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Full text of "Deutsche staats- und rechtsgeschichte"

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Deutfde 


Staats: und Rechtsgeſchichte. 





Bon 


Karl Friedrich Eichhorn. 


Zweiter Theil 
Bierte verbefferte und vermehrte Ausgabe. 
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| Söortingen, 
bei Vandenhöck und Rupredt. 
1835. 





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Worrede 


zur erfie.r.: Aussche 


— 22 —8 ® £ 
® 
. . ’ Be 


De zweite Abtheilung biefeh Werſue⸗ iner 
deutſchen Staats⸗ und Rechtsgeſchichte iſt im 
Ganzen nach demſelben Plane ausgearbeitet, 
uͤber welchen ich mich bereits in der Vorrede 
zum erſten Theile erklaͤrt habe. Einige Abwei⸗ 
chungen ſind jedoch durch die Eigenthuͤmlichkeit 
und die Reichhaltigkeit Des Stoffs für die Ge 
(hichte der Dritten ‘Periode nothmendig geworden. 

Die Schickfale des deutſchen Rechts wäh. 
rend Derfelben erfordern, Daß man jenes von 
einem zweifachen Standpunfte aus betrachte. 
In den Rechtsbüchern findet man das gemeine 
deutſche Recht, fo wie es fich big gegen dag 
Ende des dreizehnten Jahrhunderts ausgebildet 
hatte. Der Gebrauch des römifhen Rechts 
war bis dahin in Deutfchland in jeder Bezie- 
bung von geringer Bedeutung; von Diefem Zeit- 
punkte an gewinnt es einen entfchiedenen Ein. 

x 


Iv Vorrede. 


fluß auf die Fortbildung des deutſchen gemei⸗ 
nen und particulären' Rechts, und wird felbft 
{don als ein Kaiferrecht zur unmittelbaren 
Anwendung gebracht, wenn gleich Dadurch die 
Quellen, aus welchen man bis dahin Das ge 
meine Recht in Deutfchland zu fchöpfen ge 
wohnt war, noch nicht. verdrängt wurden. Der 
Rechfssaftand, welcher Dutch Diefe Veraͤnderun— 
gen’ gebilott: wurde,“ laͤßt fi nur dann mit 
Klarheit und Beſtimintheit auffaſſen, wenn man 
ſich zuvor. eine voliſtaͤndige Ueberſicht Des gemei⸗ 
nen deuttchen ‚Rede; fo wie es vor dem Ein 
dringen des römischen Mechts in Deutſchland 
war, verfchafft hat. Wer Verfaſſer hat- Daher 
ben reichhaltigen Stoff der Dritten Periode in 
zwei Abfchnitte vertheitt, deren erſter, welcher 
den Rechtszuſtand in Deutſchland zur Zeit der 
Rechtsbuͤcher ſchildert, in dieſem Theil geliefert 
wird. Den zweiten Abſchnitt, welcher den Reſt 
der dritten Periode umfaßt, enthaͤlt der dritte 
Band. 











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et, . 


ueb erfigt des Inhalts... 
—— op Fir 7 VER 
4 


Dritte Periode von 8-51. 52 


Erher Zeitraum von 88- 12722. 7 
' Chic! land Hitfemittel Sl 1 
L 


Allgemeine Beihigte von; 888 — 1056. 
6. 209 — 225. ©. 1— 83. . ; 


Veſchaffenheit des seielighoftlichen Zufkandet, $.208.©.6. 
1. Aeubere Geſchichte $ 210-277. &. 8 - 40, 


Verhaltniſſe zu den benachbarten Voͤlkern und Stäaten im 
Allgemeinen. $. 210. ©. 8. 


Inshefondere: 
a. Siamwifche Volker an der Donau. hl, Mi: 
ren, Ungarn. Balriſche und färntheufhe Mark. Her 

zogthümer Baiern und Kärnthen. $.211& ©. 9 — 18, 
b. Unfersperfung ber Samen an Der: Elhe, und Baalk. 
Shüringifche Markgrafſchaften. Herzsathum Sachſen. 
Polen. 5. 211b. ©. 18— 28. 
" Marken Über der Umierelde "Steig "osäffte 
, Mat. h. 312.0.8-38. ° .; 
’d ‚Burgund. $. 213.8. 32. 
e.Sothringen. 5. 214. G. 83, | “2 


“2 








vi 


Inhalt. 


f.Lombardeil. 5. 215.%. 34. 
g. Römifche Käiferwürde. $. 216. ©. 35. 
h. Unteritalien. $. 217. ©. 39. 


Innere Berhältniffe. 5. 218-235. S. 40— 83. 


Im Allgemeinen. $. 218. S. 40. 


Allmäliger Uebergang in ein Bahteei durch den Wechfel 
dee Dpnaflieen. 8. 219. ©: 4 


Verändeite Werfafhung, & —— 244 
a. Art der Veränderung. $. 220. ©. 
b. Einzelne Verhältniſſe. 
I. Reichstage. S. 45. . 
11. Herzoge und. Pfeharer- 4 3. & Fe 


III. Auflöfung der Gauverfaſſung durch Uebergang der 
Grafſchaften auf die Geiſtlichkeit und die Art ib: 


TC. — dorqh von weltlichen Helen hand 


$. 222. ©. 58 
IV. Berhältniß m — Veir (Mitter- 
un (haft, Landſaſſen). $. No ©. 69, u 
„v- Urfprung der nädciiarn Beiofing (Mei 
3 bildredt). $. 224a. & 
Einfluß, den hierauf bie, von Pen L dngeisgten 
BBurgen hatten. $. 224h. ©. 7 Ä 


J J €. Verhältniß der Größen zum — und” der Ne 


benlãnder zu Deutſchland. 6. 225. ‚& B0. 


I. Kilgemeihe Seſaiqhte von 10‘ 1972. 


©. 84 — 196. 
‚Ar Innere Gelchichte von Deutfälon. ©, 5.190 


a. Bisheriges Verhätniß des Kaifers zum PYapft, und 
deffen Veränderung vor⸗ der Erhcbung Gyegsrd: VI. 
auf den päpfilihen Stuhl: 6. 226. 227. E:5+%. 


Anhalt. vu 
CBerordnung Über die Papfindah) =": 
b. Regierung Heinrichs IV. und V. a 28 ZU 
j ®. OHR, ν n 
Gregors VII. Eblidatgefehe und Dekeie hehen die 
Simonie und Laieninpefiitur! $. 2284, S. 90. 
Wärkmgen, die das durchgeführte Verbot der Laien⸗ 
.. inteſtitur gehabt haben würde. $. 238h. ©. 91. 
Heinzihe IV. Streitigkeiten mit den Sachſen. 
452280. G. 83. 
——— dieſer Streitigkeiten in den Inveſti— 
turfireit. & 22P. ©. 86. 
Sciefale Heinrichs IV. in dam Kampfe, dee das 
durch in Senteland und Stalien veranlaßt wird. 
$. 230. ©. 98, 
Solgen der geflörten Einigkeit zwiſchen Kirche und 
Staat, $. 231. ©. 101. 
¶ Deutſchland für ein Wahlreich erklaͤrt. Auf⸗ 
ſichtsrecht des Papſtes über die Wahl und über 
" Haupt über die weltlichen Fürfen) . 
Ausgang des Snvefliturfireits unter Heinrich V. 
durch das Concordatum Caliztinum a. 1122. 
6. 232. ©. 104. \ 
Kreuzzüge. $. 239. ©. 407. 


Ce. Verandertes Syſtem ber. Berfaffung. 9. 234a. 234 b, 
'&. 109 — 118. 
„Entidriedene ErblichPeit der Grafichaften und 
0. Herjogthfiner und ihre Warkungen. 5. 2342. 
S. 109. 
Reichsvogteien und ihre Erweiterung. $. 234. 
©. 116. 


6. Bildung der hohenſtaufiſchen mb welfifchen 
-Dartei nach dem Erlöfchen des: feänkifchen Könige 


vu Snhalt. 


ftamms yon 1125 — 1197.. 5 Zi. 236. 237. 
18-186, ..., J 


32. —X 4 


e. Kampf der Hohenſtaufen und Welfen in Deueſchland 
van 1137 — 12365. 9. 238. 239. 240. . 126 — 151. 


Auftöfung der Herzogthümer. 4 240. ©. 136. 
f Politifche Lage des Kaifers zu biefer- Set, infonder: 
beit im Werhäftniß zu der Nitterichaft und den Städ⸗ 
ten. 5. M1— 245. ©. 151 — 166 
Die Ritterfchaft ale geſchloſſene Geneſſerſchaft. 6.241, 
242..©. 1dl.w f. u 
Veraͤnderte Verfaſſung und Lage der Städte 
- in Deutfchland. $. 243. &. 157." 
In Italien. 9. 244. 9.168. 


; . Italieniſche Politit der Hobenflaufen. ihre Kriege 
mit dem Iombardiihen Städtebund und dem Papfl. 
1154 — 1254. $. 246 — 250. ©. 167 — 186. 

 Koftnier Friede 1183. $. 246. ©, 169. 

Einfluß der italtenifchen Politit auf die Behand: 
lung der deutfchen Städte und Fürſten durch 
Friedrich U. $. 247. ©: 171. 

Die Hanſe. ©. 174. Der rheiniſche Städte 
bund. Privilegien der geiftlichen und weltlichen 
Fürſten von 1220 und 1232. ©. 178. 

Erneuerter Kampf ‚zwifchen Saifer und Papſft, 
von Friedrich I. bis zu Conrads IV. Tode 
5. 248 — 250. ©. 180 u f.. 

Erwerbung und Verluſt ‚vom —2 und 
Sicilien. 


h. &rlöfchen des hohenflauffichen Haufe 1268. 6. 251. 
©. 186 


Närhie Folgen davon in Dr und Stalien. 
$. 252. ©. 187, 





Sahalt: u 
i. Regierung der Gegenfönige Richerd und Alphons 
1256 — 1272. 5. 253. ©. 189. 
B. Gedichte der Erweiterung des beutichen Reiche, von 
1156 — 1272. $. 354 — 256. ©. 10 — 1%. 


Borübergebende Herrſchaft der Däneh im noͤrdlichen 
Deutichland. Brandenburg, Medienburg, Pom⸗ 
mern, der deutfche Orden in Preußen und Liefland, 
Polen, Böhmen und Mahren in ihrem Verhaͤltniß 
zum Reich. 


IL Quellen des Rechts. 8%. 37 — Wic. 
S. 1% — 350. 


1, Aeußere Geſchichte des Rechts vor Entfies 
bung ber Rechtsbücher. $. 257 — 276. G. 196 — 
6. 


A. Schidfale der Volfsrechte und Gapitularien in Deutſch⸗ 
land. $. 267. ©. 196. 
B. Fortbildung des Rechts in Deutfchland durch 
L Autonomie $. 258, ©. 198, Deren Ausübung 
durd) 


1. Die Weisthüämer der Gerichte. $.258.8.200u.f. 


2. Bertragsmeife Uebereinkunft der Intereſſenten. 
$. 259 — 261. ©. 202 — 211, 
A. Dienfirechte. S. 203. 
B. Willkühren der Gemeinden. S. 205. 


C. Verträge zwifchen Kaifer und Ständen. 
$. 260. ©. 207, 


D. Berträge zwifchen Kirche und Staat. 5. 261. 
S. 209. j 


IL Geſetze. 5. 262 — 265. ©. 211 — 229, 
1. Reichsgeſetze. $. 262. ©. 211. 
2. Bewilligungen der Landesherren. 


“a. abteechte. 5. 263. ©. 315. ‚A 
b. Landrechte. $: 264. ©. 221. 
c. Fortdauernde Gürtigfett des lombardiſchen Volksrechts 


in Italien und deſſen weitere Ausbildung durch Geſetz e. 
6. 265. ©. 233, 


‚»D Römifdes Recht. $. 266 — 369. ©. 229 — 247. 


" Univerfitäten. &. 929. 

Jenerius. $. 267. ©. 232. (Rechtequellen. Schidfale 
des florentinifchen Manuſcripts der Pandecten, und 
Eintheilung Ber Tezteren in Dig. vetus, infortiatum 
und novam.) Gloſſatoren. $. 268. ©. 237. 

Anfeden des römifchen Rechte. 6. 269. S S. 342. 

E. Sanonifches Recht. 5. 270 — 276. S. 247 - %6 

Syſtematiſche Bearbeitung der Quellen bes canoniſchen 
Rechts vor Gratian. $. 270. ©. 347. ' 

-Gratians Derret. $. 271-773. &. 351 — 258. 
Decretalenfammlungen vor Gregor IX. $. 274. ©.258, 
Decretalen Gregors IX. $, 27%. ©. 268, 
Ergänzungen derfelben. $. 276. ©. 265. 


2. Entſtehung und Gefchichteder Rechts buch er. 4277 — 
283. S. 266 — 332. 
Deren Bedeutung. 8. 277. &. 266, 


1. Consuetudines Feudorum. $. 278. ©. 2711. 
2. Deutfche Rechtsbucher. . 279— 382 
\ S. 384 — 352. 
Deren Grundlage. S. 284. 


Arltefles: der Sachfenfpiegel und was mit 
demfelben zufammenhängt. 6. 279. 280. 
281. ©. 286 — 314. 


—R 1a 
e— Feel A — der veius 
Ze ‚bensficiie. © Zufäge. 
2399. Gloſſe ©. 300. a. Bilder, 
&.303. 


Der Rihifeig 5281. &. 306.312. Sand 
ihriften. E. 300. "Ausgaben, ©. 310. 
Gämabenfpiege! sichtiger Kaiſerreqht. 

262. ©. 314 398. 


Zu dieſem gehört. das von Senkenberg 
SCH ne Kaiſerrecht. 
28. & 


3. Verbindung der Rechtebũcher mit den hartleularte he 
ten. . 284. 2850. ©. 332 — 345. Magdeburgi⸗ 
ſches Reh: ©. 33 u, j Sachſiſches Beiq 
bild. &, 338, 


Eigenthimitiche Fortbildung ber De in Frietland. 
. 260b. 285 c. ©. 345 — 336, 


¶Landtechte. Aſegabuch.) 
IV. Rechtſoſtem. 5. 2866 — 386. ©. 356 — 768. 
Bedeutung des Zeudaliufiems. 1.286. ©.356— 364, 


A. Deffentliches Rat, 5.287 — 314. &34—. 
7. Ä 


a. Reihsverfaffung. &. 287 — 298,8, 4 — 
428. 


Wahl und Krönung des Ränigt. $. 287. 988. 
S. 364 — 369, 
* 1 Rechte de6 Kaiſers aus der Vogtei über bie 


Kirche und feiner oberften weltlichen Gewalt, 
6. 289. &. 370 — 372. 


— — — — 


Axwall 


eat 78 1 Gemahißi des Faces ya vedſt 


4‘ 
23. 


url 
rk + Deutſchland ein zuſammengeſezter Staat. 
I Fürflen und Herren. Yahnlehen, ref. 
m ſchaſten, Reichsvogteien. $.290. ©.373, 
BB. 2, Hofbeamte. 6. 291. ©. 387. Palge 
richte. S. 389. 
in 35 Reichstage, Reichsſtandſchaft, Reichslagk. 
N} 1. Io, | gefääfte. $. 299. ©. 391. 
Ul. Einzelne Reglerungsrechte. $. 293 — 
’ &. 393 — 428. 
. 1. Kaiſerliche Gerichte, $. 293. ©, 39, 
| 2. Reichskriegsverfaſſung. $. 294. ©. 39, 
KEULIRE n 3. Neishseinfünfte. $. 295 — 298, ©.411- 
a. Reichegüter. $. 205. ©. dl. | 
y b. Fiscalifche Einfünfte, 296. ©.414. 
a $. 297. ©. 420. 
I. 3 


"N, Beidseigein ig Taf $. 290 — 2. 


Zoll. Münze. Relchsſteuer. Ju⸗ 


denſchutz. Bergregal. 


e. Perſoͤnliche Leiſtungen. $. 298.©.4%6. 


ung Landesverfaffung. $. 299— 314. ©.48— 
497. 


og, Bedeutung und Beſtandtheile der Landek 


boheit. $. 299, ©. 428. 
II. Lehnbarkeit derfelben. d. 300. ©. 431. 


IT. Erbfolge in den Zereitorien. 5.301. ©. 440. 








Zuranlt. 5 
IV, uaela Reiter Sunbrihgheit. S Man. 


1: —— 30. ©. 42 — 
A. U 


rn. 3 Bu. 30 0.06 ©. 465— 


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a. Herrcdienſi. 304. ©. 465. 
- U. 1. Befefigpngäreäit: 6, 908, ©. al. 
c. Beben. 306. ©: 471. 
3. Einklluſte 9. 307. ©. 400. 
.*. Verwaltung. * 30. ©. 488. 
kean 35 Landtags 2300. ©. 484. 
5. Verhältniß der Städte. & 1-3 
N. 2: WM. —— 


a.  Stätifde Grete 4. 310. 


Ba 0 S. 86. 


mn Sch — des NRathe. 5. 311. 
| —* 


Midilegien be Städte. Zünfte. 
2312. 8. 492. 
A. Aufnaiaeneuer Bürger. $ 313. 
in Soil, ©, 4M.. “m 


V. —— ev.⸗ eines Landes. 
SAN, 


B. Canoniſches Recht. & 315.— 398. &. 48 u. f.. 
1. Primat des Papſtes. 5.315 — 817. ©. 498 — 


"u qhau 
qJ.uc.S —EREE zur — ſeiner 
— City 1, Nechte. 5 BR AIR: 
b. Primatialrechte, dir Ihm 
im. D 0 yuefchtiehhch'borbehaltenfiad. 5.316. &.500. 
6) in welchen er mit den n Gmalobeen concur⸗ 
sh dulg 3ET. Si 505 
EIG gineine Bi — ais — 338. 
INS. 608 SOLL. 


L Run —*& Gacramente). $. 318. 


4 
| u. . Gehülfen zur Ausübung der Diö- 


7. Teſantxchte — Viearien) 5, V19. 


1-0OI. © Hl. ; . ß 
TIL. Geiftliche —E a20 - 323 
1.2 — 614 — 527, 


ae dert Blerus. {. 320. ©. 614 
1 Ale: Bi überhaupt in Kivilſachen ebend. G. 5i6, 
Ä C. inkheſachen. £. 321. ©. 51a. 
PURE geißficeh Strafrecht. $, 392. ©, 321, 
u. Sale 3 S. 624. 

IV. Ricchengäter, q324 — 320. ©. 697-546, 
Sr? Ban ı Wbgke, $ 824: Br 

3. Zehnten. g 335. ©, 533, 

EU D 3, Beneficien. 326. S. 837." - 


au 4. Acſerliches Jüs' regaliae mid jus spolii, 
&. 327. ©. 540, 








| NE Ne 
an „ra: Anksonatnccht: nah 
cum. $. 328,,% ib. 
We. Meligföfe Geſelſchäktent! $. 330 — 836. 
era A nn 








A. Neuẽ Mbochs Eonzregationen (Bet 
Te iR G. 646. 
. . Ki 331. S. 549, 
lun. 8. SPBG uhr Beienkbrüber. 5. 332 
KARIN, S. „ph, m: ei wm..09 
cð —* [En u =. 


C. ‚Qeigice Ritiegther & 335. ©.667. 
©, Pringtzeht 3 DE Gi A u 
1. Prerfönliche Rechte 5. 86%. BAR; .B 
a1 erlag E65 — 


641. 


8. Ehntning. 1% ah, — uns: un 
un ce Jüstigkeit_‘. 338, MT, 


A EN. B03 — * 116 


In 8 


Unfreie g — S. 676. 
I. 2 nah: ar Sms 198 ee. Ab. © "s82. 
o HE. Miteifgein, 5,344, S. 597, 
20 .D IV. Gleis Biliefem 15:842:39. 593. 


1 


wohin: Mimarierdin prer 


m Zchi 
—R—— ee ern 343. 


VE Ninifiteisten. 6.34. S. 602. 
er nt, VIE Paſaſlen. $. 3453... 46. 
e. Genoffenfhaftnt.i- 345%..&. 619. 
— ED Grehätseehte. Wie. S. 622 - 635. 
1. Autonomie, F 346. © 622. 
WER) maniber“. zn au 
io .® — eben. ©. 624. 
12.9 .1.,% Wufenfähiehdt: $. 047. ©. 628. 
LEE 3 „ich hen. 5. 348. ©. 631. 
8 Verminderung, der Freiheitsrechte. 
ee: TON) 65 
"de ‚350. &.'638. 
R Ynieiht: 3. BL 354. 18 69 -- eBe., 
re 
- eda RB Be Anh ind pätelihe Mewoalt. q. 352. 


I 


unsd?) — Bemutäf.f, 30. 6 6. 5 
IV. Saheneht. 6354-372. 8 652 — 736. 
— 825 oh eng. 380: Eh 
2. Arten der. ‚Gewehre. $. ‚356, & 653. 
3, — ——— bei unberpeglichen Saden. 


4 Crwerbinigsarten.. 357. & 68. 
tor Eecticqtluhei: Aufinfiähg.: 5.355 ©. 669. 


. T.õ — 


T̃̃ Ro er 











Du 9ν— 
6. Gewaͤhrleiſtung. $.'360.&.675.? 


.RL Beßiltung eines Mandrechis oder. Bine gası a. 
©. 677. 


3: Vindication beweglichd Backen) Bond muß 
Dand wahren), Suihhbz E67 © 


. 8. Modificatignen des ‚Sodhenreäite. .. 3.4 
19 2, Ss, einen Sri — 362. 


Er. en “or WR 1 


2 vun Grahienhiliiie. — 2 


1: Eigen und Gin nach ‚Sopeit.5. 363. 
©. 693. Eu | 


77% Deditesbäpen. h sln 6h. ed 710 
3. Agke und Qutsherrfchaft. . 3600. G. 710 


-- 


V Güterverhältniß der Eheleute. 5. 360. 370. 
S. 719 — 73. 


8) Güterverhältniß dex Eltern und Kinder. 5. 371. 
©. 733. 


s) Büterverhältniß der Miündlinge. 5.372..738. 


V. Erbfolge. $. 373 — 376. ©. 736 — 746. 
a. Erbfolge nach Geblütsrecht. 5. 373. &. 736. 
b. Erbfolge Kraft Gebings. 5. 374. ©. 743. 


©. Uebergang der Forderungen und Verbindlichkei⸗ 
ten auf den Erben. $. 375. ©. 746. 


VL Forderungen aus Verträgen. 5.376.377.©.746— 
748. 


—X 


DL Die Beinen Koma 30: ®. 70 — 


en dk Rlagh ie Ungerichl: 5. 370. G. 250. 
2. Leib und Alben mit Gelde gelöſt. J 380. @. 763. 


F ergilites Derfoern. & 381 — 386 S.43_165 
2 Veſehung des Gerichts. Alage und Antwort. Ue- 
theilsfrage. Beweis. 5. 381. 382. &. 763 — 759. 

2. Ungeborfaie ir Eiofffadden. 5.383. &. 760. 


EB. Mage mit Geruiſte, Hama yahı Ache. 5. 384. 
©. 760. 


yız — Beiguif, ein Unfeil zn (delt. 5, 385. 763. 


⸗ ‘ % .. 2 F 9 c, ‘, 
—.(} Bu —R ; 


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l R eb 


Dritte Periode, 





Gefhichte des rämifhen Reiches — * Den 
won BB 15173. 
Erf Seitraum, bon 12 





Duellen J 


Ts ber derigen Veriebe gehört noch hicher: Resihonte 
ehronicon (8: 1: ©: #10), mit beffin dortfetung Bis m. Rd | 
Pertz mion. I. p. 599 zeq. 

ah fibeificht bie Michi Bam für Beer Zurtan il 
befien, wenn man die Nebenquziiei, in welche bie bebeutenbſten 
gleichzeitigen Geſchichiſchrriber benuzt worden find, und bie inte wenlge 
dgene Nocheichten, oder nur ſolche enthäften, bie ſich vorzughwtife auf 
cinjein Theile don Heunſchland bezichen/ den Säuptaitelltn untetordnet. 

1. Für Die Zeit der fächfifchen Kalſer iſt die Kauptgüieier' 
Dithmari'epise. Merseburgenais (} 1018) chrotiidon’ (it 8 Vi 
dern); Bel Leibhitz ser. rer. ‚Brünkvic. Tom. 2. Si jat im 
belten Wei: Ditke. chron. al fidem eddicls Dresiensis‘ -- #4. 
J. A. Wagner Norimb. „1807. 4. , Meberfei don lue ſiaus. 
Dies: 1790. 8: 

Adbenquellen: lt Gel Wittichinat mon. Ösrbej. 
atmalium Hbfi tres (616 837). Bei Meibom script: r. G. Tom. 1. 
Vita Mathildis reginke bel Leibnitz ser. rer. Brumsr. 
Tom. 1. Chronicon Corbejense von Webelind Noten B. 1. 
©. 374. zuerſt Serausgegeben, gebt bis 1187. Hroswithze - 
sanctim. Gandersheim. de gestis Oddonum pimegyris. - Sei Mei- 
bom Tom. 1. und bei Reuber scr. r. &. Ruotgeri vita Bru-' 

®.ı [113] 


In} 


t 


2 Dritte Periode. A. 888 — 1272. 


nonis Colon Archiep. (Brubas Kits des Gr. T 965) kai 
Leibnitz sen rer. Beunsvr. Tom. 1. Für Sachen ift auch im 
diefer Zeit ſchon Adam von Bremen (ſ. Nro. 2.) zu benutzen. Für 
Schwaben: Ekkehardi IV. (t um 1036) Casaum B. Galli 
cohtinnatio (890. —XR& Sch Ports inbil. IE p. 77. 

Für Italien: Laitprandi Ticinensis (um 970) rerum ıb 
Earopae impp. et regibüs köstarum lihri 6. (886 — 963). 
Bei Murstori ser. fer. Ital. Tom. 2 P. 1. Atnulphi Me 
olanensis {am 1080) rerum sul temporis libri 6. (926 = 1083), 
Bei Muritori Tom. 4. . 

2. Kür die Gefchichte ber ftänfifchen Kaffe: 

Pauptaciellon: Wipponis vita Couralä Salich, Sc 
Pistorius sct. r. G. ed. Struv Tom. 3. Hermahni contracti 
(t 1054) Cheonicon (feit 1000) mit beffen Fortſetzungen von Bert 
hold von Conſianz (f 1080) bis zum J. 1079 und Bexr nold 
(t 1101), weicher jene Werte ſeiner Vorgänger abfürte unb bis 
4100 herabfüßrte. Vergl. Stenpsl fränf. Kaiſ. B..3. > 9. 
Bü Pistoriga ed. Struv T. 4. Am Infien - bei. Umgerpapn in 
bem Prodromus der in St. Blafien gebrudten Germgnig iacra (© 
eben B. 1. ©. 16). Germaniao sacrae prodreman Tom. 1. 
S. Bhw. 1790. Tom. 9. 1793. 4. Lamberti,Schafgahurgen- 
nis (um .1080) annales (hi6 1077).. Bei Pisterios T.-1. am befen 
ed. J. Ch. Kranse, Hal. et Line. 1797. 8. . ‚Der erſte Spell des 
ſegenannten Chronicon Urspergenes bis 41126. (Vera GC. I 
Schiumaher Beiträge jur. deutſch. Neichepiltosie, - Eifen. 4770. 4. 
S. 33 w ſ. und Sims fränf. Kaiſer 8. 2. S. 106). Was 
gabet Contedi a Liöhtenau, Urspeig, coenqbii -ahbatie: elroul. 
N — ‚Reginenis. et. Lambęxti Schginaber- 
Kensis.. ‚Argenb 

Für Sachſen nk ben Morben gehoͤrt zu den. Super: 
A.dami Bremeneis (um 107 %yhigtgria eoclesinstica (7544072), 
Zei Limdenbrog. ed. Fabric. mp :ei Westphalen won. Tom. 9. 
Kür bie ſlawiſchen Nebenländers Cosmas, dec. Prag. ( 11325) 
Chroaicae Bohemorume. In den Seript. ter, Bohem. ꝓben =. 1. 
©. 22. Nro. 8. Tom. 1. 

Nebenquellen. Urberhauptt Mariani Scoi # 2086) 
Chrenicay, fortgefegt von Dodechinus. Bei Pistorius Tem, 1. 








Quellen. 2 


⸗ 
&. Kehle für decſy qchicheea B. 5. ©. 708; Bigeberti 
Gemblse. chronicon Bis 1112 mit deffen mehrfachen ‚Berrfegangen - 
bi 1208. Bei Pisterias Tom, 4. dniallstu Sazo His 1139. 
Bei Borard esep. bist. m. a. Tom. 1. ‚(Ueber feine Runen, Ins 
fonterfekt bad, was er amd Fächiifcen Rumdlim mb med er 'cimes 
ba, f Stengel fohnt: Meike 8. 110 m. f.). Weber: Heinziche 
Ereitiglilten mit den Sachen: Werd. Stenzel a. 0:0.-@, 55 
a. f. Brunonis (tm 1080) de beilo Saxonios' histuria. Bd 
Freber ser. r. ©. ed. Strav Tom, 1. Norberti vita Ben: 
nonis ep. Gensbr. Rei Eetard: cerp. hist, m. =. Tom. 9, 
Ucher Seinsich IV. und Gregor VIE: Bonizonis Batr.. et ‚Pla- 
eat, epler. Über ad amieum. Sei Oelele cr. wer. Bole, 
T. p 7%. Beusonis ep. Aliens, panesyrioas — in . 
Henrle. UL. Imper. %ei Menckem scr. x. Ger. Tom. 't. mi 
kei Ladewig rel. ınser. Tom. 8. p. 217. \ — 


3. Far Ne Veriode ter Scherfinigen: 

Hanptawelleı: Der zweite Theil des Chrouic. Ursperg. 
eben Nre. 2.) von Burcardus abb. Urep. (} 1920) und Con- 
tadus de Lichtenau ($ 1340) 1196 — 1228, Ottonis 
ep. Frisingensis PF. 3158): 45. Chxanicon sive rer. ad 
ipius uegee tempora gestarum hist. bis 1152. ei Urstisius, 
fertgefagt in Ottonis de S. Blasio chronicon 1146 — 1209. ebens 
fund bei Maratorins ser. z, It, Tom. 6, gm beflen bei Unger- 
‚ mm oben Nro, 2. 9) De gestis Friderici 1. imp. kistorfaram 
Ibri 8. om 1076 bis 1166 mit der Fortfekung yon Badervi- 
eus bis 1160. Wei Urstisius und bei Muratari Tom, 6. Site 
Da nörkliche Dentfchland: Helmoldi Presb. Bosoviensis (um 
1170) Chronica Slavarum et Venedorum vom neunten’ Jahrhun⸗ 
ben hip anf feine Seit, und: Arnoldi Lubecensis abb. (um 1210) 
derelietorum Helmoldi 'snpplementum „ ebenfalls bis. auf feine. 
%i. Be Leibpitz scr. rer, Brunsv, Tom, 9. Slawiſche Mes 
kallaerı Die Fortſetzumg des Cosınas Prag. (oben Nro, 2) a. 
ı d. Alberti Stadensis abb. (um 1260) chronicon bis 1256 
u Contin. bis 1339. "Wei Kulpis und Schilter. Die kestere 
ed. Andr. Hojer. Havn. 1720. 4. Godefridi mon. 8, Pan- 
uenis sunsles 1169 — 1337. Wei Freher Tom. 1. Ueber 


[1°] 


& Dritte Periode.. B88 — 1272. 


Albertus Argentinensis und Toneuian Vibodtenue ſ. von file 
ben Zeitraum. 

Nebenquellen: Radulphi Hedioln, de vebun Bestie 
Friderkci J. in Italia von 1454 — 1177, We Muratorim 
Toni. 6, Gäntkeri Ligurinus s.’de. rebus a Friderico L inp. 
gestis carmen: hisforicum. ' Bei Beuher. ed: Dümge 1812, 6, 
Chrenographus Suxo bis 1188 bei Leibbitz acc. hist T. 1. Al- 

'berici Moe, trium fontiem Chronleon bis 1241. . Bei- Leibniz 
a. a. D. T.2. Martini Paloni (* 1279) chronicon Romasorem 
pontiſicam et imperstorum M6 1376. Bel. Kulpis u..Bchilter. 
Justimi. Lippiensis (tm 1250) LAppillorlum s..poema de prim- 
ordiis eomik Lippkessis. Wei Meibona Tom, '1. Chronicon 
Stederburgense. bis 1319. ei Leibnits ser. rer. Brar. 
Tom, 1... Chronscon Hildeshemense bis um 1400 fi ibendaſ 

Urkunden und Briefe, Die Kaiſerurkunden beſechers in: 
Mon. Boica XXVIN. 1. Petri de Vineis (} 1249) epist- 
larum libri 6. ed. J. R. Iselin. Basil. 1740. 2 T. 8. In 
nocentii ML P, epistolarum libri 11, ei. Steph, Balo- 
zius, Par. 1692, 2 T. al 


6 Hifsmirtel. 


J. J, Mascov: Commentarũ de reb. Imp. a Uonrado I. 
usque ad obitum Henrici tertii. 1741. ed. 2. 1757. 4. Comm. 
de Heurico IV ’et V. 1748. 4. Comm. de Lothario et Con- 
rado III. 1753. 4. 

GR. Stenzel Geſchichte Deutſchlande unter den fruniſcer 
Kalfern. Leipz. 1827. 2 Bde. 8. 

Fr. v. Raumer Geſch. ber Hohenftauftn und ihrer Yeit. Lei 
1824: 6. Th. 8. 3. Boigt Befchichte des Lombarbenbundes. A 
nigöb. 1818. 8. Fur dieſe Zeit iſt andy beſonders pfiſter Sf 
von Schwaben (dm B. 1. ©. 31.) gu brauchen. 

Gedichte K. Friedrichs II. Züllichau 1792. 8 

. Meermanns Zreib. v. Dalem te Dithelme don Sol 
land. Ueberf. eins. 1787. 88. 2 Thle. 8 
®. 2. Gebauer Reben Richards * Kaiſerd. Leipj. 1744. 1 








1. Allgemeine Geſchichte. 88-1056. 5 


4. 908. 


I. Allgemeine Geſchichte. 
vBen 888 — 1056, 
Meide der Könige und Kaifer. | 
L Arnulf 888 — 899. 

IL &udwig (infans) 900 — 911. | Unrchte, Eerelige 
Il. Eonrad IL 912 — 918. $ränfifchen Stammes, 
IV. Heinrich L (auceps) 919 — 936. 
V. Otto I. (magnus) 936 — 974. . 
VL Otto IL 94.— 88. Fi 


VI. Stto IL 983 — 1008. 

VIL Seinrid IL (sanctus) 1002 — 1024. 

IX, Conrad II. (Salicus) 1024 — 1039. I) Frankiſchen 
X Heinrich IIE 1039 — 1056, Stanımet, 


6209, 

Die fraͤnkiſche Monarchie zerfiel zu einer Zeit, 
wo ſich Beinahe alle Elemente der bisherigen gefell- 
ſchaftlichen Einrichtungen in einer Art von Gaͤh⸗ 
rung befanden. Zwiſchen der weltlichen und kirch⸗ 
lichen Obergewalt war der Kampf um die Oberherr- 
ſchaft uͤber die Chriſtenheit bereits erdffner ($. 175.), 
und die leztere fezte ihn jezt unter fehr guͤnſtigen 
Umſtaͤnden fort. Das große Reich, das fih ber 


6 Deikte Periode. 4. 866 — 1272 
4. 902. Papft durch die carolingifche Monarchie gebildet 


‘ 


hatte, blieb . feiner geiftlichen Gewalt unterworfen, 
wer es auch beberrfchen mochte, und wurde im Mor 
den und Oſten immer weiter ausgebreitet, während 
die größte weltliche Macht: in fünf Theile zerſplit⸗ 
gert und ingbefondere die weltliche Obergemwalt des 
Kaifers eben darum ein leerer Titel wurde, welche 
der Papft willkuͤhrlich einem Fleinen burgundiſchen Ko⸗ 
nig oder einem italifchen Magnaten verlieh ($. 216.) 
Dagegen mochte der Papſt diefe Umſtaͤnde leicht 
benugen, feinen Stuhl ‚unabhängiger zu machen, 
und, während die Meinungen Pfeudoifibors immer 
mehr gemeine Meinung twurden, ohne große Muh 
die Welt überreden, daß die kirchliche Gewalt ya 
Fe gegen die weltliche und zus Aufſicht 

über diefe beſtimmt fey ); und dann war nur noch 
ein kleiner Schritt zum Oberhaupte der Chriſten⸗ 
heit. So wenig es aber auch im Syſteme der 
weltlichen Regenten lag, eine Obergewalt der Kirche 
über ſich anzuerfennen b), fo oft auch die von de 


a) Joannis VIE P, en. ad epise, Gerz. Wi Labb& Conc. 
Tom. IX, p. 224, Quid Fr quaeso, quod Christi vice 
in’ ecolesia fangimur, si pro Christo oontra principum in- 
solentisen wen Iuctemur? Pesesertin canı secandam Are 
stolum non ait nobis colluctatio cum sarnp et sanguine, 
sed adversus principes et poteatates, 


b) Hincmari Ep. ad Hadsian. IE P. in Hinom. Opp 
Tom, I. p. 706, Proinde — necessarium est vobis scri- 
bere. quod reges Franeorum ex regio genere nati, noü 
Episcoperem. vicodamini end tertae domini heodecau füi: 








L Mtzeiarine Geſchichte BEB--AOBE. 7 
Kuren gegründete — MWer die iu Genbrpee 4.008 





eintragen fößke, nur uabeſtinmnt nad) Wacht um 
Uncbhuͤngigkeit cangen, fo wurde es dech darum 
den Kouigen wicht leichter, (Ihren wankenden Throu 
za ſuitzen. Dem Papft aber, von beiden: Theili 
gefücht, als Vermittler oder Berbuͤndeter, erwuchſen 
ms bieſerun Kampfe neue Worthele. 
Das, Wolk zerßel in zwei große‘ Hälften, von 
welchen Die eine kriegeriſche Ehre und darch ſie 
Reichchum, die andere Sicherheit für ihr Gewerbe 
oder Schutz gegen den Druck oder die Gefahr der 
Hörigfeit und Leibeigenfchaft ſuchte. Durch das 
Streben der Hohen Geiſtlichkeit und des Adels nach 
größerer Matt, wurden nothwendig allmälig alle 
größere Verbindungen des Volks unter fi) ($. 83.) 
mus computati, et ut Leo et Romana synodus seribit, 
Reges eb Imperatares, quo teris divinn potewii pratse- 
pt pesessee, jas distsingendoram zagofiorun ‚Episeopis 
yexta divalia constitata yermiserunt, mon autem Episcopo- 


8 or Periube 6 BB - RR | 


6.203 immer anche aufgdäftsrgmalach ſchloßſuh jeu erſu 


9.'240. 


! 


Wolsstiaffe:als Dienerſchaft an die Fuͤſien toner 


enger an. adsteunte fick. var Dana übrigen Bell: 


inmer. mehr, je. enger fie ſich zugleich; uumer fih 


juſammerſchloß, und: je: beſtimmtere Formm ſie ihre 


VBeobindwg :uurar der maͤcheigen Eimmizkupg des 
Conſeciatianegeiſtes gab, welcher darch· die fh im 
mer mehr ausbildenden Einrichtuwgen Das Alan 
eal- und Moͤncheweſens erregt meurhe,: von dem 
fie ſelbſt chen jeue Forwen großentheile welche. 
Derſelbe Sonforistienngeift durchdrang auch die 
xueite Volkollaſſe/ wo er nur audere Formen da 
Verbindaug hervorbrachte. Das Inſtitnt des Lehn 
weſens, das ebenfalls die allgemeinen WVolkoverbin 
demgen immer mehr aufläfte, wuͤrkte dann: zugkih 
recht Bröftig mit, und je wehr endlich auch das 
Band erſchlaffte, welches das Ganze zuſammenhielt, 
ee 1a De Dh in Sr Ft 
wife und Feiner: Eeſclßbaſten euf. 


4210. 

Odb das deutſche Reich, weiches auf Oftfran 
Een. gegründet war ⸗), den Stuͤrmen widerſtehen 
werde, bie ſich gegen daflelbe vom Norden und Oſten 
ber erhoben, wo zu Ausgange des neunten Jahr⸗ 
hunderts die Wölfer in eben der Bewegung waren, 

a) Noch im einem SBerträge einrichs I. mit Karl dem Einfll⸗ 
: tigen von 921 heißt jener Rex Francoram. orientaliem, und 


biefee Rex Fraucarum oochdgnsalium, & du Ohgsn 
acr· Fl, 687, 588. 











(6.136) gchöeren; als Mewnif den Then Defkehr 


die ſlawiſchen Fuͤrſten in Boͤhmen, Maͤhren und 
Pannonien als zinspflichtige Vaſallen ·). Mähren, 


im Em ber damaligen Zeit bis uͤber die March 


md Waag ausgedehnt, wurde von einem Fuͤrſten⸗ 
geſchlecht beherrſcht, das von dem erſten, deſſen Name 
ſchon unter Ludwig dem. Fr. kervortritt, das Moy⸗ 
marſche heißt. Ein vertrichener Zweig. deffelben, 
anf unter Ludwig des Zr. Schutz un die Graͤnzen 


a) 2. Eariman auf feinem Bug nach Stalin im J. 877, Hatte 
Slaawen euiS ben 'verfchiehmen Proringen, bie er beherrſchte 
(6. 135. Süste bb), im ſeinem Bere Ann, Fudd. h. a. 


24, Me, 


—— 





CO Dritie Perlede 14. ERS 1WTR. 


4.310 Der Maruchneri Dart derſee und; au feige den 
Gprifichehum: zugewbt, 'ehhdls: die Erle im 
7 Yaummien Im Geherfam,; umb enweitdete,; ‚Inden 


. 3) Sn (abe Di wien 2hafachen, —* —* 
‚.Feap und der panmoniſchen Mark im namten Jahehundern a⸗ 
ſammengeſtellt, in zwei —E bei v. Hormahr Mein 
Biker. Gchriften: —— Mu 
unb 9) Berges Enge. Noten ©. 1.n. fe 


„2 — Br nn 
| een Fuld, 6.5 Pets L 366, Est erlethrerice 
Beck Ba pn im Feldzug von 872 gefchlagen. Ibid. 
P- 


A) Yiher Die Mrühen Eycill uub Bern, hi 
sera kandcten £ 5 Dozmanı In da af ba oe | 
. Note b angeführten Abhanbiungen. | 








1 Agemeine. Gefchihte. 888-1066. 41 





deſſen Selgen, welche darch das gleichzeicige Geſchei⸗ 
nen dee Ungarn an hen: Groaͤrgen der ſlawiſchen 
mie Deutſchlaud verbundenen Wolker heſtinunt wun 
ben, gaben Den Verhaͤtniſſen auf ber ſuͤddſtlichen 
Groͤrze ihre ſpaͤtere Geſtalt. 

BWarige Jahre zuvor hatte bie Magyarın, 
ma yon den Slawen, und nad deren Sprech⸗ 
gebravch überhaupt im weſtlichen Europa Ungarn 
genennt Fr ſich über die Karpathen gegen Die Theiß 
ud Donan verbreitet, der byzantiniſche Kaiſer Deo 
hatte fe ſchon 884 gegen bie Bulgaren als Huͤlfe⸗ 
voller gebraucht; Arnulf lieh fie in dem Krieg, dem 
er 892 gegen Swatopluk unternahm, Maͤhren won 
Often ber angreifen, und bewuͤrkte deſſen Inte 
wofung Gen nach Simmoplils Ich (T 894) 


e) Regina a. 8%, (Perts L p. 601,) Arnolfus rex conces- 
eit Zuendiboldo Marshensium Sclavorum regi, ducatınm 
Behemensium, qui bactenus: principem sum cognstionls . 
sc gentin super oe habupzant, Frauporumgus regihon Bde- 
litatem. promissam inviolato foedere censervaveragt, eo 
quod illi, antequam in regni fastigjo suhlimaretor, fami- 
liaritatis gratia fuerat connexus —. Quae res nap ma: 
dicam discordiarum et defectionis praebuit incitamentum, 
Nam et Behemi a fidelitate dintius custodita recesserunt, 
et Zuentibold ex adjectione alterius regni vires non par- 
vas sibi accessisse senljena, fastu auperbiae inflahıs, cantra 
Arsolfam rebellavit,. 


N S. Enden beuifche Geſch. B.6, &, 524, Mote 28. „ins 
angebexte Zhcen, Wiefen, Flächen, Brarhfelber, heißen in ben 
flawifhen Eprachen Uhosi, Ugari, Ugri, - Ungri find Be: 
aim, Supoerocuohner, Remaben“, 


vrmeßete Mache reitte dNeſen gun Abfal⸗), mh E:Mie 





12 Dritte Weriode:-A. 888 1972, 


ara celoſch durch die Einfllie der Ungarn und in in 
nevem Zuwieſpalt feinen Soͤhne, die Herrſchaſt des 
monmarſchen Geſchlochts in Maͤtzren; Zwoeige deß 
falben retteten ſich nach Karnthen, wo ſie gleich dem 
fruͤher dort einheimiſch gewordenen Juͤrſtenſtamm 
unter dem Herrenſtand dieſer Gegenden ſich verlo 
rn 5). In Böhmen erhob dagegen jezt die Dot 
wendigfeit, den Ungarn zu widerſtehen, ein Fuͤr 
ftengeſchlecht zur her zoglichen Wurde, in der es 
durch Lehnsverbindung mit der dentſchen Krone be⸗ 
feſtigt wurde h). 

Die Graͤnzen von Böhmen und Maͤhren be 
ſtimmten fi) ſeitdem durch ben Erfolg, mit wi, 
chem Die boͤhmiſchen Herzoge, welchen die Natur 
der Verhaͤltniſſe von ſelbſt alle Slawen auf der 
len Seite der Donau umterwarf, den ‚Ungarn 
zu widerſtehen vermochten. Im zehuten Jahrhum 
dert war ſchon die March von den Ungarn ſelbſt 
als Graͤnzſcheide anerkannt i). Allmaͤlig erſtarkt, 


8) S. v. Hormayr Herjog Ruitpolb ©. 2. 


. Schen 895 erſcheinen die Brüder Spitignev sind —— 
Sohne des Fürſten Borczivoi Gemahls der h. Ludmilla, de 
um 876 getauft worden war, als „primores” ber böhmiſchen 
Fürſten (duces), welche ſich Arnulf unterwerfen, Ana. Fuld, 

4. 895. Pertz I. p. 411. Wratislavs Sohn, Wenceein I. 
(der heilige) war unter Heinrich L,, deffen Bruber Bolesian un⸗ 
ter Otto I. Herzog von Böhmen. Unter dem Sohn bes Iejteren, 

.Bolecslav II., wurde das Bisthum zu Prag errichtet. Noech 
. + water Heinrich III, enteigiten bie Herzoge einen Zins an ben 
heusfchen König. 


i) Nach den Rachrichten, welche dev Aute Befchichefcgenier Un: 








1. Allyerine -GBefchichte. 888-1056. 12 


maßten die boteiſchen Herzoge zu ben 
Vaſalen des Diebe gezuͤit, ihre Abbangigkeit vom 


erhalten weiten: Was Laub geharte zum Wilken: 
Ipengel: won Megensburg, bis im Jahr 973 
Otto d. Er. auf den Wunſch bes boͤhmiſchen Fern 
zogs ut Einwilligung des. Viſchoſs Wolfgang von - 
Regencherg, ein Bisthum in Prag gegruͤndet by 
ver Mainziſchen Metropole unterworfen wurde. 
Gegen die Ungarn, nachdem fie ſich bis a 
gen das Ende des neunte: Jahrhunderts non den 
Kırpatken. über die Donanu bis gegen bas abria 
tifhe Meer verbreitet hatten, entſtand eine fee 
deuefehe. Sraͤntze erſt feitdem fie uach der Schlacht 
auf dene Eechfeld (955) Feine Einfaͤlle mehr in 


zeit wieber feftere Einrichtungen, die früheren wa⸗ 
ren durch Die Einfälle der Ungarn in allen dieſen 
Gegenden mehr oder weniger zerruͤttet worden. 
Unter K. Arnulf wurde deſſen Meffe Luie 
pold, Abkömmling der alten Markgrafen der bai⸗ 
riſchen Mark, dieſer vorgeſezt Neben chm 


garnt Über bie Grm giebt, weiche von ben ungarn ſelbſt 
beftimmt worben. Anonymi Belae regis notaril hist. Hung. 
con Schluß, (Schwandiner script. rer. Hung. Tom, 1. Nro, 1.) 
cxcerpitt Bei 9. Hormayr Herz. Auitpold ©. 14. ' 


k) ©. ob 8. 1. 6. 135. ©. 570. Rote ce. 


14 Deitt Perirte A. ERBAUTE 


gun a; DE zwar anfangs. die Rrathuer Mark (ke 
zer Drau) einem befonteren Gräugrafen Aribo un 
vergeben 1); fie ſcheint aber ſpaͤterhin ‚ebenfalls Luic⸗ 
polot Verwaltang antergeordnet worden zu ſer. 
Pie: Nmſtaͤnde sundhten bie Bereinigung: beider Mar: 
Gem merlaͤßlich; made den feigeren Eiurichtungen, 
wune‘:. Die: bairiſche Mark gegen bie Mihren und 
Min, die Kaͤenchner gegen ‚bie penneniſchen 
Gberong errichtet; gegen die Unternchmungen der 
Ungarn auf beiden Seiten der Dana, war cin 
Oberbefehl auf beiten. Ufern nochwentig 
5 Muitpolbe Grwalt gieng auf deſſen Bahn Ar⸗ 
maf iumn J. 907 Aber), weicher fie, In ber Zer⸗ 
ruüciung des Reichs ‚nach dem Tade Cubwigs des 
Kindes ir. OK :{6. 248), user Werinfiigung 
der Umfände, pur Herſtelang der alten bairiſchen 
Hetzogewurde (6: MAL.) beniste. Wermoͤge des Une 
befamng, welche Bir Enimgrefiüuit Pincs Baters 


OD @ B. 1. S. 20. Mlα nmaffs.gen GAB. Dim 
Grund wollen Neuere Aribo für einen Bruder Luitpolde halten. 
Die Ehronit von Altaich, weiche fratres Marchiones suos 

+: Laitpoldum et Arfbonem, sennt, (v. Hexmapr a. a. O. 
p- 2.) iſt dem fuldiſchen Annalen (Pertz Ip. 413.) nachge⸗ 
fehrieben, tmb irrig bie fratres, bie mährifchen Brlter Zwenti⸗ 
balbe Söhne, in fratres marchiones verwandeln 


m) Contin. Reginonis a, 807. Bewarii cmn Ungaris 

congr&ssi multa caede prostrati sunt; in qua ‚congressione 

‚  Liutbeldus dux occisus est, «ui fllius suus Arnulfus in 

ducatu suocessit, — Der Ducat Biutpolds iſt ohne Frage noch 

im alten Sinn (8. 1. ©. 562.) zu nehmen. Er war dux 
Hungarieci limsitis. . ) 





ı Yigltchee Sehihicte. ME P- A 85 
gichiipiiseeni eng AeniBaienimb Mich 6 St1a 
ner bis pe Drau, Zwar nicht fünendürbkrmahes 
vo) See. Quder Mertcid berig den Her⸗ 
— — —* 











Era in Haͤnne —** fe Das Ge 
er glaubte anvertrauen zu koͤnnen. Er (yahrfle 
ſencacgn Mrubder Ouctxich zuah versende die- 
fon fh: inf .962.dde Vewalt eines Erängnien - 
über ra ea (Ri: 1 5 Sr 
(later, Degender bis Zar Etſch, daher ads bie 
Dark Mrovs parat ")... u der Bemultung . 


elır dieſer Bieaden: folgte: ihıe deſſen Siale Hein 
ib V.an M6b Mi: Die Empbeung; welche Aiefen 
sam Oste Ih; wagie, hatte: zwar für cine Ziehung 
be Trtamımg deu Herzogthums Kaͤrnchen sub: den) 

Met Deren von Baicye zur Foige p); abet: ABB 
ſchent Heinrich II. eben fo wie Baiern, welches 


6) Comin, Reginonis & 52. - Ka ber | Meibehg Dei 
Reuliufei cn Bertugar: nich — Verönehsis et A 
eis ezeipitur, qune Henrigg fratri regis comimitjiten 
v) Contin. Rrptnon. Hexikeo — rex datatum et marcamı 
dritt, 





2 Bier Werft Serhaki ren un ve Mt Be ‘ 
ad Bikyege ⏑ von Botheingen Ib ber 
duitgard, Tochter Dito des Br. v. Pormapr Luipelb p. 27 


IE RR PTR 
au« BT6. veleren Jatte⸗ ch ANſruchen ider co 
‘Gelee u none wid 
—IXECCä 

Volin / Lauch. iancer oi heiarich ILS (alorchetz 

Aueric IL) uechraeinige: blub/ · bis Liefer; mail: 
dane 2002den Ahron beſtiegel hasst) Mrs Jare 
1004 Mader: wirder verlich, aber· Aern t hen 
devn⸗ see ba agenia Herzeg un⸗ 

rg Yo ar. m urn Ber. M 
Mr eänygtafın. —* dw. tabs mngefpere Ber 
follung,;- wären dahher in wen Marken: aiga der 
boͤheniſchen, mahriſchen ah) ungariſchon Geoͤre, Die 
6 Bier Zeit unrn Die: Herzoͤge von Balren und 
Sirrithen Die Graͤfen, weiche unter iInen dir 
fen: großer Laubſtoich verwalteten, wub ihnen, wie 
as vr Adert Merfuſſung/ sie ſich brachte, im Heer⸗ 
San: ſolgten, werben: zwar. ſchon After Markgrafen 
(miarehuones) genanut, weil die Proͤvinz ſelbſt eine 
Det ei Y; die Deren) Le wer⸗ 
I. den 





V AIn einer Urkunde Ottes IH. som 993 iſt Seinvich wieber Dax 
 Bajoarierum et Carentinorem: b. Sermayı & 56 


H Serjog Ditd von Märitheh farb 1004, und könnte allerbinge 

‚fon, unter Dtto II]: das Ferz wieder verwaliet haben. 

Üuch Ift es zweifelhaft, ob nicht In der Zwiſchenjeu ein anbeter 

Heinrich Herzog von Kärnthen war. ©. nn Geſch. ver 

. fröntı Kaiſer B. 2. & 123 u. ſ. Gewiß IR, daR Eomeet, 

Dttos Sohn, feit 1004 bis zu feinem Tode im 3. 1012 Hm 
zog von Kärnthen won _ 


0) Urfunden von 974 umb 9885 9. Hormayr Hergog Luityob 





L Mine Sefhicte. 888-1000. 17 


den aber. abtvechſelnd zehrrikte 8% und Wer“ Dita a bite, 
bezelchnet keine Stellung,‘ welche "dm "det: anderer 

mit bir Saugrafengewale! bekſaidecyr Beamten ver⸗ 
ſchaden wäre. Erſt unter- dur frankiſchen Kafern 
entwicele : (ih allmlllig "ein: anberes SAGE" 
C 0). Die Granzen von Bbhenen ui: äh: 
ren’ gegen die‘ germanifieten' der, waren weht. 
ſcheiclch ſehou innlgehnten Jahrhundert Geniſd Wie 
fie folder "gefunden werden e)nnur gegen Ungarn 
wurden Die Goanzen erſt allmãlig auf: dem rechten Do⸗ 
nanufer won der Ens aus wilder Awaltert )n Un⸗ 
garn ſelbſt wurde ſeit 973 allmaͤlig chriſtlich/ und 

af unter Stephan behs Heiligen (997 -—- 1038) 
berarchlſcht Ehwichtifngeee: EB ifihhen ind! Zeit 
ng, As eb: durch die Werbirisung/ in welche Be: 
durch wis Deucſchland Fand, tinb durch Die 
Tue Falı 17 Pa 17) BacT IE: Par es ._' 
en eg Kt ine nn 
in vetiohe !Volgari -voraBüle- Uhreine et’ in tuifehn-et in? 


Ha 2 man Wi —5 in marche: Abe 
Henriei et {n. eomitata W Er er 


9 Dipl, Optamie DL 020% * — —* 


richi in marcha et in faingigl ee, ‚filü Luit- 
peidi shaichionie. i. Inago: "Vehereicht ÄE eomitata® 
Heurici, marchionis inter Ispera et —* v Her; 
wair u. De & 58 TE DER: 


0) Yeah Heintiche‘ IL’ "son 1018, Ki; berät. a. A Di 

n en 968 mund Aiketpef Balp Set Birch te iar 
Die Zofie MREIR Yon die küte urn difei Jahrhunderts wirrde 
bie Reiche die Bränge und Heimburg Gränsfeftung. - -': ' 

we - [ 2.] 


{9 Dr Dei. M. TA: 


s. 94a, Rikunge ehe, die arfien :chrißlichen. Ränigergegn 


§. 211b. 


Aufruhr and Ihranbewerhexuin Dertſchlard ſuch⸗ 
tenundacheiten/ he anganiſcha Kaas "auf: cin 
aͤhnicha Weiſe / wie die- böhmifche: Der Meichthohen 
muena acdnet machen kome. ¶zintar. K. HeincihI 
ühemahm Aha Peter pop noern wirllich Sr 
ſaſtennflicht. Aber He; werahiee. Zeit Heinrichs IV. 
wa urrem planmaßtgao vend murf ſarnen Fingrafen 
in hie Vahaſtniſſa. Ungarns nicht: srriamet 3: ſat der 
een Halftadeqꝛalften Johbundearte wunde · jtues 
—— ᷣ ri NORM Hain. 

dr na zei . Run“ 

CL AL] SE LO RR $- ib. ER > BETT en 
5 Die: Untenusrfung ‚der uawven uf dein 
voten hd Gandn vnd Ebbeæ Marde nan. den 
tharingiſchen una am ſachſiſchen Markem Ba. 4. 
S. 571. 72) aus ie Sn ben ſachfiſchen 


——— das — * —2 — des — * 
fifchen — ne nie" der Bliwahrung der 


| Gräftze bean g* ver € ne eh labe ſeß 
diste: or som, — 7 Viuderau i lber 
Lu KATZE Turbinen 


a) Bergl. 5. 1. e. 580. ot b. De: —S — 


dekind, Noten II. ©. 147, Ekberte Sohn Bubolf + .864) 
2 Apelnt "dee erſte ige? een u fepn. ” a Mu 





erfcheint als Kührer gegen die Normannen beflen Sohn Bruno, 


u. Mttos des Erlcuchten Busen: wAder:BRO zegen die Mernen: 
1. —* Auf hu —— Be Mö. marken, eh! 


zu ſeyn. zug. ran quuam su 1. «1 
67 " . 


Algenieine Geſchchte 888-1056. 19 


gegengene "Gewalt, bi6 iu ſanem Tode im J. 6. 2b. 
912%). Unmittelbar Hierauf erſcheint Ottos Sohn 
Heinrich auch im Beſitz der chuͤringiſchen Mark 
graſſhaft ©); er bildete ſich: ein Nationalherzog⸗ 
Am ($. 221.), wie gleichzeitig Herzog Arnulf 
ons ſeiner Graͤnzverwaltung in Baiern. Es iſt 
daher kaum zu bezweifeln, daß Otto die Verwal⸗ 
tung der thuͤringiſchen Mark, nach dem Tode Her⸗ 

zeg Butkhards, welchen fie bis 908 untergeben 
mar d), aus: Denfelben Gründen, die zur nehmlichen 
Zeit die Vereinigung der Sftlichen Maren (6. 211a.) 
veranlaßten‘, ebenfalls erhalten ‚hatte ©... Heinrich 
beſcß auch nach feiner Erkebung auf den koͤniglichen 
Thron das ſachſiſche Herzogthum in jenem Sinn ee); 
die eimelnen "Grafen, welche bie Graͤnzfeſten ver⸗ 
möge der ihnen anverttatiten ordentlichen Gaugra⸗ 
d) Wittektad (bei Meibom’ p. 635.) "Otto reliquil Henrico 
setlun Susonine danasım. 6 bedarf fans der Wemerting, \ 
d Mes miches 'als, ben. Aucatge. Himisin Mt, und des „totkue” 
uf de Bereinigung ber "Tänmtlichen — * Marten" geht. _ 

e) Er ‚heißt allgemein Dux Saxonum et Thuringorum, \ 


Wen heſſ. Geſch. M. S. 634. Bo z. 8 in ber dalelbſ 
Nets e abgebructen Stelle Sei Lultprand IN, 7. 

d) Aussl Alenı-(Pratz.4..:54) a; 908: Melt ‚Burchardus 
dax, Thutingeram gegtin bie ‚in Sechſen ugsfallmen. Ungarn. 

e) Dide Wergröferung, ber Gewalt Ottos verliert auch alles auf⸗ 
felende) Venn 'lkin 'ernsägk,? Du Diefes“ ſächſiſche Kraus‘ zu ders 
felben Bett dem machheriken :Mönig: Conrab, dem verttauteſten 
Rafygeder .· ubwige; dig veibunden koar, und Otts noch 911 
un der WE Conrevor zucan Adnig den ten. Wihen Hatte, 
Wittekind p. 635. :-: 

ee) „Pins Kbera potestate regt " Sasonla, “ wir 
tekind bei Meibom p. 634, " 


| rer 


. 


—“ ⸗ 


20 Dritte Periede A 868 1372 


s. 2116. fengewalt bewahrten und die bereits unmittelbar 


deutſcher Herrſchaft unterworfenen Slawen jeuſeits 
der Elbe und Saale beherrſchten, koͤnnen daher 
nicht für Markgrafen im carolingiſchen Sim ge 
halten werden. Was bia auf Ottos I. Zeit ſichere⸗ 
deutſches Befigchum geworden: war, laͤßt ſoch aus 
den Firchlichen. Einrichtungen folgern, welche er in. 
diefen Gegenden traf, Heinrichs I. Sieg ber die 
Slawen ,..befonders über die Daleminzier und He 
veller f), verwandelten auch die Gegenden zwiſchen 
der Mulde und Elbe, ja felbft einen Landftrich: auf 
dem rechten Elbufer, in Vorlande mit deutſchen 
Anſiedelungen. Unter Otto dem Gr. erſcheint Graf 
Gero, deſſen Sig als Gaugraf in der alten Graͤnz⸗ 


fefte Merfeburg ft) war, als (carolingifiher) Markgraf 
in allen un Nordthuͤriugen und Suͤdthuͤringen an 


ſtoßenden Borlanden 8) , "Bei Geros Tode im Jahr 
965 mar bereits tin Herzogthum Sachfen im einem 
anderen Sinn für die Billunger ($. 221.)’errichtet, 


H Bine: unb heerpflichtig waren fie ſchen in bet chrolfngiidjen Beh, 
aber felt bemi Enbe des neunten Jahchunderts wieder ‚abgefalin. 


'£H „Antiyme elvitas” bei Denen, welcher gkınbir, baſ ˖ die Burg 
römifchen Urſprungs ſey. ‚Bei Lihalıa Tom 1. pi 328. 


3) Gersößnlich- wirb er num ci, Marten, in ben an ber. Oherclbe 
und gegen bie Oder bin gelegenen Gegenden betrachtet, weil ex 
marehio orientalis heißt. Mac) den. Spiftungsbriefen für Ho⸗ 
velherg und Seandenburg wurden dieſe Bisthumer aber „„con- 


eultu — episcoporum — procerumque nostrorum prae · 
eipuegur Geronis dileetj dneis ‚eh, marchionis ws 


in marchia illius” errichtet. ; - ., . 


’ % 











L Allgemeine Gefchichte. 8881056. 21 


mit welchem Merfäählifihe Mark über den Elbe A. un. 8. 2110. 
ten $. 212.) verbinden war; neben dieſem wurden jezt 

noch filnf andere -Yahnlchen (6. 290.) mit dem 
Heerbann zur Vertheidigung der Gränge innerhalb 
ihres Amtefprengels gegründet ), Die insgeſammt 

u dem Lande Sachſen gerechnet wurben. Die 
Sprengel, welche Otto beſtimmt Baste, ergeben fich 

aus den kirchlichen Einrichtungen die er traf, find .' 
aber fpäterhin, wie bie Didcefen die nach ihnen 
gebildet wurden, durch die politifchen Ereigniſſe er- 
weitet oder befchränfse worden Mach der kirch⸗ 
lichen Einrichtung, welche Otto der Gr./vom J. 
946 bis 968 zu Stande brachte i), follten, wie für 

bie nördlichen flawifchen und: danifchen Vorlande 
das hamburgifche mit Bremen ($. 212.) vereinigte 
Erzftift die Metropole geworden war, die oͤſtlich 

vor Thüringen belegenen Bisthuͤmer, der von Otto 
erihteten und anfs reife dotirten erzbiſchoͤflichen 


b) Das Sächſ. Laudr. B. 3 Urt. 69. Abit Be auf. Nach 
tiefem find in Sachſen fieben Fahnlehen: das Herzogthun und . 
die Pfalz zu Sachſen, bie Marfgraffchaften von Brandenburg, 
Meifen und der Laufig, bie kandsrafſchoſt Shleingen und bie 
Geaffchaft zu Aſchertichen. 


i) Den Anfang macht die Gründung ber Bisthlimer Havelberg 
946 (Lünig R. A. XVII. Anh. p. 80.) und Brandenburg - 
949 (Gercken Stiftshifl. dou Brandenburg p. 335.); die 
ganze Einrichtung kam durch die Errichtung des Erzſtiſts Mag⸗ 
teburg im J. 968 zu Stande, nachdem ber Widerſpruch von 
Main, als Dietropolitan, unb Halberſtadt, welches einen Theil 
feine Dibces abtreten wußte, befeitigt war. Rünig XV]. 
Aub. p- 132, 


22 Deitte Periode. A. 888 - 1272 


4.3115 Kirche zu Magdeburg untergehen werden. Bon 
der Elde aufwärts längs. der Elbe und Havel ordnete 
Otto die. havelbergiſche Didces k), ſuͤdlicher, auf 
dem rechten Ufer der Elbe bis zur Oder, hie bran 
denburgiſche 1) an. Diefe Rich an die meif 
nifche, welche beide obere Ufer, der Elbe in ſich 
begreifen follte und bis an die Mulde reihen). 

- Die Gegenden an der Saale hinab, welche an Sub 
thüringen fließen, wurden ber Kirche zw, Zeiz, 
‘fit 1029 zu Naumburg"), bie. weiser abwärts 
vor Nordthuͤringen helegenen ber Kirche zu 


H Stiftnngsirlef (tote i); Terminım — parechise com 
taimus ab ortu fluvii, qui dicitur Peene ad orientem, ubi 
idem finvias intrat mare, ab ortu vero fluminis, * di- 
citur Eldia ad occidentem ubi idem flumen infteit in Al- 
biam. Ab Aquilone mare Rogianorum. A meridis Stru 
mina flnvius est finis praediotarum provinciarum. 


1) Stiftungsbeief (tote j): Terminum — parochiae cossli. 
tuimus orjentem versus ad flumen Odera, et occidentem 
et Austrum versus nsque ad Albiam flumen, ad aquilo- 
nem verö usque-ad fines provinelarum supra nominatarem 
Uvucri, Hisciani, Dassis. Die genauere Bezeichnung ber 
Gränzen, wie fie ſich ſpäterhin geftalteten, |. bei Berden S. 16. 
Mit Havelberg gränzte bie branbeuburgfche Didtes in ber Ges 
genb vou Rathenow. Gegen bie Dbes hin befkinsmte ſich ſp⸗ 
terhin bie Diöcfans Bränge durch bie politifche gegen Polen 
und bie hiermit in Verbindung ſtehende Einrichtung bes Bis 
thums Rebug. S. S. W. Wohlbräd Geſch. bes Wisth. Le⸗ 
bus. Berl, 1829, 3 Kir B. 8, 1. ©. 9%, 


m) Stiftungshriefe von 948 unb 968 bei Lünig.a.a. D, S. %. 


p) Urkunden Papft Jabanne KV, und 8. eomede U. ki 
künig ©. 144. 445. 


L Agekäne Geſchichte 388-2086. 23 
Merfeburg antergeben⸗ Es ße I haraus 6 arın. 
Rhlichen, daß fuͤr Dife Segenden feit Geros'' Zeit 
befeutere Markgrafen beſtellt wurden; die Sewalt, 
welche dieſem anverrraut war, wurde ſlitbem we⸗ 
nigſens nicht mehr lang in einer Hand an 
(More j. In den ſpateten · Markgtaffchaften 
Meißen und in Wie Tauſitz erkennt man vo 
de ueſpruͤngliche Anlage; DIE leztere war in ihrer 
Eutſtchang der brandenburgiſche Stiftoſpringel/ 
waͤhrnnd der havelbergiſche einem: Markgrafen „der 
Merten imtergeben war, der zu Satzwedet ſei⸗ 
nen Ethz hatte, fo lange ein einheimiſcher ſlawiſcher 
Sürftanflenın noch einen großen Theil des: Bran- 
denburgiſchen und havelbergiſchen Sprengels be 
herrſchte Mer Uebergang dieſer Herrſchaft auf ben 
Markgrafen der Nordmark, Albrecht, ven Büren; 
fit dem J. 1142, beffinmte den Umfang ber 
Markgraffehafe Branbenburg in ſpaͤreren Sinn 
des Worts; fie beſtand aus den Cähfdern, welche er 
dadurch vereinigte, zu welchen auch Brandenburg 
ſchſt gehoͤrte, welches jezt dem Ganzen den Namen 
gab. Die Nordmark ſelbſt iſt Die carolingiſche 
Groͤnzmark gegen die Slawen, welche nach Karls 
des Gr. Einrichtung von den zu Magdeburg und Al⸗ 
tenzelle beſtellten Graͤnzbeamten beauffichtigt wurde o), 
ar freilich nach den Beduͤrfniſſen des zehnten 
Sahrdunderts veandert und he befäränkt, 


)E.8. 1. G. 872. 


24 Dritte Periode. A. 888-1272. 


. 211b, In der fürftlichen Gewalt p) des. anhaltiſchen Han⸗ 


ı 8 


fes über. die Grafſchaft, welche es urſpruͤnglich von 
Afchersicben aus verwaltete (More b), und den Be 
figungen. des auhaltiſchen Hauſes über der Saale 
auf beiden Elbufern q), erkennt man noch die nord⸗ 
thuͤringiſche Merk; in der Landgrafſchaft Thuͤrin 
gen, die. urſpruͤngliche Ausdehnung des Heerbaunns 
eines in Suͤdthuͤringen mit den Sitz zu Erfurt 
(3. 1. ©. 571.). beſtellten Markgrafen, uber di 


Gegenden, welche ben nenmburgifcen Sprengel Di 


deren, . Der Verpflichtung zur Wertheidigung alle 
diefer Vorlande, welche den nach carolingifcher Ver⸗ 
faſſung innerhalb derſelben augeſezten Vaſſen und 
Vaſallen *) auferlegt wurde, und ſie dem Ken’ 
baum ‚der Markgrafen ohne Ruͤckſicht auf die gegen 
fie ſelbſt uͤbernommene Lehenspflicht umserwarf, wird 
noch in den Rechtsbuͤchern gedacht *). 

Die Ausbreitung der. deutſchen Herrſchaft über 
die Gegenden⸗ die vo w- er dem beamer 


Pr“ —— Sans iſt Ps bon engen — 
zählt worden (Mote h), auch bevor es ben Küzftentitel annahn, 
als der Orafentint feine uefpefinglich Bedeutung verloren halt 


q) Man muf auch ben Zeit der anhaltiſchen Befläungen mitrech⸗ 


nen, weicher bei dem Erlbſchen des ſachſen⸗wittenbergiſchen Zweigt 
mit dem Seszogtfanm Sadıfen an bag meißnifche Haus gelangte 


r) S. 8.1.9. 710 — 716, 


°) Yet. auet. de Benef. Cap. 1. 6. 10. Omnes Trans 


Salani inbeneficiati ip parte orientali serviant in Pol 
niam, Sclaroniem et Bohemiam: 








I. Allgemeine Sefticte 888-1056. 25 


giſchen und. meißniſchen Safteſprengel zucheilte, Nuv. 
fand ſeit dem Anfang des eilften Jahrhanderts %) 
Hinderniſſe durch Die Herzoge Son Polen. Wie 
loſe auch die Verbindung ſeyn mochte, welche die 
‚ Kurlommg der Gewalt des Piaftifhen Fuͤr⸗ 
ſinſtanms ®) in. den Ländern auf beiden Seiten 
der oberen Oder und Weichſel umter den einzelnen 
ſlawiſchen Völkern ‚begründete, die ſchon im zehn⸗ 
ten Jaſchundert unter dem gemeinfamen Namen 
Polen begriffen‘ wurden ); fie bot doch mehr Mit⸗ 
tel der Verteidigung dar, als bie vereinzelte Mache 
der ſlawiſchen Fuͤrſten von Ser Elbe bis zur Ober. 
Herzog Boleslaus blieb unter K. Heinrich‘ IL im 
Befitz des Landes der Milziener (die jeige Ober- 
Lauſitz) und eines beträchtlichen Landſtrichs auf dem 
Infen Ufer der Ober, mithin eines Theils der Län- 
1) Nach) dem Tode des Marfgrafen Eccard L son Seifen, im 
J. 1002, welchem, wie es fcheint, wenigſtens noch die fübthäs 
Eingifiee Wraztgeoffchaft außer der meißnifchen anvertraut war. 
In der Lauſtt erfchelnt ſchon neben Eccarb ein befonderer Marks 
En 2 un chen fe neu Berorbs Punchfelge Bump; bas Rand 
ber Ditziener, im neneren Sprachgebrauch bie Oberlauſitz, weiche 2 
nah Dites Vlan nothwendig ein Gtüc’ber meiner Dünnfgree 7 


ſchaft ſeyn mußte, wurde von R. Heinrich IL von dieſer ger, 
tunt. Dithmar, bei Leibnig, Tom, 1. p- 369. 


u) Der exfie beffeiben, weiden bei Oichmar (ed. Wagner p. 97.) 
eneähnt wird, iſt Miesto ( Mieciiav), der erſte Aeiftliche Here 
jog uinter Stto dem Gr. (Ib, 86). 


Y) Dig Gegenden nn Satau und Sehlellen erobette gegen Ende 
des zehnten Jahrhunderts H. Boleslaus Chrobri; vorher gehörte 
Schleſken zu Böhmm, und Manb unter dem Bisthum J 
Betelan⸗e errichtete für Schleſßen ein Vbthum J Breclau. 





26 Dritte Periode. A. 8881272. 


4 il ber, Me zu ker: brandenburgiſchen, öftlichas und meiß⸗ 
ner. Mark gezogen werden walten. Zwar Tollten 
diefe Gegenden deutſches Lchas fe), und die 
Lehensperbindung wurde noch öfter ernenert; die 
Abhängigkeit beſtand aber faſt nur in dem Mamen 
eines deutſchen Wafallen, den der König von Po⸗ 
In =) ug. Die, Verbindung Deutſchlands mit 
italien gab der Tätigkeit, der Könige mehr und 
deht eine Richtung, darch welche · die Werkäftuift 
der Oſtgraͤnze eine untergeordnete ¶ Angelegenheit 
wurden; daher kam es nie wieder zu einer von 
dem König ſelbſt mit den geſammten Kräften des 

Reichs unterflügten und planmäßig eine Meike von 
Jahren hindurch fortgefezten Unternehmung, wie 
fie. zu dem Syſtem der Graͤnzmarken Karls bes 
Gr. gehörte, durch weiche allein ein fefler and ge 
fiherter Zuftand hätte herbeigeführe werden koͤn⸗ 
rien; Selbſt welche Länder des Königs von Polen 
als deutſche Reichelehen zu betrechren ſenen ), blieb 
unbeſtimmt. 

Die Länder zunaͤchſt der Oſtſee, über welche 
ſich die Gewalt des Königs won Polen nicht er⸗ 
ſtreckte, dlieben unter ſlawiſchen Fuͤrſten; dieſe, fo 


ı ©) Dithmar bei Leibnitz Tam. 4, p. 37, 


x) Boleslaus Chrobri legte fich den Königstisel im J.. 024 kei; 
doch wurde er anfangs in Deutſchland nicht antrlannt. €. 
Wippe vita Conr, Sal, bei Viftorine (ed. Struv) Tam. 3. 

p· 470. . 


2 ne — 


1, Agtndne Geſchichte. 888-1056: 27 


weit fie beenits :iın. Die Abbonagigkeit Kincugegugen Hatın. 
waren =), Im Gehorſam zu chalten und allmaͤlig 
weiter verzudringen, blieb Sache des Markgrafen 
der Nedmark und der uͤberelbiſchen Sechſeumarf 
C 2... In den chuͤringiſchen Marken, fo wie 
in Meigen uud der. Lauſitz, war hingegen ſchen im 
Aufeng des, eilften. Jahrhunderts die Harrſchaft 
favifher Furſten gan; aeioſchen -Dentfihe: Celo⸗ 
niſten wurden mehr und mehr angeſezt und durch 
Burgen a3) geſchuͤzt; ein bedeutender Theil der ur⸗ 
(pringichen. Einwohner, befatders in einzeldch Ge⸗ 
genden war darch die forswäßrenden Empoͤrungen 
aufgerichen worden bb); die übrigen tief wenifieng 


3) & Ar dab Babel ngemanbae Oyfım 8. se Sc 


22) Dig Wepkete, welche zu einer Burg gehbtten, Sormmen im ben 
buch Eroberung germanifiten Rändern, beſonders zwiſchen Saale 
und Eibe, ziemlich lange unter dem Namen Burgmwarben 
rm S. Schöstgen biplom. Machleſe der Hiſt. von Pber⸗ 
ſehſen Th. 7. S. 377. Heinrich Handb, ber färhf. Geſch, 
2%. 1. S. 31 (te Ausg), Seit dem Ende des zwölften * 
hunderis derſchwinden fie als politifche Eintheilung. Sie 
daher wohl von Anfang au mu eins Beziehung auf bie Pu 

derfoffung gehabt, Die meiften möchten fpäterhin Sitze bee 
Ganwralänteg geworben em, und air kn Cudfen fe Birken 
Bebiefr, andy manche Mhgäben, mi da Aufrekngtkien Ps 
feffung vefoumuenhängen, | 

bh) Die Gegenden wären Wick ja erfennpn, wenn Pe m 
verfländniffe ben Unterſchied —88 freien und unfreien Bauen 
nicht fo baufig verwiſcht hätten. Was man von ben üln fiede · 
lungen in ber Mark Brandenburg weiß, iſt wohl im Ganzen 
auf alle dom zehnten bis dreijehnten Jahrhundert 'Jetroffenen 

„in fümmmiliien ‚Etlihen,. Mierfur ammeshker: 


Ey 


28 Dieitte Periode. A. BBS— 1292. 


4 21% groͤßreucheile Das Boos der. Leißeininfhife <<): Das 
ſich Slawen hie und da darch Auſchließen an die 
Eroberer bei ihrer Freiheit erhalten mochten, kam 
zwar nicht bezweifelt werden d4); man darf dies 
aber nur als die Ausuahme betrachten und hat in 
den Buͤrgern der Staͤdte und ber Ricterſchaft der 

ſpaͤteren Zeit: ohne Zweifel faft durchaus Lingewan⸗ 
derte frei Deutſche zu ſuchen ee). 

42, -. $, 212, 
wurde. die daͤuiſche Mark zu Schleswig (2. 1. 


©. 572. 573.) von Heinrich I. wenigſtens behaup 
. tet, wenn auch nicht erweitert *); Conrad IL tat 


Bergl. Wohlbrück Geh. von Lebus B. 1. S. 200 uf. 
und unten &. 368, 


_ ee) Dithmar. Merseb, von der Behandlung bes Mierfehritger Ks 

chenguts, als das Bisıhum 983 fupprimirt (aber 1004 wicder 
dergeſtelli wurde: (ed. Wagn. p. 56.) tune omtia, nostram 

prius ecclesiam respicientia, divisa sunt miserabiliter, Scl- 
vonicae ritu familiae, quae accusata venundando dispergi- 
tar. Ehenbaf. von Markgr. Eccard I. von Meiken (ib. p. 113.): 
Milzientos a libertate inolita servitutis jugo constrinzit. 


dd) Wergl. Stenzel n. Tſchopye Urkundenſamml. zus Geſch ber 
Staͤdte in Schleſien u. ber Ober⸗Lauſitz S. 3. namentlid, Bin 
Urtunde von 1071, nady weicher Bor, homa liher, nation 
Slavus, Km Biſthum Meißen drei Dörfer fdhyentt. 


‚ee) Das ſchlechteſte Argument fie den wendiſchen Urſprung rit⸗ 

erlicher Geſchlechter, ſind bie im viel ſpäterer Zeit von Orten 

hbergenommenen Gefchlechtenamen, welche freilich meiſtens war 
diſch lauten müffen, 


0 elohe Defiung bes Miaat yeiflen Ber uud Eichen Ki 


1. Mgeachre Geſchichte. BBE«- NG: BO 


fe im J 409 :on. Daͤuemark ab, wa das. Chri⸗ a12 
ſteuch fihen das Heiacchum mahrängs batte N 
jene Mark. Saher. wicht ‚uchp; mothmenbig.. und fa 
age uht alle Slawen eſer Gegennen ficheee, 
Untertanen geworhen waren. ſchwer zu ‚behaupten 
wor. Die. ſach ſiſche Mt. gegm die Slamen 
(8.1. &.572., welche bie duri Hanntbeßandeheile 
des uͤberelbiſchen -‚Bachkenn, Dichmarſchen, pin 
ſchen Nordſee und Miller, Holſtein, zuiſhen 
Eiter m Bde, Stormarn, gwiſchin Sehe une 
Bile e), ſchuͤzte, war war dem biliungiſchen Chr 
ſalche vertgamtg hange dieſes ach ya 5*5 





hörte alas —*2 nach damale noch dazu Al 
und if, ohne Zwtifel dag. Slammland der. Billwer 
ge. Unter der Verwaltung des Gränzlands durch 
an wermbge: eigenen Befizehind' und des’ Hetzoz⸗ 
thums — * Geſchleht machte auch die. Po 
—— ihr —— PR —E j een 
Beftdnföpeibenin des SR. DL. Ri ev ii 
b) Die Blächämee Schleswig, Ripen und Herb, die ie re 
er geftelit wurden, find unter, Otto dem Ga ges 


t) Helmold thron. Ser. Lib. 1. ‚Cop 6. Wehelins, Hi 
BELLE .. 


ch U.E.Mobdetiad: —* —* vi ai. eina aan. 
8. S. 17 m 18. . 


o) Bedelind 0.0. 6. fr 


39 Dritte Paridde.: A, BE--12M: 


4.21% feffigung der Denia: Heri ſchaft und bie Nucbrei 


tung: bes Cheiftenthumednber bie benachbarten · Sla⸗ 
wen⸗dis gegen: Enbe. des ehnten Jahthlinderte 
große: Foerſchritte. Weinahe das ganze Land Der 
Bägrick,; Potladen: unn Obobrit eun war da 
mals, obwohl · eigenen eften·intergebenichriſtlich 
ul! Abgaben imtetworfeũ kyz es wurde was, fo 
wie es Shan demſcheColbiniſten und’ BO Ryentfchen 
Befeffene Bınrgen ih fi) faßte/--tHir- Yehtaligen 
Markgtafſchaft, WBeei-hiht zur alten fachſiſchen 
MAL Minies Bakbricle) Be:ihre beſondese Ber⸗ 
fafſung hatte/gerethnet ie)? "Ei feſterpoliriſcher 
Zafiaud der mterwotfcnen ſlawiſchen Felepkeri enr- 
ſtend jeder hier nA Nicht; ; eigene liche Fur⸗ 
ſten/welche dab Ehriftenthum · begcigken/ wech⸗ 
fen: ned: oft ae einen in 
ee PP 3 U Eure ver SH”. 4 H 


Adam. Bram, Bm — Sierieiam - ‚ie 18. 1mgpe ee 
„„dispertitam, affirmavit nobis absqus trib 
N atend omnis fülsse "konrersos, En 
ejus temporis, Misizza, Naccon et Sederich, sub ** 
‚MW, pas: conlinge ; fait. et Siark: aub. —— sertierunt, 
Ueber bie eirtelnen Minen Landichaften, weiche: biee geasehut find, 
ſ. v. Rebebur kritiſche Welruchtung einiger Punkte in den 
Ren Harls dis Gr. Hoc Vie Sachſm ui Elanen: ‚Berl 
1829.88. 189%. 4. 


) Man ſehe die Urfürtbe Heintiche IV. durch wfl 
1062 dem Herzog Fr (Sränff) von Pr „ea ste ae Ra- 
zesburg dictum in e/usdern ducis Oitonis * & ia 
qpsæ Pelobi. nitasg”, —— ‚ber „aaleo. pen :mnig--et. imtacto 
Soronius limite, quem — Saxones - tancre vYideban- 
tur” — sum Eigenthum überloffen wet, „Gercken cod. 
dipl. Brandenb. T. 8, p. m - Au 


L Ahzemeine Geſchichte 888-1036, 31 

leiche anfregten/ dem durch bin: Druck ‚der Große 6. 210 

rer Aus Chriſteuthannſaibſtmehr als ein Mitrel 

der Unktörickung) dennals eine: heilbringendt Re⸗ 

ligen wichlen. Unter F. Heinrich M. verelnigte 

der chedritiſche chriſtlichs Zueſt Gottſehaltn enblich 

den größten Theil der ganzen, Slawenlandes Tärige 

der Ofifte won der Sachſumark bie zur Peene; 

unter ihm wurde wenigſtens die kirchliche Eine ⸗ 

tung diefer Gegenden weiteb ausgebildet, und die .  .: 

Grunblags. des ſpaͤteren · Zuſtaudes wiewehl der 

Sig. Cheſtenchumg ek en Dauteyw ie. 

ter ertſchieden wurde, orten OS Ale fl 
Gabaig Dre Sromme patte 834, * [727 

en Biss, als Diiffiongangalt, fur den ‚Morden 

gegruͤndet . Auf Sudigigs, des Deutſchen „Betrieb, 

murde 06 durch gine, Bulle, -Micalgus, J. yom 
3.858 mit Bremen ‚parinjge, „ud ‚die hremix 

ie Kirche, bisher der Metropole Coln unterwor⸗ 

fir, zur erzbifcpöflichen Kirche für die nordifche 

Provinz erhoben. Diefer wurde das unter Otto 

km Gr. zu Aldenburge ih’ Wagrien’ im Jahr 

vᷣe richtete Biochum zugetheiic, welches nie dem 

bevclbergiſhen (6.211 6,) am Der Elde graͤnzte/ 

md urſpruͤnglich für das gefanguse Slawenland ‚bie 

pr Peene heſtimmt war, fo weit dieſes nicht ſchon 

um havelbergiſchen Didces gehörte. Die verdenſche 

Doͤces beſchrankte ſich ſeit der Errichtung der uͤber⸗ 


u Sta ztapher R -Hagsburgifche —RRR aus Hndenbon (Bank 
ER Pe PL Pu 


r 


4 


o 
* 


32 Dei Perinde A, BEER, 


4.312 elf. Wise: blos auf Die Ränder des linlen 


$. 213. ° 


Elöufers,;. Als Mitnopylitan bewuͤrkte jedoch En, 
biſchof Adalbert von. Uerıyen, im J. 1060 af 
Gottſchalks Berlangen die Th eilung jenes urfprüng 
lichen greßen 4 
unser drei. Biſchoͤfer zu Aldenburg (ſpaͤterhin Li, 


bed), N ug Gahin Schwerin) und Rate 
burg I) : 
c.. 424 213. 


IV. Küche alte Anſprůche und Earnena | 


(vor 7046 und 1018) kamen die Konigrelche von 
Burgund 1032 an Deutfchland. Der Befin dieſe 
Lander nmochte imzwifhen leichter gegen änfgere Feinde 


behaupiet! werden, "ale die Hoheit im damaligen 


Sinne des Wortes ber die dortigen Gloßen ) 


die deni Katfer außer den Beſitz deſſen, was unter 


den vorigen Konigen "Domaine geweſen bar, nır 


etwa ent Lehnoheritehket einraͤumen wollten) 


ds 
v Adam Brem, m, — Helmola m. Da 


. 0 Data fr Ar 


und Arles, der Biſchof non Baſel, die Grafen wa Yrakent, 
von Viennte (Dauphins de Vieanci); bon Sarehen Kur: 
giind, Möbel u. | . 


b) Den Zuſtand des Brirgeübifcheri Wilchs uriter beffen Reiten KT 
nig deſſtn Mechte anf Curitib II: Abergimgen, befäztelbt Bit: 


mar von Dierfehutg ( (Läb. va) auf. falgnnbe Weiſe: Ne 
jus enim, ut atıdio, 


x 


est qui sic praesit in regno. Ne 
.. men tanteın et corabam haltet, et Egischpatas his di! 
qui a Privcipibus his eligunter, ed uam vero utilitsten 


L Algeneine Geſchichte. 888 — 1056, 33 


Doc erfanuten fe unweigerlich die Hoheit des Rab 6. 213. 
fers den Namen nach, ineb- zur Aufrechterhaltung 
der kaſerlichen Rechte wurde. wahrſcheinlich ſchon 
unter Conrad II. ein beſonderer Statthalter uͤber 


Burgund gefeze ©), der anfaͤnglich den herzoglichen 
rd gefühse zu haben ein : 


$. 214. 4.214. 

V. Lothringen, anfangs ein Veſtandtheil 
Deutſchlande unter dem Namen eines KHoͤnigrei⸗ 
es a), wurde eine ſehr unfihere Graͤnzprovinz, fo 
lange die dortigen Großen es ungefltaft; wagen 
mochten, den Eingebungen ihres Ehrgeizes zu fol- 


pıuca tenens ex impensis atitistltaim vivit, et hos vel alios 
in aliquo exteinsecns laborantes eripere nequit. Unde hi 
manibus complicatis cunctis primetibus, velut reghi suo 
strviant, et sic pate frunntdr. Ob hoc solum talis rector 
Inter eos deminatur, ut eo liberius imalignorum furor in- 
vicem vagetur et ne lex nova alterius regis ibi adveniat, 
guse inolitam constetudinem rumpat. Wilhelmus Comes, 
de quo praedixi, miles est regis in tomine, et dominus 
terrae re, et in his partibus nullus vacatır Comes nisi 
is, qai dacis honorem possidel; et ne illiug ;potestas in 
hæ regione paulo minus minaeretur, consilio et actu Im- 
peraterise majestali sicnt praedizi reluctatur. 


e) Es it wenigſtens nicht wahrfcheinlich, daß Rubeif Yon Rhein⸗ 
felden anter Heinrich IV., welchen Otto Frising. de gest, 
Frid. L L. 1. Cap. 6, Dux Alemaunise et Burgundise 
kennt, der erfte Statthalter non Burgund geweſen if. 

d) Die nachherigen Statthalter aus dein zähringiſchen Kaufe nann⸗ 
ten ſich auch wohl Rectores Burgundiae, 


0) Kater Senutfs Sohn Zwentiseld 4. 291. 
m. (3] 


> / 


38 Deitte Periode. A. 81270, 


$. 218, gen, und ſich durch das’ Uebertreten zu Frankreich 


4. 215. 


‚ and von Frankreich wieder zu Deutſchland b) Var. 


theile zu verſchaffen. Die Theilung des Herzog⸗ 
ehume im zwei Herzogthumer, Oberlothringen (m 

der Moſel) und Miederlothringen (an der Ber) 
feit 959, wurde daher das beſte Drittel ſich de 
Lothringer zu verfihern, weil fie die enge Verbin 
dung der lothringiſchen Großen aufhob, und cin 
mannichfacheres Jucereſſe unter dhiem erſeugte; die 
Unruhen in Vorbringen trugen von diefer "Xrennung 
an nur den Eparacter der geröhanchen Empoͤrun⸗ 


| gen dlefen: Zen. 


un 09 15. 
. "NE Italien, fo. weit es vormals den Tran 
ken :gehordye hatte, war ſeit der Abſetzung Karls 
des Dürfen” ver Schauplag "wilder Factionen ge 
wefen, die abwechfelnd. ihr jedesmaliges Oberhaupt 
zum Könige der Longobarden erhoben, und ihm mo 
möglich die Kaiſerkrone verſchafften. Seit 91 
wurde es wieder ein Nebenland von Deurfihland, 
obwohl die Lombarden nur Otto 1. und feine Nach 
folger zu ihren Königen gewählt. zu haben be 
haupteten a); durch die Macht der neuen Megenten 
erlangte es nun auf geraume Zeit den Zuſtand, wel 
chen man damals Ruhe nannte: denn Bevölkerung 
und Cultur nahm feit der Regierung der Ottonen 


b) unter Conrad IL. Heinrich I. und Otto I. Erf feit 980 gan 

die Könige von Frankreich ihre Anfprüche auf Lothringen ganz af. 

») Wippo vita Conr. Sal:bei Pistorins Tom. 3. p: 430. 
| 








I. Allgemeime Geſchichte. 888-1056. 35 


ſichchar zu. Die Urſache Tag in der BGernichtung $. 215. 
der großen weltlichen Familien, welche bisher um 
die Nerherrſchaft gekaͤmpft hatten; Heinrich II. 
hatte den legten Gegenkoͤnig in dem Markgrafen 
Artoin von Poren (1002 bis 1015) zu beſtehen, 
md mr erſt Markgraf Bontfaz von Iufeien wurde _ 
wieder durch Conrad II. der erfle mächtige welt⸗ 
liche Fuͤrſt der Lombardey. In die Spolien der 
weltlichen Herren theilte fi) die Geiſtlichkeit, welche 
die Poſitik und die Froͤmmigkeit der Otidnen, hier 
fo wie in Deutſchland, auf Koſten der weltlichen 
Großen begünftigte. Ein Gluͤck fuͤr Italien und 
für Deutſchland! Unter diefer geiftlichen Ariſtocratie 
gedich Teichter und fehnefler, als in Deutfchland ſelbſt, 
die weitere Ausbildung einer Einrichtung, durch 
melhe der altdeutſche Sinn, für Mationalfreipeit 
bewahrt und ein freier Buͤrgerſtand geſchaffen wurde, 
beſtimmt die zur Bildung. einer neuen Gemeinde⸗ 
berfaflung erforderliche Grundlage zu’ werden had 
dem fich Die. alte durch die. Sorsfehritee d des Sa 
ſiſtems allmaͤlig aufgelbft harte b). 


$. 216. 4.2316, 
VIL Der römifchen Kaiſerwuͤrde gab Otto L, 
yım Kaiſer gefrönt 962, den Glanz wieder, den 
b) Vergl. über bie Geſchichte von Italien in dieſer Gerede, bes 
fonders: Histoire des repabligues Italiennes du moyen äge, \ 
par. C: L. Simonde Sismondi; T, 1-4 “a Zürich 


1807. 8, (nicht weiter getrudt). Tom. 1 — 16. ı Paris 
1809 — 18. Huch deuiſch Zuͤrich 1807 — 24. 16 Bde. - 


L3*] 


36 Dritte Periode... A. 888 — 1272. 


9. 216 fie feit einem Jehrhandert verloren hafte. Dur 
zum Papfte kam er nicht gan, in das Verhaͤltniß, 
in welchem diefer zu den carolingifchen Kaifern ge 
landen hatte Der Papf hatte die Kaiferfrone 
fo oft un Perfomen vergeben, die fie nur ihm ver- 
dankten, daß das von ihm angeſprochene jus con- 
ferendi imperiam immer: mehr Anſchein erhielt, 

je mehr es zumal zu den publiciftifchen Begriffen 
"des Zeitalters paßte =); nur fo viel wurde bald 
wieder auſgemachte Sache, daß der. Papft dem 
König der Oftfranken die Kaiferfrone verleihen 
muͤſſe d) VWertraͤge hierüber zwiſchen dem Papflı 
umnd dem Kaiſer find. inzwiſchen nicht voͤrhanden, 
wenn gleich ſpaͤterhin der Rechtsgrund der Anſpruͤche 
‚der deutſchen Könige in Verträgen geſucht wurde ©). 


4) „Man konnte nicht glauben, daß der Kaifer würklich das Eben 
ı Haupt alter Übrigen weltlichen Fürften fen, ohne fich andy zu 
fongen, wer ihn dazu gemacht habe? und weiche Antwort konn⸗ 

ten ſich die Publiciften bes Zeitalter6 darauf geben, als bag es 

" Bott durch den Papft getban habe?? Planck a. a. O. 38.9. 
S. 373. Mur freilich faßte man den Cap, daß Bott durch 

den Papft die Kaiferfrone verlichen habe, in einem ganz andım 
Sinne auf, als einſt bei ber Krönung Karls des Großen. 


b) Ottonis Frising: Chrom, L. VI. Cap. 24. Hic est 
Ötto qui — Imperium Romanorum virtute sun ad Fras- 
cos Orientales Yedaxit. Güntherus in Ligufino: — 
‚ Quemcunque sibi Germania regem praeficit, hunc dives 
“ submisso vertice Roma suscipit. 


e) Denn die Stelle in Gratiaus Decret, aus welcher man einm 
isn Jahre 964 gefchloffenen Vertrog hat herleiten wellm (D. 63. 
Can. 2a) Me fämelich At, da hir dem Ralfr cin fo wich⸗ 
tiges, Recht eingeraͤumt wird, das ihm in ber Bolge befkrinn 








1, Allgemeine Sefchichte. 888— 1056. 37 
Auch wer in den weltlichen Werhaͤitniſſen des Dapı 8. 216. 
fies in hundert und funfzig Jahren gar vieles an 
ders geworden, ſo daß der Papſt ſich mit ganz an 

derem Rechte für einen weltlichen Fuͤrſten halten 
mochte, als irgend ein italiſcher Praͤlat; der Kaifer 
erfannte ja felbft fehon, daß feine Kaiferwürde mehr 
eine Schirmherrſchaft (advocatia) als eine Ober 
herrſchaft (Imperium), über das Patrimonium des 
heiligen Petrus enchalte, und die Ariſtocratie, Bie 
fih im Laufe des neunten Jahrhunderts zu Rom 
gebildet harte, unterftügte den Papſt Eräftig genug 
um Behauptung diefes Principats gegen ben Kaifer, 
mem fie gleich ihrerfeits wieder die Ausuͤbung der 
darin liegenden echte vielfältig beſchraͤnkte 4. Und 


wurde, das Inveſtiturrecht in Abſicht aller Biſchoͤfe feines Reiche, 
und beunoch im dem folgenden Inveſtiturſtreite nie auf ihn pros 
decirt wurde. MWeberbies fpricht bie Stelle nicht einmal von 
einem damals abgeſchloſſenen Vertrag, fondern von Rechten, bie 
dem Kaifer ſchon feit Karls des Er. Zeit zugeflanden. 


d) Ottonis M. Constit, de regalibus b. Petro concessis, 
e. 962. bei Goldast. constit. Imp. Tom. 2. p. 44. Nady 
dem die römifche Kirche im Beſitz ber ihr bisher gemachten 
Schenkungen umb verlichenen diechte, welche namentlich aufges 
zählt werben, beſtätigt worden iſt, heißt es $. 8.: Ut amnis 
elerus et universa Poren Romani nobilitas propter diver- 
sıs necessitates, Pontificum irrationabiles erga populum 
sibi subjectum asperitates retundendas, sacramento se ob- 
Iigent, quatenus futura pontificum electio canonice et juste 
fit, et ut ille qui ad hoo sanctum atque Apostolicum 
regimen eligitur, nemine sonsentienie consecratus fiat 
pontifex; priusqusm tamen in praesentia missorum mostro- 
sum, vel filii mostri, seu univereae generalitstis fociat 
promissionem pra omaulum satisiactions ei, futura con- 


38 Deitte Periode. A. 8881272 


6. 216. ſelbſt die Papſtwahl ſollte wenigſtens nach der Ide⸗ 
des Papfies mehr unter dem Schutz bes Kaifers 
vorgenommen werden, als von feiner Genehmigung 
abhängig feyn ©), wiewohl fie im Laufe des zehnten 


“ servatione, qualem Domnus Leo sponte fecisse dignosc- 
tor. — $, 12. Mod etiam confirmamus ut Domoo Apo- 
stolieo justam in omnibus servent obedientiam aive Du- 
cibus ac Judieibus suis ad justitiam faciendam. Huic 
enim institutioni hoc necessario annectendum esse per- 
speximus, ut Missi Domini’ Apostelieci seu mostri semper 
„sint constituti, qui annuatim nobis vel filio nostro renm- 
ciare valeant, qualiter singuli Duces ac jadices populo 
juetitiam faciant, Hanc Imperislem constitutionem que 
modo observent qui Missi, deceraimus ut primmn eoncis 
clamores, qui per negligentiam Ducum vel Judicum fuerint 
‚ inventi, ad notitiam Domni Apostolici deferant, Et ipse 
unum e duobus eligat, aut statim per eosdem Missos fiast 
ipsae necessitates emendatae, aut Misso nostro nobis re- 
nunciante per Missos a nobis directos emendentur. & 
- fagt auch bie Eomfirmation weiter oben: provincias etc. — 
confirmamss ut in suo detineat jure, principafu atqu 

ditione. — Im Ganjen ift die Urkunde gewiß Acht, wenn gleich 

befonders bei den einzelnen Beſttzungen und Btechten manche 
Verfälſchung mit unterlaufen mag. Mit ihe muß man dann 
zufommenhalten, was Dtto I, Johann XII. ſchon vor fein 
Krönung fchwur; (Gratiani Decr. D. 63, C. 33,) In Ro- 

mana urbe nullum placitum aut ordinationem fatism de 

His qui od Te aut Romanos pertinent, sine tuo con 

silio, 


-e) Synod. Rom. a, 888 (bei Labb& Tom. IX, p. 505) 
Quia S. Romana ecclesia plurimas patitur violentias pon- 
tifice obeunte, quae ob hoo inferuntur, quia novi Ponü- 
ficis conseerationi non intersunt nuntii ab Imperatore di- 
recti, qui violentiss et scandala — non permitiuat fieri —, 
jdeo volumus ut novus Pontilex, convenientibas Episeopis 
et universo Clero expetente Populo et Senatu electus — 
nonniss prassentibus legatis Imperatoris connersetur. 





1. Algemeine Geſchichte 889-1059. 89 _ 


Jahrhumderts und im ejlften bis auf Heinrich IV. & 216, 
in der Praris Bel ehe vom Kaiſer blieb F). 
BE u 
$ 217. 6. 217. 

Unteritalien blieb anfangs noch in den Haͤn⸗ 
den der Griechen, und die Verſuche der Ortonen 
auch hier die deutſche Herrſchaft zu gruͤnden niiß⸗ 
langen, weil jene, ehe ſie dieſe duldeten, lieber in 
Verbindung mie den Arabern in Sicilien traten. 
Doch gaben Die deutſchen Könige eine Unterneh 
mung wicht auf, welche den Befig von Ober⸗ und 
Mittelitalien erft recht fichern mußter Seit Con⸗ 
rad IL follten die Normänner, welche 1029 un⸗ 
ser griechifher Hoheit eine Colonie zu Averſa ge- 
gründet hatten, um Neapel gegen den lombardiſchen 
Fürfien von Capua zu ſchuͤtzen, als deutſche Va⸗ 
fallen jenen Plan ausführen Helfen, und mic Hein- 
ri TI. (1046) traten dieſe Normaͤnner in noch 
mgere MWerbindung, Aber Robert Guiſcard 
hiele es ſieben Jahre fpäter doch File vortheilhafter, 
das eroberte Apulien, ſammt allem, was er noch in 
Calabrien und Sicilien erobern würde, vom Papfte 
m Lehen zu nehmen; feltdem wurden die Normaͤn⸗ 
her die große Stuͤtze des Papftes in dem Kampfe, 
den bald darauf Gregor VL gegen den Kaifer | 
begann. 


DM ieh abe Poren: di Be) IL We 
weile, . we, a oo. 


& 21 8, 


. L) 
A0 Dritte Periede. A, 888 — 1972, 
5. 218. Ä 

Die Kriege des Meichs gegen aͤußere Feinde, 
und zur Verherrlichung bdeffelben in Italien, ge 
mügten während diefer. Zeit dem Friegeluftigen Add 
noch. nicht; ſowohl unter ſich als mit dem König 
tummelte er fich noch außerdem unausgeſezt in Sch 
den. Jede Handlung des Königs, durch welche der 
Herrenftand feine Anfprüche verlegt glaubte, wurde 
das Signal die Waffen zu ergreifen, und da de 
Graͤnzen der Föniglichen Gewalt durch kein Geſetz 
heſtimmt waren, ſo mochte auch oft ſchwer zu be⸗ 
ſtimmen ſeyn, wer das Recht auf feiner Seite habe. 
Wer aber nur einmal die Waffen ergriffen ‚hatte, 
am fich dem König zu widerfegen oder feine Macht 
zu vergrößern, fand immer Bundesgenoſſen genug, 
und in einer Fehde bildere fih gewöhnlich wieder 
ber Stoff zu einer andern. Conrad I, vermochte 
kaum die Wurde des Meichs gegen feine Vaſallen 
zu behaupten; felbft der mächtige Heinrich L ver⸗ 
dankte fein Anfehen eben ſo ſehr glücklichen Unter⸗ 
handlungen als der Gewalt der Waffen, und Ot« 
08 I, Regierung, die an auswärtigen Unterneh 
mungen fo reich iſt, zählte doch noch mehr innere 
Stürme, bei welchen gewöhnlich feine nächften Ver⸗ 
wandten, au der Spitze der. Ungufriedenen flanben. 
Wenn unter Ottos II. und TIL Degierungen bie 
Empoͤrungen ſeltener waren, ſo fehlte es wenigſtens 
nicht an Fehden des Adels unter ſich; unter Hein⸗ 
rich U. und Conrad IL. regte ſich der ſlaviſche 





1 Algemeine Geſchichte. 88 — 1056. 41 


Norden und Oſten, und die berechneten Maaßregeln 5. 218. 
Heinrichs III. (F. 221.), denen der Adel nur ge 

ringen Widerſtand entgegenfegte, weil er die, per« 
ſonlichen Eigenfchaften des Kaifers fuͤrchtete, wur 

den für feinen Nachfolger um fo gefährlicher. 


$.219. 4. 219. 
Während der kurzen Zeit von kaum hundert 
Jahren (911 — -1024), mußte dreimal eine neue 
Herrſcherfamilie auf den deutſchen Thron erhoben: 
werden. Mit Ludwig erlofh 911 der Mann 
ſtamm Arnulfs; von den weftfränfifchen Prinzen 
aus dem Haufe Karls des Er. fehlen der Geiſt 
ihrer Ahnen gewichen zu ſeyn, und wer hätte andy 
einem fremden Herrſcher baldigen mögen? — bie 
deutſchen Stände erhoben einen edeln Branfen zu 
ihten König Mur Conrad I, regierte nicht kang 
md nicht glücklich genug gegen innere und äußere 
Feinde, um eine nee Dynaſtie zu gründen =); ſchon 
nach feinem Tode wählten die Stände aus einem 
hochgeachteten fächfifchen Haufe b) Heinrich L, 
von welchem allein felbft der patriotiſche Conrad 
die Rettung des Reiches aus feiner bebrängsen: Lage ' 


0) May darf aber freilich Dabei auch aicht auber Acht laſen def 
Gouzab keine Söhne hinterlieh, 


b) Son biefens Zeitpunkt am batirt fich denm auch wahrfcheinlich 
Das Princip, ein dentſcher Mırig verliere durch) feine Erbebimg 
auf den Ihren fein augebornte Recht und gewinne fräntifched 
Recht. —— LZandr. II, 5%, Sqhwab. Landre. (ed. 


$. 419. 


— ⸗ 


4% Deitte Periode. A. 888 — 1272. 


erwartete. Im ſaͤchſiſchen Haufe wurde die Kram 
wieder erblich; denn auf Heinrichs I. glorreiche Kı 
gierung folgte die eben fo ruhmvolle und lange Re 
gierung Ottos I, die höchften geiftlichen und wel 
lichen Aemter waren faft immer mit Verwandten 
des Königs befezt, die Religioſitaͤt der ſaͤchſiſchen 
Samilie und ihre reichen Schenkungen und Priv 
legien an die Geiftlichfeie gewannen ihr dieſe und 
das Volk, kein anderes Geſchlecht war. fo angeſe 
ben und mächtig als dieſes ſchon unter Otto I. 
wurde, — wer Bätte unser biefen Umſtaͤnden wagı 
koͤnnen, einen König aus einem anderen Kaufe jı 
verlangen? So gieng denn die Krone noch ji 
mal, vom Vater auf den. Sohn (Otto II, and III) 
über, während der langes Minderjaͤhrigkeit Ottoslil. 


wochten fogar deflen Muster und Großmutter als 


Vormuͤnderinnen regieren, und Heinrich IL, men 
glei) nur ein Seitenverwandter der Ottonen, trug 
ſelbſt über zwei Mebenbubler um bie Krone dan 
Sieg davon. Mur die Beſtaͤtigung des kuͤnftigen 
Nachfolgers bunch bie Stände, die auch das ſaͤch⸗ 
ſiſche Haus nie unterlich, wurde doch alındlig etwas 
mehr/, als Die blofis: Anerkennung des Rechts, welche 
fie bisher gewefen war, je öfter die Stände auf) 
jur Ausuͤbung eines würfliden. Wahlrechts fr 
men; und fihon der Umftand, daß nach Heinrichs J. 
Tode die Nation entſchied, welcher von den mc 
veren Söhnen ber Thromerbe ſeyn folle, und daß 
niche mehr getheile wurde, läge vermuthen, daß die 








L Mgemeine Geſchichte 888:— 1056. 43 


Stände wohl ſchon an ein Wahlrecht bei jeder 4. 210 
Thronveränderung dachten und nur dem Sohn, 
nammtlih dem älteften, einen Anfpruch auf bie 
Kreue zugeſtanden bb), Und die Umflände eigner 
sen fih recht Dazu, dies nicht in Vergeſſenheit ge- 
rathen zu laſſen; ſchon nach Heinrichs II. Tode, 
mußte wieder recht feierlich e) und förmlich ge 
wählt werden U, und Conrad II. fühlte ſchon fo 
fche die Nothwendigkeit, feinen Sohn Heinrich III. 
fo bald als möglich als Fünftigen König anerken- 
nen pa laſſen, daß er gleich von feinem erften Zuge 
nach Italien die Gelegenheit dazu hernahm ©), Es 
bedurfte nur noch eines Schrittes um Deutſchland 
tn öffentlichen Erklärung, daß es eines fey. 


bb) &. untn &, 2331. Note b. 


Die Beldrsibung ber Mahl f. bei wippe. (Bei Pistorius 
— 


&) Gerade umgekehrt, wurde sm dieſelbe Belt in Frankreich, Nun 
dab lsbergehem ber Krone inner vom Water anf den Sohn, ' 
und eine zweißunbertjährige Stetigfeit. und Ordnung ber Thron: 
folge, bie @xblichkeit derſelben entfchleben. 


e) Wippo Le. Chunradus Rex consilio et petitione prin- 
cipum regni, fillum suum Heinricum (1026) Regem post 
se designavit, Wenn bas consilium et petitio nicht bloſier 
Cwriaiſtyl if, fo darf man um fo mehr fchließen, daß bie Bes 
ſtimmung der Thronfolge durch Wahl ſchon recht allgemein 
fir nothwendig gehalten wurde, wenn jene nicht höchſt pres 
cr Heiden ſollte. 


44 Dritte Periode. A. 888 — 1979, 
4.20" 6. 220, 

Die Machrheile eines Wahlreichs mußten für 
Deutfchland um fo gefährlicher werden, da die Aus 
bildung der Verfaſſung mit der Erweiterung des 
nun aus fo verfhicdenartigen Beſtandtheilen zufam- 
mengefegten Reiches nicht gleichen Schritt. hide. 
Bei dem häufigen Wechſel der Yamilien auf dem 
Throne und dem Beſtreben, den äußeren Glanz des 
Meiches befonders in Italien zu erhalten, dachte 
niemand an eine neue planmäßige Organifation des 
Staats. Jeder König brachte in den bisherigen 
Einrichtungen nur die Veränderungen an, die fih | 

‚ ohne großes Auffehen machen ließen, und die gerade 
zu feiner filr den Augenblick berechneten Politik 
paßten =). Defto mächtiger wuͤrkte der Geiſt der 
Zeit auf die bisherigen Einrichtungen, und woͤh⸗ 
rend die alten Namen und Formen blieben, wur 
den die Verhaͤltniſſe felbft etwas ganz anderes als 
jene anbdeuteten, aber chen darum auch etwas fehr 
unbeſtimmtes und ſchwankendes. 

1. Die Seele der ganzen bisherigen Regie⸗ 
rungsform waren die größeren und Fleineren or 


a) Mach diefer Politit wurden Herzogthümer und Grafſchaften der⸗ 
lichen und Privilegien aller Art erteilt; ein feſtes Syſtem in 
ber Handlungẽsweiſe der Kaifer aufzuſuchen, ift durchaus verze⸗ 
bens. Mur Heinrich III. ſcheint ein allgemeiner Plan yorges 
ſchwebt zu haben (8. 221.), beſonderß da er in Beziehung af 
die Kirche ebenfalls planmäßiger handelte, als alle feine Borgin 
ger. ben freilich lag auch in dem Geiſte biefer Zeit das gröhte 
Hinderniß einer neuen und planmäßig Drganifätion ($. 209.) 





L Mgrmeine Geſchichte. 888— 1056. 45 


dentlihen Reichsverfammlungen und die Gefändt- 4. 200. 
ſchaften ($. 137. 161.) gewefen. Diefe waren noch 

in der vorigen Periode in ihrer Bedeutung wefent- 
lich verändert worden (6. 141.), und erhielten eine 
weitere Eutwicklung, mit welcher fie ganz aufhörten, 
an Mictel zur Erhaltung der Einheit der Ver⸗ 
maltung zu ſeyn; jene wurden in biefer Periode . 
nit mehr vegelmäßiig gehalten. Der König. bericf 
fe jet nach Gutduͤnken, fie wurden daher au 
nicht mehr fo ordentlich von den Großen befucht, 
ſondern arteten ſehr oft in bloße Hoftage aus, 
auf denen ſonſt nur minder wichtige Sachen vorge 
nommen worden waren (4 161... Da die Großen 
mt mehr zur ordentlichen oberften Leitung ber 
Neicyegefchäfte gebraucht wurden, verlor die Neiche- 
regierung an Kraft; denn wo fie nicht mitgewuͤrkt 
hatten zum Beſchluß, da wollten fie gar oft auch 
niht mit handeln zur Ausführung, und fie zu bloßen 
Dicnern herabzuſetzen war der König nicht flarf 
gms. Dazu Fam noch, daß die erflen Reichs⸗ 
würden, die den eigentlichen Rath des Königs aus- 
machten (9. 25b. 160.), nicht wohl anders als aus 
den erſten und möächtigften Familien beſezt werden 
lonuten, welche zugleich im Beſitz der hoͤchſten Reichs⸗ 
aͤnter in den Provinzen waren. So geſchah es, 
daß auch der eigentliche koͤnigliche Staatsrath feine 
Wätigfeie verlor, und die hoͤchſten Staatsaͤmter 
Gel und Reichswuͤrde der vornehmſten Hersoge 
burden, ihre wirkliche Ausübung aber nur außer- 


A6 ‚Dritte Periode. A. 888 1272 


$. 220. ordentlichermweife ſtatt fand b); fogar das Ant eins 
Erzfaplans. oder (nach den nun gewoͤhnlicheren Aus 
druck) Erzkanzlers wurde bloße Reichswuͤrde der 
drei oſtfraͤnkiſchen Erzbiſchoͤfe, an deren Stelle nun 
dordentlicherweiſe ein Canzler die Ausfertigungen un 
terſchrieb e). Seinen wuͤrklichen Staatsrath wählt 
jezt der König nach Gutfinden ans den Viſchoͤfen 
und Reichsminiſterialen oder wohl gar feinen Pri 
‘ Yarminifterialen, und gegen jenen, deſſen Privatin⸗ 
tereſſe mie den der maͤchtigeren eichsbeamten ge 
wöhnfich in Colliſion Fam, bildete fidy dann leicht 
umter diefen eine Are von Oppoſttion 4). 


- 6) Dos erſte Beiſphel der Werrichtung ber höchſten Neidsänte 


durch Herzege konnt bei Ottos L Krönung wor: Witichin- 
dus Corb. lib. 2. Divina deinde laude dicta deseendebat 


‚rex ad palatiam et accedens ad mehsanı marmeream regio 
adparata ornatam resadit cum pontificibus et emmi popul. | 
Duces vero ministrabent, Lothariorum dux Giselbetu 
ad cujus potestatem locus ille pertinebat, omnia procur- 


bat, Everhardus meneae praeerat, Herimanaus Fauco pin 
cernis, Arnulfas equestri ordini et eligendis locandisyut 


castris pracerat. 


ec) ©. C. H. Eckhard introdactio in rem diplomaticau 
Sect. III. Cap. 5. Ä 


d) Unter fo fraftnollen Regierungen als bie Conrads JI. und Heiw 


richs II. waren, zeigten fich freitich die Folgen einer ſolchen 
Oppoſition nicht fo Beftimmt; aber an ben Stügmen, bie Hein 
sich IV. beftehen mußte, hatte fie gewiß eben fo viel Antheil 
als der Haß ber Sachſen und Gregor VII, "Unter ber Ber: 
mundſchaft der Kaiſerin Agnes teiste das tmtunfchränfe Mi 
fehen tes Biſchofs Heinrich von Augeburg im Cabinet, den 
Herzog don Baiern und ben Erzbiſchof von Cdin zu dem küb⸗ 


um Schritt, den jungen Heinrich feiner Wormänderin zu mb 








1. Allgemeine Sefchichte.. 888 — 1056, 47 
§. 221. a. 

II. In den Herzogen und Dfalzgrafen 
tritt eine neue Art von beftändigen Reichsbeamten 
hervor, deren Bedeutung jedoch fi) an die caro- 
lingiſchen Einrichtungen anſchließt. 

Der urfprüngliche Begriff des Herzog— 
thums iſt in der Gewalt der Gränzgrafen (duces 
limitis) gu fuchen a); die Entftchung eines folchen 
als beftändiges Amt in einzelnen Theilen des Reiche, 
muß aber verfchicdenen Beranlaffungen zugefchrie- 
ben werden, und diefe haben Einfluß auf den Um⸗ 
fang der übertragenen Gewalt erhalten, wodurch 
jener Begriff allmälig erweitert und genauer be- 
ſfinmt worden ift. Eine planmäßige. Einteilung 
dis ganzen Reichs in Herzogthuͤmer hat bingeget 
nie ſtatt gefunden. 

Yu Baiern. hatte ſich das Herzogthum un⸗ 
mittelbar aus der Grängraffchaft entwickelt, und 
nur auf das alte Herzogthum geſtuͤzt [oben ©. 14); | 

führen. (Ea res principes graviter oflendebat, videntes sci« 
licet, quod propter wnius privatum amorem sua, quae 
potissimum in republica volere debuerat autonilas, 
paene oblitterata fuisset. Lambertus Schaffn. ad a. 
1062.); umd unter den Veſchwerden, bern Abſtellung die, fächs 
ſiſchen Furſten von Heinrich IV. verlangten, wurde ganz. varzligs 
lich ausgezeichnet: ut vilissimos hominea, quorum eopsilio 
seque remque publicam praecipitem dedisset, de pglatio 
eiiceret, eb regni negotia regni principibus, quibus ea 


compeserent, casıtıda eine adıninistranda petmätteret, 


a) Auch im MWefentlichen bie Unſicht von Stengel in br B. 1. 
©. 560, &. 135. Note b angeführten Schrift. 


4. NL 


nr 


faffung ($. 139.) feinem (unächeen) Sohne Zwenti- 


48 Dritte Periode. A. 8881272, 
die Erinnerung an dieſe Bedeutung deſſelben war 


zu Anfang des eilften Jahrhunderts. noch nicht er⸗ 


loſchen b). Gleichwohl war das befondere Mecht, 
welches Heinrich L, um die Unterwerfung des Her- 
zogs Arnulf unter feine Fönigliche Gewalt zu be- 
würfen, dieſem tüberlaffen haben fol, wohl das 
einzige, durch welches ſich das bairifche Herzogthum 
von den anderen unterfchied, die fich zu derſelben 
Zeit bildeten ©); es beftand in dem Recht ($. 190.) 
die Bifhöfe zu invefliren d. In Lothringen 
gieng ‚die Entftehung des Herzogthums zunaͤchſt dar- 
aus hervor, daß K. Arnulf das ehemalige Gebiet 
Lothars II., fo weit es deutfch geblieben war ($. 140.), 
als abgefonderten Reichstheil nach carolingifcher Ver⸗ 


bold 


pulus sibi elegerit ducem” ver L. Bajuv. Tit. 2, Cap. 1. 

6. 1. teitt noch bei Dithm. Merseb.: V. p. 368. hervor: 

Baussrii ab initio habent liberam potestatem eligendi zibl 
‘ ducem. 


e) Man findet fie bei Ruitprand II, 7. verzeichnet: Contedus 


(1.) ergo Francoruni ex genere öriändus, Rex ennotis a 
populis ordinatur. Sub quo potentissimi principes Ar- 
noldus in. Bojoaria, Burcardus in Suevia, Everhartius co- 
mes potentissimus in Francia, Gisilbertus dux in Lotha- 
ringia erant; quos inter Henricus Saxonum et Thuringo- 
zum dux praepotens clarebat, 


d) Mad; Luitprand a. a,D, „totius Bajoariae potitifices tuas 
‚ sabjsceant ditioni, tuaeque sit poiestatis uno defancto al- 


L Allgemeine Geſchichte. 888— 1056. 49 


boid uͤberließ <). Als dieſer im Aufruhr gegen K. 4. 21. 
Ludwig feinen Tod ‚gefunden hatte 5), blieben die 
Lothringer unter bem lezteren, wie alle Theile des 
Reichs, ſich ſelbſt uͤberlaſſen; fie traten nach Lud⸗ 
wigs Tod zu dem Reich Karls des Einfaͤltigen, und 
Eonrad L vermochte nicht fie zu unterwerfen 8). 
Mur Elſaß und Utrecht blieb deutſch ). Im Jahr 
924 erwarb Heinrich L Lothringen wieder dem deut⸗ 
ſchen Reich 1), damals erſt ſcheint ein wahres Her⸗ 
zogthum, nach dem Begriff, welchen man damals 
mit der herzoglichen Gewalt verband, entſtanden zu 
ſeyn; Heinrich uͤbergab dieſe ſeinem Schwiegerſohn 
Giſelbert , In Sachſen wurde der ducatus 


e) Regino a, 885, (Pertz I. p. 606.) Zwendibold filiun 
regno.Lotharii praefscit, 


I Begins a. 900. Pertsl..60 . © 0 


g) Ann, Alem. eontin. ad a Bll. DIN o18, Perte l. 
p- O6. 86. 


b) Mascov Comm. de reb. — a Conrado - gest. pagı 3.8; 


I) Die wichtiäfte Duelle fllr die Geſchichte Lothringens In Biefer 
‚Zeit ii: Frodoardi presb. Rhem. Chronicen (voh 919 — 
966) bei du Chesme Tom. 2, p. 590 seg. Am ausführlich 

- en findet man fit bargeftellt bei Zuden ©. d. d. B. Th. 6. 
©. 351 — 359, Die Dunkelheiten in derſelben, welche ais 
bem Mangel an genamen Rachrichten entſtehen, * aber auch 
hier nicht aufgeklart. | 

k) Sopu deſſelben lothriagiſchen Großen Dice, wether I 
J. 911 den Uebertritt bet Lothringet zu den Weſtftanken berans 
kat Haste. Diefer ſchon, umd ſpaͤterhin Giſelbert, werben aller⸗ 

inbun i 


[4 


50 Dritte Periode. A. 888— 1972: 


$. 221. limitis, in welchem Heinrich J. feinem Vater ge 
folgt war ($. 211 b), von Heinrich nice wieder 
befegt; aber unter Orte dem Gr. entfland ein Her». 


zogthum Sachfen, im Gegenſatz der. non Thuͤ⸗ 
ringen aus eroberten Länder, uͤber deſſen Bedeutung 
wir eine beſtimmtere Nachricht haben Zunaͤchſt 
ſollte es ein qucatus hnitis fee, welcher die Län- 
der an ber unteren Elbe umfaßte 1); der Heer 


mäbkung feiner Aohter an den mächtigen ber bartigen Broken 
geſichert hatte. Eben dieſe Benennung, wird aber In Aleman⸗ 
nien sus. bie mehenliche Beit vvn Beamten gebraucht, die ſicher 
. kein wahres Herzogthum Kafafen. So erwähnt bie Amm. 
Alem. im %. 911 tinen Purchardus comes et princeps 
Alemunnorum (Perte I, 33,), der bei mrberen dux Aleınam- 
norum heißt; und doch war nach Ekkebardus IV. cas. S. 
: :Galli (Bertz IE. p. 83.) Wiemonrien damals „nondum — In 
ducatum — redacta, sed fiece. regio peruliariter puerbat 
„gicut hodie (d. I. im Anfang bes. ‚eilften Jahrhunderts) et 
*Francie”, Man darf daher weiter nichts aus jene: Benen⸗ 
ung folgeru, As eine einflufteiche Steilung jehre Geſchlechte, 
7 feſtbeſtimmte eigenthümlidee Amtsgewalt, mit deren Daſtchn 
auch die Verhältniſſe der lothringiſchen Großen nicht wohl vers 
eben Fb, die ſich wur ven efmefnin Pkochäldhten abrmehanen 
laſſen. Seit Helnrich J. iſt aber ein wahres Herzogthum Lothrin⸗ 
gen gewiß. 


h Adami Brem. bist. ecel. L. 2. Cap. 4. Post hare — 
eam Rex — Otto ad Hberandam sedem apostolicam -vo- 
caretur in Itdiam, consilfum babuit: quem post se vica- 
rium polestotle, ad faciendam Justitiam relinqueret in 
his partibus, yuae barboris confines sunt terris. Non- 
dum enim, post Jempora.Caroli, propter veteres illing gen- 

dis seditiones, Saxonia ducem accepit, nisi Caesarem. Qua 
necessitate Rex persuasus, Hermanno primum tutelae vi- 

_cem in Saxonia commisit. Den erften Herzog von Sadyfen 
neunt ih Adam von Bremen ohne Zweifel wohl baum, weil 


L Algeineine Geſchichte. 888— 1056. 51 


bann bes neuen Herzoge Sermann (Billung) hat 4. 21. ' 
ſich daher ſchwerlich über alle fächfifche. Länder zwi- 
finden Elbe und Rhein erſtreckt; auch erſcheint in 
einzelnen Thatſachen des zehnten und eilften Jahr⸗ 
hunderts die Macht der ſaͤchſiſchen Herzoge aus dem 
belungiſchen Geſchlecht in den Gegenden zwiſchen 
feſchen Groͤnzgrafen nochwendig Yon jeher unterwor⸗ 
fen aewoefen. fens iffenm), viel bebeutender als in. 
Engern nun Weſtfalen. Für dieſe Provinzen be 
feräufte ſich wohl die Amtsgewalt auf einen zweiten 
Veſtandcheil derſelben, ber in den gterſt gedachten Ge⸗ 
genden aber auch mit dem Heerbann verbunden ge⸗ 
weſen ſeyn muß, die koͤnigliche oder oberſte Schirm⸗ 
vogtei (5. 188.) über die bifchöflichen und andere 
Kirchene), und Die Handhabung des Landfriedens o). 
Eine Folge dieſes Rechts war Die Vefugniß Laud⸗ 
tage (platita) von aͤhnlicher Bedeutung zu beru⸗ 
fen P), wie fie der Miſſus nad der aarolingiſchen 
X —— nicht ein bloßer decatun. Inaitie ſeyn 
ſollte treffliche Bemerkungen ‚Über dieſe Sttlle f; beit 


u €. Were: German Go son Soden, Much, \ 
1817, © 


ta) ©. oben B. 1: &. 868 mb dergleiche die erſte Untherfung | | 
am Ende bed 

2) Mf DIE Aal Befeflong pas der rangiiie Branbfa 
nicht wehr, nach weicher fie mit bet Amtegawalt der Grafen 
vecbunden eg (d. 18B.),- wenn dieſe mit ein Fiirſtenamt 
war, mit weichen fie auch Aberall verbeucden geblieben iſt. 

0) „Ad Geiendam justitiem”. Note im, 

p) Ehnäb. Sande (Bd, Senkenb,) Art. 43, Das —* 

[4] 


59 Dritte Periode. Aı BB8 — 127%" 
8:931. Verfaffung ($. 160.) hielt. Der Heerbann, ſoſern 
er mit dem Herzogthum verbimden war, Midere in⸗ 
deffen den’ wichtigften Theil der herzoglichen Rechte, 
da et den meiften Einfluß auf die geſammten Meiche- 
beamten und alle zum Reichsdienſt - verpflichtete 
Herren und Freie des herzoglichen Amtsſprengels 
($. 2342)" gab. 
Dirleſe Bedeutung des Herzogthums, wenn fie 
auch nur allmaͤlig fi) entwickelte d), wurde ohne 
Zweifel allen Reichsaͤmtern untergelegt, welche gleich 
dem Herzogthum mit herzoglicher Amtsgewalt ale 
Fahnlehen LS. '290.) verliehen würden; die wahre 
Warkgrafſchaft ”) ſtehe daher der herzoglichen Be- 
walt gleich, wie dieſe aus jener hervorgegangen iſt. 
Hiernach war nicht nur das Herzogthum Kaͤrn⸗ 
then, das ſeit 1004 von Baiern wieder getreunt 
wurde (oben S. 17.), ſo lange es ungeſchwaͤcht be⸗ 


Bepenfäcien die des Dicht hebent daß ſie hof gebleient für fh 
ſelb. Das recht habent ſy von den künigen. — Iſt es ein 
herczog ober ein leyenfürſt und flezend bifchof In ſeinem ffir 
ent die füllen feinen hof ſuchen. — Das ſelbig recht 
Babent ſy auch umb graffen umb freyen und mb bienfimann, 
wann die ſoͤllich gut in irem land habent bo blirg mb ſtet 
ſeynd. habent ſy ander gut in irem land fo ſeynd ſy ledig 
mit recht das ſy zu recht ix bof nicht ſuchen ſollend. 


4) Ubanı Yon Bremen faßt fie vielleicht ſchon mehr in bein Sinn 
anf, bei feine Reit dem Herzogihum unterlegte. Doch zeigen 
die ſoäteren Berhältniffe, daß die Grundlage bet Antéege⸗ 
malt fo gewefen feyn muß, wie fit oben vorausgefeit werben ifl. 


r) Im Gegenſatz ber blos von bet: Eigenfchaft rines Gränzlan⸗ 
‚des entlehnten Benennung &. oben &. 16. 


I Aulgemeine Geſchichte. 888 — 1006 53 


Ran (f. $, 240), cin Amtsſprengel dieſer Art; auch 9. sat. 
die Gewalt der Statthalter über Burgund ($. 213.) 
und der Herzoge in Alemannien (Schwaben), ob⸗ 
wohl die leztere aus Feiner Graͤnzgrafſchaft ſich ent- 
wiefelte, hatte eben biefe Bedeutung, Zr 
Noch zu Eonrads L Zeit war in Schwaben 
fein Herzog, Sendgrafen (nuntii camerae) ver- 
walteten die Gerichtbarkeit und die Auffiche über . 
die koͤniglichen Guter, die zum Amt des Miſſus 
($, 160.) gehörten ). Aus diefer Stellung war 
ber Uebergang in die eines Herzogs, wie fie fich 
damals ſchon in Baiern und Sachſen entwidlt _. 
hatte, nicht ſchwer, und die Zeitumſtaͤnde reisten zu 
dem Verſuch, fie in dieſe zu verwandeln. Zwar 
den Brüdern Erchinger und Bertold, welche ihn 
wagten, gelang er ohngeachtet ihrer nahen Ver⸗ 
wandefihaft mis dem Koͤnig nicht t); aber ihre Em⸗ 
pörung gegen ihn endigte mit der Beſtellung des 
Grafen Burchard zum Herzog v), der felbft früßer 
zu den Gegnern Conrads gehört hatte. Sie er- 
fürien Außen dieſem wohl als das beſte Mittel, fi 


») Ekkehardi IV. casus S. Galli (Periz Il. p. 83.). Pro- 
cnrabant — camerae, quos sic vocabant, nuntil, — Sue- 
viam, Pertold et Erchinger fratres. 


% Uusführlih Hat we —— Ekkehard q. q. 9. Vergl. 
Zuden Ih. 6. S. 321 u. f. 


») Ekkehard a a. D, S. 87. Suevise principum asgensu 
statuitur Alemamis dus primus Purchardus, gentie illius 


‘ 


54 Deitte Periode. A. 888 - 1272. 


$. 991. Des Gehorſams der Schwaben zu verſichern; ber 
». Mmtefpmengel erſtreckte ſich aber eben dafer and 
ſchwerlich weiter als der Einfluß des neuen Her⸗ 
3098 reichte; darüber wenigſtens, daß er alle. Ge⸗ 
genden mit alemannifcher Bevdlkerung umfaße habe, 
giebt es Fein geſchichtliches Zeugniß und die ſpaͤte⸗ 
ren Umſtaͤnde ſind dagegen. 

In Oſtfranken bot ſich, ſchon etwas fruͤ⸗ 
ber, eine eben fo günflige Gelegenheit zur Erwer- 
bung herzoglicher Gewalt dar; die Sendgrafſchaft 
in jenem Sim war bier mit ber oſtfraͤnkiſchen 
Graͤnzgrafſchaft (6. 135. More dd) zur ae Lud⸗ 
wigs des Kindes verbunden ($. 160. Mote g). ‘Dem 
mächtigen Geſchlecht, welches fie befaß, von ben 
Meueren von einer feiner Beſitzungen das baben- 
bergifche genannt, entriß aber der Ausgang einer 
Fehde mir dem conradiniſchen, welchem Conrad J. 
angehört, im J. 906 den größten Theil feiner Be⸗ 
ſitzungen "). Das leztere erwarb zwar ohne Zwei⸗ 
fel deflen Aemter; von diefen, insbeſondere von der 
oftfränfifchen Graͤnzgrafſchaft heißt Eonrads E Bru⸗ 
der, Eberhard, Herzog der Franken w). Diefes 
Herzogthum beftand aber nur bis zur Mitte des 


v) Regino ad a, 906, Pertz-I, p. 611, 


w) Suitprand nennt ihn zwar nur comes potentissimus in Fran. 
cia; oben Note c. Alber er beift auch dux; und chen fo wech» 
fein De Benennungen bei feinem Oheim Gebhard, der diefe efl 
frömfifche- Wtartgroffcheft ven 906 bis 910 Kfak, ©. Ann, 
Alem. et Laub. bei Perta L pı 55, _ 











L Allgemeine Gefthichte. 88 - 1066. 55 


eilften Jahrhunderts =); im weſtlichen Theil des 6. 221. 
Frankenlandes, ſo weit es nicht zu Lothringen ge⸗ 
hoͤrte, entwickelte ſich uͤberhaupt keine beijogice 
Gewalt. 

Nech enger als die herzogliche Wuͤrde, ſchueßt 
ſich die pfalzgraͤfliche, welche im zehnten Jahr⸗ 
hundert ſchon beſtimmt hervortritt Y), an die caro- 
lingiſchen Einrichtungen an. Sie ift nichts als die 
‚ Mebertragung der Benenumg, welche nach jenen 
einem am Hof des Roͤnigs beftellten Pfalzgrafen 
gegeben wurde, auf die Sendgrafen, deren Gericht 
die Stelle jenes koͤniglichen Pfalzgerichts in den 
Provinzen fihon in der carolingiſchen Zeit ſelbſt in 
der Megel vertreten follse =); die Aufſicht über das 
Föniglihe Gut, welches die Sendgraffchaft gab, 
war daher urfprünglich ohne Zweifel auch mit der 
Pfoelzgrafſchaft verbimden. Einen oberſten Pfaly 
geafen am Hofe des Königs, findet man ſchon un- 
ser den Koͤnigen des füchfifchen Stamms nicht mehr, 
wie die Veränderung eintrat, läßt- ſich aber fo we⸗ 
nig nachweifen, als wie bie übrigen Hofämter bloße 


z) Die Reihefoige der Herzoge ober Markgrafen iſt nicht ganz 
ficher; gewiß gehören in ihre Reihe: Eberhard F 949. Ver: 
tod } 280. HSeinrich (marchio de Schweinfurt) F 1017. 
Herjog Otto von Schwaben F 1057.- Bergl. v. Lang Baierns 
Baum ©. 35. \ 


J) Eberhard Herzog von Franken wird von Heinrich I. zum Pfalz⸗ 
grafen in Lothringen beſtellt. Frodaardus (Mote i) a. 926, 


=) S. oben 8. 1. 4. 164. lit. B, 


56 Dritte Periode. A. 888 - 1272. 


6. 221. Titel einzeluer Herjoge wurden (6. 220.). Die 
Gecchichte der einzelnen pfalgräflichen Sprengel 
liegt noch ganz im Dunkel; fie wurden hoͤchſt wahr⸗ 
ſcheinlich durch die urfprüngliche Eintheilung des 
Reichs in Sendgrafſchaften ($. 160, More f. g) 
beftimmt aa), j 
Die berzogliche Gewalt, welche mehr als eiue 
carolingifehe Graͤnzgrafſchaft ſeyn ſollte, war 
hiernach in der That keine Einrichtung, welche aus 
freiem Entſchluß der deutſchen Könige hervorgegan⸗ 
gen war. Die Macht der Herzoge war zu groß; 

ihr Einfluß ſchwaͤchte überdies die Einheit der Re 
gierung. Die gefährlichen Empörungen, an deren 
Spitze fie in der Megel fanden, wurden durch: bie 
Verleihung des Amts an Mitglieder der koͤniglichen 
Familie oder an Geſchlechter, die ihr verſchwaͤgert oder 
eng verbunden waren, nicht verhindert; diefes Mit⸗ 
sel, jene Mache unſchaͤdlich zu machen, hatte zu dem 
Syſtem des ſaͤchſiſchen Königshaufes gehört... Hein⸗ 
rich III. faßte den Plan auf, die herzogliche Ge 


aa) Die Erflärung ber Herzegthümer und Pfalzgraffchaften im 
Scahfenfpiegel 8. 3, Art. 53. aus ber Unterfcheibung vom Bier 
Sauptnationen: Franken, Sachſen, Baiern und Schwaben, iſt 
eine fünftliche, aus ben ſpäteren Verhältniſſen abſtrahtrte. Die 
sheinifche Pfalz; bat die fibrigen Pfalzgrafen in Zranfen und 
Rotbringen verbunfelt; auch Kärnthen hatte feine eigenen Pfalzs 

} grafen. Den Pfalgrafen zu Tübingen fanden entweber im 
Schwaben noch andere zur Seite, oder bie Pfalz in ben obe⸗ 
en Gegenden muß mit bem Herzogthum verbunden worden ſeyn, 
welches nad) deſſen Eutſtehung (Note t und u) allerdings fehr 
wahrſcheinlich if, 


I. Allgemeine Geſchichte. 888— 1056. 57 


malt im imeren Deutfehland wieder aufzuheben; daß . ‘921. 
er die. Herzogtfümer oft längere Zeit unbefezt lich, 
wenn fie erledigt wurden, war ber erſte Schritt, 
durch welchen er jene Maaßregel vorbereitete bb). 

Sie wurde aber erft lange nach ihm ($. 240.) zu 
einer Zeit durchgeführt, wo die gefchwächte koͤnig⸗ 

liche Gewalt nicht mehr die Vortheile aus ihe zie⸗ 


a Dahl 


4 


Aumerkung über den Umfang des Herjogthume 
Sachſen, welches Hermann BVillung erhielt, 


Es iſt im Text angenommen werben, daß ſich das Berzogthum 
ber Billunger fiber ganz Sachſen erſtteckt habe. In der That iſt dies 
auch für die fpätere Belt kaum zu bezweifeln. Ob aber die Verhält⸗ 
uiffe ſtets fo gewefen find, iſt allerdings nicht fo emtfchieben als ges 
wöhutich angenonmen wird. Mad, Wedekind Moten, Heft 4. - 
€. 404 u, f. mthält das Chronicon monast, S, Michaelis fols 
gende Etele: Anno — 937, Otte magnus Henrici regis filius 


bb) Das Herjogthum Schwaben behielt er von feiner Thronbe⸗ 
Beigung bis 1045 ſelbſt; daß Dſtfranken erfebigt blieb (Mote x.) 
Ing ohne Zweifel in feinem Planz Baiern libertrug er 1063 
feinem breijährigen Sehne Concad, und nach beffen Tode gar 
feiner Gemahlin Agnes „privato jare quoad vellet 
dem” (Lambert Schaffn. ad. a. 1056); in Obers und 
Riederlothringen legte cr es durch Entfernmg ber Familien, bie 
bisher im Beſitz des Herzogthums geweien waren, auf bie Ein⸗ 
ziehung auch bieſer Serzogihümer an, und in Sachfen conires 
lirte ex wenigftens den Herzog durch feine Häufige perſonliche 
Gegeumort genaues, 


Bs @ritte- Pericde. A. 889-1972. 


4. 321. frotus ost Hemmorum Impersior. — Hie oomeirgxit civitaiem 
Magetheburg et archiepiscopstum ejusdem urbis. Hic primus 
Jecit ducatum Sazoniae quod est circa Albiom. Alio du- 
tatu manente circa PFerram fluolum, quod Widikindes dux 
Saxonem, qui diu oantes Carolum Imperatoreın multh proelia 
gessit, successoribus suis religuit, de cojus geuere idem impe- 
rator natus fuit. (Wäre damit Egberts Ducat gemeint? S. 8. 1. 
4. 137. Note b. &. 580.) Idem etiam Imperator — terram 
eirca partes Albiee inferlores, quaram metropolis est Ham- 
Iırg wultis: proellis a paganis adgnisitem, Harmaune, vire egre- 
gie, filio comitis Billingi liberaliter commisit, et eum consilio 
prinsipum in ducatus principatum primus promovit, Iste Her- 
mannaus primus castrum Luneburg construxit. Die Nachricht ift 
auf keine Weiſe zu verwerfen, wenn fie auch erſt um d. J. 1200 
naſchrieben ſeyn mag. Sie zu erflänns wage id; nicht. ber bie 
Verſchiedenheit der Stellimg ber Billunger in den Provinzen Lints 
und rechte ber Wefer, wirb auch Hier beftätigt. — Ueber bie billun⸗ 
aiſchen Erdgilter im zehuten und elften Jahrhundert, ſ. Webekind 
Not, Heft 6. 


4,909 $. 222, 

II, Die alte Sauverfaffung wurde allmaͤ⸗ 

lig immer. mehr aufgelöfl. Am meiften, jedoch sicht 

_ allein, wirkten dazu bie fortgehenden Schenkungen 
an die Hochftifter, Eollegiarftifter und Klöfter, die 
erweiterten Privilegien, welche alle diefe Inſtitute 
file ihre Guͤter erhielten, und die Föniglichen Nechte, 
welche ihnen in immer fleigender Ausdehnung tiber: 
laſſen wurden. Dem frommen Eifer der Verga⸗ 
Benden dankten fie in Beziehung auf Guͤterſchen⸗ 
Fungen allerdings das meifte, aber der Inhalt ih⸗ 


L. Allgemeine Sefhichte. 8881056. 89. 


rer Privilegien und die weitere Ausdehnung, in 4 223. 
welcher ihnen Fönigliche Rechte übertragen wur 
den, berubte zugleich auf anderen Gründen. Die 
Biſchoͤfe wußten auch geltend zu machen, daß eine 
von den Herzogen und Grafen umabhängige Ste 
lung eine notwendige Folge der-bifchöflichen Wuͤrde 

fen =); und die Idee, daß die Größe der geiftlichen 
Fuͤrſten vortheilhaft fir das koͤnigliche Intereſſe 
wuͤrken muͤſſe, lag ſo nahe, daß man die Sleichfib 
kung der Verhaͤltniſſe der geiſtlichen und welclichen 
Fuͤrſten wohl auch als einen Grundſatz der koͤnig⸗ 
lichen Politik betrachten darf b). Es wer ſchon 


a) Dithmari Merseb, Chr. L. 1, — Es tempore (Hein 

riei L) fait in Bavaria quidam dux Amulfes — qui ommes 

in his partibus constitutos son distrihuere 

mann singularem hahnit polestatem, sed cum hic — vir 

tam hanc. finisset, successorum snorum nplli tantum reliv 

quit hanorem, quin polius reges nostri et imperatores 

summi rectoris vice in hae peregrinatione praepositi, hoc 

soli ordinant, meritogue prae ceteris ribus suis prae- 

sunt, quia incongruum nimis est, ut hi quos Christus sul 

'memores hujus terrae principes conatituit, sub aliquo sint 
dominio. — Audivi tamen nonnallos sub ducum, et quod 

doleo, sub camitum potestate magnam sustinere ca- 

‚ quibus nihil ljeitam est nisj quod scilicet ama» 

teribus accali prodest, 


60 Dritte Periode, A. 888— 1272. 


4. 229, eine hergebrachte Regel der lezteren, den weltlichen 
Adel durch den geiſtlichen zu bewachen ($. 137.). 
Bei dieſem hieng es lediglich von der Willkuͤhr des 
Königs: ($. 190.) ab, die Macht, weiche er mit der 
Praͤlatur verband, ohne Auffehen und ohne Wider⸗ 
ſpruch in bie Hände koͤniglich gefinnter, treu erge⸗ 
bener Männer zu legen; bei den weltlichen Großen 
aber gieng der Anſpruch, auf Uebertragung ber per- 
fönlich verlichenen Gewalt auf Kinder und Ver⸗ 
wandte ($. 141.), immer mehr in ein, wenn gleich 
befhränftes Erbrecht ($. 364.) über. 

1. Alle Bischöfe, und De Praͤlaten afler Reiche 
ſtifter und Klöfter (8. 1. S. 791.) ſtrebten zuwͤr-· 
derft darnach, an Orten, wo fie viele einzelne 

Guͤter hatten, die volle Grafengerichebarfeit (B. 1. 
©. 738, Mote g) zu erlangen. Am früpeften 
gelang dies in Beziehung auf ben Biſchofsſitz ſelbſt e). 


nbegen ab (äh oön Ef a Ye Yet de 
deutſchen Könige geblieben 


e) Folgende Beifpiele find aus Böhmerg Negeften ausgezeichnet, 
wo die Sammlungen angeführt werben: Dtto IL ſchenft 977 
ben Kiſchof von Minden den bortigen Känigebanm (Nro. 317.); 
beftätigt 982 dem Biſchof von Stradturg das ausfchließ⸗ 
liche Btecht, in ber Stadt Strasburg Gericht haften zu laſſen. 
(Nro, 590,). Ott o III. beftätigt 985 der Wormfer Kirche das ihr 
von feisem Water im J. 979 gefchenfte Leite Drittel au Zoll 
und Bann, fo daß fie beides jest vollftänbig und chem fo 
wie Mainz und Eöin beſtzt (Ne. 633.); 987 ſchenkt er 
bem Erzftift Wragbeburg Mänge, Bann und Bell gu Gilichen⸗ 
ftein (Nre. 649.), und beftätigt 988 dem Biſchof ven Halber⸗ 
fiat den Beſig von Markt, Bell, Münze und Vann bafelbft 
(Nro. 646.). In bemfelben Jahr beätigt ex (aben Niro, 590.) 


\ 








L Allgemeine Sefchichte. 888-1056. GL 


Aber, auch wen die. Privilegien dieſer Art in Bei 4. 222. 
Hehung auf. andere Orte Käufiger geweſen ſeym moͤ⸗ Ä 
gen, als der bisher bekannt gewordene Vorrath Pair 
ſerlicher Urkunden bes zehnten Jahrhunderts ver⸗ 
muthen laͤßt — immer wurde dadurch ans dem Be⸗ 
figchum einet Kirche uͤberhaupt Fein geſchloſſe⸗ 
ner Diſtrict, ſelbſt wenn mom zugleich annimmt, daß 
die eingeluen Hoͤfe, die den Praͤlaten geſchenkt wur⸗ 
den, wenigſtens wenn es koͤnigliche Höfe waren; 
wit Grafenbaun an fie übergiengen; fie hatten uͤber 
den Ort auch damı doch mır Gerichtbarkeit, ſofern 
die Feldmark, wo ſte lagen, eine villa indomint: 
cata (2. 1. ©. 469.) war. Je mehr ſich aber 
die Gerichtbarkeit der Praͤlaten, durch Eintritt ein⸗ 
zelner freier Leute in die mannichfaltigen Schutz⸗ 
verhaͤltniſſe, welche die Kirche gewährte, vermoͤge 
ihrer Yummmisatsprivilegien, zwar nicht ale To- 
calgewalt, aber durch die Eremtion ber Perfo- 
nen, welche in der Kirchenfolge finden I), erwei⸗ 


dem Biſchof von Strarburg die Gräffchaft in Ber Stabt Stras⸗ 
burg und die Erlaubnif, eine Münze zu errichten (Nro. 659.) 
Unter allen dieſen Fällen if ein einziger, wo tie Gericht» 
7* Fe auf einem anderen Hrt als den Biſchofeſitz bes 
ji 


)E.vm B. 1. 4. 173 &. 737. Roch umter den DSelonen 
fonmın au uch folde Drnugen von So ertheilt Otto & Gr. 
im J. 960 dem Aoſter Corvey den Banıt über die mer deſſen 
Scherh ſich unficbeiuben Leute, in den Gauen Auga, Netga und 
Suntige Böhmer Nro. 84 Im J. 946 giebt er demfelben 
den Bam uud die Immmuität für deffen zwei Höfe zu Meppen. 
Eben. Nero. 137. nn 


GB Dritit Periobe. A. 888-1172. 


4. 299, terte, um fo. hätfiger warden Die. Colliſtonen zwi- 
ſchen dem Kirchenvogt und dem Srafen. Dieſe 
kounten vollſtändig file größere Bezirke wur 
durch Uebertragung der Grafſchaft ſelbſt ge 
hoben warden; ſolche Privilegien erhielten aber die 
Pralaten weit ſpaͤter als jene beſchruͤnktere Getsung, 
und daher chen wurden bie Wifchefäfge weit fruͤ⸗ 
her geſchloſſene Bezirke (F. 2242) als es geſchloſ⸗ 
feines geiſtliches Beßthum von anderer Art gab). 
Privilegien. dieſer Art beginnen in Dentihland 
aft mit Otto IM. und: ſind Dis uueer Heinrich IE. 
nech ſche far 5 in Sie fo ſe ülser und 


> Dein —RX wos Bau der otntung a Dan 3 
bie gegen meine Unfphs. vom Urſprung ber ſtüdtiſchen Berfaf: 
füng, unten &. 2244, von Herrn Baupp in ber bafelbft ars 
fühtenden Schrift gemacht wirdt bas Weidkbilpecht babe 
ſich nice auf den einzelnen Stabibeisl, fonbem auf bes 
ganze Territorium (um ſchon bier biefen am fürjeften bie 
Sache bezeichnenben Ausdrid zu brauchen) bezogen. Sie bes 

rrht ‚auf der Werwechshutg bet älteren Nintsunisätspnloilegien, 
mit ber Erwerbung ber Grafenrechte An Orten. Auch ift eben 
dabei der Hauptumſtand fiherfehen, daß bie für 
Stadtbezirke viel Alter find, als die Verleihung der Graffchaft 
Überhaupt in einem Bau oder einem größter Theil beſſelben. 


H Das Eltefte Beiſpiel, weiches ich In Böhmers Negeftn finde, 
ie vom 3. 985. Dito LIE. beſtätigt dem Biſchof non Kättich 


des Ok. 
©t. Morij in MWüagdebung den Gau Melstier, Ntchfi andern Bes 
figungen in den Bauen Mubiioi ib Zelmgan ſcheukt, gehört 
nicht bisher. Die flawiſchen Gauen, ſind Leine Lunbichaften 





I. Allgerneine Beflichte,,BBR--- 1056; 63 


daher wohl eine von ba. nach Deutſchlaud ‚übertem 4 223.. 
gene Einrichtung E). Im elften Jahrhundert wer- 
den fie fo häufig, daß ſeitdem alle Bifchöfe. geſchloſ⸗ 
fae, wem. glich nicht immer zuſgmmenhaͤngende 
Territprien..Iefafen,. und ſelbſt manche Reicheabtei 
ihuen darin wenig nachftanb-h). Daher erhält auch 
(hen der Bug Bistum. om wur eines mie 


MR. Du in On α 


D Ehen ie de Ge bimf-in.3> BAR Dem ST Den 
Parma die Stabt und ben Diftriet brei Mein in bie Runde, 
(Bihmer Nro. 256.); in demfelsen Jaht betätigt er ‚vrur 


Biſchef Heu Wogglo_tie Tartige Beafiehaft (Neo. 380.) 


h) Beifpiele aus Boöhmer: Heinrich TI. fchenkt im J. 1000 
den Wlfhof von "Würzbung die. zw" Beafichafren Mcifaiets 
ud Rangau in Dftfranten (Nro. 859); im 3%. 1007 dem 
Bisthun von Cambrai, bie Grafſchaft Cambrai (Nro. 999, 
Bergl. wmuen Note 1); im J. 1014 dem Biethum Paderborn, 
bie Grafſchaͤft, welche Graf dobolt beſaß, nebmlich im Daberga, 
Vitga, Thiatmelli u. ſ. w. (Nro. 1067.); in demfelben Jabr 
dem Bischum Worms bie Grafſchaft im Gau Wingarteiba 
(Nre, 1068.) imd im Lobdengau (Nro. 1068.)5 defietiat Im 
% 1013 dem Sischum Hifenheim bie früher, von 

Grafſchafi im Gan Ofen (Des. 1094.)} 

‚ 1030 bee paderberner Kirche die Braffehafe Wars ⸗ 

* uns Hatte (Nro. 1906.) ab bie 


iR 
9 


—— ıu =. — 1206.)5 In demſelben Jahr 
be Kloſter Gandertheim die ˖ vorher vom Graf Htto ya 
Graffdyft in den Bauen —— —* Granigabi, Fre⸗ 
tenigabi, Flentigabi, Auganagawi, Vicrzigawi, und Erigawi 
(Nro. 1212.). Conrad U. beſiätigt im J. 1025 dem Biss 
tbum Utrecht bie Braffchaft Thrente (Nro. 1291.) und fchenft 
bensfelben 1026 bie Brafichaft Teiſterbant (Niro. 1304.) u.f.w. , 


6£ Drüte Prriobe A. 8881272, 


% 923, Grafentechten beſeſſenen Diſtricts, md iſt kei⸗ 
neswegs mit dem Ausdruck Dioͤces Immer gleich⸗ 
bedeutend ). Wo es gelang, zu den mit Graf: 
ſchaftsrechten beſeſſenen zerſtreuten Befikungen, 
die Saugrafſchaft zu ‚erwerben, wurde nun ber 
vormalige Sau und das biſchbfliche Territorium 
identiſch; wo dies nicht der Fall war, ſtanden ſich 

biſchoͤflicher und Grafenbezirk in demſelben Gau 
beide als zerſtreutes Befitzthum gegemiüber 6) 
Aber auch wo es gelang, entſtand ſeltener ein ge⸗ 
ſchloſſenes geiſtliches Terrikorium, wie mar es nad 
der Tpäteren Geſtaltung der Reichsverfaſſung ſich 
denfen: möchte; denn bie Uebertragung der Graf. 
ſchaft gab zu diefer Zeit in ber Megel nur das 
Decht den Grafen zu beftellen 1), und machte eigent- 

| lich 


I) „Eandetn ecclesiam B. Saturnini, in pago Weormaciensi 
tum, in Episcopatu Moguntino sitam nunc, commisimus 
regendam (Comm, Acad. Polot. Tom. 1. p. 9.).” 

k) „Alter vero Cozitatus erst Udonis, qui per omnem par- 
ochiam Bremensem sparsim (weil alles geiftliche Gut «ri 
mirt war) difunditur maxime circa Albiam (Adamus 
Bremene. L. 4, Cap. 5.).“ Dahet die Graffchaften, weiche 
ſich Über mehrere Bauen, abes auch nur dis zerſtuͤckelte Beſtand⸗ 
Theile erſtrecken. S. oben Mate h, Nro. 1067. 1206. 1212. 


I) 8 ein Beiſpiel untet virlen mag bier fichern Henrici IE 
Imp. dipl, &. 1007. (bei Da Mont eorps dipl. Tom 1. 
p. 41.) qualiter nos — Csineracensi ecclesiae — Comita- 

kam Camerscensen — in proprium donarimus. Praeci- 
pientes igiter ut praelibatae sedis venersbiliz Eralwinus 
epistopus, suique sauctessores, liberam dehinc habeaht po- 
testatem, eundem comitatum in usum ecciesise supra di- 





I. Allgemeine Geſchichte. 858-1056. 65 


lich nur den Grafen, der bisher die Grafſchaft be⸗ 20. 
ſeſſen hatte, oder dem fie der Biſchof verlich, Ichen- 
bar. ° Doch bot eben dies auch Gelegenheit. dat, - 
das Befinehum mehr abzurımden ($. 2342). Bei. 
Beſchreibung der Lage eines Guts wird cs deshalb 
ah immer gewöhnlicher, bie Graffchaft zu namen, 
ter die es gehört, als den Gau zu. bezeichnen; 
daher nimmt man mit Recht ohngefähe das eilfte 
Jahrhimdert als den Zeitpunkt an, in welchen bie 
Gaueintheilung allmälig verſchwindet m). Gelang - 
es die Grafſchaft über alle Beſitzungen der Kirche 
und bie dazwiſchen liegenden Bezirke zu erwerben, 

ſo entſtand ein völlig unabhängiges Gürftenchum, 
deſſen Biſchof in feinen weltlichen Verhaͤltniſſen un- 
mittelbar unter dem König ſtand; felbft der Aug 
druck Fuͤrſtenthum (ducatus) wird von diefem 
Verhaͤltniß, im eilften Jahrhundert, in Beziehung 
af den Biſchof von Wuͤrzburg fehon gebraucht, 
welcher die günftige Gelegenheit. der Errichtung des - 
Bischums Bamberg benuzt hatte, ſich diefe Stel- 
lung zu verfchaffen und wahrſcheinlich der erſte war, - 
dem es gelang). Doch blieb dieſes Beiſpiel wohl 

etse tenendi, omitem ellgendi, bannos habendl, seu quid- 
quid sibi libeat, modis omnibus ſaciendi. 


m) Bergl. u. Bünberebe von ben Urſachen, weiche den Verfall 
der Bauen veranlaßt haben, in deſſen fänuntlichen Werken her⸗ 
alısgrg. von Pofſelt, Th. 1. S. 379 u. fi 

a) Adami Brem. hist, ech I. IV. Cap. 6. Potuit eccle· 
sin mostra dives esse, potnit Archiepiscopus noster Colo- 
siensi aut Moguntino in omzii serum gloria non invidere. 

Bo. IL [5] 


66 Dritte Periobe. A. 888 — 1272. 
$. 222. nicht lange das einyige, fo ſchwierig auch die Aus. 


Solus erat Wirceburgensis Episcopus, qui in Episcopatu 
suo nemineın dicitar habere consortem. Ipse enim cam 
tenaat omnes Comitatus auas parochiae, ducatum eliam 
provinciae gubernat, — Was es mit biefem Ducatus Fran- 
ciae orientalis, wie ihn die Biſchoͤfe nachher zu nennen belieb⸗ 
cen, für eine Bewandtniß hatte, und daß er. nicht ganz Kraus 
fen begriff, exgiebt ſich ans der Älteften Urfunde, in weicher bie 
fe6 Herzogthum überhaupt vorfommt, bei Leuckfeld Antig. 
- Poeldenses App. 3. $. 1. p. 1 u. 352. Sie ift von Heins 
rich IL a 1017, und enthält nichts als eine Beſtätigung ber 
bisherigen Privilegien bes Hochftifte, wobei es heißt: nec quis- 
que Comes vel aliguis pablicas judex, in ulla penitas re, 
praefatae ecalezise homines vel res amdeat ulle 
tempore aut loco distringere vel inquietare, vel aliquam 
potestatem aut jurisdictionem, in toto Duoatu vel come- 
tiis Orientälis Franciae (nisi) super parochos quos-Bargildon 
vocant, exercere. Daß man Kiez unter ben Herzogthun 
Oſtfranken das ganze Öftliche Frankenland verfteht, ift eine Folge 
der unrichtigen Annahme, als babe es außer der oftfränfifchen 
Markgrafſchaft (9. 221.), in den Gegenden, welche zu Franken 
gehörten, ein Herzogthum Offfraulen gegeben. Von dem öͤſt⸗ 
lichen Herzogthum, d. h. jener Markgrafſchaft, wurden bie würz⸗ 
burgiſchen Comeciae im bſtlichen Franken (d. h. das würzbur⸗ 
giſche Territorium nach dem nachherigen Sprachgebrauch) durch 
Heinrich 18 eximirt, welcher das Hochſtift, weil deſſen Biſchof 
ihm endlich bei der Errichtung ſeines exemten bambergiſchen 
Biethums gefällig geweſen, uͤberhaupt ſehr beſchenkte und pri: 
vilegirte. Auf dieſe Weiſe brachten Im zwölften und beeischuten 
Jahrhundert alle Reichsſtaͤnde, welche bie vollſtaͤndige Landes 
Hoheit erwarben, bas Herzogthum an fich, aber feiner user den 
Biſchöfen nahm darum ben berzoglichen Zitel an, wozu aud) 
Würzburg exft durch befondere Umſtände im funfzehnten Jahr⸗ 
Hundert bewogen wurde, und bie äfteren Urkunden in einem 
anderen Sinn interpreticte als ber nach ber Berfaffung jener 
Beit darin lag. Der fpätere Ausdruck Fürſtbiſchof, drückt ganz 
baffelbe aus, was Dithmar ducatus sent. Wer bias die alte 
Sonmunität hatte, befaß fein Flrſtehum, wenigſtens wicht in 
den Beſitzungen, we ihm der Grafeabaun fehlte . 


1. Allgemeine Gefchichte. 888-1056. 67 


fügrung in allen Gegenden war, wo Fahnlehen be⸗4. 229 
ſtanden °). 

2) Die Grafen brachten um ſo leichter mehr 
als eine Grafſchaft zuſammen, nachdem das, was 
dieſer Ausdruck bezeichnete, der Verwaltung des 
Srafenamts in mehreren Gauen, in der Macht, 
welche dieſes in der carolingifchen Zeit gewährte, auf 
Feine Weife mehr gleich zu feien war p). Die In⸗ 


0) Der Erzbiſchof Adalbert von Bremen fand eine Ähnliche glins 
flige Gelegenheit durch feinen Einfluß auf Heinrich, IV.; nur 
fen Star; auf dem Reichstag zu Tribur 1066 machte bie Aus⸗ 
führung feines Unternehmens fcheitern, in weicher et fchen ziem⸗ 
lich weit gefonnuen war. Adam von Bremen fährt in ber Stelle 
(Note e), weiche, weil fie Überhaupt ein großes Licht auf bie 
bemaligen Berhättniffe wieft, beinahe ganz bier ſtehen mag, fort! 
Cojus aemulalione praesul noster statuit omnes tomila- 
tas, qui in aua dioecesi aliquam juriadictionem habere vi- 
debantur, in poteststem ecclesise redigere, Qua propter 
ab initio quidem illum maximum Fresise comitaium a 

- Caesare adeptus est de Zevelgooe quem prius habuit 
Dux Godefridus et nunc Ecbertus; pensionem annuam 
dicant esse mille librarum argenti, quarum ducentas ille 
solvit; atque est miles ecclesiae. — Alter vero comitatus 
erst Udonis — pro quo Archiepiscopus Udoni tantum ob- 
talit in precarie nomen de bonis ecclesiae, quod aestima- 
ter singulis annis reddere mille libras argenti, cum utique 
tanta quanititate precli major posset ecclesiae fractus omni 
anno parari, nisi quod pro adipiscenda mundi gloria suf- 
fcit nobis ideo pauperes esse, ut divites multos in ser 
vitio habeamus, Tertius erat comitatus in Fresia, nostrae 
porochiee vicinus, qui dicitur Emisgove, pro quo noster 
pontifex regi nactus est se mille libras argenti daturum, 
Deſto veliftändiger gelangen Mbalberts Nachfelgern und andern 
Bitchöfen iu Sacıfen am Ente des zwölften Jahrhunderts Ahn⸗ 
Ede Enmmäre - _ 

p) Wen kei Dithmar Merseb. Lib. 4, (fi Leibmita 


[5°] 


68, Dritte Periode. A. 888— 1272, 


6. 222. haber der Herzogthuͤmer und anderer Fahnlehen be⸗ 


ſaßen, neben der Amtsgewalt uͤber den Fuͤrſtenſpren⸗ 


gel, immer auch Grafſchaften, die innerhalb des lez⸗ 


teren lagen ). Da bei Fuͤrſten und Grafen das 
Amt, wenn nicht befondere Unfaͤlle fich ereigneten, 
immer vom Vater auf den Sohn tbergieng, fo 


verknüpfte fih mit dem erblichen Beſitz nothwendig 


auch fehon die Anficht, daß die Gewalt, welche jener 


- übertrage, mehr als bloße Amtsgewalt fen ). Am 


meiften mußte dies in Beziehung auf die Graffchaft 
der Fall ſeyn. Diefe Fonnte Eigenthum werben; 
denn fie wurde ja den Stiftern als folches tiber: 
fragen, man mußte fie bei einzelnen Familien als 
folches betrachten, wenn bie Lehen, die Damit ver: 
Enüpft waren, in Eigenthum verwandelt wurden >). 


p. 354.) nicht ein Gcheeibfeßler Matt findet, fo hatte unter 
Dtto TU. der nieberfotbringifche Graf Ansfeied 15 Greffchaften 
zufammengebracht gehabt. 


q) Dithm, Merseb. L. 5. (kei Leibnitz p. 369.)-Gerhardus 
comes Alsatiae accepto a rege quodam comitatu praelati 
Ducis (Alemanniae) — Vergl. Note 0. 


r) Befonders wenn eine Zeitlang eine Connidenz flatt gefunden 
hatte, wie die in Flandern, mo „in comitatu Balduini ejus- 
que familis, id multis jam seculis servabatur, quasi 
sancitum lege perpetua, ut unus filiorum qui patri potis- 
simum placuisset nomen patris accipetet, et totins Flan- 
driae printipatum solüs hereditaria successione obtineret”. 
Lambertus Schaffnab. ad a. 1071. 


s) Dithmar. Merseb. L. 5. (bei Leibnitz p. 366.) fpricht 
bavon wie bon einer ganz gewöhnlichen Belohnung guter Dienfte. 
, Hujus vitae cursdm quam probabiliter egit (Eckihardus 


4 


= 


1. Allgemeine Gefchichte. 888 — 1056. 69 


Es fehle ſelbſt niche an Beiſpielen, daß Grafſchaf⸗ 9. 222. 
sen ausdruͤcklich zum Eigenthum verlichen wurden). - 
Alle Staatsverhältnifle, die mit der früberen Gau- 
verfaflung zufammenhiengen, mußten unter biefen 
Umftänden fi) allmälig umgeflalten, doch nimmt 

man die Folgen, welche ſich entwickelten, erſt zu An- 

fang des. zwölften Jahrhunderts ($. 234a. b) deut⸗ 

licher wahr 


6. 223. $. 293. 
IV. Der Adel Fam allmälig in ein ganz neues 
Verhaͤltniß zu dem Volke, das in feinem Amts. 
fprengel faß, indem der größte Theil deflelben in 
eine Schutzpflicht gerierh. Seit dem zehnten 
Jahrhundert wurde der ordentliche Dienft im Heer 
bann immer mehr Reuterdienſt 2), die Bewaffnung 


marchio), hoc etiam testificatur, quod apud dominum sui- 
met beneficii mazimam partem acquisivit in proprietatem. 


t) Im %. 985 ſchenkt Dtto III. dem Grafen Theodorich von Hol: 
land alles das zu eigen, was er bisher nur zu Zehen befeffen, 
namentlich ten Gau Terla und bie Grafſchaften Mafalant, 
Kinhem und Terla. Bohmers Negeftm Nro. 637. 


a) Der beftändige Krleg mit ben Ungarn und den flawifchen Völ⸗ 
tern, infonderheit den Polen, führte die Deutichen nothwendig 
von felbft auf das neue Kriegefuftem, an welches Karl der Gr. 
wie beffen damit unvereinbare @inrichtungen zeigen, noch nicht 
gedacht hatte. Zwar nimmt man ſchon unter Amulf wahr, 
daß eine Weränberung vorgieng. Ann. Fuld. a. 891 (Pertz 
L p. 407.): „quia Francis pedetentim certare inusitatum 
est”. Doch darf man hierans wohl nichts fchliehen, als daß 
des gemeine Heerbann während des neunten Jahrhunderts feltner 


70 Dritte Periode. A. 888— 1972 


4. 293. immer ſchwerer; er erforderte mithin ein getübteres 
Heer, und diefes- fommte nur unter einen Theile b) 
der Freien und der Dienfimannfchaft gefunden wer- 
den. Der Adel mußte daher jest ordentlicher- 
weiſe den ganzen Meichsdienft ‘von feinen Amts⸗ 
fprengel übernehmen, und leiſtete ihn mit feinen 
Dienftleuten und den Freien, welche von ihrem ech⸗ 
ten Eigentum perfönlich den ordentlichen Kriegs: 
dienſt zu Feiften, nach dem alten Maaßſtabe ($. 166.) 

. ‚pflichtig waren ©); dafür war ber Dienſtherr von 


gebraucht wurde. Vergl. oben B. 1. S. 706. Heimich L 
aber, der ſich durch feine ganze Regierung als ein militairiſches 
Genie zeigte, fühlte, daß bei der bamaligen Bewaffnung unb 
Taktik der Sieg nothwendig immer an die Fahnen einer geübten 
und fühnen Reuterei gefeflelt ſeyn müfle, Diele bildete er fich 
und ſchlug nun mit ihe bie Ungarn (cum jam militem habe- 
ret equestri proelio probatum, contra antiquos hesies vi- 
- delicet Ungaros inire praesumsit certamen. Wittechin- 
Aus Corbei. L. 1. bei Meibom p, 640.); feine Nach: 
folger verfolgten das neue Syſtem, und innerhalb eine Jahr⸗ 
hunderts war das ganze Heer his auf ben kleineren Theil in 
Reuterei yerwanbelt, 


b) Schon in den Capitularien Bieß es mir: omnis homo de 
42 Mansis brauniam habeat, Copis. 4. a, 804, Cap. 7. 
Vergl. & 166. Note f. 


€) Das ältefte Document des nen eingerichteten Meichsbienftes würbe 
Karls des Diden Eonſtitution vom Nömerzuge (bei Laenig 
Corp. jur. fead. Tom, I, pag. 15.) ſeyn, wenn fie nach allen 
innern Kennzeichen wirllich von Karl dem Dicken ſeyn Eönnte, 
Sie fpricht aber ſchon von feodum, ein Ausdruck, bes erſt im 
eilften Jahrhundert vorkommt, fie unterſcheidet dies und bie 
Pflichten des Bafallen fo beitimmt von dem beneficio der Mi: 
nifterialen, „vel quorumcunque priacipum clientela qui quo- 
tidie ad serviendum parali esse dehens” und derta Pflichten, 


Allzemeine Geſchichte 888 1056. 71 


dem in feinen Amtgſprengel geſeſſenen xir gemel 6. 223, 
nen Heerfolge pflichtigen Wolfe, meldteg -die neue 
Einrichtung mit dem perfönlichen Heerdienſt ver 
ſchonte, ſchon nach den älteren Grundſatzen ($. 106, 
3.1. &. 707. 708.). eine Eutſchaͤdigung zu for 
dern berechtigt, die je, da eine neue Einrichtung 
jenes fuͤr immer der perſanliczen Dienſtpflicht über» 


daß der Unterſchied zwiſchen Lehen⸗ und Hofrecht zur Zeit ber 
u dieſes Geſetzes ſchon fehr beftimmt entwickelt ſeyn 
mußte. Die Urkunde iſt nur aus ſWlerhefter Abſchrift belannt, 
von weicher man vicht weiß dan wober fie witgetheilt iſt, unh 
bis jezt auch in glaubhafter Beſchaffenheit nicht aufgefunden 
worden. Sie aber darım für mãcht zu halten, iſt kein Geuud 
dechendenz ſie ift mabaſcheinlich eine fpäterhin beſtätigte und 
theilweiſe verbeſſerte Conſtitution Karls d. D. und gehört nur 
in dieſer Geſtalt in ein ſpäteres Zeitalter, etwa in die erſte 
Hälfte des eitften Jahrhuderte 'umtee' Conrad den Salier. Sie 
ſpricht den deeicheſtänden das Recht zu, von Ihren Waſallen 
uud Dienſtlenten den Lehndienſt zu fordern, deſſen Maaßſtab 
fie zugleich naͤher deſtimmt, wenn fie den deutſchen König auf 
feinen Römerzuge begleiten, und jener Maaßſtab bat ungemein 
viel nliches mit dem köolniſchen Dienſtrecht, das wahrſcheinlich 
nicht viel jünger iſt (bei Kinblinger münfterifehe Beitr. Th. 1. \ 
©. 63 u. f.). Die reichsgefpgliche Veftimmung wurde natrlich 
das Diufige der beſondern Dienſtrechte, die ihr dann aber des 
regirien. 

d) Anfange war fie nur eine aihereetentüch. Carolt crassi 
eonstit. cit, Ut autem nostrum imperlum ab omnibus 
habeat supplementum, hac, censtituimps et firmiter prae- 
eipimas, ut singuli buringi derenp cam duodecim funibus 
de camape solidos Dominis syig. Impendant et insuper su- 
marium cum capisiro concedant, quem si domini volue- 
rint, ipsj sd primem navaleın aquam usque perdscant. 
Mansionarins quinque goliden, Absarias triginta denarios, 


J 


72 Dritte Periode. A. 889 197. 


5. 323. chen Orten mag über Diefe- ein örmäicper: Vergleich 
ſtatt gefunden haben; an den meiften aber legte der 
Adel dem Volke wohl willkuͤrlich die Laſten auf, 
welche andere Schutzpflichtige trugen. Mur in. fehr 
wenigen Gegenden blieb die alte Verfaſſung e). Der 

Reaiſer ſchwieg zu⸗den mancherlei Ungerechtigkeiten, 
die Bei der neuen Ordnung: der Dinge nothwendig 
vorgehen mußten, weil ee bei feinen auswärtigen 
Unternehmungen eine zahlreiche Dienſtmannſchaft 
nicht entbehren konute f), Fuͤr den Adel war die 
neue Einrichtung ſehr vortheilhaft; die Anzahl fei- 
net Dienftleute nahm ungemein zu, weil er num 
mehrere unterhalten konute; der Unbeguͤterte drängte 
fih m bie: Dienſtmanuſchaft/ um ſeinen Unterhalt in 


Bunajarius quindecie, quoramlibet karkum ı posseesaren sex 
supplesnt. — Die Heerſtruer wurde aber bald eine ordentlich⸗ 
Steuer; in dem Vetzeichniß der Enkunſte des Sofes zn Selm 
und Verne aus einem Copiario bes ‚zwölften Jahrhunderte, bei 
Kindlinger a. a. O. Ihr; 2. &, 333, findet fich ſchon eine 

„n.dägene orbeusliche Abgabe von 8. denarlia pro Heriscilling. 


Dr Zum Belfpiel in ben Gebfirgen von Helvetien, wo ſich zu An⸗ 
„fang des vierzehnten Jahrhimderts noch die Reſte der alten Ber: 
fafſumg zeigten, und bie Werfitche pes Efterreihifchen Hauſes, bie 
Reichsvogtei zu dem zu machen, was fie an antern Drten ge⸗ 
worden war, der Schweizer Eidgenofſenſchaft ihre Gutftehung 


gaben, 


f) Darıım nahm Ri bee-Nelfe in der Comstitätio de. expedi- 
tione Romana'der Dienſtherren fo eifrig an; ba fich niemand 
der Heerbarmsorbnuikit, Sie anf der Lehnopflicht bernbte, entjöge, 
woar Ihm eben fo wichtig, is baß nach der Untertbanspflicht, 
die ber alten Seerbarmesrehimg zum Grunde Sag, jeber freie, 
der es vermdchte, Kriegeédienſte leiſte. 


1. Algemeine Geſchichte. 888— 1056, 73 


ife zu finden, und der Beguͤterte trat in die Reihe 4. 223. 
der Dienſtleute, um feine Friegerifche. Ehre zu retten, 
wenn er nicht in anderen Genoflenfchaften ($. 2242) 
Mittel fand, fie zu fihern Der Heerbannsherr 
mochte. daher auch ohne Schwierigkeit das Band, 
das den Freien an ihn feſſelte, feſter anziehen, wie , 
es fein Vortheil mie ſich brachte, wer Mitter- _ 
dienft zu leiſten hatte, mußse ihm Hulde chen ’ 
wie ſein Dienſtmann, und manches freie Eigenthum 
wurde auch wohl in Lehen verwandelt. Die neue 
Einrichtung war von den wichtigſten Folgen fuͤr 
das Syſtem des Adels; ſie machte ihn von dem 
König und dem Bolke erſt unabhängig; won jenem 
weil Lehnstreue ſchon über Unterchanenpflicht ge 
achtet wurde 6), von biefem weil es entwaffnet 
wurde. \ 

Das Volk verlor am meiften, fo vortheilhaft 
es anfangs ſcheinen machte, daß jeder nun fein Erbe 


9) In ber Zebde Srinriche IL, gegen ben Markgrafen Beinich don 
Schweinfurth erflärten des lezteren Dienftleute, welche unter 
Graf Bince, feinem Bruber, hie Veſte Ereußen, in welcher ſich 
des Martgrafen Familie befand, vertheibigten, nachdem ihrem 
Dienſtherrn der Entſatz wißlungen war: ob fidem seniori sui- 
met promissam, ac jgnaviam perpetuo eis imputandam, 
mori malle, quam urbem cum tali pignore regi unquam 
dare; und ice bie Erimerumg an Ihre Untertbanspfticht, ſon⸗ 
dem die Betrachtung: torrenti et homini potenti arduum u 
esse resistere, bewog die unter ihnen, welche weniger die Lehnes 
pflicht und ihren Muth als die Pflicht der Selbſterhaltung zu 
Dathe zogen, bie Veſte gegen freien Abzug zu fibergeben, ben 
audy ber Kaiſer verſtattete. Dithmar L. 5. pag. 378. kei 








74 Deitte Pericde. A; 888— 1272, 


4. 323. in Ruhe bauen koͤnne, und nur bei gemeiner Lan⸗ 
desnoth zur Landfolge (Reihe) B) Dienſt zu 
leiſten und die Waffen zu ergreifen genoͤthigt ſey 
Denn mit dem Austritt aus der Heerfolge wurde 
der gemeine Freie, wenn er nicht einen anderen 
Stüspunkt feiner Unabhängigkeit fand, der Hin- 
terfaffe feines Schutzherrn, dem ex zum Meichs⸗ 
dieuſte ſteuerte ); m ‚der Heerbennpflichtige und 
der Dienſtmann hieß fortan Miles, oder von der 
Weiſe des Heerdieuſtes, Ritter; als ſich erſt das 
vene Syſtem der Merfeflung um Laufe von drei 
Jahrhunderten völlig ausgebildet hatte, mar es ber 
ſchutzpflichtige Landſaſſe nebſt dem Leibeigenen und 
andern unfreien Hinterſaſſen allein, auf deu man 

bie Laſten der buͤrgerlichen Geſellſchaft waͤlzte. 


-$ 3. .$ 224. 


V. Eis aleichzeitiger wänfliges Ereigniß fuͤr 
die Erhaltung der alten angeſtammten Freiheit war 
aber die Entftehung der Städte «) im inneren 


h) Wenn das Waffengefchrei o meh, o Wapen erbte, fpäterhin 
auf das Reichen der Sturmglocke. S. Möfer’s Henabt. Geſch. 
Th. 2. Abſchn. 3. 49. 13. Note c. 


h) Ohne ben veränderten Reichsdienſt hätte bie Randrshoheit nie 

entſtehen fönnen, wenn auch Herzegthümer und Gafſchaften 
erblich gewyrden wären; der Landesunterthan in Deutſchland ift 
nichts als der veredelte Hiuterfafle, und um ihn gu dieſem zu 
‚madyen, beburfte es ber Schirmhertfchaft, zu deren Erlangung 
nicht bie Jurisdiction, wohl aber bie Heerfolge die Gelegenheit 
geben fonnte, 


2) Wergl. überhaupt meinen Wuffa über den Urfpeung. bes -Räbti: 


I. Allgemeine Geſchichte. 88- 1066. 75 


Dentſchland. Die Privilegien der Biſchoͤfe (5. 292 4. 224 =. 
Note c. d) erhoben im zehnten Jahrhundert nach 
und nach alle Bifchofsfize zu Immunitaͤten, in wel 
dien die Grafengewalt auf bifchöfliche Voͤgte üben - 
tragen wurde b); und da die Kalfer um dieſelbe 
Zeit, große Diſtricte, in welchen Faiferliche Herr · 
fihaften lagen, zu befonderen Reichevogteien ($. 244 b) 
machten, fo befamen auch viele andere Orte, weldye 
bisher civitates oder villae publicae gewefen wa⸗ 
ren, in fo fern die Verfaſſung einer geiftlichen 
Immunität, als aud hier die Grafengewalt auf 
einen befonderen Eaiferlichen Vogt uͤhergieng. Eben 
daher bezeichnete man auch die Verfaſſung diefer lez⸗ 


fhen Berfaflung, in bee Zeitſchr. Für geſch. Rechté w. 
2.1.98.2.8,90.. 8.252 © 165 uf. 
Die Hier aufgeftellte Anſicht iſt beftritten worden in: ©. T, 
Gaupp über deutſche Staͤdtegründung, Stadtverfaſſung und 
Weichbib. Jena 1824. 8. Eine Kritik dieſer Schrift, von 
wir, findet man in ben göttingifchen gelehrten Anzeigen vom 
Jahr 1825. — Scehr wichtige Veiträge zur Gefchichte der Städte 
enthaͤlt: R. D. Hüllmann Staͤdteweſen des Diittelalters. 
S. 8.1. $. 9. Note c. Ueber den Urfprung ber ftäbtifchen 
Berfaffung findet ſich jeboch hier fein befriedigender Aufſchluß. — 
Grundzüge der Geſchichte des beutfchen Stäbtewefens, mit bes 
ſonderer stüdficht auf bie preukifchen Staaten von €, W. d. Lan⸗ 
. cizolle Real 1839, 8, 


b) tan ſehe oben $. 322. Note e Daß dies ſchon gegen Ende 
des zehnten Jahrhunderts in ben Biſchofeſitzen die Regel war, 
fiebt man auch aus Adam. Brem, hist, Eccl. L. 2. Cap. 1, 
Adaldıgus — Bremam longo prins tempore potestatibus 
et jadiciaria manu oppressam, praeoepto regis absolvi es 
instar reliquarum urbium immunitate, simulque liber- 
rate⸗ fecit denen, 





76 Dritte Periode, A. 888 — 1272, 


4. 334, teren Orte eben fowohl mic dem Ausdruck Weich⸗ 
bildrecht, ob er gleich feinem Urfprunge nad) ©) 
nur auf. bifchöfliche Beſitzungen paßte. Ihrer inneren 
Beſchaffenheit nach, war zwar bie Verfaſſung die⸗ 
fer Orte gar ſehr verſchieden (F. 243.); darin ka⸗ 
men aber doch alle uͤberein, daß ſie entweder ſchon 
befeſtigt waren, als fie Weichbildrecht erhielten D, 


c) Weich iſt sanctus; bie Gränzen ber Immunität wurben mit 
- dem Bilde des Stiftsheiligen befezt, das man vor dem Jahr 1803 
auf allen geiftlichen Zerritorlalgrängen exhlicte; Weichbis If alſo 
urfpringlich nur ein durch die geiftliche Immunität von ber 
Grafengewalt erimirter Diftriet. — Diefe Erflärung ift nicht Die 
Grundlage meiner Unficht, wie von Herrn Gaupp (Note a) 
vorgegeben wird, fonbern eine Bemerkung fiber die Bebeutumg, weiche 
das Wort Weichbild Haben fönne, mit weichem bie ftäbtifche 
Berfaffung in ben Urfunden bezeichnet iſt; auf biefe Bemerkung 
Hat vielmehr die urfundliche Nachweiſung geführt, daß lez⸗ 
tere zuerft in bifchöflichen Städten hervortritt. Meine Ms 
ficht von der Grundlage, auf welchen bie ftädtifche Berfaffung be: 
ruhe, ift mithin von ber Nichtigkeit oder Unrichtigkeit jener Etv⸗ 
mologie ganz mmabhängig, auf weiche ich Überdies, wie auf Eth⸗ 
mofogieen fberhaupt, keinen befonderen Werth lege. Gleichwohl 
fcheint fie mir von allen, die bisher in Anregung gebracht wors 
den find, auch jezt noch bie paffendfte, und wird auch durch Die 
“  „eorpi santi” in Italien unterftägt. Berge. H. 2eo Entiwidiung 
. ber Berfaffung der lombardiſchen Städte. Hamb. 1824. 8. ©. 84. 
85. Will man in „Wifbelefhe” das Wort „Weich“ sanctus 
nicht finden, fo wäre bie natürlichſte Beziehung bes Austrudie 
auf bie Nolandsbilder, welche den Königsbaun iezeidinen und alſo 
audy den vorausgeſezten Begriff von Weichbild ausdrüden. S. Des 
nefen bie Rolandsfäule in Bremen. 2te Ausg, 1828, 8. 5. Dos 
nandt Werf. e. Befchichte des bremifchen Stadtrechte (Brem. 
1830 u.f. 2 Thle.) 8. 1. S. 216 m. fe Das Wort Wil von 
vicus abzuleiten, und in Wild, belethe, billig ober gar das englifche 
Bill zu fuchen, verräth grobe Unkunde der deutfchen Sprache. 


A) Weil dies bei dem älteren Städten inegeſammt ber Fall war, 


a 


L Allgemeine Gefchichte. 8881056. 77 


oder doch bald nachher befeſtigt wurden. Die Serei 4. 24a 
fereien der wilden Voͤlker während bes neunten 
Jahrhunderts und bie befländigen inneren Unru⸗ 
hen, hatten Kaiſer und Adel die Wichtigkeit von 
Burgen fehägen gelehrt, und ein ganzer befeflig- 
tee Ort (eine civitas) war mie Huͤlfe der Einwoh⸗ 
ner noch leichter als eine Burg zu vertheibigen, bie 
blos mit Dienfimannen befest war. Bon. der Burg 
(castrum) muß daher auch twefenelih die befeftigee 
Stadt (civitas) unterfihieden werben, ‚wenn gleich 
in den meiften Staͤdten ſich beibe neben einander 
fanden, weil in den meiften Städten entweber noch 
che fie Weichbildrecht erhielten die Katfer, Biſchoͤfe 
oder andere Prälaten und Herren ſchon Burgen 
harten, ober ihre Pfalen und Höfe in der Folge | 
befeftigten e). Die Burgen waren mit Dienftleu- 
ten beſezt ©), welche Burgmannen (Burgenses, 

fo wurde auch Weichbildrecht und jus eivitatis gleichbebeittend, ' 

vbgleich im dem Worte tivitas vor dem zehnten Jahrhunderi 

blos der Begriff eines auf römifche Weiſe befeftigten Ortes liegt, 


und vor biefer Zeit auch bie romiſchen Orte fein Weichbildrecht 
beſaßen. 

e) Das Lejtert, um bei der fleigenben Selbſtſtändigkeit ber Städte 
G. 243.) ihre Herefihaft fiber die Stadt ſelbſt zu ſichern. 

D Die von Heinrich 1. angelegten Burgen beſchreibt Witichin- 
dus Corbei. L. 1. (bei Meibom p. 639.) folgenbergeftaft: 
Ex agrafiis milibus nontm quemque eligens in urbibus 
habitare fecit, ut ceteris confamiliaribus suis octo habita- 
tula exsirueret, fragem omnium tertiam partem exciperet 
servareique, Ceteri vero octo seminarent et meterent 
frugesque colligerent nono, et suis eas locis reconderent. 
Concilia et omnes conventas atque convivia in urbibus 





78 Dritte Periode. A. 888 — 1272. 
$. 224s Castrenses) "hießen, und für ihre Verpflichtung 
dazu Burglehen (feuda castrensia) erhielten; die 
Bewahrung der Stadt gebuͤhrte Hingegen den Ein- 
wohnern felbft 8), weiche aber freilich, weil ifr Ort 
durch Befeſtigung auch eine Burg war, ebenfalls 
Burgenses, Bürger, hießen; weshalb man denn den 
lateiniſchen Ausdruck cives durch Bürger uͤberſezte. 
Die Bürger, obwohl fie durch das Weichbildrecht 
aus ber. Gemeindeverbindung mit den beerbanns- 
pflichtigen Freien heraustraten, biteben von den ſchutz⸗ 
pflichtigen Freien unterſchieden, und zugleich zum 
Dienfle des Haren gewaffner, von weichem Ihr 
Vogt beſtellt wurde; das Weichbildeccht wuͤrkte 
dahin, ihre Gemeinde ſelbſtſtaͤndig zu erhalten, oder 
wenn fie urſpruͤnglich es wenigſtens nicht in Anfe 
Gung aller Einwohner war, fie allmaͤlig ſelbſtſtaͤndig 
zu machen; die Befeſtigung der Stadt machte es 
möglich, wohlerworbene Rechte gegen den Seren der 
Stadt zu behaupten, und da die Einwohner aller 
Städte, die vor dem zwölften Jahrhundert gegruͤn⸗ 
ber find, immer eine große Anzahl rittermäßiger 


, voluit celebrari, in quibus exstruendis die noetuque ope- 
ram dabat, quatenus in pace discerent, quid contra hostes 
in necessitate facere debuissent. 


8) Sie mußten dem Herrn Ber Stadt nur ſchwöͤren, daß fie biefelbe 
in Treue gegen ihn bewahren wollten, mis 5. B. bie Buͤrgerſchaft 
zu Göln bei Lamb. Schaffnaburg. nd.a. 1074. Quod 

„ deinceps Archiepiscöpo civitatem, contra omniutm hami- 
nam violentiam qualıtum cousilio. et ermis possent vindi- 
tatari esseht. 





1. Allgemeine Geſchichte. 888-— 1056. 79 


Bürger enthielten, weiche die eigentliche Gemeinde 4.934... 
allein bildeten ($. 243), fo war die Genoffenfchaft | 
diefer mit Weichbildrecht begnabigten Gemeinden fo 
chrenvoll, als die der Heerbannspflichtigen in ben 
Deiheantofprangin und Serrfchaften. 


6. 2246. $. 324, 


Den Antheil, welchen an der Entfiehimg der - 
Städte oder mit Weichbildrecht begnadigten Ortes), 
die Anlegung von Burgen gehabt haben fol, be- 
fonders der Burgen, durch welche Heinrich I. die 
thuͤringiſchen umd andere Marken gegen die Ungarn, 
Normämter und Slawen zu bewahren ſuchte, Darf 
man ſchwerlich fo hoch anfehlagen als die mein J 
neueren Schriftſteller zu thun gewohnt find, wel⸗ 
en Heinrich für den Urheber des Stadtrechts zu 
gelten pflegt 6). Die älteften Orte mit Weichbilb 
recht find die urfpringlich römifchen civitates am 
Rhein und an der Donau, und biefe waren fihon 
vor Heinrichs Zeit befeftige, Burgen gab es fihon 


a) Dbgleidy der Liusdruck Grabe {che Fre techniſch ſür Anch mit 
Weichbilbrecht begnadigten Ort gebrauch worden zu ſeyn fcheing, 
ſo iſt doch der Ausdruck Stadtrecht nicht w gewöhnlich wie 
Weichbildrecht. 


en ren „urbes” Burgen, miche sirtiaten find, beweift 
des nemten und zehnten Jahrhunderts. 

Dun en 1. & 167. Ne u &. 719. Die Burg, von 
weicher bier die Nebe ift, follte auch zu demfelben Zweck erbant 
werben, wie Seincichs fee Yläges zum Zufldptsert für bie 


80 Dritte Periode. A. 888— 1272, 


$. 9b. vor ihm in Deutſchland allenthalben und in. großer 


Anzahl, und die Einrichtung, die er feinen Burgen 
gab, war nicht die, weiche mit Weichbilbeecht be 
gnadigte Orte hatten, fondern die gewöhnliche Burg- 


verfaffung der Dienſtleute; in großer Theil der 


von Wittechind von Corvey ($. 224a Mote ſ) be 


8.285 


fchriebenen Einrichtung war überdies nur fir den 
damals bevorſtehenden Krieg berechnet, und michin 
nur vorübergehend e). Das nur ift gewiß, daß der - 
Schutzz, den eine bei einer villa angelegte Burg den 
Bewohnern der Iesteren für den Nothfall darbot, 
häufig die Veranlaſſung gegeben hat, daß Gewerbe 
und Handel in einem folchen Orte blühender wurden 
als anderwärts, daß Freie die Genoflenfchaft einer 
folchen Gemeinde fuchten, und diefe dann leicht ein 
Privilegium erlangte, durch welches ihr bie Befeſti⸗ 
gung des Orts, Weichbildrecht und die in aͤlteren 
Staͤdten mit dieſem gewoͤhnlich verbundenen Ein⸗ 


richtungen ($. 243.) geſtattet wurden. 


§228. 


VL In welchem Werhälmiffe eigentlich die 
geiftlichen und weltlichen Großen zum Koͤnig und 
jene | 
e) Vergl. Spittler. Comm. de origine et Incrementis ur- 
bium Germaniae, in den Comment. Soc, Reg, Scient, Got 
ting. Vol. IX, Class, hist, p. 83. — Ueber ben wahren Ur⸗ 
fprung ber inneren Verfafſung ber Städte giebt jedoch biefer 
Aufſetz keinen Aufſchluß, fo richtig has, mas den Heinrich I. 
geſchah, hier beurtheilt wird. 


eo 


L Allgemeine Gefchichte. 888-1056. 81 


jene wieder zum Volk flinden, mochte jezt ſchwer 9. 225. 
anzugeben ſeyn. Jenes Verhaͤltniß war kein reines 
Amtsverhaͤltniß mehr; bloße Lehnsverbindung war 
es aber auch nicht. In den verſchiedenen Provin⸗ 
zen war das Anſehen des Koͤnigs ſehr ungleich; in 
Lothringen und Weſt⸗Burgund galt er weniger als 
in Deutſchland, aber mehr. als in. Boͤhnen und 
Polen; in Stalin waren feine Rechte weniger bes 
firieren als ihre Ausübung Schwierigfeiten unter- 
werfen. Auch die Verbindung der Provinzen unter 
fi) war ungleichartig. Deutfchland und zwar eigent: 
lih Sranfen (im damaligen Sinne des Wortes) 
wurde als das Reich, gewiſſermaßen als die Haupt: 
fache angefehen, von der alle übrige Länder nur Per: 
tinenzen wären. Boch bilderen weder die flawifchen 
noch die burgundiſchen Provinzen eigentliche Neben⸗ 
länder mit befonderer Verfaſſung, wenn gleich die _ 
entfernteren burgundifchen Großen die deutſchen 
Reichstage feltener befuchten und die flawifchen Für- 
fien meift nur dann erſchienen, wenn fie etwa dem 
König Huldigen mußten oder deffen Gunft zu ſuchen 
genoͤthigt waren, beide daher auch ſich wenig um 
die inneren Angelegenheiten Deutſchlands bekuͤmmer ⸗ 
ten. Hingegen Italien wurde als eigentliches Ne. 
benland angeſehen, das dem Reiche gehöre =), und 


a) Wippo (Vita Conr. Sal. bei Pistorius pag. 462.) fagt 
awar bon ber Wahl Conrads II.: Italiam transeo, eujus prin- 
cipes in brevi convenire ad regiam electionem nequivere, 
Aber Muratori fchlieft wohl mit Unrecht ans dieſer Stelle, daß 

>. IL [6] 


8 


s 


82 Dritte Periode. A. 888 — 1272. 
$. 225. nie haben die italifchen Großen Antheil an der Ne 


gierung des Meiches gehabt. Doch begehrten auch 
die deutſchen Türften nicht, der Freiheit der talie- 
ner Eintrag zu thun, und überlichen es ihnen allein, 
mit den Königen ihre Angelegenheiten auf ben Reichs⸗ 
tagen, die in SStalien gehalten wurden, zu überlegen. 
Uebrigens mochte es freilich ziemlich gleichgültig fen, 
in welchem rechtlichen Verhaͤltniſſe eigentlich jede 


“Provinz zum. deutſchen oder oftfränfifchen Reiche 


fiche, da ja das Factifche der Abhaͤngigkeit von 
demfelben entjchieden genug war und das römifche 
Meich auf dem Deutſchen haftete, mithin die rö- 
miſche Kaiferwürbe, der alle chriſtliche Voͤlker 
und Fuͤrſten unterthan ſeyn follten b), rechtlich 
leicht alles zu einem Ganzen verband, ſofern nur 
der Kaiſer im eigentlichen Deutſchland ſtark genug 
war, um mit Huͤlfe deſſelben die Nebenlaͤnder in 


den Lombarden ein beſonderes Wahlrecht zugeſtanden habe; daß 
fie bei den Feierlichteiten der Wahl zugegen ſeyn konnten, bes 
wieſe ja fein Recht mit zu wählen. Aber freilich behaupte: 
ten bie Zombarden, ein beſonderes Wahlrecht zu haben, das ihnen 
jedoch die deutfchen Könige nie zugeftanden, wie Wippos eigene 
Erzählung von dem erften Zuge Conrads nach Italien beweift. 
Und eben diefes befondere Wahlrecht, das bie Lombarden in Ans 
ſpruch nahmen, zeigt am beutlichften, daß Deutfchland und Ita⸗ 
lien ale zwei ihrer Verfaſſung nad) ganz von einahber getrennte 
Zänder angefehen werden muften. 


b) Diefe Idee war jezt durchaus Allgemein. Auch Wippo nennt 
in der Zueignung feines Lebens Conrads II. an Heintich TI. 
tiefen: Orbis dominum daminantium. Mehrere Stellen, die 
hieher einfchlagen, hat Pfeffinger Vitr. illustr. Tom. 1. 
pag. 375 u. f. 


I. Allgemeine Gefchichte. 888 — 1056. 83 


Abhängigkeit zu erhalten. Um fo folgenreicher für 9. 205. 
die weitere Entwicfelung der deutfchen Verfaſſung 
mußten dann aber die Ereigniffe feyn, durch welche 

jene Macht geſchwaͤcht, und das Werhälmiß des 
Kaifers zum römifchen Stuhle, mit welchen die 
Rechte und das Anfehen des Kaiſers in: der eng- 

ſten Verbindung flanden, gar: fehr verändert wurde. 

Und diefe Ereigniffe traten feit dem Sehe Hein . 
richs III. ein. 


[6*] 


84 Dritte Periode. A. 888 — 1272, u 


6. 226, 


IR Allgemeine Geſchichte. 
Bon 1056 — 1972. 





Reihe der Könige und Kaiſer 


Fränkiſchen Stammes: 
XI. HSeinrid IV. 1056 — 1106. 


SGegentönige: 
Rudolph von Rheinfelden 1077 — 1080. 
Hermann von Luremburg 1081 — 1087. 
Conrad (in Ztalien) 1093 — 1101. 
Seinrich V. 1105 — 1106. 
XII. Seinrich V. 1106 — 1195. 


Saͤchſiſchen Stammes: 
XIH. Lothar (II.) von Supplinburg, Herzog von Sach⸗ 
fen, 125 — 1137. 


Schwäbifchen Stammes: 
XIV. Eonrab IH. 1137 — 1152. 
XV. Friedrich L 1152 — 1190. 
XVI. Heinrich VL 1190 — 1197. 
XVIL Philipp von Schwaben und ) Gegenkonige 
oo. Dtto von Braunfchweig 1197 — 1208. 
AV. Dtto allein 1208 — 1212. 


Dtto, und FR ’ 
Zeiedrich IL Gegenfönige 1212 — 1218. 


U. Allgemeine Sefchichte. 1056 —1272. 85 


XLX Friedrich IL. allein 1218 — 1246. 
mit den Gegenfönigen: 


Heinrich Rafpe von Thüringen 1246 — 1247. 


Wilhelm von Holland 1247 — 1250. 
XXX Eonrad IV. und ° Gegenfönige 

Wilhelm von Holland ) 1250 — 1254. 
XL Wilhelm aflein 1354 —— 1256, 


Auswärtige Prinzen: 
XXI Richard von Eornmwallis und ) Gegenkoͤnige 
AU, Alfons von Caſtilien 1256 — 1272. 
A, Innere Geſchichte von Deutſchland. 
€. 226, | 


$- 226. 


Unter Kaifer Heinrich II. war der roͤmiſche 


Stuhl immer nad) feiner Willführ, und ſeit 1047 
blos mit deutſchen Biſchoͤſen beſezt geweſen, durch 


welche Heinrich eine um jene Zeit hoͤchſt nothwen . 


dige Meformation der Kirche durchzuſetzen hoffte. 


Unterflügt durch das Anfehen des Kaifers arbeite: 
ten mit unverbroffenem Eifer Clemens II. (vorher 
Biſchof von Bamberg), Damafıs IL (Biſchof von 
Driren), Leo IX (Bifhof von Toul) und Vic 
tor IL (Biſchof von Eichftäde) an der Abſtellung 
der Simonie und des fittenlofen Lebeng der Geiſt⸗ 
lichkeit. Auf den Synoden, welche fie inner- und 
außerhalb Italien, felbft oder durch ihre Legaren) 
hielten, handelten fie daher auch mis einer Gewalt, 


a) Ueber die von biefer Reit an üblich geworbene Ausübung ber 
vörfllichen Rechte durch Legaten, ſ. unten bag Syſtem. 


86 Deitte Periode. A. 8881272 


| 5. 226. welche ihnen ſelbſt die pſeudoiſidoriſchen Decretalen 


nicht beilegten b). Doch hatte bei dem fruͤhzeitigen 
Tode Heinrichs TIL dieſe Reform noch zu wenig 
innere Feſtigkeit erhalten, um ohne Fräftige und 


planmaͤßige Unterftügung der Staatsgewalt ferne- 


6. 337. 


ren glücklichen Fortgang zu haben. Ob aber auf 
diefe auch bei Heinrichs Machfolgern zu hoffen fein 
wuͤrde, mochte fehr ungewiß feheinen °). In gätem 
Manne wie Hildebrand von Siena I), der feit 
Leo IX. die Schritte der Päpfte als Rathgeber 
leitete, und 1073 felbft den päpftlicen Stuhl be- 
flieg, mußte daher nothwendig der Entwurf entfte- 
ben, dem Papfte die Mittel zu verfchaffen, auch 
ohne die Mitwürfung des Kaiſers die Stellung zu 
behaupten, in welcher er fich jenen als Oberhaupt 
der Kirche, und überhaupt als Stellvertreter Chriſti 
auf Erden dachte. 


$. 227. 
Die Srundfäße, nach welchen man Gregor VII 


handeln ficht, waren nicht neu; fie beftanden nur in 


b) ©. die Darftellung der Verhältniſſe zwifchen | dem Kaifer und 
biefen Päpften bei Pland a. a. 9. Th. 4. Abth. 1. S. 3m. f. 


c) Was Gregor VII, von den Fürſten feiner Seit hielt, if im 
feinen Briefen, befonders L. II. Ep. 49. und L. VIIL I; 21. 
deutlich, ausgefpzochen. 


d) Bergl. J. Boigt, Hildebrand, als Papft Gregorius VII. und 
fein Zeitalter, aus den Kucllen dargeſtellt. Weimar 1815. S. 
Gregoss Briefe findet man in den Concilienſammlungen. 


+ 


1. Allgemeine Gefchichte. 1059 — 1272. 87 


einer confequenten Ausbildung der Lehren, welche 4. 297. 
Pſeudoiſidor fir apoſtoliſch ausgegeben Hatte »). 
Wer an die Aechtheit diefer Lehren, und die heilige 
Schrift nach diefen verftchen zu muͤſſen glaubte, 
Fonnte eine veligidfe Ueberzeugung hegen, daß bie 
Unabhängigkeit des Papſtes und ber äußeren 
Kirche von aller weltlichen Gewalt b) Chrifti Ge 
feg, und dem Stellvertreter Chriſti von diefem felbft 
die Befugniß verlichen worden fei, dem Uebermuthe 
und der Ungerechtigkeit der Fürften zu fleuern ©). 


3) Selbſt bie Befugniß bes Papftes, in weltlichen Streitigkeiten zu 
entfcheiden, gehörte fchon zu dieſen. S. oben 8, 1, ©. 6429. 

b) es ift freilich eine fehe gewöhnliche Anficht, Gregor VIE. als 
einen Mann von gränzenlofer Herrfchfucht und als einen veuch⸗ 
ler zu betrachten (beſonders, wenn man einigen Chroniſten über 
feine Verhältniſſe mit der Matkgräffn Mathilde glaubt); aber 
in feinen Briefen fpricht ſich eine innige religidfe Ueberzeugung 
fo deutlich aus, daß man fich beinahe nur auf biefe zu berufen 
braucht, um das Gegenthell barzuthun. Eben fo urtheilt von 
Gregor VII. Otto von Frepfingen. Chren, L. VI 
Cap. 37. 33. 34. Ipse (Greg, VIL) autem qui per mul- 
tum temporis ad libertstem Ecclesiae obtinendam priva- 
tus laboraverat, jam ad sacerdotalem dignitatem provectus, 
a coepto desistere indignum ducens, tam ob hoc quam 
pro Simonia exstirpanda, ac incontinentia olericorum re- 
primenda, plarimum desadabat, Denique non solum Re- 
gem pro ejusmodi ad synodalia responsa crebro voeavit, 
sed et datis de?retis, clericorum a aubdiaconatu et supra, 
connnbja in toto orbe Romano cohibuit, formaque gtegis 
factus, quod verbo docuit ezemplo demonstrafit, -ac fortis 
per omnia athleta, murum se pro domo domini ponere 
non timuit, — Wllerbinge darf man aber bei feiner Politik 
nicht vetgeffen, was die Beiftlichfeit zur Beförberung bes Reiche 
Ehriſti für erlaubt hielt. Vergi. oben B. 1. 8. 117. 

ec) In feinem von Gregors Briefen läßt ſich dies deutlicher abs 











4 


‚88 Dritte Periode. A. 888 — 1272, 
8. 227. Mit jenen Ueberzeugungen vereinigte ſich in Gre⸗ 


gor die befonnenfte Klugheit und ein unerſchuͤtter⸗ 
licher Much; mie jener wählte er auf das glüd- 
lichſte die Mittel, jenen großen Zweck zu erreichen, 
und verband fie mit der Ausführung der Kirchen- 
reform, an welcher bisher gearbeitet worben ‚war, 


- Seinen Vorſatz gab er nice auf, ohngeachtet er 


die Schwierigfeiten ſchon jezt zu uͤberwinden nicht 
vermochte, welche der Ausführung entgegenflanden, 
und vollftändig ift fein Plan in der That nie aus- 
geführt worden; durch das Beharren bei feinen 
Grundfären machte er aber feinen Nachfolgern 
möglih, den römifchen Primas im Sinn der ſpaͤ⸗ 
teren Zeit zu gründen, und in diefem Sinn beginnt 
deffen Entwicklung mit ihm. — Damit der Papfl 
zuerft zu Mom unabhängig würde und eine Hülfe - 
härte gegen die Factionen ber römifchen Barone, 


nehmen, als in L. VIIL Ep. 21. a. 1081. an ben Biſchof 
Hermann von Me, in welchem er bie Rechtmäßigkeit ber Abs 
fegung Heinrichs IV. zu bemweifen ſucht. Unter anderem heißt 
es bier; Sed quia nostri est officii unicuique secundum 
ordinem vel dignitatem, qua videtur vigere, exhortatio- 
nem distribuere, i Imperatoribns ac regibus, ceterisque prin- 

eipibus, ut elatianes märis atque superbiae fluctus com- 
primere valeant, arma humilitatie, Dep auctore, providere 
curamns. Scimus enim quia mundana gloria, et secularis 
zura, 608 permaxime qui praesunt ad elationem trahere 
solet, qua gemper neglecta humilitate, propriam quse- 
rendo gloriam, fratribus cupiant-praeminere. Proinde vi 
detur utile maxime imperatoribus et rezibus, ut cum mens 
illoram se ad alla erigere, et pro singulari vult gloria 
oblectare, inveniat quibus se modig huymiliet, atque unde 
Bauienh sentipt plus timendum eig, 


IL Allgemeine Gefehichte. 1056 — 1272. 89 


mußte 1059 Robert Guifcard, Herzog von Apulien 4. 237. 
und Kalabrien; diefe Länder nebft Sicilien, das er 
den Saracenen entreißen würde, von dem Stuhle _ 
des h. Petrus zu Lehen nehmen, mit der Werpflich- 
sung, diefem jährlich einen Tribut gu bezahlen, und 
ihn gegen alle feine Feinde auf die jedesmalige Auf 
forderung des Papſtes zu vercheidigen. In dem 
felben Jahre mußte P. Nicolaus durch ein Decret 
einer römifchen Synode die Freiheit der Papſtwah⸗ 
Im fichern. In Zukunft ſollte weder der Adel noch 
das Volk fi) einen Antheil an den Papſtwahlen 
aumaaßen, fondern das Recht der eigentlichen Wahl 
dem Clerus überlaffen, welcher es durch feine Ne 
präfentanten, die Cardinaͤle, ausüben werde d). 
Zu biefer Wahl hätten dann der übrige Klerus und 
das Volk ihre Einwilligung zu geben, alles mit 
Vorbehalt der ſchuldigen Ehre und Chrerbietung 
gegen König Heinrich (IV.) kuͤnftigen Kaifer und 
deſſen Nachfolger, welche dies Recht ftir ihre. Per- 
fon von dem Heiligen Stuhle erlangt haben wuͤr⸗ 
den °). Das neue Wahlregulativ wurde nach Mi⸗ 


d) Neben ben Begeiff Earbingl und bie Abweichung bee verſchie⸗ 
denen Abfchriften, welche man von biefem Decrete hat, ſ. 
Schroͤckhs chriſtliche Kirchengefchichte Th. 22. &. 363 u. f. 
und mein Kirchenrecht 8. 1. ©. 597 u. f. 


e) ai Verorbuung ſteht namentlich auch in Gratians Decret 
I. D. 33. — stataimus ut obeunte hajus Romanze Ec- 

—* pontifice, imprimis Cardinales, episcopj diligentis- 
sime simul de eleclione tractantes, mox Christi Clericos 
eardinales adhibeant, sicque reliquus clerus ao populus 





90 Deitte Periode. A. 888— 1272. 


$. 337. colaus. Tode 1061 mit Aleranders IL Wahl gegen 
die Mömer und den Widerſpruch der Kaiferin Ag- 
nes, Bormünderin Heinrichs IV., durchgefezt, und 
in Gefolge deffelben beſtieg 1073 Hildebrand felbft 
als Gregor VII. den päpftlichen Stuhl, von Hein⸗ 
eich, wie es die Kirchenſatzungen erforderten, beftätige. 


&. 2282. $ 228 a, 

Den Meformationsplan feiner Worgaͤnger ver- 
folgte Gregor als Papſt mit verdoppeltem Eifer. 
Dur Erneuerung der Coelibatgefege, auf weldye 
zunörberft gehalten werden mußte, wenn der Clerus 
nur überhaupt canonifch leben follte ($. 180.), ver- 
folgte er nur denfelben Weg, den auch feine Vor⸗ 
gänger eingefhlagen hatten, aber das Mittel war 

“nen; und in der That gegen die älteren Canonen =), 
durch welches er endlich jene Geſetze practifch zu 
“aachen fuchte. Er verordnete 1074 auf einer rö- 
miſchen Synode, daß alle verheirathete Geiftliche 
und alle Laien, . welche bei ihnen beichten, Diele 
hören oder andern gortesdienftlichen Verrichtungen 
beiwohnen würden, ercommunicirt feyn follten. Hin⸗ 
gegen zur Abſtellung der Simonie ergriff er Maaß⸗ 
regeln, an die noch. keiner feiner Vorgaͤnger gedacht 


ad consensum novae electionis accedant, nimirum praeca- 
ventes ne venalitatis morbus aliqua occasione surrepat. — 
Eligatur autem de ipsius ecclesiae gremio si reperitar ido- 
neus, vel si de ipsa non invenitur ex alia sumatur etc, 


8) ©. mein Kirchenrecht 8. 1. ©. 596. 


IL. Allgemeine Gefchichte. 1056 — 1272. 91 


hatte. Im Jahre 1075 wurde auf einer roͤmiſchen $. 228... 
Smode das Geſetz befchloffen: Fein Geiſtlicher fol, 
bei Strafe des Verluſtes feines Amtes und des 
Bannes, die Inveſtitur uber ein Bischum, eine 
Abtey oder fonft ein Kirchenamt, von irgend einem 
Laien empfangen, und diefer gleichfalls dem Banne 
unterworfen fein, ‚wenn er fie ertheile. Zugleich mic 
diefem Decret erfolgte die Sufpenfion vier deurfcher 
Bifchöfe, weil fie ihre Aemter von dem Kaiſer er 
kauft, und fünf Raͤthe Königs Heinrichs IV. wur 
den- exxommunicirt, weil fie diefen ſchnoͤden Handel 
gerieben b). Ä 


. 2286, 4. 228h. 

Der Simonie mochte durch bie neue Maaß 
regel in vielen Fällen vorgebeugt und die Praris 
der Befegung der Kirchenämter mit den Kirchen 
gefegen wieder in Webercinfliimmung gebracht wer⸗ 
den. Aber die Ausführung des Decrets mußte außer⸗ 

dem zu weit größeren Ergebniflen führen, vom welchen - 
man nicht bezweifeln darf, daß fie Gregor felbft eben 

dund) jenes Gefeh zugleich beahfiheige. Zunädl 

* Lambertus Schaffu, ada. 1074. Bertoldi Const. 
Contr. adp. ad a. 1075. Der erſtere hat 
—* eine merfwürbige Schilderung ber Bewegungen, 
weiche das erſte Decret Gregors VII. bei dem Clerus ſelbſt her: 
vorgebracht. Bon beiden Spnoben bat man leider feine Acten, 
fendern kennt ihren Inhalt bauptfächlid) blos aus einem Apo- 
logeticus super Decreta Greg. VIL (bei Labbe& Conc. 


Tom. X. p. 315.) und aus dem Chronicon Verdunense 
ad a. 1075. Ä 


— 


9% Dritte Periode. A. 888-1272. 


* 2356. mußte fie den perſoͤnlichen Einfluß ber welt⸗ 
lichen Regenten auf die geiſtlichen Fuͤrſten vernich⸗ 
ten. Und in welches Verhaͤltniß waͤren nun eigent⸗ 
lich dieſe als weltliche Große zu ihrem weltlichen 
Oberhaupt gekommen, wenn ſie ihr weltliches Amt 
und ihre Suter (9, 222.) nicht mehr wie die welt⸗ 
lichen Fürften aus beflen Händen empfingen?. Mit 
der Verzichtleiftung auf die Inveſtitur ſchienen nach 
der damaligen Staatsverfaſſung die Megeuten auch 
der Hoheit über die geiſtlichen Fuͤrſten zu entſagen, 
und fie filr unabhängig von aller weltlichen Gewalt 

zu erklären. Die weitere Folge davon würde ge 
wefen fen, daß die bisherigen Rechte der weltlichen 
Megenten in die Hände des Papſtes gekommen woͤ⸗ 
rren, welcher als Firchliches Oberhaupt Mittel genug 

\ hatte, fie an fich zu bringen“). Go wäre gefche 

ben, was Gregors VIL Ieztes Ziel geweſen zu ſeyn 
ſcheint, daß wer die geiftliche Gewalt des Papftcs 
nicht hätte ehren wollen, doch bie weltliche Madır 
der. Kirche hätte feheuen muͤſſen b).. Schon die erfie 
gleich in. die Augen fallende Folge des Geſetzes 
mußte indeflen dem Papſte zuvor den hartnäckig. 


a) Db Gregor VII. biefe Folge ſchon mit Klarheit aufgefaßt Habe, 
fannı freilich bezweifelt werben; dennoch möchte man es vermus 
then, wenn man den Eid lieſt, ben alle Metropoliten nach feis 
ner Verordnung ſchwören follten, da fie diefer wirflich zu feinen 
wahren Bafalfen machte. Und nach der Anſicht bes Zeitaftere 

\ lag hierin eigentlich auch gar nichts unnatlirlichee. Werl. 

mein Kirchenrecht B. 1.8.58 uf. . 


b) Darauf zweckten wenigen alle feine Raaßregein in Stalien ab. 


I Allgemeine Gefchichte. 1056— 1272. 93 


ſten Kampf mit allen Fuͤrſten bereiten, welchen Gre 4. 2250. 
gor vo. jedoch nur gegen Heinrich IV., als feinen , 
Hanptgegner, mit aller Entſchloſſenheit und Ener» 

gie ſeines Characters fuͤhrte. 


Sa 6. 28. 


Heinrich IV. felbft gab diefem Kampfe durch 
die Umflände, unter welchen er ibn unternahm, 
eine fuͤr ihn hoͤchſt nachtheilige Richtung. Gr hatte, 
ſeitdem ee 1065 die Regierung felbft übernommen =), 
nit zu unvorſichtigem Eifer und zu auffallender Ge⸗ 
waltthätigfeit den Plan feines Waters verfolgt, die 
großen Fuͤrſtenhaͤuſer zu ſchwaͤchen 8 Sein Sy⸗ 


s) Son 1066 bis 1062 führte bie Kaiſerin Kgnck bie Regierung; 
die Eiferfürhe der Größen entführte ihr aber 1062 den jungen 
heinrich der. nun zuerſt unter bie Zeitung bes Erzbiſchofs Hanno 
von Eike und nachher des Erzbifchofe Adalbert von Bremen kam. 


6) 1070 Sebiente ex ſich ber erſten nicht gam ſchicklichen Geie⸗ 


ergriffen * feinem Bundetgenoſſen, Herzeg Magnus von 
Sachſen, in Heinrichs Hände. Dieſer lich zwar Otto gegen Ab⸗ 
irtung beträcktlicher Exhgfter (in Sachſen) nach einem Jahre 
ftei, (Otto— gratiam regis recepit, data vel regi vel his, qui 
segi pro eo sugesserant, non modica portione praedivrum 
merum. bambertusSchaffn, ada. 1072); für Magnus 
Dingegen verweigerte er Löfegelb und Würgfehaft gu nehmen; 
umge mit Entfagung bes Herzogthums unb andern Opfern follte 
ex bie Freiheit erfaufen dürfen (Haie venism admissi non 
alias impetrare poterant, nisi ducutu et aliis, quae sibi 
ex defanctis parentibus hereditario jure competebaut, in 
perpetusm se abdicaret, Quod ille nulla ratione se fa- 
cterum protestabatar etc. Lambertus ada, 1073). Der 


-_ 


94 Dritte Periode. A. 8881272. 


$. 298 c. ſtem, zuerſt ſeine ganze Macht zu gebrauchen, um 
das Herzogthum Sachſen aufzuloͤſen und in Sach⸗ 
fen eine Hausmacht zu gründen ©), dann aber im 


, ' 
König befezte inbeffen feine Güter, und legte allenthalben im 
Sachfen Burgen an, bie er mis feinen Dienftleuten beſezte. Zu 
derfelben Zeit verlor Herzog Vertold von Kärnthen wenigftene 
ohne Beobachtung ber Form Rechtens fein Herzogthum, (sine 
legitima discussione, absenti abstulit) und bes Könige eige: 
ner Schwager, Rudolph von Rheinfelden, Herzog von Schwa⸗ 
ben (md wahrſcheinlich von Burgund), lebte in ſtetem Miß⸗ 
- trauen ‚gegen ben König, ben kaum feine Mutter von gewalt⸗ 
famen Maaßregeln, fo wie beide gegenfeitige Furcht von offen⸗ 
baven Feindſeligkeiten zurũckhielt (discurrentes utrinque fre- 
quentes legati, et illum, ne praecipitanter in arma prora- 
eret, et regem ne cunetentem obstinata importunitate la- 
= cesseret, salubri moderamine retinebant, Lamb. ad a. 1072. 
1073)... 


) Der beftändige Aufenthalt Heinrichs in Sachfen, bie Burgen, 
beren Beſatzung bas Land brandfchazte, die häufigen Eonfisca 
tionen, bie Haft bes Herzogs Magnus, endlich die Zuſammen⸗ 
berufung eines Heeres unter dem Vorwande eines Zuges gegen 
die Polen, mährfcheinlich aber um den lezten entfcheibenben 
Schlag gegen die voruchmften ſächſtſchen Geoßen zu thun, ließen 
feinen Zweifel übrig; bie Sachfen züfteten ſich baher 1073 
endlich Lieber zum offenen Kriege und verkingten: ut expeditio 
quam in Polonos instituerst sibi remitteretur; se adver- 
sum aeerrimos hostes, Luticios die ac nocte in proeinctu 
atque in acie stare, et: si paululam manus remitient, il- 
lico finikus suis insulantes adverserios, et ommia caede 
atque incandio depopulantes aspicere: ad korum vim arcen- 
dam vix sibi setis coplarım esse; preinde stultum fore 

. ut exteris ac longe positis gentibus arma inferant, qui 

: domesticis ac pene intestinis sine intermissione bellis qus- 
tiantur. Dies war ingwifchen nur ber Vorwand; die Haupt⸗ 
fache war: ut castella quae ad eversionem Sazoniae per 
eingulos montes oolliculosque exstzuxerat dirwi juberet; 
ut principibus Saxonise ‚quibus sine legitima discussione 


1. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 95 


füdlichen Deutfchland, nachden es ihm zu biefem 4 Be. 
Zweck gedient; das naͤmliche auszuführen (welches 
um fo leichter war, als er bier durch den Beſitz 
der koͤniglichen Guͤter, welche in feinem Theil des 
Reichs fo zahlreich waren, ale in Franken und Al⸗ 
kmannien, ohnehin ſchon die Uebermacht hatte), lag 
flar am Tage, feitdem er nach zweijährigen anfangs 
ungluͤcklich geführtem Kriege die Sachſen unterjocht, 
und 1075 ſich mit ihnen verglichen, ihre Lnterwer- 
fung aber auf eine faft unwuͤrdige Weife gemiß- 
braucht hatte q). Die Unterdrüdten erwarteten ur 
eine günftige Gelegenheit, das aufgelegte Joch wie⸗ 


bena sua ademerat, secundum principum suorum juris- 
dictionem satisfaceret; ut relieta interdum Saxonia — et 
jam alias regni »ui parties inviseret; — Postremo per De- 
um rogaht, ut justa postulantibus sponte annueret,, nec 
sibi magni cujasdem atque inusitati fatinoris necessitatem » 
imponeret etc. Lambertus Schaffn. ad a 1073. 


d) Rex eos (die Fürften ber Sachſen, velchen die Namens bes 
Königs vermittelnden Fürſten verfprochen hatte, baß fie, wenn - 
fie fich unterwerfen würden, weder an Leib, Leben und Freiheit, 
noch an ihren Gütern gefchädigt, ſondern alsbald nach Ihrer 
Unterwerfung wieder freigelaffen werben follten), principibus , 
suis singulis singalos, donec de eis communi consilio de- . 
liberaretur, servandos commisit, et paulo post, rupto foe- 
dere,' contemtis ominibus quibus se obligaverat jurisjurandi 
vinculis, eos per Galliam, Sweviam et Bavariam, per Ita- 
lim et Burgundiam deportari fecit: benefieia quoque eorum 
militibus suis, quorum praecipue opera in bello Saxonico 
usus faerst, distrikuit ete. Lambertus Schaffn. ad 
a. 1075. Wie ungen ihm die Zürften gegen die Sachfen ge: 
dient, und wie nur ber Zwieſpalt zwiſchen den Großen feibft 
ihn gerettet und ibm den &ieg verfchafft, f. bei Lambertus 
Schaffn. ad a. 1074. - , 


1 


96 Dritte Petiobe. A. 888 — 1272. 


A mne der ahjufhin, und die, weiche Heinrich bisher, 


6 29. 


am Theil nicht einmal aufricheig, gebient Gatten, 
fuchten jene gleichfalls, um, eigener Sicherheit wegen, 
von ihm abzufallen Moch in demfelben Jahre bil- 
dere fich eine neue furchebarere Partei gegen Hein- 
rich ©); die Gelegenheit, den offenen Kampf mit 
ihm zu beginnen, gab er ihr felbft gleich darauf mir 
zu viel Selbflvertrauen auf feine Mache. 
—XRW 
Durch Heinrich ſelbſt wurde Gregor VII. ge; 


reizt, der Partei der Gegner des Koͤnigs durch das 


Anſehen der Kirche Feſtigkeit, und ihren Unterneh 
mungen durch feinen Beitritt den Vorwand eines 
rechtmäßigen Widerftandes zu geben. Da Heinrich 
hoch 1075 mehrere Prälaten ernannt und inveflirt 
hatte, und feine ercommunicirten Raͤthe bebiele, lud 


ihn Gregor, um diefelbe Zeit auch von den Sach⸗ 


fen und ihren Verbündeten aufgefordert, Fraft fei- 
nes apoſtoliſchen Amtes gegen den Koͤnig, als der 
des 


«) Vita Henrici IV. Imp. (bei Urstisius Tom. 1. p. 382.). 
De quo exilio alii (Saxonum) faga elapsi, alii propter pe- 
cuniam a custodibus dimissi, dum ad patriam et domum 
suam repedassent, recenti conjuratione se invicem obliga- 
bant, ut parati essent ante mori quam denuo deditione 
subjici. Sed et validior eorum- conjuratio facta est,. quia 
nonnalli Longobardorum, Francorum, Bavaroram, Suevo- 
rum data et sccepta fide, illis conglutingti sunt, qui Re- 
gem bellis undique 





11, Allgemeine Gefchichte. 1056 — 1272. 97 


des Thrones unwuͤrdig Fer, zu verfahren "), 1075 6. 220. 
(its December) nah Rom, fi) wegen ber ange: 
ſchuldigten Verbrechen zu verantworten. Der, Rö- 
nig antwortete durch den Beſchluß einer Synode 
zu Worms 1076, welche Gregor VIE. als einen laſter⸗ 
haften und unrechtmäßigen Papſt feiner Würde ent⸗ 
fegte b); Gregor dagegen excommunicirte den Ko⸗ 
nig, erklärte ihn der Regierung verluflig und feine 
Unterthanen des Eides ımb Gchorfams ledig. Dar: 
auf faßten die Reichsſtaͤnde (Im October 1076) zu 
Tribur den DBefchluß: über alle Befchwerden gegen 
den König folle der Papſt auf einer Reichsverſamm⸗ 
lung ©) entfcheiden, immittelft jener fufpendirt, und . 
wenn er binnen Jahresfriſt won Zeit der Ercom⸗ 


a) Die Yita Henriei IV. fährt in ber Stelle (8. 328c. Note e) 
fort: Videntes autem repem bellis tangi posse, non dejici, 
vexari, nun superari, quippe cajus robur adhat erat in- 
expugnabile: ut vires ejus extenuarent, confittis conseri- 
ptisque super eo eriminibus, quae pessima et immundissima 
potait odium et livor excogitare, et quae mil scribenti. 
et tibi legenti nauseam pararent, si ea pünerem, vera fal- 
sis ıniscentes, apud Romanum pontifitem Gregorium VIl. 
eum deferebant: non decere tam flagitiosum, plus notum 
erimine quam nominc regnare; mexime cum sibi Re- 
giom dignitatem Roma non constulerit, oportere Ro- 
mae suum jus in constituendis regibus reddi, provi- 
derent Apostolicus et Roma ex consilio principum, 
eujus vita et supientia tonto congrueres honori. 


b) Der König begleitete dieſen Beſchluß mit einem ſehr Heftigen 
Schreiben, welches Urstisius Tom. I. p. 394. hat. 


c) ie ſollte zu Lichte 1077 gehalten werden. 
2. IL [73 


8. 229 


4. 230. 


98. Dritte’ Periode. A: 888 — 1272. 


mumtcation, won biefer dorch eigene Schuld nicht 
losgeſprochen wäre, der Regierung verluſtig fen 9). 


on 20. 
. Die Schwierigkeiten, welche die Gegner Hein- 


richs feiner Ausföhnung mis dem Papft in den Weg 


Isgten, uͤberwand er zwar; aber ba der Papſt, auch 


nachhem er den König nach übernommener Kirchen 
buße =) vom Banne losgefprochen hatte, doch in 
der Hauptſache, nach feinen früher aufgeftellten 
Grundfägen, eine Unterſuchung anftellen und ent- 


fcheiden wollte b), fo unserwarf Heinrich fein Schick⸗ 


d) Die dem Beſchluß vorauegegangenen Unterhandfungen ſ. bei 
* Lambertus Schaffn. ad a. 1076. 


a) Daß diefe (Note b und Stengel Geſch. d. fränk. Kaiſer 1. 
S. 405 u. fi), bie man gemöhnlic als das anffallendſte in Gre⸗ 
gors Verfahren geltend macht, von bisfam fehr viel verliert, wenn 
., man fie nach ben Anfichten ber Zeit betrachtet, iſt nicht zu der: 
kennen; aber bag es babei zugleich auf eine Demüthigung Hein⸗ 
richs obgefehen war, ift darum nicht zu läugnen. Die Jialiã⸗ 
net fanden eine folche darin, nicht weil Heinrich fie Überhaupt und 
felb in der Form leiftete, die der Papſt ohne Zweifel abficht: 
lich ſtreng ‚gewählt hatte, ſondern daß ex fie dem. von ihm ab- 
gefezten Papſt leiſtete. Stenzel a. a D S. 42. 


b) Lambertus Schaffn. ad a. 1077. Venit ille ut jus- 
sum fuerat, (Canossam) 'et cum castellum illud triplici 
muro septum esset, intra secundum murorum ambitum re- 

ceptus, foris derelicto omni comitatu, suo deposito culta 
regio, nihil praeferens regium, nihil ostentans pompaticum, 
nadis pedibus, jejunus a mane usque ad vesperam' persta- 
bat, Romani pontificis sententiam praestolando. Hoc se- 
eundo, hoc tertio die fecit. Quarto demum die in con- 
specium ejus admissus, post-yulias hinc inde dictas sen- 


‘ 


\ 8 


1. Allgemeine Gefchichte. 1056 — 1272. 99 


fol lieber der Entfeheidung der Waffen. Seine $. 220. 
Regierung wurde von nun an ein fortwährender - . 


tentiss, Als posiremo eonditionibus excommnnicatione 
abselutus est, ut die et loco guemcungue papa designae 
set, evocatis ad generale concilium teutonicis principibus 
praesto esset, et accusationibus quae intenderentur respon- ' 
deret, ipso Papa, si ita expedire videretur, cognitore vau- 
saram assidente, et ad ejus sententiam vel retineret re- 
'gnam, si objecta purgasset, vel aequo animo amilteret, si 
probatis eriminibus regio deinceps honore indignus juxta 
eeclesiasiicos leges decerneretgr: nullam, aive retento ' N 
sive amisso imperio, hujus injuriee vindiclam a quopiam 
hominum in perpetuum exacturus ÜUsque ad eam autem. 
diem, qua causa ejus legitime discnssa terminaretar, nalla 
regii cultas ornamenta, nulla regiae dignitatis insignia sibi 
adhiberet, nihil circa rerum publicarum adıninistrationem 
jaxta eonsuetedinem suo jure !ageret, nihil quod ratum 
fore oporteat decerneret: postremb praeter regalium ser- 
vitioram exactionem, quibus necessario ipse et sui susten- 
tandi essent, nihil regium nihil pablicum usurparet, omnes 
etiem qui ei sub jarejurando fidem dixissent, ab hujus ju- 
ramenli vineulo et conseryandae erga eum fidei debite 
apad deum et apud homines Interim liberi expedilique 
manerent. Rutbertum — et ceteros quorum consiliis se 
remque publicam prodidisset, a sus in perpetuum familia- 
ritate amoveret, ÖQuodsi purgalis quae objieerentur potens 
eonfortatasque in regno perstitisset, subditas Romano pon- 
tifici sermper dietoque obtemperans foret, et ad corrigenda 
quaecungue in regno ejus contra ecclesiasticas leges prava 
consuetudine inolevissent, consentiens ei et pro yirili por- 
tione cooperator existeret, Ad ultimum, si quid horum 
praevaricaretar, irritam fore hane, quae nunc tantopere 
expedita sit, anathematis absolutionem. Quin immo jam 
pro confesso et convicto habendum esse, nec ultra pro \ 
asserenda innocentia sua audientiam impetraturam, prin- 

i regni omnĩ deinceps quaestione, cancta jurisju- 
randi religione liberatos, regem alium in quem communis 
electio consensisset creaturos esse. Daß ber Papſt auf der 


[7*] 


⁊ 


> 





100 Dritte Periode. A. 888-1272... 


4. 230. Kampf, den cr fowohl gegen die geiftlichen Waffen 
des Papſtes, als gegen die Gegenkoͤnige gu be- 
ſtehen hatte, welche ihm diefer und feine deutfchen 
Feinde, zulezt fogar in feinen Söhnen, entgegen 
ftelleen. Ex beftand diefen Kampf mit ausdauern- 
dem Muthe, aber nur mit abtwechfelndem Gluͤck; 
1084 fezte ihm ein von ihm beftellter Gegenpapft 
die Kaiſerkrone auf, und 1085 ſtarb Gregor VII. 
im Eril, faft noch bewundernswuͤrdiger im Ungluͤck, 
als in der Zeit feiner Erfolge; feine beiden Gegen- 

koͤnige und feinen Alteften Sohn Conrad, der ihm 
Italien 1093 entriß und bis 1097 behauptete, uͤber⸗ 
febre er, aber 1105 verlor doch der alte Kaifer 
noch die Krone durd feinen Sohn Heinrich V., 
und ftarb 1106 im Kirchenbann. Indeſſen gelang 
Feinem feiner Gegner die volffändige Ausführung 
ihrer Plane. Der Papft vermochte Feine Entfa- 
Hung des Inveſtiturrechtes zu erzwingen; die deut- 
fehen Großen vereitchten zwar Heinrichs Vergroͤße⸗ 
rungsplane, aber fie vermochten weder die Macht 
feines Hauſes zu brechen, noch ihn und zulezt we⸗ 
nigftens feine Defcendenz vom Throne zu verbrän- 
gen. Dennoch war auch dieſer Ausgang des Kam- 
pfes folgenreich genug. 


Erfüllung des Verſprechens der Uttermerfing unter ſeine Ent- 
fheibung beftehen werde, fofern dieſe in Deutfchland ſelbſt und 
anf förmliche Rechtfertigung erfolgen follte; hatte Heinrich 
ſchwerlich erwartet. 


11. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 101 


§. 231. 4. 331. 
Ein fo Fingwieriger und offener Kampf zwi⸗ 
fehen den oberſten Gewalten erfchitterte nothwendig 
das gamye Gebäude der bisherigen Verfaſſung. Das 
Auſehen des Kaifers lite Dabei ungemein, denn bie 
öffenzliche Meinung war im Ganzen gegen ihre, weil 
in der öffentlichen Meinung die Kirche niemals Un⸗ 
recht haben Tomte. Der Papſt gewann dagegen 
was der Kaifer verlor, befonders weil der eigent⸗ 
liche Gegeuftand des Streites noch unentſchieden 
blieb, und der Kampf alfo fortdauern mußte. Hätte 
ſich dieſer gleich fo endigen Förmen, wie er fich im 
dreizehnten Jahrhundert uber andere Beranlaffun- - 
gen erhob und mit einem Sieg der geiftlichen Ge- 
walt über die weltliche überhaupt endigte, fo wiirde 
der Papſt ſtatt des Kaifers einen gefährlicheren 
Gegner, die Fuͤrſten, erhalten haben; fo wurden 
diefe von nun an feine entfihiedene Verbündete. Sie 
ſtrebten nach einem Ziel, deflen eigentlicher Bedeu⸗ 
tung ſie ſich ſchwerlich klar bewußt waren. Sieht 
man auf den Erfolg, welchen ſie erlangten, und 
denkt man ſich dieſen als jenes Ziel, ſo war dieſes: 
die koͤnigliche Gewalt zu einer Lehnsherr⸗ 
(haft herab zu feßen, und die Regierung in die. 
Hände einer moralifchen Perfon, des Königs und 
bes Reichs, zu legen. Ueber deren Bedeutung, fofern 
der König für ſich dabei eigerie Rechte haben follte, 
bat ſich erft in fehr fpäter Zeit eine feſte Vorſtellung 
gebildet. Dennoch kann man auch von einem beſtimm⸗ 


102 Dritte Periobt. A SHE-MANTR _ 

4. 231. ten Ziel ihres Strebens forechen, dem bie Kaiſer 
fränfifchen Stamms entgegen wirkten. Die lez⸗ 
teren wollten die bisherige Stellung der Stände 
aufrecht halten und im Sinn der Carolinger regie⸗ 
ren. Von einer Unterwuͤrfigkeit dieſer Art hatten die 

» "Stände ſich durch den Papſt gerettet geſehen, und 
erkannt, wozu das Oberhaupt der Kirche gebraucht 
werden. koͤnne; ihr Ziel war immer moͤglichſte Un⸗ 
abbängigfeit vom König, das des Papftes Unab⸗ 
bängigkeit der Kirche vom Staat, und wo mög- 
lich Herrſchaft, nicht fowohl der Kirche als des 
Papftes, uber die Staatsgewalt. Um insgefanmt 
dies Zieh zu erreichen, hatten fie einen Theil des 
Weges zufammen zu machen; erft nach der Schwä- 
hung der Eöniglichen Gewalt fchied ſich ige Inter⸗ 

: de Es war alfo wohl fehr natürlich, daß bie 
Behauptung, der Papft fen über dem Kaifer, bei 
den Fuͤrſten leichte Eingang finden mußte, welche von 
Gregor VIE ganz deutlich ausgefprochen wurde =). 

a) Gregor VII, baute diefe auf weltliche Verhälmiſſe ſich bejies 

hende Obergewalt auf biefelbe Stelle im Evangelio, welche auch 

für den kirchlichen Supremat angeführt wurde. Ep. L. VIII, 

ep. 21. fagt er, um bie Abfegung Heinrichs IV. zu rechtferti⸗ 

gen, in einem Schreiben an ben Biſchof Hermann don Me: 

Quod autem postulasti te quasi nostris scriptis juvari ac 
praemuniri contra illorum insaniam qui nefando are gar- 

riunt, auctoritatem S. et apost. Sedis non potuisse regem 
Henricum, hominem christianae legis contemtorem, eccle- 

sierum videlicet et imperii destruciorem, alque heretico- 

rum auclorem et consentaneum, excomununicare, Nec quem- 


quam a sacramento fidelitatis ejus absolvere, non adeo 
necessarium nobis, videlar, cum hujas rei tam multa ac 


n Altgemrine @iefibichte:1036 1270.08 


Fars! aſte zogen Ubrigeis die PÜNREn" ind ihrer 4. 231. 
Verbindung mit dem Papfte den WVoethzeil / SB 
Demtfchland ſchon "Bei der Wahl Herzog Nudolphs 
von Schwaben für ein Wahlreich erkkätt wurde 
Der Papft gewann dagegen eine indikecte Anerken · 
mg einer ihin zuſtehenden Böheren Gewalt / deirch 
eine ausdruͤckũche Anerkknnung feiner Vefngiiiß über 
die Kaiſerkrone zu diſponiren oder doch Bei’ ihrer 
Vergebung zu concurrieen, wie er ſie bisher noch 


—* documenta in segraruın nortpirgrem, Begipls 
feperiantar. — Nam, at de multis papca dicamus, ‚quis 
ignorat vocem’ domini ne aalvatoris nostri Jesu -Clnisti 

‚ Alcentis. ie Bvangelio: Ta e Praros ete. +- Numquid setst 
hic reges excepti? aut non sunt de ovibag Filius 
Dei B. Petro commisit? Quis rogo in hac unlversali 'con- 
cessione ligandi atque solvendi a potestate S. Petri se 
exclusum esse existimat, -ıisi forte infelix ille, gei jugum F 
domini. portare nolens diaboi sese, subjicit oneri, et in 
numero Christi ovium esse‘ recasat? cal tamen hoc ad 
miaeram libertberd nalen ;profivit, qund potzetatem Petzi 
divinitas sibi concessam a superba cervice excutit, quo- 
niam quanto eam quisque perelationem ferre abnegat, tanto 
durius ad damuatlonem suam’ In judicio portat, Did Bes 
hauptung, baf bei Papſt Könige abſetzen me, wird dann bis 
ſtoriſch, durch Ausiprädze Älterer Päpfte, umd unter andern quch 
ducch has Beiſpiel des Papſtes Zachatlas erwicſen. 


b) Brunonis hist, beili Sazonlcl (bei Freher Tom, 1). 
Hoc etiäte Ibl, consensu communi comprobatum, Romani 
Pontifichs auctoritate est corroboratum, ut Rogla polestag 
naolli per hereditatem, sicut ante fuit consuetudo, cederet, 
” sed filius Regis, etiamsi valde dignus esset, per eleclio- 
nem epontancam, quam per successionis lineam Rex pro- 
veniret: si vero non esset dignus Regis Mus, vel ui nol- 
let emm populus, quem Regem facere ‚velket, haberet i in 


potestate populus, 


0 
\ 


-4DA Witte Periode. A. 888-1272. 


4. 231. io erhalten hatte. Es wurde ihm ein Aufſichts⸗ 
recht über die Beſetzung des kaiſerlichen Throues 
eingeräumt, wie er es nur über kirchliche Aemter 
zeither ausgeübt hatte, War er nicht von ben Deuc- 
ſchen ſelbſt aufgefordert: worden, ber die Wuͤrdig⸗ 
keit ihres Könige zu. urtheilend? war es nicht zu 
ſeiner Amtspflicht gemacht worden, die Kroue nicht 
auf dem Haupte eines Unwuͤrdigen zu laſſen? und 
hatte nicht der Papft nach Rudolphs Wahll °), noch 
beſtimmter aber bei der Wahl Hermanns von Lupem- 
burg erklaͤrt D, ohne daß ihm König oder Marion 
widerfprochen hätte, daß der. König ihm die Krone 
verdanfe oder er doch den Wahl nn videſyrehen 
befugt et | 


0 6. 232. 


⸗ . Indeſſen nahm der Kampf zwiſchen dem Papft 
und den Fuͤrſten ouf der einen und dem Kaiſer auf der 


9. Surch bie Ueberſendung einer Krone mit ber JInſchrift: Peur 
dedit Petro, Petrus diadema Rudolſa. 


' Wegen ber Mahl eines neuem Könige nach Rubolphe Tode 
ſchrieb Gregor feinem Legaten: nisi enim ita obediens et 
sanetae ecelesiae kumiliter devatss ac atilis, quemadno- 
dum christienum Regem oportet, fuerit, dubio ei 
non modo aancta ecclesia non ſavebit, se eliam contra- 
dicet (Greg. VII, Epist. L. 9. ep. 3.). dr Eid, den ihm 
Hermann leiflen mußte, lautete baher auch dahin: ſidolis ero 
ab hac hora. B, Peirp ejusque Vicario — per veram 
obedientiam, — et eo die, quo illum primitus, videro, 
fideliter per manus meas niles S. Petri et ejug efficiar. 
(Concil, ed. Labbs Tom, 10. p. 279,). 


D. Agemeine Gefchichte. 1056 1272.105 


anderen Seite unter Heinrich V. cine unerwartete €. 332. - 

Wendung Es gelang dem Kaifer, ungeachtet der | 
Stürme, die auch er gegen feine beiden Geguer ju 
befichen hatte, den Inyeſtiturſtreit durch einen Ver⸗ 
gleich, geſchloſſen zu Worms 1122 mit Papft Ca- 
lixt II, (Concordatum Calixtinum), auf Bedin- 
gungen zu enbigen, bie wenigſtens die politifche Ab⸗ 
hüngigfeit der geiftlichen Reichsſtaͤnde fiherten +) 

Nach diefen folte: 1). der Kaifer die canonifche 
Freiheit ($. 101.) der Bifhofs- und Abtswahlen 
hinfuͤr durch Feine eigenmächtige Ernennung flören, 
andy feinen Meugewählten mit Ring und - Stab 
($. 190.) inveſtiren; dagegen aber 2) jede Wahl - 
im deutſchen Meich in Gegenwart des Kaiferg oder 
feinee Abgeordneten, jedoch ohne Simonie vorge: 
nonmmen werben, und wo fie zwieſpaͤltig wäre, ber 
Kaiſer dem beiftehen, für den ſich Metropolit und 
Bifchöfe der Provinz erklären würden. 3) Der 
Gewählte folte von dem Kaifer. die Regalien 
dur den Scepter empfangen, und was ihm ver- 
möge derfelben obliege, erfuͤllen, jedoch bei Stiftern 
außerhalb Deurfhland der Conſecrirte dazu. eine 
Friſt von 6 Monaten haben d). Der Einfluß, 


3) Die Unterbandtungen fiber das Inveſtiturrecht wehrend dee Rus 
gierung Heintichs V., und bie urſachen warum das Concordat 
fo günftig für ben Kaiſer ausfiel, f. bei Pland a. a. D. 
SH. 4, Abih. 1. ©. 359 u. f. und Stengel (Rote c), . 


b) Die Urkunde felbft befigen wir nirgends vollſtändig nach einem 
Oxigiual. Am wenigſten verfälſcht has fie, wir es ſcheint, das 





106 Dritte Petiode, A. 88B— 1972. 


$. 333. welchen hlernach der Kaiſer auf die Wahl behielt, 
war allerdings weniger ale das Inveſtiturtecht nach 
der bisherigen Prapis. Aber in der That mar auch 
diefe gegen die Kirchengeſetze. Der Papft aber gab 
Dagegen den Erfolg auf, den Eregor VII. Bei gänz- 
licher Aufhebung des Inveſtiturrechts erhalten ha⸗ 
ben wiirde (S. oben $. 228b. Mote a), Das 
Lehnsverhaͤltniß, welches diefer fprengen wollte, blieb. 
" Um die bloße Ceremonie war es ihin nie zu thun 
gewefen e). 


Chron. Ursperg. ade, 1123. Die erſte Häffte berfelben hat 
am beftn Baronius Ann. ad a, 1193; aus ihm, Boltuft 
and andern ergänzt bat das Ganze Sohmaufs Corp. jur. 
publ. Nr, 2. Die Hauptſtellen find biefe: Ego Heinricus — 
dimitto Dep et S. Dei Apostolis, Petro et Paulo, Sanctae- 
que Cntholicae Eoclesise omnem Investituram per annu- 
lum et baculum, et concedo in omnibus ecclesiis (quae 
in Regno vel Imperio meo sunt) fieri eleitionem et li- 
beram consecrationem,. — Ego Callistus — Hentico — 
Romanorum Imperatori Augusto, concedo, Electiones Epi- 
scoporam et Abbatum Teutonict Regni, quae ad Regnum 
N ‘pertinent, In pmmesentie Tua fiert, absque Sirmpnia et ali- 
. a violentia; ut si qua inter Partes discordia emerserit, 
‘ Metropolitani et Provinolalium conailio, vel ludicio, sa 
niori perli assensım et auxilium praebeas. ELectas au- 
‚tem Regalia per sceptrum a Te recipiat, exoeplis omni- 
bus, quae ad Romanam Eecclesiam pertinere noscuntur; 
et quae ex his jure Tibi debet, facist. Ex alils vero par- 
tibos imperii consecratus, infra sex inenses Regalia per 
 sceptrum a Te reoipiat. 


e) Siemonbdi findet es auffallend, daß man bas einfahe Mittel, 

den Streit über bie Inveſtitur durch Veränderung ber Symbole 

R \ ſchlichten, nicht früher angewendet habe. Er muß ganz fiber: 
ſehen Haben, daß Heinrich V. der Inveſtitur entſagen wollte, 


11 Althemeine Geſchichte 1056 — 1272, 107 


6 2333.: — 4233. 

Unter dieſen Umſtaͤnden beta das neue Sy⸗ 
flem der Verfaſſung, das ſich allmälig bildere, doch 
eine andere Geftale als es nah dem Plane Gre⸗ 
gors VIL erhalten follte. Und eine für den Kai 
fer noch weit vorcheilgaftere würde es erhalten ha⸗ 
ben, wenn bie Fortfekung feines Kampfes gegen 
den Papft und die Fuͤrſten nicht gerade in bie Zeit 
der Kreuzzuͤge a) gefallen wäre. Schon das war 
in dem Umſtande, daß der ritterliche religiöfe Sinn 
des Zeitalters gerade diefe, freilich laͤngſt vorberei⸗ 
tete Richtung erhielt, für den Kaifer höchft nad. - 
theillg, daß der Papft an der Spike diefer Un- 
ternehmungen ftand, die unter feiner Autorität, auf 
fein Gebot, unter feiner vielfachen Leitung und Mit 
würfung begonnen und vollführs wurden. Die Kal 


wenn bie Kirche alles zurückgäbe, was fie feit Karls des Br. 
Zeit vom Reich erhalten habe. S. Stenzel Geſch. der 
fränf. Kaiſer B. 1. S. 632 u. f. Bon den Spmbolen iſt 
freitich auch die Rede (a. a. O. ©. 673.), aber dieſe waren 
nur Der Borwand. 


a) Die wichtigſten abenbländiſchen Duellen für bie Geſchichte ber 
Kremgüge enthält Jac. Bongarsii Gesia Dei per Fran- 
cos. Han, 1611. 3 Tom. fol. (&. auch Meusel bibl. - 
hist, T. 2. p. W.). Dazu: Medii aevi glessaria et com- 
mentaria ad scriptores Bongarsianos bei Ludewig rel; mscr. 
Tom, 3. Mailly lesprit des croisades., Amst, 1780, . 
4 Voll. 13. Fr. Willen Geſchichte bes Kreuzzüge 5 Thle. 
Leipzig 1807 u. f. 8, 9. H. 2, Heeren Verſuch einet Ents 
wichtung ter Kolgen ber Ereuzzüge für Enropa. (Deflen kleine 
Schriften 3. 3.) Göttingen 1808, 8, 


—- 


108 Dritte Periode. .A..888— 1272. 


4.359. fr ſehbſt, welche an den größeren Heerzůgen Theil 


nahmen 5), erfchienen dabei weit weniger in der Ei- 
genfchaft eines weltlichen Oberhauptes der Chriſten⸗ 
beit, als in der einer dem römifchen Stuhle unger- 
geordneten Macht, Der Papft hingegen übte bei 
biefer Gelegenheit fo viel Acte feiner Autorität aus, 
daß niemand zweifeln konnte, er fey in jeder Hin⸗ 


ſicht dag ſichtbare Oberhaupt der chriftlichen Welt. 


Aber der Kaifer. verlor durch dieſe Kreuzzuͤge auch 
außerdem die Unterflügung ber Clafle von Men⸗ 
fehen, die gerade am fefteften an feinem Intereſſe 
bieng. Der außerordentlich zahlreiche, zum großen 
Theil vermoͤge der vielfältigen Zerfplirterung Des 
Familiengutes, wenig begüterte Adel, und ein gro- 
Ger Theů der Nicterſchaft ($. 241,), Hatte bisher 
hauptſaͤchlich in feinem Dienft Ehre und Unterhalt 
gefunden; jezt bezeichnete er fi mit dem Kreuze 
und zog in den Orient, eben fo fehr von der Hei⸗ 
ligkeit und Gottgefaͤlligkeit ferner Handlung uͤber⸗ 


‚b).An dem erften Kreuzzuge 1086 nahmen aufer den Lothringern 
wenige Deutfche Antheil. Bei der weiten Hauptunterneheiung 
4147 war dagegen K. Conrad III., und bei ber dritten 1189 

"R. Friedrich J. mit einem fehr großen beutfchen Heere. Den 
vierten Hauptzug unternahm 1228 Kaifer Friedrich II. allein. 
Unter den unzählbaren Schaaren von Wallfahrern und SRries 

‚gem, bie zwifchen ben fünf Hauptzügen, weiche man gewähn: 
lich unterſcheidet, nad) dem Hrient firömten, waren aber auch 
eben fo vief Deutfche ale Kreuzfahrer aus andern Nationen, 
namentlich viele deutſche Fürſten, bie den Bug mit gröfleren 
Heerhaufen unternahmen. So war Conrad III. ſchon fefiher 
in Paläfting gewefen, einen folhen Zug that 1219 Graf Wil: 
helm von Holland u. a. m. 


11. Allgemeine Sefchichte. 1056 — 1272. 109 
saugt, als durch Die Ausſicht anf den Erwerb gro 6. 233. 
ber Beſitzungen, die er den Ungläubigen entreifen 
wurde, gereizt. Das Gut, das er in feinem Bas 
terlande zuruͤckließ, Fam durch Kauf, Verpfaͤndung, 
Confolidation dder Erbgang, mei in. die Hände 
der geiftlichen und weltlichen Fuͤrſten, die, wenn fie 
auch ein Opfer der Kreuzzuͤge wurden, ihren Plan 
doch nur verließen, um ihn anderen chen fo maͤch⸗ 
tigen einzuräumen. Zugleich wurde durch den Ver⸗ 
luſt der großen Menfchenmafle ‚aus den niedern 
Ständen, welche die Kreuzzuͤge wegrufften e), die 
Ausbildung des dritten Standes in den Städten _ 
aufgehalten, befonders in Deutſchland, wo er fih 
langfamer entwidelt hat als in andesen Ländern. Erſt 
die Theilnahme diefes Standes an einem neuen Sy⸗ 
ſtem der Berfaflang, Fonnte aber demſelben eine feſte 
dem fortſchreitenden Beitgeifte angemeffene Grundlage 
geben. Dagegen gewannen die Fürften durch eben biefe 
Umftänbe deflo mehr. Don einer Menge unruhi⸗ 
ger Vaſallen und abelicher Einfaflen ihres chema: 
ligen Amtsſprengels befreit, konnten fie ungefibreer 
an der Befeſtigung ihres Syſtems einer anferge‘ 
ordueten Hoheit arbeiten, zu welchem fi fie die 
Ereigniſſe von ſelbſt hinfuͤhrten 


$. 234. J 4. 2342. 

Zueeft verdient hier von jenem Syſtem der 

neuen Verfaſſung das veränderte Verhaͤltniß der 
ec) S. Herren a. a. O. &. 68:1. f. 


! 


110 Dritte Periode. A. 888— 1272, 


. 4a. weltlichen Herren zur Krone in Betracht gejogen 
zu werden, weil es der Politik der Kaiſer, welche 
auf die fraͤnkiſchen Könige folgten, nothwendig eine 
andere Richtung geben ‚mußte. ¶ Herzogthuͤmer und 
Grafſchaften waren im Laufe des lezten Jahrhun⸗ 
deres nun ganz entſchieden erbliches Eigenchum 

jedes Gefchlechts geworden, das während Diefer Zeit 
in Beſitz derſelben gekemmen oder geblichen war. 
Dadurch veränderte ſich 

L der ganze ehemalige Begriff einer Graf 
(haft, die fonft ein. Amt und Fein Landesdiſtrict 
geweſen war, jest aber einen gewiſſen Bezirk, 
deſſen Beſitzer gewifle Nechte zuftanden, (ein ter- 
ritorium) «) bezeichnete. Der erfle Schritt dazu 
wer bie Aufloͤſung der Gauverfaſſung gerwefen, jene 
Erblichkeit der Aemter vollendete das Ganze, und 
verwandelte den Beamten in einen Gewalchaber mir 
einer gewiſſen Selbſtſtaͤndigkeit. Die Erblichfeit der 
Beneficien überhaupt ==) veranlaßte zucrfl, daß Al⸗ 
lobium und Benefidum des Beſitzers als cin Gan⸗ 
ges Wetrachtet wurden; wenn biefer num zugleich ge⸗ 
wife Amtsrechte erblich auf die übertrug, die ibm 
eis Erben in jenen Guͤtern folgten, fo war es fee 
natürlich, daß man fih allmaͤlig diefe Rechte als 
„auf dem Gute haftend, und chen darum auch 


a) Im Sinm der Privilegien $rierihs I. S. unten 9. 2347. 
Freilich nicht in dem Sinn, den man im funfjepnten Jahrhun⸗ 
dert dem Territorialrecht unterzulegen anfieng. 


S. hierüber unten, das deechtehien 


H. Aigemeine Geficte 1056 — 1278. 4 


die, über welche dieſe Rechte ausgeuͤbt wurden, als 4. 234. 
zu dem Gute gehoͤrig dachte. Bei weitem nicht 

alle Perſonen, welche ſeit dem eilften Jahrhundert 
unter der Benennung Grafen vorkommen, befaßen 
aber eine in ihrem Geſchlecht erblich gewordene Gau⸗ 
graffchaft über den ganzen ehemaligen Bau, fo weit 

er niche durch Eremtion des geiftlichen Guts und 

der Reichsvogteien ($. 234b) aufgehört hatte, einen 
Amtsſprengel auch für diefe zu bilden; die größere An⸗ 

zahl der Grafen befaß blos Herrſchaften und einzelne 
Stufe des ehemaligen Amtsſprengels mit Grafenge- 

walt. Dies Berhälmiß entſtand theils 1) dadurch, daß 

die Biſchoͤfe in den ihnen uͤberlaſſenen Gauen ober des 

ren Ueberbleibſeln, die Grafſchaft, wenn ſie ihnen erle⸗ 

digt uͤbergeben worden war, nach Willkuͤhr verge⸗ 

ben konnten b) und fi daher leicht bewegen ließen, 

die Grafenrechte über einen Theil des Amtsſpren⸗ 
gels, und namentlich über die eigenen Herrſchaften 
eines Herrn diefem zu Lehen gu geben, wenn er da- 
gegen fich dazu werftand, feine Herrſchaft oder and 
nur einzelne Stuͤcke derfelben dem Stifte zu Lehen 
aufzutragen; fie entfchloffen fi wohl noch was 
beträchtliches „von Stiftsgusern als Lchen dazu zu 

legen ($. 222. Mote f), wenn es ihnen darum zu 

thum war, einen ſolchen mächtigen Dieuſtmann zu 
gewinnen e). 2) Gleiches Verhaͤltniß trat bei den 


b) Dies war keinetwegs immer der Fall. S. oben ß, 22. E 


c) Der Urfprung biefer Verhälmiſſe des Grafenſtaudes reicht fo 
bed, hinauf, daß es ſelten möglich if, ihren Yufang ucfmds 


#13 Deitte Periode. A. 888— 1272. 


8. 234 a. weltlichen Reichsbeamten mit Fuͤrſtenrechten 6. 221.) 
in Anfehung des Herrenftandes ihres Amtsſprengels 
ein ); endlich 3) konnte der Kaifer einzelne Herr 
ſchaften erimiren und Ihnen den Grafenbann leihen, 
wobei nicht einmal immer die Herrſchaft dem Reiche 
zu Lehen aufgetragen wurde. Viele einer wahren 
Gaugrafſchaft untergeordnete Grafſchaften find auch 
wohl nichts anderes als verliehene Verwaltung bes 
Grafenamts Namens des Gaugrafen (MBicegraf- 
haften), ein Verhaͤltniß, das fehr natürlich bei den 

» großen Gauen aus den verfhiedenen Dingſtaͤtten 
hervorgehen mußte, an welchen das Gaugericht ge⸗ 
dalten n wurde P 419) dd), Im Gegenfaß ber 

Gra⸗ 

| — Air · der acherſe Sewen liegt In den jahirei⸗ 
chen Vaſallen des Herrenſtandes welche die Stifter hatten, und 
imn ſpäteren Lehenereverſen. S. z. B. ben Lehnsrevers bes Bra: 


fen Jobann von Sayn Aber feine trierifchen Reben bei Lünig 
- Corp. jar. fend, Tom..1. p. 1431. 


d) Ein Beiſpiel kann ber Herkenfiand in Bhleingen und in ben 
Theil des Braunſchweig⸗ Luneburgiſchen Landes geben, ber das 
jegige Ealenbergifche ausmahıt. Mit dem urfundlichen Anfang 
dieſer Verhättniffe iſt es freilich, wie bei dem geiftlichen Für: 
Renflande. ©. auch &. 238. Note a. Nro. 4. 


aa Die Beyeichnumg der Graffchaften als etwas, das vom (Ban 
verſchieden feh (3. 1. &.463.464.), }. BB. forestam in pago Be- 
, „strissa in Comitatu Sigefridi Comitis (Dipl. Henr. TUI. imp. 
2.1048 bel Horinayr Beitr. zur Geſch. von Eurol Urf.6. S. 77.) 
erflärt ſich wohl nicht felten aus dieſem Verhältniß. Doch mag 
die Formel ſich Auch darauf beziehen, daß der Gau fortwährend 
“: Wne durch natürliche Gränzen eingefchloffene Gegend bezeichnete, 
die mit ben politifchen GBeängen immer ſeltener übereittrafen. 


“ 


11. Allgemeine Sefchichte. 1056 — 1272. 113 


Graßen, bie eine ſolche lehnbare Erafſchaft befaßen, 4 2344. 
wird von · denen, welche die wirkliche Gaugrafſchaft, 
wenn auch noch fo fehe durch: Eremtionen gefhmä 
lert, als urſpruͤngliches Reichs amt verwalten, der 
Ausdruck comes provincialis, . Landgraf, feit dem 
zwölften. Jahrhundert gebraucht; als fie ſpaͤterhin 
von ber Gewalt der Herzoge frei wurden, zählteman 
ihre Graffebaften in der Kegel auch zu den Fahne 
hen, weil fie als Reichsbeamte wie die Herzoge den 
Seerbann hatten, und fie felbft zum Fuͤrſtenſtande 

($ 2:) Die Graffhaften im Gegenſatz jener 
wahren Meichsämter, waren vermdge jener Entſte⸗ 
hung immer ein Aggregat eimelner Herrfhaften und 
Stuͤcke von Herrſchaften ind einen ehemaligen Amts⸗ 
fprengel, zum Theil Allode, zum heil Lehen 'ver- 
ſchiedener geiftlicher und weltlicher Herren, und. wur- 

den nur dadurch zu einem Ganzen verbunden, daß 

fie von einem Herrn erblich befefles wurden e). 
Hieraus erklaͤrt ſich, warum es von. mım-am bei 
den Grafen uͤblich wurde, ſich nicht mehr nach dem 
Gau zu namen f), in welchem ihnen die Grafſchaft 
zuftand, fondern nad) dem Hauptgute (mochte es 
Allodium ober Lehen feyn), auf welchem nach der 
jegigen Vorftellungsweife die Grafſchaft haftete. Und 
eben darum nannten fich viele eble Herren, fett Jahr⸗ 
hunderten im Veſite von Graffchaften, nicht ein⸗ 


e) Vergl. unten 9. 300. 


N) S. oben 9. PRQ Note ms ’ 
IL . (8]I 





114 Dütte Periode. A. 888— 1272. 


$. 254m mal Grafen, fondern vbegeichneten / blos ihren Stand 
durch den Beiſatz nobiles, oder liheri domini, und 
nannten das Gut, auf welchem die Graflchaft. haf⸗ 

tete; damit war ihre Grafſchaft ehenfalls be⸗ 
zeichnet 6). Daher heißen in einem gewiſſen Zeit- 


8) Eben dieſe liberi domini heißen dagegen häufig In anderen 
Urfunden Comites, zum 'Zeicyen, daß fie die Graffchaft würk⸗ 
Uch Wefoßen,; umd auch bid-Woreltern derjenigen, deren Staumm 

‚man, in..früßere Reiten hinauf verfolgen kann, kommen als Gras 

‘ . fm vor. Bon dem hohenlohiſchen Haufe, beffen Geſchichte für 

die VBerhättmiffe der Grafen Im’ Mittelalter überhaupt eine der 

‚ kehereichien iſt; begeift dies Hanfelinanı In feinem biples 
matifchen Beweis, Def dem Haufe Hohenlohe tie Ranbes: 
hoheit "nicht in dem’ fögenannten großen Interregno zu heil 
"geworden, . fonbern‘denfelben "Thon lange vorher zugeftanden. 

- Kfirnderg 4751. fol & 15:0. f. 56 HM daher andy eine 

‚ ‚ganz unrichtige Borftellung wen man bie zahlreichen Oynaſten 
Deuiſchlande filt einen del hält, ber feine Lehen befeffen Habe, 

. amb. bie Nechte der Grafen’ oBıre. kaiſerliche Eonceffton in 

; „eigenem Namen ausgeübt habe. Schon der Sadyfenfpfagel (f. 
OT unten das Rechtsfpften) wiberlegt diefe Meinung, und man darf 
"ar wiſſen, daß unfere jetzigen deutſchen Kilrfteridätfer größten: 

u. theils, non ſpichen Vpnafter. abfkamımen, um. fich vom Kegen: 
theile völlig zu Überzengen, Auch Ift nur fo viel zichtig, daß 
dieſe Dynaften iften Namen meift von großen "Allobialgütern 
bernähmen, hingegen If es falfch, wenn man glaubt, bafs fie 

. mit Kalfer und Reid). in keiner Lehnsverbiudung ‚geftanben hat⸗ 
- tn. S. j. 8. bie Urkunden von K. Friedrich II. Über bie 
° 3 Neichdiehen, bie Wottfrieb “ton Hohenlohe zu feinee Entfchäpis 
gung cebirt erhielt, kei Hanfelmmann a.  Dı S. 388 m. f. 
‚Der Neme liber dominus founte daher auch von euer. Perfon 
geführt‘ werden, die gar fein bedeutendes Mllobe beſaß, wenn 

18T. glaich Wiefer Fall ſattn vorkommen mochte, und es ift Überhaupt 
ganz irrig, wenn man biefen Ausdruck auf bie Freiheit ber We: 
figung zieht, ba er blos von ber Freiheit bes Standes gebraucht 
wird, und nur ben Gegenſatz bes Adele, der mit einen Fürſten⸗ 
amte verfeben ift, und bes niederen Adels ausbrüdt, wie bie 


IL. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 115 


raume b), Dyn aſten ober liberi domini die Ahn⸗ $. 2ha. 
herren von beinahe allen den Käufern, die fpäterhin 
wieder als gräfliche erfcheinen. 
II. Das Herzogthum blieb zwar en Amt, 
auch nachdem es erblich geworden war, weil es in 
feiner fo engen Verbindung mie gewilfen Guͤtern 
ſtand, als die Graffchaft, aber das echt, zum 
Reichsdienſte aufzubieten, nahm in Abſicht der klei⸗ 
neren Herren und Vaſallen allmaͤlig die Geſtalt 
einer Lehnsherrlichkeit an !). Bei den größeren, 


Theorie der Nechtsblicdher von ben Heerſchilden beweiſt. &. uns 
tem das Rechtsſpſtem. 


b) Diefer Zeitraum geht etwa vom eilften bie yum Ausgang bes 
funfjehnten Jahrhunderts. Der Grund, warum die Dynaflen⸗ 
familien feitdem den gräflichen Titel wieder ammahmen, fag im 
der Nothwendigkeit, fi) von dem nieberen Mbel durch einen 
enden Zitel zu umterfcheiben, ſeitdem dieſer das Prädicat bes 
Adels gleichfalls erhielt, das fonft nur dem hohen Adel eigen 
geweſen war. 


5) MS Bernhard von Anhalt das Hechogthum Sadıfer erhalten 
hatte, war das erſte, was er in dieſer Eigenfchaft that: nobi- 
liores terrae adesse praecepit, us receptis ab eo benefi- 
eiis suis, hominium ei facerent, et fidelitatem, ei per aa- 
eramenta facerent. Arnoldi Lubec. Chron. Slav. L. II. 
für die zum Herzogthum erhobene Markgrafſchaft Defterreich : 
Dux Austriae resignavit nobis ducatum Bavarlae et dictam 
Marchium (Austriee) quos tenebat. (ua reaigatione facta, 
mox eundem ducatum Bavariae in beneficium contulimus \ 
duci Saxoniae; praedictus wero dux Saxoniae cesait et re- 
nunciavit omni jurl .et aclioni quas habebat ad dictam 
Marchiam cum omnibus suis juribus et beneficiis. Für 
Paſſivlehen kann man biefe Beneficien nicht halten, denn bie - 
tounte Heinrich als Herzog von Vaiern mit ber Markgraffchaft 





116 Deitte Periode. A. 888— 1272. 


$. 234 4. 


den. Pfalggrafen , Markgrafen und Landgrafen, 
konnte es nicht wohl dahin kommen, denn fie ſtan⸗ 
den in zu vielfacher unmittelbarer Beruͤhrung mit 
Kaiſer und Reich, als daß die Anſicht ngfuͤrlich 
geweſen wäre, fie als Vaſallen des Herzogs zu be- 
trachten, svenn fle ihm auch wie jene im Reiche: 


dienſte folgten. Defto eifriger arbeiteten aber auch 


3b 


die weltlichen Herren num mit den Geiftlihen, das 
Herzogthum zu fprengen, und fich felbft die Beute 
davon zujueignen. Man darf nur die Geſchichte 
des Herzogs Magnus von Sachſen unter Hein- 
rich IV. mit dee Geſchichte der Welfen vergleichen, 
um fich gu überzeugen, daß jezt nicht mehr die Koͤ⸗ 
nige allein, fondern auch die Magnaten, die Ver- 


nichtung der Herzogthuͤmer wollten. 


| 6. 234b, 
Gleichzeitig mit der Epemtion der, geiftlichen 
Immunitaͤten von ‚der Gewalt der Grafen verfüg- 
ten auch die Kaiſer die Befreiung Föniglicher Herr: 


ſchaften und einzelner Gemeinheiten von der Gewalt 


der Grafen als ordentlicher öffentlicher Beamten, 
welche Bier an einen Reichs vogt, advocatus im- 
perii, übergieng. Der erfte Keim dazu ſcheint fchon 
in carolingiſchen Einrichtungen zu liegen (B. 1. 


in bir Mark an der Ens nicht verbunden haben oder auſpre⸗ 
dyen, denn weder er felbft noch fein Bater, bon bem er feine 
Anſprüche berleitete, waren jemals Markgrafen getvefen, seht 
aber gehörte diefe Mark in ihr Fürſtenami. 


11. Allgemeine Geſchichte 1056 —1272.117 


6. 171. Nro. 1). Fir das Daſeyn der Meichs⸗ 
vogteien in jenem Sim, wenigſtens zur Zeit dee 


Ortonen, fpricht =), daß es unter dieſen von der Gra⸗ 


fengewalt erimirte, dem Kaifer unmittelbar unter 
worfene Städte gegeben zu haben feheint. Unlaͤug⸗ 
bar wird aber jenes und der große. Umfang der 
felben, durch Documente ber fpäteren Zeit, in vod- 
den man nur noch die Bruchſtuͤcke des urſpruͤng⸗ 
lichen Ganzen benannt finder b). Der Kern einer 
ſolchen Reichsvogtei wurde durch eine Faiferliche 


8: 2346. 


+ 


Burg oder Pfalz gebilder, auf weichen der Sitz des 


3) Ju Ottonis II. dipl. a. 974, bei Zyllestus defensio Ab- 
bat. S. Maximini (1638) p. 26. und in zwei andern Urfuns 
den Ouos III. und Heimrichẽ IL a. a. D. S. 37 u. 29, wer: 
den civitstes imperiales und praefectoriae unterfdärben, wel: 
ches ſich auf die Beſetzung ber Bogtel burch Reichsbogte und 
bifchöfliche Vogte zu — ſcheint. S. Zeitf chr. für ger 
ſchichti. echtem. 8.1. ©. 297, 


b) S. dos Saalbucd der Burg zu Nürnberg in ber Histo- 
via Norimb. dipl. &. 3 u. f. Die große Reichedogtei, des 
sen Gig Nürnberg war; ſcheint befonders aus den Trümmern 
des oftfränfifchen Markgrafſchaft und Pfalzgrafſchaft entſtan⸗ 


den zu ſeyn, weiche in ben erſten Jahren Heinrichs IV. einges- 


zegen wurde. ©. oben ©. 54. 56. Bieles von biefaı Büten: 
mag als Erbgut an bie Hobenftanfen gefommen ſeyn ($. 236.). 


Das Herzogthum Franken, das Ihnen einige zufchreiben, kann 


Höchftens für dieſes von ihnen als Neichsobgten verwaltete 
Neichtgut gehalten werden, Denn Herzoge von Zranfen im 
gewöhnlichen Sinn ($. 221.) find fie nie gemein. &. Stumpf 
HR. Archiv für Franfen, Heft 2. 1804. ©. 5 u. f. Sehr 
ſchtzbare Beitrãge zur GBefchichte ber Meichsnogteien enthält: 
die Entfiehung bes Neichsfiabt Frankfurt und ihrer Bewohner, 
vn J. €. ». Sina, ger Baur von Efeued, Beanfi. 
1819. 8. 


/ 





. 118 Dritte Periode. A. 858 — 1272, 


* "20h. Dipevagis war, und gu welcher nice bios Fänig- 


liche Herrſchaften und Städte, fondern auch ander 


Gemeinden freier Leute gezogen wurden. Seit ber 


Enntfſtehung folder Vogteien ergaben ſich auch wohl 


freie Gemeinden freiwillig in eben dem Sinn an 
das Reich e), in welchen fie ſich ſonſt einen Schutz⸗ 
herrn gewaͤhlt hatten, weil es ſeit der Aufloͤſuug 


der Gaugemeinden ($ 2240. ©. 78) einen Vor. 


theil gewaͤhrte, in engerer Verbindung mit dem Reiche 
zu bleiben. Der Reichsvogt blieb ein Beamter, 
während ber Graf feine Amtsgewalt zun Eigen- 
thum machte; aus den Reichsvogteien bezog ber 
Köntg fortwährend die hergebrachten Einfinfte, waͤh⸗ 
vend fie in den erblich gewordenen Amtsbezirken gro- 
Gentheils an den Meichsbeamten übergiengen; auf 
dem Daſeyn diefer Meichsvogteien berußte daher 
(een ganz vorzüglid die Seibfiiännigfet der 
Könige. 


6. 235. 


Bei diefer. Lage der Dinge bedurfte es nur 
einer Mugen Benutzung der Umflände, um denfel- 
ben Zweck, den NKeinri IH. und IV. durch Er- 
werbung ber herzoglichen Gewalt für fich felbft hat⸗ 
sen erreichen wollen, durch ein anderes Mittel zu 


e) In diefem Siem bemerfs Friedrich IL in einen Uefunbe von 
1340 vom ber Gemeinde in Schwpz: Sponte nostrum et im- 
peril dominium elegistis. ©... u Mülters Gefch. ver 
Schweiz. Eidgen. 3. 1. 6. 423. 


IL Allgemeine ®efchicjte.4056-— 1272. 149 


erlongen Der Koifer, -wenm-er ine fb-größt'änf s. 235. 
Neichevogteien gegründete Macht befaß als die frän- 
kiſchen Kaifer noch gehabt haben müflen,. durfte nur 
die Herzoge und die übrigen Fuͤrſten (&:-52): den 
Biſchofen und Grafen vollends aufopfern, um eines 
Uebergewichts über jene gewiß zu ſeyn, welches den 
Maaßregeln feiner Megierung, die durch die Macht 
der Fürften zu fehe gefährder wurden, ‘die fir fein 
Wohl und ftir den Staat und die gemeine Frei- 
beit gleich nothwendige Kraft gäbe. Und daß bie 
Krone in die Hände eines Haufes fommen werde, 
das mit jenen felbft noch eine angeerbre Macht 
verbinde, war nach dem Erloͤſchen des fränfifchen 
Mannsfammes mit Heinrich V. gewiß, es gab nur 
drei ohngefähr gleich maͤchtige Familien, aus‘ denen 
man den neuen König nehmen Fonnte, Der Grund⸗ 
fat der Wahlfreiheie der Fuͤrſten war noch zu neu 
und unbefeſtigt, um nicht durch eine Reihe langer 
und glücklicher Regierungen wieder umgefloßen zu 
werden, wenn es nur dem neuen Königshaufe ger 
lang, fih auf dem Throne eine Zeit lang duͤrch 
Wahl zu erhalten; ließ fich die Krone wieder erb- 
li) machen, fo erhielt die Entwicklung der Ber: 
faflung um fo mehr eine nene Michrung. one 
Häufer waren das Hohenflaufifche *), das Supp⸗ 


a) Graf Feledrich (von Staufen) aus einem ſchwabiſchen edlen 
Geſchlechte (Otto Frising. de gestis Frider. I. Imp. L. 1. 
Cap. 8. Comes Friderieus — ex nobiliesimis Sueviae 
Comitibus originem trabens, in castro Steyphe dicto co- . 





⸗ 


120 Dritte Periode. A: 888-1972; 
8. 2335, luchursiſche b), und bes Welſiſche e) Dem fe 


loniam posuerat) legte ben Grunb zu ber mohht feines Saufer 
Bon deintich IV. erhielt ex 1079 das Herzogthum Schwaben 
“sad .beffen Tochter Agnes zur Gemahlin. Nach feinen Tode 
1105 blieb das Herzogefum feinem Sohne Friedrich, welchen 
Heinrich V. in den ftürmifchen Zeiten feiner Regierung die Er: 
. > Baltung feines Uinfehens als König und feiner’ Nechte als In⸗ 
baber des Reicheguia und angeſtaamuer Erdgiter in Franken 
verdantte. (Otto Frising. 1. c. Cap. 12,- 14. Ipse 
enim (Fridericus) — totam provinciam a Basilea usque 
.—_ Mogımtiam — ad auaın inclinavit volantateım ; nam semper 
secundyım alveum Rheni descendens, nunc castrum in ali- 
guo apto loco aedificang, vicina quoque ceegil; nunc iterum 
. procedens relicto priore alind manivit, ut de ipso in 
proverbio diceretur: Dux ‚Fridericus in canda equũ sui 
semper trahjt castrum). Wenigſtens bag fränkifche Erbgut 
. tonnte ben Brüdern Conrad und Friedrich’ von Hohenſtaufen 
nicht ſtreitig gemacht werben, und ſchon dieſes allein ($. 236.) 
mit dem Herzogthum Schwaben verbunden, genügte, das hoben 
ſtaufiſche Haus zu den mächtigften zu erheben. 


b) Das Herogthum Sachſen war feit Dtto bem Großen Bei ben 
billungifchen Haufe geweſen, welches mit Herzog Magnus 1106 

- ansflarb. Heinrich V. verlieh 86 dem Grafen Lothar von 
Supplinburgz verbunden mit feinem Erbgut, und mit den 
Beſitzungen, die ihm feine Gemahlin Richenza, Erbin ber nord⸗ 
beimifchen und braunfchmweigifchen Erbgüter zugebracht hate, 
war er der mächtigfte Kürft im nörblichen Deuiſchland. 


c) Die altorfifche Linie bes welfifchen Mannsſtamms erloſch 
1055 mit Welf III. Herzog von Kärnthen; feine großen, haupt: 
fächlic in Schwaben gelegenen Erbgüter, kamen durch Kuni⸗ 
gunde, Welfs HIT. Schweſter, vermählt wit Markgraf Wo 1. 
von Ligurien (nad) alien Umſtänden aus einer in Italien feit 
Karls des Gr. Zeit fehhaften Linie des welſiſchen Hauſes; f. 
J. G. Eichhorn Urgeſch. ber Welfen S. 59 u. f.) am beffen 
Sohn Welf IV., feit 1070 Herzog von Baiern, Stammmvater 
bes jüngeren welfifchen Haufes, fo wie 6 fein Bruder Aulco 
von dem Hauſe Eſte wurde. Zeinrich bes Schwarze, zweiitt 





I. Agemeine®efchichte. 1056 — 4272. 421 


ten I) aber gelang es, obgleich bei der erften Wahl 4. 235. 
ausgefehloflen, dennoch von der folgenden an, ſich 

über ein Jahrhundert auf dem deutſchen Throne 

zn ‚behaupten, und fowohl die Art wie es zuerſt 
zum Throne gelangte, als die Mittel, zu welchen 

es noshiwendig greifen mußte, um nicht Krone und 
Anfehen ganz zu verlieren, führten gerade von * 

auf jene, anf die Auflöfung der Furſtenthůmer 

richtete Politik Hin. 


Sohn Welfs IV., nach dem Tode feines Brubers Wells v. 
1120 and) Herzog von Baiern, vermählte ſich mit Wulfhild, 
Tochter Herzogs Magnus von Sachſen, und erwarb dadurch 
feinem Haufe die Hälfte bee billungifchen Erbgüter (die andere 
Hälfte kam durch Magnus zweite Tochter Eilite, vermäplt mit 
Dito, Grafen yon Ballenftäht, an bas anbaltifche Haus); bas 
Herzogthum Baiern ging von ihm auf feinen Sohn, Hein 
si den Stolzen, Über; das Erbgut in Schwaben teilte ' - 
diefer mit ſeinem Bruder Welf VI — In ber Wermehrung des 
Beſitzthums einzelner ſchon mächtiger Familien durch Heirath, 
Note b. e., zeigt ſich eine wichtige Folge der Grundſätze des 
füchifchen Nechts von bem Erbrecht ber Töchter vor den Stamm; 
zittern (G. 1. 9. 65. ©. 405.). Bei den Zuanfen ſcheint das 
Ned des Dranusfkaunns, bevor bie Pausbertruge (8. 3. &. 428.) X 
cutgegenwürkten, bie Zerfplitterung ber Guter herbeigeführt, und 
die Familienmacht gefchwächt zu haben, 

d) Das Hohenftanfifche Haus war ohnftreitig auch vor allen an: 
dern geeignet, den beutfchen Thron zu befiken. An Abel des 
Geſchlechts war es unter feinem andern, und nahe verwandt 
mit dem ansgeftorbenen fränfifchen Saufes durch feine Haus⸗ 
macht Im Herzen von Beutfchland" war es im Stande, der Krone 
das nötbige Anfchen zu verfhaffen, unb gegen einen König aus 1 
jedem anderen Kaufe zu übermächtig, um bios in der Reihe ber 
Fürften feinen Platz zu behalten, Wäre fchon 1125 Herzog 
Friedrich zum Beſitz der Krone gelangt, oder hätte auch nur 
Heinrich VI. länger gelebt, fo würden wir wahrfcheinlich eine 
ganz anbere Geſchichte von Deutſchland haben, 


l 


4. 28. 


122 Dritte Periobe. A. 88 — 1272, 

6. 236. 
Der Ausſchuß von Fuͤrſten, welchem nach Hein⸗ 
richs Tode die Wahl übertragen ward a), wurde 
bucch die Anmaaßung, mit der ſich Herzog Fried- 
rich von Schwaben um die Krone bewarb, die 
Beſorgniß feiner durch das Erbgut des ausgeftor- 
benen Löniglichen Haufes vermehrten Macht, die 
Abneigung gegen einen Verwandten jenes den meiften 
verhaßt geweſenen Haufes, endlich durch die Leitung 
eines bei der Wahl gegenwärtigen päpftlichen Lega⸗ 
ten und des Dirigenten berfelben, Erzbifchofs Adel- 
bert von Mainz, beivogen, die Krone dem Herzog 
Lothar von Sachfen faſt aufzudringen. Ihm hat- 
ten bie Hohenftaufen, Schwefterföhne Heinrichs V., 
das Reichsgut herauszugeben, das fie in der Erb- 
(haft des ausgeftorbenen Föniglichen Hauſes befa- 


End). So leicht die Grundfäge der Trennung 


a) Incerti ausioris narratio de elsetionz Lothar, (Bei 
Dlenfchlager Erkäuterung ber G. 8. im Anhange Nro. VIIL). 
— Dacem ex singulis, Bavarise, Suevise, Franconiac, 
Saxonise provinciis Principes consilio utiliores propo- 
suerant, quorum electioni ceteri ones assensum praebere 
promiserunt, Die Gleichſtellung ber Herzoge mit anben Fürs 
fin (&. 62.) trin bier ſehr beſtimmt hervor. 


b) NRach dem Erlöfchen des ſächſiſchen Mannsſtammes war von 
einer folchen Trennung des Reichsguts nicht, die Rebe geweſcn, 
wahrfcheinlich, weil Conrad II. auch die Erbfchaft Heinrichs II. 
als lediges Gut einzog, oder auch, weil man bei ber damals 
noch feftftehenden Erblichkeit bes Shrons, Fönigliches und Neiches 
gut nicht unterfchied. 


11. Algemeine @efchichte.1056-— 1272. 123 


jenes von diefer zu beflimmen waren °), fo ſchwer % 206. 
war nach einer hundertjaͤhrigen Vereinigung beider 
unter einer noch durch Feine Geſetze beſchraͤnkten 
Verwaltung bie würflihe Trennung. Ihre Aus 
führung brachte daher, bei ber Beſorgniß, welche 

dem König die Mache der Hoheuſtaufen einfloͤßte, 

und bei dem Unwillen über wirkliche und permeint 
Bedruͤckung U, welche die Forderungen des Könige . 
bei den lezteren erregten, ſchon 1125 die hohenſtau⸗ 
ſiſchen Brüder Friedrich und Conrad in des Nic 

des Acht. Mach einem zehmjährigen in Deutſch⸗ 

land und Italien zugleich geführten Kampfe unter 

lagen endlich die Hohenſtaufen; aber ihre Demutu. 
gung ©) wurde ber Keim ihrer Größe An wu 

licher Macht verlqren fie nichts, nachdem. fie des 
Kaifers Gnade angeflcht hatten !), und zu derſel⸗ 

ben Zeit wurde ihnen durch die Mittel, deren fich 
Lothar zu ihrer Unterwerfung, bedient batte, der 
Weg zum Throne eröffnet. 


c) Schon 1125 auf einem doftage ju "Regemabyrg ents 
ſchieden: was er Eonfiscation an den Fiscus gefommen, ober 
gegen Be But eingstaufcht worben, gehöst zum Biscus 
und nicht zum Er | 


d) &. Otto Frising. Chron. VII. 16. und de gestis Fri- 
derici I. Imp. L 16. 


e) Sie untermarfen ſich dem Kalfer 1135. Die Umflände ihrer 
Unterwerfung f. bei dem Annal. Saxo al a. 1134 und 
113. 


f) Beust. 5. Wb. Note b. 


N 


4.237. 


121 Deite yet A. 888-4272. 
3 6. 237.. . 


Snha Harte ohgefge durch Hufe des Pap- 
fies und des Herzogs Heinrich von Baiern; jener 


‚ Karte fie ihm geleiſtet (und ihm ir- Jtalien durch 
"das Anfehn feines Veiftandes mehr genuzt als 


durch Gewalt der Waffen), weil der Kaffer: gegen 
die Destendenz eines’ dem päpftlichen Stuhle ver- 
haßten Haufes ſtritt; diefer in der Höffnuiig des 
Erwerbs der Kaiferfrone und einer in Deutſchland 


noch nieht gefehenen Mache. Im Jahre 1126 ver 


mählte ihm der Kaifer feine Tochter Gertrud, Er- 
Bin des väterlichen und muͤtterlichen Erbgutes (6.235. 
Note b); 1133 yerfihaffte er ihm die Anwartſchaft 


auf das Erbgut, das die Gräfe Mathilde von 


Tuſcien 1077 und -1102-dem roͤmiſchen Stuhle ge 


ſchenkt Hatte, von Papft Innocen, IL =); bald dar- 


a) Was es eigentlich mit diefer Schenfung für "eine Bewanbtniß 
gehabt Habe, iſt fchwerfich mehr auszumitteln. Mad ber Scheu: 
fungsurfunde von 1102 (bei Leibnitz scr. rer. Brunsvic. 
Tom. 1, p. 687.) $atte fie Gregor VIL Übertragen: „omnia 
'boma mea jure proprietarlo, tum quae tunc habueram quam 
ea, quae in antea aoqulsitura eram, sive juto sucoessionis, 

‘ sive alld gnocunyae' jure ad me pertinent”. Daß darunttr 
Bein Neichsiehen war, braucht nicht‘ erft ermiefen zu "werben; 

ober auch welches ut darunter verſtanden murbe, bleibt 

 meifelbaft.” Dhne allen Zweifel beſaß Mathilde von ihrem 
Vater und ihrer Mutter Erbgüter in Oberitalien und Lothrin⸗ 
gen, bie leicht eben fo beträchtlich ſeyn mochten, als das, mas 
fie in Mittelitglien hatte, Dennech haben bie Päpfte nie auf 
andere Gliter Anfpruch gemacht als auf das 'Leytere. Und auch 
in den Beſitz von dieſem kam ber römiſche Stuhl erft hundert 
Jahre ſpäter (f. unten 9. 350.), Seinsich V. nahm als nächſter 





\ 
ax 


11. gemeine Sefchichte. 1056 — 4272. 12% 


auf ®) übertrug. er ihm das Herzogtum Sachſen 2. 237. 
mit allen Lehen, die cr von Biſchoͤfen und Acbr 
tn getragen. Ein Welfe, dem diefe Hausmacht 
zuwuchs, mochte ſich wie Heinrich ruͤhmen, daß fü 
ſeine Macht von einem Meere zum anderen er⸗ 
ſtrecke ). In der Furcht vor dieſer erſtarb ber 
Haß des Papſtes und der deutſchen Fuͤrſten gegen 
das hoheuſtanfiſche Haus, durch ähre Demuͤthigung 


Erbe nad) Mathildens Tode 1115 die Erbſchaft in Beſtk. Nach 
Sehiriche Tode hatte zwar Sonerius II. wenigfiens eisen: The 
derfelpen mit dem Erbgut bes h. Petrus vereinigt; aber er mußte 
diefen beim Kaifer Lothar 1133 gegen einen jährlichen Zins von 
100 Mat Silber als päpfliches Lehn fiberlaffen, und verſpre⸗ 
dien, daß es unter benfelben Bedingungen nadı bes Kalfent 
Zode an Herzog Heinrich von Baiern fallen folle (Baronius 
ad a. 1133). "Die Reſtandtheile diefes Lchens find aber chen 
fo zweifelhaft als das Schickſal der übrigen Erbmaſſe. Dir 
Neichsichen ſcheinen fämnıtlich an -bgs welfifche Haus gelommen 
zu ſeyn. Ckron. Weĩngart. (bei Leibnitz ser. rer. 
Brunsv. Tom. 1. p. 798.) Fridericns avuntulo san Well 
Marchinm Tasciee, Ducstum Spoleti, Principatum -Sardir 
niae, Domum Comitissae Mathildis in beneficio tradidit. 
Radevicus de gestis Frid. I. Imp. 1. 10. Reditus quo- 
que Imperiales, quae dicuntur domns Mathildis, a Duck 
Guelſone vel ab aliis distractos et. dispersos tongregavits 
quos postmodum eidem nobilissimo Principi adunatos et 
melioratod, liberali reititutione noscitur reddilisse, Quut 
rum praediorum magnitudinem, ejusque terrae copiosam 
opnlentiem; qui.ripas Eridani pervagati sunt non ignorant. 
b) Das Jahr ift unbekannt; Helmold Chron. Slavor. I. 54, 
fegt die Thatſache in das Jahr 1136, aber wahrfcheinlich ums 
richtig. ” 


c) Princeps potentissimus, cujss auctoritas, ut ipse gleriaba- 
tur a mari usque ad mare, id est a Dania usque in 'Sici- 
liam extendebatur.. | J 


= 


126 Deitte Periode. A. 8881272. 


6. 237. verſohnt; gleich nach Lothars Tode wurde der Ho⸗ 


$. 238, 


benftaufe Conrad III. auf den denefehen Thron er- 
hoben. Faſt der erſte Act feiner Regierung war, 
nach dem allgemeinen Wunſche der Zürften, gegen 
das welſiſche Haus gerichtet 


Bis 1180 blieb es chaft, ob der Welfe 
Heinrich der Löwe den Hohenſtaufen (Waiblin— 
gern oder Gibellinen) a) Conrad III. und Fried- 


rich J. unterliegen werde. Einſtweilen benuzten beide 


die guͤnſtigen Gelegenheiten, welche die Umftände dar⸗ 


boten, 'die welſiſche Mache wenigftens zu verringern. 


Durch die Weigerung, eines feiner beiden Her— 
zogthuͤmer aufzugeben, weil angeblich bie Verfaſſung 


unterſagen follte, daß zwei Herzogthuͤmer (Bahnıle- 


hen) im einer Hand vereinigt würden, ‚verfiel Hein⸗ 
rich der Stolze (1138) in die Acht, und beide wur- 
den ihm abgefpröchen. Er vertheidigte aber beide 
bis zu feinem Tode (+ 1139). Sachſen war dem 
Markgrafen von Norbfachfen Albtecht (dem Baͤ⸗ 
ren)b), Baiern dem Marfgrafen Leopold von Ocfter- 


| a) Daß bie Hohenſtaufen dieſe Venennung von ben fränfifchen 


Kaiſern erbten, iſt wohl nicht zu bezweifeln. Aber Über das 

Waiblingen, von welchem fie entlehnt ift, und fiber den Grund, 

aus welchem gerabe diefes Beſttzthum dem Gefchlecht Conrads IE, 

bie Benennung gegeben hat, wage ich keine Vermuthung. Er 

hängt wohl mit alten Erimmerungen, vielleicht mit Sagen zus 
ſammen. 


b) Er erhielt dieſe Im J. 1133 nach dem Tode des Markgrafen 


‘ 


1. Allgemeine @efchichte. 1056 — 1272. 197 


reich werlichen worden; jedes’ Daher dem mächtig $. 2as. 
ſten Reichsbeamten des Berzoglichen Amtsfprengels, 
welcher bisher dem Kerzoglichen Heerbann folgte 2 


Soutad von Plotztau, nachdem er früher ſchon eine Zeit fan 

die öftliche Mortgrafſchaft. (auſith) verwaltet hate. Annali- 

sta Saxo ad a. 1134. Lotharius imperator — Marchiam 
Conredi, Yidelicet arptentrionolem Adelberto — supe- 
sieri anna concessit. ,  . 


e) Dies, glaube ich, muß. man ſchon um dréwillen a ame 
weil die unmittelbare Verleihumg des Serzogtfums an einen 
Drarkgrafen, welcher ein felbftftänbiges Zahnlehen. befelen hätte, 
mit dem angeblichen Geſetz, welches gegen Herzog Heinrich gels 
tend gewlacht würde, doch in gar zu grellem Widerſyruch gefſan⸗ 
den hätte. Bei der Abſicht, In welcher das Herzegthum Sache 
fen errichtet worden war (oben ©. 50.), mußte auch die fäch- 
ſiſche Mark linfe und rechts ber Elbe nothwendig tmter dem 
herzoglichen Hterbann ftchen, wenn glei) mur bie untere, welche 
die Billunger ſchon vor des Errichtung des Herzogthums befas 
Ken, unmittelbar von Ihnen verwaltet wurde. Der Titel „Darf: 
graf”. allein, beweiſt noch kein ſelbſtſtündiges Fahnlchen (f. oben 
S. 16.)3 obwohl bie thilringiſchen Markgrafſchaften bereits dieſe 
Eigenſchaft hatten, konnte alſo ſeit Errichtung des Herjogthums 
Sachſen die ſachfiſche Matk ar der mittleren Elbe gar wohl 
pa dieſem .gehören,: Wis Kesrbumspfict der Marfgrafen bon’ 
Defterreich bis zum Jahr. 1156 geht Aus ber Befchichte der.&rs 
richtung des Herzogthums Telbft, meines Erachtens Mar hervor; 
ſelbfr "wem matt gelten läßt, daß Zeinrich IV. im J. 1058 
den Markgrafen von Deferreid, die Vogtei Über Paflım umd 
Salzburg verfiehen babe. Denn die Urkunde (Rünig Reichs⸗ 
Arch. Tom. 7. p. 3., beſſer dei Schrötter Abhandl. a di 
ar. State. ©. 35.) weiche er bierliber ausgeſteſtt haben 
fol, iſt gewiß unächt; fie mag eine Ächte zur Grundlage haben, 
die mit Rückſicht auf das öſterreichiſche Privilegium von 1156 
fpäterfin ampfificirt worben iſt, und weiter nichts als jene Vers 
leihung der Bogtei enthielt, die aber wohl nur auf die in Deſter⸗ 
reich befegenen Bfiter bezogen werben follte. Es gab damals 
feinen Herzog von Baiem ($. 221. Note bb oben ©. 67.) 


123 Dritte: Periode. A. 888 - 1272. 

5. 238. In Sachſen blieb auch nach Heiurichs Tode die 
welſiſche Partei ſtaͤrker als der neue Herzog, dem 
die Nordmark und ein Theil feines Erbguts viel⸗ 
mehr entriffen und erft durch den Vergleich zu 
Frankfurt 1142 (Mote f) zurückgegeben wurde, 
welcher Heinrich dem Löten das behauptete Sach⸗ 
fein beftätigte. Unmittelbar nachher tritt die Mark 
Brandenburg ($. 240.) als „ducatus transal- 
: binus” hervor,. zu. welchem die Altmark (Morbmarf) 
aber ‘auch gehörte; fie war ohne Zweifel en neu 
errichtetes Fahnlehen (oben ©. 23.). Es laͤßt fih 
daher nicht bezweifeln, daß alles, was davon bis- 
ber zu dein Herzogthum Sachfen gehört harte, 1142 
von dieſem getrennt wurde, wiewohl weber Urkunden 
noch genauere gefchichtliche Machrichten, weber über 
die Vereinigung zwiſchen Heinrich dem Löten und 
Markgraf Albrecht, noch tiber die Faiferliche Ver⸗ 
leihung fich erhalten haben 4). | 

Baiern vermochte nad Heinrichs des. Stol- 

gen Tode deffen Bruder Welf VI.($. 235. Note c) 
ber: vereinigten Macht des neuen Herzogs Leopold 
(+ 1141) und Conrads TIL nicht wieder zu entrei⸗ 
gen °); die Vermaͤhlung der herzoglichen Wittwe 
Ser 


welcher ſich Hätte widerfehen Minen; ef FRoi erhirit Otto 
von Nordheim das Herzogthum. | 


d) Vergl. Ueber die Attefie Geſchichte und Verſahſumg ber Char⸗ 
marf eher (von G. W. v. Raumer) Zerbſt 1830. 8. 
©. 36 u f. | 


e) Daß veinrich Valern aufgegeben habe, um Sachten zu zeiten, 





1. Allgemeine Geſchichte. 156 1272. 129 


Gertrud ($. 237.) mit dem Bruder. Leopolds, Hein & 238. 
ri) (Safomirgott), hatte zur Folgt, Dafi fh Hein 
rich der Löwe eutfchliegen mußte, auf dem Reichs⸗ 
tag zu Fraukfurt im J. 1142 auf Baiern Ver⸗ 
zicht zu leiſten, wogegen ihm Sachſen Beftätige 
wurde f). Die Rechtskraft des Mergleichs. mit 
dem unmuͤndigen Fürften, der auch deſſen Oheim 
Welf widerſprach und die Fehde fortſezte, war aber 
ſchwerlich zu behaupten, und Conrads Nachfolger, 
Friedrich J., der die mächtigen Welfen in feinen - 
italifyen Unternehmungen nöchig hatte, entſchloß 
fih nach Rechtsſpruch der Fuͤrſten E) Baiern an 
Heinrich zuruͤckzugeben. Nur wurde das balriſche 
Herzogthum zur Entfhädigung des bisherigen Her⸗ 
zogs geſchmaͤlert. Mer leztere ließ zwar jenes an 
den Kaiſer ſo auf, wie er es beſeſſen hatte; die 
oſterreichiſche Mark mit den Brafſchaften, die zu 
dieſer gehörten,‘ wurde ihm aber als anabhän- 
giges Herzogthum wieder werlichen ) und die⸗ 


‚wo feine Wacht feſter —* getschn, m tan wohl. ans 
mins, iſt wreichtig. In Boiern zadhueie er auf Die Srhlke,, die 
fin Een De Be ne — Ban, ann 
Soden ohne fine Gegenwart den zehlteichen Uinhängern feiner 
a an anna ee be Gage hal 
ein Haupt fehltes 


f) Otto Frielög. dont. 7: Cap '%6. Alberta Blad. 
ad a. 1141. 1142 

ed) Otto Feine. gesta Frid. Lit, 4. . Cat R wu if 

bh) Otto Frising, a a-O. Cap. 82. Heinricns inajor natt 
dacstum Bejariae per sepiem vexilla, resigoavit, quibus 

ws. IL [9] 





130. Dritte Periobde A; 888: 1272. 


$. 238. ſes durch Me Worrechte, welche mit deſſen Weſit 


⸗ 


verbunden ſeyn ſollten/ vor den anderen hoͤchſten 


minori dis, ille daolins vexillie marchisu. orientalem 
cam comitatibus ad eam ex antiquo pertinentibus reddi- 
dit. Exinde de eadem marchia cum praedictis comitati- 
: bus, quos tres- dieunt,, -judieio prineipum dusesum fecit. 
‚Died erklate Ich dahin: die allmälig entſtandene Marf unter 
* ber Ent ($. 2lla ©. 17.), was von Grafen, bie unter den 
bairiſchen Heerbann gehörten, erobertz fie war fein Theil vom 
Baiern, das mit bis zur En rechte, aber flanb auch unter 
‚‚ jamm, &i6 fie jegt getteunt wuche. Daher war fie unter ber 
Au — 2* mit begriffen, und wird in Bezichung auf dieſe 
nicht beſonders erwähnt, fondern nur als Shell des wieder der⸗ 
‚ ‚liebenen Yntefprengels genannt (marchiam orientalem — rod- 
didit, So befchreiben aud die öfterreichifchen Ehrenifien den 
Hergang. S. vi Hormahr Meine hiſt. Schriften; fiber das 
. große Sfterreichifche Haugpeinilgimm S. 10.: ut colitederet — 
. ‚sibi «Beinpico) fornare de pasrimonio suo ducemm (du- 
catum) cui de terris Bovoriae a sylva Pataviensi ad- 
: Alidit"isigae ad Anesum (Ober sDefterteih,), ‚at fieret Ausiria 
1 sin Untetgs. — Graffchaften cberhidlb ber Es waren: bisher 
. kein Theil der Marhk, bie erſt yon ber Ens begann; fie wur 
ben erft hinzugelegt; aber bie Mark war von dieſen aus erobert, 
«fie aren zur Veriheidigung berfelben- verpflichtet, nud in riefen 
— — nennt fie Otto comitatus ex antitquo ad eam perti- 
‚mentes.:.. In dem Privilegium (ſ. bie Anmerkung am Ente 
des .) Wir: ein Marchionstus Austriae unb:marchla supra 
:. Anesum (ob ber End) gem, weiche zufammen zum Ser: 
zogthum erklärt werben. Die: leztere beftand aus jewen GBrafs 
ſchaften; 20a Hormayr a. a. O. Heinricus junior sibi duos 
comitatus in terra stöpro Anesum dimisit. — Marchia 
‚ ‚Supra Anespm konnte dieſes Land in zweifacher Bedentung 
"genannt werden: 1) ivel es ſchon vor Ertheilung bes Privi⸗ 
kegiums von Baiern gewennt und zus Markgrafſchaft 
Deſterreich geſchlagen, folglich als biefe nachher (exinde) zum 
Herzogthum erflärt wurde, Theil der Mark geworben war; 
2) im demfelben Sinn wie limes (marca) Sexoniae ımd marchin 
‚ (b. i. Marchionatus) unterſchieden wurden. S. oben 4. 912. 


N 


II. Allgemeine Geſchichte. 10561278 131 


— (pelatini archiduces) noch ausge 6 28. 
zeichnet J | 

Eine zweite Gelegenheit, die Erbmacht Bes 
welſtſchen Saufes zu vermindern, bot fich 1168 
bar, als Heinrich ber Löwe ans unzeitiger Karge 
heit fännste, ſich die Erbſchaft feines. Einderlofen 


No f. S. 30. Che durch Eroberung bee Ränder unter bee 
Ens eine Markgrafſchaft Deſterreich entftand, war ja die Ge⸗ 
gend ob ber Ens längft limes Bavariae, Sitz bes darolingi⸗ 
fhen Geänjgrafen (8. 1. S. 568.) zu Lorch, und Hieh alfa 


auch von hier-aus dorgedrungen waren, bie Grafen bare 
um nicht Markgrafen. Dieſe Benennung pafte nur für bie, 
welche an Ungern angrãngten. 


H Das bſterreichiſche chte wirklich auegefertigte Privileglum Yon: 
1156, ans dem im Mieter Luchiv beſtndlichen Original, ift ges 
druckt beis Senkenberg lebhafter Gebrauch des — Staates 
rechts S. 123 m. f. und hiernach in Dienfchlager Erläus 

der 8. 8. Anhang Nro. 9 Kemer bei Schrötter 


i-#] 
A 
ii 
El 
Hr 
rl: 


ansgefertigtes Concept iſt. Die neueſten Gteeifeweiften 
cheit des Peiotfeghums (bie des privil. mes ifk 
bezweifeln), find: Cominentarins — super duplex 
Austriacam Friderfet I et Il. impp. — Monach, 


4478 
air 
8 
& 

E 
| 
B 


Ya der Anmerkung am Enbe des Paragraphen findet mar Die 
wichtigſten Stellen bes Privilegiums, weiches für die Verfaſ⸗ 
fung dieſer Zeit eine der wichtigften Urkunden if. 

[9°] 


132 Dritte Periode, A.. 888-1272, 


8. 238. Oheims Welf VE: burch eine Geldſumme zu fichern; 
elf erhielt diefe von K. Friedrih I. und trat 
unter Worbehalt dee Nutzung auf Lebenszeit na- 
mentlich das ſchwaͤbiſche Beſitzthum des Hauſes 
dem Kaiſer ab k). Won einem Widerſpruch Hein⸗ 
richs des Löwen gegen die Rechtmaͤßigkeit dieſer 
Veräußerung findet ſich Feine Spur; man kann da- 
her auch den Vorgang als. einen Beleg zu den 
Grundſaͤtzen uber Veräußerungen betrachten, die 
ſich zu dieſer Zeit entwickelt hatten. Doch muß 
jene Kargheit nothwendig aus einem anderen Grund 
erklaͤrt werden; und dieſer ſcheint in dem Plan Hein⸗ 
richs geſucht werden zu muͤſſen, den Sitz der wel⸗ 
fiſchen Macht in das noͤrdliche Deutſchland zu ver⸗ 
legen und das Herzogthum Sachſen zu erweitern. 
Dies gelang ihm durch die Unterwerfung der ſla⸗ 
wiſchen Oftfeevölfer zwiſchen Elbe, Peene und Ei. 


» Ottonis de S. Blasio ad Ottonig Freising. Chron. ad- 
sr pendiz. Cap. 21. Es gehörten darunter fowohl Lehen als 
Grbghter: Welf — Imperatori — recepta ab eo prius pro 
- kabite suo pecunia, primo beneficiis, scilivet ducatu Spo- 
: Ieti, Marchia Tusciae, principatu Sardinise ipsi resignatis, 
omaia praedia sua ipsi condidit, eaque usque ad termi- 
num vitse pluribus aliis additis recepit. Daß and) bas 
wvelffſche Erbgut in Schwaben barantır war, fo weit «6 Weif VI. 
beſaß, ſieht map aus der Theitung des hohenſtaufiſchen Erb⸗ 
gutes umer Friedrichs J. Söhue, bei. weicher ber zweite Bohn 
-  Friedeich ben ducatus Suerise cum Aereditate Wellonis 
erhielt. Otto de 5. Blasio ibid, Das Mathilbifche Erbs 
gut ſcheint Welf ebenfalls beſeffen sy mit den italiſchen Neiches 
lchen übertragen zu haben. 








I. Allgemeine Sefchichte. 1056 — 1272. 133 
der, wo er alle Föntglichen Rechte mit Weranfli- 4. 2. 


gung des Kaifers ausübte !), 


Anmerfung. Der inhalt des Privilegiums für 
Oeſterreich nach Senfenberg. 


Marchionatum Austrise et dietam marchlam. super Anesum 
commutavimus in Ducatum, eundemque Ducatum cum sub- 
scriptis juribus, privilegüis, et graciis omnibus — oontglimus — 
Heinrico — auae urori Theodorae et liberis eorundem oh 
singularem favorem etc. 1) Quod Dux Austrise quibus suis 
sobsidiis sen serviciis tenetur, nec esse debet obnoxius s. Ro- 
mano Imperio neo cuiquam alter) nisi ea de sui arbitrit fece- 
rit lbertate, eo excepto duntäxat quod imperio servire tenebi- 
tar im Ungariam duodecim viris armatis per mensem unum 
sub expensis propriis in ejus rei evidentiam. 9) Ut prin- 
ceps imperii dignoscatur, nec pro conducendis feodis requi- 
rere seu accedere dehet imperiam extra metas Austriae, verum 
in terra Austriae aibl debent aua feoda conferri per Ämperium 
et locari, quod ai aibi denegaretur, ab imperio requirat et exi- 
gat Htteratorie trina vice, quo facto juste sun possidebit feoda 
sine offensa imperii ac si ea corporaliter conduxisset. Dux 


etiaım Austriae non tenetur aliquam curiam accedere edictam 


per Imperiam seu quemvis alium nisl ultro et de eua fecerit 
volaatate; Imperiam quoque nullum feodum habere debet Au- 
atriae in ducatu. 3) Si vero prinoepe aliquis vel alterius sta- 
tas persona, nobilis vel ignobilis, eujuscungue conditlonis exi- 
stat, haberet in dicto ducatu possessioneg ab ipso jure feodali 
dependentes, has nulli locet seu conferat nisi eas prius cun- 
duxerit a duce Ausiriae memorato, cujus contrarium si fecerit 


Y) In hac enim term, ſagt Helmelb (Chron. Slav. L 73.) 
von ihm, wola ducis auctoritss attenditur. Er fibte daher 
andy von jeher Pier das Biecht ans, bir Wifchäfe ga Indeftiren 
0) und det Kaiſer mußte ihn im demſelben befkätigen 

* 


134 Deitte Periode. A, 888— 1272. 


&, 239, enden feooda: ad: Duccm Austziae develata libere eihl ex tanc 


jure proprietatis et directi dominil pertinebunt, privcipibus 
ecclesiasticis et Monasleriis exceptis dantaxat in hoc casm. 
4) Cuncto etiam seculario judicla, bannum silvestrium ei 
ferinarum, piseine et nemora in ducata Ausirise debent 
jure feodali a duce Austrise dependere. 5) Etiam debet dux 
-Austriae de nellis oppositionibus vel objectis quibuscungue 
nec coram Imperio nec aliis quibuslibet, cuiquam respondere 
niei id sus propria et spontanea facere voluerit voluntate, 
sed si voluerit unum locare poterit de auis ‚vasallis seu 


‚ Jhomoleglis et coram illo secundum terminos praefixos pa- 


rere potest et debet jusiitiae complemento. Insuper potest 
idem dax Austriae, quando impugnatus fuerit ab aliquo de 
duello, per unım idoneum non in enormitatis macula reten- 
tum vices suas prorsus supplere, et illum, ipsa eadem die seu 
princeps vel alius quisquam pro alicujus nota Infamise non 
potest impetere nec debet impugnare. 6) Praeterea quidquid 
Dux Austrise in terris suls sen districlibus suis fecerit vel 
statuerit, hoc Imperator nequo alia potentia modis seu viis 
quibuscungus non debet In aliud quoquo modo in posteram 
commutare. 7) Et si, quod deus avertat, Dux Austrise sine 
‚herede fillo decederet, idem ducatus ad senlorem. filiam quam 
reliquerit devolvatur; inter duces Austriae qui. senior fuerit 
dominium habeat diciae terrae, ad cpjus etiam seniorem filium 
dominium jure hereditsrio deducatar, Ita tamen quod ab ejus- 
dem saugninis stipite non recedat, nec ducatus Austriae ullo 
Anquam tempore divisionis alicnjus recipist sectionem. 8) Si 
quis in dicto ducatu residens vel in eo possessiones habens 
fecerit contra ducem Austriae occulte vel publice, est dicto 
duci in rebos et corpore sine gratia condemnatus, Imperium 
dicto duci contra omnes suos injuriatores debet auxiliari et 
succurrere quod justiliam assequatur. 9) Dux Austriae princi- 
pali amictus veste, superposito ducali pileo circumdato serto 
pinnito, bacalum babens in manibus equo assidens et insuper 
more aliorum prineipum imperii conducere ab imperio feoda 
sua debet, 10) Dicti ducis institutienibus et destilutienibus 
in ducatu suo Austriae est parendum, ‚ei polesi in texris suis 








II. Allgemeine Sxefchicgte. 1056 — 1272.13 


omnibus tenere Judacos et’ usurarjon publicos quos valgns vo- 8. 238. 
cat Gewertschin sine imperii molestia et offensa. 11) Si qui- 
busvis Curiis publicis imperii dux Austriae praesens fuerit 
unus de pulotinis archidueidus est oensendas, et nihilomi- 
mas in consessu et incessu. ad Iatus dexisem imperii post 
eleetores präncipes obtineat, primum locum. 12),Pax. Anstriae 
donandi et deputandi terras suas enicanque voluerit habere . 
debet potestatem liberam, si quod absit sine heredibus liberis 
deosderet neque in hoc per inperium debet aliquslitet impe- 
dirj, 13) Pracfates quogue ducatus Ausisiae habere debei amımnia 
et singula jura privilegia et iadulta quae obtinere reliqui prin- 
eipstus imperii dinoscuntur. 14) Volumus etiam ut si distri- 
eins et ditiones dicti dacatas ampliati fuerint ex hereditatibus 
denstionibus, empeionihas etc, praefata jura privilegia et indulta 
ad augmentum dicti dominii Austriae plenarie relerantur. 


6.239. $..930. 


Durch die Eiferfuche: der fächftfchen ‚Großen 
fiel endlich die welſiſche Mache. Von ben Fächfi- 
ſchen Bifchöfen als Bedruͤcker Ihrer Kirchen ange 
klagt, als Ungehorſamer ‚geächtet , und: zulezt von 
dem größten Theile feiner Vaſallen verlaſſen⸗ vor. 
lor Heinrich der Löwe nach dem Urtheile der Für: 
fin (u Goslar 1179, zu Wuͤrzburg md zu Geln- 
haufen 1180) alles, was er vom Reiche beſeſſen >). - 


5) Die Gefchichte Seinrichs bes Lowen und feiner Goͤhne. die: ſich, 
ſehr ſpeciell und mit vielen Intereffanten Zügen erzählt, in Hel- 
moldi Chren, Slavorum (ven I. 1. Cap. 69. aı) und 
deſſen Fartſetzuug duch Arnoldua Lubeccensis findet, 
giebt die wichtigen Aufſchlüſſe Über den ‚Gang der großen Mes 
dolution im zwölften Jahrhundert, bie enblich' im dreizehnten 
zus Entfichung der Sandeshoheit im Sinne bes Mitgelalters 
führte. Nirgenbs läßt ſich die Handlungeweiſe der Bifchäfe und 
Herren, um das Hetzogihum zu ſchwächen, und zulgt an ſich 





436" Dritte-Beriobe. A. 888 — 1272. 


8.33. Das Herzogchum in Sachſen wurde den Grafen 
Bernhard von Anhalt, und das in Balern dem 
Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach verlichenb). Was 
Heinrich in Schwaben befaß, zog der Kaifer zum 
Reiche ein ($. 240.). Uber beide erhielten es nicht 
in dem alten Umfange, ſondern auch hier wurden, 
wie in andern Provinzen ſchon früßer, die ſaͤmmt⸗ 

Heben Wiſchoͤfe und ein großer Theil ber weltlichen 
Herren erimirt, das heißt ſelbſt mit allen Dec 
ten, die in der fürftlichen Gewalt lagen, über ihre 
Defigungen begnadigt. 


6. 20, 6 240. 


. Hieraus entwickelte fih folgender Zuftand der 
mweldihen Fuͤrſtenthuͤmer. L In unfrasten 
bildeten fich die Hohenſtaufen ein Befigefum, wel⸗ 
ches bei ihrem Geſchlecht bis zu deflen Erloͤſchen 
($. 252.) blieh Der Kern deſſelben beſtand aus 
De ER AR 
10 Beingen, bet vehenchuen als gerade im Yiefem Aamyfe 
gegen einen ber möchtigften und durch feine perfänlichen Eigen: 
ſchaften dorzüglich ausgezeichneten Füurſten. 


b) Das eigentliche Hergogtihum erhielt niemanb anders, we: 
„der in Weſtphalen noch in Balern; Otto de S. Blasio 
Cap. 24, Arnoldus Lubecc, L. 2. Gap. %4.,da6 Obron, 
Ursperg. (in ed. Argentor. 1609. p, 227., Albertus 
Stadensis ad a. 1180, nennen alle bios kiefe beiden als 
bie, welchen das Herzogtheem verlichen ſey. Wille Chroniſten er; 
wäßnen alfo weber eines Herzogthums Weeran, noch des dem 
Erzſtift Coln verlichenen Serzogthumg oder einer Theilung bee 
derzogthümer. 





1. Allgemeine Geſchichte. 1056 — 1272. 137 


der oftfränfifihen Pfahgruffafe ·) und den Reiche 6. 240. 
vogteien, welche die Hohenſtaufen aus der Erbſchaft 
Heinrichs V. als Etbe anſprachen uud wenigſtens größ- 
tentheils behielten ($. 236.); das Herzogthum in 
Franken, welches Conrad LIE zugefchrieben b) wird, 
if davon verſchieden, und ein wahres fränfifches 
Herzogthum der Hohenftaufen Kat nicht beftanden‘). 
Den Umfang jenes Beſitzthums mögen bie fpäteren 
taiferlichen Reichs⸗ und Landvogteien im Rednitz 
gau und zu Mothenburg, und das Burggrafthum 
Nürnberg bezeichnen d. Mad) Conrads Thronbe- 
ſteigung blieb es zwar mit ber Krone verknuͤpft; 
doch legte Kaifer Friedrich 1. diem Sohn Conrads, 
Friedrich von. Rothenburg °), einen Theil dieſer 


a) Senftenberg Base; Gebrauch w uralten — Gtaatts 
seches III &. 67 — 73, 


b) Mach tem Annalista Saxo a. 1115, Imperator - da- 
catum orientalis Franciae Conrado — commiait, 


e) Jene Worte bes Annaliften erflären fih aus ben Chron. 
Ursperg a. 1116, Imperator Duoatum orientalis Fran- 
ciae, can, gi V — Episcopo antiquo regum con- 

Chkuarado — commiait, Wurzburg 
wurbe wurde aber ſchon 1120 reſtituirt; was es eigentlich während 
biefer Zeit verlor, möchte die Ausübung bes Grafenbanng über 
onbere als feine Hinterfaflen geweſen ſeyu. Vergl. Stenzel 
frünt. Raifer Th. 1. S. 667. 9. ©, Siunvi Diken, Bade 
für Zuanten 180,53 1m f. 


d) &, über dieſer d. Rang Baierns Geafſchaſten ©, 333 — 258, 


e) Eien von der Reichsvogtei zu Rothenburg fo benannt, weiche 
vieleicht bezeichnet, was als auf Conrad TIL vezerhies fraͤn⸗ 
liſchre Beſttzehum gau. . 


. 138 Dritte Periode. A. 888-1172. 


8, 240. Beſthngen zu dem fehe geſchmaͤlerten Herzogthum 
Schwaben (Nro. X), mie welchem fie bis anf 
Sonrabi verbunden geblichen zu ſeyn fcheinuen Mur 
gelangten auf biefen blos Ueberbleibſel, da im Laufe 
eines Jahrhunderts ein großer Theil derſelben ver- 
äußert worden war (F. 252.) IL Auf eine aͤhn⸗ 
liche Weiſe machte Sriebrich I. die fraͤukiſche Pfalz⸗ 
grafſchaft, die am Mittelrhein beſtaud, zum 
Ken eines Fuͤrſteuchums für Berwandte des ho⸗ 
Keuftauffchen Hauſes 1), das Durch Lehen vom Reich 
ab von Stiftern, uud durch Erbgut des fränfi 
ſchen Kaͤuigehauſes vermehrt, am Ende des zwölf. 
sen Jahrhunderts als die bedeutendſte weltliche Macht 
neben den mächtigen Biſchoͤfen des dentſchen Weſt- 
frankens erſcheint. III. Die Schickſale der ſuͤdthuͤ⸗ 
ringiſchen Markgrafſchaft von Heinrichs IV. Zeit 
bis in das zwoͤlfte Jahrhundert liegen im Dunkel, 
Daß fie ſchon ſeit 1089 ein fränfifches, zugleich in 
Heſſen begüsertes Geſchlecht befaß, iſt wohl bas 
N) Die Beſtengen bes @efchteihts don Lach (de Incu), welches 
von Hermann J. unter Dtto d. Br. bis 1095 bie Pfalzgrafs 
ſchaft beſaß, und in den Diöcefen von Trier und Ein vornehm⸗ 
lich begfitert war, find, fo weit fie nicht dem Reich angehörten, | 
auf die fpäteren Pfalzgrafen nicht gekommen. Der fpäter Ter⸗ 
viterictbeftand aufer dem, was zur Pfalzgrafſchaft, die ber Kaifer 
wertieh, gehörte, deginnt mit Hermann von Staltfe, Schweſter⸗ 
ſohn Conrads TIL, weicher die Pfalz 1143 erhielt.’ Im J. 1156 
gab fie Sriebrich I. feinem Halbbruder Conrad von Staufen; 
durch bie Vermählung feines Tochter Agnes mit Heinrich, Sohn 
Heinrichs bes Löwen, erlangie dieſer, daR ihm die Pfahgraffchaft 


um 1185 vetliehen wurde, unb auf biefelbe Weiſe eswarb fie 
12337 Derzog Ludwig von Baiern. | 





IL Algenseine Sefehichte. 1066 — 1272. 139 
De il Landgraf, -umter.s. 20. 





Fuͤrſtenamt eines Grafen von ben Waſallen der 
Stifter and bes zu unterfheiden, 
welchen Bann „ohne Maunfchaft” —* war ®). 
Shen za Ende des zwölften Jahrhunderts war 
die Landgraffchaft Thüringen auch mit der füchfir 
ſchen Pfalzgrafſchaft verbundenhb) IV. In Dur >» 
gund ſchraͤnkte Friedrich L das Herzogthum (ber 


g) Adpend. Martini Poloni ad a., 1130. Videns Impe- | 
—— Ladovicum — militem sisenuum et potentem in 


fheft erhalten habe, folgt hieraus nicht, ſondern sur, baf 
biefe zus einem Fahn lehen erhoben werben, vergl. H. 290, 


h) ©. ımten $. 399, 
Ib) Ya deu Bafenheif Üee bie Rkkhung bes Berg Berzogthums im 


140 Deite Periode. A. B8— 1272. 


8. 20. Bperjoge ms dam Haufe Zahringen) auf Burgund 
Dieffetts des Jura Anz die Grafſchaft Bur⸗ 
gund wurde dadurch nun auch dem Namen nach 
eine freie Grafſchaft (franche Comte) und kam 
mit der Pfalzgrafſchaft in Burgund an Friedrichs 
Sohn Otto i); die Grafen von Provence, Savoyen 
und Wienne (der Delphinat feit 1155) und bie 
Viſchoͤfe mochten dadurch, und bie leztern auch 
außerdem noch ba) die Privilegien, welche ihnen 
der Kaifer verlich &), wenig mehe gewimen, als 
fie ſchon vorher hatten 1). V. In Miederlo⸗ 


|) Bel der Theilung bes Beſitzungen Friedrichs J. unter feine Söhne; 
f. Otto de S. Blasio Cap. 21. Friderico qui secun- 
os das natu erst Allomıni, ducata Suerian cum "hereditate 
Welfonis et praediis Rudolfi de Pfullendorf, comncesso: 
Courado vero dignitatfbus, beneficiis et praediis Friderici 
Dacis de Rötenkurch ditato, Ottone orchisolio Arela. 
Jenel cum Burgundio, Reinaldi avi sui irüre, sublimate, 
Heinricum qui prior natu erat, regem post se designavit, 
Philippo adhuc infantulo praeter haec omnia res Eccle- 
slarım ab Episcopis vel Ahbatibus sibl ooncessas vendi- 
cans sub jure bominll. 


K) Der enbiſhet von Sinmee edit daS Enfauyieramt in Sur 
gund, bie Biſchöfe yes Apt, Gap und Meiguon Privilegien. 
l) Otto de S, Blasio Cap. 31.: (Fridericus I) Burgun- 
ı diem ingressus, terram socer] sul Heginaldi eomitis, qui 
jam obierat, in ditionem suam redegit, ae terram Burgun- 
dias cum Archisolio Arelatensi, quod duoes de Zeringen | 
quamvis sine fructu, tantum honere nominis, jare be- 

. seficii ab Imperio jam tenuerant, a Bertollo Duce extor- 
sit, praestitis en IT ropakunn — Cum m 
vestitara regallkım, seilicet Lausanuensis, Genevensis, Sedu- 
 aensia. — Daß die Herzege don Bähringen weuigfiens in ber 
Gooffchaft Bargunb iher Hürdte geltend ya madjen fucheen, fich 


4 


1. Allgemeine Geſchichte. 4056 — A272. 141 


thriugen war bas Herzogthum durch Heintich V. 9. 240. 
von Graf Heiurich von Liniberg au Graf. Gott⸗ 
mußten ſich aber mis dem Herzogthzum uͤber ihre 
Grafſchaften begnuͤgen, daher es auch den Namen 
des Herzogthums m Brabant erhielt; in «ben 
dieſem Umfange behaupteten die Grafen von Lim⸗ 
burg ihr Herzogthum, und ſelbſt deſſen Titel, und 

von der Unterwuͤrſigkeit ber maͤchtigen Grafen: aus 

dem teifterbandifchen Gefchlechte, von Juͤlich, von 
Geldern, Zuͤtphen, Holland, Seeland, Namur, 
Luremburg u. ſ. w, unter das Herzogthum, iſt wei⸗ 

tee Feine Spurm). VI. In Sachſen hoͤrte die 
Bereinigung aller Länder, welche bisher unter ® 
Herzogthum geftanden hatten (&, 21. 50. 51.), 

nit den Sturz Heinrichs des Löwen auf. Die 
Gewalt, welche dem neuen Herzog Bernhard von 
Anhalt verlichen wurde, erſtreckte ſich ſeitdem nicht 
einmal über alle Gegenden, welche unter dem bil⸗ 
lungiſchen dacalus limitis geſtanden hatten; ob fie 


ihm nicht weiter verliehen war n), oder ob er fie 
men aus Otto Frising. de gestis Frid, I, Lib, IL 
Cap. 29. 


m) S. Gebhardi Veſchichte der erblichen Neicheflände, Th. 1. 
&. 187. —* 


n) Die HZuldigung, die er von den feinem Heerbann unterworfenen 
HBerren förderte ($. 334a. Note i) wurde ihm mar von den 
Grafen von Hoffiein, Ratzeburg, Schwerin, Dannenberg und 
Rädyem geleiſtet; bie Lehencverbindung ber fezteren mit bem 
Seryogtium loſte ſich auch erſt foäterhin auf. Vergl. d. Kobbe . 


1 


143 Dritte Petich 4, 8881272. 


8340. müde wer zu befampten vermodpen biahe aua. 
mb.daß in Engern und Weſtphalen das Herjeg 
eu abfihelih aufgelöft under) Die flat. 


Geſch des Perzogth. Benmuhurg. (Win..1821. 6) SE. 1. 
.&. 371. H Geisler de conjunetione comitum Holsstiae 
cum ducibus Saxoniae, Diss. 1. 2. Lips, 1770. 


0) Arneldu» Lubeex, Ib, IL Cap. 1. . —— Dux, 
qui principatum obtinere. videbatur, segniter agebat: et 
cum prius in Cometia positus strenuissimus fratrum suorum 

fruieeet, ad ducstam promotas non ut verus princeps pro- 
üciebat, sed ut superpositus degenerabat, et quasi pati- 
ficum se exhibens in omnibus tardus et diseinctus erat. 
Unde nec ab Imperio jaxta statum prioris est honoratus, 


’ ‚nes a Prinsipibus vel tere mebilioribun est tepdinten. 


' p) Lehnbrief K. Friedrichs fir Erzb. Philipp non Ein dom 
J. 1180 (bei Länig X. U. Tom. 5.9.43 Dienfdlagtr 
Erlänt. der ©. 8. Auh. Nro. 24.): communl ipsorume (pein- 

eipum) consilio Dacatum, qui. dicitur Westphalise et 
Angarlae, indieisimus — et unam partem (f. Rote r) — 
Eeciesian Colonienei — eomtuilmnes — ateedentu ygaogue 


bern für den Übrigen Theil bes Herzogthums Sachen, d. I. den 
duecatus limitis an der Elbe. Daß Bernhard unter den Zeugen 
mit dem Präbictt Dux Westphaliae fteht, fcheimt mie nichts 
dagegen zu beweifen. Bon Heinrich dem Röwen, der im Eins 





1. Allgemeine &efeicke.1056— 1772. 143 


en ſabſiſchen Slipäfe erfiheinen ſeicdem ale Fe 80. 
fen 9); dem Stift Coln wurde ausdrucklich ein 
Zürftenfprengel verlichen, der fi mihe Dies: auf- 
Guter und Grafſchaften, die es ſchon beſaß, few 
dern auf den Tell von Engern und Weſtphalen 
afivefen follte, welcher gur colniſchen und paber⸗ 
bornſchen Didces (doch wohl mit Auenahme der 
Stiftslande von Paderborn ſelbſt) gehoͤrte ); auch 
die ‚übrigen ſachſtſchen Diſchofe ertttelten daher 
wohl bes der Auflöfung des Herzogthums einen Zu⸗ 
wachs von Vogteien, Gerichtbarkeiten und Loans 
herrlichkeiten ). Reichs vo gteten von Bedentung 
kommen daher in Sachſen und Weſtphalen niche 
vor. Ben den Grafen und Herren kamen indeſ⸗ 
ſen bei weitem nicht alle mmter dieſes geiftliche Her⸗ 
zogthum; ein Theil, der zu den Anhängen des 
meiffihen Hauſes gehöere, Dich auch ma dem Flo 
ſtenthum, welches diefes auch nach dee Acheser 


bakhutn, fiebern mus das, merlber nähe beſendere oolcet 


y) Blſchof Gerhard von Münſter fchrieb ich auch Dux West- 
phaliae. S. Kindlinger münfterifche Beiträge. Ih. 1. & 24. 


r) A. a. D. partem Ducatus quae In Episcopatum Colonien- 
sem et per totum Pathebumensem Episcopatum proten- 
debetur. 


8) Der Entiſchof erhien jene pers deestas: cam omni jure et 

, videlicet cum eomilatibws, cum advacatiis, 

eum conduetibus, cum mansis, cum curtibus, eum bene- 

ichs, cam ministerielibus, cum nunciplie et cm omni- 
bus ad eundem ducatum perlinenti 


141 Dritte Periöde. A, 888—1272, 


$. 240. Fläsung Heinriche behauptete, und deffen Kern dic 
billungiſchen, brauuſchweigiſchen, nordheimiſchen und 
ſupplinbargiſchen Eebgleer und Graffcpaften bilde- 
ten, ohne Zweifel in derſelben Verbindung, in wel⸗ 
cher fie zu dem welfiſch ſachſiſchen Herzoocheun ge⸗ 
ſtanden Gatten. Anerkannt wurde dieſes Fuͤrſten⸗ 
tinum aber durch das Reich erſt als H. Otto im 
J. 1235 jene Allodien dem Kaiſer Friebrih II. 
zu Lehen auftrug und fie als ein anf bie Stadt 
Braunfchweig und das Schloß Lüneburg ge 
geündetes Herzogthum verlichen erhieltt). VIL Sin 
den ‚thüringifhen Markgrafſchaften zu: 
naͤchſt der Elbe bildeten ſich zunaͤchſt folgende 
Sürftenfprengel: 4) Markgraf Conrad von 
Meißen aus einem nordſchwaͤbiſchen Geſchlecht 
der Grafen von Wertin ) befaß bei feinem Tode 
(1157) Stuͤcke der nord» und ſuͤdthuͤringiſchen Mark, 
die Grafſchaften Rochlitz, Wettin und Brene, welche 
er mit der meißniſchen und oͤſtlichen Mark (Nie⸗ 
der-Laufig) verbunden hatte and unter feine fünf 
Söhne, zwar ohne die Fuͤrſtenaͤmter der Mark zu 
- Meißen und Laufig gu zerſtuͤckeln, und Bader mu 
gleich 


t) S. die Urkunde in den Origg. Gaelf. Tom. 4. pag. 49; 

0) Sächf. Landr. Borrebe vom ber Herren im Rande ji: Sachſen 
Gebust. „Des Markgraf von Meißen und ber Graf von Breue 
find Schwaben.” Der Stammbater bes Geſchlechte, weichen 
Dithmar von Werfeburg Theodoricus de tribu Buzici nennt, 
kaun alfo wenigſtens nicht —— Urfprungs geweſen FOR | 
weiche Deutung man auch immer ben Ausdrüden geben mag 


⸗ 





J X 


Aligemeine ®efchichte- 1066-1272. 145 
gleich theilte‘v), aber doch jeden mit fuͤrſtlicher Ge⸗ au0o 
walt uͤberließ. Denn Spuren einer Unterwerfung 
unter fremde fürftliche "Gewalt kommen Bei diefen 
Grafſchaften nicht vor, die fünrhüringifche Mark 
war in ihren äftlichen Teilen Längft aufgelöft, und 
enthiekt viele Reichevogteien; in der nordrhüringle 
ſchen ſcheint das meißniſche Haus ſtets die Vogtei 
über Merſeburg beſeſſen zu haben, jene daher in 
der That unter das wettiniſche und aſchersle⸗ 
benſche Haus getheilt geweſen zu ſehn. 2) Die 
Beſitzungen des lezteren auf dem linken und dem 
rechten Ufer der Saale, zwiſchen Mulde und Elbe, 
md auf dem rechten Ufer der Elbe w), vereinigte 
Abrecht der Bär mit der Marf Brandenburg 
und der Nordmark ($. 238). Die ſtawiſchen Läns 
der, welche Fuͤrſt Pribislav im urfprünglichen Spren⸗ 
gel der fächfifchen und öftlichen Mark (oben S. 23.) 
befaß, erwarb er durch Uebergabe auf den Todes 
fal für fich amd feinen älteften Sohn Orte, auf 
welchen die Mark zu Brandenburg (mit ber 
Nord» oder Altmarf) uͤbergieng. Ein davon ge- 
trennter Theil blich das frühere Befigchum: des 
Haufes; der Antheil, welcher an einen feiner juͤn⸗ 


v) MS er in das vom ihm geftiftete Kloſter Petereberg 1156 
als Moͤnch trat, wo er in deinfelben Sabre farb. Chron. 
montis sereni ad a. 1156. 


W) Ueber ben Beſitzſtand dieſes Haufes vor Albrecht dem Bären 
vergl. (d. Raumer) äftefte Geſch. — der Kurm. Brandens 
kr & 37 u. f. " 

Bd. IL 110] 


l 


16 Dritte Dapiobe, A. BBB— 1279. 


J 300 geren Soͤhne Bernhard fiel, wurde unter dem 


Namen des Herzogthums Sachſen mit begrif- 
fen, weil diefer (Nro. VI.) Die herzogliche Gewalt 
in den unseren Gegenden ‚der Elbe. erwarb; ber 


fuͤrſtliche Stand feiner Nachkommen von anderen 


Söhnen, welchen die übrigen Beſitzungen, nament- 
lich die Stammlande am linfen Saalufer, zufielen, 
wurde auch ſpaͤterhin nie bezweifelt, ſelbſt als der 
Sit der urfprünglichen nordthuͤringiſchen Mark⸗ 
grafſchaft, Aſchersleben, an das Bisthum Halber⸗ 
ſtadt gekommen war. VIII. Durch die Uebertra 
gung des Herʒogthums auf den Pfalzgrafen Otto 
von Wittelsbach wurden in Baiern zwei Fuͤrſten⸗ 
ämter vereinigt *). Jedoch iſt die bedeutende Ter- 
ritorialmacht Y), die fpäterbin fich Bier in den Haͤn⸗ 
den des Herzogs befand, vornehmlich dadurch ent- 
fanden, daß eine zweite, welche die Grafen von 
Andechs duch Vereinigung ihrer Befigungen in 
Kärnten, Vaiern und Franken zu bilden begon- 
nen hatten, bucch das Erlöfchen des Mannsſtamms 
des Geſchlechts im J. 1248 gerfplittert, und na⸗ 
mentlih das herzogliche Beſitzthum damit vergrö- 


x) Sie wurden nur Auf eine Frze Zeit noch einmal getrennt, 
und fielen 1208 wieder zuſammen. 


9 Grundlage derſelben mar bier: 1) das wittelsbachiſche Erbe 
und bie bamit verbundenen Graffchaften; 2) die Pfalzgeaffchaft 
von Nieberbaiern; 3) die mit bem Herzogthum bieber verbunden 
geweſenen Beſitzungen. S. v. Rang Baierns Graffchaften 
S. 1 — 29. ©. 121. Ueber andere Pfalzen in Baiern und 
Kärnthen ſ. ebendaſ. S. 122. 


u Altzemeine Geflichte. 1086-4972. 147 


Bert warde *). Der herzogliche Titel von Meran, stm 
welchen dieſes Geſchlecht fuͤhrte, bezeichnete zwar, 
wie es ſcheint, nur einen Anſpruch auf-.bas dem 
Koͤnigreich Ungarn angehörende. Herzogthum Mal, 
matien⸗ N; ber herzoglichen Gewalt in Hinſicht ſei⸗ 
ner Befigungen in Baiern es zu unterwerfen, wuͤrde 
aber ſchwerlich ‚gelungen ſeyn, wenn ſich die Pers 
haͤltviſſe nicht wenigſtens auf. eine aͤhnliche Weiſe 
geſtellt Hätten, wie in Hinſicht ber Grafen von 
Ortenburg, welche die Befizungen und die Mark 
grafſchaft in Iſtrien / welche fie in dem Sprengel des 
alten Herzogthums (S. 15, 16.) Kärnthen erwor ⸗ 
ben hatten bb), mit ihren Batrifchen nie zu einem 
Ganzen verbunden hatten und daher zur Unterwer⸗ 
fung unter bag Herzogthum genoͤthigt wurden. Be 
liche. Macht in Balern dadurch, daß die Herzöge 
und die Wiſchoͤfe allmaͤlig den größten Theil der 
Grafſchaften, welche Ara Ende des zwölften Jahr⸗ 
hunderta noch in Baiern beftanden, unter Den ver 
ſchiedenſten Rechtstiteln an fich brachten. Die Bi 
ſchoſe ſelbſt entzogen fich hier dem Herzogthum nur 
allmaͤlig. IX In dem alten Sprengd von Kaͤrn⸗ 
then geftalteten ww allmalig dus Herzogthum 

1). v. Bang 48 &8 fe übte dein Wnfäng mb 

87 m br Aber 3 Ahlen Sohle diefer Veßtzungen 
a2) v. Laug a. a. D & 72 u. fi . 
bb) Wert, 3: 8. Suſchberg. Geſchichte des herzoglichen und 
giflichen Geſavinthau ſet Rrtenburg. * * 8: 
[ « 


48 PETTREHRNURG Re. — 


* me Kaonthenpbie Mart caufſch fe⸗ ohngefcht der detfel 
ben Zeit, wo Oeſterreich zuin Herzogthunt geſtaltet 
wre; das Herzogt hum · ee)⸗ zu Setiermark ge: 
naht, und vie fuͤrſtlichen Terrieorien der Markgrafen 
von Rraiin Grafen von Goͤrz, von Cilley und des Pa⸗ 
teilen vH Aquileja; fie wirden zu verſchiedenen Zei⸗ 
ten und Wwie es ſchelnt meiſtens bei dem Uebergang des 
Herzogthums von einem Geſchlecht auf das andere, 
dort diefein losgetrennt. Es iſt klar, daB dieſt Auf⸗ 
loͤſung ſchon in der Zeit Hemrichs IV. beginnt, 
and untet den Hohenſtaufen nur vollendet‘ wurde; 
im das Einzelne haͤßt ſie: ſich nicht verfolgen IR) 
X. Die Varhaͤltniffe Alemanniens geſtalteten ſich 
allmaͤlig, ſltden⸗ an Rudelph von Rheinfelden zu 
Oftburkimd auch: das Herzogchum Alimannien in 
dem Untfing, welchen es Yeitsiben chen FJahr · 
hundert harte, verliehen worden war’ (9. 22801G. 94. 
Mi b). In dem Kampf, welchen die Srgner Mein⸗ 
richs IV. nach Rudolphs TDode fortſejten, ſtand dar Ge⸗ 
ſchlecht der Zahrisger te} und der Welfen dem 

Tau FrEa TE3 
oc) — dp u. ‚Mora Haie. N FR 
- dd) Man ver gatche befondent Uber N nähe Enifchung has her⸗ 
an begthuns. Stpprmgeh,, d. Hor ma yr derjog Ruityolb S. 26 u. f. 
ee) Mit Rudolph und den —** eines Stammes, ans bem 
21 eigenttichen Aſemannien“ eräfbroffen.”” Berihold don Zaheingen, 
von Beinrich DIE: auf das Herogthum· Alemannien beaniarici, 
erhielt, als dieſes an Rudolph vergeben wurde, zur Eutſchaädi⸗ 
gung das Herzogthum arithen mit der ſüdlichen kärnthner 
vun Martgraffchaft Werona),deren einrich EV. ihn abet ſpäter⸗ 
bin wieder :entſegte ($. NB8E. Rote! D).iVen bev legteten rũhrt 
el] | 





1. Alentine Geſchichte. 1056-4272. 649. 


Hobe gůarfen griedrſch ygünalber,; welchenn Shih 8 214 
feine: Sache ie. deeſem Aheil von DQuufbland zu 
führen siherkieh. ¶ Heintzc endigte den Kampf, durch 
civen Vagleich, im ˖ J ANY zu Mainz geßhlpffen, 
Bethold A, erhieif. vie dielem Das: Hesposthum, über 
den mlichen Theil Alzzaunent gunochſt. des Rheins 
mb: Ofbuzemnd; ‚chen daber wupbe, bäferbin anch 
die von dieſcn abgetrtniſe Markgrafſchaft zu Ba⸗ 
den ala win Fuͤrftenthum betrachtet. ef | IV. er⸗ 
a — 
zungen Don, Rey, ze 
beden/Eeitn heyLeche big un, Madenſexz dag 
fürsähtfihe, „Serzagsiung. ber, Hobenflanfen.- beasifl 
den mittlern Iheil dou Mmayaigip Aunche, aber 
duch den KEITAR mnd dean ſydichen Tea, wn 
deanſen⸗ ang Rhein big ‚ap. den Morkgan: vergoͤ⸗ 
far it. Zudieſernrermarh Haiſer Sriedeich . duxch 
Vatrag mit Welf VI. den Theil des welfiſchen 
Beſitzchuus, welcher dieſem.ſalbſt bei der, Theilung 
bes vaͤterllchen Erbes -($. 235. Mote:c:&. 121.) zuge 
ſalen war ($. 238.); was davon Heinyich der Stole 
ahalten: hatte, zog er in Folge der Achtserklaͤrung 
Heimichs Des Loͤwen ein ss); Ein großer Theil 
der Martgrafentltes het, weichen die jüngere Einds fernab. Dauſes 
in der Folge führte. Sein älterer Sohn Betthold wurde Stifter 
der Herzoglichen: Biwie- vum Dahringen; von hainem qüüugeren 
a (r ‚rs ſtanmen die Martgrafen „on “ | 
in €. ». Kang Balz‘ —* 81 tr 
m) & v. Ban; Baier. Braficplien ® 374 u wa 


⸗ 


4 


, 150 Vuͤite Periode. A. KB ARTE: 


6: 96, des Beſtzchauns der Gerzogfichen Linie von Jehen⸗ 


gan, ie ſchon im J. 1918 mie Berthold V. erloſch 
womve von K. Friebrich IE mait-bem Hokenfiuefifihen 
Schwaben vereinigt oder vorlaͤufig zum Neich eingezo⸗ 
gen ab). — So war als im Anfang des dreizrhuten 
Jahrhunderts wirklich Hereicht, was den Främkifchen 
Kaiſern fruůher mißlungen war: Sur in Shwaben, 
einem Theil von Franken und in Elſaß beſtaut noch 
das Herzogthum in ungeſchwaͤchter Macht in ben Han 
den der Hohenſtaufen, die daſſelbe unter Iriebrich I. 
durch neue Etbguͤter noch mehr befeftigtanil): des 

Bönigliche: Sans, Felt einem Jahrhamdert durch eine 
Reihe großer Maͤnner ansgefkiöhnet, war ii Deutſch⸗ 
land jezt an Macht über allen, und in Jtallei ſicher 
bas maͤchtigſte zu werden: ($: 240). Der Ausgang 
des zwölften Jahrhunderts wurde daher in ber 
dentſchen Gefchichte ein großer“ Roma Kon der 


hh) v. Katy Valerne Cauen & is, Seoine Geliweſter Anna 
bracue die burgund iſchern Güter an ihren Gewahl, Graf Ulrich 
von Kyburgz; eine andere Schweſter Anna übertrug an ihren Ge: 
mahl, Graf Egino von Urach md Zürftenberg, einen Theil des ale: 
mannifchen Grbes, von ſoelchen einen audern Wertheßs väter: 
Utcher Oheim. Adalbert von Teck erhielt, deſſen Geſchlecht den her⸗ 
zogüichen Titel fortfühtte, obwohl die ererbten Güter fpäterhin 
auch ds Urach kamen. Die Landgrafſchaft im Breißgan erhielt 
Baden als Neichsiehen. Zürich, Bern, Solothusn, Frei⸗ 
burg und Rbeinfelden larxu an. das Dil, ) 


ji) Otto de 8. Blasio Cap. at, zihlt die — auf, Bein 

tiert I, außer Dem Allode be Züelfe VI, erwars, 

Ees befand ſich unies andern das Erbe de rafın 
Bnbolphe von VPfullendorſ dariaiter 





I.Aligemeine ®efchichte. 10656 — 1272. 151 
Benutzung jener Macht, die im Mittelpunkt & 20 
des Reichs gelegen war, hieng es ab, welche Ver⸗ 
faflung Deutſchland und Italien auf Jahrhunderte 
hinans erhalten ſollte. Sie‘ bot auf "der. ‘einen 
Seite die Mittel dar, die Fürften an dene MA 
brauche der ihnen anvertrauen Gewalf‘ wi Fame 
und wurde auf der andern: durch -DERSpapR did 
die Fürſten zu eiferflüchtig bewacht. um Falk" ih 
wißffüßrlichen Regierungsdefpotion Kucabien zu 
fönnen. Es kam nur darauf an, ———— mache 
im Reiche zu finden, in deren’ Hände bie Garantie 
der Verfaffung niedergelegt werben konnte, und 
diefe Hatte ſich in der Ritterſchaft umd den 
Städten ſchon von ſelbſt To gebildet, daß fie nur 
gu jenen Zwecke -. werden durfte, 





nem. $. 241, | 4. 241. 

J. Se Hinficht nach welcher ale zur Ritter⸗ 
ſchaft (F. 223) gehörige Perſonen in eine eigene 
geſchloſſene Genoſſenſchaft, das Schildesamt, 
ordo militaris, militia, vereinigt gedacht wurden, 
entſtand ſo unmerklich, daß ſich keine beſtimmte Zeit 
ihres Urſprungs angeben läge ). Im zwölften 
Jahrhundert hat das Inſtitut ſchon eine fefte Ges 


2) S. das Mitterwefen des Mittelalters nach feiner po⸗ 
Beifchen und milltäriſchen Berfaffung, aus dem Kranzöfifchen 
des Herm de Ta Eurne de Sainte Palaye, mit Anmers 
Augen, Bufiten und Vorrede von %. 2, Klüber. Nürn⸗ 
berg 1786 - 1791. 3 Be. 8. 


welche. eine blos Exrtegerifche Lebensart füh- 
ve und die höchfte Kriegs wuͤrde erlangt ha⸗ 
en, bilden unter jtnem Namen eine ardensäßur 
ur ung... 
das ganze griegeweſen (militia) auf 
Ber, en gbmmp_die zum Ritterdienſt von ihrem Gut 
perpfigghreten, Freien ‚npbfl, den Bafallen ‚md Mini⸗ 
fterialeg, dee Wels ‚allein gegründet. war:b), bilde: 
ten fie Son ginen genen Stand. Uber Abel 
und. Dienſtmannſchaft, während ihrer ganzen Lebens · 
zeit nur mit Krieg beſchaͤftigt uud. genoͤthigt, ihn 
kunſtgemaͤß zu erlernen, verbanden ſicb ‚auch über 
dies nach dem Geiſte der Zeit,. welcher immer auch 
eine Äußere geordnete Verbindung, gwiſchen 
Perſonen von gleicher Lebensart und Beſchaͤftigung 
ſchuf, bald zu einer Innung (Einigung), welche 
den geiſtlichen Bruͤderſchaften nachagbilbgt ildet wurbe. 
So wie ſich die Mutglleda von dſci, die. ſich 





» Es verſteht ſich von felbſt, daß bei jeder unternehmung auch 
Jußvolk gebraucht wurde, welches aber nicht zum orbentlichen 
Kriegsttenfte verpflichtet war, fondern nur zits Landesdertheidi⸗ 
gung ober ‚gegen Sold diene. Erft ber fleigenbe Fler der 
Städte verſchaffte wieder ein wohlgerüftetes ſireitluſtiges Fuß⸗ 
volt zum ordentlichen Reichsdienſt. Wie es im eiften und 
zwölften Jahrhundert beſchaffen war, ſieht man aus ber Be⸗ 
fhreibung, bie Lambertus Schaffuab. ad a. 1075 von 
dem fächfifchen Heere und. der Schlacht macht, weiche. Hein⸗ 
rich IV. gegen jenes bei Kloſter Hohenburg gewann, und ans 
der Geſchichte der italiſchen Ktiege Friedrichs J. bei Otto 
Frising. und Radevicua 


9,91, (halt exhalten: die ſà mntlichen freien Männer, _ 


IL Allgemeine Sefchichte. HOHO-— ARER. 193 


einem zeligiöfen Leben. widtzeten, durch feier- g:9ur _ 
lihe Gelübde zu der Beobachtung einer gewiſſen 
Regel verpflichten mußten; fo Bine auch jeder; der 

fih deni blas kriegeriſchen Leben, (vita. militaris) 
hiugab, ne Regel des Ritterordens, wie ſie 
durch die Ditter jenes Standes begrunder "war 
und fe wie der Geiftlihe nur durch Die ‚nicberen 
Weihen zu den ‚höheren aufflcigen.Fonute,. fo musde 
auch am dem die hoͤchſte Wuͤtde diefes · Ordens/ 

die Rittrrwuͤrde/ etthellt, ver zuvor bie unteren 
Stufen beſſelben als Bube (Page, Edelknabe, 
junior) und Knappe (famaulas, armıger)-idunchlatt 

fen Hasen, eine Laufbahn, die freilich wohl Jeit ura 

ter Zeit jeder durchlaufen mußte, der ſich den Weg 

zur Erwerbung von Beneßcien bahnen, oder in abs 
licher Sitte ausbilden weilte. Aber vordem begeich 

nete Die Verleihung eines Lehens oder Anits oder 

die ſelbſtſtaͤndige Verwaltung eines Guts, Auf wel 
dem Ritterdienſt haftete, das Ende jene Laufbahn; 

kit überteug man die hoͤchſte Wide jener Genoffen⸗ 
(haft als eine eigene fefbftftändige Wurde, unter 
teligiöfen und militärifchen. Zeierlichkeiten,. von: weh 
den jene von den geiftlichen Innungen entlehnt 
maren, dieſe aber in den Gehräuchen bei der Ent- 
kffung aus frengerer Dienftpflicht am Hofe Ans ‘ 
Dienfigerrn ihren Urſprung hatten | 


er Si pa ARE 


Kb asp. Eümerfung: 
02 0 Pe 

Das. HU. m ' Chronlson Belgicum ad a, "180. (bei Pi- 
EIERN ge II. 266,) befchreibt bie Feierlichteiten des Nit- 
derfchkägt, der dini zum Kbnig gewählten Withehr von Solid ertheilt 
wide, anf folgrabe Möelfe, : Bed: quanlan ide Adelticeui; alec- 
tenis,supe: tampore, fat Armiger, - cum, festiästiorie, pranpe- 
Fate sunt omnia quaecungue fuereut necessaria,, ut ‚secun- 
dkin minm Clitisticolakuni Imperatorum miles ſierel, au 
Kailefitil diadersa reg’ suselperet. — Itagae proepkrafie im 
Enpleie Tolaaizusi.ompibin, post Evangelium melennis suilzpen, 
praedictge. Wilhehmps, ‚Armiger, „coram . —m 
est per Bohemise,, dicentem in hune esirae 
— Pꝛter aluiflae, praesentamus hat; electam Ar 
melgerum ;eyotissinte bupplicanten, ut vesira paterniian soil. 
vom ejus professionew susaiplat, que mällteri nostro Ceol- 
legio digny adsoribi possit. Döominus autem Cardinslis, in 
Bontificalibus abslätens ornamentis, eldem Armigero dixit, se. 
vanduıh-etymoloplem emdink'neminis, quod est miles: Opor- 
tet urpingpeupgug, ‚mufltare ‚yalkatenıs.coos Segntaieuun, In- 
geyaum,.Lesgiflusm, Egregium et Stremumm. Bepsenimam 
quidem in adversitate; Ingenuum in Consanguinitate; Largi- 

- Mur In Honestato; Egregiem In Curialitate; et Strenuem in | 
visit probitate. Sed, aniequam uelum tuae'piöfbewionis fo. 
«ion, cn wmeture deliberutione, Yügumm Hagwlos pries zudias, 
Ista Ätaqne rogula est Militaria erdinle (1) in primia cum | 
devota recordatione Dominiose passionis Bissam quotidie au 
dire; (U) pro Bde Catholiea:oorpus audacter exponere; (3) San- 
«am Koolesisus ousa Ministsis ejus, a quibüsckinee grasssiori. 
boa iberase; (4) Vidnss, Pupillos, sc orphanos, in eorum ne. 
cossitate protegere; (5) Injusta bella vitgre; (6) Inigua ati. | 
pendia renuefe; (7) pro liberatione coujuslibet Innocentis duel- 
lam inire; (8) Tyroeinla, non nisi causa Militeris exercitü, 
frequentare; (9) Imperatori Romanorum, seu ejus Patricio rer 
venenter in temporalibus obedire; (10) Hempnblicam illibatam 
in vigere suo permittere; (11) Bona feudalia Regni, vel Im- 


perij, nequaquam allenare; (12) ec irreprehensibiliter apud 








I. Algemline®efchichte.- 1056-1972. 455 
Deum at Iumise, iıg Ihe mieindh vivpebe ülnen:mtattdeikl, D DAL 
teris Begnlan. si ılemete sender et pro il —— 
impleveris, selas, temporalem 
hanc vitam, vequlemi äeternam' * Kerr oe us ge 
pletid, Dormhzas Cardinslis eonjunciss- immis- ejnsdem Tyscäie 
clausiö in Missali, supen loctum ‚Evangelien, ite digema::Vig 
esgo Militarem Ordinen in pomine ‚Pamins derote.anncipemn, 
et Regularn Tibi verbötenus explicatam, guantur potes, per 
ficere? Cui responilit Armiger, Volo. “Et tane Dominas: 
dinslie dehesipätiatten prefsssieueik Asutigero: deilit, wuiaın iish 
Armiged. pain emnjbus In hupp- madyıp. Jeglt::. ge. VYlheb- 
mus Comea Hollandiae, Militige. Pringepe, Sacrique. Inperi) 
Vasallız liber, jarando proßileor. Regulae militaris obbähvad- 
U, in preeseittia Döthint mei, Pütz ad Veh auröcht;, Disonel 
hun al 24 Apsstoliege van —— a An * 
mann gaago· —— Age 
sio peecatorgm pa Fe 0, amen, Bier; 
dictis, Rex "Bohemise fotımn 'Impegit" hi eolium tyrohid’ * di 
censı Ad euortas -Dei omhipeisätie te Milfleia eedino, it 
ia nastzumn Oollegium gratanter: speihioy. sed mamenia,.yan 
niæn Salvator mundi, coram Anna Pontifice, pro te colaphi, 
satus, et: illusus coram Pflato pracside, et Ilsgeis acius, an 
spinis oorohatus, coram Herode Rege chlimyde vestitus atgue 
derisus, et coram omni popalo, nadus et valnerstug, "trace 
suspensus. est, cujus opprobria mieminisse „te Suadeo,” cajus 
erucem acceptare te consulo, cujas "etiam 'mortem ulcisci te 
moneo, Qulbus ita aolemniter nähnplette;, novus tyro poet 
dictam Missam, cum stridentibus buschhis,. proßirdpentibus: tym- 
panis, et tinsientibas cymbalis, oonirs flium regis Bohemiae 
tribus vieibus enneuerit in hastilgdio, et exinde cum gladiis 
enitentibus dimicationis iyrocinimm fecit, erchrariige men 
ficis expensis teiananam Casa ei 


ET 
Freie eheliche Geburt und Wahl einer blos 
kriegeriſchen Lebensart wurden beide. weſentlich er⸗ 








186 Nütte-Parlote...; BBBH MÄR. 


2 1° ſerdert/ um in diefe: Brchinbung :anfarwonmen zu 
werben; wer fd‘ Bei einer andern Lebenbart ver⸗ 
hatgen poug konnte, ‚oßngeachtet feiner f reten Ge⸗ 
Bust, ‚bie. Risterwücde. (ciogulum mihtare) nicht 
erlangen ). Semis erhielten denn freilich nur Edle, 
Waſatlen und Dieiftlente oder ſonſt reche Grund 

| hefluer. diefe Wurde welche, weun ‚fie mit den erb 

lich: gewordenen Lehen wiele Geuerationqu · hindruch 

in hten Eefch bechrern geblieben war, diefen das 

Pitbicat eines ritterlichen Gerichte verſchaffte 

DS diefer, Umſtand. fehe bald auf hen. Grundſatz 

führte, ‚uian: aniffe uͤberhanpyt ex genere militari 

— ſritterharttg) fem; um: die Nitterwurdererlan· 
gar zu koͤnnen, mar 'cben fa natürlih, als daß 

Ben Kaiſer bie DBefuguiß : blieb, von dieſer Regel 


—— J madjen.b). Du jener Grundſatz 
..a) Daher —*8* der tapfee Mann, vom, welchen Otto FErising, 
‚de. 6, F,,LL.IL 18. eäßlt, tie Nitterwürde nicht annehmen; 
er hätte, font feine, bisherige Rebensart aufge müfen: ille 

cum se ‚plebejum ı diceret, in eodemque ardine vslle re- 
J manere, süfficere ib eöndiioneh suorh ele. 


5 Gonradi IV. dipl. ap. Goldast, Copstit, Imp. Park 
‚Bag. 398. Notum, facimps uuiversis, quod A. de N. Ma- 
jestati nostrae "humiliter supplicavit, ut cum fieri velit _ 

. miles, et pater suus Miles non eisct. ihr 'exinde lar- 

giri licentiam dignarenur. Nos autem ut fidei sune me- 

rmum, et suorum, per Imperialis gratise‘ meritum Impe- 
rlaliter compensemus, supplientionilms 'ejth beniynlus io- 
clinsti, de potestatis nostrae plenitudine, sibi concedimus 


| F ‚ et nosizis oonslitutionibus caveatur, quad milites fieri ne- 
728 qui de genere mißitum non nascuntur,, ipse amen, 
calminis noetri licauiia. decarssi valsat cingelu .ueilitari. 





IL Allgentöine Geſchichte. 2ST 

ſchon im zwolften Jahr handere auch ſchon in eben dem H.51% 

Sinne angemwendet wurde, tu welchem ihn der Staub 

der Vaſallen und Dienſtleute ſpaͤterhin geltend. machte/ 

muß allerdinge bezweifelt werben⸗); jedoch eatwil⸗ 

Felte ſich allmuͤllg ein dritter Stand der ideen 

buͤrtigen, mit erblichen Vorzuͤgen, die nicht auf 

dan Guͤterbeſttz, ſondern auf der Derfon hafteten, 

welcher · als eine zwiſchen ben Sl ua bias Bi 

geboren‘ ſabende Suſ⸗ vente Be 1 

eh Me . 23. 

H. De Städte wurden im: zwdiften —* 

hundert ganz etwas anderes als was ſie urfprng⸗ 

lich ſeyn ſollten, aus bloßen Immunitaͤten (F. 2200) 

ſelbſtſaͤndige, d. d. nach eigenem —— 

Gemeimwillen roglerre Corporationon * | 


Ti ” 1 

e) Das, —EEI 7 ager 
De ie sacerdotum, diaconorum, —— 
taimus, ne ein militare bsdumant; 'et qui Jattı X 
pserunt, per judievp pwoyintiae en Era 
Ursp, Mi a. 1187 26 Arg, — > Die Yu 
fchliegung berubt Aber nicht auf dem Si * ac ken 
fonbern af den Gewerbe: Dachet beine hd Dis Stell J 
—— — ach —* 
freien Geburt, m äfig machte, war am leicht 
zu Führe, wenn ter "Shter fehl J— ntiilitwürde Hatte; an 9 
Stelle dieſes Beweiſes trat jene Gunſt, und fie warbe alſo freis 
lch geſucht, wenn ber Vater frei getsefen war, aber imitieeliche 
Gewerbe getrieben hatte. Bergl. unten 8. 337 u. f. 


«) Die Bewseife für bie ha tiefem .. entbaftene;' nich nn erra Un⸗ 
terſuchringen "ubweichent con bee erſten Ausgabe dargeſtellce Ent: 
witehugsgefihkite «ber flädcaſchen Berfaſſumg, laffen ſich im 





188 „Dirütte Pertat A. RE-MÄRTR: 


Ku 1" Die das MWeihbiltweike a. Miäflähen Seaͤd ⸗ 
an, mwichin in ſalchan Omen entſtand, die urſpruͤng ⸗ 
lich rdmiſche Verſaſſung gehabt Hatten, von wel⸗ 

ger ſih in der einen ober anders Gore. Spuren 
erhalten hatten (6 Zar), fo nahm es in dieſen 
Beädten: fehr bald eine‘ Eigenthoͤmlichkeit an, welche 
in der. Folge mit zu den Wefen des Weichbild⸗ 
suchte gerechnet wurde 1) Die Staͤdte mit erhal 
tener roͤmiſcher Werfaſſumg Katzen in dem erhalte⸗ 
nen Decurionenſtande eine Gemeinde (cives), der 
2 von ihrer alten Wuͤrde wenigſtens die Verwaltung 
des Geweileguts bie Policeigewalt⸗ und beſonders 
die den roͤmſchen Enriheungen eigenchanliche Auf · 
ficht bet der. Merkte⸗ Und Handwerkspolicei ($: 312) 
gehliehen wan; ‚welche ſie durch einen Gemeinde⸗ 
rath, vor dem zwoͤlften Jahrhundert gewöhnlich 
cives (im vorzuͤglicheren Sinn), ſeitdem nach dem 
Beiſpiel der lonchardiſchen Städte ordentlicherweife 
Consules . genannt, „ausübte Aus diefem, Rath 
und den: Schöffen: der freien dentſchen Semeinde 
ieh feine‘ Schöffen der Vogt, welcher an die 
Gtelle dee Grafen trat F. 2244), und dr Schule 
heiß⸗ Ber die Stelle des ordentlichen öffentlichen 
Localbeamten einnafın und zewoͤhnlich in allen Su 
Einheluen acht vehl ſe zuſanimugedruugt angeben, wie es va 
plan dieſes Hanbpuchs erfordert. Start bet Angabe einpeinet 
* Stellen aus Urkunden mb anderen Duellen kann baber bier 
wur auf bie. umftänbtichere Eutwicklung in urinem Mein Über 
den Mefprung ber ſtädtiſchen Verfaſſiig in ber Zeitſchr. für 
: eeHREhteM. B. 2. Da 0 106 1: fa verwiefen werten, 





I. Agenyine &efißte. 1086-4979. 459 


chen richtete, - bie ulcht thear Marur a wo. dor 8.944 
Gaugericht gehört haeten ¶ Diefe Verlindig bee 
trug die roͤmiſchen Gemeindeeinrichtungen auch auf 
die deutſche Gemeinde, und ein aus beiden. uſam 
mengefezter Nach. wor: mächtig genug, die. muchfh 
gige Verwalcung des . Gemeindeguts. und: ber: Poi 
ci allmälig zu einer ſelbſtſtaͤndigen Verwaltung aller 
Öffenslichen-Uugelogenkeiten der Stadt in ideem ie 
neren und aͤußeren Verhaͤltniß auspubchun, bei 
welcher die Worſteher jenes Gemeinderaths, Magie 
stri civium, magistri-consulum, Buͤrgermei⸗ 
ſter, dem Kerrfihafelihen Vogt odes Crhultheifen 
wenig Mitwirfung ließen. Die durch die xoͤmi⸗ 
ſchen Policeieinrichtungen in Genoſſenſchaften ver⸗ 
einigten Handwerker, ebwohl fie gu der Gemeinde 
der Bürger niche gehörten und an. ber Verwaltung 
des Marks keinen Theil hatten, fchloffen ſich doch 
an dieſe Obrigkeit auf das engfte an, da bie Ser · 
* gar zu ſehr geneigt war, auf ſie und auf 
die Buͤrgerſchaft überhaupt das Hofrecht aueudeh⸗ 
nen, dem etwa vor der Entſtehung des Weichbild⸗ 
rechts einzelne unter ihnen unterworfen waren; und 
mit ihrer Huͤlfe konnte die befeſtigte Stadt ihrer 
Herrſchaft noͤthigenfalls einen Widerſtand eutgegen⸗ 
ſetzen, dem die Burgmanuſchaft innerhalb der Stadt 
nicht gewachſen war, went auch die Bürger inner⸗ 
halb ihrer Ringmauern eine Burg dulden nmußten. 
Dieſelben Einrichtungen giengen 2) auf ſolche Städte 
über, in welchen der Decurionenftand ſich in eine 








/ 
* 


¶h Dtitte Petibde A. BIS 1278: 


4. 93. Dieuſtmnanuſchaft, "Familia; verwandelt hatte; in 
bieſen war war nach urkundlichen Zeugniffen, ſtatt 


eines Gemeinderaths nur eine Reihe herrſchaftlicher 


Beamten, welche die Rechte verwalteten, "die ander⸗ 


waͤrts den Rathmannen zuſtanden; aber die Dienſt 
maniiſchaft, aus welcher dieſe jufolge des Hofrechts 
genommen wurden, erzwang b) hier die Blilbung 
eines Gemeinderaths mit Sllfe der freien Buͤrger, 


die das Weichbildrecht zu einer Gemeinde mit ihr 


verband, und bie ohnehin von einer Theilnahme an 
ihren Geſchaͤften nicht wohl ansgefchloffen werden 
Fonnten, feitbem fie ihre Gerichtsgenoffen geworben 
waren. Die in folchen Staͤdten immer der Hoͤrig⸗ 
feit unterworfenen Hanbwerker und andere Schutz 
genoffen zogen davon den Vorcheil einer- viel giin- 


— Cage als chuen Bisher bus Hofreche — 


Wenfiftend in ſchr vielen Fällen. Freilich fehlt es auch nicht 


an ·freiwlllig erthellten Privilegien, und namenttich iſt bie für 


. .gennmpte libertas Ranaha; weiche bie Kalferin Adelheid, Groß⸗ 
mutter Dttos IIL, der Stabe El; duch ein Privilegium dieſes 


j - Kaifers verfchaffte, vielleicht nichts Anderes als die römifhen 
„u. :Masttpoliceiöingichtungen, derbunden ohne Zweifel mit ber Ber 


der Merktpöfiegi durch einen: Bemehiberath. ©. Beits 


. waltung 
fhrift a. a. O. ©. 206 u. * Es könnte indeſſen der Auss 


bruck much bios auf · das Weichbildrecht gehen; denn: eine: Creme 
.. tion von ber Gewalt der: ardentlichen Beainten, mb bie Beſtel⸗ 
. lung eines Reichsvogts, fpunte feit der Erwerbung ber Kaiſer⸗ 
würde recht gut auch die ibertas Romana helfen. S. Wis 
gand Geſchichte von Corved Th. 1. S. 256. Da hingegen 


das Weichbilbrecht ohne diefe Einrichtungen libertas francica 


im ‚Mittelalter gebeißen habe, ik gar; lrrig . ©. Zeitſchr. 
&.'217: 


\ 
{ 


IL Allgemeine Geſchichte 1056 — 1272, 161: 


hatte, denn die Dienſtmannſchaft fuchte von dein 8.243, 
Herrn der Stadt die Aufhebung der. Laften des 
Hofrechts zu ihrem eigenen Vortheil zu erlangen, 
und was bei diefer nicht zu erreichen war, gewährte 
bei guͤnſtiger Gelegenheit der Kaifer als oberfter 
Vogt e). 3) In Städten, welche durch das einer 
deusfchen Villa ertgeilte Weichbildrecht entſtanden 
waren, nahmen bie Schöffen von felbft die Geftale 
eines Gemeinderaths an, fobald das Emporfonmen 
des Gewerbes die römifchen Policei- und Markt 
einrichtungen und mithin eine Vereinigung der freien 
Handwerker und anderer Gewerbetreibenden in in 
nungen nothwendig zu machen fehlen, und fie erlang« 
ten leicht, daß ihnen die Gewalt, weiche in anderen 
Städten der Rath über jene Perfonen hatte, auch 
über die einem herrfchaftlihen Schutzrecht untermor« 
fenen hörigen Handwerker und andere Schuggenoffen 
überlaffen wurde ). War ihre Stadt nicht gleich bei 
Ertheilung des Weichbildrechts befeftigt worden ©), fo 
€) Daß durch Vefreiungen der Städte dom Mormarium und ans 
deren Laſten des Hofrechts, bie feit ber Zeit ber fränkifchen 
Kaiſer, in welche ber Anfang des allmäligen Emporſteigens der , 
Macht der Städte fällt, fo häufig vorkommen, neuere Hifterifer 
ſich haben verführeh laſſen, ſich alle Stäbtebewohner ſolchen 
Zaften unterworfen zu denken, iſt weniger auffallend, als daß fie 
die Bedeutung gang überſehen, weiche nach eben dieſen Befreinn⸗ 
ger biefe Städte ſchon damals haben mußten und In eben biefer 
Zeit zugleich den Anfang ber ſtädtiſchen Werfaffungen fuchen. 
d) Bir z B. dom Kaiſer Lothar in Rusdlinburg, S. Zeitſchr. 
a. a. HO. S. 2314. 
©) Die Erbauung der Städte iſt meiſt nichts anderes als dieſe 
so. IL [11] 











169 Dray Pac 4. 888— 1272. 


5 24 folgse Diefes wichtige-Erignif: doch wenigſtens bald 
" Darauf ohne Schwicrigfeit, weil die Herrſchaft felbft 


in ihren Fehden dadurch an Sicherheit gewann und 
die Burger wenigftens nicht hinderte. 
Alle Städte, fobald fie ihre Kräfte fühlten, 


füchten denmähft auch außerhalb ihrer Ringmauern 


durch Erwerbung von Grundeigentum und befon- 
ders durch Aufnahme von Ausbürgern oder Pfal- 
bürgern f) ihre Mache fefter zu gründen. Freie 
Leute festen Häufig einen Meier auf ihre Gut und 
zogen in die Städte, die ihnen einen fihern Auf 
enthalt, und fo lange bie wenig geachteten Hand⸗ 
werfer noch nich zur Gemeinde gehörten, und mit- 
bin niemand den freien rittermaͤßigen Urfprung auch 
in dem Bürger verfennen konnte, eine ehrenvolle 
Gemeindeverbindung darboten 8); bald fchien es 


Befefigiung, und eben darum if 28 ganz falfch, ſich die vorher 
gemeiniglicy urkundlich längft vorhanden geweſenen Billm als 
Dörfer von Hörigen bewohnt zit denken. 


f) Beide Ausdrücke find ohne Zweifel gleichbedeutend, und es ifl 
eine fpätere Bedeutung des Wortes Pfalbürger, darunter bie zu 
verſtehen, welche ihr Vürgerrecht zum Nachtheile ber Landes⸗ 
herrſchaft mißkrauchten, Die Beſchreibung, welche die goldent 
Bulle Cap. 16. von den Pfalbürgern macht, paft auf alle 
Ausbürger, und nad) dieſer Stelle felbft war der Ausdruck vor⸗ 
züglich nur im ſüdlichen Deutfchland üblich. 


8) Daher befigen in ben Etäbten im Mittelalter bie Bürger fo 
häufig gutsherrliche Nechte in benachbarten Dörfern über ein: 
jeine darin belegene Höfe. S. 5.8. das Landbuch der Marf 
Brandenburg (Berlin 1781. 4.). &. 79. So hatten auch bie 


—E 103 


auch) thamlich/ gegen Uebernafpie Der Vargehhſach 4. man 
ten, befonders in :Abfiche dee: Wertheidigumg ber 

Stadt; das Vuͤrgerrecht ohne Veraͤnderung des 
Wohnorts zu gewinnen, wenn es dann auch noch 
gelang, den perfönlichen Schutz, welchen das Weiche 
bildrechf dem Bürger gewährte, auf feinen Grund⸗ 
befitg anszubehtien, wie einſt das Immumitaͤtorecht 

der Geiſtlichkeit nach und nad) ausgedehnt worden 
war, fo. konnte ſich auf dieſe Weiſe eine neue Gat⸗ 
tung freier Gemeinden bilden,’ die wieder in die 
Reihe der unabhaͤngigen Reichsglieder einzu⸗ 
treten fählg waren, aus welcher der veränderte Bo . 
griff der Grafſchaft die Gaugemeinden herausgeriſ⸗ 

fen hatte. Denn gegen eine ſolche Gemeinde, vers 
mochte die Herrſchaft fchwerlich, von der Gewalt, 
welche die Vogtei gab, mehr als die bloße Ge - 
richtsbarkeit zu retten, und. ſelbſt dieſe bei guͤnſtiger 
Gelegenheit an ſich zu — fehlte es den Ge⸗ 
meinderaͤthen nicht an Mitteln, 


& 2, 4 4.44. 
Wie leicht die Staͤdte dies und unter günſt— 
gen Umſtaͤnden ſogar noch. mehr werden konnten, 
bewies die Lage, in welche die lombardiſchen Staͤdte 
ſchoͤn um die Mitte des zwoͤlften Jahrhunderts ge⸗ 
kommen waren, weil ſich hier bei der mindern Macht 
des weltlichen Abels und der früheren Bluͤthe des 
braisttfenwigtfäen SA rget viele Veicr in ben untlegenden fürſt⸗ 


tigen Yenttin,! S Gefenind Meierrecht Th. 1. S. 424. 
[1110] 


164 Dan Jar, 88 ARE 


9.24, Handels md der Gewerbe); herfshbe Beine” füheh 
ler entwickelte als. in Deutſchland. 
Sdon um jene Beh. b) hatten ie Conſuln 


u 9— bedeuterd ſchon die —* und der berdi Dem Fifa 
ünd Genua im zwölften Jahrhundert ſeyn mußte, ergiebt ſich 
. umter andern auch and Otro Frising. de gestäi Frid. I. 
.L.% Cop. 12 und 20,,, Bergl. Eeo. ÆEntiiciing ber Wer 
faffung ber Iombarbifchen Städte. Pamb. 1824. 8, v. Rau- 
mer Geſch. ber Hohenſtaufen. B. 5. ©. 83 u. f.0. Sa⸗ 
vigny Geſch. dr6 romiſch. aus. 4% * 40. — 51. 

: & Min f. I Aug" 


u Died Gemälde iſt nach Onto Frising, de — Keil. L 
Lib. U. Cap. 13 und 14. miworfen: In civitatam queque 
dispositione, ac Reipublicae conservatione, antiquorum 
adhuc Romanoram fmitantur solertiam. Denique-liberta- 

_ tem tantopere allectani, nt patestatia inselentiam fagiendo, 
Consulum potius quam imperantiam regantur arbitrio, 
Comque tres inter eos ordines, id est Capitaneorum, Val- 
vassorum et pltbis esse: noscautur, ad reprimendam ze- 
perbjam, non de uno, sed de ‚singulis praedicti Consples 
eligantur, neve ad dominandi libidinem prorumpant, sin- 
gulis paene 'annig variantur, Ex quo ur ut tota ille terra 
infra civitates ferme divisa, singulae ‚gd 
secum dioecesanos compulerint, vixque aliquis Nobilis, 
vel vir magnus, tam magno. ambitu inveniri queat, qui 
eivitatis suae non sequatur imperium. Confuerunt autem 
singuli, singula territoria, ex bac comminandi petestate, 
Comitatus suos adpellare. Ut etiam ad comprimendos 
vicinos materia non careant, inferioris eonditionis juvenes, 
vel quoslibet contemtibilium etiam mechanicar&m' artium | 
opifices, quos ceterae gentes ab honestioribms. ac. liberio- 
ribus studiis, tanquam pestem, propellunt, ad militise ein- 
gulum, vel dignitatum gradus assumere non nter. 
Ex quo factum est, ut caeteris »tbis civitatibas, divitiis 
et potentia praeemineant. — Ale befondere Ausnahme wird 
erwähnt? Guilbelmus marchio de mente ferrate, vir. nobilis 
et magnus, qui paene solus ex Ltaliar Baronibus cjvritatum 





1. Alltgemeine Geſchichte 1036 — 4272. 465 
ſah niche blos die Grafſchaft über Tore Dikger, 4. au 
fondern felbft über den größten Theil der umlie 
genden Gegenden, mit den gewöhnlichen ‚gräflichen 
und Bifchöflichen echten, errungen, und regierten 
mit unbeſchraͤnkter Macht, niemand unterthan als 
dem Kaifer, deffen Gerechtſame aber auch nicht ins 
mer gefchont wurden: Ber geifkliche und weltliche \ 
Adel, 'wellte er feine Rechte wenigftens da erhalten, 
0 die Späte fie ihm noch zu laffen fuͤr gut fan · 
den, mußte (mit wenigen Ausnahmen) in Me Stab 
als Buͤrger ziehen, und eines jeben ändern Buͤr⸗ 
gers Pftichten übernehmen, :Bagleich lebten nirgends 
fo viele Perſonen ritterlicher Lebensart in den Staͤd⸗ 
ten als in Stalten, und zwei Stände, der der 
Freien und Nitterbürtigen, floffen dadurch ſo zu 
fanmen, daß Italien bei geſchwaͤchter Macht des 
Adels, nothwendig ein Aggregat von ariſtocratiſch⸗ 
democratiſch organiſirten Republiken werden mußte, 
deren Oberhaupt jedoch der Kaiſer blich. 
F. 2283. 648. 46. 

An den Kaiſer knuͤpfte aber die Staͤdte das 
gemeinſchaftliche Intereſſe, dem Syſteme der Ho⸗ 
heit entgegenzuwuͤrken, welches der Adel einzufuͤh⸗ 


effagere potuit imperium, und Cap. 14. Novaria civitas, 
comitem in se habens in sua Dioecesi Guidonem Blan- 
derstensem, qui praeter morem Italicam totum ipsius ci- 
vitstis imperiupi, viz ipso civilate — Mediolanen- 
sium possidet auctoritate, 














ICE Orite Prriode AR 


6, 245, ren, ſuchte, und eins gleiche Michtung mochee leicht 


Der. Ritterſchaft gegeben. werden, die iger Mister: 
pflicht ohnehin ſchon au den Kaiſer aufshloß *). 
Weder. Staͤdte noch Ritterſchaft konnten dagegen 
nach ihrer natuͤrlichen Lage jemals. jhr Eyſtem der 


Unabhaͤngigkeit, das durch Beguͤnſtigung ihrer 


Untemehmungen gegen pen Abel. begründet. worden 
waͤre b), ‚zu „einer. · Aufloͤſungg des Reichttz in ein 
Aggregat einzelner Herrſchaften, nußbreuchen weil 


fie innner des. Schutzes des Kaiſers beducften u 


es gogen den Adel zu behaupten. Auf der anderen 
Syeite waren fie ‚fo gut als der Adel. eine natuͤr⸗ 
liche Oppoſition gegen den willkuͤhrlichen Regie⸗ 
rungsdeſpotismus, in den etwa bie von. ihnen bes 
guͤnſtzgte kalſerliche Gewalt Hätte ausarten koͤnnen, 
und taugten daher am beſten zu einer Mittelmacht, 
wehche bie Garantie der Verfaſſung Vbernaͤhrne. 
Sitnau dieſee zu henutzen, war ſehr leicht; es durfte 
nur der Risserfchaft. und den Buͤrgerſchaften Aus 
theil an der Meichsregierung durch die Reichs⸗ 
ſtandſchaft gegeben werben. Ä 


"5 AL" Mote € Ne 9, 





by Man fieht leicht, daf, went ber Kaiſer bie Ritterſchaft begfine — 


ſtigie, und "Ihr eine Ähnliche. engere Localverbindung gab, wie 
fie ſelbſt ſich im viergehnten Jahrhundert zu geben fuchte, ein 

‚ähnliches Verhältniß entſtehen mußte, wie das Berhältnig bes 
mniederen Adels in andern germanifchen Staaten wurde, das in 
der nachherigen Breicheritierfchaft fich nicht mehr bilten lonnte. 
weil der inner Augenblick vorüber man - - 


o 
» 


I. aan Geſchichte 1056—: 4IR. 487 


.$. 2b. 2 u . - 9. 26. 
Allein die Dolkit der hohenſtaufiſchen Kaifer 

hatte einen andern Gegenfland, als den, eine neue 
Grundlage der Staafeverfäflung zu etfchaffen. Fried⸗ 
richs 1. unabläffiges‘ Beftreben währen feiner lan- 
gen Regierung war darauf gerichtet, feinem Haufe 
in Italien das Uebergewicht zu verfchaf- 
fen, umd dadurd der deutſchen Herrſchaft über 
diefes Mebenland Feſtigkeit, und der Kaiſerwuͤrde 
den alten Glanz! zu verſchaffen. Durch den lom⸗ 
bardiſchen Adel wurde er uͤberredet, daß die Aus- 
fuͤhrung jenes Planes mit der Demuͤthigung der 
italiſchen Republiken beginnen muͤſſe. Er miſchte 
fi daher in die, Fehden dieſer Städte unter ein⸗ 
ander, befonders in die große Fehde zwiſchen Mair 
land und Pavia, minder als Reichsoberhaupt, 
denn als Partei. So unterlag dann freilich (1158) 
Mailand, da es noch allein fland, feiner Macht, 
und die Lombardei mußte noch in bemfelben Jahre 
das Gefe annehmen, das ihr der Kaifer über fein 
Verhaͤltniß zu ihr gu geben, fr gut fand *). Aber 
feinen Hauptzweck verfehlte der Kaifer eben damit 
ganz, Die gemeine Gefahr vereinigte ſchon meh 
rere der oberitalifhen Städte gegen ihn, feitdem er 
das ftürmifche Mailand 1162 zerflöre Hatte, und 


3) Die berühmte Eonftitution über die Megalim: Radevicus 
de Gest. Frid. I. Imp. L. 3, Cap. 5. Die Entftehungs- 
gefchichte derſelben und ihren Inhalt nach biefer Chronik findet 
man in der erften Anmerkung abgebrudt. | 





IB’ Dritte Perisde. A. 8881972. 


4.246. der abwechfelnde Erfolg, mit welchen er fie be 
Fümpfte, ließ mdlich einen großen, - immer mehr 
anmwachfenden Bund 1167 entflchen, der von dem 
Kaifer 1183 die Anerkennung der Unabhängigkeit 
der einzelnen Mepublifen und ihrer bisherigen Ver⸗ 
faſſung, der Unterwürfigfeit unter das Reich und 
der Lehnspflichten vorbehaltlih, erzwang b). So 

ſchuf fih der Kaifer felbft eine Oppofition in Ita⸗ 
lien, und dem Papfte, mit dem er in einen aͤhn⸗ 
lichen Kampf wie einſt Heinrich IV. gerieth, einen 
noch wichtigeren natuͤrlichen Bundesgenoſſen, als 
bisher der König vor Girilien geweſen war, 


Erfte Anmerkung. Conſtitution über die Regalien. 


Sequentibus diebus plena atqie solenni caria, jadicjo et 
justitise a nane usque ad vesperam intentus, qnerimonias et 
proclamationes tam dititum, quam pauperum diligenter au. 
diebat, Habensque quatnos.judices, videlicet. Bulgaram, Mar- 
tiauım, Jacobum, Hugonem, viros disertos, religiosos et in lege 
doctissimgs, legumque in civitete Bononiensi Doctores, et mul- 
toram auditorum praeceptores, cum his aliisque legis peritis, 
qui diversi ex diversis civitatibus adesant, audiebat, discatie- 
bat et terminabat negotia. — Deinde super justitis regni, et 
de regalibus, uae 'longo jam temmpore seu temeritate perva- 
dentium, seu neglectu regum regno deperierant, studiose dis- 
serens, cum nullam possent invenire defensionem excusationis, 
tam Episcopi quam primates et eivilates uno ore, uno Assansu, 
in manum prineipis regalie reddidere, primique resignantium 

b) Eoftiniger Friede non 1183. In allen gewöhnlichen Aus⸗ 


gaben des Corp. jur. eiv. befindlih. Die wichtigfien Stellen 
ſind in der zweiten Anmerkung ahgebrudt, 


’ 


' 





1. Allgemeine Geſchichte WMb -— 1272. 669 


Heliolanenses exikllere. - ‚Borgelsitique "da. hos jare quid tasst, :: 246 
sdjedicsveruns Ducatus, Marchies, Cemitetus, ;Ocnenlatus, Mo- 
netas, Telonen, Fodrum, Vectigalie, Portus, Pedatica, Molen- 
dina, Piscariss, ormnemgue utilititem ex decursk. uminum pre- 
venientem, nee de terra tanium, verum etiam de suis 

eapitibus sensus annui redditionem. Hleque omnibus in Ascum 
adaumeratis, tauta circa pristinos possessores usus est lihera- 
litste, ut quicangue donatione regum aliquid horuma.se -‚poasi- 
dere insteumentis kegitimis edorera poseet, is etiam nunc im- 
perisli beneficio, et regni. nomine id. ipsum perpetue posside- 
re, Ex’ his tamen qui nullo jure, sed sola praasunsiione de 
regelibus se intromisenent, 30 millia talentoram plus meinusre 
reditibus publiels per. eingulos annos accessere. Cap. 6, Prae- 
teres ot hec sihi ab omuibus judicatum atque rocogaitum est, 
in aingulis civitatibus potestates,- consules enterpugie: shagieirer 
tus assensu populi Per „peum erench Öehers:ahe,. Die Weroad⸗ 
ung ſteht auch IL F. 6hbß. 5\ 


Zweite Anmerkung. Hauptinhalt des Coſtulier 
Friedens. 


Nes Bomanorum Imp. Fridericus et filins noster Henei- 
cus, Resnsnorum Rex, concedimus vobis eivitstibus, locis et 
personis societatis segulin et comsustudines nosiras, tem in ch 
vitate quam extra civitatem, videlicet Veronse. et castro ejus, 
suburbiis etiam et aliis eivitatibus et suberbils, locis et per- 
sonis socielatis in perpetuum, videlicet ut in ipsa eivitate omnia 
habeatis, siout hactenus hahuistis, vel habetis, Exira vere, 
aumes eomsueindines sine coniradictione nostra exeresatis, qua 
ab antiquo exerculstis vel exercetis tum in-foro, vel in nemo- 
ribus et pasculs, et pontibus aquis et molendinis, sicut ab au- 
tiquo habere consuevislis, vel habetis in ezercitu, in munitio- 
nibas civitatum, im jurisdictiene, tam in eausis criminalibus, 
qeam im causis peonniariis, intus et exira et in oasleris quas 
2d commeditsiem speciant oivitstum,. Velnmus, ut regalie, 
que vobis man concessimus, in kunt modum cognascantur 





870 Vaue Peube A.) 888-1272 


NUR ger Eplonopum bock, bt Akyusiace-tain de Episcopete, quam de 


eivitsts:eligentar virk. beuac opinionis, et qui ad hec idonei 
ese erodentur: tales qui mec contra civitaleım ner nostram 
Mijeststäu: private vl: apecial odfh tencantar; gui jur 
tue aoaa fide 'et eine frande perquisent et inquisite consi- 
gyabıint:0n, quse specialiter ad nostram Excellentim epectant. 
St autern hule inquisitioni supersedendum putaverint, consum 
daergue mälliem marcherıın argenti per singulos aunos peti- 
mus; Attumen eompetenti moderstione medersbimur etism 
geantitetem igtamı ai enormis visa faerit. 

“ Hose qued nes vel moster anteoessur — Episeopis, Eccle- 
siis, vel civitatibus, vel eliis quibuseunque personis, Clericis 
vel laieis ante tempus guerrae dedit, vel quolibet cofcessionis 
Sitalo concessit, firmum et ratum habemus, salvis superioribus 
concessienihme, wu pro ou sollte noble servilin exhlbeanie, 
sed.cansus nom 


Commoditates quas pro bono pacis civitatibas concessi- 


mus in eivitstihus, vel extra, illorum regalium nomine non 
intelligimus frro quibus oensus debeat praestari. — In civitate 
illa in: qua-Epissopus per privilegiuin Imperätoris — Comi- 
tatum habet, si consules per ipsum Episcopanı consulatum re- 
cipere solent, ab ipso recipiant, sicut consueverant recipere: 
slioquin umsquaeque wivitas a nobia colsulatum recipiat. Con- 
sequenter vero in singulis civitatibns ‚Consules canstituenter 
a Nuneie nestee, 'qui sit in eivitzte vel in Episcopata, et in 
veatituram reeipient;. et hoc usqne ad quinguennium; finito 
quinquennio 7 eiviiss u nobia reciplat, — FA omnce 
Ähvestiturne gratis fiat. — 

- In oausis appellatienum si quantitas 25 librarum Impeis 
lie summem exoesserit, appellatio ad nos fiat salvo jare et 
more Brixiensis eoclesige — ita tamen, ut non oogautur in 
Alemanniam ire, sed nos habebimus proprium nuneiam in cis 
vitstibus, vel Episcopatu, qui de ipsa' appellstiens cognoseat, 
æt jaret, quod bone fide et sine fraude causas examinabit et 
definiet socendum leges et moren ipsius civitstis, intra daos 
menses a oomtestslione. litis vol a tempore appellatienis re- 


veptas: nisi jasto impedimento vel consensu uiriusque partis 


% 


11. Mlöetteime Ecchihte MEGANE 471 


remmptrite... Gomsules gui in ciujttibne. Fu 


sipt, qai fidelitatem fecerint nobi⸗, vel faciant, antequam Con- 
sulatanf recipiant, 

Vaalli nostri u nöbid Investinmem reripkient, ot —* 
tesa fadient; aict Vanslli, oeteti; omınes eicnt cives = sednckib 
a ae 


nor 


murare', vel extra civitates muhltiohds facere * Yichat, — 
Nebis wuteih ‘Sntsentilgas Limburdish fodrum consustum et #5 
gale peaestabunt ++ 'viag et! ponlps peipjent — " merealum.uafr 


J §. 247.. .. 

. Dir Ynsgang des Kampfes gab. der Poli 

ae der hohenſtaufiſchen Kaifer eine der. weiteren 
Eutwickelung der ſtaͤdtiſchen Verfaflung in Destfchr 
Ian Richtung Die deutſchen Städte 
fühlten, wie die ttalifchen, die Nothwendigkeit, ih⸗ 
tem Syſteme durch: eine engere Verbindung unter 
einander Feftigfeit, und ihrem Gewerbe, das jezt 
die Grundlage ihrer Macht getvorden wat, Sicher- 
heit zn geben). Dahin zweckte das Benduiß ab, 
das 1241 die Städte Hamburg und Tibet ab 
ſchloſſen, weldes man in fofern als die Grundlage 


der großen deutſchen Hanſe (Hansa Teuto- 


3) Das zwoͤlfte Jahrhundert war infonberheit bie Zeit bes Empor⸗ 
tonanıens bes. Handels im nordlichen Deutfchland. Am beſten 
zeigt dies das Beiſpiel ber erſt 1140 erbauten Stadt Rübedl, 
Ihr Handel gedich fo ſchaell, daß ſchon zehen Jahre fpätes 
Helmold (Chron. Slav. I. ** ven ihr ſagt: ſorum Lu- 
‚bieense eresoehet in einguloe dies et mugehantur nares 
ineterum ejun, 


J 
6. 247. 


178.Miüde-Periite.::A. WEB ARTE 


4. ul. ca) ©) Btraen def, e’eo wenigen fie ve 


alteſte Spur einer unter den norddeutſchen Staͤd⸗ 
ten beſtehenden Merbindung jones Art gelten 


kanne); eben dahin des: sheinifche Sſaͤdtebund, 


. 
eo 


1247 von mehr als 60 Otaͤdten errichtet. Der 
Geift, ‚der ſich in dieſen Verbindungen offenbarte, 
med. allen deutſchen Staͤdten gemein. war, drohte 
nicht dem kaiſerlichen Anſehen, fondten nur dem 
Softeme der Fürftenfoheit nochthelig zu werden «e), 
und biefe erften bedeutenderen Bewegungen fielen 
gerade unter die Regierung eines Kaifere, der durch 
feine perſonlichen Eigenſchaften vorzugsweiſe geeig- 
net war, allen politiſchen Verhaͤltniſſen Deutſch⸗ 


lands eine andere Geſtalt zu geben. Aber die lom⸗ 


bardiſchen Städte hatten“ die Hohenftaufen einmal 


| Dr ug De re febe mon 
‚ bie erfte Anmtrkung. 


9 ©. Zappenberg (um. 1) Becwert S. 31. 


\ Ce). Dis Berbindung upter den @elbten gieng zumãchſt zwar ur 

, af vie Wertpeibigung ihrer Sechte in Beziehung auf ihre Han- 
ig und was damit in engerer oder weiterer Werbin: 

J ——————— 

‚dm Steeitigleiten gerieth, wenig von ihnen zu erwarten. In 

Beziehung auf die Bereinigung zwifchen ben wenbifchen Stäb- 

ten zu gegenfeitiger gewaffneter Hülfe (f. die erfle Anmerkung) 


won 1009 Het os im 3. 1395 (&arı. IL Urt. 84.) Cote- 


rum si aliqua premisseram' ciwitatum habens supra se do- 
“ minum hereditarium,' ceteris civitstibus contra dominum 


'  suum cum armalis, ul superlus expressum est pudlice 


“ subvenire ei juoare.non possei, cum peswnilo saltem, 
seeundam quantitateın expenserum ipsam tangentem, juva- 
hit reliquas, et incnlpebilis permanebit. 





IL Algenkine &efchichte I066 AATR. 173 


daran gesobfut, die · ſtaͤhtiſchen Feoifelsen als: Uli 4. 012 
pationen, und der kalſerlichen Macht nachthellig zu 
fen, ‚ne: Beiedeic) IL, ya; derſelben Zeit, wo et Den 
deutſchen geiſtlichen und. weltlichen Fuͤrſten bie 
Privilegien durch allgemeine Gnadenbriefe beſtaͤtigte, 
weiche fie allmaͤlig erworben hatten end), in den Staͤd⸗ 
ten die Pfalburger! dd), die ohne Benehiiiigiihg”der 
Herrſchaft errichteten Gcneinräche, welche mehr als 
eine Poleeiobrigfei ſeyn walten. Ir und. die: Buͤnd 


d) Friderioi. IL Imp. Canstitusie de juräßus 
ecclesiosticorum. a, 1330, wıb beſſen Const. de jurib.prine, 
secularium 4. 1332. bei Shmanf. Corp. 22 p. M 
Sie wicrigien Stan que vehgn Pat Du Dar ann Kae 
Bung abgebrudt. 8 


dd) &, die’ ——— Nor} ie befondere Contiitniva 
Königs Heinrich von 1232 wegen Abſtellung det Maibie) 
ger: (kı der vollftändigen: Saumlung der Meidhsabs 
figde- 3. 1, S. 17.) unb Zeiedtich⸗ H. u: vo 
‚12335. Capı.9. (Ebendaf. S. 22 .. er,‘ 


e) Frid. IL Voris derreta ia Comitlis Ravennetensibus 
editz (ki: Schannat Iistoria Epise: Wormatiens; in Cod. 
prob. Dre. 1230.) — hae nostta-edictali sanctione fevota- 
mus im Irtitu et Icassamiıs im: ommi eivitate: ei üppiäd 
Alemsanise communla consilie, Magistros cirium sen Re- 
clores vel. alios queelibet ofüchsles, qui-ab Universitate 
sine Archiepiscoporani sive Episcoporum benepkecite at⸗· 
tauntur, quocumque pro diversitate locorum nomine cen- 
seanuter, Iritamus nihilominus. et cassantus caujüslibet ar- 
tihieil confraternitates' sen" ascielates quocunque nemine 
valgstiter „ppellentar, Dieſer lejtere Zuſatz läßt inſonderheit 
nicht zweiftin, daß es hierbei auf bie Unterbrckung des‘ Frei⸗ 
beissgeifies und des mit bemfeiben in. ber imigften Berbindung 
ſtichenden Gonfeciatiensgeifits in ben Gtädten: Werhaupt abges 





176 DER Pröitc A. BER 


. 92 fe Beet Räte unten), verbiecen Fonnte oder 


verbieten ließ, und warum waͤhhrend des ganze drei- 
ihnen: Jahrhunderts. auch wicht: ein deutſcher Kö- 
ig den Verſuch machte, das Mifſtreben ber Staͤdte 
W fa Mordtehe du heauten. 0 


' den. 


eg, Sul uUrſyrung und Vaaitug 


go Tem nn. „der Haufe... ln. 
7 —— hanfifche Ehrönilit iisici 1788, 
fol In Beziehung auf bie ältere Geſchicht ber Hanſe fehlerhaft. 
BR öfen? 6 vitriotiſche Piasitaftsen She 1.' Nroi 43l A8.:æh. 3, 
Nro; 49: @. (#). Sartesinr Geſchichte des hwiſeanſchen Bun⸗ 
Des. Gotn Ao uſ 3 8.⸗ G. J. Sartotins VFretherren 
don; Baltere daufenurkumndliche Geſchichte des urſptrinas ber 
deutſchen Haufe. Hariburg 1830. 2. Bbe. & Det zweite enthäut 
das, Urlundenbuch; daß —W i Barth zualzuze Iningen 
Iaffar Hätte Niempab- gehefft- ur 

1 „Ber Urſrrueg den: Senfer che {hen von —R bo Ban 


—— echt,» weicht aus grode Hänbelscahipaptiie Niehtfcer 


Kouflenit, bie in die Häfender Ntoibfer und Sſtfat daidchen, in 
yerfhiebenen Staaten bes Yuslanby erbielten;. Pac * 


Ol Unficht aufgefafty, Daß; hie Citäbte, apeichen die Pritgliahes jener 


Banla angehörten, als Cörpgratighen erſt it Arzizchnten. Sachen 
ww —— ben. ven eigen mad Bier äcferung 


El ⸗28 “a 


er ar, N IM hub — fir Ds nn 
"LE: art 


H & giuhe — —R age ne Vanbniſſ⸗ 


n. dar Stäbdte von 1234, Quod- ‚ nalla- eiritad 'seu: oppidum 


‚communiones, cohstitutindes, c 


j , tonfaelleratio: 
Ds wel eanjurationes. (Eipgenöffenfähäften). allquas. 'quocan= 
que nomine censeantur:. fadere pomit te, din ver. Senut 


EEE h. a. 1 











TE Allgemeine Geſchichte 1056-1972. 475 


der Hanfe,.iß jezt urkundlich außer Aueifel gejagt: Hanfeiitafiie 3 ur, 
bebeutend mit Innung oder Gilde, Brüderſchaft, jeboch vorzugsmeilg 


mit bem Mebenbegriff Sanbelsinnung S. Lappenberg Vorwort 


©. 16. Note 1. Daß bie Älteften Verbindungen ber Kaufleute in 
Biber, ſowohl an eingelnen Orten, als im Auslande, bis in bie.cas 
rolingiſche Zeit (8. 1. ©. 826. 827.) Binaufreichen, ift kaum zu 
bezweifeln; die „gildoniae de naufragio,” welche Karl ber Br., jedoch 
nicht als Eidgenofſenſchaften, erlaubte, köunen kaum eine andere Bes 
schung als auf ben Handel gehabt haben. Eben fo darf man as 
uehmen, daß ſolche Verbindungen, in ihrem Usfprung, mit ähnlicher 
Berbrüberungen don mancherfei Art im Rufammenhang ſtehen, weiche 
die altgermanifche Sitte hervorbrachte und vielleicht felbft eine Art 
derfelben zur Grundlage bes ganzen gefelifchaftlichen Zuſtands (8. 1. 
©. 91.) machte; endlich daß Karl ber Gr. jene Verbrüderungen bes . 
ſchrãnkte, weil fie eben darum auch mit bem Heidenthum eng zufams 
men hiengen unb überdies als politifch wichtige Genoſſenſchaften 
in fein Syſtem ber Verfaſſung nicht paßten. Ueber bie ältefle Ge⸗ 
ſchichte der Gilden iſt zuerſt Licht verbreitet bei W. ©. Wilba bag 
Gilbenweſen im Wlittelälter. Halle 1831. 8. Der Einfluß. der Kaufe 
mannsgiden auf bie Entwidinng ber Häbtifchen Verfaſſung, reicht 
ohne Zweifel höher hinauf, als der, weichen bie Innnngen tes Hayıdı 
werter (unten $. 312.) erhieiten doch glaube ich nick, daß enge 
wie Lanpenberg (Borwort zu Sartorius S. 16.) amıinmun bei 
ihre Geſchichte in Beziehung auf die Entſtehung ber Haufe incheſon 
dere ins Auge gefaßt hat, irgendwo ia. Grundbeſtandtheil des Ratho⸗ 
ansgemadst haben, ja nur einen botgiglichen Linfluß auf. bie uta 
ſteb uug ber fläbtifchen Verfaſſumg gehabt haben. Eine felde Mes 
deutung bekfeßben tritt erſt feit dem breischuten Jahrhundert harter, 
und ſteigt ſeitdem allerdings eben, fo wie der Einfluß, weichen ke 
Hantwerker gewannen, fortwährend, bie biefer Theil der. Bürgericheft 
endlich dem Zunftregiment ($.- 438.) feine Ersfteheeng. giches 
diuch wird zugegeben werden milſſen, daß bei der Entfichung uni 
Fertbildung ber ſtädtiſchen Innungen, neben. anderen Berhältniffeer 
(4. 212) auch jenes in ber germaniſchen Verfaſſung tief gegründete . 
Eireben, durch Verbrüdetung mit Bleichen dit Stellung bes. Einel⸗ 
nen zu ficheren, durch erworbene Rachte der Innung auch die Nechte 


⸗ N Li 
. N} +, gr A 


176 Deitte Periode. A. 888 - N2. 


4. 247. bes Eimetaen yu ahlden, und, bie Nechte Beiber zw ſchirmen, fehe 


weſentlich in Anſchlag zu bringen iſt. 

Um früheften findet man eine Werbinbung ober Hanſe ber bett: 
fen Kaufleute im Ausland, in England und in Gethland (Gar: 
toxins E S. 4); urkundliche Privilegien, weiche fie erhielten, und 
nach welchen fie bereits ein Haus in London hatten, haben fi aus 
der Negierung Heinrichs IL (1154 — 1189) erhalten; der Anfang 
eines ſolchen VWerhättuiffes reicht aber in Nachrichten bis in bas zehnte 
Jahrhundert hinauf. In Deutſchland findet man um bie Bitte des 
deeigehnten Jahrhunderts bereits urkundliche Gewißpelt, daß zwiſchen ben 
nieberrheinifchen und meftphflifchen Stäbten, und auch wieder zwiſchen 
ſolchen und ben Städten an ber Norbs und Dfifee, Vereinigtingen bes 
Randen, welche dem Bundniß, das 1241 zwifchen Hamburg und Lüäbed 


«_ gefchleffen wurde, ähnlich waren (Sartorius I: &. 21 u. f.). Uber 
das Intere Hatte einen beftimmteren Bwed. Es gimg bahint 


1) durch NKeiegsfchlffe und Rannſchaft die Laudſtraße zwiſchen ber 
Cie und Trave, und bie erſterr von Kamburg bis zu ihrer WRün: 


‚ bung von Näubern zu reinigen; 2) gemeinfchaftlich zu beider Staͤdte 


Anfnahme, Sicherheit umb Weförberung ihres Handels zu wirken; 
3) mit gemeinfamen Kräften ihre Freiheiten und Gerechtſame zu wer: 
theibigen. Bunlchft mochte dieſes Bündniß gegen Danemark gertich⸗ 
vet ſeyn, beffen Zerrſchaft die Überefsifchen Herren und Siudte im 
3. 1937 dur) die Schlacht von Bornhoͤvede gebeschen Hatten 
(9354.75 in Fehden mit Dänemark erlangten hierauf zuetft bie 
Liberler und die ihnen verbundeten Seeftäbte auch kriegeriſches Au⸗ 
ſehen, und wurden nun ber Mittelpunkt file einen engeren Verein 
der Dſtſte⸗ oder wendifchen Stäbe (Bartorins L S. 36 u. f.), 
der ſich mit ben Etäbten des weftlichen Deutſchlande in eine engere 


Berbindumg ſejte, als fie früher unter ihnen beſtend. Wie wendiſchen 


Stuͤtte hatten ſchon zu Ende des drezehnten Jahrhunderis einen Ver⸗ 
ein, weicher bie gewaffnete Hülfe in Verfolgung ihres Nechte, 
die jede Stadt leiſten follte, foſtſezte (Sartotius I. &. 24. II 
uet. 78. 84.). Die Haufe ber deutſchen Kaufleute im Anſ lande, 
erſcheint aber noch bis in das vlerzehute Jahrhundert ben bertigen 
Negierungen gegenüber als die Genoſſenſchaft, weiche Meihte erwor⸗ 


ben hat, obgleich die Bemhungen der Städte ſelbſt darauf gerich⸗ 


vn war, pre Bf wii Bad auz hehe en Bam 
en⸗ 











IL Algenieine Gefchilßte.1856— 172. 177 


forteen auch jur Erweitizäing befſtiben und zur Erweibung von Shn: 9 247: 
beit: und FZolffreiheiten behlleflich zie- fen. Mer durch Privilegien 
befcjäjte Handel, weichen die Räuflente der verbündeten Städte trie- 
ben, dehnte ſich fehon tim! derizehnten Jahrhundert iber andern; 
Englant, Dänemark, Norwegen, Schweden, Livland und dtußland aus, 
Die Gefelfhaft „omnium mercatorum diversarum civitatum et lo- 
eorum terrum Gotlandiam: frequentanchum” (Sart. II. if. 67.) 
wer im beeiehniien Juhrhundert eigentlich die Hanſe, weiche den Han⸗ 
34 in ber Dftfte betrieb; fpäterhin gieng dieſe Thätigfeit von Lübeck 
uns (Saktorins L &. 191 f.)j'chen fo beſtand damals eigentlich 
in jebem Theil bes Auslandes eine befonbere Hanſe, weicher die da⸗ 
Sin hanbefaden Kauflente in Deutſchland angehörten; ſo in Brügge, 
Du Linden’ u. ſ. w. Um bie Mitte des vierzehnten Jahrhunderts 
arſt, iM wicht muche von den „Aanflenten, die In der deutſchen Hanſe 
find,“ fondern von deutſchen Hanſeſt adren die Nede, die mit eins: 
aber ia einer Verbindung ſtehen, wie früßer die deutfchen Kauflente 
im dee, Frembe geſtanden hatten, von denen bie alte Bezeichnung 
ihres Vercins und der: RNaue "Henfe-‘ober Hanſe nun auch auf den 
Berrin der Städte Übertragen ward. Sartorius J. S. 49. Auf 
dieſe, vornehmlich anf bie Geeftäbte längs ber Nordſeeküſte vom . 
Rhbein bis zur Elbe umb, an ‚ver Nordſee Ks nach Preußen, gieng 
nun afmölig bie Thätigfeit des Bundes Über; fene waren dadurch . 
die michtigfien licher deſſelben, dafj bee: Sandef: in das Liusland, 
umb bez Schutz beffelben;; vornehmlich in ihren Bänden war, wie⸗ 
wohl es ben Buͤrgern ſeder verbündeten Stadt geitattet wat, an 
jenem für ihre Nedyaung: Thell zu nehmen. Die im J. 1367 ein⸗ 
gegumgene ‚nölnifche Eonfürzeation” zwiſchen ' ben Crfbten Pb ' 
Noſtock, Stralfund, "Widmer, Ente Ihern, Clip: Eamyen, Harz’ 
teubpch, Shburg, Amfierdam und riet, -aber:gefchloffen fe wenig⸗ 
fiens alle Serftlbte, ndinentlich für Sie Kelindifchen, war zunächft. 
gegen ben Anig Welbernas von Däiemhri 'geriähtet; führte uber zur 
Befireitzung' ber 'Keften einer Kriegeflotte um Scheatz "bes hanfiſchen 
Rauffaheer einen Pfunbzoll ein, welchen ‚bie Kaufleme, bie als Wien: 
glieder der Haufe an deren Handel Antheil nohmm, enteichten sanften. : 
Ya diefer Beziehung, und da bie Landſtädte wenigſtens durch Shell 
nase an biefer Beſtreltung ber Unloſen auch dem Bunde beitraten 
(was fie — nqe siehe nal, wenn Fe nicht von den 
wo. IL [ 12] 





$ 


478 Drhte Perishe.. A. BBB 117%. 


47, @eeflähten als Ungenoffen behanbeit-weiben wüllten), kanm man biefe 


Gonföderation mit Necht als bie. Grumblage bez ſpätecen Besfaffung 
der Haufe betrachten, und es iſt von dieſer ſelbſt auf jene als fetche 


zurückgegangen worden. Gartorius L S. 67 u fr u ie | 


That, bie Anficyt eines SBereins, ber eines allgemeinen Leitung ists 
terwörfen ift, und ben Eimelnen, wenn fie ber Nechte, ineiche jentt 
erworben unb zu ſchiltzen hat, theilhaft werden wollen, auch gemeint 


Raften auflegen kann, tritt hier zuerſt, aber auch befükmt hervor. 
‚Nur der Drganisuus biefes Vereins, ber an fich ſchon früher aber 
nur in kleineren Kreiſen thätig war und blieb, in Beziehung auf bie 


Theilnahme ber einzelnen Gtäbte hei der Reitung der gemeinfanien Nager 
legenheiten, war freilich noch nicht beftinmut. Wergl. B. 3: . 433, 

Der rheiniſche Stäbtebunb, feinem Urſprung nach, umb wegen 
bes weit blühenderen Hanbels der rheiniſchen Gtäbte,, anfänglich weit 
mächtiger als bie Haufe, zu demſelben Zweck wie biefe errichtet, unb 
von König Wilhelm von Holland (Datt de paca publiee pn. 92.) 
befiätigt, war nur von kurzer Dauer, weil es bei demſelben nie zus 
Entwidung ine bekamen Brfefung u | 


Zweite Anmerkung. 


d) Fridericà I. Conetitutio de uridus printipum scilesie 
stlsoruns, — Quod nunguam deinceps in morto ujandem prin- 
eipis ecolesiastici reliquias euns fiseo- vendicsbimzs, inhibentes 
tedant autcessuri, si antecesaor inlestatus decekserib, cmjas 
testamentaug ai quod inde feeurit, volumts esse ratum, — 





2) Nova telonen et novas. mouetas: in ipserum imriterils sive 
jarisdistionibus eis Äncnasultis seu nolentibus non statnenns — 


ned. antiqua — eoram ecclesiis cenoessa’ Iavonwalsa — tmeli- 
mur. — 3) Homines gquocungue ‚genexe .servitutis.ipsis atti- 
nentes — in nosiris civitstibas mon retiplemes in derum pırao» 
jodicium, et idem ab ipeis inter se; eisgque. a lalcis omnibus 
volumus observari. 4) Ne quis Beclesiam aliquam in bonis 


suis damnificet ocesniome adveeatiae, — .5) Si aliquis eorum 
qui cum Fate offndlt; cunranerit, | 


11. Allgerneine Geſchichte 1056: 172.170 


et abe feaden erizeeit; Yih "Auto Werbed tuehäntr, EM Ste‘ 4.00, 
feodum — — wobis eimferte Yaluerft recipfeimms, amad vel odlo 
non obststite. 6) Quctunyus unten mode - Prineipi Eidie- 
sinstico fendum sliquod varare cmtigerit; Mind autoritzte pio- 
pria — nllatenus invadenmts;: hist -concestiote- die poterittite 
obtinere. 7) Excoinmunichtös eotun — villes, ei ubai 
pries sbeolvaitar, non cohcedetiitis eis peisshain —R 
icio, sic distinguentes, quod exconminnicatio eos nom eximat 
a respundendo impeteritibus, wel sine advocato, "petiiist at. 
tem atetoritas In eis jan et potestatem ferentli seritentiäs; et 
testimoniia et alios Impetrendi, Et yüla gladtas mhterialie eoh- 
otitatus est in subsidinn gladli spfritwlis, extommmtmiättie- 
nem, si excotnmtinicatos fh eh ultra 6 veptimanas petstitiuse - 
eontigesit, peoceriptio nostra subseguster, non revotenida niei 
priss exeohintmicatio tevockter. Bie ipti =- vie versa pro- 
imiseränt · quod hobis “= unsletairt. 8) Ut uulla sedifich, 
cıstra Villelicet seu vivitutes ih fandis Ecelesteruim vel occh- 
sione advocktine vel ailo dYuogaamı praetextu extstenantie, et 
ei gta stnt eönstrmita Cimtre'wöfähtatern emrum, —- diiush- 
tur regin potestate, 9) Imfbannts “+ he qüls öffieisfan nd 
strorum in eiritstibus eorunilerh prähcipuin, jürketlietistem all- 
quam sive in teloneis site in monetis sive in allis officiis 
yulbascungque sibt vinditet, nit per oeto dies ante euriam 
nesteam fbi publice indietem, et per velo dies post Kandem 
Sinitesn, net etiım' per ‘eedenr "üfed in aligus excedere prad- 
wunant jurisdietionem frincipis et edreuetndines Civitatis; , 
quotkescanme autem ad aliganm civitstum eorath tantum ac- 
tesserimus eine nomine publita® eutiae, nihfl in 'ea juris Ba- 
beant, sed princeps et domimes ejas plea In ea gaudemt po- 
testateı 9. Efuad. Constit. dd furibus Prineipum sechlartunm 
a. 1332, in meicher die wichtigften Stellen find: Quod nova fora 
non possint antiqua aliquatenus impedire; nemo cogalur ad 
aliquod forem ire invitas; stratae antiquas non declinentar 
nisi de transeimtiam velmtate; in divitätibus uosiris novis 
bannem milliare deponatur; Unusguisque principum, liber- 
tatibus, Jurisdictionibus, Comitotibus, Cenils, sive liberis 
eive Infeodatie utotur quiete, sevundum iörrde 4808 con- 
[12°] 


LAD Oritte Petiode. EAN, ..: 
& 247.. auetudipemn. opprobesem:: E recinant cenias 


. @..Domino terras, vel ab.en..gus per .dominum terrae fu- 
cit infeodetus: Lcum Centae nqmo mutabit sine cousensu 
..demini — tertae; ad centab nemo.synodalis vocetur; Cives 
qui Falburger. ‚dicuntur, . penitus ejiclantur; Census vini, pe- 

‚euniee, fsumenti ;‚vel_alii quos rustici constituerumt se salutu- 

„70: relaxentpr ‚et..ulterins. nen. recipiantur. Principibus, No- 
- bilibas, Ministerialibus. et Ecclesiis.. proprietates et feoda per 

N civitates nosiras Occaupata reglitgentur, nec ulterius oecupen- 
: tur;. Condyatum. Principum per terram eotum, quem de 
menu nosira,ienent in feado;.vel per nos, vol per nogeros 
non impedierzur, nel infzingi. patiemur; Non compellantur 

. „aliqui per, Seultetos nostros ad restitutionem eoram' quae a 

. ;Ionginqun ippıporp 3b ‚haminjbus ereperant, prissqgam se in 

.Givitatihus. ngstris eolloqsrent, nisi homines ipei ſoerint im- 

‚mediste enbjecli3 in ciwitatibug nostris nuilus terrae demmo- 

sus, vel a, judige ‚damnatus vel: prooriptas recipiatgr scienter, 
recepti ‚convietj eilciantur; Nullam .novam, monetam in. terra 
elicnjus_principis, qndi faciwmng,. per ‚quam ‚mpneta. ejasdem 

‚principis. deigrjengtun; civitmlen moairee. jürisdiclionem suam, 

‚ultra civitatis am himm zon extendant.nisi ad n08 specialis 

juriedictio pertinest; in. civitatihus, mostris aetor fprum rei se- 

‚quatar, nisi reus vel debitor. principalis, ibiilem. fuerit. inven- 

‚#08, ‚quo cas bi, tenebitur resppnderg; Nemo. recipiat im pi- 

gnora bana, quihus quis inlegdatas sit, ‚sine, congenan ei manu 
domiui prineipalig;.Houfines in, gigitafibug, ngeizia Fesidentes 

.congueta et debita jyra, de bonis.exira ciyiiatem auis dominis 

‚ et advocatis persolxant, neque indebitis. exsctionibus.molesten- 

‚tar; Hamines, proprij, advocatitii, feodales qui ad dominos suos 

‚transire- ‚volunt, .ad manendum - ‚per officialea nostros (non) 

Me .. un 

28. - | g a J En, 

Doch die Yeltcif des: hohenſtaufiſchen Heuſes 
wurde für Deutſchland und für diefes edle Haus 


ſelbſt. noch in einer andern Hinſiht verderblih; ſie 


⸗ 





IL Mgeineine Gefdfichte, 1056— 1N79, 181. 


hinderte die dauerhafte Meederheutellung der: TE 
nigkeit zwiſchen "Staat ni gueche "Darth die fort⸗ 
waͤhrende!· Oppoſition/ im tel ‚fe den Pappe und 
‚den Kaifer erhiele. : ; ' 
gtiedrichs E Phane aelehen A: im. ‚fen: 
Benehmen gegen die Lumbarden glich‘ auf: feinem - 
erſten Zuge nach Italien ©) zu fehe, um nicht den 
Papſt, ohnerachtet er ſelbſt noch nicht bedroht wurde, 
mtßtrauiſch zu machen,’ dach. gegen einen in: Ita⸗ 
lin übermächtigen Kaiſer feine Unabhängigkeit’ ale 
welelicher Fuͤrſt, mit welcher: ſein Anſthen als Ober⸗ 
haupt der gemeinen Kirche in der engſten Ver⸗ 
bindung: ſtand, nicht behaupten konnte. Mir Papſt 
Hadrian IV. (von 1154 1150)zerfiel daher 
Friedrich I. bei Jeder Selegenheit zu einetColliſton 
zwiſchen ihnen b), und die Art, wie Friedrich J. in 
dem Wahne, die Lombtirden 1158 gedemütbige zu 
haben, ſach feitdem nun: quch gegen den Papſſt be⸗ 
nahm ©), haͤtte ihn mie dem beftigen Alerander 


er than tere fee: 1.1154 — iiss. II. 1iss— 1169. 
MI. g168 — 1164. IV. 1166 -- 1168. 'V, 1174 — 1178, 
VL 1184 — 1186. u 


b) ©. mnter andern hietfüber: Helmold Chron. L. 1. Cap. 8. 
Baronius ad a, 1155. unb Otto de S. Blasio Cap. 8. 


2 
LE ws 


e) Nach bee Eonftitution fiber die Pogallen (8. 26) machten bie 
kaiſertichen Commiſſarien zur Aucführung derfelben, auch) auf 
gar manche Pertinenzen bes Erbgmis-u6 h. Petrus, als auf 
—— Aufpruc, und reizten überdies den Papſt durch bie 
Ferderungen, weiche ſie an die Vnchefe and Uebte als kaiſerliche 
Baſallen machten. 


APR Dirk Paiıde, A: 8091972. 


9. 28.:notgtogebig in eine offene Fehde verwickelt, wenr er 


dieſen auch nice durch Oppofition gegen feine Wahl 
zu jener gezwungen hätte 2), Won diefem Augen⸗ 
blicke an begann ein Kampf zwiſchen dern Papfie 
und dem hohenſtaufiſchen Hauſe, her, nachdem er 
cha Jahehundert mit kuren Beifeurumen des 
ſcheinbaren Friedens gedauert, wit dem Untergauge 
bes hobhenſtanſiſchen. Hauſes endigte. Der Gegen 
ſtand bes Streige war diesmal nicht wie einft un 
ter den fraͤnkiſchen Koͤnigen, bie Colliſon keiſer⸗ 
licher sub. papftlichen: Megierungorechte, ſondern imn⸗ 
mer das politiſche Uebergewicht in Italien; der Vor⸗ 
wand wurde aber bei den vielfachen Collißonen, in 
welche Papſt und Kaiſer kommen — in gar 
vaſchedeun Vahaltuiſſen gefunden 


$ 2; 


. Ülıpender BI. behauptete ſich auf dem päpflr 
lichen Scuhle, da der. Katfer ſelbſ (6. 246) Aka 
in dem lombardiſchen Städtebund einen mächtigen 
Verbündeten ſchuf; Friedrich mußte 1177 den 
Frieden durch Anerkennung des Papſtes im ſeiner 


Wuͤrde und das Verſprechen, das wathildiſche 


d) Die Piſiwahl war nach SHadriang Tode zwieſpãltig Ein Theif 
ber Garbinäie wählte Wicter IV, ein anderer Alexonder BL. Züs 
ben erſteren erklärte Gh, Hauptfächlich auf bes Kalfers Antrich, 

eine Symode, bie Friedrich 1460 in Paria halt licß. 


¶ Er haute ihm nach Wistops IV. Zode nach einander zwei au⸗ 
dere Päpſte durch feine Partei entgegenſetzen laſſen 





IL WotmeineBefchitgte:1056-— 1372. 183 
Erbgut (9. 237. MA)/ als eigeutlich bean zöchl 4. sun 
ſchen Stuhle zugehoͤrig, nach 15 Jahren herauszu⸗ 
geben, erkaufen. Machdem aber der koſtuizer Ver⸗ 
trag G. 246.) den Kalſer wenigſtens fr. den Au⸗ 
genblick mit den Lombarden verſohnt, und die Ho⸗ 
henſtaufen 1486 durch Vermaͤhlung Heiurichs VL 
mit der Erbin von Sitilien und Meapel ſich den 
kuͤnftigen Befig dieſer Länder und damit Die Aus⸗ 
führung ihrer Plate: geſichere Gatten, wide ber 
Papft genoͤthigt geweſen fern, noch mit Friedrich I. 
einen zweiten Kampf. zu beginnen, wenn nicht ber 
Krenzzug, zu dem füh diefer 1189 bewegen ließ, 
den Papft auf einen Augenblick von der drohenden 
Gefahr befreit Härte. Beeilich wurde unter feinen 
Machfolger Heinrich VL dieſev Kammf m fo un 
vermeiblicher,, weil dieſer num Reapel uud Sicilien 
wuͤrklich in Beſitz nahm, und wahrſcheinlich wuͤrde 
er bei der furchtbaren Macht des Kaiſers md feir 
nem perſonlichen Character ſehr nachtheilig für den 
Popſt ausgefallen few, weun nicht Heinrich ſchon 
1197 geſtotben wäre, Der Papft Fam nun ploͤtz⸗ 
lich in eine fehe vortheilhafte Lage, die ein Mann 
wie Junocenz III. vortrefflich zu benutzen wußte, 
§. 250. &. 250. 

Die Krene von Neupel und Sicilien Fam auf 
den zweijährigen Friedrich IL und diefer, um ihm 
einen mächtigen Beſchuͤtzer zu verſchaffen, unter die 






4. 30. Bormunbſchaft Papſt Innacen, IIL®).: In Denefch- 
land, wo Heinrich VE der Plan mißlungen war, 
feinem Haufe durch ein Conſtitutionsgeſetz die Krone 
erblidy zu verſchaffen p), hielten fich: die Stände 
nicht an bie Wahl des gungen Friedrichs gebunden, 
weil er, als fie ihn. auf Ihıtrag feines Waters ges 
wählt, noch ungesauft geweſen, und die neut Wahl 
ſelbſt wurde zwieſpaͤltig; ein Theil der ı Banken 
wöhlte ben Welfen Otto LV., bie ſibrigen deu Ho⸗ 
henſtaufen Philipp, Hetzog von Schwaben, zwi⸗ 
ſchen welchen erſt die Waffen eutſcheiden mußten. 
Unter diefen Umſtuͤnden mochte Innocenz ohne EB: 
derſtand endlich den größten Theil des mathildiſchen 
Erbguts dem des h. Petrus einverleiben, die Math 
Ancona und bag Herzogthum Spolecho rumnter be⸗ 
liebigem Worwande beſetzen, und Wie tescaniſchen 
Staͤdte, die er ſich zu unterwerfen nicht vermochte, 
zu einem Buͤndniß unter feinem Schutze bewegen. 
Zu Rom machte er den kaiſerlichen Praͤfecten (G. 215.) 

zu ſeinem Beamten. In Deutfchland naͤhrte er den 
inneren Zwieſpalt. Nachdem er (1201) Kraft ſei⸗ 
nes apoſtoliſchen Aıntes fuͤr Otto eniſchieden und 
dieſen gegen Philipp unterſtuͤzt hatte c), ſpielte er 


a) Durch ein Teſtament ſeiner Mutter Conſtantia. 


b) S. Bieräber Heinrichs deutſche Reihägefichte Th. 3. 
S. 208 u. f. | 

0) Die berühmte Deliberaiie Domini —E super facto Im 
perüi de tribus electis, ober’ das Rechtögutachten, “weiches Ins 
nocen; zuerſt nach Deutſchland ſchickte, fieht in bes von. Baluze 








IL Wgehtkeine Geſchichte SOBEL-RRTE. id 
eine Zeit lang den Vorniccet ums neigterſich nun g9U60? 
auf diene: Pfklipps;: waldigen Veſſen · Veoſptel | 
chungen meer Vorcheile verhichen q), ials Ber: veo 
damallgen politiſchen LagenIrallenenber· gimisliche 
Surg: den Hohenſtafen "gerät! haben würde: =. 
Da Htaippo Ermoohun YERIB) 1): diefen; Plan 
vereitrite Arbate er war Oras IV; sam. RUER 
(1209), 'aber erſt nachbem bizfer durch ine: baſchnw⸗ 
zone Gapkiufatiön. die geifkhichen:sWächte des "Papiiee 
und De Mechte der Kicche; die, noch als ſtreitig be⸗ 
trachtet/ werden kornten / ſo wie bie neuen weltlichen 
Erwerbungen des Papftes anerkannt hatte 8)... Dan 
Kaifer. hielt: die. Capitulation niche; nun ſprach enr 
den Ban über ihn aus, md. gab im in Mlkigl 
Friedrich don Stellen" wieder einen Geguskänkg;; 
Wenn es vbuber zwetfelhaft wurde, ob Janoveitz fol 
ga; couſequeunt: gehjunbelt Habe, da Honorias Ikln 
nun, nachbdem Friedrich II. ſich auf dem Kaiſce⸗ 
throne Sofia hatte wieder " cben die Sage * 
bevanſalleten —— eine Beide Tom. 1. Pe “n.: 
Seit 1%04 verwandte er ſich noch fräftiger fr Otto, für ben” 
eigentlich ſchon jenes Gutachten, wenn gleich nicht entfchellenb, 
fidy erflärte. Die Antwort ber Paetei Philipps auf · jenes Vol/ 
achten, unb bie Replik des Papfles hierauf fichen in Olen⸗ 
(Hiagers Exläut. der ® 5 im, Anh. Nro. 10 u. 11. 
4)E. Plaud a. a. D. 3. 4. Wih. 1. ©. 471.0. k 
e) Dem Sicilien und bie Kojferkrong blieben ja a. 
I) Durch Dite von Wittelsbach. 
9) © Planck a. a. O. S. Bu f, ' 


—XXXXVXXX 


d a In apelder:. ſich Ben: Front mutter Heinrich VE be⸗ 
fanden. hatte ſo mir. au am ſo Inch. Lon Muth 
berundern mit: eben. Gregor X. unser ben un⸗ 

Umftaͤnden einen nenen Krieg mit dem 

Feiſer: begenu⸗ und: Mies gegen ein Surfen, wie 











——— Is Daufülendıtund de | 
Gegenk drige bekanpft, welche deri Dapfkinedg ein⸗ 
ker ;nuffiellte: In bet: Lemberdei galsı as: tino 
antileifesliche Partei unter dem altar- Rectinnenes 
wernihen Melſen, welche. der kalſerlichen (den Ge 
Kekkäius entgegen. arbeitete, in .Bicihab nad: len 
pol: as Friedrich in „feinen. lezeen Johren kanm 
bin ;‚Mofraht unterdruͤckt, den ben: Napftes Auhaͤn⸗ 
ER! gegn einen ·beutſchen Oberherren beiche ervegten. 
Me gleichen Erfelge ſezte JIunocenʒ IV. dieſen 
HSeicz gen: Tonur as IV. fort, uud. erreichte nach 
deſſen Tode (1254) ſelbſt den lezten Zweck feiner 
en. Polittk, das Königreich Reäpel md Si⸗ 
cilien als. Kehneherr mit dem Patriwonium des h. 
Peru zu Pe J 
4 it, Il... $ ‚951. Po Er 
Alle Rechte und Hoffnungen des’ hohenſtaufi⸗ 
ſchen Hauſes bernhten nun auf dem unmuͤndigen 
Enkel Friedrichs IL, Herzog Conradin von Schwa⸗ 
ben. Aber in Deutſchland warde cr feinem Vater 








I Algitchne Geſchichte 1OBHT-ABFR 1ER 
nicht zum Machſolger gegben r)5: Inf: in. — 
führte feine Gunther: fo aden Dipiit: Fiir. Bons 
feed von :Siarent zinas zul Grfelg, Aber fur Kalk) 
Diefensiherss. Carl· vv nn Anjon >): Neone unbılen 
ben (RSG Rentriſſen / als ſich Eonradin Kl RE 
seit dem Mache feiner. Ahutherru hob si 
‚ukserliche Exhe ſich zu erkaͤmpfen. Die Ui 
Schlacht bei Tagliatozze haͤtte noch nicht gegen Dina 
Fieſten entſchieden, ber: faſt is ſeinen perſſolichaa 
Eigenſchaften allein „die: Miretl: jun! Mrieg gefande⸗ 
hatte, ahereder Werrach, Reſerte ihn? Hade 
ſanes Segners. Der Inte Sprbfling. dee ſchwa 
biſchen Kaiſerhauſes wurde wu me" Der Gore 
Rechtens (39, Det. 1268) gemordet, and: dadeich 
des Schickſel Senbens uub Deutſchleude auf: ger; 
mume Zeit: hinans entſchitden. ee AT 


wu Te 

Was das hohenſteuftſede Harte noch ar Dir 
land befaß, wurde: gerflildfele, Ph Pi hi⸗ 

Iipp hatte Die meiſten fraͤukiſchen und ſchwaͤbiſchen 
Erbguͤter verpfaͤndet, um bie ‚Bretten, so 


#) Wilpelm ven Helanb, der fon Peieei I. un m 
Gegentönig entgegengefezt, wurde, "erhielt ſich nun Alem 5 
feinem Tode 1356, bann aber el eine zwiclpäftige —* 
Nicharb von Cornwalliq umb Miphens Ton. Ceſtilien. 


b) Urban IV, Hatte ſchen die Lebertvagumg von Neapek und Gi⸗ 
hin auf ifa, ale vänktkhen Bdhen, Secherntst, ‚bie Hpdiher 
Elemen6 IV. ausführte, 














EN 


En ze ya 


Det EV aufbringen, Corrnin ſbigrendieſem 
Delfüchtäti ih Belfkung ie Bee weich Ita⸗ 


Ka, wis nach (Hr Dede ach vortzauden war, 
ahnen sed Kehaupterfmucheeih), > Dus · Qergog · 


RR ? 


at ip: Echvaben undSiſaß: Meran nie: Bi⸗ 

ſchafemuid Brefeaı: In Italien / wurde, nach einer 
n.t· für den Papſt. bedenlkihen Lebermacht 
dea: Oenfe⸗. Mijau o)⸗ /bex Papſt folbſt den ‚mräche 
tete. Firſt; aber· die Momer hatttuguviel von 
deitſtiſte der leenbardiſchen Repalliten,, alt: def 
are Macht gehoͤrig hacte mike: foͤnnen, und 
ed. machee⸗ſchon ‚als ein weſentlicher Wartheil an 
geiſchin werden daß. er fh. (1 ) igſten dar 
geguw geführt. hatte, daß wicht dis Männer. gegen 
ihn ‚wie.die cheritaliſchen Sraͤdte mut ih⸗ 
ven Biſchoͤfen c). Die oberitaliſchen md tuſciſchen 


s) Chron, Ursperg. pag. 237... Hic (Philippns) cum non 
haberet pecunias, quibtıs salaria\sive solda praeberet mi- 
77 eoppit. disttahere prasdit,-qune. patär ejus 
„Erler erator late, acquisierat in Alemdanig ; itg ut 
er äive ministeriali villas set praedia rasti- 
— vel Ecdienias. eihl cantigehs nbligaret. Sicque fäctum 
. est ut nihil sibi remaneret praeter inne .nemen doginil 
—E èt civitates seu villas, in quibus fora habentar, et 
Pau castella terrae, 


'b — *— Giger Geſchichte Konrads IL, Konige⸗ beider Sici⸗ 
Ben. und Herzogs im Schwaben. Babe 1787, 8. 


c) ©. Pland a. aD. S. 606 m. f. " 


d) Durch die Berechnung, daß man. die zömiiche Senatorw ebe, 
nur ein, Jahr lang beklelden Einsme, and am Pe zu sechelien, 
ein Romer ſeyn müſſe. 
















1. Wgitetine Befpichte AR KER. CD 


Republiken ſahen: ſeit Coanis V. Ecke. dentſchan 4: San 
König, web haͤtten ſich nim gem; enabhaͤngig adden 
Firmen, wern ſie den Mamen der Munbiiikigigßält 
gewuͤcſcht⸗ haͤtren, und waͤhrend des ſteten "Sense 
kanpfs, in welchen fie nun verſiclen, im ital 
geweſen waͤren, fich eine feſte und · unabhaͤngige Wien 
faſſung zu geben. Doch datzu fehlee es den Demi 
gogen, die fi in ihnen aufwarfen) und umnter: deu 
Parteinanen der Welfen und Gibellinen um die 
Dictatur kämpften, nachdem es Feine Welfen und 
Gibelinen im urſpruͤnglichen Sütye, ehe: geben 
onnte, felbft an einem feften Plane; einem kuͤnfti⸗ 
gen deustfchen Könige blieb es alfo vorbehalten, die 
echte, die ihm nach. dem -eofiniger Frieden gebe -: ? 
ben waren, wieder in Amub er bringen 
u Pr BE es 1% 253. 

Die auswaͤrtigen —* denen nach dem 
Tode Wilhelms "von Holland (1256) bie Krone 
durch gwiefpältige Wahl: überteagen wurde, wußten 
die Wuͤrde derſelben weder gegen den Papft=) noch 
in Deutſchland zu behaupten.n. Alfons von Caſti 
ken Fam gar nie nad Deutſchland, Richard von 
Cornwallis war waͤhrẽnd · forte Reglerung über ein 
Jahr lang in Ergland gefangen: Kin inter die⸗ 


u) Neben bie Bechenkfansgef Ben: Selbe ‚Mepenfünkge en ae 
miſchen Hofe, um r Brflätigung, ‚Ihrer Wahl. zu. erhalten 
md das Benehmen d Yäpfte dabei, "vergl. Pla’ d. a: 'D: 
8.5888 u f..:.:...8 85 SA nn 














0, « 
46 4204 
258. . 
g. 28. -:. 


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Sn a Sn 


Bou6e. fern Ancklinden! das KW sch Tnrehrgapoger ein 


gelber: Herrſchaften :aufgelbſt wurde, zumcl am in 
Deutſchlaus Kein Fuͤrſt mehr. war, der durch ‚feine 
meint. ſtarkei gerug geweſen wärs, die Wuͤrde 
See: Krome herzuftelen, verdankte Deucſchlaud nur 
dem Mationalſtun⸗ der aller Auarchle ohngeachtet 










Pine Fuͤrſten doch ˖ noch belebte, ws dan ran 


Beubuif. von Hess 
4 - 
Bes BEE 
:B. Grmeierung des deuiſchen Neihe 


"en 1156 — 127%, 
Pr Sn | 


ee 
"Syn: fie "Ren anf de "ah 


Elufer wurde während der Regierung des frän 


se 3 kiſchen und ſchwaͤbiſchen Kuaiſerſtammes die dem— 


führe Herrſchaft immer sche ausgebreitet und befe⸗ 


iſet (&. 138). Our Blieb- eg während dieſes Zeit 


raus, tie Zeit..lang. zweifelhaft, ob. die Deutſchen 
* * ſchaft niche mit. den Dänen wuͤrden their 
Im. müßen ; Dres: große wendiſche Furſtenthum von 
der, Zrave hie zur Peene (S. 31.) erhielt ſich nur 
Bea 1426, ud ſiel daun · an den Herzog Kanut von 
Shlesipig,zunit Lothars IL Zuſtinmung, nad) Ka— 
nuts Ermordung (1131) trat der alte Zuſtand der 
Verrheilung der wendiſchen Mache unter eimelne Jur⸗ 
flen wieter chi: Dieſe vermochten dem Vordringen der 
Deutſchen nicht mehr zu wehren; von Heinrich dem 


1 Allgeintine Befchichte. VBROF-+AUTE, OR 
bewen warde folk: 4156 DieABcdfiihaft Ochnerir 5b 4. 068 
gruͤndet uuebe die FlawetfcheiGilcfken ini heutigen Meih 
kubarg, dem DHerzogthzum anterwerfen, eis Mile] 
von Pammirexn und Rigen‘ aber lehenbat go 
macht; Markgraf Albrecht von Nordſachfen sunaieh 
tete von 1447 — 4162 die Mark Brauden⸗ 
burg. Nach, ben. Stars Heinrichs des Loͤwen bre⸗ 
tete ſich Die daͤuiſche Herrſchaft uͤber bie ihn uncen 
werfen geweſenen Juͤrſten aud ſelbſt ‚ber urſpruͤng⸗ 
lich dentſche Laͤnder, bis au die Elbe und: hie Mark 
Brandenburg aus, fo daß Koͤntg Kaunt: won. DL 
nemark 1196 mit Recht ben Titel eines Könige 
dee Slawen und Menden: annchanen imochte. Doch 
ſchen 1223 — 1227 wurde die daͤniſche Macht ges 
btochen und 4227. durch bie Schlacht bei Yo 
hönche file immer. uͤber Die Eider zuruͤck gewieſen; 
König Waldemar II. wurde durch den Grafen 
von Schwerin geuäthigt, feine deutſchen Eroberun⸗ 
gen zuruckzugeben, die mecklenburgiſchen und 
ruͤgiſchen Fuͤrſten wurden Fuͤrſten bes Reiches, 
ud blieben nur in Däntfäer Lehnepſtcht e). cher 
Pommern/ das ſchon ſeit Heinricho des Loͤwen Zeit ale 
deutſches Reichsland betrachtet wurde, erhielt wahr⸗ 
ſcheinlich ſchon Markgraf Albrecht · von Brandenburg 
die markgraͤfliche Sewalt (5. 231.) durch kaiſerliche 

a) Diefe Lehnepfllcht erhielt ſich de Lbficht Der * 

Zaeſten bis jun diusgange des vierzehuten —— 
gen Lam, nach dem Mbgange- dee befonderen Fiuſten vom ARigen, 


au eine Rinie der Herzoge von Pommern, wehen bie Dice 
Lehuspflicht -1338 erloffen' wwnrbe. 


108 Sitte Gackke. 1 BBEARTER 


5.86 Berkeitentg, "Ber fiih:iäber‘ während Des bdreixehnuten 
Yallczunterts in: cine bloße Exhmenfinheunfiäfte 2). 
Wed vergrößerte ſich: His Mark Brantenburg 1251 
. Arc. bie \fermmaet a iao 4867: durch die 
Wanrf: - 


" Das Cheinnhen parte Ai iR: len: diefen 
Eegenden ſchon durch Hilfe der: weudiſchen: Fuͤr⸗ 
ſien ſelbſt weiter auägehreitet;: durqhn bie beutſche 

herrſchaft wurde es allgencin, md dieſe wurde chen 
ſo aue in: Sa aͤlteren Eroberungen durch dentſche 
Esonifien: befeſtigt o), alſo auch eben ſo wie in 
\ jerien ‚auf Koſten Der: Freiheit des erg Theile 

der Untersperfeumn Nation .: ar, 
ee a6. 


Schon kn Dito Yon Vranbenburg berſuchte es, 1195 

: * ‚eine Ihm zuſtehende Amtugemal über Renmern gilteab jungen, 

‚and; in ben Lehnbriefen über Bragbenburg ficht auch Ppmmern 

als branbenburgifches Erblehn "on 1231. (&. Dreger Cod. 

ud Dig Poieinide Tom, L p 150): Dos Wurhäimik zwis 

4, Then Yoamuem und Braukeghurg klick indeſſen immer ſtreitig 

bis die 1472 recht beftimmt anerkannte brandenburgiſche Rebeuts 
herrlichkent, 1529 in eine Erbverbrübering verwandelt wicte. 

e Helmold Chron. 'Siaverum. L. I. Cap. 57, 88. L. H. 

a 2 —— * von Helkein, Maelgraf 

Albrecht dem von, Brandenburg, und Herzog dem 

’ - Bman. ' Daß dieſe Coloniſien der Slawen nicht a m 

.zu ee be Mtulagunsg. der; Aiteren füchfiihen: Coleniten geſchehen war, 

ſieht man ang ben lejtesen: Stellen, me ſich bie Slacven bella⸗ 

* "*gen: Notam est omnibus vobis quantae calamitstes et.pres- 

‚  sussn.appnehenderiat, genteim: noslrem, propter violeniam 

dueis potentiam, quam exercait in ‚npe, ei talit mebis he- 

: zeditetem patrum nosirorum,.et collocarit in qmaihns ter- 

minis ejns adyenas, scilicet Flaminges et Hollandoa, Saxo- 

nes et \Vestphalos atqus aliones diverms, 


> 
« 
[3 


fe 1056 —1272. (93 


G 288, g.365 
vn Über Die Weichſel hinaus tragen die 
dentſchen Ordensritter und die Schwertbruͤder den 
Ruhm und die Herrſchaft der deutſchen Waffen. 

Die Unterwerfung und Bekehrung Preuſ⸗ 
ſens, die den gerheilten Kräften Polens nicht ges 
Iingen wollte, wurde 1238 von Conrad, Herzog 
von Mafovien md den Biſchoͤfen Chriſtian (von 
Preußen) und von Plozf unter Eaiferlicher und päpft- 
licher Autoritaͤt dem deut ſchen Orden anvertraut. 
Mit Huͤlfe deutſcher Fürften und deutſcher Mitter, 
die bier das verdienſtliche Werk eines Kreuzzuges 
mit geringerer Gefahr als im Orient vollbrachten, 
wurden die Preußen nalh einem 58jaͤhrigen Kampfe 
(1230 -- 1283) mehr ausgerottet oder vertrieben 
als untertworfen, und das Land zwiſchen der Weich⸗ 
fl und Memel ein dem deutſchen Orden gehöriges . 
Reichsland, das aber in vielen Gegenden durch deut 
(de und polniſche Coloniſten erſt wieder bevoͤlkert 
werden mußte. 

In Livland und Eſthland war ſeit 1158 durch 
die Handelsetabliſſements bremiſcher Kaufleute das 
Chriſtenthum aufgekeimt, deſſen weitere Ausbreitung 
und zugleich die Unterwerfung des Landes Biſchof 
Abrecht von Livland dem von ihm 1204 geſtifteten 
Orden der Ritterſchaft Chriſti oder der Schwett⸗ 
btuͤder uͤbertrug, Zu derſelben Zeit verfolgte Koͤ⸗ 
nig Waldemar von Daͤnemark den nehmlichen Plan 
in —8 Gegendenʒ die Biſchoͤfe aber und die durch 

[13] 


194 Dritte Periote.- A, 8881272 


6.255. einen fehe vortheilfaftar Handel ſchnell aufbluͤhen⸗ 
den Städte Fämpften mie beiden um bie Serefchaft. 
Die des Chriftenehums wurde indeſſen im Laufe 
bes dreischnten Jahrhunderts durch die vereinigten 
Kräfte aller und des deutſchen Ordens, mit dem 
feit 1238 die Schwertbrüder verbunden wurden, 
auch über Eurland und Semgallen ausgebreitet, 
und die Unterjochten nach eben den Grundſaͤtzen wie 
die Wenden und Preußen behandele. Ein Theil 
des ſaͤmmtlichen, dem Orden (der feit 1238 durch 
einen eigenen dem Hochmeiſter in Preußen unter 
worfenen Heermeifter regiert wurbe), den Biſchoͤ⸗ 
fen und Städten. unterworfenen Landes, mußte Die 
Hoheit oder Lehnsherrfchaft von Daͤnemark .erfen- ⸗ 
nen, die erft im funfzehnten Jahrhundert ganz auf 
hörte; das übrige wurde deutſches Reichsland. 


36 6. 256. 


Die Abhängigkeit der verfchledenen piaſtiſchen 
Fürften, unter welhe Polen getheilt war ), fo 
fern fie Theile von Deutſchland befaßen, währte 
bis auf Friedrich IT. ohngefaͤhr in den. alten Ver⸗ 
haͤltniß fort. Schlefin wurde in diefem Zeitraum 
germanifirt b). Aber unter Königen, wie die Nach» 

a) Vergl. über die Geſchichte von Polen in dieſem Zeitraume, und 


überhaupt über bie Gefchichte ber fibereibifchen neuerworbenen 


beutfchen' Probinzen: ereitemeiers Geſchichte der preußiſchen 
Staaten Th. 1. ©. 62 u. f. 


b) Bergl. das 8. 1. e. 19. angeführte Wert von Sfchorpe 
. und Stenzel 





1 Allgemeine Geſchichte 1056-4972. 495 


folger. Friedriche ware, maußte freilich die Shahelt 5: 866 
des Reichs ein ganz leerer Titel werden. Zuum Gluͤck 
blieb Polen während biefer Zeit noch ferner gerheilt, 
fonft würde ein polniſcher König ih inördlichen 
Deutſchland leicht mit eben fo viel Gluͤck die Rolle -.. . 
eines Eroberers gefpielt haben , als. König Dttos 
car von Böhmen nach) dem Ausgange des’ hohen: 
fiaufifchen Hauſes im öftlichen. 1251 vemaͤchtigte 
er ſich des Herzogthums Oeſterreich und 1261 auch 
der ſeit 1186 mit dieſem verhundenen e), mit 
dem Titel eines Herzogthums ($ 240.) begnadig⸗ 
ten ſteyriſchen Mark, "welche nach dem Ausſterben 
des Öfterreichifchen Mannsſtammes (1246) Kaiſer 
Friedrich IL zum Räiche eingezogen hatte; er er 
hielt über beide 1262 von König Richard die Reihe 
belehnung; -1269 erbte er vermöge Erbverbruͤde⸗ 
tung mit Herzog Ulrich von Kaͤrnthen d), Kaͤrn⸗ 
then und Krain, und zwang den Bruder des ver⸗ 
ſtorbenen Herzogs, ſich mit einem Jahrgelde zu be⸗ 
guügen. Von feiner Maͤßlgung oder von ſeiner 
Erhebung auf den deutſchen Ihren, fehlen es ‚allein 
abzuhaͤngen, ob diefe Provinzen bei dem Reiche blei⸗ 
ben wuͤrden: denn wer mochte dep maͤchtigſten Fuͤr⸗ 
ſten in Deutſchland hindern, beſonders in Provin⸗ 
jer, deren Abhaͤngigkeit mit dem Reiche allmaͤlig 


e) Vergl. v. Hormayt Mekte hiſtor. Schriften. Weber die ino- 
auimenta Boice, &; 59, 


c; S.cbeabeſ· U 
[ 13* ] . 


6. 356. 


$. 357. 


196. Dütte Periode, A. 5881972, 
loſer gewoͤrden war, einen mablfängigen Staat zu 
gründen? oo 

DL Quellen des Rechts. 


a $. 357. 
A. In Deutfchland verloren während des 


sehnten und eilften Jahrhunderts die Geſetze, welche 
in der vorigen Periode aufgezeichnet worden waren, 
fo weit fie nicht auf der gefeßgebenden Gewalt der 
Kirche beruhten, ihre Kraft als gefchriebene Geſetze. 
Die Eapitularien, deren Inhalt großentheils auf 
Staatseinrichtungen berechnet war, die ſchon im 
zehnten Jahrhundert verfallen waren =“), geriethen 
zuerft in DVergeffenheit. Mehr Spuren finden fich 
zwar von der fortwährenden Anwendung der Ge 
ſetzbuͤcher der einzelnen Völferftämme, jedoch weni⸗ 
ger im eigentlichen Deutfchland, als in den Pro- 
vingen, in welchen die tomanifhg Sprache geredet 
wurde b). Ihr Gebrauch als gefchriebene Geſetze 


u) Wie bie Gendgraffchaft, die Gauverſaſſung, bie alte Beueſttial⸗ 
vesfaffung, der ordentliche gemeine Grecbienfi u. ſ. w. 

b) Otto Frising. Chron. IV? 32. fagt zwar son ber Lex 
Salica allgemein: Hac lege nobilissimi Francoram, qui Sa- 
liei dieahtur, adhuc utanter. Dennoch gehören die Fllle, im 
welchen von ber Anwendung bes falifchen Geſetzes bie Mebe Hit, 
meift nad) Italien oder Burgund. ©. 5. 8. Heineccius 
hist. jur. ed. Silberrad. Argentor. 1765. pag. 801.; hin- 
gegen im berttfchen Franken, ſelbſt in Lothtingen, kommt vor 
bem Bebrauche ber Lex Salica ober der Lex Rinuariorum ſel- 
ten etwas dor. Einzelne Beifpiele hat Heineccius L c. 
p- 670. 772. Webrigens darf man, tseun von einer Lex Ale- 


II. Recdtsg. l.Autonomie⸗.dex Gexichte. 197 


mußte bei den meiften ſchon um deswillen allmälig. $. 257. 
aufhören, weil ihre Sprache unverſtaͤndlich wurde. 
Das bisherige geſchriebene Recht, fo weit es uͤber⸗ 
haupt anwendbar blieh, verwandelte ſich nun in un- 
geſchriebenes, und mirde meiſt auch nur durch neue 
ungeſchriebene Mormen ergaͤnzt und. weiter ausge⸗ 
bilder. Dieſe aber ſowohl, als die wenigen geſchrie⸗ 
benen Normen, welche das zehnte, eilfte und zwoͤlfte 
Jahrhundert aufzuweiſen hat, find weit mannich⸗ 
ſacher als das ältere geſchriebene und ungeſchriebene 


, —X —& die si. iR, feineiege 
fanmer an bie in der erfien und zweiten Periode angeführten 
Gefetsbülcher denkenz man muß Biefen Ausbrudt vielmehr meis 
ſtens om dem ſchwätziſchen, bairiſchen, fächfifchen Recht libers 
Haupt verfichen. So z. B. Vita Henrici S. bei Leibnitz 
Scr. Rer. Bruns. Tom. 1. p. 433. Dithmari Merseb.. 
Chron. Lib. V. (bei Leibnitz l. ce.) wo Heinrich U: zu den 
Sachſen fagt: Legem igitur"vestram non in aliguo corrum- 

pere, sed vita comite malo clementer in omnibus adimplere, 
et vestrae rationabili, in quantum valeo, ubique animum 
adhihere. Som Privatsccht, das in ber alten Lex Sazonım 
allein vorfommt, iſt hier offenbar nicht die Rede, fondern von 
den echten und Privilegien ber’ Tächlifchen Nation‘ fberhaupt. 


Wenn man Übrigens eine beftimmte Zeit angeben will, in 
welcher bie alten Geſetze ihren Gebrauch als gefchriebene Geſetze 
verloren Haben, fo mag bie geamöhnliche Angabe, im zwölften: 
Sabshumbert, ziemlich bie richtige ſeynz dem bie meiften 
Spur ihrer Anwendung fallen noch in das eilfte. Ueberdem 
wurde auch feit dem zwölften Jahrhundert bie ſchriftliche Bear⸗ 
ekung bes Diucne uieben Übkhe; wir wrben daher biefe als 

a wicht ohne Veränderungen und Rufüge neuster 

ke nn Kan menu man fe hans nad, als gefchriebene 
Geſche gelannt hätte, 


' 


{98 Deitte- Periode, A: 888-1172. 


8.37. Recht. Die Url und Welfe der Badung derfe- 
ben, muß zuerft im allgemeinen geſchildert werden, 
um hiernaͤchſt zeigen zu koͤnnen, wie. fie feit dem 
dreizehnten Jahrhundert::im' Gefolge einer von Ita 
fien ausgehenden Mebolntion des Rechtoſtndiums, 
die Geſtalt erhalten baden, m welcher ie ur ung 
gekommen find: Bu 

8 F Pe me 
I. au⸗ ei bes: echte bildeten ſich (mie 

Ausnahme des geiftlihen) mehr durch Autono- 

mie als vurch geſchriebene von einer höferen "Ge 

walt gegebene Geſetze fort, : Die Autonomie lag 

4) hauprfächlich in den Händen bes. Richters und 

feiner Schöffen... Die älteren‘ geſchriebenen Gefete, 

ſelbſt meift aus autonomiſchen Rechtsnormen ent⸗ 
ſtanden, wurden gewiß ſchon in der Zeit / wo fie 
noch als geſchriebenes Recht im Gebrauche waren, 
doch mehr durch das Gedaͤchtniß der Richter und 

Schoͤffen, als durch die Schrift dem ſpaͤteren Zeit⸗ 

alter aufbehalten. Die naͤchſte Folge davon war, 

daß fie von dieſen im Laufe der Zeit ergänzt, den 
peränderten Verhaͤltniſſen angepaßt, und ſo Illmaͤ⸗ 
lig umgeſchmolzen wurden. Dies gehoͤrte nach der 

Meinung des Deutſchen im Mitrelalter, recht we 

ſeutlich zum richterlichen Amte a)/ Es konnte dic 

Di Meinung, ber Bchtee maſe da Dicht englngen zb ber 


Zeit annaffen, fpricht ſich befoliders in dem Inflüut der Aus⸗ 
träge aus, das gerabe in ber Beit auflamı, wo bie alte Gewalt 


pP 


IL Rechleh. Autonohnien / berGerichie 199 


fan : aber. freilich. nice am "To unbedenklicher übers 4: as⸗ 
hoffen : werden, als der Richter nar de Meinung 
anderer chebarer Männer: ansfprach, die mit ‚den 
Parseim in :gleichen Werhaͤleniffen lebten, und de⸗ 
vos Melnung duher gewiß / die Meinung alles war, 
ja berziwenh ſie as nicht: geweſen waͤre, in dein mei⸗ 
ſten Faͤllen die ſchoͤffenbaren Beute, welche außer Den: 
Parteien in dem Gerſchte zugegen: waren/ wider 
ſerochen Vben warten b).. Die Art and Wok, 


des — aunau aufhört, fire er mehr an bie geſchricbe⸗ 
nen Geſetze gebunden wurde. Damit er dennoch nach der alten 
Über deecht ſprechen könme / wurde don beit ſtreitenden Theilen ein 
Richter gewählt, der aus ihrrd Vollmacht fpräche, und ihm 
dieſe Vollmacht zuweilen ausdrücklich in einem weiteren Umfange 
gegeben. Ein fehr lehrreiches Beiſpiel hierzu hat Möfer in ſei⸗ 
nem patriotiſchen Phantäfterr:2; I. Nro. 51., wo die Schledea-⸗-· 
„leute die auedrückliche Vollmacht erhalten, daß ſty wenn fie:fich. 
nicht eines Spruchs Nechtens vereinigen können, von Amtes 
wegen einen Bergleich treffen follen und fogag treffen müflen, 


b) We deutſche Gerichte wurden noch während dieſes ganzen Zeits 
zanrzs Öffentlich gehalten; das verſammelte Bob, das nicht zu 
ben Schöffen gehörte, bezeichnen die Urkunden mit dem Ausdrud. 
ber Umsftandz ber Richter und die Schöffen durften ſich mit 
dieſem noch immer berathen, und in febr vielen Rechteſptüchen 
wirb ausdrũcklich gefagt, daß fie auf ben Marh ober mit dem 
Beifalle defielben gegeben worden feyen, Henrici R, dipl, 
a. 1230. (bei Kettner Antigg. Quedlinb. p. 219.) quod 
ad requisitionem talis a nobis lata fnit genientia et ab 
omnibus astantibus approbata etc. Rudolfi R. dipl, 
3,1281. in. Raym. Duellii Excerpt. Geneal. p. 4. Na- 
bis pro tribunali sedentibus in Vienna etc. qua quaestione 
perhibita sententieium exstitit omnlum asiantium op- 
plaudente cateroa, — Dipl. «, 1331. bei Scheid Nach⸗ 
richten vom hohen und niederen Abel, in ber Mautissa Docum, 

- 9 390, Recognescimas —-ıaod — Jahannes- Comes in 


\ 


2. Dehio Perieberihe RB TR. 


&, 268,. wie der. Michser, als Reynäfaptant re Jutereſſen⸗ 

ten, durch Antenomie das Meder bildeten belam much 

ſchon fehr fruͤh eine feere Gate Sr face: nach. 

bes ihm und feinen Schoͤffen bekaunten Aiachtanor- 

men, die ſich durch ältere; geffhriebune Miufeneikoher 

Dun Gewohnheitsn grbilbetshatten, ¶ Wo dieſe rueiche 
augreichten, und. die Schäffen:asich Feine ihnen; ana- 

loge Beftimmung: zu- finden wußten, baten :fie. won 

denm hoͤtzemen Richt er. Veltruug pt. Bidra.e). 

| Das Recht, welches diefer mit feinen Schöffen 

wies, wurde dann Rechtsnorm für alle ihn ater⸗ 

worfenẽ Richter/ und erſt, wenn auch ex Feine lus 

kunft zu geben wußte, oder ſie zu geben ſich nicht 

getraute, mußte freilich die freie Willkuͤhr der In⸗ 

tereſſenten sing: Rechtsnorm aufſtellen, oder die ge⸗ 

ſetzgebende Gewalt durchgreifen 4). So Hatte die 


Wunstorp sedit et instauravit — judicium, quod' in vulgo 

‚ . ein .geheget Richte dicitur,. yhi, idena Comes illi. jediglo 

presidens ‚per inquisicionem senientiarum quae Ordele di- 

euntur, et corum per ostantium invencionem, ae om- 

munem euproboetonem Fr S. Haltans i in an 5. v. 
Umſtand. 


9 Köft in allen Statuten Inden pri daher Stellen wie atende 
Aus itg — dem Salbuch der Stadt Wizenhauſen bei Kopp 
Nachricht von ber Verfaſſung ber geiftl. und Givilgerichte in 
Heffen): urtbeir zit erlernen. — Item da fie zwey ſoruchig 
(vergl. 6. 381.) in den Urtheilen, oder diefelbige nichr ders 
ſtünden, haben fte ihren Oberhof Urtpeil zu erfetnen au Eaffet, 


a) Das. erlãuterndſie Beifplef 2 dieler genen Dasfieliung,. dae 
zugleich zeigt, daß dies Barfahren ſchon im zehnten Jahrhem⸗ 
dert ftass fand, hat Wittechind Annal-Oorbei. da 3; (bei 

. Meibomn Tom. L pag..644.). De legum guogse varie- 








‘ . 


I. Rixhtig 4 Mitonomie teder richte. DOM: 


gehekgshtuube Gewait : ſelten ıbafidere. WBeranlaſſung/ 5 255. 


Beſtimmungen "über das⸗Civitrecht aufzuſtellen⸗ 
das ſuh ak dieſe Weiſe gang uabhoͤngig von ihr 
fortbildete// und da zugleich die Richtung, welche die 
‚Berfaffıngg sechielt: (5. 220 u. f), und die Tren⸗ 
mung: den Hirchlihien Gefeggedung von der Staats⸗ 
geſergehuug/ nie; Salguıies ‚neue Syſtems. ben: 
Hierarchie, die. Zickfedern laͤhmte, die fonft Be: 
Gtanssgrkeugihinig in mehren Thoͤtigkeit erhalte, 
hatten, fo fehlte es auch an einer allgemeinen Ver⸗ 
anlaffung, felbft nur fo viel für das Privatrecht 
za then, als in den Capicalatien dafuͤr gethan wr .. . 
ten tin hie de N 
sole Meſa weh; aontentja ,fogtigug, upk, diperent, gel! 
Hlü filiorum non deberent computari inter filios, heredi- 
- tateımgge legitime cam filiis aortiri, ‚a; forte palges corqm 
obiissent patribus superstitibus. Unde .exiit esictum a 
rege, ut universolis populi conventio fieret apud villam 
quae dicitar Stela, factumgpe est, us causo inter, ar- 
Bilros jüdicarelur debere examinari, Rex autem me- 
liori consilio usus, noluit viros. nabiles ac amnes ‚populi 
iahoneste tractari,.sed rem inter gladiatorea discerni jus- 
sit. Vicit igitar pars qui filiog filiorum compulabant in- 
ter filios, et firmatum est ut sequaliter cum patruis he- 
reditstem dividerent pooto sempiiiarne, Dion fiebt eit: 
der ordentliche. Richter wußta fein Recht darüber zu weiſen, ob 
Entet mit ihren Oheinen den Groſtnater beotben kösıtens und 
da bee Streit inter ‚viren mabilse At senes popali war, fo 
fute. ex non dem Küsftengerichtn Belehrung. Dies aber wußte 
Sch ebenfalls eines Srtuchs nicht zu vereinigen; alfe: mufite 
eutpehez ein Obmann gewählt werben, oder ber Kaifer vurch⸗ 
greifen, Bas. leyere wallte dieſer nicht; forte des erfleren «hielt 
er din Ammpfgesicht für amftänbigens: und nach dein Ausgange 
beffeiben wirde dann ber Meuhtifag ap: freie Wilteühre 
musgeigeoches, Bar re Be er 2 


202 Dritte Yerobeiıh.. SER ADTL 


. 2% Dem war ($. 142). Ran dachte wicht Amel Daran, 
aus Sewohnheitsreche, To wie in fruͤtzeren Zeiten 
ſcheiſelich äbzufeffen, ſendern Begudgts ich, Linzeine 
wichtige Rechtoſpruche, in’ denen ein zweifelhaftes 

2 be ein neues Recht: gewieſen oder dus befte- 

henude: geſanumelt warDahet Weis choͤmer⸗) ge⸗ 
naunt), aufzitzeichnen, beſonders wenn fie von einem 
Aber Richter, wohl gar dein. Kaifes ) nnd den 
irſten/ oder Reichsminiſterialen als Haar Sechof⸗ 
tm gefunden waren.n tl. . RE 10T BET Be 
We dadorcchh rue! 77 EEROVF PER u 
4. 989,1: once 5) er ν: 
2) Andere autonomifche Normen entflanden 
durch vertragsweiſe Uebereinkunft ber In⸗ 


e) G. Haltaus Elder. Voce Weifen und Weisthum, 
‚ Nicht’ anderes als eine Sammlung folcher Weisthämer find 

"ei atch bie in das erſte Biertel des ellften Jahrhunderts "gehörige: 
"Burchardi Episcopi Wormatlensis Leges et statuta fa- 

milise S, Petrj praescrip ta (bei Schannat Historia Epi» 
'scop. Worm. im Cod. Probat. pag. 43 u, f) in deren Eins 

gang daher auch ausdrädlich 'gefagt wird, daß fie cum consir 
Bo Cleri et militum et totius familine gemacht ſeyen. 


H Eine deeide ſoicher tacſerucher diechteſorche oder Beratigengen 
von Untergerichten bat Sen Kon borg Corpus 


Nechtinãßigkeit 
ſtreiten wollte, forderte ex hierüber ein Weisthum, und bie Für⸗ 
fien fprachen den Mechtsfuh: ansı niemand toune zwei Herzog: 
‚. ihämer befien. Heimold Chron. Slavor. 1. 54. (bei Leib- 
‚. nitz ser. ver; Bremav, T'om..9. pag. 863, vergl. mit Chron, 
 Weingart, €, 18. (bei Leibnitz 1, c. Tom, t,-pag. 769.). 








IE Rechtsq. I Aut. 2.5. citterl.u. 0. Grin. 208 


tereffensen. Dahin gehöre. A. die Rieapı wi 


rechte d.h. vertragsweiſe Beſtimmungen zwiſchen 
Lehens⸗ oder Dienſtherren mid ihren Vaſallen oder 
Dienſtlenten über ihre gegamfeitigem Rechte wrd Mer⸗ 
bindlichkeiten. Das ganze Werhaͤltniß zwiſchen ilnen 
beruhte urſpruͤnglich auf Obſervanzen, Privilegien 
und Vertraͤgen, die nur ſmnmer zwiſchen den Mach⸗ 


folgern. der erſten Paciſcenten, wenn gleich, meiſt 
blos ſtillſchweigend, ernenert mmoben. Die neuen 
Beftimmungen, deren man nach enigen. Serrera» 
tionen bedurfte, weil ſich das urſpruͤngliche Per⸗ 
haͤltniß im Laufe der Zeit verdemkelte oder die feſt⸗ 
geſezten Beſtimmungen durch die veränderten Ver⸗ 
haͤltniſſe unbillig wurden ⸗), wurden vertragsweiſe 
feſtgeſezt. Dabei machten allenthalben die Vaſallen 


3) Bor allem · deshalh, weil die Dienſtleitte ben meicheh eerdienßt faſt 
allein beſtreiten mußten, ſeitbem ihn ihre Dienſtherrn, für ſich 
bernoumen hatten. Daher entſtanden gewiß ſchon febr. früh 
Aogen den DSienſtleute fiber imbillige Forderungen ihter Dienſt⸗ 
herren, die unter Conrad: IL. fo laut wurden, daß fis die Ver⸗ 
anlaſſung. zu. ber zäthfefhaften ( . 333.) Comslitutio de axpe- 
ditione Romana gegehen zit haben ſcheinen. — Contigit, prin. 
eipes enm mälitibus de 'expeditione Romana quae tuuc in- 

: stabat acerbe -camtendare, consLringenten eos mulie plures 

: halspergan de heneficiis auis debere ducere, quam il fa 
terentur se posbe vel jurs debere. ‚Daß. diefe Klagen nicht 

-  früßer zu gefehlicdhen Beſtimmungen . über die Verbindlichkeit 

zum Beichößeenbienft Wiheten, darf nicht befremben, wenn man 
bebenft, daß der Kalfer in. fo wichtige vertragemäßige Verhält⸗ 
wifle gewiß nicht ohne bie höchſte Noth eingriff; aber um fo 
weniger mag es darum anch auf dev andern Seite, zweifelhaft 
ſeyn, daß bis periragmmähige Beſtimmung zwiſchen fchz- vielen 
Dielen u νσ war wo 
#5 jegt durchzugreifen wagtt. 


— — — 


04 Dritte. Periode. 4 888 — 4272. 


4. —* und Dienſtleute gemeine Sache gegen ihren Herrn, 
weh ſie dadarch die neuen Auſpruͤche, welche fie 
mieiſtens erhobenb), leichter durchſetzen Fonmten. Die 
Willtuͤhren/ deren fie ſich mit ihm verglichen, er⸗ 
beelcen dadurch of das Anſehen eines ‚eigentlichen 


nunaliie 


b) Reſt —X —* meidens auf die Erbüchtelt, weuigbes 
auf eine ausgebehntere Erblichfeit ber Beneficien, als bisher ftatt 
defunden batte. Den‘ ganzen Hergaug, wie‘ er Kiberall: früher 

1. oder Moduee Mate Da. wilſen wir freilich sur non Italien mit 
 Beftinnutbeit chen, wo Conrad II, der Bermittier (wenn 

gleich feine € tion "über bie Erblichkeit der Reben im Ton 

: ehues Geſetzes ſoricht), zwiſchen den Wafallıs wu Lihncherren 
.ı ‚ware. Wippo Vita Conradi Saliei {bei Strav. Tom. 3. 
pag. 480 * Conjuraverant omnes valvasores Italiae et gre- 

“ garfi milites adversus dominos suos, et omnts minores 
‘. eimfkta majöres, dicentes, si Imperator eotum nollet venire, 
„Apei’per se legem sibimet facerent, Hoc cum nynliatum 
esset imperatori fertur dixisse: Si Italia modo esurit le- 

'. gem, conoedente Deo bene legikus hanc satiabo, — In 

‘ Ipsa’ die (nescimus cujus consilio), pene gravis tumulius 
 factus est populi Mediolsnensis, guaetentis ab Imperatore, 

" ai. vellet fayere conjarationi eoram. Unde commoiss Im- 

perator praecepit, ut omnes in urbem Papiensem ad gene- 

- ale collogquium venisent, Quod dum fattum- essei, cun- 
'elis reclamantibus, legem fecit Imperator. — I. F.1.$. 1. 

 Antiquissimo enim tempere sic erai in Dominorum pote- 
Wale conuexum, ut, quando vellent, possent auflerre rem 


- ia fendam a se detam. Posten vero eo ventam est, ut’ 


5. per annum tantema finmitsteın haherent. Deinde stalatum 
" est ut usgue ad vitam fidelis produceretar. Sed oum hoc 
..jüre successionis ad filius non pertineret, sic progressum 
‚est, us ad filios deveniretz in quem scilicet Dominus hoc 
vellet confirmare, Quod hodie ita stabilitum est, ut ad 
omnes aegusliter veniat.. 6. 9. Cum vero Conradus Ro- 
'mam proficisceretur, petitum est a fidelibus, qui in ejus 
esant servitio ut lege ab eo ‚promulgata hoc etiem ad ne- 
potes ex filio producere diguspeiur etc, 


TIL Rechteh. JAut 2.d. rittetl. 0.0. Sem 206: 


Geſetzes, daß fie als cin für alle Intereſſenten vom 4. 209. 


Herrn feftgefeztes Recht ausgeſprochen wurden. Dex 
Zeitpunkt, in welchen faft überall. dergleichen: Ver⸗ 
träge gefchloffen worden find, die aber bei weiten 
nicht alle aufgezeichnet wurden, ift das Ende des 
jehmten, und bie erſte Hälfte des eilften Jabrham- 
derts ©). B. Die Verträge der Gemeinheiten 
freie und unfeeier Leute über Gemeinheits⸗ 
rechte. Seitdem fih in den Städten die Verfaſ⸗ 
fung der freien Communen weiter ausbildere, Han⸗ 
- del und Gewerbe aufblühten, durch Fluge Benutzung 
der Umſtaͤnde manches Gemeingut und manche Ge⸗ 


c) Daß in Deutfchland die Vaſallen und Dienſtleute tm biefelbe 
Reit anf eben bie Weiſe fich beſſere Bedingungen zu erzwingen 
ſuchten, fehen wir nicht nur aus dem Note a angeführten Eins 
gang zur Constit. de exped. Rom., fontern aud aus der ho: 
litiſchen Maxime Eonrabs IE, die Anſprüche, welche die Vaſal⸗ 
len und Dienftiente erhoben, zu begünftigen. Wippo d.c. 
pag- 469.). . Militum vero animos in .hoc multum atiraxit, 
quod antique beneficila parentum nemini posteroram auferri 
sustiniit. Diefe Stelle von. einem befonderen. Befeke zu 
verfichen, das Conrad über die Crblichkeit ber Lehen auch für 
Dentfchland gegeben babe, wie einige wollen, ober fie auf bie 
Eonftitution von 1037 für Italien (Note b. V. F. 1.) zu gichen, 
wie andre wollen, halte ich für gleich imrichtig. Wippe ſpricht 
in der angeführten Stelle von. keiner einzelnen Thatſache, ſon⸗ 
bern ſchildert Conrads II. Character und Politik allgemein; auch 
zeigt der Ausdruck „suslinuit” deutlich genug auf eine während 
feiner ganyen Regierung beabachtete Handlungsweiſe bin, Und 
gewiß hatte ber Kaiſer Gelegenheit genug zu wittelbarem Ein: 
Flush auf die. vertragemäßigen Verhältniſſe zwiſchen Dienſtherren 
md Dienfülsuten, um in Befolge jener Darime, auch ohne ums 
wittelbares Eingreifen durch ein Geſetz (wie in Italien, wo feine 
Wermittiung aufgerufen werke), ben Bienen u —— 
ihrer Wanſche zu verhelfen, 


8 








⸗ 


206 Dritte Periode. A. 888-4272. 


4.256: redhefane erworben wurde, reichte das alee Herkom⸗ 


men zur Beurtheilung dieſer verwickelteren Verhaͤlt⸗ 
niſſe nicht mehr aus Um eigentliche Memeinheits- 
angelegenheiten hatte die geſetzgebende Sewalt ſich 
‚hie bekuͤmmert; auch die neuen Normen, die fie 
reguliren ſollten, wurden alſo jezt durch freie Will⸗ 
Füße der Gemeinheit beſtimut. Der Ausſchuß der 
Gemeinde (Bürgermeifter und Rath) ordnete mit 
Marh oder doch :ofme Widerſpruch der Gemeinde, 
wie ca mit der Nutzung des Gemeindeguts, der 
Ausäbung der Gerechtſame gehalten werden, wie 
sur-Aufrechterhaltung guter Ordnung überhaupt fich 
jeder. halten, insbefondere Handel und Gewerbe frei- 
ben folle, was endlich von. jedem Gemeindeglied zu 
gemeinen Unkoſten beigetragen werden fole c). Ein 


x 


. B Daher heiht #6 auch in dein Soeet Staberrchte (fer neueren 


Sinne diefes Wortes) t Audiat univetsitas antiquam et ele- 
ctam Susetensis oppidi justieiam; und In dem ber Stadt 
Hamburg von dem Gtafen don Holſtein 1292 ertheilten Privi⸗ 
Klum (in Lambecii Rer. Hamburg. L: %, p. 338.); Con- 
eedimus etlam et Yanamus eisdem jus tale, quod vulgo 

: Koehre-dichür; stötusa mandure et ediita promul: 
Gure setundum placitum eorum pro utilliate ei neces= 
silote eivitatis prasdieine ac eorundem, et revocare 
eadem, quotiescungue. et quandotunque Ipsis Visum 
„fuerit 'expedire, — Donamus etiam praeteren plenam et 
- - peflectam potestatem super causis emergentibüs, de qui- 
‚bus nbn set sententionstum In libro prasidictb, hovum 
jas.creandi et ‚statuendi de, communf tönsensts consulum 
st potssinte pro suo lubitu et voluntate. tinen fchr 
merfwfirdigen Beleg hierzu enthält die Vorrede zu einem in deut⸗ 
ſcher Sptache verfaften Stadterchte von Rüber v. J. 1240 
(ki Westphalen Monumentx inedita Tom. 3, paꝶ. 636.). 





‘ 


II. Rechtbq. l. Automomie hin Reithef. 207 
gleiches Recht uͤbte jede Carporatlon, ſelbſt unvolh 4.259 
kommen freie Lente e), in ihren geſellſchaftlichen 
Angelegenheiten). So entſtand eine Reihe unaufe 
geſchriebener Willkuͤhren, die indeſſen, da: fie von 
Moͤmnenn feſtgeſezt ‚wurden, Die unter. gleichen Ber 
hältuiffen lebten, und außer ihrem ſchlichten gera⸗ 
den Sinne, der leicht das zwoekmaͤßigſte heraus⸗ 
farb, nur etwa das Beiſpiel ihrer Nachharn und 
Standesgenoſſen zur Richtſchnur hatten, meiſt ſehr 
übereinftinumend er Ä 


4. 260. u | $. 360. 
C. Die Verträge des Kaiſers und ve 
Stäube, über ihre gegeufeltigen Rechte. 
Selbfiftänbigfeit, welche bie Meicheftände in im 
Verhaͤltniſſen als Landesherren allmälig: erlangten; 
fuͤhrte von ſelbſt zu einem gan neuen WBahäluig 
zwiſchen ihnen und dem Kaiſer. Sie wurden zu 
einer Corporation, die ſich als ein .felhfiftände 
ges Ganzes im Gegenſatze zum Mal: betrachecte⸗ 


Sient edicta imperialis dignitatis ab omnibus personis hie 
ealibus firmiter et inviolabiliter sunt observanda, ita recte 
persimile, quidquid civitatis discretoram et ordinat eon· 
ailium secundum jurisjurandum civitatis > dehet a suis con- 
eivibus firmiter observari.- - - Be - 


€) Unvoffömmen frei nehmtich im Sinne dieſer Periobe, wo 'bie 
Entſtehung der Landeshoheit md ber ftäptifchen Merfaffung eine 
ganz nelle Gattung von unvolffonmener dreiheit hervorbrachte. 


f) Eo emftanden die. Vauerkoͤhren, de Bean, bie. Status 
ten der Domcapitel und übulicdhe Suubtenarnen. 





SB Zitte PerisdeiA, BB 127A 


‘ Bio, Die Mh als folthe gewiſſe Rechte zuſcheich, und 
wicht mehr blos als ſeine Schülfen ») Bet der: MReichs⸗ 
vegterung betrachtete: - Man unrerſchied mar alfo 
Mechte des Kaifere und Mechte: der Stände in Bo 
ziehung auf die Reichsregierung; bie erſten beruß- 
sven auf :der dem Kaiſer mefichenden Stautegewalt 
(jara imporii) mb bei. ihrer Ausübung: wuͤrkten 
We: Reichsſtaͤnde In ifrer alten. Eigenſchaft als-Kuße 
Rathgeber des Kuiſers mit b); die bezteren bes 
ſtanden in Gerechtſamen, welche die. Edaͤnde in ih⸗ 

‚zen Herrſchaften, Grafſchaften und Herzogthuͤmern 
ausuͤbten, und beruhten anf neuerem Herkommen 
me Privileglen. : Die Beſchluͤſſe, welche der Kai⸗ 
fer mit den Reichſtaͤuden faßee, hatten daher nicht 
mehr bios die Eigenſchaft eigentlicher Geſetze, fon» 
dern zugleich, in :fo..farn fie etwas üben’ Die leztere 
Dactcung von Gerechcſamen beſtimmten / die recht⸗ 
liche Natur wahrer Vertraͤge, weil der Kaiſer über 
dieſe, Kraftſeiner Staatsgewult, ohne die Einwil⸗ 
ligung ˖ ver Stuͤnde als Intereſſenten nichts be⸗ 
ſnmen konnte e). Der Form nach, unterſchieden 
J « : ſich 
Rain et söoperatofes N 141, 0 

y)y S Hleräber unten das Bffentliche Reck. 
. €) Man darf ſich nur fragen, ob wohl bie, Reicheftänbe bei Ge⸗ 
ſetzen wie bie verſchiedenen Gonftitutionen fiber ben Randfrieben, 
und über foldhe, wis Friedrichs I: Eenftitution über die Negas 
lien (die nichts weiter als ein lombarbdiſches Reichegeſetz iſt)⸗ 

Üben. rirbtiche N. Prieilsgien für wie’ geittchen um 
, Bücften, auf seite DIA inisgeislistt hihen 





I. Keditdg: 1. Yuton: A, Sirchett. Steg. 209 
ſch aber freilich folche en (a h 260. 
von Den eigentlichen Deichegefegen ($. 262.) ge 
woͤhnlich eben fo. wenigd), «ls man bei dem Reiche 
herkommen (Reichsobſervanz) ©) d. h. den Rechts⸗ 
normen, welche ſich auf die gleichfoͤrmige Haudlungs, 
weiſe des Kaiſers und der Reichsſtaͤnde in Reichs⸗ 
agelegenheiten gründeten, daran dachte zu unter⸗ 
ſcheiden, auf welchen Befugniſſen das Recht der 
fiilfdyweigenden Einwilligung des Kaiſers und der 
Stände in biefe Normen berube. 


ET Fa 4. 301. 

D. Die Vertraͤge zwiſchen der Kirche und 
dem Staat. Durch die voͤllige Entwickelung des 
Syſtems Gregors VII. in der Geſtalt, welhe es 
in den Händen feiner Nachfolger erhielt, wurde dem 
Staat alle eigentliche Geſetzgebung in Kirchenſachen 
notwendig genommen. Aber fo unabhängig konnte 
doch auch das neue Syſtem die Kirche vom Staate 
nicht machen, daß diefem ale Einmiſchung is die 

d) Friedriche II, Privilegien für Die geifitichen und weltlichen Für⸗ 
fen, von denen ich glaube, ba fie als wahre Vergleiche ange: 
ſehen werden müflen (mie ber Eingang zu beiden auch beutlich 
genug anzeigt), haben ſogar bie Form von Gnabenbriefen; ber 
voftmiger Brirde hat freilich wehr bie Form eines Vertrags. 

e) Das Reichsherfemmien nennen bie deutſchen Bifchöfe In einem 
Schreiben an Papft Habrian IV. (bei Radevicus de gestis 
Frid. 1. L. 1. C. 16.) atsdrüdtich als eine Hauptquelle bes 
beutfdyen Staaterechts: Duo sunt quibus nostrum regi opor- 
tet Imperium, leges sanctae Imperatorum et usus bonus 
praedecesserum et patrum nostrorum. 

8. IL {14] 





‘ 
. . u 


210 Dritie Periode. A: 88-1272: 


4. 261. Mochte der Kirche. als außere Befellfihafe ent⸗ 
zogen worden wäre, ba fie in ihren Verhaͤltniſſen 
als äußere Gefellfihaft fo vielfach mit den Staats⸗ 
einrichtungen verfchlungen war, ımd eine. unbe- 
dingte Unterordnung des Staats unter bie 
Kirche nicht anerfannt wurde, kraft deren dieſe ſonſt 
freilich auch über alle Verhaͤltniſſe haͤtte Beftine 
mungen treffen - fönnen, in welchen fie‘ mit. dem 
Staate ſelbſt Rand“). In ſolchen Verdhaͤltniſſen 

konnte alſo nichts als freie Uebereinkunft der 
Intereſſenten, d. h. der Staats⸗ und Kirchen⸗ 
gewalt entſcheiden, und dieſe kamen dadurch in ge⸗ 
wiſſen Beziehungen in das ſonderbare und dem Prin⸗ 
cip des Feudalſyſtems widerſtreitende Verhaͤltniß 
zweier einander entgegengeſezter und von einander 
unabhaͤngiger Gewaltenb). Und eben darum konnte 
auch. die Graͤnze, wo bie geſetzgebende Gewalt der 


a) Daß man bie Kirche wicht in einem ſolchen Verhälmiſſe zum 
Staate betrachtete, beweift am fprechendften der 8. 260. Note e 
erwähnte Brief ber deutſchen Biſchöſe, wo fie nach ber tert 
eingerückten Stelle binzufeßen: Zetos Jimites Ectlesiae (vie 
gefcheiebenen und ungeſchriebenen weltlichen Gefege) nec velu- 
mus praeterire, see possumus; quicquid ab his discordat, 
non recipimus — oder wie der Sachfenfpiegel ben wehmtichen 
Sat ausdrädt: Db un wohl der Bapft erlanbet hat, fich mit 
einander zu verheirathen in dem fünften Grab, fo mag ex bech 
fein 5 ſetzen, da er unſer Lands oder Lehen⸗Recht 
mit ändern oder kränken möge. Hiernach bedarf es weis 
ter feiner Ausführung, wie man über bie Geſetzgebung ber Kirche 
In Berhättniffen, weiche man als einen Theil der Btaatederfaſ⸗ 
fung betrachtete, dachte. Bergl. B. 1. $. 203. Note d. 


b) ©. hierüber unten das Öffentliche Necht. 


m Robibg- IE Weſche KR egehug. IR 


Kae aufhdee / nieniuls na” angegebtn "werben, 8. 26t. 
das’ augenblickliche Intereſſe amb die augenblichliche 
Moͤglichket/ dies: geltend nr machen, entſchleb, wie 
weit der Sat ii: ſelner: Elterniſchturzin Ne Am⸗ 
ordnungen der Kirche gehen: möge. Die vertragß· 
weiſe Beſtimmung Über dergleichen Gegenftãncde fand 
übrigens thefle zwiſchen dem Papft; als dem Dier 
haupte der" allgemeinen Kirche ©), cheils zwiſchen der 
Mationarwche und dein Kalte 9 fatt. Del 
re en SA. nee 1 8. 2862. 
IB Die vor einer hoͤſeren Gewalt gegebe 
nen’ Beine Leſtanben: Filn Yan vom Kaffor ver⸗ 
möge der gefengebenden Gewalt gegebenen 
Keithsgefegen.‘ "Diele wurden‘ nach Art der al 
ten Capitularien nach dem Mathe der Keicjeftände 
auf RNeichstagen abgefaßt; es waren ‚deren aber 
(wenn wir auch anngebincn/ daß gin, großer Theil 
derſelben nicht anf anferd‘ Zeicen gekontmen iſt) fo 
wenige und ihr Inhalt auf einen ſo engen Kreis 


€) Dahin gehört der Bergleich son Sei Y. ‚ib „ve 
Ealixt AL von 1122 (sm S. '32.).. 


d) ls en Veiſpiel eines! ſcihea Entreges tkamm ‚bhenmer' Fride 
riei IL Ip; Auven Bulle de-libertate eccleuieutiia arıl 213. 
bei-Goldast Constitt- Ip. Tonn T. pag. 284 von ber 
wergfieis eirtuehte Puufte⸗ nier das ANeſufttat eines Mertenge mit 
Yen Biſchten find, wie ſchon darans feicht alzımuchumenr ift, daß 
dies Previitzunt kary nach Frindriche Aicinft in Mautkchland 
und uf einem Reichstage erchent -M, uf wehren ſich eine 
geufle Lim ahl don gehftlichen un weichen Bitten fü ihn ges 

: gm Deto IV, efiäcte, 
[ 14* ] 


212 Deitg erkod. ABB ART, 


| 3. 263. von Gegenſtaͤnden eingaſchroͤnke, daß ſit bei weitem 


nicht als ein. Erfatz fuͤr Die außer Gebrauch gekom⸗ 
menen Capitularien dienen konnten. Nicht “alle auf 
dem Meichstage gefaßten Schlüfe wurden nieder⸗ 
geſchrieben, weil die meiſten nur Beſchluͤſſe uͤber 
austwärtige und. einheimiſche gemeine Unternehmm⸗ 
gen warer e), die Fein dauerudes Intereſſe hatten, 
und daher nur in. den: Jahrbuͤchern der Geſchichte 
ihren Platz "fanden b). Was man miederſchrieb, 
wurde noch waͤhrend dieſes ganzen Zeitraums in 


lateiniſcher Sprache abgefaßt, und nur in der Lan- 


desfprache bekannt gemacht e) Sie: auf‘ bentfchen 
Reichotagen nähen minte ſchriftlch abgefaßten 


| ») ie der Veſchiuß einst Kine, die —XR einer 

—B u uf. w. 

b) Ein Vageichuli ber ſammtlichen deutſchen Reichsnerfeumisngen 

und Hoftoge aus ben Chreniften, bis zum Jahre 1300, mit Ans 

gabe ber Hauptgegenſtͤnde der Verachſchlagung hat Pfeffin- 
ger im Vitzlarins iliustr. Tom. 4. png. 87 — 1AB. 


c) Dies und weiter nichts Folgt aus ber Stelle in Gottfridi “ 


Mon. S, Pantalepnis Chron, (bei Freher Tom. 1.), in wel- 
‚ Ge man bie ältefte Nachticht vom Gebrauche der deutſchen 
Sprache bei Abfaffung der Reichégeſetze hat finden wollen: 
u 1288 curia celebesrima spud Moguatiem indieiter, ubl — 
.!ı "Pax jereltr, veiern- jur stabilienter, nova statzuntur et 
: Tentanico sermene. in: memhranen - scripta oninilms pabli- 
‘, ‚enter. Das Deigimal dieſes ‚Benbisietens (S. Drepezs Mes 
benſtunden 1768, 4. S. 435.) ik gewiß lateinifch geweien, ba 
—— — die wir von dieſer Urfundehaben, au⸗ 
genfcheinlich bloße Ueberſetzungen ſind, von denen der Münch 
ud) eine wor fich Haben mochte. S⸗ Schönemauns Ver⸗ 
ſuch eines volftändigen Lehrbuche der Dipfematit 8. 1. &. 300. 


⸗ 


TIL Ridktbg: I. Seſche Belege. BIS 


eigeweltdyen. Srfeire, Vteſfanin der · Negel ur . 208. 
zwei Arten von Gegenſtaͤnden, beive ſolche, in Ab⸗ 
ſicht deren die gefengebendg HGwalt thaͤtig ſeyn 
mußte, weil fie nicht hurch Autenomiec,ſandern 
nur - Prafe- hoherer Sercult ·Recheuchbeſtenenir wer⸗ 
den Founfen, nebmlich a) Priyitegien welche 
eingelnen Reisheftänden, ,qBez ı ganıyn Claſſen von 
Reichebargern : ertehie wurden; 18) Den Lanisfries - 
den und bie Strafch, welche Ben Friedensbrecher 
treffen ſolten. — ‚Ueber "Andere. Segenffände er 
ſtreckte ſich die - gefengehenbe. Bewalt des Kaiſers 
ausnahmoweiſe vmr' dann, "weh ‘Wiefen ſich beſoc⸗ 
ders veranlaßt ſah, gegen den gewdhnlichen Bar 
der ‚Dinge aus Faiferlicher  Machtvolfommienpeit 
durdyugrzifen c). Se verſteht ſich, daß man 

Die ehe Häufig: auf Bäder" Bote Hoftegen gefum— 
demen Wrrheile nicht, wie ſulveilen geſchieht ©), 
mit wahren ſedegeſeteꝛ wamechſen darf f > r 


Anmerfung. Die widtigſten Deicegefte 


Die dentſchen Neichegefehe, welche in biefen geitranni oeho⸗ 
ron, find meiſt nur bei Goldast 'Colleetio Conslitutionum im- 
perialiam Francolurti 1613, 4 Tom. fol. (ed. 2. 1713.) abges 


d) Wie Cohrad IT, In ber Constitutio de expeditione Romana. 


€) Wie von Senkenherg, in ſeintm Corpus jaris fendalis, in 
Anſchung ‚vieler der ‚oben $- 258, Mote £ angeführten Urkun⸗ 
ben. uch Böhmer (f. d. Anmerkung) niamt namentlich ſolche 
Urkunden auf. 


2) &; Die folgenbe umuertug. 








DIE Ban⸗ Werk. BER 


MI. Guest) REDE are s PR eu vag si Alf 


Rpke betteht amayuuägpige Geäßpfens. maude Unb.,fogar ꝓxbia al⸗ 


Stellen aus Chronäten, denen jelbſt Aue” bie Form bon, Geſetzen 
segchen Ya iz. Ki Henriet LA: Cowstitiltio de urbibusTohi. 1, 
* —— — Bourink ——e— —— 

— RE RN 
zen, bt 5 qViu. 


iener tn det. Ye u —D— 8. 
na Inguthez 9 A) vi RN Egefehe dir BORN" LUOD 
aachgtclicſan achtiki. —— Suepabe/ dr raivcten 
Giga Ades we: Kirn bar, Paybrugf, kr weit, gcnsenngp, ft, mob 
wir nosh ‚gar, feine, —5 — Sammlung piefer Art hahen tmäre, ſehr 
wlinſcheſitwerihi⸗ pe: KENT WEHR under bieftir Geligen; wvireie⸗ 
nen! ive ugna foſglictu id Ar I weſden? 4) ‘Obaraii IL 
* a * —— en * 
4 aus einex Kon. elſer dem en Ritt —3— 
Com. —ES is — Die 
ordin tft; Cart vem · Dicken jligeſchrieben IunPIHRe WEWIEBO gef 
sin; hoit. Giela veranlaft es Wr andcht zu Halter; —— 
Jet. jur. ed. Silherrad mag, 707, Ze Senken 
berg, Corp. jur, feud. ‚In ber, Bbrrebe Pag-, * Gelaner 
Ynstitnliones juris feudalis’J Schilteri in 106, —c ind 
Gudii Vita Fo, With, Hofıieoni pag. 61,5 hd? qei q3 
und 259 und f. oben $, 223. Note c). 2) Concordatum Calix- 
tinum a. 1122, oben 8. 232. 3) K. Zriedrichs I, Iter und 
Ater Laubfriche von’ ungewiffen Fahren, und eſſan Bett @lhidfricde 
von a, 1187, 4) K. Friedrich⸗ Il, Aurea Bplla de ibertate 
ecofestastiea. a. ‚1213. 6 ae. Wote d), sy” 9 a „Be einriche 
preichefchl € wegen ber Binbuiſe der Stäßte u "der Pfalbüiger 
a. 1331 und 1233 (oben &.247.).' 6) König Triebrie D. Pris 
pilegien Für die weltlichen pub. geiſtlichen Alıftan 0, .1490.upp 4232 
(oben 6. 247.). 7) Konig Friedrichs 11, Reichsabſchied von 
4235, —- Alle diefe Gfehenlinn Wisnahtne Son Ns 4 Rechen 
auch In: Neue Sammlung ber Reichenhfchiine in Kfheilen, 
Sranffürt 1747, 2 She. Bol, (ein Wert, welches. von’ hier ah vor⸗ 
züglich zu gebrauchen iſt) Tom. I. Nro. A u, fi Wenn man übri⸗ 


gens, von ben bier angegebenen Befsken die Unnakitelin.da_exped, 





J | u 
III. Kechtög: . Oeſeſe. 2. Stadnechle 215 


BRanta will, Tata Weiher gar Beickei Fnliigeergt:: 9 260), 6--DER 
cheediinet,- fo ficht was left. Daß, .per, Abt Gonsad don Eichtenan 
(Chrom, Ursperg. .a 43 1187,) mit Recht bei Gelegenheit bes 
Bandfriedend Friedrichs gdn Konnte: quas litteras Alcmahnl 
usqne in praesens ‚Friedebrfef, I’ einh litteras pechs vocanf| tee 
alie Ingibus Htaniat tanken gews-agsestin indgmite, :Die Bendy 
acaiß has einzige Reichsgefch, das iu alles Häns 
ken war. Daß Übrigens in ben Worten: nec aliis legibus, nicht 
gridde 6 von dem einzelnen Bandftichen vom 1187, fondern von ben 
Banufridsan Merhdaupt, ies chenſae zu andern „Wtekhögefeten, bie 
Diebe: iſt, zund, unter legibus hier blos Meichägefüke verſtanden wer⸗ 
den, bedarf ja wohl nicht exft eines Beweiſes. Dad; wäre die Bes 
merkung auch richtig, wenn man unter leges Überhaupt gefaries 
bene gemeint Biechte derſtaͤnde. 
"ud eh. J 9 a 
. 4 u . Ku BE DE ee 


en $ 268. Po 83. 

I Zu den Bewilligungen; und Werfärf 
ten, welche von den: Kandeshergon (Im: inm 
dieſes Zeitalters) ihren Sandfaffen: sergeilt. wur 
den. a) Die älteften Städte, in welchen das Weich 
bilvrecht entſtand, hatken gemeiniglich gar keine ges 
ſchricbene Quellen für. ihre Verfaſſung und ihr 
Recht; denn die Urkunden, durch welche ſie Weich⸗ 
bildrecht erhielten, waren Privilegien für ihre Vog⸗ 
teiherren (F. 2248).: Da dieſe Immer. bemuͤht wa⸗ 
ren, das Hofrecht, welchem ein Theil der Einwoh⸗ 
ner unserworfen war, über. deren. Geſammtheit aus⸗ 
zudehnen *); fo ergriffen. wie: Vuͤrger naturlich die 
erfte guͤnſtige Gelegenheſt, ſhre bbergebrachten Rechte 
a) ©. meinen Aufſatz Über ben Urſprumg ve ftäbtifchen Berfals 
es RER ER EIB 5. 3. RU f. 


216 Prise Seriohe. A BSR 1: 


4,863 zu ſichern und: die Stantennfef fing af einen 
feften Fuß zu fegen, indem fie: von der Herefchufe 
ein Privilegium auswiürften, in welchen .die ; Keöbte 
jeden. Klaffe. von Buͤrgern, der herrſchaftlichen Be⸗ 
amten und der. Herrſchaft ſelbſt, dem Herkonmen 
gemäß aufgezeichnet wurden, Won dieſer Art iſt 
das aͤlteſte Stadtrecht von Straßburg, über wel⸗ 
ches: wohl Fein. anderes ſchriftliches Document uber 
ſtaͤdtiſche Berfaffung hinaufreicht b). "Als die ftäb- 
tiſche Verfaſſung durch das file Wurken ber Zeir- 

„  umflände eine feflere Geftaft, erhalten. hatte, wux⸗ 
den num auch durch die Fuͤrſten planmäßig neue 
Städte gegruͤndet. Die Veranlaſſung dazu gab, 

"bald eine langwierige Fehde, während welcher viele 
Dite: befeftige! wurden o), buld eine bloße Finanz⸗ 
ſpeculation, Wei: dat ſtadteſche Bewerbe de Ein⸗ 
kunfte bes dandecherta wennehet⸗ 9, balb % Bor. 


\ ») An Sehe, Beh: Grandidier histpire de Yigiend Siene 

‚ bourg Tom, ‚2. Dis, 6.8. 43 u. f. and) bei Scilter in 

.. bee Kite 1 uu be — za m Eiachore⸗ 
Bu. 


©) Am deutlichſten zeigt‘ ſich bes un der och ber ssetfifchen 
Erblante, wiirde Enntehung der meiſten Stäbte in wie: Morde 
ber durch ‚die Achtperlärung Seinrichs dee Rh eutſtand 
Fehden oder. fun nach benfelben fin, ©. —e— 
ſchichte bes Burcſtenlhum⸗ imnover sh 1. S. 3“ Bei 

* Gtilbee,, ine An- Peidztien ihr bie zährbaglichen Büren 
legt wurben,, verbankten Bntfehung ahnlichen 

tan. Bergl. Jod. v. Mullert Gefſch. ſchweizer. se 
%. 1, Rp. 34 


= BB dm Bel, den he Sch perhahhtem, Im Brasil den 


Mi. Kekitı-Ik Werfen. —XX a8 


liche. daſchn — E ein·Stift 4.263. 
oder Floge, held enhlich die Bemuͤhung der Ein 
wabner 09 BAR, llmsan zip. jeder. SRuskfücht, vorteil 

whafte ekhbilprecht,,-. Dur Cyneng der xenen 
Seadt geſchah —2 wehes, als daß zinz/ ſchey 
beiſexmen Inhande Nemeindt fir eine Stadtgemeind⸗ 
aflärt, RAR, und die Rechte exhiele, die man ‚jagt 

als ſta daſſcha: Rechen aufah A: 224, 243) 2 al ' 
welcher Gelegenheit öfter blos das, was fih an 


einem" ſolchen Oete im Teilen Taufe” der Zeit” ſchon 
gebildet hatte, durch die Satikeim des Landeiherrn 
—* eine {ebene Garme ahek dz geweilen wurde 


.. en ı De TER 
" Dilfenigen "abe suchen, melde: ich Are. Gmueb mb Soc 
den anbenten, die erblaſen Bäten, bie "Ihnen weuigfien: zum 
Vheil zufelen a. ſ. w.  MBengl.ıunt. Seabeuecht für Braiburg 
am Becktggu mind 13h: bei Sahaepilin Histerin Auinge- 
Badensis, Tom. 5. pag. 50 — 60, . „dl 


e) Ein Beifpiel u hat Kindlinger mänfteriihe Beiträge xp, 3. 
No, 5,'37. (pi. 104.) in Biſchof —— von Muͤnſter 
Frwiccl b ſeinen Stadt Kochfate a; 1197. Mind) nach 
Dem Grobreeihtl von Saliern'a. 1389; "Cbeindat. 25. 1. Nro. 1, 
Pr? ig Pen ichon both" Fink‘ ftir Bemehate‘ aiweje⸗ 
au u 


6) Denanf bamgan-big Aigpse,- bin Rıko.oft- in de. ** 
. ga „finben, daß Yin hier eribeikten Rechtz eigentlich ‚nz 
‚ab, antigpo, hebite ſeyen. —— hatte «mit de 
zn Vedabach aio. ihr Krabiichof Reinglh -yu,.Rötn 1166 
Stadtprivileglum (bei Kindblinger a. a. D. 
— —————— ‚Joti pielate auper 
moultiplici ‚oppreasione, geam, appidlapi.nogtri,.de Medebach 
dintissiune ‚mstinnerznt, jung cyacia guos ungue ad nos 
sub gretia mastrorum Anfengpuorum oblinusrant, cle- 
‚enter. ei⸗ r ah em in ki medam au- 


1 .4 . 


. 


ʒ 





SE DE 


4. WE TRRTTE SE Fe See und 
Boben tin Hein u di yendr wir Miet 
niederzulaſſen geweiht: ſeyhudurch ähähdißk Wreißei- 
ken baya "eirigesih. are Fee · vie · neue 

Wuadty di Je ke wur- 
Ver, durch ein ausd Mt hateſtchert, 
Und welter mie ee SA Ve 
föbchärhires Stavsrit: ee ehe 63; da 


sd) T. 
Stadtrecht g 

ine in allen tab 35 et — eh Aoie 
2  das-ikke 8 — ne⸗ 
mentlich angeführt wird, iſt, daß niemand, bes ein Jahr lang im 
ir der Soadt gewohni Sat; ohnt ven. chim Raibhugr ber Balbeigens 
r Male wegen: in Binfpruch genommen zu :werbum:bieferhaib Über: 
x 1 30 "micha: welter "angefochten. werten ‚folk ‚Mei Mefpruumg. dieſes 
u. pe Re Kar: Wil in ——— Ge 

wohnheit (6. Se). N 1 —8R wo; PIPILE 


* Weiter ktrink 4 Be dos Eichiſeiht nlchi enthalten ; ‚ja haben, 
- melden Geinyich ber Eine der, Ch bt — * 
ee Ds Dice —— 
u. t y nt08 6 
schriven” tief, unter ber i —* et hei vr 
ninge,” welche bie Form einer vollſtändigen be dom 
ir, Rchre 1 —X 
vi u Nuhr’ zu REDE afgifier ’terben föll. -E,'Wöntphalen 
—* ined. Pech. 3; pag. 63) "is! LER ſich m ſehr 
HE gut mit dem vrreinigen, was Aru olaus Ihet. L Cup. 36. 
+ "age t Verum priusquam (elves Enbeccenies)-& flmperztori 
". "Fiderito 1.)' eivitstern speruissent ,' luxieratıt ad’ eum, ro- 
* gantes vt Hbertiten ivitete, iii a Bade präne tradi- 
. tern hafierant, ühtinereht, et juhtithis; ‚quss An’ privilegiie 
"+" sertptis‘ habehimit, Weotindttm: fra Sosatlae; et 'titelos quos 
"22 past, Atıvits Bonnkeräht,’tüafie alchötitnte et 
manificentia possiderent. Daß die justitine- (eutniter nach 


yo —* he 8*8 





HIT, Krdfthg-IE: Geſche AScadueher MD 


es - rar. deun Eichal oten ber: ftir HC 

Bertaffiing-anfeiumet uraben sanft, daſß jehe Get 
eino meſendere Yuftiz« Budı Poliktindnfaffuiig,!danciiue 
weniglens aer Fec nath beſtacacie Sefeggcbung‘) 
Habe) weil Be Tebelnlte Ouchdcinder ·Weiachu erna 
ind, Eich and dar» deit Mühen: irn Dar 
(6: 8: 2GB.) usdhwendig:: bifaß, ſo meet. cache 

‚late ptbfeffangeerilien, "bie Beet ion 


dteiſchaten 
dert andern Städten mittheilte, bdei Westpheitn a..a. D. 
©. 619, das tübifdye Cwilrecht verftanden wird) von Heinrich 





— ‚denen das ‚Genfer, Me zun (Beuside liegen mochte, 
’ gerftanben ‚tie. , Ach: die Mnhioss hd: Weſtuh alen, weiche 
—— des Siem chenfalis: arihan, ſagen· nacht, daß ihnen 
—— dem: erſten Artvilngio. Heinichs nerwilligt 
Anduhllch dio Morte, die Uelmold Ehron.: Slav. 

.L. 1. Gepr Bb. ubel: iur Mürgählung „now /dex: Welimbung ober ' 
eigemtichrößßicherherfiellung: ‚Rühesie : braucht; Timnasukeinahe 
Has nem dem: Yuhalkke jener · Dchnung Htimichs das Alien. vers 
Nonden · werden. Stepit. illa moneian et kelontum, mt jura 
-ejritstin,.bonestisaima.: dura chritatäs heiße in: der: Sprache 
dieſes Biitoitens weh wi das varticulãre Civileachi fons 
usage daa:Warfaſſuug xiner: Sudt, uud auf biefe Webnriung weift 
acch. das Prãdient hancatissinin Di de⸗ ei dab iarit 

: ach wo vo, nd 


2) Dom, ba Yahalte nad, waren bie pertkcukiemn Mom ven 
dem ‚gemditei. ober netigmalen. Mechte, ober :badı von der Ber⸗ 
kaffung auberer Stäbte, aus ben. oben 9, RhB. BED, . angegebe: 

„nen Gründen gewiß ſelten abweichenb. "Das. eigethüimliche eins 
pm Nadeiſcher ‚Btechte oder erfaffimgen, iR ſiberall augen: 
ei / Maͤteren Uifesiahe u 5 ... 32 


220 —*—* - BR... 


5.263, Oeite anch ſehe \hänfg twas Über Atciſe regen 

‚Wine eiogemidft. vurde, weil man Ger: plauue aßig 
use; or: woſite, ic 28 A andern 
On) ſchon wuͤrklich war⸗ @e. eupleltiiälfe:.die 
wenn Oendtr oft: gleich: vin eigtntliches Stautrachtt 
@us:manitipale,. Justikie‘ chritktis *),: Wrichbild- 
vor; Haudfeſte u: Lins)s: meitpen fh Anmar von 
einer an Kötube, hargemmmanten: wurde aiwel⸗ 


0 8. Due ln De 
J heritz Rote 


—E es in —— — ——— —X 

“  Berikeldes D. Z. in leos proprii: fundi sdi ritare vide- 
. . lien, steundem '/ura Colonioe liberum constiteit: Guri ci- 
*Gratam. Dußer Toflte auch,: wia in ſoichen Bülien-ümmier ge⸗ 
„. Hiabe Mad) bifen Ohebmedh Bueburg HL gu Sta bo Dbıs 
belcheen laſſen. God fe wir Zalteren (oben Nut e) auf das 











N 


cn geiobhnũch das Necht, weiches: der Altoſten derſelben "verties 
>: Dew’werben war Vergt. Spittber in der Spert ci augefühes 
ten· Eecue Doch zuwellen Mahl oben -Weräubeuung ſtatt 


J mt ie be acc — gleich 


"Die vom ben von Selarkt rn 





M. Rechsq. H; Sehne, Ai Banner, OR 
ches aber der Laudecherr and wohl von-ik her: 4.062. 
ruhrende Beſtinmumgenn aufunfeı, ohne jeberh dar 
bei an. bie Aumübung- einer. wahren. gefehgchenden 
Gewalt ‚ya denken w).. Die Folge dieſer feit der 
Miete des zmölften apetemberes ſehr haͤnſig War 
kenmenden Bewilligung der Steadtredgte raur, daß 


alles laͤngſt vom ſelbſi gublider hatte, über das her⸗ 
gebrachte ein Privifegium erthellen, oder ihre alt⸗ 
hergebrachten Gerechtſame beſtaͤtigen ließen, mb 
zwar um ihnen cin vecht großes Anfchen gu ver⸗ 
Koafen, we en rast geſchehen Fonnte vom “u 


\ u 264 BE EEE 4. 84. 


b) ir mit fo. vieler Beftimmepeit. läge 6 
entwidleln, wie in dieſer Zeit von den Lanbesher- 
ren die geſetzgebende Gewalt über ihre Landſaſſen 
uͤberhaupt ausgeübt wurde Unjweifelhaft frei⸗ 


gersäßtt wurden, ſteht ein Volckwin van Soeſt. Fiernach if 
ee wohl eben nicht Auffallend, wenn man zu Zübel, wo man 
damals gewiß noch fein eigenes Recht hatte, da man fonft im 
Karhe eine Fremde Hätte beauchen können, das berühmtefte ſach⸗ 
Uſehe Stadtrecht freiwillig annahm oder (fpäterhin) von Hein⸗ 
rich dem Löwen erhielt ober erbat; wenigſtens iſt gewiß kein 
Srund vorhanden im Arnoldus Lubeccensis flatt Soaatias · — 
en da Ifen wenn Bein bike Easanı ‚auf eine In ſiavi⸗ 
Yyaı aneta ‚angetegte Stabt auch baft. 


m):Da ae Bene were an Kun By fe 
eigentüih, muz Sertrapfweife angrnomenn. 


0 Ber in mh 


„164 Kader Mi Geack, welche fie: aͤls ‚Ranbes- 
herreu om :Dieiche "Hausen od, auch die Vefugniß 
in: ſich ſchloß, gun Behufe:der Ausuͤbung der 
darinr llegenden Rechte Anordnungen zu treffen, 
fe, ac den Beſtandehellen ber. Laudeshohele in 
bieſer · Periode, Werotdnungen zu geben, welche die 
Ausuͤbeng der Gerichtbarkeit, das. gericheliche: Wert 
füßren, die Heerſoltze, Zoll⸗ und Muͤnzgerechtigkeit 
und andere ihnen Wirlaſſene Regalien: zum Gegen 
ande tatten 8. Gewiß ift auch, daß das ’cigent- 
che Privatrecht fall gang außerhalb des Wiekunge⸗ 
kreiſte ;diefer Gewalt lag ©), und daß fie ber Die 
Gegenftände, welche fie umfaßte, nicht willkuͤhr⸗ 

1.4 lich 4) ausgeuͤbt werden konnte. Aber um gu be- 


5 KLernsge des Herzogihum, det · Craffchaft, ai feier diega⸗ 
uid, wache fie ai Lanhofheruen ad ſich geweiht. · harn. 


iuch die Euheilung ter Stabigerechtlgkeit wall Ar Ihr id 
scher Befuahli; fie, it aber Jelbſt vum Sigfenftaute one 
dem zwölften Jahrhundert nicht auegeübt worden, weil fie, ehe 

die Werhätsniffe der Landerhoheit eine feftere Heſtau erbalten 
haiten, in den Rechten, ſelbſt eines erblichen Neichebrämten, 
richt Tag: In allen Stadten, welche. vor dem wölften Jahr⸗ 
Hundert gegründet find, war bie Bogtel eine Reichsvogtei, 
wenn fie gielch den eifhäfen zuftehen fonnte. Bergl. Re dr. 
. “für ef. Rechtsw. BI. 5. 1. 6,226 


BT Were Ä Ä 


d) In dem Archls zu Wurzhucg findet Ach, pipe Urkunde, wie 

zuerſt von at eoburgifihe Randesgefchichte des Mittel: 

. ts. (Geb. 1844. & ‚pp. 136. Mote PE-tgaheir" nee 
tft, und jenen —— wird ae... . 

Henricus dei gratia Romanorum Rex et semper Auge- 

- stus. ÜUniversis imperii fidellus gweticı omun'es anne 





IM, Refttg--B: Geyer Ai:Binbuiie: DES 
ustheilen," in wie:weit fie befepräuftiiunäe 4.064, 
ſowohl durch : Die: Rechte der: Meichgregierung,: ale 
durch Aus Recht ber Anthnomie der Landſaſſen, Big 
in keiner Beʒehung:: eine Befngniß/ das herge⸗ 
bradıte wilkuͤttrlich · abznuͤndern, "Üben ſich erkann⸗ 
ten, dazu miuͤßten wir mehr Rechteemonumente aus 
den zwölften und dreizehnten Jahr hundert· haben, 
als bis jezt bekammt geworben: find. Daslehr⸗ 
reichſte Beiſpiel einer Cefengebmig diefer Lirt, ent 
haͤlt das. äfterreichifiche: kaudrecht aus dene: buch 
zehuten rent R .. j 0 


= Va 





. % 
t 


—8. un ... 64 266. 
76 Bu: dem' longobardiſchen Weimehe 
und den Geſetzen der lezten einheimiſchen Kinge 
($. 148.), war‘ unter den Carolingern eine Reihe 


bonum. Notum esse cupimus universis, quod nobis apad u 
Veormaeista euriem solemmem 'celebramibss, in nestra 
ptaesentia petitum fuit difäniris Si allgeis domisorum 

terre aliquas consiilutlones ve] nbod jura ſaera possit 

melioribus et majoribus terre minime requisitis. 7 

qua re, requisito consensu principum fait taliter di 

tam. Dt neque Prineipes neque alil quilibet consii. 

tuliones vel novo jura farere possint, 'nisi mellorum 

es majorum terre consensus primitus hobeatur. (In) 

Hujus iyitur sententie robur perpetue valituram preses · 

tem literam conseribi et sigillo nostro fecimus communirl, 

Data apud Vuormaciam Anno domini MCC,XXX, primo 

Calendis Maii Ind, IV. 


€) Sei Ludewig Relig. MSC. Mom. N pop. 1 Be Beſ⸗ 
fer und voliſtündiger bei Senkenberg Visiones diversse 
de Coll. LL. Germ. pe. swf. °  ! 





865 von Mervtdenmgenthingage omeny welde 'sheile 

| zn den. organiſchen und beragitenden Capitularien 

($ 449. .149;) gehbmen,:sgells vie Eitänpmng des 
eigenthuͤralichen longebardiſchen · Reches bezwecken =). 

Die deutſchen Beherrſcher der Lombarket: “fanden 

dieſe Mechtsquefren och in vollent · Gebrauch als 

geſchriebenes Meche/ und haben ſie bis in das zwoͤlfte 

Jahrhruldert mid neurn Geſetzen vermehrt b). Um 

J das Enbe des eilften oder um den Anfang des 
zwalfeen Jahrhunderts: wurde der. Inhalt aller die 

fer longobardiſchen Rechtsquellen bis auf Hehe 

rich IL (im Deutſchland der Dritte genannt), in 

3 eine Sammlung vereinigt and nach den Gegen» 

Kauden georbnes, ‚die. unter dem; Namen Lom⸗ 

barda, gleichbedeutend mit Lex oder Leges Lon- 

ann angefuhrt wird ©); der Sf in he 


Su ben ben 1.6: 630, angeführten ghlepn nei: Lu- 
w doviei IL.L. L, Walter Fom. IL p. 659 und Guido- 
nis Aug. L. L ibid. >. 661. 


‚» Die foftenlarische Sammlung (Mete d. e. £) enthält Geſehe von 

. Dtte IL und III.; Heinrich I. (in Dentfchland IL), Conrad (IT.), 
Seinrich IL (HL), und Lothar II. Was bem legten angehört, 
ſtreht jedoch in dem aheiften Handſchriften nicht mehr, Gedruckt 
J Fi dieſe neusten Geſete am bein bei Walter IIL p. 666. sg. 


Ey) Gloſſe des Columbinue sm longobardiſchen Lehenrecht (bei 

- 74. Mincucctus Lib. feud. Tit. 24. hinter J. Schilter 
Comm. jur. Alem. fend. pag. 135.): an secandum Legem 

* Lombardoragı puniettr injurla? secundum quod dieitur in 

ı ‚Immberdi. de convieiis-etc. IL-F. 1. Causarum quaram 
cogaitio frequenter nobis, committitgr,. aliag dirimantar 





IL. Rechtsq. H. Geſttze. 4. Lombarda. 225 


drei Buͤcher verteilt d. Um ben Anfang des brei- 6. 265. 
zehuten Jahrhunderts wurde dieſe von Catl de 
Tocco gloffirt ©); unter der Benennung eines 
Commentars flellte Andreas de Barulo bie Ab⸗ 
weichungen des Iongobardifchen Rechts vom roͤmi⸗ 
ſchen zuſammen f). Beide Arbeiten gehören dem 
normännifchen Königreich in Neapel und Sicilien 
an; es waren ihnen aber ſchon andere ähnliche vor- 
ausgegangen, welche jedoch bis jezt nicht gedruckt 
find 8). Der fleigende Einfluß des römifchen Rechts, 
welcher im zwölften Jahrhundert beginnt ($: 269.), 
hatte mithin anfangs Feineswegs ein Sinken der 
Gültigkeit des germaniſchen zur Folge; ex bewirkte 


jere Romano; alise vero Legibus Longobardorum, alias 
autem secundum Regni ronsuetudinern, quae quamguanı 
eint varise, et quamguam a:cundum diverserum loceruuy 
aut Curiarum mores aint diversae etc, 


H Bech 1 in 39, B. 3 in 59, oder 60 wenn aus deni Alte 
2 Tuel gemacht find, B. 3 in 40 Titeln. Ueber biefe fpitema- - 
tiſche Samuung ſ. 9: Savigny Geſch. 6. m R. IIa &. 75. 
Dre Ausg: Nachrichten von Merk und Blume im Archiv 
für d. Geſch. 8. 4: 6: 6. uUeber die Unbgaben fe ie Km 
fung am Ende bes &: 


e) v. Savignhy a. a. S, vv S. 158. Roie 19: ©; 10 w fi 
f) Ebendaf: ©: 870; 


) &. abenbaf, 8 9: 9. 188. Store b. Ni. 3.4 Die oben - 
8.1. 8.156, Note x, y, 3 erwähnten Formeln gehören ſchon 
der Form nach nicht zu den Gloſſen, und behandeln aud) ben 
Stoff nicht wie bie Gloſſen; fie gehören daher wohl in bie Zeit 
vor Irnerius, obwohl auch hier Bezugnahme auf Das zönifche 
Recht vortommi, 

Bb. IL [ 46 ] 


226 Dritte Periode. A. 888 1272 


4. 26. nur, daß diefes auf eine ähnliche Weiſe wiſſeſchaft⸗ 
lich behandelt wurde, wie die Quellen des roͤmi⸗ 
ſchen Rechts; bis zum Anfang des dreizehnten 
Jahrhunderts wird auch das longobardiſche Recht 
neben den roͤmiſchen Rechtsbuͤchern zu den allge⸗ 
mein geltenden Rechtsquellen gezaͤhlt se). Aber im 
oberen Italien gab es um die Mitte des dreischn- 
ten Jahrhunderts ſchon einzelne Städte, wo das 
Iongobardifche Recht Feine Geſetzeskraft mehr hattch), 
und demnaͤchſt ſcheint bier bie zum funfzehnten Jahr⸗ 
hundert allmälig in ſehr vielen Städten ver Ge⸗ 

’ Beau deflelben als gemeines Recht, aufgehoben 
werden zu ſeyn 1), in Meapel erſt etwas fpäter k). 


zg) Hostiensis Summa Decretalium, prooem. Et ut bre- 
viter comprehendam, in 50 libris Pandectarum, 4 Instita- 
tiomum, 1% Codicis, 9 collationibus Authenticorum, No- 
vella, Lombarde, et Constitutionibus fendoram, consistit 
legalis sapientia. Vergl. v. Savigny Geld, b. r. 8. II. 
&. 1656. (2te Ausg.) 


b) &o in Bologna nach Odofredus in Cod. L. cum maul- 
tse 20. de donat. ante nupt. (6, 3.), v. Sanio, a. a. O. 
IL $. 76. &. 215. Ate Ausg. 


i) In Bergamo 1451 durch das Statut: liber juris Longobar- 
derum et ipsum jus vacet in totum, et servelur jus comı- 
‚ mune v. Sabigny a. a. D. S. 210. 


k) Auf die Abſchaffung durch Statut ober Gewohnheit bezlehe ich 
bie Stelle bes Andreas de Iſernia in Const. regni Siciliae 
L. 1, 63. Multi tamen non utuntur jure Longobardo in 
regno, sicut Neapoli et Aversae, 9. Savigny a. a. D. 
S. 217. Note i. Der legte Fall einer Berufung auf das lon⸗ 
gobarbifche Necht, kommt bier erft im fechzehnten Jahrhundert 
vor S. ebenbaf. ©. 219. 


4 


II. Rechtdg. II. Geſetze. & Lombarda. 227 


Der Uebergang in dieſes Verhaͤltniß ſcheint "bar 4. 265 


durch entflanden zu feyn, daß allmälig deſſen An⸗ 
wendung als perfönliches Recht aufbörse, und 
ſtatt derfelben nur noch deſſen Gebrauch bei gewiſ⸗ 
fen Nechtsverhäleniffen fortdauerte 1); in Un⸗ 
teritalten ſcheint dieſe Beränderung fpäter eingetre⸗ 
ten zu ſeyn m) und eben daher auch die Anwend⸗ 
barfeit des Iongobardifchen Rechts hier etwas laͤn⸗ 
ger fich erhalten zu haben. Man- darf aber wohl 
voratisfegen, daß chen von den Beſtimmungen des 
longobardiſchen Rechts, auf welche bei Beurthei⸗ 
lung gewiſſer Rechteverhältniffe noch gefehen wurde/ 
als es ſchon aufgehört hatte perfönliches Recht zu 
ſeyn, vieles in die Statuten der lombardifchen 
Städte übergegangen iſt, welche zu derſelben Zeie 
entftanden =); denm jene Veränderungen duͤrfen we⸗ 
nigſtens nicht ausfchließend als Folgen willkuͤhrlicher 
Ausfchließung des bisher anerkannten Rechts. ange» 
fehen warden, die nur won ‚den gelehrten roͤmiſch 
gebildeten Juriften ausgehen konnte und daher meiſt 


I) Hierauf möchte. ich ſchon beziehen, baß der Antwendung des rz⸗ 
miſchen und longobardiſchen Bechts in I. F. 1. pr. nach Ver-· 
ſchiedenheit nicht der Perſonen, fondern ber Rechtöftreitigfeiten 
gedacht wird. S. oben Note & 


m) Andreas von Ifernia (nach v. — Ruh ‚Balerni 
etiasm quidam virunt jure Romano et alighi jüre ‚Longe- 
bardo. — Lucas de Penna (chendaſ.): multi utuntur eo jure, 
alii vero non: sed et in nomnullis civitatibus alii virunt 
eo jure, alii vero illud abiiciunt, 


2) 9. Savigny a. a. D. B. 3. $. 189. S. 6513. Ne Ausg. 
. [15*] 


\ 








‚298 Dritte Periode. A, 888 — 1272 


$. 265. erſt im funfzehnten Jahrhundert geſchehen zu feyn 
ſcheint; ſie muͤſſen viel fruͤher als Wirkung veraͤn⸗ 
derter Sitte begonnen ‚haben. - Was ſich von den 
alten Meche an diefe noch anſchloß und von ihr 
weiter fortgebildet wurde, fand aber eben daher 
auch den Schuß der Gewohnheiten und der Statuten. 


Anmerfung. Ausgaben der Lombarda— 


Für den Berfaffee der fpftematifchen Sammlung, wurde nach 
der Auffchrift, weiche Bolbaft (Collectio legum et consuetad, 
imperial; Freofarti. 1613. fol, Tom. 3. p. 11.) dem vom ihm her⸗ 
ausgegebenen Coder giebt, ehemals wohl Petrus Diaconys gehalten. 
Hier heißt die Auffchrift: Lombarda, sive Leges Longobardoram 

per Imperatores ac Reges Rommos latae et sancitae atque in 
unum corpus congestad a Petro Diacono Cassinensi, S. R. I. 
per Itallam Logotheta, Excerptario et Capellano. fein bies 
beruht blos auf einer leeren Verrmuthung Bolbafts. Vergl. v. Sa⸗ 
vigny Befch. d. x. 8. im Mittelalter. 8. 2. S. 212. ter H:5 ber Ber: 
faffee war fchon dem Gloſſator diefer Lombarba, Earl be Zocco (um 
4200) unbefaunt. Ausgahen: Leges Longobardorum seu Ca- 
pitulare divi ac sacratissimi Caroli M. Imperatoris et francie 
regis ac novelle constituliones dni Justiniani imperatoris cum 
praeſatiuncula et annotationibus in ipsas LL. et constitutiones 
novellas per clarissimuni et spectabilech virtin Doin. Nico- 
laum Boherii 1512. zu Lyon in 8. Leges Longobardorum 
cam acatissimis glossis D. Caroli de Tocco Sieculi multis mars 
ginalibus Postillis decorate. Una cum Capitulari Car. M. Ad- 
dita fuere insaper in ensdein keges lucnlentissima Conimentaria 
Eminentissimi Doctotis D. Andree de Barulo nec non an» 
notationes Cl. Jar. utr. interpretie Nicolai Boerii. Vene- 
ts 1537. 8. Diefe Ausgabe ift bie erfte mit der @loffes die fpäs 
teren ſcheinen bios Abdruck derſelben zu ſeyn. ©. v. Sapigıip a. 
a8. V. S. 160. Die lin denbrogſche und goldaſt ſche Samm⸗ 








III. Rechtsq. I. Röm. Necht. 229 


mag (f, oben) und manche Mnsgghen des Corp. jur. air. entheln: 6, 066. 
dig Zombarda ebenfalls, die lezteren bei dem Volumen. 


..& 266. 8.266. 


Auf mehreren Schulen in Stalin und in 
Frankreich, die nach der alten Art ($. 138.) mic 
Stiftern oder Klöftern verbunden waren, wurde es 
ſchon im eilften Jahrhundert ſehr gewöhnlich, daß 
neben den ordentlichen Lehrern auch unabhängige 
Männer freiwillig als Lehrer auftraten, welche mit 
jenen Inſtituten nur dadurch in Verbindung flan- 
den, daß fie die Befugniß zu Ichren (licentia do- 
cendj) vor den Prälaten erlangt hatten, die eine 
foldye zu ertheilen berechtigte waren a), Anfangs 
erſtreckte ſich aber auch bei Schulen diefer Art, der 
ren Ruf eben durch diefe freiwilligen Lehrer oft - 
fehr gehoben wurde, der Unterricht nur auf die ger 
wöhnlichen Schulftudien, Sprachen, Mathematif 
und ariftotelifche (fcholaftifche) Philofophie, welche 
dee Sprachgebrauch insgefamme unter dem Namen 
artes begriff, Im eilften Jahrhundert wurde er, 
zuerſt nur bei einigen wenigen, am früßeften auf 
die Theologie und etwas fpäter auf Jurispruden; 
und Medicin ausgedehnt Hieraus entwickelte fich 
dann bald auch eine non der Schule verfchiedene 
Lehranftale b), feitdem die beträchtliche Anzahl 


a) ©. mein Kirchenrecht 8. 2. S. 628 u. f. 


b) Die Entſtehung ber Univerfitäten, weiche eine auch für bie deut⸗ 
ſche Rechtẽgeſchichte . Höchft wichtige Thatſache ift, durfte auch 


6. 266, 


230 Deitte Periode. A. 8881272. 


fremder: Thellnchmer, die den gemeinen Schulunter- 
richt laͤngſt erhalten Kasten und ſich cine Höhere 
Ausbildung zu verfhaffen ſuchten e), welche ber 
Ruf der Lehrer herbeisog, immer auch die Entſte⸗ 
bung einer freien Corporation, bald der Lehrenden 
(universitas doctorum), bald der Lernenden (uni- 
versitas scholarium) zur Folge hatte q). Solche 
Eorporationen trennten ſich wenigftens fehr bald 
von.der Schule, welche die Weranlaffung zu ihrer 
Entſtehung geweſen war, wenn fie überhaupt mit 
jener noch anfangs in Verbindung geblieben was 
ren, und es entftanden, feitdem fich überhaupt der 
Begriff eines folchen Inſtituts gebildeteherte, diefe 
Univerficäten auch durch die Mitwirkung oder die 
bloße Zulaffung der Eorporation von Seiten der 


öffentlihen Gewalt an jedem Ort, wo Lehrer 


und Lernende zuſammentraͤten; nur die Befugniß, 
die Berechtigung zum Lehramt (licentia docendi) 


-  jegt nicht Übergangen werben, obwohl feit der dritten Ausgabe 

„ dieſzs Wuchs u. Savignys Geſch. d. r. R. B. 3 und A. er⸗ 
ſchienen ſind. Die Darſtellung kann ſich aber jezt auf das be⸗ 
fchränten, was entweder das unmittelbare Eingreifen ber Univer⸗ 
fitäten in bie Ausbildung bes geltenden Rechts betrifft, oder er; 
wähnt werden muß, um andere bes Nechtsgefchichte angehörende 
Thatſachen verflänblich zu machen. 


e) &. €. Meiners Geſch. der Entftehung und Entwidtung ber 
hohen Schulen unſeres Erbiheils (3 Thle. Gbtt. 1802. 1903. 8.) 
3.1.9871 f. 


d) Ueber diefe Grundkormen ber Verfaffung ber Uniberfitäten als 
Eorporationen ſ. v. Sanigny 8.3. S. 157 und wein Kirs 
chenrecht a. 0: Di ©. 621. More 11. 


I. Rechtsq. II, Roͤm Recht. 231 


als eine allgemein wuͤrk ſame zu ertheilen, burch $. 266 
welche die Univerfität ein „studium generale” \ 
wurde, konnte nicht leicht oßne Unterordnung un- 
ser die kirchliche Aufſicht bei Ertheilung der 
Doctorwuͤrde behauptet werden, während fie bei den 
älteften Liniverfitäten fi) ſchon von felbft als eine 
Folge des Urſprungs derfelben erhielt. Dadurch 
entwickelte ſich allmälig der Grundfag, daß auch 
ein päpftlihes Privilegium zur ‘Begründung 
einer, Univerfität gehöre, welcher, obwohl man fich 
auch auf den unvordenflichen Beſitz berief, fhon " 
im vierzehnten Jahrhundert anerfannt wurde e). 
Die älteften Univerfitäten waren meiftens nur Schu. 
len für einen ber drei. oben erwähnten Hauptge⸗ 
genftände des Unterrichts, neben den „Artes,” die 
af Schulen und Univerfitäten gelehre wurden; 
doch fand man Lehrer für das canonifihe Recht 
als einen auch mit der Xheologie in Verbindung 
ſtehenden Gegenftand, auf allen Uiniverfitäten, welche 
entwweber theologifche oder Rechtsſchulen waren. Uni, 
verfitäten mit allen vier ‚„Sarultäten, die ſich all» 


e) Bartolus (f 1356) in Dig. vetus const. Omnem: „dico 
ergo quod habere stadium vel licentiam docendi, proce- 
dit ex privilegio tantum, vel ex ennsuetudine longissima, 
sicut Paduae, ubi est stadium generale ex consuetudine: 
et sic eadem privilegia sunt ibi, quae Bononiae, ubi est 
stadium ex consuetudine et privilegio Lotharii Imperato- 
rie, ut dicunt quidam.” — Eine ausführlichere Entwicklung 
der Eutftehung jenes Grundſatzes unb ber Bedeutung bes Kanz⸗ 
leraunes auf ben Uniherſttäten, ſ. in meinem Kirchenr. a. a. D. 
©. 632 u, f. u 


\ 


232 Dritte Periode. A. 888— 1272. 


, | 

‚4. 266. mälig bildeten, entftanden erſt fpäter und befonders 
durch Privilegien. Die ältefte Univerfitäe für. Theo- 
logie und canonifches Mecht ift Paris; bie ältefte 
bloße Rechtsſchule ift Bologna. Eine Schule für 
das römifche Mecht, wahrſcheinlich mit einer gram- 
imatifepen verbunden, hatte fi) aus früherer Zeit 
in Ravenna bis in das eilfte Jahrhundert erhal 
sen f), mar aber weder durch ihren Einfluß auf 
den Mechtssuftand überhaupt, noch durch ihre Lei- 
flungen für das römifche Recht insbefondere bedeu⸗ 

- tend geworden, und wenigftens zu der Zeit verfal- 
len, wo das Rechtsſtudium in Bologna die öffent 
liche Aufmerkſamkeit auf fi zu ziehen begann. 


6. 267, 


$. 267, 
Auch in Bologna gieng, wie es ſcheint, bie 


Enntſtehung einer Rechtsſchule von Artiften aus, 
- bie fih zugleich mit dem römifchen Recht beſchaͤf⸗ 
tigten =); jedoch leitete dieſe ihren Urſprung erſt 


ſ) v. Savigny B. 4. S. tu f, 


⸗ 


a) Odofredus m Dig. vetus. L. Jus civ. 6 de just. et 


jure. Dominus Yr. qui fuit apud nos lucema juris, i. e. 
primus qui docuit in civitate ista. Nam primo coepit stu- 
dium esse in eivitate ista in artibus, et cum studium esset 
destructum Romae, libri legales fuerunt deportati ad civi- 
tatem Ravennae, et de Ravenna ad civitalem istam. Qui- 
dam deminus Pepo coepit auctoritate sua legere in legi- 
bus, tamen-quiequid fuerit de soientia sua, nullius nomi- 
nis fuit. Sed dominus Yr. cum doceret in artibus in ei- 
vitate ista cum fuerant deportati libri legales, coepit per 
ee studere in libris noatris, et atndendo- coepit docere in 


III. Rechtsq. IL Rom. Recht. 233 


von Irnerius b) ab, der fie zu Ende des eilften 4. 267. 


oder_im Anfang des zwölften Jahrhunderts e) als 
ſolche erſt bemerklich machte, indem er das juri⸗ 
ſtiſche Studium zu einer Bedeutung erhob, welche 
es zuvor nicht gehabt hatte. Es ſcheint, daß ohn⸗ 
geachtet der ausgedehnten Anwendung, die von dem 
römifchen Recht gemacht wurde, vor feiner Zeis 
auch in Italien 4) einzelne Theile der juſtiniani⸗ 
ſchen Rechtsſammlungen weniger als die übrigen 
gebraucht wurden; daß ſich Irnerius alle, wiewohl 
mehrere derfelben anfangs in defecten Eremplaren 
nach und nach zu verfchaffen wußte ©), und daß 


legibus et ipse fait maximi nominis, et'fuit primus illu« 
minator gcientiae nastrae, et quia primas fuit qui fecit 
glosas in libyis nostris, vocamus eum lucernam juris, 


b) Weber Irnerius: v. Savigny 8.4.8.9 u f, 


e) Chron. Ursperg. ed. Basil, (1569) p. 278, Eisdem quo- 
que temporidus dominus Wernerius libros legum, qui du- 
dum neglecti fuerunt, nec quisquam in eis studuerat, ad 
pelitionem Mathildae camitissae (} 1115) renararit. 


A) Bergl. oben B. 1. ©. 662, 


e) Odofredus in Infortiatum L. 82. adL. Falcidiam; verb. 
Tres partes — Quser, (quare) ergo divisio ista facta fuit? 
Majores nostri ita referunt. Debetis scire, studium fuit 
primo Romae, posiea propter bella quae fuerunt in Mar- 
chia destructum est studium, tunc in Italia secundum lo- 
eum abtinebat Pentapelis quae dieta Ravenna posten — 

odum fuit translatum studium ad civitatem istam, 
Cum libri faerunt portati, fuerunt portati hi libri: Codex, 
Dig. vetus et novam, et Iustitptiones, poatea ſuit inyen- 
tum infortiatyum sine trihus parlibus, postea fuerunt por« 
tati tres librĩ (bie drei leten des Codey), ultimg liber Authen: 


234 Dritte Periche A. 888 1272, 


"9.367. ſeiſdem nun auch alle nicht nur als Gegenſtand des 
Unterrichts, fo weit fie der Schule für practiſch 
galten ($. 268.), befannter,. und deshalb als Rechts⸗ 
quelle gebraucht wurden, fordern man auch überhaupt 
ſich des Stoffe beffer zu bemächtigen vermochte, hat 
ohne Zweifel: viel zur Erhöhung: des Unfchens des 
roͤmiſchen Rechts beigetragen. Die Panderten wur- 
den durch Die Schule zu Bologna in Digestum 
vetus, infortiatum und novum eingetheilt, wozu 
wenigftens den erften Anlaß gegeben haben möchte, 
dag Irnerius zuerft nur Bruchſtuͤcke derfelben. be- 
ſaß, und namentlich den mittleren Theil, Das In⸗ 
fortiatum, ſpaͤter erhielt; daß zu dem Beibehalten 
der zufaͤllig entſtandenen Abſchnitte, jedoch mit eini⸗ 
gen Veraͤnderungen, auch die Ruͤckſicht auf das 

Zahlenwerhaͤltniß der Bucher beigetragen haben mag, 
laͤßt ſich allerdings wahrfcheinlih machen f). Fur 
lians Auszug aus den Novellen, welcher früberhin 
als cine Hauptquelle des römifchen Rechts, und 
häufiger als jene felbft gebraucht worden war, ge- 
rieth ſeit Irnerius allmälig in Vergeſſenheit; an 
deſſen Stelle trat die Sammlung der Originalno⸗ 
vellen, die man freilich auch ſchon fruͤher gehabt 
hatte, und welche nun im Gegenſatz von Julians 


ticoram inventus est, et ista ralio quare omnes lihri an- 
tiqui habent separatum, 


i f) ©. die erfte Anmerfung, 











IH. Rechtsq. HI. Röm. Recht. 235 


Movellen, mit ben Ausdruck Authenticum, liber $. 207. 
Authenticorum, bezeichnet wurde 8). 


Erſte Anmerfung. Ueber die Eintheilung der 
Pandecten. 


Die Frage von ber Enthehung der Eintheilung, iſt in ber neue⸗ 
ſten Zeit fehr aucführlich erörtert worden. Vergl. Hugo civiliſi⸗ 
ſches Magqzin B. 5. ©. 475. V. und XXXL B. 6. ©. 34. 388. 
Deffen civil Gelehrtengeſch. &. 105. 148. Its Ausg. v. Sapigny 
8. 3. ©. 422 — 442. Be Uusg. Die Vermuthung, weiche ich 
(4813) darüber aufgeſtellt hatte, iſt noch jezt mit einigen Modifica⸗ 
tionen, weine Anſicht; dieſe kann aber nach jenen Exrörterungen kür⸗ 
zer dargeſtellt werben. Unnatürlich fcheint mir eine von Anfang am 
abfichtlich vorgenommene Eintbeilung, bie zu dem Inhalt gar nicht 
yaft. Der Äußere Anlaß, tem mithin wenigſtens ihr Urfprung ges 
habt haben muß, war nach meiner Anſicht, daß Irnerius ein defee⸗ 
tes Gremplar bes iften Thells hatte, welches, möchte es als Ganjzes 
mit dem 27ſten Buch ober einem anderen gefchloflen haben, ba bie 
Eintheilung der gefammten 50 Bücher urfprünglich eben fo gut in 
zwei als in drei Theile ſeyn foımte, mit Buch 24. Til. 2. endigte, 
Eben fo Hatte er von Aufang am ben legten Theil ber Pandecten. 


8) Julians Auszug aus den juftinianifchen Movellen (um d. % 570 
serfaßt), heißt bei den Gloffatoren bie Novellen, und bie Aus⸗ 
nahme, nach weicher flatt Authentiken, d. i. bie Eonftitutionen 
Juſtinians, jener Ausdruck ftehen fol (Hugo civiliftifches Ma⸗ 
gain B. 3. St. 3. S. 141.), ift wenigſtens gewiß fchr ſelten. 
©. v. Sapigny 8. 3, &. 497. Note d. 2te Ausg. — Jo- 
annis summa Norell. initio provem. Liber iste, quem — 
lecturi sumus, dadum liber Novellarum dicebatur —, Ve 
rumtamen quia etiam alius liber est hoc nomine vocatus, — 

placuit, ut ad ejus differentiam hujus libri nomen 
mautaretur, et Authenticum sen liber Authentieorem nomi- 
naretar: eo quod prae voteris legum libris anctorisabilis 
habestur, * 








236 Dritte Periode. A. 888-1272, 


* 67. Die Uinsietfe Digestom vetus und novum finb mit den Werten 
erſter und zweiter Theil gleichbedeutend (Heyne opusc. acad, Vol, 2. 
Nro. 17. Goett. 1787. 8.). Was zum zweiten Theil urfprünglich 
gehörte, fagt Ddofrebus nicht; es beachte daher damals keineswegs 
gerade vom 3Yften Buch zu beginnen. Wohl aber fagt biefer, der 
mittlere Theil, ben Irnerius erſt fpäter erhielt, fey ohne bie tres 
partes gefunden worden, was meines Erachtens nur dahin verftans 
ben werden fan, es babe gerade bis zu jenen Worten in L. 82. 
ad L. Falcid. (35, 2.) gereicht. Daß man die tres partes nod) 
gar nicht gelaunt, ſondern auch erft noch fpäter gefunden habe, ff 
Aid, ſchon darum nicht annehmen‘, weil er gar nicht andeutet, daß 
fie Überhaupt gefehlt Hätten, fondern nur, baf fie in dem aufgefuns 
denen mittleren Stück nicht geftanden hätten, woraus nur folgt, daß 
fie erſt fohter dieſem beigefügt ſeyn wüffen. Mir fcheut daher 
ebenfalls das natlinkichfte, mis Niebube (v. Savigny &.432.) ans 
junehmen, daf fie vorher zu dem Digestum novum gehörten, wel: 
ches aber freilich vorher fehr viel weiter hinaufgereicht haben kann. 
Die Beranlaffung, das nen aufgefundese Stück nicht zu theilen und 
durch deſſen Anfang das Digestum vetus, und von einem willkühr⸗ 
lich feftgefegten Abſchnitt an mit beffen Ende das Digestum norum 

Ja erweitern, fondern brei heile zu bilden, fann bann aus ganz zus 
fälliger Willkühr der Abfchreiber entftanden ſeyn, welche, wenn fie 
einmal ein Digestam vetus im früheren Umfang vos fich hatten, 
das neu aufgefundene Stück mir ven Bier an abſchrieben, während 
andere, wenn fie bas Digestum novum zu ben beiden fo entflans 
denen Theilen hinzuzufügen hatten, das mittlere Stüc mit einem 
Teil des lejteren zuerft esgänzten, und das Übrige dom IIften Buch 
an als ein beſonderes Volumen abfihrieben, weil fie dadurch brei ooij⸗ 
‚gefähe gleiche Theile erhielten. Daß dag Spiel, weiches man dabei 
zugleich mit ben Anfangeworten beg ergänzenden Theile, durch mel: 
chen ein ergängter (Infortigtam) entftand, treiben konnte, weil fie 
gevade „tres partes” lauteten, und ob bie Berechnung, bie man, wie 
Hugo nachweiſt, daran anfchließen kannte, um biefe Eintheilung auch 
aus ber Bücherzahl zu rechtfertigen, dabei Einfluß gehabt haben fünne, 
will ich nicht läugnen, nur, daß die Eintheilung Tebiglich hierauf zus 
züdgeführt werben müfle. Daß die Tres partes und dey Titel de 
regnlis jaris aus ber florentiniſchen Hundfchrift genommen fepen, 


II. Rechtsq. HI. im. Recht. 


wie ich ſruher garbie, muß mach den von v. Sadigny angeführten &. 367. 
Gründen, nad) meiner bermaligen Ueberzeugung aufgegeben werben, 
wäre auch von Ddofrebus ſchwerlich fbergangen worden, unb fünnte 
dieſem, wenn es gefeheben wäre, kaum uubtlannt geblieben ſeyn. 


6, 268. 6. 368. 
Irnerius ımd feine Schule =) erklärten das 
römifche Recht als Lehrer und als Schriftfteller, 
Der Lehrvortrag b) ſchloß ſich ſtets an den Tert 
der einzelnen juftinianifchen Rechtsbuͤcher und Ges 
fegfammlungen an; „der Lehrer pflegte zuerſt eine 
allgemeine Weberficht über den Inhalt eines ganzen 
Titels (summa) zu geben; bei den einzelnen Stel. 
len Iafen fie: zuerft den Tert vor, fo wie fie ihn 
für richtig hielten; zu einer volftändigen Erklärung 
des Tertes aber gehörte zuerft der Caſus deffel- 
ben: dann die Nuflöfung fcheinbarer Widerfprüche 
in anderen Stellen: die darin Hegenden allgemeinen, 
Rechtsregeln (drocarda): endlich wahre oder 
erfonnene Rechtsfaͤlle, die daraus entfchieben werden 
fonnten (quaestiones), welche legten, wenn fi fi e zu | 
weitläufig waren, aus den Borlefungen in die 
Repetitionen verwieſen wurden“ c). Als der Mit⸗ 
telpunkt der juriſtiſchen Literatur 4) dieſer Zeit find 


a) Bergl. v Sasign; 8.4: 5. 6: 
b) v. Savigny ®. 3. &. 198 — 204. 


c) Wörtlich nach v. Sapigny a. d. D. &. 562, 
d) v. Sapigny a. a. D. $. 206 — U. 


238 Deitte Periode. A. 8881272. 


8.%8. die Sloffen zu betrachten, d. i. kurze Erflärum- 
gen’ des Tertes, welche von Einzelnen diefem beige- 
fhrieben wurden und wie ein, Buch erhalten, 
abgefchrichen und verbreitet werden follten ©), von 

dem aufgezeichneten oder nachgefihriebenen Inhalt 
des mündlichen Vortrags (Lectura) daher wefent- 
lich verſchieden N. Vorbild der Gloffen waren 
ähnliche Erflärungen der Heiligen Schrift (glossa 
ordinaria und interlinearis); fie murden aber 
allmaͤlig ausfuͤhrlicher und beſonders die Angabe 
von Parallelſtellen, welche die zu erklaͤrende Stelle 
beſtaͤtigten, naͤher beſtimmten oder abaͤnderten, ein 
Beſtandtheil derſelben. Die ausfuͤhrlichen Gloſſen 
eines einzelnen Juriſten, die den Tert eines Titels 
oder eines ganzen Rechtsbuchs fo- vollftändig er- 
laͤuterten, daß fie einen fortlaufenden Commentar 
dazʒu bildeten, bezeichnet der Ausdruck Apparatus. 
Eine Sammlung aus den früheren Werfen diefer 
Art, von Accurſius (geb. um 1182 + um 1260), 
bat fpäterhin jene felbft aus dem Gebrauch ver- 
drängte und iſt dadurch umter dem Damen ‚der 
Gloſſe“ (glossa ordinaria) die Grundlage der 
Doctrin bis zum fechzehnten Jahrhundert geworden). 
Durch die Webertragung det Methode, welche bei 


e) Ebendaſelbſt ©. 569 Die Alteſte war bie Interfineatglofle 
bes Irnerius. v. Saviguh B. 4. S. 25 u. . 


H Ebendafelbſt ©. 639. 579, 
8) d. Savigny B. 5. G. 937 — 117. 














II. Wedhtög. II. Rim Recht. 239 


den Vorleſungen beobachtet wurde, auf ſchriftliche 4. 268 
Erläuterungen des Tertes, entflanden au Sum-" 

mae, Casus, Brocarda, Distinctiones und Quae- 
stüones b); Schriften über den Proceß (ordo 
judiciarius) und die Klagen (tract. de action“ 
bus), und Sammlungen von. einzelnen Bemer⸗ 
kungen oder Erdrterungen gingen jenen Arten von 
Schriften zur Seite Sammlungen ausgeftellter 
Rechtsgutachten (Consilia), findet man erſt feit 

dem vierzehnten Jahrhundert 1). 

In den Tert des Eoder nahm ſchon Jene⸗ 
rins eine bedeutende Anzahl von Auszuͤgen aus 
den Novellen (Authenticae) auf, durch welche 
früßere Conftitutionen abgeändert worden waren; 
in den Juſtitutionen k) finden ſich ähnliche Aus⸗ 
zuͤge; fogar den Movellen felbft find dergleichen 
beigefügt. "Won dem was von fpäteren Juriſten 
herruͤhrte ober wodurch die des Irnerius erweitert 
worden waren, bat fi) ‚in der Degel in den ſpaͤ⸗ 
teren Sandfchriften wenig erhalten, weil Accurfins 
mie wenigen Ausnahmen alles verwarf, was erſt 
nach Irnerius entftanden war 1); die Authentiken 


h) v. Savigny ©. 3. S. 566 u. f. 


j) Ebendaſ. S. 571.. 


k) ©. Sapignp Authenticae in den Juſtitutionen in Inge 
evil. Magazin 8. 3. H. 3. &. 282 u. f. F. A. Biener 
historia Authenticarum Codici rep. prael. insertaruun;. 
Lips. 1807. 4. \ 


I) ©. Sapigny Geſch. des dm. X. im M. A. B. 4. S. 39 1. f. 


y + 








BAD Dritte Periode. A. 8881272. 


$. 268, in den Inſtitutionen, welche nur: felten vorkommen, 
wären daher ſpaͤteren Urfprungs gewefen.. Die 
gricchifchen Stellen in den Panderten und im 
Coder waren zum Theil ſchon vor der Bildung 
der Schule zu Bologna uͤberſezt; andere wurden 
in ber zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts 
ins Lateiniſche übertragene), Der liber Authen- 
ticorum befand ſchon vor. Irnerius aus einer 
Sammlung von 134 Novellen »), welche, fo weit 
fie nicht lateiniſches Originel waren, in einer wahr 
ſcheinlich von einem Verfaſſer herruͤhrenden Ueber⸗ 
ſetzung, das wiedergab, was der Leztere in einer 
griechiſchen Originalſammlung vorgefunden hatte ©). 
Da jedoch die, Juriſten in Vologna in den Vor⸗ 
Icfimgen bie, welche nur. ein locales Intereſſa hat⸗ 
sen, oder als unanwendbar auf die gegenwaͤrtigen 
Verhaͤltniſſe betrachtet wurden, nicht erklärten, fo 
bilderg ſich ein gewöhnlicher bolognefifcher Tert, der 
me 97 Novellen jener Sammlung. in ſich faßte, 
die regelmäßig in den Handſchriften gefunden wur- 
Fa den, 


m) Die Stellen In den Panbeeten meifteris von bem Pifaner But⸗ 
gundio. Odofredus ad L. 2: in fine de legibus (1, 3.). 
Vergl. v. Säpigny B. 4 S. 334 u. fi 


‚® B A Biener Befchichte Ber Novellen Juſtinlans. Berlin 
834. 8. 5. Sabigup S. 3. & 181 — IB. Eramer Keis 
träge zum Geſchichte der Robellen in Hugos civilift. Dlagazs 

B. 3. Nro. 2. 7 j 


0) Biene & Miu. fı 


\ 


Ä \ 

II; Rechtẽ UL Ron Reber DAL. 
den, weil zw. dieſe umteblich egklaͤrt ab auch zug 9.008, . 
biefe, mit Gloſſen verſehzen wurden PR). : Nicht nur 
die ausgefhloflenen (gxiraunganies; exizgordipa 
riae) finden ſich aber in einzelnen Handſchriften, 
fondern auch der größte Theil des Inhalts einer 
griechiſchen Originalſammlumg von 168 Novellen 
Juſtinians 7), welche erſt ſeit dem ſechzehnten 
Jahr hundert im Occident in Umlauf gekommen iſt, 
war fihen im Mittelalter in Ueberſetzungen bekannt⸗ 
Die Eintheiling des Authenticum in neun Colla⸗ 
tionar,- uber. beren. Titel die Novellen eingereiht 
waren, ift. nahrſcheinlich niche älter als Irnerius 
(Note p) ‚Endlich bildete fi durch die bologne⸗ 
fifche Schule ein gemeiner Tept (htera vulgata) 
der juftinianifchen Mechtebücher und Geſetzſamm⸗ 
lungen, welcher bet den Pandecten aus den älteren 
Sandfchriften und aus dem pifanifchen t), fpäter- 


p) Joankis stimma Novell, prooem. Praeter haet ömnia 
sciendani est, quod cum nulla esset afitiquitus hujus libri 
per partes distributio, moderni autein intentores in no« 
vem partes ipsurt diviserunt, quas Collationes votaverunt, 
dia unsquaeque collatio multos in se continet titulos, 
Et in gulöusdam lihfis plutes dont titali ia una colla- 
tione quam in ollis! cum sint multae constitufiones loca- 
les ektravagantes, quae hodie locum non videhtur habere; 
et nulleti afferant utilitstent: unde desunt in multis Au» 
thentieis, 

) Biener a. DS 88 u. f. 

#) Ueber die Geſchichte dieſer Handſchrift, bie ſchon frühe großes 
Anſeben erfangte und im Ganjen fiir den beiten Text galt, f. 
b. Savigny &: 823 u f. 2te Ausg. 

sr. IL. | [16] 


242 Dekte Periebe A. BBB-— 1272, 


5.268. hin florentheffchen oder derfelben (litera Pisana) 
zuſammengeſezt war =), durch die allgemein ancı» 
Fannte und gebifligte ‚Arbeit ‚Einzelner. 


5. 2600. J 6. 269. 
| " Ewa 50 Jihre mad Jroeris, jog das Au 
fehen, welches das roͤmiſche Recht erlangt‘ hatte, bie 
Aufmerffamteit Kaiſer Friedeichs L auf ſih >). 
Seinem politiſchen Scharfblick entgieng nicht, daB 
es bei den Lombarden, beſonders in den Staͤdten, 
theils durch die Schuͤler Irnerius, cheils durch 
das Andenken altroͤmiſcher Sitten und ‚Freiheiten b) 
eine hoͤhere Bedeutung als bie eines nationalen 
Rechts erlangt hatte, und nachdem er ſich ſelbſt 


ya W. Cramer tit. Pand. et Cod. de V. 8. v. Sa⸗ 
olguy B. 3. ©. 460 u. f. 


.) Die Unrichtigfeit ber Behauptung, daß bas romiſche Recht chen 
Zothars Aufmerffamteit erregt, oder gar ben ihm ausdrückich 
für ein gemeines Necht erklärt worden fey, zeigt ſchon Con- 
ring de orig.. jur.. Germ. Cap. 21. Die Gloſſe ccrwaͤhnt 
aud) feines früheren Kaiſers als Friedrichs L 


b) Wie lebendig um jene Zeit die Erinnerung bes Alterthums in 
Italien wurde, beweift am treffenbften bie Revolutien, durch 
weldye die Römer 1143 ihre vormalige Regierungsform herſtel⸗ 
Im wollten. Das Schreiben, durch welches fie Conrad 1. 
1145 einluden, ben Sig ber Cäſarn und ihre Rechte wieder 
einzunehmen, bat Otto Frising. De gest. Frid. I I. 28. 
Auf die Bekanntfchaft der Lombarden mit bem romiſchen Rechte 
bezieht fichh ber Vorwurf, den Radevicus IL 5. Zriedrich I. in 
den Mund legt: Mirari se prudentiam Latinorum, qui cum 
praecipue de legam scientia glorientur, maximi legum in- 
venirentur transgressores etc. ' 


DE Rechtsq. UL Roͤm Recht. 243 
mit dem Geiſte deſſelben bekamt er’ wie ca 4060. 
feinen Abficheen dienen koͤnne e). Bei feinem 
zweiten Aufenthalt in alien war cr ſtets mit 
römifchen Rechtsgelehrten als feinen vornehmſten 
Rathgebern umgeben; feine Gefeke aus dieſer 
Zeit beweifen, wie nuͤtzlich ihm die Anwendung 
‚ des roͤmiſchen Rechts geworden U), und das Pri- 
vilegium, welches jene fir ihre Corporation erhiel⸗ 
ten, wie danlbar er ihre geletſteten Dienſte er· 


e) Radevicus de Gest. Frid. 1. Il. 4. ayählt van dem Neiche⸗ 
tag 1158, daß der Erzbiſchof von Mailand im Namen aller 
Breichsftände dem Kaiſer erfiärt habe: Scias itaque omne jus 
popeli in comdendis legibus tibi concessum. Tue’ volun- 
tas jas est, sicut dicitur: quod Prineipi placuit, legis ha. 
bet vigerem, cum populas ei, et in eum omne auum im- 


perator per epistolam constituerit, vel .cognoscens decre- 
verit, vel edicto praeceperit, legem esse constat. Der Urs 
fprung dieſer Grundſatze (vergl. $. 6. I. de jure N.G. et C.) 
Täkt fich fo wenig. verfennen als der Eindruck, ben fie auf einen 
Wann wie Friedrich I. machen mußten. Wenn ber Kaifer bon 
dem Umſtande, bad bie Reinungen ber Gelehrten zu feinen Gun⸗ 
ten waren, — die nicht allein, wie überall, zulezt bie herrſchen⸗ 
Den Meinungen des Reitalters werben mußten, fondern «6 in 
Falten damals wirklich fchen waren, — nicht bie Wortheile 
309, Die er davon ziehen kannte und ehnfireitig ſelbſt zu ziehen ° 
hoffte, fo lag die Urfache lebiglich in dem falfchen Anſichten, bie 
er von dem Verhalmiſſe des Adels zu ben Gemeinheiten hatte 
@f. oben 9. 346.), Und in diefen Ideen lag allein die Uxfache, 
warum der Kaiſer in dem Kampfe zwifchen ihm und dem lom⸗ 
bardiſchen Städtebund, ber freilich‘ zanz andere Anſichten aufs 
regte und aufregen mußte, nicht noch weit mehr verlor ala ex 
durch den coftuizer Zeieben enbüßte. 


d) @&. bie Gonfitutien über bie Regalien a. 1168; oben $. 246. 
erfte Anmetkung. 
[16* 


244 Dritte Periode. A. 888 1272. | 


8. %9. kannt ©). Von diefer Zeit an wuchs jenes An⸗ 
fehen des römifchen echte zufehende. In den 
Schulen der Rechtsgelehrten entwickelte fih | 
immer beftimmter die Anficht, daß cs Feine durch 
Abfunfe oder Tocale Reception ) befihränfte Guͤl⸗ 
tigkeit habe, fondern ein gemeines kaiſerliches 
Recht fi, das die ganze Chriſtenheit befolgen 
muͤſſe, weil fie dem Kaifer nach göttlichen Geſetzen 
unterthan fei 6). Der Kaifer erklaͤrte füh auch 


e) &. bie erſte Anmerkung. 


£) Ans biefem Gefichtöpemft detrachteten bie Paͤrſte bes römifche 
Recht; das kaiſerliche Anfehen, in bem Sinn, in weichem es 
die Doctoren des römifchen Nechts geltend machen ‚wollten, paßte 
nicht in ihr Syſtem; obwohl fie fich nach bem alten Grundſatz, 
daß es für die Kirche gelte (8. 1. S. 297.), in ihren Ents 
ſcheidungen ſelbſt auf die Beſtimmmgen bes römifchen Rechts 
ſtüten, fahen fie es doch nicht ungern, wenn die Anwenbung 
deſſelben bei ben Zalen befchränft blieb, damit es dem Auſchen 
bes canonifchen Rechtes nicht nachtheilig werde. Cap. 26. X. 
de privilegiis (V. 33.) Honorius III. P. a. 1290. Sane 
licet sanucta ecclesia legum gecularium non respuat famu- 
latum, quae aeguitatis et justitiae vestigia imitentur; quia 
tamen in Frencia et nonnullis proviueiis, Jaics Imperato- 
ram Romanorum legibus kon utuntur, et occurrunt raro 
ecelesiasticae causae tales, quae non possint statutis cano- 
nicis expediri — firmiter interdicimus, et districtius in- 
hibemus, ne Parisiis, vel in civitatibus, sen aliis locis vi- ® 
einis, quisquam docere vel audire jus civile praesemat, 
Et qui contra fecerit etc. 


g) Otto Freising, Chron. Lib. 3. Prol. Hoc jam — sol- 
vendum puto: quare unius urbis imperio totun orbem 
subiici unius urbis legibus totum orbem informari, do- 
minus orbis volterit. — Scilicet ut bis modis unitis, uni- 
tas commendaretur fidei etc. 





EL Rechts. MU. Rom Recht. 245 


felbft fir den Nachfolger Juſtinians und fein $. 209. 
Reich für eine Zortfegung des alten roͤmiſchen k), 
und die Friedriche verlangten fogar ausdrücklich, 
daß ihre Eonflitutionen dem Corpus Authenti- 
corum gleichgehalten werden ſollten ). Mur frei 
lich um diefen Lehrfägen auch außerhalb Italien 
und feinen gelcheten Schulen Eingang zu ver 
fchaffen, mußte erft mehr als eine Generation in 
diefen Schulen gebildet fein x), um jene allenchal- 
ben zu verbreiten und dem römifchen Recht da, 
wo man auf das Falferliche Anfchen weniger gab, 
allenfalls unter dem Vorwande der inneren Wahr- 
heit deſſelben (ratio scripta, raison écrite) Ein- 
gang zu verſchaffen 1). Gelbft in Deutſchland, 


h) Radevicus de G. Frid. L.II. 54. Fridericus — Aucto- 
ritateın antem congregandi concilii, exemplo antiquorum 
Imperatorum, v. c. Justiniani, Theodosii, Caroli sibi con- 
gruere pulans etc. 


D) Odofredus ad Auth, Cassa C. de SS. ecclesiis (I. 2.) 
Ut unum sciatis Authentilcum quod fuit compositum a 
Jastiniano habet novem collationes. Postremo cum venit 
Imperator Fridericus junior misit has Constitutlones ad 
eivitatem istam Doctoribus legum, ut aptarent eam (eas) 
singulis legibus sub congruentibus titulis. Et Ita fecerunt 
Doctores dum convenerunt in S. Petro: qui istam consti« 
tationem (Antb. Cassa) aptaverunt ad legem istam. 


k) Wie fleißig die franzöftfchen und italiſchen Univerfitäten von 
den Deutfchen fchon im zwölften und breizehnten Jahrhundert 
befucht wurden, kann man aus dem fchließen, was Arnold. 
Lubecc. Chron. II. 5. von Dänemark erzäbtt. 


1) Nur unter dieſem Vorwande gelang es den GBelchsten z. B. in 
Frankreich, dem zömifchen Rechte in ben prarinces de cou- 





Fu 


. 


246 Dritte Periode. A. 888 1272. 


8.268. fo zahlreich auch bie deutſche Jugend fein mochte, 
die in den lombardifchen gelehrten Schulen mit 
dem vömifchen echte befanne wurdem), erhielt 
das romiſche Recht in diefem Zeitraum nech wicht 
das Anſehen eines geſchriebenen Rechts. Deſto 
größer war aber der Einfluß, den es ſchon allent⸗ 

halben auf die Bearbeitung der übrigen Theile 
bes Rechts aͤußerte. 


| Erſte Anmerkung. Autbentica: Habita C. ne 
filius pro patre. 


Habita quidem super hoc diligenti Inquisitione, Episcops- 

rum, Abbatunm, Ducun, omnium Judicum, et alioram Proct- 

‚ rum sacri nostri Palatii examinatione, omnibus, qui studiorum 
causa peregrinantur, Scholaribus, et maxime divinarum atque 

‘ sacrarum legum Professoribus, hoc nostrae pietatis beneficrum 
indulgemus, ut ad illa loca in quibus literarum exercentar stu- 


tume Eingang zu verfhaffen. Im Privilegium für bie Univers 
ſfität Orleans a. 1312 befiehlt daher noch Philipp der Schöne 
ausbrüdtich, dag man dem römifchen Rechte, bie provinces de 
droit Ecrit ausgenommen, mo das römifche Recht don Alters 
ber gegolten habe, in feiner andern Hinſicht als in jener, ges 
feglidye Kraft beilegen fole. &. F. Hotomanni Antitribo- 
nianus (auch hinter Hoſſmann historia juris abgedruct) Cap. 17. 


m) In ben Quellen bes deutſchen Rechts verräth ſich biefe Bes 
kanntſchaft im dreizehnten Jahrhundert ſchon ſehr Häufig, ob fie 

> gleich auf die Abänderung der Grunbfäge bes deutſchen Rechts 
nod) wenig ober gar feinen Einfluß hatte. So kommen z. 8. 

in bem oben $. 259. Note d angeführten Läbifchen Staptrechte 

(aus den Inſtitutionen I. 1. $. 3.) bie tria praecepta jaris, 
Luis vivarı, allerum non Imdees, suum culique tri- 

00% 


IL Rechtsq. TV.’ Cancciſches Rick: 247 


die, tam ipei dem corumpaplii.'yehiapt, g} in eis secure ha- 4,269, 


bitent. Diguum namque existimamus, u} cum ompes bona fa- 


cientes, nostram laudem et protectignem omnimodo mereantur, 


querum seiemtia totus illuminatut· uudus, et ad ohediendum 
Des et neliid .efes zeinistzis,, 'Yita galjprtörum infosmaltır, qua- 
das speciali. djlectione eos ab. empi kajuria defendamag. Quis 
enim eofgm non miserestur, qui amore scientiae exules, faeti 
de divitibus pauperes, semelipsos exinahiant, vitam suam mul- 
tis periculle exponunt‘, et «' villisimis: saepe hominibas (quod 
gruviter ferendem est) corpemmles:injarise ‚aine oumıa peifornut! 
Hæ igitur.generali ei in perpeigum, ‚valifura lege. degernimus, 
ut nullas de cetero tam audax inveniatur, qui aliguam. schola- 
ribus injariam inferre praesumat, 'nec ob alterlus _eujuscunque 
previnciae delictum sive debitum, (quod aliquando ex perversa 
consuetndine factum audivimus)'efgued Aanpimg ia infenmt; 


scitaris hujusmodi üscrae eopatitutionis temeratoribus, el. etiam 


ipsis locorum rectoribus, qui hoc vindicare neglexerint, resti- 
tutionem reram ablatarum ab omnibüs exigendam in quadru- 
plum: nataqus infamiae eis ipse, jure.irrugande, diguitäfe oua 
se eszituros in perpetunm, : Verumiamen si litem,eiz pe 
super aliquo negotio movere voluerit;: hujus rei ‚optipne date 
scholaribus, eos coram domino vel magistro suo, veli ipsius 
eivitatis episcope, quibas hant juriädictionem-Adjlirhus, 'convo- 
zist. Qui vero ad alium judicem eos trahere tentaverit, etiam 
si camsa justissima fuerit, a’ tali eonzmine eadat, : Hano uuteni 
legem inter imperiales constitutiones scilioet sub titulo ne’filius 
pro patre etc. inseri jassimus, Dat. up. Roncalias a. "dh 1158. 
mense Novembri. 


_ $:2m. 


Km. fruͤheſten zeigte ſich dieſer in dem Stu 
dium des canoniſchen Rechts ), das ſeit der 


4) Ueber bie Duellen bes cansnifchen Rechts in dieſer Zeit, deren 


8. 370. 


Gefdjiye großentheils noch niche · volljääuhig aufgefläct Ift, vers - 


gleiche man ſiherhauyt: 2..Sanigny B. 3. ©. 374 u f. 


2A Dritte Petiebe,AV 898-1972. _ 


27% Mitte des zwoͤlften Jahrhunderto durch eine Com- 
pilatich aus der hlsherigen Geſetzſammlungen,/ 
und den. Äffentlichen Unterricht, der über diefe er⸗ 
theilt wurde, eine gang neue Geſtalt erhielt. Doch 
war zu dieſer Veränderung: durch die' bisherige 
Bearbeitung des cauoniſchen Rechts Freilih auch 
ſchon hielez vorgearheitst. Schon feit. dem jchuten 
Jahrhundere hatte cnan im Abendlaud b) die bis 
dahin getwdhnltiche Art / die ·Kirchengeſetze in chrono⸗ 
loſcher „"Orbuuig \.j ſanineln und aus dieſen 
Quellen. ſcibſt zu ſtudieren verlaſſen, und ſich dar⸗ 
anf beſchraͤnkt, Handbuͤch er des geiſtlichen Rechts 

hr'ſd ſtemariſcher Ordnung ans ihnen zuſammenjittra⸗ 
gen. Von dieſet Art. war 1) Die Anwejſung, welche 
Regine: Abt: zu Pruͤm (— 915) uͤber das Ver⸗ 

fahren! bei der Viſttatton einer Dibres' nach ſyſte⸗ 
mattſch zuſarnunengeſtellten ¶ Kirchengeſetzen nu Ca⸗ 
pitnlarien geb... 2): Um weniges aͤlter, als dieſe 
..HNiuLte Llueg.ſieber Idos vermeintliches Deiret. Ein Beimag jur 
z. iinn Geſch. des Kirchent. und insbeſondere zur Kritik ber, Quellen 
beGratian. Mon Dr. Auguſtin Sheiner: Man; 1832. 8. 
U. 2. Richter Beiträge zur Kenntniß ber Dutellen des canoni⸗ 

{chen Rechts. Beitx. 1. Leipg. 1834. 8, 


b) In ber griechiichen Kirche Isar Dies noch etwas früher ber Zall'z 
„ber um b. J. 883 don Photius 'verfaßte Nomocanon war bier 
2 pus: gagbae Hahdbäch'bed Nircheurechts/ und: wurde zu Ende 
des zwölften Jahrhunderts durch einen ‚weitläufigen Commentar 

von Theodotus Balfamon erläutert. -&. Henr. Iu- 
s8telli Bibliotheca jur. can. veteris Tom. 2..p- 785. seq, 


0) Regimonis Abb, Pram, de ecrksissticis, disciplinis librä 
dac. Baria 1676.94 u. Hier „Uchee deſſen Mictigfet für 








II. Rechtsq. V. Ganoniſches Red, 249 
‚Foftematifihe Zuſammenſtellimg den: Queſlen für & aa 
einen einzelnen Gegenſtand, iſt eine zwiſchen 883 
umd 897 zu feßende, anch noch mehr chronoͤlogifch 
dis eigentlich ſyſtematiſch georduete Sammlung 
(eolleciio Anselmo dedicatq), welche ‚faffı ane 
Erganzung des Dionyfius ans Pfeudo⸗Iſidor und 
den Briefen Gregors des Gr. iſt d), und, im 
Italien entſtauden, mehr . sönifches Mecht alß 
manche ſelbſt der: fpäteren. Sammlungen enthaͤlt =), 
welches aber überhaupt in keinem fich niche blos ımuf 
Concilienſchluͤſſe beſchruͤrkenden· WerkAber "das 
Archenrecht meht fehlen konnte ( B. 1. S. U). 
or. eilften. Jahrhundert werden Sammlungen, 
die ſyſtematiſcher geordnet fird, weit häufiger. Die 
wichtigften find: 3) Die: Decrete⸗/ des Biſchofs 
Burcard von . Worms. (t 1026), in welcher 
Pſeudo⸗Iſibor ausdrucklich als Quelle vorfonmm 
und jene Mo. 2. genannte Sammlung vorzugs- 
voeife benuzt iſt ). 4) Eine ungedruckte Samm⸗ 
lung des eilften Jahrhunderts in drei Abrheilungen 
(collectio trium partium), welche Decretalen. und 
Canonen in den beiden erſten chronologiſch ordnet, 
das’ kiechliche Strafrecht ſ. meln Kirchenr. B. 2. S. 73. — 


Der Gegenſtand, aͤber welchen Pſeudo⸗ Iſidor nichts enthaͤlt, iſt 
wohl der Hauptgrund, weghafb aus diefem nichts entlehnt 4 


d) Theiner a. a. O. S. 111u. f. Richter a, a. O. S. Huf, 
e) dv, Sapigny B. 2. ©. 201 ber 2ten Bıdg, 


f) Burcardi Wormsciensis Werretorum libr! XX. Paris, 
1569, 8, Real. Richt er & a O. ©, 52 u fi 





250 Drite Petiode. A. SBB-4270, . 


4 376, in. beiden Dem Pfendo-rberifihen Eoder folgt, 


umb noch einen dritten Theil vermiſcheen Inhalts 
aus Burcards Sammlung hinzafuͤgt 5). 5) Die 


chenfalls ungedruckte Gemmlung des.. Biſchofs 


Auſelm von Lucca (f 1086) h), wie andere von 
Sregors VII. Anhängern verfaßte ähnliche Werke i), 
mit. befonderer Ruͤckſicht auf die von bdieſem be⸗ 
taupteten Rechte Der Kirche ub des Papſtes 
angelegt. 6) Zwei Werkle, die dem Viſchof Ivo 
von Chartres (} 4146) zugeſchrieben werden, das 


che Pannormia, das arbere. Decretum ober Exr- 


cepuones scclesiasticarum regularunr genannt &; 


das erſte, kuͤrzere, iſt ohne Zweifel feine Arbeit; 


ſchon bei diefen ft. Die collectio ‚trium partiom | 


‘ (oben Nro. 4:) benuzt; das zweite, ansführkichere, 
iſt eine SBerfihmelsung. des kuͤrzeren mie. dem In⸗ 
dele jener Sammlung, die avh eft fpättze Da 


Dr Sadignp a0 ©: 3; Sheiner. Lane. iTul 


9) Fratr. Ballerinor. tr. de antiqeis — canonum colle- 
ei enibon PA Cap. 1, © 


ij Theodati (Deusdedit) de rebas ecclesissticis libri IV. 
‚Fratr. Ballerini P. 4 Cap. 14. Bonize, Decretsle 
. sive syntagma Decreiorum ecclesissticorum. ®ergl.. Lam- 
becius Comment. de biblioth. Caes. Vindobon. A. 2. 
Cap. 8. Tom. 2. pag. 797, Bergl. Spitiler⸗ Bett 1. 
:. S. 2Bo. u. f. 


k) Pannormia: Bactch. 1499. 4. Lovun. 1867. 8. Decretum 
on Loxen, 4561, ud ‚ . . 











II. Rechtsq. TV. GCeneniſchet Rain BI 


beitung feyn Ente, wiewohl euch Gründe dafuͤr 9. 870, 
(rechen, Dub fe von Zus ſelbſt herruͤtre I). 


5. 2721.. 8. Ni. 


Bon dieſen Sammlungen unterſchied ſch Di 
welche der Camaldulenſer⸗Moͤnch Gratin im vied 
sen Jahrzehent des zwölften Jahrhunderts im 
AMoſter St. Felix zu Dologaa vollmdste *), me 
ſentlich dur) die compenbiarifhe Form, die 
er ihr in der Abfiche gab, dee Schule nicht blos 
cine mad) Materien georducte Sammlung von 
Fragmenten der Quellen, fondern cin ſoſtematiſches 
Wert über das geltende Kirchenrecht zu liefern 
nach welchem dieſes vorgetragen werben koͤnnte 
&cine Concordia discordantium canopum (wed» 
her gewöhnlicher Decretum oder Corpus decre- 

‚ torum) b) folte duch Vergleichung ber Kir- 
hengefege und Entwickelung der in ihnen ent⸗ 
haltenen Grundſaͤtze niche nur zeigen, daß der 


1) ». Sadigny B. 2, S. 093 — 317. 2te Muse. Theiner 
a. a. H. S. 3 u f. 


a) Ueber Gratians Decret Überhaupt und bie Zeitbeftimmung f. 

ee 1. &. 326 u. f. Nach der Ueberſchrift 

Manuferipts, welches bie Correctores Ro- 

—— — im Corp. jur. can. pag. LI. 
abgebruckten Vorrede zum Decret) befchreiben, und nach dem 

—— Seatians zu Bologna, bei Mabillon (It. Ital, 


B) Weil Decretem ober Deeretale fu bem Batekn bit 
ters Überhaupt jedes Kirchengefeh ieh (9. 270.). 


\ 





PD Dykte Periode. A. 888-- 1272. . 


6. 375. Widerfpruch, den man haͤufig <) in jenen zu finden 


glaubte.d), meift nur ſcheinbar ſei, oder durch das 
Worziehen der gewichtigeren Meinung gehoben 
werden koͤnne, fondern audy das unmittelbar prac- 
tiſche in einem leicht faßlichen Vortrage enthalten. 
Er gieng alſo die Gegenſtaͤnde des canoniſchen 
Rechts nach einer. ſelbſtgewaͤhlten <) Ordnung durch, 
und ſchickte bei jedem Rechtsprincipien voraus, die 
er durch Stellen aus den Quellen bewies, und 
Wells aus dieſen, teils durch eigene Bufäne !) 
weiten entwickelte, wobei zugleich die Stellen,: welche 
mit einander zu ſtreiten ſchienen, eitweder veveinigt 
ober einer vor ‚der andern der Worzug gegeben 
wurde Ws Quellen benuzte Gratian mehr feine 
Votgaͤnger !f), als die Sammlungen, woraus. biefe 
e) Schen oo benerft, deß ſich in ſeiner Sammlung freilich Wis 
derſprüche fänden, weiches aber daher komme, daß nur bie göfts 
Uchen Geſetze smrberäusberlich feyen, bie menſchlichen aber eine 
Milderung zuließen. 
d) Und auf die man freilich überall ftoßen mußte, wenn man das 


acte amd neue (pfeubgsifiborifche) Kirchenrecht verglich, bie alfo 
ein Haupthinderniß det Studiums de6 Kirchenrechts ausmachten. 

e) Daß ſeine Ordnung einige Aehnlichkeit mit der Ordnung ber 
Inſtitutionen Juſtinians habe, iſt ganz ungegrundet. Freilich 
ſteht bei ihm die Lehre von den kirchlichen Perſonen voran, wie 

in den Inſtitutionen das Perſonenrecht vor dem Sachenrecht 


abgehandelt wird, aber biefe Uebereinſtimmung if offenbat blos 


azufällig. 
DH Bas von Gratian ſelbſt iſt, beſonders die vorangreſchickten 
Principien, nennt man gewöhnlich dicta Gratiani. Ueber feine 
Methode vergl. Böhmer a. a. D. 8. 12. Note d. 


ff) Beſonders bie Sammlungen bes Burcard, des Anſeim den 





IL Rede IV. Ganeniſches Recht. 358° 


geſchoͤpft Gatten; das romiſche Recht nahm er 5-71. 
meiſt ans Juſtinians Sompilatiun, die Entwickelung 
und Erläuterung der Quellen aus den Kirchen⸗ 
vätern und Kirchenſcribenten 5). Das Ganze theilt 
er in drei Theile; im erſten b) ſchickt er einen all 
gemeinen Theil über Die Geſetze, insbefondere die 
Kirchengeſetze voraus I) und handelt dann von den 
Eirchlichen Derfonen j) ihren Eigenfchaften, echten, 
Pflichten, ihrer Weiße &) und dem ihnen zuftchen- 
den Anteil am Kirchenregimente 1); im zweiten) | 
folgt die Lehre von der Kirchengewalt, hauptſaͤch⸗ 
lich von der Ficchlichen Gerichtbarkeit und dem 


£ncea und bie Collectio trium partium (Theiner a. a. D. 
S. 8. u. ). 


8) Befonbers Benut er den h. Iſidor, der ben Hauptftoff pe 
@rläntezang ber Srchemeſehe im. erſten Theile hergiebt. 


oh) dAbgetheilt in 101 Diftinctionen, vom denen jebe in Canones 
jerfält, die aber freilich bei-meitem wicht alle wuͤrtüch Stellen 
aus Concilienſchluͤſſen find. 


i) Dist. 1 — 14. von den Geſetzen Aberhaupt, dem narlrichen, 

vokisen, göttlichen und. menfchlichen, zömifchen, Gewohnheits⸗ 

und SKirchenrechte, und deren Colliſion. Dift. 15 — 20. von 

den Dueſlen des canoniſchen Rechts, Concilienfchlüffen, Decreta⸗ 
en, Kirchenpätern und deren Anfehen. 


y Diet. 80 — 101. 

m) Abgetfeilt in 36 Causas (Wtedtsfäle), von welchen jebe in 
Quaestiones (Rechtsfragen) aufgelöft wird, die dann durch Ca- 
nones beantwortet werden. Nur C. 33. Qu. I. macht einen 
eigenen Tractat de poenitentia aus, und ift in Diſtinetionen 
unb diefe in Canones abgetheilt. 





254 Dritte Periode. A. 888 — 1272. 


g. 375 gerichtlichen Verfahren 2); im dritten endlich bie 
Lehre von den Religionshandlungen und deren 
Liturgie, insbeſondere den. Sacramenten °). Daß 
Übrigens. Gratian ein wenig zu frei in der Be 
handlung feiner Materialien verfahre, und das 
was er felbft gab, eben von Peinem fonderlichen 
Bern fr bemerkten ſchon feine Sloſſatoren 


4.973 6 972. 
Democh machte die neue Sammlung ſehe 
Kamel ihr Gluͤck; innerhalb eines: Jahrzehende 
nach ihrem: Erſchanen hatte das canoniſche Recht 
nicht nur zu Bologna «) ſondern auch zu Paris 
ſeinen eigenen Lehrer, der es nach ihr vorteug, und 
in kurzem verbrängte fie auch als Handbuch bie 
alteren chronologiſchen und ſyſtematiſchen Samm⸗ 
lungen. Dies war nun freilich ſehr erklaͤrbar, 
denn nach einem ſolchen Syſteme ließ ſich viel be⸗ 
quemer eregefiren und ſtudieren als nad jeden 


n 


n) Das meifte vom der 'gefeßgebenden und oberaufſehenden Gewalt 
kommt ſchon im erfien Theile vor. Doch flehen auch hier cin 
gelte dahin einſchlagende Materien. 


0) Abgetheilt in 5 Diftinetionen, deten febe In Eanones gerfäit. 
Dift. 1. Handelt von der Eonferration ber Kirchen (daher die 
Bezeichnung dieſes ganzen Theils zum Unterfchied vom erfien 
buch den Zuſatz: de consecralione) und der Meſſe. Diſt. 2. 
Vom Abendmahl. DIE. 3. Bon den kirchlichen Feſten. DIR. 4. 
Bon ber Taufe. Diſt. 5. Bon ber Firmelung nnb den Zaften. 


a) Wo Bratian ſelbſt/ aber nur währenb weniger Jahre, ber erfte 
Lehrer des canonifchen Rechte geweſen feyn fol. 





IL Rechisq. IV. Canoniſches Recht. 265 
anderen Handbuche. Auffallender hingegen iſt es, 4. 272. 
daß Gratians Decret in fehr Purzer Zeit an) das 
Anfehen eines wahren Geſetzbuches erhielt; doch 
and dies laͤßt ſich erflären ohne daß man. ſich 
auf die, nach den neueren Unterfuchungen über die 
Aechtheit des Calendarii Archigymnasıi Bono- 
niensis b), fehr zweifelhaft gewordene un mittel⸗ 
bare Mitwuͤrkung der Päpfte zu berufen braucht. 
Was Gratian hatte, beſtand ja meiftens ans wah⸗ 
ven Geſetzen ober aus Meinungen, die man Thon 
lange wie wahres Geſetz zu achten gewohnt war, 
und was er felbft fagte, gewißermaßen die Gleffe 
zu jenen Geſetzen, galt nach ber Sitte des Zeit 
alters eben fo viel, nachdem man fi an fein Buch 
als Lehrbuch gewöhnt harte. Dazu Fam, daß das 


b) Ya C. Sigonius Werfen (Medioleni 1733. curayit Phil, 
Argelatus) finder fh. bei teffen Geſchichte Son Bologna 
(Tom. IIL) ein von Alerander Macchiavelli hier zuerft 
befannt gemachtes ſogenanutes vetussissimum calendarlam 
Archigymnasil Bononiensis, in welchem kei jeben Mes 
waistege bie auf behfeiben MWezug. habenben mexfiplirbigfien 
Begebenheiten der Univerfität erzähle werden. Sach, diefem 
Hätte Eugenius II. das Decret auf Gratians Bitten auds 
drücklich confirmirt und über baffelbe Borlefungen zu Halten 

' erlaubt, auch bie brei academifchen Grabe für das camonifche 
Viccht angeorbnet. Vergl. Boehmer dise. de var. Deer. 
Grat. fort. pag. 12.u.f. Allein bie Unächtheit dieſes Calen- 
darii {ft (chen von Spittler (Magazin fir Kirchenrecht und 
Kirchengefhichte Stuck 1. 1778. S. 23 — 27.) ſehr wahrs 
ſcheinlich gemacht, und Täft ſich nach dem Urtheil, welches auch 
Macchiavellis gelehrter Landsmann Fantuzzi fiber feine Ars 
"beit ausfpricht (Notizie degli serittori Bolognesi Tom. I—IX. 
Bologna 1781 — 94. 4. Vol. V. p. 98.) nicht mehr bezweifeln. 





Zah Dritte Perirhe. A: 898— 1272. 


m rdmuſche Recht zugleich, Lehrbuch und Geſetzbuch 
war, daß das Decet chen. fo cine Sammlung 
von Fragmenten der Geſctze enthielt, wis jenes 
feinen KHauptbeftandtheilen nad, daß alſo, nachdem 
une. erß Gratians Werk eben fo gangbares Lehr⸗ 
buch geworben war als. Juſtinians Sompilation, 
niemand etwas auffellendes darin finden Fonnte, 
es wie biefe auch als Geſetzbuch zu citisen, ohne 
weiter darauf zu ſehen, ob. dag, was Bratian feine 
Quellen fagen ließ, auch wirklich fo in diefen ge- 
fagt. werde, und ob alleg wag er alsı Quelle an 
fuͤhre, auch Tautere (Quelle fei. Und welcher criti- 
ſche Zweifler mußte ſich wicht wenigſtens dann 
beruhigen, wenn er bemerkte, daß ſelbſt die Paͤpſte 
bie aͤlteren Kirchengeſetze aus dieſer Sammlung 
citirten und nach ihr entſchieden e), ja ſie ganz wie 

eine authentiſche Sammlung des gemeinen Rechts 

| behandelten 4); zumal in einem Zeitalter, wo. man 

“ bei 

Ö Wemicht Deeret wird Kö von Etement IM: Cap. 6. X, 
de eo qui duxit (4.7.) citirt. Innocentius III. enffcyieb 

J faſt immer nach demſelben, ohne fich anderet Sammlungen ji 


bedienen j 8. Cap. 6. X. eod. Mac mie Beifice Has 
Böhmer a a: D. S. 18. Note C und d gefdmmelt.. 


d) Dies /geſchieht namentlich ven Innocen; II. im Cap. 

X. de fide instramentorum (2, 22), mo er ben Bilde * 
* anweiſt, bei vorkommenden Zweifeln Über die Mechrbeit 
einer Desretale, fir nit dem gemeinen Secht, zu vergleichen, 
und wo fie mit demfelben uͤbereinſtimut, zu befolgen, fonft aber 
anzufragen. Daß unter dem gemeinen echte bier Gratians 
Decret zu verſtehen fei, zeigt Böhmer in feiner Diss. de 
collect, deeretal. pag. 21. Note 78. 





IL. Kichtsq. IV.’ Chnoniſches Recht. 57 


bet dem. Mangel‘ an! Hulfemitteln ſuch überhaupt 9. 972, 
lacht begnuͤgte, die iGefetze daher zu nechnien, wo , 
man fie irgend fand, ohue fih:greße Scrupel zu 
machen; ob die Saminlung, aus ber man ſie nahm, 

auch der Form nach: vffentlich Musswiede habe 


| $ 273, Eu "4m. 

Gretians Decret wurde gerade ſo wie das 
Juſtinianiſche Recht durch Gloſſen erläutert; doch 
waren unter den Decretiſten nicht ſo viele bes 
rühmte Männer als unter: den Legiften dieſer 
Zeit "Die 'glossa_ ordigaria aitfland -im drei 
zehnten Jahrhundert hauptſaͤchlich aus den Gloſſen 
Johannes Semecas (Magister Teutonidus), 
der als Praͤpoſitas zu Halberſtadt 1246 ſtarb; die 
lezte: Bearbeitung erhielt fir durch Bartholomaͤus 
von. Breſcia (J 1258): .. An Berichtigung des 
Textes und. feiner Ueherſchriften durch. Vergleichung 
mit den Quellen dachte von den Gloſſatoren Feiner, 
doch giengen manche unter . ihnen weiter als bie 
gewöhnliche: Methode des Sloſſirens mit ſich 
brachte. Sie fuͤgten, zuerſt der ältefte Gloſſator 
Gratians Paucapalea a), am Rande des Tertes 
oder auch wohl in dleſem ſelbſt ai paſſenden Stel⸗ 
len, Zuſaͤtze aus dem roͤmiſchen Recht oder aus 
anderen Sammlungen bei, von denen viele ſpaͤter⸗ 
hin wie der uͤbrige Teyt durch Gloſſen eläutet, 


a) ©: mein Airchent. ©: 1. & 324. Note 13. 
IL [ 17] 








238 Deite Parade: A. —X 


9.973, aber dep meiſtens Manch die. Ueherſhriſt Valea 


von dieſem unterſchleden werden, Bagreiflich iſt 
in den älteren Hanbfihriften bie Anzahl diefer I 
terpolationen. ſehr ungleich; je älter djeſelben find, 


deſto weniger Palene find. aufgenommen; das 


8. 374. 


ältefte Manufcript, welches man verglichen hat, 
hat gar Feine, in den gavähnlichen Ausgaben des 
Decrets, nach dem Terte, welchen die Correctores 


Romani geliefert haben, ftehen deren 85 b). 


6. 274. 


Noch meht Stoff zu Ergaͤnzungen zu Gra⸗ 
tians Decret als eine Nachleſe aus dem aͤlteren 
Kirchenrecht und: dem roͤmiſchen Recht, lieferten 


die "allgemeinen Concillen e) und. die Decretalen 


der Paͤpſte ſeit Gagenius III. Die lezteren moch⸗ 
ten anfangs einzeln, wie jeder ihrer habhaft werden 
konute, a als Auhang zum Derret naggarage wer⸗ 


b) Nach ber Bepfehung, nie Grandi (Diomeden 
Brava) nad) einem fehr alten Manuſcript ohne Gloſſen, 
außer welchem er noch 19 andere Eobices einfah, angeftelit hat. 
S. deſſen Disquisitio critica‘ de interpolatione Gratisni. 
Bono, 4694, abgedruckt ‚hinter Wöhmers diss. de var, deer. 
Grat. fort. im erften Th. bes Corp. iur. can. Vergl. Boͤh⸗ 
mer a a. D. ©. 37. u. fi und die daſelbſt ebenfalls abse⸗ 
dructte Adınonitio Correct. Roman. 


a) Die Schlüffe der. beiden erften allgemeinen Concilien bes Occi⸗ 
bents Conc. Lateran. I.-a.-1122. unter Ealist H., unb Late- 
ran. II. a. 1139. unter Samen UL, hatte fchon Gratian 
benuzt. 








x 


m Rechtte IV. Canoniſches Recht: 250 


den b), aber feit Alexander III. wuchs ihre Auzahl 4. m. 
fo ſehr an), dag man ſich bald genoͤchigt fa, 
ans ihnen und des neueren allgemeinen Concilien 
eigene fr ſich Beftchende Sammlungen zuſammen⸗ 
zutragen, die indeſſen immer nur Supplement zu 
Gratian blieben, weil nach feiner berühmten Arbeit 
niemand mehr wagte ober für nuͤtzlich hielt, auch 
das ältere Kirchensecht von neuem zu Bearbeiten. 
Bon dieſen Sammlungen find folgende vollftändig 
auf uns gefommen: 1) Die Sammlung eines Un 
genamsten in 65 Titeln q), Eur nah Urban IL. 
(+ 1187) gemacht; die erſten 12 Titel beftchen 
in den Sclüffen der dritten Lateranifchen Synode - 
v.% 1179), in bie übrigen, deren Rubriken 


bs) Daher kam es che, daß bei vlelen Degzetnlen, auf welche man 
fich in den Berichten berief, Zuwweifel über die Aechtheit derſelben 
sutftanden, welches zu dem bittern Unmulhe, mit welchem ſich 
Biſchof Stephan von Tournah gegen Eseleſtin TIL über bie 
inextritebilis sylva ‚Detretslium epistalarum beflagt, bie 
Haupweranlaffung fein mochte, Stephans Brief iſt bei BB: 
mer in feiner Diss. de Decretorun P. R. varlis collection, 
p. 22. Note 82: abgebruckt. Und eben dies veranlaßte dann 
ımocenz IIT., die Verkwale der Aechtheit ber päpfllichen De⸗ 
eretafen und Berficjremanfregen bel dem Gebranche derfefben 
anjtigeben. S. Cap. 8. X. de fide instrum, (II: 22). 


€) Beil man bei ber immer fichtbärer werbenden Verſchieberheit 
des Älteren und inneren Kirchenrechts häufiger genöthigt war, 
In zweifelhaften Fällen zu Mom anztifragen, und des Papſtes 
Entſcheidung von Recht oft agen einzuholen. 


d) Ubgebrudt ans’ oem Eobder ber Caßler Bibliothek bei Boeh- 

mer Corp. jur. can. Tom, II. Adp. Nro, 2. (p. 183. seq.). 

e) Seher and bie Sammlung ſelbſt bie Aufſchrift führt: Deere- 
[ 17* } 


60 Deitte Periode. A, 885—1272. 

8. 974. willkuͤhrlich ohne Ordnung gemähle find, find Aus⸗ 
züge (Capita, Capitula) f) aus den Decretalen der 
Näpfte von Eugen IH. an bis auf’ Urban III. 
(einſchl) vertheile 8). 2) Eben diefe Stücke (mit 
Ausfhluß einiger wenigen) ) fliehen, nur in einer 
anderen Meihefölge, in einer zweiten Sammlung, 
deren Verfaſſer gleichfalls unbefanne iſt i), und 
die auch noch Decretaln von Clemens IH. 
(+ 1191) hat, alfo wahrſcheinlich unter ihm oder 
‚feinem Nachfolger Coeleſtin IIL (+ 1198) ge 
macht iſt; fie’ zerfällt in 50 Partes, von wel- 
chen Pars 1 die lateraniſchen Schläffe enthaͤlt k). 


tales Alezandri ‚JO. in concilio Lateranensi tertio general 
a. 1179 celebrato editae, 


f) Capita ober Capitala, vielleicht auc) deswegen genannt, meil 
fie nicht bie ganze Decretale, ſondern nur das hauptſächlichſte 
aus derſelben enthielten. Doch fehlt in ben Älteren Sammlun⸗ 
gen meiftene nur ſehr wenig, etwa der @ingang ober Schluß, 
ber Hauptinhalt fetbft tft meiftens wörtlich wiedergegeben. 


&) Der Päpfte: -Engen IL, Anaftafins IV, Habriau V. 
Alexander II, LZutius IIL, Urban II. Rei weitem die 
meiften Decretalen find aber von Alexander DI. 


h) &. Böhmer in ber angef. Diff. p. 24. Mote 87. 


j) Doch vermuthet Böhmer a. a. D, ©. 236. nicht ohne Grund, 
daß bie eine diefer Sammlungen von Gilbertus und die atıbere 
von Alanus (welchen auch Miguftin, Mote k, bie zweite zus 

ſchreibt) verfaßt feyn möge, da beide als berühmte Sammler ges 
nannt werden. 


k) Sie ift abgebructt in Harduini Concil, Tom. VI. P. 2. 
pag. 1694. seq. und führt etwa aus gleicher Beranlaffung wie 
die erſte ihren Titel: Adpendix ad Conc. Lateran. IIL 


% 








III. Rechtsq. IV. Canoniſches Recht. 261 
3) Aus diefen Sammlungen fiheint Beruhard von $. 974. 
Pavia (Papiensis, von den Neueren Bernhard 
Eirca genannt) feine vor anderen berühmt gewor⸗ 
dene Sammlung, die erſte, die in die Schule ein- . 
gefuͤhrt umd gloffirt wurde, hauptſaͤchlich gefchöpft 
zu haben, deren Orbnung wurde von allen folgen- 
den Sammlern beibehalen. Er bat in fünf 
Büchern, die in Titel getheilt find, die Conrilien- 
ſchluͤſſe und Decretalen, welche den Inhalt jener -, - 
Sammlungen ausmachen, außerdem aber auch eine 
Nachleſe von Alteren Sanonen, Decretalen und 
anderen Eprrerpten zu Gratians Decret !); feine 
Arbeit falle in das Pontificat Coeleftins IH. 4) 
In den erften Yahren Innocenz III. trug dann 
Johann von Valla noch die Decretalen der 
Däpfte zwifchen Eugen III. und Elemens III. nach, 
die in den bisherigen Sammlungen fehlten, und 
fügte die Decretalen Coeleſtins HI. hinzuw), Seine \ 
Sammlung wurde ebenfalls ſchon gloffire ), ale 
1) Sie wird gewöhnlich unter ben älteren Sammlungen bie erſte 
genannt, ift es aber nur im Gegenfae ber folgenden und unter 
ben berühmter gewordenen. Sie fteht nebft den brei folgenden 
(Nro, 4. ‚5. 6.) im folgendem Werte: Antiquae oollectiones 
cam Antonii Augustin notis et emenda- 
tionibus. Ilerdae 1676. fol. cum. praef. Ar. Labbaei 
et notis Jac, Cuiacii, Paris. 1609. fol. Bernhard ſtarb 
im Jahre 1213. Schon diefe Sammlung heißt übrigens in 
einigem Hanbfchriftn Opus sententiarum ezirovogantium, 
ma) Gewöhnlich die zweite Samulung genannt, 
n) Durch Biſchof Hugo von Ferrara und Bernhard (ben äftexen) 
von Cemyoſtell. | 


a 


262 Driue Periode. 4. 888— 1272, 

» 974. wahrſcheinlich auch ſchon bei WBorlefungen zum 
Grunde gelegt, aber ohne allgemein Lehrbuch zu 
werden. 5) Zu dieſen beruͤhmteren Sammlungen 
hieß Innocenz AL, 1210 durch Peter von Be⸗ 
nevent ein Supplement verfaffen, in welches ‚blos 
feine. Dectetalen famen o), weldies dann wieder 
6) durch eine neue Sammlung ergänzt wurde, die 
blos die Schluͤſſe des vierten Interanifihen Coucils 
vom Jahre 1215 und die übrigen Derretalen In⸗ 
nocenz III, enthiler) Eine neue Sammlung 
ber älteren Decretalen firien nach den „Arbeiten 
Bernhards und Johannus von Valla fo unmörhig, 

daß auch 7) Honorins Hl. ( 1227) in die 
Sammlung feine Decretalen, Die er durch Tan⸗ 
cred, Archidiaconus zu Bologna, zuſammentragen 
ließ D, weiter nichts als dieſe aufnehmen Bei r), 


o) Gewbhulich bie beitte genannt. Cie in auch gemäfetich mie 
‚ bee folgenden unb der Sammlung Nro, 3 oder 4 abgeſchrieben. 
Innocenz ſelbſt ſchickte fle der Univerfität zu Bologna zu. 


* pP) Gewdhulich die Hier genamut; ihe Merfaffer iſt unkefamnt, 


q) Gewöhnlich die fänfte genamnt und wmter biefem Titel heraus: 
gegeben: Quinta compiletio epietelarm deoretaliuum Mono- 
rü tert P. M, nund recetis e tribus veti. Mas. ia lucem 
edita et notie illastrata, etadio et industsia Innoc. Ci- 
ronii. Teolosse 1648. £ 


-, 7) Zwei weniger berühmt geworbene Sammlungen, bie zwiſchen bie 
vierte umd fünfte fallen, die eine bon Wernharb von Compoftel 
(Colleciio Hoana) bie andere vom Ralnrrius befchreit Bbh⸗ 
mer 9 0 D. p. 26, 


IL. rRechtsq. IV. Canonifches Recht. 263 


. 228. 4975. 

8 Erſt Gregor dam Neunten (} 1241) 
ſchien es der Würde und dem Nutzen der Kirche 
augemeſſen, alle bisherigen Sammlungen einer 
nenn‘ Bearbeitung zu unterwerfen. Die. Sanur 
Img von Decretalen, die er durch den Domi- 
nicner Raymund von Pennaforte (+ 1275), 
Anuditor der. Rota und Poenitentiarius verfaflen 
fie, follte ein Werk wie Juſtinians Compilatio⸗ 
nen werden, das mit Weglaflung aller Wicher- 
holnugen den ganzen wefentlihen Inhalt, 
der feit Gratian befaunt gewordenen Decretalen 
umfaßte, damit num die Zweifel über Aechtheit und 
Widerſpruͤche einzelner Stuͤcke wegfielen, und das 
nenere Kirchenrecht ein geordnetes Lehrbuch 
erhielte, das Gratians Werk uͤber das aͤltere voͤllig 
an die Seite geſezt zu werden verdiente =). - In 


a) Gregorii IX, Rescr. Decretal, praemiss, — diversas 
constitutiones et decretales epistolas praedecessorum no- 
strorum in diverse dispersas volumina, quarum aliquae 
propter nlımiam similitudinem, et quaedam propter cow- 
trarietatem, nonnullae etiam propter sui prolixitatem con-, 
fasionem inducere videbantur, aliquae vero vagabantur 
extra volumina supra dieta, quae tanquam incertae fre- 
quenter in jadiciis: vaciliabsmt. Ad communem et maxime 
stadentium utilitatem per dileotum filium et fratrem Ray- 
mundum — illas in unum volamen (resecatis auperfluis) 

- providimus redigendas, adjicientes constitutianes nostras 
et decretales epistolas, per quas nonnulla quae in priori» 
bus erant dabia declarantur. Volentes igitur ut hac tan- 

- tum compälstione universi wtantar im judiciis et in scho- 
lis, distziotias prohibemus, ne quis praesamat alla facere 
absque auotoritete sedis apostelicae specigli, 


DL Deitte Periode. 4. 889-1972 _ 


49. Vollmacht des Papftes mochte daher Raymund 


bie einzelnen Excerpte nicht nur beliebig bis auf 
den Hauptinhalt abfürgen.b), . fondern. auch bie 
FBerfafler zuweilen etwas anderes oder wenigſtens 
in, anderer. Beziehung fagen laſſen, als fie eigent⸗ 


lich gefagt hatten, damit ‚alles in Uebereinflininuung - 


gebracht, und der jetzigen Verfaſſung völlig ange 
‚paßt würde Seine Materialien nehm :er aus 
den fünf lezteren Sammlungen, nur bie Decretalen 
Gregors IX. kamen nad. hinzu, .und gaben dem 
ganzen Werke billig den Namen. Die Sammlung 
wurde wie die von Bernhard. in fünf Bücher ge 
theilt. Da bie einzelnen Fragmente. nicht alle 


Gegenſtaͤnde des Kirchenrechts berührten, und nicht 


durch eigene Zuſaͤtze in Zuſammenhang gebracht 
wurden, fo konnte das, Ganze Eein Syſtem werben, 
tie Gratians Decret, aber die Folge der. Materien 
wurde wenigſtens ganz nad) ber. felbfigemählten 
. Ordnung der früheren Sammlungen beſtimmt, 
welche, mit menigen Abweichungen, die nämliche 
wie bei Gratian iſt e) Mach dieſer authenti- 


b) Beſonders das Kaetum, auf welches bie Eutſcheidung erfolgt 


war, weiches in den meiflen Decretalen. voranſtand, wurde ſehr 
abgekürzt ober beinahe gar; mweggelaffen. Parties -decisne, wis 
Die Reueren bie meggelaffesen Stücke nennen, konnen biefe bas 
ber in einem Doppelfinne heißen, Manche Der purden 
dadurch aber faſt unverſtundlich. 


©) Daß. bie Orduung ber w Üsdex Tastinimens. ihn fep, 
it durchaus umgegränbet. Von Gratian weicht bie Otdnung 
bauptfächlich barin ab, baf hie Behre Ham Getiesbienft und ben 











I. Rechtsq. W. Canoniſches Recht: 265 


(hen Sanmulung, welche 1234. vollendet, und ben &. 975, 
Upiverfiräten..zu ‚Bologen umd Paris gigeſchickt 
wurde, -follse nm Feine Sanunjung von ‚Privat, 
perſon⸗en ohne befonders ‚päpftliche Erlaubniß weiter 
veraufialeet mb keine audere in Schulen und Ge 
richten gebraucht werden: . Die Glossa. .ordina- 
ria erhielt: fie wen. Ba von Parme 
(IA). . el - 
: Pi a  ' 7. 
Ein Supplement hielt: fe Sanmlang noch 
in dieſem Zeitraume/ 9) durchudie Schluͤſſe der 


Sacramenten, die jener Im dritzen Theile hat, bier ſchon am 
Ende des dritten Buches ficht. Die Ordnung ift diefe: Buch 1. -% .- 
Kit. 4 — 4,- Rom Blanden und den Kirchengeſezen. Tu. 5 — 9. 
Bon Erwerhung imd Verluſt des bifchöflichen Amtes und der . 
damit verbundenen Nechte. Tit. 20-1 22. Won ter Mudlibung 
ber Pentiſicalien, befonbers der Drbination. Bit. VB 82. 
Boy kirchlichen Unterbeamten. Tit. 33 —4. Prolegomena zum 

* Buch 2. Vom gerichtũcher Verfahren, von deſſen 
erfiem Anfarg bis zus Verndigung einer Sache in bochter a⸗ 
ſtanz. Buch 3, Tit. 1 — 12. Bon ber Diſciplin der Geiſt⸗ 
lichen und’ ben Kirchenpftünden. Tii. 13 — 29. Von den Kits 
chengũtern, ver Bier einfchlageniden illehre von den Contractin 
umnd ‚dem Eigenthums⸗ ung Dilnefitiögsrachee der Geittſichen 
fiber ihr Vermögen, Tit. 29 — 30. Bon deu Parochialrechten. 
zit. 31 — 31. Von den Regılaren. Tit. 33: Vom Patronats 
rechte. Ait. 30. Bot den Grhliifen Mikghben. .; tt. 40 —.50. 
Bon tem Gottesbienft, den Sacramenten und gottesdienftlichen 
Handjungen, Buch 4. Bon ber Ehe, Bud 5. Bon den 
Kirchenverbtechen. Tit, AO. De verboram signifioatione, 
Tit. 41. De regalis juris, . 

A) Einer der früher Gloſſatoren war Sinibalb von Zieste, nach⸗ 
ber Yapft Imocen; IV. (+ 1254). Einen Gonsmentar über 
ra lieferte. Heinrich von. . — dan hof 











266 Deitte Pericte A. 888 122. 


4 976. erſten Lyoner Synode unter Innocenz IV. vom 


Jahre 12450) und 10) die der zweiten Lyoner 
Synode unter Gregor X. vom able 1275, 
welche noch auf der Synode ſelbſt nich der Ord⸗ 
nung der Decretalen zuſammengeſtelkt wurden b). 
Beide werden an bie Univerfitie Bologna uͤber⸗ 


ſandt, und follcen eigentlich in’ die Decretalen re 


8. 97. . 


gors IX. an den paffenden Stellen Leingerůckt 

werden; fie wurden aber fürs erſte befonders abge- 
fiprichen.: und gloffirt, und fegen in don Man 
ſertpi größe beſanmer. U 


. 6 277. 

Wenigſtens in Italien (. 278.) hat der 
Schwung, welchen das Studium des roͤmiſchen 
Rechts erhielt, ohne Zweifel Einfluß auf die wiſſen⸗ 
ſchaftliche Bearbeitung des germaniſchen Rechts⸗ 
theils erhalten, bei welchem das Beduͤrfniß einer 
ſolchen am beſtimmteſten hervortrat. Weniger war 


dies wohl in Deutſchland der Fall, wo die Be 


ſchaffenheit der Quellen des gefehriebenen deutſchen 


Rechts Ähnliche Arbeiten hervorrief, welche, da 


" Peine ihre Umvoliſtandigkeit ergängende Rechte 


un Buch von Böhmer aus einem Eober her Berliner Bibliothel 


m Corp, jur. can, Tom, 3, Adp. Nro. 3. pag. 349. her⸗ 
| im welchem fie hinter den Decretalen Gregors IX, 
ee Bar rer Zr E77) 
en Re hin Emnäiiöufenmetingen, ‚det Lahbe "Tom. xl, 
P, 1. pag. 974, seq, 


1 











"IM. Rechtsq. V. Redheöbücher. 367 


quelle, wie in Itallen des rimifihe Recht, weben 4 277. 
ihnen ſtand, den größten Theil der beſtehen⸗ 
den Nebhrsverbältniffe umfaßten Die Weis 
thuͤmer ($. 258.) wurden während des zwölften 
und dreizehuten Jahefunderts inmer häufiger ſchrife 
lich aufgezeichnet und gefammelt =), die Stadt⸗ 
rechte (6..263.) durch Willfügpren ($. 259) 
vermehrt b), und die herkoͤmmlichen Dienf- 
rechte in geſchriebene zwiſchen Herren ud Ban 
nen verglichene Privilegien verwandelt), um 
fie nicht aufer Andenken Emumen zu Idffen d) 


3) Tu manchen Gerichten mwurben bie merfwärkigeren Zöciksihdener 
wohl in cin eigenes Buch 75 a 


telalters, Heim. 1790. 8. ©, 178 m. f 


» 5b) Die aueſte geſchrichene Willläühre, tie man Dis jest Fumg, 
find tie Soeſter Etatuten bei Haeberlin analecta medij - 
sevi Tom. -i, (Rümt, 1764, 8.) p. 507. seq. Inbeſſen 
wenn fie fih gleich als Wittähre antünbigt, fo iſt fie es dech 
nid ihbyem ganzem Inhalt nad. 


e) Ein Beiſpiel eines lolchen demagaãtig errichteten, doaq 
gen Dienſtrechtes, weiches, wie es ſcheint, im zwölften Jahrhun⸗ 
bert feine jetzige Geftalt erhielt und von bem Paciſcenten (da es 
vie Urtundeuform bat) ſchriftlich aufgefegt vurde, fan das koͤl⸗ 
nifche Dienſtrecht (bei Kinblinger mılinfierifche Weite. Th. 2, 
©. 68, der Urkunden⸗Samml.) abgeben. 


3) Was leicht der Zal war, wenn We Sch Dies anf Die Kraut 











268 Dritte Petiche. A. 8861272, 

8. ar Diefe Rechesquellen allein reichten aber nicht ans: 
fie enthielten den. Ausdruck des überhaupt gelten. 
den, auf gemeinfanten Grundlagen rußenden Rechts, 
auf befondere Verhaͤltniſſe und Bebuͤrfniſſe ange 
wendet, ımd nur auf dieſe beredme. Ein fie 

ergaͤnzendes Macht, wohl im Bewußtſeyn des 
Richters lebend, aber aus Feiner : gefehriebenen 
Rechtsquelle unmistelbar erfennbar, mußte noth⸗ 
\ wendig neben ihnen fichen. Aber weder einer hoͤhe⸗ 
ven Gewalt kam es in den Sinn, ein ſolches in 
einer umfaflenden. Geſetzgebung aufzuſtellen, und 
darin die Materialien, welche gefchriebene Gefege 
und gute Gewohnheiten darboten, zu verarbeiten, 
noch einzelnen Männern, an eine Sammlung ober 

Verarbeitung der für ein beſtimmtes Gericht for- 

mell gültigen Dormen Hand zu legen. “Der 

Richter hatte das Recht zu finden, das für fein 

Gericht paßte, das heißt, das den fuͤr daffelbe ver- 

bindlichen Normen entfprach und ihnen im Princip 

zum Grunde lag; es kam nur darauf an, ihm 
dies Geſchaͤft zu erleichtern, durch Zufam- 
menftellung der Gewohnheiten und Geſetze, ohne 

Muͤckſicht, ob fle für ein beſtimmtes Gericht an⸗ 

wendbar wären ober nicht, dies zu beurcheilen, 

mußte jenem ühberlaffen bleiben e); tm Ganzen war 


ih der vorgekoumenen Yülle gründeten, bie man nur durch Er⸗ 
fahrung kennen lernen fonute. ©. Note f, 


"e).Dm Berfaffer de⸗ Sochſenſpiegels läßt dies antdrucklich wie je⸗ 


LII. Rechtsq. V. Rechtsbuͤcher. 269 


das meiſte anwendbar was Im anderen Gerichten . 977. 
galt, da ja das Recht allenthalben im Wefentlichen 
gleihe Grundlage hatte, nämlich die alten Wolke: 
rechte und bie Eapitularien, wiewohl biefe bei fo 
vichfach veränderten Verhaͤltniſſen nicht mehr unmit- 
telbar anwendbar waren, fondern mehr die Wur⸗ 
zel des geltenden Rechts bilderen. In der Abficht, 
dem Dichter auf jene Weiſe zu Huͤlfe zu kommen, 
wurden feit dem Ende des zwölften Jahrhunderts 
Rechtsbuͤcher gefchricben, d. 5. die Rechtsſaͤtze 
zufanmengeftellt, welche dem Verfaſſer aus eigener 
Erfahrung bekannt waren, oder von ihm aus 
fehriftlichen Materialien gefchöpft . wurden, he 
Mechtsbelchrung anderer, welche des Mechtes, das . 


denfalls ſehr alte, werm auch nicht von Eife von Repgow felbft 
herrũhrende Borzebe (f. $. 279. Ann) 8. 195 — 211. ſagen: 


Swer an dissem buche 
vrage rede suche, 
Ob yme dar an icht missehage 
des ne tu er zu hand necheine clage, 
Unde wege de sache an sineine synne 
na dem ende unde na dem beginne, 
Unde ervrage sich myt wisen lüten, _ 
de die warheit künnen bedüten, 
Unde ouch haven die siete, 
daz se recht sin da mite; 
Ob er un yn dat: 
ein rechtere irvaren kan, ° 
Ich rate yme daz er alebalde 
sich daran gehalde 
wetide vil wiser lüte leren 
diez an gut keren 
Is bexrzere denne myn eines sy. 


270 Deite Pace. A. 88 172 


4.372. fe weiſen follten, unfundig wären f). Die Arbeit 
seftzedtte ſich bald auf has geſanunte öffentliche 
and Privetrecht, bald anf einzelne Theile deſſelben 


f) Daß der Sachſenſpiegel nichts als ein Buch zur Rechts be⸗ 

ltehrung feyn follte ind feine Samtninng formell gilitiger Se⸗ 

. fee, folgt aus ber vorſtehenden Stelle mit ber noch feigbelie 
ſtehen: — 
Gros mmgest get mich ın ' 
ick vorchte sere daz manich meit 

- dis buch wille meren, 
“ und begifine recht verkeren 
Unde tsie des an mich. 

In dem Prolog heit es eben fo: Des heiligen —* 
mynne, die sterke mine sinne. Dat ik recht unde unrecht 
der sassen besceide nach godes hulden unde na der wrerlde 
wromen, Des ne kan ik al eine nicht. dun. Dar umme 
bidde ik to heipe alle gude lüde die rechtes geret, of ya 
lenich rede beiegene, de myn dumme syn vermide unde 
dar dit buk nicht af ne spreke, dat se dat na rechte bescel- 
den na irme sinne, so siet rechtes weten, Und daß mar 
dieſes Rechtsbuch auch aus dieſem Gefichtepumkte wäüsflich anſah, 
und ſich zu demſelben zog, wie man ſich zu einem anderen 
Gerichte zog, um Des Rechts belehtt zu Werben, jeigt unwider⸗ 
fprechlich folgentt Stelle der beruhenen elbenbntgifchen Hand⸗ 
ſchrift des Sachſenſpiegele, nach Hermann Hennneltugnns olden⸗ 
burgiſchet Chronik p. 1. C, W. „Und baf folcher Graf eine 
Herzogm von Braunſchweig zur Ehe gehabt, ſolches beyeugt auch 
ein Naftaber Mönch Henricus Staifteln, ber ihme das Sachfen: 
foiegel abgeſchrieben und dediciret hat, niit biefen Morten fo au 
Ende bes Buches fijen: =- quem librum Joattnes comes in 
Oldenburg scribi fecit, pro quod vellet suis militari- 
bus nova introdutere jara toulta, vel staiata, sed pto eo 
tantummodo, quis suis femporibus fere milites et 
militares sul dominil seniores moriebantar, #0 qued per 
obsentiam eorum Jura parensum suorum fuerunt vi» 
ventibus militaribus tune existentibus mulium inco- 
gnita, et in Ipals juribus sarpe claudicobeant, Item 











! 


Hl Reben. N. Rebüder: a 
7 


A. Die Ale Dicheshche Faden fh im 
Aptolien fir Set Theil des Dede, der weder and 


: 6378. 


dem lomibarbifchen noch aus dem römifchen ge" 


feprichenen echt beustheile werden Fonnte, und 
finb une: durch Das longobar diſche Lehenrecht 
(Liber oder Libri fendorum, Consuetudines 
feuderum) aufbehalten werden 1). Die Sams 
kung, welche wir jegt mit dieſem Damen bezeich⸗ 
nen, iſt nicht . von einem Derfafler und aus einer 
Zeit, ſondern aus mehreren Diechtebsichern : und 
derin Gupplementen.. mh. und nach entſtauden 
Mit Sicherheit laſſen fih drei Hauptbeftandeheile 


pro eo, 'ut si öligul milltures, super guücungue re 
‚fierent ülscordentes, Ha qued sibi jus Soxonum eli- 
gerent propter praesentiam istius lbri, hufuemodi rei 
es causae, pro quibus fuerunt. diseordanses, parere 
possent, suis — et expenels. 


.) Bagl. G. L. Boelimer de aetäte vetustae —*—** 
num feudalium Longobardicaram coflectionis, quam vulgo 
libres feudorum vocant; in befien. Observat. jur. fend, 
(Gyett. 1764. 8. Nro. 1.) Biener primse linese her- 

, juris fendalis Lips. 1780. Cap. 1. C. W. 
Paetz ‚de, vera lihrorum juris feudalis Longeobardici ori- 


- 


gine. Gost}. 1805. 4. De leiteren Scheife bin ich in den 


derigen Yusgaken mit wenigen Abweichungen ‚gefolgt, Seitdem 
if die Entſtehungegeſchichte des langobardiſchen Schenrechts 
essführlicher imterſucht von: C. J. Diack, Literärgeſchichte 
bes longobardiſchen Lehenrechts bis zum vierzehnten Jahrh. 
Herd 1838.8 €. 4. Tafpıpres, fiber bie Entfichug und 
Aiteſte "Bearbeitung der Libri feudorum. Berlin 1830. I 
Die Wefultate beider, beſonders bes lezteren Schrift, find 
Gier beugt. 


72 Dritte Periode. A. BBB- 4972, 
39%. derfelben. unterſcheiden: 2» ein Auffak über das 
> .Mehenreche und deſſen Awelchnugen wor ’rörkifchere 
Mecht, der. einen gelehrten lombardiſchen Juriſten 
zum Verfaſſer hatte b),. den aber. nicht einmal eine 
Gage nennt, und viele:Zufärge: erhielt, mit. welchen 
zuſammen er unfer: jetziges :eufles Buch bilden: Der 
arfpteinglihe Xertift außerhalb Mailand, ſchon 
von t437, aber. erſt tenzwölßten Inhrhundert ge⸗ 
ſehrieben e); die Zirſatze beſtehen ‚ans Erflärungen 
amd, Bemerkungen, zw. welchen ber: urſpruͤngliche 
Gurt Weranlaffung gab,. aus Eprerpten aus Ge 
ren), Erfabrungm, die aus: # willen Rechts⸗ 


RD FT - _ s u \ n ſpruͤ⸗ 


..b) Die. ganje Darſtellungsweiſe, die immer die — bes romi⸗ 
ſchen Nocht⸗ — ht ‚en Beet ie dieſen 
Amltand übrig⸗ 


Ber Bewels Vegt‘ beine in ir Wermdftlen, bie Hier 

Über das Crb= md Berknktrumgeret und den Proceß aufges 

werten S. Paetzuluc. pı 11,0. 9%, Seitdem hat 
1. af pepres ihn noch golftändiger geführt: S. 167 u f. 


ES. 19:91. 99 Michfäipaft bleibe 66 "and welchen Ges 
"T fenen fie entlehnt find. ehfpepres SPP. u. f. him 
* “a den Eitaten bes‘ Kabob” von Wrbhant an’, 'fie ſeyen aus 
' Kiner Emmfikution Lothars IE. entlehnt / wache von jenen mit 
dei: Anfangoworten als Lex Qaicunque 'ciirt’ weit. Für 

‘ die Sielle J. F. M. mag dies richtig fehn, ba ber Anfang 
nichts anderes als ein Erterht mit erflärchben 6. ©: 
fritra armuni et mehsem — für ahnuni eb’ — veluti 
mottis etc, zur Erflänmg ven justa cause) dus beit Gefch 
u. iſt, von welchem II. F. 62. $. 3. bie betteffende Stelle felbit 
" mmthätt, die aber keineewegt beh vollſtändigen Anhakt des Ges 
" feßes wiedergiebt, Gleichwie aber der @ingang von I. F. 19. 
auf einer ſichtbaren Berwechslung Lothars II, und Lothars I. 














IL Recesg. af Rechteb. 8 Cons. feudı % 213 
” m sgnommen find, melde andy un uweilen an- 4,978. 
"werben e), aber flrlien fich Ri Auch me 
auf pindung des roͤmiſchen Rechts ), oder 
der Beltimnungen des loinbardiſchen Rechts, be⸗ 
ſouders ‚über bag DBeweisverfahren IN die. auch 
bei ben hemasinf iuläffig war bi, Wie 
weit dee urfprüngliche Text reichte, und was da⸗ 
geg Fifa if, laͤßt ſich nicht mehr beftiiniten ; 
gewiß gper ift, daß manche Ergänzungen aus eine 
viel Iäferen‘ Zeit, fi nd, in welcher das Rechtsbuch 
ſchon mit. anderen Ähnlichen, pirbunden 1 Un VUmlauf 


beruht, ent auch in "ber Winkle, "aus Weiher? Yaccb sm! 
ẽ ſchorty/ Die Conſtiention ECoprade Kl; anf dexen ""Tubakt \ 
Tit, 19 8 1. geftlgt iR, Lothar IL. zugeſ pder deren 
Inhalt it dim Geſetz Lothars AI. wle it einen Banjen gehb⸗ 
rig dechunben geneſen ſeyn. Bit Si. ſcheint Mh, auf an 
‚@efeh; zu fügen, welches Überhaupt, vom Berfufk deß Zahent 
bandeltes es fönnte eben ſo gut das bei Ardizo unter ber Ru⸗ 
btit de fendis et beneficiis eingerũckte erſte Geſetz Heintichs HI, 
(Senckenberg C.j. f.0d. 2.2.5890 fun, a m: 
Zothare II. Denn Ardizo fchreibt ja wie Laſpepres ſelbſt 
mertt, bie fogenannte Lex Quicunque nicht gerade kothar IL 
zii; und wie wiſſen gat nicht ds ee eigentlich damit miehlt, 
Daß Unbtlas de Iſernid ihr Anfang des vierzehnten 
derts, bei einem Eitet des Odofrrdus, wus auf jene "fogemnmte 
Lex Quicungue ſich zu beziehen [heine (Bafpeyres S.182,), 
bie Bemerkung macht, dies fi et in den gewöhnlichen Dand⸗ 
ſcheiften fehlendes Geſttz Lothats IL, kann nichts entichetben, 


9 LF. N. 4. 1. 28. | . 
h LF. 3. pr. | 2 
BO L F. 10. ia %. el 
LF. 26. 4. 1. 1. F. Æ. 

Bo. IL [18] 


.—. 


\ 


ÜBEL 


8. sie.‘ mar. Dote d, daß mehrere son eineni mit den 


x 


Ant chten der mailänbifchen Lehnoſchoffen 
Verfafler herrühren, der namentlich die 

gen. des ‚mailändifchen Conſuls Gerardug. (Niger, 
Sapagiffi). fannte !), und daß eben Daher, biefer 
felöft der Verfaffer der Zuſaͤtze ſeyn konnte, durch 
tweldhe das Rechtsbuch in Mailand vermehrt wurde, 


wiewohl es dafür feinen Beweis giebt &. 2) Aus 
zwei Aufſaͤtzen des Obertus ab Orto, ‚Seife 


wu. Mailand und wie erardus Zeitgenoſſe K 

Fliedrichs J, über das Lehnsverhaltniß, der cine 
von ber Natur des Lehens und deflen Erwerbung 
AL F. 1: u- fi}, der andere vom Verluſt deg Le⸗ 
hens (I. P 23. 24.) handelnd, iſt durch aͤhnliche 


Zuſatze, wie ſie das aͤltere Rechtsbuch (Nro. 1.) 
ethalten hatte, ein zweites um die Mitte des 


zwoͤlften Jahrhunderts entſtanden. Auch hier iſt 
uefprumglicher Tert und Zuſatz nicht mehr genau 


J F. 37. dergl. mit M. F. 51. 8. 6. Diefer wer ein Reit: 
genoſſe Kaifer Friedrick L Otto Frieing de sent Frid, 
"LL.2 Cap. 13. 


‚k) Denn daß die Beriveifung auf Meinungen bes Obertus, Ges 
xrardut. Gtephanus und ‚anderer, welche in ben lezten Titeln des 
zweiten Wuchs Ifter Angeführt werben, nicht gerade auf bie 
Schriften jener Männer zu beziehen find, hat Kafpepres 
&, 149. u. fu wie mir fcheint, allerdings bargetban. Damit 
ift aber bie Borausfeßung, daß der Verfaſſer fpäteter Zufühe In 
der Stelle IE F. 51: $. 6., um deswillen ben Gerarbus als 
Gewährsmann für bie I. F. 27. über bie Lex commissoria 
anführt, weil er wußte, baf von ihm Stellen des erfim Bachs 
Berrfhtten, micht widerlegt. 


”» 


TU. Rechteq. V. Rechtsb. 1. Cons fend. 275 


zu unterfcheiden; manches was anfangs dazu ge⸗ —X 


hörte, hat auch fpäter einen anderen Platz erhalten 1). 
Beide Rechtsbuͤcher ſcheinen bald nach dem Jahr 
1155, in welchem das IE. F. 27. befindliche Geſetz 
Sriedriche I; erlaffen iſt, zu einem Ganzen verbun⸗ 
den worden zu feyn (Note m). Bas zweite 
Mechtsbuch, bildet if. diefem, nad) den Veraͤnde⸗ 
rungen, die es in der Folge noch erhalten Kat 
(More H, die erften 27 Titel unferes jetzigen zwei 
ten Buchs. 3) Gleichzeitig mit dem zweiten Rechts⸗ 
buch, ſcheint eine dritte Compilation einzelner Be 
merfungen, Gewohnheitsrechte, Anwendungen von 
Grumdfäten des roͤmiſchen und lombardiſchen Reches, 
und Gefetzen Lothars IE "und Friedrichs I. ange- 


legt worden zu fern, die, nachdem jene beiden 


Stechtebticher verbunden worden ‘waren, auch an 
diefe angereiftm) und allmaͤlig mie Ruͤckſicht auf 
deren Inhalt vermehrt wurde "Sm Ihrer erſten 
Anlage gehört fie einem’ malländifchen Juriften 
an =); wenn man überhaupt von einem einzelnen 
„Zeudiften” ſprechen will, ſo wäre‘ dee darınter 
zu verſtehen, welcher diefe, drei Stuͤcke zu ginem 


I) Die Stellen I. F. 14 bis 18. ſcheinen nach der Tübinger Hands 


ſchrift nefpeünglich zwiſchen IL. F. 22 und 23. geftanben zu ha⸗ 
ben, and werden in jener einem Ugo de Gambolado ae 
ben. Laſpeyres S. 174 u. f. 


m) Rach den Hanbſchriften, weiche Hinter Tit. 27. bemerken: hie 
finitar lex: deinde consuetudines regni incipiunt. 
2) Bergl. Died a. a. D. S. 174 f. Lafpeyres @ 307 uf. 
[ 18° ] 


t 


ı 


' 


276 Dritte Periche. MA. 8681272. 


$. 378. Gangen: verband, mid bag. dritte mit Ruͤckſicht 


— 


auf. Dem Inhalt der heiden erſten vermehrte. Er 
wäre demnach für einen Maffänder zu halten. In 
der Geſtalt, melrhe das Ganze durch diefen erhielt, 
bis 56 des zweiten Buchs einſchließlich, in unferem 
jetzigen Rechtsbuch umfaßt gu ‚haben, und in diefer 
geſchloſſenen Geftalt unter Aam Damen Consuetu- 


dines oder Liber fendorum vor 1166 (Mote p) 


in Bologna bekannt geworben zu ſeyn. Hier wurden 
zu Ende des zwoͤlften Jahrhunderts die neueren 
Geſetze, welche Friedrich J. ſe it dem, aber nicht allein 
ſondern mit feinem Sohn Heinrich VL gemeinſchaft- 
lich. erlaſſen Hatte (Mote 2), die daher noch nicht 
in:der Sammlung ftanden, hinzugefjigt, das Ganze 
aber auch. wohl an die Novellen angereiht, weshalb 
eg auch decima collatio heißen konnte o), und 
diefe Benennung auch wirklich erhiele (More 5), 
wiewohl fie die frügere ‚nicht verdrängte, fondern 
diefe vielmehr die gewöhnliche blieb. Schon Bul- 
garus hatte Gloſſen zu der Sammlung : gefchrie- 


0) Joannis (Bassiani) lediura in Authentitas hinter Azo- 
nis samma in Codicem. Venet. 1610. p. 1210 seq. in 
prooem. Ultimo autem loco, quia utile vimmm est, Zages 

norus Federixi et Hentiel et vonsuetudines in scris 
pfls rednetas circa feuda legitime approbatas, placnit legi- 
time copulari et sub idonels titulis collocari, ut omnia 

. per ordinem evidentiorem praestent intelleetam; quae de- 

cima poterlt cöllatio s. compilatio non. Irfationabiliter 
nuncupari. eher die Aechtheit diefer Stelle f. die erſte Uns 





II. Rechtsq. V. Rechtsb.1 Cons. —* 277° 


ben P), und noch im’ zwolften Jahrhundert Baten 9. 778. 
deren von anderen, namentlich von Pillins hinzu. 

Die Eintheilung. in zwei Bücher, da. fie mit dev 
Entfichung der Sammlung in natürlidem Zufam- 
menhang fteht, harte diefe wahrſcheinlich ſchen the 

fie in Bologna befanne wurde; die Vezeichnung 
einzelner Abſchnitte durch Mubrifen (Titel), ſcheint 
hingegen der Mechtsfihule von Bologna anzugchd- 

ren 9). Die Abfchniete, welche durch die frühere 
Einrichtung und daher ziemlich zufällig entſtanden 
waren, fiheinen dabei ‚aber Anfangs beibehalten, \ 
und daher die Eintheilung, bie ſich aus der Summe Ä 
des Jacob von Aerdizone und dem Apparatus des 

Jacob Columbi noch erkennen laͤßt, ſo unbequem 
geblieben zu ſehn, wie ſie ſich bei dieſen darſtellt r}. 

Unter Kaiſer Friedrich LI. ſtellte Hugolinus Pres⸗ 

byteri (} 1233) am Ende der Consuetudines 

alle Sonftitutionen Friedrichs L und Friedrichs IL 
zufenmmen, und verband damit zugleich die Lehns⸗ 

gefege Conrads IL). So entfland ein bedeu- 


p) Alvarottus lectara super fend. in prooem. Bulgas 
zus enim et Pilens priufitus glossaverunt. Zaſpeyres 
©. 345 u. f. Schon vor 1166, bem Todesjahr des Bulgas 
zus, waren alfo alle drei Theile des Rechtsbuchs auch verbunden, 


q) „Sub idoneis titalis” Note o. Vergl. Lafpeyres ©. 289. 
r) Die Nubriten nach ber älteren Rubrikation, aus Jacob von Ars 
dijone nachgemiefen, f, bei Zaſpeyres ©. 60. 


e) Odeofredus Comment, ad Cod, Justin. ad Auth. Cassa \ 
C. de SS. Ecel, (1v.3.). Vt umm sclatis, Autheuticum 





278 Dritte Periode; A. 888- 127%. 

6 978 tenden Anhang des Rechtebuchs, der aber in dem 
älteren Handſchriften anders eingerichtet war, unb 
auch - in den. fpäteren nicht gleichförmig beibehalten 
wurde: Das Rechtsbuch felbft hatte nichts auf- 
genommen was ſchon in der Lombarda fland, wohl 
aber auf: die in dieſer enthaltenen Gefege Ruͤckſicht 
genommen. t). Daher fehlten. in allen. Handſchrif⸗ 
ten der litera volgata nicht nur jene Geſetze Eon- 
rads IL, fondern‘ auch die Heinrichs II. (in Deutſch⸗ 
land IE), welche das Lehensverhaͤltniß betrafen, 
und die. Geſttze Lothars I. ſtanden nur unvollftän- 
dig darin, weil fi) davon in den: damaligen Ab⸗ 
ſchriften der. .Lombarba: bald mehr bald weniger 
gefunden haben muß ($. 269.) . Eine. ktera vul- 
eata der Consuetudines muß fi aber ſchon 

‚ früßgeitig gebildet haben; fie. enthielt den Tert ber- 
felben fo wie er in Bologna is Umlauf gefommen, 


quod 'fuit compositum a Jusliniano, 'hadet norem callstio- 
nes. Pustea cum venit Imperator. Federicus Janior misit 
has constitutiones ad tivitatem istam doctoribus legum, 
ut aptarent eas singulis —— Iogibus sub ‚congruentibus tjtulis: 

et ita feverumt Doctores dum convenerunt in 5. Petro 
cum istam aptaverunt ad legem istam, Posten quid fece- 
rant! Domings Hugolinus post nonam collationem posuis 
librum feudolem, et omnes canstitutiones Federici 
æt antigui et junioris, et aliquas leges Conradi ‚Imp. 
et vocatur decima collatio. Sed pauci sunt, ‚qui ha- 
 beant ita ordinsse in lihrie auis. 


t) Auf Gonrabs II. Gifege: i.rF1i. 6. 1. Auf andere, die voll⸗ 
ſtaͤndiger ober unbollſtäubiger in bee, Bowbarba erholen gene: 
. fen.fey mögen: LX. 10. 21. 92 . 


m. Rechieg. V. Rechtsh. 1, Cons. fepd. 279 


weiter abgeſchrieben und „gloffrt worden tar. $. 278. 
Einige "Veränderungen find“ auch mit dieſenn vorge 
gangen, aber durch Feine planmäßige Ridackion, | 
nur allmäligtt). "Daß außerhalb Bologna dagegen, 
Das Rechtsbuch, zwar mit denſelben Grundbeſtand⸗ 
cheilen ; aber. nach der Natur feiner Entftehung, 
mit Abweichungen in einzelnen Zufägen, fih finden 
mußte, läßt fich ſchon vorausſetzen. Die Befchaf- 
fenheit folcher Handſchriften veranlaßte, daß “Jacob 
von Ardizone in der Summe, bie er um das Jahr 
1230 über das Lehenrecht ſchrieb ©), als Capitula 
extraordinaria auch das zuſammenſtellte, was er 

in den gewöhnlichen Handſchriften nicht fand. Zu 
diefen gehörten nicht nur Bemerkungen und Er- 
fahrungen, wie fie der- Feudiſt/ der Sammlung 
zuie Dbcfihe anf ihee Früßeren Beftandefeile bei 
gefüge hatte, in betraͤchtlicher Zahl, ſondern auch 
Ergänzungen aus der Lombarda,. welche. namentlich 
aus den Geſetzen Heinrichs IH. v) und Lothars II, 

fo weit ſie das dehenoverhaͤltuiß betrafen ” ent⸗ 


ei) ©. Lafpeyres ©. 2 nt u 


m) Ueber biefes Wert f. Rafpepzıs e. uf %. gerbiente 
eine neue Ausgabe, mit Mürkficht auf die neueren Unterſuchun⸗ 
geu Über bie Geſchichte des Behenrachts, 

v) Ir Der jeige Tit, 57. be Vulgata.. 9 Das Eapitel des Ja⸗ 

son Pirbigone de militum bepeficiis, Senkenh. C. j. f, 
Pr a» mit ben Bufangtponten: 
Si oontigerit. Senkenb, p- 583. . ; - . 
w) ©. oda Rote — 0 





ISO Weltie 9 Perie, Ä ss ME» 


4.978. nommen waren. Bon den Esemangen der lezte⸗ 
ten Art iſt zufaͤllig ein Stuͤck aus den Geſetzen 
„Heinrichs u zu Tit. 67%), von, den Ergaͤn jun⸗ 


2) Die Selnde, 06 weidien Bafpeprei ©: I und 367. tiefes 
und das dritte, Mote v. erwähnte Städt Heinzich-III. abſprechen 
und Heinrich, VL zufchreiben will, feinen mir undalther. Sätze 
es ein. Geſetz bes gleichzeitigen Seinriche VI. fiber bie Seldie 
gegeben, fa önnte es fi surmmögfich unter bie Capitzda extra- 
ordinaria verloren haben, und erſt durch Bufull wicher in die 
Vulgata mit bem Zweifel gefommen feyn, "welchen bie G@lofle 
beifügt : sitne lex vel nom. Die ſehr Ireffende Erflärung, welche 
"Rafpspres felbft von der, @rwähnung der Geſetze Heinrichs Pei 
. Iphannes Baſſianus giebt (Npte 2), nimmt den Hauptgrund 
weg, aus welchen man noch Zweifelhbaͤtte Keygen konnen, ob 
‚ichs 11. F. 57. bier gemeint‘ und biefes Heinrich VI. gugefchrier 

. hen ſeyn möge. Auch die Grundfäge, bie I. F. 57. aufseſtellt 
. werden, find die aus I, F. 5. altbekannten, und wenn, wie 
Zirfpepets meint, die lezterr Stelbe ſich auch auf das Gefetz de 
wmilitam :heneflciis Aliken fönnte, fo beweiſt dies vichts für 
Heinriche VI. Antheil au IL F. 67. Die Erwähnung von fünf 
Beugen ‚ welche nach Laſpeyres nicht fol alt fepn kömien, weil 
im Mechhabuch. nur davon dis Nede Jen, daß der Maſal vor ber 
Gurie der Gelonie.überfähet werben mäffe, ſoricht eben für das 
Alter der. Stelle, bie, mit der Lex de militam beneficiis vers 
wiichen, ſich noch wie biefe an die alten Formen des Weweifes 
hätt, welche freilich nach ben Formen des zwölften Japrhunderte, 

in welchem das Bechtsbuch geſchrieben wurde, nicht mehr im Ges 

br auch ſeyn mochten, ber doch nach ber Lex de militum bene- 
Gchs un uch ſt entſchelden ſollte. Am wenigſten kann ber Ge⸗ 
brauch des Worts ſondum gegen das‘ Alter des Gefetzes ſpre⸗ 
chen. Theils iſt €6 nicht gewiß, Daß: fendum "in ber Mitte des 
eilften Jabrhunderts in Italien noch gar nicht gebraucht wor⸗ 
den fen; im Frankreich war es ſchon ‚An Jahrhundert feiher ein 
betannter Ausdruck, und der Eonchient des Glſetzes brauchte 
nicht nothivendig ein ·Löiihakde pur ſthnj heile iſt in Ih F. 57, 

fo wenig als in I. F. 2. bir Inhalt: des Geſthes wörtlich wies 
bergegebeu; beide find Excerpte aus veffänbigen Befeken, und 
das „feudum” fan in ber eiſten Stelle auch auif Piichnung 


II. Kehtbä. V. Kechtsb. 1: Cons, fen. 281 

"gen der erſten Art eben fo zafaͤllig eine — ER 
‘von Bemerfüngen in den Vt. 58. der litera vu 

gata gekomnien 7). ' Mit dem älteren Anhang den 
Johannes Baſſia anus beſchreibt (Note o), und mie, 

den neueren und Älteren Kaiſergeſetzen "nach der 
Anordnung, welche Hugolinus denſelben gegebeh . 
hatfe, hielten es dagegen die Abfchreiber emlich 
willkuͤhrlich, und die Handſchriften enthalten ge⸗ 
woͤhnlich nur den coſtnitzer Frieden, von welchem 
Johannes Bafſianus ſpricht, und bie Conſtitutid- 

nen Friedrichs II. ) , ſelien aber auch die Geſeie 


I Ba nd; u a an m 


et mensom.” 


) 


y) Die Bicffe bemertt: hie intitulaten de notis —— qula 
potias puto fore notas siye notulas super. feudis ſactas, 
‚ quam debeant esse de text consaetadinum. 


5) De nova⸗ legen Frideriei,, Mote a, muͤſſen Befehe im * 
genſaß ber Älteren, dik ſchen im Btschtebuch ſtanden, bezeich⸗ 
nen. Eben darum haͤt Laſpeyres S. Wo u. f. gewiß Recht, 
wenn er aüsfühet, dei Hiermit den leges Frideriet.et Heurici 
nichts anderes als- der coſtnitzer, ayedrucuch mis im M 
Deinrichs VI. geſchloſſene, Friede gemeint ſey, der für ein Gele 
galt, und eben ſowobhl als die Eonftitutionen Friedrichs II. vom 
7.1330 in den Kandfdyeiften : zum Anhang dis Lehenrechtss 

"Vs gehort. "Die teren im fliuften Jabrzehnt des pwölften 
Jabrhamderis erlaſſenen Beftge, bie in den Titein 54 bis 66. 
authaten ˖ find, Cönnen- iim Gegenſatz von II. F. 53;, bas ohne 
Zorifel von ſeher zus dricten Fompilatien gehört: hat EMipeyres 

S Mt.), nicht Lagen nowab heiſen. Gs iſt daher⸗ gar kein 
Grund zu der Annahme vorbanden, baf nicht die Consuetu» 
dines, als fie in Wblegna-befannt wären, ſchon Bis Yiti 66. 
imel. gereicht hätten, und aus Tit. 54 — 56. einen vierten Haupt 
beſtandtheil des Mechesbuche ju jacken. 





282 Dritte Perigde: A. 888— 1272, 


6. 378. Conrads UI. und bie Geſetze Fricdeihe J vor dem 
Caoſtnitzer Frieden, die Hugolinus wie es ſcheint 
alle, ohne Ruͤckſicht auf das was fi davon ſchon 
‚in dem Rechtsbuch felbR fand, zufammengeftelle 
hatte ae). Die Gloffen zur litera vulgata bear- 
‚baitere Jacob Columbi in einem Apparatus um 
‚1240, welcher mit wenigen Veraͤnderungen die 
Grundlage der Glossa ordinaria des Accurſius 
geworben iſt, die Das Lehenrecht als decima col- 
latio auch mit umfaßte bb) Au der urfprünglichen 
Eintheilung in Titel. war ſchon vor Accurſius 
manches geändert worden, obwohl die ältere noch 
zur Zeit des Jocob Columbi ‘die gewöhnliche ge 
weſen ſeyn muß; Accurſius wich von dieſer noch 
haͤufiger ab, und fo viel auch fein Auſehen dazu 
‚beigetragen haben mag, mehr Gleichformigkeit in 
die Einteilung zu Bringen, hat ſich doch eiſt nach 
"und nach eine gemeine nenere Rubrication gebil- 
det ee). Die Verbindung des Rechtsbuchs mie 
"den Movellen, der Umſtand, daß es viele Faiferliche 
Seſete enthielt, daß es wie das roͤmiſche Recht 


| aa) Bngolund muß ud) bie Meren Gefehe Fuicbriche I. mit ben 


iegen, - Er hat alfe weht II. F. 27, aud zeit Sinter IL F. 
5% eiugereiht, und bied, fo ale Die dabei Hingsigefügtes Geſetze 
"lenmabg hatten bis Ganbfcuifem aux. fehen „ite, andimie.” 
BD mal. Eaton 6 3 u . 


- cc) &. ebendaſ. 8 36. g. ß. 


J 


111. Rechtsq. V. Rechteb. 1: Com foud. 3 


gloſſirt war und in SBorlefungen erflärt wurde, 4.078, 
erhob Das Rechtobuch allmölig zu dem Anfehen 
eines gemeinen Lehenrechts, und es "wurde ver- 
geflen, daß es feinem Urfprung nad) blos lombar- 
diſches auf beſonderer Gewohnheit beruhenden 
Mecht war, auch die Kaiſergeſetze, welche es enthielt, 
großentheils fih nur auf jene bezogen ID), unp 
nur Einzelnes darin nach ber Abſicht des Geſetz⸗ 
gebers felbft für das gefammte romiſche Reich 
Geſetzeskraft beben ſollte ee). 


Erſte Anmatung Ueber die ‚Verbindung bes 
Eehenrechtsbuchs mit den Novellen - | 


Die Aechtheit der Stelle bei Johannes Baſſlanus oben Note o 
kann wohl nicht mehr bezweifelt werben, ſeitdem bargethan iſt, daß 
das Lehenrechtsbuch ſchon zu Ende des zwölften Jahrhunderts fu 
ber Necenſion vorhanden war, welche man aus der Summe bis 
Jacob von Ardijone kennt. Laſpeyres ©. 266. u. f, v. Sa⸗ 
vigny, welcher bie Hechrhält jener Stelle fortwährend verwirft, 
Käugnet auch nicht die Möglicheit einer ſchon vor Zugolinus geſche⸗ 
henen Verbindung ber Novellen und bes Lehenrechtebuche, fonbern 
‚dab es an einem gefchichttichen Grund fie anzunehmen fehle, weile - 
die Stelle bes Johannes eine Interpolation ſri, in welcher die bei 
Ddofredus befindlichen Thatfachen erzählt wirdm. Es oil eine 
ganj zufällige und ſehr natürliche Ungenauigkeit“ ſeyn, ba. bei 
Jebannes wur Geſche von Brievrich wnb Seinrk, und Dagegen Wei 


dd) Zilk Eencads II, Geſetze Über die Erbfolge, Letbars und 
Friehriche I, Wefeke über bie Weräuferung, In Beitfcrland 
galsen Über dieſe Fragen bes Lehenrechts ganz audere Degein, 


ee) Mie Eonpjtuplen, non ben Riygelien if bios auf bie Berfaflung 
pen Sralien uch has Ybifche Werk argräntet. €. weten. 369, 


N 


284 Dritte Peiode. A. 8881972. 


4. 9178. 


& 2379, a 


Gbefrebüs iur Geſetze von Frlebeich I. und IL. und Gontab erwähnt 
md, und, weil eiccurſius das Werk, des Johannes vermehst bat, biefe 
Stelle dem Hrcurfins jugefchrieben werden. Dies fönnte man gelten 
Ioffen, wenn biefelbe Thatſache, nur mit verfchiedenen Umſtänden, 
ergäpte wfirde; aber hier ſind die zählten Thatſachen ganz verfchies 


den. Dbdofredus fpricht nicht zunächkt davon, daß Hugolinus faifers 
‚Uche Eonftitutionen mit dem Lehenrecht erſt verbunden habe, mon, 


von’ bei Johannes bie Rebe ft, fondern von einer Anorduung, ' 
die er In Hinſicht des Lehenrechtsbuche und der Einrückung ber 


kaiſerlichen Conſtitutionen hinter demſelben getroffen Babe, zu welcher 


die Ueberlendung der Gouflitstionen Sriebriche IT. Die Verau⸗ 
laffung gab. Rei Johannes wird ven des Thatſache geſprochen, 
daß man das Lehenrechtebuch, in weichem fchon Gefche Friedriche J. 
enthalten find, mit deſſen und Heinrichs VI. neuen Geſetzen vers 


‚bunden. und rubriciet babe. Hugolinus rückte hinter dem 


Liber feudorum alle Geſetze Friedrichs J. und IL ein, wobei freis 
lich ber Name Heinrich VI fbergangen werben konnte, weil ber 
‚sofiniger Friede auch zu den Geſetzen Friedrichs I. gezählt werben 
‚tan, obne dabei des barin mitgenannten Sohns beffelben ausdrüds 
‚Sch zu erwähnen, und fügte bie Gefehe Conrads bei. Das Lehen⸗ 


"Techtebuch mit dep Kaiſergeſetzen bemerft Johannes könne man die 


decima callatio nennen, und Hoofrehus fagt, es heiße fo, nicht aber 
daß es erft von Hugolinus ober feit-Bugolinus fp genannt werbe. 


Bergl. Leſpeyres ©. 274 u. f. S. 332, 


6. 279. 
II, In Deutſchland findet man im dreizehn⸗ 
‚sen Jahrhundert zwei Rechtsbuͤcher a), welche ein⸗ 
‚ander ſo nahe verwandt find, daß entweder beide 
auf einer gemeinfchaftlichen älteren Grundlage 
ruhen müflen, oder das eine als Bearbeitung des 


9) Das michgfe übe Me einmatn ab Di Bnsgaben der baute 


III. Redjtäg..V. Rechteb- &: Sachſenſp· 985 


anderen anzuſprechen ift. Das eine heißt in den 4.0. 
Handſchriften durchgehende ‚‚Landredhe, und wo 
der zweite Theil b) Damit verbunden üft, „Land- und 
Lehenrecht⸗, in einer ſehr alten Vorrede wird das 
Landrecht, Spiegel der Sachſen, genannt e) Das 
zweite Rechtsbuch fuͤhrt in den Handſchriften am 
gewoͤhnlichſten ebenfalls blos jenen Titel „Landrecht 
und Lehenrecht /“; die älteften Handſchriften fchei 
nen Feinen anderen Titel zu kennen 9). Es heiße 
aber auch das Kaiſerrecht; doch wie es ſcheint 
nur als eine Erklaͤrung des Ausdrucks —* 
recht e). Die älteften Ausgaben aitchnan ‚auch 


b) Bergl. ımten 6. 281. BEE 
e) & bie erſte Ammertkung pu u dieſem Paragravhen. Die. Stelle 
aus ber zweiten rhythm ſchen Vorrede laute (8. 178 — 182): 
Spigel der Saxen 
Sal diz buch syn genant, _ a 
wende Saxen recht ist hir an bekant, 
Als an einem spiegele de vrouwen ‘ 
 ire,antlise beschouwen. . Eu 
d) Der Eober Ambraſianus (Senkenberg Corp. jar. Germ. 
Tom. 2. Sect. 2.) nach Senkenbergs Befchreibung unb ber 
vorgefezten. Schriftprobe in das Ende bes dreijehnten Jahrhun⸗ 
ders. zu ſetzen, beginnt: hie hebet aich an das lantrecht 
beoch. Auch in den fpäteften Handſchriften findet man bies 
eben fs ohne irgend einen Zuſatz; aber anheben in > beim. auch 
m Reiferzecht "' a 


e) Ber unten 6. 2382. zu ermwähnende idcherſer Pe fegt 
dor der Werrede: Hie beginnet aik de vore rede von deme. 
keyseres rechte. Ob auch der Sachſenſpiegel, jedoch nur außer 
den Handſchriften, die Benennung Kaiſerrecht hat, iſt ſchwer zu 
entſcheiden; die Anführungen laſſen meiſtens zweifelhaft, weiches - 


286 Dritte Petiobe. A. 8881979. 


9. 779. 


N 


den Ausdrud Spiegel von dem erſtgedachten 
Rechtsbuch md namen das leztere einen Spiegel 
Faiferlichen und gemeinen Landrehts ft, 

Von einer gemeinfchaftlichen Grundlage beider 
Rechtsbuͤcher hat ſich bis jezt keine Spur gefun⸗ 
den 8); nur die zweite vorhin gedachte Voraus⸗ 
fesung kann daher flatt finden. Als das ältefte 
beider Rechtsbuͤcher iſt aber ohne Ziveifel der Sach⸗ 
fenfpiegel anzuſprechen, deſſen Verfaſſer nach dem 
Zeugniß der Älteren Vorrede, welche wenigſtens 
noch dem dreizehnten Jahrhundert angehoͤrt, wenn 
fie gleich dem Verfaſſer ſelbſt wohl nicht zugeſchrie⸗ 
ben werden darf b), ein nordthuͤringiſcher Land⸗ 


ber beiden Dtechtöbficher gemeint IR. S. mein deutſches Pris 
Yatrecht. &. 10: Mote b. 

H &o die Mupköurger Mudgabe von 1480. Gpangenberg 
©. 9. | | 

g) Der Vetas auctor de benefielis farm nicht einmal für Alter 
als kt füchfifche Rehenrecht gehalten werten. ©. uns 
tn ©. 


H Ueber bie Worreden f. die erſte Anmerfung zu dieſem Para⸗ 


. Die hier von Homeier gegebenen Grünbe für das 
Höhere Ulter bes Aten Thells der rhythmiſchen Vorrede, ſcheinen 
inte zu entfcheiden, daß fie noch in das dreizehnte Jahrhundert 
gehört, und damit ſtimmt auch überein, daß der Codex Arpia- 
mus (Dreher, Beitr. zur Ritteratur u. Geſch. b. d. X. S. 146.), 
im J. 1296 gefchrieben, die Benennung Sachfenfpiegel ſchon 
kennt; nur glaube Ich nicht, dag fie von Eife ſelbſt ſeyn famr. 
Es paßt wohl nur für ben Berfaffer einer Borrede, ber diefe balb 
nach ber Vollendung bes Werks eines Anderen fchrieb, weiches er 
für cin gelungenes hält, deß er B. 97. mit ben Worten begiumt: 


- 


TI. Kedytög. V. Rechtsb. Scchfnfp 287 
gerichtsſwhoffe Eite von Dtepgow war, der bas Bud 4. 179. | 


woifchen 1215 und 1235, vielleicht vor 1218 
ſchrieb 1). Die Abficht des Verfaſſers gieng ſicht⸗ 


." Go6 hat die aatcen wol bedacht: ° 
eint dis, huch ist yore. bracht 
den lüten al gemeine — 2 
en are (B- Su 
Nu Hankeb al gemmeyne .. 
dem von valkensteyne, 
der Greve. Hoyer ist genant, 
"das an diütich ds 'gewant. . 
.. diz buch darch sine bäte: 0 
Eyke von repgowe iz tete, 
ungerne erz aber an quam 
- x. de er aber vorham 00 
: .. Bo gros darzu des erren, gere, a 
da ne hatte her kleine were; 
des herren liebe yn’gare verwan, 
daz her des baches bagen, 
. des yme was vil ungedacht, 
do herz an latin hatte gebracht 
“ ane heilphe und ane lere; 
dao ducht yn daz zu svere, 
das ers an dütisch wante; 
. zu lest er doch genante 
des arbeites, unde tete 
‚ greren hoyeren ba 


— 


w 


Senguinitate) bezieht. Zwar "bunte dies eine ——e— 
ſteht. Aber Graf Hoyer von, Falkenftein (Note h) koum 
Urfimben zwiſchen 1220 und 1235 vor (Erath od. 

Quedlinb. p. 113. seg.); @ite Ka hans ann ads 


als Landgerichtsfchöffe (Bruns Beitr. zu alten Druden St. 1. 
S. 117 u. f.). Die Bloffe erflärt ben Umfland, daß ©. 3. 


ww | 


368 Ditte Pesiobe.»A.. 88 1272 


. Ns. ber. wicht: auf Darſtellung des eisenthumlichen 
ſaͤbſifchen, ſondern auf die des ihm bekann⸗ 
ten anmendbaren Rechts ohne Wuͤckſicht auf 
deffen Quelle, alſo eines Rechts, das überall in 

Deutſchland in einem gewiſſen Umfang ($. 277.) 
anwendbar war. “Sehe vieles in dem Inhalt 
füge ſich auf die Reichsgeſetze h. oder das Hieichs 
herkommen; die Reichsverfaſſung iſt bei allem was 
das öffentliche Recht beruͤhrt, die Grundlage. Da 
er aber dabei begreiflich zn fo. ‚oft zunaͤchſt von 
der fächfifchen Werfaffhng 'anagteng 1)," und dieſe 
aus der Reichsverfaſſung erflärte, als er, umgekehrt 
aus der Iezteren blos Grundſaͤtze ‚ableitete, die er 
allgemein hinſtellte m), da feine Erfahrungen auch 
zunaͤchſt auf Sachſen ſich bezogen, fo grhielt feine 
Arbeit allerdings. eine fächfifche Farbe und vides 
von dem Inhalt fine Buchs iſt auch cwoenvnn 


GG 


rt. 69 dab behetchen —* mtb’ Marburg nicht 
Als ZFahnlehen im Rinde Sachſen genannt wird, nach „einiger 

Dieinung” daraus, daß als dies Medyt' gegeben worden, bie vor 

Braunſchweig das Kaiſerreich gehabt,’ mb re Herrichaft führe 

„eigen gehalten hätten ($. 240.). Sonach wäre das Buch 

tihtet Otto IV., alſo dor 1218, gewiß aber vor Ertichtung des 
u * ogthums Braunſchweig und ‚Lüneburg im Jahre 1236 
" rieben. 


— Bd Sr ih de alfa 
enntheils auf den Gefeten N, Friebriche J. 

H 3. B. B. 3. Kat. 69. 64, 

m) 3. B. 8. 1. ar. 80. 8.3. ker 59 bie 62, 


U »- „| . 


TIL Rechtsq. V. Rechtsb. 2. Sachfenfp. 289 


liches ſachſiſches Recht. Ukberdies ſchrieb we 6.99. 
naͤchſt für Sachfen 2). 

Aus gefchriebenen Quellen hat er nichts uns 
mittelbar übertragen; er fchreibe durchgehende aus 
Ichendiger Kenutniß der beflchenden Rechte und 
Verhaͤltniſſe, durch Erfahrung erworben o). Wie 
weit er dennoch fehriftliche Quellen gekannt und 
benuzt Habe, läßt fih nicht beftimmen; auf die 
carolingifche Geſetzgebung als die Grundlage des 
Sachſenrechts P) beruft ſich die Vorrede, die von. 
dem Verfaſſer felbft herruͤhrt oder doch die ältefte 
tft, dennoch verräth fih nirgends, daß er die alte 
Lex Saxonum und die Capitularien unmittelbar 
gebraucht hätte. Die rhythmiſche Vorrede möchte 


a) In ber Vorreber des heil. Geiſtes u. ſ. w. „daß ic) Recht and. 
Unrecht der Sachfen befcheibe;” eine @rflärung, von welkher die 
Mote 6 angeführte Stelle ber chythmiſchen Vorrede bie Yaras 
vhraſt iſt. F 


0) Die rhythmiſche Vorrede V. 151 u. fü 
Dis recht ne han ich selve nicht underdacht 
iz habeti von aldere ah unsich gebracht 
Unse gute vore varta; 
mach ich ouch ich wil bewaren, 
Dai ınyn scaz under der erde 
mit mir icht vor werde 
Von gotes halven de gnade myn 
sol al der werlt gemeyne syn, 
Auch die Beftlumiungen, welche auf den Reichgeſetzen beruhen, 
find nirgends wörtlich aus diefen zensnnnen. Bergl. z. IB. den 
erſten Landfrieden K. Friedrichs J. (neue Samml. der Reiche: 
abſch. Th. 1.©. 7) mit ſächſ. Zäudre B. L. Met. 72. . 


p) Textus Prol. Constantin unde Karl, au den Sassenland 
sines rechten tiüt, 


se. IL 6103 





290 Dritte Periode. A. A; 888 1272. 


4. 28. davon, kadem fie jene Stelle. parapkrafirt, die Ber 


anlaffung genommen haben, in Beziehung auf jene 
wenigſtens der Sage nach nie unbefannt gewordenen 
Rechtemonumente, ein urſpruͤnglich lateiniſch ge⸗ 
ſchriebenes Rechtsbuch anzunehmen, das er geſam⸗ 
melt und erſt in das deutſche uͤberſezt habe ), und 
damit moͤchte zuſammenhaͤngen, daß eben deswegen 
ſchon zur Zeit der Abfaſſung der Gloſſe, mithin 
im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts, der 
Sachſenſpiegel das lateiniſche von Eike in das 
deutſche uͤberſezte Privilegium Carls des Großen 
genannt und einzelne Zuſaͤtze, die ſich in neueren 


Dandſchriften fanden, als das Werk Ottos des 


Großen betrachtet wurden "). Wenigſtens finder 
ſich Feine Spur einer lateiniſchen Urſchrift des 
Landrechts. 

Aus der Vergleichung der Handſchriften ſieht 


man, daß das Rechtsbuch Eikes in verſchiedenen 


Zeiten durch Interpolationen und Zufäge vermehrt 
worden ifl. Ohne Zweifel Fommen zwar die Hand⸗ 
fhriften deflelben, welche keine Eintheilung in 
Bucher und Feine Gloffe haben, der urfpringlichen 
Geſtalt deffelben näher, als die gloſſirten und felbft 
die in drei Bucher eingerheilten ohne Gloſſe; 
gleichwohl fcheint es, daß man auch aus jener 
erften Claſſe derfelben, über den urfprünglichen In⸗ 


9) ©. oben Note h. 
x) &. die Gloſſe zum Textus Prol. und zu B. 3. Yıt. 82. 83. 


IL Rechtsq. V. Rechtsb 2: Suchfenfe. 1 


halt, den der Veefaſſer felbſt feinem Werke dege 5. 370. 
ben hat, nicht urtheilen kann, weil Eeine von allen 

bis jest aufgefundenen Handſchriften über dag 
Ende des dreischnten Jahrhunderts hinaufreicht ®). 

Wir haben in dem Rechtsbuch in der Geftalt, in 
welcher wir das Landrecht des Eife von Repgom 
nennen, alfo nur eine Bearbeitung des. Land» 
rechts, welches dieſer verfaßt Kat. 


1 


Anmerkung. Vorreden des Sachſenſpiegels. 


> Mus VBemerkungen, bie mir von Homeper'migetheft worden 
find, ziehe ich folgendes aus: In den Kandfchriften und Auegaben 
des Sachfenfpiegels kommen ſechs Worteben vor, wiewohl in tkeiner 
alle neben eindnber ftehen. J. Die wichtigſte iſt die „Praefatio 


8) Bergi. Nietzſche in dem 8. 281. Anmerfung 1, angeführten 
Aufſatz. Die leipziger Handfchrift, welche bei Gärtner abges 
druckt iſt, kann nach det Befchreibung, welche er felbft bavon 
giebt, nicht Aber das vierzehnte Jahrhundert hinaufgefrzt werben, 
und am wenigften um die Mitte der breizehnten Jahrhunderte 
gefchrieben fepn, wie Gärmer glaubte, da fie fchen fehr Diele 
Zufüge bat. Daſſelbe gie von der quedlindurgifchen, obwohl diefe 
aus einen Coder bes breisehnten Jahrhunderte, beträchttich älter 
als bie Entfiehung ber Gloffe, genauen ſeyn muß, da ſie ſo viel 

„weniger Zufäe enthält, als. bie zweite Elaffe ber Handſchriften. 
©. bie erfle Anm. zu $. 381. Die berliner, und bie heidelbers 
ger Bilderhaudſchrift, wisd niemand in das dreijehnte Jahrhun⸗ 
dert ſetzen, ber fie geſehen hat; er müßte denn wie Kopp, der 
die leztere zuerſt befchrieben und viele Artifel, zu welchen die 
Bilder gehören, vortrefflich erläutert hat (U. F. Kopp, Bilder 
und Schriften ber Vorzeit. Th. 1. Mannh. 1819. 8., vergl. 
Göott. gel. Un. 1819. S. 1681.), von vome berein in bem 
von Ihm zuerſt bekannt gemachten auch den älteften Eober ſin⸗ 


ben wollen. 
[ 19* ] 


RS 


292 Drüte lite: 8.288 — 1272. 


$. 37% sbythmice”. Cie zerfuͤlt Im zuni beſtipet gefchisbene Stökke.. Das 
erfte, ®,.1. bie 96., enipält. 12 Etrophen zu 8 Zeilen, mit wech⸗ 
ſelndem Reim und ziemlicher Regelmäßigkeit im ben Hebungen der 
einzelnen Zellen. - Das zweite Stüd, 8. 97 bis 280., befteht dage⸗ 
gen aus 11 Abteilungen Son ungleicher Länge mit auffolgenben Reis 
men und unegeimäßigem Bau ber einzelnen Zeilen. Im erſten Stück 
vernimmt man einen Berfafler, der ein Werk verthejbigt, welches ſchon 
mancherfei Angriffe erfahren Hat. Schon manche haben bie Wege bes 
weten, bie ee bereitet hat (8. 3, 4.)5 et tröftet fich, daß vielen ge 
fällt, was andere verdrießt (8. 69:15 f.); er Magt, daß man ihn 
verfchrein wolle (8. 56.), daß man feine Worte entftelle (8. 81.); 
er vergleicht fich dem von Hunden angebellten Wi (3. 89. 90.). 
Im zweiten Stüd rebet dagegen ein Werfaffer, der feine Arbeit 
erſt emfährtz er macht ſich auf den Mißbrauch feiner Lehren gefaßt 
(B. 103 u. f.), er ſpricht von deren rechtem Gebrauch (G. 124 u. f- 
138 m. f.), et giebt den Urſprung feiner Sätze, feine Motive 
(8: 151 u. ſ) den Namen des Werts an (176.)3 ex. Übergiebt es 
zum Beweis feines mohlgemeinten Strebens (V. 220.), er fürchtet 
Fünftige Vermehrungen, die auf feinen Namen kommen könnten 
(8.231 u. £.)5 er erzäßlt die Geſchichte feiner Abfaffung. Mit dies 
fer dur das zweite Stück gehenden Haltung, ſtehen auch gewiß befs 
ſen erſte Zeiten nicht im Widerſpruch, wiewohl Brupen (Spangen- 
berg &. M.) glaubt, fie fprächen van einer Zeit, wo der Sachſen⸗ 
fpiegel bereite allgemein verbreitet geweſen; denn bas „‚sint” bes V. 98., 
Seasucht nicht durch feitbem gegeben zu werben, ſondern kaun auch 
durch „weil, demnach⸗ gegeben und auf die gegenwärtige Zeit bezo⸗ 
gen werben. Hänfig wirb die Worrebe von ®. 97. an, durch größere 
‚Rnitiofen, Ober auch Busch‘ bie Rubrif: Eyn ander Vorrede“ ober 
auch dadurch als ein beſonderer Abſchnitt bezeichnet, daß nur das 
zweite, nicht auch das erſte Stil gegeben wird. Dies gefchieht 
gerabe in zwei Handſchriften ber Glaffe, welche ben Sachſenſpie⸗ 
gel in der Äfteften uns aufbehaltenen Geſtalt darftellt, von den beis 
den anberen in biefe Elaffe fallenden, die bie jezt verglichen find, bes 
ginnt bie eine init 8. 178., bie andere ift defert. Die thpihmifche 
Vorrede fehlt zwar in vielen Paupſchriften; es find aber neuere; bie 
ber erfteren Claffe, ‚die nur einen Theil ber zweiten Vorrede haben, 
Stehen einzeln. Die Uberfche Handfchrift (Homeper Sachſenſp. 1e Ausg. 


II. Rechtsq. V. Rechtb. 2. Sachſeuſp. 293 


©. XIX.) fat Die ganpe Bonrebe mad hürfte mod) in bat behehmne 4. 379 
Jahrhundert fallen. Die fogenannte fächfifche Ehronif, bie nach 
(Per Archiv 8. VL S. 673.) zwifchen 1260 und 1281. zu ſetzen 
if, leunt ſchon bie rhythmiſche Vorrede, unb fcheint fie bem ife 
von Repgow feibft zugufchreiben. — Homeier hält demnach bie Vor⸗ 
rebe für bie von Eile felbft verfaßte ober doch für eine feinge Zeit 
ſehr nahe ſtehende. — In Hinfichs eines Wlters, das ben des Bess 
faſſers ſehr nahe ftand, finde ich auch biefe Gründe entfcheibenb. 

I. Prologus. Die Borrebe: „des heiligen geistes minne” 
fommt fo regelmäßig vor, daß das Fehlen berfelben in einer ober ber 
anderen Handſchrift in befonderen Umftänden feinen Grund haben 
muß. Der Inhalt liefert das Thema zu einigen Stellen ber rhythmi⸗ 
fen Vorrede; namentlich 8. 141 — 190. 19 — 1%. Das Feh⸗ 
len der Gloſſe kann auch ſchon deshalb fein Grund gegen ihre Glch⸗ 
zeitigkeit ſeyn. Vergl. Bruns Beitr. ©. 126 m. f. 

UL Die Vorrede, welche beginnt: „Gott der da iſt ein Begim‘. 
Geupen (Spangenberg S. 22.) nennt fie Textus prologi. &ie 
bildet den unmittelbaren Eingang zum Sachfenfpiegel felbft; fie hat 
außer der Gloſſe, welche Eikes Arbeit mit ihr beginnen läßt, auch bie 
Inteinifche Ueberfeßung. Handſchriften machen aus ihr ben Iften ober 
Sten Urtikel. Ihre Gleichzeitigkeit it feinem Zweifel unterworfen. 

IV. Borrede von ber Herren Gebt. Sie fehlt im vitlen Hand⸗ 
fchriften, auch in folchen, welche die rhythmiſche Vorrede enthalten; 
Ihe Platz ift wechfelnb; bie lateiniſche Ueberſetzung hat fie nicht; eben 
fo wenig bat fie der Schwabenfplegel. Eine Gloffe Hat fie nur durch 
Brand von Tzerſtede erhalten. - Doch wirb ihrer in der Sloſſe zu 
8. 1. Zit. 17. 8. 9, gedacht. Wenn hiernach diefe Vorrede in dm ' 
Zeitpunft zwifchen ber Abfaffung des Sachſenſpiegels und ber Gloſſe | 
fiele,, fo möchten die unter ben Gefchlechtern im jener genannten Ins 
dididuen, in die Mitte ber zweiten Hälfte bes dreizehnten Jahrhun⸗ 
derts zu ſetzen ſeyn. Denn ein Heinrich won Snetlingen fommt 
1255 unb 1256, Albrecht von Snetlingen 1273, Conrad 1270, 
4250, 1281 vor (Gerken Fragm. March. I., 15. 16. IL, 17. 
Lenz L, 62., 86., 89., 110). 

V. Bier Pandſchriften, eine grupenfche (Spangenberg S. 20 u. f.). 
eine dresdner, eine leipjiger (Gärtner Vorr. &, 10. Nro. 2. II) 
und eine berlineg (von 1423), Haben die mertwürdige Borrebe, weiche 





\ 


294 Dritte Periode, A. 888 1272, 


$. 379. bei Spangenberg S. 153. lateiniſch abgebrndtt iſt, und menigfiens 
in den beiden lezteren auch beutfch, wiewohl, wie es feheint, überſezt 
 vorfommt. ie giebt im Namen bes Urhebers ber Bloffe, des Bicht> 
fleige und ber Blichereintheilung fprechend, eine Geſchichte dieſer Un: 

ternehmungen. , 
VL. Einige ältere bei Grupen (a. a. D. S. 92.) angeführte 
Ausgaben, haben auch B. 3. Wirt. 26. $. 1. des Sachienfpiegels, 

von ben Fünf Pfalen, als Vorrede. 


4. 280, ' 6. 280. 

In den meiften Handfchriften des Sachfen- 
fpiegels, ſowohl den älteren- ald den neueren, fin- 
der man als einen zweiten immer menigftens durch 
eine neue ausdrüdliche Erklärung, daß hier das 
Lehenrecht beginne =), von jenem gefondersen Theil, 
ein Rechtsbuch über das Lehenrecht. Man hat 
davon auch einen alten Tateinifchen Tert, der in 
unferen Nechtsfammlungen unter dem Namen des 
vetus auctor de beneficiis gedruckt iſt ). Es 
ift zwar viel geftritten worden, welche Abfaflung 
die ältere feiz der Streit ift aber nicht zu fehlichten, 
da das deutſche Rechtsbuch, fo wie es dem Sach⸗ 
fenfpiegel beigefügt if, ohne Zweifel diefelben Ver⸗ 
änderungen _ erlitten hat wie das Landrecht, und 


a) „Wer lenrecht kunnen welle die volge dises buches lere.” 


b) Zueft von Johann Havichorſt Hinter Fr. Duareni 
Commentarii ad Consuetudines feudales. ed. 2. Colon. 1569. 
p. 396 — 460, herausgegeben. Beffer von Chr. Thoma- 
siws in beffen SeJect. feudal. Tom. 1. p. 71 — 192. und 
in Senkenberg Corpus juris feudas; ed. 2. 1772. Um 
beften in bem &. 282. Anm. zu befchreibenden fogenaunten. Sans 
kenbergſchen Corpus juris germanici, Tom, 2. P. 1. 


% 


III. Rechtsq. V. Rechteb. 2. Sadhfenfs. 295 


mithin die urfprüngliche Befchaffenheit des deutfchen 4. 250. 


Teptes unbefannt ift. Die Bemerkung, welche man 
in neueren Zeiten gemachte hat, daß die Sprache 
des Vetus auctor rhythmiſch ift e), entfcheider, 
dem bdeutfchen Lrtert gegenüber, mithin weder für 
eine Ueberfegung aus dem Deutſchen noch gegen ein 
höheres Alter; dem Inhalt nach, kann der Vetus 


auctor feineswegs über das dreizehnte Jahrhun⸗ 


dert hinaufgeſezt werden; bie Entftehung des einen 


Buchs felbft, das wir alfo fowohl in lateiniſcher 


als in. deutfiher Sprache haben, fällt daher wohl 


in die Zeit des Eile von Repgow, und hiernach 


Faun biefer fehr wohl auch der Verfaſſer des 
Lehenrechts ſeyn Y. Man Fönnte felbft, wenn auf 


eo) ©. Zaharid hurfächl. Lehen. S. 18. Nach welcher Sands 
ſchrift er zuerft gedruckt iſt, weiß man nicht. Die, welche Tho⸗ 
maſtus hatte, und weiche bei Senfenberg auch nur mit dem 
erften Abdrud verglichen ift, muß menigftens nicht mit Abs 
fegung der Berfe gefchrieben gewefen fepn. Anbere find meines 
Wiſſens Überhaupt nicht bekannt. 


d) Die Gründe für die Behauptung, daß ber Vetas anctor de 
beneftciis und das fogenannte ſachſiſche Lehenrecht ein und 
daſſelbe Rechtsbuch feyen, find folgende: 1. Ordnung und Dars 
ſtellungsweiſe find in beiden ganz bie nämlichen; die Sprache in 
den Vetus auctor und bem uns befannten lateiniſchen Zerte 


3. Es ift fein biftorifches Zeugniß baflie vorhanden, daf vos - 


Eites Landrecht ein anderes Lehenrechtsbuch eriftirt babe; bie 
Stoffe, die auch das Landrecht nur eine neue Bearbeitung bes 
Privllegii Earis des Großen nennt, ſchreibt freilich das Lehen⸗ 
recht bem Kaiſer Friedrich zu, weil in ber fpäteren Zeit, mo 
die alte Gewalt bes Richters alimählig eingefchräuft wurde, 





296 Deitte Periode. A 888— 1272. 


4. 9390. das Zeugniß " der Vorrede des Landrechts für 
ein zuerſt in lateiniſcher Sprache von ihm verfaßtes 


alles was für Necht gelten ſollte, einem beftinmiten Geſetzgeber 
gugefchrieben werben mußte, 3. Es iſt keine innere Spur 
vorhanden, daß der Vetus auctor de beneficiis älter fei als 
Eifes Arbeit. Die Gründe, welche man dafür anführt, beweiſen 
genau genommen gar nichts, Man rechnet bahin Gauptfächlicy: 
a) den fteten Gebrauch des Wortes beneficium ftatt feudum; 
beibe Worte werden aber felbft in Itallen, mo das Wort fear 
dum früher gewöhnlich geworben iſt als in Deutſchland, bis 
zum Ende des zwölften Jahrhunderts noch Immer abwechſcind 
und gleich oft gebraucht, wie fi) aus dem longobardiſchen 
Rihenrecht ergiebtz; es darf alfo nicht fo fehe befremben, warn 
das Wort beneficium in Deutfchland im Anfange bes breis 
zehnten Jahrhunderts nach ausſchließlich für ſeudum gebraucht 
wird. b) Der Berfaffer fenne bas Concordatum Caliztinum 
nicht; dies aus dem Umſtande zu fchließen, daß er deſſelben 
sicht erwähnt, iſt aber doch wohl zu rafch gefchloffen, denn 
feine Abhandlung führte ihn ja nicht nothwendig darauf. 
4. Die Stefle $. 12. aus ber bie meiften das Alter bes Buche 
beurtheilen wollen, paßt auf feine Zeit beffer, als auf den Ans 
fang des breigehnten Jahrhunderts: Rex quem'eligunt Teu. 
tonici, ram Romam vadit ordinari, sechm ibant de jure 
sex principes, qui primi sunt in ejus electione, ut pateat 
Apostolico Regis justa electia. Daß hiemit bie Kurfürften 
gemeint find, zeigt wohl der Ausbruck primò in ejus electiofe 
zu deutlich an, und es fcheint etwas willfüßelich, wenn Biener 
(Comment. P. 2, Vol. 2%. pag. 268,) nur bie vornehmeren 
Fürften unter ben Wählern verſtanden wiffen mil, Da mın 
bekauntlich exft unter Friedrich I. dag Herkommen fidy zu firi- 
sen anfing, mach weichen einige Zürften allein als principes 
electores betrachtet wurden, indem dieſer Ausbruch zuerſt in 
der Urkunde für SDefterreich ($. 238, Anmerf. Nro. 11.) vor 
kommt, fo kann ber Velns auctor nicht vor dem Ausgange 
bes zwölften ober dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts 
‚ geichtieben haben. Und follte er bei ben Morten ut pateat 
Apostolico Regis justa electio nidyt an bie Grunbfäße ger 
dacht haben, bie erft Innocenz III. bei Gelegenheit ber Beur⸗ 
Heilung ber Wahl Httes IV, und Philipps aufftelltet 











TIL Rethteq. V. Rechtsb. 2. Sachfenfp. 297 


Landrecht, Gewicht gelege werden BSürfte, in dem 4. 280. 
Vetus auctor ben lateiniſchen Urtert, ober wohl 
richtiger die rhythmiſche Bearbeitung des lezteren 
fuchen, Indeſſen kann nicht geleugnet werden, daß 
vor dem vierzehnten Jahrhundert Eife von Repgow 
als Berfaffer des Lehenrechtsbuchs nicht genannt wird; 
gegen die Annahme, daß er es gewefen fen, fpricht ſo⸗ 
gar, daß in dem Lehenrecht, obwohl wir es das ſaͤchſi⸗ 
fee nennen, wofür gar fein Grund vorhanden ift, als 
der, daß es dem Sachfenfpiegel in den Handfchriften 
beigefügt wird, Beziehungen auf Sachſen faum 
vorfommen °), Jedenfalls ift aber die Anreihung 
des Lehenrechts an den Sachfenfpiegel, ein Zeugniß 
dafür, daß die Bearbeitung des Rechtsbuchs, 
welches dem Eife von Repgow zugefchrichen wurde, 
ſich auch auf das Lehenrecht erſtreckt hat. Denn 
mie die Handfchriften uns den Inhalt des lateini⸗ 
fchen ſowohl als des deutſchen Rechtsbuchs dar⸗ 
ſtellen, iſt ſichtbar darauf Ruͤckſicht genommen, 
daß beide ein Ganzes bilden ). Nimmt man 


e) Die wichtigfte, bie indeſſen auch im Vetus auctor ganz ehem 
fo Steht, ift Cap. 1. 8, 10, des V. A., Art. 4. des ſächſ. Le⸗ 
henr. oben ©. 24. Note s benuzt. 


) Gleich der erſte Artikel des Lebenrechts, oͤder V, A. Cap. 1. 
&, 3. 3. nimmt ſichtbar darauf Rückſicht, daß bie Lehre von 
den Heerfchilden, die hier berührt wir, fchon im Landrecht ©. 1, 
Art. 3. volftändig dargeſtellt worden if, da ſonſt dag, mas hier 
davon gefagt wich, völlig unverfländlih wäre. Im Art. 74. 
(ed. Senkenb.) heißt es in einer Stelle, bie ber veins auotor 

nicht Bat: „als hievor gefprochen iſt in dem Ranbzechtsbuch. 
Im qutdlinburgiſchen Coder lautet es freilich nur: des mut 


9298 Dritte Periode. A. 8881272. 


4. 350. ben Vetus auctor für die Ueberſetzung des deut⸗ 
ſchen Urtertes, fo ſchließt fie fich wenigſtens dem 
Tert der aͤlteſten Claſſe der Handſchriften des 
Sachſenſpiegels an. Sie giebt diefen im weſent⸗ 
lichen fo, wie er fich in dem quedlinburger Coder 

. findet, aber auch fo, da doch manches im lezteren 
enthaltene fehlt, alſo die aͤl teſte Recenſion des deut: 
fehen Rechtsbuchs zum Grunde liegt. Der Vetus 
auctor ift alfo jedenfalls fpäreftens um die Mitte 
des dreischnten Jahrhunderts entftanden 5). 

Die Handfchriften des Lehenrechts find theils 
in oberfächfifcher, rheils In plattdeuefcher Mundart 
gefchrieben b); im fechzehnten Jahrhundert iſt 
jenes in das neuere Hochdeutſch übertragen wor⸗ 


man in künde komen in dem buke dat von Landrechte 
seget” ; allein da dieſe Handſchrift ja auch beides, Lands und 
Lehenrecht enıbält, fo fagt dieſer Ausdruck das nehmliche. In 
einem oldenburgiſchen, dreedenſchen und wolfenbiltteiſchen Codex, 
ſteht das Lehenrecht als das vierte Buch. S. Zepernick 
(Note h) S. 377. 380. 884. 


g) Folgende Vergleichungen find mir von Homeyer mitgetheilt: 
Es giebt Artikel des quedlinburger Codex, bie ber Vetus auotor 
nicht hat; freilich wäre aber noch auszumitteln, ob bie Hands 
fhriften des Vetus -auctor nicht auch Lücken wahrnehmen 
laſſen. Siebzehen Stellen, welche der queblinburger Eober wes 
niger hat als andere Handſchriften, fehlen aud) im Vetus auctor; 
eine Stelle, welche biefer hat, fehlt im Cod. Qu.; umgefehrt 
find vier Stellen, die zwar ber Cod. Qu, aber nicht ber 
V. A. hat. 

h) Berg. Bepernif gefannmeite Machrichten von ben mehreften 


bekannt gewordenen Sandfcheiften bes fächfifchen Lehenrechts 
1784. in deu Miscellaneen zum Rehenzecht. Bd. 4. Nro. 12. 








IM. Rechtög. V. Rechtsb. 2: Sachſenſp. 299 


den 1). Landrecht und Lehenrecht als ein San $. 380. 


zes find auch in das lateiniſche übertragen worden 
($. 281.); dies iſt der Urfprung des lateiniſchen 
Textes, welchen man außer dem Vetus auctor in 
den neueren Ausgaben finder. 


81 $. 381. 

Die Arbeit Eifes fand allgemeinen Beifall, 
und wurde zunächft für Sachſen weiter bear- - 
beiter. Nach dem Inhalt der Handſchrif⸗ 
ten =), welche die Vorrede enthalten, in der das 
Rechtsbuch der Sachfenfpiegel heiße, wurden ſchon 
im dreizehnten Jahrhundert dem  urfprünglichen 
Tert mancherlei Zufäge beigefügt, die von meh⸗ 
reren Verfaſſern herrühren. Stellen, welche den 
Handſchriften ohne Glofle angehören, und daher 
freilich überhaupt in allen Handfchriften vorfom- 
men, findet man ſchon im J. 1261, und nur fo 
weit fie jene haben, in ein magdeburgifches Schoͤf⸗ 
fenrecht aufgenommen db); es läge ſich daher wohl 


j) Zuerſt im mehreren zu Augsburg 1495, 1499 und 1608 her⸗ 
ausgekommenen Ausgaben, dann durch Zobel, deſſen erſte 
Ausgabe mit dem Weichbilde zu Reipzig 1537 herausfam, und 

deſſen Text bei den folgenden Teipziger Ausgaben von 1547 unb 
1588 zum Grumde liegt. Berl. Biener Comment. P. 2, 
Vol. 2. p. 284. 


a) ©. De nf Meng ja Difan Vaccrerh 


b) Zuerſt gedruckt bei Baupp das magbeb. Recht. S. 20 m f. 
md, verglichen mit dem görliger » magdeburgiſchen Recht und 
dem alten Culn bei Zichoppe und Stenzel Urtundenſamml. 


300 Dritte Periode. A. 8881272. 


. 4.391, annehmen, daß der Tert jener Handſchriften ſchon 
um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts vor⸗ 
handen war. Dagegen fehlten Artikel, die in alten 
Haudſchriften des vierzehnten Jahrhunderts vor- 
kommen, noch in dem Xert des Rechtsbuchs, wel 
chen die Gloffe zum Grunde legte, und fir das 
alte Privilegium hielt ©), der aber alle Artikel 
der Handſchriften ohne Buͤchereintheilung in fich 
faßte. Die Entftchung einer Gloffe zu dem 
Rechtsbuch fälle in den Anfang des vierzehnten 
Jahrhunderts (um 1330), und nach den neueften 
Unterfuchungen muß Johann von Buch, oder 
defien Vater Nicolaus von “Buch, ober vielleicht 
beiden die erfte Abfaffung diefer Gloſſe zugefchrie- 


zur Geſch. der Eräbte in Schiefi ien, Nro. 56. &. 351. u. f. 
‚Die ganze MNeihe ber 65. 65 bis 72. (in weichen jedoch im 
8. 64. der Schluß ber magbeburgifchen Urkunde eingefchoben 
iſt) entfpricht durchaus wörtlid Artikeln des Sachfenfpiegels. 
&. 65 bis 57. iſt Art. 14. (von ber vierten Zeile an) unb 
‚Art. 15. des Cod. Quedl. nnd bie wichtigfte Stelle, weil das 
Schoͤffenrecht einen bedeutenden Zuſatz des Cod. Lips. 8. 1. 
Art. 23. ebenfalls nicht enthält. $. 58 bis 61. iſt Cod. 
Quedl. Art. 16 und 17., oder Cod. Lips. I, 24. 35. Das 
Schoͤffenrecht läßt auch hier einen Zuſatz des Iegteren aus, und 
ſtimmt auch, ein paar Worte, die verbindender Zuſatz find, 
ausgenonmien, beſſer mit Cod. Qa, ilberein. Daß $.62— 72. 
aus Cod. Lips. I, 63— 65. oder Cod. Quedl. 43 — 45. ges 
. nommen find, bat bereits Baupp a. a. D. ©. 60. bemerkt. 


ec) Nietzſche (Am. 1.) &. 725. 726. und Brupen bei Span⸗ 
genberg S. 37. u. fe Es ſind ©. 1. Art. 7-14. 36., bes 
Artikel von der Herren Geburt, und 8. 3. Art. 51. 82 At, 
Sie fehlen im queblinburgifchen Text ſanmtich 


II. Reha. V. Rechteb 23, Sachſenſp. 801 


ben werden). Durch bie: Gloffenhandfchriften 5. ası. 
erhielt man einen. fefüfichenden. Tert, weil fie von 
sun an Vworjugemeife abgefchrieben. wurden; doch 
- gab es neben dem, welchem die Gloſſe bei ihrer 
Entſtehung gefolgt war, in anderen Handſchriften 
auch Artikel, die fpäterhin eingereiht wurden, an⸗ 
fangs ohne Gloffe waren ©), fpäterhin aber auch 
mit einer folchen verfehen wurden !). Die Buch⸗ 
ſche Stoffe ift die Grundlage der Gloſſe in allen 
fpäteren Haudſchriften geblieben; felbft die häufigen 
Beziehungen, welche fie auf die Verfaſſung der 
Marf Brandenburg batte, weil der Verfaſſer ein 
Maͤrker war, find fichen geblieben; auch hat fie 
ſchon von Unfang:.an ſich bemüht, den Tert aus 
dern roͤmiſchen und canonifchen Recht zu erflären 85); 


d) Bergl. Grupen bei Spangenberg S. 39. u. ſ. Nietſche 
a. a. O. S. 723. Riedel die Mark Brandenburg um 1260. 
H. 3% ©. 366. Bärtners Migabe, in der Wetrebe‘ zu 
feiner Ausgabe des Sachfenfpiegels, daß fein gloſſirter Cober 
dem 3. 1324 fen kann allerdings noch nicht, wie Grupen ans 
nimmt, tamit für widerlegt gehalten werden, daß Burcard 
Erzb. yon Magteburg, ter in ber Gloſſe ats bereits verftanben 
angegeben wird, im Jahr 1325 ermordet wurde Es käme 
darauf an, ob biefe Stelle in Gärtners Codex fand; dem Zus 
füge bat die Bloffe erhalten, wenn fie gleich im Ganzen eine 
Grundlage behalten bat. | 


‘e) &. Grupen ud 


H Ueber die Geſchichte der Gloſſe, ( die Erzäͤhlamg des Brand 
von Tzerſtede im dee dritten Anmerkung zu dieſem Paragraph. 


c) Wie Braud von erſtede bemerkt; ſ. die britte Anmerfung; die 
alten Gloſſenhandſchriften beſtätigen dieſes auch. S. die Re⸗ 


302 Deitte Periode. A. 888 — 1272. 

4. 251. es läge ſich daher nicht verkennen, daß bie Mich⸗ 
tung, welche der Einfluß des roͤmiſchen Rechts auch 
den practiſchen Juriſten in Deutſchland allmaͤlig 
geben mußte, den Gedanken an eine Gloſſe wie 
fie jenes hatte, zuerſt angeregt und die Art ber 
Ausführung deſſelben zunächft beſtimmt hat. Die 
wenigen Spuren der Kenntniß des römifchen Rechts, 
die man im. Sachfenfpiegel findet, find auch der 
älteften Derenfiou deffelben fremd und ohne Trage 
erft im vierzehnten Jahrhundert in den Xert ge 
Eommen b), Gang ohne Aenderungen und Zufäge 
iſt jedoch auch die Gloſſe niche geblieben; fie laſſen 
fi vornehmlich in der Gloſſe eines görliger- Co» 
der i), in dem luͤneburgiſchen von Brand von 
Tzerſtede redigirten K), und in den gedruckten Aus- 

cenfion von Baupps ſchleſ. Landr. vor Homeyer in ben 
Berliner Jahrb. 1828. ©. 564. 
. 5) Dahin gehört ber lezte Shell von 8. 2. rt. 56,, ber im aueds 





linburger Coder auch nicht fieht, und Art. 63, wo ſich em . 


eingeſchobenes Gloſſem, obwohl es auch Cod. Quedl. hat, 
ebenfalls nicht verkennen läßt. 
i) Nienzſche S. 725. benierft von diefer, bie nach den Machriche 
"sm, weiche früher von ihr verbreitet waren, eine Ältere reinere 
ſeyn follte: es Liege ihr ebenfalls die gewöhnliche Gtoffe zum 
Grunde, bit aber bier freilich mehr als anderwärts durch Weg: 
laffung vieler Stellen, Umarbeitung anderer, und durch WBeiflis 
gung zahlreicher, bald längerer, bald kilrzerer Bufäge, ihre ur⸗ 
fprüngliche Geſtalt verloren Habe — Nah Homeyers Mits 
tbeilung wäre fie für eine befonbere Bearbeitung ber alten Gloſſe, 
die von Magdeburg ausgegangen war, mithin für vine magbes 
burgifche Schöffengloffe zu halten. 
k) ©. die dritte Anmerfung. Der Verfaſſer der Zuſatze ſcheint 
jedoch Brand vom Therſtete nicht gewefen zu fepn, 


TIL. Kechthg..V. Rechtsb, 2: Cachfenfe.. 303 


gaben wahrnehmen, in welchen die Vermehrungen 4 281. 
des Tammo und Theodor von Bocksdorf aus dem 
funfzehnten Jahrhunderte aufgenommen find). - 
Die Eintheilung des Mechtsbuche in drei 
Buͤcher ſcheint älter zu feyn als die Stoffe Sie 
bat aber, wie die Vergleichung des quedlinburger 
Coder zeigt, an der urfprünglichen Ordnung: der - 
Artifel nichts wefentliches geändert. Die Zuſaͤtze 
find aber zum Theil fpäter als die Einrheilung, 
und daher blieb die Zählung der Artifel nicht 
übereinftimmend. Die alte und gemeine m) möchte 
die der alten Gloſſe gewefen feyn. / 
An mehreren Handſchriften iſt der Tert durch 
Bilder erflärt, welche den Inhalt der einzelnen 
Artikel darftellen, und wiewohl fic nicht ganz die 
felben find, doc) von einem gemeinfchaftlichen Typus 
der Bezeichnung ausgehen ). Da fie ſchwerlich 
älter als das vierzehute Jahrhundert find, fo Fanız 
der Sinn, welchen der Zeichner den Artikeln unter 
Icgte, nicht mehr entfcheiden, als die Anwendung, 
welche ſich aus der Gloſſe und anderen Rechts⸗ 
denkmaͤlern des vierzehnten Jahrhunderts - ergiebt. 
1) Ob Zamme und Theodor von Bockeborf eine Perfon ober tie 
Geupen (bei Spangenberg &. 77.) anninmt, zu unterfcheiben 
Find, fe ic) Dahn gefcät fepn. Die fol Befäihee ber 
Gioffe Hat Überhaupt wenig Jutereſſe. 
m) Bon welcher Brand von Tjerſtede fpricht. e. die britte Ans 
merkung. 


2) ©. das am Ende der erfien Mumerfung angeführte Wert von 
Batt u. ſ. w. 


! 





9. 30 
| lich die nordthuͤringiſche geweſen feyn; die Hand- 


BO4 Brite Periöbe. A. 888-1972. 

_ Die Mundart des Rechtsbuchs, muß urfprüng- 
fehriften geben das Rechtsbuch aber fowohl in 
hochdeutſcher, doch wie es ſcheint meiſt in alter 


oberfächfifcher, als in tiederfächfifcher Mundart, 
weil die Abfchreiber ihren Dialect unterlegten Wie 


wohl nun die neuere nordehliringifche Mundart fih 


mehr dem hochdeutſchen anfchließe, Fönnte der ur- 


- fprüngliche Text fich dennoch mehr dent niederſaͤch⸗ 


\ 
J 


fiſchen Dialect genaͤhert haben, wovon allerdings 
Spuren ſich ſinden, weil dieſer in den Gegenden 
ſo gemiſchter Bevoͤlkerung, in welchen Eike von 
Repgow lebte, im dreizehnten Jahrhundert der vor 
herrſchende geweſen ſeyn kann o). Im funfzehnten 
und ſechzehnten Jahrhundert naͤhert ſich die Sprache 
der Handſchriften immer mehr der neueren ober⸗ 
fächfifehen Mundart - und, die Ausgaben p) des 
fechzehnten Jahrhunderts übertragen ihn. mit vielen 


willkuͤhrlichen Aenderungen in den damaligen meiß⸗ 


niſchen Dialert. 

Das Rechtsbuch in der Geſtalt, welche es zur 
Zeit der Gloſſe und durch diefe erhalten Hatte, 
verbreitete ſich nicht nur über alle Länder, die man 
| im 
0) Dies nahm Grupen an und Homeyer tritt demſelben mit 


ſehr anſprechenden Gründen bei. S. Berliner Jahrb. 
1827. S. 1331. " 


p) Ueber die Ausgaben Überhaupt f. die zweite Anmerkung ut 
diefen $. 








IM. Rechtsq. V. Rechteb⸗ 2 Sachfenfp. 305 | 


im\ engeren und weiteren Sinn zu Sachfen rech« & 281. 
nete, fondern auch auf der einen Seite nach Holland 
und Friesland, auf der entgegengefezten in die 
germanifirten flawifchen, preußifchen und lettiſchen 
Provinzen, felbft bis nah Polen. Dieſer Ver⸗ 
breitung ſcheint die Ueberſetzung des deutſchen 
Tertes in feiner damaligen Geftalt in das Lateini⸗ 
fe, ihren Urfprung zu verdanfen; und wiewohl 
die Beſchaffenheit der verfchiedenen Weberfegungen, 
welche man nach neueren Unterfuchungen annehmen 
muß, noch nicht hinreichend aufgeflärt ift, läßt fid) 
wenigftens nicht bezweifeln, daß ihr Urfprung bie 
zum Ende des dreischnten Johrhunderts hinauf⸗ 


reiht 9). 
Fuͤr Holland iſt der Sachſenſpiegel befonders 


g) Bergl. Gaupp das magdeb. R. S. 186 u. f. und Honmteper 
in den berliner Jahrb. 1827. S. 1334. Nach einer Mitthels 
lung bes lezteren, find mwenigftend zwei von einander ganj uns 
abhängige Ueberfeßungen‘ anzunehmen. Die erfte findet fich 
1) in bem heinrichsauer Coder zu Breslau (ſ. Balıpp und Kos 
meyver a. a. O.) und iſt nach biefein zu Ende des dreizehnten 
Jahrhunderts verfaßt. 2) in einer eracauer Handfchrift; 3) in 
ben Statuta Polonise per J. Laskium. ed. Cracorv. 1506. 
4) Einige LZesarten baraus bat die Zamoyskiſche Ausgabe bes 
latriniſchen Sachſenſpiegrls von 1602 ex vetustis exemplari- 
bus, und nad) ihr bie Zobelfche von 1614 und die GBärtnerfche 
aufgenommen. Die zweite war im eigentlichen Deutſchland 
auch ſchon im vierzehnten Jahrhundert in Umlauf, umb findet 
ich in den Übrigen polnifchen Ausgaben bes Inteinifchen Sach⸗ 
fenfpiegels. Diefe Texte weichen wieder untereinander mehrfach 
ab, fo daß noch zus unterſuchen bliebe, ob verfchiedene Recenſio⸗ 
men auch hier zum Grunde Liegen, ober nur theilweiſe Webers 
arbeitung einzelner Artikel ſtatt gefunden hat. 

».H. [ 20 ] 


306 Deitte Periode. A; 888-1272. 


8. 281. bearbeitet worden; das unter biefem Namen ges 
druckte Rechtsbuch gehört zu den Beweiſen, daß 
man die deutſchen Rechtsbücher insgefammt allent- 
halben als in einen gewiffen Umfang gemein an- 
wendbares, d. 1. ‚als Kaiferrecht, betrachtet 
Bat x). 

Mit der Enrftehung der Gloffe, tft die De 
arbeitung eines befonderen Rechtsbuchs gleichzeitig, 
welches fi) auf den Sachfenfpiegel ſtuͤzt, und mit 
der alten. Gloffe auch einen Verfaſſer hat ®). 
Die urfprüngliche Benennung deflelben ift: Richt⸗ 
fteig (des Richtes Stigh), anch wohl Scheven- 
cloet (glossa Scabinorum) t); deſſen Zweck, 


£) Eine Hofändifche Ausgabe des Sacyfenfpiegels won 1479 ſchlleßt 
mit ben Worten: Hier eyndet dat boec der Keyser rechten 
gheheten die spieghel varı Sasse, wel ghecorrigeret uten 
latine,. ei het is volmaect ter goude in hollant by my 
gheraert leeu den (20. April 1479). Diefe Ausgabe hat Gru⸗ 
pen Sranff. u. Leipz. 1763, 4. abdrucken laffen, führt abet ©. I, 
an, daß auch eine folche von 1472 vorhanden ſeyn folle, die 
aber jest in Holland niemand kennen will. — Rietzſche urs 
theilt S. 713, a. a. Di: Die in Holland erſchienenen Auısga: 
ben enthalten nicht den Sadyfenfpiegel, fondern ein davon we 
ſenilich ‚verfchiedenes, obwohl mit demfelben Namen bezeichnetes 
. Rechtsbuch, bei beffe Ausarbeitung nur ber Sachſenſpiegel vor⸗ 
züglich gebraucht worden iſt. 


8) Bergl. Grupen bei Spangenberg ©. 68. 69. 


t) Das „Schedencloet” ber cAfer Ausgabe von 1480, iſt wohl 
eben fo ein Oruckfehler, wie bas „Drienus“ ftatt Prenus, unter 
welchem Namen in jener die Schrift, welche biefen Namen führt, 
hinter der Cautela als Vorrede bes Richtſteigs ficht. Bergl. 
bie vierte Anm. zu biefem Paragraphen. ' 





⸗ * 


III. Rechtg. V. Rechtsb. 3. Richtſteig. 307 


über die Gerichteverfaffung, die Natur der einzel 5. Wi. 
nen Klagen und die Vertheidigung dagegen, über: 
haupt über das gerichtliche Verfahren und die 
Anwendung des Sachfenfpiegels vor Gericht, Unter R 
richt gu ertheilen. Dabei .ift in deffen urſpruͤngli⸗ 
cher Recenſion vorzugsweife auf die Verhälmiffe 
in dee Mark Brandenburg Ruͤckſicht genommen. 
Eine fpätere Recenſion läßt ein Eapitel diefer Art 
und Die Verweiſung auf die Stellen des Sachfen- 
fpiegels aus, auf welche fich die Lehre flüge, dabei 
iſt in derfelben auch mehr an der Ordnung: vers 
ändert als in den Handfchriften, welche der älteren 
Recenſion angehören; diefe zweite Claſſe ſcheint als 
eine Umarbeitung der erften für andere Gegenden 
angefprochen werden zu muͤſſen. Selten ſcheint 
eine dritte Bearbeitung zu feyn, welche noch einen 
weiten Theil des Richtſteigs kennt, der fich aber 
wie es ſcheint lediglich auf Zufäge gründet, die aus 
der Sloſſe entnommen find). Ein Werf von 
fpäterer Entftehung, nad) dem Mufter des Rihe  °. 
fleigs „zum Landrecht“ gearbeitet, der, bis zum | 
fur: fgehnten Jahrhundert ohne dieſen Zufat ange 
führe wird, ift ein Nichtfteig des Lehenrechts, . 
deſſen Verfaſſer unbekannt ift v). | 

Schon in der Anordnung des Richtſteigs und 


- 


"w) In ber vierten Anmerk. zu dieſem 8. finden füch bie genaueren 
Angaben. 
v) ©. Gruppen a a O. und Rietzſche bei Weiße Einl. im 
das deutſche Privatr. Ate Ausg. 1832. S. 101. 
[ 20* ] 








9. 281. 


308 Dritte Periode, A. 888- 1272 


der Behandlung der Klagen und Einreden, tritt 
ein Beftreben hervor, dem Stoff des deutſchen 
Rechts, eine Art von wiflenfchaftliher Form zu 
geben; diefe Richtung, welche eine natürliche Folge 
der Bekanntſchaft mit dem roͤmiſchen und canoni- 
fehen Hecht war, die dem Verfaſſer inwohnte, 
wurde jedoch fpäterhin gar nicht, oder nur auf 
eine hoͤchſt ungeſchickte Weife im geiftlofen Compi⸗ 
Intionen aus deutfchem und fremden Recht weiter 
verfolge, in welchen die bis in das fechzehnte 
Jahrhundert fortgefezten weiteren Bearbeitungen der 
ſaͤchſiſchen Rechtsbuͤcher hervortreten y). 

Der Geiſtlichkeit gab es Anſtoß, daß der 
Sachſenſpiegel den Beſtimmungen des canoniſchen 
Rechts ſich nicht immer ſo fuͤgte, wie es der un⸗ 
bedingte Einfluß auf das buͤrgerliche Recht, 
welchen jene jezt fuͤr das geiſtliche forderte, zu 
verlangen ſchie. Johann Klenke, Provinzial 
der Auguſtiner in Sachſen und Thuͤringen ſchrieb 
im vierzehnten Jahrhundert ein eigenes Buch gegen 


die Irrthuͤmer des Sachſenſpiegels x), und veran⸗ 


laßte ſelbſt Dapft Gregor XL, in einer Bulle 
w) Die Gelchichte berfelben wirbd im britten Bande einen ſchick⸗ 
licheren Platz finden. 


x) Decadicon Magistri Joannis Klenkock contra 31 erro- 
res speculi Saxonum; aus einer Handſchrift herausgegeben 
von Scheidt, In deſſen bibliotheca historica Gottingensis 
p- 63 seq. 





1, Rechtbq. V. Rechtsb. 3. Richtſteig. 309 


von 1374 dieſe irrigen Säge namentlich auszu⸗ 9. 381. 
zeichnen und zu verdammen 7). 


Erſte Anmerkung. Handſchriften des Sachſenſpiegels. 


Man ſehe Über dieſe: Dreyer Beiträge zur Litteratur und 
Geſchichte des deutfchen Rechts H. 16— 24. Bruns Beiträge zu 
altem Druden, St. 1. ©. 1% u. f. Biener Comment. P. 9. 
Vol. 1. p. 2387. Homeyer in ber Einleitung zu feiner Audgabe 
. bes Sachfenfplegels, und Nietfche in ber Recenſion dieſer Ausgabe, 
in ber allgemeinen Litteratnr Zeitung von 1827. S. 689— 742. 
Der leztere zähle 158 bis jezt befannt gewordene Handfchriften auf, ' 
unter welchen jedoch mehrere nicht genau befchrieben find. Die 
brei Elaffen, welche bier unterfchleben werden, find: 1) Ohne Eins 
sheilung in Bücher und ohne Gloſſe. 2) Mit jener, aber ohne 
Gloſſe. 3) Glofſſirte Handſchriften, welche inegefammt in Bülcher 
getheilt find. Daß bie erſte Elaffe ohne die Zuſätze iſt, welche bie 
beiden übrigen haben, und daher als die wichtigfte für die Gefchichte 
des Textes bes Rechtsbuchs betrachtet werden muß, iſt aus Nietzſches 
Vergleichungen Mar. Die Entftehung einer neueren Becenfion bes 
Stechtebuche ans dem Text, ben die Gloſſe des Johann von Buch 
zum Grunde legte, ift’eben fb klar; bie Handſchriften ber zwei⸗ 
ten und britten Glaffe fteilen biefe mit wenigen oder mehr Abwei⸗ 
ungen bar; ber Zert, melden Johann von Buch vor fich hatte, 
iſt alſo nicht von ihm durch eine felbfiftänbige Redaction gebildet. 
Auch fcheint um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts eine britte 
Necenfion, durch die Abfchrift der Handfchriften entſtanden zu ſeyn, 
deren ſich der magbeburgifche Schöffenftuhl bebiente, und fie, wie 
das magbeburgifche Necht an andere mittheilte. Auch dieſe ift durch 
keine eigenmächtig vorgenommene Redaction gebildet, fondern mie es 


y) Die Bulle hat Scheidt a. a. O. S. 102. Daß aber Gtegor 
ben ganzen Sachfenfpiegel als ketzeriſch verurtheilt babe, oder. 
daß dies auf der bafeler Synode gefchehen fep, ift unrichtig. 
S. Sceidt in einem Aufſatz in ben baundverifchen ges 

kehrten Anzeigen ». 4763. ©. 1277. u, f. 


[4 





. 


310 Dritte Periode. A. 8881272. 


& 381. ſcheint, daraus hervorgegangen, daß es außer dem in ber Buchſchen 


v 


‚1820. ſol. 


Stoffe zum Grund gelegten allmälig vermehrten Lechtsbuch, noch 
andere ähnliche aber mehrfach abweichende Recenſionen gab, aus 
weichen in ben äfteren Gloſſentert, und nicht blos in Magbeburg, 
Aufäße erft aufgenommen, unb nachher auch gloffirt wurden, Diefe 


 Mefultate fcheinen mir mit Sicherheit aus den Vergleichungen von 


Nietz ſche hervorzugehen; bie Claſſiſication der. Handfchriften, bie ex 
noch weiter verſucht, läßt fich nicht wohl beurtheiten, fo lange bie 
Bergleichungen nicht ausführlicher gegeben werben. Webrigens beftäs 
tigt fich auch hitrdurch, was ich bereits im ben früheren Ausgaben 


bemerkt babe, daß vor dem vierzehnien Jahrhundert, der Text des 


Sachſenſpiegels nicht mehr firirt geweſen ift, als ber des ſogengnnten 
Schwabenſpiegels in ſpäterer Zeit erſcheint. Bon ben Btecenfionen, 
weiche ber eriten Wlaffe angehören, Kat mir nur ber quedlinburger 
Zert bei Gärtner zu Gebote geftauben. Ws Sachfenfpiegel mit den 
Zufähen bes vierzehnten Jahrhunderts, brauche ich ben leipgiger bel 
Gärtner gedruckten Text, und bie Ausgabe des berliner Codex von 1369 
von Homeyer. Die Eitate wo Fein anderer Text angegeben ift, find nad) 
dem gebachten Gärtnerfchen Text des leipziger Coder. Die Hands 


ſchrift mit Bildern zu Heidelberg, bat wie aus Nietzſches Claſſiñcation 


hervorgeht, als Recenſion keiuen beſonderen Werth. Als ein, wie 
es mir geſchienen hat, ſehr gut geſchriebener Codex, verdient ſie aber 
Beachtung, und es iſt zu bedauern, daß fie defect iſt. Die fünmts 
lichen Zeichnungen derſelben, find, mit kurzen Erflärungen verſehen, 
herausgegeben ins Zeutfche Denkmäler herausgegeben und erflärt 
von Batt, d. Babo, Eittenbenz, Mone und Weber. Heibelberg, 


> 


Zweite Anmerkung Litteratur und Auegeben 
des Sachſenſpiegels. 


Ueber bie Geſchichte bes Rechtebuchs: E. Spangenberg Bei⸗ 
träge zu den deutſchen Rechten bes Mittelalters — Halle 1822. 4. 
Aus C. U. Grupens Papieren und Sammimgen. H. C. de 
Senkenberg visiones diversae de oallectipnibus legum Ger- 
manicarum. Lips. 1765. 8. Neber die Auegaben: Dreher Beitr. 











ı 


In. Rechtsq. V. Rechtsb. 2. Sachfenfp. 311 


jun Litteratur ı. Geſch. des deutſch 9. S. 99 u. f befandend aber: $. 2BL. 


Niesfhe a. a. D. S. 713 u. fe Wirkliche Editiones principes 
find: 1) Baſel 1474. fol. 2) Eöin 1480. fol. 3) Augsb. 1481. 
fol. 4) Stendal. 1488. fol, Im ſechzehmen Jahrhundert wurden 
bie Robelfchen Ausgaben bie gentgburften, von welchen die erfte 
1535, die lezte 1614 erſchien; Don-Ehr. Zobel felbſt iſt nur bie erfle 
beforgt. - Neuere Ansgabens Sachſenſpiegel — herausgeg. pen J. F. 


Eupoviei Falle 1790. 4. Sykens von Depgom Sachſenſpieget _ 


von €. W. Gärtner. Leipy. 1732, fol, Der Sadyenfpiegel — von 
€, G. Homeyer, Berlin 1827. 8, (die 2te Ausg. mächftens jır.et= 
warten), — 9. J. Meckbach Anmerfungen Über den Sachſenfpio⸗ 
gel > Tena (1764) 4. 3. Weiske Grundſatze bes deutſchen Pri⸗ 
vatrechts nach dem Sachfenfpiegel — Leipz. 1886. 8. J. v. Sy⸗ 
dom Darſtellung bes Erbrechts nach den Grundſatzen bes Sachſen⸗ 
ſpiegels. Berlin 1828. 8. — Weber den Sachfenfpiegel als Duelle 
des minleren und umgearbeiteten livländiſchen Rittertechts 
von Z. &, von Bunge Pge 4 1897. 8, 


Dritte Anmerkung. | Geſchichte der Gloſſe. 


In dem zweiten lüneburgiſchen Coder (genau beſchrieben fm? 
W. F. Kraut Comm, de codicibus Luneburgensibus, quihous 
libri juris germanici medio aevo scripti oontinentur. Goett. 
1830, 4.): beflubet Ach folgenbe von Brand ven Zyerftede (1451) 
herrũhrende Nachricht (fchon gedruckt bei Spangenberg ©. 113.): 
Kortlicken to vornemende, unde to wetende de schickinge, 
dat beghin unde de vnlbringinge des Sassenrechten, 'sö is wol 
to merckende alse ock hirvore geroret ie dat de eddele Kening 
Karolus de grote gaft den Sassen dat Lantrecht, unde Keyser 
Frederick van Stonf gaft dat Lenrecht ut L. 1. Art. 23, in Gl. 
Unde Her Eycke von Repegow heft desse Rechte (hier ericheint 
aifo Eife beſtimmt auch als Verfaſſer des Lehenrechts vergl. oben 
S. 297.) dorch bede greven Hoyers von Valckenstene in Du-. 
desch ghebracht mit synen Vorreden, unde in artiekele ‚unde 
Bocke gedelet ut Lib. I. Art. 19. in @losa. Dar na der er- 
werdige Lerer Her Nicolaus van Bock heft dit Sassenrecht 


L 4 
. 


— 


x 








312 Deitte Periode: A. 888— 1272 


$. 381. mit dem Glosen besprenget, beghoten, uihzelecht und gedadet, 
unde de sulven Glosen gemacket, unde mit geistlichen unde 
romeschen Keyserrechten benyset, ut. Lib, L art. 19. in 
Alosa. Ock heit de sulve Her Nicolaus de Richtestighe unde 
de Wyse unde Vortzang in Gerichte. na Sussenrechte gelered 
unde gegeven, welche Glonen. doch over del. Artille des 
Sassenspeygels, unde ock de Bichtestighe vor ‚dessen Tyden 
wicht alle hir to Lande gekomen, unde ‚gescen weren, unde ock 
wrento de erste alds und gameneste Delinge unde Tale 
der Artickels dss Sasgenspeigels in veleh enden varkered und 
vorerret was, Darch dat so hebbe ick Brand van Zerstede 
na miner Mogelicheyd mit Rede, Hulpe und Erkeudnisse icht 
welcker Rechter erwarenen Manne mit viyte gesammelt unde 
(ta) hope gebracht dat Sassen J,andrecht, na den alden ande ge- 
ınenesten Talewryse de Delinge und beghin der Antickele unde 
de Gebrecks der GJosen qyer etliche Artiekele: de hir te 
Lande vor desser Tyd noch nicht gewesen. haddes to 
hope geschicket und versammeld, unde de Richtestige des 
aulven Rechtes alle to samende in eyu Bock gebracht —. Im 
J. 1442, In der Hanbdſchrift ſteht jedoch der Richtfleig nicht, 
S. Kraut p. 4. Der Eoder enthält alle in ben alten Gloſſen⸗ 
bene ehe ſeblenden Artikel, oben Dias 2) 


Vierte Anmerkung. Ueber den. Matſtelg⸗ und 
deſſen Ausgaben. 


Ungegeben werden: Baſel 1474. Ein 1480 (bie einige biefer 
editieren ptiooipes, welche ich kenne. Nietz ſche fiheint fie als 
einen Anhang ber Yusgabe bes Sachſenſpiegols vom dieſem Jahr zu 
betrachten, . da er dei Weiße (oben Rote v.) bemerft, bag manche 
jener Ausgaben die Cautela und den Nichtfteig nicht ensbichten; ich 
Gabe fe nur von jenem abgefonberi, mit Cautela und Prenus hinter 
dem Inhalieverzeichniß · als Worrebe, geſehen). Augebueg 1516, 
Reipg. 1538. Muc) findet mas den Richtſteig Landrechts und beu 
deichtſteig Lehenrechts mit älteegı Musgaben bes ‚fächfifchen Rande 
sechs und kehenrechts verbunden. Neuere Yusgaben: J. 5. Erbes 


III. Refftög. V. Rechtsb. 2. Snchfenfp. 318 


vici Tinltitung zum Kechensproceß. Halle 1718. 4. im Anhang. $. 281. 
Im Senkenber g ſchen Corpps, juris ‚germanici Tom, I. P. 1, 
pag. 335, seq. nad) vier Hanbfcheiften, Dex Michtfieig bes Scham 
rechts auch in beffen Corp. jur, feud. Ed. 3. p. 391. seq 
Das Im Tertsangegebene Refultat beruht auf einer Mittheilung 
"son Homeyer ımb iſt aus 27 Serglichenen. Sandfchriften hervor⸗ 
gegangen, Die Handfchriften des Richtſteigs bes Landrechts zerfallen 
in drei Claſſen. Die erfte, zahlreichſte (19 Zerte) hat: 1) due . 
befonbere Beriehemg auf die Mark, nameunilich im iezten Kapitel: 
von Urtheilſchelten in ber. Mark. 2) Belege für jedes gefundeng 
urtheil aus dem Sachfenfpiege. 3) Eine fpftematifche Gliederung 
in folgender Weife: J. Bon den Perfonen im Gericht. Gap. 1— 4 
II, Alagen. A. Eintheilung berieben. Eap. 5. B. KBürgerliche 
Klagen: a) Begründung. Eap. 6. b) Bürgſchaft. Cap. 7, 8, e) Ge⸗ 
lobde. Cap. 9. d) Erbſchaſt. Cap. 10. e) Klage um Gut. Cap. 11, 
a) Fahrende Habe. Cap. 12 — 17. 4) Lehen. Cap. 18— 21. Y Erb 
und Eigen. Gap. 22— 27. C. Peinliche. Cap. 28—35. D. Ges 
miſchte. Cap. 36— 47. TIL Urthellfinden und Schelten. Eap. 48— 80, _ 
Abtheilung I, und HI. wird durch eine Bemerkung im Gap. 5, in 
Rerbindung geſezt; Abtheilung II. und III. durch eine folde am 
Ente von Cap. 47. Bon ben Ausgaben gehören In biefe Claſſe: 
die bafler, die cölner, die augsburger von 1516, welche die bei 
Zudeovici wieber abgebrurkte Ift, und bie britte Sandfchrift von Sen⸗ 
tenberg. Doc finten ſich im biefer Claſſe auch Mbmeichungen, 
befonders in der goͤrlitzer Handfchrift. Bur zweiten. Elaffe 
(4 Texte) gehören zwei halberftäbter Handſchriften, und. die zweite . 
und britte ber Senfenbergifchen, welche für bie heflifchen Gegenden 
beaxbeitet zu ſeyn fcheinen. Ben der britten Elaffe kam nur \ 
der Senkenbergiſche vierte Coder angegeben werten. Won ben 25 
Capiteln deſſelben, laſſen ſich 23 beſtinnnt auf die Gloſſe zurückfüh⸗ 
ven, 8. B. Cap. 3. aus GL. zu II, 34. Gap. 4. ans Il, 29. 
Gap. 5. aus II, 30, Nur bie Einglinge find verändert. "” - g 
In ber neueren Zeit ift viel von einer Cautelo bes Sachſen⸗ 
fpiegels, und einem biefer nachgebilteten Aufſatz Prenus (Premiß, 
Bremfe, mit welcher man ein Pferd zum Stillhalten zwingt) die 
Rebe geweſen. Beide find zwei unbedeutende Schriften, weiche lchren, 
wie mon fi gegen Chicang des Beguerg im gerichtlichen Berfahren, 


, 





314 Dritte Periode. A. 888— 1972, 


4. 981. durch GBegenrebe fichern ſoll. In ber colner Ausgabe find fie hinter⸗ 
einander als eine Urt don Vorrede eingereiht, und gehören ohne 
Zweifel zum Michtfteig, wiewohl fie auch als Zugabe zum Sachſen⸗ 
fpiegel felbſt vorzukommen ſcheinen. Als Rerfaffer der Cantela 
wicb Sermanm von: Desfeld angegeben, 


8. $. 282, 

IM. Dag zweite Rechtsbuch (6. 279), welches, 
dem Sachfenfpiegel gegenüber, als eine andere Be 
arbeitung des von Eike von Repgow verfaßten 
Rechtsbuchs betrachtee werden muß, war ebenfalls 
‘am Ende des breischnten Jahrhunderts bercits in 
Umlauf a) Es ift klar, daß die erfte Recenſi ton 


H Eine Sandfheift des Seren vo Bafperg (Kratk in ber oben-$. 381. 
dritte Anm. angegebenen Schrift &. 16.) bat bie Bemerfung: Nu 
- . vernemen alle die, die jemer dis buch an gesehen oder 
hören gelesen, Den künde ich Cünradus van Lücelen. 
heim ein evangelier, daz ich dis buch geschrieben han 
. minem herren Hern Gregorien von Valkenstein. und wart 
angevangen ze vriburg unde wart volle braht ze verstet» 
. ten uf dem hofe — Dir geschach in dem iare da man 
zalte von gotes geburte zwelfhundert ahzey und siben iar 
en Sante Burtholomens abent —. Pie Meinung Senken⸗ 
berg6, daß namentlich der Ambrafer Cober (4. 379. Note d) 
aus dem treischnten Jahrhundert fey, und bie Behauptung Bod⸗ 
manns (cheitgauifche eilterth. &. 582.) über einen 1281 ger 
ſchrie benen Eober, gewinnt durch jene Handſchrift eins veue *8 
In zwei Handſchriften, weiche Senkenberg (Vision, div. peg. 83 
und 99.) befchreibt, finden fich die Worte; „Nach Chriftus ger 
purdt iſt die gewis Zal taufent jar, zwai hundert Jar und Aal 
und achczig Jar. ta diez puch gefchriben ward.” Auch in 
einer baf’ier Handfchrift heißt es: „Dis Buch is bormmb ges 
macht und gefchrieben wer ſich nüt wol verrichten fan von mas 
niger Sach. Das der bis Buch gern höre leſen. Band «6 bes 
wert alle fache des man bebarf ze weltlichen Gericht‘ und wart 





U. Rechteq. V. Rechtob. A. Schwabenfn. 318 


deffelben allmälig weit mehr verändert worden iſt, 4. 289 


als der Sachfenfpiegel, wem wir die Geſtalt, in 
welcher diefer in den Handfchriften der erften Elafle 
(9. 281, erfte Anm.) erfcheint, als die erfte fächfifche 
Recenſion des Eife von Repgow betrachten. Die 


Geſchichte diefer Veränderungen läßt ſich auch bie 


jezt nicht einmal fo weit aufklären, als die des 


Sachfenfpiegels, da die bisherigen Unterſuchungen u 


über die Befchaffenheit und das Alter der Hand« 
fhriften des Kaiferrchts noch ſehr unzuverläßig 


find. Sucht man zuerſt, aus den Nachrichten über - 


den Inhalt jener Handfhriften und dem Tert der 
gedruckten Ausgaben, eine Weberfücht zu gewinnen, 
in welchen Stellen mehr oder weniger Ueberein⸗ 
ftimmung unter den ſaͤmmtlichen Terren ſtatt findet, 


die zum Kaiſerrecht zu ziehen find b), fo zeigt ſich 


zweierlei: 1) Diefem liege. die ältere Recenſion dee 


Sachfenfpiegels zum Grunde; denn die Artikel, 


welche diefer fehlen, ſtehen mit ein paar Ausnah⸗ 


es gemacht und vollenbracht zu Nüremderg in eym berufnem - 


Hofe da man.zalt von Gottes Gebürt zweyhundert und aht und 
ahzig Jar 1388.” (S. Senfenberg in ben Vorreden zum 
Corp, jar. Germ. zu Tom. 1. P. 1, pag, 7. und gu Tom. 1. 


P. 3. p. 3. Note a). Kaifer Friedrich IE. kommt Übrigeng ' 


rt, 351, als bereite verſtorben vor. 


b) Einen ſehr danfenswertben Beitrag zu dieſer Ueberſicht giebt: 
J. G. Zinsler über eine Haudſchrift des Schwabenfpiegels, mit 


einigen Bemerkungen über die Frage: laſſen fich mehrere Drigle  , 


nal⸗ Handſchriften deſſelben annehmen? in ben Eranien zum 
78 Neche Eortgeſ. v. Falch), zweite Lieferung. Zeidelb. 


’ 


316 Dritte Periode. A. 888 —1272. 


"4.39% men auch nicht in dem Katſerrecht. Die wenigen, 


welche ſich in demfelben allgemein finden, fcheinen 
als die Alteften.Zufäge betrachter werden zu muͤſſen, 
welche der urfprünglichen in ber queblinburgifchen 
und anderen Sandfchriften der erſten Claſſe des 
Sachſenſpiegels erhaltenen Necenfion des Eife von 
Mipgom beigefügt worden find; die auch fpäterhin 
niche nachgetragenen gehören daher wahrfcheinlich 
erft in das viergehnte Jahrhundert, jene aber in 
das dreischnte, wo das Kaiferrecht fonach etwa um 
die Mitte des lezteren entftanden fenn möchte <). 
2) Eine fehr beträchtliche Anzahl von Artikeln, 
ft den SHandfchriften des Kaiferrechts gemein, 
während dagegen andere immer nur in einer, 
oder auch in mehrerem Handfchriften, dic eine ge 
ineinfchaftliche Grundlage, wenn auch nicht durch⸗ 
gehende, zu haben fcheinen, angetroffen werben, 
Zu jenen gehören ohne Ausnahme alle Artikel, die 
wörtlich oder ftellenmweife auch im Sachfenfpiegel 
gefunden werden; der größere Theil derfelben giebe 
den ganzen inhalt des Sachfenfpiegels in der. ber 


, €) Dam vergleiche bie vor ber Senfenbergifchen Ansgabe ſtehende 
Zabelle Über bie Artikel des Sachfenfpiegele, welche im Rechtes 
buch fich finden oder fehlen; 8. 1. Art. 9—12 und 14 u. 15. 
ift ausgelaffen; der leztere fehlt andy in ber quedlinburgiſchen 
Hanbdſchrift. Eben fo fehlt 8. 3. Art. 84 und 86 — 9. 
B. 1. rt. 7 und B. fcheint dagegen von Anfang an im Kais 
ferrecht geftanden zu haben. Der ober Ambrafianus bat fie in 
der regelmaͤßigen Weihefolge ber Urtifel bes Sadyienfpiegeis Im 
Met. 11 und 12. und geht dann nach zwei Bwifchenfägen zum 
Art. 17. 8. 1. des Sachfenfpiegels im Art. 15. fort. - 


FE 


II. Rechtsq. V. Rechtsb. : Schwabenfp. 317 


treffenden Stelle, wörtlich ober doch dem Sinne 4. 992. 
nach wieder. Auſſerdem aber iſt zu jenen allgemein ' 
durchgehenden Stellen auch eine fehr beträchtliche 
Anzahl von Artikeln. zu zählen, die fih wie Zur 
fäe, Abweichungen, oder Erflärungen und 
Sloffen zu dem Rechtsbuche Eifes von Repgow 
verhalten. Diefe eben find. es, welche das Kaiſer⸗ 
recht zu einem von dem Sachfenfpiegel unterfcheid« 
bare Mechesbuch machen. Wo in diefen bei der 
Bergleichung Abweichungen von dem Tert des Sach⸗ 
fenfpiegels ſich wahrnehmen laſſen, ift es bis jezt 
ſehr häufig unmöglich, zu beftimmen, ob abfichtlihe 
Aenderung, Mißverftändniß, ober nur Verſchieden⸗ 
heit des Ausdrucks die Veranlaſſung zu jenen 
gegeben Hat; denn ein reiner Tert, aus guten 
Handſchriften, mit Genauigfeit ud nach Verglei⸗ 
chung anderer guter. Handfchriften Erieifch confte - 
rirt, liegt bis jezt nicht vor uns, und es bleibe 
öft zweifelhaft wie gelefen werden muß, ober wie 
die einzelnen, bald getrennten bald vereinigen Ar⸗ 
titel, zuſammen zu fügen, ober zu trennen find 4). 
Sondert man die allgemein oder doch gewöhnlich 
vorkommenden Urtifel von denen, welche wur ein 
zelnen Handfchriften oder gewiſſen Claſſen derfelben 
eigenthümlich zu fenn fcheinen, fo weit dies bei 


N 


A) Oahin gehört z. B. der Art. 11 und 12. bes Ambraſtaniſchen 
Eoder. Der 12te gehört nach anderen SHandfchriften zus dem 
Alten, und ber Sinn befien, was vom Eibe gefagt wird, bleibt 
nach Bergleichung ber verſchiedenen Texte ganz ungewiß. 





- 318 Deitte Periode. A. 8881272, 
4 989. den mangelhaften Worarbeiten, auf weldhe man ſich 


. 


dabei flügen kann, mit einiger Sicherheit moͤglich 
tft, fo erhält man bei ihrer Vergleichung mit dem 
Sachfenfpiegel diefe® Reſultat: Erftens: der Be 
arbeiter der Recenſion des Eife von Nepgom, welche 
ven ſaͤmmtlichen Handfchriften des Kaiferrechts zum 
Grunde fliegt (Note c), hat den Tert des von 
jenem verfaßten Rechtsbuchs, welcher in den Hand⸗ 
ſchriften erfter Elaffe des Sachfenfpiegele fich fin 
det, vor ſich gehabt, und in feiner Arbeit ſich von 
der damaligen Meihefolge der Artikel deffelben auch 
wenig oder gar nicht entfernt dd, Zweitens: 
feine Arbeit hat im weſentlichen darin beftanden, 
den Inhalt des ihm vorliegenden Rechtsbuchs durch 


) 
+ dd) Ich Halte mich Hierbei an den ober Ambraſianus. Wenn 


man biefen von vorn bereit mit dem Sachfenfpiegel vergleicht, 
fo laͤßt ſich nicht zweifeln, daß in der erften Anlage die Ord⸗ 
nung des Sacdıfenfpiegels beibehalten worden war; die Artifel, 
von welchen Finsler (Note b) glaubt, daß fle verſezt ſeven, 
ſtehen, zit dem Sachfenfpiegel verglichen, in ganz paſſender 
Ordnung. Erft mit dem Ende des erften Wuchs beginnt eine 
ziemlich willkührliche Berfegung der Artifel, von Art: 86. bes Cod. 
Ambr. an; umd eben auch nur is ber zweiten Hälfte bes Mechte« 
buchs feheint, Die Handſchriften ausgenommen, weiche das Kals 
ferreht ohne alle Rüdficht auf den Sachfenfpiegel georbnet und 
behandelt haben . unten), immer die meifte Verſchiedenbeit in 
. ber Sinorbnung hervorzutreten. Dies aber ſcheint mir zu bewei⸗ 
fen, daß ſich im dieſer gweiten Hälfte bie Ordnung, melde bie 
urfprüngliche Recenſion befolgt hat, aus ben bis jezt zugänglich 
gewordenen Hälfsmitten nicht wahrnehmen läßt, eben daher alfo 
die Bermuthung dafiir fepn muß, daß urfpränglich die zweite 
Häffte, fo wenig als bie erfte, in ber Ordnung von dem Sach⸗ 
ſenſpiegel weſentlich verſchieden geweſen ift. 


M. Rechtsg. V. Rechtsb. 4. Schmwabenfp. 319 


Zufäße gu commentiren und zu gloffiren ©), da wo 4. 252 
ihm die Lehre Eifes blos auf die Verhältnifle von | 
Sachſen anwendbar fühien, durch eine Regel, welche 


e) Diefe vom mir fchen in ben früheren Ausgaben aufgeſtellte 
Anficht, welche von feinen Vorgänger entlehut, fondem aus 
dem Stubium des Rechtsbuche in deſſen Zuſammenhang herr 
vorgegangen ift, bat befonders vielen Widerſpruch gefunden: 
Man braucht Aber, um ſich von ber Richtigkeit berfelben zw 
Überzeugen, uhter den Stellen nicht. viel zu wählen, um auf 
wenigen Zeiten eine Reihe don Belegen zu berfelben zu finden. 

Ah kann mir daher jenen Widerfpruch nut baraus erklären, 
daß man geglaubt Kat, ich verftände umter Kommentar und 
Gloſſe gerade eine Erflärung unter Beziehung auf einzelne 
aus dem Sachfenfpiegel berfibergenonmmene Worte des Textes, , 
Der jest gewählte Ausdrud: durch Zufäge, conmmentiten und ' 
giofliren, wird diefes Mißverſtändniß wohl heben. Um wenigs 
ftens ein Beifpiel auszuheben, vergleiche man Cod. Ambras. 
Art. 71. oder Senkenb. 75. ®. 1. wit Sachſenſp. L, 55: ’ 
&. 1. (ed. Hom.). Ber fejtere lautet: Al werlik gerichte 
hevet begin von kore; darume ne mach nen sat man ” 
fichtere sin, noch neman, he ne si gekoren oder belent 
richtere, Das Kaiſerrecht giebt dies: Jegelich werltlich ge- 
richte hat begin von chur. Dacs ist ulso gespro- 
ehen, & dar Jehein herre den lluten deheinen rihter 
geben sul wan den ei welent, — Es leuchtet ehr, daß 

diefe Bemerkung erklären fol, wie es komme, daß doch ein Rich⸗ 

ter nur entweder gewählt ober belchnt werden. milfſe, und 
boch alle weltliche Gerichte von Mahl ausgehen ſollen; wenn 
man den Tert des Sachfenfpiegels, der hier nicht wörtlich her⸗ 
übergmommen ift, fondern 'von welchem nttr bie Anfangsmworte 
bezeichnet find, nice mit hinzu nimmt, fo bleibt die Stelle bes 

Aeaiſerrechts ganz unverſtändlich. Der Inhalt beiber Rechts⸗ 
bücher iſt der Nachhall der alten Berfaffung (Capit. 1. a. 809. 
Cap. 22. 8. 1. 6. 165. Note b a. ©.), weiche mit den 
Bolfsgerichten felbft erlofch, und bie Stelle mag fchen im vier⸗ 
zehnten Jahrhundert ziemlich unverſtändlich gemefen fepn. 

S. auch bie folgende Note. 


> 





-] 


820 Deitte Periode. A. 888-1272. 


4.282. er fir allgemein anwendbar Hielt, zu erſetzen f), 
und Beſtimmungen beisufligen, welche er neben der 

in dem vorliegenden Rechtsbuch enthaltenen, auch 

noch filr wichtig und in einem gewiſſen Umfang 

für allgemein _antwendbar hielt 2). Aus jenem 
Streben die Grundfäge des Sachfenfpiegels in 

ihrer gemein anwenbbaren Geſtalt barzuftellen, 
mag 


H Ms dergleiche z. B. Tod. Ambras. Art. 8. mit Sachſenſp. 
Art. 5 8. 3. Die Gerade des lezteren, verwandelt ſich hier in 
die fahrende Habe; ber Pfaffe, der nach dem Sachſenſpiegel mit 
den Schweſtern an der Mutter Gerade Theil nimmt, erbt mit 
ſeinen Geſchwiſtern die fahrende Habe nicht, wenn er ſchon 
mit Pfründen hinreichend verſorgt iſt; ob er mit jenen erbe, wenn 
dies nicht der Fall ſei, wird nicht geſagt; aber nach bem Zu⸗ 
fonmenhang unß ma es annehmen. Zuetſt weil bligefüge 
wird, es müfle auch bei ber Frage, wie wiel er von geiſtüchem 
Cut haben müffe, barauf gefehen werde, weiches Standes und 
kirchlichen Ranges er ſei. Dann aber weil die Stelle auch mit 
den Worten fchlieft: der. Phaffe erbet mit seinen geswis- 
teriden. Mit dem Sachſenſpiegel verglichen brückt dies ben Sag 
aus, im allgemeinen habe er ein Erbrecht; und darin liegt daun, 
nicht nur daß er, wenn er nicht verforgt fei, in ber ‚fahrenden 
Habe miterbe, fondern auch daß er überhaupt Miterbe ſei, andy 
in den Gruudſtücken, wie es ber Sachſenſpiegel ausdrücküch 
ſagt, was jedoch das Kaiſerrecht nicht beſonders bemerkt, weil 
es bie fahrende Habe bei ber Erbſchaft von anderem Gut fiber: 
haupt nicht mehr unterfcheibet. In ber That wirb alſo bier 
ein anberer Rechtsſatz entwickelt als in bem Sachſenſpiegei ent⸗ 
halten iſt, aber auf eine Weiſe, daß jener ohne Vergleichung 
des Inhalts mit dieſem unverſtändlich bleibt. 

g) So wird . B. hinter ber Note e erwähnten, ben Sachſen⸗ 
fpiegel I., 55. 4. 1. erläutemben Stelle ein langer Artitel eins 
gerückt, welcher bie perfönlichen Eigenfchaften auseinander fezt, 
bie ein Richter haben müffe, auf bie auch ohne Frage in Sach⸗ 
fen eben fo gut als anberwärts gefehen wurde. | 


\ 


= 
L 


III. Rechtsq. V. Rechtsb. 4. Schivabenfp. 341 


mag die Benennung Kaiferrecht entftanden fen. 4. 22. 
Daß diefe Arbeit nach ihrer erfien Grundlage 
irgend einem einzelnen beftimmten Berfafler zugeſchrie⸗ 

ben werden muüfle, den man übrigens nicht Fennt, kann 
begreiflidy niemand beftreiten, aber demohngeachtet 

kann man nicht fagen, daß ſchon Diefer ein felbft- 
ſtaͤndiges von dem ihm vorliegenden Rechte 

buch verfchiedenes Werk auch nur habe fchrei 

ben wollen b)." Auch giebt fi) nirgends fund, daß 


h) Rur in biefem Sinne behaupte ich, daß In den Kuilſerrecht 
fein befonteres von dem Sachfenfpiegel verſchiedenes Nechtsbuch 
zu fuchen fei. Beide gehören zufammenz biefer kann ohne 
jents verftanden werden, jenes aber hätte erſt durch weiterd 
Bearbeitung zu einem ſelbſtſtändigen Wechtebuch gemacht 

” werten wüflen. Und bies ift zwar durch die verfchiebenartigen 
Zufäge in einem gemiffen Umfang verfucht worden, welche fpäs 
ter zu der eine Einheit bildenden Grundlage binzugefommen find} . 
aber in ber That nie auf eine durchgehende Weiſe ausge⸗ 
füßrt worden. Es iſt kiar, daß ſchon die älteſten Handſchrif⸗ 
ten, zu welchen der Aınbrafianifche Eoder gehört, wahrſcheinlich 
aud) der Kaftſche im Schilterfchen Theſaurus und ber von 
Finsler befcheiebene zliccher, nicht meht bie erſte Bearbeitung 
des Sachſenſpiegels rein barftellen, denn es iſt nicht abzuläug⸗ 
nen, daß in dieſen manche Wiederholungen vorkommen, daß auch 
unter dieſen ſchon nicht mehr eine Uebereinſtimmung nur ih dem 
Grabe ftatt findet, wie man fir gwifchen ber queblinburger und leip⸗ 
ziger Handſchrift bei Gärtner wahrnimmt; fchon jene gehören 
alfo eines fiberarbeiteten Recenſion an, in ber ſich auch fchen 
wieder Abweichungen finden, die dann allmälig gtößer wirben, 
wenn man fich auch die nemeren bielleicht größer denkt, als fie 
wirtlich find, weil es noch fo ſehr an genatter Wergleichung gu⸗ 
ter Handſchriften fehlt: Und nur In dieſem Sinn, behaupte ich 
auch, daß man daher van einem beſonderen SBerfafler bes Kais 
ferrechts als Recht sbuch eigentlich gar nicht fprechen könne. 
@in ſolches würde mm ans einer gar; neuen Nebaction baden 

.bervorgehen kütmen, der ſich allein bie unten zu erwäßnembe 
u [21] 





372 Dritte Periode. A. 888— 1272, 


6. 293. er bei dem was von ihm herruͤhrt, irgend ein be⸗ 
ſtimmtes Land und deffen Gewohnheiten im Ange 
gehabt. habe, am wenigftn Schwaben, deſſen 
befondere Rechte diefes Rechtsbuch, feitden es 
Goldaft gefallen hat, das Kaiſerrecht file einen 
Shwabenfpiegek nicht etwa zu halten, ſondern 
mr, da es einen foldyen geben folle, zu vermuchen, 

daß jenes diefen überliefern möge I), nad) der Mei⸗ 


- Ausgabe von Schannat nähert, welche einen ingolflädter Eoter 
gum Grande legt. In wiefern man body fagen Fine, der 
Schwabenfpiegel ſey ein von bem Sachſenſpiegel verfchiebenes 
Werk, weil wenigftens jede Handfchrift aus des gemeinfchafts 
lichen früheren Grundlage hervorgegangen fey, weiche ich felbft 
anerfenne, nicht aber mehrere von einander ganz unabhängige 
Necenſionen des Sachſenſpiegels ſelbſt unterfchleden werben könn⸗ 
ten, iſt eine gang andere Frage. Das Daſeyn von Recenflonen 
diefer Art behaupte ich nicht. Unter ben verſchiedenen Recen⸗ 
fionen des Schwabenfpiegels, bie febe einem befonberen Berfafs 
ſer nigeſchrieben werden ünnten, verſtehe ich Bios folche, in 
weichen früßer gleichförmig fehlende Zufäge, fpäterhin gleichförs 
mig gefunden werben. Welche berfelben angenommen werben 
fönnen, und nach welchen Kennzeichen (Fineler S. 6.), läßt 
fich aus den bis jezt gefchehenen Vorarbeiten meines Erachtens 
noch nicht beſtimmen. Borläufig möchte man vielleicht verfuchen 
koͤnnen, aus den Abweichungen in ber Ordnung unb dem Tert 
ber vorhin genannten Handſchriften feitzufeken, was als eine bies 
fen gemeinfchaftliche Recenſion angefehen werben koͤnnte, die fich 
zu beren Abweichungen auf ähnliche Weiſe verhält, wie bie qued⸗ 
linburger Handſchrift des Scchfenfpiegels zu ben Zufähen ber 
Handfchriften mit. Eiutheilung in Bücher. Durch biefe Bemer⸗ 
kungen boffe ich meine Anſicht beſtimmter bezeichnet zu Gaben, 
als in den frfheren Ausgaben, deren Ansbräde, wie ich nicht 
läugnen will, feicht mißderſtanden werben fonnten. 


4) @oibaft ift alerdinge sicht der erfte, weiher (Merzede zu ſei⸗ 
ner Ausgabe ber Reichefakung Tem. 1. &. 1609. Tom. 2. 


II. xuchten v. Mechtob —ERR 


nung Vieler darſtellen eh. Eine Spur abwei⸗6. 202. 
chender ſuͤddeutſcher Rechte, aus lebendiger fu, 


ſchauung mid Erfahrung aufgefaßt, finder hin 
der Anlage des Sanzen nirgends, wenn auchieinige 


Stellen des Sachſenſpiegels durch ein Mißrer⸗ 


ſtaͤndniß Des Ueberarbeiters von. biefem auf. das 
Land Schwaben bezogen worden find, und ihm 
Anlaß gegeben haben, dem was von dem Schwa⸗ 
bengau vorkam, etwas beisufligen, was er von 
jenem irgendwo gefunden hatte &. Lieber die all- 
mälige Vermehrung dieſes Rechtsbuchs durch die 
obengedachten eigenttzuͤmlichen Zuſaͤtze, und in wie 
fern ſich hiernach mehrere ſpaͤtere Meoenfionen 
deſſelben annehmen laſſen, wird erſt ein Urtcheil 


moͤglich werden, wenn deſſen Angeln Haudſcheiften 


genauer verglichen ſind. 
Der Beſchaffenheit dieſes Nechtsbach⸗ yefolge 


S. 1613. fol.) bieſe Vermuthung geäußert bat; Meichöner bes 


rũhrt fie ſchon in feiner Vorrede. Die Eryählung, auf weicher 
fie berußt, fönnte wie Finsler ©. 26. richtig bancrit, ſehr 
wohl auf den Verfaſſer einer Heberarpeitung bejogen werben, und 
daher wicht gang Jeer ſeyn. Indeſſen zur Erklärung ber Ents 
ftebung des Kaiſerrechts reicht fie auf feine Weiſe bin, und 
rechtfertigt alſo auch jene Benennung nicht. 


k) Dahin gehört Cod. Ambr, Art. 31. Und mehr fcheint mie 
auch nicht aus den Gründen hervorzugehen, welche Kraut 
($. 281. Anm. 1.) für eine Rückficht, bie ber Bearbeiter. auf 
Schwabe genonmmen habe, geltend machen will. Vielmehr fpres 
chen die Stellen, in welchen tas — das was der Sach⸗ 
fenfpiegel vom „ſachſtſchen Raten“ ſagt, auf „deutſche Lande“ 
amwendet, weiche Kraut anführt, gegen dene Annahme, und: ſind 
ans oben Note f zu erklären. " 


[air 


%z 





324 Dritte Periode. A. 888 — 1272. 


8.382. war es mehr als eine ergänzende und conmmentircnde 
Zugabe zum Sachfenſpiegel ju betrachten, als für 
eine felbfiftändige Arbeit zu halten. Man findet 
ea daher fehr Häufig mit dem Sachſenſpiegel und 
Richtſteig zufammengefhrieben, ober in Remiſſorien 
den Inhalt aller diefer Rechtsbuͤcher zuſammen⸗ 
geſtellt. Noch beſtimmter tritt dieſe Anſicht in 
einer heidelberger Handſchrift des vierzehnten Jahr⸗ 
hunderts hervor, wo der Sachſenſpiegel abgeſchrie⸗ 
ben und die zu jeder Stelle gehoͤrenden Artikel 

des Kaiſerrechts mit kleinerer Schrift, gerade 
fo wie in den. Handſchriften gewöhnlich die Gloſſe, 
zu jenem beigefügt ift 1). Eben daher ift cs auch 
in allen Rändern, wo vorzüglich der Sachfenfpiegel 
als Rechtsbuch in den Gerichten gebraucht wurde, 
von diefen ebenfalls als Quelle der Rechtsbelehrung 
behandelt worden =); in ben Gegenden, wo ber 
Sachſenſpiegel weniger einheimifch war, ift es frei⸗ 
1) Ich Habe fie, feitdent Ihrer In ber Horigen Ausgabe gedacht wurde, 
felbft eingeſehen; fie gehört in das vierzehnte Jahrhundert. Daß 
damit nicht meht für meine Anſicht bewieſen werde, als ſchon 
Aus dem Rufanimenftelleg der Nechtsblicher uͤberhaudt folgt, ift 
ganz richtig: Ich Habe aber die Beifügung ber einzelnen Artitel 
auch nicht mit der Gloſſe des Sachfenfpiegels ſelbſt gleichftellen 
wollen, fonbern leite baraus nur her, daf man ben Sachfenfpies 
gel und das Kaiferrecht beide für gemein anwehbbare und einan⸗ 
der ergänzende Stechtsblicher angefehen ‚babe, iumb das geht ans 
jener deutlicher hervor, als aus ber bloßen Bereinigung Beiber 

in einer Handſchrift, die auch zufältig ſeyn könnte. 


m) Dies wird meines Wiffens auch nicht mehr geläugnet, feitbem 
- fig gezeigt hat, wie allgemein bie Haudfchriften ‚auch im nörbs 
chen Deutſchland verbreitet find. 
7 


DIL Rechtsq. V. Rechtab. & Schwaben. 335 
lich haͤnßger beuuzt worden, Biwies auf dieſe vor 4. 2. 
zugsweiſe berechnet‘ war und jenen chen in einer 
Geſtalt wiedergab, in weicher..der provincielle Be⸗ 
ſtandtheil deſſelben ſchon zum Theil durch generelle 
Regeln erſezt war. Daher:erkluͤrt es ſich auch, 
daß Die meiſten Handſchriften in oberdentſcher 
Mundart, jedoch kuneswegs vorzugsweiſe ‚in. ſchwaͤ⸗ 
biſcher geſchrieben, und die in niederfächfifcher n) 
ſeltener find. Gloſſirte Handſchriften giebt es nicht 
Da das Rechtsbuch zu einer Zeit verfaßt iſt, 

wo dad ſogenannte ſaͤchſiſche Lehenrecht bereite mis 
den Sachſenſpiegel verbuuden war ($. 280.), fo 
gehoͤrt es auch. ſchon Im dreizehnten Jahrhundert 
mit zu dem: Kaiſervecht ). Sowohl :Lanb- als 
Lehenrecht ſind gewöhnlich nicht in Buͤcher getheile , 
was anch auf die Entſtehung dieſer Recenßon um 
die Mitte des dreizehaten Jahrhunderes binweiſt 
Spaͤterhin finder ſich zwar eine ſolche Eiutheilung P), 
fie ſcheint aber in wenigen Handſchriften vorzukom⸗ 
men. Eben fo ſelten ſcheinen Handſchriften zu ſeyn, 
in welchen das Rechtsbuch in eine von dem Inhalt 
des Sahfenfpiegels: gem; unabhängige Ordnung 


2) ©. Runde, Grundſatze bee gemein. deutſch. Private. 4. 31. 
Note “.. 


0) De Codex bran, far gabe und ei au ein 
Fr — 


PD 36 FR Sehe Dan) Geſchent Sandale ** 
gleich erſt ide funfzehnten Jahrhundert geſchriebene * 
wel Das 5, bad. Bad Du BT 


+ 





3 Brite Neciohe an 838 AIR: 


2: 9899. gebracht aſt · .Lattiniſche klcberfeguugen: aus, frühe 
rer Zeit giebt 06; nichtyudie welche in den Auegaben 
gefunden: werben: Find erſt von. den Seemuigebern 
Beigefigt: worden. ii ©. ' I» 
Die Eindien, aus: meichen den: 8* Bearbeiter 
und:die Verfaſſer der fpäsenen. Zuſache ihres Stoff 
enmenmen: Saben;. find: zutotilas. nachzuweiſen. 
- Manche Stellen: ind: aus“ den. Reichegeſetzer uud 
Capitularien, violſeicht· auch / aber felten, ‚aus. den 
SBolfgrechten: gerremmen: Y..:: Andere find aus dem 
ringen : Recht. eutlehnt und gehoͤren meiſtens 


ſchon der alteſten Recenſion Am,. find daher bei 


wesam nicht ıfo: haufig, als: ſie beieiner erſt im 


vierzehntdn Jahrhundert umternomanenas Bearber 


zung, wie! die Glofſe dee: Suchſenſpegels lehrt, 
nvthwendig Feyn: muͤßten e). Mies fo, wuhl, als 


di Ruͤckſeht/die and „anf: das moniſche Micht ), 


und die ‚Weile Sch ec Du id 
WINDE NEITI GE nee Zr 

NE Kir Shine —* W. r Beta) gchön mc 
I: ‚ab  ypillene hicher. od 


te Zr IV ae 243 en a. 
ii Beben epinlihen Art 40:12 148.:47,:187,; uf 42 
Art. 62. ber Senfenb. Ausg. fanıı aus ber Lex Alemannorum 
J — ioram g Ser — Ex ie vn auch aus 
ã 


ben —— en jun Ei ſeyn. ii iſt foft wört- 
lich aus dem Weichsafiiche von 1235. Cap. 21. 98; genöhumen. 

dt. 16.208: 38 Beer an ſu Ben Vi 
ſchen Recht. 


“osieuna 351.’ "nd Bi las) nae. De 


‚Nast s.(ı9 446 Pur . 


4 
Be WR. (080, —— 1!) an. 


11. Nechtsy:-V.Rechtsh. 4. Schwabenſp. 327 


ſchwerlich genuͤgend, Die erſte Diecenfion einem Geift: 5. 282. 
lichen zuzufchreiben, wiewohl diefe Anfiche in älterer 
und neuerer Zeit beliebt worden ift, und einen 
anderen Grund dafür finde ich nicht angegeben. . 
Daß ein gewiffes theoretiſches Beſtreben, denn 
wiſſenſchaftlich kann man es nicht nennen, wahr: 
zunehmen fei, iſt zwar nicht ganz zu läugnen; auf: 
einen Berfaſſer jenes Standes weift auch) dies aber 
nicht hin, da ja die wenig fpätere Gloffe des Sach⸗ 
fenfpiegels, in welchem diefes in viel höherem Grade. 
bervortritt, auch von Feinem Geiftlichen verfaßt ift. 

In den bisherigen Uusgaben v) ift nicht ein⸗ 
mal das geleiftet, was nach den zugänglichen 
Hülfsmitteln hätte geleiftet. werden koͤnnen. Die 
Benennung Schwabenfpiegel oder ſchwaͤbiſches Land · 
und Lehenrecht, laͤßt ſich nicht wohl mehr verlaffen, 
da fie allgemein üblich geworden ift, und der. Yus- 
druck Kaiſerrecht ohne Zweideutigkeit ($. 283) auch 
nicht gebraucht werden kann. 


Anmerkung. Handſchriften und Yusgaben des 
Kaiſerrechts. | 


Ueber die Handfchriften: 'Seukenberg Visiones de collect, 
L. L. Germ. Cap. 4. $. 31 seq. päg. 78 seg. Die Vorreden 
zum Iten Band bes Senfenbergfchen Corpus juris Germanici. Gru⸗ 
pen in tem $. 381, Anm. 2. angeführten Werft von Spangenberg. 
Zinsler d. a. O. Ausgaben: Lands und Behnzehtebud 
Anno 1480° gebrudt md vollendet burch Antoni Sorgen in ber 


v) ©. über biefe und bie Sanbfeheiften bie Anmerlung. 





328 Dritte Periode. A. 888 - 1272 


8: 92 RK. Stadt Augdpurg fol. Keifertih und Königlich Lands und echn⸗ 
rechtsbuch durch Sebaſt ia u Meichs ner ber R. D. Franffurt a. M. 
1566, auch 1576. fol. bei Goldaſt Reichefagungen. Tom. 1. 
p- 32 seqg, Jus prorinciale Alemannicum, alias sub nomine 
specali Suevici eomprehensum; ex insigni Codice Membra- 
naceo perill. Domini Raym. Krafitii de Delmensingen, reip. - 
Ulmensis Consulis, postquam laudatum mode Codicem MSC. 
cum codicibns VI. MS. ut et IX. impressis summa cura con- 

tulit; leotiones varianies praeeipuss excerpsit, ot latina ver- 
sione joxta textam Codicis Krafflieni donavit; notis plurinus, 
quibus et aliquae b, Schilteri accedumt, illustratum, orbi 
eradito offert Jo. Ge. Scherzius in Schilter Thesaurus 
antiq. teutan. Tom. 2. Ulm. 1727. fol. Collutio Codieis Ju- 
rs Alemannich tum provinsialis quam feudalis, ejusgue 
anliquissimi de a. 1434. cum MS. Argentoratensi a. 1505. im- 
presso ad cujus ezemplar illam adomavit Jo. Meichsnerus edi- 
tionem, quae prodiit Freof. 1566. accurante Jo, Aug. N. D. 
de Berger Lips. 1726. 4, Landrecht bei Schannat Samt. 
alter hißorifcer Schriften (1735, 4.) 29.1. pag- 19 m fe Spe- 
culi Alemonnict jus provineigle et feudale; Auctor Velus 
de Beneficiis; cum Commentario perpetuo itemyue glossario 
et indice amplissimo Hieranymi von der Lahr J. U.L. 
aooedit Codex .jaris provincialis et feudalis Alemanniei e bi- 
bliotheca Caesarea; im Senfenbeygifchen Cerp, jur. germ. Tom. 2, 
Bergl. Scherz in der pon ihm beforgten Ausgabe in der Vorrede. 
Der vollftändige Titel des Senkenbergiſchen Corp. j. G. it: Cor- 

’  pusjyris Germaniri publiei ac. privatj hactenus ineditom, 
e Bibliotheca Senkenbergiang emissum et praefamine 
ipsius splendidissimi possessoris omatuın curavit, edidit atque 
indices commaodas adiectt Gust. Georg. Koenig de Koe- 

nigsthal Tom. 1. Freof. 1760, Tom, 2. 1766. fol, (Tom, 2. 
Sect, 2.), Bei feinem Rechtsbuch iſt für die Kritit noch fo viel 
zu thun fbrig ale bei dieſem. Die Ausgabe im Senkenbergiſchen 
C. j. G. iſt nach einem gang finnlofen Pigne gemacht, indem ſie 
ans Handſchriften und Ausgaben ohne Unterſcheidung ihres Alter 
einen Text zuſammenſezt. Bicle ſehr gute Handſchriften find noch 
ganz unbenuzt. 





1. Mechtög. V. Nechtsb. 6. Raffersicht, 329 
.$. 283. .- 8.383. 


IV. Eine nur kuͤrzere und freiere Bearbeitung - 
des Schwabenſpiegels, iff das von Senfenberg 
unter dem Namen des Kaiferrechts zuerſt her- 
ausgegebene Rechtsbuch. Es nimmt, wie ſich auch 
(don qus dem faft in jedem Artikel vorkommen⸗ 
den Ausdrucke: „es ſteht geſchrieben,“ oder role 
gefehrieben ſtehet,“ ergiebt, auf‘ ein bereits’ vorhan⸗ 
denes Rechtsbuch Ruͤckſicht, deſſen einzelne Artikel 
bald unter der Vorausſetzung der Kenntniß ihres 
Inhaltes commentirt und gloſſirt »), bald nur in 


2) So z. B. heißt es im Schwabenſpiegel Art, 311. 8. 8. 
„Die Gabe heyßet ſtät die vor dem richter geſchicht odef mit 
geſchrifft die ift die allerſtätteſt bie mit gewer geſchicht. Art. 312. 
„on dei vogts Ping mag nycwan fein chgen Gingeben, daß es 
Kraft müg haben, — Es antwurtst guch keyn Manu umb 
fein engen ob man in verflaget ver gericht eg in boys Dinge 
ob er6 im feiner. gewer hat." — Man vergleiche yup hiermit 
Kaiferr 39. 2, Art. 36. „Der eyme ſyme frunde wei gebin 
fin farade -gut, bes mag ez wohl them met zechte, ber fal ez 
ouch us ber Hant gebin wel ber daz her veſte ſieze. Veheldet 
be ej in. ſyner haut unn fyegst dynne, ſo enhat bee; np: 
mande gegabin wanne be bob eme chue ſcheinede gemacht unn 
iR ſicherlich betregen.“ — Art, 37. „Wer fyu gud ymande 
gebin mel noch ſyne tobe, daz be feſte ſycze dem Ge 1, gibet. 
So ſal he ey inne gebin med dez layſertß haut day is ſolche 
Feflenumge dy nicht gewandelt wag werbin, das iſt mit bes 
Gerichteß wiſſende. Wann my herß enge anders gebit, fo iſt he 
ungewert, Kanne hers cyme maqune ſicherlich gebin wei met 
wortin noch ſyme ſode daz be ſycher ſy, und beheldet ez doch 
in ſyner hant, wel he ez wandeln fo thu he ©) met dez Kenfens 
hant. Daz fint foltiche Feftenunge dy vor dem Keyſer mogen 
berzugen wahue weme be daz gut hob gegabin alfo, dem hod 
he ez gelober. Unnd gpbet ex eq dh der split wine anbıre, 


238 Dritte Pperiobe. A. BEE-ANL 
9.28% einem kurzen freien Aubzuge vorgetragen werben b) ; 
manches gehört natürlich au dem. Werfafler als 
‚von anderer Arbeit unabhängigem Schriftſteller zu. 
Das Rechtsbuch, welches er vor ſich hatte, war 
nicht eine Sammlung kaiſerlicher Geſetze, und auch 
nicht, ber. Sachſenſpjegel, ſondern Eikes Arbeit, 
| ‚ber, Seftalt, in welcher fie unter dem Namen 
des Kaiſerrechts im Umlaufe war, wie man leicht 
us ber Vergleichung einzelner Artikel ſieht e). 


4 noch ber hantfeſten· ber bob ef med rechte. Blibet ez aber un⸗ 
.  Berwandeld unn an, den ‚worden ſtede dy ber frunt dam frımbe 
bad gethon, ez ‚nemet ber frumt met rechte nach des frundes 
teode der g in ſynes frundes hant hat gegabin. Sint in dez 
ichet rechte ſtet geſchrebin: „Anſtede ift ein eich Ding day 
f ine‘ wandeln mag: * 
Er... B. Shmatenfe. ı Urt. 135. „Unb tft das ein man 
i ,. getten ſoll nnd ſeczet ſein But in eines anderen mannes bant. 
.. dennin ˖des dem er gelten ſoll das heißt Zluchtſale, das iſt 
nidjtirccht. Gibt ein-man dem andern fein gut mit nutʒ und 
imit gewer unnd berzeißet ſich daran feine® rechtens ter hat 
= "weht czu dem gut.‘ Wind fprechent ihn die gelter am er hab es 
chu Flachtſale empfaͤngen, des ſoll er ſchweren das des itit enfep. 
>: Mag aber er In‘ Überfommen ſelb dritt die das wiſſen das es 
1 anderft fey. des fol er genießen. Und bat er das gut vers 
aufet und fol er ihm darvon icht bas ſot er den gelten geben.“ 
I Raiferreht. Th. J. Mt. 110. „Eyn lelich man ſal wißin 
day myman fin gute derfluchte mag gegebin in keynes mannis 
3.5 hant. Wan ber ift ſchüldig unn Hat dy lude verſaczt, ber muß 
geltin unn muß die lude laßin dy de davor hat vorſaczt. 
Woanmne in weß Sant ez ber Keyſer ſindet er richtet doch dene 
ev vorſatzt iſt. Sint geſchriben ſteht met verlach mag "fch 
nymant atlchutdigen. 


— gi de in dm Pte 6 außen Mel im 
Sachſenſpiegel naht ſicht. 





1. Rübtbg- V:Redtsh Di Sf. DRL 
Dicfen: nam Mewlenbarg brraungegchema: Kakferegchs 9.055 
heiße daher auch felbft in Handſchriften da. Tikt: 
tefe (kleine) Kaiſerrecht, um es von dem grd⸗ 
ßeren, von dem es — und a | feyn 


eh. 


— fi Es 3 in Her’ ea ne 
im cerflen „wird pom gerichtlichen Berfahren, ges 
handelt, im zweiten folgt: bie Lehre von den Rech⸗ 
ten ſelbſt, mie Ausſchluß des Lehmrechts, das 
im dritten ‘Buche: abgehandelt. wird; das vierte 
Buch hat das: Stadt⸗ und Buͤrgerrecht um Ge⸗ 
genſtande. Der. Mame, Kaiſerrecht ‚gebührt _ 
übrigens: diefent- Rechtsbuche micht ‚allein, wie es 
ihm denn. auch nicht allem führt, fondern mit. den 
übrigen Rechtsbuͤchern gemein hat e); er begeichnet 
auch in der Sprache: des Mittelalters nice blos 
kaiſetliche Geſetze, fondern, jedes gemeine d. h. 
gemein anwendbare ($..277.). Recht. im Ger: 
genfare ' Ber file" ein’ beftinnmees Gert formell 
gültigen. Mormen, wiewohl freilich der Auusdruck 
davon - entlent aiſt, daß die kaiſerlichen Geſetze vor 
allen anderi und‘ vor der : Ausarbeitung der Rethts⸗ 
bücher unter allen geſchricheun Rerwen allein, 
d) Z. B. in einge auf ber Saul Bet Vnuee be⸗ 
ſindlichen Handſchrift. 
e) S. Haltaus Glossar. unier dem Worte Kalſerrecht. 


. 1J% 


DR kon al R “.0.0 0 


338 Drine Pitisde. A. 88 1872. 
. 289, dieſe Saenaſen der allgemeinen Amendoteic 
an na wegen ” 
en u 6284, 
Durch die Rechtsbuͤcher und ihren ‚häufigeren 
Gchrauh wurde man fehr bald darauf geführt =), 


.H wWi⸗ man ans bene Bi efieig fieht, wo «4 Th. 2. Art. 16. 
heißt: „welches benn bas Kaiſerrecht will das müſſen alle Landt 
Inden, .und mußrn es halten wenne der Keyſer iſt Vater des 
sechten." Das rwiſche Mesht. verdankt den Ramen Luifegeecht, 
den es in biefer Beit ebenfalls ſchon erhielt und immer gewöhn⸗ 
licher erhielt, eben fo gut feiner allgemeinen Anwendbarkeit als 
+ ten eben entwidelten Anſichten (ſ. 269.) — Dis einige voll 
ftägkige Ane gabe bes Kaiſerrechts, die man bis jen hat, befins 
det ſich im Senkenbergiſchen Corpus jar. Germ. Tom. L. 
27 Da: Lehnrecht (ober das dritte Buch) ift auch in deſſen Corp. 
jur. feudal. abgrovuckt. Eins viel beffere von Bostam foHl 
nad) Mittermaier Geunbf. bes deutſch. P Poatr. 8. 1 6. 7. 
Note 8. zu Utrecht 1777 mit einem bid zu ©. 2. Gar. 100, 
reichenden CTommentar gedruckt, aber noch nicht in den. Buch⸗ 
handel gekommen ſeyn. Vielleicht giebt bisfe mehr Aufſchluß 
über dig von Neueren behauptete, aber aus dem vorliegenden 
‚Material ſich wicht beftätigende, befonbere Beziehung, die bies 
*feb Kaiſerrecht auf die Rinder haben ſoll, in welchen vormals bie 
Lex Franporam galt. — Die hohe Meinung, welche Senken⸗ 
berg in ben Borreden zu beiten don dem Alter und dem Werthe 
biefes Mechtsbuches hat, ME zum Theil ſchon ven -Brupen 
S. Schotte Sanml. zu den deutſchen Bambe mb ‚Stats 
‚ehren Th. 2, S. 201. und Grapep Obseryationes Rer. 
et Antig. German, Tom, L pag. 483. seg.) widerlegt wor: 
den. Luch zeigt ſich bei einem genaueren und ‚aufmerffamen 
Refen des Kaiferrechts bald,. daß es für die Kenntniß ber deut⸗ 
ſchen Rechte bes Mittelalters bei weitem nicht ben Werth des 
Sachſen⸗ und Schivabenſpiegels hat. Der Verfaſſer iſt kein 
ber Rechte fo kundiger Mann als Eile von Repgow; was er 
von dem Seinigen hinxuthut iſt daher eu meifteng nur von 
geringem Werthe. 
a) Die Abfaflung der Siahrecht in dem Ein, wie Diez bes 


[4 








IN. Rechtsq. VE Veimehete Stadereche 333 


die fün beſtimmte Gerichte- formell güfti- 4. Bi, 
gen Mormen fehriftlich aufzufegen, oder wo dies 
wenigftens zum Theil ſchon gefchehen war, zu: ſam⸗ 
meln und zu einem Ganzen zu ordnen ') 4) Zu⸗ 


Wort genommen twirb, für eine pollftänbiger Sammiung des 

üöffentlichen und Privatrechts einer Stadt, gehört zwar größtens 
theils erſt in den folgenden Zeitraum, aber da ſich die Beſchrei⸗ 
bung derſelben im Allgemeinen nicht wohl: von ber Befchichte 
der Mechtsbücher trennen⸗ läßt, Bat fie, fo niet den Einfluß der 
lezteren betrifft, ſchon bier vorgetragen werben muſſen. 


b) Daß man meiſtens erſt durch die Lechtsbücher —* geführt 
wurde, Stadt⸗ und Lanbrechte (im neueren Sinne des Wortes) 
abzufaffen, ift in der That nicht zu bezweifeln, wenn man min 
unter demſelben Namen nicht etibas anderes berficht, wis: hier 
verſtanden wird, und folgende Momente erwägt. 1) Kein eins 
ziges Rands oder Stadtrecht (ſeibſt das magdeburgiſche Mecht . 
nicht ausgenommen) iſt in der Geſtalt, in ber es (hrifttid 
befannt geworden ift, äfter als dad zweite Viertel des breijehn⸗ 
ten Jahrhunderts. 2) Die unvollkopimite Geſtalt, Im weicher 
wir die älteften Stadtrechte erblicken, bie größere Vollkommenbeit, 
die fie Im Laufe der Zeit erhalten, tlhrt Kabon her, dah jene 
öhne Rückſicht auf die Nechtsbüchet abgefaßt find, und dieſe aus 
ben Rechtöbfichern fchöpfen. Man vergleiche z. B. nur das (üs 
bifche Recht aus dem gibeiten Biertel bes dreizehnten Jabthun⸗ 
derts (S. oben 8. 263. die Werke, in welchen es zu finden iſt) 
mit dem ſtraßburger Stadtrecht, und das magdebüurgiſche Recht, 
wie es 1304 mar mit dem von 1235 und 1261. 3) Die Stadt⸗ 
rechte und bie Rechtsbücher ſtehen faſt immer in einet Hands 
ſchrift zuſammen, ein Umftand, der doch wohl darauf ſchließen 
läßt, daß fie in einer nicht blos zufälligen Verbindung ſtehen. 
Wenn man alfo- glaubt, daß die Berfaffer der Rechtsbücher aus 
geſchriebenen Scyöffenrechten gefammelt haben, fo. iſt man ges 
wiß auf dem unrechten Wege: Die, welche von ben Berfaflern 
der Nechtsbücher benuzt werben konnten, waren in einer fo un⸗ 
vollteumenen Geftelt vorhauden, daß. aus ihnen wenig ron ja 
helm war. 


338 DettttTeckiie; a: BBB— 1270. 


* 2 erſt geſchah dieſes /in «bin Staͤdten⸗ wo man 
unfer dem Namen von Stadtrechten ober 
Statuten (Jura mutieipalia, Weichbid e) u. ſ.w.) 
die ſchon ſchrifeclichh vorhandenen einzelnen Willkuͤh⸗ 
ven, Privilegien, Weisthuͤmer ($. 258. 259. 263.) 
und Bauerſprachen © zuſammentrug, bie wichtig⸗ 
ſten Gewohnheiten aus den Munde der Schoͤffen 
aufzeichnere ©), und diefe. Materialien: .cutweder 
durch Auszuͤge aus einem Rechtsbuche zu einem 
volftändigeren Ganzen verband, oder wenigftens 
das‘ Stadtrecht: mit einem NRechtsbuche zufammen- 
ſchrich, um den Schöffen zugleich eine fubfidiarifche 
Mor pur Ersaͤnzuug⸗ we daB. Senameit ober 


"JE Mmatung gu Alfa. gran. 


a). & if eine uxalie Sitte ber. deutſchen Gerichte, die wichtigſten 
Eule ber durch einen Herrn ober durch Autonomie beſtimm⸗ 
"tn öffentlichen Berfolung. uur der Gercchtfame ber Gerichts⸗ 
. — eingefeffenen, durch eine Bauerfprache (Burſprake) d. h. dadurch 
im Andenken au erhalten, daß fig in Zragen und Antworten 
gefaßt und in den ungebotenen Gerichten jährlich hergelefen 
“werben. Anfangs mögen fie bios im Gedächtiß aufbehalten 

worden ſeyn. Beiſpiele folcher Bauerfprachen in ber Geftalt, 
wie fie in neueren Zeiten beſonders aufgezeichnet worden fint, 

finden ſich bei Puffendorf Observat. jur. univ. Tom. 2. 
‚ (im Anhang Nro. 3. (von Bremen) und Nro. 8 und 9. (von 
. Rümeburg), 


| e) Die Shlfen gaben gewiffermaßen Yin großes Weidthamiber 
LE dakß, was ihnen von Verfaſſung nnd Mechten bekannt ſei. 
Dadherheiht es 3. B. in ben. Statuten der Stadt Erfurt vom 
Jahre 1306 (bti E.F. Walch vermiſchte Veitr. zum deutſchen 
u: Kecht Th. J. S. 954. „a: demeſelbin Jare wurden bee flat 
me, gerichtit -uffe-den-eit mit alle ben vete willen alfo 

bie recht an dieſen Buchin befchriben fen.” 


EWR, 





IN. Recitdg: VI. VershehrtetStadtseche. 366 


eigene Kunde fie verliche, in Die Hände zu geben. 5. 284. 
Das merkwuͤrdigſte Beiſpiel eines Stadtrechts, das 
durch Veſtimmumigen. aus einem Rechtsbuch ent⸗ 
Ichnt, vermehrt wurde, iſt das magbeburgifher 
deſſen ältere Geſchichte ſchon ‚Bier erwähnt ‚werben 
muß, da fle fich bis in das dreizehnte Jahrhundert 
hinauf verfolgen läßt. Die älteften Aufzeichnungen 
deffelben, finden ſich in Mitcheilungen des in Mag⸗ 
deburg geltenden Rechts, nah -Schlefien; und 
laſſen besweifeln, daß es damuls ſchon in: Magde⸗ 
burg ein förmlich anerkanntes gefchriebenes: Stadt⸗ 
recht gab, welches ein gefchloffenes Ganzes bildete; 
aus vorhandenen fchrifelichen. Materialien und aus 
eigener Kunde des Beſtehenden, ſcheint vielmehr 
in vorfommenden Fällen Ser Inhalt einer Urkunde, 
melde das wichtigfte von diefem in ſich -faßfte, von 


D. Wenn wan in allen neueren Statuten entweder deutliche Shus 
ren des Gebrauchs e Nechtsbücher oder diefe felbft angehängt 
findet, fo ift es doch wohl nicht zur viel gefchloffen, wenn man 
Vermithet, daß hei den älteren, bie jedoch bie zur Ab⸗ 
faffung der Rechtsbücher bei weitem nicht binaufs 
reichen, die mit den Rechtsbüchern fibereinftimmenden Stellen, 
die ich in ihnen finden, auch aus den dechtsdüchern genommen 
und wicht ans den Stadtrechten in einer präſumtiven uralten 
@eftalt, von der ſich weder hiſtoriſche Zeugniſſe noch innere 
Spuren ſinden, in die Rechtebücher gefonmen ſeyn möchten. 
Und fo kam man in ber That nicht begreifen, warum ein 
magbeburgiihes uraltes geſchriebenes Schoͤffenrecht, beffen 
Exiſtenz noch niemand dargethan hat, die Quelle bes Sach⸗ 
ſenſpiegels ſeyn ſoll, wie Lauhn (. Schorts Sammlung 
Th. 1. S. 19 u. f.) und Biener Comment, Part. 2. Vol. 1. 

pag. DER, Sehaupten: Diefe Meinnng iſt aber auch jezt wohl 
aufgegeben. ‘ 


336 Dritte Periobe. A. 888-1272, 
624, pen magbeburger Schoͤffen erft zuſammengeſtelt 
worden zu ſeyn. Achnliches laffen andy die älteften 
Mitteilungen anderer Städte, deren Rechte weiter 
verbreitet wurden, felbft wenn es ſchon einen fefle 
ven Kern ihres geſchriebenen Mechts gab, vermuthen 
Die aͤlteſte Kunde‘ vom magdeburgiſchen Recht 
überliefert ein Privllegium des Erzbiſchofs Wich 
mann von Magdeburg, in. welchem er im J. 1188 
fine Stabt mehrere Beſtimmungen uber ihre 
Rechte giebt 8). Am nächften an diefe, fcheint eine 
zweite mit der erſten in bdemfelben Archiv gefun⸗ 
dene Alrfunde ohne Datum zu reichen, da fie ihrem 
Inhalt nach für älter als die übrigen batirtm Ur 
Eunden gehalten werden muß h). In der lezteren 
theilen ſchon die Schöffen der Stade Rechte mit, 
die aber in einzelnen abgeriffenen Beſtimmungen | 
en; doc fieht man aus der Urkunde felhfl, 
daß 


g) Alle bier onzuflißrende Urkunden firbet man am beſn kei 
Stengel: und Tıfchoppe in dem oft angeführten Merl 








. .. (B. 1. & 19)5 auferdem ah bei Gaupp (&ı 8 
Note b), unb bei dem Iegteren auch eine Geſchichte des may 
beburgifchen Nechts: Die Urkunde von 1188 ſteht bei Std 


&. 266. Scen früher war fie von Werbs Archiv filr bie 

Geſch. Schlefiens u. d. Kauf. Th. 2. S. 111. aus einer fehler: 
baften Abfchrift befannt gemacht. Sie iſt ſehr merkwürdig 
durch die Beſtimmung im &: 8. daß der Burggraf oder Schalt: 
heiß in Abweſenheit der Schöffen, bie Watpetänuer (cives) Ur 
tbeile finden laſſen barfı 


b) Bei Worbs aı a. Di S. 116, aus dem Drighal bei Sten⸗ 
el ©. 170. 
) 





DI. Rechts. VI. Dermehrte Stadtrechte. 337 
daß es auch hauptfächlich nur um die darin heraus 4. [8 
gehobenen Verhaͤltniſſe, welche vorzugsweife die 
Stadtverfaffung betreffen, zu thun geweſen 
war. ‘Die wichtigften Beſtimmungen bes Crimi⸗ 
nal» und Prwatrechts enchält dagegen auch fchon 
ein Weischum der Schöffen zu Halle, welches 1235 
nach Schlefien mitgerheile wurde und fih ſelbſt 
als ein erft von ihnen aufgeſeztes ankuͤndigt i). 
Hierauf folge die im J. 1261 von den Schöffen 
zu Magdeburg ſelbſt nach Breslau tiberfandte Ur⸗ 
Funde des magdeburgifchen Rechts ($. 279.),: welche 
aus einer in Magdeburg felbft ſchon vorhandenen 
und mit Artikeln aus dem Sachfenfpiegel vermehr⸗ 
ten Urkunde des magdeburgifchen Mechts entnoms 
nen zu ſeyn ſcheint. Denn in der ſpaͤteren eigent- 
lichen Medaction des magdeburgifchen Rechts, 
läßt fich nicht verkennen, daß fie die ſchriftlich ſchon 
vorhandene Grundlage derfelben ift, und ihr Inhalt 
nur erweitert wurde. Eine foldye Redaction nimmt 
man erft in dem von den magdeburgifchen Schöffen im 
Jahr 1304 nach Görlig mitgerheilten Recht wahr k), 
und die Entſtehung derfelben ſcheint in die lezten 


i) „Presentem tompilevimus paginam et jus civile inseripal- 
mus, a nostris senioribus observatum”. Bei Stenzel fin ' 

det man bie ſchon Bfter (f. dafelbft Nete 1) gedruckte Urkunde 
S. 394. wit fehr brauchbaren Verweiſungen duf bie fpäteten 
Mittheibungen bes magdeburgiſchen Mechts. 


k) Jejt am beſten bei Stenzel &: 448, Scheir feliher auch 
dei Schott Sammlungen zu den beutfchen Land⸗ umb a 
sechten SG. 1.6.89 u. f. 

. IL ( 22} 


338 Deie Yerioh. A. 868— 1972. 


9.284. Decernien des dreizehuten Jahrhunderto zu fallen. 


Denn 1295 hatten die Schöffen zu Magdeburg 
der Stadt Breslau einige Mechtsartifel mitge 
theilt 1), welche wörtlich mit einzelnen Stellen des 
in dem im Jahre 1304 von ihnen ausgefertigten 
Stadtrechts übereinftinnmen, und entweder für cin 
aus biefem herausgcehobenes Stuͤck, oder für eine 
der ſchriftlichen Grundlagen gehalten werden uniflen, 
aus welchen das leztere bald darauf hervorgieng; 
zu biefen gehörte anfer den in den Mittheilungen 
von 1261 enthaltenen Artikeln auch der Sachſen⸗ 
ſpiegel. Eine ähnliche, jedoch anders geordnete 
Redaction des magdeburgifchen Rechts, findet fih 
in dem ‚alten culmifchen Rech” m); fie kann nicht 


viel ſpoͤter aufgelegt ſeyn, un Bu ihrem Ur 


ſprung neh wahrſcheinlich nah Schlefien; die 
: Materialien bes magbehurgffäen Meches, welche 
in Breslau vorhanden waren, fcheinen die Haupt 


grundlage berfelben gewefen zu ſeyn n). Ebmfo 


iſt aus dem magdeburgifchen Recht dag Rechts⸗ 
buch hervorgegangen, melches unter dem Namen 


des ſaͤchſiſchen Weichbildg befanne if. Seinn 


Grundlagen nach Fönnte es zwar älter als das redi⸗ 
girte magdeburgifche Recht ſeyn o); die Bearbeitung 


| D Sei Stengel S. 438. Auch vorher ſchon bei Baupp. 


m) Aus einer Handſchrift ven 1394 zu Thorn 1584 lel. gebemit:. 


n) Berl. Baupp a. a. O. &. 122. 
0) Dies nimmt Baupp a. a. D. S. 144 u. f. au. 


IN. Möchtög: VE Berstchete @efbioiikti. 838 

der Materialien das Taztenkız auf: eins freiers che, 4. va4. 
us deren Verbindung mit ‚ehren, :welche ‚aus 
eigener. Resntniß.cutmomenmmı oden aus dem Rechts⸗ 
Büchern, vornehmlich dem Sachſeuſpiegel, antlehnt 
find, wodurch dee Yuhalt des. Weichbilde,.den mg ⸗· 
deburgiſchen Rechtoquellen ſelbſt gegenuͤber, ſich un⸗ 
terſcheidet, koͤmte; aber auch außerhalb Magdeburg 
entſtanden ſeyn, und. bie fehlende. Ruͤckſicht auf Die 

im J. 1294 vorgegangene Werimderung in der 
magdeburgifihen Stadtverfaffung P) hieraus erklärt _ 
werden müffen. Die Veranlaflung zu diefem Rechts⸗ 

buch über das magdeburgifche. Mecht, feheint der 
ausgedehnte Gebrauch des lezteren gegeben zu haben, 

mit welchem namentlich beinahe alle thuͤriugiſch⸗ 
ſachſſche / mariſche/ polniſche /ſchicfiſche und preufifhe 
Städte bewidmet. waren; gerade fo wie dadurch die 
Rechtsbelehrungen fo Häufig wurden, welche 
Diefe Städte Bei vorkommenden Zweifeln bei den 
magdeburgiſchen Schöffen ſucheen 9 mußte auch 


p) Dicke iſt das SKauptärgument don Gaupp. Worin fie nach 
ber magdeburgiſchen Chronik (Meibom ecr, Tom, 2. p. 333.) 
beftand, findet man in der Aten Anmerk zu biefem Paragraphen. 


q) Pan findet Sammlungen derfelben in den Sandfchriften ſowohl 
des Sachfenfpiegels als des Weichbilde, aus welchen auch ders 
gleichen in manche Ausgaben beider übergegangen find; von dem 
großen Vorrath derſelben In den Archiven find aber außerdem 
noch andere gebrudt. S. Böhme diplomatifche Beiträge zur 
Unterfuch. der ſchleſtſchen Rechte 8. 2. Th. 2. ©. 90 u. f. 
Anton dipfomat. Beiträge zu ben deutfch. Rechten. Leipz. 1778. 
8. S. 95. Gettschalck anslecta Codicis Dresdensis, 
quo jus Magdeburgense ac scabinorum sententiae medio 


[ 22° ] 


340 Deitte Pcricbe 8 17: 


6.384. ein Rechtobeſch, das ſich auf das magdeburgiſche 
Mecht niben den übrigen anwendbaren Rechtoquellen 
ſtuͤſte, fuͤr alle mit jenem bewidmete Städte ein 
Beduͤrfniß werden r). 

Aehnliche Bearbeitungen der fächfifchen Rechts⸗ 
quellen aus die ſer Zeit mag es noch ‚mehrere 
gehen; was von ſolchen bisher fonft noch befannt 
geworden iſt, Fann abe: nicht. chen fiir bedeutend 
gehalten werben ). 


aero latee continentur. Dread. 1824. 8. Gaupp a. a. D. 
S. 166 uf. ' 


r) Ueber bie Hanpfehriften bes ſachfiſchen Weichbilde und bein 
Auegaben ſGrupren bei Spangenberg S. 59 u. f. Die 
lilteſte. du⸗gabe iſt: Saͤch fiſches Weichbild, Lehnrecht und 
Remissoriam gedruckt und vollendet in ber R. Stadt Angs⸗ 

prurg don Antonio Sorg 1482. Bon Zobel iſt es 1537 mit 
beim ſachſiſchen Lehnrecht herausgegeben (f. oben &. 280. Rote ). 
Die neuefte und beſte Ausgabe it: Sach ſiſches Weichbild 
in Iateinifcher und hochbeutfcher Sprache aus alten Codicibus, 

mit Auszligen aus ber Bloffe und einer Borrede von ber Hiſto⸗ 

ria des Weichbildes, herausgegeben von Jac. Friedr. Lubos 
virk. Halle 1728. 4. Berg. v. Selchow Geſch. der in 
Deutſchl. gelt. Rechte . 313. Senkenberg Vie. div. 
p. 50 se. Biener Comment. P. 2. Vol. 1. p. 259. 
Note 8. p. 261. Note 12. 


8) Das von Zepernick (Miſcellaneen zum Lehnrecht TH.1.8.1— 82.) 

aus bem diathsarchiv zu Börlig herausgegebene ſogenannte alte. 

Lehnrecht, welches Anton (Ermweis, daß bas Lehnrecht, weiches 

Sere D. Zepernick beransgegeben, altıs Sachſenrecht fep. Reip- 

1789. 8.) für bie Duelle des Sachfenfpiegels und bes magde⸗ 

burgifchen Weichbildes gehalten wien will, ift nichts anderes 

a6 eine ſolche Bearbeitung bes Füchfifcen Lands und Lehn⸗ 
rechts mit Müdfiche auf das magdeburgiſche Recht. Nur bie 


MI. Rechtög. VL Bershehete Skaͤdtrechte. 341 


De bie unter: bin Namen Staderechte bis- 4, 284 
her bekannten Privilegien und Willführen, welche 
einen großen Theil des Stoffes für die. Stadt 
rechte im neueren Gimme bes Wortes hergeben 
mußte, von den Landesherren oder Kaifern ge- 
woͤhnlich beflätige waren, fo ließ man auch diefe 
neuen Stadtrechte, bie das ganze öffensliche und 
Privatrecht der Stadt umfaften, gelegentlich *) 
auf diefelbe Weife confirmiren, ohne dabei an mehr 
als bei den älteren Eonfirmationen ($. 263.) zu 
. denfen. Bei den meiften Stadtrechten geſchah die 
Berbefferung nady und nach, und felbft: nachdem 
fie fon ein volftändigeres und geordnetes Ganzes 
geworden waren, trug. man hinter: denſelben inımer: 
noch die wichtigeren Weisthuͤmer ein, aus welchen 
fie dann gelegentlich ' von neuem im Teyt ſelbſt 
ergänzt und vervolftändigt wurden ®), 


baci ern Mt Brei Das echenrect und (An hoch eier 
Bemncrkung von Hemeyer eines: meizifchen Ueberſetzuug des Ve- 
tus auetor in das Deutſche anzugehoͤren. Vergl. Biener. 
Comment, P. 3. Vol, 1. p 307. und Vol, p. 300 s0q. 


1) In den meiften Statuten wird mur bemerft, daß Rath um 
Bürgerfhaft übereingetommen ſeyen, das nachſtehende zu ſetzen Ä 
und gm Kalten. | , 


w)- Man ficht dies aus der Wefchaffenheit aller Statuten ohne Uns 
serfihieb, im deuen ſich die eelsen Gtüde, aus meiden fie - 
nach med nach zntflanben find, meiſtens noch urerſcheiden laſ⸗ 
ſen, Man vergleiche B. die göttingiſchen Statuten 
Wi Paſſondorſ Obs. jur usiv. Tom. 3. im Auh. Hro. 3. 





4‘ 


32 Daten Meike M.M&S 1272 


4 3. Safe Anvxrkung Uder das MWort Weanchbild 


— 


vVon allen derſchiedenen hhetbibethen krtlärimgen 7% Wortes 
Weichbid (1: Hakenis I 
“ don Vicup aus Bud comcu, ka ba etſte Man effsıbar auf 
ein dentſcheg Wort fenn muß, wie ber. Ziſaß Wild, zeigt, inhen mau 


woht Inteinifdhe Worte zu. brutfchen geftenupelt, aber, micht icht baut: 
ſche nd lateiniſche To Nufstunmichgefegt findet.“ Eher wWante man ed 


mitiRinblinger von Meihen herleiten, mio bied inhif! dab Mekhen, 
Sch Seiten, ber: Brüugen Inh de ai Deiuoobihemn brin op 
ren. A kin ‚ba. ber, Urſrrung hab. decht⸗ ſelpſt, welches alt, dieſen 
Ansdru dezeichnet wurde, voch wohl für defen Eiymologie entfchel 
bend fehit muß, ſo Fan tar bie vhen %. 324; "angegebene Mhleitung 
detheſdigi, werden. : 96.6 Übrigens befanut, "dOk dat Wore Meich⸗ 
hild außer, dem Zerritorium der Shadt auch des in demſelpen gelende 
Recht bezeichnet. — Dieſe Worte ſtanden ſchon in der leſten „Huße 
gabe, und miiffen Auch im biefer ftehen bleiben, obwohl oben 8.924; 
Roth öi Sr 76, ſchon das nöthlge zur Meditfechigung: ber-Webens 
kung gefogt ˖ wotden il, bie dem Worte: Merk in Beides ar 
den nicht. eipmologiich, fonbern aus ben Priiiegien ber Bildiöfe be 
gründeten Nefprung bez ftäptifchen Berfoffung untergelegt werben 
muß. Der Ausbrud kam hiernach entweder anf den Könige, 
ber durch Privilegium fiber einen eximirten Ort verliehen iſt, ober 

uf das, ZupmuuliätänPripilegistn. Fiir eine: Küche Degagen . werben, 


und in deiden : Fullen bezeichnet cn DELL dns. verlichene Wink, in 


erfben weil bag SSilh, meltas ven Adutz chadat Iageidahzte;, far em 
pt anfgerichtel. wrde, dm- weites weißt Bilb Des Be 
Summmität und bie Rechte berfelben anbeutete, Ich bin, madıben 
ble Sieme 9. 224. Mott ce. S. 76. fon äbgebrct. war, barsuf 
aufmerffam gemacht worden, daß bon. nicht "angegeben Io, mi 
Bedeutung beni Worte „Wik,““ wenn Weichbilb auf bie Roiandebil⸗ 
der .begogen. werden ſolſe, zuntergelagt, Wahen le; Meineeranſvht 
nad) feine ander⸗ oe hie, daß, der Drtnimit. bean dazu gehorrnden 
teritorimm · ein eximirter und beffen remtion diurch das aufgerich 
—* bezeichnet werde. Bei’ Grimm Gramm. B. 2. & bil. 
t ſch folgende Beomerkunge der Streit ob Wehhsbiih für 
Weih-bild fee, ober von weich (vicme) Mittelhochdentſch wich 


JH die inmwahheſchenichſte, daß 


— 





I. Rechtbg. VI. Vermehrte Stadtrechte. 343 

herrſthre, Käft ſich grammatiſch nicht ſchtichten, dedor die’ Rufammen, &- 958. 
fegung ‚in einer alten eittfcheidenden Form vorgelegt wirb. Ein mit⸗ 
telhochdentſches wich-pilde, vin· pnde, wiirbe beides bedeuten ton⸗ 
nen, angelſächſiſch aber vih-bilede (oder vig-bilede) von wie -be- 
lede abfiehen —, Sb Grimm nach dem, was & Gramm. 8.3. 
©... 418, 428. fer die Worte veihs (zoth) wil (althochd.) wik 
(atefächf.) wijk (nieberl.) d. }. vieas, oppidum, und wih (altſaͤchſ.) 
d. 1. templam veihs (goth.) b. 8. 'asper m. f. w. zuſammenſtellt, 
ohne ſich Aber jene frither ©. 2. S. 641, gemachte Bemerkutg 
naher zu erklliren, fegt mehr fit die eine ober für die andere Her⸗ 
letung ſich entſcheidet, wage ich nicht zn eitſchelden) warr dae Wort 
wik für gleichbedeutend mit oppidum (denn mir die unmittel⸗ 
bare Hetleitung ‘at dem tateiniſchen viens, wie man fie bei 
älteren Schriftſtellern ſindet, iſt cis ſprechwidrig zu verwerfen) zu 
nehmen, fo wörbe: Ich; flir die Brichig von Eeichtiid anf die Nu: 
Ianbsbilber ſtimmen. 87 r 


Zweite Anmerkung. Veränderungen in der Stadt · 

verfaſſung von Magdeburg imJ. 1294. 

His temporibus eives civitatis Magdeburg emerunt Burg- 
gravionatum, id est offieiam et jus Burggtavii in Magdeburg 
pro nongentis marcis a dnte Saxonian; emesuht etlam Solaul- 
tetatuın, id est, oſſſoium Schulteti cum suo jare pro quingen- 
tis mareig ab illis de Eckersdorff, et haec duo ipsi cives de- . 
derunt eoelesiae Magdeburg: ea conditione, quod Burzgravio- 
nalus non potest dimitti ab ecelesia, absque voluntate oiriund, 
Officlam autem Schulteti Archiepiscopus, qui pro tempnte em 
set, deberet conferre uni divium, quemeungue vellent, ita quad 
ipsi cives possent eum removere, quagdo vellent, et alium 
substittere, quem Arthiepiscopus teneretur sucepfare: Usgue 
ad ista tempora Scabini fuerunt in consilio eivitatis, a quo 
exime' faerunt exclusi et ottae. sunt multee dissensiones Inter 
consales ei 'magistrus wnlonam et seabinss super wariis cauais, 
guse posimedum ‚stint sopftae, Ita 'qued donätäenes et transla- 
tones haereditstum et proprietstum fierl debererit 'extume co-" 


344 Dritte Periobe. A.. 888 197% 


6: 286. ram eonsulibus In judicie, qued dieitur Pardiagk, et libri qui 
super talibas scripti. et scribendi essent, deberent spad con- 
sules, non apud scabinos ConserTari, quas omnia prius apud 

. wtahinos expediebanter. : . 
Die Urkunde, in welcher. Der Heryeg den Sachſen dem Erjbis 
ſchof die Burggrafſchaft auflich, hat Boyſen hiſtoriſch. Magazin. 
Stes St. S. 63: „Nos Albertus Dei gratis, Saxonise Angarias 
Westphaliaeque Dux et Comes de Brene recognoscimus tenore 
praesentium, puwblice protestantes, quad dignitatem seu Burg- 
gravienetum et Bennum ejgadem' Burggravionatus intra muros 
Magdehurgensen et in aqve foro cum omnibys pertinentiis corum- 
dem, quas tenuius a Venerabilj Domino nostro Erico, san- 
ctag Magdehurgenais Ecclesise. Archiepiscopo libere resignavi- 
. mus eidem Episcopo ac ipsam de Burgzrarionata et Benno 
praedjctie, wasandamup - prg Bobis ac pre emallns nun vhs 
existentibus et futuris,” 


4.9851. u §. 2850. 

9 Auf aͤhnliche Weiſe verfuhr man in den 
Landgerichten, Lehnshoͤfen und anderen Gerichten. 
Die geſchriebenen particulaͤren Rechtsnormen, die 
man durch die Sammlung der Rechtsgewohnheiten 
entweder unter oͤffentlicher Autoritaͤt oder durch 
Privatperſonen erhielt, führen nach der Verſchie⸗ 
denheit der Gerichte, für welche jene gefammele 
wurden, den Damen von Landrechten, Stifte 
rechten, Lehnrechten u: ſ. w. a). Was davon 
noch in dieſen Zetraum gehoͤrt, iſt aͤußerſt kurz 

2) Die iin eingeben Bedienen biefr Wt, Die ka ben fr 


heren Ausgaben genannt waren, gehören erſt in bie feigenbe 
Periode, und werden daher beſſer erſt unten SB. 3. 9. 443, 

















% 


m Rechteq. VII, Vermichste dandrechte. 345 


und has dan gewöhnlich die Beftalt von Privi 4. 286. 
Icgien b); daher iſt in den Handſchriften auch 
meiſtens noch ein Rechtsbuch, das vorzuͤglich in 
Gebrauch war, wit denfelben abgeſchrieben e). 
ER, | 6. 2856, 
Einen Rechtszuftand, weſentlich verfchieden 
von dem, welchen die bisher befchriebene Fortbildung 
des Rechts im übrigen Deutſchland hervorbrachte, 
nimmt man in Friesland wahr. Mit Ausnahme 
der Befigungen, welche die Franken ſchon vor Karls 
des Gr. Zeit Hier gehabt Hatten, in welchen ſich 
allerdings die Landeshoheit gleichzeitig mit ihrer 
Entſtehung im übrigen Deutfchland bildete *), und 


b) NIS Weifpiele Runen das Stiftéerecht von Hildesheim 

bei Beyernid milch. 35 4. Nre. 14. an Hei Bruns 
Beitr. S. 160. und bie teklenburgifchen Lehnsge⸗ 
wohnheiten bei Ludewig Relig. Kap. Tom. 2. p- 297. 
seq. dienen. - 


e) So .B. iR Dia Scheht von Sie Dan Enden 
ſpiegel Beigefügt. 222 


a) So gewiß es nach ber L. Frielonun T. Cap. 10. 4 
bag Friesland noch in des carolingifchen Zeit bis an bie We⸗ 
ſterſchelde (Sinckala) reichte, fo zweifelhaft ift bagegen, wie 
weit es ſich zunächſt des Nbeins nach Süden erſtreckte. Die 
Zeanlen haben zu feiner Zeit ihre alten Befttzungen zwiſchen 
ber Yſſel und dem Sthein ganz verloren und ein Stück von 
Geſderland und Rütpen iſt alſo wohl immer fraͤnkiſch geweſen 
(8. 1. S. 143.532,). Wurde aber nicht vielleicht überhan pt der 
ganye Strich bis zur Güberfer durch bie roberimgen Pipins 
und Earl Wartells zum Frankenlande gezogen? Wie Gele 
Nets du, weiche werer Hellanb mb Seeiand, nach Gelben, 
Zamden und Utrecht, Duezpffel uns eingefchloffen, zu Friee⸗ 


346 - Dritte 'Bersbe. A. 888 12M. 


9: 285». init Ausnahme eines Theiles vom noͤrdlichen Fries 
land, entſtand Hier bie Landeshoheit in dieſer Pr 
riode noch nicht. Zu den urſpruͤnglich friſiſchen 
Diſtricten, wo eine wahre Landeshoheit bereits ent⸗ 

ſtanden war, gehoͤrt: 1) Seeland und Holland, 
wo man bereits im zehnten Jahrhundert ein erbli⸗ 

ches Grafengeſchlecht findet; 2) Gelderland, dus 

aus Herrſchaften und Reichsvogtelen zuſammen⸗ 
gebracht war und ſchon ſeit dent eilften Jahrhun⸗ 
dert mit der Grafſchaft Zuͤtphen immer einen 
Herren hatte, 3) das Stift Utrecht, ſowohl in 
Anfehung feiner älteften Immunitaͤt (des eigen. 
lichen Stifte Utrecht, Miederſtift), als der ſchon 
im elften Jahrhundert dazu ertvorbenen Landſchaft 
Dmeeyffel (Oberſuft). 4) Im nördlichen Frie⸗ 
land das Stift Bremen, das ſchon An elften 
Jahrhundert ‚außer feiner Immunitaͤt die Graf 
ſchaft Stade erwarb b), fie aber bis ins dreizehnte 
Jahrhundert durch lehenbare Grafen verwalten 
laſſen mußte. Kaiſerliche Verleihungen uͤbertrugen 
zwart ber Grafen von Holland und dem Stift 
Utrecht im elften Jahrhundert die Sraffihaft über 


Umd rechnet, Lift dies wenigfteuß hermuthenz' entihe 
aber iſt fie freilich nicht, denn im Tunfjehnten Jahrhundern, in 
weiches fie gehört, konnte das Andenken bes früheren Verdin⸗ 
‚ bung durch die ganz veränderte Werfaffung jenes abgeriſſenen 
. ae eriofchen. ſeyn, und man konnte fie nicht mehr zu Brick 
land zählen, auch wenn fie niemals —* "eigentlichen Zranlen⸗ 
laude gehört hauen. 


by & din 9. 289. Work 








BE Dechtön. VIR, geiſtſeht Nechle ST 
Ftieclaud ꝓvtſchen dem IH und. Caubach; Die-fie-g:unsh. 
nach einent· 1365. Raufr Friebrich Lugetroſ⸗ 
foren Vergleich. durch einen gemeinſchafelich beſteß 
von: Geufen ausuͤben ſollben⸗gleichergeſtalt wurde 
un eilften Jahrhundert die Gbufſchaft zweſchendern 
daubach und ; den Ems ham iunahte ‚@eife,nb 
die zwiſchen ‚ve Sms und der Weſer den Tram 
ſchen Biſchoſen· Uberlaſſenre)lein Ole Grufen sem 
Holland vermochten vie.» Frieclanb auf: der Shaker 
Seite das Gi (Wh Pride) ihrer Lautechoheet 
zu underwerſen; dem utrechter "Stift, gelang: vs 
nur in: eher: kleinen: Theil. jenges drußen Can 
ſtrichs ein VDerricoram⸗ ge: bilden cy, bie: hr 
Gemeinden nähen bchſtens won: ihm Iuichmee 
Grafen oder Döper a; die imudiee Ding Men füon 
fr fuͤrven fy ‚das mmbhe We: Wir 


2 —8 990. oo 


Eine SHauftftete far VE ME cbicſimtꝰ 82 angefcdetet.. Rbatſa⸗ 
=. TH hehe! Baker "8: De heſind⸗ 
“ßen - Friftfchen' Setautbe in WER Tichirfegung, 
wer Wiatbd, —* Landtagen dei Zhfen I Dein’ Inlisles — - 
ren Zeiten Ber Upftalboem (Miem. 1777. write Mil. Rees - 
‘2818: 8 ©; 54.) Mike, folgt in bet’ Km! a Enbl 8 9. 


e) Wie der Graf, deffen das altfriſiſch⸗ Nandrecht Art, 1. (bei 
Schetanusiıf. 9.385. &'4E.) : ih Richard Aber das 
gelte Selaub! erwäßeit;: und Übel feikesiänwalt folgende: Ande 
fuaft giebt,. bis hitr had) dem feiſtſchen Sept ſtehen mag: 

Dit is Iandriucht der Fressd:" di .grewu desr an 
Freslsnde grewa wem webil; dy'schal wesza false: bertha 
boren ende #yn riesht unfarkoren.:::Fii schil to suder muda _ 
in commasende bomma to Staenlen in''dat deei (Bericht) 
mit wirdee were, mit des koninghes jefta (Refikigung) 





1 4 


IB Dritte Periobt: Au BSB--- 278 


ru möh. nichts mehr, waren Die Feififhen Semeuden der 
> Dichmatſen/ die zu ‚ber Grafſchaft Stade gehörten, 
thren Grafen - geftündig, und das. ganze frifiſche 
Band; zwiſchen Weſer und Ems fuͤgte ſich nice 
enunal dieſer Oewalt. Kaum verwandelten die 
Beafen von Okdenburg zu Anfang des dreiehn 
tem Jahrhunderts ſelbſt in den am Friesland am 
graͤnzenden Dißeitten, den Grafenbaun uber bie 
 Btedinger in..cne Landeshohei ia Dinn der 
Beineligen Zeit, obwohl dieſe Gegend ſchon ſeit 
wralter Zeit zu den ſaͤchſiſchen Eroberungen gehoͤrt 
haben muß!) Jenen von der Landechoheit frei 
gebliebenen. Sriefen blieb daher waͤhrend dieſer 
gactzen· Periode noch bie alte auf. Bolfagemeinden 
gegruͤndete Verfuffung: Dieſe bildeten fieben gro 
exe Proninzen ader Seelande, bie jedes in.michran, 
den gewöhnlichen Bauen zu vergleichen e, Diffrice 
. ade. myt.breve ende:myt insigel. Deex agen (miflen) 
.. kim da fresen io ‚onifsen ende .to, rigcht ta staen. Deer 
„.aegh bir di asıge,oen ferd (Zeiepen) Aa, deln. Ende hi 
‚him selff to bannen dat him nimmen zes onrischtes 
‚x due, Soo ughen dae lyoed dyne ferd toe sterkiane, deer 
‚; a0gb dy grewa, aller manlitam syn leen tae geuvane, als 
. „ hyt aen synce wer hede sonder fya. \ 






.D) Die Stelle Note A, welche ſo forgfäßig. von jebens auch mu 
ai ehthem zu Frieland gehörigen Kande ſprichn, mb ausdeidiich 
nicht mus Dithmarſchen fondern auch die abhängig gewerdentn, 
ijenſeits der Weſer beiegench, frififchen Gemeinden aufjählt, ehe 
„erachtet fie im feines: Berbinbiing mit Den ſeben Seelanden flans 
„ben, erwlißek.bed.fichinger Rambes. wid. Auch ‚bie Beaffchaft 
un 4 ein ſachſiſch⸗ weſtphäliſcher Bam (ver Alte pr 
gw . . . u a POP“ 


I. diechtsq. VIn Jaſtkhe Rechte 346 
abgetheilt waren, im welchen Adel und Freie eine 4: 6b: 
Gemeinde bildeten. Eine ſolche hatte mehrere Vor⸗ 
ſteher unter dem Namen von Richtern, weil ſich 
jede einzelne Landesgemeinde, die zum Gau gehörte; 
ihren Richter mit Gewalt auf ein Jahr ſezte. 
Unter Leitung dieſer Richter wurden die Gauge⸗ 
meinden gehalten, bei welchen die geſetzgebende und 
die richterliche Gewalt des gewoͤhnlichen Gowdings 
war; aus allen Seelanden aber traten Richter und 
ein Ausſchuß aus den Gowgemeinden jedes See 
lands zu Upftallesboom (unweit Aurich) in eine 
große frififche Landesgemeinde zuſammen. Die Ver- 
äinigung aller Seelende gieng auf gemeinfame Ver⸗ 
theibigung gegen unrchtmäßige Gewalt eines Um 
genoffen, von jener großen Gemeinde wurden alfo 
ohne Zweifel alle Angelegenheiten berachen und 
geordnet, die fi) auf die Landesvertheidigung bezo⸗ 
gen. Berner übte fie die ‚gefengebende Gewalt in 
uͤffentlichen und Privatfachen über ganz Friesland, 
und eine richterliche Gewalt, deren Hauptgegenftände 
die Erhaltung des gemeinen Landfriedens, und in 
fo fern auch die Angelegenheiten eimelner Perfonen 
und die Streitigkeiten zwiſchen verſchiedenen See⸗ 
landen oder einzelnen Gemeinden gewefen zu fen 
feinen. Für die Zeit, wo Diefe Gemeinde nicht 
verfammele war, wählte fie einen Ausſchuß von 
geſchworenen Richtern, welcher fuͤr die Zeit ſeiner 
Amtsgewalt ihre Stelle vertrat, und alſo in der 
That waͤhrend dieſer Zeit Friesland regierte, nur 


5A Deittrfpnahe, A: B89--4R7R. 

* — mit. fehr: beſchraͤnkter Gewalt, da er nır 
Die, Beſchluͤſſe der. Bemeinde auszufſchren und für 
den Landfrieden und die Erhaltung. der Verfaſſung 


zu ſorgen hatte. Der Adel hatte kein Uebergewicht 
in. der Landesgemeinde; aber Adel, Geiſtlichkeit und 
Wolk beriechen fih in der Verſammlung gzuerſt 
‚jeher als drei verſchiedene Staͤnde beſonders und 
vereinigten ſich daun eines gemenſchaſclcheꝛ Be⸗ 
U DZ 


2 


Anmerkung Ei Fleine Abhandlung von den fir 
ben Seelanden des ganzen Landes yon Friesland, 
mit dem was dazu gehöret und den Inſeln. 


Das erſto Syeland it. Weftsfiriesianb, bei-ber ande Sein 
Jdes Sees, als Hoorn, Enthuifen, Medenblick m. f. w., welches dr 
Graf von Holland bejwungen hat. Das andere Seeland efirft 
id) von Siabern nach Keniourden, Weſtergo md’ Dagege, World, 
Megenkerde und mas bay gehöret. Das dritte heilt Offerzo mit 
allen Schwellingenlanbe, Borendeel, Feerd Reer, Bandınar, Kasten 
wolde, die niedrigften Wolden, Rauwerdar, acht Kirchfpiele und fob 
mer Land. Diefe zwei Serlante, als das zweite umd Dritte, ſichen 
minter Mehr Herra als dem Aalſer bes sörsifchen. Weiche. Ye 
dieſe Seclande haben unzählbaren Schaden und viele UAnfechtungen 
ausgsftanden, ihre Freiheit zu beſchirmen, weiche ihnen der großt 
König Karl gegeben hat; Aberdem haben fie ſchwere Kriege geführt, 
gegers bie Grafen von Holland, ihr Land zu befhähen. Das vierte 
Goran if} Stetlingwerf, Gcoterwerf, Runnerfppt, Orenthom, Zu⸗ 
Imbo, Stenwoyck und ganz Dreuthe. Diefes Seeland als Dreutht, 
Steenwyck, Fullenho, Grenthorn nnd Kunnerſyhl, hat der Bilhel 
vom Utrecht bezwungen, aber Gtellingwerf und Schoterland fink 


8) &. Wiarda Iı dem Note d angefäfeig Beate . 


BE wrehat VL Fahr Reh 351° 


frei. Diefe haben don dem Saft u Ace große Wufechtung ger $- aus 
habt, und große Kriege geführet. (Das zweite und dritte Seeland 
und der Thell bes vierten, ber voch als frei augegeben wich, bilden 
in ber fpätesen miederlänhifchen PrebincialsEimpeilnng Friesland, 
während bie als untermorfen angegebenen Theile zu Overpfſel unh 
Drenthe gerechnet werden)... Das fünfte Seeland iſt Langwolb, 
Fredwold, Hummers, Middach, Hufinga, Fivelinga, Gröningen, bas 
alte Aut, Weſterwold mit allen den Wolder, bie zwifchen der Emſe 
und Weitphalen liegen. En ber ſpaäͤtern Eintheilung Gröningers 
land). Der mehrefte Theil von dieſem Seelande iſt audy frei. 
Einige davon find dem Junker Keno (mas erſt ber folgenden Pes 
tiode angehört) und einige ben Gröningern untertham Das fechfid - 
Seeland iſt Emden mit ganz emfiger Land, Brokwerland mit ganz 
Auricherland, Oſtringerland, Yarliugerland und Doln, Norberland 
umd was dazu gehört. Dies Seeland iſt bas reichte und fruchts 
barfte und fteht unter Reno von Wrofmerkmb, ber feinem Water 
und Brübern in ber Bocheit nachgefolget. Mit Boseheit hat ex 
dies Lamb bezwingen, und mit ben Serräubern hat er es arm ges 
macht. Er ſcheute weber des Geiftlichen noch bes Weltlichen; ex 
wär böfe in allen feinen Dingen, und aus ben Kirchen nahm er 
bas Gel mb die Kielnodien, mit weichen es ben Krieg führte, 
(Auch Diefe Muterwerfung, die nicht einmal dauernd war, gehört erſt 
der folgenden Periode an). Das fiebente Seeland if Rüſtrin⸗ 
gen, Wangerland und Butjabingerland, (jest, aber erft feit 
dem ſechzehmen Jahrhundert Dfbenburgifches Zerriterium), welches 
Sichold Eben Sohn, Junker Kenos Schwager beftzt. Ingleichen 
nt, Moormerland und Langen (jezt Theile von Oſtfries⸗ 
land). Das ſind die Theile dieſes Seelandes, welches Junker Keno 
auch bezwungen und damit Focke Ucken belehnet hat; und fein Lan⸗ 
decherr mochte dieſe Seelando bezwingen als der gedachte Zocke. 
Sagel terland iſt auch ein Theil dieſer Seelande und giebt Schaps 
jung „und Zribut an ben Biſchof zu Münſter. Stadtland, 
Headeln, mb Binderland Über ber Wefer, finb auch Theile 
dieſer fichen Seelanden. Disfe Kat ber Bifchef von 
Bremen bezwungen, aber Ditmarfchen iſt noch frei. 


4. 386. 


352 Dritie Periode. A. 808 — 127%, 
6. 285 ©. 

Durch jene Bolfsverfaffung blieb nicht nur 
das alte frififche Volksrecht fortwährend ald ge 
fchriebenes Recht gültig, fondern es wurde auch 
als ſolches fortgebildet =), cheils durch allgemeine 
fir alle Srifen der fieben Seelande verbindende 
Willkuͤhren und Satzungen, welche auf den allge. 
meinen frififchen Landtagen aufgezeichnet oder doch 
beftätige find, theils durch Geſetze, welche fich die 
einzelnen frififchen Gemeinden gaben. Die erfteren 
finden ſich in den, fogleich anzuführenden Samm- 
lungen der befonderen frififchen Gefege und bil. 
den ftets den Anfang derfelben. 

A. Allgemeine frififche Geſetze find: 1) die 
fogenannten 17 Willkühren und 24 Landrechte, 


welche, da fie noch in altfrififcher Sprache vorhan⸗ 


den find, diefe ſich aber feit dem zwölften Jahr⸗ 
hundert auf der einen Seite in den flamländifihen 
(boländifchen) auf der anderen Seite in den platt- 
deutſchen (fächfifchen) Dialert allmälig verlor, vor 
dem zwölften Jahrhundert verfaße ſeyn muͤſſen ®). 
Die Willkuͤhren find älter als die Landrechte, da 
fie in, den lezteren erläutert werden. 2) Die allge 

mei 


a) Ueber bie Geſchichte ber — dtechtequeſſen ſ. Wiarta 
. Wicht in dem 9. 286. 


der 
b) Wiarda fezt fie in bie carelingifche Ba, wozu aber in ber 
That kein beftimmter Grund vorhanden if 


Mechten. VIN. Geiffche Rechte. BBS 

meinen Buffaren .3) Die fogenanuten Wen⸗6. 285. 
den d. h. Befchränfungen des Neinigungsedtes 
gegen feine urfprünglice Ausdehnung... 4) Die 
Overfüren (neuen Küren) welche vor 1252 ge 
fege werben muͤſſen, da fie fich ſchon bei dem Hun⸗ 
fingoer Landrecht befinden ©. 5) Die. Leges 
Üpstalbomicae vom “fahre 1323, die in- einem 
lateiniſchen und, deutfchen Tert bekannt find 9 
der erſtere fcheint der ältere zu fern ©). 

B. Von den befondern frififchen Gefeken find 
nicht alle gedendt, welche auf unfere Zeit gefommen 
find f); neben mehreren einzeln erhaltenen ff) bes‘ 
figen wir vier Rechtsfammlungen für einzelne ! 
Gegenden: 1. das fogenannte altfrififche Land 


- 


& Wiardba u u. D . 


d) Lateiniſch zuerſt in der Ausgabe ber L. Frisionum bon Sic⸗ 
cama, und Gärtner (oben &. 145. Note a). Friſiſch, in dem 
Note k anpıführenden f. g. alifrififchen Landrecht und baraus 
bei Wiarba von dem Landtagen der Friſen. S. 190 u. f. 
Der deutfche Zert hat nur 24, der lateinifche 35 Artitel, bie in 
Drönung und Inhalt abweichend ſind. 


e) ©. Wiarda a. a. O. ©. 208. 


f) Die Überans wichtigen Willkühren ber Brokmänner find ganz 
lirzlich Heransgegeben von T. D. Wiar da. Berlin 1820. 8. 


ff) Mas findet fie aufggählt bei Mittermaier Grundfäge bes 
beutfch. Privatrechts Th. 1. S. 68., wo auch bie Sammluns 
gen angegeben find, in welchen fie gedruckt ſind. Dig, ıdelche ber 
Provinz Weftfriesland angehören, find in Schwargenbergs Ehars 
terboet (fe 8. 1. S. 19), die aus ber Provinz Gröningen in 
ben Verhandlungen ber Sorietät' zu Gröningen pro excolendo 
jure patrio enthalten. 

Bd. IL [ 23 ] 


\ 


364 Dritte Periode. A, 8861272 


Ses rocht, in welchem ſuh außer den allgemeinen friſ 


ſchen Geſetzen, die Rechte und Willkuͤhren des 
zweiten und dritten Seelands (des heutigen Fries⸗ 
lands) befinden. ·Unter den lezteren find hervorzuhe 
ben: a) Das Scheltenat echt (Schulzenrecht), fo 
benaunt, weil es das Nerhtsverhälmiß zwiſchen dem 
von dem Grafen von Holland und dem Biſchof 
von Utrecht beftellten Grafen, deflen Stellvertreter 
dem Schelta 8) und dem won der, Bolfsge- 
m ein de beſtellten Richter, dem Aſega (Aesga), 
beſtimmt. Da dieſe Verfaſſung dem zehnten oder 
eilften Jahthundert eben ſo wohl angehoͤren kann 
als dem zwoͤlften k), fo iſt deſſen Alter ungewiß. 
P) Die acht Domen (Weischümer h von der 


8) Dffendar bas nehmliche Verhältniß, in welchem bei den Oith⸗ 
marfen bie vom Erzbiſchof zu Bremen befteliten Vögte ſtauden. 


Ob aud) bei den, lezteren Spuren eines Afega nem den bis 


ſchöflichen Wögten dortommen, ift mir unbekannt. Der frififche 
Afega ſteht Ubrigens in demfelben Verhältniß gu dem Grafen 
und der Geiteinde, in welchem bie bairifchen und alemannifchen 
judices ($. 75.) ſich befanden. 


h) Denn bie oben $. 2856. Note e angeführte Stelie, beſtimmt 
nur, daß ber Graf eine „wirder were! — gültige Vollmacht — 
mitbringen umb dem Kaiſer beftätige feyn (ol. Dies paft eben 
fo gut auf die früherhiu von den Grafen von Holland und vom 
Biſchof zu Utrecht qusſchließlich angefprochene Gewalt, ihn zu 
beftellen, als auf bie feit K. Friedtich I. getroffene @inzichtäng. 


h Soma, wodon noch jest in unſerem Wort verbanmmen eine 
Spur ift, Heißt urtheilen. Dema und Bela kommt häufig in 
den norbifchen Rechtsquellen vor. Deel iſt daher auch wohl 

richtiger dutch Bericht als durch Theil fiberfegt; es bezeichnet 
einen zu derſelben Volksgemeinde (Volkegericht) gehörigen Siſtrict. 


BI. Mechtse, VAL. Zeifiide Bade. 355 
Erbfolge. ) Die iftügeen ber fünf Deelens. sie ° 
Gerichce) von Weſtergo h). 2 Das Landrecht 
der Ruͤſtringer, welches mit den allgemeinen 
friffepen Gcfegen im dreigehuten Jahrhundert in 
ein Ganges unter dan Mamen des Aſega⸗Bu⸗ 
ches ABichterbuche) verbunden, und fowehl in 
altfriſiſcher 1) als plattdentſcher =) Gpaarht var 
hauden if. 3) Das bunfingoee Laubdrecht, wel⸗ 
ces beſonders durch Alter, Sprache, und einen in 
demfelben enthaltenen Inzetnifehes Zert ber allge 
meinen ſriſiſchen Geſetze Beachtung verdient, ab 


H Dub aufeiſiſche Banbrecht {ol obne Mgabe bes Dets und Jah 
res gedruckt ſeyn zu Cöln 1468 oder 1470 wenigſtens dor 1488, 
Nachher dat es Schotanus in fen Beſeryvinge van De Hecr⸗ 
kvckheydt van Frirtland, In deren Ate Unsgahr 1u964 Zol. eig: ' 
gerũckt. Eine neue von Wierdsma und Brantsma ange⸗ 
fangene aber undollendete Ausgabe, unter dem Titel: Oude Frie⸗ 
ſche Wetten, St. 1. Canpen und Reumarben 1789. Et. R 
41787. 4 iſt eben ſo ſelten als bis beiden erſten. * 


H Serautgegeben umer ſolgendem Titcl: Aſegabunch tin alıfeif: 
(yes Gefekbuch ber Ruͤſtringer, mit Mnaı, von T. D. Wiarda. 
Berlin 1805. 4 Mit einer deutſchen Ueberfegung und mit Er⸗ 
Kinterumgen in Beziehung anf Sprache und Inhalt. Eine neue 
anf Handſchriften gegründete Wusgabe ber ſumtlichen fri⸗ 
ſiſchen deechtsquellen (mit Wnsfchluß dee Lex Frisionsmw), in 
weicher das, was bleher davon gedrudtt war, auch das Afegabuch 
mit ſehe weſentlichen Verbefſerungen wiedergeben und vieies ums 
gedrtufte enthalten wird, bearbeitet gegenwärtig Serr Baron 
Kart von Wichihefen, welchem ich auch bie tu bem Tert biefes | 
Paragraphen enthaltenen Berbefferuugen ber früheren Ausgaben 7 
verdanke. 


m) Se Paffendorf Obserr, far. univ. Tom. 3. im nf. 
Nies, 3, 
[ 23° } 


356 DU Perlath, KNBBB-KOTR, 


g. Besetnie dan Weiden fuͤruhzunfingo von 1252. ſchlleßt 


M)Das bein zulezt gehnfedn in Selen Vegiehum- 
ugen nahe ſtehende?rie mſtgoer Eakdreche/: welrches 
uuch befonders dadmch son. Intereſſe iſt / daß es 
die Gundlage bes!tickii IL. 443.noch ge 
"Wange qui erſwaͤhnonden ofkfriſiſchen Landrechts bildet, 
inbem darin/ auſſer mehreren Srucken / Bei welchen 


une "Wngabe "über: die Zeit Ihrer Abfaſſung fehle, 


die em ſago er·· Mom en · ſich ſtnben· - Diefe nd 
inJy A378 Für’ bie nördlich der Stade Enden 
iähende Beyer w:-ubgefaßt ; tnefher zu dem fetfifchen 


| Diftricten gehörte, die das Geſchlecht der Cirkſena 


Mm Grethſyl tin funfzehnten Jahrhundert unter 
Faiferlicher. Begunſtigung zu cinem Territorio ver- 
band · and’ ſeiner Landerhoheit allmaͤhlig zu unter⸗ 


xerfen müßte, allein da jene Qucllen erſt im 





4.206. 


funfehnten Jahrhundert zu einem Gangen verbun⸗ 
den worden ſind, und dieſes die Geſtalt, in welcher 
ww gebrueft-ift, erfi. durch Graf Edzard J. von 
Oſtfriesland im Jahre 1513 "erhalten Hat, ſo tbeicht 
es freilich von den uͤbrigen friſiſchen Rechten we⸗ 
ſenclich ab. Von geſchriebenen Rechten der Friſen 
moidwaͤrts "der Weſer iſt aus dieſer Periode we⸗ 
nigftene nichts auf unſere Zeit gekommen. 


IV. Rechtsſyſte m 
§. 286. 
Man wird ſchom durch den Ausdruck Feu⸗ 
dalſ yſtem, mit welchem man gewöhnlich. die Ver⸗ 
1 


⸗ 


ir V. Rechtsſuſteniſ iD 37 


faſſung bezeichnet, melchen ſuh in diefeen Zeitraum Eu 
ausbildete, mit Recht auf das Verhaͤltniß aufmerk ſam 
gemacht/ in welchem füh !ıbaa : beleben Pincip 
dieſer Werfaffeng am. reinffen und deutlſchſtenris⸗ 
foriche, und, weiches ·an ihr auch zuerft in di Ange 
fat, weil es die Form ausmacht, ie melcher-fidh 
faft alle geſellſchaftliche Eineichumgen ſchmiegen 
mußten. Mur muß man füh: durch jenen Auddruch 
nicht . verleiten !laffen, in den jurififhen Ver⸗ 
hälgiffen..des Lehnmefens, als der bloßen Form, 
das Princip und Weſen dieſer Verfqſſung ſelbſt 
zu. fuchen und: unter dem Namen des Feudalſyſtems 
diefe Merhältniffe allein zu verfichen 2), ader gar 
das Fendalſyſtem dem Syſtem der Hierarchie. ent⸗ 
gegen zu feken.b), das vielmehr mit dieſem nur 
eines und daſſelbe Soſten der Verfaſſang iſt 


a) Die engliſche Verfaſſung hat hetanntjſch weit wehr von dem 
Wecſen des Fendalſyſtems (ſelbſt, vermöge der Brundfäge ber 
Evifcopaltitche, in Ben firchlichen Berhältuifen) Keibegallen, als 
die irgend einge andern europäifchen Monacchie, ahnerachtet das 
juriſtiſche des Lehensweſens in England längft verſchwĩnden iſt. 


b) Wenn man von einem Kampfe beider ſpricht, kann man nıre 
den Kampf zwiſchen dem Kaiſer und ‚Papft damit meinen; die⸗ 
fer galt aber nicht den Syſtem toi, fonbern dein oberſten 


Platz in dieſem Syſtem. 


c) Doch kann man von einem beſonderen Shlten ber Hlerarchie 
im Gegenſatze des Feudalſyſtems ſprechen, im fo fern pan mit 

jenem den Theil der Verfaſſung im Gegenſatze aller fibrigen bes 
zeichuet, ber bie Berfaffung ber Kirche betrifft, fo daß bag Sys 
ſtem ber Hierarchie vur eine Seite bes Feudalſyſtems iſt. 


— TI gr — 





358 Deitte Periede A, 8881272. 
WE Das: Wefen bes Fenbalfufiems aber Täße ſub anf 


fülgende Principien zuroͤckfuͤtren 

L Die Chriiſtenheit, zu welcher nach ber 
goͤrclichen Beſtimmung ber Kirche alle Wölker ge 
hören folken, iſt ein Ganzes, deſſen Wohlfahrt 
durch die von Gott felbft gewiſſen Perſouen 
anvertraute Gewalt beſorgt wird⸗ Dieſe iſt eine 
zweifache, eine geiſtliche nud eine weltliche. Lieber 
die Stellung des Papftes, welchem die erſtere, und 
des Kaifers, welchem die leztere andertraut ſeyn 
ſollte, neigte ſich die Anſiche des Mittelalters, jedeoch 
file vollſtaͤndig zu dem Syſtem des Papſtes. Die 
Rechtsbuͤcher finden die Anordnung jener zweifachen 


Gewalt, tn der Erzählung des Evangeliums won 


zwei Schwertern, welche da Herrn von feinen 
Juͤngern gereicht wurden, bevor er fih zur Erloͤ 
fung der Menfchen hingab c). Der Sachfenfpiegel 
fieht aber. in jenen noch weiter nichts fombolifiet, 
als: daf das eine dem Papft mit der geiftlichen, 


das andere dem Kaifer mie der weltlichen Ge 


walt vertraut feyn folle, Die Ehrerbietung, welche 
der Katfer dem Papft fehuldig iſt, bezeichnet nur 

die Verpflichtung des erfleren, den lezteren bei 
Ausübung feiner Gewalt zu umnterflügen, was aber 


‚auch jener in Hinfiche der feinigen von diefem zu 


fordern berechtigt iſt )). Dies war Die Stellung 

ch Luo. XXI. 38. At illi dixerant: Domine! esce duo 
gladii hie. At ille dixit Üs satin est, 

e) Sächſ. Landr. 8, 1. Art. 1. Tvei svert lit got in ert- 








2... Rechteſyſtem | \ 358 


des Kalſers dem Papſt ‚gegenüber, welche Friede 9.286. _ 
rich J. geltend machte, und. eben darum Fein päpfl- 

liches Recht die Kaiſerkrone zu verleihen auer⸗ 

kannte ), überhaupt hat dag deutſche Reich nie 

mehr als ein Recht des Papſtes anerkannt, den 
rechtmaͤßig gewählten (F. 287.) König zu Frö- 

nen c). Jedoch behauptete die päpftliche Curie 

eine höhere Stellung, indem fie beftimme ein Ber- 
leihungsrecht der Faiferlichen Krone in die dem 

Petrus anvertraute Gewalt Iegte b) und nach ihrem 


rike to bescermene de kristenheit. Deme Pavese is ok - 
gesat to ridene to bescedener tiet up eneme blanken perde 
unde de keiser sal ime den stegerip balden dur dat de 
sadel nicht ne winde. Dit is de beteknisse, svat deme 
pavese widersta, dat he mit geistlikeme rechte nicht ge- 
dvingen ne mach, dat it de keiser mit wertlikem rechte 
dvinge deme pavese gehorsam to wesene. So sol ok de 
geistlike gewalt helpen deme wertliken rechte, of it is 
bedarf. 


- 


f) Muratori scz. rer. Ital. Tom, 6. pag. 749, Quum per 
electionem principum a solo Deo reguum et imperium 
»ssirum sit, quj in passione Christi filii sui duobus gla- 
diis necessariis regendum orbem subjecit, quumque Petrus 
Apostelus bac doctrina mundum informaverit: Deym ti- 
meie, regem honorificate; quicunque nos imperialem caro- 
aan pro beneficio a dammo Papa suscepisse dixerit, di- 
vinge inslitationi et dootrinae Petri contrarius est, et men- 
decii reus erit. 


D) In fofern war die Erflärung bes Kurdereins der von ben Kur⸗ 
fürften- gewählte König babe feine Gewalt don Gott 
(8. 3. $. 391.) nichts Menes, Die deutfchen Kürften hats 
ten auch in den Streitigfeiten zwiſchen Friedrich II. und bem . 
Papſt, diefem nichts als das Krönungsrecht eingeräumt. 


b) &. oben . 231. Mobes bie Worgänge unter K. Friedrich I. 


4 


60 Dritte Periode. A, 888 1272. 


8. 296. Syſtem beide Schwerter biefem -geveicht feyn fol, 
ten, der Papft alfo das weltliche weiter verleihen 
mußte. Diefe Anfiche von der Verleihung der 
weltlichen Gewalt ift in den Schwabenſpiegel uͤber⸗ 
gegangen i); doch iſt wohl damit Feine ſolche Ab⸗ 
haͤngigkeit des Kaiſers von dem Papſt zugeſtanden, 
wie fie dieſer aus feiner höheren Stellung, vermoͤge 


Otto de S. Blasio kei Urstis, p- 200. Radevicus 
ebendaf. p. 481. 482. 


i) Vorrede ed. Senk, p- 6. Seid nun got des frides fürst 
‘ . ye heisget so liess-er zwey Schwert, auff ertreich do er 
zu himel für zu schirm der cristenheyt dye bevalch got 
sant Peter beyde eines von weltlichem gericht, Das 
andere von geystlichem gericht. Das weltlich schwer 
des gerichts das leyhet der bapst dem kaiser. — Die hier 
.quf folgende Stelle des Sachfenfpiegels von ber Ehrerbietung 
des Kaifers gegen ten Papft, beutet bas Kaiferrecht ganz mis 
disfer. Daß aber, wie Homeyer (Berlin. Jahrb. 1830, &.454.) 
bemerkt, der folgende Satz, von ber Verpflichtung bes Papſith, 
auch feiner Seits die Paiferliche Gewalt zu unterftügen, im 
Schwabenfpiegel weggelaffen were, ift ohne alle Bebeutung. Die 
Worte des Irzteren: Seid nun got u. f. w., gehören eigentlich 
gar nicht mehr zur Vorrede, fonbern zum erften Kapitel, zu 
welchem fie auch in Handfchriften gezogen werben; ber heidelder 
ger Eoder Bat vor Ihnen andy als Mubrit des erſten Capiteis: 
von zwei Schwertern. Und daher find die Worte des Earl. 
8. 1 unb 2., melche das Corollarium enthalten, daß wer ſich 
nicht aus dem Bann ziehe, geächtet, und nmigefehrt der geidy 
tete auch gebannt werde, noch als Exrflärung des Schluſſes der 
Vorrede zu betrachten, und hier wird mithin der im Tert fe 
Iende Sag, ton der Unterftfigung der weltfichen durch bie geifs 
liche Gewalt, auch commentirt. — Die Stelle gehört zu ben 
vielen Artiteln, in welchen es hervortritt, daß das Keiſerrecht 
in feinem Urſprung den Sachſenſpiegel nur commentirt und © 
gänzt, und daher ohne diefen mit zu vergleichen nicht verſtaͤnde 

ich iſt. ©. oben $. 282. Non ef, 


IV. Rebtefgken. -. 
dee Erhoͤhnnug der geiſthichen. Gewall : tiber, We 6. 786. . 
weleliche folgerte, ſondern cher. jere Merliiung 
auf die Krönung des deutſchen „Könige durch: den 
Papft zum. Kaifer bezogen, wodurch fie, da biefe 
als . eine: Verpflichtung des Pepftes betrachtet 
wurde, eine ganz andere Bedeutung erhielt. Ach 
die Ghoffe zum Sachfenfpiegel. ſchreibt dem Papft 
und Kaifer nicht nur jedem’ eine gefondette Gewoelt 
zu, fondern. leitet. auch die des Kaifers unmittelbar 
von Sort ab; jedoch bemuͤht fie firh, den. Einfluß, 
welcher der geiftlichen Gewalt in weltlichen Soden 
zuftche, und die umgekehrt der Kaiſer über. die 
Geiftlichfeit babe, genauer zu beftimmen. In der 
That ift daher die Anfiche der päpftlichen. Gurke 
wohl: zu Peiner Zeit R) von dem weltlichen Stand 
allgemein getheilt werden; wur die Gewalt des 
Papſtes als eine zwar gefonderte, aber doch wegen 
der Erhebung des Geiftlichen ‚über das Wellliche 
höhere, und eine Einmifchung Fraft derfelben in. die 
weltlichen Verhaͤltniſſe, wagte Miemand ganz: abzu⸗ 
Ichuen, und die Graͤnzen zwiſchen beiden Gewal⸗ 
ten blieben fortwährend beftritten und unbeftimmt. 
In fo fern, auch nach dem Sachfenfpiegel, de . 
Einrihtung des Staats eine göttliche Anordnung 
k) In ber fegten Ausgabe mar noch angenommen, baf fie entfchies 
den in dem Sachfenfpiegel unb Schwabenfpiegel anerfaunt werde; 
in meinem Kirchenr. 8. 1. S. 187. ift fchon die hier weiter aus⸗ 
geffhrte Unficht im Wefentlichen aufgeflellt. Die Anficht H0s 
meyers a. a. D., da Sachſenſpitgel und Schwadenſpiegel eine 
gefpaltene Bechtsanficht auffielen, kaun ich daher nicht theiſen. 


Cd 


. 364 Dritte Periobe A.. 889-1272 


9 26 ping endlich. der. verſchiedenen. Arten ber uralten 


perfönlihen Abhaͤngigkeit mit dee Abhaͤngig⸗ 
Beit..des Deines und ber: Unterwerfung unter bie 
abgeleitete öffentliche Gewalt, bildete ſich eine Stu⸗ 
fenfolge der Mitglieder des. Staats nach ihrem 
haͤheren oder niederen Geburtsſtanude, und 
von: diefem wurde die Verſchiedenheit der Rechte, 
wenigſtens der. Genuß der wichtigſten Rechte oder 
der Faͤhigkeit zu denſelben abhaͤngig. 

VII. So aufgelöft aber auch cine Marin 


wit dieſem Syſteme der Verfaſſung, fo jerfplietert 


ihre ‚Kraft in eine Menge von einzelnen kleinen 
amd größeren Gefellfehaften mit verſchiedenem Mechte 
umd verfchiedenem Intereſſe beim erften Aublick zu 
ſeyn ſcheint, fo wurde fie doch. durch Uebereinſtim⸗ 
mung der Sitten, Meinungen, und beſonders durch 
Einheit des Glaubens zu einem wahrhaft organi⸗ 


ſchen Ganzen gebildet, und eur auch kai 


$. 387. - 


zuſammengehalten. 


A. Oeffentliches Rede, 
6. 287. 
Das dentfche Reich mit feinen Pertinenzen 
und Mebenländern ($. 225.) war ungertrennlich mit 
dem römifchen Reiche verbunden ($. 216.), und 
bildete daher das heilige römifche Reich deut- 
(ber Nation. An der Spike. deffelben ſteht 
der von den deutſchen Reichsſtaͤnden gewählte 








4 


⸗ 


IV. Rechieſ. A. Oeffentl Ri Der König. 368 


König; der durch die Wathl und bie: Mrömmig & 082. 
in Dertfchland (zu Wachen) aber nur: den :Tird 

und die ˖ Rechte eines (toͤmiſchen) Kbuigs: ra 
und erft durch feine Krönung zu Nom, zu web - 
der ihn Alle Reichsvaſallen begleiten müffen, und 

die ihm der. Papſt, wenn er rechtmäßig: gewählt 

ift, nicht verfagen darf, die Mechte und den Titel 
eines römifchen Kaifers erlangt *). Der. Nachfol⸗ 

ger, der dem Kaifer etwa noch bei feinem Leben 
gewählt wird, führt den Titel eines römifchen Koͤ⸗ 
nigs Das Wahlrecht gebührt dem Herkommen 

nah nur fieben Wahl- oder Kurfürften 
(principes electores), drei geiftlicdyen und vier welt. 
lichen, deren Vorzuͤge vor den übrigen theils durch 

die Analogie der Papft- und Biſchofswahlen theils 
durch die mit ihren Stiftern oder Fuͤrſtenthuͤmern 
verbundenen Erzämter, d. i. die uralten oberfien 


a) Sächf. Landr. ©. 3. Art. 52. Die Deutichen follen durch 
Necht den "König wählen. Wann es dann geweihet wirb von 
den Bifcyäfen die dazu gefazt find, und auf ben Stul zu Ach 
fommt, fo hat ex. die -fönigliche Gewalt und ben föniglichen 
Namen. Wann ibn dann hernach der Papft weiber, fo hat 
er des Reichs Gewalt ‚und den Laiferlichen Namen, Sächſ. 
Lehnr. Art. 4. Wenn aber die Deutfchen einen König kieſen 
und er. denn gen Rau zeucht zu der Weihung, fo find pflichtig 
ſechs Zürften mit ibm gu ziehen, die die erften in des Reiches 
Adre find, ‚Der Bifhof von Meint wm f. w. — busch das 
dem Bapft wifientlichen werde bes Königs vechte Köre. Auch 
ſoll da mit ziehen ein jeglicher Mana (mit feinem Herrn) der 
des Reiches Lehengut von ihm zu Reben hat, ober fol bie Fahrt 
fen u. ſ. w. 


366 Dritte Prriske. A. 8881172. 


4.951. Hof and Stastsänter ſich erfiären laſſen b). Unter 
die Eigenfhaften,. welche der König haben muß, 
gehoͤtrt Insbefondere, daß er vom Herreuſtand (ep <). 


.b) Schwaäbiſch Lande Urt. 31. (det Senkenb. Ausg). 
Welche den König füllen erwelen drei priefterfärften und vier 
Iepinfürften. Der Biſchof Don Menc, iſt Canczler in tents 
ſchen landen bet bat bie erſten ſtyum an der wahl Der Wis 
ſchof von Trier bie andere. Der Biſchof von Cölen bie 
dritten. Und ber Imyerfiirften iſt der erſte zwen an ber ſtymu 
wen. welen. (Vergl. unten B. 3 9. 396, Rote m. Det 
Sachſenſpiegel etwaͤhnt des hier angebewteteh Werhätiniffeh, das 
erſt fpäter entſtand, B. 3. Urt. 57. noch nicht). Der pfalz⸗ 
graf von dem rein des reichs truckſäß der ſoll dem künlg 
bie erſten ſchuſſel fürtragen. Der ander an ber ſiyum iſt bet 
Herczog von ſachſen bes reiche Marfhald der fol dem 

_ ktmig fein ſchwert tragen. Der drit iſt dee marg graff von 
Brandenburg des reichs Kammerer ber ſoll dam künig 
waſſer gebe, Der vierd iſt der Künig von Behem bes 
reiche ſchenk, und fol dem Klinig bei erſten Becher byeten. 
Doc iſt ze wiſſen daß der Künig von Behem kein kur hat 
wann er nin ein teutſcher Dana iſt, aber bie vier ſoͤllent teruſch 
man fein von vater und bon mutter ober bon eintwederem. 
Vergl. ſaͤchſ. Lande. Buch 3, Art. 67. 


c) Sächſ. Zandr. B. 3. Urt. 84. Einen lahmen nech aus⸗ 
Fatzigen Wann, noch den der in des Papftes Mann iſt wit 
Oecht fommen, den mag wman nit zum König wähien, Der 
Rönig fell auch frey, und ehelich gebohren fepn und ſell fein 

Reecht auch behalten haben. Schmäb Landr. Art. M. Er⸗ 
welent ſy aber dieſen bie andern Fürſten verwerffen in wei mit 
recht an ber flat do ein hof hingeſprochen wird. UAn. 24. 
Die frften ſollen erwelen einem künig ber ein freper hett 
ſey, und alſo frey daß fein vater und feine mutter frey feien 
geweſen, und nicht föllent mittelfreyen fein, fe ſöoͤllent 
nicht fein man wann der priefterfürften mann und föllent mit⸗ 
telfreien ge man haben, unt habent fy eeweib gu ber ee genom⸗ 
men fo man fie erwelet und iſt bie frau mit ale frey fo fol 
man fy nit erwölen zu fünigen wann bas wär wiber recht. 


IV. Nahsſ. A. Orffantl:R. Der König. 367 


Die Form der Mahl und Kroͤnung, ſelbſt Die 6.00. 
Stage, ob die Maejorität der Stimmen unter dep 
Kurfürften gelte, war weder durch Geſetz noch) 
durch Herfommen genau beftimme 4), Mach dem 
Tode oder der Abſetzung eines deutſchen Königs, 
oder in deſſen Abweſenheit aus dem Weiche, wurde 
diefes durch die zwei vornehmſten weltlichen Kur 
fuͤrſten verwaltet, denen aber nur’ Die Rechte deu 


d) Shwäb. Landr. rt. 80. „WIE mar den Anis erwelen 
wit bas fol man them zu Frankfurt oder anf dem Plane vor 
der fiadt. Art, 31. Und wann ſy erwöllent fo föllent fy ein 
gefptäch gebieten Gin zu Frantfurt. Die fol gebieten der 
Biſchoſ von Mencz bey dem bann und ber pfalgraf bey rein 
ſoll «6 gebieten bey ber auchte. Sp föllent gebieten zu dem 
geſprüch irer gefellen bie ‚mit in das welen föllen, dernach ben 
andern Fürften als vyl fp ir gehaben mügen. Darumb iſt der 
Fürſten ungerab geftzt ob drey au ein vallent ımd vier an eis 
andern das drey den vieren ſoͤllent volgen, und baf minder den 
merern ſolgen das iſt an aller kur recht.“ Der Spiegler giebt 
alſo ber Majorität der Stimmen ben Vorzug und auch Inno⸗ 
ceng III. führt dies in ſeinem Schreiben an bie deutſchen Yürs 
‚fin (9. 250.) als ben Grund an, watum er fih für Otto IV. 
entſchelde; aber bei der Wahl Richarde von Cornwallis ud 
Alſons von Caſtilien gab die Minorität der Majorität, welche 
für den lezteren war, nicht nach. — Vergl. über die Form der 

Wahl auch noch Schwäh. Lande Art, 32. Der Antheil, 
den aufer den Kurfiirften auch noch die Übrigen Fllrſten an 
der Wahl Hatten, verlor fih, eben fo wie ber UAntheil des 
Bots bei den Biſchofewahlen, ſchon fehr Früh. Doch Hat 
noch bas fädhf. Lande. B. 3. rt: 57. eine Spur davon s 
Die aber zu dein erften an ber Wahl benannt finb, bie ſollen 
nicht wähle nach ihrem Mutwillen, wen fie wollen, ſondern 
welchen bie Fürſten afle zu einem Könige erwählen, ben ſollen 
fie aufs allererſt bei Namen nennen und tiefen. 





38 Dritte Petiöbe: A. 888-4972. 
4.39. 1. Könige‘ zukamen, deren! u Yondbung r egelraht 
hatten ©). | 


4.28... . F 388. | 
Durch die Wahl wird der König feinem 
Kechte nach ein- Franke, gu: twehber deutſchen 
Mation er der Geburt nach auch. gehöre) Dem 
Meihe muß ee Huld (Homagium) ſchwoͤren 
und eidlich geloben „daß er das Recht ftärfen und 
das Unrecht kraͤnken und dem Reiche vorftchen 
wolle zu feinem Rechte zum Beſten als er Fönne 
und möge” b). Sonſt foll er feinen Eid weiter 
ſchwoͤ⸗ 


e) Schwäh. Lehnr. Art. 17. Und ſo ber Künig dan deutſchen 
landen vert, ſo mag er des reiches marſchalck den gewalte wohl 
geben an ſeiner ſtatt daß er den ban leihe. Das iſt ber Her⸗ 
zoge von Sachſen. Das ſoll er thun in Türingen und in Sach⸗ 
ſen und in Heſſen untz an Behem und über alles Frankenlandt. 
unnd giebt ihm der Klnig den gewalte das er den Wan leibe, 
fo Hat der marſchalck redyt das er den Ban leihe fiber alle ſchwa⸗ 
benlandt bis an den Nein und durch bas gepfitge uncz für trier 
ein meil. Der pfälczgraffe von dem reyn hat gewalt ben Ban 
zit leihen jenfeits reyns uncz für Meg ein meil. undt ung an 
den fee und in Flandern. und ob ibm ber Künig ben Ban lei⸗ 
het oder nit, fo hat er doch den gemalt daß er in leihet. Diß 
recht bant bie zween Herrn warn bas reich an einen Künig 
if. — Schon bie Art, wie hier bon der Auslibung diefes Rechts 

\ bie Rede ift, läßt nicht vermuthen, daß es Ausfluß einer allges 
meinen Befugniß, alle Nechte des Könige auszuüben war; es 

ift auch nirgends in bem Lanbdrechte bie Rede von biefer, wo: 

ſich doch fo mancher Anlaß fand, berfelben zu gebenfen. 


.5) Sächl. Lanbr. 8.3. Art. 64. Schwäb. Ranbr. Mt. 4. 
b) Sächf. Landr. a. a. D. Schwäb. Landr. Urt. 32., wo 





IV. Mechtbf: A: Oeffentl. R. Der Konlg 369 


ſchwoͤren, außer wenn. ihn ber Papſt beſchuldigt, g: wo 
daß er en dem rechten Glauben zweifle; alles was 
er nachmals bezeugen fol, verfichert er blos. bei 
den Eide, den er beim Reiche geleifter e). Er ift 
nicht über das Recht erhaben, fondern ſol zu Recht 
ſteben vor dem Pfalsgrafen am Mein d; dech 
muß er zuvor des Meichs entſezt werden, wenn 
das Urtheil an feinen Leib ober feine Ehre gehen. ' 
ſoll e) Auch kann er nur von dem Papfte und 
nur ans gewiflen Gründen in den Bann getan 
werden 7). Sein Eigentum ift von bem des - 
Meichs getrennt, und wird wie eines anderen Man⸗ 
mes Eigenthum vercrht 2 | 


noch hinzugeſezt wird: unb dary Weich allegeit mern fol und 
nicht ermer machen. Diefes fchreibet ber König an allen ſeinen 
Briefen bie er fendet. (Die uralte Erflärung des faiferlichen 
Zitels semmper Augustus.) 


ec) Sächſ. und Schwäh. Randr. a. a. O. 


d) Schwäb. Lanbr. Art. 21. Die Schäffen follen nach Art. 25. 
bes Reiches Zürften, Grafen, Freyherrn und Dienftmannen fepn. 
Den Grund biefes Richteramtes des Pfalggrafen giebt das Sächf. 
Zanbr. an 8. 3 Urt. 52: Kein Graf mag ein recht Ding 
halten ohne feinen Schultheißen, dann klagt ein Mann über 
den Grafen fo foll er antworten vor bemrSchultheißen. — Alſo 
iſt auch der Pfalzgrafe über den Kaiſer und ber Burggraf Über 
ten Marggrafen. | 

e) Sächſ. Landr. 8. 3, Urt. 54. Schwäh. Ranbr. Art. 25. 


f) Sächſ. Rande. 8. 3. Art. 57. Schwäb. Ranbdr. Art. 29. 
Die drei Urfachen find: ob er an bem Glauben zweifelte, ober 
fein ehelich Weib von ſich triebe, ober Gotteshäufer ober Bots 
tesdienſte zerftörete. 


eg) Schwäh. Lanbdr. rt. 25. 
wo. IL [4] 





370. Dritte Periode. A, 8681272 | 


53% 


5289, 


1 Die Rechte des Königs als roͤmiſchen 
—5 beſtehen: 1) in der Schirm vogtey uͤber 
die roͤmiſche Kirche, und ſomit uͤber die chriſt⸗ 
liche Kirche überhaupt“). Daher iſt der 
Karfer alle Kirchen, Geiftliche, Wittwen und Wal 
fen beſonders zu ſchuͤtzen, den Fatholifchen Glauben 
gegen Ungläubige, Schismatifer und. Ketzer zu vers 
theidigen, und ihn zu verbreiten verpflichten, cine 
Folge davon ift das Recht, allgemeine Tontilien zu 
berufen und ihnen befonderen Schuß zu verleihen d). 
2), In der oberften weltliden Gewalt über 
die Chriftenheit (domimium mundi) e). Eine 


8) Bergl. überhaupt: J. St. Puetter specimen jaris publici 
et gentium medii aevi. Goett. 1784. 8. Cap. 7 und Cap. 11. 

 Litt. elecior. ad P. M. a. 1314, Consensimhus concordi- 
ter in eundem Ludovieum — in imperatorem postmodum 
promovendum et in advocatum sacrosancise Romanae ac 
universalis ecclesiae Vidaarumgue et erphanermun defen- 
sorem. . 


» Die Pflichten, weiche bei Wippo Vita Conr. Sal. (bet Pi- 
stof. p. 466.) der Erzbifchof kon Mainz Kulfer Conrad II. 
ans Herz fegt, find: Ouum deus a te multa requirat: hoc 
potissimum desiderat, ut facias judicium et justitism ac 
pacem patriae quae semper respicit in te; ut sis defeuser 
ecclesiarum et clericorum, tutor viduarum et orphanorumi. 

Die Eonchlim, welche Heinrich AI, und Friedrich L zur Ser: 
ftellung der Einigkeit in der Kirche beriefen, ſind befannt genug. 


€) Diefe oberfte Gewalt bes Kaifers war fo allgemein anerfannt, 
daß feibft das Kerabfinfen ber Taiferlichen Macht während bes 
bierzehnten und funfzehnten Jahrhunderts die allgemeine Mei⸗ 
nung nicht zu ändern vermochte. und bie eifrigſten Vertheidiger 


7 [9 





IV. Rechtbf. A. Oefſentl R. Der Kbnig 374 


Folge biefes Rechts tft der unbeſtrittene Many des $. usa 
Kalſers vor allen weltlichen Fuͤrſten, und: das Recht, 
Tisel befonders den Titel eines Königs zu erthei⸗ 
len 9); von dem Kaifer geht auch urſpruͤnglich aller 
Adel und alle Ritterſchaft aus e). In Biefem 
Sinne gehoͤren alle chriſtliche Staaten zum römk 
ſchen Meiche, und follen dem Kaiſer in allen ziem- 
lichen und billigen Dingen untergeben feyn f). Die 


der Unabhängigkeit einzelner Reiche nur eine Eremtion ders 
felben behaupteten unb in fo fern ihren Beherrſchern eine su- 
prema potestas, wie fie ber Kaiſer habe, beilegten. Wagte 6  - 
doch noch Alcatıs in Franfreich, bie Unterwflrfigfeit aller Kro⸗ 
nen, unter das römiſche reich, auch die franzöſiſche nicht aus: 
denonmen, sl behaupten. Nur worauf ſich das dominium 
‚mündi’ eigentlich: beziehe, ſchien ſchon ſehr frühe zwelfelhaft; ; daß 

es der Kaiſer nicht quoad proprietatem habe, hielt aber ſchon 
Bulgarus file ausgemacht. 


d) So haben bie Könige von Polen und Böhmen ben Föniglichen 
Titel kaiſerlichen Privilegien zu verbanfen gehabt; anderen ift 
er dom Kalfern beftätigt worden. S. Pfeffinger ad Vitriar. 
Tom. 1. p. 424 seq. | 


e) In ber Urkande, in weicher K. Friedrich IL 1245 zu Ganſten 
Herzogs Friedrich (des lezien Herzoge aus dem babenbergis 
fchen' Stamme) Deſterreich zum Königreich erhebt, (bei Pfef- 
finger a. a. Dı & 425.) heißt e6 daher: De fulgore Throni 
Caesarei. velut ex sole radii, sio eeterse prodeunt dignita- 
tes etc, Ganz im bemfelben Tone ſpricht bie Urkunde K. 
Siegmunbs von 1437, in weicher Caſpar Schlid in den 
Grafenfand erhoben wird (bei Kalpis seript. ren Germ. 
p- 85.), wo es unter anderein beißt: Unb iſt auch kein Adel 
nod) Würde zu rechnen, er fey von Königen, Zlürften, Herren 
oder anderen, ber feinen Anfang anders habe bann ‚von bem 
heiligen römifchen Reiche, als von einem Grunde alles Adels. 
Bergl. oben &. 241. Anmert᷑. Nro. 9, 


f) Aeneas Sylvius de ortu et auctoritate imperti Romani 
[ 24° ] 


37% Dritte Periode. A. 888— 1272. 


4 28%. hieraus entfpringende allgemeine Guͤligkeit der Fat 
ſerlichen Gefege in allen cheiftlichen Ländern und 
eine oberſt⸗ richterliche Gewalt des Kaiſers war 
wenigftens in der Theorie unbeftritten, fo wenig 
die Kaifer auch daran dachten, fie ordentlider- 
weife geltend zu machen 8). Diefe Gewalt aber 
hat der Kaifer von Gott; dem Papft aber muß 
er bei feiner Krönung Erfüllung feiner Faiferlichen 
Pflichten insbefondere gegen die Kirche eidlich ges 

loben b). 


(bei Sim, Schard syntagma Tractatuum de imperiali je 
risdictione Argentor. 1609. fol. p. 393.). Sicut in spiri- 
twalibus Roniano pontifici singuli petriarchae prnatesque 
ceterigue praelali subjecti sunt; — sic et Romane prin- 
cipi temporales quoslibet liquet esse subjectos. Etenim 
quis non videt el populos et principes omnes ab impera- 
tore, qui mundi .dominus est, recipere temporalia? — 
Quum ratio ipsa naturalis ostendat, unum esse principem 
oportere qui lites dirimat, justitiam administret, populos 
in pace custodiat, ac temporalibus praesit omnibus, mani- 
festam est, hujus muneris dignitatem Romano regi com- 
petere, quem dia constat in possessione ejas fuisse. Gre- 
gorii VIII. P. litt. ad Henricam VI. a. 1187 (bei Leib- 
nitz Cod. jur. gent. dipl. Tom. 1. p. 4. Nro. 5.) Spera- 
mus, quod in diebus ministrationis nostrae taliler eirea 
celsitudinem regiam Romana praestante domine 26 geret 
‚ecelesia, ut regia celgitudo houorem suum sibi gandeat 
oonservatum, et populus Christionus per contrarias vo- 
lunjates .eorum, quibus principaliter commissus est guber- 
nardus, sperata non debeat. utilitate frustrari. 


E) Eine Seife Hicher gehöriger Stellen hat Puetter spec. jur. 
publ. med. aevi. Cap. XI. p. 197 seq. 


h) Bergl. oben $. 286. Daher fagt bie Bloffe zum GSachfenfp. 
8.1. Art.1. Es iſt gewiß, daß man das Neich von niemand 


IV. Behr A. Offen. R. Beicperegie 373 


Mer 20. v 

H. Die Dregierang- bes Meiche - fuͤhrt der 
Reife nach alchergebrachter Weiſe mit Kath der 
Reichsſtaͤnde. Die Beſchluͤſſe über allgemeine 
Meichsangelegenheiten wurden mit diefen auf Reichs⸗ 
tagen gefaßt; wor diefe gehörte insbeſondere die 
Errichtung von Gefetzen. Andere Angelegenheiten 
wurden auf Hoftagen verhandelt / welt · beſon 


: Yabın 2 denn den Cent: nud derowegen mochte eines ſchlie⸗ 
‚sen daß der Kaiſer eine höhere Gewalt hätte als der Papfl. 
- Aber dem zuwider iſt diefes daf Bott hat dem Yapfte geiftliche 
2 und. weitiidhe Gewalt gegeben; much muß der Kakfer dem Papfie 
"Shmögen. — — Der Eid Hat fi fo lang: erhalten als das roͤmi⸗ 
ſche Weich beſtand, deun unter dem was ber römiſche Raifer auf 
die ihm vorgelegten Kragen beſchwören mußte, fand ſich andy 
noch in den neueften Beiten die Frage: Vie -panetiohimg: im 
Christo patri et Domino Romano Pontifici et 8. Romanae 
ecclesiae subjectionem debitem et filem reveteiter ser- 
vare? Ser Eid ſelbſt iſt nicht erſt, wie manche Hiſtoriker glass 
ben, ſeit Gregors VII. Zeit üblich geworden, er findet lich ſchon 
bei Dithmar von Merfeburg, mac deſſen Erzählung (bei 
Leibnitz scr. rer. Brumsvie. T. 1. p: 400.) · ihn Seinrich IL 
ablegen mußte: Henricns ad ecclesiam S. Petri,! papı cum 
elero &xspectante, venit, &% antequam introduceretdr ab 
eodem interrogatus: ei fidelis vellet Romanae patronus 
esse et defensor ecclesiae? sibi autem sulsque Buctessori- 
bus per ommia intimus fidelis? devota professione se sic 
facturum respondit: ‘et tune ab eodem imunetionem rega- 
lem et eoronam, cum contectali sun, accepit.’:Ntit das 
‘Amerfermtmi eines wahren Bafallenverhättniffes, welches bie 
Paopſte Foßterhin in diefen Eid Hineinlegen wollten, Ing früher, 
Hin ficher nicht darin und iR don feinem Kalfer je wilrtiid, 
anerfannt werben, Webrigens heißt bas römifche Reich heili⸗ 
ges R. R. wegen biefer Verbindung mit ber Kirche, die nach 
der Glofſe zu Lirt. 4. des Sächſ. Lehur. mein Mutter des hei⸗ 
lgen romiſchen Keiches“ if. 


374 Dritte Periode. A, 808 - 127% 


99005 ders häufig Rechtstage waren, ‚100 der Kaiſer 
Ber fer Hofrichter ($. 391) zu Gericht fafıe). 
: Die: Grundlage der. koͤniglichen Gewalt, in 
| dem Fid, welchen der. König dem Reich ſchwoͤrt 
(8.286), auch als ſolche vcheichnet, die Made 
Frieden und Recht zu, handhaben (ots .c),. übt 
er. ragelmoͤßig weher ſelbſt noch durch bloß⸗ 
| sang ans, Dis anfing Stalle kraft. einfechen 
Auftrags walten, fondern durch die Reichsſtaͤnde, 
welchen bie: urfprünglide Amtsgewalt der 
Herzoge; und“ Grafen zu ‚eigenem. Riecht jedoch 
iehensweiſe übertragen. iſt. Im Gegenſatz der 
Tander, ‚über welche eine ſolche verliehen iſt, wer 
dan, die übrigen Theile des Reichs, an des Kair 
frs are: durch Reich svogte verwaltet; dieſe 
aͤlnn in einem engeren Sinn. zu dem Reid, 
2 Bei den Reichsſtaͤnden laſſen füh zwei 
ER D0R Kühl, Bandr. 3. 3, Yet. Chsaind-bes ſchwäb. gandı, | 
ur Art. Al. ſprechen van des Könige Softagen penigftens. zunäctt 
U; mut in ſofern ſie gebotene Rechtstage Rad; denn hiccanf be: 
0 zitht ſich das Gewett, welches der ausbleibende zahlen ſoll, wos 
1.00 meints Willens in Bepiehung auf andere Weiher und Hei: 
un dagt keine Spyrar vorkommen, Die Befreiung des Heczagf von 
DHeſterraich han dem Erſcheinen auf ‚cinem Meichehek, fa: weit ie 
2. Anden Sansprioilegiuun (6. 298, Anıp,). Mina, 2. Iekher 
. wird möchte ich vol ‚Mechtttagen, verſtahen, die ihm amft!: 
+. Hutbögfterzeich angeſezt ſund, „glich, wie er nach, ber uwinel⸗ 
«. bar vorhergehenden Stelle andy nur innerhalb ſeines Landes 
zinrſeine Lehen zu enpfangen braucht. Die Stelle Nro. 5. dage- 
A J möchte ‚ich auf Streisigleiten wit feinen ‚eigenen Untertha⸗ 


Bi: zigchen; fie deutet bie Sitte an, die wachber in den Aus⸗ 
"prägen ſich beftimmter entwickelt. 


IV.Beihlsf: A. OrfftntlR. Relchetegiit. 375 


Vaſſen unterſcheiden: 9 Fuͤrſten des Meichs, -4.:290. 
welchen der König das! Fahnlehen uͤber einen 
Amtsſprengel verliehen hat; dieſes ſtellt ſie un mit⸗ 
telbar unter den König, und davon eben heißen 
fie Furſta b). Vermoͤge ber: Bedeutung, zu welcher 
diecfuͤrſtuche Gewalt ſich Aitwöitfelt hat. (oben &.52,), 


begetifhinicht alle. Grafſchaften diefes Spriigels 

in fichs dieſe werden daher dein Fuͤrſten ale erſten 
Erpfänger (in zweiter Haid, aus der: Hand des 

Königs ‚die. ber erſten) sehen e). Dieſe gurfien 


* 


OR Bat B. 3. a. SR (Col. Quell. art 1): 
‚Des ‚Fiches vorsten ne sollen nichenen leien zu herren 
""paben wen den caning. Iz nis nichen van len da die man 
abe moge vorsie wagen, her ne untfa iz von deme ku- 

big „Symis dym ander man ‚Bo 'ymz untläth. datunis 

: semehdia: varderste..an deme.lene nicht van is 'eyit’ander 
vor yıne nnifenk.:.:unde ne’ mach. des.riches,wdeste. da an 
nicht sin, Das ſchwäb. Landr. fezt (aber noch nicht, im 

” God, Ahr.) corumentisedt Hinzu: Bo’ man 'sprecht princeps, 
dus ist in teutsch der, rorderst :enäpfaher;, wann eyn man 
‘der’ ein: lehen' empfhhet i:von .teihem ‘der: es, 'vor im hat 

enspfabgen, der heyst niobt den vorderst am dem lehen er 

m ddr ander an dem iehen =, me: a 
©) wigt Ranbr. x 3. Yet. 52, (Kod, Quell, Art.143.): 
Dan kuning kuset: men zu Eichtere uber eigen unde lehen. 

- unde:uber. iewelehin, ınannis liph. Der kaiser ne mach 
‚aber. in ‚allen. steden nicht sin. unde al ungerichte..nicht 

- -ziehtem: au aller zit. da untme liet her den. vorsten gra- 
verebrph unde.den greven schultichdum. Neber ben:sigeuts 
lichen Sinn biefee Stelle |. weiter unten im Tert und Note h, 
Be Foige "bes. Grundſatzes ſpricht das Prwilegium für Oeſter⸗ 
weich: & 238.. Amm. Nro. 4. aus: alle weltliche Gerichte in 
einem Furften ſprengel wräfen demnach von ‚dem Sirpeant zu 
Reben gehen, 


4 





376. Dritte Periode. A. 888 — 1272. 

4 299. find. theils geiftliche,. theils weleliche; das Rechts⸗ 
verhaͤleniß derſelben an: ſich, iſt gheich; nur wird 
den. geiſtlichen Fuͤrſten das Fahnlehen mit dem 
Scepter geliehen 4, Die Fuͤrſtenchumer begriffen 

aber nicht ganz. Deutſchland in ſich, und Feines 

derſelben hatte im dreizehnten Jahrhundert noch 
feinen alten Umfang ($. 240.) e); es gab daher 
Grafſchaften, die in ein Fahnlehen gehoͤrten, und 
andere, welche einem ſolchen nicht untergeordnet 
waren f). Die, welche unter einem Fahnlehber 
flanden, mit ihren verfchiedenen Gerichtsſtaͤtten 
(2.:1.:6..74), erſchienen dem Verfafler des * 
Taf als Sculcheißhumer Mote e), weil 


iz PN eisr Lanbr. B. 3. it, 60: Oo —8* 180,): 
“Die keiser liet alle geistliche voreten len mit deme cep- 
„tre al wetitäiehe vanlem jet her zuit vanen, 2 


. er Die oben eniwictlte Gefchichge ber Mufibfung der alea So 
 yegtbänmer, giebt das Süächſiſche LTandrecht B. 3. Akt. D3. 
(Cod. Quedi. Art. 144.): .Jeweik dadisch lant het eisen 
palanzgreven. Sassen. Baieren, Swaven. unde Franken. 
diz waren alle kuningriche. Seder .wandelde men ine 
den namen nnde hiez se herzogen seder se die remer 
- bedwungen (über biefe Hetleitung ‚ber ‚Pfolggeafen uub Hm 
joge f. oben S. 56. Mote an). Doch dehilden vo die vor- 
.' sten zu manne unde die vanleıe under deme namen (Wi 
BGerzoge). Seoder: hat ine der keiser beide rorsten und 
+ wahlen. abe gebrochen. Der Begriff des Bahalehens, wie Ihn 
—e— Bidet Ai an Ruf — 


hy Den Begenfak von Geafichaft, bie in ein Fehnichen geh 
‚:ober "nicht, ergiebt das fächf. Lantr. a. a. .D. in me ai eyt 

„aunderlich gravescaf. die in eyn vanlen hose. Dis Enk 
ſelbſt iſt mie aber nicht verſtändlich. 








r 


IV. Wechteſ. A. Ocffesti.R. Reicheregir 877 


der Fuͤrſt der oberſte Empfänger und der Graf 4. 200. 
wur ſein Stellvertreter war; fuͤr einen. ſolchen 
braucht er den Ausdrud Schultheiß allgemein; 
der" Durggraf &) iſt ihm Daher der Schultheiß dee 
Markgrafen, und der Pfalzgraf der Schultheiß 
des Kaifers >). Alle Grafen, welde ‚von einem 
geiſtlichen oder weltlichen Fürften ihre Graffchaft 
zu Lehe tragen, find daher Vicegrafen im CHon 
ber carolingifchen DBerfaflung. Die Stellvertreter 
der Iren, walche in ber Regel auch nicht meht per⸗ 


©) Hof ter —— — elurichtuug ber — »7 * 
bie Bedeutung der Burggrafen ſich noch auf bie Kriegs⸗ und 
Gerichtenerfaffung in ber Mark begog, und ber Begriff eines 


——— ah we Gr Denis sarhanhen m 
zen, wie 3. 8. in Magdeburg, wo bie Burggrafſchaft ſchon in 
die carolingifche Zeit gehören muß, fonnte ben Burggrafen bie 
Stelle, weiche anberwärts mit einem beſonderen WBogt befege 
werte, nicht wohl entzogen werben, . 


b) Die Stelle Note c fährt weiter fort: An die virden kant 
ne sol nichen len comen daz gerichte si uber hals unde 
uber hant wen schuliichdum aleyne. in der graveschaph 
(ber mit dem Bann beiehnte Stellvertreter des belehnten Gras 
fen hat alfo dieſes Schaltheifthuum im ber Braffchaft zu ver⸗ 
walten. Die Hand bes Königs iſt bie erſte; bei einem folchen 
Müichter, dem nur der Baun aslichen ift, befindet fich alſo zune bie 
—— bes Berichts in der vierten Hanb, aber nicht 

;.biefes hat der Graf zu Reben). darch 


\ 


378 ‚Dritte Periode. n 888-1272. 


u. 000. Fonläh ji Gericht ſaßen, kommen unter dem Na⸗ 
men der. Richter wor, und wurden für die uingelnen 
Gertchtsſtaͤtten der Grafſchaft beſonders beſtellt 
Wahrſcheinlich wurden fie im dreischnten Jahthun⸗ 
dert, wie beſonders in der weſtphaͤliſchen Verfafſung 
hervortritt, wo ſich die Einrichtung erhielt, nachden 
fie im uͤbrigen Deutſchland laͤngſt erlo ſchen war 
GB. 3. 6 419 u. f), wenigftene in Sachfen, mit 
dem Koͤnigsbaun, unter welchem. ſie richteten, 
noch förmlich belehnt ). Die: Grafſchaft ſelbſt 
in welcher ſie richteten, iſt von der ihnen vertrau⸗ 

ter Gewalt weſentlich verſchieden. er ihnen 
den Koͤnigsbaun verlich, iſt nicht klar; wahtſchein⸗ 
kch der Rachoſtand, deſſen Stelle fie vertrasen 6); 


% Sächſ. Rande. B. 3. Urt: 64, (Cod, Qnedl, art. 155): 
"Sechzig schillinge weddet men deme greven.: unde och 
deme voyede der under koninges banne dinget ob her den 
ban von deme 'kuninge selben | hat, Es muf alfo auch Sich 
ter geben, die zwar unter Koͤnigsbann richten,‘ die aber den Bann 
. nicht von dem König felbft haben. Hierauf gründet ſich auch 
der oben $. 282. Note e erörterte Rechtsſatz von Wahl und 
Belehnung bee Richters. Die Stellvertreter (belehnten Voͤgte),. 
welche ben Bann vom König ſelbſt haben, deren der Sachſen⸗ 
ſpiegel hier gedenkt, Halte ich für die biſchöflichen Bögte, welche 
den Blutbann haben, WE 


xY Ein Saſatz zu dan. Zert des queblinbungee «Eobep-IHh., 64, 
(Cod.:Q. art. 185.), den der leipgiger Eober hat, kbunte da⸗ 
gegen Zweifel erregen: Verliht ein grave simer 
ein teil oder ein vagt simer vogetle daz' st wider recht, 
| N der belente man en ınur dar uber niecheinen kunges ban 
 "habn als man in von ime dulden durfe, Es iſt ‚aber hiex 
| von einem anderen Verhältniß die Rebe; nicht von einem Stell⸗ 
| vertreten, durch beffen Beftallımg und Velehnung mit bem Banır 











IV. REGBE-A Fe. N Weichöregter. 7A 


dena He” meſtnbaͤliſche Berfeffinig der ſpoteren 4.0005 
Beitlann; hirrähen nicht eutſcheidan, da Darin wich 
eigenchuͤmliche wicht. zu verkennen iſt, Das mit der 

GSeſchabtendes Herzogthuwe Weſtphaln mnſam 
menhangt· 

Die Grafen ſelbſt, welche re Grafſchaft * 
ſaßen⸗aie in in dahnlehen gehörte, wurden zwar 
mit dieſem Qericht van dem Fuͤrſten belichen; 
Deu: Mans ber: lich ihnen der. König ummittäbars 
die: Verfchtigung auf: dieſe Verleihung: sutfpneung 
ans · der Vſteen; ‚eine folche Grefſchaft faßte außer 
der Serichtherkeit die gemeine Heerfalge des Schule 
heißchtuns in ſich, der die Freien unterworfen waren; 
aber. nicht die Heerfalge/ welche ben Fuͤr ſten oaver⸗ 
traut war (S. 52, 1165.); auch jener Bann wurde da⸗ 
ber ohne Gend Mannſchaft⸗ geliehen); Die es 


‚ohne Mannſchaft das Gericht ſelbſt nicht in die oierte Sanh 
kommt, fonbern von einer Verleihung der Graffchaft 'oder Vog⸗ 
tel ſeldſt, an. einen Beledusen, ber es ſelbſt äubig ig 
ber vierien Haud befigen würde, , 1— 


h Sächſ. Landr. a a. O. Kuninges ban ne mut neman 
Jyen .wıpp: der. kanlag selben... Der kuning ne maelı mit 
reehte.nicht weigeren den ban su liene deme das gerichte 
‚gelegen is, den han liet men ane manschaph. Palsnzgre- 
ven uade lansgreven dingen under kuninges ben, ne alse 
die. greve, deme wettei men „uch sechzig achillinge, Je- 

« maregreven drisig. — Der Urſprung diefes Cewet⸗ 

tes ·iſt dundy bie veränderte Verfaſſuug leicht zu erflänn. S. 9. 1. 

SH Das geringere Bereits des Markgrafen weiß ich nicht , 
mit Sicherheit zu erflärn. Die Stelle HL, 66, daß dee Marfs , 

araß alle (che Wochen „bi sinis gelbes hulden” dinge, welche 

viele Handſchriften (nicht der Cod. Quedi.) auch hichtr ziehen, 















vw? 


380 Dritte Periode A. BEB.-12R, 


9,300: lchnung der Grafen mir den Megalien vom Deich, ohn⸗ 
Nuͤckſicht auf ihre unten mancherlei Tireln ziſanmen 
gebrachtes Vefigehum (oben S. 110 8 f), wilche 
daher auf die Lehnbarkeit oder Allodialeigenſchaft 
des lezteren Feinen Einfluß hatte C 301), möchte 
Grin ihren Urſpeung haben. 

3 Aus diefen Grafen, welche ini Luſnbatet 
Der Geoffibft hlernach nicht vom Reich trennte, bi 
dete ſich ein Theil der zweiten Claſſe sur Rebe 
ſtaͤube, die unter dem Damen’ der Grafen und 
Herren in der techniſchen Sprache. der Werfäffung 
Begriffen werden, der Herrenfland in dem ob 
(&. 113. 114.) entwickelten Sinn. Die Srafen, 
weiche einen alten Amtsſprengel unmittelba 
vom Meich, aber. ohne den Landgrafen, Pfalzgrafen 
oder Herzogotitel zu Lehen hasten, duͤrfen dagegen 
unter dieſen nicht begriffen werden. Sie gehoͤrten 
zu den Fuͤrſten, nach dem Begriff dieſes Aus 
drucks; als beſonderer Titel war bie Bann 
nung Fuͤrſt im dretzehnten Jahrhundert aber noch 


m N um Efeu gg Ya Dil | 
tere gehört gar nicht zum Met. 64. Denn daß zuifchen den 
Gerichten, von weichen im Met. 64. bie Rede iſt, und we de 
Wartgraf nothwendig auch meter Sötigebamm zichter, mob je 
fen Den ale che Reden ———— Met. 3, 
fx die Pfleghaf ten gehalten werben, ein we Unterſchied 
iſt, leuchtet ein. Hätte urſprünglich bei diefem Gericht de 
Stelle von dem Gewen bes Vartgrafen geftamben, fo wäre-alet 
Mar, Es wäre möglkh, daß zuerſt der Cod. Quedl. bes Ki 
fes herüber genommen hätte, weil bei Art. 64. das Gewette db 
Markgrafen übergangen ſchien. 


IV. Reihen. Oeffeml R Meicheregier. 881 


nicht bekannt. Sie wurde 16 vielleicht um deswillen 4. 200; 
noch niche, weil, der Gall felbfi, daß ein alten 
Amtsfprengel, ohne einen jener Amts⸗Titel 
verliehen war, nur fehr felten war. Dagegen ge⸗ 
hörten zu dieſer Elafle auch alle Grafen und Heren, 
welchen die Vicegrafſchaft (oben .&. 112.) von 
einem geiftlidhen oder weltlichen Herrn geliehen war) 
ohne def diefe zugleih die Fürftengemalt über 
fie in ihrem ganzen Umfang zu behaupten vermochten; 
ein Ball, der bei den geiftlihen Fuͤrſten, wa - 
es fiheint, gerade der gewöhnliche war. Bei ber 
Auflöfung einzelner und Beſchraͤnkung der meiſten 
Fuͤrſtenthuͤmer, machten gerade diefe in keinem 
Fuͤrſtenthum geſeſſenen Herren den zahlreichſten 
Theil der zweiten Claſſe des Herrenſtandes aus. 
Dies Verhältniß äußerte ſich auch durch die Lehen⸗ 
barkeit der Guter, auf welchen diefe Grafſchaft 
baftere, und die Verbindung mit dem Reich be 
ruhte auf demfelben Orundfag, der Mothwendigkeit 
der Belchnung mit den Bann durch den König, 
wie bei den Grafen, die würflich unter einem Fuͤr⸗ 
ſtenamt flanden Das Eigantheimliche dabei war 
aber, daß bei diefem Verhaͤltniß die eine Grafſchaft, 
wie ihre gefammtes Befischum im gemeinen , 
Sprachgebrauch hieß, von gar mancherlei Fuͤrſten 
und rheilweife auch vom DMeich zu Lehen gehen, 
und auch großentheils oder gang, wenn man auf 
den Grund und Boden fah, allodial fem konnte. 
Dies war ber Fall, wenn als das Object des Le⸗ 








- 


— 


389 Dritte Periode. A BEB-AN7K. 


4.300, hens in den’ Lehenbriefen Bios. „das Geriher ade 


Be Grafſchaft an einem beſtimmten Ort, der ber 
gebrachten Gerichtsftärte des echte Dinge (DB. 1. 
6 74.) war. Das Kennzeichen der Grafſchaft mat 
dauher, den Richter (S. 378.) fuͤr dieſe Gerichtsſtaͤtte 

zu beſtellen, welcher in dieſer Zeit, wo der Graf 
— wenn er Fein Fuͤrſt war, gewoͤhnlich nur eine 


VBicegrafſchaft hatte, meiſtens der urſpruͤngliche 


VUnterbeamte des Grafen ſelbſt geweſen gu ſeyn 


ſcheint; daher in Oſt⸗Sachſen der. Schultheiß, wie 
beſſen Benennung nach dem Sachfenſpiegel geweſen 


fein muß, in Gegenden wo die Centeintheilung 
gebräuchlich mar, der Centgrafm). We von de 


Verleihung der Graffihaft die Rede iſt, beyeht fr 


ſich daher auch‘ oft nur auf eine ſolche einjelne 6 

richteftätte und das hier zu hegende Gericht. Auch 
Bifchöfe gehörten urſpruͤnglich in diefe Elaf, 
und der. Schwabenſpiegel gebentt noch dicſes Sr 


haͤlcniſſes =); doch war ein ſolches zur Zeit des 
Spies, nur noch. Alm; bas wichtigſte Zeifpid 


1) Bir alt A in Bet Yeilegiuaf 8, ik I 


7 dan. 180.) für, bie weltlichen Fürſten Ctungari 


recipiont centas a domino terrae vel ab eb qui per do- 
miniin terrae fuerit infeodatus. Man 'betef nicht dergeflen 
u daß das Privilegien für die Fütſten gegeben iſt, und bieft 
en alfo bier die domini terrae find. Der pm Bm Belchnit M 


within ein Bicegraf, und went er ben Eentgrafen in dem Elm 
nitvAben enerch unb I mit dem GBerichteftab belrhut, iſt da⸗ 


Achen pun Bericht Immer, nur im bes dritten hand, 


0) G. vben 5. WM: Motep. 


IV. Rechte¶ A Oeffentl R. Reichöregier..383 


bieten bie Marken auf dem rechten Saal mb 4. 200 
Elbufer dar. Defto häufiger war e8 bei anderen 
Prälasen (% 292.). 

Für tiefe beiden Elaffen von Keichefläh- 
des kennt  fchen das Privilegium Kaiſer Fried⸗ 
richs U. vom J. 1232 (6. 2:7. zweite Anm.) den 
Ausdruck Landesherrn (domini terrae), eines 
allgemeinen Ausdruck für die mancherlei Rechte, bie 
ihnen ihre. Stellung gab, hatte die Nechtsfprache 
noch nicht; fie weiß nur von Fuͤrſtenthuͤmern, Graf⸗ 
ſchaften, Serrfehaften, unter welchen eine Perfon 
geſeſſen ſeyn ann; der Ausdruck Landeshoheis 
(6. 299 u. f) ift fehe viel ſpaͤter. Wer unten 
jenen nicht geſeſſen ift, flieht unter dem Reich 
wie die Neichsftände, aber wenn er nicht zum 
Herrenftand gehört alfo Feine NReicheftand- 
(haft hat, in einem anderen Verhälmiß als jene, 
Denn bie Lande, über welche die Grafſchaft au 
niemand verlichen ift, verwalten an des Kuifere 
fast Reichs voͤgte (6. 234b). In diefem Ver⸗ 
haͤltniß fanden urſpruͤnglich alle Orte mit Weiche - 
bildrecdyt, daher es auch urſpruͤnglich keine andere 
Städte ale Reichsſtaͤdte gab; erſt im. zwölften 
Jahrhundert entwickelt fich der Begriff einer lan» 
desherrlihen Vogtei in Städten, und eines 
von Fuͤrſten verlichenen Stadtrechte. Jene alten 
Städte begriffen aber zwei Elaflen; die wo, die 
Vogtei einer geiſtlichen Corporation, und bie wo 
fie einem vom Kaiſer beſtellten Reichsvogt anver⸗⸗ 





384 Dritte Periode. A. 8881272 
:4 990. amt war; der lexere konnte auch ein Fuͤrſt ober 
Here ſeyn, und bie Fuͤrſten erhielten foldhe Vog 
seien befonders häufig. _ Diefes Werhaͤltniß war 
- aber immer gefährlich, weil dieſe Voͤgte gern cin 
laubesherrliche Bogtei aus der Reichsvogtei machten. 
Die Städte füchten fih daher durch Privilegien ſchon 
in biefem Zeitraum gegen die Veraͤußerung de 
Deichsongtei zu fichern o). Daffelbe Schickſal drohte 
den bifchöflichen Städten; denn auch die Bifhäfe 
vergaßen, daß die durch ihre Boͤgte nusgeibte 
Meichevogtei, zwar zum Beſten der Corporation, 
eingefuͤhrt war und der Vogt von dem Kaifer befon 
‚ ders mit dem Bann belichen wurde, aber daß bie 
den Biſchoͤfen ſelbſt anvertrante Gewalt keinen 
groͤßeren Umfang hatte, als die, welche anderen 
Meichsſtaͤnden anvertraut wurde, wenn eine Reiche 
vogtei an fie veraͤußert wurde. Schon in dem 
Privilegium Friedrichs II. file die geiftlichen Für 
ſten ſieht man das Beſtreben der lesteren, eine Ir 
desherrliche Gewalt tiber ihre bifchäflichen Stuͤdte 
ya erlangen P); es iſt thnen aber ſelbſt fpärerii 
bei weitem nicht allenthalben gelungen, fie geltend 
zu wochen Demnach gehörten dieſe Städte noch 
ER | nad) 


0) Die Neicheftabt Lindau erhielt ſchon 1275 das Privilegim: 
quod nos advocatiam nobis et imperio attinentem — zıt- 
quam alienabimus, obligabimus yel commutabimus, © Hi- 

‚storia Norimb. dipl. Prodr. p. 42. 


p) ©. bie len ©. 179. Nro. 9. abgebrucite Gele. 


| 
IV. Xechtsſ. A. Oeffentl. R. Reichsregier 385 


Deiim a an 
fihöre und Die koͤniglichen Pfalzen, zu dem Orten 
wohl der König feinen Hof’ zu gebieten pflegte:e). 

So weigte fih denn die Verfaſſumg ſchon 
dahin, daß‘ allmaͤlig das Reich zu einem zu ſam⸗ 
mengeſezten Staat werden mußte, in welchem 
eine untergeordnete Hoheit der Reichsſtaͤnde 
ſich ausbildete, fo unbeſtimmt dieſe auch jest nach 
in ihrem Umfang und ihrer Bedeutung war. Mau 
betrachtete es ſchon als einen Grundfat der Wen 
faflung, daß der Kaifer Fein Fahnlehen, welches 
ibm eröffnet werde, uͤber Jahr ‘und Tag erlebigt 
laſſen duͤrfer); eine Aufhebung der fuͤrſtlichen 
Gewalt, und eine Herſtellung der Einheit der fruͤ⸗ 
heren Regierungsform, war mithin ſchon ver 
faſſungswidrig. 

Dennoch blieb jene urfprängliche Einheit ned 
in einzelnen kaiſerlichen Rechten ſichtbar. Man 
fieht den Kaiſer noch als ben oberſten Richter ſelbſt, 
wohin er kommt, vornehmlich in den Reichsſtaͤdten, 
zu Gericht ſitzen, und die Klagen aller Perſonen 
richten, wohin ſie auch ſonſt gehoͤren moͤchten, wenn 


q) Saͤchſ. Lande 8. 3: Urt 62. Shmäh. Zanbrı Art. 
39. 40: Jedoch waren dieſe Drte, nicht folche, in weichen 
die Hof⸗ und Meichstage gehalten werden mußten. Nach 
Sächſ. Saubr B. 3. rt. 64. ift nur Überhaupt noth⸗ 
wendig, daß die Neichsflände an einen Hrt auf beutfchem 
Boden berufen werben . 


r) Sachſ. ande. V. 3. Art. 60, 0 
ze. IL | [25]- 





4. 290. fle:nnk und niet srehashängig geibortien. —* 
man kann daherindie foem Fall. auch bei den 
kaiſerlichen Gerzchten (6. 293.) eben. fo gut 

«ls vor ben landeshetrlichen Recht fuchen. Selbſt 
die. Einkuͤnfte aus Der” venlichenen nutzbaren Ro 
galien,.: werden ihm.: waͤhrend ſeines Aufenthalts 
allenthalben eroͤffuet Note s). Er mag endlich, 
alaıbie- Quelle alles MNechts, welches· auf Gebot 
beruft, das er verrlbge feiner koͤniglichen Gewalt 
zu kelaſſen berechtigt iſt, den unter einem Landes⸗ 
bern geſeſſenen freies. Leuten beliebig Mechte und 
Privilegien verleihen, wodurch ‚die Ausuͤbung der 
jenen verliehenen Regalien in ihren Form veraͤn 
dert ober beſchraͤnkt wird t). Die. Faigerliche Go 
walt war daher im. einem gewiſſen Sinn noch cn 
mit der landesherrlichen concurrirende. In bieft 


9 Sächſ. Landr. B. 3. Art. 60. In welche Statt bes Rad 
er kommt binnen dem Reiche, ba iſt ihm ledig Min; umd Zel 
und in wel Land er kommet, ba iſt ihm ledig das Gerich 
daſelbſt, alſo daß. er wohl ſelbſt richten mag alle bie Klagm, 
die vor ihn kommen, und ehe vor einen andern Gericht nicht 
begunnt noch geenbet find. Wenn auch ber König allererſt ie 
‚ das Laud fommet, fo ſollen ihm ledig ſeyn alle Gefangıe af 
Recht, und man foll fie für ihm bringen aufs erfte fo man ft 
befenden mag, und mit Recht fiberwinden oder ledig laſſen u... 
t) Es iſt beinahe fein die Randeshoheit, im Sinne biefer Seit 
-  beichränfendes Recht, welches Die Kaiſer nicht den Unterthanen 
ber Ranbesheren oder anderen Landesherrn in jener Geblet ver⸗ 
lichen hätten, ohne daß es fe einem Landesherrn In ben Em 
fam, daß er ein Widerſprucherecht gegen bie Ansähung jene 
Befugniß des Kuifers an fich babe Berge, Strubens 
Nebenftunden. Ih. 4. Abh. 22. $. 19., wo eine Reihe von 
Belegen zu dieſem Satze gefammelt ift. 





V. Kichisſ. A. Diffchtl.R. Meichboegier. 387 
Verfehung iſt fie erſt ‚bei ſteigender Laubechoheit 4. 200: 
allmaͤlig beſchraͤnkt worden m), und davon ſpaͤterhin 
nichts uͤbrig geblieben. ald die dem Kaifer aus 
ſchließend oder in Concurrenz mie den Landesherrn 
juſtehenden ſegenanaten Reſervatrechte. 


& 291. | 8. 291. 
Den’ Hof des Kalfers, der noch Immer wan⸗ 
delnd iſt, bilden die Erzbeamten und andere 
Dienſtleute des Meiches, welche, ſeitdem de 
Kaifer auch als Fürft Dienſtleute haben kann =), 
von den Dienflleuten des Kaifers weſentlich ver- 
fihieden find. Die lezteren verrichten den "ordent- 
lichen Hoſdienſt. Im ordentlichen Staatsrat des 
Kaiſers (6. 220.), mit welchem dee Kaiſer vorbe⸗ 
reitet, was auf den Reichstagen verhandelt werden 
fol, und die Meichsgefchäfte verwaltet, bei welchen 
die Meicheftände niche mitwirken, tft flatt des Pfaly 
grafen und des Erzkanzlers der Kanzler (im 
Verhaͤltniß zum Meicdhserzlanzler der Wicefanze 
ler) der erſte Minifter in geiftlichen und weltlichen 
Angelegenheiten. Das Michteramt der Pfalgrafen 
iſt auf den kaiſerlichen Hofrichter übergegangen 


“) Du Kntng mad den be anliegen Ba I 
©. oben $. 247. zweite Mom. 


2) Mieer Neuerſchud fängt Daher mit den friutliſchen Ralf au, 
Die durch bie Bildung des Beſitzchenns, das fe auf die Hohen⸗ 
Maufen vererbten, zuerſt ben Rechtsſatz begrlinbeten, daß ber Kals 
fer zugleich bes Reichs Zurſt ſeyn Anne. 

| [ 25* ] 








388 Deikte Pericke. 4. BBE—ARTR 
6. 298.46. 39% c9 hatte ſich uber ſchon vorher in den 
Provinzen, vhne daß ſich gereu angeben laͤßt mie 
und zu welcher Zeit, in ein gewoͤhnliches Fuͤrſten 
amt verwandelt, welches auf; die eigener Herrſchaß⸗ 
ten, Grafſchaften und Lehen: der - Pfahgrafen, und 
wahrſcheinlich auf das Recht, in den koͤniglichen 
Pfalzgerichten, in welchen von jeher der Miſſus 
feine Gerichtbarkeit ausuͤbee, den feine Stelle ver 
Aretenden. Hofrichter zu belehnen, oder tem 
er wollte felbft zu Gericht zu fügen d), beſchraͤnkt 
mon Der Pfalzgraf am Rhein gehörte zu da 
Reichserzbeamten,; mit dieſer Pfalzgrafſchaſt 
waren die aͤlteſten Erbguͤter des fränfifchen: Kaiſer⸗ 
hauſes geoßentheils verbunden worden, und bi 
dieſer ſcheinen auch viele Reichsvogteien, die in lehn 
‚baren: Terxitorialbeſitz verwandelt wurden, geblieben 
‚zu ſeyn., Bei den uͤbrigen Pfalzgrafſchaften mar 
Das leztere in viel geringerem Anfang ber Fall 
Die waren, wie 5 5. die ſachſiſchen Pfahgraf- 
ſchaften, häufig mit auderen Fuͤrſtenaͤmtern verbun⸗ 
den, und. die eigenthuͤmlich jenem Reichsamt ar 
hängenden echte find Daher oft ſchwer. zu unter 
ſcheiden. Eine befondere ausführende und control 
lirende Behörde (mie der Miffus geweſen war) 
einzurichten, wurde in dieſem Zeitraume gar nicht 
verſucht; die Ausführung der Faiferlichen Befchle 
wurde entweder lediglich den Landesherrn und Reichs 
vögten uͤberlaſſen, oder vom Kaiſer wiege 

b) S. tie einmerfung gu biefem 9. 


IV. Acchtaſ . Orffenti. 8. Reijäregi: 3BS. 
einens: zu diefem Endwedk beſenders ernannten ⸗. wor. 
Vicccuut oder Conmiſarut Übertragen. nn 


t Pi) re“ 


nmerluug Von den Pfelhgericheenn 


Ecs iſt freitich leicht, aus dem Gange, welchen bie Serfaffung " 
nahm, bie Beranlaffimg anqugeben und zu erweiſen, und hiernach zu 
ſchließen, wie imd zu welcher Feit bie: Stellung ber Pfolgrafen ſich 
änderte, abed mbguch dies urfunblich darrthun, weil hiefe Veran⸗ 
derung var ſech gieng,: wie der Usfprung ber Landeshoheit, ohne daß 
es die handelnden Perſouen ſelbſt bemerften. Die Auflöfung ber Gauver⸗ 
faſſung wer auch hier die Beranlaſſung; zuerſt hörten badussh die Ges, 

mieralgefchäfte des Pfalzgrafen auf, weil das Neichögug num eyimirt und 
beſenderen Bögkensunitergebert werden mußte; das Nichteramt der Pfalz⸗ 
grafen danerte zwar fort, aber in einer anderen Geſtalt, eben fo wie 
bie Grafengerichte in den Gatten eine andere erhielten... Kür die dem 
Kaifer allein noch, unmittelbar unterworftnen Reichsvogteien banerteh 
eigene aiſerliche Gerichte fon, welche da, wo bie alte Baugrafichaft 
in eine Reichsvogtei verwandelt wurde, den Namen Laiferlicher 
Zandgerichte führten, ba aber, wo die Reichsvogtei ein aus der 
Gaugrafſchaft erhaieter Sprengel war, ein Bogtgericht genannt 
wurden. ir bie Werwaltung ber Gerichcharkeit, die der Miſſus ahes 
dem gehabt Hatte, ‚war ber Pfalsgraf, unb an feines Statt wurde jene 
Gerichtborfrit back, Stellvertreter, judices palatini, Sefrichter, aus⸗ 
gelbe, "die ihre Gerichte in ben althergebrachten Walfätten einzeiner 
taiferticher Pfatzen hielten; wo. fie auch Are Schöffen hatten, S. oben, 
3. 1.8.7038. Biete Kädtifche Gerichte find haben. iz rn 
forunng za) folcye-Taiferliche Vfalzgerichtez. bemn durch das Weichtild⸗ 
reche, wide die Stadt ihnen unmittelbar unterworfen. Gau; Mar iſt 
dies bei dem magbeburgifchen, vor dem Burggrafen gehegten Ges 
richt, welches don dem Herzog von Sachſen, als Pfalzgrafen vor 
Sankyfen gehalten, und 1294 dem Etzbiſchof überlaſſen wurde. ©. oben 
. 386. weite Unm. Des Burggraf war nichts anderes als der au 
der Stelle des Pfalzgrafen zu Bericht figende Hofrichter, und. feine 
Echdffen Pfatihöffen, daher auch die dathmannen von biefen weient« 
Uch -orefchleben: waren, vnd es fichtbar ſelbſt als eine neuere Einxich, 


3: Diktte Periodtl A: 988 — 197% 


9.391. tung .aneiehen iſt, daß od jenem und feinem. Sthatßheihen ayfkatiet 
war, m Mothfoll aud das Geucht wit Methan ja bei, 
S. oben 9. 284. Note g. Einen ähnlichen Urfpiung des’ fraufs 
furter Stadtzerichts weit Fichard oben 9. Wab. Note b nad. 
Ans biefem Urſprung fläbtjfher Berichte, erflärt fh, wech di 

ı „ jene derſelben Oberhoͤfe wurden, von weldjen Urthelle (deecheche⸗ 
Ichrungen) eingeholt wurben, wiewehl dieſelbe Gtelhung auch ans an 
deren Gründen, befonders ber MWerbreitung des Stahtrechts fiber ans 
ders @Gtäbte hervorgehen: Lorinte,. wie hei Labeck. Mei Wagdeiung 
traf beides zufammen. ie Mirtſamleit dieſer Sofguichte bezog ſch 
zunächf ebenfalls auf die Meichsnegteien, beren Sübergeeichte fie ve⸗ 
ren; allein wegen bes Brunbfaßes, bag bie kaiſerlichen Berichte mit 
den Territorialgerichten concurrirten, waren ſowohl biefe Befgrrichu 
als jene Zandgerichte auch file anbere Sachen rorpetent. MNechecbe⸗ 
lehruugen wurden auch von Territerialgericen ven. thnen eing⸗hek, 
und aus dem ehemaligen Neichsamtsſpreng el, für welchen Fe 
urfprünglich. angeordnet waren, konnte man fich auch fortwährmb 

. in erflee Jaſtanz oder von den Zerritoriolgerichten wegen derweige 

ten Lrechts und fonfk in Höheren Anfang an fie wenden, Dederch 
daß dergleichen Landgerichte wie Reichtvogteien oder mit dieſer fehlt 
an Territorialherrn kamen, entſtanden fpäterhis fo manche Laudetho⸗ 
Beitsfireitigfeiten, indem die Erwerber ihren Gerichteſprengel, zu weh 
chem feit ben Privilegils de nen evocando eigentlich ur ihe tige 
nes Territerium gehörte, fir‘ ein Territorium ansgaben, Die gilt 
Anzahl ber Eniferlichen Land⸗ und Sofgerichte wähnemb des dechehe⸗ 
ten und vierzehnten . Yahrhunberts if bekannt; die beräfmteßien unte 
ihnen, weil fie unter der Weglinftigung. befonheres Tuuftäube. die ar 
ſtizteform im fochjehusen Jahchundert überlebt hahen, ‚Unb.bie Lar⸗ 
gerichte zu Märuberg (weiches fchon 1273 bie Burggrafen von Min 
berg hatten, f. d. Belehnungsurfunde Stubelphe I: in der Hiet Ne 
rimb. dipl. p. 167.), ba6 Eniferliche Bardgericht zu Wuͤrjhurg unh 
bas SHofgericht zu Rothweil geworben. - Wie Hofrichter richteten mi 
tirlich nicht an bes Pfalzgrafen, fondern an des Maifers ſtatt 
weil der Pfalzgraf ſelbſt nur an des Kaiſers Matt richten kounte. 
Dieſem Umſtande iſt es ohnſtreitig zugufchreiben, daß biefe Hofgericts 
oft auch außer allem Zuſammenhang mit ben Yfalzgeafen laucn 
feitdens biefe die Grafſchaften, bie fie wie andere Große zufanmenge 


IV. HerhtäfR. Oeffentl Kodreilhrigfet. 391 


brach Hasten;' durch daB dazu Aworbene Gerzogtäun: ficken, wub . got, 


ja einem Zfrfteinrhen bildeten. . De Aaifer fezten daher ſeitvem die 


Hofrichter felbft, ertheilten aber allmãlig die Hof⸗ und kandgerichte zu 


and) wie Graffchaften und Herzogfhilmer zu Lehen. Vergl. v. Schr 
tenberg von ber aſſerucen höchen etutderteit Bi 1760. 


4. S. 14 u. f.. · en 


a 
A 2 % 
l N Ü 

[ 


Be 299, un 

Er weichen Angelegenheiten des Den dem 
lich die Reichsſtaͤnde mixzuwuͤrken hätten, war weder 
durch Geſetz noch Herkommen genau beſtimmt. 
Ausgemacht war es, daß Fein Geſetz ohne Rath 
md Einwilligung der Reichsſtaͤnde aufgerichtet 
werden möge, auch Die auswärtigen Angelegenheiten 
wurden gewöhnlich auf Meichstagen: verhandelt, und 
Kriege des Reichs daſelbſt  befehloffen:®) ; Hingegen 
das wichtige Recht, Privilegien zu ertheilm und 


&. 292, 


a) Otto Frising. de gest. Frid. I. L. 2. €. 6. "Ibi etiam 


princeps, eo quod omnibus ‘in proprii' imperü finibus ad 
ejus voluntatem compositis, virtutemi animi quam intus 
gerebat, extra ferri disponeret, Ungäris bellun indicere, 
ipsosque ad Monarchise spicem redacere volehat; sed: cum 
assensum principum, quibusdam de causis latentibus, ha- 
bere non posset, ad eflectum inno perdurere ea quae vol- 
vebat mente, non valens, ad opportuniora tempore distu- 
lit. Godefridi Mon. (bei Freber Tom. 1.) Chron. ad 
a. 1172. Imperator apud Wormatiam curiam celebrem 
habuit, 'ubi conquestus de Italicis, — judicio cunctorum 
principum expeditionem in Italiam iterum indixit, post 
eirculum duorum annorum determinatam. Erlangte der Kai⸗ 
fer die Einwilligung ‚bee Reichsſtände zum Reich«kriege nicht, 
fo mußte er fidy mit ber Hfilfe begnligen, bie ihm Einzelne freis 
wiſlig feifteten, und ſich auf die Krafte verfaffen, Aber die er 
auch ohne das Meich verfügen font. 


— — — — — 





882 Dritte Periode :4. 886-1072. 


4. 293. Weichelehen zu vergeben, übte. der Kaiſer ohne ale 
Einſchraͤnkung. Die Reichsſtandſchaft ſteht den 
geiſtlichen und weltlichen Fuͤrſten, Grafen und Her⸗ 
ren zu, und iſt etwas rein perfönliches b). Bei den 
geiſtlichen Herrn beſtimmt jezt nicht mehr die geiſt 

liche, ſondern die weltliche Wurde (der Fuͤrſten 

* oder Herren« d. h. Grafenſtand) die Reichsſtand 
Schafe, woraus ſich denn der Vegriff der Reichs⸗ 
abte oder Praͤlaten von ſelbſt ergiebt e). Auf 
den Reichstagen ſelbſt erſchien jezt auch, außer 
ben eigentlichen Reichsſtaͤnden niemand meht 4). Die 
Berathungen hatten Feine beſtimmte Form; Das 
Hauptgewicht gaben natürlich die Stinmen der 
Fuͤrſten wegen der in ihren Haͤnden liegenden Dad 
Kirchliche Angelegenheiten waren vermoͤge der gay 


b) D. z. ber Beſitz eines Fürſtenthums, einer Grafſchaft ode 
Herrſchaft gehörte freilich dazıı, nm auf dem. Oeichetage zu er⸗ 
ſcheinen und zu ſtimmen, aber die Stimme haftete nicht mi 
ſpäterhin, auf dem Lande, ſondern dies war nur die Bedingung 
unter welcher ſie der Perſon zukam. 


e) Die ehemaliger Monasterla regalia ($. 189.) warm 8 daher 
allein, welche bie Neichsftandfchaft erhielten, weil die in frühe 

ren Zeiten erworbene Immunitas, fpäterkin durch Privilegien 
der Keiſet immer in die wahre Grafſchaft verwdndelt Anh, 
"Die Kibfler und Stifter, welche dies Vorrecht nice erlangten, 
fondern einer Tandesherrfichen Bogtei unterworfen’ blieben, wen 
ihnen auch eine Beridyebarkeit tiber Ihre eigenen Bente-umb andert 
Hinterfaffen zu Theil wurde, blieben Tanbfäffig und erſchicuern 
anf feinen Neichstage. Dies war daher das Schletſal ber wuri⸗ 
ſten erſt ſpäterhin geſtifteten Klöſter und Stiftet. 


d) Demm das Gefolge bes Falles J des Stände seien nicht 
vom deichetage. 


IV. Nechtsſ.A. Deffentl.@R; V Gericht. N 2 


veränperten ‚Rischeroerfaffung; welche der twollihen san 


Macht allen Antheil am: der: eigentlichen, Kirdan 
geſetzgeheng und Kirchenregierung · entzog, rin: Ge 
genſtand ver Verhandlungen: ehr, ; auesrnemmen 
in ſo ſ d dee Siean Im Vaber 
"ip Dar Kirche betrafen. oo. 


rer Ba 
Bon den einzelnen egierungerechten des Rai, 


‚9. 


fers verdient zuerſt die Serichebarfeit ausge: . 
zeichnet, zu werden Er übre fie ſelbſt in Sure . 


ſtengerichten (judicium oder curia principum), 
von welchen allein über ber Fuͤrſten Leib, Ehre 
und Lehen oder Erbe gerichtet werden mag,“ wo 
Fuͤrſten und Herrn feine Schöffen waren ); in 

‚anderen Sachen konnte man ſich an den. (von 
Sriedri IE, fo viel man weiß, 1235 zuerft bes 
ſtellten), Hofrichter (judex ruriae) wenden, der 
an des Kaiſers flatt an dem wandeluden, Hof 


des. Keffeis ja Gere iR) Borfer mache der 


s) Sächſ. Landı. 8. 3. Art. 53. Sqwiß.danbiHt.26, 
b),Zeiedr. IL. Reichsabfd, U. 1235. Cap. 24. ‚Mir ſejen 
daß des ‚Reiche Hof, hab’ eiuen ‚Kofrichter der. ein Zreymann 
ſeyn foll; der fol as dem Amt zum minbeficn ein Jahr bleiben, 
ob er ſich zecht oder wohl bebaltet. De ſoll alle Tage zu Ges 
ride Kun, on. (oufer) den Sontag und om bie großen Feier⸗ 
tage und ſoll auch alten- Lenten richten die ihn Magen, und 
von allen Leuten, om von Kürften und andern hoben Lens 


dom mn ah-geht: an ihren Leib mb an ihre Ehre om ihr Biccht. 


m. ÜR: 00 an ir Drkene das mol wir {aß Fila. — 


IA Dritte Yeriode. 1. 888-1274, 


4. 398. Pfalzgraf/ ber zufäligi-am Hofe gegenwaͤrrig war, 
sn ein anderer Meicheriiifterial' (f. 3:1::©.206.) 
Die’ Brille‘ doe Hofrichters vertreten. Mit · dieſem 
woneitbeirten die kaiſcelichen Hof und Landg e⸗ 
recht e (F. 201. Anm.) in den Provinzen e), und 

am beide mochte man ſich wenden, wo man ſich 
Ä ‚von einem gemeinen Landgericht befehwert glaubte, 
Be oder von n dieſn keine ’ enpartheiſche Se erwartete. 


| 2 2 | $ 294. 

pie Reichskriegsverfaſſung ) war jet 
ige organifirt: J. Alle Reihsftände, 
und’ alle Gemeinheiten, die dem Reiche unmit- 
teidar unterworfen find, ſint⸗ verpflichtet ‚ dem 


u ie: Erichtung bieſes balkabigen efrrich⸗ mochte der 

. Reifen, wein ein: Dentichtand war, keiven allgemeinen 

* Stellvertxeter haben, in feiner. Abweienheit ‚aber wiftührich 
>’ inen Bicarhıd ernmnen wie man aus ben 'Schwäh. Tandr. 
5-36 zu ſchlitßen betechtigt ſchelat. Man „Lat fibrigens 
«ch ‚mp6, bes Ernennung eines Hofrichters unter Frichrich H. 
abnehmen, baß die & 391. erwähnte Beränderung, bie mit dem 

J —— Ute vorgegangen mar, ſchon langſt geſchehen 


OR. detudrechténit. für Freybarg A 1466. Werr es aber 
RE Yan Klhger das Neche' daſelbe (vor dem Herzog vom Oeſter⸗ 
reich) vorgegogen tolicbe, fo mochte er fie um diefelbe Ohifprache 
“Fir, ımfer kuniglich Hofgerichte oder inſer Landge⸗ 
richte zu Morwile fürheiſchen und laden. Gei Schilter 
“ Instit, "ler. pobl. L 4. Ti. 8. s ‚37UR te 


“)e: Sberhaupt: ©. « Stenjei fake ve Amelie 
WDentſchtando vorziglic; im Welttkiaiter. Berin 1ENO. 8. 





IV. WB R. Woriegonerfaſ 3 
Neiche zu dienen und es zu zeusfieiäigen.ee). TU: Die 600 
Meicheſtaͤnde leiſten den Reichsdienſt hau piſfach⸗ 
lich dunch ihre Ritterſchaft, wiewohl auch andere 
Freie, welche in ihrer Herrſchaft geſeſſen ſind, zu⸗ 


weilen :den: Reichsdienſt leiſten muiffen, inſonderheit 
ihre Staͤdte b). BEL. Die dem Neiche unmittelbar | 


as) Dez dreichedienſt barf baher durchaus nicht ale: Blofer ‚Astens " 
dienſt angeſehen obwohl er durch den Maaßſtab, nach 
weichen er hauptfächlich geleiſtet wird, und mach der dirt 
mie ihn bie Verpflichteten, nämlich burch ihre Dienſt⸗ nud 
echenleute leiſten, bie Form eines Lehendienſtes „Hat. Das 
Shnäh. Zehenrecht fagt jenes ausbrüdlich: Urt. 73.9. 2. 
(nad) ter Ausg. von Schilter Cap. 8. 8. 3) .Dem aber die 
des Weiche. Dienſtmann ſeynd (wie dieſe Worte, bie in dee 
Schilterſchen und Bergerſchen Au⸗gabe fehlen, zu perfichen 
find, zeigt der 6. 5 und 7.) und bie nicht Lehen: vom 
dem Reiche habent ben gebrus. doch der Künig wobl ein 
BSöorfart. $ 5. Wenn bie ‚tentfden einen Künig welent, und 
ber .gen rame wach ber weibla nat, die Fürſten ſeint ſchuldig 
mit jm.ze fagen. bie im erwelt haben zu einem künig. — 8. 6. 
Bund ſollent ander fürften und alle, frey Herrn im varen 
den er gebeut. — Man, findet auch Spuren. bes ‚uch am 
‚andere als blos Lehenleute gerichteten Aufgebert Godefridt 
Mon. Chron..nd.a. 1189, Rex (Henricus VL) ezpeditio- 


sieriales imperii oesent. Wer jelbfk ohne alle dieſe Veweife 
suäßten ſchon die Meichematzikeln auf die Hllgemeine Verbind⸗ 
lichkeit aller unmittelbaren dieichsunterthanen zum deeichedienſ 


Die meiſtens kein Lehen hatten, das durch Seerfahrt verdient 
werben mußte. Denn bas, wos fie gewöhnlich zu Lehen trugen, 
Gerichtbarkeit umb andere Biegalien, gehörte nicht babin, „Wann 
leihet man ohne Mannſchaft.“ Sächf. Rande B. d, Art. 64. 


b) Dex ordentliche Breichsbienft warde durch die Büitterfcheft und 


‚806 Tottne Pas! A. 888-- | 


wre Wcchlorfiitn' (hours und Lan dgeme tuben 
Wende ji Ne: Die gi des Kouifers Neichs) Sucern 
gehoetze see Dieuftmanfönfe; * sche dem 


1 1 FR a ET ar x: 
V ai ven ih gabe, VE — 


.Amflang a, €: r ſer 

m und legt den gemeinen et blos en — auf 
„8. 233. Note d). —* außerordentlichen Fällen bich aber ben 
" -"&fäiben immer das Vtecht bie dire‘ gemeine "Krerfolge ufier 
—— (Canðfolge, Landwebr) In fordern. Seitdem die Siadte 
A Diefer, etde rülftige Mithz Ueferten, beſouders win tüchtiges 
u —* das meift beſſer war als das geworbtne, deffein man 
bauptſaͤchlich dedlente, mochte von derfelben öfter 
a, duch zu dee Reichs Dienft, am meiſten dber in des 
7 xandesberrn Fehden gemacht werden, benn auferfalb bes‘ Weiche 
odriente dieſe Millz nicht gern. Daher gehörte es zu ben Privile 
glen. die ſich die Städte von den Kaiſern und Ranbesheren ertheilen 
deßen, daß le (ordentlichertoeife) zu entfernteren Unterwehnnungen 
. ncht gebrancht werben ſollten. So heißt es ſchon in dem Stadt⸗ 
“* yechte von Freiburg don 1120, Bargensed non tenentur ire 
cum Domino in expeilitfüie, alsi Ster unide del, ta tamen 
u ut, tmisque sequentt nocte posslt ad propria’remeare. — 
" Cim vero ſieta expedltlo comtuniter ' —— 

guicamque civium 'audierit et non exierit, nisi legi 
' "oansam pretenderit, domus ejus Yunditis destruetun — 

* der Laũdesherr hatte Mtitel gemig, die Wülrgerfähft auch 
beütenberen Sekrfahrten” zn bewegen, veſondersé bh bie 
—2* Tugend ſtibſt Gefallen daran fand, "und' fo dient 
denn ſchon im breigeßnten Jthrhundert chi jahfreidhes: Zußvolt 
„aus, den Brädten and), im Reichsheere. "De rürchet Milij 
"Hate — Anthel an dem großen Siege K. htudolfe 
" ttofgr von Köhmen; bie Anzahl bes Zufvolfe, das 
F ti, bes vlerzehnten Jabrhundera hm Kritge zwiſchen 


pa oo. . . v 
en 9* oo». f} « . < D R allg ie } 





IV. WEREF-A: Oeff. x. NA.mgorfcſſ. BE 
Neilenagt Ey; IV. Der Maßſteb/ math mmb 4.00% 
dem der Meichydienſt geleiſtet wird, iſt Basıyıp 

ſuͤ chlich in; was jeher Reichekand an. Sie . 

gut hat; Much: der Rachtdiaiſterdmng ſall may 

jeden 40 ılklamsia Raichagrt, melde zu. Labecrecht, 

ein ‚Mister. "amd zwei Kaechte, und, von ‚Je 

5. Mangis, die zu Knfreie ensankan:- ſind / ci 

Ritter und. ein Kncche giſteſle merben Y. De 

Dinſt derer, die fein Meichslehen ‚haben, vichtet 

ſich nach dem Herkommen ner: eines jeden ‚ferier 
Vermilligung, die devn freilich hauptfachlich davon 
abhoͤnga/ wie er dunch: ſeine Verhaͤltniſſe des Kal 

ſers Gvade za ſuchen ader fich Derfelhen dankkair 
zu beweifen veranlaßt wird 9 V. Ueber bie Ber · 


ICE BE 23 BE 


bb) —* die Ba rk) nimiefhan untergebonen Bee 
Heiler Feledrich HE. in Italien des Beichs Dienft geleiſtet f. bei 
Ioh. von Mälter Geſch. Sn. Eigen. Sp. 1. — 


©) Diez. Reichsbieuflerbnung mochte aber. freilich ein iR beter 
Rehempcpntgact perogixen. &. 4 8. eben 5.238, Note a. Niro. 1. 


A) Als ein Tonmentar zu dieſem Satze fing bier folgende Stelle _ 
aus M. Jastini Lippiensis Lippillorium (c. 1260) bei 
Meibom Tom; I. p. 685. fichen: Der Graf -Beruhard ‚por 
der ‚Lippe erſcheint vor A. Friedrich L mit , einer iii 
Rüteridioft:: | 

Rex equiiem vocat, ille venit; Kex ore aereno 
Respicit hunec, ipsi dona dat, atque refert! 
Parva guidem tibi do, sed me majora deiurum 
Spondeo: Hiles ait: Das mil magna satis. 
Inclyte Rex, tibi semper ero serrire paratusı 
Si re deficio, corpore prointus ero. 
. Terra mihi gatis qupla manet,, munitio nullaı : N 
Hostibus expositus jurgia, damna fero, 





4106. Vemaliigbeie Der tdeertchaft eines Yaben Meiche 
Wardes, den :Macdebienft zu: leiſten, efkinmt di 
Meichodienſtordnung sunbedinge, war dieſts, daß fe 
wc) außerhalb des Lanbes ja ſelbſt des Reiches zu fol 
gen ſchuldig fen; unser welchen: Bedingungen 
WE aber in” des Neiches Angelggenheiten: diam 

Miller: beſtummt fie ame ſuhſidiariſch und wur u 
wohftändig.e), weil hier das. meiſte von den beſon 
veren Dienſtrechten abhängen mußte. VL Da das 
herzogliche oder Fuͤrſtenamt weſentlich in der Ve 
Fugniß beſteht, Die ‚in ſeinem Sprengel belegenen 

Reichsguͤter den Vaſallen und Dienſtlenten als 
Reicheafterlehen zu reichen nd. dieſe zu des Reiche 


Hine precor, ut proprio ice mi condere fund 


“ Neichebieuft auf Friedrich I. zweiten Bug 
"ach Itallen, (Madevicus de gest. Fiid;1. L. 1: O. 38. %) 
chuerachtet ex nach dem furz zuvor erhaltenen Privilegio (4.38 
J Mau.) zu gar Teinem Dienſt verpflichtet geweſen wäre. 


2) © beftimmt ul mur: 2) daß Überhaupt jeher, be 
" Relhesgas’zu Lehen habe, ſeche Boden auf feine Koſten 


IV. MÄRH-A. Of. R. Mttritgeunfsh. 800 
Dienfie "miefpibieen, fo beftcht: das Neichtheer unb 4; 906 
fo —— — ode Bannern als es Faha⸗ 
Ichen. giebt f); unter :diefen ſtehen Die :Banuet ð8) 
Ber : Grafen und Herren umd anderen Sees: (Wa 
herren), die vom Deich. ohne. Misceh ode vurch 
den Fuͤrſten ige Reichslehen haben, oder dem Meike 
freiwillig dienen; ihren Bannern folgt eines jeben 
gemeint Ritterſchaft mit Ihren (edeln oder freien) 
Knechten (armigeri, scutarli, femmli) 'und die 
fonflige Landfolge um eier jeben Stadt ober 
Gemeinheit Banner k). Das Reichsbanner, welches 


H I bes Ordnumg, in, wilcher Feedrich I. ei feincen pieces 
Zuge nadı Stalin fiber bie Alpen gieng, laſſen ſich bie verſchie⸗ 
den Bauptbanner deutlich unterſcheiden. ©. Radevicns 
L. 1. C..35. 


8) Der Banner, welche ein Züuͤrſt von feinem Sücftenthüme führte, 
mit welchen jederzeit auch eine · detraͤchtliche · Hirt Geaffchaften 
‚her Serrſchaften, verbemden war ($. 23%), die ihn, zur eigen 
oder zu Reben jugehörten, waren baber immer mehren; das 
Hanpfbanner für das Furſtenthum, ‚die fibrigen für die damit 
verbundenen (nicyt zu verwechſeln mit —7 * 
nen) Grafſchaften. Hieraus erflärt ſich Otto ‚Frising. de 
gest. Frid. I. L. 2. Cap. 33. Henricus major natu Duca- 
tum: Bejoariae per septem vexHla resignsrit. Quibus mi- 
sori ( Heinxzich dem Löwen) traditis, ille daobus vexillis Mar- 
chiam orientalem cum comitatibus ad eam ex antiquo 
pertinentibus, reddidit. Exinde de eadem Marchia cum 
praedictis comitatibus, ques tres dicunt, jadieio priacipam 
Ducatum feeit, eumque non solum sibi sed et uxori eum 
duobus vexillis tradidit (es mag bier eine Fahne bie Marfs 
grafſchaft, die andere die Grafſchaften bezeichnet Haben). 


bh) Das geweinhin ber Schultheiß oder ein beſonderer Banner⸗ 
best trug. | 





a) 


COR Pae Barbie BRD ANER 
00 du Kae. FAR vorgetragen warde, ſihete iumer 


* din. Für I). VII. Auf dieſer Ordnung dis Reichs⸗ 


heerenauer des Reich oh eer ſchildes) beruhte die 


YUpheilweg.. aller: Freien in ſieben. Claſſen oder 


Gaax ſgilde, welche ihren hoͤheren oder; geringe 
ven Seend, wie ‚ex heila durch ihre Geburk und 


Wuͤrde, thejls durch ihre Dienſtverhaͤltniſſe beſtimmt 
wurde, bezeichnen. Dar exſten Heerſchild hat der 
—— ‚zweiten „bie: griſtlichen Fuͤrſten, weil fie 

des. Könige Dieuſtleute(Mimiſterialen) ſiud, 
* ‚dritten: die weltlichen ‚Dirften, weil ſie ber 
Geiſtlichen Dienſtleute, ihres Fuͤrſtenamtes unbe⸗ 
ſchadet, werden koͤnnen, ber vierten die: Grafen 











umd Freiherren, weil fie der Fuͤrſten Dienſtleute 


‚ find, den fünften die Bannerherren, die nicht: edel 


find d. i. die Freien, welche ſelbſt noch Freie des 
fechsten. Heerſchildes zu Mannen haben.ih), den 
fechsten die: gemeine Ritterſchaft, d. h. die Vaſallen 
der vorſtehenden Claſſen, die aber ſelbſt ‚Feine rit⸗ 
terliche: · Mannſchaft mehr . haben, dem ‚Gchurte 
flande nach der fünften Claſſe gleich, und daher 
au fähig in dieſe ohne beſondere Stendeerho⸗ 

dung 


F ein fit Friedrich J. findet Pr Übrigens in bein oteicheban⸗ 
nee din Adler, vergl: HAberlins dieichegeſch. Th. 2. S. 220. 


| ii) In wie fon unter biefen Freien, oder den Freien im 


Heerſchilde, die Mittelfreien des Schwabenſpiegels oder die 
Schoffeubaren des Sachſenſpiegels zu ſuchen ſiud, und nad 
melchen Kennzeichen fis in den fünften oder ſechtten Heerſchild 
zu fegen ſeyn dürften, . sten $. Huf .. 


IV. Rechtöf- A. Def. R. R.Kriegsverfaſſ. 201 
hung hinaufzuruͤcken; neben ihnen ſtehen in dieſer 6. 204. 
Claſſe die Miniſterialen des Herrenſtandes; den 
ſiebenten alle Freie, die nicht ritterlicher Geburt 
ſind x). VIII. Der Kaiſer ſagt den Reichsheer⸗ 
dienſt, wenn die Heerfarth auf dem Reichstage be⸗ 
ſchloſſen iſt, den Fuͤrſten Jahr und Tag zuvor 


an 1); wer auf deren oder ſonſt ſeines Lehnsherrn 
Aufgebot nicht erſcheint, oder, der Regel nach mit 
deſſen gutem Willen, gegen Erlegung der durch 
die Reichsdienſtordnung oder das befondere Dienft- 
recht beſtimmten Summe die Heerfahrt loͤſt w), 


k) Schwkb. Banbr. Art. 8. (vergl. SAchf. Landr. B. 1. 
Art. 3.). Der Klinig hebet ben erſten Heerſchilt. Die Biſchof 
und bie Äpt Und bie äptißin bie do gefürſtet ſeynd, bie hebent 
Affe den andern Zeerſchilte. Die lehenfürſten den dritten (feit 
fir der Bifchuf Manne worden fd. — Säthſ. Lantr.) Die 
freyen Herrn den vierten. Die Mittelfreien (Sächf. Lande. 
die Schöffenbaren Kent und der Fteiherrn Manne) den fünften, 
Die Dienftinanne ben fechsten. (Sach ſ. Landr. Ihre Manne 
fortan Haben ben fechsten.) Ben flebenten Herfchlit hebt ein 
jeglich Dann, der nicht eigen iſt und ein eefind it. J. Weiske 
de soptem ciypeis militaribus, Lips. 1830. & 


1) Ein Ausfchreiben dieſer Met von Zeinrich IV. f. Bi Goldast 
Constit: Imp. Tom: 1. p: 234: Nro. 12. und von Friedrich J. 
bei Otto Freising, de gest. Frid. L L. 2 C. 30, 


im) Was baflie gegeben wird, heißt Adola ober Hostenditiae | 
(obwohl diefe Ausdrücke im weiteren Sinne, ter [chen in ihrer 
Eiymologie liegt, auch für andere Leiſtungen gebraucht werben. 

&. bie Gioffarien bei diefen Werten), Die Breichsgefete beſtim⸗ 
imen ihre Duantität nur in Anſchung der Neichsichen, in 
Ab ſicht anderer Lehen hängt fie von ben befonderen Dienſirech⸗ 
tem ab (f. $. 304.). Aach dem Yet. auch. de benef. &. 13. 
dem Sädyf. Lehr. Urt. 4. unb ben Schwäb. Lehnr. (nad) 


IL [2%] 


402 Dritte Ptzinde. 4. 8881272. 


: 994. verliert zur Strafe fein. Schen.). IX. Won dem 
zum Reichsdienſt aufgebotenen Reichsheere konnte 
indeſſen der Kaiſer un auf eine kurze Zeit Gebrauch 
‚machen 0); ; einen längeren Dienft mußte er von 


dee Schifterfchen Ausg.) Art. 8. $. 3. md Art, 87. 6.2 
ind fie, wahrfcheinlich nach einem älteren Reichsgefetz, ber zehnte 
Theil der Einkünfte. Mach IL F. 40. vermöge eines Geſetzes 
Conrads II. in Deutfchlanb der Einfünfte. Nach II. F. 55. 
vermöge eines Geſetzes Friebriche I. (welches auch Radervicus 
‚Li, 3. Cap. 7. hat), die Hälfte ker jährlichen Einfünfte. (Die 
abelichen Miniſterialen ber Fürften, geben nach ber Conat. de 
- exp. Rom. fogar von jeder Hufe 1 Pf. oder die Einkünfte 
eines ganzen Jahrs, wenn fie den Zug micht mitinachen wollen. 
S. Noten). Vielleicht bezieht ſich die Beſtimmung ber Rechts⸗ 
- bücher nur auf ben Fall, wenn wegen Colliſion der Verbindlich 
feit gegen mehrere Dienſtherren eine nothwendige Reluition 
der Dienſte ſtatt hatte, und die lezteren Geſetze verhalten ſich 
bei andern Reluitionen ‚wie Älteres und neueres Recht. Die Bes 
fugniß, flatt der Dienfte die Hoftenbitien zu zahlen, fleht übris 
gens nicht in der Willkühr des Bafallen. Nur wem ber Bar 
fall mehrere Lehensherren Bat, bie ihn zu gleicher Zeit aufbieten, 
. foll er dem den Vorzug geben, der ihm zuerſt ben Dienſt ange 
fagt hat, und dem andern Hoftenbitien —* (Schwäb. Lehnr. 
Art. 87. 8. 1.) und wenn er Lehen unmittelbar vom Reiche 
bat, andere Lehen aber nur mittelbar oder gar nicht dom Neicke, 
fo foll er jene durch perfönlichen Dienft verdienen, den Dienft 
für dieſe aber ablaufen (Const, de exped. Rom. Note n). 
In allen übrigen Füllen muß des Vaſall felbft erfcheinen oder 
einen tlichtigen. Subftituten ſtellen, ober des Lehnsherm Bench: 
migung zur Zahlung ber Hoftenditien einholen (II. F. 55. vergl 

mit. ber Const. de exped. Rom. Noten. 


n) Ich kam die in dieſem $. aufgeftellten Refultate nicht beffer 
erläutern und zugleich beweiſen, als durch die in der Constitu- 
tio de expeditione Romana enthaltene ältefte Reichedienftorb: 
nung, welche daher in ber Unmerfung am Ende diefes Paras 
graphen Ihrem Hauptinhalte nach abgedruckt iſt. 


o) „Die Seefahrt zur Kaiſerkrönung endet ſich (nad) dem Sächf. 


3 
3 
I) 





IV. Rechtdſ. A. Oeff. R. RiKtiegsverfeſſ. 403 


ihrer freien Verwilligung durch Gnadenbezeigungen 4. 294. 
und Geſchenke gewinnen p); auch bedurfte er in 
Faͤllen, wo er der Reichsſtaͤnde Einwilligung zu 
einer Unternehmung nicht erhalten konnte sy, und 
doch auch die Kräfte, welche ihm als Fürften zu 


Lehnr. Art. 4.) an ben Deutfchen, als der König geweihet 
wird.” Zu weiteren Unternehmungen in Stalien brauchte alfo 
nach vollzogener Kröntmg das Heer nicht zn dienen. - Zu anbes 
rem Reichsbienft foll es nach dem angeführten Text, gar nur 
feche Wochen dienen. Doc) dies ſcheint nach dem ganzen Zu⸗ 
ſammenhang nur auf ben Kal zu gehen, wenn bir Lehensherr 
ihm kehren Unterhalt reichen will, und füllt alfo weg, wem ex 
ihm das zeichen läßt, was ihm nach bes eis Dienftorbuung - 
oder feinem beſonderen Dienftzechte geblihrt. „Sechs Wochen 
foll der Mann reifen und dienen feinem Herrn, bey feines 
felbs Koften, darzu foll ex ſechs Wochen nor und fee Wo: 
chen nach, bes Neiches Fried umb barbinnen Ruhe habe. Co 
daß ihn feiner feiner Herrn babinnen zu Lehnrecht bereibingen 
mag noch bes Weiches: Dienft gebieten.” Aber auch gegen bie 
geblihrende Vergeltung dauert ber Neichebienft nie lang. Man 
ſieht dies am beutlichkten aus der Geſchichte des zweiten Zuges 
nach Italien unter Friedrich J. der nach ber Eroberung von 
Mailand ben größten Theil der Fürſten mit Ihrem Zeere ent⸗ 
laſſen mußte, (Radevicus L. 1. Cap. 44.), und als er im fol⸗ 
genden Jahre bie Neichshülfe von’ neuen nöthig hatte, es nicht 
wagte, biefelden Fürſten aufzubieten, die das Jahr zuvor mit 
ihm .in Italien geweſen waren (ibid. L. 2..C. 26.). Von dem 
Unglüc Friedrichs auf feinem: fünften Zuge mar bie Hauptur⸗ 
‚face, daß der größte Theil bes dieichshecres gu früf) gmketgieng 

. (Otto de-$, Blasio Cap. 23.). 


p) So 3. 8. verlangte Heinrich ber Köwe 1178 von N. Fried⸗ 
rich J. bie Meichsftabt Goslar (und bie dortigen VBergwerke), 
werm er länger in Italien bleiben follte, 

q) Beſonders wenn er mit Gegenfönigen oder aufrilhriſchen Gros 
ers zu fämpfen und alfo einen Theil dir beiitfchen Stände ſelbſt 
gegen ſich hatte, 

[ 26 ] 


404 Deitte Periode. 4. 8881272. 


$. 294. Gebote ftanden, nicht hinreichten, einer befonberen 
von ihm allein abhängigen Miliz. Es wurde daher 
ſchon ſehr frühe üblich, Ritter und gemeines Kriegs- 
solf gegen Sold in Dienft zu nehmen, den der 
Kaifer aus feinen Einfinften zahlen mußte r). 


Anmerkung. Kriegsordnung der Constitutio de 
expeditione Romana. 


IL. Statuimus ergo et decrevimas cum consensu tam spi- 
fitaalium guam secularfum prineipum ibidem nobiscem adsi- 


x) Literae Henrici VL ap. Godefrid, Colon. ad 
a. 1195. Pro redemtione ejus terrae (sanctae) mille quin- 
gentos milites et totidem sarganids in expensis nesiris a 
Martio usque ad annum transmittere decrevimus, et hoc 
manifesto spopondimus, unicuique militi 30 uncies auri, 
et tantam annonae, quae ei ad annum sufficiet, datari. — 
Milites itaque et sarganti jurabunt obedire illi, quem Ma- 
gisiram eis et ducem constituemus et per annnm 'stare 
in servitio dei. Die Sarganti find Bogenſchutzen, bie fchen 
in einer Urkunde Heinriche IV. vorfommen. Mich bei Otto 
Frising. foumen milites qui Soldarii vocantur vor, und auf 

Friedrichs I. zweitem Zug machte die mercenaria multitado 
eine eigene Abthellung bes Heers aus. (Madevicas de gest. 
Fr. J. L. 1. Cap. 32.) Die Söfoner bienten immer unter 
befonberen Hauptleuten, bie ber Dienſthert fejte. Godefrid. 
Colon. ad a. 1236. Imperator moturus bellam Lengo- 
bardis sibi rebellibus, praemittit quingentos milites men- 
surnis stipendiis conductos, quibus praeficit Nobilem vi- 
rum et rebus bellicis expertum, Geveardum de Harvestein, 
ut apud Veronam exspectet Imperatoris exercitum subse- 
quentem. Auch bie Lanbesherren bebienten ſich in ihren Feb⸗ 
den der Söftner: Magnum Chron. Belg, ad a. 1195. Otto 
de Gelria — perpendens — non vires sul solius contra 

. tot Magnates sufficere, de potestate Coloniensis et Mona- 
sterieusis, Ducis Brabantiae et Comitis de Monte militum 
circa iria millia stipendiis conduzit, 








IV. Rechtsſ. ADeff RR. Rriegäverfaff 405 


dentium, quonde pre corona nostra vel aliqua regal utl- $. Io, 
litote aut konore Romana expeditio a nobis vel a successo- 
ribus nostris praeparetur, ad omnium nobiscum euntiam 
praeparationem annus cum sex hebdomadibus pro induciis 
detur, et taliter per totum regnum idelibus nostris indicetar. 
Die Verordnung foll alfo. nicht blos auf ben eigentlich foges 
nannten. Römerzug gehen, fondern äberhaupt eine Reich s⸗ \ \ 
bienftordnung ſeyn. Die Worte omnium u. f. w. laffen 
auch ſchließen, daß es nicht blos Reichelehnsleute waren, welche 
mitzogen, weil fie, wie es ſcheint, ben fidelibus entgegenge⸗ 

UL. Cuicungue autem secundum hans legem esdem 
expeditio imperetur, si ad curlam Gallorum: hoc est in 
campum qui vulgo Rungalle dicitur, dominum. suum non 
comitetur, et ibi cum militari adparatu non repraesentetur, 
feodo, praeter hos qui gratia dominorum suorum remanserint, - 
in conspectu nostro absque spe recuperationis privetur. - 

Diefer Sa enthält alfo bie allgemeine Berbindlichfeit jebes 

Bafallen, ber zum Meichsbienfte secundum hanc legem 
d. 5. unter ben nachher folgenden Beftimmungen, aufgeboten 
wird, den Dienft zu leiten. Auf ben Grund, "aus welchem 
er aufgeboten wirb, d. h. anf feine Gigenfchaft als Vaſall oder | 
Minifterial des Reiche, wird hier noch Feine Sücficht genom 
men. Diefelbe Strafe trifft auch den, welcher ohne Reichegut | 
zu Lehen zu haben, dem Aufgebot feines Lehensherrn nicht - | 
folgt. Den beften Commentar zu biefer Stelle enthält Otto | 
Frising. De gest. Frid. I. L. 2. Cap. 12. Inde castra 

movens in campo Roncaliae super Padum, non longe a 

Placentia, mense Novembri resedit. Est autem consue- 

tudinis regum Francorum, quae et Teutonicorum, ut quo- 

tiens ad sumendam Romani Imperii coronam militem ad 

transalpizandum coegerint, in praedicto campo mansionem 

faciant. Ibi ligno in altum porrecto scutum suspenditur, 

universorumgque equitum agmen fenda habentium, ad ex- 

eubias proxima nocte Principi faciendas, per curise prae- 

conem exposcitur: quod sectantes qui in ejus comitata 

faerunt, singuli singulos beueficiatos suos per prascones 


- 





6. 294. 


406 Pritte Peejodg, 4. 898-1272, 


exposcunt, At sequepti die quicungue nocturnis vigiliis 
defuisse deprensus faerat, denuo ad praesentiam regis, 
aliorumve prineipam vel viroram illustrium evocatur; sic- 
que omnes omnium beneficiali, qul sine bona voluntate 
‚ Dominorum suorum domi remanserunt, in feudis con- 
demnantur. 
II. Qui autem per hominium, sive liberi sive famali 
domipis suis adhaeserint, quot decem mansos in beneficio 
possideant, tot brunias cum duobus scutariis ducant, ita tamen 


quod pro halsperga treg marcas, et pro singulis sculariis sin- 


gulas marcas accipiant: &t sic eundo ac redeunde cam hoc 
stipendio, sige omni dominoram damno vel ex ensa, nisi 
quantum ipsis Dominis, placuerit fideliter serviant. Si satem 
forte, ‚quod absit, accidat, ut jidem milites diversos dominos 
propter 'diversa beneficia acquirant, ne aliquod beneficiam i in- 
debitam vel sine servitio remaneat, singuli singula debita sin. 
gulis dominis persolvant: videlicet, gquantam ab ipsis, si irent 
accepturi erant, tantum se daturos cognoscant: vel in prae- 
fato laco (at dictum est) feodum amittant: nisi aliqui a nobis 
vel a regno 8 sint inbeneficiati; hi si nobiscum vadant nolumus 
ut ‚feudum amittant, sed stipendia, nisi voluntate dominoram 
non praetermiltant, 
Das richtige Berftändnif dieſer Stelle hängt hauptſãchlich 
davon ab, daß man die dabei gebrauchten techniſchen Ausdrücke 
richtig verſteht. 1, Die domini, von welchen im erfien 


Sage bie Rede ift, find bie Zürften, bie liberi, bie ihnen per ° 


|  hominium anhängen, ‚. bie, Grafen und Herzen, die famuli bie 
Baunerherten. . Dan ſieht dies baraus: nad) dem. Eingange 
der Verordnung war die Veranlafſung derſelben, daß die Fürſten 
mit ihren Militibus barüber ftritten, wie viele Ritter (Hals- 
pergas oder Brunias, Harniſche, eben fo wie man ihre Anzahl 
nach Langen ober Gleven beftimmte) jeder von feinem Leben 
ftellen (ducere) müffe. Die milites, welche hier gemeint fint, 
b, b. bie Vaſallen der Fürſten, können nicht die gemeinen Bas 
fallen und Dienftleute fepn, welche im feyeten Heerſchilde Keen 
(Note k) (demn dieſe können keine Lehnsleute weiter haben), 
fontern bie Grafen und Herren im vierten und bie Banner⸗ 


IV. ctechte: A DR. R.Rrisgeuerfal, 407 


herrn im fünften Sehefchfide' tu Gehenſee der-Zirterl, Die ben 9.206. 
gweiten und beitten Heerſchild haben, "und dern Wanne jene 
" find. Der Ausdruck · e; liberl‘s."famuli zeigt ben Unterfchieb 
zwiſchen beiden an, der dadiwch entſteht, daß jene zum Hohen, 
diefe aber zum nicderen Abel gehören: Daß man bei dem Aus⸗ 
druck "famali nicht an’ eigengliche Miniſterialen denken darf, 
ergiebt theils der Vmſtand, WAR don Liefen erſt nachher befons 
ders die Rebe iſt, theils der Ainsdruck hominium, Eehnscid, 
durch den 'der Miniſteral nicht bezeichnet werben Tan, weil 
ex nicht secundum hominium ſonvern secandum jus Curias 
dient. Vet. auct. de beuieſ. Cap. 136, Der Ausbrue fa- 
mul iſt mir davon hergenommen, daß die Perfonen, welche im 
fünften Beerſchilde flehen, (nach dem · ſüchſtfchen ande, B. 1. 
rt. 3.) „der Freyherren Manne“ (famuli): find, ober ihrem 
Stande Tiach ſeyn fönnen. Der Sim des erſten Sabes iſt 
alſo ber: Wer durch Lehnseid, er fer adellch ober frei, den 
Diürſten ergeben iſt, fol von je Jehen Mansis, "bie er vom 
Weiche: (wie ans Tächf, Lehnr. Urt. 4. oben 8. 287. Note a 
folgt) pi! Lehen Hat, einen Nitter und zmei Knechte (Knabpen) 
ſtellen, jedoch fo,’ daß er Flie jeden Bitter brei umd- file jeden 
Kappen eine Mark bekommt, md flͤr dieſen Sol fol er ohne 
weiter etwas von feinem -Kerm (dem Fürfteny zw erhalten, als 
was biefer ihm freiwillig giebt, anf dem’ ganzen Zuge dienen. 
Oleſer Sol iſt eine Vergitung für die Koſten, bie es bem 
Lehensheren macht, feine Nitter ausjirüſten und zu unterhalten. w 
Man Fieht dies ans’ der naher Nro. V. folgenden Verordnung 
Über die Ansräftung and aus ben Dienſttechten, auf weichen 
die Verhlltniffe zwilchen ber gemeinen Nifterfchaft EUm ſechſten 
Heerſchilb) und Ihren Dienftbern beruhten. 8%. 8. Mlnifch 
Dienftzecht (bei Kindlinger Th. 2. Urk. 13. $. 4), Item Mi» 
nisteriales S, Petri ad Cotonationem 'Imperatoris cum 
Domino sao Archiepiscopo ultra Alpes in expeditionem 
ire tenentur, illt specialiter,' qui guinque marcas vel' am- - 
pliüs in redditibus de eo tenent, praeter solam Advoca- . 
tum Coloniensem et Camerarium. — Reliqui vero omnes, 
qui quingqüe marcas vel amplius' beneficiati fuerint, = 
Archiepiscopus. voluerit sine omni occasione (ezcusatione) 





208 Deitte Deriade A A. 888-1972. 


84 : - ad hanc expeditionem' ibent, er Archiöpiscopus euilibet 
=: gorum X Marens ad se prasparandum dobit, æ AV 
unas pauni qui Schorlos.dieitur, ut seroog suss 
(feine Anappen) inde vestiat, et. duobus: militibus samo- 
rium unum cum sella et: cum omnibus pertinentibus 
ad. sellam, et duas Bylgas-cum tegumine, quod eulgo 

: Deokhuit dieisur, ei quptuor ferromenta equi cum 

24 cluvis, Cum ad Alpes ventum fuerit, debet cujcun- 

' „que. militi, deipoeps ger mentem marco una de camera 
. Archienisgopi .dari pro expensa sua. Kürjer drückt fich das 
tellenburgiſche Sienſtrecht aus. (bei Imdewig relig. Mat, 
Tom, 2..p. 300). Item si anlam imperialem adire dispo- 

.i .eimus, winisterialibus nostris plaribus vel pauciosibus 
aspuiatig, ipsos in expensis nosiris exhihere tenemur, 
es in omnibug neoessarlis lisdem ‚providere. Profeci 

‚  vero.in,pedem Alpium, ei transalpare volumus, ipsis libe- 
ran est redire ad sua, niai de bona, voluntate aequi 

«mes woluerint,. — Was ber Kaifer, busch ſeing Verorduung 
für die Neichenafallen bes Zürften, Grafen, Herm und Banner: 
dercuſtaudes that, wor..eigentfid) blos diefeh, daß er der Mitters 
ſchaft die Verbindlichkeit auflogte, ihnen in dem Reichedienſte 
zu folgen, wenn fie auch gerade ‚fein LReichegut non jenen zu 
Lehen hätte. Diefe Verbindlichkeit konnte er ihnen freilich nicht 

„ ‚unbebings db. h. . ohne Wergeltung. (Note eo) auflegen 
EGchmwäh. Lehnr. Urt. 59. 9. 3. 6. mag kein Herz feinem 
nmann bes zeichen Dienft bietten, er heb denn das gut von bem 
reich das er von im Has), fondern nur infofern als ber Lehens⸗ 
herr die nach der Meichsbirnforbnung ober dem Dienfizechte 
fefigefezte Wergüsung zu geben fich verfichen wollte. Doch aud) 
dauit war für den Dicuſtherrn ſchon viel gewonnen, denn nun 
onnte ſich wenigſtens ber Vaſall nicht damit entſchuldigen, 
daß er vur zur Vertheidigung ſeines Dienſtherra und im gerech⸗ 
29 odtt pon ibm gebilligten Fehden deſſelben zu hienen brauche 
‚Ad 304.), ſoudern wurde, men er auf das Aufgebot nicht er: 

- fehlen, feines Lehens verluftig erklärt. Nur bie Berfagung bee 
mnoöthigen Unterhalts (mie namentlich das coölniſche Dienſtrecht 
keſtſezt) berechtigte ihn nun zurückzuhleihen. Daher billigte ihn 





IV. Rechtaſ. A Oeff R. R. Kriegöverfafl. 409 


felbR bie deeichedienſtorduug bem Dienfimanne zu (vergl, weiter 9. 204, 
unten Nro. V.), wenn er kein deichelehen Hätte, Dom weichem 
"ee fenft 6 Wochen umſonſt dienen mınfte, ober durch das bes 
feubere Dieuſtrecht nicht anderweitige Bedingungen über biefen 
Gegenſtand feftgefest wären. Diefe gab es aber allerdings. 
Dos chlnifhe Dienſtrecht verwilligt ben Dienftienten auf 
Bügm nach Stalin nur etwas gewiſſes; bas bambergifche 
(bei Eccard Corp. hist. med. aev. Tom. 2. p. 102.) vers 
Fichert. ihnen umbebingt Unterhaft auf Koften des Dienſtherrn, 
das teklenburgiſche Dienſtrocht Täßt «6 darauf anformen, 
worüber ſich jedesmal Dienfthere und Mannen vereinigen wir 
den (fo verſtehe ich bie Worte: nisi de bona voluntate aequi 
nos voluerint). — Dies zugleich zur Erläuterung deſſen was 
oben $. 2333 und 2359, fiber die Reichedienſtordnung gefage 
worden if. 2) Die vorgefchriehme Reluitionspflicht im 
zweiten Sage bezieht ſich darauf, daß es fid bei den Steiches 
aftervaſallen leicht treffen konnte, daß fie von mehreren Herren 
Zehen hatten, alfo umter mehreren Bannern ausziehen mußten. 
Dazu die Mannfchaft zu ſteller, mußte ihnen Öfter nicht mögs 
uch fern, es Dich alfo mus übrig (vergl. Schwäb. Lehnr. 
rt. 59, $. 2.) bei einem Rehensheren bie Neluition des Dien⸗ 
ſtes zujulaſſen. Dieſe wird, wie ber würkliche Lehendienſt, ber 
Pegel nach bei Strafe des Verluſtes des Lehens geboten, und 
‚so darin befichen, daß für jedes Mitten und Knappen, mit 
welchem ber Bannerherr ericheinen mußte, ex feinem Lehensherru 
fo viel zahlt als ex erhalten würde, wenn er wirflich mit ihnen 
ansjöge; bies war ſehr matärlich, denn der Fürſt ober fonftige 
Lehenshere mußte num bie Leute, bie dadurch ausfielen, aus feis 
ner eigenen gemeinen Dienftfolge nehmen und auf feine Koſten 
„usrüften und unterhalten. Trüge es fich aber zu, daß ein 
dverr vom Neiche theils unmittelbar, theils durch andere Herren 
Lehen trüge, fa geht der unmittelbare Reichſdienſt vor, und 
wenn er biefen verrichtet, fo muß er zwar ben Übrigen Dienft 
auch velnisen, aber ohne wegen Säumniß hierin lehensfällig 
zu werben. — Uebrigens barf das was Hier gegeben wirb nicht 
für die eigentlichen KHoftenbitien genommen werben, bie meines 
Eradjtens davon ganz verſchieden find, umb ohne Zweifel noch 


410 Dritte Periode- A. 888 - 1272, 
$. 200. befonbers begaßft werben mußten. Jenes halte ich nur A eine 
beſondere Vergiltung der Ausrüſtung. 

“ TV, Similiter de’ Ecclesiarum ſilũs (vielächt äckhns) 

vel 'domestieis, id est ministerialibud, vel quorumcunyue prin- 
elpum chientela, qui quotidie sd serviendum parati esse de- 

bent, statuimus,' ut quicunque quinque mansos' in beneficio 
posötdeant, domino sus, ad quem pertinent, brand cum uno 

Scutario dueant. 

Die vorhergehende Stelle Nro. III. ſprich von bes Reiches 

After⸗Lehens leuten, dieſe fpricht von den Meichsafter-Dienfts 

leuten, bei denen man fo wenig als bei jenen an gemeine Dienſt⸗ 

mannfchaft denken darf. Es ift bekannt genug, baf die Grafen 

und Sperren der geiftlichen und weltlichen Fürften Dienfileute 

7 aren, und eben darum im Heerſchilde eine Stafe weiter unten 

ſtanden. Ueber die Verhältniſſe der Dienſtleute dieſer Mt ent⸗ 

Hält fehr‘ volfftänkige Nachrichten: Mic, Kindlingers Ger 

(dichte der Familie und Herrſchaft von Volmeſtein. 2 Bde. 8. 

Kenabr. 1801).° &ie ſtellen fchon von fünf mansis einen 

mitter und einen Knecht, Zeichen der ſtrengeren Verbindlchteit 

der Dienſtleute. 

V. Et hoc in arbitrio dominorum pendeat, quos ucant, 

a quibus stipendia accipiant quibus etiam halspergas conce- 

dant. Ipsis etiam ad itineris praeparationem 'sex librae suae 

monetae In stipendium tribuantar; et duo equf, umus currens, 

‘alter ambulans, addantur, ac duobus sociis soumarius victua- 

libus bene oneratus committatur, qui ab ipsis 'ad opus domi- 

norum dlligenter custodiatur. Ipsi quoque in dominorum 

iam diu vivant procuratione, quam diu in incepta vodans 

expeditione; et quicquld'a rebellibus 'regni pugnando 'acqui- 

sierint, partes duas ad dominos deferant, tertiam sibi pro con- 

solatione relineant. Quos autem non pascunt domini, ad ipsos 
reportent tertiam parlem sui acquisiti. 

Diefe Stelle ziehe ih, mas auch die Worte quos 'ducant 
ſchon nothwendig machen, auf die gemeine Dienſtmannſchaft 
oder Nitterfchaft. Es foll von den Herren abhängen, wen von 
ihren . Dienftleuten fie flellen, von wen fie flatt des wirflichen 
Dienftes ein Aequivalent nehmen (deſſen Quantität aber auch 





IV. Rechte A Oeff R. Weichéeintunftt. 411 


wieder non ber beſonderen Dienftorbsung abhängt ſ. $. 304.) u. 
wen fie (außer ber, nachftehenden Ausrüſtung) auch noch einen 
. varniſch geben wollen. Die Ausrüftung ſowohl als die Leiſtung 
des nöthigen Unterhalts wird aber nur ſubſidiariſch vorgefchries 
ben, deun baf nach ben beſonderen Olenftrechten ambere Ver⸗ 
halmiſſe Fate haben konnten, flieht man aus biefen. ' 
. VL Singuli vero principes suos habeant oflicionerios 
speciales, Murscalchm, Dapiferum, Piucernem et Camerarium., 
Qui quatuor quanto plus sunt laboraturi, tanto plus in stipen- 
dio, in vestitu, in equitatu prae ceteris sunt honorandi, gcili- - 
cet unicaique istorafn decem librae cum tribus equis trihuan- 
tur: quartus Marscalco' addatur; quorum unum ad praecurren- 
dum, alterum ad pugnandum, tertium ad spatiandum, quartum 
ad loricam portandum. Isti vera tales remanere cupientes, 
si apud daminos impetrare valeant, quot manseg possickant, 
tot. libras spae: monetae, ‚vel totum frociom feudi in illo anno 
pro stipendio aolvant. 

Die abelihe Dienſtmannſchaft, be zu Bien oberften Hof; 
ämtern bei ben Kürften gemöhnlich allein gelangte, wirb matürs - 
lich von bee gemeinen Dienſtmannſchaft Nro. V. unterfchieben, 

VU. Beiſteuer, welche das Bolt zum Reichedienſte geben muß, 

f. oben 8. 223. Note d. 


6. 295. 8,295. 

Die Föniglihen Einfünfte fanfen, in. die | 

ſem Zeitraume zu einem Zuffande der Mittelmaͤßig ⸗ 

Eeit herab, der nur einem durch Beträchtliches Erb- 
gut mächtigen Kaifer verftattete, fich in des Reiches 
Angelegenheiten fo zu halten, wie es deffelben Würde 
und Nuten erforberten. 1. Das Reichsgut, welches 
Der Kaiſer duch feine Voͤgte und Amtlente ver⸗ 
walten ließ, und das ihm theils als Kammergut, 


442 Deitte Periode, A. 8881272. 


6.298. cheils als Herrſchaft Mevenilcn abivarf =), ſchmolz 
allmaͤhlig gar ſehr zufammen. Und die Koften der 


a) Uebrs die Beſchaffenheit des Reichegutes gicht dem beflen Auf⸗ 
ſchluß, dad Saalb uch „ber Güter bie zu dem Keich gehörend, 
auf Die Wurg zu Rürnberg“ in der Hist. Norimb. Dipl. 
Bun fe Dies Verzeichniß if‘ am Eube bes dreischuten Jahe⸗ 
hunderts verfaßt. Man ſicht daraus, daß bie Landoegtei, deren 
Sitz zu Nürnberg auf ber dortigen kaiſerlichen Burg war, gerade 

fo eingetheilt und verwaltet war, wie eine unter Landechoheit 
ſichende Hersfchaft (Graffchaft). ie heift andy in dem Gais 
buch die Herrſchaft zu Nürnberg. Sie beflanb aus Wogteien, 
gerade fo wie bie Grafſchaften aus einem oder mehreren Lands 
- " getichten, und aus Städten. Mit dieſen Wogteien darf man 
die eigentlichen Kammergfiter nicht verwechfeln, weiche durch 
.Emitleute (die freilich auch Bogte heißen, ‚weil ein Satan 
und ein Bogt ganz das nämliche iſt) derwaltet wurden, und im 
weichen das echte Eigenthum bes Grundes und Bodens dem Rüs 
nig zuftand. Was im einsm folden Amte an Einkünften des 
Reichs fällig iſt, nimmt der Annmann ein, umb Liefert es an 
die Sandvogtei in Nürnberg (an den Kaften wie es im Saal 
buche Heißt). Won dem Kammergut verfchicden, aber unter bas 
Amt oder doch unter bie Bogtei gehörig, find bie Breicdyegüter, 

die zu Rechen ertheilt find und auch bie Eentgerichtbarfeit haben 
Können; hatten fie auch ben Bluthann, fo würden fie don ber 
Vogtei erimirt und blos ber Landvogtei unterwerfen ſeyn, nam⸗ 
uch in Wbficht des von dem Lehen zu leiſtenden Lehnbienfied, 
und des mit des Landvogtei verfulipften höheren Landgerichts, 
Die fünnmtlichen ber Landvogtei untergebenen Neichefaflen wur⸗ 
den von bem Kaiſer eben fo befteuert, wie bie Zanbfaffen von 
Ihrem Landesherrn (f. unten 6. 306.); dieſe Reichsſteuer nah⸗ 
men bie Amtleute eben fo wie bie dem Kaiſer als Gutsherm 

zu leiſtenden Abgaben ein, bie gleichfalls, fo weit fie dem Amt⸗ 
mann nicht zu feinem Unterhalt Überlaffen ſind, auf bie Burg 
abgeliefert und dort zum Unterhalte der Burg, fo weit fie vom 
Kaifer berfelben zugelegt find, verwendet, ober bem Kaiſer vers 
rechnet wurden. Zum Beweiſe dieſer Säge mögen Hier ehulge 
Artikel aus dem Saalbuche ſichen. — „Wiborff das Ampt 
gehört zu Nürmberg, das gültet alle Jar auf ben Kaſten zu 


IV.Rechtöf. A. Oeff. R. Reichseinfuͤnfte. 413 
Reichskriege (beſonders gegen Gegenkoͤnige und Bei 5. 296. 


auswärtigen Unternehmungen) zu beflreiten, mußte 
der Kaifer eine Vogtei, eine Stadt nach der ande 
ven verkaufen, verpfänden oder zu Lehen erteilen. 
In den unruhigen Zeiten des dreizehnten Jahrhun⸗ 
derts griffen auch wohl die Voͤgte felbft und die 
benachbarten Herren gu, und maaßten ſich des 
Reichsgutes an b). Der Abgang aber wurde nicht 
wieder erſezt. Was dem Reiche durch Abgang der 
Belehnten heimfiel, oder von Geaͤchteten eingezogen 
wurde, wurde gleich wieder verlichen und mußte 
wohl gar gleich wieder verliehen werben ©); das 
Erbgut der fränfifchen und ſchwaͤbiſchen Kaifer, 


Nürmberg anbertfalb Hundert Sümmer Kerns, von dem Ges 
richte vierzig Pfund und achtzig Pfund zu zweyen Steuern, 
achtzehen Schwein, der jegliches glitter ein halbes Pfund zu 
Fronkoſt, vier Kuffen mit Kraut, und Heu und Stro und Holy, 
wanne des das Reich bedarf, und Hliner und Kes. Schuppfe. 
Der Hartenftäiner hat ba gu Schuppfe vier Lehen, zu bem Hofs 
leins ein Hub und ein Lehe, zu dem Kolbenhof ein Hub das 
gehöret auch zu der Vogtey zu Herhprud. Es gehört auch in 
diefelb Vogtey ein Hub zu Muprechtftugen, zwo Hub zu beit 
Sigoftshof, zway Beben zu zeinfler ein Lehen zu Mufendaf, 
vier Lehen zu Bakenhof u. f. w.“ 


b) So Heißt es 4. 8. in dem angeführten Gaalbuch. Die Wogtel 
zu Hafprud da giebt der Markt. alle Jar zu ſteuer achtzig 
pfund zwir in dem Jar, je vierzig pfund, die Vogtei auf dem 
Zande alle Jar fechzig Pfunb — ber bat fi ber Herzog (von 
a unden ſeyt ben. maln und fie fich ergaben an 
das 


©) Wenn es Fahnlehen war. Doch hatte noch Friebrich II. die 
geworben Derjogtbun ‚Defrzich zum Bd 
ja 


/ 


A414 Deitte Periobe A. 883-1272. 


6 296. auaten: welches auch manches Seuck Reichsgut ge⸗ 


ommen ſeyn mochte, hätte fo wie fruͤher Das 
carolingiſche und ſachſiſche Gut den Abgang erſetzen 
koͤnnen, aber nach den jetzigen ſtaatsrechtlichen Grund⸗ 
fügen wurde es nicht zum Reichsgute. Und endlich 
das. was an Meichegut noch uͤbrig war trug nicht 
viel ein; ein großer Theil deſſelben war Lehen, bie 
FBerwaltung war Eoflbar U), und bei ber wenigen 


Aafficht gieng doch eine :damı gehörige Revenuͤe 


wach : der. anderen verloren, oder wurde von den 


Kerichsunterthanen felbft durch Privilegium « erwor⸗ 


4. 266. 


ben oder eingelöft ©). 
“ 6. 296. 
I. Die fiscalifhen Einkünfte des Kai- 


. fers beftanden: 1) in den Zöllen. Zwar blieb es 


. d) &o heißt es in bem Saalbuche: Es gehöret auch zu Nürnberg 
bie Bogtei zu Amberg, ber geneuffet ber Herzog alle Jar drey⸗ 
Hundert Pfunbt Regenfpurger und mehr. In bie Wogtei Bilsedk 
gehören 407 Hub. Was bie geltend bas nimmt der Herzog 
ein,. und zu Steuer geben fie ihm alle Jar mehr denn 400 Pfund. 
Es gehöret auch zu Nürnberg die Mdelnburg, was dazu gehört 
die hat inne ber Burggrave. Gr bat auch inne zu Pattenhos 
fen 2 Hub. Er hat auch inne Einglingen und Schreppfenreut, 
Das Burglehen tft auf bie Burgk zu Nilrnberg. Es gehert 
auch dazu Lenkershaim, die Hofmark und Etelbach und was 
darzu gehört, die hat auch der Burggrave ime Es gehert 

andy dazu Feindorf bee Marft und mas dazu gehört, das bat 

. auch der Burggrave imme. — Einen eben fo beträchtlichen An⸗ 
theil an den Einfünften des Kammerguts mögen bie Bögte sub 
Amtleute gejogen haben. . 


2 fü Beh me in den folgeben Samui De Peine 
der Inremburgifchen Kuifer. 


W. Rechteſ.A. Oeff R. Neichseinkünfte 415 - 


noch "bei dem alten Rechtsſatze, daß alle Zölle dem 6. 236. 
Reiche zuſtandig ſeyen und alſo niemand einen Zoll 
hahen koͤnne, er habe ihn denn von dem Meiche a), 
aber da ‚von den Kaifern die Zölle eben fo wie 
anderes Meichsgut verfauft, verpfändet, verſchenkt 
oder zu Lehen ertheilt wurden, ſo blieben dem Kai⸗ 

fer jezt ſchon Feine Zölle weiter übrig als die, 
welche ſich auf den Reichsguͤtern befanden, die 
dann chen das Schickſal wie andere Einfünfte von 
den Reichsguͤtern hatten. In eines Reichsſtandes 
Landen aber ſollte der Kaifer ohne deſſen Einwelli⸗ 
gung feinen neuen Zoll anlegen b). Da die gefamm- 

ten Zölle des Meiches waren, fo harte übrigens. der 
Kaifer die Oberaufficht über diefelben e), und mochte 


a) Henrici IV. dipl. a. 1073. (bei Ludewig Rel. Meer. Tom. 2. 
pag. 176.) Thelonium — quod in omnibus locis regiae 
potestati adsignatar. 


b) S. oben $. 247. zweite Anm. Nro. 2, 


c) Worin fi) dieſe Auferte, ergiebt ſich aus dem Kollgefek Kriebs 
richs II. in dem R. U. v. 1235. Cap. 10. Wir ſezen und 
gebieten, daß alle die Zolle, die mit Unrecht gehhöchet fin ans. 
ders denn fie von erſt uffgefezet find, daß die Hebunge 
ab fy, und ber Zolfe blibe als er zu recht foll. Und das nies 
mandt nen, wann zu Recht: und daß man in recht nemen ſoll. 
Wer das bricht, den ſoll man halten für ein Straßenreuber, 
2. — daß alle bie Zolle die ſyder unfers Vaters Tod — uffges 
ſazte auf Waffer und uff Lande, von wenne fp gefezt find, 
daß ſy gare abſyn; es ſy denn ber ine beweren möge von benz 
Aiche, als er von Mecht folle. 3. Ale die Zolle nehment uff 
Waſſer oder auff dem Lande, bie follen den Wegen und Brufs 
fen ihre Necht halten mit machen und mit befferunge 
Unde von ben fie den Zoll nement, follen ‚fie befrieben und bes 
leiten nach ihr Macht, als ſere ire Gewalt get das fie nichtes 


416 Dritte Periode. A. SB 


8. 206. auch in Anfehung folcher Zölle, die ihm nicht ge 


hörten, Zoflbefreiungen ertheilen, welche die Staͤdte, 
befonders die Reichsſtaͤdte ſehr häufig erhielten 9) 
2) In der Münze. Mit der Muͤnze verhielt es ſich 
‚gerade fo wie mit den Zöllen;, auch hier blieb dem 


Kaiſer von dem Muͤnzregal nichts als feine Min 


flärten in den Reichsſtaͤdten und die Aufſicht übe 
die Münze im ganzen Neiche; zum Nachtheile der 
landesherrlichen Münzen follte er Feine neue Muͤny 
flätten anlegen). Durch die, einzelnen Rede 
fländen anvertraute Verwaltung des Muͤnzregals 
entflanden bedeutende Nachtheile: damit der Schlag 
(dag mehr abwerfe, wurden von den Herren der 


derliehen 4. Were dieß Gebot gu dryen malen bricht, 


wird er es bejeliget vor Gericht, als recht iſt, ber Kalte ſoll 
dem Riche ledig ae 


qh In ber Urfunbe Note a erhält Worms ein Zollprivilegium In 

Anſehung mehrerer kalſerlichen Zölle. Weit ausgedehmitt iR 
das, welches R. Friedr. I. U: 1219 der Stadt Nümberg a 
theifte (Hist. Norimb, Dipl. Prodrom. p. 11.): Nullus No- 
rimbergensis in telebratione Curias Regalis ibidem de 
sliquibus rebus suis solvet theloneum. In Aschau (du 
betannte Zollſtätte an der Donau unterhalb Yaffau) Narem- 
bergenses non magis solvent thelonei de rebus suis, yuam 
nauta de navi sus. De Ratisbona usque Pattaviom 
nullum sulvent theoloneum etc. Sermoge bet urſprũng⸗ 
lichen Beſtimmung ber Zoͤlle waren ſAbrigens nach einem gemei⸗ 
nen Herkommen, Pfaffen und Bitter und ihr Geſinde Sol 
fm, — „we fe ech Sie ober Belden nicht bedatfen.“ Sächſ 

andr. B. 2. Art. 


: e) &. oben 9. 247. zweite Nam. Nro. 3. 








IV. Nechteſ. A:OAF- R. Reicherindünft. 417 
Munjen ſchlechtereMuͤmen gepraͤgt als nad dem a. 096 
Reichsmuͤnzfuß f)' geſchehen follte ). : Davon war 
bie. nochwendige Folge, daß Feine Muͤnze, ohne 
Bortwiffen. und Genehmigung. des Landesherrn in feir 
nem Territorio zugelaffen wurde k). Auch. fanden, ſich 
Falſchnnuͤnzger ein i Um In viel Kae Ä 


N) ©: oben $. 171. 


8) Schon im breizehnten Jahrhundert war 8: daber kabin ges 
tommen, bef ‚man feine Zahlung mebr in einer. Aunnon⸗ 

“Überhaupt, fonhern img nad) einer gewiſſen ‚Randınfinze bes 
ſtimmte. &: 4. B. 9 395. Note d. In beim Landbbuche ber 
Mark Brandenburg geht. baher ber Angabe ber Einkünfte des ' 
Zandesheren eine genaue Beſtimmung ber bamals bort Aalen, 
Meere. en 


hJ Spruch zwiſchen beim Ersitdet von ehin and der Stat Cl . 
A. 1258. (entlehnt aus. Martens‘ Verſuch einet hiſtor. 
‚ Entpieitng bes. mahret Urſetungs bed Wechſelrechts. Gott. 
' 1797. 8. &. %.) 'dlchnus yuotl merchtöres ih Ajstrictum 

“ Coloniensen venientes cimbire "debent 'argentunr ad mo- 
netam Colonienzeit;' 'quodsi 'noh feterint: ab hommnibus 
domini Archiepiscopl arrestari possunt, sed si Arrebtantur 
ärgentum eorum &d monttatn debet deferri ‘et fatto cam- 
bio tum detariis, quos rechpiont pro argeuto lihetle abire 
permitti. — Daher war es ein Privilegium den Michtigfeit, 
welches K. Fricbrich IE. 1219 der Studt Drltnderg ertheilte 
In nundinis Werde eivis Norimbergensis cum denariis 
Norimbergensibus ed jure cambiet et emet anıum et ar- 
gentum et nemb prohibebĩt. Similiter inendiiis-Nderd- 
lingen — et magister monetae Norimbergensis illuc ibit 
si volgerft, et denarlos sune ioonelae ibi ‚Primblt‘ RR 


f) Zur Erfhuteruitg dieſes unh ber folgenden Site mag. vonfig: 
uch das Schwäß, Landr. Art. 390. vergl. mir Säcf. 
Zanbr. 8. 2 Art, 26. dienen, I. Alt pfenning fol man nit 

- Verfchlagen wanne fo ein neuer Herr kommt. Stirbt aber, det 
Het oder wird verwandelt in drey Karen die pfenning füllent 


x. IL [27] 





218 Dein. Peric. 2. BER 7K 


4. 296. oder falſcher Muͤnzen vorlbeugen / zugleich aber 
um das Muͤnzregal noch, beſſer zu uugen, wurde 
mn von Zeit zu Zeit alle Minze widerrufen umd 
umgefhmohen $. Diefe Werwirrung. des. Munz⸗ 
wefens hatte zur Folge, daß man in deu Staͤdten 
{befondds Den Reichsſtaͤdten) eigene Aemter nieder: 
ſezte, um die Wärung (dem wahren, Werth) einer 


voch geſteen uncz fle zu bei brev jüren komment. IT. und gickt 
der miinjtr einen falſchen pfenning aus alſo daß er damit icht 
F will ober domit gelten will und iſt ir zwblf oder mer 

es geet im an bie Sand. er hab iv dann feinen ſchub. Und 


bainnocht muß er ſchwören daß er! meht wiffe daß fie faiſch wã⸗ 


een halb Pfimb ober mer es gert Im an den 


Hals. - Sf er aber derſelben unthat ee bewäͤrt oder ſtberzengt 
nor, gericht, fa ſoſl man feinen eib nit nemen. Man foll im 
drey mal. fürseilen, Das. Heiß cifeg,ge tragen auff blofer Kant. 


ober in anen wallenden keſſel zu greifen ung an den ellenbo⸗ 


. gen. oder bie waſſeriuteil. Gerichtet: er nit mit der einen man 


fol im die. hand abſchlahen. Diz recht. iR. nit wann der mün⸗ 
zer. Wer an feinem zechte vollfommen , ift rindt mqu ben ibn 


ein ſchilling falfcher pfenning minber ader mir, mau 


„bet: ihm bie pfeming und gibt ihm bie ſtück wider. Und ift 


fe mer denn fünf ſchilling es geet im am bie hayb er müg ir 


‚dann feinen hub haben. — V. Ntirmant ‚mag neue marckt ober 


neue mlng ‚erheben wann mis des Herrn Willen in bes gericht 


er liget. Dannocht mag. 26 nit- befchehen, es fente danu ber 


. Tünig.feisen handſchuch darzu. das iſt darum gefejt: das bie 


landien — werden daß es. fein will fei. 


Fr Die Blofe zum Sädf. Bandr. IL. 26, fegt zu tem, ih ber 


vorhergehenden Note Nro. 1. angeführten Nedytsfage hinzu : 
dieſes Recht ift wider unfere Gewohnheit. Denn man ternauet 
alle Jahr einmal bie pfeuninge in ber Dark und ziwier in dem 
biſsthumb zu Magdeburg, — Der Gloffator entſchuldigt dies 
zwar als das neuere echt, man ſieht aber leicht, daß e6- Hofe 
widerrechtliche Finanzſpeculation war. 


- 


fd 


IV. Rechteſ. A.OAf.R. Dreiheähnfüirfi, 410 


jeben Münze, Die hier in Umlauf deſege warde, zu 9. 200. 
beftimmen ?), und daß ein eigenes Sewerbẽ mit 
dem Umtauſchen der Muͤnzen (cambium) zur Eis 
leichterung des Handels an fremben Outen getrie⸗ 
ben wurde m). Die Ausuͤbung des Regals war 
ordentlicherweife einge aus .den Dienftleuten des 
Landesheren gebilderen Genoſſenſchaft, die Muͤn⸗ 
zer genannt, denen ein Münzmeifter vorgefejt 
wurde, überlaffen 0), und wenn gleich zuweilen dieſe 


Hh SDlenſchlager eantanng m 8 S. 216, Ginen ühn⸗ 
lichen Zweck hatten die Privilegien ,.,weikhe ſich die Städte ers 
- theilen ließen, bie in denfelben befindlichen faiferlichen ober lans 
desbertlichenn Vtlinjen zu viſitiren. Ein folches- Priektegium' ers 
hielt Läbeck ſchen 1187 von K. Friedrich J. S. Wiltehrend 
hanſiſche Ehronit, in der Geſch. bon Lübeck. S. 30. 


in) Dies Gewerbe trieben urferfinglih die Dürer und daneze⸗ 
noſſen. Daher rlührte es in der Folge, daß man dazu eines be⸗ 
ſonderen Privilegii bedurfte. Schon Friedrich I. privilegist in 
der in der vorhergehenden Note angeffbrien Urkunde die Bür⸗ 
ger von Lübeck zu dieſem Gefchäft, wenn es nicht gerade ante 
domum monetae geſchehe. In dem Note h angeführten fchiebes - 
richterlichen Spruch heißt es: Iteın dicimus quod exceptis 
Campsoribus Domini Archiepiscopi nemo debeat, emere 
argentum nis! ad usus peregrinantiam vel ad auaglysj (ji 
fünftlicher Verarbeitung) species comparetur, secundum quod 
a quibusdam civibus edocti sumus, 


») Berg: meinem Muffatz über den Upfprung ber ſtädt. Kefaf 
Zeitſchr. für gefch. Dim. B. 2. S. 218. Daß fie ſich nicht 
blos dei den kaiſerüchen Minsfiätten- befanden, ſondern anuch bei 
den landesherrlichen, flieht man beſonders aus eitter Urkimbe don 
1353 in Hanſelmanns dipl. Beweis (oben & 734 Note g) 
S. 413,, nach welcher der Bogt des Grafen von Hobenlohe zu 
Deringm „fol auch alleine Haben bie Tuben und die Münze, 
und fo fezen, zwelf Wilinzere die heijent husgenozzen“. 

Lk 27°) 


[ 


8. 296; 


8. 297. 


420 Deitte Peine. 4. 888-1272 


durch geringhaltigeee Muͤnzen nach dem Veiſpiele 
der Muͤnzherren ſelbſt widerrechtlichen Vortheil zu 
ziehen ſuchten v), ſo mochte das Geſchaͤft doch 
beſſer in ihren Händen gelaſſen, als, mie au eini⸗ 
gen ‚Orten geſchah/ an Juden verpachtet werben P). 


u 8.397. 


u) Eine allgemeine Reichsſteuer, die an die 
faif erliche Kammer: zu entrichten gewefen wäre, oder 
auch nur eine fo allgemeine Abgabe wie der alte 
Census: geweſen war; gab es in biefem Zeitramme 
nicht: denn die Stiuer, welche auf den Neichsgü- 
tern exbohen wurde, wenn fie gleich dem Reich 
entrichtet ward, gehört nicht hieher ). Doch erhob 


0) Der Betrug; den ſich bie Münger erlaubten, fcheint ben Lan⸗ 
besherren und Stäbten bie und da ben Vorwand gegeben zu 
haben, bie kalferlichen Münzen an fi zu reifen, wozu tas 
Note 1 erwähnte Privilegium der erfte Schritt war. Dies war 
namentlich zu Chin ver Fall. ©. Sententia Conradi Archiep, 

"" Colon. qua monetarios Colonienses ab illorum officis quod 
valgariter dicitur Hupfgenoffenfchaft, seu custodia monetae, 
propter eorum manifestos excessus amovit et sibi et omni- 

bus successoribus suls jus monétarios irigtituendi ädjadi- 
tat. Bei Hirſch Munzarchis Th. 1. Nro. 21. — Auch das 
Schwäb. Lanbr. beffägt fih A. a. O. Nro. VIL, daß man 
fehlechte Münzen fchlage und daß es bie Könige gefchehen lichen. 


p) &. Dlenſchlager a. a. D. ©. 195 und 214. j 


a) Denn da ber König fich im Abſicht des unmittelbaren Nteiche- 
gutes gerabe fo wie ber Landesherr zu feinem Territsrio verbielt 
($: 295. Note a), fo war bie Eteuer, bie ex von ben Reiches 
ımtertbanen, wie anbere Landesherren von ben ibrigen, erboß, 
keine wahre Reichsabgabe, die ihm als König hätte entrichtet 
werden müſſen, wie e6 bei Lem Census ber Fall war. 








— 


IV. Rethisf A Oeff. R. Meicheinfänft 421 


der Kaifer als Sehensgerr von den klemeren $. 297. 
Stiftimgen und Abreien eine: Abgabe unter dem 
Nanlen der Koͤnigsſtener (Servitium ober sub- 
sidium regium) b), deren Urfprung ans’ ber ale 
hergebrachten Beiſteuor ſolcher Stiftungen, die Ihre 
Lehen nicht zu verdienen brauchten ($. 168. Mote:e), 
ſich nicht verfennen läßt, und alfo nicht mit den, 
Adfurorien oder Beben in Parallele geſezt werben 
darf, welche ſich andere Lehensherren bei auferor- 
dentlichen Gelegenheiten von ihren Vaſallen und 
Untertbanen entrichten ließen. Auch trug die Adaͤ⸗ 
ration der perſoͤnlichen Lehendienſte, zu welcher ſich 
die Reichsvaſallen verftchen mußten, wenn ſie nicht 
felbft mitzagen, fonderm.nur- ihre Leute fleflten, der 
Eniferlichen Kammer etwas ein. 4) Eine wie es 


ſcheint une. fiscalifche Nutzung 9 entſtand darch die 


b) Eine fol Steuer von jhrlich hnten Pfund, mußte das 
Klofter Lorſch fchon dor Komad U. bejahlenz ein Nonnenflos 
ſter zu Paffau befreite erſt 1193 4. Heinrich VI. von, berfels 
dm. ©. gang hifter, Entwidl. ber deutſchen Sieuerverfaſ⸗ 
fung, ©, 5, 


eo Denn daß es ſchon unter den «etollngern eine eigentliche Ju⸗ 
denſtener nach dem Begriffe der fpäteren Zeit gegeben Habe, wie 
Dienfdlager a.’a. O. &, 191. behauptet, beweifen bie von 
ihn angeführten Stellen nicht; nur fo viel geht daraus hervor, 
daß fie Abgaben von ihrer Perfon zu zahlen Batteri, weil fie 
ſiberall Schußgenoffen waren. "Dies mußten fle feyn, da fich 
feine Spur findet, daß fie jemals für fähig gehalten worden 
wären, Mitglieder einer freirn beutfchen Gemeinde zu werden. 
Dadurch wurde indeſſen ber Judenſchutz fein Regal. Auch muß⸗ 
ten fie ſchon in ker enrolingifchen Zeit als Kaufleute einen hö⸗ 
beren Zoll oder eine höhere Handelsaetiſe bezahlen, als andere 


492 Dritte Periode. A. 8881272 


4. 297. ſchirmvogteilichen Rechte des Kaiſers über bie Kir- 
chen (G280.), welche ihm nach der Norfielunge- 
art dieſos Zeitalters dag. auhezweifelte Recht gaben, 
alle Juden ausmrutten, :und' Ike: us einzuzie⸗ 
nd Der Kaiſer fand «aber für gut, Guade 
fir Recht ergehen gu laſſen, und bie ſaͤnmtlichen 
Inden blos ſeiner Kammer ale deren befondere 
Knechte gu untergeben.c). Fuͤr dar Schutz, wel⸗ 


niit judiſche Kaufleute; aber u hieraus feigt feine Megali⸗ 

at Les Judenſchutzes. Die erſte beſtimmte Spur, welche man 

bon Linem beſonderen Schub; den-der-Raifer alletr den Yu: 

‚ ben verlieh, findet, fallt, in die Regienung Keinriie IV; ; viel⸗ 

, feicht waren es erſt bie Verfolgungen, welche die Juden durch 

die Kreuzfahrer erlitten, weiche bie Kalſer auf ihre Rechte als 
Echlrmodgte ber: Kirche ımb die: VBorcheiſe, I berau⸗ zie⸗ 
hei ließen, aufmerkſam machten. 2 


.: A) Daher heißt x6 noch 1468 in ciner Imſirucilou: Martzauf DER 
brechts zu Brandenburg: „So ein Nömifcyer Kaiſer ımd Kẽnig 
gekroͤnt wird, mag er; den Juden allenzhalben ir. Pech all ibr 
Gut neben, dazu ihr: chen; und fie töbsn,. ‚big auf ein Anzal 
. der. Iubel Hepm fol; zu einem Gebächtnugn “ 


u Conr. iv. ® Dipl, ap. Goldast, Bu * —* 2. 
pag. 85. Omnes et singuli Judaei, degentes u 
: hermas, postrae jurisdictioni ‚subjertas, Br we 
ek imperis Rraerogaliva, serei sunl ‚nesirae — 
speciales, — Es verdient Übrigens. zur Ehre ‚ber Papfte be; 
merkt zu werben, daß fie..e6. für, ‚Pflicht erklärten, die Juden zu 
dulden umb zu ſchützen, und ſie nicht durch Beingkt, ſondern 
‚ Dur Unterricht gun chriſtlichen Religion zu. bekehrru. ©, €. 
W. Spiker über die chemalige und jetzige Rage der Juben in 
Deutſchland. Haſle 1809, 8. S. 67 u. f. — Dennoch ver⸗ 
mochten weder diefe Grundſätze noch ber kalſerliche Schutz. Die 
zJudeiz vor ben grauſamen Verfolgungen zu bewahren, bie fie 
2,908 Zeit zu Zeit wasser allerlcti Vorwand, befonbers im vier⸗ 








IV. Kechisſ. A: Oeff R. Neichteintienn. 223 


dien fie. daburch erlangecn, mußten ſie nichrere 6. 297; 
Arten von Abgaben om. bier kaiſerliche Kammer ent⸗ 
rigein?); die aber willkuͤhrlich erhoͤht und veräm 

dert werden komten, da ja ihr Leben und he 
ſaͤnnntliches Shit mnier. un dee Gewall des Kaiſers 

blieb ). Das Wedye: Juben zu ſchuͤren und. Abs 

gaben von ihnen: zu: erheben, wurde Übrigens von . 
den Kaſſen ‚Die: —— Regalicn werden ) 


ram (en en e. ‚Spiter 
nun ©. auf, 


D Die Sram | —* Yefunten: be —* driten 
Pfennig ober ber Kronſteuer, bie jebeni neugetednien römifcyen 
*: Aönig von den Juden zu einer · Ehrung gegeben tirben minßte, 
ihe Leben damit zu loͤſen; 2) in dem zehnten Pfennig von als 
. Io Handelewucher; 3) . in. der ordenilichen Judenſteuer, einer 
Schakung, bie der Kalle, ; ‚wg er ben Rankeshersen Juden zu 
halten ‚exiauhte, ſich ‚öfters ‚nu Hälfte vorbehieltz 4). in dem 
glbönen Dpferpfennig 1 Sihein. fl. für jede Perfon Ghep 12 Ihe 
Nahrlich zu Weihnachten zu bezahlen; 5) in Geſchenlen an bie 
Hofbenmten und ber Kieferung des Pergaments in bie Kanzlei. 
©. Bang dilter. Entw. ©. 198. Drömtlkche Ubgabe ar ziohl 
sur Nm. 3, bie ühzigenr kamen wohl nur feitener- und in eins 
zelnen Füßen dor; auch findet man RVeiſpiele, daß -bie Juden 
son den Stabtobrigleiten gegen willlührliche Ausdehnung der 
olfeslichen Gerechtſame geidygt wurden, ©. has Golmer, 
ad a. 1992. bei. Urstisius T. 2. p. 26, - - - 


8) Daher vernichtete ber Kaiſer auch nach Gelegenheit "aus kaiſer⸗ 
licher Machtvolllommenheit bie Zorberungen ber Juden, 3. B. 
K. Venzel A, 1389 ihre Forderungen im ganzen Neid, — 
Wegen Einziehung ber. Judenſteuer ertheilte K Siegmund 
1430 feinem Landvogt in Schwaben bie Inſtruction: „und ge⸗ 
denke ja darauf, daß du den Fall auf das hoöchſt, wie bu immer 
kannſt, bringeſt.“ J 


S. 1-8. oben 4. 2bs .tnmm. Neo, 10. 


424 ruta Perieve. . EEIADTR..- 
5:89, 5) Shenfälla: erſt in. dieſen Zeittanm /gehoͤrtdie 


Entſtehnng des Bergragals, ohne Daß man 
möoch anzugeben. sweißy: zu welcher Zeit und: derch 
welche Veranlaſſung die Idee eutßanden if, Daß 
ale: Metallgruber winigſtens Bold⸗ and Sil⸗ 
bergruben: dem. König. gehörten. 3); Da die reiche 


ſten Stibargruben,: die man in 'diefegr. Zeit- 


raume kanute, die Harzbemgwerke, nel Otte E 
auf Föniglihem Grund und Boden cröffner 


- wirden; fo dürfte vielleiaſi dieſer Umſtand die Ver⸗ 


—F ung dazu gegeben haben, und dann liche es 
ech warum eg" füln ſo langk ſchwankend 
ir was zigentlich zum Dergregale gehore Hl und 


Ra 1 Ps 7U 7 U Be TE) tg. N to 

14) Eine‘ hieihe von Stel, 4 welchen‘ —— Salinen 

BE Ind Iwotfte Jabrhumbert ws gewoͤhnliche Periinen; von 
Grundſtütten behandelt wurden, finder ſich gefänmelt In 'S GT 
minnnbrnGeſchichta des VUeſpr. ber Vegalien ff VDerſchland. 

"aitln DA 


9 Die Rucväce ſprechen von ben Ver grigai 4 fie unbe; 
Krim: SCH Rande 1. Mi. 35. (bergl. Schw ã b. 

" Rahde Met. 222.), Ulle Schä; unter der Erben: begraben 
left denn ein Pflug geht, gehören zu der Königlichen. Gewalt. 
Silber mag auch fein Mann brechen 'auf eines anderen Mannkes 
But ohne des Willen: des. die Statt-ift. - Giebt er- ihn: aber 
Utrlaub day, bie Vogtei Bleibt body ſein barüber, — Ich halte 
«8 zwar für unzweifelhaft, daß "Eile unter Schägen Berg⸗ 
"wertsfchäße verfteht, worauf auch die Gloſſe hinweiſt; Berg: 
werksſchätze ſind alfo nach Eikes Meinung Regal. Mas er 
aber mer Hergiverfsfchägen perſteht, ſagt er nicht, und fũgt 
niur hinzu, * welche Rechte der Eigenthũmer babe, auf deſſen 
Grund und Boden eine Eilbergruͤbt angelegt werde. Er ſchreibt 
dieſem die Vogtei, d. h. wie ich glaube das dominium dire- 


etam ju. Daß ‚dies feinen. Meinung noch blos bei Silbergru⸗ 





IV. NRcchsſ. A.Oeff. R. Reichecinkuͤnfte. 400 


wie es kam, daß ſich ehugeachtet der Rechtsgrund⸗ 4. 297, 
ſaͤe uͤber das Bergregak, Rejchsſtoͤnde und Laud⸗ 
ſaſſen im Veſitn von Bargrospfen;;befanden ,: of, 
wie es ſcheint, eine kaiſerliche Begnadigung. darüber 
zu haben Da bee Bergbau hie und da Fon vor 
8* KIA ) ah, WW 
—* bei enden Digtafigrnben. (men er er Yan 
—8 hihe auch an Hi bachte) ftart ſinden folle, fan 
man wnmöglic) annehmen, weil in ber Natur der Sache offen⸗ 
bar fein Grund zu einem foldyen Unterfchiede liegt. Diefer Zus 
fat führt alfo nothwendig auf bie Annahme, daß Eike bei dem 
Scäten me an edle Metalle (Hauptfächlich Silber, da " 
Ber sdefgunlidk in Deurfhicnb wenig gefiniden wirb) badıre, 
worauf auch, ber Anedruck· Schatz, deu man von ande Mer 
tallen gewöhnlich nicht braucht, hinwäſt, daß alſo ſeiner Mei⸗ 
smng nach keineswegs alle Metalle dtegal waren, Dies doraus⸗ 
gefest, führte ihn der Zuſchunenhang bei Grörteruug ‚ber Weir 
böltniffe des Eigenthümers zum Kinder nur auf Silbergruben, 
Es war aber freilich hehr natlirlich, daß die Kaifer, als man 
etſt für auszemacht aufch, aß redle Meralle unter ihre Bandit 
gehörten, das Regal allmälig auch agf andere Metalle auszu⸗ 
dehnen ſuchten, ja ſogar Steinſalzä als Mincral, das durch 
künftlichen Bergbau gewonnen werben mußte, und vermöge einer 
leichten Schlußfotge von diefent, ’ Schzquellen dahin redneten. 
Diefe Ausdehnung findet’ ſfichſchon ine einen Lehenbriefe Eon- 
zadg EI. voll 1150 (Bei Schalen Ann. Paderb. p. 786.) mo 
Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn unter die Btegallen ges 
rechnet werben, und Friedrichs IL, für. Graf Peypo von Hennes 
berg A. 1216. (bei Schoetigen et.Kreysig dipl, et ser. 
R. G. Tom. 2. p. 588.): in rectum et perpetaum ſeudum 
ei concessimus omnbs 'argentifodinas ei tam alio quas- 
eunqgue melalla seu saline fuerint in terra.sua a mode 
reperte, ut eas ad usum suum convertat; et fam ipse, 
quam sui heredes, sient ad imperium et nos spectaret, 
‚cam universis proventihus suis jure feodali teneant et 
possideant, — Ban ift aber noch nicht berechtigt, anzunch⸗ 
men, daß tiefe Ausdehnungen auch ſchon unbeftritten War 
weiß fie der Kaiſer als unbeftzitien qufftellie, 


J 


426 Driite Periehl. A. BEB-UPTZ 


4. 292. Ber iin Gange wurd), und "die. Nee ides Berg⸗ 


FAR " 
§. 298. 
t 


regals fich erſt mach: und nach Dildene, Ifd dehnte 
mare den Begriff deſſelben auch erſt nah: und nach 
foeiter "ans, und wer einmal im Beſche von Gru⸗ 
Ben’ ar, der mochte Me auch fecner ungoſtoͤrt ge⸗ 
nießen m). Salzquellen rechnete man in dieſem 
Zeitraum gewiß nicht autgemachteehe unter die 
Regalien 1 2 


— m. Die perfänbicgen Reifumgen an das 
Fönigliche Hoflager 6G. NI. Xro. 3), die ſonſt 


von den geſammten Unterchanen einer Provinz ge- 


fordert wurden =), verloren allmaͤhlig die Eigen- 
ſchaft einer gemeinen Laſt, jmd mochten ordentli⸗ 


cherweiſe nur von: den- Einſaſſen ‚den Reichsguͤter 
gefordert werben d). „gem Unterhalte des Heers 


D. ‚Deun bie Bergleute, bie auf dem Sarye bie bort gefundenen 
. ,» Ginben „eröffneten, „ıyurben ‚aus Zranfen vom SFichtelberge ge- 
vonmen, wo Perg famı feit Beh Bee ber Berg 

5 ad Gange warn. 


“ m) Auf diefe Weile mochten ach vutaderbum genug im Be⸗ 
fi don Bergwerten Men. 


— Mit der Lamhme des Geprthrisdie Entrhung Der 
dberũhoneſten Satzwerhe belanntl; im Witerfpuuc Hafen würde. 


a) Noch unter Heinrich 1vV. 3 denn es gehörte zu ben Hauptbeſchwer⸗ 
den der Sachſen gegen ibn, daß er dem Lande durch die Liefes 
rungen an fein Hoflager, die feine ſicte Gegenwart in Sachſen 

wothwendig mache, zu ſchr beſchwerlich falle, 


i) &, oben 8. 205, Mete a, 





IV. REG. A. Oeff M. Raichteinlüuete. 427 


zu cortribuinen, blieb ie fo fern noch Die chul · 208. 
digkeit, aller ¶Reichsunterhanen⸗ als die gemeinen 
Kriegsgeſetze gina durchzichanden Heere erlaubten, 
gewiffe Bedürfniffe zu nehmen, wo fic fie: fänden ©). 

Die Verpflegung des Königs und der Föniglichen .. . - 
Beamten. bei Heerzuͤgen, und die Landfrohnden 

zum. Nutzen deſſelben und des Heeres (6:17, - 
Nro; 3. 4) blieben ‚im Change noch gemeine Laſt 9), 
ehe! Done orbenghichemonifeihaupeFägnlic den: Wie: 


3% wer. sinn acnſn für dra Einf ei Da 
de Pace - -pobl, p. 149.). Si, autem pablica Imperatoris 
expeditione, aut condictionuli excitati faerint scclamatione, 
wibus deebus propriv pergaut viein: Si autem iter pre 
lixius- ioerit, <abglloram tantum cibaria, ei ad y 
"suniant necessaria, et nihil praeier herbam, olera, poma 
ligna et quae ad venatoria pertinent exereitia tollere prae- _ 
sumanit. Sächſ. Lande: %. 2. Art. 68: . @rlieger‘ einem 
wegfertigen Mam fein Pferd, er" mag wohl Kerh ſchneiden 
und ihm das gehen als weit er das gereichen mag ſtehendt im 
Wege mit einem Fuße. Aber cr Tot es nicht don bannen 
führen noch wegbringen zu feinen Mut. Eine ühnliche SBerorbs 
ung A Belag I AR: 827.68... 


d) eu werden. no in, ber. Genflitution Friedrichs I. fiber: bie 
Regalien (IL F. 56.) dem Kaiſer nugeſprochen: Angariarana 
parangariarum et plaustsprum et mayium praestationes, et 
ezxiraordigaria collatio ad felicissimsam Numinjs zegalis ex- 
peditjonem, Otto Frising, de gest, Frid. J. L. 2. 
Gap. 13. Nos enim antiguus, ex quo Impexinm Roma- 
zum -ad Francos derivatum est, ad nosira usqye dedacius 
est tempora, ut quotiescunyue Reges Italiaın.i inger di de- 
slinuverint, gnaros quoslibet de familiaribus suis praemit- 
tent, qui eingulas civitajes sen oppida peragrando, ea quae 
al fiscam regalem spectant, quao ab Arpcalis Fadrum 
dicnntar, exquirant, 


428 Dritte Periode. A. 888 - 1272. 


4. 200 guͤtern und Stiftern gugemuthet e), und dieſe vor 
zuͤglich nur zum: Veſten des Landesherrn, der den 
Reichedienſt leiſtete, gefordert wurde ) 


. 2003. $. 29. 

Die Landeshoheit im Sinne dieſes Zait 

- alters läge fich nicht als cin Recht fo definiren 
und.behandeln, daß ans dem Begriffe ſelbſt deſſen 
Beſtandtheile logiſch -abgeleiter und entwickelt wer: 

den koͤnnten, weil man unter dieſem Ausdruck nur 

einen Jubegtiff einzelner verſchiedenartiger 
Rechre zuſammenfaßt ), Sie laͤßt ſich nur die 

fer Veſtandeheilen nach beſchreiben "und amfh 

eine dreifache Claſſe von Rechten: 1) Kaiſerliche 


4 is man ans. der Menge von Befreiungen ſchließen mu, die 
ſich die Stiftungen auch in dieſem Zeitraume erthtilen lichen 


NS. oben $. 223. Mote d. und unten $, 304. 


a) Der‘ Hstruch Landerhohelt ift bekanntlich erſt feit dem we 
phätifchen Frieben Jetooͤhmich, und weil er im biefem Cime 
etwas ganz anderes bezeichnet als bas Recht, welches in dieſer 
Meriobe dem kandesherrn zuſtand, eigentlich nicht ganz paffend 

Indeffen fenne ich feinen ſchicklicheren, weil die Aucdrücke jaris- 
* dietio, Oraffchaft, Fürftenthmm, parſchaft, weiche 656 um 
weſtphäliſchen Frieden dafür gebracht wurden, wegen ber damit 
verknüpften Nebenbegriffe noch weniger 'paflen. An der fo langt 
fortdauernden vergeblichen Bemühung, das ganze Merhälnil 
bdurch einen fchichtichen Ausdruck zu bejeichnen, ift es uͤbrigen⸗ 
am ſichtharften, wie ſehr es noch ſchwankend und im Werden 
begriffen war. Man fehe z. B. 6. 247. zweite Anm. bi 
Worte, deren fich Friebrich IE. hedient, um den weltlichen Für⸗ 
ſten den ruhigen Genuß der bis dahin erworbenen Landechoheit 
muulichern, 


IV. Rechtsſ A. Oeff ReLandechohelt. 428 


durch Verleihung zum lehenbaren oder freien Ei⸗ 209 
genthum uͤbertragene Rechte, d.h. Negalien, 
Dahin gehört weſentlich die Grafſchaft ) 
nach ihren beiden Beſtandtheilen Gerichtbarfeit 
und Heerbannz zufällig, aber der Regel nach, 
Ming, Zoll und andere fiscalifihe Nutzungen 

2) Lehensherrliche Rechte, d. h. die darch den 
Geburtsſtand e) oder (bei den geiftlichen Fuͤrſten 
und Herren) durch das Amt erlangte Maͤglich⸗ 
keit ale Lehens⸗ ober Dienfihere eine aus minde⸗ 
ſtens ritterbiirtigen Perfonen beftchende Heerfolge 

zu haben, und mit derfelben den ordentlichen Neiche- - 
dienſt fir dic Graffchaft oder die Neichsafterlchen, 
die man von Fürften zu Lehen trug, zu verfehen. 

3 Schugherrlihe Rechte, d. h. die durch die 
Immunitaͤtsrechte erworbene Befugniß, alle ‚auf 
eigenthümlichen Guͤtern und im Diſtrict der ver 
lichenen Grafſchaft oder Vicecgrafſchaft gefeflenen 
Meichsunterthanen im Neichsdienft zu vertreten. 
Erft durch dies Recht wurden die, welche der Graf 
ſchaft unterworfen waren, Landfaffen des Be 
rechtigten, und mithin mittelbare Neichsunterthanen. 
Die Landeshoheit war aber entweder Vollftändig 


b) Denn ſeltdem Herzogthum und Weaffchaft efbliches Eigenihum 
wurden, mitffen fie auch zu den Wegalien im Sinne biefes Zeit: 
altere ($. 172: B. 1. &. 740.) gezäßlt werden. In Italien 
zredmete mau fie daher auch ſchon zu Friedrichs I. Zeit dahin. 
S. oben $. 246. erſte Anm: J 


c) S. unten 8. 403. Note i am Eike 


+ 
t 4 


43 Dale Periade A. BEAT. 


4. 299. oder un vollſtaͤndig.: Die rare war nur die, nit 
welcher: ein Fuͤrſtenamt, oder wenigſtens, wenn 
andy ohne deſſen Zirel-4), die Nechte des Fuͤrſten⸗ 
amts (Herzogthums) verbunden maren. Wer, ob 
wohl mie. jenen Hauptrechten Dee Landehoheit 
verfehen, in einem Fuͤrſtenamte gefefen war, ge 
hörte wur zu der Eandfaffen vom Herren 
ffande, md hatte bie Ausubung feiner Landes 
hoheit nur befchränfter. und untergeotdneterweiſe, 
beſonders in Beziehung auf die in derſelben liegen⸗ 
den Rechte des Heerbannes e), 


N 2) Wie 16 am häufigen ba ber Zall wet, mo Das che Sepp 
thum, felbft dem Namen nnd, ganz aufhörte, wie z. B. in 
Franken. 


e) Bergl. unten $. ‚304 und 306. Note h. In wiefern Kigent: 
uch der Landesbherr, der unter einen Fürſtennute blieb, einge 
ſchränkt war, iſt unmöglich allgemein zu beſtimmen; das Verhoͤl⸗ 
niß bildete ſich bei der Aufloſung der Herzogthümer und unte 
‚ber Mitwürfüng ſo ſeht verſchiedener ſpäterer Ereigniſſe, in te 
einzelnen Territorjen ſehr verſchieden aus. Man kunn am befi 
eine dreifache Gattung deſſeiben unterſcheiden. 4). Im einigen 
Territorien ſanken die Landſaſſen por Hertenſtande zu gewöhn⸗ 
lichen Landſafſſen herab; in dem Frriherrntitel des Abels iſt noch 
eine Zeitlang, bie dieſer auch Titel des nichern Adels wird, eine 
‚Chur dabon. 2) In anderen verwandelte fich ihre Landſãſſig⸗ 
reit''in eine bloße Lehnbarkeit. 3) In anderen endlich verwan⸗ 
delte fih das Juͤrſtenamt in einzelne dem Fürſten zuſtehende 
beechte bee Landeshoheit im ſpäteren Sinne bes Worts, durch 
weiche der eigentliche Landesherr befchränft wurde. Die Gr 
ſchichte faſt aller Territorien Tiefert dazu Belege. In Thüris⸗ 
gen, den Matken, beim welfifchen Herzogthum, in Sachſen 
“finden ſich ſehr viele Beiſpiele. Es mag nur an die Verhält⸗ 
niſſe der Grafen von Stollberg, von Schwarzburg, von Orten 
burg erinnert werden. Sie wirden noch weit zahltricher ſeyn, 





IV. Rechuſ. A: Oeff 5 :Rmebrehnbeit a 


a u an u 9%: \ GE Bee re : 4 300, 
Der erſte Schritt ge Excſiehung ven Pudee— 
hoheit mar di: Aufloͤſeng der. Ggupetfallung ab 
die gleichgeitige, Veränderung. des Reichsheerdienſteg 
geweſen; der zwaite, die entſchiedene Erblichkeit DER 
Sehens Grefſchaften uad Herzogthuͤner; die Auf⸗ 
löfung der er haste den lezten Steh 
gegeben. Bei, dieſem allmaͤligen Fortſchreiten des 
neuen. Syſtema, durch welchen die alten. ohnehin 
ſchwankenden Vexhaͤltniſſe (F. 226) nur. vach und 
nach verdunkelt wurden, mußten zulezt weder Kaiſer 
noch Stände; noch Volk, auf welchem rechelichen 
Fundament eigentlich das Factiſche ihrer Vereini⸗ 
gung beruha. Allmaͤlig erß entſtand die Idee, daß 
es die Lehansverbindung ſey, durch welche die 
Stände. mit dem Meiche verknüpft wuͤrden, ohn⸗ 
erachtet weder die nach und nach erworbenen ein» 
zelnen. Rechte der Lendeshoheit wuͤrllich immer 
zu Lehen getragen wurden, noch auch, ſelbſt nach 
der Ausbildung dieſer dee, alle Landeshoheit wuͤrk⸗ 
lich lehnbar wurde ®). Jene Idee entſtand ohn⸗ 
wenn der Herreufland nichi durch das Husfterben fo vieler Ges 
— ſich vermindert hätte, wodurch deſſen Grafſchaften 
>) ©. Über ber-admälige Entſtehen der Idee, daß des Verhalmiß 
zwiſchen Kaiſer und Ständen Lehensverbindung fey: A. 3 9. 
Poſſe über bie Sonderung reicheftändifcher Staats: und Pris 
vawerlafſenſchaft. Bötting. 1790. 8. &.1— 37. Die Grüne, 
aus weichen ich von ber dafelbft enthaltenen im Ganzen lobens⸗ 


wertben Entwidelung in mehreren Stücken abweiche, finben nn 
in ben folgenden Nieten. . 


482 Deitte Periade. A, SEI—UFT2. 


9.200. freiig. zuerſt bei den -gefichen Fuͤrſten und Her 


ref; durch die in dem Coneordat' von 1122 dem 
Kaiſer zugeſprochene Inbeftlitur derfelbenmit den 
Regalien. Eine blos file dieſes Verhaͤltmiß 
ſtets wiederholte Iweſtitur, die bei frelem · Eigen⸗ 
them undenkbar wer, maßer nochtwendig auf die 
dee einer eigentlichen Lehnbabkeit dieſer 
Rechte führen b), obwohl die meiſten berſelben vor- 
‚ber freies Eigenchum des Stifts geweſen warm ©). 
In allen Stiftern und Abreten wurde alſo 
die Landeshoheit auch würklich lehnbar ) 
Bei den weltlichen Fuͤrſten und Herren war Diet 
hingegen keineswegs allgemein‘ der Full. Es fand 


fih zwar ohnſtreitig bei allen Herzogthuͤinern md 


Gaugraffchaften urfprünglich der Gebrauch der In⸗ 
veftitur (als feierlicher Inſtallation in das Amt), 
welche etwa bei den Grafen anfänglich durch den 
Miſus und nathher erben, fo lange das 








echte | 


b) Man fönnte fragen, warum bie auch vorher, nur In andere 
Form, üblich geivefene Inbeſitur, "nicht ſchon frliher auf dieſe 
Idee habe führen müfſen? Allein che das wormſer Concordat 
den Sinn ber Anveftibue beftimmte, wär fie Inſtatlation in 
das geiftliche Amt und die damit Yerfitüpften Beneficlen und 
Befugniſſe. So lang konnte alfo audy bie Inveſtitur bei den 
geiftlichen fd wenig als bei bew weltlichen Serrent bie Ider einer 
würftichen Zehenbarfeit dieſer Vefugniſſe bervorbriugen. 


c) © Poſſe a. a. O. ©. 10. Allerdings mit Ruckſicht auf 
ben fpäteren Begriff bes Lehnsverhäftniffes, nicht im Sinn te 
alten Dienſtpflicht. ©: B. 1. ©. 205. 


d) ©. bie erſte Mumerkung gu dieſem 4. 


IV. Rechtsf: A. Oeff R:. Lunbröhohet. 433 


echte Herzogthum beſtand, durch den Herzog oder 4. 300. 
Pfalzgrafen geſchehen mochte +), ‚bei den Hethogen 
aber vom Koͤnig ſelbſt. Da ſich bei dieſen die 
Idee des Amtes am laͤngſten erhiele ), fü blieb 
es auch in Ruͤckſicht ihrer allgemein bei einer foͤrm⸗ 
lichen Inveſtitur, und nach der Ausbildung der 
Idee von der Lehnbarkeit der Landeshoheit, ver» 
band man mit diefer Inveſtitur den Begriff, daß‘. - 
badurch das Fuͤrſte namt im. eigentlichen. Sinne 
zu Lehen ertheilt werde 8). Dadurch wurde noth⸗ 
wendig die ganze Landeshoheit Ichenbar. Das Fürs, 
ſtenamt machte zwar von dieſer eigenslich nur einen 
Theil aus, und man kann ‚daher auf ben Gedanken 
fominen, daß durch die mit der Inveſtitur ver 
Emipfee neuere dee doch immer nur das Fuͤrſten⸗ 
amt felbft und die wirklichen Lehen (vormalige 
fiscaliſche Suter), die auch bei der Älteren Inve⸗ 
flitur zugleich mit übertragen werben mochten, 
Ichnbar geworden feyen; aber da man ſich unter 
dem TFürftenamte eine Gewalt über die in dem 
Zürftenamte liegenden Graffchaften zu denfen hatte, 
fo mußte man nothwendig diefe auch als eine Per- 


e) Doc fonnte fie ausnahmsmeife auch unmittelbar vom König 
gefchehen, weil ja biefer überhaupt in allen Rechten mit bem 
Heryog concurrirte (f. oben & 29.) 


f) Sogar bie Nechtsblicher fprechen ja noch von Fürſtenämtern. 
Schwäh. Landr. Art. 43. 


) Sachſ. Rande 8. 3. Mi. uf Schwäb. Baubr. 
Art. 33. 
u. IL [ 28 ] 


\ ) 


434 Dot Haie a. 888 — 1272, 


1 tinen; bes Herzogthums betrachten, und dk 
Grafſchaften ſowohl, welche der Fuͤrſt ſelbſt befaf, 


als die Grafſchaften, die von Anderen beſeſſen wur 
den, die aber noch von ihm abhängig blieben und 
daher von ihm felbft zu Lehen errheilt wurden, 
mußten dadurch reichslehnbar werden. Daß die 
würfli der Fall war, beweifen die älteren und 
neueren Lehnbriefe umwiderfprechlich b). Die ubri 
gen Regalien wurden darum eigentlich noch niht 
lehnbar, denn fie waren weder Pertinenz der Grab 


ſchaft noch des Fürftenamtes, fondern beruhten anf 


befonderen Conceſſionen; aber die ftrengen Vererd 
nungen, daß niemand dergleichen befigen folle, dr 
nicht ihren rechtmäßigen Erwerb nachweiſen kom 
($. 296), mußten nothwendig die Veranlaſſung 
geben, daß fie zum Schuß des althergebrachten 
rechtmäßigen Beſitzes in die Lehenbriefe!) 
eingertäckt wurden, feitdem biefe üblich wınden K} 


h) Unter vielen Beiſpielen, die fich geben laffen, find In ber jur 
ten Anmerfung einige zuſammen geftellt. 


1) D. h. Urfunden fiber bie zu Lehen ertheilten einzelnen Etüdt 
und bie Bebingungen bes Lehentvertrages. Der Sehenbrief K 
Friedrichs I. fiber Defterreich vom J. 1156 (f. oben & 238.) 
ift befanntlich der Ältefte, den inan lennt. Der Gebrauch fob 
cher Rehenbriefe ift aber eine Folge ber zu einer feften Zora 
gebiehenen Erblichkeit der Reben, und mag daher im bei Inte 
Hälfte des eilften Jahrhunderts anfangen. 


k) Wie man aus den Lehenbriefen bei Lünig im MReichsarchit 
und im Corp. jur. feud. fieht, unter denen ſich wenige finden, 
in welchen nicht allgenein der Regaliem gedacht oder wenigen 
Lie meiften und wichtigften einzeln aufgeführt wilden. 





IV. Rechtoſ. A. Oeff R. Landeshoheit. 435 


Mie der Landeshoheit: der Grafſchaften verhielt es 4. soo. 
fi) dagegen etwas anders, Sie waren freilich aus 
den oben ($. 234a) bezeichneten Gründen, größten- 
theils lehnbar; aber es gab doc) auch einzelne, die 
als frdes Eigenthum befeffen wurden. Seit der 
Auflöfung der Gauverfaflimg und dem Erblich⸗ 
werden der Grafſchaften, gefehah es auch, da da "‘ 
fich bei den lezteren der Begriff des Amtes gan 
verlor, die Inveſtitur, welche von dem Koͤnig oder 
Herzog ertheilt wurde, weniger auf die Graffchaft 
als auf die eigentlichen Lehen, welche der Graf 
befaß und auf welche die Inveſtitur ohnftreitig von 
jeher auch gieng, bezogen wurbe Und bei diefer 
Vorftellungsweife blieb es zuweilen in Anfehung 
der Grafen, welche nach der Auflöflıng der alten 
Herzogthuͤmer das Gluͤck hatten, fi) unabhängig 
von den neuen Bürftenämtern zu erhalten; die Bes 
lehnung wurde ausdrücklich blos über ihre eigent- 
lichen Lehen’ ertheile, weil fie diefe Belehnumg blos 
vom König erhielten, und in ihrem Verhaͤltniß zu 
dieſem in der Regel Fein Grund lag, die Lehnbar- 
keit weiter auszudehnen; nur etwa gewiſſe Negalien 
(6. 296.) wurden aus eben dem Grunde, wie bei 
den Fuͤrſten, in die Lehnbriefe eingeruͤkt. Das 
echt der Graffchaft (die alten Amtsrechte), oder 
die Landeshoheit diefer umabhängigen Grafen blieb 
bier folglich freies Eigenrhum !). Oft mag auch 

H Man barf nur die fpäteren Behenbriefe ber Grafen, mir denen 


ber fiftlichen Häufer vergleichen, um ſich hiervon aufs voll 
[ 28° ] 





436 Dritte Petiode. A. 888— 1272. 


4. 300. wenn das Herzogthum, wie in Schwaben und El, 
ſaß ganz erloſch, dadurch die Allodialität der Graf, 
ſchaft entftanden fern. Die Belehnung, die der 

Kaifer ertheilte, bezog fih auf nichts weiter als 
auf den Grafenbann ($. 290.) und dabei blieb es 
fernerhin, wenn gleich der Herzog mehr als das 
Gericht früher zu Lehen gegeben harte. Die Graf 
(haften hingegen, welche den neuen Fuͤrſtenaͤmtern 
unterworfen blieben, deren Befiger daher auch Fane 
volftändige Landeshoheit erwarben, blieben ober 
wurden in ber Regel Ichenbar, weil «8 eben in 
jener Unterwuͤrſigkeit weſentlich lag, daß die Ab- 
hängigfeit nicht blos auf die eigentlichen Lehen, 
fondern auf die Heerfolge uͤberhaupt bezogen wer. 
den mußte, mithin auch die Belehrung nicht bies 
anf die Lehen, fondern auch auf die Grafſchaft bezogen 
merden Fonnte. Dazu Fam noch, daß, da die Graf⸗ 
ſchaft immer als auf gewiffen Gütern haftend ge 
dacht wurde ($. 234.), es auch oft gefchehen Font, 


frändigfte zu Überzeugen. Meiſtens find es nur einzelne Güte 
und Rechte, und bie lezteren meift folche, bie erſt fpäterbin m 
worben wurden, welche man hier als lehenbar ausgezeichnet fu 
det. So z. B. trugen die Grafen von Solms vom Ruh 
weiter nichts zu Reben als: Roödelnheim, das Schloß und Dei, 
Niedernurfal, und das Dorf Halligeheim, mit allen ihren Nds 
ten und Zugehörungen.” &. Lünigée Reichs archiv Spicil, 
Secul. P. 1. p. 250. 262. 262. 264. In Zerbinandt II. 
hohenjollerſchem Flirftendipfom verfichert der Katfer, daß Heben⸗ 
zollern eine uralte mit allen ihren Regalien und Serrlichteitn: 
„ganz eigenthümliche und unichnbare Graffchaft ſey. Itter de 
feudis Imperii p. 182. 


\ 








IV. Rechtöf. A. Oeff. R. Sandeshoheit. 437 


daß gerade diefes Gut Ichenbar war, umd auch $. 300. | 
hieraus die Schlußfolge gezogen werden mochte, 
daß es die Graffchaft felbft fei. 


Erfte Anmerkung. Lehensverhaͤltniß der Biſchoͤfe 


Poſſe a. aD. ©. 13. glaubt zwar, daß auch durch das Lehns 
barmerben ber Landechoheit bei den Stiftern eigentlich nichts weiter 
als die bifchbfichen Güter, die von biefen vergebenen Lehen ımb bie 
Zisenirechte, Minze und Zoll, Beben geworden feyen. Allein da das 
Eoncordat tem Kaifer ganz allgemein bie Inveſtitur mit den Regalien 
zufpricht, und unter biefe jezt auch Herzogthümer und Graffchaften 
gerechmet werden mußten, fo mußte bier nothwendig bie gefammte 
Zanbeshoheit lehnbar werden. Man darf auch nur, um fich zu übers 
zeugen, daß bies würklich bee Fall war, bie Lehenbriefe über die 
geiſtlichen Fürftenthümer (bei Lüinig im Neichsarchin und im Corp. 
jur. fend.) durchgehen. Selbſt bei den Neichsabteien und Stiftern 
wird man Immer ben Blutbann unter den lehenbaren Stüden finden, 
der Hier nichts anderes als die Grafſchaft bezeichnet und bezeichnen 
kann. Die Stelle des ſchwäb. Lchenr. Art. 17. „mas des Ges 
richtes ift, bas Über Pintreynfen geht und um Zodfchlag, wen das 
ber Bifchof leihet ben foll er fenden mit feinem Prief an den 
Klnig daß er Ihm den Bann Leibe” — aus welcher Poffe auf 
eine ſchr feharffinnige Weiſe feine Meinung darzuthun ſucht, daß die 
wahre Lanbeshoheit auch nach dem wormſer Concordat noch in den 
Händen des Könige geblieben und mithin nicht lehnbar geworben ſey, 
muß, wie mich dünft, nicht davon verftanden werben, daß bie Wögte 
ten Blutbann (die Braffchaft) an bes Königs ftatt anszufiben, und 
folglich die Stifter bie wahre Graffchaft, alfo auch bie Landeshoheit 
nicht Hätten, denn bas wäre gegen bie beutlichften Verleihungsurkun⸗ 
den, fondern auf folgende Weife. Da bie Kirche fich nach dem cas 
nonifchen Recht nicht mit dem Blutgericht befaffen fol, fo fuchte 
man den Widerfpruch, in welchem ber Veſitz ber Graffchaft und mits 
Hin des Blutgerichts mit jenem Geſetz ftand, baburch zu Geben, daß 
man anmabıı, es fomme das Blufgericht durch bie Inveſtitur mit 
der Grafſchaft gar nicht in die Hände bes Prälaten, fondern ber 





438 Deitte Periode. A. 888 4272. 


. 300. König leihe es an feiner ſtatt glei unmittelbar an den Bag, 


Die Graffchaft blieb aber darum doc) in ben Händen bes Praͤlauen. 
Auf diefe Erklärung weift andy die Glofſe bes ſächſ. Landr. 8.1. 
Art. 26. und das fächf. Lehenr. Art. 20. bin Es braucht auch 
faum bemerft zu werben, baß zur Zeit der Abfaſſung des Eds 
benfpiegels, dieſes Reihen des Bannes burd) den König am ben Veg 
welches allerdings früherhin würklich practii war (Gudenus Cod, 
Dipl. Tom. I. p. 28. Dipl, a. 1000. Abbas — bannum legiti- 
mum eum [advooatum] a rege suscipere eſſieiat) uicht würlüd 
mehr geſchah, ſondern nur eine juriftifche Fiction war, deren es {pls 
terbin vermöge einer Decretale Sonifacius VIIL (Cap. fa m 
elerici vel monachi seoul, negetiis ge immisceant in 6to) nicht 
einmal mehr beburfte, 


Zweite Anmerkung. Gegenſtand der Belehnung der 
weltlichen Fuͤrſten. 


1) In der Belehnung bes Kurfürſten Philippe von Köln mit 
dem Herzogihum in (einem Theile von) Weſtphalen (cken 4. 2, 
Mote c) werden namentli bie Graffchaften, die zu demſelben geher⸗ 
sen, (comitatus) ausgezeichnet, 2) In ber Belchaung bes Herzog 
Heinrich von Defterreich (U, 1156. oben $, 238, Anm.) ift om 
den foodis, die ex vom Neiche habe, in ſolchen Ausdrücken bie Net 
(f. Nro. 2. 3. 4, a, a. D.), daß man barumter unmöglich bios das 
Kürftenamt (ducatus) verftehen kann; und wenn man dann wei 
fragt, was mit jenen feodis gemeint feyn könne? ſo ſteht man leich, 
daß darunter nicht bios bie einzelnen eigentlichen Lehngüter werfias 
den werben fönnen, bie der Herzog von Defterreich bisher felbſt ald 
Markgraf vom Meiche beſeſſen und etwa weiter zu Lehen ertheil 
hatte, nebft ben Meichsafterlehen, weiche bisher bie Herzoge von Tai 
ern fraft bes Herzogthums verliehen hatten, ſondern daß barunte 
nothwendig and) die Brafichaften gehören mußten, wenn mas ermäg 
daß ja body dieſe ſchon zuvor entweder vom Herzog ober vom ar; 

afen Namens des Könige durch bie Inveflitur tibertragen werben 

uften, unb daß alle judicia secnlaria, jet jure foodali, von tm 
Herzog von Deſterreich abhängen follten. Dicſe Interpretatien bei 


D 
—2 





N 


IV. Rechtsſ. A. Defü.R; Sandeshoheit. 439 


tigt auch das Heſterr. Landr. (bei Senkenberg Vision. dir. p. 214, 6. 300. 


Met. 33.) 3) Wei Errichtung des Herzogthums Braunſchweig 
und 2üneburg (f. oben &. 240.) teug Herzog Dtto bem Kaifer zum 
Eigenthum auf: Proprium castrum suum Luneburch .cum mul. 


sis aliis castriz ierris et hominibus eidem castro perti- 


mentibus, in nosirdm proprietstem et dominiam specialiter 
assignavit, ut de eo quicquid nobis placeret tanquam de nostro 
proprio faceremus. Der Kaifer ſchlug dazu bie Ihm gehörige Stabt 
Braunfchweig, überließ das Ganze dem Weiche und belthnte dann 


Namens deſſelben den Herzog Dito damit als einem Herzogthum. 
Cum consensu - principum eritatem Brunswich et castrum , 


Luneburch, cum omnibus casiris hominibus et pertinen- 
tiis suis unleimus et creavimus inde duootum etc. Origg. 
Guelf. Ton. IV. p. 49. Der ganze Vorgang ſcheint hieraus ſehr 
Mar ſich fo barzuftellen: Herzog Otto fiberließ feine Güter und bie 
darauf haftenden echte Über freie und unfreie Perfonen (denn etwas 
anderes Fünnen doch die hamines eidem castro pertinentes nicht 
bedenten), d. 5. feine Allodialgrafſchaften bem Kaiſer, und biefe wurs 
ben dadurch nothwendig min auch Ichenbag, was fie nicht geworben 
ſeyn würden, wenn Htto nicht nach ber Ehre geſtrebt hätte, das 
Fürftenamt und dem damit verbundenen Rang vom Reiche anerfannt 
zu feben, fondern ſich wie andere vom ächten Herzogthum freigewors 
dene Grafen, mit ber herzoglichen Gewalt ohne ihren Titel und mit 
ber Belehnung über die Regalien, alſo dem Grafenbann, begnilgt 
hätte. Unter bie Graffchaften, welche das welfiiche Haus befaß, ges 
hörte dann freilich auch bie Lehensherrlichfeit, fiber die Graffchaften 
des Herrenſtandes, in einen beträchtlichen Theil des alten berzoglichen 
Eprengels, Diefe Lehensherrlichleit war wohl großentheils nur ein 
Ueberbieibfel der bisherigen berzoglichen Rechte, ober mit andern Wors 
ten: bie Welfen waren eigentlich bisher Allodialherzoge in einem 
Theil des alten Herzogthums, und biefes Lillodialherzogthum wurde 
num in ein fchnbares verwandelt, weil fie ohne Lehnbarfeit dieſer 


echte feinen Flrftentitel führen fonnten. Zum Beweiſe, daß dieſe 


erſte Belehnung fo verflanden werden muß, und daß fpäterhin aus 
ben im Paragraphen angegebenen Grlinden die Regalien gewöhnlich 
mit in bie Lehenbriefe Samen, ohnerachtet fie urſprunglich nicht lehen⸗ 
bar waren, mag hier auch noch ſtehen, was das Sau⸗ Braunſchweig 








. 
\ 
— — — 





AAD Dektt Periode A. 888-1272. 


4. 300. unb Bänchung. fokierhin nom Beide als Lehen recognoſeiren mußt: 


„bie Fürſtenthümer Braunfchweig und Lüneburg, die Graf⸗ un 
Serrfchaften Eberflein, Wunftorf, Hallermund, Wölpe, Hoya, Die 
del, Homburg und Bruckhauſen (die leztern find fpäsere Acquiſitio⸗ 
nen) ‚mit allen Afterlehen, Graffhaften, Hesrfchaften um 
Vogtelen ber Klöſter in obgeneldtem Fürſtenthum, umd ibren fürk 
F Obrigkriten, dtegalicn, Gerichten, Straßen, Böhlen” u. ſ. ©. 

S. Zzünigs deichſsarchiv Pars spec. Contin. 2. unter Kraus 
ſchweig. 


§ 301. 


Eine nothwendige Folge des alten Amtsver | 


haͤltniſſes war, daß die Landeshoheit über ein 
Sürftenthum oder ein! Grafſchaft anfänglih un 


theilbar war, weil ein Amt, auch nachdem es 
erblich geworden, doch untheilbar blieb. Die Rechts⸗ 
bucher haben daher auch jenen Grundſat noch =), 
allein zu Ende diefes Zeitraums war cr ſchon nicht 
mehr practifch b). Der Hergang der Sache fcheint 
diefer geweſen zu ſeyn: Urſpruͤnglich bezog fich die 
Theilung eines Gutes, das ein Fürft oder Graf 
feinen Defcendenten hinterließ, nur auf die eigene- 
lichen ‚Lehen und das Erbgut; das Fuͤrſtenthum 


x 

a) Schwäh. Lanbr. Art. 21. Man mag fein Füͤrſtenamt mit 
Hecht zweyen Mannen geleihen. Gefchiehet aber es je, jebwes 
der mag mit Necht nit ein Kürft davon geheißen 
noch gefeyn. Alſo mag man weder Markgrafſchaft noch 
Pfalzgraſſchaft noch Grafichaft zweyen Mannen geleipen. Dann 
wann fie geteilet worden, fo habent fie je Namen 
verloren. 


b) Wie die Theilung des Herzogthums Baiern 1255, Sachſen 1260, 
Braunfchweig 12367 beweiſt. 








J 


IV. Rechtsſ. A. Oef. Re Larbechohen 4A 


und die: Grafſchaft, die er befeſſen, gieng nur anf 4:01. 
einen Sohn über, etwa den Alteften oder welchem 
es fonft der Künig vor den anderen gönnen mochte. 
Indeſſen war ſchon feit dem zwölften Jahrhundert 
die Bereinigung mehrerer Fuͤrſtenaͤmter in einer 
Hand nicht felten, dann Fonnten diefe unter meh⸗ 
rere Söhne getheilt werden, noch öfter aber geſchah 
es bei dem Zufammenbringen fo vieler Grafſchaften 
und ihrer fo häufigen Verbindung mit dem Ser 
zogthum ($. 222), daß. zwar das Hauptamt (die 
PM falzgeaffchaft, das Herzogthum m. ſ. w.) nur auf 
einen übergieng, die übrigen Aemter aber quf die 
anderen Erben als Grafen oder edle Herren über 
fragen wurden ce). je mehr fih nun das Anden 
fen des Amtsverhaͤltniſſes zugleich verlor, deſto 


©) Beifpiele: In dem meißnifchen Haufe findet fich Theilung meh⸗ 
-zerer Kürftenämter, |. obm S. 144. Im welfifchen Haufe 
wurde nad) bem Tode Herzogs Welf IV. (1101) fein ältefter 
Sohn Welf V. Herzog von Baiern, deſſen Bruder Heinrich der 
Schwarze bis zu jenes Tobe feinen Titel führt. Das Herzog⸗ 
shum erbte dann von bem lejteren Heinrich ber Stolze; "fein 
Bruder Welf VI. führt von feinen deutfchen Beſitzungen eben⸗ 
falls feinen auf ein, Zand Bezug habenden Amtstitel, obwohl 
er fiber jene ſogar berzogliche Gewalt hatte, und baber auch 
dux genannt wird. ©. oben &. 1W. Notec. S.149. Na 
dem Tode Albrechts des Bären (1170), der zu den anhaltiſchen 
Beſitzungen bie Markgraifchaft Brandenburg erworben hatte, 
wird fein äftefter Sohn Marfgeaf von Brandenburg; ber weite, 
Bernhard, heit Bernardus de Anhalt, bis er das Herzozthum 
Sachſen erwarb;.einer feiner Söhne führt allein den Titel eines 
Herzogs; der zweite, Stammvater des jegigen anhaltiſchen Haur⸗ 
ſes, beißt wieder nur Henricus de Auhalt. Daß Bernhard 
und Heinrich von Anhalt wirkliche Grafſchaften befeflen haben, 
wirb aber wohl niemand bezweifeln. S. oben S. 1465. 


 AAR Dritte Periode. A. 888— 1272, 


4. 301. leichter fuͤhrte dieſe Gewohnheit auf die Theilung 


auch des Amtes ſelbſt, d. h. des Fuͤrſtenthumes 
oder der Grafſchaft in ſolchen Faͤllen, wo ſie ut 
forünglich nur aus einem Amte befand, Doh 
dauerte es ſehr Iange, bis auch bei den Fuͤrſten 
thuͤmern, welche gerheilt wurden, die mehreren Erben 
ſich niche mehr mit dem Titel edler Herren be 
gnuͤgten, fondern ebenfalls ſaͤmmtlich den Fuͤrſten 
titel. annehmen, und ſich dadurch zugleich von dem 
Fuͤrſtenamte unabhängig machten, dem: fie als edle 
Herren wahrſcheinlich urſpruͤnglich unterworfen blie 
ben d. Der zZeitpunfe, in welchem dies quefl 
Häufiger gefchah, kann alg die Epoche des völligen 


VBerſchwindens der alten Amtsidee angefehen werden 


6, 302, : 


$. 302. | 
Die Form, in welcher die Gerichebarkeit 


. ausgeübt wurde, berußte nothwendig allenthalben 


auf der urſpruͤnglichen Verſchiedenheit der Gerichte; 


der Zuſammenhang der neueren Formen wit diefe, 


tritt daher auch allenthalben hervor. Aber in mar 
hen Ländern ſcheinen ſich die Einrichtungen neh 


unmittelbar und faſt volftändig an die frühere Gr 


 d) Dies ſchelnt wenigfteng die Note a angeführte Stelle fagen I 
wollen, wa fie von ben Zolgen einer Theilung der in ber Rote c 

keſchriebenen Art ſpricht. „Jedweder“ darf man aber nicht, 
wie in dem Senkenbergiſchen Inteinifchen Text, durch feiner von 
beiden erflären; es bezeichnet nach feiner gewöhnlichen Beden⸗ 

tung, daß nur eines don beiden; nicht jebweber, Furſt heißen und 
feyn könne, 








IV. Rechtsſ. A. Orff. R. Territorialger. 448 
richesverfaſſung -angffchleffen zu haben, waͤhrend 6. 308, 
fie in anderen zwar allerdings mie Ruͤckſicht auf 
jene erklaͤrt werben muͤſſen, aber von dieſer dach 
weſentlich perſchieden find. Dieſer Unterſchied 
ſcheint zum Theil auch darauf zu beruhen, daß in 
manchen Ländern die neuere Gerichtsverfaſſuug aus 
einer weiteren Ausbildung - der Sherrfchaftsgerichte 
($. 86, 172.) hervorgegangen ift, während in an 
deren ‘die Gerichte des Grafen und feiner Unter⸗ 
beamten ($. 74. 164.), welche einmal vorhanden 
waren, bie Grundlage derfelben bilden, ‘Das leztere 
kann fich begreiflich kaum auberswo als in den 
Territorien finden, welche aus einem urfprünglichen 
Meichsamtsfprengel hervorgegangen find; das erftere 
muß bei dem Grafen- und Herrenſtand am hät 
figften, und felbft in den Territorien der geiftlichen 
Sürften nicht felten vorfommen. £ 
Der Sachfenfpiegel' nerint in einer Stck, | 
welche die Grundlage der Berichtsverfaflung zur 
nächft betrifft «), vier :verfchiedene Arten von Ge 


a) Sächſ, Landı. B. 1. Art. 2. (Cod. Quedl, Ast. 2). Die 
Schepen (follen fuchen) des greven ding over achzen wo- 
chen. under koninges banne. leget (men) aver Ding us 
umme ungerichte von deme echten dinge over virze nacht 
das.sollen sie suchen dur das ungerichte gerichtes werde. 

„hirmede habent (sie) virvangen ir eigen iegen den rich- 
tere das. is allis dinges ledich ist, Die plenhhaften sin 
osch pflichtich des schult echtin dingis zu suchene over 
soce wochen. von irme eigene. under den mut men wol 
kiesen eynen vronen boden ob die vrone bode. irstirft, 
Die lanoeten die nichen eygen ne habent ig me Jande, 


444 Deitte —XX | &. 889197. 


$. 30% richten: das "Gericht des Orafen, des Schultheißen, 
des Gografen und das Vogtding, mit der aus 
druͤcklichen Bemerkung, daß fich dieſe Angabe nur 
auf di Sie Gerichte ‚über Breie beziehe; dies giebt 


die sollen suchen ires gogreven ding. over sees wochen. 
dar unde.ine iowelkegie voget dinge sal igwelk burmey- 
eter wrugen daz ruchte. unde bluthrust. unde al unge 
richte. daz an den liph oder in die hant geit. ob izmit 
clage zu dinge nicht begriffen mist. anderes ne darf he 
nicht wrugen. Fan oriheit alleyne han ich geaoit. 
‚ durch doz nicht. mer vri ne was do men recht so:ls 
unde (unsere) vorderen her zu lande quamen. Da 
Scwabenfplegel hat hier ben Tert: nicht. herübergenommen; & 
begleitet ihn blos mit mehreren Bemerkungen. 1, Urt 1. (uf 
im Cod. Ambr.) Und daz ein iegelichen christen mensche 
sol drei atunt daz voget dinch suchen so er eines und 
zweinzich iar alt ist so sol er daz voget dinch suchen 
in dem bistüm da er inne gesezzen ist oder in dem 
lande oder in’dem gerichte da er gut inne hat, — Zu 
biefer Stelle, deren Sinn nicht gang Mar iſt, hat offenbar te 
Inhalt des Artikels Überhaupt Veranlafſung gegeben. 2) Di 
zweite Bemerkung hingegen foll die curſiv gebrudte Etdl 
erfäntern. Sie folgt in dem Codex Ambr. unmittelbar anf dk 
ınateg 1, andere, fo bie Senkendergſche Ausgabe, haben fie Art. 49. 
mit einer Stelle verbunden, bie im Cod. Ambr. erſt Ast. 57. 
vorfommt, ſicher alfo nach einer fpäteren Recenſion. — Dies 
ist von vrelen liaten. Wir zelen dreier hamds vreien der 
“ heizen eine semper vreien das sind die vreien herren 
als färsten und ander freien ze man hant. So heizzen 
' "die andern mitervreien daz sint die die der hohen vreien 
man sind, Die deiten vreien daz sint die vreien Imt- 
sezien die gepauren. di da vri sint. der hat jeglicher 
sein sunder recht als wir hernach wol bescheiden. — 
Die Übrigen in dem Cod. Ambr. zwifchen dem zweiten und 
beiten: Art. bes Sachſenſpiegels eingefchobenen Wufäge, dem 
ter Cod. Palat. noch mehrere bat, beziehen ſich derſag⸗ auf 
die Gerichtsberfafſung. 











IV. Rechtbf. A. Oeff. R: Ternitorialger. 445 


war dem NWerfafler des Schwabenfpiegels die Ben 6 30% 
anlaffung,. eine Elaffification ber Freien beizufuͤ⸗ 
gen; aber biefe paßt zu jener Gerichtsverfeflung 
nicht, und erläutert diefe nicht, da fie fih auf einen 
ganz anderen Eintheilungsgrund beziehe. In bei 
im Sachfenfpiegel zuerſt genannten: zwei Gerichten, 
erfennt man auf den.erften Blick: in dem Gericht 
des Grafen, das carolingifche echte Ding. des Gra 
fen oder Vicegrafen; in dem Gericht des Schul 
heißen, das des fächfifchen Bicarins (B. 1. S. 602). 
Das zulezt genannte Vogtgericht iſt daſſelbe Ge⸗ 
richt, wie das des Grafen, wur in einem urfſpruͤng⸗ 
li) von dem Grafenfprengel erimirten Bezirk; 
unter dem Vogt muß man ſich daher auch einen 
Schultheiß als feinen Stellvertreter denken. Mit 
der hier angenommenen Bedeutung des unter dem 
Grafen fichenden Schulcheißen ſtimmt auch voll 
kommen überein, daß nicht die fehöffenbar freien 
Leute zu dem echte "Ding des lezteren kommen, 
fondern blos die Pfleghaften, d. i. die der lan- 
desherrlichen Vogtei (oben &. 74.) untermworfenen 
Grundeigenthümer, welche. die fhöffenbar Freien 
nicht mehr für ihre Genoſſen gelten igßen, die bei 
den ungebotenen Gerichten dieſes Schultheißen 
daher auch niche mehr erfchtenen, ımb nach den 
Erfahrungen Eikes von Repgow nur noch Feine 
völlige Eremtion auch. von deſſen geborenen 
Gerichten erlangt. hatten b). Der Gograf iſt da 
b) In dem Sericht des Markgrafen me dieſer bei „sinis-beibis 


| u | 


u6 Dei Peice A. 88-1972. 


s 508 gegen der Stellversscter des Shwitheißen, wie 


won aus deu Artikein ſieht, wo er der außeror⸗ 
bentlicherweife an deſſen Stelle gewaͤhlte Dichter 
iſt ©); das Gericht, welches dieſer fir Die Land» 
ſaſſen hegt, welche Feine Grundeigenthuͤmer 
ſind, halte ich daher urſpruͤnglich fuͤr das nehmliche, 
welches der Schultheiß hält, aber fo eingerichtet, 
Daß es an anderen Orten, nicht an ber urſpruͤng⸗ 
lichen Gerichesftäcte, derfelben wo auch der 


Graf. alle achtzehn Wochen fein Gericht hegte 


( 1. $. 74.), von einem befonderen Stellvertre⸗ 


‚ter, der gleichwie Der Schulcheiß urfpminglich 
ſelbſt U) der. Gograf genannt wurde gegalten wurde 


hulden” über 6 Wochen dingt (f. $. 290. Note I): „da vint. 
jewelk man urdel uber den anderen den men an sime 
rechte nicht beschelden ne mach. dech ne amtwordet 
3 nee zu comphe sime ungenote. Säãch ſ. Lande 
6 
’ 


ec) Sädf. Lande, 8. 1, Artı b5. Geiegenit aver eyn haht- 


haft tad. von dube oder von foube da die man mede 


‘ begäpbeh wirt, dar mat men wol umme kiesen eynen 
gogreven tzu minst von dren dorphen. ‚ die gaen daerzu 
fichtene od sie des belenden richteres nine haben 
mugen. 


: '8) &8 findet ſich in der Lex Saxonum und in den Eapitularien 


. Seine Spies davon, daß bes Bicarins des Grafen in Sachfen 
Schultheiß genannt worben ſey; bagegen iſt ber. Uustru Ges 
greve, in ber Webentung, die er in Weſtphalen hat, ohne allen 

Zueifel ein eigemthlinstic faͤchſtſcher. Hieraus ’folgere ich, daß 

ber 


;.. . der Anedruck Schultheiß, in ber Authehnung, in der ihn 


. Gachfenfpiegel nimmt (9: 288. Note d und ebeu ©. 377.) 
Aus ber Wechtefpkäche des dreijchnten Jahrhunderts, in weicher 
er dieſe allgemeine Vedeutung haben -uusdite, entiehat: tımb 











IV. Redisf. A. Oeff. R. Territorialger. 487 


Denn unter den Landſaſſen jener Urt find ohne 4. s0% 
Zweifel auch alle freie Meier und Zinsleute be 
griffen, fir welche der Ort des ungebotenen Go 
richts nicht wohl anders ale nad) dem Befischum 
bes Landesherrn beſtimmt werden konnte. Das 
Beſitzthum diefer Meier war Pertinenz der einzel⸗ ’ 
nen landesherrlichen Kammerguͤter; diefe ſtell⸗ 
vertretende Gografſchaft wurde daher ohne Zweifel 
darum faft allgemein mie den einzelnen landesherr⸗ 
lichen Yemtern verbunden und den Beamten an⸗ 
vertraut, welche die Kameraleinfinfte des Landes 
beren verwalteten. Daher iſt auch in Sachſen 
faft allenthalben, mit Ausnahme von Weſtphalen/ 
der Name der Gografſchaft verſchwunden ©); im 
Weſtphalen aber komme fie nicht in diefer Bedeu⸗ 
tung,. fendern in bee nrfprimslichen vor, indem der 
Gograf mit dem Schultheißen des Sachfenfpiegds 
vielmehr identifch war, deflen Gerichte fich auch, 
wie nach diefem das des Schultheißen, nur über 
die Pfleghaften erſtreckte und Feine Lebeus- und 
Leibesftrafen erfennen Fonnte, vielmehr von dem 
Gericht des Grafen über das Eigenchum ſchoͤffen⸗ 

nur auf die fächfifche Berfaffung angewenbet ift; mb dann hat 

es nichts auffallmdes, daf, wenn der Schultheig fonft ber Ges 

greve genannt worden war, dieſe Benennung nun in ben Ges 


genden, beren Verhältniſſe Eife von Repgow zunãchfi vor Aus 
gen bat, auf beffen Steflvertretee übergieng. 


©) Shen die Eleſſe zu ‚Sick. Lande. L., 56. verflcht den 
Anebruck ade ms, zu ul im dc 
wößlten. Bografen erfiäsen. 





4048 Dritte Periode. A. 888 — 1272, 


8. am. bar freier Leute, das zugleich allein den Blutbann 
„,mfaß, (ds Beigeiäe), fee after fl 
- wurde (B. 3. $. 419). 
> ‚Die Geftalt, welche die Bericpteverfaffung im 
dreizehnten Jahrhundert hatte, war daher, befon- 
ders wo fie noch die ältere, nur mit. einigen Ver⸗ 
änderungen, zur Grundlage hatte, diefe. Landes: 
herelihe Gerichte waren: . 
1. Das Gericht, in welchem urfprünglich der 
Graf oder Vicegraf ſelbſt zu Gericht ſaß; es 
wurde an der urſpruͤnglichen Malſtaͤtte durch einen 
vom Lanbesheren beftellten ſtellvertretenden Richter 
(&. 382.) gehalten, der gewöhnlich der Landrid 
ter (judex 'terrae, jndex terrae ordinarius, auch 
judex ſchlechthin) Heiße fl. Es führe die —— 
nangen: Landgericht (jadiciam provinciale), Co- 
mecia, commnune terrae placitum, Landvogtei &). 


Doch 


N) Urf. vom J. 1300. Ich Eunrat von Bundelfingen, der lant: 
richter mins herein gradin ebirbartis von Wirtindert 
ſazen girihn an dem lantbagi zi Kamiſtat zi ſtainni to 
fam für girihti min berri ber Hainrich der brobi6 von mahil 

bert unde gert daz man im’ ufbir in ainer urteil. Iwey gui⸗ 

tis u. ſ. w. Der Propfl von Adelberg verlangte eine öffent⸗ 

Ale Urkunde, die ihm dann auch der Landrichter „undir derfels 
bin lantgeribtis inſigel“ ausſtellt. Canſtatt iſt ohne Zweifel 

ſchon in carolingiſcher Zeit eine gaugräfliche Malſtãne des Neckar⸗ 
gaus geweſen. 

g) Stellen hierüber findet man beſonders bein Struben Nebenft. 
B.1. Abh. 3. Die Erklärung derſelben iſt aber nicht immer 
a.die richtige, weil Struben feine Mare Vorſtelluag von dem Urs 

ſprung und der Bedentung der Gerichteberfaffung des Mittel⸗ 


\ 





IV. Drlleck-A. Off OR. Muritorkigee: 449 
Doc maß der lezeers Aucdruck vielleicht oft dar⸗4. 802. 
aus erkloͤrt werden, daß uch: Gyemtiouen der ur⸗ 
ſpruͤngliche Antegeruhtsfpeingel: aufgeläft ; worden, 
ber, welcher den groͤßten Theil deſſelben hatte, Die 
arſpruͤugliche Malfaͤtte nicht· beſuß, feiner Conve · 
nienz gemuůß einen Gerichtoſprengel gebildet hatte, oder 
ber Beſitzer jener, weil nd wenige ſein er Umertha⸗ 
nen noch zu ihr gehoͤrten, andere Diſtticte ihr beigeligt 
hatte, und fo eigentlich eine Landvogtei nut ein Sur⸗ 
rogat eines Landgeriches war. Am haͤufigſten moͤch · 
ten daher Landvogteien ba vorkommen, me din 
Territorium aus vielem einzelnen‘ Süden zuſam⸗ 
mengebracht tar, und in geiſtlichen Aerritorten / wo 
die graͤfliche Gewalt : uefprünglich uͤber haupt durch 
einen Bogt ausgeuͤbr wurde, jene Benrunung der 
Gerichte mithin die natuͤrlichſte war, ſelbſt wenn 
fie arſpruͤngliche Landgerichte waren. Dir Sig 
eines Landgerichts und einer Cent waren urſpruͤug⸗ 
lich identiſch; nur die Grrichebarkeit des graͤf⸗ 
lichen Stellvertreters "und: des. Centenarius als ſei 
nes Unterbeamten, wenn ‚Siefer zus Gericht faß, 
war verſchieben; daher kann ein Landgericht auch 
eine Seat heißen, und. je Alter die Urkunden find, 
um ſo mie barf man dieſe Bedentung des Aus⸗ 
alters sat, und bie Centen it ben tünbesberrtichen Aemtern 
amd di für gleichbedeutend haͤlt, wd fie es nicht find: Daſſelle 
in der zechler bei EP. Zodr Rachricht von den geifklichen Kind 
Eisiigesichten in Heſſen ©. 1: &. 2238 u, fu wo ebenfalls ſeht 
..Diehe Welegfkelien norfomismn, : Darfabe Frehier faub ſich auch in 
den früheren Wasgahen, we ich biefen Bergängern gefolgt war. 
aM [9] 


\ \ 


150. Takte Periebe. ABER: 


6 30% bene; vermuchn I). Abr Dur Die chertsaging | 


den Eentgerichehnelsit auf, die Jandesherrliches Be⸗ 
amten. (f unten) Phi * Anınd Ineeshin 


größeren: Teritorien immer mehrere. Sie blieben 








ohne Fruge fnetwährend:: has: Gericht. des Grafen 


und ſeines Stelvertreters filn ale Perfonen, welche 
nicht — waren. 

2. Im Anfang des: deeischnten Jahrhunderts, 
beſtand wenigſteun in Seachſen, nach dem Zeugmiß 
den Sachſenſpiegels, noch ein beſonderes Gericht 


des Certenarius/ Schulthtißen oder Gografen, in 


dem ober · brzeichneten Sinn, des. man ſich in Hin⸗ 
ſicht des dazu gehoͤrenden Sprrugels alſo mit dem 


Leudgericht identiſch denken ˖ muß. Mau muß auch 


nach/ der: Veſchafferheit ber. ſachſeſchen Srafſchafte 
ſpregel, die mehrere Sografſchaften in ſich faß⸗ 
tn (© 4. . 464 Note J. GS. 662), den Un⸗ 
fang des Gerichtsbezirks nei, daan der Centen yem- 
ih gleich groß annehmen. Mach der carvlingiſchen 
Verfaſſung hatte dieſes Gericht uͤber alles zu / rich» 
tem, außer uͤber Freiheit, Eigen freier. Leute und 
Sachen, bie an Hals und Hand: giengen; den Sach⸗ 
fenfpiegel erwähnt zwar des Umfangs der Gericht 
A) Die men ibm Seinpim Bet DL (6.27. m. 2) 
. fnnen nichts anberes als Landgerichte ſeyn. Die hohe Gent, 
2 sablireis, die in. ben (päterm Landecheheinoſtreitigkei⸗ 

im fe of mut, Ja In if On de Mas — 


IV. Meiftäf- A: Ouff M. Rereitgricigen: 451 


barbeit; nicht auodruͤclich; doch ſieht mia," daß 4 802. 
damit eine Veraͤnderung vorgegaugen fen. mußte 
Fuͤrr die Pfleghaften: muß es das Sericht gewe⸗ 
ſen: ſeyn,: das über deren Eigen richteteyrrund es 
maß auch uͤber· Ungerichei ( F. AMo gerichtet ha⸗ 
ben, da es ein Kampfygericht ſeyn konnte I). Im 
Verhaͤltniß zum Landesherrn / war: der Schultheiß/ 
der hiernrichtete, ein Beamter, wie der Landrich ⸗ 
ter, der fentn im Grafending vertrat, wide dem 
lezteren · audi fuͤr dieſes, als "webeh.- ihm zur Bes 
ſetzung : des Gkrichts. nothwendiger Erhälfe ($290: 
Motei hi): zugeordnet. In diefer Eigenſchuft mußte 
auchn ein Schultheiß. dee: Landrichters unentbehrlich 
bleiben,/ ſo lange dieſſ Gerichtsverfaſſang, die der 
Sechſenſpiegel beſchreibt, ſich aufrecht hielt. Aber 
der ‚Sprengel, über: welchen ſich: ditſes: Gericht er⸗ 
ſtretkte, ſcheint faft allenthalben zeckälfet. worden 
zu:ſern, well er fahr: groß war uno gugleich Perſonen 
verſchiedenes. Erandes umfaßte/ während ur: zu ber 
übrigen Gerichtsverfaſſung doch nicht mehr, paßte 
—* 51 des Tentgrafen —— Ka den 
Beamten des Landesherrn (Amtmann, Bpgt, advo- 
catns)-für.ihre. Untehepiefa.siberlaffeng, weiche deſſen 
Kammergut verwalteten, und anfangs wahrſchein⸗ 
lich blos in den Sachen der Land ſaſſen ohne Grund⸗ 
eigenthum (ſ. oben) richteten. : Es hag ia den Befug⸗ 
niſſen der Landesherrn/ den Dt der Cent m der. 


3 — — L, Rob. in.:.66 ae 
[ 29° ] 


| 152 Qeitte: Seriche.. A. BBS-— ARTE: .- 


8.302, aͤnbern 


ändern k); die landesherelichen Merfiter wurden 
daher ‚fin: aller. melche vo gtei pflichtig waren, zu 
Enten. gemacht und oͤfter auch fo genannt!) 
Dabei trat jedoch ein. ʒweifaches/ ſelbſt in ein und 
demſelben Bande ‚nicht immer gleiches Verhuͤltuiß =) 
ein... Zuweilen wurde andy. ben-Menmtern die Cri⸗ 
minaigerichtbarkeit uͤberlaſſen; meiſtens aber =) blieb 


ſie: in: ‚diefenn : Zeitraum wie es ſcheint, noch den 


Landgerichten uͤberlaſſer. Sie hieß das oberſte 
Gericht ) das auch da, win: die Übrige Gericht 


batkeit vom Landesherrn “anderen. Perſonen . über 


laſſen wurbe (F. 303.) den landesherrlichen 
Gerichten aͤfters, auch wohl under Dem Namen ber 
Cent nehaalich der hohen Cent) vorbehalten blieb 
3. DR ſtaͤdtiſchen Gerichte ($..310.), wo 
fie nie: Bomben Landesherrn veräußert. waren, 
muͤſſen : ale, Taßkesherrliche hetrachtet werben, welche 
durch einen .hufonkeren Vogt der Burggeafen, 
und deſſen Schulcheiß verwaltet wurden. DR 
H —* Üentae * matabit, sine eonsinn id te 
. rae; oben 8.1 


)) S. Reihe. ds, 316 ve: f., der fie aber duit Den alten 
Gent bie van id geöfnken Yafang waren, für gleichbeden⸗ 


om ‚tgb.nlmpte.. " mn? 1 Dur | VE BET Val Bar Sn BP 


RER —————— 

N Bra nr 
. helm 6. neh 20: 

6) Urt. Randgraf Heinrich N. 4. 1367 bi Rome a 


. Wr da uhirfte Gertchtecwag fh an So 


Sanb neribit. — 


IV. RBB. A Deff R ersitoninlgen 453 


‚4. Lehensſachen, hegte der Landegherr, 4: 302. 
we jeder kebevoherr en aſonderes Sehensgericht 
G. 303). 

6. Außen dieſen ordewtlihen. Gerichten, 
findet: man, yuweilen noch. befondere Frichengge- 
richte als. außerordentliche beſtellt, deren Entſte⸗ 
hung immer eine beſondere Veranlaſſung, gewoͤhn⸗ 
lich einen Landfrieden hatte, zu dem ſich der 
Landerharr mit Praͤlaten, Ritterſchaft und Staͤd⸗ 
ten, oder auch mehrere Laͤnder vereinigt hatten; 
die Dauer derſelben war daher auch nur auf die 
Zeit dieſes Landfriedens beſchraͤnkt pP). | 

6. Mit allen landesherrlichen Gerichten, welche 
durch Richter verwaltet wurden, die der Landesherr 
nicht mit dem Gericht ſelbſt ſondern nur mit dem 
Gerichtsbaun durch den Gerichtsſtab belehnt hatte, 
concurrirte der Landesherr als der. eigeutliche In⸗ 
haber der Gerichtbarkeit. Er Fonnge daher auch 
in jeder Malftätte felbft zu Gericht figen, und cs 
wurde zugleich ſchon gebräuchlih, daß er Sachen, 
die in jene gehoͤrten, unmittelbar an ſeinen Hof 
zog. Dahin gelangten alle Klagen gegen Perſonen 
oder Corporationen, die von den ordentlichen Ge⸗ 
richten eximirt waren ($. 303.), und Beſchwerden 

pP) ©. Ropp a. a. D. ©. 362 u. f. Ein Beiſpiel hierzu ents 
HER andy ein 1383 zwifchen Markgraf Siegmund von Bran⸗ 
denburg und einigen benachbarten Kürften auf 6 Jahre gefchlofs 


fener Randfriebe bei Gercken Cod. dipl. Brandenb. Tom. IV. 
p- 300 neq. Eben fo gab «6 außerordentliche kaiſerliche Fries 
denegerichte. 





454 Dee Biriobe, A a: — 1872. 


4. 309. wegen verweigerten Rechte. Selbft Seeilver⸗ 
treter des Landesherm für die Aocubung diefer 
Gerichtbarkeit, kommen unter dem Damen eines 
Hofrichters (jüdex cariae), auch wohl eines 
(außerorbentlichen) Landrichtets, ſchon im breizchn⸗ 
ten: Jahrhundert vor ). Meiſtens war Hof⸗ und 
Lehngericht wohl identiſch (S. die Anm). 

Der Mangel an geordneten Urkunden macht 
es meiſtens unmöglich, dieſe Eiutichtungen in: den 
einzelnen Ländern vollſtaͤndig nachzuweiſen; daher 
find bie Nachtichten, welche das Landbuch der Mark 
Brandenburg Über die Gerichtsverfaſſung der ker 
teren im vierzehnten Jahrhundert überliefert &), ber 

ſonders wichtig; ‚denn ‘die Entſtehung dee lezteren 

. falle ſchon in eine früßere Zeit, und iſt, wie bie 

Einrichtungen überhaupt, melde die Markgrafen 

des anhaltiſchen Stammes hier trafen, fie eine 

Nachbildung der Verfaſſung zu achten, weiche in 

den alteır Stammländern ſchon beſtaud. | 
Noch weniger laſſen ſich ‘über bie Gerichte 

q) Bon einem folchen Landrichter ſpricht dat Öfterceichifche 

Randrecht Art." 83. Es iſt auch recht, wam ein Landéherr 

ein Zanıtgericht fezet, nad) zas feine dandherren dech ex dem geb 

"300 Pfunt- dat  Koft vucz geheben. — Dieſer Landrichter 

ſoll gegen Grafen, Freie und Dienſtleute nur um Gewalt und 

. umb fpin Gepot und um varend Gut (nicht) richten, was ans 

ber clag iſt die -fol der Ianbshere richten,‘ Solche Land⸗ und 

Hofrichter kommen in Heffifchen Urkunden des breigchnten Jahr⸗ 


hunderis ſehr es do. S. KLopo a. a. O. S. 276 u. f. 
und urt. Nro. 5 


3) Man fehe die Anmerkung zu dieſen 5. 











IV. Rechtsf. A. Oeff R. Tertitortälger. 455 
verfaffung in dein’ Meinen‘ Territorien beſtiumte 4. 309. 
Machweiſungen geben, von welchen eine Herrſchaft 

den: Kern bildete, die durch die Erwerbung von 
Srafenrechten zu einem Territorium erhoben wor⸗ 

den war. Man darf aber zweifeln, daß ſich hier 
uͤberhaupt andere landesherrliche Gerichte, als die 
Aemter oder ſtaͤdtiſche Gerichte annehmen laſſen; 

denn außer vogteipflichtigen Einſaſſen gab es hier 
gewoͤhnlich uͤberhaupt keine landſaͤſſigen Unterthanen. 

Die Ritterſchaft, welche von’ dieſem Herrenſtand 
Lehen trug, konnte mir ſelten auch ihrer Grafſchaft. 
unterworfen ſeyn, und wo er Theile eines alten 
Amtsfprengels erworben haste, die ihm eine Ge⸗ 
richtbarkeit über andere nicht vogteipflichtige Freie 
verfchafften, mußten diefe, wenn er die alte Mal 
ſtaͤtte ſelbſt nicht beſaß, mohl in der Negel auch 

vor ſeinen Aemtern zu Gericht folgen. 


Aumerkung Gerichtsverfaſſung der Mark 
Brandenburg. 


Eine Darſtellung der maͤrtiſchen Gerichtsverfaffung, welcher bie 
Nachrichten des Lanbbuchs ber Mark Brandenburg und viele Urfuns 
den zum Grunde liegen, enthält: U. 3. Niebel bie Marf Bran⸗ 
denb. 8, 3. S. 390 u. f. Ich kann aber den meiften Erffärungen 
nicht beitreten, obwohl ich bie Stelle jezt auch anders verftche als in 
den früheren Ausgaben. Dan fieht aus dem Landbuche der Darf 
Brandenburg, (eines unter Carl IV. verfaßten Beſchreibung ber 
Mark und ihrer einzelnen Beſtandtheile, vorziiglich zum Zweck eines 
Berzeichniffes der Einkünfte und Rechte des Kurfürften, fowohl übers 
haupt, als Insbefondere an jebem eingenen Krte, aus bem berliner 


156 Dre Periode. A. 888 1973, 


g. 302, Archid heranegegehen durch ben Graſen vom Gerzberg. Berlin un 
Reipj. 1781. 4.) zuerſt: daß bet Angabe, wenn fie wörtlid ges 
nommen wird, nad, in bes Mark die Bogtei ber Iambesherrlicen 
Beamten; np im viergehusen Sabrhpnbert ig der Regel weiter 
nichts begriff, als die alte Eentgerichtbarfeit. S. 37. heißt ss: De 
proventibus incertis sicut de judiclis, de excessibus et eorum 
correctionibus, de lignoram verditionibas ‚de impignoratinl. 
bus etc, - . 

Propter guod uotandum good Domins in Marchla habe 
guadruplex Juditium.. Juditium Curlos quod est super que 
stionibus pheudorum. Et quia Judex Curise personam Do- 
mini representat quilibet Marchionista de et super pheudis co- 
ranı eodem jadien respondere temetun Jurlitiam advocalo- 
rum quol eet.auper debilis, quare in qualibet wdwacalia 
unus deputatar judex, Et quia ille personam advacati re 

‘ presentat extra illam advocatimı degentes eoram 1llo respon- 
dere non cogantur nisi per modum reconwentionis, Juditium 
injuriorum qued requirit pezam sauguinis et eat, aaper inje 
rüg et violentiis, In quo judiojo septem villani ad hoc spe- 

‚ eialiter electi una cum Judice resident Jas dictant er diffinient, 
coram quibus tam militares quam alii quicungue cullibet que 
rulanti tenentur reapondere, Judiiam supremum. habeı do. 
minus in singulis suis civitalibus et ia quibusdam villis nisi 

per venditionem vel obligationem in quibusdam esset alien 
tam. In primis tribus habet Dominus tam mulctas vel pesas 
pecunlarlas quam eimendas, de quatto vero duas partes et pre- 
fectus tertiam. Igitur omnes.judioes omnium predictorum ju- 
diciorum tenentur ad rationem. Diefe Stelle läßt fich nur af 
folgende Weile erklären, Die Landgerichte in ber Mart hatten ur 
fprünglich Criminal⸗ und Civilgerichtbarteif, wie es bie Natur ter 
durch fie qusgeübten Brafichaft (comeria) mit fich brachte, Wels: 
ches Gericht für das Randgericht zu halten ſey, kaun auf den 
erften Blick zweifelbaft ſcheinen; genannt wird Feines von all 
ein Landgericht. Aber es leuchtet ein, das fein anderes bad urfprüng: 
liche Landgericht feyn fann, als das Blutgericht (judicium | Inju- 
riarum), das nach alter Weiſe mit fieben gewählten Schoffen befest 
iſt. Das ae iſt ohne alle geogr das urſprüngliche Gerich 











* 


IV. Rechteſ. A Oeff R, Territenjahgen 457 


des Sqhaltheißen. Unter dieſem ſtand aber noch. ein. jodicium ‚or 84.902, 
premum et inſimum, beffen bag Landbuch. in einyinen. Dörfern ‚ger 
beuft, wo ©6 dem Markgrafen ebenfalls zuſtand, wenn et nicht Ser 
Sußert war, . Das Hofgrricht, ans weichem fpäterhin das Hef⸗ unh 
Kammergericht der Kurmark entſtanden iſt, was feinem Urſprung nach 
ein bloßes Lehensgericht, und wird blos als ſolches in dem Landbuch 
der Mark Brandenburg bezeichnet. Aber daß es blos. ein ſolche⸗ 
im viergehnten Jahrhundert nicht mehr war, vielmehr ſchon imdrti⸗ 

zehnten Jahrhundert jeder Ritter oder Ruappe fi gegen die Mean 
eines Andern vor dem Maxtgrafen,, &. 1. dor feinem Sofgericht ‚zu 
verantworten berechtigt war, erhellt aus den von ‚Riedel ©. 408 m. fi 
beigebrachten Urfunden. Mau ficht daher, Daß in Dem Lanbbuch bey 
Mart Brandenburg, bie Gerichtburfeit der einzelnen - Gerichte nicht 
nach dem Umfang, den fie im bierzehnten Jahrhundert hautt ſoubern 
hanptfäcktich nach deſſen urfpräinglicher. Veſchaffenbeit leſchrichen 
wirt, was. auch zu dem Zweck genügte, ber. bei ihrer Ermähunng Hart 
fand, Denn bes nächte Zweck war, die Einkünfte arzugthen, bie 
der Marlgraf vou denſelben hatte. Derans folgt, Daß jene Belchrei- | 
beusg bamıt werden kann, zu beſtinnuen, welche Berfalfung gm 
Grunde lag, folglich daß bie Angaben auf.bie im goälften Inbrkeme - 
dert bei der Drganifation der Marf eingeführte bejagey- wohen dar \ 
fe, fo weit ihr Inhalt nicht auf Beränderungen, die feittem-bis x 
das vier jehnte Jahthundert vorgegangen waren.hindeutet. Dis Dasd 
nehmlich wacht dieſe Nachrichten wichtig. Das Landeericht wie mn 
auf den erflen Bid. fießt,, befiand nur noch al$ Erimimalgeridis wub 
für die nicht ritterbärtigen Perfonen, obwohl fh :mrfnrlinglide 
bie Beitterichoft ebenfalls. Dies hergntworten mußte, rund - auch, Pi 
eben darum noch alp ‚bie. Begel augsgeben wird. Die Nitwrfchaft 
hatte ſch, wie. may, leicht fießt,, nur zurch ihr Mecht, DB, dem 
Markgrafen, felht ſich zu orantworten, ginn Bafreiten, Benichtäe 

fand vor deſſen Hefgerict erwocken; die Unbequamlihfeit, At: bare 
ang für bie entfernteren Gegenden eptfland, ‚nesamlafte, (chen, ah » 
delegirte Hofrichter ernquut wurden. S. Riedeh Sınsil.: Det 
Landgericht hatte noch dem kanduch · gemeine Lanbleute (villasi) zu 
Schöffen, dieſe Befetung eutfprang eben wohl ans ber. Kefchräufung 
feiner Gerichtbarkeit auf Diele Elaſſe won -Perfoum . Vut wekhens 
Schöffen dag. Bags richte, iſt. zicht augegchen; .n$ darf abee chen 


‘ 


vo W 

A88 Dia’ Periobe. A. 8881272 
4: oV fie WB gieichgiliaz angeſchen werken, weit im dlerichuten Icheber⸗ 
best Mich eine rinurburtige Perſon auch ſchwerlich meße vor ben Bogt 
ih irgend einer Ur‘ von "Sachen einlleg (wozu Me nah Sächſ. 
Sande; IIE.,63. urfprünglich verbunden war). Mus ben Urkunden 
Bei Nick ©. #12. ſieht man, daß. der Vogt nur die Eretution hatte, 
wenn bee Hoftiäiter gefpeochen Hatte. Die Sprengel des Banbgeriches 
farm man auch  aud · den Urfunden nicht urit Sicherheit beurteilen; 
ichel Sl· 400 u. f. nimmt Lands und Wogteigericht Pie dentiſch, 
wvelches in boppelter Sliicht offenbar unrichtig iſt. an wairde 
Bas: den Sprengel Beider flir‘ ibentifdy‘ halten fine, wenn es 
uiccht aus Der elgenen Zuſammenſtellung der Bogteien dei Michel 
IB f. wurd and ben dandduch fh S. Su. f. hervorgienge, 
BON doqhfan die Vogteien auf dem lnken Ethufer infprängfiche Go⸗ 
geuſſorengel oder nach feÄnffcher Sprache Centen gewefen ſeyn 
Aunen, He: iuf bem rechten Elbuſer aber ſichtvar nach ben feſten 
Bauſern geblldet worden’ find, zu welchen, als dem Sitz von Came⸗ 
safinitern, von den Markgrafen bie Einfiinfte, die fle bezogen, gelegt 
worden waren, fo daß affo die damalige @aneralperwaltung 
ah, WR Weile der Bogteien befkiumte. Ein Landgericht, weiches 
Üben) @terit wen Eigen umtet nicht ritteebürtigen Verſonen richtete, 
gab es uotundfich im vierzehnten Jahrhundert nicht; wen alfo 
vs Kantbuch dad Bogtehgericht nur als ein Gericht um Schutd 
bejeichnet, fo Hatte ſich des legteren uefprlingliche Gerichtbarkeit Tängfk 
uueiteet; nas ach nach den Grundfügen des füchf. Rande. L, 3 
‚ wa HL, 65. gas nichts anffallendes Bat. Sofern daher Riedel 
&..430; den Gerichten/ wilde er Landgerichie trennt, bie aber eben 
dieſe ne Bogteilen ſinb, atfe Bacher‘ ber Perſonen unters 
wärfe he" weber bein "Wafklteiefkeind ,: noch einer Yekbiffchen Gemeinde 
amgehönten,- fo kann nad ber Berfaffung, die man nach den Urkun⸗ 
den:ves bieeichnten Yahthunderts annehmen unıß; wohl nicht daren 
gepdeifeh werben, mb man lieht alſo, daß bie Geſchäfte des Bands 
grichts meiſt den Shfgericht iind dem Wogteigericht jugefallen va⸗ 
en. heran, bas Bericht des Bogts ſcheint mit als ungebotenes 
Gericht noch eine: gewiffe Wuekſaurteit gehabt zu Hader. Denn in 
den: Bogtelen wurden · nochꝰ untervbgte (prefecti) beſtellt, welche dat 
Vogtgericht für get Bejltke, wahrſcheinlich nur als gebotenes Ge⸗ 
sicht: Dichter: Dies HE CE judloiam 'supremum et iaſimum, 








IV. Rechtof. A. Oiff AR Wersltonkigen. 60D 
weiches tursptactgach ine -Mefecer Sat; N We ai bill 430% 


war. Æe wich mit, den Güohtgericien mu bes zen. zu 

ſuellt, weil der Beamte wie bei biefen ein Drittel ber Oerichig Eis 
tünfte als Beſoldung Batte- Judicium supremum heile ‘c6, weil 
e6 die laubiäheertiche Berkänharfeit uidühte, ia Bepchfag' ei⸗ 
Der⸗ ter Scynlgengeeichts, judleivch infingen 4, u 
das derjenige beftzlite, welcher das jediciem aupremum hatte, . das 

aber auch oft zu Zehen gegeben und bann ein befonderes‘ Geidg 
mar. In ben Gtäbten nmfahte das jadiciem serpremem vhne 

ft. die Griekiaaigerichtiutfele;. biek briczt· das ı Binadepccht nei Vch 
Ob es aber quch aubermärts dieſe Immer in · Sich ſchloß, ſagint ale 
weifelhaft, weil das judicium injuriarum auf biefe Weiſe als mit 
veräußert ainlimchmen kein Grund vothauden if: Es mög —X 
befonbere-Weichtebtiig bei beni Beten, w ————— nie: * 
Dan. 5° J En 2 


I. | J ® 


| — D 30% en 49 303. 


Bon. den ordentlichen Gerichten bes Landes⸗ 
herrn waren eximirt: 1) die faͤmmtlichen Hinter» 
ſaſſen und eigenen Leute der Stifter und 
Kloͤſter, welche die ihnen immer, wiewohl nur 
Fraft eines Privileginms zuſtehende Gerichtbaufelt, 
durch ihre Voͤgte ausuͤben ließen. M Schr haͤufig 
kraft beſonderer Verleihung *), und: in ‚manchen 
Laͤndern kraft Vertrages mit dem bendechem b), 


=) Def dies namentuch in ber Mark Brandenburg der fi 
fieht man 6 ben Banbinche, In weile über ben Hella ber 
Serichtee in ‚ben Sbefern, die nicht ımtee die lanhecherrliche 
Bogtei, ober unter beſondere Menster file einen won dieſet exi⸗ 


. wirten Gerichtsfprengel "gehörten, der Titel der Werlibung, - 


bald Kauf und Berpfändung,. bafh igentche⸗ (infeübirtes) 
Gerichtolehen if 


b)-Wic-m Main, ne benen· duio zur haar sau 


m — — —  _ mm 


60 Dale Peiche A: BRENZ 


5 308 die Hinut erſaffen unb eigenen Sense der Rit 
terfchaͤft. Die Exemtion erſtreckte vſich bald cf 
die bloße Centgerichtbarkeit e) bald auch auf. di 

ebere. Gerichtbarkeit d. Die Weraslaflung zu die 
fer Webertragung, die bald zum. umbeſchraͤnkten 
Eigenthum, bald lehensweiſe geſchah, lag ohne Zwe⸗⸗ 
el. am häufigften in den Rechten, welche der Guts 
heer .als ſolcher ‚oder ‚als: Leibherr ohnehin fihon 
über feine Hinterſaſſen ausübte, welche aber fein 
wahre Gerichtbarfeit bildeten, ſondern nur in der 
Vefugniß heſtanden, als Gutsherr, in den Sachen, 
welche gutsherrliche Rechte angiengen, dieſe Rechte 
durch eigene Gewalt zu ſchuͤtzen, und die Frevel zu 
° beftrafen, durd die ein Leibeigener dem Beiberm 
Schaden zufuͤgte, wenn fie gleich) meiftns:in Form 
eine: Serichtharkeit ausgeuͤbt wurde ®).. Doch war 


ie bisherige Gebmattgeetite (ſ. Mote h) ber, Proͤluer 
" "mb tter in eine inahte 'niebere Berichtbarfeit verwandeltt. 
Die’ Uckunde ſteht bei Zünig Cellectio mora, werin ie 


„oammnlgglbansn Büterfaft Munlkgien u. [.m. Tara. 1. p 367 


') Und’ zwan fo, * fie dann alle Cvilgerichtbankeit, gewöhnlich 

dem Namen ber Bogtei begreift. So werten j. B. in 

bei Kopp heffifche Gerichtsverf. &. 363. angeführten Us 

kunde dem Abte zu Breitenau, das oberſte Gericht ausgenom⸗ 
* "gen, als‘ Gerichte indefprochen. * 


"3) In iu Bönentung eines Eriminalgrkhebent, ber gewühelihe 
diefes Madruckt genommen. | 


ed Schon das Sähf. Landr. 8, 1. Yet. 55. fagt austridid: 
"Ufe weltliche Berichte Haben Ihren Anſang von Eur, Darum 
mag fein Mann Bichter ſeyn von gefezten Wechten, ſondern a 
ſoll fm ei enmählsee eder belehnter Micheez. Mich 











IV. Reßtäf- A. Oeff. R. Sirdloriciger. Wi 
es: andy nicht fülten, die latidecherrliche Bogeei hle 45308; 
Pfleghafte o), die auch durch Belehnung Riber: 
laſſen wurde, amd von einem: Fuͤrſten ummieedbat ,.' 
übertragen, ſelbſt mit dem Grumdſatz, daß :cineize 
Hals und: Sand zuſtehende Serichtbarkeit nur bis 
in bie dritte Haud Fommen foͤnne, nicht in Wider⸗ 
fpeuch ſtand. Man darf aber wottl zweiſeln, ob 
diefer: Grundſatz uͤberhaupt lange · practiſch geblieben 
iſt. 3) Me ſtaͤbtiſche Buͤtger und Schutzver⸗ 
wandte, über: welche die obere und niedere Gericht⸗ 
barkeit vurch landesherrliche Wögte und Schule⸗ 
heißen aucgeuͤbe wurde, fo. weit. ſie nicht ber Rath 


ſn bie fogenaimte Patrimenlalgerichtbarkeit, in ſofern akın 
darunnr ine wahre Eloits oder Criminatzerichtbarkeit, unb:niche 

die Eigengetichte (Rote I) verfaßt, nicht mit den weiſten neue⸗ 

zen Juriſten dig eine Soße: Beige te Bun. —— 

angefehen werden. er ’ 
ee) Eine fee iſt bi. Satrimenigeriächutie ku be ‚Mat. 

Das Sandbuch : geigt, daß in dan meiſten Obrfern bamaksınody 

mehrere nicht vogteipflichtige Eigenthcer warm, die ihe Erbe 

De . . 


berfelhen die Einfünfte ber lasibesherslichen. Vogtet beyoganz faſt 
immer nur ehem zu, und bei bei weiſten iſt ſie be Benbaz. 
2. B. peg. 67: ' Schenenberxe sunt 50 mins, Ple- & 
habet 2 liberos, eceiesia anum liberum. : Joaınes 

eivis. m Colne cum  fratre sus habent sub aratro 
liberos a Domino Marchione aanis multis, Parys’ibi» 


EHE 
F 
* 
dm 
jn 








468 Deiite: Meriche A: RENTE, 
"4002 abi audetẽ Perſanen 6): Duvch Aönkklagkinerme: 
ben: hatten. 4) Alp goſtliche Perſonen uch. Guͤter, 
ſo⸗ neit ſier unter der geiſtlichen Gherichehnufelt fan 
ben: 6) Alle Sachen, fuͤr welche ſſoondere Br: 
rithte beſtanden. Dahin guhöraeı- a). ar Ge⸗ 
meindeſachen, dieh.· unlle Sabed, sache bie 


in den Staͤdten vor dei Rath, in den: Sandgemdinr 
den vor ben; jezt gemeiniglich vom Lanbeähern oder 
m Mogteien : ahfjängiget;@idanirh erßen (Pre 
Keeits Goulbetus, Vauermeiſter) )/ in andern 


sÄr Vaden Im Zardbche aiale Neiſniele wankanuisen je. Fön 3 

1... Betlya: et Celme:.m: .‚Supremum juflichees ‚habe Tyl 

> Bew: ine. Gamehung: made mad 4 dann den Bil 
ie bicht, ah ri an ſich u in... : 


&) Die Verlelhung bes — ben, welde 
* Weogtei hatte, iſt in 'bisfes Periode fchen gienslich. afgemen, 
mb geſchah auch wihl erblich oder leheneweiſe. S⸗ j. B. del 
Leudbuch der IRRE: Veandenb. S. 73: 133 8. füm. (Doch für 
v. ‚rl fly bes Ahemaliget: Mahinndite. u: Ci 
2: Rubpd Bi 1. Urs. ln te $i5: ment der Bepran, Micher to 
3: Kalb »eoctommnt, wmortiich dee Doch⸗Schultheiß whze,.wie Pal 

. ifendasf de juriediet, Gern, Rı 3.84 1.6; Ind. 6 glank. 
— —* bee im ſachſ. Bande. der 





IV. Xechtaſ A. Otff R. Aurrihoricige 463 


Gemeincheiten Yor chen geivhhlrcn Muhaargei 4. 202 
bracht werden muͤſſen 66), bi). Alle Saochen avelche 

aus : eincan, gwiſchen Gotsherrn. and / Hintkefaffen 
beſtehenden Vertrage zu beurtheilen find, welche 

von dem GSutsherrn ſelbſt, oder feinem Vogt an. - 
feiner Statt, unter Zuziehaung von Syke “aus 

‚ diefen Hamcerſaſſen ſabſt gesicht: werd"), aus 


Hödifte -ericht, Mas: der Dönengifer hat, Dale mag er 
abet‘ niche richten, ob es fibemmäcktig. mir nach der iage. 


bößee gicht · Detelbig gechet auch Über umadıte 
Maas, über falſch Gewichte, uch über falſchen Kauf ob man 
des Übermunten wird. ©. 3 it, 55. Was ber Bauermeiſter 
um bes ‚Dorfe Zrommen willen mit Verwilliaung ber meiften 
Menge dee" Bauen ſetzet, bas mag der mintere Theil nicht 
wiberfprechen. (Mus dieſer Vefugniß Gemeinderecht “zu fen, 
folgt dasın and) die Befagnitz den Urdertteter zu frafen), 


558) Diefes Unfprunge ſind die Holzgesichte unter einem Sale 
genen +(Comicia . lignorum iı-claums lrfmebe kei Pisffeukenfi 

de * Germ. p. 639.) die Maͤrxtatgericht e. dia Falz⸗ 
und Deichgreden, bie Zunftgezichtbarteit uf m, ı; 


h) „Die mehreteır Varticülargerichte ehtfkanben aus “bern blechte 
des Elimkyumt, | ws weiche" allemal id BRecht Didi bet eier 


— ober über bie Eachen. Wis jenem entfpringen bie foges 
nammten Cigengerichte in engeren — (Über Reibelgne), 


aus dieſem bie Bchens- ober. Manugeicht, kleben 
richte” (Bogpgehiuge,, bie —— — ki Ph 
feit u. f. m) Kopp a..a. D. & 249. vegl. Senkenherg 


von ber Laiferi. höchften Gerichtbarfeit S. 1 u. f. Ueber, dem 
prung aller Vefer ten der Berkhtbateis geh das Eh mi 
Zehnr. Art. 128. (der Sedfenb;. Aucg.) Uuffihiuß. .. Leißt ein 


se 








4 


364 Dede: Periche. A, BE AR7E. 

4. 302. melden Beide : denit unh uch.aller@chenefachen 
von dem · Lehencherrn und feinen Mannen als 
Sr“ traten vuria) ‚eirfareden wee⸗ » 


+12337° 


oo: neriuug. Beratung der deheiche Wee | 
20 Die" Guichibatteit bed: Belfensheren | in’ dchaicſahin mie Zui 
bung feiner Mannen als Schöffen war nach der Eonftitution Em 

rabs H. dom. 1037 (oben 4: 269) zu. dieſa Zeit fehonngke DöRig 
ausgebilbetes Nechteinſtitut, deun: im biefem Zone vird V. F. 1. 
vom ihr" gefprodien. 3. Mr Ges kbieten malen SGrund be 
" 7703; 8) © W. Hält zwei 
die Pares cariae nicht fir Eh’ befonberes Gericht ſondern nur für 
die Schöffen, des ordentlichen Richnets in Lehensfachen, aber ohne 
dlien Grund, da theils gerade das weſentliche jedes Gefices, in be 
rt der Schöffen beſteht, theils auch in fo Dielen ‚Stegen des tes 
gobarbifchen kehentechts der judex und bie Prres curiae einander 
entgegengeirjt werden (4. 8. Ai. F. 15). Ueber den Urfprumg der 
ü,.bab 6) mad.ter Matın ber-Dienftrechse; Auf mehr —A— 
die Nechte des Heren und feier VRannen gründeten die Dlenſtlentt | 
ſich gögenfeitig: his die Warants det getroffenen Uebereinkuuft amfehen 
mußten, uud es alfo am natürlichften mag, baf fir, ma. cin Bmeife 
aphanb,, weh einer unter ihnen ‚mady jener. ya fordern abge gar keiften 
habs, dies mmter dem Verſitze he Lehencheren zu Diecht wielen; baf 
Dein ſalctes Weufahren ber: Ratus dieſes Wenhättuifiee Überhaupt 
angemtffin: ws. ¶ ANote I), ımb:. daß 3) bie gewöhnlichen Gerichte 
ai ehand Inne. fe: def waren, Da Vie Date Dial 





lt 


Bert Bet Rinlfih- Käthe weif Bitnner de Inder wub 
kelgt er mit im ober fy untereinander mub ein Sins 
u „eben, fo-folt ex den Bannen fut ſiech gepieten ud fol es rich 
⸗ ten 016 Inn recht Reden, 


.7 * .7 


9 Base. domertung 40 fen. 9. 


V. R. A Oeff. R. Heerbann d. Landesh. 465 


Schoͤffen bie noͤthige Ehre Betten, um fiber, einen Dienſtmann zu. % 303. 
‚richten, feitdem fich die Dienſtmannſchaft zu einem eigenen Stande 
gebildet hatte. Die Befugniß, bie Lehengerichtbarfeit auszuüben, 
möchte Ich aber nicht mit G. R. Böhmer (Observ. jur. fend. 
Nro. 12. $. 7 und Princ. jur. feud. $. 223.) dem Lehensherrn 
nur daun jzufchreiben, wenn er auch ſchon die ordentliche Gericht⸗ 
barkeit hatte, obgleich beide freilich nach der Verfaſſung am Ende 
dieſer Periode immer in derſelben Perſon zuſammentrafen; denn die 
don ihm angeführten Stellen bes longobardiſchen Lehenrechts ſagen 
davon fein Wort, und das Schwäb. Lehenr. Art. 88. (nach Schil⸗ 
ters Ausg.) „wenn der Herre alſo hoch iſt daß er Lehen⸗ 
rechte mag han, und hat er als vil Manne die ein urteyl finden 
mögent, fo mag er ſinen Mannen wol tag geben umb Lehenrecht, 
ber fol zu dem minſten fubene (zwelif) ſeyn“ bezieht fich wohl cher 
auf ben Nang im Heerſchilde, von welchen es abhängig war, ob die 
Lehen als rechte Lehen angefehen werben mochten, als auf den Befik | 
der Gerichtbarfeit Überhaupt. Die Sffentliche Gewalt, bie jur J 
Ausübung der Lehngerichtbarkeit erforderlich war, lag vielmehr ſchon 

in den uralten Immunitätérechten (5. 86), bie freilich jeder Herr 

Saite, „ber alfo Hoch war baß er Lehenrechte haben mochte,” ober 

entfprang menigftens aus ber berlichenen Gerichtbarkeit, die im 

Sefer Bet enct Pafn, Die im fünften Semfcib Rand, (ame 

mehr fehlte. 





. $. 304. 6.0 


Das in der Landeshoheit Tiegende Recht des 
Heerbanns *) berechtigte den Landbesheren: 
1) von feiner Lehens- und Dienftmannfchaft den . 


a) Mit welchem das jus armoram, bas Btecht zu Fehden, nicht 
verwechſelt werben darf. Das lejtere war Recht eines jeben 
freien Mannes und daher fonnte auch jeder Freie, fofern fein 
Stand ihm verfkattete Mitterbürtige In Dienften zu haben, eine 
Dienfts und Lehnmannufchaft haben, aud) ohne Landeshohei zu 
befigen. 

so: IL [ 30 





8. 304. 


466 Dritte Periode, A.. 888-1272. 


Reichsdienſt b) zu fordern, 2) im Mothfalle alle 
Landfaffen zur Landwehr aufzubieten <) und von 
ihnen die gemeinen Landes-Kriegsfrohnden zu for- 


dern (9. 171. Nro. 3.), von welchen mar die Rit⸗ 


terfchaft und Geiftlichfeit, nicht aber ihre Hinter⸗ 
faffen, und vermöge befonderer Privilegien meiftens 
die Städte frei waren. Vermoͤge der landesherr- 
lichen Vogtei wurde er aber wohl fhon allen 


b) ©. oben $. 294. Vergl. auch II. F. 40. 62. pr. 54.55. $. 1. 


c) Defterr. Lanbr, bei Senfenberg (Vis. jur. Germ. p. 241.) 
Art. 49. Wir feen und gepietm — daß alle die Ritter ımb 
Kappen bie zu dem Rand gehoren, ober bie Bifchof. angehornt 
oder andere Boßheufer, ober die Herren von bem Land bie zwain⸗ 
zig Pfunt Gelts Haben, iglicher fürbas ein verdakchts Rog umd 
ganze Wappen Haben dem Lande zu wer unb gu ern. Und 
wer 15 Pfund Gelts Hat ober zehen oder bardinter habe, ter 
fol fürbas ain ledigen Hengft und ein barf geſchirre ober ein 
Sper ber anders nicht en bat (haben). Und welich Ritter oder 
Anecht von fleter Krankheit feines Leibes fo ficd fen, das er 
bem Land gu Hülf nicht gevarn mag ber fol doch fein Dies mb 
fein harnaſch Haben, und fein not gefchiecht fo fol ex feinen fin 
ober feiner Mag ain fertigen an feiner ſtat. Wer das nicht 
entut dem fol niemant faln recht thun was er zu flagen bat, 
und fol man allen leuten bie hink Im icht ze fprechem- Gaben 
volles recht tun, und fol von dem andern gefundert ſeynn. Dar⸗ 
Über fol er geben 20 Pf. A, ze:Wandl dem er gu bilf folt 

. fönen fepn. zu ber pueß fol man in twingen. Art. 80. Wir 
fegen und gepieten das jemanbt ber zu det ſamnunge vert, da 
man das land wern fol, dem anderh auf fein guet nicht nemen 
(fo) dann ſuter ben Noffen und effen und trinken zu dem mal 
ob ers findet, und fol auch feitt tag waid nicht kürzer machen 
dann vir miel, in irte dann erhaft not. Wer darüber im ans 
been Dörfern icht nimpt ober ba er ba leit, bas fol der mar: 
ſchalich in bem herdart richten obes wo man ims flogt bins im 
als ein rauber, 








IV. RA: Oeff. Ri Brerbard.Londesh. 467 


halben welter ausgedehhr,:'nls ihm die carolingiſche 6. 204 
Verfaſſung gekannt hatte Ay. Wenn die: Landes⸗ 
Hoheit nur unvollſtaͤndig war, weil das Territoriiim 
in ein Fuͤrſtenamt gehörte, hatte der Fuͤrſt vermoͤge 
des. Herzogthums die Befugniß, den gemeinen Reichs⸗ 
und Landesdienſt 'zu-- fordern dd), . Hußerbem-war 
die Lehens⸗ und Dienſtmannſchaft auch zub Ver⸗ 

d) Dieſe erwriterten / ans: der Kiecheiriiche Bogtei· abgelelteten 


Dienfte kommen in dem kandbuche der Mark Brandenbuig un⸗ 
ter dein Namen Servitium carraufh vor. Kert von Herzberg 


denkt ſich untet dirſem Ansörınt ben Spanndienſt tar Sinn des 


ochtzehirten Jabrhunderts; aber dNeſtr "Hk viel fpäteren Ueſprumg⸗ 
und jener nur deſſen Grundlage: Dieſer Dienft: wurdr wie an 


dere Megallen veränßert. Veſonders die Geiſtlichkeit Hatte ihn 


bfters an fi gebracht und auf dieſe Weiſe ihre Hinterſaſſen 
gegen den Landesherrn davon befreit; die aber, wie eben daraus 


am betstlichften hervorgeht; in ben deegel ihn auch feiften mußten. 


dd) Daher behält ſich Matkgraf Albrecht II. von Brandenburg in 


einer Beflätigung bet Freiheiten bes Hochſtifts Ssanbenburg 
a. 1209 (bei Gerden Stiftsdiftorle von Brandenburg im. Cod, 


dipl. Nro, 30,) die auf dag Fürftengmt Bezug habende Heer⸗ 


folge vor: Insuper et homines erclesiae ab omui.Servitio 


x 








et exactione hospitiis seu etiam quibuslibet vezatignibus 


a quibgscungue persorlis liberoa esse permittimus, excepta 
Advocatia et communi aedifiratione castri sub quo ‚bona 
ecclesise sita sunt, et justo bello pro patrio. Was bie: 
fer gemeine Dienft umfaßte, ſieht man aus einem fchledsrichter: 
lichen Spruch voh 1455 zwiſchen dem Markgrafen und dem 
Biſchof von Brandenburg. Über die Dienfte, welche ber erftere 
In der. dem lezteren zugehörigen Stabt Blumberg anſprach: „daß 
bie gehannten von Blumberg — dem Herm Markgrafen — 
jglicher — yn im jare 12 Tage Hof Dinft thun follen. Und 
fo ofte Herfarth worde geboten don ber SHerrfchaft, fo ſullen 
fie allezeit verpflichtet ſeyn, einen guten beſchlagenen Heerwagen 
daz zu mit vier pfterden ußzurichten, wan in das verkündigt 


wird.‘ —— 
[ 30* ] 





% 


- 
FR} 


468 Dritte Periode. A. 8881272. 


4. 304, theidigung der Rechte und Veſitzungen des Landes 
heren und zu gerechten oder von ihr ſelbſt gehillig 
ten Fehden ©) vermöge ihrer Dienftpflicht zu dienen 
gehalten, keinesweges aber unbedingt zu dienen 
verbunden, und hierin unterfchied Die firengen 
Dienftpflicht den Miniſterialen in nichts vom Be 
fallen f), Wohl aber. Fonnte diefer, da er wid 


©). Edln. Dienfte. $. 2. Si aliquis hominum Terram Ce- 
loniensem et terminos Episcopatus invadere voluerit, wi- 
versi. Ministeriales b. Petri, tam beneficisti qusm non be- 
neficiati, ad defendendam Terram D. sus A. episcopo # 
sistere et usque ad, terminos Episcopatus eum cum armia 
sequi debent; si autem Archiepiscopus ultra procedere 
voluerit, ipsi eum lengius sequi non tenentur, nisi hoc de 
voluntate sua faciant aut Dominus eorum apud eos hot 
promerestur. Si autem reditus Archiepiscopi, ubicamgee 
extra terminos Episcopatus siti sunt, ab, aliquo violenter 
invasj fuerint, ipei ad hanc violentiam reprimendam Dr- 
minum suom illuc sequi debent. — Noch genauer beftinmt 
ben Fall der Vertheidigung bas teklenburgiſche Dienſtrecht $- 1. 
quod ministerisles nostri infeodat!, cum per hnuneiom 

nostrum infeodatum ante ad 14 dies, ad nostri castri mı- 
'nitionem vocamus, venire tenentur et per & septimans 
'residentiam in castro nostro facere propriis expensis, & 
per hoc per circulum illias anni libertatem nos serviendi 
consecati. Secundum est, quod si fortior nobis, vel qüi- 
cunque nobis vellet inferre violentiam, si de consilio 
nostrorum ministerialium ipsi justitiam facdre volw- 
mus, quamdiu juris ordinem hoc modo persegquimur, prat 
fati nostri infeodati corpore et rebus nohis servire tener- 
tur. Si vero juris ordine praetermisso potestatem ger‘ 
vellemus, praeter nostrorum consilium, a servitio hoc modo 
nostro sunt immunes. — ®ergi. II. F. 28. 


f) Eine andere Frage möchte es fehn, ob dies immer fo mar od 


nur erſt ſeitdem bie Dienftlente ſich beffere Bedingungen m 
awangen. 


IV. R. A. Oeff. R. Heerbann d. Landdh 469 


vermöge feiner Geburt und nach Hofrecht, ſondern $. 3. 
hauptſaͤchlich 8) kraft feines mit dem. Dienfl« 
herrn gefchloffenen Vertrages und hiernach geleifteten 
Eides (jure homagii s. hominü) zu dienen verbun⸗ 
den war, ſich gemeffene Dienfte b) ausbedungen, 
und Perfonen, gegen die er nicht dienen wollte i), 
oder Rechte, die er nicht vertheidigen wollte k), aus⸗ 
genommen haben. Dem Dienfimann hingegen, der 
Beinen befonderen Dienftcontract hatte, fondern nur 
nach dem gemeinen Dienflrechte (daher jure cu- 
riae nicht jure hominii, wenn er gleich auch einen 
Eid leiſtete) vermöge feines Geburtsftandes zu die- 
nen verbunden war, Fonnten dergleichen Ausnahmen, 


g) Denn freilich gab es Dienftrechte eben ſowohl für den Bafallen 
als den eigentlichen Dienfimann. Man darf nur nicht vergeffen, 
baß bie gemeine Mitterfchaft in biefem Zeitraum ſehr oft nur 
in dem Berhältniffe der Minifterialität ftand. 


h) Ein Beiſplel enthält das Privilegium für Defterreich oben 
&. 238. Note a. 


3) Beifpiele hat Struben Nebenft. TH. 1. Abh. 4. 8.4. Der 
ältere LXehnshere war fogar ftillfehweigenb ausgenommen. IT. 
‚F. 28. & A. 


k) Beim Burglehen (feudum urbanum, beim Vet. auct. de, 
benef. Cap. 3.) braucht ſchon nad, ber Natur biefes Lehens - 
der Vaſall nur fur Vertheidigung diefer Burg zu dienen. Vet. 
auct. de ben. Cap. 3, 9. 2. Schwäh. eehnr. Art. 43. 
Vergl. auch Struben a. a. O. 5. 4. 


H So brauchen z. B. nach dem eblniſchen Dienſtr. Art. 1. 
Dienftlente, die von ihren Lehen wicht fiber 5 Mark Einkünfte 
haben, nicht mit nach Italien zu ziehen, fondern geben bios bie 
Heerfteuer. Hingegen müſſen nad) Note e fogar bie, welche gar 
fein Lehen haben, zur Bertheidigung bienen, 





470 Drine Periode, A. 8BB-— 1272, 


8.204. fo weit fie das Dienſtrecht nicht ſeſbſt machte, nicht 


zu ſtatten kommen; er war daher immer ein Le⸗ 
digmann (homo ligius), der gegen jeden (dem 
Kaiſer ausgenommen) dienen mußte m). Ohne Ver⸗ 
geltung: diente aber der Regel nach weder der Va⸗ 
fall noch Her Dienſtmann; doch Fonnte es ihm 
durch das Dienſtrecht in gewiſſen Fällen zur Pflicht 
gemacht ſeyn m), Eben fo begehrte er bilig zu 
außerordentlichen Dienſten eine Verguͤtung wegen 
der Ausruͤſtung o), und bei bedeutendem Verluſ, 
den er im Dienſte litt, den Erſatz deſſelben Pr). 
m) Ein. Dienftr. $. 1. Ministeriales b. Petri D. su A. 


- episcopo fidelitatem sine aliqua exceptiune facient, et 
ei contra omnem hominem servabunt, 


n) Die Nigel enthält IL. F, 107, Ausnahme ift, wenn der Dienfi 


mann Neichegut Hat und in bes Reichs Dienft ziehen fol, Die 
Dienftrechte enthalten bald jene Regel ohne alle Beſchränkung 
bald nur mit Mobificationen. So heißt es in dem bambergi— 
ſchen Dienftrecht ganz eifach: In ‚ezpeditionem iturns suo 
sumtu ad Dominum veniat, deinceps ‘ax sua impensa al» 
tar. Nah dem cölniſchen Dienſtrecht mußten bie Dienfs 
leute, wie es fcheint innerhalb Landes, Auf eigene Koften kim, 
äber außerhalb Landes unterhalten werden, (So verftehe ih 
das promerestur oben Note e). Nach dem teklendurgiſchen 
Dienftredyt gefchicht der ardentliche Burgdienſt (oben Note e) 
auf eigene Koften, nicht aber der Felddienſt nach $. 3. Etli 
cet proedicio modo in castris nostris servire teneanlur, 
#i tamen extra castra cum ipsis facta nostra disposuimus, 
in expensis nostris eosdem exhibere tenemur. 

0) S. oben $. 294, Noten. Faſt alle Dienftrechte enthalten 
hierüber Beflimmungen. Die Ausrüftung wurde inzwifchen nicht 
bei jedem gewöhnlichen Dienft gegeben, fondern nur bei aufe: 

‚ ordentlichen Gelegenheiten, hauptſächlich beim Reichsdienſt. 

p) Nad) dem Fei. auct. de begef. $ 17, Schwäb, Zehn. 





IV. R. A. Oeff. R. Veſten. Landbeden. 471 


$. 306. 78.305. 

Seitdem die Landesherren in der Landeshoheit 
das Recht des Heerbannes als ein eigenes Recht 
befaßen, bedurften fie num auch Feiner befonderen . - 
Faiferlichen Begnadigung mehr, um Burgen oder 
Städte anzulegen, von welcher dies abhängig war, , 
fo lange fie den Heerbann nur als ein Amtsrecht, 
mithin in des Kaifers Namen hatten ®). Hingegen - 
durfte Fein Landfaffe ohne landesherrliche Bewilli⸗ 
gung eine eigentliche Veſte bauen b), 


6. 306, $. 306. 

Das Recht des Landesherrn, von den Land- | 
faflen, die er gegen dag Reich vertrat, eine Ent- 
ſchaͤdigung dafür zu fordern, daß er den Neiche- 
Dienft und die Landesvertheidigung wenigſtens 


(bei Schilter) Cap, 9, Sächſ. Lehnr. Art. 4. braucht ber 
Bafall nicht eher wieder zu dienen, ale bis ihm das, was er 
im Dienfte eingebüßt hat, wieder erſezt if. 


a) Daven iſt noch eine Spur in dem Privilegio fire bie geiftlichen 
Kürften, oben $. 247. zweite Anın. Nro. 8, Die ohne Erlaubs 
niß des Landesherren angelegten Städte und Burgen follen rer 
gia potestate niedergeriffen werben. Es darf übrigens nicht 
befremden, wenn man auch noch fpätere Privilegien des Kaifers 
zu Erbauung von Burgen und Städten findet. Denn theils 
ft es im Mittelalter etwas fehr gewöhnliches, ſich Privilegien 
fiber etwas geben zu laſſen, wozu man auch ohne Privifegium 
berechtigt war, theils bildete fich jener Grundſatz ja auch nicht 
durch ein Geſetz, fondern durch den Geiſt der Berfaffung. Eine 
Anerkennung des Grundfages enthält Übrigens fchon jenes Pris 
vilegium. 


b) Sächſ. Landr. 8,3. Art, 66. Schwäb. Landr. Art. 238. 


472 Deitte Periode. A; 888— 1272. 


$. 306. hauprfächlich mie feiner Dieuſtmannſchaft leiſtete 
($. 223.), kommt als ordentliche und außerordent⸗ 

liche Befugniß vor; es hatte jedoch meiſtens, und 

oft ſchon fruͤh, die Einführung von ordentlichen 
Abgaben und damit verfuüpften Dienften zur 

Folge achabt, Die der Landesheur Fraft feiner lan⸗ 
desherrlihen Vogtei erhob... Sie kommen 

unter den mannichfaltigften Benennungen vor, laſſen 

ſich aber nicht immer von ähnlichen Laften genau 
unterfcheiden. Jede „Bogtgült,“ jeder Zins 

von wirklichen Grundeigenthum (Erbe) kann dieſe 
Bedkeutung haben; ſelbſt daß die Vogtei in Ber 
aͤnderungsfaͤllen zur Erhebung einer Lehn ware 
berechtigt, macht es noch nicht nothwendig, jene 

für eine andere als die Iandesherrliche Vogtei zu 
nehmen, da die Lehenware bei allen Arten der 
Vogtei vorzufommen ſcheint. Mit. völliger Sicher 
heit Täßg fich indeffen eine Leiftung nur dann hieher 
ziehen, wenn fie entweder mit dem Heerdienft 
in Verbindung fiche .), oder durch den Ausdruck 
Schatzung oder Bere bezeichnet wird, die für 
die Kraft der Landeshoheit. von den Einfaffen 
erhobene Abgabe von Anfang an techniſch geweſen 
zu fen Tcheinen. Die urfprüngliche Bedeutung des 
lezteren Ausdrucks ſcheint die einer auf eine An 
) Selfpiele: Johannis comitig de Holstein dipl. a. 1248. 
Bona in Cronesmore viginti videlicet jugera de quibus 
nobis in censu, qui dicitur Grevenscat et in expedilioni- 


bus subsefvire tenebantur. ©. Haltaus m. d. W. Gru 
fenſchatz. 





IV. Dechtsf. A. Deff. MR. Snndbehen. 473 


forderung (Bitte, bete, petitio) erfolgten Leiſtung 4. 306. 
(daher auch precaria genannt) zu fen b). Dem 
Begriff nach aber ift fie eine Hulfe (adjutorium), 
und in fofern mit Steuer (stiura, subsidium) 
gleichbedeutend o). Als Steuer kommen in den 
‚ früßeften Zeiten Abgaben vor, die dem König im 
Fruͤhjahr, in manchen Gegenden wie es ſcheint 
im Herbſt, oder in zwei Terminen entrichtet wer- 
den; ähnliche Leiftungen, gewöhnlich auch mit Diew 
fien verknuͤpft, finden fi) in manchen Gegenden 
als vogteiliche Laft d) und möchten die ältefte feſte 


b) &. Grimm Mechtöalterth. S. 298 und bie bafeibft angeführte 
Stelle: Si dominium de Valkenborg contingeret transire 
alpes, seu tradere fillam nuptui, sive sublimare filium 
suum in militem, petisionens potest facere apud Susiren, 

ad subveniendum ei in talibns articalis. 


co) Grimm a. a. D. Möfer fuchte in dem Wort Bete biefelbe 
Bedeutung und leitete es von baten, helfen ab; nur ber Bes 
- griff nicht der Wortfinn fcheint aber richtig aufgefaßt zu feyn. 


d) Schen in einer Urkunde Urmulfs vom J. 889 kommt decima 
tribati vor, quas de pertibus orientalium Francorum ad 
fiscam regium annuatim persolvi solebat, quas secundum 
iDorum linguam steora vel osterstuopha vocantur. Brimm 
a. a. D. erflärt das leztere für eine zu Dftern bei ber Malver⸗ 
ſammlung zu entrichtende Abgabe. Auch anderwärts kommen 
Moibeden vor. Herbſtbeden finden ſich ebenfalls. Dipl. a, 
1264. Curtim — sub advocatia nostra sitam, ab omni- 
exactione in/usta fecimus perpetao liberam et absolutam, 
reservata tamen nobis peticionse autumnali, team in 
denariis quam in framento. Die in Weftphalen fehr gewöhns 
Uchen Dienfte, eine Fuhre zu Stroh und eine zu Gras, fcheis 
men bie zu dieſer älteſten Ort von Weben gehörenden landes⸗ 
herrlichen Bogteibienfte zu ſeyn. Ueber das servitium cur- 
zuum f, oben 6. 304, G. 467. Not d. 











47h Dritte Prriofe. A. 888-1272, 


4. 306. Abgabe ſeyn, in weiche die urfprünglich nur bi 
vorfallenden Heerzuͤgen eintretende qußerordentliche 
Laft verwandelt wurde. Die Ummandlung ſcheint 
‚bei mannichfachen Verenlaſſungen geſchehen zu fen. 
In den Städten kommt eine Orbete (Urbete) 
als Gemeindelaſt vor, die aber auf‘ die Grundſtuͤde 
vertheile iſt; bier mag bei der Ertheilung des Weich 
bildrechts die Feſtſetzung gefcheben feyn, und auf 
wo man jenen Namen nicht findet, aber doch cum 

_.Grundjins (census arearum) an ben Kern da 
Stadt, möchte diefer in der Megel für bie dar | 
zu halten ſeyn e). Am häufigften mag fie fü 





©) Nach dem Lanbbuch bee Mark Brandenburg wird bei ji 
: Stadt bie ganze Summe, weiche fie als Orbete geben mukt, 
ı und nicht die Abgabe, bie jebes Haus giebt, angeführt. Da 
Ausdruck Ordete rührt davon ber, daß fie auf die Häuſer gest 
war, und Drbete jebe Ausgabe heißen Eonnte, die auf einm 
Drbar d. h. einem Grundſtücke, baftete, das urfprünglich mi 
vollem Kigenthumsrechte, nicht pachts ober zinsweiſe beim 
wurde, ©, Lang hiſt. Entwick, ber deutſch. Steurrteri. 
©. 57. Das Landbuch überſezt Drbete durch exaetio orig 
nalis, ein Ausdrud, der ſich allenfalls auch mit jener Beden⸗ 
tang vereinigen läßt, und nicht gerabs durch urſprüngliche 
Abgabe in Beziehung auf ihre Entſtehung fberfegt zu werten 

“ «braucht. Rach ihrem Urfprung ift die Orbete nicht immer cm 
an ben ehemaligen Bennbheren zu entrichtender Grundjint; 
dee Ausdruck Orbete kann dies nur bedeuten; ber Lantıf: 
bere war nicht immer vor Begründung bes MWeichbilbredts 
Grunbherr, im Lant buche wird S. 26. der Brundzins, Census 
arearum, genau von ber Drbete umterfchieben. — Man fönuit 
Übrigens in Vezichung auf die Mark Brandenburg die Fer 
muthung aufftellen, daß auch wohl bie Webe auf dem platten 
Lande urfprünglich auf dis Gemeinden vertheitt werben fei, weil 
im Landbuche das, was jede Hufe zur Bebe giebt, im bem det⸗ 





‘ 


IV. Rechtsſ. A. Oeff. R. Landbeden. 475 


durch. das Herkommen ſirirt haben; wenn bei gros 8. 306. 
Gen Kriegslaſten, die dee Landeshere zu tragen Haste, 

eine einmalige ober wenige Jahre hindurch. gegebene. 
Beiſteuer nicht eine genuͤgende Entſchaͤdigung ſchien, 
ſondern ſie auf laͤngere Zeit gefordert wurde, ver⸗ 
wandelte fie ſich, wenn wiederholte Beraulaffunges 

fie zu fordern von neuem. hinzutraten, von ſelbſt 

in eine ordentliche Laft ft), Es fehle aber au 

nicht an DBeifpielen der Einführung - einer ordent⸗ 
lispen Bere duch förmlichen Vertrag, in welchem \ 
der Landesherr den wiederholten Anforderungen um 
Beiftenern zu feinen Beduͤrfniſſen gegen Regulirung 

einer regelmäßigen Abgabe entfagte, und nur fuͤr 
außerordentliche beftimmte Fälle eine außerordentliche 

Bete (petitio injusta f. Note d, violenta, exacta- 

toria, Mothbede, indebitum, Unpflicht, im. Gegen, 

fa der ordentlichen Laft, der Pflicht, Ungelt) 8) 
vorbehalten wurde B). Denn. fihon im dreizehnten 


ſchiedenen Dörfern ſehr ungleih iſt; allein biefe Ungleichheit 
fcheint nach dem Inhalte Älterer Urkunden, bie von der Bede 
als einer beftimmten Summe von jeber Hufe und bem von der⸗ 
felben zu entrichtenden Zins fprechen, aus andern Gründen 
erflärt werden zu müflen. Vergl. die Anmerkung zu biefem &, 


f) Dies if urkundlich die Entftehung ber neuem erbentlicheg- 
Steuern feit dem fechszehnten Jahrhundert, und es wird wohl 
unbebenflih feyn, von der Befchichte derfelben auf die ber äls 
seren zu fließen, ‘ 


g) Bergl. über biefe Ausdrücke Lang a. a. D. S. 99 u. f. 


1) Ein ichrreiches Beiſpiel giebt hier bie Mine Brandenburg, 
©. bis Anmerkung am Ente des 9. 





! 


476 Dritte Periode, A. 886— 1272. 


4. 306. Jahrhundert fieht man, daß die Heerſtener, mas 


die Bete urfprünglich gewefen war, nur einer der 
Fälle iſt, in welchen fie, fofern fie noch nicht orbent. 
liche Laft geworden war, überhaupt, fofern fie es 
geworden war, außerotdentlicher Weiſe gefordert zu 
werden pflegte. Als gewöhnliche Fälle kommen 
vor: 1) Meichsdienft 5), welchem allmälig das Be 
fuchen des Faiferlichen Hoflagers und der Meiche- 
tage gleichgeftelle wird; 2) Gemeine Landesverthei⸗ 
digung; 3) Uuslöfung des Landesherrn aus Ge⸗ 
fangenfchaft, 4) Ausſtattung einer Tochter, die fich 
vermaͤhlt (Sräuleinftener); 5) Ritterwerden ber 
Soͤhne, das regelmäßig größe Feſtlichkeiten erfor- 
berte. In den drei legten Fällen ſcheint die Bere 
regelmäßig au von den Bafallen und überhaupt 
ber Ritterſchaft gefordert worden zu feyn, während 
diefe von der urfprünglichen Bere ganz frei mar, 
weil fie die Leiftung, für welche die übrigen Ein 
faflen mit berfelben entfchädigten, in ihrem Heer⸗ 
dienft unmittelbar zu übernehmen hatten; Daher 
dürften auch urfprünglich bei gemeiner Landesver⸗ 
fheidigung, wo auch die übrigen Unterthanen Heer⸗ 
dient zu leiſten pflegten, die außerordentlihen Be 
sen von der Ritterſchaft mitgetragen worden fenn. 


Hingegen mußten die Hinterfaffen der Nitterfchaft 


i) Diefer wird feltenes genannt als bie Übrigen Fälle; doch kommi 
es dor: „transire alpes” Mote b. Jenes erflärt fich aber Teich, 
weil dieſer gerade der älteſte gefeklich antefamıts Kal der 
Berechtigung, eine Beiſteuer zu forkem, war. 


IV. Rechtsſ. A. Oeff. R. Sundbeden. 477 


und der Geiſtlichkeit die hergebrachte Bete 9% 4. 306 
ben, wenn fie niche, was bei der lezteren öfter dee 
Fall war, durch Privilegien davon befreit waren. 
Das leztere ſcheint aber ſeltener als die Befreiung 
von außerordentlichen Beten, nachdem ordentliche 
entfianden waren, der Fall geweſen zu ſeyn, deren 
Sinn jedoch nur der ift, daß fie nicht ohne bie 
Bewilligung der Herrfchaft gefordert werden durften; 
ohne diefe Beſchraͤnkung wäre durch das Prinile 
gium eine . Eremtion von ber Landeshoheit zuge⸗ 
flanden geweſen. Der Landesherr nehmlich legte 
ſich das Mecht bei, von feinen Vogteipflich⸗ 
tigen bie. Beten nicht nur wenn fie orbentlidhe 
Laft getvorben waren, fonbern auch in außerordent⸗ 
lichen Faͤllen ohne deren befondere Bewilli- 
gung bittweife zu fordern, ein eigentliches 
Recht, Schatzung aufjulegen, hatte er nur als. 
Grundherr und Leibherr, nicht vermöge ber 
Vogtei 6); dies geflanden ihm in Anfehung ihrer 
‚ k) urt. Bernhards und Heinrichs Herz zu Braunſchw. U. 1392. 
Wie fehelt noch jemand von unſertwegen nenerley Bede oder 
Schattunge fetten ebder don, up unſer Herſchop imterfatten, ! 
noch np ere Guth famend edder befonder, uth gefprafen unfere 
eigene Meyer, und unfere eigene Lüde. Die Hinterfaflen auf 
dem platten Lande wurden baher immer am firengften behandelt 
und in diefe Elaffe fam auch der Bogteipflichtige, ber fein Erbe 
noch mit eigener Hand baute, öfters, wenn ihm bie Werhättnäffe 
ungünftig waren. Er wurde, weil er wie ber gemeine Sinterfaffe 
Wbgaben zu geben Hatte, auch oft als Hinterfaffe behandelt. Es war 
noch ein Glück fiir ihn, wenn er blos unter den 


landecherrlichen 
Bogten als ein dem Lanbeshern pflchtiger Daun (der Urfprung 
ber nachher ſogenaunten freien Kammerbauern) blieb, und bie non 


\ 





478 Dritte Perlobe % 888 44272, 


A 306, Materſoſſen weder Geiſtlichkeit uoch Ritterſchaft 
u, er mußte daher fuͤr außerordentliche Fälle diefe 
Herefibaften nie nur um einen von ihnen ſelbſt 
iu leiftenden außerordentlichen Beitrag anſprechen, 
fondern auch über den, "welchen ihre SHinterfaffen 
eben‘ follten, mie Ihnen handeln In demfellen 
Ball befand fih der Landesherr feinen. Städten 
gegenüber, von welchen er nicht ſo leicht die Beh 

. ſteuer erzwingen konnte, als von den Vogte— 

4J pflichtigen auf dem platten Lande, wenn dieſe der 
Bitte-Eein Gehoͤr geben wollten 1). 

So neigte ſich die Entwicklung der Verfaſſung 

allmaͤlig zur Anerkennung des Gruudſatzes: dem 

Landesherrn als ſolchem gebuͤhrt die Weiftener 
von allen im Land 'gefeffenen Claſſen von Per 
fonen, die er hergebracht Bat, 'und in den Faͤl⸗ 
len, in welchen er fie hergebracht Kat. Außer 
ordentliche Beihuͤlfen find auch nur in’ den kr 
teren darunter begriffen “Eine Stenerverfaflung, 
nach welcher das Landesbeduͤrfniß den Map 

ihm zu entrichtende Abgabe nicht, wie es fo häufig geſcheh 
(fe Rindlinger münfterifehe Beitr. Th. 2, S. 134.) em 
Olenſtmann als Beneficium zugelegt wurde, Der leichter Rei 


und Gelegenheit hatte, ihn fogar zum tnfeckn Hinterfoffen 
‘ zu machen. 


)) Bel den größeren Städten befonders mißlangen die Verfuche 
ihnen swillfühefich allerlei Abgaben aufzulegen, befonders int 
recte, namentlich eine Abgade vom ben im biefefhen gebrachten 
Bebenemitteln ober von ihrer Nahrung, in dieſem Zeitraume fol 

immer. ine Meibe hieher gehötiger Stellen hat Struben 
\ Obsery. jur. et histor. Germ. Decas. Obserr. 3. 9. 3. — 








IV. Rechtsſ. A. Off R: Imndbeben. BO - 


ſtab der Beihulfe abgiebt, hat fich aber erft in der 8. 306. 
folgenden Periode entwickelt. 


Anmerkung. Eurftehung einer ordentlichen vee in 
der Mark Brandenburg. 


Am derttlichſten läßt ſich die beſchriebene Geſchichte imd Be⸗ 
ſchaffenheit der Beden in der Mark Brandenburg erkennen. Schon 
1281 verglichen ſich die Markgrafen Otto und Contad mit ber Alt⸗ 
mark (ein lihnlicher Vergleich mit den Übrigen Provinjen war ſchon 
. 1280 vorausgegangen ſ. Gescken Cod. dipl, Brandenb. Tom. II. 
p- 354.) folgmbergeftalt: — quod ob salubrem statum terraram | 
nostrarum, de nostro et vasallorum nosirorum arbitrio, peli- 
dionem sive precariam exocioriom quam in terra sive ter- 
ritorio Marchie' dignoscimus habnisse, vendidimas sub hac 
forma, Quod vasalli nostri — in Die b. Michael. in a0. 1281 
nobis dederunt de manso qui chorum dari frumenti solvebat, 
de duobus' choris avene 'equivalentibus choro dari frumeniti, 
et de talento, fertonem — porro civilatenses sive negociatores, - 
scalteti, villici, et rustici, de pheodo et choro duri frument£ 
fertonem dederant. Sed alii homines communes et cossati qui 
mansos ton habuerunt, dederant 6 denarios de talento, "Item 
in festo Pasche subsequente, 'quod terıninus fült secundas 
emtionis in a, 1282 dederant nobis similiter — hic fuit ulti« 
mus terminus emtionia. Deinde in festo Andree proximo iste 
census subsequens instabat nomine prechrie perhenniter don= 
dus de manso qui chorum duri frumenti vel magis. solverit, 
de duobus choris avene et de talento in die Andree jam dicto 
solidum, Post haec in die Walpurgis similiter solidum. dare 
perpetuo tedebuntur. Hujusmodi census etit sempiternus nec 
ipsum tonferre possumus aut debebimus alicui. —- Item miles 
sub aratro sus habebit 6 mansos, fomulus vero 4 et hi peni- . 
tas erunt liberi et si quidem plures habuerit de his dabit 
censum pratlibaieu. - Communesg homines ‚veluti molendina- 
rii et Cossati de rebus eorum que vulgo dicanter Varende 
Habe et de talento sex denarios dare debent. Ik. si terrae 
nostre guefrzruin periculum ingruerit, Statuimus ‘una cılm' Va- 


[4 
= 








480. Fpeitte getioe A. 8881172. 


9. 306. walls montris quatnor wiros mllige woston, © qeoguid den 


8.307. 


ordinaverint de pecunia danda a bonis in Marchia existentibus 
gralum servabimus ac votum, It. a vasallis nostris nullan 
precariam extorquere debebimus, ” si aliquam ex filiahus 
nostris alichi voluerinms copulare' vel imperialem Cariam 
visitare etc. (Gercken Dipl. Vet, March. Tom. L p. 15. seq). 
Der Vergleich betraf alfo eine außerordentliche und bie ordentliche Bede. 
&o kommt auch im Landbuche p. 14. eine außerordentliche Lanböete 
vor, von welcher die gemeine Bede (precaria, bie bei ben einem 
Hufen unb Stücken verzeichnet ift) genau unterſchieden wird. Die 
leztere blieb nicht genan fo, wie fie 1284 verglichen war, Rach tem 


Vergleich war die Freiheit ber Mitterhufen nur befchränft, nach tem 


Zandbuche aber waren in ber Negel alle Nitterhufen frei, denn ©. 4. 
beißt es unter ben Fragen, bie an jebem Hrte gethan wurden: (Quct 
mansi sunt in villa; quot illoram sunt liberi ut puta vaullo 
ram ‚plebani et eoclesise? Daß bie SHinterfaffen ber biſchoflichen 
Güter, Stifter und Klöfter, nicht frei waren, flieht man aus dm 
Verzeichniß ber Güter des Hochſtifts Brandenburg S. 125. I 
Zandb. und ber Alöfterz aber ber Wilchof hatte bie Bede in ber Re 
gel felbft, ohnftreitig aber nur durch Schenkung ober Kauf, denn ven 
möge ber ihm nur befchränft zuſtehenden Ranbeshohelt (ba er we 
bas Fürſtenamt des Markgrafen gehörte) konnte ex bie orbentüht 
Bede nicht aus eigenem Mecht erheben; wohl aber aufererbentiihe 
Abgaben unter biefem ober anberen Namen ziehen. Das Dotaket 
der Kirchen aber, bie Pfarräcker d. h. bie mansi, bie ber Pu 
(plebanus) als beneficium hatte, und was bie Stifter umb Kälte 
felbſt bauten, war frei. Auch die lezteren hatten meiſtens bie erben 
liche Bede von ihren Sinterfaffen erworben. Der Lanbeshert ver⸗ 
Außerte die Revenlie überhaupt wie alle andere Rechte, wie ſich aus 
dem Landbuch ergiebt, obgleich im Vergleich vom 1281 das Gaga 
theil verfprochen war. 


$. 307. 


Die Einkünfte des Landesherrn beftanden, 
außer dem was die Bede abwarf, und was freilih 
nicht. überall ſehr beträchtlich war, weil bie -. 

, li 





d, N in. 
\ 


IV. Rechtsf. A.Deff.R. anbeseinfänfte, 41 


liche Bede wie andere Einnahmen veräußert wurde, $. 807. 
1) in den ihnen vom Kaifer verlichenen nugbaren 
Regalien, Mimge, Zoll, Bergregal, Judenſchutz 
(vergl. oben $. 286-298.) und Gerichtbarkeit =); 

2) in den Einfünften der- Domaine: Was von 

diefen nicht zu Lehen gegeben war, wurde mei - 


a) Nach dem Landbuche der Mark Brandenburg ©. 16. werden 
als die Direlien ber beſtändigen Einfünfte des Markgrafen 
angegeben: die Drbete (aus den Städten, bie Zdnbbete iſt nut 
bei jedem Dorfe angegeben), die Rölle, Mühlen, Juben 
(Schutz Münze, Semwäffer (fo weit nämlich die Fiſcherei 
derpachtet war), Walbungen (unter welchet Rubrik aber nur 
bie Abgaben an Safer und Honig berechnet werben, welche bie 
benachbarten Dörfer für das Hütungsrecht in ben herrſchaftlichen 
Waldungen bezahlten) und die Gefälle aus den Dörfern, weiche 
zu landesherrlichen Schlöffern gefchlagen waren. Als unges 
wiffe Einffinfte werden S. 37, aufgeführt: bie Gerichtsges - 
fälle, det Polzverkauf aus ben Waldungen, bie Impigno- 
roliones (Über welche «6 heißt: Oportet aliquando quod 
praesumtauose contumaces ac rebelles compescantar; hoc 
enim sepe fit pet immpigriorationes, ut quia aliqui conte 
innunt parere mandatis Domini et suorum officislium, ut 
quum mandatur sive indicitur expeditio non veniunt d 
exercitum, aut ad aliam evotaltionem venire contemntint 
fasto impedimento cessante. Quandoyus mandatis judi- 
eum immo post sententiam non volunt parere rei judicate 
nec turant solvere juditatum. Nonnulli etiam itvadıht 
bona ad Dominum spectantia ut puta ligna et feras de 
silvis gramina de prätis subtrahentes et in aquis furtive 
piscantes et his similia favientes saepe impignorantur. Ex 
his quidam daut 10 marcss argenti quidam minos quidam 
vero magis) und die Laubeimien. Die ganze Summe ber 
beftändigen Einkünfte (mit Ausſchluß der Einkünfte ans ber 
Neumark und der Landbete) wird auf 5000 Mark Silber bes 
rechnet. Die Einfünfte von den Domainen find indeffen größ⸗ 
tentheils nicht mit gerechnet. Die Einfünfte aus ben Zölen 
madyen über bie Hälfte jener Summe aus. 

Bo. IL [ 31] 


% 


483 Dritte Periode. A. 888— 1272. 


. 07: ftens.b) durch Voͤgte verwaltet, welchen dan anch 


‚die Einnahme der übrigen landesherrlichen Gefälle 
"übertragen war. Zu den Domainen gehörten auch 
die dem Landesherrn als Gutsherrn zuſtaͤndigen 
Waldungen und Forſten, Mühlen und Gemwäfler +) 
Ein. großer Theil der aus den Domainen flichen 
den Einfinfte und anderer mit ihnen verbundenen 
Gefälle war aber den Vögten felbft und der unt« 
ihnen in die landesherrlichen Burgen als Beſatzung 


vertheilten Dienfimannfchaft als Befoldung ange 


N 


4 


wiefen 4). Die Einteilung des ganzen Landes in 
Vogteien oder Aemter in diefer Beziehung, feheint 
meiftens mit der Eintheilung in landesherrliche 
Gerichts⸗Vogteien ($. 302.) zufammengetroffen zu 
haben, und beide Arten der Vogtei waren auch 
meiftens denfelben Perfonen anvertraut ©). 


b) Denn e6 kommen fchon in dieſem Zeitraum Beiſpiele von da 
Verpachtung von Domainen vor f. Struben de jure Vil- 
corum Cap. 1. $. 11. 


c) Daß biefe nicht Regal waren, fieht man am deutlichſten ans 
bem Lanbbuche der M. Brandenb., wo die Einkünfte daran 
als gewöhnliche gutsherrlicye Einkünfte vorfonnmen: 

d) Im Landbuche ſteht ©. 13. eine Dispositio Castrorum sıb 
a. D. 1376. per D. Imp. facta, wo bie jebem Vogte unte⸗ 

gebenen Burgen umb bie für ihn und feine Dienſileute zum 
terhalt ausgefezten Güter und Gefälle aufgezählt merbm. Hit 
heißt es 3. 8. Botzow (das jegige Oranienburg): Herma. 
Schaff. advocatus habebit 8 personas et percipict reddi- 
tus villarum adjacentium qui ad 30 sexagenas se eiten- 
dunt. Item allodium (die landecherrliche Domaine) cum pi 
scatura et pratis. Domipus reservavit sibi orbetam, silva 
° et jadiciorum proventus. 


e) Die Wögte kommen in den Urkunden faft Iammer in der geb 








IV. Rechtöf. A. Oeff. R. Landeseinfünfte. 483 
| $. 308, 308 
Die diefen Einkünften mochten die Koften 
der Regierung und der Hofhaltung, die im Ganzen 
noch wenig Foftbar war =), leicht beftritten werden, 
fo lange Peine große Schde zu führen war, oder 
der Meichsdienft und häufige Reiſen zum Faiferlichen 
Hoflager Feine außerordentlichen Ausgaben erfor- 
derten. Für die eigentliche Megierung hatte noch 
Fein Landeshere hefondere Beamte; der Hoffaplan 
und einige Schreiber machten die Canzlei aus b), 
und der Rath des Landesherrit beftand aus einigen 
Minifterialen, die er ohnehin am Hofe harte. Mur 
die Fehden und jene außerordentlichen Ausgaben N 
Famen gar zu oft, und hatten dann zur gemöhn " 
lichen Folge, dag nicht nur Nothbeden auferlegt, 
fondern auch die ordentlichen Einkünfte felbft ver- 
äußert werden mußten. Die Folgen davon wurden 
zwar in biefem Zeitraume noch niche fo fichtbar, 


fachen Eigenfchaft als Verwalter und Nichter vor. Durch bie 
SBerbindung beider Aemter wurde auch bie Abminifiration ber . 
Ser und ber Gerichtbarkeit weniger koſtbar. 


a) Die Dienflleute waren zwar vermoͤge ihrer Geburt zum Hof⸗ 
dienſt verpflichtet, aber wenn fie ſich am Hofe befanden, mußte 
ihnen Unterhalt und beſonders Kleidung gereicht werben. S. das 
cötnifche Dienftrecht (bei Kindlinger münft, Veitr. Th. 2. Urk. 13.) 
&. 10. 11. und ein Berzeichniß der täglichen Bebürfnifſe zur 
KHofpattung des Erzbiſchofs von Coln im zwölften Jahrhundert. 
(Ebendaf. Urk. 20.) 


b) Bergl. Spittlers Geſch. des Fürſtenthums Hannover TH. 1. , 
®. 118, ” " 
| [ 31* ] 





484 Dritte Periode. 4. 888 1272. 


4. 308. cheils weil die Fuͤrſten noch viel zu veräußern hat 


ten, theils weil durch das Ausſterben einer großen 
Anzahl von adelichen Geſchlechtern ©) fo mandıs 
Lehen wieder heimfiel, das ihnen früher hatte über 
laffen werden müffen, um ihre Gunft zu gewinnen. 


Defto ſichtbarer wurden aber die Wuͤrkungen bier 


Verhaͤltniſſe im folgenden Zeitraum. 


| $. 309, 

In der Ausübung der Landeshoheit war der 
Landesherr ſchon mannichfach an die Mitwirkung 
feiner Nitterfhaft gebunden. Am fichtbarften war 
dies in den großen Fuͤrſtenaͤmtern, wo, nachdem 
die Grafen und Herren landſaͤſſig geworden waren 


‚($. 299), doch noch die alten placita ($. 221) 


fi) erhielten, und die dort verſammelten Biſchoͤfe, 
Grafen, Herren und Ritter chen fo über gemeit- 
fame Angelegenheiten mitzufprechen begehrten als 
fonft, obgleich die Tagefahrt vom Fürften jet wer 


möge feiner fürftlichen Gewalt geboten wurde °). 


c) Das breisehnte Jahrhundert war infonberheit dem Abel (im 
‚ Älteren Sinn bes Worte) verberblich. Ich glaube, daß im drei 
zehnten Jahrh. allein, eine eben fo große Anzabl ven abelichen 
Geſchlechtern ausgeftorben ift, als vom funfjebnten bis zum acht: 
zehnten zufammen. Das häufige Eintreten ihrer Glieder in den 
geiftlihen Stand, die Kreuzzüge und die italifchen Kriege de 
Hohenſtaufen mögen baran etwa gleichen Antheil gehabt hab. 


a) Bon biefen Placitis (Zanbtagen) fpricht das fehmäbifche Lab: 
recht Urt. 43. (oben $. 221. Note b) und König Nubelf im 
Neidhsabfchieb won 1297. 6. 49. (6ieue Samm der & U 
3). 1. ©. 37.) „Was auch die Fürſten mit ihrer Lanthetren 








IV. Rechtsſ. A. Def. R. Landtage. 485 


Aber auch in den kleineren Territorien, wo: dieſe 6. 308. 
alten placita wegfielen, weil es hier keine Land⸗ 
ſaſſen aus dem Herrenſtande gab, ſieht man die 
Landesherren bei allen wichtigeren Angelegenheiten 


Mat und ber Kürften geſeczen und machent dieſem Lantfrid zu 
pefrung und zu veſtigung das viigen fie wei tum, damit pres 
chen fie des Lanbfrids nicht.” Die Verhandlungen auf biefen 
Zandtagen, die im dreizehnten Jahrhundert noch fehr Häufig vor⸗ 
tommen, betrafen meiftens nur die Gegenftänbe, weiche auch die 
alten Placita des Miffus betroffen hatten, nämlich Ausführung 
der Reichsgeſetze (morauf auch ber Landfriede Rudolfs hinweiſt) 
und Ausübung der Lehnsgerichtdarkeit mit Zuziehung der Herren 
und Wiiter als pares curise, der einzigen Art von Gerichtbar⸗ 
feit, die ber Herzog vermöge feines Fürſtenamts hatte, chen fo 
wie ber Miffus als Militärbeamter die Aufficht Über die Bes - 
neficien gehabt Hatte. — Daß bie Fürften aber bei dieſer Gele⸗ 
genheit auch andere Gegenftände zur Sprache brachten, wie Jeh⸗ 
den, zu deren Ausführung fie den Beiſtand ihrer Lanbherren 
verlangten, Beben, bie ihnen verwilligt werben follten u. ſ. f., 
verftände fih von felbft, wenn es ſich auch nicht aus Urkunden 
erweifen ließe. Hier auch war es ohnſtreitig, we ſich der Lanz 
desherr mit feinen Landſaſſen fiber bie Nechtsnormen verglich, 
bie als Landrecht (8. 264.) bekannt gemacht werden follten. Ob 
man aber darum berechtigt ift, bie auf folchen Landtagen vers 
fommelten Herren und Nitter Landſtände zu nennen, hängt das 
son ab, in welchen Sinne man bies Wort gebraudit, Verſteht 
man barunter nichts als einem vor den Übrigen Landſaſſen pris 
vilegirten Stand, der vermöge ber vielfachen Berbältniffe, in wel⸗ 
chen er wit dem Bandesheren fand, Einfluß auf die Regierung 
hatte, fo gebüßet ihnen jener Name gewiß; benkt man fich aber 
umer biefem Ausdruck eine dem Landesherrn etwa in bem Ver⸗ 
hältniß wie das Capitel dem Biſchof ober bie Meichsftänhe dem 
Kaiſer entgegenfezte, durch eine eigenthümliche Verfaſſung eng 
derbundene und ale ein Banjes anerkannte Eorporation, 
wohl gar mit her Befugniß, bas geſammte Land zu repräfentis 
zem, fo gebührt er ihnen freilich nicht. Solche Landesgemein⸗ 
den haben ſich erſt in dem folgenden Zeitraum gebildet. 


486 Dritte Periode, A: 888 — 1272, 

6309. une nach Mach ihrer Vafallen und Dienſlleute 
handeln b). Ob der Landesherr bei gewiſſen Ange 
legenheiten diefen Rath zu hören e), und ob er ihn 
zu befolgen verbunden war, darf man nicht erſt 
fragen: denn es verftand ſich von felbft, daß um 
mit Sicherheit auf die Mitwuͤrkung feiner Bafal 
len rechnen zu Eönnen, er fie zuvor fr feine Ab 
fihten gewonnen haben mußte, 


310, 6. 310. 
Eine beſondere Betrachtung verdient noch die 
Verfaſſung der Städte und Ihr Verhaͤltniß zum 
‚ Landesherrn. Das Stadtrecht begreift jegt weſent— 
lich die Eremtion der Stadtgemeinde und ihre 
Guter vom Landgericht ($. 224.), und die Befug⸗ 


hb) Man barf nur irgend eine Urkundenſammlung amfehen, mm ſich 
davon zu uͤberzeugen. Es giebt faft feinen wichtigen Act ie 
Innbegherrlichen Gewalt, Aber Ben eine Urkunde aufgefet wir, 
feine Verbindlichkeit, bie ber Landesherr übernimmt, ohne dei 
- babei bemerft wärbe, baf dies consilio ober consilio et con 
sensu fidelium gefchehen ſey. Vergl. 4. B. Gercken his. 
dipl. Brandenb. Tom, 1, p. 199 ımd 202., wo eine Landeh 
theilung (1268) consilio fidelium gefchleht; p. 231. we ſich 
H. Heinrich von Mecklenburg mit M. Ludwig don Brandenburg 
a. 1325 fiber bie Vogteien Jagow, Stolze umb Richemwahe 
„mit Habe und mit Volbord ber Man und ber. Stebe: in dm 
dren Vogadien“ vergleicht; p. 170. wo fich bie Grafen von 
Lindom „mit Willin und mit ganzeme rade unfir getrumen Man“ 
(a. 1334) mit Markgraf Ludwig von Brandenburg wegen ihrer 
Anforderuug an biefen vergleichen u, fr f. Vergl. Hüllmann 
. Geſchichte der Stände Th. 3. S. 230. 


9 Indeſſen konnte man auch Fälle auszeichnen, wo es ſcelbſt ver⸗ 
faſſungemäßig war. ©. . 8. 9. 304. 306, 


— 








IV. Rechtsſ. A. Off. R. Städte. 487 


niß, eine ſelbſtgewaͤhlte ) genoffenfchaftliche Obrigkeit 4. 310. 
zu haben, welder die Berwaltung des Gemeinde: 
guts, die Ausübung der der Stadtgemeinde zuſte⸗ 
henden Gemginheitsrechte und der ihr verlichenen 
befonderen Mechte, die Handhabung der noͤthigen 
Ordnung überhaupt und die Aufſicht über die Be- 
treibung des ftädrifchen Gewerbes insbefondere (Po- 
licei) b), und überhaupt die Leitung der’ gemeinfamen 
Angelegenheiten  zufomme ($. 243). Die Eon- 
currenz zu diefen Sachen, welche fonft den lan⸗ 
deshertlihen Beamten in der Stade (dem Vogt 
und Schulcheißen) zugeftärden' harte o), wiirde in 

allem, was nicht die Vogtei d: h die Geriäfr. 

barfeit betraf, allmälig eingeſchraͤnkt oder ganz 

aufgehoben I). Selbſt das Recht, die Stadt durd 


a) S. 8. das Privilegium Beineich⸗ des 2bwen für Lübel ' t 
bei Westphalen Monam. ined. Tom. d r 632. Ä 


b) Siabtrecht für Freiburg a. , 1190, (bei Schoepflin hist, 
Zat.-Bad. Tom. 5. pı 30.) Omnis miensiieit win,‘ fru- 
menti et omne pondus zuri et argemti.in potestate 24 con- 
"sulum erit, et posteaquam ea: aeguaverint, uni &ortith, cui 
visum faorit, civitas committat eto. Dieſe Policei hat ohn⸗ 
ſtreitig auf die Entſtehung der Zünfie einen weſentlichen Ein⸗ 
fluß gehabt. wur 


c) Freilich nicht Überall, weil be Bot und Seht mit feinen 
Schöffen von dem Rath verſchieden ſeyn Tonne. "Bert: meis 
men Lufſatz über ben Uefpr. ber ftäbt.' Berf. in ber Beilfchr. 
B. 2. S. 166. 


d) So faften, um ein Beiſplel ane vielen anufüßreh, bi. Sams 
burger 1270 den Schluß, der gräflich hoffteinifche Bogt, Nünz: 
meifter, Zoͤllner und andere Dierrflieute follfen nicht anders als 


\ 
/ 





ABS Dritte Periode. A. 888 — 1272, 


$. 310. Dienſtleute beſezt zu Kalten, wurde meiſt auf di 


Burg eingefchränfe «), und auf die Ausuͤbung der 
Vogtei hatte die . Stadtgemeinde wenigſtens Ein 


Muß, indem die Schöffen zu dem Gerichten des 
Vogts und Schulcheifen gang oder zum Theil aus 
ihrer Mitte. genommen werden mußten). Wem 


dann, wie ſchon häufig genug gefhah, die Stade 
die Gerichtbarkeit durch Erwerbung der Vog⸗ 
tei gang oder. zum: Theil 5) vom Lanbesheren oder 
von dar Privasperfoneh, am welche fie dieſer em 
veräufiget hatte, am ſich brachte b), fo mußte ſe 
heinahe ganz in das Verhaͤltuiß einer unabhaͤngigen 
nur: dem Reich unterworfenen Eommune kornnen; 
u "auf auedrlicküche Einladung in. ben * tonmen S. de 


ur Westpkalen Monum. ined. Tom. IV:. Pr 2090 EN: 
dem „Richtebrieve“ der Stadt Zürich mar es ſchon im beri 


2.1. "gehnten Jahrhuudert eiwas althergebrachtes, daß der Talferlick 


Vogt nicht ungebeten in den Rath komrun dürfe. S. Joh 
von maitere Geſch. ber Schweiz, Cibgen, TH. 2.6. 10. 


“s Da [9 diea am. Beutlifien aus dem Zanbbuche ber Marl 
+, Neanderiburg. Mus in bie Burgen, bie bon den Gtäbtm ge 
nau umterfchieven und befenders aufgeführt werden, waren bu 
. WMögte mit don ihnen · untergebenen Dienſtleuten vertheilt. Bez 
Band 43h. 2: . 


f) Bergl. oben 8. 343. Note d, 


9 Denn das Blatgericht behielt ih) der —XRXX bei Ueber 
fung der Vogtei an bie, Stadt öfters vor. So 3. B. Font 
din 1266 bei Veräußerung der Vogtei an Augsburg. S. kan 
genmantel $iftorie bes Regiments in Yugeburg (Granff, " 
ai 17. | 


»W Vergl. chen 8. 302, 403. 


c 











IV. Rechtsſ. A. Oeff. R. Städte. 489 


dem Lanbesheren blieb‘ nun weiter Fein Recht in 46. 310. 
der Stadt als das Eigenthum feiner Burg und 
die damit. verknuͤpften Mechte, die Keerfolge mie 
der Dede und die Megalien, .die auf der Stadt. 
Boden auszuuͤben waren, mnamentlih Zoll und 
Münze. Doc) auch diefe. wurden ja oft genug an 
die Stade felbft veräußert, oder derfelben auf ihre 
Ausibung ein Einfluß geſtattet ($. 290); und wie 
fhwer mochte es dem Herrn nicht werden, das 
Recht der Heerfolge geltend zu machen, ober bie 
Stadt zur Verwilligung von Beden zu beivegen, 
wenn er durch Feine mächtigen ‘Beamten und eine . 
‚zablreiche Dienfimannfchaft auf die Stadtgemeinde 
surfen konnte. Unter diefen Umſtaͤnden mochre 
es für einen großen Vortheil gehalten werden, daß 
der Geift der Zeit, der fo viel auf urkundliche Pri- 
pilegien hielt, fo oft vweranlaßte, daß die Stäbte 
fo manches Recht, das fie als Gemeinheitsrecht 
mittelſt ihrer Autonomie Härten ausuͤben koͤnnen, 
ſich erſt befonders vom Landesheren ertheilen oder 
beftätigen ließen i), und dadurch ihre Abbangigtet 
von ihm anerkannten. 


j) Wie die Willkühren, fiber welche Rath und Blirgerſchaft 
einig geworden; das Recht, Abgaben‘ von ber Blicgerſchaft zu 
heben, bie in allen Städten fehr früh zur Weftreitung ter ges 
meinen Laften aufgelegt wurden, umb ſehr häufig in einer indi⸗ 
recten Abgabe (nach Art der heutigen Accife) beftanden. ©. 5. B,_ 
vr —— von Züri) bei J. 2, Müller a a, D. 39. 2%, 


490 Dritte Periode. A. 8881272. 
g. 311. 


Defto höher flieg das Anſehen des Raths 
und deſto leichter wurde es der Stadtgemeinde, 
manches Recht zu erwerben, das fie nur dur cn 
Privilegium des Kaifers oder des Landesherrn «- 
langen konnte. Der Rath hatte meiftens einen 
oder mehrere Buͤrgermeiſter an der Spike"), md 
wurde aus den ritterlichen (Patriciern) b) und m 
deren freien Gefchlechtern (doch meiſt mit Ausſchluß 
der Handwerker und Kaufleute) °) auf eine gewift 
Zeit gewählte ). In die Buͤrgerſchaft wurde von 


4) Doch finden ſich auch Säcke, an deren Spitze der Scheitheij 
ſteht, oder bie gar fein ſtehendes Oberhaupt haben. Jentt wir 
> B. ber Fall in Bern (Joh. 9. Müllers Geſch. der Schre 
@idgen. SH. 1. S. 390.), biefes in Zürich nach der dünn 
Berfalfang (ebendaf. Th. 3. ©. 1W.). 


b) Schon im zwölften Jahrhundert kommen in Freiburg (im 
Uechtlande) Burgenses majores und minores vor (J. v. Nik 
ler a. a, D. Th. 1. ©. 382.)3 der Ausdruck patrich if mo 
nigftene ſchon in Urfunden aus der erften Hälfte des viergehntm 

Jahrhunderts. S. eine Urkunde von 1306 bei Lünig Col. 
Germ. dipl. T. 2. p. 1163. j 


ec) Diefe erlangten meift erſt im vierzehnten Jahrhundert die 
Rathsfãhigkeit. S. die lehrreiche Gefchichte der Veränderung 
ber alten Züricher Verfaſſung (1335), durch welche auch Hantı 

werker in den Math kamen, in Joh. v. Müͤllers Geſch. da 
Schweiz. Eidgen. Th. 2. ©. 122 u. f. 


d) Das Alteſte lübiſche Recht kann am beſten zur Erlänterung nd 
näheren Beſtimmung dieſes Satzes bienen: „Küſt men jemende 
in deme Nat, be ſchall twee Jar beſttien ben Dat, des brüten 
Jares ſchall he vry fon des Mabes, wenne moget denn mi 
bede von eme hebben, bat be fule den Rat; wi ſettet of dei 


‘ 


W. Rechtoſ. A. Oeſf R Städte, 401 


dem Rathe aufgenommen, wer eines Bürgers Sohn 4. st. 
war, und meiſt auch jeder; Fremde von ehelicher 
und freier Geburt, welcher der: Stadt wenigſtens 
auf eine gewiſſe Zeit Buͤrgerpflichten ſchwur, und 
ſich in der Stadt anfällig machte e). In gewiſſen 
vorzuͤglich wichtigen Angelegenheiten Fonnte- der 
Math nicht ohne die Buͤrgerſchaft handeln f); seine 
ordentliche Kontrolle feiner Verwaltung durch 
einen ſtehenden Ausſchuß der Burgeſcheſt war 
aber noch, nicht gewöhnlich 


men nemene tehe in den Rat, henn ſy echt, den vryer Bart, 
unde Nemans egen, unde oc nme Ammet bebbe van Herren 
unbe oc fye van godeme KRüchte unbe van euer vryen Motber 
geboren be Nemens egen ſy, unde nicht fy geeftlicher Rüde ofte 
Papenſone, und be hevve torfacht egen binnen ber Muren, 
unb be nicht upgebreven ſy in finsme Erbe unbe be fine Nes 
ringe nicht mit Handbwerfe gewunnen hebbe.“ nn 


e) In Zürich mußte daher ber nenaufgenomasene verfpecchen, en - 
Haus zu faufen aber aufzubaum, und zur Sicherheit eine 
gewifle Summe niederlegen. S. J. v. Müller a. a. O. 
S. 133. 


f) Vornehmlich "in Weriehfing. auf bie auswärtigen Berhättniffe 
bee Stadt, Fehden, neue Auflagen, neue Willtühren. Vergl. 
bie alte zʒüricher Berfaffung bei Müller a. a. O. S. 124, 125. 


g) Der Reim dazu war aber fehon’in einer Gewohnheit vorhanben, 
die faR allgemein geweſen zu fepn fcheint, bei wichtigeren Ver⸗ 
anfaffungen eine gewiffe Anzahl der angefeheneren Blirger zuzu⸗ 
jieben, wenn man nicht gerabe bie ganze Gemeinde fragen 
wollte. Bus biefen bitbeten fich in der Kolge bie ſogenaunten 
großen ober Äußeren Nähe. S. z. B. Joh. v. Mäller 
a aD. ©. 162. Note 158. Emas ähnliches fand in 
Augẽburg flatt, * ehe ſich (im Jahre 1368) ein eigentiicher 
Bürgerausſchuß ober aͤußerer Mash bildete. Bengenmentel 
% aq. O. ©, 18, 





$. 312. 


0 


403 Dritte Paiohe. A. 888 — 127% 


312. 
Außer dem Grundeigenthum, welches die 


Stadtgemeinden außerhalb ihrer Ringmauern von 


den Fuͤrſten und von Privatperſonen erwarben ⸗) 
verdankten fie ihre Mache vornehmlich dem immer 
mehr aufblüßenden Gewerbe, deſſen Gedeihen fi 
durch mancherlei von Kaifern und Landesherren er⸗ 
worbene Privilegien zu befördern wußten zu 
jenen gehört das Stapel- und Einlagerredt?), 
zu biefen, außer den Markt⸗ und Geleits⸗ 
recht ©), die Zollfreigeit und die Beſtaͤtigung 


0) Bag Üben die Geſchichte ber Städte in dieſen Beitraum 


PHüllmanns Geſch. des Urfprungs der Stände SH. 3. erſte 


J Ausg. und befonders deffen Stäbtewefen f. oben 8.1.8.3. 


b) Jene«s das Brecht, bie eine Stadt (ober ſelbſt einen gewifen 
Umtreis um diefelbe) berührenden Waaren anzuhalten und auf 
ſtadtifchem Gefehire weiter zu ſchaffen; biefes die Vefuguiß 


+ ben Verlauf folder Waaren an Buͤrger, wenigſtens das Zeil 


‚bieten berfelben, zu verlangen. Ber Uxfprung beider Rechte iR 
ohne Zweifel in den Stapeffläbten Karls des Gr. ($. 138) 
zu fuchen. Die Gefchichte derſelben iſt aber durch die Bear 
hung ber mit Diefen Rechten verſehenen Städte, ihre Ente 
hung möglich hoch Hinauf zu fegen, fehe ungewiß gewotder. 


9 Das Geleitérecht Heißt im allgemeinen bas Kecht, ba, 


weicher das Bebiet eines Randesheren betritt, zu fchlken; dies 
Precht iſt eine Zolge des rechts, über ben Landfrieden ju me 
chen. Nutz bar wurde es erft dadurch, daß der Ranbeihat 
einer beftimmsen Perfon ben Schuh verſprach und ſich dafü 
etwas bezahlen lief, daß er beffen Gewähr eiflete, inden er 
durch feine Beamue den Schutz wirklich ertheilen ließ, we 
wenn ber, weicher das (Geleit beablt hatte, demnoch Scham 


. Sit, biefen Schaben erſezte. —— — 


wollte, zahlte nihte. Sächſ. Lande. B. 2. Uct. 97. 








IV. Rechtsſ. A. Def. R. Städte. 493 


der Zunfteinrichtungen und das Privileginm 4. 31% 
der ausfhließlichen Betreibung aller oder 
getviffer Gewerbe Zu diefen gehöre vor allen 
der Handel Die Vereinigung der Perfonen, 
die gleiches Gewerbe trieben, in Gilden (Innun⸗ 
gen, Brüderfchaften), d. h. in Genoflenfchaften, 
welche ‘ihre Mitglieder anbichten, das Gewerbe unter 
felbft gewählten Vorſtehern nach gewiflen freiwillig 
feftgefezten und vom Mathe und von ben Landes⸗ 
herren beftätigten Regeln zu erlernen und zu treiben, 
jedem aber, dev nicht verfaflungsmäßig darin auf 
genommen wäre, deſſen Betreibung unterfagten, 
reiche bis in die vorige Periode hinauf: : Bei den 
Kaufleuten erfcheinen diefe eben fo früh als bei den 
Handwerkern, und auch mit der Verpflichtung zu 
Abgaben, welche für die Befugniß, eine ſolche Innung 
zu haben, und befonders für die ihr geftatteten Hans 


züglich nutzbar wurde eb, wenn es zu einem dffenen Markt 
ertheilt wurde, weil dann gewoͤhnlich jeder, der ihn heſuchte, das 
Geleit bezahlie oder auch wohl bezahlen mußte; daher wurde 
das Geleit in die Marktprivilegien beſonders eingerütkt. Stadt⸗ 
recht für Freiburg a. a. D. Dedit autem parem et se, 
curitatem itineris, omnibus forum ejusdem civitatis ade- 
untibus hoc promittens, quod quicunyue sua spolistus 
fuerit, si predonem nominatim exprimeret aut reddi face- 
Fet aut ipse persolveret. Luch der Kaiſer ertheilte vermöge 
feiner Goncarzen; in den geſammten Mechten bet Landecheheit, 
ein folches Geleit, durch deſſen Umfang und Wichtigkeit ber 
Markt, dem er es verlieh, vor anderen privilegirt wurde, wel⸗ 
chen bloͤßes landesherrliches Geleit verſichert war; daher in ber 
Folge jene durch ben Namen Meſſſen von dieſen unterſchieden 
wurden. 


r 


“ 

494 Dritte Periode. A. 8881272. 
4. 319. delsfreiheiten namentlich in Hinficht der Zölle entrid, 
tet werden mußten ee); bei dieſen darf die Verbin 
+ bung aber nicht als eine Folge urfprünglicher Hoͤrigkeit 
betpachtet werden, was bei den Handwerkern haͤufg 
der Fall zu ſeyn ſcheint. Die Hörigfeit der Han 
werfer mußte nehmlich eine ſolche Genoſſenſchaft 
zur Folge haben, weil bie, welche daflelbe. Gewerbe 
trieben, zu gemeinfamer Dienftleiftung verpflihtt 
‚waren, unb ſchon dieſerhalb nach dem Hofrecht in 
Senoffenfchaften abgetheilt wurben 4). Auſſerdem hat 
die Entftefung der Innungen. wahrſcheinlich auh 
eine Beziehung auf den römifchen Urſprung ar 
selner Städte; freie Handwerker waren in rin 
ſchen Städten häufig in folche Genoſſenſchaften va⸗ 
einigt ©), und da es eine roͤmiſche Polizeieinrid 
tung war, für allen feilen Verkauf gewiſſe Plik 
zum Zweck der Policeiaufficht anzuweiſen Ü), mi 
welcher die Vereinigung der Handwerker, die a 
dieſen Plägen ihre Waaren feil halten durften, in 
eine Genoffenfchaft zufammenbieng, fo waren Hand 
werfsinnungen in allen urfprünglich roͤmiſchen Stib 
ten wohl ein wefentlicher Beſtandtheil der Polipi 
cc) 2appenberg in dem Vorwort zu Sartorins ©. 16 1 |; 
d) Dez Hauptbeweis liegt in bem ſtracburger Stadirecht. Kerl 

Zeitfche für geſch. Rechtew. B. 1. S. 240. 
e) L. 5. &. 12. D, De jure immunitatis (50, 6.). 


H) Das Forum rerum venslium, &. L. 1. $. 11. D. de ıf 
ficio praef. urbi. L. 10. L. 28: L. ult. C. Th. de em 
gatione annonae milit, 





IV. Rechtsſ. A. OEM. Städte. 495 


verfaflung ). Damis fell jedoch keineswegs ge 4. 31a. 
läugnet werden, daß auch in der urfprünglich deut⸗ 

ſchen Sitte der Verbruͤderung Einzelner für beſtimmte 
Zwede, (f. oben S. 175.) die Wurzel der Ein 
richtung ebenfalls gefucht werden dürfe Es ift 
jedoch unmöglich, darüber zur Gewißheit zu gelan- 

gen, an welche Veranlaſſung in einzelnen Sta» . 
sen die Entftehung der Gilden fich anſchließt; 
nur daß ıdiefe Einrichtungen ſchon im zwölften | 
Jahrhundert auch ein wefentlihes Stuͤck des 
Weichbildrechts waren, ficht man aus den Ur» 
Funden bdiefer Zeit b). Hingegen war die Ver⸗ 
faffung der Stadtgemeinde in diefem Zeitraum 

noch nirgends auf diefe Verbindungen gegründet; 
daher müffen Innungen mit politifcher Bedeu⸗ 

tung für die ‚allein die Benennung Zünfte ge 
bräuchlih war, von jener blos auf das Ge⸗ 
werbe Bezug habenden Innungsverfaſſung unter- 
fchieden werden. Mit der Entſtehung biefer | 
Rechte iſt dann ſchon der Natur :der Sache nad, 

das Privilegium verwandt und au ohngefaͤhr 


g) & Zeitſchr. a. a. D 8. 2. ©. 213. 


h) In einem Privilegium des Erzb. Wichmann von Magdeburg 
von 1157 ift Son der Echufterinnung ſchon in folchen Aus⸗ 

. beiden die Rede, daß man nicht zweifeln fann, das Handwerks⸗ 
einrichtungen bamals in Magdeburg etwas längſt befannfes 
waren. S. Ludewig Reliq. Mscr. Tom. 2. p. 389. Das 
aligemeine Berbot ber- Rünfte oben 9. 347. zweite Anm. begieht 

Ach wohl nur auf Zimfte, weiche von politifcher Bebeuts - 
famteit in den Städten ſeyn wollten. 











496 Deitte Periode. A. 888 — 1272, 


& 319, gleichpeitig, daß binnen einen gewiſſen Umlreiſe um 


die Stadt (die Bannmeile) ſolche Gewerbe, die in 
der Stadt innungsmäßig betrieben werden, ga 
nicht getrieben werden follen 1). Die Anzahl diefe 


- Gewerbe war indeffen ‚noch nicht fehr groß, m: 


8. 313, 


eines, welches fpäterhin unter die wichtigſten ge 
börte, die Bierbrauerei, war meiftens ned nict 
darunter K). | 
6. 313. 
- Der Zufluß einer großen Anzahl von Mu 
(hen in die Zünfte, deren Freigeborenheit niät 
immer fo ausgemacht war, als die der anſaͤſſigen 


. Altbürger der Stadt, und das allmaͤhlige Freie 


den der hörigen Leute in der Stadt durch br 
mehrte Leichtigkeit des Erwerbs, wurde der Erd 


einer ganz eigenen Gattung ftädtifcher Privilegimn, 


die inan gar bald als etwas wefentliches im Stadt 
recht anfah. Die Gemeinde verſchmaͤhte bei fir 
gendem Gewerbe nicht, ſich durch dergleichen Fir 

woh 


i) Gewbhnlich binnen einer Dteile, daher der Stabt Baunwiil, 


Banleuca, Bannilega genannt. Schon Friedrich I. ermihn 
in feiner Urtunde fuür die weltlichen Fürſten, (oben 9. 2. 
zweite Unit.) dieſen Meilenbann und verſpricht, ihn in den Din 
ihm neuangelegten Stäbten abzufchaffen. 


&) In einer Urkunde von 1290 wird einer ſchleſiſchen Stadt it 
Privilegium ertheilt: ut nullae camerae mercatorum, nali 
erani, nulli pistores, nulli sutores, mulli carnifices, null 
tebernae sint, nulli mechsnici — infra unius milari 
spacium. ©. Hüllmanı a. a. D. & 116 m f. 


IV. Rechtsſ. A. Off. R. Städte. 497 


wohner zu verflärfen, und Meß ſich nur um den 4. a1. 
Machrheilen vorzubengen, die durch Anſpruͤche che 

maliger Schusherren oder Leibherren, auf Gemeinde⸗ 

glieder diefer Arc Härten, entftchen fönnen, vom 

Herrn der Stadt das Privilegium ertheilen, daß 

alle Semeindeglieder vor allen Laften der Hoͤ⸗ 

rigfeit frei fenn follten «), und daß niemand, ber I 
eine gewiſſe Zeit als Mitglied der Gemeinde in der 

Stadt gewohnt habe, wegen ſeiner Freiheit weiter 

angefochten werden ſolle b). | Ä 


6. 314. 4. 314. 
Die gefammten Einwohner eines Territori 
laffen ſich daher nun in publiciſtiſcher Hinſicht fol⸗ 
gendergeftalt. claffificiren: A. Landſaſſen d. $. 
1) Prälaren, 2) Herren-($. 309.) und Nisterftand, 
neben welchem Freie, die nicht zum lezteren und 
auch nicht zum Buͤrgerſtand gehören, mur aus. 
nahmsweiſe noch vorfommen, 3) Bürgerftand, 
B. VBogteileute und Hinterfaffen 1) des 
Bandesheren (vergl. $. 306. 307), 2) der Praͤla⸗ 
gen, Ritterſchaft und Städte 
&) Dahin gehören bie befaumten Prioitepien, welche im zwölften 
umd dreijehnten Jahrhundert fat ale Städte erhielten, daß fein 
Bürger Meiter einem ımortüarium (Veſthaupt, Wefttheil) ober 


einem Heirathezwange unterwörfen feyn falle: S. z. 8. Sohan- 
nat hist, Episc. Wormat, Tom; 2. p. &. 


b) &. oben $. 268. Netı eı 





XR {32} 





4. 315. 


498 Dritte Periode, A. 838 — 1272. 


B Canoniſches Recht. 
‘€ 315. 


Das Syſtem der Hierarchie, welches fi, auf 
die Grundlage der falſchen Decretalen geftügt, im 
Laufe von vierhundert fahren unter den Händen 
der größten Päpfte «) ausgebilder und befeftigt 
hatte, gieng von dem Grundſatze aus, daß nicht 
blos die Höchfte Aufſicht, gefesgebende Gewalt und 
Serichtbarfeit in Kirchenfachen ($. 174.) bei dem 
Papfte fei, fondern ihm die ganze Fülle der Fir 
chengewalt allein als Episcopus universalis ar 
vertraut fey b). Die ganze Kirche iſt alfo fein 
Didces und die Erzbiſchoͤfe und Biſchoͤfe haben 
nur als feine Gchülfen, wenn gleich vermög 
goͤttlicher Einferung ihres Amtes, theils als Lo 
calobere Antheil am beſonderen, theils auf den 
allgemeinen Synoden Antheil am allgemeinen Kir 
henregiment e). Die ordentligen Gehuͤlfen ab 


a) Unter welchen beſonders Gregor VIL, S$unocen; II. und vr 
noceny IV. als bie ausgezeichnet werben müffen, welche fir de 
Entwicklung jenes Syſtems am meiften getban haben. 


b) &. Plands Seräiäte ber chrim lirchl. Gefellfch. Verf. S.1V. 
Abth. 2. S. 641 u. f 


©) Ihre Gewalt wurde baber, ob fie gleich eine ordinaria heift 
doch ihrem Weſen nach num eine delegata, und ber Papft ie 
einzige wahre ordinarius; ein Saß, der weniger im canonifcen 
Net beftimmt ausgeſprochen ift, als den eingehen Leechter, 
welche jet der Papft behauptete (6. 316 m. f.), als Prince 
num Grunde liegt. Doch ift er auch felbft ziemlich deutlich 


IV.M. E. Can. R. Primat des Papſtes. 499 / 


des Papfics, beim allgemeinen Kirchenregiment, find: 4. 315. 
1) die Sardinäle ($. 226.) 5. die durch ihre 
Kircenägnter, oder durch des Papftes Ernennung ’ 
dieſen zu ermählen berechtigten Biſchoͤfe, Priefter 

und Diaconen der roͤmiſchen Provinz, theils als 
Conſiſtorium (geheimer Nat) des Papſtes, 
eheils in. fo fern ihnen die Aufſicht und Leitung 

der zur Ausuͤbung des allgemeinen Kirchenregi 
ments angeordneten adminiſtrativen Behoͤrden 4) 
anvertraut iſt. 2) Die päpftlichen Legaten, db. 
deflen Gewalt au feiner Statt an Ort und Stelle— 
kraft ſeiner Vollmacht ausuͤben, in dieſer Eigen 
fchaft et feit Gregors VII. Zeiten bekannt ©). 


anusgeſprochen in den berühmten Dictaten Gregorb VII. (bei 
Labbe Concil: Tom. 40. p. 110. ımb ih dan Eibe, welchen 
Gregor VIL von den Metropoliten verlängte ($. 316. Note 1), 


d) Unter welchen die älteften und wichtigftei ſind: -1.:des: Appel⸗ 
lationchof .Capella oder nagpher Hofa Bpmana; 2. die Ganz 
kei Cancellaria, welcher Sonorius III. die erſte feftere, und 
Bonifacius VEIT. ihre jegige Einrichtung gab; 3. tie Dataria 
für die Gmadenfachen, beſonders die. Vethebung ber Pfründen, 
deren Einrichtung aber erſt Ins vierzebnte Jahrhundert schören 
mag. 4. Dis Poenitentiaria, für "Abfotatiopen. 





e) Nicolaus u. und alerander II. bedienten ſich ‚ner. ber Lega⸗ 
ten, ad ordinandam ecclesiae statum auf Rath Gregors VII, 
um die vorhabende Kirchenreformation an Drt umb.Stefle zu 
Stande zu bringen, und allmälig wurde 26 gegen: bis. Wider⸗ 
fprliche der Zürften und der Bifchöfe durchgeſezt, daß man ih: 
nen alle echte einräumen muͤſſe, die ber gegenwärtige Papft 
ſelbſt Haben würde, und daß fie von den Kirchen, deren Ange: 
legenheiten fie ordneten, durch Abgaben (Procurationes) unters 

[ 32* ] 





500 Dritte Periode, A. 8881172 


4. 316. 6 316. 
| Die Rechte des Kirchenregiments, welches der 
Papſt ausübt, zerfallen nun im die, welche er fih 
ausſchließlich vorbehalten hat, und ſolche, in 
welchen er nur mie den Localobern concurrirt 
IL. Zu jenen gehört: 1) das Recht der oberſten 
” Aufſicht in der Kirche und die daraus hetfließen 
den Rechte: über den Zuſtand der einzelnen Kirchen 
Bericht zu fordern oder ihm durch feine Legaten m 
Ort und Stelle umterſuchen zu Taffen, über di 
Reinheit der Lehre ($. 318.) und die Kirchenjuhht 
im allgemeinen zu wachen, fir die Beobachtung 
der Kirchengeſetze zu forgen, und die Nachlaͤſſiglet 
der höheren Kirchenbeamten zu verweilen und jı 
ergänzen (jus devolutionis)., 2) Das Recht da 
Geſetzgebung in Kirchenfachen. a. Gregor VII 
hatte zuerft angefangen, aud auswärtige Bill 
zu. feinen Synoden nach Rom zu berufen, und © 
- den Metropoliten in dem Eide, welchen fie vet 
Erlangung des Palit ſchwoͤren follten, zur Pflihe 
gemacht, fie zu befuchen. Seine Nachfolger farm 
- die Befugniß zu einer ſolchen Berufung durd ); 
ſchon Urban IL hielt Synoden zu Piacenza m 
Halten werben müßten. Nash einer Decretale Yapft Clemeu IT 
(+ 1372) follen fie überall als Ordinorii betsactet wein 


.- Cap. 2. de officio leg. in Gto. (I. 16). Xergl Plant 
a. a. O. 86m f. 

a) Die Gründe, ans welchen fle ſich dazu berechtigt hielten, et 
wickelt Paschalis Il. Ep. ad Henr. I. Anglise Ri 
Labb& Concil. Tom. X. p. 712. | 








IV. R. B. Can. R. Primat des Papſtes 501 


Clermont (1095), die den Character der Allgemein 4. 316. 
heit an fich trugen, und feitdem Calirt IL 1122 
eine Synode gehalten harte, die überall für allge- 
mein galt, zweifelte auch bald niemand mehr, daß 
der Papft fie allein berufen Fönne, well er fie 
am ſchicklichſten berufen Fönnte db), Faum räumte 
man dem Kaifer noch das Recht ein, unter außer- 
ordentlichen Umftänden ein allgemeines Concilium 
zu veranflalten e). b. Noch früher war es ge 
woͤhnlich gewefen, daß bie Päpfte National» und 
Provinzialtoncilin veranftalteten ($. 162. 226.), 
feit der Einfuͤhrung der Legaten geſchah es unter 
Vorſitz derfelben ſehr Häufig. Die Folge davon 
war, daß diefe als DBevollmächtigte des Papſtes 
uber ihre Gefchäfe berichreten, und die Synodalac 
ten zur Konfirmation einfhidtn Dadurch 
fam es denn von felbft dahin, dag man auch die 
Swodalſchluͤſſe, die ohne Mitwuͤrkung eines Lega- 
sen gefaßt wurden D, zur Eonfirmation einſchickte, 
b) Die ſechs aflgemelnen Synoden bes Becidents, welche in bies 
fen Zeitraum fallen, fiche oben, 8. 274. 276. IS bie ſiebente 
als allgemein anerfannte Synode bern Schlüffe in bie Decres 


talen aufgenemmen wurden, fam befanntlich nachher nur noch 
bie von Vienne 1311 hinzu. - 


©) Vergl. oben 8. 289, Und biefes Recht wurde von ben bem 
deutfchen Reich nicht unterworfenen Biſchöfen nicht einmal als 
gemein anerfannt. &. über die Weigerung ber däniſchen Bi: 
ſchoͤfe auf der von Friedrich I. ansgefchriebenen Synode zu 
Pavia 1160 zn erſcheinen, Pland a, a. D. S. 698. 


A) Welches aber jezt, und natürlich zum Vortheil bes päpfttichen 
Confirmatiensredhis, ſehr felten geſchah, obgleich Coneil, Late- 





502 Deitte Periode." A. 888-1972 


$. 316. und der Pſeudo⸗Iſtdoriſche Sat, ber in den neueren 
Derretälen auch noch oft genug wieder eingefhärft 
wurde ©), daß Fein Concilium ohne Autori- 
tät des: Papftes gehalten werdin duͤrfe 
und Kraft babe 4$. 174.), wirklich practikh 
wiirde. c. An der allgemeinen Verbindlichkeit der 
Derretalen ʒweifelte jezt niemand mehr. 3) Die 
oben $. 174. angefuͤhrten Rechte Nro 2. & 5. 
4) Das Recht, neuerwählte Bifchöfe zu confirmirn, 
zu comfectiren oder durch den Metropollten als 
ihren Bevollmächtigten confecriren zu laſſen, md 
eihen Eid bes unbedingten Gehorſams gegen din 
römifchen Stuhl zu verlangen. a. Gs blich zwar 
bei dem alten Grundfage, daß der Metropolit in 
der Megel die nengewählten Biſchoͤfe feine Pre 
vinz, der Papft aber nur die ihm unmittelbar 
untertvorfenen Prälaten zu confienseen habe); 
aber der Fälle, in welchen nach "dem canoniſchen 
Rechte die Eonfiemation des Papftes nachgefuct 
werden mußte oder der Vorſicht halber nachge 
| fucht wurde 8), waren fo viele, daß nicht leicht cin 
ran. IV. a. 1215. Can. 6. verorbmete, daß Jährlich eine Fir: 
vinzialſynode gehalten werden folle. 
e) 2. 8. von Paſchal II. in dem Note a angeführten Schruben 
f) Cap. 44. X. de elect. Cap. 6. 16. 18. eod. im Gio. (16) 


g) Weil etwa ber Metropolit fid) weigerte ($. 174. Nro. 3.) ot 
ber Papſt wegen Verdacht ciner uncanonifchen Wahl, befondes 
der Simonie, eine Umerſuchung verfügt hatte, ober die Wahl 
ſtreitig wor und die Eutſcheidung darfiber als eine causa- ardı2 


IV.®R. B. Can. R. Primat des Papftes. 503 


Biſchof verſaͤumte, feine Tonfirmation zu Mom $. 216. 

einzuholen, felbft wenn er die feines Erzbiſchofs 

ſchon erhalten hatte h), und alfo die Obfervan; 

dem Papfte ein Recht beilegte, welches er fi 

felbft in feinen Decretalen nicht zuſprach. b. Auf 

eine ähnliche Welfe gieng es mit der Eonfecration. 

Sie follte nach dem canonifchen Rechte felbft dann, 

wenn die Confirmation zu Rom ertheilt wurde, 

durch den Metropoliten gefchehen 1); aber cs Fonnte 

nicht fehlen, daß die Bifchöfe, welche jene perfön- 

lid) zu Rom nachfuchten, einen Vorzug darin 

fegten, auch gleich) die Weihe vom Papfte felbft zu 

erhalten; daß ferner die Bifchöfe, welche ihr Amt 

felbft zu Rom erhielten ($. 317. Nro. 3.), auch 

dort conferrirt wurden, und daß je öfter dies ge- 

ſchah, um fo mehr auch) fi) die Pſeudo⸗Ifidoriſche 

dee befefligte, die Conſecration, wenn fie auch 

vom Metropoliten vorgenommen werde, geſchehe 

nur von ihm als Bevollmächtigten des Papſtes &). 
et majdr vor ben römlfchen Stuhl gehörte, oder ein canoni⸗ | 
ſches Impediment des Bewählten eine Difpenfation nöthig machte, 
das durch die Eonfirmation bes Papftes gehoben werden fonnte; 
daber denn natlirlich jeder aus Vorſicht die Wahl, gegen die 


irgend ein Wiberfprudy erhoben werben fonnte, zu Rom coufir⸗ 
miren ließ. 


bh) S. Pland a. a. D. ©. 698. Note 6. 
i) Cap. 44. X. de electione (I. 6.). 


k) Zumal da man die Gonferration als etwas eigentlich von ber 
Eonfirmation abhängiges und unzertrennliches anfab, folglich ⁊ 

‚jene, wenn dieſe vom Papſte eingeholt worden war, nothwendig 
in feinem Namen geſchehen mußte. 


504 Dritte Periode. A. 8881272 


8. 316, c. Unter biefen Umfländen darf es dann nicht 
Wunder nehmen, daß der Eid bes Gchorfams, 
den Gregor VII. zuerft nur von den Metropoliten 
forderte 1), che er fie durch Uebergabe des Pallii 
confiemirte, nachdem er alfmälig auf alle Bifchöfe 
ausgedehnt worden, die fi zu Rom confirmiren 
und confeeriven ließen, zulezt von allen Biſchoͤ⸗ 
fen gefordert und geleifter wurde m). . 5) Das 
Necht, ante factum zu difpenfiren, mithin auch 
alle wegen eines canonifchen Impediments nicht 


]) Cap. 4. X. de jurefarando. (I. 24.). Ego B. Episcopus 
ab hac hora in antea fidelis ero sancto Petro, sanctaegue 
(apostolicae) Romanae erclesiae, dominoque meo Pap.w 

‚ ejusque successoribus cauonice inirantibas. Non ero ne- 
que in consilio, neque in facto, at vitam perdat aut mem- 
brum vel capiatar mala captione. Consilium quod mihi 
aut per se aut per litteras ant per nuntium, manifestabit, 
ad ejus damnum mulli pandam. Papatum sanctae Homa- 
nae ecclegias et regulas sanctorum patrum adjater ero ad 
defendendum et retinendum, salvo ordine meo, contra 
omnes homines. Vocatus ad synodum venlam! nisi praepe- 
ditus fuero canonica praepeditione. Legstum apostalicze 
sedis quem certum (legatuam) esse cognovero, in eundo 
ac redeundo honorifice tractabo,, et in suis necessitatibus 
adjuvabo. Limina apostolorum singulis annis ant per me, 
aut per certum nuntiam (meym visitabo); nisi eorunı ab- 
wolvar licentia, Sic me Deus adjuvet, et haec sancta evan. 
gelia, Ueber die Abweichungen biefer Formel von der, weiche 
Gregor VII. auf dem römifchen Eoncitio 1078 zum Geſetz ge: 
macht haben fol f. Pland a. a. D, ©, 621. 629. Die Kor: 
mei mit den Zufägen, mit welchen fie Clemens VIII. ins Pon- 

FR tificale Romanum einrücen ließ f. in %. 5, Le Bret Ma 
‚gyin um Gebr. der Staaten⸗ und Kirchengefch, 3. 3. &. 68. 


m) S. Yard. D. S. 62 n. f. 











IV.R. B. Can. R. Primat des Papſtes. 505 


gewählte fondern nur poftulirte Prälaten zu $. 316. 
abmittiren. Der Urfprung des Rechts war. darin 
zu fuchen, daß die ältere Praris Feine eigentlichen 
Difpenfationen (ante factum, supra jus) kannte, 
fondern die Päpfte ſeit Gregor VII. fie zuerſt 
ober wenigftens häufiger ertheilten. Das unge 
woͤhnliche der Sache veranlaßte dann die Bifchöfe 
ſelbſt, ſich im ſolchen Fällen") an den Papſt zu 
wenden, und fo mochte denn ſchon Innocenz EIN. 
erklaͤren, daß er allein über das Recht diſpenſiren 
koͤnne °). 6) Das Recht, die Errichtung neuer 
Moͤnchsorden zu beſtaͤtigen, wozu die Stiftung der 
Bettelorden die Veranlaſſung gab p). 7) Das 
Recht, heilig zu fprechen, weil ein fo. hohes und 
wichtiges Geſchaͤft feinem anderen Kirchenbeamten 
Aberlaſſ en werden koͤnne 9 


S. 4. 8. 317. 


1. Unter die Rechte des Kirchenregiments, in 
welchen der Papſt nur mit den ordentlichen Local- 


n) Wozu noch fam, daß es auch meiftens causae arduae et ma- 
jores waren, die alfo ohnehin vor ben Papft gehörten, Indem 
man in geringeren Sachen anfänglich nicht difpenfirte. KBergl. 
Schmwabenfp. Art. 375. Nro, II. 9. 14, 


- 0) Cap. 4, X. de coneess. praebend. (3. 8.) „Nos qui se- 
cundum plenitadinem potestatis de jure possumus supra 
jus dispensare”, Vergl. Pland a. a D. ©. 660 u. 2 


p} Cap. ult. X. de religios. dom, (3. 36.). 
q) Cap. 1. X. de selig, ei vener, Sanctar,.(3. 4.) 





506 Dritte Periode. A. 888— 1272. 


8. 317. eberen concurriret,.gehökt: 1) die Befugniß we- 
gen, allen geiftlicher Vergehen, Bußen aufzulegen 
und zu abſolviren, eine nothwendige Folge der Ei- 
genfchaft eines Episcopus universalis *). 2) Die 
coneurrente Gerichtbarfeit mit. allen Ordinarien, fo 
daB es dem Papfte frei flieht, Sachen von den 
Berichten, . bei welchen fie bereits ſchweben, abzu⸗ 
‚ rufen, Appellationen. mit Webergehung ber Mittel: 
inſtanzen anzunehmen und felb in allen Sachen 
in erfter Inſtanz zu erfennen;, ein echt, das be⸗ 
fonders durch bie Legaten im vollefien Umfange 
ausgeübt wurde, amd mit der Einfuͤhrung ihres 
Amtes ohngefähr gleichzeitig iſt b). 3) Das Recht, 
alle Arten von Kirhenämtern zu vergeben. 
Bis ins zwölfte Jahrhundert finder fich Feine Spur 
davon, daB zu Rom auch. biefes Mecht in. den 
Episcopatus universalis hineindeducirt worden 
wäre, wenn der Papft zuweilen ein. Kirchenamt 
außerhalb feiner Diöces vergeben hatte, fo war cs 

Kraft. des Devolutionseechtes ($. 316. Nro. 1.) 
oder eines auf ihn geftellten Compromiſſes gefche- 
‚ben. Hadrian IV. erlaubte fi) 1145 zuerfl, den 


| a) Gregorii VH. P. Ep. ad Henricum Ep. Leodiens. bei 
Labbe& Coneil. Tom. X. p. 199. 


b) ©. Pland a. a. O. ©. 670 u. f. Durch biefe concurrente 
Jurisdiction, hat die Lehre von der Jurisdictio delegata im 
Sinne des canonifcyen Rechts ihre Ausbildung erhalten. Die 
Titel der Decretalen de rescriptis (1. 3.) und de of. ct po- 
test. jud. deleg. (1. 29.) können daher am beflen zur Etlãu⸗ 
terung des Umfangs jener Concurren; biewen. 








IV.R. B Can. R. Primat des Papſtes 507 


Diooeſanen Geiſtliche zur Anſtellung zu empfeh- 4. 317. 
len e), wahrſcheinlich weil es die weltlichen Herren 
auch chaten d). Da der. Preciſten e) des Pan 
fles unter feinen Nachfolgern fehr viele . warden 

und die Biſchoͤfe und Capitel die Preces nicht 
mehr vefpectiven wollten, ſo verwandelte man diefe 

zu Nom man in Mandata, nud ſchon Aleran-. 
der III. fand and für gut, mit diefen zugleich 
Executoren abzufenden, um ben. Preciſten in feine 
Stelle einzuſetzen. Auch wurde etwa feit diefer 
Zeit, wenn ein auswärtiger Prälat su Rom flach, 
der verwaiſten Kirche ein Nachfolger in consola- 
tionem de obitu defineli von Rom aus: zuge 
ſandt. Innocenz ILL nahm bald darauf Feinen 
Anftand mehr, zu erfläcen, daß ein Papſt de ple- 
nitudine potestatis das Mache. habe, zum SBor- 
cheile verdienser Perfonen über alle Beneſicien zu 
disponiren und jene felbft damit zu prosidirenf), 
und ſchrieb dieſes Recht ſogar ſchon feinen Legaten 

su 8). Etwa 50 Jahre ſpaͤter reſervirte fi 
daun ſchon Clemens IV. alle Beueſicien, deren 


c) &. Adriani IV. P. Ep: ad Theobaldum Paris. episc. 
kei Labbe Coneil. Tom. 10. pag. 1154. 

d) ©. unten $. 328. 

e) Denn ber Papſt felbft nannte feine Empfehlungsbriefe nur 
preces, 


I) ©. Pland a. a. O. ©. 720. 
g) Cap. 6. X. de eflicio legati (l. 30.). 





5. 817. 


4. 318, 


508 Deitte Perishe, A. 888-1972. 


Befigen zu Mom ſterben würden h), und legte da- 
durch den Grund zu den generellen Mefernatio- 
nen, die von feinen Noachſolgan ſo ſehr erweitert 
wurden. 


N 318, | 
Hiernach laſſen ſich nun ſchon von ſelbſt die 

Veraͤnderungen uͤberſehen, welche das neue Syſtem 
der Hierarchie, in der Regierung der Provinzen 
und Dioceſen durch die Metropoliten und Biſchoͤfe 
unmittelbar hervorbrachte. Bas ſich ſouſt, nur 
unter dem mehr oder weniger mitt elbaren Ein⸗ 
fluſſe dieſes Syſtems in der Verfaſſung der Kirche 


und dem Kirchenrechte aͤnderte, laͤßt ſich hiugegen 


ſchon in der allgemeinen Darſtellung der Veraͤnde⸗ 
rungen erkennen, welche in dieſem durch andere 
Veranlaſſungen berbeigefüßer wurden. Unter diefen 
verdient eu 

L ausgezeichnet zu werden, daß die Kirche ſich 
in biefem Zeitraume veranlagt fand, eine Reihe 
wichtiger Dogmen feſtzuſetzen, ober näher zu be⸗ 
flimmen, wozu fie zum Theil durch die ſeit dem 
zwölften Jahrhundert von verſchiedenen Seeten 
aufgeſtellten, und von ihr für Kegereien®) er 


b) Cap. 2. De praebendis in 6to. (3. 4.). 


a) Bergl, Pland a. a. D. Sb. 4. Abth. 2. S. 439 m.f. Eat 
dem Anfange des zwölften Jahrhunderts bemerft man in ben 
verſchiedenſten Gegenden ſehr verſchledenartige Sectirer, denen 
im verſchiedenen Bändern auch bfter berſchicbene Nawen gegeben 











IV.R. B. Eon. R. Neue Dogmen. 509 
Flärten Meiningen veranlafit wurde. : Diele Lehren 4. 318. - 
wurden aber auch niche durch: wirffiche Firchliche 
dogmatifhe Entfeheidung, fordern nur dadurch 
Herrfchend, daß angefehene Theologen fie vertheidig⸗ 
ten und ausbildeten. Bon beiden Arten verdienen 
Bier, als Dogmen, die fir einzelne Recht slehren 
voichtig wurden, ausgehoben zu werden: 1) die Be⸗ 
flimmung des Begriffs der Sacramente als der 
myſtiſchen gottesbienftlihen Handlungen, durch 
welche man unter ſichtbaren aͤußeren Zeichen beſon⸗ 
derer goͤttlicher Wohlthaten theilhaftig werde; die 
Anzahl der Sacramente wurde von den Thes⸗ 
logen ſeit dem Anfang des zwölften Jahrhunderts 
auf fieben feftgefest, ohne daß fich biftorifch zeigen 
läßt, wie diefe, in der That wenn fie fo gefaßt 
wurde, neue Lehre b), zuerſt entſtanden ſeyn mag bb). 

werben, Unter ihnen zeichnen fich beſonders Arnold von Vreſcia 

(im die Pitte bes wölften Jahrhunderts), ein Schillee von 
- | Vetre Abelard (geb. 1079 + 1142), und Petrus Waldus (am 

Ende des zwölften Jahrhunderts), ſowohl durch bie Zahl ihrer 

Anbhaͤnger, als durch ihre nicht ſowohl auf die Dogmen, als auf 
die Betfafſung gerichteten Meformationspfane ats. Der: Name 

Wlbigenfer, welcher einer von ben Walbenfern verſchiedenen und 

im füblichen Sranfreich befonders ausgebteiteten Secte beigelegt 

wurde, rührt von ber Synode zu Albi ber, weiche (1176) biefe 

Secte vesdammte. 

b) ©. mein Kirchent. 8. 2. e. 362 1. f. 


bb) Die Taufe, Sirmelung, das Abendmahl, bie Buße, bie Prie⸗ 
fterweiße, bie legte Delumg und die Ehe. Bag. Schwabenfp. 
Art. 376. Nro. I $. 5, Der ältere Begriff der Sactamente 
war viel unbeſtimmter. S. mein Kirchenr. a. a. D. Auf bie 
allgemeine Berbreitung biefes Rehrfages, wie Überhaupt auf bie 





510 Dritte Beriade: A. 888 — 1272 


$, 318. Eine wahre kirchliche ‚Autprifation erhielt fe erſt 


4. 319, 


vie) ſpaͤte. 2) Das Dpgma des Traugfubllan: 
tietion wurde feit dem eilften Jahrhundert die 
berrfchende Meinung über das Abendmahl), und 
durch. Innocenz III. auf. der vierten. laseranifhen 
Synode förmlich, ſanctianirt. — Die Liturgie 
der Kirche follte zwar ‚die roͤmiſche fen, abe 
die liturgiſchen Vorſchriften für die einzelnen Kirchen 
wichen der) in manchen Stuͤcken noch immer von 
jener ah U), weil weder ein beſtinuntes. Kirchenge 
ſetz deu ausſchließlichen Gebrauch derſelhen gebot, 
noch auch ſelbſt ein unveraͤnderliches roͤmiſches Fot⸗ 
mular fuͤr den w geſaumten Gottesdienſt rn e) 


$. 3i9. 


DL. ‚Die allmälig. geränderte Het. uud Ber 
der Ausübung der bifchöflihen Didcefar- 
echte. 1) Zu Gehülfen in der Ausübung de 


geſammte Dogmatik, hatten die Libri 4. sententiarum toi 
Petrus Lombarbus (Zeitgenoffen Gratians), in welchen er 
vorgetragen wurde, ben eutſchiedenſten Einfluß. S. C. B. 
Zlugge Geſchichte des deutſchen Kirchen⸗ und Predigweſeni 
Th. 2. S. 8 u.f. 


c) Die Geſchichte der Berfolgung Berengars bon Tours, me 
cher das Dogma noch im eilften Jahrhundert beftritt, ſ. in 
Schröoͤckhs Kirchengeſchichte Th. 33. S. 506 u. f. 


d) Wie man aus der Erzählung des Chron. Ursperg. = 
a. 1052 von ben Abweichungen, welche Papſt Leo EX. in der 
Liturgie der mainzifchen Didces bemerkte, ficht. 


0) Wergl. Flügge a. a. D. 36.1. ee J 








v 


IV. R B. Can. R. Bifhöfl. Beamte, 511 


_ Vontificalien ($. 100.) hatten, wem der Bir 9. 319. 


fhof abweſend war, bis gegen das dreischnte Jahr⸗ 
hundert die benachbarten Didcefanbifchöfe gedient. 
Seit diefer Zeit fand das Beiſpiel, welches ſchon 
1036 der Ersbifhof Poppo von Trier gegeben 
hatte, ſich einen befonders. dazu:.ordinieten. Biſchof 
vom Papſte zum Gehuͤlfen geben zu laflen, haͤu⸗ 
fige Nachafmung, und die während der Kreuzzuͤge 


in verfallenen orientalifchen Bisthuͤmern angeftellten 


Bifchöfe, die man, ſeitdem ſie dort bei vedaͤnderten 
Umſtaͤnden wieder vertrieben wurden, häufig. dazu 
gebrauchte, gaben die Veranlaſſung, daß man dieſe 
Titular⸗ oder Weihbiſchoͤfe auf den Vtel eines 
in den Haͤnden der Unglaͤubigen befindlichen Bis⸗ 
thums =) confecrirte. 2) Die Archidiaconen (5.102) 
harten allmaͤlig die Jurisdiction, welche fie ale Ges 
hülfen und Bevollmaͤchtigte des Biſchofs auszu⸗ 
tiben hatten, in eine eigene Amtsgewalt (jurisdietio 
ordinaria) verwandelt b); der Umftand, daß das 
Archidiaconat beinahe allgemein mie den Probſteien 
(praepositurae) der Collegiatſtifter verbunden 
wurde, diefe aber fehr häufig von Mitgliedern der 
Domkapitel neben ihren Dempfründen erworben 


a) Inbeffen waren dieſe Weihbifchöfe nicht die erften Episcopi in 
partibus infidelium. Schon früher bemerft man im Orient 
und in Spanien die Gewohnheit, auch die in den Händen ber 

- _ Unglänbigen befindlichen Bisthümer wieder zu beſetzen. ©. Zall. 
wein Princ. jur. eceles. Tom. IV. p. 296. (ed. 2.). 


b) Tit. Deer. de officie Archidisconi (l., 23.). 


— 











512 Dritie Periobe. A. 888-1972, 


4. 319. wurden, hat ohne Zweifel ſehr viel zu dieſer Ver 
ähderung beigetragen. Sowohl der Biſchof als 
der Archibiacon waren aber durch Die Wichtigkeit 

der politifchen Stellung, welche. beiden die mit ihrer 

Prälatur verknüpften weltlichen Rechte gaben, o 

gleich mie fo wielen weltlichen Sefchäften überhäuft, 

daß fie beide ment, ihre Stelle als Vevolimihh 
. tigte vertretende Gehälfen, noͤthig Ketten, welche 
umter dem Namen vicarıı am Ende des dreijce 
ec ten Jahrhunderts hervortreten ©). Der biſchofliche 
Vicar, der an ber biſchoͤflichen, Kirche ſelbſt ſtand, 
und die Geſchaͤfte ſtatt des Biſchofs vollzog, welche 
ihm dieſer durch (allgemeine oder beſondere) Vol 
macht übertrug, iſt unter den Ausdruck Vicarın 
in der Regel zu verfichen und heißt auch vicarım 
principalis. Seine Gewalt war weſeutlich em 
jurisdictio mandate. Außerdem beftellse der Br 
ſchof aber auch Vicarien, welche an anderen Ortaı 
der Didces ihren Sig hatten (daher vicarü, odt 
gewöhnlicher, officiales foranei), mit delegirter 
Gerichtbarfeit, welche daher bie erfte Inſtan) 
bildeten, und wenn Die ihnen übertragene Gericht 
. hr: 
e) Tit. de officio Vicarii in 6to, Officiales iſt tfpeimgih 
gleichbedeutend. Officialis (Amtmann) heißt auch ber Veaun 
des Archidiacons, den biefer (das ficherfte Zelchen einer juri⸗ 
dictio ordivaria) befegiste, um in feinem Namen fehiftie 
big bie Jurisdiction auszuüben,” der aber unnsittelbar unter ben 
Biſchof fand, da der kirchidiacon die Inſtangen nicht der: 


ten fonnte. S. J. Wolf hifterifche Abhandlung don ben geiſt 
Gemmifferies im Erjfifte Mab Göttingen 1797. Kai 1. 


# 


WR. B, Can. R.Bifhöfl, Beamte 513 


barkeit die auch Mn die Juritdietion der Wechidie: 4. SB. 
conen Fiegenden Rechte in ich faßte, den Wir: 
kungskreis der lezteren befchränften Die Befugniß 
zu einer: folchen Delegation, Teitete man wohl aus 
der Natur der biſchoflichen Gewalt auf tine Ah 
liche Weiſe her, wie der Papſt fein Recht, die 
biſchoͤfliche Gewalt in der Ansibung zu beſchraͤrken 
Allmaͤlig erſt wurde ihre Ernennung eben zu. dem 
Zweck uͤblich/ die Archidiatonen zu beſchraͤnken; in 
den meiſten Dioͤceſen ſeit dem vierzehnten Jahr⸗ 
hundert, wo fie in Deutſchland unter der Benen⸗ 
nung von. Commiſſarien Häufig vorkoͤmmen. 
Bon ihnen und den neben ihnen auf derſelben 
Stufe fliegenden. Archidiacewen oder deren Ofſitia⸗ 
In, appellirte man an ben Biſchof, deſſen Stelle 
aber in den meiften Sachen der vicanus princi⸗ 
palis vertrat, Bet dem großen Umfang ber geiſt⸗ 
lichen Gerichtbarfeit, und bei der Ausbildung des 
gerichtlichen Verfahrens durch die Deeretalen, 
wurde bie Leitung und Eutſcheidung ſowohl bei 
der Unterſuchung in Strafſachen, als im Procefle 
in Mechtsftreitigkeiten, «in Geſchaͤft von: großem 
Umfang; dies veranlaßte, daß feit dem dreizehnten 
Jahrhundert das Vicariat des Vicarius prineipa- 
lis allmälig cine Behörde wurde, der mehrere 
Richter (judices) beigeordnet tonrden; von dee 
auch wohl file die Ausübung ber Gerichtbarkeit 
im Gegenſatz anderer Gefchäfte ein Officialat 
des Officialis principalis für bie. gar Dioͤces 
son. I, [33] 


4 319. oder eisen Theil derſelben abgezweigt wurde. Die 
Werfaſſeneg, die ſich Dia zum ſechzehnten Jahrhun 
dert weiter ausbildete, erlitt eigentlich erſt durch 
Die. gridentiniſche Synode. eine Veraͤnderung. Doh 
wurde durch den Vicarius prinripelis, ſpaͤterhin 
gewoͤhnlich der General⸗Picarius genannt (vie⸗ 
rius generalis in spirituabhus), amd deu Gi 
nale Official der Einflaß der Archidiaconen auf di 
Desire. der Dias. elmälig ſchon vermindert ') 


&. 390. a 6.320. 

A Die geiſtliche Serichtbarkeit A. ihn 
ale zum Klerus. gehörige Perſonen, wurde zwar 
auf der einen Seite. derch Die .Anterwiefigfeit be 
felben, unter die Lehensgerichte in Lchenefahe, 
deren: Competenz felbft. von den Mägften anerkamt 
wurde .), eingeſchraͤntt/ aber auf ber deren Grit 


ei S. das nähere in meinem Rinder. 1.869. 
Die Zeit, in welcher dieſe Gommitfarien zuerſt angeordnet mut: 
"Ben, AR indeſſen nicht in allen Stiftern dijeſede gereſen. J 
,  Erzfäfte, Draing kommen ſie erſt feit dem Anfang bes bien 
ten Sahrbunderts häufiger vor. Seitbem bie zum: fechjehntn 
- + ‚Salgehumbert wurden bie Archidlaconen nur durch ſie eiugefchränft 
‚‚felt der Mitte bes fechzehieten Jahrhunderts verfäinben bi 
ganʒ bis auf den kLirchidiaconat des Domprobftes. Die triter 
tinifche Synode nahm (Sess. 24. Cap. 20. de ref.) m ® 
chloiaconen die Gerichtharkeit in Eheſochen und Geiminalface, 
und behielt fie dem Biſchof var. Selbſt das SBifitationdreit 
ſollten fie künftig nur mit Einwilligung bes Biſchofs ankiben 
Mbid, Cap. 3.). Daburch wurde dei Archidiaconat von fi 
zu einem bloßen Perfonat. Bergl. Wolfa.a.D, E. bis 8 


r Pin darch d da⸗ Vobardataun ‚Coliattagın (5. 339. Rote b) 


x 











! 


IV.R. B. Can. R Geifl Gerichtbark. 515 


betroͤchtlich erweitert, indem man feit dem zwölften 4. 390 
Jahrhundert oft nicht mehr Darauf beſtand, daß 
ſich ein Geiſtlicher wegen weltlicher Verbrechen 
vor einem weltlichen Grricht ſtellen müfle b), und 
die Kirche bie und da ſelbſt eine ausdruͤckliche Ans 
erfennung dieſer Befreiung zu erlangen ©), wenn 
gleich nicht vollſtaͤndig in Die Praris zu übertragen 
wußte 4, R Moch mehe wurde Pie geiſtliche Ge⸗ 


wurde fie eigentlich eingeräumt, denn zu ben Leßnspflichten, 
weiche die geiſtlichen Fürſien feiften follten (quae ex his jure 
tibi debent, faciant) gehörte ja mefantiich die Anerkennung bee 
Rebensgerichtbarteit. Uber auch fpätere Oecretalen fehen die Com⸗ 
petemg der Lehensgerichte außer Zweifel. Vergl. Cap. 5, 18. X 
de judiciis (8, 1.). Cap. 7. X. de foro oompet, (2, 2.): 
Nah dem Schwabenfp. Urt: 89, muß ber MBeiftliche ſogar 
fiberhaupt im forum reale zu Naht Rechen. 


b) Wie der Clerus feine Befreiung von weltlicher Gerichtbarkeit 
allmaͤlig dahin anszubehnen fuchte f di Planck ua O. B.4 
Abth. 2, S. 225 u f. 


€) Wie Seeger IX. non K. Friedrich U. bei Gelegenhen das zwi: 
ſchen ihnen im Jahre 1230 gefchleffenen Friedens. ©. Odo- 
sici Raynaldi Aunal, ecal, ad a. 1230, und Auth, Sta 
taimus C. de episc, et elerie. (4, 3.). 


d) Daher wurte es auch ſchon durch eine Decretale Edichins AL. 
von 1189, welche Die Grundlage ber fpäterett Prafis wurde, 
dahin eingeleitet, daß der geiftliche Richter feine Kompetenz in 
weinichen Sergehen ber Eleriter behaupten und doch den welt⸗ 
lichen Gerichten auf eine ſchickliche Weiſe nachgeben kbnne. 
Oop. 10. X. de indiciie (2, 1.). Cum — fait — quaesitum 
utrum licest regi vel'alical seculari persenae jadieare cle- 
ficos emjuseungue ordinis, sire in furto sive in homieidio, 
perjurie, seu quibuscangae criminibas fuerint deprehensi. _ 
Conzulstioni tuae taliter respondeo: quod ei clericus in 
quocungue ordine constitutus, ie - crimine fuerit depre- 

133*] 





= 


516 Dritte Periode. A. 8881172 


6. 3%. richtbarfeit in Civilfachen erweitert, da die Kird« 
niche nur dem Princip, daß gewiſſe Sachen, die 
wegen ihrer religiöfen Beziehung nach da 
Kirchengeſetzen beurtheile werden müßten, vor bi 
geiftlichen Gerichte gehörten ($. 108. 183.) e), m 
der Anwendung eine Ausdehnung gab, von we 
her die ältere Theorie und Praris nichts gewuft 
hatte f), fondern auch den Grundſatz aufſtellte, daß 
man wegen jeder an ſich fündlichen Handlung 
fib an die Kirche wenden und vor geiftlichen Gr 
‚richten lagen Fönne 8), ba die Kirche der Unge 


hensus legitime, atque convictus, ab ectlesiastieo jedice 
deponendus est. Qui, si depositas incorrigibilis faerit 
excommunicari debet, deinde contumacia crescente, an 
thematis mucrone feriri. Postmodum vero si in preiu- 
dum maloram veniens oontempserit; cum ecclesia non hr 
/ beat ultra, quid faciat: et ne posait esse ultra perdilie 
plurimorum, per secularem opprimendus est potestaten, 
ita quod ei deputetor exilium, vel legitima poeria infligater. 

e) Die Ebeſachen, welche urſprunglich allein bieher gerechnet wur: 
den, gehören jezt aber unter bie rein geiſt lichen Sachen, be 
ren ansfchließliche Judicatur den geiftfichen Gerichten nie Art 
tig gemacht wurde, feitbem die Ehe ein Sarrament war. 

f) Das leitende Princip ſpricht Cap. 3. X. de jediciis (2, 1) 
aus: Causa vero juris patronatus ita conjuncta est ei con 
nexa spiritualibus causis, quod nonnisi ecclesiastice j* 
dicio debeat definiri. Außer dem Patronatrechte rechnen Mr 
Decretalen hieber: die Werlöbniffe, bie Sachen, bei welchen ri 
geiftliches Verbrechen in Vetracht kommt; daher Inabefonbere de 
Werbindlichkeiten, welche beſchworen find, bei welchen es all 
auf die Weurtheilung der Kraft bes Eibes ankommt (wel 
Cap. 13. X. de judiciis), wucherliche Contracte u. ſ. m, M 
Sachen, welche Wittwen und Waiſen setreffen, Zehuten u. (. P- 


€) Die allgemein eintretende Befugniß, wegen Süundlichkeit ein 


- 


- 


x 


IV. R. B. Can. R. Geiſt Serichtbart. 517 


rechtigkeit ſteuern muͤſſe, und Feine ſuͤndliche Hand⸗ 6. 390. 
lung zulaſſen duͤrfe. Aus dieſem Grundſatz folgte 
von ſelbſt, daß die geiſtlichen Gerichte mit allen 
weltlichen concurriren b), und wenn dies auch in 
der Praris nichts weniger als allgemein: anerkannt 
wurde, fo gab man wenigftens ziemlich allgemein 
zu, daß man ſich an die geiftlichen Gerichte wen⸗ 
den Fönne, wenn man vor den weltlichen Fein - 
Hecht erhalten Fönne, und machte es wohl gar 
zum ausdrüdlichen Geſetz, daß es nur nicht cher 
gefcheben dürfe i), womit denn natürlich der Grund⸗ 


Handlung vor geiftlichen Berichten zu Magen (Denunciatio evan- 
gelica) entwidelt vorzüglich die berühmte Decretale Innocen; IE. 
vom Jahre 1300, Cap. 13. X, de jadiciis, mo es unter ans 
bern heißt: Cum enim npn humanae constitutioni sed di- 
vinae potius innitamur; quia potestas nostra non ex ho- 
wine, sed ex Deo; nullus, qui sit sanae mentis, ignorat, 
quin ad officium nostrum spectet de quorungue mortali 
peecato corrigere quemlibet Christianum, et si correctlo- 
nem contempserit, ipsum per distrielionem ecclesiasticam 
odercere, 


b) Innocen; TU. erklaͤrt dies a. a. D. ganz beutlich, inden er fich 
quf bie beräßmten Eonftitutionen beruft, nach welchen diefe cons 
currente Gerichtbarfeit ſchon Längft auch der Kirche von der 
weltlichen Gewalt beigelegt ſeyn follte (&. 185. 8. 1. ©. 776.). 
Nee sic illad humillimum omittamus quod Theodosius 
statuit Imperator, et Carolus innovavit —: gquicungue vi- 
delicet liiem habens, sive petitor fuerit, sive reus, sive 
in initio litie, vel decursis temporum carriculis, sive cum 
megotium peroratur, sive cum jam coeperit promi senten- 
tia, si judiciam elegerit sacrosanctae sedis antistitie, illico 
sine aliqua dubitatione, etiamsi pars alia refragetur, ad 
Episcoporam judicium cum sermone litigantiam dirigatar. 


3) Beiſpiele von Statuten, weiche bieg auedrücklich erlauben, führt - 


518 ‚Dritte Periode. A. BBB-- 1972, 


6. 30. ſatz ſelbſt, daß Die Kirche wegen Suͤndlchkat Dr 
Handlung. über jede Civilſache erkennen möge, ar 
erkannt wurde &), 


8.31, 6. 321. 

Ueber das Matri monialreecht ſtellte theib 
die Kirche vermoͤge ihrer Gerichtbarkeit in Ehe 
fachen, theils auch blos die Prapis. in dieſem Zeit 
raum folgende Grundfaͤtze anf: 1) die Ehe wi 
durch die bloße gegenfeitige Einwilligung, fih w 
Ehegatten zu nehmen, welche in jeder Form a: 
Flärt werden kann =), gefchloffen. Sie wurde inf 
(vergl. $. 183, Anm. 2.), ohne daß eine do gmatiſche 
Entſcheidung darüber erfolgt waͤre, für unauflös 
F lich gehalten ‚den Fall des Todes eines Ehegatten 

ausgenommen, der allerdings das Eheband aufhehe’) 
‚ Die Lehre von den Sacramenten verfhaffte die 


"Wolf von ben geiftl, Commiffarien S. 230, an. Much fine 
man in vielen Statuten bie Erweiterung bes Prinilegii des wi 
fönlichen Gerichteftambes eines Beiftfichen, daß er ben, wii 
ihm ſelbſt (nicht feinen Eltern ober einem Exbenten) etwas (hu; 
big geworden war, vor bem geiſtlichen Gerichte belangen bit 
Ein Beifpiel hiezu bat Wolf a. a. O. &, 19, 


k) Bergl. mein Kirchent. 8. 2, ©. 140 u, f. 


a) Daher Sponsalia de praesenti eine würkliche Ehe find, en 
der zu ben Sponfalien de futuro hinzutretende Beiſchlaf ti 
in eine würkliche Ehe verwandelt, Cap, 30. 31. X. de Spes 
sal. (4, 1.). 


b) Cap. 2, X. de divortiis (4, 19.). Die Geſchichte ber Prapı 
( in meinem Kirchenr. 8, 3. ©. 466 u fı 
I. 


- 








IV. Rechtsſ. B. Con. R. Eherehht 819 


Praxis wohl hauptſachlich das Anſchen, deſſen ſie genoß. 4. 321. 
Der Vertrag, kuͤnftig eine Ehe eingehen zu wollen 
(sponsalia de futuro), iſt wenigſtens fo weit ver⸗ 
bindlich, daß der Theil, welcher ſich weigert, die 
Ehe zu vollziehen, durch geiſtliche Zwangsmittel 
dazu angehalten, wenn gleich nicht unbedingt dazu 
gezwungen werben kann ©). 2) Die Ehe, welche 
wegen (nicht nachher gehobener) Mängel der Ein- 
willigung oder anderer Ehehindernifle, zu welchen 
mm auch nach eingeführten Coͤlibat ($. 228a,) 
die höheren Weißen gehören d, nichtigerweife 
eingegangen iſt, wird, nach Befchaffengeit der lezte⸗ 
ren nothwendig oder auf Verlangen der Ehegatten, 
durch das geiftliche Gericht getrennt. Daß diefe 
Nichtigkeit auf einem Geſetz beruße, wurde zwar 
angenommen; ein folches eriftirte aber in der 
That niche dd). Gründe, weshalb die Ehe nicht 
hätte eingegangen werden follen, die aber die Ehe 
nicht nichtig machen (auffchicbende Ehehinderniffe) 9), 
ziehen nur eine canonifche Strafe nach fih. Die 
natürliche Verwandtſchaft und Schwaͤgerſchaft in 


e) Cap. 10, 17. X. de spensal, (4, 1.). 


d) Der Cleriker, der nur bie niederen Weihen erhalten bat, ver 
tiert dadurch nur feine Pfründe, und wird zum Erwerbe ber 
böperen Weihen unfähig Cap. 3, 5. X. de Clericis con- 
jugat. (3. 3,), 


dd) &. mein Kirchenr. 8. 1. S. 635. 529, 


e) Wohin auch bie Ehehinderniſſe gehören, kon welchen ante 
factum oder post factam diſpenſitt worden iſt. 


620 Deite Periode. A. 888-1279, 


8 391. der Seitenlinie, Die mach der Praris des zhnen 


Jahrhunderts und. durch einen Synodalſchluß Alq— 
anders II von. 1065 f) bis zum fiebenten Grade 
däutſcher Computation :($ 65. 183. erſte Anm), 
welche durch diefen nun auch canenifihe Comm. 
tatton wurde, Ehehinderniß geworden war, fol « 
nach Innocentius I. Vorſchrift nur bis zum vie 
ten Grabe einfhlieglih feyn, und nur auf die 
eigentlihe Schwaͤgerſchaft, nicht auf das (erſt in 
biefem Zeitraume erfundene) secundum und ter- 
tium genus aflinjtatis gefehen werden’), 3) Di 
Eheſcheidung findet nur durch den geiftlichen Kid 

ser aus den Gründen des älteren canoniſchen Rechts, 
aber nur qupad Consortium conjugale "flat }) 
4) Die Proclamation ($. 108.) ſoll jepegmal gr 
ſchehen und eine hinlängliche Friſt beſtimmt werde, 
innerhalb Deren jeder die etwanigen Ehehinderniſt 
anzeigen Fan i); fie blieb aber wie die Einſeg 
nung der Ehe natuͤrlich nur auſſerweſentliche Forn 
(Nro. 1.). 


DC2.C.35. Qu. 5, 


g) Concil. Lateran, IV, Can, 50. Cap. 8. X. de conssnzui. 
(4, 14.). Dagegen beftätigte ex aber die Musdehnupg der get 
lichen Berwandtfchaft auf die Kinder der Gevattern, wein hard 
eines von ihnen bie geiftliche Verwandiſchaft zwiſchen den Eb 
lern entſtanden wäre. Cap. 7. X. de cognat. spirituali (4, 11.) 


bh) Tit. Decr. de divartiia et repudiis (4, 19.). 
i) Cap, 3. X. de clandest. despans, (4, 3.), 











IV. R. B. Can. R. Geil. Strafrecht. 521. 


6. 322, 4. 398. 

C. Zur Ausübung des geiftlihen Straf- 
rechts bediente man fich ordentlicher Weife nach 
der Sendgerichte ($. 181.) 2), von deren Ein⸗ 
richtung im Ganzen das befondere Verfahren ge 
gen die Ketzer hergenommen wurde, welches bie 
Kirche feit dem dreischneen Jahrhundert wegen 
des Ueberhandnehmens dieſes Werbrechens anzu⸗ 
ordnen für noͤthig fand. "Bis zu dem Kreuzzuge, 
welchen die Kirche gegen bie Albigenfer (1209) 
veranlaßte, hatte man fich begnuͤgt, gegen die Ketzer 
auf Die gewöhnliche Weiſe zu verfahren, und fie 
nachdem fie uͤberwieſen und ercommunicirt werden, 
der weltlichen Obrigkeit zu übergeben, welche ſchon 
öfter die Strafe des Verbrennens über fie ver- 
hängte, obſchon weber ein Kirchengefeß noch das 
römifche Recht etwas anderes als Gonflscation 
ihres Mermögens allgemein gebot 5). Erſt 
Imocen; IL orbnete auf der Iatcranifchen Syn⸗ 
ode von 1215 ein befonderes jährlides Send» 
gericht unter Autorität des Biſchofs zur Unter 
ſuchung der Ketzereien, das ein befonderes vorge⸗ 


&) Die num, ſeitdem man anfieng, bie Archidiaconen durch Officia⸗ 
len einzufchränfen, ebenfalls durch biefe gehalten wurden. Vergl. 
Wolf Geſch. der geiſtl. Commiflar. ©. 26 u. f, Ueber bie 
fpätere Einrichtung ber Sendgerich ſ. mein Arthen. ®. 2. 
S. 90 uf 


b) &. die Geſchichte der weltlichen Geſetzgebung gegen bie Ketzer 
bis auf Jriedtich II. ei Boohmer Jus eccl. Prot. Tom. 4. 
p- Of. 








/ 


. 522 Dritte Periode, A. 888 — 1272. 


\ &. 323. fhriebenes Verfahren beobachten, auch ſchon wegen 
Verdacht ber Ketzerei kirchliche Strafen verhaͤn 
gen ſollte, und kirchliche und buͤrgerliche Strafen 
gegen weltliche Obrigkeiten die Ketzer ſchuͤtzen wir: 
den °), wenn gleich diefen noch immer bie Beſtra 
fung derfelben überlaflen blieb, die nach zwei & 
fegen Friedrichs U. von 1222, welche alge 
meine Praris wurden, im SBerbrenmen beſtehen 
ſollte ). Jene Einrichtung vervollkommnete eine 

ESynode zu Toulouſe von 1229, indem fie fir de 
Durch den Kreuzzug von Ketzern gefäuberten Dre 
vinzen des füdlichen Frankreichs verordnete, daß in 
jedem Kirchſpiel eine aus dem Pfarrer und einig 
vertrauten Layen zufammengefegte permanente 
Inquiſitions⸗Commiſſion befichen folk, mb 
cher zugleih ein befonderes Verfahren vor 
fhrieben wurde e). Nach dem Beiſpiel diefer Ein 
richtung verordnete ſchon Gregor IX. in einzelnen 
Provinzen, wo es nörhig ſchien, unter feinen 
toritaͤt dergleichen Inquiſitions · Commiſſionen, welche 
er aus den Dominicanern nahm F), die er zugleid 


c) Con, Later, IV. a, 1215. bei Labb& Cone. Tem. 
P. 1. pag. 140 u, f. Vergl. Plauck a. a. D, Th. 4, Mh}. 
S. 466 u. f. ’ 
d) Vei Goldast Constit, Imp. Tom. 1. p, 295. 


e) Concil. Talos, a. 1229. bei Labb& Conc. Tom, Al 
P, 1, p. 426. u. f, Bergl. Planck a. a. O. S. 463 ul 
I) &, dbeſſen Fpietola ad Priorem ordinis fratrem proedicate 
vum in Lomhardia a, 1238, bei Labbe Caac. Tom. 3. 








IV. R. B. Can. R: Greifl Strafeecht. 623 
den Bifhöfen zu Commiſſarien in Keßerei-ingqui- 4: 323. 
fitionsfahen empfahl, ohne ihnen jedoch eine - 
allgemeine und dauernde Wollmacht als päpftlichen 
Inquiſitiono⸗Commiſſarien zu ertheilen &), oder 
ſolche Commiffionen, wie fie die Synode zu Tom 
toufe eingeführt hatte, als din. allgemeines kirchli⸗ 
ches Inſtitut anzuordnen ). Dagegen bildete. fi 
durch und  befonders in Folge der Geſetzgebung 
P. Innocen; III. überhaupt ein eigenthuͤmlicher 
kirchlicher Inquiſitionsproteß für das Wer 
fahren in Strafſachen überhaupt, der auf Beruͤch⸗ 
tigung und Denunciation eingeleitet werben konnte i). 


P. 1, pag. 335. Der Auftrag iſt blos anf biefe Provinz 
gerichtet, ' 


8) Bir auch Pland a. a. O. &. 474, zeigt. 


h) Die Schlüffe der tonloufer Spnode find weder don Gregor LX. 
noch von einem feiner Machfolger zu einem allgemeinen Gefek 
erhoben, noch in die Decretalen eingetragen. Daher darf man 
nicht erſt fragen, wie es kam, daß die ſe Form der Ketzetin⸗ 
quifition nie allgemeine kirchliche Einrichtung wurde; und felbft 
die von den Papft angeordneten aufßerordentlichen Inquiſitions⸗ 
Commiſſionen, fellten, wenn es bie SBifchöfe verlangten, nach 
einer Decretale Bonifacius VIIL (Cap. 7. de haereticis- in 
6to. 5, 2.) gemeinfchaftlich mit ihnen procediren. Schon 
aus dieſem Umftande ergiebt es ſich, wie verfchieben das aus 
ganz anderen Veranlaſſungen und Abſichten mehr als 200 Yahre 
fpätee entſtandene fpanifhe Inquiſitionstribunal von 
den Inquifitionsgerichten iſt, welche allgemeine Kirchengeſetze, 
und bie Päpſte des dreizehnten Jahrhunderts angeordnet haben, 


5) Eine genauere Entwicklung ber Befchichte dieſes Verfahrens liegt 
außerhalb des Plans dieſer Unterſuchungen. Duellenmäßig 
iſt fie dargeſtellt bei Biener Beitt. zus Geſch. des Inquiſ. 


824 Dritte Periode. A. 888-197. 


9. 323 


6. 328, 
In Abficht der Strafen felbft, die von de 


"Kirche auf geiſtliche Vergehungen geſezt wurden, 


findet man in mehrfacher Hinſicht Abweichengen | 
von dem älteren Recht und der älteren Praris. 
Dahin gehört: 1) die Strafe des Interdicte 
d. h. des Sufpendirens des geſammten Auferm 
Gottesdienſtes an einem Ort oder ir einer ganzen 
Provinz, als Zwangsmittel gegen Große oder Com 
munen. Die erften Spuren biefer Strafe findet 
man ſchon am Ende des neunten Jahrhunderte, 


ſie erhielt aber erſt im eilften eine beflinmtr 


Form und haͤufigere Anwendung; feitbem wurde 
fie fo oft gebraucht, daß man fi) ſchon im dre⸗ 
zehnten Jahrhundert genoͤthigt fah, ihre Würfe 
gen in mehrfacher Hinficht einzufchränfen, um durch 
die Ungerechtigfeit, die meiftens in ihrer Wirkung 


‚auf Einzelne lag, nicht ale zur Verachtung der 


felben zu reisen 2). 2) Die Beftimmung, daß dt 
Dann bei gewiffen Vergehen unmittelbare mit de 
That ſelbſt verknüpfte Folge derfelben fenn folk 


yo. (BIT) SAU fe S ſa mein Rinde, 8.1 
©. 83. Rote 21, 


a) ©. Pland a a. 9, 76,3, &. 517 u. f. und Th. 4. Abth. 
©. 290 u. f. Die Einfchränfumgen beſtanden 
darin, daß Mlöfter und andere Gomnrmen von dem Inrerdick 
durch Privilegien ausgenommen, und gewiffe gottesdienſihche 
Handlungen ohngeachtet deſſelben zugelaffen wurden. 





IV. R. B. Can. R. Seifl. Strafrecht. 525 


(Exeommunicatio lätae "sententiae b), in deren 4. 323. 
Gegenſatz dann jeder erft auszufprechende Bann Ex- 
communicatio ferendae sententiae hieß). 3) Die 
erweiterte bürgerliche Wuͤrkung Firchlicher Strafen: 
Dahin gehörte nicht nur die allmälig mehr aner⸗ 
Fannte gleiche Wuͤrkung des Bannes mit der Acht, 
da diefe gegen den, welcher fechs Wochen und 
einen Tag im Banne bliebe, ausgefpröächen werben 
ſollte e), ſondern auch die weltlichen Strafen ‚bie 
theils die weltliche Macht, theils die Kirche ſelbſt 
auf geiftliche Verbrechen fezte d. Der lezteren ver⸗ 
fiattete man jest fogar bürgerlich erlaubte Hand⸗ 
lungen fir kirchlich firafbar zu erflären, wohin 
befonders die Strafe gehöre, die fie darauf fezte, 
wenn jemand den Gottesfrieden (Treuga Dei) 
braͤche, d. h. an den von der Kirche file befricder 
erflärten Tagen eine Fehde niche ruhen Tiefe *). 


b) Die Decretalen Gregors IX. beflimmten ſchon 36 Zäle wo fie 
eintreten folle. 


e) Schwäh. Landr. Art. 3 


d) Vorzüglich die Strafe der Ehrloſigkeit, ber Unfähigfeit, Lehen 
aetiv oder paſſib zu haben, die Unfähigfeit zu Aemtern, bie Un: 
fähigfeit zu exben, sind ein Zeftameht zu machen. 


©) Die frangöftichen: WBifcybfe Hatten um das Jaht 1031 ‚auf 
liche Eingebung“ bie @inzichlung veranlaft, bie zuerft im 
Aquitanien angenommen wurde, daß vom Mittwoch Abend bie 
Montags frühe in jeber Woche feine Fehde begonnen werben, 
felbft nicht einmal eine Pfändung ftatt haben folle, bei Strafe 
der Ercommunicasion. Auf ähnliche Weiſe verglich man ſich 
Über ſolche Tage in anderen Probinenz f. Datt de pace 
Imp. publica. L. 1. C. 2. p. 11 seg. 


938.4) Die gam veraͤndarte Mesur der Jadulgen 
zen ($. 181.) Die ältere Buß⸗Praxis geflattete 
unter diefem Namen mar die Bertaufchung der für 
eine einzelne Stunde zu uͤbernehmenden Poͤniten 
mit einer anderen; nachdem aber Papſt Urban II 
1095 auf ber Synode zu Clermont verkuͤndet 
hatte, daß jeder welcher an dem beſchloſſenen Ara, 
zuge Theil nehmen werde, dadurch volllommenen 
Ahlaß (indulgentia plengria) für jede Buhe m 

halten ſolle, die er fir. Die Suͤnden feines gan 
Lebens übernehmen. müßte, fo gieng man ‚bald wi 
ter, und verkündete auch fir andere yerhienſtlihe 
Handlungen, oder fogar filr eine Beiſtener zu dur 
felben, einen bald vollkommenen bald vecrhaͤltuiß 
mäßigen d. b. einer gewiffen Bußzeit gleiten 
menden Ablaß. Die Abfiche der Kirche dabei im 
freilich log, ‚daß, durch. denſelben nur die Kirchen⸗ 
firafe erlaffen fenn folle, die man entweder I 
dieſem oder in jenem Leben im Fegefeuer zur G⸗ 
nugthuung für die Kirche leiden muͤſſe, aber ſi 
Fonnte durch alle ihre Proteſtationen hierüber niht 
verhindern, daß man faſt allgemein die Idee de 
völligen Vergebung der Stunden ohne alle Nut 
ſicht auf die eigentliche Buße damit verknuͤpfte ) 
Den Nachtheilen, welche hieraus fir die Kircha— 
diſciplin und Moralitaͤt entſtehen mußten, wurde 
indeſſen wenigſtens großentheils dadurch vorgebeugt⸗ 
daß Innocenz III. den Ablaß, den die Biſchſ 

f) S. Pland a. a. O. Th. 4. Wh, 2. S. 399 u f 














\ 


IV. Rechtsf. B. Can R. Kirchenguͤter 527 


ertheilen Fönnten, auf einen vierzigtaͤgigen ein⸗ 6. 322. 
ſchraͤnkte ©), und es 1215 zum Geſetz mache, daß 

jeder Laie wenigſtens einmal jährlich, alle feine 
Sünden feinem eigenen Priefter beichten muüfle ®). ' 
Gleichzeitig mit, diefen Veränderungen des älteren 
Syſtems der Poͤnitengen wurde andı die Gewalt 

des Priefters fie aufzulegen erweitert; cr blieb nicht 

mehr an die alten Kanonen gebumben, fondern ex - 
hielt das Recht, fie nach ben Umpänden abzu⸗ 
meſſen). 


$. 34 4. 32. 

IV. Unter den Rechtsverhaͤltniſſen der Ried 
in Muͤckſicht ihrer Guͤter verdiene 1) ihr Verhäle 
niß zu ihren Bögten erwähnt zu werben. Die 
Schirmvogtei, fofen fie blos auf dem Fuͤr⸗ 
ſtenamt beruhte (8. 1..5. 188. B. 2. 6. 221. 
&.'51.), hörte in Hinſicht der Bifchöfe von ſelbſt 
auf; werm fie fih zu Meichsfürften erhoben, 
wie es die Kegel war ($. 290. oben ©. 382.). 
Wo fie gegen die Regel fortbeftand, dat über ihre 
Bedeutung die allmälige Entwicklung der fürft- 
lihen Obrigkeit entſchieden. Sie war aber 
zuweilen die Gerechtfame eines erwählten Vogts 
(B. 1. $. 188. Mote e) und dann wohl immer 





) Cap. 14. X. de poenitentiis (5, 38.). 
h) Cone. Lateran. IV. a. 1215. Can. 21. 
i) Cap. 3. 8. X. de peenitentiis (5, 38.). 


528 Dritte Periode. A. 888 - 1272. 

4. 324. mit der oberften Kaſtvogtei (6. 188.) verbun⸗ 
den, durch deren auf befonderem Xitel beruhende 
Erwerbung, auch der Fuͤrſt, der vermöge feines 
Fuͤrſtenamts fdhirmte, ober ein anderer Kaftvogt 
in den Befig von echten gefommen ſeyn konnt, 
welche ihm die Erantion der Stifts⸗Beſitzungen 
niche entzog. Dieſe wohl find. unter der VBogtei 
zu verfichen, von welcher ſich die Hochſtifter) 
gleich anderen Stiftern und Klöftern allmälig los 
zumachen ſuchten. Die Kaftvogtei im Siun bie 
Periode, darf wohl in der Regel fir die ordentliche 
Kirchoogtei (B. 1. S. 787-789.) gehalten wer 
den, nicht für einen von dieſer abgezweigten Thel 
der in jener enthaltenen Rechte. Eben daher wurk 
fie etivas nicht blos läftigeg, fondern auch etwas 
überflüffiges, denn die Prälaten hielten es mi 

‚ ihrer geiftlichen Würde nicht mehr fiir umverträg: 
lich, ihre weltlichen Angelegenheiten felbft zu 


a) Klar ift die Entſagung auf die Kaſtvogiel in ber Urkunde Mat; 
graf Heintichs von 1197 (2 änig dieichtarchiv Tom, 8: p. iR 
Über die Wogtei Über bie trierifchen Weflkungen. Tbeils fonnt: 

nach der Natur ber damaligen Verfaſſung von einer Sci 
bogtel Über ein Stift, das längſt feine Befiginigen in di 5 
ſtenthum verwandelt hatte, nicht wehr Die BRede fen; thei⸗ 
wird auch das, mas ber Pfalzgraf noch beſaß, fo bezeichnet, m 
bie Kaftvogtei gewöhnlich war. Er giebt auf: advocailam — cu 
omnibus appendiciis, tam feudatis, Ten non feudatis, bee 
tion omnia onnualia serbitlu (f. bie Anm. zum 9), ger 
praedecessor suus supredictas habait in villis 
eitis in pago qui Trechere dieitar, in omnibus villis als 
Archiepiscopi sitiä supra Mosellam -. 


IV. Rechtsſ. B. Can. R. Kirchengfiter. 529 


walten, und niemand fand mehr für noͤthig, daß 6. 324. 


fie ſich dabei der Vermittlung ihres Vogts bes 
dienten. Die geiftlichen Fuͤrſten Hatten jet ihre 
oberſten Hofamter fo gut als die weltlichen, und 
Fonnten biefen auch die Führung ihrer Dienſtmann⸗ 
ſchaft überlaffen, fir die Ausuͤbung ihrer. Gericht. 
barfeit bedurften fie eines Höheren Beamten eben 
fo wenig mehr. Die Kaftvogtei von den Voͤgten 


an ſich zu bringen, gab es Gelegenheiten genug, - 


obwohl fie immer erblich und oft cin Ichnbar über- 
tragenes echt war, auch wo fie nicht aus einem 
Vorbehalt der . Vorfahren der Berechtigten ent 
fprungen war b); unentgeltlich gelangte: freilich die 
Kirche nicht Teiche dazu, wenn fie nicht von ihr 
felbft verlichen war, und etwa der Stamm aus⸗ 
ftarb, was indeflen auch oft vorkam; aber der 
Herrenfiand war ſtets geldbebürftig, md Verpfaͤn⸗ 
dung, Lehensaufgabe, Verkauf oder Entfagung, 
Fonnten fie immer wieder in die Hände der Kirche 
bringen, wenn ber Vogt für feine nußbaren 
** 


b) Es ſcheint mir, daß folgende Bründe ber Entſtehung ber le hin⸗ 
baren Kaftvogtei angenommen werden inüſſen: 1) Ohngeachtet 
der Regel (8. 1. ©. 788. Mote f), daß der Biſchof feinen 
irchenvogt wählen bürfe, war fie bei fehr vielen Stiftern und 
Kilöftern em vorbehaltenes Fönigliches Hecht, bad aljo Reichs: 
lehen werden konnte. 3) Der Stifter fonnte, um feine Stifking 
unter ben unmittelbaren Schub bes Beichs zu ftellen, bie Vog⸗ 
tei dem König übergeben, und fie fid) von dieſem zu Lehen ge: 
ben laſſen. 3) Auch bie gewählten Wögte haben ohne Ausnahme 
SKirchenichen erhalten; und bie Bogtei dürfte dann als eine Pets 
tisenz dieſer Zehen betsachtet werben fm 

ser. IL, [34] 


X 


530 Deitte Periode. A. 888— 127%, 


8. 324. Rechte entfchäbigt wurde. Diefe befanden außer 
den Lehen an Kirchengtitern, zu welchen befonders 
die Zehnten gehörten, die fie aber oft auch an fih 
riffen, ohne damit belehnt zu feyn, in den Ge⸗ 
rihtsnugungen bie fie zu erheben hatten und 
in den Huülfen ($. 306.), die fie von den Vogt 
pflichfigen forderten ©), fo weit ſich fr diefe Ve— 
rechtigung das Schusrecht, das fie nur Namens 
der Kirche ausuͤbten, geltend machen ließ. Niht 
felten mag die Vogtei mit Aufopferung der dm 
Voͤgten einmal überlaffenen Guͤter und Rechte 
zuruͤckgekauft worden, und aus diefen ein tif 
des Territoriums des Vogts geworden fern, j 
welchem diefe was fie einmal befaßen ohnehin p 
bilden fuchten Y: Oft aber ſcheint auch eine Oct 
ſumme oder anderwärts angewiefene Entfchädigungy 
die Wögte aus den Kirchengütern ganz entfemt 
zu haben. War erſt der oberfte Kaſt vogt a 
gekauft, fo war es nicht ſchwierig, die Untervoͤt 
(vicedomini B. 1. ©. 780.) zu dem Aufgehen 


ec) Dan ficht Dies aus der forgfäftigen Beſtimmung der Met 
die der Vogt haben folle, welche die Bifchöfe hinzufügten, mern 
fie durch die Umſtände gendthigt waren, bie Kaſtdogtei ihr 
Kirchengüter beizubehalten oder von neuem zu befeßen, Ein 
Beifpiel enthält die Urkunde in der Anmerkung zu biefem $. 


d) Indem fie Burgen anlegten, und aus dem Grunb md Bohn 
welchen fie inne hatten, und ben Einfaffen des Beyirfe, mm 
welchen ibhen @infünfte als Vögten zufamen, eine Herrfceft 
zu bilten fuchten. Hierauf beziebe ich bie Beſtimmumg Nro. 8. 


in ben Privilegium Friedrichs IT. für die geiſtüchen Zürfe. 
©. oben ©. 179. . 











IV, Rechtsſ. B. Can’ iR: Kirchenguͤter. 531 


ihrer Untervogteien (villicationes) auf gleiche Weiſe 4. 824 
zu bewegen ©); mit Hülfe dee Dienfimannen Fonn- - 
ten allenfalls diefe auch zu billigen Bedingungen 
genöthigt werden, wozu jene leicht die Hände boten, 
da aus Ihrer Mitte ohnehin die Amtleute ge 
nommen wurden, welchen nun der geiftliche Lan⸗ 
desherr die Cameralverwaltung und Gerichtbarkeit 
anvertraute ). 

Stifter und Klöfter, welchen es gelang, ſich 
der Kaftvögte zu entledigen, Fonnten dadurch in 
den geiftlichen Sherrenfland eintreten, wenn ihnen 
nicht die Schirmvogtei eines geiftlichen oder welt: 
lichen Fuͤrſten daran Hinderlih war. Wo über 
diefe Streit erhoben wurde, tritt fpäterhin diefer in 
der Geſtalt eines Streits über die Landeshoheit 
hervor. Derfelde Fall findet ſich da, wo die Kaffe 
vogtei nicht abgelöft wurde: 

e) Das Chrön. Hildes. bei Leibnite ser. rer, Brunsv. 
Tom. 1. p. 751; führt eine ganze Neihe von Wogteien auf, 
bie ein einziger Bifchof an ſich kaufte. 

f) Chron. Stederburgense bei Leibnitz ser. r. Brunsv, 
T. 1. P. 856, ad a. 1163. fait autem moris ut Iqica per- 
sona sub antecessoribug suis villicationi praesideret, ac 
per eum summa rerum distributa in minima ecclesiae uti« 
litate ageretur. Ipse vero (Episcopus) quia magrium in 
hoc perpendit dispendium, immo irreeuperabile ecclesiae. 
recognovit damnum; manum misit ad fortia et a ministe- 
rialibüs ecclesiae fidelitatem sibi praestitaı, Brunnonem 
de Vimmelse audacter aggressus est, et villicationem ab 
eo detentam multo labore de manibus ejus extorsit. — 
Chronicon Hildesh. 1. c. Nro 33. (Note ’e), Episco- 

us — villicationes — ab intolerabili jugo advocatorum 

in perpetuum absolvens, Praeposito regendas commendavit, 
[34° 





532 Dritte Periode. A. 888— 197%. 


4.224. Anmerkung. Vogteitechte, welche die Sifhife 


anzuerkennen geneigt waren, 


Dipl Hermanni Babenberg. Ep. a. 1176. (künig 
Meichsarchiv. 8. 17. S. 26.) — quia tam propter malitiam di 
erum, quam propter elongationem in bonis nostris, quae in 
Charinthia sita sunt, Patrono et defensore opus habemus, di 
lecto, fideli et amico nostto, Hermanno duci Carinthia, 
non anxia necessitate coacti sed pro sua dilectione gratis car 
cessimus advocatiam super reditus nostros circa Dietrich 
stein, nec non et eos de beneficio marchionis Eagelberti, qui 


nobis circa S. Vitam remanserunt, toli interposita condition, 


ut nemini guidyuam eorum, quae ad eandem advocatiam spe 
etant, inbeneficiare possit, verum, quia veteri proverbio, quanlo 
melior est amicus, tanto firmior pactionis debet, esse conre* 
tio, servitium quod ei concessimus in praedicta advocatia, co# 
scribi fecimus et tam futuris quam praesentibus notum est 
volumus, de singulis mansis, qui quasi quinguaginta compalat 
sunt, annuatim quatuor nummos accipiat in festo S. Hartmi 
Unum tantum placitam habebit in anno, et hoc infra natalen 
Domini et quatragesimam, et tunc duae marcae dentur ei a 
servitinm de camera nostra; quas si illo tempore accepenl 
aut sine placito in anno illo eit, aut propriis suis sumptibes, 
sine detrimento hominum nostrorum illud habeat. De majer- 
bus partibus (?), molendinis, tabernis, vineis, vinitoribus, pic 
toribus, foresto et forestariis, de his etiem, quae in mansis 10 
cata non sunt, nihil exigat, nisi forte in aliquo excesseril, 
quod. ad judieium spectat advocati. In foro nihil juris habez, 
niei de effasione sanguinis, de pagna et furtis (den Scultheh 
ber alles übrige richtet, ſcheint alfo ber Wifchof ſelbſt zu beſtelen 
Subadvocatum si eo carere noluerit, ex peticione nostra talem 


'habeat, qui praedictas justitias ei colligat, et frequentia placi 


torum et vexationibus homines nostros non gravet. Sope 
ministeriales vero nostros et allodia eoruta, nihil jaris hr 
beat; sed quidguid controversiae de allodiis vel aliis quibu 
libet negotiis inter eos ortum faerit, quod inter se ipei en 
ponere non pessint, judicium exspectet Episcopi. — 

















IV. Rechtsf. B. Can. R. Kiechengüter 533 


$. 325. | 4. 398, 

2) Das Recht der Kirche, den Zehnten zu 
fordern, wutbe jege zwar weit allgemeiner als in 
der vorigen Periode, wenn gleich nicht durchaus in 
dem ausgedehnten Umfange anerkannt, in welchem 
es die Kirche ftets ($. 186.) geltend zu machen 
bemüht war =); in einem großen Theil von Deutſch⸗ 
land, befonders in den nenermorbenen Provinzen 
jenfeits der Elbe, erhielt fie überdies nicht den 
Maturalschnten, fondern eine verglichene Abgabe 
(Sadzehent, pactum) b). Die Kirche gelangte 
auch jest noch nicht zum Beſitz aller Zehnten, die 
von den Pflichtigen entrichtet wurden, und eben 
fo wenig vermochte fie fih in dem Beſitz, den fie 
wirflich erlangt hatte, vollftändig zu behaupten. 
Das Patronatrecht wurde fortwährend (2. 1. 
©. 792.) als eine Befugniß befrachtet, die Ein- 
Fünfte ber Kirchen und daher auch die Zehnten zu 
beziehen, welche eigentlih an diefe gu entrichten 
warm; erſt feit dem zwölften Jahrhundert gelang 
es allmälig, diefes Recht auf die DBefugniffe zu 
beſchraͤnken, welche die Kirche anerfannte, und bie 
nur in dem Präfentarionsreche und dem Schuß. 


3) ©. Pland a a. 8%. 3. ©. 025 u. f. 


b) Bergl, Wohlbrück Gefch. bes Biethums Lebus ©. 1. S. 235. 
In Schlefien fcheint der Naturalzehnte häufiger gewefen zu feyn. 
&. Stengel n. Tſchoppe Urmbenfammiung u. ſ. w. S. 33, 
53. 55. — Der Ausdruck Pactam barf daher bei den Abgaben 
nicht auf eine Pacht bes Grundſtlicks gebeutet werben, fondern 
bie dibrigen Umftände müffen tiber beffen Vedeutung „entfcheiben. 








534 Deitte Periode. A. 888 1272, 


4. 3%. recht (cura)' beftehen fehlten. ($. 326. Note k), | 
Es hieng daher befonders bei Patronatklitchen, ab 
in einem gerwiffen Umfang in der That bei alı, 
von den befonderen Umfländen ab, wie vid be 
Biſchof davon zu feinen Zehnten zu ziehen van 
mochte, von welchen cr doch auch wieder yicks 
an edle und andere Vaſallen zu verleihen genoͤthig 

- war, und wie viel er in. den Laienhanden der Io 
srone, Kaſt⸗ und Schirmwögte zu’ loffen genoͤthigt 
war, welche diefe felbft mie Verguͤnſtigung is 
Königs (B. 1. &. 793.) feit uralter Zeit im 
gehabt, und nach Wilführ an andere Laien ode 
auch an geiftliche Corporationen veräußert hatt, 
die gefeglich dazu gar nicht berechtigt waren. Did 
Laienzehnten (fofern fie lehenbar waren, dec- 
mag: infeudatae) 'vermochten . die Päpfte da 
Kirche felbft durch länger als cin Jahrhunden 

- fortgefegte Bemühungen von Gregor VII. bis u 
Alexander HIT. Kerab e) nicht wieder zuzueiguen 
Synodalſchluͤffe und Decrete erflärten freilich die bein 
für unfähig, einen kirchlichen Zehnten zu beſitzen, und 
geboten diefen fie der Kirche zurückzugeben; die Ar 
wendung jener Verordnungen in Deutſchland war abt 
nicht zu erzwingen, und der Grundfag felbft wur 
von dem Kaifer und den Reichsſtaͤnden (Mor d) 
förmlic) verworfen, weil er in der That mit di 

ſeit Carls des Gr. Zeit beftchenden Verfaſſung u 


c) &. Thomassini de vet..et nava discipl, eecl. Tom.’ 
L. 1. Cep. 11. Nro. 3—5, 


IV. Rechtsſ. B. Can: R. Kirchengüter. 535 


Widerfpruch ſtand. Man ſtuͤzte felbft die Praris, 4. 328 
nah wekher man verfuhr, auf einen Schluß der 
dritten lateranifchen Synode 4) vom J. 1179, 
welchen man mit anderen Stellen in Verbindung 
brachte, die alchergebrachten Beſitz ‘der Laten. nicht 
ganz mißbilligten.e), und jerrem den Sinn unter: 
legte, daß die Veräußerung von Kirchenzehnten, 
die erſt nach jenem Synodalſchluß geſchehen ſei, 
verboten und mit Kirchenſtrafen bedroht ſei. In 
der That hatte er nur das Gebot ernenert, die 
Zehnten zuruͤckzugeben, und dies auch den Laien 
zur Pflicht gemacht, an welche fie etwa veräußert 
wurden, es läßt ſich auch nicht verfennen, daß 
diefe Gebote viele bewogen haben, die Zehnten, 
welche fie. befaßen, gang oder theilweife den Kirchen 
zu überlaflen, deren Patrone fie waren, fie zur Do⸗ 
tation von Stiftern und Kloͤſtern zu verwenden 


d) Conc. Later. II. Can. 9. Can. 14. bei Labbé Tom, x 
p- 1507: Prohibemus etiam 'ne laici decimus cum "ants 
marum.suorum periculo deiinentes, in alios laicos pos- 
sint aliquo modo transferre. Si quis vero receperit et 
ecclesiae non tradiderit, Christiana sepultura privetur. 
Daß der Sinn bes Schluffes nicht der war, welchen inan nach⸗ 
ber Hineinlegte, ſieht man daraus, daß Papft Urban ZU. noch 
1186 es anerkannt wiffen wollte, daß fein Laie einen Zehenten 
befißen bürfe, der Kaifer und die Bifchöfe aber fich auf dem 
Reichstage zu Gelnhauſen weigerten, dieſen Grundſatz anzuneh⸗ 
men (Arnold. Lubecc. Chron. Slav. T. I. Cap. 18, bei 
Leibnitz ser. rer. Brunsv. Tom. 2, p. 668.). 


e) Cap. 25. X. de decimis (3, 30.), Cap. 7. X. de his quae ſiunt 
a praelato sine cons. capit. (3, 10.) Cap. 2. $. 3. de de- 
eimis in 6to (3, 13.). 


/ 








536 Deitte Periode. A. 8881278. 


8: 323, ober fihon beſtehenden zum Heil ihrer Seele u 
ſchenken; der eigentlichen Verfügung jener. Gefck, 
Ruͤckgabe an die Kirche Behufs der regelmaßien 
Vorwendung der Zehnten (B. 1. ©. 782,), wurde 
aber dadurch auch nicht genügte. Doch lag es auch 
kaum in der Abfiche der Päpfte, die Gewalt der 
Biſchoͤfe über die Verwendung der Zchnten her 
ſtellen. Dieſer Machgiebigfeit der Loien wag es 
aber zugeſchrieben werden muͤſſen, daß die Kirche 
um fo weniger den Zehntbeſitz derſelben beſtritt, 
and. daß ſogar, wenn man auf die Praxis ſicht, 
die Veraͤußerung der Zehnten, überhaupt und ohm 

Ruckſicht auf die ſchon vor 1178 ober erſt für 
dem gefchehene Infeudation, zu Feiner Zeit nah 
anderen Degen -beurtheift worden zu ſeyn ſcheint, 

als nach den allgemeinen, welche in biefer Periok 
eingeführt wurden ($. 326.). Die größere Selten 
heit der Veräußerung folder Zehnten, welche die 
Kirche am Ende des zivölften Jahrhunderts wirk 
lich noch befaß, ſofern jene Eigenſchaft in da 
Urkunden erkennbar iſt, moͤchte nur davon hertuͤh⸗ 
ven, daß fie ohne kirchliche Foͤrmlichkeit nich 
thunlich "war, wie cine Reinfeudation, umd jur 
allerdings im Widerſpruch mit den Kirchengefegen 
nicht wohl anzuwenden war, Aber daß unter dem 
Schuß "des hergebrachten Befißes auch ſpaͤter ge 
ſchehene Veraͤußerungen duch Vergleich oft gem 
aufrecht erhalten. worden find, iſt unläugbar, - 








IV. Rechtf. B. Can. R. Kirchenguͤter. 537 


6. 3236, ' 8. 3%; 
3) Die ſchon in ber vorigen Periode begon- " 
nene Vertheilung des, Kirchenguts ($. 187.) wurde 


in diefer Periode allgemein und vollfländig einge - 
führe. Nicht nur die Dom⸗ und Coflegiatftifter 
erlangten: allgemsin die abgefonderte Verwaltung 
des zu ihrem Unterhalte durch Fundationen gewid⸗ 
meten «) ober vom Biſchof aus der allgemeinen 
Guͤtermaſſe ausgefaten Gutes b), fondern aud) den 
übrigen Kirchenaͤmtern wurden beſtimmte Einfünfte 
und Güter als beneſicium (Pfründe) zugelegt, 
und mit dem SKirchenamte (oflicium) unzertrenn⸗ 
lich und wefentlih (als titulus) ©) verbunden. 


3) In Nüdfiche deren bie Stifter zuerſt bie ahgefonberte Verwal⸗ 
tung erhielten, weil bie Fundatoren gewöhnlich, beſonders feit 
bem eilften Jahrhundert, biefe ſeparirie Verwaltung zur Bedin⸗ 
gung ihrer Stiftung machten. 


b) So wies der Bifchof von Prag im zehnten Jahrhundert ein 
Blertel des gefammten Guts zum Unterhalt der Domberren am, 
©&. Mabillon act. Benedict, sec. V. Nro. 11. p. 863. / 


e) Der alte Canon; ne quis ordinetur sine titulo, ber fidh blos 
auf das Kirchenumt bezog, wurde nun auch nur von tem Ti- - 

. talus in biefem Sinn verftanden, d. 5. es folle feine Ordina⸗ 
tion geſchehen, ohne daß zugleich den Beiftlichen durch ein Kics 
chenamt oder auf andere Weiſe (titalus patrimonil) feine 
Subſiſten; gefichert wurde. Die Veranlaſſung dazu gaben bie 
Berbote gegen die Ordinationen ohne eigentlichen Zitel (ordipa- 
tiones absolutae), bie feit dem eilften Jahrhundert zum größ- 
ten Nachtheil der firchlichen Difchplin gewöhnlich wurden, nach: 
dem Alexander III. auf ber britten Iateranifchen Synode (can. 6.) 
den Bifchäfen, die einen Geiftlichen ohne Titel ober Amt ordi⸗ 
niren würden, bie Werbinblichfeit auflegte, ihn fo Lange zu un: \ 





538 Deitte Periode A. 888-1272 


4.326 Zum beneficium eines ‚Pfarrers wurden ordent- 
licherweife alle kirchliche  Einfünfte geſchlagen, die 
nach Abzug deſſen⸗ was ſchon von. anderen befeffen 
wurde, in feiner. Parochie noch uͤbrig blichen, du 
ber inabefondere die Zehenten d),. und den: einzelnm 
Parochialkirchen wurbe zugefichert, daß bein Biſchof 
von den unbeweglichen Guͤtern, die zu ihrer Dos 
gehörten ober dazu erworben wuͤrden, ſich etwas 
vorbehalten oder als Lehen verleihen dürfe e). © 
zerfiel nun alles Kirchengut in einer Didces in 
bona partieularia d. h. zu einem beftinanten ud 
gewidmetes Gut, und hona commumta,’ alle übrig 
isn. Zu jenen gehören denn insbeſondere di 
Dotalguͤter d, h. die zum Unterhalte eines Sit: 
chenbeamten durch fpeeielle Fundation beftimmtn 
und mit feinem Kirchenamte verfnüpften Güter N) 
Selbft der Biſchof, ob er gleich allgemeiner Ver 
walter des gefammten, nicht zu einem beſtimmten 
Zweck gewidmeten und vermöge diefes einer befon 


terhaften, bis fie ihn mit einer ſchicklichen Stelle verforgen fern. 
tm. ®Bergl. mein Kirchen, 8, 1, ©. 494 u, f. 


d) Am deutlichſten ausgeſprochen in ben Werorknungen über bi 

Novalzehnten. ©. 5.8. Cap. 13.X, de decimis. Ik 

‚ ben Uriprung der Feng , 8.1. S. 784. und mein 
u Kirchenr. B. 2. S. 65 


e)'Conc. Roman. a. 826. Can. 16. Conc. Ravennat 
a, #4. can, 10. 


f) Der Ausdruck bona dotalia in dieſem Sinne ſagt eigenilech 
‚baffelbe wie Fundationsgut. Die alte Bedeutung von ‚Denk 
omg 14  .. 





a 


IV. Reßtsf-B: Can. R. Kirchenguter. 539 


deren. Verwaltung untergebenen Kirchengutes blieb, 4.326. 
und in Abſicht des leeren die. Oberaufficht uͤher 
diefe befondere DBerwaltung. behielt, ſezte: gewiſſe 
Guͤter zu feinem Unterhalte aus (bona mensalia, 
Tafelgut); die Veranlaffung dazu lag darin, daß 
bei der Theilung der Stiftsguͤter unter den Biſchof 
und Das Gapitel, ein Unterfchied zwiſchen dem, 
was ad mensam episcopi, und dem, was ad 
mensam capituli beſtimmt wurde, entſtand. In 
Anſehung der Veraͤußerung der Kirchenguͤter wur⸗ 
den nun die Vorſchriften des roͤmiſchen Rechts 6) 
durch die Decretalen practiſch B) und. uͤberdem die 
Beräußerung der Stiftsgüter an die Einwilligung 
des Capitels „gebunden I); Menfalgüter des : Die 
ſchofs follten fogar nicht ohne Vorwiſſen des Pap⸗ 
ſtes veräußert werben dürfen .K), eine Vorſchrift 


g) L. 14. C, de S. S, ecoles. (1, 2.) Nov. 7. Nov. 420. 


h) ©, tot, tit, X. de reb. eccl, alien. vel non. (3, 13), Die 
Rerähferung darf 1) alfo nun bei rehus sacris nur aus bes 
flimmten gefeßlichen Gründen, bei anderen Kirchenfachen aus 
Nothwendigkeit oder zum Nutzen ober einem frommen Zweck ges 
ſchehen. 2) Es muß eine Unterfuchung hierüber und die zweck⸗ 

‚ mäßigfte Art der Veräußerung durch den geſetzlichen Oberen ver⸗ 
anſtaltet, und 3) von dieſem ein decretum de alienanda ers 
theilt werben, 


j) Cap. 4. X, de his quae fiunt a majori parte Capituli, 

k) Wen man I. F. 6., wornach nach einem Synodalſchluß unter 
Urban II. (wahrfcheinlich zu Elermont 1095) die dituls unver⸗ 
äußerlich feyn follen, vom titulus in dem oben vorgefommenen 
Sinne verfiehen dürfte, fo wäre bie- Beräußerung ber Dotalglis 
ter gang perboten. Allein jener Ausbrud bezieht ſich ngach ber 


540 Dritte Periode. A. 8881972 


6. 326. welche indeflen fo wenig als die, daß zur Werkußerug 
der Stiftsgüter Einwilligung des Kaifers gehire !), 
in Deutſchland practifch wurde. Jene Einfchrän 
Fungen binderten nun auch den Biſchof Kirchen 
güter, die nicht res infeudari solitae waren, u 
Lehen. zu geben m). 

3. 6. 327. 

Durch das Schirmvogteirecht und das Lehr 
barwerden der Landeshoheit in den Bisthuͤmer 
und Meichsabteien, bildete fi) im Laufe des nam 
ten bis zwölften Jahrhunderts a) ein eigenes Recht 


Beranlaffung jener Verordnung, nur auf bie Verleihung der Eins 
kiüünfte der Pfarrkirchen und Altäre, bie während des zehnten bi 
‚ zwölften Jabrhunderts, obwohl fie ale Mißbrauch des Patronatted 
tes ſchon anerkannt war, unter der Verleihung der Kirche verſtar⸗ 
dem wurde. Den Sinn bes Verbote, weiches Gier ausgefprochen if, 
erfennt man beutlicher in bem Cap. 4. de jure patronatus 
(3, 38.). Seitdem «6 gelang, das Patronatrecht auf die aner⸗ 
kannten echte zurückzuführen (H. 325.), beißt das Patronat 
recht, das allein verlichen werden konnte, im Gegenfa eben bei 
titulus im Sinn jener Stelle, der Kirchenfaß. Die Roth 
wendigkeit der päpſtlichen Einwilligung zur Veräußerung bei 
Menſalguts erhellt ang Cap. 8. X. de reb. eccl. alien. vel 
non. (3, 13,) und wurde nachher in den von ben Biſchẽſen 
dem Papfte zu ſchwoͤrenden Eid eingerfict, in welchem ſie jedoch 
nad) Cap. 4. X. de jurejur. unter Innocen; III. noch nicht ſtand. 


1) Die Kaifer ſprachen ein Einwiligungsrecht an und machten ı6 
auch zumellen geltend (S. Schannat Hist. Episc. Worma. 
in Docum. p. 120.); ein Reichegeſetz bafür gab es aber nit. 


m) Cap. 2. X. de feudis, 


3) Feiebrich J. findet ſich in dem anerfaunten Wefig biefrs Mehl 
(&. Arnold, Lubecc. Chron, Slar. .L. III. Cop. 17) 





IV. Rechtöf. B. Can. R. Kirchenguͤter. SAT 


des Kalfere auf Die durch den Tod eines Biſchofs 4. 377. 
vacant werdenden Güter und Einkünfte unter dem 
Namen des jus regaliae d. h. des Rechts, biefe 
Güter und Einkünfte in Befig zu nehmen und bie 
zue Inveſtitur eines neuen Biſchofs zu behalten br 
Mit dieſem Mechte entftand zugleich ein anderes, 
das man mit dem Namen des jus exuviarum s. 
spolii bezeichnet, das echt, die Mobiliarverlaffen- 
(haft eines Bifchofs (als peculium clericale) in 
Beſitz zu nehmen e), welches aber auch auf die 
Verlaſſenſchaft anderer Geiftlichen ausgedehnt und 
auch von anderen Schutzhetren angefprochen wurbe, 

= weil biefe, feitdem fie Beneficien befaßen, gleich den 


und wenn einige fpätere Chroniften ihm die Einführung. deffel: 
ben zufchreiben, fo ift dies ohne Zweifel nur ein Mifverftänd: 
niß, weldyes davon herrührt, daß es ihm zuerft von Urban I. 
fiteitig gemacht wurbe. 


b) Ob es in Deutfchland fo wie in anderen Ländern auch das 
Recht, in ſich faßte, die vacanten Leben zu vergeben, ift zwar 
etwas zweifelhaft, aber doch fehr mwahrfcheinlich, ſ. oben 8. 1: 
$. 163. Die Biſchöfe legten ſich Übrigens, nach ber, Analogie 
der Lehensherren, baffelbe Recht in Rückſicht ber Kirchenbenefts 
cien bei, welche fie vergaben. Doch fchon Bonifacius VIII. 
verordnete im Cap. 9. de ofl, ordinarii in 6to. (1, 16.), baf 
dies nur da gefchehen blirfe, wo es vermöge eines Privilegii 
oder einer Gewohnheit ftatt habe, der Regel nach aber während 

„der Bacany eines beneficii die Einkünfte beffeiben zum Beſten 
ber Kirche derwendet oder dem Nachfolger aufbewahrt werbden 
müßten. ö 


e) Die Spuren dieſes Rechtes, welches bei anderen Kirchen bie 
Schirmpdgte ausinüben ſich ebenfalls anmaaßten, finden fich 
ſchon im eilften Jahrhimbert ſeht Häufig. S. Planck a. a. D. 
Th. 2. Abth. 2. S. 105. 


542 Dritte Periode. A 888 1972, 


9: 997: Biſchoͤfen fir unfähig gehalten wurden, über das 


was fie durch die Pfeiinde erworben, (wohin der 
bewegliche Nachlaß im Zweifel gerechnet wurde) 
von Todeswegen zu verfügen, und von der Kirche 
beerbt wurden 4. Der Nachlaß eines Bifhofs 
inochte ale Pertinenz deffen, was man jure rega 
- liae in Befig nahm, angefehen werben. Seit dem 
zwölften Jahrhundert fischte fich die Kirche mit 


‚ glücklichen Erfolge von diefen Rechten zu befreien 
- Schon Otto IV. mußte 1197 bei feiner Ball 
dem jus exuviarum, und in der Capitulation, die 


ihm Innocen; II. 1209 vorlegte ($. 260.), beiden 
Rechten entfagen; Friedrich II. verftand ſich fpäte: 
bin zwar nur gu einer Verzichtleiſtung uf das 


Spolienrecht e), aber Rudolph von Habsburg br | 


d) Der Grundſatz, daß ein Geiftlicher Über fein Vermoͤgen glech 
anderen Perfonen von Tebeswegen verfügen könne, war anfang 
nur in Anſehung des Biſchofs eingeſchraͤnkt, beffen nicht eg 
thiimlicher Nachlaß als Kirchenvermögen der Kirche blieb. Exit 
bem aber nad) ber Theilung bes Kirchenguts er nicht mehr Kt 
einzige Verwalter bes Kirchenguts war, mußte jene Einſchraͤn⸗ 
fung natürlich auf jeden GBeiftlichen angewendet werden, ber cin 
Benefleium beſaß. So entſtand ber Unterſchied zwiſchen bes, 
was der Geiſtliche als Cigenthiimer beſeſſen hatte, welches nach 
den Regeln ber gemeinrechtlichen Erbfolge vererbt murde, und 
"dem, wobon er nur den nothbürftigen Unterhalt gehabt hattt 
' (ben aus biefem Gefichtspunct betrachtete man anfangs de 
Beneficlaten), von welchem alſo das, mas er etwa erübrigt 

batte (pecalium clericale), der Kirche bleiben mine. Ball. 

.. I. H. Böhmer jug eecl, Protest. L. 3, Tit. 25. $. 2. 91 
und mein Kirchent. B. 2. S. 749 u. fı 


.e) &, oben. $. 247. zweite Anm. bie Conftitution deffeiken he 
die Rechte der geiftlichen Fürſten. Daß die Werjichtleiſtung 





IV. Rechtsſ. B. Can. R.: Kirchenguͤter, 543 


ſchwor in der Folge (1274) wieder die Capitulation 4. 397. 
Ottos IV. Mit der Aufhebung des Spolienrechts 
wurde das Mecht der Clerifer, über das durch 
die Pfründe erworbene Gut (peculium .clericale) 
su difponieen, erweitert. Schon Papft. Aleran« 
der IH. erflärte f), daß der Nachlaß eines Geifl- 
lihen, über welchen er niche diſponiren koͤnne / 
nicht dem Biſchof oder fonftigen Oberen, fondern 
der Kirche zufalle, und daß eine Gewohnheit, nach 
welcher jener den Armen, milden Stiftungen, ober 
Derfonen, die fi) um ihm verdient gemacht, fie 
möchten DBerwandte fenn oder nicht, etwas Hinter: 
laffen dürfe, zu billigen fe Auf den Grund dic 
ſes Geſetzes wurde jene Gewohnheit bald ziemlich 
allgemein, und ſelbſt bald dahin ausgedehnt, daß 
man auch die Verwandten zur Inteſtaterbfolge im 
peculium clericale zuließ. Die in den Privile⸗ 
gium Friedrichs LI. den deutſchen geiſtlichen Fuͤr⸗ 
ſten eingeraͤumte Befugniß, ein Teſtament zu machen, 
wurde erſt in der Folge durch die Paͤpſte auf den 
Fall einer paͤpſtlichen Diſpenſation eingeſchraͤnkt 6). 
deſſelben auf beide Rechte, welche er im Jahre 1213 dem Papfie 
‚ aneftellte, und welche Planck a. a. O. Th. 4. Abth. 2.S. 140, 
Mote 27. anführt, nicht auf Deutſchland gieng, ſondern bios 
auf das Koͤnigreich Sicilien befchränft war, kann man wohl 
auch darum ammehmen, weil fonft der Berzicht auf das gweite 
wichtige echt in der Urkunde von 1220 ſchwerlich Hätte weg⸗ 
gelaffen werben bürfen. 
f) Cap. 12. de testamentis (3, 26.). 


8) Durd, Elmuns: IV. der ſich das jus poli vorbehielt. S. B oeh- 
mer. o. 8 14 . 


- 544 Dritte Periode. A, 8881272, 


4. aas. | 6. 328, 

Vollſtaͤndig hingegen erhielt ſich die weltliche 
Macht im Beſitze des Patronatrechts ($, 191), 
deſſen Mißbräuche nur die Kirchengefege abfchafften 
($. 325.), und. in der Ausubung eines andern 
Rechts in Beziehung auf die Eollation der 
Pfruͤnden, welches feit dem dreizehnten Syahrkur 
dert umter dem Namen jus primariarum pre 
cum 3) vorkommt, nnd in der Defugniß, des Kai 
fers bei allen, und der Landesherren bei mittelbaren 
Stifteen, während ihrer Regierung in jedem dt: 
felben eine dafelbft vacant werdende Pfründe zu 
vergeben 5), beſtand. 


4. 39. 6. 329. 

Segen die Staatslaften, welche in diefem Zeit 
raume entftanden ($. 306. 310. Note i) oder vor 
züglich drücend wurden ($. 294.), ficherten di 
Kirche, in fo fern fie auch ihr wegen ihrer Gute 
auferlegt wurden, die alten Immunitaͤtsprivilegien 

(6. 172.) nicht, und im Vefig von einem derſelben 
hatte 


e) Rudolfi 1. R. Htt. apı Goldast Const, Imp. Tom. 3. 
p. 406. Cum ex antiqua et approbata ac a divis impe 
ratoribus ec regibus ad nos prodücta consuetudine que 
libet ecclesia in nostro Romano itmperio constitala el 
yuam beneficiorum ecclesiasticoram pertinei collatio, s# 

per uniue beneficii collatione precum nostraram primaris 
admittere teneatur, devotionem tuam etc, 


b) Man lündet ſogar Beiſpiele des von KRälferianen und Fuͤrſtin⸗ 
nen in Frauenſtiftern ausgelibten Rechts bes erſten Bitte. 





IV. Rechtsſ. B. Can. R: Kirchengüter. 545 


hatte fie ſich nicht einmal volfländig zu erhalten 5. 920. 


gewußt (F. 304). 1) Die Hauptlaſt, den Lehm 


Ev 


dienfl, mußte die. Kirche, fo weit fie in der Lehns⸗ 


verbindlichkeit fland, wie andere Waſallen leiſten, 


ſeitdem der Verſuch, fie aus dieſem Verhaltniß 
ganz heraugzureißen ) mißlungen war (6. 232). 
Auch der Beſteuerung durch die Landesherren (9. 306.) 
konnte ſie ſich nicht ganz - entziehen, und noch we⸗ 
niger der Beſteuerung durch: die Staͤdte, in deren 
Ringmauern fie Chiter beſaß ($. 310. Note i), ohn⸗ 
erachtet der Clerus nicht zur Gemeinde gehoͤrte b), 
Um fo nothwendiger ſchien eo, wenigſiens jeder 
wilſkuͤtzrlichen Beſteuerung, zu der die Reichthumier 
des Clerus nur gar zu leſcht reizen mußte, vorzu⸗ 
beugen; dies geſchah zuerſt durch Papft Aleran⸗ 
der III., nach deſſen Vorſchtift Feine Steuck von: 
einer Kirche anders gefordert: werden filled, als 
wenn fie Biſchof und Elerus wegen Norkiwendtgs' 
keit und Nutzen des gemeinen Weſens und An’ 


Fällen, mo bie Kräfte dee Laien nicht biareichten/ 


a) Daß es hierauf nach dem Pläne Bregors VI richt nur in 


velckficht det von det hoöchſten weltlichen Gewsält abhängigen ' 


Leben ber Prälaten, fondern in NRüdficht jedes Lehensnerhält« 
niſſes ohne Unterſchied angelegt war, ficht man auch aus ben 
Dertelm Urbans II. auf bet Spüode zu Meifl a. 1089. (bet 
1090.) bi Labbé Conc. Tomi. X. pi. 477, Can 10, 
Br. Planck a. d. D. Th. 4: Abih. 2. ©. 163 u. f. Mad; 
Diefen ſollte Überhaupt fein Geiſtlicher anders als dutch einen’ 
diftervaſallen des Laienſtandes mit einem Laien in " Rehentun 
bättniffen fichen könn ' 

b) &; Panda. u 8. Si u. . 

. 1 [ 36 } 








$ 329. perwillige haͤtten e). Imnocenʒ III feste noch hin, 


9. 330. 


daß man zuvor den Papft wegen des vorhandenen 
Nothfalles zu Mathe ziehen folle q)y. Daburch 
wurde. wenigſtens erreicht, daß fh in den Staͤd 
ten, wo der Fall einen nothwendigen Beſteuerung 
am bäuflgften eintrat, Gemeinde und Stifter und 
Klöfter über den Beitrag zu ordentlichen und 


außerordentlichen Laſten ‚verglichen, und de man in 


den Degeeten: jener Pänfle: zugleich den Gruidſatz, 
N die, Kirche und „dic Biechlichene Perſquen in der 
Rege), van inder. Disfteneruug. frei fegen, zu ‚finden 
glauhte, fo wurde, es dieſen auch nicht ſchwer, hie 
und da. eine: ſelche Vefreiung mon mehr oder we⸗ 
niger Saften wuͤrklich zu erlangen. Dagegen erlaub- 
ten ſich aber nun die Paͤpſte ſelbſt, die Kirchen 
und die ‚Einkünfte der Geiſtlichen zu framenen 
Zwecken. zu beſteuern. Die Beiträge, welche fi 
nach einem belichigen Anſatze zu den Kreuzzuͤgen 
und anderen Unternehmungen von jenen forderten, 
warin indeſſen wur erſt der Anfang und gzwar ber 
zum Theil noch zu rechtfertigende Anfang von Auf 
lggen, welche im fülgenden aeitaum zu wahren 
Erpreffungen wurden. 


— $. 330. 
V. In der Verfaſſung der befonderen geift- 
lichen Geſellſchaften verdient: A in der Berfaflung 


c) Coneil Lateran. II. a. 1179. Cm. 10. 
d) Concil. Lateran. IV, a. 1215. Can. 46. 





IV. R. B. Can. R. Kloſtereinrichtungen. 647 


der Mofter 1) die Eneſtehung dir groͤßeten Midnchs⸗ 4: 350. 
congregarionen oder Orden amsgezelihnet zu 
werden. Die Reform der Adſtet, welche⸗ ſeir: dem 
zehnten Jahkhundert/ durch · Die Art, or man fie 
gegen: das Ende bes neunten: Yahrkahderte wiever 
behandelt hatte 1$:"168.), nothig, und YER'heil 
durch denven einzelnen Mannern neubekötch rei 
giöfer Eifer: der Laien Felbft moͤglich gemacht würde, ' 
gieng meiftens von einzelnen Kloͤſtern aus/ nach 
deren Muͤſter andere reformirt oder men geſtifret 
wurden. Das Stammkloͤſter erhiele deburch nd 
vordem nicht gekannte Aukoritaͤt über die uͤbtigen 
Kloͤſter, die, feiner, Aufſicht unterworfen blieben, 
und mit. ihm zuſammen eine beſondere Congre⸗ 
gation oder Orden bildeten. An der Spitze des 
Ordens Rand. ber Localobere des: Stammkloſters 
(Abt "oder Prior) mietn einem Rath (General. 
Capitel). aus. den Localoberen der ubrigen Kloͤ⸗ 
ſter, von denen die einzelnen dann · wieder eine 
unkergeordnete Aufficht und Direction uͤder ‚bie 
Klöfter eines beſtimmten. Diftriets (Prov inzy ‚als 
Provingialobere erhielten ⸗). Der Reforma- 
tianseifer fuͤhete nach wu. na pie Entſehang 


a) Dieſe Serfeftung Bibete — ‚ner bei den ehe 
hielt aber erſt durch die Eiſtertienſer eine befkimumere Form. 
Auf der vierten lateraniſchen Synode machte ffe Innoccin UL 
(can. 12.) zur allgemeinen Verfafſſung aller Mörihsorden, durch 
die Borfchrift, daß alle Orden afle-brei Jahre ein General⸗Ca⸗ 
piret ad morem Cisterciensiunr haiten ſollten. © ‚mein 


Sicht. 2. € 876 1 
[ 35° ] 








548 Dritte Prriope..A,,888-—427% 


9.330, einer Rethe folder Congtegatlonen, welche imge 


\ 


ſammt die Regel des..heiligen Benedicts von Nur⸗ 
ſia gun. Grunde legten, aber einzelne Ber aͤnderun⸗ 
gen, meiſtens eine groͤßere Strenge des religioſen 
&pbens, einfuhrten 6), und felhft obne Die allgemeine 
Betätigung der Kirche einfuͤhrten, bis Innocen; IH. 
aller. weiteren Einführung neuer Möngheregeln und 
Orden ein Ziel fezte ($ 316. Nro. 6.). Seit dem 
Anfange des dreigeßnten Jahrhunderts entflanden 
aber faft zu gleicher Zeit zwei nem Moͤnchsor⸗ 
den, der der Zranciscaner und der. der Domi⸗ 
nicaner ©), bie ſich von allen. bisherigen nach der 


b) Vergl. 9. Mabillon adnalds ördints‘ S. Benedfeti, Ps- 
ia: 1708 seq..6. Tbm.:fil. :Die' Ateſte Congregation vefse: 
mirter Benebictinen iſt die der Ffuninsenfer, bie ſchen 200 
Jahre nach der Stiftung des Kofiers” zu Tingup (910) über 

' 17 in allen Ichelldn ’ von ‚Europa fapfei'! gierucf ent; 
Rasen 1018 bie Eamashalegkier, 4076 der ‚Prim ven 
Brammeont, 1084 bie Garthänfer, 1098 bie iftercien 
“ fer, 1190 die Prälnsnfirdlchfer (oder Not und in 

„.i der Bütterbes zwölften. Jahchtaderte bie :Cacıheliter‘, weiche 
, ‚lb, bie wichtigſten dieſer nenn Eongeegationm ‚genannt ju wer: 

en. “ven verdienen. SBergl, Schrödhe Ehriſtt. Kirhengeik, 
Dr en; G. 3 ulnf. N: S. 3008 a. f. 


9 Wir  Bfantibtanerörben (fratres iminores, Viinoriten) ge⸗ 
Franz vow'affäfl 1208, beſtäeigt 1230. Der 

Dede ber Dominicaner (fratres Praedicatores, Prediger⸗ 
monche) gefiftet. durch Dominiens ven Guzman (mie wa ge 
- wößnfich glaube), allmälig ſeit 1208 entſtander, 1316 beflätigt. 
: De iejtere nahm bie Verpflichtung der Armuth, ah des Kr: 
‚ ben, erſt 1921 an; die aber bei beiden in ber Foige (1245 
burch Innocen; IV.) dahin interpretirt wurde, ba bes Daben 
Hegende Gründe und anbere Büter befihen fönne, bern Eis 
genthum nur dem h. Petrus und nicht bem Duden ſeibſt zus 











IV. R. B. Van. R.Kloſteceinrichtungen 649 


Benedictinerregel gebildeten Orden auch. noch ‚das &: 330. 
durch auszeichneten, daß fie auch file den Orden 
ſelbſt dem Beſitze weltlicher Güter entſagten, und 
ihre Regularen verpſlichteten, „blos von Almoſen 
zu —* 9 


6. 331. Ä $. 331. 

9) Die Kloftereremtionen f$. 189) er⸗ 
hielten eine Ausdehnung, die man bei Ertheilung 
der Privilegien, auf welche fie ſich gruͤndeten, an⸗ 
fangs gar nicht beabſichtigte. Seit der Mitte des 
neunten Jahrhunderts wurden ſehr häufig einzelne 
Klöfter (meiſtens gegen einen jährlichen Zins,) und 
feit dem zwölften Jahrhundert fogar ganze Con⸗ 


fiche; eine Aenderung ber Regel, die jeboch nicht alle Francis⸗ 
caner annabmen. Die Drbensverfaffung wurde bei biefen Vet⸗ 
telorben im Ganyen ben . bisherigen Eongregationen funbirter 
öfter nachgebildetz nur nahm der Ordensgeneral hier in 
Ermaugelung eines Stammaflofters feinen Sig-in Row, umb zu 
den Beneralcapiteln Samen auch die Kocalobern (hei den Frans 
eiscanern, Miniftri und Guarbiane, bei den Dominicanern Prae- 
positi genannt) und Deputirte der einzelnen öfter, Diefen 
erften Bettelorden wurden Übrigens auch andere nachgebilbet, bon 
weichen Indeffen hier nur der Yuguftinerorben (Ordo Eremite- 
zum S. Augustini) genannt zu werben verdient, bee durch 
Papft LAlexander IV. feine Entſtehung erhielt. Eine Schilde⸗ 
zung ber Berfaffung ber gefammten Diönchsorben mit ben wich- 
tigſten fpäteren Beränberungen f. in J. H. Boehmer Jus 
eccl. Protest. L. IU. Tit, 35. $. 47 70. Histoiee des 
ordres monastiques, religienx et militaires et des cangre- 
galions acculaires (par H. Helyot) Paris 1714 - 19. 8. 
Voll, 4. 


! 








650 Dritte Periode A; 88B—— 1272. 


$. 331. grögebtenen =) unta: Den: mittelbare Schech des‘ 
roͤmiſchen Stuhls geſezt b). Men dieſem erhielten 
ſie aber auch noch andere Privilegien, durch welche 
einzelne Dioͤteſanrechte der Biſchoͤfe wuͤrklich auf⸗ 
gehoben wurden (exemtio partialis) ©), fo:daß es 
nicht ſchwer halten Fonnte, aus allen den Rechten, 
die ein Klofter oder eihe Congregation durch paͤpſt⸗ 
liche Bnade beſaß, xine vollige Unabhängigkeit von 
dem Dioͤceſanus (exemtio: tolalis) zu deduciren 
und allenfalls auf hie Verjaͤhrung zu gründen, 
ſobald es nur anerkannt war, daß es eine ſolche 
geben. koͤnne 4). - So entſtanden exemte PBräla- 
ten, denen in ihrem Wuͤrkungskreife ein wahres 
Dioceſanrecht (jus episcopale s. dioecesanum vel 
quasi) zufam ©) und die Paͤpſte begnuͤgten ſich, 

2) Wie die Eluniocnfer, Eiftereieufer, Prämonfiratenfer, und übe 

Haupt bie meiften neuen Orden. 


b) Damit ſollten fie aber keineswegs döllig von der Disceſange⸗ 
malt befreit ſeyn; noch Gregor VIE. fehien geneigt, dies Privi⸗ 
legium blos auf die Befreiung von aller weltlichen Gewalt zu 
zichen (Ep: L. VIL ep. 2.) Berg. Pland a. aD. —H. 4. 
Abth. 2. S. 550 u. f. 


c) Dahin gehörte das Recht, ben Biſchof zu ben im Kloſter vos 
faͤllenden Preinationen unb anberen Pontificalpanbiunger will: 
kührlich zu wählen, das Privilegium, baf fi) ein anf bie Des 
ce6 gelegies Interdict nicht auf ihre Kirchen beziehen folle, daß 
fie ſelbſt nom feinem Viſchof mit. dem Bann ‚belegt, werben Kun 
ten, keinen Zehnten von. ihren Gfgeru entrichten dürften m, (. m. 

A) Wie es im breizehnten Jahrhundert ſchon unbebenklich gefchab. 
&. Cap. 3. X. de in integram vestit. (1, 41.) Cap. 15 
und 18. X, de praescript. (2, 26.). 


©) Daher fie ſich auch die Äußeren Zeichen der bifchöflichen Würde 

















J 


IV. Rechtsſ. -B: Can. R. Stifter. 551 


ohngeachtet des Widerſpruchs, welchen die Biſchoͤſe . sat. 
gegen die Ertheilung oder Anerfennung ſolcher 
Eremtionen erhoben, welche fie nur dann gelten 

laſſen wollten, wenn der Ordinarius eingewilligt 

habe f), den Unordnungen, welche nothwendig 
durch zahlreiche Eremtionen entfliehen mußten, da- 

durch etwas abzubelfen, daß fie die Eremtionspri- 
vilegien einfchränfend erklaͤrten 8) und einen ſtren⸗ 

geren Beweis der Exemtion verlangten 6). 


$. 332. 4. 332. 

3) Die Einteilung der Negularen in Regu⸗ 
lar-Geiftlihe, patres, clerici, Laienbrüder, 
‚ratres, conversi, erhielt ſeit dem eilften Jahr⸗ 
hundert eine andere Bedeutung als fie bis dahin 
gehabt hatte, nur jenen wurde Sig und Stimme 
im Capitel eingeräumt, diefe aber blos zu Hand» 
arbeiten und anderen nicht geiftlichen Verrichtungen 
gebraucht 2). Durch Uebertragung des Patronat- 


(mitra episcopalis, fu) belegten. Doch waren nicht alle , 
infulirte Aebte eremt. &. Cap. 6. de privilegiis in 6to (5, 7.). 


f)_ Daher wurbe auch in ben meiften Fällen bie Gültigkeit der 
Eremtien auf die Verjährung gebaut. &. Cap. 4. X. de con- 
firm. utili (2, 30.). 


8) Pergl. Cap. 9. X. de confir. utili (2, 30.). Cap. 16. 17. 
18. X. de privilegiis (5, 33.). Cap. 7. 10. eod. in 6to. 


b) Cap. 7. 10. de privileg. in 6te. 


a) Die ältere Eintheilung der Mönche in Cleriker umb Laien bezog 
ſich bios barauf, daß einige unter Ihnen für den Gottesdienſt 





652 Deitte Periode. A, 888 1272 


4. 339. rechts an Kloͤſter, ‚gelangten übrigens jet viel⸗ 


9. 433. 


Kloͤſter unter biſchoͤflicher oder paͤpſtlicher Geuch- 
migung b) zum Beſitze von Pfarrkirchen, die 
dann auch gegen die älteren Kirchengefege Moͤnche 
za Pfarrern erhielten. 

Ä 4 333. 

B) Die vita canonica. der Geiſtlichen bei den 
Dom: und Eoflegiatkicchen, wurde im Laufe des 
zehnten "bis zwölften Jahrhunderts aufgcheben. 
Machdem die Domcapitel die Trennung der Capi⸗ 
telguͤter von dem bifchöflichen Tafelgute erzwungen, 
wurde erft unter allerlei Vorwand das Zufammen- 
wohnen im Stift, dann auch der gemeinfchaftliche 
Haushalt aufgehoben und die geſammten Guͤter 
und Einfünfte in fo viel Theile, als Canonici 


in den Kloftercapellen orbinirt waren, andere aber nicht, ohne 
daß durch jenen Umſtand etwas im ben Rechten ber Laien ges 
ändert wurde, melde fie ale Mönche Hatten. Durch das ben 
Aebten durch die Kirchengefeße eingeräumte echt, die niederen 
Weihen zut ertheilen, kam es daber dahin, daß faft afle Monche 
Elerifer waren, und erft die Giftercienfer führten gleich bei ihrer 
Stiftung jeren Unterſchied dadurch wieder ein, daß fie Laien⸗ 
brüder aunahmen, um für die eigentlichen Mönche mehr Zeit 
zu religidfen Befchäftigungen zu gewinnen. Die Franciscamer 
und Dominicaner verpflichteten fogar auferhaib des Koſters ic 
bende Laien beiderlei Gefchlechte für das Intereffe ihres Ordens 
und zu einer gewiffen ihrer Regel gemäßen religiöfen Bebensart, 
jedoch ohne eigentliche Sioftergefühe. Der Uefprung folcher 
dem OHrden affilürter Rpien, die man Tertiasier naynte, ift eigent⸗ 
lich bei den Franciscanern zu ſuchen, von weichen bie Domini: 
ganer ihre fratres et soreres de militia Jega Christi, de 
Poenitentia B. Dominici entlehnten. 


.h) ©, Pland Ar % 8: Th. 4. Ahıh. 9, ©, 592 uf 








V. Rechtsſ. B..Can, X. Stifter: 553 


waren, getheilf ımb jedem eingeln als Praebendg t 33. \ 
zur Nutzung und Verwaltung überlaffen =);. ſchon 
zu Anfang des zwölften Jahrhamderts entzogen fie 
ſich ſogar größtencheils den gottesdienflichen Ver⸗ 
richtungen (dem Chorbienft, der ihnen als Stifts 
geiſtlichen oblag) b), und ließen ihn durch Vicrarien 
verrichten, wiewohl dieſe ‚eigentlich nur die recht⸗ 
maͤßigerweiſe abweſenden Chorherrn vertreten fol, 
sen. Seitdem gab es Canonici ohne vita cano- 
nica, und nur die Capiteleinrichtung blieb, 
d. h. die gefammten zum Stift gehörigen. Geiſtli⸗ 
hen blieben ein Collegium und behielten nicht nur 
die Rechte, welche fie während ber Periode bes 
canoniſchen Lebens erworben hatten, ſondern erwei⸗ 
terten fie noch gar fehr: 1) Sie machen jegt den 
fiehenden Senat des Bifchofs in geiftlichen und 
weltlichen Angelegenheiten aus e), und: hiefer iſt 
fogar in gewiſſen durch die Geſetze beftimmten Ger Ä 
fchäften (ſ. z3. 3. $. 326.) an ihre Einwilligung 
gebunden. . 2) Bei erlebigtem bifhöflichem Stuhle 
haben fie. (feit der Aufhebung des Megalierechtes) 
die Verwaltung der biſchoͤflichen ‚geiftlihen Juris⸗ 
diction und der Temporalien 4, 3) Das Mecht, 
4) ©. Pland g. a D. 3. 3, &, 749-767. 35. 4. ebih. 2. 
©. 665 u. f. Mein Kirchen. 2. 2, ©. 601 m f. 
b) Paschalis II. Ep. 79. bei Labbé Cone. Tom. X. p. 696. 
ce) Cmp. 4.5. X. de his quae fiünt a praclato sine coss, 
Capit. 8, 10.); 
ch Cap. jr. 14. X. de majorit. et ebedient, h 8 er 60, 
de elestigne. in &to (1, 6.) 


n 





— 


554 Dritte Periobde. A: 888-1270. 


4. 338. den Biſchof zu wählen, welches fie nach dem Alte 
ren canoniſchen Recht mit dem uͤbrigen Clerus und 
dem Volk theilen ſollten e), erwarben fie ſeit dem 
Wormſer Concordat als ehr ausſchließliches ſchon 

im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts auerkann⸗ 

tes Recht f).. A) Sie erlangten die Befugniß, die 
erledigten läge in ihrem” Collegio durch eigene 
freie Wahl zu beſetzen; dem Biſchof/ ſonſt ordi- 
narius collator diefer wie aller übrigen Pfruͤnden, 
blieb dabei Höchftens eine gewiffe Concurrenz &), er 
mußte fogar öfter die Eoflation auch der uͤbrigen 
Kilrchenpfruͤnden in der Didces mit den Capitd 
thjeilen: 5) Ihre Dignitarien (Proͤbſte, De 
chanten, Domkäfter, Domſcholaſter u. f. w) erhiel⸗ 
ten eine Diſtiplinarjurisdiction uͤber die Capitnla⸗ 
ren; ja öfter die Ausdbung gewiſſer Yurisbictions- 
rechte In? der Didces oder einzelnen Diſtricten der⸗ 
ſelben als ihrer Digmieät anflebend $). 6) Sie 


©) Den Panpianikeil heuen dann außer dem Eapitel bie Stifte 
bienftieute und die Aebte ber Diöces. 


‘ 
f) Friederici IL Imp. Aurea Bulle de libertate seelesia- 
stica a, 1213, &. 2. (bei Goldast Constit. Imp. Tom. 1. 
p. 299.) Concedimus -- ‘ut electiones Praelatöfuni‘ ibere 
. eb .caponice fiant, qnatenus ille praeficiatur. Ecclesiae. vi- 
duatse, quem totum Capitulum, vel majar et sanior pars 
‚psius duxerit eligendum. - — 


D Die Belcng gupilen Salln, oder. uud) cin Yokfenteriend: 
oder Einwilligungerecht. S. Planck a. m a Eh. 4.. Minh. 2. 
‚©. 876 u. f. und mein Kirchent. B. 2. S. 720. 


h) So war z. B. zu Mainz ber Domprobſt seinißge felnte Digni— 





v4 


\) 


EV. Rechteſ. B. Raw: ®. Sfr: 555 


übsen. dad Macht ıder Ausonomie ale Gemeinheit 4.332 


in fee ausgebehnten Umfenge; Dusch ihre Som 
munalfature wurde die imere Verfaſſung des 
Capitels regulirt, insbeſondere die Anzahl der Car 
pitularen, bie in daſſelbe aufgenommen werben koͤun ˖ 
ten, feſtgeſezt ud alfo das Capitel gefchloffen I), 
die Größe jeder. Pfründe, die Art und Weile der 


Perception und die Eigenfchaften, die der Aufn --.- -- 


nehmende haben muͤſſe, beſtimmt K. Zu dieſen 
gehörte ſchon jezt in wanchen Stiftern (nach dem 
Beiſpiel der geiſtlichen Ritterarden 6. 336.); Ru⸗ 
terbuͤrtigkeit, wenigſtens um zu gewiſſen Pfruͤnden 
zu gelangen, was jedoch die Decrttalen noch fuͤn 
eine unkraͤfeige Beſtimmung erklaͤrten). 7) Das 
ansſchließliche Wahlrecht wurde die Veraulaſſung 
zu Werträgen, welche ſchon vor der Wahl unit Dem 


vie Archibiaconue, und übte in dem zum mainger Archidiaconat 
gehörigen Sprengel bie Serkeeieien durch cam Paare 
Ber. and, s 


H Dadurch entfland denn, weil wa 00 noch außerdem 
laren, aber ohne Yfrlinden, aufanhıy,. fin Unterichieb zwifgen 
Canopicis mejoribus wit Pfründen, und Canonieis minori» 
bus, in herbis, junioribas, Domicellaribus, d. y ſolchen, 

die fuͤrs erſte Laͤne Pfrundo, wohl aber eine Stimme Im Eapi⸗ 
tel hatten, zu welcher: mon ſie jrdoch in ber öl auch erſt. 
dann ließ⸗ wenn fe in jene einrüdten. 


k) Bon bie Copa clansa und das Wahlrecht bie Belegen, 
heit gaben. 


}) Cap. 37. de pracbondie @ FAN ergl Seufert Werſuch 
einer ge bes dentſchen Adels in den bs une Beni 
im, . 


556 Deiite Perloter A. 888-1272. 


4.333. zu Waͤhlenden "über :ifehee kuͤuftigen Vechaͤltniſſe 
zum Capitel geſchloſſen wurden (Capitulationen), 
vor :wehdhen ſich ſchon in dieſem Zeitraume die 
erſten Spuren finden. — Dieſelben Rechte er⸗ 
langten zu eben diefer Zeit die Collegiatſtifter, fo 
wei re ef Ir Oertaflang anwanbat waren. 


9. B. $. 334, 
Indeſſen verfuchten während bes, schnten bis 
eilften Jahrhunderts verſchiedene Biſchoͤfe in ihren 
Dom: oder Collegiatſtiftern das canonifche Leben 
wieder herzuſtellen. Wo es gelang, unterſchied man 
nun bie nach der Regel (vermeintlich des h. Au⸗ 
guſtins) 2) lebenden Chorherren, unter dem Mamen 
Canonici regulares (ober S. Angustini) von den 
Hörkgen, Oanonici seculares. Der Orben ber 
Prämonftratenfer war eigentlich nach derfelben Re 
gel angelegt;, viele ‚Canonici regulares nahmen 
daher auch die Prämonftratenferregel foͤrmlich 
an; wo dies wicht: geſchah, loͤſte ſich in ber Folge 
das canoniſche Leben meiſtens wieder auf. — Die 
Veränderungen, welche das Moͤnchsleben und das 
Canomnicalinſtitut ‚trafen, finden: fih un Ganzen eben 
fB bei den Nonnenkloͤſtern, die gu irgend einem 
Mönchsorden gerechnet und nach deſſen Regel 


8) Weil das gemeinfchaftliche Leben des Biſchofs und feines Kies 
rus durch ihn zuerſt eingeführt und durch Chrodogang nur all- 
gemeiner gewacht worden ſeyn ſollte. Bergl mein Kirchent. | 

x. 2. S. 678. 








IV.R Bi Can. ®. Seit; Ritterorden. 557 


unter der ‚Auffcht feines; erals und feiner Pro⸗ 334, 
vinzialoberen regierk: wurden, und bei den Chor⸗ 
frauen (eanpnisane) y em 2 


S. 33. | nn 6. 206. 
C. . Einer ganz neuen Art beſonderer religidſer 
Geſellſchaften gab. der ritterliche fremme Geiß des 
Zeitalters ihee Entſtehung, den geiſtlichex Rit⸗ 
terorden. ).Aus einer chriſtlichen Bruͤderſchaft, 
welche fich bereits vor den Kreuzzuͤgen *) zu: Ser 
ruſalent vereinigt hatte, kranke Pilgrime in dem 
dortigen Hoſpital zum h. Johann es aufzunehmen 
und zu ‚warten, etfland 1120 der Orden der 
Hoſpitalrtter oder Johanniter, ‚feitbiein bie: 
ritterlichen Mitglieder derſelben (nach dem Beiſpiele 
der Tempelherren Niro. 2). ſich durch feierliche 
Geläbhe:.yanı beſtaͤnbigen Kriegsdjenſt gegen bie; 
Unglänbigen und zum religioͤſen Leben nach einer; 
beſtienmten Megel verpflichteten 5). 2) u dem⸗ 
lezteren Zwecke trat gleich fange. 1116 zu: Jru⸗ 


b) Beou ben NRonntn mir daburch umnterſchieden, daß FE ohne feler⸗ 

. Ude Gelubde zu einem religibſen Leben verpflichtet And. Weitz 
Ude Ehorfranen erwähnt für Bonifueins VAL mt * ‘43, 
de elect. in 6to (1,.6.)... 

a) ©. Jacobi de —— « 1244) Historia Meroso —* 
(bei "Bongärs. oben $. 233. Note a Tom. 1. pag. 1051.) 
Cap. 64: 

b) Jac. de Vitr. Le. praedicti hospitalis fratres ad imita: 
sionem militiee templi armis materialibus utentes, milltes 
-eum servientibus suo collegio Feceperun, 


. 119 





558 Dritte: Petlodena SSBA1TTE 


$. 335. falein seine Geſellſchafe "want." Arkibeen uſunmin, 


welche von Khred af ern: heran: Dempel 
Salomons den Namen der- Cempetherren "Ufnatres 
militiae templi) ©) und zehn Jahre ſpaͤter auf der 
"Synode zu Troyes eine Regel erhiele. 3) Zu glei 
chem Zwecke wie die Johanniter gruůndeten auf den 
Bar Reniguge 1100 Det ſche Meiizfähnr 
einen "Orden: zum Hoſpital der h. Marta (S.Ma 
ria- Teutonicorum in Hierusalemi) d)-:nad hr 
Megel::der Tempelherren, der in der Folge, wi 
er blos fuͤr Deutſche geſtiftet worden, den Namen 





des deuffihen Ordens kerhielt, und auch hab 


nach ſeiner Gtifeung ſeind Waffengegen: ander 


Ungglanbige wandte (g.A36), zu Deren Vefkiipfun 


4) ſthon 1204 der Duden -der Schwerchrude 
(Gatres ĩmilitiae Chris 5: 2655.) gegruͤndet wor⸗ 
bei war. Die Regek derrdret erſt genannten Or 
den /weiche -fie - durch die Papſte ſelbſonedhielimn 
obers under paͤpſtlicher Sene henigung! annahmen, wer 
dierdes hz Ohigiıfin Che regulieren Chocherrn.) 
)Jec. de Väter I . a. Guualieli uv Tyriu 


Fistoria belli a prineip, Christ, im: Polaest, gend & 21. 

(bh. Bangasıı Tom. I). :. .;.:: 
d) Jac. de Vitriaco l. ce. Cap. 66. Proßksslorien et Re 
°. „gulam. et institutionem featrum. militise templi,. tem i⸗ 
bello quam in pace prorsus observant, infirmoa, peregt 
"nos et alios nihilominus sicut: fratres italis S. Jeu- 
nis in hospitali suo, quod dicitur S. Marise Tentonicorun 


e) Nur bie Schwerteiter erhielten bie Bregek ber Eikercierke 





IV.R. BıCan. Keitt Meutewaten boo 


ihre Verfaſſung urn Er Moͤuchsorden damchs 4.335 
aus nachgebildet; fie achten. einen Greßcaiſer 
ober Horkuhcißer ala Olierhaupt des ganzen: Dede 
welchem ein Sapitel aus ben Localoberen zugegeben 
wurde, denen den Orden die Werwaltung feinen 
uͤberall zerſtreuten Guͤcer aueh: eine Disciplinarjuris⸗ 
diction uͤber die einzelnen Mictglieder des Ordens 
uͤbertrag ). Die: Migleder des. Ordens bean. 


von welcher inzwiſchen ter 5. Bernparb von Slairpaug, Ber die, 
Regel der Tempelherren auf Veranlafſung des Papfied und der 
Symode bon Tops 1118 dufſezte, auch einiges in diefe anfe: 
nahm. Vergl. : Histoire de l’ordre de S. Jean par’ 
TAbb& Vertät. Amaterd, 1732. 5. Voll. 8. J. Chr, Bed: 
mann Veſchreibimg bes‘ Yitterlichen Johanniterordene Irkf. 
0. O. 4603. fol. Juſt. Eher. Diah mar Geldidhen des: 
ritterlichen Johanniterortens,. Icth. a,.d. D. 1729. 4. ‚Pierre, 
du Puy histoire de l’ordre m illitafre des templi ierg. Bru- 
‚xelles 1784, 4. Statuten buch des Orbens der Bamilihees! 
ren and einge: alt Teekten BBkUcht, ‚Detausgegehen. von; 
». Z Münter. ‚Berlin, 4794 Mm. 7. Wilde Geſch. ' 
des Tempelberrhorbene: zilp. —— 3 Be 8. Raym.' 

Duellius :Hiterla Ordin egäitetn ‚Keontonicarein Wien) 
nae 1727. fol. Die Statuten des beutfchen Ordens nach bem 
Driginal. herausgegeben von D. Ernft Hennig Königeb. 1806. 
8. Weber ähnliche weniger bebeutenb gewordene geiftliche Bitter 
erben Biefer weis f. Eheiß. Bepphii Fugen Entmufber \ 
geift« mad weilien Bistscoräen 1708. 8 


) Dk Johanniter und Zenpeiberren theilten ihre weaglieber und 
ihre geiammten durch gang Gurepa zerſſreueten Güter in Zun⸗ 
gen und dieſe in Grospriorate. Dem Brofiyrier waren 
die einzelnen Balleien ober Aemter d. h. ein Inbegriff von 
Orden gtern unterworfen. Die einzelnen Güter, welche unter 
ben Balleien begriffen waren, erhielten bis einzelnen NRituter nach 
rn. der Wicdenpfründen als "Comsmendae zum freilich Sehr 
eingefchränften Genuß; ber Inhaber einer folchen Pfruͤnde hieß 


! 


— 





560 Brite Yetodei:A. 88841972. 


5 33% Dun:incdy der Annlogir den Moͤnchsoerden aus 1) or- 
deilichen· Mitgliederny welche zum Keichedienſte 
und ic Leben nach bee: Megel verpflichtet. waren, 
einzelne Guͤter des Orbens nad) Art der. Kirchen 
pfruͤnden zum Genuß erhalten Fontten und ritter- 
per Geburt. fen meer. (milites);: 2) aufer- 
subehtlihen Mitgliedern, (nach Analogie der Laien⸗ 
bruder) Servientez, dienende Brüder genaumt, die 
nach ber Diegel zu leben und zu Kriegs⸗ und ande, 
ven Dienften zum Beſten des Ordens verbunden 
waren, ohne die Rechte der Ritter zu genichen; 
dazu kamen dann 3) Geiffliche (fratres clerici) 
wur Verrichtung der gottesdienſtlichen Functionen 
in :dem Capellen und Haͤuſern des Ordens. D. An- 
dere. Geſellſchaften zu frommen Zwecken oder einem 
religiöfen . Reben, : wie die Kolandabrüderfchaf: 
vn, die Elendsgilden, Beguinen dder Beg⸗ 
binen, welche ihre Verfaſſung mehr oder weniger 
denen ber Älteren und ausgebreiteteren Geſellſchaf⸗ 

rer 2 . \ ten 


. bahee Commendalor (Gomthus): va uene Commenda 





WV. R. ©. Privatrecht. Perſonl. Rechte. 561 


ten dieſer Art nachbildefen, verbienen hier mir 9. 336; 
erwähnt zu werden, um bie allgemeine Richtung 
anzudeuten, welche die Meligiofitkt dieſes Zeitalters 

hatte, ſich zu frommen -Uebungen und Zecken in 
ordensaͤhnlichen Aflociationen zu vereinigen. 


©. Privatrecht. 


Eine ſehr ſchätzenewerthe Zuſammenftellung bes Inhalts ber 
Nechtebũcher, fo weit: er ſich auf das Privatrecht bezieht, enthält: 
J Weiske Grundſätze bes teutſchen Privatrechts nach dem Sachs 
ſenſpiegel, mit Berüdfichtigung — des Schwabenſpiegels, vermehrten 
Sachſenſpiegels und fächfifchen Weichbildrechts. Leipz. 1826, 8. 


$. 336. we. 

In Beziehung auf den. Geburtsſtand iſt es 
auch nach den Rechtsbuͤchern noch nicht ohne Ein⸗ 
fluß auf die Rechte einer Perſon, zu welchem der 
deutſchen Hauptſtaͤmme fie vermoͤge deſſelben ge⸗ 
hört; denn vor dem Reiche «) md in “allen 
Serichten wo unter des Königs Barin gtrichtet 
wird b), alſo in den Landgerichten, hat ein jeder 


8) Sächf, Lande. B. 8. Ur: A. 


b) Ebendaſ. 8. 2, Ant. 12: S. Roit e. — Daß unten den 
Gerichten, in weichen umter Königebann gerichtet wird, keine 
serftanben werden fönnm, als Die, wo unter dem Keller abet 
deſſen Hofrichter Urthel gefunden werben unb bie Laudqgerichte, 
ficht man aud B. 3: Urt. 64. Es folgt: abes ſelbſt ans ber 
Ölteren Berfaffung, nach weicher nur mit ber Graffchaft, alfo 
auch nach ber jetzigen Verfaſſuug, nirr init Demi Lanbgericht der 
deſſen Gurrogat (f. $. 302.) der Adnigebann vertuipft War. 

V. IL [136] 


= 


562 Dritte Periohe.- A. 888- 172 


—RE noch immer in der Regel fein Recht nach feiner 
Geburt; nur Erbe md Eigentum wird all- 
gemein nad, ben Geſetzen des Ortes beursheils, 
wo es liegt c) u jenen Gerichten Fam Daher 
auch nur ber Urthel fprechen, welcher zu dem 
Mechte geboren tft, das er finden fol d), Ba 
Hingegen in den Vogteien und Lehenshöfen jeder 
(ebenbürtige) unbefcholtene . Mann Urthel finden 
mag ©), weil bier hauptſaͤchlich nach parsisulären 
Rechtsnormen ($. 259.) gefprochen wird. 


4. 337. G 337, 
Die Lehre vom Stande“) der Perfonen, 
iſt in diefer Zeit aus zwei Gründen ſchwer in ihr 


e) Sächß Lanbr. 8; 1. Utt. 30. B. 8. Urt: 33: 79. Sch wäb. 
Zande. Art. 405, 


&) Daher bemerkt auch Die Sina! be6 Sachſenſoiegels fo geuan, 
welches ber. Hetten im Lande zu Sachfen Gehurt fen. 


.e)Bädhf. Randr, 8.2. Hirt. 12. Lußerhalb Königebann ag 
ein jeglicher Mann übet ben andern wohl Urthel finben unh 
pen ſchelten, der vollkommen ift an feinen Rechten, um 

Khe Sache, die man bime Mönigäbam richten ulıg. — Mit 
* Bloffe verſteht dieſe Stelle offenbar unrichtig, venn 
fie nicht gelten läßt, daß „ein jeglicher”, hier auch fo viel bes 
deute, als, ohne Unterſchied ber Geburt in Wejiehung auf bie 
Marien, gu der jeder nad) dieſer gehört: "ran ſteht dies aus 
8.3. Art. 70., wo berfelbe Grundſatz wiederholt wirb, nit beus 

BDuſatze: öhne bet Wenb auf ben Sachſen und ber Sachs auf 
dei Menden‘, Und nach · der Gloſſe felbft fegten auch einzige die 

Btelle fü aus, wie ich fie Bier verfteht. 


4) Es verdient bemerkt zu werben, baf bie dentfche Sprache mit 
dem Auedruck Stand vorzugsweiſe bie hier zu erbeternden Ver⸗ 








IV. R. C. Private. Stenbröverhälaifke. 963 


genzes Liche zu ſtecken.. Giaxbsgicht Schaut ai 4.30. 
zweifaches -Merhältgifi hate hr: walchem eine Perſon 
um Meich ſteht, and: Anp sin weichen. ſee durch 
ihre Verbindung. mit einenLande (Attritoium) 
ſich beſndat. Diss Heßere: mis. das, Ieztene. aſt; gps 
Ende dieſer :Pertode, noch ziemlich anbefiimme und 
ſchwanlend. Ucherdien inrden⸗ aber nik de Ne 
griffe von Fretheit und Alnfreihrke, die auf 

ren Standerverhaͤltniſſen hetihen / durch· gein 
baltniſſe dam ganz andayr —— 
bezogen werden muͤſſen / allmoͤlig venindert, Eg aſt 
ſelſt ſchwer, :die. verſchiedaum Safer van: derfg- 
nen, Die ſich nach den mıungen. Varhaͤftuiſſen ıtag- 
ſcheiden laſſen, beſtimmt zu fonden ab meh 
unterſcheidende Baneunmagen y bezeichnen;dier Au⸗⸗ 
druͤcke, welche dieſe Zeit. ſelliſt hat/ find⸗ noch „und 
ſtimmt ‚und dazu nicht auereichend; fie. laſſgu, pas 

man auf wie fruͤhere Zeit zuruͤckſieht, oft. fahr gran 
felgaft, ‚weile der fuuͤharen Vechoͤltuiſſ⸗ man. An 
neueren unterzuordnen hat b). 

LE Sn Beziehung auf die Verhaͤltniſſe, in Bel - 
chen eine Perſon zum Reſich flcht, kann man die 
Reichsſtaͤnde (. 290) allen uͤbrigen Zoeten 
entgegenſetzen. Welche Freie aber zu der Claſſe 


huimifſfe bezeichnet, Ib feisft 08 lauaiſche statas in-d0n Use 
kunden oft f6 gebraucht zu merden feheint. Schon ber Sdrach⸗ 
gebrauch beittet affe darauf hin, daß fehr wichtige Wechte vor⸗ 
zugewelſe von biefen Werhäliniffen adhiengen. 


b) Merl. Beim Behssaiterih. :&, 960. 291. 
[ 36* ] 





Dritte —* A. 888: 1270. 


gi "abe joich Herven⸗cy zu ählen Hasen, die nehſt 
ße" Grafen! ohne’ Frklenrämei Be zweite Claffe dr 
welelichen Reichsſtaͤnde Vildeken / iſt ſchwer zu ſagen 
("Bein Fuͤrſtenſtand waten: ſie eb enbuͤrtig ($. 338) 
MRS; werden mit dieſeim Inder bet. gemenriſchaftlihen 
eWBenennung Sempeefreie in dem. Scwabtafpk 
"gel begriffen Y. Den freien Herren fegt der Sah 
"ferfplegel, "ach ohne Ruͤckſicht Auf den Wfl, 
vᷣb ſte gegen jenen: Herrenſtand in ein. Dienſt 
haltniß getreten find, die Schbffenbarfreien 
ientgegen e).: Unter dem Herrenſtand hat man fü 
alfs ohne Frage dieſelben Perſonen za venfen, meld 
“fit ber · carolingifchen Verfaſſung (3. 1. G. 84. 
: '808.) zuan Adel gerechnet werden muffen and ne 
tm -Mänge unter Den ‚helfen: oder durch den de 
ih von’ "Meicheänutern von jeher ausgejeichneten 
Seſchlechtern ſtehen; denn jene Schoͤffenbarfrrihen 
iſt · nach dem Gevicht'e), auf welches: fie ſich be 
ziche/onhne Zweifel die carolinigiſche der vollkon⸗ 


2, A die Stollen der Mechsöfiher oben 4. 294. Stets k 6, A 


tes 


Di @s ehem $: 308. Mote.a; S. 444. 


I Den vierten Heerſchiid Haben: die ri been da 
‚ tänften: die schepenhoron lüte. unde der wrierherre 
"" man. Es {ft alfo nicht das Lehensverhaltniß das die fünf 
baren Leute gegen bie freien Herren berabfejt; die Mannen de 

n ejteren flehen nm gleich. 


H Sächf. Landr. L, 2. & iſt das ungebotene Bericht de 
Grafen, welches fi als Dingpflichtige beſuchen müffen. di 
bier unter Rönigsbann gerichtet wird, nennt fie bie $. 979. Us 
No. IV. S. 903. gedachte Borrebe „des deriche Ehen” 


.x 





IV.R. C. Privatt. Standecwerhaͤlimſſee SEE; 
men Freien im Begenſatz des Adels. Sie ber.4c387.. 


ruht auf feeier ehelichen: Sebarg von vier Ahtzry 5), 


alſo auf dem uralten Vowei⸗ der volll ommenen | 


Freihen / nad) deu Geuabfag, daß ſeibſt Breigelaffene, 
welche in Fein neues Werbälmiß eintreten das fie, 
nuvollkommen frei nacht, im dritten Geſchlecht für. 
vollkommen frei geachtet werben (DB. 1. S. 334). 
Der Beweis muß auch wie in uralter Zeit, durch 
das Zengniß der freien ſchoͤffenbaren Leute (in le- 
giämo sui sacramenti loco) gefüßrt werden 
(3. 1. &. 316.), mit welchen der Beweisfuͤhrer 
in ein Gericht gehöre 3). Eben dieſe Schöffen- 
barfreien heißen in den Reichsgeſetzen des dreizehn⸗ 
gen Jahrhunderts fentbare Leute (homines syn- 
odales) i); der Urfprung biefer. Benennung ift 


g) Sädf. Landr, 8. 1. Wrt. 51. Cod. Quedl. Art, 31. 
Swilk man von sinen vier anen. daz ist von tzwen elder- 
vateren, unde von tawen elder muteren, und von vater 
unde von muter unbeschulden ist an sime rechte. den ne 
kan niemant schelden an siner bord her ne habe sin recht 
virworcht. 


h) Ebenbaf. Cod. Quedl. Art, 32, Swelk schepenbarg vri 
man eynen sinen genot zu kampe anspricht. der bedarb 
zu wizzene aine vier anen und sin hant gemal, und die 
za benumene. oder jene weigert yme campes mit rechte, 


) Im Iateinifchen Driginaltert bes oben $. 262. Anm. erwähnten 
Zandfriedens K. Friedrich IL (beſſer ale bei Dreyer oben 
&. 262. Note c, aber auch nicht fehlerfrei, bei Schunk Beitr. 
zur mainzer Geſch. S. 354.) heißt es (S. 363.): si pater 
cum duobus viris bone opinionis et Äntegri status (unbes 
ſcholten an ihrem Recht oben Note g) synodalibus homini- 
bus — filam -- coram judice convicerit sacramenio —. 


u" 


\ 
. 





566 itt⸗ Periobenn. 388.127 % 
gar axerblihs zwelfchafeſny. Ale GSleichthxiri dre Stan; 
des dirſer Freleir Wit: dernſreien Dionftmaunen be⸗ 
ERBE: RRÄD vie Erfiheinung, daß die Wehiafälf 
fen noch im vierjchnten und ſemfgehuten Jahrhun 
dert aus den Freien ohne Kückficht auf Mittchie 
tigkeit gewhlt werden 1). Allein’ mie dar fee dam 
Ende des zwoͤlften Jahrhunderts fehe ſchuel fih 
entwickelnden Kanbeshoheit, war die Vehauptun, 
einer jolchen Bebeutung des‘ freien Standes, ehr 
den mitwurkenden Schutz anderer MWechkienie 
nicht vereinbar. ' Es werde fihrhar eine Aus⸗ 
nahme von der Regel, wein. ch Freie de. jmr 
behaupteten, ohne entweder ſarg heich in das Ver 
haͤltniß freier Dienfimanten zu dem Kara 
ſtand einzutreten, oder im der Gemoſſenſchaft ie 
Bürger, bie Fein Gewerbe trieben, eine Gewaͤſt 
dafiir zu finden Der Sachfenfpiegel befreit 
baher ine Verfofſeng/ Die fie (con: yo feiner Bi 


k) Die beutfchen Ueberfegungen in der Samml. ber Reicheabſch 
&. 19. haben offenbar irrig, wie Schunf a. a. D. malt: 
„ſcheipern Dramen“ oder Sempermannen“ und aus K. Ru 
dolfs Beſtätigumg jenes Landftiedens von 1281 Exgieht ſich di 
überfezt werben um: „fentbern Vnmen““. Om wahkriichfira 
jſt weht die Erflünmng, daß fentbar (aynodalis) amdy bis ang: 

ſeheneren Freien bezeichnet, weil auf dem Send ber geifliät 
Michter aus biefen feine Sentzeugen (testes synodales) wählt, 
welche die Bergeben zu rügen hatten. Dann ift aber in „Ei 
permannen” ber Begriff der vollkommen Freien im Gegenſat dei 
Adels (der Sernperfreim) auch ausgeörüdt, und nur nicht werte 
lich überfet, S. 8. 340. Note a. 


H S. Wigant das Femgericht Weſſyhalen⸗. ©. 99 1. f. 





— — — 


IV. R. € Private. Standesverhaͤltniſſe. 567 


ihrem Verfall zuneigte, und die Schöffen des 6. 337. 


Reichs, welche, freilich faft ein Jahrhundert nad) 
Eifes Zeit, der Verfaſſer der Vorrede von dev 


" Herren Geburt im Lande zu Sachfen gleich den freien 


Herren namentlich auszuzeichnen fir gut findet m), 
find Feine gemein Freie fondern vielmehr Perfonen, 
die in einem dem Stande der freien Herren ſich 
annähernden Verhaͤltniß fidy befanden. 

II. Kennzeichen der Semperfreibeie war 
zunächft die hergebrachte Stellung ($. 340.) 
sum Reich =). Semperfreie folgten wenigſtens im 
dreischnten Jahrhundert zu feinem gemeinen Land- 
gericht, fondern flanden nur vor den Faiferlichen 
Hofe und Pfalzgerichten, und in Sachen, die ihr 
(Reichs⸗) Lehen, Erbe oder Leben, Leib und Ehre 


m) Wis ſolche, die Ihrer Abſtammung nach feine Sachfen fein. 
S. Bärtners Ausg. ©. 2. 


“ m) Denn ımter ben „hohen Leuten“ &. 293. Note b Fönnen mur 
bie Semperfreien verftanden werben. Im Gegenſatz der aus⸗ 
drüctich genannten Kürften können jene (im lateinifchen Tert: 
personae sublimes) nur die Hohen Freien ſeyn. Der Sad 
fenfpieget III. 55., und eben fo ber Schmwabenfpiegel Art. 26., 
ber ihm bier lediglich folgt, Tpricht blos von ben Fürſten; aber 
eben darum mag jener vielmehr die Ältere Verfaſſung (f. 8. 1. 
S. 697.) bezeugen, und das Geſttz Friedrichs II. in ber That 
eine Ausdehnung berfelben ausfprechen, welche auch ats eine 
natürliche Folge ber Entwicklung dee Landeshoheit und der Aufs 
loͤſung ber Grafihaft im carolingiſchen Sinn betrachtet werben 
kann. Späterhin, als mar aus ber flrftlichen Gewalt fiber 
ben Herrenſtand, der noch unter Fürſten gefeffen war, eine Ban 
beshoheit malhte, war chen daher audy bie Frage von tem Ges 
richtoſtand ber Iszteren, immer ein Gegenſtand des Streits. 


568 Dritte Periode. A. 898 - 1272, 


4.37, angiengen, nur vor dem. Kaifer ſelbſt zu Recht. 
Eine aͤhnliche Stellung ſcheint auch ein Theil de 
Freien erhalten zu haben, die ihrer Geburt md 
nicht zum Herrenſtand gehörten. Fuͤr diefe mußte 
es freilich urfprünglich einen Gerichtsftand vor einen 
Grafengericht gegeben haben, und wo an ber alten 
Malftärte noch ein landesherrlicher Richter oder 
ein Reichsvogt zu Gericht faß, entbehrte auch jet 
fein Freier der nicht vogteipflichtig geworden 
war und in den alten Amtsbezirk gehörte, jenes 
ordentlichen Gerichtsftandes, Aber diefe alte Ord⸗ 
nung beftand in vielen Gegenden nicht mehr; die 
Auflöfung der Fuͤrſtenthuͤmer in Schwabe un 
Franken, die Webertragung der Graffchaften an di 
Bifhöfe, und die Belchnungen, welche diefe ertheil 
ten, die zahlreichen Eremtionen von Stiftern und 
Klöftern, hatten in vielen Gegenden und vorge 
weiſe im füdlichen und weftlichen Theil von Deutſqh 
land die alten Gerichtsfprengel oft ganz unlennt 
lich gemacht, Daher dürfte auch bei Freien, di 
nicht zum Stand der Semperfreien gehörten, oft 
fein anderer Gerichteftand zu begründen geweſen 
feyn, als vor den Faiferlichen Landgerichten und 
Pfalzgerichten (oben &. 386, 388,); fehr vieles m 
der fpäteren Gerichtsverfaffung, befonders die Go 
walt der Vehmgerichte (B. 3, $. 418 m. f.) eeflärt 
ſich vornehmlich Hieraus, Reichsunmittelbarkeit 
und Semperfreiheit waren alfo keinesweges gleich⸗ 
bedeutend; jene Mar zwar am bie leztere immer gi 





IV.R. C. Privatr. Stanbesurrhälknife. 669. 


knuͤpft, aber konnte auch ofme dieſe beſtehen. Dies 5. 337. 
ſchon rückte Die Freien, die in diefem Sinn reiche 
unmittelbar waren, dem Stand der Semperfreien 
näher, fie Fonnten aber auch noch in einem ande 
ren Verhaͤltniß eine deu kleineren Herrenſtand ähn- 
lihe Stellung haben. Wer zu einem Freien, der 
im fünften Heerſchild ſtand, in ein Lehensverhält- 
niß trat, hatte den ſechsten Heerſchild und war 
mithin rittermäßig, Freie, die reichsunmittelbar 
waren und ristermäßige Mannſchaft hatten, duͤrf⸗ 
ten daher im viersehnten ober funfzehnten Jahr⸗ 
hundert oft ihre hergebrachte Freiheit ale einen 
freien Herrenſtand geltend gemacht haben, da. ber 
Urfprung ihres Verhaͤlcniſſes damals längft ver« 
dunfele war. Dadurch werden die Graͤnzen zwi⸗ 
ſchen dem Fleinen Herrenftand ohne Amtstitel und | 
den Freien jener Kategorie in diefer Zeit ſchwan⸗ 
kend und unficher, der ausgedehntere Gebrauch des 
Ausdruds Adel, der ſchon im dreischnten Jahr⸗ 
hundert bei Perfonen vorfommt, die man ſchwerlich 
zu den Gemperfreien rechnen kann, dürfte fih ur 
fprüngli nur auf diefe Claſſe der Freien beziehen, 
und ift dann aflmälig auf die Ritterſchaft 
überhaupt übergegangen (©. $. 340, Note b). 
III. Drei Slaffen von Perſonen, bie einem 
Landesherrn unterworfen ſeyn koͤnnen, werden 
in, den Pripilegien unterſchieden, welche Sriebrich II. 
ins jahr 1232 ben weltlichen Fuͤrſten ertheilte: 
Lchensmannen, Vogtleute und eigene 











t 


% 


570 Dritte Periode. A. 888-1972, 


8. 337, Leute o). Die Eintheilung entſpricht weder de 


” 


des gleichzeitigen Sachſenſpiegels, noch der des 
etwas fpäteren Schwabenſplegels ($. 302. Rote a) 
Man vermißt die Schöffenbarfreien des Sachfe, 
ſpiegels und die Mittelfreien des Echteabenfpieges, 
weldyen die Lehensmannen zwar gleich ſtehen, abe 
krineswegs mic ihnen identifch- find; die Vogtlente 
bes‘ Privilegiums muß man fir die Pfleghaften 
des Bachfenfpiegels halten; dee Schwaßenfpiegl 
verſteht aber unter dem Damen freie Landfafkn, 
die „Bauern“, und da feine Mittelfreien gleich de 
Schoͤffenbaren des Sachfenfpiegels ins fünfte 
Heerſchild fechen, fo muͤſſen die beiden Claſſa, 
twelhe”der Sachſenfpiegel trennt, Pfleghafte ud 
Landſaſſen, im Schwahenfpiegel gemeinſchaftlich de 
Bauerſtand ausmachen. Ohne Zweifel mitt in 
dieſer Claſſiſication des Schwabenſpiegels die Star 
desverſchiedenheit wie fie im dreizehnten Yahrfum 
dert: wirklich war, deutlicher hervor, als im Gab 
fenfpiegel, der in der That auch ſelbſt andeuke, 
daß er mehr die aͤlteren allmäfig verſchwindenden 
Verhälmiffe vor Augen habe, als die beſtehenden 7) 
Unter jener Vorausſetzung, berußte die Traing 
der Freien in mehrere Claſſen fehon zer zul 
der Mechesbricher ſichtbar auf dem Gewerbe; rit 
terliche Lebensweiſe (vita militarıs), ſtaͤdti⸗ 

0) „Homines proprii, advocatitii, feudaleg”. ©. oben S. 19. 

am Ende der Anm. 
p) In den oben S. 444. Note a curſiv gebructen Berlen. 








IV. R. CPrivatr. Standesvethaltniſſe. 571 


fihbes: Bewerbe, d. 1. Haudel und. Handwerle, 6. 337. 
and Banerftand bilden die duei Standesverhaͤlt⸗ 
niffe, in welche fich bie aͤlteren Abſtufungen theils 
ſchon eingefuͤgt haben, cheils immer mehr auflöfen: 
Kaum erſcheint och in der Rechtsbuͤchern ein 
Stand ver unfreien Dienfilente (Miniſterialen) 
md zwar als eine dem Ritt erſtan de angehoͤrige 
Claſſe von Perſonen (F. 344.); die Speren ihver 
Unfreihzett verſchwinden allmaͤlig und fie erhebt ſich, 
mit ben Freien im Dienſt zuſammengeſtellt, üben 
den Freien, der die Ehre des Hof⸗ und Lehendien⸗ 
fies mich geſacht Yan; doch "fen werigſiens di 
NReichsgeſetze der -Gohenftanfiichen Zeit bie Freien 
über aupt noch höher 9. Dem Bauerſtand 


g) Der Iatnifche Text des Sandfriedeng von 1235 (Schunf 
S. 365.) ſcheint auf folgende Weiſe gelefen werden zu müfſen 
(dam' Die Wartfeige bei Schunk iR: ſichtbar uprichtig, mad ang 
ber, Wergleichung mit dem Text bei Dreher können auch mehrere 
Zehler verbeffert werden): In omnibus tamen causis memora- 
tis sit oinnis testis Ader integri status et bene fame. In 
causig porium Priueipum, et aliorum, sive inferiorum, 
etiara ministerialium, ipsi ſnehmlich bie pares principum), mi- 
nisteriales vero in causis ministerialium et inferfiorum, sed 
non fa causis überorum, rustiel varo et servilis namlitio- 
nis homines- in causis nen superiorum sed suorum per 
admittantur. Daß der Tert fo berichtigt werden muß, a 
auch aus der beutfchen Ueberſetzung bei Senfenberg: Cap. 1. 8.6. 
An allen ſachen die hie vor geſchriben feint, mag ein joglich ſem⸗ 
perferi man ber fein recht bet behielten, ex fen Fürſt ober ander 
Hochmann helfen bezeugen was er nat. Ain Dienſtwan mag 
auch bezeugen mit andern Dienfimannen. Win aigen man mit 
feinem geuphen. Yin jeglich frei man Hilft wol einem Dienfe 
man ob er es mais. — Der Unterfchied der Dienſtleute und 
Freien im lateiniſchen a iſt hier Free gam wermifäitz ber 


| 


| 
| 


572 Dritte Periode. A. 888-1272. 


4.397. (rustici) wird das Lehenrecht ($. 341.) abadien 
den; chen fo dem, ber fädeifche Gewerbe 
treibe *). Aber wo biefe unritterliche Lebensweiſe 
die Rechte ber Freiheit nicht ſchmaͤlert, galt. 
ofpıe Zweifel noch zur Zeit der Rechecbuͤcher de 
Beweis der Freiheit auch fuͤr den Veweis der 
Fahigkeit, Lehen zu erwerben. Die Schoͤfenba⸗ 
freißeit, die den fünften Heerſchild giebt, und de 
Ausdruck Mitteifreiheit des Schwabenſpiegels, 
der alle Claſſen der Freien mic Ausflug de 
Bauern in ſich faßt, läge ſchon hieran nicht ji 

feln; ſelbſt die ſpaͤtere Zeit kennt noch den Ueber 
tritt freier Leute in den Stand der Rtcerſchaft 
ohne Standeserhoͤhung =). Zwar ſchließen de 
Rechtsbuͤcher auch alle aus, welche nicht „von Kits 
tersart find, und wenn bies bahin gedeutet wer 
Den duͤrfte, daß ſchon die Voreltern Ritterlehen 
oder die Ritterwuͤrde beſeſſen haben müßte, 
fo würde der Uebertritt in den Stand der Ritter⸗ 
mäßigen erſt erfolgt fern, wenn ſich ein ſolches 
Geſchlecht durch Gnade des Lehensheren im Be⸗ 
fig von Ritterlehen behauptet hätte. Eine Stele 
des longobardiſchen Lehenrechts koͤnnte auch hiera 


foätere Ueberſeter verfleht bie Stelle Im Sinn feiner Zeit; ie 
Diehftimann if bier der Lehensmann, und ber Freie tritt mil 
über ihn, fonbern nur neben ihn. 

2) ©, die Stelle der Mectshächer 4. 361. Rote g. 


v) ©. 9 241, Note ec 


IV. R. C. Privatt. Stanbetnirhättuiff. 573 . 


bezogen werben .t)s fir muß aber wohl daraus er- 6.337. | 
klaͤrt werden, daß: in der Lombardei gerade um bit 
felbe Zeit wo jene geſchtieben wurde, bie ritterliche 
Mannſchaft aus den Gewerbe treibenden Staͤnden 
ergänzt ‚wurbe W),; welche nach den oben: ungenom⸗ 
menen deutſchen Grunbfägen auch. nicht :Ichensfähig 
waren. Hiernach möchte alſo das Verhaͤltniß zur 
Zeit der Rechtsbuͤcher fo aufzufaſſen ſeyn: ritter⸗ 
mäßig (ex genere militari) war noch jeder, der 
volkfommen frei von vie Ahmen war, und keine um 
eisterlichen Gewerbe trieb; er tft anter.den Schöffen ” 
barfveien ober Mittelfreien begriffen; zue Ritter⸗ 
Schaft (Eehensmannen und Dienſtmannen) wird aber 
nur gerechnet wer wirklich im:Lehens- und Hof- \ 
dienfi. and. Noch in viel fpäterer. Zeit (F. 446:) 
finden. fh Spuren diefer Anſicht. Dee Ritter 
fand. wer alſo noch Fein. gefchloffener; ..daß aber 
die Ritterſchaft fich bemühte, ihn zu ſchließen, und 
den. Freien, deren Geſchlecht nicht ſchon feit länge- 
rer Zeit als Mannen Ritterdienſt gethan Hatte, 
ſchon die Anerkennung der Genoffenfchaft zu ver- 
weigern begann, mag fihon in diefer Periode vor⸗ 
gekommen feyn, wiewohl es erſt fpäterhin deurlicher 
bervorteitt ”). 

9 IL F. 10. 4.2. Caeteri voro, qui ab antiguis empork 

dus beneficium non tenent, licet noriter a cepitaneis seu 
a valvasoribus acguisierint, pledeji nihilominus sunt, 
u) ©. oben 8. 244. Note b bie Erzahlung des Dtto bon Freifingen. 
v) Ur. von 1399 in: Collectanea genealogico-historica ex 





4. 337. 


574 Dritte Periode: A. 888-1272. 
IV. Der. Bauetſtand begreift hiernach ſehr 
verſchiedene Slafias: dan Perſonen iu fih; igendlid, 
infneie (im Gegenſatz der Miniſterialen), kom⸗ 
men bei. dieſun Stdande jezt allein noch Ser; 
freio, mit und ohne Eigenthum an: ihrem Be⸗ 
ſitzchum, im lezteren, Zoll. mit wannichfach modiſß⸗ 
cirtem Verhaͤltniß, bilden aber wohl den Haupt⸗ 
beſtendcheil deſſelben, da die Vogtleute, und 
die FIrcien, die ben Voden eines anderen -basıten, 
wıch.;:den Rechtsbuͤchern wie nach ben Urkunden 


wiel zaßtreicher angenommen wecken mſſen als die 


„eigenen Leute”, umter welchen Ausdruck jezt bie 
Bufreim. sufammerigefaßt merden. Den Begriff des 
Damıflandes muß man nochwendig in dem &e- 
werbe (f..oben Nro. HE) fuchen: es ſcheint daher 
jeder dahin „gezählt worden zu ſeyn, der eigenen 
oder fremben Boden mit eigener Hund baut. 
archive Austrise inferieris statuum.: Finde, 1706. Sei. 
.P- 30 veg. Und bin ze Zoll — gemefen gu einem Aurney — 
und hatı den Brieff vn die mir gefandt hanſt, tragen file Herrn 
Hitter und Knecht, und dan Bie verhören laßen und Bau am 
den;erfehten, daß bein- Helm noch keines Nufenherte Sechs am 
. keinem Theil zu bem Turney nie kommen iſt in biefen Landen, 
und kundt an den Vittern und rechten, ‘bie bapımal' Wen Bricf 
börtend nie erfahren mie du gewapnet wateſt im Schil aber 
uf Helm Urk. Graf Rudelfs von Montfort — urkun⸗ 
bent, daß der Rauper ven Mofenbart — und fein Vater ſeel. 
Wappensgenoffen ſind, und eigen Wappen band, und hand 
oh Unſern Bordern und Uns mit ihren Wappen ge 
bient, ze welfchen und ze tütfchen Landen, in viel ritter: 
lichen guten Sachen, und roh Da und finb ip MWapr- 

pen aiſo u. ſ. . 








IV.R..C. Private, Stacdesverhaͤltiſſe. 875 


Der Begriff der Unfreiheit iſt zöar rechtlich genan 4. 337. 
beftimme ($.. 339); aber die Merkmale, nad) melchen 
de mennichfaltigen Abſtufungen der unvollklemme⸗ 
neu Freiheit und Hörigfeis der aͤlteren Zeit (B 1. 
6.49 u f., $. 194. u. f.) entweder dem. Begriff 
der Eigengflichtigkeit oder Der Vogtei untergeord- 
net worhen feyn mögen, laffen ſich nicht allgemein 
angeben; nur bei den Verhaͤltniſſen, welche mit be 
ſtimmten Ausdrücken bezeichnet werden ($. 343. 
368.), läßt ſich muthmaaßlich erörtern, aus welchen 
Verhoͤltuiſſen fie hervorgegangen fey mögen. 
6. 338. | 9. 388, 

Wer von gleichem Stande mit einem am 
dern iſt, heißt deſſen Genoffe *), ober, weil der 
Stand in der Degel von ber, Geburt abhängt, 
Demfelben eben buͤrtig. Die Ebenbupt ift daher 
fo vielfach als die angegebenen Abftufungen der 
Freiheit, und da eine Perfon in Ruͤckſicht verſchie⸗ 
dener Verhaͤltniſſe zit verſchiedenen Ständen gehoͤ⸗ 
ren kann, ſo kann ſie einer anderen in gewiſſer Hin⸗ 
ſicht ebenbuͤrtig ſeyn, deren Genoſſe fie in einer 
anderen Ruͤckſicht nicht iſt bd). Die Wuͤrkungen 


8) So gebraucht z. B. ben Muster das Schwäh. Laudr. Urt, 9 


b) &o }. 8: ift der Dienfimann dem Gchöppenbarfreien in Be⸗ 
zichung auf die Freiheit (Unabhängigkeit) nicht ebenbürtig, wohl 
Aber in Weziehung auf bie ritterliche Würdigkeit (friegerifche 
ie). S. Sädf: Lande. 8. 2. Urt. 13, nebſt ber Stoffe 
dazu mb B. 3. Art. 19. — Die Gloſſe zu B. 3. Wet. 73. 
unterfcheidet viererlei Ebenburt: 1) die aus ber Schöffen Amt 





576 ‚Deitte Periode. A. 888127. 
4. 230 der Ungleichheit d der Ebenburt find: 1) Xllge 


mein, daB mem uber den Anderen nicht Urthel 


finden oder Zeugniß geben kann, wo es an deflt 


6. 339, 


ben Leib, Ehre oder Erbe gehte);, 2) bei dm 
meiften Arten ber..Ebenburt, daß man dem Ur 
genoffen Kampf weigern kann I) und daß eine mit 
einem Ungenoflen ed Er eine ih 
ar iſt. 


lu . J J g. 330. | 
1. Unfrei oder eigen im hıme biefer Zu 


iſt eine Perfon, welche im Eigenthum eins ar 


deren ſteht a). Die Eigenſchaft entſteht: 1) durh 
bie Geburt. Ob die Kuder der Mutter folge 
oder getheilt werden, wenn die Eltern verſchiedenn 
Leibherren- angehören, und ob fie nach dem Vate, 


Der: dee Mutter oder der aͤrgeren Hand beurthel 


we 


| entfpringe (Schöppenbare im aeret der Vogileute und Bir 
terſafſen). 2) Die aus dem Dien ſt entſtehe. 3) Ebenbun kt 
Feeien im Gegenfatz der eigenem Leute. 4) Cbenburt In Mi 

ſicht der ritterlichen Würdigkeit (Rinterſtand mit erworben 
Ritterwürde, von Nittermäßigen zu unterſcheiden). 


€) S. unten &. 348. Note g. 


" 4) Sädf: Lande, V. 1. Art. 63; Ein jeglich Mann won An 
pfes weigern bem, ber nicht als wohlgeboren ift als er. Bor 
er äber baf geboren ift, fo kann ihn der weniger gedoram mi 
verwetfen tum der beſſeren Geburt willen, ob er ihn Anfpridt. 


a) Dem nach dem Sachſ. Landr. 8. 3. Act. 32. ind Schwil 
Rand. rt. 74, kann man an elttem eigenen Mann eine wet! 
Bewer: ($. 350.) haben, 





- 


) 


IV. Rechtsſ. C. Private. Leibeigene. 577 | | 


werden, wenn eines von beiden frei war, ſcheint 9. 839. 
jest mehr von der Obfervanz als von dem fonft 
no allgemein geltenden Princip, das Kind folge 
der ärgern Hand, abhängig geweſen zu ſeyn b). 
2) Durch Ergebung, welcher aber die Erben wi⸗ 
derfprechen Fonnten, und die nicht mehr anders 
vorkommen fcheint, als um des Beſitzes eigen- 
pflichtigee Guter fähig zu werben e). Durch Ver 
heirathung konnte jene ſtillſchweigend gefchehen 4). 
3) Durch Verjährung von Jahr und Tag, 
wern man durch den Aufenthalt an einem Orte, 
wo es Feine Gemeinheit freier Leute, fondern blog 
Unfreie gab, der Eigenfchaft als nothwendiger 


b) Die Verſchiedenheit der Obſervanz hierüber ſieht man aus Sachſ. 
Rande. 8. 3. Art. 73. Sächſ. Weichb. Art. 3. Cap. 3. 
X, de eonjugio servorum (IV. 9.) Doc bat das Schwäb. 
Zander: Art. 52. noch das allgemeine Prineip, das Kind folge 
dee ärgeren Sand. anche mochten auch ſchon den Nechtsfak: 
Partus sequitur ventrem aus bem römiſchen Recht wie aus 
einem DMechtsbuche entlehnen, und in Ermangelung befenberer 
Obſervanzen nach bemfelben entſcheiden. Wenigſtens benuyt fchon 
das Schwäbiſche Lanbrı Art. 63. 64. das römiſche Recht 
bei Beſtimmung bes Geburtsſtandes eines von einer unfreien 
Perſon erzeugten Kindes. 


e) Säwi, Banbı. Kt 64. &. 31, fit. 64. 73. 


d) Wenn der Freie auf ein bem Leibherrn gehöriges Gut zog, wie 
die neuere Obfervanz und bie alte Pardmie: „trittft du mein 
Huhn fo wirft du mein Hahn’ beweiſt. Allgemrin kann biefe 
nicht verftanden werden, weil fonft in den Note b angeführten 
Stellen nicht darüber geftritten werden könnte, ob bie von einem 
freien Väter und eine® eigenen Mutter efjeugten Kinder frei 

„ eier unfrei fepen. 
Bd. M. [ 37 ] 








578 Dritte Periode. A. 888-1272, 


4.339, Folge deſſelben, überfüßet wurde o). Gef wurde 
freilich die Freiheit einer Perſon vermutet !), und 
der Here mußte den Mann der angeborenen 
Eigenfchaft durch das Zeugniß zweier eigenen Leute 
oder Verwandten uͤberweiſen 8) Diefer behielt 
dagegen einen anderen Herrn, den er zu haben 
behauptete, oder feine Freiheit, durch das Zeuguif 
von ſechs Verwandten b), und mochte die Erge 
bung in die Leibeigenfchaft mit feinem Eide wi 
derreden, wenn fie nicht gerichtlich gefchehen war) 
Den entlaufenen eigenen Mann Faun der Kerr 
von’ jedem Dritten abfordern, und behält ihn gegm 
deſſen Anfpruch auf das Zeugnif von ſechs Be: 
wandten k). Der eigene Mann ift auch dem Straf. 
und Züchtigungsrechte des Herrn unterworfen!) 
e) Den Urfprung bjefer Beweisärt, denn etwat anderes iſt Pi 
eigentlich die Verjährung nicht, enthäft eben die Gewehrhe, 

welche ber Grund der weiter unten Nro 3. erwähnten Ent 

bungsart der Zreibeit il. S. oben 9. 48, More 4, 9. Sa 

und $. 263, Mote g. Man darf aber bei biefem Gruntich 

nicht außer Augen laflen, daß ‚er fidy gewiß am häufigen auf 

eine Unfreiheit bezog, bie freilich jezt Eigenſchaft bie, abe 

in ihrem Urſprung nichts als eine Schutzpflicht war, bie geym 

meift geringe Laften bie Vortheile bee Wechtsfäßlgfeit ernch 

Bergl. Möfer Patriot: Phantafien B. 3. Nro. 66. 


f) Sädjf. Lanbr. ©. 3. Art. 3, Weichb. Art 3. 

8) Sächſ. Lanbr. ebendaſ. Schwäb. Landr. Art. 409. 
h) Sädf. und Schwäb. Lanbr. a. a. O. 

i) Sächſ. Lande. ebendaſ. Schwäh. Lande. Krk. 72. 

k) Sächſ. Landr. ebentaf. Schwäh. Landr. Art. 71. 48. 
h Schwäb. Landr. Act. 410. 


IV, Rechtsſ. C. Privatt. Leibeigene. 579 


und muß ſich nach der Theorie der Rechtsbuͤcher 9. 33%. 
den Dienft nach feiner Willkuͤhr ſetzen laſſen ti). 
Doch ift er nicht mehr umbebinge Sache; denn 
‚wenn er glei noch immer Fein Wehrgeld und 
feine wahre Buße hat n), fo darf ihn Boch der. 
Herr weder ohne Schuld noch ohne Gericht unge- 
firaft erfehlagen ); auch kann er jest wahres Ei- 
genthum haben (6: 368.), und iſt fähig, eine wahre 
Ehe einzugehen, die alle Folgen einer rechtsbeftaͤndi⸗ 
gen Ehe hat p). Zu diefer fol er zwar die Ein⸗ 
willigung des Leibheren einholen und durch eine 
Abgabe gewinnen N, indeffen iſt eine one jene 


im) Gloͤfſe zu Sähf Landr. B. 3. Art. 40: 
dh) si Landr. 8:3; Art, 45. Schiw äb. Landr. Art. 402 
6. 18. 


0) Sonft richtet man fiber ihn als Über einen Mẽrder. S. Echmäh, 
Zandr. kt: 69. 


p) C. 8. C. 29. Qu. 2. Dictum est nobis quod quidam les 
gifima sertorum conjugia e polestafiva quadam praesum» 
tione dirimant, non attendentes illud Evangelicom, quod 
Deus eonjunzit homo non separet. Unde nobis visum est, 
ut conjugia servorum non dirimantur, etiamsi diversos do- 
minos habeant, sed in uno conjugio dominis serviant suis, 
Et hoc in illis observandum est, ubi legalis conjunctio 
fuit, et per voluritatem dominorum. 


q) Im Sächſ. Lande. B. 3. Art. 73. Heißt fie bu-mete; fonft 
gewoͤhnlich Bebemund; vergl. C. U. Grapen de uxore 
Theotisca (Goett. 1748. 4. Nro, 1;).' Die Abgabe wurde 
auch von bem gefordert, ber eine Zeibeigene auferehelich 


ſchwaͤngerte. 
[ 37* 





580 Dritte Periode. A. 888— 1272. 


4. 339. Einwilligung eingegangene Ehe wicht nichtig F), 
fondern hat nur andere Nachtheile zur Folge ®). 

Die Leibeigenfchafe hört auf: 1) durch Frei⸗ | 
laffung, zu welcher in Hinfihe der. Form hin 
reicht, daß fie durch zwei Zeugen erweislich ſey t). 
Sie giebt jezt "immer die vollftändige perfönliche 
Freiheit ©). 2) Durch Verjährung, wenn jemand 
Jahr und Tag, unbefprochen und unbefholten an 
feinen Rechten, Mitglied einer freien Gemeinkeit 
geweſen iſt ). 3) Zur Strafe des Herm in ein 
gen beftimmten Fallen w). 








Anmerkung. Solgen der Ehen wider Willen 
des Leibherrn. 


EN In einem Vergleich zwiſchen dem Stifte gu Afchaffenburg und 
dem Vogte deſſelben, über die Gerechtſame des lezteren (bei Gudenss 


#) Cap. 1. X. de conjngio servorum (TV. 9.). Sane — neo 
inter servos matrimonia debent ullatenus prohiberi. Et, 
si contradicentibus dominis et invitis, contracta [uerint; 
nulla ratione sunt propter hoc dissolvenda; debita tamen 
et consneta servitia non minus debent propriis deminis 
exhiberi. 


e) &. die Anmerkung. 
, 
t) Schwäb. Landr. Art. 70. 


u) Der eigene Man, ben man frei läßt, befommt nach Säht. 
Rande. 8. 1. Art. 16. „freier Landſaſſen⸗NRecht ($. 342) 
Er mag aber fürbaß nit kommen an feiner Freyheit, und iR 
das davon, daß er eigen iſt geweſen.“ Schwäb. Landr. Wet. 56. 


V) Sächſ. Weichb. Art. 4. 
w) Schwäb. Landr. Art. 61. 410. 


IV. Rechtsſ. C. Private. Leibeigene. 581 


Cod. dipl. Tom. 2. pag. 46.) heißt es: Praeterea si homines $. 339. 
ecclesise forsitau, quod tamen est cavendum, extra familias 
ecclesjas nupserint, ecclesia cum advocato corriget. Et nec 
ecclesia sine adrocato, nec advocatus sine ecclesia, ut fiat, 
indulgebit; immo ne fiat, advocatus bona fide et efficaci ztu. 
dio se opponet. Si quis etiam ex iis qui extra familias eccle- 
sise nupserint, forte morietur; divisiqnem substantiae, quod 
Buteil dieitur, et primogenitum, quod Besteheupt dicitur 
. ecclesia recipiet. Wenn man biefe Urkunde mit ben Grumbfäßen 
bes canonifchen Rechts zuſammenhält, fo ergiebt ſich folgendes: 1) Hei⸗ 
ratbete der Leibeigene eine Keibeigene feines Leibherrn, fo mochte bies 
fer nichts als die herfünnmliche Abgabe, und vielleicht eine herkömm⸗ 
liche Buße verlangen, weil er durch biefe Ehe nichts an feinen Rech⸗ 
tem verlor. 2) Heiratheten fich die Leibeigenen verſchiedener Leibhers 
ren, fo wollte zwar das canonifche Recht, daß jeder feinem Leibherrn 
dienen folle; aber einer der Leibherren verlor bemohngeachtet immer 
etwas an feinen Rechten. Denn mwenigftens das Weib fonnte mm 
nicht von dem Manne abgefordert werden, weil e6 diefem folgen 
mußte, wenn bie Ehe gültig war; einer ber Leibherren verlor immer 
an feinem Eigentum an ben Kindern, und eben daher konnte ex 
auch biefen nicht dag But laffen, auf welches fie fonft ein Erbrecht 
gehabt hätten ($. 368.). Für biefe Nachtheile mußte er eine Buße 
nehmen, bie er unbeſchadet der Gültigkeit ber Ehe nehmen konnte, 
nehmlich entweder, wenn es fein Bortheil erforderte weil er bie Kine 
der nicht behielt, diefe und allenfalls auch dem KXeibeigenen felbft ents 
erben, ober wenn es feinem nterefie gemäßer war, ihm das But 
laſſen, und nur einen höheren Bedemund nehmen. (So verftche ich 
das „corriget” in ber Urkunde) In beiden Hüllen blieb ihm dem⸗ 
ohngeachtet alles, was er fonft aus ber Keibherrfchaft an Rechten 
hatte, alfo auch das Befthaupt, denn durch die Enterbung hörte die 
Zeibeigenſchaft nicht auf. — Man fieht Übrigens leicht, daß die In⸗ 
convenienjen, bie ein folches Verhältniß hatte, benachbarte Leibherren 
son felhft darauf führen mußten, in ſolchen Fällen lieber ein Loͤſe⸗ 
gelb fir ben Xeibeigenen zu nehmen, der auf einen fremden Hof hei⸗ 
rathete, ober fich auf eben bie Weife zu dergleichen, wie may fich 
unter gleichen Unftänden bei des Miniſterialität verglich. S. unten 
&. 344, Mote L. 


4. 946, 


582 2 Deite Periode. A. 888 1272, 


6. 340. 
U. Die Semperfreien (fonderbar Freien) «) 


bilden die erſte Claſſe aller Freien, welche der Adel 
ober Herrenſtand genannt wird b); fee 


a) Diefe Deutung bes Wertes fcheint wach ber Ueherferung, bie 


ber Schwabenſpiegel bri ber Stelle 6. 303. Note a von vn 
Warte ingennus giebt, bie ſchicklichſte; ingenuns, liberlinug, 
liber, ſoll dem beutfehen femperfrei, mittelfrei, Ianbfaffenfrei ent 
ſprechen, und ingenqgus höchſt frei heißen; doch läßt ſich anh 
bie Auslegung anderer rechtfertigen, daß es mit fenbbar gleich 





bedeutend und auf bem Meichsfend, d, 5. dem Reichſtag oder it 


Fürſtengericht zu beziehen ſey; fehr unwahrſcheinlich ift aber, af 
e6 von, sernner, b. h. von jeher frei, abzuleiten ſeh. 


b) Unter dem Auedruck Mbsl verfiehen die Rechtsbücher bie Bis 


terbfirtigen niemals mit; in Urkunden - zeigt nobilis, ja fR 
pfters ingenuus (Freier, freier Herr), noch fehr häufig, ſedech 
nicht immer ben jest fogenannten hohen Adel an, Beiſpiek in 


großer Anzahl enthält die Mantissa documentoram bi Ch, 


Scheidt Hiftorifche und dipfomatifche Machrichten von dem be 
hen und niederen Adel In Teutſchl. Sannov, 1754. 4. 8.8 
dipl. a. 1240. p. 438. G, Dei gratia nobilis vir de Plesæ. 
Bergl. fiber dieſes Geſchlecht: Wenck Heff, Lanbesgeſch. 8. 2. 
Abth. 2., wo ſich eine ausführliche Geſchichte deſſelben finkt, 
die für die Verhältnifſe des kleineren Herrenſtandes ſehr lcheteich 


iſt. Dipl, a. 1257. P 441. Widekindus dei gratia Nobi 


lis vir, Advocatus de Minda, dictus de Monte. Pagna 
halte ich) den Hermaungs dei gratia dictus nobilig de Hr 
denberge, ber in einer Urkunde von 1243 &. 439. als Reheeb 
herr rittermäßiger Leute erfcheint, für einen Areien des fünften 
Deerſchildes, ber ſich wegen feiner Freiheit und Rebensberrihelt 
zu jenem Prädicat berechtigt hält. In einer Urfunde des Ser 
3096 Albreht von Braunfchweig v. J. 1304 S. 423, fommm 
tie Worte vor: ut nullus noster vasallus, sive nobilis, sire 
ministerialis existat. Siernach möchte Damals ſchon ber Eprad- 
gebrauch das Prädicat nobilie auf die freie Nitterſchaft im Gr 
genfag der Miniſterialen ausgedehnt haben, obwohl in übern 
Rechtsverhäͤliniſſen wenig Unterfchieb mehr fepn kommts, al IM 


IV. Rechtsſ. C. Private. Semperfreie. 583 


kommt der Ausdruck Barones, gleichbedeutend mit $. 340. 

nobiles, in Deutfchland vor e). Er befteht aus | Ä 
den Fuͤrſten und freien Herren, unter welchen die 

nicht fürftenmäßigen Grafen mit begriffen werden ec) 

(vergl. oben ’$. 223. 234. 290. 294.). Der Grund 

des weltlichen Adels liegt in der Abflammung von . 

einem uralt adelihen Geſchlecht d), dasKenn 


hier noch anerfannte Berfchlebenheit des Range. Wicle Beifpiele 
von dem Gebrauch bes Prüdicats bei der Nitterfchaft aus dem 
Ende des breischnten Jahrhunderts hat Scheide in ber Abs 
handlung ſelbſt S. 140. In der Gloſſe zum Sachfenfpiegel 
iſt der Gebrauch bes Ausdrucks auch ſchon ſchwankend. Doch 
finde ih ihn in Urkunden bes vierzehnten Jahrhunderts immer 
noch weit feiner als die Bezeichnung Ritter (miles); nur um ' 
den rittermäßign Knappen von bem freien nicht ritterbürti⸗ 
gen zu unterfcheiden, wird edler Knappe oder Knecht ſchon alls 
gemein gebräuchlich. 


e) Ueber die Gefchichte des Ausdrucks ſ. Scheidt a. a. D. 
&. 204 u. f., wobei er aber irrt, wenn er bie vor Karl IV. 

ausgeſtellten deutfchen Urkunden, in welchen jener vorkommt, 
für unächt erflärt; er felbft bringt ©. 467 u. f. ber Mantissa 
eine Reife Urkunden feit dem Anfang des vierzehnten Jahrhun⸗ 
bert# bei, in welchen er abwechfeind mit nobilis, von demſelben 
Geſchlecht gebraucht wird, 


cc) Die Mechtsbächer nennen bie nicht fürftenmäßigen Grafen 
(denn die gefürfteten find unter bem dritten Heerſchilb mitbe⸗ 
griffen) bei dem Heerfchilben ($. 234. Note k) nicht befonders, 
und der Schmabenfpiegel gebenft ihrer auch bei bee Beſtimmung 
dee Semperfreien nicht ausdrücklich (8. 302. Note a). Ueber 
ben Grund f. oben. &. 234a. ©. 115. 


B) Denn durch das Berufen auf biefe, nicht durch bas- 4 Berufen 
auf die von ihnen befeffene Landeshoheit fuchen vie freim Her⸗ 
ren ihren Adel Penntlich zu machen. 2.8. Dipl. a. 1148 
(bei Scheidt vom hoben und niebern Abel in ber Borrede zur 


7 ‘ 





= 


4 


584 Dritte Periode. A. 888 — 1972 


6. 340. zeichen e) deſſelben ift aber jest, daß er Landes 


hoheit befise oder doch vermoͤge feines Geburts 
ſtandes beſitzen kann, weil der geſammte Ad 
durch die Veraͤnderung der, Verfaſſung die Landes 


hoheit erworben hatte f), Die Semperfreiheit wird 


von den geiftlichen Fuͤrſten und Herden durd if 


Mantissa Doc. p. 32.) Waltherus de Lommersbeim vir 
yobilis et ex antiqua prosapia in utreque ‚purenlan linea 
ber. Bergl. oben $. 234, 


0) Der Schmabenfpiegel In der oben 8. 302. Rote a aigefilrn 


Stefle, erwähnt diefes Umftandes nicht einmal als Kenn 
zeichens, benn er legt ben Character ber Semperfreiheit wer 
in das Fürſtenamt noch in bie Graffchaft, ſondern befreit 
bie Semperfreien dadurch, daß fie andere Freie, nehmih ie 
Mittelfreien, zu Drannen hätten, und nimmt dann auch bie a 
fchreibung der Mittelfreien davon ber, daß fie der hoben fu 
Manne feyen. Man barf augenfcheinlich auch hierin weil 
nichts als eing von dem gewöhnlich vorkonmehben Serhält 
niß zwiſchen beiden Ständen hergenommene Befchreibung 
derfelben, feinesweges aber bie Angabe des Characteré oM 
bes Grundes der Semperfreipeit fuchen; denn dadurch, dei 
jemand des anderen Mann wird, wird fein Geburieſtand um 
Landrecht nicht verändert, fondern nur fein Heerſchild genicden. 
Schwäb. Landr. Art. 9. Sächſ. Landr. B. 3. At. 65 
Wenn aber beides nicht der Grund bes hohen Adels mar, I 
darf man wohl fragen, welcher es denn fonfk ſeyn Aomaie, ah 
„ ber ins Tert qugegebene, 


f) Oder, fo fern ihm dies nicht gelungen war, feinen Abel vers 
en hatte. Es war ſehr natürlich, daß wer bei dem Eintreim 
bes Adels in bie neuen Berhältniffe ber Landeehoheit nrũchi 
ben angeſtammten Glanz feines Geſchlechts nicht weiter m j 

haupten vermochte, weil es bei den untergeorbnetm 
fen, in die er kam, unb welche benen des übrigen Adels ſo j 
ungleich waren, gar zu leicht vergeſſen wurde, bon ma # 








2 


IV. Rechteſ. C. Privatr. Cemperferi. 585 


geiſtkches Amt, von den weltlichen durch Die eher a0 - 


lie ebenbürtige Geburt e), d. 5. dur Ab⸗ 


ſtammung von einem fanperfreien Vater und einer- 


femperfreien Mutter h) erworben. Bon Stan» 
beserhöhungen, durch weiche ein gemein Freier 
in den Herrenſtand eintreten Fönnte, kommt Feine 
geſchichtliche Spur vor 1); der Eintritt in dem 
Herrenſtand durch Erwerbung einer Stellung, welche 
die ſpaͤtere Zeit für hergebrachten Adel gelten lich, 


war aber allerdings möglich ($. 337. Nro. IL) 


Die Borrechte des Adels beftchen: 1) In der aus⸗ 
ſchließlichen Fähigkeit, die Landeshoheit und 
mittelſt derfelben die Reichsſtandſchaft zu erwerben, 
da die Grafſchaft Eeiner Perſon von geringerens 
Stande verlichen werden kann K), und Ichens- und 


g) Denn „das ehelich und frei geborene Kind behält feines Was 
ters Heerſchild ımd Adel”. Sähf. Rande. 8.3. Art. 7% 
Sächſ. Lehenr. Art. 231. Schwäb. Lehenr. Art. 18. 


h) Schwäb. Landr. Art. 50. Cod. Amb. Art. 57. Es if 
niemand femperfrei wann bes Water und Mutter ſemperfrei wa⸗ 
zen. Und ift auch bie Mutter ſemperfrei und ber Water mittels 
frei, bie Kinder werben mittelfreie. Und ift ber Water ſemper⸗ 


frei umd bie Mutter mittelfrei bie Kinder werden auch Mit⸗ 


telfreie. 


i) Das Sächſ. Lehnr. Art. 21. bemerkt zwar, daß eines Mans 
nes Schild und Adel durch Fahnlehen erhöhet werde, dies 
kann aber offenbar mur vom Eintreten bee Semperfreien in den 
Fürſtenſtand verftanden werben, ba «6 Sein Beiſpiel giebt, daß 
je einem Mittelfreien Fahnlehen gelichen worben wäre. S. Poſſe 
über bie Rechte des deutfchen Adels (Roftod und Leipzig 1802,8.) 
S. 19 u. fı 


k) Sädf. Lande, ©. 3. Art 52, Ms die vierte Hand Cie 


s 


N 








386 Dritte Periode. A. 888-1272. 


4 340. fünstherliche Nechte in dem Umfang, in melden 


fie zur Landeshohelt gehören (6. 299.), mır von 


Semperfrelen befeffen werden Finnen). 2) Ju 


dem privilegirten ordentlichen &erichteflande wor 
den: Kaifer oder deſſen Hofrichter (6. 293, 337. 
Nro. 11). 3) In der Rangordnung des Hr 


ſchildes nehmen die Semperfreien die zweite, dritte 


amd vierte Stufe ein ($. 294), 4) In Didi 
des. Wehrgeldes Hingegen befise der Abdeliche nur 
noch vor dem freien Landfaffen einen DBorzug ") 


Die Bedeutung des Wehrgeldes beftche kaum nd 


bei einzelnen Rechtsverhaͤltniſſen, namentlich dem 
Todſchlag im Jaͤhzorn; in dieſem Umſtand ift wohl 
der eigentliche Grund diefer wefenrlichen Veraͤnde 
sung des älteren Rechts zu fuchen, 

Die verfchiedenen Stufen des Adels, welche nd 
ben Rang im Heerſchilde entftchen, geben dem gefür- 


ſteten Adel nur den Rang vor dem nicht gefürfteten, 


Gerofcjilt don bem Könige miebermärts) ſoll kein Zehen frac 
ba ein Gericht fei Über Hals und Fand. — Die cngefla 
werten Merte gehören einer in dem Zeyt eingefchobenen Bleft 
on, die allerdings die Worte nicht richtig erffärt (4. W. 
Note h), der Rechts ſatz aber ift allerbings richtig, wie Ib 
fhwäb. -Landr. Urt. 33. beftätigt: Beben am Gericht m 
niemand haben ex fei dann femperfrei. 


H Weit nur fie eine Dienftfoige haben konnten, wie fie af 
derlich war, um den Steichebienft für alle meter bem Reich⸗ 
amte gefeffene Freie Übernehmen zu können. 

m) Denn Zürften, freie Herren und Schöffenbarfreie find mh 
fächf. Lande. B. 3. Art. 45, gleich, am Wehrgeld und Kai 
gu nehmen, 


e 


IV. Vechtſ. C. Private: Mittlfreie. 687. 


ale übrige jenem zukommende Worzuͤge find emt« 4. 20 
weder Dinglich, d. h. Folge von dem Beſitze us 
Fahnlehens, (6. 294. 299.) oder entſpringen aus 

dem Dienfiverhältniß, das zwiſchen beftimmten In ⸗ 
bividuen eintritt. Aus ber Ungleichheit jenes Ran⸗ 

ges aber entſteht Feine Ungleichheit in der. Eben 

burt. Daher ift die Ehe zwiſchen Perfonen vom 
Fuͤrſten⸗ und Freiherrnſtande Feine ungleiche Ehen). 


$. 341. 31. . 
IN. Die Mittelfreien find die volfommen | 
Freien oder fchöffenbar Freien der früßeren Zeit 
($. 337). Die Gleichheit des rittermäßigen aber 
unfreien Minifterialen mit ihnen in Beziehung auf 
die Fähigkeit zum Nitterdienft, (9. 338. Note b.) 
ſtellt zwar jenen ihnen nicht als ebenbürtig an 
die Seite, aber durch die Freilaffung aus dem 
Dienfiverhältniß tritt er in volle Genoſſenſchaft 
mit ihnen a). Sonſt wird die Mittelfreibeie in 


n) Fürften und freie Herren find ſich in Veziehung auf bie Kreis 
Heis (dem Adel) ebenbürtig und nur im Heerſchilde ungleich, 
Der Rang im Heerfchilde kann aber auf ein Weib nicht Über« 
geben, weil ein’ Weib fiberhaupt feinen Heerſchild dat (füchf, 
Rehenr. Art. 36.); mithin fann auch nur ber gleiche Grab 
ber Freiheit bes Weibes in Betracht kommen; daher fordert 
auch die Note g. angeführte Stelle nichts, als daß ein Kind 
ebelich und frei, d. 5, von gleich freien Eltern (NMete h) 
geboren fei, bamit es feines Vaters Heerſchild und Wbdel er⸗ 

e ben könne. 

a) Schwäh. Lanbr. Urt. 50. Läßt ein Kaienfürft feinen Dienfl« 
mann frei, der geboren ift von ritterlicher Urt, ber bes 
hebt Mittelſreien Recht. S. dagegen 9. 339, Mots U, 


⸗ 


588 Dritte Periode. A. 8831272. 


4 342. jenem’ Sinn erworben: 1) durch die Abſtammung 


von mittelfreien Eltern b); 2) durch den Eintritt 
in ein Verhälmiß, welches die vollkommene Frei 
heit vorausſezt, wenn der aufgenommene fein 
„Handmal⸗/ bis auf zwei Generationen zuruͤck dar 
Kun kann c). Als Verhaͤltniſſe dieſer Art find zu 
betrachten: die anerfannte Faͤhigkeit zum Schöffen 
amt in Landgerichten und in Stadtgerichten wo 
ımter Koͤnigsbann gerichtet wird ($. 348.), die Ge⸗ 
noflenfhaft unter den ,‚Gefchlechtern” in dm 
Städten ($. 311,), befonders aber der Beſitz von 
Eigen oder Lehen, das mit Ritterdienſt verdint 
wird ($. 337. Nro. IL): auch der, deflen Vorfahe 
die Ritterwuͤrde durch Faiferliche Begnadigum 


‚ ($. 242. Mote b) oder Nitterlchen durch Gnade 


des Lehensherrn erlangt hatte, wurde daher zu den 
Freien von Nitterart gezählt, fofern das Geſchlech 
bei jener Lebensweiſe verharrt hatte cc). Je weiter 


hinauf die Beweiſe jener vollfommenen Freiheit, 


befonders aber der ausgeuͤbten Rechte des Kitter 
ſtandes reichten, um fo angefehener (edler) war das 
Geſchlecht d. Die Mechte der Mittelfreiheit warn: 


b) Schwäb. Landr, Art. 56. Die von ben Mittelfreien gehe | 


ren find, die find wittelfrei. 

e) ©. oben $. 337. Note g. h. 

oe) Ein merkwürdiges Zeugnig hierüber enthält ein altes Getich 
ber Bitterfpiegel, in einer Handſchrift ber caßler Bibliothel. 

8. Kopp Bilder und Schriften der Barzeit, S. 143.) 
Goͤtt. gel. Any. v. 1819, Nro, 168. 169. 

d) IL F. 10. 8. 2. f. oben &. 337. Note t. 


— 





IV. Recht, C. Private. Mittelfreie. 589 


1) die Faͤhigkeit, die Mitterwuͤrde vermöge ange⸗ 4. 341. 
borener Wuͤrdigkeit zu erlangen (K. 242.), ſelbſt, 
obwohl fie regelmäßig mur von Fuͤrſten und Her⸗ 
ven gefucht wurde, vermöge der felbft empfangenen 
Weihe fie andern zu ertheilen dd). Kine Folge die 
fer Rechte ift die Fähigkeit, in Ritterorden und 
Stifter aufgenommen zu werden ($. 333. 335.), 
und der Genuß mancher Ehrenvorzuͤge, infonder- 
heit die Befugniß, an Ritterfpielen Theil zu neh 
men e). Ein Wappen als Bezeichnung biefer 
vogfommen freien Geburt, führten alle Perfonen 
mittelfreien Standes, als Wappensgenoffen, auch 


dd) S. Nachricht don einigen Häuſetn des Befchlechts ber 
von Schlieffen. Gay. 2%. ©. 64. Ron berilhmten Felbheren 
bloßen Bitterftandes wurde fie oft vor ber Schlacht ertheilt, in 
bie fie ihre Mannſchaft führten, oder auch nach berfelben. 


€) Niterfpiele mit zunftmäßiger förmlicher Einrichtung, nach bem 
Ausdruck bes Landes, in welchen fie zuerft diefe erbalten haben, 
Torneimenta ober torneamenta, Turney, Turnier genannt, 
find in Deutfchland erft im zwölften Jahrhundert bekannt ges 
worden. Es mag dies fchon daraus abgenommen werben, wie 
Dtto von Freifingen (de gestis Frid. I. L. 1. Cap. 17.) mb 
NRadewich (L. 2. Cap. 8.) den Ansbrud gebrauchen. Sieque 
segem insequentes, illa in civitale maneıite, tyrocinium 
quod vulgo nunc turniomentum dicitar, cum militibus . 
ejus extra exercendo etc. — Accesserat quod Cremonen- 
ses — Placentinorum militia egressa ad certamen provo- 
caverat, quod modo vulgo turneimentum vocant etc. 
Daß man demohngeachtet fpäterhin diefe Einrichtung Heinrich J. 
zufchrieb, und ihm fogar eine Turnicrordnung andichtete, berem 
unechtheit fi auf den erſten Blick verräth, (f. Goldast. 
Const. Imp. Tom. 2. p. 41.) ift aus bem Umftanbe, daß erft 
durch ihn —8 ritterliche Ubunge Nationals 
fitte wurden, leicht zu erklaͤren. 


590 Dritte Periode. A. 888—1270 


8. 348. wenn fie weder die Ritterwuͤrde, noch Lehen bef 

ßen; es bezeichnete ihre Fähigkeit durch Mitterdienf 

zu beiden zu gelangen f). 2) In der ausſchließl 

chen Faͤhigkeit, Ritter⸗ und Hoflehen zu vollen 

Rechte zu erwerben 6). Die Mittelfreiheit wir 

durch Die Wabhl einer unritterlichen Lebensart 
verloren h), 


Anmerkung. Vom Wappen» und Siegelreqht 


Die Wappen (Waffen), arma, armes, finb ihren Krfprani 
nach richte anderes als bie ganze auszeichnende Müflung. 
- an weicher man im Heere einen Gewaffneten vom Anderen unit 
ſchied, wie ſich fchen aus ben Ausdruck ſelbſt ergiebt. Der geuch 
Krieger, ber zu Fuß diente und bes treiſige Knecht sunzeefchieh fh 
durch ber Gemeinheit, zu welcher ex gehörte, ober ſeines Sem 
Sarbe de 5. gefärbte Kleidung oder Feldzeichen. Der gang gehe 
nifchte Pitter hingegen war durch Farbe umd Figuren auf fin 
Schilde und Helme kenntlich; daher der Gebrauch des Werk 
Wappen für dieſe Bezeichnung, und daher bas Gleichheit 
der Ausbrüde Ritterbürtig und Wappensgenof oder u Edi 
und Helm geboren (f. Haltaus Glossar: bei diefen Wörtern), yuud 
feit den Kreuzzügen die Wappen in diefem Siam allmählig erblid 
wurden, umb alfo, fo fern fie erweistich in früherer Zeit yon Ai 
bintigen gefüßet werden, des Veſitere citterfiche aber abge he 
f) ©. bie Anmerkung, 
O Sääf. Lehnr. rt 2. Pfaffen und Frauen, Kante md 
Kaufleute und alle Nechtlofe und bie unchelich geberm Ink 
und alle bie nicht von Nittersart von Batek und Eiterwater fi 


bie follen Lehenrechts darben. Vergl. ſchw äüb. Lehenr. Kr]. 
und Vet. auet. de benef. Cap. 1.9.4—6. 


h) Denn biefe macht ja nach bee vorhergehenden Note walilh 
sum Genuß bes wichtigften Rechts ber Sittexbärtigfeit, 





IV. Rechteſ. C. Private, Mittelfreir. BL 


kunft angeigten. — Fasti Limpurgenses (1617. 8.) ad a. 1130, 6: Sul, 
„Dann feige Schild und Helm — beflchen — in ehrlicher 
Geburt und frommen guten Herfunften adelichen 
Stammes. Das het feinem Aufang in beilo eontra Saraceney, 
und ums abe 1130 feinen velligen Schwanf befommen und den 
Brauch bis daher erhalten. nd gleichwie nit ehefter die Stamm⸗ 
häuſer ſeudern die Erlen tınb Helden müffen vergehen, alfo auch 
bie Werpen, Schild und Helm nit zuvor gewürbigt, ſondern 
bie Hefden die wannhafie Herzen ehefter ſeyn nüffen, fo bie Wappe 
fen und Bigner in das Schild uff und angenommen, nachmals 
mit ritterlichen Thaten zu Ehren gebracht, mM dag nun hinfüre das 
durch ihre Kindeskind geehret und in Ehren erfenmet und dor ande⸗ n 
ren gewürdigt werdet.” — Der Gebrauch erblicher Wappen im 
ten bisher befchrichenen Sinn, kam bei'bein Adel und dtitterſtand 
feit dem dreijehnten Jahrhundert als allgemein angefehen werben, 
wenn gleich die Familien noch Öfter ihre Wappen verinberien. 
und beſonders nicht immer alte Zweige einer Familie ein gleiches. 
Wappen fortführten, welches ſich ſehr Leicht daraus erklären Iäßt, daß 
inſonderheit beim hohen Adel, bie Mappen ſehr bald ein Zeichen het 
Wefikungen wurden Hingegen war weder mit ter Eutſtehung dee 
Wappen ber Gebrauch derſelben zum Siegelm gleichzeitig, noch 
auch Wappenrecht unb Siegelrecht daſſeide. Der Gebrauch 
Der Wappen zum Siegein finder fich zuerſt bei den Fürſten etwa 
ſeit der Mitte bes breigehuten Jahrhunderts. Zuvor hatten fie ſich 
wie tie Könige im Bruſtbilde ober in dee ganzen Figur, mit bes 
Emblemen ihrer Würde (Bühne oder Schwert) abbilbeu Inffen, ſeitdent 
wurde auf dem Schilde ober der Jahne, weiche der gewaffnete, wi⸗ 
fin ja Pferbe abgebildete Zürft führte, beffen Mappen angebracht, 
Er fpäterhin erfcheinen ſolche Siegel auch deim Grafen und Feri⸗ 
Hherrnſtande; noch fpäter, etwa gegen das Ende bes treizchuten Jaht⸗ 
Hemberie, fieng auch ber Ritterſtand an, fich feiner Lappen zum 
@iegeln der Urkunden zu bebienen. Er fezte ilbrigens fein Wappen 
ohne Mbbtldung der Perfon in das Siegel, weiche der hohe Udel erh 
ffeit dem funfzehnten Jahrhumdert wegließ. Doch war beim Ritters 
Fkande dieſer Gebrauch bei weitem nicht allgemein, benw ber 
größte Theil der Nitterbürtigen war nicht fiegelbar, mb founte 
ſach atjo feiner Wappen nicht zum Siegeln bedienen. Giegelbar 








a 


592 Dritte eriobe A. 888 19, 


8: Zul, in’ igenem Namen, b. 6. befagt, ein eigenes Siegel ur Bchäk 
tigung der Urfimben zu führen, war mut ber, welcher bie Gähigtei 
Hatte, Urkunden, unabhängig von eines anderen Einwilligung, m 
elgenem Namen auszuftelien. Daqu gehörte die Fähigkeit, ihe 
feine Perfon und fein Vermögen unbefchränft difponiren zu Mn 
Bon biefer Fähigfeit war noch bie Befugniß, durch fein Gig ik | 
Urkunden eines anderen befräftigen zu Fünnen, dee nicht In eigene 
Namen firgelbar war, ober fein eigenes Siegel zu führen pic, | 
verſchieben. Dieſe hing zumächft von bem befonderen Berhälts 
niß ob, in welchem ber Siegelbare zu dem nicht Girgelbarn Ras 
und wo fein folches befonderes Verhultniß ſtatt Hatte, von’ ber eine 
Derfon zuftehenden öffentlichen Gewalt: Schwäb. Landı. 
Urt. 288, „des Papfts Inſtegel heißen Bullen. Wer bie mit Bet 
giebt und fie mit echt einpfahet, fo find fie gut und gerecht. da 
Abnige Juſiegel Haben auch groß Recht und Kraft. Der Pine 
färſten Inſiegel und. der Raienfürften Inſſegel find recht. Der dri⸗ 
fatey und der Capitel Inſiegel find recht, umd aller Condent Ye 
gel find recht. Und werden fie über andere Sachen gegeben, de 
fiber ihr ſelbſt Sach, bie haben alſo große Kraft als fiber ie fe 
Geſchaͤft. Underer Herrn Iuflegel haben nicht Kraft wann um 
ſelbſt Gefchäft (um ihrer Leute Gefchäft Cod. Uffenb), De 
@tädte ſollen auch Inſiegel haben, doch mit ihrer Herzen Wilke 
So (Cod. Uffenb. Und haben fies wider ihrer Her 

Willen) Haben biefelben Infiegel kein Kraft wann um ife fehl 
Geſchaft. Andere Leute mögen wohl Infiegei haben, dit 
haben nicht Kraft wann um ihr ſelbſt Geſchäft. a 
mag mit Becht wohl ein Inſtegel zu dem anderen legen am cns 
MWerbef zu -michrerer Feſtung. Alle Brichter mögen mit echt weil 
Juciegel Haben, bie haben Kraft fiber die Ding bie zu ihren Se 
richt gehören.“ 

Da ber größte Theil der Nitterblirtigen dienſt dar tat, w 
im diefer Eigenſchaft nicht bie Fähigkeit hatte, fiber fein MWermige 
za piſponiren, fo fteite ex auch feine Urkunde unter eigener Anton 
tät und umter eigenem Siegel aus, fonderm Bebiente ſich des Sie 
gels deſſen, umter beffen Autorität er bie Urkunde ausſtellte, alſo de 
nes Dienftderrn. Undere Perſonen, bie zwar dienfifrei, MÄR 
von hohem Adel waren, aber timter väterlicher Gewalt oder wit! 

Res 





IV. Rechtsſ. C. Privatr. Zandfafen 393. 
Wormmbfchaft ſtanden, befanden fich In beuffelben‘ Faule Ya ritter‘ 6.8812 

gebrauchen dürfen, in deren Zamilie bies aber bisher noch nicht 
üblich geweſen war, weil es Überhaupt unter Perfonen diefes Stans’ 
bes noch nicht ſehr gewöhnlich mar, erfuchten- ihren Letzensherru 
durch ſein Siegel ihre Urkunden zu bekrüfüigen. Sthwäb: Landr. 
rt. 311. IR aber daß ein Mann einem Freund Gut fdaffen, will. 
nach feinem Tode, will ex ihn bas ficher mochen, er fol ifm Ger 
ſchrift dariiber geben, ein Sandfefle. Und daran ein Juſiegel eins 
Biſchofs oder eines Laienfürſten, oder eines Meoſters, oder einer Stadt, 
oder der Herren Inſiegel, oder des Lanbrichter, ober er ſoll fuͤr ſei⸗ 
nen Richter oder für feinen Herrn fahren, und fol bie Gezeugen mit 
fi bringen, und andere die dabey feind. Vergl. auch ebendaſ. 
Art. 305. — Ale dieſe Perſonen bedienten ſich dann des Ausdrucks, 
der fo häufig in den Urkunden vorkommt: quia proprium algillum. 
non habeo, — Es erflärt fih Übrigens aus biefer Gewohnheit leicht 
ber Urfprung ber fogenanuten Wappenlehen. Vergl. liber diefe Mas 
terie: PH. Wild. Berden Anmerfungen fiber bie Siegel. 1784. 
1786, 335.8. Scheibe vom hoben und nieberen Adel S.218 u. f. 
Geſchlechtshiſtorie der von Schlieffen &. 153 u. f. Poſſe 
fiber bie Rechte bes deutſchen Mbels ©. 104 u. ſ. 


$: 349, &. 342. 
IV. Me Seele, welche weder ſemperfrei noch | 
mittelfrei find, heißen, in fo fern niche auf be- _ 
ondere DVerhältniffee), in welchen fie ſtehen 


das Verhälmiß eines Bogteipflichtigen ober $Hinterfaffen, | 
ung auf welches fie Bauern (8. 343) heißen. Wie 

werden in den Rechtsdüchern bei allen Eintheilungen 

Mi, auch bei dee Beſtimmung der Lehnsfähigkeit, don 

ende audgefchloffen werten, weit bie Genpffenfhaft 

tadtgemeinde zwar befondere Mechte, aber keinen bes 

Stand gab. Dee gewerbtreibende Bürger ſteht feis 
dem Landfaffen gleich, weil ihm die Genoffenfchaft ber 

abtgemeinbe befondere Rechte giebt. Ein Bürger, der fein 


sr. IL [38 











a) 





‚Ne® 
Sin .€4 


P) 


59: Deitte Prelodg..A, BES AFTR 


8.842: koͤnnen⸗ ſondern blos. anf. den. Stand. der Freiheit 
gefehert" wird, freie. Landfaffen® Sk find 
weder „dein Adel noch den Ritterbuͤrtigen eben⸗ 
buͤrtig, daher ſie geringere Buße und Wehrgeld 
haben ©), und cine Ehe jener mit ihnen eme Mi 
heitath iſt, bei welcher die Kinder dee ärgern 
Sand folgend)... Die Freiheitsrechte, deren fie ge 


. Wewerbe srich, war mitelfrei und konnte. jun Ritterſtand geho⸗ 


‚zen. Erſt die ſpätere Zeit, welche nur Dienftabel, feine vol 
. fommeng Freiheit mehr anerfennen wollte, beſonders aber die 


Einführung. der Zunftverfaffung. ($. 432. 446), hat ten Se 


ı ‚griff bes Bürgerflandes als einie bem Hitterftand entgegengeſth⸗ 


ten aufgefaßt, und das Patriciat (9. 311.) des’ Blit gerſtandes 


auf einzelne anerkannte adeliche Genoſſenſchaften beſchränkt. 


3). Denn das fchwäbifche Landrecht in.der & 337. Note d an 


geführten. Stelle, will angenſcheinlich eine erfchönfende Elafiiii 
Ti-chtioh der Kreien. geben. Daß bie Bauern und Laudſaſſen ven 


gleihem Stande find, ergiebt auch das fäcdjl. Zanker. B. d. 
Art. 73. (Note d), und B. 3. Art. 45., nach welchem fie gie: 
ches Wehrgeld haben. In der lezteren Stelle werden namem⸗ 
lich alle freie Leute „welche- da -fonfmen und fahren Gaftes meife 
in dem Lande und fein Eigenes darin hahen“ Landfaſſen ges 
“san: "Die Bürger rechnet Feines der Nechtebücher nament: 


- Yidy zu den sZandfaffen; wide erklärt fich aber-lächt darans, dah 


bie Bürger. jo ihrem Geburteſtande nach auch ritterbürtig fegu 
fonnten, und ihrer baber in einer allgemeinen GClaffiftcation 
der Zreien nicht beſonders Erwähnung geſchehen konnte. 


e) sädf. Lantr. B. 3. Art. 45. 


9 Das Schwäb. Lanbr. Art. 56. ſagt auedrlickich, daß „ie 
non den mineln freven geboren find,” mittelfrei feyen; wem 


blos die Freiheit und nicht die Mittelfrriheit ber Mutter noih⸗ 
wendig gemwefen wäre, fo mußte es hingegen beißen, bie von 


einem mittelfreien Water und- einer nicht eigenen Mutter erzeugt 


.. "fd, find, mittelfrei. — Ferner das ſächſ. Landr. B. 3 


ı 











IV. SERRSE- Cepubatia vahdſuſrae 008 
nießen,worbenndarch Fhelicheh Geburs: en aαα 


Art. 73. ſagt: Nimmt ein Echbpihnd 1% —1 — Na ae 
gülten oder Landfafen, und v, gb fie Kinder bei ihm, bie - 
find ihr nicht ebenbärtig- Iokben an Buße noch an Wehrgeld. FRE -® 
Denn fie haben ihres Batırg R d qicht -Ahreg Mutter 
Recht. Darnm nehmen ſte cuch Kirn» nicht Wach! kemande 
der ihr Freund un tree Hi Schreien 
Hier, wie in den meiften eu des Sa 
fſeelbſt von der —— — * a Ban 
Rebe if, und die Schoͤppenbarfrelen th Enke, —— 
u — Maid dm. ——— ent wartu./ verũ 
o viel als. ritterbürtig. — Ber 
recht‘ 8.8. At. 8. Unfere Lchrbücher re 
rechte vehaupten freilich. hie: Uhe: viren‘ Oeieicz bürtihen "art Afc 
nur nicht unfteitn Perſon, ſey nie ehr Wißſecheb u 
&. 8. Danz Handbuch. des beutfchen —— — 
G. 219 u. f.) Wenn man aber and die hngefichrten erde 
det Medjtsbiichjer ſo beiten, daß fie henuk Lehrſotz aict da Wege 
kom; ‚fo. läßt er fich doch für dieſer Zeitraum witchem 
" 8 "des Inftituts ber Nitterfhaft” nicht vereinigen, das jezt 
noch In Feiner: ganzen Friſche da ſtand. - tn -erwäge mır Berl 
einzigen: Umſtaud, daft dem Genuß ten michtigften dechte Bi 
Nitterbürtigfeit, alter Adel (nad) bem jetzigen Ausdruck) 
fordert‘ une vergl: . 341! Note’ g), ufid daß, fo Ange‘ Bi 
Ahnenproben kennt, diefe immer Auf die Ritterbürtigkeit 
auch der Eltermütter gerichtet geweſen find. (Sächſ. Fahr. 
8.1. Art. 51. oben 8. 341. Mote c, wo von ber Schoͤppen⸗ 
Barfreiheit, d. h. der Nitterbürtigkeit [f. H. 348.] die Rede Wi; 
Danz m a. D. Th. 4. S. 99. giebt dies ſelbſt zu); darf man 
dann nicht fließen, baß dies auch bei der Ahnenprobe, bje zum 
Beweife ber, Lahensfähigkeit nothwendig war, ber Zall ges 
weten fep? mid kann man wohl annehmen, daß eine Ehe fiir 
eine gleiche Ehe gehalten wordenn ſey, wenn die in derſelben er⸗ 
eugten: Kinder bie wichtigſten Standesrechte Ihres Vaters, we⸗ 
gen des Geburtsſtandes der Mutter micht genoſſen? Erſt ſpü⸗ 
terhin veränderte ſich diefer Rechtsſatz, der nur auf die Stan⸗ 
Desderſchiedenheit des Mittelalters bezogen werden barf, wo voll⸗ 
kommene Frriheit zut Ebenbilrtigkelt mit dem Sitterftande ge: 
nügte, zu den fpäscren Standesverhalmiſſen aber nicht paßt. 
| [380] 


— 


- 


— 


506 Dritte Petiode. A. 8881972. 


+. Bräiaungr am de I 


4. 343. 


Bee anche): . — 
sad, 


haben, der fie. in der buͤrgerlichen Geſellſchaft in 
Bejʒiehung auf gewiſſe Rechtsverhaͤltniſſe vertritt, 
find, entweder Vogteileute oder Hinserfaffen; 
bei. den ‚eigenen Leuten eines anderen wurde de— 


V. Die Derfonen, welche einen Schutzherrn 


durch das Eigenthumsrecht des Leibherrn nicht anf 


gehoben 2). Die Verhaͤltniſſe, welche hieher geftet 
werden muͤſſen, fiheinen folgende zu fern. 1) Die 
landesherrliche Vogtei ($. 299. Nro. 3.), dem 


Bedeutung aus dem oben. entwickelten Inhalt dr 
landesherrlichen echte fich ergiebt. Bei dem ber 


renſtand mie unvollftändiger Landeshoheit (cbaudef 
More e), kommt fie begreiflich ganz eben fo vor, 
wiewohl dabei aus, der fuͤrſtlichen Gewalt mt 


e) s ächſ. Weichb. Art. 3. Welches Kind iſt frey umd che 
lich geboren binnen Weichbild, das behält feines Baier Hecht 


ſ) Läßt ein Herr feinen eigenen Mann frei, fo erfangt biefer fra 
Zandfaflen Recht. Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 16. Schwaͤb— 
Landr. Art. 56. 


a) Schwabenfp. Art. 340. $. 14, Hat sin herr aim ıy- 
genn man und sitzet der hinder ainem andem herren nl 
‚ wil er in von dem abvordern, das. sol er tun zwischen 
der Liehtmesse und dem wissen sunnentag — Es iR bt 
. wohl von ber Ianbesherrlichen Vogtei bie Bebe, umtes weicht 
der eigene Mann fit. Die homines proprü oben $. 21. 
Anm. 2. ©. 180. qui ad dominos swos traneirs velam! — 
ſcheinen gemeint zu ſeyn. 





! \ 


IV. Rechtsſ. C. Private: Hinterſaſſen 897 ' 


fpringende echte, wie die Beſteuerung wid. Heer 4343. 
folge, fehlen oder. beſchraͤnkt ſeyn Fönnen. :2) Die 
von der Iandesherrlichen abgeleitete Gerichts: 
vogtei der Prälaten und Ritterſchaft (6: 308. 
Nro. 1. 2), welche aber bei’ den Stiftern und Kiö- 
ſtern auch in dern Immurmtaͤtsprivilegien, ſtat 
in landesherrlicher Verleihung ihren Grund’ haben 
kann b).. 3) Ein Schutzrecht, das ſehr mannich⸗ 
faltigen Urſprungs geweſen zu ſeyn ſcheint, und 
weſentlich an das Recht der Grundherrfchaft 
gebunden iſt; Perſonen, welche dieſer unterworfen 
ſind; ſtehen mit dem Landesherrn nur in mit⸗ 
telbarer Verbindung, in ſo fern ihr Vogt ihm 
pflichtig Hl. Die Grund herrſchaft allein kann 
aber nicht als die Quelle einer ſolchen Vogtei an 
gefeßen werden; das. bloße. Srundeigenchum giebe 
feine Gewalt über die Perfon, fondern nur die 
Eigengerichte (Meiergerichte $. 303. Nro. 5. lit. b). 
Die Ausdruͤcke: Meier, Landfiedel, Zins- 
leute, welche Perfonen bezeichnen, die den Boden 
eines Anderen bauen, und in einem durch Ver⸗ 
trag beftimmten Verhaͤltniß fichen ($. 368.), laſſen 
daher auf Feine Vogteirechte über dergleichen Per- 
fonen fehließen; vielmehr fanden diefe ohne Zweifel 
b) Dipl. Com. Holszt. a. 1256 bei Westphalen mon. Tom.3, 
p. 43. quod nos verldica multorum relatione didichnus, 
dominum praepositam Novimonasterü et fratres auos, jü- 
diclam sive advocatiam villae auae, quae claustro adiacet, 


ab antiquo habuisse et integre in omnibus causis, prae- 
terquam In cansa sanguinis Zbere 





508 MitkePrclode: di: 808 4272 


234% ale: Lambkaflen:-(6: 302.) In "allen: Ouchen, mehche 
wicht Mor Die: Meiergerichae ‚gehärtenn mei: Se. nicht 
aus Zem WVart rag ze, heurtheilen meter, unter 
den: landeaherrlichen Gerichten, wenn dem Bins 
herene die: We aicht gelie hen war Nro. ) 
Man wird aber durch einzelne: Urkunden darauf 
hingewieſen, die unter dem Ramen ber Bogtei 

. vorkommenden Rechte, welche man nicht wohl als 
Inndesheerliche ‚oder Gerichtsvogtei anſprechen kann, 
oder die, wenn auch dicfe anzuerkainen finb, we 
wäftene noch: mit anderen Vorrechten verbunden 
erfcheinen, aus den älteren Abſtufmigan gzwiſchen 
der vollkommenen Freiheit und ‚der firengen Un 
freihrit abzuleiten, für welche das Mittelalter auch 
den allgemeinen Ausdruck Vogtei braucht. Denn 
wn: man ·eine ſolche Vogtei erwkhne findet, Eom 
mar much: Merkmale der unvollkonimenen Freiheit 
vor *). : Das Verhoaͤltniß der Laſſen oder. Liten, 
yon welchen man "befonders in Sachfen aber. Weſt⸗ 
phalen fortwuͤhrend · Spuren. findet; "gehöre ebenfalls 

imn dieſe Kategorie. Es Afk:aber nicht zu verkemen, 
daß Verleihungen det Guter, welche nach Laſſen - 
recht beſeſſen wurden, bei freien Senten eben fo 
mwqbl.als. hei unfreien vorfamen ). Daher iſt de 
Ihe > B. Verqleich zwiſchen Hayas mb. Inpenflein, 

. Ba Berneintchaft zu, Dbſen⸗ dihta p. > 1303 bri Sen- 


C. j. G..im känfim Anhang SS, 3., wa Verhãlmifſe 
" Yefährichen werben, bie. . ang Tanbesherzlicher Boykei uud Wogtei 


"Jen; gt ollktominen Zreic siomuyngefeat ſind... 
Man fche. bie Urkunden Ju edet AAbhandiung son ‚ink de 








IV. Rechtsſ. C. Private: Hinterſafſen. w 
Befik‘: eines: Laßguts kein Zeichen der Unfreihelt, 220 
ſondern u ſich jene Benennung nur Bezeichnmig 
eines -befonderai .dinglichen Verhaͤltniſſes. Freier 
Leute, und daher ſcheinen die Gerichte, weldhe:bei 
einem ſolchen Verhaͤltniß vorkamen, obwohl fie 
auch. Vogtgerichte heißen, doc zuweilen nichts 
ale gewöhnliche Eigengerichte geweſen zu ſeyn, welche 
das Recht gaben, die grundherrlichen Rechte durch 
eigene Gewalt geltend zu machen, nameutlich die 
Abgaben beizutreiben, und den Bauer von. feinem 
Sur zu vertreiben da). Wo die Vogtei hingegen 
aus -undolfommener Freiheit oder Hörigfeit ent. 
ſprungen war, umfaßt fie mehr; nur läßt ſich 
sicht ällgenichn "beftimmen, welche Rechte fie gab. 
Wo Güter in einen Haupthof gehören, darf 
man. fie mit Sicherheit vorausfegen, und darf ſich 
nicht dadurch irre machen laflen, daß in fpäterer 
Zeit die Perſonen, welche in dieſem Berhälmiß 
ftehen, bald für frei bald umgekehrt für eigenbe⸗ 
hoͤrig gegolten haben. Denn die alten Begriffe 
von Freiheit und Unfreiheit paßten feit der Ent 
fiehung der Landeshoheit nicht mehr. Das erbliche 
DBefischum nach Hofrecht war in feinen Rechten 
dem Eigen des Freien der unter Iandesherrlicher 


curis dominicalibus hinter Schilter Cod. jur, Alem. feud. 
ed. 2. p. 366. ine hieher gehörende Stefle ift in der Ans 
merfung zu biefem &. erklärt. 


dd) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 54. Schwäh, Ranbdr. Art. 335. 
336. Kaiſerrecht 8. 2. Art. 219, BFLV 





COO Dritte Periode. A. 888-1272. 


340. Vogtel fland, oft ziemlich gleichbedentend; die La 


ſten waren bei beiden Werhältuiffen einander fehr 
ähnlich. Schon die fpätere Zeit des Mittelalters 
bat ohne Zweifel den Urſprung der befichenden 
Verhaͤltniſſe nicht mehr gefannt, fi) blos an. das 
urkundlich (Fß. 368.) ober herkoͤmmlich beftchende 
Recht gehalten, und Feine feftbeftimmten Ausdruͤcke 
gehabt. Bauerſtand e) ift fchon im Schwaben 
fpiegel der allgemeine Ausdruck, mis welche‘ bie 
Vogtleute des Landesherrn eben fo gut bezeichnet 
werden als freie Leute ohne Eigenthum, ober nicht 
eigene Wogtleute ). Welches Verhälmig man fi 
unter einzelnen Ausdruͤcken zu benfen bat, ift mei⸗ 
ſtens zweifelhaft. - Die Birgelten des Sachfenfpie 
gels 8) koͤnnen nur für freie Vogtleute gehalten 
werden, manches in ihren Verhaͤltniſſen erinnert 
an die alten fächfifchen Laflen mit politifchen Mech 
tn ($. 15. 8.1. ©. 76). Die Hüfner (hoba- 
rii, mansionarii) in den Urkunden des Mittel 
alters, find ihrem Urfprung nah wohl hörige 
Vogtleure h); aber da der Ausdruck auch von 
e) Ueber bie Eipmologie in biefem Sinn, wo es nicht für colo- 


nus im Sinn einer Perſon, die den Boden eines Anderen haut, 
‚genommen wit, f. Grimm Rechtéalterth. ©. 316, 


f) ©. oben $. 302. Mote a. 


5) Nicht „Bauergiüllten“ wie ‚ie Bodelſchen Ausgahen hahen. Vergl. 
Grimm ſa. a. O. S. 313 


i) Haltaus b. d. W. Subrei: Dipl. a. 1195. In curia Wi- 


leburg Comes rerognovit Episcopo justitiam iu jure gued 
voralur Huberecht, Buweteil, Bestewahlmal, 





IV. Rechtsſ. C. Private. „Hinterfaffen. 601 


ganz freien keuten gebraucht wird, nn weufal⸗ 4 388. 
Mari). 


Anmerkung. Aus den Hofrechten der Abtet | 
Ebersheim. Münfter v. J. 1320. 


Judielum mortuorum. Unde ewa des Gotshuses man bil- 

bet, da sol man nemen des beste vihes 'hobet oder. sin beute 

cleit ze valle het er des vihes nit. (Dies iſt bie allgemeine’ Mes 

gel, deim eigentlich Iſ. min] fol fein Gottechanemann mnhöig ' 
feun 5 fie Degreift alle Perfonen, bie auf Kloſtergrund wohnen, ohne — 
Unterſchied, ob ſie auch Meier find, d. i. Gut nach Hofrecht bes 

fiten. Eben daher erklärt ein neuerer Zuſatz ben Gottechansmann⸗ 

durch „Binterfaffe”.) Unde swa ein meiger blibet, der des Ges 

teahnses ist, der git zwene velle deme 'gotesluse von me libe 

das beste. darnach das beste von me ambachte, (Die Herrſchaft \ 

Bezicht als Leibherr ben Zedfall, und außerdem für die Wegtel (am 

bacht) bas nächfbefte Hauptvieh, weshalb jenes Doppelt hegeben wird.) 

Ist aber-er des Gotshuses nut, in die horunge er denn heret, , 

da er ist schuldig das beste. darnach deme Gotshus das becta 
vom Ambachte. : ($ierbei iſt merkwfrbig, daß ber perſonlichen Ei⸗ 
genbebörigfelt, vie durch die-Begtei nicht aufgehoben wirb, angeach⸗ 
tet, ber Meier ein Gut nach Hofrecht, gegen die gleich .zu erwͤhnende 
Pregel erhalten Haben kann. Die echte des Kloſters vermdge ber 
Eigenbehörigfeit und ber Vogtei werben auch hier wieder unterſchie⸗ 
den; ba bies aber bie zuerſt angegebene Regel unmöglich veranlaßt 
haben kann, ſo möchte man vernusthen, daß urſprilnglich bie Eigen⸗ 
behorigkeit nichts als eine bloße Vogtei war, und bie doppelte Ab⸗ 
gabe erſt eingeführt worden it, ale man anficng, gegen die Megel 
Zreien, bie ſich bem Kloſter nicht hörig machten, dennoch Büter gu 
leihen, abet von ihren den Sterbefall ber Gottrohaneleute doch als 
Bogtfal zu nehmen. Es beißt nehmlich weiter:) Ist es aber. ein 
lidig Man (in einem umerm Zuſatz: Eines Gottechuſes Teiheigen) 


3) Dion fehe Haltaus bei ben Morten Hube and beifen Bufını 
munirkungen mit one, — F 


ss ‘ 


a» 








602 Bitte Periode. A. BES— 1978. 


34340. üb°gl:er dass beika ände mol. Han: val, der — 


9. 344. 


bete entwirten. (Das befondere ft, baß der Todfall nich zu der 
gemeinen Einkünften bet Klofters gehört, fonbern als eine befondere 
Berechtigung bes Abts bezeichnet wird. Der Zuſammenhang iſt leicht 
einzufgße: DE Güte, nach ‚Hofscct waren erblich, wis das Fol⸗ 
gende ergicht, &% war, eine Ausnahme, von ber Negel,. daß der Abt 
aus befonberer Gnade einen Unhörigep bemeiert hatte; bafür erhielt 
at.iden Siexbefall. : Allerdings konute jenes uux geſchehen feyn, wril 
kein rechter Exbe zu demı Gute ba war. Auch. hatte dieſer freie Meier 
umigftene.. urſpriinglich gewiß fein Erhrecht für feine Kinder, weil 
fie teive: Goitechausleute waren, - Doc) möochte ich gerabe, aus dem 


Sanbſall ſchlicen, daß eben deſſen Eutrichtuug anzeige, wie 06 ges 


am deſſen Enttichtuug allmãlig eingeführt wurde.) — Unde sol das 
Gptokan ‚den, keinen meiger han, ‚wande ‚der. au das (otskas 
hasel., —.:Unde. swa, ein Gutshuswman usser einer genüssinne 
geifet, -und gewinnet die-ein kiut, dag en dikeit (das en hat 
Aehrän?} vebt an dem erhe dag au das Gotahus höret, unde 
sel.ınan das lihen sinen nehesten erben, die an .das Gotshas 
hörent : (Dieb ſcheint varauszuſetzen, daß. mau. ben Grundſatz gel⸗ 
fen Wh: did Rinder folge bar Mutter. War fe alfa anberwärs 
eigeubchätig,: fo hatten fir kein Erbrecht. Db auch. bei einer freien 
Meter ‚berfelbe Griubſatz galt, iſt nicht geſagt. Man möchte 6 
bapweifehi, :be: fie.durch ‚die Ehe wen unfrei wde- mwiiclen⸗ die 
Bine. ten —* Hand: Moe ' 
Pe Be 

J Bu 344; 

VI. Der Mame Reichsminiſterialen wird 
* von fetten Herrenftand im Mittelalter wicht mehr 


in | dem, Sinn) gebraucht, in welchem der carolingifche 
Sprobgebrauch (B. 1. ©. 717.) "den Ausdrud 
nimmt. Zwar gab: es auch noch cdle Minifte 
Piaten Yf: unten Nro. IE), doch waren diefe dem 
Fuͤrſteuſtande nit, gleich, bis. gegen das Eude 
diefer Periode ſich die Bedentumg ˖dieſes Verhaͤlt⸗ 





IV. Rectdf-C: Private Minmſt erialen 603 
niſſes ganz verlors "A ıber-Megel wird bes um Sie 
dretzehnten Jahrhundert ber Vegriff der Minifter 
rialirät nur auf ein Verhaͤltniß des Ritterſtan⸗ 

des biyogen; dieſes beſteht im der erblichen Abs 
hangigkeit eines ritterbuͤrtigen =) Geſchlechte, kraft 
welcher jeder Abkoͤmmling deſſelben als ein Diaıfie 
mann (Ministerialis, miles serviens, familiaris, 
gervus)'s®) geboren wird.b),.und-ale ſolcher ſeinem 
Dienſtherrn zur befonderen. Treue nach Hofr 
recht. (jere curiae) verbinden iſt. Der Mint ' 
fierial maß die Erfüllung dieſer Verbindlichkeit 
durch einen Dienſteid beſtaͤrken e) Hofrecht 
heißt ber. Inbegriff von Rethten und Verbindlich⸗ 
keiten welche durch Vertrag und Obſervanz d) 


4) —* Zandr. Art, 65. Diefe Keut Cie Dienfklente) ſollen. 
ſeyn die boehſten Freyen oder Diittelfrepen. 


an) :In. einer Ustanbe KR. Heinrich IV. bei. Ländenbrog scr, 
Rer, Germ. p. 142. und in einem anderen, bei Scyeidt vom ' 
hchen and’ ufeberen. Adel · S. 165.," witb foger der Ausbruck 
mancipium gebraucht. Im Deutfchen beißen bie Minifterialm 
auch eigene Leute, wiewohl fie in ben Rechtsbüchern von den 
tigenen im figentlichen Shin genan naterſchicden werben, 
S. Note 


„Son Rean. Mk A15. Mach Hefrehe fo dgl 
ı Wa geheren. ſcon Kruchſeß, erſchat, Mimmerer ober 


c) '& dh dien, oben 0. 3804. Note. Fi 


) — ie" fie dutch dae von den Dien tmignnen auf 
= Heer: Wicrfteib abgelegte Zengniß dargethan werden könne, ſich 
das cdlnifchg Dienflr. (bei Kindlinger Miünfter. Beitr. 

> 8.78 Mf. 13. b.) ausdruͤctich bezieht. — Dit Hecht hanit 


. 


604 Dritte Periche. A. 8881972, 


& 244, yerifchens den. Dienſtherrun und ſeinen Dieuſtlenten, 
ſowohl in Abſicht ihrer perſonlichen Abhängigkeit, 
als: ihres Rechtes an Erbe, Amt mb Hoflehen, 
feflgefige find. Die Mechte der Dienſtleute find 
Daher auch fehr verſchieden, fo daß fih nur Die 
Standesrechte derfelben und die am häufigften 
vorkommenden Bebingungen des Hofrechts allge 

Dein darſtellen laſſen *). L Wo das Vethaͤltaß 
in feiner ganzen Strenge vorkommt, da iſt ber 
Dienfimann in. feinen Verhaͤltniſſen zum Dienfl« 
Kern gang nach der Analogie eines eigenen ober 
börigen Mannes zu benefheilen, daher feinen dienſt ⸗ 
freien Genoſſen nicht ebenbürtig !) und die Ehe 


gemacht Ser Heinrich von Alpheyn, und Antbonys —— 

Sum van Molenheym, ume bat, owe ihre Herrn in niet mole 

geluben en wille, dat fie bat bereit ſind zu ſtedigen obermick 

den Dienzt (Dienſteid) den ſie Sente Petern haint gedain; want 
‚in ther Vanti det male eralt haint, bat bat ihre Bee ia 


"9 Saächſ. Landr. B. 3 Wr. 2 Schwäb. Lanbı. 
D Art. 54, % 2% 


h Se die Benennung de Dienſtleute deutet auf. das anas 
Toge ihres Berhältniffes zu dem ber eigenen Leute Kin, mb 
die NRNechtsbücher handeln faft immer bei 
aigenun Rente von: ben Wienfiienten, 8. 8. ſächſ. Rantr. 

144 B...%.. Met. 73. .chwäh.. Rande rt. 56. Das (dass 
biſche Lanbrecht bemerkt ſogar ausbrüdtich Urt. U: „Di 
Dienflleute heißen mit Recht eigene Leute; man ehrt fie mit 
biefem Namen darum, baf fie der Fürſten find.” Daß fie den 

... Diraflfreien wide im ‚jeber Mückficht; eienbärtig:Ninb, ergiche 

9348, Note g. Alber ſobald ———7 

nicht blos von ber Analogie des Verhältnifſes bie Rede iſt, 
pnutſcheibee die Rechatũcher fie fo, genan uw den eigenen 


al 





IV. Rechteſ. C. Privatr. Diinifterialen. 606 


zwiſchen bleuſtfreien und Dienfibaren rietermäßigen Ki 946 
Derfonen in gewiſſer Ruͤckſiche eine Mißheltach sy 
1) 6 erfirect ſich daher die Dienfbarkeit fwohh 
auf die maͤnnliche als die weibliche Defenaeug 


Reuten, daß in der That nicht zu begreifen iR, wie ſo vice, 
nenere Scheiftfteller fich in bie Börfttilumgsart des Wittelaftere 
von dem Werhättnik der Dienfiente duechaus ‚nicht Anden: Alu 
nen, und fle mit ben eigenbehörigen Leuten vermengen, ja, wahl, 
gar aus biefen entfichen laſſen. S. j. 8. fächf. Rande 
®. 3. rt. 49. Mit. BI. und Die Oiofen zu Difen Brtiehe 


8) So fm nehmlich die Kinder der aiheren Hand folgten. 
Sächſ. Landr. 8. 1. rt. 16. Da aber die Rittermäßigfeit 
der Eiterm ihnen immer die Vorzüge des Nitterftandes ſicherte, 
fo fielen die fibrigen Folgen der Mißheirathen freilich weg, und 
ine folche Ehe Hatte nichts anftößiges, wie man ſchon bärams 
abnehmen kann, baß ed ben Dienftienten zur Pflicht ‚gemacht 
werden konnte, dienfifteie Perfonen zu Beirathen. ©. Nete k. 


b) Die Dienſtbarkeit der Weiber war dem Dienſtherrn verziiglich 
in fo fern wichtig, als ihre Kinder bienftbar wurden; fie mußten 
aber auch, in fo fern Re das Soflehen umb einem wit dem Bes 
ben verbundenen beſt immten Dienft erbten, benfelben durch 
einen Subflituten verfeben, und von ihrer Perfon ben 
imbeftimusten Sofbienft, befonders bei feierlichen Gelegenheiten, 
als Beffrauch, und weibliche Sanbarbeitin verrichten. Olto- 
sis II. dipl. a. 976, (ki Gudenus Cod. dipl. Tem. I. 
p. 349) winisteridium jus — ut sicat ditta eöcieela'ma- 

* seulerum utitur obsequlo, sie etiam in lineie, laneis vel 
wericis ocelesise ornamentis, femineo honoretas wtificio, 
Conradi IL dipl. a. 1029 .(bei Eocard ser. R. 6; Tom. 
2. p. 111.). Denique pro filiabas nöstris petimws, ne un- 
quam togantur in servitium pedissiquarum, (ber Ralferin) 
excepta italica expeditione, tunc proficiscanter, Witzen- 
burch (die Herrſchaft, mit welcher biefe Dienſtlaue an dem 
Raifer gefoumnen waren) ferias duas ad rosareiendds vestes, 
sen quaeslibet necessaria usque in ferias quatuer (serviant). 
VBergl. überhaupt: .G. L. Boehmer de femina ministe- 
riali, in:defeu Obgerv. jur. fond, Obe. 5. 





EOG Duitie Perlebe A. BBS--URTRE 


urn Wr eo: Dicuſtſenten zeugten Faden: füllen, 
were, die Eltern verfihledenen Dienſtherren ange 
Hreo⸗ nach her Analogie von den eigenen Lonten 
dom nern: ber Muster pa, wenn. nicht. die Obſer 
vanz fie beiden zuſpricht und nach der Verſchieden⸗ 
Weit. des Geſchlechts "oder der "Zahl" theilen laßt i). 
Dieferkalb ift auch den Dienſtleuten unterfegt, cine 
audere als eine dienſtfreie Perfon k) voder eine Mi- 


RAR >. 

» Bemeisketien bee be Bhege f. bi G. I. Boehmer 

a. u D. S. 134. Bei Heitathen zwiſchen des Reiches und 
bder geiftlichen Kürften Dienſtleuten, war die Obſervanz, bag vie 
” Kinder getheilt wurden, und zwar bergeftalt, daß das ältefte 
Kind dem Gotteshaufe gehoͤrte. Schwäb. Zandr. Art, 48, 

Nach einem Vertrage zwiſchen Baiern und R enebirig von 
. ‚1213 bei Hund Metrop. Salısb. Tom. 1. p. 6 follte das 

Öltefle Kind nad) bem Vater gehören, und bie Abrigen gerheil 
© werben, 


» Denn alsbasın gehörte das Kind nach bem Beunbfak, da⸗ Kind 
folgt der Ärgeren Haud, dennoch nach dem Bat Sch wäh. 

. Randr. Art. 58. & 5. Ein Kürftengericht unter Dise IV. 
gab darüber ein eigenes Weicthum. S. Origg: Guelfic. 

. Kom. 3 Nrq. 295. p. 798. Eben dieſer Grundſatz get im 
ungelehrten Falle, wenn ber Vater frei und bie Muter dienſt⸗ 
bar war S. G. L. Boehmer a. a. D. S. 133. Db arch 
die frtie Perſon ſelbſt, weiche eine dieuſtbare heirathete, ac ber 
Alvalogi⸗:der eigentlich uufreien Zeute bienfibar wurbe, IR zwei⸗ 
—R Wahrſcheinlicher iſt, daß fie ſelbſt im Werhältuig zum 
NKDienſthereni nur daun bienfibar wutde, wenn fie fich frri⸗ 
willig in die Dienſtbarkeit begab, obwohl fie in Bejichung ihrrr 
Standestechte während ſtehender Che ffir dienſtbar galt. 
Shwäh Landr. UArt. 228. 9. 2. And iſt ein Dos (einem 

- -Meibe nicht ebenbilttig, ex iſt doch ihr Vogt und Ike Beruaunt, 
„und if fie frei, fie muß fein Gemoffe: ſeym wann Ge aus fein 
Bette gebe. Und gewinnt fie and). Kind, bie. gehöre zu der 
ärgern Sand. Wa alur ihr Mann feisbet, ſo ifk fie ledig 











IV. Medtf._C: Baiogke. Minerale GBA 


ufesiehtn aAete =Dieuftgernp. zu Geirathen "). De 4,244, 
Digafflengg, werden wie, dig . eigenen Leute als cin 


bor einem" viecht, und! behaftet echt nach! hrer Behit?”" Mi 
„nett sfie einen Wlanı nach ˖ihm, bir frei ißt, als a 
— — pienen fie freye Ki inb als, fie feiber ih — Ka: 
m —— hie freie Ehefrau —— Teis 
—8* in dio Dienſtbarkeit begab,’ ſicht man leicht aus folgenden 
‚Steig; . Rutherdi. abb. -fuld, diph,;ar; 1078. MilSchangak 
tradit. Fuld. N..616. Herig homo nostrae ecclesise, ce 
"pt In”uzoreni · ſeminam Yaandan Niberae conditioriid;: - 
. at guia ipsa fenina libera Shit; 22, possatieam — 
.. dndbtere bonis ecclesine, exuit se libertate sua, et fecit 
se ipsam mancipium ecclesiaee — Auch findet man bei 
Baal Ergebungen in die Dienftbarfeit, daß, die Frau ſich aus⸗ 
u. raͤcich mit in bie Dienſtbarkeit begiebt, ober der Wann vers 
ſpricht, er wolle benfirten, daß rs geſchehe. 


H Dir / ueberreuug dieſes Verbot⸗ hatre im Abſicht des Minnnes 
emb:besScinder-nachtheilige. Folgen, 1) Im Abſicht auf jener. mögen 
fie nach den verfchichenen Sofrechten. ſehr verichieden ſeyn. Mach 
tinigen beſtand ſie vielleicht in einer bon Buße. Co. B. 

‚ beflelieem dis Brüder vom Linſingen, im. einer Utkunde von 1241 
ii Gudenus Cod.. ; dipl "Tom..4.. p: ‚568: zur ‚Sicherheit 
ihces VWerſprechens, moiniſche Miniſterialinnen pe heitathen, 
——2 Nach anderen nahmder Dienſtherr heim Tabs des 
Dienfiwannes eisen. Theil ſeines Erbes zur Eutſchädigenge dufür, 
daß die. ¶ Kinder in eine fremde Dienfifoige. gehörten. "Song. B. 

ſpricht das worwefliche Dienſtrecht (bei Schamnat hist: Episc. 

t Wormat, it Cod. Prob. p. 43 u.-f. Art. 26.) dem Biſchof 
zwei: Drittel bes. Erbes zu. Nach anderen endlich werios ber 

; Dieriiichann ſtin mt ober Reben,’ 5:8. nach. dau Gorwegifchen 
Dienfircht. S. \Wedekindi abb. Embei. digl.. a. 1197. 
‚(bei Treuet Geſchlechtshiſtorie ber Her voh Münchhauſen, 
Anh. ©. 6.), wo «6 einem Dienſtmann, der erſt angenbumen 
war, zur Pflicht gemacht wird, daflir zu ſorgen, daß ſeine 
Ehefrau, Mlnifkerialin ber Kirche werde, bei" Werluf des 
iger anverirauuen Amtes. 2) In Abſicht auf die Kinder 
beſtand der Rachtheil allgemein darin, daß ſie in. der Disnffolge 
des Vaters nicht erbfähig waren, ſondern nur in der der Mut⸗ 


608 Dritte Periode. A. 888 - 

4. 386 Theil des Vermögens betrachtet; es wird ber fi, 

eineln ober insgeſammt, wie uber andere Guͤte 
diſponirt =), und fie werben mit diefen vererbt"). 
4) ever Dienſtmanm iſt nicht nur zum Riige 
dienſte fordern auch zu einem gemiffen Amte ge 
boren/ d 5. ſchuldig ſich zu ben Dienſten gebrar 
chen zu laſſen, welche nach dem Shofrechte mit 
dieſem Amte verknuͤpft find. Zu dieſem Ende fd 

| im eder Dienſtfolge alle Verrichtungen/ walche 


Eine Neiße hiche gehörlger Bewelsflellen hat Hlluan 
— EE ——— 2. S. 191. Note 3. Dieſe au m 
Geburt entſpringende Unfäpigfeit gu erben, nennt bas fidl 
“. Ränder. B. 8, Urt. 73. ebenfalls einen Mangel ber Eheibet 
u... die Hoffe zu dieſem Artikel. — Um biefen nachthelign 
u... Zolgen vorzubeugen,. wurde don ben Dienftiehtten oft durch Gut 
ver Dienſtherrſchaften erlangt, daß fie felbft ober ihre Kinda 
3... gegen andere Dienftleute vertauſcht wurden. So vertanfht Mi 
 'Guadenas Cod. dipl Tom. L p. 231.) Eejbiſchef ieh 
. 41855 zwei. Söhne eines quedlinbutgiſchen Diesiftmatıns, ber cat 
: wnkizlfche Wtinifterialin gehtirathet hatte, gegen ‚zwei qutln 
bargiſche Dieuſtlente (bie, wie es ſcheint, ehem fo durch ER 
-* eines mainsifchen Dienfimanıs mit einer quedlindurgiſchen Dies 
- "frau, dem Stifte Duedlinburg zugefallen waren) „me tete pre 
les hereditatis patfis extorris remanetet.” Man ſicht Ridk 
"ba dergleichen Yülle allmälig dahin führen mußten, durch Bo 
wulge die Heirach lieber frei zu geben und eine Thelleng de 
‚Rinder zu verabteden. 


m) &. eine Beihe hicher —5 Sulim aus Ustanden u 
, $Süllmeann & 0.8. &. 1 1 


"w) Uuch auf die Töchter, in fo ferh dieſe Äberhaupt etbten. Do 
her heirathete nach dem Chron. Ursperg. p. 338. 8.DlV. 
die Erbtochter Philipps bon Schwaben, ni durch Fe einen hal 
der · hoheuſtauffchen Dietfimannfchaft zu erwerden. 








IV. Rechtsſ. C: Private. Miniſterialen. 609 


dem. Hofrechte: van den. Dienſtleuten gefordert wer 0. 344, 
den dürfen, una überhaupt außer der Verwaltung 
einzelner beſtimmter Aemter auch in ‚Gerichts: und 
Ehrendienſten beſtehen ©), unter gewiſſe Oberhof⸗ 
aͤmt ar: vertheilt, andrjeder gemeine Dienſtmann 
durch feine Geburt "einem von dieſen zugatheilt, 
am water der Auſſicht und Leitung der hohen 
Dienffleute, mit wehhen. diefe Mensen; bafazt ſind⸗ 
feinen Dienft zu xerrichten.“ Solcher . Oberhof 
amser find vier: das Marſchall⸗, Jruchſeße⸗ 
Schenken⸗ und Kaͤmmerer⸗Amt; in den Stif⸗ 
tern — en das Qbervogtamt dazu P). 
De u SET . 
Shnih —8 En, —E oben: "Sarg hr un. Eh 
Dienftr. [bei Kindlinger a. a. D. Url 13. a.) $ 
liem siygali et; ‚omnes ‚ministeriales ad certa..officia cu- 
rise nati et depuiaii (eingetheift) suht. Office ‚guinque 
want; in his officlis servire solammodo debent ministeria- 
les b. Petri et specialiter illi qui inter vos 'saniorea in- 
veniuntur, IIli autem servient hoc ‚modo, Quilibet eorum 
‚per sex hebdomadas seröiel' ih suo offei so id yaod fie- 
tus est, finitis his sex’ hubdamadihun ipsi uam licentia 
Domini sui. dommm redikunt,.et .alii loco. ällorum; ‚prout 
ordo expetit succadent, — Jyebitia Babenbergensium 
ministerialium (fi Galdaat, Comsüt. iop. Tom: II. 
p- 231,4: Beneficin \'babentes a.suo Domino. non constrii- 
gantor niei ad gninque. ministeria, hoc est ut ant ‚dapiferi 
“ sint, aut pineeraae, amt. cgbienlarii, aut märschalci, aut 
Venatores In einge Vrkunde bei. Schannat Vindem. lit- 
ter, Call, & Nro. 15.. werben dem Stifte Würzburg. über 50 
Miniſterialen männlichen. unk weiblichen Geſchlech⸗ geſchenkt, 
bon welchen inegeſammt hbemerki wird, daß ee in fein inar- 
schalei denatati feprıu | 


p) Wenigftens nach ben öfter ängefüpeten —*— Dimfeni 
we. Il. [39] 


610 Dritte Periode: A. S8 -1272. 


sa. 5). Sie Wanen ale horhines Aipt($. 308.):Aweber 


[4 


einen anderen‘ Dienft 'obet:: Lehenherrn neben ihrem 


ngeborenen Herrn beſthen a), noch wie ander 
Ritterbůttige Buͤndniſſe eingehen; ſelbſt das Kumpf⸗ 
recht/ welches’ fie’ ala titkernaͤßge Perfonen haben, 
Er ihnen nur unter gewlſſen Einſchraͤnkungen gu r). 

)Ihre Dienftbarfeit hoͤrt Aue’ durch Freilaſ⸗ 
fing auf; der Herr iſt aAber ſchuldigyſeinen · Dienſt. 
mann freiulaſſen⸗ wenn Are Fein Hoflehen geerbt 
hat, dem Herrn feine! Dienſte anbietet und dieſer 
ihm kein Amt: oder Dienſtgut game: Genuß über: 
laſſen will ) II: "Side ſtrenge Dienſtbarkeit war 
aber in manchen Hofrechten ſehr gemildert. Aus 
Sen veraͤnderten Verhaſmiß der Reichsminiſte⸗ 

J Eer vahhi ſich, daß unter dem Wogt hier nicht det Schirm: 

vogt/ Yonbten, der oberſte Loſttnbogt verfanden wid. 


20) BIER aus Hark na. ne 
2 5,8. Ebln. Din & 8 FE 


'wJüstitia’ Ministertal. Babenb. bei Goldası (Nette 0). 
Biöbenehfum non habaerit- ab Episcopo et repraeseni- 
u Veritde in ejtts miinistetlo! et Benefieiem not poterit ob- 
J nere, eui volt militet; 'noh Beneſtciurius sed Mbere. 
“Conradi N. dipl. (dei Betard Corp. hikt. Tom. 2. 
p. yr1:): Deinde ‚pro Ali‘ ac‘ ‚posteris nostris 
mus, ut dam primum enrian-restram frequentare nitunter 
per’ präesentemn annun? proprus bonis suis 'vobie \Weser- 
"" "Tianf; nihil aceipientes excepto in prima anni festivitste 
u pelles eum pellieio. Expleto autem hoc aino, aeelpiant 
jüxta fastftiam suam benefleium sum, weiliget' tbatteos re- 
' gales 3. Sin autem, potestatem habeant- ubivie terrarım 
degere, nisi justo beneflcio revocentur. Mod) umfländlicer 


reihe das iiſche Dienſtrecht 9: 12. 








IV. Fechteſ. C. Privat: Sparen 61 


rialen ſieht man zuerſt — am Bentikiften;; daß *. 3ũñ. 
die alten Begriffe · ort relheit und Unfräfete de 
den; Slundesrechten des dreigehnten —— 
niche che pahten /ghẽe :rUnfteiheit t). a: bei 
der Gleichheit der :Stelung,:die fie der: übrigen 
Ritterſchaft, ja wohl dem Herrenflande gegemiber =) 
behaupteten, meht eine Benennung⸗ bir iner ftuhe⸗ 
ren · Berfaſſung angehörte, deren VBebeutunigiaie⸗ 
mand mehr verſtand, als: ein Verhaͤltniß das Ar 
der beſtehenden noch eine "Wurzel Hate. BZuwei 
merkwurdige Urkunden· K. Rudolfs bon: Habsbucg, 
durch welche er die Ehe: Reinholdsvon — 
freien Herrenſtandes, mid" Möechhelb "bon Mun 
berg/ angeblich aus einem —S 
geſchlahe Y , # einer leihen erfäet) "ihbeni 6 
th rm in 


2-20 für anfri. wert eo gut gehalten/ als. die Dich: - 
leute der Fürſten, wie die Note v abgedruckten Worte det Ur⸗ 
kunden A. dudolfs bezeugen. 


9 "Ueber ben ümfang der detrſchaft Milinſenberz/ ehe, Befit⸗ 
thum eines Reicheminiſier alengeſchlechts des Sertenftanbgs war, 

und bie ELehensherrſchaft beffelben; welche vorausſezt, ‚DaB. es we⸗ 
nigſtens im, fünften HPeerſchild ſtand, mwahrfeheinlich aber zum 
vierten gerechnet wurde, f. WC; F. Sames delinegtio 
juris publici Münzenbergenisis. Giessae 1781. 4 


Y) Nieder Diefe Ehe f. Pärter Aber Miſthelrathen deutſch. Jlleſten 
unb Werfen (are. 1796,72 fl Die Uitanden von 
2299 mid 498? ftchen Hei Lünig K. A. TEXT. p. 519, 521. 
gIn det etſtin heift es: "Quum — sieut — nobillk Hirt Reinharti 
&s Hagenove mariti’tat pellifo  Contfnebat, Ipse te olim 
ea intentibne düxerit in ütorem, - uia te nobilem fore 
eredebot, et pareni sibi in vriginis There et yuldam 
postmodum asseruerünt, te 'nobilem ton- fuisse Z- ad 


[ 39° ] 














644: Pritte, Prriobe,; A. 888-1272; 


% 344; lingiſche Zeit hinaufreicht- (3; 1. S. 8R2), mag 
dies. ber. Geſchichte gemoͤß ſeyn; guch hei dengeiſt⸗ 
lichen Fuͤrſten moͤgen jene Oberhofaͤmter oft mit 
urſpruͤnglich Freien und mit Perſonen bes Herren⸗ 
ſtandes beſezt geweſen ſeyn⸗ und' der Begriff der 
Unfreiheit der Miniſterialen nur auf die jenen 
untergeordneten Perſonen bezogen worden ſeyn, 
wie es bei den oberſten Reichsaͤmtern ja auch 
von jeher der Fall war. Allein allgemein iſt jene 
Lehre des Rechtsbuchs ſchwerlich geſchichtlich zu 
begründen, wenn man ben Fuͤrſtenſtand in dem 
Umfang nimmt, den er in Ende des’ dreizehnten 
Jaͤhrhunderts hatte, Auch in dieſer Lehre erblickt 
man: daher : einen Beleg zui:dem allmaligen Ver⸗ 
fehwinden "des Unterſchiebs freier und unfreier 
Dienſtmanuen. Bei den. blos ritterlichen Minife 
rialen durfte ‚die Art wie die geiſtlichen Surften 
ihre Territorien erworben hatten ($. 222,) "chenfalls 
dazu beigetragen haben, jeues gu "bewirken... Mach 
den Arfunden muß man mit Ausnahme des Her: 
renſtandes, dem in der Regel nur Lehen verliehen 
waren, den: größten Theil der Stiftomannſchaften 
fie Diniftetialen Halten, die Freien, welche den 
Stifter. durch die Erweerbung der, Graſſchaft unter 


 Polkänbig unterwerfen. war, anderentheits ober fine —*— 
irre: Aoflehem (H. 363.)und fein-Vtecht daran in eine 
wahre Gewere verwandelte. —: Daß übrigens bie Obechsſam 
ter überhaupt vor den iſtrigen · Mieufileuten begüuſtigt waren. 
Zr a aus. :beh ——————— vben 








IV. Rechtsf. C: Privatr. Miniſterialem 615 


voorfen wurden, ſcheinen naher das perſoͤnliche 9. 344. 
Band der Dienſtpflicht Ayın dinglichen der ‚Lehenge 
auftragung in der Regel vorgezogen zu haben, um 
zu dem Beſitz von. Stiftegut zu: gelangen... Baj 
ſolchen Dienſtmannen kann. die Dienſtpflicht nis. fo 
fireng: geweſen ſeyn, als der Frühere Urſprung 
dieſer Uufreiheit mir ſich drachte; (den zim drei⸗ 
zehnten Jahrhundert moͤchte daher im den. meiſten 
geiſtlichen Territorien das Werhaͤltniß der Ritter⸗ 
ſchaft, je: nachdem ſie frei oder unfrei war, nur 
wenig. verſchieden geweſen ſeyn. Um diefelbe Zeir 
konmt auch in Urkunden des weltlichen Fuͤrſten⸗ 
ſtandes der Ausdruck Miuiſterialen⸗in einem 
Zuſammenhang vor, nach welchem er mit dem 
deutſchen „Mannen- gleichbedeutend ſeyn muß Y); . . 
man feht mithin and) hier,- daß jene beiden Glaffen, 
wenn fie anderwärts Dorh ppieder getrennt werben, 
doch mehr durch die Erinnerung an eine Standes- 
verſchiedenheit, welche fruͤherhin wirklich beftanden 
hatte, als: durch eine: noch fortwuͤrkende Verſchie⸗ 
denheit ihrer DVerhältniffe von einander gefchleden 
waren. Die wichtigften zeigten fich nur im ding⸗ 
lihen Verhälmiß ($. 363). Auch in einzelnen 
y) In einer Urkunde von 1258 giebt Herzog Albrecht von Braun⸗ 
ſchweig denı Kiofter Yölde bie Befugnif: ut unum de.mini- 
sterielibus nostrie, qui eis placidus et commodus videa- 
tur, Advocatum eligmt. Scheidt vom hohen u. nich. Abel. 
Mant. Dec. p. 267. Meter das Amt, noch die Veranlaſſung 
zu diefer Verwilligung biuten auf irgend einen Grund bin, wes⸗ 


Halb jenes Wahlrecht gerade. auf einem unfsgign Dienfimann 


6: Al, 


& 34Ba,” . 


616 Dilite Periode. A 8881272. 


Ditnftreitieen, ſieht in die Stellung: der Mini⸗ 
ſterialen dom. Rocht berfteien Mannen (dem naͤher 
geruͤckt als in anderen =).. Man darf daher auch 
bei den ritterbuͤrtigen . Minifkerialen die beſonderen 
SBerhältuiffe, in welchen fie fich befanden, zu den 
Inſticuten zaͤhlen, die bereits ihrem Ereſchen nahe 
waren ſ · B. 8. .448). 
ee Verhaͤltniß der Diarftbarkeir konnte ein 
Ritterbuͤrtiger uͤbrigeus nur zu einer Perſon des 
Herrenſtandes ſtehen; durch Uebernahme der Dieuſi⸗ 
pflicht gegen eine Perſon ſeines Standes, haͤtte er 
ſich zum eigenen Mann oder wenlgſtens pim Sin 
kerſaſſen hetabgewudig 9. 


6. 3484. 
"yir Baſall, Mann (liber miles, homo, 
vasallug) heißt/ wer einen anderen zur Tpeue nad) 


9) & die detienburgiſchen Dienfliaute nach ihnen Dienficecht (bei 
. Ludewig relig. Moct. Tom; 2. p. 200.), wenn an dieſes 
mit dem xolniſchen Note J nergleicht. 


as) Schwäb. Laukr. Art. 54, Wiſſet baf niemand Dienſt⸗ 


mann baben mag mit Steht wen das Reich und bie Künften. 

Ber andere fpricht ee babe Dienſtmann das wiſſet der fagt ums 

xecht; fie ſeyndt ihr eigen bie fie haben, ohne bie Dorgenamnt 

find. — Daß unter ben Zürften hier alle Semperfreie verſtan⸗ 

den werben müffen, und durch jenen Ausdruck nur ber Stand 

im Allgemeinen bezeichnet werden foll, bedarf mohl feines Bes 

weiſes. Wer fich aus Urkunden Aberzeugen will, daß ach bis 

Grafen und zwar ſehr unbebeutende Brafın, Dienftleute haucn, 

ı ...„finbet bergleichen san Slenge. bei Scheid.t dom hoben und mit: 
dern Abel, 3,8. 5, 105. Note u Sr 10 u I . 








IV. Rechtsſ. C. Private. Vafalen 47°  . ‘ 


Lehenrecht (jnre feudi) =) verbunden iſt. Lehen 9. 345. 
recht Heißt der Inbegriff von Rechten und Ben 
bindlichkeiten, welche durch Reichsgeſetze und Reichs⸗ 
gewohnheiten b), den Lehnscontract ($. 367.) und 
gute Gewohnheit des Lehnshofes. ($. 303. N. 5. 
litt. c.), aus der Verleihung eines Gutes zum 
Ichenbaren Eigenchum (Lehen) entfpringen '<). 
Vermoͤge deffelben fol der Vaſall dem Lehen 
herrn (dominus) für feine Perſon eidlich (sa- 
cramentum fidelitatis, homagium, vasallagium) 
geloben: demfelben überhaupt treu und hold zu 
feyn, ihm die ſchuldige Ehrerbietung zu bemweifen, 
und bie geſetzlichen und durch den Lehenscontrace 
bedungenen Lehendienſte, beſtehend in Kriegs⸗ 
dienſten (Mannſchaft), fuͤr welche das Lehen 
gegeben wird ä), Gerichtadienſten und Ebtiendien. 


a) Keber bie Etymologie des Wortes f. Sur anstüßetiche Grläus 

terung bes Lehenrechts S. 36 u. f. Die natürlichfie ſcheint bie 

zu ſeyn, auf weiche daB lombacbdiſche Lehurecht hiamweift. IL F. 3, 

ı 8.4. Cum e fidelitete Seupum 'diestur vel'a fide. Wegen 

alle Ablsitımgen ans der beusfchen Syrache unık man fchon um 

deswillen mißtranifch‘ werben, weit biefes Wort niemals im -Dents 

ſchen üblich ‚geworben: ift, und zuerſt da vertommi wo dy ro⸗ 
mamniſche Sprache geredet: wurde, 


b) Die in den Weisshämsn der Fürſtengerichte entalten | Ye. 


e) Bei dem Character der allgemeiner Anwendbarkeit, bis’ ein gro⸗ 
Ger Theil diefer Duellen des Rebnrechts an ſich trägt, konnte es 
daher vollſtändig Im einen Mechtsbucd vorgetsagen werben 
(fächſ. Lehner, Eap. 1.), nicht fo das Hofrecht eder Dienſt⸗ 
secht (ebenbaf. Art, 63.). ' 


H Daba Welch. Gut dem Mann ohne Mannfhaft Alichen 





619 Drktr Periode. 4. 888-1272. 


S. Ada far zuileiflen, fo lauge er Lehen von Ihm Haben 
werde * Da das Berhoaͤltniß blos durch frei⸗ 


zen 


win, daf peift nicht recht Beben. — Sächſ. Zehen At. 63. 
Shwäb. Lehenr. Art Art. 115. oo 


“eo u. ‚F: 5. — Vasallus — sic jurore debet: Ego’ juro ad 


haec' seiicta Dei evangelin, quod,a mode in antea eru fide- 


' + lie, bnic, sicht debet esse Vasallus Dominp: nec id: yuod 


‚ mibi suo nomine fidelitatis commiserit Doninns, pandam 
“ alfi ad ejus detrimientun, me keiente; ober vie Ver Eid IT. 


-F. 7. näher aflärt wirb:;.Ege j jaro quod nunqusia, schraler 


exo. ja ‚consilio, vel in facto, quod tu amittas vitam, vel 


membrum aliquod: vel quod tu recipias in persona ali- 
yaam laesionem, vel injariam, vel contumeliste, :ve} quod 
tu amũttas aliquem hoporem, quem nunc habca, vel in an- 
tea habebis; et si scivero vel audivero de aliquo „gui ve 
it‘ aliquod iatorum contra’ te fäcere, pro ‚posse “rto, ut 


imon. Bat, Impedigentum raestaba.. Et ai impedizwentem 


"pracatare neyuivero, quam cito potero, tibi nunciabo, et 
contra eum, prout potero, auzilium meum tibi "praestabe: 
et si.vontikerit te rem aliguam, quam habes vel habebis, 
injuste vel fortuito cası smitiere, eam necuperare jurabe, 
‚ot recaperatam omni tempore retinere. Et si’ scivero te 
velle juste aliquem offendere, ‚ai inde generaliter vel spe- 


cialiter faerd  bequisites,. mem tibi, sicat potere, prae- 


abo auzilium,: Et si .aligquid mihi de secreto manifesta- 


. veris, illud sine tua HKcenlia nemini pandam, vel per quod 


u", 


paudutur, faciamı ;.et si: cumgtlinm mihi super ‚aliqwe facia 


u. postalaveris, lud tihi.dabe:cousilium, quod mihi videbi- 


tyr magis expedire tibi .:et:nunguam ex persona mea ſa- 


. ciam scienter, quod pertineat ad tuam, vel tuoram inju- 


riam vel contumielam. Schwäb. Lehnr. Wer, 5. Se 


Maum ſoll feinem. Seren. Hulb -thun mit ‚feinem Mid, daß er 


ihm alfo holb und getren wolle ſeyn, als er don Medız ſchul⸗ 
dig iſt. Wo gr das ‚gefpaget. wird feinen frommen zu fürderm 


. und, feinen Schadens zu wenhen al6 .fagn er vermag. Sachl. 


Lehnr. Art. 3. Vet. auct. de benef, Cap, 1. $. 8. 
Hoıno Domino suo certum faciat juramento, quod sibi 


adeo fidelis‘ sit ei amichs; sicut homo dat Domino sun de- 








IV. 'Mechtöf. C. Privan. Memeinden. 619 


willige⸗ Uebereukunft dea Herrn und "Dofılen 4: Mb a. 
entficht, amd von Suiten her Erben des lezteren 
fortgeſezt wid.f), obwohl ſeitdem die Lehen 
erblich geworden. ($. 364) .: jeuer::dieſen: das; Lehen 
zu leihen ſchuldig iſt; . das ferner die, Treue de 
Bafallen:.bies..dinglicht (fr: lauge er. Lehen haben 
werde). iſt⸗ dieſer aber jederzgeit dem Beben ent⸗ 
ſagen, uud dach. das ganze Verhuͤltniß aꝛfhe⸗ 
ben San: fo. iſt durch daſſelber die Freiheit: des 
Vaſaͤllen, nicht ini ſich amd: uͤberhaupt, führern 
nur in der Aug ſͤb ꝛrug dahin zingefihränkt,. daß 
er nicht ¶ gegen: ſeine s Behaneflicht. "handeln haun, 
ohne Fi: gewiſſen Machtheilen (H. Vhach suis 
ſetzen Dahar erniedrigtanch der Befall dadunds 
daß ..er.. feines: Menoſſen· Mann wird,⸗micht. feinen 
Gehmnshune, Po u End ——— 1.5 
$ Bd8b. De PR 128 35h, 

"De heile "Beftale" der Hefanntnitent * 
verhältniffe "äußerte ihren Einfluß duch auf "die 
Sememheitaverfaſſung welche in diefen Zeitraum 


bliue yaamdiu — —E sit ee‘ —— 2 

——— ni nie from 
EA es ne - BL 

8) Daher andy ber Bafall Fiber, diber miles, miles liberae 

' "eprmlitionis, im’ Begufah bei Ainiſſericlen beit. Sächf. 

Zander. 8. 3. Yrt..65. : Wird. ein Dim feines‘ Genofſen oder 

- Ungenoffer ‚Diayn, Hin: Gebin noch. fein Laubrecht dat er da⸗ 

wit nicht gekräntet, feinen Heerſchuid hat er aber 'haustisgenledert, 








620 Detie Pirioe. Al 888 1272. 


3. 345, gänzlich unigeſtaltet wurde J. Die alten Landes: 


gemeinden :(Gangenoffenfihaften 6: 83.) wurden 
ſchon durch die Aufloͤſmmg der Gauverfaſſung ge- 
ſchwaͤcht, und durch die Entftchung der Landesho 
beit vbllig aufgelöft;, die alten Gaugenoſſen waren 
Rrichsgenoſſen, und konnten daher als ſolche 
Feine Gemeinde: mehr bilden, ſeitdem die. Meiche- 
genoffenfchaft ausfchliegich auf ven Adel über“ 
on wurde, und die Gaugenoſſen, wenn fie nicht in 
die Meichsgemofferfchuft. der Stände des Meichs 
eintraten, füh in deflen Laubſaſſen verwandelten 








Auch bleben diefe nicht als:folche in einer Go | 


mweinheiteverbindung, theils weil: fie. zunädft nicht 
darch itzre eheinalige Eigenſchaft als Gaugenoſſen =), 
ſondern eutweder durch das Band ber Dienſtbarkeit 
ober durch das der Bogtei dem Lanbesherru unterwor⸗ 


fen wurden, theils weil ein Theil der vormaligen Sau 
5... genoflen feit der Entſtehung des Nitter- und Bir | 


gerftandes mit beiden Claſſen allmaͤlig außer Ver⸗ 
bindung kamen, und jimmer entſchiedener die oben 
($ 314.) beʒeichneten Stände fi) von einauder 
fonderten. Wer nicht vogteipflichtig war, mußte 


ſich entweder dem. Ritter⸗ oder Buͤrgerſtand an 


ſchließen, um dieſe Stellung zu behaupten. Eben 
darum konnte ſich auch gar keine eigentliche Lan⸗ 


a) Denn fein Grundſatz iſt, bei der: wamichfachen Eremtien des 
Neichsguts und bes geiſtlichen Guis, dem öffentlichen LEechte 
dei Mittelalters —— —— qaidquid est in ter- 
zitaria «st da derripro. 





IV. Rechtsſ. C. Puivatr. Semenben. ER 


desgemeinde im alten Sinn wieder bilden, Tom 6. 346b. 
dern die Stände des Landes, welche jege im 
Entſtehen begriffen waden (F. 309.), mußcen eine 
ganz andere Organiſation erhalten. II. Die. He 
nern Gemeinden (Genten) blieben . bei der veraͤn⸗ 
dertan Merfaſſung ‚chenfalls nicht in. ihren alten 
Umfange beſtehen. Die Stadtgemeinden ſon⸗ 
derten fih::amcb von ihnen vamoͤge der Stadtge⸗ | 
rechtigkeit ($...224.) ab, die Nitterbuͤrtigen traten . 
aus anderen Gruͤuden (6 3A2:) wenigſtens aus den 
meiſtn Benhälsniffen. heraus, in welchen fie. fruͤher 
hin zu. ihnen geſtanden hatten... Doch bbieben, 
wenigſtens; bie und da, noch): Spuren: der alten 
Markgenoſſen ſchaft in den Wethaltuiſſen übrig, 
welche das Gemeindegut batrafen; die Mitten 
buͤrtigen und die freien Eigenchuͤmer, als Juhaber 
von echtem Eigenthum (9. 368.) blieben in. dieſer 
Beziehung Markgenoſſen, von welchen die Hinter 
ſaſſen von jenen, denen. Eraft der Gemeinheitsrechte 
ihrer. Gutsherren das Gemeindegut ebenfalls zur 
Mutzung angewiefen war, und die in fo fern. and) 
als Markgenoffen zu betrachten waren, wohl gu 
unterſcheiden find b). III. Das nehmliche trat ein 
in Ruͤckſicht der aus ben einzelnen Freien befichen- 
den Gemeinheiten (Decanien im Sinn der ältefien 
Zee). Zu biefen alten Gemeinden Famen aus 
zweierlei Gründen noch Gemeinden von unfreien 
Leuten, deren Verfaflung den freien Kommunen 
b) ©. das Raiferzecht B. 2. Art. 56 bis 60. . | 





Daue Piliote: A888 1272. 


5. 345b. uachgebilbet wine. ik)" Deu · mifreien ‚ober freien 
Oinxerſaffen, die einen eigentlichen Gnteherruchateen, 
wenn: fa durch das · Ahbaukn größerer Guͤter bh) erfi 
llmaͤlig zu einer. · Wemeinde heranwuchſen, wurden 
yon: dieſen, außer den Grundſtuͤcken, welche jedem 

, Kingchwen zur Eultur. übergeben tuntdett, Yanc- 
niglich. auch Guͤter pr gememſanren Beuutzumg ein⸗ 


gesänme‘, durch sicher. eine Gemeinhrit sver faſſuug 


zuöthig wurde. Zur Werwaltung der niederen 
Gerichtbarkeit (6: 302: Anm: 303. Mote ), die 
der: Schaltheiß autuͤbre⸗ mußte dieſer ¶ Schöffen 
ur: Seite haben, welche nach der ‚alten: Einrichtung 
ums. berken:gewähle wurden :müßeer, uͤber welche 
fio Urcheile finden ſollten/ rund eine: emeinde 
verbindung der: anter das Schulzemg ericht 
tehoͤrtgen fee, md arten Deren bechi 
nie * 
4. —— Zu Be ’g3 6“ 

Mach FR —S der uf 
—— laffen fih nun auch die Rechte 
liuszeichũen / die init DER Freiheit uͤberhaupt derbun 
den wiren ’ und aſo alten Elaſſen von Öreigebor- 


7 + 


Dre BeBih; ci bar ih —* Ent win Ber: 
rn gemeinden. u 6 Ir f 


8): Ber urſorimg der Beichbeeehiahing „istıtet blog." Freien 
Lruten, blieb jedoch biep, nachdew auf viele Freigũter unfreie 
Binierſciſſen geſezi wüiden, in den Feiſhaheigian neh ſehe 
häufig ſichtat... 


IV.R. C, Private. Autonvm: Eifigiuger FO 


nen, jeder nͤur in verfähiebenen! Umfang, zukamen. 9. 346. 
‚ Unter. dieſe gehoͤrte 4) Die Befugniß, ſich in allen 
Dingen nach Rechtsnormen zu richten, welche durch 
eigene Willkuͤhr oder doch unter ei gener Dis 
wuͤrk ung eutſtanden find, fo fern man nicht: durch 
Gebote des goͤttlichen Rechts gebunden, odrr 
dich die Werpflichtung zur : befonderen:: Treue 
gegen irgend eine Petſon —*8 RA): uf 
diefer: Befugniß, die. man ‚heutzutage gewoͤthulich 
mit dern Namen des Autonomierechts zu be 
zeichnen Pflege, beruhte die -Mechrsbefländigbsit der 
Landesgemohnheiten:. und’ der ‚Gewohnheiten 
einzelner Orte: unb Gerichte, der-Obferdammiche 
zelner ; Claſſen von Perfonen, Gemeinheiten/ Ein 
gungen, und: anderen auch ungleicher Verbiarunten 
zwiſchen Freien ($. 258 u. f.), welche daher auch 
eben fo gut als der ausdrücklich erflärte Wille der 
Intereſſenten in. folchen Sahen, an f ih. ‚Weder 
der Beftärigung der Obrigfeiten bedurften nnoch 
ihrer willkuͤhrlichen Abänderung ‚unterworfen wa⸗ 
ren ) Eine Betätigung durch dieſe war eiſe 
a) Shwih. Laudt. Urt. 6. Bon. guter Gewohnheit — — Das 
iſt rechte Gewohnbeit die widet geiftlich Mecht ‚nicht iſt, noch 
wiber menſchlich Zfichten, noch wider menſchlich Treu. und Ehren, 
noch wider Selichkeit der Seelt. — Nach dem Kaif egrecht 
B. 2. Art. 47. iſt es ber Charatter der böfen Gewohnhen daß 
fie „bes Kalſers Recht ſchwächt, und um fie zu verhüten, 
ſollen nach Art. 48. bie Amileute dreimal im Jahre die Leute 
zu Hofe rufen, und, „ſie beſcheiden, wie fie bes mache Satzung 
nach ihrem Rechte halten follem” » -, . 
b) Denn die Gültigkeit einer Sewohnden wird i un mete a 


i 


— 


624 Dritte Prtiobe:-A. 888-1272. 
4. 240 nur nüslich, in fo fern durch jene. die Gewohn⸗ 
hheit fuͤr eine gute Gewohnheit anerkannt, oder die 
Willkuͤhre fir eine die Graͤnzen des Autonomie- 
rechts nicht uͤberſchreitende Beſtinumg erklaͤrt 
wurde). 2) Das Einigungsrecht, d.h. die 
Befugniß, mit anderen freien Leuten zur Erreichung 
eines ſelbſtgewaͤhlten Zwecks in Verbiudung zu tre 
ten, ſo fern dieſer nicht ein nach den beſchriebenen 
Graͤnzen des Autonomierechts unerlaubter Ge 
fellſchaftszweck war. Hierauf beruhte die Reche⸗ 
mäßigfeit der Buͤnduiſſe, Inunugen und Eidge⸗ 
noſſenſchaften, welche zwiſchen Fuͤrſten und Herren, 
Rittern, Gemeinheiten, Geſchlechtern und einzelnen 
Perſonen ˖ geſchloſſen wurden, und bald auf: die Er⸗ 
haltung des Landfriedens und guter geſectzlicher 


| nur auf negative Bigenfchoften berieben „gegelinbet, unb „ale 
giue Gewohnheit ‚fon wat Bunt sans b. 2rheun. 
Art. 115. 


ec) Schwäb. Laudr. Urk. 7. Das heißen Bürgerrecht mo 
Cr eins. jegliche: Stadt ‘ie Toßder "Weihe ſthet mit ihres Kbeiz⸗ 
der mit ihres Fürſten Willen und nach weiſer Lerrte Rath 
und als recht ſey und ats hlevor (it: 6.) geredet iſt. 
Und mag (man) die Gewohnheit mit den Leuten 
b ſeynd fie alfo gut als geſchrieben Recht. Welche Mecher 
bie Kahſer, die Könige und bie Flirſten den Städten gege⸗ 
ben haben, und die fie feier haben temacht niit‘ ihrer — 
die ſeyn recht ob'ſie auch geſchrieben nicht ſeyn. Hält 
wan dieſen Urtifel, mit Art. 6. Gote a.) zufannien, wo niches 
dadvon erwähnt wird, daf man eine Gewohnheit mit Gumft eines 
Dberen errichten mülfe, fo ſicht min leicht, weiche Wuͤrkenig der 
VBeſtãtigung · hier beigelegt wird 


IV. X. C. Private. Autonon Mnigsingtr. 625 


Drtwngı oder auf: Ahweheung anwerhtnäfilger Be 8 34 
walt überhaupt 4), bald wif. die Beförderung des 
Handels und Gewerbra,nx, bald auf Genuß md 
‚gemeine Vercheidigung des Eigenthume ) gerichtet 
waren. Die Veſtaͤtigung. cdieſer Einigungen war 
nur zu demtfelben Zwetfen wie die Beſtaͤtigung ap 
tononuſcher Rechtenormenmuelich, abe sach ‚bei 
“ gewoiffen Arten. .derfelben: geſetzbch für. nathwendig 
erklaͤrt e. Am wiegedehntxfien genoß Bm Dichte 


&) Mir heben frlich aus Sicein Belraun nicht [6 diele Mai 
richten on —— Kndfricen delche Nich· Vuſigang 
* * als Fe folgenden, 7-1 

m 1, a fol ꝛen, 
B. Dau de pace publica Cap. De a 
ſolcher Einigungen er An die Belt N. Bubolphs ſchen; auemn 
beffen eigener Sandfriehe, von 1987: df. oben .$. 309. Mate 2) 
weiſt auf die langſt befteheiibe, Vemepubeit, SH zur Ausführung 
der diach die — * ‚rien Banbfehi } on 
ib, ng ſer 
* a Sharan mb Be u —S———— 8. 
die, Alefn „ Bibgepoffenfhaften, jmi 








a ehe 8 
ſcrein eirgen 2.1, &. 604.) und d ti, 
fen den beiden erſteren Gemeinden und 4 (ei 
Jos. Simler de repabl. Helvgt.. L. ' 

„  anberes, als ſolche Einigungens , 


{4 


€) Die bie Zunfter ©. oben &. si. 
F) Wie vie Bauerbfheftem ©: imtm $: 374 


©) Kaifetrecht 8.4. Cap, 9. Wo ja Burge ober jird Steu 
oder zwa Dorf ſich machini intiütig fe Sache und ix Nor wit 
einander ju tragen, und tond bas mit Des Kaiſers Bapı- 
Heitz das’ it alyo viel geſprochen als ain Slubie mit ganper 
Treue. Cap. 11. Dir Kaifte Hat erloubet — day alle Worge 
und Stete und alle Dorfi mogiu machen frebebare Ding, 
». u. [40] 


24 der Herrenſtaud, da er, fo fen: er nicht im 
Sehens oder Dieuſtverhaͤltuiß ſtaud, blos Wer: 
gegen dan Kaifer und das Reich hatte, 

ud feibit derch james Berhaͤltniß weniger als. ander: 
Sinne gina werch). De Laofafe fr 
Des Lembesferre vom dieſem erworbene oder * 
ve Accee zu reſpectiren. Die Art 
ur ick, use Dam Auconomievechte Gebrauch zu 
wautes, aut Ir Dufang deflelben in Ruͤckſicht der 
Omi. we ah dei verſchiedenen Claſſa 
der Zummüen ehbicden. Die Mirterfihaft 
der x wu dec Mitwuͤrkung, theils zur BE 
uunc su umegmwolmbeiten vermöge ihrer Schoͤr 
— N. 348.), theils zur Entſtehung de 
Dune $ 259); der Bürgerfland durch U 
m Samuten: und Einführung von Local: 


PT Yar KRaifer wiffente werde vor in bracht. Berdl 
3 I. Mete f, wo den Stätten das Bündnißrecht, je 
2 sine domiti'sui‘ assensu fben, "abgefprochen wir. 
ap men Eiaigungen, welche ohne ter Herren Wefkätigung 
„uen werten, nicht aber allgemein, iſt daher obnſtreiti 
— 1 Bandfeicde (N: Sammlung der R. A. IE. 1. 
x. 48 iu verſtehen; Conventicala quoque Gunnesgee 
— in civitatibus et extra, etiam occasione pa 
nme, et inter civitatem et civitatem, et inter perse- 
zum «t pereenam sive inter civitatem et personam, modis 
nibes Reri prohibemus, et in praeteritum factas cassı- 
wer Singegen bei Einigungen unter Zürften und Herren vers 
wungt das fühl. Landr. 8. 2. Art. 1. nur, daß fie „den 
Kufte und tus Neid) daraus ſcheiden “ follen. 























IV.R.E.Hieivatt.Yutonom. Einigungst. 627 


gewohnheiten (6: 2ER. 259.); auf eben dieſe Weiſe 4. 346. 
mochte ſich deflen der Bogteipflichtige und Hinter. | 
faffe gebranchen 3); da aber die Ritterſchaft nicht 
immer Gigentkum, ober doch nım ein befehränftes, an 

ihren nicht Ichenbaren Guͤtern hatte ($. 363. 364.) 

und eben: biefer Fall bei einem großen Theile der 
Hinterfaffen eintrat, fo waren dieſe Claſſen freis 

ih in Nüdfiht der. Segenflände, über welche 
fie Rechtsnormen -aufftellen konnten, viel einge⸗ 
ſchraͤnkter als der Buͤrgerſtand, dem nichts .i 

Wege ſtand, faſt über alle Gegenſtaͤnde des Pri- 
vatrechts willkuͤhrlich neue Rechtsnormen feſtzu⸗ 
ſetzen ©... Eben fo beſchraͤukten in Beziehung auf 

das Einigungsreht, den Mitterftand die Lebens: 

und Dienftpflicht 1), und die Hinterfaffen ihre Un 
terwürfigfeit unter die Vogtei ($. 343.) m), der 


) Sächſ. Lanbr. 8. 2. Urt. 65. (oben $. 303. Note g) und 
befezen, Denen "ag des Dorfs Kerr wohl * an bem 
Site geben. — Kein Mecht abet mag er ihnen geben, odet 
fie, feibfk erwählen, tamit fie des Nichtere vom Lande fein 
Nest mit fchmälern oder fein Gewette vermindern ober vermebs 
vn mögen. 


k) Weil bei den Verhältniſſen, in denen der Bürger zum Seren 
ber Stabt fland ($. 310.), das it der Stadt geltende Private 
recht nicht leicht deſſen Rechte gefährdete, 


1) Bergl. 8. 344. 345. 


m) Die Bogtei beftand ja ihrem Weſen nach in der Bertretting 
des Hinterſaſſen; daher fellte diefer nicht ſowohl von eigener 
Macht, als von feinem Gutsherrn, den Schutz erwarten, den 
man fonft in Einigungen ſuchte. Was das Kaiferrecht in ben 

[ 40° ] 








628 Deitte Periode. A. 8881272. 


. 4. 346. Mangel eines vollſtaͤndigen Waffenreches (6. 347.) 


und ihre Beſchraͤnkung in Beziehung auf Gewerbe 

($ 312), während die Buͤrgerſchaften allen Arten 

von Einigungen eingehen mochten, durch welche fie 

die Rechte des Herrn der Stadt nicht gefähr 
deten =). 


4. 37. | ‚$. 347. 


3) Das Recht der Waffenfähigkeie, d.$ 
die Befugniß a. im Meichsheer und zur Landwehr 
($. 304.) zu dienen, b. fein Recht gegen unrecht⸗ 
mäßigen Angriff zu verteidigen und in rechtmaͤßi⸗ 
ger offener Fehde ($. 379.) zu verfolgen; c. Ehre, 
Leib and Erbe im Kampfgerichte gegen Genoſſen 
zu vertreten. Diefes Rechts in feinan ganzen Um 
fang genoß der Edle und vollkommen Freie (6.337). 
Jedem Freigeborenen war es zwar vergoͤnnt, im 
Reichsheere und im reiſigen Gefolge (milites 
gregarii) der Dienſtherren zu dienen ®); aber der 


Note 5 angeführten Stellen von dem Einigungerechte ber Dör- 
fe fa, Darf Daher gewiß nicht algemein, fonben mr mon feb 
chen Gemeinben verfianden werben, bie als Ausnahme don be 
Megel (wie die heivetifchen Landgemeinden) feinen Cxbeogt 
Hatten, eber wenigftens aus lauter freien Eigenthümern beftan: 
ben, über bie ſich jezt noch nicht immer afle Nechte ber Vogeci 
geltend machen ließen. \ 


n) Bergl. Note g. 
9 ©. oben 8. 294. Note b und bb. Die reifigen Anechte ober 





4 \ 


IV. Rechtsſ. C. Privatr Waffenfähigket 629 


Bauer ſollte Peine ritterliche Waffen führen b), 8. 347. 
und nur die Buͤrgerſchaften retteten das Recht 


Kuappen ber Ritterfchaft (milites gregarii, ober, wie fie oben 
&. 394. Anm. Nro. III. heißen, scutarii) waren bei weitem 
nicht alle ritterbfirtig, Dan farm dies ſchon daraus abnehmen, 
daß in Urfunden, in welchen von Snappen bie KRede iſt, ber 
Geburtsftanb derfeiben fo oft ausbrüdtich näher beftimmt wirb. 
2. 8. Dipl. a, 1315 bei Meichelbeck Hist, Frising, 
Tom, 2. P. 2. pag. 151. Es fullm auch bie vorgenannten 
Burgm — einen Ritter, ober einen ehrbaern Ritters 
mäzigen Knecht an feiner Statt einlegen mit zwain 
Pferden, Dipl. a. 1357.: Ich H. von ber Leyen ein wolges 
born Knecht. — 


b) Auegenommen in bes Reiches Dienſt ober in ber Laudfolge. 
@in anderer mochte fie fonft wohl fühen, aufer binnen geſchwo⸗ 
renem Frieden ımd an befriedigten Orten. Sädjf. Landr. 8. 2, 
Art. 71. Binnen geſchworen Fried fol man kein Waffen fühs 
ren, denn aßein zu des Reiches Dienft und auch zu Thornies 
zen, fonder Schwerd. Alle die ander Waffen führen fiber bie 
fol man richten wan fie damit begriffen werden. Schwerd fol 
man aber nicht tragen in Burgen noch in Städten noch Dör« 
fern. Und alle die darinn Herberg oder Wohnung haben, follen 
nicht Schwerd tragen (Wergl. die Statuten der Stadt Böttins 
gen bei Puffendorf Obs. jar. univ. Tom. IIE Adp. Doe, 
pag. 159.). Waffen mag man aber wohl führen, wenn man 
dem Gerufft folgt. IE. F. 27, (wo von gefchworenem Frieden 
die Nede it) $. 5. Si quis rusticus arma vel lanceam por- 
taverit wel gladium, judex in cujus potestate repertus fue- 
sit, vel arma tollat vel vigiati solidos pro ipsis reeipiat 
a rustico. Daß bie Geſetz, weiches auch in Deutſchland galt 
(&. Samml. der R. 9. Th. 1. ©. 9.), nur vom ber Führung 
sitterlicher Waffen gm verftehen ift, flieht man aus ber alten 
Dieberfegumg beflelben, in weicher ſich hierbei der Zuſatz ſindet: 
das fol man verftan reifig Waffen, das dem Kaiſer oder Mits 
terichaft oft zugehört, funder feyenb die Lauf des Landes anders 
dann gu der Zeit ba bie Geſetz gemacht wurben, 


630 Dritte Periode. A. 888— 1272: 


8.97, det Fehde und des Kampfgerichts e), welches 
jenem ſchon ſehr früß abgefprochen wurde d). 


e) Den Beweis, daß die Städte das Recht zu fehden hatten, lies 
fert die Befchichte jerer Stadt. Daß das Kampfrecht auch bin- 
nen Weichbilbrecht galt, fieht man aus ſachſ. Weichb, Art. 35. 
wo von dem Kampfrechte umſtändlich gehandelt wird. Indeſſen 
bie Vürgerfchaften liegen fich feit dem dreizehnten Jahrhundert, 
von der Verpflichtung, vor Kampfgerichten zu erſcheinen, durch 
faiferliche Privilegien befreien. Eine Reihe folcher Privilegien 
hat Datt de pacs publica Cap. 1. $. 34. Das ältefte, wei 
ches ich kenne, findet Mich in eigem Privilegio K. Zritbriche IL 
für Nügnberg von 1218, S. Hist. Norimb. Dipl. in Prodr. 
p: 10. So wurde es allmälig allgemeiner Nechtsfag, daß die 
Bürger von fämpflicher Anſprache frei fepen, daher auch das 
Kaiſerrecht 8. 4, Cap, 1. diefe Kreiheit zu den allgemeinen 
Berechtfamen ber Bürgerfchaften zählt, Judeſſen darf man hie: 
aus nichts zum Nachtheile des Waffenrechts der Bürger folgen, 
denn die Kampfgerichte kamen feit eben dieſer Zeit überhaupt 
allmãlig ab, und ſchon bie Gloſſe zum ſächſ, Landr. ®. 1. 
Art.. 63. betrachtet fie als eine Antiquität, f, unten $. 354. 
Jedoch muß allerdings bemerft werben, daß der Adel bas Waſ—⸗ 
fenrecht der nicht ritterbürtigen Bürger nicht vollſtändig arer⸗ 
fannte, und ihnen gern die Befngniß ritterliche Waffen zu fühl 
gen ganz abgefprodyen hätte. Spuren davon finden fidy im dem, 
in ber vorhergehenden Note angeführten, Geſetz Friedrichs I. 
U. F. 27. Mercator negotiandi causa per provinciam trans- 
iens, gladium suae sellae alliget vel super vehiculm 
suum ponat, non ut quem innocentem lacdat, sed ut a 
praedone se defendat, Aber die Bürger wacten hoͤchſt eifer⸗ 
ſüchtig über ihrem Waffenrecht, und faft in allen Statuten wa 
es ben Bürgern zur Pflicht gemacht, fo gut gewaffnet zu fepn, 
als es nur ihre Bermögensumftänbe erlaubten, So fordern tie 
Note b angeführten Statuten der Stabt Göttingen (im Urt. 43.) 
von ihren Biürgern, daß „we da heft ſeſtig Mark wert Sudet, 
de ſchal hebben pvulle Wapen e.“ 


d) Am deutlichſten ausgeſprochen II. F. 97. 6. 3. Si rusticas 
militem de pace violata pulsans mana sua juraverit, — 
manu wilitari se miles expurgahit, Si miles rualicum 





, 


[ 


IV. R. C. Private. Shöferbatfrcihti: 63 

3: dr 

4) Endlich muß als ein befonberes. hieher ge⸗ 
höriges Recht ausgezeichnet werben, die Stchoͤp⸗ 
penbarfreiheit, d. h. die mit dem Geburtsſtande 
verfnüpfte Fähigkeit, in einem Gerichte Urtel zu 
finden und Zeugniß zu geben *), welche nach ber 
Verſchiedenheit der Gerichte, einen verfchiedenen- 
Geburtsſtand erfordert ). Man muß baher die 
pulsaverit, et manu sua juraverit, — de duobus rustieus 


unum eligat, an divino aut humano. jaditio inrtocentiam 
suam ostendat: aut septem testibus idoneis quos judex 


.i348, 


elegerit se purget. Si’miles 'adversus militem pro pace . 


violata, aut aliqua capitali cansa duellum committere vo- 
luerit, facultas pugnandi non concedatur, nisi probare pos- 
sit, quod antiquitas ipse cam parentibus suis natione le- 
gitimus miles existat, Ich nehme miles hier nicht wie bie 
olte Ueberfegung (N. Samul. ber R. U, 3. 1. ©. 8.) in 
dem gewöhnlichen Sinn für Ritter, fondern verfiche barımter 
jeden Waffenfähigen, fo daß es alſo auch den niche ritters 
burtigen reifigen Knecht bezeichnet. Es wäre fonft fein Grund 
vorhanden, warum ber Kaiſer nachher für den Fall ai miles 
„dversus militem duellum committere voluerit, den Beweis 
ber Nitterbürtigkeit erforderte; denn waren beibe Theile Büitter, 
fo verftand es ſich ja ſchon won felbft, daß fie Nitterblirtige was 
ren, weil Sein anderer Ritter werden fonnte. 


8) Nach der Bloffe zum ſächſ. Landr. 8.2. Art, 12. ift ein 
ſchoͤppenbarfreier Mann, ein jeglicher unbefchoftener Mann von 
feinen vier Ahnen, der in der Stabt (d. 5. in dem Gerichtebe- 


zirt) gefeffen ift, und an allen feinen Btechten umtabelhaftig if, 


Und ein folcher Heißt darum ein fchöppenbarfreier Mann, daß 
man Ihn wohl zu einem Schöppen wählen mag, — Gloffe 
zu 8. 1. Art. 2. Schöppenbarfrei find die fo zu Schöppens 
ſtuhl in ein Graffchaft, d. i. In ein Gericht gehören, 


b) Gloſſe zum fähf. Landr. 8. 3, Art. 39, Schöppenbars 
freiheit iſt ein Amt; und find nun das Yınt einen wohlgebor⸗ 





632 Virfite Periohe Ar: SBB— 1272. 


4.35% Schöppenbarfreiheit nach Landrecht d. h. in den 
ordeutchen Gerichten, in welchen unter Koͤnigsbann 
gerichtet, / wird, welche das fächfifche Landrecht in 
der Regel allein unter der Schöppenbarfreiheit 
verficht $),. von der nach Weichbildrecht d) und 
in den landesherrlichen und gutsherrlihen Veg⸗ 
teien ®), amterfcheiben. 1) Die Schoͤppenbarfreiheit 
nach Landredht fezt überhaupt die volfommene Freiheit 
voraus, welche den Stand der Rittermaͤßigen gab 

Ges564 4-}) ) und wenn fie jemand in ihrem vollen 


nien Mann es ſchadet ihm nichts. Mber hinwieder adelts anch 
keinen ſchuͤden Mann. — Alſo auch, ob Schöppenbarireis 
fhlechte Bauern wären, Vefe Pk Dat Hg niit och Kinn 

andern Maun, 


- 0) Sächf. Landr. ®, 1. Art. 2. Die Schöppenbarfreien ſolle 
ſuchen —* Grafen Ding über 48 Wochen. 


A) Nac dem Kuiferredt 8.4. Art. 1. gab ber Kaiſer ben 
Biegen, dez Preipeies daz fe uffemenbig der Fleckin dp fer tet 

ruiches ſtedin werden gemacht, nymant mag geladin ver 
ba; richs (indie Graffchaft, mo unter Königsbaun gerichtet 
wird) 15 der ſtat do ſe yune ſiczin, aber anberswn nergen dy 
wile fe dez riches Borgen ſint, bau vor erme amptmann 

in bez riches ſtedin und dan er genoß wet dem 
Borgrechte. 


Wo in (hr Mae (Mei) ſtalenbertee iu- 


f) Man fieht dies am deutlichſten aus ber Vergleichung des Sad 
fenfpiegele und Schwabenſpiegels. Wo in jenem von Schoͤp⸗ 
penbarfreien die Rede ift, da ift in biefem von Mittelfreien bis 
Rete, 3.8. das ſächſ. Landr. ſpricht B. 4. Art. 3. dem 
Schöppenbarfreien den fünften Seerſchild zu; eben diefen haben 
nad) dem ſchwäb. Landr. Art. 8. die Mittelfrein. Mach 

fächſß Lanbr. 8. 3. Art. St. kann der Kaifer-aus des Neidt 
Oituſtmannen Schüppenbarfosie machen, wenn ex fe der Dicuſt⸗ 





W. R. C. Private. Schöffmbarfeeibeit: 633 
Umfange beſitzen fol, Freiheit vom Dienftverhält- $. 348. 


niß 5). Die Gerichtsverfaflung verwifchte jedoch 
almälig diefen Begriff der Schöffenbarfreiheit, Da 
fih die Rittermaͤßigen zu einem gefchleffenen 
Stand zu bilden fuchten (&. 573.), wollten fie nach 
dem allen Grundſatz, daß jeder von feines Gleichen 
gerichtet werden muͤſſe, nicht mehr unter der Vog⸗ 
tei (dem Centgericht) ftehen, weil die Schöffen des 


Vogts aus den geſammten unter dem Gericht ger 


feffenen Sreien genommen werden mußten, und fie 
dieſen nicht mehr die noͤthige Ehre zugeftanden, 
um über Ritterbuͤrtige zu urtheilen. (S. oben 
$. 302.)., Es blieb daher Fein anderer Ausweg als 
der, die Ritterbuͤrtigen in den Sachen, in welchen 


barkeit entläßt; nach ſchwäb, Landr. Art. 56. hat der Dienſt⸗ 
mann eines ealefürten, ben biefer frei läßt, Mittelfreier Recht. 


g) Sächſ. Landr. B. 2. art. 12. Schoppenbarfreie Leut mö⸗ 
gen Urtel finden fiber jeglichen Mann. Es mag aber über fie 
fein Mann Urtel finden, das ihnm an ihren Reib odes an ihre 
Ehre gebt, ober an ihr Erbe, noch jhr Urtel ſchelten, ex ſey 
ihnen denn ebenbürtig. — Daß die Ebenburt hier auf dis 
Dimfibarfeit bezogen wird, und daß Dienfllente Schöffen ſeyn 
konnten, wenn die Sache nicht eines Dienfifreien Leib, Ehre 
oder Erbe angieng, firht mar aber ans dm Schmäh. Raypr. 
Art. 81., wo jener Rechtsſatz folgendergeſtalt auégedrückt iſt: 
frey Leut und bes AReichs Dienfimann und ber Fijrſten Dienſtwann, 
die mögent über all frey Leut, Herren unb ander frey⸗ Leut wol 
Gezeugen ſeyn und Urtel über fie finden, Aber die Dienfimann 
die ich hiervor genenmet hab, die mögen dreyer Ding Über freye 
Zeut nicht Gejeugen ſeyn. Daß es am ihren Leib oder an ihre 
Ehre ober an ihr Erbgut gehts De follen ihre Genoſſen ‚um 
fprechen, — Yuch unterſcheidet das ſachſ. Landr. B. 2. 
Art, 3, den freyen fchöppenharen Maun vom Dienfimanı, 


x 


— 


+ 








624 Dritte Petiobe: A. 888-1272. 


8.346. nur nuͤtz lich, in fa fern durch jene: die Sewohn⸗ 
Geis fuͤr eine gute Gewohnheit anerkannt, ober die 
Willkuͤhre für eine die Graͤnzen bes Autonomie⸗ 
rechts nicht uͤberſchreitende Beſtinmumng erklaͤrt 
wurde e). 2) Das Einigungsrecht, d.’ 5. die 
Befugniß, mit anderen freien Leuten zur Erreichung 
eines ſelbſtgewaͤhleen Zwecks in Verbindung zu tre 
ten, fo fern dieſer nicht- ein nach den befchriebenen 
Grängen des Autonomierchts unerlaubter So 
felſchaftvzweck wer. Sierauf beruhte die Reche 
mäßigßeit der Buͤnduiſſe, Inunugen und Eidge⸗ 
woſſenſchaften, welche zwiſchen Fuͤrſten und Herren, 
Mittern, Gemeinheiten, Geſchlechtern und einzelnen 
Perſonen geſchloſſen wurden, und bald auf: bie Er⸗ 
Ring | des kandſritden⸗ und guter — 


nur ut negative Ligenſchaften berfelben „gegrlinbet, und „alle 
sgurte Gewohnheit fe fon wma * Beben ‚ganst 2thenn 
Art. 115 . 


€) Schwäb. Laudr. Urt. % Das heißen Vürgerrecht mo 
.eim jegliche: Stadt ihr Felder Recht ſttzet mit ihres Keig⸗ 
oder mit ihres Fürſten Willen und nach weiſer Zeute Mach 
und als recht ſey und ats hievor (Het: 6.) geredet if. 
Und mag (man) die Gewohnheit mit den Benten. gehaben, 
‘fo ſeynd Fe alfe gut als geſtheiben edit. Welche Meder 
die Kaffer, die Rönige und die Flirſten den ‚Ctlbten gege 
ben haben, und bie fie felber Haben getitacht niit ihrer Guuf 
—die ſehn recht ob'ſie auch geſchrieben nicht ſeyn. — Kält 
man dieſen Urtikel, mit Bet: 6. (Note 8.) zufanien, wo Micha 
dadon erwähnt wird, bap man eine Gewohnheit mit Gunft eines 
Dberen errichten mülfe, fo ſicht man leicht, welche Würkrrig tee 
VDeſtätigumg ˖ hier beigelegt wird 





IV.R. C.Privatr. Autonon Muicunche 625 


Orteanng,. ober auf -Ahmcheung anwertmählger Ge & 346. 
walt uͤberhaupt ©, bald nauf die Befoͤrderung des 
Handels und Gavırbra.rk, ‚bald: auf Genuß md 
‚gemeine Vercheidigung des Eigenchun ) genichest 
maren: .; Die Beſtaͤtigung⸗dieſer Einigungen, war 
nur zu demſelben Zwecker wie die Beſtaͤtigung ame 
tonomiſcher Rechtsnormennuͤtelich, aber doch bei 
gewiſſen Arten derſelben geſetzbch für. nothwendig 
erklaͤrt Am mꝛegedehncrſten genoß bade Robe⸗ 


Ay Wie haben Freilich aus biefern glktu nicht fo viele ai 
richten Yon — Landfricden, -inelähe: Yard "Girfigung 
* urben, als. —— folgend —— Mae 

wurben, als aug dem. fo en,. e Naure 
(4. S. Datt de'pace publica Cap. d. ref t. —* — 
ſolcher —ãS——— een; allein 
deſſen eigener Landfriede von 1987. (f. obin 6. 309, Note a) 
weiſt auf bie längft beftehenbe, Bewopupeit, ſich zur Ausführurig 
ber diluch die Reichogewalt errichteten Landfrieden zu rigen 
‚gab, Bebingungen biefre) Einigung: Sußanfengis, fine; Wk) Firib 
der theinifche Städtebund ımb bie a (f oben 8.%7 ) 
die, Alteften Eidgenoſſenſchaften zwiſchen „den Geweinden Uri, 
Schwiz umb Uuterwalden (f. 3) ». Mällerk Feſchichte ber 
ſchwein Eigen. Th. 1. S. 604.) und bie ‚Eirggroipl k zwis 
ſchen ben beiden erfieren Gemeinden unb Züri vom {ji 1 (bei 
dos. Simler de republ. Helvet.. I 12 8 ber ie nicht⸗ 
anderes als ſolche Einigungen. 


e) Wie die Zufte. ©, oben &. 312, _ 
f) Wie vie Gauerbfhaftem ©: unten $i 374; 


g) Küiferrecht 8.4. Cap, 9. Wo zwä Burge ober zwa tete’ 
ober zwa Dorf ſich main: Eindiütig ie Sache und It Not mit 
einander zu tragen, imb toͤnd das mit bis Raifers Bapı- 
Beit, das iſt also viel geſprochen als ain Glübte mit ganzer 
Treue. Gap. 11. Dir Kaiſer Hat erfoubet — day alle Worge 
und Stete und alle Dorff mogiu machen fredebare Ding, 


x. IL [40] 





626 Mitte: Perieben n. 888 21272 


36. der Hertenſtaud/ du er, ſo fen er it im 
Sehens». oder Dustin ſtaud, blos Ver⸗ 
pflichtungen gegen dan Kaifer und das Reich hatte, 
und ſelbſt durch jenes Berpälsniß weniger als-andere 
Stände gebunden wasdeih);: Der Landfafle harte 
vagegen außer den Gerechtſamen des Kaiſers, auch 
nes Laundesherrn von dieſem erworbene oder ſonſt 
wohlhergebrachte Rechte ya refpecfiren. - Die Art 
und Wäſe, von dent Autonomievechte Gebrauch zu 
machen, und der Umfang deſſelben in Ruͤckſicht der 
Gegenftände, war nach dih. verſchiedenen Claſſen 
der Landſaſſen verſchieden. Die Ritterfſchaft 
übte eg durch ihre Mitwuͤrkung, theils zur Dil 
dung von Landesgewohnheiten vermoͤge ihrer Schöp- 
penbarfreigelt (6. 348.), theils zur Entfichung der 
Dienſtrechte 6 259), der Buͤrgerſtand burch Ab⸗ 
faffung vom Statuten und- Einfuͤhrung von Local⸗ 


aber fe ty der Kaifer off finde werde vor in bracht Berg. 
"ten 8. 247. Mote f, iho den Gtäbten bas Blintnifredht, fo 
“+ Afem WE eh-sine domtıti 'ehl“ansenen fiber," abgefprodhen wirt. 
Won ſolchen @inigungen, welche ohne ber HSerren Wefkätigung 
geſchloffen worden, nicht‘ über allgemein, iſt daher ohnſtreiug 
Friedrichs I. Landfriede (N: Sanmlung der R. A. IE. 1. 
&. 11.) 8. 8. au berfiehen; Conventicula quoque amnesgee 
conjurationes in eivitatibus et extra ,‚ etiam occasione pa 
rentelae,' et inter civitatemk et eivitatem, et inter perso- 
‚ Dam et personam sive Anter civitatem et personam, modis 
J omnibns fieri prohlbemus, et in praeteritum factas casss- 
mus. Hingegen bei Einigungen unter Zürften und Herten vers 
„langt das fähf. Landr. B. 2. Art. 1. nur, daß fie „oem 
Keiſer und das Reich daraus ſchelden 4 ſollen. 


n Begl 9. 3. Nro, IL 


u’ 





IV.R..C.Dieivatt.Austonum. Einigumgdr. 627 


gewohnheiten (5 DER. 259.); auf eben dieſe Weiſe 4. 346 
mochte ſich deſſen der Bogteipflichtige und Hinter. 
faffe gebrauchen 5); da aber die Mitterfchaft nicht 
immer Eigenthum, ober doch nur ein beferänftes, an 
ihren nicht Ichenbaren Guͤtern harte ($. 363, 364.) 
und eben: diefer Fall bei einem großen Theile der 
Hinterfaffen eintrat, fo waren dieſe Claſſen frei 
ih in Ruͤckſicht der Segenflände, über welche 
fie Rechtsnormen -aufftellen konnten, viel einge 
fchränfter als der Bürgerftand, dem nichts..i 
Wege fand, faft über alle Gegenftände des Pri- 
vatrechts willkuͤhrlich neue Rechtsnormen feſtzu⸗ 
ſetzen &). . Eben fo beſchraͤukten in Beziehung auf 
das Einigungerecht, den Ritterſtand die Lehens⸗ 
und Dienſtpflicht 1), und die Hinterſaſſen ihre Un⸗ 
terwuͤrſigkeit unter bie Vogtei ($. 343.) m), ber 


H Sächſ. Lande. B. 2. Her. 65. (oben 8. 303. Rote g) und 
B. 3. Art. 79. Wo Bauten ein neues Dorf ſo unangebauet 
beſezen, denen mag bes Dorfs Herz wohl Erbzinsrecht an dem 
Gute geben. — Kein Recht aber mag er ihnen gehn, oder 
fie ſelbſt erwählen, damit fie des Richters vom Rande fein 
echt mit fchmälern oder fein Gewette vermindern ode vermeh⸗ 
zen mögen. 


k) Weil bei den Berbältniffen, im denen ber Biltger zum Hertn 
ber Stabt ftand ($. 310.), bas in der Stabt geltende Privat⸗ 
recht nicht leicht deſſen Rechte gefährdete. 


1) Bergl. $. 344. 345, 


m) Die Bogtei beftand fa ihrem Weſen nach in der Verttetung 
des Hinterſaſſen; daher fellte dieſer nicht ſowohl von eigener 
Macht, als von feinem Gutsherrn, den Schu& etwarten, ben. 
man fonft in Einigungen ſuchtt. Was tas Kaiferrecht in ben 

[ 40° ] 


628 Dritte Periode. A. 8881272 

4. 246. Mangel eines vollſtaͤndigen Waffenreches (C. 347.) 
und ihre Beſchraͤnkung in Beichung auf Gewerbe 
($. 312.), während die Buͤrgerſchaften allen Arten 
von Einigungen eingehen mochten, durch welche fie 


die Mechte des Herrn der Stadt nicht gefaͤhr⸗ 


deten a). 


437. $. 347. 


3) Das Recht der Waffenfähigfeit, 9J 
die Befugniß a. im Reichsheer und zur Landweht 





($. 304.) zu dienen; b. fein Necht gegen unrecht. 
mäßigen Angriff zu vereheidigen und in rechrmäßi: 


ger offener Fehde ($. 379.) zu verfolgen, c. Ehre, 
Leib und Erbe im Kampfäerichte gegen Genoſſen 
zu vertreten. Diefes Rechts in feinen gangen Un 
fang genoß der Edle und vollkommen Freie (F. 337.) 
Jedem Freigeborenen war es zwar vergoͤnut, im 
Reichsheere und im reifigen Gefolge (milites 
gregarii) der Dienſtherren gu dienen ); aber der 


Note 5 angefüheten Stellen von be Einigungsrechte der Dis 
fer fagt, darf daher gewiß nicht allgemein, fonbern nızz won fel; 
dien Gemeinden verftanben werben, bie als Autnahme ven de 
Megel (mie die helvetiſchen Zandgemeinden) feinem Grbeogt 
hatten, eber wenigftens aus lauter freien Eigenthümern beſte⸗⸗ 
ben, über bie u ou Mc jur mod) mlä Immer os Dr der og 
geitenb machen ließen. N 


0) Bergl. Note g. 
9 ©. oben $. 294. Mote b und bb. Die reifigen Knechte ober 


‘ 


[2 / \ 


IV.Rechtöf. C. BPriatr Waffenfühigkeit: 629 


Bauer ſollte Peine ritterliche Waffen führen b), 6. 347. 
und nur die Bürgerfchaften retteten das Recht 


Kuappen ber Ritterſchaft (milites gregarii, ober, wie fie oben 
&. 394, Anm. Nro. III. heißen, scutarii) waren bei weiten 
nicht alle ritterbuͤrtig. Man kann dies ſchon daraus abnehmen, 
daß in Nrfunden, in welchen von Knappen bie Rede iſt, ber 
Geburtsſtand derfelben fo oft ausbrüdtich näher beftimmt wirb. 
3. 8. Dipl. a, 1315 bei Meichelbeck Hist, Frising, 
Tom, 2. P. 2. pag. 151. Es ſullen auch bie vorgenannten 
Burgen — einen Ritter, ober einen ehrbaern Ritters 
mäzigen Knecht an feiner Statt einlegen mit zwain 
Pferden. Dipl. a, 1357.: Ich H. von der Leyen ein wolge⸗ 
boren Knecht. — 


b) Yusgenommen in bes Reiches Dienſt ober in ber Landfolge. 
Ein anderer mochte fie fonft wohl führen, aufer binnen geſchwo⸗ 
renem Frieden ımb an befriebigten Orten. Sächf. Landr. 8. 2, 
Art. 71. Binnen geſchworen Fried fol man fein Waffen füh⸗ 
ren, denn allein zu des Meidyes Dienft und auch zu Thornies 
ren, ſonder Schwerb. Mile die ander Waffen führen über bie 
fol man richten wan fie bamit begriffen werben. Schwerd fol 
man aber nicht tragen in Burgen noch in Städten noch Dör⸗ 
fen. Und alle die darin Herberg ober Wohnung haben, ſollen 
nicht Schwerd tragen (Bergl. die Etatuten der Stadt Goͤttin⸗ 
gen bei Puffendorf Obs. jur. univ. Tom. IIE Adp. Dose, 
pag. 159.). Waffen mag man aber wohl führen,, winn man 
dem Gerufft folgt. II. FE. 27, (wo von gefchworenem Frieden 
die Mede ift) $. 5. Si quis rusticus arına vel lanceam por- 
taverit wel gladium, judex in cujus potestate repertus fne- 
sit, vel arma tollat vel viginti solidos pro ipsis reeipiat 
a rustico. Daß dies Geſetz, welches auch in Deutfchland galt 
(&. Samml. der 8. 9. Th. 1. ©. 9.), nur von der Führung 
ritterlicher Waffen zu verſtehen iſt, fieht man aus ber alten 
Ueberſetzung beffelben, in welcher ſich hierbei der Zuſatz findet: 
das foll man verflan reifig Waffen, das dem Kaiſer oder Rit⸗ 
gerichaft oft zugehoͤrt, ſunder ſeyend die Lauf des Landes anders 
dann zu der Zeit ba bie Gefeh gemacht wurden, 


630 Dritte Periode. A. 888- 127%; 


8.47, bee Behde und des Kampfgerichts e), weldes 
jenem ſchon ſehr früh abgeſprochen wurde A). 


c) Den Beweis, daß die Staͤdte das Necht zu fehden hatten, lies 
fert die Geſchichte jeher Stabt. Daß das Kaupfrecht auch kin- 
nen Weichbilbrecht galt, ſieht man aus ſächſ. Weichb, Art. 35. 
wo von dem Kumpfrechte umftänblicy gehandelt wird. Indeſſen 
bie Vürgerfchaften lichen ſich feit dem breizehnten Jahrhumdert, 
von ber Verpflichtung, vor Kampfgerichten zu erſcheinen, durch 
falferliche Privilegien befreim. ine Reihe folcher Privilegien 
bat Datt de pace publica Cap, 1. $. 34. Das ältcfte, wel: 
ches ich kenne, findet Mich in einem Privilegio K. Zritbriche IL 
für Nürnberg von 1219. S. Hist. Nerimb. Dipl. in Prodr. 
p. 10. So wurde es allınälig allgemeiner Rechtsſatz, daß die 
Bürger von fämpflicher Anſprache frei ſeyen, daber auch das 
Kaiſerrecht 8. 4, Cap, 1. diefe Freiheit zu den allgemeinen 
Gerechtſamen der Bürgerſchaften zählt, Indeſſen darf man hier 
aus nichts zum Nachtheile des Waffenrechts der Bürger folgen, 
denn die Kampfgerichte kamen feit eben diefer Zeit überhaupt 
afimälig ab, und fchon bie Gloffe zum ſächſ, Landr. B. 1, 
Art, 63. betrachtet fie als eine Antiquität, ſ. unten $. 384. 
Jedoch muß aflerdings bemerft werben, daß der Abel das Waſ⸗ 
fenrecht der nicht ritterbürtigen Bürger nicht vollſtändig amer: 
kannte, und ihnen gem die BVefugniß ritterliche Waffen zu fh 
gen ganz abgefprochen Hätte. Spuren davon finden fi) in bem, 
in ber vorhergehenden Note angeführten, Geſetz Fricdriche J. 
U, F. 27. Mercator negotiandi causa per provinciam trans- 
iens, gladium suze sellae alliget vel super vehicalum 
suum ponat, non ut quem inuocentem lardat, sed ut a 
praedone se defendat. Uber die Bürger wacten hoͤchſt eifer⸗ 
ſüchtig Über ihrem Waffenrecht, und faſt in allen Statuten werd 
es den Bürgern zuͤr Pflicht gemacht, fo gut gemalinet zu fern, 
als es nur ihre Vermögensumftände erlaubten, &o fordern bie 
Note b angeführten Statuten der Stabt Göttingen (im Art. 45.) 
von ihren Bürgern, daß „we da heft ſeſtig Mark wert Guten, 
de ſchal hebben vulle Wapene“ 


d) Am deutlichſten ausgeſprochen II. F. N. 6. 3. Si rustices 
militem de pace violata pulsans manu sua juraverit, — 


manu militari se miles expurgahit, Si miles rasticem 








[4 


, 


IV.R. C. Private. Schoͤffeicharfreihetck 63 

SFS.- 348ß83. 98.348 

4) Endlich muß als ein befonberes. hieher ge⸗ | 
höriges Recht ausgestichnet werden, die: Stchoͤp⸗ 
penbarfreiheit, d. h. die mit dem Geburtsſtande 
verknuͤpfte Faͤhigkeit, in einem Gerichte Urtel zu 
finden und Zeugniß zu geben a), welche nach der 
Verſchiedenheit der Gerichte, einen verſchiedenen 
Geburtsſtand erfordert ). Man muß’ daher die 


pulsaverit, et mann sua juraverit, — de duobus rusticus 
unum eligat, an divino aut humano. jadieio innocentiam 
suam ostendat: aut septem testibus idoneis quos judex 
elegerit se purget. Si miles adversus militem pro pace . 
violata, aut aliqua capitali causa duellum committere vo- 
luerit, facultas pugnandi non concedatur, nisi probare pos- 
sit, quod antiquitus ipse cum parentibus suis natione le- 
gitimus miles existat, Ich nehme miles hier nicht wie bie 
alte Ucberfegung (N. Samml. ber R. U, 3b. 1. ©. 8.) in 
dem gewöhnlichen Sinn für Ritter, fondern verſtehe darunter 
jeden Waffenfähigen, fo daß es alſo auch dem nicht ritters 
bfrtigen reiſigen Knecht bezeichnet. Es wäre fonft fein Grund 
verbanden, warum der Kaifer nachher fiir den Fall si miles 
adversus militem duellum committere voluerit, ben Beweis 
ber Nitterbürtigfeit erforderte; denn waren beide Theile Bitter, 
fo verftand es ſich ja ſchon von felbft, daß fie Nitterblirtige was 
sen, weil Sein anderer Nitter. werben konnte. 


a) Nach der Btoffe zum ſächſ. Lande. 8.2. Art. 12. ift ein 
ſchoͤppenbarfreier Mann, ein jeglicher unbefchoftener Moun ven 
feinen vier Amen, der In ber Stadt (d. h. in dem GBerichtebe- 
zirt) gefeffen ift, umd an allem feinen Rechten umtabelhaftig iſt. 
Und ein folcher heißt darum ein fchöppenbarfreier Mann, daß 
man ihn wohl zu einem Scöppen wählen mag, — Gloffe 
zu 8. 1. Urt. 2. Schöppenbarfrei find die fo zu Schöppen« 
ſtuhl in ein Grafſchaft, d. i. In ein Gericht gehören, 


b) Btoffe zum fächl. Landr. 8. 3, Art. 39, Schöppenbar⸗ 
freiheit ift ein Amt; und find num das LAmt einem wohlgebor⸗ 








632 Dritte Petiohe. A. SBR— 1272, 


. 9.34% Schöppenbarfreiheit nach Landrecht d. h. in den 
ordenthehen Gerichten, in weichen: unter Koͤnigsbann 
gerichtet; wird, welche das ſaͤchſiſche Landreche in 
der Regel allein unter dee Schöppenbarfreiheit 
verſteht e), im. der nach) Weichbildrecht d) und 
in den: landesherrlichen und gutsherrliden Veg⸗ 
teien ®), unserfcheiden. 1) Die Schoͤppenbarfreiheit 
nach Lanbeeiht ſezt überhaupt die volfommene Freiheit 
voraus, welche den Stand der Rittermaͤßigen gab 

G. 564 u.) ia und wenn fir jemand in ihrem vollen 


J nen Dam es ſchadet ihm nichts. Aber hinwieder adelts auch 
keinen ſchnoͤden Mann. — Alſo auch, ob Schöppenbarfreis 
fhlerhte Mauren wären, dieſt adek das gt wicht; maß Bine 

andern Mann, 


c) Sächf. Landr. ©, 1. At. 2. Die Sdäppabarferin ſollen 
ſuchen beb Grafen Ding über 18 Wochen. 


) Mach bem Auniſerrecht B. 4. Art. 1. gab ber Kiſer den 
Blͤrgern, dez Freiheit dag fe uſſewendig der Fleckin dy tza bet 
riches ſtedin werbin gemacht, nymant mag geladin ver 
daz richs Cin-bie Graffchaft, wo unter Konigsbaun gerichtet 
wird) uz ber flat bo ſe pune. ſiczin, aber anderewa nergen ty 

- wie fe bez riches Borges fint, dam vor ermtet ampimann 
in de; riches ftebin und bon ger genoß met tem 
Borgrechte. 


MB ein feed Vauer (ot 5) ſhotenberti if 


h) Man ficht bis am deutfichften aus ber Bergleichung bes Sach⸗ 
fenfpiegele und Schwabenſpiegels. Wo in jenem von Schr 
penbarfreien die Rede ift, da ift in Diefem von Mittelfreien dis 
Rede. 8. 8. das ſächſ. Landr. ſpricht B. 1. Art. 3. ben 
Schäppenbarfreien den fünften Seerſchild zu eben dieſen haben 
nad dem ſchwäb. Landr. Art. 8. die Mittelfrrien. Mach 

- füchf Lanbr. 8.3. Art. Si. kann der Kaifer-aus des Meichs 
ODienſtmannen Schaprenbarfreie made, wenn er fie der Dienſt⸗ 








IV. R. C. Privatt. Schöffenbarfreibeit: 633 


Umfange befißen fol, Freiheit vom Dienftverkält- 8. 348. 


niß 8). Die Gerichtsverfaffung verwifchte jedoch 
allmälig diefen Begriff der Schöffenbarfreiheit, Da 
fich die Rittermäßigen zu einem gefchleffenen 
Stand zu bilden fuchten (©. 573.), wollten fie nach 
dem: allen Grundſatz, daß jeder von feines Gleichen 
gerichtet werben muͤſſe, nicht mehr unter der Vog⸗ 
tei (dem Centgericht) fiehen, weil die Schöffen des 


Vogts aus den geſammten unter dem Gericht gar 


ſeſſenen Freien genommen werden mußten, und fie 
diefen nicht mehr die noͤthige Ehre zugeflanden, 
um über Mitterbürtige zu urtheilen. (S. oben 
$. 302.).. Es blich daher Fein anderer Ausweg als 
der, die Ritterbuͤrtigen in den Sachen, in welchen 


barfelt entlãßt; nach ſchwäb, Landr. Art. 56. hat ber Dienſt⸗ 
mann eines Ralenfürfien, ben dieſer frei läßt, Mittelfreier Recht. 


8) Sächſ. Land B. 2. Art. 13, Schöppenbarfreie Leut mös 


* gen Urtel finden fiber jeglichen Dann. Es mag aber fiber fie 
fein Mann Urtel finden, das ihnm an ihren Leib oben an ihre 
Edhre geht, oder am ihr Erbe, noch jhr Urtel fchelten, er ſey 
ihnen benn ebenbürtig. — Daß bie Ebenburt hier auf die 
Dimfibarfeit bezogen wird, und daß Dienfilente Schöffen ſeyn 
fonnten, wenn die Sache nicht eines Dienfifreien Leib, Chre 
ober Erbe angieng, ſicht man aber ans dim Schwäh. kanhır. 
Art. 81., wo jener Rechtsſatz folgentergeflalt auegedrückt if: 
frep Leut und des Reiche Dienftmann und ber Fürſten Dienfhpann, 
die mögent Über all frey Leut, Herren und ander freya Leut wol 
Gezeugen ſeyn und Urtel über fie finden, Aber die Dienſtmann 
die ich hiervor genennet hab, die mögen dreyer Ding über freye 
Zeut nicht Gezeugen ſeyn. Daß es am ihren Leib oder an ihre 
Ehre ober an ihr Erbgut gehtz De ſollen ihre Genoſſen ‚um 
ſprechen. — duch unterfcheider das fächl, Landr. B. 2. 
Art, 3, den freyen ſchoͤppenharen Mann vom Dienfmann, 


N 


+ 


634 Dritte Periode. A. 888 — 1272. 


8. 348. fie fonft auch unter dem Vogt geftanden hatten, 


ausfchlieglich dem Landgericht oder einem na ge 
bildeten Hofgericht zu unterwerfen, und gu diefem 
fortan nur Mitterbürtige und ihnen gleich geachtete 
(. 8. 3. 9. 447.) als Schöffen zu nehmen. Sn 
den meiften Ländern gieng man noch weiter, und 
übergab auch den Vogteien die gefammte Gericht 
barkeit über die nicht vitterbürtigen Einfaffen 
der Vogtei (Amtsfaflen), fo weit fie niche ſchon 
befonderen eremten Jurisdictionen ($. 303.) unter: 
mworfen waren b). 2) Die Schöppenbarfreigeit nad 
Weichbild recht fezt voraus, daß man Burge 
(Note d) und von vier Ahnen frei und an fenm 
Rechten unbefcholten fi), Die vollkommen 
Sreiheit diefer Urt genügte eben daher auch zu 
der Schöppenbarfreiheit in allen Gerichten, wo unte 
Königsbann gerichtet wurde Erſt die allmäli« 
Bildung des gefchloffenen Standes der Ritterbir 
tigen veranlaßte, daß die Anerfennung jener Schör 


penbarfeit auf die befchränfe wurde, die fih m 


Beſitz der Ebenbürtigkeie mit den Ritterbuͤrtiga 


b).&6 mar dies eigentlich eine natlirliche Folge der ansichliehliche 
Schöupenbarfreibeit, welche bie altritterblirtigen aMaätig in der 
Landgerichten erhielten, Denn wenn die bloß Freien hier nicht meh 
Schöffen ſeyn konnten, fo mochte man ihnen auch nicht me 
zumuthen darunter zu ſtehen, zumal fie das Urtel des Anl: 
gerichts, nach Note g. nicht ſchelten fonnten. 


J) Weich, Wet, 3. 10. 16, 33., wo im Zerte und in den 
Btoffen biefelbe Erflärung von der Schöppenharfreiheit gegeber 
wird, wie nach Mote a Im Landrecht. 





IV. Rechtsſ. C. Private. Rechtloſegkeit. 635 


behaupteten 1). 3) In den Vogteien Hingegen 4. 348. 
war jeder freie unbefcholtene Mann fehöppen- 

bar &), fo fern_fih nur das allgemeine Requiſit 

jeder Schöppenbarfreiheie bei ihm fand, d. h. wenn 

er unter dem: Gerichte Grumdſtuͤcke zu cigen 
hatte!) Sie fehlte alfo dem Hinterfaflen, ber 
Dauer in ſtrengem Sinn war ($. 243.), ganz. 


$ 349. ‚8. 39. 
Die mit der Freiheit weſentlich verbundenen 
Rechte einer Perſon, und andere ihr vermoͤge der⸗ 
ſelben zuſtehende Befugniſſe 2), werden vermin- 
dert, wenn ſie durch die Geſetze aus beſt imm⸗ 
ten Gruͤnden fuͤr rechtlos d. h. gewiſſer 
dieſer Rechte b) verluſtig erklaͤrt wird. Die 


il) Lad, Bav. imp. Dipl, a, 1329 bei Lünig NR. A. Tom. 
13. peg. 92. volumus ut praefati cives Augustenses, qui 
discreti- probentur et idonei, tanquam alii fideles et mi- 
nisteriales imperii in quovis consisterio jurisdictionis tem- 
poralis valeant sententias sive jus dicere cum aliig nobi- 
libus et vasallis, contradictione quorumlihet non obstante. 


k) Sächſ. Lanbr. 8. 2, Art. 12. Außerhalb Königebann mag 
ein jeglicher Dann Über den Anderen wohl Urtbeil finden und 
Urtheit fchelten, der vollkommen ift an feinem Brechte, 


)) Sächſ. Lande, B. 3. Urt. SI. 


a) Denn bie Freiheit bezeichnet außerbem, daß fie gewiſſe weient: 
lich mit ihr verbundene Brechte giebt, zugleich ben Zuftand ber 
allgemeinen Mechtefähigfeit. 


b) Der Ausbrud rechtlos, ſcheint zwar auf den gänzlichen 
Berluſt einer gewiſſen Eloffe yon Rechten hinſudenten, aber 


⸗ ® 


636 Dritte Periode. A. 888-1272. 


Geburt, 2) gewiſſe Arts einer veraͤchtlichen Lu 
bensart; 3) gewiſſe Verbrechen und Strafen, pı 


8. 345; Gruͤnde der Rechtloſigkeit find: 1) die uuchelihe | 


welchen namentlich die. Reichsacht und daher auch 


‚der Kirchenbann (nach $. 323. Mote c) gehörte) 
De Wirkungen der Rechtloſigkeit find der Mar 
gel: 1) der Fähigfeit, wie Biederleuten d) zu jur 
on e), Richter, Schöffe oder Vorſprecher zu ſeyn N) 
Vormuͤnder zu Klage und zu Kampf zu haben e), 
und unbefcholteng Leute mit Kampf zu bereden }), 
und in fo fern fie durch Verbrechen entficht, fh 
tn einem gleichen Falle durch Eid zu reinigen bb); 


daß dem Nechtlofen doch auch noch gemiffe weſentliche Frelheits⸗ 
rechte blieben, ergiebt Note h. verglichen mit Note Ih, 


cy Sächſ. Landr. B. 1. Art. 38. Kämpfer mb Kine, 
umd alle die unehelich geboren find, ingleichem SpiellÄÄlle, und tie 
Raaub ober Diebſtahl erſetzen ober wiedergeben unh tes der Ge 
‚ xichte überführt werten, oder auch ihren Leib, Haut ober Ho 
fen, die Bnd alle rechtloa. Die auch Jahr umd Tag in ie 
‚Reiches Wcht find, theilet man rechtlos und bertheit Im 
Eigen und Lehen. 


A) Die welche ihr Wehe nicht verloren haben, „, vollfonnmen cs 
ihrem Rechte” find, beißen auch biderve oder gute Leute, S. di 
Stoffe zu fächf, Lande, 8, 1. Art, 38 nnd Richtſteig 
des Lantır Artı 52, (bei Senkenberg &, 197.). 


e) ©. bie im ber vorhergehenden Note angeführten Stellen wi 
bie Bloffe zu B. 3. Art. 82. 

D Sädhf. Landr. 8. 1. At. 61. 8. 3. Art, 70, 

8) Sächſ. Lande. ©. 1. Art. 48, | 

bh) Sädf. Landr. 8. 1. Urt. 48. 

bh) Sächf, Raubr. 8.1. Artı 39, Die ihr Recht ui Ban 








IV. Rechtsſ. C. Private. Rerhilofigfeit. 637 

2) eis eigerttlichen Wehrgeldes und - Buße 3); 4. 340. 
3) der Lehensfaͤhigkeit k. "Sofern die Rechtloſig-· 
keit auf die Standesrechte bezogen wird, heißt . 

fie Ehrloſigkeit, entſteht dann aber blos durch 
Verbrechen !), und wuͤrkt den Verluſt der 
geſammten Standesvechte m). Hingegen kann 

man Ehrloſigkeit und Rechtloſigkeit nicht fuͤr ganz 
gleichbedentend nehmen m) Ehre bezeichnet nehm⸗ 


berei oder Dieberei verloren haben, moͤgen, wenn man fie ander⸗ 
weitig Raubes oder Diebſtahls beſchuldigt, mit ihrem Cide deſſen 
ei unfchulbig werden, fondern fie haben breierlei zu wählen: 

das glühende Eifen zu tragen, oder bis an den Ellenbogen in 
einen wallenden Keflel zu greifen, ober mit Kämpfen fich zu 
wehren. j 


I) Sächſ. Landr. ©. 3. Un. 45. Schwäb. Kante 
Art. 402. 


%) Sädf. Lehent. Her. 1. 


h Sächf. Landre 8. 1. Art. 40. Wer treulos berebet wird, 
oder beerflächtig aus des Reiches Dienfte, dem vertheilet mar 
feine Ehre und fein Lehenrecht. — Auch find nach ſchwäb. 
Randr. ®. 2. Art. 13. die welche wegen Dieberei oder Raub 
beftraft werden vder fich Läfen, ehrentos und rechtloe. Criblich 
zählt das fchwäh. Landr. Art. 81., unter bie Sachen, weiche 
an bie Ehre geben, „ob han einem un feinen Eid fpricht, oder 
an fein Ewerk, oder daß man fpricht er ſei nicht glaubig, ober 
daß man ih fcheidet von der Chriſtenheit.“ 


m) Deun nah dem Kaiferrecht B. 3. Urt. 7. macht Ehr⸗ 
lofigfeit fowohl den Chrlofen ſelbſt als deſſen Defcenbenz ber 
Borrechte der Nitterblirtigfeit verluſtig. 


5) Nur don denen, welche durch Dieberei und Raub ihr Recht 
verlieren, brauchen bie Wechtsblicher ben Ausdruck ehrlos und 
schtles. Anch umterſcheidet ber Michtfteig des Landr. 
Urt. 28. (bei Senftenberg ©. 164.) fünf Arten vom peinlichen 


638 Dritte Periode. A. 888, — 1272. 


4 26. lich, die au ſich mit ehem beſonderen Stande 
verknuͤpfte äußere Wuͤrde einer Perſon, und bie 
davon abhaͤugigen Rechte o). Verloren werden 
kann fie daher auch nur durch richterliches Erkennt⸗ 
niß und zur Strafe, wohl aber Fan fie auch ohne 
diefe fchen vermindert werben, durch kund ge 
wordene verächtliche Handlungen einer Perfon (bi 
fen Leumund), in fo fern jene Wurde bei Auderen 
Achtung verfchafft, und diefe durch Handlungen, 
die mit jener Wurde unvereinbar find, geſchmaͤlert 
wird P). 


9. 350. . 6. 350. 
Eine beſondere Stelle unter den Verhaͤltniſſen 
des Perfonenrechts, welche ſich auf den öffentlichen 
Zuftand beziehen, verdient noch das Judenrecht. 


* Klagen und Strafen. Die erfie nehme dem Beklagten ben 
Leib, die andere fein „Gefunde,“ bie britte fein echt, tie 
vierte feine EHre, die fünfte den gemeinen Frieden. 


0) Dies liegt ſchon in ber Beſtimmung, daß bei Sachen, weiche 

an die Ehre gehen, bie ſtrengſte Stanbesgleichbeit nothwendig 

iſt, um darin richten zu können ($. 348. Note g.). Wach bes 

zeichnet das Kalferrecht mit bem Ausdruck Ehre ausfchlichtch 

"de Standes vor rechte. So wird B. 3. Art. 5. unter der 

Rubrike, von großen Ehren ber Rittern“ von der Erblichkrit 

des niederen Adels gehandelt, und B. 4. Urt. 1. „von dem 

echte und mas fie Chre ‚Haben follen die Würgere” von des 

Borrechten des Bilrgerſtandes. Eben fo gebraucht den Nas 
druc das ſchwäb. Landr. Art. 258. 8. IV. 


p) Ein Weib kann mit umkeuſchem Lehen wohl ihre weibliche 
Ehre kränken, aber ihe Recht und Ihr Erbe verliert fie damit 
nicht. Säch ſ. Laudr. B. 1. Urt. 6. 


IV. Fechtef C. Privatr. Iubdenrecht. 630 


Die Juden find überall ‚nicht orbentliche Mitghie: 4. 300. 
der des Gemeinweſens, fondern bloße Schutzver⸗ 
wandte, bie, ohngeachtet fie infideles find, den 
gemeinen Frieden gleich den Chriſten genießen, 
weil fie. als Paiferlihe Kammerknechte (6 297. 
Nro. 4.) den Königsfrieden Haben =), aber 
fonft in ihren Rechten den Cheiften keineswegs 
gleich fichen. Sie werden zwar im Ganzen nad) 
dem gemeinen (Paiferlichen) Meche.benrtheile b), aber ı 
fie dürfen auf die eigentlichen Freiheitsrechte Feinen 
Anfpruch machen e). Außerdem haben fie befon- 
dere Mechte, welche theils auf Faiferlichen d), 


a) Sächſ. Lande. 8. 3. Art. 7. Schläger auch ber Eheifiens 
mann einen Tuben oder thut ee Ungericht au ihm, man ‚richtet 
Über ihn deegleichen; fintemal er an ihm des Königs Frieden 
gebrochen hat. Berg. ſchw äb. Laubr. Urt, 346. 8.6. Doch 
kommt ber Jude unter ben Perſonen, die ein Wehrgeld haben, 
nicht vor, und fteht alſo auch in dieſer Hinficht den Selen 
nicht ganz gleich. 


by) S. die Gloſſe gım fächf. Landr. 8. 3. Urt. 7. 


e) Dahin gehört, daß nach der Gloſſe zit dem angeführten Art. 
und 8. 3. Urt. 3. der Nude gegen ben Ehriften nicht auf die 
gewoͤhnliche Weife durch Zeugen einen Beweis führen kann, 
und daß er nicht in den Fällen eine Befchulbigung burch feinen 
Eid widerlegen kann, in welchen es .den Ebriften erlaubt iſt. 
Vergl. ſchwab. Landr. Art. 349. Hiernach verfland es ſich 
dam auch von ſelbſt, daß fein Jude ein wahres Bürgerrecht 
gewinnen fonnte, fordern nur ale Belfaffe in den Städten 

. keben durfte, daß er alfo auch fein zünftiges Gemerbe treiben 
durfte, und Grundſtücke meift nur unter gewiffen Cinfchräntuns 
gen zu erwerben fähig war. 


d) Won weichen Übrigens der größte Theil in den Rechtsnachthei— 





640 Dritte Periobe. A. 888 — 127% 

4. 30. teile auf landeshertlichen, vermoͤge des Ju⸗ 
denſchutzrechtes ertheilen, Privilegien e) beruhen 
‚Mater dieſen verdient beſonders ausgezeichnet zu 

vwerden: 1) das Recht, das. oͤffentlich gekaufte 
‚öder ihnen verpfaͤndete Gut, fo fern es nicht in 
Kirchehgeräthen befteht,. nur ‚gegen Erfag des Kauf: 

j Philings an. des wahren Eigenthuͤmer herausgeben 

zu duͤrfen, daher fie auch Feinem Chriſten das mas 
* im votufen gmifen 1 3) Das Dei 
Bu- 


ten beſtand, Be man in am römifen Se in Bft de 
uden georbnet fand, und auf fie Anzumenden um fo weniger 
Bedenfen trug, als fie zu dem ganzen Verhäliniß der Iuben 
($. 297.) vollfoumen daßten. Bon den zwölf fontetlichen Nech⸗ 
ten: der Jaden, weiche die Gloſſe zum fächf. Landr. ©. 2. 
@Nro. 1. im H), aus -bemn- romiſchen und canoniſchen Stecher 
gehonmmen - - oo. ' 


e) Ein ſolches Privilegium von König Heintich VIR hat Gold- 
ast Constit, Imp. Tom. 3, p. 399. Man findet darin aber 
wenigeö, was nicht bie ee oder bie Gloſſen Tazm 
auch Hätten. 


F) Dies Wehe iſt ohnfreitig aus bein Privikegium ingenb eines 
beutfchen Königs herzuleiten; es fteht ſowohl in dem färht. 
Zandr. B. 3; Art. 7, wo es Eife nebft dem Ntechte bes Ks 
nigefriedens (welches auch noch in anderen Stellen berührt wire) 
von ben Rechten der Juden allein noch auszuzeichuen für näthig 
findet, als im fhmäb. Zandr. Art. 349., wo 16 unter ten 
Übrigen Rechten ber Juden befonders hervorgehobeh wirb, umd 
in bem angeführten Privilegium Heinrichs VIL Sächf. Landt. 
a. a. O.: Der Jüde mag eines Ehriftenmannes Geweret nicht 
feyn, er wollte denn antworten ah eines Chriſtenmannes flat. — 
Käuft ein Jüd oder nimmt zu Pfand Kelch, Bücher ober Kirs 





IV. Rehtsf. €. Private: Judenrecht CAD 


Wucher zu treiben, di h. Geld gegen Zinfen aus 8: 360g 
zuläien 4 3) Die Befugnißz, Screitigkelten in 
Eivilfachen, welche ſie unter einander haben, von 

irn Nabbinen, nach dem beſonderen juͤdiſchen 
Recht b) entſcheiden zu laſſen, fo fern nicht eine 

der Parteien den ordentlichen Richter angeht y 


cengerächt, de er feintn Gewehren am hat, finger uch 06 1 
feinen Gewehren, man fol Über ihn richten als einen, Dieb. 
Was aber ber Tlide anders Dinge fäuft oder zu Pfande hinnm 
anderholen und utwerſtolen, bey Tages Licht und nicht in ver) 

loſſenen Häufern, und mag er das ‚gegeugen fetb ‚beitten.er be⸗ 

ätt feine Pfennige daran, bie et därimm gab ober’ barauf that, 
mit ſeinem Eide, db es mohf’geflofen Mi. Gebricht ch’ Ahm abee 

an den Gejengen er. verleußt feine Vhennige. 1 


) es⸗ iſ — daß man biefed Recht; bas nach bee Grund⸗ 
‚(isn bes Zeitalters Über den Wucher (5:.377:) gerade das aufs 

fallendſte ſeyn nmafte, in keinem Rechtebuche namentlich erwähnt 
ſindet; nur der Schwabenſpiegel deutet dadauf in, indem er bei 
dem Note f angefährten Privilegium bemerkt, daß man nur din 
Pfandſchilling „ohne ben Wucher“ zu teſtituiren brauche * 
fo das Privileglum für Defterreich, oben &. 238. Anm. Nro. 
Das Mecht fethft aber Wild durch bie lauten Klaͤgen, Sie fb ai 

"Über beit Wücher ber Juben erhöbeh wurben, imb bllrdh bie Bes 
fleurung viefes Wuchere (9. 297;) außer Zweifel geſezt. 


bh) Di Hi nach dem möfalfcheh Geſetz und bem Solmni | 


i) Statuten bon Augsburg von 1976, Cap. Ti: (bei Bald 
Beitr: zum deutſchen Medt. Th: 4: ©: 105.); Man fol düch 
wien, baß die Judem bie bie zu bit Stadt ſitzen ind herkom⸗ 
men, das Recht haben, es ſeyn Gaſt oder andere JIuden, daß 
kein Vogt nichts mehr richten fell das bie Juden unter kindıs 
der thun, ohne den Toͤdſchlag und die Winden, and daß ber 
einer zum Vogt ginge mid ihm Llagte, dem ſoll der Wogt rich 
ten, und der Jud if dem Voht ‚bey dem eiften fo er klagt ſchul⸗ 
big einer Marl Silbere: 


x. Il. t 4 ] 


Gl. 


642 Dritte Periode. 4. 888— 1272, 


Ba man jezt ‚di eher v von der. Forar, Suͤl⸗ 
Hofe und Tresmung einer Ehe, nach den Grund⸗ 
fügen des canonifchen"Mecpts‘ beurtheilte =), aber 
weder: bie brrgerfichen . Wirkungen der Ehe allein 
son’ ihrer Guͤltigkeit abhängig machte, noch auch 
ale Würfungen anerkannte, welche das canoniſche 
Recht einer gültigen Ehe beilegte, fo entfland jezt 
din Unterſchied zwiſchen einer überhaupt guͤltigen 
Ehe, d. h. einer Verbindung zum Zweck der Ehe, 
die als erlaube angeſehen wurde, und einer bür- 
gerlich vollkommenen Ehe b), fo wie audı 
zwifchen den Wuͤrkungen :fener, die ‚blos im den 


9 Der Sackſſenfpiegel berührt daher auch dieſe Materie gear wicht, 
und die Gloſſe beruft ſich aucdrücklich dieſerhalb nur auf das 
tenoniſche NRecht. S. B. 3. ht. 2% Der Schwabenſpiegel han⸗ 
beit zwar die Lehre vom den Ehehinderniſſen und ber Trennung 
"vr * ab (Art. 375.), ſchoͤpft aber bios aus dem camenifchen 

" b),So wirb die Sache namentlich II. F. 29. angeſehen. Qui- 

, dam habens ſilium ex nobili conjuge, post morlem ejus 
non valens continere, aliam minus nobilem duzit: qui ne- 
lens existere in peccato eam desponsavit ea lege, ut nec 
ipsa, nec filii ejus amplias habeant de bonis patrie, qua 
dixerit tempore sponsaliorum: verbi gratia decem libras 
vel quantum veluerit dare, quando eam desponssvit: quod 

. Mediolanenses dicuut accipere uxorem ad Morgansticam, 
alibi lege Salica, Hie filiis ex ea susceptis decessit. Isti 
Ja proprietatem non succedunt, aliis exstantibus; sed mer 
in Sendo aliis non existentibus: qui liest legitimi eint, t=- 
men in fendo non succedant, In proprietste vera succe- 
dent patri, prioribus nen existentibus, Succedunt etiam 
'fratribus sine legitima proße decedentibus, secandum use 
Mediolänensium. 








VV. Rechtsſ. C. Prwatr. Ehe. 610 


geiſtlichen Gerichten, und denen, die audi ben gi 361. 
weltlichen anerfanne wurden. I. Zus ener buͤrger⸗ 
lich vollkommenen The gehörte, außer den Erfor⸗ 
derniffen des canoniſchen Rechts, auch Gleichheit 
des Standes der Ehegatten. Fehlte es an dieſer, 


fo war die Ehe eine Mißheirath; die Frau‘ von 
höheren Stande trat in beit geritigeren des Dia 


nes, und die von geringerem Stande erhiele wicht 
Thei an den Standesrechten deſſelben die Kir 


ec) Das Gegentheit ik oft behauotet worden, weil w fü * 
und die Pardiie, weiche bie Gtöffe'yu 8: 1. Lin20. Anführer, 
Brittergweib bat Ristersrecht,' einer Ehegattin Pie Standes rechte 
ihres Mannes beilege. Sigt. 2andı..®. 1, Ust. 6. ‚Ban ‚ 
auch gleich ein Mann ſeinem Weibe nichi ebenbürtig wäre, ſo 
iſt ex doc ihr Vorniund, und fie iſt ſeine Genoſfin, undetriti 
im Jein Recht, wenn fie in ſein Wett geht: Wenn ee ober 
fticht, fo ift fie ledig vom. feinem, Nechte, pub behält diecht n 
ihrer Geburt. 8. 3. Urt. 45. Der Mann iſt auch feines We 
bes Bormund, fo bald als fie ihm angetrauet wird. Das Weib 
iſt auch des Mannes Genoffin (wobei die Zobelfche Ueberſetzung 
Hinzufügt: „Aller der Ehren und Würdigkeit die der Mann hat;“ 
kein alter Teyt aber bat biefe Worte), fo bald als fie in fein 
Wette tritt. Nach des Männes Tode if fie ledig bon bes Mans 
nes Nechte. — Allein ben. Sahalt biefer Stellen entwickelt polls 
ftänbiger und gloffirt das ſchwb. Landr. Ark 328, Und 
iſt ein Mann feinem Weib nicht ebenbüztig, er .ift bach 
Ihr Bogt md ihr Vormund, und ift fie frey fie muß fein Ges 
noffe fepn, wenn fie an fein Wett gehet. Und gewinnen fie Auch 
Kind bie gehöten zu ber Argeren Hayd. ann aber. ihr Monn 
ftirbet, fo iſt fe ledig boiı "feinen diechte, und behält diecht nach 
ihrer Gehurt. Und nimmt ſie einen Mann nach ihun: ber rey 
iſt als fie ſelbſt, fo gewinnet fie freye Kind als fie Peg iſt. ⸗ 
Hiernach iſt man wohl berechtigt, "die Beſtimmung des ſachſtſchen 
deechts, daß die Frau durch die Ehr Genofſin des Mannes 
werde, blos auf den Fall’'deb geringeren Standes bes lezte⸗ 
ren gu beziehen. Auch wäre ja font fein vorhanden, 

[die 








644 Dritte Periode. A. 888 — 1772. 


4 351. den waren nidhe ebenboͤrtig/ fonbern folgten der 
aͤrgeren Hand: D, und die ˖ gewöhnlichen: Wurkungen 
der Ehe in Beziehung' der Ehegatten und ber Kin⸗ 
der (8. 369.) traten · nicht ein, die Ehe mochte num 
aubdruͤcklich unter der, Vedisgung dieſer Einſchraͤn⸗ 
kung der aus der Ehe entſtehenden Rechte ge 
Mloſſen, uud das, was Frau und Kinder ſtatt 
derfelben haben follten,. zum. Voraus beſtimmt wor- 
den ſeyn (matrimonium. ad, morganaticam 8. ad 
L. Salicam) e), oder unbeſtimmt geblieben ſeyn, 
was bie ehenbuͤrtigen Erben ihnen zu ihrem Unter⸗ 
halt: geben ſollten ). II. Nach dem canonifchen 
echt wuͤrkte die Ehe; wie nad) dem römifchen, 
die ‚Legitimation der von den Eltern zuvor aufer 


der Ehe ergeugten Kinder 8); in dem weltlichen 


Gerichten b) refpectirte man aber überhaupe Feine 


varum die Kinder zu ber Ärgeren Sand gehören follten. Ent: 

lich beftätigen den Satz Beiſpiele von ungleichen Ehen aus bie 

ſem und bem nädhfifolgendn . geitraume. &. Pütter über 
\ Wtifpeitathen teutfcher Fürſten und Grafen. S. 34 u. f. 


: 4) Schwäb. Lande. Urt. 50. 38. Sachſ. Landr. W. 2. 
Art. 73. S. oben $. 340. Note h. $. 349. Nete d uckd bie 
vorhergebende Note: 


9,6. om Net be. 
N S chſ. Lande. 8. 1. rt. 17. 37, Richiſteig bes Lande. L, 3A. 
" g) Cap 1. X. Qui am aint lopitimi (IV. 17.). 


H) Men mag dies ſchon daraus ſchlieken, daß in bein Texie Diete 8 
dem Richter aufgegeben wich, severitste sechssiastica zu wc 
erbiren, wenn ber Begner bay ae missen 
‚ Mgitiniete Aind nicht als fucseffionsfäpig erkennen wolle, weis 


"IV. Rechtsſ. C. Yoivatr. Ehe. 645 


Art der Legitimation, bie auf. den Grumb der .ge- 6 351. 
meinen Faiferlichen Rechte, angenemmen, ober durch 
Mefripte des Kaiſers ober :Papftes i) ertheilt 
wurde, von welchen man im bdreischnten Jahrhun- 
dert „wohl nicht gerade ‚die erſten Beiſpiele fin» 

det k), fo fern dadurch den unehelichen Kindern 

die Rechte ehelich geborener zum Nachtheile anderer 
Erben ihrer Eltern beigelegt werden ſollten I). 


het, ba bier hon einer Civilſache bie Mebe ift, darauf hin⸗ 
beutet, daß in dem’ vorliegenden Falle der geiftliche Richter, we⸗ 
gen Verweigerung ber Juſtiz durch den weltlichen Richter, ans. 
gegangm war (vergl. oben $. 320.); noch beutlicher aber weißt 
das ſchwäb. Lanbr. Art. 378. anf dieſe Verſchiedenheit der 
Grimdfäge ber geiftlichen und weltlichen Berichte bin, indem es 
den Grunbfaß der Legitimation durch die riachfolgende Ehe hier 
aufitellt, und ben legitimirten Kindern ein Succeſſionsrecht in 
dem Eigen unb Lehen bes Waters beilegt, mit dem Zuſatze: So 
fie einander zu ber Che genommen "haben, will man ihnen das 
vor weitlichem Gericht nicht glauben, fo follen fie ehelich Recht 
vor geiftlichem Bericht behaben, und deß Brief und JInſiegel 

. nehmen, fo behaben fie ihr Recht vor allem weltlichen Gericht 
mit Hecht. — Auch läͤßt ſich der Wiederſpruch zwifchen bem 
angeführten Artikel und dem rt. 376., wo in Nüdficht des . 
Euceeffionseochts ber durch bie nachfolgende Ehe legitimirten 
Kinder gerade das Gegentheil behauptet wird (f. Note 1), nicht 
anders als durch die Annahme heben, daß biefer nur von ben 
in weltlichen Gerichten angenommenen Yrincipien rede, worauf 
auch die Ausdrücke, in welchen beide Artikel abgefaßt find, " 
ſchr wohl deuten laſſen. 


i —* dieſes des —A vergl, Cap. 13. X. Qui Ali 


k) Ein kaiſerliches Legitimationsreſcript aus der Negierung K. Eons 
zob6 IV. Hat Goldast Constit. Imp, Tom. 3. pag. 398, 


I) Schwäb, Lands. Art, 376. Gewinnt aber ein Bann einen 


V 


* 


u 





646 Deitte Periode. A. 8BB-- 1272. 


4. 351. Da indeſſen doch die Legitimation irgend cine Wuͤr⸗ 
kung: haben mußte, fo bezog ‚man fie anf bie 
Meihelofigfeie, weiche der unchelichen Geburt 
auklebte m): III. Die Würfungen der Ehe in 
Beziehnug auf das Vermoͤgen der Ehegatten, tre⸗ 


Sohn unehelich, den mag der Babſt wohl zu einem Ehekind 
| machen und auch der Kaiſer nach ſeinem Necht. — Aber ber 
Babſt noch bes Mailen mögen ihnen das Bed nimmer gehen, 

daß fie erben mit ihren Maugen als ob fie im Mutterleib 

Ehefind gewefen wären. — Nur wer in ber Ehe jur 

rechten Zeit (d. h. nicht vor 40 oder 41 Wochen nach ein⸗ 

gegangener, und nicht fpäter nach getrennter Ehe, ſchwãb. 

Zandr. Art. 280.), ober in einem matrimonio putativo’ge: 

boren ift, ift nach ber Theorie ber Rechtsbücher für ein eheliches 

Kind zu halten. ©. das ſächſ. Landr. 8. 1. Art. 36. 37. 

8.3, Art. 7, Schwäb. Randr. Art. 379. Siernach iR 

denn gewiß auch II. F. 26. $, 11. von allen Orten ber Legiti⸗ 

mation zu verflehen. 


m) Yche Legitimation war. alſo urfpränglich bie Wärkung nad 
minus plena, ob fie es gleich ber Abſicht bei der Ertheilumg 
zu Folge nicht feyn follte. Das Note k angeführte Legisimu 
tionsrefeript. Rön. Conrad IV. erſtreckt bie Folgen berfeiben aus 
drücklich dahin: ut tanquam legitimi et legitimo thoro mati, 
in bonis paternis et maternis quae feudaolio ron existunt, 
succedant; et ad omnes actus puhlicos et civiles: hemores 
admittantur. — Dan fieng erft dann au, ausdruͤcklich nar 
bie Mechte, weiche man jest unter der unvolllommenen Regitimss 
tion verfteht, durch ein RNeſeript zu ertheilen, als man die Wär 
fungen der Legitimation nach dem römifchen und camemilchn 

rechte allgemein anerfannte, und die Yusfchliefung des Legiti 
mirten von ber Succeffion, höchſtens nur auf bie Lehen un 
Stammigüter; dom alten Herkommen gemäß, befchränfte. Pf 
fi) dies noch in dieſem Umfange wenigflens an den weißen 
‚Dxten. erhielt, davon lag dere Grund darin, bafı bas longebartir 
ſche Recht daſſelbe unterſtüzte, und ber Abel in fsinen Hauege 
fegen die eheliche Geburt im Bedingung der Susceffionsfähig: 
keit machte. 








IV. Rechief. C. Priatr. Biter Gewalt. GAT 


cm niche vom Augenblick Des in jeder Form er⸗ 4. 351. 
Plärten consensus matrimonialis,. fondertt erfl von . 
Zeit der vollgogenen Ehe ein"). IV. Uebrigens 

blieb die cheliche Vormundſchaft des-Manneg, 
allgemeine Wirkung jeder giftigen Eee), 


§. 352, 4. 3602. 

Eine eigentliche Gewalt kommt immer nur 
noch dem Water über feine ehelichen Kinder zu. 
Die Spuren einer elterlichen Gewalt, welche 
man gewöhnlid in den Nechtsmonumenten diefer 
Zeit finden will, besichen fi) entweder auf die 
Rechte der Zucht, zum Zwecke der Erziehung, die 
freilich beiden Eltern von jeher zufamen »), oder 
auf die Befugniffe, welche die Murter in Ruͤckſicht 
auf das Vermögen der Kinder hatte, die aber aus‘ 
ganz „anderen Gründen entfprangen d). Die Ge- 
walt aber, die der Vater hatte, und die fih als 
ein Shut (mundium $. 55.) Kauptfächlid in 
der Befugniß zeigte, das Kind, da wo es fich nicht 


n) Bon biefer Zeit an, wirb nach bem ſächſ. Lanbr. B. 1. 
rt, 45 ımb 8. 3.’ Urt. Ab, das Weib des Mannes Benoffin, 
umd tritt in ſein -Bteche, wo fie im ſein Bett tritt. 


0) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 45. ®. 3. Art. 45, ſ. oben Note o. 


a) Bon diefer alfein fpricht das aiſerrecht B. 2. Urt, 4 
Der Kaiſer hat vorbodin dem Vater und der Mutter bay fe * 
Aind ſollen czin mit fetterlicher Beſcheidenheit. 


P) ©. unten $. 360. won biefen reicht das fächf: Landr. 
B. 1. Art, 13, 





4. 369. felbik .grtreten kaunte, zu ‚nertreten c), (weshalb 
auch won: der. väterlichen Gewalt. in den Rechte⸗ 
buͤchern der. Ausdruck Wormundſchaft U, gebraucht 
wird) konnte fehon darum die Mutter nicht haben, 
weil fie ſelbſt noch immer vor Gericht nothwendig 

‚durch einen Vormund vertreten werden mußte 
(6. 353.) dd), Die gewöhnlichen Beendigungsarten 
den mäterlichen Gewalt bei Lebzeiten des Waters 
"find: Abfonderung bei den Söhnen, welche die 
fen von Zeit der erlangten Volljaͤhrigkeit an frei⸗ 
fland ($. 371.) e), und Ehe bei den Töchtern f}. 
Außerdem Fonnte fie auch wegen Mißbrauch ver- 
foren werden 8, Die Abfonderung beſtand 
entweber in der bloßen Entfernung aus dem 
Haufe des Vaters, oder in der Abfonderung ber 

») Sächf. Bande. ©. 3. Urt. 17. Schwäh. Laube. mad 
Mr. 112. und Art. 119, 190., das jedoch hier auch aus dem 
rmiſchen Hecht ſchöpft. rn 

a) Sachf. Zandr. B. 1. art. 11. | 


Ad) Mad) bem altfrififchen Lanbrecht (bei Schotanus 
pas. 42.) hat ber Sohn fogar noch immer dos Mundium 
‚ „(mandschet) über bir Dutter,\yenn er voNjährig iſt. 


9 Schwab. Kankr..Ast. 387. Nach dem Kaifenze cht hört foger 
- mit ber Beoßjäßrigkeit. das Necht / der elterlichen Zucht non feibh 
‚af. S. 8. 9. At, 6, | | 
9 Sädf. Landr. B. 1. Art. 45, 


. .® Kaiferreht 8, 2. Art. 5. Wo ein Hann mit feinen Kin⸗ 
bern unfeebelichen lebet, alſo daz es ba; Kind nicht verbienet, 
unn bie Scholt mehr ift bey Vaters, do bot der Keiſer erloubet 
„ dez Kindes nechfien Zründen daz fe den Som frheiten non herz 
"Water, alfo daz dem Sone fin Erbe nahfolge 





IV. RXechttſ. C. Privatr. Vormundſchaft. 649 


Guͤter ($ 371,), durch welche: die vaͤterliche Ge⸗6. 352. 
walt auch dann aufbörte, wenn ber Sohn im 
Harfe Bligp, oder in Beiden welch k), . 


6353... . 8. 383. 

Die geſcbiche Vormundſchaft über Un⸗ 
muͤndige dauert noch immer, bis eine Perſon die 
Fähigkeit erlangt hat, ihr Vermoͤgen unabhängig 
zu verwalten, und ſich in allen Angelegenheiten 
ſelbſt zu vertreten, d. h. bis ſie zu ihren Jahren 
gekommen iſt. Diefe Volljaͤhrigkeit tritt, zus 
folge der Rechtsbuͤcher a), nach Sachſeunrecht und 


bh) Sädf. Zandr. B. 1. Mer. 11. 13, 


3) Säͤchſ. Sande. 8. 1. Ürt, 23, Wenn bie Sbhne nech 
binnen ihren Jabren ſind, fo nimmt ihr älteſter ebenbür⸗ 
tiger Schwertmagen das Heergewett allein, und ift ber Kinder 
Bormund daran. Wenn fie alsdann zu ibren Jahren 

. . Rommen, fo foll er 46 ihnen benebſt ihrem vplligen Gut wieder⸗ 
geben, ex fünne denn berechnen wo er es in ihren Mugen vers 

than habe, ober daß er es durch Unglüd un ohne feine Schuld . 

‚ verloren habe. Ob gleich ein Kind nach Lehn recht zu ſeiuen 
Jahren kommen, fo foll doch deſſen rechter Bormund dem⸗ 
felben an ſeinem Gute vorſtehen, und bem Herrn an des Kins 
des ſtatt und nach bes: Kindes echte dienen, fo lange daffelbe 
wegen feiner Thorbeit oder Kindheit ober Schwachheit bes 
Zribes ſich felbft nicht vorſtchen kann. Mer aber de6 Kindes 
Erbe iſt, bem foll des Kinde⸗ Votmmund von Jahren zu Jahren 
des Kindes Gut berechnen.“B. 1. Art, 42. Vor feinen Tagen und 
"nach feinen Tagen mag ein Mann wohl einen Kormund haben, ob en 
beffen bedarf, und mag deſſen auch wohl entbehren wenn d will 
Wer feinen’ Bormund nicht zur Sand Hat, der fol ihn auf ten näch⸗ 
fien Tag der von Gerichtsmegen um feine Klage angeſezt wird, 
vporbeingen. Uober einundzwanzig Jahre iſt der Mann zu ſei⸗ 
nen Tegen Ipmayn ‚up Üben ſechzig Johrz ſo iſt es üben 


650 Dritte Periobe. &. 888-1872. 
8. 353. wohl auch nach anderen Volkerecheen mit einnundzwan⸗ 
zig, nach Particularrecht. und vielleicht ͤberhaupt nach 


frankiſchem Recht, mit achtzehn Jahren ein ae). Doc 
erlangt der Unmuͤndige ſchon mit dem Alter von drei 
sehn Jahren und feche Wochen, die Faͤhigk eit, Lehen 
zu empfangen b), und nach manchen Particularrech 
ten mit eben diefem, oder noch früher, bie “Befug- 
niß, fich felbft einen Vormund gu wählen, ber ihm 
nach manchen Mechten nicht mehr nothwendig war c). 


feine Zage kommen, da er einm Vormund haben fell ob a 

will, und fränfet bamit weder feine Buße noch fein Wehrgeb. 

Bern man eines Mannes Witrr nicht weiß, und ex bat Ka 

im Barte und unten und unter jeglichen Arme, fo fol mm 

wiffen, daß er zu feinen Tagen fommm if. Wenn ein Sb 

ju feinen Jahren kommt, fo muß e6 wohl feines Weibet, 

und eines jeben wes es will, Vormund ſeyn und auch zu Rampis 

warte, ob es gleich binnen ſeinen Tagen it, denn als es 

ſich ſelbſt vorſtehen kann, alſo kann es auch feinem Mündlcin 

wohl dorſtehen. Schwäb. Landr. Urt. 327. Wenn ım 

Mann konmt zu achtzehn Jahren, fo hat er fein volle Tag; 

will er fo mag er Vormund nehmen, will er fo mag er fein 

. wohl entbebren. Aber König Karl Hat geftzt ex fol Pflege 
baten bie auf fünfundzwanzig Jahr. 


45 Da fräntifche Part, feheint ber fpäteren Veftimmmmg ber 
ee die Mokjährigteis der springen zum 
" @enube zu liegen. 


b) Sächſ. Lebenr. Art. 28. Kinder Johrjabl iſt derijeba 
Jahr und ſechs Wochen von Ihrer Geburt; doch bedürfen fe 
es darnach, ob fie jemand betaldingen will um ihr Lehen, birweil 
‚fe zu ihren Tagen noch nicht kommen find, daß iſt zu einem 
dJahr und ‚zu zwanzigen, fo müſſen fie wohl zu Vormumd uch⸗ 
| men einen ihres fern Daun der fie wertzeie zu Befunecht, 


0) Rad) dem Säuft. Lande. rl! 319. Haben dies Ptedht 
Knaben mit dem vierzehnten, Mädchen mit‘ ben qwälften aber, 








IV.Rechtöf- C. Private. Voentimdſchaft. 651 


Der Zwiſchraraum von hier bis zur unbedingten 4. 353. 

Bolljährigfeit, wird durch deu Ausdruck m binnen 
feinen Tagen’ bezeichnet. Der Schwabenſpiegel 
ſucht dies am den roͤmiſchen Unterfchied zwifchen Tu⸗ 
tor und.Eurator anzufchließen <<); cher als eine ſolche 
Ausbehaung der gewählten Vormundſchaft bis zu 
25 Jahren, fand der Grundſatz bes römifchen Rechts 
Eingang, daß auch die Mutter die Vormundſchaft 
übernehme koͤnne d. Neben der gefeglichen 
Geſchlechtsvormundſchaft, kommt auch eine frei 
willige vor, weil ein Weib zur Betreibung 
gerihtliher Geſchaͤfte, wenn es feinen gefeh- 
lihen Vormund nicht zur Hand hat, ſich einen 


wenn fie erweifen koͤnnen, bat Ihnen ber Pfleger „ũbel getban 
Babe. Art. 320. Bat fogar dies Wahlrecht ohne biefe Eins 
ſchränkung. Die Statuten von Braunfchweig bei Leibnitz 
Ser. R. B. Tom. 3. geftatten jene Wahl (P. 2. Nro, 48.) 
einem Kinde wenn es zwölf Jahr alt iſt. Eben fo bie go6s 
lariſchen Statuten Art. 10. (ebendaſ. &. 400.), wobei gefagt 
wird, ein Kind fei im breisehnten Jahr „zu feinen Jahren“ ges 1 
kommen. S. 8.8. Kraut bie Bormundfchaft nach d. Gruntf. 
des d. R. B, Bött. 1835. 8. ©. 132. f. 


ce) Bergl. Urt. 319 bis 338., wo biefe Lehre eben hierbarch ver⸗ 
wirrt iſt. Art. 327. (Note a) verwechſelt bie Euratel und das 
demſche binnen feinen Tagen. 


d) Auffallend ift, daß der Schwabenſpiegel dieſen Grundſatz nicht " 
bat, und ein ftringenter Beweis, baf er gewiß noch an menis 
gen Drten practifh war, was jedoch auch ſchon ans feiner 
gänzlichen Unvereinbarfeit mit ber Geſchlechts bormundſchaft ges 
ſchloſſen werden mag. Doch haben ihn die augsburger 
@tatuten von 1276. Urt. 228. ©. Wald —J zum 
dentſchen R. & WHRI- . 





' 652 Delite Periode. & 8884272. 


$. 353. 


anderen wählen, oder vom Richter beſtellen laſſen 
muß e). Much wird der Ausdruck Wornumd von 
dem gebraucht, welcher freiwillig von einem An 
dern zu deſſen Vertreter vor ‚Gericht oder im 
Kampf gewaͤhlt wird, ohne Unserfhied, ob die Ver⸗ 
aulaſſung dazu in der Altersſchwaͤche von jenem 
liegt (teil er über feine. Tage gefommen.d. h. über 
ſechzig Jahr ale fl), ober in anderen Gruben, 


- welche eine Perfon, die noch binnen ikren Tagen 


iſt, dazu beſtimmen moͤgen t) 


§. 354. 
Die Sachen, welche zu echtem Eigent hum 
beſeſſen werden, find entweder Eigen, db h. unbe 
jegliches Gut und was diefem rechtlich (auch nur 
in gewiſſer Beziehung) gleichgefegt ift *), oder fah⸗ 


rende Habeb); auch wird Eigen dem Lehen 


($. 364,) entgegengefeze e). Gleichbedeutend mit 

 &) Sächf. Landr. ©. 1. Urt. 43 bis 47. 8.2 Urt. 62 
Schwäb. Lanbr; Art. 813. nach Art. 366. 

"9 sig. dandr. 8. 1. Mt. 49. &, Note a sub b, 

H Schwäb. Landr. Art. 268, 970, 


h) Sächf, Landr. 8. 1, Art, 29, 34. 52. 8.3. Urt. 83, 


An biefee giebt es fein anderes als echtes Eigenthum. Wlles 

abgeleitete dem Eigenthum analoge Beſizrecht bezieht ſich nur 

auf Grunbftüde. Bon biefem f. $. 362. u.f. In biefem und 

den folgenden &$, ift zunächſt und hauptſächlich nur vom achten 
Eigenthum bie Nee 


e) Sächf. Rand, 8, 2. Ar 3. 








IV. Rechteſ. C. Präass. Cigenshum: 653 


Eigen. : wieb . gmvellen der Ausdruck Erbe ge4. 356 
braucht Y, der fi) aber, wenn er: eine einzelne 
Sache bezeichnet, gewöhnlicher auf den in. manchen 
Beʒiehungen wichtigen Unterſchied, zwiſchen dem 
von Blutsfreunden e) ererbten und dem auf 
andere Weiſe erworbenen Eigen bezieht f), und 
für den geſammten Nachlaß einer Perſon genom⸗ 
men, auch die fahrende Sehe xuer ſich begraft 2 


6.358, .. 355. 


Die Rechte des Eigenthumt beruhen nach den 
Rechtsbuͤchern) noch auf den; Grundſatzen dee 
älteren Rechts von der Gewehre (vestitura, giwert 
B. 1. S. 374), die einer Perfon an einer Sache 
zufteht, und ber Berpflichtung bdesjenigen, ber fie 
übertragen hat, den Empfänger zu vertreten (wärn 
ebendaf. S. 375). Der Ausdruck Gewehre h) er- 


d) 8:8. Schwäh. Landr. ML. 228° 
e) Schwäh Rande. Yıt:. 206, 


H Daher iſt nicht ungewoͤhnlich, den Ausbruck Erb und Cigen 
zu gebrauchen, tum arizubeiten, baß jede Art von @igen gemeint 
fi. Z. B. Saͤchſ. Landr. 8. 1. Urt. 6. © ‚Bier: von · der 
Rahr..im Votabular. bei Senkeuborg Corp: jur. 'Germ, 
im. a. ‚Tom. 2. Sect. 2. p. 9% 


MGi. Eanbr. 8, 1: Art. 6. navi 


a) Eine volftändige Unterſuchung bet Sehte, aus bit „Weiße von 
Nechtequiflen an deren Spitze bie Rechtsbücher ſtehen“, erfthätt: 
die Gewerr als Grundlage bes älteren deutſchen Sacenrechte, 
bargefteflt von WB. ©. Albrecht. Königeb. 1828. 8. 


"by Berg Homeper im Regiſter zum Cecjfenfpiegel @.-209, 


S 





654 Deitte Periode, A. BES-IN7 


4. 85. ſcheint jezt auch in ertveiterter Bedeutung, bie von 
der urſpruͤnglichen, des rechtlich geſchuͤzten Beſitzes 
(siwert), abgeleitet ſeyn diirfte). Das Wort 
wird zuerſt im weiteften Sinn file das factiſche 
Innehaben gebraucht d); dann bezeichnet es den 
Befitz einer Sache, am welcher der Beſitzer das 
Eigenthum zu haben behauptet (Bere an Eigen 
& 354.) °), ‚Der Beſtitz des vollen Eigenthümere 
heißt die eigenthuͤmliche (egenlife) Gewehre, m 

Gegenſatz der Lehensgewehre, oder irgend eines 
Beſitzrechts, mit welchen einzelne vom Eigenthum 
getrennte Rechte verbunden find f) Im Gegenſat 


wo bie Mrtifel defefben zufastiiengefihit find; in weichen er in 
berſchledenen Bedeutungen vorkommt. 


ce) E⸗ wird unter Were (in jenem urſprünglichen Sinn) „zuweilen 
auch Beſitz ohne feierliche Auftaffung veſianden. Grium 
2R. %& S. 60% 


qh Sächſ. Lande B. 9. Urt. 60. Cod. Quedl, firt: M. 
Swelk man eyme anderen lehet oder setzit eyn phant is 
sy pfert oder cleyt oder ieheger hande varende habe zu 
awelkir wis her die ug von sinen weren Jeut mit sime 

“ willen. Bergl. Homeyer a. a D. lit. e. 


e) Sädhf. Landt. B. 2. Urt. a. Cod. Qüedl. rt. 70, 
NHen ne sol nemunde us sinen weren wisen von gerichtes 
halben. a} sie her da mit unrechte angecomen, 


9» Sädf. Landr. 8. 2. Net. 44. Wer fich an feinem Seen aber 
an feiner Mutter oder Niftel Leibgebing @igen zufagt, der 

* bie eigenthümliche Gewehr mit ſechs fchöffenberen 
Maännern beweifen oder ihm wird Bruch daran. ben fo bat 

bas ſchwäb. Landr. Art. 309. Die Gewehre, weiche der 
Chemann nad) fächf. Lande. I, 31. an dem Bermögen feines 
ʒZrau nicht erhalten Tann, ohnerachtet er mach I, 45. eine 








IV. Rechtsſ. C. Private. Eigentham. 655 


des Beſitzes in fremden Mamen, wo das une 9. 368. 
haben eine „Were nur im weiteſten Sinn des 
Worte genannt werben kann, beißt das Inne⸗ 
haben der Sache, wenn es mit dem Eigenthum, 
vollfommenem ober unvollfommenem, oder fonft einem 
Dinglichen Recht verbunden ift, die Iedigliche Ge⸗ 
wehre. Diefe hat daher der Eigenthümer, fofern 
“er nicht DBeftandrheile des Eigentums mit dem ' 
juriſtiſchen Beſitz auf einen andern übertragen 
bat; fonft hat fie ihm gegenüber: der Vaſall, der 
Pfandgläubiger, der Erbjinsmann u. ſ. w. 8). 


wahre Gewehre atı dieſem Vermögen bat, iſt eben fo von der 
eigenthümlichen Gewehre, im Gegenſatze der Gewehre, tyelche er als 
ehrlicher Vogt bat, zu verſtehen. S. unten &. 369. Im Ge: 
genfag der Lehensgewehre, heißt bie eigenthibnliche auch bie ges 
meine Gewehre. Sächſ. Lehenr. Urt. 40, 


5) Sächſ. Lande. II, 57. Sb wohl ein Gut ihrer ertichen ge⸗ 
hörst, alfe daß es einer von bein andern bat, fo foll man body 
was man auf dem. Gute thut beim beſſern, ber es in Lediglis 
hen Gewehten hat und anders niemanden. Schwäh, Landr. 
Art. 3387. Der an einein Reben frevelt merf alſo. Und if 
daß ein. Dann ein Gut vom dem andern. bat, wer auf bem 
But ober in dem But frebelt, daß er mit Nuye in lebiglicher 
Gewehr Hat und in großem (Berg, ganzem) Nut, bem ſoll man 
befferen. — Ganz falſch verftcht diefe Stelle Hier, von ber 
Zahr im Vocabul. unter dem Worte lebigliche Gewehr (Sen- 
kenberg C. J. G. m. aevi Tom. 2. Sect. 3. p. 38,), vem 
bloßen Beſttz ohne Proprietätsrechte, wie fich bies aus fächf. 
Raudr, I, 34. ergiebt. „Wen ein Mann fein Gut Abergiebt, 
und es wieder zu Lehen empfähet, fo bilft dem Herren die 
Uebergabe nicht, er behalte denn das But Fahr und Tag in 
feinen lebiglidyen Gewehren. Hernach mag er es jenem fichers 
tich wieder leihen, doch fo daß weder biefer noch einer feiner 
Erben Eigen daran bereden kann. Vergl. auch bie Gloſſe zu 


686 Dritte Periode A; 8884872, 


Kuh Amvakam Inhelt. dta Richtſteige I A Eap. 7. 


" „Item als du fragestz ds hahest gut jn deinem lediglichen 
vreren das lhabest da ‚vermeygerett. und hahest ja nutz und 
jn gelt ünd sey dir geantwriet vor gericht far benempt pfennze. 
äuff dem gutt sey frevel gestheheri den sol man dir 'busseii, 
Und yener der dir das güt satzis ungeantwrt (b. i. und ge 
autwortet) hatt. der spricht er hab das gut von seinem bera 
und das (etwa des d. h. deſſen?) erb sey. sein man sol es im 
verbussen. Auch spricht der Lehen:Herre man äoll es Ju 
verkauffen ([; verbußen, ba verfütifen feinen Sinn giebt). welcher 
man Im es verpussen sulle von recht. Ich sprich: ist dein 
gut manches mannes. also das es einer var (I. von; f Gady 
fenfp: IL 57.) dem andren habe, was ınan auff dem gut ‚frevelt 
das sol mar den jpebsern der es in ledigklichen vreren hat, 
Hast du es aber von vermieten deswegen in geweren so un 
tersthaid du den schaden. Int es schedlich dem gut umd das 
der schad den nicht on rürstt der es gerhiettet hat: vindt 
er jn so muss inan im antwrten. verget aber das vermiettende 
von dem schadet, so ist der schaden des heri. Hat man vs 
ober von pfondeswegeh in geibere, 30 bessert mon den 
der das pfandt has, Auch wissent kurs: vres der schad ist 
dem geburt die clag von (b: 9. wegen beffeiben). dem sal ma 
bessern. wen ein man also thut und gibt sein pfenilg uf gut. 
gevelt frevel oder schaden dar jn. darumb sol man Im bessern 
und pusszeni der sein gelt dar an hatt; : 

In dieſet Steffe fo nah Albrecht ©: 5. Rote 13. felgente 
Frage behandelt werden: „eine Beflgfiöchng iſt vorgenontnen aporben, 
es fragt ſich, wein von folgenben drei Perfoneii die lage ziftche 
ob Sem Pächter, „ber bie Sache in lediglichen Gemapi has“ erer 
ben Berpächter, „bei benempte pfennige empfängt" umd zugleich de⸗ 
dominium utile bes Gutes hat, oder endlich dern domiens directus! 
Zu eines vorhergehenden Mete (S. 3: Note g) werden bie Merz: 
. Item 


fächf: Landr. 8. 3. Art: 57... Ueber ben, Begriff weichen 
Albrecht dem Lusdruck ledigliche Gewehre mutesiegen wii, 
fe die Anmerfung. 


IV. Recheiſ· C. Plate Eiſenchuns 657 


Itera— da Kißient put’ie:deinen: lodiigliken. gemeren, dad ha- 9358, 


best du vertieygeret und habest · es in matz; melden. d. Rabe 
‘tech: quod pussidens praediam temquam vonductor giebt, für 
richtig Uberſezt erklärt; dies ſoll ſich aus ben folgenden Worten ars 
geben? und es uey dir geuutwortet (tmbirt) für benempte pfennige. 
. . Zaobrdecſt Mes ohne indglich, der Stelle dieſen Siam 
'amterpalogens Son: Der Lahe Überfezt ganz fulſch.n Bermeiern beißt 
nicht eonducere ſondem lacare: Wie. Nebergabe (Ueberantworiung) 
iſt nicht dem Pächter gefchehen, und die benehasten: Pfeunige ſind 
nicht Das Pachtzeld, File weiches der Yädhter die Sache :iuine: hat. 
Es iſn auch gumächft gar wicht davon bie Biete, ob der · Pächter 
veechie ans der Biſitſtörung habe. Der welcher das Gut: in Iebipläten 
Gewehren zit haben behauptet, hat das But vermeiert, d. 6. ver⸗ 
pachtet. Kieler Werpachter hat das Gut zum Pfand (für be 
neripte Pfennige erhalten) ;:feine Wrbigliche Gewehren iſt alſo bie bes 
befigenden: (8. 36fa) Pfantglaͤubigert. Diefer verlangt bie Buße, 
wegen bes Dorgefallenen Frevels. . Neben ihm macht der, weicher 
dem "Fragenden „das Gut ſazte und libergebew hatte, ebenfalis auf 
bie Buße Anſpruch; endlich der Here, von welchem der Berpfänber 
Bas Gut, alſo wohl zu Lehen, hatte. Mon dem Pächter iſt bis das 
bin, wenigfiene ausdruͤcklich noch gar nicht die Frage geweſen. Der 
SBerfaffer des Mednsbuchs antwortet num auf bie Frage: wer bie 
Buße erhalten miiſſe? ut: den Worten bes. Sachſenſpiegels B. 2. 
Art. 57. Dieſe erfiärt ex naͤhet. Da auf bie enticheihenben NBertes 

ber erhalte jene, ber das Gut in lediglichen Gewehren habe, ber Ueber⸗ 
gang zur näheren Exrflärung wit den Worten beginnt: hast du es 
‚aber.von vermisten deswegen in geweren, fa wird. damit feis 
neswegs ber Beſitz des Pächters füt etwas anderes als den Natural⸗ 
Befi Ki fheinben Namen) erklärt, und &6 folgt Hieris alſo and) 
nicht, bafk Wigliche Gewehte blos deu Naturalbeſitz, ohne alle Re⸗ 
benbezichung auf das Mecht, mit welchew er verbunden ift, bebeute. 
Dem Gegenſatz nach, der in dem Wort „aber“ liegt, muß vielmehr 
bas jezt zu beſchreibende Werhältwiß des Pãchters als ein ſolches bei 
trachtet werden, bei welchein jeur Negel micht burchgreift. Und 
Dies bewährt auch das Folgende. Das Nechisbuch made einen Un⸗ 
terſchied, glabt. aber nur eigen Zall an, den, wenn das Gut, aber 
nicht. der Diiether dom bem' Schaden beiroffen wich. Die Stelle, 

3. IL [42] 


653 Drie Paiobe. 888 ABTR. 


41-358. 


wildhe · jenen · entſcheidet, IR ‚Yonheiigeiniuh: necherien; Oie Masche: 
vindt ‚er. in, so imsee ex wol. enidrnden — erinnem au Sadıs 
fenfp. IL, 28. vint men ene. in: dep; atat men mut ene wel 
phauden oder uphhalden. ver. dev: schaden one: den richteres 


orloph. Ee ſcheiat alſo von dem Pfaͤnnuugericht die decde zu fee, 


9. 356. 


md mit Bezichung auf ben fohbende n Gegenſatz, den Kalk; mau 
der Schaden den Dtiether ſelbſz trifft, fo wie auf die daun folgende 
allgemeine Degel, bie Buße gebftfre-hem, welchen der. Schaden trefe, 
möchte ich annchmen, daß ſich hiernach entfcheide, wer den Scha⸗ 
bdeuserſatz von bein Gepfänibsten erhalte, der Verpochter wegen feine 
Gewehre an der Subſtanz, ober ber Pächter wegen bes erlittenen 
Schabens an Nutzungen. Die Gewehre au der Sach e IR ale 
sicht der. Grund, weshalb ber Pächter Buße erbält,: und bie allge 
meine Regel, wer bie lebigliche Gewehre Habe, ben komme fie ja, 
wird mithin auf ihn nicht angewendet. Gleich baranf aber wud 
wieder ganz allgemein im Begeufay dieſes Berhältniſſes zwi 
Achen Verpächter und Pächter, dem: Pfandgläubiger Mem big Lebig: 
giche Gewehre mit bem Beifatz, dah ex. das- Gut Nermemt 
Habe, ausdrücklich im Lnfang ber. Stelle zugeſchrieben wurde, ber ſe 
alſo durch Wermeierung nicht verloun haben fan), das Recht bir 
Süße. zu fordern zugeſchricben. 6. wich alſo wohl kabel. Birken 
aniffen, baf ledigliche Gewehre: bei Brunbftüden etwas amberes if 
als. bloßes Yunehaben, nehmlich ein mit:irgenh einem bings 
lichen ven verbundeser maseatbefik 


Wer m Sikaber einer GE unbäveälie Ceh⸗ 


in Anſpruch genommen wwird,..an.der er ſich Eigen 


oder Lehen zuſagt *), muß den Grund ber Er 
werbung, feiner Gewehre angeben, twenn ein Ande 
rer jene als Eigen oder vermäge einer Gewehre an⸗ 
ſpricht/ welche ihm die Aucuͤbung der Eigenrpums 

va) Wer mar Ramens eineh Brenn: ‚beft, brand ſfich ef den 


Brechrefrei “. einzalauſſen. Richt ſteig 8. 2. Ne... 
21 


IV. Rechtsſ. CE.Privatr iger: GO 


techte Ar) gichben do jeuer bei muhe weglichen 502664 
Sachen nochwerndig im aiuer Uebertragn ig)vhey 
im Erbgang.liegt e), ) Den Beklagtenſchot ri 
der: üfertengenen: Bustehriifchen, „afisihnuber: Mac 
tor, welcher ihm zur Geweehrleiſtung menkäimbeucift, 
zu vertreten bereitiäftl),: har Mläger hingegen kei⸗ 
nen Gewehren xines ihm vͤbertragenan Rechtse) 
zu jet vermacht Dar. FI ApaBegen ofpranemn ba 
\ 25 hr 
b) Siht. candt. *. * it. v3 Cod, Quedl, Art. sc 
Swer elaget uph eynen "anderen Wer 'neme Ime 'sin gut: 
das ir Ye: weder von)‘ kunderleken hepreii b.sögdl.. I 
he der. sol sinen wegen zu. ‚Age. ð ingen.. gvreg. gu 
wirt die behalt. unde des ‚gewere nicht ne kumt ie 7 
"Jade. iz ne beneme- yme echt 'nol''die- her Sesthene: 
Schwät, Laudr. Met. 1R4  Klsgent zwen aaa ;auff;eyn 
gut und sprechen es habs inen ir herre oder eyn ander 
mann, czu aygen geben. oder ze Zelen-gelihen oder ver- 
sernet in sol der richter eynan tag gaben, :das:ay beid 
ire gewertn bringen, Sähf. Hand a, a, D : Sprechen 
aber se ine. das Gut .die, da,umme zyvgiek.bayde vanınynem 
manne. vor dem sollen. ae camen, zu, rechte. uber ses vwo- 
chen, ‚unde die richtaze ‚al. sıyene- boten ‚mode senden die 
da horen.‚welkir behalde qder virliom . | 


c) Bon dieſem Fall ſprechen die in 'ber Borhergeänben Nöte ans 
geführten Stellen nicht. Er. 'ergicht fich, aber, que’ ben Vrund⸗ 
fätzen fiber gleiche und' ftärfere Gewehre Note, % 


d) Swer gewert:wigd die hehalt,.unde des. gowere nieht ne 
kamt die virlusit, Oben Noje, h. .. . 


©) Den Beſitz braucht er'nicht gebabt zu haben; ba’ zür Inde⸗ 
ſtitur Wei dem Eigen Die beiin Lehen, die Uebertragung ded Bes 
fies nicht gehört, wenn nicht von der rechten Gewehre (Note g) 
die Rede iſt. Es garägt, wenn fin Vettteter bie Sache be- 
ſeſſen Hat, und durch feine‘ wei ober fläctere an bie bes 


Kellagten bricht 
[42* ] 








„660 Deiakitprriobeine BIT KT. 


6: Weltagten ;nübebinigt :cin: Gewehet noffichbig If 
(ro: 3) und ihm idiefen entſeiht, der Akkger aber 
gerwrher wied, gegen‘ den Beklagten erkaunt, wenig 
ftond wein. ber Kläger. mit Eidhelfern fein Eign⸗ 
thum beſchwoͤrt f} 3) Des Gewehren kann jedoch 
der Veklagte entbehren⸗ wenn ihm die Sache ge- 
richt lich aufgelaſſen war, zuidu er fie. Jahr mid 
Tag ummgefochren beſeſſen has; ſeine Gewehre 
heißt dann eine rechte Gewehre 5); das Aueblei 
ben feines Gewehren verpflichtet ihn Dann Hr, bie 
Sache zu feinem Recht u vercreten (Nro6) 
es wird Daher für ihn geſprochen, wenn der Ge 
wehre des Klaͤgers ader diefer ſelbſt nicht eine 
ſtaͤr kere Gewehre darthun · kann bh, Die Beam 


f) Ob der Eid, welchen ſaͤchſ. 2anbr. ©. 2. Art. 36. kei a 
Kinbication beiveglicher Sachen allgmmein erfordert, wenn ber 
Beflagte keinen Gewehren bat, Auch bei unbeweglichen Sachca 

‘ Immer nothwendig war, iſt wenigftens wicht außer Zweifel. Die 
Erle B. 2 Urt. 42, gedenkt deſſelben nichts und B. D: Bert. 43. 

. (Note ky entfcheibet nicht voliſtandig da hier zuvor die gleiche 
Gewehre von dem Beklagien dargelhan ſehn ‚mußte, alfo der 
Fall ein anderer ifl. Die Regel: wer nicht gewehrt wich, sm 
liert, ‚Könnte mithin duch ohne vorbergegangenen Eid gegel- 
ten haben; doch möchte ich däuben, daß ber Eid ütimer noth⸗ 
. wendig geweſen. 


SD Schr. Landr. B. 2. Ei. 44. Cod. Quedl. Art. & 

welk gut eyn man 'fı'siner gewere haf iar. umde tach 

ane rechte wedersprache. de hat da ane eyne rechte were. 

Die wile men aber eyn gut under eynem manne heel- 

git na rechte. swi lange her is halt da boben mit gewalt. 

‚ nimber ne yyint her da rechte ‚were an, die wile men die 
rechten clage ‚getzugen ı mach.. | 

EXT, Rande. 8. 2. ei. 4. _ Code Kipa at zu ber 


— 





V. Rechtsf C. Privater Eſgenchunn. 661 
theüünmg des Vellagten,s den Fein Gewehrenvertrat, 5. 26 
erfotgte alſo aur, winm er iſis nicht als Erbe beſaß, 
was er wohl mit dem Zeugniß: der Gerichtsſchoffen 
(Note k)-berweifen konnte // und doch Ihm 'entinche 
die. Sache Überhanpt' ni gerichtlich aufgelaſfen 
war, Ober. en: fie wenigſtens noch richt’ Jahr up " 
Tag befeffeit hate; die Negel, daß beibe"fizciinte | 
Theile ihren: Gelscheimiupr Dericht bringen md | \' 
ten (lese .D),; iſt Daher ohne Zweifel auch gun auf 
diefer FJalf zu begeheun) und der Beklagte: Barkıte 
mithtee, wen. er eine rechte / Gewehre Hurch vus 
Zenguiß der Garicheſchoffen uud tech lauch darch 
eine gerichtliche Urkunde (F. 69a. B. 1:6. 376) 
datzuchun vermochte, ſich von "Anfang am gegen 
Die erhobeno Klage durch Berufung auf Die rechte 
Sewehre vertheidigen,' Ay Dei gleicher Gewmehre 


Note b Ageruchen Stelle hinzu: Hat aber in ein eine rechte 
gewere an deme gute :iar und: tag gehst ane rechte wider- 
sprache. her en verluset damite sin: gut nicht. eb. ime sin 
gewero.abswichen tut. su ‚rechtes ‚gewrereschaft : deste erz - 

. selbe: versts (d. h. ver aa re Matfhee [Bananen Kat 
gabe) ah: aime zechte, .. . 


1) Sierauf beten auch die der Erells Rote h ——— 
ken Worte, durch weiche Cod. Lips, ben Verluſt des Lebens 
wegen Sinsbleibene bes Leheneherrn als Gewehren auf. den Fall 
Sefchwänft: : of: set beide under gewero ansprekeiunde 
&6 like mit deme gute belent sin. Denn „ohne Gewehre“ 
Bann herr. wicht den Naturalbeſitz bebeuten, weichen ber Beklagte 
nothwendig gehabt Haben mußte; bie bloße AInveftitur ohne Ges 
wehren, konnte aber dei Grundſatz nach auch nicht genfigen, 

ſo wemg als die bailoße gerichtliche Auflafſung, ohne ie von 
Jahr und Tag. 





GER Make AcicheutäR 8384-4272. 


6.36. wirt fihr: den geſprochen deu die Dache ia. Bigen 


— 


in Anſpruch nimmt,ſwihrvende fie her Audere: zu 
Lehen haben will; behanßten beide: das Eigenthum, 
ſo gilt das Nicht an ererbtant Eigen, ber Gewthre 
gegenuͤber, bie rſich auf Nauf: qder Schenkung ſtůjt, 
Ar dag ſtaͤpkere F Mer el einen: gleithen Be 
wehren war auch aur seen dieſe veriſchie⸗ 
Bienen. God nde ver Qewchre, bei) eirem. Rechte 
Seit pixi⸗prache: Tamae; nirailich: o. woin dem 


Kauͤg ev: die Sache durch Enbgang endlallens:iwar, 


uch daher ihnr ie Sache, Hamiternfih: eine Ge⸗ 
Waizr Eium derſelben zuſchrrban Lornte, nicht auf⸗ 
Gelaſſenzul ſen branchtö, ser’; aud) : did! fo werig 
zu geigen noͤchig hatte, daß er ‚fie ſchon in. icdig 
lichen Sewehrren TE: ABS) gehabe! habecen cin 
rechten Gewehre darzüthun l)...Dirſer Gewehte 


9 Sähfikanhr.- 8X Ach .Cad; Quedl. Art 86: Swer 


: yn got yane bprichtezuflene, iunda oyn'ander apricht i iz 
ni? ‚ask sin sygen. epreüheiitrse. isıwmit glichen'weie am. iene 
sn t inilht.zu ‚eigeme,behalden. mit.£wieni.schegen. zer 

.: demanı.der ändefe; zur lene. ‚Eafreygen ‚mut ıech-eim man 

(bat) behalden den eyn ander gekomft eygenibdiex gegeben. 


DeDum die De wie h t welche ber Ber fterbun.e-Höätte, wird aui 
an: ern Erben durch Erbgarig Überttagas, winn er asıdy richt zum 
si Bel: der Sache gelangt if. "Sächf: Landr. U. 3. Mr. 
..."Swäz yasa einem manne edeswibe gibt. daz saln sie be- 
' sitzen dri tage. Swraz’ sie: mit.olage irvorderen oder uße 
sie geerbet wirt. des en .dorfen sie. nicht besiczen. 
Dies drückt bie Parẽmie ans: ie mort saisit lo vif; der Zokie 
eebet ben Rebenbigen. Erben“ ifi in bie Gewehre fegen, wii 
ee BANG des feanzöflfcen Mnseruls (emghik: 
seizin) If, 


IV. Kechisſ yon Euſenchinũ 663 

gegeben <&nte: auchnder· Veklagte! kiie Gewehre, 4: 356 

Tape: ch: vertreten wurhe, vber die Sache burch 

Auflaſſung eopalten unßVJahr und JZag! in Iedig⸗ 

lahen Dewehrenn gihabt hatte· ¶ Daß er:dach: hem 

Aluger weichen autßie Karte ſeinenngucen Rachts. 

un. Bari; Daß orwendig feine Gewehern in 

evchemaͤßtger Dafkyger bar /und es daher: ai und 

Bilig:gesefenwärey! ihus vermoge Devızechteni ER 

weire ‚gegen den Mrhen zus: Tlrian: Den. dei 

Verſtor bene ‚mußte, ‚wenn der vorausgeſezte Fall 

eintreten folke, die, ‚Tebigfie che, , Gewehre ‚erineislich 

bis cz :feimenn: Tode :gehakt::haben 5: den. Beklagte 

oder deſſen Gewehre mußte”fich‘ alft Anteghtiifäßiger 

Weiſe eingebrängs haha. wenn. nicht seinge.ıvon 

beiden ſelbſt cin naͤh er es Erbrerht darrhum foramt w), 

wo dann aber ‚auch, ‚dei, "Salt, eines. Anſpruchs mit 

gleicher Gewehre niche: vorhanden war. Eben fo 

trat auch dieſer nicht ein, wenn der Erblaffer vor 

feinem Tode die Gewehre: verloren hatte; "dann 

wurde, nicht .diefe fondern der Auſpruich verkehr, 

und wenn der Beklagte gewehrt war, mußte 

vielmehr "der Kläger, che er zum Eid über fein 

Erbrecht, gelangen. konnte, deffen Gewehre durch 

den Beweis brechen, daß jener oder fein Vorgaͤn⸗ 

ger fie unrechtmäßiger Weiſe n) erlänge habe, was 

durch den Beweis einer gewaltfamen Beſitzentſez⸗ i 
m) Diefen Gall hat dee Richtſie ig des Landt. B..d. Met. 2. 


n) Sähf. Landr. 8. 2. Art. 24. wo zu oben &. 355. Mote e 
hinzugefügt wird; man ne breke sie eme mit rechter klage. 












664 BeiteSperiobe:. Ar B8B ARTE . 


6.356 zungdes Erblaſſers oben Kirn: (cha. von dieſen 


exhobenen. Slage Rote, ed. aden „den. snbefngten 
Berkugerung leicht geſchehen Konnte, wo::-Feiner 
dieſer Fuͤlle arefen. werde. ‚Fonute,:. maßte:ote 
mmuthet wenden, daß der: Erblaſſar freiwillig und 
vechtmäßig. von der Gerwehne ialgesangen ſFei⸗) 


bu. 


Wenn ber Beklagte die: Sache mc. ala 


Dritten zu Leher erhalun beste, an welcher "der 
Kläger: das Etgenthum diene war ‚gleiche 


“ 9 Der angeflührie Sctifel fen Ye za, wie dies geichefen Tonne, 


dem Hegenliber, wo den Beklagten die Gewehre „mit anrechte 


©, angecomen” fey. Dex‘ Beisik rines hec.crfteum deite mug ahrs 


vwach den Grundſaͤtzeu, bje fiber bie Berpflictung zus Giswäbzteifiiug 
J gatten ($. 360.), von dem Beklagien nicht fordern; der Kläger 


U hute: als Erbe durch fein Bckenntniß FAbft- ige herftellen möäi: 


„ 


vr pihe genug, wenn er die Geischge zu. brechen mict 


.., permodhte, zumal da, auch wenn die Veräußerung ohne des näd- 
u ken Cimwilligring geſchehen war und deehalb widerrufen 
"werben foriine X$. a.) ſchon bei Lrhzeiten des Schlaffuxs lage 
„erhoben feym mußte. ; .- nt tn on 


De Re zwei Derfnen eine Sache hade pn Kthen ode 
bride zu Eigen zu haben behaupten, ‚und. zuglsich, beide ges 


"wehrt feyn komiten, war nicht möglich; bier konnte alfe An; 


. fprache mit: gleicher Gewehre nicht vorlommen. Deun fprechen 


im erfien Bahr heide das Lehen von einem Rehensherm an, fe 


weift fie ber Richter dor den Rebensherrn. Sädf. Santı. 


B. 2..Art. 43. Cod. Qüedl. Ari, 85, Sprechen aber se 


:  äne’ az. gut die da umme zweiet beyde von aynep manar. 
. ‚vor den sollen. ‚se comen zu rechte uber ses wochen. unde 


die richtere sol‘ zwene boten mede senden. die da horen 
welkir behälde ‘oder virliese. Ber zuerfl beiehnte mußte aber, 
wenn er auch in ben Beſitz gefommen war, nothiwenbig im 


Lehnsgoͤricht gewehrt warden Sprachen die fireitenben Speile 


das Gut von verſchiedenen Rebensherm an, fo iſt .e6 unbenthuz, 


daß beide gleiche Gewehre kepnisen Leinen, wenn es zu eincız 











IV. Wechteſ €. Hubate Eigenchum 6b 


Gewechre mur denlbat, wam der Beklagte keinen 4: 356. 
Wertteten haute, den: die Sache. als fein Eigerchum 
vertheidigte; eine rechte Geehre des Lehemnerves, 
ins: Folge einte Auflafling he Dem Gerichtn:vor 
welchem der Streit geführt wurde, war hier nicht 
meighkhr Weile: Die: Üabönagamere in: Tchangericht 
erteilt: wirhe / mb: in cdem exaiegeſezten BE ur 
auch . dar Lehubrief erwisfen- ſeyn. konnte Duß 
dieſer · Vemeir, wenn Der Vertreter des Eigen⸗ 
tiinma nicht; erfchien, fire. ſchwaͤcher galt. als 
das Zeugniß der Schoͤ flen/ daß. as Her Kläger 
vermoͤge · Auflaſſung . oder Erbgang zu eigen habe, 
log. in des. Mater eines. ahgeleite ten Rechec 
welches ver Beklagte wur anzaſpechen Karte. ) Mie 
Gele. des Unterliegens in einem Reoerſtret uͤba 


niechtsdexſahren kam. Sofern die Sache bios unter meh 
verhandeli wurde, konnten beide eine rechte Gewehre midjt ers 
F —— weil nochweundig eine Söchiuestfehung, Corgeſullen uns 
‚bie exhobenn Sigge. hinderte daun bei ‚Dem, weſchat ben Beſt i⸗ 
Folge derſelben „erhalten. hatte, bie Eutſtehung einer ſolchen im 
rechellchen · Siam ; trat wenigflens auf: einer Weite ein 
af Ro eapfegieb ‚Rp der. Gitzzit Dadurch, Da gaistchee ats cin 
Theil die Gewehre als unrechtmäßig gebrochen. wurde, oder hier 
"Ne Gewehre au Eigen bie an Lehen, oder Bas Erbe die Gewehre 
“ Übersgeg. Noch weniger mar (aufier nach Hit. a) der Kal md 
lich, daß heide Eigen mit gleicher Gewehre ſich zuſagten. Deur 
bier mußte fi durch Auflaſſung in einerlei Gericht für beibe entftans‘ 
ben ſeyn; der eine mußte alfp enzweder wiberfprocyen haben, 
ober fein Schweigen ihm unpräjubicirlih, ſeyn, weil er abweſend 
geweien mar; dann erhielt nach fächf. Kandr. 8. 2. Urt. 44. 
ber andere feine rechte Gewehre; ober er basic die Wergabung 
geichehen laſſeu; dann hatte ex feine Klage mehr, 


608 Delle Periode. BB -IRTR . 


$: 366. das Eigentchuin, "Warifeder. Zeit, daß ider: Unten 
Keine, welcher die Dachs zue Tigonenr Mecht 
verrreren hatte, Dem Richter Wette und den 
Gegnetd, der Re vercreicn ats; ‚out erlegen 
mußte cy. 
> dieſe VDeldeffachit PO 
eseſn am es woher d Bjichemng ·auf unbene⸗ 
: BE. Sachen nicht zur Sprache, weni das an ſch 
unbedingte Diehe: zuſtehe, welches durrh din Aus 
druchluEi gen begtichnet wird; es Rab inle:tche 
Bwähre: gegen: einen: Anſpruch, weliher·nicht u 
wehrt war; rechtmoaͤßlge gegen / unnechtauͤßige (ge 
HER ſtarkere: gegat nimnder: fiakı") 
Wo ber Streit Auf Dewehren zuruͤckgeht, Se ci 
der ſtreitenden Theile -vertweten, endigt er Ah cn 
fels mit. ‚dem Beweis, einer rechten, Gewehrt, 
ipelipe, Liner, von, jenen. gehabt zu haben heweſt, 
wenn fie: der andere nicht durch Wewweis: ber I 
fechtmaͤßlgkeit zu brechen vermag; im Ermangelung 
De6"Diweifes einer, Mewehre des Beklagten, und 
ber’ Secchheit deſſelbenneneſcheidet Der Eid de 
inch Parthei und ihrer Eidhelfer, mit wehden ſih 
Diefe. „zw ihrer Sache sicht. 4 Mm.wo gemeinde 
kundig ein’ Gut nach der Behauptung beider Thee 
9) Sachſ. Landr. 8, 2 Art. 49. Swer Virlusit die weile 
J deme richtere. und gibt deme anderen sine bute, 


9) In Richtſteig handeln 3. 1. Met. 18 — 37. vom Werl 
sen bei Stpeitigkeiten liber Reben und Eigen. 











V.Nchtof. C. Private Ehenthum. 667 
von ihnen gleichzeitig. als Erbe befeffen wird, .xass. 
ſpricht ihmen deeſes: den- Dichten auf gleicn Zeug: 
mi, ober :beibrr.. Eid, - ober: nach. nem Mlotataner 
sheil,. zu gleichen Theien Mo. am 

Wer einer: ſtaͤrkeren Geivehre aueicht/ aber aulch⸗ 
ſelbſt uurechetnäßig. befaß,.:wan: an Alan eis 
ſtarving des Bruptgemdffes mcht verbunden 8). 


ul: y tr 12 p 23 3. en nie neh dl 


e). har auf den ven im. Spt urn ‚Bl 
85. 21. de⸗ — en R.: —— 


zogen werden zu können. 8 rechent tzwene ınan, zu weder 
stride eyn ‘gut’ ane mit licher ‘änsyrache (atfe nal" mit 
gleicher Gewehre). unde daz mit glicheme thuke’ "leder zu 
”:beheldepe. - man sol ja: under: ige teilen,‘ Disgen. thech ' 
sollen die rechten ummesazen bescheiden die in’ deme 
dorfe oder in deme 'nahläten “ bidorphieh ‘  gistzzen | din, 
'Serer die 'merren menyen än deme; shuge hab, die behalt 
daz gut, en ist iz den umme sazen nicht yrligelie wer 
es in geweren (bem Ratmalbeſitz) habe. so mut men iz 
' "wol bescheiden mit’ eynie wazzerordele/. oder die clökere 
unde upphe’ den’ die’ cla age söllen dazu zwereh das 
'sie "recht wiseh also öbl‘z‘ Ire''si.'” da sol die richtere 
sie böden zu geben.’ "wa ‚se beide za swweren des sol 
men {ne gliöhe "teilen, ._ 


. 
[2 
hy 


y Sacht Bandr. 8, 2%, 44. Cod, Lips. Swer abee 
„ein.gub in geweren hat daz in  angebornn, ist oder erstor- 
ben .(bean. die Gewehre dei Borbefihers fayın gebrochen wer⸗ 
ben), ‚Nfer.ime gegeben oder geligen ist. und erz selbe 

niemanne nimt. des en darf he nicht widergebu, dep her 
dar uz nimt, ab ime daz.gut abgewnnen wirt. die, wile 
her dar abe cheines rechtes en weigert. Der Cod, Quedl. 
bat. zwar dieſe Stelle nicht; aus dem römiſchen Recht ſcheint 
fie indeſſen nicht genommen zu ſeyn, obwohl fie eine Achnlich⸗ 
keit mit dem Unterſchiede zwiſchen honae und malae fidel 
possessio hat, Ä 











668 Weite Periobe, A. 888-497, 


was. De Fa . :387. ET: | 
2 —— welche das dertſche 
rede din, ‚find: Gufg =), Ausſpruch des Ni 
ters b), Occupation e), Meceſfton I), VUebergahe 
(Grbyerteog) und Erbſchaft; au. die. beiten lezteren 
deehen fh auf: das aubewegliche Sut; aber alle 
auf fahreude Habe 88. . Eine erwerbende Ber 
jährung kennt das gemeine deutſche Medt 


nicht kRda man aber das Beduͤrfnißz ie ſolche 


08 Fa Banır, 8 1 has 98. 29. pergl. mit 8.3, 
Art. 80, . 


2 8. ſacht. Bandr. ©; L’ Mt. 10. 8. ma 37, 
"Kid. Eandr. 8,2. Ant. 29. 61. | 

d) Sachſ. Landr. B. 9 — 36. Schwäß;. Bantı. 
et. 161: : : - ' md. ..— 


a) Richtſteig bes Landr. 8, |. Urt. 11. Nu wert de 
have ana ankpraet, ststerleye wüs, antwar vor 
. wrynne ep, ai kopen ap gil.ge ward ona (al. gr 
. ‚Sebin), oT weil iggen se Jieven, off se wo; gns geerrel, 
off wy tugen se selver. Bergl. 8. 1. S. 37% uf 


"‚E) Die Stellen der Rechtshücher, ang welchen man gemöfnlid da 
Gegentheil beweiſen will, ſachſ. Landr. 8: 1. rt, 38. 9, 
"freien bios vom ber Erftinchibberjährung, und ball make wir 

"bee echten Gewehre, bie Durch den Beſitz von —8X vwd 34 
erworben wurde, Rein duch "Verjährung erw⸗ eigenihun 
verſtehen kann, weil ja ein ſolcher Welten ber ſtuͤrkeren Ge 
wehre weichen muß (ſ. $. 356,’ vergl. fachſ. Landr. 8. 3 
Art. 42), Bat ſchen Schilter (Exerg. ad Pand. Ex. 55. 
&. 52) * Bergl. auch C. U. Brupen deutſche Aa: 
thümer Abh. 1. Saft das Ältere Particularrecht kannte, wit 
es ſcheint, keine Acquiſtivverjährimg; die Stellen ber Leg. et 
Stst, familise S. Petri (von Burdard Biſchof von Mori 
ſ. oben 9. 253, Note e), welche Riccius de pracsc. 


. 





IV. Reiglsf. C. PrivatrElhemheui. BO 
Juftituns fühlen mochte, welches im der deutfe 4. 36% 
Eigenthumsproceß uͤberfluͤßig · machte, der zu DE 
verwiclelter ¶ gewordenen ¶ geſellſchaftlichen Verhal⸗ 
niſſen ſchon nicht meht ganz paßte, fo fanden theils 
hie und ba fihen die Gemibfärt des rdmiſchen 
Reches von ber Werjahrung Anwenduug k), rheis 
bildete man in manchen particulaͤr en Nornien 
die Erſtintisverjaͤhrung des deutſchen Reches 
($. 370) zu einer Erwerbungrart um, wozu die 
Rechte deſſen, der eine rechte Sorehre hatte, einen 
leichten üebergang darboten 8) 


—.888.. 4 366. 
Zu Erwerbung des Eigenthums durch Ueber⸗ 
gabe gehört bei fahrender Habe, weiter nichto als 


Gern Cap. 6. $. 1. bafie olıflfen, freechen: auch aut von 
der Eyſtinetivverjahrung - F 
D Schwäb. Landr. Art. 269. 


x) Man brauchte nur den, welcher ine ace Gerehe bad un⸗ 
bedingt gegen jeden Dritten zu ſchüten. Die Alleſte Spur 
" Biefee Liucbehnumg! der Erftinerlonerjährung, findet ich meines 
Willens in dem’ alter Soeſter Stabtrechte Are. 34.-Tb Th. 
. Ge; Guil. Enmighans Conimentarius in jas Suskterite an- 
tiqulssimum 17665. 4. p. 123.), werm man der folgenden 
* Stelle ſchon den Begriff einet Ufecapion umtetlegen Darf’ Ver eute - 
ſcheidende Gchinß iſt aber der Faſſung nach wahrſcheinlich ol fpätes 
rer Zuſat. Oulennque ds manı Schulteti vel ab’ e6 qui 
nurtoritatem habet, domum vel arsam vel mansuk vel 
Inamsi partem receperit, et per- annom et. diem legitimum 
quiete — ai. si quis in um agere volaerit, posses- 
' sor tactis religaiis sola manu obtinebit, et sic de cetöro 
" sul warandas erit, nec amplius supra proedielis | gr 
vaœri poleril. 


Eh Deue Prriobe A888 1872, 


8.359, Die, Erwerbung dee Vewehre im weiteres Sim 
($s 455) 2). gen hingegen sauß im echte 
Ding (6. 382) vom. Beräufeee dur. Er⸗ 
klaͤrunge das Eigenthum vͤWbertragen zu wallen auf⸗ 
gelaſſen, und mut fembolifiher- Traditiqn 
empfangen werden b). : Durch dieſe Hardluigen ift 
iq Etwerbung vollendet, man: gleich noch eine 
richterliche Einweiſung in die Gewehre folgen 
kanne). Aus dem Geſchaͤft aber, durch welches 


* Suchſ. zandt. 8. 8, dit. 4. Sans. tante. Art. 318, 
Richtſteig B. 1. At 18. 
93 


8 b) Sädf. Lande 8. 1.-%t. 52. ODhne der Erben Irland, 
und ohne ‚echte Ding muß, niemand fein Eigen und feime Leute 
geben. Doch vettauſchen bie Herren wohl ihre Dienfliente ohme 
. Grchbt, wenn won nur dert: Wirdertaufch. bindfen unb tages» 
gen mag. Schwäh. Lande, Art. 313. An bes Bogts king 

3 myeman · ſein eigen hingaben, daß es kraft müg Gala. — 

t ſcheinbat widerſpricht dieſen Steflen ſächſ. Bantr. 

= 1. Art. 36 Ohne des Nichters Urlaub kann ein Mann 

gar wohl mit der Erben Erlaubniß fein Eigen vergeben, nur 

un daß so eine dalbe Hufe Zandes und eine Hofftatt, darin wan 

mit einem Wagen mnienten faın, behalte. Davon fol es tem 

: Michter feines Rechts plagen. ” Wergl, die Gieffe zu biefem 

11 Artikel imb B. 2. Met 9. Shwäb, Rande, Urt. 310, — 

x Me ‚Übsigens im. ſach ſ. Aande. BV. 9. Art. 26. das Wers 

aufen. dem Auflaſſen, als eine, beſondere Urt, mie man ber Ges 

im Wehrt::nenlaftig werde, eutgegengeiat wird, fo ifk wäter: jenem 

wohl bie Gerãußerung fahrender Habs zit derſtehen. — Wergi. 

ſo eſtet Statut, Ya. 43. und. Bambunger Statuten 

I. 260..4992. Zit. van esne Met. 2, (bei Anbexſon Bambar 
fi giſche Etcuten u. ſ. w. 1788. 8 S. 260.) ’ 


‚9. SÄhf. Weichb. Mr. 30. Nun höret ob ein Mann fein 
.. Cigen vergeben will himmen Weihbilb, wis. er bas them fol, 
bauıit 6 rechtlich fey umb hülflich dem der. a haben.fefl. Er 





IV. Rithtsf- C. Private: Gagenthum 674 
der Veraͤußerer ſich par Auflaſſung verbindlich 6. 058. 
machte, Jann ſchan gegen fün.und feinen. Erben, 
fo fern · dieſer aͤberhaupt. dorch daſſelbe verpllichtet 
mid (Ga 360), ‚auf vie SBalgiegung der Außaſfg 
geiles. werden I). Die u gerichtuchen Auflafftungen 
wurden, ſchan nm af Dale, are Gr 
esböger weraera 24 








te u 
Bram ns Due. Keen un em 
"will, wie er fein Eigen vergeben ſoll fa — — 
+ Recht. wit. ‚der Erben-Baub, ob. ef Be a eh el 
. dab, 18 night, Brerbt ober un; —** ledr alſs bahe 
kauft Hab um fein Cetd, drin 5 Muag 116 geben em ge wie 
"ohne jermande MWiberfprechen, ‚Bern erd dann — und 
jener empfangen, fo frage Die, ber 26.alfo empfangen; habe, 
daß es-ihim Külflich fe9, au feinem 
ihm has gefunden wird, Po Sitte 4 d 
Bert Salben. So fol ihm der Squut · 
Woigt ob bie Bab’yor Ihm geſchehen i 
fllen mit ihm gehen, tie ta ſchen und Ben 
iecht und, techtlich en vi Aue J 
Geyeugen fen, "ob mail 1 
das Hans gehen, ner I ie Beffat 6 
—2 ünmen Ei A Handy ne 
N in bas Sands, uͤnd bie Folkth bin’ hl, und 
fo Ypredjen diefe Worte: in bie Wab- Bie'bir geg e den hii nor 
den Bitte "welfe "ich BRh, waidie Has Mrthelt'citheitt 
dat, und fee des bie Säpren yr Gejeugin und? bie anderen 
“ Wienfeßftichthgen, daß ich bich ic Wet eingesifet Gabe aun eca 
in. & iſt Ye dann vollkomuen an m feier Weite. 5 


a) Saqhl Sand. BL Ud, 2, a 


e) ©. Harburger Stadtr. don 1470. (wi) Ünberfon pig. 3%.) 
‚von a0. Cbendaſ. pag. 360). . 5 u 


a 


»0s0. - ' 


Zo men 
Boten Habe · mag auch ohne Einfeheiuten 
ua. auf jede Weile von Eigenthuͤmerveraͤußert 
werben, fo fern ce nur uͤberhaupt fähig if, uͤe 
fein Bermögen za difponisen =), Eigen higege 
mie mit: der nächlten Erbin Urlaub, wobe 
der Ausdruck Veräußerung im- weitefler Cine pı 
nehmen ift b). Bei einer Veräußerung ohne ds 
nachſten Erben 2. Emnmigus, kam ſich dieſer ©) 


U Dee 2 Ed :: a Bu deßs 


:e) siat.: Bande. Pr 1. di 2. danit daubr. Mt, 3. 

Ne“ dieweil ſich der Mann alſo berwälten’ mag, dub er ih 

"FE veglirten mag mit einem Schwert und mit einen She, mi 

ein Roß fommen mag bon einem Sein ober don einem Eid 

der eine Daumelle hoch iſt ohne eines anderen Vannes Hülfe tod 

ſoll ınan Ihm das WRof Heben und den Stegreiſ. Dieweil eñ du 

"27 ag thun und reiten alles Weges elne Weite, fo mag a tkm 

„, at, feinem fahrenden But was er will. Und alched & 
nicht tun mag, fo mag et weder geben, noch ichan med 





laffen, noch ihun das jemand fromme dem er giebt, artie 


n, oder ihm leiht, das jeuen ſchadei bie ſchs Guns mu 
tend Fb, 
hi gübifhe - ‚Statuten von 1066. (dei Due Gummi 
.. Bea Ubhonbl. jur Erlänt..der dafcen Bere — 
, Heseditaria ‚bona, id est Torfach eigen, nemo polen I 
11, Plgnerore vel dere ainp hesedum connirentin. Eid! 
‚: Raubr. B. 1. Urt. 21... Dan mag mit ber Erber gr 
„willigung denen Frauen, wenn fle auch ned) ande 
- Äpze Lebensjeit Cigen binnen dem Berichte übergeben, M 
Eigen innen gelegen iſt. 
©) Der entferutere erg —— wenn rn ah 
., zur Reit, wo biefes. g ee „fol. de der * 
‚wär. Gaͤchſ. Fe ea. > 
niemand brechen, weder ein nachgeborner Een — 
das But erſtirbi. 


nn 


IV. Rechtsſ. C. Private, Eigenthume 673 


des Gutes vor Gericht unterwinden D; fein-s. 35% 
Recht erloͤſcht aber binnen Jahr und Tag von 
zeit der: geſchehenen "Auflaffung e). "Eine ſtell⸗ 
fhweigende Einwilligung ift vorhanden, wenn 
der Erde gegenwärtig ift und niche wißerfpriche f). 
Das Einwilligungsrecht ift eine fleie Befugniß,. 
außer in fo fern die Veräußerung aus echter 
Noch (B.1. ©. 366.) gefchicht, daher in dieſem 
Falle den Erben 'vor der BVeraußerung blos die 


ö) Siqſ. zandr. 8.1. Sit. 62. Ohne bei erden Urs 
kanb und ohne echte Ding ma niemand fein Eigen ober 
feine Leite vergeben. Doch vertauſchen wohl bie Herten ihre 

Dienſtleute aufßergerichtich, wenn man nur den Widertquſch 
erweiſen kann. Vergiebt jemand dergleichen wider deecht ohne 
der‘ Erben Erlaubniß, fo farm ſich bee Erbe deſſen mit Urs 
theilen unterwinden, eben fo, als ob jener der.es _ 
dergad, da er 88 wegzugeben nicht vermochte, bes 
rests todt wäre Dieſe Worte darf man Aber wohl nur 
dahin verfichen, daß der Erbe, wenn ex nicht gegenwärtig 
geweſen ift, alfd nicht hat wiberfprechen konnen, ein Urtheil 
ausıwfirfen tönne, daß ihen bie Sache nach dem Tode bes Weräus 
herers zufalle, ımd dat Unterwindeh nur diefert Sinn habe. 
Wehe folgt auch nicht, wenn man fdywäb, Kandt. Met. 312, 
und Nichtffeig bes Lande. B. 1. Art, 25. vergleicht, Auch 
teitt beim Lehen ein wahres Vindicanvnerecht erſt tläch: dem 
Tode bes Weräuferers ein. IL F. 26 9. 13, Det Dine des 
Unterwindens war alfe- mir, die Werfährting von Jahr und Tag 
-anszufchließen. Daher ift auch der Sohn nicht verbimden, ein \ 
Gut aufzulaſſen, das ber Vatet werfprochen hat, wem ee nicht 
eingewilligt hatte. Sähf Laube Br 1: Art. 9 ” 

.) S! den folgenden $. \ 

f) Sädf. Landr. 8.2. Art. 6. Weide Vergabung der Mann 
ie, odet weiches Urtheil er finden Hört, und dieſen nicht fos 
gleicht wierfpricht, bein mag ec barmach nicht mibefbrechen 
S.: al; die folgende Non ° 

3. IL [43} 





a 


674 Dritte Periode, A. 888 1272. 


"8.39, Aubuͤbung des Vorkaufsrechts angeboten zu tur. 
den braucht e). In manchen Statuten mag das 
Einwilligungsrecht der Erben ſchon jezt allein auf 
diefe Befugniß eingefchränfe, und ihnen flatt dus 
Mechtes ſich des Gutes gu unterwinden, als wen 
der Veraͤußerer ſchon geftorben wäre, binnen Jalı 
und Tag nur. ein Recht des Ruͤckk aufs geflatte 
worden fern k); auch befchränfen manche Statut 


® Wormfer Dienſtrecht bei Schannat hist, epise. Wor- 
mat, in Cad. ‚prob. prg. 45. Art. 2. Si quis praedien 


- vel mancipia in. hereditstem acceperit, et im paupertiem _ 


inciderit, et ex hac neoessitate hereditatem vendere 1 


‚Iserit;” peius proximis heredibas cum teslimenio proped 


"ad emendun; Si autem emere noluerint, vendat cai "+ 
-Inerit.. Art. 6. Si quis praedium vel hereditatem som 
infra ‚femiliam vendiderit, et aligquis heredum suorun pre 
. sens foerit et. nibil — vel si absens heredin 
aliquis est, postes vesciverit, et si imfra spatiem il 
anni hoc reticnerit, pastea jare oarebit, Lüheder Stabt⸗ 
vecht vom 1266 (bei Dreyer a. a D.) Quicungue ba 
bena hereditaria, et preponit ea vendere, primmm dee 
ea offesre proxinis heredihas, adhibitis sibi duobes vd 
pleribus probatis et benjs viria. Si non, hereditsiem ır 
cundum justitiam givitetis vendat, Hamburger Giadt 
recht von 4270 (bei Auberſon 4 a. D, ©. 31) Em- 
mag nen Mann werde fetter, offte fellen ane erde lof, Bm 
fp alfe, dat id eme not do, — uube de ot ſchall be Fan 
mit erhafftigen Lüben, unde verfoget ib dar be mil. Etat. 
van 1276 (cbeuhafı pag. 166.). So we fyn erte sei 
will — de ſchall id beben twuen form negheſtes ernai - 
und wii et erer nen kopen, fo möt be fin erve wol verfoe 
beme de em allermerft darumme gheven will, 


b) Pa auf fächf. Zauber. 1,59. (Mote d) fan man A ef 
bar nicht berufen, da dies don einem ganz — 
"Aber das Sevocationsrecht mußte ohnſtreitig darauf führen da 











IV. Mechtsſ. C. Prkvase. Eigentheuin 675 


ausdruͤcklich das Eimwilfilungs: und / Vorkaͤufsrocht 6: 208. 
des Erben auf Erbgnz.i), umd ſelbſt ver Grundſatz 
des faͤchſiſchen Landrechts (Note di) iſt wahrſchein⸗ 
ih (8. 1. & 384.866.) nur auf. Eibgue: zu 
beziehen, wenn gleich‘ Eigen: :eine weitere Bedeutung 
hat. Verbote der: Veräußerung des Eigen an 
die todte Hand, kommen auch ſchon öfter vor 1). 


. | 8. 360. 


) 


Begen —58 dritter Perſonen/⸗ welche das 
Eigenthum des Auctors beſtritten, mußte dieſer den 
Empfärrger* natuͤrlich zit jeder Zeit vertreten =), und 
ihm nach der Ratur des Geſchaͤfts Gewähr lei⸗ 
ſten b). Um ß h in ‚fe Zeipung mehr zu 


En aut, iin wu nd IL 
8.341. ' 


h eũ biſch Recht on 1066 an a. —* gr übers habet 
arbitrium impignoramdi, ‚pendendi,‘dendi, Tuicangus vult, 
proprietates sibi conguisitarum facultutum. Sambur⸗ 
ger Stadtrecht von7 ο {a a. O). So wir cin Mann 

unmn ene rende Etve koben, des ſyn ſe mhk to geben 
‚ unbe to fellenbe wunie ‚hab je Miller. 


k) æAbifch Mecht acc D. :Nednjni. aigaidben —— 
‚lia eonferte eceleaiis, gi eR: ‚vendat: pre. argentd ‚ek illad 
offerat ecclesiis.., Qui hoc. inftegerit: | 10 marcas watgenli 
tomponet, En ghalern drehen 


a) Sächıf. Lanbt. 2. ‘3, Art. A, 


b) Sachf. Lunbr. B. 3. Her. 83, wor abet der Se ide fe. 
deutlich If ald in dem fächf: Weidisite WA. 30. Wel⸗ 
cher Mann Eigen ober fahrende Habe verfauft binnen Weich⸗ 


[ 43* ] 


676 Dritie Pebiode. ı&: '888 — 1272, 


$. 360. fichern, war es ruͤblich 4 "befonbers dann, wenn die 
Auflaffiing aicht noehig/oder noch nicht geſheha 
ware), ‚fi: die Gewehre getichtlich verſprechen, 

und DBürgen.- fir: diefelbe beſtellen zu laſſen 9) 

Um insbefondere gegen. die Auſpruͤche der Erben 
geſichert zu ſeyn, ließ man entweder dieſe bei de 
Auflaffung ihre. Einwilligung . ertheilm und dk 


bild des foll ex ein Gewehr ſeyn dieweil er lebt; man fell ce 
jenem das Gut Laffen ber es .gefauft hat, und biefem ju bt 
tem und zu verligren, dirweil er ’es vettreten ſoll j bem ei abe 
gegeben iſt, ber mag ba micht mehr anfpreden dena ein: Ci 
darum darf man es Ihm nicht gewehren. 


9 Bar die Aufioffung beit, gehen, % haur men in Di 
ter und bie Schöffen Über das Gefchäft zu Zeugen (Eli 
Zandr. L, 1.) wid brachte: alſo bie Gelobung der Gesch & 
gentlich nicht; Hingegen war man nur durch gerichtliche Bu 
fpischen der Gewehre ſicher, wenn bie Auflaſſung noch nicht g 
ſchehen war (B. 1. Wet. 9.), ober wenn ber Gegenftend ge 
“nicht aufgelaffen zu werben beauchte, da fonft der Auer M 
AMiage auf Gewãͤhrleiſtung mit ſeinem Eide eutgehen fomiz. 2.1. 
Wr? unb 18. und B. 3. Kr 4 


d) Dies aiſchab auch pimellen⸗ nenn, die Auflafſumg -wirfüch ge 

ſchah, mis man ans ben Urkunden über die gefchebene All 
fung ſieht; 5. 8. dipl, Henrjci de Plesse =, 1144. (ki bi- 
denus Cod. dipl. Tom. 1. pag. 162.) facta igitur hac car 

frentiene sd’ locum: qui ab ihcolis Screunen namapait, 

ı  Jjaxta.BRostorp de: Helingenstadt processimus; ibi suche 

- um represaitatis-religuiis. corany judicibus, juxte leg® 
Sazonum traditio ista nobis confirmata est, sub sucraine‘ 
jurisjurandi, astantibus memoratis fratribus. Meißen IA 
dies jeboch mehr der Erben wegen geſchehen ſeyn, weiche zu Ki 
gen genommen wurden, als um eine Alten Verflichtan de 
Baar in. bewärten. * 





IV.R:C. Priv. Beſtellg e Pfandr od Ziuſ 677: 


Gewehte mit gelöben *),: der ſich auf Jahr und: & 30. 
23 Sichrheie fir die: Eewehro va) u 

Br Te ’ Tg Hl 
—* bie: Eriserkung.: dinglicher Rechte an’ 
fremden GSadrens.feag, :wam: Diefe Eigen’ 
waren, deren gerichtliche Beſtillugg mit Der: Erben 
Eimpiligang voraus a). :.:. Die Berpfändung 


e) & werden die ftftungen In den ‚Codiee, picturatis des 
ſachſtſchen Landrechts imuet dieſen :dergl. * © tüvin 
deutſche Altestbfiner Say} 1ır H KL Er Br 


tyj Suchſi Rande. S. 3 UN.B3. Wer eine’ mitm Hin Gut 
verleihet ober aufläßt, der ſoll es ihm Jahr und Tag gewähren. 

B. 1. &rt. 34. Wenn em Marm fein Gut Abergiebt umb es 
wieder zu Lehr empfähes, fo. Gift: dam Seren die Uebergabe nicht, 
er ‚behalte denn das Gut Jahe-‚unb Tag in frinen Istiglichen 
Gewehren, hernach mag er es jenem ficherlich wieder leihen, fo N 
baß welter biefen noch feine: Erben Eigen daran bereden können. 
Den beften Commentar zu dieſen Stellen giebt. die balzifche 
Ueberarbeitung bes ſchwãb. Landr. (bei J. Heumann Opus, 
pag. 106.). Wir wellen auch wer abge verkauft in dem fuurde, 
ber ſoll wicht lenger gewerſchaft thun wann jar imb tag file 
erben in dem Lande, fire erben außer lannde zway Jar, es ſey 
bmmm ob er weber pörge noch gewerſchaft gehaben mag bei ſoll 
es beftätn als das puch falt wann bas gefchicht ſo Hat‘ fich alle 
gewerfchaft ergangen. Lfd. Recht a. a. D. Si quis pro im- 
mobilibus se per fldefussinnem obligayit, tamdiu fidejus- 
sioni inbeereat, doneo anrio et die res immobilis sine lite 

ermaneat, finito uno et’die auctor sola matıu, si necesse 

babnerit, obtinebit, Vergi. hamb. Stadtr. vr 1270 bei 

Anderfon Pag: 30. 


#) ©. 8,259, Note b. Hamb. Staruten kom 1970.01 Mn 
derfon pag. 45.). So mer ein Man by ſchlapender Spt das 
xet ut deu Stade, will be fin Gut vorſetten, unbe is bat va⸗ 
sende Sub, offte Kiften Pand, das ne mach he niche verfetten 


4 


678 Dekte: Prriöbi:. A. 888-1272. 
s 36 unbeweglichen Guͤter (Satzung, Weddeſchat, das 
alte . wadiam 6. 61): gefchah gewöhnlich: in ber 
Form eines Verfaufs des Guts auf Wieder: 
» Yafung b), wo denn natlrfichdie unbefchränfte Be 
nutzung ber Sache auf; ben. Glaͤubiget uͤbergieng, 
dieſer Saber!; mich. feine Yorberung mit der Seche 
ff serlar 9). Au. bemfelber. Bunt gefhaß cum 
ebanı fir häufig bie Belaſtung einer Sache, die im 
Beſitz des, Schuldners . blieb, mit einem, Zins, 
welchen deni ‚Släubiger, ‚nerEauft murde, aber von | 
dem Schuldner und deſſent Erben wieder abgeloͤſt 
werden Fonnte A Fahr ende Hebe mochte de 
. fonber verwen "ebeftigen nähe, mm Pr Erde un de Sa 
Fehel, un dor Dame ganyınDiöbe' arten. A 
b) Vergl. Anderfon ad. D 8 — 


.8) S. eine Urkunde über einen eich * Schannit 





F 


hist. Episc. Wormst: in Cod. prob, p- 54. 


FE Am deutlichtzen weſcheeibt bie Matur de baburch entflanbeum 
Binglichen veechts, das banbiuger Stat. v. 170 bei Anders 
fen pag, 40, Sp wor ein Mau verfoft au finsme Erwe Ex: 
vetins, — degenne be ben Pructins utgeven ſchal, hülpe am 

God, bat, be Pennige mwunue, ‚offte, dat fe fin Erbe Herfeit 

unde ben. Erpentins ‚öfen, wollde, abe gewe be denne ener Meri 
mere van jeweller Mark ben de Erxvttins jegen em gekoft wer, 

‚ barmede ſchal fin Erve dep weien,.iget od min, ſo ſchal fe am 

gAcven,, alſo barto boret; wolde pur ein Mann fin Erpentind 
‚ofen. ‚unbe wprben-fe twpdrachtig, fo bat erer ein febe, Bat de 
Ervetine duͤrer kofft wefe, und be anbepe fede min, toghen ſe 

, - bat up tüghe beibe, be deu Ewetins gekofft hefft unde in finen 
Beren hefft, De ſchal to Nichte tüghen,: wo dat be Exrwetiei 
geofft ſy, bedde awer erer ein · nepnen Tuch, und toghe be an- 

dere appe Täghe be ſcholte to’ Nechte tilghen, man teet fe betr 
wre th, ſo is de, de den Erdetins im-finen We: 


IV. R. C. Priv. Bindicat. bew. Sachen. 679 


gegen dem Gläubiger als Pfand übergeben wer- 8. 36ta. 
vo; dann durfte er aber die Sache nicht gebrau⸗ 

chen ©), haftete filr jedes Verſchulden, und verlor 
demohngeachtet mit dem zufälligen Untergang de a 
Sache feine Forderung f } 


G. 361b, ° 64 —ꝰ. 31h. 
Das alte Verfahren bei der Vindication be⸗ 
weglicher Sachen .($. 59b B. 1. S. 379.) finder 
fih in dem Sachſenſpiegel a) mit einigen Modi⸗ 
ficotionen f wie es im, älferen fraͤnkiſchen Recht 
vorkommt b). Es konnte aber abgekuͤrzt werden, 


ren def ft, weger to Behalkenbe uppe den ‚Hiligen, wo dat he 
kofft ſy, den em jemende aff to winnende. — Nach eben diefen 
Ciratıten, ‚bat ber Zincherr sin. Necht, ben Sinsanın. wegen 
nicht dejahlten Zinſes zu vertreiben, 


R Shnät, Rande. Art. 7. 
f) Sähf Landr. B. 3, tt, 5. 


DIR Kr. 36. Da ich den Inhalt bike Sich vnd be 

mit berfelben in Berbindung zu bringenden übrigen, ſowohl 
des Sachſeuſpiegels als anderer Rechtsquellen, ſeit dem Erſchei⸗ 
nen der dritten Ausgabe ber Rechtsgeſchichte in meiner Ein⸗ 
leitung in das deutfche Privass und Lehenrecht F. 190 u. ' 
bereits ausführlich erörtert habe, fo befchränte ich wich hier auf 
eine für Darftellung und, einzelne noch Pant acae Ber; 
befferungen und Bemerkungen. 


b) Die Mobificationn ſelbſt find ſchen B. 1. S. 382. anges 
beutet und in der Binleit. in das beutfche Privater, a. a, O. 
genauer angegeben, Es gehört aud) dazu, daß ber Kläger erſt 
fein Eigenthum mir Eidhelfern befchwor, wenn ber Beklagte 
feinen Gewehren fand, während nach fränkifchen Recht dieſer 





60 ‚Deitie Periobe., 4.-888 — 1272, 


9.,361b. wenn. nicht dem Kläger: felbft die Sache geranbt 
ober. geſtohlen worden war, welche er vindiciren 
wollte, ſondern er den, welcher ſie zu vertreten habe, 
ſelbſt namhaft zu machen vermochte. Dies war 
der Fall, wenn er die Sache einem Anderen ver: 
pfänder, gelichen, zur Verwahrung gegeben, über- 
‚ haupt auf irgend eine Weiſe freiwillig aus feinen 
Gewehren -gelaflen hätte , fie diefem aber geſtohlen 
. oder geraube worden wat, ober ex fie verloren oder 
widerrechtlich veraͤußert hatte. Der JInhaber be 
fand fih auch in dieſem Fall in der Lage, eutwe 
der einen‘ Gewehren zu ſtellen, ‚oder ſelbſt als um⸗ 
rechtmaßiger Dante wie ein Dieb "behandelt zu 
werden (B. 1. ©. 382). Es gereihte daher zu 
feinem Vortheil, wenn der Kläger bei dem’ ‚Aue 
vÄng’/t:.:59b Mote c) erklärte, wer nach de 
Sachlage die Sache zu verfreten habe, und fih 
erbot, diefen als den Gewehren anguerfinnen, wel 
chem er fie abgewinnen molle e), in: ſofern Kr 
Beklagte dann durch „Mangel: der Gewehre we 
nigſtens mie "mehr als bie Sache felbft verlieren 
Fonnte, Werte und Buße aber zu bezahlen nicht 
\ vabnben war A), Der Veklagte brauchte dies 
Eib or in Anfang des Fett — * wonde, B. 1, 
S. 38 
. 0) ©. einlein 8. 121. Nete d. 


AM Sächſ. Landt. B. 2. Art. 60. Hierauf gehen bie Worte: 
der ne mag ba nicheyne dorderunge uph haben, ane uprbe 
deu deme der fe lech oper ſatzte. 





IV. R. C.Priv. Dinhict-bpn Shen 681 


aber freilich nicht ‚gelten zu laſſen / ſondern konute 9. 361b, 


auf ſeinen angeblichen Gewehren ſi ch ziehen, und 
bis dahin, daß dieſer aufgeſucht wurde, es geſche 


hen laſſen, daß der Klaͤger die Sache, die, er. bei. 


ihm fand, ‚als. geraubtes ober geflohlenes Gut in 
Anſpruch nahm, weil ex ſich durch die Weigerung, 
es dem bezeichneten Gewehren zur Vertretung Ri 
überlaffen, zum Theilnehmer.der unzehtmär 
ßigen Handlung machte, durch die eß. nach deſſen 
Behauptung in ſeine Hand gekommen fen, mußte. 
Denn eine. ſolche log eben ff. wohl vor, wenn det 


erſie Empfaͤnger widerrechtlich peraͤuß⸗ rt. hatte ® ) 
als wem er bie. ihm vertraute Sack, üsrigren 
batte, der Finder aber fich unrechtmaͤßigerweiſe der: 
felben angemnaaßt hatte ), ober ſie dem Inhaber 


P Sächſ. Landr. B. 31 Art. 22, Swer deme anderen lyet 
pherd’ ‘oder üteidler 'yu bescheidenen tagen. halt her iz 
xher dem: anderen tach'unde wirt her\da unme beilaget, 
her sol iz alzu hant weder geben. unde bezzeren ob her 
“ ja ergeret hat. Duoe noch roub rs inuch en nlaht 
Shien da an. went her iz ime Teih (6. 1. ſich. &d hat 
"> auch Ood. "Lips. Teh.). Ich Ylatibe,‘ daß mar nach bemi Brund» 
fa: wer ſeine Sache del einer Perſon findet, der er fiefeibft 
Aieh, kann Diele nicht Raubes oder Diebftahts beſchuldigen — 
nothwendig folgern muß: daß er jeden bes’ Raubes oder Dieb⸗ 
ſtahls beſchuldigen fönne, dem er ſie nicht ſelbſt gelichen hat, 
Hier entſcheidet bie allgemeine Megef; die der duchtſteig B. 1, 
Art, 17. gieht:, weigert her (der Dritte, hei dem „ua Jane 
ESache findet) des’ (b. i. daß ſich der Kläger ſeiner Sache ans 
maaßen dürfe, bie ex bei ihm findet) her schriet daz gerüchte 
.an und ‚griphe ine an vor zinen dieph tn 


) Sid. Zzandr. ®. I. Art. 37, Swwai meh vint — 
‚her des ab man darnach vreget, 60 Ist iz ‚duflich.“ Swag 


x 


— 


682 Dritte Perlode. A. 888-1972 


$. 361 b. geftohlen worden mar. Aber die Folge des Bern 
fens auf einen Gewehren war dann au, daß der 
Beklagte, wenn er Peinen Gewehren fand, der ihn 
vertrat, ſelbſt Werte und Burße bezahlen muft, 
wenn ‚er auch nicht: befchuldige wurde, daß cr felhf 
die Sache geftohlen habe, und erft menn der All 
ger auch dies behauptete, ſich gegem dieſe pie 
Klage noch befonders auf gewoͤhnliche Weile mr 
theidfgen mußte 8), Ließ der Beklagte fih gefalm, 
daß der Kläger den Proceß gegen den, welchem « 
die Sache vertraut zu haben behauprete, fortfe, 
fo unterwand ſich der Kläger, wenn der erſte Em 
. Pfänger die Sache zu vertreten nnternahmt) 
auch gegen diefen der Sache als feines ihm vor 
\ enthaltenen Eigenthums ĩ), und der Ausqe 





wen‘ vint, oder dieben oder suuberen abe Iaget. dal 


BE her: uph bieden vor einen baren unde zu der kai 


— Sandz. B. 2. Art, 36, mo es dom bem Fall, ven 
‚ ber Suhaber einer beweglichen Fache, bie in Auſpruch gm 
men wird, feinen Auctor nennt, heißt: Wirt ber ig gran 
edle recht is, bie gewere mut anmorden am finer flat ver du 
gut; wird aber ime brof am deme geweren (d. h. vil Dre 
ihn nicht vertreten) ber mt daz gut mit mebbe made wi 
bute lagen. unde tziet men ine dube oder roubes daran, ii 

, mut ber ſich untfchulbigen mit rechte. 

h) Dieſer Fall iſt in der Einleitung $, 174. Nete g gar 

, drtert. | 

ij Die in ber Note eo ungefüßete Ctehe führt fort: underminden 
‚ mut sech ach wol eyn man sines gudes swa er ze 


kumt mit rechte das men yıne mit unerechte vore hal 
uber bescheidene sit, Mit ben vorhergehenden Morten je 


/ 


IV. R. C.Spris, Vinbicat: bew. Sachen. 683 
diefes Rechtsſtreitt entichied, wie bei jeder Berteeg. 3616. | 
tung, für don erſten Beklagren zugleich, ob w we 
Sache behielt oder ‚verlar. 
Ä Den -Grundfag, der hiernach bei: der Vani | 
cation beweglicher Sachen befolgt wurde, brücke- Die: 
Paroͤmie aus: „Band muß: Hand wahren”. Er 
wird wohl-am beſten dahin erflärt: die vindiciete 
Sache muͤſſe Immer an die dritte Hand gezogen 
werden (B. 1. S. 3680.) *x). Dis iſt der Vin⸗ 
dication bei dieſer Wer:von: Sachen eigenthumlich; 
denn bei: unbeweglichen Sachen · faud dies nur fiatt, 
wenn der, welcher einen Gewehren mörkig hatte; 
nicht fein eigener Gewehre (F. 357.) ſeimm⸗ konnte; 
die Sache wurde alſo nicht an Die dritte Hand 
gezogen, wenn Der haben: eine rechte Gewehre 
an derfelben hutte. Det beweglichen Gachen war 
eine ſolche gemeinrechtlich nicht moͤglich weil fe 
nicht geriäclih aufgelaffen wurden. Aber das 
Statutarrecht - der Handeloſtaͤdte ſchuf zum Beſten 
des Handels ein Surrogat derſelben, welches alſo 
eine Ausnahme von der Regel, Hand muß Hand 
wahren, bilbete Sachen, bie zur See in bie 
Stadt gebracht fein, bei welden daher einen Ge⸗ 
ſammengehalten, ergiebt ſich hier ius, baß er wenlgften⸗ nicht 
blog bie Conttactstlage, ſondern auch eine Vindication hatte, 
k) Samburg. Stadtr. von 1999. Is id och also det en 
man op ehen warrant tat whme goet dat men duve ofte 
zoev anspricht, de ne mag nemen verren (b. {. anderen) 


warrant hobben wente an’ dhe ridden han, ande dhe 
dridde hant dhe scal antwarden, 





t 


684 Deitte Periobe. A. 888— 1272.” 


8. a61 b; wehren zu flellen, vor welchen der Kläger" folgen 
mußte, unmöglih- war, follte mau durch ‚den Be⸗ 
weis des Erwerbstitele gegen einen „‚Anevang”, 
der fie als geraubtes oder gefichlenes Sut in An- 
ſpruch nahm, verteidigen Tonnen 1). 

Hieraus erklaͤrt fi: denn fehr leicht, daß die 
Vindication beveglicher. Sachen in vielen Rechts⸗ 
quellen- immer als eine Klage erſcheint, ‚bei welcher 

’ jene als geraubt oder geftohlen in. Anfpruch ge 
nommen wurden. Dem dafuͤr galten fie rechtlich 
in der That immer, auch in den Gall, wenn fie 
der. Kläger freiwillig ons feinen Gewehren gelaflen, 
aber kein Eigentum daran übertragen hatte =), fo 
wie er feinerfeits ‚wie ein. Dieb behandelt wurde, 
wenn er ſich ihrer oßne Grund unterwunden hatte. 
Hingegen iſt es cin. Miſwerſtaͤndniß, wenn man 


D. Samburg. Stadtr. von 1270. So weleker hande geâ 
ein man bringet in desse vrien stadt over de sotten see, 
spreka:dat jetinig nen an vor duve alder weff, dat is he 
; negber ta beholtende in ainen vreren mit twen bederven 
"manpen, de dar waren,. dar he dat gud koffte, offte mit 
"""sineme werde, oflte mit sineme kumpme (al. — 
oche mit der ‚atadt- bieve dar dat gut gekefi was; mit 
eineme stücke van dessen is he negher to. beholdende sin 
"" gud, denn idt eme jennig imah affitwinnzäde. Wergl 
„ Einleit. 9. 172. Note l 
es Biermit fcheinen mie bie- Hauptgründe aber zu ya, and 
. welchen Erapp criminaliſtiſche Beiträge, Hamb... 1825. 36. 
B. 2. 5. 4. S. u. f. 9 2. S. 233 u. f die Anſicht her⸗ 
leitet, bie einem Dritten vertrauten Sachen hätten nicht vindi⸗ 
sisg werben loͤnnen, meil die Windicatipn geraubte ober geſtoh⸗ 
lene Sachen vorausſejte. | 











IV.. gechtet C. Pridatt egal 685. 


die Vindication auf den Fall beſchraͤnkt, wenn berg. 261h 
Vindicant zugleich behauptet habe, die Sache fey 3— 
ibm geſtohlen dder abgeraubt worden. 
Der Grundſatz, Hand muß Hand wahren, hat 
wohl überall gegolten, fo lang der deutſche Vin⸗ 
dicationsproceß im Gebrauch blieb; die Einführung 
des römifchen Mechts veranlaßte in der folgenden 
Periode n), daß man ihn nicht mehr verftend und 
ihm almälig einen anderen Sinn unterlegte 0). 


$. 362. | 4. 362. 


Bei der Lehre vom Eigenthum, muß jet auf 
Die Megalien in mehrfacher Beziehung Ruͤckſicht 
genommen warden. I Sofern gewiſſe Faiferliche 
Mechte von ben Reichsſtaͤnden als Eigenthum 
befeflen und diefe eben dadurch zu Inhabern einer 
untergeordneten Hoheit werben, bilden die Megglien 
zugleich einen Gegenftand des Privateigen- 
thums, indem fie wie ein folcher an andere Per- 
fonen (fo fern nur diefe des Beſitzes berfelben über 
haupt fähig find 5. 290. Mote h) veräufert wer 4 
den fönnen Eine folhe Veräußerung geſchieht 





2). Nan. Lnnte geneigt feyn, ſchon im Schwabenfplegel Art. 248, * 
eine Spur anguhehmen, daf er nicht mehr techt derſtanden 
wurbe; dem bie Worte, toelche dieſer aus fächf. Landr. IL, 
6%: aufnimmt, konnien fo gedeutet werben, als könne ber Em⸗ 

" pfünger der Sache über diefe, freilich unter feiner Verant⸗ 
wortlichfeit, derfügen. Indeſſen bie darauf fölgende Erörterung 
giebt darüber wenigſtens feinen ſichern Aufſchluß. 


o) ©. meine Einleltung $. 178. ! 








. 686 Dritte Periode. A. 838—1272, 


$. 362. bald durch eine vollſtoͤudige Unbertragung des Re⸗ 
gols felbft, Bald nur durch Ueberlaffung einzelner 
in dem Regal enthaltener Befugniffe =); in beiden 
Bällen hänge das Verhaͤltniß bes Erwerbers zum 
Uebertragenden, theils davon ab, ob jenem das 
„freie oder lehnbare Eigenthum ubertragen wurde, 
theils von der Natur des Gegenflandes, cheils mi 
lich von den Bedingungen der Uebertragung 
(S. Nro. III) II. Sofern Rechte des Eigen 
thums in ben Händen des Kaifers ober eims 
Landesherrn find, Fünnen fie durch ihre Verbin: 
dung mit Rechten der Hoheit einen befonden 
rechtlichen Character erhalten. In dieſer “Bao 
hung ift der Forſt⸗ und Wild bann ein Degalb), 
weil fein Privatmann die Eingriffe in feine Walt 
nutzungsrechte Durch den Koͤnigsbann ſchuͤtzen kann *). 


a) Wie ble in ber Gtafſchaft enthaltenen Gerecht ſamen ber &: 
richtbatkeit. S. & 809. 


b S. oben 8. 238: Note a; Nro. 4. Sähf. Raupe. 8.1. 
‚Bet. 61. Da Bott den Wiinfeen ſchuf, da gab et ihm Ee 
walt Über Fiſche, Böogel und alle wilden Thiere. Darm haa 
wir Urkunde don Bott (Schwäh. Landr. Art. 356. dumm 

„Haben Be Röntge gefegt), baß niemand fein Beib mach fein Be 
ſunde an biefen Dingen verwürken mag. Dach find drei fe 
- ben in dem Kane zu Sachſen, wo ben wilberi Thieren bei kei 

‚ Könige Bann Friede gewilste iſt — bie heißen Benuforfi 
Schwäb, Lande. a. a. D. Nun baden bie Hetren Bam 

forſte. Wer ihnen datin etwäs thut, ha haben fie Büfı 
barüber geſen, als wit hernach fagen wollen. Sie haben audi 
fiber Hilde Bann gefezt und Über Wögel.. 

ec) Henrici H. dipl, a, 1002 bei Schaten anal. Paderb. 
Tom. 1. p: 365, Insgper foresium - cum emai jntegr- 





— 


IV, Rechtsſ. C. Privatt. Regalen. 687 


Die Jagzd hingegen auf eigenem Grund und Bor 4. 362. 
den U, und die Fiſcherei in Privargemwäflern °), iſt 
noch immer Ausfluß des echten Eigenthums; 
nur bei den Forſten, welche nach der Natur ihrer 
Eutſtehung ‚große. Flächen angebauten und unan- 
gebauten Landes begriffen (F. 199), war die Jagd 
freilich ſehr Häufig dem Elgenthuͤmer des Bodens 
sinterfagt:: III. Kraft der Hoheit koͤnnen Rechte 
der natuͤrlichen Freiheit, oder des Eigenthums, 
durch allgemeine Geſetze oder durch Privilegien 
beſchraͤnkt, oder fuͤr Rechte des Inhabers der Ho⸗ 
beit erklaͤrt werden, wodurch eine eigene, der fruͤ⸗ 
heren Zeit unbekannte Claſſe von Regalien ent⸗ 
ſtand, deren erſte Spuren man aber eben fo werig 
ira der fo oft mißverſtandenen Stelle II. F. 56. 
zu fuchen. bae ©), ale man in dieſem Zeitraume bei 


tate — omnique vetiatione quse sub banno ususli more 
ad forestum deputatür etc. Henr. IV. Dipl. a. 1062 bei 
Lindenbrog. Scr, Rer. Germ, p. 142. forestum -- eum 
hostro. banno regali. &. auch b. vorherg. Nete. 


d) Eine Neihe von Utkunden, in weichen fie ımter den gewöhn⸗ 
lichen Pertinengen der Güter aufgezaͤhlt wird, f. bei Pfeffin- 
ger Vitr. il, Tom, 3 pag. 1387. tn fi ° Manche Urkunden 
unterfcheiven fie fehr genau von dem Wildbann. — Otto- 
nis IV. Dipl. a. 1196. bei Schaten Ann, Paderb. P. 1. 
peg: 991. feodum faresti quid Selingo dichtar. — eo te- 
nore ut in eo usum veuandi habeat, et jus quod vulga- 
riter Wiltbenn appellstar sirre quslibet contradictione 
ezerceat,' 


e) S. Note o. 
N S. die Anmerkung. 


- 


688 Dritte Verisbe: A. 888-1272. 


4.364. allen echten ‘der Landeshertn In Deutſchland, die 
mit ‚den bier. genannten -Faiferlichen Rechten: etwas 
aͤhnliches haben, an ein wahres Regal denken 
darf 5). Beſonders bei den Regalien diefer Art 
waren die Lebertragungen einzelner im Regal 
fiegender Befugniffe ungemein häufig. - Ale bie 
wichtigſten mögen hier ausgezeichnet werden: 1) Das 
Bergregal (vergl, . 297). Die Benutzung der 
Bergwerksſchaͤtze wurde ſchon in dieſem Zeitraum 
auf zweierlei Art an Privatperſonen uͤberlaſſen: 

„a. durch Uebertragung des Megals -in feinem gan: 
zen Umfang, fo daß der Landesherr Feine Revenuͤe 
davon zog bl. b) Durch: Geflattung: des Berg⸗ 
baucs an Privatperfonen, mit Vorbehalt gewiſſer 
Mechte des Landesheren, namentlich der Direction 
des Vergbaues durch feine Bergbeamte, der Berg 
gerichtbarfeit und einer Abgabe bon ber Ausbeute i) 

er. Die 
V) So kommt ;. 8 eln deneue ie auro et sale, ber dom Ke⸗ 
nig Ludwig dem Kinde, dem Ersftift Salzbutg gefchenft wurde, 
„MM eine Urkunde vom Jahre 908 vor Man fleht aber aus 
‚ten Worten ber Urkunde felbft, daß er bier nicht als Negal 
betrachtet wurde, ſondern als grundherrliche Abgabe, weil der 
‚ .Zünig, auf been Grund und Boden jene Gegenftänbe gefunden 
. aurben, (fe auf, chen die Weiſe wie Grumdſtücke, jur Peace 
‚ gegen einen Zins ausgetban, hatte. (curtem‘ nogeram Sals- 
burghoy vocatam — ‚in. Proprietatem, conoessimus — 


‚ ‚cum omnibus censiöus in auro. et anle.: (Wei Lünig 
Neichsard,, Spic. eicl. *408 Le. 78.) . 


h) S. Joſ. v. Eperges wroliſche Bergwerlegeſch. mit Urfuss 
den (Min 1765). ©. 34. 


i) Bon ber Einrichtung dee Wergämters findet man fchem bes 


IV. Rechtsſ. C, Private. Regalien 689 


Die Verſtattung der Befugniß an“ einem gewiſſen 9. 368 ’ 
Drte nah Erzen zu graben und in ben gefundenen Ä 
und zugemeflenen Stollen: die Ausbeute zu genießen, 
hieß wie alle Eonceflionen dieſer Art, eine Beleh⸗ 
nung; dieſe wurde nach dem Vergrechte dieſer 
Zeit, wie es ſcheint, dem Eigenthuͤmer des Bodens 
ertheilt, und erſt als Afterbelehnter erhielt ſie von 
ihm der Finder K); die Betreibung des Bergbaues 
geſchah ſchon jezt mehrentheils durch Gefellfchaften 
( Geſellen, Gewerfe), die von dem Finder .in dag 
Sefammteigenthum zu ibeellen Theilen aufgenom: 
men wurden!) 2) Auf gleiche Weife mochte das 


ftimante Spuren in bem alten iglaufchen Bergrechte, welches 
twahrfcheinlich in bie Mitte des dreijchnten Jabrhunderts gebörs, 
iind bei Dobner Monumenta historica Boemise Tom, 4.' 
peg. 327 — 232. abgebruct if. Den beutfchen Urfprung bies 
fer Einrichtungen verrathen fchoh bie technifchen Ausdrücke, vie⸗ 
les aber iſt auch umgekehrt aus der bohmiſchen Sprache in die 
technifchen Ausdrücke des deutſchen Bergrechts lbergegängen, 
weil die boͤhmiſchen Wergrechte früh eine weitere Ausbildung ers 
hielten, und dann fpäterhin wieder Duellen bes beutfchen Berg⸗ 
rechts geworden find. 


k) Sächſ. Landr. B. 1. Art. 35. ©. oben 6: 297. Note k. 
Die Constitutiones jaris metallici Wenceslai II. regis Boe- 
miae a. 1280 bringen biejenigen, welche ben Bergbau betreiben 
(enitores im iglauſchen Bergrechte, coloni in dieſem), in drei 

Elaſſen: 1. prineipales, 9. secundarii, 3. tertii; von welchen 
immer bie eine Glaffe von ber anderen eine Zeche zu Lehen trägt. 
Die Principales find die, welche fie von dem Urburarius 
(Zehndtner) zu Lehen erhalten haben. Tin ähnliches Verhälmiß 
wog zwiſchen bem Eigenthümer und Finder nach der bergredit: 
lichen Obſervanz der Gegenden entftanden ſeyn, in welchen Eike 
bon Repgow feine Erfahrungen gefammelt hatte. 

H Einen Vertrag vom Jahre 1185 zwifchen den Gemwerten einer 

x. IL [44] 


690 Dritte Periode. A. 888— 1272. 


4.362. Salzregal an Privatperfonen überlaffen wer. | 


den m), wo man bie Galzquellen fchon für Regal 
hielt, (welches fie aber urſpruͤnglich nur da fem 
Fonnten, wo der Lanbesherr "echter Eigenthuͤmer 
des Bodens war) da ohnehin die Salzquellen von 
den Älseften Zeiten her durch Geſammteigenthuͤmer 
benuzt wurden 9). 3) Die Fifcherei in öffent. 
lihben Strömen, weldhe nah dem gemeinen 
Meche in Deutfchland ein Recht der natuͤrlichen 
Freiheit war o), wurde durch Privilegien einzeln 


Silbergrube und dem Bifchof von Trient, hat Sperges a. a.d. 
©. 263 — 265. 


m) Aus einer ganzen Reihe von Urkunden bes dreizehnten Jahr⸗ 
hunders ergiebt fich dies 5. 8. von bem cölberger Salzwerfu 
Das Eigenthum ftand, wie es ſcheint, bem Landesherrn, dem 
Bifchof und dem Gapitel zu; vom Eapitel waren die einzelnn 
Koten zu den Präbenden gefihlagen, und großentheils an Bür⸗ 
ger gegen einen Zins erblich überlaffen. ©. Dreger Codex 
diplom. Pomeraniae pag. 504. ımd im Regifter ber Yirfunben, 
Bon bdiefem Salzwerke erhob fbrigens auch ber Lanbesper: 
als folcher Abgaben. S. ebendaſ. S. 337. 


n) Wie 5. B. bie Salzquellen zu ſchwãͤbiſch Hall. 


0) Sächſ. Landr. B. 2. Art. W. Welches Waller ſtron⸗ 


mgife fliegt, das ift gemein zu fahren und zu fifchen barin. 








Diefen Öffentlichen Bewäffern werben zwei Gattumgen von 


- Privatgewäflern entgegengefest „eines andern Mannes Waller 
an wilder Woge”, und „gegrabene Teiche”. Was unter wie 
Woge im Gegenſatz bon ftrommeife fließenden Waffer zu ren 
ſtehen iſt, wird nicht genauer erflärt; bie Gloſſe verficht water 
jener blos ſtehende Gewäffer; richtiger möchte es ſeyn, den Un: 
druck „ſtromweiſe“ von folchen Gewäſſern zu erflären, bie der 
Sprachgebrauch mit des Namen eines Stroms im Gegenfat 
eines Bachs bezeichnet, etwa wie nach bem sömifchen Stecher: 


. 


IV. Nechtöf. C. Private. Regalien 691 


Perfonen, befonders aber Gemeinheiten und In⸗8. 362. 
sungen verliehen p). 4) Die Befugniß des Lan- 
besherrn, in unangebauten Gegenden Coloni⸗ 
ſten anzuſetzen q), wurde freilich) wohl aus einem 
Eigenthum hergeleitet, welches fich jener an folchen 
Ländereien zufchrieh, aber man wird: dadurch nicht 
berechtigt, dem Landesherrn, vermöge der Anfich- 
ten jener Zeit, das alleinige echte Eigenthum 
an dem Grumb und Boden des ganzen Territerii 
beizulegen, denn fie erſtreckte ſich ohnſtreitig nur 
auf Landftriche, welche nicht innerhalb einer Ge» 
marfung gelegen waren r). 


flumen a rivo magnitudine disternehdum est, aut exlsti= 
matione tircum colentium L. 1. $. 1. de fluminibus. &olche 
Privargewäfler kommen unter ben Pertinenzen ber Güter, unter 
dem Austrud aquaram detursus in aflen Urkunden vor. 


p) Eben biefe Befchränfungen ber natürlichen Kreipeit, hatte auch - 
ſchon das Recht Mühlen anzulegen zum Gegenſtande. Se z. 8. 
Barnimi duc. dipl, a. 1269 bei Dreger a. a. DO: pag. 357. 
Das Mecht, Mühlen an Privatgemäffern anzulegen, blieb aber 
Ausflug des Eigentbums, ebendäf ©. 472. 


a) Welches befanntlich feit dem zwolften Jahrhundert, befonders 
im nördlichen Deutſchland, fehr Häufig in Gegenden geſchah, die 
entweber bisher ganz unbebaut geivefen ober durch Kriege ents 
oßlfert waren (vergl. J. Eelking dies. de Belgis sec. 12. 
in Germaniam advenis, Gotting, 1770 und 9. von Wers 
febe über die nieberlänbifchen Eofonien, welche im nörblichen 
Deutichland im zwölften Jahrhundert geftiftet worden. Hannob. 
1815. 16, 2 Bde. 8.) 


z) Daher auch in ben Urkunden, bie oilloe gewöhnlich aus⸗ 
dbrũctiich cum cultis et incaltis, viis et. inviis überlaffen 


werten, 
[ 44* } 





&. 369. 


“ 
692 Dritte Periode. A. 888-1272. 


Anmerfung. Ueber die Eonftitution Friedrichs L 
in II. F. 56. 


has Verzeichniß ber Negalien, welches dieſer Tert giebt, weich 
Bon Radewichs Angabe ($. 245. 1ſte Ann.) etwas ab, weil diefer mans 
ches genaher beftimmt (5. 8. bie armandiae), manches aber. aud 
Übergeht. Man fehlt gewöhnlich 1) darin, daß man anninmt, bie 
bier aufgezähften Gegenftände würben insgeſammt als Eigenthum 
des Kaiſers genannt, ftatt theils aus den Urkunden, theils aus tem 


edomiſchen Rechte, aus melden bier, fo vieles genommen ift, zu erllä⸗ 


/ 


sen, in welcher Beziehung fie für egal ausgegeben werten; 
2) durch die Worausfegung, die Willführ, mit welcher Friedrich L 
bei biefer Gelegenheit derfahren haben fol, liege allein in ben bie 
Aufgeftellten Grundfäßen fiber Me Stegalich. Vor jrnem Irribus 


ſollten billig ſchon bie älteren Commentatoren bes Iombarbifchen Lche- 


rechts bewahrt haben, die einflimmig die meiften Regalien ans tvm 
rönifchen echt erklären, z. 8. bie flumina navigabilia et ex qui- 
bus fiant navigabilia und tie molendina, aus L. 1. und 2. D. 
de fluminibus, die portus, piscariae und salinarum reditus aus 
L. 17. 8. 1. D. de verb. signif. Diefe Erflärung iſt andy fehen 
darum bie einzig mögliche, weil man fonft nicht begreifen fann, af 
welche Principien die Entfcheibung gebaut ſey, da fie umter Borans 
feßung des gewöhnlich angenommenen Sinnes, weder mit Dem rim 
fchen noch mit dem germanifchen echt Üibereinftimmt, und auch nach 
Radewichs Erzählung das Herfonmen gegen ben Kaifer war. Kies 
nach iſt ber wahre Sinn der Stelle dieſer. Regal fen: 1) die Lan 
beshoheit über einzelne Diftricte (armandiae oder, wie es Matewih 
ausbeädt, die ducatus, marchiae, comitatus, Consulatıss, beun tx 
Iegteren follten ja nach der Verfaſſung ber Iombardifchen Städte tie 
wahre GBraffchaft enthalten, f. $. 244.) 2) Die Hoheit fiber tie 
Heerſtraßen, öffentlichen Fluſſe, Häfen, und die hieraus entſpringen⸗ 
den nußbaren Rechte, als: a. Zölle, b. Abgaben flir die Geftarung 
einer dem gemeinen Gebrauch hinderlichen Benutzung (daher flumi⸗⸗ 


‚ navigabilia et ex quibus fiunt navigabilia, ober bon Radenich 


bie Hauptnußung, die hicher gehört, molendina, genannt werten). 
e. Abgaben für die durch ein Privilegium geflattete ansfchliek: 
liche Benutzung biefee Gegenſtände, bie fonft alle benstgen birfen 











IV.R.C. Priv. Eigen u Lehenn. Hufrecht. 693 


(piscatlonu redlitus). 3) Die Münze. 4) Der Zehnte von Berge 5. 362 
werfen (argentariae) und Salzwerken (salinarum reditun), 5) Die 
Gerichtbarkeit und deren Emolumente. 6) Das Gonfiscationsredjt 
und das Recht auf erblofe Güter. 7) Die Lieferungen an ben kai⸗ 
ferlichen Hof (extraordinaria collatio ad felicissimam regalis nu- 
minis expeditionem; Rad, fodram), 8) Die Landfrohnden (am- 
gariarum etc. praestatianes), 9) Die faiferlichen Pfalzen. 10) Nach. 
Radewich, der alte Census. 11) Die Hälfte des Schatzes der in 
loco publico oder in loco religioso gefunden wird. — In biefen 
Grundfägen lag, wenn fie blos dem Herfommen nach geltend 
gemacht wurden, b. h. wenn z. B. der Kaifer feine Abgabe von den 
Sifchereien, von ben Salzwerfen, Bergwerken forderte, als ba wo fie 
bergebracht war, gewiß feine Bebrüdung; aber wenn ntan von 
jedem, der bergleichen beſaß, bie Abgabe forderte‘, fofern er Feine 
kaiferliche Berleihung bemeifen konnte (nach Radewich), welches gewiß 
bei fehe vielen der Kal war, fo mochte man ſich mit Necht fiber 
fiscalifche Vexationen beſchweren. In diefer Anwendung ber 
Srundfäte lag Hauptfächlich die Willkühr, wie man fihon daraus 
fieht, daß bie Lombarden im koſtnitzer Frieden nicht die Grundſätze 
beſtritten, fonbern fich nur gegen ibre willführliche Anwendung 
ficherten, fr oben $. 246. 2te Ann. Das römifche echt leiftete aber 
‚bier zum erftenmale bem Kaifer feine guten Dienfte, in fo fern man 
aus biefem bebuciren mochte, was man aus. den bisherigen Geſetzen 
nicht beweifen fennte, daß ber Kaifer in Rückſicht der genannten nuh⸗ 
baren Nechte die Regel für fich Habe, während er ſich bis dahin 
im Rückſicht der meiften, mur auf feine hergebrachten Befugniſſe 
berufen fonnte, obwohl biefe auch aus ber urfpeiinglichen römiſchen 
Serfoffung von alien herftammten, 


§. 363. 4. 363, 
Dur die Ausbildung der Standesverhaͤlt⸗ 
niffe entftanden. jezt auf der einen Seite die man⸗ 
nichfaltigften Modificationen des Eigenthums, und 
auf der anderen durch einzelne Rechte, welche mit 
dem -urfprünglih blos precaren Beſitz frember 


’ 





694 Drülte Periode. A, 8881272 


4.%% Sachen veknuͤpft wurden, Mechenverhäheif, de 


fi) dem Eigenchum näherten. Das Eigenchim 
liche diefer Verhaͤltniſſe laͤßt fich aber gerade am m: 
nigſten file dieſe Zeit, durch Zuruͤckfuͤhren der ki 
tönen vorfommienden Beſtimmungen auf allgemein 
Grundſaͤtze fehildern, ſondern es müffen bie cine 
nen. Standegverhältniffe durchgegangen, und hi 
diefen die eigenthuͤmlichen Rechtsinſtitute, mel 
durch) fie entflanden, ausgezeichnet werden. 

L Bei den Dienftleuten Fommt ford 


ihe Recht an ihrem Dienftgute als an igrem Ein 


in Betracht. A. Das Dienſtgut (bemeficun) 
beftand entweder 1) in einem Grundflüde, ode m 
GSefällen, welche auf Grundſtuͤcke angewieſen wur 
den, oder 2) fo fern die Dienſtleute ein beflimm 
tes =), befonders ein mie einer Verwaltung 
verfnüpftes Amt befleideren b), in gemiflen Cr 








fünften oder in dem Genuffe eines Theile m 


Güter felbft, welche fie verwalteten. Nach de ur 
ſpruͤnglichen Natur alles Hofrechres, het 
der Dienſtmann in beiden Fällen weder eine malt 





Gewehre ($. 355), noch eine Folge (mil 


Note i) an dem Amte, dem Gute oder don Grfäln, 


a) Welches nicht mit dem Amte verwechfelt werben darf, 1 1 
chem ber Minifterial geboren ift (6. 344.); dies enibül me 
die Verpflichtung, fich zu dieſem beſtimmten Amte gebraube 

Rt laffen. 


b) Ein foldyes Amt Heißt Überhaupt, und befonders dann, MM 
es ein Hof⸗ oder Gerichtsamt ift, ‚officlum, ministerimn, 1 


IV.R.C Priv: Eigenn Lehenn. Hofrecht. 685 


die Dienſtleute erwarben. aber beides, gleichzeitig mit 6. 363. 
den Vaſallen, an den Grundftücen und auf Grund 
ſtuͤcke radicirten Gefällen, ‚die ihnen gelichen wa 
vn), Mit beim. Veßz dieſes Dienflguses wurde 


wenn es bie Bermaltung einer lanbe6ßerzlichen Domaine * (curia, 
sala) giebt, villicatio, advocatin, 


c) Die gewöhnliche Meinung,‘ daß das Diehfignt del ben Dienfts 
leuten fpäter erbtich geworben feh, als bei den Vaſallen dat Bes 
ben, beruht shell auf: der irrigen Meinung, daß bie Dienſtleute 
nicht zum SKriegsbienft, fondern blos zum Hofdienſt und zur 
Berwaltung anderer Aenner verpflichtet gewefen ſeyen, theils anf 
bee Verwechelung des Dienfgugs mit dem Amt unb den 
@ütern bes Herrn, weiche der Dienfimann als Amtmanı vers 
maltete und etwa theilweiſe benuzte. Vergl. Note i. Die frühe 
Erblichkeit der Beneficien der Minifterialen gebt aber aus den 
Dienſtrechten volftändig hervor. Kaiſer Friedrich I. erwähnt in 
einer Urkunde, welche Boehmer Observ. jur, feudal. Obs, 2, 
$. 10. anführt: antiguo Beneficlo, quae juatilia et con- 
suedudo eeclesiae induleit, werner offenbar bie bucch das 
Dirnfizecht eingeführte Erblichleit verſtanden mizd, daher auch 

- diefe-sechtnäfiigermweife erblich beſeſſenen Güter, ben fpäterhin ers 
worbenen, wahrſcheinlich blos ufurpirten Bftern, hie den Dienfts 
Ienten abgefprochen wurden, entgegengefezt werben. In allen 
Dienftrechtan, welche in bas eilfte Jahrhundert binaufreichen 
finden ſich Spuren der Erblichkeit. Vergl. eine Urkunde K. Con⸗ 
rade II. von 1029 bei Eccard Ser, R. G. Tom. 2. p. 111., 
mo der Kaiſer den Dienſtleuten, welchen fie ausgeftellt wurde, 
auf ihre Bitte gewährt: ut Jura beneficiorum firmentur 
praeceptis imperialis potestatis. Ganz beftimmt ſpricht das 
Dienſtrecht der bambersifchen Dienftieute, aus der Mitte des 
eifften Jahrbunderts (ebendaſ. S. 102.), ben Defcendenten ein 
Erbrecht am Dienfigute zu, Si absque liberis obierit et uxo- 
rem praegnantem habuerit, exspectetur dam pariat; et si 
masculus fuerit, ille habeat beneficium patris; si non, 
proximus agnatus defuncti loricam suam vel equum quem 
meliorem habuerit, Domino suo offerat et beneficinm co- 


gati au aceipiat, — Und endlich denke mau mir an das, 


— 








696 Dritte Periche 881272 


4. 863. dann haͤufig die Berwaltung eines beſtimmten Hof⸗ 
amtes verknuͤpft A). Doch wurde das MRecht der 
Folge meiſtens auf der einen Seite eingefchränf- 
ter als -das der Vaſallen, indem. das. Dienſtgut 
gewoͤhnlich uncheilbar war und unter mehreren 
Defcendenten, wem alle erbfähig, waren (vergl 
6. 344. More L), anf den Altsften fiel e), auf der 
andern Seite aber auch ausgedehnter, weil. es ge⸗ 
woͤhnlich in Ermangelung der Söhne auf die in 
‚gleicher Hörigkeit befindlichen Töchter und deren 
erbfäßige Deſcendenz vererbt würde *). Die im 


.. J wae Wippo von Conrabs u. Regierungsmarime fagt (oben 
8. 259. Note c), und an die Bedeutung des Ausdrucks miles, 
ber, auf bie Miniſterialen eben ſo gut geht, als auf die Baſallen. 


d) Köolniſch Dienſtr. (ſ. 9. 344. Mote d) 4. 14. Ineir. 
eompes#. intea-Coar. :ep, Ratisb, et ‚Lader. Dur. 
Baevar. u. 1215 bei- Hand. meirop, Saolieh. "Tom. 1. 
:p: 168. Adelberti sechdep. Mogunt. dipl, =..1137 ki 
Gudenus Cod, dipl, ‘Tom. 3. p. 384, 


.e). Das ebtnifge Dienfir. $. 11. Item quicungue mini- 
. ‚gterialia b. Petri filios habuerit, mortao patre senior 
.ı : Alius abeequium patris recipiet. ben fo. findet ſich tes 
Majorat bei den Afchaffenburgifchen ‚Stiftes Dienftleuten, umb 
bei den bairifchen und regensburgifchen oberften Kienfläntern, 
in ben in der vorigen Mote angeführten Stellen, — Die Code: 
teralen hatten bei biefen. @litern in ber Regel fo wenig an 
Erbrecht, als bei den Vaſallenlehen. Doc, findet man bierten 
Ausnahmen. Dahin gehört dag Note c, angeführte bamkergi: 
‚ ſche Dienftrecht, und das magbebungifche, welches in einer Hand⸗ 
ſchrift des Sachfenfpiegels fleht, bie fich auf ber berliner %e 
bliothef befindet. Art. 4. dat honelen fal erven up fone, bed; 
tere, brudere, füfier,. ‚baber, muber. 


f) Bergl. die vorhergehende Rote. Der Uebergang des Dienigus 








IV.R.C Priv. Eigenu. Lehenn. Hofrecht. 697 
der Gewehre Legenden echte waren meiſtens 4. 363. 
(vergl. jedech Note i und m) die nämlichen, tie 
bei den Beſallen⸗Lehen, nur durfte dag Dienſt⸗ 
gue nie außerhalb ‚der Dienftfolge veräußsst wer 
den 5), Hingegen der Verſuch, alle Aemter und 
Die damit. verfuüpften Emolumente erblich zu ma 
den, mißlang goͤnzlich H, und es blieb bei dem 
alten Grundſatze, daß hieran weder eine Folge noch 
eine Gewehre flatt finde, fondern alles. von der 
Gnade des Herrn abhaͤnge I) Daher entſtand 


auf die Tochter, war ober Bfters auch nur Gnade. 2. &, bei 
Yen prümfchen Dienſtleuten. S. Hontheim hist. Trevir. 
dipl, Tom, 1. pag. 668. 


8) Daher mußte eine freie Perfon, bie einen Minifteriaſen heira⸗ 
sbete, fi in bie Dienftbarfeit ergeben, wenn fie aus dem Dienfls 
gute ein Reibgering haben wollte. Vergl. oben 8. 344, Note k. 


h) Sreilich wurden einzelne Weiter, befonbers bie, mit denen feine 
Werwaltung verknilpft war, erblich, die oberſten HZofuͤmter waren 
es wohl überall; aber die Negel wurde nirgends -buuschgefest. 


3) Auf diefen Grundſatz beziehen fich die Weisthliner, bie fich bei 
Senfenberg Corp. jur. feud. p. 540 u. f. der erſten Aus⸗ 
gabe finden, und das, welches G. L. Boehmer Obe. jur. 
Send: Obs. 6. $. 2; anfühet, nach weichem nullas in epi-.. 
scopali curia et sala ac ipsarum attinentiis jus feudale 
quod volge vulgariter appellatur, debet vel potest habere, 
Am beften erläutert biefen Sag das ſchwäb. Lehenr. Art. 114. 
Niemant mag feines herrn gemwere mit ber gewere empfliren ber 
des herrn amptmann ift, ob ber im felber Ichen fagt. bas ift 
davon, das er alles feines guts pflegt. davon mag er im felber 
ſagen was er will, leihet aber im bes Herr ein gut und benempt 
im das baf gr bie gewer daran hab; ex behebt es als ein ander 
mann. laugnet aber im ber herr bes guts fo Hilft in bie gewer 
nit om dem gu. er muß fein Ichen erzeugen als ob er ber ges - 


698 Dritte Periode. A. 888 1272. 


4. 363. num ein Unterſchied ziwifchen dem was ein Dienſt. 
mann nach Lehnrecht. (jure feudi) als Hoflehen, 
und dem was er jure oſſicii s. curiae k) nad 
Hofrecht oder Amtsrecht beſitze 1), Zwiſchen Hof⸗ 
lehen und Vaſallen⸗Lehen (feudum, Leben ſchlecht⸗ 
Hin) war anfangs noch mancher Unterſchied, beſon 
ders der, daß jenes gar nicht nach dem gemeinen 
Lehnrecht, ſondern blos nach dem Dienſtrecht be⸗ 
urtheilt werden durfte; aber gegen das Ende bie 
fes Zeitraums ſezte man, wie es ſcheint,/ den Be 
fig nach Lehnrecht dem nach Amcsrecht ſchlecht⸗ 
bin entgegen wm). B. Das Eigen der Dienftleute 


wer nit hab, mit ben bie bas fahen und horten das im ber 
dert das gut life. Und flirbt ber Gere biewell er amptısana 
iſt und hat er Ichenserben hinter im bie leihent im das gut ob 
fie wend. mag aber der amptmann erzeugen fein Ichen «is hie 
vor gerebt iſt, fo Hat ex fein gut behebt. Stirbt aber ber bar 
on lehenſerben, dieweil ex fein amptmann ift, fo mag er den 
gut nicht gefolgen an einen andern herrn, ex leiht im bas gut 
oder laßt e6 bie wal ift an im, Stirbt auch ber amptamamı 
und laft Ichenserben Kinder im bie nrüffent das gut bezengen 
als ob ir vater bie gewer mie gefacch. 


| k) D. 6. nach ber urſprünglichen Natur bes Sofrechts. 
]) Hierher gehörige Urkunden f. bei Boehmer L, c. $. 4. 


m) Berg. Boehmer a, a, D. und Obs. II. 9.9. — Die 
wichtigften Verſchiedenheiten waren anfangs nach ber Note i 
angeführten Stelle des ſchwäb. Lehner. 1) Die Rothwendiglen 
eines Zeugmiffes zum Beweiſe der geſchehenen Welehmng, 
während der Wafall in dieſer Beziehung ganz andere Rechee 
hatte (vergl. ſachſ. Landr. Art. 13), 9) Der Diamgel der 
Folge an einen anderen Berrn. Daher ließen ſich die Dimnf: 
leute in einem ſolchen Falle immer ihre Softehen beſonders bes 





. IV. Rechtsſ. C. Privatt. gchen 699 


wurde zwar im Zweifel nach Landrecht beurtheilt, 6. 365. 
aber da es auf Feine Weile aus der Dienfifolge 
berausfallen durfte, fo eneflanden daraus manche 
Einfhränkungen des im Eigenthum liegenden Dig 
pofitionsrechts, und manche Eigenthuͤmlichkeiten ber 
Erbfolge m), 


$. 364. 8. 364, 
U. Sur das Beneſicium des Bafallen ($. 345) 
wurde in Deutſchland der Ausdruck Lehen im ej⸗ 
gentlihen Sim; in den Ländern, wo bie romani⸗ 
ſche Sprache geredet wurde, das Wort feodum, 
feudum gebräuchlich «). Ber Ausdruck bezeichnet 
fowohl das Object der Verleihung, als den Inbe⸗ 
\geiff von Rechten, welche dem Manne an diefem 
zufommen b), die man daher unter dem Damen 


flätigen, Urfimden, die ſich Hierauf besichen, Bat Boehmer 
l. c. Obs. II. $. 10., die er aber, meines @rachtens, mit Uns 

recht von ber Verwandlung ber nach Hofrecht befeffenen Güter 
in wahre Hoflehen erflärt, 


n) Sädf. Lanbr. 8. 3, Urt. 81. Dienſtleute versehen und 
nehmen Erbe wie andere freye Leute nad) Landrecht, nur allein 
dag fie aus ihres Herrn Gewalt nicht vererben noch Erbe neh⸗ 
mm. Schwäb. Lande. Art. 48. Sie mögen auch ir eigen 
nicht geben noch verkaufen wann wider ihre Genoſſen. Wergl. 
oben 8. 344. Note x und _ 


a) Das Wort erſcheint zuerſt in Weſtfranken, ımb nicht Früher, 
als um bie Mitte des zehnten Jabrhunderts, in unverbächtigen 
Urkunden; in Italien unb Deutſchland ift beffen Gebrauch aber 
weit jünger, ſ. oben &. 2378. Note x und 280. Note d. 


b) Sachſ. Band, 8, 2, Art, 42, 8, 
4 


700 Dritte Periode, A. 8881272. 


4. 364. eines rechten Lebens äpnlichen Verleihungen ent- 
gegenſezte e). Das Lehen. in diefem Siune, erhielt 
wäßrend dieſes Zeitraums einen andern rechtlichen 

\  Wßararter. Die nene Organifation, die man allent- 
halben den Dienfifolgen geben mußte, ſeitdem der 
Meicheheerdienft von ihnen allein geleiflet werben 
follte, verfchaffte zuerft den Mannen die Erblich⸗ 
keit ihrer Lehen fuͤr ihre Deſcendenz d. Durch 
die Gewohnheiten des Reichslehnhofs, wurde dieſe 
für die Reichslehen ohnſtreitig ſchon im zehnten 
Jahrhundert eingeführt ©), durch die meiften Dienfl- 


e) Schwäh, Lehene. At. 112, 118. 


d) Dies kann freilich micht urkundlich erwieſen werben, aber es 
folgt aus ter Eigenthümlichkeit, weiche die Berfaffung, durch 
die nene Einrichtung bed Meichsheerdienftes erhielt. S. oben 
6. 223. 259, Dabei darf: man zuglich nicht außer Wagen 
laſſen, daß bie freien Drannen, welche durch bie neue Einrich⸗ 
tung gemöthigt wurden, in eine Dienftfolge zu ‚treten, ums nicht 
als Bauern behandelt zu werten, und welche meiſtens nichts 
von ihrem neuen Herrn erhielten, fondern vielmehr einen heil 
ihrer eigenen Güter lehnbar machen mußten, gan, anders 
Bedingungen ahalıca außten, als bie alten abhängigeren 
Dimmnftleute 


e) Der firingentefte Beweis bafliz Hegt darin, daß Conrad IL bie 

\ "Erblichfelt der Lehen in ben einzelnen Dienftfolgen (denn baten 
muß offenbar Wippe $. 259. Note c verftanden werten) 
nicht begünfligen fonnte, wenn bamale bie Reichelehen noch 
nicht erblich geweien wären. Da biefe es aber durch ein allges 

seines Geſetz nicht geworden finb (van weichem unmöglich abe 
* Ehroniften fchweigen fünnten), fondern durch Gewohnheit; fo 
kann man wohl mit der höchften Wahrfcheinlichkeit annehmen, 
“daR dieſe ſchon unter Conrad IL, allgemein anerfannıt war, umd 
alſo ihre Entftehung ſchon ins zehute Jahrhundert gehört. Dies 
ſen Gang ber Entwidiung muß wan auch nach Der Rage der 











IV. Rechtsf. C. Poisate. Sehen. 701 


rechte mag in ben einzelnen Dienſtfolgen zu derfel- 5'064. 
ben Zeit das nämliche gefchehen feyn F), allgemein 
anerfannter Rechtſatz wurde Erblichfeit der Bene + 
fiin unter Conrad Ik 8). Seitdem bildete ſich 

das Inſtitut immer mehr zum Wortheile der Man⸗ 

nen aus, und zur Zeit der Rechtsbuͤcher betrachtete 

man dag Lehen als eine wahre Gewehre b) 

($. 355.), die ſich aber doch in manchen Stuͤcken 

von der eigenthuͤmlichen Gewehre unterſchied. Das 

bin gehört: 1) der Mann darf das Lehen nicht 


Sache am Ende bes neunten Jahrhunderte erwarten. G. B. 1. 
S. 603, Die Thatſachen, bie man gewöhnlich dagegen anführt, 
beweiſen entwedet nut, daß noch Im eilften Jahrbimbert in den 
Herzogthumern und Graffchaften ofters ber Sohn dem Water 
nicht gefolgt ſey, wobei man dann vergißt, daß hier nicht immer 
das Recht, ſondern Auch noch oft die Politik entfchieb, oder daß 
die Agnaten fein Erbrecht hatten, worauf gar nichts anfommt, 
indem diefe nach dem deniſchen eehnrecht niemals eines ges 
habt Haben, \ 


D) Weit die Gewohnheit des Reichelehnhofs nicht obue Einfluß 
auf die einzelnen Dienftfolgen bleiben fonnte, zumal da wan 
Ausfprüche der Mannen an den Neichslebnhof zog S. eine 
hierher gehörige Urfunde, bei Senkenberg Corp: jur, feud. \ 
pagı 540. (d. erften Ausg.) 


) ©. ober 6. 259. Note v. 


h) Sächf. Lande. B. 2. Urt. 42. (oben &. 356. Note b. 3). 
Vergl. auch §. 355. Note f. g. Daher ift Fein rechtes 
vorhanden, wenn an dem Gegenſtande feine wahre Wewehre 
ftatt finden kann, welches nach dem deutſchen Rechte ber Fall 
ift, wenn ein Recht zu Lehen gegeben ift, das nicht auf einem 
beftiuimin Grundftäde daft. Schwäß. Lehnr. Art. 102. 
Bingegen den Zins eines Gates kann man zu rechtem Lehen 
erhalten. Schwäh. Lehnr. Uet. 790. 80. 90. 


7102 Dritte Periede. A. 8881272, 


43%. bhne Einwilligung feines Herrn i) dergeſtalt ver- 
aͤunßern, daß er der Gewehre entbehrt, und zugleich 
bie Lehnsverbindung aufgehoben wird; wibrigen 
falls kann ſich der Here des Gutes binnen Jahr 
und Tag unterwinden, jedoch, wenn das Gut blos 

verſezt iſt, erſt dann, wenn es der Mann auf drei⸗ 
malige Mahnung nicht wieder einloͤſt ). 2) Das 
Lehen wird nur auf die männliche, ebenbirtige, 
Ichensfähige Defcendeng vererbt, wenn nicht das 
befondere Dienſtrecht oder der Lehnscontract eine 
Ausnahme begründete 1). Seitenverwandte haben 
Fein Recht der Lehnsfolge; auch mehrere Lehns- 
erben, welchen insgefanmt der Herr (aus Gne 
den) =) das Gut leiht, haben daher Fein gegenfeiti- 
i) Der Ausdruck Here bezieht ſich Übrigens ſtets auf das verfön⸗ 
liche im Lehehscontract gegrlinbete Berhältnig, nie auf das Gat. 


k) Sächſ. Lehne Urt. 59, Wergl. Michtfkeig bes Rear. 
Art. 19. 20. und fächf. Lehr. Art. 31. Schwäb. Lehnte. 
Art. 124. Nur muß er auch bie Abficht gehabt haben, dem 
Seren das Gut „zu entfilhren,“ fonft wetter er Mos dem Herm, 
umd verliert fein Gut erft dann, werm er es nicht wieber in feine 
Gewehre nimmt. S. „Form ımb rechte Weife, wie ein Lebe 
Here feinen Mann wegen Unteene sc. verflagen fol,“ bei Re; 
pernid Sammf. auserlef, Abb. ans dem Lehre. Th. 4. Nro.1.— 
Die Afterbelehnung „mußte natärlih erlaubt fon, ba Me die 
Zehensverbindung nicht aufhob. 


y Sächſ. Lehner. Art. 6. Der Vatet erbet uff den Son die 
gewere bes gutes Mit ſament deme gute, Dar umbe em barf 
der fun nicht, daz man ihme des vaters gut bewife. Wilch 
man aber bes funes barbet, der erbet uffe den Herren die gewer 
bes gutes, ez en fie daz ber Herre ez gedinge daran verligen 
babe. Wergl. At. 2. 5. 22, 23. 34. 


m) Sähf. Lehur. Art. 99. 














IV. Rechtsſ. C. Private: chen. 703 
ges Sucdeſſionsrecht, wenn fie das Gut teilen; 9. 364. 
nur fo lange fie in ungetheilter Gewehre figen, | 
kann freilich bei dem unbeerbten Abgange eines 
der Geſammteigenthuͤmer nichts an den Herrn zu 
ruͤckfallen. Doch Fonnte durch ein befonderes Ber 
fprechen des Lehnsheren, daß fie ungeachtet ber 
Theilung fuccediren follten, (Gedinge am Lehen) . 
dieſem Nachtheile abgeholfen werden =) aber a) an 
diefem Gedinge war Feine Folge, d. h. es erbte 
nicht auf ihre Kinder, und fie folgten nicht damit 
an einen anderen Seren 9), und A) das Gebinge 
wurde gebrochen, wenn zur Zeit des Todes des 
Mannes ein ebenbürtiger, Ichnsfähiger Defcendene 
vorhanden war p). 3) Das Lehen fälle nicht nur 
nach Abgang des Wafallen ohne Ichnsfähige De . 
foendenten, dem Lehnsherrn heim, fondern kann 
auch von diefem dem Manne wegen Untreue 9), 
n) Sädf. Lehner. Urt: 32. Man mac vil Brüdern ein gut - 
lihen :ab fie ez mit gefameter. Hand und gliche gewere baran 
Haben, wollen fie aber ſich ſcheiden mit dem Gute fie teilen ez 
unter fich ane des herren urlbub. Swenne aber fie ſich beteis 
‚in ie nich, ein hat zedit an bes anderen gute ab ber andere 
flirbet, em fi anderweibe daz gebinge daran gelegen; bie wile 
ouch fie baz gut zuſamen haben Die zufamene belenet find, ie 
nich ein mac an bes andern nich ein teil darab gelihen noch 
lazen da erz beme andern mit verne, wend bas der man nicht 
einen delt entpfangen. La, bes Jen mac her mi dien te ges ” 
lihen noch gelagen. - 
0) Sächſ. Lehnr. Art. 5. An me gebinge en iſt nich eu. 
FZolge. 
p) Sächſ. Lande. B. 1. Art, 33, ü 
qg) ©. oben 9. 294. Note m. GSchwäh. Lehr. Ust. 155. 








704 Deitte Periode. A. 8881272. 


4 364, und anderer befonderer im Lehnrecht enthaltener 
| Gruͤnde e), nah Urtel und echt, welches 
Mannengericht gefunden wird, „vercheilet‘/ wer: 
den»), Da aber die Lehnstreue gegenfeitig iſt, 
fo kann auch der Mann wegen Verletzung berfelben 
das Lehen zu Eigen behalten. 


4. 368. $. 365. 

Das Lehen wird duch Belchnung und 
durh Succeffion ®) erworben. Jene ift beim 
Lehen, was die Auflaffung beim Eigen ift, und 
muß deher im Mannengerichte geſchehen b). Die 

Suc⸗ 


(ed. Schilt,). Ab ber Wan mit Dee Beh tk gen em 
Herrn das Geverde heißet, damit hat ber Mann das Lehm ver⸗ 
worft gen finem verm. Vergl. Mote x. 


N) Schwäh. Rebnr. Art. 89. (ed. Schilt.). Und iſt bag rm 
Mann ſolche tmtott tut, baf im fin eigen und fin Lehen ver 
dem Könige oder vor bem Sanbrichter vertheilt wird, — bie 
lehen finb dem Herten ledig — bat aber der man einen San 
dem fol er daB Reben lihen. Die Kint follent des Vaters 
Schulde it entgelten. Berg: ſachſ. Lande. B. 3; Urt. 8. 


8) Bergl. das Note k angeführte Rrechtsbuch, 
a) Sächſ. Lehär. rt. 6. W. 


b) S@wäb. Lehr. Art. 100, (ex edit. Schilt. wo ber Int 
volftändiger iſt als bei Senfenberg Art. 72.) Sol Iefirumge 
geichehen mit des Herren Sant, die fol gefchehen vos den Pass 
nen, wann bie mus man ouch erkugen mit in. So ber Ha 
finem Manne Lehen lihet ımt fint fine Man do nut zugegeunt, 
das mag bem Mann geſchaben will &8 der Herre lougen, ben 

muß das lehen gegen dem Herren mit finen. Mennen erzugen. 


[ 











IV. Mechtef. C Private. hat. 705 . 


Succeffion überträgt zwar bie Gewehre ſelbſt, abet: 4. ad 
der Mann muß dennoch Binnen. Jahr und Tag, 
die Belchnung bei dem Lehnsheren (in getviflen 
Faͤllen bei dem: Oberlehnsherrn) <) nachſuchen, und 
ſich zum Lehnseide erbieten d, worauf ihm der 
Lehnsherr die Belehnung nicht ohne Grund ver- 
weigern kann °). Ein Kind, das noch nicht lehens⸗ 
muͤndig iſt, kann ſich erſt von Zeit der erreichten 
Lehnsmuͤndigkeit ($. 353.) hieran verfäumen. Vor⸗ 
her muß deilen Bormund 'die Belehnung nachfuchen, 
und in diefem Yalle leiht der Herr dem Kinde das 
Lchen, das Angevelle aber, d. h. der Genuß des 
Lebens (fiir welchen das Kind noch nicht dienen 
kann) bis zur erreichten Lehnsmuͤndigkeit, gebührt 
dem Herrn, der es dem Kinde felbft; oder deffen 
Vormund, wenn er fen Mann ift, oder einem 
dritten, als des Kindes Lehnsvormunde, leihen 
kann (feudum guardiae s. custodiae) 5). An 


(Senkenb. das mag bear Dia nicht gefchaben anders wann 
ob der Hert leugnen will). 

©) Bergl. fächl. Lehr. Urt. 30.25. Shwäh. Kehnr. Ust: 15. 

d) Sächſ. Lehnr. Kt. 22. 

e) Säßf. Lehnr. Art. 33. Der Herre in ſal niemianbes Mann⸗ 
ſchaft „ane des der des deerſchitdes darbet, 
oder des der in des richters achte iſt, ober in demeſelben gerichte 
verfeſtet iſt, ober ab in derſelbe Herte beclagtt hat vor bed Lan⸗ 
des richtern ume roud, ober ume ungerichte, unde inie alt ur⸗ 
teile getelbinger iſt, Bitmen teidingen en darf ber Herre in au 

miame nicht entphan. Bergl. ſachſ. Lehnr. Art. 2. 

f) Saächſ. Lehur. Wr: 26. (al, 28). Schwäb. Kihiir. 
&kt. 33 His 37, 

x. II. [45] 


as 


706 Dritte Perishe: A. 888 — 1272. 
Angevelle ift natuͤrlich Feine Polge, und mach man 


Gen Dienſtrechten gehuhet es dem HDerrn gar 


6. 366. 


wicht 8). 
.$. 3066. 
Bon diefen Grundſaͤtzen weicht das lombar: 
difche Lehnrecht in manchen Punkten ab, theils 


weil bei feiner Ausbildung auch das römifche Recht 
neben dem lombardifchen Landrecht mitgewuͤrkt 


hatte ®), theils weil das erblihe Recht des Da- 


fallen am Lchen in Stalin eine ganz andere Gr 
ftale erhielt als in Deutfchland b). Aus jenem | 
Umſtande ift es leicht zu erflären, daß man fih 
zulezt gar nicht mehr in die Natur des Rechts zu 
finden, wußte, welches der Vaſall am Lchen hatt, 
und bald dem Lehnsheren bie proprietas, und dem 
Dafallen den ususfructus zufchrieb €), bald das 
echt des Vaſallen als ein eigenthuͤmliches Recht 
fchilderte 4), und Analogien von der Emphyteuſe, 
Superficies und dem widerruflichen Eigenthum da- 
bei anbrachte. Aus dem zweiten Grunde iſt es 
berzuleiten, daB das Veraͤußerungsrecht des Da 
fallen nicht blos in Beziehung auf das Verhaͤltuiß 

g) Recht der Dienftl. zu Magdeburg Yet. 5. Upre bet 

bovelen det bienfttübe me hevet de biſchop neyn anedele. 

«) IL F. 1. pr 

b L F. 1. 4. 1. 

e) I. F. B. 89. 8. 

qh ILF. 8. pr. 4. 1.2. 


IV. Rechts. C. Privatt. Schen. 707 


zum Lehnsherrn ©), fondern auch in Beziehung anf 4. 366 - 
die Mechte der Agnaten befchränfte wurde. Da 
alle Defcendenten des erſten Erwerbers, aus deffen 
Belchnung ein. Recht auf das Lehen erhalten 
folten F), fo mochten freilich nicht blos die nächften 
Erben, beim Lehen eben fo wie beim Eigen 
(6. 359.), der Veräußerung widerfprechen, ſondern 
es mußte jedem Agnaten, ber nicht darein gewil⸗ 
ligt hatte, ein Mevocationsrecht für den Fall zuge⸗ 
flanden werden, wenn ihm die Succeffion anfiele 8). 
Meräufßerungen an Agnaten hingegen, wurden nun 
auch ohne Einwilligung des Lehnsherrn gültig b); 
für die Faͤlle, wo bie Agnaten gar. nicht, oder 
noch nicht revociren Fönnten, räumte man ihnen 
ein Detractrecht ein, und eben dies follte nad 
ihnen der Lehnsherr bei erlaubten Weräußerungen 
haben i). - Durch alle diefe Eigenthuͤmlichkeiten 
wurde indefien Feine von bee gemeinrchtlis , 


©). In welcher Hinſicht Übrigens das ältere lombardiſche echt dit 
gelinder, als das beutfche (I. F. 5. pr. L F. 13, IL F. 9.),” 
Das nenere aber viel ſtrenget war. Vergl. u. F. 50. 65. 


H I. F. 14. pr. md 4.1. L F. 20. V. F. 11. 19, 18, 17, pt. 
Das deutſche Lehnrecht kennt dieſen Grundſatz nicht, denn bie 
Theorie bes ſächſ. Lehner. Art. 56. (al, 68,), Auf weiches man 
fi) beruft, berußt auf einem ganz andern Rechtsſatze (vergl. 
oben 8. 359. Note d. $: 360). 

3) u. F. 3%. 9. 17. 

h) L. F. 13. 4. 3. U. F. 3. 4. 1. I. F. 3%. pr 

i) I. F. 26. 9. 13. IL F. 9. 9. 1. 

[ 45* ] 


; 





708 Dritte Periobe. A.. 8881272. 


6. 366. chen k) abweichende Succeſſionsor dnung neorf 
wendig; dieſe hat wohl entſchieden, che das roͤmiſche 
Meche den allgemeinen Einfluß erhielt, den man 
ſeit dem Anfang des zwölften Jahrhunderts wahr: 
nimmt ($. 265.). Die roͤmiſch gebildeten Juriſten, 
welche in unferem Lehenrechtebuch die Lehnsge⸗ 
wohnheit darzuftellen unternahmen, fischten 
ſich aber begreiflich das geltende Recht cher aus 
der roͤmiſchen Erbfolgeordnung zu erflären 
($. 278). Sie erfannten in der befichenden Lehns- 
folgeordnung, daß fie zunaͤchſt von einem dem 
römifchen Mecht ganz fremden Princip, dem Vor⸗ 
zug, welchen die Nähe der Parentel ($. 65.) 
„gebe, ausgehe, und ftellten dies als etwas eigen- 
thümliches bei der Lehensfolge Hin 1); dagegen 
fanden fie mit dem römifchen Recht uͤbereinſtim⸗ 
mend, daß in der Parentel felbft der nähere oder 
eutferntere Abftand von dem gemeinfchaftlichen 
Stammvater unter mehreren Erbprätendenten ber- 
felben, nach ihrem Sprachgebrauch, der Linie, ent- 
fheide. In diefem Princip ſuchten fie die Nähe 
des Grads im römifchen Sinn, und trugen daher 
auch Fein Bedenken, die Grundfäge des roͤmiſchen 
Mechts, ſowohl bei der Succeffion der Defcenden- 
k) D. 5. von der Suteeffionsorbnung, weiche das lombarbdiſche 
Bandredit feſtſezte, und welche ihrem Wefen nad) eine Parenn⸗ 


une war,\ mie fie andere germanifde dechae Samatar. 
©. Rotharis LL. Cap. 153. (Lomb. L. IL Tür. 14 
1). 


Cap. 
I) IL F. 50. 





IV. Rechteſ. C. Private. Lehen. 709 
sen, als bei der, der Seitenverwandten der näch- 6. 36. 
ften Linie untereinander, anzuwenden m). Die ſoge⸗ 
nannte reine Linealfolge, welche euere im 
Iongobardifchen Lehenrecht haben finden wollen, hat 
die Analogie des deutſchen Mechts und des roͤmi⸗ 
ſchen Rechts gegen fh; nur die Unkenntniß des 
erſteren hat dazu verleiten koͤnnen, jene für das 
eigenthuͤmliche Syſtem der Lehnsfolge zu erklären, 
die fih auch nicht einmal aus den Worten der 
dafür angeführten Stelle rechtfertigen läßt * 


6. 367. u u 4. 267. 
Ueber die Belehnung wurde in der Regel | 
nichts ſchriftliches aufgeſezt, weil man ordentli⸗ 
cherweiſe weder einen ausdruͤcklichen Lehens⸗ 
contract zu ſchließen, d. h. die Bedingungen dee 
Lehnsverhältniffes vertragsweiſe beſonders feſtzu. 
ſetzen, pflegte, noch auch eine Urkunde zum Beweiſe 
der geſchehenen Belehnung noͤthig hatte ($. 366. 


m) II. F. 11. II. F. 37. ©. meine @inleitung in das b. 
Privat⸗ u. Lehenr. 9. 356. 


2) S. Einleit. a. a. O. Note . Die ſogenannte Prärogative 
ber Linie, läßt ſich nicht erflären, wenn man fein eigentbiims 
liches Syſtem ber Lelmsfelge zugiebt, vind behauptet, daß ber 

Femudiſt Überhaupt der Analogie des roͤmiſchen Rechts folge. _ 
Die Nichtigkeit ber ſogenannten gemiſchten Lineal⸗ unb Gras 
dualfolge, ift wohl deshalb früherhin oft verfaunt worden, weil fie 
jene Prãrogatide umd bie theifmeife gefcheheise Verbindung mit dem 
sömifchen Necht nicht Hinreichend zu exflären mußte. ber geht . 
man auf bie Princhpien ber gemeinen germanifchen Succeſ⸗ 
ſionsordnung zurüd, fo rechtfertigt 04 das Syſten ber aeniſqh⸗ 
ven Gradaalfoige ſehe leicht. 





110° Dritke Periode. A. 888— 1272. 


0,.%7. Note: b) a). Wo es. ausnahmsweiſe gefchaß, 
hatte die Ausfertigung urfprüngli noch keine be 
fimmte Form b); im dreigehnten Jahrhuudert 
wurden aber die. Lehenbeiefe ſchon häufiger. Won 
einer Le hnware (laudemium), welche von dem 
Vaſallen, Bei’. der. Belehnung, au ben Lehns⸗ 
herrn entrichtet werden mußte, weiß zwar das ge⸗ 
meine Lehurecht nichts, in. den Dienſtrechten aber 
kommt fie-fehon:öfter wor; ihr Urfprung iſt in der 
vorntaligen prechren Exblichkeit der Lehen zu fischen 
(vergl. $. 363. Note c). — Der Belehrung gieng 

"eine Auflaffung voraus, wenn Eigen des Ba 
Ten "in Lehen verwandelt werden follte, auf 
welche jene öfters erft nach Verlauf von Jahr und 

Sag erfolgte * 


4. HR, ' <$ SB. . 
. Be: Schutzhereſchaft ($. 343.) an ſich 
—* nichts an den Rechten des Eigenthums, 
das der Pfleghafte hatte, ſondern legte nur Laſten 
auf fein Gut =), welche außer den gemeinen * 


» Den Kal ‚ausgenommen, welcher im ſächſ kandr. B. 
.Att. 42. vorkommt. | 


-b) Daher der Streit fiber das Alter ber Behubriefes Friedriche I, 
Urkmde fie Oeſterreich (F. 238.) Weht freilich anters ans, als 
ein Zehnbrief des breiehmien oder zar dei dierzebnten Jeheban⸗ 
bene. 3a Yalia war e⸗ in Dipfer Kiylepung chen fo wir in 
Doutſchland. 


S. ſächſ. Landr. 8, 1. Art. 43. 
a) Gloſſe zum ſächſ. Landr. B. 9. A. 2. Kraut die Bew 








IV.R.C. Priv, Vogtti u utsherrſchaft. 714 
($. 304. 306.) gewoͤhnlich auch in baͤuerlichen Die 4. 368. 
fien und Abgaben beftanden, durch welche die Bng- 
Lei geehrt werden mußte«“), wofuͤr aber auch oͤf⸗ 
ters auf der anderen Seite die Freiheit des Pfleg 
haften vom Schutherrn auedrucuch anerkannt 


munbfch, des bestfäen Nechts S. M, DR 36 wifl wiezbald⸗ 
für Zinspflichtige gehalten, und Pflege in jenem Ausdruck nicht 
von ber Vogtei verſtanden wiſſen. Daß Pflege auch fo viel 
heißt ald Rins, iſt ſchon von Haltaus nachgewieſen. Aber Zins 
iſt der allgemeinere und Pflege ein eben für die Vogtei gegebe⸗ 
nee Zins, Bon „allerhand Zins und Pflege“ fpricht fühl. 
2andr. TI., 58., womit wenigſtens angebeütet feyn fann, daß 
die Unsvrüde wicht ganz gleichbedentend ſeyen, und Pflege eine 
Art des Binfes ſey. Da num Pflege und Bogtei gewiß aud 
gleichbedeutend find (f. Haltaus unter d. W.), fo fcheint ei 
mir noch immer, daß es richtig feyn dürfte die Pfleghaften füz 
Bogteileute, und bie Pflege, die fe bezahlen, für. chım Vogtzins 

zu halten, Wären bie Pfieghaften Überhaupt alle Urten von 
Binspflichtigen, fo fähe man feinen Grund, weshalb ſächſ. 
Ranbr. ©: 1. Mt. 2. ihnen ‚bie hier bezeichneten Gerichte ans 
wiefe. Die Gloſſe a. a. DI. bezeichnet. fie auch als Perſonen, 
die Eigen in dem Lande haben, von "welchem fie zinspflich⸗ 
tig find, was nur auf bie Iandesherrliche Vogtei paßt. Die 
Birgelten werden von ihnen unterfchieden, und hoch ſind 
biefe auch zinepflichtig. Doch will ic) nicht behaupten, daß ber 
Ausdruck Pfleghafte gerade immer bie Unterwuͤrfigkeit unter 
Die eigentlich. landesherrliche Vogtei bezeichue, da bie Vogtei auch 
ein Berbältnig von weiterer Bedeutung ift, und namentlich bie 
Nechte des Herrn über bie Birgelten kaum etwas anderes als 
eine Bogtei, nur nicht die landesherrliche, feyn Können ($. 343.) 
Mur bie Pfleghaften des Sachfenfpiegele L, 2. find meines Ers 
achtens landesherrliche Bogtleute mit Eigenthum an ihrem, Bes 
figthum. Wo der Ausdruck fonft vorfommt, mag er immerhin 
auch ein anberes Vogteiverhäliniß bezeichnen fönnep. . 


a3) &, Möfer Denabe. Geſch. SH, 2. ©. 213, 





712.Reitte Preioke. A: 888— 1272. 


6. 368. wurde b). Auch wurde die Schutzherrſchaft eine 
Veranlaſſung, daß allmaͤlig manche einzelne Rechte 
des echten Eigenchums in die Hände des Lanbes- 
gr übergiengen (ſ aben $ 362. Nro, III) 

. Die wahre Gutsherrſchaft hingegen, bei weicher 
das echte Eigenthum vollfländig in den Händen 
des. Heren war -($. 62. a), ließ ſehr mannichfaltige 
Verhaͤltniſſe zu, welche aus den Würfungen der alten 
Hörigfeit hervorgiengen und ſich daher ſowohl bei 
freien Hinterſaſſen als bei eigenen Leuten finden 
(% 343), da es wohl ziemlich zufällig iſt, ob die 
Vogtleute diefer Art als freie ober unfreie Leute 
betrachte wurden. Dieſe Verhälmiffe Fönnen daher 
zuſammengeſtellt werden. 1) Es gab Güter, bie 
nicht naͤch Hofrecht befeflen wurden, und auf 
welchen daher der Bauer ein bloßer Wirth 

Meyer) war, der aber: nur nach vorausgegange⸗ 
ner Aufkuͤndigung zur gehörigen Zeit vom Gute 
vertrieben werden konnte, und wenn er nicht eigen 
war e), das Gut unter eben dieſer Vorausfetzung 
verlaffen konute d), 2) Die Bedingungen des Hof⸗ 


bD) Daher der Name grepjins, — hieh ubbet· Hip fährt 


e) Stoffe zum ſaͤchſ. Landr. B. 9, An. 659. Sie wit aber, 

daß man füget: ein Mann ſey zu einem Gute nicht geboren, 

daran ſcheiden Mich Sachſen und Märfifche Recht. Denn wer 

in Sachſen zu einem Zinsgut geboren iſt, ber heiſſet cin 

Raffe, und ter'mag ſich des Zinsgutes ohne des Her Willen 
nicht verzeihen. 


q) Sächſ. Landr. B. 2. Art. 50. Wil ein Gere feinen Zic⸗ 
mann, der zu dem Gute nicht geboren iſt, von dem Gute wei⸗ 





IV. R. C: Priv. Vogtel u. Guisherrſchaft 713 


rechts bernheen chels auf dem Herkommen, theils $. 068. 
auf ausdruͤcklichen Conçeſſionen, welche be- 
ſonders bei Anſetzung neuer Coloniſten, haͤufig in 
urkundlichen Verſicherungen file alle zu 
einem Haupthofe gehoͤrige Hinterſaſſen niedergelegt 
wurden. Erblich waren die mach Hofrecht beſeſſe⸗ 
nen Beſitzungen regelmaͤßig e); das Erbrecht war 


ſen, ſo ſoll er ihm ſolches zu Lichtmeſſe aufünbigen. Soche⸗ 
folk anık der Mau sun, mem ex das Land auflaffen will. 


€) Dies ergiebt fich ſchon ans der Rote c angeführten ‚Ste, 
aus weicher anf dag beftinmitefte hervorgeht, daß giny-gögen bie 
gewögnfiche Mnfict, die Leibeigenſchaft und Hörigkeit, weit ents 
fernt dem Erbrechte der Bauern im Wege zu fichen, vielmehr 
gewöhnlich. mit bemfelben verheiniten war. Danch Werteng 
wurde bie Erblichleit beſeuders Häufig dann begründet, wen 
neue Goloniften angefegt wurden, vergl. bie 9. 362. Note q ans 
geführte Abhandlung. Auch der Sachfenſpiegel weit darauf 
Yin, B. 3. Mt. 79, My Bauern cin uenes Deck fo mange⸗ 
bauet befsgen, denen mag deß Dorfes Herz wohl Erbzinsrecht an 
dem Gute geben, eb fie gleich ju dem Wirte nicht geboren ſind. 
Diefe Verhättuiffe wurden auch häufig die Meraniaffung;.: bu: 
Bauern Mechte von mehrerem Umfang, als gewöhnlich mit ben - 
Erbzinegutern verbunden waren, zu verſchaffen, und fie den Pfleg⸗ 
haften zu nähern oder wohl ganz gleichzufehen. So bewerkt die 
Stoffe zum ſAch ſ. Lanbr. B. 2. Krt, 69. Mit ms in ber 
Mast haben bie Gebauer auch Erb am Minsgut, und möge es 
Saffen wem fie wollm: Welches daher kommen ift, baf wifere 
Land alfo find befeht worden, Denn ba felches erſt gefchehen, 
bat man ben Bauern bie Hufen wild und unangebut ausge⸗ 
than, welche nachdem fle nachmals durch 'der Rente Mcheit find - 
gebeflert worden, biefelbigen auch ihres Gefallens verfauffen mö« 
gen, Und heißen nunmehr deu Gebauern Erb, und 
find beffer denn Erbzinsgut. Wäre die Eolonifirung ber 
Mark in fiehenten Jahrhundert gefchehen, fo wilden biefe Ders 
haltniſſe fi ganz anders geftaltet Gaben. Was bie Bauern 
hier erhielten, war eigentlich nichts als das Recht ber lander⸗ 


714 Dritte Periode. A. 888-1272. 


5.368. jedoch ſehr beſcheaͤnkt, weil der Hef uncheilbar 


war; md fehr oft dem Gutsherrn das Recht zu 
fland, unter mehreren Veſvendenten den Anerben 
zu wahlen; haufig Hatte jener auch eine Praftation 
vom Anerben zu fordern, die durch den Mamen 
Lehnware am firechendften bezeichnet witd f). 
Ein Gut dieſer Art hieß ein Erben⸗Zinsgut, 


ober wenn die Verleihung ausdruͤcklich nach Lehn⸗ 


recht. 'gefehaff,. ein Ziuslehen (feudum rusti- 
cum) 6), Der Bauer hatte daran wenigftens in 


gewiſſer Beziehung die Mechte der Gewehre b), 


die man aber nicht mit dem vollftändigen. Recht 
der Gewehre und noch weniger mit dem echten 
Eigenthum, d. h. mit den im wollen, frei 
Eigentum liegenden Gerechtſamen verwechfeln darf, 
von melden manche in den Haͤnden des Guteherrn 
blieben 1), Diefe, mit den gufsherrlichen Gerecht⸗ 
ſamen ir Beiehumg auf Dienſte, Zinſen, dem 
bericen Vegnem in ten thuringiſchen mb fächfifches Pros 
vingen ‘auf der linken Seite ber Elbe. — Be ſolchen Berkis 
hungen entftanden jrdoch auch oft bie binglichen Bechätuiffe 
des Hofrechte, ohne deſſen Wirkungen auf die perſonlichen Ber⸗ 
hateniſſe 


N). Berl, J. C. 8. Schröters Abhandl. von der Rehmwaazı 


1739, a wo I u. piele hieher gehörige hiſtoriſche Ne⸗ 
tizen ſinden 

g Bergl, Schwäb. vebnt. in 111. 12, 

bh) Sächſ. Landr. B. 2. Art. 67. Schwäh, æandt. Uri. 337. 
(oben 9. 355. Mate 9 Mit, 36.00, 

I) Wie bie Jagbgerechtigfeit, dig Hut» unb Weibegerechtigfeit =. 1. m. 





IV.R.C. pri. Vogtei u. Aursherrſchaſt. 715 


Rechte des Nucfal⸗ und: der Defnguiß, den Ins» 6. 38. 
mann wegen nicht. bezahlten Zinfes zu nfänden und 
vom Gute zu vertreiben k), machten die Guts⸗ 
herrſchaft aus. Veraͤußern "darf auch der Erb⸗ 
zinsmann in der Regel nicht ohne Eimwilligung 
des Guteherrn, weil: ſouſt deſſen Rechte gefahrdet 
werden konnten; die Einwilligung war daher eine 
nothwendige wo dieſe geſichert waren, weil der Er⸗ 
werber, es von; ihm wieder in. Erbzins nahm !); 
die im Eigenthum liegenden Nutzungsrechte waren 
ibm aber geſtattet m). Hierdurch erflärt fh, in 
welchem Sinn felbft dem Erbjinsmann nur en 
erbliches Baurecht (jus eolonstas) ‚mgelproden 


k) Ueber Binshufen und das echt. bes Berstenn, bas Zins⸗ 
gut einzuziehen, vergl. ſächſ. Landr. B. 1. Urt. 54. Schwäb. 
Rande Art. 336, ' 


h Schwäb. Lehnr. Yet. -112. a. €. Wer Zinsgut mit Recht 
behaben will, der foll es felb bawen und armaiten ober fein 
Kuchht .die in feiner Koft feindt, mit Speiß und Lohn. — Cod. 
Uffenb. fezt noch hinzu: Wenn aber einer Zinsiehengut Ders 
Faufft, fo fol e6 ber auffgeben der es verfaufft und fehes 
ner entpbaen, das iſt darumb, baf der Lebnherre wiffe 
zu weme er feiner Zink forder und warten folle 
Auch if an etlichen Orten Gewohnheit wan man Zinslehengut 
verfauft, daß man dem Lehenherrn handlone davon muß ges 
ben. — Die Negel hat aber freilich mandye Ausnahme. SKBergl. 
Nlete e und Note n. 


m) Sächf. Lanbr. 8, 1. Art.54. a. E. Kein Zinßmann barf 
auch ohne feines Herrn — Erlaubniß, webrr Steingruben noch 
Beimgruben graben, noch Hol, hauen, noch anf feinem Rinfigute 
umgraben, es ſey denn fein Erbenzinsgut. Wergl. 8. 2. Art, 21. 
eawäh Lande, Art, 281, 


716 Dritte Periode;: A. 888 1272. 


4.388. wird n). 3) Bel manchen Guͤtern geſchah die Wer. 
lbeihemg auf gewiſſe Jahre oder auf Lebenszeit 
Eeibgeding, Leibgewinn) 9), welches jedoch das 
Grbrecht Feineswegs ausſchloß, weil: bie einzige 
Folge davon nur die war, daß nach dem Abgangı 
Des Beſitzers cine neur Lehnware entrichtet werden 
mußte P). Befonders bei Guͤtern dieſer Ars wur. 
den die Leihebriefe üblip, wohl ziemlich sum bie 
ſelbe Zeit mit den Lehenbriefen Pr). Nach dem 


.»).&0 bebieut fich eine Mefsmbe von 1398 bei Rennep Wbbanbl. 
von der Leyhe zu Lanbfiedelrecht im Cod. Prob. p. 708. fe 
gender Ausdrücke: Nos — Priorissa — monssteril in Witzen- 
stein - protestsmus — ‚quad 26 .masaoe, ziios ‚In curti 
Aldenfelde, pro 52 maldris et dimidio, videlicet quemli- 
bet mansunı pro 5 quartalibus bini generis annone, scili- 
cet siliginis et avene et pro 44 pallis — Incolis sive vil- 
lanis ipsius curtis, Äocamus et losavimus in hune me 
dum, quod dicti incole sive villani hujusmoygli pensionem 
in curia Witzenstein — annis singalis presentabunt, Ce 
terum —- villeni, antefatos mansos, suis justis heredibes, 
eo jure quo ipsos possident, Aereditabuns, nihilerniuss, 
eosdem salvo nobis nostro jure reservato, cullibet homi- 
num vendere poterunt, preterquam hominibus mersati- 
bus in jurisdiotione Domini Lantgravii memorati, — Sen 
wird daher auch nie bei ber Meberlaffung eines Erbuinsguts an 
den Zinsmann erwähnt finden, daß eine Auflaffung im or 
bentlichen Bericht, welche jeberzeit bie Webertragung eines weh⸗ 
zen Eigentums bezeichnet, gefchehen ſey. 


0) Berg. (wäh. Ranbr. Art. 305. Einen Zeibebrirf biefer 
Art Hat Lennep 0, a, D. S. 58, 


p) Sebr lehrreiche Nachrichten über Güter biefer Urt, finden ſich 
bei P. F. 3 Müller über das Güterweſen. Däͤſſeld. 1816. 8. 


pp) Das (hmäß, Lande. a. a, D. erwähnt fie bereise, 











V.R. C. Priv. Vogtei u. Guteherrſchaft. 717 


Rechte, welches man dem Bauer an ſeinem Gute 4. 300. 
eingeräumt Hatte, erhielt die Leihe gemeiniglich eine 
befondere Benenmung, durch welche die in der Ger 
gend herkoͤmmlich mit einer ſolchen Verleihnng 
verbundenen Rechte angedeutet wurden, um einer 
weitläufigen Aufzählung derſelben uͤberhoben zu 
feyn ). Die Benennungen find aber eben darum 
in den verſchiedenen Gegenden fehr werfchichen 
und die nämlichen Ausdruͤcke bezeichnen nicht im⸗ 
mer das naͤmliche Verhaͤltniß. Um wenigſten 
Darf man auf den Iateinifchen Ausdruck emphytew 
sis ein Gewicht Segen, den man aus dem canoni⸗ 
ſchen Dechte, als bie ſchicklichſte Benennung exbli- 
cher Leihen entlehnte. Bei Verleifungen, die von 
Prälaten gefchahen, mag jedoch die Verleihung 
ſchon in biefer Zeit zuweilen nach’ den Megeln des 
fremden Rechts uber die Emphyteuſe gefchehen 
feyn. 4) Un ber fahrenden Habe des Bauern 
Hatte der Gutsherr zwar felbft dann, wenn jener 
ein eigener Mann war, fein Eigentum mehe r), 
aber die Erbſchaft mußte von dem Here durch 
eine Abgabe, die unter ſehr verfchiedenen Formen 
und Namen vorkommt (Todfall, Beſthaupt u. f. w.), 
gelöft werden, und wurde auf Feine andere Erben, 


q) So findet man 8. in Heffen erbliche Verleihungen durch 
ben Ausdruck „zu Waltrecht,“ Temdoralleihen durch die Venen⸗ 
sung „zu Ranbfledelrecht” bezeichnet. Vergl. Lennep a. a. D. 
©. 6234. 638, 


e) Schwäb. Laudr. Urt. 286. 


TIB. Dritte Periode. A. 889-1272. 


4.36, als ſolche, welche fih in der Hoͤrigkeit defid, 
"ben Herrn befanden, verfaͤllt ⸗). Diefe Grumbfär 
wandte mar von jeher auf alle Gattungen be 
Hoͤrigkeit, daher auch jezt auf viele Arten be 
MBogtei an); Dafer Fam gemöfulih, felbft be 
den ritterlichen Dienftleuten ein mortuarium ver, 
das: ſich dann fpäterhin in ein Laudemium verwan⸗ 
delte. Die nachbarlichen Verhaͤltniſſe veranlaften 
aber ſchon fee öfter, daß die Erbſchaft auch au 
ſolche Erben, welche jenen Grundfägen zufolge we⸗ 
gen Mangel der Ebenburt nicht erbfähig waren, 
unter Zuruͤckbehaltung eines Theiles derfelben (Ab 
ſchoß, gabella hereditaria), verabfolgt wurde "). 
Alle diefe Vortheile entgiengn dem Leib- ober 
Schutzhherrn durch die Sreilaffung eines eigenen 
oder Körigen Mannes, daher behielt auch in diefem 


0) Sächf. Bandr B. 3 Urt. 32, 


) Wergl. Juſt. Möfet vom der Hyen, Echten sbre Haben, in 
deſſen patriotiſchen Phansafien Ih. 3. S. 364. 


y) Spuren hievon findet man ſchon im eilften Jahrhundert ka 
mormſiſchen Dienſirecht. Bergl. andy oben 8: 344. Rote i. Man 
darf ſich in dieſer Bezichung nicht durch ben Umſtand irre mas 
chen laſſen, daß dieſe Gerechtſame auch als Befugniß der Stade⸗ 
vðgie, oder Echultheißen, oben felbft der Magiſtrate Socken; 
in ben Etäbten war freilich Längft keine wahre Hörigfet mehr, 
aber bie ſtädtiſche Vogtei wurde hier auf bieſelbe Weiſe beat, 
‚. wie fie früherhin benugs worden mar umb ſelbſt auf Perſeten 
angewendet, die nach ben alten Regeln bavon-frei geweſen wis 
sen. Die Abgabe, wo fie der Rath erhob, war eine Entfchälis 
gung file den Verluſt, den er bei ben Abgaben bitch bag heraus⸗ 
gehende Vermoͤgen litt. 





IV.R. C. Private. Ehel. Vornundſchaft. 719 


Tale jener gewoͤhnlich eisen Keil der fahrenden 4. 368. - 
Habe yu feiner Eurfhäbigung guet 0 


6. 369. | 4 369, 


u Eingehemg der &he =), darf der Mann 
feiner Frau gewiſſe ‚Gegenflände oder eine gewiſſe 
Summe, mtr dem Mamen der Morgengabe; 
zum Eigentham ausfegen=4); Morgengabe an Eigen 
aber, mb Leibzucht, d. h. lebenslaͤnglichen Nieß 
Brad am Ei aber Gehen Bau cr ie mer Si 
der naoͤchſten Erben Einwilligung beflellen b). 
Des darf er dam ohne Einwilligung om 
wicht veräußern ©). Dieſe behält. ihr Leibgeding/ 
wenn der Dann fein Gut verwuͤrkt d), oder wenn 
die Ehe aumullirt wird «), fie verwuͤrkt es aben, 





| 

) Usher den Juhalt biefes mb des folgenden 4: vergl, Irfombendi | 
Baffe Skine bes Güterrechts der Ehegatten nad einigen ber 7 | 
äkteften beutfchen Mechtsäuellen. Zeit ſchr. für gefch. dechtew. | 
S. 4. ©. 60 u. f. " 


aa) Sächſ. Landr. B. 1. Hr. W. Schwäb. Landr. 
Art. 301. Sie erwirbt das Eigenthum aber an nach ihres 
Mamnnes Tote. Sächſ. Landr, B. 3, Art. 38 


b) Sachſ. Bande. ©. 1. Art: 20, 21. Schwäh. Landr 
tirt. 306, vergl. fühl. Landr. B. 3. Art. 75. 


©) Eiäf. Landr. 8. 1. rt. 20. 21. Schwäb. Laube. 
Sirt, 302. 803. - N 0 


d) Schwäb. Lande. Art. 308. 


e) Gachſ. Laabı. ©. 1. int. 31. B. 3, Urt. 74. Shwäß. 
Lande, Urt. 306. ei ber Scheidung kommt 06 darauf an, 
ob fie ber ſchuldige Theil IR. Vergl. augcbenger Giat, vom 








720 Dritte. Periobe. A. 888 - 1272. 


4.200. wem fie cs FACE als Eigen auſpeiche £), dee: ' 
riorirt - ober veräußert 5). Das gefanumte Ba: 
mögen der Ehefrau nimme der Mann, vermög 

- der ehelichen Gewalt, in feine Gewehre, das Weib 
darf davon, ohne des Mannes Einwilligung, nichts 
veränffern, und der Mam verfügt frei tiber deſſen 
Matzungen und uber bie fahrende Habe felbfl, 
jeboch, den Fall echter Noth ansgenemmen, nicht 
ohne zum Erfah verbunden zu fe, wenn wicht die 
beſonderen Rechte, welche die Frau nach getrenntir 
Ehe am Bermögen des Mannes hatte, bie Ruͤck 
ficht auf. ihren Werluſt überficiffig machten (5 370.); 
in fo fern beſitzen Mann und Frau Fein gerheit 
Gut bei ihrem Leben. Eigen aber darf der Ma 
ohne der Gran und ihrer nächften Erben Einwill⸗ 
gung, nicht freiwillig veräußern, und kann «s 
zum Nachtheile jener, durch Freigebigkeit der Fran 
nicht file fich felbft erwerben b. Da aber ee 

Mor 
"1276. Sin. 200 hei Valch Weir. zum beufä. Dede 
x. 4. ©, 289 
HD Sachſ. Lontr ©. 1. Mr. I Ehmäh Lantr. 
RT 





‚BD Sächſ. Laudr. B. 1. Art. 31. 
h) Sädf. Bandr. B. 1, rt, 31. Man imb Weiß 








IV.R. C. Private. Ehel. Vormundſchaft. 721 


Mor immer, auch ohne Einwilligung der Erben 4. 369. 
zur Veraͤußerung des Erbguts berechtigte (B. 1. 
©. 365. 36060), fo: war: ohne Zweifel der Mann, 
um fih ‘von ben Wirkungen der Inſolvenz ju be 
freien, in einem ſolchen Fall die Guͤter der Frau, 
welcher Urt fie auch feyn mochten, zu veräußern 
befugt Hd). Wird Hiernächft die Ehe durch den 
Tod geteennt, fo nimmt die Ehefrau, nad) der 
Lehre des Sachſenſpiegels ihr Eigen, ihe Eefögebing 
und außerdem gewiſſe &egenflände des zur Zeit 
des Todes vorhandenen Mobiliarvermögens, unter 
dem Damen ber Gerade und des Mußtheiles!), 


eine Babe don ihren Eigen noch von ihrer fahrenden Habe geben, 
daburch fie es ihren rechten Erben nach ihrem Tode entfrembe; 
dern des Mann farm an feines Weibes Bermbgen Teine audere 
Gewehre gewinnen, als folche bie er anfangs mit ihr in Vor⸗ 
sıunbfchaft emnfimg. Bergl äh. Landr. 8. 1. Art. 45. 
B. 3. U. Schwfb. Laudr. Urt. 363. 377. 278. 
313. Do Ian Dann, mwenigftens nad) be Sachfenfpiegel, 
ohne Einwilligung der Frau Eigen habe veränfern dürfen, bes 
hauptet Haffe a. aD. ©. 75., aber mie mix fcheint ohne 
Pinzeichenden Grund. Bergl unten $. 451. Note d. Urkun⸗ 
ben, in weichen bie Frau in Beräußerungen des Mannes willigt,. 
finden ſich in allen heilen von Deutfchland. ©. ;. 8. Sen- 
kenberg Sel. jur. Tom. 5. p. 365. 


hh) Deutlich ausgeſprochen in dem ohne Trage aus ſaͤchſiſchem 
Freche ſtaunnenden lübifchen Steht &. 370. Note m. Cr liegt 
über Auch dem ſchw Ab. Sander. Art. 263. zum Grunde. S. die 
Uinmerfung. 

$) Sachſs. Kandi. 8. 1. Hit. 24, 8. 3 Urt. 33, Schwäh, 
Zander. Hirt. 367. 270. Das Inſtitut erſcheint außerhalb Sach⸗ 
ſen wiche fo ausgebißet, iſt aber bach, nach den Urkunden, atıbes 
ten Gegenden nicht ftemd, wie Haffe (Reife. IV. 1.8. 89.) 
glaubt. S. 4.96% Senkenberg Seleota jaris Tom. 5. p. 362. 


2. IL [#6] 





722 Dutte Periete..4.:888— 1272. 


4. 368. der Menn Hingegen bis gefemmte, fohrembe Habe, 


mit Ausnahme der erade, welche an die: naͤchſte 
weibliche. Verwaudte, die ihr...von Weibeshalben 
verwandt iſt (Miffeel), fallt; das. Eigen, welches 
die Frau gehabt hat, nehmen. deren naͤchſte Erben h) 
Die Realtheilung zwiſchen dem uͤberlebende 
Ehegatten und den Erben des SBerfiorbenn, 
brauchte · uͤbrigens keineswegs ſogleich noch getrennte 
Ehe zu geſchehen, wenn Kinder vorhanden waren, 
ſondern wurde erſt durch Abſonderung derſelbe⸗ 
($ 371.) nothwendig; in. einem ſolchen Fale behick 
dann auch die Mutter, bis zur wirklichen Teilung, 
den Beifis im gefanmten Gut, den Genuß und 
die Verwaltung des Wermögens, unter der Com 
srole des Vormundes ihrer Kinder 1). 


Anmerkung. Eheliche Vormundſchaft nach dem 


Schwabenſpiegel. 


Schwäb. Landr. Art. 263. Der frowen meister ist da 
. mann. 1) Und stirbet eynem man sein weib und soll er ge- 
ten und hot nicht ze gelten, und nimbt er eyn ander web 
die im vorendt gut gibt. er gilt von dem varenden gsi 
wol. und sol auch davon gelten. 2) Das ist davon geseczet 
das der man seynes weybs vogt und meyster ist, 3) Und 
gibt im sein weibe ander gut denn varendt gut, davem mx 


k) Sächſ. Lanbr. 8.1. Art. 97. 31. 8.3. Urt. 38. Schwil 
Zandr. Art. 287. 


I) Sächf. Baur. 8. 1. Un. 11. 13. 0. 8. & Ber. %. 
Bergl. erfurter Statuten. vom 1306. Art. 10. bei Wald 
Beiträge zu dem desufchen Met Th. 1. &. 400. 








Li 


IV. R. C. Private. Ehel. Vormmndſchaft 72% 


er nit gelten wann wach. item: ifle. 44 Hetsyberay erben. 5.%% 
die des yates wartendt seing] ‚ngch, irem tode.. sp mag es. dee 

man nit an werden und (aud) mit der Frau Einwiligung) seya 

erste schuld damit beralen. 8) Gemynnent uber N rbeh 

mit eyn ander dya wryle dya.deberil: so wird ar. des geue⸗ 

wol an das ay im gab. 

Man muß bei diefer Erörterung nicht. außer Aug ofen, daß 
die Inſolven; des Manns vorhanden mar,” che er ‘in die zweite Ehe 
trat. Die Frage iſt alſo zumächſt, in wiefern Eigen zur Beyahlimg 
Biefer Schubben verwenber werden barf. Wenn‘ Kinder erzengt 
ſind, if er bereihtigt, auch dies Gut zu verälßern, weil, wie uiazt 
hieraus ſchließen muß, biefe ſich jede Veräußerung gefallen lafſen muß: 
ten. Dies aber kann man nicht aus ben Grumdfägen des römifchen 
Diechts son ber Werpflichtung der Erben aus den Sanblingen bes 
Erblaffere herleiten. Diefe Ind den Rechtebilchern noch freud. Man 
kann bie Verpflichtung ber Kinder daher kaum für etwas anderes ale 
die Kolge des Grundfages halten, der im breizsehnten Jahrhunderi 
ſchon ſehr Häufig vorkommt (8. 370.), daß bie volle Gewalt des 
Mamnes, weiche bie eheliche Vornndſchaft giebt, durch das Daſeyn 
einer beerbten Che bedingt iſt, und auch nur fo lange dauert als 
die Ehe beerbt ifl („dye weyle dye lebend” oben Nro. 5,). Dann 
aber ergiebt ſich als Regel? Mo die eheliche Gewalt Über das Ver⸗ 
mögen der Frau nicht aus ‚befonderen Gründen beſchränkt ift, kann 
der Manı im Fall echter vu. ſede⸗ But ber‘ “ — 


g 370: | 9 4 30. 
Schon die aͤlteren Gewohnheiten waren aber 

in Ruͤckſicht der Wuͤrkungen, welche die er auf 
das. Vermögen der Ehegatten. äußern .fallte, Feines 
weges ganz uͤbereinſtimmend geweſen (5. 62 byy es 

darf alſo nicht. befremden, daß man dem Ueber⸗ 
lebenden and) jest, nach befonderem Recht, ſehr 
Häufig andere Vorthelle als "die beſchriebenen zuge 
fichert findet, deren Urfprung fogar unmisteldar 

[ 46* ] 





724 Dritte Periobe. A. 888— 1272. 


4. 376, in jener: Älteren Nechtogewohnheit zu fuchen {fl 
nach welcher die Crrungenfhaft der Ehegatte 
zwiſchen dem Ueberlebenden und den Erben bes 
Verftorbenen getbeile wurde Denn gerade auf 
diefen Beftandeheil des Vermögens, beziehen ſich 
bie Vortheile/ die der uͤberlebende Ehegatte erhalten 
ſoll, am haͤufigſten und nach den aͤlteſten Statuten; 
der Grundſatz duͤrfte wohl überhaupt fraͤn kiſches 
Recht geweſen feyn *). Indeſſen wurde freilich 
das Inſtitut nicht überall auf gleiche Weiſe ans 
gebildet, da die Mechte des Erben am Eigen fh 
auf das ererbte Eigen befchränften, konnte die Ge 
wohnheit dem überlebenden Ehegatten auch an andern 
Stern als der Fahrniß, auf welche feine Vor 
theile urfprünglich meiſtens befchränften, ausgedehn⸗ 
tere Rechte ale den Nießbrauch einräumen, ohne den 
Erben zu nahe zu treten. Gerade in Ruͤckſicht auf 


a) Burchardi ep. Wort. leg. fin. S. Petri. praesr. 
(bei Schannat Hist. Epise, Worm. in adp, doe. pag. 44) 
Et quicquid simul adguisiverunt, ei quis eorem super 
vixerit, totum habeat in sua potestate, et quidqmid inde 
facere welit, faciet, Pie Mbleitung diefes Grumibfaes ans 
Eltgeen Gewohnheiten ift gewiß unbedenklich. Er ſcheint fh 
‚aber in den Gewohnheiten, welche Überhaupt fränfifch hie⸗ 
fen (8. 1. ©; 800:)- zu’ finden, umd nur bem ſaliſchen Steck 

zu fehlen. Dtan finder. ihn ſpaterhin im ftanffurter GStabereit, 
In deu folmfifdyen Landtecht, in der Pfalz, in der främfifcen 
*  Bumbgerichtsordiumg, in Witemberg. ©. 8. 4. 6.568. Di 
 "nölgtembergiide Gewohnheit if * en 52 —28 
feäntifche Recht in biefen 
ee ee 2 — — —— 
— — 134 I 





IV. R.-C Private! Ehel Vorniunbſchaſt 725 


dieſes Werkältuifi, uidchee man / ſich auch fehe.häu- 9. 370. 
fig, bei Feſtſetzung der Beſtimmungen, von: einem 
dunkeln Gefuͤhl der Billigkeit leiten laſſen, wel 
ches dann zuweilen zu Anuordnungen fuͤhrte, die mit 
anderen Beihisgrmidfütens: niche ganz barmowieten. 
In vielen Sparten anag udlich bei dieſen Bekim- 
mungen: die. Hauptabſiche ſehn, der Wittwe cine 
Berſorgung für ihren Watwenſtaud zu verſchaffen. 
So eutſtund eine ſolche Warlitaͤt von Beſtirunun⸗ 
gen über dieſen Gegenſtand, daß er ſchon jezt un⸗ 
moͤglich wird, fie erſchopfend zuſamntenzuſtellen, und 
man: fih begnuͤgen maß, die wichtigſten Modbiſfi⸗ 
cationen, welche am haͤufigſten vorfommen, auszu⸗ 
zeichnen. Und ſelbſt dies. hut manche Schwierig. 
keiten, da die wenigſten: Statuten das: Inſtitut 
vollſtaͤndig befthreiben.: " Zuwei Hauptgattungen von 
Vortheilen, welche dem uͤberlebenden Ehegatten zu⸗ 
geſichert werden, laſſen ſich zuerſt unterſcheiden; fie 
beſtehen nehmlich bald. in dem fortgeſezten Beſit 
und Genuß des ganzen Vermoͤgens oder eines 
Theils deſſelben, mithin in einer fortgeſezten vom 
mundſchaftlichen Verwaltung, wie ſie auch das 
ſaͤchſiſche Recht kannte(F. 369. a. E), bald in 
der- Erwerbung des Eigen thums an allen ober 
an gewiſſen Guͤtern; welche von dieſen Borchellen 
er zu genießen hat, und in welchem Umfange, 
haͤngt meiſtens davon ab, ob Kinder in der Ehe 
erzeugt ſind, oder nicht. J. Sind Kinder vorhan⸗ 
den, welche A. noch nicht abgeſondert ſind, ſo bleibt 


1 nn cn A 


726 Dedite Perser. 14888— 1272, 


4.370. 4) gewohn lich den üherlabenke Etegatte mit die 


fen; im runget heilten Beſiz des geſammten 
Vermögens ı:. ohne daß fierſt auch mar idecl: 
Theile entſtehhen, verwaltet md genießt. das go 


 fanasse Dermögen ; u: unterhoͤlt aus danfelben di 


Kinder; darf: über die Gahmiß and auch wohl uͤbe 
die. Eyrungenſchaft ohme Gefaͤhrde verfuͤgen, 
hingegen das Eigen wicht ohne. Einwilligung dir 
Kinder, : oder. wenn dieſe/ noch /nmuͤndig find, nicht 
she Rath dee; naͤchſten Freunde weränßern. Dir 
Aeſprung diefen: Verhaͤltniſſes. ans der. ehelichen 
VPormundſchaft iſt hier üfteen darin erfenubar, das 
der Mae, wenn er. den: Ueberlebernde iſt, ausg: 
dehutere Dispoſitionsrechte hat als: die Frau >>) 
Mir bleſem ungetheiltan Veſiz Fanta es; ſehr wohl 
beſtehen/daß der uͤberlebende Ehegatte die ahr- 


niß, oder die Errungenſchaft, oder einen Theil dir 


ſelben, Und daß die Rinder das Eigenthum des Eigen 
oder bes Erbguts cheilweiſe ſogleich erwerben, welches 
dans oft die Wuͤrkung hat, daß bei der Abſonderung 
der: Kinder ($. 371.), oder bei der Wicherverhir 
rathung des uͤberlebenden Ehegatten eine Nealcheilung 
vorgenammen werden muß. Doch wird auch nach 
vielen, Statuten, bei. der Trennung der Ehe ned 
gar nichts auf die Kinder: vererbt; fie werden dann 


auch bei der Abfonderung nur ausgeftencrt, 


koͤnnen aber allenfals „wegen ſchlechter Wirthſchaft 


„1 J 
aa) Statuten von Bern bei Dreyer Betr. zur Litt. und Bart. 
des deulſch. dtechts St. 1.8.49 u. fe. Art. SO m f. 





IV. VCHrivatt. Ehel. Vormunbſchaft. 727 
des:atberlchenden Ehegatten. auf⸗ Theilung; Bringen; 6. 370. 
hingegen bei der Wiederverheirathung des uͤberle⸗ 
benbens Ehegatten, wird ihnen Das geſammte · Erbe 
oder ein Theil deſſelben verfangen, d. h. ber 
Befig:: und Genuß :- ‚des: uͤberlebenden Ehegatten 
dauert yaranı fort, ‚das. "Wärfügungsrecht: es 
überlebenben Ehegatten wird aber hefchränft bh). 
2) Mach anderen Gefenen tie ide: der: überlebenbe 
Ehegatte, das zur Zeit der Todes vorhandene. Ver⸗ 
moͤgen⸗ gewoͤhnlich mit Einwerfung feines Einge⸗ 
brachten, omit den · Kindern, oder es entfichen doch, 
wenn die Abſonderung nicht ſogleich erfoigt · oder 
erfolgen Tann, ſogleich ideelle Theile. Der mit den 
Kindern: ſortgeſezte ungerheilte Beſiz ber ges 
ſammten Vermoͤgensmaſſe, hat in dieſem Falle bie 
gemeinroechtlichen Eigenſchaften (5. 369.) ). BeSind 
b) Belehe zu dieſen Sägen enthalten die au geburger Statuten 
son 1276 (bei Walch Meitr. zum beutfih. Necht SH. 4.) Met. 
2337 bis 352.3 erfurter Statuten von 1306 Art. 19, (bei 


Walch a. a. D. Th. 1. S. 100.); die bremer, die alten Bräune 
ſchweiger Statuten u. a. _ u 


e) Lübiſch Recht von 1240 (bei Westphalen monum, 
ined. Tom, 4. pag. 639 u. f.) Urt. 12. So ivar'en VBruwe 
und gu Daun tofammen bebbet Kinbere, und ex en nere fter⸗ 
wet, it ſi de man, eder dat wif, all fo gedan gut, alſo bar bli⸗ 
vet, bat ſchal man ſchichten, twiſchen deme der ba blivet und 
ben Kinderen, in der were, ſtervet of ber Kindere ep, dat ervet 
fin .beel up de amberen Kindere be in ber were fiut, ta licker bes 
linge, fe fin junc oder alt. Stepvet od bee Kinbere en, bat, 

migefunberet ic, ans une, if exbeg. weder am be wert, up be ans 
dern, alſo — be utgeſunderet fin, alſo vaſte de in ber were 
fin. Ecxrven ec fe oßlgenmine, dat erve hatt te ben megefien 
au. ⸗ | 


IV. TC Privatt: Chel Vecriinbſchaft 729 


nimmt. fear: ihgebrachteis Et zuriick, mb: erhält 4: 370. 
vom übrigen: Vermdgen einen Theil/ bald eint pars 
quota, "bild Die Errungenſchaft mb Fahr oder 
einen Theil berſelben b). 3). Er bleibe im Beſi tze 
bes ganzen Vermögens, darß aber uͤher: das 
Eigen niche disponinie,: waſches ;Dereinft “ann : he 
rechten Erben mat fü. (Baücche) + AS 


mag. j en 
Mar, oh, Dot aeg. einge 
mie, A don 1954, * — (bie 
—* ber chel. Gäterhäticifchaft Sp. 1. G. 103.) anſuhii: 
Si aligeip defnmetas [uerib, uxge, ipeius; et liheri, al, gung 
‚,. Jabuerit, omnia bona defuncti possidebunt, aut pi liberos 
vaon habaerit telieta defaneti sola-amnia possidebit!' α, 
dem berner Recht iſt die Servung aber wohl wohl aufer Zyyeifei 
fir. 46.: Si duo eohtraxerint — et abo sine Tegitimis 
heredibus, unas post allım, inorlantur, ‚propingeus In con- 
sanguinitate posterioris orfe hereditabit eos 
b) Rüb. ehrt a. a. D. Urt. 14. Sterde eneme Dane fin 
SBif, and Hehben. fe nene KRindere fo ſammen, de wa ſchal wer 
Derferen ber Vruwen negeften erves bat balıs bei ‚nes Gudes, 
dat he mit ber frumen genomen hevet. To licker wis ſterdet 
euer fruwen er man, nud be vene Kinbere to gadere hebhet, de 
rue ums fo grham gt, —— 
hevet gebeacht, of it bar is, fe. wat bar gubes hoben ic, bat 
feat fe fe gelite falten, mir bed mars ervm. nn 


» Statuten von Sreiburg Coben z. 263. Note b) Omnis 
mulier est genoz viri sui in hac civitate; et vir mulieris 
similiter. Omnis quoque mulier erit 'heres virl wi, et 
vir similiter erit heres illius, Burgensis quilibet yxeore 
sua vivente de emni possessione eua quod vult dispenit; 
si-aller eorum motitar de peoprio pt: hereditste one yihil‘\ 


IV. RX. C. Privatr Ebel. Rerunmndchet 


Staltuten.dieſts Zeitraums nichts. willen =), Sale 4.970 
gemeinrechtlichen — vr überlebenden Sir 


. 


2000 lied Aires „rr%? . . 
m) Dis Eynzen, bie man ton d ‚ben Gefegen niefes Fr 
raums finden a I af Wiigperftändniffe, 
indem mon fich an hide Mieite bie —— 
Ühren doigen Anka mn:ꝓeaqhies Edaheruſt aau 63 
in Rrüdficht des .bremifchen Stadtrechte, , auf bie Worte 
Ordel 86. (bei Puffendörf: Obs. jur. univ. ‘Tom. 2. 
np. prgi89.)ı. Sci wen Ihe chefamıcade ** 
„was. he hebben. bat is ohxez, hei den na Ein zur 
oe "diefe Worte wohl mehr 'ald der Sach —* B 
I ur 3 9.⸗869. Merck), in welchenbochhoffentlich 
peut Werte zuhe Die alueine Mer Far in? 
Noch auffalleuder iſt +6, wenn. an ‚Re. im älteren lübiſchen 
“Nechte finden will, nad "welchen ſte det’ beerbten When Wirt 
Haben foll. Man berafe ach in nick Bezutting auf Sr. um. 
bes deutſchen Coder bei Mesppalen: En war may unge 
wif an echtſchap gut 10 ſamen hebbet, is dat beme Hamıe not 
angeieget, dar men eme bot ſchult te egene' ſchal geven oben hn 
openen orloge bangen wert, in den heyden ober anderemor dem 
fhal men Iedegen und lofen mit al fo daneme gute alfe fe to 
ſamene Hebbet, it fie der frumen wedegift, oder mo gedan gut 
fe hebbet bare, ſchal men ene mede loſen. Wert oc de man vor⸗ 
vluchtig dor Schult, unde hebbet ſe kindere to ſamene, he unde 
ſui wif, is de ſchult witlic, men ſchai gelden van al deme gude, 
dat fe beyde hebbet, it ſi erve öder Kopfchat, ne hebbet que 
fe nene finbere to fämene, unbe i6 de man borbluchtig, fo nemt 
ſe ere medgift to voren ut, von deme anderen gelt men, it ne 
fi alfo dat ſe mede hebbe gelovet, van deme mot fe mede gel⸗ 
den.“ — Sffenbar werden hier drei einzelne Fälle ausges 
"geichuet, in pelchen das Vermögen ber Frau für die 8 
des Mannes daften fol. In’ den beiten erften {ft Pb 
ob Kinder vorhanden find oder nicht, bier kann alfo eine * 
nanvute „allgemeius, Büterganginfgaft nicht der Gumd ‚seyn, 
warus bie Ztau zahlen muß; ſcheu baburch wird man gehindert 
im Inpteren Falle den Grund in berisiben zu ſuchen; Überdem 
aber foll ja auch nicht überhaupt, wenn Kinder vorhanden find, 
bie Kun. bie, Schaden des Ganges. berahler, ſondecn aus han 


IV.R. C. Private. Ehel Vormundſchaft. 733 


hung der näcften Frenude, durch ein beſonderes . 370, 
Geringe EEinkindſchaft) gleichſtellte p). 


$,371. 3. 
Die Verwaltung und der Genuß des Ben 
mögens dir Kinder, ficht dem Vater vermäge den 
väterlichen Gewalt zu, und wenn biefe während 
des Lebens des Waters niche beendigt wurde, nach 
deflen Tode der Mutter, bis zur Großjaͤhrigkeit 
der Kinder =), vermöge des ihr gebührenden Rech⸗ 
ses des Beifiges‘ (5. 369). Sobald die Kinder 
großjährig find, und ſich abfondern wollen b), 
koͤnnen fie den Vater oder die Mutter nöthigen, 
ihnen ihr Wermögen heraus zu geben e); haben 
p) Spuren, baf ſolche Berabredungen üblich waren, findet man 
fen in 


einer Mrfunde von 1106, bei Gudenus Cod. dipl. 
Tem. L. p. 806. 


8) Bei ben Töchtern konnte ber Nießbrauch ber Wiutter noch fee 
ber, nehmlich durch die Verheirathung fener, aufhören. 


B) DD diefe-Sefagniß much den grofjäheigen Zädnern yagefanben 


©. d. folgt. —* Die Tot uefte ja auch 


e) Sid. Landr. B. 1. Urt 11. Hätt auch ein Water feine 
: Kies und, ihrer Wintter Tode im una [het fe fol 


831 Grit: Serlobe.. id 888-1972, 


8. 3717 fe: dergleichen nicht, ſo Tonnen fie eine Ausſteuer 
aus dem väterlichen: oder muͤtterlichen Gute ver- 
langen, deren Größe zunächft von der Ueberein⸗ 

kunft der Intereſſenten d, und in Ermangelung 
derſelben, von der richterlichen Beſtimmung ab- 
 Bähgen mochte), "Die Annahme -eitter felchen 

- Ausſteuer enchält keineswegs einen Werzicht auf 

ba: Erbrecht an dem Bermögen, aus welchem fie 
gegeben wird), fie kann aber vertragsweife damit 
verbunden ſeyn f), Die in dem particrlären Rechte 
dem Überlebenden Ehegatten zugeſtcherten Vortheile 
anderten freilich manches an dieſen Srundſatzen 8). 


\ \ \ | PN eidt Rande 3,8 N. 19. Der Bat ung wohl de 
Ä Sohn vor Gerichte von ſich abfondern, mit jſedwedem Gute das 
der Sohn annehmen will, fo wenig es auch ſey. 


e) Von einem oßmgefähren Wiuofftabe, ich weichem eine ſoiche 
Beſtimmung zu machen fepn dürfte, bet etwa von eier Locel⸗ 
gewohnheit hergenommen tar, verftehe ich das (wäh. Landr. 
7, Met. 387. Der Bater fol feinen fun von im ſundern fo er 
fünf und zweinciig iar alt ift, mit als vil guts als m 
‚gelapften mag, alfo daß im ber merer teyl beleib. Und that er 
1 —** das nicht gem, der, ſun dei nötet in das weitt zecht wel 
.v...NoR ſeiaem richten, Und hat ber .batter auch nicht mer wen: 
. Ba tind er giebt im mit recht wicht mes daun den fünften tedl 
‚feines: gute. Unnd hat er mer kind dann eins, fo tepfet er im 
" ande: ht das im Brei ‚tepl. beleibent und ben Kindern die 
mad tee 


H Sachſ. Bandr. 8. 1a 1, &t,.13.. &.8. 373. Mut i- 


8) A des wichtiſte wac Dieher "gehe, Wing feigendes ausge 
geichriet werden. Nach dem gemeinen BRRBE, mifte der über 
lebende Ehegatte, den grohjthrigen Wgeſonbrrten Sabern, ob 
ftrweitig ſogltrich nach Dem The dis Seiftorbenen, dat Erbe 
herauegeben/ nach bei patticclären deecht beſtrrid Aber Meiftens 














IV.R. €. Private Ehel. Aeminbih 283 


Ir ey bu 8972 


: De Roechten dar: Bo vnrand ſchaft find. ven 
ſchieden, je nachdem ſle uͤber Unm uͤndi ge gefuͤhrt 
wirds .nden: cine i Maßen Edeſchloch epornma udj 
ſchaft, if: Wei der erſteten hat der Mornuitd 
die Bremaktung dei. Bermögend feiken: Dies 
Dels;, süßer Dicht muß an deſſen Euben jährlih Rech⸗ 
nung;ablegen, und beirher Herxcusgehe dig Ba 
moͤgens: allen : Schäden :eufeh@k, der fich. nicht: zu 
faͤllig ereignet hat ⸗). Die Geſchlechtsv armen hr 
ſchaft, ſo fern ſie dem Ehemang uftcht,: if 
mit der Verwaltung und dem Genuß des ihm 
untergebenen Vermögehs) ja. felbft mit einem Die 
| pofitiondnecher ber einen : Theil. von dieſa ver⸗ 


tl). en). 


gerode * den Veiſ ben Portheil, den Ui safe © ten 
ſollie. Daher ſprechen die Stamten, Din ausgeredete 
derit geiadhnlich min das VBer fan geuſchaßt hehe Yin er 
ä. B. das tüb. Recht a. D. Art. 20: So warm uam 
umd en wif Finder te —* hebben und be. beradet sp 
ſchap, Hikvet‘ve maͤn, de ea beſn wit fo bitneme‘ ERIK 
habden. Dat gut ne mach fe noch verkopen, noch verſetten, 
noch vergeven flinder der erven lof, it ne fi, das fe das bedorve 
ta gear liftucht, dat wot aber je.an.dbeg hiligen ſweren. Wiſ fe 
oc man nemen, ober io kloſtere sarah, je Fit ' beien mit den 
Kindern na ſlades rechte. 


a). SGaͤchf. Lande. B. 1 Me: B. 8 . 38% Note a, 
 Shwäh: Lande, Urt. 31906026. In’ den -Decchtäßlichern 
ſindet Nch misßin-teine ſogenantet/ meßbeliuectiche Bormunbſchaft. 
Doch Tönnde ſe Nie And de dad Particalarrecht · gefiandt Haben. 

‚.. Wenigfieng erflärt ſich auf biefe Weiſe am beſten der Geunhſatz 
in den Millfiicen der Brockmaͤnner 4. 90, daß des Elternloſen 
But weder wachſe noch abuehme, WEILE, bee Brockm. her⸗ 
ausg. von Biarda. & 1 BB.‘ Lore tn. v, . 8% 





IE Deitte periobe A 888.4: 1272, 


4.37% knuͤpft ($. 369), und. Ve Nechte des Geſchlecht⸗ 
vormundes, der gugkeich der naͤchſte Erbe des Wei⸗ 
bes: iſt, werden durch dieſen Umſtand erweitert; ber 

u Hofe Sefhledesuormund hingegen, iſt bloße 
Mathgeber des Weibes und ihr Vertreter in 
den Angelegenheiten, in welchtn es nicht felbft oder 

| an nicht allein handeln kann, und hat keine Berwal⸗ 
| Mag, eben darum aber‘ audy Feine Verantwort⸗ 
Ixhfele:b)... Jeder Wornund kann vor dem Mid» 


——— engeflagt um 
nBgeRgE werten u | 


U. TE 
| : Do. Echfotge nach Gebluͤtsrecht (von 
Sippe halben) ®) berußt im Ganzen noch auf den 

alten Grundfähen (F. 63. 203). Daher wird 

I. zuerſt von. der. gemeinen Erbmaſſe das Gut ab 

/ —E— welches gar nicht, oder nicht nach den 

. gewöhnlichen Regan vererbt ‚wid, wohin as 


# yv Sigt raue, —R Ein Weit vermag auch choe 
“ihres Mannes lab nichts den ihren Otte zu vergeben med 

Eigen zu verfaufen, noch Leibzucht aufzulaſſen, wın beswillee 

weil ee mit ihr in den Gemehren ft. Jungftancn aber uab 

nmnverheirathete Weibteperſeuen herkaufen ie Eigen ohne ihers 

.VBormunden Urlaubz ex. ſey dann Erbe dazn. Serge. (chmwäh 
Sande. Art. 313, ‚sich Laube B. 1, Mt. 47. 


9 Sicht. Landr. 8, 1. Mi. 41.” sa Zandı. neh 
- u. 


») GÄMf. Bantr. ©. 9.081.130. “ 


EP: | on 





IV. Rechteſ. C. Privatı. Erbfolge. 737 


Zinsgut, das nad) Wahl des Herrn wieder verlio 6. 373. 
hen wird ($. 368.) b), das Lehen ©), die Gerade d),- 
und das Heergewette «) gehört. II. In dem übrigen 
Vermögen ſuccediren zuerft die erbfähigen f), ehe⸗ 


⸗ 


b) Vergl. fächf. Landr. B. 2. Art. 21. 


e) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 14. Wenn es auch gleich Lehen⸗ 
rechtens ift, daß dee Here nicht mebr denn einem Sohne feines 
Waters Zehen verleihet, fo ift es doch nicht dem Landrechte ges 
mäß, bag dieſer es allein behalte, wofern er nicht feinen Brü⸗ 
bern, fo viel eines jeden Theil daran beträgt, erftattet. Allſo ift 
es auch nicht Landrechtens, ob der Water ſeinem Sohne fein Les 
ben abtritt, und es ihm zugleich aufiäßt, daß dieſer nach feines 
Baters Tode es zu voraus behalte, und in den übrigen Leben 
gleichen Theil mit feinen Brüdern nehme, Und ob fie ihm fols 
ches gleich nach Lehenrechte (nicht) verweigern fönnten, fo If es 
Loch nicht Landrechtens, dahero lagen fie über ihn zu Land⸗ 
rechte, fo zwingen fie ihn bafelbft wohl mit Urtheilen zu richtis 
ger Theilung. Sächſ. Landr. B. 2. Art.58. Ob ein Mann 
feinen Leheuserben hätte nad) feinem Tode, fo fol ber, fo fein 
Erbe nad) Landrecht iſt, dbeffen verdiente Einkünfte in bem 
Lehen nehmen, 


U) Sächſ. Landr. B. 1. Art. 24. 27. 8. 2. Urt. 15.8. 3. 
Art. 38. 76. 8. 1. Art. 5. Die Tochter, bie noch unausge⸗ ‘ 
ftattet zu Haufe iſt, theilet der Mutter Gerade nicht mit ber 
Tochter die ausgeftattet iſt. — Der Pfaffe nimmt in der Mut⸗ 
ter Gerade gleichen Theil mit der Schweſter. — Bon des Pfafs 
fen Gute nimmt man nad feinem Tode keine Gerade. — Die 
imansgeftättete Schwefter theilt die mütterliche Gerade nicht mit 
bem Pfaffen, ber eine Kirche oder Pfründe bat. 


e) Welches aber nach dem gemeinen Necht nur bei Perfonen von 
Ditters Art vorfommt. 8. 1. Art. 223, 23. 27. 


f) Sädf. Landr. 8.1. Art. 4. Auf Mifgeburten, Zwerge und 
Kröpel, erſtirbt weber Lehen noch Erbe. Welche aber alsdann 
die Erben und ihre nächfte Anverwandten find, bie follen fie vers 
pflegen. Wird auch ein Kind ſtumm oter ohne Hand oder ohne - 

Bd. II [47] 


IV... Rechtöf. C. Prionms: Erbfige. 739 


Verhaͤltniſſen bb) noch Borzäge vor den Toͤchtern; 9. 373. 
dem Sachſenſpiegel / liegt das alte ſaͤchſiſche Recht 
(G. 65.) zum Grunde!) In Ermangelung der 
Defcendenten nimmt das Erbe der Vater, welchen 
jedoch der abgeſonderte Sohn, von dem von ihm 
ſelbſt erworbenen Gute, durch „Geſchefft“ ($. 374) 
ausſchließen kann x). Auf den Vater folge nach 
dem Sachſenſpiegel die Mutter, dann der vollbuͤr⸗ 
tige Bruder, auf dieſen die vollbuͤrtige Schweſter 1); 
hiernaͤchſt nimmt das Erbe, wer dem gemein- - 
ſchaftlichen Stammvater am naͤchſten ſteht 
(wer ſich zunaͤchſt zu Sippe ziehen mag) m), er 


hh) Wohl allgemein bei dem Abel und ber Ritterſchaft. In wie 
“it bei anderen Verhältniffen wage ich nicht zu beſtimmen. 
S. die Anmerfung. 


i) ©. die Anmerkung. 
k) Schmwäb. Landr. Art. 266. 


D Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 47: Etirhet ein Mann ohne 
Kinder, fo nimmt fein Vater fen Erbe, und hat er feinen Bas 
ter am Leben, fo nimmt es die Mutter mit mehrerem Vechte 
als ber Bruder. Hierauf folgen die in ber Anmerkung ange: 
führten Worte. 


m) Sächſ. Lande. 8, 1. Art. 17. Wahn aber ein Erbe nicht 
auf Bruder oder Schweſter verfällt, fo nehmen alle diejenigen, 
welche ſich gleich nahe zu der Sippe ziehen fönnen, e8 ſey Mann 
oder Weib, gleichen Theil daran, und diefe heiten die Sadıfen 
Banerben. Sächſ. Landr. 8, 1. Urt. 3. Nun merken wir 
auch an, wo bie Eippe beginnt, und wo fie fich endet. An 
dem Haupte follen Mann und Weib, die ehlich und rechtmäßig 
zufanmenfommen, flehen; an bem Gliede des Halfes bie Kinder, 
fo als leiblich Befchwifter, die ohne Zweiung von Water und 
Mutter geboren find. Iſt an dieſen Zweiung, fo mögen fie an, 

[47° } 


IV. Rechtef. C; Private. Erbfolge. 741 


tere Vekwandte Fein Succeflionsrecht haben; der 4. 378. 
Schwabe (im Sinn des Sachfenfpiegels) aber 
nimmt Erbe und Heergetaͤthe, ſo lange er die ge⸗ 
meinſchaftliche Abſtammung erweiſen kann p). Bei 
der Theilung der Erbſchaft macht der aͤltere der 
Erben die Theile, und der jüngere wählt ). Der 
(Erbe darf, wenn der Mann eine Wittwe hinser- 
läßt, bie bis zur Herausgabe der ihr gebtihrenden 
Beſtandtheile der Erbſchaft, aus dem Gute nicht 
zu weichen braucht, den Mitbeſitz der Erbſchaft iu 
ſeiner Sicherheit ergreifen 


Anmerkung. Erbrecht der Töchter nach den 
Rechtsbuͤchern. 


Sächf. Landr. B. 1. Art. 5. Nimmt ein Sohn bey feines 
Baters Leben ein Weib, fo ihm ebenbuͤrtig iſt, und gewinnet Söhne 
mit ihr, mb ſtirbt hernach vor dem Vater, unabgetheilt von dem 
Erbe, fo nehmen deffen Söhne an: des Vaters ftatt gleichen Erbtheil 
mit ihren Wetten in ihres Eitervaters Erbe. Diefes wiederfährt aber 
den Zochterfindern nicht, daß fie follten mit ber Tochter in bes Groß⸗ 
vaters oder der Großmutter Erbe gleichen Theil nehmen fönnen. Die 
Tochter, bie med) unausgeftattet zu Haufe Ift, theilet der Diuiter Ge⸗ 
ade nice mit ber. Tochter bie - ansgeflattet ift, was ihnen aber 
an Erbe zuftirbt, das muß fie mit der Schwefter tbeilen. 8. 1. 
Art, 17. Des Baters und der Mutter, der Schweſter und 
des Bruders Erbe, nimmt ber Sohn und nicht bie Tochter, 
p) Sächf. Landr. 8. 1. Art. 19. Schwäb. Lanbr. nah 

Art. 222. 


q) Sachſ LZandr. B. 3. Art. W. Schwäb. Landr. Urt. 270. 
r) Sächſ. Rande. B. 1. Ust. 22. 


IV. C. Priv. Erbfolge Kraft € 


der Söhne Hoi den Toͤchnern menipftens nicht allı 
nämlide. Nach ben Stadtrechten fiel es wahr 
ganz weg, wenigftens findet fich in dem meiften be 
drückliches mehr darfiber verbrdnet, auch war er m 
Merlebenben· Ehegatten am Erbe bes Verſtorbenen, 
von dem gemeinen Recht abwichen, nieht ‚ganz vere 
weiches ber Sachſenſpiegel enthält, bezieht ſich o) 
ſächlich auf die Ritterſchaft, deren Verfaſſumg 

vom Erbtecht, wie ſich ans vielen Stellen ergiebt, 

gen hatte. Ast’ bei dieſer more auch wohl fiber 
‚ber Sachſenſpiegel lehrt, derm bie Dieuftbarfeit mi 
dig das alte Necht erhalten, nad) welchem blos 

ter dem Namen der Gerade auf die Töchter fick 
bie Beſtellung ber Leibzucht am Eigen: oder Sehnni 
Inſtitut für die Bitterfchaft, während ber Yürger| 
ten des lberlebenden Ehegatten ein hie bequemeres 
finden konnte. 

Io .- 


3 6.378: 


Die. Verfügungen auf den Tot 
eine Perſon uͤber ihr Vermoͤgen du 
Willenserklaͤrung traf, wurden zwar 
zum Veſten der Kirche gefchehen: € 
genug aufrecht erhälttn =), aber" nad 
mußte jedes „Geluͤbde,“ Kraft def e 
Erbe zuſagte, auf welches ee „von € 
fein Recht hatte, vor Gericht nass 


a) Denn in biefem Kalle fehlte es nie an einer 
Streit, ber etwa fiber bie Gültigkeit. der Di 
"por ein geifkfiches Gericht zu ziehen (vergl. $ 
"wurde unter der Autorität des canonifchen | 
hene gefprochen, und mir die Execution hatte 


b) Sächſ. Landt. B. 2. Art. 30. Zübiſch 


‚744 Deitte Periode. A. 8881272 


$ 374. Und ſelbſt die Beobachtung bieſer Form reichte 
nicht hin, einem Anderen Eigen auf den Todesfall 
zuzuſichern, ſondern an dieſem mußte jener auch die 
Gewehre durch eine gerichtliche Auflaſſung erhal⸗ 
ten haben. Dabei konnte ſich jedoch der Veraͤuße⸗ 
rer den Mitbeſitz und die ausſchließliche Benutzung 
fuͤr ſeine Lebenszeit vorbehalten, und es reichte zur 
Vollſtaͤndigkeit des Geſchaͤfts hin, wenn dem Erben 
ein Zins zum Zeichen der ihm uͤbertragenen Mit— 
gewere aus dem Erbgute gegeben, wurde e). Go 
ſchaͤfte dieſer Urt, welche unter verfchiedenen 
Samtlien ein gegenfeitiges auch nur even— 
tuchles Erbrecht feftfegten, bezeichnet der Ausdruck 
Erbverbrüderungen 4). Auch Fonnte durd 
dergleichen UWebertragumgen ‚ein Gegenftand derge⸗ 


Arrt. 161. So be fin teflament mafet de ſeal it don in tmwiır 
—ratmanune antworbe, -wante wo he it voget bor en van 
ſiucine gewuunenen gude, bat blift ſiede. 


c) Sch wlih. Rande. Art. 311. Iſt aber das eyn man eyncs 
frewnde gutt ſchaffen wil nach feinem tode. will er im das 
ficher machen er fol im geichrifft darliber gehn eyn handt— 
„feſte. — Wil aber er ine es ſtät machen, fo fe; im einen jint 
barauf. damit hat er die -gewer dayan. Und mag das gut mn 

. recht nit verlieren. bat er aber erben bie verfprechent es ob fh 

wölen ober fp mügen fi) verſiummm. Vergl. Kai ſerrecht 
B. 2. Art. 37. 


d) Für bie alteſte, weiche man fennt, sin Pig (comment. suc- 
cessione universali per pactum promiesa , an et quatenus 
_ promittenti facultas de bonis inter vivos disponendi ademta 
eit. Goett. 1801. 4. p. 43.) den Erbpertrag zwiſchen Herzog 
ulrich von Körpen ud » King ‚Ottocar von Böhmen vom 
Jahr ta60. 








IV. R..C. Bein: Erbfolge Kraft Geding. 745 


ftalt zum Gefammteigenthum mehrerer Perfo- 5: zu 
nen oder Familien erflärt werden, daß. die einzel⸗ 

nen Erben im ungerheilten Befig .und Genuß deſſel⸗ 

ben bleiben und. die lezteren jederzeit an die Stelle 

der verfiorbenen Gefangmteigentgümer treten folltenz 

ein Werdhoͤliniß, welches unter dem Namen der 
Sanerbfhaften e) vorfommt, und bei welchem 

das. Gefammteigenthum auch häufig Ichnbar war f). 
Erblofe Güter fallen dem Richter 8) zu; dies 

fer nimmt daher das Gut eines DVerftorbenen in 
Beſitz, wenn fi) der rechte Erbe. nicht meldet ober, 
unbefannt iſt. Meldet ſich dann diefer nicht binnen 
Jahr und Tag, oder wenn das Erbe in liegenden 
Gruͤnden beſteht, binnen dreißig Jahren und Jahrr 
und Zag, 5 dat er. fi) daran verfänmt h), \ 


e) Der eusbnid erftärt ſich leicht aus ſachſ. Landr. B. 1. 
Art. 17., nad) welchen Überhaupt mehrere, bie zugleich zu \ 
einer Erbſchaft berufen werden, Ganerben beißen. 


f) Befonders bie Burglehen, welche für ben ardentlchen en 
dienſt gegeben wurden, gehören hieher. 


g) Es verſteht ſich, daß hier von einer Gerichtharkeit b die Rede iſt, 
welche derſelbe kraft eigenen Rechts und nicht als Stellver⸗ 
treter eines Anderen ausübt, daher unter dem Btichter jest or⸗ 
dentlichherweife ber Lanbesherr zu verfiehen iſt. Daher war wohl 
ſelbſt zur Zeit der Mechteblicher nicht mehr ganz praktiſch, mas 
das fächf. Landr. 8. 3. Art. 80. enthält. Erſtirbt ein @is 
gen von einem Birgelden erblos brei Hufen ober barımter, bas 

: gehört in das Schultheißthum. Bon went es auch erſtirbt von 
30 Hufen oder darunter, das gehört in die Grafſchaft. Iſt es 

wehr benn® 30 dufen, ſo iſt es dem Konig alles ledig. 


» Säihk ande. 8 1. urt. 28 29, Doch fell nach ben 


IV. Rechtoſ. C Princh Mertrage AT 


dieſe aber blieb demohngeachtet: michtig, wmeil: Mman 5.376: 
einem Werſprechen, welches nihht ga rich tlich gegen 
ben worden war, mit: ſeinem Eide ergehen 
konnte b). Hierin liegt wohl der Hauptgrund, 
weshalb. die Nechtsbicher :fo wenig uber: die; ah 
zelnen Merträge enthalten: bloße: Auslegungsregelu 
für ‚einzelne. Gefchäfte aufzuſtellen, mochte, ihren 
Bere ‚Fein r deiigenhes Bea beiten 
. 2. 1442 

er ST. oo. dm. 

‚Den Bar.ı des damaligen Rechts Pr Dei 
hung auf :diefe Gegenfläube, dharacterifirew:in mehr⸗ 
father Michſicht folgende einzelne. Beſtimmungend 
J. Beim Dadlehen wurden nach den Grundſaͤtzen 
des canoniſchen · Rechts alle verſprochene Zinſen fuͤr 
unerlaubten Wucher gehalten 2). I. Der: Pfand⸗ 


Öffenttiches war, vertrat auch vhne Ziveifel bie Urhende bie Stelle 
bes Zengniffes bes Richters und der Schoffen. Bergl. $. 77. 
382. Daß aber die zum nichts weſennichtt war, ‚ergieht Möte b. 


b) Bädfl. Landr. %. 1, Art, 7., "Be iwpaß vnaet cher ges 
lobet der. ſoll es gelten, und was. er thut das foll er: ſtete hal⸗ 
ten. Will er es aber hernach läugnen, fo entzieht ne jenem mit 
feinem Eidg was er vor Gericht nicht gethan hat. Mag. ‚einer 
‚aber; gerichtlich thut, deſſen überzeugt ihu der Sachwalter mit 
zweyen Männern, und der Richter ſoll der dritte ſeyn. 


a) Gloſſe zu fächf. Landr. B. 1. Ast. 54, Merle aber. 
wucher ſey, nemlich alles a6, fo ein man niehr einnimpt 
aufhebt, dann er ausgelichen het; und das er ihm ſolches zuwor 
olſo bedingt hab. — Statk, bes „zinsbargn Darfehene bebipnte 
man fi, um Geld auf Zins Anzulegen, des 8. 361. ‚befehries 
benen Zins ober Nentenfaufs; man ift aber gewiß "anf dem uns 


richtigen Wege, wen man in biefech ein: bloher Vtitil.die Zins⸗ 


IV.R.C Priv. Widerrechtl Bandlungin. 749 


6. 378, Ä 

Jebe widerrehtlihe. Handlung, derch 
welche ein Schaden entſtehet, verpflichtet zum 
Erſatz a), und oft auch zur Erlegung einer be⸗ 
fondern Buße, welche bald allgemein beſtimmt 
ift, bald fi nach dem Geburtsftande des Beſchaͤ⸗ 
digten richtet b). Auch der Schadenserſatz iſt bei 
manchen Gegenſtaͤnden nach Art des Wehrgeldes 
geſetzlich beſtimmt e), bei andern darf der Beſchaͤ⸗ 
digte den Betrag deſſelben angeben, und der Geg⸗ 
neh ihn durch feinen Eid mindern d. Den 
Schaden, welchen Thiere einem Anderen zufilgen, 


vor Bericht von einem anne fordert, bie berfelbe nicht bezah⸗ 
Im, noch einen Bürgen ftellen kann, fd ſoll ber Htichter jenem 
ben Dann vor das Geld überautworten, unb den ſoll er in 
Speife und Arbeit, fernen Gefinde gleich halten. Will er ihn 
wit einer Halten fpannen, fo kann ex es thun, anders aber foll 
er ihn nicht peinigen. Entläßt ee ihn, ober entläuft er ihm 
damit, fo ift jener des Geldes dadurch nicht verluftig, ſondern 
fo lange er ihn nicht bezahle hat, und bie Zablung nicht leiften 
kann, fo lange ift er immer fein Pfand vor das Gelb. 


&) Dabei ift es einerlei, ob die Beſchädigung abfichtlich, ober 
durch „Verwarloſung“ geſchieht. ſächſ. Landr. 8. 2. 
Art. 38. Vergl. Schwäb. Landr. Art. 231. 237. Das 
Pfändungsrecht fommt auch jet noch vor. Vergl. ſaͤchſ. 
Zandr. B. 2. Art. 27. 47. 


b) 2. 8. bei dem Umackern eines befäcten Feldes. Sächſ. 
Landr. 8. 2. Art. 46. Vergl. 8. 3. Urt. 48. 8. 2. 
Art. 47. 27. 2. 


ce) Ju dieſer Beziehung giebt 8. 3. Urt. 51. das Wehrgelb an, 
welches jebes Thier habe. 


d) Suchf. Lanbr. 8. 3. Urt. Bl. a. E. 


IV. Rechtsſ. D. Oeffentle Be 


und nach. feinen” verſchiedenen A 
beſtraft wird <); 2) alle. Arten 
durch welche der Friede gebrochen. 
ſchlag, Mord, Raub, Brand, Ber: 
Verſtuͤmmelungen ic, Nothzucht, € 
der Ehebtuch, in welchem ver -Ehel 
wird d); 3) von geiftlihen Verbred 


c) Sächſ. Landr. 8. 2. Art. 13, Den Di 
gefchiehet aber in einem Dorfe eine Deub 
drei Schillinge werth ift, bie mag der Bau 
ben Tages zu Haut und Haare richten, od 
gen Iöfen laffen, fo bleibt jener ehrlos um 
Randr. 8. 2. Urt. 28. Wer bes Nachte 
Korn ftiehlt, den foll man mit Der Weide 
lihe Strafe des Etranges), ftiehlt er es a 
es ihm zu Haut und Haar. Berge für 
Art. 39. Schwäb. Landr. Urt. 208 
195. 221. 


d) Sächſ. Lande. B. 2. Art. 13. Alle 9 
Pflug, ober Muͤhlen, ober Kirchen und 
‚und Verräther und Mordbrenuner, ober bi 
ihrem Nutzen werben, die foll man alle ra’ 
Dann erfchlägt, ober fähet, ober zaubet, 
Mordbrand, oder der Weiber und Yung 
auch fächf. Landr. 8. 3. Art. 46.) n 
Friede bricht, oder bee im Chebruch begr 
man das Haupt abfchlagen. Wer: Diebital 
let, oder jemanden mit Hilfe dazu beifteh: 
ben wird, über ben foll man richten als 
Zanbr. 8, 2. Art. 16. Wer ben an 
wunbet, und beffen überführt wicb, beu | 
ab. 8. 3. Art. 37. Wer ben andern fd 
Fleiſchwunden — bem gehet es nicht an I 
Glieber, fondern Gewette und Buße 1 
Vergl. ſchwäb. Landr. Ari. 318. Zur 
vergl. ſchwäb. Landt. Art. 116. — 


752 Dritte Periode. A. 888 — 1272. 


5.370. ud: Zauberei; 4) die Giftmiſcheret ); 5) des 


Falſchmuͤnzen f, Gegen den Sriedebrecher, iſt 
noch jezt, nicht nur die Gewalt, welche auf frifcher 


That. zur Bertheibigung, oder um ihn zu ergreifen 
gehraucht wird, erlaubt 8), fondern auch verflattet, 
ihn duch Gewalt zur Genugthuung anzuhalten, 
‚‚fofeen: ihm nur drei Iage zuvor gehörig abge- 
fagt, d. h. verfündige ift b), daß man fein Recht 
in offener Fehde i) gegen ihn verfolgen wol. 
Ale Verbrechen, deren ein Mann durch Kampf 
Aberfuhrt wird (9. 384.), gehen im an den Leib KH. 
$. 380. 

die, wer eyn Menſch töbtet und er das läugnet. — Wir her 

. Ben auch dad mörber, wer init bem andern pffet und trinfe 
unnd gütlichen grüßet. Schlecht er in om ſchulde, bas iſt ern 
mörber. Ueber den Raub f. Art., 163. Ueber ben Sriete: 
bruch insbefonbere, ſ. ſächſ. Landr. 8.2. Art. 66 bis 72. 


und 8. 3. Art 2. Ueber Nothwehre f. ſächſ. Lane. 
B. 2. Art. 14. : Schwäb. Lande. Urt. 167. 168. 


- 0) Sächſ. Rande. B. 2. Art. 14. Welcher Chriſtenmann uns 


gläubig iſt, ober mit Zauberey untgehet, ober mit Vergiftung, 
und beffen fiberwunden wird, ben fol man auf dem Scheiter⸗ 
haufen verbrennen. 

HO Sächſ. Landr. 8.2. Art. 26. ©. oben $. 296. Note i. 

8) Sächſ. Landr. B 2. Art. 69. 

H) K. Friedrich I. Landfriebe don 1187. (Samml. ber R. A 
Th. 1. S. 13.) Art. 10. Statuimua etiam, — ut gui 
que alii damnum facere aut laedere ipsum intendat, tri- 
bus ad minus ante diebus. per certum nuntium suum dif- 

ſiduciet eum. 
i) So nennt fie eben dieſer Randfriebe Art. 1. Si qui forte 
manifesta Werra Castra manifeste capiunt. 


. 6).Sädf. Landr. ©. 9. Yet. 16, 


..@ 











v 


IV. Rechtsſ. E. Gerichte und 2 


5. 380. 

Der Verbrecher darf beim 7 
Richters Gnade und wenn er den 
Haut und Haar’ mit Gelde löfen 
dungen aber nur mit des Beſchauͤd 
auf weflen Gnade es ſteht, fih vi 
Lebensftrafe auf eben dieſe Weiſe 
ſtimmen die Rechtsbuͤcher nicht, | 
mehreren Stellen fieht, daß es 
Falle gefchehen Eonnte e). 


E. Gerichte und Ver 
$. 381. 


Jedes Gericht muß mit ein: 
Schöffen”) beſezt feyn, und einer 


a) Shmwäh. Lande. Art. 116. 


; 
b) Schwäß. Lande. Art. 118. Wergl. € 
Art. 16. 


. &) Sädf. Landr. 8. 1. Kt. 38.8. 3. 


&) Gewoͤhnlich waren deren zwölf. Schi 
Zum wenigſten ſollen deren ſieben ſeyn. 
Nach dieſer Stelle werden fie jezt ordent 
ter nach weiſer Leute Rath und mit U 
des Herrn, ber von dieſem das Gericht h 
formte aber auch erblich ſeyn, Art. 81. 
welche fie haben müſſen, vergl. ſächſ. £: 
RB: 3. Art. 81. 


b) Sädhf. Landr. 8. 3. Art. 56. befti 
freis dahin, daß er Gewalt habe, einen j 
x. IL [ 


754 Deitte Periode. A.. 888— 1272. 


8. 381. haben. Die Klage wird ordentlichermeife <), im 


x 


gehegten Gericht (F. 382.) von dem Kläger felbft 
oder durch einen Vorſprecher cc) angebracht, 
welchen er fich felbft wähle, oder der Richter ihm 
zuordnet d. Eben fo muß der Beklagte antwor- 


sen ©). Der Kläger hat zuerft die Gewehre feiner 


Klage zu geloben ), und dafür, fo wie fiir Buße 
und Werte ($. 385.) Bürgen zu feßen, wenn er 
nicht Erbe unter dem Gerichte hat; gleichergeftalt 


hat der Beklagte Bürgen dafür zu beftellen, daß 


But, wo er mit Urtheil dazu gegeben werde, zu pfänben, ans 
halten, und zu fronen, d. 6. in Beſitz zu uehmen. Ein Hamt 
gefhäft tveffelben war auch das Vorladen. Shmwäh 
Landr. Art. 95. | 


©) Bergl. jedoch ſächſ. Landt. 8. 1. Urt. 68. 70, 
ce) Bergl. Nietzsche de prolocntoribus. Lips. 1831. 4. 


d) Sächſ. Landr. 8.1. Art. 60, 61.8. 3. Art. 63. Schwäh 
Zandr. Art. 84. 85. 90. 92. Nach bdiefen Stellen fann jeter 
‚Mann, dem nicht ins befonderen Gründen die Fähigfeit, Ber- 
fprecher zu werben, fehlt, dies Geſchäft Übernehmen, umb if 
dazu auf Berlangen bes Richters felbft verbunden. 


e) itten beide Parteien um benfelben Borfprecher, fo entfcheihet 
ber Richter. Die Wahl eines Vorfprechere war ein höchſt widye 
tiges Geſchäft, da von ihm bie Zeitung des Proceſſes faſt aus⸗ 
fchließlich abhieng, und ber Nichter nur Über bas, was er zum 
Urtheit ftellte, das Recht finden laſſen, nicht aber ben Reches⸗ 
ſtreit leiten konnte. 


H Wodurch der Veflagte gegen Veränderung ber Klage 
und muthwilligen Klagen vorgebeugt wurde. &. ſächſ. Lanbr. 


B. 2. Art. 15. 8.3. Art. 14. und die Bleffe zum ıleterexs 
Artikel. 


IV. Nechtöf. E. Gerichte und 


heit zu fagen, noch befondere Eig 
2) durch Urkunden, (Handy 
weisfraft theils von den bei i 
zugegen gewefenen Zeugen, theil 
abhängt, durch welches fie bekr 
indem die Nichtigfeit des Tegtere 
Urkunde beweift, und man nun 
die bei der Verhandlung gegenn 
welche die Urfunde ausgefereig 
beweifen Fan, wie durch lebende 
gebentlichertweife darf man 1) | 
mie oder ohne Eidhelfer, eine 
als’ Kläger zu ermweifen hat, da 
die Eideszufchiebung HE dem deu 
noch. in diefer Periode unbefann 
sen von Gottesurtheilen fü 
ordentliche Beweismittel, und I 
nahme ($. 385.) abgerechnet, 
neoceß vor ($. 384.). 

. 0) Dahin gehört Insbefonbere, daß fie 


bare ſeyn müffenz in biefem Erforder 
übrige. 


P Shwäh. Lande. Art. 388. 
DS. 5 8. fächf. Lande. B. 1. di 


F) Das Gegentheil iſt in der erflen Aue 
B. 1. Art. 6. 7. gefolgert worden, al 
ift nur von bem Eide die Rede, mit 
Klage entgeht, Ber Minderung 

mu hier auch noch als eine befon 

egepichnet werten, 


760 Drüte Periode. A. 88E—1272. | 
TG 6. 383. oo. 
DR bei Eivilflagen der Beklagte nicht | 
gegenwaͤrtig, oder hat er das Recht, Feift zu be 
gehren, ſo wird ein neuer Gerichtstag angeſtzt. 
Verſaͤumt dieſen der. Kläger ohne echte (chehafte) 
Möth 2), fo wird der Beklagte der Klage ledig 
geſprochen b). Gegen den Beklagten kann erſt nach 
Verlauf einer dritten Friſt, fo fern er fich noch 
gar nicht auf Die Klage eingelaffen hatte e), zu fa 
nem WMacheheil verfahren werden. Die Strafe 
ſfeines Ungehorſams beſteht dam: 1) wenn auf ein 
Gut geklagt wird, in der Ein we iſung des Klö 
gers in daſſelbe D; - 2) Bei Klagen um Schuld 
wird der Veklagte ausgepfaͤndet e), 


- $ 384. oo Eee | . 384, 

? Alle Klagen. über Friedensbruch, und an 
dere. Klagen um Ungericht, fo fern man den Ver— 
brecher in handhafter Thate) ergriffen hat, 

u Sahin gehört Krankheit, Gefängniß, Herrrudienſt (Meichsbicuf), 


.. Gortesbimft (MWollfahet., Sächſ. Lande. B. 3, Urt. 7. 
Schwäb. Randr. nach 274, 


b) Sädf. Lande. 8. 2. Art, 8. - 


e) Im entgegengeſezten Falle ift der ausbleibende Beklagte ſogleich 
bee Sache Überwunden. Sächſ. Landr. B. 2. Urt, 9. 


ch Aus welcher er aber das Qut unter gewiſſen Modipratienen 
binnen Jahr und Tag wieder beransziehen kann. Sächſ. 
Randr, 8. 1, Art. 70. 


e) Saͤchſ. Landr. 8, 1. Art, 70. Shwäb. Bentr. Bet. 94. 
a) Sächſ, Landt. B. 2, At. 35. Die hanthafte That iſt da, 


r 











762 Deitte Periode. A. 888— 1272. 


4 384; brecber ſogleich verfeſtet N, iſt aber die That 


uͤbernaͤchtig, ſo muß der Beklagte dreimal vorge⸗ 
laden werden, und wird dann verfeſtet f). Den 
werfefteten Mann darf. nitmand beherbergen 8) und 
der ‚Kläger darf fich feiner bemächtigen umd ihn 
gefangen vor Bericht bringen b). In diefem Falle, 
und wenn er in handhafter That ergriffen ift, 
kommt er, auch wenn noch ein neuer Termin am 
gefegt ‚werden muß, ‚nicht gegen VBuͤrgſchaft los, 
fondern bleibe gefangen 1); auch geht es demjeni- 
gen, der verfeftet und während der Berfeflung ge 
fangen. ift, ſtetz an den Leib, wenn er überführt 
wird, um welcher Uebelthat willen er auch gefan- 
gen fen mag k). Der Werfeftere kann fich aber 
ans der Verfeſtung ziehen, wenn er ungefangen 
vor Gericht kommt, (wozu ihm der Richter freies 
Geleit geben muß) und fih zu Recht erbieret. In 


diefem dalle muß er gegen Buͤrgſchaft auf freiem 


e) Sächf. Lande. 8. 1. Yet. 70. 


f) ©. Richt ſteig des Landr. 8.1, Att. 60. Sächſ. Eaudt 
BB. 1. Art. 67, 


J 8) Bergl, ſächſ. Zandr. B. 3. Art. 20. 
b) Richtſteig a. a. D. f. Note £, 
j) Sächſ. Lande, 8. 2. Art. 9, 


K Sächſ. Landr. 8, 1, Art. 68. Er darf fich auch im bies 
ſem Falle nicht mit ſeinem Eide reinigen, ſondern wird wie ber, 
> welcher in handhafter That ergriffen wurde, Überwirfen. 8,1. 
' Yet. 66, 


IV. Rechtsſ. E. Gerichte und Verfahren. 763 


Buß gelaffen werden 1). Die Verfeſtung erſtreckt 
ſich zumächft nur auf den Gerichtsſprengel des Rich⸗ 
ters, welcher verfeſtet hat, dieſer aber kann und 
muß auf Antrag des Klägers, ihn durch Anzeige 
an den höheren Nichter und zulezt an den König, 
in die höhere DVerfeftung. und Reichsacht brin 
genm). Wer auch Jahr und Tag in des Meichs 
Aıht=) geweſen ift, wird rechtlos, und man ver 
theile ihm Eigen und Lchen, das Leztere dem Lehn⸗ 
bheren, das Erftere, wenn er Fein Dienſtmann iſt, 
in die Fönigliche Gewalt o). In diefem Falle heiße 
"die Acht, in welcher er fih befinder, die Oberacht P). 


G 386. 
Jeder Schöffe fol, wenn ihn der Richter 
eines Ureheils fragt, das Recht nach feinem beften 


y Saat Landr. B. 2. Art. 4. wichmeis dis Lanbr. 
B. 1. Art. 69. 


m) Sächſ. Bande. B. 3. Urt. 24. 34, Meet des Landr. 
B. 1. At. 5 


n) Der Ausdruck Acht wirb im fächf. Landr. immer mm vom 
ber Reichsacht, aber nicht von der Verfeſtüng des Nichters ges 
braucht. Sie unterfcheidet fich auch von biefer baburch, daß 
ber Verbrecher nur durch bie Acht, nicht aber durch bie Werfe⸗ 
fung nach Jahr und Tag rechtlos wird. Sächſ. Landr. 

. 3. Art. 69. 


0) Sächſ. Landr. 8. 1. Art. 38. Richtſteig bes Lande. 
8. 1. Att. 51. 


p) Sächf. Lande. ©. 3. Art. 34. 


Gehruckt bei Trowitzeſch und Sohn in Berlin. 























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