli,
DL Deitte Periode. 4. 889-1972 _
49. Vollmacht des Papftes mochte daher Raymund
bie einzelnen Excerpte nicht nur beliebig bis auf
den Hauptinhalt abfürgen.b), . fondern. auch bie
FBerfafler zuweilen etwas anderes oder wenigſtens
in, anderer. Beziehung fagen laſſen, als fie eigent⸗
lich gefagt hatten, damit ‚alles in Uebereinflininuung -
gebracht, und der jetzigen Verfaſſung völlig ange
‚paßt würde Seine Materialien nehm :er aus
den fünf lezteren Sammlungen, nur bie Decretalen
Gregors IX. kamen nad. hinzu, .und gaben dem
ganzen Werke billig den Namen. Die Sammlung
wurde wie die von Bernhard. in fünf Bücher ge
theilt. Da bie einzelnen Fragmente. nicht alle
Gegenſtaͤnde des Kirchenrechts berührten, und nicht
durch eigene Zuſaͤtze in Zuſammenhang gebracht
wurden, fo konnte das, Ganze Eein Syſtem werben,
tie Gratians Decret, aber die Folge der. Materien
wurde wenigſtens ganz nad) ber. felbfigemählten
. Ordnung der früheren Sammlungen beſtimmt,
welche, mit menigen Abweichungen, die nämliche
wie bei Gratian iſt e) Mach dieſer authenti-
b) Beſonders das Kaetum, auf welches bie Eutſcheidung erfolgt
war, weiches in den meiflen Decretalen. voranſtand, wurde ſehr
abgekürzt ober beinahe gar; mweggelaffen. Parties -decisne, wis
Die Reueren bie meggelaffesen Stücke nennen, konnen biefe bas
ber in einem Doppelfinne heißen, Manche Der purden
dadurch aber faſt unverſtundlich.
©) Daß. bie Orduung ber w Üsdex Tastinimens. ihn fep,
it durchaus umgegränbet. Von Gratian weicht bie Otdnung
bauptfächlich barin ab, baf hie Behre Ham Getiesbienft und ben
I. Rechtsq. W. Canoniſches Recht: 265
(hen Sanmulung, welche 1234. vollendet, und ben &. 975,
Upiverfiräten..zu ‚Bologen umd Paris gigeſchickt
wurde, -follse nm Feine Sanunjung von ‚Privat,
perſon⸗en ohne befonders ‚päpftliche Erlaubniß weiter
veraufialeet mb keine audere in Schulen und Ge
richten gebraucht werden: . Die Glossa. .ordina-
ria erhielt: fie wen. Ba von Parme
(IA). . el -
: Pi a ' 7.
Ein Supplement hielt: fe Sanmlang noch
in dieſem Zeitraume/ 9) durchudie Schluͤſſe der
Sacramenten, die jener Im dritzen Theile hat, bier ſchon am
Ende des dritten Buches ficht. Die Ordnung ift diefe: Buch 1. -% .-
Kit. 4 — 4,- Rom Blanden und den Kirchengeſezen. Tu. 5 — 9.
Bon Erwerhung imd Verluſt des bifchöflichen Amtes und der .
damit verbundenen Nechte. Tit. 20-1 22. Won ter Mudlibung
ber Pentiſicalien, befonbers der Drbination. Bit. VB 82.
Boy kirchlichen Unterbeamten. Tit. 33 —4. Prolegomena zum
* Buch 2. Vom gerichtũcher Verfahren, von deſſen
erfiem Anfarg bis zus Verndigung einer Sache in bochter a⸗
ſtanz. Buch 3, Tit. 1 — 12. Bon ber Diſciplin der Geiſt⸗
lichen und’ ben Kirchenpftünden. Tii. 13 — 29. Von den Kits
chengũtern, ver Bier einfchlageniden illehre von den Contractin
umnd ‚dem Eigenthums⸗ ung Dilnefitiögsrachee der Geittſichen
fiber ihr Vermögen, Tit. 29 — 30. Bon deu Parochialrechten.
zit. 31 — 31. Von den Regılaren. Tit. 33: Vom Patronats
rechte. Ait. 30. Bot den Grhliifen Mikghben. .; tt. 40 —.50.
Bon tem Gottesbienft, den Sacramenten und gottesdienftlichen
Handjungen, Buch 4. Bon ber Ehe, Bud 5. Bon den
Kirchenverbtechen. Tit, AO. De verboram signifioatione,
Tit. 41. De regalis juris, .
A) Einer der früher Gloſſatoren war Sinibalb von Zieste, nach⸗
ber Yapft Imocen; IV. (+ 1254). Einen Gonsmentar über
ra lieferte. Heinrich von. . — dan hof
266 Deitte Pericte A. 888 122.
4 976. erſten Lyoner Synode unter Innocenz IV. vom
Jahre 12450) und 10) die der zweiten Lyoner
Synode unter Gregor X. vom able 1275,
welche noch auf der Synode ſelbſt nich der Ord⸗
nung der Decretalen zuſammengeſtelkt wurden b).
Beide werden an bie Univerfitie Bologna uͤber⸗
ſandt, und follcen eigentlich in’ die Decretalen re
8. 97. .
gors IX. an den paffenden Stellen Leingerůckt
werden; fie wurden aber fürs erſte befonders abge-
fiprichen.: und gloffirt, und fegen in don Man
ſertpi größe beſanmer. U
. 6 277.
Wenigſtens in Italien (. 278.) hat der
Schwung, welchen das Studium des roͤmiſchen
Rechts erhielt, ohne Zweifel Einfluß auf die wiſſen⸗
ſchaftliche Bearbeitung des germaniſchen Rechts⸗
theils erhalten, bei welchem das Beduͤrfniß einer
ſolchen am beſtimmteſten hervortrat. Weniger war
dies wohl in Deutſchland der Fall, wo die Be
ſchaffenheit der Quellen des gefehriebenen deutſchen
Rechts Ähnliche Arbeiten hervorrief, welche, da
" Peine ihre Umvoliſtandigkeit ergängende Rechte
un Buch von Böhmer aus einem Eober her Berliner Bibliothel
m Corp, jur. can, Tom, 3, Adp. Nro. 3. pag. 349. her⸗
| im welchem fie hinter den Decretalen Gregors IX,
ee Bar rer Zr E77)
en Re hin Emnäiiöufenmetingen, ‚det Lahbe "Tom. xl,
P, 1. pag. 974, seq,
1
"IM. Rechtsq. V. Redheöbücher. 367
quelle, wie in Itallen des rimifihe Recht, weben 4 277.
ihnen ſtand, den größten Theil der beſtehen⸗
den Nebhrsverbältniffe umfaßten Die Weis
thuͤmer ($. 258.) wurden während des zwölften
und dreizehuten Jahefunderts inmer häufiger ſchrife
lich aufgezeichnet und gefammelt =), die Stadt⸗
rechte (6..263.) durch Willfügpren ($. 259)
vermehrt b), und die herkoͤmmlichen Dienf-
rechte in geſchriebene zwiſchen Herren ud Ban
nen verglichene Privilegien verwandelt), um
fie nicht aufer Andenken Emumen zu Idffen d)
3) Tu manchen Gerichten mwurben bie merfwärkigeren Zöciksihdener
wohl in cin eigenes Buch 75 a
telalters, Heim. 1790. 8. ©, 178 m. f
» 5b) Die aueſte geſchrichene Willläühre, tie man Dis jest Fumg,
find tie Soeſter Etatuten bei Haeberlin analecta medij -
sevi Tom. -i, (Rümt, 1764, 8.) p. 507. seq. Inbeſſen
wenn fie fih gleich als Wittähre antünbigt, fo iſt fie es dech
nid ihbyem ganzem Inhalt nad.
e) Ein Beiſpiel eines lolchen demagaãtig errichteten, doaq
gen Dienſtrechtes, weiches, wie es ſcheint, im zwölften Jahrhun⸗
bert feine jetzige Geftalt erhielt und von bem Paciſcenten (da es
vie Urtundeuform bat) ſchriftlich aufgefegt vurde, fan das koͤl⸗
nifche Dienſtrecht (bei Kinblinger mılinfierifche Weite. Th. 2,
©. 68, der Urkunden⸗Samml.) abgeben.
3) Was leicht der Zal war, wenn We Sch Dies anf Die Kraut
268 Dritte Petiche. A. 8861272,
8. ar Diefe Rechesquellen allein reichten aber nicht ans:
fie enthielten den. Ausdruck des überhaupt gelten.
den, auf gemeinfanten Grundlagen rußenden Rechts,
auf befondere Verhaͤltniſſe und Bebuͤrfniſſe ange
wendet, ımd nur auf dieſe beredme. Ein fie
ergaͤnzendes Macht, wohl im Bewußtſeyn des
Richters lebend, aber aus Feiner : gefehriebenen
Rechtsquelle unmistelbar erfennbar, mußte noth⸗
\ wendig neben ihnen fichen. Aber weder einer hoͤhe⸗
ven Gewalt kam es in den Sinn, ein ſolches in
einer umfaflenden. Geſetzgebung aufzuſtellen, und
darin die Materialien, welche gefchriebene Gefege
und gute Gewohnheiten darboten, zu verarbeiten,
noch einzelnen Männern, an eine Sammlung ober
Verarbeitung der für ein beſtimmtes Gericht for-
mell gültigen Dormen Hand zu legen. “Der
Richter hatte das Recht zu finden, das für fein
Gericht paßte, das heißt, das den fuͤr daffelbe ver-
bindlichen Normen entfprach und ihnen im Princip
zum Grunde lag; es kam nur darauf an, ihm
dies Geſchaͤft zu erleichtern, durch Zufam-
menftellung der Gewohnheiten und Geſetze, ohne
Muͤckſicht, ob fle für ein beſtimmtes Gericht an⸗
wendbar wären ober nicht, dies zu beurcheilen,
mußte jenem ühberlaffen bleiben e); tm Ganzen war
ih der vorgekoumenen Yülle gründeten, bie man nur durch Er⸗
fahrung kennen lernen fonute. ©. Note f,
"e).Dm Berfaffer de⸗ Sochſenſpiegels läßt dies antdrucklich wie je⸗
LII. Rechtsq. V. Rechtsbuͤcher. 269
das meiſte anwendbar was Im anderen Gerichten . 977.
galt, da ja das Recht allenthalben im Wefentlichen
gleihe Grundlage hatte, nämlich die alten Wolke:
rechte und bie Eapitularien, wiewohl biefe bei fo
vichfach veränderten Verhaͤltniſſen nicht mehr unmit-
telbar anwendbar waren, fondern mehr die Wur⸗
zel des geltenden Rechts bilderen. In der Abficht,
dem Dichter auf jene Weiſe zu Huͤlfe zu kommen,
wurden feit dem Ende des zwölften Jahrhunderts
Rechtsbuͤcher gefchricben, d. 5. die Rechtsſaͤtze
zufanmengeftellt, welche dem Verfaſſer aus eigener
Erfahrung bekannt waren, oder von ihm aus
fehriftlichen Materialien gefchöpft . wurden, he
Mechtsbelchrung anderer, welche des Mechtes, das .
denfalls ſehr alte, werm auch nicht von Eife von Repgow felbft
herrũhrende Borzebe (f. $. 279. Ann) 8. 195 — 211. ſagen:
Swer an dissem buche
vrage rede suche,
Ob yme dar an icht missehage
des ne tu er zu hand necheine clage,
Unde wege de sache an sineine synne
na dem ende unde na dem beginne,
Unde ervrage sich myt wisen lüten, _
de die warheit künnen bedüten,
Unde ouch haven die siete,
daz se recht sin da mite;
Ob er un yn dat:
ein rechtere irvaren kan, °
Ich rate yme daz er alebalde
sich daran gehalde
wetide vil wiser lüte leren
diez an gut keren
Is bexrzere denne myn eines sy.
270 Deite Pace. A. 88 172
4.372. fe weiſen follten, unfundig wären f). Die Arbeit
seftzedtte ſich bald auf has geſanunte öffentliche
and Privetrecht, bald anf einzelne Theile deſſelben
f) Daß der Sachſenſpiegel nichts als ein Buch zur Rechts be⸗
ltehrung feyn follte ind feine Samtninng formell gilitiger Se⸗
. fee, folgt aus ber vorſtehenden Stelle mit ber noch feigbelie
ſtehen: —
Gros mmgest get mich ın '
ick vorchte sere daz manich meit
- dis buch wille meren,
“ und begifine recht verkeren
Unde tsie des an mich.
In dem Prolog heit es eben fo: Des heiligen —*
mynne, die sterke mine sinne. Dat ik recht unde unrecht
der sassen besceide nach godes hulden unde na der wrerlde
wromen, Des ne kan ik al eine nicht. dun. Dar umme
bidde ik to heipe alle gude lüde die rechtes geret, of ya
lenich rede beiegene, de myn dumme syn vermide unde
dar dit buk nicht af ne spreke, dat se dat na rechte bescel-
den na irme sinne, so siet rechtes weten, Und daß mar
dieſes Rechtsbuch auch aus dieſem Gefichtepumkte wäüsflich anſah,
und ſich zu demſelben zog, wie man ſich zu einem anderen
Gerichte zog, um Des Rechts belehtt zu Werben, jeigt unwider⸗
fprechlich folgentt Stelle der beruhenen elbenbntgifchen Hand⸗
ſchrift des Sachſenſpiegele, nach Hermann Hennneltugnns olden⸗
burgiſchet Chronik p. 1. C, W. „Und baf folcher Graf eine
Herzogm von Braunſchweig zur Ehe gehabt, ſolches beyeugt auch
ein Naftaber Mönch Henricus Staifteln, ber ihme das Sachfen:
foiegel abgeſchrieben und dediciret hat, niit biefen Morten fo au
Ende bes Buches fijen: =- quem librum Joattnes comes in
Oldenburg scribi fecit, pro quod vellet suis militari-
bus nova introdutere jara toulta, vel staiata, sed pto eo
tantummodo, quis suis femporibus fere milites et
militares sul dominil seniores moriebantar, #0 qued per
obsentiam eorum Jura parensum suorum fuerunt vi»
ventibus militaribus tune existentibus mulium inco-
gnita, et in Ipals juribus sarpe claudicobeant, Item
!
Hl Reben. N. Rebüder: a
7
A. Die Ale Dicheshche Faden fh im
Aptolien fir Set Theil des Dede, der weder and
: 6378.
dem lomibarbifchen noch aus dem römifchen ge"
feprichenen echt beustheile werden Fonnte, und
finb une: durch Das longobar diſche Lehenrecht
(Liber oder Libri fendorum, Consuetudines
feuderum) aufbehalten werden 1). Die Sams
kung, welche wir jegt mit dieſem Damen bezeich⸗
nen, iſt nicht . von einem Derfafler und aus einer
Zeit, ſondern aus mehreren Diechtebsichern : und
derin Gupplementen.. mh. und nach entſtauden
Mit Sicherheit laſſen fih drei Hauptbeftandeheile
pro eo, 'ut si öligul milltures, super guücungue re
‚fierent ülscordentes, Ha qued sibi jus Soxonum eli-
gerent propter praesentiam istius lbri, hufuemodi rei
es causae, pro quibus fuerunt. diseordanses, parere
possent, suis — et expenels.
.) Bagl. G. L. Boelimer de aetäte vetustae —*—**
num feudalium Longobardicaram coflectionis, quam vulgo
libres feudorum vocant; in befien. Observat. jur. fend,
(Gyett. 1764. 8. Nro. 1.) Biener primse linese her-
, juris fendalis Lips. 1780. Cap. 1. C. W.
Paetz ‚de, vera lihrorum juris feudalis Longeobardici ori-
-
gine. Gost}. 1805. 4. De leiteren Scheife bin ich in den
derigen Yusgaken mit wenigen Abweichungen ‚gefolgt, Seitdem
if die Entſtehungegeſchichte des langobardiſchen Schenrechts
essführlicher imterſucht von: C. J. Diack, Literärgeſchichte
bes longobardiſchen Lehenrechts bis zum vierzehnten Jahrh.
Herd 1838.8 €. 4. Tafpıpres, fiber bie Entfichug und
Aiteſte "Bearbeitung der Libri feudorum. Berlin 1830. I
Die Wefultate beider, beſonders bes lezteren Schrift, find
Gier beugt.
72 Dritte Periode. A. BBB- 4972,
39%. derfelben. unterſcheiden: 2» ein Auffak über das
> .Mehenreche und deſſen Awelchnugen wor ’rörkifchere
Mecht, der. einen gelehrten lombardiſchen Juriſten
zum Verfaſſer hatte b),. den aber. nicht einmal eine
Gage nennt, und viele:Zufärge: erhielt, mit. welchen
zuſammen er unfer: jetziges :eufles Buch bilden: Der
arfpteinglihe Xertift außerhalb Mailand, ſchon
von t437, aber. erſt tenzwölßten Inhrhundert ge⸗
ſehrieben e); die Zirſatze beſtehen ‚ans Erflärungen
amd, Bemerkungen, zw. welchen ber: urſpruͤngliche
Gurt Weranlaffung gab,. aus Eprerpten aus Ge
ren), Erfabrungm, die aus: # willen Rechts⸗
RD FT - _ s u \ n ſpruͤ⸗
..b) Die. ganje Darſtellungsweiſe, die immer die — bes romi⸗
ſchen Nocht⸗ — ht ‚en Beet ie dieſen
Amltand übrig⸗
Ber Bewels Vegt‘ beine in ir Wermdftlen, bie Hier
Über das Crb= md Berknktrumgeret und den Proceß aufges
werten S. Paetzuluc. pı 11,0. 9%, Seitdem hat
1. af pepres ihn noch golftändiger geführt: S. 167 u f.
ES. 19:91. 99 Michfäipaft bleibe 66 "and welchen Ges
"T fenen fie entlehnt find. ehfpepres SPP. u. f. him
* “a den Eitaten bes‘ Kabob” von Wrbhant an’, 'fie ſeyen aus
' Kiner Emmfikution Lothars IE. entlehnt / wache von jenen mit
dei: Anfangoworten als Lex Qaicunque 'ciirt’ weit. Für
‘ die Sielle J. F. M. mag dies richtig fehn, ba ber Anfang
nichts anderes als ein Erterht mit erflärchben 6. ©:
fritra armuni et mehsem — für ahnuni eb’ — veluti
mottis etc, zur Erflänmg ven justa cause) dus beit Gefch
u. iſt, von welchem II. F. 62. $. 3. bie betteffende Stelle felbit
" mmthätt, die aber keineewegt beh vollſtändigen Anhakt des Ges
" feßes wiedergiebt, Gleichwie aber der @ingang von I. F. 19.
auf einer ſichtbaren Berwechslung Lothars II, und Lothars I.
IL Recesg. af Rechteb. 8 Cons. feudı % 213
” m sgnommen find, melde andy un uweilen an- 4,978.
"werben e), aber flrlien fich Ri Auch me
auf pindung des roͤmiſchen Rechts ), oder
der Beltimnungen des loinbardiſchen Rechts, be⸗
ſouders ‚über bag DBeweisverfahren IN die. auch
bei ben hemasinf iuläffig war bi, Wie
weit dee urfprüngliche Text reichte, und was da⸗
geg Fifa if, laͤßt ſich nicht mehr beftiiniten ;
gewiß gper ift, daß manche Ergänzungen aus eine
viel Iäferen‘ Zeit, fi nd, in welcher das Rechtsbuch
ſchon mit. anderen Ähnlichen, pirbunden 1 Un VUmlauf
beruht, ent auch in "ber Winkle, "aus Weiher? Yaccb sm!
ẽ ſchorty/ Die Conſtiention ECoprade Kl; anf dexen ""Tubakt \
Tit, 19 8 1. geftlgt iR, Lothar IL. zugeſ pder deren
Inhalt it dim Geſetz Lothars AI. wle it einen Banjen gehb⸗
rig dechunben geneſen ſeyn. Bit Si. ſcheint Mh, auf an
‚@efeh; zu fügen, welches Überhaupt, vom Berfufk deß Zahent
bandeltes es fönnte eben ſo gut das bei Ardizo unter ber Ru⸗
btit de fendis et beneficiis eingerũckte erſte Geſetz Heintichs HI,
(Senckenberg C.j. f.0d. 2.2.5890 fun, a m:
Zothare II. Denn Ardizo fchreibt ja wie Laſpepres ſelbſt
mertt, bie fogenannte Lex Quicunque nicht gerade kothar IL
zii; und wie wiſſen gat nicht ds ee eigentlich damit miehlt,
Daß Unbtlas de Iſernid ihr Anfang des vierzehnten
derts, bei einem Eitet des Odofrrdus, wus auf jene "fogemnmte
Lex Quicungue ſich zu beziehen [heine (Bafpeyres S.182,),
bie Bemerkung macht, dies fi et in den gewöhnlichen Dand⸗
ſcheiften fehlendes Geſttz Lothats IL, kann nichts entichetben,
9 LF. N. 4. 1. 28. | .
h LF. 3. pr. | 2
BO L F. 10. ia %. el
LF. 26. 4. 1. 1. F. Æ.
Bo. IL [18]
.—.
\
ÜBEL
8. sie.‘ mar. Dote d, daß mehrere son eineni mit den
x
Ant chten der mailänbifchen Lehnoſchoffen
Verfafler herrühren, der namentlich die
gen. des ‚mailändifchen Conſuls Gerardug. (Niger,
Sapagiffi). fannte !), und daß eben Daher, biefer
felöft der Verfaffer der Zuſaͤtze ſeyn konnte, durch
tweldhe das Rechtsbuch in Mailand vermehrt wurde,
wiewohl es dafür feinen Beweis giebt &. 2) Aus
zwei Aufſaͤtzen des Obertus ab Orto, ‚Seife
wu. Mailand und wie erardus Zeitgenoſſe K
Fliedrichs J, über das Lehnsverhaltniß, der cine
von ber Natur des Lehens und deflen Erwerbung
AL F. 1: u- fi}, der andere vom Verluſt deg Le⸗
hens (I. P 23. 24.) handelnd, iſt durch aͤhnliche
Zuſatze, wie ſie das aͤltere Rechtsbuch (Nro. 1.)
ethalten hatte, ein zweites um die Mitte des
zwoͤlften Jahrhunderts entſtanden. Auch hier iſt
uefprumglicher Tert und Zuſatz nicht mehr genau
J F. 37. dergl. mit M. F. 51. 8. 6. Diefer wer ein Reit:
genoſſe Kaifer Friedrick L Otto Frieing de sent Frid,
"LL.2 Cap. 13.
‚k) Denn daß die Beriveifung auf Meinungen bes Obertus, Ges
xrardut. Gtephanus und ‚anderer, welche in ben lezten Titeln des
zweiten Wuchs Ifter Angeführt werben, nicht gerade auf bie
Schriften jener Männer zu beziehen find, hat Kafpepres
&, 149. u. fu wie mir fcheint, allerdings bargetban. Damit
ift aber bie Borausfeßung, daß der Verfaſſer fpäteter Zufühe In
der Stelle IE F. 51: $. 6., um deswillen ben Gerarbus als
Gewährsmann für bie I. F. 27. über bie Lex commissoria
anführt, weil er wußte, baf von ihm Stellen des erfim Bachs
Berrfhtten, micht widerlegt.
”»
TU. Rechteq. V. Rechtsb. 1. Cons fend. 275
zu unterfcheiden; manches was anfangs dazu ge⸗ —X
hörte, hat auch fpäter einen anderen Platz erhalten 1).
Beide Rechtsbuͤcher ſcheinen bald nach dem Jahr
1155, in welchem das IE. F. 27. befindliche Geſetz
Sriedriche I; erlaffen iſt, zu einem Ganzen verbun⸗
den worden zu feyn (Note m). Bas zweite
Mechtsbuch, bildet if. diefem, nad) den Veraͤnde⸗
rungen, die es in der Folge noch erhalten Kat
(More H, die erften 27 Titel unferes jetzigen zwei
ten Buchs. 3) Gleichzeitig mit dem zweiten Rechts⸗
buch, ſcheint eine dritte Compilation einzelner Be
merfungen, Gewohnheitsrechte, Anwendungen von
Grumdfäten des roͤmiſchen und lombardiſchen Reches,
und Gefetzen Lothars IE "und Friedrichs I. ange-
legt worden zu fern, die, nachdem jene beiden
Stechtebticher verbunden worden ‘waren, auch an
diefe angereiftm) und allmaͤlig mie Ruͤckſicht auf
deren Inhalt vermehrt wurde "Sm Ihrer erſten
Anlage gehört fie einem’ malländifchen Juriften
an =); wenn man überhaupt von einem einzelnen
„Zeudiften” ſprechen will, ſo wäre‘ dee darınter
zu verſtehen, welcher diefe, drei Stuͤcke zu ginem
I) Die Stellen I. F. 14 bis 18. ſcheinen nach der Tübinger Hands
ſchrift nefpeünglich zwiſchen IL. F. 22 und 23. geftanben zu ha⸗
ben, and werden in jener einem Ugo de Gambolado ae
ben. Laſpeyres S. 174 u. f.
m) Rach den Hanbſchriften, weiche Hinter Tit. 27. bemerken: hie
finitar lex: deinde consuetudines regni incipiunt.
2) Bergl. Died a. a. D. S. 174 f. Lafpeyres @ 307 uf.
[ 18° ]
t
ı
'
276 Dritte Periche. MA. 8681272.
$. 378. Gangen: verband, mid bag. dritte mit Ruͤckſicht
—
auf. Dem Inhalt der heiden erſten vermehrte. Er
wäre demnach für einen Maffänder zu halten. In
der Geſtalt, melrhe das Ganze durch diefen erhielt,
bis 56 des zweiten Buchs einſchließlich, in unferem
jetzigen Rechtsbuch umfaßt gu ‚haben, und in diefer
geſchloſſenen Geftalt unter Aam Damen Consuetu-
dines oder Liber fendorum vor 1166 (Mote p)
in Bologna bekannt geworben zu ſeyn. Hier wurden
zu Ende des zwoͤlften Jahrhunderts die neueren
Geſetze, welche Friedrich J. ſe it dem, aber nicht allein
ſondern mit feinem Sohn Heinrich VL gemeinſchaft-
lich. erlaſſen Hatte (Mote 2), die daher noch nicht
in:der Sammlung ftanden, hinzugefjigt, das Ganze
aber auch. wohl an die Novellen angereiht, weshalb
eg auch decima collatio heißen konnte o), und
diefe Benennung auch wirklich erhiele (More 5),
wiewohl fie die frügere ‚nicht verdrängte, fondern
diefe vielmehr die gewöhnliche blieb. Schon Bul-
garus hatte Gloſſen zu der Sammlung : gefchrie-
0) Joannis (Bassiani) lediura in Authentitas hinter Azo-
nis samma in Codicem. Venet. 1610. p. 1210 seq. in
prooem. Ultimo autem loco, quia utile vimmm est, Zages
norus Federixi et Hentiel et vonsuetudines in scris
pfls rednetas circa feuda legitime approbatas, placnit legi-
time copulari et sub idonels titulis collocari, ut omnia
. per ordinem evidentiorem praestent intelleetam; quae de-
cima poterlt cöllatio s. compilatio non. Irfationabiliter
nuncupari. eher die Aechtheit diefer Stelle f. die erſte Uns
II. Rechtsq. V. Rechtsb.1 Cons. —* 277°
ben P), und noch im’ zwolften Jahrhundert Baten 9. 778.
deren von anderen, namentlich von Pillins hinzu.
Die Eintheilung. in zwei Bücher, da. fie mit dev
Entfichung der Sammlung in natürlidem Zufam-
menhang fteht, harte diefe wahrſcheinlich ſchen the
fie in Bologna befanne wurde; die Vezeichnung
einzelner Abſchnitte durch Mubrifen (Titel), ſcheint
hingegen der Mechtsfihule von Bologna anzugchd-
ren 9). Die Abfchniete, welche durch die frühere
Einrichtung und daher ziemlich zufällig entſtanden
waren, fiheinen dabei ‚aber Anfangs beibehalten, \
und daher die Eintheilung, bie ſich aus der Summe Ä
des Jacob von Aerdizone und dem Apparatus des
Jacob Columbi noch erkennen laͤßt, ſo unbequem
geblieben zu ſehn, wie ſie ſich bei dieſen darſtellt r}.
Unter Kaiſer Friedrich LI. ſtellte Hugolinus Pres⸗
byteri (} 1233) am Ende der Consuetudines
alle Sonftitutionen Friedrichs L und Friedrichs IL
zufenmmen, und verband damit zugleich die Lehns⸗
gefege Conrads IL). So entfland ein bedeu-
p) Alvarottus lectara super fend. in prooem. Bulgas
zus enim et Pilens priufitus glossaverunt. Zaſpeyres
©. 345 u. f. Schon vor 1166, bem Todesjahr des Bulgas
zus, waren alfo alle drei Theile des Rechtsbuchs auch verbunden,
q) „Sub idoneis titalis” Note o. Vergl. Lafpeyres ©. 289.
r) Die Nubriten nach ber älteren Rubrikation, aus Jacob von Ars
dijone nachgemiefen, f, bei Zaſpeyres ©. 60.
e) Odeofredus Comment, ad Cod, Justin. ad Auth. Cassa \
C. de SS. Ecel, (1v.3.). Vt umm sclatis, Autheuticum
278 Dritte Periode; A. 888- 127%.
6 978 tenden Anhang des Rechtebuchs, der aber in dem
älteren Handſchriften anders eingerichtet war, unb
auch - in den. fpäteren nicht gleichförmig beibehalten
wurde: Das Rechtsbuch felbft hatte nichts auf-
genommen was ſchon in der Lombarda fland, wohl
aber auf: die in dieſer enthaltenen Gefege Ruͤckſicht
genommen. t). Daher fehlten. in allen. Handſchrif⸗
ten der litera volgata nicht nur jene Geſetze Eon-
rads IL, fondern‘ auch die Heinrichs II. (in Deutſch⸗
land IE), welche das Lehensverhaͤltniß betrafen,
und die. Geſttze Lothars I. ſtanden nur unvollftän-
dig darin, weil fi) davon in den: damaligen Ab⸗
ſchriften der. .Lombarba: bald mehr bald weniger
gefunden haben muß ($. 269.) . Eine. ktera vul-
eata der Consuetudines muß fi aber ſchon
‚ früßgeitig gebildet haben; fie. enthielt den Tert ber-
felben fo wie er in Bologna is Umlauf gefommen,
quod 'fuit compositum a Jusliniano, 'hadet norem callstio-
nes. Pustea cum venit Imperator. Federicus Janior misit
has constitutiones ad tivitatem istam doctoribus legum,
ut aptarent eas singulis —— Iogibus sub ‚congruentibus tjtulis:
et ita feverumt Doctores dum convenerunt in 5. Petro
cum istam aptaverunt ad legem istam, Posten quid fece-
rant! Domings Hugolinus post nonam collationem posuis
librum feudolem, et omnes canstitutiones Federici
æt antigui et junioris, et aliquas leges Conradi ‚Imp.
et vocatur decima collatio. Sed pauci sunt, ‚qui ha-
beant ita ordinsse in lihrie auis.
t) Auf Gonrabs II. Gifege: i.rF1i. 6. 1. Auf andere, die voll⸗
ſtaͤndiger ober unbollſtäubiger in bee, Bowbarba erholen gene:
. fen.fey mögen: LX. 10. 21. 92 .
m. Rechieg. V. Rechtsh. 1, Cons. fepd. 279
weiter abgeſchrieben und „gloffrt worden tar. $. 278.
Einige "Veränderungen find“ auch mit dieſenn vorge
gangen, aber durch Feine planmäßige Ridackion, |
nur allmäligtt). "Daß außerhalb Bologna dagegen,
Das Rechtsbuch, zwar mit denſelben Grundbeſtand⸗
cheilen ; aber. nach der Natur feiner Entftehung,
mit Abweichungen in einzelnen Zufägen, fih finden
mußte, läßt fich ſchon vorausſetzen. Die Befchaf-
fenheit folcher Handſchriften veranlaßte, daß “Jacob
von Ardizone in der Summe, bie er um das Jahr
1230 über das Lehenrecht ſchrieb ©), als Capitula
extraordinaria auch das zuſammenſtellte, was er
in den gewöhnlichen Handſchriften nicht fand. Zu
diefen gehörten nicht nur Bemerkungen und Er-
fahrungen, wie fie der- Feudiſt/ der Sammlung
zuie Dbcfihe anf ihee Früßeren Beftandefeile bei
gefüge hatte, in betraͤchtlicher Zahl, ſondern auch
Ergänzungen aus der Lombarda,. welche. namentlich
aus den Geſetzen Heinrichs IH. v) und Lothars II,
fo weit ſie das dehenoverhaͤltuiß betrafen ” ent⸗
ei) ©. Lafpeyres ©. 2 nt u
m) Ueber biefes Wert f. Rafpepzıs e. uf %. gerbiente
eine neue Ausgabe, mit Mürkficht auf die neueren Unterſuchun⸗
geu Über bie Geſchichte des Behenrachts,
v) Ir Der jeige Tit, 57. be Vulgata.. 9 Das Eapitel des Ja⸗
son Pirbigone de militum bepeficiis, Senkenh. C. j. f,
Pr a» mit ben Bufangtponten:
Si oontigerit. Senkenb, p- 583. . ; - .
w) ©. oda Rote — 0
ISO Weltie 9 Perie, Ä ss ME»
4.978. nommen waren. Bon den Esemangen der lezte⸗
ten Art iſt zufaͤllig ein Stuͤck aus den Geſetzen
„Heinrichs u zu Tit. 67%), von, den Ergaͤn jun⸗
2) Die Selnde, 06 weidien Bafpeprei ©: I und 367. tiefes
und das dritte, Mote v. erwähnte Städt Heinzich-III. abſprechen
und Heinrich, VL zufchreiben will, feinen mir undalther. Sätze
es ein. Geſetz bes gleichzeitigen Seinriche VI. fiber bie Seldie
gegeben, fa önnte es fi surmmögfich unter bie Capitzda extra-
ordinaria verloren haben, und erſt durch Bufull wicher in die
Vulgata mit bem Zweifel gefommen feyn, "welchen bie G@lofle
beifügt : sitne lex vel nom. Die ſehr Ireffende Erflärung, welche
"Rafpspres felbft von der, @rwähnung der Geſetze Heinrichs Pei
. Iphannes Baſſianus giebt (Npte 2), nimmt den Hauptgrund
weg, aus welchen man noch Zweifelhbaͤtte Keygen konnen, ob
‚ichs 11. F. 57. bier gemeint‘ und biefes Heinrich VI. gugefchrier
. hen ſeyn möge. Auch die Grundfäge, bie I. F. 57. aufseſtellt
. werden, find die aus I, F. 5. altbekannten, und wenn, wie
Zirfpepets meint, die lezterr Stelbe ſich auch auf das Gefetz de
wmilitam :heneflciis Aliken fönnte, fo beweiſt dies vichts für
Heinriche VI. Antheil au IL F. 67. Die Erwähnung von fünf
Beugen ‚ welche nach Laſpeyres nicht fol alt fepn kömien, weil
im Mechhabuch. nur davon dis Nede Jen, daß der Maſal vor ber
Gurie der Gelonie.überfähet werben mäffe, ſoricht eben für das
Alter der. Stelle, bie, mit der Lex de militam beneficiis vers
wiichen, ſich noch wie biefe an die alten Formen des Weweifes
hätt, welche freilich nach ben Formen des zwölften Japrhunderte,
in welchem das Bechtsbuch geſchrieben wurde, nicht mehr im Ges
br auch ſeyn mochten, ber doch nach ber Lex de militum bene-
Gchs un uch ſt entſchelden ſollte. Am wenigſten kann ber Ge⸗
brauch des Worts ſondum gegen das‘ Alter des Gefetzes ſpre⸗
chen. Theils iſt €6 nicht gewiß, Daß: fendum "in ber Mitte des
eilften Jabrhunderts in Italien noch gar nicht gebraucht wor⸗
den fen; im Frankreich war es ſchon ‚An Jahrhundert feiher ein
betannter Ausdruck, und der Eonchient des Glſetzes brauchte
nicht nothivendig ein ·Löiihakde pur ſthnj heile iſt in Ih F. 57,
fo wenig als in I. F. 2. bir Inhalt: des Geſthes wörtlich wies
bergegebeu; beide find Excerpte aus veffänbigen Befeken, und
das „feudum” fan in ber eiſten Stelle auch auif Piichnung
II. Kehtbä. V. Kechtsb. 1: Cons, fen. 281
"gen der erſten Art eben fo zafaͤllig eine — ER
‘von Bemerfüngen in den Vt. 58. der litera vu
gata gekomnien 7). ' Mit dem älteren Anhang den
Johannes Baſſia anus beſchreibt (Note o), und mie,
den neueren und Älteren Kaiſergeſetzen "nach der
Anordnung, welche Hugolinus denſelben gegebeh .
hatfe, hielten es dagegen die Abfchreiber emlich
willkuͤhrlich, und die Handſchriften enthalten ge⸗
woͤhnlich nur den coſtnitzer Frieden, von welchem
Johannes Bafſianus ſpricht, und bie Conſtitutid-
nen Friedrichs II. ) , ſelien aber auch die Geſeie
I Ba nd; u a an m
et mensom.”
)
y) Die Bicffe bemertt: hie intitulaten de notis —— qula
potias puto fore notas siye notulas super. feudis ſactas,
‚ quam debeant esse de text consaetadinum.
5) De nova⸗ legen Frideriei,, Mote a, muͤſſen Befehe im *
genſaß ber Älteren, dik ſchen im Btschtebuch ſtanden, bezeich⸗
nen. Eben darum haͤt Laſpeyres S. Wo u. f. gewiß Recht,
wenn er aüsfühet, dei Hiermit den leges Frideriet.et Heurici
nichts anderes als- der coſtnitzer, ayedrucuch mis im M
Deinrichs VI. geſchloſſene, Friede gemeint ſey, der für ein Gele
galt, und eben ſowobhl als die Eonftitutionen Friedrichs II. vom
7.1330 in den Kandfdyeiften : zum Anhang dis Lehenrechtss
"Vs gehort. "Die teren im fliuften Jabrzehnt des pwölften
Jabrhamderis erlaſſenen Beftge, bie in den Titein 54 bis 66.
authaten ˖ find, Cönnen- iim Gegenſatz von II. F. 53;, bas ohne
Zorifel von ſeher zus dricten Fompilatien gehört: hat EMipeyres
S Mt.), nicht Lagen nowab heiſen. Gs iſt daher⸗ gar kein
Grund zu der Annahme vorbanden, baf nicht die Consuetu»
dines, als fie in Wblegna-befannt wären, ſchon Bis Yiti 66.
imel. gereicht hätten, und aus Tit. 54 — 56. einen vierten Haupt
beſtandtheil des Mechesbuche ju jacken.
282 Dritte Perigde: A. 888— 1272,
6. 378. Conrads UI. und bie Geſetze Fricdeihe J vor dem
Caoſtnitzer Frieden, die Hugolinus wie es ſcheint
alle, ohne Ruͤckſicht auf das was fi davon ſchon
‚in dem Rechtsbuch felbR fand, zufammengeftelle
hatte ae). Die Gloffen zur litera vulgata bear-
‚baitere Jacob Columbi in einem Apparatus um
‚1240, welcher mit wenigen Veraͤnderungen die
Grundlage der Glossa ordinaria des Accurſius
geworben iſt, die Das Lehenrecht als decima col-
latio auch mit umfaßte bb) Au der urfprünglichen
Eintheilung in Titel. war ſchon vor Accurſius
manches geändert worden, obwohl die ältere noch
zur Zeit des Jocob Columbi ‘die gewöhnliche ge
weſen ſeyn muß; Accurſius wich von dieſer noch
haͤufiger ab, und fo viel auch fein Auſehen dazu
‚beigetragen haben mag, mehr Gleichformigkeit in
die Einteilung zu Bringen, hat ſich doch eiſt nach
"und nach eine gemeine nenere Rubrication gebil-
det ee). Die Verbindung des Rechtsbuchs mie
"den Movellen, der Umſtand, daß es viele Faiferliche
Seſete enthielt, daß es wie das roͤmiſche Recht
| aa) Bngolund muß ud) bie Meren Gefehe Fuicbriche I. mit ben
iegen, - Er hat alfe weht II. F. 27, aud zeit Sinter IL F.
5% eiugereiht, und bied, fo ale Die dabei Hingsigefügtes Geſetze
"lenmabg hatten bis Ganbfcuifem aux. fehen „ite, andimie.”
BD mal. Eaton 6 3 u .
- cc) &. ebendaſ. 8 36. g. ß.
J
111. Rechtsq. V. Rechteb. 1: Com foud. 3
gloſſirt war und in SBorlefungen erflärt wurde, 4.078,
erhob Das Rechtobuch allmölig zu dem Anfehen
eines gemeinen Lehenrechts, und es "wurde ver-
geflen, daß es feinem Urfprung nad) blos lombar-
diſches auf beſonderer Gewohnheit beruhenden
Mecht war, auch die Kaiſergeſetze, welche es enthielt,
großentheils fih nur auf jene bezogen ID), unp
nur Einzelnes darin nach ber Abſicht des Geſetz⸗
gebers felbft für das gefammte romiſche Reich
Geſetzeskraft beben ſollte ee).
Erſte Anmatung Ueber die ‚Verbindung bes
Eehenrechtsbuchs mit den Novellen - |
Die Aechtheit der Stelle bei Johannes Baſſlanus oben Note o
kann wohl nicht mehr bezweifelt werben, ſeitdem bargethan iſt, daß
das Lehenrechtsbuch ſchon zu Ende des zwölften Jahrhunderts fu
ber Necenſion vorhanden war, welche man aus der Summe bis
Jacob von Ardijone kennt. Laſpeyres ©. 266. u. f, v. Sa⸗
vigny, welcher bie Hechrhält jener Stelle fortwährend verwirft,
Käugnet auch nicht die Möglicheit einer ſchon vor Zugolinus geſche⸗
henen Verbindung ber Novellen und bes Lehenrechtebuche, fonbern
‚dab es an einem gefchichttichen Grund fie anzunehmen fehle, weile -
die Stelle bes Johannes eine Interpolation ſri, in welcher die bei
Ddofredus befindlichen Thatfachen erzählt wirdm. Es oil eine
ganj zufällige und ſehr natürliche Ungenauigkeit“ ſeyn, ba. bei
Jebannes wur Geſche von Brievrich wnb Seinrk, und Dagegen Wei
dd) Zilk Eencads II, Geſetze Über die Erbfolge, Letbars und
Friehriche I, Wefeke über bie Weräuferung, In Beitfcrland
galsen Über dieſe Fragen bes Lehenrechts ganz audere Degein,
ee) Mie Eonpjtuplen, non ben Riygelien if bios auf bie Berfaflung
pen Sralien uch has Ybifche Werk argräntet. €. weten. 369,
N
284 Dritte Peiode. A. 8881972.
4. 9178.
& 2379, a
Gbefrebüs iur Geſetze von Frlebeich I. und IL. und Gontab erwähnt
md, und, weil eiccurſius das Werk, des Johannes vermehst bat, biefe
Stelle dem Hrcurfins jugefchrieben werden. Dies fönnte man gelten
Ioffen, wenn biefelbe Thatſache, nur mit verfchiedenen Umſtänden,
ergäpte wfirde; aber hier ſind die zählten Thatſachen ganz verfchies
den. Dbdofredus fpricht nicht zunächkt davon, daß Hugolinus faifers
‚Uche Eonftitutionen mit dem Lehenrecht erſt verbunden habe, mon,
von’ bei Johannes bie Rebe ft, fondern von einer Anorduung, '
die er In Hinſicht des Lehenrechtsbuche und der Einrückung ber
kaiſerlichen Conſtitutionen hinter demſelben getroffen Babe, zu welcher
die Ueberlendung der Gouflitstionen Sriebriche IT. Die Verau⸗
laffung gab. Rei Johannes wird ven des Thatſache geſprochen,
daß man das Lehenrechtebuch, in weichem fchon Gefche Friedriche J.
enthalten find, mit deſſen und Heinrichs VI. neuen Geſetzen vers
‚bunden. und rubriciet babe. Hugolinus rückte hinter dem
Liber feudorum alle Geſetze Friedrichs J. und IL ein, wobei freis
lich ber Name Heinrich VI fbergangen werben konnte, weil ber
‚sofiniger Friede auch zu den Geſetzen Friedrichs I. gezählt werben
‚tan, obne dabei des barin mitgenannten Sohns beffelben ausdrüds
‚Sch zu erwähnen, und fügte bie Gefehe Conrads bei. Das Lehen⸗
"Techtebuch mit dep Kaiſergeſetzen bemerft Johannes könne man die
decima callatio nennen, und Hoofrehus fagt, es heiße fo, nicht aber
daß es erft von Hugolinus ober feit-Bugolinus fp genannt werbe.
Bergl. Leſpeyres ©. 274 u. f. S. 332,
6. 279.
II, In Deutſchland findet man im dreizehn⸗
‚sen Jahrhundert zwei Rechtsbuͤcher a), welche ein⸗
‚ander ſo nahe verwandt find, daß entweder beide
auf einer gemeinfchaftlichen älteren Grundlage
ruhen müflen, oder das eine als Bearbeitung des
9) Das michgfe übe Me einmatn ab Di Bnsgaben der baute
III. Redjtäg..V. Rechteb- &: Sachſenſp· 985
anderen anzuſprechen ift. Das eine heißt in den 4.0.
Handſchriften durchgehende ‚‚Landredhe, und wo
der zweite Theil b) Damit verbunden üft, „Land- und
Lehenrecht⸗, in einer ſehr alten Vorrede wird das
Landrecht, Spiegel der Sachſen, genannt e) Das
zweite Rechtsbuch fuͤhrt in den Handſchriften am
gewoͤhnlichſten ebenfalls blos jenen Titel „Landrecht
und Lehenrecht /“; die älteften Handſchriften fchei
nen Feinen anderen Titel zu kennen 9). Es heiße
aber auch das Kaiſerrecht; doch wie es ſcheint
nur als eine Erklaͤrung des Ausdrucks —*
recht e). Die älteften Ausgaben aitchnan ‚auch
b) Bergl. ımten 6. 281. BEE
e) & bie erſte Ammertkung pu u dieſem Paragravhen. Die. Stelle
aus ber zweiten rhythm ſchen Vorrede laute (8. 178 — 182):
Spigel der Saxen
Sal diz buch syn genant, _ a
wende Saxen recht ist hir an bekant,
Als an einem spiegele de vrouwen ‘
ire,antlise beschouwen. . Eu
d) Der Eober Ambraſianus (Senkenberg Corp. jar. Germ.
Tom. 2. Sect. 2.) nach Senkenbergs Befchreibung unb ber
vorgefezten. Schriftprobe in das Ende bes dreijehnten Jahrhun⸗
ders. zu ſetzen, beginnt: hie hebet aich an das lantrecht
beoch. Auch in den fpäteften Handſchriften findet man bies
eben fs ohne irgend einen Zuſatz; aber anheben in > beim. auch
m Reiferzecht "' a
e) Ber unten 6. 2382. zu ermwähnende idcherſer Pe fegt
dor der Werrede: Hie beginnet aik de vore rede von deme.
keyseres rechte. Ob auch der Sachſenſpiegel, jedoch nur außer
den Handſchriften, die Benennung Kaiſerrecht hat, iſt ſchwer zu
entſcheiden; die Anführungen laſſen meiſtens zweifelhaft, weiches -
286 Dritte Petiobe. A. 8881979.
9. 779.
N
den Ausdrud Spiegel von dem erſtgedachten
Rechtsbuch md namen das leztere einen Spiegel
Faiferlichen und gemeinen Landrehts ft,
Von einer gemeinfchaftlichen Grundlage beider
Rechtsbuͤcher hat ſich bis jezt keine Spur gefun⸗
den 8); nur die zweite vorhin gedachte Voraus⸗
fesung kann daher flatt finden. Als das ältefte
beider Rechtsbuͤcher iſt aber ohne Ziveifel der Sach⸗
fenfpiegel anzuſprechen, deſſen Verfaſſer nach dem
Zeugniß der Älteren Vorrede, welche wenigſtens
noch dem dreizehnten Jahrhundert angehoͤrt, wenn
fie gleich dem Verfaſſer ſelbſt wohl nicht zugeſchrie⸗
ben werden darf b), ein nordthuͤringiſcher Land⸗
ber beiden Dtechtöbficher gemeint IR. S. mein deutſches Pris
Yatrecht. &. 10: Mote b.
H &o die Mupköurger Mudgabe von 1480. Gpangenberg
©. 9. | |
g) Der Vetas auctor de benefielis farm nicht einmal für Alter
als kt füchfifche Rehenrecht gehalten werten. ©. uns
tn ©.
H Ueber bie Worreden f. die erſte Anmerfung zu dieſem Para⸗
. Die hier von Homeier gegebenen Grünbe für das
Höhere Ulter bes Aten Thells der rhythmiſchen Vorrede, ſcheinen
inte zu entfcheiden, daß fie noch in das dreizehnte Jahrhundert
gehört, und damit ſtimmt auch überein, daß der Codex Arpia-
mus (Dreher, Beitr. zur Ritteratur u. Geſch. b. d. X. S. 146.),
im J. 1296 gefchrieben, die Benennung Sachfenfpiegel ſchon
kennt; nur glaube Ich nicht, dag fie von Eife ſelbſt ſeyn famr.
Es paßt wohl nur für ben Berfaffer einer Borrede, ber diefe balb
nach ber Vollendung bes Werks eines Anderen fchrieb, weiches er
für cin gelungenes hält, deß er B. 97. mit ben Worten begiumt:
-
TI. Kedytög. V. Rechtsb. Scchfnfp 287
gerichtsſwhoffe Eite von Dtepgow war, der bas Bud 4. 179. |
woifchen 1215 und 1235, vielleicht vor 1218
ſchrieb 1). Die Abficht des Verfaſſers gieng ſicht⸗
." Go6 hat die aatcen wol bedacht: °
eint dis, huch ist yore. bracht
den lüten al gemeine — 2
en are (B- Su
Nu Hankeb al gemmeyne ..
dem von valkensteyne,
der Greve. Hoyer ist genant,
"das an diütich ds 'gewant. .
.. diz buch darch sine bäte: 0
Eyke von repgowe iz tete,
ungerne erz aber an quam
- x. de er aber vorham 00
: .. Bo gros darzu des erren, gere, a
da ne hatte her kleine were;
des herren liebe yn’gare verwan,
daz her des baches bagen,
. des yme was vil ungedacht,
do herz an latin hatte gebracht
“ ane heilphe und ane lere;
dao ducht yn daz zu svere,
das ers an dütisch wante;
. zu lest er doch genante
des arbeites, unde tete
‚ greren hoyeren ba
—
w
Senguinitate) bezieht. Zwar "bunte dies eine ——e—
ſteht. Aber Graf Hoyer von, Falkenftein (Note h) koum
Urfimben zwiſchen 1220 und 1235 vor (Erath od.
Quedlinb. p. 113. seg.); @ite Ka hans ann ads
als Landgerichtsfchöffe (Bruns Beitr. zu alten Druden St. 1.
S. 117 u. f.). Die Bloffe erflärt ben Umfland, daß ©. 3.
ww |
368 Ditte Pesiobe.»A.. 88 1272
. Ns. ber. wicht: auf Darſtellung des eisenthumlichen
ſaͤbſifchen, ſondern auf die des ihm bekann⸗
ten anmendbaren Rechts ohne Wuͤckſicht auf
deffen Quelle, alſo eines Rechts, das überall in
Deutſchland in einem gewiſſen Umfang ($. 277.)
anwendbar war. “Sehe vieles in dem Inhalt
füge ſich auf die Reichsgeſetze h. oder das Hieichs
herkommen; die Reichsverfaſſung iſt bei allem was
das öffentliche Recht beruͤhrt, die Grundlage. Da
er aber dabei begreiflich zn fo. ‚oft zunaͤchſt von
der fächfifchen Werfaffhng 'anagteng 1)," und dieſe
aus der Reichsverfaſſung erflärte, als er, umgekehrt
aus der Iezteren blos Grundſaͤtze ‚ableitete, die er
allgemein hinſtellte m), da feine Erfahrungen auch
zunaͤchſt auf Sachſen ſich bezogen, fo grhielt feine
Arbeit allerdings. eine fächfifche Farbe und vides
von dem Inhalt fine Buchs iſt auch cwoenvnn
GG
rt. 69 dab behetchen —* mtb’ Marburg nicht
Als ZFahnlehen im Rinde Sachſen genannt wird, nach „einiger
Dieinung” daraus, daß als dies Medyt' gegeben worden, bie vor
Braunſchweig das Kaiſerreich gehabt,’ mb re Herrichaft führe
„eigen gehalten hätten ($. 240.). Sonach wäre das Buch
tihtet Otto IV., alſo dor 1218, gewiß aber vor Ertichtung des
u * ogthums Braunſchweig und ‚Lüneburg im Jahre 1236
" rieben.
— Bd Sr ih de alfa
enntheils auf den Gefeten N, Friebriche J.
H 3. B. B. 3. Kat. 69. 64,
m) 3. B. 8. 1. ar. 80. 8.3. ker 59 bie 62,
U »- „| .
TIL Rechtsq. V. Rechtsb. 2. Sachfenfp. 289
liches ſachſiſches Recht. Ukberdies ſchrieb we 6.99.
naͤchſt für Sachfen 2).
Aus gefchriebenen Quellen hat er nichts uns
mittelbar übertragen; er fchreibe durchgehende aus
Ichendiger Kenutniß der beflchenden Rechte und
Verhaͤltniſſe, durch Erfahrung erworben o). Wie
weit er dennoch fehriftliche Quellen gekannt und
benuzt Habe, läßt fih nicht beftimmen; auf die
carolingifche Geſetzgebung als die Grundlage des
Sachſenrechts P) beruft ſich die Vorrede, die von.
dem Verfaſſer felbft herruͤhrt oder doch die ältefte
tft, dennoch verräth fih nirgends, daß er die alte
Lex Saxonum und die Capitularien unmittelbar
gebraucht hätte. Die rhythmiſche Vorrede möchte
a) In ber Vorreber des heil. Geiſtes u. ſ. w. „daß ic) Recht and.
Unrecht der Sachfen befcheibe;” eine @rflärung, von welkher die
Mote 6 angeführte Stelle ber chythmiſchen Vorrede bie Yaras
vhraſt iſt. F
0) Die rhythmiſche Vorrede V. 151 u. fü
Dis recht ne han ich selve nicht underdacht
iz habeti von aldere ah unsich gebracht
Unse gute vore varta;
mach ich ouch ich wil bewaren,
Dai ınyn scaz under der erde
mit mir icht vor werde
Von gotes halven de gnade myn
sol al der werlt gemeyne syn,
Auch die Beftlumiungen, welche auf den Reichgeſetzen beruhen,
find nirgends wörtlich aus diefen zensnnnen. Bergl. z. IB. den
erſten Landfrieden K. Friedrichs J. (neue Samml. der Reiche:
abſch. Th. 1.©. 7) mit ſächſ. Zäudre B. L. Met. 72. .
p) Textus Prol. Constantin unde Karl, au den Sassenland
sines rechten tiüt,
se. IL 6103
290 Dritte Periode. A. A; 888 1272.
4. 28. davon, kadem fie jene Stelle. parapkrafirt, die Ber
anlaffung genommen haben, in Beziehung auf jene
wenigſtens der Sage nach nie unbefannt gewordenen
Rechtemonumente, ein urſpruͤnglich lateiniſch ge⸗
ſchriebenes Rechtsbuch anzunehmen, das er geſam⸗
melt und erſt in das deutſche uͤberſezt habe ), und
damit moͤchte zuſammenhaͤngen, daß eben deswegen
ſchon zur Zeit der Abfaſſung der Gloſſe, mithin
im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts, der
Sachſenſpiegel das lateiniſche von Eike in das
deutſche uͤberſezte Privilegium Carls des Großen
genannt und einzelne Zuſaͤtze, die ſich in neueren
Dandſchriften fanden, als das Werk Ottos des
Großen betrachtet wurden "). Wenigſtens finder
ſich Feine Spur einer lateiniſchen Urſchrift des
Landrechts.
Aus der Vergleichung der Handſchriften ſieht
man, daß das Rechtsbuch Eikes in verſchiedenen
Zeiten durch Interpolationen und Zufäge vermehrt
worden ifl. Ohne Zweifel Fommen zwar die Hand⸗
fhriften deflelben, welche keine Eintheilung in
Bucher und Feine Gloffe haben, der urfpringlichen
Geſtalt deffelben näher, als die gloſſirten und felbft
die in drei Bucher eingerheilten ohne Gloſſe;
gleichwohl fcheint es, daß man auch aus jener
erften Claſſe derfelben, über den urfprünglichen In⸗
9) ©. oben Note h.
x) &. die Gloſſe zum Textus Prol. und zu B. 3. Yıt. 82. 83.
IL Rechtsq. V. Rechtsb 2: Suchfenfe. 1
halt, den der Veefaſſer felbſt feinem Werke dege 5. 370.
ben hat, nicht urtheilen kann, weil Eeine von allen
bis jest aufgefundenen Handſchriften über dag
Ende des dreischnten Jahrhunderts hinaufreicht ®).
Wir haben in dem Rechtsbuch in der Geftalt, in
welcher wir das Landrecht des Eife von Repgom
nennen, alfo nur eine Bearbeitung des. Land»
rechts, welches dieſer verfaßt Kat.
1
Anmerkung. Vorreden des Sachſenſpiegels.
> Mus VBemerkungen, bie mir von Homeper'migetheft worden
find, ziehe ich folgendes aus: In den Kandfchriften und Auegaben
des Sachfenfpiegels kommen ſechs Worteben vor, wiewohl in tkeiner
alle neben eindnber ftehen. J. Die wichtigſte iſt die „Praefatio
8) Bergi. Nietzſche in dem 8. 281. Anmerfung 1, angeführten
Aufſatz. Die leipziger Handfchrift, welche bei Gärtner abges
druckt iſt, kann nach det Befchreibung, welche er felbft bavon
giebt, nicht Aber das vierzehnte Jahrhundert hinaufgefrzt werben,
und am wenigften um die Mitte der breizehnten Jahrhunderte
gefchrieben fepn, wie Gärmer glaubte, da fie fchen fehr Diele
Zufüge bat. Daſſelbe gie von der quedlindurgifchen, obwohl diefe
aus einen Coder bes breisehnten Jahrhunderte, beträchttich älter
als bie Entfiehung ber Gloffe, genauen ſeyn muß, da ſie ſo viel
„weniger Zufäe enthält, als. bie zweite Elaffe ber Handſchriften.
©. bie erfle Anm. zu $. 381. Die berliner, und bie heidelbers
ger Bilderhaudſchrift, wisd niemand in das dreijehnte Jahrhun⸗
dert ſetzen, ber fie geſehen hat; er müßte denn wie Kopp, der
die leztere zuerſt befchrieben und viele Artifel, zu welchen die
Bilder gehören, vortrefflich erläutert hat (U. F. Kopp, Bilder
und Schriften ber Vorzeit. Th. 1. Mannh. 1819. 8., vergl.
Göott. gel. Un. 1819. S. 1681.), von vome berein in bem
von Ihm zuerſt bekannt gemachten auch den älteften Eober ſin⸗
ben wollen.
[ 19* ]
RS
292 Drüte lite: 8.288 — 1272.
$. 37% sbythmice”. Cie zerfuͤlt Im zuni beſtipet gefchisbene Stökke.. Das
erfte, ®,.1. bie 96., enipält. 12 Etrophen zu 8 Zeilen, mit wech⸗
ſelndem Reim und ziemlicher Regelmäßigkeit im ben Hebungen der
einzelnen Zellen. - Das zweite Stüd, 8. 97 bis 280., befteht dage⸗
gen aus 11 Abteilungen Son ungleicher Länge mit auffolgenben Reis
men und unegeimäßigem Bau ber einzelnen Zeilen. Im erſten Stück
vernimmt man einen Berfafler, der ein Werk verthejbigt, welches ſchon
mancherfei Angriffe erfahren Hat. Schon manche haben bie Wege bes
weten, bie ee bereitet hat (8. 3, 4.)5 et tröftet fich, daß vielen ge
fällt, was andere verdrießt (8. 69:15 f.); er Magt, daß man ihn
verfchrein wolle (8. 56.), daß man feine Worte entftelle (8. 81.);
er vergleicht fich dem von Hunden angebellten Wi (3. 89. 90.).
Im zweiten Stüd rebet dagegen ein Werfaffer, der feine Arbeit
erſt emfährtz er macht ſich auf den Mißbrauch feiner Lehren gefaßt
(B. 103 u. f.), er ſpricht von deren rechtem Gebrauch (G. 124 u. f-
138 m. f.), et giebt den Urſprung feiner Sätze, feine Motive
(8: 151 u. ſ) den Namen des Werts an (176.)3 ex. Übergiebt es
zum Beweis feines mohlgemeinten Strebens (V. 220.), er fürchtet
Fünftige Vermehrungen, die auf feinen Namen kommen könnten
(8.231 u. £.)5 er erzäßlt die Geſchichte feiner Abfaffung. Mit dies
fer dur das zweite Stück gehenden Haltung, ſtehen auch gewiß befs
ſen erſte Zeiten nicht im Widerſpruch, wiewohl Brupen (Spangen-
berg &. M.) glaubt, fie fprächen van einer Zeit, wo der Sachſen⸗
fpiegel bereite allgemein verbreitet geweſen; denn bas „‚sint” bes V. 98.,
Seasucht nicht durch feitbem gegeben zu werben, ſondern kaun auch
durch „weil, demnach⸗ gegeben und auf die gegenwärtige Zeit bezo⸗
gen werben. Hänfig wirb die Worrebe von ®. 97. an, durch größere
‚Rnitiofen, Ober auch Busch‘ bie Rubrif: Eyn ander Vorrede“ ober
auch dadurch als ein beſonderer Abſchnitt bezeichnet, daß nur das
zweite, nicht auch das erſte Stil gegeben wird. Dies gefchieht
gerabe in zwei Handſchriften ber Glaffe, welche ben Sachſenſpie⸗
gel in der Äfteften uns aufbehaltenen Geſtalt darftellt, von den beis
den anberen in biefe Elaffe fallenden, die bie jezt verglichen find, bes
ginnt bie eine init 8. 178., bie andere ift defert. Die thpihmifche
Vorrede fehlt zwar in vielen Paupſchriften; es find aber neuere; bie
ber erfteren Claffe, ‚die nur einen Theil ber zweiten Vorrede haben,
Stehen einzeln. Die Uberfche Handfchrift (Homeper Sachſenſp. 1e Ausg.
II. Rechtsq. V. Rechtb. 2. Sachſeuſp. 293
©. XIX.) fat Die ganpe Bonrebe mad hürfte mod) in bat behehmne 4. 379
Jahrhundert fallen. Die fogenannte fächfifche Ehronif, bie nach
(Per Archiv 8. VL S. 673.) zwifchen 1260 und 1281. zu ſetzen
if, leunt ſchon bie rhythmiſche Vorrede, unb fcheint fie bem ife
von Repgow feibft zugufchreiben. — Homeier hält demnach bie Vor⸗
rebe für bie von Eile felbft verfaßte ober doch für eine feinge Zeit
ſehr nahe ſtehende. — In Hinfichs eines Wlters, das ben des Bess
faſſers ſehr nahe ftand, finde ich auch biefe Gründe entfcheibenb.
I. Prologus. Die Borrebe: „des heiligen geistes minne”
fommt fo regelmäßig vor, daß das Fehlen berfelben in einer ober ber
anderen Handſchrift in befonderen Umftänden feinen Grund haben
muß. Der Inhalt liefert das Thema zu einigen Stellen ber rhythmi⸗
fen Vorrede; namentlich 8. 141 — 190. 19 — 1%. Das Feh⸗
len der Gloſſe kann auch ſchon deshalb fein Grund gegen ihre Glch⸗
zeitigkeit ſeyn. Vergl. Bruns Beitr. ©. 126 m. f.
UL Die Vorrede, welche beginnt: „Gott der da iſt ein Begim‘.
Geupen (Spangenberg S. 22.) nennt fie Textus prologi. &ie
bildet den unmittelbaren Eingang zum Sachfenfpiegel felbft; fie hat
außer der Gloſſe, welche Eikes Arbeit mit ihr beginnen läßt, auch bie
Inteinifche Ueberfeßung. Handſchriften machen aus ihr ben Iften ober
Sten Urtikel. Ihre Gleichzeitigkeit it feinem Zweifel unterworfen.
IV. Borrede von ber Herren Gebt. Sie fehlt im vitlen Hand⸗
fchriften, auch in folchen, welche die rhythmiſche Vorrede enthalten;
Ihe Platz ift wechfelnb; bie lateiniſche Ueberſetzung hat fie nicht; eben
fo wenig bat fie der Schwabenfplegel. Eine Gloffe Hat fie nur durch
Brand von Tzerſtede erhalten. - Doch wirb ihrer in der Sloſſe zu
8. 1. Zit. 17. 8. 9, gedacht. Wenn hiernach diefe Vorrede in dm '
Zeitpunft zwifchen ber Abfaffung des Sachſenſpiegels und ber Gloſſe |
fiele,, fo möchten die unter ben Gefchlechtern im jener genannten Ins
dididuen, in die Mitte ber zweiten Hälfte bes dreizehnten Jahrhun⸗
derts zu ſetzen ſeyn. Denn ein Heinrich won Snetlingen fommt
1255 unb 1256, Albrecht von Snetlingen 1273, Conrad 1270,
4250, 1281 vor (Gerken Fragm. March. I., 15. 16. IL, 17.
Lenz L, 62., 86., 89., 110).
V. Bier Pandſchriften, eine grupenfche (Spangenberg S. 20 u. f.).
eine dresdner, eine leipjiger (Gärtner Vorr. &, 10. Nro. 2. II)
und eine berlineg (von 1423), Haben die mertwürdige Borrebe, weiche
\
294 Dritte Periode, A. 888 1272,
$. 379. bei Spangenberg S. 153. lateiniſch abgebrndtt iſt, und menigfiens
in den beiden lezteren auch beutfch, wiewohl, wie es feheint, überſezt
vorfommt. ie giebt im Namen bes Urhebers ber Bloffe, des Bicht>
fleige und ber Blichereintheilung fprechend, eine Geſchichte dieſer Un:
ternehmungen. ,
VL. Einige ältere bei Grupen (a. a. D. S. 92.) angeführte
Ausgaben, haben auch B. 3. Wirt. 26. $. 1. des Sachienfpiegels,
von ben Fünf Pfalen, als Vorrede.
4. 280, ' 6. 280.
In den meiften Handfchriften des Sachfen-
fpiegels, ſowohl den älteren- ald den neueren, fin-
der man als einen zweiten immer menigftens durch
eine neue ausdrüdliche Erklärung, daß hier das
Lehenrecht beginne =), von jenem gefondersen Theil,
ein Rechtsbuch über das Lehenrecht. Man hat
davon auch einen alten Tateinifchen Tert, der in
unferen Nechtsfammlungen unter dem Namen des
vetus auctor de beneficiis gedruckt iſt ). Es
ift zwar viel geftritten worden, welche Abfaflung
die ältere feiz der Streit ift aber nicht zu fehlichten,
da das deutſche Rechtsbuch, fo wie es dem Sach⸗
fenfpiegel beigefügt if, ohne Zweifel diefelben Ver⸗
änderungen _ erlitten hat wie das Landrecht, und
a) „Wer lenrecht kunnen welle die volge dises buches lere.”
b) Zueft von Johann Havichorſt Hinter Fr. Duareni
Commentarii ad Consuetudines feudales. ed. 2. Colon. 1569.
p. 396 — 460, herausgegeben. Beffer von Chr. Thoma-
siws in beffen SeJect. feudal. Tom. 1. p. 71 — 192. und
in Senkenberg Corpus juris feudas; ed. 2. 1772. Um
beften in bem &. 282. Anm. zu befchreibenden fogenaunten. Sans
kenbergſchen Corpus juris germanici, Tom, 2. P. 1.
%
III. Rechtsq. V. Rechteb. 2. Sadhfenfs. 295
mithin die urfprüngliche Befchaffenheit des deutfchen 4. 250.
Teptes unbefannt ift. Die Bemerkung, welche man
in neueren Zeiten gemachte hat, daß die Sprache
des Vetus auctor rhythmiſch ift e), entfcheider,
dem bdeutfchen Lrtert gegenüber, mithin weder für
eine Ueberfegung aus dem Deutſchen noch gegen ein
höheres Alter; dem Inhalt nach, kann der Vetus
auctor feineswegs über das dreizehnte Jahrhun⸗
dert hinaufgeſezt werden; bie Entftehung des einen
Buchs felbft, das wir alfo fowohl in lateiniſcher
als in. deutfiher Sprache haben, fällt daher wohl
in die Zeit des Eile von Repgow, und hiernach
Faun biefer fehr wohl auch der Verfaſſer des
Lehenrechts ſeyn Y. Man Fönnte felbft, wenn auf
eo) ©. Zaharid hurfächl. Lehen. S. 18. Nach welcher Sands
ſchrift er zuerft gedruckt iſt, weiß man nicht. Die, welche Tho⸗
maſtus hatte, und weiche bei Senfenberg auch nur mit dem
erften Abdrud verglichen ift, muß menigftens nicht mit Abs
fegung der Berfe gefchrieben gewefen fepn. Anbere find meines
Wiſſens Überhaupt nicht bekannt.
d) Die Gründe für die Behauptung, daß ber Vetas anctor de
beneftciis und das fogenannte ſachſiſche Lehenrecht ein und
daſſelbe Rechtsbuch feyen, find folgende: 1. Ordnung und Dars
ſtellungsweiſe find in beiden ganz bie nämlichen; die Sprache in
den Vetus auctor und bem uns befannten lateiniſchen Zerte
3. Es ift fein biftorifches Zeugniß baflie vorhanden, daf vos -
Eites Landrecht ein anderes Lehenrechtsbuch eriftirt babe; bie
Stoffe, die auch das Landrecht nur eine neue Bearbeitung bes
Privllegii Earis des Großen nennt, ſchreibt freilich das Lehen⸗
recht bem Kaiſer Friedrich zu, weil in ber fpäteren Zeit, mo
die alte Gewalt bes Richters alimählig eingefchräuft wurde,
296 Deitte Periode. A 888— 1272.
4. 9390. das Zeugniß " der Vorrede des Landrechts für
ein zuerſt in lateiniſcher Sprache von ihm verfaßtes
alles was für Necht gelten ſollte, einem beftinmiten Geſetzgeber
gugefchrieben werben mußte, 3. Es iſt keine innere Spur
vorhanden, daß der Vetus auctor de beneficiis älter fei als
Eifes Arbeit. Die Gründe, welche man dafür anführt, beweiſen
genau genommen gar nichts, Man rechnet bahin Gauptfächlicy:
a) den fteten Gebrauch des Wortes beneficium ftatt feudum;
beibe Worte werden aber felbft in Itallen, mo das Wort fear
dum früher gewöhnlich geworben iſt als in Deutſchland, bis
zum Ende des zwölften Jahrhunderts noch Immer abwechſcind
und gleich oft gebraucht, wie fi) aus dem longobardiſchen
Rihenrecht ergiebtz; es darf alfo nicht fo fehe befremben, warn
das Wort beneficium in Deutfchland im Anfange bes breis
zehnten Jahrhunderts nach ausſchließlich für ſeudum gebraucht
wird. b) Der Berfaffer fenne bas Concordatum Caliztinum
nicht; dies aus dem Umſtande zu fchließen, daß er deſſelben
sicht erwähnt, iſt aber doch wohl zu rafch gefchloffen, denn
feine Abhandlung führte ihn ja nicht nothwendig darauf.
4. Die Stefle $. 12. aus ber bie meiften das Alter bes Buche
beurtheilen wollen, paßt auf feine Zeit beffer, als auf den Ans
fang des breigehnten Jahrhunderts: Rex quem'eligunt Teu.
tonici, ram Romam vadit ordinari, sechm ibant de jure
sex principes, qui primi sunt in ejus electione, ut pateat
Apostolico Regis justa electia. Daß hiemit bie Kurfürften
gemeint find, zeigt wohl der Ausbruck primò in ejus electiofe
zu deutlich an, und es fcheint etwas willfüßelich, wenn Biener
(Comment. P. 2, Vol. 2%. pag. 268,) nur bie vornehmeren
Fürften unter ben Wählern verſtanden wiffen mil, Da mın
bekauntlich exft unter Friedrich I. dag Herkommen fidy zu firi-
sen anfing, mach weichen einige Zürften allein als principes
electores betrachtet wurden, indem dieſer Ausbruch zuerſt in
der Urkunde für SDefterreich ($. 238, Anmerf. Nro. 11.) vor
kommt, fo kann ber Velns auctor nicht vor dem Ausgange
bes zwölften ober dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts
‚ geichtieben haben. Und follte er bei ben Morten ut pateat
Apostolico Regis justa electio nidyt an bie Grunbfäße ger
dacht haben, bie erft Innocenz III. bei Gelegenheit ber Beur⸗
Heilung ber Wahl Httes IV, und Philipps aufftelltet
TIL Rethteq. V. Rechtsb. 2. Sachfenfp. 297
Landrecht, Gewicht gelege werden BSürfte, in dem 4. 280.
Vetus auctor ben lateiniſchen Urtert, ober wohl
richtiger die rhythmiſche Bearbeitung des lezteren
fuchen, Indeſſen kann nicht geleugnet werden, daß
vor dem vierzehnten Jahrhundert Eife von Repgow
als Berfaffer des Lehenrechtsbuchs nicht genannt wird;
gegen die Annahme, daß er es gewefen fen, fpricht ſo⸗
gar, daß in dem Lehenrecht, obwohl wir es das ſaͤchſi⸗
fee nennen, wofür gar fein Grund vorhanden ift, als
der, daß es dem Sachfenfpiegel in den Handfchriften
beigefügt wird, Beziehungen auf Sachſen faum
vorfommen °), Jedenfalls ift aber die Anreihung
des Lehenrechts an den Sachfenfpiegel, ein Zeugniß
dafür, daß die Bearbeitung des Rechtsbuchs,
welches dem Eife von Repgow zugefchrichen wurde,
ſich auch auf das Lehenrecht erſtreckt hat. Denn
mie die Handfchriften uns den Inhalt des lateini⸗
fchen ſowohl als des deutſchen Rechtsbuchs dar⸗
ſtellen, iſt ſichtbar darauf Ruͤckſicht genommen,
daß beide ein Ganzes bilden ). Nimmt man
e) Die wichtigfte, bie indeſſen auch im Vetus auctor ganz ehem
fo Steht, ift Cap. 1. 8, 10, des V. A., Art. 4. des ſächſ. Le⸗
henr. oben ©. 24. Note s benuzt.
) Gleich der erſte Artikel des Lebenrechts, oͤder V, A. Cap. 1.
&, 3. 3. nimmt ſichtbar darauf Rückſicht, daß bie Lehre von
den Heerfchilden, die hier berührt wir, fchon im Landrecht ©. 1,
Art. 3. volftändig dargeſtellt worden if, da ſonſt dag, mas hier
davon gefagt wich, völlig unverfländlih wäre. Im Art. 74.
(ed. Senkenb.) heißt es in einer Stelle, bie ber veins auotor
nicht Bat: „als hievor gefprochen iſt in dem Ranbzechtsbuch.
Im qutdlinburgiſchen Coder lautet es freilich nur: des mut
9298 Dritte Periode. A. 8881272.
4. 350. ben Vetus auctor für die Ueberſetzung des deut⸗
ſchen Urtertes, fo ſchließt fie fich wenigſtens dem
Tert der aͤlteſten Claſſe der Handſchriften des
Sachſenſpiegels an. Sie giebt diefen im weſent⸗
lichen fo, wie er fich in dem quedlinburger Coder
. findet, aber auch fo, da doch manches im lezteren
enthaltene fehlt, alſo die aͤl teſte Recenſion des deut:
fehen Rechtsbuchs zum Grunde liegt. Der Vetus
auctor ift alfo jedenfalls fpäreftens um die Mitte
des dreischnten Jahrhunderts entftanden 5).
Die Handfchriften des Lehenrechts find theils
in oberfächfifcher, rheils In plattdeuefcher Mundart
gefchrieben b); im fechzehnten Jahrhundert iſt
jenes in das neuere Hochdeutſch übertragen wor⸗
man in künde komen in dem buke dat von Landrechte
seget” ; allein da dieſe Handſchrift ja auch beides, Lands und
Lehenrecht enıbält, fo fagt dieſer Ausdruck das nehmliche. In
einem oldenburgiſchen, dreedenſchen und wolfenbiltteiſchen Codex,
ſteht das Lehenrecht als das vierte Buch. S. Zepernick
(Note h) S. 377. 380. 884.
g) Folgende Vergleichungen find mir von Homeyer mitgetheilt:
Es giebt Artikel des quedlinburger Codex, bie ber Vetus auotor
nicht hat; freilich wäre aber noch auszumitteln, ob bie Hands
fhriften des Vetus -auctor nicht auch Lücken wahrnehmen
laſſen. Siebzehen Stellen, welche der queblinburger Eober wes
niger hat als andere Handſchriften, fehlen aud) im Vetus auctor;
eine Stelle, welche biefer hat, fehlt im Cod. Qu.; umgefehrt
find vier Stellen, die zwar ber Cod. Qu, aber nicht ber
V. A. hat.
h) Berg. Bepernif gefannmeite Machrichten von ben mehreften
bekannt gewordenen Sandfcheiften bes fächfifchen Lehenrechts
1784. in deu Miscellaneen zum Rehenzecht. Bd. 4. Nro. 12.
IM. Rechtög. V. Rechtsb. 2: Sachſenſp. 299
den 1). Landrecht und Lehenrecht als ein San $. 380.
zes find auch in das lateiniſche übertragen worden
($. 281.); dies iſt der Urfprung des lateiniſchen
Textes, welchen man außer dem Vetus auctor in
den neueren Ausgaben finder.
81 $. 381.
Die Arbeit Eifes fand allgemeinen Beifall,
und wurde zunächft für Sachſen weiter bear- -
beiter. Nach dem Inhalt der Handſchrif⸗
ten =), welche die Vorrede enthalten, in der das
Rechtsbuch der Sachfenfpiegel heiße, wurden ſchon
im dreizehnten Jahrhundert dem urfprünglichen
Tert mancherlei Zufäge beigefügt, die von meh⸗
reren Verfaſſern herrühren. Stellen, welche den
Handſchriften ohne Glofle angehören, und daher
freilich überhaupt in allen Handfchriften vorfom-
men, findet man ſchon im J. 1261, und nur fo
weit fie jene haben, in ein magdeburgifches Schoͤf⸗
fenrecht aufgenommen db); es läge ſich daher wohl
j) Zuerſt im mehreren zu Augsburg 1495, 1499 und 1608 her⸗
ausgekommenen Ausgaben, dann durch Zobel, deſſen erſte
Ausgabe mit dem Weichbilde zu Reipzig 1537 herausfam, und
deſſen Text bei den folgenden Teipziger Ausgaben von 1547 unb
1588 zum Grumde liegt. Berl. Biener Comment. P. 2,
Vol. 2. p. 284.
a) ©. De nf Meng ja Difan Vaccrerh
b) Zuerſt gedruckt bei Baupp das magbeb. Recht. S. 20 m f.
md, verglichen mit dem görliger » magdeburgiſchen Recht und
dem alten Culn bei Zichoppe und Stenzel Urtundenſamml.
300 Dritte Periode. A. 8881272.
. 4.391, annehmen, daß der Tert jener Handſchriften ſchon
um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts vor⸗
handen war. Dagegen fehlten Artikel, die in alten
Haudſchriften des vierzehnten Jahrhunderts vor-
kommen, noch in dem Xert des Rechtsbuchs, wel
chen die Gloffe zum Grunde legte, und fir das
alte Privilegium hielt ©), der aber alle Artikel
der Handſchriften ohne Buͤchereintheilung in fich
faßte. Die Entftchung einer Gloffe zu dem
Rechtsbuch fälle in den Anfang des vierzehnten
Jahrhunderts (um 1330), und nach den neueften
Unterfuchungen muß Johann von Buch, oder
defien Vater Nicolaus von “Buch, ober vielleicht
beiden die erfte Abfaffung diefer Gloſſe zugefchrie-
zur Geſch. der Eräbte in Schiefi ien, Nro. 56. &. 351. u. f.
‚Die ganze MNeihe ber 65. 65 bis 72. (in weichen jedoch im
8. 64. der Schluß ber magbeburgifchen Urkunde eingefchoben
iſt) entfpricht durchaus wörtlid Artikeln des Sachfenfpiegels.
&. 65 bis 57. iſt Art. 14. (von ber vierten Zeile an) unb
‚Art. 15. des Cod. Quedl. nnd bie wichtigfte Stelle, weil das
Schoͤffenrecht einen bedeutenden Zuſatz des Cod. Lips. 8. 1.
Art. 23. ebenfalls nicht enthält. $. 58 bis 61. iſt Cod.
Quedl. Art. 16 und 17., oder Cod. Lips. I, 24. 35. Das
Schoͤffenrecht läßt auch hier einen Zuſatz des Iegteren aus, und
ſtimmt auch, ein paar Worte, die verbindender Zuſatz find,
ausgenonmien, beſſer mit Cod. Qa, ilberein. Daß $.62— 72.
aus Cod. Lips. I, 63— 65. oder Cod. Quedl. 43 — 45. ges
. nommen find, bat bereits Baupp a. a. D. ©. 60. bemerkt.
ec) Nietzſche (Am. 1.) &. 725. 726. und Brupen bei Span⸗
genberg S. 37. u. fe Es ſind ©. 1. Art. 7-14. 36., bes
Artikel von der Herren Geburt, und 8. 3. Art. 51. 82 At,
Sie fehlen im queblinburgifchen Text ſanmtich
II. Reha. V. Rechteb 23, Sachſenſp. 801
ben werden). Durch bie: Gloffenhandfchriften 5. ası.
erhielt man einen. fefüfichenden. Tert, weil fie von
sun an Vworjugemeife abgefchrieben. wurden; doch
- gab es neben dem, welchem die Gloſſe bei ihrer
Entſtehung gefolgt war, in anderen Handſchriften
auch Artikel, die fpäterhin eingereiht wurden, an⸗
fangs ohne Gloffe waren ©), fpäterhin aber auch
mit einer folchen verfehen wurden !). Die Buch⸗
ſche Stoffe ift die Grundlage der Gloſſe in allen
fpäteren Haudſchriften geblieben; felbft die häufigen
Beziehungen, welche fie auf die Verfaſſung der
Marf Brandenburg batte, weil der Verfaſſer ein
Maͤrker war, find fichen geblieben; auch hat fie
ſchon von Unfang:.an ſich bemüht, den Tert aus
dern roͤmiſchen und canonifchen Recht zu erflären 85);
d) Bergl. Grupen bei Spangenberg S. 39. u. ſ. Nietſche
a. a. O. S. 723. Riedel die Mark Brandenburg um 1260.
H. 3% ©. 366. Bärtners Migabe, in der Wetrebe‘ zu
feiner Ausgabe des Sachfenfpiegels, daß fein gloſſirter Cober
dem 3. 1324 fen kann allerdings noch nicht, wie Grupen ans
nimmt, tamit für widerlegt gehalten werden, daß Burcard
Erzb. yon Magteburg, ter in ber Gloſſe ats bereits verftanben
angegeben wird, im Jahr 1325 ermordet wurde Es käme
darauf an, ob biefe Stelle in Gärtners Codex fand; dem Zus
füge bat die Bloffe erhalten, wenn fie gleich im Ganzen eine
Grundlage behalten bat. |
‘e) &. Grupen ud
H Ueber die Geſchichte der Gloſſe, ( die Erzäͤhlamg des Brand
von Tzerſtede im dee dritten Anmerkung zu dieſem Paragraph.
c) Wie Braud von erſtede bemerkt; ſ. die britte Anmerfung; die
alten Gloſſenhandſchriften beſtätigen dieſes auch. S. die Re⸗
302 Deitte Periode. A. 888 — 1272.
4. 251. es läge ſich daher nicht verkennen, daß bie Mich⸗
tung, welche der Einfluß des roͤmiſchen Rechts auch
den practiſchen Juriſten in Deutſchland allmaͤlig
geben mußte, den Gedanken an eine Gloſſe wie
fie jenes hatte, zuerſt angeregt und die Art ber
Ausführung deſſelben zunächft beſtimmt hat. Die
wenigen Spuren der Kenntniß des römifchen Rechts,
die man im. Sachfenfpiegel findet, find auch der
älteften Derenfiou deffelben fremd und ohne Trage
erft im vierzehnten Jahrhundert in den Xert ge
Eommen b), Gang ohne Aenderungen und Zufäge
iſt jedoch auch die Gloſſe niche geblieben; fie laſſen
fi vornehmlich in der Gloſſe eines görliger- Co»
der i), in dem luͤneburgiſchen von Brand von
Tzerſtede redigirten K), und in den gedruckten Aus-
cenfion von Baupps ſchleſ. Landr. vor Homeyer in ben
Berliner Jahrb. 1828. ©. 564.
. 5) Dahin gehört ber lezte Shell von 8. 2. rt. 56,, ber im aueds
linburger Coder auch nicht fieht, und Art. 63, wo ſich em .
eingeſchobenes Gloſſem, obwohl es auch Cod. Quedl. hat,
ebenfalls nicht verkennen läßt.
i) Nienzſche S. 725. benierft von diefer, bie nach den Machriche
"sm, weiche früher von ihr verbreitet waren, eine Ältere reinere
ſeyn follte: es Liege ihr ebenfalls die gewöhnliche Gtoffe zum
Grunde, bit aber bier freilich mehr als anderwärts durch Weg:
laffung vieler Stellen, Umarbeitung anderer, und durch WBeiflis
gung zahlreicher, bald längerer, bald kilrzerer Bufäge, ihre ur⸗
fprüngliche Geſtalt verloren Habe — Nah Homeyers Mits
tbeilung wäre fie für eine befonbere Bearbeitung ber alten Gloſſe,
die von Magdeburg ausgegangen war, mithin für vine magbes
burgifche Schöffengloffe zu halten.
k) ©. die dritte Anmerfung. Der Verfaſſer der Zuſatze ſcheint
jedoch Brand vom Therſtete nicht gewefen zu fepn,
TIL. Kechthg..V. Rechtsb, 2: Cachfenfe.. 303
gaben wahrnehmen, in welchen die Vermehrungen 4 281.
des Tammo und Theodor von Bocksdorf aus dem
funfzehnten Jahrhunderte aufgenommen find). -
Die Eintheilung des Mechtsbuche in drei
Buͤcher ſcheint älter zu feyn als die Stoffe Sie
bat aber, wie die Vergleichung des quedlinburger
Coder zeigt, an der urfprünglichen Ordnung: der -
Artifel nichts wefentliches geändert. Die Zuſaͤtze
find aber zum Theil fpäter als die Einrheilung,
und daher blieb die Zählung der Artifel nicht
übereinftimmend. Die alte und gemeine m) möchte
die der alten Gloſſe gewefen feyn. /
An mehreren Handſchriften iſt der Tert durch
Bilder erflärt, welche den Inhalt der einzelnen
Artikel darftellen, und wiewohl fic nicht ganz die
felben find, doc) von einem gemeinfchaftlichen Typus
der Bezeichnung ausgehen ). Da fie ſchwerlich
älter als das vierzehute Jahrhundert find, fo Fanız
der Sinn, welchen der Zeichner den Artikeln unter
Icgte, nicht mehr entfcheiden, als die Anwendung,
welche ſich aus der Gloſſe und anderen Rechts⸗
denkmaͤlern des vierzehnten Jahrhunderts - ergiebt.
1) Ob Zamme und Theodor von Bockeborf eine Perfon ober tie
Geupen (bei Spangenberg &. 77.) anninmt, zu unterfcheiben
Find, fe ic) Dahn gefcät fepn. Die fol Befäihee ber
Gioffe Hat Überhaupt wenig Jutereſſe.
m) Bon welcher Brand von Tjerſtede fpricht. e. die britte Ans
merkung.
2) ©. das am Ende der erfien Mumerfung angeführte Wert von
Batt u. ſ. w.
!
9. 30
| lich die nordthuͤringiſche geweſen feyn; die Hand-
BO4 Brite Periöbe. A. 888-1972.
_ Die Mundart des Rechtsbuchs, muß urfprüng-
fehriften geben das Rechtsbuch aber fowohl in
hochdeutſcher, doch wie es ſcheint meiſt in alter
oberfächfifcher, als in tiederfächfifcher Mundart,
weil die Abfchreiber ihren Dialect unterlegten Wie
wohl nun die neuere nordehliringifche Mundart fih
mehr dem hochdeutſchen anfchließe, Fönnte der ur-
- fprüngliche Text fich dennoch mehr dent niederſaͤch⸗
\
J
fiſchen Dialect genaͤhert haben, wovon allerdings
Spuren ſich ſinden, weil dieſer in den Gegenden
ſo gemiſchter Bevoͤlkerung, in welchen Eike von
Repgow lebte, im dreizehnten Jahrhundert der vor
herrſchende geweſen ſeyn kann o). Im funfzehnten
und ſechzehnten Jahrhundert naͤhert ſich die Sprache
der Handſchriften immer mehr der neueren ober⸗
fächfifehen Mundart - und, die Ausgaben p) des
fechzehnten Jahrhunderts übertragen ihn. mit vielen
willkuͤhrlichen Aenderungen in den damaligen meiß⸗
niſchen Dialert.
Das Rechtsbuch in der Geſtalt, welche es zur
Zeit der Gloſſe und durch diefe erhalten Hatte,
verbreitete ſich nicht nur über alle Länder, die man
| im
0) Dies nahm Grupen an und Homeyer tritt demſelben mit
ſehr anſprechenden Gründen bei. S. Berliner Jahrb.
1827. S. 1331. "
p) Ueber die Ausgaben Überhaupt f. die zweite Anmerkung ut
diefen $.
IM. Rechtsq. V. Rechteb⸗ 2 Sachfenfp. 305 |
im\ engeren und weiteren Sinn zu Sachfen rech« & 281.
nete, fondern auch auf der einen Seite nach Holland
und Friesland, auf der entgegengefezten in die
germanifirten flawifchen, preußifchen und lettiſchen
Provinzen, felbft bis nah Polen. Dieſer Ver⸗
breitung ſcheint die Ueberſetzung des deutſchen
Tertes in feiner damaligen Geftalt in das Lateini⸗
fe, ihren Urfprung zu verdanfen; und wiewohl
die Beſchaffenheit der verfchiedenen Weberfegungen,
welche man nach neueren Unterfuchungen annehmen
muß, noch nicht hinreichend aufgeflärt ift, läßt fid)
wenigftens nicht bezweifeln, daß ihr Urfprung bie
zum Ende des dreischnten Johrhunderts hinauf⸗
reiht 9).
Fuͤr Holland iſt der Sachſenſpiegel befonders
g) Bergl. Gaupp das magdeb. R. S. 186 u. f. und Honmteper
in den berliner Jahrb. 1827. S. 1334. Nach einer Mitthels
lung bes lezteren, find mwenigftend zwei von einander ganj uns
abhängige Ueberfeßungen‘ anzunehmen. Die erfte findet fich
1) in bem heinrichsauer Coder zu Breslau (ſ. Balıpp und Kos
meyver a. a. O.) und iſt nach biefein zu Ende des dreizehnten
Jahrhunderts verfaßt. 2) in einer eracauer Handfchrift; 3) in
ben Statuta Polonise per J. Laskium. ed. Cracorv. 1506.
4) Einige LZesarten baraus bat die Zamoyskiſche Ausgabe bes
latriniſchen Sachſenſpiegrls von 1602 ex vetustis exemplari-
bus, und nad) ihr bie Zobelfche von 1614 und die GBärtnerfche
aufgenommen. Die zweite war im eigentlichen Deutſchland
auch ſchon im vierzehnten Jahrhundert in Umlauf, umb findet
ich in den Übrigen polnifchen Ausgaben bes Inteinifchen Sach⸗
fenfpiegels. Diefe Texte weichen wieder untereinander mehrfach
ab, fo daß noch zus unterſuchen bliebe, ob verfchiedene Recenſio⸗
men auch hier zum Grunde Liegen, ober nur theilweiſe Webers
arbeitung einzelner Artikel ſtatt gefunden hat.
».H. [ 20 ]
306 Deitte Periode. A; 888-1272.
8. 281. bearbeitet worden; das unter biefem Namen ges
druckte Rechtsbuch gehört zu den Beweiſen, daß
man die deutſchen Rechtsbücher insgefammt allent-
halben als in einen gewiffen Umfang gemein an-
wendbares, d. 1. ‚als Kaiferrecht, betrachtet
Bat x).
Mit der Enrftehung der Gloffe, tft die De
arbeitung eines befonderen Rechtsbuchs gleichzeitig,
welches fi) auf den Sachfenfpiegel ſtuͤzt, und mit
der alten. Gloffe auch einen Verfaſſer hat ®).
Die urfprüngliche Benennung deflelben ift: Richt⸗
fteig (des Richtes Stigh), anch wohl Scheven-
cloet (glossa Scabinorum) t); deſſen Zweck,
£) Eine Hofändifche Ausgabe des Sacyfenfpiegels won 1479 ſchlleßt
mit ben Worten: Hier eyndet dat boec der Keyser rechten
gheheten die spieghel varı Sasse, wel ghecorrigeret uten
latine,. ei het is volmaect ter goude in hollant by my
gheraert leeu den (20. April 1479). Diefe Ausgabe hat Gru⸗
pen Sranff. u. Leipz. 1763, 4. abdrucken laffen, führt abet ©. I,
an, daß auch eine folche von 1472 vorhanden ſeyn folle, die
aber jest in Holland niemand kennen will. — Rietzſche urs
theilt S. 713, a. a. Di: Die in Holland erſchienenen Auısga:
ben enthalten nicht den Sadyfenfpiegel, fondern ein davon we
ſenilich ‚verfchiedenes, obwohl mit demfelben Namen bezeichnetes
. Rechtsbuch, bei beffe Ausarbeitung nur ber Sachſenſpiegel vor⸗
züglich gebraucht worden iſt.
8) Bergl. Grupen bei Spangenberg ©. 68. 69.
t) Das „Schedencloet” ber cAfer Ausgabe von 1480, iſt wohl
eben fo ein Oruckfehler, wie bas „Drienus“ ftatt Prenus, unter
welchem Namen in jener die Schrift, welche biefen Namen führt,
hinter der Cautela als Vorrede bes Richtſteigs ficht. Bergl.
bie vierte Anm. zu biefem Paragraphen. '
⸗ *
III. Rechtg. V. Rechtsb. 3. Richtſteig. 307
über die Gerichteverfaffung, die Natur der einzel 5. Wi.
nen Klagen und die Vertheidigung dagegen, über:
haupt über das gerichtliche Verfahren und die
Anwendung des Sachfenfpiegels vor Gericht, Unter R
richt gu ertheilen. Dabei .ift in deffen urſpruͤngli⸗
cher Recenſion vorzugsweife auf die Verhälmiffe
in dee Mark Brandenburg Ruͤckſicht genommen.
Eine fpätere Recenſion läßt ein Eapitel diefer Art
und Die Verweiſung auf die Stellen des Sachfen-
fpiegels aus, auf welche fich die Lehre flüge, dabei
iſt in derfelben auch mehr an der Ordnung: vers
ändert als in den Handfchriften, welche der älteren
Recenſion angehören; diefe zweite Claſſe ſcheint als
eine Umarbeitung der erften für andere Gegenden
angefprochen werden zu muͤſſen. Selten ſcheint
eine dritte Bearbeitung zu feyn, welche noch einen
weiten Theil des Richtſteigs kennt, der fich aber
wie es ſcheint lediglich auf Zufäge gründet, die aus
der Sloſſe entnommen find). Ein Werf von
fpäterer Entftehung, nad) dem Mufter des Rihe °.
fleigs „zum Landrecht“ gearbeitet, der, bis zum |
fur: fgehnten Jahrhundert ohne dieſen Zufat ange
führe wird, ift ein Nichtfteig des Lehenrechts, .
deſſen Verfaſſer unbekannt ift v). |
Schon in der Anordnung des Richtſteigs und
-
"w) In ber vierten Anmerk. zu dieſem 8. finden füch bie genaueren
Angaben.
v) ©. Gruppen a a O. und Rietzſche bei Weiße Einl. im
das deutſche Privatr. Ate Ausg. 1832. S. 101.
[ 20* ]
9. 281.
308 Dritte Periode, A. 888- 1272
der Behandlung der Klagen und Einreden, tritt
ein Beftreben hervor, dem Stoff des deutſchen
Rechts, eine Art von wiflenfchaftliher Form zu
geben; diefe Richtung, welche eine natürliche Folge
der Bekanntſchaft mit dem roͤmiſchen und canoni-
fehen Hecht war, die dem Verfaſſer inwohnte,
wurde jedoch fpäterhin gar nicht, oder nur auf
eine hoͤchſt ungeſchickte Weife im geiftlofen Compi⸗
Intionen aus deutfchem und fremden Recht weiter
verfolge, in welchen die bis in das fechzehnte
Jahrhundert fortgefezten weiteren Bearbeitungen der
ſaͤchſiſchen Rechtsbuͤcher hervortreten y).
Der Geiſtlichkeit gab es Anſtoß, daß der
Sachſenſpiegel den Beſtimmungen des canoniſchen
Rechts ſich nicht immer ſo fuͤgte, wie es der un⸗
bedingte Einfluß auf das buͤrgerliche Recht,
welchen jene jezt fuͤr das geiſtliche forderte, zu
verlangen ſchie. Johann Klenke, Provinzial
der Auguſtiner in Sachſen und Thuͤringen ſchrieb
im vierzehnten Jahrhundert ein eigenes Buch gegen
die Irrthuͤmer des Sachſenſpiegels x), und veran⸗
laßte ſelbſt Dapft Gregor XL, in einer Bulle
w) Die Gelchichte berfelben wirbd im britten Bande einen ſchick⸗
licheren Platz finden.
x) Decadicon Magistri Joannis Klenkock contra 31 erro-
res speculi Saxonum; aus einer Handſchrift herausgegeben
von Scheidt, In deſſen bibliotheca historica Gottingensis
p- 63 seq.
1, Rechtbq. V. Rechtsb. 3. Richtſteig. 309
von 1374 dieſe irrigen Säge namentlich auszu⸗ 9. 381.
zeichnen und zu verdammen 7).
Erſte Anmerkung. Handſchriften des Sachſenſpiegels.
Man ſehe Über dieſe: Dreyer Beiträge zur Litteratur und
Geſchichte des deutfchen Rechts H. 16— 24. Bruns Beiträge zu
altem Druden, St. 1. ©. 1% u. f. Biener Comment. P. 9.
Vol. 1. p. 2387. Homeyer in ber Einleitung zu feiner Audgabe
. bes Sachfenfplegels, und Nietfche in ber Recenſion dieſer Ausgabe,
in ber allgemeinen Litteratnr Zeitung von 1827. S. 689— 742.
Der leztere zähle 158 bis jezt befannt gewordene Handfchriften auf, '
unter welchen jedoch mehrere nicht genau befchrieben find. Die
brei Elaffen, welche bier unterfchleben werden, find: 1) Ohne Eins
sheilung in Bücher und ohne Gloſſe. 2) Mit jener, aber ohne
Gloſſe. 3) Glofſſirte Handſchriften, welche inegefammt in Bülcher
getheilt find. Daß bie erſte Elaffe ohne die Zuſätze iſt, welche bie
beiden übrigen haben, und daher als die wichtigfte für die Gefchichte
des Textes bes Rechtsbuchs betrachtet werden muß, iſt aus Nietzſches
Vergleichungen Mar. Die Entftehung einer neueren Becenfion bes
Stechtebuche ans dem Text, ben die Gloſſe des Johann von Buch
zum Grunde legte, ift’eben fb klar; bie Handſchriften ber zwei⸗
ten und britten Glaffe fteilen biefe mit wenigen oder mehr Abwei⸗
ungen bar; ber Zert, melden Johann von Buch vor fich hatte,
iſt alſo nicht von ihm durch eine felbfiftänbige Redaction gebildet.
Auch fcheint um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts eine britte
Necenfion, durch die Abfchrift der Handfchriften entſtanden zu ſeyn,
deren ſich der magbeburgifche Schöffenftuhl bebiente, und fie, wie
das magbeburgifche Necht an andere mittheilte. Auch dieſe ift durch
keine eigenmächtig vorgenommene Redaction gebildet, fondern mie es
y) Die Bulle hat Scheidt a. a. O. S. 102. Daß aber Gtegor
ben ganzen Sachfenfpiegel als ketzeriſch verurtheilt babe, oder.
daß dies auf der bafeler Synode gefchehen fep, ift unrichtig.
S. Sceidt in einem Aufſatz in ben baundverifchen ges
kehrten Anzeigen ». 4763. ©. 1277. u, f.
[4
.
310 Dritte Periode. A. 8881272.
& 381. ſcheint, daraus hervorgegangen, daß es außer dem in ber Buchſchen
v
‚1820. ſol.
Stoffe zum Grund gelegten allmälig vermehrten Lechtsbuch, noch
andere ähnliche aber mehrfach abweichende Recenſionen gab, aus
weichen in ben äfteren Gloſſentert, und nicht blos in Magbeburg,
Aufäße erft aufgenommen, unb nachher auch gloffirt wurden, Diefe
Mefultate fcheinen mir mit Sicherheit aus den Vergleichungen von
Nietz ſche hervorzugehen; bie Claſſiſication der. Handfchriften, bie ex
noch weiter verſucht, läßt fich nicht wohl beurtheiten, fo lange bie
Bergleichungen nicht ausführlicher gegeben werben. Webrigens beftäs
tigt fich auch hitrdurch, was ich bereits im ben früheren Ausgaben
bemerkt babe, daß vor dem vierzehnien Jahrhundert, der Text des
Sachſenſpiegels nicht mehr firirt geweſen ift, als ber des ſogengnnten
Schwabenſpiegels in ſpäterer Zeit erſcheint. Bon ben Btecenfionen,
weiche ber eriten Wlaffe angehören, Kat mir nur ber quedlinburger
Zert bei Gärtner zu Gebote geftauben. Ws Sachfenfpiegel mit den
Zufähen bes vierzehnten Jahrhunderts, brauche ich ben leipgiger bel
Gärtner gedruckten Text, und bie Ausgabe des berliner Codex von 1369
von Homeyer. Die Eitate wo Fein anderer Text angegeben ift, find nad)
dem gebachten Gärtnerfchen Text des leipziger Coder. Die Hands
ſchrift mit Bildern zu Heidelberg, bat wie aus Nietzſches Claſſiñcation
hervorgeht, als Recenſion keiuen beſonderen Werth. Als ein, wie
es mir geſchienen hat, ſehr gut geſchriebener Codex, verdient ſie aber
Beachtung, und es iſt zu bedauern, daß fie defect iſt. Die fünmts
lichen Zeichnungen derſelben, find, mit kurzen Erflärungen verſehen,
herausgegeben ins Zeutfche Denkmäler herausgegeben und erflärt
von Batt, d. Babo, Eittenbenz, Mone und Weber. Heibelberg,
>
Zweite Anmerkung Litteratur und Auegeben
des Sachſenſpiegels.
Ueber bie Geſchichte bes Rechtebuchs: E. Spangenberg Bei⸗
träge zu den deutſchen Rechten bes Mittelalters — Halle 1822. 4.
Aus C. U. Grupens Papieren und Sammimgen. H. C. de
Senkenberg visiones diversae de oallectipnibus legum Ger-
manicarum. Lips. 1765. 8. Neber die Auegaben: Dreher Beitr.
ı
In. Rechtsq. V. Rechtsb. 2. Sachfenfp. 311
jun Litteratur ı. Geſch. des deutſch 9. S. 99 u. f befandend aber: $. 2BL.
Niesfhe a. a. D. S. 713 u. fe Wirkliche Editiones principes
find: 1) Baſel 1474. fol. 2) Eöin 1480. fol. 3) Augsb. 1481.
fol. 4) Stendal. 1488. fol, Im ſechzehmen Jahrhundert wurden
bie Robelfchen Ausgaben bie gentgburften, von welchen die erfte
1535, die lezte 1614 erſchien; Don-Ehr. Zobel felbſt iſt nur bie erfle
beforgt. - Neuere Ansgabens Sachſenſpiegel — herausgeg. pen J. F.
Eupoviei Falle 1790. 4. Sykens von Depgom Sachſenſpieget _
von €. W. Gärtner. Leipy. 1732, fol, Der Sadyenfpiegel — von
€, G. Homeyer, Berlin 1827. 8, (die 2te Ausg. mächftens jır.et=
warten), — 9. J. Meckbach Anmerfungen Über den Sachſenfpio⸗
gel > Tena (1764) 4. 3. Weiske Grundſatze bes deutſchen Pri⸗
vatrechts nach dem Sachfenfpiegel — Leipz. 1886. 8. J. v. Sy⸗
dom Darſtellung bes Erbrechts nach den Grundſatzen bes Sachſen⸗
ſpiegels. Berlin 1828. 8. — Weber den Sachfenfpiegel als Duelle
des minleren und umgearbeiteten livländiſchen Rittertechts
von Z. &, von Bunge Pge 4 1897. 8,
Dritte Anmerkung. | Geſchichte der Gloſſe.
In dem zweiten lüneburgiſchen Coder (genau beſchrieben fm?
W. F. Kraut Comm, de codicibus Luneburgensibus, quihous
libri juris germanici medio aevo scripti oontinentur. Goett.
1830, 4.): beflubet Ach folgenbe von Brand ven Zyerftede (1451)
herrũhrende Nachricht (fchon gedruckt bei Spangenberg ©. 113.):
Kortlicken to vornemende, unde to wetende de schickinge,
dat beghin unde de vnlbringinge des Sassenrechten, 'sö is wol
to merckende alse ock hirvore geroret ie dat de eddele Kening
Karolus de grote gaft den Sassen dat Lantrecht, unde Keyser
Frederick van Stonf gaft dat Lenrecht ut L. 1. Art. 23, in Gl.
Unde Her Eycke von Repegow heft desse Rechte (hier ericheint
aifo Eife beſtimmt auch als Verfaſſer des Lehenrechts vergl. oben
S. 297.) dorch bede greven Hoyers von Valckenstene in Du-.
desch ghebracht mit synen Vorreden, unde in artiekele ‚unde
Bocke gedelet ut Lib. I. Art. 19. in @losa. Dar na der er-
werdige Lerer Her Nicolaus van Bock heft dit Sassenrecht
L 4
.
—
x
312 Deitte Periode: A. 888— 1272
$. 381. mit dem Glosen besprenget, beghoten, uihzelecht und gedadet,
unde de sulven Glosen gemacket, unde mit geistlichen unde
romeschen Keyserrechten benyset, ut. Lib, L art. 19. in
Alosa. Ock heit de sulve Her Nicolaus de Richtestighe unde
de Wyse unde Vortzang in Gerichte. na Sussenrechte gelered
unde gegeven, welche Glonen. doch over del. Artille des
Sassenspeygels, unde ock de Bichtestighe vor ‚dessen Tyden
wicht alle hir to Lande gekomen, unde ‚gescen weren, unde ock
wrento de erste alds und gameneste Delinge unde Tale
der Artickels dss Sasgenspeigels in veleh enden varkered und
vorerret was, Darch dat so hebbe ick Brand van Zerstede
na miner Mogelicheyd mit Rede, Hulpe und Erkeudnisse icht
welcker Rechter erwarenen Manne mit viyte gesammelt unde
(ta) hope gebracht dat Sassen J,andrecht, na den alden ande ge-
ınenesten Talewryse de Delinge und beghin der Antickele unde
de Gebrecks der GJosen qyer etliche Artiekele: de hir te
Lande vor desser Tyd noch nicht gewesen. haddes to
hope geschicket und versammeld, unde de Richtestige des
aulven Rechtes alle to samende in eyu Bock gebracht —. Im
J. 1442, In der Hanbdſchrift ſteht jedoch der Richtfleig nicht,
S. Kraut p. 4. Der Eoder enthält alle in ben alten Gloſſen⸗
bene ehe ſeblenden Artikel, oben Dias 2)
Vierte Anmerkung. Ueber den. Matſtelg⸗ und
deſſen Ausgaben.
Ungegeben werden: Baſel 1474. Ein 1480 (bie einige biefer
editieren ptiooipes, welche ich kenne. Nietz ſche fiheint fie als
einen Anhang ber Yusgabe bes Sachſenſpiegols vom dieſem Jahr zu
betrachten, . da er dei Weiße (oben Rote v.) bemerft, bag manche
jener Ausgaben die Cautela und den Nichtfteig nicht ensbichten; ich
Gabe fe nur von jenem abgefonberi, mit Cautela und Prenus hinter
dem Inhalieverzeichniß · als Worrebe, geſehen). Augebueg 1516,
Reipg. 1538. Muc) findet mas den Richtſteig Landrechts und beu
deichtſteig Lehenrechts mit älteegı Musgaben bes ‚fächfifchen Rande
sechs und kehenrechts verbunden. Neuere Yusgaben: J. 5. Erbes
III. Refftög. V. Rechtsb. 2. Snchfenfp. 318
vici Tinltitung zum Kechensproceß. Halle 1718. 4. im Anhang. $. 281.
Im Senkenber g ſchen Corpps, juris ‚germanici Tom, I. P. 1,
pag. 335, seq. nad) vier Hanbfcheiften, Dex Michtfieig bes Scham
rechts auch in beffen Corp. jur, feud. Ed. 3. p. 391. seq
Das Im Tertsangegebene Refultat beruht auf einer Mittheilung
"son Homeyer ımb iſt aus 27 Serglichenen. Sandfchriften hervor⸗
gegangen, Die Handfchriften des Richtſteigs bes Landrechts zerfallen
in drei Claſſen. Die erfte, zahlreichſte (19 Zerte) hat: 1) due .
befonbere Beriehemg auf die Mark, nameunilich im iezten Kapitel:
von Urtheilſchelten in ber. Mark. 2) Belege für jedes gefundeng
urtheil aus dem Sachfenfpiege. 3) Eine fpftematifche Gliederung
in folgender Weife: J. Bon den Perfonen im Gericht. Gap. 1— 4
II, Alagen. A. Eintheilung berieben. Eap. 5. B. KBürgerliche
Klagen: a) Begründung. Eap. 6. b) Bürgſchaft. Cap. 7, 8, e) Ge⸗
lobde. Cap. 9. d) Erbſchaſt. Cap. 10. e) Klage um Gut. Cap. 11,
a) Fahrende Habe. Cap. 12 — 17. 4) Lehen. Cap. 18— 21. Y Erb
und Eigen. Gap. 22— 27. C. Peinliche. Cap. 28—35. D. Ges
miſchte. Cap. 36— 47. TIL Urthellfinden und Schelten. Eap. 48— 80, _
Abtheilung I, und HI. wird durch eine Bemerkung im Gap. 5, in
Rerbindung geſezt; Abtheilung II. und III. durch eine folde am
Ente von Cap. 47. Bon ben Ausgaben gehören In biefe Claſſe:
die bafler, die cölner, die augsburger von 1516, welche die bei
Zudeovici wieber abgebrurkte Ift, und bie britte Sandfchrift von Sen⸗
tenberg. Doc finten ſich im biefer Claſſe auch Mbmeichungen,
befonders in der goͤrlitzer Handfchrift. Bur zweiten. Elaffe
(4 Texte) gehören zwei halberftäbter Handſchriften, und. die zweite .
und britte ber Senfenbergifchen, welche für bie heflifchen Gegenden
beaxbeitet zu ſeyn fcheinen. Ben der britten Elaffe kam nur \
der Senkenbergiſche vierte Coder angegeben werten. Won ben 25
Capiteln deſſelben, laſſen ſich 23 beſtinnnt auf die Gloſſe zurückfüh⸗
ven, 8. B. Cap. 3. aus GL. zu II, 34. Gap. 4. ans Il, 29.
Gap. 5. aus II, 30, Nur bie Einglinge find verändert. "” - g
In ber neueren Zeit ift viel von einer Cautelo bes Sachſen⸗
fpiegels, und einem biefer nachgebilteten Aufſatz Prenus (Premiß,
Bremfe, mit welcher man ein Pferd zum Stillhalten zwingt) die
Rebe geweſen. Beide find zwei unbedeutende Schriften, weiche lchren,
wie mon fi gegen Chicang des Beguerg im gerichtlichen Berfahren,
,
314 Dritte Periode. A. 888— 1972,
4. 981. durch GBegenrebe fichern ſoll. In ber colner Ausgabe find fie hinter⸗
einander als eine Urt don Vorrede eingereiht, und gehören ohne
Zweifel zum Michtfteig, wiewohl fie auch als Zugabe zum Sachſen⸗
fpiegel felbſt vorzukommen ſcheinen. Als Rerfaffer der Cantela
wicb Sermanm von: Desfeld angegeben,
8. $. 282,
IM. Dag zweite Rechtsbuch (6. 279), welches,
dem Sachfenfpiegel gegenüber, als eine andere Be
arbeitung des von Eike von Repgow verfaßten
Rechtsbuchs betrachtee werden muß, war ebenfalls
‘am Ende des breischnten Jahrhunderts bercits in
Umlauf a) Es ift klar, daß die erfte Recenſi ton
H Eine Sandfheift des Seren vo Bafperg (Kratk in ber oben-$. 381.
dritte Anm. angegebenen Schrift &. 16.) bat bie Bemerfung: Nu
- . vernemen alle die, die jemer dis buch an gesehen oder
hören gelesen, Den künde ich Cünradus van Lücelen.
heim ein evangelier, daz ich dis buch geschrieben han
. minem herren Hern Gregorien von Valkenstein. und wart
angevangen ze vriburg unde wart volle braht ze verstet»
. ten uf dem hofe — Dir geschach in dem iare da man
zalte von gotes geburte zwelfhundert ahzey und siben iar
en Sante Burtholomens abent —. Pie Meinung Senken⸗
berg6, daß namentlich der Ambrafer Cober (4. 379. Note d)
aus dem treischnten Jahrhundert fey, und bie Behauptung Bod⸗
manns (cheitgauifche eilterth. &. 582.) über einen 1281 ger
ſchrie benen Eober, gewinnt durch jene Handſchrift eins veue *8
In zwei Handſchriften, weiche Senkenberg (Vision, div. peg. 83
und 99.) befchreibt, finden fich die Worte; „Nach Chriftus ger
purdt iſt die gewis Zal taufent jar, zwai hundert Jar und Aal
und achczig Jar. ta diez puch gefchriben ward.” Auch in
einer baf’ier Handfchrift heißt es: „Dis Buch is bormmb ges
macht und gefchrieben wer ſich nüt wol verrichten fan von mas
niger Sach. Das der bis Buch gern höre leſen. Band «6 bes
wert alle fache des man bebarf ze weltlichen Gericht‘ und wart
U. Rechteq. V. Rechtob. A. Schwabenfn. 318
deffelben allmälig weit mehr verändert worden iſt, 4. 289
als der Sachfenfpiegel, wem wir die Geſtalt, in
welcher diefer in den Handfchriften der erften Elafle
(9. 281, erfte Anm.) erfcheint, als die erfte fächfifche
Recenſion des Eife von Repgow betrachten. Die
Geſchichte diefer Veränderungen läßt ſich auch bie
jezt nicht einmal fo weit aufklären, als die des
Sachfenfpiegels, da die bisherigen Unterſuchungen u
über die Befchaffenheit und das Alter der Hand«
fhriften des Kaiferrchts noch ſehr unzuverläßig
find. Sucht man zuerſt, aus den Nachrichten über -
den Inhalt jener Handfhriften und dem Tert der
gedruckten Ausgaben, eine Weberfücht zu gewinnen,
in welchen Stellen mehr oder weniger Ueberein⸗
ftimmung unter den ſaͤmmtlichen Terren ſtatt findet,
die zum Kaiſerrecht zu ziehen find b), fo zeigt ſich
zweierlei: 1) Diefem liege. die ältere Recenſion dee
Sachfenfpiegels zum Grunde; denn die Artikel,
welche diefer fehlen, ſtehen mit ein paar Ausnah⸗
es gemacht und vollenbracht zu Nüremderg in eym berufnem -
Hofe da man.zalt von Gottes Gebürt zweyhundert und aht und
ahzig Jar 1388.” (S. Senfenberg in ben Vorreden zum
Corp, jar. Germ. zu Tom. 1. P. 1, pag, 7. und gu Tom. 1.
P. 3. p. 3. Note a). Kaifer Friedrich IE. kommt Übrigeng '
rt, 351, als bereite verſtorben vor.
b) Einen ſehr danfenswertben Beitrag zu dieſer Ueberſicht giebt:
J. G. Zinsler über eine Haudſchrift des Schwabenfpiegels, mit
einigen Bemerkungen über die Frage: laſſen fich mehrere Drigle ,
nal⸗ Handſchriften deſſelben annehmen? in ben Eranien zum
78 Neche Eortgeſ. v. Falch), zweite Lieferung. Zeidelb.
’
316 Dritte Periode. A. 888 —1272.
"4.39% men auch nicht in dem Katſerrecht. Die wenigen,
welche ſich in demfelben allgemein finden, fcheinen
als die Alteften.Zufäge betrachter werden zu muͤſſen,
welche der urfprünglichen in ber queblinburgifchen
und anderen Sandfchriften der erſten Claſſe des
Sachſenſpiegels erhaltenen Necenfion des Eife von
Mipgom beigefügt worden find; die auch fpäterhin
niche nachgetragenen gehören daher wahrfcheinlich
erft in das viergehnte Jahrhundert, jene aber in
das dreischnte, wo das Kaiferrecht fonach etwa um
die Mitte des lezteren entftanden fenn möchte <).
2) Eine fehr beträchtliche Anzahl von Artikeln,
ft den SHandfchriften des Kaiferrechts gemein,
während dagegen andere immer nur in einer,
oder auch in mehrerem Handfchriften, dic eine ge
ineinfchaftliche Grundlage, wenn auch nicht durch⸗
gehende, zu haben fcheinen, angetroffen werben,
Zu jenen gehören ohne Ausnahme alle Artikel, die
wörtlich oder ftellenmweife auch im Sachfenfpiegel
gefunden werden; der größere Theil derfelben giebe
den ganzen inhalt des Sachfenfpiegels in der. ber
, €) Dam vergleiche bie vor ber Senfenbergifchen Ansgabe ſtehende
Zabelle Über bie Artikel des Sachfenfpiegele, welche im Rechtes
buch fich finden oder fehlen; 8. 1. Art. 9—12 und 14 u. 15.
ift ausgelaffen; der leztere fehlt andy in ber quedlinburgiſchen
Hanbdſchrift. Eben fo fehlt 8. 3. Art. 84 und 86 — 9.
B. 1. rt. 7 und B. fcheint dagegen von Anfang an im Kais
ferrecht geftanden zu haben. Der ober Ambrafianus bat fie in
der regelmaͤßigen Weihefolge ber Urtifel bes Sadyienfpiegeis Im
Met. 11 und 12. und geht dann nach zwei Bwifchenfägen zum
Art. 17. 8. 1. des Sachfenfpiegels im Art. 15. fort. -
FE
II. Rechtsq. V. Rechtsb. : Schwabenfp. 317
treffenden Stelle, wörtlich ober doch dem Sinne 4. 992.
nach wieder. Auſſerdem aber iſt zu jenen allgemein '
durchgehenden Stellen auch eine fehr beträchtliche
Anzahl von Artikeln. zu zählen, die fih wie Zur
fäe, Abweichungen, oder Erflärungen und
Sloffen zu dem Rechtsbuche Eifes von Repgow
verhalten. Diefe eben find. es, welche das Kaiſer⸗
recht zu einem von dem Sachfenfpiegel unterfcheid«
bare Mechesbuch machen. Wo in diefen bei der
Bergleichung Abweichungen von dem Tert des Sach⸗
fenfpiegels ſich wahrnehmen laſſen, ift es bis jezt
ſehr häufig unmöglich, zu beftimmen, ob abfichtlihe
Aenderung, Mißverftändniß, ober nur Verſchieden⸗
heit des Ausdrucks die Veranlaſſung zu jenen
gegeben Hat; denn ein reiner Tert, aus guten
Handſchriften, mit Genauigfeit ud nach Verglei⸗
chung anderer guter. Handfchriften Erieifch confte -
rirt, liegt bis jezt nicht vor uns, und es bleibe
öft zweifelhaft wie gelefen werden muß, ober wie
die einzelnen, bald getrennten bald vereinigen Ar⸗
titel, zuſammen zu fügen, ober zu trennen find 4).
Sondert man die allgemein oder doch gewöhnlich
vorkommenden Urtifel von denen, welche wur ein
zelnen Handfchriften oder gewiſſen Claſſen derfelben
eigenthümlich zu fenn fcheinen, fo weit dies bei
N
A) Oahin gehört z. B. der Art. 11 und 12. bes Ambraſtaniſchen
Eoder. Der 12te gehört nach anderen SHandfchriften zus dem
Alten, und ber Sinn befien, was vom Eibe gefagt wird, bleibt
nach Bergleichung ber verſchiedenen Texte ganz ungewiß.
- 318 Deitte Periode. A. 8881272,
4 989. den mangelhaften Worarbeiten, auf weldhe man ſich
.
dabei flügen kann, mit einiger Sicherheit moͤglich
tft, fo erhält man bei ihrer Vergleichung mit dem
Sachfenfpiegel diefe® Reſultat: Erftens: der Be
arbeiter der Recenſion des Eife von Nepgom, welche
ven ſaͤmmtlichen Handfchriften des Kaiferrechts zum
Grunde fliegt (Note c), hat den Tert des von
jenem verfaßten Rechtsbuchs, welcher in den Hand⸗
ſchriften erfter Elaffe des Sachfenfpiegele fich fin
det, vor ſich gehabt, und in feiner Arbeit ſich von
der damaligen Meihefolge der Artikel deffelben auch
wenig oder gar nicht entfernt dd, Zweitens:
feine Arbeit hat im weſentlichen darin beftanden,
den Inhalt des ihm vorliegenden Rechtsbuchs durch
)
+ dd) Ich Halte mich Hierbei an den ober Ambraſianus. Wenn
man biefen von vorn bereit mit dem Sachfenfpiegel vergleicht,
fo laͤßt ſich nicht zweifeln, daß in der erften Anlage die Ord⸗
nung des Sacdıfenfpiegels beibehalten worden war; die Artifel,
von welchen Finsler (Note b) glaubt, daß fle verſezt ſeven,
ſtehen, zit dem Sachfenfpiegel verglichen, in ganz paſſender
Ordnung. Erft mit dem Ende des erften Wuchs beginnt eine
ziemlich willkührliche Berfegung der Artifel, von Art: 86. bes Cod.
Ambr. an; umd eben auch nur is ber zweiten Hälfte bes Mechte«
buchs feheint, Die Handſchriften ausgenommen, weiche das Kals
ferreht ohne alle Rüdficht auf den Sachfenfpiegel georbnet und
behandelt haben . unten), immer die meifte Verſchiedenbeit in
. ber Sinorbnung hervorzutreten. Dies aber ſcheint mir zu bewei⸗
fen, daß ſich im dieſer gweiten Hälfte bie Ordnung, melde bie
urfprüngliche Recenſion befolgt hat, aus ben bis jezt zugänglich
gewordenen Hälfsmitten nicht wahrnehmen läßt, eben daher alfo
die Bermuthung dafiir fepn muß, daß urfpränglich die zweite
Häffte, fo wenig als bie erfte, in ber Ordnung von dem Sach⸗
ſenſpiegel weſentlich verſchieden geweſen ift.
M. Rechtsg. V. Rechtsb. 4. Schmwabenfp. 319
Zufäße gu commentiren und zu gloffiren ©), da wo 4. 252
ihm die Lehre Eifes blos auf die Verhältnifle von |
Sachſen anwendbar fühien, durch eine Regel, welche
e) Diefe vom mir fchen in ben früheren Ausgaben aufgeſtellte
Anficht, welche von feinen Vorgänger entlehut, fondem aus
dem Stubium des Rechtsbuche in deſſen Zuſammenhang herr
vorgegangen ift, bat befonders vielen Widerſpruch gefunden:
Man braucht Aber, um ſich von ber Richtigkeit berfelben zw
Überzeugen, uhter den Stellen nicht. viel zu wählen, um auf
wenigen Zeiten eine Reihe don Belegen zu berfelben zu finden.
Ah kann mir daher jenen Widerfpruch nut baraus erklären,
daß man geglaubt Kat, ich verftände umter Kommentar und
Gloſſe gerade eine Erflärung unter Beziehung auf einzelne
aus dem Sachfenfpiegel berfibergenonmmene Worte des Textes, ,
Der jest gewählte Ausdrud: durch Zufäge, conmmentiten und '
giofliren, wird diefes Mißverſtändniß wohl heben. Um wenigs
ftens ein Beifpiel auszuheben, vergleiche man Cod. Ambras.
Art. 71. oder Senkenb. 75. ®. 1. wit Sachſenſp. L, 55: ’
&. 1. (ed. Hom.). Ber fejtere lautet: Al werlik gerichte
hevet begin von kore; darume ne mach nen sat man ”
fichtere sin, noch neman, he ne si gekoren oder belent
richtere, Das Kaiſerrecht giebt dies: Jegelich werltlich ge-
richte hat begin von chur. Dacs ist ulso gespro-
ehen, & dar Jehein herre den lluten deheinen rihter
geben sul wan den ei welent, — Es leuchtet ehr, daß
diefe Bemerkung erklären fol, wie es komme, daß doch ein Rich⸗
ter nur entweder gewählt ober belchnt werden. milfſe, und
boch alle weltliche Gerichte von Mahl ausgehen ſollen; wenn
man den Tert des Sachfenfpiegels, der hier nicht wörtlich her⸗
übergmommen ift, fondern 'von welchem nttr bie Anfangsmworte
bezeichnet find, nice mit hinzu nimmt, fo bleibt die Stelle bes
Aeaiſerrechts ganz unverſtändlich. Der Inhalt beiber Rechts⸗
bücher iſt der Nachhall der alten Berfaffung (Capit. 1. a. 809.
Cap. 22. 8. 1. 6. 165. Note b a. ©.), weiche mit den
Bolfsgerichten felbft erlofch, und bie Stelle mag fchen im vier⸗
zehnten Jahrhundert ziemlich unverſtändlich gemefen fepn.
S. auch bie folgende Note.
>
-]
820 Deitte Periode. A. 888-1272.
4.282. er fir allgemein anwendbar Hielt, zu erſetzen f),
und Beſtimmungen beisufligen, welche er neben der
in dem vorliegenden Rechtsbuch enthaltenen, auch
noch filr wichtig und in einem gewiſſen Umfang
für allgemein _antwendbar hielt 2). Aus jenem
Streben die Grundfäge des Sachfenfpiegels in
ihrer gemein anwenbbaren Geſtalt barzuftellen,
mag
H Ms dergleiche z. B. Tod. Ambras. Art. 8. mit Sachſenſp.
Art. 5 8. 3. Die Gerade des lezteren, verwandelt ſich hier in
die fahrende Habe; ber Pfaffe, der nach dem Sachſenſpiegel mit
den Schweſtern an der Mutter Gerade Theil nimmt, erbt mit
ſeinen Geſchwiſtern die fahrende Habe nicht, wenn er ſchon
mit Pfründen hinreichend verſorgt iſt; ob er mit jenen erbe, wenn
dies nicht der Fall ſei, wird nicht geſagt; aber nach bem Zu⸗
fonmenhang unß ma es annehmen. Zuetſt weil bligefüge
wird, es müfle auch bei ber Frage, wie wiel er von geiſtüchem
Cut haben müffe, barauf gefehen werde, weiches Standes und
kirchlichen Ranges er ſei. Dann aber weil die Stelle auch mit
den Worten fchlieft: der. Phaffe erbet mit seinen geswis-
teriden. Mit dem Sachſenſpiegel verglichen brückt dies ben Sag
aus, im allgemeinen habe er ein Erbrecht; und darin liegt daun,
nicht nur daß er, wenn er nicht verforgt fei, in ber ‚fahrenden
Habe miterbe, fondern auch daß er überhaupt Miterbe ſei, andy
in den Gruudſtücken, wie es ber Sachſenſpiegel ausdrücküch
ſagt, was jedoch das Kaiſerrecht nicht beſonders bemerkt, weil
es bie fahrende Habe bei ber Erbſchaft von anderem Gut fiber:
haupt nicht mehr unterfcheibet. In ber That wirb alſo bier
ein anberer Rechtsſatz entwickelt als in bem Sachſenſpiegei ent⸗
halten iſt, aber auf eine Weiſe, daß jener ohne Vergleichung
des Inhalts mit dieſem unverſtändlich bleibt.
g) So wird . B. hinter ber Note e erwähnten, ben Sachſen⸗
fpiegel I., 55. 4. 1. erläutemben Stelle ein langer Artitel eins
gerückt, welcher bie perfönlichen Eigenfchaften auseinander fezt,
bie ein Richter haben müffe, auf bie auch ohne Frage in Sach⸗
fen eben fo gut als anberwärts gefehen wurde. |
\
=
L
III. Rechtsq. V. Rechtsb. 4. Schivabenfp. 341
mag die Benennung Kaiferrecht entftanden fen. 4. 22.
Daß diefe Arbeit nach ihrer erfien Grundlage
irgend einem einzelnen beftimmten Berfafler zugeſchrie⸗
ben werden muüfle, den man übrigens nicht Fennt, kann
begreiflidy niemand beftreiten, aber demohngeachtet
kann man nicht fagen, daß ſchon Diefer ein felbft-
ſtaͤndiges von dem ihm vorliegenden Rechte
buch verfchiedenes Werk auch nur habe fchrei
ben wollen b)." Auch giebt fi) nirgends fund, daß
h) Rur in biefem Sinne behaupte ich, daß In den Kuilſerrecht
fein befonteres von dem Sachfenfpiegel verſchiedenes Nechtsbuch
zu fuchen fei. Beide gehören zufammenz biefer kann ohne
jents verftanden werden, jenes aber hätte erſt durch weiterd
Bearbeitung zu einem ſelbſtſtändigen Wechtebuch gemacht
” werten wüflen. Und bies ift zwar durch die verfchiebenartigen
Zufäge in einem gemiffen Umfang verfucht worden, welche fpäs
ter zu der eine Einheit bildenden Grundlage binzugefommen find} .
aber in ber That nie auf eine durchgehende Weiſe ausge⸗
füßrt worden. Es iſt kiar, daß ſchon die älteſten Handſchrif⸗
ten, zu welchen der Aınbrafianifche Eoder gehört, wahrſcheinlich
aud) der Kaftſche im Schilterfchen Theſaurus und ber von
Finsler befcheiebene zliccher, nicht meht bie erſte Bearbeitung
des Sachſenſpiegels rein barftellen, denn es iſt nicht abzuläug⸗
nen, daß in dieſen manche Wiederholungen vorkommen, daß auch
unter dieſen ſchon nicht mehr eine Uebereinſtimmung nur ih dem
Grabe ftatt findet, wie man fir gwifchen ber queblinburger und leip⸗
ziger Handſchrift bei Gärtner wahrnimmt; fchon jene gehören
alfo eines fiberarbeiteten Recenſion an, in ber ſich auch fchen
wieder Abweichungen finden, die dann allmälig gtößer wirben,
wenn man fich auch die nemeren bielleicht größer denkt, als fie
wirtlich find, weil es noch fo ſehr an genatter Wergleichung gu⸗
ter Handſchriften fehlt: Und nur In dieſem Sinn, behaupte ich
auch, daß man daher van einem beſonderen SBerfafler bes Kais
ferrechts als Recht sbuch eigentlich gar nicht fprechen könne.
@in ſolches würde mm ans einer gar; neuen Nebaction baden
.bervorgehen kütmen, der ſich allein bie unten zu erwäßnembe
u [21]
372 Dritte Periode. A. 888— 1272,
6. 293. er bei dem was von ihm herruͤhrt, irgend ein be⸗
ſtimmtes Land und deffen Gewohnheiten im Ange
gehabt. habe, am wenigftn Schwaben, deſſen
befondere Rechte diefes Rechtsbuch, feitden es
Goldaft gefallen hat, das Kaiſerrecht file einen
Shwabenfpiegek nicht etwa zu halten, ſondern
mr, da es einen foldyen geben folle, zu vermuchen,
daß jenes diefen überliefern möge I), nad) der Mei⸗
- Ausgabe von Schannat nähert, welche einen ingolflädter Eoter
gum Grande legt. In wiefern man body fagen Fine, der
Schwabenfpiegel ſey ein von bem Sachſenſpiegel verfchiebenes
Werk, weil wenigftens jede Handfchrift aus des gemeinfchafts
lichen früheren Grundlage hervorgegangen fey, weiche ich felbft
anerfenne, nicht aber mehrere von einander ganz unabhängige
Necenſionen des Sachſenſpiegels ſelbſt unterfchleden werben könn⸗
ten, iſt eine gang andere Frage. Das Daſeyn von Recenflonen
diefer Art behaupte ich nicht. Unter ben verſchiedenen Recen⸗
fionen des Schwabenfpiegels, bie febe einem befonberen Berfafs
ſer nigeſchrieben werden ünnten, verſtehe ich Bios folche, in
weichen früßer gleichförmig fehlende Zufäge, fpäterhin gleichförs
mig gefunden werben. Welche berfelben angenommen werben
fönnen, und nach welchen Kennzeichen (Fineler S. 6.), läßt
fich aus den bis jezt gefchehenen Vorarbeiten meines Erachtens
noch nicht beſtimmen. Borläufig möchte man vielleicht verfuchen
koͤnnen, aus den Abweichungen in ber Ordnung unb dem Tert
ber vorhin genannten Handſchriften feitzufeken, was als eine bies
fen gemeinfchaftliche Recenſion angefehen werben koͤnnte, die fich
zu beren Abweichungen auf ähnliche Weiſe verhält, wie bie qued⸗
linburger Handſchrift des Scchfenfpiegels zu ben Zufähen ber
Handfchriften mit. Eiutheilung in Bücher. Durch biefe Bemer⸗
kungen boffe ich meine Anſicht beſtimmter bezeichnet zu Gaben,
als in den frfheren Ausgaben, deren Ansbräde, wie ich nicht
läugnen will, feicht mißderſtanden werben fonnten.
4) @oibaft ift alerdinge sicht der erfte, weiher (Merzede zu ſei⸗
ner Ausgabe ber Reichefakung Tem. 1. &. 1609. Tom. 2.
II. xuchten v. Mechtob —ERR
nung Vieler darſtellen eh. Eine Spur abwei⸗6. 202.
chender ſuͤddeutſcher Rechte, aus lebendiger fu,
ſchauung mid Erfahrung aufgefaßt, finder hin
der Anlage des Sanzen nirgends, wenn auchieinige
Stellen des Sachſenſpiegels durch ein Mißrer⸗
ſtaͤndniß Des Ueberarbeiters von. biefem auf. das
Land Schwaben bezogen worden find, und ihm
Anlaß gegeben haben, dem was von dem Schwa⸗
bengau vorkam, etwas beisufligen, was er von
jenem irgendwo gefunden hatte &. Lieber die all-
mälige Vermehrung dieſes Rechtsbuchs durch die
obengedachten eigenttzuͤmlichen Zuſaͤtze, und in wie
fern ſich hiernach mehrere ſpaͤtere Meoenfionen
deſſelben annehmen laſſen, wird erſt ein Urtcheil
moͤglich werden, wenn deſſen Angeln Haudſcheiften
genauer verglichen ſind.
Der Beſchaffenheit dieſes Nechtsbach⸗ yefolge
S. 1613. fol.) bieſe Vermuthung geäußert bat; Meichöner bes
rũhrt fie ſchon in feiner Vorrede. Die Eryählung, auf weicher
fie berußt, fönnte wie Finsler ©. 26. richtig bancrit, ſehr
wohl auf den Verfaſſer einer Heberarpeitung bejogen werben, und
daher wicht gang Jeer ſeyn. Indeſſen zur Erklärung ber Ents
ftebung des Kaiſerrechts reicht fie auf feine Weiſe bin, und
rechtfertigt alſo auch jene Benennung nicht.
k) Dahin gehört Cod. Ambr, Art. 31. Und mehr fcheint mie
auch nicht aus den Gründen hervorzugehen, welche Kraut
($. 281. Anm. 1.) für eine Rückficht, bie ber Bearbeiter. auf
Schwabe genonmmen habe, geltend machen will. Vielmehr fpres
chen die Stellen, in welchen tas — das was der Sach⸗
fenfpiegel vom „ſachſtſchen Raten“ ſagt, auf „deutſche Lande“
amwendet, weiche Kraut anführt, gegen dene Annahme, und: ſind
ans oben Note f zu erklären. "
[air
%z
324 Dritte Periode. A. 888 — 1272.
8.382. war es mehr als eine ergänzende und conmmentircnde
Zugabe zum Sachfenſpiegel ju betrachten, als für
eine felbfiftändige Arbeit zu halten. Man findet
ea daher fehr Häufig mit dem Sachſenſpiegel und
Richtſteig zufammengefhrieben, ober in Remiſſorien
den Inhalt aller diefer Rechtsbuͤcher zuſammen⸗
geſtellt. Noch beſtimmter tritt dieſe Anſicht in
einer heidelberger Handſchrift des vierzehnten Jahr⸗
hunderts hervor, wo der Sachſenſpiegel abgeſchrie⸗
ben und die zu jeder Stelle gehoͤrenden Artikel
des Kaiſerrechts mit kleinerer Schrift, gerade
fo wie in den. Handſchriften gewöhnlich die Gloſſe,
zu jenem beigefügt ift 1). Eben daher ift cs auch
in allen Rändern, wo vorzüglich der Sachfenfpiegel
als Rechtsbuch in den Gerichten gebraucht wurde,
von diefen ebenfalls als Quelle der Rechtsbelehrung
behandelt worden =); in ben Gegenden, wo ber
Sachſenſpiegel weniger einheimifch war, ift es frei⸗
1) Ich Habe fie, feitdent Ihrer In ber Horigen Ausgabe gedacht wurde,
felbft eingeſehen; fie gehört in das vierzehnte Jahrhundert. Daß
damit nicht meht für meine Anſicht bewieſen werde, als ſchon
Aus dem Rufanimenftelleg der Nechtsblicher uͤberhaudt folgt, ift
ganz richtig: Ich Habe aber die Beifügung ber einzelnen Artitel
auch nicht mit der Gloſſe des Sachfenfpiegels ſelbſt gleichftellen
wollen, fonbern leite baraus nur her, daf man ben Sachfenfpies
gel und das Kaiferrecht beide für gemein anwehbbare und einan⸗
der ergänzende Stechtsblicher angefehen ‚babe, iumb das geht ans
jener deutlicher hervor, als aus ber bloßen Bereinigung Beiber
in einer Handſchrift, die auch zufältig ſeyn könnte.
m) Dies wird meines Wiffens auch nicht mehr geläugnet, feitbem
- fig gezeigt hat, wie allgemein bie Haudfchriften ‚auch im nörbs
chen Deutſchland verbreitet find.
7
DIL Rechtsq. V. Rechtab. & Schwaben. 335
lich haͤnßger beuuzt worden, Biwies auf dieſe vor 4. 2.
zugsweiſe berechnet‘ war und jenen chen in einer
Geſtalt wiedergab, in weicher..der provincielle Be⸗
ſtandtheil deſſelben ſchon zum Theil durch generelle
Regeln erſezt war. Daher:erkluͤrt es ſich auch,
daß Die meiſten Handſchriften in oberdentſcher
Mundart, jedoch kuneswegs vorzugsweiſe ‚in. ſchwaͤ⸗
biſcher geſchrieben, und die in niederfächfifcher n)
ſeltener find. Gloſſirte Handſchriften giebt es nicht
Da das Rechtsbuch zu einer Zeit verfaßt iſt,
wo dad ſogenannte ſaͤchſiſche Lehenrecht bereite mis
den Sachſenſpiegel verbuuden war ($. 280.), fo
gehoͤrt es auch. ſchon Im dreizehnten Jahrhundert
mit zu dem: Kaiſervecht ). Sowohl :Lanb- als
Lehenrecht ſind gewöhnlich nicht in Buͤcher getheile ,
was anch auf die Entſtehung dieſer Recenßon um
die Mitte des dreizehaten Jahrhunderes binweiſt
Spaͤterhin finder ſich zwar eine ſolche Eiutheilung P),
fie ſcheint aber in wenigen Handſchriften vorzukom⸗
men. Eben fo ſelten ſcheinen Handſchriften zu ſeyn,
in welchen das Rechtsbuch in eine von dem Inhalt
des Sahfenfpiegels: gem; unabhängige Ordnung
2) ©. Runde, Grundſatze bee gemein. deutſch. Private. 4. 31.
Note “..
0) De Codex bran, far gabe und ei au ein
Fr —
PD 36 FR Sehe Dan) Geſchent Sandale **
gleich erſt ide funfzehnten Jahrhundert geſchriebene *
wel Das 5, bad. Bad Du BT
+
3 Brite Neciohe an 838 AIR:
2: 9899. gebracht aſt · .Lattiniſche klcberfeguugen: aus, frühe
rer Zeit giebt 06; nichtyudie welche in den Auegaben
gefunden: werben: Find erſt von. den Seemuigebern
Beigefigt: worden. ii ©. ' I»
Die Eindien, aus: meichen den: 8* Bearbeiter
und:die Verfaſſer der fpäsenen. Zuſache ihres Stoff
enmenmen: Saben;. find: zutotilas. nachzuweiſen.
- Manche Stellen: ind: aus“ den. Reichegeſetzer uud
Capitularien, violſeicht· auch / aber felten, ‚aus. den
SBolfgrechten: gerremmen: Y..:: Andere find aus dem
ringen : Recht. eutlehnt und gehoͤren meiſtens
ſchon der alteſten Recenſion Am,. find daher bei
wesam nicht ıfo: haufig, als: ſie beieiner erſt im
vierzehntdn Jahrhundert umternomanenas Bearber
zung, wie! die Glofſe dee: Suchſenſpegels lehrt,
nvthwendig Feyn: muͤßten e). Mies fo, wuhl, als
di Ruͤckſeht/die and „anf: das moniſche Micht ),
und die ‚Weile Sch ec Du id
WINDE NEITI GE nee Zr
NE Kir Shine —* W. r Beta) gchön mc
I: ‚ab ypillene hicher. od
te Zr IV ae 243 en a.
ii Beben epinlihen Art 40:12 148.:47,:187,; uf 42
Art. 62. ber Senfenb. Ausg. fanıı aus ber Lex Alemannorum
J — ioram g Ser — Ex ie vn auch aus
ã
ben —— en jun Ei ſeyn. ii iſt foft wört-
lich aus dem Weichsafiiche von 1235. Cap. 21. 98; genöhumen.
dt. 16.208: 38 Beer an ſu Ben Vi
ſchen Recht.
“osieuna 351.’ "nd Bi las) nae. De
‚Nast s.(ı9 446 Pur .
4
Be WR. (080, —— 1!) an.
11. Nechtsy:-V.Rechtsh. 4. Schwabenſp. 327
ſchwerlich genuͤgend, Die erſte Diecenfion einem Geift: 5. 282.
lichen zuzufchreiben, wiewohl diefe Anfiche in älterer
und neuerer Zeit beliebt worden ift, und einen
anderen Grund dafür finde ich nicht angegeben. .
Daß ein gewiffes theoretiſches Beſtreben, denn
wiſſenſchaftlich kann man es nicht nennen, wahr:
zunehmen fei, iſt zwar nicht ganz zu läugnen; auf:
einen Berfaſſer jenes Standes weift auch) dies aber
nicht hin, da ja die wenig fpätere Gloffe des Sach⸗
fenfpiegels, in welchem diefes in viel höherem Grade.
bervortritt, auch von Feinem Geiftlichen verfaßt ift.
In den bisherigen Uusgaben v) ift nicht ein⸗
mal das geleiftet, was nach den zugänglichen
Hülfsmitteln hätte geleiftet. werden koͤnnen. Die
Benennung Schwabenfpiegel oder ſchwaͤbiſches Land ·
und Lehenrecht, laͤßt ſich nicht wohl mehr verlaffen,
da fie allgemein üblich geworden ift, und der. Yus-
druck Kaiſerrecht ohne Zweideutigkeit ($. 283) auch
nicht gebraucht werden kann.
Anmerkung. Handſchriften und Yusgaben des
Kaiſerrechts. |
Ueber die Handfchriften: 'Seukenberg Visiones de collect,
L. L. Germ. Cap. 4. $. 31 seq. päg. 78 seg. Die Vorreden
zum Iten Band bes Senfenbergfchen Corpus juris Germanici. Gru⸗
pen in tem $. 381, Anm. 2. angeführten Werft von Spangenberg.
Zinsler d. a. O. Ausgaben: Lands und Behnzehtebud
Anno 1480° gebrudt md vollendet burch Antoni Sorgen in ber
v) ©. über biefe und bie Sanbfeheiften bie Anmerlung.
328 Dritte Periode. A. 888 - 1272
8: 92 RK. Stadt Augdpurg fol. Keifertih und Königlich Lands und echn⸗
rechtsbuch durch Sebaſt ia u Meichs ner ber R. D. Franffurt a. M.
1566, auch 1576. fol. bei Goldaſt Reichefagungen. Tom. 1.
p- 32 seqg, Jus prorinciale Alemannicum, alias sub nomine
specali Suevici eomprehensum; ex insigni Codice Membra-
naceo perill. Domini Raym. Krafitii de Delmensingen, reip. -
Ulmensis Consulis, postquam laudatum mode Codicem MSC.
cum codicibns VI. MS. ut et IX. impressis summa cura con-
tulit; leotiones varianies praeeipuss excerpsit, ot latina ver-
sione joxta textam Codicis Krafflieni donavit; notis plurinus,
quibus et aliquae b, Schilteri accedumt, illustratum, orbi
eradito offert Jo. Ge. Scherzius in Schilter Thesaurus
antiq. teutan. Tom. 2. Ulm. 1727. fol. Collutio Codieis Ju-
rs Alemannich tum provinsialis quam feudalis, ejusgue
anliquissimi de a. 1434. cum MS. Argentoratensi a. 1505. im-
presso ad cujus ezemplar illam adomavit Jo. Meichsnerus edi-
tionem, quae prodiit Freof. 1566. accurante Jo, Aug. N. D.
de Berger Lips. 1726. 4, Landrecht bei Schannat Samt.
alter hißorifcer Schriften (1735, 4.) 29.1. pag- 19 m fe Spe-
culi Alemonnict jus provineigle et feudale; Auctor Velus
de Beneficiis; cum Commentario perpetuo itemyue glossario
et indice amplissimo Hieranymi von der Lahr J. U.L.
aooedit Codex .jaris provincialis et feudalis Alemanniei e bi-
bliotheca Caesarea; im Senfenbeygifchen Cerp, jur. germ. Tom. 2,
Bergl. Scherz in der pon ihm beforgten Ausgabe in der Vorrede.
Der vollftändige Titel des Senkenbergiſchen Corp. j. G. it: Cor-
’ pusjyris Germaniri publiei ac. privatj hactenus ineditom,
e Bibliotheca Senkenbergiang emissum et praefamine
ipsius splendidissimi possessoris omatuın curavit, edidit atque
indices commaodas adiectt Gust. Georg. Koenig de Koe-
nigsthal Tom. 1. Freof. 1760, Tom, 2. 1766. fol, (Tom, 2.
Sect, 2.), Bei feinem Rechtsbuch iſt für die Kritit noch fo viel
zu thun fbrig ale bei dieſem. Die Ausgabe im Senkenbergiſchen
C. j. G. iſt nach einem gang finnlofen Pigne gemacht, indem ſie
ans Handſchriften und Ausgaben ohne Unterſcheidung ihres Alter
einen Text zuſammenſezt. Bicle ſehr gute Handſchriften find noch
ganz unbenuzt.
1. Mechtög. V. Nechtsb. 6. Raffersicht, 329
.$. 283. .- 8.383.
IV. Eine nur kuͤrzere und freiere Bearbeitung -
des Schwabenſpiegels, iff das von Senfenberg
unter dem Namen des Kaiferrechts zuerſt her-
ausgegebene Rechtsbuch. Es nimmt, wie ſich auch
(don qus dem faft in jedem Artikel vorkommen⸗
den Ausdrucke: „es ſteht geſchrieben,“ oder role
gefehrieben ſtehet,“ ergiebt, auf‘ ein bereits’ vorhan⸗
denes Rechtsbuch Ruͤckſicht, deſſen einzelne Artikel
bald unter der Vorausſetzung der Kenntniß ihres
Inhaltes commentirt und gloſſirt »), bald nur in
2) So z. B. heißt es im Schwabenſpiegel Art, 311. 8. 8.
„Die Gabe heyßet ſtät die vor dem richter geſchicht odef mit
geſchrifft die ift die allerſtätteſt bie mit gewer geſchicht. Art. 312.
„on dei vogts Ping mag nycwan fein chgen Gingeben, daß es
Kraft müg haben, — Es antwurtst guch keyn Manu umb
fein engen ob man in verflaget ver gericht eg in boys Dinge
ob er6 im feiner. gewer hat." — Man vergleiche yup hiermit
Kaiferr 39. 2, Art. 36. „Der eyme ſyme frunde wei gebin
fin farade -gut, bes mag ez wohl them met zechte, ber fal ez
ouch us ber Hant gebin wel ber daz her veſte ſieze. Veheldet
be ej in. ſyner haut unn fyegst dynne, ſo enhat bee; np:
mande gegabin wanne be bob eme chue ſcheinede gemacht unn
iR ſicherlich betregen.“ — Art, 37. „Wer fyu gud ymande
gebin mel noch ſyne tobe, daz be feſte ſycze dem Ge 1, gibet.
So ſal he ey inne gebin med dez layſertß haut day is ſolche
Feflenumge dy nicht gewandelt wag werbin, das iſt mit bes
Gerichteß wiſſende. Wann my herß enge anders gebit, fo iſt he
ungewert, Kanne hers cyme maqune ſicherlich gebin wei met
wortin noch ſyme ſode daz be ſycher ſy, und beheldet ez doch
in ſyner hant, wel he ez wandeln fo thu he ©) met dez Kenfens
hant. Daz fint foltiche Feftenunge dy vor dem Keyſer mogen
berzugen wahue weme be daz gut hob gegabin alfo, dem hod
he ez gelober. Unnd gpbet ex eq dh der split wine anbıre,
238 Dritte Pperiobe. A. BEE-ANL
9.28% einem kurzen freien Aubzuge vorgetragen werben b) ;
manches gehört natürlich au dem. Werfafler als
‚von anderer Arbeit unabhängigem Schriftſteller zu.
Das Rechtsbuch, welches er vor ſich hatte, war
nicht eine Sammlung kaiſerlicher Geſetze, und auch
nicht, ber. Sachſenſpjegel, ſondern Eikes Arbeit,
| ‚ber, Seftalt, in welcher fie unter dem Namen
des Kaiſerrechts im Umlaufe war, wie man leicht
us ber Vergleichung einzelner Artikel ſieht e).
4 noch ber hantfeſten· ber bob ef med rechte. Blibet ez aber un⸗
. Berwandeld unn an, den ‚worden ſtede dy ber frunt dam frımbe
bad gethon, ez ‚nemet ber frumt met rechte nach des frundes
teode der g in ſynes frundes hant hat gegabin. Sint in dez
ichet rechte ſtet geſchrebin: „Anſtede ift ein eich Ding day
f ine‘ wandeln mag: *
Er... B. Shmatenfe. ı Urt. 135. „Unb tft das ein man
i ,. getten ſoll nnd ſeczet ſein But in eines anderen mannes bant.
.. dennin ˖des dem er gelten ſoll das heißt Zluchtſale, das iſt
nidjtirccht. Gibt ein-man dem andern fein gut mit nutʒ und
imit gewer unnd berzeißet ſich daran feine® rechtens ter hat
= "weht czu dem gut.‘ Wind fprechent ihn die gelter am er hab es
chu Flachtſale empfaͤngen, des ſoll er ſchweren das des itit enfep.
>: Mag aber er In‘ Überfommen ſelb dritt die das wiſſen das es
1 anderft fey. des fol er genießen. Und bat er das gut vers
aufet und fol er ihm darvon icht bas ſot er den gelten geben.“
I Raiferreht. Th. J. Mt. 110. „Eyn lelich man ſal wißin
day myman fin gute derfluchte mag gegebin in keynes mannis
3.5 hant. Wan ber ift ſchüldig unn Hat dy lude verſaczt, ber muß
geltin unn muß die lude laßin dy de davor hat vorſaczt.
Woanmne in weß Sant ez ber Keyſer ſindet er richtet doch dene
ev vorſatzt iſt. Sint geſchriben ſteht met verlach mag "fch
nymant atlchutdigen.
— gi de in dm Pte 6 außen Mel im
Sachſenſpiegel naht ſicht.
1. Rübtbg- V:Redtsh Di Sf. DRL
Dicfen: nam Mewlenbarg brraungegchema: Kakferegchs 9.055
heiße daher auch felbft in Handſchriften da. Tikt:
tefe (kleine) Kaiſerrecht, um es von dem grd⸗
ßeren, von dem es — und a | feyn
eh.
— fi Es 3 in Her’ ea ne
im cerflen „wird pom gerichtlichen Berfahren, ges
handelt, im zweiten folgt: bie Lehre von den Rech⸗
ten ſelbſt, mie Ausſchluß des Lehmrechts, das
im dritten ‘Buche: abgehandelt. wird; das vierte
Buch hat das: Stadt⸗ und Buͤrgerrecht um Ge⸗
genſtande. Der. Mame, Kaiſerrecht ‚gebührt _
übrigens: diefent- Rechtsbuche micht ‚allein, wie es
ihm denn. auch nicht allem führt, fondern mit. den
übrigen Rechtsbuͤchern gemein hat e); er begeichnet
auch in der Sprache: des Mittelalters nice blos
kaiſetliche Geſetze, fondern, jedes gemeine d. h.
gemein anwendbare ($..277.). Recht. im Ger:
genfare ' Ber file" ein’ beftinnmees Gert formell
gültigen. Mormen, wiewohl freilich der Auusdruck
davon - entlent aiſt, daß die kaiſerlichen Geſetze vor
allen anderi und‘ vor der : Ausarbeitung der Rethts⸗
bücher unter allen geſchricheun Rerwen allein,
d) Z. B. in einge auf ber Saul Bet Vnuee be⸗
ſindlichen Handſchrift.
e) S. Haltaus Glossar. unier dem Worte Kalſerrecht.
. 1J%
DR kon al R “.0.0 0
338 Drine Pitisde. A. 88 1872.
. 289, dieſe Saenaſen der allgemeinen Amendoteic
an na wegen ”
en u 6284,
Durch die Rechtsbuͤcher und ihren ‚häufigeren
Gchrauh wurde man fehr bald darauf geführt =),
.H wWi⸗ man ans bene Bi efieig fieht, wo «4 Th. 2. Art. 16.
heißt: „welches benn bas Kaiſerrecht will das müſſen alle Landt
Inden, .und mußrn es halten wenne der Keyſer iſt Vater des
sechten." Das rwiſche Mesht. verdankt den Ramen Luifegeecht,
den es in biefer Beit ebenfalls ſchon erhielt und immer gewöhn⸗
licher erhielt, eben fo gut feiner allgemeinen Anwendbarkeit als
+ ten eben entwidelten Anſichten (ſ. 269.) — Dis einige voll
ftägkige Ane gabe bes Kaiſerrechts, die man bis jen hat, befins
det ſich im Senkenbergiſchen Corpus jar. Germ. Tom. L.
27 Da: Lehnrecht (ober das dritte Buch) ift auch in deſſen Corp.
jur. feudal. abgrovuckt. Eins viel beffere von Bostam foHl
nad) Mittermaier Geunbf. bes deutſch. P Poatr. 8. 1 6. 7.
Note 8. zu Utrecht 1777 mit einem bid zu ©. 2. Gar. 100,
reichenden CTommentar gedruckt, aber noch nicht in den. Buch⸗
handel gekommen ſeyn. Vielleicht giebt bisfe mehr Aufſchluß
über dig von Neueren behauptete, aber aus dem vorliegenden
‚Material ſich wicht beftätigende, befonbere Beziehung, die bies
*feb Kaiſerrecht auf die Rinder haben ſoll, in welchen vormals bie
Lex Franporam galt. — Die hohe Meinung, welche Senken⸗
berg in ben Borreden zu beiten don dem Alter und dem Werthe
biefes Mechtsbuches hat, ME zum Theil ſchon ven -Brupen
S. Schotte Sanml. zu den deutſchen Bambe mb ‚Stats
‚ehren Th. 2, S. 201. und Grapep Obseryationes Rer.
et Antig. German, Tom, L pag. 483. seg.) widerlegt wor:
den. Luch zeigt ſich bei einem genaueren und ‚aufmerffamen
Refen des Kaiferrechts bald,. daß es für die Kenntniß ber deut⸗
ſchen Rechte bes Mittelalters bei weitem nicht ben Werth des
Sachſen⸗ und Schivabenſpiegels hat. Der Verfaſſer iſt kein
ber Rechte fo kundiger Mann als Eile von Repgow; was er
von dem Seinigen hinxuthut iſt daher eu meifteng nur von
geringem Werthe.
a) Die Abfaflung der Siahrecht in dem Ein, wie Diez bes
[4
IN. Rechtsq. VE Veimehete Stadereche 333
die fün beſtimmte Gerichte- formell güfti- 4. Bi,
gen Mormen fehriftlich aufzufegen, oder wo dies
wenigftens zum Theil ſchon gefchehen war, zu: ſam⸗
meln und zu einem Ganzen zu ordnen ') 4) Zu⸗
Wort genommen twirb, für eine pollftänbiger Sammiung des
üöffentlichen und Privatrechts einer Stadt, gehört zwar größtens
theils erſt in den folgenden Zeitraum, aber da ſich die Beſchrei⸗
bung derſelben im Allgemeinen nicht wohl: von ber Befchichte
der Mechtsbücher trennen⸗ läßt, Bat fie, fo niet den Einfluß der
lezteren betrifft, ſchon bier vorgetragen werben muſſen.
b) Daß man meiſtens erſt durch die Lechtsbücher —* geführt
wurde, Stadt⸗ und Lanbrechte (im neueren Sinne des Wortes)
abzufaffen, ift in der That nicht zu bezweifeln, wenn man min
unter demſelben Namen nicht etibas anderes berficht, wis: hier
verſtanden wird, und folgende Momente erwägt. 1) Kein eins
ziges Rands oder Stadtrecht (ſeibſt das magdeburgiſche Mecht .
nicht ausgenommen) iſt in der Geſtalt, in ber es (hrifttid
befannt geworden ift, äfter als dad zweite Viertel des breijehn⸗
ten Jahrhunderts. 2) Die unvollkopimite Geſtalt, Im weicher
wir die älteften Stadtrechte erblicken, bie größere Vollkommenbeit,
die fie Im Laufe der Zeit erhalten, tlhrt Kabon her, dah jene
öhne Rückſicht auf die Nechtsbüchet abgefaßt find, und dieſe aus
ben Rechtöbfichern fchöpfen. Man vergleiche z. B. nur das (üs
bifche Recht aus dem gibeiten Biertel bes dreizehnten Jabthun⸗
derts (S. oben 8. 263. die Werke, in welchen es zu finden iſt)
mit dem ſtraßburger Stadtrecht, und das magdebüurgiſche Recht,
wie es 1304 mar mit dem von 1235 und 1261. 3) Die Stadt⸗
rechte und bie Rechtsbücher ſtehen faſt immer in einet Hands
ſchrift zuſammen, ein Umftand, der doch wohl darauf ſchließen
läßt, daß fie in einer nicht blos zufälligen Verbindung ſtehen.
Wenn man alfo- glaubt, daß die Berfaffer der Rechtsbücher aus
geſchriebenen Scyöffenrechten gefammelt haben, fo. iſt man ges
wiß auf dem unrechten Wege: Die, welche von ben Berfaflern
der Nechtsbücher benuzt werben konnten, waren in einer fo un⸗
vollteumenen Geftelt vorhauden, daß. aus ihnen wenig ron ja
helm war.
338 DettttTeckiie; a: BBB— 1270.
* 2 erſt geſchah dieſes /in «bin Staͤdten⸗ wo man
unfer dem Namen von Stadtrechten ober
Statuten (Jura mutieipalia, Weichbid e) u. ſ.w.)
die ſchon ſchrifeclichh vorhandenen einzelnen Willkuͤh⸗
ven, Privilegien, Weisthuͤmer ($. 258. 259. 263.)
und Bauerſprachen © zuſammentrug, bie wichtig⸗
ſten Gewohnheiten aus den Munde der Schoͤffen
aufzeichnere ©), und diefe. Materialien: .cutweder
durch Auszuͤge aus einem Rechtsbuche zu einem
volftändigeren Ganzen verband, oder wenigftens
das‘ Stadtrecht: mit einem NRechtsbuche zufammen-
ſchrich, um den Schöffen zugleich eine fubfidiarifche
Mor pur Ersaͤnzuug⸗ we daB. Senameit ober
"JE Mmatung gu Alfa. gran.
a). & if eine uxalie Sitte ber. deutſchen Gerichte, die wichtigſten
Eule ber durch einen Herrn ober durch Autonomie beſtimm⸗
"tn öffentlichen Berfolung. uur der Gercchtfame ber Gerichts⸗
. — eingefeffenen, durch eine Bauerfprache (Burſprake) d. h. dadurch
im Andenken au erhalten, daß fig in Zragen und Antworten
gefaßt und in den ungebotenen Gerichten jährlich hergelefen
“werben. Anfangs mögen fie bios im Gedächtiß aufbehalten
worden ſeyn. Beiſpiele folcher Bauerfprachen in ber Geftalt,
wie fie in neueren Zeiten beſonders aufgezeichnet worden fint,
finden ſich bei Puffendorf Observat. jur. univ. Tom. 2.
‚ (im Anhang Nro. 3. (von Bremen) und Nro. 8 und 9. (von
. Rümeburg),
| e) Die Shlfen gaben gewiffermaßen Yin großes Weidthamiber
LE dakß, was ihnen von Verfaſſung nnd Mechten bekannt ſei.
Dadherheiht es 3. B. in ben. Statuten der Stadt Erfurt vom
Jahre 1306 (bti E.F. Walch vermiſchte Veitr. zum deutſchen
u: Kecht Th. J. S. 954. „a: demeſelbin Jare wurden bee flat
me, gerichtit -uffe-den-eit mit alle ben vete willen alfo
bie recht an dieſen Buchin befchriben fen.”
EWR,
IN. Recitdg: VI. VershehrtetStadtseche. 366
eigene Kunde fie verliche, in Die Hände zu geben. 5. 284.
Das merkwuͤrdigſte Beiſpiel eines Stadtrechts, das
durch Veſtimmumigen. aus einem Rechtsbuch ent⸗
Ichnt, vermehrt wurde, iſt das magbeburgifher
deſſen ältere Geſchichte ſchon ‚Bier erwähnt ‚werben
muß, da fle fich bis in das dreizehnte Jahrhundert
hinauf verfolgen läßt. Die älteften Aufzeichnungen
deffelben, finden ſich in Mitcheilungen des in Mag⸗
deburg geltenden Rechts, nah -Schlefien; und
laſſen besweifeln, daß es damuls ſchon in: Magde⸗
burg ein förmlich anerkanntes gefchriebenes: Stadt⸗
recht gab, welches ein gefchloffenes Ganzes bildete;
aus vorhandenen fchrifelichen. Materialien und aus
eigener Kunde des Beſtehenden, ſcheint vielmehr
in vorfommenden Fällen Ser Inhalt einer Urkunde,
melde das wichtigfte von diefem in ſich -faßfte, von
D. Wenn wan in allen neueren Statuten entweder deutliche Shus
ren des Gebrauchs e Nechtsbücher oder diefe felbft angehängt
findet, fo ift es doch wohl nicht zur viel gefchloffen, wenn man
Vermithet, daß hei den älteren, bie jedoch bie zur Ab⸗
faffung der Rechtsbücher bei weitem nicht binaufs
reichen, die mit den Rechtsbüchern fibereinftimmenden Stellen,
die ich in ihnen finden, auch aus den dechtsdüchern genommen
und wicht ans den Stadtrechten in einer präſumtiven uralten
@eftalt, von der ſich weder hiſtoriſche Zeugniſſe noch innere
Spuren ſinden, in die Rechtebücher gefonmen ſeyn möchten.
Und fo kam man in ber That nicht begreifen, warum ein
magbeburgiihes uraltes geſchriebenes Schoͤffenrecht, beffen
Exiſtenz noch niemand dargethan hat, die Quelle bes Sach⸗
ſenſpiegels ſeyn ſoll, wie Lauhn (. Schorts Sammlung
Th. 1. S. 19 u. f.) und Biener Comment, Part. 2. Vol. 1.
pag. DER, Sehaupten: Diefe Meinnng iſt aber auch jezt wohl
aufgegeben. ‘
336 Dritte Periobe. A. 888-1272,
624, pen magbeburger Schoͤffen erft zuſammengeſtelt
worden zu ſeyn. Achnliches laffen andy die älteften
Mitteilungen anderer Städte, deren Rechte weiter
verbreitet wurden, felbft wenn es ſchon einen fefle
ven Kern ihres geſchriebenen Mechts gab, vermuthen
Die aͤlteſte Kunde‘ vom magdeburgiſchen Recht
überliefert ein Privllegium des Erzbiſchofs Wich
mann von Magdeburg, in. welchem er im J. 1188
fine Stabt mehrere Beſtimmungen uber ihre
Rechte giebt 8). Am nächften an diefe, fcheint eine
zweite mit der erſten in bdemfelben Archiv gefun⸗
dene Alrfunde ohne Datum zu reichen, da fie ihrem
Inhalt nach für älter als die übrigen batirtm Ur
Eunden gehalten werden muß h). In der lezteren
theilen ſchon die Schöffen der Stade Rechte mit,
die aber in einzelnen abgeriffenen Beſtimmungen |
en; doc fieht man aus der Urkunde felhfl,
daß
g) Alle bier onzuflißrende Urkunden firbet man am beſn kei
Stengel: und Tıfchoppe in dem oft angeführten Merl
. .. (B. 1. & 19)5 auferdem ah bei Gaupp (&ı 8
Note b), unb bei dem Iegteren auch eine Geſchichte des may
beburgifchen Nechts: Die Urkunde von 1188 ſteht bei Std
&. 266. Scen früher war fie von Werbs Archiv filr bie
Geſch. Schlefiens u. d. Kauf. Th. 2. S. 111. aus einer fehler:
baften Abfchrift befannt gemacht. Sie iſt ſehr merkwürdig
durch die Beſtimmung im &: 8. daß der Burggraf oder Schalt:
heiß in Abweſenheit der Schöffen, bie Watpetänuer (cives) Ur
tbeile finden laſſen barfı
b) Bei Worbs aı a. Di S. 116, aus dem Drighal bei Sten⸗
el ©. 170.
)
DI. Rechts. VI. Dermehrte Stadtrechte. 337
daß es auch hauptfächlich nur um die darin heraus 4. [8
gehobenen Verhaͤltniſſe, welche vorzugsweife die
Stadtverfaffung betreffen, zu thun geweſen
war. ‘Die wichtigften Beſtimmungen bes Crimi⸗
nal» und Prwatrechts enchält dagegen auch fchon
ein Weischum der Schöffen zu Halle, welches 1235
nach Schlefien mitgerheile wurde und fih ſelbſt
als ein erft von ihnen aufgeſeztes ankuͤndigt i).
Hierauf folge die im J. 1261 von den Schöffen
zu Magdeburg ſelbſt nach Breslau tiberfandte Ur⸗
Funde des magdeburgifchen Rechts ($. 279.),: welche
aus einer in Magdeburg felbft ſchon vorhandenen
und mit Artikeln aus dem Sachfenfpiegel vermehr⸗
ten Urkunde des magdeburgifchen Mechts entnoms
nen zu ſeyn ſcheint. Denn in der ſpaͤteren eigent-
lichen Medaction des magdeburgifchen Rechts,
läßt fich nicht verkennen, daß fie die ſchriftlich ſchon
vorhandene Grundlage derfelben ift, und ihr Inhalt
nur erweitert wurde. Eine foldye Redaction nimmt
man erft in dem von den magdeburgifchen Schöffen im
Jahr 1304 nach Görlig mitgerheilten Recht wahr k),
und die Entſtehung derfelben ſcheint in die lezten
i) „Presentem tompilevimus paginam et jus civile inseripal-
mus, a nostris senioribus observatum”. Bei Stenzel fin '
det man bie ſchon Bfter (f. dafelbft Nete 1) gedruckte Urkunde
S. 394. wit fehr brauchbaren Verweiſungen duf bie fpäteten
Mittheibungen bes magdeburgiſchen Mechts.
k) Jejt am beſten bei Stenzel &: 448, Scheir feliher auch
dei Schott Sammlungen zu den beutfchen Land⸗ umb a
sechten SG. 1.6.89 u. f.
. IL ( 22}
338 Deie Yerioh. A. 868— 1972.
9.284. Decernien des dreizehuten Jahrhunderto zu fallen.
Denn 1295 hatten die Schöffen zu Magdeburg
der Stadt Breslau einige Mechtsartifel mitge
theilt 1), welche wörtlich mit einzelnen Stellen des
in dem im Jahre 1304 von ihnen ausgefertigten
Stadtrechts übereinftinnmen, und entweder für cin
aus biefem herausgcehobenes Stuͤck, oder für eine
der ſchriftlichen Grundlagen gehalten werden uniflen,
aus welchen das leztere bald darauf hervorgieng;
zu biefen gehörte anfer den in den Mittheilungen
von 1261 enthaltenen Artikeln auch der Sachſen⸗
ſpiegel. Eine ähnliche, jedoch anders geordnete
Redaction des magdeburgifchen Rechts, findet fih
in dem ‚alten culmifchen Rech” m); fie kann nicht
viel ſpoͤter aufgelegt ſeyn, un Bu ihrem Ur
ſprung neh wahrſcheinlich nah Schlefien; die
: Materialien bes magbehurgffäen Meches, welche
in Breslau vorhanden waren, fcheinen die Haupt
grundlage berfelben gewefen zu ſeyn n). Ebmfo
iſt aus dem magdeburgifchen Recht dag Rechts⸗
buch hervorgegangen, melches unter dem Namen
des ſaͤchſiſchen Weichbildg befanne if. Seinn
Grundlagen nach Fönnte es zwar älter als das redi⸗
girte magdeburgifche Recht ſeyn o); die Bearbeitung
| D Sei Stengel S. 438. Auch vorher ſchon bei Baupp.
m) Aus einer Handſchrift ven 1394 zu Thorn 1584 lel. gebemit:.
n) Berl. Baupp a. a. O. &. 122.
0) Dies nimmt Baupp a. a. D. S. 144 u. f. au.
IN. Möchtög: VE Berstchete @efbioiikti. 838
der Materialien das Taztenkız auf: eins freiers che, 4. va4.
us deren Verbindung mit ‚ehren, :welche ‚aus
eigener. Resntniß.cutmomenmmı oden aus dem Rechts⸗
Büchern, vornehmlich dem Sachſeuſpiegel, antlehnt
find, wodurch dee Yuhalt des. Weichbilde,.den mg ⸗·
deburgiſchen Rechtoquellen ſelbſt gegenuͤber, ſich un⸗
terſcheidet, koͤmte; aber auch außerhalb Magdeburg
entſtanden ſeyn, und. bie fehlende. Ruͤckſicht auf Die
im J. 1294 vorgegangene Werimderung in der
magdeburgifihen Stadtverfaffung P) hieraus erklärt _
werden müffen. Die Veranlaflung zu diefem Rechts⸗
buch über das magdeburgifche. Mecht, feheint der
ausgedehnte Gebrauch des lezteren gegeben zu haben,
mit welchem namentlich beinahe alle thuͤriugiſch⸗
ſachſſche / mariſche/ polniſche /ſchicfiſche und preufifhe
Städte bewidmet. waren; gerade fo wie dadurch die
Rechtsbelehrungen fo Häufig wurden, welche
Diefe Städte Bei vorkommenden Zweifeln bei den
magdeburgiſchen Schöffen ſucheen 9 mußte auch
p) Dicke iſt das SKauptärgument don Gaupp. Worin fie nach
ber magdeburgiſchen Chronik (Meibom ecr, Tom, 2. p. 333.)
beftand, findet man in der Aten Anmerk zu biefem Paragraphen.
q) Pan findet Sammlungen derfelben in den Sandfchriften ſowohl
des Sachfenfpiegels als des Weichbilde, aus welchen auch ders
gleichen in manche Ausgaben beider übergegangen find; von dem
großen Vorrath derſelben In den Archiven find aber außerdem
noch andere gebrudt. S. Böhme diplomatifche Beiträge zur
Unterfuch. der ſchleſtſchen Rechte 8. 2. Th. 2. ©. 90 u. f.
Anton dipfomat. Beiträge zu ben deutfch. Rechten. Leipz. 1778.
8. S. 95. Gettschalck anslecta Codicis Dresdensis,
quo jus Magdeburgense ac scabinorum sententiae medio
[ 22° ]
340 Deitte Pcricbe 8 17:
6.384. ein Rechtobeſch, das ſich auf das magdeburgiſche
Mecht niben den übrigen anwendbaren Rechtoquellen
ſtuͤſte, fuͤr alle mit jenem bewidmete Städte ein
Beduͤrfniß werden r).
Aehnliche Bearbeitungen der fächfifchen Rechts⸗
quellen aus die ſer Zeit mag es noch ‚mehrere
gehen; was von ſolchen bisher fonft noch befannt
geworden iſt, Fann abe: nicht. chen fiir bedeutend
gehalten werben ).
aero latee continentur. Dread. 1824. 8. Gaupp a. a. D.
S. 166 uf. '
r) Ueber bie Hanpfehriften bes ſachfiſchen Weichbilde und bein
Auegaben ſGrupren bei Spangenberg S. 59 u. f. Die
lilteſte. du⸗gabe iſt: Saͤch fiſches Weichbild, Lehnrecht und
Remissoriam gedruckt und vollendet in ber R. Stadt Angs⸗
prurg don Antonio Sorg 1482. Bon Zobel iſt es 1537 mit
beim ſachſiſchen Lehnrecht herausgegeben (f. oben &. 280. Rote ).
Die neuefte und beſte Ausgabe it: Sach ſiſches Weichbild
in Iateinifcher und hochbeutfcher Sprache aus alten Codicibus,
mit Auszligen aus ber Bloffe und einer Borrede von ber Hiſto⸗
ria des Weichbildes, herausgegeben von Jac. Friedr. Lubos
virk. Halle 1728. 4. Berg. v. Selchow Geſch. der in
Deutſchl. gelt. Rechte . 313. Senkenberg Vie. div.
p. 50 se. Biener Comment. P. 2. Vol. 1. p. 259.
Note 8. p. 261. Note 12.
8) Das von Zepernick (Miſcellaneen zum Lehnrecht TH.1.8.1— 82.)
aus bem diathsarchiv zu Börlig herausgegebene ſogenannte alte.
Lehnrecht, welches Anton (Ermweis, daß bas Lehnrecht, weiches
Sere D. Zepernick beransgegeben, altıs Sachſenrecht fep. Reip-
1789. 8.) für bie Duelle des Sachfenfpiegels und bes magde⸗
burgifchen Weichbildes gehalten wien will, ift nichts anderes
a6 eine ſolche Bearbeitung bes Füchfifcen Lands und Lehn⸗
rechts mit Müdfiche auf das magdeburgiſche Recht. Nur bie
MI. Rechtög. VL Bershehete Skaͤdtrechte. 341
De bie unter: bin Namen Staderechte bis- 4, 284
her bekannten Privilegien und Willführen, welche
einen großen Theil des Stoffes für die. Stadt
rechte im neueren Gimme bes Wortes hergeben
mußte, von den Landesherren oder Kaifern ge-
woͤhnlich beflätige waren, fo ließ man auch diefe
neuen Stadtrechte, bie das ganze öffensliche und
Privatrecht der Stadt umfaften, gelegentlich *)
auf diefelbe Weife confirmiren, ohne dabei an mehr
als bei den älteren Eonfirmationen ($. 263.) zu
. denfen. Bei den meiften Stadtrechten geſchah die
Berbefferung nady und nach, und felbft: nachdem
fie fon ein volftändigeres und geordnetes Ganzes
geworden waren, trug. man hinter: denſelben inımer:
noch die wichtigeren Weisthuͤmer ein, aus welchen
fie dann gelegentlich ' von neuem im Teyt ſelbſt
ergänzt und vervolftändigt wurden ®),
baci ern Mt Brei Das echenrect und (An hoch eier
Bemncrkung von Hemeyer eines: meizifchen Ueberſetzuug des Ve-
tus auetor in das Deutſche anzugehoͤren. Vergl. Biener.
Comment, P. 3. Vol, 1. p 307. und Vol, p. 300 s0q.
1) In den meiften Statuten wird mur bemerft, daß Rath um
Bürgerfhaft übereingetommen ſeyen, das nachſtehende zu ſetzen Ä
und gm Kalten. | ,
w)- Man ficht dies aus der Wefchaffenheit aller Statuten ohne Uns
serfihieb, im deuen ſich die eelsen Gtüde, aus meiden fie -
nach med nach zntflanben find, meiſtens noch urerſcheiden laſ⸗
ſen, Man vergleiche B. die göttingiſchen Statuten
Wi Paſſondorſ Obs. jur usiv. Tom. 3. im Auh. Hro. 3.
4‘
32 Daten Meike M.M&S 1272
4 3. Safe Anvxrkung Uder das MWort Weanchbild
—
vVon allen derſchiedenen hhetbibethen krtlärimgen 7% Wortes
Weichbid (1: Hakenis I
“ don Vicup aus Bud comcu, ka ba etſte Man effsıbar auf
ein dentſcheg Wort fenn muß, wie ber. Ziſaß Wild, zeigt, inhen mau
woht Inteinifdhe Worte zu. brutfchen geftenupelt, aber, micht icht baut:
ſche nd lateiniſche To Nufstunmichgefegt findet.“ Eher wWante man ed
mitiRinblinger von Meihen herleiten, mio bied inhif! dab Mekhen,
Sch Seiten, ber: Brüugen Inh de ai Deiuoobihemn brin op
ren. A kin ‚ba. ber, Urſrrung hab. decht⸗ ſelpſt, welches alt, dieſen
Ansdru dezeichnet wurde, voch wohl für defen Eiymologie entfchel
bend fehit muß, ſo Fan tar bie vhen %. 324; "angegebene Mhleitung
detheſdigi, werden. : 96.6 Übrigens befanut, "dOk dat Wore Meich⸗
hild außer, dem Zerritorium der Shadt auch des in demſelpen gelende
Recht bezeichnet. — Dieſe Worte ſtanden ſchon in der leſten „Huße
gabe, und miiffen Auch im biefer ftehen bleiben, obwohl oben 8.924;
Roth öi Sr 76, ſchon das nöthlge zur Meditfechigung: ber-Webens
kung gefogt ˖ wotden il, bie dem Worte: Merk in Beides ar
den nicht. eipmologiich, fonbern aus ben Priiiegien ber Bildiöfe be
gründeten Nefprung bez ftäptifchen Berfoffung untergelegt werben
muß. Der Ausbrud kam hiernach entweder anf den Könige,
ber durch Privilegium fiber einen eximirten Ort verliehen iſt, ober
uf das, ZupmuuliätänPripilegistn. Fiir eine: Küche Degagen . werben,
und in deiden : Fullen bezeichnet cn DELL dns. verlichene Wink, in
erfben weil bag SSilh, meltas ven Adutz chadat Iageidahzte;, far em
pt anfgerichtel. wrde, dm- weites weißt Bilb Des Be
Summmität und bie Rechte berfelben anbeutete, Ich bin, madıben
ble Sieme 9. 224. Mott ce. S. 76. fon äbgebrct. war, barsuf
aufmerffam gemacht worden, daß bon. nicht "angegeben Io, mi
Bedeutung beni Worte „Wik,““ wenn Weichbilb auf bie Roiandebil⸗
der .begogen. werden ſolſe, zuntergelagt, Wahen le; Meineeranſvht
nad) feine ander⸗ oe hie, daß, der Drtnimit. bean dazu gehorrnden
teritorimm · ein eximirter und beffen remtion diurch das aufgerich
—* bezeichnet werde. Bei’ Grimm Gramm. B. 2. & bil.
t ſch folgende Beomerkunge der Streit ob Wehhsbiih für
Weih-bild fee, ober von weich (vicme) Mittelhochdentſch wich
JH die inmwahheſchenichſte, daß
—
I. Rechtbg. VI. Vermehrte Stadtrechte. 343
herrſthre, Käft ſich grammatiſch nicht ſchtichten, dedor die’ Rufammen, &- 958.
fegung ‚in einer alten eittfcheidenden Form vorgelegt wirb. Ein mit⸗
telhochdentſches wich-pilde, vin· pnde, wiirbe beides bedeuten ton⸗
nen, angelſächſiſch aber vih-bilede (oder vig-bilede) von wie -be-
lede abfiehen —, Sb Grimm nach dem, was & Gramm. 8.3.
©... 418, 428. fer die Worte veihs (zoth) wil (althochd.) wik
(atefächf.) wijk (nieberl.) d. }. vieas, oppidum, und wih (altſaͤchſ.)
d. 1. templam veihs (goth.) b. 8. 'asper m. f. w. zuſammenſtellt,
ohne ſich Aber jene frither ©. 2. S. 641, gemachte Bemerkutg
naher zu erklliren, fegt mehr fit die eine ober für die andere Her⸗
letung ſich entſcheidet, wage ich nicht zn eitſchelden) warr dae Wort
wik für gleichbedeutend mit oppidum (denn mir die unmittel⸗
bare Hetleitung ‘at dem tateiniſchen viens, wie man fie bei
älteren Schriftſtellern ſindet, iſt cis ſprechwidrig zu verwerfen) zu
nehmen, fo wörbe: Ich; flir die Brichig von Eeichtiid anf die Nu:
Ianbsbilber ſtimmen. 87 r
Zweite Anmerkung. Veränderungen in der Stadt ·
verfaſſung von Magdeburg imJ. 1294.
His temporibus eives civitatis Magdeburg emerunt Burg-
gravionatum, id est offieiam et jus Burggtavii in Magdeburg
pro nongentis marcis a dnte Saxonian; emesuht etlam Solaul-
tetatuın, id est, oſſſoium Schulteti cum suo jare pro quingen-
tis mareig ab illis de Eckersdorff, et haec duo ipsi cives de- .
derunt eoelesiae Magdeburg: ea conditione, quod Burzgravio-
nalus non potest dimitti ab ecelesia, absque voluntate oiriund,
Officlam autem Schulteti Archiepiscopus, qui pro tempnte em
set, deberet conferre uni divium, quemeungue vellent, ita quad
ipsi cives possent eum removere, quagdo vellent, et alium
substittere, quem Arthiepiscopus teneretur sucepfare: Usgue
ad ista tempora Scabini fuerunt in consilio eivitatis, a quo
exime' faerunt exclusi et ottae. sunt multee dissensiones Inter
consales ei 'magistrus wnlonam et seabinss super wariis cauais,
guse posimedum ‚stint sopftae, Ita 'qued donätäenes et transla-
tones haereditstum et proprietstum fierl debererit 'extume co-"
344 Dritte Periobe. A.. 888 197%
6: 286. ram eonsulibus In judicie, qued dieitur Pardiagk, et libri qui
super talibas scripti. et scribendi essent, deberent spad con-
sules, non apud scabinos ConserTari, quas omnia prius apud
. wtahinos expediebanter. : .
Die Urkunde, in welcher. Der Heryeg den Sachſen dem Erjbis
ſchof die Burggrafſchaft auflich, hat Boyſen hiſtoriſch. Magazin.
Stes St. S. 63: „Nos Albertus Dei gratis, Saxonise Angarias
Westphaliaeque Dux et Comes de Brene recognoscimus tenore
praesentium, puwblice protestantes, quad dignitatem seu Burg-
gravienetum et Bennum ejgadem' Burggravionatus intra muros
Magdehurgensen et in aqve foro cum omnibys pertinentiis corum-
dem, quas tenuius a Venerabilj Domino nostro Erico, san-
ctag Magdehurgenais Ecclesise. Archiepiscopo libere resignavi-
. mus eidem Episcopo ac ipsam de Burgzrarionata et Benno
praedjctie, wasandamup - prg Bobis ac pre emallns nun vhs
existentibus et futuris,”
4.9851. u §. 2850.
9 Auf aͤhnliche Weiſe verfuhr man in den
Landgerichten, Lehnshoͤfen und anderen Gerichten.
Die geſchriebenen particulaͤren Rechtsnormen, die
man durch die Sammlung der Rechtsgewohnheiten
entweder unter oͤffentlicher Autoritaͤt oder durch
Privatperſonen erhielt, führen nach der Verſchie⸗
denheit der Gerichte, für welche jene gefammele
wurden, den Damen von Landrechten, Stifte
rechten, Lehnrechten u: ſ. w. a). Was davon
noch in dieſen Zetraum gehoͤrt, iſt aͤußerſt kurz
2) Die iin eingeben Bedienen biefr Wt, Die ka ben fr
heren Ausgaben genannt waren, gehören erſt in bie feigenbe
Periode, und werden daher beſſer erſt unten SB. 3. 9. 443,
%
m Rechteq. VII, Vermichste dandrechte. 345
und has dan gewöhnlich die Beftalt von Privi 4. 286.
Icgien b); daher iſt in den Handſchriften auch
meiſtens noch ein Rechtsbuch, das vorzuͤglich in
Gebrauch war, wit denfelben abgeſchrieben e).
ER, | 6. 2856,
Einen Rechtszuftand, weſentlich verfchieden
von dem, welchen die bisher befchriebene Fortbildung
des Rechts im übrigen Deutſchland hervorbrachte,
nimmt man in Friesland wahr. Mit Ausnahme
der Befigungen, welche die Franken ſchon vor Karls
des Gr. Zeit Hier gehabt Hatten, in welchen ſich
allerdings die Landeshoheit gleichzeitig mit ihrer
Entſtehung im übrigen Deutfchland bildete *), und
b) NIS Weifpiele Runen das Stiftéerecht von Hildesheim
bei Beyernid milch. 35 4. Nre. 14. an Hei Bruns
Beitr. S. 160. und bie teklenburgifchen Lehnsge⸗
wohnheiten bei Ludewig Relig. Kap. Tom. 2. p- 297.
seq. dienen. -
e) So .B. iR Dia Scheht von Sie Dan Enden
ſpiegel Beigefügt. 222
a) So gewiß es nach ber L. Frielonun T. Cap. 10. 4
bag Friesland noch in des carolingifchen Zeit bis an bie We⸗
ſterſchelde (Sinckala) reichte, fo zweifelhaft ift bagegen, wie
weit es ſich zunächſt des Nbeins nach Süden erſtreckte. Die
Zeanlen haben zu feiner Zeit ihre alten Befttzungen zwiſchen
ber Yſſel und dem Sthein ganz verloren und ein Stück von
Geſderland und Rütpen iſt alſo wohl immer fraͤnkiſch geweſen
(8. 1. S. 143.532,). Wurde aber nicht vielleicht überhan pt der
ganye Strich bis zur Güberfer durch bie roberimgen Pipins
und Earl Wartells zum Frankenlande gezogen? Wie Gele
Nets du, weiche werer Hellanb mb Seeiand, nach Gelben,
Zamden und Utrecht, Duezpffel uns eingefchloffen, zu Friee⸗
346 - Dritte 'Bersbe. A. 888 12M.
9: 285». init Ausnahme eines Theiles vom noͤrdlichen Fries
land, entſtand Hier bie Landeshoheit in dieſer Pr
riode noch nicht. Zu den urſpruͤnglich friſiſchen
Diſtricten, wo eine wahre Landeshoheit bereits ent⸗
ſtanden war, gehoͤrt: 1) Seeland und Holland,
wo man bereits im zehnten Jahrhundert ein erbli⸗
ches Grafengeſchlecht findet; 2) Gelderland, dus
aus Herrſchaften und Reichsvogtelen zuſammen⸗
gebracht war und ſchon ſeit dent eilften Jahrhun⸗
dert mit der Grafſchaft Zuͤtphen immer einen
Herren hatte, 3) das Stift Utrecht, ſowohl in
Anfehung feiner älteften Immunitaͤt (des eigen.
lichen Stifte Utrecht, Miederſtift), als der ſchon
im elften Jahrhundert dazu ertvorbenen Landſchaft
Dmeeyffel (Oberſuft). 4) Im nördlichen Frie⸗
land das Stift Bremen, das ſchon An elften
Jahrhundert ‚außer feiner Immunitaͤt die Graf
ſchaft Stade erwarb b), fie aber bis ins dreizehnte
Jahrhundert durch lehenbare Grafen verwalten
laſſen mußte. Kaiſerliche Verleihungen uͤbertrugen
zwart ber Grafen von Holland und dem Stift
Utrecht im elften Jahrhundert die Sraffihaft über
Umd rechnet, Lift dies wenigfteuß hermuthenz' entihe
aber iſt fie freilich nicht, denn im Tunfjehnten Jahrhundern, in
weiches fie gehört, konnte das Andenken bes früheren Verdin⸗
‚ bung durch die ganz veränderte Werfaffung jenes abgeriſſenen
. ae eriofchen. ſeyn, und man konnte fie nicht mehr zu Brick
land zählen, auch wenn fie niemals —* "eigentlichen Zranlen⸗
laude gehört hauen.
by & din 9. 289. Work
BE Dechtön. VIR, geiſtſeht Nechle ST
Ftieclaud ꝓvtſchen dem IH und. Caubach; Die-fie-g:unsh.
nach einent· 1365. Raufr Friebrich Lugetroſ⸗
foren Vergleich. durch einen gemeinſchafelich beſteß
von: Geufen ausuͤben ſollben⸗gleichergeſtalt wurde
un eilften Jahrhundert die Gbufſchaft zweſchendern
daubach und ; den Ems ham iunahte ‚@eife,nb
die zwiſchen ‚ve Sms und der Weſer den Tram
ſchen Biſchoſen· Uberlaſſenre)lein Ole Grufen sem
Holland vermochten vie.» Frieclanb auf: der Shaker
Seite das Gi (Wh Pride) ihrer Lautechoheet
zu underwerſen; dem utrechter "Stift, gelang: vs
nur in: eher: kleinen: Theil. jenges drußen Can
ſtrichs ein VDerricoram⸗ ge: bilden cy, bie: hr
Gemeinden nähen bchſtens won: ihm Iuichmee
Grafen oder Döper a; die imudiee Ding Men füon
fr fuͤrven fy ‚das mmbhe We: Wir
2 —8 990. oo
Eine SHauftftete far VE ME cbicſimtꝰ 82 angefcdetet.. Rbatſa⸗
=. TH hehe! Baker "8: De heſind⸗
“ßen - Friftfchen' Setautbe in WER Tichirfegung,
wer Wiatbd, —* Landtagen dei Zhfen I Dein’ Inlisles — -
ren Zeiten Ber Upftalboem (Miem. 1777. write Mil. Rees -
‘2818: 8 ©; 54.) Mike, folgt in bet’ Km! a Enbl 8 9.
e) Wie der Graf, deffen das altfriſiſch⸗ Nandrecht Art, 1. (bei
Schetanusiıf. 9.385. &'4E.) : ih Richard Aber das
gelte Selaub! erwäßeit;: und Übel feikesiänwalt folgende: Ande
fuaft giebt,. bis hitr had) dem feiſtſchen Sept ſtehen mag:
Dit is Iandriucht der Fressd:" di .grewu desr an
Freslsnde grewa wem webil; dy'schal wesza false: bertha
boren ende #yn riesht unfarkoren.:::Fii schil to suder muda _
in commasende bomma to Staenlen in''dat deei (Bericht)
mit wirdee were, mit des koninghes jefta (Refikigung)
1 4
IB Dritte Periobt: Au BSB--- 278
ru möh. nichts mehr, waren Die Feififhen Semeuden der
> Dichmatſen/ die zu ‚ber Grafſchaft Stade gehörten,
thren Grafen - geftündig, und das. ganze frifiſche
Band; zwiſchen Weſer und Ems fuͤgte ſich nice
enunal dieſer Oewalt. Kaum verwandelten die
Beafen von Okdenburg zu Anfang des dreiehn
tem Jahrhunderts ſelbſt in den am Friesland am
graͤnzenden Dißeitten, den Grafenbaun uber bie
Btedinger in..cne Landeshohei ia Dinn der
Beineligen Zeit, obwohl dieſe Gegend ſchon ſeit
wralter Zeit zu den ſaͤchſiſchen Eroberungen gehoͤrt
haben muß!) Jenen von der Landechoheit frei
gebliebenen. Sriefen blieb daher waͤhrend dieſer
gactzen· Periode noch bie alte auf. Bolfagemeinden
gegruͤndete Verfuffung: Dieſe bildeten fieben gro
exe Proninzen ader Seelande, bie jedes in.michran,
den gewöhnlichen Bauen zu vergleichen e, Diffrice
. ade. myt.breve ende:myt insigel. Deex agen (miflen)
.. kim da fresen io ‚onifsen ende .to, rigcht ta staen. Deer
„.aegh bir di asıge,oen ferd (Zeiepen) Aa, deln. Ende hi
‚him selff to bannen dat him nimmen zes onrischtes
‚x due, Soo ughen dae lyoed dyne ferd toe sterkiane, deer
‚; a0gb dy grewa, aller manlitam syn leen tae geuvane, als
. „ hyt aen synce wer hede sonder fya. \
.D) Die Stelle Note A, welche ſo forgfäßig. von jebens auch mu
ai ehthem zu Frieland gehörigen Kande ſprichn, mb ausdeidiich
nicht mus Dithmarſchen fondern auch die abhängig gewerdentn,
ijenſeits der Weſer beiegench, frififchen Gemeinden aufjählt, ehe
„erachtet fie im feines: Berbinbiing mit Den ſeben Seelanden flans
„ben, erwlißek.bed.fichinger Rambes. wid. Auch ‚bie Beaffchaft
un 4 ein ſachſiſch⸗ weſtphäliſcher Bam (ver Alte pr
gw . . . u a POP“
I. diechtsq. VIn Jaſtkhe Rechte 346
abgetheilt waren, im welchen Adel und Freie eine 4: 6b:
Gemeinde bildeten. Eine ſolche hatte mehrere Vor⸗
ſteher unter dem Namen von Richtern, weil ſich
jede einzelne Landesgemeinde, die zum Gau gehörte;
ihren Richter mit Gewalt auf ein Jahr ſezte.
Unter Leitung dieſer Richter wurden die Gauge⸗
meinden gehalten, bei welchen die geſetzgebende und
die richterliche Gewalt des gewoͤhnlichen Gowdings
war; aus allen Seelanden aber traten Richter und
ein Ausſchuß aus den Gowgemeinden jedes See
lands zu Upftallesboom (unweit Aurich) in eine
große frififche Landesgemeinde zuſammen. Die Ver-
äinigung aller Seelende gieng auf gemeinfame Ver⸗
theibigung gegen unrchtmäßige Gewalt eines Um
genoffen, von jener großen Gemeinde wurden alfo
ohne Zweifel alle Angelegenheiten berachen und
geordnet, die fi) auf die Landesvertheidigung bezo⸗
gen. Berner übte fie die ‚gefengebende Gewalt in
uͤffentlichen und Privatfachen über ganz Friesland,
und eine richterliche Gewalt, deren Hauptgegenftände
die Erhaltung des gemeinen Landfriedens, und in
fo fern auch die Angelegenheiten eimelner Perfonen
und die Streitigkeiten zwiſchen verſchiedenen See⸗
landen oder einzelnen Gemeinden gewefen zu fen
feinen. Für die Zeit, wo Diefe Gemeinde nicht
verfammele war, wählte fie einen Ausſchuß von
geſchworenen Richtern, welcher fuͤr die Zeit ſeiner
Amtsgewalt ihre Stelle vertrat, und alſo in der
That waͤhrend dieſer Zeit Friesland regierte, nur
5A Deittrfpnahe, A: B89--4R7R.
* — mit. fehr: beſchraͤnkter Gewalt, da er nır
Die, Beſchluͤſſe der. Bemeinde auszufſchren und für
den Landfrieden und die Erhaltung. der Verfaſſung
zu ſorgen hatte. Der Adel hatte kein Uebergewicht
in. der Landesgemeinde; aber Adel, Geiſtlichkeit und
Wolk beriechen fih in der Verſammlung gzuerſt
‚jeher als drei verſchiedene Staͤnde beſonders und
vereinigten ſich daun eines gemenſchaſclcheꝛ Be⸗
U DZ
2
Anmerkung Ei Fleine Abhandlung von den fir
ben Seelanden des ganzen Landes yon Friesland,
mit dem was dazu gehöret und den Inſeln.
Das erſto Syeland it. Weftsfiriesianb, bei-ber ande Sein
Jdes Sees, als Hoorn, Enthuifen, Medenblick m. f. w., welches dr
Graf von Holland bejwungen hat. Das andere Seeland efirft
id) von Siabern nach Keniourden, Weſtergo md’ Dagege, World,
Megenkerde und mas bay gehöret. Das dritte heilt Offerzo mit
allen Schwellingenlanbe, Borendeel, Feerd Reer, Bandınar, Kasten
wolde, die niedrigften Wolden, Rauwerdar, acht Kirchfpiele und fob
mer Land. Diefe zwei Serlante, als das zweite umd Dritte, ſichen
minter Mehr Herra als dem Aalſer bes sörsifchen. Weiche. Ye
dieſe Seclande haben unzählbaren Schaden und viele UAnfechtungen
ausgsftanden, ihre Freiheit zu beſchirmen, weiche ihnen der großt
König Karl gegeben hat; Aberdem haben fie ſchwere Kriege geführt,
gegers bie Grafen von Holland, ihr Land zu befhähen. Das vierte
Goran if} Stetlingwerf, Gcoterwerf, Runnerfppt, Orenthom, Zu⸗
Imbo, Stenwoyck und ganz Dreuthe. Diefes Seeland als Dreutht,
Steenwyck, Fullenho, Grenthorn nnd Kunnerſyhl, hat der Bilhel
vom Utrecht bezwungen, aber Gtellingwerf und Schoterland fink
8) &. Wiarda Iı dem Note d angefäfeig Beate .
BE wrehat VL Fahr Reh 351°
frei. Diefe haben don dem Saft u Ace große Wufechtung ger $- aus
habt, und große Kriege geführet. (Das zweite und dritte Seeland
und der Thell bes vierten, ber voch als frei augegeben wich, bilden
in ber fpätesen miederlänhifchen PrebincialsEimpeilnng Friesland,
während bie als untermorfen angegebenen Theile zu Overpfſel unh
Drenthe gerechnet werden)... Das fünfte Seeland iſt Langwolb,
Fredwold, Hummers, Middach, Hufinga, Fivelinga, Gröningen, bas
alte Aut, Weſterwold mit allen den Wolder, bie zwifchen der Emſe
und Weitphalen liegen. En ber ſpaäͤtern Eintheilung Gröningers
land). Der mehrefte Theil von dieſem Seelande iſt audy frei.
Einige davon find dem Junker Keno (mas erſt ber folgenden Pes
tiode angehört) und einige ben Gröningern untertham Das fechfid -
Seeland iſt Emden mit ganz emfiger Land, Brokwerland mit ganz
Auricherland, Oſtringerland, Yarliugerland und Doln, Norberland
umd was dazu gehört. Dies Seeland iſt bas reichte und fruchts
barfte und fteht unter Reno von Wrofmerkmb, ber feinem Water
und Brübern in ber Bocheit nachgefolget. Mit Boseheit hat ex
dies Lamb bezwingen, und mit ben Serräubern hat er es arm ges
macht. Er ſcheute weber des Geiftlichen noch bes Weltlichen; ex
wär böfe in allen feinen Dingen, und aus ben Kirchen nahm er
bas Gel mb die Kielnodien, mit weichen es ben Krieg führte,
(Auch Diefe Muterwerfung, die nicht einmal dauernd war, gehört erſt
der folgenden Periode an). Das fiebente Seeland if Rüſtrin⸗
gen, Wangerland und Butjabingerland, (jest, aber erft feit
dem ſechzehmen Jahrhundert Dfbenburgifches Zerriterium), welches
Sichold Eben Sohn, Junker Kenos Schwager beftzt. Ingleichen
nt, Moormerland und Langen (jezt Theile von Oſtfries⸗
land). Das ſind die Theile dieſes Seelandes, welches Junker Keno
auch bezwungen und damit Focke Ucken belehnet hat; und fein Lan⸗
decherr mochte dieſe Seelando bezwingen als der gedachte Zocke.
Sagel terland iſt auch ein Theil dieſer Seelande und giebt Schaps
jung „und Zribut an ben Biſchof zu Münſter. Stadtland,
Headeln, mb Binderland Über ber Wefer, finb auch Theile
dieſer fichen Seelanden. Disfe Kat ber Bifchef von
Bremen bezwungen, aber Ditmarfchen iſt noch frei.
4. 386.
352 Dritie Periode. A. 808 — 127%,
6. 285 ©.
Durch jene Bolfsverfaffung blieb nicht nur
das alte frififche Volksrecht fortwährend ald ge
fchriebenes Recht gültig, fondern es wurde auch
als ſolches fortgebildet =), cheils durch allgemeine
fir alle Srifen der fieben Seelande verbindende
Willkuͤhren und Satzungen, welche auf den allge.
meinen frififchen Landtagen aufgezeichnet oder doch
beftätige find, theils durch Geſetze, welche fich die
einzelnen frififchen Gemeinden gaben. Die erfteren
finden ſich in den, fogleich anzuführenden Samm-
lungen der befonderen frififchen Gefege und bil.
den ftets den Anfang derfelben.
A. Allgemeine frififche Geſetze find: 1) die
fogenannten 17 Willkühren und 24 Landrechte,
welche, da fie noch in altfrififcher Sprache vorhan⸗
den find, diefe ſich aber feit dem zwölften Jahr⸗
hundert auf der einen Seite in den flamländifihen
(boländifchen) auf der anderen Seite in den platt-
deutſchen (fächfifchen) Dialert allmälig verlor, vor
dem zwölften Jahrhundert verfaße ſeyn muͤſſen ®).
Die Willkuͤhren find älter als die Landrechte, da
fie in, den lezteren erläutert werden. 2) Die allge
mei
a) Ueber bie Geſchichte ber — dtechtequeſſen ſ. Wiarta
. Wicht in dem 9. 286.
der
b) Wiarda fezt fie in bie carelingifche Ba, wozu aber in ber
That kein beftimmter Grund vorhanden if
Mechten. VIN. Geiffche Rechte. BBS
meinen Buffaren .3) Die fogenanuten Wen⸗6. 285.
den d. h. Befchränfungen des Neinigungsedtes
gegen feine urfprünglice Ausdehnung... 4) Die
Overfüren (neuen Küren) welche vor 1252 ge
fege werben muͤſſen, da fie fich ſchon bei dem Hun⸗
fingoer Landrecht befinden ©. 5) Die. Leges
Üpstalbomicae vom “fahre 1323, die in- einem
lateiniſchen und, deutfchen Tert bekannt find 9
der erſtere fcheint der ältere zu fern ©).
B. Von den befondern frififchen Gefeken find
nicht alle gedendt, welche auf unfere Zeit gefommen
find f); neben mehreren einzeln erhaltenen ff) bes‘
figen wir vier Rechtsfammlungen für einzelne !
Gegenden: 1. das fogenannte altfrififche Land
-
& Wiardba u u. D .
d) Lateiniſch zuerſt in der Ausgabe ber L. Frisionum bon Sic⸗
cama, und Gärtner (oben &. 145. Note a). Friſiſch, in dem
Note k anpıführenden f. g. alifrififchen Landrecht und baraus
bei Wiarba von dem Landtagen der Friſen. S. 190 u. f.
Der deutfche Zert hat nur 24, der lateinifche 35 Artitel, bie in
Drönung und Inhalt abweichend ſind.
e) ©. Wiarda a. a. O. ©. 208.
f) Die Überans wichtigen Willkühren ber Brokmänner find ganz
lirzlich Heransgegeben von T. D. Wiar da. Berlin 1820. 8.
ff) Mas findet fie aufggählt bei Mittermaier Grundfäge bes
beutfch. Privatrechts Th. 1. S. 68., wo auch bie Sammluns
gen angegeben find, in welchen fie gedruckt ſind. Dig, ıdelche ber
Provinz Weftfriesland angehören, find in Schwargenbergs Ehars
terboet (fe 8. 1. S. 19), die aus ber Provinz Gröningen in
ben Verhandlungen ber Sorietät' zu Gröningen pro excolendo
jure patrio enthalten.
Bd. IL [ 23 ]
\
364 Dritte Periode. A, 8861272
Ses rocht, in welchem ſuh außer den allgemeinen friſ
ſchen Geſetzen, die Rechte und Willkuͤhren des
zweiten und dritten Seelands (des heutigen Fries⸗
lands) befinden. ·Unter den lezteren find hervorzuhe
ben: a) Das Scheltenat echt (Schulzenrecht), fo
benaunt, weil es das Nerhtsverhälmiß zwiſchen dem
von dem Grafen von Holland und dem Biſchof
von Utrecht beftellten Grafen, deflen Stellvertreter
dem Schelta 8) und dem won der, Bolfsge-
m ein de beſtellten Richter, dem Aſega (Aesga),
beſtimmt. Da dieſe Verfaſſung dem zehnten oder
eilften Jahthundert eben ſo wohl angehoͤren kann
als dem zwoͤlften k), fo iſt deſſen Alter ungewiß.
P) Die acht Domen (Weischümer h von der
8) Dffendar bas nehmliche Verhältniß, in welchem bei den Oith⸗
marfen bie vom Erzbiſchof zu Bremen befteliten Vögte ſtauden.
Ob aud) bei den, lezteren Spuren eines Afega nem den bis
ſchöflichen Wögten dortommen, ift mir unbekannt. Der frififche
Afega ſteht Ubrigens in demfelben Verhältniß gu dem Grafen
und der Geiteinde, in welchem bie bairifchen und alemannifchen
judices ($. 75.) ſich befanden.
h) Denn bie oben $. 2856. Note e angeführte Stelie, beſtimmt
nur, daß ber Graf eine „wirder were! — gültige Vollmacht —
mitbringen umb dem Kaiſer beftätige feyn (ol. Dies paft eben
fo gut auf die früherhiu von den Grafen von Holland und vom
Biſchof zu Utrecht qusſchließlich angefprochene Gewalt, ihn zu
beftellen, als auf bie feit K. Friedtich I. getroffene @inzichtäng.
h Soma, wodon noch jest in unſerem Wort verbanmmen eine
Spur ift, Heißt urtheilen. Dema und Bela kommt häufig in
den norbifchen Rechtsquellen vor. Deel iſt daher auch wohl
richtiger dutch Bericht als durch Theil fiberfegt; es bezeichnet
einen zu derſelben Volksgemeinde (Volkegericht) gehörigen Siſtrict.
BI. Mechtse, VAL. Zeifiide Bade. 355
Erbfolge. ) Die iftügeen ber fünf Deelens. sie °
Gerichce) von Weſtergo h). 2 Das Landrecht
der Ruͤſtringer, welches mit den allgemeinen
friffepen Gcfegen im dreigehuten Jahrhundert in
ein Ganges unter dan Mamen des Aſega⸗Bu⸗
ches ABichterbuche) verbunden, und fowehl in
altfriſiſcher 1) als plattdentſcher =) Gpaarht var
hauden if. 3) Das bunfingoee Laubdrecht, wel⸗
ces beſonders durch Alter, Sprache, und einen in
demfelben enthaltenen Inzetnifehes Zert ber allge
meinen ſriſiſchen Geſetze Beachtung verdient, ab
H Dub aufeiſiſche Banbrecht {ol obne Mgabe bes Dets und Jah
res gedruckt ſeyn zu Cöln 1468 oder 1470 wenigſtens dor 1488,
Nachher dat es Schotanus in fen Beſeryvinge van De Hecr⸗
kvckheydt van Frirtland, In deren Ate Unsgahr 1u964 Zol. eig: '
gerũckt. Eine neue von Wierdsma und Brantsma ange⸗
fangene aber undollendete Ausgabe, unter dem Titel: Oude Frie⸗
ſche Wetten, St. 1. Canpen und Reumarben 1789. Et. R
41787. 4 iſt eben ſo ſelten als bis beiden erſten. *
H Serautgegeben umer ſolgendem Titcl: Aſegabunch tin alıfeif:
(yes Gefekbuch ber Ruͤſtringer, mit Mnaı, von T. D. Wiarda.
Berlin 1805. 4 Mit einer deutſchen Ueberfegung und mit Er⸗
Kinterumgen in Beziehung anf Sprache und Inhalt. Eine neue
anf Handſchriften gegründete Wusgabe ber ſumtlichen fri⸗
ſiſchen deechtsquellen (mit Wnsfchluß dee Lex Frisionsmw), in
weicher das, was bleher davon gedrudtt war, auch das Afegabuch
mit ſehe weſentlichen Verbefſerungen wiedergeben und vieies ums
gedrtufte enthalten wird, bearbeitet gegenwärtig Serr Baron
Kart von Wichihefen, welchem ich auch bie tu bem Tert biefes |
Paragraphen enthaltenen Berbefferuugen ber früheren Ausgaben 7
verdanke.
m) Se Paffendorf Obserr, far. univ. Tom. 3. im nf.
Nies, 3,
[ 23° }
356 DU Perlath, KNBBB-KOTR,
g. Besetnie dan Weiden fuͤruhzunfingo von 1252. ſchlleßt
M)Das bein zulezt gehnfedn in Selen Vegiehum-
ugen nahe ſtehende?rie mſtgoer Eakdreche/: welrches
uuch befonders dadmch son. Intereſſe iſt / daß es
die Gundlage bes!tickii IL. 443.noch ge
"Wange qui erſwaͤhnonden ofkfriſiſchen Landrechts bildet,
inbem darin/ auſſer mehreren Srucken / Bei welchen
une "Wngabe "über: die Zeit Ihrer Abfaſſung fehle,
die em ſago er·· Mom en · ſich ſtnben· - Diefe nd
inJy A378 Für’ bie nördlich der Stade Enden
iähende Beyer w:-ubgefaßt ; tnefher zu dem fetfifchen
| Diftricten gehörte, die das Geſchlecht der Cirkſena
Mm Grethſyl tin funfzehnten Jahrhundert unter
Faiferlicher. Begunſtigung zu cinem Territorio ver-
band · and’ ſeiner Landerhoheit allmaͤhlig zu unter⸗
xerfen müßte, allein da jene Qucllen erſt im
4.206.
funfehnten Jahrhundert zu einem Gangen verbun⸗
den worden ſind, und dieſes die Geſtalt, in welcher
ww gebrueft-ift, erfi. durch Graf Edzard J. von
Oſtfriesland im Jahre 1513 "erhalten Hat, ſo tbeicht
es freilich von den uͤbrigen friſiſchen Rechten we⸗
ſenclich ab. Von geſchriebenen Rechten der Friſen
moidwaͤrts "der Weſer iſt aus dieſer Periode we⸗
nigftene nichts auf unſere Zeit gekommen.
IV. Rechtsſyſte m
§. 286.
Man wird ſchom durch den Ausdruck Feu⸗
dalſ yſtem, mit welchem man gewöhnlich. die Ver⸗
1
⸗
ir V. Rechtsſuſteniſ iD 37
faſſung bezeichnet, melchen ſuh in diefeen Zeitraum Eu
ausbildete, mit Recht auf das Verhaͤltniß aufmerk ſam
gemacht/ in welchem füh !ıbaa : beleben Pincip
dieſer Werfaffeng am. reinffen und deutlſchſtenris⸗
foriche, und, weiches ·an ihr auch zuerft in di Ange
fat, weil es die Form ausmacht, ie melcher-fidh
faft alle geſellſchaftliche Eineichumgen ſchmiegen
mußten. Mur muß man füh: durch jenen Auddruch
nicht . verleiten !laffen, in den jurififhen Ver⸗
hälgiffen..des Lehnmefens, als der bloßen Form,
das Princip und Weſen dieſer Verfqſſung ſelbſt
zu. fuchen und: unter dem Namen des Feudalſyſtems
diefe Merhältniffe allein zu verfichen 2), ader gar
das Fendalſyſtem dem Syſtem der Hierarchie. ent⸗
gegen zu feken.b), das vielmehr mit dieſem nur
eines und daſſelbe Soſten der Verfaſſang iſt
a) Die engliſche Verfaſſung hat hetanntjſch weit wehr von dem
Wecſen des Fendalſyſtems (ſelbſt, vermöge der Brundfäge ber
Evifcopaltitche, in Ben firchlichen Berhältuifen) Keibegallen, als
die irgend einge andern europäifchen Monacchie, ahnerachtet das
juriſtiſche des Lehensweſens in England längft verſchwĩnden iſt.
b) Wenn man von einem Kampfe beider ſpricht, kann man nıre
den Kampf zwiſchen dem Kaiſer und ‚Papft damit meinen; die⸗
fer galt aber nicht den Syſtem toi, fonbern dein oberſten
Platz in dieſem Syſtem.
c) Doch kann man von einem beſonderen Shlten ber Hlerarchie
im Gegenſatze des Feudalſyſtems ſprechen, im fo fern pan mit
jenem den Theil der Verfaſſung im Gegenſatze aller fibrigen bes
zeichuet, ber bie Berfaffung ber Kirche betrifft, fo daß bag Sys
ſtem ber Hierarchie vur eine Seite bes Feudalſyſtems iſt.
— TI gr —
358 Deitte Periede A, 8881272.
WE Das: Wefen bes Fenbalfufiems aber Täße ſub anf
fülgende Principien zuroͤckfuͤtren
L Die Chriiſtenheit, zu welcher nach ber
goͤrclichen Beſtimmung ber Kirche alle Wölker ge
hören folken, iſt ein Ganzes, deſſen Wohlfahrt
durch die von Gott felbft gewiſſen Perſouen
anvertraute Gewalt beſorgt wird⸗ Dieſe iſt eine
zweifache, eine geiſtliche nud eine weltliche. Lieber
die Stellung des Papftes, welchem die erſtere, und
des Kaifers, welchem die leztere andertraut ſeyn
ſollte, neigte ſich die Anſiche des Mittelalters, jedeoch
file vollſtaͤndig zu dem Syſtem des Papſtes. Die
Rechtsbuͤcher finden die Anordnung jener zweifachen
Gewalt, tn der Erzählung des Evangeliums won
zwei Schwertern, welche da Herrn von feinen
Juͤngern gereicht wurden, bevor er fih zur Erloͤ
fung der Menfchen hingab c). Der Sachfenfpiegel
fieht aber. in jenen noch weiter nichts fombolifiet,
als: daf das eine dem Papft mit der geiftlichen,
das andere dem Kaifer mie der weltlichen Ge
walt vertraut feyn folle, Die Ehrerbietung, welche
der Katfer dem Papft fehuldig iſt, bezeichnet nur
die Verpflichtung des erfleren, den lezteren bei
Ausübung feiner Gewalt zu umnterflügen, was aber
‚auch jener in Hinfiche der feinigen von diefem zu
fordern berechtigt iſt )). Dies war Die Stellung
ch Luo. XXI. 38. At illi dixerant: Domine! esce duo
gladii hie. At ille dixit Üs satin est,
e) Sächſ. Landr. 8, 1. Art. 1. Tvei svert lit got in ert-
2... Rechteſyſtem | \ 358
des Kalſers dem Papſt ‚gegenüber, welche Friede 9.286. _
rich J. geltend machte, und. eben darum Fein päpfl-
liches Recht die Kaiſerkrone zu verleihen auer⸗
kannte ), überhaupt hat dag deutſche Reich nie
mehr als ein Recht des Papſtes anerkannt, den
rechtmaͤßig gewählten (F. 287.) König zu Frö-
nen c). Jedoch behauptete die päpftliche Curie
eine höhere Stellung, indem fie beftimme ein Ber-
leihungsrecht der Faiferlichen Krone in die dem
Petrus anvertraute Gewalt Iegte b) und nach ihrem
rike to bescermene de kristenheit. Deme Pavese is ok -
gesat to ridene to bescedener tiet up eneme blanken perde
unde de keiser sal ime den stegerip balden dur dat de
sadel nicht ne winde. Dit is de beteknisse, svat deme
pavese widersta, dat he mit geistlikeme rechte nicht ge-
dvingen ne mach, dat it de keiser mit wertlikem rechte
dvinge deme pavese gehorsam to wesene. So sol ok de
geistlike gewalt helpen deme wertliken rechte, of it is
bedarf.
-
f) Muratori scz. rer. Ital. Tom, 6. pag. 749, Quum per
electionem principum a solo Deo reguum et imperium
»ssirum sit, quj in passione Christi filii sui duobus gla-
diis necessariis regendum orbem subjecit, quumque Petrus
Apostelus bac doctrina mundum informaverit: Deym ti-
meie, regem honorificate; quicunque nos imperialem caro-
aan pro beneficio a dammo Papa suscepisse dixerit, di-
vinge inslitationi et dootrinae Petri contrarius est, et men-
decii reus erit.
D) In fofern war die Erflärung bes Kurdereins der von ben Kur⸗
fürften- gewählte König babe feine Gewalt don Gott
(8. 3. $. 391.) nichts Menes, Die deutfchen Kürften hats
ten auch in den Streitigfeiten zwiſchen Friedrich II. und bem .
Papſt, diefem nichts als das Krönungsrecht eingeräumt.
b) &. oben . 231. Mobes bie Worgänge unter K. Friedrich I.
4
60 Dritte Periode. A, 888 1272.
8. 296. Syſtem beide Schwerter biefem -geveicht feyn fol,
ten, der Papft alfo das weltliche weiter verleihen
mußte. Diefe Anfiche von der Verleihung der
weltlichen Gewalt ift in den Schwabenſpiegel uͤber⸗
gegangen i); doch iſt wohl damit Feine ſolche Ab⸗
haͤngigkeit des Kaiſers von dem Papſt zugeſtanden,
wie fie dieſer aus feiner höheren Stellung, vermoͤge
Otto de S. Blasio kei Urstis, p- 200. Radevicus
ebendaf. p. 481. 482.
i) Vorrede ed. Senk, p- 6. Seid nun got des frides fürst
‘ . ye heisget so liess-er zwey Schwert, auff ertreich do er
zu himel für zu schirm der cristenheyt dye bevalch got
sant Peter beyde eines von weltlichem gericht, Das
andere von geystlichem gericht. Das weltlich schwer
des gerichts das leyhet der bapst dem kaiser. — Die hier
.quf folgende Stelle des Sachfenfpiegels von ber Ehrerbietung
des Kaifers gegen ten Papft, beutet bas Kaiferrecht ganz mis
disfer. Daß aber, wie Homeyer (Berlin. Jahrb. 1830, &.454.)
bemerkt, der folgende Satz, von ber Verpflichtung bes Papſith,
auch feiner Seits die Paiferliche Gewalt zu unterftügen, im
Schwabenfpiegel weggelaffen were, ift ohne alle Bebeutung. Die
Worte des Irzteren: Seid nun got u. f. w., gehören eigentlich
gar nicht mehr zur Vorrede, fonbern zum erften Kapitel, zu
welchem fie auch in Handfchriften gezogen werben; ber heidelder
ger Eoder Bat vor Ihnen andy als Mubrit des erſten Capiteis:
von zwei Schwertern. Und daher find die Worte des Earl.
8. 1 unb 2., melche das Corollarium enthalten, daß wer ſich
nicht aus dem Bann ziehe, geächtet, und nmigefehrt der geidy
tete auch gebannt werde, noch als Exrflärung des Schluſſes der
Vorrede zu betrachten, und hier wird mithin der im Tert fe
Iende Sag, ton der Unterftfigung der weltfichen durch bie geifs
liche Gewalt, auch commentirt. — Die Stelle gehört zu ben
vielen Artiteln, in welchen es hervortritt, daß das Keiſerrecht
in feinem Urſprung den Sachſenſpiegel nur commentirt und ©
gänzt, und daher ohne diefen mit zu vergleichen nicht verſtaͤnde
ich iſt. ©. oben $. 282. Non ef,
IV. Rebtefgken. -.
dee Erhoͤhnnug der geiſthichen. Gewall : tiber, We 6. 786. .
weleliche folgerte, ſondern cher. jere Merliiung
auf die Krönung des deutſchen „Könige durch: den
Papft zum. Kaifer bezogen, wodurch fie, da biefe
als . eine: Verpflichtung des Pepftes betrachtet
wurde, eine ganz andere Bedeutung erhielt. Ach
die Ghoffe zum Sachfenfpiegel. ſchreibt dem Papft
und Kaifer nicht nur jedem’ eine gefondette Gewoelt
zu, fondern. leitet. auch die des Kaifers unmittelbar
von Sort ab; jedoch bemuͤht fie firh, den. Einfluß,
welcher der geiftlichen Gewalt in weltlichen Soden
zuftche, und die umgekehrt der Kaiſer über. die
Geiftlichfeit babe, genauer zu beftimmen. In der
That ift daher die Anfiche der päpftlichen. Gurke
wohl: zu Peiner Zeit R) von dem weltlichen Stand
allgemein getheilt werden; wur die Gewalt des
Papſtes als eine zwar gefonderte, aber doch wegen
der Erhebung des Geiftlichen ‚über das Wellliche
höhere, und eine Einmifchung Fraft derfelben in. die
weltlichen Verhaͤltniſſe, wagte Miemand ganz: abzu⸗
Ichuen, und die Graͤnzen zwiſchen beiden Gewal⸗
ten blieben fortwährend beftritten und unbeftimmt.
In fo fern, auch nach dem Sachfenfpiegel, de .
Einrihtung des Staats eine göttliche Anordnung
k) In ber fegten Ausgabe mar noch angenommen, baf fie entfchies
den in dem Sachfenfpiegel unb Schwabenfpiegel anerfaunt werde;
in meinem Kirchenr. 8. 1. S. 187. ift fchon die hier weiter aus⸗
geffhrte Unficht im Wefentlichen aufgeflellt. Die Anficht H0s
meyers a. a. D., da Sachſenſpitgel und Schwadenſpiegel eine
gefpaltene Bechtsanficht auffielen, kaun ich daher nicht theiſen.
Cd
. 364 Dritte Periobe A.. 889-1272
9 26 ping endlich. der. verſchiedenen. Arten ber uralten
perfönlihen Abhaͤngigkeit mit dee Abhaͤngig⸗
Beit..des Deines und ber: Unterwerfung unter bie
abgeleitete öffentliche Gewalt, bildete ſich eine Stu⸗
fenfolge der Mitglieder des. Staats nach ihrem
haͤheren oder niederen Geburtsſtanude, und
von: diefem wurde die Verſchiedenheit der Rechte,
wenigſtens der. Genuß der wichtigſten Rechte oder
der Faͤhigkeit zu denſelben abhaͤngig.
VII. So aufgelöft aber auch cine Marin
wit dieſem Syſteme der Verfaſſung, fo jerfplietert
ihre ‚Kraft in eine Menge von einzelnen kleinen
amd größeren Gefellfehaften mit verſchiedenem Mechte
umd verfchiedenem Intereſſe beim erften Aublick zu
ſeyn ſcheint, fo wurde fie doch. durch Uebereinſtim⸗
mung der Sitten, Meinungen, und beſonders durch
Einheit des Glaubens zu einem wahrhaft organi⸗
ſchen Ganzen gebildet, und eur auch kai
$. 387. -
zuſammengehalten.
A. Oeffentliches Rede,
6. 287.
Das dentfche Reich mit feinen Pertinenzen
und Mebenländern ($. 225.) war ungertrennlich mit
dem römifchen Reiche verbunden ($. 216.), und
bildete daher das heilige römifche Reich deut-
(ber Nation. An der Spike. deffelben ſteht
der von den deutſchen Reichsſtaͤnden gewählte
4
⸗
IV. Rechieſ. A. Oeffentl Ri Der König. 368
König; der durch die Wathl und bie: Mrömmig & 082.
in Dertfchland (zu Wachen) aber nur: den :Tird
und die ˖ Rechte eines (toͤmiſchen) Kbuigs: ra
und erft durch feine Krönung zu Nom, zu web -
der ihn Alle Reichsvaſallen begleiten müffen, und
die ihm der. Papſt, wenn er rechtmäßig: gewählt
ift, nicht verfagen darf, die Mechte und den Titel
eines römifchen Kaifers erlangt *). Der. Nachfol⸗
ger, der dem Kaifer etwa noch bei feinem Leben
gewählt wird, führt den Titel eines römifchen Koͤ⸗
nigs Das Wahlrecht gebührt dem Herkommen
nah nur fieben Wahl- oder Kurfürften
(principes electores), drei geiftlicdyen und vier welt.
lichen, deren Vorzuͤge vor den übrigen theils durch
die Analogie der Papft- und Biſchofswahlen theils
durch die mit ihren Stiftern oder Fuͤrſtenthuͤmern
verbundenen Erzämter, d. i. die uralten oberfien
a) Sächf. Landr. ©. 3. Art. 52. Die Deutichen follen durch
Necht den "König wählen. Wann es dann geweihet wirb von
den Bifcyäfen die dazu gefazt find, und auf ben Stul zu Ach
fommt, fo hat ex. die -fönigliche Gewalt und ben föniglichen
Namen. Wann ibn dann hernach der Papft weiber, fo hat
er des Reichs Gewalt ‚und den Laiferlichen Namen, Sächſ.
Lehnr. Art. 4. Wenn aber die Deutfchen einen König kieſen
und er. denn gen Rau zeucht zu der Weihung, fo find pflichtig
ſechs Zürften mit ibm gu ziehen, die die erften in des Reiches
Adre find, ‚Der Bifhof von Meint wm f. w. — busch das
dem Bapft wifientlichen werde bes Königs vechte Köre. Auch
ſoll da mit ziehen ein jeglicher Mana (mit feinem Herrn) der
des Reiches Lehengut von ihm zu Reben hat, ober fol bie Fahrt
fen u. ſ. w.
366 Dritte Prriske. A. 8881172.
4.951. Hof and Stastsänter ſich erfiären laſſen b). Unter
die Eigenfhaften,. welche der König haben muß,
gehoͤtrt Insbefondere, daß er vom Herreuſtand (ep <).
.b) Schwaäbiſch Lande Urt. 31. (det Senkenb. Ausg).
Welche den König füllen erwelen drei priefterfärften und vier
Iepinfürften. Der Biſchof Don Menc, iſt Canczler in tents
ſchen landen bet bat bie erſten ſtyum an der wahl Der Wis
ſchof von Trier bie andere. Der Biſchof von Cölen bie
dritten. Und ber Imyerfiirften iſt der erſte zwen an ber ſtymu
wen. welen. (Vergl. unten B. 3 9. 396, Rote m. Det
Sachſenſpiegel etwaͤhnt des hier angebewteteh Werhätiniffeh, das
erſt fpäter entſtand, B. 3. Urt. 57. noch nicht). Der pfalz⸗
graf von dem rein des reichs truckſäß der ſoll dem künlg
bie erſten ſchuſſel fürtragen. Der ander an ber ſiyum iſt bet
Herczog von ſachſen bes reiche Marfhald der fol dem
_ ktmig fein ſchwert tragen. Der drit iſt dee marg graff von
Brandenburg des reichs Kammerer ber ſoll dam künig
waſſer gebe, Der vierd iſt der Künig von Behem bes
reiche ſchenk, und fol dem Klinig bei erſten Becher byeten.
Doc iſt ze wiſſen daß der Künig von Behem kein kur hat
wann er nin ein teutſcher Dana iſt, aber bie vier ſoͤllent teruſch
man fein von vater und bon mutter ober bon eintwederem.
Vergl. ſaͤchſ. Lande. Buch 3, Art. 67.
c) Sächſ. Zandr. B. 3. Urt. 84. Einen lahmen nech aus⸗
Fatzigen Wann, noch den der in des Papftes Mann iſt wit
Oecht fommen, den mag wman nit zum König wähien, Der
Rönig fell auch frey, und ehelich gebohren fepn und ſell fein
Reecht auch behalten haben. Schmäb Landr. Art. M. Er⸗
welent ſy aber dieſen bie andern Fürſten verwerffen in wei mit
recht an ber flat do ein hof hingeſprochen wird. UAn. 24.
Die frften ſollen erwelen einem künig ber ein freper hett
ſey, und alſo frey daß fein vater und feine mutter frey feien
geweſen, und nicht föllent mittelfreyen fein, fe ſöoͤllent
nicht fein man wann der priefterfürften mann und föllent mit⸗
telfreien ge man haben, unt habent fy eeweib gu ber ee genom⸗
men fo man fie erwelet und iſt bie frau mit ale frey fo fol
man fy nit erwölen zu fünigen wann bas wär wiber recht.
IV. Nahsſ. A. Orffantl:R. Der König. 367
Die Form der Mahl und Kroͤnung, ſelbſt Die 6.00.
Stage, ob die Maejorität der Stimmen unter dep
Kurfürften gelte, war weder durch Geſetz noch)
durch Herfommen genau beftimme 4), Mach dem
Tode oder der Abſetzung eines deutſchen Königs,
oder in deſſen Abweſenheit aus dem Weiche, wurde
diefes durch die zwei vornehmſten weltlichen Kur
fuͤrſten verwaltet, denen aber nur’ Die Rechte deu
d) Shwäb. Landr. rt. 80. „WIE mar den Anis erwelen
wit bas fol man them zu Frankfurt oder anf dem Plane vor
der fiadt. Art, 31. Und wann ſy erwöllent fo föllent fy ein
gefptäch gebieten Gin zu Frantfurt. Die fol gebieten der
Biſchoſ von Mencz bey dem bann und ber pfalgraf bey rein
ſoll «6 gebieten bey ber auchte. Sp föllent gebieten zu dem
geſprüch irer gefellen bie ‚mit in das welen föllen, dernach ben
andern Fürften als vyl fp ir gehaben mügen. Darumb iſt der
Fürſten ungerab geftzt ob drey au ein vallent ımd vier an eis
andern das drey den vieren ſoͤllent volgen, und baf minder den
merern ſolgen das iſt an aller kur recht.“ Der Spiegler giebt
alſo ber Majorität der Stimmen ben Vorzug und auch Inno⸗
ceng III. führt dies in ſeinem Schreiben an bie deutſchen Yürs
‚fin (9. 250.) als ben Grund an, watum er fih für Otto IV.
entſchelde; aber bei der Wahl Richarde von Cornwallis ud
Alſons von Caſtilien gab die Minorität der Majorität, welche
für den lezteren war, nicht nach. — Vergl. über die Form der
Wahl auch noch Schwäh. Lande Art, 32. Der Antheil,
den aufer den Kurfiirften auch noch die Übrigen Fllrſten an
der Wahl Hatten, verlor fih, eben fo wie ber UAntheil des
Bots bei den Biſchofewahlen, ſchon fehr Früh. Doch Hat
noch bas fädhf. Lande. B. 3. rt: 57. eine Spur davon s
Die aber zu dein erften an ber Wahl benannt finb, bie ſollen
nicht wähle nach ihrem Mutwillen, wen fie wollen, ſondern
welchen bie Fürſten afle zu einem Könige erwählen, ben ſollen
fie aufs allererſt bei Namen nennen und tiefen.
38 Dritte Petiöbe: A. 888-4972.
4.39. 1. Könige‘ zukamen, deren! u Yondbung r egelraht
hatten ©). |
4.28... . F 388. |
Durch die Wahl wird der König feinem
Kechte nach ein- Franke, gu: twehber deutſchen
Mation er der Geburt nach auch. gehöre) Dem
Meihe muß ee Huld (Homagium) ſchwoͤren
und eidlich geloben „daß er das Recht ftärfen und
das Unrecht kraͤnken und dem Reiche vorftchen
wolle zu feinem Rechte zum Beſten als er Fönne
und möge” b). Sonſt foll er feinen Eid weiter
ſchwoͤ⸗
e) Schwäh. Lehnr. Art. 17. Und ſo ber Künig dan deutſchen
landen vert, ſo mag er des reiches marſchalck den gewalte wohl
geben an ſeiner ſtatt daß er den ban leihe. Das iſt ber Her⸗
zoge von Sachſen. Das ſoll er thun in Türingen und in Sach⸗
ſen und in Heſſen untz an Behem und über alles Frankenlandt.
unnd giebt ihm der Klnig den gewalte das er den Wan leibe,
fo Hat der marſchalck redyt das er den Ban leihe fiber alle ſchwa⸗
benlandt bis an den Nein und durch bas gepfitge uncz für trier
ein meil. Der pfälczgraffe von dem reyn hat gewalt ben Ban
zit leihen jenfeits reyns uncz für Meg ein meil. undt ung an
den fee und in Flandern. und ob ibm ber Künig ben Ban lei⸗
het oder nit, fo hat er doch den gemalt daß er in leihet. Diß
recht bant bie zween Herrn warn bas reich an einen Künig
if. — Schon bie Art, wie hier bon der Auslibung diefes Rechts
\ bie Rede ift, läßt nicht vermuthen, daß es Ausfluß einer allges
meinen Befugniß, alle Nechte des Könige auszuüben war; es
ift auch nirgends in bem Lanbdrechte bie Rede von biefer, wo:
ſich doch fo mancher Anlaß fand, berfelben zu gebenfen.
.5) Sächl. Lanbr. 8.3. Art. 64. Schwäb. Ranbr. Mt. 4.
b) Sächf. Landr. a. a. D. Schwäb. Landr. Urt. 32., wo
IV. Mechtbf: A: Oeffentl. R. Der Konlg 369
ſchwoͤren, außer wenn. ihn ber Papſt beſchuldigt, g: wo
daß er en dem rechten Glauben zweifle; alles was
er nachmals bezeugen fol, verfichert er blos. bei
den Eide, den er beim Reiche geleifter e). Er ift
nicht über das Recht erhaben, fondern ſol zu Recht
ſteben vor dem Pfalsgrafen am Mein d; dech
muß er zuvor des Meichs entſezt werden, wenn
das Urtheil an feinen Leib ober feine Ehre gehen. '
ſoll e) Auch kann er nur von dem Papfte und
nur ans gewiflen Gründen in den Bann getan
werden 7). Sein Eigentum ift von bem des -
Meichs getrennt, und wird wie eines anderen Man⸗
mes Eigenthum vercrht 2 |
noch hinzugeſezt wird: unb dary Weich allegeit mern fol und
nicht ermer machen. Diefes fchreibet ber König an allen ſeinen
Briefen bie er fendet. (Die uralte Erflärung des faiferlichen
Zitels semmper Augustus.)
ec) Sächſ. und Schwäh. Randr. a. a. O.
d) Schwäb. Lanbr. Art. 21. Die Schäffen follen nach Art. 25.
bes Reiches Zürften, Grafen, Freyherrn und Dienftmannen fepn.
Den Grund biefes Richteramtes des Pfalggrafen giebt das Sächf.
Zanbr. an 8. 3 Urt. 52: Kein Graf mag ein recht Ding
halten ohne feinen Schultheißen, dann klagt ein Mann über
den Grafen fo foll er antworten vor bemrSchultheißen. — Alſo
iſt auch der Pfalzgrafe über den Kaiſer und ber Burggraf Über
ten Marggrafen. |
e) Sächſ. Landr. 8. 3, Urt. 54. Schwäh. Ranbr. Art. 25.
f) Sächſ. Rande. 8. 3. Art. 57. Schwäb. Ranbdr. Art. 29.
Die drei Urfachen find: ob er an bem Glauben zweifelte, ober
fein ehelich Weib von ſich triebe, ober Gotteshäufer ober Bots
tesdienſte zerftörete.
eg) Schwäh. Lanbdr. rt. 25.
wo. IL [4]
370. Dritte Periode. A, 8681272 |
53%
5289,
1 Die Rechte des Königs als roͤmiſchen
—5 beſtehen: 1) in der Schirm vogtey uͤber
die roͤmiſche Kirche, und ſomit uͤber die chriſt⸗
liche Kirche überhaupt“). Daher iſt der
Karfer alle Kirchen, Geiftliche, Wittwen und Wal
fen beſonders zu ſchuͤtzen, den Fatholifchen Glauben
gegen Ungläubige, Schismatifer und. Ketzer zu vers
theidigen, und ihn zu verbreiten verpflichten, cine
Folge davon ift das Recht, allgemeine Tontilien zu
berufen und ihnen befonderen Schuß zu verleihen d).
2), In der oberften weltliden Gewalt über
die Chriftenheit (domimium mundi) e). Eine
8) Bergl. überhaupt: J. St. Puetter specimen jaris publici
et gentium medii aevi. Goett. 1784. 8. Cap. 7 und Cap. 11.
Litt. elecior. ad P. M. a. 1314, Consensimhus concordi-
ter in eundem Ludovieum — in imperatorem postmodum
promovendum et in advocatum sacrosancise Romanae ac
universalis ecclesiae Vidaarumgue et erphanermun defen-
sorem. .
» Die Pflichten, weiche bei Wippo Vita Conr. Sal. (bet Pi-
stof. p. 466.) der Erzbifchof kon Mainz Kulfer Conrad II.
ans Herz fegt, find: Ouum deus a te multa requirat: hoc
potissimum desiderat, ut facias judicium et justitism ac
pacem patriae quae semper respicit in te; ut sis defeuser
ecclesiarum et clericorum, tutor viduarum et orphanorumi.
Die Eonchlim, welche Heinrich AI, und Friedrich L zur Ser:
ftellung der Einigkeit in der Kirche beriefen, ſind befannt genug.
€) Diefe oberfte Gewalt bes Kaifers war fo allgemein anerfannt,
daß feibft das Kerabfinfen ber Taiferlichen Macht während bes
bierzehnten und funfzehnten Jahrhunderts die allgemeine Mei⸗
nung nicht zu ändern vermochte. und bie eifrigſten Vertheidiger
7 [9
IV. Rechtbf. A. Oefſentl R. Der Kbnig 374
Folge biefes Rechts tft der unbeſtrittene Many des $. usa
Kalſers vor allen weltlichen Fuͤrſten, und: das Recht,
Tisel befonders den Titel eines Königs zu erthei⸗
len 9); von dem Kaifer geht auch urſpruͤnglich aller
Adel und alle Ritterſchaft aus e). In Biefem
Sinne gehoͤren alle chriſtliche Staaten zum römk
ſchen Meiche, und follen dem Kaiſer in allen ziem-
lichen und billigen Dingen untergeben feyn f). Die
der Unabhängigkeit einzelner Reiche nur eine Eremtion ders
felben behaupteten unb in fo fern ihren Beherrſchern eine su-
prema potestas, wie fie ber Kaiſer habe, beilegten. Wagte 6 -
doch noch Alcatıs in Franfreich, bie Unterwflrfigfeit aller Kro⸗
nen, unter das römiſche reich, auch die franzöſiſche nicht aus:
denonmen, sl behaupten. Nur worauf ſich das dominium
‚mündi’ eigentlich: beziehe, ſchien ſchon ſehr frühe zwelfelhaft; ; daß
es der Kaiſer nicht quoad proprietatem habe, hielt aber ſchon
Bulgarus file ausgemacht.
d) So haben bie Könige von Polen und Böhmen ben Föniglichen
Titel kaiſerlichen Privilegien zu verbanfen gehabt; anderen ift
er dom Kalfern beftätigt worden. S. Pfeffinger ad Vitriar.
Tom. 1. p. 424 seq. |
e) In ber Urkande, in weicher K. Friedrich IL 1245 zu Ganſten
Herzogs Friedrich (des lezien Herzoge aus dem babenbergis
fchen' Stamme) Deſterreich zum Königreich erhebt, (bei Pfef-
finger a. a. Dı & 425.) heißt e6 daher: De fulgore Throni
Caesarei. velut ex sole radii, sio eeterse prodeunt dignita-
tes etc, Ganz im bemfelben Tone ſpricht bie Urkunde K.
Siegmunbs von 1437, in weicher Caſpar Schlid in den
Grafenfand erhoben wird (bei Kalpis seript. ren Germ.
p- 85.), wo es unter anderein beißt: Unb iſt auch kein Adel
nod) Würde zu rechnen, er fey von Königen, Zlürften, Herren
oder anderen, ber feinen Anfang anders habe bann ‚von bem
heiligen römifchen Reiche, als von einem Grunde alles Adels.
Bergl. oben &. 241. Anmert᷑. Nro. 9,
f) Aeneas Sylvius de ortu et auctoritate imperti Romani
[ 24° ]
37% Dritte Periode. A. 888— 1272.
4 28%. hieraus entfpringende allgemeine Guͤligkeit der Fat
ſerlichen Gefege in allen cheiftlichen Ländern und
eine oberſt⸗ richterliche Gewalt des Kaiſers war
wenigftens in der Theorie unbeftritten, fo wenig
die Kaifer auch daran dachten, fie ordentlider-
weife geltend zu machen 8). Diefe Gewalt aber
hat der Kaifer von Gott; dem Papft aber muß
er bei feiner Krönung Erfüllung feiner Faiferlichen
Pflichten insbefondere gegen die Kirche eidlich ges
loben b).
(bei Sim, Schard syntagma Tractatuum de imperiali je
risdictione Argentor. 1609. fol. p. 393.). Sicut in spiri-
twalibus Roniano pontifici singuli petriarchae prnatesque
ceterigue praelali subjecti sunt; — sic et Romane prin-
cipi temporales quoslibet liquet esse subjectos. Etenim
quis non videt el populos et principes omnes ab impera-
tore, qui mundi .dominus est, recipere temporalia? —
Quum ratio ipsa naturalis ostendat, unum esse principem
oportere qui lites dirimat, justitiam administret, populos
in pace custodiat, ac temporalibus praesit omnibus, mani-
festam est, hujus muneris dignitatem Romano regi com-
petere, quem dia constat in possessione ejas fuisse. Gre-
gorii VIII. P. litt. ad Henricam VI. a. 1187 (bei Leib-
nitz Cod. jur. gent. dipl. Tom. 1. p. 4. Nro. 5.) Spera-
mus, quod in diebus ministrationis nostrae taliler eirea
celsitudinem regiam Romana praestante domine 26 geret
‚ecelesia, ut regia celgitudo houorem suum sibi gandeat
oonservatum, et populus Christionus per contrarias vo-
lunjates .eorum, quibus principaliter commissus est guber-
nardus, sperata non debeat. utilitate frustrari.
E) Eine Seife Hicher gehöriger Stellen hat Puetter spec. jur.
publ. med. aevi. Cap. XI. p. 197 seq.
h) Bergl. oben $. 286. Daher fagt bie Bloffe zum GSachfenfp.
8.1. Art.1. Es iſt gewiß, daß man das Neich von niemand
IV. Behr A. Offen. R. Beicperegie 373
Mer 20. v
H. Die Dregierang- bes Meiche - fuͤhrt der
Reife nach alchergebrachter Weiſe mit Kath der
Reichsſtaͤnde. Die Beſchluͤſſe über allgemeine
Meichsangelegenheiten wurden mit diefen auf Reichs⸗
tagen gefaßt; wor diefe gehörte insbeſondere die
Errichtung von Gefetzen. Andere Angelegenheiten
wurden auf Hoftagen verhandelt / welt · beſon
: Yabın 2 denn den Cent: nud derowegen mochte eines ſchlie⸗
‚sen daß der Kaiſer eine höhere Gewalt hätte als der Papfl.
- Aber dem zuwider iſt diefes daf Bott hat dem Yapfte geiftliche
2 und. weitiidhe Gewalt gegeben; much muß der Kakfer dem Papfie
"Shmögen. — — Der Eid Hat fi fo lang: erhalten als das roͤmi⸗
ſche Weich beſtand, deun unter dem was ber römiſche Raifer auf
die ihm vorgelegten Kragen beſchwören mußte, fand ſich andy
noch in den neueften Beiten die Frage: Vie -panetiohimg: im
Christo patri et Domino Romano Pontifici et 8. Romanae
ecclesiae subjectionem debitem et filem reveteiter ser-
vare? Ser Eid ſelbſt iſt nicht erſt, wie manche Hiſtoriker glass
ben, ſeit Gregors VII. Zeit üblich geworden, er findet lich ſchon
bei Dithmar von Merfeburg, mac deſſen Erzählung (bei
Leibnitz scr. rer. Brumsvie. T. 1. p: 400.) · ihn Seinrich IL
ablegen mußte: Henricns ad ecclesiam S. Petri,! papı cum
elero &xspectante, venit, &% antequam introduceretdr ab
eodem interrogatus: ei fidelis vellet Romanae patronus
esse et defensor ecclesiae? sibi autem sulsque Buctessori-
bus per ommia intimus fidelis? devota professione se sic
facturum respondit: ‘et tune ab eodem imunetionem rega-
lem et eoronam, cum contectali sun, accepit.’:Ntit das
‘Amerfermtmi eines wahren Bafallenverhättniffes, welches bie
Paopſte Foßterhin in diefen Eid Hineinlegen wollten, Ing früher,
Hin ficher nicht darin und iR don feinem Kalfer je wilrtiid,
anerfannt werben, Webrigens heißt bas römifche Reich heili⸗
ges R. R. wegen biefer Verbindung mit ber Kirche, die nach
der Glofſe zu Lirt. 4. des Sächſ. Lehur. mein Mutter des hei⸗
lgen romiſchen Keiches“ if.
374 Dritte Periode. A, 808 - 127%
99005 ders häufig Rechtstage waren, ‚100 der Kaiſer
Ber fer Hofrichter ($. 391) zu Gericht fafıe).
: Die: Grundlage der. koͤniglichen Gewalt, in
| dem Fid, welchen der. König dem Reich ſchwoͤrt
(8.286), auch als ſolche vcheichnet, die Made
Frieden und Recht zu, handhaben (ots .c),. übt
er. ragelmoͤßig weher ſelbſt noch durch bloß⸗
| sang ans, Dis anfing Stalle kraft. einfechen
Auftrags walten, fondern durch die Reichsſtaͤnde,
welchen bie: urfprünglide Amtsgewalt der
Herzoge; und“ Grafen zu ‚eigenem. Riecht jedoch
iehensweiſe übertragen. iſt. Im Gegenſatz der
Tander, ‚über welche eine ſolche verliehen iſt, wer
dan, die übrigen Theile des Reichs, an des Kair
frs are: durch Reich svogte verwaltet; dieſe
aͤlnn in einem engeren Sinn. zu dem Reid,
2 Bei den Reichsſtaͤnden laſſen füh zwei
ER D0R Kühl, Bandr. 3. 3, Yet. Chsaind-bes ſchwäb. gandı, |
ur Art. Al. ſprechen van des Könige Softagen penigftens. zunäctt
U; mut in ſofern ſie gebotene Rechtstage Rad; denn hiccanf be:
0 zitht ſich das Gewett, welches der ausbleibende zahlen ſoll, wos
1.00 meints Willens in Bepiehung auf andere Weiher und Hei:
un dagt keine Spyrar vorkommen, Die Befreiung des Heczagf von
DHeſterraich han dem Erſcheinen auf ‚cinem Meichehek, fa: weit ie
2. Anden Sansprioilegiuun (6. 298, Anıp,). Mina, 2. Iekher
. wird möchte ich vol ‚Mechtttagen, verſtahen, die ihm amft!:
+. Hutbögfterzeich angeſezt ſund, „glich, wie er nach, ber uwinel⸗
«. bar vorhergehenden Stelle andy nur innerhalb ſeines Landes
zinrſeine Lehen zu enpfangen braucht. Die Stelle Nro. 5. dage-
A J möchte ‚ich auf Streisigleiten wit feinen ‚eigenen Untertha⸗
Bi: zigchen; fie deutet bie Sitte an, die wachber in den Aus⸗
"prägen ſich beftimmter entwickelt.
IV.Beihlsf: A. OrfftntlR. Relchetegiit. 375
Vaſſen unterſcheiden: 9 Fuͤrſten des Meichs, -4.:290.
welchen der König das! Fahnlehen uͤber einen
Amtsſprengel verliehen hat; dieſes ſtellt ſie un mit⸗
telbar unter den König, und davon eben heißen
fie Furſta b). Vermoͤge ber: Bedeutung, zu welcher
diecfuͤrſtuche Gewalt ſich Aitwöitfelt hat. (oben &.52,),
begetifhinicht alle. Grafſchaften diefes Spriigels
in fichs dieſe werden daher dein Fuͤrſten ale erſten
Erpfänger (in zweiter Haid, aus der: Hand des
Königs ‚die. ber erſten) sehen e). Dieſe gurfien
*
OR Bat B. 3. a. SR (Col. Quell. art 1):
‚Des ‚Fiches vorsten ne sollen nichenen leien zu herren
""paben wen den caning. Iz nis nichen van len da die man
abe moge vorsie wagen, her ne untfa iz von deme ku-
big „Symis dym ander man ‚Bo 'ymz untläth. datunis
: semehdia: varderste..an deme.lene nicht van is 'eyit’ander
vor yıne nnifenk.:.:unde ne’ mach. des.riches,wdeste. da an
nicht sin, Das ſchwäb. Landr. fezt (aber noch nicht, im
” God, Ahr.) corumentisedt Hinzu: Bo’ man 'sprecht princeps,
dus ist in teutsch der, rorderst :enäpfaher;, wann eyn man
‘der’ ein: lehen' empfhhet i:von .teihem ‘der: es, 'vor im hat
enspfabgen, der heyst niobt den vorderst am dem lehen er
m ddr ander an dem iehen =, me: a
©) wigt Ranbr. x 3. Yet. 52, (Kod, Quell, Art.143.):
Dan kuning kuset: men zu Eichtere uber eigen unde lehen.
- unde:uber. iewelehin, ınannis liph. Der kaiser ne mach
‚aber. in ‚allen. steden nicht sin. unde al ungerichte..nicht
- -ziehtem: au aller zit. da untme liet her den. vorsten gra-
verebrph unde.den greven schultichdum. Neber ben:sigeuts
lichen Sinn biefee Stelle |. weiter unten im Tert und Note h,
Be Foige "bes. Grundſatzes ſpricht das Prwilegium für Oeſter⸗
weich: & 238.. Amm. Nro. 4. aus: alle weltliche Gerichte in
einem Furften ſprengel wräfen demnach von ‚dem Sirpeant zu
Reben gehen,
4
376. Dritte Periode. A. 888 — 1272.
4 299. find. theils geiftliche,. theils weleliche; das Rechts⸗
verhaͤleniß derſelben an: ſich, iſt gheich; nur wird
den. geiſtlichen Fuͤrſten das Fahnlehen mit dem
Scepter geliehen 4, Die Fuͤrſtenchumer begriffen
aber nicht ganz. Deutſchland in ſich, und Feines
derſelben hatte im dreizehnten Jahrhundert noch
feinen alten Umfang ($. 240.) e); es gab daher
Grafſchaften, die in ein Fahnlehen gehoͤrten, und
andere, welche einem ſolchen nicht untergeordnet
waren f). Die, welche unter einem Fahnlehber
flanden, mit ihren verfchiedenen Gerichtsſtaͤtten
(2.:1.:6..74), erſchienen dem Verfafler des *
Taf als Sculcheißhumer Mote e), weil
iz PN eisr Lanbr. B. 3. it, 60: Oo —8* 180,):
“Die keiser liet alle geistliche voreten len mit deme cep-
„tre al wetitäiehe vanlem jet her zuit vanen, 2
. er Die oben eniwictlte Gefchichge ber Mufibfung der alea So
yegtbänmer, giebt das Süächſiſche LTandrecht B. 3. Akt. D3.
(Cod. Quedi. Art. 144.): .Jeweik dadisch lant het eisen
palanzgreven. Sassen. Baieren, Swaven. unde Franken.
diz waren alle kuningriche. Seder .wandelde men ine
den namen nnde hiez se herzogen seder se die remer
- bedwungen (über biefe Hetleitung ‚ber ‚Pfolggeafen uub Hm
joge f. oben S. 56. Mote an). Doch dehilden vo die vor-
.' sten zu manne unde die vanleıe under deme namen (Wi
BGerzoge). Seoder: hat ine der keiser beide rorsten und
+ wahlen. abe gebrochen. Der Begriff des Bahalehens, wie Ihn
—e— Bidet Ai an Ruf —
hy Den Begenfak von Geafichaft, bie in ein Fehnichen geh
‚:ober "nicht, ergiebt das fächf. Lantr. a. a. .D. in me ai eyt
„aunderlich gravescaf. die in eyn vanlen hose. Dis Enk
ſelbſt iſt mie aber nicht verſtändlich.
r
IV. Wechteſ. A. Ocffesti.R. Reicheregir 877
der Fuͤrſt der oberſte Empfänger und der Graf 4. 200.
wur ſein Stellvertreter war; fuͤr einen. ſolchen
braucht er den Ausdrud Schultheiß allgemein;
der" Durggraf &) iſt ihm Daher der Schultheiß dee
Markgrafen, und der Pfalzgraf der Schultheiß
des Kaifers >). Alle Grafen, welde ‚von einem
geiſtlichen oder weltlichen Fürften ihre Graffchaft
zu Lehe tragen, find daher Vicegrafen im CHon
ber carolingifchen DBerfaflung. Die Stellvertreter
der Iren, walche in ber Regel auch nicht meht per⸗
©) Hof ter —— — elurichtuug ber — »7 *
bie Bedeutung der Burggrafen ſich noch auf bie Kriegs⸗ und
Gerichtenerfaffung in ber Mark begog, und ber Begriff eines
——— ah we Gr Denis sarhanhen m
zen, wie 3. 8. in Magdeburg, wo bie Burggrafſchaft ſchon in
die carolingifche Zeit gehören muß, fonnte ben Burggrafen bie
Stelle, weiche anberwärts mit einem beſonderen WBogt befege
werte, nicht wohl entzogen werben, .
b) Die Stelle Note c fährt weiter fort: An die virden kant
ne sol nichen len comen daz gerichte si uber hals unde
uber hant wen schuliichdum aleyne. in der graveschaph
(ber mit dem Bann beiehnte Stellvertreter des belehnten Gras
fen hat alfo dieſes Schaltheifthuum im ber Braffchaft zu ver⸗
walten. Die Hand bes Königs iſt bie erſte; bei einem folchen
Müichter, dem nur der Baun aslichen ift, befindet fich alſo zune bie
—— bes Berichts in der vierten Hanb, aber nicht
;.biefes hat der Graf zu Reben). darch
\
378 ‚Dritte Periode. n 888-1272.
u. 000. Fonläh ji Gericht ſaßen, kommen unter dem Na⸗
men der. Richter wor, und wurden für die uingelnen
Gertchtsſtaͤtten der Grafſchaft beſonders beſtellt
Wahrſcheinlich wurden fie im dreischnten Jahthun⸗
dert, wie beſonders in der weſtphaͤliſchen Verfafſung
hervortritt, wo ſich die Einrichtung erhielt, nachden
fie im uͤbrigen Deutſchland laͤngſt erlo ſchen war
GB. 3. 6 419 u. f), wenigftene in Sachfen, mit
dem Koͤnigsbaun, unter welchem. ſie richteten,
noch förmlich belehnt ). Die: Grafſchaft ſelbſt
in welcher ſie richteten, iſt von der ihnen vertrau⸗
ter Gewalt weſentlich verſchieden. er ihnen
den Koͤnigsbaun verlich, iſt nicht klar; wahtſchein⸗
kch der Rachoſtand, deſſen Stelle fie vertrasen 6);
% Sächſ. Rande. B. 3. Urt: 64, (Cod, Qnedl, art. 155):
"Sechzig schillinge weddet men deme greven.: unde och
deme voyede der under koninges banne dinget ob her den
ban von deme 'kuninge selben | hat, Es muf alfo auch Sich
ter geben, die zwar unter Koͤnigsbann richten,‘ die aber den Bann
. nicht von dem König felbft haben. Hierauf gründet ſich auch
der oben $. 282. Note e erörterte Rechtsſatz von Wahl und
Belehnung bee Richters. Die Stellvertreter (belehnten Voͤgte),.
welche ben Bann vom König ſelbſt haben, deren der Sachſen⸗
ſpiegel hier gedenkt, Halte ich für die biſchöflichen Bögte, welche
den Blutbann haben, WE
xY Ein Saſatz zu dan. Zert des queblinbungee «Eobep-IHh., 64,
(Cod.:Q. art. 185.), den der leipgiger Eober hat, kbunte da⸗
gegen Zweifel erregen: Verliht ein grave simer
ein teil oder ein vagt simer vogetle daz' st wider recht,
| N der belente man en ınur dar uber niecheinen kunges ban
"habn als man in von ime dulden durfe, Es iſt ‚aber hiex
| von einem anderen Verhältniß die Rebe; nicht von einem Stell⸗
| vertreten, durch beffen Beftallımg und Velehnung mit bem Banır
IV. REGBE-A Fe. N Weichöregter. 7A
dena He” meſtnbaͤliſche Berfeffinig der ſpoteren 4.0005
Beitlann; hirrähen nicht eutſcheidan, da Darin wich
eigenchuͤmliche wicht. zu verkennen iſt, Das mit der
GSeſchabtendes Herzogthuwe Weſtphaln mnſam
menhangt·
Die Grafen ſelbſt, welche re Grafſchaft *
ſaßen⸗aie in in dahnlehen gehörte, wurden zwar
mit dieſem Qericht van dem Fuͤrſten belichen;
Deu: Mans ber: lich ihnen der. König ummittäbars
die: Verfchtigung auf: dieſe Verleihung: sutfpneung
ans · der Vſteen; ‚eine folche Grefſchaft faßte außer
der Serichtherkeit die gemeine Heerfalge des Schule
heißchtuns in ſich, der die Freien unterworfen waren;
aber. nicht die Heerfalge/ welche ben Fuͤr ſten oaver⸗
traut war (S. 52, 1165.); auch jener Bann wurde da⸗
ber ohne Gend Mannſchaft⸗ geliehen); Die es
‚ohne Mannſchaft das Gericht ſelbſt nicht in die oierte Sanh
kommt, fonbern von einer Verleihung der Graffchaft 'oder Vog⸗
tel ſeldſt, an. einen Beledusen, ber es ſelbſt äubig ig
ber vierien Haud befigen würde, , 1—
h Sächſ. Landr. a a. O. Kuninges ban ne mut neman
Jyen .wıpp: der. kanlag selben... Der kuning ne maelı mit
reehte.nicht weigeren den ban su liene deme das gerichte
‚gelegen is, den han liet men ane manschaph. Palsnzgre-
ven uade lansgreven dingen under kuninges ben, ne alse
die. greve, deme wettei men „uch sechzig achillinge, Je-
« maregreven drisig. — Der Urſprung diefes Cewet⸗
tes ·iſt dundy bie veränderte Verfaſſuug leicht zu erflänn. S. 9. 1.
SH Das geringere Bereits des Markgrafen weiß ich nicht ,
mit Sicherheit zu erflärn. Die Stelle HL, 66, daß dee Marfs ,
araß alle (che Wochen „bi sinis gelbes hulden” dinge, welche
viele Handſchriften (nicht der Cod. Quedi.) auch hichtr ziehen,
vw?
380 Dritte Periode A. BEB.-12R,
9,300: lchnung der Grafen mir den Megalien vom Deich, ohn⸗
Nuͤckſicht auf ihre unten mancherlei Tireln ziſanmen
gebrachtes Vefigehum (oben S. 110 8 f), wilche
daher auf die Lehnbarkeit oder Allodialeigenſchaft
des lezteren Feinen Einfluß hatte C 301), möchte
Grin ihren Urſpeung haben.
3 Aus diefen Grafen, welche ini Luſnbatet
Der Geoffibft hlernach nicht vom Reich trennte, bi
dete ſich ein Theil der zweiten Claſſe sur Rebe
ſtaͤube, die unter dem Damen’ der Grafen und
Herren in der techniſchen Sprache. der Werfäffung
Begriffen werden, der Herrenfland in dem ob
(&. 113. 114.) entwickelten Sinn. Die Srafen,
weiche einen alten Amtsſprengel unmittelba
vom Meich, aber. ohne den Landgrafen, Pfalzgrafen
oder Herzogotitel zu Lehen hasten, duͤrfen dagegen
unter dieſen nicht begriffen werden. Sie gehoͤrten
zu den Fuͤrſten, nach dem Begriff dieſes Aus
drucks; als beſonderer Titel war bie Bann
nung Fuͤrſt im dretzehnten Jahrhundert aber noch
m N um Efeu gg Ya Dil |
tere gehört gar nicht zum Met. 64. Denn daß zuifchen den
Gerichten, von weichen im Met. 64. bie Rede iſt, und we de
Wartgraf nothwendig auch meter Sötigebamm zichter, mob je
fen Den ale che Reden ———— Met. 3,
fx die Pfleghaf ten gehalten werben, ein we Unterſchied
iſt, leuchtet ein. Hätte urſprünglich bei diefem Gericht de
Stelle von dem Gewen bes Vartgrafen geftamben, fo wäre-alet
Mar, Es wäre möglkh, daß zuerſt der Cod. Quedl. bes Ki
fes herüber genommen hätte, weil bei Art. 64. das Gewette db
Markgrafen übergangen ſchien.
IV. Reihen. Oeffeml R Meicheregier. 881
nicht bekannt. Sie wurde 16 vielleicht um deswillen 4. 200;
noch niche, weil, der Gall felbfi, daß ein alten
Amtsfprengel, ohne einen jener Amts⸗Titel
verliehen war, nur fehr felten war. Dagegen ge⸗
hörten zu dieſer Elafle auch alle Grafen und Heren,
welchen die Vicegrafſchaft (oben .&. 112.) von
einem geiftlidhen oder weltlichen Herrn geliehen war)
ohne def diefe zugleih die Fürftengemalt über
fie in ihrem ganzen Umfang zu behaupten vermochten;
ein Ball, der bei den geiftlihen Fuͤrſten, wa -
es fiheint, gerade der gewöhnliche war. Bei ber
Auflöfung einzelner und Beſchraͤnkung der meiſten
Fuͤrſtenthuͤmer, machten gerade diefe in keinem
Fuͤrſtenthum geſeſſenen Herren den zahlreichſten
Theil der zweiten Claſſe des Herrenſtandes aus.
Dies Verhältniß äußerte ſich auch durch die Lehen⸗
barkeit der Guter, auf welchen diefe Grafſchaft
baftere, und die Verbindung mit dem Reich be
ruhte auf demfelben Orundfag, der Mothwendigkeit
der Belchnung mit den Bann durch den König,
wie bei den Grafen, die würflich unter einem Fuͤr⸗
ſtenamt flanden Das Eigantheimliche dabei war
aber, daß bei diefem Verhaͤltniß die eine Grafſchaft,
wie ihre gefammtes Befischum im gemeinen ,
Sprachgebrauch hieß, von gar mancherlei Fuͤrſten
und rheilweife auch vom DMeich zu Lehen gehen,
und auch großentheils oder gang, wenn man auf
den Grund und Boden fah, allodial fem konnte.
Dies war ber Fall, wenn als das Object des Le⸗
-
—
389 Dritte Periode. A BEB-AN7K.
4.300, hens in den’ Lehenbriefen Bios. „das Geriher ade
Be Grafſchaft an einem beſtimmten Ort, der ber
gebrachten Gerichtsftärte des echte Dinge (DB. 1.
6 74.) war. Das Kennzeichen der Grafſchaft mat
dauher, den Richter (S. 378.) fuͤr dieſe Gerichtsſtaͤtte
zu beſtellen, welcher in dieſer Zeit, wo der Graf
— wenn er Fein Fuͤrſt war, gewoͤhnlich nur eine
VBicegrafſchaft hatte, meiſtens der urſpruͤngliche
VUnterbeamte des Grafen ſelbſt geweſen gu ſeyn
ſcheint; daher in Oſt⸗Sachſen der. Schultheiß, wie
beſſen Benennung nach dem Sachfenſpiegel geweſen
fein muß, in Gegenden wo die Centeintheilung
gebräuchlich mar, der Centgrafm). We von de
Verleihung der Graffihaft die Rede iſt, beyeht fr
ſich daher auch‘ oft nur auf eine ſolche einjelne 6
richteftätte und das hier zu hegende Gericht. Auch
Bifchöfe gehörten urſpruͤnglich in diefe Elaf,
und der. Schwabenſpiegel gebentt noch dicſes Sr
haͤlcniſſes =); doch war ein ſolches zur Zeit des
Spies, nur noch. Alm; bas wichtigſte Zeifpid
1) Bir alt A in Bet Yeilegiuaf 8, ik I
7 dan. 180.) für, bie weltlichen Fürſten Ctungari
recipiont centas a domino terrae vel ab eb qui per do-
miniin terrae fuerit infeodatus. Man 'betef nicht dergeflen
u daß das Privilegien für die Fütſten gegeben iſt, und bieft
en alfo bier die domini terrae find. Der pm Bm Belchnit M
within ein Bicegraf, und went er ben Eentgrafen in dem Elm
nitvAben enerch unb I mit dem GBerichteftab belrhut, iſt da⸗
Achen pun Bericht Immer, nur im bes dritten hand,
0) G. vben 5. WM: Motep.
IV. Rechte¶ A Oeffentl R. Reichöregier..383
bieten bie Marken auf dem rechten Saal mb 4. 200
Elbufer dar. Defto häufiger war e8 bei anderen
Prälasen (% 292.).
Für tiefe beiden Elaffen von Keichefläh-
des kennt fchen das Privilegium Kaiſer Fried⸗
richs U. vom J. 1232 (6. 2:7. zweite Anm.) den
Ausdruck Landesherrn (domini terrae), eines
allgemeinen Ausdruck für die mancherlei Rechte, bie
ihnen ihre. Stellung gab, hatte die Nechtsfprache
noch nicht; fie weiß nur von Fuͤrſtenthuͤmern, Graf⸗
ſchaften, Serrfehaften, unter welchen eine Perfon
geſeſſen ſeyn ann; der Ausdruck Landeshoheis
(6. 299 u. f) ift fehe viel ſpaͤter. Wer unten
jenen nicht geſeſſen ift, flieht unter dem Reich
wie die Neichsftände, aber wenn er nicht zum
Herrenftand gehört alfo Feine NReicheftand-
(haft hat, in einem anderen Verhälmiß als jene,
Denn bie Lande, über welche die Grafſchaft au
niemand verlichen ift, verwalten an des Kuifere
fast Reichs voͤgte (6. 234b). In diefem Ver⸗
haͤltniß fanden urſpruͤnglich alle Orte mit Weiche -
bildrecdyt, daher es auch urſpruͤnglich keine andere
Städte ale Reichsſtaͤdte gab; erſt im. zwölften
Jahrhundert entwickelt fich der Begriff einer lan»
desherrlihen Vogtei in Städten, und eines
von Fuͤrſten verlichenen Stadtrechte. Jene alten
Städte begriffen aber zwei Elaflen; die wo, die
Vogtei einer geiſtlichen Corporation, und bie wo
fie einem vom Kaiſer beſtellten Reichsvogt anver⸗⸗
384 Dritte Periode. A. 8881272
:4 990. amt war; der lexere konnte auch ein Fuͤrſt ober
Here ſeyn, und bie Fuͤrſten erhielten foldhe Vog
seien befonders häufig. _ Diefes Werhaͤltniß war
- aber immer gefährlich, weil dieſe Voͤgte gern cin
laubesherrliche Bogtei aus der Reichsvogtei machten.
Die Städte füchten fih daher durch Privilegien ſchon
in biefem Zeitraum gegen die Veraͤußerung de
Deichsongtei zu fichern o). Daffelbe Schickſal drohte
den bifchöflichen Städten; denn auch die Bifhäfe
vergaßen, daß die durch ihre Boͤgte nusgeibte
Meichevogtei, zwar zum Beſten der Corporation,
eingefuͤhrt war und der Vogt von dem Kaifer befon
‚ ders mit dem Bann belichen wurde, aber daß bie
den Biſchoͤfen ſelbſt anvertrante Gewalt keinen
groͤßeren Umfang hatte, als die, welche anderen
Meichsſtaͤnden anvertraut wurde, wenn eine Reiche
vogtei an fie veraͤußert wurde. Schon in dem
Privilegium Friedrichs II. file die geiftlichen Für
ſten ſieht man das Beſtreben der lesteren, eine Ir
desherrliche Gewalt tiber ihre bifchäflichen Stuͤdte
ya erlangen P); es iſt thnen aber ſelbſt fpärerii
bei weitem nicht allenthalben gelungen, fie geltend
zu wochen Demnach gehörten dieſe Städte noch
ER | nad)
0) Die Neicheftabt Lindau erhielt ſchon 1275 das Privilegim:
quod nos advocatiam nobis et imperio attinentem — zıt-
quam alienabimus, obligabimus yel commutabimus, © Hi-
‚storia Norimb. dipl. Prodr. p. 42.
p) ©. bie len ©. 179. Nro. 9. abgebrucite Gele.
|
IV. Xechtsſ. A. Oeffentl. R. Reichsregier 385
Deiim a an
fihöre und Die koͤniglichen Pfalzen, zu dem Orten
wohl der König feinen Hof’ zu gebieten pflegte:e).
So weigte fih denn die Verfaſſumg ſchon
dahin, daß‘ allmaͤlig das Reich zu einem zu ſam⸗
mengeſezten Staat werden mußte, in welchem
eine untergeordnete Hoheit der Reichsſtaͤnde
ſich ausbildete, fo unbeſtimmt dieſe auch jest nach
in ihrem Umfang und ihrer Bedeutung war. Mau
betrachtete es ſchon als einen Grundfat der Wen
faflung, daß der Kaifer Fein Fahnlehen, welches
ibm eröffnet werde, uͤber Jahr ‘und Tag erlebigt
laſſen duͤrfer); eine Aufhebung der fuͤrſtlichen
Gewalt, und eine Herſtellung der Einheit der fruͤ⸗
heren Regierungsform, war mithin ſchon ver
faſſungswidrig.
Dennoch blieb jene urfprängliche Einheit ned
in einzelnen kaiſerlichen Rechten ſichtbar. Man
fieht den Kaiſer noch als ben oberſten Richter ſelbſt,
wohin er kommt, vornehmlich in den Reichsſtaͤdten,
zu Gericht ſitzen, und die Klagen aller Perſonen
richten, wohin ſie auch ſonſt gehoͤren moͤchten, wenn
q) Saͤchſ. Lande 8. 3: Urt 62. Shmäh. Zanbrı Art.
39. 40: Jedoch waren dieſe Drte, nicht folche, in weichen
die Hof⸗ und Meichstage gehalten werden mußten. Nach
Sächſ. Saubr B. 3. rt. 64. ift nur Überhaupt noth⸗
wendig, daß die Neichsflände an einen Hrt auf beutfchem
Boden berufen werben .
r) Sachſ. ande. V. 3. Art. 60, 0
ze. IL | [25]-
4. 290. fle:nnk und niet srehashängig geibortien. —*
man kann daherindie foem Fall. auch bei den
kaiſerlichen Gerzchten (6. 293.) eben. fo gut
«ls vor ben landeshetrlichen Recht fuchen. Selbſt
die. Einkuͤnfte aus Der” venlichenen nutzbaren Ro
galien,.: werden ihm.: waͤhrend ſeines Aufenthalts
allenthalben eroͤffuet Note s). Er mag endlich,
alaıbie- Quelle alles MNechts, welches· auf Gebot
beruft, das er verrlbge feiner koͤniglichen Gewalt
zu kelaſſen berechtigt iſt, den unter einem Landes⸗
bern geſeſſenen freies. Leuten beliebig Mechte und
Privilegien verleihen, wodurch ‚die Ausuͤbung der
jenen verliehenen Regalien in ihren Form veraͤn
dert ober beſchraͤnkt wird t). Die. Faigerliche Go
walt war daher im. einem gewiſſen Sinn noch cn
mit der landesherrlichen concurrirende. In bieft
9 Sächſ. Landr. B. 3. Art. 60. In welche Statt bes Rad
er kommt binnen dem Reiche, ba iſt ihm ledig Min; umd Zel
und in wel Land er kommet, ba iſt ihm ledig das Gerich
daſelbſt, alſo daß. er wohl ſelbſt richten mag alle bie Klagm,
die vor ihn kommen, und ehe vor einen andern Gericht nicht
begunnt noch geenbet find. Wenn auch ber König allererſt ie
‚ das Laud fommet, fo ſollen ihm ledig ſeyn alle Gefangıe af
Recht, und man foll fie für ihm bringen aufs erfte fo man ft
befenden mag, und mit Recht fiberwinden oder ledig laſſen u...
t) Es iſt beinahe fein die Randeshoheit, im Sinne biefer Seit
- beichränfendes Recht, welches Die Kaiſer nicht den Unterthanen
ber Ranbesheren oder anderen Landesherrn in jener Geblet ver⸗
lichen hätten, ohne daß es fe einem Landesherrn In ben Em
fam, daß er ein Widerſprucherecht gegen bie Ansähung jene
Befugniß des Kuifers an fich babe Berge, Strubens
Nebenftunden. Ih. 4. Abh. 22. $. 19., wo eine Reihe von
Belegen zu dieſem Satze gefammelt ift.
V. Kichisſ. A. Diffchtl.R. Meichboegier. 387
Verfehung iſt fie erſt ‚bei ſteigender Laubechoheit 4. 200:
allmaͤlig beſchraͤnkt worden m), und davon ſpaͤterhin
nichts uͤbrig geblieben. ald die dem Kaifer aus
ſchließend oder in Concurrenz mie den Landesherrn
juſtehenden ſegenanaten Reſervatrechte.
& 291. | 8. 291.
Den’ Hof des Kalfers, der noch Immer wan⸗
delnd iſt, bilden die Erzbeamten und andere
Dienſtleute des Meiches, welche, ſeitdem de
Kaifer auch als Fürft Dienſtleute haben kann =),
von den Dienflleuten des Kaifers weſentlich ver-
fihieden find. Die lezteren verrichten den "ordent-
lichen Hoſdienſt. Im ordentlichen Staatsrat des
Kaiſers (6. 220.), mit welchem dee Kaiſer vorbe⸗
reitet, was auf den Reichstagen verhandelt werden
fol, und die Meichsgefchäfte verwaltet, bei welchen
die Meicheftände niche mitwirken, tft flatt des Pfaly
grafen und des Erzkanzlers der Kanzler (im
Verhaͤltniß zum Meicdhserzlanzler der Wicefanze
ler) der erſte Minifter in geiftlichen und weltlichen
Angelegenheiten. Das Michteramt der Pfalgrafen
iſt auf den kaiſerlichen Hofrichter übergegangen
“) Du Kntng mad den be anliegen Ba I
©. oben $. 247. zweite Mom.
2) Mieer Neuerſchud fängt Daher mit den friutliſchen Ralf au,
Die durch bie Bildung des Beſitzchenns, das fe auf die Hohen⸗
Maufen vererbten, zuerſt ben Rechtsſatz begrlinbeten, daß ber Kals
fer zugleich bes Reichs Zurſt ſeyn Anne.
| [ 25* ]
388 Deikte Pericke. 4. BBE—ARTR
6. 298.46. 39% c9 hatte ſich uber ſchon vorher in den
Provinzen, vhne daß ſich gereu angeben laͤßt mie
und zu welcher Zeit, in ein gewoͤhnliches Fuͤrſten
amt verwandelt, welches auf; die eigener Herrſchaß⸗
ten, Grafſchaften und Lehen: der - Pfahgrafen, und
wahrſcheinlich auf das Recht, in den koͤniglichen
Pfalzgerichten, in welchen von jeher der Miſſus
feine Gerichtbarkeit ausuͤbee, den feine Stelle ver
Aretenden. Hofrichter zu belehnen, oder tem
er wollte felbft zu Gericht zu fügen d), beſchraͤnkt
mon Der Pfalzgraf am Rhein gehörte zu da
Reichserzbeamten,; mit dieſer Pfalzgrafſchaſt
waren die aͤlteſten Erbguͤter des fränfifchen: Kaiſer⸗
hauſes geoßentheils verbunden worden, und bi
dieſer ſcheinen auch viele Reichsvogteien, die in lehn
‚baren: Terxitorialbeſitz verwandelt wurden, geblieben
‚zu ſeyn., Bei den uͤbrigen Pfalzgrafſchaften mar
Das leztere in viel geringerem Anfang ber Fall
Die waren, wie 5 5. die ſachſiſchen Pfahgraf-
ſchaften, häufig mit auderen Fuͤrſtenaͤmtern verbun⸗
den, und. die eigenthuͤmlich jenem Reichsamt ar
hängenden echte find Daher oft ſchwer. zu unter
ſcheiden. Eine befondere ausführende und control
lirende Behörde (mie der Miffus geweſen war)
einzurichten, wurde in dieſem Zeitraume gar nicht
verſucht; die Ausführung der Faiferlichen Befchle
wurde entweder lediglich den Landesherrn und Reichs
vögten uͤberlaſſen, oder vom Kaiſer wiege
b) S. tie einmerfung gu biefem 9.
IV. Acchtaſ . Orffenti. 8. Reijäregi: 3BS.
einens: zu diefem Endwedk beſenders ernannten ⸗. wor.
Vicccuut oder Conmiſarut Übertragen. nn
t Pi) re“
nmerluug Von den Pfelhgericheenn
Ecs iſt freitich leicht, aus dem Gange, welchen bie Serfaffung "
nahm, bie Beranlaffimg anqugeben und zu erweiſen, und hiernach zu
ſchließen, wie imd zu welcher Feit bie: Stellung ber Pfolgrafen ſich
änderte, abed mbguch dies urfunblich darrthun, weil hiefe Veran⸗
derung var ſech gieng,: wie der Usfprung ber Landeshoheit, ohne daß
es die handelnden Perſouen ſelbſt bemerften. Die Auflöfung ber Gauver⸗
faſſung wer auch hier die Beranlaſſung; zuerſt hörten badussh die Ges,
mieralgefchäfte des Pfalzgrafen auf, weil das Neichögug num eyimirt und
beſenderen Bögkensunitergebert werden mußte; das Nichteramt der Pfalz⸗
grafen danerte zwar fort, aber in einer anderen Geſtalt, eben fo wie
bie Grafengerichte in den Gatten eine andere erhielten... Kür die dem
Kaifer allein noch, unmittelbar unterworftnen Reichsvogteien banerteh
eigene aiſerliche Gerichte fon, welche da, wo bie alte Baugrafichaft
in eine Reichsvogtei verwandelt wurde, den Namen Laiferlicher
Zandgerichte führten, ba aber, wo die Reichsvogtei ein aus der
Gaugrafſchaft erhaieter Sprengel war, ein Bogtgericht genannt
wurden. ir bie Werwaltung ber Gerichcharkeit, die der Miſſus ahes
dem gehabt Hatte, ‚war ber Pfalsgraf, unb an feines Statt wurde jene
Gerichtborfrit back, Stellvertreter, judices palatini, Sefrichter, aus⸗
gelbe, "die ihre Gerichte in ben althergebrachten Walfätten einzeiner
taiferticher Pfatzen hielten; wo. fie auch Are Schöffen hatten, S. oben,
3. 1.8.7038. Biete Kädtifche Gerichte find haben. iz rn
forunng za) folcye-Taiferliche Vfalzgerichtez. bemn durch das Weichtild⸗
reche, wide die Stadt ihnen unmittelbar unterworfen. Gau; Mar iſt
dies bei dem magbeburgifchen, vor dem Burggrafen gehegten Ges
richt, welches don dem Herzog von Sachſen, als Pfalzgrafen vor
Sankyfen gehalten, und 1294 dem Etzbiſchof überlaſſen wurde. ©. oben
. 386. weite Unm. Des Burggraf war nichts anderes als der au
der Stelle des Pfalzgrafen zu Bericht figende Hofrichter, und. feine
Echdffen Pfatihöffen, daher auch die dathmannen von biefen weient«
Uch -orefchleben: waren, vnd es fichtbar ſelbſt als eine neuere Einxich,
3: Diktte Periodtl A: 988 — 197%
9.391. tung .aneiehen iſt, daß od jenem und feinem. Sthatßheihen ayfkatiet
war, m Mothfoll aud das Geucht wit Methan ja bei,
S. oben 9. 284. Note g. Einen ähnlichen Urfpiung des’ fraufs
furter Stadtzerichts weit Fichard oben 9. Wab. Note b nad.
Ans biefem Urſprung fläbtjfher Berichte, erflärt fh, wech di
ı „ jene derſelben Oberhoͤfe wurden, von weldjen Urthelle (deecheche⸗
Ichrungen) eingeholt wurben, wiewehl dieſelbe Gtelhung auch ans an
deren Gründen, befonders ber MWerbreitung des Stahtrechts fiber ans
ders @Gtäbte hervorgehen: Lorinte,. wie hei Labeck. Mei Wagdeiung
traf beides zufammen. ie Mirtſamleit dieſer Sofguichte bezog ſch
zunächf ebenfalls auf die Meichsnegteien, beren Sübergeeichte fie ve⸗
ren; allein wegen bes Brunbfaßes, bag bie kaiſerlichen Berichte mit
den Territorialgerichten concurrirten, waren ſowohl biefe Befgrrichu
als jene Zandgerichte auch file anbere Sachen rorpetent. MNechecbe⸗
lehruugen wurden auch von Territerialgericen ven. thnen eing⸗hek,
und aus dem ehemaligen Neichsamtsſpreng el, für welchen Fe
urfprünglich. angeordnet waren, konnte man fich auch fortwährmb
. in erflee Jaſtanz oder von den Zerritoriolgerichten wegen derweige
ten Lrechts und fonfk in Höheren Anfang an fie wenden, Dederch
daß dergleichen Landgerichte wie Reichtvogteien oder mit dieſer fehlt
an Territorialherrn kamen, entſtanden fpäterhis fo manche Laudetho⸗
Beitsfireitigfeiten, indem die Erwerber ihren Gerichteſprengel, zu weh
chem feit ben Privilegils de nen evocando eigentlich ur ihe tige
nes Territerium gehörte, fir‘ ein Territorium ansgaben, Die gilt
Anzahl ber Eniferlichen Land⸗ und Sofgerichte wähnemb des dechehe⸗
ten und vierzehnten . Yahrhunberts if bekannt; die beräfmteßien unte
ihnen, weil fie unter der Weglinftigung. befonheres Tuuftäube. die ar
ſtizteform im fochjehusen Jahchundert überlebt hahen, ‚Unb.bie Lar⸗
gerichte zu Märuberg (weiches fchon 1273 bie Burggrafen von Min
berg hatten, f. d. Belehnungsurfunde Stubelphe I: in der Hiet Ne
rimb. dipl. p. 167.), ba6 Eniferliche Bardgericht zu Wuͤrjhurg unh
bas SHofgericht zu Rothweil geworben. - Wie Hofrichter richteten mi
tirlich nicht an bes Pfalzgrafen, fondern an des Maifers ſtatt
weil der Pfalzgraf ſelbſt nur an des Kaiſers Matt richten kounte.
Dieſem Umſtande iſt es ohnſtreitig zugufchreiben, daß biefe Hofgericts
oft auch außer allem Zuſammenhang mit ben Yfalzgeafen laucn
feitdens biefe die Grafſchaften, bie fie wie andere Große zufanmenge
IV. HerhtäfR. Oeffentl Kodreilhrigfet. 391
brach Hasten;' durch daB dazu Aworbene Gerzogtäun: ficken, wub . got,
ja einem Zfrfteinrhen bildeten. . De Aaifer fezten daher ſeitvem die
Hofrichter felbft, ertheilten aber allmãlig die Hof⸗ und kandgerichte zu
and) wie Graffchaften und Herzogfhilmer zu Lehen. Vergl. v. Schr
tenberg von ber aſſerucen höchen etutderteit Bi 1760.
4. S. 14 u. f.. · en
a
A 2 %
l N Ü
[
Be 299, un
Er weichen Angelegenheiten des Den dem
lich die Reichsſtaͤnde mixzuwuͤrken hätten, war weder
durch Geſetz noch Herkommen genau beſtimmt.
Ausgemacht war es, daß Fein Geſetz ohne Rath
md Einwilligung der Reichsſtaͤnde aufgerichtet
werden möge, auch Die auswärtigen Angelegenheiten
wurden gewöhnlich auf Meichstagen: verhandelt, und
Kriege des Reichs daſelbſt befehloffen:®) ; Hingegen
das wichtige Recht, Privilegien zu ertheilm und
&. 292,
a) Otto Frising. de gest. Frid. I. L. 2. €. 6. "Ibi etiam
princeps, eo quod omnibus ‘in proprii' imperü finibus ad
ejus voluntatem compositis, virtutemi animi quam intus
gerebat, extra ferri disponeret, Ungäris bellun indicere,
ipsosque ad Monarchise spicem redacere volehat; sed: cum
assensum principum, quibusdam de causis latentibus, ha-
bere non posset, ad eflectum inno perdurere ea quae vol-
vebat mente, non valens, ad opportuniora tempore distu-
lit. Godefridi Mon. (bei Freber Tom. 1.) Chron. ad
a. 1172. Imperator apud Wormatiam curiam celebrem
habuit, 'ubi conquestus de Italicis, — judicio cunctorum
principum expeditionem in Italiam iterum indixit, post
eirculum duorum annorum determinatam. Erlangte der Kai⸗
fer die Einwilligung ‚bee Reichsſtände zum Reich«kriege nicht,
fo mußte er fidy mit ber Hfilfe begnligen, bie ihm Einzelne freis
wiſlig feifteten, und ſich auf die Krafte verfaffen, Aber die er
auch ohne das Meich verfügen font.
— — — — —
882 Dritte Periode :4. 886-1072.
4. 293. Weichelehen zu vergeben, übte. der Kaiſer ohne ale
Einſchraͤnkung. Die Reichsſtandſchaft ſteht den
geiſtlichen und weltlichen Fuͤrſten, Grafen und Her⸗
ren zu, und iſt etwas rein perfönliches b). Bei den
geiſtlichen Herrn beſtimmt jezt nicht mehr die geiſt
liche, ſondern die weltliche Wurde (der Fuͤrſten
* oder Herren« d. h. Grafenſtand) die Reichsſtand
Schafe, woraus ſich denn der Vegriff der Reichs⸗
abte oder Praͤlaten von ſelbſt ergiebt e). Auf
den Reichstagen ſelbſt erſchien jezt auch, außer
ben eigentlichen Reichsſtaͤnden niemand meht 4). Die
Berathungen hatten Feine beſtimmte Form; Das
Hauptgewicht gaben natürlich die Stinmen der
Fuͤrſten wegen der in ihren Haͤnden liegenden Dad
Kirchliche Angelegenheiten waren vermoͤge der gay
b) D. z. ber Beſitz eines Fürſtenthums, einer Grafſchaft ode
Herrſchaft gehörte freilich dazıı, nm auf dem. Oeichetage zu er⸗
ſcheinen und zu ſtimmen, aber die Stimme haftete nicht mi
ſpäterhin, auf dem Lande, ſondern dies war nur die Bedingung
unter welcher ſie der Perſon zukam.
e) Die ehemaliger Monasterla regalia ($. 189.) warm 8 daher
allein, welche bie Neichsftandfchaft erhielten, weil die in frühe
ren Zeiten erworbene Immunitas, fpäterkin durch Privilegien
der Keiſet immer in die wahre Grafſchaft verwdndelt Anh,
"Die Kibfler und Stifter, welche dies Vorrecht nice erlangten,
fondern einer Tandesherrfichen Bogtei unterworfen’ blieben, wen
ihnen auch eine Beridyebarkeit tiber Ihre eigenen Bente-umb andert
Hinterfaffen zu Theil wurde, blieben Tanbfäffig und erſchicuern
anf feinen Neichstage. Dies war daher das Schletſal ber wuri⸗
ſten erſt ſpäterhin geſtifteten Klöſter und Stiftet.
d) Demm das Gefolge bes Falles J des Stände seien nicht
vom deichetage.
IV. Nechtsſ.A. Deffentl.@R; V Gericht. N 2
veränperten ‚Rischeroerfaffung; welche der twollihen san
Macht allen Antheil am: der: eigentlichen, Kirdan
geſetzgeheng und Kirchenregierung · entzog, rin: Ge
genſtand ver Verhandlungen: ehr, ; auesrnemmen
in ſo ſ d dee Siean Im Vaber
"ip Dar Kirche betrafen. oo.
rer Ba
Bon den einzelnen egierungerechten des Rai,
‚9.
fers verdient zuerſt die Serichebarfeit ausge: .
zeichnet, zu werden Er übre fie ſelbſt in Sure .
ſtengerichten (judicium oder curia principum),
von welchen allein über ber Fuͤrſten Leib, Ehre
und Lehen oder Erbe gerichtet werden mag,“ wo
Fuͤrſten und Herrn feine Schöffen waren ); in
‚anderen Sachen konnte man ſich an den. (von
Sriedri IE, fo viel man weiß, 1235 zuerft bes
ſtellten), Hofrichter (judex ruriae) wenden, der
an des Kaiſers flatt an dem wandeluden, Hof
des. Keffeis ja Gere iR) Borfer mache der
s) Sächſ. Landı. 8. 3. Art. 53. Sqwiß.danbiHt.26,
b),Zeiedr. IL. Reichsabfd, U. 1235. Cap. 24. ‚Mir ſejen
daß des ‚Reiche Hof, hab’ eiuen ‚Kofrichter der. ein Zreymann
ſeyn foll; der fol as dem Amt zum minbeficn ein Jahr bleiben,
ob er ſich zecht oder wohl bebaltet. De ſoll alle Tage zu Ges
ride Kun, on. (oufer) den Sontag und om bie großen Feier⸗
tage und ſoll auch alten- Lenten richten die ihn Magen, und
von allen Leuten, om von Kürften und andern hoben Lens
dom mn ah-geht: an ihren Leib mb an ihre Ehre om ihr Biccht.
m. ÜR: 00 an ir Drkene das mol wir {aß Fila. —
IA Dritte Yeriode. 1. 888-1274,
4. 398. Pfalzgraf/ ber zufäligi-am Hofe gegenwaͤrrig war,
sn ein anderer Meicheriiifterial' (f. 3:1::©.206.)
Die’ Brille‘ doe Hofrichters vertreten. Mit · dieſem
woneitbeirten die kaiſcelichen Hof und Landg e⸗
recht e (F. 201. Anm.) in den Provinzen e), und
am beide mochte man ſich wenden, wo man ſich
Ä ‚von einem gemeinen Landgericht befehwert glaubte,
Be oder von n dieſn keine ’ enpartheiſche Se erwartete.
| 2 2 | $ 294.
pie Reichskriegsverfaſſung ) war jet
ige organifirt: J. Alle Reihsftände,
und’ alle Gemeinheiten, die dem Reiche unmit-
teidar unterworfen find, ſint⸗ verpflichtet ‚ dem
u ie: Erichtung bieſes balkabigen efrrich⸗ mochte der
. Reifen, wein ein: Dentichtand war, keiven allgemeinen
* Stellvertxeter haben, in feiner. Abweienheit ‚aber wiftührich
>’ inen Bicarhıd ernmnen wie man aus ben 'Schwäh. Tandr.
5-36 zu ſchlitßen betechtigt ſchelat. Man „Lat fibrigens
«ch ‚mp6, bes Ernennung eines Hofrichters unter Frichrich H.
abnehmen, baß die & 391. erwähnte Beränderung, bie mit dem
J —— Ute vorgegangen mar, ſchon langſt geſchehen
OR. detudrechténit. für Freybarg A 1466. Werr es aber
RE Yan Klhger das Neche' daſelbe (vor dem Herzog vom Oeſter⸗
reich) vorgegogen tolicbe, fo mochte er fie um diefelbe Ohifprache
“Fir, ımfer kuniglich Hofgerichte oder inſer Landge⸗
richte zu Morwile fürheiſchen und laden. Gei Schilter
“ Instit, "ler. pobl. L 4. Ti. 8. s ‚37UR te
“)e: Sberhaupt: ©. « Stenjei fake ve Amelie
WDentſchtando vorziglic; im Welttkiaiter. Berin 1ENO. 8.
IV. WB R. Woriegonerfaſ 3
Neiche zu dienen und es zu zeusfieiäigen.ee). TU: Die 600
Meicheſtaͤnde leiſten den Reichsdienſt hau piſfach⸗
lich dunch ihre Ritterſchaft, wiewohl auch andere
Freie, welche in ihrer Herrſchaft geſeſſen ſind, zu⸗
weilen :den: Reichsdienſt leiſten muiffen, inſonderheit
ihre Staͤdte b). BEL. Die dem Neiche unmittelbar |
as) Dez dreichedienſt barf baher durchaus nicht ale: Blofer ‚Astens "
dienſt angeſehen obwohl er durch den Maaßſtab, nach
weichen er hauptfächlich geleiſtet wird, und mach der dirt
mie ihn bie Verpflichteten, nämlich burch ihre Dienſt⸗ nud
echenleute leiſten, bie Form eines Lehendienſtes „Hat. Das
Shnäh. Zehenrecht fagt jenes ausbrüdlich: Urt. 73.9. 2.
(nad) ter Ausg. von Schilter Cap. 8. 8. 3) .Dem aber die
des Weiche. Dienſtmann ſeynd (wie dieſe Worte, bie in dee
Schilterſchen und Bergerſchen Au⸗gabe fehlen, zu perfichen
find, zeigt der 6. 5 und 7.) und bie nicht Lehen: vom
dem Reiche habent ben gebrus. doch der Künig wobl ein
BSöorfart. $ 5. Wenn bie ‚tentfden einen Künig welent, und
ber .gen rame wach ber weibla nat, die Fürſten ſeint ſchuldig
mit jm.ze fagen. bie im erwelt haben zu einem künig. — 8. 6.
Bund ſollent ander fürften und alle, frey Herrn im varen
den er gebeut. — Man, findet auch Spuren. bes ‚uch am
‚andere als blos Lehenleute gerichteten Aufgebert Godefridt
Mon. Chron..nd.a. 1189, Rex (Henricus VL) ezpeditio-
sieriales imperii oesent. Wer jelbfk ohne alle dieſe Veweife
suäßten ſchon die Meichematzikeln auf die Hllgemeine Verbind⸗
lichkeit aller unmittelbaren dieichsunterthanen zum deeichedienſ
Die meiſtens kein Lehen hatten, das durch Seerfahrt verdient
werben mußte. Denn bas, wos fie gewöhnlich zu Lehen trugen,
Gerichtbarkeit umb andere Biegalien, gehörte nicht babin, „Wann
leihet man ohne Mannſchaft.“ Sächf. Rande B. d, Art. 64.
b) Dex ordentliche Breichsbienft warde durch die Büitterfcheft und
‚806 Tottne Pas! A. 888-- |
wre Wcchlorfiitn' (hours und Lan dgeme tuben
Wende ji Ne: Die gi des Kouifers Neichs) Sucern
gehoetze see Dieuftmanfönfe; * sche dem
1 1 FR a ET ar x:
V ai ven ih gabe, VE —
.Amflang a, €: r ſer
m und legt den gemeinen et blos en — auf
„8. 233. Note d). —* außerordentlichen Fällen bich aber ben
" -"&fäiben immer das Vtecht bie dire‘ gemeine "Krerfolge ufier
—— (Canðfolge, Landwebr) In fordern. Seitdem die Siadte
A Diefer, etde rülftige Mithz Ueferten, beſouders win tüchtiges
u —* das meift beſſer war als das geworbtne, deffein man
bauptſaͤchlich dedlente, mochte von derfelben öfter
a, duch zu dee Reichs Dienft, am meiſten dber in des
7 xandesberrn Fehden gemacht werden, benn auferfalb bes‘ Weiche
odriente dieſe Millz nicht gern. Daher gehörte es zu ben Privile
glen. die ſich die Städte von den Kaiſern und Ranbesheren ertheilen
deßen, daß le (ordentlichertoeife) zu entfernteren Unterwehnnungen
. ncht gebrancht werben ſollten. So heißt es ſchon in dem Stadt⸗
“* yechte von Freiburg don 1120, Bargensed non tenentur ire
cum Domino in expeilitfüie, alsi Ster unide del, ta tamen
u ut, tmisque sequentt nocte posslt ad propria’remeare. —
" Cim vero ſieta expedltlo comtuniter ' ——
guicamque civium 'audierit et non exierit, nisi legi
' "oansam pretenderit, domus ejus Yunditis destruetun —
* der Laũdesherr hatte Mtitel gemig, die Wülrgerfähft auch
beütenberen Sekrfahrten” zn bewegen, veſondersé bh bie
—2* Tugend ſtibſt Gefallen daran fand, "und' fo dient
denn ſchon im breigeßnten Jthrhundert chi jahfreidhes: Zußvolt
„aus, den Brädten and), im Reichsheere. "De rürchet Milij
"Hate — Anthel an dem großen Siege K. htudolfe
" ttofgr von Köhmen; bie Anzahl bes Zufvolfe, das
F ti, bes vlerzehnten Jabrhundera hm Kritge zwiſchen
pa oo. . . v
en 9* oo». f} « . < D R allg ie }
IV. WEREF-A: Oeff. x. NA.mgorfcſſ. BE
Neilenagt Ey; IV. Der Maßſteb/ math mmb 4.00%
dem der Meichydienſt geleiſtet wird, iſt Basıyıp
ſuͤ chlich in; was jeher Reichekand an. Sie .
gut hat; Much: der Rachtdiaiſterdmng ſall may
jeden 40 ılklamsia Raichagrt, melde zu. Labecrecht,
ein ‚Mister. "amd zwei Kaechte, und, von ‚Je
5. Mangis, die zu Knfreie ensankan:- ſind / ci
Ritter und. ein Kncche giſteſle merben Y. De
Dinſt derer, die fein Meichslehen ‚haben, vichtet
ſich nach dem Herkommen ner: eines jeden ‚ferier
Vermilligung, die devn freilich hauptfachlich davon
abhoͤnga/ wie er dunch: ſeine Verhaͤltniſſe des Kal
ſers Gvade za ſuchen ader fich Derfelhen dankkair
zu beweifen veranlaßt wird 9 V. Ueber bie Ber ·
ICE BE 23 BE
bb) —* die Ba rk) nimiefhan untergebonen Bee
Heiler Feledrich HE. in Italien des Beichs Dienft geleiſtet f. bei
Ioh. von Mälter Geſch. Sn. Eigen. Sp. 1. —
©) Diez. Reichsbieuflerbnung mochte aber. freilich ein iR beter
Rehempcpntgact perogixen. &. 4 8. eben 5.238, Note a. Niro. 1.
A) Als ein Tonmentar zu dieſem Satze fing bier folgende Stelle _
aus M. Jastini Lippiensis Lippillorium (c. 1260) bei
Meibom Tom; I. p. 685. fichen: Der Graf -Beruhard ‚por
der ‚Lippe erſcheint vor A. Friedrich L mit , einer iii
Rüteridioft:: |
Rex equiiem vocat, ille venit; Kex ore aereno
Respicit hunec, ipsi dona dat, atque refert!
Parva guidem tibi do, sed me majora deiurum
Spondeo: Hiles ait: Das mil magna satis.
Inclyte Rex, tibi semper ero serrire paratusı
Si re deficio, corpore prointus ero.
. Terra mihi gatis qupla manet,, munitio nullaı : N
Hostibus expositus jurgia, damna fero,
4106. Vemaliigbeie Der tdeertchaft eines Yaben Meiche
Wardes, den :Macdebienft zu: leiſten, efkinmt di
Meichodienſtordnung sunbedinge, war dieſts, daß fe
wc) außerhalb des Lanbes ja ſelbſt des Reiches zu fol
gen ſchuldig fen; unser welchen: Bedingungen
WE aber in” des Neiches Angelggenheiten: diam
Miller: beſtummt fie ame ſuhſidiariſch und wur u
wohftändig.e), weil hier das. meiſte von den beſon
veren Dienſtrechten abhängen mußte. VL Da das
herzogliche oder Fuͤrſtenamt weſentlich in der Ve
Fugniß beſteht, Die ‚in ſeinem Sprengel belegenen
Reichsguͤter den Vaſallen und Dienſtlenten als
Reicheafterlehen zu reichen nd. dieſe zu des Reiche
Hine precor, ut proprio ice mi condere fund
“ Neichebieuft auf Friedrich I. zweiten Bug
"ach Itallen, (Madevicus de gest. Fiid;1. L. 1: O. 38. %)
chuerachtet ex nach dem furz zuvor erhaltenen Privilegio (4.38
J Mau.) zu gar Teinem Dienſt verpflichtet geweſen wäre.
2) © beftimmt ul mur: 2) daß Überhaupt jeher, be
" Relhesgas’zu Lehen habe, ſeche Boden auf feine Koſten
IV. MÄRH-A. Of. R. Mttritgeunfsh. 800
Dienfie "miefpibieen, fo beftcht: das Neichtheer unb 4; 906
fo —— — ode Bannern als es Faha⸗
Ichen. giebt f); unter :diefen ſtehen Die :Banuet ð8)
Ber : Grafen und Herren umd anderen Sees: (Wa
herren), die vom Deich. ohne. Misceh ode vurch
den Fuͤrſten ige Reichslehen haben, oder dem Meike
freiwillig dienen; ihren Bannern folgt eines jeben
gemeint Ritterſchaft mit Ihren (edeln oder freien)
Knechten (armigeri, scutarli, femmli) 'und die
fonflige Landfolge um eier jeben Stadt ober
Gemeinheit Banner k). Das Reichsbanner, welches
H I bes Ordnumg, in, wilcher Feedrich I. ei feincen pieces
Zuge nadı Stalin fiber bie Alpen gieng, laſſen ſich bie verſchie⸗
den Bauptbanner deutlich unterſcheiden. ©. Radevicns
L. 1. C..35.
8) Der Banner, welche ein Züuͤrſt von feinem Sücftenthüme führte,
mit welchen jederzeit auch eine · detraͤchtliche · Hirt Geaffchaften
‚her Serrſchaften, verbemden war ($. 23%), die ihn, zur eigen
oder zu Reben jugehörten, waren baber immer mehren; das
Hanpfbanner für das Furſtenthum, ‚die fibrigen für die damit
verbundenen (nicyt zu verwechſeln mit —7 *
nen) Grafſchaften. Hieraus erflärt ſich Otto ‚Frising. de
gest. Frid. I. L. 2. Cap. 33. Henricus major natu Duca-
tum: Bejoariae per septem vexHla resignsrit. Quibus mi-
sori ( Heinxzich dem Löwen) traditis, ille daobus vexillis Mar-
chiam orientalem cum comitatibus ad eam ex antiquo
pertinentibus, reddidit. Exinde de eadem Marchia cum
praedictis comitatibus, ques tres dicunt, jadieio priacipam
Ducatum feeit, eumque non solum sibi sed et uxori eum
duobus vexillis tradidit (es mag bier eine Fahne bie Marfs
grafſchaft, die andere die Grafſchaften bezeichnet Haben).
bh) Das geweinhin ber Schultheiß oder ein beſonderer Banner⸗
best trug. |
a)
COR Pae Barbie BRD ANER
00 du Kae. FAR vorgetragen warde, ſihete iumer
* din. Für I). VII. Auf dieſer Ordnung dis Reichs⸗
heerenauer des Reich oh eer ſchildes) beruhte die
YUpheilweg.. aller: Freien in ſieben. Claſſen oder
Gaax ſgilde, welche ihren hoͤheren oder; geringe
ven Seend, wie ‚ex heila durch ihre Geburk und
Wuͤrde, thejls durch ihre Dienſtverhaͤltniſſe beſtimmt
wurde, bezeichnen. Dar exſten Heerſchild hat der
—— ‚zweiten „bie: griſtlichen Fuͤrſten, weil fie
des. Könige Dieuſtleute(Mimiſterialen) ſiud,
* ‚dritten: die weltlichen ‚Dirften, weil ſie ber
Geiſtlichen Dienſtleute, ihres Fuͤrſtenamtes unbe⸗
ſchadet, werden koͤnnen, ber vierten die: Grafen
umd Freiherren, weil fie der Fuͤrſten Dienſtleute
‚ find, den fünften die Bannerherren, die nicht: edel
find d. i. die Freien, welche ſelbſt noch Freie des
fechsten. Heerſchildes zu Mannen haben.ih), den
fechsten die: gemeine Ritterſchaft, d. h. die Vaſallen
der vorſtehenden Claſſen, die aber ſelbſt ‚Feine rit⸗
terliche: · Mannſchaft mehr . haben, dem ‚Gchurte
flande nach der fünften Claſſe gleich, und daher
au fähig in dieſe ohne beſondere Stendeerho⸗
dung
F ein fit Friedrich J. findet Pr Übrigens in bein oteicheban⸗
nee din Adler, vergl: HAberlins dieichegeſch. Th. 2. S. 220.
| ii) In wie fon unter biefen Freien, oder den Freien im
Heerſchilde, die Mittelfreien des Schwabenſpiegels oder die
Schoffeubaren des Sachſenſpiegels zu ſuchen ſiud, und nad
melchen Kennzeichen fis in den fünften oder ſechtten Heerſchild
zu fegen ſeyn dürften, . sten $. Huf ..
IV. Rechtöf- A. Def. R. R.Kriegsverfaſſ. 201
hung hinaufzuruͤcken; neben ihnen ſtehen in dieſer 6. 204.
Claſſe die Miniſterialen des Herrenſtandes; den
ſiebenten alle Freie, die nicht ritterlicher Geburt
ſind x). VIII. Der Kaiſer ſagt den Reichsheer⸗
dienſt, wenn die Heerfarth auf dem Reichstage be⸗
ſchloſſen iſt, den Fuͤrſten Jahr und Tag zuvor
an 1); wer auf deren oder ſonſt ſeines Lehnsherrn
Aufgebot nicht erſcheint, oder, der Regel nach mit
deſſen gutem Willen, gegen Erlegung der durch
die Reichsdienſtordnung oder das befondere Dienft-
recht beſtimmten Summe die Heerfahrt loͤſt w),
k) Schwkb. Banbr. Art. 8. (vergl. SAchf. Landr. B. 1.
Art. 3.). Der Klinig hebet ben erſten Heerſchilt. Die Biſchof
und bie Äpt Und bie äptißin bie do gefürſtet ſeynd, bie hebent
Affe den andern Zeerſchilte. Die lehenfürſten den dritten (feit
fir der Bifchuf Manne worden fd. — Säthſ. Lantr.) Die
freyen Herrn den vierten. Die Mittelfreien (Sächf. Lande.
die Schöffenbaren Kent und der Fteiherrn Manne) den fünften,
Die Dienftinanne ben fechsten. (Sach ſ. Landr. Ihre Manne
fortan Haben ben fechsten.) Ben flebenten Herfchlit hebt ein
jeglich Dann, der nicht eigen iſt und ein eefind it. J. Weiske
de soptem ciypeis militaribus, Lips. 1830. &
1) Ein Ausfchreiben dieſer Met von Zeinrich IV. f. Bi Goldast
Constit: Imp. Tom: 1. p: 234: Nro. 12. und von Friedrich J.
bei Otto Freising, de gest. Frid. L L. 2 C. 30,
im) Was baflie gegeben wird, heißt Adola ober Hostenditiae |
(obwohl diefe Ausdrücke im weiteren Sinne, ter [chen in ihrer
Eiymologie liegt, auch für andere Leiſtungen gebraucht werben.
&. bie Gioffarien bei diefen Werten), Die Breichsgefete beſtim⸗
imen ihre Duantität nur in Anſchung der Neichsichen, in
Ab ſicht anderer Lehen hängt fie von ben befonderen Dienſirech⸗
tem ab (f. $. 304.). Aach dem Yet. auch. de benef. &. 13.
dem Sädyf. Lehr. Urt. 4. unb ben Schwäb. Lehnr. (nad)
IL [2%]
402 Dritte Ptzinde. 4. 8881272.
: 994. verliert zur Strafe fein. Schen.). IX. Won dem
zum Reichsdienſt aufgebotenen Reichsheere konnte
indeſſen der Kaiſer un auf eine kurze Zeit Gebrauch
‚machen 0); ; einen längeren Dienft mußte er von
dee Schifterfchen Ausg.) Art. 8. $. 3. md Art, 87. 6.2
ind fie, wahrfcheinlich nach einem älteren Reichsgefetz, ber zehnte
Theil der Einkünfte. Mach IL F. 40. vermöge eines Geſetzes
Conrads II. in Deutfchlanb der Einfünfte. Nach II. F. 55.
vermöge eines Geſetzes Friebriche I. (welches auch Radervicus
‚Li, 3. Cap. 7. hat), die Hälfte ker jährlichen Einfünfte. (Die
abelichen Miniſterialen ber Fürften, geben nach ber Conat. de
- exp. Rom. fogar von jeder Hufe 1 Pf. oder die Einkünfte
eines ganzen Jahrs, wenn fie den Zug micht mitinachen wollen.
S. Noten). Vielleicht bezieht ſich die Beſtimmung ber Rechts⸗
- bücher nur auf ben Fall, wenn wegen Colliſion der Verbindlich
feit gegen mehrere Dienſtherren eine nothwendige Reluition
der Dienſte ſtatt hatte, und die lezteren Geſetze verhalten ſich
bei andern Reluitionen ‚wie Älteres und neueres Recht. Die Bes
fugniß, flatt der Dienfte die Hoftenbitien zu zahlen, fleht übris
gens nicht in der Willkühr des Bafallen. Nur wem ber Bar
fall mehrere Lehensherren Bat, bie ihn zu gleicher Zeit aufbieten,
. foll er dem den Vorzug geben, der ihm zuerſt ben Dienſt ange
fagt hat, und dem andern Hoftenbitien —* (Schwäb. Lehnr.
Art. 87. 8. 1.) und wenn er Lehen unmittelbar vom Reiche
bat, andere Lehen aber nur mittelbar oder gar nicht dom Neicke,
fo foll er jene durch perfönlichen Dienft verdienen, den Dienft
für dieſe aber ablaufen (Const, de exped. Rom. Note n).
In allen übrigen Füllen muß des Vaſall felbft erfcheinen oder
einen tlichtigen. Subftituten ſtellen, ober des Lehnsherm Bench:
migung zur Zahlung ber Hoftenditien einholen (II. F. 55. vergl
mit. ber Const. de exped. Rom. Noten.
n) Ich kam die in dieſem $. aufgeftellten Refultate nicht beffer
erläutern und zugleich beweiſen, als durch die in der Constitu-
tio de expeditione Romana enthaltene ältefte Reichedienftorb:
nung, welche daher in ber Unmerfung am Ende diefes Paras
graphen Ihrem Hauptinhalte nach abgedruckt iſt.
o) „Die Seefahrt zur Kaiſerkrönung endet ſich (nad) dem Sächf.
3
3
I)
IV. Rechtdſ. A. Oeff. R. RiKtiegsverfeſſ. 403
ihrer freien Verwilligung durch Gnadenbezeigungen 4. 294.
und Geſchenke gewinnen p); auch bedurfte er in
Faͤllen, wo er der Reichsſtaͤnde Einwilligung zu
einer Unternehmung nicht erhalten konnte sy, und
doch auch die Kräfte, welche ihm als Fürften zu
Lehnr. Art. 4.) an ben Deutfchen, als der König geweihet
wird.” Zu weiteren Unternehmungen in Stalien brauchte alfo
nach vollzogener Kröntmg das Heer nicht zn dienen. - Zu anbes
rem Reichsbienft foll es nach dem angeführten Text, gar nur
feche Wochen dienen. Doc) dies ſcheint nach dem ganzen Zu⸗
ſammenhang nur auf ben Kal zu gehen, wenn bir Lehensherr
ihm kehren Unterhalt reichen will, und füllt alfo weg, wem ex
ihm das zeichen läßt, was ihm nach bes eis Dienftorbuung -
oder feinem beſonderen Dienftzechte geblihrt. „Sechs Wochen
foll der Mann reifen und dienen feinem Herrn, bey feines
felbs Koften, darzu foll ex ſechs Wochen nor und fee Wo:
chen nach, bes Neiches Fried umb barbinnen Ruhe habe. Co
daß ihn feiner feiner Herrn babinnen zu Lehnrecht bereibingen
mag noch bes Weiches: Dienft gebieten.” Aber auch gegen bie
geblihrende Vergeltung dauert ber Neichebienft nie lang. Man
ſieht dies am beutlichkten aus der Geſchichte des zweiten Zuges
nach Italien unter Friedrich J. der nach ber Eroberung von
Mailand ben größten Theil der Fürſten mit Ihrem Zeere ent⸗
laſſen mußte, (Radevicus L. 1. Cap. 44.), und als er im fol⸗
genden Jahre bie Neichshülfe von’ neuen nöthig hatte, es nicht
wagte, biefelden Fürſten aufzubieten, die das Jahr zuvor mit
ihm .in Italien geweſen waren (ibid. L. 2..C. 26.). Von dem
Unglüc Friedrichs auf feinem: fünften Zuge mar bie Hauptur⸗
‚face, daß der größte Theil bes dieichshecres gu früf) gmketgieng
. (Otto de-$, Blasio Cap. 23.).
p) So 3. 8. verlangte Heinrich ber Köwe 1178 von N. Fried⸗
rich J. bie Meichsftabt Goslar (und bie dortigen VBergwerke),
werm er länger in Italien bleiben follte,
q) Beſonders wenn er mit Gegenfönigen oder aufrilhriſchen Gros
ers zu fämpfen und alfo einen Theil dir beiitfchen Stände ſelbſt
gegen ſich hatte,
[ 26 ]
404 Deitte Periode. 4. 8881272.
$. 294. Gebote ftanden, nicht hinreichten, einer befonberen
von ihm allein abhängigen Miliz. Es wurde daher
ſchon ſehr frühe üblich, Ritter und gemeines Kriegs-
solf gegen Sold in Dienft zu nehmen, den der
Kaifer aus feinen Einfinften zahlen mußte r).
Anmerkung. Kriegsordnung der Constitutio de
expeditione Romana.
IL. Statuimus ergo et decrevimas cum consensu tam spi-
fitaalium guam secularfum prineipum ibidem nobiscem adsi-
x) Literae Henrici VL ap. Godefrid, Colon. ad
a. 1195. Pro redemtione ejus terrae (sanctae) mille quin-
gentos milites et totidem sarganids in expensis nesiris a
Martio usque ad annum transmittere decrevimus, et hoc
manifesto spopondimus, unicuique militi 30 uncies auri,
et tantam annonae, quae ei ad annum sufficiet, datari. —
Milites itaque et sarganti jurabunt obedire illi, quem Ma-
gisiram eis et ducem constituemus et per annnm 'stare
in servitio dei. Die Sarganti find Bogenſchutzen, bie fchen
in einer Urkunde Heinriche IV. vorfommen. Mich bei Otto
Frising. foumen milites qui Soldarii vocantur vor, und auf
Friedrichs I. zweitem Zug machte die mercenaria multitado
eine eigene Abthellung bes Heers aus. (Madevicas de gest.
Fr. J. L. 1. Cap. 32.) Die Söfoner bienten immer unter
befonberen Hauptleuten, bie ber Dienſthert fejte. Godefrid.
Colon. ad a. 1236. Imperator moturus bellam Lengo-
bardis sibi rebellibus, praemittit quingentos milites men-
surnis stipendiis conductos, quibus praeficit Nobilem vi-
rum et rebus bellicis expertum, Geveardum de Harvestein,
ut apud Veronam exspectet Imperatoris exercitum subse-
quentem. Auch bie Lanbesherren bebienten ſich in ihren Feb⸗
den der Söftner: Magnum Chron. Belg, ad a. 1195. Otto
de Gelria — perpendens — non vires sul solius contra
. tot Magnates sufficere, de potestate Coloniensis et Mona-
sterieusis, Ducis Brabantiae et Comitis de Monte militum
circa iria millia stipendiis conduzit,
IV. Rechtsſ. ADeff RR. Rriegäverfaff 405
dentium, quonde pre corona nostra vel aliqua regal utl- $. Io,
litote aut konore Romana expeditio a nobis vel a successo-
ribus nostris praeparetur, ad omnium nobiscum euntiam
praeparationem annus cum sex hebdomadibus pro induciis
detur, et taliter per totum regnum idelibus nostris indicetar.
Die Verordnung foll alfo. nicht blos auf ben eigentlich foges
nannten. Römerzug gehen, fondern äberhaupt eine Reich s⸗ \ \
bienftordnung ſeyn. Die Worte omnium u. f. w. laffen
auch ſchließen, daß es nicht blos Reichelehnsleute waren, welche
mitzogen, weil fie, wie es ſcheint, ben fidelibus entgegenge⸗
UL. Cuicungue autem secundum hans legem esdem
expeditio imperetur, si ad curlam Gallorum: hoc est in
campum qui vulgo Rungalle dicitur, dominum. suum non
comitetur, et ibi cum militari adparatu non repraesentetur,
feodo, praeter hos qui gratia dominorum suorum remanserint, -
in conspectu nostro absque spe recuperationis privetur. -
Diefer Sa enthält alfo bie allgemeine Berbindlichfeit jebes
Bafallen, ber zum Meichsbienfte secundum hanc legem
d. 5. unter ben nachher folgenden Beftimmungen, aufgeboten
wird, den Dienft zu leiten. Auf ben Grund, "aus welchem
er aufgeboten wirb, d. h. anf feine Gigenfchaft als Vaſall oder |
Minifterial des Reiche, wird hier noch Feine Sücficht genom
men. Diefelbe Strafe trifft auch den, welcher ohne Reichegut |
zu Lehen zu haben, dem Aufgebot feines Lehensherrn nicht - |
folgt. Den beften Commentar zu biefer Stelle enthält Otto |
Frising. De gest. Frid. I. L. 2. Cap. 12. Inde castra
movens in campo Roncaliae super Padum, non longe a
Placentia, mense Novembri resedit. Est autem consue-
tudinis regum Francorum, quae et Teutonicorum, ut quo-
tiens ad sumendam Romani Imperii coronam militem ad
transalpizandum coegerint, in praedicto campo mansionem
faciant. Ibi ligno in altum porrecto scutum suspenditur,
universorumgque equitum agmen fenda habentium, ad ex-
eubias proxima nocte Principi faciendas, per curise prae-
conem exposcitur: quod sectantes qui in ejus comitata
faerunt, singuli singulos beueficiatos suos per prascones
-
6. 294.
406 Pritte Peejodg, 4. 898-1272,
exposcunt, At sequepti die quicungue nocturnis vigiliis
defuisse deprensus faerat, denuo ad praesentiam regis,
aliorumve prineipam vel viroram illustrium evocatur; sic-
que omnes omnium beneficiali, qul sine bona voluntate
‚ Dominorum suorum domi remanserunt, in feudis con-
demnantur.
II. Qui autem per hominium, sive liberi sive famali
domipis suis adhaeserint, quot decem mansos in beneficio
possideant, tot brunias cum duobus scutariis ducant, ita tamen
quod pro halsperga treg marcas, et pro singulis sculariis sin-
gulas marcas accipiant: &t sic eundo ac redeunde cam hoc
stipendio, sige omni dominoram damno vel ex ensa, nisi
quantum ipsis Dominis, placuerit fideliter serviant. Si satem
forte, ‚quod absit, accidat, ut jidem milites diversos dominos
propter 'diversa beneficia acquirant, ne aliquod beneficiam i in-
debitam vel sine servitio remaneat, singuli singula debita sin.
gulis dominis persolvant: videlicet, gquantam ab ipsis, si irent
accepturi erant, tantum se daturos cognoscant: vel in prae-
fato laco (at dictum est) feodum amittant: nisi aliqui a nobis
vel a regno 8 sint inbeneficiati; hi si nobiscum vadant nolumus
ut ‚feudum amittant, sed stipendia, nisi voluntate dominoram
non praetermiltant,
Das richtige Berftändnif dieſer Stelle hängt hauptſãchlich
davon ab, daß man die dabei gebrauchten techniſchen Ausdrücke
richtig verſteht. 1, Die domini, von welchen im erfien
Sage bie Rede ift, find bie Zürften, bie liberi, bie ihnen per °
| hominium anhängen, ‚. bie, Grafen und Herzen, die famuli bie
Baunerherten. . Dan ſieht dies baraus: nad) dem. Eingange
der Verordnung war die Veranlafſung derſelben, daß die Fürſten
mit ihren Militibus barüber ftritten, wie viele Ritter (Hals-
pergas oder Brunias, Harniſche, eben fo wie man ihre Anzahl
nach Langen ober Gleven beftimmte) jeder von feinem Leben
ftellen (ducere) müffe. Die milites, welche hier gemeint fint,
b, b. bie Vaſallen der Fürſten, können nicht die gemeinen Bas
fallen und Dienftleute fepn, welche im feyeten Heerſchilde Keen
(Note k) (demn dieſe können keine Lehnsleute weiter haben),
fontern bie Grafen und Herren im vierten und bie Banner⸗
IV. ctechte: A DR. R.Rrisgeuerfal, 407
herrn im fünften Sehefchfide' tu Gehenſee der-Zirterl, Die ben 9.206.
gweiten und beitten Heerſchild haben, "und dern Wanne jene
" find. Der Ausdruck · e; liberl‘s."famuli zeigt ben Unterfchieb
zwiſchen beiden an, der dadiwch entſteht, daß jene zum Hohen,
diefe aber zum nicderen Abel gehören: Daß man bei dem Aus⸗
druck "famali nicht an’ eigengliche Miniſterialen denken darf,
ergiebt theils der Vmſtand, WAR don Liefen erſt nachher befons
ders die Rebe iſt, theils der Ainsdruck hominium, Eehnscid,
durch den 'der Miniſteral nicht bezeichnet werben Tan, weil
ex nicht secundum hominium ſonvern secandum jus Curias
dient. Vet. auct. de beuieſ. Cap. 136, Der Ausbrue fa-
mul iſt mir davon hergenommen, daß die Perfonen, welche im
fünften Beerſchilde flehen, (nach dem · ſüchſtfchen ande, B. 1.
rt. 3.) „der Freyherren Manne“ (famuli): find, ober ihrem
Stande Tiach ſeyn fönnen. Der Sim des erſten Sabes iſt
alſo ber: Wer durch Lehnseid, er fer adellch ober frei, den
Diürſten ergeben iſt, fol von je Jehen Mansis, "bie er vom
Weiche: (wie ans Tächf, Lehnr. Urt. 4. oben 8. 287. Note a
folgt) pi! Lehen Hat, einen Nitter und zmei Knechte (Knabpen)
ſtellen, jedoch fo,’ daß er Flie jeden Bitter brei umd- file jeden
Kappen eine Mark bekommt, md flͤr dieſen Sol fol er ohne
weiter etwas von feinem -Kerm (dem Fürfteny zw erhalten, als
was biefer ihm freiwillig giebt, anf dem’ ganzen Zuge dienen.
Oleſer Sol iſt eine Vergitung für die Koſten, bie es bem
Lehensheren macht, feine Nitter ausjirüſten und zu unterhalten. w
Man Fieht dies ans’ der naher Nro. V. folgenden Verordnung
Über die Ansräftung and aus ben Dienſttechten, auf weichen
die Verhlltniffe zwilchen ber gemeinen Nifterfchaft EUm ſechſten
Heerſchilb) und Ihren Dienftbern beruhten. 8%. 8. Mlnifch
Dienftzecht (bei Kindlinger Th. 2. Urk. 13. $. 4), Item Mi»
nisteriales S, Petri ad Cotonationem 'Imperatoris cum
Domino sao Archiepiscopo ultra Alpes in expeditionem
ire tenentur, illt specialiter,' qui guinque marcas vel' am- -
pliüs in redditibus de eo tenent, praeter solam Advoca- .
tum Coloniensem et Camerarium. — Reliqui vero omnes,
qui quingqüe marcas vel amplius' beneficiati fuerint, =
Archiepiscopus. voluerit sine omni occasione (ezcusatione)
208 Deitte Deriade A A. 888-1972.
84 : - ad hanc expeditionem' ibent, er Archiöpiscopus euilibet
=: gorum X Marens ad se prasparandum dobit, æ AV
unas pauni qui Schorlos.dieitur, ut seroog suss
(feine Anappen) inde vestiat, et. duobus: militibus samo-
rium unum cum sella et: cum omnibus pertinentibus
ad. sellam, et duas Bylgas-cum tegumine, quod eulgo
: Deokhuit dieisur, ei quptuor ferromenta equi cum
24 cluvis, Cum ad Alpes ventum fuerit, debet cujcun-
' „que. militi, deipoeps ger mentem marco una de camera
. Archienisgopi .dari pro expensa sua. Kürjer drückt fich das
tellenburgiſche Sienſtrecht aus. (bei Imdewig relig. Mat,
Tom, 2..p. 300). Item si anlam imperialem adire dispo-
.i .eimus, winisterialibus nostris plaribus vel pauciosibus
aspuiatig, ipsos in expensis nosiris exhihere tenemur,
es in omnibug neoessarlis lisdem ‚providere. Profeci
‚ vero.in,pedem Alpium, ei transalpare volumus, ipsis libe-
ran est redire ad sua, niai de bona, voluntate aequi
«mes woluerint,. — Was ber Kaifer, busch ſeing Verorduung
für die Neichenafallen bes Zürften, Grafen, Herm und Banner:
dercuſtaudes that, wor..eigentfid) blos diefeh, daß er der Mitters
ſchaft die Verbindlichkeit auflogte, ihnen in dem Reichedienſte
zu folgen, wenn fie auch gerade ‚fein LReichegut non jenen zu
Lehen hätte. Diefe Verbindlichkeit konnte er ihnen freilich nicht
„ ‚unbebings db. h. . ohne Wergeltung. (Note eo) auflegen
EGchmwäh. Lehnr. Urt. 59. 9. 3. 6. mag kein Herz feinem
nmann bes zeichen Dienft bietten, er heb denn das gut von bem
reich das er von im Has), fondern nur infofern als ber Lehens⸗
herr die nach der Meichsbirnforbnung ober dem Dienfizechte
fefigefezte Wergüsung zu geben fich verfichen wollte. Doch aud)
dauit war für den Dicuſtherrn ſchon viel gewonnen, denn nun
onnte ſich wenigſtens ber Vaſall nicht damit entſchuldigen,
daß er vur zur Vertheidigung ſeines Dienſtherra und im gerech⸗
29 odtt pon ibm gebilligten Fehden deſſelben zu hienen brauche
‚Ad 304.), ſoudern wurde, men er auf das Aufgebot nicht er:
- fehlen, feines Lehens verluftig erklärt. Nur bie Berfagung bee
mnoöthigen Unterhalts (mie namentlich das coölniſche Dienſtrecht
keſtſezt) berechtigte ihn nun zurückzuhleihen. Daher billigte ihn
IV. Rechtaſ. A Oeff R. R. Kriegöverfafl. 409
felbR bie deeichedienſtorduug bem Dienfimanne zu (vergl, weiter 9. 204,
unten Nro. V.), wenn er kein deichelehen Hätte, Dom weichem
"ee fenft 6 Wochen umſonſt dienen mınfte, ober durch das bes
feubere Dieuſtrecht nicht anderweitige Bedingungen über biefen
Gegenſtand feftgefest wären. Diefe gab es aber allerdings.
Dos chlnifhe Dienſtrecht verwilligt ben Dienftienten auf
Bügm nach Stalin nur etwas gewiſſes; bas bambergifche
(bei Eccard Corp. hist. med. aev. Tom. 2. p. 102.) vers
Fichert. ihnen umbebingt Unterhaft auf Koften des Dienſtherrn,
das teklenburgiſche Dienſtrocht Täßt «6 darauf anformen,
worüber ſich jedesmal Dienfthere und Mannen vereinigen wir
den (fo verſtehe ich bie Worte: nisi de bona voluntate aequi
nos voluerint). — Dies zugleich zur Erläuterung deſſen was
oben $. 2333 und 2359, fiber die Reichedienſtordnung gefage
worden if. 2) Die vorgefchriehme Reluitionspflicht im
zweiten Sage bezieht ſich darauf, daß es fid bei den Steiches
aftervaſallen leicht treffen konnte, daß fie von mehreren Herren
Zehen hatten, alfo umter mehreren Bannern ausziehen mußten.
Dazu die Mannfchaft zu ſteller, mußte ihnen Öfter nicht mögs
uch fern, es Dich alfo mus übrig (vergl. Schwäb. Lehnr.
rt. 59, $. 2.) bei einem Rehensheren bie Neluition des Dien⸗
ſtes zujulaſſen. Dieſe wird, wie ber würkliche Lehendienſt, ber
Pegel nach bei Strafe des Verluſtes des Lehens geboten, und
‚so darin befichen, daß für jedes Mitten und Knappen, mit
welchem ber Bannerherr ericheinen mußte, ex feinem Lehensherru
fo viel zahlt als ex erhalten würde, wenn er wirflich mit ihnen
ansjöge; bies war ſehr matärlich, denn der Fürſt ober fonftige
Lehenshere mußte num bie Leute, bie dadurch ausfielen, aus feis
ner eigenen gemeinen Dienftfolge nehmen und auf feine Koſten
„usrüften und unterhalten. Trüge es fich aber zu, daß ein
dverr vom Neiche theils unmittelbar, theils durch andere Herren
Lehen trüge, fa geht der unmittelbare Reichſdienſt vor, und
wenn er biefen verrichtet, fo muß er zwar ben Übrigen Dienft
auch velnisen, aber ohne wegen Säumniß hierin lehensfällig
zu werben. — Uebrigens barf das was Hier gegeben wirb nicht
für die eigentlichen KHoftenbitien genommen werben, bie meines
Eradjtens davon ganz verſchieden find, umb ohne Zweifel noch
410 Dritte Periode- A. 888 - 1272,
$. 200. befonbers begaßft werben mußten. Jenes halte ich nur A eine
beſondere Vergiltung der Ausrüſtung.
“ TV, Similiter de’ Ecclesiarum ſilũs (vielächt äckhns)
vel 'domestieis, id est ministerialibud, vel quorumcunyue prin-
elpum chientela, qui quotidie sd serviendum parati esse de-
bent, statuimus,' ut quicunque quinque mansos' in beneficio
posötdeant, domino sus, ad quem pertinent, brand cum uno
Scutario dueant.
Die vorhergehende Stelle Nro. III. ſprich von bes Reiches
After⸗Lehens leuten, dieſe fpricht von den Meichsafter-Dienfts
leuten, bei denen man fo wenig als bei jenen an gemeine Dienſt⸗
mannfchaft denken darf. Es ift bekannt genug, baf die Grafen
und Sperren der geiftlichen und weltlichen Fürften Dienfileute
7 aren, und eben darum im Heerſchilde eine Stafe weiter unten
ſtanden. Ueber die Verhältniſſe der Dienſtleute dieſer Mt ent⸗
Hält fehr‘ volfftänkige Nachrichten: Mic, Kindlingers Ger
(dichte der Familie und Herrſchaft von Volmeſtein. 2 Bde. 8.
Kenabr. 1801).° &ie ſtellen fchon von fünf mansis einen
mitter und einen Knecht, Zeichen der ſtrengeren Verbindlchteit
der Dienſtleute.
V. Et hoc in arbitrio dominorum pendeat, quos ucant,
a quibus stipendia accipiant quibus etiam halspergas conce-
dant. Ipsis etiam ad itineris praeparationem 'sex librae suae
monetae In stipendium tribuantar; et duo equf, umus currens,
‘alter ambulans, addantur, ac duobus sociis soumarius victua-
libus bene oneratus committatur, qui ab ipsis 'ad opus domi-
norum dlligenter custodiatur. Ipsi quoque in dominorum
iam diu vivant procuratione, quam diu in incepta vodans
expeditione; et quicquld'a rebellibus 'regni pugnando 'acqui-
sierint, partes duas ad dominos deferant, tertiam sibi pro con-
solatione relineant. Quos autem non pascunt domini, ad ipsos
reportent tertiam parlem sui acquisiti.
Diefe Stelle ziehe ih, mas auch die Worte quos 'ducant
ſchon nothwendig machen, auf die gemeine Dienſtmannſchaft
oder Nitterfchaft. Es foll von den Herren abhängen, wen von
ihren . Dienftleuten fie flellen, von wen fie flatt des wirflichen
Dienftes ein Aequivalent nehmen (deſſen Quantität aber auch
IV. Rechte A Oeff R. Weichéeintunftt. 411
wieder non ber beſonderen Dienftorbsung abhängt ſ. $. 304.) u.
wen fie (außer ber, nachftehenden Ausrüſtung) auch noch einen
. varniſch geben wollen. Die Ausrüftung ſowohl als die Leiſtung
des nöthigen Unterhalts wird aber nur ſubſidiariſch vorgefchries
ben, deun baf nach ben beſonderen Olenftrechten ambere Ver⸗
halmiſſe Fate haben konnten, flieht man aus biefen. '
. VL Singuli vero principes suos habeant oflicionerios
speciales, Murscalchm, Dapiferum, Piucernem et Camerarium.,
Qui quatuor quanto plus sunt laboraturi, tanto plus in stipen-
dio, in vestitu, in equitatu prae ceteris sunt honorandi, gcili- -
cet unicaique istorafn decem librae cum tribus equis trihuan-
tur: quartus Marscalco' addatur; quorum unum ad praecurren-
dum, alterum ad pugnandum, tertium ad spatiandum, quartum
ad loricam portandum. Isti vera tales remanere cupientes,
si apud daminos impetrare valeant, quot manseg possickant,
tot. libras spae: monetae, ‚vel totum frociom feudi in illo anno
pro stipendio aolvant.
Die abelihe Dienſtmannſchaft, be zu Bien oberften Hof;
ämtern bei ben Kürften gemöhnlich allein gelangte, wirb matürs -
lich von bee gemeinen Dienſtmannſchaft Nro. V. unterfchieben,
VU. Beiſteuer, welche das Bolt zum Reichedienſte geben muß,
f. oben 8. 223. Note d.
6. 295. 8,295.
Die Föniglihen Einfünfte fanfen, in. die |
ſem Zeitraume zu einem Zuffande der Mittelmaͤßig ⸗
Eeit herab, der nur einem durch Beträchtliches Erb-
gut mächtigen Kaifer verftattete, fich in des Reiches
Angelegenheiten fo zu halten, wie es deffelben Würde
und Nuten erforberten. 1. Das Reichsgut, welches
Der Kaiſer duch feine Voͤgte und Amtlente ver⸗
walten ließ, und das ihm theils als Kammergut,
442 Deitte Periode, A. 8881272.
6.298. cheils als Herrſchaft Mevenilcn abivarf =), ſchmolz
allmaͤhlig gar ſehr zufammen. Und die Koften der
a) Uebrs die Beſchaffenheit des Reichegutes gicht dem beflen Auf⸗
ſchluß, dad Saalb uch „ber Güter bie zu dem Keich gehörend,
auf Die Wurg zu Rürnberg“ in der Hist. Norimb. Dipl.
Bun fe Dies Verzeichniß if‘ am Eube bes dreischuten Jahe⸗
hunderts verfaßt. Man ſicht daraus, daß bie Landoegtei, deren
Sitz zu Nürnberg auf ber dortigen kaiſerlichen Burg war, gerade
fo eingetheilt und verwaltet war, wie eine unter Landechoheit
ſichende Hersfchaft (Graffchaft). ie heift andy in dem Gais
buch die Herrſchaft zu Nürnberg. Sie beflanb aus Wogteien,
gerade fo wie bie Grafſchaften aus einem oder mehreren Lands
- " getichten, und aus Städten. Mit dieſen Wogteien darf man
die eigentlichen Kammergfiter nicht verwechfeln, weiche durch
.Emitleute (die freilich auch Bogte heißen, ‚weil ein Satan
und ein Bogt ganz das nämliche iſt) derwaltet wurden, und im
weichen das echte Eigenthum bes Grundes und Bodens dem Rüs
nig zuftand. Was im einsm folden Amte an Einkünften des
Reichs fällig iſt, nimmt der Annmann ein, umb Liefert es an
die Sandvogtei in Nürnberg (an den Kaften wie es im Saal
buche Heißt). Won dem Kammergut verfchicden, aber unter bas
Amt oder doch unter bie Bogtei gehörig, find bie Breicdyegüter,
die zu Rechen ertheilt find und auch bie Eentgerichtbarfeit haben
Können; hatten fie auch ben Bluthann, fo würden fie don ber
Vogtei erimirt und blos ber Landvogtei unterwerfen ſeyn, nam⸗
uch in Wbficht des von dem Lehen zu leiſtenden Lehnbienfied,
und des mit des Landvogtei verfulipften höheren Landgerichts,
Die fünnmtlichen ber Landvogtei untergebenen Neichefaflen wur⸗
den von bem Kaiſer eben fo befteuert, wie bie Zanbfaffen von
Ihrem Landesherrn (f. unten 6. 306.); dieſe Reichsſteuer nah⸗
men bie Amtleute eben fo wie bie dem Kaiſer als Gutsherm
zu leiſtenden Abgaben ein, bie gleichfalls, fo weit fie dem Amt⸗
mann nicht zu feinem Unterhalt Überlaffen ſind, auf bie Burg
abgeliefert und dort zum Unterhalte der Burg, fo weit fie vom
Kaifer berfelben zugelegt find, verwendet, ober bem Kaiſer vers
rechnet wurden. Zum Beweiſe dieſer Säge mögen Hier ehulge
Artikel aus dem Saalbuche ſichen. — „Wiborff das Ampt
gehört zu Nürmberg, das gültet alle Jar auf ben Kaſten zu
IV.Rechtöf. A. Oeff. R. Reichseinfuͤnfte. 413
Reichskriege (beſonders gegen Gegenkoͤnige und Bei 5. 296.
auswärtigen Unternehmungen) zu beflreiten, mußte
der Kaifer eine Vogtei, eine Stadt nach der ande
ven verkaufen, verpfänden oder zu Lehen erteilen.
In den unruhigen Zeiten des dreizehnten Jahrhun⸗
derts griffen auch wohl die Voͤgte felbft und die
benachbarten Herren gu, und maaßten ſich des
Reichsgutes an b). Der Abgang aber wurde nicht
wieder erſezt. Was dem Reiche durch Abgang der
Belehnten heimfiel, oder von Geaͤchteten eingezogen
wurde, wurde gleich wieder verlichen und mußte
wohl gar gleich wieder verliehen werben ©); das
Erbgut der fränfifchen und ſchwaͤbiſchen Kaifer,
Nürmberg anbertfalb Hundert Sümmer Kerns, von dem Ges
richte vierzig Pfund und achtzig Pfund zu zweyen Steuern,
achtzehen Schwein, der jegliches glitter ein halbes Pfund zu
Fronkoſt, vier Kuffen mit Kraut, und Heu und Stro und Holy,
wanne des das Reich bedarf, und Hliner und Kes. Schuppfe.
Der Hartenftäiner hat ba gu Schuppfe vier Lehen, zu bem Hofs
leins ein Hub und ein Lehe, zu dem Kolbenhof ein Hub das
gehöret auch zu der Vogtey zu Herhprud. Es gehört auch in
diefelb Vogtey ein Hub zu Muprechtftugen, zwo Hub zu beit
Sigoftshof, zway Beben zu zeinfler ein Lehen zu Mufendaf,
vier Lehen zu Bakenhof u. f. w.“
b) So Heißt es 4. 8. in dem angeführten Gaalbuch. Die Wogtel
zu Hafprud da giebt der Markt. alle Jar zu ſteuer achtzig
pfund zwir in dem Jar, je vierzig pfund, die Vogtei auf dem
Zande alle Jar fechzig Pfunb — ber bat fi ber Herzog (von
a unden ſeyt ben. maln und fie fich ergaben an
das
©) Wenn es Fahnlehen war. Doch hatte noch Friebrich II. die
geworben Derjogtbun ‚Defrzich zum Bd
ja
/
A414 Deitte Periobe A. 883-1272.
6 296. auaten: welches auch manches Seuck Reichsgut ge⸗
ommen ſeyn mochte, hätte fo wie fruͤher Das
carolingiſche und ſachſiſche Gut den Abgang erſetzen
koͤnnen, aber nach den jetzigen ſtaatsrechtlichen Grund⸗
fügen wurde es nicht zum Reichsgute. Und endlich
das. was an Meichegut noch uͤbrig war trug nicht
viel ein; ein großer Theil deſſelben war Lehen, bie
FBerwaltung war Eoflbar U), und bei ber wenigen
Aafficht gieng doch eine :damı gehörige Revenuͤe
wach : der. anderen verloren, oder wurde von den
Kerichsunterthanen felbft durch Privilegium « erwor⸗
4. 266.
ben oder eingelöft ©).
“ 6. 296.
I. Die fiscalifhen Einkünfte des Kai-
. fers beftanden: 1) in den Zöllen. Zwar blieb es
. d) &o heißt es in bem Saalbuche: Es gehöret auch zu Nürnberg
bie Bogtei zu Amberg, ber geneuffet ber Herzog alle Jar drey⸗
Hundert Pfunbt Regenfpurger und mehr. In bie Wogtei Bilsedk
gehören 407 Hub. Was bie geltend bas nimmt der Herzog
ein,. und zu Steuer geben fie ihm alle Jar mehr denn 400 Pfund.
Es gehöret auch zu Nürnberg die Mdelnburg, was dazu gehört
die hat inne ber Burggrave. Gr bat auch inne zu Pattenhos
fen 2 Hub. Er hat auch inne Einglingen und Schreppfenreut,
Das Burglehen tft auf bie Burgk zu Nilrnberg. Es gehert
auch dazu Lenkershaim, die Hofmark und Etelbach und was
darzu gehört, die hat auch der Burggrave ime Es gehert
andy dazu Feindorf bee Marft und mas dazu gehört, das bat
. auch der Burggrave imme. — Einen eben fo beträchtlichen An⸗
theil an den Einfünften des Kammerguts mögen bie Bögte sub
Amtleute gejogen haben. .
2 fü Beh me in den folgeben Samui De Peine
der Inremburgifchen Kuifer.
W. Rechteſ.A. Oeff R. Neichseinkünfte 415 -
noch "bei dem alten Rechtsſatze, daß alle Zölle dem 6. 236.
Reiche zuſtandig ſeyen und alſo niemand einen Zoll
hahen koͤnne, er habe ihn denn von dem Meiche a),
aber da ‚von den Kaifern die Zölle eben fo wie
anderes Meichsgut verfauft, verpfändet, verſchenkt
oder zu Lehen ertheilt wurden, ſo blieben dem Kai⸗
fer jezt ſchon Feine Zölle weiter übrig als die,
welche ſich auf den Reichsguͤtern befanden, die
dann chen das Schickſal wie andere Einfünfte von
den Reichsguͤtern hatten. In eines Reichsſtandes
Landen aber ſollte der Kaifer ohne deſſen Einwelli⸗
gung feinen neuen Zoll anlegen b). Da die gefamm-
ten Zölle des Meiches waren, fo harte übrigens. der
Kaifer die Oberaufficht über diefelben e), und mochte
a) Henrici IV. dipl. a. 1073. (bei Ludewig Rel. Meer. Tom. 2.
pag. 176.) Thelonium — quod in omnibus locis regiae
potestati adsignatar.
b) S. oben $. 247. zweite Anm. Nro. 2,
c) Worin fi) dieſe Auferte, ergiebt ſich aus dem Kollgefek Kriebs
richs II. in dem R. U. v. 1235. Cap. 10. Wir ſezen und
gebieten, daß alle die Zolle, die mit Unrecht gehhöchet fin ans.
ders denn fie von erſt uffgefezet find, daß die Hebunge
ab fy, und ber Zolfe blibe als er zu recht foll. Und das nies
mandt nen, wann zu Recht: und daß man in recht nemen ſoll.
Wer das bricht, den ſoll man halten für ein Straßenreuber,
2. — daß alle bie Zolle die ſyder unfers Vaters Tod — uffges
ſazte auf Waffer und uff Lande, von wenne fp gefezt find,
daß ſy gare abſyn; es ſy denn ber ine beweren möge von benz
Aiche, als er von Mecht folle. 3. Ale die Zolle nehment uff
Waſſer oder auff dem Lande, bie follen den Wegen und Brufs
fen ihre Necht halten mit machen und mit befferunge
Unde von ben fie den Zoll nement, follen ‚fie befrieben und bes
leiten nach ihr Macht, als ſere ire Gewalt get das fie nichtes
416 Dritte Periode. A. SB
8. 206. auch in Anfehung folcher Zölle, die ihm nicht ge
hörten, Zoflbefreiungen ertheilen, welche die Staͤdte,
befonders die Reichsſtaͤdte ſehr häufig erhielten 9)
2) In der Münze. Mit der Muͤnze verhielt es ſich
‚gerade fo wie mit den Zöllen;, auch hier blieb dem
Kaiſer von dem Muͤnzregal nichts als feine Min
flärten in den Reichsſtaͤdten und die Aufſicht übe
die Münze im ganzen Neiche; zum Nachtheile der
landesherrlichen Münzen follte er Feine neue Muͤny
flätten anlegen). Durch die, einzelnen Rede
fländen anvertraute Verwaltung des Muͤnzregals
entflanden bedeutende Nachtheile: damit der Schlag
(dag mehr abwerfe, wurden von den Herren der
derliehen 4. Were dieß Gebot gu dryen malen bricht,
wird er es bejeliget vor Gericht, als recht iſt, ber Kalte ſoll
dem Riche ledig ae
qh In ber Urfunbe Note a erhält Worms ein Zollprivilegium In
Anſehung mehrerer kalſerlichen Zölle. Weit ausgedehmitt iR
das, welches R. Friedr. I. U: 1219 der Stadt Nümberg a
theifte (Hist. Norimb, Dipl. Prodrom. p. 11.): Nullus No-
rimbergensis in telebratione Curias Regalis ibidem de
sliquibus rebus suis solvet theloneum. In Aschau (du
betannte Zollſtätte an der Donau unterhalb Yaffau) Narem-
bergenses non magis solvent thelonei de rebus suis, yuam
nauta de navi sus. De Ratisbona usque Pattaviom
nullum sulvent theoloneum etc. Sermoge bet urſprũng⸗
lichen Beſtimmung ber Zoͤlle waren ſAbrigens nach einem gemei⸗
nen Herkommen, Pfaffen und Bitter und ihr Geſinde Sol
fm, — „we fe ech Sie ober Belden nicht bedatfen.“ Sächſ
andr. B. 2. Art.
: e) &. oben 9. 247. zweite Nam. Nro. 3.
IV. Nechteſ. A:OAF- R. Reicherindünft. 417
Munjen ſchlechtereMuͤmen gepraͤgt als nad dem a. 096
Reichsmuͤnzfuß f)' geſchehen follte ). : Davon war
bie. nochwendige Folge, daß Feine Muͤnze, ohne
Bortwiffen. und Genehmigung. des Landesherrn in feir
nem Territorio zugelaffen wurde k). Auch. fanden, ſich
Falſchnnuͤnzger ein i Um In viel Kae Ä
N) ©: oben $. 171.
8) Schon im breizehnten Jahrhundert war 8: daber kabin ges
tommen, bef ‚man feine Zahlung mebr in einer. Aunnon⸗
“Überhaupt, fonhern img nad) einer gewiſſen ‚Randınfinze bes
ſtimmte. &: 4. B. 9 395. Note d. In beim Landbbuche ber
Mark Brandenburg geht. baher ber Angabe ber Einkünfte des '
Zandesheren eine genaue Beſtimmung ber bamals bort Aalen,
Meere. en
hJ Spruch zwiſchen beim Ersitdet von ehin and der Stat Cl .
A. 1258. (entlehnt aus. Martens‘ Verſuch einet hiſtor.
‚ Entpieitng bes. mahret Urſetungs bed Wechſelrechts. Gott.
' 1797. 8. &. %.) 'dlchnus yuotl merchtöres ih Ajstrictum
“ Coloniensen venientes cimbire "debent 'argentunr ad mo-
netam Colonienzeit;' 'quodsi 'noh feterint: ab hommnibus
domini Archiepiscopl arrestari possunt, sed si Arrebtantur
ärgentum eorum &d monttatn debet deferri ‘et fatto cam-
bio tum detariis, quos rechpiont pro argeuto lihetle abire
permitti. — Daher war es ein Privilegium den Michtigfeit,
welches K. Fricbrich IE. 1219 der Studt Drltnderg ertheilte
In nundinis Werde eivis Norimbergensis cum denariis
Norimbergensibus ed jure cambiet et emet anıum et ar-
gentum et nemb prohibebĩt. Similiter inendiiis-Nderd-
lingen — et magister monetae Norimbergensis illuc ibit
si volgerft, et denarlos sune ioonelae ibi ‚Primblt‘ RR
f) Zur Erfhuteruitg dieſes unh ber folgenden Site mag. vonfig:
uch das Schwäß, Landr. Art. 390. vergl. mir Säcf.
Zanbr. 8. 2 Art, 26. dienen, I. Alt pfenning fol man nit
- Verfchlagen wanne fo ein neuer Herr kommt. Stirbt aber, det
Het oder wird verwandelt in drey Karen die pfenning füllent
x. IL [27]
218 Dein. Peric. 2. BER 7K
4. 296. oder falſcher Muͤnzen vorlbeugen / zugleich aber
um das Muͤnzregal noch, beſſer zu uugen, wurde
mn von Zeit zu Zeit alle Minze widerrufen umd
umgefhmohen $. Diefe Werwirrung. des. Munz⸗
wefens hatte zur Folge, daß man in deu Staͤdten
{befondds Den Reichsſtaͤdten) eigene Aemter nieder:
ſezte, um die Wärung (dem wahren, Werth) einer
voch geſteen uncz fle zu bei brev jüren komment. IT. und gickt
der miinjtr einen falſchen pfenning aus alſo daß er damit icht
F will ober domit gelten will und iſt ir zwblf oder mer
es geet im an bie Sand. er hab iv dann feinen ſchub. Und
bainnocht muß er ſchwören daß er! meht wiffe daß fie faiſch wã⸗
een halb Pfimb ober mer es gert Im an den
Hals. - Sf er aber derſelben unthat ee bewäͤrt oder ſtberzengt
nor, gericht, fa ſoſl man feinen eib nit nemen. Man foll im
drey mal. fürseilen, Das. Heiß cifeg,ge tragen auff blofer Kant.
ober in anen wallenden keſſel zu greifen ung an den ellenbo⸗
. gen. oder bie waſſeriuteil. Gerichtet: er nit mit der einen man
fol im die. hand abſchlahen. Diz recht. iR. nit wann der mün⸗
zer. Wer an feinem zechte vollfommen , ift rindt mqu ben ibn
ein ſchilling falfcher pfenning minber ader mir, mau
„bet: ihm bie pfeming und gibt ihm bie ſtück wider. Und ift
fe mer denn fünf ſchilling es geet im am bie hayb er müg ir
‚dann feinen hub haben. — V. Ntirmant ‚mag neue marckt ober
neue mlng ‚erheben wann mis des Herrn Willen in bes gericht
er liget. Dannocht mag. 26 nit- befchehen, es fente danu ber
. Tünig.feisen handſchuch darzu. das iſt darum gefejt: das bie
landien — werden daß es. fein will fei.
Fr Die Blofe zum Sädf. Bandr. IL. 26, fegt zu tem, ih ber
vorhergehenden Note Nro. 1. angeführten Nedytsfage hinzu :
dieſes Recht ift wider unfere Gewohnheit. Denn man ternauet
alle Jahr einmal bie pfeuninge in ber Dark und ziwier in dem
biſsthumb zu Magdeburg, — Der Gloffator entſchuldigt dies
zwar als das neuere echt, man ſieht aber leicht, daß e6- Hofe
widerrechtliche Finanzſpeculation war.
-
fd
IV. Rechteſ. A.OAf.R. Dreiheähnfüirfi, 410
jeben Münze, Die hier in Umlauf deſege warde, zu 9. 200.
beftimmen ?), und daß ein eigenes Sewerbẽ mit
dem Umtauſchen der Muͤnzen (cambium) zur Eis
leichterung des Handels an fremben Outen getrie⸗
ben wurde m). Die Ausuͤbung des Regals war
ordentlicherweife einge aus .den Dienftleuten des
Landesheren gebilderen Genoſſenſchaft, die Muͤn⸗
zer genannt, denen ein Münzmeifter vorgefejt
wurde, überlaffen 0), und wenn gleich zuweilen dieſe
Hh SDlenſchlager eantanng m 8 S. 216, Ginen ühn⸗
lichen Zweck hatten die Privilegien ,.,weikhe ſich die Städte ers
- theilen ließen, bie in denfelben befindlichen faiferlichen ober lans
desbertlichenn Vtlinjen zu viſitiren. Ein folches- Priektegium' ers
hielt Läbeck ſchen 1187 von K. Friedrich J. S. Wiltehrend
hanſiſche Ehronit, in der Geſch. bon Lübeck. S. 30.
in) Dies Gewerbe trieben urferfinglih die Dürer und daneze⸗
noſſen. Daher rlührte es in der Folge, daß man dazu eines be⸗
ſonderen Privilegii bedurfte. Schon Friedrich I. privilegist in
der in der vorhergehenden Note angeffbrien Urkunde die Bür⸗
ger von Lübeck zu dieſem Gefchäft, wenn es nicht gerade ante
domum monetae geſchehe. In dem Note h angeführten fchiebes -
richterlichen Spruch heißt es: Iteın dicimus quod exceptis
Campsoribus Domini Archiepiscopi nemo debeat, emere
argentum nis! ad usus peregrinantiam vel ad auaglysj (ji
fünftlicher Verarbeitung) species comparetur, secundum quod
a quibusdam civibus edocti sumus,
») Berg: meinem Muffatz über den Upfprung ber ſtädt. Kefaf
Zeitſchr. für gefch. Dim. B. 2. S. 218. Daß fie ſich nicht
blos dei den kaiſerüchen Minsfiätten- befanden, ſondern anuch bei
den landesherrlichen, flieht man beſonders aus eitter Urkimbe don
1353 in Hanſelmanns dipl. Beweis (oben & 734 Note g)
S. 413,, nach welcher der Bogt des Grafen von Hobenlohe zu
Deringm „fol auch alleine Haben bie Tuben und die Münze,
und fo fezen, zwelf Wilinzere die heijent husgenozzen“.
Lk 27°)
[
8. 296;
8. 297.
420 Deitte Peine. 4. 888-1272
durch geringhaltigeee Muͤnzen nach dem Veiſpiele
der Muͤnzherren ſelbſt widerrechtlichen Vortheil zu
ziehen ſuchten v), ſo mochte das Geſchaͤft doch
beſſer in ihren Händen gelaſſen, als, mie au eini⸗
gen ‚Orten geſchah/ an Juden verpachtet werben P).
u 8.397.
u) Eine allgemeine Reichsſteuer, die an die
faif erliche Kammer: zu entrichten gewefen wäre, oder
auch nur eine fo allgemeine Abgabe wie der alte
Census: geweſen war; gab es in biefem Zeitramme
nicht: denn die Stiuer, welche auf den Neichsgü-
tern exbohen wurde, wenn fie gleich dem Reich
entrichtet ward, gehört nicht hieher ). Doch erhob
0) Der Betrug; den ſich bie Münger erlaubten, fcheint ben Lan⸗
besherren und Stäbten bie und da ben Vorwand gegeben zu
haben, bie kalferlichen Münzen an fi zu reifen, wozu tas
Note 1 erwähnte Privilegium der erfte Schritt war. Dies war
namentlich zu Chin ver Fall. ©. Sententia Conradi Archiep,
"" Colon. qua monetarios Colonienses ab illorum officis quod
valgariter dicitur Hupfgenoffenfchaft, seu custodia monetae,
propter eorum manifestos excessus amovit et sibi et omni-
bus successoribus suls jus monétarios irigtituendi ädjadi-
tat. Bei Hirſch Munzarchis Th. 1. Nro. 21. — Auch das
Schwäb. Lanbr. beffägt fih A. a. O. Nro. VIL, daß man
fehlechte Münzen fchlage und daß es bie Könige gefchehen lichen.
p) &. Dlenſchlager a. a. D. ©. 195 und 214. j
a) Denn da ber König fich im Abſicht des unmittelbaren Nteiche-
gutes gerabe fo wie ber Landesherr zu feinem Territsrio verbielt
($: 295. Note a), fo war bie Eteuer, bie ex von ben Reiches
ımtertbanen, wie anbere Landesherren von ben ibrigen, erboß,
keine wahre Reichsabgabe, die ihm als König hätte entrichtet
werden müſſen, wie e6 bei Lem Census ber Fall war.
—
IV. Rethisf A Oeff. R. Meicheinfänft 421
der Kaifer als Sehensgerr von den klemeren $. 297.
Stiftimgen und Abreien eine: Abgabe unter dem
Nanlen der Koͤnigsſtener (Servitium ober sub-
sidium regium) b), deren Urfprung ans’ ber ale
hergebrachten Beiſteuor ſolcher Stiftungen, die Ihre
Lehen nicht zu verdienen brauchten ($. 168. Mote:e),
ſich nicht verfennen läßt, und alfo nicht mit den,
Adfurorien oder Beben in Parallele geſezt werben
darf, welche ſich andere Lehensherren bei auferor-
dentlichen Gelegenheiten von ihren Vaſallen und
Untertbanen entrichten ließen. Auch trug die Adaͤ⸗
ration der perſoͤnlichen Lehendienſte, zu welcher ſich
die Reichsvaſallen verftchen mußten, wenn ſie nicht
felbft mitzagen, fonderm.nur- ihre Leute fleflten, der
Eniferlichen Kammer etwas ein. 4) Eine wie es
ſcheint une. fiscalifche Nutzung 9 entſtand darch die
b) Eine fol Steuer von jhrlich hnten Pfund, mußte das
Klofter Lorſch fchon dor Komad U. bejahlenz ein Nonnenflos
ſter zu Paffau befreite erſt 1193 4. Heinrich VI. von, berfels
dm. ©. gang hifter, Entwidl. ber deutſchen Sieuerverfaſ⸗
fung, ©, 5,
eo Denn daß es ſchon unter den «etollngern eine eigentliche Ju⸗
denſtener nach dem Begriffe der fpäteren Zeit gegeben Habe, wie
Dienfdlager a.’a. O. &, 191. behauptet, beweifen bie von
ihn angeführten Stellen nicht; nur fo viel geht daraus hervor,
daß fie Abgaben von ihrer Perfon zu zahlen Batteri, weil fie
ſiberall Schußgenoffen waren. "Dies mußten fle feyn, da fich
feine Spur findet, daß fie jemals für fähig gehalten worden
wären, Mitglieder einer freirn beutfchen Gemeinde zu werden.
Dadurch wurde indeſſen ber Judenſchutz fein Regal. Auch muß⸗
ten fie ſchon in ker enrolingifchen Zeit als Kaufleute einen hö⸗
beren Zoll oder eine höhere Handelsaetiſe bezahlen, als andere
492 Dritte Periode. A. 8881272
4. 297. ſchirmvogteilichen Rechte des Kaiſers über bie Kir-
chen (G280.), welche ihm nach der Norfielunge-
art dieſos Zeitalters dag. auhezweifelte Recht gaben,
alle Juden ausmrutten, :und' Ike: us einzuzie⸗
nd Der Kaiſer fand «aber für gut, Guade
fir Recht ergehen gu laſſen, und bie ſaͤnmtlichen
Inden blos ſeiner Kammer ale deren befondere
Knechte gu untergeben.c). Fuͤr dar Schutz, wel⸗
niit judiſche Kaufleute; aber u hieraus feigt feine Megali⸗
at Les Judenſchutzes. Die erſte beſtimmte Spur, welche man
bon Linem beſonderen Schub; den-der-Raifer alletr den Yu:
‚ ben verlieh, findet, fallt, in die Regienung Keinriie IV; ; viel⸗
, feicht waren es erſt bie Verfolgungen, welche die Juden durch
die Kreuzfahrer erlitten, weiche bie Kalſer auf ihre Rechte als
Echlrmodgte ber: Kirche ımb die: VBorcheiſe, I berau⸗ zie⸗
hei ließen, aufmerkſam machten. 2
.: A) Daher heißt x6 noch 1468 in ciner Imſirucilou: Martzauf DER
brechts zu Brandenburg: „So ein Nömifcyer Kaiſer ımd Kẽnig
gekroͤnt wird, mag er; den Juden allenzhalben ir. Pech all ibr
Gut neben, dazu ihr: chen; und fie töbsn,. ‚big auf ein Anzal
. der. Iubel Hepm fol; zu einem Gebächtnugn “
u Conr. iv. ® Dipl, ap. Goldast, Bu * —* 2.
pag. 85. Omnes et singuli Judaei, degentes u
: hermas, postrae jurisdictioni ‚subjertas, Br we
ek imperis Rraerogaliva, serei sunl ‚nesirae —
speciales, — Es verdient Übrigens. zur Ehre ‚ber Papfte be;
merkt zu werben, daß fie..e6. für, ‚Pflicht erklärten, die Juden zu
dulden umb zu ſchützen, und ſie nicht durch Beingkt, ſondern
‚ Dur Unterricht gun chriſtlichen Religion zu. bekehrru. ©, €.
W. Spiker über die chemalige und jetzige Rage der Juben in
Deutſchland. Haſle 1809, 8. S. 67 u. f. — Dennoch ver⸗
mochten weder diefe Grundſätze noch ber kalſerliche Schutz. Die
zJudeiz vor ben grauſamen Verfolgungen zu bewahren, bie fie
2,908 Zeit zu Zeit wasser allerlcti Vorwand, befonbers im vier⸗
IV. Kechisſ. A: Oeff R. Neichteintienn. 223
dien fie. daburch erlangecn, mußten ſie nichrere 6. 297;
Arten von Abgaben om. bier kaiſerliche Kammer ent⸗
rigein?); die aber willkuͤhrlich erhoͤht und veräm
dert werden komten, da ja ihr Leben und he
ſaͤnnntliches Shit mnier. un dee Gewall des Kaiſers
blieb ). Das Wedye: Juben zu ſchuͤren und. Abs
gaben von ihnen: zu: erheben, wurde Übrigens von .
den Kaſſen ‚Die: —— Regalicn werden )
ram (en en e. ‚Spiter
nun ©. auf,
D Die Sram | —* Yefunten: be —* driten
Pfennig ober ber Kronſteuer, bie jebeni neugetednien römifcyen
*: Aönig von den Juden zu einer · Ehrung gegeben tirben minßte,
ihe Leben damit zu loͤſen; 2) in dem zehnten Pfennig von als
. Io Handelewucher; 3) . in. der ordenilichen Judenſteuer, einer
Schakung, bie der Kalle, ; ‚wg er ben Rankeshersen Juden zu
halten ‚exiauhte, ſich ‚öfters ‚nu Hälfte vorbehieltz 4). in dem
glbönen Dpferpfennig 1 Sihein. fl. für jede Perfon Ghep 12 Ihe
Nahrlich zu Weihnachten zu bezahlen; 5) in Geſchenlen an bie
Hofbenmten und ber Kieferung des Pergaments in bie Kanzlei.
©. Bang dilter. Entw. ©. 198. Drömtlkche Ubgabe ar ziohl
sur Nm. 3, bie ühzigenr kamen wohl nur feitener- und in eins
zelnen Füßen dor; auch findet man RVeiſpiele, daß -bie Juden
son den Stabtobrigleiten gegen willlührliche Ausdehnung der
olfeslichen Gerechtſame geidygt wurden, ©. has Golmer,
ad a. 1992. bei. Urstisius T. 2. p. 26, - - -
8) Daher vernichtete ber Kaiſer auch nach Gelegenheit "aus kaiſer⸗
licher Machtvolllommenheit bie Zorberungen ber Juden, 3. B.
K. Venzel A, 1389 ihre Forderungen im ganzen Neid, —
Wegen Einziehung ber. Judenſteuer ertheilte K Siegmund
1430 feinem Landvogt in Schwaben bie Inſtruction: „und ge⸗
denke ja darauf, daß du den Fall auf das hoöchſt, wie bu immer
kannſt, bringeſt.“ J
S. 1-8. oben 4. 2bs .tnmm. Neo, 10.
424 ruta Perieve. . EEIADTR..-
5:89, 5) Shenfälla: erſt in. dieſen Zeittanm /gehoͤrtdie
Entſtehnng des Bergragals, ohne Daß man
möoch anzugeben. sweißy: zu welcher Zeit und: derch
welche Veranlaſſung die Idee eutßanden if, Daß
ale: Metallgruber winigſtens Bold⸗ and Sil⸗
bergruben: dem. König. gehörten. 3); Da die reiche
ſten Stibargruben,: die man in 'diefegr. Zeit-
raume kanute, die Harzbemgwerke, nel Otte E
auf Föniglihem Grund und Boden cröffner
- wirden; fo dürfte vielleiaſi dieſer Umſtand die Ver⸗
—F ung dazu gegeben haben, und dann liche es
ech warum eg" füln ſo langk ſchwankend
ir was zigentlich zum Dergregale gehore Hl und
Ra 1 Ps 7U 7 U Be TE) tg. N to
14) Eine‘ hieihe von Stel, 4 welchen‘ —— Salinen
BE Ind Iwotfte Jabrhumbert ws gewoͤhnliche Periinen; von
Grundſtütten behandelt wurden, finder ſich gefänmelt In 'S GT
minnnbrnGeſchichta des VUeſpr. ber Vegalien ff VDerſchland.
"aitln DA
9 Die Rucväce ſprechen von ben Ver grigai 4 fie unbe;
Krim: SCH Rande 1. Mi. 35. (bergl. Schw ã b.
" Rahde Met. 222.), Ulle Schä; unter der Erben: begraben
left denn ein Pflug geht, gehören zu der Königlichen. Gewalt.
Silber mag auch fein Mann brechen 'auf eines anderen Mannkes
But ohne des Willen: des. die Statt-ift. - Giebt er- ihn: aber
Utrlaub day, bie Vogtei Bleibt body ſein barüber, — Ich halte
«8 zwar für unzweifelhaft, daß "Eile unter Schägen Berg⸗
"wertsfchäße verfteht, worauf auch die Gloſſe hinweiſt; Berg:
werksſchätze ſind alfo nach Eikes Meinung Regal. Mas er
aber mer Hergiverfsfchägen perſteht, ſagt er nicht, und fũgt
niur hinzu, * welche Rechte der Eigenthũmer babe, auf deſſen
Grund und Boden eine Eilbergruͤbt angelegt werde. Er ſchreibt
dieſem die Vogtei, d. h. wie ich glaube das dominium dire-
etam ju. Daß ‚dies feinen. Meinung noch blos bei Silbergru⸗
IV. NRcchsſ. A.Oeff. R. Reichecinkuͤnfte. 400
wie es kam, daß ſich ehugeachtet der Rechtsgrund⸗ 4. 297,
ſaͤe uͤber das Bergregak, Rejchsſtoͤnde und Laud⸗
ſaſſen im Veſitn von Bargrospfen;;befanden ,: of,
wie es ſcheint, eine kaiſerliche Begnadigung. darüber
zu haben Da bee Bergbau hie und da Fon vor
8* KIA ) ah, WW
—* bei enden Digtafigrnben. (men er er Yan
—8 hihe auch an Hi bachte) ftart ſinden folle, fan
man wnmöglic) annehmen, weil in ber Natur der Sache offen⸗
bar fein Grund zu einem foldyen Unterfchiede liegt. Diefer Zus
fat führt alfo nothwendig auf bie Annahme, daß Eike bei dem
Scäten me an edle Metalle (Hauptfächlich Silber, da "
Ber sdefgunlidk in Deurfhicnb wenig gefiniden wirb) badıre,
worauf auch, ber Anedruck· Schatz, deu man von ande Mer
tallen gewöhnlich nicht braucht, hinwäſt, daß alſo ſeiner Mei⸗
smng nach keineswegs alle Metalle dtegal waren, Dies doraus⸗
gefest, führte ihn der Zuſchunenhang bei Grörteruug ‚ber Weir
böltniffe des Eigenthümers zum Kinder nur auf Silbergruben,
Es war aber freilich hehr natlirlich, daß die Kaifer, als man
etſt für auszemacht aufch, aß redle Meralle unter ihre Bandit
gehörten, das Regal allmälig auch agf andere Metalle auszu⸗
dehnen ſuchten, ja ſogar Steinſalzä als Mincral, das durch
künftlichen Bergbau gewonnen werben mußte, und vermöge einer
leichten Schlußfotge von diefent, ’ Schzquellen dahin redneten.
Diefe Ausdehnung findet’ ſfichſchon ine einen Lehenbriefe Eon-
zadg EI. voll 1150 (Bei Schalen Ann. Paderb. p. 786.) mo
Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn unter die Btegallen ges
rechnet werben, und Friedrichs IL, für. Graf Peypo von Hennes
berg A. 1216. (bei Schoetigen et.Kreysig dipl, et ser.
R. G. Tom. 2. p. 588.): in rectum et perpetaum ſeudum
ei concessimus omnbs 'argentifodinas ei tam alio quas-
eunqgue melalla seu saline fuerint in terra.sua a mode
reperte, ut eas ad usum suum convertat; et fam ipse,
quam sui heredes, sient ad imperium et nos spectaret,
‚cam universis proventihus suis jure feodali teneant et
possideant, — Ban ift aber noch nicht berechtigt, anzunch⸗
men, daß tiefe Ausdehnungen auch ſchon unbeftritten War
weiß fie der Kaiſer als unbeftzitien qufftellie,
J
426 Driite Periehl. A. BEB-UPTZ
4. 292. Ber iin Gange wurd), und "die. Nee ides Berg⸗
FAR "
§. 298.
t
regals fich erſt mach: und nach Dildene, Ifd dehnte
mare den Begriff deſſelben auch erſt nah: und nach
foeiter "ans, und wer einmal im Beſche von Gru⸗
Ben’ ar, der mochte Me auch fecner ungoſtoͤrt ge⸗
nießen m). Salzquellen rechnete man in dieſem
Zeitraum gewiß nicht autgemachteehe unter die
Regalien 1 2
— m. Die perfänbicgen Reifumgen an das
Fönigliche Hoflager 6G. NI. Xro. 3), die ſonſt
von den geſammten Unterchanen einer Provinz ge-
fordert wurden =), verloren allmaͤhlig die Eigen-
ſchaft einer gemeinen Laſt, jmd mochten ordentli⸗
cherweiſe nur von: den- Einſaſſen ‚den Reichsguͤter
gefordert werben d). „gem Unterhalte des Heers
D. ‚Deun bie Bergleute, bie auf dem Sarye bie bort gefundenen
. ,» Ginben „eröffneten, „ıyurben ‚aus Zranfen vom SFichtelberge ge-
vonmen, wo Perg famı feit Beh Bee ber Berg
5 ad Gange warn.
“ m) Auf diefe Weile mochten ach vutaderbum genug im Be⸗
fi don Bergwerten Men.
— Mit der Lamhme des Geprthrisdie Entrhung Der
dberũhoneſten Satzwerhe belanntl; im Witerfpuuc Hafen würde.
a) Noch unter Heinrich 1vV. 3 denn es gehörte zu ben Hauptbeſchwer⸗
den der Sachſen gegen ibn, daß er dem Lande durch die Liefes
rungen an fein Hoflager, die feine ſicte Gegenwart in Sachſen
wothwendig mache, zu ſchr beſchwerlich falle,
i) &, oben 8. 205, Mete a,
IV. REG. A. Oeff M. Raichteinlüuete. 427
zu cortribuinen, blieb ie fo fern noch Die chul · 208.
digkeit, aller ¶Reichsunterhanen⸗ als die gemeinen
Kriegsgeſetze gina durchzichanden Heere erlaubten,
gewiffe Bedürfniffe zu nehmen, wo fic fie: fänden ©).
Die Verpflegung des Königs und der Föniglichen .. . -
Beamten. bei Heerzuͤgen, und die Landfrohnden
zum. Nutzen deſſelben und des Heeres (6:17, -
Nro; 3. 4) blieben ‚im Change noch gemeine Laſt 9),
ehe! Done orbenghichemonifeihaupeFägnlic den: Wie:
3% wer. sinn acnſn für dra Einf ei Da
de Pace - -pobl, p. 149.). Si, autem pablica Imperatoris
expeditione, aut condictionuli excitati faerint scclamatione,
wibus deebus propriv pergaut viein: Si autem iter pre
lixius- ioerit, <abglloram tantum cibaria, ei ad y
"suniant necessaria, et nihil praeier herbam, olera, poma
ligna et quae ad venatoria pertinent exereitia tollere prae- _
sumanit. Sächſ. Lande: %. 2. Art. 68: . @rlieger‘ einem
wegfertigen Mam fein Pferd, er" mag wohl Kerh ſchneiden
und ihm das gehen als weit er das gereichen mag ſtehendt im
Wege mit einem Fuße. Aber cr Tot es nicht don bannen
führen noch wegbringen zu feinen Mut. Eine ühnliche SBerorbs
ung A Belag I AR: 827.68...
d) eu werden. no in, ber. Genflitution Friedrichs I. fiber: bie
Regalien (IL F. 56.) dem Kaiſer nugeſprochen: Angariarana
parangariarum et plaustsprum et mayium praestationes, et
ezxiraordigaria collatio ad felicissimsam Numinjs zegalis ex-
peditjonem, Otto Frising, de gest, Frid. J. L. 2.
Gap. 13. Nos enim antiguus, ex quo Impexinm Roma-
zum -ad Francos derivatum est, ad nosira usqye dedacius
est tempora, ut quotiescunyue Reges Italiaın.i inger di de-
slinuverint, gnaros quoslibet de familiaribus suis praemit-
tent, qui eingulas civitajes sen oppida peragrando, ea quae
al fiscam regalem spectant, quao ab Arpcalis Fadrum
dicnntar, exquirant,
428 Dritte Periode. A. 888 - 1272.
4. 200 guͤtern und Stiftern gugemuthet e), und dieſe vor
zuͤglich nur zum: Veſten des Landesherrn, der den
Reichedienſt leiſtete, gefordert wurde )
. 2003. $. 29.
Die Landeshoheit im Sinne dieſes Zait
- alters läge fich nicht als cin Recht fo definiren
und.behandeln, daß ans dem Begriffe ſelbſt deſſen
Beſtandtheile logiſch -abgeleiter und entwickelt wer:
den koͤnnten, weil man unter dieſem Ausdruck nur
einen Jubegtiff einzelner verſchiedenartiger
Rechre zuſammenfaßt ), Sie laͤßt ſich nur die
fer Veſtandeheilen nach beſchreiben "und amfh
eine dreifache Claſſe von Rechten: 1) Kaiſerliche
4 is man ans. der Menge von Befreiungen ſchließen mu, die
ſich die Stiftungen auch in dieſem Zeitraume erthtilen lichen
NS. oben $. 223. Mote d. und unten $, 304.
a) Der‘ Hstruch Landerhohelt ift bekanntlich erſt feit dem we
phätifchen Frieben Jetooͤhmich, und weil er im biefem Cime
etwas ganz anderes bezeichnet als bas Recht, welches in dieſer
Meriobe dem kandesherrn zuſtand, eigentlich nicht ganz paffend
Indeffen fenne ich feinen ſchicklicheren, weil die Aucdrücke jaris-
* dietio, Oraffchaft, Fürftenthmm, parſchaft, weiche 656 um
weſtphäliſchen Frieden dafür gebracht wurden, wegen ber damit
verknüpften Nebenbegriffe noch weniger 'paflen. An der fo langt
fortdauernden vergeblichen Bemühung, das ganze Merhälnil
bdurch einen fchichtichen Ausdruck zu bejeichnen, ift es uͤbrigen⸗
am ſichtharften, wie ſehr es noch ſchwankend und im Werden
begriffen war. Man fehe z. B. 6. 247. zweite Anm. bi
Worte, deren fich Friebrich IE. hedient, um den weltlichen Für⸗
ſten den ruhigen Genuß der bis dahin erworbenen Landechoheit
muulichern,
IV. Rechtsſ A. Oeff ReLandechohelt. 428
durch Verleihung zum lehenbaren oder freien Ei⸗ 209
genthum uͤbertragene Rechte, d.h. Negalien,
Dahin gehört weſentlich die Grafſchaft )
nach ihren beiden Beſtandtheilen Gerichtbarfeit
und Heerbannz zufällig, aber der Regel nach,
Ming, Zoll und andere fiscalifihe Nutzungen
2) Lehensherrliche Rechte, d. h. die darch den
Geburtsſtand e) oder (bei den geiftlichen Fuͤrſten
und Herren) durch das Amt erlangte Maͤglich⸗
keit ale Lehens⸗ ober Dienfihere eine aus minde⸗
ſtens ritterbiirtigen Perfonen beftchende Heerfolge
zu haben, und mit derfelben den ordentlichen Neiche- -
dienſt fir dic Graffchaft oder die Neichsafterlchen,
die man von Fürften zu Lehen trug, zu verfehen.
3 Schugherrlihe Rechte, d. h. die durch die
Immunitaͤtsrechte erworbene Befugniß, alle ‚auf
eigenthümlichen Guͤtern und im Diſtrict der ver
lichenen Grafſchaft oder Vicecgrafſchaft gefeflenen
Meichsunterthanen im Neichsdienft zu vertreten.
Erft durch dies Recht wurden die, welche der Graf
ſchaft unterworfen waren, Landfaffen des Be
rechtigten, und mithin mittelbare Neichsunterthanen.
Die Landeshoheit war aber entweder Vollftändig
b) Denn ſeltdem Herzogthum und Weaffchaft efbliches Eigenihum
wurden, mitffen fie auch zu den Wegalien im Sinne biefes Zeit:
altere ($. 172: B. 1. &. 740.) gezäßlt werden. In Italien
zredmete mau fie daher auch ſchon zu Friedrichs I. Zeit dahin.
S. oben $. 246. erſte Anm: J
c) S. unten 8. 403. Note i am Eike
+
t 4
43 Dale Periade A. BEAT.
4. 299. oder un vollſtaͤndig.: Die rare war nur die, nit
welcher: ein Fuͤrſtenamt, oder wenigſtens, wenn
andy ohne deſſen Zirel-4), die Nechte des Fuͤrſten⸗
amts (Herzogthums) verbunden maren. Wer, ob
wohl mie. jenen Hauptrechten Dee Landehoheit
verfehen, in einem Fuͤrſtenamte gefefen war, ge
hörte wur zu der Eandfaffen vom Herren
ffande, md hatte bie Ausubung feiner Landes
hoheit nur befchränfter. und untergeotdneterweiſe,
beſonders in Beziehung auf die in derſelben liegen⸗
den Rechte des Heerbannes e),
N 2) Wie 16 am häufigen ba ber Zall wet, mo Das che Sepp
thum, felbft dem Namen nnd, ganz aufhörte, wie z. B. in
Franken.
e) Bergl. unten $. ‚304 und 306. Note h. In wiefern Kigent:
uch der Landesbherr, der unter einen Fürſtennute blieb, einge
ſchränkt war, iſt unmöglich allgemein zu beſtimmen; das Verhoͤl⸗
niß bildete ſich bei der Aufloſung der Herzogthümer und unte
‚ber Mitwürfüng ſo ſeht verſchiedener ſpäterer Ereigniſſe, in te
einzelnen Territorjen ſehr verſchieden aus. Man kunn am befi
eine dreifache Gattung deſſeiben unterſcheiden. 4). Im einigen
Territorien ſanken die Landſaſſen por Hertenſtande zu gewöhn⸗
lichen Landſafſſen herab; in dem Frriherrntitel des Abels iſt noch
eine Zeitlang, bie dieſer auch Titel des nichern Adels wird, eine
‚Chur dabon. 2) In anderen verwandelte fich ihre Landſãſſig⸗
reit''in eine bloße Lehnbarkeit. 3) In anderen endlich verwan⸗
delte fih das Juͤrſtenamt in einzelne dem Fürſten zuſtehende
beechte bee Landeshoheit im ſpäteren Sinne bes Worts, durch
weiche der eigentliche Landesherr befchränft wurde. Die Gr
ſchichte faſt aller Territorien Tiefert dazu Belege. In Thüris⸗
gen, den Matken, beim welfifchen Herzogthum, in Sachſen
“finden ſich ſehr viele Beiſpiele. Es mag nur an die Verhält⸗
niſſe der Grafen von Stollberg, von Schwarzburg, von Orten
burg erinnert werden. Sie wirden noch weit zahltricher ſeyn,
IV. Rechuſ. A: Oeff 5 :Rmebrehnbeit a
a u an u 9%: \ GE Bee re : 4 300,
Der erſte Schritt ge Excſiehung ven Pudee—
hoheit mar di: Aufloͤſeng der. Ggupetfallung ab
die gleichgeitige, Veränderung. des Reichsheerdienſteg
geweſen; der zwaite, die entſchiedene Erblichkeit DER
Sehens Grefſchaften uad Herzogthuͤner; die Auf⸗
löfung der er haste den lezten Steh
gegeben. Bei, dieſem allmaͤligen Fortſchreiten des
neuen. Syſtema, durch welchen die alten. ohnehin
ſchwankenden Vexhaͤltniſſe (F. 226) nur. vach und
nach verdunkelt wurden, mußten zulezt weder Kaiſer
noch Stände; noch Volk, auf welchem rechelichen
Fundament eigentlich das Factiſche ihrer Vereini⸗
gung beruha. Allmaͤlig erß entſtand die Idee, daß
es die Lehansverbindung ſey, durch welche die
Stände. mit dem Meiche verknüpft wuͤrden, ohn⸗
erachtet weder die nach und nach erworbenen ein»
zelnen. Rechte der Lendeshoheit wuͤrllich immer
zu Lehen getragen wurden, noch auch, ſelbſt nach
der Ausbildung dieſer dee, alle Landeshoheit wuͤrk⸗
lich lehnbar wurde ®). Jene Idee entſtand ohn⸗
wenn der Herreufland nichi durch das Husfterben fo vieler Ges
— ſich vermindert hätte, wodurch deſſen Grafſchaften
>) ©. Über ber-admälige Entſtehen der Idee, daß des Verhalmiß
zwiſchen Kaiſer und Ständen Lehensverbindung fey: A. 3 9.
Poſſe über bie Sonderung reicheftändifcher Staats: und Pris
vawerlafſenſchaft. Bötting. 1790. 8. &.1— 37. Die Grüne,
aus weichen ich von ber dafelbft enthaltenen im Ganzen lobens⸗
wertben Entwidelung in mehreren Stücken abweiche, finben nn
in ben folgenden Nieten. .
482 Deitte Periade. A, SEI—UFT2.
9.200. freiig. zuerſt bei den -gefichen Fuͤrſten und Her
ref; durch die in dem Coneordat' von 1122 dem
Kaiſer zugeſprochene Inbeftlitur derfelbenmit den
Regalien. Eine blos file dieſes Verhaͤltmiß
ſtets wiederholte Iweſtitur, die bei frelem · Eigen⸗
them undenkbar wer, maßer nochtwendig auf die
dee einer eigentlichen Lehnbabkeit dieſer
Rechte führen b), obwohl die meiſten berſelben vor-
‚ber freies Eigenchum des Stifts geweſen warm ©).
In allen Stiftern und Abreten wurde alſo
die Landeshoheit auch würklich lehnbar )
Bei den weltlichen Fuͤrſten und Herren war Diet
hingegen keineswegs allgemein‘ der Full. Es fand
fih zwar ohnſtreitig bei allen Herzogthuͤinern md
Gaugraffchaften urfprünglich der Gebrauch der In⸗
veftitur (als feierlicher Inſtallation in das Amt),
welche etwa bei den Grafen anfänglich durch den
Miſus und nathher erben, fo lange das
echte |
b) Man fönnte fragen, warum bie auch vorher, nur In andere
Form, üblich geivefene Inbeſitur, "nicht ſchon frliher auf dieſe
Idee habe führen müfſen? Allein che das wormſer Concordat
den Sinn ber Anveftibue beftimmte, wär fie Inſtatlation in
das geiftliche Amt und die damit Yerfitüpften Beneficlen und
Befugniſſe. So lang konnte alfo audy bie Inveſtitur bei den
geiftlichen fd wenig als bei bew weltlichen Serrent bie Ider einer
würftichen Zehenbarfeit dieſer Vefugniſſe bervorbriugen.
c) © Poſſe a. a. O. ©. 10. Allerdings mit Ruckſicht auf
ben fpäteren Begriff bes Lehnsverhäftniffes, nicht im Sinn te
alten Dienſtpflicht. ©: B. 1. ©. 205.
d) ©. bie erſte Mumerkung gu dieſem 4.
IV. Rechtsf: A. Oeff R:. Lunbröhohet. 433
echte Herzogthum beſtand, durch den Herzog oder 4. 300.
Pfalzgrafen geſchehen mochte +), ‚bei den Hethogen
aber vom Koͤnig ſelbſt. Da ſich bei dieſen die
Idee des Amtes am laͤngſten erhiele ), fü blieb
es auch in Ruͤckſicht ihrer allgemein bei einer foͤrm⸗
lichen Inveſtitur, und nach der Ausbildung der
Idee von der Lehnbarkeit der Landeshoheit, ver»
band man mit diefer Inveſtitur den Begriff, daß‘. -
badurch das Fuͤrſte namt im. eigentlichen. Sinne
zu Lehen ertheilt werde 8). Dadurch wurde noth⸗
wendig die ganze Landeshoheit Ichenbar. Das Fürs,
ſtenamt machte zwar von dieſer eigenslich nur einen
Theil aus, und man kann ‚daher auf ben Gedanken
fominen, daß durch die mit der Inveſtitur ver
Emipfee neuere dee doch immer nur das Fuͤrſten⸗
amt felbft und die wirklichen Lehen (vormalige
fiscaliſche Suter), die auch bei der Älteren Inve⸗
flitur zugleich mit übertragen werben mochten,
Ichnbar geworden feyen; aber da man ſich unter
dem TFürftenamte eine Gewalt über die in dem
Zürftenamte liegenden Graffchaften zu denfen hatte,
fo mußte man nothwendig diefe auch als eine Per-
e) Doc fonnte fie ausnahmsmeife auch unmittelbar vom König
gefchehen, weil ja biefer überhaupt in allen Rechten mit bem
Heryog concurrirte (f. oben & 29.)
f) Sogar bie Nechtsblicher fprechen ja noch von Fürſtenämtern.
Schwäh. Landr. Art. 43.
) Sachſ. Rande 8. 3. Mi. uf Schwäb. Baubr.
Art. 33.
u. IL [ 28 ]
\ )
434 Dot Haie a. 888 — 1272,
1 tinen; bes Herzogthums betrachten, und dk
Grafſchaften ſowohl, welche der Fuͤrſt ſelbſt befaf,
als die Grafſchaften, die von Anderen beſeſſen wur
den, die aber noch von ihm abhängig blieben und
daher von ihm felbft zu Lehen errheilt wurden,
mußten dadurch reichslehnbar werden. Daß die
würfli der Fall war, beweifen die älteren und
neueren Lehnbriefe umwiderfprechlich b). Die ubri
gen Regalien wurden darum eigentlich noch niht
lehnbar, denn fie waren weder Pertinenz der Grab
ſchaft noch des Fürftenamtes, fondern beruhten anf
befonderen Conceſſionen; aber die ftrengen Vererd
nungen, daß niemand dergleichen befigen folle, dr
nicht ihren rechtmäßigen Erwerb nachweiſen kom
($. 296), mußten nothwendig die Veranlaſſung
geben, daß fie zum Schuß des althergebrachten
rechtmäßigen Beſitzes in die Lehenbriefe!)
eingertäckt wurden, feitdem biefe üblich wınden K}
h) Unter vielen Beiſpielen, die fich geben laffen, find In ber jur
ten Anmerfung einige zuſammen geftellt.
1) D. h. Urfunden fiber bie zu Lehen ertheilten einzelnen Etüdt
und bie Bebingungen bes Lehentvertrages. Der Sehenbrief K
Friedrichs I. fiber Defterreich vom J. 1156 (f. oben & 238.)
ift befanntlich der Ältefte, den inan lennt. Der Gebrauch fob
cher Rehenbriefe ift aber eine Folge ber zu einer feften Zora
gebiehenen Erblichkeit der Reben, und mag daher im bei Inte
Hälfte des eilften Jahrhunderts anfangen.
k) Wie man aus den Lehenbriefen bei Lünig im MReichsarchit
und im Corp. jur. feud. fieht, unter denen ſich wenige finden,
in welchen nicht allgenein der Regaliem gedacht oder wenigen
Lie meiften und wichtigften einzeln aufgeführt wilden.
IV. Rechtoſ. A. Oeff R. Landeshoheit. 435
Mie der Landeshoheit: der Grafſchaften verhielt es 4. soo.
fi) dagegen etwas anders, Sie waren freilich aus
den oben ($. 234a) bezeichneten Gründen, größten-
theils lehnbar; aber es gab doc) auch einzelne, die
als frdes Eigenthum befeffen wurden. Seit der
Auflöfung der Gauverfaflimg und dem Erblich⸗
werden der Grafſchaften, gefehah es auch, da da "‘
fich bei den lezteren der Begriff des Amtes gan
verlor, die Inveſtitur, welche von dem Koͤnig oder
Herzog ertheilt wurde, weniger auf die Graffchaft
als auf die eigentlichen Lehen, welche der Graf
befaß und auf welche die Inveſtitur ohnftreitig von
jeher auch gieng, bezogen wurbe Und bei diefer
Vorftellungsweife blieb es zuweilen in Anfehung
der Grafen, welche nach der Auflöflıng der alten
Herzogthuͤmer das Gluͤck hatten, fi) unabhängig
von den neuen Bürftenämtern zu erhalten; die Bes
lehnung wurde ausdrücklich blos über ihre eigent-
lichen Lehen’ ertheile, weil fie diefe Belehnumg blos
vom König erhielten, und in ihrem Verhaͤltniß zu
dieſem in der Regel Fein Grund lag, die Lehnbar-
keit weiter auszudehnen; nur etwa gewiſſe Negalien
(6. 296.) wurden aus eben dem Grunde, wie bei
den Fuͤrſten, in die Lehnbriefe eingeruͤkt. Das
echt der Graffchaft (die alten Amtsrechte), oder
die Landeshoheit diefer umabhängigen Grafen blieb
bier folglich freies Eigenrhum !). Oft mag auch
H Man barf nur die fpäteren Behenbriefe ber Grafen, mir denen
ber fiftlichen Häufer vergleichen, um ſich hiervon aufs voll
[ 28° ]
436 Dritte Petiode. A. 888— 1272.
4. 300. wenn das Herzogthum, wie in Schwaben und El,
ſaß ganz erloſch, dadurch die Allodialität der Graf,
ſchaft entftanden fern. Die Belehnung, die der
Kaifer ertheilte, bezog fih auf nichts weiter als
auf den Grafenbann ($. 290.) und dabei blieb es
fernerhin, wenn gleich der Herzog mehr als das
Gericht früher zu Lehen gegeben harte. Die Graf
(haften hingegen, welche den neuen Fuͤrſtenaͤmtern
unterworfen blieben, deren Befiger daher auch Fane
volftändige Landeshoheit erwarben, blieben ober
wurden in ber Regel Ichenbar, weil «8 eben in
jener Unterwuͤrſigkeit weſentlich lag, daß die Ab-
hängigfeit nicht blos auf die eigentlichen Lehen,
fondern auf die Heerfolge uͤberhaupt bezogen wer.
den mußte, mithin auch die Belehrung nicht bies
anf die Lehen, fondern auch auf die Grafſchaft bezogen
merden Fonnte. Dazu Fam noch, daß, da die Graf⸗
ſchaft immer als auf gewiffen Gütern haftend ge
dacht wurde ($. 234.), es auch oft gefchehen Font,
frändigfte zu Überzeugen. Meiſtens find es nur einzelne Güte
und Rechte, und bie lezteren meift folche, bie erſt fpäterbin m
worben wurden, welche man hier als lehenbar ausgezeichnet fu
det. So z. B. trugen die Grafen von Solms vom Ruh
weiter nichts zu Reben als: Roödelnheim, das Schloß und Dei,
Niedernurfal, und das Dorf Halligeheim, mit allen ihren Nds
ten und Zugehörungen.” &. Lünigée Reichs archiv Spicil,
Secul. P. 1. p. 250. 262. 262. 264. In Zerbinandt II.
hohenjollerſchem Flirftendipfom verfichert der Katfer, daß Heben⸗
zollern eine uralte mit allen ihren Regalien und Serrlichteitn:
„ganz eigenthümliche und unichnbare Graffchaft ſey. Itter de
feudis Imperii p. 182.
\
IV. Rechtöf. A. Oeff. R. Sandeshoheit. 437
daß gerade diefes Gut Ichenbar war, umd auch $. 300. |
hieraus die Schlußfolge gezogen werden mochte,
daß es die Graffchaft felbft fei.
Erfte Anmerkung. Lehensverhaͤltniß der Biſchoͤfe
Poſſe a. aD. ©. 13. glaubt zwar, daß auch durch das Lehns
barmerben ber Landechoheit bei den Stiftern eigentlich nichts weiter
als die bifchbfichen Güter, die von biefen vergebenen Lehen ımb bie
Zisenirechte, Minze und Zoll, Beben geworden feyen. Allein da das
Eoncordat tem Kaifer ganz allgemein bie Inveſtitur mit den Regalien
zufpricht, und unter biefe jezt auch Herzogthümer und Graffchaften
gerechmet werden mußten, fo mußte bier nothwendig bie gefammte
Zanbeshoheit lehnbar werden. Man darf auch nur, um fich zu übers
zeugen, daß bies würklich bee Fall war, bie Lehenbriefe über die
geiſtlichen Fürftenthümer (bei Lüinig im Neichsarchin und im Corp.
jur. fend.) durchgehen. Selbſt bei den Neichsabteien und Stiftern
wird man Immer ben Blutbann unter den lehenbaren Stüden finden,
der Hier nichts anderes als die Grafſchaft bezeichnet und bezeichnen
kann. Die Stelle des ſchwäb. Lchenr. Art. 17. „mas des Ges
richtes ift, bas Über Pintreynfen geht und um Zodfchlag, wen das
ber Bifchof leihet ben foll er fenden mit feinem Prief an den
Klnig daß er Ihm den Bann Leibe” — aus welcher Poffe auf
eine ſchr feharffinnige Weiſe feine Meinung darzuthun ſucht, daß die
wahre Lanbeshoheit auch nach dem wormſer Concordat noch in den
Händen des Könige geblieben und mithin nicht lehnbar geworben ſey,
muß, wie mich dünft, nicht davon verftanden werben, daß bie Wögte
ten Blutbann (die Braffchaft) an bes Königs ftatt anszufiben, und
folglich die Stifter bie wahre Graffchaft, alfo auch bie Landeshoheit
nicht Hätten, denn bas wäre gegen bie beutlichften Verleihungsurkun⸗
den, fondern auf folgende Weife. Da bie Kirche fich nach dem cas
nonifchen Recht nicht mit dem Blutgericht befaffen fol, fo fuchte
man den Widerfpruch, in welchem ber Veſitz ber Graffchaft und mits
Hin des Blutgerichts mit jenem Geſetz ftand, baburch zu Geben, daß
man anmabıı, es fomme das Blufgericht durch bie Inveſtitur mit
der Grafſchaft gar nicht in die Hände bes Prälaten, fondern ber
438 Deitte Periode. A. 888 4272.
. 300. König leihe es an feiner ſtatt glei unmittelbar an den Bag,
Die Graffchaft blieb aber darum doc) in ben Händen bes Praͤlauen.
Auf diefe Erklärung weift andy die Glofſe bes ſächſ. Landr. 8.1.
Art. 26. und das fächf. Lehenr. Art. 20. bin Es braucht auch
faum bemerft zu werben, baß zur Zeit der Abfaſſung des Eds
benfpiegels, dieſes Reihen des Bannes burd) den König am ben Veg
welches allerdings früherhin würklich practii war (Gudenus Cod,
Dipl. Tom. I. p. 28. Dipl, a. 1000. Abbas — bannum legiti-
mum eum [advooatum] a rege suscipere eſſieiat) uicht würlüd
mehr geſchah, ſondern nur eine juriftifche Fiction war, deren es {pls
terbin vermöge einer Decretale Sonifacius VIIL (Cap. fa m
elerici vel monachi seoul, negetiis ge immisceant in 6to) nicht
einmal mehr beburfte,
Zweite Anmerkung. Gegenſtand der Belehnung der
weltlichen Fuͤrſten.
1) In der Belehnung bes Kurfürſten Philippe von Köln mit
dem Herzogihum in (einem Theile von) Weſtphalen (cken 4. 2,
Mote c) werden namentli bie Graffchaften, die zu demſelben geher⸗
sen, (comitatus) ausgezeichnet, 2) In ber Belchaung bes Herzog
Heinrich von Defterreich (U, 1156. oben $, 238, Anm.) ift om
den foodis, die ex vom Neiche habe, in ſolchen Ausdrücken bie Net
(f. Nro. 2. 3. 4, a, a. D.), daß man barumter unmöglich bios das
Kürftenamt (ducatus) verftehen kann; und wenn man dann wei
fragt, was mit jenen feodis gemeint feyn könne? ſo ſteht man leich,
daß darunter nicht bios bie einzelnen eigentlichen Lehngüter werfias
den werben fönnen, bie der Herzog von Defterreich bisher felbſt ald
Markgraf vom Meiche beſeſſen und etwa weiter zu Lehen ertheil
hatte, nebft ben Meichsafterlehen, weiche bisher bie Herzoge von Tai
ern fraft bes Herzogthums verliehen hatten, ſondern daß barunte
nothwendig and) die Brafichaften gehören mußten, wenn mas ermäg
daß ja body dieſe ſchon zuvor entweder vom Herzog ober vom ar;
afen Namens des Könige durch bie Inveflitur tibertragen werben
uften, unb daß alle judicia secnlaria, jet jure foodali, von tm
Herzog von Deſterreich abhängen follten. Dicſe Interpretatien bei
D
—2
N
IV. Rechtsſ. A. Defü.R; Sandeshoheit. 439
tigt auch das Heſterr. Landr. (bei Senkenberg Vision. dir. p. 214, 6. 300.
Met. 33.) 3) Wei Errichtung des Herzogthums Braunſchweig
und 2üneburg (f. oben &. 240.) teug Herzog Dtto bem Kaifer zum
Eigenthum auf: Proprium castrum suum Luneburch .cum mul.
sis aliis castriz ierris et hominibus eidem castro perti-
mentibus, in nosirdm proprietstem et dominiam specialiter
assignavit, ut de eo quicquid nobis placeret tanquam de nostro
proprio faceremus. Der Kaifer ſchlug dazu bie Ihm gehörige Stabt
Braunfchweig, überließ das Ganze dem Weiche und belthnte dann
Namens deſſelben den Herzog Dito damit als einem Herzogthum.
Cum consensu - principum eritatem Brunswich et castrum ,
Luneburch, cum omnibus casiris hominibus et pertinen-
tiis suis unleimus et creavimus inde duootum etc. Origg.
Guelf. Ton. IV. p. 49. Der ganze Vorgang ſcheint hieraus ſehr
Mar ſich fo barzuftellen: Herzog Otto fiberließ feine Güter und bie
darauf haftenden echte Über freie und unfreie Perfonen (denn etwas
anderes Fünnen doch die hamines eidem castro pertinentes nicht
bedenten), d. 5. feine Allodialgrafſchaften bem Kaiſer, und biefe wurs
ben dadurch nothwendig min auch Ichenbag, was fie nicht geworben
ſeyn würden, wenn Htto nicht nach ber Ehre geſtrebt hätte, das
Fürftenamt und dem damit verbundenen Rang vom Reiche anerfannt
zu feben, fondern ſich wie andere vom ächten Herzogthum freigewors
dene Grafen, mit ber herzoglichen Gewalt ohne ihren Titel und mit
ber Belehnung über die Regalien, alſo dem Grafenbann, begnilgt
hätte. Unter bie Graffchaften, welche das welfiiche Haus befaß, ges
hörte dann freilich auch bie Lehensherrlichfeit, fiber die Graffchaften
des Herrenſtandes, in einen beträchtlichen Theil des alten berzoglichen
Eprengels, Diefe Lehensherrlichleit war wohl großentheils nur ein
Ueberbieibfel der bisherigen berzoglichen Rechte, ober mit andern Wors
ten: bie Welfen waren eigentlich bisher Allodialherzoge in einem
Theil des alten Herzogthums, und biefes Lillodialherzogthum wurde
num in ein fchnbares verwandelt, weil fie ohne Lehnbarfeit dieſer
echte feinen Flrftentitel führen fonnten. Zum Beweiſe, daß dieſe
erſte Belehnung fo verflanden werden muß, und daß fpäterhin aus
ben im Paragraphen angegebenen Grlinden die Regalien gewöhnlich
mit in bie Lehenbriefe Samen, ohnerachtet fie urſprunglich nicht lehen⸗
bar waren, mag hier auch noch ſtehen, was das Sau⸗ Braunſchweig
.
\
— — —
AAD Dektt Periode A. 888-1272.
4. 300. unb Bänchung. fokierhin nom Beide als Lehen recognoſeiren mußt:
„bie Fürſtenthümer Braunfchweig und Lüneburg, die Graf⸗ un
Serrfchaften Eberflein, Wunftorf, Hallermund, Wölpe, Hoya, Die
del, Homburg und Bruckhauſen (die leztern find fpäsere Acquiſitio⸗
nen) ‚mit allen Afterlehen, Graffhaften, Hesrfchaften um
Vogtelen ber Klöſter in obgeneldtem Fürſtenthum, umd ibren fürk
F Obrigkriten, dtegalicn, Gerichten, Straßen, Böhlen” u. ſ. ©.
S. Zzünigs deichſsarchiv Pars spec. Contin. 2. unter Kraus
ſchweig.
§ 301.
Eine nothwendige Folge des alten Amtsver |
haͤltniſſes war, daß die Landeshoheit über ein
Sürftenthum oder ein! Grafſchaft anfänglih un
theilbar war, weil ein Amt, auch nachdem es
erblich geworden, doch untheilbar blieb. Die Rechts⸗
bucher haben daher auch jenen Grundſat noch =),
allein zu Ende diefes Zeitraums war cr ſchon nicht
mehr practifch b). Der Hergang der Sache fcheint
diefer geweſen zu ſeyn: Urſpruͤnglich bezog fich die
Theilung eines Gutes, das ein Fürft oder Graf
feinen Defcendenten hinterließ, nur auf die eigene-
lichen ‚Lehen und das Erbgut; das Fuͤrſtenthum
x
a) Schwäh. Lanbr. Art. 21. Man mag fein Füͤrſtenamt mit
Hecht zweyen Mannen geleihen. Gefchiehet aber es je, jebwes
der mag mit Necht nit ein Kürft davon geheißen
noch gefeyn. Alſo mag man weder Markgrafſchaft noch
Pfalzgraſſchaft noch Grafichaft zweyen Mannen geleipen. Dann
wann fie geteilet worden, fo habent fie je Namen
verloren.
b) Wie die Theilung des Herzogthums Baiern 1255, Sachſen 1260,
Braunfchweig 12367 beweiſt.
J
IV. Rechtsſ. A. Oef. Re Larbechohen 4A
und die: Grafſchaft, die er befeſſen, gieng nur anf 4:01.
einen Sohn über, etwa den Alteften oder welchem
es fonft der Künig vor den anderen gönnen mochte.
Indeſſen war ſchon feit dem zwölften Jahrhundert
die Bereinigung mehrerer Fuͤrſtenaͤmter in einer
Hand nicht felten, dann Fonnten diefe unter meh⸗
rere Söhne getheilt werden, noch öfter aber geſchah
es bei dem Zufammenbringen fo vieler Grafſchaften
und ihrer fo häufigen Verbindung mit dem Ser
zogthum ($. 222), daß. zwar das Hauptamt (die
PM falzgeaffchaft, das Herzogthum m. ſ. w.) nur auf
einen übergieng, die übrigen Aemter aber quf die
anderen Erben als Grafen oder edle Herren über
fragen wurden ce). je mehr fih nun das Anden
fen des Amtsverhaͤltniſſes zugleich verlor, deſto
©) Beifpiele: In dem meißnifchen Haufe findet fich Theilung meh⸗
-zerer Kürftenämter, |. obm S. 144. Im welfifchen Haufe
wurde nad) bem Tode Herzogs Welf IV. (1101) fein ältefter
Sohn Welf V. Herzog von Baiern, deſſen Bruder Heinrich der
Schwarze bis zu jenes Tobe feinen Titel führt. Das Herzog⸗
shum erbte dann von bem lejteren Heinrich ber Stolze; "fein
Bruder Welf VI. führt von feinen deutfchen Beſitzungen eben⸗
falls feinen auf ein, Zand Bezug habenden Amtstitel, obwohl
er fiber jene ſogar berzogliche Gewalt hatte, und baber auch
dux genannt wird. ©. oben &. 1W. Notec. S.149. Na
dem Tode Albrechts des Bären (1170), der zu den anhaltiſchen
Beſitzungen bie Markgraifchaft Brandenburg erworben hatte,
wird fein äftefter Sohn Marfgeaf von Brandenburg; ber weite,
Bernhard, heit Bernardus de Anhalt, bis er das Herzozthum
Sachſen erwarb;.einer feiner Söhne führt allein den Titel eines
Herzogs; der zweite, Stammvater des jegigen anhaltiſchen Haur⸗
ſes, beißt wieder nur Henricus de Auhalt. Daß Bernhard
und Heinrich von Anhalt wirkliche Grafſchaften befeflen haben,
wirb aber wohl niemand bezweifeln. S. oben S. 1465.
AAR Dritte Periode. A. 888— 1272,
4. 301. leichter fuͤhrte dieſe Gewohnheit auf die Theilung
auch des Amtes ſelbſt, d. h. des Fuͤrſtenthumes
oder der Grafſchaft in ſolchen Faͤllen, wo ſie ut
forünglich nur aus einem Amte befand, Doh
dauerte es ſehr Iange, bis auch bei den Fuͤrſten
thuͤmern, welche gerheilt wurden, die mehreren Erben
ſich niche mehr mit dem Titel edler Herren be
gnuͤgten, fondern ebenfalls ſaͤmmtlich den Fuͤrſten
titel. annehmen, und ſich dadurch zugleich von dem
Fuͤrſtenamte unabhängig machten, dem: fie als edle
Herren wahrſcheinlich urſpruͤnglich unterworfen blie
ben d. Der zZeitpunfe, in welchem dies quefl
Häufiger gefchah, kann alg die Epoche des völligen
VBerſchwindens der alten Amtsidee angefehen werden
6, 302, :
$. 302. |
Die Form, in welcher die Gerichebarkeit
. ausgeübt wurde, berußte nothwendig allenthalben
auf der urſpruͤnglichen Verſchiedenheit der Gerichte;
der Zuſammenhang der neueren Formen wit diefe,
tritt daher auch allenthalben hervor. Aber in mar
hen Ländern ſcheinen ſich die Einrichtungen neh
unmittelbar und faſt volftändig an die frühere Gr
d) Dies ſchelnt wenigfteng die Note a angeführte Stelle fagen I
wollen, wa fie von ben Zolgen einer Theilung der in ber Rote c
keſchriebenen Art ſpricht. „Jedweder“ darf man aber nicht,
wie in dem Senkenbergiſchen Inteinifchen Text, durch feiner von
beiden erflären; es bezeichnet nach feiner gewöhnlichen Beden⸗
tung, daß nur eines don beiden; nicht jebweber, Furſt heißen und
feyn könne,
IV. Rechtsſ. A. Orff. R. Territorialger. 448
richesverfaſſung -angffchleffen zu haben, waͤhrend 6. 308,
fie in anderen zwar allerdings mie Ruͤckſicht auf
jene erklaͤrt werben muͤſſen, aber von dieſer dach
weſentlich perſchieden find. Dieſer Unterſchied
ſcheint zum Theil auch darauf zu beruhen, daß in
manchen Ländern die neuere Gerichtsverfaſſuug aus
einer weiteren Ausbildung - der Sherrfchaftsgerichte
($. 86, 172.) hervorgegangen ift, während in an
deren ‘die Gerichte des Grafen und feiner Unter⸗
beamten ($. 74. 164.), welche einmal vorhanden
waren, bie Grundlage derfelben bilden, ‘Das leztere
kann fich begreiflich kaum auberswo als in den
Territorien finden, welche aus einem urfprünglichen
Meichsamtsfprengel hervorgegangen find; das erftere
muß bei dem Grafen- und Herrenſtand am hät
figften, und felbft in den Territorien der geiftlichen
Sürften nicht felten vorfommen. £
Der Sachfenfpiegel' nerint in einer Stck, |
welche die Grundlage der Berichtsverfaflung zur
nächft betrifft «), vier :verfchiedene Arten von Ge
a) Sächſ, Landı. B. 1. Art. 2. (Cod. Quedl, Ast. 2). Die
Schepen (follen fuchen) des greven ding over achzen wo-
chen. under koninges banne. leget (men) aver Ding us
umme ungerichte von deme echten dinge over virze nacht
das.sollen sie suchen dur das ungerichte gerichtes werde.
„hirmede habent (sie) virvangen ir eigen iegen den rich-
tere das. is allis dinges ledich ist, Die plenhhaften sin
osch pflichtich des schult echtin dingis zu suchene over
soce wochen. von irme eigene. under den mut men wol
kiesen eynen vronen boden ob die vrone bode. irstirft,
Die lanoeten die nichen eygen ne habent ig me Jande,
444 Deitte —XX | &. 889197.
$. 30% richten: das "Gericht des Orafen, des Schultheißen,
des Gografen und das Vogtding, mit der aus
druͤcklichen Bemerkung, daß fich dieſe Angabe nur
auf di Sie Gerichte ‚über Breie beziehe; dies giebt
die sollen suchen ires gogreven ding. over sees wochen.
dar unde.ine iowelkegie voget dinge sal igwelk burmey-
eter wrugen daz ruchte. unde bluthrust. unde al unge
richte. daz an den liph oder in die hant geit. ob izmit
clage zu dinge nicht begriffen mist. anderes ne darf he
nicht wrugen. Fan oriheit alleyne han ich geaoit.
‚ durch doz nicht. mer vri ne was do men recht so:ls
unde (unsere) vorderen her zu lande quamen. Da
Scwabenfplegel hat hier ben Tert: nicht. herübergenommen; &
begleitet ihn blos mit mehreren Bemerkungen. 1, Urt 1. (uf
im Cod. Ambr.) Und daz ein iegelichen christen mensche
sol drei atunt daz voget dinch suchen so er eines und
zweinzich iar alt ist so sol er daz voget dinch suchen
in dem bistüm da er inne gesezzen ist oder in dem
lande oder in’dem gerichte da er gut inne hat, — Zu
biefer Stelle, deren Sinn nicht gang Mar iſt, hat offenbar te
Inhalt des Artikels Überhaupt Veranlafſung gegeben. 2) Di
zweite Bemerkung hingegen foll die curſiv gebrudte Etdl
erfäntern. Sie folgt in dem Codex Ambr. unmittelbar anf dk
ınateg 1, andere, fo bie Senkendergſche Ausgabe, haben fie Art. 49.
mit einer Stelle verbunden, bie im Cod. Ambr. erſt Ast. 57.
vorfommt, ſicher alfo nach einer fpäteren Recenſion. — Dies
ist von vrelen liaten. Wir zelen dreier hamds vreien der
“ heizen eine semper vreien das sind die vreien herren
als färsten und ander freien ze man hant. So heizzen
' "die andern mitervreien daz sint die die der hohen vreien
man sind, Die deiten vreien daz sint die vreien Imt-
sezien die gepauren. di da vri sint. der hat jeglicher
sein sunder recht als wir hernach wol bescheiden. —
Die Übrigen in dem Cod. Ambr. zwifchen dem zweiten und
beiten: Art. bes Sachſenſpiegels eingefchobenen Wufäge, dem
ter Cod. Palat. noch mehrere bat, beziehen ſich derſag⸗ auf
die Gerichtsberfafſung.
IV. Rechtbf. A. Oeff. R: Ternitorialger. 445
war dem NWerfafler des Schwabenfpiegels die Ben 6 30%
anlaffung,. eine Elaffification ber Freien beizufuͤ⸗
gen; aber biefe paßt zu jener Gerichtsverfeflung
nicht, und erläutert diefe nicht, da fie fih auf einen
ganz anderen Eintheilungsgrund beziehe. In bei
im Sachfenfpiegel zuerſt genannten: zwei Gerichten,
erfennt man auf den.erften Blick: in dem Gericht
des Grafen, das carolingifche echte Ding. des Gra
fen oder Vicegrafen; in dem Gericht des Schul
heißen, das des fächfifchen Bicarins (B. 1. S. 602).
Das zulezt genannte Vogtgericht iſt daſſelbe Ge⸗
richt, wie das des Grafen, wur in einem urfſpruͤng⸗
li) von dem Grafenfprengel erimirten Bezirk;
unter dem Vogt muß man ſich daher auch einen
Schultheiß als feinen Stellvertreter denken. Mit
der hier angenommenen Bedeutung des unter dem
Grafen fichenden Schulcheißen ſtimmt auch voll
kommen überein, daß nicht die fehöffenbar freien
Leute zu dem echte "Ding des lezteren kommen,
fondern blos die Pfleghaften, d. i. die der lan-
desherrlichen Vogtei (oben &. 74.) untermworfenen
Grundeigenthümer, welche. die fhöffenbar Freien
nicht mehr für ihre Genoſſen gelten igßen, die bei
den ungebotenen Gerichten dieſes Schultheißen
daher auch niche mehr erfchtenen, ımb nach den
Erfahrungen Eikes von Repgow nur noch Feine
völlige Eremtion auch. von deſſen geborenen
Gerichten erlangt. hatten b). Der Gograf iſt da
b) In dem Sericht des Markgrafen me dieſer bei „sinis-beibis
| u |
u6 Dei Peice A. 88-1972.
s 508 gegen der Stellversscter des Shwitheißen, wie
won aus deu Artikein ſieht, wo er der außeror⸗
bentlicherweife an deſſen Stelle gewaͤhlte Dichter
iſt ©); das Gericht, welches dieſer fir Die Land»
ſaſſen hegt, welche Feine Grundeigenthuͤmer
ſind, halte ich daher urſpruͤnglich fuͤr das nehmliche,
welches der Schultheiß hält, aber fo eingerichtet,
Daß es an anderen Orten, nicht an ber urſpruͤng⸗
lichen Gerichesftäcte, derfelben wo auch der
Graf. alle achtzehn Wochen fein Gericht hegte
( 1. $. 74.), von einem befonderen Stellvertre⸗
‚ter, der gleichwie Der Schulcheiß urfpminglich
ſelbſt U) der. Gograf genannt wurde gegalten wurde
hulden” über 6 Wochen dingt (f. $. 290. Note I): „da vint.
jewelk man urdel uber den anderen den men an sime
rechte nicht beschelden ne mach. dech ne amtwordet
3 nee zu comphe sime ungenote. Säãch ſ. Lande
6
’
ec) Sädf. Lande, 8. 1, Artı b5. Geiegenit aver eyn haht-
haft tad. von dube oder von foube da die man mede
‘ begäpbeh wirt, dar mat men wol umme kiesen eynen
gogreven tzu minst von dren dorphen. ‚ die gaen daerzu
fichtene od sie des belenden richteres nine haben
mugen.
: '8) &8 findet ſich in der Lex Saxonum und in den Eapitularien
. Seine Spies davon, daß bes Bicarins des Grafen in Sachfen
Schultheiß genannt worben ſey; bagegen iſt ber. Uustru Ges
greve, in ber Webentung, die er in Weſtphalen hat, ohne allen
Zueifel ein eigemthlinstic faͤchſtſcher. Hieraus ’folgere ich, daß
ber
;.. . der Anedruck Schultheiß, in ber Authehnung, in der ihn
. Gachfenfpiegel nimmt (9: 288. Note d und ebeu ©. 377.)
Aus ber Wechtefpkäche des dreijchnten Jahrhunderts, in weicher
er dieſe allgemeine Vedeutung haben -uusdite, entiehat: tımb
IV. Redisf. A. Oeff. R. Territorialger. 487
Denn unter den Landſaſſen jener Urt find ohne 4. s0%
Zweifel auch alle freie Meier und Zinsleute be
griffen, fir welche der Ort des ungebotenen Go
richts nicht wohl anders ale nad) dem Befischum
bes Landesherrn beſtimmt werden konnte. Das
Beſitzthum diefer Meier war Pertinenz der einzel⸗ ’
nen landesherrlichen Kammerguͤter; diefe ſtell⸗
vertretende Gografſchaft wurde daher ohne Zweifel
darum faft allgemein mie den einzelnen landesherr⸗
lichen Yemtern verbunden und den Beamten an⸗
vertraut, welche die Kameraleinfinfte des Landes
beren verwalteten. Daher iſt auch in Sachſen
faft allenthalben, mit Ausnahme von Weſtphalen/
der Name der Gografſchaft verſchwunden ©); im
Weſtphalen aber komme fie nicht in diefer Bedeu⸗
tung,. fendern in bee nrfprimslichen vor, indem der
Gograf mit dem Schultheißen des Sachfenfpiegds
vielmehr identifch war, deflen Gerichte fich auch,
wie nach diefem das des Schultheißen, nur über
die Pfleghaften erſtreckte und Feine Lebeus- und
Leibesftrafen erfennen Fonnte, vielmehr von dem
Gericht des Grafen über das Eigenchum ſchoͤffen⸗
nur auf die fächfifche Berfaffung angewenbet ift; mb dann hat
es nichts auffallmdes, daf, wenn der Schultheig fonft ber Ges
greve genannt worden war, dieſe Benennung nun in ben Ges
genden, beren Verhältniſſe Eife von Repgow zunãchfi vor Aus
gen bat, auf beffen Steflvertretee übergieng.
©) Shen die Eleſſe zu ‚Sick. Lande. L., 56. verflcht den
Anebruck ade ms, zu ul im dc
wößlten. Bografen erfiäsen.
4048 Dritte Periode. A. 888 — 1272,
8. am. bar freier Leute, das zugleich allein den Blutbann
„,mfaß, (ds Beigeiäe), fee after fl
- wurde (B. 3. $. 419).
> ‚Die Geftalt, welche die Bericpteverfaffung im
dreizehnten Jahrhundert hatte, war daher, befon-
ders wo fie noch die ältere, nur mit. einigen Ver⸗
änderungen, zur Grundlage hatte, diefe. Landes:
herelihe Gerichte waren: .
1. Das Gericht, in welchem urfprünglich der
Graf oder Vicegraf ſelbſt zu Gericht ſaß; es
wurde an der urſpruͤnglichen Malſtaͤtte durch einen
vom Lanbesheren beftellten ſtellvertretenden Richter
(&. 382.) gehalten, der gewöhnlich der Landrid
ter (judex 'terrae, jndex terrae ordinarius, auch
judex ſchlechthin) Heiße fl. Es führe die ——
nangen: Landgericht (jadiciam provinciale), Co-
mecia, commnune terrae placitum, Landvogtei &).
Doch
N) Urf. vom J. 1300. Ich Eunrat von Bundelfingen, der lant:
richter mins herein gradin ebirbartis von Wirtindert
ſazen girihn an dem lantbagi zi Kamiſtat zi ſtainni to
fam für girihti min berri ber Hainrich der brobi6 von mahil
bert unde gert daz man im’ ufbir in ainer urteil. Iwey gui⸗
tis u. ſ. w. Der Propfl von Adelberg verlangte eine öffent⸗
Ale Urkunde, die ihm dann auch der Landrichter „undir derfels
bin lantgeribtis inſigel“ ausſtellt. Canſtatt iſt ohne Zweifel
ſchon in carolingiſcher Zeit eine gaugräfliche Malſtãne des Neckar⸗
gaus geweſen.
g) Stellen hierüber findet man beſonders bein Struben Nebenft.
B.1. Abh. 3. Die Erklärung derſelben iſt aber nicht immer
a.die richtige, weil Struben feine Mare Vorſtelluag von dem Urs
ſprung und der Bedentung der Gerichteberfaffung des Mittel⸗
\
IV. Drlleck-A. Off OR. Muritorkigee: 449
Doc maß der lezeers Aucdruck vielleicht oft dar⸗4. 802.
aus erkloͤrt werden, daß uch: Gyemtiouen der ur⸗
ſpruͤngliche Antegeruhtsfpeingel: aufgeläft ; worden,
ber, welcher den groͤßten Theil deſſelben hatte, Die
arſpruͤugliche Malfaͤtte nicht· beſuß, feiner Conve ·
nienz gemuůß einen Gerichtoſprengel gebildet hatte, oder
ber Beſitzer jener, weil nd wenige ſein er Umertha⸗
nen noch zu ihr gehoͤrten, andere Diſtticte ihr beigeligt
hatte, und fo eigentlich eine Landvogtei nut ein Sur⸗
rogat eines Landgeriches war. Am haͤufigſten moͤch ·
ten daher Landvogteien ba vorkommen, me din
Territorium aus vielem einzelnen‘ Süden zuſam⸗
mengebracht tar, und in geiſtlichen Aerritorten / wo
die graͤfliche Gewalt : uefprünglich uͤber haupt durch
einen Bogt ausgeuͤbr wurde, jene Benrunung der
Gerichte mithin die natuͤrlichſte war, ſelbſt wenn
fie arſpruͤngliche Landgerichte waren. Dir Sig
eines Landgerichts und einer Cent waren urſpruͤug⸗
lich identiſch; nur die Grrichebarkeit des graͤf⸗
lichen Stellvertreters "und: des. Centenarius als ſei
nes Unterbeamten, wenn ‚Siefer zus Gericht faß,
war verſchieben; daher kann ein Landgericht auch
eine Seat heißen, und. je Alter die Urkunden find,
um ſo mie barf man dieſe Bedentung des Aus⸗
alters sat, und bie Centen it ben tünbesberrtichen Aemtern
amd di für gleichbedeutend haͤlt, wd fie es nicht find: Daſſelle
in der zechler bei EP. Zodr Rachricht von den geifklichen Kind
Eisiigesichten in Heſſen ©. 1: &. 2238 u, fu wo ebenfalls ſeht
..Diehe Welegfkelien norfomismn, : Darfabe Frehier faub ſich auch in
den früheren Wasgahen, we ich biefen Bergängern gefolgt war.
aM [9]
\ \
150. Takte Periebe. ABER:
6 30% bene; vermuchn I). Abr Dur Die chertsaging |
den Eentgerichehnelsit auf, die Jandesherrliches Be⸗
amten. (f unten) Phi * Anınd Ineeshin
größeren: Teritorien immer mehrere. Sie blieben
ohne Fruge fnetwährend:: has: Gericht. des Grafen
und ſeines Stelvertreters filn ale Perfonen, welche
nicht — waren.
2. Im Anfang des: deeischnten Jahrhunderts,
beſtand wenigſteun in Seachſen, nach dem Zeugmiß
den Sachſenſpiegels, noch ein beſonderes Gericht
des Certenarius/ Schulthtißen oder Gografen, in
dem ober · brzeichneten Sinn, des. man ſich in Hin⸗
ſicht des dazu gehoͤrenden Sprrugels alſo mit dem
Leudgericht identiſch denken ˖ muß. Mau muß auch
nach/ der: Veſchafferheit ber. ſachſeſchen Srafſchafte
ſpregel, die mehrere Sografſchaften in ſich faß⸗
tn (© 4. . 464 Note J. GS. 662), den Un⸗
fang des Gerichtsbezirks nei, daan der Centen yem-
ih gleich groß annehmen. Mach der carvlingiſchen
Verfaſſung hatte dieſes Gericht uͤber alles zu / rich»
tem, außer uͤber Freiheit, Eigen freier. Leute und
Sachen, bie an Hals und Hand: giengen; den Sach⸗
fenfpiegel erwähnt zwar des Umfangs der Gericht
A) Die men ibm Seinpim Bet DL (6.27. m. 2)
. fnnen nichts anberes als Landgerichte ſeyn. Die hohe Gent,
2 sablireis, die in. ben (päterm Landecheheinoſtreitigkei⸗
im fe of mut, Ja In if On de Mas —
IV. Meiftäf- A: Ouff M. Rereitgricigen: 451
barbeit; nicht auodruͤclich; doch ſieht mia," daß 4 802.
damit eine Veraͤnderung vorgegaugen fen. mußte
Fuͤrr die Pfleghaften: muß es das Sericht gewe⸗
ſen: ſeyn,: das über deren Eigen richteteyrrund es
maß auch uͤber· Ungerichei ( F. AMo gerichtet ha⸗
ben, da es ein Kampfygericht ſeyn konnte I). Im
Verhaͤltniß zum Landesherrn / war: der Schultheiß/
der hiernrichtete, ein Beamter, wie der Landrich ⸗
ter, der fentn im Grafending vertrat, wide dem
lezteren · audi fuͤr dieſes, als "webeh.- ihm zur Bes
ſetzung : des Gkrichts. nothwendiger Erhälfe ($290:
Motei hi): zugeordnet. In diefer Eigenſchuft mußte
auchn ein Schultheiß. dee: Landrichters unentbehrlich
bleiben,/ ſo lange dieſſ Gerichtsverfaſſang, die der
Sechſenſpiegel beſchreibt, ſich aufrecht hielt. Aber
der ‚Sprengel, über: welchen ſich: ditſes: Gericht er⸗
ſtretkte, ſcheint faft allenthalben zeckälfet. worden
zu:ſern, well er fahr: groß war uno gugleich Perſonen
verſchiedenes. Erandes umfaßte/ während ur: zu ber
übrigen Gerichtsverfaſſung doch nicht mehr, paßte
—* 51 des Tentgrafen —— Ka den
Beamten des Landesherrn (Amtmann, Bpgt, advo-
catns)-für.ihre. Untehepiefa.siberlaffeng, weiche deſſen
Kammergut verwalteten, und anfangs wahrſchein⸗
lich blos in den Sachen der Land ſaſſen ohne Grund⸗
eigenthum (ſ. oben) richteten. : Es hag ia den Befug⸗
niſſen der Landesherrn/ den Dt der Cent m der.
3 — — L, Rob. in.:.66 ae
[ 29° ]
| 152 Qeitte: Seriche.. A. BBS-— ARTE: .-
8.302, aͤnbern
ändern k); die landesherelichen Merfiter wurden
daher ‚fin: aller. melche vo gtei pflichtig waren, zu
Enten. gemacht und oͤfter auch fo genannt!)
Dabei trat jedoch ein. ʒweifaches/ ſelbſt in ein und
demſelben Bande ‚nicht immer gleiches Verhuͤltuiß =)
ein... Zuweilen wurde andy. ben-Menmtern die Cri⸗
minaigerichtbarkeit uͤberlaſſen; meiſtens aber =) blieb
ſie: in: ‚diefenn : Zeitraum wie es ſcheint, noch den
Landgerichten uͤberlaſſer. Sie hieß das oberſte
Gericht ) das auch da, win: die Übrige Gericht
batkeit vom Landesherrn “anderen. Perſonen . über
laſſen wurbe (F. 303.) den landesherrlichen
Gerichten aͤfters, auch wohl under Dem Namen ber
Cent nehaalich der hohen Cent) vorbehalten blieb
3. DR ſtaͤdtiſchen Gerichte ($..310.), wo
fie nie: Bomben Landesherrn veräußert. waren,
muͤſſen : ale, Taßkesherrliche hetrachtet werben, welche
durch einen .hufonkeren Vogt der Burggeafen,
und deſſen Schulcheiß verwaltet wurden. DR
H —* Üentae * matabit, sine eonsinn id te
. rae; oben 8.1
)) S. Reihe. ds, 316 ve: f., der fie aber duit Den alten
Gent bie van id geöfnken Yafang waren, für gleichbeden⸗
om ‚tgb.nlmpte.. " mn? 1 Dur | VE BET Val Bar Sn BP
RER ——————
N Bra nr
. helm 6. neh 20:
6) Urt. Randgraf Heinrich N. 4. 1367 bi Rome a
. Wr da uhirfte Gertchtecwag fh an So
Sanb neribit. —
IV. RBB. A Deff R ersitoninlgen 453
‚4. Lehensſachen, hegte der Landegherr, 4: 302.
we jeder kebevoherr en aſonderes Sehensgericht
G. 303).
6. Außen dieſen ordewtlihen. Gerichten,
findet: man, yuweilen noch. befondere Frichengge-
richte als. außerordentliche beſtellt, deren Entſte⸗
hung immer eine beſondere Veranlaſſung, gewoͤhn⸗
lich einen Landfrieden hatte, zu dem ſich der
Landerharr mit Praͤlaten, Ritterſchaft und Staͤd⸗
ten, oder auch mehrere Laͤnder vereinigt hatten;
die Dauer derſelben war daher auch nur auf die
Zeit dieſes Landfriedens beſchraͤnkt pP). |
6. Mit allen landesherrlichen Gerichten, welche
durch Richter verwaltet wurden, die der Landesherr
nicht mit dem Gericht ſelbſt ſondern nur mit dem
Gerichtsbaun durch den Gerichtsſtab belehnt hatte,
concurrirte der Landesherr als der. eigeutliche In⸗
haber der Gerichtbarkeit. Er Fonnge daher auch
in jeder Malftätte felbft zu Gericht figen, und cs
wurde zugleich ſchon gebräuchlih, daß er Sachen,
die in jene gehoͤrten, unmittelbar an ſeinen Hof
zog. Dahin gelangten alle Klagen gegen Perſonen
oder Corporationen, die von den ordentlichen Ge⸗
richten eximirt waren ($. 303.), und Beſchwerden
pP) ©. Ropp a. a. D. ©. 362 u. f. Ein Beiſpiel hierzu ents
HER andy ein 1383 zwifchen Markgraf Siegmund von Bran⸗
denburg und einigen benachbarten Kürften auf 6 Jahre gefchlofs
fener Randfriebe bei Gercken Cod. dipl. Brandenb. Tom. IV.
p- 300 neq. Eben fo gab «6 außerordentliche kaiſerliche Fries
denegerichte.
454 Dee Biriobe, A a: — 1872.
4. 309. wegen verweigerten Rechte. Selbft Seeilver⸗
treter des Landesherm für die Aocubung diefer
Gerichtbarkeit, kommen unter dem Damen eines
Hofrichters (jüdex cariae), auch wohl eines
(außerorbentlichen) Landrichtets, ſchon im breizchn⸗
ten: Jahrhundert vor ). Meiſtens war Hof⸗ und
Lehngericht wohl identiſch (S. die Anm).
Der Mangel an geordneten Urkunden macht
es meiſtens unmöglich, dieſe Eiutichtungen in: den
einzelnen Ländern vollſtaͤndig nachzuweiſen; daher
find bie Nachtichten, welche das Landbuch der Mark
Brandenburg Über die Gerichtsverfaſſung der ker
teren im vierzehnten Jahrhundert überliefert &), ber
ſonders wichtig; ‚denn ‘die Entſtehung dee lezteren
. falle ſchon in eine früßere Zeit, und iſt, wie bie
Einrichtungen überhaupt, melde die Markgrafen
des anhaltiſchen Stammes hier trafen, fie eine
Nachbildung der Verfaſſung zu achten, weiche in
den alteır Stammländern ſchon beſtaud. |
Noch weniger laſſen ſich ‘über bie Gerichte
q) Bon einem folchen Landrichter ſpricht dat Öfterceichifche
Randrecht Art." 83. Es iſt auch recht, wam ein Landéherr
ein Zanıtgericht fezet, nad) zas feine dandherren dech ex dem geb
"300 Pfunt- dat Koft vucz geheben. — Dieſer Landrichter
ſoll gegen Grafen, Freie und Dienſtleute nur um Gewalt und
. umb fpin Gepot und um varend Gut (nicht) richten, was ans
ber clag iſt die -fol der Ianbshere richten,‘ Solche Land⸗ und
Hofrichter kommen in Heffifchen Urkunden des breigchnten Jahr⸗
hunderis ſehr es do. S. KLopo a. a. O. S. 276 u. f.
und urt. Nro. 5
3) Man fehe die Anmerkung zu dieſen 5.
IV. Rechtsf. A. Oeff R. Tertitortälger. 455
verfaffung in dein’ Meinen‘ Territorien beſtiumte 4. 309.
Machweiſungen geben, von welchen eine Herrſchaft
den: Kern bildete, die durch die Erwerbung von
Srafenrechten zu einem Territorium erhoben wor⸗
den war. Man darf aber zweifeln, daß ſich hier
uͤberhaupt andere landesherrliche Gerichte, als die
Aemter oder ſtaͤdtiſche Gerichte annehmen laſſen;
denn außer vogteipflichtigen Einſaſſen gab es hier
gewoͤhnlich uͤberhaupt keine landſaͤſſigen Unterthanen.
Die Ritterſchaft, welche von’ dieſem Herrenſtand
Lehen trug, konnte mir ſelten auch ihrer Grafſchaft.
unterworfen ſeyn, und wo er Theile eines alten
Amtsfprengels erworben haste, die ihm eine Ge⸗
richtbarkeit über andere nicht vogteipflichtige Freie
verfchafften, mußten diefe, wenn er die alte Mal
ſtaͤtte ſelbſt nicht beſaß, mohl in der Negel auch
vor ſeinen Aemtern zu Gericht folgen.
Aumerkung Gerichtsverfaſſung der Mark
Brandenburg.
Eine Darſtellung der maͤrtiſchen Gerichtsverfaffung, welcher bie
Nachrichten des Lanbbuchs ber Mark Brandenburg und viele Urfuns
den zum Grunde liegen, enthält: U. 3. Niebel bie Marf Bran⸗
denb. 8, 3. S. 390 u. f. Ich kann aber den meiften Erffärungen
nicht beitreten, obwohl ich bie Stelle jezt auch anders verftche als in
den früheren Ausgaben. Dan fieht aus dem Landbuche der Darf
Brandenburg, (eines unter Carl IV. verfaßten Beſchreibung ber
Mark und ihrer einzelnen Beſtandtheile, vorziiglich zum Zweck eines
Berzeichniffes der Einkünfte und Rechte des Kurfürften, fowohl übers
haupt, als Insbefondere an jebem eingenen Krte, aus bem berliner
156 Dre Periode. A. 888 1973,
g. 302, Archid heranegegehen durch ben Graſen vom Gerzberg. Berlin un
Reipj. 1781. 4.) zuerſt: daß bet Angabe, wenn fie wörtlid ges
nommen wird, nad, in bes Mark die Bogtei ber Iambesherrlicen
Beamten; np im viergehusen Sabrhpnbert ig der Regel weiter
nichts begriff, als die alte Eentgerichtbarfeit. S. 37. heißt ss: De
proventibus incertis sicut de judiclis, de excessibus et eorum
correctionibus, de lignoram verditionibas ‚de impignoratinl.
bus etc, - .
Propter guod uotandum good Domins in Marchla habe
guadruplex Juditium.. Juditium Curlos quod est super que
stionibus pheudorum. Et quia Judex Curise personam Do-
mini representat quilibet Marchionista de et super pheudis co-
ranı eodem jadien respondere temetun Jurlitiam advocalo-
rum quol eet.auper debilis, quare in qualibet wdwacalia
unus deputatar judex, Et quia ille personam advacati re
‘ presentat extra illam advocatimı degentes eoram 1llo respon-
dere non cogantur nisi per modum reconwentionis, Juditium
injuriorum qued requirit pezam sauguinis et eat, aaper inje
rüg et violentiis, In quo judiojo septem villani ad hoc spe-
‚ eialiter electi una cum Judice resident Jas dictant er diffinient,
coram quibus tam militares quam alii quicungue cullibet que
rulanti tenentur reapondere, Judiiam supremum. habeı do.
minus in singulis suis civitalibus et ia quibusdam villis nisi
per venditionem vel obligationem in quibusdam esset alien
tam. In primis tribus habet Dominus tam mulctas vel pesas
pecunlarlas quam eimendas, de quatto vero duas partes et pre-
fectus tertiam. Igitur omnes.judioes omnium predictorum ju-
diciorum tenentur ad rationem. Diefe Stelle läßt fich nur af
folgende Weile erklären, Die Landgerichte in ber Mart hatten ur
fprünglich Criminal⸗ und Civilgerichtbarteif, wie es bie Natur ter
durch fie qusgeübten Brafichaft (comeria) mit fich brachte, Wels:
ches Gericht für das Randgericht zu halten ſey, kaun auf den
erften Blick zweifelbaft ſcheinen; genannt wird Feines von all
ein Landgericht. Aber es leuchtet ein, das fein anderes bad urfprüng:
liche Landgericht feyn fann, als das Blutgericht (judicium | Inju-
riarum), das nach alter Weiſe mit fieben gewählten Schoffen befest
iſt. Das ae iſt ohne alle geogr das urſprüngliche Gerich
*
IV. Rechteſ. A Oeff R, Territenjahgen 457
des Sqhaltheißen. Unter dieſem ſtand aber noch. ein. jodicium ‚or 84.902,
premum et inſimum, beffen bag Landbuch. in einyinen. Dörfern ‚ger
beuft, wo ©6 dem Markgrafen ebenfalls zuſtand, wenn et nicht Ser
Sußert war, . Das Hofgrricht, ans weichem fpäterhin das Hef⸗ unh
Kammergericht der Kurmark entſtanden iſt, was feinem Urſprung nach
ein bloßes Lehensgericht, und wird blos als ſolches in dem Landbuch
der Mark Brandenburg bezeichnet. Aber daß es blos. ein ſolche⸗
im viergehnten Jahrhundert nicht mehr war, vielmehr ſchon imdrti⸗
zehnten Jahrhundert jeder Ritter oder Ruappe fi gegen die Mean
eines Andern vor dem Maxtgrafen,, &. 1. dor feinem Sofgericht ‚zu
verantworten berechtigt war, erhellt aus den von ‚Riedel ©. 408 m. fi
beigebrachten Urfunden. Mau ficht daher, Daß in Dem Lanbbuch bey
Mart Brandenburg, bie Gerichtburfeit der einzelnen - Gerichte nicht
nach dem Umfang, den fie im bierzehnten Jahrhundert hautt ſoubern
hanptfäcktich nach deſſen urfpräinglicher. Veſchaffenbeit leſchrichen
wirt, was. auch zu dem Zweck genügte, ber. bei ihrer Ermähunng Hart
fand, Denn bes nächte Zweck war, die Einkünfte arzugthen, bie
der Marlgraf vou denſelben hatte. Derans folgt, Daß jene Belchrei- |
beusg bamıt werden kann, zu beſtinnuen, welche Berfalfung gm
Grunde lag, folglich daß bie Angaben auf.bie im goälften Inbrkeme -
dert bei der Drganifation der Marf eingeführte bejagey- wohen dar \
fe, fo weit ihr Inhalt nicht auf Beränderungen, die feittem-bis x
das vier jehnte Jahthundert vorgegangen waren.hindeutet. Dis Dasd
nehmlich wacht dieſe Nachrichten wichtig. Das Landeericht wie mn
auf den erflen Bid. fießt,, befiand nur noch al$ Erimimalgeridis wub
für die nicht ritterbärtigen Perfonen, obwohl fh :mrfnrlinglide
bie Beitterichoft ebenfalls. Dies hergntworten mußte, rund - auch, Pi
eben darum noch alp ‚bie. Begel augsgeben wird. Die Nitwrfchaft
hatte ſch, wie. may, leicht fießt,, nur zurch ihr Mecht, DB, dem
Markgrafen, felht ſich zu orantworten, ginn Bafreiten, Benichtäe
fand vor deſſen Hefgerict erwocken; die Unbequamlihfeit, At: bare
ang für bie entfernteren Gegenden eptfland, ‚nesamlafte, (chen, ah »
delegirte Hofrichter ernquut wurden. S. Riedeh Sınsil.: Det
Landgericht hatte noch dem kanduch · gemeine Lanbleute (villasi) zu
Schöffen, dieſe Befetung eutfprang eben wohl ans ber. Kefchräufung
feiner Gerichtbarkeit auf Diele Elaſſe won -Perfoum . Vut wekhens
Schöffen dag. Bags richte, iſt. zicht augegchen; .n$ darf abee chen
‘
vo W
A88 Dia’ Periobe. A. 8881272
4: oV fie WB gieichgiliaz angeſchen werken, weit im dlerichuten Icheber⸗
best Mich eine rinurburtige Perſon auch ſchwerlich meße vor ben Bogt
ih irgend einer Ur‘ von "Sachen einlleg (wozu Me nah Sächſ.
Sande; IIE.,63. urfprünglich verbunden war). Mus ben Urkunden
Bei Nick ©. #12. ſieht man, daß. der Vogt nur die Eretution hatte,
wenn bee Hoftiäiter gefpeochen Hatte. Die Sprengel des Banbgeriches
farm man auch aud · den Urfunden nicht urit Sicherheit beurteilen;
ichel Sl· 400 u. f. nimmt Lands und Wogteigericht Pie dentiſch,
wvelches in boppelter Sliicht offenbar unrichtig iſt. an wairde
Bas: den Sprengel Beider flir‘ ibentifdy‘ halten fine, wenn es
uiccht aus Der elgenen Zuſammenſtellung der Bogteien dei Michel
IB f. wurd and ben dandduch fh S. Su. f. hervorgienge,
BON doqhfan die Vogteien auf dem lnken Ethufer infprängfiche Go⸗
geuſſorengel oder nach feÄnffcher Sprache Centen gewefen ſeyn
Aunen, He: iuf bem rechten Elbuſer aber ſichtvar nach ben feſten
Bauſern geblldet worden’ find, zu welchen, als dem Sitz von Came⸗
safinitern, von den Markgrafen bie Einfiinfte, die fle bezogen, gelegt
worden waren, fo daß affo die damalige @aneralperwaltung
ah, WR Weile der Bogteien befkiumte. Ein Landgericht, weiches
Üben) @terit wen Eigen umtet nicht ritteebürtigen Verſonen richtete,
gab es uotundfich im vierzehnten Jahrhundert nicht; wen alfo
vs Kantbuch dad Bogtehgericht nur als ein Gericht um Schutd
bejeichnet, fo Hatte ſich des legteren uefprlingliche Gerichtbarkeit Tängfk
uueiteet; nas ach nach den Grundfügen des füchf. Rande. L, 3
‚ wa HL, 65. gas nichts anffallendes Bat. Sofern daher Riedel
&..430; den Gerichten/ wilde er Landgerichie trennt, bie aber eben
dieſe ne Bogteilen ſinb, atfe Bacher‘ ber Perſonen unters
wärfe he" weber bein "Wafklteiefkeind ,: noch einer Yekbiffchen Gemeinde
amgehönten,- fo kann nad ber Berfaffung, die man nach den Urkun⸗
den:ves bieeichnten Yahthunderts annehmen unıß; wohl nicht daren
gepdeifeh werben, mb man lieht alſo, daß bie Geſchäfte des Bands
grichts meiſt den Shfgericht iind dem Wogteigericht jugefallen va⸗
en. heran, bas Bericht des Bogts ſcheint mit als ungebotenes
Gericht noch eine: gewiffe Wuekſaurteit gehabt zu Hader. Denn in
den: Bogtelen wurden · nochꝰ untervbgte (prefecti) beſtellt, welche dat
Vogtgericht für get Bejltke, wahrſcheinlich nur als gebotenes Ge⸗
sicht: Dichter: Dies HE CE judloiam 'supremum et iaſimum,
IV. Rechtof. A. Oiff AR Wersltonkigen. 60D
weiches tursptactgach ine -Mefecer Sat; N We ai bill 430%
war. Æe wich mit, den Güohtgericien mu bes zen. zu
ſuellt, weil der Beamte wie bei biefen ein Drittel ber Oerichig Eis
tünfte als Beſoldung Batte- Judicium supremum heile ‘c6, weil
e6 die laubiäheertiche Berkänharfeit uidühte, ia Bepchfag' ei⸗
Der⸗ ter Scynlgengeeichts, judleivch infingen 4, u
das derjenige beftzlite, welcher das jediciem aupremum hatte, . das
aber auch oft zu Zehen gegeben und bann ein befonderes‘ Geidg
mar. In ben Gtäbten nmfahte das jadiciem serpremem vhne
ft. die Griekiaaigerichtiutfele;. biek briczt· das ı Binadepccht nei Vch
Ob es aber quch aubermärts dieſe Immer in · Sich ſchloß, ſagint ale
weifelhaft, weil das judicium injuriarum auf biefe Weiſe als mit
veräußert ainlimchmen kein Grund vothauden if: Es mög —X
befonbere-Weichtebtiig bei beni Beten, w ————— nie: *
Dan. 5° J En 2
I. | J ®
| — D 30% en 49 303.
Bon. den ordentlichen Gerichten bes Landes⸗
herrn waren eximirt: 1) die faͤmmtlichen Hinter»
ſaſſen und eigenen Leute der Stifter und
Kloͤſter, welche die ihnen immer, wiewohl nur
Fraft eines Privileginms zuſtehende Gerichtbaufelt,
durch ihre Voͤgte ausuͤben ließen. M Schr haͤufig
kraft beſonderer Verleihung *), und: in ‚manchen
Laͤndern kraft Vertrages mit dem bendechem b),
=) Def dies namentuch in ber Mark Brandenburg der fi
fieht man 6 ben Banbinche, In weile über ben Hella ber
Serichtee in ‚ben Sbefern, die nicht ımtee die lanhecherrliche
Bogtei, ober unter beſondere Menster file einen won dieſet exi⸗
. wirten Gerichtsfprengel "gehörten, der Titel der Werlibung, -
bald Kauf und Berpfändung,. bafh igentche⸗ (infeübirtes)
Gerichtolehen if
b)-Wic-m Main, ne benen· duio zur haar sau
m — — — _ mm
60 Dale Peiche A: BRENZ
5 308 die Hinut erſaffen unb eigenen Sense der Rit
terfchaͤft. Die Exemtion erſtreckte vſich bald cf
die bloße Centgerichtbarkeit e) bald auch auf. di
ebere. Gerichtbarkeit d. Die Weraslaflung zu die
fer Webertragung, die bald zum. umbeſchraͤnkten
Eigenthum, bald lehensweiſe geſchah, lag ohne Zwe⸗⸗
el. am häufigften in den Rechten, welche der Guts
heer .als ſolcher ‚oder ‚als: Leibherr ohnehin fihon
über feine Hinterſaſſen ausübte, welche aber fein
wahre Gerichtbarfeit bildeten, ſondern nur in der
Vefugniß heſtanden, als Gutsherr, in den Sachen,
welche gutsherrliche Rechte angiengen, dieſe Rechte
durch eigene Gewalt zu ſchuͤtzen, und die Frevel zu
° beftrafen, durd die ein Leibeigener dem Beiberm
Schaden zufuͤgte, wenn fie gleich) meiftns:in Form
eine: Serichtharkeit ausgeuͤbt wurde ®).. Doch war
ie bisherige Gebmattgeetite (ſ. Mote h) ber, Proͤluer
" "mb tter in eine inahte 'niebere Berichtbarfeit verwandeltt.
Die’ Uckunde ſteht bei Zünig Cellectio mora, werin ie
„oammnlgglbansn Büterfaft Munlkgien u. [.m. Tara. 1. p 367
') Und’ zwan fo, * fie dann alle Cvilgerichtbankeit, gewöhnlich
dem Namen ber Bogtei begreift. So werten j. B. in
bei Kopp heffifche Gerichtsverf. &. 363. angeführten Us
kunde dem Abte zu Breitenau, das oberſte Gericht ausgenom⸗
* "gen, als‘ Gerichte indefprochen. *
"3) In iu Bönentung eines Eriminalgrkhebent, ber gewühelihe
diefes Madruckt genommen. |
ed Schon das Sähf. Landr. 8, 1. Yet. 55. fagt austridid:
"Ufe weltliche Berichte Haben Ihren Anſang von Eur, Darum
mag fein Mann Bichter ſeyn von gefezten Wechten, ſondern a
ſoll fm ei enmählsee eder belehnter Micheez. Mich
IV. Reßtäf- A. Oeff. R. Sirdloriciger. Wi
es: andy nicht fülten, die latidecherrliche Bogeei hle 45308;
Pfleghafte o), die auch durch Belehnung Riber:
laſſen wurde, amd von einem: Fuͤrſten ummieedbat ,.'
übertragen, ſelbſt mit dem Grumdſatz, daß :cineize
Hals und: Sand zuſtehende Serichtbarkeit nur bis
in bie dritte Haud Fommen foͤnne, nicht in Wider⸗
fpeuch ſtand. Man darf aber wottl zweiſeln, ob
diefer: Grundſatz uͤberhaupt lange · practiſch geblieben
iſt. 3) Me ſtaͤbtiſche Buͤtger und Schutzver⸗
wandte, über: welche die obere und niedere Gericht⸗
barkeit vurch landesherrliche Wögte und Schule⸗
heißen aucgeuͤbe wurde, fo. weit. ſie nicht ber Rath
ſn bie fogenaimte Patrimenlalgerichtbarkeit, in ſofern akın
darunnr ine wahre Eloits oder Criminatzerichtbarkeit, unb:niche
die Eigengetichte (Rote I) verfaßt, nicht mit den weiſten neue⸗
zen Juriſten dig eine Soße: Beige te Bun. ——
angefehen werden. er ’
ee) Eine fee iſt bi. Satrimenigeriächutie ku be ‚Mat.
Das Sandbuch : geigt, daß in dan meiſten Obrfern bamaksınody
mehrere nicht vogteipflichtige Eigenthcer warm, die ihe Erbe
De . .
berfelhen die Einfünfte ber lasibesherslichen. Vogtet beyoganz faſt
immer nur ehem zu, und bei bei weiſten iſt ſie be Benbaz.
2. B. peg. 67: ' Schenenberxe sunt 50 mins, Ple- &
habet 2 liberos, eceiesia anum liberum. : Joaınes
eivis. m Colne cum fratre sus habent sub aratro
liberos a Domino Marchione aanis multis, Parys’ibi»
EHE
F
*
dm
jn
468 Deiite: Meriche A: RENTE,
"4002 abi audetẽ Perſanen 6): Duvch Aönkklagkinerme:
ben: hatten. 4) Alp goſtliche Perſonen uch. Guͤter,
ſo⸗ neit ſier unter der geiſtlichen Gherichehnufelt fan
ben: 6) Alle Sachen, fuͤr welche ſſoondere Br:
rithte beſtanden. Dahin guhöraeı- a). ar Ge⸗
meindeſachen, dieh.· unlle Sabed, sache bie
in den Staͤdten vor dei Rath, in den: Sandgemdinr
den vor ben; jezt gemeiniglich vom Lanbeähern oder
m Mogteien : ahfjängiget;@idanirh erßen (Pre
Keeits Goulbetus, Vauermeiſter) )/ in andern
sÄr Vaden Im Zardbche aiale Neiſniele wankanuisen je. Fön 3
1... Betlya: et Celme:.m: .‚Supremum juflichees ‚habe Tyl
> Bew: ine. Gamehung: made mad 4 dann den Bil
ie bicht, ah ri an ſich u in... :
&) Die Verlelhung bes — ben, welde
* Weogtei hatte, iſt in 'bisfes Periode fchen gienslich. afgemen,
mb geſchah auch wihl erblich oder leheneweiſe. S⸗ j. B. del
Leudbuch der IRRE: Veandenb. S. 73: 133 8. füm. (Doch für
v. ‚rl fly bes Ahemaliget: Mahinndite. u: Ci
2: Rubpd Bi 1. Urs. ln te $i5: ment der Bepran, Micher to
3: Kalb »eoctommnt, wmortiich dee Doch⸗Schultheiß whze,.wie Pal
. ifendasf de juriediet, Gern, Rı 3.84 1.6; Ind. 6 glank.
— —* bee im ſachſ. Bande. der
IV. Xechtaſ A. Otff R. Aurrihoricige 463
Gemeincheiten Yor chen geivhhlrcn Muhaargei 4. 202
bracht werden muͤſſen 66), bi). Alle Saochen avelche
aus : eincan, gwiſchen Gotsherrn. and / Hintkefaffen
beſtehenden Vertrage zu beurtheilen find, welche
von dem GSutsherrn ſelbſt, oder feinem Vogt an. -
feiner Statt, unter Zuziehaung von Syke “aus
‚ diefen Hamcerſaſſen ſabſt gesicht: werd"), aus
Hödifte -ericht, Mas: der Dönengifer hat, Dale mag er
abet‘ niche richten, ob es fibemmäcktig. mir nach der iage.
bößee gicht · Detelbig gechet auch Über umadıte
Maas, über falſch Gewichte, uch über falſchen Kauf ob man
des Übermunten wird. ©. 3 it, 55. Was ber Bauermeiſter
um bes ‚Dorfe Zrommen willen mit Verwilliaung ber meiften
Menge dee" Bauen ſetzet, bas mag der mintere Theil nicht
wiberfprechen. (Mus dieſer Vefugniß Gemeinderecht “zu fen,
folgt dasın and) die Befagnitz den Urdertteter zu frafen),
558) Diefes Unfprunge ſind die Holzgesichte unter einem Sale
genen +(Comicia . lignorum iı-claums lrfmebe kei Pisffeukenfi
de * Germ. p. 639.) die Maͤrxtatgericht e. dia Falz⸗
und Deichgreden, bie Zunftgezichtbarteit uf m, ı;
h) „Die mehreteır Varticülargerichte ehtfkanben aus “bern blechte
des Elimkyumt, | ws weiche" allemal id BRecht Didi bet eier
— ober über bie Eachen. Wis jenem entfpringen bie foges
nammten Cigengerichte in engeren — (Über Reibelgne),
aus dieſem bie Bchens- ober. Manugeicht, kleben
richte” (Bogpgehiuge,, bie —— — ki Ph
feit u. f. m) Kopp a..a. D. & 249. vegl. Senkenherg
von ber Laiferi. höchften Gerichtbarfeit S. 1 u. f. Ueber, dem
prung aller Vefer ten der Berkhtbateis geh das Eh mi
Zehnr. Art. 128. (der Sedfenb;. Aucg.) Uuffihiuß. .. Leißt ein
se
4
364 Dede: Periche. A, BE AR7E.
4. 302. melden Beide : denit unh uch.aller@chenefachen
von dem · Lehencherrn und feinen Mannen als
Sr“ traten vuria) ‚eirfareden wee⸗ »
+12337°
oo: neriuug. Beratung der deheiche Wee |
20 Die" Guichibatteit bed: Belfensheren | in’ dchaicſahin mie Zui
bung feiner Mannen als Schöffen war nach der Eonftitution Em
rabs H. dom. 1037 (oben 4: 269) zu. dieſa Zeit fehonngke DöRig
ausgebilbetes Nechteinſtitut, deun: im biefem Zone vird V. F. 1.
vom ihr" gefprodien. 3. Mr Ges kbieten malen SGrund be
" 7703; 8) © W. Hält zwei
die Pares cariae nicht fir Eh’ befonberes Gericht ſondern nur für
die Schöffen, des ordentlichen Richnets in Lehensfachen, aber ohne
dlien Grund, da theils gerade das weſentliche jedes Gefices, in be
rt der Schöffen beſteht, theils auch in fo Dielen ‚Stegen des tes
gobarbifchen kehentechts der judex und bie Prres curiae einander
entgegengeirjt werden (4. 8. Ai. F. 15). Ueber den Urfprumg der
ü,.bab 6) mad.ter Matın ber-Dienftrechse; Auf mehr —A—
die Nechte des Heren und feier VRannen gründeten die Dlenſtlentt |
ſich gögenfeitig: his die Warants det getroffenen Uebereinkuuft amfehen
mußten, uud es alfo am natürlichften mag, baf fir, ma. cin Bmeife
aphanb,, weh einer unter ihnen ‚mady jener. ya fordern abge gar keiften
habs, dies mmter dem Verſitze he Lehencheren zu Diecht wielen; baf
Dein ſalctes Weufahren ber: Ratus dieſes Wenhättuifiee Überhaupt
angemtffin: ws. ¶ ANote I), ımb:. daß 3) bie gewöhnlichen Gerichte
ai ehand Inne. fe: def waren, Da Vie Date Dial
lt
Bert Bet Rinlfih- Käthe weif Bitnner de Inder wub
kelgt er mit im ober fy untereinander mub ein Sins
u „eben, fo-folt ex den Bannen fut ſiech gepieten ud fol es rich
⸗ ten 016 Inn recht Reden,
.7 * .7
9 Base. domertung 40 fen. 9.
V. R. A Oeff. R. Heerbann d. Landesh. 465
Schoͤffen bie noͤthige Ehre Betten, um fiber, einen Dienſtmann zu. % 303.
‚richten, feitdem fich die Dienſtmannſchaft zu einem eigenen Stande
gebildet hatte. Die Befugniß, bie Lehengerichtbarfeit auszuüben,
möchte Ich aber nicht mit G. R. Böhmer (Observ. jur. fend.
Nro. 12. $. 7 und Princ. jur. feud. $. 223.) dem Lehensherrn
nur daun jzufchreiben, wenn er auch ſchon die ordentliche Gericht⸗
barkeit hatte, obgleich beide freilich nach der Verfaſſung am Ende
dieſer Periode immer in derſelben Perſon zuſammentrafen; denn die
don ihm angeführten Stellen bes longobardiſchen Lehenrechts ſagen
davon fein Wort, und das Schwäb. Lehenr. Art. 88. (nach Schil⸗
ters Ausg.) „wenn der Herre alſo hoch iſt daß er Lehen⸗
rechte mag han, und hat er als vil Manne die ein urteyl finden
mögent, fo mag er ſinen Mannen wol tag geben umb Lehenrecht,
ber fol zu dem minſten fubene (zwelif) ſeyn“ bezieht fich wohl cher
auf ben Nang im Heerſchilde, von welchen es abhängig war, ob die
Lehen als rechte Lehen angefehen werben mochten, als auf den Befik |
der Gerichtbarfeit Überhaupt. Die Sffentliche Gewalt, bie jur J
Ausübung der Lehngerichtbarkeit erforderlich war, lag vielmehr ſchon
in den uralten Immunitätérechten (5. 86), bie freilich jeder Herr
Saite, „ber alfo Hoch war baß er Lehenrechte haben mochte,” ober
entfprang menigftens aus ber berlichenen Gerichtbarkeit, die im
Sefer Bet enct Pafn, Die im fünften Semfcib Rand, (ame
mehr fehlte.
. $. 304. 6.0
Das in der Landeshoheit Tiegende Recht des
Heerbanns *) berechtigte den Landbesheren:
1) von feiner Lehens- und Dienftmannfchaft den .
a) Mit welchem das jus armoram, bas Btecht zu Fehden, nicht
verwechſelt werben darf. Das lejtere war Recht eines jeben
freien Mannes und daher fonnte auch jeder Freie, fofern fein
Stand ihm verfkattete Mitterbürtige In Dienften zu haben, eine
Dienfts und Lehnmannufchaft haben, aud) ohne Landeshohei zu
befigen.
so: IL [ 30
8. 304.
466 Dritte Periode, A.. 888-1272.
Reichsdienſt b) zu fordern, 2) im Mothfalle alle
Landfaffen zur Landwehr aufzubieten <) und von
ihnen die gemeinen Landes-Kriegsfrohnden zu for-
dern (9. 171. Nro. 3.), von welchen mar die Rit⸗
terfchaft und Geiftlichfeit, nicht aber ihre Hinter⸗
faffen, und vermöge befonderer Privilegien meiftens
die Städte frei waren. Vermoͤge der landesherr-
lichen Vogtei wurde er aber wohl fhon allen
b) ©. oben $. 294. Vergl. auch II. F. 40. 62. pr. 54.55. $. 1.
c) Defterr. Lanbr, bei Senfenberg (Vis. jur. Germ. p. 241.)
Art. 49. Wir feen und gepietm — daß alle die Ritter ımb
Kappen bie zu dem Rand gehoren, ober bie Bifchof. angehornt
oder andere Boßheufer, ober die Herren von bem Land bie zwain⸗
zig Pfunt Gelts Haben, iglicher fürbas ein verdakchts Rog umd
ganze Wappen Haben dem Lande zu wer unb gu ern. Und
wer 15 Pfund Gelts Hat ober zehen oder bardinter habe, ter
fol fürbas ain ledigen Hengft und ein barf geſchirre ober ein
Sper ber anders nicht en bat (haben). Und welich Ritter oder
Anecht von fleter Krankheit feines Leibes fo ficd fen, das er
bem Land gu Hülf nicht gevarn mag ber fol doch fein Dies mb
fein harnaſch Haben, und fein not gefchiecht fo fol ex feinen fin
ober feiner Mag ain fertigen an feiner ſtat. Wer das nicht
entut dem fol niemant faln recht thun was er zu flagen bat,
und fol man allen leuten bie hink Im icht ze fprechem- Gaben
volles recht tun, und fol von dem andern gefundert ſeynn. Dar⸗
Über fol er geben 20 Pf. A, ze:Wandl dem er gu bilf folt
. fönen fepn. zu ber pueß fol man in twingen. Art. 80. Wir
fegen und gepieten das jemanbt ber zu det ſamnunge vert, da
man das land wern fol, dem anderh auf fein guet nicht nemen
(fo) dann ſuter ben Noffen und effen und trinken zu dem mal
ob ers findet, und fol auch feitt tag waid nicht kürzer machen
dann vir miel, in irte dann erhaft not. Wer darüber im ans
been Dörfern icht nimpt ober ba er ba leit, bas fol der mar:
ſchalich in bem herdart richten obes wo man ims flogt bins im
als ein rauber,
IV. RA: Oeff. Ri Brerbard.Londesh. 467
halben welter ausgedehhr,:'nls ihm die carolingiſche 6. 204
Verfaſſung gekannt hatte Ay. Wenn die: Landes⸗
Hoheit nur unvollſtaͤndig war, weil das Territoriiim
in ein Fuͤrſtenamt gehörte, hatte der Fuͤrſt vermoͤge
des. Herzogthums die Befugniß, den gemeinen Reichs⸗
und Landesdienſt 'zu-- fordern dd), . Hußerbem-war
die Lehens⸗ und Dienſtmannſchaft auch zub Ver⸗
d) Dieſe erwriterten / ans: der Kiecheiriiche Bogtei· abgelelteten
Dienfte kommen in dem kandbuche der Mark Brandenbuig un⸗
ter dein Namen Servitium carraufh vor. Kert von Herzberg
denkt ſich untet dirſem Ansörınt ben Spanndienſt tar Sinn des
ochtzehirten Jabrhunderts; aber dNeſtr "Hk viel fpäteren Ueſprumg⸗
und jener nur deſſen Grundlage: Dieſer Dienft: wurdr wie an
dere Megallen veränßert. Veſonders die Geiſtlichkeit Hatte ihn
bfters an fi gebracht und auf dieſe Weiſe ihre Hinterſaſſen
gegen den Landesherrn davon befreit; die aber, wie eben daraus
am betstlichften hervorgeht; in ben deegel ihn auch feiften mußten.
dd) Daher behält ſich Matkgraf Albrecht II. von Brandenburg in
einer Beflätigung bet Freiheiten bes Hochſtifts Ssanbenburg
a. 1209 (bei Gerden Stiftsdiftorle von Brandenburg im. Cod,
dipl. Nro, 30,) die auf dag Fürftengmt Bezug habende Heer⸗
folge vor: Insuper et homines erclesiae ab omui.Servitio
x
et exactione hospitiis seu etiam quibuslibet vezatignibus
a quibgscungue persorlis liberoa esse permittimus, excepta
Advocatia et communi aedifiratione castri sub quo ‚bona
ecclesise sita sunt, et justo bello pro patrio. Was bie:
fer gemeine Dienft umfaßte, ſieht man aus einem fchledsrichter:
lichen Spruch voh 1455 zwiſchen dem Markgrafen und dem
Biſchof von Brandenburg. Über die Dienfte, welche ber erftere
In der. dem lezteren zugehörigen Stabt Blumberg anſprach: „daß
bie gehannten von Blumberg — dem Herm Markgrafen —
jglicher — yn im jare 12 Tage Hof Dinft thun follen. Und
fo ofte Herfarth worde geboten don ber SHerrfchaft, fo ſullen
fie allezeit verpflichtet ſeyn, einen guten beſchlagenen Heerwagen
daz zu mit vier pfterden ußzurichten, wan in das verkündigt
wird.‘ ——
[ 30* ]
%
-
FR}
468 Dritte Periode. A. 8881272.
4. 304, theidigung der Rechte und Veſitzungen des Landes
heren und zu gerechten oder von ihr ſelbſt gehillig
ten Fehden ©) vermöge ihrer Dienftpflicht zu dienen
gehalten, keinesweges aber unbedingt zu dienen
verbunden, und hierin unterfchied Die firengen
Dienftpflicht den Miniſterialen in nichts vom Be
fallen f), Wohl aber. Fonnte diefer, da er wid
©). Edln. Dienfte. $. 2. Si aliquis hominum Terram Ce-
loniensem et terminos Episcopatus invadere voluerit, wi-
versi. Ministeriales b. Petri, tam beneficisti qusm non be-
neficiati, ad defendendam Terram D. sus A. episcopo #
sistere et usque ad, terminos Episcopatus eum cum armia
sequi debent; si autem Archiepiscopus ultra procedere
voluerit, ipsi eum lengius sequi non tenentur, nisi hoc de
voluntate sua faciant aut Dominus eorum apud eos hot
promerestur. Si autem reditus Archiepiscopi, ubicamgee
extra terminos Episcopatus siti sunt, ab, aliquo violenter
invasj fuerint, ipei ad hanc violentiam reprimendam Dr-
minum suom illuc sequi debent. — Noch genauer beftinmt
ben Fall der Vertheidigung bas teklenburgiſche Dienſtrecht $- 1.
quod ministerisles nostri infeodat!, cum per hnuneiom
nostrum infeodatum ante ad 14 dies, ad nostri castri mı-
'nitionem vocamus, venire tenentur et per & septimans
'residentiam in castro nostro facere propriis expensis, &
per hoc per circulum illias anni libertatem nos serviendi
consecati. Secundum est, quod si fortior nobis, vel qüi-
cunque nobis vellet inferre violentiam, si de consilio
nostrorum ministerialium ipsi justitiam facdre volw-
mus, quamdiu juris ordinem hoc modo persegquimur, prat
fati nostri infeodati corpore et rebus nohis servire tener-
tur. Si vero juris ordine praetermisso potestatem ger‘
vellemus, praeter nostrorum consilium, a servitio hoc modo
nostro sunt immunes. — ®ergi. II. F. 28.
f) Eine andere Frage möchte es fehn, ob dies immer fo mar od
nur erſt ſeitdem bie Dienftlente ſich beffere Bedingungen m
awangen.
IV. R. A. Oeff. R. Heerbann d. Landdh 469
vermöge feiner Geburt und nach Hofrecht, ſondern $. 3.
hauptſaͤchlich 8) kraft feines mit dem. Dienfl«
herrn gefchloffenen Vertrages und hiernach geleifteten
Eides (jure homagii s. hominü) zu dienen verbun⸗
den war, ſich gemeffene Dienfte b) ausbedungen,
und Perfonen, gegen die er nicht dienen wollte i),
oder Rechte, die er nicht vertheidigen wollte k), aus⸗
genommen haben. Dem Dienfimann hingegen, der
Beinen befonderen Dienftcontract hatte, fondern nur
nach dem gemeinen Dienflrechte (daher jure cu-
riae nicht jure hominii, wenn er gleich auch einen
Eid leiſtete) vermöge feines Geburtsftandes zu die-
nen verbunden war, Fonnten dergleichen Ausnahmen,
g) Denn freilich gab es Dienftrechte eben ſowohl für den Bafallen
als den eigentlichen Dienfimann. Man darf nur nicht vergeffen,
baß bie gemeine Mitterfchaft in biefem Zeitraum ſehr oft nur
in dem Berhältniffe der Minifterialität ftand.
h) Ein Beiſplel enthält das Privilegium für Defterreich oben
&. 238. Note a.
3) Beifpiele hat Struben Nebenft. TH. 1. Abh. 4. 8.4. Der
ältere LXehnshere war fogar ftillfehweigenb ausgenommen. IT.
‚F. 28. & A.
k) Beim Burglehen (feudum urbanum, beim Vet. auct. de,
benef. Cap. 3.) braucht ſchon nad, ber Natur biefes Lehens -
der Vaſall nur fur Vertheidigung diefer Burg zu dienen. Vet.
auct. de ben. Cap. 3, 9. 2. Schwäh. eehnr. Art. 43.
Vergl. auch Struben a. a. O. 5. 4.
H So brauchen z. B. nach dem eblniſchen Dienſtr. Art. 1.
Dienftlente, die von ihren Lehen wicht fiber 5 Mark Einkünfte
haben, nicht mit nach Italien zu ziehen, fondern geben bios bie
Heerfteuer. Hingegen müſſen nad) Note e fogar bie, welche gar
fein Lehen haben, zur Bertheidigung bienen,
470 Drine Periode, A. 8BB-— 1272,
8.204. fo weit fie das Dienſtrecht nicht ſeſbſt machte, nicht
zu ſtatten kommen; er war daher immer ein Le⸗
digmann (homo ligius), der gegen jeden (dem
Kaiſer ausgenommen) dienen mußte m). Ohne Ver⸗
geltung: diente aber der Regel nach weder der Va⸗
fall noch Her Dienſtmann; doch Fonnte es ihm
durch das Dienſtrecht in gewiſſen Fällen zur Pflicht
gemacht ſeyn m), Eben fo begehrte er bilig zu
außerordentlichen Dienſten eine Verguͤtung wegen
der Ausruͤſtung o), und bei bedeutendem Verluſ,
den er im Dienſte litt, den Erſatz deſſelben Pr).
m) Ein. Dienftr. $. 1. Ministeriales b. Petri D. su A.
- episcopo fidelitatem sine aliqua exceptiune facient, et
ei contra omnem hominem servabunt,
n) Die Nigel enthält IL. F, 107, Ausnahme ift, wenn der Dienfi
mann Neichegut Hat und in bes Reichs Dienft ziehen fol, Die
Dienftrechte enthalten bald jene Regel ohne alle Beſchränkung
bald nur mit Mobificationen. So heißt es in dem bambergi—
ſchen Dienftrecht ganz eifach: In ‚ezpeditionem iturns suo
sumtu ad Dominum veniat, deinceps ‘ax sua impensa al»
tar. Nah dem cölniſchen Dienſtrecht mußten bie Dienfs
leute, wie es fcheint innerhalb Landes, Auf eigene Koften kim,
äber außerhalb Landes unterhalten werden, (So verftehe ih
das promerestur oben Note e). Nach dem teklendurgiſchen
Dienftredyt gefchicht der ardentliche Burgdienſt (oben Note e)
auf eigene Koften, nicht aber der Felddienſt nach $. 3. Etli
cet proedicio modo in castris nostris servire teneanlur,
#i tamen extra castra cum ipsis facta nostra disposuimus,
in expensis nostris eosdem exhibere tenemur.
0) S. oben $. 294, Noten. Faſt alle Dienftrechte enthalten
hierüber Beflimmungen. Die Ausrüftung wurde inzwifchen nicht
bei jedem gewöhnlichen Dienft gegeben, fondern nur bei aufe:
‚ ordentlichen Gelegenheiten, hauptſächlich beim Reichsdienſt.
p) Nad) dem Fei. auct. de begef. $ 17, Schwäb, Zehn.
IV. R. A. Oeff. R. Veſten. Landbeden. 471
$. 306. 78.305.
Seitdem die Landesherren in der Landeshoheit
das Recht des Heerbannes als ein eigenes Recht
befaßen, bedurften fie num auch Feiner befonderen . -
Faiferlichen Begnadigung mehr, um Burgen oder
Städte anzulegen, von welcher dies abhängig war, ,
fo lange fie den Heerbann nur als ein Amtsrecht,
mithin in des Kaifers Namen hatten ®). Hingegen -
durfte Fein Landfaffe ohne landesherrliche Bewilli⸗
gung eine eigentliche Veſte bauen b),
6. 306, $. 306.
Das Recht des Landesherrn, von den Land- |
faflen, die er gegen dag Reich vertrat, eine Ent-
ſchaͤdigung dafür zu fordern, daß er den Neiche-
Dienft und die Landesvertheidigung wenigſtens
(bei Schilter) Cap, 9, Sächſ. Lehnr. Art. 4. braucht ber
Bafall nicht eher wieder zu dienen, ale bis ihm das, was er
im Dienfte eingebüßt hat, wieder erſezt if.
a) Daven iſt noch eine Spur in dem Privilegio fire bie geiftlichen
Kürften, oben $. 247. zweite Anın. Nro. 8, Die ohne Erlaubs
niß des Landesherren angelegten Städte und Burgen follen rer
gia potestate niedergeriffen werben. Es darf übrigens nicht
befremden, wenn man auch noch fpätere Privilegien des Kaifers
zu Erbauung von Burgen und Städten findet. Denn theils
ft es im Mittelalter etwas fehr gewöhnliches, ſich Privilegien
fiber etwas geben zu laſſen, wozu man auch ohne Privifegium
berechtigt war, theils bildete fich jener Grundſatz ja auch nicht
durch ein Geſetz, fondern durch den Geiſt der Berfaffung. Eine
Anerkennung des Grundfages enthält Übrigens fchon jenes Pris
vilegium.
b) Sächſ. Landr. 8,3. Art, 66. Schwäb. Landr. Art. 238.
472 Deitte Periode. A; 888— 1272.
$. 306. hauprfächlich mie feiner Dieuſtmannſchaft leiſtete
($. 223.), kommt als ordentliche und außerordent⸗
liche Befugniß vor; es hatte jedoch meiſtens, und
oft ſchon fruͤh, die Einführung von ordentlichen
Abgaben und damit verfuüpften Dienften zur
Folge achabt, Die der Landesheur Fraft feiner lan⸗
desherrlihen Vogtei erhob... Sie kommen
unter den mannichfaltigften Benennungen vor, laſſen
ſich aber nicht immer von ähnlichen Laften genau
unterfcheiden. Jede „Bogtgült,“ jeder Zins
von wirklichen Grundeigenthum (Erbe) kann dieſe
Bedkeutung haben; ſelbſt daß die Vogtei in Ber
aͤnderungsfaͤllen zur Erhebung einer Lehn ware
berechtigt, macht es noch nicht nothwendig, jene
für eine andere als die Iandesherrliche Vogtei zu
nehmen, da die Lehenware bei allen Arten der
Vogtei vorzufommen ſcheint. Mit. völliger Sicher
heit Täßg fich indeffen eine Leiftung nur dann hieher
ziehen, wenn fie entweder mit dem Heerdienft
in Verbindung fiche .), oder durch den Ausdruck
Schatzung oder Bere bezeichnet wird, die für
die Kraft der Landeshoheit. von den Einfaffen
erhobene Abgabe von Anfang an techniſch geweſen
zu fen Tcheinen. Die urfprüngliche Bedeutung des
lezteren Ausdrucks ſcheint die einer auf eine An
) Selfpiele: Johannis comitig de Holstein dipl. a. 1248.
Bona in Cronesmore viginti videlicet jugera de quibus
nobis in censu, qui dicitur Grevenscat et in expedilioni-
bus subsefvire tenebantur. ©. Haltaus m. d. W. Gru
fenſchatz.
IV. Dechtsf. A. Deff. MR. Snndbehen. 473
forderung (Bitte, bete, petitio) erfolgten Leiſtung 4. 306.
(daher auch precaria genannt) zu fen b). Dem
Begriff nach aber ift fie eine Hulfe (adjutorium),
und in fofern mit Steuer (stiura, subsidium)
gleichbedeutend o). Als Steuer kommen in den
‚ früßeften Zeiten Abgaben vor, die dem König im
Fruͤhjahr, in manchen Gegenden wie es ſcheint
im Herbſt, oder in zwei Terminen entrichtet wer-
den; ähnliche Leiftungen, gewöhnlich auch mit Diew
fien verknuͤpft, finden fi) in manchen Gegenden
als vogteiliche Laft d) und möchten die ältefte feſte
b) &. Grimm Mechtöalterth. S. 298 und bie bafeibft angeführte
Stelle: Si dominium de Valkenborg contingeret transire
alpes, seu tradere fillam nuptui, sive sublimare filium
suum in militem, petisionens potest facere apud Susiren,
ad subveniendum ei in talibns articalis.
co) Grimm a. a. D. Möfer fuchte in dem Wort Bete biefelbe
Bedeutung und leitete es von baten, helfen ab; nur ber Bes
- griff nicht der Wortfinn fcheint aber richtig aufgefaßt zu feyn.
d) Schen in einer Urkunde Urmulfs vom J. 889 kommt decima
tribati vor, quas de pertibus orientalium Francorum ad
fiscam regium annuatim persolvi solebat, quas secundum
iDorum linguam steora vel osterstuopha vocantur. Brimm
a. a. D. erflärt das leztere für eine zu Dftern bei ber Malver⸗
ſammlung zu entrichtende Abgabe. Auch anderwärts kommen
Moibeden vor. Herbſtbeden finden ſich ebenfalls. Dipl. a,
1264. Curtim — sub advocatia nostra sitam, ab omni-
exactione in/usta fecimus perpetao liberam et absolutam,
reservata tamen nobis peticionse autumnali, team in
denariis quam in framento. Die in Weftphalen fehr gewöhns
Uchen Dienfte, eine Fuhre zu Stroh und eine zu Gras, fcheis
men bie zu dieſer älteſten Ort von Weben gehörenden landes⸗
herrlichen Bogteibienfte zu ſeyn. Ueber das servitium cur-
zuum f, oben 6. 304, G. 467. Not d.
47h Dritte Prriofe. A. 888-1272,
4. 306. Abgabe ſeyn, in weiche die urfprünglich nur bi
vorfallenden Heerzuͤgen eintretende qußerordentliche
Laft verwandelt wurde. Die Ummandlung ſcheint
‚bei mannichfachen Verenlaſſungen geſchehen zu fen.
In den Städten kommt eine Orbete (Urbete)
als Gemeindelaſt vor, die aber auf‘ die Grundſtuͤde
vertheile iſt; bier mag bei der Ertheilung des Weich
bildrechts die Feſtſetzung gefcheben feyn, und auf
wo man jenen Namen nicht findet, aber doch cum
_.Grundjins (census arearum) an ben Kern da
Stadt, möchte diefer in der Megel für bie dar |
zu halten ſeyn e). Am häufigften mag fie fü
©) Nach dem Lanbbuch bee Mark Brandenburg wird bei ji
: Stadt bie ganze Summe, weiche fie als Orbete geben mukt,
ı und nicht die Abgabe, bie jebes Haus giebt, angeführt. Da
Ausdruck Ordete rührt davon ber, daß fie auf die Häuſer gest
war, und Drbete jebe Ausgabe heißen Eonnte, die auf einm
Drbar d. h. einem Grundſtücke, baftete, das urfprünglich mi
vollem Kigenthumsrechte, nicht pachts ober zinsweiſe beim
wurde, ©, Lang hiſt. Entwick, ber deutſch. Steurrteri.
©. 57. Das Landbuch überſezt Drbete durch exaetio orig
nalis, ein Ausdrud, der ſich allenfalls auch mit jener Beden⸗
tang vereinigen läßt, und nicht gerabs durch urſprüngliche
Abgabe in Beziehung auf ihre Entſtehung fberfegt zu werten
“ «braucht. Rach ihrem Urfprung ift die Orbete nicht immer cm
an ben ehemaligen Bennbheren zu entrichtender Grundjint;
dee Ausdruck Orbete kann dies nur bedeuten; ber Lantıf:
bere war nicht immer vor Begründung bes MWeichbilbredts
Grunbherr, im Lant buche wird S. 26. der Brundzins, Census
arearum, genau von ber Drbete umterfchieben. — Man fönuit
Übrigens in Vezichung auf die Mark Brandenburg die Fer
muthung aufftellen, daß auch wohl bie Webe auf dem platten
Lande urfprünglich auf dis Gemeinden vertheitt werben fei, weil
im Landbuche das, was jede Hufe zur Bebe giebt, im bem det⸗
‘
IV. Rechtsſ. A. Oeff. R. Landbeden. 475
durch. das Herkommen ſirirt haben; wenn bei gros 8. 306.
Gen Kriegslaſten, die dee Landeshere zu tragen Haste,
eine einmalige ober wenige Jahre hindurch. gegebene.
Beiſteuer nicht eine genuͤgende Entſchaͤdigung ſchien,
ſondern ſie auf laͤngere Zeit gefordert wurde, ver⸗
wandelte fie ſich, wenn wiederholte Beraulaffunges
fie zu fordern von neuem. hinzutraten, von ſelbſt
in eine ordentliche Laft ft), Es fehle aber au
nicht an DBeifpielen der Einführung - einer ordent⸗
lispen Bere duch förmlichen Vertrag, in welchem \
der Landesherr den wiederholten Anforderungen um
Beiftenern zu feinen Beduͤrfniſſen gegen Regulirung
einer regelmäßigen Abgabe entfagte, und nur fuͤr
außerordentliche beftimmte Fälle eine außerordentliche
Bete (petitio injusta f. Note d, violenta, exacta-
toria, Mothbede, indebitum, Unpflicht, im. Gegen,
fa der ordentlichen Laft, der Pflicht, Ungelt) 8)
vorbehalten wurde B). Denn. fihon im dreizehnten
ſchiedenen Dörfern ſehr ungleih iſt; allein biefe Ungleichheit
fcheint nach dem Inhalte Älterer Urkunden, bie von der Bede
als einer beftimmten Summe von jeber Hufe und bem von der⸗
felben zu entrichtenden Zins fprechen, aus andern Gründen
erflärt werden zu müflen. Vergl. die Anmerkung zu biefem &,
f) Dies if urkundlich die Entftehung ber neuem erbentlicheg-
Steuern feit dem fechszehnten Jahrhundert, und es wird wohl
unbebenflih feyn, von der Befchichte derfelben auf die ber äls
seren zu fließen, ‘
g) Bergl. über biefe Ausdrücke Lang a. a. D. S. 99 u. f.
1) Ein ichrreiches Beiſpiel giebt hier bie Mine Brandenburg,
©. bis Anmerkung am Ente des 9.
!
476 Dritte Periode, A. 886— 1272.
4. 306. Jahrhundert fieht man, daß die Heerſtener, mas
die Bete urfprünglich gewefen war, nur einer der
Fälle iſt, in welchen fie, fofern fie noch nicht orbent.
liche Laft geworden war, überhaupt, fofern fie es
geworden war, außerotdentlicher Weiſe gefordert zu
werden pflegte. Als gewöhnliche Fälle kommen
vor: 1) Meichsdienft 5), welchem allmälig das Be
fuchen des Faiferlichen Hoflagers und der Meiche-
tage gleichgeftelle wird; 2) Gemeine Landesverthei⸗
digung; 3) Uuslöfung des Landesherrn aus Ge⸗
fangenfchaft, 4) Ausſtattung einer Tochter, die fich
vermaͤhlt (Sräuleinftener); 5) Ritterwerden ber
Soͤhne, das regelmäßig größe Feſtlichkeiten erfor-
berte. In den drei legten Fällen ſcheint die Bere
regelmäßig au von den Bafallen und überhaupt
ber Ritterſchaft gefordert worden zu feyn, während
diefe von der urfprünglichen Bere ganz frei mar,
weil fie die Leiftung, für welche die übrigen Ein
faflen mit berfelben entfchädigten, in ihrem Heer⸗
dienft unmittelbar zu übernehmen hatten; Daher
dürften auch urfprünglich bei gemeiner Landesver⸗
fheidigung, wo auch die übrigen Unterthanen Heer⸗
dient zu leiſten pflegten, die außerordentlihen Be
sen von der Ritterſchaft mitgetragen worden fenn.
Hingegen mußten die Hinterfaffen der Nitterfchaft
i) Diefer wird feltenes genannt als bie Übrigen Fälle; doch kommi
es dor: „transire alpes” Mote b. Jenes erflärt fich aber Teich,
weil dieſer gerade der älteſte gefeklich antefamıts Kal der
Berechtigung, eine Beiſteuer zu forkem, war.
IV. Rechtsſ. A. Oeff. R. Sundbeden. 477
und der Geiſtlichkeit die hergebrachte Bete 9% 4. 306
ben, wenn fie niche, was bei der lezteren öfter dee
Fall war, durch Privilegien davon befreit waren.
Das leztere ſcheint aber ſeltener als die Befreiung
von außerordentlichen Beten, nachdem ordentliche
entfianden waren, der Fall geweſen zu ſeyn, deren
Sinn jedoch nur der ift, daß fie nicht ohne bie
Bewilligung der Herrfchaft gefordert werden durften;
ohne diefe Beſchraͤnkung wäre durch das Prinile
gium eine . Eremtion von ber Landeshoheit zuge⸗
flanden geweſen. Der Landesherr nehmlich legte
ſich das Mecht bei, von feinen Vogteipflich⸗
tigen bie. Beten nicht nur wenn fie orbentlidhe
Laft getvorben waren, fonbern auch in außerordent⸗
lichen Faͤllen ohne deren befondere Bewilli-
gung bittweife zu fordern, ein eigentliches
Recht, Schatzung aufjulegen, hatte er nur als.
Grundherr und Leibherr, nicht vermöge ber
Vogtei 6); dies geflanden ihm in Anfehung ihrer
‚ k) urt. Bernhards und Heinrichs Herz zu Braunſchw. U. 1392.
Wie fehelt noch jemand von unſertwegen nenerley Bede oder
Schattunge fetten ebder don, up unſer Herſchop imterfatten, !
noch np ere Guth famend edder befonder, uth gefprafen unfere
eigene Meyer, und unfere eigene Lüde. Die Hinterfaflen auf
dem platten Lande wurden baher immer am firengften behandelt
und in diefe Elaffe fam auch der Bogteipflichtige, ber fein Erbe
noch mit eigener Hand baute, öfters, wenn ihm bie Werhättnäffe
ungünftig waren. Er wurde, weil er wie ber gemeine Sinterfaffe
Wbgaben zu geben Hatte, auch oft als Hinterfaffe behandelt. Es war
noch ein Glück fiir ihn, wenn er blos unter den
landecherrlichen
Bogten als ein dem Lanbeshern pflchtiger Daun (der Urfprung
ber nachher ſogenaunten freien Kammerbauern) blieb, und bie non
\
478 Dritte Perlobe % 888 44272,
A 306, Materſoſſen weder Geiſtlichkeit uoch Ritterſchaft
u, er mußte daher fuͤr außerordentliche Fälle diefe
Herefibaften nie nur um einen von ihnen ſelbſt
iu leiftenden außerordentlichen Beitrag anſprechen,
fondern auch über den, "welchen ihre SHinterfaffen
eben‘ follten, mie Ihnen handeln In demfellen
Ball befand fih der Landesherr feinen. Städten
gegenüber, von welchen er nicht ſo leicht die Beh
. ſteuer erzwingen konnte, als von den Vogte—
4J pflichtigen auf dem platten Lande, wenn dieſe der
Bitte-Eein Gehoͤr geben wollten 1).
So neigte ſich die Entwicklung der Verfaſſung
allmaͤlig zur Anerkennung des Gruudſatzes: dem
Landesherrn als ſolchem gebuͤhrt die Weiftener
von allen im Land 'gefeffenen Claſſen von Per
fonen, die er hergebracht Bat, 'und in den Faͤl⸗
len, in welchen er fie hergebracht Kat. Außer
ordentliche Beihuͤlfen find auch nur in’ den kr
teren darunter begriffen “Eine Stenerverfaflung,
nach welcher das Landesbeduͤrfniß den Map
ihm zu entrichtende Abgabe nicht, wie es fo häufig geſcheh
(fe Rindlinger münfterifehe Beitr. Th. 2, S. 134.) em
Olenſtmann als Beneficium zugelegt wurde, Der leichter Rei
und Gelegenheit hatte, ihn fogar zum tnfeckn Hinterfoffen
‘ zu machen.
)) Bel den größeren Städten befonders mißlangen die Verfuche
ihnen swillfühefich allerlei Abgaben aufzulegen, befonders int
recte, namentlich eine Abgade vom ben im biefefhen gebrachten
Bebenemitteln ober von ihrer Nahrung, in dieſem Zeitraume fol
immer. ine Meibe hieher gehötiger Stellen hat Struben
\ Obsery. jur. et histor. Germ. Decas. Obserr. 3. 9. 3. —
IV. Rechtsſ. A. Off R: Imndbeben. BO -
ſtab der Beihulfe abgiebt, hat fich aber erft in der 8. 306.
folgenden Periode entwickelt.
Anmerkung. Eurftehung einer ordentlichen vee in
der Mark Brandenburg.
Am derttlichſten läßt ſich die beſchriebene Geſchichte imd Be⸗
ſchaffenheit der Beden in der Mark Brandenburg erkennen. Schon
1281 verglichen ſich die Markgrafen Otto und Contad mit ber Alt⸗
mark (ein lihnlicher Vergleich mit den Übrigen Provinjen war ſchon
. 1280 vorausgegangen ſ. Gescken Cod. dipl, Brandenb. Tom. II.
p- 354.) folgmbergeftalt: — quod ob salubrem statum terraram |
nostrarum, de nostro et vasallorum nosirorum arbitrio, peli-
dionem sive precariam exocioriom quam in terra sive ter-
ritorio Marchie' dignoscimus habnisse, vendidimas sub hac
forma, Quod vasalli nostri — in Die b. Michael. in a0. 1281
nobis dederunt de manso qui chorum dari frumenti solvebat,
de duobus' choris avene 'equivalentibus choro dari frumeniti,
et de talento, fertonem — porro civilatenses sive negociatores, -
scalteti, villici, et rustici, de pheodo et choro duri frument£
fertonem dederant. Sed alii homines communes et cossati qui
mansos ton habuerunt, dederant 6 denarios de talento, "Item
in festo Pasche subsequente, 'quod terıninus fült secundas
emtionis in a, 1282 dederant nobis similiter — hic fuit ulti«
mus terminus emtionia. Deinde in festo Andree proximo iste
census subsequens instabat nomine prechrie perhenniter don=
dus de manso qui chorum duri frumenti vel magis. solverit,
de duobus choris avene et de talento in die Andree jam dicto
solidum, Post haec in die Walpurgis similiter solidum. dare
perpetuo tedebuntur. Hujusmodi census etit sempiternus nec
ipsum tonferre possumus aut debebimus alicui. —- Item miles
sub aratro sus habebit 6 mansos, fomulus vero 4 et hi peni- .
tas erunt liberi et si quidem plures habuerit de his dabit
censum pratlibaieu. - Communesg homines ‚veluti molendina-
rii et Cossati de rebus eorum que vulgo dicanter Varende
Habe et de talento sex denarios dare debent. Ik. si terrae
nostre guefrzruin periculum ingruerit, Statuimus ‘una cılm' Va-
[4
=
480. Fpeitte getioe A. 8881172.
9. 306. walls montris quatnor wiros mllige woston, © qeoguid den
8.307.
ordinaverint de pecunia danda a bonis in Marchia existentibus
gralum servabimus ac votum, It. a vasallis nostris nullan
precariam extorquere debebimus, ” si aliquam ex filiahus
nostris alichi voluerinms copulare' vel imperialem Cariam
visitare etc. (Gercken Dipl. Vet, March. Tom. L p. 15. seq).
Der Vergleich betraf alfo eine außerordentliche und bie ordentliche Bede.
&o kommt auch im Landbuche p. 14. eine außerordentliche Lanböete
vor, von welcher die gemeine Bede (precaria, bie bei ben einem
Hufen unb Stücken verzeichnet ift) genau unterſchieden wird. Die
leztere blieb nicht genan fo, wie fie 1284 verglichen war, Rach tem
Vergleich war die Freiheit ber Mitterhufen nur befchränft, nach tem
Zandbuche aber waren in ber Negel alle Nitterhufen frei, denn ©. 4.
beißt es unter ben Fragen, bie an jebem Hrte gethan wurden: (Quct
mansi sunt in villa; quot illoram sunt liberi ut puta vaullo
ram ‚plebani et eoclesise? Daß bie SHinterfaffen ber biſchoflichen
Güter, Stifter und Klöfter, nicht frei waren, flieht man aus dm
Verzeichniß ber Güter des Hochſtifts Brandenburg S. 125. I
Zandb. und ber Alöfterz aber ber Wilchof hatte bie Bede in ber Re
gel felbft, ohnftreitig aber nur durch Schenkung ober Kauf, denn ven
möge ber ihm nur befchränft zuſtehenden Ranbeshohelt (ba er we
bas Fürſtenamt des Markgrafen gehörte) konnte ex bie orbentüht
Bede nicht aus eigenem Mecht erheben; wohl aber aufererbentiihe
Abgaben unter biefem ober anberen Namen ziehen. Das Dotaket
der Kirchen aber, bie Pfarräcker d. h. bie mansi, bie ber Pu
(plebanus) als beneficium hatte, und was bie Stifter umb Kälte
felbſt bauten, war frei. Auch die lezteren hatten meiſtens bie erben
liche Bede von ihren Sinterfaffen erworben. Der Lanbeshert ver⸗
Außerte die Revenlie überhaupt wie alle andere Rechte, wie ſich aus
dem Landbuch ergiebt, obgleich im Vergleich vom 1281 das Gaga
theil verfprochen war.
$. 307.
Die Einkünfte des Landesherrn beftanden,
außer dem was die Bede abwarf, und was freilih
nicht. überall ſehr beträchtlich war, weil bie -.
, li
d, N in.
\
IV. Rechtsf. A.Deff.R. anbeseinfänfte, 41
liche Bede wie andere Einnahmen veräußert wurde, $. 807.
1) in den ihnen vom Kaifer verlichenen nugbaren
Regalien, Mimge, Zoll, Bergregal, Judenſchutz
(vergl. oben $. 286-298.) und Gerichtbarkeit =);
2) in den Einfünften der- Domaine: Was von
diefen nicht zu Lehen gegeben war, wurde mei -
a) Nach dem Landbuche der Mark Brandenburg ©. 16. werden
als die Direlien ber beſtändigen Einfünfte des Markgrafen
angegeben: die Drbete (aus den Städten, bie Zdnbbete iſt nut
bei jedem Dorfe angegeben), die Rölle, Mühlen, Juben
(Schutz Münze, Semwäffer (fo weit nämlich die Fiſcherei
derpachtet war), Walbungen (unter welchet Rubrik aber nur
bie Abgaben an Safer und Honig berechnet werben, welche bie
benachbarten Dörfer für das Hütungsrecht in ben herrſchaftlichen
Waldungen bezahlten) und die Gefälle aus den Dörfern, weiche
zu landesherrlichen Schlöffern gefchlagen waren. Als unges
wiffe Einffinfte werden S. 37, aufgeführt: bie Gerichtsges -
fälle, det Polzverkauf aus ben Waldungen, bie Impigno-
roliones (Über welche «6 heißt: Oportet aliquando quod
praesumtauose contumaces ac rebelles compescantar; hoc
enim sepe fit pet immpigriorationes, ut quia aliqui conte
innunt parere mandatis Domini et suorum officislium, ut
quum mandatur sive indicitur expeditio non veniunt d
exercitum, aut ad aliam evotaltionem venire contemntint
fasto impedimento cessante. Quandoyus mandatis judi-
eum immo post sententiam non volunt parere rei judicate
nec turant solvere juditatum. Nonnulli etiam itvadıht
bona ad Dominum spectantia ut puta ligna et feras de
silvis gramina de prätis subtrahentes et in aquis furtive
piscantes et his similia favientes saepe impignorantur. Ex
his quidam daut 10 marcss argenti quidam minos quidam
vero magis) und die Laubeimien. Die ganze Summe ber
beftändigen Einkünfte (mit Ausſchluß der Einkünfte ans ber
Neumark und der Landbete) wird auf 5000 Mark Silber bes
rechnet. Die Einfünfte von den Domainen find indeffen größ⸗
tentheils nicht mit gerechnet. Die Einfünfte aus ben Zölen
madyen über bie Hälfte jener Summe aus.
Bo. IL [ 31]
%
483 Dritte Periode. A. 888— 1272.
. 07: ftens.b) durch Voͤgte verwaltet, welchen dan anch
‚die Einnahme der übrigen landesherrlichen Gefälle
"übertragen war. Zu den Domainen gehörten auch
die dem Landesherrn als Gutsherrn zuſtaͤndigen
Waldungen und Forſten, Mühlen und Gemwäfler +)
Ein. großer Theil der aus den Domainen flichen
den Einfinfte und anderer mit ihnen verbundenen
Gefälle war aber den Vögten felbft und der unt«
ihnen in die landesherrlichen Burgen als Beſatzung
vertheilten Dienfimannfchaft als Befoldung ange
N
4
wiefen 4). Die Einteilung des ganzen Landes in
Vogteien oder Aemter in diefer Beziehung, feheint
meiftens mit der Eintheilung in landesherrliche
Gerichts⸗Vogteien ($. 302.) zufammengetroffen zu
haben, und beide Arten der Vogtei waren auch
meiftens denfelben Perfonen anvertraut ©).
b) Denn e6 kommen fchon in dieſem Zeitraum Beiſpiele von da
Verpachtung von Domainen vor f. Struben de jure Vil-
corum Cap. 1. $. 11.
c) Daß biefe nicht Regal waren, fieht man am deutlichſten ans
bem Lanbbuche der M. Brandenb., wo die Einkünfte daran
als gewöhnliche gutsherrlicye Einkünfte vorfonnmen:
d) Im Landbuche ſteht ©. 13. eine Dispositio Castrorum sıb
a. D. 1376. per D. Imp. facta, wo bie jebem Vogte unte⸗
gebenen Burgen umb bie für ihn und feine Dienſileute zum
terhalt ausgefezten Güter und Gefälle aufgezählt merbm. Hit
heißt es 3. 8. Botzow (das jegige Oranienburg): Herma.
Schaff. advocatus habebit 8 personas et percipict reddi-
tus villarum adjacentium qui ad 30 sexagenas se eiten-
dunt. Item allodium (die landecherrliche Domaine) cum pi
scatura et pratis. Domipus reservavit sibi orbetam, silva
° et jadiciorum proventus.
e) Die Wögte kommen in den Urkunden faft Iammer in der geb
IV. Rechtöf. A. Oeff. R. Landeseinfünfte. 483
| $. 308, 308
Die diefen Einkünften mochten die Koften
der Regierung und der Hofhaltung, die im Ganzen
noch wenig Foftbar war =), leicht beftritten werden,
fo lange Peine große Schde zu führen war, oder
der Meichsdienft und häufige Reiſen zum Faiferlichen
Hoflager Feine außerordentlichen Ausgaben erfor-
derten. Für die eigentliche Megierung hatte noch
Fein Landeshere hefondere Beamte; der Hoffaplan
und einige Schreiber machten die Canzlei aus b),
und der Rath des Landesherrit beftand aus einigen
Minifterialen, die er ohnehin am Hofe harte. Mur
die Fehden und jene außerordentlichen Ausgaben N
Famen gar zu oft, und hatten dann zur gemöhn "
lichen Folge, dag nicht nur Nothbeden auferlegt,
fondern auch die ordentlichen Einkünfte felbft ver-
äußert werden mußten. Die Folgen davon wurden
zwar in biefem Zeitraume noch niche fo fichtbar,
fachen Eigenfchaft als Verwalter und Nichter vor. Durch bie
SBerbindung beider Aemter wurde auch bie Abminifiration ber .
Ser und ber Gerichtbarkeit weniger koſtbar.
a) Die Dienflleute waren zwar vermoͤge ihrer Geburt zum Hof⸗
dienſt verpflichtet, aber wenn fie ſich am Hofe befanden, mußte
ihnen Unterhalt und beſonders Kleidung gereicht werben. S. das
cötnifche Dienftrecht (bei Kindlinger münft, Veitr. Th. 2. Urk. 13.)
&. 10. 11. und ein Berzeichniß der täglichen Bebürfnifſe zur
KHofpattung des Erzbiſchofs von Coln im zwölften Jahrhundert.
(Ebendaf. Urk. 20.)
b) Bergl. Spittlers Geſch. des Fürſtenthums Hannover TH. 1. ,
®. 118, ” "
| [ 31* ]
484 Dritte Periode. 4. 888 1272.
4. 308. cheils weil die Fuͤrſten noch viel zu veräußern hat
ten, theils weil durch das Ausſterben einer großen
Anzahl von adelichen Geſchlechtern ©) fo mandıs
Lehen wieder heimfiel, das ihnen früher hatte über
laffen werden müffen, um ihre Gunft zu gewinnen.
Defto ſichtbarer wurden aber die Wuͤrkungen bier
Verhaͤltniſſe im folgenden Zeitraum.
| $. 309,
In der Ausübung der Landeshoheit war der
Landesherr ſchon mannichfach an die Mitwirkung
feiner Nitterfhaft gebunden. Am fichtbarften war
dies in den großen Fuͤrſtenaͤmtern, wo, nachdem
die Grafen und Herren landſaͤſſig geworden waren
‚($. 299), doch noch die alten placita ($. 221)
fi) erhielten, und die dort verſammelten Biſchoͤfe,
Grafen, Herren und Ritter chen fo über gemeit-
fame Angelegenheiten mitzufprechen begehrten als
fonft, obgleich die Tagefahrt vom Fürften jet wer
möge feiner fürftlichen Gewalt geboten wurde °).
c) Das breisehnte Jahrhundert war infonberheit dem Abel (im
‚ Älteren Sinn bes Worte) verberblich. Ich glaube, daß im drei
zehnten Jahrh. allein, eine eben fo große Anzabl ven abelichen
Geſchlechtern ausgeftorben ift, als vom funfjebnten bis zum acht:
zehnten zufammen. Das häufige Eintreten ihrer Glieder in den
geiftlihen Stand, die Kreuzzüge und die italifchen Kriege de
Hohenſtaufen mögen baran etwa gleichen Antheil gehabt hab.
a) Bon biefen Placitis (Zanbtagen) fpricht das fehmäbifche Lab:
recht Urt. 43. (oben $. 221. Note b) und König Nubelf im
Neidhsabfchieb won 1297. 6. 49. (6ieue Samm der & U
3). 1. ©. 37.) „Was auch die Fürſten mit ihrer Lanthetren
IV. Rechtsſ. A. Def. R. Landtage. 485
Aber auch in den kleineren Territorien, wo: dieſe 6. 308.
alten placita wegfielen, weil es hier keine Land⸗
ſaſſen aus dem Herrenſtande gab, ſieht man die
Landesherren bei allen wichtigeren Angelegenheiten
Mat und ber Kürften geſeczen und machent dieſem Lantfrid zu
pefrung und zu veſtigung das viigen fie wei tum, damit pres
chen fie des Lanbfrids nicht.” Die Verhandlungen auf biefen
Zandtagen, die im dreizehnten Jahrhundert noch fehr Häufig vor⸗
tommen, betrafen meiftens nur die Gegenftänbe, weiche auch die
alten Placita des Miffus betroffen hatten, nämlich Ausführung
der Reichsgeſetze (morauf auch ber Landfriede Rudolfs hinweiſt)
und Ausübung der Lehnsgerichtdarkeit mit Zuziehung der Herren
und Wiiter als pares curise, der einzigen Art von Gerichtbar⸗
feit, die ber Herzog vermöge feines Fürſtenamts hatte, chen fo
wie ber Miffus als Militärbeamter die Aufficht Über die Bes -
neficien gehabt Hatte. — Daß bie Fürften aber bei dieſer Gele⸗
genheit auch andere Gegenftände zur Sprache brachten, wie Jeh⸗
den, zu deren Ausführung fie den Beiſtand ihrer Lanbherren
verlangten, Beben, bie ihnen verwilligt werben follten u. ſ. f.,
verftände fih von felbft, wenn es ſich auch nicht aus Urkunden
erweifen ließe. Hier auch war es ohnſtreitig, we ſich der Lanz
desherr mit feinen Landſaſſen fiber bie Nechtsnormen verglich,
bie als Landrecht (8. 264.) bekannt gemacht werden follten. Ob
man aber darum berechtigt ift, bie auf folchen Landtagen vers
fommelten Herren und Nitter Landſtände zu nennen, hängt das
son ab, in welchen Sinne man bies Wort gebraudit, Verſteht
man barunter nichts als einem vor den Übrigen Landſaſſen pris
vilegirten Stand, der vermöge ber vielfachen Berbältniffe, in wel⸗
chen er wit dem Bandesheren fand, Einfluß auf die Regierung
hatte, fo gebüßet ihnen jener Name gewiß; benkt man fich aber
umer biefem Ausdruck eine dem Landesherrn etwa in bem Ver⸗
hältniß wie das Capitel dem Biſchof ober bie Meichsftänhe dem
Kaiſer entgegenfezte, durch eine eigenthümliche Verfaſſung eng
derbundene und ale ein Banjes anerkannte Eorporation,
wohl gar mit her Befugniß, bas geſammte Land zu repräfentis
zem, fo gebührt er ihnen freilich nicht. Solche Landesgemein⸗
den haben ſich erſt in dem folgenden Zeitraum gebildet.
486 Dritte Periode, A: 888 — 1272,
6309. une nach Mach ihrer Vafallen und Dienſlleute
handeln b). Ob der Landesherr bei gewiſſen Ange
legenheiten diefen Rath zu hören e), und ob er ihn
zu befolgen verbunden war, darf man nicht erſt
fragen: denn es verftand ſich von felbft, daß um
mit Sicherheit auf die Mitwuͤrkung feiner Bafal
len rechnen zu Eönnen, er fie zuvor fr feine Ab
fihten gewonnen haben mußte,
310, 6. 310.
Eine beſondere Betrachtung verdient noch die
Verfaſſung der Städte und Ihr Verhaͤltniß zum
‚ Landesherrn. Das Stadtrecht begreift jegt weſent—
lich die Eremtion der Stadtgemeinde und ihre
Guter vom Landgericht ($. 224.), und die Befug⸗
hb) Man barf nur irgend eine Urkundenſammlung amfehen, mm ſich
davon zu uͤberzeugen. Es giebt faft feinen wichtigen Act ie
Innbegherrlichen Gewalt, Aber Ben eine Urkunde aufgefet wir,
feine Verbindlichkeit, bie ber Landesherr übernimmt, ohne dei
- babei bemerft wärbe, baf dies consilio ober consilio et con
sensu fidelium gefchehen ſey. Vergl. 4. B. Gercken his.
dipl. Brandenb. Tom, 1, p. 199 ımd 202., wo eine Landeh
theilung (1268) consilio fidelium gefchleht; p. 231. we ſich
H. Heinrich von Mecklenburg mit M. Ludwig don Brandenburg
a. 1325 fiber bie Vogteien Jagow, Stolze umb Richemwahe
„mit Habe und mit Volbord ber Man und ber. Stebe: in dm
dren Vogadien“ vergleicht; p. 170. wo fich bie Grafen von
Lindom „mit Willin und mit ganzeme rade unfir getrumen Man“
(a. 1334) mit Markgraf Ludwig von Brandenburg wegen ihrer
Anforderuug an biefen vergleichen u, fr f. Vergl. Hüllmann
. Geſchichte der Stände Th. 3. S. 230.
9 Indeſſen konnte man auch Fälle auszeichnen, wo es ſcelbſt ver⸗
faſſungemäßig war. ©. . 8. 9. 304. 306,
—
IV. Rechtsſ. A. Off. R. Städte. 487
niß, eine ſelbſtgewaͤhlte ) genoffenfchaftliche Obrigkeit 4. 310.
zu haben, welder die Berwaltung des Gemeinde:
guts, die Ausübung der der Stadtgemeinde zuſte⸗
henden Gemginheitsrechte und der ihr verlichenen
befonderen Mechte, die Handhabung der noͤthigen
Ordnung überhaupt und die Aufſicht über die Be-
treibung des ftädrifchen Gewerbes insbefondere (Po-
licei) b), und überhaupt die Leitung der’ gemeinfamen
Angelegenheiten zufomme ($. 243). Die Eon-
currenz zu diefen Sachen, welche fonft den lan⸗
deshertlihen Beamten in der Stade (dem Vogt
und Schulcheißen) zugeftärden' harte o), wiirde in
allem, was nicht die Vogtei d: h die Geriäfr.
barfeit betraf, allmälig eingeſchraͤnkt oder ganz
aufgehoben I). Selbſt das Recht, die Stadt durd
a) S. 8. das Privilegium Beineich⸗ des 2bwen für Lübel ' t
bei Westphalen Monam. ined. Tom. d r 632. Ä
b) Siabtrecht für Freiburg a. , 1190, (bei Schoepflin hist,
Zat.-Bad. Tom. 5. pı 30.) Omnis miensiieit win,‘ fru-
menti et omne pondus zuri et argemti.in potestate 24 con-
"sulum erit, et posteaquam ea: aeguaverint, uni &ortith, cui
visum faorit, civitas committat eto. Dieſe Policei hat ohn⸗
ſtreitig auf die Entſtehung der Zünfie einen weſentlichen Ein⸗
fluß gehabt. wur
c) Freilich nicht Überall, weil be Bot und Seht mit feinen
Schöffen von dem Rath verſchieden ſeyn Tonne. "Bert: meis
men Lufſatz über ben Uefpr. ber ftäbt.' Berf. in ber Beilfchr.
B. 2. S. 166.
d) So faften, um ein Beiſplel ane vielen anufüßreh, bi. Sams
burger 1270 den Schluß, der gräflich hoffteinifche Bogt, Nünz:
meifter, Zoͤllner und andere Dierrflieute follfen nicht anders als
\
/
ABS Dritte Periode. A. 888 — 1272,
$. 310. Dienſtleute beſezt zu Kalten, wurde meiſt auf di
Burg eingefchränfe «), und auf die Ausuͤbung der
Vogtei hatte die . Stadtgemeinde wenigſtens Ein
Muß, indem die Schöffen zu dem Gerichten des
Vogts und Schulcheifen gang oder zum Theil aus
ihrer Mitte. genommen werden mußten). Wem
dann, wie ſchon häufig genug gefhah, die Stade
die Gerichtbarkeit durch Erwerbung der Vog⸗
tei gang oder. zum: Theil 5) vom Lanbesheren oder
von dar Privasperfoneh, am welche fie dieſer em
veräufiget hatte, am ſich brachte b), fo mußte ſe
heinahe ganz in das Verhaͤltuiß einer unabhaͤngigen
nur: dem Reich unterworfenen Eommune kornnen;
u "auf auedrlicküche Einladung in. ben * tonmen S. de
ur Westpkalen Monum. ined. Tom. IV:. Pr 2090 EN:
dem „Richtebrieve“ der Stadt Zürich mar es ſchon im beri
2.1. "gehnten Jahrhuudert eiwas althergebrachtes, daß der Talferlick
Vogt nicht ungebeten in den Rath komrun dürfe. S. Joh
von maitere Geſch. ber Schweiz, Cibgen, TH. 2.6. 10.
“s Da [9 diea am. Beutlifien aus dem Zanbbuche ber Marl
+, Neanderiburg. Mus in bie Burgen, bie bon den Gtäbtm ge
nau umterfchieven und befenders aufgeführt werden, waren bu
. WMögte mit don ihnen · untergebenen Dienſtleuten vertheilt. Bez
Band 43h. 2: .
f) Bergl. oben 8. 343. Note d,
9 Denn das Blatgericht behielt ih) der —XRXX bei Ueber
fung der Vogtei an bie, Stadt öfters vor. So 3. B. Font
din 1266 bei Veräußerung der Vogtei an Augsburg. S. kan
genmantel $iftorie bes Regiments in Yugeburg (Granff, "
ai 17. |
»W Vergl. chen 8. 302, 403.
c
IV. Rechtsſ. A. Oeff. R. Städte. 489
dem Lanbesheren blieb‘ nun weiter Fein Recht in 46. 310.
der Stadt als das Eigenthum feiner Burg und
die damit. verknuͤpften Mechte, die Keerfolge mie
der Dede und die Megalien, .die auf der Stadt.
Boden auszuuͤben waren, mnamentlih Zoll und
Münze. Doc) auch diefe. wurden ja oft genug an
die Stade felbft veräußert, oder derfelben auf ihre
Ausibung ein Einfluß geſtattet ($. 290); und wie
fhwer mochte es dem Herrn nicht werden, das
Recht der Heerfolge geltend zu machen, ober bie
Stadt zur Verwilligung von Beden zu beivegen,
wenn er durch Feine mächtigen ‘Beamten und eine .
‚zablreiche Dienfimannfchaft auf die Stadtgemeinde
surfen konnte. Unter diefen Umſtaͤnden mochre
es für einen großen Vortheil gehalten werden, daß
der Geift der Zeit, der fo viel auf urkundliche Pri-
pilegien hielt, fo oft vweranlaßte, daß die Stäbte
fo manches Recht, das fie als Gemeinheitsrecht
mittelſt ihrer Autonomie Härten ausuͤben koͤnnen,
ſich erſt befonders vom Landesheren ertheilen oder
beftätigen ließen i), und dadurch ihre Abbangigtet
von ihm anerkannten.
j) Wie die Willkühren, fiber welche Rath und Blirgerſchaft
einig geworden; das Recht, Abgaben‘ von ber Blicgerſchaft zu
heben, bie in allen Städten fehr früh zur Weftreitung ter ges
meinen Laften aufgelegt wurden, umb ſehr häufig in einer indi⸗
recten Abgabe (nach Art der heutigen Accife) beftanden. ©. 5. B,_
vr —— von Züri) bei J. 2, Müller a a, D. 39. 2%,
490 Dritte Periode. A. 8881272.
g. 311.
Defto höher flieg das Anſehen des Raths
und deſto leichter wurde es der Stadtgemeinde,
manches Recht zu erwerben, das fie nur dur cn
Privilegium des Kaifers oder des Landesherrn «-
langen konnte. Der Rath hatte meiftens einen
oder mehrere Buͤrgermeiſter an der Spike"), md
wurde aus den ritterlichen (Patriciern) b) und m
deren freien Gefchlechtern (doch meiſt mit Ausſchluß
der Handwerker und Kaufleute) °) auf eine gewift
Zeit gewählte ). In die Buͤrgerſchaft wurde von
4) Doch finden ſich auch Säcke, an deren Spitze der Scheitheij
ſteht, oder bie gar fein ſtehendes Oberhaupt haben. Jentt wir
> B. ber Fall in Bern (Joh. 9. Müllers Geſch. der Schre
@idgen. SH. 1. S. 390.), biefes in Zürich nach der dünn
Berfalfang (ebendaf. Th. 3. ©. 1W.).
b) Schon im zwölften Jahrhundert kommen in Freiburg (im
Uechtlande) Burgenses majores und minores vor (J. v. Nik
ler a. a, D. Th. 1. ©. 382.)3 der Ausdruck patrich if mo
nigftene ſchon in Urfunden aus der erften Hälfte des viergehntm
Jahrhunderts. S. eine Urkunde von 1306 bei Lünig Col.
Germ. dipl. T. 2. p. 1163. j
ec) Diefe erlangten meift erſt im vierzehnten Jahrhundert die
Rathsfãhigkeit. S. die lehrreiche Gefchichte der Veränderung
ber alten Züricher Verfaſſung (1335), durch welche auch Hantı
werker in den Math kamen, in Joh. v. Müͤllers Geſch. da
Schweiz. Eidgen. Th. 2. ©. 122 u. f.
d) Das Alteſte lübiſche Recht kann am beſten zur Erlänterung nd
näheren Beſtimmung dieſes Satzes bienen: „Küſt men jemende
in deme Nat, be ſchall twee Jar beſttien ben Dat, des brüten
Jares ſchall he vry fon des Mabes, wenne moget denn mi
bede von eme hebben, bat be fule den Rat; wi ſettet of dei
‘
W. Rechtoſ. A. Oeſf R Städte, 401
dem Rathe aufgenommen, wer eines Bürgers Sohn 4. st.
war, und meiſt auch jeder; Fremde von ehelicher
und freier Geburt, welcher der: Stadt wenigſtens
auf eine gewiſſe Zeit Buͤrgerpflichten ſchwur, und
ſich in der Stadt anfällig machte e). In gewiſſen
vorzuͤglich wichtigen Angelegenheiten Fonnte- der
Math nicht ohne die Buͤrgerſchaft handeln f); seine
ordentliche Kontrolle feiner Verwaltung durch
einen ſtehenden Ausſchuß der Burgeſcheſt war
aber noch, nicht gewöhnlich
men nemene tehe in den Rat, henn ſy echt, den vryer Bart,
unde Nemans egen, unde oc nme Ammet bebbe van Herren
unbe oc fye van godeme KRüchte unbe van euer vryen Motber
geboren be Nemens egen ſy, unde nicht fy geeftlicher Rüde ofte
Papenſone, und be hevve torfacht egen binnen ber Muren,
unb be nicht upgebreven ſy in finsme Erbe unbe be fine Nes
ringe nicht mit Handbwerfe gewunnen hebbe.“ nn
e) In Zürich mußte daher ber nenaufgenomasene verfpecchen, en -
Haus zu faufen aber aufzubaum, und zur Sicherheit eine
gewifle Summe niederlegen. S. J. v. Müller a. a. O.
S. 133.
f) Vornehmlich "in Weriehfing. auf bie auswärtigen Berhättniffe
bee Stadt, Fehden, neue Auflagen, neue Willtühren. Vergl.
bie alte zʒüricher Berfaffung bei Müller a. a. O. S. 124, 125.
g) Der Reim dazu war aber fehon’in einer Gewohnheit vorhanben,
die faR allgemein geweſen zu fepn fcheint, bei wichtigeren Ver⸗
anfaffungen eine gewiffe Anzahl der angefeheneren Blirger zuzu⸗
jieben, wenn man nicht gerabe bie ganze Gemeinde fragen
wollte. Bus biefen bitbeten fich in der Kolge bie ſogenaunten
großen ober Äußeren Nähe. S. z. B. Joh. v. Mäller
a aD. ©. 162. Note 158. Emas ähnliches fand in
Augẽburg flatt, * ehe ſich (im Jahre 1368) ein eigentiicher
Bürgerausſchuß ober aͤußerer Mash bildete. Bengenmentel
% aq. O. ©, 18,
$. 312.
0
403 Dritte Paiohe. A. 888 — 127%
312.
Außer dem Grundeigenthum, welches die
Stadtgemeinden außerhalb ihrer Ringmauern von
den Fuͤrſten und von Privatperſonen erwarben ⸗)
verdankten fie ihre Mache vornehmlich dem immer
mehr aufblüßenden Gewerbe, deſſen Gedeihen fi
durch mancherlei von Kaifern und Landesherren er⸗
worbene Privilegien zu befördern wußten zu
jenen gehört das Stapel- und Einlagerredt?),
zu biefen, außer den Markt⸗ und Geleits⸗
recht ©), die Zollfreigeit und die Beſtaͤtigung
0) Bag Üben die Geſchichte ber Städte in dieſen Beitraum
PHüllmanns Geſch. des Urfprungs der Stände SH. 3. erſte
J Ausg. und befonders deffen Stäbtewefen f. oben 8.1.8.3.
b) Jene«s das Brecht, bie eine Stadt (ober ſelbſt einen gewifen
Umtreis um diefelbe) berührenden Waaren anzuhalten und auf
ſtadtifchem Gefehire weiter zu ſchaffen; biefes die Vefuguiß
+ ben Verlauf folder Waaren an Buͤrger, wenigſtens das Zeil
‚bieten berfelben, zu verlangen. Ber Uxfprung beider Rechte iR
ohne Zweifel in den Stapeffläbten Karls des Gr. ($. 138)
zu fuchen. Die Gefchichte derſelben iſt aber durch die Bear
hung ber mit Diefen Rechten verſehenen Städte, ihre Ente
hung möglich hoch Hinauf zu fegen, fehe ungewiß gewotder.
9 Das Geleitérecht Heißt im allgemeinen bas Kecht, ba,
weicher das Bebiet eines Randesheren betritt, zu fchlken; dies
Precht iſt eine Zolge des rechts, über ben Landfrieden ju me
chen. Nutz bar wurde es erft dadurch, daß der Ranbeihat
einer beftimmsen Perfon ben Schuh verſprach und ſich dafü
etwas bezahlen lief, daß er beffen Gewähr eiflete, inden er
durch feine Beamue den Schutz wirklich ertheilen ließ, we
wenn ber, weicher das (Geleit beablt hatte, demnoch Scham
. Sit, biefen Schaben erſezte. —— —
wollte, zahlte nihte. Sächſ. Lande. B. 2. Uct. 97.
IV. Rechtsſ. A. Def. R. Städte. 493
der Zunfteinrichtungen und das Privileginm 4. 31%
der ausfhließlichen Betreibung aller oder
getviffer Gewerbe Zu diefen gehöre vor allen
der Handel Die Vereinigung der Perfonen,
die gleiches Gewerbe trieben, in Gilden (Innun⸗
gen, Brüderfchaften), d. h. in Genoflenfchaften,
welche ‘ihre Mitglieder anbichten, das Gewerbe unter
felbft gewählten Vorſtehern nach gewiflen freiwillig
feftgefezten und vom Mathe und von ben Landes⸗
herren beftätigten Regeln zu erlernen und zu treiben,
jedem aber, dev nicht verfaflungsmäßig darin auf
genommen wäre, deſſen Betreibung unterfagten,
reiche bis in die vorige Periode hinauf: : Bei den
Kaufleuten erfcheinen diefe eben fo früh als bei den
Handwerkern, und auch mit der Verpflichtung zu
Abgaben, welche für die Befugniß, eine ſolche Innung
zu haben, und befonders für die ihr geftatteten Hans
züglich nutzbar wurde eb, wenn es zu einem dffenen Markt
ertheilt wurde, weil dann gewoͤhnlich jeder, der ihn heſuchte, das
Geleit bezahlie oder auch wohl bezahlen mußte; daher wurde
das Geleit in die Marktprivilegien beſonders eingerütkt. Stadt⸗
recht für Freiburg a. a. D. Dedit autem parem et se,
curitatem itineris, omnibus forum ejusdem civitatis ade-
untibus hoc promittens, quod quicunyue sua spolistus
fuerit, si predonem nominatim exprimeret aut reddi face-
Fet aut ipse persolveret. Luch der Kaiſer ertheilte vermöge
feiner Goncarzen; in den geſammten Mechten bet Landecheheit,
ein folches Geleit, durch deſſen Umfang und Wichtigkeit ber
Markt, dem er es verlieh, vor anderen privilegirt wurde, wel⸗
chen bloͤßes landesherrliches Geleit verſichert war; daher in ber
Folge jene durch ben Namen Meſſſen von dieſen unterſchieden
wurden.
r
“
494 Dritte Periode. A. 8881272.
4. 319. delsfreiheiten namentlich in Hinficht der Zölle entrid,
tet werden mußten ee); bei dieſen darf die Verbin
+ bung aber nicht als eine Folge urfprünglicher Hoͤrigkeit
betpachtet werden, was bei den Handwerkern haͤufg
der Fall zu ſeyn ſcheint. Die Hörigfeit der Han
werfer mußte nehmlich eine ſolche Genoſſenſchaft
zur Folge haben, weil bie, welche daflelbe. Gewerbe
trieben, zu gemeinfamer Dienftleiftung verpflihtt
‚waren, unb ſchon dieſerhalb nach dem Hofrecht in
Senoffenfchaften abgetheilt wurben 4). Auſſerdem hat
die Entftefung der Innungen. wahrſcheinlich auh
eine Beziehung auf den römifchen Urſprung ar
selner Städte; freie Handwerker waren in rin
ſchen Städten häufig in folche Genoſſenſchaften va⸗
einigt ©), und da es eine roͤmiſche Polizeieinrid
tung war, für allen feilen Verkauf gewiſſe Plik
zum Zweck der Policeiaufficht anzuweiſen Ü), mi
welcher die Vereinigung der Handwerker, die a
dieſen Plägen ihre Waaren feil halten durften, in
eine Genoffenfchaft zufammenbieng, fo waren Hand
werfsinnungen in allen urfprünglich roͤmiſchen Stib
ten wohl ein wefentlicher Beſtandtheil der Polipi
cc) 2appenberg in dem Vorwort zu Sartorins ©. 16 1 |;
d) Dez Hauptbeweis liegt in bem ſtracburger Stadirecht. Kerl
Zeitfche für geſch. Rechtew. B. 1. S. 240.
e) L. 5. &. 12. D, De jure immunitatis (50, 6.).
H) Das Forum rerum venslium, &. L. 1. $. 11. D. de ıf
ficio praef. urbi. L. 10. L. 28: L. ult. C. Th. de em
gatione annonae milit,
IV. Rechtsſ. A. OEM. Städte. 495
verfaflung ). Damis fell jedoch keineswegs ge 4. 31a.
läugnet werden, daß auch in der urfprünglich deut⸗
ſchen Sitte der Verbruͤderung Einzelner für beſtimmte
Zwede, (f. oben S. 175.) die Wurzel der Ein
richtung ebenfalls gefucht werden dürfe Es ift
jedoch unmöglich, darüber zur Gewißheit zu gelan-
gen, an welche Veranlaſſung in einzelnen Sta» .
sen die Entftehung der Gilden fich anſchließt;
nur daß ıdiefe Einrichtungen ſchon im zwölften |
Jahrhundert auch ein wefentlihes Stuͤck des
Weichbildrechts waren, ficht man aus den Ur»
Funden bdiefer Zeit b). Hingegen war die Ver⸗
faffung der Stadtgemeinde in diefem Zeitraum
noch nirgends auf diefe Verbindungen gegründet;
daher müffen Innungen mit politifcher Bedeu⸗
tung für die ‚allein die Benennung Zünfte ge
bräuchlih war, von jener blos auf das Ge⸗
werbe Bezug habenden Innungsverfaſſung unter-
fchieden werden. Mit der Entſtehung biefer |
Rechte iſt dann ſchon der Natur :der Sache nad,
das Privilegium verwandt und au ohngefaͤhr
g) & Zeitſchr. a. a. D 8. 2. ©. 213.
h) In einem Privilegium des Erzb. Wichmann von Magdeburg
von 1157 ift Son der Echufterinnung ſchon in folchen Aus⸗
. beiden die Rede, daß man nicht zweifeln fann, das Handwerks⸗
einrichtungen bamals in Magdeburg etwas längſt befannfes
waren. S. Ludewig Reliq. Mscr. Tom. 2. p. 389. Das
aligemeine Berbot ber- Rünfte oben 9. 347. zweite Anm. begieht
Ach wohl nur auf Zimfte, weiche von politifcher Bebeuts -
famteit in den Städten ſeyn wollten.
496 Deitte Periode. A. 888 — 1272,
& 319, gleichpeitig, daß binnen einen gewiſſen Umlreiſe um
die Stadt (die Bannmeile) ſolche Gewerbe, die in
der Stadt innungsmäßig betrieben werden, ga
nicht getrieben werden follen 1). Die Anzahl diefe
- Gewerbe war indeffen ‚noch nicht fehr groß, m:
8. 313,
eines, welches fpäterhin unter die wichtigſten ge
börte, die Bierbrauerei, war meiftens ned nict
darunter K). |
6. 313.
- Der Zufluß einer großen Anzahl von Mu
(hen in die Zünfte, deren Freigeborenheit niät
immer fo ausgemacht war, als die der anſaͤſſigen
. Altbürger der Stadt, und das allmaͤhlige Freie
den der hörigen Leute in der Stadt durch br
mehrte Leichtigkeit des Erwerbs, wurde der Erd
einer ganz eigenen Gattung ftädtifcher Privilegimn,
die inan gar bald als etwas wefentliches im Stadt
recht anfah. Die Gemeinde verſchmaͤhte bei fir
gendem Gewerbe nicht, ſich durch dergleichen Fir
woh
i) Gewbhnlich binnen einer Dteile, daher der Stabt Baunwiil,
Banleuca, Bannilega genannt. Schon Friedrich I. ermihn
in feiner Urtunde fuür die weltlichen Fürſten, (oben 9. 2.
zweite Unit.) dieſen Meilenbann und verſpricht, ihn in den Din
ihm neuangelegten Stäbten abzufchaffen.
&) In einer Urkunde von 1290 wird einer ſchleſiſchen Stadt it
Privilegium ertheilt: ut nullae camerae mercatorum, nali
erani, nulli pistores, nulli sutores, mulli carnifices, null
tebernae sint, nulli mechsnici — infra unius milari
spacium. ©. Hüllmanı a. a. D. & 116 m f.
IV. Rechtsſ. A. Off. R. Städte. 497
wohner zu verflärfen, und Meß ſich nur um den 4. a1.
Machrheilen vorzubengen, die durch Anſpruͤche che
maliger Schusherren oder Leibherren, auf Gemeinde⸗
glieder diefer Arc Härten, entftchen fönnen, vom
Herrn der Stadt das Privilegium ertheilen, daß
alle Semeindeglieder vor allen Laften der Hoͤ⸗
rigfeit frei fenn follten «), und daß niemand, ber I
eine gewiſſe Zeit als Mitglied der Gemeinde in der
Stadt gewohnt habe, wegen ſeiner Freiheit weiter
angefochten werden ſolle b). | Ä
6. 314. 4. 314.
Die gefammten Einwohner eines Territori
laffen ſich daher nun in publiciſtiſcher Hinſicht fol⸗
gendergeftalt. claffificiren: A. Landſaſſen d. $.
1) Prälaren, 2) Herren-($. 309.) und Nisterftand,
neben welchem Freie, die nicht zum lezteren und
auch nicht zum Buͤrgerſtand gehören, mur aus.
nahmsweiſe noch vorfommen, 3) Bürgerftand,
B. VBogteileute und Hinterfaffen 1) des
Bandesheren (vergl. $. 306. 307), 2) der Praͤla⸗
gen, Ritterſchaft und Städte
&) Dahin gehören bie befaumten Prioitepien, welche im zwölften
umd dreijehnten Jahrhundert fat ale Städte erhielten, daß fein
Bürger Meiter einem ımortüarium (Veſthaupt, Wefttheil) ober
einem Heirathezwange unterwörfen feyn falle: S. z. 8. Sohan-
nat hist, Episc. Wormat, Tom; 2. p. &.
b) &. oben $. 268. Netı eı
XR {32}
4. 315.
498 Dritte Periode, A. 838 — 1272.
B Canoniſches Recht.
‘€ 315.
Das Syſtem der Hierarchie, welches fi, auf
die Grundlage der falſchen Decretalen geftügt, im
Laufe von vierhundert fahren unter den Händen
der größten Päpfte «) ausgebilder und befeftigt
hatte, gieng von dem Grundſatze aus, daß nicht
blos die Höchfte Aufſicht, gefesgebende Gewalt und
Serichtbarfeit in Kirchenfachen ($. 174.) bei dem
Papfte fei, fondern ihm die ganze Fülle der Fir
chengewalt allein als Episcopus universalis ar
vertraut fey b). Die ganze Kirche iſt alfo fein
Didces und die Erzbiſchoͤfe und Biſchoͤfe haben
nur als feine Gchülfen, wenn gleich vermög
goͤttlicher Einferung ihres Amtes, theils als Lo
calobere Antheil am beſonderen, theils auf den
allgemeinen Synoden Antheil am allgemeinen Kir
henregiment e). Die ordentligen Gehuͤlfen ab
a) Unter welchen beſonders Gregor VIL, S$unocen; II. und vr
noceny IV. als bie ausgezeichnet werben müffen, welche fir de
Entwicklung jenes Syſtems am meiften getban haben.
b) &. Plands Seräiäte ber chrim lirchl. Gefellfch. Verf. S.1V.
Abth. 2. S. 641 u. f
©) Ihre Gewalt wurde baber, ob fie gleich eine ordinaria heift
doch ihrem Weſen nach num eine delegata, und ber Papft ie
einzige wahre ordinarius; ein Saß, der weniger im canonifcen
Net beftimmt ausgeſprochen ift, als den eingehen Leechter,
welche jet der Papft behauptete (6. 316 m. f.), als Prince
num Grunde liegt. Doch ift er auch felbft ziemlich deutlich
IV.M. E. Can. R. Primat des Papſtes. 499 /
des Papfics, beim allgemeinen Kirchenregiment, find: 4. 315.
1) die Sardinäle ($. 226.) 5. die durch ihre
Kircenägnter, oder durch des Papftes Ernennung ’
dieſen zu ermählen berechtigten Biſchoͤfe, Priefter
und Diaconen der roͤmiſchen Provinz, theils als
Conſiſtorium (geheimer Nat) des Papſtes,
eheils in. fo fern ihnen die Aufſicht und Leitung
der zur Ausuͤbung des allgemeinen Kirchenregi
ments angeordneten adminiſtrativen Behoͤrden 4)
anvertraut iſt. 2) Die päpftlichen Legaten, db.
deflen Gewalt au feiner Statt an Ort und Stelle—
kraft ſeiner Vollmacht ausuͤben, in dieſer Eigen
fchaft et feit Gregors VII. Zeiten bekannt ©).
anusgeſprochen in den berühmten Dictaten Gregorb VII. (bei
Labbe Concil: Tom. 40. p. 110. ımb ih dan Eibe, welchen
Gregor VIL von den Metropoliten verlängte ($. 316. Note 1),
d) Unter welchen die älteften und wichtigftei ſind: -1.:des: Appel⸗
lationchof .Capella oder nagpher Hofa Bpmana; 2. die Ganz
kei Cancellaria, welcher Sonorius III. die erſte feftere, und
Bonifacius VEIT. ihre jegige Einrichtung gab; 3. tie Dataria
für die Gmadenfachen, beſonders die. Vethebung ber Pfründen,
deren Einrichtung aber erſt Ins vierzebnte Jahrhundert schören
mag. 4. Dis Poenitentiaria, für "Abfotatiopen.
e) Nicolaus u. und alerander II. bedienten ſich ‚ner. ber Lega⸗
ten, ad ordinandam ecclesiae statum auf Rath Gregors VII,
um die vorhabende Kirchenreformation an Drt umb.Stefle zu
Stande zu bringen, und allmälig wurde 26 gegen: bis. Wider⸗
fprliche der Zürften und der Bifchöfe durchgeſezt, daß man ih:
nen alle echte einräumen muͤſſe, die ber gegenwärtige Papft
ſelbſt Haben würde, und daß fie von den Kirchen, deren Ange:
legenheiten fie ordneten, durch Abgaben (Procurationes) unters
[ 32* ]
500 Dritte Periode, A. 8881172
4. 316. 6 316.
| Die Rechte des Kirchenregiments, welches der
Papſt ausübt, zerfallen nun im die, welche er fih
ausſchließlich vorbehalten hat, und ſolche, in
welchen er nur mie den Localobern concurrirt
IL. Zu jenen gehört: 1) das Recht der oberſten
” Aufſicht in der Kirche und die daraus hetfließen
den Rechte: über den Zuſtand der einzelnen Kirchen
Bericht zu fordern oder ihm durch feine Legaten m
Ort und Stelle umterſuchen zu Taffen, über di
Reinheit der Lehre ($. 318.) und die Kirchenjuhht
im allgemeinen zu wachen, fir die Beobachtung
der Kirchengeſetze zu forgen, und die Nachlaͤſſiglet
der höheren Kirchenbeamten zu verweilen und jı
ergänzen (jus devolutionis)., 2) Das Recht da
Geſetzgebung in Kirchenfachen. a. Gregor VII
hatte zuerft angefangen, aud auswärtige Bill
zu. feinen Synoden nach Rom zu berufen, und ©
- den Metropoliten in dem Eide, welchen fie vet
Erlangung des Palit ſchwoͤren follten, zur Pflihe
gemacht, fie zu befuchen. Seine Nachfolger farm
- die Befugniß zu einer ſolchen Berufung durd );
ſchon Urban IL hielt Synoden zu Piacenza m
Halten werben müßten. Nash einer Decretale Yapft Clemeu IT
(+ 1372) follen fie überall als Ordinorii betsactet wein
.- Cap. 2. de officio leg. in Gto. (I. 16). Xergl Plant
a. a. O. 86m f.
a) Die Gründe, ans welchen fle ſich dazu berechtigt hielten, et
wickelt Paschalis Il. Ep. ad Henr. I. Anglise Ri
Labb& Concil. Tom. X. p. 712. |
IV. R. B. Can. R. Primat des Papſtes 501
Clermont (1095), die den Character der Allgemein 4. 316.
heit an fich trugen, und feitdem Calirt IL 1122
eine Synode gehalten harte, die überall für allge-
mein galt, zweifelte auch bald niemand mehr, daß
der Papft fie allein berufen Fönne, well er fie
am ſchicklichſten berufen Fönnte db), Faum räumte
man dem Kaifer noch das Recht ein, unter außer-
ordentlichen Umftänden ein allgemeines Concilium
zu veranflalten e). b. Noch früher war es ge
woͤhnlich gewefen, daß bie Päpfte National» und
Provinzialtoncilin veranftalteten ($. 162. 226.),
feit der Einfuͤhrung der Legaten geſchah es unter
Vorſitz derfelben ſehr Häufig. Die Folge davon
war, daß diefe als DBevollmächtigte des Papſtes
uber ihre Gefchäfe berichreten, und die Synodalac
ten zur Konfirmation einfhidtn Dadurch
fam es denn von felbft dahin, dag man auch die
Swodalſchluͤſſe, die ohne Mitwuͤrkung eines Lega-
sen gefaßt wurden D, zur Eonfirmation einſchickte,
b) Die ſechs aflgemelnen Synoden bes Becidents, welche in bies
fen Zeitraum fallen, fiche oben, 8. 274. 276. IS bie ſiebente
als allgemein anerfannte Synode bern Schlüffe in bie Decres
talen aufgenemmen wurden, fam befanntlich nachher nur noch
bie von Vienne 1311 hinzu. -
©) Vergl. oben 8. 289, Und biefes Recht wurde von ben bem
deutfchen Reich nicht unterworfenen Biſchöfen nicht einmal als
gemein anerfannt. &. über die Weigerung ber däniſchen Bi:
ſchoͤfe auf der von Friedrich I. ansgefchriebenen Synode zu
Pavia 1160 zn erſcheinen, Pland a, a. D. S. 698.
A) Welches aber jezt, und natürlich zum Vortheil bes päpfttichen
Confirmatiensredhis, ſehr felten geſchah, obgleich Coneil, Late-
502 Deitte Periode." A. 888-1972
$. 316. und der Pſeudo⸗Iſtdoriſche Sat, ber in den neueren
Derretälen auch noch oft genug wieder eingefhärft
wurde ©), daß Fein Concilium ohne Autori-
tät des: Papftes gehalten werdin duͤrfe
und Kraft babe 4$. 174.), wirklich practikh
wiirde. c. An der allgemeinen Verbindlichkeit der
Derretalen ʒweifelte jezt niemand mehr. 3) Die
oben $. 174. angefuͤhrten Rechte Nro 2. & 5.
4) Das Recht, neuerwählte Bifchöfe zu confirmirn,
zu comfectiren oder durch den Metropollten als
ihren Bevollmächtigten confecriren zu laſſen, md
eihen Eid bes unbedingten Gehorſams gegen din
römifchen Stuhl zu verlangen. a. Gs blich zwar
bei dem alten Grundfage, daß der Metropolit in
der Megel die nengewählten Biſchoͤfe feine Pre
vinz, der Papft aber nur die ihm unmittelbar
untertvorfenen Prälaten zu confienseen habe);
aber der Fälle, in welchen nach "dem canoniſchen
Rechte die Eonfiemation des Papftes nachgefuct
werden mußte oder der Vorſicht halber nachge
| fucht wurde 8), waren fo viele, daß nicht leicht cin
ran. IV. a. 1215. Can. 6. verorbmete, daß Jährlich eine Fir:
vinzialſynode gehalten werden folle.
e) 2. 8. von Paſchal II. in dem Note a angeführten Schruben
f) Cap. 44. X. de elect. Cap. 6. 16. 18. eod. im Gio. (16)
g) Weil etwa ber Metropolit fid) weigerte ($. 174. Nro. 3.) ot
ber Papſt wegen Verdacht ciner uncanonifchen Wahl, befondes
der Simonie, eine Umerſuchung verfügt hatte, ober die Wahl
ſtreitig wor und die Eutſcheidung darfiber als eine causa- ardı2
IV.®R. B. Can. R. Primat des Papftes. 503
Biſchof verſaͤumte, feine Tonfirmation zu Mom $. 216.
einzuholen, felbft wenn er die feines Erzbiſchofs
ſchon erhalten hatte h), und alfo die Obfervan;
dem Papfte ein Recht beilegte, welches er fi
felbft in feinen Decretalen nicht zuſprach. b. Auf
eine ähnliche Welfe gieng es mit der Eonfecration.
Sie follte nach dem canonifchen Rechte felbft dann,
wenn die Confirmation zu Rom ertheilt wurde,
durch den Metropoliten gefchehen 1); aber cs Fonnte
nicht fehlen, daß die Bifchöfe, welche jene perfön-
lid) zu Rom nachfuchten, einen Vorzug darin
fegten, auch gleich) die Weihe vom Papfte felbft zu
erhalten; daß ferner die Bifchöfe, welche ihr Amt
felbft zu Rom erhielten ($. 317. Nro. 3.), auch
dort conferrirt wurden, und daß je öfter dies ge-
ſchah, um fo mehr auch) fi) die Pſeudo⸗Ifidoriſche
dee befefligte, die Conſecration, wenn fie auch
vom Metropoliten vorgenommen werde, geſchehe
nur von ihm als Bevollmächtigten des Papſtes &).
et majdr vor ben römlfchen Stuhl gehörte, oder ein canoni⸗ |
ſches Impediment des Bewählten eine Difpenfation nöthig machte,
das durch die Eonfirmation bes Papftes gehoben werden fonnte;
daber denn natlirlich jeder aus Vorſicht die Wahl, gegen die
irgend ein Wiberfprudy erhoben werben fonnte, zu Rom coufir⸗
miren ließ.
bh) S. Pland a. a. D. ©. 698. Note 6.
i) Cap. 44. X. de electione (I. 6.).
k) Zumal da man die Gonferration als etwas eigentlich von ber
Eonfirmation abhängiges und unzertrennliches anfab, folglich ⁊
‚jene, wenn dieſe vom Papſte eingeholt worden war, nothwendig
in feinem Namen geſchehen mußte.
504 Dritte Periode. A. 8881272
8. 316, c. Unter biefen Umfländen darf es dann nicht
Wunder nehmen, daß der Eid bes Gchorfams,
den Gregor VII. zuerft nur von den Metropoliten
forderte 1), che er fie durch Uebergabe des Pallii
confiemirte, nachdem er alfmälig auf alle Bifchöfe
ausgedehnt worden, die fi zu Rom confirmiren
und confeeriven ließen, zulezt von allen Biſchoͤ⸗
fen gefordert und geleifter wurde m). . 5) Das
Necht, ante factum zu difpenfiren, mithin auch
alle wegen eines canonifchen Impediments nicht
]) Cap. 4. X. de jurefarando. (I. 24.). Ego B. Episcopus
ab hac hora in antea fidelis ero sancto Petro, sanctaegue
(apostolicae) Romanae erclesiae, dominoque meo Pap.w
‚ ejusque successoribus cauonice inirantibas. Non ero ne-
que in consilio, neque in facto, at vitam perdat aut mem-
brum vel capiatar mala captione. Consilium quod mihi
aut per se aut per litteras ant per nuntium, manifestabit,
ad ejus damnum mulli pandam. Papatum sanctae Homa-
nae ecclegias et regulas sanctorum patrum adjater ero ad
defendendum et retinendum, salvo ordine meo, contra
omnes homines. Vocatus ad synodum venlam! nisi praepe-
ditus fuero canonica praepeditione. Legstum apostalicze
sedis quem certum (legatuam) esse cognovero, in eundo
ac redeundo honorifice tractabo,, et in suis necessitatibus
adjuvabo. Limina apostolorum singulis annis ant per me,
aut per certum nuntiam (meym visitabo); nisi eorunı ab-
wolvar licentia, Sic me Deus adjuvet, et haec sancta evan.
gelia, Ueber die Abweichungen biefer Formel von der, weiche
Gregor VII. auf dem römifchen Eoncitio 1078 zum Geſetz ge:
macht haben fol f. Pland a. a. D, ©, 621. 629. Die Kor:
mei mit den Zufägen, mit welchen fie Clemens VIII. ins Pon-
FR tificale Romanum einrücen ließ f. in %. 5, Le Bret Ma
‚gyin um Gebr. der Staaten⸗ und Kirchengefch, 3. 3. &. 68.
m) S. Yard. D. S. 62 n. f.
IV.R. B. Can. R. Primat des Papſtes. 505
gewählte fondern nur poftulirte Prälaten zu $. 316.
abmittiren. Der Urfprung des Rechts war. darin
zu fuchen, daß die ältere Praris Feine eigentlichen
Difpenfationen (ante factum, supra jus) kannte,
fondern die Päpfte ſeit Gregor VII. fie zuerſt
ober wenigftens häufiger ertheilten. Das unge
woͤhnliche der Sache veranlaßte dann die Bifchöfe
ſelbſt, ſich im ſolchen Fällen") an den Papſt zu
wenden, und fo mochte denn ſchon Innocenz EIN.
erklaͤren, daß er allein über das Recht diſpenſiren
koͤnne °). 6) Das Recht, die Errichtung neuer
Moͤnchsorden zu beſtaͤtigen, wozu die Stiftung der
Bettelorden die Veranlaſſung gab p). 7) Das
Recht, heilig zu fprechen, weil ein fo. hohes und
wichtiges Geſchaͤft feinem anderen Kirchenbeamten
Aberlaſſ en werden koͤnne 9
S. 4. 8. 317.
1. Unter die Rechte des Kirchenregiments, in
welchen der Papſt nur mit den ordentlichen Local-
n) Wozu noch fam, daß es auch meiftens causae arduae et ma-
jores waren, die alfo ohnehin vor ben Papft gehörten, Indem
man in geringeren Sachen anfänglich nicht difpenfirte. KBergl.
Schmwabenfp. Art. 375. Nro, II. 9. 14,
- 0) Cap. 4, X. de coneess. praebend. (3. 8.) „Nos qui se-
cundum plenitadinem potestatis de jure possumus supra
jus dispensare”, Vergl. Pland a. a D. ©. 660 u. 2
p} Cap. ult. X. de religios. dom, (3. 36.).
q) Cap. 1. X. de selig, ei vener, Sanctar,.(3. 4.)
506 Dritte Periode. A. 888— 1272.
8. 317. eberen concurriret,.gehökt: 1) die Befugniß we-
gen, allen geiftlicher Vergehen, Bußen aufzulegen
und zu abſolviren, eine nothwendige Folge der Ei-
genfchaft eines Episcopus universalis *). 2) Die
coneurrente Gerichtbarfeit mit. allen Ordinarien, fo
daB es dem Papfte frei flieht, Sachen von den
Berichten, . bei welchen fie bereits ſchweben, abzu⸗
‚ rufen, Appellationen. mit Webergehung ber Mittel:
inſtanzen anzunehmen und felb in allen Sachen
in erfter Inſtanz zu erfennen;, ein echt, das be⸗
fonders durch bie Legaten im vollefien Umfange
ausgeübt wurde, amd mit der Einfuͤhrung ihres
Amtes ohngefähr gleichzeitig iſt b). 3) Das Recht,
alle Arten von Kirhenämtern zu vergeben.
Bis ins zwölfte Jahrhundert finder fich Feine Spur
davon, daB zu Rom auch. biefes Mecht in. den
Episcopatus universalis hineindeducirt worden
wäre, wenn der Papft zuweilen ein. Kirchenamt
außerhalb feiner Diöces vergeben hatte, fo war cs
Kraft. des Devolutionseechtes ($. 316. Nro. 1.)
oder eines auf ihn geftellten Compromiſſes gefche-
‚ben. Hadrian IV. erlaubte fi) 1145 zuerfl, den
| a) Gregorii VH. P. Ep. ad Henricum Ep. Leodiens. bei
Labbe& Coneil. Tom. X. p. 199.
b) ©. Pland a. a. O. ©. 670 u. f. Durch biefe concurrente
Jurisdiction, hat die Lehre von der Jurisdictio delegata im
Sinne des canonifcyen Rechts ihre Ausbildung erhalten. Die
Titel der Decretalen de rescriptis (1. 3.) und de of. ct po-
test. jud. deleg. (1. 29.) können daher am beflen zur Etlãu⸗
terung des Umfangs jener Concurren; biewen.
IV.R. B Can. R. Primat des Papſtes 507
Diooeſanen Geiſtliche zur Anſtellung zu empfeh- 4. 317.
len e), wahrſcheinlich weil es die weltlichen Herren
auch chaten d). Da der. Preciſten e) des Pan
fles unter feinen Nachfolgern fehr viele . warden
und die Biſchoͤfe und Capitel die Preces nicht
mehr vefpectiven wollten, ſo verwandelte man diefe
zu Nom man in Mandata, nud ſchon Aleran-.
der III. fand and für gut, mit diefen zugleich
Executoren abzufenden, um ben. Preciſten in feine
Stelle einzuſetzen. Auch wurde etwa feit diefer
Zeit, wenn ein auswärtiger Prälat su Rom flach,
der verwaiſten Kirche ein Nachfolger in consola-
tionem de obitu defineli von Rom aus: zuge
ſandt. Innocenz ILL nahm bald darauf Feinen
Anftand mehr, zu erfläcen, daß ein Papſt de ple-
nitudine potestatis das Mache. habe, zum SBor-
cheile verdienser Perfonen über alle Beneſicien zu
disponiren und jene felbft damit zu prosidirenf),
und ſchrieb dieſes Recht ſogar ſchon feinen Legaten
su 8). Etwa 50 Jahre ſpaͤter reſervirte fi
daun ſchon Clemens IV. alle Beueſicien, deren
c) &. Adriani IV. P. Ep: ad Theobaldum Paris. episc.
kei Labbe Coneil. Tom. 10. pag. 1154.
d) ©. unten $. 328.
e) Denn ber Papſt felbft nannte feine Empfehlungsbriefe nur
preces,
I) ©. Pland a. a. O. ©. 720.
g) Cap. 6. X. de eflicio legati (l. 30.).
5. 817.
4. 318,
508 Deitte Perishe, A. 888-1972.
Befigen zu Mom ſterben würden h), und legte da-
durch den Grund zu den generellen Mefernatio-
nen, die von feinen Noachſolgan ſo ſehr erweitert
wurden.
N 318, |
Hiernach laſſen ſich nun ſchon von ſelbſt die
Veraͤnderungen uͤberſehen, welche das neue Syſtem
der Hierarchie, in der Regierung der Provinzen
und Dioceſen durch die Metropoliten und Biſchoͤfe
unmittelbar hervorbrachte. Bas ſich ſouſt, nur
unter dem mehr oder weniger mitt elbaren Ein⸗
fluſſe dieſes Syſtems in der Verfaſſung der Kirche
und dem Kirchenrechte aͤnderte, laͤßt ſich hiugegen
ſchon in der allgemeinen Darſtellung der Veraͤnde⸗
rungen erkennen, welche in dieſem durch andere
Veranlaſſungen berbeigefüßer wurden. Unter diefen
verdient eu
L ausgezeichnet zu werden, daß die Kirche ſich
in biefem Zeitraume veranlagt fand, eine Reihe
wichtiger Dogmen feſtzuſetzen, ober näher zu be⸗
flimmen, wozu fie zum Theil durch die ſeit dem
zwölften Jahrhundert von verſchiedenen Seeten
aufgeſtellten, und von ihr für Kegereien®) er
b) Cap. 2. De praebendis in 6to. (3. 4.).
a) Bergl, Pland a. a. D. Sb. 4. Abth. 2. S. 439 m.f. Eat
dem Anfange des zwölften Jahrhunderts bemerft man in ben
verſchiedenſten Gegenden ſehr verſchledenartige Sectirer, denen
im verſchiedenen Bändern auch bfter berſchicbene Nawen gegeben
IV.R. B. Eon. R. Neue Dogmen. 509
Flärten Meiningen veranlafit wurde. : Diele Lehren 4. 318. -
wurden aber auch niche durch: wirffiche Firchliche
dogmatifhe Entfeheidung, fordern nur dadurch
Herrfchend, daß angefehene Theologen fie vertheidig⸗
ten und ausbildeten. Bon beiden Arten verdienen
Bier, als Dogmen, die fir einzelne Recht slehren
voichtig wurden, ausgehoben zu werden: 1) die Be⸗
flimmung des Begriffs der Sacramente als der
myſtiſchen gottesbienftlihen Handlungen, durch
welche man unter ſichtbaren aͤußeren Zeichen beſon⸗
derer goͤttlicher Wohlthaten theilhaftig werde; die
Anzahl der Sacramente wurde von den Thes⸗
logen ſeit dem Anfang des zwölften Jahrhunderts
auf fieben feftgefest, ohne daß fich biftorifch zeigen
läßt, wie diefe, in der That wenn fie fo gefaßt
wurde, neue Lehre b), zuerſt entſtanden ſeyn mag bb).
werben, Unter ihnen zeichnen fich beſonders Arnold von Vreſcia
(im die Pitte bes wölften Jahrhunderts), ein Schillee von
- | Vetre Abelard (geb. 1079 + 1142), und Petrus Waldus (am
Ende des zwölften Jahrhunderts), ſowohl durch bie Zahl ihrer
Anbhaͤnger, als durch ihre nicht ſowohl auf die Dogmen, als auf
die Betfafſung gerichteten Meformationspfane ats. Der: Name
Wlbigenfer, welcher einer von ben Walbenfern verſchiedenen und
im füblichen Sranfreich befonders ausgebteiteten Secte beigelegt
wurde, rührt von ber Synode zu Albi ber, weiche (1176) biefe
Secte vesdammte.
b) ©. mein Kirchent. 8. 2. e. 362 1. f.
bb) Die Taufe, Sirmelung, das Abendmahl, bie Buße, bie Prie⸗
fterweiße, bie legte Delumg und die Ehe. Bag. Schwabenfp.
Art. 376. Nro. I $. 5, Der ältere Begriff der Sactamente
war viel unbeſtimmter. S. mein Kirchenr. a. a. D. Auf bie
allgemeine Berbreitung biefes Rehrfages, wie Überhaupt auf bie
510 Dritte Beriade: A. 888 — 1272
$, 318. Eine wahre kirchliche ‚Autprifation erhielt fe erſt
4. 319,
vie) ſpaͤte. 2) Das Dpgma des Traugfubllan:
tietion wurde feit dem eilften Jahrhundert die
berrfchende Meinung über das Abendmahl), und
durch. Innocenz III. auf. der vierten. laseranifhen
Synode förmlich, ſanctianirt. — Die Liturgie
der Kirche follte zwar ‚die roͤmiſche fen, abe
die liturgiſchen Vorſchriften für die einzelnen Kirchen
wichen der) in manchen Stuͤcken noch immer von
jener ah U), weil weder ein beſtinuntes. Kirchenge
ſetz deu ausſchließlichen Gebrauch derſelhen gebot,
noch auch ſelbſt ein unveraͤnderliches roͤmiſches Fot⸗
mular fuͤr den w geſaumten Gottesdienſt rn e)
$. 3i9.
DL. ‚Die allmälig. geränderte Het. uud Ber
der Ausübung der bifchöflihen Didcefar-
echte. 1) Zu Gehülfen in der Ausübung de
geſammte Dogmatik, hatten die Libri 4. sententiarum toi
Petrus Lombarbus (Zeitgenoffen Gratians), in welchen er
vorgetragen wurde, ben eutſchiedenſten Einfluß. S. C. B.
Zlugge Geſchichte des deutſchen Kirchen⸗ und Predigweſeni
Th. 2. S. 8 u.f.
c) Die Geſchichte der Berfolgung Berengars bon Tours, me
cher das Dogma noch im eilften Jahrhundert beftritt, ſ. in
Schröoͤckhs Kirchengeſchichte Th. 33. S. 506 u. f.
d) Wie man aus der Erzählung des Chron. Ursperg. =
a. 1052 von ben Abweichungen, welche Papſt Leo EX. in der
Liturgie der mainzifchen Didces bemerkte, ficht.
0) Wergl. Flügge a. a. D. 36.1. ee J
v
IV. R B. Can. R. Bifhöfl. Beamte, 511
_ Vontificalien ($. 100.) hatten, wem der Bir 9. 319.
fhof abweſend war, bis gegen das dreischnte Jahr⸗
hundert die benachbarten Didcefanbifchöfe gedient.
Seit diefer Zeit fand das Beiſpiel, welches ſchon
1036 der Ersbifhof Poppo von Trier gegeben
hatte, ſich einen befonders. dazu:.ordinieten. Biſchof
vom Papſte zum Gehuͤlfen geben zu laflen, haͤu⸗
fige Nachafmung, und die während der Kreuzzuͤge
in verfallenen orientalifchen Bisthuͤmern angeftellten
Bifchöfe, die man, ſeitdem ſie dort bei vedaͤnderten
Umſtaͤnden wieder vertrieben wurden, häufig. dazu
gebrauchte, gaben die Veranlaſſung, daß man dieſe
Titular⸗ oder Weihbiſchoͤfe auf den Vtel eines
in den Haͤnden der Unglaͤubigen befindlichen Bis⸗
thums =) confecrirte. 2) Die Archidiaconen (5.102)
harten allmaͤlig die Jurisdiction, welche fie ale Ges
hülfen und Bevollmaͤchtigte des Biſchofs auszu⸗
tiben hatten, in eine eigene Amtsgewalt (jurisdietio
ordinaria) verwandelt b); der Umftand, daß das
Archidiaconat beinahe allgemein mie den Probſteien
(praepositurae) der Collegiatſtifter verbunden
wurde, diefe aber fehr häufig von Mitgliedern der
Domkapitel neben ihren Dempfründen erworben
a) Inbeffen waren dieſe Weihbifchöfe nicht die erften Episcopi in
partibus infidelium. Schon früher bemerft man im Orient
und in Spanien die Gewohnheit, auch die in den Händen ber
- _ Unglänbigen befindlichen Bisthümer wieder zu beſetzen. ©. Zall.
wein Princ. jur. eceles. Tom. IV. p. 296. (ed. 2.).
b) Tit. Deer. de officie Archidisconi (l., 23.).
—
512 Dritie Periobe. A. 888-1972,
4. 319. wurden, hat ohne Zweifel ſehr viel zu dieſer Ver
ähderung beigetragen. Sowohl der Biſchof als
der Archibiacon waren aber durch Die Wichtigkeit
der politifchen Stellung, welche. beiden die mit ihrer
Prälatur verknüpften weltlichen Rechte gaben, o
gleich mie fo wielen weltlichen Sefchäften überhäuft,
daß fie beide ment, ihre Stelle als Vevolimihh
. tigte vertretende Gehälfen, noͤthig Ketten, welche
umter dem Namen vicarıı am Ende des dreijce
ec ten Jahrhunderts hervortreten ©). Der biſchofliche
Vicar, der an ber biſchoͤflichen, Kirche ſelbſt ſtand,
und die Geſchaͤfte ſtatt des Biſchofs vollzog, welche
ihm dieſer durch (allgemeine oder beſondere) Vol
macht übertrug, iſt unter den Ausdruck Vicarın
in der Regel zu verfichen und heißt auch vicarım
principalis. Seine Gewalt war weſeutlich em
jurisdictio mandate. Außerdem beftellse der Br
ſchof aber auch Vicarien, welche an anderen Ortaı
der Didces ihren Sig hatten (daher vicarü, odt
gewöhnlicher, officiales foranei), mit delegirter
Gerichtbarfeit, welche daher bie erfte Inſtan)
bildeten, und wenn Die ihnen übertragene Gericht
. hr:
e) Tit. de officio Vicarii in 6to, Officiales iſt tfpeimgih
gleichbedeutend. Officialis (Amtmann) heißt auch ber Veaun
des Archidiacons, den biefer (das ficherfte Zelchen einer juri⸗
dictio ordivaria) befegiste, um in feinem Namen fehiftie
big bie Jurisdiction auszuüben,” der aber unnsittelbar unter ben
Biſchof fand, da der kirchidiacon die Inſtangen nicht der:
ten fonnte. S. J. Wolf hifterifche Abhandlung don ben geiſt
Gemmifferies im Erjfifte Mab Göttingen 1797. Kai 1.
#
WR. B, Can. R.Bifhöfl, Beamte 513
barkeit die auch Mn die Juritdietion der Wechidie: 4. SB.
conen Fiegenden Rechte in ich faßte, den Wir:
kungskreis der lezteren befchränften Die Befugniß
zu einer: folchen Delegation, Teitete man wohl aus
der Natur der biſchoflichen Gewalt auf tine Ah
liche Weiſe her, wie der Papſt fein Recht, die
biſchoͤfliche Gewalt in der Ansibung zu beſchraͤrken
Allmaͤlig erſt wurde ihre Ernennung eben zu. dem
Zweck uͤblich/ die Archidiatonen zu beſchraͤnken; in
den meiſten Dioͤceſen ſeit dem vierzehnten Jahr⸗
hundert, wo fie in Deutſchland unter der Benen⸗
nung von. Commiſſarien Häufig vorkoͤmmen.
Bon ihnen und den neben ihnen auf derſelben
Stufe fliegenden. Archidiacewen oder deren Ofſitia⸗
In, appellirte man an ben Biſchof, deſſen Stelle
aber in den meiften Sachen der vicanus princi⸗
palis vertrat, Bet dem großen Umfang ber geiſt⸗
lichen Gerichtbarfeit, und bei der Ausbildung des
gerichtlichen Verfahrens durch die Deeretalen,
wurde bie Leitung und Eutſcheidung ſowohl bei
der Unterſuchung in Strafſachen, als im Procefle
in Mechtsftreitigkeiten, «in Geſchaͤft von: großem
Umfang; dies veranlaßte, daß feit dem dreizehnten
Jahrhundert das Vicariat des Vicarius prineipa-
lis allmälig cine Behörde wurde, der mehrere
Richter (judices) beigeordnet tonrden; von dee
auch wohl file die Ausübung ber Gerichtbarkeit
im Gegenſatz anderer Gefchäfte ein Officialat
des Officialis principalis für bie. gar Dioͤces
son. I, [33]
4 319. oder eisen Theil derſelben abgezweigt wurde. Die
Werfaſſeneg, die ſich Dia zum ſechzehnten Jahrhun
dert weiter ausbildete, erlitt eigentlich erſt durch
Die. gridentiniſche Synode. eine Veraͤnderung. Doh
wurde durch den Vicarius prinripelis, ſpaͤterhin
gewoͤhnlich der General⸗Picarius genannt (vie⸗
rius generalis in spirituabhus), amd deu Gi
nale Official der Einflaß der Archidiaconen auf di
Desire. der Dias. elmälig ſchon vermindert ')
&. 390. a 6.320.
A Die geiſtliche Serichtbarkeit A. ihn
ale zum Klerus. gehörige Perſonen, wurde zwar
auf der einen Seite. derch Die .Anterwiefigfeit be
felben, unter die Lehensgerichte in Lchenefahe,
deren: Competenz felbft. von den Mägften anerkamt
wurde .), eingeſchraͤntt/ aber auf ber deren Grit
ei S. das nähere in meinem Rinder. 1.869.
Die Zeit, in welcher dieſe Gommitfarien zuerſt angeordnet mut:
"Ben, AR indeſſen nicht in allen Stiftern dijeſede gereſen. J
, Erzfäfte, Draing kommen ſie erſt feit dem Anfang bes bien
ten Sahrbunderts häufiger vor. Seitbem bie zum: fechjehntn
- + ‚Salgehumbert wurden bie Archidlaconen nur durch ſie eiugefchränft
‚‚felt der Mitte bes fechzehieten Jahrhunderts verfäinben bi
ganʒ bis auf den kLirchidiaconat des Domprobftes. Die triter
tinifche Synode nahm (Sess. 24. Cap. 20. de ref.) m ®
chloiaconen die Gerichtharkeit in Eheſochen und Geiminalface,
und behielt fie dem Biſchof var. Selbſt das SBifitationdreit
ſollten fie künftig nur mit Einwilligung bes Biſchofs ankiben
Mbid, Cap. 3.). Daburch wurde dei Archidiaconat von fi
zu einem bloßen Perfonat. Bergl. Wolfa.a.D, E. bis 8
r Pin darch d da⸗ Vobardataun ‚Coliattagın (5. 339. Rote b)
x
!
IV.R. B. Can. R Geifl Gerichtbark. 515
betroͤchtlich erweitert, indem man feit dem zwölften 4. 390
Jahrhundert oft nicht mehr Darauf beſtand, daß
ſich ein Geiſtlicher wegen weltlicher Verbrechen
vor einem weltlichen Grricht ſtellen müfle b), und
die Kirche bie und da ſelbſt eine ausdruͤckliche Ans
erfennung dieſer Befreiung zu erlangen ©), wenn
gleich nicht vollſtaͤndig in Die Praris zu übertragen
wußte 4, R Moch mehe wurde Pie geiſtliche Ge⸗
wurde fie eigentlich eingeräumt, denn zu ben Leßnspflichten,
weiche die geiſtlichen Fürſien feiften follten (quae ex his jure
tibi debent, faciant) gehörte ja mefantiich die Anerkennung bee
Rebensgerichtbarteit. Uber auch fpätere Oecretalen fehen die Com⸗
petemg der Lehensgerichte außer Zweifel. Vergl. Cap. 5, 18. X
de judiciis (8, 1.). Cap. 7. X. de foro oompet, (2, 2.):
Nah dem Schwabenfp. Urt: 89, muß ber MBeiftliche ſogar
fiberhaupt im forum reale zu Naht Rechen.
b) Wie der Clerus feine Befreiung von weltlicher Gerichtbarkeit
allmaͤlig dahin anszubehnen fuchte f di Planck ua O. B.4
Abth. 2, S. 225 u f.
€) Wie Seeger IX. non K. Friedrich U. bei Gelegenhen das zwi:
ſchen ihnen im Jahre 1230 gefchleffenen Friedens. ©. Odo-
sici Raynaldi Aunal, ecal, ad a. 1230, und Auth, Sta
taimus C. de episc, et elerie. (4, 3.).
d) Daher wurte es auch ſchon durch eine Decretale Edichins AL.
von 1189, welche Die Grundlage ber fpäterett Prafis wurde,
dahin eingeleitet, daß der geiftliche Richter feine Kompetenz in
weinichen Sergehen ber Eleriter behaupten und doch den welt⸗
lichen Gerichten auf eine ſchickliche Weiſe nachgeben kbnne.
Oop. 10. X. de indiciie (2, 1.). Cum — fait — quaesitum
utrum licest regi vel'alical seculari persenae jadieare cle-
ficos emjuseungue ordinis, sire in furto sive in homieidio,
perjurie, seu quibuscangae criminibas fuerint deprehensi. _
Conzulstioni tuae taliter respondeo: quod ei clericus in
quocungue ordine constitutus, ie - crimine fuerit depre-
133*]
=
516 Dritte Periode. A. 8881172
6. 3%. richtbarfeit in Civilfachen erweitert, da die Kird«
niche nur dem Princip, daß gewiſſe Sachen, die
wegen ihrer religiöfen Beziehung nach da
Kirchengeſetzen beurtheile werden müßten, vor bi
geiftlichen Gerichte gehörten ($. 108. 183.) e), m
der Anwendung eine Ausdehnung gab, von we
her die ältere Theorie und Praris nichts gewuft
hatte f), fondern auch den Grundſatz aufſtellte, daß
man wegen jeder an ſich fündlichen Handlung
fib an die Kirche wenden und vor geiftlichen Gr
‚richten lagen Fönne 8), ba die Kirche der Unge
hensus legitime, atque convictus, ab ectlesiastieo jedice
deponendus est. Qui, si depositas incorrigibilis faerit
excommunicari debet, deinde contumacia crescente, an
thematis mucrone feriri. Postmodum vero si in preiu-
dum maloram veniens oontempserit; cum ecclesia non hr
/ beat ultra, quid faciat: et ne posait esse ultra perdilie
plurimorum, per secularem opprimendus est potestaten,
ita quod ei deputetor exilium, vel legitima poeria infligater.
e) Die Ebeſachen, welche urſprunglich allein bieher gerechnet wur:
den, gehören jezt aber unter bie rein geiſt lichen Sachen, be
ren ansfchließliche Judicatur den geiftfichen Gerichten nie Art
tig gemacht wurde, feitbem die Ehe ein Sarrament war.
f) Das leitende Princip ſpricht Cap. 3. X. de jediciis (2, 1)
aus: Causa vero juris patronatus ita conjuncta est ei con
nexa spiritualibus causis, quod nonnisi ecclesiastice j*
dicio debeat definiri. Außer dem Patronatrechte rechnen Mr
Decretalen hieber: die Werlöbniffe, bie Sachen, bei welchen ri
geiftliches Verbrechen in Vetracht kommt; daher Inabefonbere de
Werbindlichkeiten, welche beſchworen find, bei welchen es all
auf die Weurtheilung der Kraft bes Eibes ankommt (wel
Cap. 13. X. de judiciis), wucherliche Contracte u. ſ. m, M
Sachen, welche Wittwen und Waiſen setreffen, Zehuten u. (. P-
€) Die allgemein eintretende Befugniß, wegen Süundlichkeit ein
-
-
x
IV. R. B. Can. R. Geiſt Serichtbart. 517
rechtigkeit ſteuern muͤſſe, und Feine ſuͤndliche Hand⸗ 6. 390.
lung zulaſſen duͤrfe. Aus dieſem Grundſatz folgte
von ſelbſt, daß die geiſtlichen Gerichte mit allen
weltlichen concurriren b), und wenn dies auch in
der Praris nichts weniger als allgemein: anerkannt
wurde, fo gab man wenigftens ziemlich allgemein
zu, daß man ſich an die geiftlichen Gerichte wen⸗
den Fönne, wenn man vor den weltlichen Fein -
Hecht erhalten Fönne, und machte es wohl gar
zum ausdrüdlichen Geſetz, daß es nur nicht cher
gefcheben dürfe i), womit denn natürlich der Grund⸗
Handlung vor geiftlichen Berichten zu Magen (Denunciatio evan-
gelica) entwidelt vorzüglich die berühmte Decretale Innocen; IE.
vom Jahre 1300, Cap. 13. X, de jadiciis, mo es unter ans
bern heißt: Cum enim npn humanae constitutioni sed di-
vinae potius innitamur; quia potestas nostra non ex ho-
wine, sed ex Deo; nullus, qui sit sanae mentis, ignorat,
quin ad officium nostrum spectet de quorungue mortali
peecato corrigere quemlibet Christianum, et si correctlo-
nem contempserit, ipsum per distrielionem ecclesiasticam
odercere,
b) Innocen; TU. erklaͤrt dies a. a. D. ganz beutlich, inden er fich
quf bie beräßmten Eonftitutionen beruft, nach welchen diefe cons
currente Gerichtbarfeit ſchon Längft auch der Kirche von der
weltlichen Gewalt beigelegt ſeyn follte (&. 185. 8. 1. ©. 776.).
Nee sic illad humillimum omittamus quod Theodosius
statuit Imperator, et Carolus innovavit —: gquicungue vi-
delicet liiem habens, sive petitor fuerit, sive reus, sive
in initio litie, vel decursis temporum carriculis, sive cum
megotium peroratur, sive cum jam coeperit promi senten-
tia, si judiciam elegerit sacrosanctae sedis antistitie, illico
sine aliqua dubitatione, etiamsi pars alia refragetur, ad
Episcoporam judicium cum sermone litigantiam dirigatar.
3) Beiſpiele von Statuten, weiche bieg auedrücklich erlauben, führt -
518 ‚Dritte Periode. A. BBB-- 1972,
6. 30. ſatz ſelbſt, daß Die Kirche wegen Suͤndlchkat Dr
Handlung. über jede Civilſache erkennen möge, ar
erkannt wurde &),
8.31, 6. 321.
Ueber das Matri monialreecht ſtellte theib
die Kirche vermoͤge ihrer Gerichtbarkeit in Ehe
fachen, theils auch blos die Prapis. in dieſem Zeit
raum folgende Grundfaͤtze anf: 1) die Ehe wi
durch die bloße gegenfeitige Einwilligung, fih w
Ehegatten zu nehmen, welche in jeder Form a:
Flärt werden kann =), gefchloffen. Sie wurde inf
(vergl. $. 183, Anm. 2.), ohne daß eine do gmatiſche
Entſcheidung darüber erfolgt waͤre, für unauflös
F lich gehalten ‚den Fall des Todes eines Ehegatten
ausgenommen, der allerdings das Eheband aufhehe’)
‚ Die Lehre von den Sacramenten verfhaffte die
"Wolf von ben geiftl, Commiffarien S. 230, an. Much fine
man in vielen Statuten bie Erweiterung bes Prinilegii des wi
fönlichen Gerichteftambes eines Beiftfichen, daß er ben, wii
ihm ſelbſt (nicht feinen Eltern ober einem Exbenten) etwas (hu;
big geworden war, vor bem geiſtlichen Gerichte belangen bit
Ein Beifpiel hiezu bat Wolf a. a. O. &, 19,
k) Bergl. mein Kirchent. 8. 2, ©. 140 u, f.
a) Daher Sponsalia de praesenti eine würkliche Ehe find, en
der zu ben Sponfalien de futuro hinzutretende Beiſchlaf ti
in eine würkliche Ehe verwandelt, Cap, 30. 31. X. de Spes
sal. (4, 1.).
b) Cap. 2, X. de divortiis (4, 19.). Die Geſchichte ber Prapı
( in meinem Kirchenr. 8, 3. ©. 466 u fı
I.
-
IV. Rechtsſ. B. Con. R. Eherehht 819
Praxis wohl hauptſachlich das Anſchen, deſſen ſie genoß. 4. 321.
Der Vertrag, kuͤnftig eine Ehe eingehen zu wollen
(sponsalia de futuro), iſt wenigſtens fo weit ver⸗
bindlich, daß der Theil, welcher ſich weigert, die
Ehe zu vollziehen, durch geiſtliche Zwangsmittel
dazu angehalten, wenn gleich nicht unbedingt dazu
gezwungen werben kann ©). 2) Die Ehe, welche
wegen (nicht nachher gehobener) Mängel der Ein-
willigung oder anderer Ehehindernifle, zu welchen
mm auch nach eingeführten Coͤlibat ($. 228a,)
die höheren Weißen gehören d, nichtigerweife
eingegangen iſt, wird, nach Befchaffengeit der lezte⸗
ren nothwendig oder auf Verlangen der Ehegatten,
durch das geiftliche Gericht getrennt. Daß diefe
Nichtigkeit auf einem Geſetz beruße, wurde zwar
angenommen; ein folches eriftirte aber in der
That niche dd). Gründe, weshalb die Ehe nicht
hätte eingegangen werden follen, die aber die Ehe
nicht nichtig machen (auffchicbende Ehehinderniffe) 9),
ziehen nur eine canonifche Strafe nach fih. Die
natürliche Verwandtſchaft und Schwaͤgerſchaft in
e) Cap. 10, 17. X. de spensal, (4, 1.).
d) Der Cleriker, der nur bie niederen Weihen erhalten bat, ver
tiert dadurch nur feine Pfründe, und wird zum Erwerbe ber
böperen Weihen unfähig Cap. 3, 5. X. de Clericis con-
jugat. (3. 3,),
dd) &. mein Kirchenr. 8. 1. S. 635. 529,
e) Wohin auch bie Ehehinderniſſe gehören, kon welchen ante
factum oder post factam diſpenſitt worden iſt.
620 Deite Periode. A. 888-1279,
8 391. der Seitenlinie, Die mach der Praris des zhnen
Jahrhunderts und. durch einen Synodalſchluß Alq—
anders II von. 1065 f) bis zum fiebenten Grade
däutſcher Computation :($ 65. 183. erſte Anm),
welche durch diefen nun auch canenifihe Comm.
tatton wurde, Ehehinderniß geworden war, fol «
nach Innocentius I. Vorſchrift nur bis zum vie
ten Grabe einfhlieglih feyn, und nur auf die
eigentlihe Schwaͤgerſchaft, nicht auf das (erſt in
biefem Zeitraume erfundene) secundum und ter-
tium genus aflinjtatis gefehen werden’), 3) Di
Eheſcheidung findet nur durch den geiftlichen Kid
ser aus den Gründen des älteren canoniſchen Rechts,
aber nur qupad Consortium conjugale "flat })
4) Die Proclamation ($. 108.) ſoll jepegmal gr
ſchehen und eine hinlängliche Friſt beſtimmt werde,
innerhalb Deren jeder die etwanigen Ehehinderniſt
anzeigen Fan i); fie blieb aber wie die Einſeg
nung der Ehe natuͤrlich nur auſſerweſentliche Forn
(Nro. 1.).
DC2.C.35. Qu. 5,
g) Concil. Lateran, IV, Can, 50. Cap. 8. X. de conssnzui.
(4, 14.). Dagegen beftätigte ex aber die Musdehnupg der get
lichen Berwandtfchaft auf die Kinder der Gevattern, wein hard
eines von ihnen bie geiftliche Verwandiſchaft zwiſchen den Eb
lern entſtanden wäre. Cap. 7. X. de cognat. spirituali (4, 11.)
bh) Tit. Decr. de divartiia et repudiis (4, 19.).
i) Cap, 3. X. de clandest. despans, (4, 3.),
IV. R. B. Can. R. Geil. Strafrecht. 521.
6. 322, 4. 398.
C. Zur Ausübung des geiftlihen Straf-
rechts bediente man fich ordentlicher Weife nach
der Sendgerichte ($. 181.) 2), von deren Ein⸗
richtung im Ganzen das befondere Verfahren ge
gen die Ketzer hergenommen wurde, welches bie
Kirche feit dem dreischneen Jahrhundert wegen
des Ueberhandnehmens dieſes Werbrechens anzu⸗
ordnen für noͤthig fand. "Bis zu dem Kreuzzuge,
welchen die Kirche gegen bie Albigenfer (1209)
veranlaßte, hatte man fich begnuͤgt, gegen die Ketzer
auf Die gewöhnliche Weiſe zu verfahren, und fie
nachdem fie uͤberwieſen und ercommunicirt werden,
der weltlichen Obrigkeit zu übergeben, welche ſchon
öfter die Strafe des Verbrennens über fie ver-
hängte, obſchon weber ein Kirchengefeß noch das
römifche Recht etwas anderes als Gonflscation
ihres Mermögens allgemein gebot 5). Erſt
Imocen; IL orbnete auf der Iatcranifchen Syn⸗
ode von 1215 ein befonderes jährlides Send»
gericht unter Autorität des Biſchofs zur Unter
ſuchung der Ketzereien, das ein befonderes vorge⸗
&) Die num, ſeitdem man anfieng, bie Archidiaconen durch Officia⸗
len einzufchränfen, ebenfalls durch biefe gehalten wurden. Vergl.
Wolf Geſch. der geiſtl. Commiflar. ©. 26 u. f, Ueber bie
fpätere Einrichtung ber Sendgerich ſ. mein Arthen. ®. 2.
S. 90 uf
b) &. die Geſchichte der weltlichen Geſetzgebung gegen bie Ketzer
bis auf Jriedtich II. ei Boohmer Jus eccl. Prot. Tom. 4.
p- Of.
/
. 522 Dritte Periode, A. 888 — 1272.
\ &. 323. fhriebenes Verfahren beobachten, auch ſchon wegen
Verdacht ber Ketzerei kirchliche Strafen verhaͤn
gen ſollte, und kirchliche und buͤrgerliche Strafen
gegen weltliche Obrigkeiten die Ketzer ſchuͤtzen wir:
den °), wenn gleich diefen noch immer bie Beſtra
fung derfelben überlaflen blieb, die nach zwei &
fegen Friedrichs U. von 1222, welche alge
meine Praris wurden, im SBerbrenmen beſtehen
ſollte ). Jene Einrichtung vervollkommnete eine
ESynode zu Toulouſe von 1229, indem fie fir de
Durch den Kreuzzug von Ketzern gefäuberten Dre
vinzen des füdlichen Frankreichs verordnete, daß in
jedem Kirchſpiel eine aus dem Pfarrer und einig
vertrauten Layen zufammengefegte permanente
Inquiſitions⸗Commiſſion befichen folk, mb
cher zugleih ein befonderes Verfahren vor
fhrieben wurde e). Nach dem Beiſpiel diefer Ein
richtung verordnete ſchon Gregor IX. in einzelnen
Provinzen, wo es nörhig ſchien, unter feinen
toritaͤt dergleichen Inquiſitions · Commiſſionen, welche
er aus den Dominicanern nahm F), die er zugleid
c) Con, Later, IV. a, 1215. bei Labb& Cone. Tem.
P. 1. pag. 140 u, f. Vergl. Plauck a. a. D, Th. 4, Mh}.
S. 466 u. f. ’
d) Vei Goldast Constit, Imp. Tom. 1. p, 295.
e) Concil. Talos, a. 1229. bei Labb& Conc. Tom, Al
P, 1, p. 426. u. f, Bergl. Planck a. a. O. S. 463 ul
I) &, dbeſſen Fpietola ad Priorem ordinis fratrem proedicate
vum in Lomhardia a, 1238, bei Labbe Caac. Tom. 3.
IV. R. B. Can. R: Greifl Strafeecht. 623
den Bifhöfen zu Commiſſarien in Keßerei-ingqui- 4: 323.
fitionsfahen empfahl, ohne ihnen jedoch eine -
allgemeine und dauernde Wollmacht als päpftlichen
Inquiſitiono⸗Commiſſarien zu ertheilen &), oder
ſolche Commiffionen, wie fie die Synode zu Tom
toufe eingeführt hatte, als din. allgemeines kirchli⸗
ches Inſtitut anzuordnen ). Dagegen bildete. fi
durch und befonders in Folge der Geſetzgebung
P. Innocen; III. überhaupt ein eigenthuͤmlicher
kirchlicher Inquiſitionsproteß für das Wer
fahren in Strafſachen überhaupt, der auf Beruͤch⸗
tigung und Denunciation eingeleitet werben konnte i).
P. 1, pag. 335. Der Auftrag iſt blos anf biefe Provinz
gerichtet, '
8) Bir auch Pland a. a. O. &. 474, zeigt.
h) Die Schlüffe der tonloufer Spnode find weder don Gregor LX.
noch von einem feiner Machfolger zu einem allgemeinen Gefek
erhoben, noch in die Decretalen eingetragen. Daher darf man
nicht erſt fragen, wie es kam, daß die ſe Form der Ketzetin⸗
quifition nie allgemeine kirchliche Einrichtung wurde; und felbft
die von den Papft angeordneten aufßerordentlichen Inquiſitions⸗
Commiſſionen, fellten, wenn es bie SBifchöfe verlangten, nach
einer Decretale Bonifacius VIIL (Cap. 7. de haereticis- in
6to. 5, 2.) gemeinfchaftlich mit ihnen procediren. Schon
aus dieſem Umftande ergiebt es ſich, wie verfchieben das aus
ganz anderen Veranlaſſungen und Abſichten mehr als 200 Yahre
fpätee entſtandene fpanifhe Inquiſitionstribunal von
den Inquifitionsgerichten iſt, welche allgemeine Kirchengeſetze,
und bie Päpſte des dreizehnten Jahrhunderts angeordnet haben,
5) Eine genauere Entwicklung ber Befchichte dieſes Verfahrens liegt
außerhalb des Plans dieſer Unterſuchungen. Duellenmäßig
iſt fie dargeſtellt bei Biener Beitt. zus Geſch. des Inquiſ.
824 Dritte Periode. A. 888-197.
9. 323
6. 328,
In Abficht der Strafen felbft, die von de
"Kirche auf geiſtliche Vergehungen geſezt wurden,
findet man in mehrfacher Hinſicht Abweichengen |
von dem älteren Recht und der älteren Praris.
Dahin gehört: 1) die Strafe des Interdicte
d. h. des Sufpendirens des geſammten Auferm
Gottesdienſtes an einem Ort oder ir einer ganzen
Provinz, als Zwangsmittel gegen Große oder Com
munen. Die erften Spuren biefer Strafe findet
man ſchon am Ende des neunten Jahrhunderte,
ſie erhielt aber erſt im eilften eine beflinmtr
Form und haͤufigere Anwendung; feitbem wurde
fie fo oft gebraucht, daß man fi) ſchon im dre⸗
zehnten Jahrhundert genoͤthigt fah, ihre Würfe
gen in mehrfacher Hinficht einzufchränfen, um durch
die Ungerechtigfeit, die meiftens in ihrer Wirkung
‚auf Einzelne lag, nicht ale zur Verachtung der
felben zu reisen 2). 2) Die Beftimmung, daß dt
Dann bei gewiffen Vergehen unmittelbare mit de
That ſelbſt verknüpfte Folge derfelben fenn folk
yo. (BIT) SAU fe S ſa mein Rinde, 8.1
©. 83. Rote 21,
a) ©. Pland a a. 9, 76,3, &. 517 u. f. und Th. 4. Abth.
©. 290 u. f. Die Einfchränfumgen beſtanden
darin, daß Mlöfter und andere Gomnrmen von dem Inrerdick
durch Privilegien ausgenommen, und gewiffe gottesdienſihche
Handlungen ohngeachtet deſſelben zugelaffen wurden.
IV. R. B. Can. R. Seifl. Strafrecht. 525
(Exeommunicatio lätae "sententiae b), in deren 4. 323.
Gegenſatz dann jeder erft auszufprechende Bann Ex-
communicatio ferendae sententiae hieß). 3) Die
erweiterte bürgerliche Wuͤrkung Firchlicher Strafen:
Dahin gehörte nicht nur die allmälig mehr aner⸗
Fannte gleiche Wuͤrkung des Bannes mit der Acht,
da diefe gegen den, welcher fechs Wochen und
einen Tag im Banne bliebe, ausgefpröächen werben
ſollte e), ſondern auch die weltlichen Strafen ‚bie
theils die weltliche Macht, theils die Kirche ſelbſt
auf geiftliche Verbrechen fezte d. Der lezteren ver⸗
fiattete man jest fogar bürgerlich erlaubte Hand⸗
lungen fir kirchlich firafbar zu erflären, wohin
befonders die Strafe gehöre, die fie darauf fezte,
wenn jemand den Gottesfrieden (Treuga Dei)
braͤche, d. h. an den von der Kirche file befricder
erflärten Tagen eine Fehde niche ruhen Tiefe *).
b) Die Decretalen Gregors IX. beflimmten ſchon 36 Zäle wo fie
eintreten folle.
e) Schwäh. Landr. Art. 3
d) Vorzüglich die Strafe der Ehrloſigkeit, ber Unfähigfeit, Lehen
aetiv oder paſſib zu haben, die Unfähigfeit zu Aemtern, bie Un:
fähigfeit zu exben, sind ein Zeftameht zu machen.
©) Die frangöftichen: WBifcybfe Hatten um das Jaht 1031 ‚auf
liche Eingebung“ bie @inzichlung veranlaft, bie zuerft im
Aquitanien angenommen wurde, daß vom Mittwoch Abend bie
Montags frühe in jeber Woche feine Fehde begonnen werben,
felbft nicht einmal eine Pfändung ftatt haben folle, bei Strafe
der Ercommunicasion. Auf ähnliche Weiſe verglich man ſich
Über ſolche Tage in anderen Probinenz f. Datt de pace
Imp. publica. L. 1. C. 2. p. 11 seg.
938.4) Die gam veraͤndarte Mesur der Jadulgen
zen ($. 181.) Die ältere Buß⸗Praxis geflattete
unter diefem Namen mar die Bertaufchung der für
eine einzelne Stunde zu uͤbernehmenden Poͤniten
mit einer anderen; nachdem aber Papſt Urban II
1095 auf ber Synode zu Clermont verkuͤndet
hatte, daß jeder welcher an dem beſchloſſenen Ara,
zuge Theil nehmen werde, dadurch volllommenen
Ahlaß (indulgentia plengria) für jede Buhe m
halten ſolle, die er fir. Die Suͤnden feines gan
Lebens übernehmen. müßte, fo gieng man ‚bald wi
ter, und verkündete auch fir andere yerhienſtlihe
Handlungen, oder fogar filr eine Beiſtener zu dur
felben, einen bald vollkommenen bald vecrhaͤltuiß
mäßigen d. b. einer gewiffen Bußzeit gleiten
menden Ablaß. Die Abfiche der Kirche dabei im
freilich log, ‚daß, durch. denſelben nur die Kirchen⸗
firafe erlaffen fenn folle, die man entweder I
dieſem oder in jenem Leben im Fegefeuer zur G⸗
nugthuung für die Kirche leiden muͤſſe, aber ſi
Fonnte durch alle ihre Proteſtationen hierüber niht
verhindern, daß man faſt allgemein die Idee de
völligen Vergebung der Stunden ohne alle Nut
ſicht auf die eigentliche Buße damit verknuͤpfte )
Den Nachtheilen, welche hieraus fir die Kircha—
diſciplin und Moralitaͤt entſtehen mußten, wurde
indeſſen wenigſtens großentheils dadurch vorgebeugt⸗
daß Innocenz III. den Ablaß, den die Biſchſ
f) S. Pland a. a. O. Th. 4. Wh, 2. S. 399 u f
\
IV. Rechtsf. B. Can R. Kirchenguͤter 527
ertheilen Fönnten, auf einen vierzigtaͤgigen ein⸗ 6. 322.
ſchraͤnkte ©), und es 1215 zum Geſetz mache, daß
jeder Laie wenigſtens einmal jährlich, alle feine
Sünden feinem eigenen Priefter beichten muüfle ®). '
Gleichzeitig mit, diefen Veränderungen des älteren
Syſtems der Poͤnitengen wurde andı die Gewalt
des Priefters fie aufzulegen erweitert; cr blieb nicht
mehr an die alten Kanonen gebumben, fondern ex -
hielt das Recht, fie nach ben Umpänden abzu⸗
meſſen).
$. 34 4. 32.
IV. Unter den Rechtsverhaͤltniſſen der Ried
in Muͤckſicht ihrer Guͤter verdiene 1) ihr Verhäle
niß zu ihren Bögten erwähnt zu werben. Die
Schirmvogtei, fofen fie blos auf dem Fuͤr⸗
ſtenamt beruhte (8. 1..5. 188. B. 2. 6. 221.
&.'51.), hörte in Hinſicht der Bifchöfe von ſelbſt
auf; werm fie fih zu Meichsfürften erhoben,
wie es die Kegel war ($. 290. oben ©. 382.).
Wo fie gegen die Regel fortbeftand, dat über ihre
Bedeutung die allmälige Entwicklung der fürft-
lihen Obrigkeit entſchieden. Sie war aber
zuweilen die Gerechtfame eines erwählten Vogts
(B. 1. $. 188. Mote e) und dann wohl immer
) Cap. 14. X. de poenitentiis (5, 38.).
h) Cone. Lateran. IV. a. 1215. Can. 21.
i) Cap. 3. 8. X. de peenitentiis (5, 38.).
528 Dritte Periode. A. 888 - 1272.
4. 324. mit der oberften Kaſtvogtei (6. 188.) verbun⸗
den, durch deren auf befonderem Xitel beruhende
Erwerbung, auch der Fuͤrſt, der vermöge feines
Fuͤrſtenamts fdhirmte, ober ein anderer Kaftvogt
in den Befig von echten gefommen ſeyn konnt,
welche ihm die Erantion der Stifts⸗Beſitzungen
niche entzog. Dieſe wohl find. unter der VBogtei
zu verfichen, von welcher ſich die Hochſtifter)
gleich anderen Stiftern und Klöftern allmälig los
zumachen ſuchten. Die Kaftvogtei im Siun bie
Periode, darf wohl in der Regel fir die ordentliche
Kirchoogtei (B. 1. S. 787-789.) gehalten wer
den, nicht für einen von dieſer abgezweigten Thel
der in jener enthaltenen Rechte. Eben daher wurk
fie etivas nicht blos läftigeg, fondern auch etwas
überflüffiges, denn die Prälaten hielten es mi
‚ ihrer geiftlichen Würde nicht mehr fiir umverträg:
lich, ihre weltlichen Angelegenheiten felbft zu
a) Klar ift die Entſagung auf die Kaſtvogiel in ber Urkunde Mat;
graf Heintichs von 1197 (2 änig dieichtarchiv Tom, 8: p. iR
Über die Wogtei Über bie trierifchen Weflkungen. Tbeils fonnt:
nach der Natur ber damaligen Verfaſſung von einer Sci
bogtel Über ein Stift, das längſt feine Befiginigen in di 5
ſtenthum verwandelt hatte, nicht wehr Die BRede fen; thei⸗
wird auch das, mas ber Pfalzgraf noch beſaß, fo bezeichnet, m
bie Kaftvogtei gewöhnlich war. Er giebt auf: advocailam — cu
omnibus appendiciis, tam feudatis, Ten non feudatis, bee
tion omnia onnualia serbitlu (f. bie Anm. zum 9), ger
praedecessor suus supredictas habait in villis
eitis in pago qui Trechere dieitar, in omnibus villis als
Archiepiscopi sitiä supra Mosellam -.
IV. Rechtsſ. B. Can. R. Kirchengfiter. 529
walten, und niemand fand mehr für noͤthig, daß 6. 324.
fie ſich dabei der Vermittlung ihres Vogts bes
dienten. Die geiftlichen Fuͤrſten Hatten jet ihre
oberſten Hofamter fo gut als die weltlichen, und
Fonnten biefen auch die Führung ihrer Dienſtmann⸗
ſchaft überlaffen, fir die Ausuͤbung ihrer. Gericht.
barfeit bedurften fie eines Höheren Beamten eben
fo wenig mehr. Die Kaftvogtei von den Voͤgten
an ſich zu bringen, gab es Gelegenheiten genug, -
obwohl fie immer erblich und oft cin Ichnbar über-
tragenes echt war, auch wo fie nicht aus einem
Vorbehalt der . Vorfahren der Berechtigten ent
fprungen war b); unentgeltlich gelangte: freilich die
Kirche nicht Teiche dazu, wenn fie nicht von ihr
felbft verlichen war, und etwa der Stamm aus⸗
ftarb, was indeflen auch oft vorkam; aber der
Herrenfiand war ſtets geldbebürftig, md Verpfaͤn⸗
dung, Lehensaufgabe, Verkauf oder Entfagung,
Fonnten fie immer wieder in die Hände der Kirche
bringen, wenn ber Vogt für feine nußbaren
**
b) Es ſcheint mir, daß folgende Bründe ber Entſtehung ber le hin⸗
baren Kaftvogtei angenommen werden inüſſen: 1) Ohngeachtet
der Regel (8. 1. ©. 788. Mote f), daß der Biſchof feinen
irchenvogt wählen bürfe, war fie bei fehr vielen Stiftern und
Kilöftern em vorbehaltenes Fönigliches Hecht, bad aljo Reichs:
lehen werden konnte. 3) Der Stifter fonnte, um feine Stifking
unter ben unmittelbaren Schub bes Beichs zu ftellen, bie Vog⸗
tei dem König übergeben, und fie fid) von dieſem zu Lehen ge:
ben laſſen. 3) Auch bie gewählten Wögte haben ohne Ausnahme
SKirchenichen erhalten; und bie Bogtei dürfte dann als eine Pets
tisenz dieſer Zehen betsachtet werben fm
ser. IL, [34]
X
530 Deitte Periode. A. 888— 127%,
8. 324. Rechte entfchäbigt wurde. Diefe befanden außer
den Lehen an Kirchengtitern, zu welchen befonders
die Zehnten gehörten, die fie aber oft auch an fih
riffen, ohne damit belehnt zu feyn, in den Ge⸗
rihtsnugungen bie fie zu erheben hatten und
in den Huülfen ($. 306.), die fie von den Vogt
pflichfigen forderten ©), fo weit ſich fr diefe Ve—
rechtigung das Schusrecht, das fie nur Namens
der Kirche ausuͤbten, geltend machen ließ. Niht
felten mag die Vogtei mit Aufopferung der dm
Voͤgten einmal überlaffenen Guͤter und Rechte
zuruͤckgekauft worden, und aus diefen ein tif
des Territoriums des Vogts geworden fern, j
welchem diefe was fie einmal befaßen ohnehin p
bilden fuchten Y: Oft aber ſcheint auch eine Oct
ſumme oder anderwärts angewiefene Entfchädigungy
die Wögte aus den Kirchengütern ganz entfemt
zu haben. War erſt der oberfte Kaſt vogt a
gekauft, fo war es nicht ſchwierig, die Untervoͤt
(vicedomini B. 1. ©. 780.) zu dem Aufgehen
ec) Dan ficht Dies aus der forgfäftigen Beſtimmung der Met
die der Vogt haben folle, welche die Bifchöfe hinzufügten, mern
fie durch die Umſtände gendthigt waren, bie Kaſtdogtei ihr
Kirchengüter beizubehalten oder von neuem zu befeßen, Ein
Beifpiel enthält die Urkunde in der Anmerkung zu biefem $.
d) Indem fie Burgen anlegten, und aus dem Grunb md Bohn
welchen fie inne hatten, und ben Einfaffen des Beyirfe, mm
welchen ibhen @infünfte als Vögten zufamen, eine Herrfceft
zu bilten fuchten. Hierauf beziebe ich bie Beſtimmumg Nro. 8.
in ben Privilegium Friedrichs IT. für die geiſtüchen Zürfe.
©. oben ©. 179. .
IV, Rechtsſ. B. Can’ iR: Kirchenguͤter. 531
ihrer Untervogteien (villicationes) auf gleiche Weiſe 4. 824
zu bewegen ©); mit Hülfe dee Dienfimannen Fonn- -
ten allenfalls diefe auch zu billigen Bedingungen
genöthigt werden, wozu jene leicht die Hände boten,
da aus Ihrer Mitte ohnehin die Amtleute ge
nommen wurden, welchen nun der geiftliche Lan⸗
desherr die Cameralverwaltung und Gerichtbarkeit
anvertraute ).
Stifter und Klöfter, welchen es gelang, ſich
der Kaftvögte zu entledigen, Fonnten dadurch in
den geiftlichen Sherrenfland eintreten, wenn ihnen
nicht die Schirmvogtei eines geiftlichen oder welt:
lichen Fuͤrſten daran Hinderlih war. Wo über
diefe Streit erhoben wurde, tritt fpäterhin diefer in
der Geſtalt eines Streits über die Landeshoheit
hervor. Derfelde Fall findet ſich da, wo die Kaffe
vogtei nicht abgelöft wurde:
e) Das Chrön. Hildes. bei Leibnite ser. rer, Brunsv.
Tom. 1. p. 751; führt eine ganze Neihe von Wogteien auf,
bie ein einziger Bifchof an ſich kaufte.
f) Chron. Stederburgense bei Leibnitz ser. r. Brunsv,
T. 1. P. 856, ad a. 1163. fait autem moris ut Iqica per-
sona sub antecessoribug suis villicationi praesideret, ac
per eum summa rerum distributa in minima ecclesiae uti«
litate ageretur. Ipse vero (Episcopus) quia magrium in
hoc perpendit dispendium, immo irreeuperabile ecclesiae.
recognovit damnum; manum misit ad fortia et a ministe-
rialibüs ecclesiae fidelitatem sibi praestitaı, Brunnonem
de Vimmelse audacter aggressus est, et villicationem ab
eo detentam multo labore de manibus ejus extorsit. —
Chronicon Hildesh. 1. c. Nro 33. (Note ’e), Episco-
us — villicationes — ab intolerabili jugo advocatorum
in perpetuum absolvens, Praeposito regendas commendavit,
[34°
532 Dritte Periode. A. 888— 197%.
4.224. Anmerkung. Vogteitechte, welche die Sifhife
anzuerkennen geneigt waren,
Dipl Hermanni Babenberg. Ep. a. 1176. (künig
Meichsarchiv. 8. 17. S. 26.) — quia tam propter malitiam di
erum, quam propter elongationem in bonis nostris, quae in
Charinthia sita sunt, Patrono et defensore opus habemus, di
lecto, fideli et amico nostto, Hermanno duci Carinthia,
non anxia necessitate coacti sed pro sua dilectione gratis car
cessimus advocatiam super reditus nostros circa Dietrich
stein, nec non et eos de beneficio marchionis Eagelberti, qui
nobis circa S. Vitam remanserunt, toli interposita condition,
ut nemini guidyuam eorum, quae ad eandem advocatiam spe
etant, inbeneficiare possit, verum, quia veteri proverbio, quanlo
melior est amicus, tanto firmior pactionis debet, esse conre*
tio, servitium quod ei concessimus in praedicta advocatia, co#
scribi fecimus et tam futuris quam praesentibus notum est
volumus, de singulis mansis, qui quasi quinguaginta compalat
sunt, annuatim quatuor nummos accipiat in festo S. Hartmi
Unum tantum placitam habebit in anno, et hoc infra natalen
Domini et quatragesimam, et tunc duae marcae dentur ei a
servitinm de camera nostra; quas si illo tempore accepenl
aut sine placito in anno illo eit, aut propriis suis sumptibes,
sine detrimento hominum nostrorum illud habeat. De majer-
bus partibus (?), molendinis, tabernis, vineis, vinitoribus, pic
toribus, foresto et forestariis, de his etiem, quae in mansis 10
cata non sunt, nihil exigat, nisi forte in aliquo excesseril,
quod. ad judieium spectat advocati. In foro nihil juris habez,
niei de effasione sanguinis, de pagna et furtis (den Scultheh
ber alles übrige richtet, ſcheint alfo ber Wifchof ſelbſt zu beſtelen
Subadvocatum si eo carere noluerit, ex peticione nostra talem
'habeat, qui praedictas justitias ei colligat, et frequentia placi
torum et vexationibus homines nostros non gravet. Sope
ministeriales vero nostros et allodia eoruta, nihil jaris hr
beat; sed quidguid controversiae de allodiis vel aliis quibu
libet negotiis inter eos ortum faerit, quod inter se ipei en
ponere non pessint, judicium exspectet Episcopi. —
IV. Rechtsf. B. Can. R. Kiechengüter 533
$. 325. | 4. 398,
2) Das Recht der Kirche, den Zehnten zu
fordern, wutbe jege zwar weit allgemeiner als in
der vorigen Periode, wenn gleich nicht durchaus in
dem ausgedehnten Umfange anerkannt, in welchem
es die Kirche ftets ($. 186.) geltend zu machen
bemüht war =); in einem großen Theil von Deutſch⸗
land, befonders in den nenermorbenen Provinzen
jenfeits der Elbe, erhielt fie überdies nicht den
Maturalschnten, fondern eine verglichene Abgabe
(Sadzehent, pactum) b). Die Kirche gelangte
auch jest noch nicht zum Beſitz aller Zehnten, die
von den Pflichtigen entrichtet wurden, und eben
fo wenig vermochte fie fih in dem Beſitz, den fie
wirflich erlangt hatte, vollftändig zu behaupten.
Das Patronatrecht wurde fortwährend (2. 1.
©. 792.) als eine Befugniß befrachtet, die Ein-
Fünfte ber Kirchen und daher auch die Zehnten zu
beziehen, welche eigentlih an diefe gu entrichten
warm; erſt feit dem zwölften Jahrhundert gelang
es allmälig, diefes Recht auf die DBefugniffe zu
beſchraͤnken, welche die Kirche anerfannte, und bie
nur in dem Präfentarionsreche und dem Schuß.
3) ©. Pland a a. 8%. 3. ©. 025 u. f.
b) Bergl, Wohlbrück Gefch. bes Biethums Lebus ©. 1. S. 235.
In Schlefien fcheint der Naturalzehnte häufiger gewefen zu feyn.
&. Stengel n. Tſchoppe Urmbenfammiung u. ſ. w. S. 33,
53. 55. — Der Ausdruck Pactam barf daher bei den Abgaben
nicht auf eine Pacht bes Grundſtlicks gebeutet werben, fondern
bie dibrigen Umftände müffen tiber beffen Vedeutung „entfcheiben.
534 Deitte Periode. A. 888 1272,
4. 3%. recht (cura)' beftehen fehlten. ($. 326. Note k), |
Es hieng daher befonders bei Patronatklitchen, ab
in einem gerwiffen Umfang in der That bei alı,
von den befonderen Umfländen ab, wie vid be
Biſchof davon zu feinen Zehnten zu ziehen van
mochte, von welchen cr doch auch wieder yicks
an edle und andere Vaſallen zu verleihen genoͤthig
- war, und wie viel er in. den Laienhanden der Io
srone, Kaſt⸗ und Schirmwögte zu’ loffen genoͤthigt
war, welche diefe felbft mie Verguͤnſtigung is
Königs (B. 1. &. 793.) feit uralter Zeit im
gehabt, und nach Wilführ an andere Laien ode
auch an geiftliche Corporationen veräußert hatt,
die gefeglich dazu gar nicht berechtigt waren. Did
Laienzehnten (fofern fie lehenbar waren, dec-
mag: infeudatae) 'vermochten . die Päpfte da
Kirche felbft durch länger als cin Jahrhunden
- fortgefegte Bemühungen von Gregor VII. bis u
Alexander HIT. Kerab e) nicht wieder zuzueiguen
Synodalſchluͤffe und Decrete erflärten freilich die bein
für unfähig, einen kirchlichen Zehnten zu beſitzen, und
geboten diefen fie der Kirche zurückzugeben; die Ar
wendung jener Verordnungen in Deutſchland war abt
nicht zu erzwingen, und der Grundfag felbft wur
von dem Kaifer und den Reichsſtaͤnden (Mor d)
förmlic) verworfen, weil er in der That mit di
ſeit Carls des Gr. Zeit beftchenden Verfaſſung u
c) &. Thomassini de vet..et nava discipl, eecl. Tom.’
L. 1. Cep. 11. Nro. 3—5,
IV. Rechtsſ. B. Can: R. Kirchengüter. 535
Widerfpruch ſtand. Man ſtuͤzte felbft die Praris, 4. 328
nah wekher man verfuhr, auf einen Schluß der
dritten lateranifchen Synode 4) vom J. 1179,
welchen man mit anderen Stellen in Verbindung
brachte, die alchergebrachten Beſitz ‘der Laten. nicht
ganz mißbilligten.e), und jerrem den Sinn unter:
legte, daß die Veräußerung von Kirchenzehnten,
die erſt nach jenem Synodalſchluß geſchehen ſei,
verboten und mit Kirchenſtrafen bedroht ſei. In
der That hatte er nur das Gebot ernenert, die
Zehnten zuruͤckzugeben, und dies auch den Laien
zur Pflicht gemacht, an welche fie etwa veräußert
wurden, es läßt ſich auch nicht verfennen, daß
diefe Gebote viele bewogen haben, die Zehnten,
welche fie. befaßen, gang oder theilweife den Kirchen
zu überlaflen, deren Patrone fie waren, fie zur Do⸗
tation von Stiftern und Kloͤſtern zu verwenden
d) Conc. Later. II. Can. 9. Can. 14. bei Labbé Tom, x
p- 1507: Prohibemus etiam 'ne laici decimus cum "ants
marum.suorum periculo deiinentes, in alios laicos pos-
sint aliquo modo transferre. Si quis vero receperit et
ecclesiae non tradiderit, Christiana sepultura privetur.
Daß der Sinn bes Schluffes nicht der war, welchen inan nach⸗
ber Hineinlegte, ſieht man daraus, daß Papft Urban ZU. noch
1186 es anerkannt wiffen wollte, daß fein Laie einen Zehenten
befißen bürfe, der Kaifer und die Bifchöfe aber fich auf dem
Reichstage zu Gelnhauſen weigerten, dieſen Grundſatz anzuneh⸗
men (Arnold. Lubecc. Chron. Slav. T. I. Cap. 18, bei
Leibnitz ser. rer. Brunsv. Tom. 2, p. 668.).
e) Cap. 25. X. de decimis (3, 30.), Cap. 7. X. de his quae ſiunt
a praelato sine cons. capit. (3, 10.) Cap. 2. $. 3. de de-
eimis in 6to (3, 13.).
/
536 Deitte Periode. A. 8881278.
8: 323, ober fihon beſtehenden zum Heil ihrer Seele u
ſchenken; der eigentlichen Verfügung jener. Gefck,
Ruͤckgabe an die Kirche Behufs der regelmaßien
Vorwendung der Zehnten (B. 1. ©. 782,), wurde
aber dadurch auch nicht genügte. Doch lag es auch
kaum in der Abfiche der Päpfte, die Gewalt der
Biſchoͤfe über die Verwendung der Zchnten her
ſtellen. Dieſer Machgiebigfeit der Loien wag es
aber zugeſchrieben werden muͤſſen, daß die Kirche
um fo weniger den Zehntbeſitz derſelben beſtritt,
and. daß ſogar, wenn man auf die Praxis ſicht,
die Veraͤußerung der Zehnten, überhaupt und ohm
Ruckſicht auf die ſchon vor 1178 ober erſt für
dem gefchehene Infeudation, zu Feiner Zeit nah
anderen Degen -beurtheift worden zu ſeyn ſcheint,
als nach den allgemeinen, welche in biefer Periok
eingeführt wurden ($. 326.). Die größere Selten
heit der Veräußerung folder Zehnten, welche die
Kirche am Ende des zivölften Jahrhunderts wirk
lich noch befaß, ſofern jene Eigenſchaft in da
Urkunden erkennbar iſt, moͤchte nur davon hertuͤh⸗
ven, daß fie ohne kirchliche Foͤrmlichkeit nich
thunlich "war, wie cine Reinfeudation, umd jur
allerdings im Widerſpruch mit den Kirchengefegen
nicht wohl anzuwenden war, Aber daß unter dem
Schuß "des hergebrachten Befißes auch ſpaͤter ge
ſchehene Veraͤußerungen duch Vergleich oft gem
aufrecht erhalten. worden find, iſt unläugbar, -
IV. Rechtf. B. Can. R. Kirchenguͤter. 537
6. 3236, ' 8. 3%;
3) Die ſchon in ber vorigen Periode begon- "
nene Vertheilung des, Kirchenguts ($. 187.) wurde
in diefer Periode allgemein und vollfländig einge -
führe. Nicht nur die Dom⸗ und Coflegiatftifter
erlangten: allgemsin die abgefonderte Verwaltung
des zu ihrem Unterhalte durch Fundationen gewid⸗
meten «) ober vom Biſchof aus der allgemeinen
Guͤtermaſſe ausgefaten Gutes b), fondern aud) den
übrigen Kirchenaͤmtern wurden beſtimmte Einfünfte
und Güter als beneſicium (Pfründe) zugelegt,
und mit dem SKirchenamte (oflicium) unzertrenn⸗
lich und wefentlih (als titulus) ©) verbunden.
3) In Nüdfiche deren bie Stifter zuerſt bie ahgefonberte Verwal⸗
tung erhielten, weil bie Fundatoren gewöhnlich, beſonders feit
bem eilften Jahrhundert, biefe ſeparirie Verwaltung zur Bedin⸗
gung ihrer Stiftung machten.
b) So wies der Bifchof von Prag im zehnten Jahrhundert ein
Blertel des gefammten Guts zum Unterhalt der Domberren am,
©&. Mabillon act. Benedict, sec. V. Nro. 11. p. 863. /
e) Der alte Canon; ne quis ordinetur sine titulo, ber fidh blos
auf das Kirchenumt bezog, wurde nun auch nur von tem Ti- -
. talus in biefem Sinn verftanden, d. 5. es folle feine Ordina⸗
tion geſchehen, ohne daß zugleich den Beiftlichen durch ein Kics
chenamt oder auf andere Weiſe (titalus patrimonil) feine
Subſiſten; gefichert wurde. Die Veranlaſſung dazu gaben bie
Berbote gegen die Ordinationen ohne eigentlichen Zitel (ordipa-
tiones absolutae), bie feit dem eilften Jahrhundert zum größ-
ten Nachtheil der firchlichen Difchplin gewöhnlich wurden, nach:
dem Alexander III. auf ber britten Iateranifchen Synode (can. 6.)
den Bifchäfen, die einen Geiftlichen ohne Titel ober Amt ordi⸗
niren würden, bie Werbinblichfeit auflegte, ihn fo Lange zu un: \
538 Deitte Periode A. 888-1272
4.326 Zum beneficium eines ‚Pfarrers wurden ordent-
licherweife alle kirchliche Einfünfte geſchlagen, die
nach Abzug deſſen⸗ was ſchon von. anderen befeffen
wurde, in feiner. Parochie noch uͤbrig blichen, du
ber inabefondere die Zehenten d),. und den: einzelnm
Parochialkirchen wurbe zugefichert, daß bein Biſchof
von den unbeweglichen Guͤtern, die zu ihrer Dos
gehörten ober dazu erworben wuͤrden, ſich etwas
vorbehalten oder als Lehen verleihen dürfe e). ©
zerfiel nun alles Kirchengut in einer Didces in
bona partieularia d. h. zu einem beftinanten ud
gewidmetes Gut, und hona commumta,’ alle übrig
isn. Zu jenen gehören denn insbeſondere di
Dotalguͤter d, h. die zum Unterhalte eines Sit:
chenbeamten durch fpeeielle Fundation beftimmtn
und mit feinem Kirchenamte verfnüpften Güter N)
Selbft der Biſchof, ob er gleich allgemeiner Ver
walter des gefammten, nicht zu einem beſtimmten
Zweck gewidmeten und vermöge diefes einer befon
terhaften, bis fie ihn mit einer ſchicklichen Stelle verforgen fern.
tm. ®Bergl. mein Kirchen, 8, 1, ©. 494 u, f.
d) Am deutlichſten ausgeſprochen in ben Werorknungen über bi
Novalzehnten. ©. 5.8. Cap. 13.X, de decimis. Ik
‚ ben Uriprung der Feng , 8.1. S. 784. und mein
u Kirchenr. B. 2. S. 65
e)'Conc. Roman. a. 826. Can. 16. Conc. Ravennat
a, #4. can, 10.
f) Der Ausdruck bona dotalia in dieſem Sinne ſagt eigenilech
‚baffelbe wie Fundationsgut. Die alte Bedeutung von ‚Denk
omg 14 ..
a
IV. Reßtsf-B: Can. R. Kirchenguter. 539
deren. Verwaltung untergebenen Kirchengutes blieb, 4.326.
und in Abſicht des leeren die. Oberaufficht uͤher
diefe befondere DBerwaltung. behielt, ſezte: gewiſſe
Guͤter zu feinem Unterhalte aus (bona mensalia,
Tafelgut); die Veranlaffung dazu lag darin, daß
bei der Theilung der Stiftsguͤter unter den Biſchof
und Das Gapitel, ein Unterfchied zwiſchen dem,
was ad mensam episcopi, und dem, was ad
mensam capituli beſtimmt wurde, entſtand. In
Anſehung der Veraͤußerung der Kirchenguͤter wur⸗
den nun die Vorſchriften des roͤmiſchen Rechts 6)
durch die Decretalen practiſch B) und. uͤberdem die
Beräußerung der Stiftsgüter an die Einwilligung
des Capitels „gebunden I); Menfalgüter des : Die
ſchofs follten fogar nicht ohne Vorwiſſen des Pap⸗
ſtes veräußert werben dürfen .K), eine Vorſchrift
g) L. 14. C, de S. S, ecoles. (1, 2.) Nov. 7. Nov. 420.
h) ©, tot, tit, X. de reb. eccl, alien. vel non. (3, 13), Die
Rerähferung darf 1) alfo nun bei rehus sacris nur aus bes
flimmten gefeßlichen Gründen, bei anderen Kirchenfachen aus
Nothwendigkeit oder zum Nutzen ober einem frommen Zweck ges
ſchehen. 2) Es muß eine Unterfuchung hierüber und die zweck⸗
‚ mäßigfte Art der Veräußerung durch den geſetzlichen Oberen ver⸗
anſtaltet, und 3) von dieſem ein decretum de alienanda ers
theilt werben,
j) Cap. 4. X, de his quae fiunt a majori parte Capituli,
k) Wen man I. F. 6., wornach nach einem Synodalſchluß unter
Urban II. (wahrfcheinlich zu Elermont 1095) die dituls unver⸗
äußerlich feyn follen, vom titulus in dem oben vorgefommenen
Sinne verfiehen dürfte, fo wäre bie- Beräußerung ber Dotalglis
ter gang perboten. Allein jener Ausbrud bezieht ſich ngach ber
540 Dritte Periode. A. 8881972
6. 326. welche indeflen fo wenig als die, daß zur Werkußerug
der Stiftsgüter Einwilligung des Kaifers gehire !),
in Deutſchland practifch wurde. Jene Einfchrän
Fungen binderten nun auch den Biſchof Kirchen
güter, die nicht res infeudari solitae waren, u
Lehen. zu geben m).
3. 6. 327.
Durch das Schirmvogteirecht und das Lehr
barwerden der Landeshoheit in den Bisthuͤmer
und Meichsabteien, bildete fi) im Laufe des nam
ten bis zwölften Jahrhunderts a) ein eigenes Recht
Beranlaffung jener Verordnung, nur auf bie Verleihung der Eins
kiüünfte der Pfarrkirchen und Altäre, bie während des zehnten bi
‚ zwölften Jabrhunderts, obwohl fie ale Mißbrauch des Patronatted
tes ſchon anerkannt war, unter der Verleihung der Kirche verſtar⸗
dem wurde. Den Sinn bes Verbote, weiches Gier ausgefprochen if,
erfennt man beutlicher in bem Cap. 4. de jure patronatus
(3, 38.). Seitdem «6 gelang, das Patronatrecht auf die aner⸗
kannten echte zurückzuführen (H. 325.), beißt das Patronat
recht, das allein verlichen werden konnte, im Gegenfa eben bei
titulus im Sinn jener Stelle, der Kirchenfaß. Die Roth
wendigkeit der päpſtlichen Einwilligung zur Veräußerung bei
Menſalguts erhellt ang Cap. 8. X. de reb. eccl. alien. vel
non. (3, 13,) und wurde nachher in den von ben Biſchẽſen
dem Papfte zu ſchwoͤrenden Eid eingerfict, in welchem ſie jedoch
nad) Cap. 4. X. de jurejur. unter Innocen; III. noch nicht ſtand.
1) Die Kaifer ſprachen ein Einwiligungsrecht an und machten ı6
auch zumellen geltend (S. Schannat Hist. Episc. Worma.
in Docum. p. 120.); ein Reichegeſetz bafür gab es aber nit.
m) Cap. 2. X. de feudis,
3) Feiebrich J. findet ſich in dem anerfaunten Wefig biefrs Mehl
(&. Arnold, Lubecc. Chron, Slar. .L. III. Cop. 17)
IV. Rechtöf. B. Can. R. Kirchenguͤter. SAT
des Kalfere auf Die durch den Tod eines Biſchofs 4. 377.
vacant werdenden Güter und Einkünfte unter dem
Namen des jus regaliae d. h. des Rechts, biefe
Güter und Einkünfte in Befig zu nehmen und bie
zue Inveſtitur eines neuen Biſchofs zu behalten br
Mit dieſem Mechte entftand zugleich ein anderes,
das man mit dem Namen des jus exuviarum s.
spolii bezeichnet, das echt, die Mobiliarverlaffen-
(haft eines Bifchofs (als peculium clericale) in
Beſitz zu nehmen e), welches aber auch auf die
Verlaſſenſchaft anderer Geiftlichen ausgedehnt und
auch von anderen Schutzhetren angefprochen wurbe,
= weil biefe, feitdem fie Beneficien befaßen, gleich den
und wenn einige fpätere Chroniften ihm die Einführung. deffel:
ben zufchreiben, fo ift dies ohne Zweifel nur ein Mifverftänd:
niß, weldyes davon herrührt, daß es ihm zuerft von Urban I.
fiteitig gemacht wurbe.
b) Ob es in Deutfchland fo wie in anderen Ländern auch das
Recht, in ſich faßte, die vacanten Leben zu vergeben, ift zwar
etwas zweifelhaft, aber doch fehr mwahrfcheinlich, ſ. oben 8. 1:
$. 163. Die Biſchöfe legten ſich Übrigens, nach ber, Analogie
der Lehensherren, baffelbe Recht in Rückſicht ber Kirchenbenefts
cien bei, welche fie vergaben. Doch fchon Bonifacius VIII.
verordnete im Cap. 9. de ofl, ordinarii in 6to. (1, 16.), baf
dies nur da gefchehen blirfe, wo es vermöge eines Privilegii
oder einer Gewohnheit ftatt habe, der Regel nach aber während
„der Bacany eines beneficii die Einkünfte beffeiben zum Beſten
ber Kirche derwendet oder dem Nachfolger aufbewahrt werbden
müßten. ö
e) Die Spuren dieſes Rechtes, welches bei anderen Kirchen bie
Schirmpdgte ausinüben ſich ebenfalls anmaaßten, finden fich
ſchon im eilften Jahrhimbert ſeht Häufig. S. Planck a. a. D.
Th. 2. Abth. 2. S. 105.
542 Dritte Periode. A 888 1972,
9: 997: Biſchoͤfen fir unfähig gehalten wurden, über das
was fie durch die Pfeiinde erworben, (wohin der
bewegliche Nachlaß im Zweifel gerechnet wurde)
von Todeswegen zu verfügen, und von der Kirche
beerbt wurden 4. Der Nachlaß eines Bifhofs
inochte ale Pertinenz deffen, was man jure rega
- liae in Befig nahm, angefehen werben. Seit dem
zwölften Jahrhundert fischte fich die Kirche mit
‚ glücklichen Erfolge von diefen Rechten zu befreien
- Schon Otto IV. mußte 1197 bei feiner Ball
dem jus exuviarum, und in der Capitulation, die
ihm Innocen; II. 1209 vorlegte ($. 260.), beiden
Rechten entfagen; Friedrich II. verftand ſich fpäte:
bin zwar nur gu einer Verzichtleiſtung uf das
Spolienrecht e), aber Rudolph von Habsburg br |
d) Der Grundſatz, daß ein Geiftlicher Über fein Vermoͤgen glech
anderen Perfonen von Tebeswegen verfügen könne, war anfang
nur in Anſehung des Biſchofs eingeſchraͤnkt, beffen nicht eg
thiimlicher Nachlaß als Kirchenvermögen der Kirche blieb. Exit
bem aber nad) ber Theilung bes Kirchenguts er nicht mehr Kt
einzige Verwalter bes Kirchenguts war, mußte jene Einſchraͤn⸗
fung natürlich auf jeden GBeiftlichen angewendet werden, ber cin
Benefleium beſaß. So entſtand ber Unterſchied zwiſchen bes,
was der Geiſtliche als Cigenthiimer beſeſſen hatte, welches nach
den Regeln ber gemeinrechtlichen Erbfolge vererbt murde, und
"dem, wobon er nur den nothbürftigen Unterhalt gehabt hattt
' (ben aus biefem Gefichtspunct betrachtete man anfangs de
Beneficlaten), von welchem alſo das, mas er etwa erübrigt
batte (pecalium clericale), der Kirche bleiben mine. Ball.
.. I. H. Böhmer jug eecl, Protest. L. 3, Tit. 25. $. 2. 91
und mein Kirchent. B. 2. S. 749 u. fı
.e) &, oben. $. 247. zweite Anm. bie Conftitution deffeiken he
die Rechte der geiftlichen Fürſten. Daß die Werjichtleiſtung
IV. Rechtsſ. B. Can. R.: Kirchenguͤter, 543
ſchwor in der Folge (1274) wieder die Capitulation 4. 397.
Ottos IV. Mit der Aufhebung des Spolienrechts
wurde das Mecht der Clerifer, über das durch
die Pfründe erworbene Gut (peculium .clericale)
su difponieen, erweitert. Schon Papft. Aleran«
der IH. erflärte f), daß der Nachlaß eines Geifl-
lihen, über welchen er niche diſponiren koͤnne /
nicht dem Biſchof oder fonftigen Oberen, fondern
der Kirche zufalle, und daß eine Gewohnheit, nach
welcher jener den Armen, milden Stiftungen, ober
Derfonen, die fi) um ihm verdient gemacht, fie
möchten DBerwandte fenn oder nicht, etwas Hinter:
laffen dürfe, zu billigen fe Auf den Grund dic
ſes Geſetzes wurde jene Gewohnheit bald ziemlich
allgemein, und ſelbſt bald dahin ausgedehnt, daß
man auch die Verwandten zur Inteſtaterbfolge im
peculium clericale zuließ. Die in den Privile⸗
gium Friedrichs LI. den deutſchen geiſtlichen Fuͤr⸗
ſten eingeraͤumte Befugniß, ein Teſtament zu machen,
wurde erſt in der Folge durch die Paͤpſte auf den
Fall einer paͤpſtlichen Diſpenſation eingeſchraͤnkt 6).
deſſelben auf beide Rechte, welche er im Jahre 1213 dem Papfie
‚ aneftellte, und welche Planck a. a. O. Th. 4. Abth. 2.S. 140,
Mote 27. anführt, nicht auf Deutſchland gieng, ſondern bios
auf das Koͤnigreich Sicilien befchränft war, kann man wohl
auch darum ammehmen, weil fonft der Berzicht auf das gweite
wichtige echt in der Urkunde von 1220 ſchwerlich Hätte weg⸗
gelaffen werben bürfen.
f) Cap. 12. de testamentis (3, 26.).
8) Durd, Elmuns: IV. der ſich das jus poli vorbehielt. S. B oeh-
mer. o. 8 14 .
- 544 Dritte Periode. A, 8881272,
4. aas. | 6. 328,
Vollſtaͤndig hingegen erhielt ſich die weltliche
Macht im Beſitze des Patronatrechts ($, 191),
deſſen Mißbräuche nur die Kirchengefege abfchafften
($. 325.), und. in der Ausubung eines andern
Rechts in Beziehung auf die Eollation der
Pfruͤnden, welches feit dem dreizehnten Syahrkur
dert umter dem Namen jus primariarum pre
cum 3) vorkommt, nnd in der Defugniß, des Kai
fers bei allen, und der Landesherren bei mittelbaren
Stifteen, während ihrer Regierung in jedem dt:
felben eine dafelbft vacant werdende Pfründe zu
vergeben 5), beſtand.
4. 39. 6. 329.
Segen die Staatslaften, welche in diefem Zeit
raume entftanden ($. 306. 310. Note i) oder vor
züglich drücend wurden ($. 294.), ficherten di
Kirche, in fo fern fie auch ihr wegen ihrer Gute
auferlegt wurden, die alten Immunitaͤtsprivilegien
(6. 172.) nicht, und im Vefig von einem derſelben
hatte
e) Rudolfi 1. R. Htt. apı Goldast Const, Imp. Tom. 3.
p. 406. Cum ex antiqua et approbata ac a divis impe
ratoribus ec regibus ad nos prodücta consuetudine que
libet ecclesia in nostro Romano itmperio constitala el
yuam beneficiorum ecclesiasticoram pertinei collatio, s#
per uniue beneficii collatione precum nostraram primaris
admittere teneatur, devotionem tuam etc,
b) Man lündet ſogar Beiſpiele des von KRälferianen und Fuͤrſtin⸗
nen in Frauenſtiftern ausgelibten Rechts bes erſten Bitte.
IV. Rechtsſ. B. Can. R: Kirchengüter. 545
hatte fie ſich nicht einmal volfländig zu erhalten 5. 920.
gewußt (F. 304). 1) Die Hauptlaſt, den Lehm
Ev
dienfl, mußte die. Kirche, fo weit fie in der Lehns⸗
verbindlichkeit fland, wie andere Waſallen leiſten,
ſeitdem der Verſuch, fie aus dieſem Verhaltniß
ganz heraugzureißen ) mißlungen war (6. 232).
Auch der Beſteuerung durch die Landesherren (9. 306.)
konnte ſie ſich nicht ganz - entziehen, und noch we⸗
niger der Beſteuerung durch: die Staͤdte, in deren
Ringmauern fie Chiter beſaß ($. 310. Note i), ohn⸗
erachtet der Clerus nicht zur Gemeinde gehoͤrte b),
Um fo nothwendiger ſchien eo, wenigſiens jeder
wilſkuͤtzrlichen Beſteuerung, zu der die Reichthumier
des Clerus nur gar zu leſcht reizen mußte, vorzu⸗
beugen; dies geſchah zuerſt durch Papft Aleran⸗
der III., nach deſſen Vorſchtift Feine Steuck von:
einer Kirche anders gefordert: werden filled, als
wenn fie Biſchof und Elerus wegen Norkiwendtgs'
keit und Nutzen des gemeinen Weſens und An’
Fällen, mo bie Kräfte dee Laien nicht biareichten/
a) Daß es hierauf nach dem Pläne Bregors VI richt nur in
velckficht det von det hoöchſten weltlichen Gewsält abhängigen '
Leben ber Prälaten, fondern in NRüdficht jedes Lehensnerhält«
niſſes ohne Unterſchied angelegt war, ficht man auch aus ben
Dertelm Urbans II. auf bet Spüode zu Meifl a. 1089. (bet
1090.) bi Labbé Conc. Tomi. X. pi. 477, Can 10,
Br. Planck a. d. D. Th. 4: Abih. 2. ©. 163 u. f. Mad;
Diefen ſollte Überhaupt fein Geiſtlicher anders als dutch einen’
diftervaſallen des Laienſtandes mit einem Laien in " Rehentun
bättniffen fichen könn '
b) &; Panda. u 8. Si u. .
. 1 [ 36 }
$ 329. perwillige haͤtten e). Imnocenʒ III feste noch hin,
9. 330.
daß man zuvor den Papft wegen des vorhandenen
Nothfalles zu Mathe ziehen folle q)y. Daburch
wurde. wenigſtens erreicht, daß fh in den Staͤd
ten, wo der Fall einen nothwendigen Beſteuerung
am bäuflgften eintrat, Gemeinde und Stifter und
Klöfter über den Beitrag zu ordentlichen und
außerordentlichen Laſten ‚verglichen, und de man in
den Degeeten: jener Pänfle: zugleich den Gruidſatz,
N die, Kirche und „dic Biechlichene Perſquen in der
Rege), van inder. Disfteneruug. frei fegen, zu ‚finden
glauhte, fo wurde, es dieſen auch nicht ſchwer, hie
und da. eine: ſelche Vefreiung mon mehr oder we⸗
niger Saften wuͤrklich zu erlangen. Dagegen erlaub-
ten ſich aber nun die Paͤpſte ſelbſt, die Kirchen
und die ‚Einkünfte der Geiſtlichen zu framenen
Zwecken. zu beſteuern. Die Beiträge, welche fi
nach einem belichigen Anſatze zu den Kreuzzuͤgen
und anderen Unternehmungen von jenen forderten,
warin indeſſen wur erſt der Anfang und gzwar ber
zum Theil noch zu rechtfertigende Anfang von Auf
lggen, welche im fülgenden aeitaum zu wahren
Erpreffungen wurden.
— $. 330.
V. In der Verfaſſung der befonderen geift-
lichen Geſellſchaften verdient: A in der Berfaflung
c) Coneil Lateran. II. a. 1179. Cm. 10.
d) Concil. Lateran. IV, a. 1215. Can. 46.
IV. R. B. Can. R. Kloſtereinrichtungen. 647
der Mofter 1) die Eneſtehung dir groͤßeten Midnchs⸗ 4: 350.
congregarionen oder Orden amsgezelihnet zu
werden. Die Reform der Adſtet, welche⸗ ſeir: dem
zehnten Jahkhundert/ durch · Die Art, or man fie
gegen: das Ende bes neunten: Yahrkahderte wiever
behandelt hatte 1$:"168.), nothig, und YER'heil
durch denven einzelnen Mannern neubekötch rei
giöfer Eifer: der Laien Felbft moͤglich gemacht würde, '
gieng meiftens von einzelnen Kloͤſtern aus/ nach
deren Muͤſter andere reformirt oder men geſtifret
wurden. Das Stammkloͤſter erhiele deburch nd
vordem nicht gekannte Aukoritaͤt über die uͤbtigen
Kloͤſter, die, feiner, Aufſicht unterworfen blieben,
und mit. ihm zuſammen eine beſondere Congre⸗
gation oder Orden bildeten. An der Spitze des
Ordens Rand. ber Localobere des: Stammkloſters
(Abt "oder Prior) mietn einem Rath (General.
Capitel). aus. den Localoberen der ubrigen Kloͤ⸗
ſter, von denen die einzelnen dann · wieder eine
unkergeordnete Aufficht und Direction uͤder ‚bie
Klöfter eines beſtimmten. Diftriets (Prov inzy ‚als
Provingialobere erhielten ⸗). Der Reforma-
tianseifer fuͤhete nach wu. na pie Entſehang
a) Dieſe Serfeftung Bibete — ‚ner bei den ehe
hielt aber erſt durch die Eiſtertienſer eine befkimumere Form.
Auf der vierten lateraniſchen Synode machte ffe Innoccin UL
(can. 12.) zur allgemeinen Verfafſſung aller Mörihsorden, durch
die Borfchrift, daß alle Orden afle-brei Jahre ein General⸗Ca⸗
piret ad morem Cisterciensiunr haiten ſollten. © ‚mein
Sicht. 2. € 876 1
[ 35° ]
548 Dritte Prriope..A,,888-—427%
9.330, einer Rethe folder Congtegatlonen, welche imge
\
ſammt die Regel des..heiligen Benedicts von Nur⸗
ſia gun. Grunde legten, aber einzelne Ber aͤnderun⸗
gen, meiſtens eine groͤßere Strenge des religioſen
&pbens, einfuhrten 6), und felhft obne Die allgemeine
Betätigung der Kirche einfuͤhrten, bis Innocen; IH.
aller. weiteren Einführung neuer Möngheregeln und
Orden ein Ziel fezte ($ 316. Nro. 6.). Seit dem
Anfange des dreigeßnten Jahrhunderts entflanden
aber faft zu gleicher Zeit zwei nem Moͤnchsor⸗
den, der der Zranciscaner und der. der Domi⸗
nicaner ©), bie ſich von allen. bisherigen nach der
b) Vergl. 9. Mabillon adnalds ördints‘ S. Benedfeti, Ps-
ia: 1708 seq..6. Tbm.:fil. :Die' Ateſte Congregation vefse:
mirter Benebictinen iſt die der Ffuninsenfer, bie ſchen 200
Jahre nach der Stiftung des Kofiers” zu Tingup (910) über
' 17 in allen Ichelldn ’ von ‚Europa fapfei'! gierucf ent;
Rasen 1018 bie Eamashalegkier, 4076 der ‚Prim ven
Brammeont, 1084 bie Garthänfer, 1098 bie iftercien
“ fer, 1190 die Prälnsnfirdlchfer (oder Not und in
„.i der Bütterbes zwölften. Jahchtaderte bie :Cacıheliter‘, weiche
, ‚lb, bie wichtigſten dieſer nenn Eongeegationm ‚genannt ju wer:
en. “ven verdienen. SBergl, Schrödhe Ehriſtt. Kirhengeik,
Dr en; G. 3 ulnf. N: S. 3008 a. f.
9 Wir Bfantibtanerörben (fratres iminores, Viinoriten) ge⸗
Franz vow'affäfl 1208, beſtäeigt 1230. Der
Dede ber Dominicaner (fratres Praedicatores, Prediger⸗
monche) gefiftet. durch Dominiens ven Guzman (mie wa ge
- wößnfich glaube), allmälig ſeit 1208 entſtander, 1316 beflätigt.
: De iejtere nahm bie Verpflichtung der Armuth, ah des Kr:
‚ ben, erſt 1921 an; die aber bei beiden in ber Foige (1245
burch Innocen; IV.) dahin interpretirt wurde, ba bes Daben
Hegende Gründe und anbere Büter befihen fönne, bern Eis
genthum nur dem h. Petrus und nicht bem Duden ſeibſt zus
IV. R. B. Van. R.Kloſteceinrichtungen 649
Benedictinerregel gebildeten Orden auch. noch ‚das &: 330.
durch auszeichneten, daß fie auch file den Orden
ſelbſt dem Beſitze weltlicher Güter entſagten, und
ihre Regularen verpſlichteten, „blos von Almoſen
zu —* 9
6. 331. Ä $. 331.
9) Die Kloftereremtionen f$. 189) er⸗
hielten eine Ausdehnung, die man bei Ertheilung
der Privilegien, auf welche fie ſich gruͤndeten, an⸗
fangs gar nicht beabſichtigte. Seit der Mitte des
neunten Jahrhunderts wurden ſehr häufig einzelne
Klöfter (meiſtens gegen einen jährlichen Zins,) und
feit dem zwölften Jahrhundert fogar ganze Con⸗
fiche; eine Aenderung ber Regel, die jeboch nicht alle Francis⸗
caner annabmen. Die Drbensverfaffung wurde bei biefen Vet⸗
telorben im Ganyen ben . bisherigen Eongregationen funbirter
öfter nachgebildetz nur nahm der Ordensgeneral hier in
Ermaugelung eines Stammaflofters feinen Sig-in Row, umb zu
den Beneralcapiteln Samen auch die Kocalobern (hei den Frans
eiscanern, Miniftri und Guarbiane, bei den Dominicanern Prae-
positi genannt) und Deputirte der einzelnen öfter, Diefen
erften Bettelorden wurden Übrigens auch andere nachgebilbet, bon
weichen Indeffen hier nur der Yuguftinerorben (Ordo Eremite-
zum S. Augustini) genannt zu werben verdient, bee durch
Papft LAlexander IV. feine Entſtehung erhielt. Eine Schilde⸗
zung ber Berfaffung ber gefammten Diönchsorben mit ben wich-
tigſten fpäteren Beränberungen f. in J. H. Boehmer Jus
eccl. Protest. L. IU. Tit, 35. $. 47 70. Histoiee des
ordres monastiques, religienx et militaires et des cangre-
galions acculaires (par H. Helyot) Paris 1714 - 19. 8.
Voll, 4.
!
650 Dritte Periode A; 88B—— 1272.
$. 331. grögebtenen =) unta: Den: mittelbare Schech des‘
roͤmiſchen Stuhls geſezt b). Men dieſem erhielten
ſie aber auch noch andere Privilegien, durch welche
einzelne Dioͤteſanrechte der Biſchoͤfe wuͤrklich auf⸗
gehoben wurden (exemtio partialis) ©), fo:daß es
nicht ſchwer halten Fonnte, aus allen den Rechten,
die ein Klofter oder eihe Congregation durch paͤpſt⸗
liche Bnade beſaß, xine vollige Unabhängigkeit von
dem Dioͤceſanus (exemtio: tolalis) zu deduciren
und allenfalls auf hie Verjaͤhrung zu gründen,
ſobald es nur anerkannt war, daß es eine ſolche
geben. koͤnne 4). - So entſtanden exemte PBräla-
ten, denen in ihrem Wuͤrkungskreife ein wahres
Dioceſanrecht (jus episcopale s. dioecesanum vel
quasi) zufam ©) und die Paͤpſte begnuͤgten ſich,
2) Wie die Eluniocnfer, Eiftereieufer, Prämonfiratenfer, und übe
Haupt bie meiften neuen Orden.
b) Damit ſollten fie aber keineswegs döllig von der Disceſange⸗
malt befreit ſeyn; noch Gregor VIE. fehien geneigt, dies Privi⸗
legium blos auf die Befreiung von aller weltlichen Gewalt zu
zichen (Ep: L. VIL ep. 2.) Berg. Pland a. aD. —H. 4.
Abth. 2. S. 550 u. f.
c) Dahin gehörte das Recht, ben Biſchof zu ben im Kloſter vos
faͤllenden Preinationen unb anberen Pontificalpanbiunger will:
kührlich zu wählen, das Privilegium, baf fi) ein anf bie Des
ce6 gelegies Interdict nicht auf ihre Kirchen beziehen folle, daß
fie ſelbſt nom feinem Viſchof mit. dem Bann ‚belegt, werben Kun
ten, keinen Zehnten von. ihren Gfgeru entrichten dürften m, (. m.
A) Wie es im breizehnten Jahrhundert ſchon unbebenklich gefchab.
&. Cap. 3. X. de in integram vestit. (1, 41.) Cap. 15
und 18. X, de praescript. (2, 26.).
©) Daher fie ſich auch die Äußeren Zeichen der bifchöflichen Würde
J
IV. Rechtsſ. -B: Can. R. Stifter. 551
ohngeachtet des Widerſpruchs, welchen die Biſchoͤſe . sat.
gegen die Ertheilung oder Anerfennung ſolcher
Eremtionen erhoben, welche fie nur dann gelten
laſſen wollten, wenn der Ordinarius eingewilligt
habe f), den Unordnungen, welche nothwendig
durch zahlreiche Eremtionen entfliehen mußten, da-
durch etwas abzubelfen, daß fie die Eremtionspri-
vilegien einfchränfend erklaͤrten 8) und einen ſtren⸗
geren Beweis der Exemtion verlangten 6).
$. 332. 4. 332.
3) Die Einteilung der Negularen in Regu⸗
lar-Geiftlihe, patres, clerici, Laienbrüder,
‚ratres, conversi, erhielt ſeit dem eilften Jahr⸗
hundert eine andere Bedeutung als fie bis dahin
gehabt hatte, nur jenen wurde Sig und Stimme
im Capitel eingeräumt, diefe aber blos zu Hand»
arbeiten und anderen nicht geiftlichen Verrichtungen
gebraucht 2). Durch Uebertragung des Patronat-
(mitra episcopalis, fu) belegten. Doch waren nicht alle ,
infulirte Aebte eremt. &. Cap. 6. de privilegiis in 6to (5, 7.).
f)_ Daher wurbe auch in ben meiften Fällen bie Gültigkeit der
Eremtien auf die Verjährung gebaut. &. Cap. 4. X. de con-
firm. utili (2, 30.).
8) Pergl. Cap. 9. X. de confir. utili (2, 30.). Cap. 16. 17.
18. X. de privilegiis (5, 33.). Cap. 7. 10. eod. in 6to.
b) Cap. 7. 10. de privileg. in 6te.
a) Die ältere Eintheilung der Mönche in Cleriker umb Laien bezog
ſich bios barauf, daß einige unter Ihnen für den Gottesdienſt
652 Deitte Periode. A, 888 1272
4. 339. rechts an Kloͤſter, ‚gelangten übrigens jet viel⸗
9. 433.
Kloͤſter unter biſchoͤflicher oder paͤpſtlicher Geuch-
migung b) zum Beſitze von Pfarrkirchen, die
dann auch gegen die älteren Kirchengefege Moͤnche
za Pfarrern erhielten.
Ä 4 333.
B) Die vita canonica. der Geiſtlichen bei den
Dom: und Eoflegiatkicchen, wurde im Laufe des
zehnten "bis zwölften Jahrhunderts aufgcheben.
Machdem die Domcapitel die Trennung der Capi⸗
telguͤter von dem bifchöflichen Tafelgute erzwungen,
wurde erft unter allerlei Vorwand das Zufammen-
wohnen im Stift, dann auch der gemeinfchaftliche
Haushalt aufgehoben und die geſammten Guͤter
und Einfünfte in fo viel Theile, als Canonici
in den Kloftercapellen orbinirt waren, andere aber nicht, ohne
daß durch jenen Umſtand etwas im ben Rechten ber Laien ges
ändert wurde, melde fie ale Mönche Hatten. Durch das ben
Aebten durch die Kirchengefeße eingeräumte echt, die niederen
Weihen zut ertheilen, kam es daber dahin, daß faft afle Monche
Elerifer waren, und erft die Giftercienfer führten gleich bei ihrer
Stiftung jeren Unterſchied dadurch wieder ein, daß fie Laien⸗
brüder aunahmen, um für die eigentlichen Mönche mehr Zeit
zu religidfen Befchäftigungen zu gewinnen. Die Franciscamer
und Dominicaner verpflichteten fogar auferhaib des Koſters ic
bende Laien beiderlei Gefchlechte für das Intereffe ihres Ordens
und zu einer gewiffen ihrer Regel gemäßen religiöfen Bebensart,
jedoch ohne eigentliche Sioftergefühe. Der Uefprung folcher
dem OHrden affilürter Rpien, die man Tertiasier naynte, ift eigent⸗
lich bei den Franciscanern zu ſuchen, von weichen bie Domini:
ganer ihre fratres et soreres de militia Jega Christi, de
Poenitentia B. Dominici entlehnten.
.h) ©, Pland Ar % 8: Th. 4. Ahıh. 9, ©, 592 uf
V. Rechtsſ. B..Can, X. Stifter: 553
waren, getheilf ımb jedem eingeln als Praebendg t 33. \
zur Nutzung und Verwaltung überlaffen =);. ſchon
zu Anfang des zwölften Jahrhamderts entzogen fie
ſich ſogar größtencheils den gottesdienflichen Ver⸗
richtungen (dem Chorbienft, der ihnen als Stifts
geiſtlichen oblag) b), und ließen ihn durch Vicrarien
verrichten, wiewohl dieſe ‚eigentlich nur die recht⸗
maͤßigerweiſe abweſenden Chorherrn vertreten fol,
sen. Seitdem gab es Canonici ohne vita cano-
nica, und nur die Capiteleinrichtung blieb,
d. h. die gefammten zum Stift gehörigen. Geiſtli⸗
hen blieben ein Collegium und behielten nicht nur
die Rechte, welche fie während ber Periode bes
canoniſchen Lebens erworben hatten, ſondern erwei⸗
terten fie noch gar fehr: 1) Sie machen jegt den
fiehenden Senat des Bifchofs in geiftlichen und
weltlichen Angelegenheiten aus e), und: hiefer iſt
fogar in gewiſſen durch die Geſetze beftimmten Ger Ä
fchäften (ſ. z3. 3. $. 326.) an ihre Einwilligung
gebunden. . 2) Bei erlebigtem bifhöflichem Stuhle
haben fie. (feit der Aufhebung des Megalierechtes)
die Verwaltung der biſchoͤflichen ‚geiftlihen Juris⸗
diction und der Temporalien 4, 3) Das Mecht,
4) ©. Pland g. a D. 3. 3, &, 749-767. 35. 4. ebih. 2.
©. 665 u. f. Mein Kirchen. 2. 2, ©. 601 m f.
b) Paschalis II. Ep. 79. bei Labbé Cone. Tom. X. p. 696.
ce) Cmp. 4.5. X. de his quae fiünt a praclato sine coss,
Capit. 8, 10.);
ch Cap. jr. 14. X. de majorit. et ebedient, h 8 er 60,
de elestigne. in &to (1, 6.)
n
—
554 Dritte Periobde. A: 888-1270.
4. 338. den Biſchof zu wählen, welches fie nach dem Alte
ren canoniſchen Recht mit dem uͤbrigen Clerus und
dem Volk theilen ſollten e), erwarben fie ſeit dem
Wormſer Concordat als ehr ausſchließliches ſchon
im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts auerkann⸗
tes Recht f).. A) Sie erlangten die Befugniß, die
erledigten läge in ihrem” Collegio durch eigene
freie Wahl zu beſetzen; dem Biſchof/ ſonſt ordi-
narius collator diefer wie aller übrigen Pfruͤnden,
blieb dabei Höchftens eine gewiffe Concurrenz &), er
mußte fogar öfter die Eoflation auch der uͤbrigen
Kilrchenpfruͤnden in der Didces mit den Capitd
thjeilen: 5) Ihre Dignitarien (Proͤbſte, De
chanten, Domkäfter, Domſcholaſter u. f. w) erhiel⸗
ten eine Diſtiplinarjurisdiction uͤber die Capitnla⸗
ren; ja öfter die Ausdbung gewiſſer Yurisbictions-
rechte In? der Didces oder einzelnen Diſtricten der⸗
ſelben als ihrer Digmieät anflebend $). 6) Sie
©) Den Panpianikeil heuen dann außer dem Eapitel bie Stifte
bienftieute und die Aebte ber Diöces.
‘
f) Friederici IL Imp. Aurea Bulle de libertate seelesia-
stica a, 1213, &. 2. (bei Goldast Constit. Imp. Tom. 1.
p. 299.) Concedimus -- ‘ut electiones Praelatöfuni‘ ibere
. eb .caponice fiant, qnatenus ille praeficiatur. Ecclesiae. vi-
duatse, quem totum Capitulum, vel majar et sanior pars
‚psius duxerit eligendum. - —
D Die Belcng gupilen Salln, oder. uud) cin Yokfenteriend:
oder Einwilligungerecht. S. Planck a. m a Eh. 4.. Minh. 2.
‚©. 876 u. f. und mein Kirchent. B. 2. S. 720.
h) So war z. B. zu Mainz ber Domprobſt seinißge felnte Digni—
v4
\)
EV. Rechteſ. B. Raw: ®. Sfr: 555
übsen. dad Macht ıder Ausonomie ale Gemeinheit 4.332
in fee ausgebehnten Umfenge; Dusch ihre Som
munalfature wurde die imere Verfaſſung des
Capitels regulirt, insbeſondere die Anzahl der Car
pitularen, bie in daſſelbe aufgenommen werben koͤun ˖
ten, feſtgeſezt ud alfo das Capitel gefchloffen I),
die Größe jeder. Pfründe, die Art und Weile der
Perception und die Eigenfchaften, die der Aufn --.- --
nehmende haben muͤſſe, beſtimmt K. Zu dieſen
gehörte ſchon jezt in wanchen Stiftern (nach dem
Beiſpiel der geiſtlichen Ritterarden 6. 336.); Ru⸗
terbuͤrtigkeit, wenigſtens um zu gewiſſen Pfruͤnden
zu gelangen, was jedoch die Decrttalen noch fuͤn
eine unkraͤfeige Beſtimmung erklaͤrten). 7) Das
ansſchließliche Wahlrecht wurde die Veraulaſſung
zu Werträgen, welche ſchon vor der Wahl unit Dem
vie Archibiaconue, und übte in dem zum mainger Archidiaconat
gehörigen Sprengel bie Serkeeieien durch cam Paare
Ber. and, s
H Dadurch entfland denn, weil wa 00 noch außerdem
laren, aber ohne Yfrlinden, aufanhıy,. fin Unterichieb zwifgen
Canopicis mejoribus wit Pfründen, und Canonieis minori»
bus, in herbis, junioribas, Domicellaribus, d. y ſolchen,
die fuͤrs erſte Laͤne Pfrundo, wohl aber eine Stimme Im Eapi⸗
tel hatten, zu welcher: mon ſie jrdoch in ber öl auch erſt.
dann ließ⸗ wenn fe in jene einrüdten.
k) Bon bie Copa clansa und das Wahlrecht bie Belegen,
heit gaben.
}) Cap. 37. de pracbondie @ FAN ergl Seufert Werſuch
einer ge bes dentſchen Adels in den bs une Beni
im, .
556 Deiite Perloter A. 888-1272.
4.333. zu Waͤhlenden "über :ifehee kuͤuftigen Vechaͤltniſſe
zum Capitel geſchloſſen wurden (Capitulationen),
vor :wehdhen ſich ſchon in dieſem Zeitraume die
erſten Spuren finden. — Dieſelben Rechte er⸗
langten zu eben diefer Zeit die Collegiatſtifter, fo
wei re ef Ir Oertaflang anwanbat waren.
9. B. $. 334,
Indeſſen verfuchten während bes, schnten bis
eilften Jahrhunderts verſchiedene Biſchoͤfe in ihren
Dom: oder Collegiatſtiftern das canonifche Leben
wieder herzuſtellen. Wo es gelang, unterſchied man
nun bie nach der Regel (vermeintlich des h. Au⸗
guſtins) 2) lebenden Chorherren, unter dem Mamen
Canonici regulares (ober S. Angustini) von den
Hörkgen, Oanonici seculares. Der Orben ber
Prämonftratenfer war eigentlich nach derfelben Re
gel angelegt;, viele ‚Canonici regulares nahmen
daher auch die Prämonftratenferregel foͤrmlich
an; wo dies wicht: geſchah, loͤſte ſich in ber Folge
das canoniſche Leben meiſtens wieder auf. — Die
Veränderungen, welche das Moͤnchsleben und das
Canomnicalinſtitut ‚trafen, finden: fih un Ganzen eben
fB bei den Nonnenkloͤſtern, die gu irgend einem
Mönchsorden gerechnet und nach deſſen Regel
8) Weil das gemeinfchaftliche Leben des Biſchofs und feines Kies
rus durch ihn zuerſt eingeführt und durch Chrodogang nur all-
gemeiner gewacht worden ſeyn ſollte. Bergl mein Kirchent. |
x. 2. S. 678.
IV.R Bi Can. ®. Seit; Ritterorden. 557
unter der ‚Auffcht feines; erals und feiner Pro⸗ 334,
vinzialoberen regierk: wurden, und bei den Chor⸗
frauen (eanpnisane) y em 2
S. 33. | nn 6. 206.
C. . Einer ganz neuen Art beſonderer religidſer
Geſellſchaften gab. der ritterliche fremme Geiß des
Zeitalters ihee Entſtehung, den geiſtlichex Rit⸗
terorden. ).Aus einer chriſtlichen Bruͤderſchaft,
welche fich bereits vor den Kreuzzuͤgen *) zu: Ser
ruſalent vereinigt hatte, kranke Pilgrime in dem
dortigen Hoſpital zum h. Johann es aufzunehmen
und zu ‚warten, etfland 1120 der Orden der
Hoſpitalrtter oder Johanniter, ‚feitbiein bie:
ritterlichen Mitglieder derſelben (nach dem Beiſpiele
der Tempelherren Niro. 2). ſich durch feierliche
Geläbhe:.yanı beſtaͤnbigen Kriegsdjenſt gegen bie;
Unglänbigen und zum religioͤſen Leben nach einer;
beſtienmten Megel verpflichteten 5). 2) u dem⸗
lezteren Zwecke trat gleich fange. 1116 zu: Jru⸗
b) Beou ben NRonntn mir daburch umnterſchieden, daß FE ohne feler⸗
. Ude Gelubde zu einem religibſen Leben verpflichtet And. Weitz
Ude Ehorfranen erwähnt für Bonifueins VAL mt * ‘43,
de elect. in 6to (1,.6.)...
a) ©. Jacobi de —— « 1244) Historia Meroso —*
(bei "Bongärs. oben $. 233. Note a Tom. 1. pag. 1051.)
Cap. 64:
b) Jac. de Vitr. Le. praedicti hospitalis fratres ad imita:
sionem militiee templi armis materialibus utentes, milltes
-eum servientibus suo collegio Feceperun,
. 119
558 Dritte: Petlodena SSBA1TTE
$. 335. falein seine Geſellſchafe "want." Arkibeen uſunmin,
welche von Khred af ern: heran: Dempel
Salomons den Namen der- Cempetherren "Ufnatres
militiae templi) ©) und zehn Jahre ſpaͤter auf der
"Synode zu Troyes eine Regel erhiele. 3) Zu glei
chem Zwecke wie die Johanniter gruůndeten auf den
Bar Reniguge 1100 Det ſche Meiizfähnr
einen "Orden: zum Hoſpital der h. Marta (S.Ma
ria- Teutonicorum in Hierusalemi) d)-:nad hr
Megel::der Tempelherren, der in der Folge, wi
er blos fuͤr Deutſche geſtiftet worden, den Namen
des deuffihen Ordens kerhielt, und auch hab
nach ſeiner Gtifeung ſeind Waffengegen: ander
Ungglanbige wandte (g.A36), zu Deren Vefkiipfun
4) ſthon 1204 der Duden -der Schwerchrude
(Gatres ĩmilitiae Chris 5: 2655.) gegruͤndet wor⸗
bei war. Die Regek derrdret erſt genannten Or
den /weiche -fie - durch die Papſte ſelbſonedhielimn
obers under paͤpſtlicher Sene henigung! annahmen, wer
dierdes hz Ohigiıfin Che regulieren Chocherrn.)
)Jec. de Väter I . a. Guualieli uv Tyriu
Fistoria belli a prineip, Christ, im: Polaest, gend & 21.
(bh. Bangasıı Tom. I). :. .;.::
d) Jac. de Vitriaco l. ce. Cap. 66. Proßksslorien et Re
°. „gulam. et institutionem featrum. militise templi,. tem i⸗
bello quam in pace prorsus observant, infirmoa, peregt
"nos et alios nihilominus sicut: fratres italis S. Jeu-
nis in hospitali suo, quod dicitur S. Marise Tentonicorun
e) Nur bie Schwerteiter erhielten bie Bregek ber Eikercierke
IV.R. BıCan. Keitt Meutewaten boo
ihre Verfaſſung urn Er Moͤuchsorden damchs 4.335
aus nachgebildet; fie achten. einen Greßcaiſer
ober Horkuhcißer ala Olierhaupt des ganzen: Dede
welchem ein Sapitel aus ben Localoberen zugegeben
wurde, denen den Orden die Werwaltung feinen
uͤberall zerſtreuten Guͤcer aueh: eine Disciplinarjuris⸗
diction uͤber die einzelnen Mictglieder des Ordens
uͤbertrag ). Die: Migleder des. Ordens bean.
von welcher inzwiſchen ter 5. Bernparb von Slairpaug, Ber die,
Regel der Tempelherren auf Veranlafſung des Papfied und der
Symode bon Tops 1118 dufſezte, auch einiges in diefe anfe:
nahm. Vergl. : Histoire de l’ordre de S. Jean par’
TAbb& Vertät. Amaterd, 1732. 5. Voll. 8. J. Chr, Bed:
mann Veſchreibimg bes‘ Yitterlichen Johanniterordene Irkf.
0. O. 4603. fol. Juſt. Eher. Diah mar Geldidhen des:
ritterlichen Johanniterortens,. Icth. a,.d. D. 1729. 4. ‚Pierre,
du Puy histoire de l’ordre m illitafre des templi ierg. Bru-
‚xelles 1784, 4. Statuten buch des Orbens der Bamilihees!
ren and einge: alt Teekten BBkUcht, ‚Detausgegehen. von;
». Z Münter. ‚Berlin, 4794 Mm. 7. Wilde Geſch. '
des Tempelberrhorbene: zilp. —— 3 Be 8. Raym.'
Duellius :Hiterla Ordin egäitetn ‚Keontonicarein Wien)
nae 1727. fol. Die Statuten des beutfchen Ordens nach bem
Driginal. herausgegeben von D. Ernft Hennig Königeb. 1806.
8. Weber ähnliche weniger bebeutenb gewordene geiftliche Bitter
erben Biefer weis f. Eheiß. Bepphii Fugen Entmufber \
geift« mad weilien Bistscoräen 1708. 8
) Dk Johanniter und Zenpeiberren theilten ihre weaglieber und
ihre geiammten durch gang Gurepa zerſſreueten Güter in Zun⸗
gen und dieſe in Grospriorate. Dem Brofiyrier waren
die einzelnen Balleien ober Aemter d. h. ein Inbegriff von
Orden gtern unterworfen. Die einzelnen Güter, welche unter
ben Balleien begriffen waren, erhielten bis einzelnen NRituter nach
rn. der Wicdenpfründen als "Comsmendae zum freilich Sehr
eingefchränften Genuß; ber Inhaber einer folchen Pfruͤnde hieß
!
—
560 Brite Yetodei:A. 88841972.
5 33% Dun:incdy der Annlogir den Moͤnchsoerden aus 1) or-
deilichen· Mitgliederny welche zum Keichedienſte
und ic Leben nach bee: Megel verpflichtet. waren,
einzelne Guͤter des Orbens nad) Art der. Kirchen
pfruͤnden zum Genuß erhalten Fontten und ritter-
per Geburt. fen meer. (milites);: 2) aufer-
subehtlihen Mitgliedern, (nach Analogie der Laien⸗
bruder) Servientez, dienende Brüder genaumt, die
nach ber Diegel zu leben und zu Kriegs⸗ und ande,
ven Dienften zum Beſten des Ordens verbunden
waren, ohne die Rechte der Ritter zu genichen;
dazu kamen dann 3) Geiffliche (fratres clerici)
wur Verrichtung der gottesdienſtlichen Functionen
in :dem Capellen und Haͤuſern des Ordens. D. An-
dere. Geſellſchaften zu frommen Zwecken oder einem
religiöfen . Reben, : wie die Kolandabrüderfchaf:
vn, die Elendsgilden, Beguinen dder Beg⸗
binen, welche ihre Verfaſſung mehr oder weniger
denen ber Älteren und ausgebreiteteren Geſellſchaf⸗
rer 2 . \ ten
. bahee Commendalor (Gomthus): va uene Commenda
WV. R. ©. Privatrecht. Perſonl. Rechte. 561
ten dieſer Art nachbildefen, verbienen hier mir 9. 336;
erwähnt zu werden, um bie allgemeine Richtung
anzudeuten, welche die Meligiofitkt dieſes Zeitalters
hatte, ſich zu frommen -Uebungen und Zecken in
ordensaͤhnlichen Aflociationen zu vereinigen.
©. Privatrecht.
Eine ſehr ſchätzenewerthe Zuſammenftellung bes Inhalts ber
Nechtebũcher, fo weit: er ſich auf das Privatrecht bezieht, enthält:
J Weiske Grundſätze bes teutſchen Privatrechts nach dem Sachs
ſenſpiegel, mit Berüdfichtigung — des Schwabenſpiegels, vermehrten
Sachſenſpiegels und fächfifchen Weichbildrechts. Leipz. 1826, 8.
$. 336. we.
In Beziehung auf den. Geburtsſtand iſt es
auch nach den Rechtsbuͤchern noch nicht ohne Ein⸗
fluß auf die Rechte einer Perſon, zu welchem der
deutſchen Hauptſtaͤmme fie vermoͤge deſſelben ge⸗
hört; denn vor dem Reiche «) md in “allen
Serichten wo unter des Königs Barin gtrichtet
wird b), alſo in den Landgerichten, hat ein jeder
8) Sächf, Lande. B. 8. Ur: A.
b) Ebendaſ. 8. 2, Ant. 12: S. Roit e. — Daß unten den
Gerichten, in weichen umter Königebann gerichtet wird, keine
serftanben werden fönnm, als Die, wo unter dem Keller abet
deſſen Hofrichter Urthel gefunden werben unb bie Laudqgerichte,
ficht man aud B. 3: Urt. 64. Es folgt: abes ſelbſt ans ber
Ölteren Berfaffung, nach weicher nur mit ber Graffchaft, alfo
auch nach ber jetzigen Verfaſſuug, nirr init Demi Lanbgericht der
deſſen Gurrogat (f. $. 302.) der Adnigebann vertuipft War.
V. IL [136]
=
562 Dritte Periohe.- A. 888- 172
—RE noch immer in der Regel fein Recht nach feiner
Geburt; nur Erbe md Eigentum wird all-
gemein nad, ben Geſetzen des Ortes beursheils,
wo es liegt c) u jenen Gerichten Fam Daher
auch nur ber Urthel fprechen, welcher zu dem
Mechte geboren tft, das er finden fol d), Ba
Hingegen in den Vogteien und Lehenshöfen jeder
(ebenbürtige) unbefcholtene . Mann Urthel finden
mag ©), weil bier hauptſaͤchlich nach parsisulären
Rechtsnormen ($. 259.) gefprochen wird.
4. 337. G 337,
Die Lehre vom Stande“) der Perfonen,
iſt in diefer Zeit aus zwei Gründen ſchwer in ihr
e) Sächß Lanbr. 8; 1. Utt. 30. B. 8. Urt: 33: 79. Sch wäb.
Zande. Art. 405,
&) Daher bemerkt auch Die Sina! be6 Sachſenſoiegels fo geuan,
welches ber. Hetten im Lande zu Sachfen Gehurt fen.
.e)Bädhf. Randr, 8.2. Hirt. 12. Lußerhalb Königebann ag
ein jeglicher Mann übet ben andern wohl Urthel finben unh
pen ſchelten, der vollkommen ift an feinen Rechten, um
Khe Sache, die man bime Mönigäbam richten ulıg. — Mit
* Bloffe verſteht dieſe Stelle offenbar unrichtig, venn
fie nicht gelten läßt, daß „ein jeglicher”, hier auch fo viel bes
deute, als, ohne Unterſchied ber Geburt in Wejiehung auf bie
Marien, gu der jeder nad) dieſer gehört: "ran ſteht dies aus
8.3. Art. 70., wo berfelbe Grundſatz wiederholt wirb, nit beus
BDuſatze: öhne bet Wenb auf ben Sachſen und ber Sachs auf
dei Menden‘, Und nach · der Gloſſe felbft fegten auch einzige die
Btelle fü aus, wie ich fie Bier verfteht.
4) Es verdient bemerkt zu werben, baf bie dentfche Sprache mit
dem Auedruck Stand vorzugsweiſe bie hier zu erbeternden Ver⸗
IV. R. C. Private. Stenbröverhälaifke. 963
genzes Liche zu ſtecken.. Giaxbsgicht Schaut ai 4.30.
zweifaches -Merhältgifi hate hr: walchem eine Perſon
um Meich ſteht, and: Anp sin weichen. ſee durch
ihre Verbindung. mit einenLande (Attritoium)
ſich beſndat. Diss Heßere: mis. das, Ieztene. aſt; gps
Ende dieſer :Pertode, noch ziemlich anbefiimme und
ſchwanlend. Ucherdien inrden⸗ aber nik de Ne
griffe von Fretheit und Alnfreihrke, die auf
ren Standerverhaͤltniſſen hetihen / durch· gein
baltniſſe dam ganz andayr ——
bezogen werden muͤſſen / allmoͤlig venindert, Eg aſt
ſelſt ſchwer, :die. verſchiedaum Safer van: derfg-
nen, Die ſich nach den mıungen. Varhaͤftuiſſen ıtag-
ſcheiden laſſen, beſtimmt zu fonden ab meh
unterſcheidende Baneunmagen y bezeichnen;dier Au⸗⸗
druͤcke, welche dieſe Zeit. ſelliſt hat/ find⸗ noch „und
ſtimmt ‚und dazu nicht auereichend; fie. laſſgu, pas
man auf wie fruͤhere Zeit zuruͤckſieht, oft. fahr gran
felgaft, ‚weile der fuuͤharen Vechoͤltuiſſ⸗ man. An
neueren unterzuordnen hat b).
LE Sn Beziehung auf die Verhaͤltniſſe, in Bel -
chen eine Perſon zum Reſich flcht, kann man die
Reichsſtaͤnde (. 290) allen uͤbrigen Zoeten
entgegenſetzen. Welche Freie aber zu der Claſſe
huimifſfe bezeichnet, Ib feisft 08 lauaiſche statas in-d0n Use
kunden oft f6 gebraucht zu merden feheint. Schon ber Sdrach⸗
gebrauch beittet affe darauf hin, daß fehr wichtige Wechte vor⸗
zugewelſe von biefen Werhäliniffen adhiengen.
b) Merl. Beim Behssaiterih. :&, 960. 291.
[ 36* ]
Dritte —* A. 888: 1270.
gi "abe joich Herven⸗cy zu ählen Hasen, die nehſt
ße" Grafen! ohne’ Frklenrämei Be zweite Claffe dr
welelichen Reichsſtaͤnde Vildeken / iſt ſchwer zu ſagen
("Bein Fuͤrſtenſtand waten: ſie eb enbuͤrtig ($. 338)
MRS; werden mit dieſeim Inder bet. gemenriſchaftlihen
eWBenennung Sempeefreie in dem. Scwabtafpk
"gel begriffen Y. Den freien Herren fegt der Sah
"ferfplegel, "ach ohne Ruͤckſicht Auf den Wfl,
vᷣb ſte gegen jenen: Herrenſtand in ein. Dienſt
haltniß getreten find, die Schbffenbarfreien
ientgegen e).: Unter dem Herrenſtand hat man fü
alfs ohne Frage dieſelben Perſonen za venfen, meld
“fit ber · carolingifchen Verfaſſung (3. 1. G. 84.
: '808.) zuan Adel gerechnet werden muffen and ne
tm -Mänge unter Den ‚helfen: oder durch den de
ih von’ "Meicheänutern von jeher ausgejeichneten
Seſchlechtern ſtehen; denn jene Schoͤffenbarfrrihen
iſt · nach dem Gevicht'e), auf welches: fie ſich be
ziche/onhne Zweifel die carolinigiſche der vollkon⸗
2, A die Stollen der Mechsöfiher oben 4. 294. Stets k 6, A
tes
Di @s ehem $: 308. Mote.a; S. 444.
I Den vierten Heerſchiid Haben: die ri been da
‚ tänften: die schepenhoron lüte. unde der wrierherre
"" man. Es {ft alfo nicht das Lehensverhaltniß das die fünf
baren Leute gegen bie freien Herren berabfejt; die Mannen de
n ejteren flehen nm gleich.
H Sächf. Landr. L, 2. & iſt das ungebotene Bericht de
Grafen, welches fi als Dingpflichtige beſuchen müffen. di
bier unter Rönigsbann gerichtet wird, nennt fie bie $. 979. Us
No. IV. S. 903. gedachte Borrebe „des deriche Ehen”
.x
IV.R. C. Privatt. Standecwerhaͤlimſſee SEE;
men Freien im Begenſatz des Adels. Sie ber.4c387..
ruht auf feeier ehelichen: Sebarg von vier Ahtzry 5),
alſo auf dem uralten Vowei⸗ der volll ommenen |
Freihen / nad) deu Geuabfag, daß ſeibſt Breigelaffene,
welche in Fein neues Werbälmiß eintreten das fie,
nuvollkommen frei nacht, im dritten Geſchlecht für.
vollkommen frei geachtet werben (DB. 1. S. 334).
Der Beweis muß auch wie in uralter Zeit, durch
das Zengniß der freien ſchoͤffenbaren Leute (in le-
giämo sui sacramenti loco) gefüßrt werden
(3. 1. &. 316.), mit welchen der Beweisfuͤhrer
in ein Gericht gehöre 3). Eben dieſe Schöffen-
barfreien heißen in den Reichsgeſetzen des dreizehn⸗
gen Jahrhunderts fentbare Leute (homines syn-
odales) i); der Urfprung biefer. Benennung ift
g) Sädf. Landr, 8. 1. Wrt. 51. Cod. Quedl. Art, 31.
Swilk man von sinen vier anen. daz ist von tzwen elder-
vateren, unde von tawen elder muteren, und von vater
unde von muter unbeschulden ist an sime rechte. den ne
kan niemant schelden an siner bord her ne habe sin recht
virworcht.
h) Ebenbaf. Cod. Quedl. Art, 32, Swelk schepenbarg vri
man eynen sinen genot zu kampe anspricht. der bedarb
zu wizzene aine vier anen und sin hant gemal, und die
za benumene. oder jene weigert yme campes mit rechte,
) Im Iateinifchen Driginaltert bes oben $. 262. Anm. erwähnten
Zandfriedens K. Friedrich IL (beſſer ale bei Dreyer oben
&. 262. Note c, aber auch nicht fehlerfrei, bei Schunk Beitr.
zur mainzer Geſch. S. 354.) heißt es (S. 363.): si pater
cum duobus viris bone opinionis et Äntegri status (unbes
ſcholten an ihrem Recht oben Note g) synodalibus homini-
bus — filam -- coram judice convicerit sacramenio —.
u"
\
.
566 itt⸗ Periobenn. 388.127 %
gar axerblihs zwelfchafeſny. Ale GSleichthxiri dre Stan;
des dirſer Freleir Wit: dernſreien Dionftmaunen be⸗
ERBE: RRÄD vie Erfiheinung, daß die Wehiafälf
fen noch im vierjchnten und ſemfgehuten Jahrhun
dert aus den Freien ohne Kückficht auf Mittchie
tigkeit gewhlt werden 1). Allein’ mie dar fee dam
Ende des zwoͤlften Jahrhunderts fehe ſchuel fih
entwickelnden Kanbeshoheit, war die Vehauptun,
einer jolchen Bebeutung des‘ freien Standes, ehr
den mitwurkenden Schutz anderer MWechkienie
nicht vereinbar. ' Es werde fihrhar eine Aus⸗
nahme von der Regel, wein. ch Freie de. jmr
behaupteten, ohne entweder ſarg heich in das Ver
haͤltniß freier Dienfimanten zu dem Kara
ſtand einzutreten, oder im der Gemoſſenſchaft ie
Bürger, bie Fein Gewerbe trieben, eine Gewaͤſt
dafiir zu finden Der Sachfenfpiegel befreit
baher ine Verfofſeng/ Die fie (con: yo feiner Bi
k) Die beutfchen Ueberfegungen in der Samml. ber Reicheabſch
&. 19. haben offenbar irrig, wie Schunf a. a. D. malt:
„ſcheipern Dramen“ oder Sempermannen“ und aus K. Ru
dolfs Beſtätigumg jenes Landftiedens von 1281 Exgieht ſich di
überfezt werben um: „fentbern Vnmen““. Om wahkriichfira
jſt weht die Erflünmng, daß fentbar (aynodalis) amdy bis ang:
ſeheneren Freien bezeichnet, weil auf dem Send ber geifliät
Michter aus biefen feine Sentzeugen (testes synodales) wählt,
welche die Bergeben zu rügen hatten. Dann ift aber in „Ei
permannen” ber Begriff der vollkommen Freien im Gegenſat dei
Adels (der Sernperfreim) auch ausgeörüdt, und nur nicht werte
lich überfet, S. 8. 340. Note a.
H S. Wigant das Femgericht Weſſyhalen⸗. ©. 99 1. f.
— — —
IV. R. € Private. Standesverhaͤltniſſe. 567
ihrem Verfall zuneigte, und die Schöffen des 6. 337.
Reichs, welche, freilich faft ein Jahrhundert nad)
Eifes Zeit, der Verfaſſer der Vorrede von dev
" Herren Geburt im Lande zu Sachfen gleich den freien
Herren namentlich auszuzeichnen fir gut findet m),
find Feine gemein Freie fondern vielmehr Perfonen,
die in einem dem Stande der freien Herren ſich
annähernden Verhaͤltniß fidy befanden.
II. Kennzeichen der Semperfreibeie war
zunächft die hergebrachte Stellung ($. 340.)
sum Reich =). Semperfreie folgten wenigſtens im
dreischnten Jahrhundert zu feinem gemeinen Land-
gericht, fondern flanden nur vor den Faiferlichen
Hofe und Pfalzgerichten, und in Sachen, die ihr
(Reichs⸗) Lehen, Erbe oder Leben, Leib und Ehre
m) Wis ſolche, die Ihrer Abſtammung nach feine Sachfen fein.
S. Bärtners Ausg. ©. 2.
“ m) Denn ımter ben „hohen Leuten“ &. 293. Note b Fönnen mur
bie Semperfreien verftanden werben. Im Gegenſatz der aus⸗
drüctich genannten Kürften können jene (im lateinifchen Tert:
personae sublimes) nur die Hohen Freien ſeyn. Der Sad
fenfpieget III. 55., und eben fo ber Schmwabenfpiegel Art. 26.,
ber ihm bier lediglich folgt, Tpricht blos von ben Fürſten; aber
eben darum mag jener vielmehr die Ältere Verfaſſung (f. 8. 1.
S. 697.) bezeugen, und das Geſttz Friedrichs II. in ber That
eine Ausdehnung berfelben ausfprechen, welche auch ats eine
natürliche Folge ber Entwicklung dee Landeshoheit und der Aufs
loͤſung ber Grafihaft im carolingiſchen Sinn betrachtet werben
kann. Späterhin, als mar aus ber flrftlichen Gewalt fiber
ben Herrenſtand, der noch unter Fürſten gefeffen war, eine Ban
beshoheit malhte, war chen daher audy bie Frage von tem Ges
richtoſtand ber Iszteren, immer ein Gegenſtand des Streits.
568 Dritte Periode. A. 898 - 1272,
4.37, angiengen, nur vor dem. Kaifer ſelbſt zu Recht.
Eine aͤhnliche Stellung ſcheint auch ein Theil de
Freien erhalten zu haben, die ihrer Geburt md
nicht zum Herrenſtand gehörten. Fuͤr diefe mußte
es freilich urfprünglich einen Gerichtsftand vor einen
Grafengericht gegeben haben, und wo an ber alten
Malftärte noch ein landesherrlicher Richter oder
ein Reichsvogt zu Gericht faß, entbehrte auch jet
fein Freier der nicht vogteipflichtig geworden
war und in den alten Amtsbezirk gehörte, jenes
ordentlichen Gerichtsftandes, Aber diefe alte Ord⸗
nung beftand in vielen Gegenden nicht mehr; die
Auflöfung der Fuͤrſtenthuͤmer in Schwabe un
Franken, die Webertragung der Graffchaften an di
Bifhöfe, und die Belchnungen, welche diefe ertheil
ten, die zahlreichen Eremtionen von Stiftern und
Klöftern, hatten in vielen Gegenden und vorge
weiſe im füdlichen und weftlichen Theil von Deutſqh
land die alten Gerichtsfprengel oft ganz unlennt
lich gemacht, Daher dürfte auch bei Freien, di
nicht zum Stand der Semperfreien gehörten, oft
fein anderer Gerichteftand zu begründen geweſen
feyn, als vor den Faiferlichen Landgerichten und
Pfalzgerichten (oben &. 386, 388,); fehr vieles m
der fpäteren Gerichtsverfaffung, befonders die Go
walt der Vehmgerichte (B. 3, $. 418 m. f.) eeflärt
ſich vornehmlich Hieraus, Reichsunmittelbarkeit
und Semperfreiheit waren alfo keinesweges gleich⸗
bedeutend; jene Mar zwar am bie leztere immer gi
IV.R. C. Privatr. Stanbesurrhälknife. 669.
knuͤpft, aber konnte auch ofme dieſe beſtehen. Dies 5. 337.
ſchon rückte Die Freien, die in diefem Sinn reiche
unmittelbar waren, dem Stand der Semperfreien
näher, fie Fonnten aber auch noch in einem ande
ren Verhaͤltniß eine deu kleineren Herrenſtand ähn-
lihe Stellung haben. Wer zu einem Freien, der
im fünften Heerſchild ſtand, in ein Lehensverhält-
niß trat, hatte den ſechsten Heerſchild und war
mithin rittermäßig, Freie, die reichsunmittelbar
waren und ristermäßige Mannſchaft hatten, duͤrf⸗
ten daher im viersehnten ober funfzehnten Jahr⸗
hundert oft ihre hergebrachte Freiheit ale einen
freien Herrenſtand geltend gemacht haben, da. ber
Urfprung ihres Verhaͤlcniſſes damals längft ver«
dunfele war. Dadurch werden die Graͤnzen zwi⸗
ſchen dem Fleinen Herrenftand ohne Amtstitel und |
den Freien jener Kategorie in diefer Zeit ſchwan⸗
kend und unficher, der ausgedehntere Gebrauch des
Ausdruds Adel, der ſchon im dreischnten Jahr⸗
hundert bei Perfonen vorfommt, die man ſchwerlich
zu den Gemperfreien rechnen kann, dürfte fih ur
fprüngli nur auf diefe Claſſe der Freien beziehen,
und ift dann aflmälig auf die Ritterſchaft
überhaupt übergegangen (©. $. 340, Note b).
III. Drei Slaffen von Perſonen, bie einem
Landesherrn unterworfen ſeyn koͤnnen, werden
in, den Pripilegien unterſchieden, welche Sriebrich II.
ins jahr 1232 ben weltlichen Fuͤrſten ertheilte:
Lchensmannen, Vogtleute und eigene
t
%
570 Dritte Periode. A. 888-1972,
8. 337, Leute o). Die Eintheilung entſpricht weder de
”
des gleichzeitigen Sachſenſpiegels, noch der des
etwas fpäteren Schwabenſplegels ($. 302. Rote a)
Man vermißt die Schöffenbarfreien des Sachfe,
ſpiegels und die Mittelfreien des Echteabenfpieges,
weldyen die Lehensmannen zwar gleich ſtehen, abe
krineswegs mic ihnen identifch- find; die Vogtlente
bes‘ Privilegiums muß man fir die Pfleghaften
des Bachfenfpiegels halten; dee Schwaßenfpiegl
verſteht aber unter dem Damen freie Landfafkn,
die „Bauern“, und da feine Mittelfreien gleich de
Schoͤffenbaren des Sachfenfpiegels ins fünfte
Heerſchild fechen, fo muͤſſen die beiden Claſſa,
twelhe”der Sachſenfpiegel trennt, Pfleghafte ud
Landſaſſen, im Schwahenfpiegel gemeinſchaftlich de
Bauerſtand ausmachen. Ohne Zweifel mitt in
dieſer Claſſiſication des Schwabenſpiegels die Star
desverſchiedenheit wie fie im dreizehnten Yahrfum
dert: wirklich war, deutlicher hervor, als im Gab
fenfpiegel, der in der That auch ſelbſt andeuke,
daß er mehr die aͤlteren allmäfig verſchwindenden
Verhälmiffe vor Augen habe, als die beſtehenden 7)
Unter jener Vorausſetzung, berußte die Traing
der Freien in mehrere Claſſen fehon zer zul
der Mechesbricher ſichtbar auf dem Gewerbe; rit
terliche Lebensweiſe (vita militarıs), ſtaͤdti⸗
0) „Homines proprii, advocatitii, feudaleg”. ©. oben S. 19.
am Ende der Anm.
p) In den oben S. 444. Note a curſiv gebructen Berlen.
IV. R. CPrivatr. Standesvethaltniſſe. 571
fihbes: Bewerbe, d. 1. Haudel und. Handwerle, 6. 337.
and Banerftand bilden die duei Standesverhaͤlt⸗
niffe, in welche fich bie aͤlteren Abſtufungen theils
ſchon eingefuͤgt haben, cheils immer mehr auflöfen:
Kaum erſcheint och in der Rechtsbuͤchern ein
Stand ver unfreien Dienfilente (Miniſterialen)
md zwar als eine dem Ritt erſtan de angehoͤrige
Claſſe von Perſonen (F. 344.); die Speren ihver
Unfreihzett verſchwinden allmaͤlig und fie erhebt ſich,
mit ben Freien im Dienſt zuſammengeſtellt, üben
den Freien, der die Ehre des Hof⸗ und Lehendien⸗
fies mich geſacht Yan; doch "fen werigſiens di
NReichsgeſetze der -Gohenftanfiichen Zeit bie Freien
über aupt noch höher 9. Dem Bauerſtand
g) Der Iatnifche Text des Sandfriedeng von 1235 (Schunf
S. 365.) ſcheint auf folgende Weiſe gelefen werden zu müfſen
(dam' Die Wartfeige bei Schunk iR: ſichtbar uprichtig, mad ang
ber, Wergleichung mit dem Text bei Dreher können auch mehrere
Zehler verbeffert werden): In omnibus tamen causis memora-
tis sit oinnis testis Ader integri status et bene fame. In
causig porium Priueipum, et aliorum, sive inferiorum,
etiara ministerialium, ipsi ſnehmlich bie pares principum), mi-
nisteriales vero in causis ministerialium et inferfiorum, sed
non fa causis überorum, rustiel varo et servilis namlitio-
nis homines- in causis nen superiorum sed suorum per
admittantur. Daß der Tert fo berichtigt werden muß, a
auch aus der beutfchen Ueberſetzung bei Senfenberg: Cap. 1. 8.6.
An allen ſachen die hie vor geſchriben feint, mag ein joglich ſem⸗
perferi man ber fein recht bet behielten, ex fen Fürſt ober ander
Hochmann helfen bezeugen was er nat. Ain Dienſtwan mag
auch bezeugen mit andern Dienfimannen. Win aigen man mit
feinem geuphen. Yin jeglich frei man Hilft wol einem Dienfe
man ob er es mais. — Der Unterfchied der Dienſtleute und
Freien im lateiniſchen a iſt hier Free gam wermifäitz ber
|
|
|
572 Dritte Periode. A. 888-1272.
4.397. (rustici) wird das Lehenrecht ($. 341.) abadien
den; chen fo dem, ber fädeifche Gewerbe
treibe *). Aber wo biefe unritterliche Lebensweiſe
die Rechte ber Freiheit nicht ſchmaͤlert, galt.
ofpıe Zweifel noch zur Zeit der Rechecbuͤcher de
Beweis der Freiheit auch fuͤr den Veweis der
Fahigkeit, Lehen zu erwerben. Die Schoͤfenba⸗
freißeit, die den fünften Heerſchild giebt, und de
Ausdruck Mitteifreiheit des Schwabenſpiegels,
der alle Claſſen der Freien mic Ausflug de
Bauern in ſich faßt, läge ſchon hieran nicht ji
feln; ſelbſt die ſpaͤtere Zeit kennt noch den Ueber
tritt freier Leute in den Stand der Rtcerſchaft
ohne Standeserhoͤhung =). Zwar ſchließen de
Rechtsbuͤcher auch alle aus, welche nicht „von Kits
tersart find, und wenn bies bahin gedeutet wer
Den duͤrfte, daß ſchon die Voreltern Ritterlehen
oder die Ritterwuͤrde beſeſſen haben müßte,
fo würde der Uebertritt in den Stand der Ritter⸗
mäßigen erſt erfolgt fern, wenn ſich ein ſolches
Geſchlecht durch Gnade des Lehensheren im Be⸗
fig von Ritterlehen behauptet hätte. Eine Stele
des longobardiſchen Lehenrechts koͤnnte auch hiera
foätere Ueberſeter verfleht bie Stelle Im Sinn feiner Zeit; ie
Diehftimann if bier der Lehensmann, und ber Freie tritt mil
über ihn, fonbern nur neben ihn.
2) ©, die Stelle der Mectshächer 4. 361. Rote g.
v) ©. 9 241, Note ec
IV. R. C. Privatt. Stanbetnirhättuiff. 573 .
bezogen werben .t)s fir muß aber wohl daraus er- 6.337. |
klaͤrt werden, daß: in der Lombardei gerade um bit
felbe Zeit wo jene geſchtieben wurde, bie ritterliche
Mannſchaft aus den Gewerbe treibenden Staͤnden
ergänzt ‚wurbe W),; welche nach den oben: ungenom⸗
menen deutſchen Grunbfägen auch. nicht :Ichensfähig
waren. Hiernach möchte alſo das Verhaͤltniß zur
Zeit der Rechtsbuͤcher fo aufzufaſſen ſeyn: ritter⸗
mäßig (ex genere militari) war noch jeder, der
volkfommen frei von vie Ahmen war, und keine um
eisterlichen Gewerbe trieb; er tft anter.den Schöffen ”
barfveien ober Mittelfreien begriffen; zue Ritter⸗
Schaft (Eehensmannen und Dienſtmannen) wird aber
nur gerechnet wer wirklich im:Lehens- und Hof- \
dienfi. and. Noch in viel fpäterer. Zeit (F. 446:)
finden. fh Spuren diefer Anſicht. Dee Ritter
fand. wer alſo noch Fein. gefchloffener; ..daß aber
die Ritterſchaft fich bemühte, ihn zu ſchließen, und
den. Freien, deren Geſchlecht nicht ſchon feit länge-
rer Zeit als Mannen Ritterdienſt gethan Hatte,
ſchon die Anerkennung der Genoffenfchaft zu ver-
weigern begann, mag fihon in diefer Periode vor⸗
gekommen feyn, wiewohl es erſt fpäterhin deurlicher
bervorteitt ”).
9 IL F. 10. 4.2. Caeteri voro, qui ab antiguis empork
dus beneficium non tenent, licet noriter a cepitaneis seu
a valvasoribus acguisierint, pledeji nihilominus sunt,
u) ©. oben 8. 244. Note b bie Erzahlung des Dtto bon Freifingen.
v) Ur. von 1399 in: Collectanea genealogico-historica ex
4. 337.
574 Dritte Periode: A. 888-1272.
IV. Der. Bauetſtand begreift hiernach ſehr
verſchiedene Slafias: dan Perſonen iu fih; igendlid,
infneie (im Gegenſatz der Miniſterialen), kom⸗
men bei. dieſun Stdande jezt allein noch Ser;
freio, mit und ohne Eigenthum an: ihrem Be⸗
ſitzchum, im lezteren, Zoll. mit wannichfach modiſß⸗
cirtem Verhaͤltniß, bilden aber wohl den Haupt⸗
beſtendcheil deſſelben, da die Vogtleute, und
die FIrcien, die ben Voden eines anderen -basıten,
wıch.;:den Rechtsbuͤchern wie nach ben Urkunden
wiel zaßtreicher angenommen wecken mſſen als die
„eigenen Leute”, umter welchen Ausdruck jezt bie
Bufreim. sufammerigefaßt merden. Den Begriff des
Damıflandes muß man nochwendig in dem &e-
werbe (f..oben Nro. HE) fuchen: es ſcheint daher
jeder dahin „gezählt worden zu ſeyn, der eigenen
oder fremben Boden mit eigener Hund baut.
archive Austrise inferieris statuum.: Finde, 1706. Sei.
.P- 30 veg. Und bin ze Zoll — gemefen gu einem Aurney —
und hatı den Brieff vn die mir gefandt hanſt, tragen file Herrn
Hitter und Knecht, und dan Bie verhören laßen und Bau am
den;erfehten, daß bein- Helm noch keines Nufenherte Sechs am
. keinem Theil zu bem Turney nie kommen iſt in biefen Landen,
und kundt an den Vittern und rechten, ‘bie bapımal' Wen Bricf
börtend nie erfahren mie du gewapnet wateſt im Schil aber
uf Helm Urk. Graf Rudelfs von Montfort — urkun⸗
bent, daß der Rauper ven Mofenbart — und fein Vater ſeel.
Wappensgenoffen ſind, und eigen Wappen band, und hand
oh Unſern Bordern und Uns mit ihren Wappen ge
bient, ze welfchen und ze tütfchen Landen, in viel ritter:
lichen guten Sachen, und roh Da und finb ip MWapr-
pen aiſo u. ſ. .
IV.R..C. Private, Stacdesverhaͤltiſſe. 875
Der Begriff der Unfreiheit iſt zöar rechtlich genan 4. 337.
beftimme ($.. 339); aber die Merkmale, nad) melchen
de mennichfaltigen Abſtufungen der unvollklemme⸗
neu Freiheit und Hörigfeis der aͤlteren Zeit (B 1.
6.49 u f., $. 194. u. f.) entweder dem. Begriff
der Eigengflichtigkeit oder Der Vogtei untergeord-
net worhen feyn mögen, laffen ſich nicht allgemein
angeben; nur bei den Verhaͤltniſſen, welche mit be
ſtimmten Ausdrücken bezeichnet werden ($. 343.
368.), läßt ſich muthmaaßlich erörtern, aus welchen
Verhoͤltuiſſen fie hervorgegangen fey mögen.
6. 338. | 9. 388,
Wer von gleichem Stande mit einem am
dern iſt, heißt deſſen Genoffe *), ober, weil der
Stand in der Degel von ber, Geburt abhängt,
Demfelben eben buͤrtig. Die Ebenbupt ift daher
fo vielfach als die angegebenen Abftufungen der
Freiheit, und da eine Perfon in Ruͤckſicht verſchie⸗
dener Verhaͤltniſſe zit verſchiedenen Ständen gehoͤ⸗
ren kann, ſo kann ſie einer anderen in gewiſſer Hin⸗
ſicht ebenbuͤrtig ſeyn, deren Genoſſe fie in einer
anderen Ruͤckſicht nicht iſt bd). Die Wuͤrkungen
8) So gebraucht z. B. ben Muster das Schwäh. Laudr. Urt, 9
b) &o }. 8: ift der Dienfimann dem Gchöppenbarfreien in Be⸗
zichung auf die Freiheit (Unabhängigkeit) nicht ebenbürtig, wohl
Aber in Weziehung auf bie ritterliche Würdigkeit (friegerifche
ie). S. Sädf: Lande. 8. 2. Urt. 13, nebſt ber Stoffe
dazu mb B. 3. Art. 19. — Die Gloſſe zu B. 3. Wet. 73.
unterfcheidet viererlei Ebenburt: 1) die aus ber Schöffen Amt
576 ‚Deitte Periode. A. 888127.
4. 230 der Ungleichheit d der Ebenburt find: 1) Xllge
mein, daB mem uber den Anderen nicht Urthel
finden oder Zeugniß geben kann, wo es an deflt
6. 339,
ben Leib, Ehre oder Erbe gehte);, 2) bei dm
meiften Arten ber..Ebenburt, daß man dem Ur
genoffen Kampf weigern kann I) und daß eine mit
einem Ungenoflen ed Er eine ih
ar iſt.
lu . J J g. 330. |
1. Unfrei oder eigen im hıme biefer Zu
iſt eine Perfon, welche im Eigenthum eins ar
deren ſteht a). Die Eigenſchaft entſteht: 1) durh
bie Geburt. Ob die Kuder der Mutter folge
oder getheilt werden, wenn die Eltern verſchiedenn
Leibherren- angehören, und ob fie nach dem Vate,
Der: dee Mutter oder der aͤrgeren Hand beurthel
we
| entfpringe (Schöppenbare im aeret der Vogileute und Bir
terſafſen). 2) Die aus dem Dien ſt entſtehe. 3) Ebenbun kt
Feeien im Gegenfatz der eigenem Leute. 4) Cbenburt In Mi
ſicht der ritterlichen Würdigkeit (Rinterſtand mit erworben
Ritterwürde, von Nittermäßigen zu unterſcheiden).
€) S. unten &. 348. Note g.
" 4) Sädf: Lande, V. 1. Art. 63; Ein jeglich Mann won An
pfes weigern bem, ber nicht als wohlgeboren ift als er. Bor
er äber baf geboren ift, fo kann ihn der weniger gedoram mi
verwetfen tum der beſſeren Geburt willen, ob er ihn Anfpridt.
a) Dem nach dem Sachſ. Landr. 8. 3. Act. 32. ind Schwil
Rand. rt. 74, kann man an elttem eigenen Mann eine wet!
Bewer: ($. 350.) haben,
-
)
IV. Rechtsſ. C. Private. Leibeigene. 577 | |
werden, wenn eines von beiden frei war, ſcheint 9. 839.
jest mehr von der Obfervanz als von dem fonft
no allgemein geltenden Princip, das Kind folge
der ärgern Hand, abhängig geweſen zu ſeyn b).
2) Durch Ergebung, welcher aber die Erben wi⸗
derfprechen Fonnten, und die nicht mehr anders
vorkommen fcheint, als um des Beſitzes eigen-
pflichtigee Guter fähig zu werben e). Durch Ver
heirathung konnte jene ſtillſchweigend gefchehen 4).
3) Durch Verjährung von Jahr und Tag,
wern man durch den Aufenthalt an einem Orte,
wo es Feine Gemeinheit freier Leute, fondern blog
Unfreie gab, der Eigenfchaft als nothwendiger
b) Die Verſchiedenheit der Obſervanz hierüber ſieht man aus Sachſ.
Rande. 8. 3. Art. 73. Sächſ. Weichb. Art. 3. Cap. 3.
X, de eonjugio servorum (IV. 9.) Doc bat das Schwäb.
Zander: Art. 52. noch das allgemeine Prineip, das Kind folge
dee ärgeren Sand. anche mochten auch ſchon den Nechtsfak:
Partus sequitur ventrem aus bem römiſchen Recht wie aus
einem DMechtsbuche entlehnen, und in Ermangelung befenberer
Obſervanzen nach bemfelben entſcheiden. Wenigſtens benuyt fchon
das Schwäbiſche Lanbrı Art. 63. 64. das römiſche Recht
bei Beſtimmung bes Geburtsſtandes eines von einer unfreien
Perſon erzeugten Kindes.
e) Säwi, Banbı. Kt 64. &. 31, fit. 64. 73.
d) Wenn der Freie auf ein bem Leibherrn gehöriges Gut zog, wie
die neuere Obfervanz und bie alte Pardmie: „trittft du mein
Huhn fo wirft du mein Hahn’ beweiſt. Allgemrin kann biefe
nicht verftanden werden, weil fonft in den Note b angeführten
Stellen nicht darüber geftritten werden könnte, ob bie von einem
freien Väter und eine® eigenen Mutter efjeugten Kinder frei
„ eier unfrei fepen.
Bd. M. [ 37 ]
578 Dritte Periode. A. 888-1272,
4.339, Folge deſſelben, überfüßet wurde o). Gef wurde
freilich die Freiheit einer Perſon vermutet !), und
der Here mußte den Mann der angeborenen
Eigenfchaft durch das Zeugniß zweier eigenen Leute
oder Verwandten uͤberweiſen 8) Diefer behielt
dagegen einen anderen Herrn, den er zu haben
behauptete, oder feine Freiheit, durch das Zeuguif
von ſechs Verwandten b), und mochte die Erge
bung in die Leibeigenfchaft mit feinem Eide wi
derreden, wenn fie nicht gerichtlich gefchehen war)
Den entlaufenen eigenen Mann Faun der Kerr
von’ jedem Dritten abfordern, und behält ihn gegm
deſſen Anfpruch auf das Zeugnif von ſechs Be:
wandten k). Der eigene Mann ift auch dem Straf.
und Züchtigungsrechte des Herrn unterworfen!)
e) Den Urfprung bjefer Beweisärt, denn etwat anderes iſt Pi
eigentlich die Verjährung nicht, enthäft eben die Gewehrhe,
welche ber Grund der weiter unten Nro 3. erwähnten Ent
bungsart der Zreibeit il. S. oben 9. 48, More 4, 9. Sa
und $. 263, Mote g. Man darf aber bei biefem Gruntich
nicht außer Augen laflen, daß ‚er fidy gewiß am häufigen auf
eine Unfreiheit bezog, bie freilich jezt Eigenſchaft bie, abe
in ihrem Urſprung nichts als eine Schutzpflicht war, bie geym
meift geringe Laften bie Vortheile bee Wechtsfäßlgfeit ernch
Bergl. Möfer Patriot: Phantafien B. 3. Nro. 66.
f) Sädjf. Lanbr. ©. 3. Art. 3, Weichb. Art 3.
8) Sächſ. Lanbr. ebendaſ. Schwäb. Landr. Art. 409.
h) Sädf. und Schwäb. Lanbr. a. a. O.
i) Sächſ. Lande. ebendaſ. Schwäh. Lande. Krk. 72.
k) Sächſ. Landr. ebentaf. Schwäh. Landr. Art. 71. 48.
h Schwäb. Landr. Act. 410.
IV, Rechtsſ. C. Privatt. Leibeigene. 579
und muß ſich nach der Theorie der Rechtsbuͤcher 9. 33%.
den Dienft nach feiner Willkuͤhr ſetzen laſſen ti).
Doch ift er nicht mehr umbebinge Sache; denn
‚wenn er glei noch immer Fein Wehrgeld und
feine wahre Buße hat n), fo darf ihn Boch der.
Herr weder ohne Schuld noch ohne Gericht unge-
firaft erfehlagen ); auch kann er jest wahres Ei-
genthum haben (6: 368.), und iſt fähig, eine wahre
Ehe einzugehen, die alle Folgen einer rechtsbeftaͤndi⸗
gen Ehe hat p). Zu diefer fol er zwar die Ein⸗
willigung des Leibheren einholen und durch eine
Abgabe gewinnen N, indeffen iſt eine one jene
im) Gloͤfſe zu Sähf Landr. B. 3. Art. 40:
dh) si Landr. 8:3; Art, 45. Schiw äb. Landr. Art. 402
6. 18.
0) Sonft richtet man fiber ihn als Über einen Mẽrder. S. Echmäh,
Zandr. kt: 69.
p) C. 8. C. 29. Qu. 2. Dictum est nobis quod quidam les
gifima sertorum conjugia e polestafiva quadam praesum»
tione dirimant, non attendentes illud Evangelicom, quod
Deus eonjunzit homo non separet. Unde nobis visum est,
ut conjugia servorum non dirimantur, etiamsi diversos do-
minos habeant, sed in uno conjugio dominis serviant suis,
Et hoc in illis observandum est, ubi legalis conjunctio
fuit, et per voluritatem dominorum.
q) Im Sächſ. Lande. B. 3. Art. 73. Heißt fie bu-mete; fonft
gewoͤhnlich Bebemund; vergl. C. U. Grapen de uxore
Theotisca (Goett. 1748. 4. Nro, 1;).' Die Abgabe wurde
auch von bem gefordert, ber eine Zeibeigene auferehelich
ſchwaͤngerte.
[ 37*
580 Dritte Periode. A. 888— 1272.
4. 339. Einwilligung eingegangene Ehe wicht nichtig F),
fondern hat nur andere Nachtheile zur Folge ®).
Die Leibeigenfchafe hört auf: 1) durch Frei⸗ |
laffung, zu welcher in Hinfihe der. Form hin
reicht, daß fie durch zwei Zeugen erweislich ſey t).
Sie giebt jezt "immer die vollftändige perfönliche
Freiheit ©). 2) Durch Verjährung, wenn jemand
Jahr und Tag, unbefprochen und unbefholten an
feinen Rechten, Mitglied einer freien Gemeinkeit
geweſen iſt ). 3) Zur Strafe des Herm in ein
gen beftimmten Fallen w).
Anmerkung. Solgen der Ehen wider Willen
des Leibherrn.
EN In einem Vergleich zwiſchen dem Stifte gu Afchaffenburg und
dem Vogte deſſelben, über die Gerechtſame des lezteren (bei Gudenss
#) Cap. 1. X. de conjngio servorum (TV. 9.). Sane — neo
inter servos matrimonia debent ullatenus prohiberi. Et,
si contradicentibus dominis et invitis, contracta [uerint;
nulla ratione sunt propter hoc dissolvenda; debita tamen
et consneta servitia non minus debent propriis deminis
exhiberi.
e) &. die Anmerkung.
,
t) Schwäb. Landr. Art. 70.
u) Der eigene Man, ben man frei läßt, befommt nach Säht.
Rande. 8. 1. Art. 16. „freier Landſaſſen⸗NRecht ($. 342)
Er mag aber fürbaß nit kommen an feiner Freyheit, und iR
das davon, daß er eigen iſt geweſen.“ Schwäb. Landr. Wet. 56.
V) Sächſ. Weichb. Art. 4.
w) Schwäb. Landr. Art. 61. 410.
IV. Rechtsſ. C. Private. Leibeigene. 581
Cod. dipl. Tom. 2. pag. 46.) heißt es: Praeterea si homines $. 339.
ecclesise forsitau, quod tamen est cavendum, extra familias
ecclesjas nupserint, ecclesia cum advocato corriget. Et nec
ecclesia sine adrocato, nec advocatus sine ecclesia, ut fiat,
indulgebit; immo ne fiat, advocatus bona fide et efficaci ztu.
dio se opponet. Si quis etiam ex iis qui extra familias eccle-
sise nupserint, forte morietur; divisiqnem substantiae, quod
Buteil dieitur, et primogenitum, quod Besteheupt dicitur
. ecclesia recipiet. Wenn man biefe Urkunde mit ben Grumbfäßen
bes canonifchen Rechts zuſammenhält, fo ergiebt ſich folgendes: 1) Hei⸗
ratbete der Leibeigene eine Keibeigene feines Leibherrn, fo mochte bies
fer nichts als die herfünnmliche Abgabe, und vielleicht eine herkömm⸗
liche Buße verlangen, weil er durch biefe Ehe nichts an feinen Rech⸗
tem verlor. 2) Heiratheten fich die Leibeigenen verſchiedener Leibhers
ren, fo wollte zwar das canonifche Recht, daß jeder feinem Leibherrn
dienen folle; aber einer der Leibherren verlor bemohngeachtet immer
etwas an feinen Rechten. Denn mwenigftens das Weib fonnte mm
nicht von dem Manne abgefordert werden, weil e6 diefem folgen
mußte, wenn bie Ehe gültig war; einer ber Leibherren verlor immer
an feinem Eigentum an ben Kindern, und eben daher konnte ex
auch biefen nicht dag But laffen, auf welches fie fonft ein Erbrecht
gehabt hätten ($. 368.). Für biefe Nachtheile mußte er eine Buße
nehmen, bie er unbeſchadet der Gültigkeit ber Ehe nehmen konnte,
nehmlich entweder, wenn es fein Bortheil erforderte weil er bie Kine
der nicht behielt, diefe und allenfalls auch dem KXeibeigenen felbft ents
erben, ober wenn es feinem nterefie gemäßer war, ihm das But
laſſen, und nur einen höheren Bedemund nehmen. (So verftche ich
das „corriget” in ber Urkunde) In beiden Hüllen blieb ihm dem⸗
ohngeachtet alles, was er fonft aus ber Keibherrfchaft an Rechten
hatte, alfo auch das Befthaupt, denn durch die Enterbung hörte die
Zeibeigenſchaft nicht auf. — Man fieht Übrigens leicht, daß die In⸗
convenienjen, bie ein folches Verhältniß hatte, benachbarte Leibherren
son felhft darauf führen mußten, in ſolchen Fällen lieber ein Loͤſe⸗
gelb fir ben Xeibeigenen zu nehmen, der auf einen fremden Hof hei⸗
rathete, ober fich auf eben bie Weife zu dergleichen, wie may fich
unter gleichen Unftänden bei des Miniſterialität verglich. S. unten
&. 344, Mote L.
4. 946,
582 2 Deite Periode. A. 888 1272,
6. 340.
U. Die Semperfreien (fonderbar Freien) «)
bilden die erſte Claſſe aller Freien, welche der Adel
ober Herrenſtand genannt wird b); fee
a) Diefe Deutung bes Wertes fcheint wach ber Ueherferung, bie
ber Schwabenſpiegel bri ber Stelle 6. 303. Note a von vn
Warte ingennus giebt, bie ſchicklichſte; ingenuns, liberlinug,
liber, ſoll dem beutfehen femperfrei, mittelfrei, Ianbfaffenfrei ent
ſprechen, und ingenqgus höchſt frei heißen; doch läßt ſich anh
bie Auslegung anderer rechtfertigen, daß es mit fenbbar gleich
bedeutend und auf bem Meichsfend, d, 5. dem Reichſtag oder it
Fürſtengericht zu beziehen ſey; fehr unwahrſcheinlich ift aber, af
e6 von, sernner, b. h. von jeher frei, abzuleiten ſeh.
b) Unter dem Auedruck Mbsl verfiehen die Rechtsbücher bie Bis
terbfirtigen niemals mit; in Urkunden - zeigt nobilis, ja fR
pfters ingenuus (Freier, freier Herr), noch fehr häufig, ſedech
nicht immer ben jest fogenannten hohen Adel an, Beiſpiek in
großer Anzahl enthält die Mantissa documentoram bi Ch,
Scheidt Hiftorifche und dipfomatifche Machrichten von dem be
hen und niederen Adel In Teutſchl. Sannov, 1754. 4. 8.8
dipl. a. 1240. p. 438. G, Dei gratia nobilis vir de Plesæ.
Bergl. fiber dieſes Geſchlecht: Wenck Heff, Lanbesgeſch. 8. 2.
Abth. 2., wo ſich eine ausführliche Geſchichte deſſelben finkt,
die für die Verhältnifſe des kleineren Herrenſtandes ſehr lcheteich
iſt. Dipl, a. 1257. P 441. Widekindus dei gratia Nobi
lis vir, Advocatus de Minda, dictus de Monte. Pagna
halte ich) den Hermaungs dei gratia dictus nobilig de Hr
denberge, ber in einer Urkunde von 1243 &. 439. als Reheeb
herr rittermäßiger Leute erfcheint, für einen Areien des fünften
Deerſchildes, ber ſich wegen feiner Freiheit und Rebensberrihelt
zu jenem Prädicat berechtigt hält. In einer Urfunde des Ser
3096 Albreht von Braunfchweig v. J. 1304 S. 423, fommm
tie Worte vor: ut nullus noster vasallus, sive nobilis, sire
ministerialis existat. Siernach möchte Damals ſchon ber Eprad-
gebrauch das Prädicat nobilie auf die freie Nitterſchaft im Gr
genfag der Miniſterialen ausgedehnt haben, obwohl in übern
Rechtsverhäͤliniſſen wenig Unterfchieb mehr fepn kommts, al IM
IV. Rechtsſ. C. Private. Semperfreie. 583
kommt der Ausdruck Barones, gleichbedeutend mit $. 340.
nobiles, in Deutfchland vor e). Er befteht aus | Ä
den Fuͤrſten und freien Herren, unter welchen die
nicht fürftenmäßigen Grafen mit begriffen werden ec)
(vergl. oben ’$. 223. 234. 290. 294.). Der Grund
des weltlichen Adels liegt in der Abflammung von .
einem uralt adelihen Geſchlecht d), dasKenn
hier noch anerfannte Berfchlebenheit des Range. Wicle Beifpiele
von dem Gebrauch bes Prüdicats bei der Nitterfchaft aus dem
Ende des breischnten Jahrhunderts hat Scheide in ber Abs
handlung ſelbſt S. 140. In der Gloſſe zum Sachfenfpiegel
iſt der Gebrauch bes Ausdrucks auch ſchon ſchwankend. Doch
finde ih ihn in Urkunden bes vierzehnten Jahrhunderts immer
noch weit feiner als die Bezeichnung Ritter (miles); nur um '
den rittermäßign Knappen von bem freien nicht ritterbürti⸗
gen zu unterfcheiden, wird edler Knappe oder Knecht ſchon alls
gemein gebräuchlich.
e) Ueber die Gefchichte des Ausdrucks ſ. Scheidt a. a. D.
&. 204 u. f., wobei er aber irrt, wenn er bie vor Karl IV.
ausgeſtellten deutfchen Urkunden, in welchen jener vorkommt,
für unächt erflärt; er felbft bringt ©. 467 u. f. ber Mantissa
eine Reife Urkunden feit dem Anfang des vierzehnten Jahrhun⸗
bert# bei, in welchen er abwechfeind mit nobilis, von demſelben
Geſchlecht gebraucht wird,
cc) Die Mechtsbächer nennen bie nicht fürftenmäßigen Grafen
(denn die gefürfteten find unter bem dritten Heerſchilb mitbe⸗
griffen) bei dem Heerfchilben ($. 234. Note k) nicht befonders,
und der Schmabenfpiegel gebenft ihrer auch bei bee Beſtimmung
dee Semperfreien nicht ausdrücklich (8. 302. Note a). Ueber
ben Grund f. oben. &. 234a. ©. 115.
B) Denn durch das Berufen auf biefe, nicht durch bas- 4 Berufen
auf die von ihnen befeffene Landeshoheit fuchen vie freim Her⸗
ren ihren Adel Penntlich zu machen. 2.8. Dipl. a. 1148
(bei Scheidt vom hoben und niebern Abel in ber Borrede zur
7 ‘
=
4
584 Dritte Periode. A. 888 — 1972
6. 340. zeichen e) deſſelben ift aber jest, daß er Landes
hoheit befise oder doch vermoͤge feines Geburts
ſtandes beſitzen kann, weil der geſammte Ad
durch die Veraͤnderung der, Verfaſſung die Landes
hoheit erworben hatte f), Die Semperfreiheit wird
von den geiftlichen Fuͤrſten und Herden durd if
Mantissa Doc. p. 32.) Waltherus de Lommersbeim vir
yobilis et ex antiqua prosapia in utreque ‚purenlan linea
ber. Bergl. oben $. 234,
0) Der Schmabenfpiegel In der oben 8. 302. Rote a aigefilrn
Stefle, erwähnt diefes Umftandes nicht einmal als Kenn
zeichens, benn er legt ben Character ber Semperfreiheit wer
in das Fürſtenamt noch in bie Graffchaft, ſondern befreit
bie Semperfreien dadurch, daß fie andere Freie, nehmih ie
Mittelfreien, zu Drannen hätten, und nimmt dann auch bie a
fchreibung der Mittelfreien davon ber, daß fie der hoben fu
Manne feyen. Man barf augenfcheinlich auch hierin weil
nichts als eing von dem gewöhnlich vorkonmehben Serhält
niß zwiſchen beiden Ständen hergenommene Befchreibung
derfelben, feinesweges aber bie Angabe des Characteré oM
bes Grundes der Semperfreipeit fuchen; denn dadurch, dei
jemand des anderen Mann wird, wird fein Geburieſtand um
Landrecht nicht verändert, fondern nur fein Heerſchild genicden.
Schwäb. Landr. Art. 9. Sächſ. Landr. B. 3. At. 65
Wenn aber beides nicht der Grund bes hohen Adels mar, I
darf man wohl fragen, welcher es denn fonfk ſeyn Aomaie, ah
„ ber ins Tert qugegebene,
f) Oder, fo fern ihm dies nicht gelungen war, feinen Abel vers
en hatte. Es war ſehr natürlich, daß wer bei dem Eintreim
bes Adels in bie neuen Berhältniffe ber Landeehoheit nrũchi
ben angeſtammten Glanz feines Geſchlechts nicht weiter m j
haupten vermochte, weil es bei den untergeorbnetm
fen, in die er kam, unb welche benen des übrigen Adels ſo j
ungleich waren, gar zu leicht vergeſſen wurde, bon ma #
2
IV. Rechteſ. C. Privatr. Cemperferi. 585
geiſtkches Amt, von den weltlichen durch Die eher a0 -
lie ebenbürtige Geburt e), d. 5. dur Ab⸗
ſtammung von einem fanperfreien Vater und einer-
femperfreien Mutter h) erworben. Bon Stan»
beserhöhungen, durch weiche ein gemein Freier
in den Herrenſtand eintreten Fönnte, kommt Feine
geſchichtliche Spur vor 1); der Eintritt in dem
Herrenſtand durch Erwerbung einer Stellung, welche
die ſpaͤtere Zeit für hergebrachten Adel gelten lich,
war aber allerdings möglich ($. 337. Nro. IL)
Die Borrechte des Adels beftchen: 1) In der aus⸗
ſchließlichen Fähigkeit, die Landeshoheit und
mittelſt derfelben die Reichsſtandſchaft zu erwerben,
da die Grafſchaft Eeiner Perſon von geringerens
Stande verlichen werden kann K), und Ichens- und
g) Denn „das ehelich und frei geborene Kind behält feines Was
ters Heerſchild ımd Adel”. Sähf. Rande. 8.3. Art. 7%
Sächſ. Lehenr. Art. 231. Schwäb. Lehenr. Art. 18.
h) Schwäb. Landr. Art. 50. Cod. Amb. Art. 57. Es if
niemand femperfrei wann bes Water und Mutter ſemperfrei wa⸗
zen. Und ift auch bie Mutter ſemperfrei und ber Water mittels
frei, bie Kinder werben mittelfreie. Und ift ber Water ſemper⸗
frei umd bie Mutter mittelfrei bie Kinder werden auch Mit⸗
telfreie.
i) Das Sächſ. Lehnr. Art. 21. bemerkt zwar, daß eines Mans
nes Schild und Adel durch Fahnlehen erhöhet werde, dies
kann aber offenbar mur vom Eintreten bee Semperfreien in den
Fürſtenſtand verftanden werben, ba «6 Sein Beiſpiel giebt, daß
je einem Mittelfreien Fahnlehen gelichen worben wäre. S. Poſſe
über bie Rechte des deutfchen Adels (Roftod und Leipzig 1802,8.)
S. 19 u. fı
k) Sädf. Lande, ©. 3. Art 52, Ms die vierte Hand Cie
s
N
386 Dritte Periode. A. 888-1272.
4 340. fünstherliche Nechte in dem Umfang, in melden
fie zur Landeshohelt gehören (6. 299.), mır von
Semperfrelen befeffen werden Finnen). 2) Ju
dem privilegirten ordentlichen &erichteflande wor
den: Kaifer oder deſſen Hofrichter (6. 293, 337.
Nro. 11). 3) In der Rangordnung des Hr
ſchildes nehmen die Semperfreien die zweite, dritte
amd vierte Stufe ein ($. 294), 4) In Didi
des. Wehrgeldes Hingegen befise der Abdeliche nur
noch vor dem freien Landfaffen einen DBorzug ")
Die Bedeutung des Wehrgeldes beftche kaum nd
bei einzelnen Rechtsverhaͤltniſſen, namentlich dem
Todſchlag im Jaͤhzorn; in dieſem Umſtand ift wohl
der eigentliche Grund diefer wefenrlichen Veraͤnde
sung des älteren Rechts zu fuchen,
Die verfchiedenen Stufen des Adels, welche nd
ben Rang im Heerſchilde entftchen, geben dem gefür-
ſteten Adel nur den Rang vor dem nicht gefürfteten,
Gerofcjilt don bem Könige miebermärts) ſoll kein Zehen frac
ba ein Gericht fei Über Hals und Fand. — Die cngefla
werten Merte gehören einer in dem Zeyt eingefchobenen Bleft
on, die allerdings die Worte nicht richtig erffärt (4. W.
Note h), der Rechts ſatz aber ift allerbings richtig, wie Ib
fhwäb. -Landr. Urt. 33. beftätigt: Beben am Gericht m
niemand haben ex fei dann femperfrei.
H Weit nur fie eine Dienftfoige haben konnten, wie fie af
derlich war, um den Steichebienft für alle meter bem Reich⸗
amte gefeffene Freie Übernehmen zu können.
m) Denn Zürften, freie Herren und Schöffenbarfreie find mh
fächf. Lande. B. 3. Art. 45, gleich, am Wehrgeld und Kai
gu nehmen,
e
IV. Vechtſ. C. Private: Mittlfreie. 687.
ale übrige jenem zukommende Worzuͤge find emt« 4. 20
weder Dinglich, d. h. Folge von dem Beſitze us
Fahnlehens, (6. 294. 299.) oder entſpringen aus
dem Dienfiverhältniß, das zwiſchen beftimmten In ⸗
bividuen eintritt. Aus ber Ungleichheit jenes Ran⸗
ges aber entſteht Feine Ungleichheit in der. Eben
burt. Daher ift die Ehe zwiſchen Perfonen vom
Fuͤrſten⸗ und Freiherrnſtande Feine ungleiche Ehen).
$. 341. 31. .
IN. Die Mittelfreien find die volfommen |
Freien oder fchöffenbar Freien der früßeren Zeit
($. 337). Die Gleichheit des rittermäßigen aber
unfreien Minifterialen mit ihnen in Beziehung auf
die Fähigkeit zum Nitterdienft, (9. 338. Note b.)
ſtellt zwar jenen ihnen nicht als ebenbürtig an
die Seite, aber durch die Freilaffung aus dem
Dienfiverhältniß tritt er in volle Genoſſenſchaft
mit ihnen a). Sonſt wird die Mittelfreibeie in
n) Fürften und freie Herren find ſich in Veziehung auf bie Kreis
Heis (dem Adel) ebenbürtig und nur im Heerſchilde ungleich,
Der Rang im Heerfchilde kann aber auf ein Weib nicht Über«
geben, weil ein’ Weib fiberhaupt feinen Heerſchild dat (füchf,
Rehenr. Art. 36.); mithin fann auch nur ber gleiche Grab
ber Freiheit bes Weibes in Betracht kommen; daher fordert
auch die Note g. angeführte Stelle nichts, als daß ein Kind
ebelich und frei, d. 5, von gleich freien Eltern (NMete h)
geboren fei, bamit es feines Vaters Heerſchild und Wbdel er⸗
e ben könne.
a) Schwäh. Lanbr. Urt. 50. Läßt ein Kaienfürft feinen Dienfl«
mann frei, der geboren ift von ritterlicher Urt, ber bes
hebt Mittelſreien Recht. S. dagegen 9. 339, Mots U,
⸗
588 Dritte Periode. A. 8831272.
4 342. jenem’ Sinn erworben: 1) durch die Abſtammung
von mittelfreien Eltern b); 2) durch den Eintritt
in ein Verhälmiß, welches die vollkommene Frei
heit vorausſezt, wenn der aufgenommene fein
„Handmal⸗/ bis auf zwei Generationen zuruͤck dar
Kun kann c). Als Verhaͤltniſſe dieſer Art find zu
betrachten: die anerfannte Faͤhigkeit zum Schöffen
amt in Landgerichten und in Stadtgerichten wo
ımter Koͤnigsbann gerichtet wird ($. 348.), die Ge⸗
noflenfhaft unter den ,‚Gefchlechtern” in dm
Städten ($. 311,), befonders aber der Beſitz von
Eigen oder Lehen, das mit Ritterdienſt verdint
wird ($. 337. Nro. IL): auch der, deflen Vorfahe
die Ritterwuͤrde durch Faiferliche Begnadigum
‚ ($. 242. Mote b) oder Nitterlchen durch Gnade
des Lehensherrn erlangt hatte, wurde daher zu den
Freien von Nitterart gezählt, fofern das Geſchlech
bei jener Lebensweiſe verharrt hatte cc). Je weiter
hinauf die Beweiſe jener vollfommenen Freiheit,
befonders aber der ausgeuͤbten Rechte des Kitter
ſtandes reichten, um fo angefehener (edler) war das
Geſchlecht d. Die Mechte der Mittelfreiheit warn:
b) Schwäb. Landr, Art. 56. Die von ben Mittelfreien gehe |
ren find, die find wittelfrei.
e) ©. oben $. 337. Note g. h.
oe) Ein merkwürdiges Zeugnig hierüber enthält ein altes Getich
ber Bitterfpiegel, in einer Handſchrift ber caßler Bibliothel.
8. Kopp Bilder und Schriften der Barzeit, S. 143.)
Goͤtt. gel. Any. v. 1819, Nro, 168. 169.
d) IL F. 10. 8. 2. f. oben &. 337. Note t.
—
IV. Recht, C. Private. Mittelfreie. 589
1) die Faͤhigkeit, die Mitterwuͤrde vermöge ange⸗ 4. 341.
borener Wuͤrdigkeit zu erlangen (K. 242.), ſelbſt,
obwohl fie regelmäßig mur von Fuͤrſten und Her⸗
ven gefucht wurde, vermöge der felbft empfangenen
Weihe fie andern zu ertheilen dd). Kine Folge die
fer Rechte ift die Fähigkeit, in Ritterorden und
Stifter aufgenommen zu werden ($. 333. 335.),
und der Genuß mancher Ehrenvorzuͤge, infonder-
heit die Befugniß, an Ritterfpielen Theil zu neh
men e). Ein Wappen als Bezeichnung biefer
vogfommen freien Geburt, führten alle Perfonen
mittelfreien Standes, als Wappensgenoffen, auch
dd) S. Nachricht don einigen Häuſetn des Befchlechts ber
von Schlieffen. Gay. 2%. ©. 64. Ron berilhmten Felbheren
bloßen Bitterftandes wurde fie oft vor ber Schlacht ertheilt, in
bie fie ihre Mannſchaft führten, oder auch nach berfelben.
€) Niterfpiele mit zunftmäßiger förmlicher Einrichtung, nach bem
Ausdruck bes Landes, in welchen fie zuerft diefe erbalten haben,
Torneimenta ober torneamenta, Turney, Turnier genannt,
find in Deutfchland erft im zwölften Jahrhundert bekannt ges
worden. Es mag dies fchon daraus abgenommen werben, wie
Dtto von Freifingen (de gestis Frid. I. L. 1. Cap. 17.) mb
NRadewich (L. 2. Cap. 8.) den Ansbrud gebrauchen. Sieque
segem insequentes, illa in civitale maneıite, tyrocinium
quod vulgo nunc turniomentum dicitar, cum militibus .
ejus extra exercendo etc. — Accesserat quod Cremonen-
ses — Placentinorum militia egressa ad certamen provo-
caverat, quod modo vulgo turneimentum vocant etc.
Daß man demohngeachtet fpäterhin diefe Einrichtung Heinrich J.
zufchrieb, und ihm fogar eine Turnicrordnung andichtete, berem
unechtheit fi auf den erſten Blick verräth, (f. Goldast.
Const. Imp. Tom. 2. p. 41.) ift aus bem Umftanbe, daß erft
durch ihn —8 ritterliche Ubunge Nationals
fitte wurden, leicht zu erklaͤren.
590 Dritte Periode. A. 888—1270
8. 348. wenn fie weder die Ritterwuͤrde, noch Lehen bef
ßen; es bezeichnete ihre Fähigkeit durch Mitterdienf
zu beiden zu gelangen f). 2) In der ausſchließl
chen Faͤhigkeit, Ritter⸗ und Hoflehen zu vollen
Rechte zu erwerben 6). Die Mittelfreiheit wir
durch Die Wabhl einer unritterlichen Lebensart
verloren h),
Anmerkung. Vom Wappen» und Siegelreqht
Die Wappen (Waffen), arma, armes, finb ihren Krfprani
nach richte anderes als bie ganze auszeichnende Müflung.
- an weicher man im Heere einen Gewaffneten vom Anderen unit
ſchied, wie ſich fchen aus ben Ausdruck ſelbſt ergiebt. Der geuch
Krieger, ber zu Fuß diente und bes treiſige Knecht sunzeefchieh fh
durch ber Gemeinheit, zu welcher ex gehörte, ober ſeines Sem
Sarbe de 5. gefärbte Kleidung oder Feldzeichen. Der gang gehe
nifchte Pitter hingegen war durch Farbe umd Figuren auf fin
Schilde und Helme kenntlich; daher der Gebrauch des Werk
Wappen für dieſe Bezeichnung, und daher bas Gleichheit
der Ausbrüde Ritterbürtig und Wappensgenof oder u Edi
und Helm geboren (f. Haltaus Glossar: bei diefen Wörtern), yuud
feit den Kreuzzügen die Wappen in diefem Siam allmählig erblid
wurden, umb alfo, fo fern fie erweistich in früherer Zeit yon Ai
bintigen gefüßet werden, des Veſitere citterfiche aber abge he
f) ©. bie Anmerkung,
O Sääf. Lehnr. rt 2. Pfaffen und Frauen, Kante md
Kaufleute und alle Nechtlofe und bie unchelich geberm Ink
und alle bie nicht von Nittersart von Batek und Eiterwater fi
bie follen Lehenrechts darben. Vergl. ſchw äüb. Lehenr. Kr].
und Vet. auet. de benef. Cap. 1.9.4—6.
h) Denn biefe macht ja nach bee vorhergehenden Note walilh
sum Genuß bes wichtigften Rechts ber Sittexbärtigfeit,
IV. Rechteſ. C. Private, Mittelfreir. BL
kunft angeigten. — Fasti Limpurgenses (1617. 8.) ad a. 1130, 6: Sul,
„Dann feige Schild und Helm — beflchen — in ehrlicher
Geburt und frommen guten Herfunften adelichen
Stammes. Das het feinem Aufang in beilo eontra Saraceney,
und ums abe 1130 feinen velligen Schwanf befommen und den
Brauch bis daher erhalten. nd gleichwie nit ehefter die Stamm⸗
häuſer ſeudern die Erlen tınb Helden müffen vergehen, alfo auch
bie Werpen, Schild und Helm nit zuvor gewürbigt, ſondern
bie Hefden die wannhafie Herzen ehefter ſeyn nüffen, fo bie Wappe
fen und Bigner in das Schild uff und angenommen, nachmals
mit ritterlichen Thaten zu Ehren gebracht, mM dag nun hinfüre das
durch ihre Kindeskind geehret und in Ehren erfenmet und dor ande⸗ n
ren gewürdigt werdet.” — Der Gebrauch erblicher Wappen im
ten bisher befchrichenen Sinn, kam bei'bein Adel und dtitterſtand
feit dem dreijehnten Jahrhundert als allgemein angefehen werben,
wenn gleich die Familien noch Öfter ihre Wappen verinberien.
und beſonders nicht immer alte Zweige einer Familie ein gleiches.
Wappen fortführten, welches ſich ſehr Leicht daraus erklären Iäßt, daß
inſonderheit beim hohen Adel, bie Mappen ſehr bald ein Zeichen het
Wefikungen wurden Hingegen war weder mit ter Eutſtehung dee
Wappen ber Gebrauch derſelben zum Siegelm gleichzeitig, noch
auch Wappenrecht unb Siegelrecht daſſeide. Der Gebrauch
Der Wappen zum Siegein finder fich zuerſt bei den Fürſten etwa
ſeit der Mitte bes breigehuten Jahrhunderts. Zuvor hatten fie ſich
wie tie Könige im Bruſtbilde ober in dee ganzen Figur, mit bes
Emblemen ihrer Würde (Bühne oder Schwert) abbilbeu Inffen, ſeitdent
wurde auf dem Schilde ober der Jahne, weiche der gewaffnete, wi⸗
fin ja Pferbe abgebildete Zürft führte, beffen Mappen angebracht,
Er fpäterhin erfcheinen ſolche Siegel auch deim Grafen und Feri⸗
Hherrnſtande; noch fpäter, etwa gegen das Ende bes treizchuten Jaht⸗
Hemberie, fieng auch ber Ritterſtand an, fich feiner Lappen zum
@iegeln der Urkunden zu bebienen. Er fezte ilbrigens fein Wappen
ohne Mbbtldung der Perfon in das Siegel, weiche der hohe Udel erh
ffeit dem funfzehnten Jahrhumdert wegließ. Doch war beim Ritters
Fkande dieſer Gebrauch bei weitem nicht allgemein, benw ber
größte Theil der Nitterbürtigen war nicht fiegelbar, mb founte
ſach atjo feiner Wappen nicht zum Siegeln bedienen. Giegelbar
a
592 Dritte eriobe A. 888 19,
8: Zul, in’ igenem Namen, b. 6. befagt, ein eigenes Siegel ur Bchäk
tigung der Urfimben zu führen, war mut ber, welcher bie Gähigtei
Hatte, Urkunden, unabhängig von eines anderen Einwilligung, m
elgenem Namen auszuftelien. Daqu gehörte die Fähigkeit, ihe
feine Perfon und fein Vermögen unbefchränft difponiren zu Mn
Bon biefer Fähigfeit war noch bie Befugniß, durch fein Gig ik |
Urkunden eines anderen befräftigen zu Fünnen, dee nicht In eigene
Namen firgelbar war, ober fein eigenes Siegel zu führen pic, |
verſchieben. Dieſe hing zumächft von bem befonderen Berhälts
niß ob, in welchem ber Siegelbare zu dem nicht Girgelbarn Ras
und wo fein folches befonderes Verhultniß ſtatt Hatte, von’ ber eine
Derfon zuftehenden öffentlichen Gewalt: Schwäb. Landı.
Urt. 288, „des Papfts Inſtegel heißen Bullen. Wer bie mit Bet
giebt und fie mit echt einpfahet, fo find fie gut und gerecht. da
Abnige Juſiegel Haben auch groß Recht und Kraft. Der Pine
färſten Inſiegel und. der Raienfürften Inſſegel find recht. Der dri⸗
fatey und der Capitel Inſiegel find recht, umd aller Condent Ye
gel find recht. Und werden fie über andere Sachen gegeben, de
fiber ihr ſelbſt Sach, bie haben alſo große Kraft als fiber ie fe
Geſchaͤft. Underer Herrn Iuflegel haben nicht Kraft wann um
ſelbſt Gefchäft (um ihrer Leute Gefchäft Cod. Uffenb), De
@tädte ſollen auch Inſiegel haben, doch mit ihrer Herzen Wilke
So (Cod. Uffenb. Und haben fies wider ihrer Her
Willen) Haben biefelben Infiegel kein Kraft wann um ife fehl
Geſchaft. Andere Leute mögen wohl Infiegei haben, dit
haben nicht Kraft wann um ihr ſelbſt Geſchäft. a
mag mit Becht wohl ein Inſtegel zu dem anderen legen am cns
MWerbef zu -michrerer Feſtung. Alle Brichter mögen mit echt weil
Juciegel Haben, bie haben Kraft fiber die Ding bie zu ihren Se
richt gehören.“
Da ber größte Theil der Nitterblirtigen dienſt dar tat, w
im diefer Eigenſchaft nicht bie Fähigkeit hatte, fiber fein MWermige
za piſponiren, fo fteite ex auch feine Urkunde unter eigener Anton
tät und umter eigenem Siegel aus, fonderm Bebiente ſich des Sie
gels deſſen, umter beffen Autorität er bie Urkunde ausſtellte, alſo de
nes Dienftderrn. Undere Perſonen, bie zwar dienfifrei, MÄR
von hohem Adel waren, aber timter väterlicher Gewalt oder wit!
Res
IV. Rechtsſ. C. Privatr. Zandfafen 393.
Wormmbfchaft ſtanden, befanden fich In beuffelben‘ Faule Ya ritter‘ 6.8812
gebrauchen dürfen, in deren Zamilie bies aber bisher noch nicht
üblich geweſen war, weil es Überhaupt unter Perfonen diefes Stans’
bes noch nicht ſehr gewöhnlich mar, erfuchten- ihren Letzensherru
durch ſein Siegel ihre Urkunden zu bekrüfüigen. Sthwäb: Landr.
rt. 311. IR aber daß ein Mann einem Freund Gut fdaffen, will.
nach feinem Tode, will ex ihn bas ficher mochen, er fol ifm Ger
ſchrift dariiber geben, ein Sandfefle. Und daran ein Juſiegel eins
Biſchofs oder eines Laienfürſten, oder eines Meoſters, oder einer Stadt,
oder der Herren Inſiegel, oder des Lanbrichter, ober er ſoll fuͤr ſei⸗
nen Richter oder für feinen Herrn fahren, und fol bie Gezeugen mit
fi bringen, und andere die dabey feind. Vergl. auch ebendaſ.
Art. 305. — Ale dieſe Perſonen bedienten ſich dann des Ausdrucks,
der fo häufig in den Urkunden vorkommt: quia proprium algillum.
non habeo, — Es erflärt fih Übrigens aus biefer Gewohnheit leicht
ber Urfprung ber fogenanuten Wappenlehen. Vergl. liber diefe Mas
terie: PH. Wild. Berden Anmerfungen fiber bie Siegel. 1784.
1786, 335.8. Scheibe vom hoben und nieberen Adel S.218 u. f.
Geſchlechtshiſtorie der von Schlieffen &. 153 u. f. Poſſe
fiber bie Rechte bes deutſchen Mbels ©. 104 u. ſ.
$: 349, &. 342.
IV. Me Seele, welche weder ſemperfrei noch |
mittelfrei find, heißen, in fo fern niche auf be- _
ondere DVerhältniffee), in welchen fie ſtehen
das Verhälmiß eines Bogteipflichtigen ober $Hinterfaffen, |
ung auf welches fie Bauern (8. 343) heißen. Wie
werden in den Rechtsdüchern bei allen Eintheilungen
Mi, auch bei dee Beſtimmung der Lehnsfähigkeit, don
ende audgefchloffen werten, weit bie Genpffenfhaft
tadtgemeinde zwar befondere Mechte, aber keinen bes
Stand gab. Dee gewerbtreibende Bürger ſteht feis
dem Landfaffen gleich, weil ihm die Genoffenfchaft ber
abtgemeinbe befondere Rechte giebt. Ein Bürger, der fein
sr. IL [38
a)
‚Ne®
Sin .€4
P)
59: Deitte Prelodg..A, BES AFTR
8.842: koͤnnen⸗ ſondern blos. anf. den. Stand. der Freiheit
gefehert" wird, freie. Landfaffen® Sk find
weder „dein Adel noch den Ritterbuͤrtigen eben⸗
buͤrtig, daher ſie geringere Buße und Wehrgeld
haben ©), und cine Ehe jener mit ihnen eme Mi
heitath iſt, bei welcher die Kinder dee ärgern
Sand folgend)... Die Freiheitsrechte, deren fie ge
. Wewerbe srich, war mitelfrei und konnte. jun Ritterſtand geho⸗
‚zen. Erſt die ſpätere Zeit, welche nur Dienftabel, feine vol
. fommeng Freiheit mehr anerfennen wollte, beſonders aber die
Einführung. der Zunftverfaffung. ($. 432. 446), hat ten Se
ı ‚griff bes Bürgerflandes als einie bem Hitterftand entgegengeſth⸗
ten aufgefaßt, und das Patriciat (9. 311.) des’ Blit gerſtandes
auf einzelne anerkannte adeliche Genoſſenſchaften beſchränkt.
3). Denn das fchwäbifche Landrecht in.der & 337. Note d an
geführten. Stelle, will angenſcheinlich eine erfchönfende Elafiiii
Ti-chtioh der Kreien. geben. Daß bie Bauern und Laudſaſſen ven
gleihem Stande find, ergiebt auch das fäcdjl. Zanker. B. d.
Art. 73. (Note d), und B. 3. Art. 45., nach welchem fie gie:
ches Wehrgeld haben. In der lezteren Stelle werden namem⸗
lich alle freie Leute „welche- da -fonfmen und fahren Gaftes meife
in dem Lande und fein Eigenes darin hahen“ Landfaſſen ges
“san: "Die Bürger rechnet Feines der Nechtebücher nament:
- Yidy zu den sZandfaffen; wide erklärt fich aber-lächt darans, dah
bie Bürger. jo ihrem Geburteſtande nach auch ritterbürtig fegu
fonnten, und ihrer baber in einer allgemeinen GClaffiftcation
der Zreien nicht beſonders Erwähnung geſchehen konnte.
e) sädf. Lantr. B. 3. Art. 45.
9 Das Schwäb. Lanbr. Art. 56. ſagt auedrlickich, daß „ie
non den mineln freven geboren find,” mittelfrei feyen; wem
blos die Freiheit und nicht die Mittelfrriheit ber Mutter noih⸗
wendig gemwefen wäre, fo mußte es hingegen beißen, bie von
einem mittelfreien Water und- einer nicht eigenen Mutter erzeugt
.. "fd, find, mittelfrei. — Ferner das ſächſ. Landr. B. 3
ı
IV. SERRSE- Cepubatia vahdſuſrae 008
nießen,worbenndarch Fhelicheh Geburs: en aαα
Art. 73. ſagt: Nimmt ein Echbpihnd 1% —1 — Na ae
gülten oder Landfafen, und v, gb fie Kinder bei ihm, bie -
find ihr nicht ebenbärtig- Iokben an Buße noch an Wehrgeld. FRE -®
Denn fie haben ihres Batırg R d qicht -Ahreg Mutter
Recht. Darnm nehmen ſte cuch Kirn» nicht Wach! kemande
der ihr Freund un tree Hi Schreien
Hier, wie in den meiften eu des Sa
fſeelbſt von der —— — * a Ban
Rebe if, und die Schoͤppenbarfrelen th Enke, ——
u — Maid dm. ——— ent wartu./ verũ
o viel als. ritterbürtig. — Ber
recht‘ 8.8. At. 8. Unfere Lchrbücher re
rechte vehaupten freilich. hie: Uhe: viren‘ Oeieicz bürtihen "art Afc
nur nicht unfteitn Perſon, ſey nie ehr Wißſecheb u
&. 8. Danz Handbuch. des beutfchen —— —
G. 219 u. f.) Wenn man aber and die hngefichrten erde
det Medjtsbiichjer ſo beiten, daß fie henuk Lehrſotz aict da Wege
kom; ‚fo. läßt er fich doch für dieſer Zeitraum witchem
" 8 "des Inftituts ber Nitterfhaft” nicht vereinigen, das jezt
noch In Feiner: ganzen Friſche da ſtand. - tn -erwäge mır Berl
einzigen: Umſtaud, daft dem Genuß ten michtigften dechte Bi
Nitterbürtigfeit, alter Adel (nad) bem jetzigen Ausdruck)
fordert‘ une vergl: . 341! Note’ g), ufid daß, fo Ange‘ Bi
Ahnenproben kennt, diefe immer Auf die Ritterbürtigkeit
auch der Eltermütter gerichtet geweſen find. (Sächſ. Fahr.
8.1. Art. 51. oben 8. 341. Mote c, wo von ber Schoͤppen⸗
Barfreiheit, d. h. der Nitterbürtigkeit [f. H. 348.] die Rede Wi;
Danz m a. D. Th. 4. S. 99. giebt dies ſelbſt zu); darf man
dann nicht fließen, baß dies auch bei der Ahnenprobe, bje zum
Beweife ber, Lahensfähigkeit nothwendig war, ber Zall ges
weten fep? mid kann man wohl annehmen, daß eine Ehe fiir
eine gleiche Ehe gehalten wordenn ſey, wenn die in derſelben er⸗
eugten: Kinder bie wichtigſten Standesrechte Ihres Vaters, we⸗
gen des Geburtsſtandes der Mutter micht genoſſen? Erſt ſpü⸗
terhin veränderte ſich diefer Rechtsſatz, der nur auf die Stan⸗
Desderſchiedenheit des Mittelalters bezogen werden barf, wo voll⸗
kommene Frriheit zut Ebenbilrtigkelt mit dem Sitterftande ge:
nügte, zu den fpäscren Standesverhalmiſſen aber nicht paßt.
| [380]
—
-
—
506 Dritte Petiode. A. 8881972.
+. Bräiaungr am de I
4. 343.
Bee anche): . —
sad,
haben, der fie. in der buͤrgerlichen Geſellſchaft in
Bejʒiehung auf gewiſſe Rechtsverhaͤltniſſe vertritt,
find, entweder Vogteileute oder Hinserfaffen;
bei. den ‚eigenen Leuten eines anderen wurde de—
V. Die Derfonen, welche einen Schutzherrn
durch das Eigenthumsrecht des Leibherrn nicht anf
gehoben 2). Die Verhaͤltniſſe, welche hieher geftet
werden muͤſſen, fiheinen folgende zu fern. 1) Die
landesherrliche Vogtei ($. 299. Nro. 3.), dem
Bedeutung aus dem oben. entwickelten Inhalt dr
landesherrlichen echte fich ergiebt. Bei dem ber
renſtand mie unvollftändiger Landeshoheit (cbaudef
More e), kommt fie begreiflich ganz eben fo vor,
wiewohl dabei aus, der fuͤrſtlichen Gewalt mt
e) s ächſ. Weichb. Art. 3. Welches Kind iſt frey umd che
lich geboren binnen Weichbild, das behält feines Baier Hecht
ſ) Läßt ein Herr feinen eigenen Mann frei, fo erfangt biefer fra
Zandfaflen Recht. Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 16. Schwaͤb—
Landr. Art. 56.
a) Schwabenfp. Art. 340. $. 14, Hat sin herr aim ıy-
genn man und sitzet der hinder ainem andem herren nl
‚ wil er in von dem abvordern, das. sol er tun zwischen
der Liehtmesse und dem wissen sunnentag — Es iR bt
. wohl von ber Ianbesherrlichen Vogtei bie Bebe, umtes weicht
der eigene Mann fit. Die homines proprü oben $. 21.
Anm. 2. ©. 180. qui ad dominos swos traneirs velam! —
ſcheinen gemeint zu ſeyn.
! \
IV. Rechtsſ. C. Private: Hinterſaſſen 897 '
fpringende echte, wie die Beſteuerung wid. Heer 4343.
folge, fehlen oder. beſchraͤnkt ſeyn Fönnen. :2) Die
von der Iandesherrlichen abgeleitete Gerichts:
vogtei der Prälaten und Ritterſchaft (6: 308.
Nro. 1. 2), welche aber bei’ den Stiftern und Kiö-
ſtern auch in dern Immurmtaͤtsprivilegien, ſtat
in landesherrlicher Verleihung ihren Grund’ haben
kann b).. 3) Ein Schutzrecht, das ſehr mannich⸗
faltigen Urſprungs geweſen zu ſeyn ſcheint, und
weſentlich an das Recht der Grundherrfchaft
gebunden iſt; Perſonen, welche dieſer unterworfen
ſind; ſtehen mit dem Landesherrn nur in mit⸗
telbarer Verbindung, in ſo fern ihr Vogt ihm
pflichtig Hl. Die Grund herrſchaft allein kann
aber nicht als die Quelle einer ſolchen Vogtei an
gefeßen werden; das. bloße. Srundeigenchum giebe
feine Gewalt über die Perfon, fondern nur die
Eigengerichte (Meiergerichte $. 303. Nro. 5. lit. b).
Die Ausdruͤcke: Meier, Landfiedel, Zins-
leute, welche Perfonen bezeichnen, die den Boden
eines Anderen bauen, und in einem durch Ver⸗
trag beftimmten Verhaͤltniß fichen ($. 368.), laſſen
daher auf Feine Vogteirechte über dergleichen Per-
fonen fehließen; vielmehr fanden diefe ohne Zweifel
b) Dipl. Com. Holszt. a. 1256 bei Westphalen mon. Tom.3,
p. 43. quod nos verldica multorum relatione didichnus,
dominum praepositam Novimonasterü et fratres auos, jü-
diclam sive advocatiam villae auae, quae claustro adiacet,
ab antiquo habuisse et integre in omnibus causis, prae-
terquam In cansa sanguinis Zbere
508 MitkePrclode: di: 808 4272
234% ale: Lambkaflen:-(6: 302.) In "allen: Ouchen, mehche
wicht Mor Die: Meiergerichae ‚gehärtenn mei: Se. nicht
aus Zem WVart rag ze, heurtheilen meter, unter
den: landeaherrlichen Gerichten, wenn dem Bins
herene die: We aicht gelie hen war Nro. )
Man wird aber durch einzelne: Urkunden darauf
hingewieſen, die unter dem Ramen ber Bogtei
. vorkommenden Rechte, welche man nicht wohl als
Inndesheerliche ‚oder Gerichtsvogtei anſprechen kann,
oder die, wenn auch dicfe anzuerkainen finb, we
wäftene noch: mit anderen Vorrechten verbunden
erfcheinen, aus den älteren Abſtufmigan gzwiſchen
der vollkommenen Freiheit und ‚der firengen Un
freihrit abzuleiten, für welche das Mittelalter auch
den allgemeinen Ausdruck Vogtei braucht. Denn
wn: man ·eine ſolche Vogtei erwkhne findet, Eom
mar much: Merkmale der unvollkonimenen Freiheit
vor *). : Das Verhoaͤltniß der Laſſen oder. Liten,
yon welchen man "befonders in Sachfen aber. Weſt⸗
phalen fortwuͤhrend · Spuren. findet; "gehöre ebenfalls
imn dieſe Kategorie. Es Afk:aber nicht zu verkemen,
daß Verleihungen det Guter, welche nach Laſſen -
recht beſeſſen wurden, bei freien Senten eben fo
mwqbl.als. hei unfreien vorfamen ). Daher iſt de
Ihe > B. Verqleich zwiſchen Hayas mb. Inpenflein,
. Ba Berneintchaft zu, Dbſen⸗ dihta p. > 1303 bri Sen-
C. j. G..im känfim Anhang SS, 3., wa Verhãlmifſe
" Yefährichen werben, bie. . ang Tanbesherzlicher Boykei uud Wogtei
"Jen; gt ollktominen Zreic siomuyngefeat ſind...
Man fche. bie Urkunden Ju edet AAbhandiung son ‚ink de
IV. Rechtsſ. C. Private: Hinterſafſen. w
Befik‘: eines: Laßguts kein Zeichen der Unfreihelt, 220
ſondern u ſich jene Benennung nur Bezeichnmig
eines -befonderai .dinglichen Verhaͤltniſſes. Freier
Leute, und daher ſcheinen die Gerichte, weldhe:bei
einem ſolchen Verhaͤltniß vorkamen, obwohl fie
auch. Vogtgerichte heißen, doc zuweilen nichts
ale gewöhnliche Eigengerichte geweſen zu ſeyn, welche
das Recht gaben, die grundherrlichen Rechte durch
eigene Gewalt geltend zu machen, nameutlich die
Abgaben beizutreiben, und den Bauer von. feinem
Sur zu vertreiben da). Wo die Vogtei hingegen
aus -undolfommener Freiheit oder Hörigfeit ent.
ſprungen war, umfaßt fie mehr; nur läßt ſich
sicht ällgenichn "beftimmen, welche Rechte fie gab.
Wo Güter in einen Haupthof gehören, darf
man. fie mit Sicherheit vorausfegen, und darf ſich
nicht dadurch irre machen laflen, daß in fpäterer
Zeit die Perſonen, welche in dieſem Berhälmiß
ftehen, bald für frei bald umgekehrt für eigenbe⸗
hoͤrig gegolten haben. Denn die alten Begriffe
von Freiheit und Unfreiheit paßten feit der Ent
fiehung der Landeshoheit nicht mehr. Das erbliche
DBefischum nach Hofrecht war in feinen Rechten
dem Eigen des Freien der unter Iandesherrlicher
curis dominicalibus hinter Schilter Cod. jur, Alem. feud.
ed. 2. p. 366. ine hieher gehörende Stefle ift in der Ans
merfung zu biefem &. erklärt.
dd) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 54. Schwäh, Ranbdr. Art. 335.
336. Kaiſerrecht 8. 2. Art. 219, BFLV
COO Dritte Periode. A. 888-1272.
340. Vogtel fland, oft ziemlich gleichbedentend; die La
ſten waren bei beiden Werhältuiffen einander fehr
ähnlich. Schon die fpätere Zeit des Mittelalters
bat ohne Zweifel den Urſprung der befichenden
Verhaͤltniſſe nicht mehr gefannt, fi) blos an. das
urkundlich (Fß. 368.) ober herkoͤmmlich beftchende
Recht gehalten, und Feine feftbeftimmten Ausdruͤcke
gehabt. Bauerſtand e) ift fchon im Schwaben
fpiegel der allgemeine Ausdruck, mis welche‘ bie
Vogtleute des Landesherrn eben fo gut bezeichnet
werden als freie Leute ohne Eigenthum, ober nicht
eigene Wogtleute ). Welches Verhälmig man fi
unter einzelnen Ausdruͤcken zu benfen bat, ift mei⸗
ſtens zweifelhaft. - Die Birgelten des Sachfenfpie
gels 8) koͤnnen nur für freie Vogtleute gehalten
werden, manches in ihren Verhaͤltniſſen erinnert
an die alten fächfifchen Laflen mit politifchen Mech
tn ($. 15. 8.1. ©. 76). Die Hüfner (hoba-
rii, mansionarii) in den Urkunden des Mittel
alters, find ihrem Urfprung nah wohl hörige
Vogtleure h); aber da der Ausdruck auch von
e) Ueber bie Eipmologie in biefem Sinn, wo es nicht für colo-
nus im Sinn einer Perſon, die den Boden eines Anderen haut,
‚genommen wit, f. Grimm Rechtéalterth. ©. 316,
f) ©. oben $. 302. Mote a.
5) Nicht „Bauergiüllten“ wie ‚ie Bodelſchen Ausgahen hahen. Vergl.
Grimm ſa. a. O. S. 313
i) Haltaus b. d. W. Subrei: Dipl. a. 1195. In curia Wi-
leburg Comes rerognovit Episcopo justitiam iu jure gued
voralur Huberecht, Buweteil, Bestewahlmal,
IV. Rechtsſ. C. Private. „Hinterfaffen. 601
ganz freien keuten gebraucht wird, nn weufal⸗ 4 388.
Mari).
Anmerkung. Aus den Hofrechten der Abtet |
Ebersheim. Münfter v. J. 1320.
Judielum mortuorum. Unde ewa des Gotshuses man bil-
bet, da sol man nemen des beste vihes 'hobet oder. sin beute
cleit ze valle het er des vihes nit. (Dies iſt bie allgemeine’ Mes
gel, deim eigentlich Iſ. min] fol fein Gottechanemann mnhöig '
feun 5 fie Degreift alle Perfonen, bie auf Kloſtergrund wohnen, ohne —
Unterſchied, ob ſie auch Meier find, d. i. Gut nach Hofrecht bes
fiten. Eben daher erklärt ein neuerer Zuſatz ben Gottechansmann⸗
durch „Binterfaffe”.) Unde swa ein meiger blibet, der des Ges
teahnses ist, der git zwene velle deme 'gotesluse von me libe
das beste. darnach das beste von me ambachte, (Die Herrſchaft \
Bezicht als Leibherr ben Zedfall, und außerdem für die Wegtel (am
bacht) bas nächfbefte Hauptvieh, weshalb jenes Doppelt hegeben wird.)
Ist aber-er des Gotshuses nut, in die horunge er denn heret, ,
da er ist schuldig das beste. darnach deme Gotshus das becta
vom Ambachte. : ($ierbei iſt merkwfrbig, daß ber perſonlichen Ei⸗
genbebörigfelt, vie durch die-Begtei nicht aufgehoben wirb, angeach⸗
tet, ber Meier ein Gut nach Hofrecht, gegen die gleich .zu erwͤhnende
Pregel erhalten Haben kann. Die echte des Kloſters vermdge ber
Eigenbehörigfeit und ber Vogtei werben auch hier wieder unterſchie⸗
den; ba bies aber bie zuerſt angegebene Regel unmöglich veranlaßt
haben kann, ſo möchte man vernusthen, daß urſprilnglich bie Eigen⸗
behorigkeit nichts als eine bloße Vogtei war, und bie doppelte Ab⸗
gabe erſt eingeführt worden it, ale man anficng, gegen die Megel
Zreien, bie ſich bem Kloſter nicht hörig machten, dennoch Büter gu
leihen, abet von ihren den Sterbefall ber Gottrohaneleute doch als
Bogtfal zu nehmen. Es beißt nehmlich weiter:) Ist es aber. ein
lidig Man (in einem umerm Zuſatz: Eines Gottechuſes Teiheigen)
3) Dion fehe Haltaus bei ben Morten Hube and beifen Bufını
munirkungen mit one, — F
ss ‘
a»
602 Bitte Periode. A. BES— 1978.
34340. üb°gl:er dass beika ände mol. Han: val, der —
9. 344.
bete entwirten. (Das befondere ft, baß der Todfall nich zu der
gemeinen Einkünften bet Klofters gehört, fonbern als eine befondere
Berechtigung bes Abts bezeichnet wird. Der Zuſammenhang iſt leicht
einzufgße: DE Güte, nach ‚Hofscct waren erblich, wis das Fol⸗
gende ergicht, &% war, eine Ausnahme, von ber Negel,. daß der Abt
aus befonberer Gnade einen Unhörigep bemeiert hatte; bafür erhielt
at.iden Siexbefall. : Allerdings konute jenes uux geſchehen feyn, wril
kein rechter Exbe zu demı Gute ba war. Auch. hatte dieſer freie Meier
umigftene.. urſpriinglich gewiß fein Erhrecht für feine Kinder, weil
fie teive: Goitechausleute waren, - Doc) möochte ich gerabe, aus dem
Sanbſall ſchlicen, daß eben deſſen Eutrichtuug anzeige, wie 06 ges
am deſſen Enttichtuug allmãlig eingeführt wurde.) — Unde sol das
Gptokan ‚den, keinen meiger han, ‚wande ‚der. au das (otskas
hasel., —.:Unde. swa, ein Gutshuswman usser einer genüssinne
geifet, -und gewinnet die-ein kiut, dag en dikeit (das en hat
Aehrän?} vebt an dem erhe dag au das Gotahus höret, unde
sel.ınan das lihen sinen nehesten erben, die an .das Gotshas
hörent : (Dieb ſcheint varauszuſetzen, daß. mau. ben Grundſatz gel⸗
fen Wh: did Rinder folge bar Mutter. War fe alfa anberwärs
eigeubchätig,: fo hatten fir kein Erbrecht. Db auch. bei einer freien
Meter ‚berfelbe Griubſatz galt, iſt nicht geſagt. Man möchte 6
bapweifehi, :be: fie.durch ‚die Ehe wen unfrei wde- mwiiclen⸗ die
Bine. ten —* Hand: Moe '
Pe Be
J Bu 344;
VI. Der Mame Reichsminiſterialen wird
* von fetten Herrenftand im Mittelalter wicht mehr
in | dem, Sinn) gebraucht, in welchem der carolingifche
Sprobgebrauch (B. 1. ©. 717.) "den Ausdrud
nimmt. Zwar gab: es auch noch cdle Minifte
Piaten Yf: unten Nro. IE), doch waren diefe dem
Fuͤrſteuſtande nit, gleich, bis. gegen das Eude
diefer Periode ſich die Bedentumg ˖dieſes Verhaͤlt⸗
IV. Rectdf-C: Private Minmſt erialen 603
niſſes ganz verlors "A ıber-Megel wird bes um Sie
dretzehnten Jahrhundert ber Vegriff der Minifter
rialirät nur auf ein Verhaͤltniß des Ritterſtan⸗
des biyogen; dieſes beſteht im der erblichen Abs
hangigkeit eines ritterbuͤrtigen =) Geſchlechte, kraft
welcher jeder Abkoͤmmling deſſelben als ein Diaıfie
mann (Ministerialis, miles serviens, familiaris,
gervus)'s®) geboren wird.b),.und-ale ſolcher ſeinem
Dienſtherrn zur befonderen. Treue nach Hofr
recht. (jere curiae) verbinden iſt. Der Mint '
fierial maß die Erfüllung dieſer Verbindlichkeit
durch einen Dienſteid beſtaͤrken e) Hofrecht
heißt ber. Inbegriff von Rethten und Verbindlich⸗
keiten welche durch Vertrag und Obſervanz d)
4) —* Zandr. Art, 65. Diefe Keut Cie Dienfklente) ſollen.
ſeyn die boehſten Freyen oder Diittelfrepen.
an) :In. einer Ustanbe KR. Heinrich IV. bei. Ländenbrog scr,
Rer, Germ. p. 142. und in einem anderen, bei Scyeidt vom '
hchen and’ ufeberen. Adel · S. 165.," witb foger der Ausbruck
mancipium gebraucht. Im Deutfchen beißen bie Minifterialm
auch eigene Leute, wiewohl fie in ben Rechtsbüchern von den
tigenen im figentlichen Shin genan naterſchicden werben,
S. Note
„Son Rean. Mk A15. Mach Hefrehe fo dgl
ı Wa geheren. ſcon Kruchſeß, erſchat, Mimmerer ober
c) '& dh dien, oben 0. 3804. Note. Fi
) — ie" fie dutch dae von den Dien tmignnen auf
= Heer: Wicrfteib abgelegte Zengniß dargethan werden könne, ſich
das cdlnifchg Dienflr. (bei Kindlinger Miünfter. Beitr.
> 8.78 Mf. 13. b.) ausdruͤctich bezieht. — Dit Hecht hanit
.
604 Dritte Periche. A. 8881972,
& 244, yerifchens den. Dienſtherrun und ſeinen Dieuſtlenten,
ſowohl in Abſicht ihrer perſonlichen Abhängigkeit,
als: ihres Rechtes an Erbe, Amt mb Hoflehen,
feflgefige find. Die Mechte der Dienſtleute find
Daher auch fehr verſchieden, fo daß fih nur Die
Standesrechte derfelben und die am häufigften
vorkommenden Bebingungen des Hofrechts allge
Dein darſtellen laſſen *). L Wo das Vethaͤltaß
in feiner ganzen Strenge vorkommt, da iſt ber
Dienfimann in. feinen Verhaͤltniſſen zum Dienfl«
Kern gang nach der Analogie eines eigenen ober
börigen Mannes zu benefheilen, daher feinen dienſt ⸗
freien Genoſſen nicht ebenbürtig !) und die Ehe
gemacht Ser Heinrich von Alpheyn, und Antbonys ——
Sum van Molenheym, ume bat, owe ihre Herrn in niet mole
geluben en wille, dat fie bat bereit ſind zu ſtedigen obermick
den Dienzt (Dienſteid) den ſie Sente Petern haint gedain; want
‚in ther Vanti det male eralt haint, bat bat ihre Bee ia
"9 Saächſ. Landr. B. 3 Wr. 2 Schwäb. Lanbı.
D Art. 54, % 2%
h Se die Benennung de Dienſtleute deutet auf. das anas
Toge ihres Berhältniffes zu dem ber eigenen Leute Kin, mb
die NRNechtsbücher handeln faft immer bei
aigenun Rente von: ben Wienfiienten, 8. 8. ſächſ. Rantr.
144 B...%.. Met. 73. .chwäh.. Rande rt. 56. Das (dass
biſche Lanbrecht bemerkt ſogar ausbrüdtich Urt. U: „Di
Dienflleute heißen mit Recht eigene Leute; man ehrt fie mit
biefem Namen darum, baf fie der Fürſten find.” Daß fie den
... Diraflfreien wide im ‚jeber Mückficht; eienbärtig:Ninb, ergiche
9348, Note g. Alber ſobald ———7
nicht blos von ber Analogie des Verhältnifſes bie Rede iſt,
pnutſcheibee die Rechatũcher fie fo, genan uw den eigenen
al
IV. Rechteſ. C. Privatr. Diinifterialen. 606
zwiſchen bleuſtfreien und Dienfibaren rietermäßigen Ki 946
Derfonen in gewiſſer Ruͤckſiche eine Mißheltach sy
1) 6 erfirect ſich daher die Dienfbarkeit fwohh
auf die maͤnnliche als die weibliche Defenaeug
Reuten, daß in der That nicht zu begreifen iR, wie ſo vice,
nenere Scheiftfteller fich in bie Börfttilumgsart des Wittelaftere
von dem Werhättnik der Dienfiente duechaus ‚nicht Anden: Alu
nen, und fle mit ben eigenbehörigen Leuten vermengen, ja, wahl,
gar aus biefen entfichen laſſen. S. j. 8. fächf. Rande
®. 3. rt. 49. Mit. BI. und Die Oiofen zu Difen Brtiehe
8) So fm nehmlich die Kinder der aiheren Hand folgten.
Sächſ. Landr. 8. 1. rt. 16. Da aber die Rittermäßigfeit
der Eiterm ihnen immer die Vorzüge des Nitterftandes ſicherte,
fo fielen die fibrigen Folgen der Mißheirathen freilich weg, und
ine folche Ehe Hatte nichts anftößiges, wie man ſchon bärams
abnehmen kann, baß ed ben Dienftienten zur Pflicht ‚gemacht
werden konnte, dienfifteie Perfonen zu Beirathen. ©. Nete k.
b) Die Dienſtbarkeit der Weiber war dem Dienſtherrn verziiglich
in fo fern wichtig, als ihre Kinder bienftbar wurden; fie mußten
aber auch, in fo fern Re das Soflehen umb einem wit dem Bes
ben verbundenen beſt immten Dienft erbten, benfelben durch
einen Subflituten verfeben, und von ihrer Perfon ben
imbeftimusten Sofbienft, befonders bei feierlichen Gelegenheiten,
als Beffrauch, und weibliche Sanbarbeitin verrichten. Olto-
sis II. dipl. a. 976, (ki Gudenus Cod. dipl. Tem. I.
p. 349) winisteridium jus — ut sicat ditta eöcieela'ma-
* seulerum utitur obsequlo, sie etiam in lineie, laneis vel
wericis ocelesise ornamentis, femineo honoretas wtificio,
Conradi IL dipl. a. 1029 .(bei Eocard ser. R. 6; Tom.
2. p. 111.). Denique pro filiabas nöstris petimws, ne un-
quam togantur in servitium pedissiquarum, (ber Ralferin)
excepta italica expeditione, tunc proficiscanter, Witzen-
burch (die Herrſchaft, mit welcher biefe Dienſtlaue an dem
Raifer gefoumnen waren) ferias duas ad rosareiendds vestes,
sen quaeslibet necessaria usque in ferias quatuer (serviant).
VBergl. überhaupt: .G. L. Boehmer de femina ministe-
riali, in:defeu Obgerv. jur. fond, Obe. 5.
EOG Duitie Perlebe A. BBS--URTRE
urn Wr eo: Dicuſtſenten zeugten Faden: füllen,
were, die Eltern verfihledenen Dienſtherren ange
Hreo⸗ nach her Analogie von den eigenen Lonten
dom nern: ber Muster pa, wenn. nicht. die Obſer
vanz fie beiden zuſpricht und nach der Verſchieden⸗
Weit. des Geſchlechts "oder der "Zahl" theilen laßt i).
Dieferkalb ift auch den Dienſtleuten unterfegt, cine
audere als eine dienſtfreie Perfon k) voder eine Mi-
RAR >.
» Bemeisketien bee be Bhege f. bi G. I. Boehmer
a. u D. S. 134. Bei Heitathen zwiſchen des Reiches und
bder geiftlichen Kürften Dienſtleuten, war die Obſervanz, bag vie
” Kinder getheilt wurden, und zwar bergeftalt, daß das ältefte
Kind dem Gotteshaufe gehoͤrte. Schwäb. Zandr. Art, 48,
Nach einem Vertrage zwiſchen Baiern und R enebirig von
. ‚1213 bei Hund Metrop. Salısb. Tom. 1. p. 6 follte das
Öltefle Kind nad) bem Vater gehören, und bie Abrigen gerheil
© werben,
» Denn alsbasın gehörte das Kind nach bem Beunbfak, da⸗ Kind
folgt der Ärgeren Haud, dennoch nach dem Bat Sch wäh.
. Randr. Art. 58. & 5. Ein Kürftengericht unter Dise IV.
gab darüber ein eigenes Weicthum. S. Origg: Guelfic.
. Kom. 3 Nrq. 295. p. 798. Eben dieſer Grundſatz get im
ungelehrten Falle, wenn ber Vater frei und bie Muter dienſt⸗
bar war S. G. L. Boehmer a. a. D. S. 133. Db arch
die frtie Perſon ſelbſt, weiche eine dieuſtbare heirathete, ac ber
Alvalogi⸗:der eigentlich uufreien Zeute bienfibar wurbe, IR zwei⸗
—R Wahrſcheinlicher iſt, daß fie ſelbſt im Werhältuig zum
NKDienſthereni nur daun bienfibar wutde, wenn fie fich frri⸗
willig in die Dienſtbarkeit begab, obwohl fie in Bejichung ihrrr
Standestechte während ſtehender Che ffir dienſtbar galt.
Shwäh Landr. UArt. 228. 9. 2. And iſt ein Dos (einem
- -Meibe nicht ebenbilttig, ex iſt doch ihr Vogt und Ike Beruaunt,
„und if fie frei, fie muß fein Gemoffe: ſeym wann Ge aus fein
Bette gebe. Und gewinnt fie and). Kind, bie. gehöre zu der
ärgern Sand. Wa alur ihr Mann feisbet, ſo ifk fie ledig
IV. Medtf._C: Baiogke. Minerale GBA
ufesiehtn aAete =Dieuftgernp. zu Geirathen "). De 4,244,
Digafflengg, werden wie, dig . eigenen Leute als cin
bor einem" viecht, und! behaftet echt nach! hrer Behit?”" Mi
„nett sfie einen Wlanı nach ˖ihm, bir frei ißt, als a
— — pienen fie freye Ki inb als, fie feiber ih — Ka:
m —— hie freie Ehefrau —— Teis
—8* in dio Dienſtbarkeit begab,’ ſicht man leicht aus folgenden
‚Steig; . Rutherdi. abb. -fuld, diph,;ar; 1078. MilSchangak
tradit. Fuld. N..616. Herig homo nostrae ecclesise, ce
"pt In”uzoreni · ſeminam Yaandan Niberae conditioriid;: -
. at guia ipsa fenina libera Shit; 22, possatieam —
.. dndbtere bonis ecclesine, exuit se libertate sua, et fecit
se ipsam mancipium ecclesiaee — Auch findet man bei
Baal Ergebungen in die Dienftbarfeit, daß, die Frau ſich aus⸗
u. raͤcich mit in bie Dienſtbarkeit begiebt, ober der Wann vers
ſpricht, er wolle benfirten, daß rs geſchehe.
H Dir / ueberreuug dieſes Verbot⸗ hatre im Abſicht des Minnnes
emb:besScinder-nachtheilige. Folgen, 1) Im Abſicht auf jener. mögen
fie nach den verfchichenen Sofrechten. ſehr verichieden ſeyn. Mach
tinigen beſtand ſie vielleicht in einer bon Buße. Co. B.
‚ beflelieem dis Brüder vom Linſingen, im. einer Utkunde von 1241
ii Gudenus Cod.. ; dipl "Tom..4.. p: ‚568: zur ‚Sicherheit
ihces VWerſprechens, moiniſche Miniſterialinnen pe heitathen,
——2 Nach anderen nahmder Dienſtherr heim Tabs des
Dienfiwannes eisen. Theil ſeines Erbes zur Eutſchädigenge dufür,
daß die. ¶ Kinder in eine fremde Dienfifoige. gehörten. "Song. B.
ſpricht das worwefliche Dienſtrecht (bei Schamnat hist: Episc.
t Wormat, it Cod. Prob. p. 43 u.-f. Art. 26.) dem Biſchof
zwei: Drittel bes. Erbes zu. Nach anderen endlich werios ber
; Dieriiichann ſtin mt ober Reben,’ 5:8. nach. dau Gorwegifchen
Dienfircht. S. \Wedekindi abb. Embei. digl.. a. 1197.
‚(bei Treuet Geſchlechtshiſtorie ber Her voh Münchhauſen,
Anh. ©. 6.), wo «6 einem Dienſtmann, der erſt angenbumen
war, zur Pflicht gemacht wird, daflir zu ſorgen, daß ſeine
Ehefrau, Mlnifkerialin ber Kirche werde, bei" Werluf des
iger anverirauuen Amtes. 2) In Abſicht auf die Kinder
beſtand der Rachtheil allgemein darin, daß ſie in. der Disnffolge
des Vaters nicht erbfähig waren, ſondern nur in der der Mut⸗
608 Dritte Periode. A. 888 -
4. 386 Theil des Vermögens betrachtet; es wird ber fi,
eineln ober insgeſammt, wie uber andere Guͤte
diſponirt =), und fie werben mit diefen vererbt").
4) ever Dienſtmanm iſt nicht nur zum Riige
dienſte fordern auch zu einem gemiffen Amte ge
boren/ d 5. ſchuldig ſich zu ben Dienſten gebrar
chen zu laſſen, welche nach dem Shofrechte mit
dieſem Amte verknuͤpft find. Zu dieſem Ende fd
| im eder Dienſtfolge alle Verrichtungen/ walche
Eine Neiße hiche gehörlger Bewelsflellen hat Hlluan
— EE ——— 2. S. 191. Note 3. Dieſe au m
Geburt entſpringende Unfäpigfeit gu erben, nennt bas fidl
“. Ränder. B. 8, Urt. 73. ebenfalls einen Mangel ber Eheibet
u... die Hoffe zu dieſem Artikel. — Um biefen nachthelign
u... Zolgen vorzubeugen,. wurde don ben Dienftiehtten oft durch Gut
ver Dienſtherrſchaften erlangt, daß fie felbft ober ihre Kinda
3... gegen andere Dienftleute vertauſcht wurden. So vertanfht Mi
'Guadenas Cod. dipl Tom. L p. 231.) Eejbiſchef ieh
. 41855 zwei. Söhne eines quedlinbutgiſchen Diesiftmatıns, ber cat
: wnkizlfche Wtinifterialin gehtirathet hatte, gegen ‚zwei qutln
bargiſche Dieuſtlente (bie, wie es ſcheint, ehem fo durch ER
-* eines mainsifchen Dienfimanıs mit einer quedlindurgiſchen Dies
- "frau, dem Stifte Duedlinburg zugefallen waren) „me tete pre
les hereditatis patfis extorris remanetet.” Man ſicht Ridk
"ba dergleichen Yülle allmälig dahin führen mußten, durch Bo
wulge die Heirach lieber frei zu geben und eine Thelleng de
‚Rinder zu verabteden.
m) &. eine Beihe hicher —5 Sulim aus Ustanden u
, $Süllmeann & 0.8. &. 1 1
"w) Uuch auf die Töchter, in fo ferh dieſe Äberhaupt etbten. Do
her heirathete nach dem Chron. Ursperg. p. 338. 8.DlV.
die Erbtochter Philipps bon Schwaben, ni durch Fe einen hal
der · hoheuſtauffchen Dietfimannfchaft zu erwerden.
IV. Rechtsſ. C: Private. Miniſterialen. 609
dem. Hofrechte: van den. Dienſtleuten gefordert wer 0. 344,
den dürfen, una überhaupt außer der Verwaltung
einzelner beſtimmter Aemter auch in ‚Gerichts: und
Ehrendienſten beſtehen ©), unter gewiſſe Oberhof⸗
aͤmt ar: vertheilt, andrjeder gemeine Dienſtmann
durch feine Geburt "einem von dieſen zugatheilt,
am water der Auſſicht und Leitung der hohen
Dienffleute, mit wehhen. diefe Mensen; bafazt ſind⸗
feinen Dienft zu xerrichten.“ Solcher . Oberhof
amser find vier: das Marſchall⸗, Jruchſeße⸗
Schenken⸗ und Kaͤmmerer⸗Amt; in den Stif⸗
tern — en das Qbervogtamt dazu P).
De u SET .
Shnih —8 En, —E oben: "Sarg hr un. Eh
Dienftr. [bei Kindlinger a. a. D. Url 13. a.) $
liem siygali et; ‚omnes ‚ministeriales ad certa..officia cu-
rise nati et depuiaii (eingetheift) suht. Office ‚guinque
want; in his officlis servire solammodo debent ministeria-
les b. Petri et specialiter illi qui inter vos 'saniorea in-
veniuntur, IIli autem servient hoc ‚modo, Quilibet eorum
‚per sex hebdomadas seröiel' ih suo offei so id yaod fie-
tus est, finitis his sex’ hubdamadihun ipsi uam licentia
Domini sui. dommm redikunt,.et .alii loco. ällorum; ‚prout
ordo expetit succadent, — Jyebitia Babenbergensium
ministerialium (fi Galdaat, Comsüt. iop. Tom: II.
p- 231,4: Beneficin \'babentes a.suo Domino. non constrii-
gantor niei ad gninque. ministeria, hoc est ut ant ‚dapiferi
“ sint, aut pineeraae, amt. cgbienlarii, aut märschalci, aut
Venatores In einge Vrkunde bei. Schannat Vindem. lit-
ter, Call, & Nro. 15.. werben dem Stifte Würzburg. über 50
Miniſterialen männlichen. unk weiblichen Geſchlech⸗ geſchenkt,
bon welchen inegeſammt hbemerki wird, daß ee in fein inar-
schalei denatati feprıu |
p) Wenigftens nach ben öfter ängefüpeten —*— Dimfeni
we. Il. [39]
610 Dritte Periode: A. S8 -1272.
sa. 5). Sie Wanen ale horhines Aipt($. 308.):Aweber
[4
einen anderen‘ Dienft 'obet:: Lehenherrn neben ihrem
ngeborenen Herrn beſthen a), noch wie ander
Ritterbůttige Buͤndniſſe eingehen; ſelbſt das Kumpf⸗
recht/ welches’ fie’ ala titkernaͤßge Perfonen haben,
Er ihnen nur unter gewlſſen Einſchraͤnkungen gu r).
)Ihre Dienftbarfeit hoͤrt Aue’ durch Freilaſ⸗
fing auf; der Herr iſt aAber ſchuldigyſeinen · Dienſt.
mann freiulaſſen⸗ wenn Are Fein Hoflehen geerbt
hat, dem Herrn feine! Dienſte anbietet und dieſer
ihm kein Amt: oder Dienſtgut game: Genuß über:
laſſen will ) II: "Side ſtrenge Dienſtbarkeit war
aber in manchen Hofrechten ſehr gemildert. Aus
Sen veraͤnderten Verhaſmiß der Reichsminiſte⸗
J Eer vahhi ſich, daß unter dem Wogt hier nicht det Schirm:
vogt/ Yonbten, der oberſte Loſttnbogt verfanden wid.
20) BIER aus Hark na. ne
2 5,8. Ebln. Din & 8 FE
'wJüstitia’ Ministertal. Babenb. bei Goldası (Nette 0).
Biöbenehfum non habaerit- ab Episcopo et repraeseni-
u Veritde in ejtts miinistetlo! et Benefieiem not poterit ob-
J nere, eui volt militet; 'noh Beneſtciurius sed Mbere.
“Conradi N. dipl. (dei Betard Corp. hikt. Tom. 2.
p. yr1:): Deinde ‚pro Ali‘ ac‘ ‚posteris nostris
mus, ut dam primum enrian-restram frequentare nitunter
per’ präesentemn annun? proprus bonis suis 'vobie \Weser-
"" "Tianf; nihil aceipientes excepto in prima anni festivitste
u pelles eum pellieio. Expleto autem hoc aino, aeelpiant
jüxta fastftiam suam benefleium sum, weiliget' tbatteos re-
' gales 3. Sin autem, potestatem habeant- ubivie terrarım
degere, nisi justo beneflcio revocentur. Mod) umfländlicer
reihe das iiſche Dienſtrecht 9: 12.
IV. Fechteſ. C. Privat: Sparen 61
rialen ſieht man zuerſt — am Bentikiften;; daß *. 3ũñ.
die alten Begriffe · ort relheit und Unfräfete de
den; Slundesrechten des dreigehnten ——
niche che pahten /ghẽe :rUnfteiheit t). a: bei
der Gleichheit der :Stelung,:die fie der: übrigen
Ritterſchaft, ja wohl dem Herrenflande gegemiber =)
behaupteten, meht eine Benennung⸗ bir iner ftuhe⸗
ren · Berfaſſung angehörte, deren VBebeutunigiaie⸗
mand mehr verſtand, als: ein Verhaͤltniß das Ar
der beſtehenden noch eine "Wurzel Hate. BZuwei
merkwurdige Urkunden· K. Rudolfs bon: Habsbucg,
durch welche er die Ehe: Reinholdsvon —
freien Herrenſtandes, mid" Möechhelb "bon Mun
berg/ angeblich aus einem —S
geſchlahe Y , # einer leihen erfäet) "ihbeni 6
th rm in
2-20 für anfri. wert eo gut gehalten/ als. die Dich: -
leute der Fürſten, wie die Note v abgedruckten Worte det Ur⸗
kunden A. dudolfs bezeugen.
9 "Ueber ben ümfang der detrſchaft Milinſenberz/ ehe, Befit⸗
thum eines Reicheminiſier alengeſchlechts des Sertenftanbgs war,
und bie ELehensherrſchaft beffelben; welche vorausſezt, ‚DaB. es we⸗
nigſtens im, fünften HPeerſchild ſtand, mwahrfeheinlich aber zum
vierten gerechnet wurde, f. WC; F. Sames delinegtio
juris publici Münzenbergenisis. Giessae 1781. 4
Y) Nieder Diefe Ehe f. Pärter Aber Miſthelrathen deutſch. Jlleſten
unb Werfen (are. 1796,72 fl Die Uitanden von
2299 mid 498? ftchen Hei Lünig K. A. TEXT. p. 519, 521.
gIn det etſtin heift es: "Quum — sieut — nobillk Hirt Reinharti
&s Hagenove mariti’tat pellifo Contfnebat, Ipse te olim
ea intentibne düxerit in ütorem, - uia te nobilem fore
eredebot, et pareni sibi in vriginis There et yuldam
postmodum asseruerünt, te 'nobilem ton- fuisse Z- ad
[ 39° ]
644: Pritte, Prriobe,; A. 888-1272;
% 344; lingiſche Zeit hinaufreicht- (3; 1. S. 8R2), mag
dies. ber. Geſchichte gemoͤß ſeyn; guch hei dengeiſt⸗
lichen Fuͤrſten moͤgen jene Oberhofaͤmter oft mit
urſpruͤnglich Freien und mit Perſonen bes Herren⸗
ſtandes beſezt geweſen ſeyn⸗ und' der Begriff der
Unfreiheit der Miniſterialen nur auf die jenen
untergeordneten Perſonen bezogen worden ſeyn,
wie es bei den oberſten Reichsaͤmtern ja auch
von jeher der Fall war. Allein allgemein iſt jene
Lehre des Rechtsbuchs ſchwerlich geſchichtlich zu
begründen, wenn man ben Fuͤrſtenſtand in dem
Umfang nimmt, den er in Ende des’ dreizehnten
Jaͤhrhunderts hatte, Auch in dieſer Lehre erblickt
man: daher : einen Beleg zui:dem allmaligen Ver⸗
fehwinden "des Unterſchiebs freier und unfreier
Dienſtmanuen. Bei den. blos ritterlichen Minife
rialen durfte ‚die Art wie die geiſtlichen Surften
ihre Territorien erworben hatten ($. 222,) "chenfalls
dazu beigetragen haben, jeues gu "bewirken... Mach
den Arfunden muß man mit Ausnahme des Her:
renſtandes, dem in der Regel nur Lehen verliehen
waren, den: größten Theil der Stiftomannſchaften
fie Diniftetialen Halten, die Freien, welche den
Stifter. durch die Erweerbung der, Graſſchaft unter
Polkänbig unterwerfen. war, anderentheits ober fine —*—
irre: Aoflehem (H. 363.)und fein-Vtecht daran in eine
wahre Gewere verwandelte. —: Daß übrigens bie Obechsſam
ter überhaupt vor den iſtrigen · Mieufileuten begüuſtigt waren.
Zr a aus. :beh ——————— vben
IV. Rechtsf. C: Privatr. Miniſterialem 615
voorfen wurden, ſcheinen naher das perſoͤnliche 9. 344.
Band der Dienſtpflicht Ayın dinglichen der ‚Lehenge
auftragung in der Regel vorgezogen zu haben, um
zu dem Beſitz von. Stiftegut zu: gelangen... Baj
ſolchen Dienſtmannen kann. die Dienſtpflicht nis. fo
fireng: geweſen ſeyn, als der Frühere Urſprung
dieſer Uufreiheit mir ſich drachte; (den zim drei⸗
zehnten Jahrhundert moͤchte daher im den. meiſten
geiſtlichen Territorien das Werhaͤltniß der Ritter⸗
ſchaft, je: nachdem ſie frei oder unfrei war, nur
wenig. verſchieden geweſen ſeyn. Um diefelbe Zeir
konmt auch in Urkunden des weltlichen Fuͤrſten⸗
ſtandes der Ausdruck Miuiſterialen⸗in einem
Zuſammenhang vor, nach welchem er mit dem
deutſchen „Mannen- gleichbedeutend ſeyn muß Y); . .
man feht mithin and) hier,- daß jene beiden Glaffen,
wenn fie anderwärts Dorh ppieder getrennt werben,
doch mehr durch die Erinnerung an eine Standes-
verſchiedenheit, welche fruͤherhin wirklich beftanden
hatte, als: durch eine: noch fortwuͤrkende Verſchie⸗
denheit ihrer DVerhältniffe von einander gefchleden
waren. Die wichtigften zeigten fich nur im ding⸗
lihen Verhälmiß ($. 363). Auch in einzelnen
y) In einer Urkunde von 1258 giebt Herzog Albrecht von Braun⸗
ſchweig denı Kiofter Yölde bie Befugnif: ut unum de.mini-
sterielibus nostrie, qui eis placidus et commodus videa-
tur, Advocatum eligmt. Scheidt vom hohen u. nich. Abel.
Mant. Dec. p. 267. Meter das Amt, noch die Veranlaſſung
zu diefer Verwilligung biuten auf irgend einen Grund bin, wes⸗
Halb jenes Wahlrecht gerade. auf einem unfsgign Dienfimann
6: Al,
& 34Ba,” .
616 Dilite Periode. A 8881272.
Ditnftreitieen, ſieht in die Stellung: der Mini⸗
ſterialen dom. Rocht berfteien Mannen (dem naͤher
geruͤckt als in anderen =).. Man darf daher auch
bei den ritterbuͤrtigen . Minifkerialen die beſonderen
SBerhältuiffe, in welchen fie fich befanden, zu den
Inſticuten zaͤhlen, die bereits ihrem Ereſchen nahe
waren ſ · B. 8. .448).
ee Verhaͤltniß der Diarftbarkeir konnte ein
Ritterbuͤrtiger uͤbrigeus nur zu einer Perſon des
Herrenſtandes ſtehen; durch Uebernahme der Dieuſi⸗
pflicht gegen eine Perſon ſeines Standes, haͤtte er
ſich zum eigenen Mann oder wenlgſtens pim Sin
kerſaſſen hetabgewudig 9.
6. 3484.
"yir Baſall, Mann (liber miles, homo,
vasallug) heißt/ wer einen anderen zur Tpeue nad)
9) & die detienburgiſchen Dienfliaute nach ihnen Dienficecht (bei
. Ludewig relig. Moct. Tom; 2. p. 200.), wenn an dieſes
mit dem xolniſchen Note J nergleicht.
as) Schwäb. Laukr. Art. 54, Wiſſet baf niemand Dienſt⸗
mann baben mag mit Steht wen das Reich und bie Künften.
Ber andere fpricht ee babe Dienſtmann das wiſſet der fagt ums
xecht; fie ſeyndt ihr eigen bie fie haben, ohne bie Dorgenamnt
find. — Daß unter ben Zürften hier alle Semperfreie verſtan⸗
den werben müffen, und durch jenen Ausdruck nur ber Stand
im Allgemeinen bezeichnet werden foll, bedarf mohl feines Bes
weiſes. Wer fich aus Urkunden Aberzeugen will, daß ach bis
Grafen und zwar ſehr unbebeutende Brafın, Dienftleute haucn,
ı ...„finbet bergleichen san Slenge. bei Scheid.t dom hoben und mit:
dern Abel, 3,8. 5, 105. Note u Sr 10 u I .
IV. Rechtsſ. C. Private. Vafalen 47° . ‘
Lehenrecht (jnre feudi) =) verbunden iſt. Lehen 9. 345.
recht Heißt der Inbegriff von Rechten und Ben
bindlichkeiten, welche durch Reichsgeſetze und Reichs⸗
gewohnheiten b), den Lehnscontract ($. 367.) und
gute Gewohnheit des Lehnshofes. ($. 303. N. 5.
litt. c.), aus der Verleihung eines Gutes zum
Ichenbaren Eigenchum (Lehen) entfpringen '<).
Vermoͤge deffelben fol der Vaſall dem Lehen
herrn (dominus) für feine Perſon eidlich (sa-
cramentum fidelitatis, homagium, vasallagium)
geloben: demfelben überhaupt treu und hold zu
feyn, ihm die ſchuldige Ehrerbietung zu bemweifen,
und bie geſetzlichen und durch den Lehenscontrace
bedungenen Lehendienſte, beſtehend in Kriegs⸗
dienſten (Mannſchaft), fuͤr welche das Lehen
gegeben wird ä), Gerichtadienſten und Ebtiendien.
a) Keber bie Etymologie des Wortes f. Sur anstüßetiche Grläus
terung bes Lehenrechts S. 36 u. f. Die natürlichfie ſcheint bie
zu ſeyn, auf weiche daB lombacbdiſche Lehurecht hiamweift. IL F. 3,
ı 8.4. Cum e fidelitete Seupum 'diestur vel'a fide. Wegen
alle Ablsitımgen ans der beusfchen Syrache unık man fchon um
deswillen mißtranifch‘ werben, weit biefes Wort niemals im -Dents
ſchen üblich ‚geworben: ift, und zuerſt da vertommi wo dy ro⸗
mamniſche Sprache geredet: wurde,
b) Die in den Weisshämsn der Fürſtengerichte entalten | Ye.
e) Bei dem Character der allgemeiner Anwendbarkeit, bis’ ein gro⸗
Ger Theil diefer Duellen des Rebnrechts an ſich trägt, konnte es
daher vollſtändig Im einen Mechtsbucd vorgetsagen werben
(fächſ. Lehner, Eap. 1.), nicht fo das Hofrecht eder Dienſt⸗
secht (ebenbaf. Art, 63.). '
H Daba Welch. Gut dem Mann ohne Mannfhaft Alichen
619 Drktr Periode. 4. 888-1272.
S. Ada far zuileiflen, fo lauge er Lehen von Ihm Haben
werde * Da das Berhoaͤltniß blos durch frei⸗
zen
win, daf peift nicht recht Beben. — Sächſ. Zehen At. 63.
Shwäb. Lehenr. Art Art. 115. oo
“eo u. ‚F: 5. — Vasallus — sic jurore debet: Ego’ juro ad
haec' seiicta Dei evangelin, quod,a mode in antea eru fide-
' + lie, bnic, sicht debet esse Vasallus Dominp: nec id: yuod
‚ mibi suo nomine fidelitatis commiserit Doninns, pandam
“ alfi ad ejus detrimientun, me keiente; ober vie Ver Eid IT.
-F. 7. näher aflärt wirb:;.Ege j jaro quod nunqusia, schraler
exo. ja ‚consilio, vel in facto, quod tu amittas vitam, vel
membrum aliquod: vel quod tu recipias in persona ali-
yaam laesionem, vel injariam, vel contumeliste, :ve} quod
tu amũttas aliquem hoporem, quem nunc habca, vel in an-
tea habebis; et si scivero vel audivero de aliquo „gui ve
it‘ aliquod iatorum contra’ te fäcere, pro ‚posse “rto, ut
imon. Bat, Impedigentum raestaba.. Et ai impedizwentem
"pracatare neyuivero, quam cito potero, tibi nunciabo, et
contra eum, prout potero, auzilium meum tibi "praestabe:
et si.vontikerit te rem aliguam, quam habes vel habebis,
injuste vel fortuito cası smitiere, eam necuperare jurabe,
‚ot recaperatam omni tempore retinere. Et si’ scivero te
velle juste aliquem offendere, ‚ai inde generaliter vel spe-
cialiter faerd bequisites,. mem tibi, sicat potere, prae-
abo auzilium,: Et si .aligquid mihi de secreto manifesta-
. veris, illud sine tua HKcenlia nemini pandam, vel per quod
u",
paudutur, faciamı ;.et si: cumgtlinm mihi super ‚aliqwe facia
u. postalaveris, lud tihi.dabe:cousilium, quod mihi videbi-
tyr magis expedire tibi .:et:nunguam ex persona mea ſa-
. ciam scienter, quod pertineat ad tuam, vel tuoram inju-
riam vel contumielam. Schwäb. Lehnr. Wer, 5. Se
Maum ſoll feinem. Seren. Hulb -thun mit ‚feinem Mid, daß er
ihm alfo holb und getren wolle ſeyn, als er don Medız ſchul⸗
dig iſt. Wo gr das ‚gefpaget. wird feinen frommen zu fürderm
. und, feinen Schadens zu wenhen al6 .fagn er vermag. Sachl.
Lehnr. Art. 3. Vet. auct. de benef, Cap, 1. $. 8.
Hoıno Domino suo certum faciat juramento, quod sibi
adeo fidelis‘ sit ei amichs; sicut homo dat Domino sun de-
IV. 'Mechtöf. C. Privan. Memeinden. 619
willige⸗ Uebereukunft dea Herrn und "Dofılen 4: Mb a.
entficht, amd von Suiten her Erben des lezteren
fortgeſezt wid.f), obwohl ſeitdem die Lehen
erblich geworden. ($. 364) .: jeuer::dieſen: das; Lehen
zu leihen ſchuldig iſt; . das ferner die, Treue de
Bafallen:.bies..dinglicht (fr: lauge er. Lehen haben
werde). iſt⸗ dieſer aber jederzgeit dem Beben ent⸗
ſagen, uud dach. das ganze Verhuͤltniß aꝛfhe⸗
ben San: fo. iſt durch daſſelber die Freiheit: des
Vaſaͤllen, nicht ini ſich amd: uͤberhaupt, führern
nur in der Aug ſͤb ꝛrug dahin zingefihränkt,. daß
er nicht ¶ gegen: ſeine s Behaneflicht. "handeln haun,
ohne Fi: gewiſſen Machtheilen (H. Vhach suis
ſetzen Dahar erniedrigtanch der Befall dadunds
daß ..er.. feines: Menoſſen· Mann wird,⸗micht. feinen
Gehmnshune, Po u End ——— 1.5
$ Bd8b. De PR 128 35h,
"De heile "Beftale" der Hefanntnitent *
verhältniffe "äußerte ihren Einfluß duch auf "die
Sememheitaverfaſſung welche in diefen Zeitraum
bliue yaamdiu — —E sit ee‘ —— 2
——— ni nie from
EA es ne - BL
8) Daher andy ber Bafall Fiber, diber miles, miles liberae
' "eprmlitionis, im’ Begufah bei Ainiſſericlen beit. Sächf.
Zander. 8. 3. Yrt..65. : Wird. ein Dim feines‘ Genofſen oder
- Ungenoffer ‚Diayn, Hin: Gebin noch. fein Laubrecht dat er da⸗
wit nicht gekräntet, feinen Heerſchuid hat er aber 'haustisgenledert,
620 Detie Pirioe. Al 888 1272.
3. 345, gänzlich unigeſtaltet wurde J. Die alten Landes:
gemeinden :(Gangenoffenfihaften 6: 83.) wurden
ſchon durch die Aufloͤſmmg der Gauverfaſſung ge-
ſchwaͤcht, und durch die Entftchung der Landesho
beit vbllig aufgelöft;, die alten Gaugenoſſen waren
Rrichsgenoſſen, und konnten daher als ſolche
Feine Gemeinde: mehr bilden, ſeitdem die. Meiche-
genoffenfchaft ausfchliegich auf ven Adel über“
on wurde, und die Gaugenoſſen, wenn fie nicht in
die Meichsgemofferfchuft. der Stände des Meichs
eintraten, füh in deflen Laubſaſſen verwandelten
Auch bleben diefe nicht als:folche in einer Go |
mweinheiteverbindung, theils weil: fie. zunädft nicht
darch itzre eheinalige Eigenſchaft als Gaugenoſſen =),
ſondern eutweder durch das Band ber Dienſtbarkeit
ober durch das der Bogtei dem Lanbesherru unterwor⸗
fen wurden, theils weil ein Theil der vormaligen Sau
5... genoflen feit der Entſtehung des Nitter- und Bir |
gerftandes mit beiden Claſſen allmaͤlig außer Ver⸗
bindung kamen, und jimmer entſchiedener die oben
($ 314.) beʒeichneten Stände fi) von einauder
fonderten. Wer nicht vogteipflichtig war, mußte
ſich entweder dem. Ritter⸗ oder Buͤrgerſtand an
ſchließen, um dieſe Stellung zu behaupten. Eben
darum konnte ſich auch gar keine eigentliche Lan⸗
a) Denn fein Grundſatz iſt, bei der: wamichfachen Eremtien des
Neichsguts und bes geiſtlichen Guis, dem öffentlichen LEechte
dei Mittelalters —— —— qaidquid est in ter-
zitaria «st da derripro.
IV. Rechtsſ. C. Puivatr. Semenben. ER
desgemeinde im alten Sinn wieder bilden, Tom 6. 346b.
dern die Stände des Landes, welche jege im
Entſtehen begriffen waden (F. 309.), mußcen eine
ganz andere Organiſation erhalten. II. Die. He
nern Gemeinden (Genten) blieben . bei der veraͤn⸗
dertan Merfaſſung ‚chenfalls nicht in. ihren alten
Umfange beſtehen. Die Stadtgemeinden ſon⸗
derten fih::amcb von ihnen vamoͤge der Stadtge⸗ |
rechtigkeit ($...224.) ab, die Nitterbuͤrtigen traten .
aus anderen Gruͤuden (6 3A2:) wenigſtens aus den
meiſtn Benhälsniffen. heraus, in welchen fie. fruͤher
hin zu. ihnen geſtanden hatten... Doch bbieben,
wenigſtens; bie und da, noch): Spuren: der alten
Markgenoſſen ſchaft in den Wethaltuiſſen übrig,
welche das Gemeindegut batrafen; die Mitten
buͤrtigen und die freien Eigenchuͤmer, als Juhaber
von echtem Eigenthum (9. 368.) blieben in. dieſer
Beziehung Markgenoſſen, von welchen die Hinter
ſaſſen von jenen, denen. Eraft der Gemeinheitsrechte
ihrer. Gutsherren das Gemeindegut ebenfalls zur
Mutzung angewiefen war, und die in fo fern. and)
als Markgenoffen zu betrachten waren, wohl gu
unterſcheiden find b). III. Das nehmliche trat ein
in Ruͤckſicht der aus ben einzelnen Freien befichen-
den Gemeinheiten (Decanien im Sinn der ältefien
Zee). Zu biefen alten Gemeinden Famen aus
zweierlei Gründen noch Gemeinden von unfreien
Leuten, deren Verfaflung den freien Kommunen
b) ©. das Raiferzecht B. 2. Art. 56 bis 60. . |
Daue Piliote: A888 1272.
5. 345b. uachgebilbet wine. ik)" Deu · mifreien ‚ober freien
Oinxerſaffen, die einen eigentlichen Gnteherruchateen,
wenn: fa durch das · Ahbaukn größerer Guͤter bh) erfi
llmaͤlig zu einer. · Wemeinde heranwuchſen, wurden
yon: dieſen, außer den Grundſtuͤcken, welche jedem
, Kingchwen zur Eultur. übergeben tuntdett, Yanc-
niglich. auch Guͤter pr gememſanren Beuutzumg ein⸗
gesänme‘, durch sicher. eine Gemeinhrit sver faſſuug
zuöthig wurde. Zur Werwaltung der niederen
Gerichtbarkeit (6: 302: Anm: 303. Mote ), die
der: Schaltheiß autuͤbre⸗ mußte dieſer ¶ Schöffen
ur: Seite haben, welche nach der ‚alten: Einrichtung
ums. berken:gewähle wurden :müßeer, uͤber welche
fio Urcheile finden ſollten/ rund eine: emeinde
verbindung der: anter das Schulzemg ericht
tehoͤrtgen fee, md arten Deren bechi
nie *
4. —— Zu Be ’g3 6“
Mach FR —S der uf
—— laffen fih nun auch die Rechte
liuszeichũen / die init DER Freiheit uͤberhaupt derbun
den wiren ’ und aſo alten Elaſſen von Öreigebor-
7 +
Dre BeBih; ci bar ih —* Ent win Ber:
rn gemeinden. u 6 Ir f
8): Ber urſorimg der Beichbeeehiahing „istıtet blog." Freien
Lruten, blieb jedoch biep, nachdew auf viele Freigũter unfreie
Binierſciſſen geſezi wüiden, in den Feiſhaheigian neh ſehe
häufig ſichtat...
IV.R. C, Private. Autonvm: Eifigiuger FO
nen, jeder nͤur in verfähiebenen! Umfang, zukamen. 9. 346.
‚ Unter. dieſe gehoͤrte 4) Die Befugniß, ſich in allen
Dingen nach Rechtsnormen zu richten, welche durch
eigene Willkuͤhr oder doch unter ei gener Dis
wuͤrk ung eutſtanden find, fo fern man nicht: durch
Gebote des goͤttlichen Rechts gebunden, odrr
dich die Werpflichtung zur : befonderen:: Treue
gegen irgend eine Petſon —*8 RA): uf
diefer: Befugniß, die. man ‚heutzutage gewoͤthulich
mit dern Namen des Autonomierechts zu be
zeichnen Pflege, beruhte die -Mechrsbefländigbsit der
Landesgemohnheiten:. und’ der ‚Gewohnheiten
einzelner Orte: unb Gerichte, der-Obferdammiche
zelner ; Claſſen von Perfonen, Gemeinheiten/ Ein
gungen, und: anderen auch ungleicher Verbiarunten
zwiſchen Freien ($. 258 u. f.), welche daher auch
eben fo gut als der ausdrücklich erflärte Wille der
Intereſſenten in. folchen Sahen, an f ih. ‚Weder
der Beftärigung der Obrigfeiten bedurften nnoch
ihrer willkuͤhrlichen Abänderung ‚unterworfen wa⸗
ren ) Eine Betätigung durch dieſe war eiſe
a) Shwih. Laudt. Urt. 6. Bon. guter Gewohnheit — — Das
iſt rechte Gewohnbeit die widet geiftlich Mecht ‚nicht iſt, noch
wiber menſchlich Zfichten, noch wider menſchlich Treu. und Ehren,
noch wider Selichkeit der Seelt. — Nach dem Kaif egrecht
B. 2. Art. 47. iſt es ber Charatter der böfen Gewohnhen daß
fie „bes Kalſers Recht ſchwächt, und um fie zu verhüten,
ſollen nach Art. 48. bie Amileute dreimal im Jahre die Leute
zu Hofe rufen, und, „ſie beſcheiden, wie fie bes mache Satzung
nach ihrem Rechte halten follem” » -, .
b) Denn die Gültigkeit einer Sewohnden wird i un mete a
i
—
624 Dritte Prtiobe:-A. 888-1272.
4. 240 nur nüslich, in fo fern durch jene. die Gewohn⸗
hheit fuͤr eine gute Gewohnheit anerkannt, oder die
Willkuͤhre fir eine die Graͤnzen des Autonomie-
rechts nicht uͤberſchreitende Beſtinumg erklaͤrt
wurde). 2) Das Einigungsrecht, d.h. die
Befugniß, mit anderen freien Leuten zur Erreichung
eines ſelbſtgewaͤhlten Zwecks in Verbiudung zu tre
ten, ſo fern dieſer nicht ein nach den beſchriebenen
Graͤnzen des Autonomierechts unerlaubter Ge
fellſchaftszweck war. Hierauf beruhte die Reche⸗
mäßigfeit der Buͤnduiſſe, Inunugen und Eidge⸗
noſſenſchaften, welche zwiſchen Fuͤrſten und Herren,
Rittern, Gemeinheiten, Geſchlechtern und einzelnen
Perſonen ˖ geſchloſſen wurden, und bald auf: die Er⸗
haltung des Landfriedens und guter geſectzlicher
| nur auf negative Bigenfchoften berieben „gegelinbet, unb „ale
giue Gewohnheit ‚fon wat Bunt sans b. 2rheun.
Art. 115.
ec) Schwäb. Laudr. Urk. 7. Das heißen Bürgerrecht mo
Cr eins. jegliche: Stadt ‘ie Toßder "Weihe ſthet mit ihres Kbeiz⸗
der mit ihres Fürſten Willen und nach weiſer Lerrte Rath
und als recht ſey und ats hlevor (it: 6.) geredet iſt.
Und mag (man) die Gewohnheit mit den Leuten
b ſeynd fie alfo gut als geſchrieben Recht. Welche Mecher
bie Kahſer, die Könige und bie Flirſten den Städten gege⸗
ben haben, und die fie feier haben temacht niit‘ ihrer —
die ſeyn recht ob'ſie auch geſchrieben nicht ſeyn. Hält
wan dieſen Urtifel, mit Art. 6. Gote a.) zufannien, wo niches
dadvon erwähnt wird, daf man eine Gewohnheit mit Gumft eines
Dberen errichten mülfe, fo ſicht min leicht, weiche Wuͤrkenig der
VBeſtãtigung · hier beigelegt wird
IV. X. C. Private. Autonon Mnigsingtr. 625
Drtwngı oder auf: Ahweheung anwerhtnäfilger Be 8 34
walt überhaupt 4), bald wif. die Beförderung des
Handels und Gewerbra,nx, bald auf Genuß md
‚gemeine Vercheidigung des Eigenthume ) gerichtet
waren. Die Veſtaͤtigung. cdieſer Einigungen war
nur zu demtfelben Zwetfen wie die Beſtaͤtigung ap
tononuſcher Rechtenormenmuelich, abe sach ‚bei
“ gewoiffen Arten. .derfelben: geſetzbch für. nathwendig
erklaͤrt e. Am wiegedehntxfien genoß Bm Dichte
&) Mir heben frlich aus Sicein Belraun nicht [6 diele Mai
richten on —— Kndfricen delche Nich· Vuſigang
* * als Fe folgenden, 7-1
m 1, a fol ꝛen,
B. Dau de pace publica Cap. De a
ſolcher Einigungen er An die Belt N. Bubolphs ſchen; auemn
beffen eigener Sandfriehe, von 1987: df. oben .$. 309. Mate 2)
weiſt auf die langſt befteheiibe, Vemepubeit, SH zur Ausführung
der diach die — * ‚rien Banbfehi } on
ib, ng ſer
* a Sharan mb Be u —S———— 8.
die, Alefn „ Bibgepoffenfhaften, jmi
a ehe 8
ſcrein eirgen 2.1, &. 604.) und d ti,
fen den beiden erſteren Gemeinden und 4 (ei
Jos. Simler de repabl. Helvgt.. L. '
„ anberes, als ſolche Einigungens ,
{4
€) Die bie Zunfter ©. oben &. si.
F) Wie vie Bauerbfheftem ©: imtm $: 374
©) Kaifetrecht 8.4. Cap, 9. Wo ja Burge ober jird Steu
oder zwa Dorf ſich machini intiütig fe Sache und ix Nor wit
einander ju tragen, und tond bas mit Des Kaiſers Bapı-
Heitz das’ it alyo viel geſprochen als ain Slubie mit ganper
Treue. Cap. 11. Dir Kaifte Hat erloubet — day alle Worge
und Stete und alle Dorfi mogiu machen frebebare Ding,
». u. [40]
24 der Herrenſtaud, da er, fo fen: er nicht im
Sehens oder Dieuſtverhaͤltuiß ſtaud, blos Wer:
gegen dan Kaifer und das Reich hatte,
ud feibit derch james Berhaͤltniß weniger als. ander:
Sinne gina werch). De Laofafe fr
Des Lembesferre vom dieſem erworbene oder *
ve Accee zu reſpectiren. Die Art
ur ick, use Dam Auconomievechte Gebrauch zu
wautes, aut Ir Dufang deflelben in Ruͤckſicht der
Omi. we ah dei verſchiedenen Claſſa
der Zummüen ehbicden. Die Mirterfihaft
der x wu dec Mitwuͤrkung, theils zur BE
uunc su umegmwolmbeiten vermöge ihrer Schoͤr
— N. 348.), theils zur Entſtehung de
Dune $ 259); der Bürgerfland durch U
m Samuten: und Einführung von Local:
PT Yar KRaifer wiffente werde vor in bracht. Berdl
3 I. Mete f, wo den Stätten das Bündnißrecht, je
2 sine domiti'sui‘ assensu fben, "abgefprochen wir.
ap men Eiaigungen, welche ohne ter Herren Wefkätigung
„uen werten, nicht aber allgemein, iſt daher obnſtreiti
— 1 Bandfeicde (N: Sammlung der R. A. IE. 1.
x. 48 iu verſtehen; Conventicala quoque Gunnesgee
— in civitatibus et extra, etiam occasione pa
nme, et inter civitatem et civitatem, et inter perse-
zum «t pereenam sive inter civitatem et personam, modis
nibes Reri prohibemus, et in praeteritum factas cassı-
wer Singegen bei Einigungen unter Zürften und Herren vers
wungt das fühl. Landr. 8. 2. Art. 1. nur, daß fie „den
Kufte und tus Neid) daraus ſcheiden “ follen.
IV.R.E.Hieivatt.Yutonom. Einigungst. 627
gewohnheiten (6: 2ER. 259.); auf eben dieſe Weiſe 4. 346.
mochte ſich deflen der Bogteipflichtige und Hinter. |
faffe gebranchen 3); da aber die Ritterſchaft nicht
immer Gigentkum, ober doch nım ein befehränftes, an
ihren nicht Ichenbaren Guͤtern hatte ($. 363. 364.)
und eben: biefer Fall bei einem großen Theile der
Hinterfaffen eintrat, fo waren dieſe Claſſen freis
ih in Nüdfiht der. Segenflände, über welche
fie Rechtsnormen -aufftellen konnten, viel einge⸗
ſchraͤnkter als der Buͤrgerſtand, dem nichts .i
Wege ſtand, faſt über alle Gegenſtaͤnde des Pri-
vatrechts willkuͤhrlich neue Rechtsnormen feſtzu⸗
ſetzen ©... Eben fo beſchraͤukten in Beziehung auf
das Einigungsreht, den Mitterftand die Lebens:
und Dienftpflicht 1), und die Hinterfaffen ihre Un
terwürfigfeit unter die Vogtei ($. 343.) m), der
) Sächſ. Lanbr. 8. 2. Urt. 65. (oben $. 303. Note g) und
befezen, Denen "ag des Dorfs Kerr wohl * an bem
Site geben. — Kein Mecht abet mag er ihnen geben, odet
fie, feibfk erwählen, tamit fie des Nichtere vom Lande fein
Nest mit fchmälern oder fein Gewette vermindern ober vermebs
vn mögen.
k) Weil bei den Verhältniſſen, in denen der Bürger zum Seren
ber Stabt fland ($. 310.), das it der Stadt geltende Private
recht nicht leicht deſſen Rechte gefährdete,
1) Bergl. 8. 344. 345.
m) Die Bogtei beftand ja ihrem Weſen nach in der Bertretting
des Hinterſaſſen; daher fellte diefer nicht ſowohl von eigener
Macht, als von feinem Gutsherrn, den Schutz erwarten, den
man fonft in Einigungen ſuchte. Was das Kaiferrecht in ben
[ 40° ]
628 Deitte Periode. A. 8881272.
. 4. 346. Mangel eines vollſtaͤndigen Waffenreches (6. 347.)
und ihre Beſchraͤnkung in Beziehung auf Gewerbe
($ 312), während die Buͤrgerſchaften allen Arten
von Einigungen eingehen mochten, durch welche fie
die Rechte des Herrn der Stadt nicht gefähr
deten =).
4. 37. | ‚$. 347.
3) Das Recht der Waffenfähigkeie, d.$
die Befugniß a. im Meichsheer und zur Landwehr
($. 304.) zu dienen, b. fein Recht gegen unrecht⸗
mäßigen Angriff zu verteidigen und in rechtmaͤßi⸗
ger offener Fehde ($. 379.) zu verfolgen; c. Ehre,
Leib and Erbe im Kampfgerichte gegen Genoſſen
zu vertreten. Diefes Rechts in feinan ganzen Um
fang genoß der Edle und vollkommen Freie (6.337).
Jedem Freigeborenen war es zwar vergoͤnnt, im
Reichsheere und im reiſigen Gefolge (milites
gregarii) der Dienſtherren zu dienen ®); aber der
Note 5 angeführten Stellen von dem Einigungerechte ber Dör-
fe fa, Darf Daher gewiß nicht algemein, fonben mr mon feb
chen Gemeinben verfianden werben, bie als Ausnahme don be
Megel (wie die heivetifchen Landgemeinden) feinen Cxbeogt
Hatten, eber wenigftens aus lauter freien Eigenthümern beftan:
ben, über bie ſich jezt noch nicht immer afle Nechte ber Vogeci
geltend machen ließen. \
n) Bergl. Note g.
9 ©. oben 8. 294. Note b und bb. Die reifigen Anechte ober
4 \
IV. Rechtsſ. C. Privatr Waffenfähigket 629
Bauer ſollte Peine ritterliche Waffen führen b), 8. 347.
und nur die Buͤrgerſchaften retteten das Recht
Kuappen ber Ritterfchaft (milites gregarii, ober, wie fie oben
&. 394. Anm. Nro. III. heißen, scutarii) waren bei weitem
nicht alle ritterbfirtig, Dan farm dies ſchon daraus abnehmen,
daß in Urfunden, in welchen von Snappen bie KRede iſt, ber
Geburtsftanb derfeiben fo oft ausbrüdtich näher beftimmt wirb.
2. 8. Dipl. a, 1315 bei Meichelbeck Hist, Frising,
Tom, 2. P. 2. pag. 151. Es fullm auch bie vorgenannten
Burgm — einen Ritter, ober einen ehrbaern Ritters
mäzigen Knecht an feiner Statt einlegen mit zwain
Pferden, Dipl. a. 1357.: Ich H. von ber Leyen ein wolges
born Knecht. —
b) Auegenommen in bes Reiches Dienſt ober in ber Laudfolge.
@in anderer mochte fie fonft wohl fühen, aufer binnen geſchwo⸗
renem Frieden ımd an befriedigten Orten. Sädjf. Landr. 8. 2,
Art. 71. Binnen geſchworen Fried fol man kein Waffen fühs
ren, denn aßein zu des Reiches Dienft und auch zu Thornies
zen, fonder Schwerd. Alle die ander Waffen führen fiber bie
fol man richten wan fie damit begriffen werden. Schwerd fol
man aber nicht tragen in Burgen noch in Städten noch Dör«
fern. Und alle die darinn Herberg oder Wohnung haben, follen
nicht Schwerd tragen (Wergl. die Statuten der Stadt Böttins
gen bei Puffendorf Obs. jar. univ. Tom. IIE Adp. Doe,
pag. 159.). Waffen mag man aber wohl führen, wenn man
dem Gerufft folgt. IE. F. 27, (wo von gefchworenem Frieden
die Nede it) $. 5. Si quis rusticus arma vel lanceam por-
taverit wel gladium, judex in cujus potestate repertus fue-
sit, vel arma tollat vel vigiati solidos pro ipsis reeipiat
a rustico. Daß bie Geſetz, weiches auch in Deutſchland galt
(&. Samml. der R. 9. Th. 1. ©. 9.), nur vom ber Führung
sitterlicher Waffen gm verftehen ift, flieht man aus ber alten
Dieberfegumg beflelben, in weicher ſich hierbei der Zuſatz ſindet:
das fol man verftan reifig Waffen, das dem Kaiſer oder Mits
terichaft oft zugehört, funder feyenb die Lauf des Landes anders
dann gu der Zeit ba bie Geſetz gemacht wurben,
630 Dritte Periode. A. 888— 1272:
8.97, det Fehde und des Kampfgerichts e), welches
jenem ſchon ſehr früß abgefprochen wurde d).
e) Den Beweis, daß die Städte das Recht zu fehden hatten, lies
fert die Befchichte jerer Stadt. Daß das Kampfrecht auch bin-
nen Weichbilbrecht galt, fieht man aus ſachſ. Weichb, Art. 35.
wo von dem Kampfrechte umſtändlich gehandelt wird. Indeſſen
bie Vürgerfchaften liegen fich feit dem dreizehnten Jahrhundert,
von der Verpflichtung, vor Kampfgerichten zu erſcheinen, durch
faiferliche Privilegien befreien. Eine Reihe folcher Privilegien
hat Datt de pacs publica Cap. 1. $. 34. Das ältefte, wei
ches ich kenne, findet Mich in eigem Privilegio K. Zritbriche IL
für Nügnberg von 1218, S. Hist. Norimb. Dipl. in Prodr.
p: 10. So wurde es allmälig allgemeiner Nechtsfag, daß die
Bürger von fämpflicher Anſprache frei fepen, daher auch das
Kaiſerrecht 8. 4, Cap, 1. diefe Kreiheit zu den allgemeinen
Berechtfamen ber Bürgerfchaften zählt, Judeſſen darf man hie:
aus nichts zum Nachtheile des Waffenrechts der Bürger folgen,
denn die Kampfgerichte kamen feit eben dieſer Zeit überhaupt
allmãlig ab, und ſchon bie Gloſſe zum ſächſ, Landr. ®. 1.
Art.. 63. betrachtet fie als eine Antiquität, f, unten $. 354.
Jedoch muß allerdings bemerft werben, daß der Adel bas Waſ—⸗
fenrecht der nicht ritterbürtigen Bürger nicht vollſtändig arer⸗
fannte, und ihnen gern die Befngniß ritterliche Waffen zu fühl
gen ganz abgefprodyen hätte. Spuren davon finden fidy im dem,
in ber vorhergehenden Note angeführten, Geſetz Friedrichs I.
U. F. 27. Mercator negotiandi causa per provinciam trans-
iens, gladium suae sellae alliget vel super vehiculm
suum ponat, non ut quem innocentem lacdat, sed ut a
praedone se defendat, Aber die Bürger wacten hoͤchſt eifer⸗
ſüchtig über ihrem Waffenrecht, und faft in allen Statuten wa
es ben Bürgern zur Pflicht gemacht, fo gut gewaffnet zu fepn,
als es nur ihre Bermögensumftänbe erlaubten, So fordern tie
Note b angeführten Statuten der Stabt Göttingen (im Urt. 43.)
von ihren Biürgern, daß „we da heft ſeſtig Mark wert Sudet,
de ſchal hebben pvulle Wapen e.“
d) Am deutlichſten ausgeſprochen II. F. 97. 6. 3. Si rusticas
militem de pace violata pulsans mana sua juraverit, —
manu wilitari se miles expurgahit, Si miles rualicum
,
[
IV. R. C. Private. Shöferbatfrcihti: 63
3: dr
4) Endlich muß als ein befonberes. hieher ge⸗
höriges Recht ausgezeichnet werben, die Stchoͤp⸗
penbarfreiheit, d. h. die mit dem Geburtsſtande
verfnüpfte Fähigkeit, in einem Gerichte Urtel zu
finden und Zeugniß zu geben *), welche nach ber
Verſchiedenheit der Gerichte, einen verfchiedenen-
Geburtsſtand erfordert ). Man muß baher die
pulsaverit, et manu sua juraverit, — de duobus rustieus
unum eligat, an divino aut humano. jaditio inrtocentiam
suam ostendat: aut septem testibus idoneis quos judex
.i348,
elegerit se purget. Si’miles 'adversus militem pro pace .
violata, aut aliqua capitali cansa duellum committere vo-
luerit, facultas pugnandi non concedatur, nisi probare pos-
sit, quod antiquitas ipse cam parentibus suis natione le-
gitimus miles existat, Ich nehme miles hier nicht wie bie
olte Ueberfegung (N. Samul. ber R. U, 3. 1. ©. 8.) in
dem gewöhnlichen Sinn für Ritter, fondern verfiche barımter
jeden Waffenfähigen, fo daß es alſo auch den niche ritters
burtigen reifigen Knecht bezeichnet. Es wäre fonft fein Grund
vorhanden, warum ber Kaiſer nachher für den Fall ai miles
„dversus militem duellum committere voluerit, den Beweis
ber Nitterbürtigkeit erforderte; denn waren beibe Theile Büitter,
fo verftand es ſich ja ſchon won felbft, daß fie Nitterblirtige was
ren, weil Sein anderer Ritter werden fonnte.
8) Nach der Bloffe zum ſächſ. Landr. 8.2. Art, 12. ift ein
ſchoͤppenbarfreier Mann, ein jeglicher unbefchoftener Mann von
feinen vier Ahnen, der in der Stabt (d. 5. in dem Gerichtebe-
zirt) gefeffen ift, und an allen feinen Btechten umtabelhaftig if,
Und ein folcher Heißt darum ein fchöppenbarfreier Mann, daß
man Ihn wohl zu einem Schöppen wählen mag, — Gloffe
zu 8. 1. Art. 2. Schöppenbarfrei find die fo zu Schöppens
ſtuhl in ein Graffchaft, d. i. In ein Gericht gehören,
b) Gloſſe zum fähf. Landr. 8. 3, Art. 39, Schöppenbars
freiheit iſt ein Amt; und find nun das Yınt einen wohlgebor⸗
632 Virfite Periohe Ar: SBB— 1272.
4.35% Schöppenbarfreiheit nach Landrecht d. h. in den
ordeutchen Gerichten, in welchen unter Koͤnigsbann
gerichtet, / wird, welche das fächfifche Landrecht in
der Regel allein unter der Schöppenbarfreiheit
verficht $),. von der nach Weichbildrecht d) und
in den landesherrlichen und gutsherrlihen Veg⸗
teien ®), amterfcheiben. 1) Die Schoͤppenbarfreiheit
nach Landredht fezt überhaupt die volfommene Freiheit
voraus, welche den Stand der Rittermaͤßigen gab
Ges564 4-}) ) und wenn fie jemand in ihrem vollen
nien Mann es ſchadet ihm nichts. Mber hinwieder adelts anch
keinen ſchuͤden Mann. — Alſo auch, ob Schöppenbarireis
fhlechte Bauern wären, Vefe Pk Dat Hg niit och Kinn
andern Maun,
- 0) Sächf. Landr. ®, 1. Art. 2. Die Schöppenbarfreien ſolle
ſuchen —* Grafen Ding über 48 Wochen.
A) Nac dem Kuiferredt 8.4. Art. 1. gab ber Kaiſer ben
Biegen, dez Preipeies daz fe uffemenbig der Fleckin dp fer tet
ruiches ſtedin werden gemacht, nymant mag geladin ver
ba; richs (indie Graffchaft, mo unter Königsbaun gerichtet
wird) 15 der ſtat do ſe yune ſiczin, aber anberswn nergen dy
wile fe dez riches Borgen ſint, bau vor erme amptmann
in bez riches ſtedin und dan er genoß wet dem
Borgrechte.
Wo in (hr Mae (Mei) ſtalenbertee iu-
f) Man fieht dies am deutlichſten aus ber Vergleichung des Sad
fenfpiegele und Schwabenſpiegels. Wo in jenem von Schoͤp⸗
penbarfreien die Rede ift, da ift in biefem von Mittelfreien bis
Rete, 3.8. das ſächſ. Landr. ſpricht B. 4. Art. 3. dem
Schöppenbarfreien den fünften Seerſchild zu; eben diefen haben
nad) dem ſchwäb. Landr. Art. 8. die Mittelfrein. Mach
fächſß Lanbr. 8. 3. Art. St. kann der Kaifer-aus des Neidt
Oituſtmannen Schüppenbarfosie machen, wenn ex fe der Dicuſt⸗
W. R. C. Private. Schöffmbarfeeibeit: 633
Umfange beſitzen fol, Freiheit vom Dienftverhält- $. 348.
niß 5). Die Gerichtsverfaflung verwifchte jedoch
almälig diefen Begriff der Schöffenbarfreiheit, Da
fih die Rittermaͤßigen zu einem gefchleffenen
Stand zu bilden fuchten (&. 573.), wollten fie nach
dem allen Grundſatz, daß jeder von feines Gleichen
gerichtet werden muͤſſe, nicht mehr unter der Vog⸗
tei (dem Centgericht) ftehen, weil die Schöffen des
Vogts aus den geſammten unter dem Gericht ger
feffenen Sreien genommen werden mußten, und fie
dieſen nicht mehr die noͤthige Ehre zugeftanden,
um über Ritterbuͤrtige zu urtheilen. (S. oben
$. 302.)., Es blieb daher Fein anderer Ausweg als
der, die Ritterbuͤrtigen in den Sachen, in welchen
barkeit entläßt; nach ſchwäb, Landr. Art. 56. hat der Dienſt⸗
mann eines ealefürten, ben biefer frei läßt, Mittelfreier Recht.
g) Sächſ. Landr. B. 2. art. 12. Schoppenbarfreie Leut mö⸗
gen Urtel finden fiber jeglichen Mann. Es mag aber über fie
fein Mann Urtel finden, das ihnm an ihren Reib odes an ihre
Ehre gebt, ober an ihr Erbe, noch jhr Urtel ſchelten, ex ſey
ihnen denn ebenbürtig. — Daß die Ebenburt hier auf dis
Dimfibarfeit bezogen wird, und daß Dienfllente Schöffen ſeyn
konnten, wenn die Sache nicht eines Dienfifreien Leib, Ehre
oder Erbe angieng, firht mar aber ans dm Schmäh. Raypr.
Art. 81., wo jener Rechtsſatz folgendergeſtalt auégedrückt iſt:
frey Leut und bes AReichs Dienfimann und ber Fijrſten Dienſtwann,
die mögent über all frey Leut, Herren unb ander frey⸗ Leut wol
Gezeugen ſeyn und Urtel über fie finden, Aber die Dienfimann
die ich hiervor genenmet hab, die mögen dreyer Ding Über freye
Zeut nicht Gejeugen ſeyn. Daß es am ihren Leib oder an ihre
Ehre ober an ihr Erbgut gehts De follen ihre Genoſſen ‚um
fprechen, — Yuch unterſcheidet das ſachſ. Landr. B. 2.
Art, 3, den freyen fchöppenharen Maun vom Dienfimanı,
x
—
+
624 Dritte Petiobe: A. 888-1272.
8.346. nur nuͤtz lich, in fa fern durch jene: die Sewohn⸗
Geis fuͤr eine gute Gewohnheit anerkannt, ober die
Willkuͤhre für eine die Graͤnzen bes Autonomie⸗
rechts nicht uͤberſchreitende Beſtinmumng erklaͤrt
wurde e). 2) Das Einigungsrecht, d.’ 5. die
Befugniß, mit anderen freien Leuten zur Erreichung
eines ſelbſtgewaͤhleen Zwecks in Verbindung zu tre
ten, fo fern dieſer nicht- ein nach den befchriebenen
Grängen des Autonomierchts unerlaubter So
felſchaftvzweck wer. Sierauf beruhte die Reche
mäßigßeit der Buͤnduiſſe, Inunugen und Eidge⸗
woſſenſchaften, welche zwiſchen Fuͤrſten und Herren,
Mittern, Gemeinheiten, Geſchlechtern und einzelnen
Perſonen geſchloſſen wurden, und bald auf: bie Er⸗
Ring | des kandſritden⸗ und guter —
nur ut negative Ligenſchaften berfelben „gegrlinbet, und „alle
sgurte Gewohnheit fe fon wma * Beben ‚ganst 2thenn
Art. 115 .
€) Schwäb. Laudr. Urt. % Das heißen Vürgerrecht mo
.eim jegliche: Stadt ihr Felder Recht ſttzet mit ihres Keig⸗
oder mit ihres Fürſten Willen und nach weiſer Zeute Mach
und als recht ſey und ats hievor (Het: 6.) geredet if.
Und mag (man) die Gewohnheit mit den Benten. gehaben,
‘fo ſeynd Fe alfe gut als geſtheiben edit. Welche Meder
die Kaffer, die Rönige und die Flirſten den ‚Ctlbten gege
ben haben, und bie fie felber Haben getitacht niit ihrer Guuf
—die ſehn recht ob'ſie auch geſchrieben nicht ſeyn. — Kält
man dieſen Urtikel, mit Bet: 6. (Note 8.) zufanien, wo Micha
dadon erwähnt wird, bap man eine Gewohnheit mit Gunft eines
Dberen errichten mülfe, fo ſicht man leicht, welche Würkrrig tee
VDeſtätigumg ˖ hier beigelegt wird
IV.R. C.Privatr. Autonon Muicunche 625
Orteanng,. ober auf -Ahmcheung anwertmählger Ge & 346.
walt uͤberhaupt ©, bald nauf die Befoͤrderung des
Handels und Gavırbra.rk, ‚bald: auf Genuß md
‚gemeine Vercheidigung des Eigenchun ) genichest
maren: .; Die Beſtaͤtigung⸗dieſer Einigungen, war
nur zu demſelben Zwecker wie die Beſtaͤtigung ame
tonomiſcher Rechtsnormennuͤtelich, aber doch bei
gewiſſen Arten derſelben geſetzbch für. nothwendig
erklaͤrt Am mꝛegedehncrſten genoß bade Robe⸗
Ay Wie haben Freilich aus biefern glktu nicht fo viele ai
richten Yon — Landfricden, -inelähe: Yard "Girfigung
* urben, als. —— folgend —— Mae
wurben, als aug dem. fo en,. e Naure
(4. S. Datt de'pace publica Cap. d. ref t. —* —
ſolcher —ãS——— een; allein
deſſen eigener Landfriede von 1987. (f. obin 6. 309, Note a)
weiſt auf bie längft beftehenbe, Bewopupeit, ſich zur Ausführurig
ber diluch die Reichogewalt errichteten Landfrieden zu rigen
‚gab, Bebingungen biefre) Einigung: Sußanfengis, fine; Wk) Firib
der theinifche Städtebund ımb bie a (f oben 8.%7 )
die, Alteften Eidgenoſſenſchaften zwiſchen „den Geweinden Uri,
Schwiz umb Uuterwalden (f. 3) ». Mällerk Feſchichte ber
ſchwein Eigen. Th. 1. S. 604.) und bie ‚Eirggroipl k zwis
ſchen ben beiden erfieren Gemeinden unb Züri vom {ji 1 (bei
dos. Simler de republ. Helvet.. I 12 8 ber ie nicht⸗
anderes als ſolche Einigungen.
e) Wie die Zufte. ©, oben &. 312, _
f) Wie vie Gauerbfhaftem ©: unten $i 374;
g) Küiferrecht 8.4. Cap, 9. Wo zwä Burge ober zwa tete’
ober zwa Dorf ſich main: Eindiütig ie Sache und It Not mit
einander zu tragen, imb toͤnd das mit bis Raifers Bapı-
Beit, das iſt also viel geſprochen als ain Glübte mit ganzer
Treue. Gap. 11. Dir Kaiſer Hat erfoubet — day alle Worge
und Stete und alle Dorff mogiu machen fredebare Ding,
x. IL [40]
626 Mitte: Perieben n. 888 21272
36. der Hertenſtaud/ du er, ſo fen er it im
Sehens». oder Dustin ſtaud, blos Ver⸗
pflichtungen gegen dan Kaifer und das Reich hatte,
und ſelbſt durch jenes Berpälsniß weniger als-andere
Stände gebunden wasdeih);: Der Landfafle harte
vagegen außer den Gerechtſamen des Kaiſers, auch
nes Laundesherrn von dieſem erworbene oder ſonſt
wohlhergebrachte Rechte ya refpecfiren. - Die Art
und Wäſe, von dent Autonomievechte Gebrauch zu
machen, und der Umfang deſſelben in Ruͤckſicht der
Gegenftände, war nach dih. verſchiedenen Claſſen
der Landſaſſen verſchieden. Die Ritterfſchaft
übte eg durch ihre Mitwuͤrkung, theils zur Dil
dung von Landesgewohnheiten vermoͤge ihrer Schöp-
penbarfreigelt (6. 348.), theils zur Entfichung der
Dienſtrechte 6 259), der Buͤrgerſtand burch Ab⸗
faffung vom Statuten und- Einfuͤhrung von Local⸗
aber fe ty der Kaifer off finde werde vor in bracht Berg.
"ten 8. 247. Mote f, iho den Gtäbten bas Blintnifredht, fo
“+ Afem WE eh-sine domtıti 'ehl“ansenen fiber," abgefprodhen wirt.
Won ſolchen @inigungen, welche ohne ber HSerren Wefkätigung
geſchloffen worden, nicht‘ über allgemein, iſt daher ohnſtreiug
Friedrichs I. Landfriede (N: Sanmlung der R. A. IE. 1.
&. 11.) 8. 8. au berfiehen; Conventicula quoque amnesgee
conjurationes in eivitatibus et extra ,‚ etiam occasione pa
rentelae,' et inter civitatemk et eivitatem, et inter perso-
‚ Dam et personam sive Anter civitatem et personam, modis
J omnibns fieri prohlbemus, et in praeteritum factas casss-
mus. Hingegen bei Einigungen unter Zürften und Herten vers
„langt das fähf. Landr. B. 2. Art. 1. nur, daß fie „oem
Keiſer und das Reich daraus ſchelden 4 ſollen.
n Begl 9. 3. Nro, IL
u’
IV.R..C.Dieivatt.Austonum. Einigumgdr. 627
gewohnheiten (5 DER. 259.); auf eben dieſe Weiſe 4. 346
mochte ſich deſſen der Bogteipflichtige und Hinter.
faffe gebrauchen 5); da aber die Mitterfchaft nicht
immer Eigenthum, ober doch nur ein beferänftes, an
ihren nicht Ichenbaren Guͤtern harte ($. 363, 364.)
und eben: diefer Fall bei einem großen Theile der
Hinterfaffen eintrat, fo waren dieſe Claſſen frei
ih in Ruͤckſicht der Segenflände, über welche
fie Rechtsnormen -aufftellen konnten, viel einge
fchränfter als der Bürgerftand, dem nichts..i
Wege fand, faft über alle Gegenftände des Pri-
vatrechts willkuͤhrlich neue Rechtsnormen feſtzu⸗
ſetzen &). . Eben fo beſchraͤukten in Beziehung auf
das Einigungerecht, den Ritterſtand die Lehens⸗
und Dienſtpflicht 1), und die Hinterſaſſen ihre Un⸗
terwuͤrſigkeit unter bie Vogtei ($. 343.) m), ber
H Sächſ. Lande. B. 2. Her. 65. (oben 8. 303. Rote g) und
B. 3. Art. 79. Wo Bauten ein neues Dorf ſo unangebauet
beſezen, denen mag bes Dorfs Herz wohl Erbzinsrecht an dem
Gute geben. — Kein Recht aber mag er ihnen gehn, oder
fie ſelbſt erwählen, damit fie des Richters vom Rande fein
echt mit fchmälern oder fein Gewette vermindern ode vermeh⸗
zen mögen.
k) Weil bei den Berbältniffen, im denen ber Biltger zum Hertn
ber Stabt ftand ($. 310.), bas in der Stabt geltende Privat⸗
recht nicht leicht deſſen Rechte gefährdete.
1) Bergl. $. 344. 345,
m) Die Bogtei beftand fa ihrem Weſen nach in der Verttetung
des Hinterſaſſen; daher fellte dieſer nicht ſowohl von eigener
Macht, als von feinem Gutsherrn, den Schu& etwarten, ben.
man fonft in Einigungen ſuchtt. Was tas Kaiferrecht in ben
[ 40° ]
628 Dritte Periode. A. 8881272
4. 246. Mangel eines vollſtaͤndigen Waffenreches (C. 347.)
und ihre Beſchraͤnkung in Beichung auf Gewerbe
($. 312.), während die Buͤrgerſchaften allen Arten
von Einigungen eingehen mochten, durch welche fie
die Mechte des Herrn der Stadt nicht gefaͤhr⸗
deten a).
437. $. 347.
3) Das Recht der Waffenfähigfeit, 9J
die Befugniß a. im Reichsheer und zur Landweht
($. 304.) zu dienen; b. fein Necht gegen unrecht.
mäßigen Angriff zu vereheidigen und in rechrmäßi:
ger offener Fehde ($. 379.) zu verfolgen, c. Ehre,
Leib und Erbe im Kampfäerichte gegen Genoſſen
zu vertreten. Diefes Rechts in feinen gangen Un
fang genoß der Edle und vollkommen Freie (F. 337.)
Jedem Freigeborenen war es zwar vergoͤnut, im
Reichsheere und im reifigen Gefolge (milites
gregarii) der Dienſtherren gu dienen ); aber der
Note 5 angefüheten Stellen von be Einigungsrechte der Dis
fer fagt, darf daher gewiß nicht allgemein, fonbern nızz won fel;
dien Gemeinden verftanben werben, bie als Autnahme ven de
Megel (mie die helvetiſchen Zandgemeinden) feinem Grbeogt
hatten, eber wenigftens aus lauter freien Eigenthümern beſte⸗⸗
ben, über bie u ou Mc jur mod) mlä Immer os Dr der og
geitenb machen ließen. N
0) Bergl. Note g.
9 ©. oben $. 294. Mote b und bb. Die reifigen Knechte ober
‘
[2 / \
IV.Rechtöf. C. BPriatr Waffenfühigkeit: 629
Bauer ſollte Peine ritterliche Waffen führen b), 6. 347.
und nur die Bürgerfchaften retteten das Recht
Kuappen ber Ritterſchaft (milites gregarii, ober, wie fie oben
&. 394, Anm. Nro. III. heißen, scutarii) waren bei weiten
nicht alle ritterbuͤrtig. Man kann dies ſchon daraus abnehmen,
daß in Nrfunden, in welchen von Knappen bie Rede iſt, ber
Geburtsſtand derfelben fo oft ausbrüdtich näher beftimmt wirb.
3. 8. Dipl. a, 1315 bei Meichelbeck Hist, Frising,
Tom, 2. P. 2. pag. 151. Es ſullen auch bie vorgenannten
Burgen — einen Ritter, ober einen ehrbaern Ritters
mäzigen Knecht an feiner Statt einlegen mit zwain
Pferden. Dipl. a, 1357.: Ich H. von der Leyen ein wolge⸗
boren Knecht. —
b) Yusgenommen in bes Reiches Dienſt ober in ber Landfolge.
Ein anderer mochte fie fonft wohl führen, aufer binnen geſchwo⸗
renem Frieden ımb an befriebigten Orten. Sächf. Landr. 8. 2,
Art. 71. Binnen geſchworen Fried fol man fein Waffen füh⸗
ren, denn allein zu des Meidyes Dienft und auch zu Thornies
ren, ſonder Schwerb. Mile die ander Waffen führen über bie
fol man richten wan fie bamit begriffen werben. Schwerd fol
man aber nicht tragen in Burgen noch in Städten noch Dör⸗
fen. Und alle die darin Herberg ober Wohnung haben, ſollen
nicht Schwerd tragen (Bergl. die Etatuten der Stadt Goͤttin⸗
gen bei Puffendorf Obs. jur. univ. Tom. IIE Adp. Dose,
pag. 159.). Waffen mag man aber wohl führen,, winn man
dem Gerufft folgt. II. FE. 27, (wo von gefchworenem Frieden
die Mede ift) $. 5. Si quis rusticus arına vel lanceam por-
taverit wel gladium, judex in cujus potestate repertus fne-
sit, vel arma tollat vel viginti solidos pro ipsis reeipiat
a rustico. Daß dies Geſetz, welches auch in Deutfchland galt
(&. Samml. der 8. 9. Th. 1. ©. 9.), nur von der Führung
ritterlicher Waffen zu verſtehen iſt, fieht man aus ber alten
Ueberſetzung beffelben, in welcher ſich hierbei der Zuſatz findet:
das foll man verflan reifig Waffen, das dem Kaiſer oder Rit⸗
gerichaft oft zugehoͤrt, ſunder ſeyend die Lauf des Landes anders
dann zu der Zeit ba bie Gefeh gemacht wurden,
630 Dritte Periode. A. 888- 127%;
8.47, bee Behde und des Kampfgerichts e), weldes
jenem ſchon ſehr früh abgeſprochen wurde A).
c) Den Beweis, daß die Staͤdte das Necht zu fehden hatten, lies
fert die Geſchichte jeher Stabt. Daß das Kaupfrecht auch kin-
nen Weichbilbrecht galt, ſieht man aus ſächſ. Weichb, Art. 35.
wo von dem Kumpfrechte umftänblicy gehandelt wird. Indeſſen
bie Vürgerfchaften lichen ſich feit dem breizehnten Jahrhumdert,
von ber Verpflichtung, vor Kampfgerichten zu erſcheinen, durch
falferliche Privilegien befreim. ine Reihe folcher Privilegien
bat Datt de pace publica Cap, 1. $. 34. Das ältcfte, wel:
ches ich kenne, findet Mich in einem Privilegio K. Zritbriche IL
für Nürnberg von 1219. S. Hist. Nerimb. Dipl. in Prodr.
p. 10. So wurde es allınälig allgemeiner Rechtsſatz, daß die
Bürger von fämpflicher Anſprache frei ſeyen, daber auch das
Kaiſerrecht 8. 4, Cap, 1. diefe Freiheit zu den allgemeinen
Gerechtſamen der Bürgerſchaften zählt, Indeſſen darf man hier
aus nichts zum Nachtheile des Waffenrechts der Bürger folgen,
denn die Kampfgerichte kamen feit eben diefer Zeit überhaupt
afimälig ab, und fchon bie Gloffe zum ſächſ, Landr. B. 1,
Art, 63. betrachtet fie als eine Antiquität, ſ. unten $. 384.
Jedoch muß aflerdings bemerft werben, daß der Abel das Waſ⸗
fenrecht der nicht ritterbürtigen Bürger nicht vollſtändig amer:
kannte, und ihnen gem die BVefugniß ritterliche Waffen zu fh
gen ganz abgefprochen Hätte. Spuren davon finden fi) in bem,
in ber vorhergehenden Note angeführten, Geſetz Fricdriche J.
U, F. 27. Mercator negotiandi causa per provinciam trans-
iens, gladium suze sellae alliget vel super vehicalum
suum ponat, non ut quem inuocentem lardat, sed ut a
praedone se defendat. Uber die Bürger wacten hoͤchſt eifer⸗
ſüchtig Über ihrem Waffenrecht, und faſt in allen Statuten werd
es den Bürgern zuͤr Pflicht gemacht, fo gut gemalinet zu fern,
als es nur ihre Vermögensumftände erlaubten, &o fordern bie
Note b angeführten Statuten der Stabt Göttingen (im Art. 45.)
von ihren Bürgern, daß „we da heft ſeſtig Mark wert Guten,
de ſchal hebben vulle Wapene“
d) Am deutlichſten ausgeſprochen II. F. N. 6. 3. Si rustices
militem de pace violata pulsans manu sua juraverit, —
manu militari se miles expurgahit, Si miles rasticem
[4
,
IV.R. C. Private. Schoͤffeicharfreihetck 63
SFS.- 348ß83. 98.348
4) Endlich muß als ein befonberes. hieher ge⸗ |
höriges Recht ausgestichnet werden, die: Stchoͤp⸗
penbarfreiheit, d. h. die mit dem Geburtsſtande
verknuͤpfte Faͤhigkeit, in einem Gerichte Urtel zu
finden und Zeugniß zu geben a), welche nach der
Verſchiedenheit der Gerichte, einen verſchiedenen
Geburtsſtand erfordert ). Man muß’ daher die
pulsaverit, et mann sua juraverit, — de duobus rusticus
unum eligat, an divino aut humano. jadieio innocentiam
suam ostendat: aut septem testibus idoneis quos judex
elegerit se purget. Si miles adversus militem pro pace .
violata, aut aliqua capitali causa duellum committere vo-
luerit, facultas pugnandi non concedatur, nisi probare pos-
sit, quod antiquitus ipse cum parentibus suis natione le-
gitimus miles existat, Ich nehme miles hier nicht wie bie
alte Ucberfegung (N. Samml. ber R. U, 3b. 1. ©. 8.) in
dem gewöhnlichen Sinn für Ritter, fondern verſtehe darunter
jeden Waffenfähigen, fo daß es alſo auch dem nicht ritters
bfrtigen reiſigen Knecht bezeichnet. Es wäre fonft fein Grund
verbanden, warum der Kaifer nachher fiir den Fall si miles
adversus militem duellum committere voluerit, ben Beweis
ber Nitterbürtigfeit erforderte; denn waren beide Theile Bitter,
fo verftand es ſich ja ſchon von felbft, daß fie Nitterblirtige was
sen, weil Sein anderer Nitter. werben konnte.
a) Nach der Btoffe zum ſächſ. Lande. 8.2. Art. 12. ift ein
ſchoͤppenbarfreier Mann, ein jeglicher unbefchoftener Moun ven
feinen vier Amen, der In ber Stadt (d. h. in dem GBerichtebe-
zirt) gefeffen ift, umd an allem feinen Rechten umtabelhaftig iſt.
Und ein folcher heißt darum ein fchöppenbarfreier Mann, daß
man ihn wohl zu einem Scöppen wählen mag, — Gloffe
zu 8. 1. Urt. 2. Schöppenbarfrei find die fo zu Schöppen«
ſtuhl in ein Grafſchaft, d. i. In ein Gericht gehören,
b) Btoffe zum fächl. Landr. 8. 3, Art. 39, Schöppenbar⸗
freiheit ift ein Amt; und find num das LAmt einem wohlgebor⸗
632 Dritte Petiohe. A. SBR— 1272,
. 9.34% Schöppenbarfreiheit nach Landrecht d. h. in den
ordenthehen Gerichten, in weichen: unter Koͤnigsbann
gerichtet; wird, welche das ſaͤchſiſche Landreche in
der Regel allein unter dee Schöppenbarfreiheit
verſteht e), im. der nach) Weichbildrecht d) und
in den: landesherrlichen und gutsherrliden Veg⸗
teien ®), unserfcheiden. 1) Die Schoͤppenbarfreiheit
nach Lanbeeiht ſezt überhaupt die volfommene Freiheit
voraus, welche den Stand der Rittermaͤßigen gab
G. 564 u.) ia und wenn fir jemand in ihrem vollen
J nen Dam es ſchadet ihm nichts. Aber hinwieder adelts auch
keinen ſchnoͤden Mann. — Alſo auch, ob Schöppenbarfreis
fhlerhte Mauren wären, dieſt adek das gt wicht; maß Bine
andern Mann,
c) Sächf. Landr. ©, 1. At. 2. Die Sdäppabarferin ſollen
ſuchen beb Grafen Ding über 18 Wochen.
) Mach bem Auniſerrecht B. 4. Art. 1. gab ber Kiſer den
Blͤrgern, dez Freiheit dag fe uſſewendig der Fleckin dy tza bet
riches ſtedin werbin gemacht, nymant mag geladin ver
daz richs Cin-bie Graffchaft, wo unter Konigsbaun gerichtet
wird) uz ber flat bo ſe pune. ſiczin, aber anderewa nergen ty
- wie fe bez riches Borges fint, dam vor ermtet ampimann
in de; riches ftebin und bon ger genoß met tem
Borgrechte.
MB ein feed Vauer (ot 5) ſhotenberti if
h) Man ficht bis am deutfichften aus ber Bergleichung bes Sach⸗
fenfpiegele und Schwabenſpiegels. Wo in jenem von Schr
penbarfreien die Rede ift, da ift in Diefem von Mittelfreien dis
Rede. 8. 8. das ſächſ. Landr. ſpricht B. 1. Art. 3. ben
Schäppenbarfreien den fünften Seerſchild zu eben dieſen haben
nad dem ſchwäb. Landr. Art. 8. die Mittelfrrien. Mach
- füchf Lanbr. 8.3. Art. Si. kann der Kaifer-aus des Meichs
ODienſtmannen Schaprenbarfreie made, wenn er fie der Dienſt⸗
IV. R. C. Privatt. Schöffenbarfreibeit: 633
Umfange befißen fol, Freiheit vom Dienftverkält- 8. 348.
niß 8). Die Gerichtsverfaffung verwifchte jedoch
allmälig diefen Begriff der Schöffenbarfreiheit, Da
fich die Rittermäßigen zu einem gefchleffenen
Stand zu bilden fuchten (©. 573.), wollten fie nach
dem: allen Grundſatz, daß jeder von feines Gleichen
gerichtet werben muͤſſe, nicht mehr unter der Vog⸗
tei (dem Centgericht) fiehen, weil die Schöffen des
Vogts aus den geſammten unter dem Gericht gar
ſeſſenen Freien genommen werden mußten, und fie
diefen nicht mehr die noͤthige Ehre zugeflanden,
um über Mitterbürtige zu urtheilen. (S. oben
$. 302.).. Es blich daher Fein anderer Ausweg als
der, die Ritterbuͤrtigen in den Sachen, in welchen
barfelt entlãßt; nach ſchwäb, Landr. Art. 56. hat ber Dienſt⸗
mann eines Ralenfürfien, ben dieſer frei läßt, Mittelfreier Recht.
8) Sächſ. Land B. 2. Art. 13, Schöppenbarfreie Leut mös
* gen Urtel finden fiber jeglichen Dann. Es mag aber fiber fie
fein Mann Urtel finden, das ihnm an ihren Leib oben an ihre
Edhre geht, oder am ihr Erbe, noch jhr Urtel fchelten, er ſey
ihnen benn ebenbürtig. — Daß bie Ebenburt hier auf die
Dimfibarfeit bezogen wird, und daß Dienfilente Schöffen ſeyn
fonnten, wenn die Sache nicht eines Dienfifreien Leib, Chre
ober Erbe angieng, ſicht man aber ans dim Schwäh. kanhır.
Art. 81., wo jener Rechtsſatz folgentergeflalt auegedrückt if:
frep Leut und des Reiche Dienftmann und ber Fürſten Dienfhpann,
die mögent Über all frey Leut, Herren und ander freya Leut wol
Gezeugen ſeyn und Urtel über fie finden, Aber die Dienſtmann
die ich hiervor genennet hab, die mögen dreyer Ding über freye
Zeut nicht Gezeugen ſeyn. Daß es am ihren Leib oder an ihre
Ehre ober an ihr Erbgut gehtz De ſollen ihre Genoſſen ‚um
ſprechen. — duch unterfcheider das fächl, Landr. B. 2.
Art, 3, den freyen ſchoͤppenharen Mann vom Dienfmann,
N
+
634 Dritte Periode. A. 888 — 1272.
8. 348. fie fonft auch unter dem Vogt geftanden hatten,
ausfchlieglich dem Landgericht oder einem na ge
bildeten Hofgericht zu unterwerfen, und gu diefem
fortan nur Mitterbürtige und ihnen gleich geachtete
(. 8. 3. 9. 447.) als Schöffen zu nehmen. Sn
den meiften Ländern gieng man noch weiter, und
übergab auch den Vogteien die gefammte Gericht
barkeit über die nicht vitterbürtigen Einfaffen
der Vogtei (Amtsfaflen), fo weit fie niche ſchon
befonderen eremten Jurisdictionen ($. 303.) unter:
mworfen waren b). 2) Die Schöppenbarfreigeit nad
Weichbild recht fezt voraus, daß man Burge
(Note d) und von vier Ahnen frei und an fenm
Rechten unbefcholten fi), Die vollkommen
Sreiheit diefer Urt genügte eben daher auch zu
der Schöppenbarfreiheit in allen Gerichten, wo unte
Königsbann gerichtet wurde Erſt die allmäli«
Bildung des gefchloffenen Standes der Ritterbir
tigen veranlaßte, daß die Anerfennung jener Schör
penbarfeit auf die befchränfe wurde, die fih m
Beſitz der Ebenbürtigkeie mit den Ritterbuͤrtiga
b).&6 mar dies eigentlich eine natlirliche Folge der ansichliehliche
Schöupenbarfreibeit, welche bie altritterblirtigen aMaätig in der
Landgerichten erhielten, Denn wenn die bloß Freien hier nicht meh
Schöffen ſeyn konnten, fo mochte man ihnen auch nicht me
zumuthen darunter zu ſtehen, zumal fie das Urtel des Anl:
gerichts, nach Note g. nicht ſchelten fonnten.
J) Weich, Wet, 3. 10. 16, 33., wo im Zerte und in den
Btoffen biefelbe Erflärung von der Schöppenharfreiheit gegeber
wird, wie nach Mote a Im Landrecht.
IV. Rechtsſ. C. Private. Rechtloſegkeit. 635
behaupteten 1). 3) In den Vogteien Hingegen 4. 348.
war jeder freie unbefcholtene Mann fehöppen-
bar &), fo fern_fih nur das allgemeine Requiſit
jeder Schöppenbarfreiheie bei ihm fand, d. h. wenn
er unter dem: Gerichte Grumdſtuͤcke zu cigen
hatte!) Sie fehlte alfo dem Hinterfaflen, ber
Dauer in ſtrengem Sinn war ($. 243.), ganz.
$ 349. ‚8. 39.
Die mit der Freiheit weſentlich verbundenen
Rechte einer Perſon, und andere ihr vermoͤge der⸗
ſelben zuſtehende Befugniſſe 2), werden vermin-
dert, wenn ſie durch die Geſetze aus beſt imm⸗
ten Gruͤnden fuͤr rechtlos d. h. gewiſſer
dieſer Rechte b) verluſtig erklaͤrt wird. Die
il) Lad, Bav. imp. Dipl, a, 1329 bei Lünig NR. A. Tom.
13. peg. 92. volumus ut praefati cives Augustenses, qui
discreti- probentur et idonei, tanquam alii fideles et mi-
nisteriales imperii in quovis consisterio jurisdictionis tem-
poralis valeant sententias sive jus dicere cum aliig nobi-
libus et vasallis, contradictione quorumlihet non obstante.
k) Sächſ. Lanbr. 8. 2, Art. 12. Außerhalb Königebann mag
ein jeglicher Dann Über den Anderen wohl Urtbeil finden und
Urtheit fchelten, der vollkommen ift an feinem Brechte,
)) Sächſ. Lande, B. 3. Urt. SI.
a) Denn bie Freiheit bezeichnet außerbem, daß fie gewiſſe weient:
lich mit ihr verbundene Brechte giebt, zugleich ben Zuftand ber
allgemeinen Mechtefähigfeit.
b) Der Ausbrud rechtlos, ſcheint zwar auf den gänzlichen
Berluſt einer gewiſſen Eloffe yon Rechten hinſudenten, aber
⸗ ®
636 Dritte Periode. A. 888-1272.
Geburt, 2) gewiſſe Arts einer veraͤchtlichen Lu
bensart; 3) gewiſſe Verbrechen und Strafen, pı
8. 345; Gruͤnde der Rechtloſigkeit find: 1) die uuchelihe |
welchen namentlich die. Reichsacht und daher auch
‚der Kirchenbann (nach $. 323. Mote c) gehörte)
De Wirkungen der Rechtloſigkeit find der Mar
gel: 1) der Fähigfeit, wie Biederleuten d) zu jur
on e), Richter, Schöffe oder Vorſprecher zu ſeyn N)
Vormuͤnder zu Klage und zu Kampf zu haben e),
und unbefcholteng Leute mit Kampf zu bereden }),
und in fo fern fie durch Verbrechen entficht, fh
tn einem gleichen Falle durch Eid zu reinigen bb);
daß dem Nechtlofen doch auch noch gemiffe weſentliche Frelheits⸗
rechte blieben, ergiebt Note h. verglichen mit Note Ih,
cy Sächſ. Landr. B. 1. Art. 38. Kämpfer mb Kine,
umd alle die unehelich geboren find, ingleichem SpiellÄÄlle, und tie
Raaub ober Diebſtahl erſetzen ober wiedergeben unh tes der Ge
‚ xichte überführt werten, oder auch ihren Leib, Haut ober Ho
fen, die Bnd alle rechtloa. Die auch Jahr umd Tag in ie
‚Reiches Wcht find, theilet man rechtlos und bertheit Im
Eigen und Lehen.
A) Die welche ihr Wehe nicht verloren haben, „, vollfonnmen cs
ihrem Rechte” find, beißen auch biderve oder gute Leute, S. di
Stoffe zu fächf, Lande, 8, 1. Art, 38 nnd Richtſteig
des Lantır Artı 52, (bei Senkenberg &, 197.).
e) ©. bie im ber vorhergehenden Note angeführten Stellen wi
bie Bloffe zu B. 3. Art. 82.
D Sädhf. Landr. 8. 1. At. 61. 8. 3. Art, 70,
8) Sächſ. Lande. ©. 1. Art. 48, |
bh) Sädf. Landr. 8. 1. Urt. 48.
bh) Sächf, Raubr. 8.1. Artı 39, Die ihr Recht ui Ban
IV. Rechtsſ. C. Private. Rerhilofigfeit. 637
2) eis eigerttlichen Wehrgeldes und - Buße 3); 4. 340.
3) der Lehensfaͤhigkeit k. "Sofern die Rechtloſig-·
keit auf die Standesrechte bezogen wird, heißt .
fie Ehrloſigkeit, entſteht dann aber blos durch
Verbrechen !), und wuͤrkt den Verluſt der
geſammten Standesvechte m). Hingegen kann
man Ehrloſigkeit und Rechtloſigkeit nicht fuͤr ganz
gleichbedentend nehmen m) Ehre bezeichnet nehm⸗
berei oder Dieberei verloren haben, moͤgen, wenn man fie ander⸗
weitig Raubes oder Diebſtahls beſchuldigt, mit ihrem Cide deſſen
ei unfchulbig werden, fondern fie haben breierlei zu wählen:
das glühende Eifen zu tragen, oder bis an den Ellenbogen in
einen wallenden Keflel zu greifen, ober mit Kämpfen fich zu
wehren. j
I) Sächſ. Landr. ©. 3. Un. 45. Schwäb. Kante
Art. 402.
%) Sädf. Lehent. Her. 1.
h Sächf. Landre 8. 1. Art. 40. Wer treulos berebet wird,
oder beerflächtig aus des Reiches Dienfte, dem vertheilet mar
feine Ehre und fein Lehenrecht. — Auch find nach ſchwäb.
Randr. ®. 2. Art. 13. die welche wegen Dieberei oder Raub
beftraft werden vder fich Läfen, ehrentos und rechtloe. Criblich
zählt das fchwäh. Landr. Art. 81., unter bie Sachen, weiche
an bie Ehre geben, „ob han einem un feinen Eid fpricht, oder
an fein Ewerk, oder daß man fpricht er ſei nicht glaubig, ober
daß man ih fcheidet von der Chriſtenheit.“
m) Deun nah dem Kaiferrecht B. 3. Urt. 7. macht Ehr⸗
lofigfeit fowohl den Chrlofen ſelbſt als deſſen Defcenbenz ber
Borrechte der Nitterblirtigfeit verluſtig.
5) Nur don denen, welche durch Dieberei und Raub ihr Recht
verlieren, brauchen bie Wechtsblicher ben Ausdruck ehrlos und
schtles. Anch umterſcheidet ber Michtfteig des Landr.
Urt. 28. (bei Senftenberg ©. 164.) fünf Arten vom peinlichen
638 Dritte Periode. A. 888, — 1272.
4 26. lich, die au ſich mit ehem beſonderen Stande
verknuͤpfte äußere Wuͤrde einer Perſon, und bie
davon abhaͤugigen Rechte o). Verloren werden
kann fie daher auch nur durch richterliches Erkennt⸗
niß und zur Strafe, wohl aber Fan fie auch ohne
diefe fchen vermindert werben, durch kund ge
wordene verächtliche Handlungen einer Perfon (bi
fen Leumund), in fo fern jene Wurde bei Auderen
Achtung verfchafft, und diefe durch Handlungen,
die mit jener Wurde unvereinbar find, geſchmaͤlert
wird P).
9. 350. . 6. 350.
Eine beſondere Stelle unter den Verhaͤltniſſen
des Perfonenrechts, welche ſich auf den öffentlichen
Zuftand beziehen, verdient noch das Judenrecht.
* Klagen und Strafen. Die erfie nehme dem Beklagten ben
Leib, die andere fein „Gefunde,“ bie britte fein echt, tie
vierte feine EHre, die fünfte den gemeinen Frieden.
0) Dies liegt ſchon in ber Beſtimmung, daß bei Sachen, weiche
an die Ehre gehen, bie ſtrengſte Stanbesgleichbeit nothwendig
iſt, um darin richten zu können ($. 348. Note g.). Wach bes
zeichnet das Kalferrecht mit bem Ausdruck Ehre ausfchlichtch
"de Standes vor rechte. So wird B. 3. Art. 5. unter der
Rubrike, von großen Ehren ber Rittern“ von der Erblichkrit
des niederen Adels gehandelt, und B. 4. Urt. 1. „von dem
echte und mas fie Chre ‚Haben follen die Würgere” von des
Borrechten des Bilrgerſtandes. Eben fo gebraucht den Nas
druc das ſchwäb. Landr. Art. 258. 8. IV.
p) Ein Weib kann mit umkeuſchem Lehen wohl ihre weibliche
Ehre kränken, aber ihe Recht und Ihr Erbe verliert fie damit
nicht. Säch ſ. Laudr. B. 1. Urt. 6.
IV. Fechtef C. Privatr. Iubdenrecht. 630
Die Juden find überall ‚nicht orbentliche Mitghie: 4. 300.
der des Gemeinweſens, fondern bloße Schutzver⸗
wandte, bie, ohngeachtet fie infideles find, den
gemeinen Frieden gleich den Chriſten genießen,
weil fie. als Paiferlihe Kammerknechte (6 297.
Nro. 4.) den Königsfrieden Haben =), aber
fonft in ihren Rechten den Cheiften keineswegs
gleich fichen. Sie werden zwar im Ganzen nad)
dem gemeinen (Paiferlichen) Meche.benrtheile b), aber ı
fie dürfen auf die eigentlichen Freiheitsrechte Feinen
Anfpruch machen e). Außerdem haben fie befon-
dere Mechte, welche theils auf Faiferlichen d),
a) Sächſ. Lande. 8. 3. Art. 7. Schläger auch ber Eheifiens
mann einen Tuben oder thut ee Ungericht au ihm, man ‚richtet
Über ihn deegleichen; fintemal er an ihm des Königs Frieden
gebrochen hat. Berg. ſchw äb. Laubr. Urt, 346. 8.6. Doch
kommt ber Jude unter ben Perſonen, die ein Wehrgeld haben,
nicht vor, und fteht alſo auch in dieſer Hinficht den Selen
nicht ganz gleich.
by) S. die Gloſſe gım fächf. Landr. 8. 3. Urt. 7.
e) Dahin gehört, daß nach der Gloſſe zit dem angeführten Art.
und 8. 3. Urt. 3. der Nude gegen ben Ehriften nicht auf die
gewoͤhnliche Weife durch Zeugen einen Beweis führen kann,
und daß er nicht in den Fällen eine Befchulbigung burch feinen
Eid widerlegen kann, in welchen es .den Ebriften erlaubt iſt.
Vergl. ſchwab. Landr. Art. 349. Hiernach verfland es ſich
dam auch von ſelbſt, daß fein Jude ein wahres Bürgerrecht
gewinnen fonnte, fordern nur ale Belfaffe in den Städten
. keben durfte, daß er alfo auch fein zünftiges Gemerbe treiben
durfte, und Grundſtücke meift nur unter gewiffen Cinfchräntuns
gen zu erwerben fähig war.
d) Won weichen Übrigens der größte Theil in den Rechtsnachthei—
640 Dritte Periobe. A. 888 — 127%
4. 30. teile auf landeshertlichen, vermoͤge des Ju⸗
denſchutzrechtes ertheilen, Privilegien e) beruhen
‚Mater dieſen verdient beſonders ausgezeichnet zu
vwerden: 1) das Recht, das. oͤffentlich gekaufte
‚öder ihnen verpfaͤndete Gut, fo fern es nicht in
Kirchehgeräthen befteht,. nur ‚gegen Erfag des Kauf:
j Philings an. des wahren Eigenthuͤmer herausgeben
zu duͤrfen, daher fie auch Feinem Chriſten das mas
* im votufen gmifen 1 3) Das Dei
Bu-
ten beſtand, Be man in am römifen Se in Bft de
uden georbnet fand, und auf fie Anzumenden um fo weniger
Bedenfen trug, als fie zu dem ganzen Verhäliniß der Iuben
($. 297.) vollfoumen daßten. Bon den zwölf fontetlichen Nech⸗
ten: der Jaden, weiche die Gloſſe zum fächf. Landr. ©. 2.
@Nro. 1. im H), aus -bemn- romiſchen und canoniſchen Stecher
gehonmmen - - oo. '
e) Ein ſolches Privilegium von König Heintich VIR hat Gold-
ast Constit, Imp. Tom. 3, p. 399. Man findet darin aber
wenigeö, was nicht bie ee oder bie Gloſſen Tazm
auch Hätten.
F) Dies Wehe iſt ohnfreitig aus bein Privikegium ingenb eines
beutfchen Königs herzuleiten; es fteht ſowohl in dem färht.
Zandr. B. 3; Art. 7, wo es Eife nebft dem Ntechte bes Ks
nigefriedens (welches auch noch in anderen Stellen berührt wire)
von ben Rechten der Juden allein noch auszuzeichuen für näthig
findet, als im fhmäb. Zandr. Art. 349., wo 16 unter ten
Übrigen Rechten ber Juden befonders hervorgehobeh wirb, umd
in bem angeführten Privilegium Heinrichs VIL Sächf. Landt.
a. a. O.: Der Jüde mag eines Ehriftenmannes Geweret nicht
feyn, er wollte denn antworten ah eines Chriſtenmannes flat. —
Käuft ein Jüd oder nimmt zu Pfand Kelch, Bücher ober Kirs
IV. Rehtsf. €. Private: Judenrecht CAD
Wucher zu treiben, di h. Geld gegen Zinfen aus 8: 360g
zuläien 4 3) Die Befugnißz, Screitigkelten in
Eivilfachen, welche ſie unter einander haben, von
irn Nabbinen, nach dem beſonderen juͤdiſchen
Recht b) entſcheiden zu laſſen, fo fern nicht eine
der Parteien den ordentlichen Richter angeht y
cengerächt, de er feintn Gewehren am hat, finger uch 06 1
feinen Gewehren, man fol Über ihn richten als einen, Dieb.
Was aber ber Tlide anders Dinge fäuft oder zu Pfande hinnm
anderholen und utwerſtolen, bey Tages Licht und nicht in ver)
loſſenen Häufern, und mag er das ‚gegeugen fetb ‚beitten.er be⸗
ätt feine Pfennige daran, bie et därimm gab ober’ barauf that,
mit ſeinem Eide, db es mohf’geflofen Mi. Gebricht ch’ Ahm abee
an den Gejengen er. verleußt feine Vhennige. 1
) es⸗ iſ — daß man biefed Recht; bas nach bee Grund⸗
‚(isn bes Zeitalters Über den Wucher (5:.377:) gerade das aufs
fallendſte ſeyn nmafte, in keinem Rechtebuche namentlich erwähnt
ſindet; nur der Schwabenſpiegel deutet dadauf in, indem er bei
dem Note f angefährten Privilegium bemerkt, daß man nur din
Pfandſchilling „ohne ben Wucher“ zu teſtituiren brauche *
fo das Privileglum für Defterreich, oben &. 238. Anm. Nro.
Das Mecht fethft aber Wild durch bie lauten Klaͤgen, Sie fb ai
"Über beit Wücher ber Juben erhöbeh wurben, imb bllrdh bie Bes
fleurung viefes Wuchere (9. 297;) außer Zweifel geſezt.
bh) Di Hi nach dem möfalfcheh Geſetz und bem Solmni |
i) Statuten bon Augsburg von 1976, Cap. Ti: (bei Bald
Beitr: zum deutſchen Medt. Th: 4: ©: 105.); Man fol düch
wien, baß die Judem bie bie zu bit Stadt ſitzen ind herkom⸗
men, das Recht haben, es ſeyn Gaſt oder andere JIuden, daß
kein Vogt nichts mehr richten fell das bie Juden unter kindıs
der thun, ohne den Toͤdſchlag und die Winden, and daß ber
einer zum Vogt ginge mid ihm Llagte, dem ſoll der Wogt rich
ten, und der Jud if dem Voht ‚bey dem eiften fo er klagt ſchul⸗
big einer Marl Silbere:
x. Il. t 4 ]
Gl.
642 Dritte Periode. 4. 888— 1272,
Ba man jezt ‚di eher v von der. Forar, Suͤl⸗
Hofe und Tresmung einer Ehe, nach den Grund⸗
fügen des canonifchen"Mecpts‘ beurtheilte =), aber
weder: bie brrgerfichen . Wirkungen der Ehe allein
son’ ihrer Guͤltigkeit abhängig machte, noch auch
ale Würfungen anerkannte, welche das canoniſche
Recht einer gültigen Ehe beilegte, fo entfland jezt
din Unterſchied zwiſchen einer überhaupt guͤltigen
Ehe, d. h. einer Verbindung zum Zweck der Ehe,
die als erlaube angeſehen wurde, und einer bür-
gerlich vollkommenen Ehe b), fo wie audı
zwifchen den Wuͤrkungen :fener, die ‚blos im den
9 Der Sackſſenfpiegel berührt daher auch dieſe Materie gear wicht,
und die Gloſſe beruft ſich aucdrücklich dieſerhalb nur auf das
tenoniſche NRecht. S. B. 3. ht. 2% Der Schwabenſpiegel han⸗
beit zwar die Lehre vom den Ehehinderniſſen und ber Trennung
"vr * ab (Art. 375.), ſchoͤpft aber bios aus dem camenifchen
" b),So wirb die Sache namentlich II. F. 29. angeſehen. Qui-
, dam habens ſilium ex nobili conjuge, post morlem ejus
non valens continere, aliam minus nobilem duzit: qui ne-
lens existere in peccato eam desponsavit ea lege, ut nec
ipsa, nec filii ejus amplias habeant de bonis patrie, qua
dixerit tempore sponsaliorum: verbi gratia decem libras
vel quantum veluerit dare, quando eam desponssvit: quod
. Mediolanenses dicuut accipere uxorem ad Morgansticam,
alibi lege Salica, Hie filiis ex ea susceptis decessit. Isti
Ja proprietatem non succedunt, aliis exstantibus; sed mer
in Sendo aliis non existentibus: qui liest legitimi eint, t=-
men in fendo non succedant, In proprietste vera succe-
dent patri, prioribus nen existentibus, Succedunt etiam
'fratribus sine legitima proße decedentibus, secandum use
Mediolänensium.
VV. Rechtsſ. C. Prwatr. Ehe. 610
geiſtlichen Gerichten, und denen, die audi ben gi 361.
weltlichen anerfanne wurden. I. Zus ener buͤrger⸗
lich vollkommenen The gehörte, außer den Erfor⸗
derniffen des canoniſchen Rechts, auch Gleichheit
des Standes der Ehegatten. Fehlte es an dieſer,
fo war die Ehe eine Mißheirath; die Frau‘ von
höheren Stande trat in beit geritigeren des Dia
nes, und die von geringerem Stande erhiele wicht
Thei an den Standesrechten deſſelben die Kir
ec) Das Gegentheit ik oft behauotet worden, weil w fü *
und die Pardiie, weiche bie Gtöffe'yu 8: 1. Lin20. Anführer,
Brittergweib bat Ristersrecht,' einer Ehegattin Pie Standes rechte
ihres Mannes beilege. Sigt. 2andı..®. 1, Ust. 6. ‚Ban ‚
auch gleich ein Mann ſeinem Weibe nichi ebenbürtig wäre, ſo
iſt ex doc ihr Vorniund, und fie iſt ſeine Genoſfin, undetriti
im Jein Recht, wenn fie in ſein Wett geht: Wenn ee ober
fticht, fo ift fie ledig vom. feinem, Nechte, pub behält diecht n
ihrer Geburt. 8. 3. Urt. 45. Der Mann iſt auch feines We
bes Bormund, fo bald als fie ihm angetrauet wird. Das Weib
iſt auch des Mannes Genoffin (wobei die Zobelfche Ueberſetzung
Hinzufügt: „Aller der Ehren und Würdigkeit die der Mann hat;“
kein alter Teyt aber bat biefe Worte), fo bald als fie in fein
Wette tritt. Nach des Männes Tode if fie ledig bon bes Mans
nes Nechte. — Allein ben. Sahalt biefer Stellen entwickelt polls
ftänbiger und gloffirt das ſchwb. Landr. Ark 328, Und
iſt ein Mann feinem Weib nicht ebenbüztig, er .ift bach
Ihr Bogt md ihr Vormund, und ift fie frey fie muß fein Ges
noffe fepn, wenn fie an fein Wett gehet. Und gewinnen fie Auch
Kind bie gehöten zu ber Argeren Hayd. ann aber. ihr Monn
ftirbet, fo iſt fe ledig boiı "feinen diechte, und behält diecht nach
ihrer Gehurt. Und nimmt ſie einen Mann nach ihun: ber rey
iſt als fie ſelbſt, fo gewinnet fie freye Kind als fie Peg iſt. ⸗
Hiernach iſt man wohl berechtigt, "die Beſtimmung des ſachſtſchen
deechts, daß die Frau durch die Ehr Genofſin des Mannes
werde, blos auf den Fall’'deb geringeren Standes bes lezte⸗
ren gu beziehen. Auch wäre ja font fein vorhanden,
[die
644 Dritte Periode. A. 888 — 1772.
4 351. den waren nidhe ebenboͤrtig/ fonbern folgten der
aͤrgeren Hand: D, und die ˖ gewöhnlichen: Wurkungen
der Ehe in Beziehung' der Ehegatten und ber Kin⸗
der (8. 369.) traten · nicht ein, die Ehe mochte num
aubdruͤcklich unter der, Vedisgung dieſer Einſchraͤn⸗
kung der aus der Ehe entſtehenden Rechte ge
Mloſſen, uud das, was Frau und Kinder ſtatt
derfelben haben follten,. zum. Voraus beſtimmt wor-
den ſeyn (matrimonium. ad, morganaticam 8. ad
L. Salicam) e), oder unbeſtimmt geblieben ſeyn,
was bie ehenbuͤrtigen Erben ihnen zu ihrem Unter⸗
halt: geben ſollten ). II. Nach dem canonifchen
echt wuͤrkte die Ehe; wie nad) dem römifchen,
die ‚Legitimation der von den Eltern zuvor aufer
der Ehe ergeugten Kinder 8); in dem weltlichen
Gerichten b) refpectirte man aber überhaupe Feine
varum die Kinder zu ber Ärgeren Sand gehören follten. Ent:
lich beftätigen den Satz Beiſpiele von ungleichen Ehen aus bie
ſem und bem nädhfifolgendn . geitraume. &. Pütter über
\ Wtifpeitathen teutfcher Fürſten und Grafen. S. 34 u. f.
: 4) Schwäb. Lande. Urt. 50. 38. Sachſ. Landr. W. 2.
Art. 73. S. oben $. 340. Note h. $. 349. Nete d uckd bie
vorhergebende Note:
9,6. om Net be.
N S chſ. Lande. 8. 1. rt. 17. 37, Richiſteig bes Lande. L, 3A.
" g) Cap 1. X. Qui am aint lopitimi (IV. 17.).
H) Men mag dies ſchon daraus ſchlieken, daß in bein Texie Diete 8
dem Richter aufgegeben wich, severitste sechssiastica zu wc
erbiren, wenn ber Begner bay ae missen
‚ Mgitiniete Aind nicht als fucseffionsfäpig erkennen wolle, weis
"IV. Rechtsſ. C. Yoivatr. Ehe. 645
Art der Legitimation, bie auf. den Grumb der .ge- 6 351.
meinen Faiferlichen Rechte, angenemmen, ober durch
Mefripte des Kaiſers ober :Papftes i) ertheilt
wurde, von welchen man im bdreischnten Jahrhun-
dert „wohl nicht gerade ‚die erſten Beiſpiele fin»
det k), fo fern dadurch den unehelichen Kindern
die Rechte ehelich geborener zum Nachtheile anderer
Erben ihrer Eltern beigelegt werden ſollten I).
het, ba bier hon einer Civilſache bie Mebe ift, darauf hin⸗
beutet, daß in dem’ vorliegenden Falle der geiftliche Richter, we⸗
gen Verweigerung ber Juſtiz durch den weltlichen Richter, ans.
gegangm war (vergl. oben $. 320.); noch beutlicher aber weißt
das ſchwäb. Lanbr. Art. 378. anf dieſe Verſchiedenheit der
Grimdfäge ber geiftlichen und weltlichen Berichte bin, indem es
den Grunbfaß der Legitimation durch die riachfolgende Ehe hier
aufitellt, und ben legitimirten Kindern ein Succeſſionsrecht in
dem Eigen unb Lehen bes Waters beilegt, mit dem Zuſatze: So
fie einander zu ber Che genommen "haben, will man ihnen das
vor weitlichem Gericht nicht glauben, fo follen fie ehelich Recht
vor geiftlichem Bericht behaben, und deß Brief und JInſiegel
. nehmen, fo behaben fie ihr Recht vor allem weltlichen Gericht
mit Hecht. — Auch läͤßt ſich der Wiederſpruch zwifchen bem
angeführten Artikel und dem rt. 376., wo in Nüdficht des .
Euceeffionseochts ber durch bie nachfolgende Ehe legitimirten
Kinder gerade das Gegentheil behauptet wird (f. Note 1), nicht
anders als durch die Annahme heben, daß biefer nur von ben
in weltlichen Gerichten angenommenen Yrincipien rede, worauf
auch die Ausdrücke, in welchen beide Artikel abgefaßt find, "
ſchr wohl deuten laſſen.
i —* dieſes des —A vergl, Cap. 13. X. Qui Ali
k) Ein kaiſerliches Legitimationsreſcript aus der Negierung K. Eons
zob6 IV. Hat Goldast Constit. Imp, Tom. 3. pag. 398,
I) Schwäb, Lands. Art, 376. Gewinnt aber ein Bann einen
V
*
u
646 Deitte Periode. A. 8BB-- 1272.
4. 351. Da indeſſen doch die Legitimation irgend cine Wuͤr⸗
kung: haben mußte, fo bezog ‚man fie anf bie
Meihelofigfeie, weiche der unchelichen Geburt
auklebte m): III. Die Würfungen der Ehe in
Beziehnug auf das Vermoͤgen der Ehegatten, tre⸗
Sohn unehelich, den mag der Babſt wohl zu einem Ehekind
| machen und auch der Kaiſer nach ſeinem Necht. — Aber ber
Babſt noch bes Mailen mögen ihnen das Bed nimmer gehen,
daß fie erben mit ihren Maugen als ob fie im Mutterleib
Ehefind gewefen wären. — Nur wer in ber Ehe jur
rechten Zeit (d. h. nicht vor 40 oder 41 Wochen nach ein⸗
gegangener, und nicht fpäter nach getrennter Ehe, ſchwãb.
Zandr. Art. 280.), ober in einem matrimonio putativo’ge:
boren ift, ift nach ber Theorie ber Rechtsbücher für ein eheliches
Kind zu halten. ©. das ſächſ. Landr. 8. 1. Art. 36. 37.
8.3, Art. 7, Schwäb. Randr. Art. 379. Siernach iR
denn gewiß auch II. F. 26. $, 11. von allen Orten ber Legiti⸗
mation zu verflehen.
m) Yche Legitimation war. alſo urfpränglich bie Wärkung nad
minus plena, ob fie es gleich ber Abſicht bei der Ertheilumg
zu Folge nicht feyn follte. Das Note k angeführte Legisimu
tionsrefeript. Rön. Conrad IV. erſtreckt bie Folgen berfeiben aus
drücklich dahin: ut tanquam legitimi et legitimo thoro mati,
in bonis paternis et maternis quae feudaolio ron existunt,
succedant; et ad omnes actus puhlicos et civiles: hemores
admittantur. — Dan fieng erft dann au, ausdruͤcklich nar
bie Mechte, weiche man jest unter der unvolllommenen Regitimss
tion verfteht, durch ein RNeſeript zu ertheilen, als man die Wär
fungen der Legitimation nach dem römifchen und camemilchn
rechte allgemein anerfannte, und die Yusfchliefung des Legiti
mirten von ber Succeffion, höchſtens nur auf bie Lehen un
Stammigüter; dom alten Herkommen gemäß, befchränfte. Pf
fi) dies noch in dieſem Umfange wenigflens an den weißen
‚Dxten. erhielt, davon lag dere Grund darin, bafı bas longebartir
ſche Recht daſſelbe unterſtüzte, und ber Abel in fsinen Hauege
fegen die eheliche Geburt im Bedingung der Susceffionsfähig:
keit machte.
IV. Rechief. C. Priatr. Biter Gewalt. GAT
cm niche vom Augenblick Des in jeder Form er⸗ 4. 351.
Plärten consensus matrimonialis,. fondertt erfl von .
Zeit der vollgogenen Ehe ein"). IV. Uebrigens
blieb die cheliche Vormundſchaft des-Manneg,
allgemeine Wirkung jeder giftigen Eee),
§. 352, 4. 3602.
Eine eigentliche Gewalt kommt immer nur
noch dem Water über feine ehelichen Kinder zu.
Die Spuren einer elterlichen Gewalt, welche
man gewöhnlid in den Nechtsmonumenten diefer
Zeit finden will, besichen fi) entweder auf die
Rechte der Zucht, zum Zwecke der Erziehung, die
freilich beiden Eltern von jeher zufamen »), oder
auf die Befugniffe, welche die Murter in Ruͤckſicht
auf das Vermögen der Kinder hatte, die aber aus‘
ganz „anderen Gründen entfprangen d). Die Ge-
walt aber, die der Vater hatte, und die fih als
ein Shut (mundium $. 55.) Kauptfächlid in
der Befugniß zeigte, das Kind, da wo es fich nicht
n) Bon biefer Zeit an, wirb nach bem ſächſ. Lanbr. B. 1.
rt, 45 ımb 8. 3.’ Urt. Ab, das Weib des Mannes Benoffin,
umd tritt in ſein -Bteche, wo fie im ſein Bett tritt.
0) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 45. ®. 3. Art. 45, ſ. oben Note o.
a) Bon diefer alfein fpricht das aiſerrecht B. 2. Urt, 4
Der Kaiſer hat vorbodin dem Vater und der Mutter bay fe *
Aind ſollen czin mit fetterlicher Beſcheidenheit.
P) ©. unten $. 360. won biefen reicht das fächf: Landr.
B. 1. Art, 13,
4. 369. felbik .grtreten kaunte, zu ‚nertreten c), (weshalb
auch won: der. väterlichen Gewalt. in den Rechte⸗
buͤchern der. Ausdruck Wormundſchaft U, gebraucht
wird) konnte fehon darum die Mutter nicht haben,
weil fie ſelbſt noch immer vor Gericht nothwendig
‚durch einen Vormund vertreten werden mußte
(6. 353.) dd), Die gewöhnlichen Beendigungsarten
den mäterlichen Gewalt bei Lebzeiten des Waters
"find: Abfonderung bei den Söhnen, welche die
fen von Zeit der erlangten Volljaͤhrigkeit an frei⸗
fland ($. 371.) e), und Ehe bei den Töchtern f}.
Außerdem Fonnte fie auch wegen Mißbrauch ver-
foren werden 8, Die Abfonderung beſtand
entweber in der bloßen Entfernung aus dem
Haufe des Vaters, oder in der Abfonderung ber
») Sächf. Bande. ©. 3. Urt. 17. Schwäh. Laube. mad
Mr. 112. und Art. 119, 190., das jedoch hier auch aus dem
rmiſchen Hecht ſchöpft. rn
a) Sachf. Zandr. B. 1. art. 11. |
Ad) Mad) bem altfrififchen Lanbrecht (bei Schotanus
pas. 42.) hat ber Sohn fogar noch immer dos Mundium
‚ „(mandschet) über bir Dutter,\yenn er voNjährig iſt.
9 Schwab. Kankr..Ast. 387. Nach dem Kaifenze cht hört foger
- mit ber Beoßjäßrigkeit. das Necht / der elterlichen Zucht non feibh
‚af. S. 8. 9. At, 6, | |
9 Sädf. Landr. B. 1. Art. 45,
. .® Kaiferreht 8, 2. Art. 5. Wo ein Hann mit feinen Kin⸗
bern unfeebelichen lebet, alſo daz es ba; Kind nicht verbienet,
unn bie Scholt mehr ift bey Vaters, do bot der Keiſer erloubet
„ dez Kindes nechfien Zründen daz fe den Som frheiten non herz
"Water, alfo daz dem Sone fin Erbe nahfolge
IV. RXechttſ. C. Privatr. Vormundſchaft. 649
Guͤter ($ 371,), durch welche: die vaͤterliche Ge⸗6. 352.
walt auch dann aufbörte, wenn ber Sohn im
Harfe Bligp, oder in Beiden welch k), .
6353... . 8. 383.
Die geſcbiche Vormundſchaft über Un⸗
muͤndige dauert noch immer, bis eine Perſon die
Fähigkeit erlangt hat, ihr Vermoͤgen unabhängig
zu verwalten, und ſich in allen Angelegenheiten
ſelbſt zu vertreten, d. h. bis ſie zu ihren Jahren
gekommen iſt. Diefe Volljaͤhrigkeit tritt, zus
folge der Rechtsbuͤcher a), nach Sachſeunrecht und
bh) Sädf. Zandr. B. 1. Mer. 11. 13,
3) Säͤchſ. Sande. 8. 1. Ürt, 23, Wenn bie Sbhne nech
binnen ihren Jabren ſind, fo nimmt ihr älteſter ebenbür⸗
tiger Schwertmagen das Heergewett allein, und ift ber Kinder
Bormund daran. Wenn fie alsdann zu ibren Jahren
. . Rommen, fo foll er 46 ihnen benebſt ihrem vplligen Gut wieder⸗
geben, ex fünne denn berechnen wo er es in ihren Mugen vers
than habe, ober daß er es durch Unglüd un ohne feine Schuld .
‚ verloren habe. Ob gleich ein Kind nach Lehn recht zu ſeiuen
Jahren kommen, fo foll doch deſſen rechter Bormund dem⸗
felben an ſeinem Gute vorſtehen, und bem Herrn an des Kins
des ſtatt und nach bes: Kindes echte dienen, fo lange daffelbe
wegen feiner Thorbeit oder Kindheit ober Schwachheit bes
Zribes ſich felbft nicht vorſtchen kann. Mer aber de6 Kindes
Erbe iſt, bem foll des Kinde⸗ Votmmund von Jahren zu Jahren
des Kindes Gut berechnen.“B. 1. Art, 42. Vor feinen Tagen und
"nach feinen Tagen mag ein Mann wohl einen Kormund haben, ob en
beffen bedarf, und mag deſſen auch wohl entbehren wenn d will
Wer feinen’ Bormund nicht zur Sand Hat, der fol ihn auf ten näch⸗
fien Tag der von Gerichtsmegen um feine Klage angeſezt wird,
vporbeingen. Uober einundzwanzig Jahre iſt der Mann zu ſei⸗
nen Tegen Ipmayn ‚up Üben ſechzig Johrz ſo iſt es üben
650 Dritte Periobe. &. 888-1872.
8. 353. wohl auch nach anderen Volkerecheen mit einnundzwan⸗
zig, nach Particularrecht. und vielleicht ͤberhaupt nach
frankiſchem Recht, mit achtzehn Jahren ein ae). Doc
erlangt der Unmuͤndige ſchon mit dem Alter von drei
sehn Jahren und feche Wochen, die Faͤhigk eit, Lehen
zu empfangen b), und nach manchen Particularrech
ten mit eben diefem, oder noch früher, bie “Befug-
niß, fich felbft einen Vormund gu wählen, ber ihm
nach manchen Mechten nicht mehr nothwendig war c).
feine Zage kommen, da er einm Vormund haben fell ob a
will, und fränfet bamit weder feine Buße noch fein Wehrgeb.
Bern man eines Mannes Witrr nicht weiß, und ex bat Ka
im Barte und unten und unter jeglichen Arme, fo fol mm
wiffen, daß er zu feinen Tagen fommm if. Wenn ein Sb
ju feinen Jahren kommt, fo muß e6 wohl feines Weibet,
und eines jeben wes es will, Vormund ſeyn und auch zu Rampis
warte, ob es gleich binnen ſeinen Tagen it, denn als es
ſich ſelbſt vorſtehen kann, alſo kann es auch feinem Mündlcin
wohl dorſtehen. Schwäb. Landr. Urt. 327. Wenn ım
Mann konmt zu achtzehn Jahren, fo hat er fein volle Tag;
will er fo mag er Vormund nehmen, will er fo mag er fein
. wohl entbebren. Aber König Karl Hat geftzt ex fol Pflege
baten bie auf fünfundzwanzig Jahr.
45 Da fräntifche Part, feheint ber fpäteren Veftimmmmg ber
ee die Mokjährigteis der springen zum
" @enube zu liegen.
b) Sächſ. Lebenr. Art. 28. Kinder Johrjabl iſt derijeba
Jahr und ſechs Wochen von Ihrer Geburt; doch bedürfen fe
es darnach, ob fie jemand betaldingen will um ihr Lehen, birweil
‚fe zu ihren Tagen noch nicht kommen find, daß iſt zu einem
dJahr und ‚zu zwanzigen, fo müſſen fie wohl zu Vormumd uch⸗
| men einen ihres fern Daun der fie wertzeie zu Befunecht,
0) Rad) dem Säuft. Lande. rl! 319. Haben dies Ptedht
Knaben mit dem vierzehnten, Mädchen mit‘ ben qwälften aber,
IV.Rechtöf- C. Private. Voentimdſchaft. 651
Der Zwiſchraraum von hier bis zur unbedingten 4. 353.
Bolljährigfeit, wird durch deu Ausdruck m binnen
feinen Tagen’ bezeichnet. Der Schwabenſpiegel
ſucht dies am den roͤmiſchen Unterfchied zwifchen Tu⸗
tor und.Eurator anzufchließen <<); cher als eine ſolche
Ausbehaung der gewählten Vormundſchaft bis zu
25 Jahren, fand der Grundſatz bes römifchen Rechts
Eingang, daß auch die Mutter die Vormundſchaft
übernehme koͤnne d. Neben der gefeglichen
Geſchlechtsvormundſchaft, kommt auch eine frei
willige vor, weil ein Weib zur Betreibung
gerihtliher Geſchaͤfte, wenn es feinen gefeh-
lihen Vormund nicht zur Hand hat, ſich einen
wenn fie erweifen koͤnnen, bat Ihnen ber Pfleger „ũbel getban
Babe. Art. 320. Bat fogar dies Wahlrecht ohne biefe Eins
ſchränkung. Die Statuten von Braunfchweig bei Leibnitz
Ser. R. B. Tom. 3. geftatten jene Wahl (P. 2. Nro, 48.)
einem Kinde wenn es zwölf Jahr alt iſt. Eben fo bie go6s
lariſchen Statuten Art. 10. (ebendaſ. &. 400.), wobei gefagt
wird, ein Kind fei im breisehnten Jahr „zu feinen Jahren“ ges 1
kommen. S. 8.8. Kraut bie Bormundfchaft nach d. Gruntf.
des d. R. B, Bött. 1835. 8. ©. 132. f.
ce) Bergl. Urt. 319 bis 338., wo biefe Lehre eben hierbarch ver⸗
wirrt iſt. Art. 327. (Note a) verwechſelt bie Euratel und das
demſche binnen feinen Tagen.
d) Auffallend ift, daß der Schwabenſpiegel dieſen Grundſatz nicht "
bat, und ein ftringenter Beweis, baf er gewiß noch an menis
gen Drten practifh war, was jedoch auch ſchon ans feiner
gänzlichen Unvereinbarfeit mit ber Geſchlechts bormundſchaft ges
ſchloſſen werden mag. Doch haben ihn die augsburger
@tatuten von 1276. Urt. 228. ©. Wald —J zum
dentſchen R. & WHRI- .
' 652 Delite Periode. & 8884272.
$. 353.
anderen wählen, oder vom Richter beſtellen laſſen
muß e). Much wird der Ausdruck Wornumd von
dem gebraucht, welcher freiwillig von einem An
dern zu deſſen Vertreter vor ‚Gericht oder im
Kampf gewaͤhlt wird, ohne Unserfhied, ob die Ver⸗
aulaſſung dazu in der Altersſchwaͤche von jenem
liegt (teil er über feine. Tage gefommen.d. h. über
ſechzig Jahr ale fl), ober in anderen Gruben,
- welche eine Perfon, die noch binnen ikren Tagen
iſt, dazu beſtimmen moͤgen t)
§. 354.
Die Sachen, welche zu echtem Eigent hum
beſeſſen werden, find entweder Eigen, db h. unbe
jegliches Gut und was diefem rechtlich (auch nur
in gewiſſer Beziehung) gleichgefegt ift *), oder fah⸗
rende Habeb); auch wird Eigen dem Lehen
($. 364,) entgegengefeze e). Gleichbedeutend mit
&) Sächf. Landr. ©. 1. Urt. 43 bis 47. 8.2 Urt. 62
Schwäb. Lanbr; Art. 813. nach Art. 366.
"9 sig. dandr. 8. 1. Mt. 49. &, Note a sub b,
H Schwäb. Landr. Art. 268, 970,
h) Sächf, Landr. 8. 1, Art, 29, 34. 52. 8.3. Urt. 83,
An biefee giebt es fein anderes als echtes Eigenthum. Wlles
abgeleitete dem Eigenthum analoge Beſizrecht bezieht ſich nur
auf Grunbftüde. Bon biefem f. $. 362. u.f. In biefem und
den folgenden &$, ift zunächſt und hauptſächlich nur vom achten
Eigenthum bie Nee
e) Sächf. Rand, 8, 2. Ar 3.
IV. Rechteſ. C. Präass. Cigenshum: 653
Eigen. : wieb . gmvellen der Ausdruck Erbe ge4. 356
braucht Y, der fi) aber, wenn er: eine einzelne
Sache bezeichnet, gewöhnlicher auf den in. manchen
Beʒiehungen wichtigen Unterſchied, zwiſchen dem
von Blutsfreunden e) ererbten und dem auf
andere Weiſe erworbenen Eigen bezieht f), und
für den geſammten Nachlaß einer Perſon genom⸗
men, auch die fahrende Sehe xuer ſich begraft 2
6.358, .. 355.
Die Rechte des Eigenthumt beruhen nach den
Rechtsbuͤchern) noch auf den; Grundſatzen dee
älteren Rechts von der Gewehre (vestitura, giwert
B. 1. S. 374), die einer Perfon an einer Sache
zufteht, und ber Berpflichtung bdesjenigen, ber fie
übertragen hat, den Empfänger zu vertreten (wärn
ebendaf. S. 375). Der Ausdruck Gewehre h) er-
d) 8:8. Schwäh. Landr. ML. 228°
e) Schwäh Rande. Yıt:. 206,
H Daher iſt nicht ungewoͤhnlich, den Ausbruck Erb und Cigen
zu gebrauchen, tum arizubeiten, baß jede Art von @igen gemeint
fi. Z. B. Saͤchſ. Landr. 8. 1. Urt. 6. © ‚Bier: von · der
Rahr..im Votabular. bei Senkeuborg Corp: jur. 'Germ,
im. a. ‚Tom. 2. Sect. 2. p. 9%
MGi. Eanbr. 8, 1: Art. 6. navi
a) Eine volftändige Unterſuchung bet Sehte, aus bit „Weiße von
Nechtequiflen an deren Spitze bie Rechtsbücher ſtehen“, erfthätt:
die Gewerr als Grundlage bes älteren deutſchen Sacenrechte,
bargefteflt von WB. ©. Albrecht. Königeb. 1828. 8.
"by Berg Homeper im Regiſter zum Cecjfenfpiegel @.-209,
S
654 Deitte Periode, A. BES-IN7
4. 85. ſcheint jezt auch in ertveiterter Bedeutung, bie von
der urſpruͤnglichen, des rechtlich geſchuͤzten Beſitzes
(siwert), abgeleitet ſeyn diirfte). Das Wort
wird zuerſt im weiteften Sinn file das factiſche
Innehaben gebraucht d); dann bezeichnet es den
Befitz einer Sache, am welcher der Beſitzer das
Eigenthum zu haben behauptet (Bere an Eigen
& 354.) °), ‚Der Beſtitz des vollen Eigenthümere
heißt die eigenthuͤmliche (egenlife) Gewehre, m
Gegenſatz der Lehensgewehre, oder irgend eines
Beſitzrechts, mit welchen einzelne vom Eigenthum
getrennte Rechte verbunden find f) Im Gegenſat
wo bie Mrtifel defefben zufastiiengefihit find; in weichen er in
berſchledenen Bedeutungen vorkommt.
ce) E⸗ wird unter Were (in jenem urſprünglichen Sinn) „zuweilen
auch Beſitz ohne feierliche Auftaffung veſianden. Grium
2R. %& S. 60%
qh Sächſ. Lande B. 9. Urt. 60. Cod. Quedl, firt: M.
Swelk man eyme anderen lehet oder setzit eyn phant is
sy pfert oder cleyt oder ieheger hande varende habe zu
awelkir wis her die ug von sinen weren Jeut mit sime
“ willen. Bergl. Homeyer a. a D. lit. e.
e) Sädhf. Landt. B. 2. Urt. a. Cod. Qüedl. rt. 70,
NHen ne sol nemunde us sinen weren wisen von gerichtes
halben. a} sie her da mit unrechte angecomen,
9» Sädf. Landr. 8. 2. Net. 44. Wer fich an feinem Seen aber
an feiner Mutter oder Niftel Leibgebing @igen zufagt, der
* bie eigenthümliche Gewehr mit ſechs fchöffenberen
Maännern beweifen oder ihm wird Bruch daran. ben fo bat
bas ſchwäb. Landr. Art. 309. Die Gewehre, weiche der
Chemann nad) fächf. Lande. I, 31. an dem Bermögen feines
ʒZrau nicht erhalten Tann, ohnerachtet er mach I, 45. eine
IV. Rechtsſ. C. Private. Eigentham. 655
des Beſitzes in fremden Mamen, wo das une 9. 368.
haben eine „Were nur im weiteſten Sinn des
Worte genannt werben kann, beißt das Inne⸗
haben der Sache, wenn es mit dem Eigenthum,
vollfommenem ober unvollfommenem, oder fonft einem
Dinglichen Recht verbunden ift, die Iedigliche Ge⸗
wehre. Diefe hat daher der Eigenthümer, fofern
“er nicht DBeftandrheile des Eigentums mit dem '
juriſtiſchen Beſitz auf einen andern übertragen
bat; fonft hat fie ihm gegenüber: der Vaſall, der
Pfandgläubiger, der Erbjinsmann u. ſ. w. 8).
wahre Gewehre atı dieſem Vermögen bat, iſt eben fo von der
eigenthümlichen Gewehre, im Gegenſatze der Gewehre, tyelche er als
ehrlicher Vogt bat, zu verſtehen. S. unten &. 369. Im Ge:
genfag der Lehensgewehre, heißt bie eigenthibnliche auch bie ges
meine Gewehre. Sächſ. Lehenr. Urt. 40,
5) Sächſ. Lande. II, 57. Sb wohl ein Gut ihrer ertichen ge⸗
hörst, alfe daß es einer von bein andern bat, fo foll man body
was man auf dem. Gute thut beim beſſern, ber es in Lediglis
hen Gewehten hat und anders niemanden. Schwäh, Landr.
Art. 3387. Der an einein Reben frevelt merf alſo. Und if
daß ein. Dann ein Gut vom dem andern. bat, wer auf bem
But ober in dem But frebelt, daß er mit Nuye in lebiglicher
Gewehr Hat und in großem (Berg, ganzem) Nut, bem ſoll man
befferen. — Ganz falſch verftcht diefe Stelle Hier, von ber
Zahr im Vocabul. unter dem Worte lebigliche Gewehr (Sen-
kenberg C. J. G. m. aevi Tom. 2. Sect. 3. p. 38,), vem
bloßen Beſttz ohne Proprietätsrechte, wie fich bies aus fächf.
Raudr, I, 34. ergiebt. „Wen ein Mann fein Gut Abergiebt,
und es wieder zu Lehen empfähet, fo bilft dem Herren die
Uebergabe nicht, er behalte denn das But Fahr und Tag in
feinen lebiglidyen Gewehren. Hernach mag er es jenem fichers
tich wieder leihen, doch fo daß weder biefer noch einer feiner
Erben Eigen daran bereden kann. Vergl. auch bie Gloſſe zu
686 Dritte Periode A; 8884872,
Kuh Amvakam Inhelt. dta Richtſteige I A Eap. 7.
" „Item als du fragestz ds hahest gut jn deinem lediglichen
vreren das lhabest da ‚vermeygerett. und hahest ja nutz und
jn gelt ünd sey dir geantwriet vor gericht far benempt pfennze.
äuff dem gutt sey frevel gestheheri den sol man dir 'busseii,
Und yener der dir das güt satzis ungeantwrt (b. i. und ge
autwortet) hatt. der spricht er hab das gut von seinem bera
und das (etwa des d. h. deſſen?) erb sey. sein man sol es im
verbussen. Auch spricht der Lehen:Herre man äoll es Ju
verkauffen ([; verbußen, ba verfütifen feinen Sinn giebt). welcher
man Im es verpussen sulle von recht. Ich sprich: ist dein
gut manches mannes. also das es einer var (I. von; f Gady
fenfp: IL 57.) dem andren habe, was ınan auff dem gut ‚frevelt
das sol mar den jpebsern der es in ledigklichen vreren hat,
Hast du es aber von vermieten deswegen in geweren so un
tersthaid du den schaden. Int es schedlich dem gut umd das
der schad den nicht on rürstt der es gerhiettet hat: vindt
er jn so muss inan im antwrten. verget aber das vermiettende
von dem schadet, so ist der schaden des heri. Hat man vs
ober von pfondeswegeh in geibere, 30 bessert mon den
der das pfandt has, Auch wissent kurs: vres der schad ist
dem geburt die clag von (b: 9. wegen beffeiben). dem sal ma
bessern. wen ein man also thut und gibt sein pfenilg uf gut.
gevelt frevel oder schaden dar jn. darumb sol man Im bessern
und pusszeni der sein gelt dar an hatt; :
In dieſet Steffe fo nah Albrecht ©: 5. Rote 13. felgente
Frage behandelt werden: „eine Beflgfiöchng iſt vorgenontnen aporben,
es fragt ſich, wein von folgenben drei Perfoneii die lage ziftche
ob Sem Pächter, „ber bie Sache in lediglichen Gemapi has“ erer
ben Berpächter, „bei benempte pfennige empfängt" umd zugleich de⸗
dominium utile bes Gutes hat, oder endlich dern domiens directus!
Zu eines vorhergehenden Mete (S. 3: Note g) werden bie Merz:
. Item
fächf: Landr. 8. 3. Art: 57... Ueber ben, Begriff weichen
Albrecht dem Lusdruck ledigliche Gewehre mutesiegen wii,
fe die Anmerfung.
IV. Recheiſ· C. Plate Eiſenchuns 657
Itera— da Kißient put’ie:deinen: lodiigliken. gemeren, dad ha- 9358,
best du vertieygeret und habest · es in matz; melden. d. Rabe
‘tech: quod pussidens praediam temquam vonductor giebt, für
richtig Uberſezt erklärt; dies ſoll ſich aus ben folgenden Worten ars
geben? und es uey dir geuutwortet (tmbirt) für benempte pfennige.
. . Zaobrdecſt Mes ohne indglich, der Stelle dieſen Siam
'amterpalogens Son: Der Lahe Überfezt ganz fulſch.n Bermeiern beißt
nicht eonducere ſondem lacare: Wie. Nebergabe (Ueberantworiung)
iſt nicht dem Pächter gefchehen, und die benehasten: Pfeunige ſind
nicht Das Pachtzeld, File weiches der Yädhter die Sache :iuine: hat.
Es iſn auch gumächft gar wicht davon bie Biete, ob der · Pächter
veechie ans der Biſitſtörung habe. Der welcher das Gut: in Iebipläten
Gewehren zit haben behauptet, hat das But vermeiert, d. 6. ver⸗
pachtet. Kieler Werpachter hat das Gut zum Pfand (für be
neripte Pfennige erhalten) ;:feine Wrbigliche Gewehren iſt alſo bie bes
befigenden: (8. 36fa) Pfantglaͤubigert. Diefer verlangt bie Buße,
wegen bes Dorgefallenen Frevels. . Neben ihm macht der, weicher
dem "Fragenden „das Gut ſazte und libergebew hatte, ebenfalis auf
bie Buße Anſpruch; endlich der Here, von welchem der Berpfänber
Bas Gut, alſo wohl zu Lehen, hatte. Mon dem Pächter iſt bis das
bin, wenigfiene ausdruͤcklich noch gar nicht die Frage geweſen. Der
SBerfaffer des Mednsbuchs antwortet num auf bie Frage: wer bie
Buße erhalten miiſſe? ut: den Worten bes. Sachſenſpiegels B. 2.
Art. 57. Dieſe erfiärt ex naͤhet. Da auf bie enticheihenben NBertes
ber erhalte jene, ber das Gut in lediglichen Gewehren habe, ber Ueber⸗
gang zur näheren Exrflärung wit den Worten beginnt: hast du es
‚aber.von vermisten deswegen in geweren, fa wird. damit feis
neswegs ber Beſitz des Pächters füt etwas anderes als den Natural⸗
Befi Ki fheinben Namen) erklärt, und &6 folgt Hieris alſo and)
nicht, bafk Wigliche Gewehte blos deu Naturalbeſitz, ohne alle Re⸗
benbezichung auf das Mecht, mit welchew er verbunden ift, bebeute.
Dem Gegenſatz nach, der in dem Wort „aber“ liegt, muß vielmehr
bas jezt zu beſchreibende Werhältwiß des Pãchters als ein ſolches bei
trachtet werden, bei welchein jeur Negel micht burchgreift. Und
Dies bewährt auch das Folgende. Das Nechisbuch made einen Un⸗
terſchied, glabt. aber nur eigen Zall an, den, wenn das Gut, aber
nicht. der Diiether dom bem' Schaden beiroffen wich. Die Stelle,
3. IL [42]
653 Drie Paiobe. 888 ABTR.
41-358.
wildhe · jenen · entſcheidet, IR ‚Yonheiigeiniuh: necherien; Oie Masche:
vindt ‚er. in, so imsee ex wol. enidrnden — erinnem au Sadıs
fenfp. IL, 28. vint men ene. in: dep; atat men mut ene wel
phauden oder uphhalden. ver. dev: schaden one: den richteres
orloph. Ee ſcheiat alſo von dem Pfaͤnnuugericht die decde zu fee,
9. 356.
md mit Bezichung auf ben fohbende n Gegenſatz, den Kalk; mau
der Schaden den Dtiether ſelbſz trifft, fo wie auf die daun folgende
allgemeine Degel, bie Buße gebftfre-hem, welchen der. Schaden trefe,
möchte ich annchmen, daß ſich hiernach entfcheide, wer den Scha⸗
bdeuserſatz von bein Gepfänibsten erhalte, der Verpochter wegen feine
Gewehre an der Subſtanz, ober ber Pächter wegen bes erlittenen
Schabens an Nutzungen. Die Gewehre au der Sach e IR ale
sicht der. Grund, weshalb ber Pächter Buße erbält,: und bie allge
meine Regel, wer bie lebigliche Gewehre Habe, ben komme fie ja,
wird mithin auf ihn nicht angewendet. Gleich baranf aber wud
wieder ganz allgemein im Begeufay dieſes Berhältniſſes zwi
Achen Verpächter und Pächter, dem: Pfandgläubiger Mem big Lebig:
giche Gewehre mit bem Beifatz, dah ex. das- Gut Nermemt
Habe, ausdrücklich im Lnfang ber. Stelle zugeſchrieben wurde, ber ſe
alſo durch Wermeierung nicht verloun haben fan), das Recht bir
Süße. zu fordern zugeſchricben. 6. wich alſo wohl kabel. Birken
aniffen, baf ledigliche Gewehre: bei Brunbftüden etwas amberes if
als. bloßes Yunehaben, nehmlich ein mit:irgenh einem bings
lichen ven verbundeser maseatbefik
Wer m Sikaber einer GE unbäveälie Ceh⸗
in Anſpruch genommen wwird,..an.der er ſich Eigen
oder Lehen zuſagt *), muß den Grund ber Er
werbung, feiner Gewehre angeben, twenn ein Ande
rer jene als Eigen oder vermäge einer Gewehre an⸗
ſpricht/ welche ihm die Aucuͤbung der Eigenrpums
va) Wer mar Ramens eineh Brenn: ‚beft, brand ſfich ef den
Brechrefrei “. einzalauſſen. Richt ſteig 8. 2. Ne...
21
IV. Rechtsſ. CE.Privatr iger: GO
techte Ar) gichben do jeuer bei muhe weglichen 502664
Sachen nochwerndig im aiuer Uebertragn ig)vhey
im Erbgang.liegt e), ) Den Beklagtenſchot ri
der: üfertengenen: Bustehriifchen, „afisihnuber: Mac
tor, welcher ihm zur Geweehrleiſtung menkäimbeucift,
zu vertreten bereitiäftl),: har Mläger hingegen kei⸗
nen Gewehren xines ihm vͤbertragenan Rechtse)
zu jet vermacht Dar. FI ApaBegen ofpranemn ba
\ 25 hr
b) Siht. candt. *. * it. v3 Cod, Quedl, Art. sc
Swer elaget uph eynen "anderen Wer 'neme Ime 'sin gut:
das ir Ye: weder von)‘ kunderleken hepreii b.sögdl.. I
he der. sol sinen wegen zu. ‚Age. ð ingen.. gvreg. gu
wirt die behalt. unde des ‚gewere nicht ne kumt ie 7
"Jade. iz ne beneme- yme echt 'nol''die- her Sesthene:
Schwät, Laudr. Met. 1R4 Klsgent zwen aaa ;auff;eyn
gut und sprechen es habs inen ir herre oder eyn ander
mann, czu aygen geben. oder ze Zelen-gelihen oder ver-
sernet in sol der richter eynan tag gaben, :das:ay beid
ire gewertn bringen, Sähf. Hand a, a, D : Sprechen
aber se ine. das Gut .die, da,umme zyvgiek.bayde vanınynem
manne. vor dem sollen. ae camen, zu, rechte. uber ses vwo-
chen, ‚unde die richtaze ‚al. sıyene- boten ‚mode senden die
da horen.‚welkir behalde qder virliom . |
c) Bon dieſem Fall ſprechen die in 'ber Borhergeänben Nöte ans
geführten Stellen nicht. Er. 'ergicht fich, aber, que’ ben Vrund⸗
fätzen fiber gleiche und' ftärfere Gewehre Note, %
d) Swer gewert:wigd die hehalt,.unde des. gowere nieht ne
kamt die virlusit, Oben Noje, h. .. .
©) Den Beſitz braucht er'nicht gebabt zu haben; ba’ zür Inde⸗
ſtitur Wei dem Eigen Die beiin Lehen, die Uebertragung ded Bes
fies nicht gehört, wenn nicht von der rechten Gewehre (Note g)
die Rede iſt. Es garägt, wenn fin Vettteter bie Sache be-
ſeſſen Hat, und durch feine‘ wei ober fläctere an bie bes
Kellagten bricht
[42* ]
„660 Deiakitprriobeine BIT KT.
6: Weltagten ;nübebinigt :cin: Gewehet noffichbig If
(ro: 3) und ihm idiefen entſeiht, der Akkger aber
gerwrher wied, gegen‘ den Beklagten erkaunt, wenig
ftond wein. ber Kläger. mit Eidhelfern fein Eign⸗
thum beſchwoͤrt f} 3) Des Gewehren kann jedoch
der Veklagte entbehren⸗ wenn ihm die Sache ge-
richt lich aufgelaſſen war, zuidu er fie. Jahr mid
Tag ummgefochren beſeſſen has; ſeine Gewehre
heißt dann eine rechte Gewehre 5); das Aueblei
ben feines Gewehren verpflichtet ihn Dann Hr, bie
Sache zu feinem Recht u vercreten (Nro6)
es wird Daher für ihn geſprochen, wenn der Ge
wehre des Klaͤgers ader diefer ſelbſt nicht eine
ſtaͤr kere Gewehre darthun · kann bh, Die Beam
f) Ob der Eid, welchen ſaͤchſ. 2anbr. ©. 2. Art. 36. kei a
Kinbication beiveglicher Sachen allgmmein erfordert, wenn ber
Beflagte keinen Gewehren bat, Auch bei unbeweglichen Sachca
‘ Immer nothwendig war, iſt wenigftens wicht außer Zweifel. Die
Erle B. 2 Urt. 42, gedenkt deſſelben nichts und B. D: Bert. 43.
. (Note ky entfcheibet nicht voliſtandig da hier zuvor die gleiche
Gewehre von dem Beklagien dargelhan ſehn ‚mußte, alfo der
Fall ein anderer ifl. Die Regel: wer nicht gewehrt wich, sm
liert, ‚Könnte mithin duch ohne vorbergegangenen Eid gegel-
ten haben; doch möchte ich däuben, daß ber Eid ütimer noth⸗
. wendig geweſen.
SD Schr. Landr. B. 2. Ei. 44. Cod. Quedl. Art. &
welk gut eyn man 'fı'siner gewere haf iar. umde tach
ane rechte wedersprache. de hat da ane eyne rechte were.
Die wile men aber eyn gut under eynem manne heel-
git na rechte. swi lange her is halt da boben mit gewalt.
‚ nimber ne yyint her da rechte ‚were an, die wile men die
rechten clage ‚getzugen ı mach.. |
EXT, Rande. 8. 2. ei. 4. _ Code Kipa at zu ber
—
V. Rechtsf C. Privater Eſgenchunn. 661
theüünmg des Vellagten,s den Fein Gewehrenvertrat, 5. 26
erfotgte alſo aur, winm er iſis nicht als Erbe beſaß,
was er wohl mit dem Zeugniß: der Gerichtsſchoffen
(Note k)-berweifen konnte // und doch Ihm 'entinche
die. Sache Überhanpt' ni gerichtlich aufgelaſfen
war, Ober. en: fie wenigſtens noch richt’ Jahr up "
Tag befeffeit hate; die Negel, daß beibe"fizciinte |
Theile ihren: Gelscheimiupr Dericht bringen md | \'
ten (lese .D),; iſt Daher ohne Zweifel auch gun auf
diefer FJalf zu begeheun) und der Beklagte: Barkıte
mithtee, wen. er eine rechte / Gewehre Hurch vus
Zenguiß der Garicheſchoffen uud tech lauch darch
eine gerichtliche Urkunde (F. 69a. B. 1:6. 376)
datzuchun vermochte, ſich von "Anfang am gegen
Die erhobeno Klage durch Berufung auf Die rechte
Sewehre vertheidigen,' Ay Dei gleicher Gewmehre
Note b Ageruchen Stelle hinzu: Hat aber in ein eine rechte
gewere an deme gute :iar und: tag gehst ane rechte wider-
sprache. her en verluset damite sin: gut nicht. eb. ime sin
gewero.abswichen tut. su ‚rechtes ‚gewrereschaft : deste erz -
. selbe: versts (d. h. ver aa re Matfhee [Bananen Kat
gabe) ah: aime zechte, .. .
1) Sierauf beten auch die der Erells Rote h ———
ken Worte, durch weiche Cod. Lips, ben Verluſt des Lebens
wegen Sinsbleibene bes Leheneherrn als Gewehren auf. den Fall
Sefchwänft: : of: set beide under gewero ansprekeiunde
&6 like mit deme gute belent sin. Denn „ohne Gewehre“
Bann herr. wicht den Naturalbeſitz bebeuten, weichen ber Beklagte
nothwendig gehabt Haben mußte; bie bloße AInveftitur ohne Ges
wehren, konnte aber dei Grundſatz nach auch nicht genfigen,
ſo wemg als die bailoße gerichtliche Auflafſung, ohne ie von
Jahr und Tag.
GER Make AcicheutäR 8384-4272.
6.36. wirt fihr: den geſprochen deu die Dache ia. Bigen
—
in Anſpruch nimmt,ſwihrvende fie her Audere: zu
Lehen haben will; behanßten beide: das Eigenthum,
ſo gilt das Nicht an ererbtant Eigen, ber Gewthre
gegenuͤber, bie rſich auf Nauf: qder Schenkung ſtůjt,
Ar dag ſtaͤpkere F Mer el einen: gleithen Be
wehren war auch aur seen dieſe veriſchie⸗
Bienen. God nde ver Qewchre, bei) eirem. Rechte
Seit pixi⸗prache: Tamae; nirailich: o. woin dem
Kauͤg ev: die Sache durch Enbgang endlallens:iwar,
uch daher ihnr ie Sache, Hamiternfih: eine Ge⸗
Waizr Eium derſelben zuſchrrban Lornte, nicht auf⸗
Gelaſſenzul ſen branchtö, ser’; aud) : did! fo werig
zu geigen noͤchig hatte, daß er ‚fie ſchon in. icdig
lichen Sewehrren TE: ABS) gehabe! habecen cin
rechten Gewehre darzüthun l)...Dirſer Gewehte
9 Sähfikanhr.- 8X Ach .Cad; Quedl. Art 86: Swer
: yn got yane bprichtezuflene, iunda oyn'ander apricht i iz
ni? ‚ask sin sygen. epreüheiitrse. isıwmit glichen'weie am. iene
sn t inilht.zu ‚eigeme,behalden. mit.£wieni.schegen. zer
.: demanı.der ändefe; zur lene. ‚Eafreygen ‚mut ıech-eim man
(bat) behalden den eyn ander gekomft eygenibdiex gegeben.
DeDum die De wie h t welche ber Ber fterbun.e-Höätte, wird aui
an: ern Erben durch Erbgarig Überttagas, winn er asıdy richt zum
si Bel: der Sache gelangt if. "Sächf: Landr. U. 3. Mr.
..."Swäz yasa einem manne edeswibe gibt. daz saln sie be-
' sitzen dri tage. Swraz’ sie: mit.olage irvorderen oder uße
sie geerbet wirt. des en .dorfen sie. nicht besiczen.
Dies drückt bie Parẽmie ans: ie mort saisit lo vif; der Zokie
eebet ben Rebenbigen. Erben“ ifi in bie Gewehre fegen, wii
ee BANG des feanzöflfcen Mnseruls (emghik:
seizin) If,
IV. Kechisſ yon Euſenchinũ 663
gegeben <&nte: auchnder· Veklagte! kiie Gewehre, 4: 356
Tape: ch: vertreten wurhe, vber die Sache burch
Auflaſſung eopalten unßVJahr und JZag! in Iedig⸗
lahen Dewehrenn gihabt hatte· ¶ Daß er:dach: hem
Aluger weichen autßie Karte ſeinenngucen Rachts.
un. Bari; Daß orwendig feine Gewehern in
evchemaͤßtger Dafkyger bar /und es daher: ai und
Bilig:gesefenwärey! ihus vermoge Devızechteni ER
weire ‚gegen den Mrhen zus: Tlrian: Den. dei
Verſtor bene ‚mußte, ‚wenn der vorausgeſezte Fall
eintreten folke, die, ‚Tebigfie che, , Gewehre ‚erineislich
bis cz :feimenn: Tode :gehakt::haben 5: den. Beklagte
oder deſſen Gewehre mußte”fich‘ alft Anteghtiifäßiger
Weiſe eingebrängs haha. wenn. nicht seinge.ıvon
beiden ſelbſt cin naͤh er es Erbrerht darrhum foramt w),
wo dann aber ‚auch, ‚dei, "Salt, eines. Anſpruchs mit
gleicher Gewehre niche: vorhanden war. Eben fo
trat auch dieſer nicht ein, wenn der Erblaffer vor
feinem Tode die Gewehre: verloren hatte; "dann
wurde, nicht .diefe fondern der Auſpruich verkehr,
und wenn der Beklagte gewehrt war, mußte
vielmehr "der Kläger, che er zum Eid über fein
Erbrecht, gelangen. konnte, deffen Gewehre durch
den Beweis brechen, daß jener oder fein Vorgaͤn⸗
ger fie unrechtmäßiger Weiſe n) erlänge habe, was
durch den Beweis einer gewaltfamen Beſitzentſez⸗ i
m) Diefen Gall hat dee Richtſie ig des Landt. B..d. Met. 2.
n) Sähf. Landr. 8. 2. Art. 24. wo zu oben &. 355. Mote e
hinzugefügt wird; man ne breke sie eme mit rechter klage.
664 BeiteSperiobe:. Ar B8B ARTE .
6.356 zungdes Erblaſſers oben Kirn: (cha. von dieſen
exhobenen. Slage Rote, ed. aden „den. snbefngten
Berkugerung leicht geſchehen Konnte, wo::-Feiner
dieſer Fuͤlle arefen. werde. ‚Fonute,:. maßte:ote
mmuthet wenden, daß der: Erblaſſar freiwillig und
vechtmäßig. von der Gerwehne ialgesangen ſFei⸗)
bu.
Wenn ber Beklagte die: Sache mc. ala
Dritten zu Leher erhalun beste, an welcher "der
Kläger: das Etgenthum diene war ‚gleiche
“ 9 Der angeflührie Sctifel fen Ye za, wie dies geichefen Tonne,
dem Hegenliber, wo den Beklagten die Gewehre „mit anrechte
©, angecomen” fey. Dex‘ Beisik rines hec.crfteum deite mug ahrs
vwach den Grundſaͤtzeu, bje fiber bie Berpflictung zus Giswäbzteifiiug
J gatten ($. 360.), von dem Beklagien nicht fordern; der Kläger
U hute: als Erbe durch fein Bckenntniß FAbft- ige herftellen möäi:
„
vr pihe genug, wenn er die Geischge zu. brechen mict
.., permodhte, zumal da, auch wenn die Veräußerung ohne des näd-
u ken Cimwilligring geſchehen war und deehalb widerrufen
"werben foriine X$. a.) ſchon bei Lrhzeiten des Schlaffuxs lage
„erhoben feym mußte. ; .- nt tn on
De Re zwei Derfnen eine Sache hade pn Kthen ode
bride zu Eigen zu haben behaupten, ‚und. zuglsich, beide ges
"wehrt feyn komiten, war nicht möglich; bier konnte alfe An;
. fprache mit: gleicher Gewehre nicht vorlommen. Deun fprechen
im erfien Bahr heide das Lehen von einem Rehensherm an, fe
weift fie ber Richter dor den Rebensherrn. Sädf. Santı.
B. 2..Art. 43. Cod. Qüedl. Ari, 85, Sprechen aber se
: äne’ az. gut die da umme zweiet beyde von aynep manar.
. ‚vor den sollen. ‚se comen zu rechte uber ses wochen. unde
die richtere sol‘ zwene boten mede senden. die da horen
welkir behälde ‘oder virliese. Ber zuerfl beiehnte mußte aber,
wenn er auch in ben Beſitz gefommen war, nothiwenbig im
Lehnsgoͤricht gewehrt warden Sprachen die fireitenben Speile
das Gut von verſchiedenen Rebensherm an, fo iſt .e6 unbenthuz,
daß beide gleiche Gewehre kepnisen Leinen, wenn es zu eincız
IV. Wechteſ €. Hubate Eigenchum 6b
Gewechre mur denlbat, wam der Beklagte keinen 4: 356.
Wertteten haute, den: die Sache. als fein Eigerchum
vertheidigte; eine rechte Geehre des Lehemnerves,
ins: Folge einte Auflafling he Dem Gerichtn:vor
welchem der Streit geführt wurde, war hier nicht
meighkhr Weile: Die: Üabönagamere in: Tchangericht
erteilt: wirhe / mb: in cdem exaiegeſezten BE ur
auch . dar Lehubrief erwisfen- ſeyn. konnte Duß
dieſer · Vemeir, wenn Der Vertreter des Eigen⸗
tiinma nicht; erfchien, fire. ſchwaͤcher galt. als
das Zeugniß der Schoͤ flen/ daß. as Her Kläger
vermoͤge · Auflaſſung . oder Erbgang zu eigen habe,
log. in des. Mater eines. ahgeleite ten Rechec
welches ver Beklagte wur anzaſpechen Karte. ) Mie
Gele. des Unterliegens in einem Reoerſtret uͤba
niechtsdexſahren kam. Sofern die Sache bios unter meh
verhandeli wurde, konnten beide eine rechte Gewehre midjt ers
F —— weil nochweundig eine Söchiuestfehung, Corgeſullen uns
‚bie exhobenn Sigge. hinderte daun bei ‚Dem, weſchat ben Beſt i⸗
Folge derſelben „erhalten. hatte, bie Eutſtehung einer ſolchen im
rechellchen · Siam ; trat wenigflens auf: einer Weite ein
af Ro eapfegieb ‚Rp der. Gitzzit Dadurch, Da gaistchee ats cin
Theil die Gewehre als unrechtmäßig gebrochen. wurde, oder hier
"Ne Gewehre au Eigen bie an Lehen, oder Bas Erbe die Gewehre
“ Übersgeg. Noch weniger mar (aufier nach Hit. a) der Kal md
lich, daß heide Eigen mit gleicher Gewehre ſich zuſagten. Deur
bier mußte fi durch Auflaſſung in einerlei Gericht für beibe entftans‘
ben ſeyn; der eine mußte alfp enzweder wiberfprocyen haben,
ober fein Schweigen ihm unpräjubicirlih, ſeyn, weil er abweſend
geweien mar; dann erhielt nach fächf. Kandr. 8. 2. Urt. 44.
ber andere feine rechte Gewehre; ober er basic die Wergabung
geichehen laſſeu; dann hatte ex feine Klage mehr,
608 Delle Periode. BB -IRTR .
$: 366. das Eigentchuin, "Warifeder. Zeit, daß ider: Unten
Keine, welcher die Dachs zue Tigonenr Mecht
verrreren hatte, Dem Richter Wette und den
Gegnetd, der Re vercreicn ats; ‚out erlegen
mußte cy.
> dieſe VDeldeffachit PO
eseſn am es woher d Bjichemng ·auf unbene⸗
: BE. Sachen nicht zur Sprache, weni das an ſch
unbedingte Diehe: zuſtehe, welches durrh din Aus
druchluEi gen begtichnet wird; es Rab inle:tche
Bwähre: gegen: einen: Anſpruch, weliher·nicht u
wehrt war; rechtmoaͤßlge gegen / unnechtauͤßige (ge
HER ſtarkere: gegat nimnder: fiakı")
Wo ber Streit Auf Dewehren zuruͤckgeht, Se ci
der ſtreitenden Theile -vertweten, endigt er Ah cn
fels mit. ‚dem Beweis, einer rechten, Gewehrt,
ipelipe, Liner, von, jenen. gehabt zu haben heweſt,
wenn fie: der andere nicht durch Wewweis: ber I
fechtmaͤßlgkeit zu brechen vermag; im Ermangelung
De6"Diweifes einer, Mewehre des Beklagten, und
ber’ Secchheit deſſelbenneneſcheidet Der Eid de
inch Parthei und ihrer Eidhelfer, mit wehden ſih
Diefe. „zw ihrer Sache sicht. 4 Mm.wo gemeinde
kundig ein’ Gut nach der Behauptung beider Thee
9) Sachſ. Landr. 8, 2 Art. 49. Swer Virlusit die weile
J deme richtere. und gibt deme anderen sine bute,
9) In Richtſteig handeln 3. 1. Met. 18 — 37. vom Werl
sen bei Stpeitigkeiten liber Reben und Eigen.
V.Nchtof. C. Private Ehenthum. 667
von ihnen gleichzeitig. als Erbe befeffen wird, .xass.
ſpricht ihmen deeſes: den- Dichten auf gleicn Zeug:
mi, ober :beibrr.. Eid, - ober: nach. nem Mlotataner
sheil,. zu gleichen Theien Mo. am
Wer einer: ſtaͤrkeren Geivehre aueicht/ aber aulch⸗
ſelbſt uurechetnäßig. befaß,.:wan: an Alan eis
ſtarving des Bruptgemdffes mcht verbunden 8).
ul: y tr 12 p 23 3. en nie neh dl
e). har auf den ven im. Spt urn ‚Bl
85. 21. de⸗ — en R.: ——
zogen werden zu können. 8 rechent tzwene ınan, zu weder
stride eyn ‘gut’ ane mit licher ‘änsyrache (atfe nal" mit
gleicher Gewehre). unde daz mit glicheme thuke’ "leder zu
”:beheldepe. - man sol ja: under: ige teilen,‘ Disgen. thech '
sollen die rechten ummesazen bescheiden die in’ deme
dorfe oder in deme 'nahläten “ bidorphieh ‘ gistzzen | din,
'Serer die 'merren menyen än deme; shuge hab, die behalt
daz gut, en ist iz den umme sazen nicht yrligelie wer
es in geweren (bem Ratmalbeſitz) habe. so mut men iz
' "wol bescheiden mit’ eynie wazzerordele/. oder die clökere
unde upphe’ den’ die’ cla age söllen dazu zwereh das
'sie "recht wiseh also öbl‘z‘ Ire''si.'” da sol die richtere
sie böden zu geben.’ "wa ‚se beide za swweren des sol
men {ne gliöhe "teilen, ._
.
[2
hy
y Sacht Bandr. 8, 2%, 44. Cod, Lips. Swer abee
„ein.gub in geweren hat daz in angebornn, ist oder erstor-
ben .(bean. die Gewehre dei Borbefihers fayın gebrochen wer⸗
ben), ‚Nfer.ime gegeben oder geligen ist. und erz selbe
niemanne nimt. des en darf he nicht widergebu, dep her
dar uz nimt, ab ime daz.gut abgewnnen wirt. die, wile
her dar abe cheines rechtes en weigert. Der Cod, Quedl.
bat. zwar dieſe Stelle nicht; aus dem römiſchen Recht ſcheint
fie indeſſen nicht genommen zu ſeyn, obwohl fie eine Achnlich⸗
keit mit dem Unterſchiede zwiſchen honae und malae fidel
possessio hat, Ä
668 Weite Periobe, A. 888-497,
was. De Fa . :387. ET: |
2 —— welche das dertſche
rede din, ‚find: Gufg =), Ausſpruch des Ni
ters b), Occupation e), Meceſfton I), VUebergahe
(Grbyerteog) und Erbſchaft; au. die. beiten lezteren
deehen fh auf: das aubewegliche Sut; aber alle
auf fahreude Habe 88. . Eine erwerbende Ber
jährung kennt das gemeine deutſche Medt
nicht kRda man aber das Beduͤrfnißz ie ſolche
08 Fa Banır, 8 1 has 98. 29. pergl. mit 8.3,
Art. 80, .
2 8. ſacht. Bandr. ©; L’ Mt. 10. 8. ma 37,
"Kid. Eandr. 8,2. Ant. 29. 61. |
d) Sachſ. Landr. B. 9 — 36. Schwäß;. Bantı.
et. 161: : : - ' md. ..—
a) Richtſteig bes Landr. 8, |. Urt. 11. Nu wert de
have ana ankpraet, ststerleye wüs, antwar vor
. wrynne ep, ai kopen ap gil.ge ward ona (al. gr
. ‚Sebin), oT weil iggen se Jieven, off se wo; gns geerrel,
off wy tugen se selver. Bergl. 8. 1. S. 37% uf
"‚E) Die Stellen der Rechtshücher, ang welchen man gemöfnlid da
Gegentheil beweiſen will, ſachſ. Landr. 8: 1. rt, 38. 9,
"freien bios vom ber Erftinchibberjährung, und ball make wir
"bee echten Gewehre, bie Durch den Beſitz von —8X vwd 34
erworben wurde, Rein duch "Verjährung erw⸗ eigenihun
verſtehen kann, weil ja ein ſolcher Welten ber ſtuͤrkeren Ge
wehre weichen muß (ſ. $. 356,’ vergl. fachſ. Landr. 8. 3
Art. 42), Bat ſchen Schilter (Exerg. ad Pand. Ex. 55.
&. 52) * Bergl. auch C. U. Brupen deutſche Aa:
thümer Abh. 1. Saft das Ältere Particularrecht kannte, wit
es ſcheint, keine Acquiſtivverjährimg; die Stellen ber Leg. et
Stst, familise S. Petri (von Burdard Biſchof von Mori
ſ. oben 9. 253, Note e), welche Riccius de pracsc.
.
IV. Reiglsf. C. PrivatrElhemheui. BO
Juftituns fühlen mochte, welches im der deutfe 4. 36%
Eigenthumsproceß uͤberfluͤßig · machte, der zu DE
verwiclelter ¶ gewordenen ¶ geſellſchaftlichen Verhal⸗
niſſen ſchon nicht meht ganz paßte, fo fanden theils
hie und ba fihen die Gemibfärt des rdmiſchen
Reches von ber Werjahrung Anwenduug k), rheis
bildete man in manchen particulaͤr en Nornien
die Erſtintisverjaͤhrung des deutſchen Reches
($. 370) zu einer Erwerbungrart um, wozu die
Rechte deſſen, der eine rechte Sorehre hatte, einen
leichten üebergang darboten 8)
—.888.. 4 366.
Zu Erwerbung des Eigenthums durch Ueber⸗
gabe gehört bei fahrender Habe, weiter nichto als
Gern Cap. 6. $. 1. bafie olıflfen, freechen: auch aut von
der Eyſtinetivverjahrung - F
D Schwäb. Landr. Art. 269.
x) Man brauchte nur den, welcher ine ace Gerehe bad un⸗
bedingt gegen jeden Dritten zu ſchüten. Die Alleſte Spur
" Biefee Liucbehnumg! der Erftinerlonerjährung, findet ich meines
Willens in dem’ alter Soeſter Stabtrechte Are. 34.-Tb Th.
. Ge; Guil. Enmighans Conimentarius in jas Suskterite an-
tiqulssimum 17665. 4. p. 123.), werm man der folgenden
* Stelle ſchon den Begriff einet Ufecapion umtetlegen Darf’ Ver eute -
ſcheidende Gchinß iſt aber der Faſſung nach wahrſcheinlich ol fpätes
rer Zuſat. Oulennque ds manı Schulteti vel ab’ e6 qui
nurtoritatem habet, domum vel arsam vel mansuk vel
Inamsi partem receperit, et per- annom et. diem legitimum
quiete — ai. si quis in um agere volaerit, posses-
' sor tactis religaiis sola manu obtinebit, et sic de cetöro
" sul warandas erit, nec amplius supra proedielis | gr
vaœri poleril.
Eh Deue Prriobe A888 1872,
8.359, Die, Erwerbung dee Vewehre im weiteres Sim
($s 455) 2). gen hingegen sauß im echte
Ding (6. 382) vom. Beräufeee dur. Er⸗
klaͤrunge das Eigenthum vͤWbertragen zu wallen auf⸗
gelaſſen, und mut fembolifiher- Traditiqn
empfangen werden b). : Durch dieſe Hardluigen ift
iq Etwerbung vollendet, man: gleich noch eine
richterliche Einweiſung in die Gewehre folgen
kanne). Aus dem Geſchaͤft aber, durch welches
* Suchſ. zandt. 8. 8, dit. 4. Sans. tante. Art. 318,
Richtſteig B. 1. At 18.
93
8 b) Sädf. Lande 8. 1.-%t. 52. ODhne der Erben Irland,
und ohne ‚echte Ding muß, niemand fein Eigen und feime Leute
geben. Doch vettauſchen bie Herren wohl ihre Dienfliente ohme
. Grchbt, wenn won nur dert: Wirdertaufch. bindfen unb tages»
gen mag. Schwäh. Lande, Art. 313. An bes Bogts king
3 myeman · ſein eigen hingaben, daß es kraft müg Gala. —
t ſcheinbat widerſpricht dieſen Steflen ſächſ. Bantr.
= 1. Art. 36 Ohne des Nichters Urlaub kann ein Mann
gar wohl mit der Erben Erlaubniß fein Eigen vergeben, nur
un daß so eine dalbe Hufe Zandes und eine Hofftatt, darin wan
mit einem Wagen mnienten faın, behalte. Davon fol es tem
: Michter feines Rechts plagen. ” Wergl, die Gieffe zu biefem
11 Artikel imb B. 2. Met 9. Shwäb, Rande, Urt. 310, —
x Me ‚Übsigens im. ſach ſ. Aande. BV. 9. Art. 26. das Wers
aufen. dem Auflaſſen, als eine, beſondere Urt, mie man ber Ges
im Wehrt::nenlaftig werde, eutgegengeiat wird, fo ifk wäter: jenem
wohl bie Gerãußerung fahrender Habs zit derſtehen. — Wergi.
ſo eſtet Statut, Ya. 43. und. Bambunger Statuten
I. 260..4992. Zit. van esne Met. 2, (bei Anbexſon Bambar
fi giſche Etcuten u. ſ. w. 1788. 8 S. 260.) ’
‚9. SÄhf. Weichb. Mr. 30. Nun höret ob ein Mann fein
.. Cigen vergeben will himmen Weihbilb, wis. er bas them fol,
bauıit 6 rechtlich fey umb hülflich dem der. a haben.fefl. Er
IV. Rithtsf- C. Private: Gagenthum 674
der Veraͤußerer ſich par Auflaſſung verbindlich 6. 058.
machte, Jann ſchan gegen fün.und feinen. Erben,
fo fern · dieſer aͤberhaupt. dorch daſſelbe verpllichtet
mid (Ga 360), ‚auf vie SBalgiegung der Außaſfg
geiles. werden I). Die u gerichtuchen Auflafftungen
wurden, ſchan nm af Dale, are Gr
esböger weraera 24
te u
Bram ns Due. Keen un em
"will, wie er fein Eigen vergeben ſoll fa — —
+ Recht. wit. ‚der Erben-Baub, ob. ef Be a eh el
. dab, 18 night, Brerbt ober un; —** ledr alſs bahe
kauft Hab um fein Cetd, drin 5 Muag 116 geben em ge wie
"ohne jermande MWiberfprechen, ‚Bern erd dann — und
jener empfangen, fo frage Die, ber 26.alfo empfangen; habe,
daß es-ihim Külflich fe9, au feinem
ihm has gefunden wird, Po Sitte 4 d
Bert Salben. So fol ihm der Squut ·
Woigt ob bie Bab’yor Ihm geſchehen i
fllen mit ihm gehen, tie ta ſchen und Ben
iecht und, techtlich en vi Aue J
Geyeugen fen, "ob mail 1
das Hans gehen, ner I ie Beffat 6
—2 ünmen Ei A Handy ne
N in bas Sands, uͤnd bie Folkth bin’ hl, und
fo Ypredjen diefe Worte: in bie Wab- Bie'bir geg e den hii nor
den Bitte "welfe "ich BRh, waidie Has Mrthelt'citheitt
dat, und fee des bie Säpren yr Gejeugin und? bie anderen
“ Wienfeßftichthgen, daß ich bich ic Wet eingesifet Gabe aun eca
in. & iſt Ye dann vollkomuen an m feier Weite. 5
a) Saqhl Sand. BL Ud, 2, a
e) ©. Harburger Stadtr. don 1470. (wi) Ünberfon pig. 3%.)
‚von a0. Cbendaſ. pag. 360). . 5 u
a
»0s0. - '
Zo men
Boten Habe · mag auch ohne Einfeheiuten
ua. auf jede Weile von Eigenthuͤmerveraͤußert
werben, fo fern ce nur uͤberhaupt fähig if, uͤe
fein Bermögen za difponisen =), Eigen higege
mie mit: der nächlten Erbin Urlaub, wobe
der Ausdruck Veräußerung im- weitefler Cine pı
nehmen ift b). Bei einer Veräußerung ohne ds
nachſten Erben 2. Emnmigus, kam ſich dieſer ©)
U Dee 2 Ed :: a Bu deßs
:e) siat.: Bande. Pr 1. di 2. danit daubr. Mt, 3.
Ne“ dieweil ſich der Mann alſo berwälten’ mag, dub er ih
"FE veglirten mag mit einem Schwert und mit einen She, mi
ein Roß fommen mag bon einem Sein ober don einem Eid
der eine Daumelle hoch iſt ohne eines anderen Vannes Hülfe tod
ſoll ınan Ihm das WRof Heben und den Stegreiſ. Dieweil eñ du
"27 ag thun und reiten alles Weges elne Weite, fo mag a tkm
„, at, feinem fahrenden But was er will. Und alched &
nicht tun mag, fo mag et weder geben, noch ichan med
laffen, noch ihun das jemand fromme dem er giebt, artie
n, oder ihm leiht, das jeuen ſchadei bie ſchs Guns mu
tend Fb,
hi gübifhe - ‚Statuten von 1066. (dei Due Gummi
.. Bea Ubhonbl. jur Erlänt..der dafcen Bere —
, Heseditaria ‚bona, id est Torfach eigen, nemo polen I
11, Plgnerore vel dere ainp hesedum connirentin. Eid!
‚: Raubr. B. 1. Urt. 21... Dan mag mit ber Erber gr
„willigung denen Frauen, wenn fle auch ned) ande
- Äpze Lebensjeit Cigen binnen dem Berichte übergeben, M
Eigen innen gelegen iſt.
©) Der entferutere erg —— wenn rn ah
., zur Reit, wo biefes. g ee „fol. de der *
‚wär. Gaͤchſ. Fe ea. >
niemand brechen, weder ein nachgeborner Een —
das But erſtirbi.
nn
IV. Rechtsſ. C. Private, Eigenthume 673
des Gutes vor Gericht unterwinden D; fein-s. 35%
Recht erloͤſcht aber binnen Jahr und Tag von
zeit der: geſchehenen "Auflaffung e). "Eine ſtell⸗
fhweigende Einwilligung ift vorhanden, wenn
der Erde gegenwärtig ift und niche wißerfpriche f).
Das Einwilligungsrecht ift eine fleie Befugniß,.
außer in fo fern die Veräußerung aus echter
Noch (B.1. ©. 366.) gefchicht, daher in dieſem
Falle den Erben 'vor der BVeraußerung blos die
ö) Siqſ. zandr. 8.1. Sit. 62. Ohne bei erden Urs
kanb und ohne echte Ding ma niemand fein Eigen ober
feine Leite vergeben. Doch vertauſchen wohl bie Herten ihre
Dienſtleute aufßergerichtich, wenn man nur den Widertquſch
erweiſen kann. Vergiebt jemand dergleichen wider deecht ohne
der‘ Erben Erlaubniß, fo farm ſich bee Erbe deſſen mit Urs
theilen unterwinden, eben fo, als ob jener der.es _
dergad, da er 88 wegzugeben nicht vermochte, bes
rests todt wäre Dieſe Worte darf man Aber wohl nur
dahin verfichen, daß der Erbe, wenn ex nicht gegenwärtig
geweſen ift, alfd nicht hat wiberfprechen konnen, ein Urtheil
ausıwfirfen tönne, daß ihen bie Sache nach dem Tode bes Weräus
herers zufalle, ımd dat Unterwindeh nur diefert Sinn habe.
Wehe folgt auch nicht, wenn man fdywäb, Kandt. Met. 312,
und Nichtffeig bes Lande. B. 1. Art, 25. vergleicht, Auch
teitt beim Lehen ein wahres Vindicanvnerecht erſt tläch: dem
Tode bes Weräuferers ein. IL F. 26 9. 13, Det Dine des
Unterwindens war alfe- mir, die Werfährting von Jahr und Tag
-anszufchließen. Daher ift auch der Sohn nicht verbimden, ein \
Gut aufzulaſſen, das ber Vatet werfprochen hat, wem ee nicht
eingewilligt hatte. Sähf Laube Br 1: Art. 9 ”
.) S! den folgenden $. \
f) Sädf. Landr. 8.2. Art. 6. Weide Vergabung der Mann
ie, odet weiches Urtheil er finden Hört, und dieſen nicht fos
gleicht wierfpricht, bein mag ec barmach nicht mibefbrechen
S.: al; die folgende Non °
3. IL [43}
a
674 Dritte Periode, A. 888 1272.
"8.39, Aubuͤbung des Vorkaufsrechts angeboten zu tur.
den braucht e). In manchen Statuten mag das
Einwilligungsrecht der Erben ſchon jezt allein auf
diefe Befugniß eingefchränfe, und ihnen flatt dus
Mechtes ſich des Gutes gu unterwinden, als wen
der Veraͤußerer ſchon geftorben wäre, binnen Jalı
und Tag nur. ein Recht des Ruͤckk aufs geflatte
worden fern k); auch befchränfen manche Statut
® Wormfer Dienſtrecht bei Schannat hist, epise. Wor-
mat, in Cad. ‚prob. prg. 45. Art. 2. Si quis praedien
- vel mancipia in. hereditstem acceperit, et im paupertiem _
inciderit, et ex hac neoessitate hereditatem vendere 1
‚Iserit;” peius proximis heredibas cum teslimenio proped
"ad emendun; Si autem emere noluerint, vendat cai "+
-Inerit.. Art. 6. Si quis praedium vel hereditatem som
infra ‚femiliam vendiderit, et aligquis heredum suorun pre
. sens foerit et. nibil — vel si absens heredin
aliquis est, postes vesciverit, et si imfra spatiem il
anni hoc reticnerit, pastea jare oarebit, Lüheder Stabt⸗
vecht vom 1266 (bei Dreyer a. a D.) Quicungue ba
bena hereditaria, et preponit ea vendere, primmm dee
ea offesre proxinis heredihas, adhibitis sibi duobes vd
pleribus probatis et benjs viria. Si non, hereditsiem ır
cundum justitiam givitetis vendat, Hamburger Giadt
recht von 4270 (bei Auberſon 4 a. D, ©. 31) Em-
mag nen Mann werde fetter, offte fellen ane erde lof, Bm
fp alfe, dat id eme not do, — uube de ot ſchall be Fan
mit erhafftigen Lüben, unde verfoget ib dar be mil. Etat.
van 1276 (cbeuhafı pag. 166.). So we fyn erte sei
will — de ſchall id beben twuen form negheſtes ernai -
und wii et erer nen kopen, fo möt be fin erve wol verfoe
beme de em allermerft darumme gheven will,
b) Pa auf fächf. Zauber. 1,59. (Mote d) fan man A ef
bar nicht berufen, da dies don einem ganz —
"Aber das Sevocationsrecht mußte ohnſtreitig darauf führen da
IV. Mechtsſ. C. Prkvase. Eigentheuin 675
ausdruͤcklich das Eimwilfilungs: und / Vorkaͤufsrocht 6: 208.
des Erben auf Erbgnz.i), umd ſelbſt ver Grundſatz
des faͤchſiſchen Landrechts (Note di) iſt wahrſchein⸗
ih (8. 1. & 384.866.) nur auf. Eibgue: zu
beziehen, wenn gleich‘ Eigen: :eine weitere Bedeutung
hat. Verbote der: Veräußerung des Eigen an
die todte Hand, kommen auch ſchon öfter vor 1).
. | 8. 360.
)
Begen —58 dritter Perſonen/⸗ welche das
Eigenthum des Auctors beſtritten, mußte dieſer den
Empfärrger* natuͤrlich zit jeder Zeit vertreten =), und
ihm nach der Ratur des Geſchaͤfts Gewähr lei⸗
ſten b). Um ß h in ‚fe Zeipung mehr zu
En aut, iin wu nd IL
8.341. '
h eũ biſch Recht on 1066 an a. —* gr übers habet
arbitrium impignoramdi, ‚pendendi,‘dendi, Tuicangus vult,
proprietates sibi conguisitarum facultutum. Sambur⸗
ger Stadtrecht von7 ο {a a. O). So wir cin Mann
unmn ene rende Etve koben, des ſyn ſe mhk to geben
‚ unbe to fellenbe wunie ‚hab je Miller.
k) æAbifch Mecht acc D. :Nednjni. aigaidben ——
‚lia eonferte eceleaiis, gi eR: ‚vendat: pre. argentd ‚ek illad
offerat ecclesiis.., Qui hoc. inftegerit: | 10 marcas watgenli
tomponet, En ghalern drehen
a) Sächıf. Lanbt. 2. ‘3, Art. A,
b) Sachf. Lunbr. B. 3. Her. 83, wor abet der Se ide fe.
deutlich If ald in dem fächf: Weidisite WA. 30. Wel⸗
cher Mann Eigen ober fahrende Habe verfauft binnen Weich⸗
[ 43* ]
676 Dritie Pebiode. ı&: '888 — 1272,
$. 360. fichern, war es ruͤblich 4 "befonbers dann, wenn die
Auflaffiing aicht noehig/oder noch nicht geſheha
ware), ‚fi: die Gewehre getichtlich verſprechen,
und DBürgen.- fir: diefelbe beſtellen zu laſſen 9)
Um insbefondere gegen. die Auſpruͤche der Erben
geſichert zu ſeyn, ließ man entweder dieſe bei de
Auflaffung ihre. Einwilligung . ertheilm und dk
bild des foll ex ein Gewehr ſeyn dieweil er lebt; man fell ce
jenem das Gut Laffen ber es .gefauft hat, und biefem ju bt
tem und zu verligren, dirweil er ’es vettreten ſoll j bem ei abe
gegeben iſt, ber mag ba micht mehr anfpreden dena ein: Ci
darum darf man es Ihm nicht gewehren.
9 Bar die Aufioffung beit, gehen, % haur men in Di
ter und bie Schöffen Über das Gefchäft zu Zeugen (Eli
Zandr. L, 1.) wid brachte: alſo bie Gelobung der Gesch &
gentlich nicht; Hingegen war man nur durch gerichtliche Bu
fpischen der Gewehre ſicher, wenn bie Auflaſſung noch nicht g
ſchehen war (B. 1. Wet. 9.), ober wenn ber Gegenftend ge
“nicht aufgelaffen zu werben beauchte, da fonft der Auer M
AMiage auf Gewãͤhrleiſtung mit ſeinem Eide eutgehen fomiz. 2.1.
Wr? unb 18. und B. 3. Kr 4
d) Dies aiſchab auch pimellen⸗ nenn, die Auflafſumg -wirfüch ge
ſchah, mis man ans ben Urkunden über die gefchebene All
fung ſieht; 5. 8. dipl, Henrjci de Plesse =, 1144. (ki bi-
denus Cod. dipl. Tom. 1. pag. 162.) facta igitur hac car
frentiene sd’ locum: qui ab ihcolis Screunen namapait,
ı Jjaxta.BRostorp de: Helingenstadt processimus; ibi suche
- um represaitatis-religuiis. corany judicibus, juxte leg®
Sazonum traditio ista nobis confirmata est, sub sucraine‘
jurisjurandi, astantibus memoratis fratribus. Meißen IA
dies jeboch mehr der Erben wegen geſchehen ſeyn, weiche zu Ki
gen genommen wurden, als um eine Alten Verflichtan de
Baar in. bewärten. *
IV.R:C. Priv. Beſtellg e Pfandr od Ziuſ 677:
Gewehte mit gelöben *),: der ſich auf Jahr und: & 30.
23 Sichrheie fir die: Eewehro va) u
Br Te ’ Tg Hl
—* bie: Eriserkung.: dinglicher Rechte an’
fremden GSadrens.feag, :wam: Diefe Eigen’
waren, deren gerichtliche Beſtillugg mit Der: Erben
Eimpiligang voraus a). :.:. Die Berpfändung
e) & werden die ftftungen In den ‚Codiee, picturatis des
ſachſtſchen Landrechts imuet dieſen :dergl. * © tüvin
deutſche Altestbfiner Say} 1ır H KL Er Br
tyj Suchſi Rande. S. 3 UN.B3. Wer eine’ mitm Hin Gut
verleihet ober aufläßt, der ſoll es ihm Jahr und Tag gewähren.
B. 1. &rt. 34. Wenn em Marm fein Gut Abergiebt umb es
wieder zu Lehr empfähes, fo. Gift: dam Seren die Uebergabe nicht,
er ‚behalte denn das Gut Jahe-‚unb Tag in frinen Istiglichen
Gewehren, hernach mag er es jenem ficherlich wieder leihen, fo N
baß welter biefen noch feine: Erben Eigen daran bereden können.
Den beften Commentar zu dieſen Stellen giebt. die balzifche
Ueberarbeitung bes ſchwãb. Landr. (bei J. Heumann Opus,
pag. 106.). Wir wellen auch wer abge verkauft in dem fuurde,
ber ſoll wicht lenger gewerſchaft thun wann jar imb tag file
erben in dem Lande, fire erben außer lannde zway Jar, es ſey
bmmm ob er weber pörge noch gewerſchaft gehaben mag bei ſoll
es beftätn als das puch falt wann bas gefchicht ſo Hat‘ fich alle
gewerfchaft ergangen. Lfd. Recht a. a. D. Si quis pro im-
mobilibus se per fldefussinnem obligayit, tamdiu fidejus-
sioni inbeereat, doneo anrio et die res immobilis sine lite
ermaneat, finito uno et’die auctor sola matıu, si necesse
babnerit, obtinebit, Vergi. hamb. Stadtr. vr 1270 bei
Anderfon Pag: 30.
#) ©. 8,259, Note b. Hamb. Staruten kom 1970.01 Mn
derfon pag. 45.). So mer ein Man by ſchlapender Spt das
xet ut deu Stade, will be fin Gut vorſetten, unbe is bat va⸗
sende Sub, offte Kiften Pand, das ne mach he niche verfetten
4
678 Dekte: Prriöbi:. A. 888-1272.
s 36 unbeweglichen Guͤter (Satzung, Weddeſchat, das
alte . wadiam 6. 61): gefchah gewöhnlich: in ber
Form eines Verfaufs des Guts auf Wieder:
» Yafung b), wo denn natlrfichdie unbefchränfte Be
nutzung ber Sache auf; ben. Glaͤubiget uͤbergieng,
dieſer Saber!; mich. feine Yorberung mit der Seche
ff serlar 9). Au. bemfelber. Bunt gefhaß cum
ebanı fir häufig bie Belaſtung einer Sache, die im
Beſitz des, Schuldners . blieb, mit einem, Zins,
welchen deni ‚Släubiger, ‚nerEauft murde, aber von |
dem Schuldner und deſſent Erben wieder abgeloͤſt
werden Fonnte A Fahr ende Hebe mochte de
. fonber verwen "ebeftigen nähe, mm Pr Erde un de Sa
Fehel, un dor Dame ganyınDiöbe' arten. A
b) Vergl. Anderfon ad. D 8 —
.8) S. eine Urkunde über einen eich * Schannit
F
hist. Episc. Wormst: in Cod. prob, p- 54.
FE Am deutlichtzen weſcheeibt bie Matur de baburch entflanbeum
Binglichen veechts, das banbiuger Stat. v. 170 bei Anders
fen pag, 40, Sp wor ein Mau verfoft au finsme Erwe Ex:
vetins, — degenne be ben Pructins utgeven ſchal, hülpe am
God, bat, be Pennige mwunue, ‚offte, dat fe fin Erbe Herfeit
unde ben. Erpentins ‚öfen, wollde, abe gewe be denne ener Meri
mere van jeweller Mark ben de Erxvttins jegen em gekoft wer,
‚ barmede ſchal fin Erve dep weien,.iget od min, ſo ſchal fe am
gAcven,, alſo barto boret; wolde pur ein Mann fin Erpentind
‚ofen. ‚unbe wprben-fe twpdrachtig, fo bat erer ein febe, Bat de
Ervetine duͤrer kofft wefe, und be anbepe fede min, toghen ſe
, - bat up tüghe beibe, be deu Ewetins gekofft hefft unde in finen
Beren hefft, De ſchal to Nichte tüghen,: wo dat be Exrwetiei
geofft ſy, bedde awer erer ein · nepnen Tuch, und toghe be an-
dere appe Täghe be ſcholte to’ Nechte tilghen, man teet fe betr
wre th, ſo is de, de den Erdetins im-finen We:
IV. R. C. Priv. Bindicat. bew. Sachen. 679
gegen dem Gläubiger als Pfand übergeben wer- 8. 36ta.
vo; dann durfte er aber die Sache nicht gebrau⸗
chen ©), haftete filr jedes Verſchulden, und verlor
demohngeachtet mit dem zufälligen Untergang de a
Sache feine Forderung f }
G. 361b, ° 64 —ꝰ. 31h.
Das alte Verfahren bei der Vindication be⸗
weglicher Sachen .($. 59b B. 1. S. 379.) finder
fih in dem Sachſenſpiegel a) mit einigen Modi⸗
ficotionen f wie es im, älferen fraͤnkiſchen Recht
vorkommt b). Es konnte aber abgekuͤrzt werden,
ren def ft, weger to Behalkenbe uppe den ‚Hiligen, wo dat he
kofft ſy, den em jemende aff to winnende. — Nach eben diefen
Ciratıten, ‚bat ber Zincherr sin. Necht, ben Sinsanın. wegen
nicht dejahlten Zinſes zu vertreiben,
R Shnät, Rande. Art. 7.
f) Sähf Landr. B. 3, tt, 5.
DIR Kr. 36. Da ich den Inhalt bike Sich vnd be
mit berfelben in Berbindung zu bringenden übrigen, ſowohl
des Sachſeuſpiegels als anderer Rechtsquellen, ſeit dem Erſchei⸗
nen der dritten Ausgabe ber Rechtsgeſchichte in meiner Ein⸗
leitung in das deutfche Privass und Lehenrecht F. 190 u. '
bereits ausführlich erörtert habe, fo befchränte ich wich hier auf
eine für Darftellung und, einzelne noch Pant acae Ber;
befferungen und Bemerkungen.
b) Die Mobificationn ſelbſt find ſchen B. 1. S. 382. anges
beutet und in der Binleit. in das beutfche Privater, a. a, O.
genauer angegeben, Es gehört aud) dazu, daß ber Kläger erſt
fein Eigenthum mir Eidhelfern befchwor, wenn ber Beklagte
feinen Gewehren fand, während nach fränkifchen Recht dieſer
60 ‚Deitie Periobe., 4.-888 — 1272,
9.,361b. wenn. nicht dem Kläger: felbft die Sache geranbt
ober. geſtohlen worden war, welche er vindiciren
wollte, ſondern er den, welcher ſie zu vertreten habe,
ſelbſt namhaft zu machen vermochte. Dies war
der Fall, wenn er die Sache einem Anderen ver:
pfänder, gelichen, zur Verwahrung gegeben, über-
‚ haupt auf irgend eine Weiſe freiwillig aus feinen
Gewehren -gelaflen hätte , fie diefem aber geſtohlen
. oder geraube worden wat, ober ex fie verloren oder
widerrechtlich veraͤußert hatte. Der JInhaber be
fand fih auch in dieſem Fall in der Lage, eutwe
der einen‘ Gewehren zu ſtellen, ‚oder ſelbſt als um⸗
rechtmaßiger Dante wie ein Dieb "behandelt zu
werden (B. 1. ©. 382). Es gereihte daher zu
feinem Vortheil, wenn der Kläger bei dem’ ‚Aue
vÄng’/t:.:59b Mote c) erklärte, wer nach de
Sachlage die Sache zu verfreten habe, und fih
erbot, diefen als den Gewehren anguerfinnen, wel
chem er fie abgewinnen molle e), in: ſofern Kr
Beklagte dann durch „Mangel: der Gewehre we
nigſtens mie "mehr als bie Sache felbft verlieren
Fonnte, Werte und Buße aber zu bezahlen nicht
\ vabnben war A), Der Veklagte brauchte dies
Eib or in Anfang des Fett — * wonde, B. 1,
S. 38
. 0) ©. einlein 8. 121. Nete d.
AM Sächſ. Landt. B. 2. Art. 60. Hierauf gehen bie Worte:
der ne mag ba nicheyne dorderunge uph haben, ane uprbe
deu deme der fe lech oper ſatzte.
IV. R. C.Priv. Dinhict-bpn Shen 681
aber freilich nicht ‚gelten zu laſſen / ſondern konute 9. 361b,
auf ſeinen angeblichen Gewehren ſi ch ziehen, und
bis dahin, daß dieſer aufgeſucht wurde, es geſche
hen laſſen, daß der Klaͤger die Sache, die, er. bei.
ihm fand, ‚als. geraubtes ober geflohlenes Gut in
Anſpruch nahm, weil ex ſich durch die Weigerung,
es dem bezeichneten Gewehren zur Vertretung Ri
überlaffen, zum Theilnehmer.der unzehtmär
ßigen Handlung machte, durch die eß. nach deſſen
Behauptung in ſeine Hand gekommen fen, mußte.
Denn eine. ſolche log eben ff. wohl vor, wenn det
erſie Empfaͤnger widerrechtlich peraͤuß⸗ rt. hatte ® )
als wem er bie. ihm vertraute Sack, üsrigren
batte, der Finder aber fich unrechtmaͤßigerweiſe der:
felben angemnaaßt hatte ), ober ſie dem Inhaber
P Sächſ. Landr. B. 31 Art. 22, Swer deme anderen lyet
pherd’ ‘oder üteidler 'yu bescheidenen tagen. halt her iz
xher dem: anderen tach'unde wirt her\da unme beilaget,
her sol iz alzu hant weder geben. unde bezzeren ob her
“ ja ergeret hat. Duoe noch roub rs inuch en nlaht
Shien da an. went her iz ime Teih (6. 1. ſich. &d hat
"> auch Ood. "Lips. Teh.). Ich Ylatibe,‘ daß mar nach bemi Brund»
fa: wer ſeine Sache del einer Perſon findet, der er fiefeibft
Aieh, kann Diele nicht Raubes oder Diebftahts beſchuldigen —
nothwendig folgern muß: daß er jeden bes’ Raubes oder Dieb⸗
ſtahls beſchuldigen fönne, dem er ſie nicht ſelbſt gelichen hat,
Hier entſcheidet bie allgemeine Megef; die der duchtſteig B. 1,
Art, 17. gieht:, weigert her (der Dritte, hei dem „ua Jane
ESache findet) des’ (b. i. daß ſich der Kläger ſeiner Sache ans
maaßen dürfe, bie ex bei ihm findet) her schriet daz gerüchte
.an und ‚griphe ine an vor zinen dieph tn
) Sid. Zzandr. ®. I. Art. 37, Swwai meh vint —
‚her des ab man darnach vreget, 60 Ist iz ‚duflich.“ Swag
x
—
682 Dritte Perlode. A. 888-1972
$. 361 b. geftohlen worden mar. Aber die Folge des Bern
fens auf einen Gewehren war dann au, daß der
Beklagte, wenn er Peinen Gewehren fand, der ihn
vertrat, ſelbſt Werte und Burße bezahlen muft,
wenn ‚er auch nicht: befchuldige wurde, daß cr felhf
die Sache geftohlen habe, und erft menn der All
ger auch dies behauptete, ſich gegem dieſe pie
Klage noch befonders auf gewoͤhnliche Weile mr
theidfgen mußte 8), Ließ der Beklagte fih gefalm,
daß der Kläger den Proceß gegen den, welchem «
die Sache vertraut zu haben behauprete, fortfe,
fo unterwand ſich der Kläger, wenn der erſte Em
. Pfänger die Sache zu vertreten nnternahmt)
auch gegen diefen der Sache als feines ihm vor
\ enthaltenen Eigenthums ĩ), und der Ausqe
wen‘ vint, oder dieben oder suuberen abe Iaget. dal
BE her: uph bieden vor einen baren unde zu der kai
— Sandz. B. 2. Art, 36, mo es dom bem Fall, ven
‚ ber Suhaber einer beweglichen Fache, bie in Auſpruch gm
men wird, feinen Auctor nennt, heißt: Wirt ber ig gran
edle recht is, bie gewere mut anmorden am finer flat ver du
gut; wird aber ime brof am deme geweren (d. h. vil Dre
ihn nicht vertreten) ber mt daz gut mit mebbe made wi
bute lagen. unde tziet men ine dube oder roubes daran, ii
, mut ber ſich untfchulbigen mit rechte.
h) Dieſer Fall iſt in der Einleitung $, 174. Nete g gar
, drtert. |
ij Die in ber Note eo ungefüßete Ctehe führt fort: underminden
‚ mut sech ach wol eyn man sines gudes swa er ze
kumt mit rechte das men yıne mit unerechte vore hal
uber bescheidene sit, Mit ben vorhergehenden Morten je
/
IV. R. C.Spris, Vinbicat: bew. Sachen. 683
diefes Rechtsſtreitt entichied, wie bei jeder Berteeg. 3616. |
tung, für don erſten Beklagren zugleich, ob w we
Sache behielt oder ‚verlar.
Ä Den -Grundfag, der hiernach bei: der Vani |
cation beweglicher Sachen befolgt wurde, brücke- Die:
Paroͤmie aus: „Band muß: Hand wahren”. Er
wird wohl-am beſten dahin erflärt: die vindiciete
Sache muͤſſe Immer an die dritte Hand gezogen
werden (B. 1. S. 3680.) *x). Dis iſt der Vin⸗
dication bei dieſer Wer:von: Sachen eigenthumlich;
denn bei: unbeweglichen Sachen · faud dies nur fiatt,
wenn der, welcher einen Gewehren mörkig hatte;
nicht fein eigener Gewehre (F. 357.) ſeimm⸗ konnte;
die Sache wurde alſo nicht an Die dritte Hand
gezogen, wenn Der haben: eine rechte Gewehre
an derfelben hutte. Det beweglichen Gachen war
eine ſolche gemeinrechtlich nicht moͤglich weil fe
nicht geriäclih aufgelaffen wurden. Aber das
Statutarrecht - der Handeloſtaͤdte ſchuf zum Beſten
des Handels ein Surrogat derſelben, welches alſo
eine Ausnahme von der Regel, Hand muß Hand
wahren, bilbete Sachen, bie zur See in bie
Stadt gebracht fein, bei welden daher einen Ge⸗
ſammengehalten, ergiebt ſich hier ius, baß er wenlgften⸗ nicht
blog bie Conttactstlage, ſondern auch eine Vindication hatte,
k) Samburg. Stadtr. von 1999. Is id och also det en
man op ehen warrant tat whme goet dat men duve ofte
zoev anspricht, de ne mag nemen verren (b. {. anderen)
warrant hobben wente an’ dhe ridden han, ande dhe
dridde hant dhe scal antwarden,
t
684 Deitte Periobe. A. 888— 1272.”
8. a61 b; wehren zu flellen, vor welchen der Kläger" folgen
mußte, unmöglih- war, follte mau durch ‚den Be⸗
weis des Erwerbstitele gegen einen „‚Anevang”,
der fie als geraubtes oder gefichlenes Sut in An-
ſpruch nahm, verteidigen Tonnen 1).
Hieraus erklaͤrt fi: denn fehr leicht, daß die
Vindication beveglicher. Sachen in vielen Rechts⸗
quellen- immer als eine Klage erſcheint, ‚bei welcher
’ jene als geraubt oder geftohlen in. Anfpruch ge
nommen wurden. Dem dafuͤr galten fie rechtlich
in der That immer, auch in den Gall, wenn fie
der. Kläger freiwillig ons feinen Gewehren gelaflen,
aber kein Eigentum daran übertragen hatte =), fo
wie er feinerfeits ‚wie ein. Dieb behandelt wurde,
wenn er ſich ihrer oßne Grund unterwunden hatte.
Hingegen iſt es cin. Miſwerſtaͤndniß, wenn man
D. Samburg. Stadtr. von 1270. So weleker hande geâ
ein man bringet in desse vrien stadt over de sotten see,
spreka:dat jetinig nen an vor duve alder weff, dat is he
; negber ta beholtende in ainen vreren mit twen bederven
"manpen, de dar waren,. dar he dat gud koffte, offte mit
"""sineme werde, oflte mit sineme kumpme (al. —
oche mit der ‚atadt- bieve dar dat gut gekefi was; mit
eineme stücke van dessen is he negher to. beholdende sin
"" gud, denn idt eme jennig imah affitwinnzäde. Wergl
„ Einleit. 9. 172. Note l
es Biermit fcheinen mie bie- Hauptgründe aber zu ya, and
. welchen Erapp criminaliſtiſche Beiträge, Hamb... 1825. 36.
B. 2. 5. 4. S. u. f. 9 2. S. 233 u. f die Anſicht her⸗
leitet, bie einem Dritten vertrauten Sachen hätten nicht vindi⸗
sisg werben loͤnnen, meil die Windicatipn geraubte ober geſtoh⸗
lene Sachen vorausſejte. |
IV.. gechtet C. Pridatt egal 685.
die Vindication auf den Fall beſchraͤnkt, wenn berg. 261h
Vindicant zugleich behauptet habe, die Sache fey 3—
ibm geſtohlen dder abgeraubt worden.
Der Grundſatz, Hand muß Hand wahren, hat
wohl überall gegolten, fo lang der deutſche Vin⸗
dicationsproceß im Gebrauch blieb; die Einführung
des römifchen Mechts veranlaßte in der folgenden
Periode n), daß man ihn nicht mehr verftend und
ihm almälig einen anderen Sinn unterlegte 0).
$. 362. | 4. 362.
Bei der Lehre vom Eigenthum, muß jet auf
Die Megalien in mehrfacher Beziehung Ruͤckſicht
genommen warden. I Sofern gewiſſe Faiferliche
Mechte von ben Reichsſtaͤnden als Eigenthum
befeflen und diefe eben dadurch zu Inhabern einer
untergeordneten Hoheit werben, bilden die Megglien
zugleich einen Gegenftand des Privateigen-
thums, indem fie wie ein folcher an andere Per-
fonen (fo fern nur diefe des Beſitzes berfelben über
haupt fähig find 5. 290. Mote h) veräufert wer 4
den fönnen Eine folhe Veräußerung geſchieht
2). Nan. Lnnte geneigt feyn, ſchon im Schwabenfplegel Art. 248, *
eine Spur anguhehmen, daf er nicht mehr techt derſtanden
wurbe; dem bie Worte, toelche dieſer aus fächf. Landr. IL,
6%: aufnimmt, konnien fo gedeutet werben, als könne ber Em⸗
" pfünger der Sache über diefe, freilich unter feiner Verant⸗
wortlichfeit, derfügen. Indeſſen bie darauf fölgende Erörterung
giebt darüber wenigſtens feinen ſichern Aufſchluß.
o) ©. meine Einleltung $. 178. !
. 686 Dritte Periode. A. 838—1272,
$. 362. bald durch eine vollſtoͤudige Unbertragung des Re⸗
gols felbft, Bald nur durch Ueberlaffung einzelner
in dem Regal enthaltener Befugniffe =); in beiden
Bällen hänge das Verhaͤltniß bes Erwerbers zum
Uebertragenden, theils davon ab, ob jenem das
„freie oder lehnbare Eigenthum ubertragen wurde,
theils von der Natur des Gegenflandes, cheils mi
lich von den Bedingungen der Uebertragung
(S. Nro. III) II. Sofern Rechte des Eigen
thums in ben Händen des Kaifers ober eims
Landesherrn find, Fünnen fie durch ihre Verbin:
dung mit Rechten der Hoheit einen befonden
rechtlichen Character erhalten. In dieſer “Bao
hung ift der Forſt⸗ und Wild bann ein Degalb),
weil fein Privatmann die Eingriffe in feine Walt
nutzungsrechte Durch den Koͤnigsbann ſchuͤtzen kann *).
a) Wie ble in ber Gtafſchaft enthaltenen Gerecht ſamen ber &:
richtbatkeit. S. & 809.
b S. oben 8. 238: Note a; Nro. 4. Sähf. Raupe. 8.1.
‚Bet. 61. Da Bott den Wiinfeen ſchuf, da gab et ihm Ee
walt Über Fiſche, Böogel und alle wilden Thiere. Darm haa
wir Urkunde don Bott (Schwäh. Landr. Art. 356. dumm
„Haben Be Röntge gefegt), baß niemand fein Beib mach fein Be
ſunde an biefen Dingen verwürken mag. Dach find drei fe
- ben in dem Kane zu Sachſen, wo ben wilberi Thieren bei kei
‚ Könige Bann Friede gewilste iſt — bie heißen Benuforfi
Schwäb, Lande. a. a. D. Nun baden bie Hetren Bam
forſte. Wer ihnen datin etwäs thut, ha haben fie Büfı
barüber geſen, als wit hernach fagen wollen. Sie haben audi
fiber Hilde Bann gefezt und Über Wögel..
ec) Henrici H. dipl, a, 1002 bei Schaten anal. Paderb.
Tom. 1. p: 365, Insgper foresium - cum emai jntegr-
—
IV, Rechtsſ. C. Privatt. Regalen. 687
Die Jagzd hingegen auf eigenem Grund und Bor 4. 362.
den U, und die Fiſcherei in Privargemwäflern °), iſt
noch immer Ausfluß des echten Eigenthums;
nur bei den Forſten, welche nach der Natur ihrer
Eutſtehung ‚große. Flächen angebauten und unan-
gebauten Landes begriffen (F. 199), war die Jagd
freilich ſehr Häufig dem Elgenthuͤmer des Bodens
sinterfagt:: III. Kraft der Hoheit koͤnnen Rechte
der natuͤrlichen Freiheit, oder des Eigenthums,
durch allgemeine Geſetze oder durch Privilegien
beſchraͤnkt, oder fuͤr Rechte des Inhabers der Ho⸗
beit erklaͤrt werden, wodurch eine eigene, der fruͤ⸗
heren Zeit unbekannte Claſſe von Regalien ent⸗
ſtand, deren erſte Spuren man aber eben fo werig
ira der fo oft mißverſtandenen Stelle II. F. 56.
zu fuchen. bae ©), ale man in dieſem Zeitraume bei
tate — omnique vetiatione quse sub banno ususli more
ad forestum deputatür etc. Henr. IV. Dipl. a. 1062 bei
Lindenbrog. Scr, Rer. Germ, p. 142. forestum -- eum
hostro. banno regali. &. auch b. vorherg. Nete.
d) Eine Neihe von Utkunden, in weichen fie ımter den gewöhn⸗
lichen Pertinengen der Güter aufgezaͤhlt wird, f. bei Pfeffin-
ger Vitr. il, Tom, 3 pag. 1387. tn fi ° Manche Urkunden
unterfcheiven fie fehr genau von dem Wildbann. — Otto-
nis IV. Dipl. a. 1196. bei Schaten Ann, Paderb. P. 1.
peg: 991. feodum faresti quid Selingo dichtar. — eo te-
nore ut in eo usum veuandi habeat, et jus quod vulga-
riter Wiltbenn appellstar sirre quslibet contradictione
ezerceat,'
e) S. Note o.
N S. die Anmerkung.
-
688 Dritte Verisbe: A. 888-1272.
4.364. allen echten ‘der Landeshertn In Deutſchland, die
mit ‚den bier. genannten -Faiferlichen Rechten: etwas
aͤhnliches haben, an ein wahres Regal denken
darf 5). Beſonders bei den Regalien diefer Art
waren die Lebertragungen einzelner im Regal
fiegender Befugniffe ungemein häufig. - Ale bie
wichtigſten mögen hier ausgezeichnet werden: 1) Das
Bergregal (vergl, . 297). Die Benutzung der
Bergwerksſchaͤtze wurde ſchon in dieſem Zeitraum
auf zweierlei Art an Privatperſonen uͤberlaſſen:
„a. durch Uebertragung des Megals -in feinem gan:
zen Umfang, fo daß der Landesherr Feine Revenuͤe
davon zog bl. b) Durch: Geflattung: des Berg⸗
baucs an Privatperfonen, mit Vorbehalt gewiſſer
Mechte des Landesheren, namentlich der Direction
des Vergbaues durch feine Bergbeamte, der Berg
gerichtbarfeit und einer Abgabe bon ber Ausbeute i)
er. Die
V) So kommt ;. 8 eln deneue ie auro et sale, ber dom Ke⸗
nig Ludwig dem Kinde, dem Ersftift Salzbutg gefchenft wurde,
„MM eine Urkunde vom Jahre 908 vor Man fleht aber aus
‚ten Worten ber Urkunde felbft, daß er bier nicht als Negal
betrachtet wurde, ſondern als grundherrliche Abgabe, weil der
‚ .Zünig, auf been Grund und Boden jene Gegenftänbe gefunden
. aurben, (fe auf, chen die Weiſe wie Grumdſtücke, jur Peace
‚ gegen einen Zins ausgetban, hatte. (curtem‘ nogeram Sals-
burghoy vocatam — ‚in. Proprietatem, conoessimus —
‚ ‚cum omnibus censiöus in auro. et anle.: (Wei Lünig
Neichsard,, Spic. eicl. *408 Le. 78.) .
h) S. Joſ. v. Eperges wroliſche Bergwerlegeſch. mit Urfuss
den (Min 1765). ©. 34.
i) Bon ber Einrichtung dee Wergämters findet man fchem bes
IV. Rechtsſ. C, Private. Regalien 689
Die Verſtattung der Befugniß an“ einem gewiſſen 9. 368 ’
Drte nah Erzen zu graben und in ben gefundenen Ä
und zugemeflenen Stollen: die Ausbeute zu genießen,
hieß wie alle Eonceflionen dieſer Art, eine Beleh⸗
nung; dieſe wurde nach dem Vergrechte dieſer
Zeit, wie es ſcheint, dem Eigenthuͤmer des Bodens
ertheilt, und erſt als Afterbelehnter erhielt ſie von
ihm der Finder K); die Betreibung des Bergbaues
geſchah ſchon jezt mehrentheils durch Gefellfchaften
( Geſellen, Gewerfe), die von dem Finder .in dag
Sefammteigenthum zu ibeellen Theilen aufgenom:
men wurden!) 2) Auf gleiche Weife mochte das
ftimante Spuren in bem alten iglaufchen Bergrechte, welches
twahrfcheinlich in bie Mitte des dreijchnten Jabrhunderts gebörs,
iind bei Dobner Monumenta historica Boemise Tom, 4.'
peg. 327 — 232. abgebruct if. Den beutfchen Urfprung bies
fer Einrichtungen verrathen fchoh bie technifchen Ausdrücke, vie⸗
les aber iſt auch umgekehrt aus der bohmiſchen Sprache in die
technifchen Ausdrücke des deutſchen Bergrechts lbergegängen,
weil die boͤhmiſchen Wergrechte früh eine weitere Ausbildung ers
hielten, und dann fpäterhin wieder Duellen bes beutfchen Berg⸗
rechts geworden find.
k) Sächſ. Landr. B. 1. Art. 35. ©. oben 6: 297. Note k.
Die Constitutiones jaris metallici Wenceslai II. regis Boe-
miae a. 1280 bringen biejenigen, welche ben Bergbau betreiben
(enitores im iglauſchen Bergrechte, coloni in dieſem), in drei
Elaſſen: 1. prineipales, 9. secundarii, 3. tertii; von welchen
immer bie eine Glaffe von ber anderen eine Zeche zu Lehen trägt.
Die Principales find die, welche fie von dem Urburarius
(Zehndtner) zu Lehen erhalten haben. Tin ähnliches Verhälmiß
wog zwiſchen bem Eigenthümer und Finder nach der bergredit:
lichen Obſervanz der Gegenden entftanden ſeyn, in welchen Eike
bon Repgow feine Erfahrungen gefammelt hatte.
H Einen Vertrag vom Jahre 1185 zwifchen den Gemwerten einer
x. IL [44]
690 Dritte Periode. A. 888— 1272.
4.362. Salzregal an Privatperfonen überlaffen wer. |
den m), wo man bie Galzquellen fchon für Regal
hielt, (welches fie aber urſpruͤnglich nur da fem
Fonnten, wo der Lanbesherr "echter Eigenthuͤmer
des Bodens war) da ohnehin die Salzquellen von
den Älseften Zeiten her durch Geſammteigenthuͤmer
benuzt wurden 9). 3) Die Fifcherei in öffent.
lihben Strömen, weldhe nah dem gemeinen
Meche in Deutfchland ein Recht der natuͤrlichen
Freiheit war o), wurde durch Privilegien einzeln
Silbergrube und dem Bifchof von Trient, hat Sperges a. a.d.
©. 263 — 265.
m) Aus einer ganzen Reihe von Urkunden bes dreizehnten Jahr⸗
hunders ergiebt fich dies 5. 8. von bem cölberger Salzwerfu
Das Eigenthum ftand, wie es ſcheint, bem Landesherrn, dem
Bifchof und dem Gapitel zu; vom Eapitel waren die einzelnn
Koten zu den Präbenden gefihlagen, und großentheils an Bür⸗
ger gegen einen Zins erblich überlaffen. ©. Dreger Codex
diplom. Pomeraniae pag. 504. ımd im Regifter ber Yirfunben,
Bon bdiefem Salzwerke erhob fbrigens auch ber Lanbesper:
als folcher Abgaben. S. ebendaſ. S. 337.
n) Wie 5. B. bie Salzquellen zu ſchwãͤbiſch Hall.
0) Sächſ. Landr. B. 2. Art. W. Welches Waller ſtron⸗
mgife fliegt, das ift gemein zu fahren und zu fifchen barin.
Diefen Öffentlichen Bewäffern werben zwei Gattumgen von
- Privatgewäflern entgegengefest „eines andern Mannes Waller
an wilder Woge”, und „gegrabene Teiche”. Was unter wie
Woge im Gegenſatz bon ftrommeife fließenden Waffer zu ren
ſtehen iſt, wird nicht genauer erflärt; bie Gloſſe verficht water
jener blos ſtehende Gewäffer; richtiger möchte es ſeyn, den Un:
druck „ſtromweiſe“ von folchen Gewäſſern zu erflären, bie der
Sprachgebrauch mit des Namen eines Stroms im Gegenfat
eines Bachs bezeichnet, etwa wie nach bem sömifchen Stecher:
.
IV. Nechtöf. C. Private. Regalien 691
Perfonen, befonders aber Gemeinheiten und In⸗8. 362.
sungen verliehen p). 4) Die Befugniß des Lan-
besherrn, in unangebauten Gegenden Coloni⸗
ſten anzuſetzen q), wurde freilich) wohl aus einem
Eigenthum hergeleitet, welches fich jener an folchen
Ländereien zufchrieh, aber man wird: dadurch nicht
berechtigt, dem Landesherrn, vermöge der Anfich-
ten jener Zeit, das alleinige echte Eigenthum
an dem Grumb und Boden des ganzen Territerii
beizulegen, denn fie erſtreckte ſich ohnſtreitig nur
auf Landftriche, welche nicht innerhalb einer Ge»
marfung gelegen waren r).
flumen a rivo magnitudine disternehdum est, aut exlsti=
matione tircum colentium L. 1. $. 1. de fluminibus. &olche
Privargewäfler kommen unter ben Pertinenzen ber Güter, unter
dem Austrud aquaram detursus in aflen Urkunden vor.
p) Eben biefe Befchränfungen ber natürlichen Kreipeit, hatte auch -
ſchon das Recht Mühlen anzulegen zum Gegenſtande. Se z. 8.
Barnimi duc. dipl, a. 1269 bei Dreger a. a. DO: pag. 357.
Das Mecht, Mühlen an Privatgemäffern anzulegen, blieb aber
Ausflug des Eigentbums, ebendäf ©. 472.
a) Welches befanntlich feit dem zwolften Jahrhundert, befonders
im nördlichen Deutſchland, fehr Häufig in Gegenden geſchah, die
entweber bisher ganz unbebaut geivefen ober durch Kriege ents
oßlfert waren (vergl. J. Eelking dies. de Belgis sec. 12.
in Germaniam advenis, Gotting, 1770 und 9. von Wers
febe über die nieberlänbifchen Eofonien, welche im nörblichen
Deutichland im zwölften Jahrhundert geftiftet worden. Hannob.
1815. 16, 2 Bde. 8.)
z) Daher auch in ben Urkunden, bie oilloe gewöhnlich aus⸗
dbrũctiich cum cultis et incaltis, viis et. inviis überlaffen
werten,
[ 44* }
&. 369.
“
692 Dritte Periode. A. 888-1272.
Anmerfung. Ueber die Eonftitution Friedrichs L
in II. F. 56.
has Verzeichniß ber Negalien, welches dieſer Tert giebt, weich
Bon Radewichs Angabe ($. 245. 1ſte Ann.) etwas ab, weil diefer mans
ches genaher beftimmt (5. 8. bie armandiae), manches aber. aud
Übergeht. Man fehlt gewöhnlich 1) darin, daß man anninmt, bie
bier aufgezähften Gegenftände würben insgeſammt als Eigenthum
des Kaiſers genannt, ftatt theils aus den Urkunden, theils aus tem
edomiſchen Rechte, aus melden bier, fo vieles genommen ift, zu erllä⸗
/
sen, in welcher Beziehung fie für egal ausgegeben werten;
2) durch die Worausfegung, die Willführ, mit welcher Friedrich L
bei biefer Gelegenheit derfahren haben fol, liege allein in ben bie
Aufgeftellten Grundfäßen fiber Me Stegalich. Vor jrnem Irribus
ſollten billig ſchon bie älteren Commentatoren bes Iombarbifchen Lche-
rechts bewahrt haben, die einflimmig die meiften Regalien ans tvm
rönifchen echt erklären, z. 8. bie flumina navigabilia et ex qui-
bus fiant navigabilia und tie molendina, aus L. 1. und 2. D.
de fluminibus, die portus, piscariae und salinarum reditus aus
L. 17. 8. 1. D. de verb. signif. Diefe Erflärung iſt andy fehen
darum bie einzig mögliche, weil man fonft nicht begreifen fann, af
welche Principien die Entfcheibung gebaut ſey, da fie umter Borans
feßung des gewöhnlich angenommenen Sinnes, weder mit Dem rim
fchen noch mit dem germanifchen echt Üibereinftimmt, und auch nach
Radewichs Erzählung das Herfonmen gegen ben Kaifer war. Kies
nach iſt ber wahre Sinn der Stelle dieſer. Regal fen: 1) die Lan
beshoheit über einzelne Diftricte (armandiae oder, wie es Matewih
ausbeädt, die ducatus, marchiae, comitatus, Consulatıss, beun tx
Iegteren follten ja nach der Verfaſſung ber Iombardifchen Städte tie
wahre GBraffchaft enthalten, f. $. 244.) 2) Die Hoheit fiber tie
Heerſtraßen, öffentlichen Fluſſe, Häfen, und die hieraus entſpringen⸗
den nußbaren Rechte, als: a. Zölle, b. Abgaben flir die Geftarung
einer dem gemeinen Gebrauch hinderlichen Benutzung (daher flumi⸗⸗
‚ navigabilia et ex quibus fiunt navigabilia, ober bon Radenich
bie Hauptnußung, die hicher gehört, molendina, genannt werten).
e. Abgaben für die durch ein Privilegium geflattete ansfchliek:
liche Benutzung biefee Gegenſtände, bie fonft alle benstgen birfen
IV.R.C. Priv. Eigen u Lehenn. Hufrecht. 693
(piscatlonu redlitus). 3) Die Münze. 4) Der Zehnte von Berge 5. 362
werfen (argentariae) und Salzwerken (salinarum reditun), 5) Die
Gerichtbarkeit und deren Emolumente. 6) Das Gonfiscationsredjt
und das Recht auf erblofe Güter. 7) Die Lieferungen an ben kai⸗
ferlichen Hof (extraordinaria collatio ad felicissimam regalis nu-
minis expeditionem; Rad, fodram), 8) Die Landfrohnden (am-
gariarum etc. praestatianes), 9) Die faiferlichen Pfalzen. 10) Nach.
Radewich, der alte Census. 11) Die Hälfte des Schatzes der in
loco publico oder in loco religioso gefunden wird. — In biefen
Grundfägen lag, wenn fie blos dem Herfommen nach geltend
gemacht wurden, b. h. wenn z. B. der Kaifer feine Abgabe von den
Sifchereien, von ben Salzwerfen, Bergwerken forderte, als ba wo fie
bergebracht war, gewiß feine Bebrüdung; aber wenn ntan von
jedem, der bergleichen beſaß, bie Abgabe forderte‘, fofern er Feine
kaiferliche Berleihung bemeifen konnte (nach Radewich), welches gewiß
bei fehe vielen der Kal war, fo mochte man ſich mit Necht fiber
fiscalifche Vexationen beſchweren. In diefer Anwendung ber
Srundfäte lag Hauptfächlich die Willkühr, wie man fihon daraus
fieht, daß bie Lombarden im koſtnitzer Frieden nicht die Grundſätze
beſtritten, fonbern fich nur gegen ibre willführliche Anwendung
ficherten, fr oben $. 246. 2te Ann. Das römifche echt leiftete aber
‚bier zum erftenmale bem Kaifer feine guten Dienfte, in fo fern man
aus biefem bebuciren mochte, was man aus. den bisherigen Geſetzen
nicht beweifen fennte, daß ber Kaifer in Rückſicht der genannten nuh⸗
baren Nechte die Regel für fich Habe, während er ſich bis dahin
im Rückſicht der meiften, mur auf feine hergebrachten Befugniſſe
berufen fonnte, obwohl biefe auch aus ber urfpeiinglichen römiſchen
Serfoffung von alien herftammten,
§. 363. 4. 363,
Dur die Ausbildung der Standesverhaͤlt⸗
niffe entftanden. jezt auf der einen Seite die man⸗
nichfaltigften Modificationen des Eigenthums, und
auf der anderen durch einzelne Rechte, welche mit
dem -urfprünglih blos precaren Beſitz frember
’
694 Drülte Periode. A, 8881272
4.%% Sachen veknuͤpft wurden, Mechenverhäheif, de
fi) dem Eigenchum näherten. Das Eigenchim
liche diefer Verhaͤltniſſe laͤßt fich aber gerade am m:
nigſten file dieſe Zeit, durch Zuruͤckfuͤhren der ki
tönen vorfommienden Beſtimmungen auf allgemein
Grundſaͤtze fehildern, ſondern es müffen bie cine
nen. Standegverhältniffe durchgegangen, und hi
diefen die eigenthuͤmlichen Rechtsinſtitute, mel
durch) fie entflanden, ausgezeichnet werden.
L Bei den Dienftleuten Fommt ford
ihe Recht an ihrem Dienftgute als an igrem Ein
in Betracht. A. Das Dienſtgut (bemeficun)
beftand entweder 1) in einem Grundflüde, ode m
GSefällen, welche auf Grundſtuͤcke angewieſen wur
den, oder 2) fo fern die Dienſtleute ein beflimm
tes =), befonders ein mie einer Verwaltung
verfnüpftes Amt befleideren b), in gemiflen Cr
fünften oder in dem Genuffe eines Theile m
Güter felbft, welche fie verwalteten. Nach de ur
ſpruͤnglichen Natur alles Hofrechres, het
der Dienſtmann in beiden Fällen weder eine malt
Gewehre ($. 355), noch eine Folge (mil
Note i) an dem Amte, dem Gute oder don Grfäln,
a) Welches nicht mit dem Amte verwechfelt werben darf, 1 1
chem ber Minifterial geboren ift (6. 344.); dies enibül me
die Verpflichtung, fich zu dieſem beſtimmten Amte gebraube
Rt laffen.
b) Ein foldyes Amt Heißt Überhaupt, und befonders dann, MM
es ein Hof⸗ oder Gerichtsamt ift, ‚officlum, ministerimn, 1
IV.R.C Priv: Eigenn Lehenn. Hofrecht. 685
die Dienſtleute erwarben. aber beides, gleichzeitig mit 6. 363.
den Vaſallen, an den Grundftücen und auf Grund
ſtuͤcke radicirten Gefällen, ‚die ihnen gelichen wa
vn), Mit beim. Veßz dieſes Dienflguses wurde
wenn es bie Bermaltung einer lanbe6ßerzlichen Domaine * (curia,
sala) giebt, villicatio, advocatin,
c) Die gewöhnliche Meinung,‘ daß das Diehfignt del ben Dienfts
leuten fpäter erbtich geworben feh, als bei den Vaſallen dat Bes
ben, beruht shell auf: der irrigen Meinung, daß bie Dienſtleute
nicht zum SKriegsbienft, fondern blos zum Hofdienſt und zur
Berwaltung anderer Aenner verpflichtet gewefen ſeyen, theils anf
bee Verwechelung des Dienfgugs mit dem Amt unb den
@ütern bes Herrn, weiche der Dienfimann als Amtmanı vers
maltete und etwa theilweiſe benuzte. Vergl. Note i. Die frühe
Erblichkeit der Beneficien der Minifterialen gebt aber aus den
Dienſtrechten volftändig hervor. Kaiſer Friedrich I. erwähnt in
einer Urkunde, welche Boehmer Observ. jur, feudal. Obs, 2,
$. 10. anführt: antiguo Beneficlo, quae juatilia et con-
suedudo eeclesiae induleit, werner offenbar bie bucch das
Dirnfizecht eingeführte Erblichleit verſtanden mizd, daher auch
- diefe-sechtnäfiigermweife erblich beſeſſenen Güter, ben fpäterhin ers
worbenen, wahrſcheinlich blos ufurpirten Bftern, hie den Dienfts
Ienten abgefprochen wurden, entgegengefezt werben. In allen
Dienftrechtan, welche in bas eilfte Jahrhundert binaufreichen
finden ſich Spuren der Erblichkeit. Vergl. eine Urkunde K. Con⸗
rade II. von 1029 bei Eccard Ser, R. G. Tom. 2. p. 111.,
mo der Kaiſer den Dienſtleuten, welchen fie ausgeftellt wurde,
auf ihre Bitte gewährt: ut Jura beneficiorum firmentur
praeceptis imperialis potestatis. Ganz beftimmt ſpricht das
Dienſtrecht der bambersifchen Dienftieute, aus der Mitte des
eifften Jahrbunderts (ebendaſ. S. 102.), ben Defcendenten ein
Erbrecht am Dienfigute zu, Si absque liberis obierit et uxo-
rem praegnantem habuerit, exspectetur dam pariat; et si
masculus fuerit, ille habeat beneficium patris; si non,
proximus agnatus defuncti loricam suam vel equum quem
meliorem habuerit, Domino suo offerat et beneficinm co-
gati au aceipiat, — Und endlich denke mau mir an das,
—
696 Dritte Periche 881272
4. 863. dann haͤufig die Berwaltung eines beſtimmten Hof⸗
amtes verknuͤpft A). Doch wurde das MRecht der
Folge meiſtens auf der einen Seite eingefchränf-
ter als -das der Vaſallen, indem. das. Dienſtgut
gewoͤhnlich uncheilbar war und unter mehreren
Defcendenten, wem alle erbfähig, waren (vergl
6. 344. More L), anf den Altsften fiel e), auf der
andern Seite aber auch ausgedehnter, weil. es ge⸗
woͤhnlich in Ermangelung der Söhne auf die in
‚gleicher Hörigkeit befindlichen Töchter und deren
erbfäßige Deſcendenz vererbt würde *). Die im
.. J wae Wippo von Conrabs u. Regierungsmarime fagt (oben
8. 259. Note c), und an die Bedeutung des Ausdrucks miles,
ber, auf bie Miniſterialen eben ſo gut geht, als auf die Baſallen.
d) Köolniſch Dienſtr. (ſ. 9. 344. Mote d) 4. 14. Ineir.
eompes#. intea-Coar. :ep, Ratisb, et ‚Lader. Dur.
Baevar. u. 1215 bei- Hand. meirop, Saolieh. "Tom. 1.
:p: 168. Adelberti sechdep. Mogunt. dipl, =..1137 ki
Gudenus Cod, dipl, ‘Tom. 3. p. 384,
.e). Das ebtnifge Dienfir. $. 11. Item quicungue mini-
. ‚gterialia b. Petri filios habuerit, mortao patre senior
.ı : Alius abeequium patris recipiet. ben fo. findet ſich tes
Majorat bei den Afchaffenburgifchen ‚Stiftes Dienftleuten, umb
bei den bairifchen und regensburgifchen oberften Kienfläntern,
in ben in der vorigen Mote angeführten Stellen, — Die Code:
teralen hatten bei biefen. @litern in ber Regel fo wenig an
Erbrecht, als bei den Vaſallenlehen. Doc, findet man bierten
Ausnahmen. Dahin gehört dag Note c, angeführte bamkergi:
‚ ſche Dienftrecht, und das magbebungifche, welches in einer Hand⸗
ſchrift des Sachfenfpiegels fleht, bie fich auf ber berliner %e
bliothef befindet. Art. 4. dat honelen fal erven up fone, bed;
tere, brudere, füfier,. ‚baber, muber.
f) Bergl. die vorhergehende Rote. Der Uebergang des Dienigus
IV.R.C Priv. Eigenu. Lehenn. Hofrecht. 697
der Gewehre Legenden echte waren meiſtens 4. 363.
(vergl. jedech Note i und m) die nämlichen, tie
bei den Beſallen⸗Lehen, nur durfte dag Dienſt⸗
gue nie außerhalb ‚der Dienftfolge veräußsst wer
den 5), Hingegen der Verſuch, alle Aemter und
Die damit. verfuüpften Emolumente erblich zu ma
den, mißlang goͤnzlich H, und es blieb bei dem
alten Grundſatze, daß hieran weder eine Folge noch
eine Gewehre flatt finde, fondern alles. von der
Gnade des Herrn abhaͤnge I) Daher entſtand
auf die Tochter, war ober Bfters auch nur Gnade. 2. &, bei
Yen prümfchen Dienſtleuten. S. Hontheim hist. Trevir.
dipl, Tom, 1. pag. 668.
8) Daher mußte eine freie Perfon, bie einen Minifteriaſen heira⸗
sbete, fi in bie Dienftbarfeit ergeben, wenn fie aus dem Dienfls
gute ein Reibgering haben wollte. Vergl. oben 8. 344, Note k.
h) Sreilich wurden einzelne Weiter, befonbers bie, mit denen feine
Werwaltung verknilpft war, erblich, die oberſten HZofuͤmter waren
es wohl überall; aber die Negel wurde nirgends -buuschgefest.
3) Auf diefen Grundſatz beziehen fich die Weisthliner, bie fich bei
Senfenberg Corp. jur. feud. p. 540 u. f. der erſten Aus⸗
gabe finden, und das, welches G. L. Boehmer Obe. jur.
Send: Obs. 6. $. 2; anfühet, nach weichem nullas in epi-..
scopali curia et sala ac ipsarum attinentiis jus feudale
quod volge vulgariter appellatur, debet vel potest habere,
Am beften erläutert biefen Sag das ſchwäb. Lehenr. Art. 114.
Niemant mag feines herrn gemwere mit ber gewere empfliren ber
des herrn amptmann ift, ob ber im felber Ichen fagt. bas ift
davon, das er alles feines guts pflegt. davon mag er im felber
ſagen was er will, leihet aber im bes Herr ein gut und benempt
im das baf gr bie gewer daran hab; ex behebt es als ein ander
mann. laugnet aber im ber herr bes guts fo Hilft in bie gewer
nit om dem gu. er muß fein Ichen erzeugen als ob er ber ges -
698 Dritte Periode. A. 888 1272.
4. 363. num ein Unterſchied ziwifchen dem was ein Dienſt.
mann nach Lehnrecht. (jure feudi) als Hoflehen,
und dem was er jure oſſicii s. curiae k) nad
Hofrecht oder Amtsrecht beſitze 1), Zwiſchen Hof⸗
lehen und Vaſallen⸗Lehen (feudum, Leben ſchlecht⸗
Hin) war anfangs noch mancher Unterſchied, beſon
ders der, daß jenes gar nicht nach dem gemeinen
Lehnrecht, ſondern blos nach dem Dienſtrecht be⸗
urtheilt werden durfte; aber gegen das Ende bie
fes Zeitraums ſezte man, wie es ſcheint,/ den Be
fig nach Lehnrecht dem nach Amcsrecht ſchlecht⸗
bin entgegen wm). B. Das Eigen der Dienftleute
wer nit hab, mit ben bie bas fahen und horten das im ber
dert das gut life. Und flirbt ber Gere biewell er amptısana
iſt und hat er Ichenserben hinter im bie leihent im das gut ob
fie wend. mag aber der amptmann erzeugen fein Ichen «is hie
vor gerebt iſt, fo Hat ex fein gut behebt. Stirbt aber ber bar
on lehenſerben, dieweil ex fein amptmann ift, fo mag er den
gut nicht gefolgen an einen andern herrn, ex leiht im bas gut
oder laßt e6 bie wal ift an im, Stirbt auch ber amptamamı
und laft Ichenserben Kinder im bie nrüffent das gut bezengen
als ob ir vater bie gewer mie gefacch.
| k) D. 6. nach ber urſprünglichen Natur bes Sofrechts.
]) Hierher gehörige Urkunden f. bei Boehmer L, c. $. 4.
m) Berg. Boehmer a, a, D. und Obs. II. 9.9. — Die
wichtigften Verſchiedenheiten waren anfangs nach ber Note i
angeführten Stelle des ſchwäb. Lehner. 1) Die Rothwendiglen
eines Zeugmiffes zum Beweiſe der geſchehenen Welehmng,
während der Wafall in dieſer Beziehung ganz andere Rechee
hatte (vergl. ſachſ. Landr. Art. 13), 9) Der Diamgel der
Folge an einen anderen Berrn. Daher ließen ſich die Dimnf:
leute in einem ſolchen Falle immer ihre Softehen beſonders bes
. IV. Rechtsſ. C. Privatt. gchen 699
wurde zwar im Zweifel nach Landrecht beurtheilt, 6. 365.
aber da es auf Feine Weile aus der Dienfifolge
berausfallen durfte, fo eneflanden daraus manche
Einfhränkungen des im Eigenthum liegenden Dig
pofitionsrechts, und manche Eigenthuͤmlichkeiten ber
Erbfolge m),
$. 364. 8. 364,
U. Sur das Beneſicium des Bafallen ($. 345)
wurde in Deutſchland der Ausdruck Lehen im ej⸗
gentlihen Sim; in den Ländern, wo bie romani⸗
ſche Sprache geredet wurde, das Wort feodum,
feudum gebräuchlich «). Ber Ausdruck bezeichnet
fowohl das Object der Verleihung, als den Inbe⸗
\geiff von Rechten, welche dem Manne an diefem
zufommen b), die man daher unter dem Damen
flätigen, Urfimden, die ſich Hierauf besichen, Bat Boehmer
l. c. Obs. II. $. 10., die er aber, meines @rachtens, mit Uns
recht von ber Verwandlung ber nach Hofrecht befeffenen Güter
in wahre Hoflehen erflärt,
n) Sädf. Lanbr. 8. 3, Urt. 81. Dienſtleute versehen und
nehmen Erbe wie andere freye Leute nad) Landrecht, nur allein
dag fie aus ihres Herrn Gewalt nicht vererben noch Erbe neh⸗
mm. Schwäb. Lande. Art. 48. Sie mögen auch ir eigen
nicht geben noch verkaufen wann wider ihre Genoſſen. Wergl.
oben 8. 344. Note x und _
a) Das Wort erſcheint zuerſt in Weſtfranken, ımb nicht Früher,
als um bie Mitte des zehnten Jabrhunderts, in unverbächtigen
Urkunden; in Italien unb Deutſchland ift beffen Gebrauch aber
weit jünger, ſ. oben &. 2378. Note x und 280. Note d.
b) Sachſ. Band, 8, 2, Art, 42, 8,
4
700 Dritte Periode, A. 8881272.
4. 364. eines rechten Lebens äpnlichen Verleihungen ent-
gegenſezte e). Das Lehen. in diefem Siune, erhielt
wäßrend dieſes Zeitraums einen andern rechtlichen
\ Wßararter. Die nene Organifation, die man allent-
halben den Dienfifolgen geben mußte, ſeitdem der
Meicheheerdienft von ihnen allein geleiflet werben
follte, verfchaffte zuerft den Mannen die Erblich⸗
keit ihrer Lehen fuͤr ihre Deſcendenz d. Durch
die Gewohnheiten des Reichslehnhofs, wurde dieſe
für die Reichslehen ohnſtreitig ſchon im zehnten
Jahrhundert eingeführt ©), durch die meiften Dienfl-
e) Schwäh, Lehene. At. 112, 118.
d) Dies kann freilich micht urkundlich erwieſen werben, aber es
folgt aus ter Eigenthümlichkeit, weiche die Berfaffung, durch
die nene Einrichtung bed Meichsheerdienftes erhielt. S. oben
6. 223. 259, Dabei darf: man zuglich nicht außer Wagen
laſſen, daß bie freien Drannen, welche durch bie neue Einrich⸗
tung gemöthigt wurden, in eine Dienftfolge zu ‚treten, ums nicht
als Bauern behandelt zu werten, und welche meiſtens nichts
von ihrem neuen Herrn erhielten, fondern vielmehr einen heil
ihrer eigenen Güter lehnbar machen mußten, gan, anders
Bedingungen ahalıca außten, als bie alten abhängigeren
Dimmnftleute
e) Der firingentefte Beweis bafliz Hegt darin, daß Conrad IL bie
\ "Erblichfelt der Lehen in ben einzelnen Dienftfolgen (denn baten
muß offenbar Wippe $. 259. Note c verftanden werten)
nicht begünfligen fonnte, wenn bamale bie Reichelehen noch
nicht erblich geweien wären. Da biefe es aber durch ein allges
seines Geſetz nicht geworden finb (van weichem unmöglich abe
* Ehroniften fchweigen fünnten), fondern durch Gewohnheit; fo
kann man wohl mit der höchften Wahrfcheinlichkeit annehmen,
“daR dieſe ſchon unter Conrad IL, allgemein anerfannıt war, umd
alſo ihre Entftehung ſchon ins zehute Jahrhundert gehört. Dies
ſen Gang ber Entwidiung muß wan auch nach Der Rage der
IV. Rechtsf. C. Poisate. Sehen. 701
rechte mag in ben einzelnen Dienſtfolgen zu derfel- 5'064.
ben Zeit das nämliche gefchehen feyn F), allgemein
anerfannter Rechtſatz wurde Erblichfeit der Bene +
fiin unter Conrad Ik 8). Seitdem bildete ſich
das Inſtitut immer mehr zum Wortheile der Man⸗
nen aus, und zur Zeit der Rechtsbuͤcher betrachtete
man dag Lehen als eine wahre Gewehre b)
($. 355.), die ſich aber doch in manchen Stuͤcken
von der eigenthuͤmlichen Gewehre unterſchied. Das
bin gehört: 1) der Mann darf das Lehen nicht
Sache am Ende bes neunten Jahrhunderte erwarten. G. B. 1.
S. 603, Die Thatſachen, bie man gewöhnlich dagegen anführt,
beweiſen entwedet nut, daß noch Im eilften Jahrbimbert in den
Herzogthumern und Graffchaften ofters ber Sohn dem Water
nicht gefolgt ſey, wobei man dann vergißt, daß hier nicht immer
das Recht, ſondern Auch noch oft die Politik entfchieb, oder daß
die Agnaten fein Erbrecht hatten, worauf gar nichts anfommt,
indem diefe nach dem deniſchen eehnrecht niemals eines ges
habt Haben, \
D) Weit die Gewohnheit des Reichelehnhofs nicht obue Einfluß
auf die einzelnen Dienftfolgen bleiben fonnte, zumal da wan
Ausfprüche der Mannen an den Neichslebnhof zog S. eine
hierher gehörige Urfunde, bei Senkenberg Corp: jur, feud. \
pagı 540. (d. erften Ausg.)
) ©. ober 6. 259. Note v.
h) Sächf. Lande. B. 2. Urt. 42. (oben &. 356. Note b. 3).
Vergl. auch §. 355. Note f. g. Daher ift Fein rechtes
vorhanden, wenn an dem Gegenſtande feine wahre Wewehre
ftatt finden kann, welches nach dem deutſchen Rechte ber Fall
ift, wenn ein Recht zu Lehen gegeben ift, das nicht auf einem
beftiuimin Grundftäde daft. Schwäß. Lehnr. Art. 102.
Bingegen den Zins eines Gates kann man zu rechtem Lehen
erhalten. Schwäh. Lehnr. Uet. 790. 80. 90.
7102 Dritte Periede. A. 8881272,
43%. bhne Einwilligung feines Herrn i) dergeſtalt ver-
aͤunßern, daß er der Gewehre entbehrt, und zugleich
bie Lehnsverbindung aufgehoben wird; wibrigen
falls kann ſich der Here des Gutes binnen Jahr
und Tag unterwinden, jedoch, wenn das Gut blos
verſezt iſt, erſt dann, wenn es der Mann auf drei⸗
malige Mahnung nicht wieder einloͤſt ). 2) Das
Lehen wird nur auf die männliche, ebenbirtige,
Ichensfähige Defcendeng vererbt, wenn nicht das
befondere Dienſtrecht oder der Lehnscontract eine
Ausnahme begründete 1). Seitenverwandte haben
Fein Recht der Lehnsfolge; auch mehrere Lehns-
erben, welchen insgefanmt der Herr (aus Gne
den) =) das Gut leiht, haben daher Fein gegenfeiti-
i) Der Ausdruck Here bezieht ſich Übrigens ſtets auf das verfön⸗
liche im Lehehscontract gegrlinbete Berhältnig, nie auf das Gat.
k) Sächſ. Lehne Urt. 59, Wergl. Michtfkeig bes Rear.
Art. 19. 20. und fächf. Lehr. Art. 31. Schwäb. Lehnte.
Art. 124. Nur muß er auch bie Abficht gehabt haben, dem
Seren das Gut „zu entfilhren,“ fonft wetter er Mos dem Herm,
umd verliert fein Gut erft dann, werm er es nicht wieber in feine
Gewehre nimmt. S. „Form ımb rechte Weife, wie ein Lebe
Here feinen Mann wegen Unteene sc. verflagen fol,“ bei Re;
pernid Sammf. auserlef, Abb. ans dem Lehre. Th. 4. Nro.1.—
Die Afterbelehnung „mußte natärlih erlaubt fon, ba Me die
Zehensverbindung nicht aufhob.
y Sächſ. Lehner. Art. 6. Der Vatet erbet uff den Son die
gewere bes gutes Mit ſament deme gute, Dar umbe em barf
der fun nicht, daz man ihme des vaters gut bewife. Wilch
man aber bes funes barbet, der erbet uffe den Herren die gewer
bes gutes, ez en fie daz ber Herre ez gedinge daran verligen
babe. Wergl. At. 2. 5. 22, 23. 34.
m) Sähf. Lehur. Art. 99.
IV. Rechtsſ. C. Private: chen. 703
ges Sucdeſſionsrecht, wenn fie das Gut teilen; 9. 364.
nur fo lange fie in ungetheilter Gewehre figen, |
kann freilich bei dem unbeerbten Abgange eines
der Geſammteigenthuͤmer nichts an den Herrn zu
ruͤckfallen. Doch Fonnte durch ein befonderes Ber
fprechen des Lehnsheren, daß fie ungeachtet ber
Theilung fuccediren follten, (Gedinge am Lehen) .
dieſem Nachtheile abgeholfen werden =) aber a) an
diefem Gedinge war Feine Folge, d. h. es erbte
nicht auf ihre Kinder, und fie folgten nicht damit
an einen anderen Seren 9), und A) das Gebinge
wurde gebrochen, wenn zur Zeit des Todes des
Mannes ein ebenbürtiger, Ichnsfähiger Defcendene
vorhanden war p). 3) Das Lehen fälle nicht nur
nach Abgang des Wafallen ohne Ichnsfähige De .
foendenten, dem Lehnsherrn heim, fondern kann
auch von diefem dem Manne wegen Untreue 9),
n) Sädf. Lehner. Urt: 32. Man mac vil Brüdern ein gut -
lihen :ab fie ez mit gefameter. Hand und gliche gewere baran
Haben, wollen fie aber ſich ſcheiden mit dem Gute fie teilen ez
unter fich ane des herren urlbub. Swenne aber fie ſich beteis
‚in ie nich, ein hat zedit an bes anderen gute ab ber andere
flirbet, em fi anderweibe daz gebinge daran gelegen; bie wile
ouch fie baz gut zuſamen haben Die zufamene belenet find, ie
nich ein mac an bes andern nich ein teil darab gelihen noch
lazen da erz beme andern mit verne, wend bas der man nicht
einen delt entpfangen. La, bes Jen mac her mi dien te ges ”
lihen noch gelagen. -
0) Sächſ. Lehnr. Art. 5. An me gebinge en iſt nich eu.
FZolge.
p) Sächſ. Lande. B. 1. Art, 33, ü
qg) ©. oben 9. 294. Note m. GSchwäh. Lehr. Ust. 155.
704 Deitte Periode. A. 8881272.
4 364, und anderer befonderer im Lehnrecht enthaltener
| Gruͤnde e), nah Urtel und echt, welches
Mannengericht gefunden wird, „vercheilet‘/ wer:
den»), Da aber die Lehnstreue gegenfeitig iſt,
fo kann auch der Mann wegen Verletzung berfelben
das Lehen zu Eigen behalten.
4. 368. $. 365.
Das Lehen wird duch Belchnung und
durh Succeffion ®) erworben. Jene ift beim
Lehen, was die Auflaffung beim Eigen ift, und
muß deher im Mannengerichte geſchehen b). Die
Suc⸗
(ed. Schilt,). Ab ber Wan mit Dee Beh tk gen em
Herrn das Geverde heißet, damit hat ber Mann das Lehm ver⸗
worft gen finem verm. Vergl. Mote x.
N) Schwäh. Rebnr. Art. 89. (ed. Schilt.). Und iſt bag rm
Mann ſolche tmtott tut, baf im fin eigen und fin Lehen ver
dem Könige oder vor bem Sanbrichter vertheilt wird, — bie
lehen finb dem Herten ledig — bat aber der man einen San
dem fol er daB Reben lihen. Die Kint follent des Vaters
Schulde it entgelten. Berg: ſachſ. Lande. B. 3; Urt. 8.
8) Bergl. das Note k angeführte Rrechtsbuch,
a) Sächſ. Lehär. rt. 6. W.
b) S@wäb. Lehr. Art. 100, (ex edit. Schilt. wo ber Int
volftändiger iſt als bei Senfenberg Art. 72.) Sol Iefirumge
geichehen mit des Herren Sant, die fol gefchehen vos den Pass
nen, wann bie mus man ouch erkugen mit in. So ber Ha
finem Manne Lehen lihet ımt fint fine Man do nut zugegeunt,
das mag bem Mann geſchaben will &8 der Herre lougen, ben
muß das lehen gegen dem Herren mit finen. Mennen erzugen.
[
IV. Mechtef. C Private. hat. 705 .
Succeffion überträgt zwar bie Gewehre ſelbſt, abet: 4. ad
der Mann muß dennoch Binnen. Jahr und Tag,
die Belchnung bei dem Lehnsheren (in getviflen
Faͤllen bei dem: Oberlehnsherrn) <) nachſuchen, und
ſich zum Lehnseide erbieten d, worauf ihm der
Lehnsherr die Belehnung nicht ohne Grund ver-
weigern kann °). Ein Kind, das noch nicht lehens⸗
muͤndig iſt, kann ſich erſt von Zeit der erreichten
Lehnsmuͤndigkeit ($. 353.) hieran verfäumen. Vor⸗
her muß deilen Bormund 'die Belehnung nachfuchen,
und in diefem Yalle leiht der Herr dem Kinde das
Lchen, das Angevelle aber, d. h. der Genuß des
Lebens (fiir welchen das Kind noch nicht dienen
kann) bis zur erreichten Lehnsmuͤndigkeit, gebührt
dem Herrn, der es dem Kinde felbft; oder deffen
Vormund, wenn er fen Mann ift, oder einem
dritten, als des Kindes Lehnsvormunde, leihen
kann (feudum guardiae s. custodiae) 5). An
(Senkenb. das mag bear Dia nicht gefchaben anders wann
ob der Hert leugnen will).
©) Bergl. fächl. Lehr. Urt. 30.25. Shwäh. Kehnr. Ust: 15.
d) Sächſ. Lehnr. Kt. 22.
e) Säßf. Lehnr. Art. 33. Der Herre in ſal niemianbes Mann⸗
ſchaft „ane des der des deerſchitdes darbet,
oder des der in des richters achte iſt, ober in demeſelben gerichte
verfeſtet iſt, ober ab in derſelbe Herte beclagtt hat vor bed Lan⸗
des richtern ume roud, ober ume ungerichte, unde inie alt ur⸗
teile getelbinger iſt, Bitmen teidingen en darf ber Herre in au
miame nicht entphan. Bergl. ſachſ. Lehnr. Art. 2.
f) Saächſ. Lehur. Wr: 26. (al, 28). Schwäb. Kihiir.
&kt. 33 His 37,
x. II. [45]
as
706 Dritte Perishe: A. 888 — 1272.
Angevelle ift natuͤrlich Feine Polge, und mach man
Gen Dienſtrechten gehuhet es dem HDerrn gar
6. 366.
wicht 8).
.$. 3066.
Bon diefen Grundſaͤtzen weicht das lombar:
difche Lehnrecht in manchen Punkten ab, theils
weil bei feiner Ausbildung auch das römifche Recht
neben dem lombardifchen Landrecht mitgewuͤrkt
hatte ®), theils weil das erblihe Recht des Da-
fallen am Lchen in Stalin eine ganz andere Gr
ftale erhielt als in Deutfchland b). Aus jenem |
Umſtande ift es leicht zu erflären, daß man fih
zulezt gar nicht mehr in die Natur des Rechts zu
finden, wußte, welches der Vaſall am Lchen hatt,
und bald dem Lehnsheren bie proprietas, und dem
Dafallen den ususfructus zufchrieb €), bald das
echt des Vaſallen als ein eigenthuͤmliches Recht
fchilderte 4), und Analogien von der Emphyteuſe,
Superficies und dem widerruflichen Eigenthum da-
bei anbrachte. Aus dem zweiten Grunde iſt es
berzuleiten, daB das Veraͤußerungsrecht des Da
fallen nicht blos in Beziehung auf das Verhaͤltuiß
g) Recht der Dienftl. zu Magdeburg Yet. 5. Upre bet
bovelen det bienfttübe me hevet de biſchop neyn anedele.
«) IL F. 1. pr
b L F. 1. 4. 1.
e) I. F. B. 89. 8.
qh ILF. 8. pr. 4. 1.2.
IV. Rechts. C. Privatt. Schen. 707
zum Lehnsherrn ©), fondern auch in Beziehung anf 4. 366 -
die Mechte der Agnaten befchränfte wurde. Da
alle Defcendenten des erſten Erwerbers, aus deffen
Belchnung ein. Recht auf das Lehen erhalten
folten F), fo mochten freilich nicht blos die nächften
Erben, beim Lehen eben fo wie beim Eigen
(6. 359.), der Veräußerung widerfprechen, ſondern
es mußte jedem Agnaten, ber nicht darein gewil⸗
ligt hatte, ein Mevocationsrecht für den Fall zuge⸗
flanden werden, wenn ihm die Succeffion anfiele 8).
Meräufßerungen an Agnaten hingegen, wurden nun
auch ohne Einwilligung des Lehnsherrn gültig b);
für die Faͤlle, wo bie Agnaten gar. nicht, oder
noch nicht revociren Fönnten, räumte man ihnen
ein Detractrecht ein, und eben dies follte nad
ihnen der Lehnsherr bei erlaubten Weräußerungen
haben i). - Durch alle diefe Eigenthuͤmlichkeiten
wurde indefien Feine von bee gemeinrchtlis ,
©). In welcher Hinſicht Übrigens das ältere lombardiſche echt dit
gelinder, als das beutfche (I. F. 5. pr. L F. 13, IL F. 9.),”
Das nenere aber viel ſtrenget war. Vergl. u. F. 50. 65.
H I. F. 14. pr. md 4.1. L F. 20. V. F. 11. 19, 18, 17, pt.
Das deutſche Lehnrecht kennt dieſen Grundſatz nicht, denn bie
Theorie bes ſächſ. Lehner. Art. 56. (al, 68,), Auf weiches man
fi) beruft, berußt auf einem ganz andern Rechtsſatze (vergl.
oben 8. 359. Note d. $: 360).
3) u. F. 3%. 9. 17.
h) L. F. 13. 4. 3. U. F. 3. 4. 1. I. F. 3%. pr
i) I. F. 26. 9. 13. IL F. 9. 9. 1.
[ 45* ]
;
708 Dritte Periobe. A.. 8881272.
6. 366. chen k) abweichende Succeſſionsor dnung neorf
wendig; dieſe hat wohl entſchieden, che das roͤmiſche
Meche den allgemeinen Einfluß erhielt, den man
ſeit dem Anfang des zwölften Jahrhunderts wahr:
nimmt ($. 265.). Die roͤmiſch gebildeten Juriſten,
welche in unferem Lehenrechtebuch die Lehnsge⸗
wohnheit darzuftellen unternahmen, fischten
ſich aber begreiflich das geltende Recht cher aus
der roͤmiſchen Erbfolgeordnung zu erflären
($. 278). Sie erfannten in der befichenden Lehns-
folgeordnung, daß fie zunaͤchſt von einem dem
römifchen Mecht ganz fremden Princip, dem Vor⸗
zug, welchen die Nähe der Parentel ($. 65.)
„gebe, ausgehe, und ftellten dies als etwas eigen-
thümliches bei der Lehensfolge Hin 1); dagegen
fanden fie mit dem römifchen Recht uͤbereinſtim⸗
mend, daß in der Parentel felbft der nähere oder
eutferntere Abftand von dem gemeinfchaftlichen
Stammvater unter mehreren Erbprätendenten ber-
felben, nach ihrem Sprachgebrauch, der Linie, ent-
fheide. In diefem Princip ſuchten fie die Nähe
des Grads im römifchen Sinn, und trugen daher
auch Fein Bedenken, die Grundfäge des roͤmiſchen
Mechts, ſowohl bei der Succeffion der Defcenden-
k) D. 5. von der Suteeffionsorbnung, weiche das lombarbdiſche
Bandredit feſtſezte, und welche ihrem Wefen nad) eine Parenn⸗
une war,\ mie fie andere germanifde dechae Samatar.
©. Rotharis LL. Cap. 153. (Lomb. L. IL Tür. 14
1).
Cap.
I) IL F. 50.
IV. Rechteſ. C. Private. Lehen. 709
sen, als bei der, der Seitenverwandten der näch- 6. 36.
ften Linie untereinander, anzuwenden m). Die ſoge⸗
nannte reine Linealfolge, welche euere im
Iongobardifchen Lehenrecht haben finden wollen, hat
die Analogie des deutſchen Mechts und des roͤmi⸗
ſchen Rechts gegen fh; nur die Unkenntniß des
erſteren hat dazu verleiten koͤnnen, jene für das
eigenthuͤmliche Syſtem der Lehnsfolge zu erklären,
die fih auch nicht einmal aus den Worten der
dafür angeführten Stelle rechtfertigen läßt *
6. 367. u u 4. 267.
Ueber die Belehnung wurde in der Regel |
nichts ſchriftliches aufgeſezt, weil man ordentli⸗
cherweiſe weder einen ausdruͤcklichen Lehens⸗
contract zu ſchließen, d. h. die Bedingungen dee
Lehnsverhältniffes vertragsweiſe beſonders feſtzu.
ſetzen, pflegte, noch auch eine Urkunde zum Beweiſe
der geſchehenen Belehnung noͤthig hatte ($. 366.
m) II. F. 11. II. F. 37. ©. meine @inleitung in das b.
Privat⸗ u. Lehenr. 9. 356.
2) S. Einleit. a. a. O. Note . Die ſogenannte Prärogative
ber Linie, läßt ſich nicht erflären, wenn man fein eigentbiims
liches Syſtem ber Lelmsfelge zugiebt, vind behauptet, daß ber
Femudiſt Überhaupt der Analogie des roͤmiſchen Rechts folge. _
Die Nichtigkeit ber ſogenannten gemiſchten Lineal⸗ unb Gras
dualfolge, ift wohl deshalb früherhin oft verfaunt worden, weil fie
jene Prãrogatide umd bie theifmeife gefcheheise Verbindung mit dem
sömifchen Necht nicht Hinreichend zu exflären mußte. ber geht .
man auf bie Princhpien ber gemeinen germanifchen Succeſ⸗
ſionsordnung zurüd, fo rechtfertigt 04 das Syſten ber aeniſqh⸗
ven Gradaalfoige ſehe leicht.
110° Dritke Periode. A. 888— 1272.
0,.%7. Note: b) a). Wo es. ausnahmsweiſe gefchaß,
hatte die Ausfertigung urfprüngli noch keine be
fimmte Form b); im dreigehnten Jahrhuudert
wurden aber die. Lehenbeiefe ſchon häufiger. Won
einer Le hnware (laudemium), welche von dem
Vaſallen, Bei’. der. Belehnung, au ben Lehns⸗
herrn entrichtet werden mußte, weiß zwar das ge⸗
meine Lehurecht nichts, in. den Dienſtrechten aber
kommt fie-fehon:öfter wor; ihr Urfprung iſt in der
vorntaligen prechren Exblichkeit der Lehen zu fischen
(vergl. $. 363. Note c). — Der Belehrung gieng
"eine Auflaffung voraus, wenn Eigen des Ba
Ten "in Lehen verwandelt werden follte, auf
welche jene öfters erft nach Verlauf von Jahr und
Sag erfolgte *
4. HR, ' <$ SB. .
. Be: Schutzhereſchaft ($. 343.) an ſich
—* nichts an den Rechten des Eigenthums,
das der Pfleghafte hatte, ſondern legte nur Laſten
auf fein Gut =), welche außer den gemeinen *
» Den Kal ‚ausgenommen, welcher im ſächſ kandr. B.
.Att. 42. vorkommt. |
-b) Daher der Streit fiber das Alter ber Behubriefes Friedriche I,
Urkmde fie Oeſterreich (F. 238.) Weht freilich anters ans, als
ein Zehnbrief des breiehmien oder zar dei dierzebnten Jeheban⸗
bene. 3a Yalia war e⸗ in Dipfer Kiylepung chen fo wir in
Doutſchland.
S. ſächſ. Landr. 8, 1. Art. 43.
a) Gloſſe zum ſächſ. Landr. B. 9. A. 2. Kraut die Bew
IV.R.C. Priv, Vogtti u utsherrſchaft. 714
($. 304. 306.) gewoͤhnlich auch in baͤuerlichen Die 4. 368.
fien und Abgaben beftanden, durch welche die Bng-
Lei geehrt werden mußte«“), wofuͤr aber auch oͤf⸗
ters auf der anderen Seite die Freiheit des Pfleg
haften vom Schutherrn auedrucuch anerkannt
munbfch, des bestfäen Nechts S. M, DR 36 wifl wiezbald⸗
für Zinspflichtige gehalten, und Pflege in jenem Ausdruck nicht
von ber Vogtei verſtanden wiſſen. Daß Pflege auch fo viel
heißt ald Rins, iſt ſchon von Haltaus nachgewieſen. Aber Zins
iſt der allgemeinere und Pflege ein eben für die Vogtei gegebe⸗
nee Zins, Bon „allerhand Zins und Pflege“ fpricht fühl.
2andr. TI., 58., womit wenigſtens angebeütet feyn fann, daß
die Unsvrüde wicht ganz gleichbedentend ſeyen, und Pflege eine
Art des Binfes ſey. Da num Pflege und Bogtei gewiß aud
gleichbedeutend find (f. Haltaus unter d. W.), fo fcheint ei
mir noch immer, daß es richtig feyn dürfte die Pfleghaften füz
Bogteileute, und bie Pflege, die fe bezahlen, für. chım Vogtzins
zu halten, Wären bie Pfieghaften Überhaupt alle Urten von
Binspflichtigen, fo fähe man feinen Grund, weshalb ſächſ.
Ranbr. ©: 1. Mt. 2. ihnen ‚bie hier bezeichneten Gerichte ans
wiefe. Die Gloſſe a. a. DI. bezeichnet. fie auch als Perſonen,
die Eigen in dem Lande haben, von "welchem fie zinspflich⸗
tig find, was nur auf bie Iandesherrliche Vogtei paßt. Die
Birgelten werden von ihnen unterfchieden, und hoch ſind
biefe auch zinepflichtig. Doch will ic) nicht behaupten, daß ber
Ausdruck Pfleghafte gerade immer bie Unterwuͤrfigkeit unter
Die eigentlich. landesherrliche Vogtei bezeichue, da bie Vogtei auch
ein Berbältnig von weiterer Bedeutung ift, und namentlich bie
Nechte des Herrn über bie Birgelten kaum etwas anderes als
eine Bogtei, nur nicht die landesherrliche, feyn Können ($. 343.)
Mur bie Pfleghaften des Sachfenfpiegele L, 2. find meines Ers
achtens landesherrliche Bogtleute mit Eigenthum an ihrem, Bes
figthum. Wo der Ausdruck fonft vorfommt, mag er immerhin
auch ein anberes Vogteiverhäliniß bezeichnen fönnep. .
a3) &, Möfer Denabe. Geſch. SH, 2. ©. 213,
712.Reitte Preioke. A: 888— 1272.
6. 368. wurde b). Auch wurde die Schutzherrſchaft eine
Veranlaſſung, daß allmaͤlig manche einzelne Rechte
des echten Eigenchums in die Hände des Lanbes-
gr übergiengen (ſ aben $ 362. Nro, III)
. Die wahre Gutsherrſchaft hingegen, bei weicher
das echte Eigenthum vollfländig in den Händen
des. Heren war -($. 62. a), ließ ſehr mannichfaltige
Verhaͤltniſſe zu, welche aus den Würfungen der alten
Hörigfeit hervorgiengen und ſich daher ſowohl bei
freien Hinterſaſſen als bei eigenen Leuten finden
(% 343), da es wohl ziemlich zufällig iſt, ob die
Vogtleute diefer Art als freie ober unfreie Leute
betrachte wurden. Dieſe Verhälmiffe Fönnen daher
zuſammengeſtellt werden. 1) Es gab Güter, bie
nicht naͤch Hofrecht befeflen wurden, und auf
welchen daher der Bauer ein bloßer Wirth
Meyer) war, der aber: nur nach vorausgegange⸗
ner Aufkuͤndigung zur gehörigen Zeit vom Gute
vertrieben werden konnte, und wenn er nicht eigen
war e), das Gut unter eben dieſer Vorausfetzung
verlaffen konute d), 2) Die Bedingungen des Hof⸗
bD) Daher der Name grepjins, — hieh ubbet· Hip fährt
e) Stoffe zum ſaͤchſ. Landr. B. 9, An. 659. Sie wit aber,
daß man füget: ein Mann ſey zu einem Gute nicht geboren,
daran ſcheiden Mich Sachſen und Märfifche Recht. Denn wer
in Sachſen zu einem Zinsgut geboren iſt, ber heiſſet cin
Raffe, und ter'mag ſich des Zinsgutes ohne des Her Willen
nicht verzeihen.
q) Sächſ. Landr. B. 2. Art. 50. Wil ein Gere feinen Zic⸗
mann, der zu dem Gute nicht geboren iſt, von dem Gute wei⸗
IV. R. C: Priv. Vogtel u. Guisherrſchaft 713
rechts bernheen chels auf dem Herkommen, theils $. 068.
auf ausdruͤcklichen Conçeſſionen, welche be-
ſonders bei Anſetzung neuer Coloniſten, haͤufig in
urkundlichen Verſicherungen file alle zu
einem Haupthofe gehoͤrige Hinterſaſſen niedergelegt
wurden. Erblich waren die mach Hofrecht beſeſſe⸗
nen Beſitzungen regelmaͤßig e); das Erbrecht war
ſen, ſo ſoll er ihm ſolches zu Lichtmeſſe aufünbigen. Soche⸗
folk anık der Mau sun, mem ex das Land auflaffen will.
€) Dies ergiebt fich ſchon ans der Rote c angeführten ‚Ste,
aus weicher anf dag beftinmitefte hervorgeht, daß giny-gögen bie
gewögnfiche Mnfict, die Leibeigenſchaft und Hörigkeit, weit ents
fernt dem Erbrechte der Bauern im Wege zu fichen, vielmehr
gewöhnlich. mit bemfelben verheiniten war. Danch Werteng
wurde bie Erblichleit beſeuders Häufig dann begründet, wen
neue Goloniften angefegt wurden, vergl. bie 9. 362. Note q ans
geführte Abhandlung. Auch der Sachfenſpiegel weit darauf
Yin, B. 3. Mt. 79, My Bauern cin uenes Deck fo mange⸗
bauet befsgen, denen mag deß Dorfes Herz wohl Erbzinsrecht an
dem Gute geben, eb fie gleich ju dem Wirte nicht geboren ſind.
Diefe Verhättuiffe wurden auch häufig die Meraniaffung;.: bu:
Bauern Mechte von mehrerem Umfang, als gewöhnlich mit ben -
Erbzinegutern verbunden waren, zu verſchaffen, und fie den Pfleg⸗
haften zu nähern oder wohl ganz gleichzufehen. So bewerkt die
Stoffe zum ſAch ſ. Lanbr. B. 2. Krt, 69. Mit ms in ber
Mast haben bie Gebauer auch Erb am Minsgut, und möge es
Saffen wem fie wollm: Welches daher kommen ift, baf wifere
Land alfo find befeht worden, Denn ba felches erſt gefchehen,
bat man ben Bauern bie Hufen wild und unangebut ausge⸗
than, welche nachdem fle nachmals durch 'der Rente Mcheit find -
gebeflert worden, biefelbigen auch ihres Gefallens verfauffen mö«
gen, Und heißen nunmehr deu Gebauern Erb, und
find beffer denn Erbzinsgut. Wäre die Eolonifirung ber
Mark in fiehenten Jahrhundert gefchehen, fo wilden biefe Ders
haltniſſe fi ganz anders geftaltet Gaben. Was bie Bauern
hier erhielten, war eigentlich nichts als das Recht ber lander⸗
714 Dritte Periode. A. 888-1272.
5.368. jedoch ſehr beſcheaͤnkt, weil der Hef uncheilbar
war; md fehr oft dem Gutsherrn das Recht zu
fland, unter mehreren Veſvendenten den Anerben
zu wahlen; haufig Hatte jener auch eine Praftation
vom Anerben zu fordern, die durch den Mamen
Lehnware am firechendften bezeichnet witd f).
Ein Gut dieſer Art hieß ein Erben⸗Zinsgut,
ober wenn die Verleihung ausdruͤcklich nach Lehn⸗
recht. 'gefehaff,. ein Ziuslehen (feudum rusti-
cum) 6), Der Bauer hatte daran wenigftens in
gewiſſer Beziehung die Mechte der Gewehre b),
die man aber nicht mit dem vollftändigen. Recht
der Gewehre und noch weniger mit dem echten
Eigenthum, d. h. mit den im wollen, frei
Eigentum liegenden Gerechtſamen verwechfeln darf,
von melden manche in den Haͤnden des Guteherrn
blieben 1), Diefe, mit den gufsherrlichen Gerecht⸗
ſamen ir Beiehumg auf Dienſte, Zinſen, dem
bericen Vegnem in ten thuringiſchen mb fächfifches Pros
vingen ‘auf der linken Seite ber Elbe. — Be ſolchen Berkis
hungen entftanden jrdoch auch oft bie binglichen Bechätuiffe
des Hofrechte, ohne deſſen Wirkungen auf die perſonlichen Ber⸗
hateniſſe
N). Berl, J. C. 8. Schröters Abhandl. von der Rehmwaazı
1739, a wo I u. piele hieher gehörige hiſtoriſche Ne⸗
tizen ſinden
g Bergl, Schwäb. vebnt. in 111. 12,
bh) Sächſ. Landr. B. 2. Art. 67. Schwäh, æandt. Uri. 337.
(oben 9. 355. Mate 9 Mit, 36.00,
I) Wie bie Jagbgerechtigfeit, dig Hut» unb Weibegerechtigfeit =. 1. m.
IV.R.C. pri. Vogtei u. Aursherrſchaſt. 715
Rechte des Nucfal⸗ und: der Defnguiß, den Ins» 6. 38.
mann wegen nicht. bezahlten Zinfes zu nfänden und
vom Gute zu vertreiben k), machten die Guts⸗
herrſchaft aus. Veraͤußern "darf auch der Erb⸗
zinsmann in der Regel nicht ohne Eimwilligung
des Guteherrn, weil: ſouſt deſſen Rechte gefahrdet
werden konnten; die Einwilligung war daher eine
nothwendige wo dieſe geſichert waren, weil der Er⸗
werber, es von; ihm wieder in. Erbzins nahm !);
die im Eigenthum liegenden Nutzungsrechte waren
ibm aber geſtattet m). Hierdurch erflärt fh, in
welchem Sinn felbft dem Erbjinsmann nur en
erbliches Baurecht (jus eolonstas) ‚mgelproden
k) Ueber Binshufen und das echt. bes Berstenn, bas Zins⸗
gut einzuziehen, vergl. ſächſ. Landr. B. 1. Urt. 54. Schwäb.
Rande Art. 336, '
h Schwäb. Lehnr. Yet. -112. a. €. Wer Zinsgut mit Recht
behaben will, der foll es felb bawen und armaiten ober fein
Kuchht .die in feiner Koft feindt, mit Speiß und Lohn. — Cod.
Uffenb. fezt noch hinzu: Wenn aber einer Zinsiehengut Ders
Faufft, fo fol e6 ber auffgeben der es verfaufft und fehes
ner entpbaen, das iſt darumb, baf der Lebnherre wiffe
zu weme er feiner Zink forder und warten folle
Auch if an etlichen Orten Gewohnheit wan man Zinslehengut
verfauft, daß man dem Lehenherrn handlone davon muß ges
ben. — Die Negel hat aber freilich mandye Ausnahme. SKBergl.
Nlete e und Note n.
m) Sächf. Lanbr. 8, 1. Art.54. a. E. Kein Zinßmann barf
auch ohne feines Herrn — Erlaubniß, webrr Steingruben noch
Beimgruben graben, noch Hol, hauen, noch anf feinem Rinfigute
umgraben, es ſey denn fein Erbenzinsgut. Wergl. 8. 2. Art, 21.
eawäh Lande, Art, 281,
716 Dritte Periode;: A. 888 1272.
4.388. wird n). 3) Bel manchen Guͤtern geſchah die Wer.
lbeihemg auf gewiſſe Jahre oder auf Lebenszeit
Eeibgeding, Leibgewinn) 9), welches jedoch das
Grbrecht Feineswegs ausſchloß, weil: bie einzige
Folge davon nur die war, daß nach dem Abgangı
Des Beſitzers cine neur Lehnware entrichtet werden
mußte P). Befonders bei Guͤtern dieſer Ars wur.
den die Leihebriefe üblip, wohl ziemlich sum bie
ſelbe Zeit mit den Lehenbriefen Pr). Nach dem
.»).&0 bebieut fich eine Mefsmbe von 1398 bei Rennep Wbbanbl.
von der Leyhe zu Lanbfiedelrecht im Cod. Prob. p. 708. fe
gender Ausdrücke: Nos — Priorissa — monssteril in Witzen-
stein - protestsmus — ‚quad 26 .masaoe, ziios ‚In curti
Aldenfelde, pro 52 maldris et dimidio, videlicet quemli-
bet mansunı pro 5 quartalibus bini generis annone, scili-
cet siliginis et avene et pro 44 pallis — Incolis sive vil-
lanis ipsius curtis, Äocamus et losavimus in hune me
dum, quod dicti incole sive villani hujusmoygli pensionem
in curia Witzenstein — annis singalis presentabunt, Ce
terum —- villeni, antefatos mansos, suis justis heredibes,
eo jure quo ipsos possident, Aereditabuns, nihilerniuss,
eosdem salvo nobis nostro jure reservato, cullibet homi-
num vendere poterunt, preterquam hominibus mersati-
bus in jurisdiotione Domini Lantgravii memorati, — Sen
wird daher auch nie bei ber Meberlaffung eines Erbuinsguts an
den Zinsmann erwähnt finden, daß eine Auflaffung im or
bentlichen Bericht, welche jeberzeit bie Webertragung eines weh⸗
zen Eigentums bezeichnet, gefchehen ſey.
0) Berg. (wäh. Ranbr. Art. 305. Einen Zeibebrirf biefer
Art Hat Lennep 0, a, D. S. 58,
p) Sebr lehrreiche Nachrichten über Güter biefer Urt, finden ſich
bei P. F. 3 Müller über das Güterweſen. Däͤſſeld. 1816. 8.
pp) Das (hmäß, Lande. a. a, D. erwähnt fie bereise,
V.R. C. Priv. Vogtei u. Guteherrſchaft. 717
Rechte, welches man dem Bauer an ſeinem Gute 4. 300.
eingeräumt Hatte, erhielt die Leihe gemeiniglich eine
befondere Benenmung, durch welche die in der Ger
gend herkoͤmmlich mit einer ſolchen Verleihnng
verbundenen Rechte angedeutet wurden, um einer
weitläufigen Aufzählung derſelben uͤberhoben zu
feyn ). Die Benennungen find aber eben darum
in den verſchiedenen Gegenden fehr werfchichen
und die nämlichen Ausdruͤcke bezeichnen nicht im⸗
mer das naͤmliche Verhaͤltniß. Um wenigſten
Darf man auf den Iateinifchen Ausdruck emphytew
sis ein Gewicht Segen, den man aus dem canoni⸗
ſchen Dechte, als bie ſchicklichſte Benennung exbli-
cher Leihen entlehnte. Bei Verleifungen, die von
Prälaten gefchahen, mag jedoch die Verleihung
ſchon in biefer Zeit zuweilen nach’ den Megeln des
fremden Rechts uber die Emphyteuſe gefchehen
feyn. 4) Un ber fahrenden Habe des Bauern
Hatte der Gutsherr zwar felbft dann, wenn jener
ein eigener Mann war, fein Eigentum mehe r),
aber die Erbſchaft mußte von dem Here durch
eine Abgabe, die unter ſehr verfchiedenen Formen
und Namen vorkommt (Todfall, Beſthaupt u. f. w.),
gelöft werden, und wurde auf Feine andere Erben,
q) So findet man 8. in Heffen erbliche Verleihungen durch
ben Ausdruck „zu Waltrecht,“ Temdoralleihen durch die Venen⸗
sung „zu Ranbfledelrecht” bezeichnet. Vergl. Lennep a. a. D.
©. 6234. 638,
e) Schwäb. Laudr. Urt. 286.
TIB. Dritte Periode. A. 889-1272.
4.36, als ſolche, welche fih in der Hoͤrigkeit defid,
"ben Herrn befanden, verfaͤllt ⸗). Diefe Grumbfär
wandte mar von jeher auf alle Gattungen be
Hoͤrigkeit, daher auch jezt auf viele Arten be
MBogtei an); Dafer Fam gemöfulih, felbft be
den ritterlichen Dienftleuten ein mortuarium ver,
das: ſich dann fpäterhin in ein Laudemium verwan⸗
delte. Die nachbarlichen Verhaͤltniſſe veranlaften
aber ſchon fee öfter, daß die Erbſchaft auch au
ſolche Erben, welche jenen Grundfägen zufolge we⸗
gen Mangel der Ebenburt nicht erbfähig waren,
unter Zuruͤckbehaltung eines Theiles derfelben (Ab
ſchoß, gabella hereditaria), verabfolgt wurde ").
Alle diefe Vortheile entgiengn dem Leib- ober
Schutzhherrn durch die Sreilaffung eines eigenen
oder Körigen Mannes, daher behielt auch in diefem
0) Sächf. Bandr B. 3 Urt. 32,
) Wergl. Juſt. Möfet vom der Hyen, Echten sbre Haben, in
deſſen patriotiſchen Phansafien Ih. 3. S. 364.
y) Spuren hievon findet man ſchon im eilften Jahrhundert ka
mormſiſchen Dienſirecht. Bergl. andy oben 8: 344. Rote i. Man
darf ſich in dieſer Bezichung nicht durch ben Umſtand irre mas
chen laſſen, daß dieſe Gerechtſame auch als Befugniß der Stade⸗
vðgie, oder Echultheißen, oben felbft der Magiſtrate Socken;
in ben Etäbten war freilich Längft keine wahre Hörigfet mehr,
aber bie ſtädtiſche Vogtei wurde hier auf bieſelbe Weiſe beat,
‚. wie fie früherhin benugs worden mar umb ſelbſt auf Perſeten
angewendet, die nach ben alten Regeln bavon-frei geweſen wis
sen. Die Abgabe, wo fie der Rath erhob, war eine Entfchälis
gung file den Verluſt, den er bei ben Abgaben bitch bag heraus⸗
gehende Vermoͤgen litt.
IV.R. C. Private. Ehel. Vornundſchaft. 719
Tale jener gewoͤhnlich eisen Keil der fahrenden 4. 368. -
Habe yu feiner Eurfhäbigung guet 0
6. 369. | 4 369,
u Eingehemg der &he =), darf der Mann
feiner Frau gewiſſe ‚Gegenflände oder eine gewiſſe
Summe, mtr dem Mamen der Morgengabe;
zum Eigentham ausfegen=4); Morgengabe an Eigen
aber, mb Leibzucht, d. h. lebenslaͤnglichen Nieß
Brad am Ei aber Gehen Bau cr ie mer Si
der naoͤchſten Erben Einwilligung beflellen b).
Des darf er dam ohne Einwilligung om
wicht veräußern ©). Dieſe behält. ihr Leibgeding/
wenn der Dann fein Gut verwuͤrkt d), oder wenn
die Ehe aumullirt wird «), fie verwuͤrkt es aben,
|
) Usher den Juhalt biefes mb des folgenden 4: vergl, Irfombendi |
Baffe Skine bes Güterrechts der Ehegatten nad einigen ber 7 |
äkteften beutfchen Mechtsäuellen. Zeit ſchr. für gefch. dechtew. |
S. 4. ©. 60 u. f. "
aa) Sächſ. Landr. B. 1. Hr. W. Schwäb. Landr.
Art. 301. Sie erwirbt das Eigenthum aber an nach ihres
Mamnnes Tote. Sächſ. Landr, B. 3, Art. 38
b) Sachſ. Bande. ©. 1. Art: 20, 21. Schwäh. Landr
tirt. 306, vergl. fühl. Landr. B. 3. Art. 75.
©) Eiäf. Landr. 8. 1. rt. 20. 21. Schwäb. Laube.
Sirt, 302. 803. - N 0
d) Schwäb. Lande. Art. 308.
e) Gachſ. Laabı. ©. 1. int. 31. B. 3, Urt. 74. Shwäß.
Lande, Urt. 306. ei ber Scheidung kommt 06 darauf an,
ob fie ber ſchuldige Theil IR. Vergl. augcbenger Giat, vom
720 Dritte. Periobe. A. 888 - 1272.
4.200. wem fie cs FACE als Eigen auſpeiche £), dee: '
riorirt - ober veräußert 5). Das gefanumte Ba:
mögen der Ehefrau nimme der Mann, vermög
- der ehelichen Gewalt, in feine Gewehre, das Weib
darf davon, ohne des Mannes Einwilligung, nichts
veränffern, und der Mam verfügt frei tiber deſſen
Matzungen und uber bie fahrende Habe felbfl,
jeboch, den Fall echter Noth ansgenemmen, nicht
ohne zum Erfah verbunden zu fe, wenn wicht die
beſonderen Rechte, welche die Frau nach getrenntir
Ehe am Bermögen des Mannes hatte, bie Ruͤck
ficht auf. ihren Werluſt überficiffig machten (5 370.);
in fo fern beſitzen Mann und Frau Fein gerheit
Gut bei ihrem Leben. Eigen aber darf der Ma
ohne der Gran und ihrer nächften Erben Einwill⸗
gung, nicht freiwillig veräußern, und kann «s
zum Nachtheile jener, durch Freigebigkeit der Fran
nicht file fich felbft erwerben b. Da aber ee
Mor
"1276. Sin. 200 hei Valch Weir. zum beufä. Dede
x. 4. ©, 289
HD Sachſ. Lontr ©. 1. Mr. I Ehmäh Lantr.
RT
‚BD Sächſ. Laudr. B. 1. Art. 31.
h) Sädf. Bandr. B. 1, rt, 31. Man imb Weiß
IV.R. C. Private. Ehel. Vormundſchaft. 721
Mor immer, auch ohne Einwilligung der Erben 4. 369.
zur Veraͤußerung des Erbguts berechtigte (B. 1.
©. 365. 36060), fo: war: ohne Zweifel der Mann,
um fih ‘von ben Wirkungen der Inſolvenz ju be
freien, in einem ſolchen Fall die Guͤter der Frau,
welcher Urt fie auch feyn mochten, zu veräußern
befugt Hd). Wird Hiernächft die Ehe durch den
Tod geteennt, fo nimmt die Ehefrau, nad) der
Lehre des Sachſenſpiegels ihr Eigen, ihe Eefögebing
und außerdem gewiſſe &egenflände des zur Zeit
des Todes vorhandenen Mobiliarvermögens, unter
dem Damen ber Gerade und des Mußtheiles!),
eine Babe don ihren Eigen noch von ihrer fahrenden Habe geben,
daburch fie es ihren rechten Erben nach ihrem Tode entfrembe;
dern des Mann farm an feines Weibes Bermbgen Teine audere
Gewehre gewinnen, als folche bie er anfangs mit ihr in Vor⸗
sıunbfchaft emnfimg. Bergl äh. Landr. 8. 1. Art. 45.
B. 3. U. Schwfb. Laudr. Urt. 363. 377. 278.
313. Do Ian Dann, mwenigftens nad) be Sachfenfpiegel,
ohne Einwilligung der Frau Eigen habe veränfern dürfen, bes
hauptet Haffe a. aD. ©. 75., aber mie mix fcheint ohne
Pinzeichenden Grund. Bergl unten $. 451. Note d. Urkun⸗
ben, in weichen bie Frau in Beräußerungen des Mannes willigt,.
finden ſich in allen heilen von Deutfchland. ©. ;. 8. Sen-
kenberg Sel. jur. Tom. 5. p. 365.
hh) Deutlich ausgeſprochen in dem ohne Trage aus ſaͤchſiſchem
Freche ſtaunnenden lübifchen Steht &. 370. Note m. Cr liegt
über Auch dem ſchw Ab. Sander. Art. 263. zum Grunde. S. die
Uinmerfung.
$) Sachſs. Kandi. 8. 1. Hit. 24, 8. 3 Urt. 33, Schwäh,
Zander. Hirt. 367. 270. Das Inſtitut erſcheint außerhalb Sach⸗
ſen wiche fo ausgebißet, iſt aber bach, nach den Urkunden, atıbes
ten Gegenden nicht ftemd, wie Haffe (Reife. IV. 1.8. 89.)
glaubt. S. 4.96% Senkenberg Seleota jaris Tom. 5. p. 362.
2. IL [#6]
722 Dutte Periete..4.:888— 1272.
4. 368. der Menn Hingegen bis gefemmte, fohrembe Habe,
mit Ausnahme der erade, welche an die: naͤchſte
weibliche. Verwaudte, die ihr...von Weibeshalben
verwandt iſt (Miffeel), fallt; das. Eigen, welches
die Frau gehabt hat, nehmen. deren naͤchſte Erben h)
Die Realtheilung zwiſchen dem uͤberlebende
Ehegatten und den Erben des SBerfiorbenn,
brauchte · uͤbrigens keineswegs ſogleich noch getrennte
Ehe zu geſchehen, wenn Kinder vorhanden waren,
ſondern wurde erſt durch Abſonderung derſelbe⸗
($ 371.) nothwendig; in. einem ſolchen Fale behick
dann auch die Mutter, bis zur wirklichen Teilung,
den Beifis im gefanmten Gut, den Genuß und
die Verwaltung des Wermögens, unter der Com
srole des Vormundes ihrer Kinder 1).
Anmerkung. Eheliche Vormundſchaft nach dem
Schwabenſpiegel.
Schwäb. Landr. Art. 263. Der frowen meister ist da
. mann. 1) Und stirbet eynem man sein weib und soll er ge-
ten und hot nicht ze gelten, und nimbt er eyn ander web
die im vorendt gut gibt. er gilt von dem varenden gsi
wol. und sol auch davon gelten. 2) Das ist davon geseczet
das der man seynes weybs vogt und meyster ist, 3) Und
gibt im sein weibe ander gut denn varendt gut, davem mx
k) Sächſ. Lanbr. 8.1. Art. 97. 31. 8.3. Urt. 38. Schwil
Zandr. Art. 287.
I) Sächf. Baur. 8. 1. Un. 11. 13. 0. 8. & Ber. %.
Bergl. erfurter Statuten. vom 1306. Art. 10. bei Wald
Beiträge zu dem desufchen Met Th. 1. &. 400.
Li
IV. R. C. Private. Ehel. Vormmndſchaft 72%
er nit gelten wann wach. item: ifle. 44 Hetsyberay erben. 5.%%
die des yates wartendt seing] ‚ngch, irem tode.. sp mag es. dee
man nit an werden und (aud) mit der Frau Einwiligung) seya
erste schuld damit beralen. 8) Gemynnent uber N rbeh
mit eyn ander dya wryle dya.deberil: so wird ar. des geue⸗
wol an das ay im gab.
Man muß bei diefer Erörterung nicht. außer Aug ofen, daß
die Inſolven; des Manns vorhanden mar,” che er ‘in die zweite Ehe
trat. Die Frage iſt alſo zumächſt, in wiefern Eigen zur Beyahlimg
Biefer Schubben verwenber werden barf. Wenn‘ Kinder erzengt
ſind, if er bereihtigt, auch dies Gut zu verälßern, weil, wie uiazt
hieraus ſchließen muß, biefe ſich jede Veräußerung gefallen lafſen muß:
ten. Dies aber kann man nicht aus ben Grumdfägen des römifchen
Diechts son ber Werpflichtung der Erben aus den Sanblingen bes
Erblaffere herleiten. Diefe Ind den Rechtebilchern noch freud. Man
kann bie Verpflichtung ber Kinder daher kaum für etwas anderes ale
die Kolge des Grundfages halten, der im breizsehnten Jahrhunderi
ſchon ſehr Häufig vorkommt (8. 370.), daß bie volle Gewalt des
Mamnes, weiche bie eheliche Vornndſchaft giebt, durch das Daſeyn
einer beerbten Che bedingt iſt, und auch nur fo lange dauert als
die Ehe beerbt ifl („dye weyle dye lebend” oben Nro. 5,). Dann
aber ergiebt ſich als Regel? Mo die eheliche Gewalt Über das Ver⸗
mögen der Frau nicht aus ‚befonderen Gründen beſchränkt ift, kann
der Manı im Fall echter vu. ſede⸗ But ber‘ “ —
g 370: | 9 4 30.
Schon die aͤlteren Gewohnheiten waren aber
in Ruͤckſicht der Wuͤrkungen, welche die er auf
das. Vermögen der Ehegatten. äußern .fallte, Feines
weges ganz uͤbereinſtimmend geweſen (5. 62 byy es
darf alſo nicht. befremden, daß man dem Ueber⸗
lebenden and) jest, nach befonderem Recht, ſehr
Häufig andere Vorthelle als "die beſchriebenen zuge
fichert findet, deren Urfprung fogar unmisteldar
[ 46* ]
724 Dritte Periobe. A. 888— 1272.
4. 376, in jener: Älteren Nechtogewohnheit zu fuchen {fl
nach welcher die Crrungenfhaft der Ehegatte
zwiſchen dem Ueberlebenden und den Erben bes
Verftorbenen getbeile wurde Denn gerade auf
diefen Beftandeheil des Vermögens, beziehen ſich
bie Vortheile/ die der uͤberlebende Ehegatte erhalten
ſoll, am haͤufigſten und nach den aͤlteſten Statuten;
der Grundſatz duͤrfte wohl überhaupt fraͤn kiſches
Recht geweſen feyn *). Indeſſen wurde freilich
das Inſtitut nicht überall auf gleiche Weiſe ans
gebildet, da die Mechte des Erben am Eigen fh
auf das ererbte Eigen befchränften, konnte die Ge
wohnheit dem überlebenden Ehegatten auch an andern
Stern als der Fahrniß, auf welche feine Vor
theile urfprünglich meiſtens befchränften, ausgedehn⸗
tere Rechte ale den Nießbrauch einräumen, ohne den
Erben zu nahe zu treten. Gerade in Ruͤckſicht auf
a) Burchardi ep. Wort. leg. fin. S. Petri. praesr.
(bei Schannat Hist. Epise, Worm. in adp, doe. pag. 44)
Et quicquid simul adguisiverunt, ei quis eorem super
vixerit, totum habeat in sua potestate, et quidqmid inde
facere welit, faciet, Pie Mbleitung diefes Grumibfaes ans
Eltgeen Gewohnheiten ift gewiß unbedenklich. Er ſcheint fh
‚aber in den Gewohnheiten, welche Überhaupt fränfifch hie⸗
fen (8. 1. ©; 800:)- zu’ finden, umd nur bem ſaliſchen Steck
zu fehlen. Dtan finder. ihn ſpaterhin im ftanffurter GStabereit,
In deu folmfifdyen Landtecht, in der Pfalz, in der främfifcen
* Bumbgerichtsordiumg, in Witemberg. ©. 8. 4. 6.568. Di
"nölgtembergiide Gewohnheit if * en 52 —28
feäntifche Recht in biefen
ee ee 2 — — ——
— — 134 I
IV. R.-C Private! Ehel Vorniunbſchaſt 725
dieſes Werkältuifi, uidchee man / ſich auch fehe.häu- 9. 370.
fig, bei Feſtſetzung der Beſtimmungen, von: einem
dunkeln Gefuͤhl der Billigkeit leiten laſſen, wel
ches dann zuweilen zu Anuordnungen fuͤhrte, die mit
anderen Beihisgrmidfütens: niche ganz barmowieten.
In vielen Sparten anag udlich bei dieſen Bekim-
mungen: die. Hauptabſiche ſehn, der Wittwe cine
Berſorgung für ihren Watwenſtaud zu verſchaffen.
So eutſtund eine ſolche Warlitaͤt von Beſtirunun⸗
gen über dieſen Gegenſtand, daß er ſchon jezt un⸗
moͤglich wird, fie erſchopfend zuſamntenzuſtellen, und
man: fih begnuͤgen maß, die wichtigſten Modbiſfi⸗
cationen, welche am haͤufigſten vorfommen, auszu⸗
zeichnen. Und ſelbſt dies. hut manche Schwierig.
keiten, da die wenigſten: Statuten das: Inſtitut
vollſtaͤndig befthreiben.: " Zuwei Hauptgattungen von
Vortheilen, welche dem uͤberlebenden Ehegatten zu⸗
geſichert werden, laſſen ſich zuerſt unterſcheiden; fie
beſtehen nehmlich bald. in dem fortgeſezten Beſit
und Genuß des ganzen Vermoͤgens oder eines
Theils deſſelben, mithin in einer fortgeſezten vom
mundſchaftlichen Verwaltung, wie ſie auch das
ſaͤchſiſche Recht kannte(F. 369. a. E), bald in
der- Erwerbung des Eigen thums an allen ober
an gewiſſen Guͤtern; welche von dieſen Borchellen
er zu genießen hat, und in welchem Umfange,
haͤngt meiſtens davon ab, ob Kinder in der Ehe
erzeugt ſind, oder nicht. J. Sind Kinder vorhan⸗
den, welche A. noch nicht abgeſondert ſind, ſo bleibt
1 nn cn A
726 Dedite Perser. 14888— 1272,
4.370. 4) gewohn lich den üherlabenke Etegatte mit die
fen; im runget heilten Beſiz des geſammten
Vermögens ı:. ohne daß fierſt auch mar idecl:
Theile entſtehhen, verwaltet md genießt. das go
fanasse Dermögen ; u: unterhoͤlt aus danfelben di
Kinder; darf: über die Gahmiß and auch wohl uͤbe
die. Eyrungenſchaft ohme Gefaͤhrde verfuͤgen,
hingegen das Eigen wicht ohne. Einwilligung dir
Kinder, : oder. wenn dieſe/ noch /nmuͤndig find, nicht
she Rath dee; naͤchſten Freunde weränßern. Dir
Aeſprung diefen: Verhaͤltniſſes. ans der. ehelichen
VPormundſchaft iſt hier üfteen darin erfenubar, das
der Mae, wenn er. den: Ueberlebernde iſt, ausg:
dehutere Dispoſitionsrechte hat als: die Frau >>)
Mir bleſem ungetheiltan Veſiz Fanta es; ſehr wohl
beſtehen/daß der uͤberlebende Ehegatte die ahr-
niß, oder die Errungenſchaft, oder einen Theil dir
ſelben, Und daß die Rinder das Eigenthum des Eigen
oder bes Erbguts cheilweiſe ſogleich erwerben, welches
dans oft die Wuͤrkung hat, daß bei der Abſonderung
der: Kinder ($. 371.), oder bei der Wicherverhir
rathung des uͤberlebenden Ehegatten eine Nealcheilung
vorgenammen werden muß. Doch wird auch nach
vielen, Statuten, bei. der Trennung der Ehe ned
gar nichts auf die Kinder: vererbt; fie werden dann
auch bei der Abfonderung nur ausgeftencrt,
koͤnnen aber allenfals „wegen ſchlechter Wirthſchaft
„1 J
aa) Statuten von Bern bei Dreyer Betr. zur Litt. und Bart.
des deulſch. dtechts St. 1.8.49 u. fe. Art. SO m f.
IV. VCHrivatt. Ehel. Vormunbſchaft. 727
des:atberlchenden Ehegatten. auf⸗ Theilung; Bringen; 6. 370.
hingegen bei der Wiederverheirathung des uͤberle⸗
benbens Ehegatten, wird ihnen Das geſammte · Erbe
oder ein Theil deſſelben verfangen, d. h. ber
Befig:: und Genuß :- ‚des: uͤberlebenden Ehegatten
dauert yaranı fort, ‚das. "Wärfügungsrecht: es
überlebenben Ehegatten wird aber hefchränft bh).
2) Mach anderen Gefenen tie ide: der: überlebenbe
Ehegatte, das zur Zeit der Todes vorhandene. Ver⸗
moͤgen⸗ gewoͤhnlich mit Einwerfung feines Einge⸗
brachten, omit den · Kindern, oder es entfichen doch,
wenn die Abſonderung nicht ſogleich erfoigt · oder
erfolgen Tann, ſogleich ideelle Theile. Der mit den
Kindern: ſortgeſezte ungerheilte Beſiz ber ges
ſammten Vermoͤgensmaſſe, hat in dieſem Falle bie
gemeinroechtlichen Eigenſchaften (5. 369.) ). BeSind
b) Belehe zu dieſen Sägen enthalten die au geburger Statuten
son 1276 (bei Walch Meitr. zum beutfih. Necht SH. 4.) Met.
2337 bis 352.3 erfurter Statuten von 1306 Art. 19, (bei
Walch a. a. D. Th. 1. S. 100.); die bremer, die alten Bräune
ſchweiger Statuten u. a. _ u
e) Lübiſch Recht von 1240 (bei Westphalen monum,
ined. Tom, 4. pag. 639 u. f.) Urt. 12. So ivar'en VBruwe
und gu Daun tofammen bebbet Kinbere, und ex en nere fter⸗
wet, it ſi de man, eder dat wif, all fo gedan gut, alſo bar bli⸗
vet, bat ſchal man ſchichten, twiſchen deme der ba blivet und
ben Kinderen, in der were, ſtervet of ber Kindere ep, dat ervet
fin .beel up de amberen Kindere be in ber were fiut, ta licker bes
linge, fe fin junc oder alt. Stepvet od bee Kinbere en, bat,
migefunberet ic, ans une, if exbeg. weder am be wert, up be ans
dern, alſo — be utgeſunderet fin, alſo vaſte de in ber were
fin. Ecxrven ec fe oßlgenmine, dat erve hatt te ben megefien
au. ⸗ |
IV. TC Privatt: Chel Vecriinbſchaft 729
nimmt. fear: ihgebrachteis Et zuriick, mb: erhält 4: 370.
vom übrigen: Vermdgen einen Theil/ bald eint pars
quota, "bild Die Errungenſchaft mb Fahr oder
einen Theil berſelben b). 3). Er bleibe im Beſi tze
bes ganzen Vermögens, darß aber uͤher: das
Eigen niche disponinie,: waſches ;Dereinft “ann : he
rechten Erben mat fü. (Baücche) + AS
mag. j en
Mar, oh, Dot aeg. einge
mie, A don 1954, * — (bie
—* ber chel. Gäterhäticifchaft Sp. 1. G. 103.) anſuhii:
Si aligeip defnmetas [uerib, uxge, ipeius; et liheri, al, gung
‚,. Jabuerit, omnia bona defuncti possidebunt, aut pi liberos
vaon habaerit telieta defaneti sola-amnia possidebit!' α,
dem berner Recht iſt die Servung aber wohl wohl aufer Zyyeifei
fir. 46.: Si duo eohtraxerint — et abo sine Tegitimis
heredibus, unas post allım, inorlantur, ‚propingeus In con-
sanguinitate posterioris orfe hereditabit eos
b) Rüb. ehrt a. a. D. Urt. 14. Sterde eneme Dane fin
SBif, and Hehben. fe nene KRindere fo ſammen, de wa ſchal wer
Derferen ber Vruwen negeften erves bat balıs bei ‚nes Gudes,
dat he mit ber frumen genomen hevet. To licker wis ſterdet
euer fruwen er man, nud be vene Kinbere to gadere hebhet, de
rue ums fo grham gt, ——
hevet gebeacht, of it bar is, fe. wat bar gubes hoben ic, bat
feat fe fe gelite falten, mir bed mars ervm. nn
» Statuten von Sreiburg Coben z. 263. Note b) Omnis
mulier est genoz viri sui in hac civitate; et vir mulieris
similiter. Omnis quoque mulier erit 'heres virl wi, et
vir similiter erit heres illius, Burgensis quilibet yxeore
sua vivente de emni possessione eua quod vult dispenit;
si-aller eorum motitar de peoprio pt: hereditste one yihil‘\
IV. RX. C. Privatr Ebel. Rerunmndchet
Staltuten.dieſts Zeitraums nichts. willen =), Sale 4.970
gemeinrechtlichen — vr überlebenden Sir
.
2000 lied Aires „rr%? . .
m) Dis Eynzen, bie man ton d ‚ben Gefegen niefes Fr
raums finden a I af Wiigperftändniffe,
indem mon fich an hide Mieite bie ——
Ühren doigen Anka mn:ꝓeaqhies Edaheruſt aau 63
in Rrüdficht des .bremifchen Stadtrechte, , auf bie Worte
Ordel 86. (bei Puffendörf: Obs. jur. univ. ‘Tom. 2.
np. prgi89.)ı. Sci wen Ihe chefamıcade **
„was. he hebben. bat is ohxez, hei den na Ein zur
oe "diefe Worte wohl mehr 'ald der Sach —* B
I ur 3 9.⸗869. Merck), in welchenbochhoffentlich
peut Werte zuhe Die alueine Mer Far in?
Noch auffalleuder iſt +6, wenn. an ‚Re. im älteren lübiſchen
“Nechte finden will, nad "welchen ſte det’ beerbten When Wirt
Haben foll. Man berafe ach in nick Bezutting auf Sr. um.
bes deutſchen Coder bei Mesppalen: En war may unge
wif an echtſchap gut 10 ſamen hebbet, is dat beme Hamıe not
angeieget, dar men eme bot ſchult te egene' ſchal geven oben hn
openen orloge bangen wert, in den heyden ober anderemor dem
fhal men Iedegen und lofen mit al fo daneme gute alfe fe to
ſamene Hebbet, it fie der frumen wedegift, oder mo gedan gut
fe hebbet bare, ſchal men ene mede loſen. Wert oc de man vor⸗
vluchtig dor Schult, unde hebbet ſe kindere to ſamene, he unde
ſui wif, is de ſchult witlic, men ſchai gelden van al deme gude,
dat fe beyde hebbet, it ſi erve öder Kopfchat, ne hebbet que
fe nene finbere to fämene, unbe i6 de man borbluchtig, fo nemt
ſe ere medgift to voren ut, von deme anderen gelt men, it ne
fi alfo dat ſe mede hebbe gelovet, van deme mot fe mede gel⸗
den.“ — Sffenbar werden hier drei einzelne Fälle ausges
"geichuet, in pelchen das Vermögen ber Frau für die 8
des Mannes daften fol. In’ den beiten erften {ft Pb
ob Kinder vorhanden find oder nicht, bier kann alfo eine *
nanvute „allgemeius, Büterganginfgaft nicht der Gumd ‚seyn,
warus bie Ztau zahlen muß; ſcheu baburch wird man gehindert
im Inpteren Falle den Grund in berisiben zu ſuchen; Überdem
aber foll ja auch nicht überhaupt, wenn Kinder vorhanden find,
bie Kun. bie, Schaden des Ganges. berahler, ſondecn aus han
IV.R. C. Private. Ehel Vormundſchaft. 733
hung der näcften Frenude, durch ein beſonderes . 370,
Geringe EEinkindſchaft) gleichſtellte p).
$,371. 3.
Die Verwaltung und der Genuß des Ben
mögens dir Kinder, ficht dem Vater vermäge den
väterlichen Gewalt zu, und wenn biefe während
des Lebens des Waters niche beendigt wurde, nach
deflen Tode der Mutter, bis zur Großjaͤhrigkeit
der Kinder =), vermöge des ihr gebührenden Rech⸗
ses des Beifiges‘ (5. 369). Sobald die Kinder
großjährig find, und ſich abfondern wollen b),
koͤnnen fie den Vater oder die Mutter nöthigen,
ihnen ihr Wermögen heraus zu geben e); haben
p) Spuren, baf ſolche Berabredungen üblich waren, findet man
fen in
einer Mrfunde von 1106, bei Gudenus Cod. dipl.
Tem. L. p. 806.
8) Bei ben Töchtern konnte ber Nießbrauch ber Wiutter noch fee
ber, nehmlich durch die Verheirathung fener, aufhören.
B) DD diefe-Sefagniß much den grofjäheigen Zädnern yagefanben
©. d. folgt. —* Die Tot uefte ja auch
e) Sid. Landr. B. 1. Urt 11. Hätt auch ein Water feine
: Kies und, ihrer Wintter Tode im una [het fe fol
831 Grit: Serlobe.. id 888-1972,
8. 3717 fe: dergleichen nicht, ſo Tonnen fie eine Ausſteuer
aus dem väterlichen: oder muͤtterlichen Gute ver-
langen, deren Größe zunächft von der Ueberein⸗
kunft der Intereſſenten d, und in Ermangelung
derſelben, von der richterlichen Beſtimmung ab-
Bähgen mochte), "Die Annahme -eitter felchen
- Ausſteuer enchält keineswegs einen Werzicht auf
ba: Erbrecht an dem Bermögen, aus welchem fie
gegeben wird), fie kann aber vertragsweife damit
verbunden ſeyn f), Die in dem particrlären Rechte
dem Überlebenden Ehegatten zugeſtcherten Vortheile
anderten freilich manches an dieſen Srundſatzen 8).
\ \ \ | PN eidt Rande 3,8 N. 19. Der Bat ung wohl de
Ä Sohn vor Gerichte von ſich abfondern, mit jſedwedem Gute das
der Sohn annehmen will, fo wenig es auch ſey.
e) Von einem oßmgefähren Wiuofftabe, ich weichem eine ſoiche
Beſtimmung zu machen fepn dürfte, bet etwa von eier Locel⸗
gewohnheit hergenommen tar, verftehe ich das (wäh. Landr.
7, Met. 387. Der Bater fol feinen fun von im ſundern fo er
fünf und zweinciig iar alt ift, mit als vil guts als m
‚gelapften mag, alfo daß im ber merer teyl beleib. Und that er
1 —** das nicht gem, der, ſun dei nötet in das weitt zecht wel
.v...NoR ſeiaem richten, Und hat ber .batter auch nicht mer wen:
. Ba tind er giebt im mit recht wicht mes daun den fünften tedl
‚feines: gute. Unnd hat er mer kind dann eins, fo tepfet er im
" ande: ht das im Brei ‚tepl. beleibent und ben Kindern die
mad tee
H Sachſ. Bandr. 8. 1a 1, &t,.13.. &.8. 373. Mut i-
8) A des wichtiſte wac Dieher "gehe, Wing feigendes ausge
geichriet werden. Nach dem gemeinen BRRBE, mifte der über
lebende Ehegatte, den grohjthrigen Wgeſonbrrten Sabern, ob
ftrweitig ſogltrich nach Dem The dis Seiftorbenen, dat Erbe
herauegeben/ nach bei patticclären deecht beſtrrid Aber Meiftens
IV.R. €. Private Ehel. Aeminbih 283
Ir ey bu 8972
: De Roechten dar: Bo vnrand ſchaft find. ven
ſchieden, je nachdem ſle uͤber Unm uͤndi ge gefuͤhrt
wirds .nden: cine i Maßen Edeſchloch epornma udj
ſchaft, if: Wei der erſteten hat der Mornuitd
die Bremaktung dei. Bermögend feiken: Dies
Dels;, süßer Dicht muß an deſſen Euben jährlih Rech⸗
nung;ablegen, und beirher Herxcusgehe dig Ba
moͤgens: allen : Schäden :eufeh@k, der fich. nicht: zu
faͤllig ereignet hat ⸗). Die Geſchlechtsv armen hr
ſchaft, ſo fern ſie dem Ehemang uftcht,: if
mit der Verwaltung und dem Genuß des ihm
untergebenen Vermögehs) ja. felbft mit einem Die
| pofitiondnecher ber einen : Theil. von dieſa ver⸗
tl). en).
gerode * den Veiſ ben Portheil, den Ui safe © ten
ſollie. Daher ſprechen die Stamten, Din ausgeredete
derit geiadhnlich min das VBer fan geuſchaßt hehe Yin er
ä. B. das tüb. Recht a. D. Art. 20: So warm uam
umd en wif Finder te —* hebben und be. beradet sp
ſchap, Hikvet‘ve maͤn, de ea beſn wit fo bitneme‘ ERIK
habden. Dat gut ne mach fe noch verkopen, noch verſetten,
noch vergeven flinder der erven lof, it ne fi, das fe das bedorve
ta gear liftucht, dat wot aber je.an.dbeg hiligen ſweren. Wiſ fe
oc man nemen, ober io kloſtere sarah, je Fit ' beien mit den
Kindern na ſlades rechte.
a). SGaͤchf. Lande. B. 1 Me: B. 8 . 38% Note a,
Shwäh: Lande, Urt. 31906026. In’ den -Decchtäßlichern
ſindet Nch misßin-teine ſogenantet/ meßbeliuectiche Bormunbſchaft.
Doch Tönnde ſe Nie And de dad Particalarrecht · gefiandt Haben.
‚.. Wenigfieng erflärt ſich auf biefe Weiſe am beſten der Geunhſatz
in den Millfiicen der Brockmaͤnner 4. 90, daß des Elternloſen
But weder wachſe noch abuehme, WEILE, bee Brockm. her⸗
ausg. von Biarda. & 1 BB.‘ Lore tn. v, . 8%
IE Deitte periobe A 888.4: 1272,
4.37% knuͤpft ($. 369), und. Ve Nechte des Geſchlecht⸗
vormundes, der gugkeich der naͤchſte Erbe des Wei⸗
bes: iſt, werden durch dieſen Umſtand erweitert; ber
u Hofe Sefhledesuormund hingegen, iſt bloße
Mathgeber des Weibes und ihr Vertreter in
den Angelegenheiten, in welchtn es nicht felbft oder
| an nicht allein handeln kann, und hat keine Berwal⸗
| Mag, eben darum aber‘ audy Feine Verantwort⸗
Ixhfele:b)... Jeder Wornund kann vor dem Mid»
——— engeflagt um
nBgeRgE werten u |
U. TE
| : Do. Echfotge nach Gebluͤtsrecht (von
Sippe halben) ®) berußt im Ganzen noch auf den
alten Grundfähen (F. 63. 203). Daher wird
I. zuerſt von. der. gemeinen Erbmaſſe das Gut ab
/ —E— welches gar nicht, oder nicht nach den
. gewöhnlichen Regan vererbt ‚wid, wohin as
# yv Sigt raue, —R Ein Weit vermag auch choe
“ihres Mannes lab nichts den ihren Otte zu vergeben med
Eigen zu verfaufen, noch Leibzucht aufzulaſſen, wın beswillee
weil ee mit ihr in den Gemehren ft. Jungftancn aber uab
nmnverheirathete Weibteperſeuen herkaufen ie Eigen ohne ihers
.VBormunden Urlaubz ex. ſey dann Erbe dazn. Serge. (chmwäh
Sande. Art. 313, ‚sich Laube B. 1, Mt. 47.
9 Sicht. Landr. 8, 1. Mi. 41.” sa Zandı. neh
- u.
») GÄMf. Bantr. ©. 9.081.130. “
EP: | on
IV. Rechteſ. C. Privatı. Erbfolge. 737
Zinsgut, das nad) Wahl des Herrn wieder verlio 6. 373.
hen wird ($. 368.) b), das Lehen ©), die Gerade d),-
und das Heergewette «) gehört. II. In dem übrigen
Vermögen ſuccediren zuerft die erbfähigen f), ehe⸗
⸗
b) Vergl. fächf. Landr. B. 2. Art. 21.
e) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 14. Wenn es auch gleich Lehen⸗
rechtens ift, daß dee Here nicht mebr denn einem Sohne feines
Waters Zehen verleihet, fo ift es doch nicht dem Landrechte ges
mäß, bag dieſer es allein behalte, wofern er nicht feinen Brü⸗
bern, fo viel eines jeden Theil daran beträgt, erftattet. Allſo ift
es auch nicht Landrechtens, ob der Water ſeinem Sohne fein Les
ben abtritt, und es ihm zugleich aufiäßt, daß dieſer nach feines
Baters Tode es zu voraus behalte, und in den übrigen Leben
gleichen Theil mit feinen Brüdern nehme, Und ob fie ihm fols
ches gleich nach Lehenrechte (nicht) verweigern fönnten, fo If es
Loch nicht Landrechtens, dahero lagen fie über ihn zu Land⸗
rechte, fo zwingen fie ihn bafelbft wohl mit Urtheilen zu richtis
ger Theilung. Sächſ. Landr. B. 2. Art.58. Ob ein Mann
feinen Leheuserben hätte nad) feinem Tode, fo fol ber, fo fein
Erbe nad) Landrecht iſt, dbeffen verdiente Einkünfte in bem
Lehen nehmen,
U) Sächſ. Landr. B. 1. Art. 24. 27. 8. 2. Urt. 15.8. 3.
Art. 38. 76. 8. 1. Art. 5. Die Tochter, bie noch unausge⸗ ‘
ftattet zu Haufe iſt, theilet der Mutter Gerade nicht mit ber
Tochter die ausgeftattet iſt. — Der Pfaffe nimmt in der Mut⸗
ter Gerade gleichen Theil mit der Schweſter. — Bon des Pfafs
fen Gute nimmt man nad feinem Tode keine Gerade. — Die
imansgeftättete Schwefter theilt die mütterliche Gerade nicht mit
bem Pfaffen, ber eine Kirche oder Pfründe bat.
e) Welches aber nach dem gemeinen Necht nur bei Perfonen von
Ditters Art vorfommt. 8. 1. Art. 223, 23. 27.
f) Sädf. Landr. 8.1. Art. 4. Auf Mifgeburten, Zwerge und
Kröpel, erſtirbt weber Lehen noch Erbe. Welche aber alsdann
die Erben und ihre nächfte Anverwandten find, bie follen fie vers
pflegen. Wird auch ein Kind ſtumm oter ohne Hand oder ohne -
Bd. II [47]
IV... Rechtöf. C. Prionms: Erbfige. 739
Verhaͤltniſſen bb) noch Borzäge vor den Toͤchtern; 9. 373.
dem Sachſenſpiegel / liegt das alte ſaͤchſiſche Recht
(G. 65.) zum Grunde!) In Ermangelung der
Defcendenten nimmt das Erbe der Vater, welchen
jedoch der abgeſonderte Sohn, von dem von ihm
ſelbſt erworbenen Gute, durch „Geſchefft“ ($. 374)
ausſchließen kann x). Auf den Vater folge nach
dem Sachſenſpiegel die Mutter, dann der vollbuͤr⸗
tige Bruder, auf dieſen die vollbuͤrtige Schweſter 1);
hiernaͤchſt nimmt das Erbe, wer dem gemein- -
ſchaftlichen Stammvater am naͤchſten ſteht
(wer ſich zunaͤchſt zu Sippe ziehen mag) m), er
hh) Wohl allgemein bei dem Abel und ber Ritterſchaft. In wie
“it bei anderen Verhältniffen wage ich nicht zu beſtimmen.
S. die Anmerfung.
i) ©. die Anmerkung.
k) Schmwäb. Landr. Art. 266.
D Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 47: Etirhet ein Mann ohne
Kinder, fo nimmt fein Vater fen Erbe, und hat er feinen Bas
ter am Leben, fo nimmt es die Mutter mit mehrerem Vechte
als ber Bruder. Hierauf folgen die in ber Anmerkung ange:
führten Worte.
m) Sächſ. Lande. 8, 1. Art. 17. Wahn aber ein Erbe nicht
auf Bruder oder Schweſter verfällt, fo nehmen alle diejenigen,
welche ſich gleich nahe zu der Sippe ziehen fönnen, e8 ſey Mann
oder Weib, gleichen Theil daran, und diefe heiten die Sadıfen
Banerben. Sächſ. Landr. 8, 1. Urt. 3. Nun merken wir
auch an, wo bie Eippe beginnt, und wo fie fich endet. An
dem Haupte follen Mann und Weib, die ehlich und rechtmäßig
zufanmenfommen, flehen; an bem Gliede des Halfes bie Kinder,
fo als leiblich Befchwifter, die ohne Zweiung von Water und
Mutter geboren find. Iſt an dieſen Zweiung, fo mögen fie an,
[47° }
IV. Rechtef. C; Private. Erbfolge. 741
tere Vekwandte Fein Succeflionsrecht haben; der 4. 378.
Schwabe (im Sinn des Sachfenfpiegels) aber
nimmt Erbe und Heergetaͤthe, ſo lange er die ge⸗
meinſchaftliche Abſtammung erweiſen kann p). Bei
der Theilung der Erbſchaft macht der aͤltere der
Erben die Theile, und der jüngere wählt ). Der
(Erbe darf, wenn der Mann eine Wittwe hinser-
läßt, bie bis zur Herausgabe der ihr gebtihrenden
Beſtandtheile der Erbſchaft, aus dem Gute nicht
zu weichen braucht, den Mitbeſitz der Erbſchaft iu
ſeiner Sicherheit ergreifen
Anmerkung. Erbrecht der Töchter nach den
Rechtsbuͤchern.
Sächf. Landr. B. 1. Art. 5. Nimmt ein Sohn bey feines
Baters Leben ein Weib, fo ihm ebenbuͤrtig iſt, und gewinnet Söhne
mit ihr, mb ſtirbt hernach vor dem Vater, unabgetheilt von dem
Erbe, fo nehmen deffen Söhne an: des Vaters ftatt gleichen Erbtheil
mit ihren Wetten in ihres Eitervaters Erbe. Diefes wiederfährt aber
den Zochterfindern nicht, daß fie follten mit ber Tochter in bes Groß⸗
vaters oder der Großmutter Erbe gleichen Theil nehmen fönnen. Die
Tochter, bie med) unausgeftattet zu Haufe Ift, theilet der Diuiter Ge⸗
ade nice mit ber. Tochter bie - ansgeflattet ift, was ihnen aber
an Erbe zuftirbt, das muß fie mit der Schwefter tbeilen. 8. 1.
Art, 17. Des Baters und der Mutter, der Schweſter und
des Bruders Erbe, nimmt ber Sohn und nicht bie Tochter,
p) Sächf. Landr. 8. 1. Art. 19. Schwäb. Lanbr. nah
Art. 222.
q) Sachſ LZandr. B. 3. Art. W. Schwäb. Landr. Urt. 270.
r) Sächſ. Rande. B. 1. Ust. 22.
IV. C. Priv. Erbfolge Kraft €
der Söhne Hoi den Toͤchnern menipftens nicht allı
nämlide. Nach ben Stadtrechten fiel es wahr
ganz weg, wenigftens findet fich in dem meiften be
drückliches mehr darfiber verbrdnet, auch war er m
Merlebenben· Ehegatten am Erbe bes Verſtorbenen,
von dem gemeinen Recht abwichen, nieht ‚ganz vere
weiches ber Sachſenſpiegel enthält, bezieht ſich o)
ſächlich auf die Ritterſchaft, deren Verfaſſumg
vom Erbtecht, wie ſich ans vielen Stellen ergiebt,
gen hatte. Ast’ bei dieſer more auch wohl fiber
‚ber Sachſenſpiegel lehrt, derm bie Dieuftbarfeit mi
dig das alte Necht erhalten, nad) welchem blos
ter dem Namen der Gerade auf die Töchter fick
bie Beſtellung ber Leibzucht am Eigen: oder Sehnni
Inſtitut für die Bitterfchaft, während ber Yürger|
ten des lberlebenden Ehegatten ein hie bequemeres
finden konnte.
Io .-
3 6.378:
Die. Verfügungen auf den Tot
eine Perſon uͤber ihr Vermoͤgen du
Willenserklaͤrung traf, wurden zwar
zum Veſten der Kirche gefchehen: €
genug aufrecht erhälttn =), aber" nad
mußte jedes „Geluͤbde,“ Kraft def e
Erbe zuſagte, auf welches ee „von €
fein Recht hatte, vor Gericht nass
a) Denn in biefem Kalle fehlte es nie an einer
Streit, ber etwa fiber bie Gültigkeit. der Di
"por ein geifkfiches Gericht zu ziehen (vergl. $
"wurde unter der Autorität des canonifchen |
hene gefprochen, und mir die Execution hatte
b) Sächſ. Landt. B. 2. Art. 30. Zübiſch
‚744 Deitte Periode. A. 8881272
$ 374. Und ſelbſt die Beobachtung bieſer Form reichte
nicht hin, einem Anderen Eigen auf den Todesfall
zuzuſichern, ſondern an dieſem mußte jener auch die
Gewehre durch eine gerichtliche Auflaſſung erhal⸗
ten haben. Dabei konnte ſich jedoch der Veraͤuße⸗
rer den Mitbeſitz und die ausſchließliche Benutzung
fuͤr ſeine Lebenszeit vorbehalten, und es reichte zur
Vollſtaͤndigkeit des Geſchaͤfts hin, wenn dem Erben
ein Zins zum Zeichen der ihm uͤbertragenen Mit—
gewere aus dem Erbgute gegeben, wurde e). Go
ſchaͤfte dieſer Urt, welche unter verfchiedenen
Samtlien ein gegenfeitiges auch nur even—
tuchles Erbrecht feftfegten, bezeichnet der Ausdruck
Erbverbrüderungen 4). Auch Fonnte durd
dergleichen UWebertragumgen ‚ein Gegenftand derge⸗
Arrt. 161. So be fin teflament mafet de ſeal it don in tmwiır
—ratmanune antworbe, -wante wo he it voget bor en van
ſiucine gewuunenen gude, bat blift ſiede.
c) Sch wlih. Rande. Art. 311. Iſt aber das eyn man eyncs
frewnde gutt ſchaffen wil nach feinem tode. will er im das
ficher machen er fol im geichrifft darliber gehn eyn handt—
„feſte. — Wil aber er ine es ſtät machen, fo fe; im einen jint
barauf. damit hat er die -gewer dayan. Und mag das gut mn
. recht nit verlieren. bat er aber erben bie verfprechent es ob fh
wölen ober fp mügen fi) verſiummm. Vergl. Kai ſerrecht
B. 2. Art. 37.
d) Für bie alteſte, weiche man fennt, sin Pig (comment. suc-
cessione universali per pactum promiesa , an et quatenus
_ promittenti facultas de bonis inter vivos disponendi ademta
eit. Goett. 1801. 4. p. 43.) den Erbpertrag zwiſchen Herzog
ulrich von Körpen ud » King ‚Ottocar von Böhmen vom
Jahr ta60.
IV. R..C. Bein: Erbfolge Kraft Geding. 745
ftalt zum Gefammteigenthum mehrerer Perfo- 5: zu
nen oder Familien erflärt werden, daß. die einzel⸗
nen Erben im ungerheilten Befig .und Genuß deſſel⸗
ben bleiben und. die lezteren jederzeit an die Stelle
der verfiorbenen Gefangmteigentgümer treten folltenz
ein Werdhoͤliniß, welches unter dem Namen der
Sanerbfhaften e) vorfommt, und bei welchem
das. Gefammteigenthum auch häufig Ichnbar war f).
Erblofe Güter fallen dem Richter 8) zu; dies
fer nimmt daher das Gut eines DVerftorbenen in
Beſitz, wenn fi) der rechte Erbe. nicht meldet ober,
unbefannt iſt. Meldet ſich dann diefer nicht binnen
Jahr und Tag, oder wenn das Erbe in liegenden
Gruͤnden beſteht, binnen dreißig Jahren und Jahrr
und Zag, 5 dat er. fi) daran verfänmt h), \
e) Der eusbnid erftärt ſich leicht aus ſachſ. Landr. B. 1.
Art. 17., nad) welchen Überhaupt mehrere, bie zugleich zu \
einer Erbſchaft berufen werden, Ganerben beißen.
f) Befonders bie Burglehen, welche für ben ardentlchen en
dienſt gegeben wurden, gehören hieher.
g) Es verſteht ſich, daß hier von einer Gerichtharkeit b die Rede iſt,
welche derſelbe kraft eigenen Rechts und nicht als Stellver⸗
treter eines Anderen ausübt, daher unter dem Btichter jest or⸗
dentlichherweife ber Lanbesherr zu verfiehen iſt. Daher war wohl
ſelbſt zur Zeit der Mechteblicher nicht mehr ganz praktiſch, mas
das fächf. Landr. 8. 3. Art. 80. enthält. Erſtirbt ein @is
gen von einem Birgelden erblos brei Hufen ober barımter, bas
: gehört in das Schultheißthum. Bon went es auch erſtirbt von
30 Hufen oder darunter, das gehört in die Grafſchaft. Iſt es
wehr benn® 30 dufen, ſo iſt es dem Konig alles ledig.
» Säihk ande. 8 1. urt. 28 29, Doch fell nach ben
IV. Rechtoſ. C Princh Mertrage AT
dieſe aber blieb demohngeachtet: michtig, wmeil: Mman 5.376:
einem Werſprechen, welches nihht ga rich tlich gegen
ben worden war, mit: ſeinem Eide ergehen
konnte b). Hierin liegt wohl der Hauptgrund,
weshalb. die Nechtsbicher :fo wenig uber: die; ah
zelnen Merträge enthalten: bloße: Auslegungsregelu
für ‚einzelne. Gefchäfte aufzuſtellen, mochte, ihren
Bere ‚Fein r deiigenhes Bea beiten
. 2. 1442
er ST. oo. dm.
‚Den Bar.ı des damaligen Rechts Pr Dei
hung auf :diefe Gegenfläube, dharacterifirew:in mehr⸗
father Michſicht folgende einzelne. Beſtimmungend
J. Beim Dadlehen wurden nach den Grundſaͤtzen
des canoniſchen · Rechts alle verſprochene Zinſen fuͤr
unerlaubten Wucher gehalten 2). I. Der: Pfand⸗
Öffenttiches war, vertrat auch vhne Ziveifel bie Urhende bie Stelle
bes Zengniffes bes Richters und der Schoffen. Bergl. $. 77.
382. Daß aber die zum nichts weſennichtt war, ‚ergieht Möte b.
b) Bädfl. Landr. %. 1, Art, 7., "Be iwpaß vnaet cher ges
lobet der. ſoll es gelten, und was. er thut das foll er: ſtete hal⸗
ten. Will er es aber hernach läugnen, fo entzieht ne jenem mit
feinem Eidg was er vor Gericht nicht gethan hat. Mag. ‚einer
‚aber; gerichtlich thut, deſſen überzeugt ihu der Sachwalter mit
zweyen Männern, und der Richter ſoll der dritte ſeyn.
a) Gloſſe zu fächf. Landr. B. 1. Ast. 54, Merle aber.
wucher ſey, nemlich alles a6, fo ein man niehr einnimpt
aufhebt, dann er ausgelichen het; und das er ihm ſolches zuwor
olſo bedingt hab. — Statk, bes „zinsbargn Darfehene bebipnte
man fi, um Geld auf Zins Anzulegen, des 8. 361. ‚befehries
benen Zins ober Nentenfaufs; man ift aber gewiß "anf dem uns
richtigen Wege, wen man in biefech ein: bloher Vtitil.die Zins⸗
IV.R.C Priv. Widerrechtl Bandlungin. 749
6. 378, Ä
Jebe widerrehtlihe. Handlung, derch
welche ein Schaden entſtehet, verpflichtet zum
Erſatz a), und oft auch zur Erlegung einer be⸗
fondern Buße, welche bald allgemein beſtimmt
ift, bald fi nach dem Geburtsftande des Beſchaͤ⸗
digten richtet b). Auch der Schadenserſatz iſt bei
manchen Gegenſtaͤnden nach Art des Wehrgeldes
geſetzlich beſtimmt e), bei andern darf der Beſchaͤ⸗
digte den Betrag deſſelben angeben, und der Geg⸗
neh ihn durch feinen Eid mindern d. Den
Schaden, welchen Thiere einem Anderen zufilgen,
vor Bericht von einem anne fordert, bie berfelbe nicht bezah⸗
Im, noch einen Bürgen ftellen kann, fd ſoll ber Htichter jenem
ben Dann vor das Geld überautworten, unb den ſoll er in
Speife und Arbeit, fernen Gefinde gleich halten. Will er ihn
wit einer Halten fpannen, fo kann ex es thun, anders aber foll
er ihn nicht peinigen. Entläßt ee ihn, ober entläuft er ihm
damit, fo ift jener des Geldes dadurch nicht verluftig, ſondern
fo lange er ihn nicht bezahle hat, und bie Zablung nicht leiften
kann, fo lange ift er immer fein Pfand vor das Gelb.
&) Dabei ift es einerlei, ob die Beſchädigung abfichtlich, ober
durch „Verwarloſung“ geſchieht. ſächſ. Landr. 8. 2.
Art. 38. Vergl. Schwäb. Landr. Art. 231. 237. Das
Pfändungsrecht fommt auch jet noch vor. Vergl. ſaͤchſ.
Zandr. B. 2. Art. 27. 47.
b) 2. 8. bei dem Umackern eines befäcten Feldes. Sächſ.
Landr. 8. 2. Art. 46. Vergl. 8. 3. Urt. 48. 8. 2.
Art. 47. 27. 2.
ce) Ju dieſer Beziehung giebt 8. 3. Urt. 51. das Wehrgelb an,
welches jebes Thier habe.
d) Suchf. Lanbr. 8. 3. Urt. Bl. a. E.
IV. Rechtsſ. D. Oeffentle Be
und nach. feinen” verſchiedenen A
beſtraft wird <); 2) alle. Arten
durch welche der Friede gebrochen.
ſchlag, Mord, Raub, Brand, Ber:
Verſtuͤmmelungen ic, Nothzucht, €
der Ehebtuch, in welchem ver -Ehel
wird d); 3) von geiftlihen Verbred
c) Sächſ. Landr. 8. 2. Art. 13, Den Di
gefchiehet aber in einem Dorfe eine Deub
drei Schillinge werth ift, bie mag der Bau
ben Tages zu Haut und Haare richten, od
gen Iöfen laffen, fo bleibt jener ehrlos um
Randr. 8. 2. Urt. 28. Wer bes Nachte
Korn ftiehlt, den foll man mit Der Weide
lihe Strafe des Etranges), ftiehlt er es a
es ihm zu Haut und Haar. Berge für
Art. 39. Schwäb. Landr. Urt. 208
195. 221.
d) Sächſ. Lande. B. 2. Art. 13. Alle 9
Pflug, ober Muͤhlen, ober Kirchen und
‚und Verräther und Mordbrenuner, ober bi
ihrem Nutzen werben, die foll man alle ra’
Dann erfchlägt, ober fähet, ober zaubet,
Mordbrand, oder der Weiber und Yung
auch fächf. Landr. 8. 3. Art. 46.) n
Friede bricht, oder bee im Chebruch begr
man das Haupt abfchlagen. Wer: Diebital
let, oder jemanden mit Hilfe dazu beifteh:
ben wird, über ben foll man richten als
Zanbr. 8, 2. Art. 16. Wer ben an
wunbet, und beffen überführt wicb, beu |
ab. 8. 3. Art. 37. Wer ben andern fd
Fleiſchwunden — bem gehet es nicht an I
Glieber, fondern Gewette und Buße 1
Vergl. ſchwäb. Landr. Ari. 318. Zur
vergl. ſchwäb. Landt. Art. 116. —
752 Dritte Periode. A. 888 — 1272.
5.370. ud: Zauberei; 4) die Giftmiſcheret ); 5) des
Falſchmuͤnzen f, Gegen den Sriedebrecher, iſt
noch jezt, nicht nur die Gewalt, welche auf frifcher
That. zur Bertheibigung, oder um ihn zu ergreifen
gehraucht wird, erlaubt 8), fondern auch verflattet,
ihn duch Gewalt zur Genugthuung anzuhalten,
‚‚fofeen: ihm nur drei Iage zuvor gehörig abge-
fagt, d. h. verfündige ift b), daß man fein Recht
in offener Fehde i) gegen ihn verfolgen wol.
Ale Verbrechen, deren ein Mann durch Kampf
Aberfuhrt wird (9. 384.), gehen im an den Leib KH.
$. 380.
die, wer eyn Menſch töbtet und er das läugnet. — Wir her
. Ben auch dad mörber, wer init bem andern pffet und trinfe
unnd gütlichen grüßet. Schlecht er in om ſchulde, bas iſt ern
mörber. Ueber den Raub f. Art., 163. Ueber ben Sriete:
bruch insbefonbere, ſ. ſächſ. Landr. 8.2. Art. 66 bis 72.
und 8. 3. Art 2. Ueber Nothwehre f. ſächſ. Lane.
B. 2. Art. 14. : Schwäb. Lande. Urt. 167. 168.
- 0) Sächſ. Rande. B. 2. Art. 14. Welcher Chriſtenmann uns
gläubig iſt, ober mit Zauberey untgehet, ober mit Vergiftung,
und beffen fiberwunden wird, ben fol man auf dem Scheiter⸗
haufen verbrennen.
HO Sächſ. Landr. 8.2. Art. 26. ©. oben $. 296. Note i.
8) Sächſ. Landr. B 2. Art. 69.
H) K. Friedrich I. Landfriebe don 1187. (Samml. ber R. A
Th. 1. S. 13.) Art. 10. Statuimua etiam, — ut gui
que alii damnum facere aut laedere ipsum intendat, tri-
bus ad minus ante diebus. per certum nuntium suum dif-
ſiduciet eum.
i) So nennt fie eben dieſer Randfriebe Art. 1. Si qui forte
manifesta Werra Castra manifeste capiunt.
. 6).Sädf. Landr. ©. 9. Yet. 16,
..@
v
IV. Rechtsſ. E. Gerichte und 2
5. 380.
Der Verbrecher darf beim 7
Richters Gnade und wenn er den
Haut und Haar’ mit Gelde löfen
dungen aber nur mit des Beſchauͤd
auf weflen Gnade es ſteht, fih vi
Lebensftrafe auf eben dieſe Weiſe
ſtimmen die Rechtsbuͤcher nicht, |
mehreren Stellen fieht, daß es
Falle gefchehen Eonnte e).
E. Gerichte und Ver
$. 381.
Jedes Gericht muß mit ein:
Schöffen”) beſezt feyn, und einer
a) Shmwäh. Lande. Art. 116.
;
b) Schwäß. Lande. Art. 118. Wergl. €
Art. 16.
. &) Sädf. Landr. 8. 1. Kt. 38.8. 3.
&) Gewoͤhnlich waren deren zwölf. Schi
Zum wenigſten ſollen deren ſieben ſeyn.
Nach dieſer Stelle werden fie jezt ordent
ter nach weiſer Leute Rath und mit U
des Herrn, ber von dieſem das Gericht h
formte aber auch erblich ſeyn, Art. 81.
welche fie haben müſſen, vergl. ſächſ. £:
RB: 3. Art. 81.
b) Sädhf. Landr. 8. 3. Art. 56. befti
freis dahin, daß er Gewalt habe, einen j
x. IL [
754 Deitte Periode. A.. 888— 1272.
8. 381. haben. Die Klage wird ordentlichermeife <), im
x
gehegten Gericht (F. 382.) von dem Kläger felbft
oder durch einen Vorſprecher cc) angebracht,
welchen er fich felbft wähle, oder der Richter ihm
zuordnet d. Eben fo muß der Beklagte antwor-
sen ©). Der Kläger hat zuerft die Gewehre feiner
Klage zu geloben ), und dafür, fo wie fiir Buße
und Werte ($. 385.) Bürgen zu feßen, wenn er
nicht Erbe unter dem Gerichte hat; gleichergeftalt
hat der Beklagte Bürgen dafür zu beftellen, daß
But, wo er mit Urtheil dazu gegeben werde, zu pfänben, ans
halten, und zu fronen, d. 6. in Beſitz zu uehmen. Ein Hamt
gefhäft tveffelben war auch das Vorladen. Shmwäh
Landr. Art. 95. |
©) Bergl. jedoch ſächſ. Landt. 8. 1. Urt. 68. 70,
ce) Bergl. Nietzsche de prolocntoribus. Lips. 1831. 4.
d) Sächſ. Landr. 8.1. Art. 60, 61.8. 3. Art. 63. Schwäh
Zandr. Art. 84. 85. 90. 92. Nach bdiefen Stellen fann jeter
‚Mann, dem nicht ins befonderen Gründen die Fähigfeit, Ber-
fprecher zu werben, fehlt, dies Geſchäft Übernehmen, umb if
dazu auf Berlangen bes Richters felbft verbunden.
e) itten beide Parteien um benfelben Borfprecher, fo entfcheihet
ber Richter. Die Wahl eines Vorfprechere war ein höchſt widye
tiges Geſchäft, da von ihm bie Zeitung des Proceſſes faſt aus⸗
fchließlich abhieng, und ber Nichter nur Über bas, was er zum
Urtheit ftellte, das Recht finden laſſen, nicht aber ben Reches⸗
ſtreit leiten konnte.
H Wodurch der Veflagte gegen Veränderung ber Klage
und muthwilligen Klagen vorgebeugt wurde. &. ſächſ. Lanbr.
B. 2. Art. 15. 8.3. Art. 14. und die Bleffe zum ıleterexs
Artikel.
IV. Nechtöf. E. Gerichte und
heit zu fagen, noch befondere Eig
2) durch Urkunden, (Handy
weisfraft theils von den bei i
zugegen gewefenen Zeugen, theil
abhängt, durch welches fie bekr
indem die Nichtigfeit des Tegtere
Urkunde beweift, und man nun
die bei der Verhandlung gegenn
welche die Urfunde ausgefereig
beweifen Fan, wie durch lebende
gebentlichertweife darf man 1) |
mie oder ohne Eidhelfer, eine
als’ Kläger zu ermweifen hat, da
die Eideszufchiebung HE dem deu
noch. in diefer Periode unbefann
sen von Gottesurtheilen fü
ordentliche Beweismittel, und I
nahme ($. 385.) abgerechnet,
neoceß vor ($. 384.).
. 0) Dahin gehört Insbefonbere, daß fie
bare ſeyn müffenz in biefem Erforder
übrige.
P Shwäh. Lande. Art. 388.
DS. 5 8. fächf. Lande. B. 1. di
F) Das Gegentheil iſt in der erflen Aue
B. 1. Art. 6. 7. gefolgert worden, al
ift nur von bem Eide die Rede, mit
Klage entgeht, Ber Minderung
mu hier auch noch als eine befon
egepichnet werten,
760 Drüte Periode. A. 88E—1272. |
TG 6. 383. oo.
DR bei Eivilflagen der Beklagte nicht |
gegenwaͤrtig, oder hat er das Recht, Feift zu be
gehren, ſo wird ein neuer Gerichtstag angeſtzt.
Verſaͤumt dieſen der. Kläger ohne echte (chehafte)
Möth 2), fo wird der Beklagte der Klage ledig
geſprochen b). Gegen den Beklagten kann erſt nach
Verlauf einer dritten Friſt, fo fern er fich noch
gar nicht auf Die Klage eingelaffen hatte e), zu fa
nem WMacheheil verfahren werden. Die Strafe
ſfeines Ungehorſams beſteht dam: 1) wenn auf ein
Gut geklagt wird, in der Ein we iſung des Klö
gers in daſſelbe D; - 2) Bei Klagen um Schuld
wird der Veklagte ausgepfaͤndet e),
- $ 384. oo Eee | . 384,
? Alle Klagen. über Friedensbruch, und an
dere. Klagen um Ungericht, fo fern man den Ver—
brecher in handhafter Thate) ergriffen hat,
u Sahin gehört Krankheit, Gefängniß, Herrrudienſt (Meichsbicuf),
.. Gortesbimft (MWollfahet., Sächſ. Lande. B. 3, Urt. 7.
Schwäb. Randr. nach 274,
b) Sädf. Lande. 8. 2. Art, 8. -
e) Im entgegengeſezten Falle ift der ausbleibende Beklagte ſogleich
bee Sache Überwunden. Sächſ. Landr. B. 2. Urt, 9.
ch Aus welcher er aber das Qut unter gewiſſen Modipratienen
binnen Jahr und Tag wieder beransziehen kann. Sächſ.
Randr, 8. 1, Art. 70.
e) Saͤchſ. Landr. 8, 1. Art, 70. Shwäb. Bentr. Bet. 94.
a) Sächſ, Landt. B. 2, At. 35. Die hanthafte That iſt da,
r
762 Deitte Periode. A. 888— 1272.
4 384; brecber ſogleich verfeſtet N, iſt aber die That
uͤbernaͤchtig, ſo muß der Beklagte dreimal vorge⸗
laden werden, und wird dann verfeſtet f). Den
werfefteten Mann darf. nitmand beherbergen 8) und
der ‚Kläger darf fich feiner bemächtigen umd ihn
gefangen vor Bericht bringen b). In diefem Falle,
und wenn er in handhafter That ergriffen ift,
kommt er, auch wenn noch ein neuer Termin am
gefegt ‚werden muß, ‚nicht gegen VBuͤrgſchaft los,
fondern bleibe gefangen 1); auch geht es demjeni-
gen, der verfeftet und während der Berfeflung ge
fangen. ift, ſtetz an den Leib, wenn er überführt
wird, um welcher Uebelthat willen er auch gefan-
gen fen mag k). Der Werfeftere kann fich aber
ans der Verfeſtung ziehen, wenn er ungefangen
vor Gericht kommt, (wozu ihm der Richter freies
Geleit geben muß) und fih zu Recht erbieret. In
diefem dalle muß er gegen Buͤrgſchaft auf freiem
e) Sächf. Lande. 8. 1. Yet. 70.
f) ©. Richt ſteig des Landr. 8.1, Att. 60. Sächſ. Eaudt
BB. 1. Art. 67,
J 8) Bergl, ſächſ. Zandr. B. 3. Art. 20.
b) Richtſteig a. a. D. f. Note £,
j) Sächſ. Lande, 8. 2. Art. 9,
K Sächſ. Landr. 8, 1, Art. 68. Er darf fich auch im bies
ſem Falle nicht mit ſeinem Eide reinigen, ſondern wird wie ber,
> welcher in handhafter That ergriffen wurde, Überwirfen. 8,1.
' Yet. 66,
IV. Rechtsſ. E. Gerichte und Verfahren. 763
Buß gelaffen werden 1). Die Verfeſtung erſtreckt
ſich zumächft nur auf den Gerichtsſprengel des Rich⸗
ters, welcher verfeſtet hat, dieſer aber kann und
muß auf Antrag des Klägers, ihn durch Anzeige
an den höheren Nichter und zulezt an den König,
in die höhere DVerfeftung. und Reichsacht brin
genm). Wer auch Jahr und Tag in des Meichs
Aıht=) geweſen ift, wird rechtlos, und man ver
theile ihm Eigen und Lchen, das Leztere dem Lehn⸗
bheren, das Erftere, wenn er Fein Dienſtmann iſt,
in die Fönigliche Gewalt o). In diefem Falle heiße
"die Acht, in welcher er fih befinder, die Oberacht P).
G 386.
Jeder Schöffe fol, wenn ihn der Richter
eines Ureheils fragt, das Recht nach feinem beften
y Saat Landr. B. 2. Art. 4. wichmeis dis Lanbr.
B. 1. Art. 69.
m) Sächſ. Bande. B. 3. Urt. 24. 34, Meet des Landr.
B. 1. At. 5
n) Der Ausdruck Acht wirb im fächf. Landr. immer mm vom
ber Reichsacht, aber nicht von der Verfeſtüng des Nichters ges
braucht. Sie unterfcheidet fich auch von biefer baburch, daß
ber Verbrecher nur durch bie Acht, nicht aber durch bie Werfe⸗
fung nach Jahr und Tag rechtlos wird. Sächſ. Landr.
. 3. Art. 69.
0) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 38. Richtſteig bes Lande.
8. 1. Att. 51.
p) Sächf. Lande. ©. 3. Art. 34.
Gehruckt bei Trowitzeſch und Sohn in Berlin.
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